Österreichischer Aktionsplan Nanotechnologie -...

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    Dezember 2009

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    Impressum Redaktionsteam: Dr. Thomas Jakl (Bundesministerium fr Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser-wirtschaft), Dr. Stefan Hanslik (Bundesministerium fr Wissenschaft und Forschung), Mag. Simone Mhlegger (Umweltbundesamt), Mag. Alexander Pogany (Bundesministerium fr Verkehr, Innovation und Technologie), Mag. Reinhild Prgy (Bundesministerium fr Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz), Dr. Marko Sunik (Wirtschaftskammer sterreich), Dr. Alexander Zilberszac (Bundesministerium fr Gesundheit), unter Beteiligung der in Anhang 1 genannten Institutionen Prozessmanagement, redaktionelle Bearbeitung: Mag. Ing. Renate Paumann (Bundesministerium fr Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft), Mag. Alice Schmatzberger (science-art) Wien, Dezember 2009

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    ZUSAMMENFASSUNG Das Regierungsprogramm fr die XXIV Gesetzgebungsperiode nimmt an zwei Stellen Bezug auf die Ausarbeitung eines sterreichischen Aktionsplans Nanotechnologie: Im Kapitel Effiziente Ressourcennutzung / Abfall wird betont, dass den Chancen und Risiken der Nanotechnologie durch die Ausarbeitung und die Umsetzung eines sterreichischen Aktionsplans entsprochen werden soll, wobei der Risikoforschung ein angemessener Platz eingerumt wird. Im Kapitel Konsumentenschutz / Verbrauchergesundheit wird darauf hingewiesen, dass ein sterreichischer Aktionsplan fr Nanotechnologien Risken und Chancen insbesondere von nanotechnologischen Verfahren und von Nanomaterialien erforschen sowie Anwendungsbereiche und eine nationale Umsetzungsstrategie fr diese Schlsseltechnologie erarbeiten werden soll. Diese Forderungen gehen Hand in Hand mit anderen wichtigen Handlungsfeldern des Regierungsprogramms, insbesondere in den Kapiteln Gemeinsam fr sterreich, Standortpolitik und Arbeitspltze sowie Forschung, Technologie und Innovation. Ebenso hat die Europische Kommission eine entsprechende Mitteilung mit dem Titel Nanowissenschaften und Nanotechnologien: Aktionsplan fr Europa 2005-2009 verffentlicht, die derzeit in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten revidiert wird. Der Bereich Nanotechnologie stellt mit Sicherheit eine sehr komplexe und vielschichtige Thematik dar. Nanotechnologie gilt als Schlsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Von dieser werden Impulse fr innovative Entwicklungen in den verschiedensten technologischen Bereichen und gesellschaftlichen Anwendungsfeldern erwartet. Einsatzmglichkeiten der Nanotechnologie sind vielfltig und reichen von der Elektronik- und Fahrzeugtechnologie bis hin zu Konsumprodukten und Umwelttechnologie. Auch sterreich hat einen Schwerpunkt in diesem Technologiebereich gesetzt. Es wird davon ausgegangen, dass sterreich vor allem in den Bereichen Sensorik, Elektronik, Materialwissenschaften, bei chemischen Produkten (wie beispielsweise Lacken) sowie in der Umwelttechnik besondere Strken und Potenziale aufweist. Um langfristig und nachhaltig von den Chancen der Nanotechnologie profitieren zu knnen, ist eine sachliche und transparente Diskussion der Sicherheit nanotechnologischer Anwendungen eine wesentliche Bedingung. Aus diesem Grund wird einhellig empfohlen, auch der Beleuchtung mglicher Gesundheits- und Umweltrisiken der Nanotechnologie breiten Raum zu geben. Wie knnen nun die Chancen der Nanotechnologie fr sterreich, beispielsweise fr die Umwelt- und Energietechnik, fr neue ressourcenschonende Produkte oder fr Klein- und Mittelbetriebe bestmglich genutzt werden? Was kann sterreich dazu beitragen, um die Sicherheit nanotechnologischer Anwendungen zu gewhrleisten? Diesen zentralen Fragen widmet sich der nunmehr vorliegende sterreichische Aktionsplan Nanotechnologie. Das Kernstck des Aktionsplans bilden rund 50 Empfehlungen fr spezifische, sterreichische Manahmen auf nationaler, europischer und internationaler Ebene. Diese wurden im Konsens zwischen den involvierten Akteuren/innen verabschiedet und werden bis sptestens Ende 2012 umgesetzt. In diesem Zusammenhang wird im Verlauf des ersten Halbjahres 2012 ein Monitoringprozess gestartet. Als zentral wird die Entwicklung eines politisch-strategischen Gesamtkonzepts fr den Umgang mit Nanotechnologie bzw. Nanomaterialien in sterreich gesehen. Damit wird einerseits dem zunehmenden Koordinationsbedrfnis der diversen sterreichischen Aktivitten in diesem Bereich Rechnung getragen, andererseits der notwendige Ressourceneinsatz effizient gebndelt bzw. aufeinander abgestimmt. Der sterreichische

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    Aktionsplan Nanotechnologie stellt einen Ausgangspunkt sowie Impulsgeber fr ein derartiges Konzept dar. Ein zentrales Manahmenbndel des Aktionsplans widmet sich der Weiterentwicklung der Zusammenarbeit sowie Verstrkung des Dialogs und der Transparenz zwischen allen Akteuren/innen inklusive ffentlichkeit. Dieses inkludiert das Herunterbrechen wissenschaftlicher Erkenntnisse, inklusive zur Frage der Definition von Nanotechnologie, auf eine allgemein verstndliche Sprache sowie eine verstrkte Kooperation mit Medien. Dabei sollen soweit mglich bereits bestehende Strukturen und Beispiele der Guten Praxis genutzt werden. Insbesondere wird durch die Schaffung einer sterreichischen Nanotechnologie-Informations-Plattform (NIP) Wissen unterschiedlichster Expert/innen zusammengefhrt, somit Synergien genutzt und andererseits sachliches, qualittsvolles und zielgruppenorientiertes Wissen fr alle Akteur/innen inklusive ffentlichkeit generiert. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere im Hinblick auf die Sicherung eines hohen Schutzniveaus fr die Umwelt und die menschliche Gesundheit, sind zu berprfen und ntigenfalls weiter zu entwickeln. Der sterreichische Aktionsplan gibt dementsprechend auch Leitlinien der sterreichischen Position zur Bercksichtigung auf europischer und internationaler Ebene vor. Ein Bndel von Manahmen zielt auf die Strkung sterreichs als High-Tech-Standort ab. Dazu zhlen Manahmen mit dem Ziel einer weiteren Zusammenfhrung von Forschung und Wirtschaft, der Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit, Strkung der Grundlagenforschung als Basis fr anwendungsorientierte Forschung, verstrkte Integration technischer Aspekte in die schulische Ausbildung sowie das Durchleuchten der Rahmenbedingungen im Bereich Patentrecht. Ebenfalls breiten Raum nehmen Manahmen mit dem Ziel der Erleichterung von Finanzierungen sowie Erhhung der Anreize fr Investitionen und Forschungsttigkeit ein. Diese Manahmen haben auch fr die sterreichischen Klein- und Mittelbetriebe eine wesentliche Bedeutung. Der Schlieung von Wissenslcken im Bereich der Sicherheitsbewertung der Nanotechnologie ist ein weiteres breites Handlungsfeld gewidmet. Empfehlungen fr Manahmen umfassen die Einrichtung eines eigenen Fonds fr die Bndelung von Ressourcen zur Bewertung von mglichen Gesundheits- und Umweltrisiken (EHS-Fonds). Die Herausforderung fr sterreich besteht darin, die notwendige Expertise im eigenen Forschungssystem aufzubauen. In diesem Zusammenhang wird anerkannt, dass die Zusammenarbeit und Abstimmung im europischen und internationalen Kontext zu forcieren ist, da kein Land alleine die gesamte Breite der EHS-Forschung im Umgang mit Nanotechnologie abdecken kann. Ergnzend dazu stehen erste konkrete Beispiele fr mglichen Forschungsbedarf, die einzelne Akteure/innen fr ihren spezifischen Bereich identifiziert haben. Ein anderer Schwerpunkt ist die stetige Strkung der Wissensbasis zentraler Akteure/innen im Arbeitnehmer/innenschutz, womit Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz beim Umgang mit Nanomaterialien gewhrleistet werden soll. Die Entstehung des sterreichischen Aktionsplan Nanotechnologie ist ein exzellentes Beispiel dafr, wie Akteure/innen unterschiedlicher Erwartungshaltungen und Interessenslagen gemeinsam Manahmen fr einen sehr komplexen Themenbereich erarbeiten knnen. Nicht weniger als 20 verschiedene Organisationen haben an der Erarbeitung des Aktionsplans in einer von vier Arbeitsgruppen aus den Bereichen Gesundheit und Arbeitnehmer/innenschutz, Umwelt, Wirtschaft sowie Wissenschaft, Forschung und Entwicklung mitgewirkt. Eine besondere Herausforderung war dabei die Sicherstellung des Informationsflusses zwischen den Gruppen und Akteur/innen sowie die Moderation von bergreifenden und/oder widersprchlichen Materien. Grtmgliche Transparenz wurde durch eine dreiwchige ffentliche Internet-Konsultation zum Entwurf des Aktionsplans sichergestellt, die zeitgleich

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    von den involvierten Bundesministerien, der Wirtschaftskammer sterreich und der Umweltbundesamt GmbH lanciert wurde. Der von sterreich im Bereich Nanotechnologie eingeschlagene Weg geht Hand in Hand mit Empfehlungen und Entwicklungen auf europischer und internationaler Ebene, in denen einhellig zu einer Verbesserung des Dialogs und mehr Kooperation zwischen Entscheidungstrgern in ffentlichen Stellen, Wissenschaft, Unternehmen und anderen interessierten Kreisen aufgerufen wird. Mit dem nun vorliegenden Aktionsplan Nanotechnologie ist sterreich seinen Zielen, die Chancen der Nanotechnologie bestmglich zu nutzen und die damit verbundenen Herausforderungen zu bewltigen, einen wesentlichen Schritt nher gekommen.

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    INHALTSVERZEICHNIS

    TEIL 1 EINLEITUNG.......................................................................................................... 9

    TEIL 2 HANDLUNGSBEDARF UND EMPFEHLUNGEN ............................................... 12

    TEIL 3 UMFELDANALYSEN........................................................................................... 32

    3.1 GESUNDHEIT UND ARBEITNEHMER/INNENSCHUTZ ............................................ 32 Situation in sterreich........................................................................................................... 32 Gesetzliche Regelungen ....................................................................................................... 36 Chancen fr die Anwendung von Nanotechnologien ........................................................... 39 Aktuelle Wissenslcken......................................................................................................... 41 Resmee ............................................................................................................................... 42

    3.2 UMWELT ...................................................................................................................... 43 Gesetzliche Regelungen ....................................................................................................... 43 Chancen fr die Anwendung von Nanotechnologien ........................................................... 47 Potenzielle negative Auswirkungen von Nanomaterialien.................................................... 49 Resmee ............................................................................................................................... 55

    3.3 WIRTSCHAFT .............................................................................................................. 58 Situation in sterreich........................................................................................................... 59 Chancen fr den sterreichischen Wirtschafts- und Innovationsstandort ............................ 64

    3.4 WISSENSCHAFT, FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG........................................... 67 Die sterreichische NANO Initiative...................................................................................... 67 Die aktive Rolle sterreichischer Nanowissenschafter/innen............................................... 73 sterreichische Beispiele fr Infrastrukturen und Forschungseinrichtungen....................... 74 sterreich und das 6. Europische Rahmenprogramm Nano, Materials and Production ......................................................................................... 83

    ANHANG 1 BETEILIGTE INSTITUTIONEN ........................................................................... 87

    ANHANG 2 ARBEITSGRUPPE WIRTSCHAFT: EINSATZBEREICHE NANOTECHNOLOGIEN........................................................................................................... 88

