Standortporträt Freiburg
-
Upload
econo-verlags-gmbh -
Category
Documents
-
view
230 -
download
0
description
Transcript of Standortporträt Freiburg
Standortporträt
Standortporträt
econ
o.de
Freiburg
econo 3/2009 · 6. März 2009 Foto: Jigal Fichtner
GünterWeinberger ist seitJahresbeginn Chef derFreiburger Solar-Fabrik AG
130 Politik • Standort Freiburg
Zu diesemThema
Für die EliteEine private Initiative erfülltder Stadt die Sehnsucht nacheiner Berufsakademie S. 135
Der grüne RegentWie Dr. Dieter SalomondenWirtschaftsstandortFreiburg sieht S. 136
UnfertigesWissenUnis forschen nicht zu Endeund lassen so viel Geld liegen.Damit ist nun Schluss S. 141
3/2009 · 6. März 2009 econo
Günter Weinberger steht inder Sonne und kneift dieAugen zusammen. Sie
macht ihm zu schaffen. „Ich binein wenig sonnenempfindlich“,sagt Weinberger, ausgerechnetWeinberger. Als wir ihn treffen, ister seit genau 50 Tagen Vorstands-chef der Solar-Fabrik.Die börsennotierte AG ist im
wahrsten Sinne das, was man alsVorzeigeunternehmen bezeichnet.Das ist auch der Architektur ge-schuldet. Wann immer es einenVortrag oder eine Bilderreihe zumWirtschaftsstandort Freiburg gibt,ist das Hauptgebäude der Solar-Fabrik optisch dabei.„Wir sind eine starke Marke“,
sagt der selbstbewusste Vorstands-chef. Zwar gibt er zu, dass ihm derName noch neu war, als der Auf-sichtsratschef, der Schokoladenfa-brikant und Solar-UnternehmerAlfred Ritter, ihm vor wenigen Mo-naten den Job anbot. Doch das
liegt an zwei Gründen: Zum einenwar Weinberger zuvor noch ineiner anderen Branche tätig, derHalbleiter-Industrie. Und zum an-deren war er das die vergangenensieben Jahre in den USA.Jetzt muss Weinberger große
Pläne schmieden, denn sein Vor-gänger im Amt hat ihm ein neuesPrunkstück hinterlassen, dass we-niger die Freunde zeitgemäßerGewerbe-Architektur begeisternwird, als die Ingenieure, die Tech-niker. Und Weinberger selbst istso einer.Um die Zukunft der Solar-Fabrik
zu sehen, muss man raus aus demGewerbegebiet Haid und rein insIndustriegebiet Hochdorf. EineAutofahrt von kaum mehr als fünfMinuten. Passenderweise hat sichder Solarmodul-Produzent in einerHalle eingenistet, die den NamenFortschritt trägt. Der in die Jahregekommene Möbelherstellerbraucht den Platz nicht mehr.
1500 Quadratmeter groß ist dasnunmehr dritte Werk der Solar-Fabrik in Freiburg. 16 MillionenEuro hat das Unternehmen in-vestiert.„Technisch ist es für uns ein
Quantensprung“, sagt Unterneh-menssprecherin Andrea Ocker.Die Zahlen verdeutlichen das: Inden beiden bestehenden Fabrikenkann die Solar-Fabrik pro Jahr So-larmodule mit einer Gesamtleis-tung von 70 Megawatt produzie-ren. Das neue Werk allein schafft60 Megawatt. Und die Produk-tionshalle ist nur zu einem Drittelgefüllt.„Schon mittelfristig können wir
unseren Marktanteil verdoppelnbis verdreifachen“, sagt Weinber-ger vor Zuversicht strotzend.Solche Firmen braucht die Stadt.
Die Solar-Fabrik beschäftigt in Blü-tezeiten etwa 350 Menschen.Jetzt im Winter sind es deutlichweniger. Wenn die Sonne
Weil die bekannten Namen schwächeln, muss
sich Freiburg auf Zukunftsbranchen verlassen –
und auf seinWissen um Dienstleistungen
HoffnungDie neue
131
econo 3/2009 · 6. März 2009
Wie ein Maßanzug
Mattke AGLeinenweberstraße 1279108 [email protected]: 07 61/1 52 34-0Telefax: 07 61/1 52 34-56
UnternehmenElektronik und Mechanik auseiner Hand lautet das Motto,das den Freiburger Antriebs-techniker Mattke seit mehr als40 Jahren zum Erfolg führt.Wasnicht im umfangreichen Kata-log enthalten ist, kann in derRegel kurzfristig realisiert wer-den. Alle Geräte des Lieferpro-grammes, auch solche, die inden 1970er-Jahren geliefertwurden, werden im HauseMattke repariert und gegebe-nenfalls ersetzt.
