Standortporträt Freiburg

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Standortporträt Standortporträt econo.de Freiburg

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Weil die bekannten Namen schwächeln, muss sich Freiburg auf Zukunftsbranchen verlassen – und auf sein Wissen um Dienstleistungen

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Standortporträt

Standortporträt

econ

o.de

Freiburg

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econo 3/2009 · 6. März 2009 Foto: Jigal Fichtner

GünterWeinberger ist seitJahresbeginn Chef derFreiburger Solar-Fabrik AG

130 Politik • Standort Freiburg

Zu diesemThema

Für die EliteEine private Initiative erfülltder Stadt die Sehnsucht nacheiner Berufsakademie S. 135

Der grüne RegentWie Dr. Dieter SalomondenWirtschaftsstandortFreiburg sieht S. 136

UnfertigesWissenUnis forschen nicht zu Endeund lassen so viel Geld liegen.Damit ist nun Schluss S. 141

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3/2009 · 6. März 2009 econo

Günter Weinberger steht inder Sonne und kneift dieAugen zusammen. Sie

macht ihm zu schaffen. „Ich binein wenig sonnenempfindlich“,sagt Weinberger, ausgerechnetWeinberger. Als wir ihn treffen, ister seit genau 50 Tagen Vorstands-chef der Solar-Fabrik.Die börsennotierte AG ist im

wahrsten Sinne das, was man alsVorzeigeunternehmen bezeichnet.Das ist auch der Architektur ge-schuldet. Wann immer es einenVortrag oder eine Bilderreihe zumWirtschaftsstandort Freiburg gibt,ist das Hauptgebäude der Solar-Fabrik optisch dabei.„Wir sind eine starke Marke“,

sagt der selbstbewusste Vorstands-chef. Zwar gibt er zu, dass ihm derName noch neu war, als der Auf-sichtsratschef, der Schokoladenfa-brikant und Solar-UnternehmerAlfred Ritter, ihm vor wenigen Mo-naten den Job anbot. Doch das

liegt an zwei Gründen: Zum einenwar Weinberger zuvor noch ineiner anderen Branche tätig, derHalbleiter-Industrie. Und zum an-deren war er das die vergangenensieben Jahre in den USA.Jetzt muss Weinberger große

Pläne schmieden, denn sein Vor-gänger im Amt hat ihm ein neuesPrunkstück hinterlassen, dass we-niger die Freunde zeitgemäßerGewerbe-Architektur begeisternwird, als die Ingenieure, die Tech-niker. Und Weinberger selbst istso einer.Um die Zukunft der Solar-Fabrik

zu sehen, muss man raus aus demGewerbegebiet Haid und rein insIndustriegebiet Hochdorf. EineAutofahrt von kaum mehr als fünfMinuten. Passenderweise hat sichder Solarmodul-Produzent in einerHalle eingenistet, die den NamenFortschritt trägt. Der in die Jahregekommene Möbelherstellerbraucht den Platz nicht mehr.

1500 Quadratmeter groß ist dasnunmehr dritte Werk der Solar-Fabrik in Freiburg. 16 MillionenEuro hat das Unternehmen in-vestiert.„Technisch ist es für uns ein

Quantensprung“, sagt Unterneh-menssprecherin Andrea Ocker.Die Zahlen verdeutlichen das: Inden beiden bestehenden Fabrikenkann die Solar-Fabrik pro Jahr So-larmodule mit einer Gesamtleis-tung von 70 Megawatt produzie-ren. Das neue Werk allein schafft60 Megawatt. Und die Produk-tionshalle ist nur zu einem Drittelgefüllt.„Schon mittelfristig können wir

unseren Marktanteil verdoppelnbis verdreifachen“, sagt Weinber-ger vor Zuversicht strotzend.Solche Firmen braucht die Stadt.

