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Steinalt — Geologie & Bodenschätze Von Roberto Nannoni Geologie und Geomorphologie Sieht man den Monte Argentario von der Insel Elba aus, scheint er die achte Insel im Toskanischen Ar- chipel zu sein, vom bergigen Festland nur durch ei- ne Meeresenge getrennt, die in Wirklichkeit die La- gune von Orbetello ist. Dieser Eindruck vermittelt die eigentliche Natur der wunderschönen Halbin- sel, die ja tatsächlich in vielen geologischen Peri- oden eine Insel war. Im Westen erheben sich die Berge steil aus dem Meer wie ein felsiger Balkon, der sanft in östliche Richtung bis zu seinen höchsten Gipfeln aufsteigt, um dann auf der gegenüberliegenden Seite in Rich- tung auf die Lagune von Orbetello abzuflachen. Wä- re der Monte Argentario wirklich noch eine Insel, dann wäre er mit seinen 60 Quadratkilometern nach der Insel Elba die zweitgrößte im Toskani- schen Archipel. Im Vergleich zu Elba ist die Form des Argentario viel kompakter. Obwohl es hier viele Landzungen und kleine Buchten gibt, ist die Kü- stenlinie weniger zerklüftet und es gibt nur wenige vorgelagerte Inseln und tiefe Buchten. Aus geomorphologischer Sicht besteht der Monte Argentario aus unterschiedlichen Gesteinsarten, vorwiegend aus Karbon und Silizium. Die Land- schaft ist rauh, besonders an der Küste des östli- chen und südlichen Quadranten, wo es steile, aus dem Meer aufragende Klippen gibt – wie den Capo d’Uomo – unterbrochen von kurzen, flacheren Fels- 173 Natur > Geologie & Bodenschätze Der Autor Roberto Nannoni (*1943) lebt und arbeitet in Livorno. Dozent und Berater div. Institute und Museen. Autor von über 30 Veröffent- lichungen über Mineralogie in der Toskana und Italien.

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Steinalt —Geologie & BodenschätzeVon Roberto Nannoni

Geologie und Geomorphologie

Sieht man den Monte Argentario von der Insel Elbaaus, scheint er die achte Insel im Toskanischen Ar-chipel zu sein, vom bergigen Festland nur durch ei-ne Meeresenge getrennt, die in Wirklichkeit die La-gune von Orbetello ist. Dieser Eindruck vermitteltdie eigentliche Natur der wunderschönen Halbin-sel, die ja tatsächlich in vielen geologischen Peri-oden eine Insel war.Im Westen erheben sich die Berge steil aus dem

Meer wie ein felsiger Balkon, der sanft in östlicheRichtung bis zu seinen höchsten Gipfeln aufsteigt,um dann auf der gegenüberliegenden Seite in Rich-tung auf die Lagune von Orbetello abzuflachen. Wä-re der Monte Argentario wirklich noch eine Insel,dann wäre er mit seinen 60 Quadratkilometernnach der Insel Elba die zweitgrößte im Toskani-schen Archipel. Im Vergleich zu Elba ist die Formdes Argentario viel kompakter. Obwohl es hier vieleLandzungen und kleine Buchten gibt, ist die Kü-stenlinie weniger zerklüftet und es gibt nur wenigevorgelagerte Inseln und tiefe Buchten.Aus geomorphologischer Sicht besteht derMonte

Argentario aus unterschiedlichen Gesteinsarten,vorwiegend aus Karbon und Silizium. Die Land-schaft ist rauh, besonders an der Küste des östli-chen und südlichen Quadranten, wo es steile, ausdem Meer aufragende Klippen gibt – wie den Capod’Uomo – unterbrochen von kurzen, flacheren Fels-

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N a t u r > G eo l o g i e & B o d e n s c h ä t z e

Der Autor

Roberto Nannoni(*1943) lebt undarbeitet in Livorno.Dozent und Beraterdiv. Institute undMuseen. Autor vonüber 30 Veröffent-lichungen überMineralogie in derToskana und Italien.