Kontakt
Für Werner Böhringer ist die Wahl der passendenAntriebslösung wie das Konfektionieren einesMaßanzugs. „Der Kunde sucht sich den Anzug
aus. Wir machen die Jacke länger oder die Hose kür-zer“, sagt der kaufmännische Leiter der Mattke AG.Die Kunden des Freiburger Unternehmens sind
wählerisch. Sie kommen nicht nur aus dem Mittel-stand, sondern auch aus der Bel Etage der deutschenIndustrie: Porsche, Siemens oder Bosch lassen beiMattke konfektionieren. So hat sich das mittelständi-sche Familienunternehmen seit mehr als vier Jahrzehn-ten am Markt behauptet.„Unsere Erfahrung ist aber nicht der Garant für den
Erfolg“, sagt Böhringer. „Damals haben wir als eine
Art Neckermann der Antriebstechnik begonnen. Heu-te ist solch eine Ausrichtung nicht mehr originell ge-nug.“ Böhringer sieht Mattke als verlängerten Armund zweites Gehirn seiner Kunden. „Das ist nur mög-lich, weil wir neben unseren exzellenten Mitarbeiternauch Partner haben, die sich sehen lassen können.“Dazu setzt Böhringer auf ein breites Netzwerk. „Nie-mand kann alles können. Aber wir können jedesKnow-how organisieren.“Von den Vorteilen dieses Netzwerks profitieren vor
allem Mattkes Kunden. „Wir sind heute in der Lage,nicht nur Antriebe zu liefern“, sagt Böhringer. „Wirkönnen auch komplette Anlagen und Geräte nach denWünschen unserer Kunden bauen.“
Auch bei Antrieben
sind heute vor allem
individuell passgenaue
Lösungen gefragtMattke liefert Antriebs-technik nach denWünschen des Kunden
Anzeige
Fotos:MattkeAG
132 Politik • Standort Freiburg
Unternehmen Mitarbeiter Branche
1 Uniklinik 8000 Gesundheit
2 Universität 6200 Bildung
3 Stadt Freiburg 2500 Öffentliche Verwaltung
4 RKK Verbund 1770 Gesundheit
5 Regierungspräsidium 1550 Öffentliche Verwaltung
6 Sparkasse Freiburg 1280 Finanzdienstleistung
7 Northrop Grumman Litef 1200 Elektronik
8 Micronas 1150 Elektronik
9 Badenova 1050 Energieversorger
10 Pfizer-Gödecke 1050 Pharma
11 Polizeidirektion 1000 Öffentliche Ordnung
12 Haufe Mediengruppe 950 Verlag
13 Fraunhofer ISE 830 Forschung
14 Landratsamt 750 Öffentliche Verwaltung
15 Rhodia Acetow 750 Chemie
16 Agentur für Arbeit 740 Öffentliche Verwaltung
17 Deutsche Post 700 Logistik
18 Evangelische Diakonie 700 Gesundheit
19 VAG 680 Nahverkehr
20 Hüttinger 630 Elektronik
wiederkommt, fangen dieLeute auch wieder an, sich Gedan-ken über Solaranlagen zu machen.Dann steigt die Produktion undmit ihr die Beschäftigung. Alleinim neuen Werk sind im erstenSchritt 60 neue Arbeitsplätze ent-standen.Damit hat die Solar-Fabrik einen
sicheren Platz im oberen Mittel-feld der Arbeitgeber Freiburgs.Von den ganz großen ist sie nochweit entfernt (siehe Tabelle).Dabei gibt es dort durchaus ein
paar Spitzenpositionen neu zu be-setzen. Zumindest in der Rangfol-ge der industriellen Spitzenkräfte.Jahrelang war der Halbleiter-Her-steller Micronas das Maß allerDinge in der Stadt. Jetzt, da derSchweizer Konzern seine Verlustenicht länger ertragen will, wirdauch in Freiburg ein schmerzhaf-ter Schnitt gezogen. 460 Jobs fal-len weg und der RüstungskonzernNorthrop Grumman Litef ziehtvorbei, schafft es damit aber gera-de mal auf den siebten Platz dergrößten Arbeitgeber.Qu
elle:eigeneRecherchen,AngabenderUnternehm
en
Freiburgs größte Arbeitgeber
International besser ankommen.Überall an Ihrer Seite: die Sparkassen und ihr weltweites Netzwerk.
Regional verankert, international erfolgreich – mit der Sparkasse als Partner! Wir stehen Ihnen mit unserem Know-how und unserenKontakten auf der ganzen Welt zur Seite. Mit unseren Beratungs- und Finanzierungslösungen und unserem internationalen Netzwerkkennt Ihr Erfolg keine Grenzen. Mehr dazu bei Ihrem Berater oder auf www.sparkasse-freiburg.de.
Internationale Aktionswochen
vom 3. bis 31. März 2009
Attraktive Workshops undVorträge
Jetzt informieren unter 0761/215-2732
133
Auch Rhodia Acetow, Herstellervon Zigarettenfiltern, ist nur mehrein Schatten seiner selbst. Die 750Mitarbeiter, die der französischeKonzern in seinem FreiburgerWerk noch beschäftigt, so der letz-te Stand, sind nur noch ein Bruch-teil dessen, was hier mal war. Überdie Jahre ist das Unternehmen ste-tig geschrumpft.Massenentlassungen, wie es sie
zuvor auch schon beim Medizin-techniker GE Healthcare gegebenhat, werden stets von großenSchlagzeilen begleitet. Das so ent-stehende Bild, Freiburg würdeArbeitsplätze verlieren, hat mit derRealität jedoch nichts zu tun. Tat-sächlich sind Jobs entstanden.Doch das vor allem auf dem
Dienstleistungssektor. Unter denGroßen der Industrie sind das dieAusnahmen. Northrop Grummanhat 2008 etwa 200 neue Jobs ge-schaffen. Vor der Krise wohlge-merkt. Auch der Transformatoren-Hersteller Hüttinger ist durch seinstetes Wachstum jetzt Teil derTop 20 geworden.
Daneben hält einzig der Phar-makonzern Pfizer sein Niveau.Seit der Übernahme des Gödecke-Werkes vor neun Jahren wurdenauch hier rund 200 neue Arbeits-plätze geschaffen. Im vergangenenJahr hat das Unternehmen 35 Mil-lionen in den Standort Freiburginvestiert.