Die Solar-Fabrik beschäftigt in Blü-tezeiten etwa 350 Menschen.Jetzt im Winter sind es deutlichweniger. Wenn die Sonne

Weil die bekannten Namen schwächeln, muss

sich Freiburg auf Zukunftsbranchen verlassen –

und auf seinWissen um Dienstleistungen

HoffnungDie neue

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econo 3/2009 · 6. März 2009

Wie ein Maßanzug

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Für Werner Böhringer ist die Wahl der passendenAntriebslösung wie das Konfektionieren einesMaßanzugs. „Der Kunde sucht sich den Anzug

aus. Wir machen die Jacke länger oder die Hose kür-zer“, sagt der kaufmännische Leiter der Mattke AG.Die Kunden des Freiburger Unternehmens sind

wählerisch. Sie kommen nicht nur aus dem Mittel-stand, sondern auch aus der Bel Etage der deutschenIndustrie: Porsche, Siemens oder Bosch lassen beiMattke konfektionieren. So hat sich das mittelständi-sche Familienunternehmen seit mehr als vier Jahrzehn-ten am Markt behauptet.„Unsere Erfahrung ist aber nicht der Garant für den

Erfolg“, sagt Böhringer. „Damals haben wir als eine

Art Neckermann der Antriebstechnik begonnen. Heu-te ist solch eine Ausrichtung nicht mehr originell ge-nug.“ Böhringer sieht Mattke als verlängerten Armund zweites Gehirn seiner Kunden. „Das ist nur mög-lich, weil wir neben unseren exzellenten Mitarbeiternauch Partner haben, die sich sehen lassen können.“Dazu setzt Böhringer auf ein breites Netzwerk. „Nie-mand kann alles können. Aber wir können jedesKnow-how organisieren.“Von den Vorteilen dieses Netzwerks profitieren vor

allem Mattkes Kunden. „Wir sind heute in der Lage,nicht nur Antriebe zu liefern“, sagt Böhringer. „Wirkönnen auch komplette Anlagen und Geräte nach denWünschen unserer Kunden bauen.“

Auch bei Antrieben

sind heute vor allem

individuell passgenaue

Lösungen gefragtMattke liefert Antriebs-technik nach denWünschen des Kunden

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Fotos:MattkeAG

132 Politik • Standort Freiburg

Unternehmen Mitarbeiter Branche

1 Uniklinik 8000 Gesundheit

2 Universität 6200 Bildung

3 Stadt Freiburg 2500 Öffentliche Verwaltung

4 RKK Verbund 1770 Gesundheit

5 Regierungspräsidium 1550 Öffentliche Verwaltung

6 Sparkasse Freiburg 1280 Finanzdienstleistung

7 Northrop Grumman Litef 1200 Elektronik

8 Micronas 1150 Elektronik

9 Badenova 1050 Energieversorger

10 Pfizer-Gödecke 1050 Pharma

11 Polizeidirektion 1000 Öffentliche Ordnung

12 Haufe Mediengruppe 950 Verlag

13 Fraunhofer ISE 830 Forschung

14 Landratsamt 750 Öffentliche Verwaltung

15 Rhodia Acetow 750 Chemie

16 Agentur für Arbeit 740 Öffentliche Verwaltung

17 Deutsche Post 700 Logistik

18 Evangelische Diakonie 700 Gesundheit

19 VAG 680 Nahverkehr

20 Hüttinger 630 Elektronik

wiederkommt, fangen dieLeute auch wieder an, sich Gedan-ken über Solaranlagen zu machen.Dann steigt die Produktion undmit ihr die Beschäftigung. Alleinim neuen Werk sind im erstenSchritt 60 neue Arbeitsplätze ent-standen.Damit hat die Solar-Fabrik einen

sicheren Platz im oberen Mittel-feld der Arbeitgeber Freiburgs.Von den ganz großen ist sie nochweit entfernt (siehe Tabelle).Dabei gibt es dort durchaus ein