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abschnitten und Geröllhalden, diedurch die ständigen und starkenErosionskräfte des Meeres ent-standen sind. Fast genau in derMitte der Halbinsel teilt ein wei-tes Tal in Nord-Süd-Richtung den

felsigen Bergkamm des Ronconali,der steil ins Meer abfällt, vom noch

höheren, breiten Bergrücken des Monte Te-legrafo. Zahlreiche, von Wildbächen tief einge-schnittener Scharten, die teilweise richtige Hohl-kehlen bilden, zweigen rechtwinkelig oder radialvom Hauptkamm ab. Die felsige, häufig karstigeLandschaft und die seltenen Regenfälle sind derGrund für ziemlich unregelmäßige Flussbette mitwenig oder gar keinem Wasser in den Sommer-

monaten, aber mit großer erodierender Kraft nachstarken Regenfällen. Auffällig ist die Wasserzirkula-tion unter der karstigen Oberfläche, die oft ausge-dehnte Tropfstein-Höhlensysteme bildet, wie zumBeispiel die Höhle in der Nähe von Santa Liberata.Die wenigen ebenen Gebiete, bestehend aus Geröl-lablagerungen der Bäche, befinden sich an denAusgängen der größeren Täler, immer am Fuß dernördlichen oder östlichen Hänge und sind seichtergeformt.Die Geologie des Monte Argentario ist Teil der

südlichen Küstenlandschaft der Toskana und desArchipels südlich der Meerenge von Piombino. Sieist ziemlich komplex wegen der vielen unterschied-lichen Gesteinsformationen und der tektonischenVerformungen, die bereits im Miozän begannen

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Mon t e A r g e n t a r i o A l m a n a c h N a t u r > G eo l o g i e & B o d e n s c h ä t z e

PortoErcole

Orbetello--->

------------- >

------>

----->

MarMorto

PortoSantoStefano

Isola Rossa----->

Isola del Giglio----------->

Foto:Die KlippenamMar Morto

Querverweis

Places > Strände& Buchten desMonte Argentario,Seite 22

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Fotograf:gm

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und noch nicht abgeschlossen sind. Diesetektonischen Plattenverschiebungen habendie Bergkette des Appenins gebildet unddurch Auffaltungen seit Beginn desPaläozoikums verschiedenste Felsforma-tionen entstehen lassen.

In der Stratigraphie, der Ausdeutungder Schichten unterschiedlicher geolo-gischer Formationen, beginnend beiden ältesten Ablagerungen, differen-zieren Wissenschaftler heute viergrundsätzliche Gesteins– und Felsar-ten, die unter ähnlichen Bedingun-gen entstanden sind und der glei-chen geologischen Periode angehö-ren. In der untersten Schicht stoßenwir zuerst auf die geologische Grup-pe Monticiano-Roccastrada, die älte-ste Bodenformation aus dem Karbonund Trias, bestehend aus Schiefer,Phylit und Quarzit, die auch in vielenanderen Gegenden der Toskana vor-kommen. In den Pisaner Bergen(Monti Pisani) und den Uccellina-Ber-gen (Monti dell’Uccellina), um nur zweizu nennen.In der Cala Piatti (auch Cala Piccola,

Anm. d. Üb.) finden wir eine Schicht ausdem Trias, bestehend aus massivem Dolo-mitgestein und geschichtetem Kalkstein.

Dann die sogenannte toskanische Schicht,entstanden zwischen dem oberen Trias und

dem Miozän, bestehend aus porösem Kalksteinmit vielen Aushöhlungen und Geröll, sehr mine-

ralhaltig und weit verbreitet auf dem Monte Argen-tario.Der Bereich der Cala Grande, der aus kleinen

Platten besteht, die an der Westküste auftauchen,liegt inmitten von anderen Felsformationen undwird gebildet von ophiolitischem, metamorphemGestein, vorwiegend Prasinit (Grünschiefer, Anm.d. Üb.) gemischt mit Kalkstein, Schieferkalk undSchieferton.Und schließlich die jüngsten geologischen

Schichten, die man in den Ebenen und an der Kü-ste der Halbinsel findet. Es handelt sich dabei umSchwemmlandebenen aus der geologischen Gegen-wart.Alle geologischen Schichten, die hier beschrie-

ben sind, mit Ausnahme der Schicht von Monticia-no, die noch aus dem Karbon stammt, wurden seitdem Trias unter dem Meeresspiegel im Thetys-meer gebildet, als der Superkontinent Pangäain zwei tektonische Platten aufbrach: Die europäi-sche und die afrikanische. Die komplexen Bewe-gungen der beiden tektonischen Platten, zunächstentfernten sie sich voneinander, dann bewegten siesich wieder aufeinander zu, ließen große Teile desThethysmeeres im Laufe der Zeit verschwinden.In einem Zeitraum von vier bis zehn Millionen

