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Ralf Stapp Schriftenreihe Forschungsbeiträge zum Strategischen Management herausgegeben von Prof. Dr. Michael Hülsmann Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

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Ralf Stapp

Schriftenreihe

Forschungsbeiträge zum Strategischen Managementherausgegeben von Prof. Dr. Michael Hülsmann

Status Quo in der Kreditwirtschaft –

Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

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Ralf Stapp

Status Quo in der Kreditwirtschaft –

Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

Forschungsbeiträge zum Strategischen Management: Bd. 3

Schriftenreihe – Management Nachhaltiger Systementwicklung hrsg. von Prof. Dr. Michael Hülsmann - Universität Bremen

Bremen 2006

ISBN(13): 978-3-938786-02-4

ISBN: 3-938786-02-7 ISSN: 1860-6628

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Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG ___________________________________ 1

2 WIRTSCHAFTLICHE AUSGANGSSITUATION FÜR

DIE DEUTSCHE KREDITWIRTSCHAFT____________ 3

2.1 STRUKTUR DES KREDITGESCHÄFTES____________________________3

2.1.1 ÜBERBLICK__________________________________________________3

2.1.2 KUNDENSTRUKTUR __________________________________________6

2.1.3 BANKENSTRUKTUR ________________________________________ 10

2.2 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DAS KREDITGESCHÄFT ___________ 12

2.2.1 ENTWICKLUNGEN __________________________________________ 12

2.2.2 REGULATORISCHE RAHMENBEDINGUNGEN _________________ 14

2.2.2.1 Kreditwesengesetz (KWG) ______________________________ 14

2.2.2.2 Basler Akkorde ________________________________________ 15

2.2.2.3 Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft ____________ 17

2.2.3 AUSBLICK _________________________________________________ 18

3 CHARAKTERISTIK DES KREDITMANAGEMENTS_ 21

3.1 RISIKOMANAGEMENT IM KREDITGESCHÄFT____________________ 22

3.1.1 RISIKEN IM KREDITGESCHÄFT ______________________________ 23

3.1.1.1 Aktive Kreditrisiken ____________________________________ 24

3.1.1.2 Bankbetriebliche Risiken _______________________________ 25

3.1.2 BEDEUTUNG KREDITRISIKO ________________________________ 27

3.2 ANFORDERUNGEN AN EIN RISIKOMANAGEMENT _______________ 28

3.2.1 IDENTIFIKATION FINANZWIRTSCHAFTLICHER RISIKEN________ 28

3.2.1.1 Kreditprüfung als risikopolitische Maßnahme _____________ 29

3.2.1.2 Kreditüberwachung als risikopolitische Maßnahme________ 31

3.2.2 BEWERTUNG UND STEUERUNG VON KREDITRISIKEN_________ 32

3.2.3 KONTROLLE VON KREDITRISIKEN ___________________________ 34

4 FAZIT ________________________________________ 36

LITERATURVERZEICHNIS _________________________ 39

INTERNETQUELLEN___________________________________________________ 42

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1 Einleitung

Die Anzahl der Insolvenzen war auch im Jahr 2005 wieder ansteigend. Im

Vergleich zum Vorjahr erhöhen sich die Insolvenzverfahren in 2005 um 15,5 % auf

insgesamt 136.554 Fälle. Dabei sind vor allem Insolvenzen von Privatpersonen mit

einer deutlichen Steigerung in Höhe von 40,3 % betroffen, während die Unter-

nehmensinsolvenzen dagegen einen Rückgang um 6 % auf insgesamt 36.843

Insolvenzen verzeichnen können. Zwar konnte somit der rückläufige Trend der

Unternehmensinsolvenzen des Vorjahres fortgesetzt werden, doch ergibt sich im

fünf Jahres Rückblick ein Anstieg um 50 %. Für das Jahr 2004, mit einem noch

leichten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen von 0,4 % auf insgesamt 39.600

Insolvenzen, resultierten volkswirtschaftliche Schäden durch Neuinsolvenzen in

Höhe von annähernd 39,4 Milliarden Euro. Von der Insolvenz ihres Arbeitsgebers

waren in 2004 605.000 Arbeitnehmer betroffen.1

Unterteilt man den oben bezifferten volkswirtschaftlichen Schaden dabei in

unterschiedliche, von einer Insolvenz betroffene Gläubigergruppen, können ledig-

lich 30 % des Schadens dem Bereich der öffentlichen Hand zugeordnet werden,

während 70 % bzw. 27,5 Milliarden Euro von privaten Gläubigern zu tragen sind.

Der größte Anteil dieser privaten Gläubiger entfällt dabei vor allem auf die Kredi-

tinstitute2, die im Rahmen einer Insolvenz und somit einer mit der Insolvenz ver-

bundenen Bonitätsverschlechterung des Kunden die Werthaltigkeit ihrer Forde-

rungen gegenüber dem jeweiligen Kunden überprüfen müssen. Die hohe Bedeu-

tung des durch Kreditinstitute bereitgestellten Fremdkapitals wird durch die Be-

rücksichtigung der Bilanzstrukturen deutscher Kreditinstitute deutlich, da sich

Ende 2004 mehr als 35 % der Aktivseite deutscher Banken inländischen Unter-

nehmen in Form von herausgegebenen Krediten zurechnen lassen.3 Aufgrund des

Schadensanteils der Banken an den Insolvenzen in Deutschland sowie dem Anteil

der Forderungen der Kreditinstitute gegen Unternehmen sind Interdependenzen

zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung von Unternehmen auf der einen und

den Kreditinstituten auf der anderen Seite zu vermuten.

Im ersten Schritt des Aufsatzes wird die Bedeutung der Finanzierung deut-

scher Unternehmen mit Fremdkapital beschrieben. Im zweiten Schritt sollen durch

1 Vgl. Creditreform, Homepage (WWW v. 23.04.2006). 2 Im Folgenden finden die Begriffe „Kreditinstitut“ und „Bank“ dem allgemeinen Sprachgebrauch folgend synonyme Anwendung. 3 Hinzugerechnet wurden die wirtschaftlich selbstständigen Privatpersonen. Da Kredite an

Privatpersonen lediglich 15 %, im Rahmen von Unternehmensinsolvenzen in der Regel der Verbindlichkeitenstatus hochvolumiger ist als bei Privat-Personen, werden im Folgenden die Privat-Insolvenzen nicht weiter berücksichtigt.

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Aufzeigen der Kreditgeber- und Kreditnehmer-Struktur in Deutschland die Beson-

derheiten der deutschen Kreditwirtschaft herausgearbeitet werden. Im dritten

Schritt wird dargestellt, inwieweit die Banken als Fremdkapitalgeber Kreditrisiken

durch mögliche Insolvenzrisiken ihrer Geschäftspartner bewusst steuern bzw.

durch finanzwirtschaftliche Risikomanagementsysteme den Risiken begegnen

können.

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2 Wirtschaftliche Ausgangssituation für

die deutsche Kreditwirtschaft

Das Kreditgeschäft4 stellt für deutsche Banken unter Berücksichtigung des

Leistungserstellungsprozesses eine Kompetenz dar, die sie von Unternehmen

anderer deutscher Wirtschaftszweige unterscheidet. Durch ihre Tätigkeiten im

Geldstrom kommen sie im Rahmen des Produktionsprozesses einer Bank den

Grundfunktionen der Transformation von Betragsgrößen, der Fristen zwischen

Einlagen und Krediten sowie der Risiken nach.5 Insgesamt kann im Bankensektor

zwischen den Kernkompetenzen Kapital- und Finanzierungsfazilität inklusive der

zugehörigen Aktivitäten sowie anderen (Finanz-) Dienstleistungen unterschieden

werden.6 Unter der Finanzierungsfazilität ist die Gesamtheit der Kreditmöglichkei-

ten zu verstehen, auf die Kunden zur Deckung ihres Kreditbedarfes bei Banken

zurückgreifen können. Dabei stehen die Übernahme und das Management von

Markt- und Kreditrisiken im Vordergrund, die auf die Ausübung der originären

Funktionen als Finanzintermediäre zurück zu führen sind. Im Folgenden soll ver-

deutlicht werden, welche Besonderheiten die deutsche Kreditwirtschaft aufweist

und welche Bedeutung das Kreditgeschäft für die Bankenstruktur darstellt.

2.1 Struktur des Kreditgeschäftes

2.1.1 Überblick

Nach wie vor stellt das Kreditgeschäft trotz Rückgängen der Kreditzusagen

in der Vergangenheit im Rahmen des bankbetrieblichen Leistungsprogramms von

deutschen Kreditinstituten7 den Leistungsschwerpunkt dar.8 Deutlich wird dies bei

der Betrachtung der Höhe der Kreditforderungen auf der Aktivseite sowie der

Höhe der aus dem Einlagen- und Ausleihungsgeschäft resultierenden Zinsspanne

4 Unter Kredit wird die Überlassung von Geldwerten gegen Entgelt in Form von Zinsen verstand- den; Vgl. GABLER (1993), S. 1972. 5 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 6. 6 Zu den anderen Dienstleistungen gehören insbesondere Zahlungsverkehrsleistungen sowie dazu ergänzend der Eigenhandel in Wertpapieren, Devisen und Derivaten. Vgl. BÖRNER (2000), S. 146. 7 § 1 Abs. 1 Nr. 1 bis 9 Kreditwesengesetz (KWG) bestimmt insgesamt neun Bankgeschäfte, deren Betrieb Unternehmen zu Kreditinstituten qualifiziert, darunter befindet sich unter Nr. 2 das Kreditgeschäft, dass durch die Gewährung von Gelddarlehen und Akzeptkrediten einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert. 8 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 11; DICKEN (1999), S.1; KÖSTER (2003), S. 12.

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in der Gewinn- und Verlustrechnung deutscher Banken.9 Über alle Bankengrup-

pen hinweg können für Ende 2003 92 % der Bilanzaktiva unter dem Begriff Kredit

i.w.S. zusammengefasst werden, wobei 46 % der Bilanzaktiva Buchkredite an

Nichtbanken betreffen.10 Die Bedeutung des Kreditgeschäfts wird in Deutschland

dabei durch die Struktur des vor allem in Kontinentaleuropa verbreiteten »bank-

oriented« Finanzsystems deutlich11. Systemschwerpunkt ist die Unternehmens-

finanzierung durch Bankkredite, wobei die Banken die Funktion der Finanzinter-

mediäre zwischen Geldgeber und -nehmer übernehmen und dabei im Rahmen

ihrer Transformationsfunktion den überwiegenden Teil der Kapitalbedarfsdeckung

der Unternehmen tragen.12

Das Gesamtergebnis deutscher Banken wird entsprechend von den Erlö-

sen aus dem Kreditgeschäft geprägt. Zinserlöse stellen dabei das bedeutendste

Erfolgselement der Kreditinstitute dar. So betrug der Anteil des Kreditgeschäfts

am Betriebsergebnis über alle Bankengruppen hinweg 1999 knapp 70 %, wäh-

rend aus dem Provisionsüberschuss13 als weitere Erlösquelle nur 24 % generiert

werden konnte.14 Unter Berücksichtigung der zeitlichen Entwicklung des Zinsüber-

schusses15 von Banken, fällt gemäß GERMANN in den Jahren seines Betrachtungs-

zeitraums 1985 bis 1999 eine im Durchschnitt sinkende Veränderung des Zins-

überschusses von durchschnittlich -5,7 Basispunkten auf. Dieser sinkende Zins-

überschuss lässt sich neben der steigenden Bedeutung von Kapitalmarktinstru-

menten auch auf eine steigende Intensität des Wettbewerbs in der Bundesrepublik

Deutschland zurückführen. Im Vergleich zum deutschen Finanzmarkt steht vor

allem im US-amerikanischen Raum die Finanzierung über Eigenkapital stärker im

Vordergrund.16 Diese »market-oriented« Finanzsysteme, wie sie auch in Groß-

britannien anzutreffen sind, erreichen die Ressourcenallokation vorzugsweise über

den Kapitalmarkt. 17 Die Bankteilnehmer des »bank-oriented« Finanzsystems

versuchen dem Trend der rückläufigen Zinsüberschüsse durch die Erschließung

9 Vgl. SCHMOLL (1993) S. 11. 10 Berücksichtigt wurden dabei alle Banken, die gemäß Bankenstatistik der Deutschen Bundes bank unter dem Begriff der monetären Finanzinstitute (MFIs) subsummiert; Vgl. ULRICH ET AL. (1991), S. 22ff. 11 Vgl. GERMANN (2004), S. 91. 12 Vgl. MÄRKI (2004); S. 31. 13 Provisionsüberschüsse entstehen vor allem aus dem nationalen Zahlungsverkehr, Auslands- geschäft, Wertpapiergeschäft, Emissionsgeschäft/Konsortialgeschäft, Beratungsgeschäft so- wie dem Verbund- und Konzerngeschäft; Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 703. 14 Dabei wurde der Zinsüberschuss saldiert mit dem Bewertungsergebnis (ohne Sach- und Fi- nanzanlagengeschäft); Vgl. GERMANN (2004), S. 89. 15 Als Zinsüberschuss ist die Differenz zwischen Zinserlöse und Zinskosten zu verstehen. Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 661. 16 Vgl. GERMANN (2004), S. 91f. 17 Vgl. MÄRKI (2004); S. 32.

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neuer Geschäftsfelder und Optimierung ihrer Controllinginstrumentarien zwecks

verbesserter Margensteuerung zu begegnen. Dabei versuchen vor allem die

Großbanken eine Ausweitung des Provisionsgeschäfts durch den Ausbau des

Investment-Banking-Geschäfts zu erreichen.18

Neben der oben aufgeführten wirtschaftlichen Bedeutung des Kreditge-

schäfts für den Bankensektor ergibt sich darüber hinaus auch eine volkswirt-

schaftliche Besonderheit.19 Durch die gegenwärtige Kreditversorgung der Wirt-

schaft unterstützt die Kreditwirtschaft die Durchführung der von den Unternehmen

geplanten fremdkapitalbasierenden Investitionen. Das ist wiederum wirtschafts-

politisch erwünscht, da die Investitionstätigkeit der Unternehmen sowohl über ein

verbessertes Produktangebot als auch über Produktivitätssteigerungen zum

Wirtschaftswachstum beitragen kann. Damit ergibt sich die Möglichkeit, über die

Kreditversorgung der Wirtschaft durch die Kreditinstitute eine Beeinflussung der

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu erwirken.20 So entfielen von den Bilanz-

summen der Banken in Deutschland Ende 2005 35,8 % der Kredite an Unter-

nehmen und Selbständige. Dies entspricht insgesamt 1.199,7 Mrd. €, die u.a. für

Investitionstätigkeiten genutzt worden sind.21

Durch die oben angesprochenen veränderten Marktsituationen für die deut-

sche Kreditwirtschaft, die insbesondere durch die Entwicklung und den Einsatz

neuer Technologien geprägt wird, ist eine leichte Verlagerung der Geschäftstätig-

keit in Richtung des Provisionsgeschäftes und somit hin zum »market-oriented«

Finanzsystem zu erkennen.22

Doch trotz der Bestrebungen, stärker die Kapitalmarktfinanzierung als alter-

native Finanzierungsform in Deutschland zu platzieren, ist die Dominanz von

Bankkrediten für Unternehmensfinanzierungen weiter vorhanden.