Pfizer betreibt in Freiburg seinweltweit größtes Abpackwerk undentwickelt neue Tabletten undKapseln. Pro Jahr werden von dengut 1000 Mitarbeitern 3,3 Milliar-den Kapseln und Tabletten produ-ziert, das entspricht 230MillionenPackungen. Das Produktions-volumen hat sich in den vergange-nen zwölf Jahren verzehnfacht.Politiker wie Unternehmer be-
mühen sich um einen sachlichenBlick auf die Situation. „Der Ver-
lust der Micronas-Arbeitsplätze tutsehr weh, aber ist das Ergebniseiner weltweiten Absatzflaute inder Unterhaltungselektronik undAutoindustrie“, sagt FreiburgsOberbürgermeister Dr. Dieter Sa-lomon im Econo-Interview (abSeite 136). „Auf der anderen Seitehaben wir in den letzten gut
20 Jahren rund 35000 zusätzlicheArbeitsplätze gewonnen“, so dererste grüne Oberbürgermeistereiner deutschen Großstadt.Und Barbara Mayer, geschäfts-
führende Partnerin in Badensgrößter Kanzlei Graf von Westpha-len sagt: „Entscheidend ist dochletztlich nicht, wie viele Arbeits-plätze irgendwo abgebaut werden,sondern der Saldo zwischen neuentstehenden und verlorenen Ar-beitsplätzen. Und meiner Einschät-
zung nach sind im gesamten ver-gangenen Jahr mehr Arbeitsplätzeentstanden als abgebaut worden.“Und da liegt Mayer richtig.Auch die Industrie zieht an, zu-
mindest in der zweiten Reihe. Undvor allem in Zukunftsbranchen.Die Solarbranche etwa bringt esmittlerweile auf rund 1500 Ar-beitsplätze in Freiburg. GrößterArbeitgeber dieser Sparte sind dieSolar-Fabrik und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme(ISE), das mit 870 Mitarbeiterndas größte Institut der Stadt ist.Das Institut erlöst derzeit einenUmsatz von 41Millionen Euro proJahr. Die beiden anderen Fraun-hofers der Stadt, das Institut fürPhysikalische Messtechnik (IPM)und das Ernst-Mach-Institut (EMI)bringen es zusammen auf etwa400 Mitarbeiter.Freiburg lebt von der Vielfalt
seiner Dienstleister und seinerWissensbetriebe. „Gott sei Danksind wir nicht von einzelnen Bran-chen abhängig“, sagt denn auchOB Salomon.
Massenentlassungen täuschen: Seit 1990sind 35000 neue Jobs entstanden
econo 3/2009 · 6. März 2009
ERP-Kompetenz für Sie!
Die Cosinus Informationssysteme GmbH versteht sich alsPartner des regionalen Mittelstandes. Wir bieten auf Basisvon Microsoft Dynamics NAV passende ERP-Lösungen fürIndustrie, Handel und Dienstleister. Verwalten Sie mit Mi-crosoft Dynamics NAV z.B. Ihre Finanzen,Einkauf und Verkauf sowie Lager und Pro-duktion in nur einem Sytem. Nutzen Siedie Vorteile einer komplett integriertenGesamtlösung für Ihr Unternehmen. Mitunseren Branchenlösungen werden alleEventualitäten abgedeckt.
Wir bieten Ihnen umfassende ERP-Kompetenz.Testen Sie uns!
Cosinus Informationssysteme GmbHGundelfinger Straße 2D-79108 Freiburg
Telefon: +49.761.51.004-0Telefax: +49.761.51.004-99
E-Mail: [email protected]: www.cosinus.com
134 Politik • Standort Freiburg
Das bestätigt eine Analyseder Sparkasse Freiburg-NördlicherBreisgau. „Der Mangel an qualifi-ziertem Personal war vergangenesJahr sowohl im Produktions- wieauch im Dienstleistungsbereicherkennbar“, schreibt die Bank.So ist die Sorge in Waldkirch
derzeit viel größer, wo der welt-größte Sensorhersteller Sick gera-de in die Kurzarbeit gegangen ist.Kaum auszudenken, was Wald-kirch passieren würde, wenn Sickin die Knie gehen würde. In Frei-burg schaut man durchaus auf dieNachbarstadt, die es gerade überdie Einwohnerzahl von 20000und somit zur Großen Kreisstadtgeschafft hat.Die Wirtschaftsförderung arbei-
tet nämlich nicht nur lokal, son-dern auch für das Umland. Undauch die Geschäftsleute aus Frei-burg scheuen den Weg nach Um-kirch, Gundelfingen oder ebenWaldkirch nicht. „Es kommenzahlreiche Kunden auch aus Frei-burg zu uns“, sagt etwa Dirk Bur-ger, geschäftsführender Gesell-schafter von Burger Druck. Erbeschäftigt 55 Mitarbeiter und hatgerade einen Millionenbetrag in
die Erweiterung im WaldkircherOrtsteil Kollnau investiert.Die beiden prägenden Kräfte auf
dem Freiburger Arbeitsmarkt sinddas Duo der Albert-Ludwigs-Uni-versität und der Uni-Klinik Frei-burg. Zusammen stellen die bei-den Institutionen mehr als zehnProzent der fast 130000 Arbeits-plätze in der Stadt. Und beide ha-ben ein vortreffliches Image. DieKlinik als medizinische Kapazität.Und die Uni hat es – wenn aucherst im zweiten Anlauf – in denElite-Zirkel geschafft. Das steht derStadt gut zu Gesicht.Barbara Mayer sieht darin auch
einen Grund, dass der Arbeits-markt von Dienstleistern domi-niert wird. „Die Universität ziehtviele junge Leute aus ganzDeutschland an, darunter viele,die nach Abschluss ihres Studiumsgerne in Freiburg bleiben möchten.Die Dienstleister in der Stadt bie-ten vielen jungen Akademikernhochqualifizierte Arbeitsplätze.“Und so ist der Raum für neue
Dienstleister denn auch ein vor-herrschendes Thema bei der Stadt-entwicklung. Die Wiederbelebungdes alten Güterbahnhof-Areals
wird die Stadt noch Jahrzehntebeschäftigen. Erste Schritte sindbereits getan (siehe Seite 138).Auch die Sparkasse setzt mit der
Neubebauung des Fahnenbergplat-zes am Rande der Altstadt ein Sig-nal für mehr Büros in der Stadt. ImAugust 2011 soll der Turm bezugs-fertig sein. Dann wird die Sparkas-se selbst mit einigen Abteilungeneinziehen, ein Teil der Fläche wirdaber auch vermietet.Auf Seiten der Industrie lebt
Freiburg teilweise auch von seinenSpezialisten. Etwa der HärtereiEFD, die vor fast 60 Jahren gegrün-det wurde, später mit Hüttingerkonkurrierte, sich heute aber ineine andere Richtung entwickelthat. Heute kann EFD auch großeTeile von bis zu fünf Metern Längeund bis zu einem Gewicht vonfünf Tonnen bearbeiten. Auch dasein Alleinstellungsmerkmal für dieStadt, auch wenn man es so nichtvermutet. Philipp Peters
www.solar-fabrik.comwww.northropgrumman.litef.de
Einwohner 219 430davon…weiblich 115 196… jünger als 6 Jahre 11 426…65 Jahre und älter 35 126Ausländer 31 353Haushalte 124 280Geburtenüberschuss 334Wanderungsgewinn 1553
Ungebundene Kaufkraftabsolut 2,827 Mrd. Euroje Einwohner 13 166 Euro
BeschäftigungArbeitsplätze 128 500Dienstleister 110 800Produz. Gewerbe 17 300Land- und Forstwirtschaft 400
Einpendler 54 536Auspendler 16 305Arbeitslosenquote 7,1 Prozent
SteuernGewerbesteuer 400Grundsteuer A 600Grundsteuer B 600Steuerkraft/Einw. 676 EuroGewerbesteuer 96,9 Mio. Euro
3/2009 · 6. März 2009 econoFoto: Michael Bode
Robert Wetterauer scheint imFreiburger Rathaus derzeitsehr beliebt zu sein. Ober-
bürgermeister Dr. Dieter Salomonschwärmt von Wetterauer unddessen entstehender privater Be-rufsakademie IUCE Freiburg (sie-he Kasten). Wetterauer ist in Sa-chen private Bildung eine festeGröße in der Stadt. Seine AngellAkademie steht denen, die es sichleisten können, von der Grund-schule übers Abi bis zur Ausbil-
RobertWetterauer ist der Mann der Freiburger Privatschulen.