    ANHANG 3 ARBEITSGRUPPE UMWELT: EMPFEHLUNGEN NACH INSTITUTIONEN .... 95

    ANHANG 4 BEISPIELE FORSCHUNGSBEDARF NANOTECHNOLOGIE ........................ 106

    ANHANG 5 NANO-INFORMATIONSPLATTFORM ............................................................. 109

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    TEIL 1 EINLEITUNG Das aktuelle sterreichische Regierungsprogramm erwhnt die Entwicklung eines ster-reichischen Aktionsplans fr Nanotechnologie an mehreren Stellen: im Kapitel Klima und Umwelt mit dem Fokus Lebensqualitt und Umweltschutz erhhen: Den Chancen und Risiken der Nanotechnologie sollen durch die Ausarbeitung und die Umsetzung eines sterreichischen Aktionsplans entsprochen werden, wobei der Risikoforschung ein angemessener Platz eingerumt wird. Unter der berschrift Konsumentenschutz und Verbrauchergesundheit findet sich die folgende Formulierung: Ein sterreichischer Aktionsplan fr Nanotechnologien wird Risken und Chancen insbesondere von nanotechnologischen Verfahren und von Nanomaterialien erforschen sowie Anwendungsbereiche und eine nationale Umsetzungsstrategie fr diese Schlsseltechnologie erarbeiten. Vergleichbare nationale Aktionsplne zur Nanotechnologie wurden unter anderem bereits in Deutschland, der Schweiz oder den Niederlanden erarbeitet. Ebenso hat die Euro-pische Kommission eine entsprechende Mitteilung verffentlicht: Nanowissenschaften und Nanotechnologien: Aktionsplan fr Europa 2005-2009.1 Die Komplexitt der Nanowissenschaften bzw. Nanotechnologien einerseits sowie die vielfltigen Anwendungsmglichkeiten andererseits machen einen breit angelegten Zugang erforderlich. Das mgliche wissenschaftliche und wirtschaftliche Potenzial wird durchaus als sehr hoch eingestuft. Gleichzeitig ist das Wissen ber mgliche Risiken bzw. adquates Risikomanagement noch deutlich weniger vorhanden. Derzeit scheint eine Schwierigkeit insbesondere darin zu bestehen, Erkenntnisse ber bereits vorhandene Produkte zu erlangen. Zwischen diesen beiden Polen nmlich vielfltige Mglichkeiten und Innovationen bzw. unklare Risiken fr Umwelt und Gesundheit bewegen sich die vielfltigen aktuellen Diskussionen, in anderen europischen Lndern ebenso wie auf Ebene der Europischen Institutionen. Genau hierin liegen auch die knftigen Herausforderungen im Zusammenhang mit Nanotechnologien: Wie knnen die Mglichkeiten fr Innovationen, fr Forschung und Entwicklung bzw. fr wirtschaftliche Prosperitt genutzt werden? Und wie kann dabei gleichzeitig ein auf dem Vorsorgeprinzip basierender Schutz der Umwelt, der Arbeitnehmer/innen und der Konsument/innen gewhrleistet werden? Ein erster Schritt wird mit dem vorliegenden sterreichischen Aktionsplan Nanotechnologie geleistet, der erstmals eine genaue Darstellung der sterreichischen Situation vornimmt und daraus unter Bercksichtung der europaweiten und globalen Entwicklungen konkrete Empfehlungen fr sterreich ableitet. Die Inhalte des sterreichischen Aktionsplans Nanotechnologie wurden zwischen Jnner 2009 und Herbst 2009 in vier unterschiedlichen Arbeitsgruppen erarbeitet: Gesundheit und Arbeit-nehmer/innenschutz, Umwelt, Wirtschaft sowie schlielich Wissenschaft, Forschung & Entwicklung. Das besondere an der sterreichischen Vorgangsweise besteht darin, dass die Diskussionen von Anfang an auf mglichst breiter Basis gefhrt wurden. Die unter-schiedlichsten Behrden, Interessensgruppen und Organisationen arbeiteten gemeinsam an der Analyse der aktuellen Situation sowie an der Entwicklung von sterreichspezifischen Empfehlungen. Alle beteiligten Institutionen sind in Anhang 1 angefhrt. Daran anschlieend erfolgte ein ffentlicher Konsultationsprozess, der den unterschiedlichen politischen, wirtschaftlichen, sozialen bzw. wissenschaftlichen Gruppierungen die Mglichkeit zur Kommentierung einrumte. Die daraus resultierenden Rckmeldungen lassen sich folgendermaen zusammenfassen: Vorschlge zur Przisierung bzw. Ergnzung der Empfehlungen; Vorschlge zur Strukturierung des Aktionsplans; Erweiterung der einzubeziehenden Akteure/innen; diverse Formulierungsvorschlge. Die Gesamtheit der

    1 http://cordis.europa.eu/nanotechnology/actionplan.htm

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    eingegangenen Kommentare2 wurde im Redaktionsteam, bestehend aus den Leiter/innen der Arbeitsgruppen sowie dem Prozessmanagement, diskutiert und daran anschlieend jene Anregungen bercksichtigt, die ohne Missachtung des erzielten breiten Konsenses umsetzbar waren. Das gesamte Prozessmanagement erfolgte durch das Bundesministerium fr Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft mit Untersttzung eines externen Unternehmens. Um die Nachhaltigkeit der erwhnten Arbeiten zu gewhrleisten, wird die Umsetzung der im vorliegenden Aktionsplan formulierten Empfehlungen im Verlauf des ersten Halbjahres 2012 einem Monitoringprozess unterzogen. Auch dieser soll auf mglichst breiter Basis erfolgen, d.h. unter Einbeziehung der unterschiedlichsten Akteure/innen. Daran anschlieend ist die Erstellung eines entsprechenden Fortschrittsberichts beabsichtigt. Ziele des sterreichischen Aktionsplans Nanotechnologie Mit dem sterreichischen Aktionsplan Nanotechnologie verpflichten sich alle sterreichischen Akteure/innen verantwortlich zu handeln und zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass der Bereich Nanotechnologien eine fr sterreich als Mitglied der Europischen Union sozial-, gesundheits- und umweltpolitisch gnstige und gleichzeitig wirtschaftlich vorteilhafte Entwicklung nimmt. Der Aktionsplan enthlt allgemeine Grundstze sowie Manahmen, die von sterreichischen Akteuren/innen im Rahmen des Durchfhrbaren ergriffen werden sollen. Der Aktionsplan soll die in bestehenden und knftigen Europischen Aktionsplnen (2005-2009 und 2010-2014) genannten Konzepte, auch im Zusammenhang mit regulatorischem und nicht regulatorischem Vorgehen, untersttzen und letztlich zu einer besseren Nutzung bestehender Instrumente, Strukturen und Ressourcen, sowie einem besseren gesellschaftlichen Umgang mit wissenschaftlicher Ungewissheit beitragen. Im Fokus der Arbeiten an diesem Aktionsplan stand die Identifizierung des spezifisch sterreichischen Handlungsbedarfs sowie die Entwicklung von konkreten Empfehlungen an unterschiedliche Akteure/innen allen voran Politik und Interessensgruppierungen. Grundlage dafr waren die sogenannten Umfeldanalysen in sterreich in den Bereichen Gesundheit und Arbeitnehmer/innenschutz, Umwelt, Wirtschaft bzw. Wissenschaft, Forschung & Entwicklung. Dieser Ist-Zustand3 in Bezug auf Nanotechnologie und Nanomaterialien wird mit dem vorliegenden Aktionsplan erstmals erhoben und detailliert dargestellt. Der vorliegende Aktionsplan Nanotechnologie wurde in erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen allen relevanten Ressorts sowie Sozialpartnern und weiteren Akteuren/innen auf Initiative des BMLFUW erstellt. Er stellt einen Leitfaden fr ein komplexes Technologiefeld dar, um Perspektiven im Bereich Nanowissenschaften und Nanotechnologien zu erffnen, Chancen zu erkennen sowie Doppelgleisigkeiten und Fehlentwicklungen in diesem breiten Feld zu vermeiden. Arbeitsdefinition Nanotechnologie

    Die Begriffe Nanotechnologie bzw. Nanomaterialien umfassen ein sehr weites Feld an mglichen Anwendungen und Produkten. International liegt bislang keine verbindliche

    2 Einzusehen auf www.lebensministerium.at 3 Der vorliegende sterreichische Aktionsplan Nanotechnologie reprsentiert den Stand des Wissens

    mit Sommer 2009

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    Definition vor. Um dieses Themengebiet bearbeitbar zu machen und gleichzeitig einen gemeinsamen Nenner fr die Arbeiten in den unterschiedlichen Arbeitsgruppen festzulegen, wird im Rahmen des sterreichischen Aktionsplans Nanotechnologie unter dem Begriff Nanotechnologie folgendes verstanden:

    Herstellung von bzw. Umgang mit absichtlich hergestellten nano-skaligen Materialien, wie beispielsweise Nanorhrchen oder Nanoplttchen

    Inklusive Produkte aus diesen Materialien Nanoskalig bedeutet Abmessungen in zumindest einer rumlichen Dimensionen bis

    maximal 100nm Diese Definition umfasst dreidimensionale Nanopartikel bzw. Nanorhrchen ebenso wie zweidimensionale Nanofasern oder eindimensionale Nanoschichten. Im Zentrum steht dabei die beabsichtigte Herstellung der Nanoskaligkeit. Dadurch sind unabsichtlich entstehende Partikel o.. in Nano-Gre, wie beispielsweise Asbeststaub oder Dieselru, aus den hier vorliegenden Betrachtungen ausgeklammert. Nano-skalige Teilchen entstehen natrlich auch, beispielsweise bei Waldbrnden, Vulkanausbrchen oder Sandstrmen. Diese natrlichen Phnomene werden hier nicht behandelt. Die fr diesen Aktionsplan entwickelte Definition entstand in Anlehnung an laufende inter-nationale Diskussionen, mit besonderer Bercksichtigung der Ergebnisse folgender EU-weiter bzw. internationaler Arbeitsgruppen:

    EU: Arbeitsgruppe ber Nanomaterialien in REACH (CASG Nano) EU: Wissenschaftliches Komitee ber Gesundheits- und Umweltrisken der EU

    (SCENIHR, Scientific committee on emerging and newly identified health risks) OECD (Organisation for Economic Co-Operation and Development): Working Party on

    Manufatured Nanomaterials, in Kooperation mit ISO (International Organization for Standardization)

    Alle in diesen Gremien erarbeiteten Definitionen befassen sich unisono mit "absichtlich hergestellten" Nanomaterialien. Bei OECD und ISO ist zustzlich die Grenordnung "100 nm" bzw. "Unterdefinitionen (z.B. was ist Nanoscale, Nanoobject, Nanostructured, Nanomaterial) angefhrt. Inhalte des sterreichischen Aktionsplans Nanotechnologie Die Umfeldanalysen (Teil 3) fokussieren jeweils fr sich auf ein bestimmtes fachliches Thema. Folgende, im Zusammenhang mit Nanotechnologie politisch und gesellschaftlich besonders relevante Bereiche wurden eingehend bearbeitet: Gesundheit inklusive Arbeitnehmer/nnenschutz, Umwelt, Wirtschaft sowie Wissenschaft, Forschung und Entwicklung. In jedem dieser Abschnitte werden die fr das Thema zentralen Fragestellungen dargestellt, die jeweilige sterreichische Ist-Situation beschrieben sowie relevante Akteure/innen aufgelistet. Ebenso sind mit nanotechnologischen Anwendungen verbundene Wissenslcken thematisiert, Chancen bzw. deren Nutzbarmachung beschrieben, aber auch Risiken bzw. Ausma des jeweiligen Nicht-Wissens analysiert. Aus den Analysen der sterreichischen Situation in den erwhnten Themen wurde letztlich der zentrale Teil des Aktionsplans Nanotechnologie entwickelt: Handlungsbedarf und Empfehlungen fr sterreich (Teil 2). Diese sind nicht mehr thematisch getrennt dargestellt, sondern in fnf zentralen Aktionsfeldern zusammen gefasst. Die detaillierten Formulierungen verfolgen jeweils ein konkretes Ziel und adressieren unterschiedliche sterreichische Akteure/innen, insbesondere die Politik und Interessensvertreter.