18 Vgl. GERMANN (2004); S. 92. 19 Vgl. SCHILLER ET AL. (2001), S. 12; Im Folgenden wird das Kreditgeschäft aus dem Bereich

Retail Banking nicht weiter berücksichtigt, da es sich um ein breit ausgerichtetes Geschäft für Privatkunden, Einzelhändler, Handwerkbetrieben, Angehörigen freier Berufe sowie klein- und mittelständischen Firmenkunden mit standardisierten, einheitlichen gestalteten, wenig erklä-rungsbedürftigen und rationell verarbeiteten Produkten und Dienstleistungen handelt deren Ri-siken mit einer ebenfalls standardisierten Risikosteuerung begegnet werden. Vgl. HÜLSMANN (2003), S. 8; SCHRÖDER (2001), S. 431.

20 Vgl. SCHILLER ET AL. (2001), S. 12. 21 Vgl. ULRICH ET AL. (1991), S. 38ff.. 22 Vgl. HAKENES (2002), S. 1f.

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2.1.2 Kundenstruktur

Im Folgenden soll hinterfragt werden, ob Besonderheiten hinsichtlich der

Struktur der Kreditnachfrager in Deutschland vorliegen und inwieweit sie das

Kreditgeschäft beeinflussen. Gemäß des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM)

konnten im Jahr 2000 99,7 % aller in Deutschland existierenden Unternehmen

und somit auch aller potenziellen Kunden der Kreditwirtschaft dem Oberbegriff

»Mittelstand« zugeordnet werden. 23 Im Folgenden gilt es aufzuzeigen, welche

Arten von Unternehmen in Deutschland mit dieser Klassifizierung in Verbindung

gebracht werden und welche Bedeutung diese Unternehmen letztendlich für die

Volkswirtschaft und für die Kreditwirtschaft darstellen.

Die Bezeichnung „Mittelstand“ ist ein weit gefasster Begriff, der je nach An-

wendung unterschiedliche Kriterien sowie Ausprägungen erfährt. Dabei gilt die

Bezeichnung »Mittelstand« als typisch für das deutsche Unternehmertum.24 Es

gibt aber keine allgemein anerkannte Definition, die eine eindeutige Zuordnung von

Unternehmen zu dem Bereich der mittelständischen Unternehmen ermöglicht.25

Bei Berücksichtigung der kennzahlorientierten Clusterung existieren unterschiedli-

che Zuordnungskriterien: so werden aus dem externen Rechnungswesen resultie-

rend handelsrechtlich geprägte Klassifikationen vorgenommen.26 Hinzu kommen

unterschiedliche Institutionen mit verschiedenen Kennzahlsystemen. Im Folgenden

sind die Klassifizierungen gemäß dem INSTITUT FÜR MITTELSTANDSFORSCHUNG und

der EUROPÄISCHEN-KOMMISSION aufgeführt:27

23 Vgl. INSTITUT FÜR MITTELSTANDSFORSCHUNG (2002), S. 3. 24 Die Bezeichnung “deutscher Mittelstand” kann gemäß Nolte dem Pleonasmus zugeordnet

werden, da selbst im angelsächsischen Sprachgebrauch der Begriff “Mittelstand” verwendet wird und eine für im deutschen Wirtschaftsraum typische Unternehmensform bezeichnet. Vgl. NOLTE ET AL. (2003), S. 216.

25 Vgl. NOLTE ET AL. (2003), S. 216. 26 Demnach erfolgt nach § 267 HGB die Umschreibung der Größenklassen von kleinen, mittel

und großen Kapitalgesellschaften anhand der Kennzahlen Bilanzsumme, Umsatzerlöse und jahresdurchschnittlichen Anzahl von Arbeitnehmern.

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Tabelle 1: Quantitative Definitionen von Unternehmensgrößenklassen

Definition Institut für

Mittelstandsforschung28

Definition der Europäischen-Kommission29

Unternehmens- Größe

Zahl der Beschäftigten

Umsatz Euro / Jahr

Zahl der Beschäftigten

Umsatz Euro / Jahr

Klein bis 9 bis 1 bis 49 bis 7 Mittel 10 bis 499 1 bis 49 50 bis 249 8 bis 39 Groß 500 und mehr 50 und mehr 250 und mehr 40 und mehr

Neben kennzahlorientierten Zuordnungen existieren in der Literatur zusätz-

lich qualitative und soziologische Kriterien, die für die Typologisierung des Mit-

telstands berücksichtigt werden. Demnach sind die mittelständischen Unterneh-

men stark inhabergeführt und somit durch die Einheit von Eigentum und Führung

geprägt.30 Die Führung liegt zumeist in der Hand einer Familie, die meist aus-

schließlich in ihrer Eigenschaft als geschäftsführender Gesellschafter die Mehrheit

der strategischen sowie operativen Entscheidungen trifft. Dabei sind die Organisa-

tionsstrukturen der mittelständischen Unternehmen zumeist durch flache Hierar-

chien geprägt31. Gemäß der MIND-STUDIE 03 32, werden bei 85,7 % der befragten

Unternehmen die Anteile des Unternehmens durch den Unternehmensführer

selbst gehalten. Bei Berücksichtigung der Rechtsform fällt auf, dass mit 49,7 %

die am stärksten vertretene Rechtsform das Einzelunternehmen bzw. die BGB-

Gesellschaft ist. Nur 34,4 % der befragten Unternehmen sind den Kapitalgesell-

schaften zuzuordnen. Somit ist die im Mittelstand am häufigsten vertretende

Unternehmensrechtsform die Personengesellschaft mit entsprechenden haftungs-

rechtlichen Konsequenzen. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Mittelstandes

im gesamtdeutschen Vergleich wird dadurch deutlich, dass kleine und mittlere

Unternehmen nahezu 50 % aller Bruttoinvestitionen und fast 60 % der Bruttowert-

27 Gemäß der Klassifizierung soll im Folgenden der Fokus auf den klein- und mittleren Unterneh- men (KMU) liegen. 28 Vgl. IFM-Bonn, Homepage (WWW. v. 18.04.2006) 29 Neben der Beschäftigungszahl und dem Umsatz pro Jahr berücksichtigt die EU-Kommision

zur Kategorisierung auch die Jahresbilanzsumme sowie die Unabhängigkeit. Im Mai 2003 hat die EU-Kommission neue Schwellenwerte definiert, die ab dem 01.01.2005 gelten. Um die Vergleichbarkeit mit anderen Mittelstandsstudien zu gewährleisten, wird im Folgenden die Klassifizierung der EU-Kommission berücksichtigt und dabei die kleinen und mittelgroßen Un-ternehmen unter der Bezeichnung KMU zusammengefasst.

30 Vgl. LICHBLAU ET AL. (2002), S.326. 31 In Deutschland werden von den mittelständischen Unternehmen fast 90 % vom Inhaber ge-

führt. Jedes zehnte Unternehmen hat einen Gesellschafter-Geschäftsführer. Vgl. LAMBERT (2002), S. 104-107.

32 Die mind-Studie untersucht den deutschen Mittelstand unter der Berücksichtigung der vor- handenen Potenziale, der Perspektiven sowie der vorhandenen Profile. Vgl. Impulse- mind-studie 2003, S. 19 (WWW v. 28.07.2005).

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schöpfung repräsentieren sowie 70 % aller Arbeitnehmer im Mittelstand beschäf-

tigt sind.33

Weitere Besonderheiten mittelständischer Unternehmen ergeben sich ge-

mäß NOLTE hinsichtlich des Finanzierungsbedarfes im Investitionssektor, wonach

dort Sprunginvestitionen vorherrschen, also unregelmäßig investiert wird. Typische

Merkmale von Sprunginvestitionen sind dabei, dass der Investitionsumsetzung

eine lange Ansparphase voraus geht, eine partielle Kreditfinanzierung erfolgt sowie

die Kredite dabei eine lange Rückzahlungsphase aufweisen.34 Unter Berücksichti-

gung der Wichtigkeit von Bankkrediten für Investitionen, wird durch die MIND-

STUDIE 03 deutlich, dass 70,2 % der befragten mittelständischen Unternehmen

den Bankkredit weiterhin als unverzichtbar oder sehr wichtig für anstehende

Investitionen ansehen. Auch wenn der Anteil der Bankkredite bei der Finanzierung

von Investitionen nur bei 21,9 % der Befragten einen Anteil von mehr als die Hälfte

ausmacht, setzten bereits zum Zeitpunkt der Erhebung 58,1 % aller Befragten

Leasing für die Investitionen ein.35 Da die Leasingfinanzierung den Effekt einer

vollständigen Fremdfinanzierung hat, dagegen jeder Kauf im Regelfall auch Ei-

genmittel erfordert, verstärkt der hohe Anteil der Leasingfinanzierung die Bedeu-

tung des Fremdkapitals für deutsche mittelständische Unternehmen.36

Unter Berücksichtigung der Kapitalstruktur und des Anteils des Eigen- und

Fremdkapitals am Gesamtkapital deutscher mittelständischer Unternehmen,

verdeutlicht auch dies die hohe Bedeutung der Fremdkapitalfinanzierung. Im

direktem Unternehmensvergleich nimmt diese Bedeutung nimmt bei steigender

Unternehmensgröße und somit auch steigender Eigenkapitalquote ab. Gemäß der

DEUTSCHEN BUNDESBANK37 ergeben sich für die Jahre 1995 bis 1998 für kleine

Kapitalgesellschaften eine Eigenkapitalquote von 11,7 % und dagegen bis gut

30 % bei größeren Unternehmen. Die umgekehrt proportionale Ausrichtung ergibt

sich bei der Betrachtung der Fremdkapitalquote, deren Bedeutung entsprechend

bei kleineren Unternehmen zunimmt. Die steigende Fremdkapitalquote führt zu

einer zunehmenden Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern bei kleineren Unter-

33 Vgl. MANG (2003), S. 30. 34 Vgl. NOLTE ET AL. (2003), S. 217. 35 Vgl. Impulse-mind-studie 2003, S. 19 (WWW v. 28.07.2005) 36 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 512. 37 Die Daten der Deutschen Bundesbank wurden innerhalb der Datenbank der Bank of the

Accounts of Companies Harmonized (BACH) berücksichtigt. Die Datenbank beinhaltet für die Jahre 1987 bis 1999 bis zu 22.000 Bilanzen deutscher Kapitalgesellschaften. Vgl. LICHBLAU ET AL. (2002), S. 327f.; Gemäß LICHBLAU u.a. ergeben sich aber durch die Berücksichtigung des Datenbankmaterials Nachteile, da nicht die gesamte Volkswirtschaft sondern lediglich Kapitalgesellschaften abgebildet sind und die meisten Dienstleistungsbereiche fehlen. Trotz der Einschränkungen, kann die Analyse der Datenbank genutzt werden, um allgemeine Aussagen über die Finanzierungsbesonderheiten des Mittelstandes in Deutschland zu verdeut-lichen.

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nehmen. Während es bei großen Unternehmen 6,6 %, bei mittleren Unternehmen

22,8% sind, die einer kurz- und / oder langfristigen Bankfinanzierung gegenüber-

stehen, sind es bei kleinen Unternehmen 28,6 % der Bilanzsumme und folglich

des Gesamtkapitals. Somit sind es vor allem die kleinen Unternehmen in Deutsch-

land, die aufgrund des hohen Fremdkapitalanteils von den jeweiligen Fremdkapi-

talgebern abhängig sind.38

Wie oben aufgeführt, nimmt mit sinkender Umsatzgröße der Fremdfinanzie-

rungsanteil zu. Es lässt sich darüber hinaus feststellen, dass dieser Anstieg mit

einer gleichzeitigen Reduzierung der durchschnittlichen Zahl der Bankverbindun-

gen deutscher Unternehmen verbunden ist. Während Großunternehmen durch-

schnittlich 3,7 Bankverbindungen besitzen, haben mittlere Unternehmen 3,5 und

kleine Unternehmen 1,9 Bankverbindungen. Daraus lässt sich schließen, dass

kleinere Unternehmen die Fremdkapitalfinanzierung über einige wenige Geldinsti-

tute in Form von Hausbanken pflegen. Auch wenn sich nach LICHTBLAU daraus

keine exklusive Beziehung zu einer einzigen Bank herleiten lässt, nimmt die Haus-

bankbedeutung bei kleinen Unternehmen zu. Somit verdichten sich aus Sicht der

Unternehmung größere Fremdkapitalpositionen auf wenige Ansprechpartner.39

Aus der Berücksichtigung der genannten Bilanzstrukturen ergibt sich, dass

für mittelständische Unternehmen in Deutschland die Bedeutung des Bankkredi-

tes höher einzuschätzen ist als für deutsche Großunternehmen sowie für ausländi-

sche kleine und mittlere Unternehmen. Überdies ergeben sich im direkten Unter-

nehmensvergleich auf nationaler Ebene sowie im internationalen Vergleich niedri-

gere Eigenkapitalausstattungen für deutsche mittelständische Kapitalgesellschaf-

ten. Wie später noch zu zeigen ist, verfügen mittelständische Unternehmen trotz

dieser Auffälligkeiten bei der Fremdkapitalquote über ein weniger breites Spektrum

an Finanzierungsmöglichkeiten.40

Auch wenn Fremdkapitalgeber wie oben aufgeführt beim deutschen Mit-

telstand eine wichtige Position im Bereich der Stakeholder41 einnehmen, ist die

Kommunikation des Mittelstands zur Umwelt und insbesondere zu den kredit-

gebenden Banken wenig ausgeprägt. Viele mittelständische Unternehmer betrei-

ben eine restriktive Informationspolitik indem sie nur wenige unternehmens-

38 Auch im internationalen Vergleich wird deutlich, dass die kleinen und mittleren Unternehmen in

Deutschland die niedrigste Eigenkapitalquote aufweisen sowie die Unternehmen zu den Län-dern mit der höchsten Bankverbindlichkeits-Quote gehören. Vgl. LICHBLAU ET AL. (2002), S. 329.