Mit seiner Berufsakademie erfüllt er der Stadt nun eine alte Sehnsucht
Die Uni für die Elite
RobertWetterauer begleitetFreiburger Privatschüler vonder Grundschule bis zur Uni
dung zur Seite. Die 83 Jahre alteSchule hat 1600 Schüler und 170Mitarbeiter. Auch Studiengängebietet Angell an. Jetzt gönnt Wet-terauer sich und der Stadt etwasNeues: eine Berufsakademie (BA).Der pensionierte Hochschul-
Rektor Prof. Dr. Wolfgang Jägersteht der Gründungskommissionvor. Der OB und sein Wirtschafts-förderer strahlen anlässlich derGründung um die Wette. Dr.Bernd Dallmann gibt sogar lä-
chelnd zu, dass es ihm nicht gelun-gen ist, eine BA nach Freiburg zuholen. „Mehr als zehn Jahre habenwir es versucht“, sagt Dallmann.Zwei ernste Kandidaten gab es indieser Zeit: Die internationale Ho-telfachschule ging nach Bad Hon-nef. Und aus einer Außenstelle derHochschule Furtwangen wurdenichts. „Die Gespräche warenweit“, blickt Dallmann zurück.„Aber es fehlte der ministeriale Se-gen.“ Das Land verfolgt bis heutedie Politik, BAs und Außenstelleneher im ländlichen Bereich aufzu-bauen. So musste Freiburg auf denprivaten Gönner warten.Wetterauer und sein Onkel
Friedrich Klute haben der Hoch-schule das Startkapital gegeben.Doch in drei bis vier Jahren soll dieIUCE sich selbst tragen: aus denBeiträgen der bis dahin angepeil-ten 500 Studenten, was der Schu-le einen Jahresetat von etwa dreiMillionen Euro erlauben würde.Dass die Hochschule genügendStudenten anwirbt, daran zweifelt
keiner. Geschäftsführer UlrichRüter rechnet vor: „In Baden-Württemberg gibt es derzeit25000 BA-Studenten. Davon sind15000 Studenten der Wirtschafts-wissenschaften. Unser Ziel ist es,pro Jahr 120 neue Studenten zubekommen. Das wird klappen.“Entscheidender wird die Koope-
ration mit der Wirtschaft, über diesich die IUCE auch am ThemaForschung beteiligen will. Einigeregionale Größen haben bereitszugesagt. Der Europa-Park etwa,das Hotel Colombi oder die Immo-bilienfirma Gisinger. Und obschondie IUCE sich nicht als Konkur-renz zur Uni sieht, sondern alsErgänzung, ist diese auf der Hut.Am selben Tag, als die IUCE ihreGründungs-Pressekonferenz gab,schickte die Uni eine Pressemittei-lung raus. Neben artigen Glück-wünschen folgt dort der Hinweis,dass man derzeit vier neue berufs-begleitende Studiengänge vorbe-reite. Konkurrenz belebt eben dasGeschäft. Philipp Peters
Die International University ofCooperative Education, kurz IUCEFreiburg, ist keine Uni, sonderneine Berufsakademie. Die Ausbil-dung erfolgt im dualen System. Indiesem Fall folgen auf drei Mona-te Schule drei Monate Betrieb.Nach drei Jahren steht der Ab-schluss Bachelor of InternationalBusiness Management in den
Fachrichtungen Immobilienwirt-schaft, Hotel- und Sportmanage-ment. Studiengänge zu Umwelt-management und Technik sindangepeilt. Studieren kann nur, werparallel eine Ausbildung in einerder Partnerfirmenmacht. Die Stu-diengebühr beträgt 500 Euro proMonat. Zum Start im Oktoberhofft die IUCE auf 120 Studenten.