Jahren vor unserer Zeit bildeten sich die verschie-denen Gesteinsgruppen unter dem Meeresspiegel.Durch den enormen Druck der Platten wurden Tei-le abgebrochen, aufgefaltet und über den Meeres-spiegel gedrückt. Dabei bildete sich auch derMonteArgentario, damals noch als Teil des Festlands. Allenachfolgenden geologischen Veränderungen warenbedingt durch die Auffaltung und Verschiebung

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*GeologischeZeitskalaGTS 2004:

Geologic TimeScale 2004 der Inter-national Commissionon Stratigraphy(ICS).Außerdem gibt esnoch die leicht ab-weichenden Tabellender Geological Socie-ty of America undder Commision de laCarte Geologique deMonde, Paris

*mya: millionyears ago

Erdzeitalter:Einteilung nachDefinition der ICS:Äon, Ära, Periode,Epoche, Alter.

P H AN E RO ZO I K UMKänozoikum

NeogenHolozänPleistozänPliozänMiozän

PaläogenOligozänEozänPaläozän

MesozoikumKreideJuraTrias

PaläozoikumPermKarbonDevonSilurOrdoviziumKambrium

P RO T E RO ZO I K UMNeoproterozoikum

EdiacariumCryogeniumTonium

MesoproterzoikumSteniumEctasiumCalymmium

PaläoproterozoikumStatheriumOrosiriumRhyaciumSiderium

A R CH A I C UMNeoarchaicumMesoarchaicumPaläoarchaicumEoarchaicum

HADA I K UM

*GTS 2004*

*mya*000

0,001151,85,323233455145145199251299299359416443488542

630630850

1.0001.2001.2001.4001.6001.8001.8002.0502.3002.500

2.8003.2003.6003.800

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schen aufsteigendem, heißen, magmatischem Gra-nitgestein und metamorphem Sedimentgestein ander Oberfläche. Im Gestein enthaltene metallischeMineralien wurden chemisch verändert und kon-zentriert.Auch auf dem Monte Argentario, wie auch in ei-

nigen Gebieten des Massetano fanden diese Prozes-se statt. Plutonischer Granit (Tiefengestein) erhobsich bis auf wenige Kilometer unter die Erdober-fläche und durch Brüche und Verwerfungen zwi-schen den unterschiedlichen Gesteinsarten dräng-ten mineralhaltige Magmaströme. Bei ihrer Abküh-lung hinterließen sie die Mineralien in Ober-flächennähe.An vielen Stellen des Monte Argentario gibt es

Mineralablagerungen, allerdings nur in bescheide-nem Umfang. Die zweifellos interessantesten sinddie Zinnoberablagerungen (Schwefel-QuecksilberVerbindungen), die es in einigen porösen Kalkge-steinen gibt. Wirtschaftlich interessant, wegen derArt und Menge der Mineralien, sind jedoch nur diebeiden Vorkommen in der Gegend von Terrarossa,nahe der Lagune, drei Kilometer südwestlich vonOrbetello. Eines dieser Erzlager besteht aus massi-ven Eisenmangan-Ablagerungen im porösen Kalk-stein.Das zweite Erzlager liegt tiefer, in ungefähr 300

Meter unter Meereshöhe zwischen porösem Kalk-stein und Schiefer und dehnt sich bis unter die La-gune von Orbetello aus. Hier gibt es umfangreichePyrit und Magnetit-Vorkommen in einer Mächtig-keit von zig Metern. Im Kalkstein zwischen denSchichten findet man in geringer Größenordnungauch verschiedene Schwefelverbindungen.

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des Appenin in östliche Richtung. Es bildete sichdas thyrrenische Meer und das adriatische Meerwurde abgetrennt. Dies wiederum führte zu einerganzen Serie gravierender Veränderungen in derSüd-Toskana. Geradlinige Verwerfungen und dieAbsenkung anderer Gebiete sorgten für eine insta-bile Erdkruste und machten es möglich, dass Tie-fengestein aufsteigen konnte.Dieses Tiefengestein, das mit großem Druck an

die Oberfläche drängte, hat an einigen Punkten be-reits vorhandenes Sedimentgestein und metamor-phes Gestein über den Meeresspiegel gehoben. Esentstanden die Inseln Elba, Montecristo, Giglio undder Monte Argentario. Seit dem mittleren Pliozänwar der Argentario eine Insel. Erst seit allerjüngsterZeit ist er durch die Dünen Giannella und Fenigliamit dem Festland verbunden.