38 Vgl. LICHBLAU ET AL. (2002), S. 329. 39 Vgl. LICHBLAU ET AL. (2002), S. 329. 40 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 13. 41 Unter Stakeholder sind im Folgenden alle Anspruchsgruppen gegenüber dem jeweiligen Unternehmen zusammengefasst. Vgl. BÜSCHGEN (1999), S. 18.

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relevante Informationen nach außen geben. Trotz gesetzlicher Informations- und

Offenlegungspflichten, die zumindest die Einreichung ihres Jahresabschlusses

beim Handelsregister vorsehen, kommen nicht alle Unternehmen diesen Pflichten

nach. Da Veröffentlichungen einen Kostenfaktor für die Unternehmen darstellen

sowie die Publikationen der Umwelt Einblicke in die Unternehmenssituation er-

möglichen, führen nicht ausreichende Sanktionsmechanismen des Handelsgeset-

zes teilweise zu einer Missachtung dieser Publizitätspflichten.42 Doch wäre gerade

aus Sicht des Fremdkapitalgebers eine ausgeprägte Informationspolitik und somit

eine erhöhte Transparenz wichtig. Aus dem hohen Anteil der Fremdfinanzierung

der Klein- und Mittelbetriebe bei gleichzeitiger niedriger Eigenkapitalquote resultiert

eine stärkere Verlagerung des wirtschaftlichen Risikos von den Eigentümern zu

den Fremdkapitalgebern.43

Aufgrund dieser Finanzierungsausrichtung des Mittelstandes liegen kleine

und mittelgroße Unternehmen im speziellen Fokus der Kreditwirtschaft. Zum einen

weist das Kreditgeschäft eine hohe Bedeutung für die deutsche Bankenstruktur

auf und zum anderen wird die Kreditnachfrage stark von mittelständischen Unter-

nehmen geprägt. Inwieweit aus dem Kreditgeschäft mit dem Mittelstand ein

besonderes Risikopotenzial resultiert, gilt es im Weiteren näher zu betrachten.

2.1.3 Bankenstruktur

Durch die oben erläuterte Dominanz der Bankkredite im Rahmen der Un-

ternehmensfinanzierung ergeben sich für das in Deutschland vorherrschende

»bank-oriented« Finanzsystem Finanzierungs- und Marktbesonderheiten. Weitere

Merkmale des deutschen Finanzsystems sind die verschiedenen Rechtsformen

der Teilnehmer des Bankenmarktes, die in der Vergangenheit maßgeblich die

Geschäfts- und Kreditpolitik geprägt haben. Dabei ist die Mehrheit der Banken-

marktteilnehmer den Universalbanken zuzuordnen.44 Neben den Universalbank-

gruppen existieren noch Spezialbanken, die teilweise den Kreditbanken oder

einem der Verbundsysteme zuzuordnen sind. Darüber hinaus findet sich noch eine

Reihe von Kreditinstituten mit Sonderaufgaben, die vorrangig Förderaufgaben

wahrnehmen.45

42 Vgl. NOLTE ET AL. (2003), S. 217; NOTH (1995), S. 19ff. 43 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 13. 44 Universalbanken können das Einlagen- und Kreditgeschäft auf der einen Seite mit dem Wertpapiergeschäft auf der anderen Seite kombinieren. Vgl. HARTMANN-WENDELS ET AL. (2003) S. 33. GABLER (1993b), S. 3379; HEINTZELER (2001), S. 41; 45 Vgl. HARTMANN-WENDELS ET AL. (2003), S. 63.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

Ein weiteres Differenzierungspotenzial innerhalb der Universalbanken ergibt

sich durch die strukturellen Unterschiede. Ausgangs- und Bezugspunkt der Be-

trachtung sind dabei die traditionellen Strukturen der deutschen Bankwirtschaft,

deren Bestandteil der vorherrschende Gruppenwettbewerb der drei Bankengrup-

pen Kreditbanken, Genossenschaftsverbund und Sparkassenverbund ist.46 Diese

Aufteilung wird oftmals auch als die drei Säulen der deutschen Bankenlandschaft

bezeichnet.47 In der Gruppe der Kreditbanken, die sich in international, europaweit

oder national operierende privaten Groß- und Regionalbanken aufteilt, herrscht

eine heterogene und wettbewerbsorientierte Beziehung vor. Dagegen zeichnet

sich der Genossenschafts- und Sparkassenverbund mit ihren national und interna-

tional ausgerichteten öffentlich-rechtlichen Landesbanken im Vergleich zu den

Kreditbanken jeweils durch kooperative, arbeitsteilige Beziehungen aus, dessen

Wettbewerb innerhalb der Gruppe horizontal durch Regionalität und vertikal durch

Subsidiarität beschränkt wird. 48 Doch ist die Unterscheidung in verschiedene

Rechtsformen, strategischer Ausrichtungen und Größen kein deutsches

Spezifikum. Auch in vielen anderen Mitgliedsländern des Euro-Währungsgebietes

existiert die Aufteilung in Kreditinstitute mit international oder national beziehungs-

weise lokaler Ausrichtung sowie in Sparkassen und genossenschaftlich organisier-

te Banken.49 Auffälligkeiten gibt es in diesem Zusammenhang lediglich im Bereich

der Gesellschafterstruktur, da der Anteil von Banken im Besitz der öffentlichen

Hand im Vergleich zu sonstigen Mitgliedsländern der EU in Deutschland am

höchsten ist.50 Darüber hinaus stellt die Sparkassen-Finanzgruppe in Deutschland,

gemessen am Geschäftsvolumen aller Kreditinstitute mit mehr als 36 % im Jahr

2001 die größte Gruppe in der deutschen Kreditwirtschaft dar.51

Eine Besonderheit der deutschen Kreditwirtschaft im internationalen Ver-

gleich ergab sich durch das Regionalprinzip. Das Regionalprinzip schloss Wettbe-

werb innerhalb des Landesbanken- und Sparkassensektors auf der einen und

innerhalb des Genossenschaftssektors auf der andern Seite weitgehend aus.52

Darüber hinaus wurde der öffentlich-rechtliche Sparkassensektor mit den kommu-

nalen Sparkassen und Landesbanken mit besonderen Sicherheiten wie der Ge-

46 Vgl. SCHRÖDER (2001), S. 429. 47 Vgl. HARTMANN-WENDELS (1998), S. 28f. 48 Vgl. HARTMANN-WENDELS ET AL. (2003), S. 63. 49 Vgl. HEINTZELER (2001), S. 41. 50 Vgl. HAKENES (2002), S. 42. 51 Vgl. SCHRÖDER ET AL. (2003), S. 113. Dagegen konnten die Kreditbanken nur 28,7%, die

Genossenschaftsbanken 12,3% und die sonstigen 22,8% realisieren. Vgl. zitiert bei SCHRÖDER ET AL. (2003), S. 114.

52 Vgl. MIDDELMANN (2003), S. 238.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

währträgerhaftung und der Anstaltslast ausgestattet.53 Die öffentlich-rechtlichen

Institute standen nicht unmittelbar unter dem Druck, eine kapitalmarktgerechte

Rentabilität für ihre Gewährträger54 zu erwirtschaften, da sie vorrangig öffentliche

Förderungsziele verfolgten.55 Doch sind diese oben aufgeführten wettbewerbs-

rechtlichen Besonderheiten in der EU durch das Auslaufen der Gewährträger-

haftung und Anstaltslast im Juli 2005 mittlerweile entfallen. In der Vergangenheit

beeinflusste die Gewährträgerhaftung das Rating der Landesbanken positiv, was

wiederum zu niedrigeren Refinanzierungskosten bei diesen führte. Durch Wegfall

der Haftung wird das Rating zukünftig stärker von betriebswirtschaftlichen

Kriterien wie zum Beispiel der Eigenkapitalentwicklung abhängen und somit die

Sektorenbesonderheiten und die u.a. daraus resultierenden Renditevorteile größ-

tenteils beseitigen.56

Die Berücksichtigung der unterschiedlichen Bankengruppen soll im Folgen-

den beibehalten werden, da durch die Differenzierung in die unterschiedlichen

Kreditsektoren die divergierende Kreditvergabepolitik sowie die daraus resultieren-

den ungleichen Kreditrisiken aufgezeigt werden sollen. Dabei ergeben sich Unter-

schiede im Kreditportfolio, welche wiederum Unterschiede in der Ausgestaltung

eines Risikomanagementsystems mit sich bringen.

2.2 Rahmenbedingungen für das Kreditgeschäft

2.2.1 Entwicklungen

Seit Mitte der achtziger Jahre unterliegt das wirtschaftliche Umfeld der Ban-

ken negativen Veränderungen.57 So stellt ROLF BREUER58 in einem Interview fest:

„Wir stecken mitten in einer hausgemachten Krise, die alle drei Säulen des deut-

schen Kreditgewerbes erfasst: die privaten Banken, den Sparkassensektor und

auch die genossenschaftlichen Institute. Die jetzt zutage tretenden Schwierigkeiten

53 Vgl. FISCHER ET AL. (2001), S. 6; Dabei wird gemäß FISCHER unter der Gewährträgerhaftung die Garantie der staatlichen Gewährträger verstanden, für erwirtschaftete Verluste einzutreten. Die Anstaltslast soll die Sicherstellung der Funktionsfähigkeit einer staatlichen Einrichtung ermöglichen. 54 Gewährträger waren die kommunalen Eigentümer der Sparkassen- und Landesbanken, die im Rahmen der Gewährträgerhaftung sich verpflichteten uneingeschränkt für Verbindlichkeiten der Institute zu haften. 55 Vgl. FISCHER ET AL. (2001), S. 6. 56 Vgl. BUCHHOLZ (2004), S. 8. 57 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 14. 58 ROLF BREUER war bis zum 22. November 2004 Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

einzelner Institute stammen dabei fast immer aus dem Kreditgeschäft und dort vor

allem aus der Kreditvergabe an den Mittelstand und der Bauwirtschaft“.59

Die Bilanzkennzahlen deutscher Banken der vergangenen Jahre spiegeln

diese Geschäftsschwierigkeiten wider. Auch wenn der Sparkassensektor im Jahr

2000 mit einer Eigenkapitalquote von 13,49 % die höchste Quote im Vergleich zu

den verbleibenden Universalbanken erwirtschaftete, so ergab sich im Jahresver-

lauf seit 1996 eine Reduzierung um 7,89 Prozentpunkte. Im Großbanksektor

ergab sich dagegen eine Reduzierung um 5,45 Prozentpunkte auf 6,34 % Eigen-

kapitalquote, während der Genossenschaftssektor die höchsten Einbußen für

diesen Beobachtungszeitraum zu verzeichnen hatte. So reduzierte sich hier die

Eigenkapitalquote um 8,89 Prozentpunkte auf nunmehr 8,83 %. Die Reduzierun-

gen der Eigenkapitalquote über alle Säulen der deutschen Kreditwirtschaft hinweg

sind u.a. auf negative Veränderungen der Jahresergebnisse, auf strukturelle

Umschichtungen und Margenverengungen im Kundengeschäft sowie daraus

resultierende rückläufige Zinsspannen zurück zu führen.60

Durch Ausweitung des Provisionsgeschäftes wurde versucht, diesem nega-

tiven Trend zu begegnen. Ein Dienstleistungsbereich zur Generierung von Provisi-

onen ist der Bereich des Investment-Bankings, der sich aber durch eine größere

Abhängigkeit von den Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten

auszeichnet. Auch der Bereich Investment-Banking konnte aber bisher trotz

zunehmender Bedeutung nicht die nachlassende Ertragskraft des Kreditgeschäfts

ausgleichen.61 Die Schwierigkeiten im Bereich des Zinsergebnisses lassen sich

teilweise durch Betrachtung der Volumenentwicklung von Unternehmenskrediten

verdeutlichen: so kann seit einigen Jahren ein Rückgang des Kreditgeschäfts bzw.

eine Zurückhaltung der Banken beobachtet werden. Gemäß einer Sonderuntersu-

chung der Kreditanstalt für Wiederaufbau über „Die Entwicklung der Kreditneuzu-

sagen“ aus dem Jahr 2005 ging seit dem Höchststand Ende des Jahres 2001 bis

zum Betrachtungszeitpunkt Ende 2004 die Kreditbestände an inländischen Unter-

nehmen und Selbstständigen insgesamt um etwa 6,5 % zurück. Bricht man diese

Kreditvergabetendenz auf die unterschiedlichen Bankengruppen herunter, so

reduzierte sich der Anteil des Kreditbanksektors an den gesamten gewerblichen

Kreditneuzusagen um durchschnittlich 3 Prozentpunkte auf 36 %, während der

Anteil des Genossenschaftsverbundes stabil bei 15 % geblieben ist und der

Sparkassenverbund sogar eine leichte Zunahme an Kreditzusagen von 37 % auf

40 % verzeichnen konnte. Als Gründe für die rückläufige Kreditvergabepraxis vor

allem der Kreditbanken gelten neben konjunkturellen Gründen aufgrund einer

59 o.V. Interview mit BREUER, ROLF (FAZ, 6.1.2002). 60 Vgl. KIRMßE ET AL. (2001), S. 33. 61 Vgl. SCHRÖDER ET AL. (2003), S. 115f.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

rückläufigen Kreditnachfrage im Rahmen einer im Konjunkturabschwung sinken-

den Investitionstätigkeit vor allem strukturelle Gründe, die mit einem grundlegend

veränderten Bankenumfeld zu tun haben.62 Die Strukturveränderungen lassen sich

dabei aus verschiedenen Perspektiven betrachten. So nennt HARTMANN-WENDELS

u.a. in diesem Zusammenhang den zusätzlichen Wettbewerb durch Non- und

New-Banks sowie den zunehmenden Wettbewerb durch international operative

Retail-Banken.63

2.2.2 Regulatorische Rahmenbedingungen

Aufgrund noch näher zu spezifizierender banktypischer Risiken, zählt ge-

mäß ADRIAN der Bankensektor heute zu den am meisten regulierten Branchen in

Deutschland. Dabei gilt es für die zuständige Bankenaufsicht, durch Eingrenzung

der geschäftspolitischen Entscheidungsfreiheit sowie durch entsprechende Kon-

trollen Risiken zu vermindern, um die Krisenanfälligkeit für das jeweilige Kreditinsti-

tut und für das gesamte Kreditwesen zu reduzieren.64 Durch Aufführen maßgebli-

cher Regulatoren soll aufgezeigt werden, wie die Bankpolitik im Kreditbereich

beeinflusst wird.