135Standort Freiburg • Politik
econo 3/2009 · 6. März 2009 Foto: Michael Bode
Freiburgs Oberbürgermeister
Dr. Dieter Salomon über
die Vorteile die man hat, wenn
man als grüne Stadt gilt
Steuern,nicht herrschen
Das Freiburger Stadtober-haupt war gerade zu Be-such bei Bill Clinton. Der
ehemalige US-Präsident wollte ihnals Referenten zum Thema grüneStadt. Doch auch zu anderenThemen hat Dr. Dieter Salomoneine sichere Meinung.Herr Dr. Salomon, wann beginntder Wahlkampf?➤ Dr. Dieter Salomon: Ich habein meinem Amt genug zu tun. DerOB-Wahlkampf steht an, wenn ichweiß, wer sonst noch kandidiert.Bisher bin ich ja der Einzige, dersich öffentlich erklärt hat.Sie gaben sich zuletzt sehr si-cher, dass Sie von 2010 an auchdie nächsten acht Jahre Chef imRathaus sein werden. Wasstimmt Sie so zuversichtlich?➤ Salomon:Weil ich davon über-zeugt bin, dass Freiburg in denletzten Jahren eine gute Entwick-
136 Politik • Standort Freiburg
lung genommen hat: Wir sind einewachsende Stadt, wir sind Spitzen-reiter bei den Arbeitsplatzzuwäch-sen. Unsere Haushaltsproblemesind gelöst – und nicht nur das:Wir bauen Schulden ab und inves-tieren mehr als je zuvor in die In-frastruktur, vor allem in die Sanie-rung von Schulen. Bildung undBetreuung sowie ein ausgegliche-ner Wohnungsmarkt sind zwei derwichtigsten Themen in der Stadt-politik. Da haben wir viel erreicht,sind aber noch nicht am Ziel. Die-se Politik möchte ich weiterführen,und ich habe den Eindruck, dassdie Bürger das auch wollen.Und was ist die größte Heraus-forderung für die Zukunft?➤ Salomon: Zunächst müssenwir die Wirtschaftskrise gut durch-stehen. Dafür ist die Stadt gut auf-gestellt. Das erwähnte Programmder Schulsanierung ist ein Kon-
junkturprogramm im besten Sinne.Es wird noch einige Jahre in An-spruch nehmen. Wir wollen dasStadtbahnnetz weiter ausbauenund regionale Verkehrsverbindun-gen stärken. Die Ziele im Klima-schutz, Konversion des früherenGüterbahnhofs – das sind nur eini-ge Themen. Es ist genug zu tun.Sprechen wir über die Wirt-schaft. Wenn Sie neue Unter-nehmen ansiedeln wollen, müs-sen Sie recyceln. Denn freieFlächen in Händen der Stadtsind rar. Ein Standortnachteil?➤ Salomon: Flächen zu „recy-celn“, wie Sie es nennen, ist keinStandortnachteil, im Gegenteil!Wenn wir Brachen sinnvoll nut-zen, sei es für Gewerbe oder fürWohnbau, schonen wir wertvolleFreiflächen, und sparen Geld fürdie Erschließung. Es kommt garnicht darauf an, dass die Stadt
selbst überall Eigentümerin ist,sondern dass wir die Planung inder Hand behalten. Die Konversi-on des früheren Güterbahnhofs istein Beispiel, und die Erweiterungdes Gewerbegebiets Haid im Sü-den ein weiteres. Politik heißt,Entwicklungen zu steuern, aber esheißt nicht, um jeden Preis Groß-grundbesitzer zu sein.Freiburg ist Green City. ErklärenSie mir doch mal, was der Mit-telstand von diesem Label hat.➤ Salomon: Eine ganze Menge.In der Stadt und der Region sindüber 10000 Menschen in Betrie-ben der Umweltwirtschaft be-schäftigt. Das sind deutlich mehrArbeitsplätze als im Durchschnittanderer Regionen. Nur zwei Bei-spiele: Im Dezember hat die FirmaConcentrix eröffnet. Da sind einpaar pfiffige junge Leute als Start-up aus dem Fraunhofer-Institut für
3/2009 · 6. März 2009 econo
137
Solare Energiesysteme gekommenund peilen dieses Jahr 100 Be-schäftigte an. Die SolarMarkt AGinstalliert derzeit die größten So-laranlagen in Italien, mit Freibur-ger Technikern. Umweltkompe-tenz ist ein Freiburger Markenar-tikel, der inzwischen in der ganzenWelt gefragt wird und uns Beschäf-tigung und Wachstum bringt.Die Solarindustrie ist das Aus-hängeschild der Freiburger Wirt-schaft. Welchen Stellenwert hatdiese in fünf bis zehn Jahren?➤ Salomon: Heute sind in derBranche – Forschung, Entwick-lung, Produktion, Vertrieb undAnwendung – rund 1500 Men-schen beschäftigt. Wenn ich dieWachstumszahlen der letzten Jah-re sehe, vermute ich in zehn Jah-ren ein Mehrfaches von heute.Keine andere Branche wächst soschnell wie die Solarwirtschaft.
Sie muss in die Bresche sprin-gen, da andere schwächeln. Pfi-zer stagniert. Rhodia schrumpftseit Jahren. Und jetzt streichtMicronas jede dritte Stelle.➤ Salomon: Der Verlust der Mi-cronas-Arbeitsplätze tut sehr weh,aber er ist das Ergebnis einer welt-weiten Absatzflaute in der Unter-haltungselektronik und Autoindus-trie. Wir haben in den letzten gut20 Jahren rund 35000 zusätzlicheArbeitsplätze gewonnen. Freiburgwar nie ein klassischer Industrie-standort und wird auch nie einerwerden. Unsere Wirtschaft ist viel-fach gegliedert, mit 75 bis 80 Pro-zent Dienstleistungen, und nichtvon einzelnen Branchen abhängig.Das ist jetzt ein Vorteil, weil unsdie Krise weniger hart trifft. UnserAushängeschild sind nach wie vorDienstleistungen, an erster StelleWissenschaft.Eine Frage muss ich stellen: DieStadt Freiburg hat 47 MillionenEuro bei Lehman Brothers ange-legt. Ist das Geld schon da?➤ Salomon: Anfang Februar gabes eine verbindliche Aussage fürdie Rückzahlung angelegter Gel-der. Seit dem 18. Februar ist dasGeld wieder auf unserem Konto.Welchen Schaden hat die Stadtdurch dieses Invest?➤ Salomon: Von der Einlage istkein Cent verloren gegangen.Auch die Zinsen über die verein-barte Laufzeit wurden gezahlt.Wir mussten keine Kassenkreditezur Überbrückung aufnehmen.Richtig ist, dass wir weitere Zins-einnahmen hätten erzielen kön-nen, wenn unser Geld rechtzeitigzur Verfügung gestanden hätte.Darüber verhandeln wir nun mitdem Bundesverband DeutscherBanken. Philipp Peters
Dr. Dieter Salomon, 48,ist der erste grüne Politi-ker als OB einer deut-schen Großstadt und seit2002 im Amt. Zuvor warer Vorsitzender der Grü-nen im Landtag. Heuteist er auch Vorsitzenderdes Kommunalen Arbeit-geberverbandes undMitglied im Präsidiumdes Städtetags. Salomonkam in Melbourne zurWelt und lebt seit seinem4. Lebensjahr in Deutsch-land. Er ist verheiratetund hat eine Tochter.