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    TEIL 2 HANDLUNGSBEDARF und EMPFEHLUNGEN Die Umfeldanalysen der Themenbereiche Gesundheit und Arbeitnehmer/innenschutz, Umwelt, Wirtschaft bzw. Wissenschaft, Forschung und Entwicklung in sterreich (siehe Teil 3) bilden die Grundlage fr den hier formulierten Handlungsbedarf. Dieser sowie die daraus resultierenden konkreten Empfehlungen verfolgen jeweils ein klares Ziel und sind an die unterschiedlichsten insbesondere politischen sterreichischen Akteure/innen adressiert. Jede Empfehlung ist zudem mit einer Angabe zum zeitlichen Rahmen versehen. Als zentral ist die Entwicklung eines politisch-strategischen Gesamtkonzepts fr den Umgang mit Nanotechnologien bzw. Nanomaterialien zu sehen. Der sterreichische Aktionsplan Nanotechnologie stellt einen Ausgangspunkt sowie Impulsgeber fr ein derartiges Konzept dar. Dieses soll einerseits dem zunehmenden Koordinationsbedrfnis der diversen sterreichischen Aktivitten in diesem Bereich Rechnung tragen, andererseits den notwendigen Ressourceneinsatz effizient bndeln bzw. aufeinander abstimmen. Eine derartige Strategie knnte im Rahmen eines interministeriellen Gremiums unter Einbeziehung von Sozialpartnern und weiteren Akteuren/innen entwickelt werden und beispielsweise folgende wesentlichen Elemente beinhalten: die Definition von unter Umstnden ressort-bergreifenden thematischen Schwerpunkten, die genaue Festlegung von Zustndigkeiten, die koordinierte Bereitstellung von Ressourcen oder Manahmen zur Sicherung eines kontinuierlichen Informationsflusses. Das Kernstck des vorliegenden Aktionsplans bilden die in der folgenden Tabelle dargestellten Empfehlungen fr spezifische, sterreichische Manahmen auf nationaler, europischer und internationaler Ebene. Diese wurden im Konsens zwischen den involvierten Akteuren/innen verabschiedet. Wesentlicher Aspekt bei der Formulierung der Empfehlungen war, eine Balance zwischen der Nutzung von Chancen und Potenzialen einerseits und dem verantwortungsvollen Umgang mit mglichen Risiken im Bereich Gesundheit bzw. Umwelt andererseits zu gewhrleisten. Sowohl der Handlungsbedarf wie auch die zahlreichen, einander oftmals berschneidenden Empfehlungen wurden in fnf so genannten Aktionsfeldern zusammengefasst:

    berprfung bzw. Sicherstellung eines adquaten rechtlichen Rahmens inkl. Unter-sttzung freiwilliger Aktivitten der Wirtschaft/Industrie

    Informationsmanagement, d.h. Manahmen zur Information von Konsument/innen, Arbeitnehmer/innen, Arbeitgeber/innen, der allgemeinen Bevlkerung bzw. Vernetzung interministeriell und interinstitutionell

    Qualifizierung und Bewusstseinsbildung in der Arbeitswelt, bei Konsument/innen, der allgemeinen Bevlkerung, in der schulischen Ausbildung

    Schaffen einer soliden Wissensbasis fr Risikobewertung und gezieltes Risiko-management

    Forschung, Forschungsbedarf Ein zentrales Manahmenbndel des Aktionsplans widmet sich der Weiterentwicklung der Zusammenarbeit sowie Verstrkung des Dialogs und der Transparenz zwischen allen Akteuren/innen inklusive ffentlichkeit. Dieses inkludiert das Herunterbrechen wissenschaftlicher Erkenntnisse, inklusive zur Frage der Definition von Nanotechnologie, auf eine allgemein verstndliche Sprache sowie eine verstrkte Kooperation mit Medien. Dabei sollen soweit mglich bereits bestehende Strukturen und Beispiele der Guten Praxis genutzt werden. Insbesondere wird durch die Schaffung einer sterreichischen Nanotechnologie-

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    Informations-Plattform4 Wissen unterschiedlichster Expert/innen zusammengefhrt, somit Synergien genutzt und andererseits sachliches, qualittsvolles und zielgruppenorientiertes Wissen fr alle Akteure/innen inklusive ffentlichkeit generiert. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere im Hinblick auf die Sicherung eines hohen Schutzniveaus fr die Umwelt und die menschliche Gesundheit, sind zu berprfen und ntigenfalls weiter zu entwickeln. Der sterreichische Aktionsplan gibt dementsprechend auch Leitlinien der sterreichischen Position zur Bercksichtigung auf europischer und internationaler Ebene vor. Ein Bndel von Manahmen zielt auf die Strkung sterreichs als High-Tech-Standort ab. Dazu zhlen Manahmen mit dem Ziel einer weiteren Zusammenfhrung von Forschung und Wirtschaft, der Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit, Strkung der Grundlagenforschung als Basis fr anwendungsorientierte Forschung, verstrkte Integration technischer Aspekte in die schulische Ausbildung sowie das Durchleuchten der Rahmenbedingungen im Bereich Patentrecht. Ebenfalls breiten Raum nehmen Manahmen mit dem Ziel der Erleichterung von Finanzierungen sowie Erhhung der Anreize fr Investitionen und Forschungsttigkeit ein. Diese Manahmen haben auch fr die sterreichischen Klein- und Mittelbetriebe eine wesentliche Bedeutung. Der Schlieung von Wissenslcken im Bereich der Sicherheitsbewertung der Nanotechnologie ist ein weiteres breites Handlungsfeld gewidmet. Empfehlungen fr Manahmen umfassen die Einrichtung eines eigenen Fonds fr die Bndelung von Ressourcen zur Bewertung von mglichen Gesundheits- und Umweltrisiken (EHS-Fonds). Die Herausforderung fr sterreich besteht darin, die notwendige Expertise im eigenen Forschungssystem aufzubauen. In diesem Zusammenhang wird anerkannt, dass die Zusammenarbeit und Abstimmung im europischen und internationalen Kontext zu forcieren ist, da kein Land alleine die gesamte Breite der EHS-Forschung im Umgang mit Nanotechnologie abdecken kann. Ergnzend dazu stehen erste konkrete Beispiele fr mglichen Forschungsbedarf, die einzelne Akteure/innen fr ihren spezifischen Bereich identifiziert haben. Ein anderer Schwerpunkt ist die stetige Strkung der Wissensbasis zentraler Akteure/innen im Arbeitnehmer/innenschutz, womit Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz beim Umgang mit Nanomaterialien gewhrleistet werden soll.

    4 Siehe Anhang 5

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    Die folgende Tabelle stellt sterreichspezifisch sowohl den identifizierten Handlungsbedarf als auch die daraus entwickelten Empfehlungen detailliert dar. Die Gliederung orientiert sich dabei an den oben genannten Aktionsfeldern. Innerhalb der folgenden Tabelle wird der mit einer Empfehlung verbundene Zeitrahmen jeweils folgendermaen angegeben: Kurzfristig: bis Ende 2010 Mittelfristig: bis zum ersten Monitoringprozess (siehe dazu auch S.6), ca. Mitte 2012 Langfristig: nach Mitte/Ende 2012

    Handlungsbedarf Empfehlung Adressaten Ziel Zeitrahmen

    Aktionsfeld Rechtliches (iwS)

    Zur sterreichischen Position bei der Bercksichtigung von Nanotechnolo-gien und nanoskaligen Materialien in der europischen Gesetzgebung: Der Prozess der Einbettung der Nanotechnologie in die europischen Regelwerke ist im Fluss. sterreich sollte in den einzelnen Gremien eine in sich stimmige und konsistente Position vertreten. Dabei ist insbesondere auf die Einhaltung eines hohen Schutz-niveaus zu achten

    In smtlichen Verfahren, welche sich explizit mit Nanomaterialien und Nanotechnologien auseinander setzen, ist auf die Einhaltung des Vorsorgeprinzips respektive des Verursacherprinzips zu drngen. Eine gesicherte Dokumentation der inhrenten Eigen-schaften sowie der sich aus der Anwendung ergebenden Risken muss Bedingung fr den Markt-zugang und Marktverbleib sein. sterreich setzt sich dafr ein, dass bestehende Rechtsmaterien (etwa REACH, CLP) zgig in geeig-neter Form weiterentwickelt und interpretiert werden, um die von Nanomaterialien ausgehenden Eigen-schaften, Risken und Effekte adquat abzubilden und zu bercksichtigen. Weisen die einschlgigen Rechtsmaterien nicht das erforderliche Schutzniveau auf, um eine sichere Anwendung von Nanomaterialien zu gewhrleisten, bleibt die Deklaration von Nanomaterialien auf Produkten eine legitime Forderung

    Ministerien, in deren Wirkungsbereich Instrumente mit Bezug zur Nano-technologie behandelt werden

    Effektives Einbringen der Position sterreichs, insbe-sondere Bercksichti-gung eines hohen Schutzniveaus. Gewinnen von Verbndeten

    Kurz- bis mittelfristig

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    Harmonisierung und koordiniertes europisches Vorgehen

    Einbettung der Nanotechnologie in bestehende rechtlichen Rahmenbedingungen und Harmonisie-rung dieser innerhalb der Europischen Union

    Politik, Gesetzgeber Einheitliche EU-weite Regelungen Nutzung bestehender Instru-mente

    Beginn: Kurzfristig

    Definition

    Eine international harmonisierte, mglichst allgemeingltige, kurze und prgnante Definition fr Nanomaterialien ist fr die ffentliche Diskussion und Rechtssicherheit sehr sinnvoll. sterreichische Delegierte in internationalen und EU-Gremien sollen sich fr die Aufnahme einer solchen mglichst einheitlichen, den aktuellen Stand der Wissenschaft widerspiegelnden Arbeitsdefinition in unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen (z.B. REACH, Kosmetika, Novel-Food, Biozide) einsetzen.

    Politik Klare, sinnvolle Definition fr Nano-materialien. Diskus-sionsalternativen in Betracht ziehen

    Kurzfristig

    Strkung der Aktivitten im Bereich Normung und Standardisierung

    Angemessene Beteiligung sterreichs an nationalen und internationalen Arbeitsgruppen, insbesondere die Beobachtung und soweit mglich Mit-Steuerung des ON-Komitee 052 Arbeitsschutz und Sicher-heitstechnik

    Zustndige Ministerien

    Einbringen der Position sterreichs und Vermeidung von Doppelgleisigkeiten

    Beginn: kurz-fristig; laufend

    Freiwillige Manahmen Frderung effektiver freiwilliger Manahmen, wie z.B. Code of Conduct, Unternehmenszertifikate

    Politik, Gesetzgeber Verhinderung von berregulierung und Brokratie. Ressour-ceneffizienz

    Beginn: kurz-fristig

    REACH-Verordnung: Unklarheiten im gesetzlichen Rahmen schlieen. Verordnung interpretieren und wo erforderlich weiter entwickeln. Derzeit noch mangelnde Bezugnahme auf Nanomaterialien Schlieen von Informationslcken fr Downstream-User innerhalb der Liefer-kette, v.a. fr KMU

    Grundstzliche Klrungen u.a. zu Registrierung, Tonnage-Grenzen, fr Nanomaterialien.

    Spezifizierung zu Sicherheitsdatenblatt (SDB), eigene SDB fr Nano-Anwendungen (Charakteri-sierung, Expositionsszenarien, Risikomanagement-manahmen).

    Getrennte Dossiers fr Bulk- / Nanoform. Nano-Stoffbewertungen.

    Bestimmte Nanomaterialien auf Kandidatenliste. (REACH-) Leitfaden zur Erstellung von SDB (Nano-materialien).