2.2.2.1 KREDITWESENGESETZ (KWG)

Die wichtigste Rechtsgrundlage für die Bankenaufsicht65 ist das 1961 ein-

geführte und seitdem mit unterschiedlichen Novellen versehende Kreditwesenge-

setz (KWG) in der Neufassung vom 09. September 1998. Durch das KWG wird

der gesetzliche Handlungsrahmen für die staatlichen Organe der Bankenaufsicht

festlegt. Dabei sehen die bankenaufsichtsrechtlichen Vorgaben sowohl eine

generelle Erlaubnispflicht zum Betreiben von Bankgeschäften als auch eine um-

fassende laufende Überwachung bankgeschäftlicher Aktivitäten vor.66 Durch die

Kontrolle von Kreditinstituten will die Bankenaufsicht das Vorbeugen gegen Risi-

ken und Störungen im Kreditwesen durch einen Solvenzschutz erreichen. Dabei

soll durch die Kontrolle ein Schutz der Kundeneinlagen sichergestellt werden.

Auch sollen durch die Ausgestaltung des bankaufsichtsrechtlichen Rahmens die

62 Vgl. KÖSTER (2003), S. 12. 63 Vgl. HARTMANN-WENDELS ET AL. (2003), S. 64. Retailbanken zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich auf standardisierte, einheitliche, wenig erklärungsbedürftigen Produkte und Dienstleistungen vor allem für den Geschäftsbereich der Privatkunden, der Selbstständigen sowie der Kleinfirmen spezialisieren. Vgl. VEIL (1998), S. 12. 64 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 589. 65 Zentrale Institution der Bankenaufsicht ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin, die für die Aufsicht über die Kreditinstitute nach den Vorschriften des KWG verantwortlich ist. Die BaFin ist eine dem Finanzministerium nachgeordnete selbstständige Bundesbehörde mit Sitz in Berlin. Vgl. Gesetz über das Kreditwesen. 66 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S.590ff.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

Wahrscheinlichkeit der Zahlungsunfähigkeit einer Bank deutlich verringert werden

und somit mögliche negative Beeinträchtigungen durch das Kreditwesen auf die

Finanzmärkte und die Gesamtwirtschaft vermieden werden. Kreditrisiken stellen

dabei ein wesentliches Risiko der Geschäftstätigkeit von Kreditinstituten dar, die

maßgeblich für auftretende wirtschaftliche Schwierigkeiten sein können. Wie oben

aufgeführt, ist wichtiger Teilaspekt der Aufsichtstätigkeit das Aufstellen und die

laufende Überwachung von Normen zur Begrenzung von Kreditrisiken. Begren-

zungsnormen für Kreditrisiken ergeben sich durch die Relation der ausfallgefähr-

deten Forderungen und anderen Aktiva zu dem als Risikoauffangpotenzial vorhan-

denen haftenden Eigenkapital der Kreditinstitute. Dabei setzt sich das Eigenkapital

im Wesentlichen aus dem bilanziellen Eigenkapital, hybriden Finanzierungsinstru-

menten sowie Teilen der stillen Reserven zusammen.67

Das KWG sieht für das Kreditgeschäft einen umfangreichen Vorschriftenka-

talog vor zur Begrenzung möglicher Kreditrisiken. Durch detaillierte Melde-, Offen-

legungs- und Beschlussfassungspflichten soll den Kreditinstituten u.a. die Beurtei-

lung von Risiken erleichtert werden. Dabei ist es im Interesse des Gläubigerschut-

zes notwendig, dass sich die Kreditinstitute zur Beurteilung der kreditspezifischen

Risiken Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse des Schuldners verschaffen.

Gemäß des §18 KWG darf ein Kreditinstitut einen Kredit von insgesamt mehr als

750.000 Euro nur gewähren, wenn es sich von dem Kreditnehmer die wirtschaftli-

chen Verhältnisse, insbesondere durch Vorlage der Jahresabschlüsse, im Rahmen

der Kreditvergabe als auch während der Dauer des Kreditverhältnisses einmal

jährlich offen legen lässt.68

2.2.2.2 BASLER AKKORDE

Aufgrund der steigenden Bedeutung international agierender Kreditinstitute

wurden 1988 im Basler Akkord, heute als »Basel I« bezeichnet, Anstrengungen

unternommen, die Angleichung der nationalen Aufsichtsnormen zu ermöglichen

sowie die Vermeidung von aus Aufsichtsdivergenzen resultierenden Wettbewerbs-

nachteile zu erreichen. Primäres Ziel war es, die Überwachung international tätiger

Geschäftsbanken zu ermöglichen. Dabei sollte der Basler Akkord eine Empfehlung

für Gesetzgeber darstellen, wurde aber durch im Wesentlichen unveränderte

67 Dabei setzt sich Eigenkapital im Wesentlichen aus dem bilanziellen Eigenkapital, hybriden Finanzierungsinstrumenten sowie Teilen der stillen Reserven zusammen. Vgl. SCHÖNING (2003), S.193; Unterschieden wird bei den Begrenzungsnormen in das allgemeine Kreditrisiko sowie in das spezielle Risiko wie z.B. Großkredite, welche im Weiteren nicht betrachtet werden. Vgl. SCHÖNING (2003), S.193. 68 Hiervon kann abgesehen werden, wenn die mit Krediten verbundenen Risiken durch Berück- sichtigung von Sicherheiten abgebaut werden kann. Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 624.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

Umsetzung in EU- und nationales Recht verbindlich für alle deutschen Kreditinsti-

tute.69

Ziel der Reform der Eigenkapitalunterlegungsvorschriften durch den Basler

Akkord für die Bankenaufsicht ist u.a., dass die Kreditrisiken zukünftig entspre-

chend ihrer Ausfallgefährdung mit haftendem Eigenkapital zu unterlegen sind.

Außerdem sollen die bislang implizit enthaltenen operationellen Risiken 70 des

gesamten Bankgeschäfts gesondert erfasst werden.71 Die Bestimmung der Aus-

fallgefährdung von Krediten erfolgt unter der Berücksichtigung von Rating-

Verfahren für deren Anerkennung die Bankenaufsicht Mindestanforderungen stellt.

Durchgeführt werden können die Ratings wahlweise bankintern oder durch exter-

ne Rating-Agenturen. Dabei kommt den Ratings als Instrument zur Bonitätsbeur-

teilung die Aufgabe zu, eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen

ordnungsgemäßen Erbringung der Zins- und Tilgungsleistung zu treffen. 72 Da

jedes Kreditinstitut eigene Rating-Verfahren entwickeln kann, können erforderliche

Eigenkapitalunterlegungen für den gleichen Kreditnehmer kreditinstitutsspezifisch

durchaus unterschiedlich ausfallen, da gemäß SCHÖNING73:

die Anzahl der Sicherheiten, die berücksichtigt werden können, unterschied-

lich ist,

der Umfang der Risikounterscheidung unterschiedlich ist,

die Anzahl der Risiko-Klassen differieren kann (Pflicht sind mindestens sechs

für intakte Kredite plus eins für nicht intakte Kredite)

sich aufgrund der unterschiedlichen Ausfallquoten in der Vergangenheit die

geschätzten auf die Vergangenheitswerte aufbauenden Ausfallwahrscheinlich-

keiten je Risikoklasse zwischen den Instituten unterscheiden können, des Wei-

teren

die Höhe der Eigenkapitalunterlegung auch von der Häufigkeit der

Rating-Erhebung und damit verbundenen möglichen Rating-Änderungen be-

einflusst wird.

69 Vgl. SCHÖNING (2003), S. 193f. 70 Operative Risiken sind u.a. interne Personal-, Rechts- und Systemrisiken sowie externe Katastrophenrisiken, vgl. BASLER AUSSCHUSS (2001), S. 2. 71 Vgl. SCHÖNING (2003), S. 195. 72 Vgl. KRÄMER-EIS (2000), S. 21. 73 Vgl. SCHÖNING (2003), S. 197.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

Auch können sich Unterschiede in den Rating-Einstufungen durch die Be-

rücksichtigung von manuell zu erhebenden und vom Fragenden selbst einzu-

schätzenden qualitativen Informationen ergeben.

In den zukünftig notwendigen Rating-Prozessen werden, ergänzend zu den primär

finanzkennzahlenorientierten Instrumenten der Kreditwürdigkeitsprüfung und der

laufenden Kreditüberwachung im Rahmen des Rating-Prozesses, verstärkt auch

qualitative Gesichtspunkten zu berücksichtigen sein. Das wird dazu führen, dass

generell seitens der Kreditnehmer ein höheres Maß an Transparenz im Hinblick auf

Unternehmensinformationen erforderlich sein wird.74 Vor allem die KMU müssen

für ein risikogerechtes Rating einen deutlich tieferen Einblick in die bewertungsre-

levanten Teilbereiche gewähren. Auf der anderen Seite bedarf es seitens der

Kreditwirtschaft einer erhöhten Kompetenz bei der Analyse von Unternehmens-

und Marktinformationen sowie bei der Kommunikation der Ergebnisse.75 Diese

zukünftigen Erfordernisse führen zukünftig zu einer beidseitigen Erhöhung der

Transparenz und Professionalität des Kreditnehmer/geber-Verhältnisses, die die

bislang vorherrschenden gegenseitigen Vorbehalte abbauen.76 Die Komplettein-

führung von Basel II erfolgt bis Ende 2006.77 Defizite sind vor allem in der oben

aufgeführten eingeschränkten Vergleichbarkeit der Rating-Ergebnisse zwischen

den Kreditinstituten zu sehen.

2.2.2.3 MINDESTANFORDERUNGEN AN DAS KREDITGESCHÄFT

Seit der Veröffentlichung der „Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft

der Kreditinstitute“ (MaK) am 20. Dezember 2002 existieren durch die BUNDESAN-

STALT FÜR FINANZDIENSTLEISTUNGSAUFSICHT umfassende Standards für die Aufbau-

organisation dieses Geschäftszweigs, für den Kreditvergabeprozess sowie die

Identifizierung, Steuerung und Überwachung der Risiken.78 Berücksichtigt werden

müssen die MaK grundsätzlich von allen Kreditinstituten im Sinne des Kreditwe-

sengesetzes (§ 1 Abs. 1 KWG bzw. § 53 Abs. 1 KWG).79 Neben Kreditentschei-

dungsprozessen, Kreditrisikostrategien und Organisationsrichtlinien sehen die

Vorschriften des Rundschreibens der Finanzdienstleistungen eine Funktionstren-

74 Vgl. SCHÖNING (2003), S 202 ff. 75 Vgl. SCHÖNING (2003), S. 208; KUHN (2001), S. 18; ARNOLD ET AL (2001), S. 713. 76 Vgl. SCHÖNING (2003), S. 208. 77 Vgl. MEISTER (2004); S. 622. 78 Vgl. GROß (2003), S. 94; Gemäß den Veröffentlichungen gilt für die Umsetzung eine zweistufige Übergangsregelung. Anforderungen ohne notwendige IT-Anpassungen mussten bis zum 30. Juni umgesetzt sein, während die 2. Stufe bis zum 31. Dezember 2004 erfolgen muss. 79 Die MaK sind auch für die Zweigniederlassungen deutscher Kreditinstitute im Ausland zu berücksichtigen. Dagegen müssen sie von inländischen Zweigniederlassungen von Unternehmen mit Sitz in einem anderen Staat des Europäischen Wirtschaftsraums (53 b KWG) nicht angewendet werden. Vgl. GROß (2003), S. 94.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

nung vor. Danach ist eine klare, funktionale Aufteilung in die Bereiche Markt und

Marktfolge vorzunehmen. Während der Marktbereich für die Initiierung der Kredit-

geschäfte verantwortlich ist, fallen Prozesse und Aufgaben wie zum Beispiel die

Aufgaben des Kreditrisikocontrollings, die Überprüfung bestimmter Sicherheiten,

bedeutende Entscheidungen über die Risikovorsorge sowie die Federführung bei

der Problemkreditbearbeitung in den Marktfolgebereich. Beide Bereiche sind

einschließlich der Ebene der Geschäftsleitung auch aufbauorganisatorisch zu

trennen.80

Des Weiteren fordern die Standards Kriterien in den Organisationsrichtlinien,

die eine Abgabe eines Engagements als Problemkredit an die auf die Sanierung

spezialisierten Mitarbeiter oder Bereiche bzw. deren Einschaltung auslösen.81 Der

Problemkreditbearbeitung vorgelagert, ist gemäß der MaK die Intensivbetreuung.

Dabei soll gemäß separat festzulegender Kriterien ein Engagement gesondert

beobachtet werden. Genauere Ausgestaltungen einer Intensivbetreuung sehen die

MaK aber nicht weiter vor.

2.2.3 Ausblick

In Deutschland ist seit mehreren Jahren eine reservierte Kreditvergabepraxis

zu beobachten, von der vor allem kleinere Unternehmen betroffen sind.82 Dies ist

u.a. die Konsequenz aus dem im Vergleich zu anderen Geschäftsfeldern der

Kreditinstitute geringerem Erfolgspotenzial von Teilbereichen des Kreditgeschäfts.