Die Mineralisierung des Monte Argentario

Die Entspannungskräfte in der Erdkruste der mitt-leren und südlichen Toskana vor circa 5 MillionenJahren und das damit verbundene Aufsteigen desGranit-Tiefengesteins führten zu günstigen Bedin-gungen für die Bildung von vielen wichtigen Mine-ralien. Tatsächlich gibt es auf einigen Inseln desToskanischen Archipels sowie an der Küste und imInland der Toskana zahlreiche Ablagerungen nütz-licher Mineralien, teilweise in bemerkenswerterMenge: Eisen auf der Insel Elba; Pyrit (Eisenkies)auf der Insel Giglio; Kupfer, Blei und Zink in Cam-piglia; Pyrit im Massetano (Hinterland von Massa,Anm. d. Üb.).Die Anreicherung an Mineralien erfolgte durch

die Erwärmung und den Materialaustausch zwi-

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Querverweis

Places >Der ToskanischeArchipel,Seite 71

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sind, welche kontinuierlich bis zur Römerzeit undsogar bis ins Mittelalter bewohnt war. Der Turmund die Sieneser Befestigungsmauern aus demMittelalter sind bis heute erhalten. Auf dem Bodenund bei Erdarbeiten für eine Wiederaufforstungwurden umfangreiche Überreste von Gießereien,Gußeisen und Stücke von Hämatit (Fe2O3, Anm. d.Üb.), vielleicht aus Elba oder der Insel Giglio, ge-funden. Außerdem fand man Gebrauchsgegenstän-de aus Blei und Keramik. In unmittelbarer Nähedes Turmes Argentiera fand man silberhaltige Mi-neralien und Bleiglanz (Galenit), die, nach denAusgrabungen zu urteilen, aus einem Schmelzofenstammen könnten. Wahrscheinlich wurden hier Er-ze mit silberhaltigem Bleiglanz, die man zwischenTon– und Kalksteinschichten findet, verarbeitet.Zwischen diesen frühen Zeugnissen primitiver

Erzverarbeitung und dem 19. Jahrhundert gibt eskeine weiteren handfesten Hinweise auf Bergbauoder Erzverarbeitung. Trotzdem schrieb am An-fang des 16. Jahrhunderts ein gewisser Claudio To-lomei aus Siena von reichen Vorkommen von Sil-bererzen und schlägt sogar vor, das Gebiet der Ar-gentiera für neue Besiedlungen zu nutzen, weil esreich an Silberadern sei. Des weiteren schreibt zuBeginn des 17. Jahrhunderts Ludovico Buzzelli ausMassa Marittima, dass die Argentiera ein Gebiet soreich an Silber sei, dass man daraus Geld prägenkönnte. Immerhin ist eine der vielen Interpreta-tionsmöglichkeiten des Ortsnamens „Argentiera“auf die Tatsache zurückzuführen, dass es hier Sil-bererze gibt, auch wenn diese heute geologischund bergbautechnisch nicht nachgewiesen werdenkönnen. Andererseits gibt es Bleiglanz, ein Erz, das

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Bergbau früher und heuteNach heutigem Kenntnisstand gibt es die erstenAnzeichen für die Anwesenheit von Menschen aufdem Monte Argentario am Ende der Würm-Eiszeit,also vor ungefähr 10.000 Jahren. Im Paläolithikum(auch Altsteinzeit; = Alter der Epoche Pleistozän,Periode: Neogen; Ära: Känozoikum; Äon: Phanero-zoikum; Anm. d. Üb.) und im Neolithikum (auchJungsteinzeit; = Alter der Epoche Holozän; Periode:Neogen; Ära: Känozoikum; Äon: Phanerozoikum)fanden die urzeitlichen Bewohner desMonte Argen-tario nicht das richtige Material zur Herstellung ih-rer Werkzeuge.Tatsächlich gibt es in den Gesteinsschichten der