    BMLFUW. Europische Chemi-kalienagentur (ECHA). Industrieverbnde fr Leitfden

    Sicherung eines Regulierungsrah-mens, der eine verantwortungs-bewusste Entwicklung von Nanotechnolo-gien ermglicht sowie die Basis fr effektives Risiko-management bei Anwender/innen sicherstellt. Explizite Informa-

    Kurzfristig

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    tionspflicht, Kenntnis allflliger Risiken. Verbesserte ber-sichtlichkeit fr Anwender/innen, wenn getrennte SDB fr Bulk- und Nano-Formen vorhanden sind.

    berprfung des gesetzlichen Rahmens im Arbeitnehmer/innen-schutz

    Identifizierung und sofern erforderlich Festlegung spezifischer Nano-Regelungen

    BMASK/ZAI Regulierungsrahmen sichern, der eine verantwortungs-bewusste Entwicklung von Nanotechnolo-gien ermglicht; z.B. Klrung ob Melde- und Substitutions-pflichten fr bestimmte Nano-materialien erfor-derlich sind

    Mittelfristig

    berprfung des gesetzlichen Rahmens im Verbraucher/innenschutz

    Prfung, ob unter Bercksichtigung der Exposition nanospezifische Bestimmungen (z.B. Kennzeich-nung, Notifikation, Register) erforderlich sind. Bei Bedarf: Initiativen auf EU-Ebene

    Politik unter Einbe-ziehung relevanter Institutionen

    Schlieen eventueller Regelungslcken im Hinblick auf den Verbrau-cher/innenschutz

    Mittelfristig

    Aktionsfeld Informationsmanagement, Vernetzung

    Kommunikationskultur Eine offene und dialogorientierte sowie fachlich fundierte Kommunikation zwischen allen Stake-holdern und der ffentlichkeit untersttzt einen Dialog ber Chancen und Risiken der Nanotechno-logie

    Akteure/innen des Nationalen Aktions-plans

    Transparenter, koope-rativer und fachlich fundierter Dialog

    Beginn: kurz-fristig

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    Freiwillige Anstze/Information an Konsument/innen: Ein groes Potenzial zur Sicherung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Nanotechnologien liegt in einem glaub-wrdigen und zielgruppengerechten Informationsangebot

    sterreich soll jene Anstze struktureller und institu-tioneller Art untersttzen, die eine Maximierung des gesellschaftlichen Nutzens der Nanotechnologie und des Einsatzes von Nanomaterialien frdern. Dazu zhlen insbesondere freiwillige Anstze der Wirtschaft, interessierten Kreisen Informationen von Nanomaterialien zur Verfgung zu stellen, diese insbesondere mit Konsument/innen, aber auch mit Wissenschaft und Forschung zu teilen. sterreich soll sicherstellen, dass der aktuelle Stand zur Nanotechnologie und deren Effekte fr Umwelt und Gesundheit fachgerecht und verstndlich darge-stellt werden. Dabei sind Wissenslcken sowie zurzeit nicht abschtzbare Risiken zielgruppen-gerecht aufzubereiten. Zustzlich stellt sterreich adquates Informations-material zur Verfgung und ntzt Kooperationen mit Medien im Sinne einer transparenten und umfas-senden Informationspolitik.

    Akteure/innen des Nationalen Aktions-plans

    Qualitativ hochwertige Angebote zur Bewusst-seinsbildung und Infor-mation sind leicht zugnglich und werden in partizipativer und transparenter Weise weiterentwickelt

    Kurz-, mittel-fristig

    Koordinierte Kommunikation. Schaf-fung einer bersicht ber Aktivitten der einzelnen Institutionen

    Koordinierte ffentliche Kommunikation durch alle Akteure/innen des sterreichischen Aktionsplans Nanotechnologie (z.B. NIP-Informationsplattform Nanotechnologie) sowie gemeinsame grundlegende Positionierung zu Nanotechnologie und Darstellung ihrer Aktivitten

    Lead: BMG als Initia-tor der NIP; Politik; Akteure/innen des Nationalen Aktions-plans

    Informationsportal fr interinstitutionelle Kommunikation und Information der ffent-lichkeit aufbauen. Steigerung der Qualitt der kommunizierten Information. Dialog & Beteiligung ermgli-chen. Vermeidung von Doppelgleisigkeiten, bessere Ressourcen-nutzung

    Beginn: kurz-fristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

    18

    Bestehende Strukturen nutzen Bestehende fachlich qualifizierte Einrichtungen (z.B. Projekt NanoTrust, ITA) sollten tragende fachliche Sulen einer Kommunikationsplattform sein

    Politik, Ministerien, Sozialpartner

    Effiziente Nutzung von Ressourcen

    Ab sofort

    Strkere Zusammenarbeit der verschiedenen Experten/innen

    Schaffung eines Experten/innenpools & regelmi-ger Erfahrungsaustausch

    Politik Koordination von Experten/innenwissen

    Verbreiterung der Teilnehmerbasis an Forschungsprojekten im Unterneh-menssektor bzw. Initiierung von Diffusions- und Transferprozessen. Frhzeitige Analyse von Einstiegs-barrieren bzw. Setzen von Koopera-tionsimpulsen

    Branchengesprche mit der Industrie. Leistungsschau aller Frderprojekte als Veranstaltung von BMVIT/FFG koordiniert

    BMVIT/FFG Beschleunigung der wirtschaftlichen Nutzung bzw. des Technologietransfers

    Kurz- mittel-fristig

    Nutzung des europaweiten Verbund-bros fr Forschung und Technologie (Innovation Relay Centre)

    Spezielle Infoprogramme dazu BMVIT/FFG Erleichterung des grenzberschreitenden Technologietransfers, Frderung von Innova-tion auf lokaler Ebene

    Langfristig

    Ausbau Schnittstelle Wissen-schaft/Wirtschaft

    Frderung von thematisch fokussierten und zeitlich klar befristeten Vorhaben, v.a. Bercksichtigung von KMUs

    BMVIT/FFG, BMWF, BMWFJ

    Verbreiterung der Kooperationsbasis zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Strkung der For-schungskompetenz in fr Unternehmen relevanten Anwen-dungsfeldern. Abgren-zung gegenber ande-ren Kooperations-programmen. Frderung einer gewis-sen Dynamik und Offenheit der Forschungs-Community

    Langfristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

    19

    Strkung der internationalen Zusam-menarbeit: Verbesserung des Zugangs zu Know-how und Kooperationspartnern im Ausland

    Strkung Transnationale Projektkooperation auch auerhalb des EU-Rahmenprogramms (zB ERA-net). Nationale Forschungsprogramme im Bereich F&E als Hebelwirkung fr EU-Rahmenprogramm. Entwickeln von Strategien und Potenzialen fr Forschungskooperationen mit Lndern auerhalb Europas, z.B. USA, Korea, BRIC-Staaten

    BMVIT, BMWF Verstrkte Teilnahme an europischen Programmen, Ausschreibungen, Stipendien, Projekte

    Langfristig

    Aktionsfeld Qualifizierung, Bewusstseinsbildung

    Information der ffentlichkeit Eine mglichst allgemeingltige, kurze und prgnante Definition fr Nano ist fr die ffentliche Diskussion besonders wichtig (siehe als Vorbild z.B. den Nachhaltigkeitsbegriff nach der Brundtland-Definition). Damit wird eine Basis fr die ffentliche Diskussion geschaffen. Eine wissenschaftlich abso-lut fundierte Definition ist dafr nicht unbedingt notwendig, auf dieses Manko sollte jedoch hinge-wiesen werden. Nutzung von bereits vorhandenen positiven Beispielen, wie z.B. der Nano-Truck in Deutschland. Sinnvoll ist es auch, Universitten in die Information der ffentlichkeit viel strker einzubeziehen. Beispielsweise auch periodische, bundesweite Veranstaltungen ber wissenswerte Entwicklungen. Damit verschafft man der Nanotechnologie eine stndige Prsenz in der ffentlichkeit und hebt den Wissensstandard der Bevlkerung allgemein

    Politik, Ministerien, Sozialpartner, Univer-sitten

    Definition fr ffentli-che Diskussion. Konkrete Informa-tionsoffensiven Richtung ffentlich-keit. Einheitlichere Kommunikations-ebene schaffen

    Beginn: kurz-fristig

    Gezielte Information von Betrieben (Arbeitgeber/innen, Arbeitneh-mer/innen) zu Nanotechnologie und Arbeitnehmer/innenschutz

    Info-Veranstaltungen der Sozialpartner und der AUVA

    Sozialpartner, AUVA, Umweltbundesamt, BMASK/ZAI

    Bewusstseinsbildung auf betrieblicher Ebene

    Kurz-, Mittel-fristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Strkung der Wissensbasis bez. Sicherheits- und Gesundheitsaspekten bei zentralen Akteuren/innen im Arbeit-nehmer/innenschutz. Sammlung von Expertisen zu Nano-materialien

    Entwicklung von Bildungsangeboten fr: Arbeits- und Chemikalieninspektion, Arbeitsmediziner/innen, Sicherheitsfachkrfte, Betriebsrt/innen, SVPs etc.

    Sozialpartner, AUVA, Umweltbundesamt, BMASK/ZAI

    Sicherstellung notwendiger Quali-fikation zur Durch-setzung eines siche-ren Umganges mit Nanotechnologien bzw. Nanomaterialien. Verfgbarkeit von Expertisen im Anlassfall

    Kurz-, Mittel-fristig

    Verstrkte Vermittlung von Wissen ber Nanotechnologie und ihre Anwendungsmglichkeiten bei Verbraucher/innen

    Vermittlung von Basiswissen im Rahmen der Schul-ausbildung sowie durch Informations-Kampagnen

    Politik Information, Bewusst-seinsbildung, Befhi-gung zur informierten Produktwahl

    Kurz-, Mittel-fristig

    Wissensdefizite und Bildung Technikfeindlichkeit durch Nichtwissen ist ein bekanntes Phnomen, das auf Angst vor Unbe-kanntem basiert. Diesem kann nur durch Bildung und Information entgegengewirkt werden. Hand-lungsfelder gibt es hier viele, so z.B. Schulen, Hoch-schulen, Erwachsenenbildung, Berufsausbildung, ffentlichkeitsarbeit usw.

    Mit zustndigen Ministerien und Institutionen sollten Mglichkeiten fr konkrete Schritte errtert werden, wie Nanotechnologie bzw. Technologieverstndnis allgemein besser im Rahmen der Erstausbildung vermittelt werden kann. Ziel sollte es sein, mndige Brger/innen auszubilden, die fhig sind, sich kritisch auch mit komplexeren Problemen auf einer sachlichen Ebene auseinander zu setzen.

    Bestehende Berufsausbildungen sowie andere Aus-bildungen (z.B. Sicherheitsfachkraft) sollten adaptiert und zeitgem angepasst werden. In diesem Zu-sammenhang knnten auf jeden Fall auch weitere Aspekte der Nanotechnologie, des sicheren Um-gangs mit Stoffen, des Umweltschutzes u. . einge-bracht bzw. erweitert werden

    Politik, Sozialpartner, Ministerien, Bildungs-einrichtungen

    Verstrkte Bildung und Information der breiten ffentlichkeit unter Einbeziehung besonders von beste-henden Bildungs-strukturen wie allge-mein bildende Schulen, Hochschu-len, Bildungsinstitutio-nen, Lehrer/innen etc. Bereits bestehende Initiativen sollen ausgebaut werden

    Mittelfristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Erluterung: Professioneller Umgang mit den Aspekten der "Innovationsfeindlichkeit" im Lichte bisheriger Neo-Tech-nologien. Eine Polarisierung der Diskussion besonders in Richtung Nanotechnologie ist grundstzlich gefhrlich muss ver-mieden werden. Eine Versachlichung der Diskussionen ist fr die Sicherung des Standortes sterreich zwingend und kann eine allgemein anziehende Wirkung auf Betriebsansiedlungen nach sterreich haben. Der ffentliche Diskurs muss fair erfolgen, wobei sowohl Chancen wie auch Risiken zu diskutieren sind. Keineswegs sollte vorenthalten werden, dass Nano in unzhligen (natrlichen) Bereichen nichts Neues ist, aber auch nicht, dass in einigen Berei-chen noch Wissenslcken vorhanden sind. Ziel sollte eine ganzheitliche und objektive Darstellung dieses Bereiches sein

    Einbeziehung der gesellschaftlichen Dimension: Eingehen auf Erwartungen und Befrchtungen: Verankerung der Nanotechnologie in der ffentlichen Wahrnehmung, der Wissenschaftskommunikation und der Nachwuchsarbeit

    Systematische Kommunikationsarbeit nach innen und nach auen (Nanodialogue der Europischen Kommission zusammen mit BMWF, Award des BMVIT fr Nanotechnologie)

    BMVIT, BMWF Abbau von Unsicher-heiten in der Bevlke-rung gegenber Nanowissenschaften / Nanotechnologien

    Langfristig

    Strkung der Humanressourcen: Frderung der naturwissenschaftlichen Ausbildung

    Schler/innen sollen entsprechende Berufs- und Ausbildungsmglichkeiten im Bereich Nanowissen-schaften / Nanotechnologien aufgezeigt werden. Besetzung des Themas Nanowissenschaften / Nanotechnologien ber bestehende Humanressour-ceninitiativen (Generation Innovation, Sparkling Science) bzw. durch unbrokratische Frderung von Ausbildungsmglichkeiten auf dem Bachelor-, Diplom-, Dissertationsniveau

    BMWF, BMVIT Motivation von Jugendlichen fr ein naturwissenschaftli-ches Studium

    Langfristig

    Aktionsfeld Risikobewertung, Risikomanagement

    Beurteilung von Manahmen zur Nano-Risikokontrolle aufwndig. Daher: Schaffung von Grundlagen zur Messung von Nanopartikeln insbeson-dere in der Luft belasteter Arbeitspltze

    Festlegen von Methoden, Parametern und Strategien fr Messungen an Arbeitspltzen. Projekte zur Expositionsmessung am Arbeitsplatz. Entwicklung einfacher kostengnstiger Messgerte.