Dabei erfährt das Kreditgeschäft vor allem durch die Risiko- und Kapitalkosten

eine negative Beeinträchtigung der Erfolgssituation.83 Aufgrund dessen versuchen

vor allem Kreditinstitute mit einem höheren Entwicklungsstand bei den Risikoma-

nagementsystemen sowie im Vergleich zu öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten

oder Genossenschaftsbanken ohne satzungsgemäße Festlegung bestimmter

Regionen, Kundengruppen oder Geschäftsfeldern, die Aktivitäten zu reduzieren, in

denen langfristig die Unternehmensziele nicht erreicht werden können. 84 Zur

genaueren Bestimmung der Margen und der Profitabilität im Kreditgeschäft,

werden darüber hinaus die Controllinginstrumentarien präziser und umfassender

gestaltet.85

80 Vgl. GROß (2003), S. 95. 81 Vgl. GROß (2003), S. 96. 82 So ergab sich für die Entwicklung von Unternehmenskrediten in Deutschland für 2004 im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von -3,8 %. Vgl. Häring (2005), S. 19. 83 Vgl. O.V. (2001), S. 36. 84 Vgl. SCHÖNING (2003), S. 204f. 85 Vgl. GERMANN (2004), S. 92.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

Im Rahmen der Einführung der Vorschriften »Basel II« wird zukünftig das

Ergebnis des Ratings entscheidend für den Zugang zu Bankkrediten und für deren

Konditionen sein.86 So wird die Finanzierungsstruktur von erheblicher Relevanz für

eine entsprechende Rating-Einstufung sein. Wie oben aufgeführt, waren die

Kapitalstrukturen in der Vergangenheit durch hohe Fremdkapitalquoten geprägt.

Durch die Verteuerung und u.U. Verknappung von langfristigen Bankkrediten bei

geringen Eigenkapitalquoten, wird aber zukünftig ein Anreiz geschaffen, eine

Verbesserung der Eigenkapitalausstattung durch Nutzung neuerer Formen der

Eigenkapitalbereitstellung oder Investitionsfinanzierungen zu erwirken.

Vor allem aber für kleine und mittlere Unternehmen werden die Möglichkei-

ten begrenzt sein, sich direkt am Kapitalmarkt zu finanzieren. Die DEUTSCHE BUN-

DESBANK schätzt, dass nur für 3 bis 5% der KMU alternative Finanzierungsformen

zur Verfügung stehen werden.87 Der klassische Bankkredit macht somit auch in

Zukunft den Hauptteil von Unternehmensfinanzierungen aus. Mang nennt als

Gründe dafür die jeweilige Betriebsgröße, das relativ geringe Volumen des benö-

tigten Kapitals, die hohen Informations- und Offenlegungspflichten sowie die

Kosten, die zum Beispiel ein Börsengang mit sich bringt.88 Neben alternativen

Formen der Eigenkapitalbereitstellung existiert für größere Unternehmen eher die

Möglichkeit, ihre Fremdkapitalstruktur durch die Aufteilung auf die verschiedenen

Arten von Bankkrediten, Lieferantenkrediten, Direktaufnahmen am Kapitalmarkt

sowie anderen Finanzierungsformen wie Leasing oder Factoring zu beeinflussen.

Kleine und mittlere Unternehmen sind somit auch zukünftig zu einer sorgfältigen

Prüfung der Finanzierungsmöglichkeiten gezwungen, um die Finanzierung über

Förderkredite und Spezialfinanzierungsformen für sich zu ermöglichen bzw. zu

optimieren.89 Im Vergleich zu Großunternehmen werden somit vor allem KMU

weiterhin auf Bankkredite angewiesen sein und im Vergleich zu Großunternehmen

weniger Möglichkeiten zur Erschließung alternativer Finanzierungsquellen besitzen.

Des Weiteren kommt für KMU hinzu, dass sie eine bestehende Hausbankbezie-

hung nur schwer durch eine weitere Bankverbindung ergänzen oder austauschen

können. Dies ist u.a. auf die asymmetrische Informationsverteilung zwischen den

potenziellen Kreditgebern und Kreditnehmern zurückzuführen. Erschwerend

kommt hinzu, dass zu Beginn einer Kreditbeziehung die Kosten einer Kreditwür-

digkeitsprüfung entstehen, die zwar letztendlich der Kreditnehmer trägt, die ein

Kreditinstitut jedoch nur dann vorleistet, wenn es grundsätzlich davon ausgehen

kann, dass die Prüfung des Kreditnachfragers einen positiven Bescheid ergibt.

86 Vgl. SCHÖNING (2003), S. 206. 87 Vgl. MEISTER (2001), S. 3. 88 Vgl. MANG (2003), S. 36. 89 Vgl. KfW: Unternehmensfinanzierung im Umbruch – Die Finanzierungsperspektiven deutscher Unternehmen im Zeichen von Finanzmarktwandel und Basel II (2002), S. 116f.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

Darüber hinaus werden sich die Kreditinstitute fragen, weshalb das Unternehmen

nicht auf seine bisherige Hausbank zurückgreift und deshalb häufig den Kredit-

wunsch ohne jede weitere Prüfung abschlägig bescheiden. Dadurch ergibt sich

zukünftig eine noch stärkere Bindung des betreffenden mittelständischen Unter-

nehmens an seine Hausbank.90

Trotz der aus dem Firmenkundengeschäft resultierenden geringeren Rendi-

ten, höheren Risiken sowie den im Vergleich zu anderen Geschäftsbereichen

höheren Eigenkapitalunterlegungsvorschriften, konnten die Kreditinstitute für das

Kreditgeschäft durchgängig noch keine alternativen Erlösquellen generieren.91

Durch die Basel II–Einführung wird das Kreditnehmer/-geber-Verhältnis zu-

künftig beiderseitig von größerer Transparenz und Professionalität geprägt sein

müssen. Durch die Rating-Anforderungen müssen die Unternehmen einerseits

einen deutlich tieferen Einblick in die bewertungsrelevanten Teilbereiche gewähren

und andererseits die Kreditinstitute für die Bewertung von Unternehmens- und

Marktinformationen sowie bei der Kommunikation der Ergebnisse eine höhere

Kompetenz aufweisen um den erhöhten Anforderungen gerecht zu werden.92 Aus

dieser Betrachtung wird auch die zukünftige Bedeutung der Fremdkapitalfinanzie-

rung über Kredite für Kreditinstitute als Kreditgeber sowie für kleine und mittlere

Unternehmen als Kreditnehmer deutlich. Durch diesen weithin hohen Stellenwert

des Kreditgeschäfts für deutsche Kreditinstitute bedarf es einer genaueren Be-

trachtung des Umgangs mit den aus dem Kreditgeschäft resultierenden Kreditrisi-

ken und dem Umgang der Risiken durch die Kreditinstitute.

90 Vgl. SCHÜLER (2002), S. 1. 91 Vgl. SCHÖNING (2003), S. 205.

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3 Charakteristik des Kreditmanage-

ments

Ziele und Aufgaben eines Kreditmanagements werden im Wesentlichen

durch die Geschäfts- und Kreditpolitik einer Bank beeinflusst. Dabei hat sich diese

strategische Ausrichtung an den gesamtwirtschaftlichen Gegebenheiten zu orien-

tieren, da vor allem das Kreditgeschäft in hohem Maße von wirtschaftlichen und

teilweise von gesellschaftlichen Entwicklungen beeinflusst wird.

Das Kreditmanagement steht daher vor der Aufgabe, exogene und endo-

gene Veränderungen zeitnah wahrzunehmen, um auf die daraus resultierenden

Chancen und Risiken reagieren zu können. Darüber hinaus hat sich durch Verän-

derungen der kreditwirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Wettbewerbs-

situation der Banken allgemein als auch im Kreditgeschäft verstärkt. 93 Somit

unterliegt das Kreditmanagement ständigen Veränderungen, da eine fortwährende

Anpassung an die sich ändernden Umweltbedingungen erfolgen muss. Durch die

Formulierung der Kreditpolitik sowie die Festlegung der Kreditziele muss für die

Gestaltung und Steuerung des Kreditgeschäfts gesorgt werden. Die kredit-

politischen Entscheidungen werden von unterschiedlichen internen und externen

Faktoren bestimmt und beinhalteten die gleich zu gewichteten Elemente des

Kreditmarktes mit den Marktstrategien sowie des Kreditrisikos mit den Risiko-

strategien.94 Dem Kreditmanagement obliegt dabei, die Ziele der organisatorischen

Einheiten der Bank in Einklang mit den Gesamtbankzielen zu bringen.95 Nach

SCHMOLL beinhaltet diese kreditpolitische Ausgestaltung eine Marktdimension und

eine Risikodimension. Während die Gestaltung und Steuerung des Kreditge-

schäfts hinsichtlich der Marktdimension durch das Verkaufsmanagement zu

verantworten ist, ist für die Abdeckung der Risikodimension das Risikomanage-

ment verantwortlich.96

Durch den hohen Anteil der Aktivposten in der Bankbilanz resultiert aus

dem Kreditgeschäft naturgemäß auch das größte Gefahrenpotenzial für finanzielle

Verluste. Vor allem durch die Dimension des Kreditrisikos unterscheidet sich das

Kreditgeschäft von den sonstigen Bankleistungen. Dabei geht es nach SCHMOLL

92 Vgl. SCHÖNING (2003), S. 208. 93 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 14. 94 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 25f. 95 Vgl. ARAIN (2004), S. 28. 96 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 23.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

nicht um eine generelle Risikovermeidung, sondern um eine bewusste Einschät-

zung von Risiken im Kreditgeschäft.97

Der Umgang mit Risiken, als wichtiger Teilbereich des Kreditmanagements,

ist auf unterschiedlichen Ebenen in der Bank angesiedelt. Es sollte somit keine

getrennte Betrachtung des Risikomanagements erfolgen, da erst die Berücksichti-

gung des Gesamtmanagements eine verbesserte Risikosituation ermöglicht. Dabei

ist das Risikomanagement eine integrale Funktion der Kreditpolitik und somit eine

mit dem kreditwirtschaftlichen Steuerungsprozess untrennbar verbundene Aufga-

be.98

Nach ARAIN hat ein Kreditmanagementsystem die Anforderungen zu erfül-

len, dass es zielgerichtet, fehlerfrei, vollständig und praktisch anwendbar ist.99 Die

Zielausrichtung erfährt es durch eine Ausrichtung der am Kreditprozess beteiligten

organisatorischen Einheiten der Bank bei ihren Entscheidungen an den Interessen

der Gesamtbank. Durch ein auf mindestens intersubjektiv überprüfbaren Daten

basierendes Kreditmanagement, das darüber hinaus die bestehenden Korrelati-

onseffekte zwischen den Ausfallrisiken der Kredite berücksichtigt, wird nach ARAIN

der Anspruch der Richtigkeit erfüllt. Die Vollständigkeit soll durch Berücksichtigung

aller im Kreditprozess zu treffenden Entscheidungen und aller Kundengruppen

einer Bank gewährleistet sein. Die Forderung nach der praktischen Anwendbarkeit

betrifft nach ARAIN die Handhabbarkeit und Transparenz der Systeme sowie die

Berücksichtigung möglicher strategischer Impulse zur Steuerung des Gesamt-

hauses. Diese aufgeführten Anforderungen lassen sich aus den Anforderungen an

das interne Rechnungswesen von Banken ableiten.

3.1 Risikomanagement im Kreditgeschäft

Die Messung, Bewertung und Steuerung von Kreditrisiken nimmt unter der

Bezeichnung »Kreditrisikomanagement« als Teilbereich des Kreditmanagements

vor allem bei Finanzintermediären, eine herausragende Stellung ein. Es existieren

in der Literatur unterschiedliche Definitionen für das Risikomanagement. OEHLER

versteht unter Risikomanagement die Unternehmensführung unter Berücksichti-

gung der Unsicherheit als eine mögliche Entscheidungssituation. Dabei steht im

Vordergrund der Betrachtung die Begrenzung der Risiken im externen Leistungs-

bereich. Eine völlige Risikovermeidung kann dabei niemals Zielsetzung sein, da

eine Verbesserung der Ertragslage und die Gewinnerzielung eine bewusste Über-

nahme von Risiken voraussetzen. Das Risikomanagementsystem lässt sich in die

97 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 27f. 98 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 36. 99 Vgl. ARAIN (2004), S. 36.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

funktionale und institutionelle Perspektive unterteilen. 100 Die Institution umfasst

dabei den Personenkreis dem die Gesamtführung und Gesamtverantwortung des

Kreditgeschäfts obliegt.101 Die institutionelle Perspektive setzt sich somit mit der

aufbauorganisatorischen Integration des Risikomanagements auseinander. 102

Dagegen bedeutet die funktionelle Sichtweise die Gestaltung und Steuerung des

Kreditmanagements einer Bank, um Risiken zu analysieren und zu bewältigen.103

Dabei gilt es, durch die Berücksichtigung der Unsicherheit im Kreditgeschäft, die

aus dem Abschluss von Finanzkontrakten und Finanztiteln resultierenden Risiken

zu analysieren und zu steuern.104 Das Kreditmanagement als Führungsaufgabe

beinhaltet dabei die Formulierung kreditpolitischer Ziele, sowie das Planen, Orga-

nisieren, Steuern, Führen und Kontrollieren.105

Für die Bezeichnungen der dem Risikomanagement zugeordneten Funktio-

nen existieren in der Literatur keine Vereinheitlichungen. Dagegen sind die dahinter

stehenden Inhalte nach der Aussage von OEHLER überwiegend deckungsgleich.

Eine mögliche Systematisierung des Risikomanagements ergibt sich nach OEHLER

durch die Unterscheidung in Risikoanalyse und Risikopolitik. Die Identifikation,

Messung und Kontrolle von Risiken sind dabei wesentliche Aufgaben der Risiko-

analyse bzw. des Risikocontrollings, wie die Funktion auch häufig bezeichnet wird.

Dagegen gehört zu den Aufgaben der Risikopolitik die Bewertung der durch die

Risikoanalyse aufbereiteten Risiken und die hieraus resultierende Umsetzung der

Maßnahmen zur Steuerung der Risiken.106 Im Folgenden wird im ersten Schritt auf

die finanzwirtschaftlichen Risiken eingegangen, um im zweiten Schritt aufzuzeigen,

inwieweit den finanzwirtschaftlichen Risiken mit einem entsprechenden Risiko-

managementsystem begegnet werden kann.

3.1.1 Risiken im Kreditgeschäft

Bevor ein für das Kreditmanagement zweckmäßiger Risikobegriff eingeführt

wird, gilt es, die möglichen Entscheidungssituationen im Rahmen eines Kredit-

geschäftes aufzuzeigen, um dann darauf aufbauend Ableitungen von Risiko-

definitionen vorzunehmen.