paar Spitzenpositionen neu zu be-setzen. Zumindest in der Rangfol-ge der industriellen Spitzenkräfte.Jahrelang war der Halbleiter-Her-steller Micronas das Maß allerDinge in der Stadt. Jetzt, da derSchweizer Konzern seine Verlustenicht länger ertragen will, wirdauch in Freiburg ein schmerzhaf-ter Schnitt gezogen. 460 Jobs fal-len weg und der RüstungskonzernNorthrop Grumman Litef ziehtvorbei, schafft es damit aber gera-de mal auf den siebten Platz dergrößten Arbeitgeber.Qu

elle:eigeneRecherchen,AngabenderUnternehm

en

Freiburgs größte Arbeitgeber

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Auch Rhodia Acetow, Herstellervon Zigarettenfiltern, ist nur mehrein Schatten seiner selbst. Die 750Mitarbeiter, die der französischeKonzern in seinem FreiburgerWerk noch beschäftigt, so der letz-te Stand, sind nur noch ein Bruch-teil dessen, was hier mal war. Überdie Jahre ist das Unternehmen ste-tig geschrumpft.Massenentlassungen, wie es sie

zuvor auch schon beim Medizin-techniker GE Healthcare gegebenhat, werden stets von großenSchlagzeilen begleitet. Das so ent-stehende Bild, Freiburg würdeArbeitsplätze verlieren, hat mit derRealität jedoch nichts zu tun. Tat-sächlich sind Jobs entstanden.Doch das vor allem auf dem

Dienstleistungssektor. Unter denGroßen der Industrie sind das dieAusnahmen. Northrop Grummanhat 2008 etwa 200 neue Jobs ge-schaffen. Vor der Krise wohlge-merkt. Auch der Transformatoren-Hersteller Hüttinger ist durch seinstetes Wachstum jetzt Teil derTop 20 geworden.

Daneben hält einzig der Phar-makonzern Pfizer sein Niveau.Seit der Übernahme des Gödecke-Werkes vor neun Jahren wurdenauch hier rund 200 neue Arbeits-plätze geschaffen. Im vergangenenJahr hat das Unternehmen 35 Mil-lionen in den Standort Freiburginvestiert.

Pfizer betreibt in Freiburg seinweltweit größtes Abpackwerk undentwickelt neue Tabletten undKapseln. Pro Jahr werden von dengut 1000 Mitarbeitern 3,3 Milliar-den Kapseln und Tabletten produ-ziert, das entspricht 230MillionenPackungen. Das Produktions-volumen hat sich in den vergange-nen zwölf Jahren verzehnfacht.Politiker wie Unternehmer be-

mühen sich um einen sachlichenBlick auf die Situation. „Der Ver-

lust der Micronas-Arbeitsplätze tutsehr weh, aber ist das Ergebniseiner weltweiten Absatzflaute inder Unterhaltungselektronik undAutoindustrie“, sagt FreiburgsOberbürgermeister Dr. Dieter Sa-lomon im Econo-Interview (abSeite 136). „Auf der anderen Seitehaben wir in den letzten gut

20 Jahren rund 35000 zusätzlicheArbeitsplätze gewonnen“, so dererste grüne Oberbürgermeistereiner deutschen Großstadt.Und Barbara Mayer, geschäfts-

führende Partnerin in Badensgrößter Kanzlei Graf von Westpha-len sagt: „Entscheidend ist dochletztlich nicht, wie viele Arbeits-plätze irgendwo abgebaut werden,sondern der Saldo zwischen neuentstehenden und verlorenen Ar-beitsplätzen. Und meiner Einschät-

zung nach sind im gesamten ver-gangenen Jahr mehr Arbeitsplätzeentstanden als abgebaut worden.“Und da liegt Mayer richtig.Auch die Industrie zieht an, zu-