[email protected]. +49 7681 4031-0
Offset-Druck Digital-Druck UV-Druck
econo 3/2009 · 6. März 2009
Foto: aurelis
Als erster war Quint da. Seitdem 16. Februar residiertdie Werbeagentur im Zoll-
amt am alten Güterbahnhof-Areal.„Ich denke, das ist ein Ort, an demman kreativ tätig sein kann“, sagtAgentur-Chef Johannes Zeller. Si-cher funken die Synapsen in demGründerzeitbau von 1903 besserals in dem Büroturm an der BaslerStraße, in dem Quint bisher resi-dierte. „Es hat uns gleich sehr an-gesprochen“ erinnert sich Zeller.In Freiburg gibt es kaum noch
Freiflächen. So gesehen ist die Re-vitalisierung des Güterbahnhof-Areals eine der letzten städtebau-lichen Entwicklungschancen in-nerhalb der Stadt. Im ersten Schritt
investiert die Immobilien-Gesell-schaft Aurelis rund zehnMillionenEuro in das Zollamt und dessenPeripherie. „Die Arbeiten laufenplanmäßig“, sagt Aurelis-Spreche-rin Susanne Heck.Aurelis verwaltet allein 35 der
41 Hektar und ist so ein wichtigerPartner der Stadt. Es war eineschwere Geburt. Gut ein Jahr-zehnt haben sich zuvor die Gra-benkämpfe mit der Stadt hingezo-gen. Nun geht es endlich los. Fürdie nächsten zwei Jahrzehnte, sodie Prognose, wird hier gebaut.Ausschließlich gewerbliche Nut-zung. Schon bald soll aus demGüter- ein Wissensbahnhof wer-den. Philipp Peters
DieWiederbelebung des alten Güterbahnhof-Areals hat
begonnen. Sie wird Freiburg noch Jahrzehnte beschäftigen
Start derWiederbelebung: Im alten Zollamt auf dem Güterbahnhof-Areal sind bereits die ersten Mieter eingezogen
41Hektar Phantasie138 Politik • Standort Freiburg
Viessmann Deutschland GmbH
Niederlassung FreiburgBebelstrasse 1979108 FreiburgTelefon 0761 / 47951 - 0
Berufsbegleitende WeiterbildungFremdsprachenkorrespondent/inEnglisch (IHK)Beginn: Mai und NovemberDauer: 1 Jahr
Damit Sie dabei sind,wenn´s wieder bergauf geht
Business School Freiburg
Salzstr. 15 · 79098 FRTel.: 0761-380 999-0 [email protected]
www.isw-
freiburg.d
e
www.dzsw.de
Auf dieBeilagencht+++kommt es an!
Druck ZentrumSüdwest
DRUCKZENTRUM SÜDWEST GMBH
Auf Herdenen 44D-78052 VS-VillingenTel. (0 77 21) 99 50 - 260Fax (0 77 21) 99 50 - 259
Ihr kompetenter Partner
in Sachen Druck, Gestaltung und
Verteilung von Zeitungsbeilagen.
econo 3/2009 · 6. März 2009
Spedition Klotz GmbHIhr Partner für Logistik-LösungenLiebigstraße 1279108 [email protected]: 07 61/15 15 3 70Telefax: 07 61/15 15 3 77
DienstleistungenDie drei HauptgeschäftsfelderdesTransport- & Logistikdienst-leisters Klotz GmbH sind Di-rekttransporte, Werkslogistikund regionale Transportdienst-leistungen. Außerdem über-nimmt das Unternehmen aucheuropaweite Transporte fürTeil- und Komplettladungen,Expressfahrten, Kontraktlogis-tik und Beschaffungslogistik.Als zertifizierter Entsorgungs-dienstleister bietet Klotz auchdie fachmännischeVerwertungaller gängigen Abfälle undSonderabfälle. Über 1000 Qua-dratmeter Lagerfläche stelltdas Unternehmen seinen Kun-den als Kurzzeit- oder Dauerla-ger zur Verfügung.Sehr viel Wert legt das Unter-nehmen auf hohe Standardsbei seinen Mitarbeitern. Dazugehört nicht nur die fundierteAusbildung zur Fachkraft fürLagerwirtschaft oder zum Be-rufskraftfahrer. Die Geschäfts-führung achtet auch darauf,dass Mitarbeiter regelmäßig anSchulungen undWeiterbildun-gen teilnehmen und so gutgerüstet sind für ihre täglichenAufgaben.
FuhrparkDie Spedition Klotz verfügtüber einen modernen Fuhr-park mit mehr als 40 Lastkraft-wagen von 7,5 Tonner bis gro-ße Hängerzüge. Alle Fahrzeugesind mit einer Hebebühnesowie mit Koffer- oder Plane-brücken ausgestattet und er-füllen die Euro-5-Norm fürLastwagen.