100 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 15 f.; SCHMOLL (1993), S. 23. 101 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 24. 102 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 16. 103 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 24; OEHLER ET AL. (2002), S. 15. 104 Dabei sind als die häufigsten Grundtypen die Beteiligungstitel und Forderungstitel den Finanz- kontrakten zuzuordnen. Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 15. 105 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 24. 106 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 16.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

Entscheidungssituationen lassen sich unterteilen in Entscheidungen unter

Sicherheit und unter Unsicherheit. Im Fall der Sicherheit existiert nur eine Ent-

scheidungsfolge, wobei das Ergebnis einer Entscheidung vollständig begrenzt ist.

Dagegen kann unter Unsicherheit eine Entscheidung mehrere unterschiedliche

Konsequenzen haben, ohne dass eine feststehende Entscheidungsfolge existiert.

Das Wirtschaftsleben ist in der Realität der Unsicherheit in mannigfaltiger Weise

ausgesetzt. Entsprechend stellt die Beschäftigung mit dieser Unsicherheit und

deren Begegnung ein Grundproblem auch der betriebswirtschaftlichen Forschung

dar.107

3.1.1.1 AKTIVE KREDITRISIKEN

Die in der bankwirtschaftlichen Literatur verwendeten Risikodefinitionen um-

fassen die aus der Unsicherheit über zukünftige Entwicklungen resultierende

Gefahr des Misslingens einer Leistung, einer Fehleinschätzung und einer negativen

Zielabweichung.108 Dabei können nach OEHLER als mögliche Zielgrößen für die

Definition von Abweichungen Variablen wie Zahlungsströme, Vermögensgrößen

oder deren absolute Veränderungen oder Veränderungsraten von Zahlungsmittel-

oder Vermögensbeständen berücksichtigt werden.109 Eine mögliche Systematisie-

rung des Risikos im Kreditgeschäft ist die Unterteilung nach bankgeschäftlichen

und bankbetrieblichen Risiken. Die bankgeschäftlichen Risiken resultieren in

diesem Zusammenhang aus der unmittelbaren Kundenbeziehung, da eine Unge-

wissheit vorhanden ist, ob der mit dem Kreditnehmer vereinbarte Zahlungsstrom

während der Kreditlaufzeit ordnungsgemäß zurückfließt. 110 Als Teilrisiken des

bankgeschäftlichen Kreditrisikos ergeben sich wiederum das Kreditausfallrisiko,

das Liquiditätsrisiko, das Besicherungsrisiko, das Zinsänderungsrisiko, das Geld-

wertrisiko sowie das Währungsrisiko.111 Die drei erstgenannten Risiken lassen sich

wiederum dem aktiven Kreditrisiko zuordnen. Die verbleibenden Risiken dagegen

sind Teil des Marktrisikos, durch externe Datenänderungen bedingt und können in

der Regel abgewälzt bzw. kompensiert werden, weshalb sie nicht weiter betrach-

tet werden. Somit werden im Folgenden unter Kreditrisiken nur die Teilrisiken des

aktiven Kreditrisikos verstanden. Die Kreditausfall- und Liquiditätsrisiken ergeben

das Bonitätsrisiko, das damit letztlich die Gefahr einer negativen Abweichung der

vereinbarten von den tatsächlich gezahlten Zins- und Tilgungsleistungen zusam-

menfasst. Das Verlustrisiko im engeren Sinn bzw. das Kreditausfallrisiko zielt dabei

auf das Ausfallrisiko im Ganzen oder eines Teilbetrages des Kreditbetrages sowie

107 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 10. 108 Vgl. KÖRNER (1998), S. 493. 109 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 21. 110 Vgl. STRACK (1976), S. 21. 111 Zu den Einzelrisiken des Kreditrisikos vgl. SCHMOLL (1993), S. 29; DICKEN (1999), S. 9.

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der vereinbarten Zinsen und Provisionen ab. Dagegen besteht beim Liquiditätsrisi-

ko die Gefahr der nicht termingerechten Zinszahlung sowie der Kreditrückzahlung

gemäß Kreditvertrag.112

3.1.1.2 BANKBETRIEBLICHE RISIKEN

Um möglichen Kreditrisiken seitens der Kreditinstitute entgegenwirken zu

können, bedarf es neben der Betrachtung der aktiven Kreditrisiken ebenfalls der

Berücksichtigung der bankbetrieblichen Risiken des technisch-organisatorischen

Bereiches. So resultieren Gefahren und Verlustquellen aus der Führungskonzepti-

on und der Geschäftspolitik, der Aufbau- und Ablauforganisation, aus dem Infor-

mationswesen und der Dokumentation, den Pouvoirregelungen sowie aufgrund

der jeweiligen Kreditkultur:

Geschäftspolitik und Führungskonzeption

Die Kreditpolitik als Teilbereich der Gesamtgeschäftspolitik ist verantwortlich

für die zu treffenden Entscheidungen, in welchem Umfang und in welcher Art das

Aktivgeschäft eines Kreditinstitutes realisiert werden soll. So gilt es durch Festle-

gung z.B. des Anforderungsniveaus bei der Kreditprüfung oder der Fixierung der

Hauptzielgruppen, strategische Vorgaben für Kreditentscheidungen zu tätigen.

Aufbauorganisation im Kreditgeschäft

Zur Vermeidung bankbetrieblicher Risikoquellen im Bereich der Aufbauor-

ganisation und der Abläufe im Kreditbereich bedarf es einer laufenden, kritischen

Analyse der Kreditorganisation sowie der daraus resultierenden Identifikation

aufbauorganisatorischer Regelungen und Maßnahmen. So können durch eine

unzweckmäßige Stellengliederung, unklare Kompetenzregelungen, nicht eindeuti-

ge Hierarchien, fehlende und unklare Stellenbeschreibungen, unzureichende

personelle Funktionstrennungen, fehlende Regelung der Stellenvertretungen sowie

unvollständige bzw. nicht klare Aufgabenaufteilungen entsprechende Risiken für

den Kreditbereich erwachsen.

Ablauforganisation im Kreditgeschäft

Das generelle Ziel der Ablauforganisation liegt unabhängig von der Anzahl

der Kreditanträge in der Realisierung der kürzesten Zeit des Durchlaufens der

Bearbeitungsobjekte Kreditberatung, Kreditbearbeitung, Kreditentscheidung und

Kreditprüfung durch das Kreditinstitut. Dabei bedarf es einer Berücksichtigung der

Grundsätze für interne Kontrollsysteme und damit wesentlicher Sicherheits-

112 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 30; SCHÜLER (2002), S. 11.

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aspekte, wobei die Geschwindigkeit des Kreditprozesses und die Sicherheit zur

Reduzierung der Gefahr von Fehlentscheidungen im Rahmen des Prozesses in

Einklang gebracht werden müssen. Durch Fehler im Ablauf, mangelhafte Koordi-

nation zwischen involvierten Stellen und Abteilungen, Mängel in der Personalum-

strukturierung, fehlende oder unvollständige Ablaufprozesse sowie fehlende

interne Kontrollen durch unzureichende Funktionstrennung können Risikofaktoren

entstehen.

Informationswesen und Dokumentation

Risiken fehlerhafter Kreditentscheidungen hängen unter anderen auch von

der Qualität des bankinternen Informationswesens ab, die sich durch unterschied-

liche Aktualität und Vollständigkeit sowie unsystematische Aufbereitung der Kre-

ditnehmerinformationen verschlechtert. Lückenhafte oder unsystematische

Sammlung und Erfassung von Daten können zu schwer nachvollziehbaren Kredit-

entscheidungen führen. Auch lassen sich vom Kunden abgegebene Schätzungen

bzw. Prognosen später anhand der vorliegenden Informationen nur schwer kon-

trollieren. Durch eine ineffiziente Informationssammlung, ungenügenden Dokumen-

tation sowie einer fehlenden systematischen Aufbereitung und Zusammenschau

der Unterlagen wird außerdem eine Erkennung negativer Ergebnistrends verhin-

dert. Neben der quantitativen Erfassung numerischer Faktoren müssen auch

qualitative Informationen für die Kreditentscheidung berücksichtigt werden, die

zukünftig ihre Berücksichtigung in den oben genannten Rating/Scoring-Verfahren

gemäß Basel II erfahren werden.113 Auch wenn dieses Risiko dem bankbetriebli-

chen Bereich zugeordnet werden kann, so sind sie doch in einer Abhängigkeit zur

Informationspolitik des jeweiligen Kunden zu sehen, in welchem Umfang, welcher

Qualität sowie zu welchem Zeitpunkt Informationen durch den Kunden zur Verfü-

gung gestellt werden.

Risikoquelle Kreditkultur

Als weitere Risikoquelle, zur Vereitelung der Ziele der Kredit- und Risikopoli-

tik ergeben persönlichkeitsbedingte und kreditkulturelle Faktoren, die den bankbe-

triebliche Alltag und somit auch das Kreditgeschäft beeinflusst können.114 Darüber

hinaus können sich durch derartige Denk- und Verhaltensmuster die nach LAUB

typischen Erscheinungsformen der Informationsunterdrückung, -monopolismus

113 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 33. 114 Dabei beinhaltet die Begrifflichkeit nach SCHMOLL die Summe der von der von Führungskräften und Mitarbeitern gemeinsam gelebten Werte, Denkmuster und Verhaltensnormen. Vgl. SCHMOLL (1993), S. 35.

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sowie -verfälschung ergeben und den Kommunikations- und Informationsfluss

beeinträchtigten und somit gewichtige Risiko- und Verlustquellen darstellen.115

Durch die Einführung der Mindestanforderungen an das Kreditwesengesetz

werden vor allem organisatorische Anforderungen an die Gestaltung des Kreditge-

schäfts gestellt, die sich auf die risikorelevanten Kreditentscheidungen, die Pro-

zesse und das Risikomanagement einschließlich der Kreditrisikostrategie bezie-

hen.116 Dabei sind die qualitativen Anforderungen zum großen Teil flexibel formu-

liert und ermöglichen entsprechende individuelle und risikoorientierte Anpassun-

gen. Entsprechend sollen im Folgenden vor allem die auch exogen geprägten

Bonitätsrisiken des aktiven Kreditrisikos sowie die Informations- und Dokumentati-

onsrisiken der bankbetrieblichen Risiken verfolgt werden um Möglichkeiten aufzu-

zeigen, die über die Anforderungen der MaK hinaus gehen.

3.1.2 Bedeutung Kreditrisiko

Das traditionelle Kreditgeschäft unterliegt seit einigen Jahren erheblichen

Veränderungen. Vor allem endogene Faktoren117 tragen zu diesen Entwicklungen

bei. So führt BEUTLER u.a. den substanziellen Rückgang der Immobilienpreise auf,

die wiederum einen starken Einfluss auf die jeweiligen Wertansätze und somit

auch auf die Ansätze der Kreditsicherheiten der Kreditinstitute sowie der Besiche-

rungsrisiken haben. Des Weiteren ergab sich vor allem vor Einführung von Basel II,

eine fehlerhafte Konditionenfestlegung in Form von ungenügend differenzierten

Risikoprämien, die zu einer zunehmenden Refinanzierung der kapitalkräftigen

Unternehmen über den Kapitalmarkt führte. Auch wenn aktuell zunehmend eine

bonitätsabhängige Bepreisung durch die Kreditinstitute durchgeführt wird, drückt

die hohe Liquidität an den internationalen Finanzmärkten und das aggressive

Vordringen ausländischer Finanzkonzerne die Preise für Großkredite.118

Ein weiterer gewichtiger Faktor für die Entwicklungen im Kreditmanage-

mentsektor ist die Entwicklung der Insolvenzahlen. Insolvenzen stellen nicht nur

volkswirtschaftlich sondern auch kreditwirtschaftlich eine bedeutsame Einflussgrö-

ße dar. Steigende Insolvenzen führen zu künftigen Ertragseinbußen im Firmenkun-

dengeschäft der Kreditinstitute, da Kunden, die von einer Insolvenz betroffen sind,

zukünftig i.d.R. für Bankprodukte als Abnehmer nicht mehr zur Verfügung stehen.

Die Folge der Insolvenzentwicklung ist darüber hinaus mit einer steigenden Anzahl

115 Vgl. Laub (1982), S. 95. 116 Vgl. BREISCH ET AL. (2004), S. 270. 117 Neben den endogenen Faktoren zählt Beutler noch die exogenen sowie die methodischen Faktoren. Vgl. BEUTLER (2001), S. 7ff. 118 Vgl. POTTHOFF (2004); S. 17.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

von Kreditausfällen verbunden die wiederum eine handelsrechtliche Abbildung auf

der Aufwandsseite der Bankjahresabschlüsse begründen. Diese ertragsseitige

Berücksichtigung erfolgt u.a. durch die Höhe der notwendigen Risikovorsorge für

das Kreditgeschäft, ausgedrückt in den Pauschalwertberichtigungen für das

allgemeine latente Kreditrisiko und insbesondere auch über den Bedarf an Einzel-

wertberichtigungen für das spezielle Kreditrisiko.119 So müssen für akute Kreditrisi-

ken in der Bankbilanz Einzelwertberichtigungen auf die entsprechenden Forderun-

gen gebildet werden, während uneinbringliche Kredite auszubuchen sind. Ent-

sprechend der Entwicklung der Insolvenzen, hat sich der Anteil für Wertberichti-

gungen im Jahr 2000 von 40 % auf 60 % des Teilbetriebsergebnissen bei den

deutschen Kreditinstituten erhöht.120

Die oben dargestellte Vielfalt der Risiken im Kreditgeschäft sowie die aus

den Risiken resultierenden wirtschaftlichen Folgen, erfordern ein effizientes Risi-

komanagement. Die Sicherung der Marktposition im zunehmenden Wettbewerb

wird zukünftig vor allem von der Fähigkeit der Kreditinstitute abhängen, inwieweit

es ihnen gelingt, Kreditrisiken mit entsprechenden Maßnahmen zu reduzieren bzw.

nicht weiter ansteigen zu lassen.121

3.2 Anforderungen an ein Risikomanagement

Die oben aufgeführten Funktionen eines Risikomanagementsystems lassen

sich auch in einem sachlogischen Zusammenhang sehen, so dass sich ein wie-

derkehrender Prozess zur Steuerung der Unsicherheit in einem Kreditinstitut

ergibt. Der Prozess beginnt mit einer Identifikation und Messung der Risiken. Im

Anschluss an die Messung der Risikohöhe erfolgt die Bewertung des Risikos unter

Berücksichtigung der jeweiligen Risikopolitik. 122 Durch risikovermeidende, -

reduzierende bzw. -tragende Maßnahmen erfolgt die Steuerung der Risiken, um

im letzten Schritt wiederum eine Erfolgskontrolle der Risikostrategien mit einer

Soll-Ist-Analyse durchzuführen.