    Politik, relevante Institutionen

    Ermglichung einer Risikokontrolle durch Messgrundlagen und geeignete Instru-mente. Verbesserung der Datenlage bzw. Kenntnisse ber Expositionen

    Mittelfristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Erstellen von Expositionsszenarien fr Arbeitspltze Bereitstellen gesundheitsbezogener (vorlufiger) Richtwerte/Expositionskonzentrationen fr (Klassen von) Nanomaterialien (Arbeitsplatz). Aufzeichnungspflichten ber Nanoexpositionen bei der Arbeit mit hohem Gefhrdungspotenzial (Arbeitspltze und exponierte Arbeitnehmer/innen; zugnglich nur fr Behrden).

    BMASK/ZAI, Ministe-rien, relevante Institu-tionen, Sozialpartner

    Wirksame Risiko-kontrolle durch Richt-werte: Benchmarks, (Risikomanagement-man. beurteilen; Entscheidungshilfe fr persnliche Schutz-ausrstung). Ziel: Arbeitplatz-Grenzwerte fr Nanomaterialien (mglichst in Abstim-mung mit EG bzw. anderen EG Staaten) Nachvollziehbarkeit von beruflichen Expo-sitionen von Arbeit-nehmer/innen fr den Fall von berufsbe-dingten Erkrankungen sichern.

    Kurz-, Mittelfristig

    bersicht ber Anwendungen bzw. Arten von Arbeitspltzen, wo Nano-materialien zum Einsatz kommen

    Auflistung betroffener Branchen und Ttigkeitsberei-che (regelmiges Updating)

    BMASK/ZAI, AUVA Gezielter Einsatz von Instrumenten fr Nano-Risikomanage-ment. Erleichterung von gezielter Beratung und Kontrollmg-lichkeiten durch Behrde

    Kurzfristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Verbesserung des derzeitigen Daten-/Wissensstandes bez. Risikomanage-ment am Arbeitsplatz (v.a. in KMU)

    Erstellung eines Leitfadens fr das (vorlufige) Risi-komanagement von Nanomaterialien. Informationen auch an Arbeitgeber/innen

    Sozialpartner, AUVA, BMASK/ZAI

    Entwicklung eines Standard fr "Gute Praxis" auf europi-scher Ebene. Kontinuierlich prag-matisch weiterentwi-ckeltes Hilfsmittel fr Durchfhrung von Risikomanagement in sterreich

    Kurzfristig

    1. Hinsichtlich der Methodik soll sterreich Schwer-punkte setzen, um die Methodenentwicklung auf internationaler Ebene gezielt zu untersttzen, besonders im Hinblick darauf, um die entwickelten Methoden direkt ins europische Regelungssystem bernehmen zu knnen

    2. Hinsichtlich Grundlagenforschung zu kotoxikolo-gie und Umweltverhalten von Nanomaterialien sollten aufbauend auf bestehenden Strukturen und Netzwerken unter Vermeidung von Doppelglei-sigkeiten und unter Bercksichtigung der internatio-nalen Arbeiten auch jene Vorhaben untersttzt werden, die spezifisch sterreichische Gegeben-heiten zum Gegenstand haben

    Fragenkomplex Umwelttoxikologie/ Umweltverhalten sterreichischer Beitrag zur Schlieung von Wissens-lcken: Sowohl hinsichtlich der Methodik als auch der Einzelfallbeurteilung ist das Bild der kotoxikologischen Effekte von Nanomaterialien und ihrer Umweltaus-wirkungen lckenhaft. (Empfehlungen 1 und 2) Grad der Vernetzung ist noch unzurei-chend; kotoxikologische Daten sind nicht in ausreichendem Mae zugng-lich (Empfehlungen 3 und 4) 3. sterreich setzt sich unter Wahrung der Sorgfalts-

    und Geheimhaltungspflichten fr eine bessere Vernetzung und Zusammenschau von Daten ein, die durch nanorelevante bzw. nanospezifische Regelun-gen erlangt werden: Relevante Erkenntnisse zu (ko)toxikologie und Umweltverhalten von Nano-materialien sollen dadurch der Wissenschaft sowie der interessierten ffentlichkeit zugnglich werden

    BMLFUW, BMG, BMVIT, BMWF

    Generierung und Sicherstellung der angemessenen Ver-fgbarkeit von Daten mit Umweltbezug, die eine entsprechende Risikobewertung ermglichen

    Kurz-, Mittel-fristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    4. sterreich setzt sich dafr ein, dass international sowie national, Untersttzungen zu Weiterentwick-lung von Nanotechnologie grundstzlich an beglei-tende Erforschung bzw. Abschtzung von Umwelt-risiken zu knpfen sind

    Strkung der Teilnahme sterreichs an internatio-nalen Forschungsprojekten im Bereich EHS (OECD, NanoImpactNet, FramingNano, ERA-Net Nano-Tox etc.). Evaluierung von fr sterreich relevanten Themen. Technikfolgen-Abschtzung als Begleitmanahme

    Am Nationalen Aktionsplan beteiligte Ministerien

    Abbau von Unsicher-heit im Bereich EHS. Einbringen in inter-nationale Abstim-mungsprozesse, Mitarbeit in der Gestaltung legisti-scher Rahmenbe-dingungen, Kosten-aufteilung zwischen den Mitgliedstaaten

    Langfristig EHS (Environment, Health, Safety)

    Vorbereitung eines Nano-EHS-Fonds5 mit Mitteln der am Aktionsplan Nanotechnologie beteiligten Ministerien (inkl. BMWFJ), freiwilliger Beteiligung der Industrie und anderer Institutionen

    Am Nationalen Aktionsplan beteiligte Ministerien (inkl. BMWFJ) unter Einbe-ziehung der Sozial-partner. Lead: BMLFUW

    Bndelung der in sterreich vorhan-denen Mittel. Tren-nung EHS-Forschung von Interessen der Industrie. Effiziente Fondsstruktur

    Langfristig

    Prfung und ex-ante bzw. ex-post Evaluierung der durch die Nano Initia-tive gefrderten Projekte auf Risk and Safety-Aspekte

    Nominierung Gutachter auf Vorschlag von NanoTrust

    BMVIT/FFG Beschftigung der Antragsteller mit Risk and safety. Ausarbeitung von Strategien im Rah-men des jeweiligen Forschungsprojekts, wie damit umgegan-gen werden soll

    Langfristig

    5 Dieser zu planende Fonds knnte beispielhaft die in Anhang 4 gelisteten spezifischen Themen in konkrete Projektausschreibungen integrieren

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Weitere Frderung des Projekts NanoTrust des BMVIT

    NanoTrust soll weiterhin seine ihm zugedachte Rolle im Bereich Wissensaufbereitung und interpretativer Zusammenfassung erfllen

    BMVIT Versachlichung eines mit Emotionen und ngsten besetzten Themas sowie Dar-stellung mglicher Gesundheits- und Umweltrisiken der Nanotechnologie durch wissenschaft-liche Aufarbeitung

    Langfristig

    Aktionsfeld Forschung, Forschungsbedarf

    sterreichischer Beitrag zu Frderung von Nanotechnologie im Umwelt-schutz: Handlungsfelder identifizieren und Prioritten setzen. Entsprechende Strukturen ntzen oder schaffen

    sterreich sollte insbesondere jene nanotechnologi-schen Anwendungen frdern, die einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten vermgen. Hierbei ist nach Mglichkeit auf bereits vorhandenes Know-how aufzubauen, Projekte mit spezifischer Relevanz fr sterreich werden als besonders frde-rungswrdig erachtet

    BMVIT, BMLFUW, BMWF, BMWFJ Lnder

    Die Nanotechnologie im Umweltschutz ist eingebettet in natio-nale und internatio-nale Frderstrukturen; als positiv und nach-haltig evaluierte Nanotechnologien sollen angewendet werden

    Kurz-, mittel- und langfristig

    Strkung von Forschung und Entwick-lung

    Strkung und Ausbau von Wissenschaft und Forschung und der dafr notwendigen Infrastruktur von Grundlagenforschung sowie angewandter Forschung

    BMVIT, BMWF Schaffung von notwendigen Grund-lagen aus Wissen-schaft & Forschung fr Entwicklung von Produkten und Anwendungen im Bereich Nanowis-senschaften / Na-notechnologien. Strkung der For-schungskompetenz in fr sterreich rele-vanten Anwendungs-feldern mit hohem

    Langfristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Innovationspotenzial bzw. zum Einsatz von Nanotechnologie in etablierten Industrie-zweichen (inkremen-telle Weiterentwick-lung)

    Entwicklung eines europischen Forschungsraumes bzw. Ntzen von Synergien

    Koordination von Programmen im Bereich Forschung & Entwicklung ber Frderinstrument der EK (ERA-nets, JTI, Art 169)

    BMVIT, BMWF Vermeidung von Doppelgleisigkeiten. Nutzen von Syner-gien. Ermglichen transnationaler Forschungsprojekte

    Langfristig

    Mitwirkung an Europischen Techno-logieplattformen

    Aktive Teilnahme an und Mitgestaltung von beste-henden Strukturen (z.B. SUSKAM, Nanofuture)

    BMVIT Entwickeln eines strategischen Plans im Bereich Forschung & Entwicklung fr Nanowissenschaften / Nanotechnologien zur Verbesserung der Wettbewerbsfhigkeit

    Langfristig

    Verantwortungsvoller Umgang mit Nanowissenschaften / Nanotech-nologien im Sinne des europischen Aktionsplans

    Verhaltenskodex fr verantwortungsvolle Forschung als freiwilliger strategischer Leitfaden

    BMVIT,BMWF Verantwortungsvolle Forschung im Bereich der Nanowissen-schaften und -tech-nologien, sowie verantwortungsvoller Umgang mit neuarti-gen Technologien

    Langfristig

    Nutzung europischer und nationaler Forschungsinfrastrukturen

    Verstrkte Nutzung von Forschungsinfrastrukturen sowie der Implementierung auf Basis der ESFRI-Roadmap

    BMWF Strkung der euro-pischen Kompe-tenzen in Wissen-schaft und Forschung

    Langfristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

    27

    Erhhung der nationalen und internati-onalen Sichtbarkeit

    In fr sterreich relevanten Schwerpunktfeldern ist eine Bercksichtigung der internationalen FTE-Politik, EU-Schwerpunkte und strategische Ausrich-tung der europischen Technologieplattformen von Bedeutung

    BMVIT, BMWF Abstimmung natio-naler mit internatio-naler F&E-Politik im Bereich Nanowissen-schaften / Nanotech-nologien

    Langfristig

    Nanotechnologie muss als Schlsseltechnologie sowohl in Forschung & Entwicklung als auch in der Produktion aufgefasst werden

    Politik, Ministerien, ffentlichkeit, Sozial-partner

    ffentlichkeitsarbeit verstrken

    Kurz-, Mittel-fristig

    Schlsseltechnologie

    Erluterung: Hauptproblem fr KMU in der Nano-Forschung sind die meist langen Forschungszeiten und verhltnis-mig hohe Startinvestitionen. Hauptkostenpunkte: Aneignung von Know-How (z.B. Forschung, Forschungspersonal, Patente, Lizenzen u.), Forschungsinfrastruktur und Ausrstung fr Produktion im Labormastab (Analytik, Produktion u..) sowie behrdliche Auflagen (Arbeitneh-mer/innenschutz, Expositionsberwachung u.). Gefrdert werden sollte der Ankauf von gemeinschaftlichen Gerten mehrerer Unternehmen. Auf Grund dieser Umstnde sollte die ffentliche Hand bemht sein, diese Schwierigkeiten bestmglich abzufedern. Eine verstrkte Frderung der angewandten Forschung und Entwicklung muss angestrebt werden, um die hohen Erstinvestitionen abzufedern. Darber hinaus wre auf europischer Ebene zu prfen, ob das bestehende Patent-recht den langen Forschungszeiten entspricht (vgl. Pharmabereich).