Kontakt
Anzeige
Die Klotz GmbH aus Freiburg ist der regionale Partner
für individuelle Logistiklösungen
DieTransportprofis
V iele Unternehmer denken erst an Transportlö-sungen, wenn es um Fernverkehr geht. Dabeikönnen schon 500 Meter auf dem eigenen
Werksgelände zum Problem werden. Bernd Klotz,Geschäftsführer des Freiburger Transport- & Logistik-dienstleisters Klotz GmbH, kennt so einen Fall.„Einer unserer Kunden hatte ein neues Außenlager
gebaut und stand plötzlich vor einem Problem: Wiekommt das Material vom Lager zumWerk?“ Ein eige-ner Lastwagen lohnte sich für den Betrieb nicht. DieLösung lieferten die Logistikexperten. Für zwei bisdrei Stunden täglich springt die Spedition nun alsDienstleister ein und übernimmt den Transport. Dieübrige Zeit können Fahrzeug und Fahrer anderweitigdisponiert werden. Der Vorteil: Keine teuren Stand-zeiten für einen kaum genutzten Lastwagen, keinezusätzlichen Personalkosten für das Unternehmen.Und: Das Fahrzeug ist in Bezug aufTechnik und Ausstattung immer aufdem neuesten Stand. „Das funktio-niert wie beim carsharing“, erklärtder Geschäftsführer. Der Kundebucht genau das, was er brauchtund zahlt so keinen Cent zuviel.Ein weiterer Trumpf der Spediti-
on Klotz ist die Organisation. Trans-porte von der Stange gibt es hiernicht. „Wir setzen auf individuelleLösungen aus einer Hand – bei uns
hat der Kunde einen Ansprechpartner“, sagt Projekt-manager Oliver Beck. Das unterscheidet die Logistik-fachleute von Konzernspediteuren, wo jedes Päck-chen genau definiert ist.Beispiel Schaltschränke: Der Transport dieser Elek-
troverteiler für Fabrik- undWerkshallen muss umsich-tig geplant werden. Immerhin geht es dabei um Frachtmit einem Warenwert von rund 100000 Euro – proStück. „Wir holen die Stücke ab und liefern sie ansZiel, ohne dass sich der Kunde um irgendetwas küm-mern muss“, sagt Klotz. Das funktioniert nur, weil dieFahrer wissen, wie die empfindlichen Geräte geladen,befestigt und transportiert werden müssen. „Bei ei-nem Massenanbieter müsste der Kunde die Schalt-schränke beispielsweise noch aufwändig verpacken.Dadurch würden ihm zusätzliche Kosten entstehen,was den eventuell günstigeren Preis für den Transport
wieder aufwiegt“, erklärt der Ge-schäftsführer.Neben Werkslogistik und den Di-
rekttransporten ist der Regionalver-kehr das dritte große Kompetenz-feld der Firma. Lieferungen in dieengen Gassen der Freiburger Innen-stadt gehören genauso dazu wie aufdie Höhen des Schwarzwalds.Denn: „Bedarf an Logistik-Lösun-gen hat heute jedes Unternehmen“,sagt Bernd Klotz.
Die Ladung immer im Blick: Mit-arbeiter der Firma Klotz könnenmehr, als nur Lastwagen fahren
Auf die Ausbildung kommt es an
Fotos:Micha
elBo
de
140
3/2009 · 6. März 2009 econo
Foto: istockphoto
Prof. Dr. Bernhard Arnoldsist ein aufgeräumter Mannmit Hang zum Sarkasmus.
Seit 20 Jahren ist er im Techno-logietransfer tätig. Der Chef derZentralstelle für Forschungsförde-rung und Technologietransfer(ZFT) an der Uni Freiburg ver-gleicht sich und seine Arbeitschon lang nicht mehr mit natio-naler Konkurrenz. „Da stehen
wir ja super da“, sagt Arnolds.Lieber schaut er über den GroßenTeich in die USA. Zu den UnisHarvard, Stanford oder dem MIT.Das sind die Großen der Bran-
che, die es schaffen, das Geldeinzusammeln, um fertig zu for-schen. „An deutschen Universi-täten kommen wir in der Regelüber die Grundlagenforschungnicht hinaus“, sagt Arnolds. Da-
mit lassen die Unis viel Geld lie-gen. Ideen bringen die Forscheran der Freiburger Elite-Uni zahl-reich hervor. Mittlerweile hältman rund 1200 Patente. DasGros kommt aus dem medizini-schen Bereich. Allein 2008 ka-men mehr als 50 Patente hinzu.Doch ein Patent bedeutet
nicht, dass man ein Produkt hat,das man morgen auf den Marktbringen könnte. „Viele Ideenschaffen es gar nicht bis zumProof of Principle.“ Doch erstdieser Funktionsbeweis bedeutetauf der Bonitätsskala den nächs-ten Schritt. Das leuchtet ein: Wer
eine Idee hat, wie man eine gän-gige Krankheit heilen kann, derfindet vielleicht einen Abnehmer,der einem ein paar Tausend Eurodafür bezahlt. Hat man denWirk-stoff indes weiterentwickelt, ihnam Tier und sogar amMenschengetestet, so besitzt man eineCash-Cow. Nur ein neuer Wirk-stoff – und die Uni wäre finanzi-ell saniert, könnte auf Jahre for-schen, wonach sie wollte.Aber eine Idee zum Produkt zu
machen, kostet mehrere Millio-nen Euro. Geld, das es vom Staatnicht gibt und das die Uni nichtübrig hat. Also sucht Ar-
Universitäten produzieren mehr Ideen
als Produkte und lassen so viel Geld liegen.
In Freiburg soll sich das jetzt ändern
UnfertigesWissen
Aus Ideen Produkte zu machenist langjährige Puzzle-Arbeit,
die viele nicht bezahlen wollen
141Standort Freiburg • Politik
econo 3/2009 · 6. März 2009
Wie man vorne bleibt
burger)(druck GmbHAugust-Jeanmaire-Straße [email protected]: 0 76 81/40 31-0Telefax: 0 76 81/2 38 91
Unternehmenburger)(druck wurde 1987 vonHerbert und Margret Burger inBuchholz gegründet und sitztseit der Erweiterung 1997 inWaldkirch-Kollnau.Modernste Vorstufen- undDrucktechnik sowie ein her-vorragend ausgebildetes Per-sonal machen burger)(drucküber weite Grenzen hinaus be-kannt. Geleitet wird das Unter-nehmen seit einem Jahr vonDirk Burger, dem Sohn desGründerpaars.