3.2.1 Identifikation finanzwirtschaftlicher Risiken

Wie oben aufgeführt, sind die möglichen Kreditrisiken im Vergleich zu

Marktrisiken exogen als auch endogen beeinflusst. Dabei zeichnet sich die typi-

sche Gläubigerposition durch Asymmetrien in Informationen, Gestaltung und

119 Vgl. KÖLLHOFER (1991), S. 765f.; RUFFERT (1988), S. 591. 120 Vgl. KÖSTER (2003), S. 13. 121 Vgl. KREIM (1988), S. 31. 122 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 20.

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Betroffenheit aus.123 Durch Identifizierung bestehender Risiken, Diagnose ihres

individuellen Ausmaßes sowie Untersuchung der Zusammenhänge zwischen den

Einzelrisiken gilt es die Transparenz in der Gläubiger-Schuldner-Beziehung zu

erhöhen. Verfahren zur Messung des Kreditrisikos sollen dabei das Risiko des

Einzelengagements und dem resultierenden gesamten Portfolio aller Verträge

identifizieren und quantifizieren.124 Dabei ist der Prozessteil der Identifikation und

Messung finanzwirtschaftlicher Risiken somit grundsätzlich eine Krisenprognose,

die eine Aussage über die Eintrittswahrscheinlichkeit des Insolvenzfalles treffen

soll.

Zu den Instrumenten der traditionellen Kreditrisikoanalyse zählen intuitive

Verfahren, einfache Scoring- und Rating-Methoden sowie die Auswertung von

Kennzahlen und Kennzahlensystemen basierend auf Daten der Jahresabschluss-

analyse. Dagegen sollen durch die neueren Verfahren der Kreditrisikoanalyse über

Standardisierung und Automatisierung der Insolvenzprognose die Entscheidungen

objektiviert werden und gleichzeitig die Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit erhöht

werden.125

3.2.1.1 KREDITPRÜFUNG ALS RISIKOPOLITISCHE MAßNAHME

Im Vorfeld einer Kreditvergabe werden in Abhängigkeit von der Kredithöhe

und des Kreditrisikos Kreditfähigkeits- und -würdigkeitsprüfungen durchgeführt.

Die Kreditfähigkeitsprüfung umfasst lediglich die Kontrolle, ob der Antragsteller

rechtswirksam einen Kredit aufnehmen kann. Dagegen ist unter der Kreditwürdig-

keitsprüfung die Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse enthalten.126 Dabei

soll durch die Kreditwürdigkeitsprüfung die Fähigkeit des kreditsuchenden Unter-

nehmens hinterfragt werden, den zu gewährenden Kredit gemäß Kreditantrag

ohne jegliche Leistungsstörungen zurückzuzahlen.127 Im Rahmen der Kreditwür-

digkeitsprüfung werden in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße unterschied-

liche Nachweise verlangt. Während von Firmenkunden mit einem in kaufmänni-

scher Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb Jahresabschlüsse erwartet werden

können, reichen oft für kleinere Gewerbetreibende für einkommenssteuerliche

Zwecke erstellte Einnahmen-/ Überschuss-Rechnungen aus. 128 Neben dem

123 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 192f. 124 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 207. 125 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 211ff. 126 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 382. 127 Vgl. DICKEN (1999), S.11. 128 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 383; Aufgrund des für kleinere Gewerbetreibenden geringeren Geschäftumfanges und somit niedrigerem Fremdkapitalbedarfes und dem daraus resultieren- den geringern Kreditrisiko für die jeweiligen Kreditinstitute werden im folgenden nur Kreditengagement mit Unternehmen berücksichtigt, bei denen die doppelte Buchführung ihre Anwendung findet.

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originären Interesse der kreditgebenden Bank an einem umfassenden Einblick in

die wirtschaftlichen Verhältnisse, sind Kreditinstitute nach § 18 KWG verpflichtet,

in Abhängigkeit von der jeweiligen Kredithöhe, den gestellten Sicherheiten oder

der Bonität der Mitverpflichtungen, von Kunden die Offenlegung zu verlangen.129 In

welchem Umfang über die gesetzlichen Anforderungen des § 18 KWG hinaus zur

Kreditprüfung Informationen gefordert werden, obliegt letztendlich der kreditge-

benden Bank. So können vergangenheitsorientierte Informationen über die Ver-

mögens-, Finanz- und Ertragslage sowie zukunftsorientierte Planungsrechnungen

eingefordert werden. Im Mittelpunkt der bei der Bonitätsbeurteilung eingesetzten

Verfahren bildet nach wie vor der vergangenheitsorientierte handelsrechtliche

Jahresabschluss des Antragstellers und dabei insbesondere die Bilanz, in der der

Kaufmann gemäß § 242 Abs.1 HGB das Verhältnis seines Vermögens und seiner

Schulden darzulegen hat.130 Im Rahmen der Bonitätsbeurteilung hat jedes Kredit-

institut seine eigene Vorgehensweise, die ihm vorliegenden Informationen auszu-

werten und zu analysieren. In Abhängigkeit von der Aussage, die das Kreditinstitut

aus den Informationen generieren möchte, wird das verfügbare Zahlenmaterial

sinnvoll geordnet, in Beziehung gesetzt und zu Kennzahlen verdichtet. Des Weite-

ren haben die Kreditinstitute ihre verschiedenartigen Instrumente zur Risikoprog-

nose der Kennzahlenanalyse zur Risikofrüherkennung aufgrund der anstehenden

Einführung von Basel II sowie den Vorschriften nach MaK permanent weiterentwi-

ckelt. Neben den quantitativen Informationen werden zunehmend zur Kreditent-

scheidung qualitative Faktoren berücksichtigt. Als Informationsquelle dienen dazu

zusätzliche Auskünfte bei eigenen Filialen, anderen Banken oder Auskunfteien

nach ausdrücklicher Zustimmung des Kreditantragstellers. Auch gilt es u.a. sich

durch Betriebsbesichtigungen und Managementeinschätzungen persönliche und

institutionelle Informationen, Brancheninformationen, Potenziale und Defizite als

zusätzliche Informationen für eine Kreditentscheidung zu beschaffen.131 Als weitere

Aufgabe einer Kreditwürdigkeitsprüfung ergibt sich die Beurteilung der Angemes-

senheit.132 Dabei geht es um die Feststellung, ob der beantragte Kredit der Höhe

nach ausreichend bemessen ist sowie ob die Höhe der Tilgungsquoten und

Zinsverpflichtungen dem Zwecke des Kredites und der Zahlungsfähigkeit des

Unternehmens angepasst sind, die einzuhaltenden Fristen für den Unternehmens-

ablauf passend sind sowie die Kreditbedingungen bedarfsgerecht gestaltet sind.133

129 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 382; Weitere Ausnahmen von Grundsatz des § 18 KWG sind im § 20 KWG enthalten. 130 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S.382f.; DICKEN (1999), S.1. 131 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 386. 132 Vgl. DICKEN (1999), S. 11. 133 Vgl. KALVERAM (1936), S. 21f.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

Neben den oben aufgeführten originären Zielen der Kreditwürdigkeitsprü-

fungen existieren darüber hinaus derivative Ziele: so kann anhand einer Kreditwür-

digkeitsprüfung eine risikoorientierte Bonitätseinstufung des Kreditnehmers vorge-

nommen sowie betriebswirtschaftlicher Beratungsbedarf identifiziert werden, der

wiederum für Synergien innerhalb des eigenen Kreditinstitutes genutzt werden

kann. Letzteres ermöglicht es dem Kreditinstitut, eine risikoorientierte Steuerung

der Kredite des Gesamthauses vorzunehmen, eine risikoorientierte Vergütung der

Kredite festzulegen sowie eine risikoorientierte Bewertung der Kredite in der

Bankbilanz durchzuführen.134 Durch die Bonitätseinstufung ergibt sich darüber

hinaus die Möglichkeit, anhand der jeweiligen Einstufung der Kreditengagements

in Risikoklassen eine risikoorientierte Kreditsachbearbeitung zu ermöglichen. Im

Anschluss daran werden die Ergebnisse der Kreditfähigkeits- und Kreditwürdig-

keitswürdigkeitsprüfung von den zuständigen Entscheidungsträgern des Kreditin-

stitutes aus dem Markt sowie dem Marktfolgebereich unter Berücksichtigung der

potenziellen Sicherheitssituation zu einem schriftlichen Kredit-Votum verdichtet.135

3.2.1.2 KREDITÜBERWACHUNG ALS RISIKOPOLITISCHE MAßNAHME

Im Rahmen der regelmäßigen Überwachung des Kreditengagements wer-

den jährlich bzw. unterjährig die wirtschaftlichen Verhältnisse des gewerblichen

Kreditnehmers geprüft um evtl. eine zeitnahe Krisendiagnose durchführen zu

können. Dabei stehen dem Kreditinstitut als wichtigstes Informationsinstrument die

Jahresabschlussdaten bzw. Buchhaltungsinformationen des Kunden zur Verfü-

gung, die im Rahmen der Auswertung unterstützend zu Kennzahlen verdichtet

werden. Aufgrund der oftmals fehlenden Analyseaussagen zu Ursache- Wirkungs-

ketten und den somit vielfach nur vereinzelnd vorkommenden Aussagen, existie-

ren Verknüpfungen zu Kennzahlensystemen. Dadurch lassen sich ausgewählte

Sekundäreffekte auf mehrere vorgelagerte Primäreffekte zurückführen. Beispielhaft

seien in diesem Zusammenhang das ROI-Konzept im Dupont-Control-System

sowie das MIDIAS-Konzept der DATEV E.G. genannt. Diese Kennzahlensysteme

ermöglichen es dem Analysten, die Ursachen bestimmter Auffälligkeiten zu hinter-

fragen. Neben oben aufgeführten klassischen Verfahren der Kreditwürdigkeitsprü-

fung im Rahmen der Risikoanalyse wurden statistische Verfahren zur Kreditrisiko-

messung entwickelt, die diese traditionsreichen Analysemethoden ergänzen. Zu

nennen wären in diesem Zusammenhang Scoringmodelle, Diskriminanzanalysen,

die Analysen mit künstlichen neuronalen Netzen, die Fuzzy-Set-Analysen, Exper-

tensysteme sowie das Verfahren der Musteranalyse.

134 Vgl. DICKEN (1999), S.12f. 135 Vgl. ADRIAN ET AL. (1996), S. 386.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

All die oben aufgeführten Analyseinstrumente tragen dazu bei, im Rahmen

einer Kreditprüfung bzw. Kreditüberwachung mögliche Bonitätsrisiken des jeweili-

gen Engagements zu identifizieren. Gemäß DICKEN sind sie aber nicht geeignet,

mögliche betriebswirtschaftliche Maßnahmen zu identifizieren, die notwendig sind,

einem Bonitätsrisiko zu begegnen. 136 Ein lediglich auf Analyse beschränktes

Risikomanagement ist aber nicht geeignet, erkannte Risiken zu beseitigen. Ent-

sprechend bedarf es einer Identifikation und Umsetzung von Maßnahmen zur

aktiven Risikoreduzierung.

3.2.2 Bewertung und Steuerung von Kreditrisiken

Grundsätzlich widmet sich die Identifikation, Messung und Bewertung von

Kreditrisiken der Festlegung entsprechender Preisstrategien im Markt für Fremd-

finanzierungskontrakte.137 Dabei werden aus der Analyse die Konsequenzen für

die tatsächliche Gestaltung der Geschäftspolitik abgeleitet sowie einzelne primäre

und sekundäre risikopolitische Maßnahmen zur Risikotragung, Risikoreduktion

und Risikomeidung eingeleitet.

Während Marktrisiken in der Regel abgewälzt bzw. kompensiert werden können,

ist das Bonitätsrisiko als einer der entscheidenden Größen des Kredit-risikos

deutlicher schwieriger zu handhaben. Die Risikotreiber liegen im Vergleich zu den

Marktreibern im Zustand bzw. in der positiven Entwicklung eines Schuldners und

somit eines ganzen Unternehmens. Durch Kreditderivate und die Verbriefung von

Assets sowie deren Handel ist eine Teilüberwälzung dieser Kreditrisiken möglich.

Doch sind diese Instrumente teilweise mit hohen Transaktionskosten und erhebli-

chen rechtlichen Restriktionen versehen.138 Vor allem Kredite, die an KMU verge-

ben worden sind, verbleiben aufgrund der fehlenden Engagementgröße und der

daraus resultierenden eingeschränkten Handelsfähigkeit beim Gläubiger. Im

Folgenden sollen ausgewählte Instrumente aufgezeigt werden, mit denen das

Kreditinstitut die Höhe ihrer Kreditrisikoposition steuern kann. Ausgangspunkt soll

dabei die Systematik der Maßnahmen gemäß SCHIERENBECK sein, in der zwischen

ursachen- und wirkungsbezogenen Maßnahmen unterschieden wird sowie zwi-

schen Maßnahmen, die sich entweder auf das Einzelengagement oder auf das

gesamte Portfolio beziehen:

136 Vgl. DICKEN (1999), S. 120. 137 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 193. 138 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 370f.

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Tabelle 2: Maßnahmen zur Kreditrisikosteuerung139

Einzelkreditengagement Kreditportfolio Ursachenbezoge-ne Maßnahmen

Selektive Kreditpolitik Kreditprüfung Kreditüberwachung

Risikoverteilung Risikolimitierung

Wirkungsbezoge-ne Maßnahmen

Kreditsicherheiten Risikoüberwälzung Risikoprämien

Stärkung der Risiko-tragfähigkeit

Risikovorsorge

Gemäß SCHMOLL sollen die ursachenbezogenen Maßnahmen, die sich dem

Risikoanalysebereich zuordnen lassen, die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken

reduzieren bzw. den Grad der Ungewissheit vermindern. Dagegen ist Ziel der

Risikopolitik, durch wirkungsbezogene Maßnahmen den dennoch verbleibenden

potenziellen Schaden zu reduzieren. Dabei sollen die Maßnahmen eine Verringe-

rung etwaiger Verluste sowie die Milderung der Wirkungen von Schadensfällen auf

das Existenzrisiko des Kreditinstituts bewirken.140 Durch Einsatz unterschiedlicher

risikopolitischer Instrumente, versuchen die involvierten Banken den erkannten

Risiken der Kreditvergabe zu begegnen und die erforderliche geschäftspolitische

Stabilität zu gewährleisten.141 Ziel ist es, den Betrag der Risikovorsorge, insbeson-

dere des EWB-Bedarfes zu steuern.