    Technologiestandort ausbauen Sicherung und Ausbau der europischen und ster-reichischen Technologiestandorte

    Politik Bekenntnis zur immensen Bedeutung der Nanotechnologie seitens der sterrei-chischen und euro-pischen Politik

    Kurz-, Mittel-fristig

    KMU Klein- und Mittelunternehmen sttzen

    In sterreich muss besonders auf die KMU-Struktur der Wirtschaft Bedacht genommen werden. In einer europischen Diskussion muss besonders auf diese fragile, aber gleichzeitig innovative Struktur hinge-wiesen werden. Fr diese Unternehmen sollten Ver-besserungen im Frderbereich und Patentschutz ein wirkungsvoller Katalysator zu mehr Produktivitt und Entwicklung sein. Damit besteht eine reale Chance, dass sich sterreich als High-Tech-Standort etablie-ren kann.

    Politik Strkung der ster-reichischen KMU und deren Innovations-kraft. sterreich als High-Tech-Standort etablieren

    Mittelfristig, laufend

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Weiterentwicklung der Frderpro-gramme

    Fortgesetzte Schwerpunktsetzung in der Nano-Forschungsfrderung auf die in der Wirtschaft umsetzbaren Ergebnisse ist wnschenswert. Nano-technologien sollte jedenfalls ein Schwerpunkt der in Entwicklung befindlichen nationalen Forschungs- und Innovationsstrategie sein. Frderempfehlungen auf nationaler und EU-Ebene mit dem Schwerpunkt KMU und Spin-Offs ist ein sinnvoller Schritt

    Politik, BMVIT, BMWF Schwerpunktsetzung auf Nano bei Forschungsfrderung (sterreich und EU) mit weiterem Schwer-punkt KMU und Spin-offs

    Kurzfristig

    ffentlichkeitsarbeit bzgl. der Rolle von KMU im Bereich Innovation

    Die Bedeutung von KMU fr den Strukturwandel, die positiven Effekte auf Beschftigung und Wertschp-fung sowie ganz allgemein auf die Position im internationalen Wettbewerb strker im ffentlichen Bewusstsein verankern

    Politik, Ministerien, Sozialpartner

    Informationsoffen-siven und material sowie positive Kommunikation an die ffentlichkeit

    Kurz-, Mittel-fristig

    Hier bedarf es der Entwicklung geeigneter Frder-strategien und des Einsatzes geeigneter Frderin-strumente, die der langfristigen Natur der Nanofor-schung Rechnung tragen.

    Politik, Frderstellen, BMVIT, BMWJF

    Flexiblere For-schungsfrderung sowie Frderung von Reibrettideen

    Kurzfristig, laufend

    Flexiblere Frderkriterien - Projektlaufzeiten fr gefrderte Projekte sind oft zu kurz

    Denkbar wre ein Meilensteinprinzip, welches ein mehrjhriges Projekt in mehrere Abschnitte unterteilt. Beim bergang von einem Abschnitt in den anderen mssen fr eine weitere Auszahlung von Frdergeldern gewisse vereinbarte Qualittskriterien erfllt werden. Die Bewertung von solchen Zwischen- aber auch Endergebnissen muss jedoch gleichzeitig flexibel sein. Nicht selten sind in der Forschung Zufallsergebnisse sehr wertvoll und zukunfts-trchtig. Solche Chancen sollten nicht durch ein starres Bewertungssystem verabsumt werden. Die Evaluierung der Frderkriterien muss der Entwicklung in der Forschung Rechnung tragen. Grundstzlich ber-dacht werden sollte auch die Art der gefrderten Projekte. Besonders sollten kleine Projekte von KMU gesttzt werden, auch wenn diese ev. sehr riskant sind. Gerade solche Projekte bergen in der Regel eine enorme Innovati-onskraft. Dafr wrden sich Mikrofrderungen fr erste Reibrettideen wie oben bereits erwhnt gut eigenen. Damit knnten in einem raschen Screeningverfahren zahlreiche neue mgliche Projekte identifiziert werden. Diese sollten sodann in einem hheren Umfang gefrdert werden

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Evaluierung des Patentrechts und finanzielle sowie praktische Unter-sttzung bei patentrechtlichen Fragen

    Besonders auf Grund der langen Projektlaufzeiten sollte das Patentrecht berprft werden, ob es diesen lngeren Entwicklungsperioden gerecht wird. hnlich wie im Pharma- und Pflanzenschutzmittelbe-reich sollten auch in bestimmten betroffenen Berei-chen der Nanotechnologie Schutzbriefe fr die Verlngerung des Patentschutzes vorgesehen werden. Insbesondere fr KMU sollte eine umfas-sende Untersttzung, wie finanzielle Sttzung, Beratung und Begleitung, fr das Beantragen von Patenten auerhalb sterreichs erfolgen. sterreich sollte sich aktiv am Prozess der Neugestaltung des europischen Patentrechts engagieren

    Politik, Sozialpartner, Patentamt, Ministe-rien

    Schaffung von patent-rechtlichen Rahmen-bedingungen, die besonders KMU zu Gute kommen

    Mittelfristig

    Bei der Vergabe von Forschungsgeldern muss bedacht werden, dass besonders Kosten fr H&E-Forschung ausgeglichen auf alle beteiligten Staaten verteilt werden. Daher muss die H&E-Forschung international geplant und arbeitsteilig erfolgen

    Ministerien, Politik EU-weit faire und koordinierte Vertei-lung von Mitteln fr F&E-Forschung sowie Erforschung von sterreich-relevanten Themengebieten

    Ab sofort Ausgewogene Health- and Environ-ment (H&E) -Forschung mit Relevanz fr sterreich

    Auch wenn H&E-Forschung ein nicht unwesentlicher Aspekt im Zusammenhang mit neuen Technologien ist, muss davon Abstand genommen werden, dass sterreich unverhltnismig hohe Mittel fr diesen Zweig zur Verfgung stellt, da gerade diese Forschung nur sehr schwierig wirtschaftlich zu verwerten ist. Eine ausgeglichene EU-weite Kostenaufteilung ist eine faire Option. Grundstzlich sollte auch ein Ziel sein, dass H&E-Forschung vor allem dort stattfindet, wo sie auch fr sterreich relevant ist.

    Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

    Empfehlungen des sterreichischen Rates fr Forschung- und Technologieentwicklung geben beispielsweise sehr interessante und fundierte Anstze wieder. Der Fokus liegt demnach nicht nur bei einer Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, sondern beginnt schon bei der Rolle von Forschungseinrichtungen und Universitten als guter Nhrboden fr unternehmerische Aktivitten. Beste-hende Instrumente an Universitten, wie z.B. Einrichtungen fr Wissenstransfer, sollten gestrkt und intensiver beworben werden

    Universitten, BMVIT, BMWF, WK, BMWFJ

    Strkung und Inten-sivierung des Wis-senstransfers vom Wissenschaftler zum Unternehmer; bessere Nutzung von Innovationen; Schaffung bzw. Ausweitung entspre-chender Rahmen-bedingungen

    Mittelfristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Gerade die Verknpfung von technisch naturwissenschaftlichen Aspekten mit Entrepreneurship-Know How wird hier als essenziell gesehen. In der Folge ist es wichtig und sinnvoll, Forschertum und Unternehmertum in professioneller Weise zusammenzufhren, wobei beispielsweise patentrechtliche Rahmenbedingungen zu einer Optimierung dieser Kooperationen fhren knnen. Auch der interdisziplinre Faktor ist von grter Bedeutung

    Grundlagenforschung Schwerpunktmiger Ausbau der sterreichische Grundlagenforschung zu Nanotechnologie an Universitten und anderen relevanten Institutionen

    Politik, BMVIT, BMWF, Universitten

    Strkung und bessere Finanzierung der Grundlagenforschung

    Mittelfristig

    Venture Capital (Risikokapital) Die Voraussetzungen fr die Finanzierung durch Risikokapital sind in sterreich ungnstig. Gerade wo es sich um eine nur langfristig erfolgreiche Forschung & Entwicklung handelt ist einerseits eine klare Trennung zwischen der ffentlich finanzierten Grundlagenforschung einerseits und einer durch Venture-Capital und Private Equity (VC/PE) ange-wandten Forschung und Entwicklung andererseits zu unterscheiden. In diesem Zusammenhang kommt der Verbesserung der Rahmenbedingungen fr VC/PE finanzierte Unternehmen hohe Bedeutung zu. Im Vergleich zu beispielsweise den USA ist auch fr kommerzielle Entwicklungsprojekte mit hohem Wachstumspotenzial kein entsprechendes Venture-Capital vorhanden. Im Gegensatz zu den USA, wo im Allgemeinen ein wesentlicher Teil der Forschung im militrischen Bereich und in der Raumfahrt angesiedelt ist, sollte fr sterreich eine zivile Nutzung der Nanotechnologie Vorrang haben. Gerade deshalb ist es umso bedeutsamer, dass die ffentliche Hand sich im Bereich der Seed- und Early-Stage-Finanzierung engagiert.

    Politik, BMWFJ, BMF, WK

    Strkung von bzw. Erleichterung fr Risikokapital-Finanzierungen. Anreize schaffen

    Mittelfristig

  • sterreichischer A

    ktionsplan Nanotechnologie

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    Analyse des Steuersystems Die wenig ausgeprgte Investitionsfreudigkeit ist in Unternehmerkreisen darauf zurck zu fhren, dass nach dem geltenden Steuersystem keine entspre-chenden Rcklagen mglich sind. Allgemein, aber insbesondere fr den Zweck von Risikoprojekten, ist eine Erhhung der Forschungsprmie anzuraten. Parallel dazu wre die Hhe der Deckelung zu ber-denken. Die steuerliche Absetzbarkeit von bestimmten Inves-titionen (Umsatzsteuer) im universitren Bereich sollte weiterverfolgt werden.

    BMVIT, BMWF, BMWFJ, BMF, WK

    Investitionen erleich-tern bzw. ankurbeln durch Erhhung von Forschungsprmien und Deckelung. Universitten steuer-lich bestmglich und unbrokratisch ent-lasten

    Mittelfristig

    Der vorliegende Aktionsplan Nanotechnologie, insbesondere der hier formulierte Handlungsbedarf sowie die Empfehlungen, wird im Jahr 2012 einem Monitoring unterzogen. Um die laufende Inangriffnahme bzw. Umsetzung dieser Empfehlungen zu beobachten und diese letztlich fr einen Fortschrittsbericht zu evaluieren, sollte eine Lenkungsgruppe bestehend aus Behrden, Sozialpartnern sowie Akteuren/innen des Aktionsplans eingesetzt werden. Diese Lenkungsgruppe sollte im Verlauf des Jahres 2010 konstituiert werden.