Halbinsel keine oder nur sehr geringe Vorkommenvon Tonerde, aus der Keramiken hergestellt werdenkönnten. Auch Jaspis und Feuerstein für die Her-stellung von Steinwerkzeugen sind nicht vorhan-den. Wenn man ferner berücksichtigt, dass es aufdem Monte Argentario kein reines Kupfer gibt, dasauch für die Menschen der Jungsteinzeit leicht zubearbeiten war und selbst Kupfersulfate seltensind, wird verständlich, dass die ersten Spuren vonErzverarbeitung aus der Eisenzeit stammen (ca.700 v. Chr.). Diese Erze wurden vorzugsweise ausden Nachbargebieten Elba, Giglio und CollineMetallifere importiert. Das einzige Erzvorkommenauf dem Monte Argentario, das Manganerz von Ter-rarossa, konnte mit den damaligen technischenMöglichkeiten nicht erreicht und abgebaut werden.Eine der wichtigsten Fundstätten ist der Poggio

dell’Argentiera (der Hügel des Turms Argentiera),wenige Kilometer südöstlich von Porto Santo Ste-fano, wo die Überreste einer Ansiedlung sichtbar

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Querverweis

siehe GeologischeZeitskala, S. 176

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Querverweis

Geschichte >SynchronoptischeTafeln; Seite 213

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Stefano teilweise zerstört. Nach dem Krieg wurdendie Förderarbeiten wieder aufgenommen, aller-dings nur bis zum Jahr 1958. Danach war das Vor-kommen erschöpft oder so gering, dass sich der in-dustrielle Abbau nicht mehr lohnte.Mitte der sechziger Jahre begannen die Gesell-

schaften Società Mineraria dell’Argentario und So-cietà Monte Amiata sich erneut für die Erzlager inTerrarossa zu interessieren. Sie führten magneti-sche Prospektierungen und Untersuchungen bisauf 400 Meter Tiefe unter den ursprünglichen För-dergebieten durch und lokalisierten in einer Tiefezwischen 190 und 400 Metern umfangreiche Abla-gerungen von Pyrit und Magnetit. Das Erzvorkom-men wurde auf 25 Millionen Tonnen geschätzt, ver-gleichbar mit dem damaligen Vorkommen in demnahegelegenen GebietMassa Marittima.Trotzdem wurden die Abbauarbeiten, entgegen

dem bekundeten Interesse der Industrie, niedurchgeführt. Das liegt wohl zum einen Teil an derVorhersehbarkeit der technischen Probleme einesBergbaus unter der Lagune, zum anderen Teil ander touristisch-wirtschaflichen Bedeutung diesesGebiets, die durch ausgedehnte Bergbautätigkeit si-cherlich arg gelitten hätte.So endeten, vielleicht für immer, die Bergbau-

tätigkeiten auf dem Monte Argentario. Außer denzwei Fördertürmen über den ehemaligen Schäch-ten und dem Name der Touristenherberge „La Mi-niera – Das Bergwerk“ erinnert heute nichts mehran ehemalige Bergbautätigkeiten auf dem MonteArgentario.p

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auch Silber enthalten kann, in bescheidenem Um-fang auch im Gebiet der Scorpacciate und es wurdein beachtlicher Menge im Gebiet von Terrarossa ge-funden, in einer Tiefe von 100 bis 300 Metern un-ter dem Meeresspiegel über der Pyrit– und Magne-titschicht. Realistischerweise aber muss man fest-stellen, dass, abgesehen von den wenigen histori-schen Hinweisen, die eigentlichen Bergbauarbeitenauf dem Monte Argentario im Jahr 1873 begannen,nachdem ein Einwohner von Porto Santo Stefanodie Eisen-Mangan Lagerstätten bei Terrarossa ent-deckt hatte.Die Förderarbeiten wurden anfangs von der Fir-

ma RAE aus Livorno erledigt, dann von der Gesell-schaft ILVA übernommen und schließlich, im Jahr1939, von der Firma Ferromin geleistet. Der Abbaufand zunächst unter Tage statt, wurde dann aberals Tagebau weitergeführt, da es große Problememit Wassereinbrüchen gab und die Kosten für leis-tungsfähige Pumpen zu hoch wurden. Auf einerder Mine vorgelagerten Ebene, die auch als Werks-hof genutzt wurde, errichtete man diverse Wirt-schaftsgebäude, die noch bis vor wenigen Jahrensichtbar waren. Heute stehen dort Touristenunter-künfte.Das geförderte Erz, zusammengesetzt aus Limo-

nit (Brauneisenstein, FeOOH), Markasit (FeS2)und Manganoxyd, mit einem Eisenanteil von 30Prozent und einem Mangananteil von 15 Prozent,war von ansehnlicher Qualität mit nur geringemSiliziumanteil und brauchbar für die Stahlerzeu-gung in Bessemer-Siemens-Hochöfen. Im Jahr1944 wurden die Einrichtungen durch die schwe-ren Bombardierungen des Gebiets um Porto Santo

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