Zunächst soll durch die oben aufgeführte Kreditfähigkeits- und Kreditwür-

digkeitsanalyse im Vorfeld der Kreditvergabe eine Beeinflussung ermöglicht wer-

den.142 Ziel der aktiven Risikosteuerung ist es, in der weiteren Engagementbetreu-

ung neben der laufenden Beobachtung der Engagements durch die Bearbeitung

ausfallgefährdeter Kredite eine Risikosteuerung zu ermöglichen.143 Um Risiken

frühzeitiger zu erkennen, besser abzusichern und die Ergebnissituation zu verbes-

sern, sind flankierende Maßnahmen wie z.B. die Erhöhung der Transparenzanfor-

derungen sowie Entwicklung von Rating-Systemen in Kombination mit entspre-

chenden Frühwarnsystemen, die Einführung einer risikogerechten Marge und die

Forderung nach werthaltigeren Sicherheiten umzusetzen. Unterstützend sollte

durch Messung und Bewirtschaftung der Kreditrisiken des Gesamtportfolios die

Kreditrisikoposition des Gesamthauses des jeweiligen Kreditinstitutes gesteuert

werden.144 Die Schwerpunkte dieser Maßnahmen liegen aber vor allem in bankin-

139 Vgl. DOPLER (1987), S. 37. 140 Vgl. SCHMOLL (1993), S. 38; Da gemäß SCHMOLL vor allem auf Einzelkreditebene ungewisse Ereignisse und somit ungewisse Risiken abgedeckt werden müssen, soll der Fokus im Folgenden auf dem Einzelkreditengagement liegen. 141 Vgl. DICKEN (1999), S. 10. 142 Vgl. BERG (1994), S. 1. 143 Vgl. EILENBERGER (1990), S. 151. 144 Vgl. BRÄUNING ET AL. (2004), S. 177; BEUTLER (2001), S. 11.

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ternen Aktivitäten. Zu hinterfragen ist, inwieweit die Bank ihre Risikoposition

verbessern kann, indem sie aktiver und antizipativer Maßnahmenidentifikationen

und Maßnahmenumsetzungen direkt bei ihren Kreditkunden einfordert und somit

ihr Risikomanagementsystem um diese Komponente erweitert.

3.2.3 Kontrolle von Kreditrisiken

Neben der regelmäßigen Überwachung durch die Methoden der Messung

und Bewertung hinaus, ist in der Kreditrisikokontrolle eine laufende Vertragsüber-

wachung (Risk Monitoring) zu berücksichtigen. Teil des Kontrollprozesses ist das

auch nach MaK geforderte Handling problembehafteter Verträge. Dabei ist der

Risk-Monitoring-Prozess bei Eintritt von Leistungsstörungen sowie als Frühwarn-

system durch Auffangen erster Signale potentieller negativer Entwicklungen zu

berücksichtigen. Nach OEHLER sind die mit dem Monitoring verbundenen Überwa-

chungskosten im Sinne einer Kosten/Nutzen-Relation den Kosten anzupassen, die

eine entsprechende Risikovermeidung durch Früherkennung in einem bestimmten

Kundensegment erzeugen.145 Wird eine erhebliche Leistungsstörung evident, so

ist unter Berücksichtigung der Handlingkosten in Abwägung zu den Ausfallkosten

zu entscheiden, welche Maßnahmen mit welcher Umsetzungsintensität für das

problembehaftete Engagement aufgewendet werden sollen. Dabei gelten als

Vorteile der Auslagerung u.a. die Entlastung der Kapazitäten im Tagesgeschäft

und Fokussierung auf das Kerngeschäft und somit auf die reguläre Marktbearbei-

tung, das spezielle Know How in den Problemkreditabteilungen. Neben notwendi-

gen Früherkennungssystemen, die Quantität und Qualität eines Problembestandes

frühzeitig einschätzen helfen, sind Verfahren erforderlich, die eine effektive und

effiziente Betreuung durch die eingesetzte Problemkreditabteilung sicherstellen.

Wie oben aufgeführt, hat die Abgabe bzw. die Einschaltung der Problemkreditab-

teilung gemäß der MaK nach Kriterien in den Organisationsrichtlinien zu erfolgen.

Der Betreuungsaufwand eines Problemkredites im Bearbeitungsablauf wird dabei

neben kreditpolitischen Vorgaben durch Berücksichtigung der Engagementgröße,

der Erfolgswahrscheinlichkeit, der Einflussmöglichkeiten des Gläubigers, die

Dringlichkeit aufgrund einer Insolvenznähe oder die Möglichkeit einer kurzfristigen

Verbesserung / Verschlechterung beeinflusst. Dabei wird der Betreuungsaufwand

für kleinere Engagements bis hin zum standardisierten Betreuungsablauf redu-

ziert.146 Ungeklärt in diesem Zusammenhang ist, in welchem Krisenstadium eine

Überleitung in die Problemkreditbearbeitung bzw. Intensivbetreuung erfolgen soll

und in welcher Intensität Maßnahmen zur Beseitigung der Unternehmenskrise

begleitet werden sollen. Dabei ist auch die Frage offen, ob ein antizipatives Kri-

145 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 398. 146 Vgl. OEHLER ET AL. (2002), S. 400ff.

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senmanagement unter Berücksichtigung der Kosten/Nutzen-Abwägung die

Risikoposition der Kreditgebenden Bank nachhaltig verbessern kann.

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Status Quo in der Kreditwirtschaft – Entwicklungen, Risiken, Instrumente

4 Fazit

Das Kreditgeschäft stellt gegenwärtig als auch zukünftig für die deutschen

Kreditinstitute als Kreditanbieter sowie vor allem für die kleinen und mittleren

deutschen Unternehmen als Kreditnachfrager einen wichtigen Finanzierungsbe-

reich dar. Auf der einen Seite war es den Kreditinstituten in Deutschland in der

Vergangenheit nicht möglich, eine nachhaltige Verbesserung der Aufwands- und

Ertragssituation zu erreichen sowie alternative Ertragsmodelle neben dem Kredit-

geschäft aufzubauen. Der Mittelstand, als eine Besonderheit vor allem in Deutsch-

land, hat auf der anderen Seite auch im internationalen Vergleich einen noch

intensiven fremdkapitalorientierten Finanzierungsfokus.

Die Bedeutung der Kreditfinanzierung wird in Deutschland für die Angebots-

als auch für die Nachfrageseite nicht wesentlich abnehmen. Das Kreditgeschäft ist

aber auch aufgrund der Aktivlastigkeit für die kreditgebende Bank mit Risiken

verbunden. Vor allem die Bonitätsrisiken bewirken, dass durch eine verschlechter-

te wirtschaftliche Situation der Kreditnehmer durch Bildung einer Risikovorsorge

für das jeweilige Engagement, die Ergebnisentwicklung des Kreditinstitutes negativ

beeinflusst wird. Aufgrund einer Zunahme der Risikovorsorgen und somit der

negativen Teilergebnisbeeinflussung in der Vergangenheit wird die zunehmende

Bedeutung des Risikohandlings durch Kreditinstitute deutlich. Durch die Verände-

rungen der Wettbewerbssituation in Deutschland innerhalb der 3-Säulen sowie

gegenüber internationaler Kreditinstitute ist es für die Kreditinstitute besonders

wichtig sich mit den Kreditrisiken auseinander zu setzten, die auch zukünftig ihren

Ertragsschwerpunkt im Kreditbereich haben werden.

Aufgrund der vielfältigen einzelwirtschaftlichen als auch volkswirtschaftlichen

Risiken eines Kreditgeschäftes ist das Kreditgeschäft besonderen regulatorischen

Rahmenbedingungen ausgesetzt. Durch Einführung von Basel II sowie der MaK

wird angestrebt, den Risiken durch einen adäquaten Umgang besser zu begeg-

nen. Dies bringt auch eine Veränderung der Geschäftsbeziehungen im Bereich

des Kreditgeschäfts mit sich, die zukünftig durch eine Erhöhung der gegenseitigen

Transparenz und Professionalität geprägt sein dürfte. Vor allem durch das Risiko-

management als Teilbereich des Kreditmanagements gilt es das Kreditausfallrisiko

sowie das Liquiditätsrisiko zu reduzieren.

Dabei sollen Risikomanagementsysteme bei der Führung von Kreditinstitu-

ten unterstützen, indem sie zukünftige aggregierte Risiken der eigenen Geschäfte

aufzeigen und berechenbar machen um letztendlich ihr eigenes Insolvenzrisiko zu

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reduzieren.147 Bei Durchlaufen eines Risikomanagementprozesses, gilt es für ein

Kreditinstitut, alle finanzwirtschaftlichen Engagementrisiken zu definieren, die

gemessenen Daten einer Risikobewertung zu unterziehen um daraus risikopoliti-

sche Maßnahmen im operativen und strategischen Bereich zu definieren. In der

letzten Prozessphase hat durch eine Maßnahmenkontrolle die Erarbeitung der

Soll/Ist-Abweichungen zu erfolgen. Betrachtet man die Gründe warum trotz eines

Risikomanagementsystems, seitens der Kreditinstitute Wertberichtigungen für

ausfallgefährdete Engagements vorgenommen werden müssen, gilt es zu hinter-

fragen, welche Prozessschritte nicht ausreichend sind, dem potenziellen Engage-

mentausfallrisiko entgegenzuwirken.

Um mögliche Defizite eines Risikomanagementsystems zu verdeutlichen,

soll anhand einer Studie der KPMG DTG AG in Kooperation mit dem Lehrstuhl für

Bankwesen der Universität Leipzig aufgezeigt werden, welche Gründe gemäß

einer Umfrage am häufigsten genannt wurden, die zu einem möglichen Ausfall

eines Engagement und somit zu einem Scheitern von Sanierungsbemühungen als

Teilprozessschritt eines Risikomanagements führten:148 So wurde als die häufigste

Ursache für das Scheitern, das Verkennen der Situation durch den Firmenkunden

genannt (49 %). An zweiter Stelle wird mit 36 % bereits der zu späte Beginn der

Sanierungsversuche aufgeführt. 12% der befragten Kreditinstitute gaben an, dass

eine zu spät erkannte fehlende Sanierungsfähigkeit zu einer nicht geglückten

Sanierung beigetragen hat. Auch wenn in dieser Umfrage aus dem Jahr 2003 die

Implementierung der oben genannten MaK-Vorschriften noch nicht erfolgt ist, so

wird auf jeden Fall deutlich, dass u.a. Prozessmängel im Risikomanagement zu

einem Scheitern von Sanierungen und somit zu einer Inanspruchnahme der Risi-

kovorsorge führten. Wenn trotz finanzwirtschaftlicher Risikomanagementsysteme

Risiken nicht rechtzeitig identifiziert, nicht ausreichend organisatorisch begleitet,

nicht zeitnah begegnet werden bzw. die fachliche Unterstützung fehlt, so gilt es

aufzuzeigen, um welche Elemente ein finanzwirtschaftliches Risikomanagement-

system ergänzt werden kann.

147 Vgl. HÖGNER (2003), S. 1411; HAKENES (2002), S. 3. 148 Für die Studie wurden alle Großbanken, Sparkassen ab 0,5 Mrd. EUR Bilanzsumme, Genos- senschaftsbanken ab 250 Mill. EUR Bilanzsumme befragt und die Stichprobengröße in die alten und neuen Bundesländer unterteilt. Vgl. VOIGT ET AL. (2003), S. 192.

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Das funktionelle sowie institutionelle Risikomanagement soll durch Risiko-

identifikation, -Bewertung, -Steuerung und -Kontrolle das Risikopotential einer

kreditgebenden Bank reduzieren. Vor allem durch ursachenbezogene sowie

wirkungsbezogene Maßnahmen soll den identifizierten Risiken konzeptionell

begegnet werden. Doch erst durch die Einführung der MaK sind Kreditinstitute

verpflichtet, sich mit der Prüfung der Sanierungswürdigkeit sowie der Sanierungs-

fähigkeit auseinander zu setzten. Somit soll durch eine separate Behandlung der

Sanierungskredite eine Reduzierung der Bonitätsrisiken erzielt werden. Doch

setzten die MaK mit der Problemkreditbearbeitung erst im Rahmen der Unter-

nehmenssanierung an. Somit ist unter Berücksichtigung der Handlingkosten in

Abwägung zu den Risikokosten zu hinterfragen, welche ergänzenden Maßnahmen

mit welcher Intensität der Umsetzung für das Engagement aufgewendet werden

sollen. Zu klären ist, inwieweit das Risikomanagement bereits in der Normal-

betreuung eines Engagements um konzeptionelle Maßnahmen ergänzt wird.

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Durch den erneuten Anstieg der Insolvenzzahlen in Deutschland sowie den damit verbundenen Schwierigkeiten der jeweiligen Schuldner ihren bestehenden Zahlungs-Verpflichtungen nachzukommen, resultiert ein erheblicher volkswirtschaftlicher Schaden. Dieser ist größtenteils dem Sektor der privaten Gläubiger zuzuschreiben. Dabei sind vor allem die Kreditinstitute betroffen, die durch Kreditvergabe an die überwiegend gewerblichen Kunden ihre Ausfallrisiken im Rahmen der Insolvenzen realisieren mussten. Unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen der deutschen Kreditwirtschaft soll beschrieben werden, durch welche Maßnahmen Kreditinstitute diesen Kreditrisiken zu begegnen versuchen.

Schriftenreihe Forschungsbeiträge zum Strategischen Management hrsg. v. Prof. Dr. Michael HülsmannUniversität Bremen | Fachbereich Wirtschaftswissenschaft | Management Nachhaltiger Systementwicklung

Bd. 3: Ralf Stapp – Status Quo in der Kreditwirtschaft –Entwicklungen, Rahmenbedingungen, Instrumente

ISBN(13): 978-3-938786-02-4 | ISBN 3-938786-02-7 | ISSN 1860-6628