  • sterreichischer Aktionsplan Nanotechnologie

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    TEIL 3 UMFELDANALYSEN

    3.1 GESUNDHEIT UND ARBEITNEHMER/INNENSCHUTZ Die Nanotechnologie gilt als Hoffnungsgebiet und wird oft als Zukunftstechnologie des beginnenden 21. Jahrhunderts gesehen. Mgliche Anwendungsfelder liegen insbesondere im Medizin- und im Gesundheitsbereich, aber auch im Lebensmittel- und Verpackungssektor sowie bei Umwelt und Energie. Der Einsatz nano-skaliger Stoffe ist in einigen Anwendungsgebieten nicht unbedingt neu; durch neue Einsatzbereiche kommen aber mehr Menschen mit Nanomaterialien in Kontakt. Zustzliche Nano-Arbeitspltze werden mglicherweise geschaffen. Die Anwendung von nano-skaligen Materialien bzw. nano-technologischen Prozessen wird zweifellos Auswirkungen auf die sterreichische Arbeits-platzsituation im Hinblick auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit sowie fr die sterreichische Bevlkerung allgemein im Hinblick auf neuartige Produkte haben. Ziel der Arbeitsgruppe Gesundheit inkl. Arbeitnehmer/innenschutz war es, diese Auswirkungen nher zu beleuchten. Der Leitgedanke dabei war der vorsorgliche Gesundheitsschutz. Situation in sterreich Die aktuelle Ist-Situation in sterreich im Bereich Nanotechnologien und Gesundheit bzw. Arbeitnehmer/innenschutz wird im Folgenden anhand der Aktivitten einzelner Institutionen genauer dargestellt. Bundesministerium fr Gesundheit (BMG) Bedienstete des BMG waren und sind im Rahmen ihrer Mitarbeit in Arbeitsgruppen des Europischen Rates an der Entstehung folgender Europischer Verordnungen beteiligt, in denen explizit auf die Nanotechnologie und Nanomaterialien eingegangen wird: Zusatzstoff-Verordnung, Novel-Food-Verordnung bzw. Kosmetik-Verordnung. Weiters erfolgen Beteiligungen an diversen nationalen und europischen Initiativen bzw. Projekten, wie beispielsweise risiko:dialog Nanotechnologie, die sterreichische Nano-Informationsplattform sowie am europischen Safety for Success Dialogue (Oktober 2008) bzw. am Exploratory meeting of bodies and experts involved in nanotechnology risk assessment (Mrz 2009). Darber hinaus besteht eine Mitarbeit der im Auftrag des Bundesamts fr Sicherheit im Gesundheitswesen ttigen Bediensteten der AGES/PharmMed; insbesondere in den Arbeitsgruppen Quality, Biotechnology und Scientific Advice sowie im Committee for Advanced Therapies. Auf dem Sektor Medizinprodukte erfolgt die Mitwirkung an der EU-Arbeitsgruppe New and Emerging Technologies in Medical Devices. Schwerpunkte der Ttigkeit dieser Gruppe waren die Identifizierung der Hauptrisiken der Nanotechnologie sowie die berprfung der bestehenden Regulative in Hinblick auf die mit dieser Technologie verbundenen Risiken. Bundesministerium fr Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK) Das BMASK ist durch Bedienstete der Sektion VII, Zentral-Arbeitsinspektorat, auf nationaler Ebene im Netzwerk der Nanotechnologie-Plattform integriert und nimmt die Interessen des Arbeitnehmer/innenschutzes wahr. In dieser Rolle ist das Zentralarbeitsinspektorat auch an der Erstellung des sterreichischen Nanotechnologie-Aktionsplans beteiligt. Nanotechnologien im Arbeitnehmer/innenschutz werden auch bei internen Veranstaltungen der Arbeitsinspektion thematisiert und die entsprechenden Kompetenzen gestrkt. Weiters nimmt das Zentral-Arbeitsinspektorat an Veranstaltungen teil, wo die Verwendung von Nanomaterialien in der Arbeitswelt thematisiert wird, beispielsweise an der Herbst-Tagung der AUVA 2008. Auch

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    internationale einschlgige Konferenzen werden besucht, z.B. die NANOSH-Konferenz in Helsinki 2007 sowie die Folgekonferenz 2009. Ebenso erfolgt der Informationsaustausch mit Behrden deutschsprachiger Lnder, beispielsweise ber den Behrdendialog 2009 in Bern. Agentur fr Gesundheit und Ernhrungssicherheit (AGES) Zu den Aufgaben der AGES gehren die Sicherstellung der Gesundheit und die kontinuierliche Verbesserung der Wirksamkeit der Systeme zur Gesunderhaltung von Mensch, Tier und Pflanze. Die AGES ist auch sterreichischer Focal Point bei der Europischen Lebensmittelsicherheitsbehrde. Weitere Kernaufgaben der AGES sind die prventive bzw. im Anlassfall retrospektive Risikobewertung entlang der gesamten Lebensmittelkette, die Entwicklung und Anwendung statistischer Methoden zur effizienten und die wissenschaftlichen Bewertung von Risiken fr die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze sowie der Aufbau von Risikodatenbanken. Da im Lebensmittelbereich auch Nanomaterialien eingesetzt werden, sind einschlgige Risiko/Nutzenerwgungen zu erstellen. Zu den Aktivitten der AGES im Bereich der Lebensmittelkette und Arzeimittel und Nanotechnologien zhlen u.a. der Aufbau einer AGES-internen bereichsbergreifende Nano-Task Force (Bereiche Daten, Statistik und Risikobewertung, Lebensmittel, Landwirtschaft, Kompetenzzentren Analytik, PharmMed, Kommunikation). Weiters hat die AGES mehrere Veranstaltungen zu Nanotechnologie in Lebensmitteln oder Medizin (mit)organisiert und war am risiko:dialog Nanotechnologie beteiligt. Die AGES arbeitet auch an der Informationsplattform Nanotechnologie mit. International verfgt die AGES ber ihre direkten Kontakte zur Europischen Lebens-mittelsicherheitsbehrde EFSA auch ber Einblick in die laufenden Arbeiten auf Ebene der Europischen Kommission und ihrer beratenden Ausschsse zum Thema Lebens-mittelsicherheit und Nanotechnologien. Bundeskanzleramt Die Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt hat im Juni 2007 eine Stellungnahme zum Thema Nanotechnologie verabschiedet.6 Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) Die AUVA hat in sterreich einen gesetzlichen Auftrag zur Prvention von Berufskrankheiten und Arbeitsunfllen zu erfllen. Darber hinaus ist auch die Prvention arbeitsbedingter Krankheiten ein Anliegen der AUVA und wird in Projekten und anderen Aktivitten umgesetzt. Seit mehreren Jahren wird in der AUVA das Thema gesundheitliche Auswirkungen von ultrafeinen Stuben/Nanomaterialien am Arbeitsplatz durch Vortrge bei einschlgigen Veranstaltungen beleuchtet, z.B. bei den Jahrestagungen der sterreichischen Gesellschaft fr Arbeitsmedizin. In wissenschaftlichen Publikationen wurde darber gearbeitet. Ein 2007 gestartetes Projekt befasst sich mit Belastungsprofilen in Nanopartikel- bzw. Nanotubeherstellenden und -bearbeitenden Industriebranchen, sowie Auswirkungen auf menschliche Zellen. ber die sterreichische Staub und Silikosebekmpfungsstelle (SBS7) verfgt die AUVA auch ber Expertise im Bereich von Expositionsmessungen am Arbeitsplatz. Weiters ist die AUVA in zahlreichen internationalen Gremien vertreten, beispielsweise in der Internationalen Vereinigung fr soziale Sicherheit (IVSS), wo Nanotechnologien im Zusammenhang mit Arbeitnehmer/innenschutz einen der thematischen Schwerpunkte bildet. BioNanoNet Forschungsgesellschaft mbH Die BioNanoNet ist Markeninhaber des European Center for Nanotoxicology8, welches sich mit der Entwicklung, Implementierung und Durchfhrung von standardisierten in-vitro und in-vivo Verfahren zur Untersuchung der Humantoxizitt von nanostrukturierten Materialien beschftigt. Nanostrukturierte Materialien werden systematisch auf potenzielle toxikologische

    6 www.bundeskanzleramt.at/DocView.axd?Cobld=23987 7 [email protected] 8 www.euro-nanotox.at

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    Effekte untersucht, ebenso werden mechanistische Untersuchungen zur Toxizitt dieser Materialien durchgefhrt (siehe dazu auch Website). Mit zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Sicherheit von Nanomaterialien, mit Vortrgen bei nationalen und internationalen Veranstaltungen oder in der einschlgigen Weiterbildung erfolgt eine aktive Teilnahme an der sterreichischen Diskussion zu Nanotechnologien. BioNanoNet war einer der Themenpartner des risiko:Dialog Nanotechnologie. Schlielich ist Bionanonet Ko-Koordinator des Verbundprojektes Nano-Health-Nanotechnologien und Humantoxikologie. Bundesarbeitskammer Die Kammern fr Arbeiter und Angestellte vertreten als gesetzliche Interessenvertretung die Anliegen von drei Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Die Arbeiterkammern sind nach dem Arbeiterkammergesetz berufen, die sozialen, wirtschaftlichen, beruflichen und kulturellen Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu vertreten und zu frdern. Die Fachabteilungen, die sich mit Nanotechnologie befassen, arbeiten auf nationaler, europischer und internationaler Ebene, um vor und bei Einfhrung dieser Technologie auf hhere Standards bei Sicherheit und Gesundheit in der Arbeitswelt zu achten, damit die konkreten Arbeitsbedingungen verbessert werden. sterreichische Akademie der Wissenschaften, Institut fr Technikfolgen-Abschtzung ITA Das ITA befasst sich ber das Projekt NanoTrust9 mit mglichen Gesundheits- und Umwelt-risiken sowie gesellschaftlichen Aspekten der Nanotechnologien. NanoTrust war an der Planung, Organisation und Durchfhrung von verschiedenen Tagungen beteiligt, die mgliche Risiken der Nanotechnologien zum Thema hatten, beispielweise BionanoMed 2009 oder Viennano 2009. Weiters wurden bislang drei eigene NanoTrust-Tagungen veranstaltet, die NanoTrust Herbsttagung 2007, 2008 und 2009, wo es jeweils um Standortbestimmung im Bereich Nanotechnologien ging. Das ITA bietet gemeinsam mit Partnern eine ffentlich zugngliche Literaturdatenbank zu den Themen Nanotechnologien und ihre Folgen im weiteren Sinn an.10 NanoTrust verffentlicht laufend ber die Website zu beziehende sogenannte Dossiers. Dabei handelt es sich um kurze, leicht fassliche, wissenschaftlich fundierte Informationen zu Nanotechnologien und ihren Auswirkungen. PPM forschung + beratung PPM forschung + beratung ist eine unabhngige, interdisziplinr arbeitende Forschungs- und Beratungseinrichtung im Bereich Arbeitnehmer/innenschutz. In diesem Rahmen ist PPM an nationalen und internationalen Projekten beteiligt sowie in der Ausbildung von Prventivfachkrften (Arbeitsmediziner/innen, Sicherheitsfachkrfte) in sterreich ttig. Im Bereich Nanotechnologien war PPM sterreichischer Projektpartner im EU-Projekt NanoCap. Ziel dieses Projekts war die Kompetenzbildung bei Gewerkschaften und Umwelt-NGOs, um sich fr einen verantwortungsbewussten Umgang mit Nanotechnologien einsetzen zu knnen. In sterreich wurde mit GB und Gewerkschaften der Schwerpunkt Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit im Zusammenhang mit Nanotechnologien entwickelt und verankert. Als Zugang zu Informationen ist eine sterreichische NanoCap-Website11 eingerichtet (Verknpfung mit dem Gesundheitsportal des GB12). Unter Mitarbeit von NanoCap wurde eine Resolution des Europischen Gewerkschaftsbundes (ETUC) zu Nanotechnologien und Nanomaterialien erarbeitet und verffentlicht.13 Nano-Themen werden auch bei verschiedenen gewerkschaftlichen und anderen Veran-staltungen behandelt, auch auf internationaler Ebene, beispielsweise im Rahmen eines Workshops bei der 11. Konferenz des European Work Hazards Networks (Bologna, Oktober 2008). Weiterbildungsaktivitten richteten sich unter anderem auf Sicherheits- 9 www.NanoTrust.ac.at 10 http://NanoTrust.ac.at/literatur 11 www.nanoinfo.at 12 http://netzwerke.oegb.at/gesundearbeit 13 www.ppm.at/nanoinfo/inhalte/egb.htm