Kontakt
Dirk Burger leitet das Familienunternehmen seit März 2008
Dirk Burger hat es nicht für die Baukonjunkturgetan, nicht für sein Ego, sondern für den Kun-den. „Um technisch permanent vorne mit
dabei zu sein, muss man investieren“, sagt der Ge-schäftsführer von burger)(druck. Als der Spatenstichfür die zusätzlichen 1000 Quadratmeter für Produkti-on, Versand und Logistik erfolgt ist, saß sein VaterHerbert noch mit am Ruder, der das Unternehmengemeinsam mit seiner Frau Margret vor 22 Jahrengegründet hat.Heute ist burger)(druck eine Besonderheit unter
den mittelständischen Druckereien. „Es gibt nur sehrwenige Druckereien, die das gesamte Produktspek-trum – und zwar weit über den konventionellen Be-
reich hinaus – anbieten können. Wir gehören dazu“,so Burger. Hauptinvestition bei der jetzt abgeschlosse-nen Erweiterung war eine UV-Druckmaschine, dieUV-Druck und Veredelung in einem Arbeitsgang er-möglich. „Das bietet uns einen wesentlichen Zeit- undKostenvorteil.“ Davon profitieren die Kunden.Denn trotz der Flaute am Druckmarkt stemmt sich
burger)(druck gegen die Krise. Neben dem umfassen-den Produkt-Portfolio – Burger ist es egal, ob der Kun-de eine Visitenkarte oder ein ganzes Buch wünscht– ist es vor allem die verlässliche Qualität, die imWett-bewerb den entscheidenden Vorteil bringt. Burger:„Unsere Kunden wollen nicht auf Qualität, Serviceund Verlässlichkeit verzichten. Das bieten wir.“
Von Visitenkarte bis
Buch: burger)(druck aus
Waldkirch versteht sich
als Komplettanbieter
Anzeige
Foto:M
icha
elWissing
nolds jetzt nach externenGeldgebern. „Wir müssen es schaf-fen, Investoren zu holen, die un-sere Ideen unterstützen.“Solche Ideenfabriken gibt es
bereits. Die britische IP Groupetwa fördert zehn Unis. Allerdingsnur in England. Gerüchte, die In-vestmentgesellschaft wolle jetztauch im Ausland tätig werden,speziell in Deutschland, lässt dieIP Group auf Anfrage unkommen-tiert. Dass sich das Geschäft mitden Patenten lohnt, zeigen dieZahlen: Zuletzt erlöste die IPGroup einen Jahresgewinn vonrund 35 Millionen Euro. An denErfolgen der Briten sind die Grund-lagenforscher stets beteiligt.Anders sieht es bei der IP Be-
wertungs AG aus Hamburg aus,die offenkundig an einer Zusam-menarbeit mit den Freiburgerninteressiert ist. Nur übernehmendie Hamburger die Idee komplettund streichen dann auch die Erträ-ge ein. „Das ist für uns auf Dauernatürlich weniger interessant“,sagt Arnolds.
Deutschlandweit liegt die UniFreiburg mit ihrem Technologie-transfer auf Platz zwei. Nur die TUDresden ist besser. Laut Arnoldserzielt man aus der Patentverwer-tung jährlich bis zu siebenstelligeErlöse. „Das ist nicht schlecht,
aber auch nicht wirklich gut. Esreicht einfach nicht.“ Und wiedergeht sein Blick in die USA.Die Universität Harvard etwa
hat einen eigenen Investment-Fonds, der aktuell mit vier Milliar-den Dollar gefüllt ist. Sogar deut-sche Unternehmen zahlen bereit-willig in den Fonds ein, in derHoffnung, am Ende ein Harvard-Patent zu erhalten.Eine Transfergesellschaft wie
das ZFT gibt es auch in den USA,doch auch hier stimmt das Verhält-nis nicht. In Harvard werden 3000
patentrelevante Wissenschaftlervon 90 Mitarbeitern bei der Trans-ferstelle betreut. Freiburg bringt esauf 2400 patentrelevante Wissen-schaftler, doch Arnolds’ ZFT ist nurmit drei Stellen bestückt. „Auchdas Land hat mal versucht, eine
solche Institution einzuführen“,erinnert sich Arnolds. „Da saßendann fünf Leute, die sich um17000 Forscher hätten kümmernsollen.“ Beim Versuch blieb es.Unis und Forschungsinstitute
sind schon froh, wenn es ihnendann und wann mal gelingt, eineAusgründung in die Wege zu lei-ten. Das ZFT hat bislang 86 Fir-men Geburtshilfe geleistet. „Da-von hat nur eine nicht überlebt“,so Arnolds.Auch die Fraunhofer Institute
werkeln kräftig daran, das Wissen
in die Wirtschaft zu bringen. „ImKern haben sie aber das gleicheProblem wie wir“, sagt Szene-Kenner Arnolds.Eine Erfolgsgeschichte ist Con-
centrix Solar. 2005 wurde dasUnternehmen aus dem FraunhoferISE ausgegründet, dem größtennichtuniversitären Forschungs-institut der Stadt. Die Vorarbeitzur Gründung betrug allerdingsein Jahrzehnt. Und als das Unter-nehmen dann entstand, gab esnoch nicht mal einen Prototyp.„Der Mittelstand will von uns
keine Ideen“, sagt Arnolds. „Erwill Blaupausen und Prototypen.Dinge, die er in spätestens zweiJahren auf den Markt werfenkann.“ Doch das ist die Ausnahme.Arnolds: „Wenn die Uni aufhörenmuss zu forschen, stehen in derRegel noch fünf Jahre Arbeit an.“
Philipp Peters
www.zft.uni-freiburg.de
Harvard hat 90 Mitarbeiter für denTechnologietransfer – Freiburg drei
142 Politik • Standort Freiburg