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    vertrauenspersonen (11/2007) oder Prventivkrfte (Arbeitsmedizinischer Kurs der Linzer Akademie fr Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik, 6/2008). Umweltbundesamt GmbH Die Umweltbundesamt GmbH ist national und international in Projekten und Arbeitsgruppen vertreten, die die kritische Begleitung der Entwicklung der Nanotechnologien betreffen; beispielsweise Initiative risiko:dialog, NanoImpactNet (European Network on Health and Environmental Impact of Nanomaterials) oder entsprechende Twinningprojekte. Im Auftrag des Lebensministeriums nimmt die Umweltbundesamt Gmbh weiters Aufgaben im Bereich der EU-REACH Competent Authorities wahr und ist damit mit der Weiterentwicklung der REACH-Verordnung im Bereich Nanomaterialien befasst. Weiters wird in der OECD-Working Party on Manufactured Nanomaterials unter anderem an der Testmethodenentwicklung fr Nanomaterialien mitgearbeitet. Verein fr Konsumenteninformation (VKI) Die Arbeit des VKI hat zwei Storichtungen: die eine ist der Konsumentenschutz, die andere die Konsumenteninformation. Bezglich der Nanotechnologien besteht zurzeit und aller Voraussicht nach auch in den nchsten Jahren in beiden Bereichen Handlungsbedarf. VKI-Aktivitten reichen von Publikationen ber die Mitarbeit bei internationalen Konsumentenschutzorganisationen (BEUC und TACD14) bis zur Mitarbeit an konkreten Projekten (NanoRate-Bewertung von Nanoprodukten15). Bei knftigen Entwicklungen (bzw. berarbeitungen) von Kriterien fr Umweltzeichen werden gegebenenfalls Nanomaterialien bercksichtigt. Wirtschaftskammer sterreich (WK) Die WK ist die gesetzliche Interessenvertretung aller in sterreich ttigen gewerblichen Unternehmungen. Deren Zielsetzung ist Unternehmen zu informieren, zu untersttzen und zu vertreten. Wesentliche Ziele sind gleiche Rahmenbedingungen im europischen Binnenmarkt, eine nachhaltige und ressourcenschonende wirtschaftliche, technologische und gesellschaftliche Entwicklung sowie eine selbstbestimmte, aber faire und soziale Marktwirtschaft. Aus diesen Perspektiven ist die Nanotechnologie fr den Standort sterreich sehr wichtig und in vielen Bereichen eine immense Chance. Diese Technologie wird durch die WK bestmglich gefrdert und ihren Unternehmen nher gebracht. Aufklrung erfolgt ber technische und angewandte Mglichkeiten sowie Notwendigkeiten im Bezug auf die Anwendungs- und Produktsicherheit. Diese Ziele werden durch allgemeine Angebote zu diversen relevanten Bereichen wie Elektronik, Kosmetik, Chemikalienrecht u. erreicht. Gleichzeitig werden aber auch spezifische Angebote unmittelbar zum Thema Nanotechnologie angeboten. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Frderung von Forschung und Wissenschaft aber auch dort, wo eine einheitliche europische Regelung von nanotechnologischen Produkten notwendig ist. Von nanospezifischen Gesetzgebungen distanziert sich die WK, da eine solche auf Grund der Heterogenitt von nanotechnologischen Produkten nicht sinnvoll ist. Vielmehr sollen bestehende Gesetzgebungen adaptiert sowie freiwillige Manahmen gefrdert werden. Besonders im Bezug auf den Arbeitnehmer/innenschutz sind dies zB. gerade laufende Arbeiten an Industrieleitfden zum sicheren Umgang von Nanopartikeln. Die WK untersttzt darber hinaus gemeinschaftliche Anstrengungen in unterschiedlichen Belangen zur Nanotechnologie, da nur so Ressourcen bestmglich eingesetzt werden knnen. Von nationalen Alleingngen wird auf Grund der Schwchung des Standortes sterreich eindringlich abgeraten. Mit ihren Fachorganisationen ist die WK in betroffenen Bereichen intensiv auf europischer Ebene an Diskussionen und Arbeiten beteiligt. Innerhalb sterreichs ist sie ein Dialogpartner im Rahmen dieses Nationalen Aktionsplans Nanotechnologie und auch darber hinaus.

    14 BEUC: The European Consumer Organisation; TACD: Trans Atlantic Consumer Dialogue 15 http://nenanet.at/index.php/article/articleview/1471/1/78

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    Gesetzliche Regelungen Derzeit sind weder auf nationaler noch auf europischer Ebene spezifische Regelungen fr Nanomaterialien in verbrauchernahen Produkten anzuwenden. Fr die in Lebensmitteln zugelassenen Zusatzstoffe, wie beispielsweise Titandioxid (E171) oder Siliziumdioxid (E551), die in Verpackungsmaterialien, Nahrungsergnzungsmitteln und im kosmetischen Bereich eingesetzt werden, sind keine Partikelgren festgelegt. Es existieren jedoch bereits Verhaltenscodices, unter anderem auch von der Europischen Kommission, die Empfehlungen fr einen verantwortungsvollen Umgang mit Nanowissenschaften und Nanotechnologien von Behrden, Unternehmen, Forschungsinstitutionen und Organisationen auf freiwilliger Basis aussprechen. Soweit nicht spezifische Rechtsvorschriften anzuwenden sind, gelten bezglich des gesundheitlichen Verbraucherschutzes fr Nanomaterialien, die in verbrauchernahen Produkten enthalten sind, die entsprechenden gesetzlichen Regelungen. Lebensmittel Das Inverkehrbringen von Lebensmitteln und Lebensmittelzutaten, bei deren Herstellung ein nicht bliches Verfahren angewandt worden ist und bei denen dieses Verfahren eine bedeutende Vernderung ihrer Zusammensetzung oder der Struktur bewirkt hat, ist in der Europischen Gemeinschaft durch die Verordnung (EG) Nr. 258/97 (Verordnung ber neuartige Lebensmittel) geregelt. Diese Vernderungen mssen dabei eine Auswirkung auf ihren Nhrwert, den Stoffwechsel oder die Menge unerwnschter Stoffe im Lebensmittel haben. Von dieser gesetzlichen Regelung sind auch neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten erfasst, die ber nanotechnologische Verfahren hergestellt werden. Zudem ist die Zulassung neuartiger Lebensmittel auch an spezielle Kennzeichnungs-erfordernisse geknpft. Werden die Nanomaterialien in Lebensmitteln lediglich zu technologischen Zwecken eingesetzt, so fallen sie in den Geltungsbereich der Rahmenrichtlinie 89/107/EWG ber Lebensmittelzusatzstoffe. Voraussetzung fr die rechtmige Verwendung eines derartigen Zusatzstoffes ist ein Zulassungsverfahren, das auch Sicherheitsaspekte umfasst. In Fllen der Nichtanwendbarkeit der bisher erwhnten Rechtsmaterien gilt Artikel 14 der Allgemeinen Lebensmittelverordnung 178/2002/EWG, wonach nicht sichere Lebensmittel prinzipiell nicht in Verkehr gebracht werden drfen. Fr die Sicherheit der Produkte ist dabei in erster Linie der Lebensmittelunternehmer verantwortlich. Lebensmittelverpackung- und Kontaktmaterialien Die Verwendung von Nanomaterialien in Lebensmittelverpackungen fllt in den Regelungsrahmen der Verordnung (EG) 1935/2004 ber Materialien und Gegenstnde, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berhrung kommen. Fr bestimmte Gruppen von Materialien und Gegenstnden sowie gegebenenfalls fr Kombinationen daraus knnen sog. Einzelmanahmen erlassen werden. Durchfhrungsbestimmungen betreffend besondere Anforderungen an aktive und intelligente Materialien und Gegenstnde werden demnchst erlassen. Aktive Materialien und Gegenstnde sind dazu bestimmt, die Haltbarkeit eines verpackten Lebensmittels zu verlngern oder dessen Zustand zu erhalten bzw. zu verbessern. Hingegen wird mit Hilfe intelligenter Materialien und Gegenstnde der Zustand eines verpackten Lebensmittels oder die das Lebensmittel umgebende Umwelt berwacht.

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    Kosmetika Beim Einsatz von Nanopartikeln in kosmetischen Mitteln muss gem der Verordnung ber Kontrollmanahmen betreffend kosmetische Mittel16 der Hersteller oder der Importeur die Sicherheit des Produkts vor dessen Inverkehrbringen bewerten und dies dokumentieren. Diese Bewertung muss "das allgemeine toxikologische Profil der Bestandteile, ihren chemischen Aufbau und ihren Grad der Exposition bercksichtigen. Im Zuge der Marktberwachung wird diese Sicherheitsbewertung berprft. Arzneimittel Die Nanotechnologie ist im Zusammenhang mit Arzneimitteln sicherlich nicht in der selben Art zu bewerten wie bei ihrer Anwendung bei Lebensmitteln, Kosmetika, Gebrauchsgegenstnden oder hnlicher Einsatzgebiete. Einer Anwendung von Arzneimitteln (Ausnahme Selbstmedikation mit rezeptfreien Prparaten) geht in der Regel eine rztliche Untersuchung mit entsprechender Diagnostik und Nutzen/Risiko-Bewertung voran. Es handelt sich somit um eine bewusste und individuelle Anwendung und nicht um eine mehr oder minder ungezielte, unbeabsichtigte oder unbewusste Exposition. Prinzipiell ist festzuhalten, dass auf Grund des Europischen Gemeinschaftsrechts Arzneimittel, die nanotechnologisch hergestellte oder verarbeitete Inhaltsstoffe enthalten, einem zentralisierten Zulassungsverfahren zu unterwerfen sind.17 Auerdem ist im Zulassungsverfahren jedes Arzneimittels stets seitens der Zulassungsbehrde der Nachweis der Qualitt, der Wirksamkeit und der Unbedenklichkeit einzufordern und zu berprfen, sodass potenzielle Risiken aus der Anwendung von Nanotechnologie im Zuge eines solchen Zulassungsverfahrens darzulegen und zu bewerten sind. Medizinprodukte Inverkehrbringen sowie Zulassung von Medizinprodukten sind europaweit einheitlich durch drei EU-Richtlinien fr Medizinprodukte geregelt: Richtlinie 90/385/EWG fr aktive implantierbare medizinische Gerte; Richtlinie 93/42/EWG fr Medizinprodukte bzw. Richtlinie 98/79/EG fr In-vitro-Diagnostika. Diese Richtlinien wurden in sterreich durch das Medizinproduktegesetz18 in nationales Recht umgesetzt. Neue Entwicklungen auf EU Ebene Kosmetika In der neuen EU-Kosmetikverordnung, auf die sich die europischen Institutionen im Frhjahr 2009 geeinigt haben, findet sich erstmalig eine Definition von synthetischen Nanomaterialien (engineered nanomaterials): "Nanomaterial: ein unlsliches oder biologisch bestndiges und absichtlich hergestelltes Material mit einer oder mehreren ueren Abmessungen oder einer inneren Struktur in einer Grenordnung von 1 bis 100 Nanometern. Diese Definition wird nach Magabe der wissenschaftlichen Entwicklung und des technischen Fortschritts aktualisiert werden. Kosmetische Mittel, die Nanomaterialien enthalten, mssen sechs Monate vor ihrer Vermarktung von der verantwortlichen Person/Stelle an die Europische Kommission gemeldet und drfen nur dann in Verkehr gebracht werden, wenn keine gesundheitlichen Bedenken bestehen. Die Verordnung wird 42 Monate nach ihrer Verffentlichung im Europischen Amtsblatt anwendbar, die Verffentlichung wird fr Ende 2009 oder Anfang 2010 erwartet. Produkte, die bis sechs Monate vor diesem Zeitpunkt erstmalig in Verkehr

    16 BGBl 1996/168 idgF und BGBl II 2005/92, in Umsetzung der Richtlinie 76/768/EWG 17 Verordnung (EG) Nr. 726/2004 zur Festlegung von Gemeinschaftsverfahren fr die Genehmigung

    und berwachung von Human- und Tierarzneimitteln und zur Errichtung einer Europischen Arzneimittel-Agentur

    18 Medizinprodukte-Gesetz BGBl. Nr. 675/1996 idgF

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