mindest in der zweiten Reihe. Undvor allem in Zukunftsbranchen.Die Solarbranche etwa bringt esmittlerweile auf rund 1500 Ar-beitsplätze in Freiburg. GrößterArbeitgeber dieser Sparte sind dieSolar-Fabrik und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme(ISE), das mit 870 Mitarbeiterndas größte Institut der Stadt ist.Das Institut erlöst derzeit einenUmsatz von 41Millionen Euro proJahr. Die beiden anderen Fraun-hofers der Stadt, das Institut fürPhysikalische Messtechnik (IPM)und das Ernst-Mach-Institut (EMI)bringen es zusammen auf etwa400 Mitarbeiter.Freiburg lebt von der Vielfalt

seiner Dienstleister und seinerWissensbetriebe. „Gott sei Danksind wir nicht von einzelnen Bran-chen abhängig“, sagt denn auchOB Salomon.

Massenentlassungen täuschen: Seit 1990sind 35000 neue Jobs entstanden

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econo 3/2009 · 6. März 2009

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134 Politik • Standort Freiburg

Das bestätigt eine Analyseder Sparkasse Freiburg-NördlicherBreisgau. „Der Mangel an qualifi-ziertem Personal war vergangenesJahr sowohl im Produktions- wieauch im Dienstleistungsbereicherkennbar“, schreibt die Bank.So ist die Sorge in Waldkirch

derzeit viel größer, wo der welt-größte Sensorhersteller Sick gera-de in die Kurzarbeit gegangen ist.Kaum auszudenken, was Wald-kirch passieren würde, wenn Sickin die Knie gehen würde. In Frei-burg schaut man durchaus auf dieNachbarstadt, die es gerade überdie Einwohnerzahl von 20000und somit zur Großen Kreisstadtgeschafft hat.Die Wirtschaftsförderung arbei-

tet nämlich nicht nur lokal, son-dern auch für das Umland. Undauch die Geschäftsleute aus Frei-burg scheuen den Weg nach Um-kirch, Gundelfingen oder ebenWaldkirch nicht. „Es kommenzahlreiche Kunden auch aus Frei-burg zu uns“, sagt etwa Dirk Bur-ger, geschäftsführender Gesell-schafter von Burger Druck. Erbeschäftigt 55 Mitarbeiter und hatgerade einen Millionenbetrag in

die Erweiterung im WaldkircherOrtsteil Kollnau investiert.Die beiden prägenden Kräfte auf

dem Freiburger Arbeitsmarkt sinddas Duo der Albert-Ludwigs-Uni-versität und der Uni-Klinik Frei-burg. Zusammen stellen die bei-den Institutionen mehr als zehnProzent der fast 130000 Arbeits-plätze in der Stadt. Und beide ha-ben ein vortreffliches Image. DieKlinik als medizinische Kapazität.Und die Uni hat es – wenn aucherst im zweiten Anlauf – in denElite-Zirkel geschafft. Das steht derStadt gut zu Gesicht.Barbara Mayer sieht darin auch

einen Grund, dass der Arbeits-markt von Dienstleistern domi-niert wird. „Die Universität ziehtviele junge Leute aus ganzDeutschland an, darunter viele,die nach Abschluss ihres Studiumsgerne in Freiburg bleiben möchten.Die Dienstleister in der Stadt bie-ten vielen jungen Akademikernhochqualifizierte Arbeitsplätze.“Und so ist der Raum für neue

Dienstleister denn auch ein vor-herrschendes Thema bei der Stadt-entwicklung. Die Wiederbelebungdes alten Güterbahnhof-Areals

wird die Stadt noch Jahrzehntebeschäftigen. Erste Schritte sindbereits getan (siehe Seite 138).Auch die Sparkasse setzt mit der

Neubebauung des Fahnenbergplat-zes am Rande der Altstadt ein Sig-nal für mehr Büros in der Stadt. ImAugust 2011 soll der Turm bezugs-fertig sein. Dann wird die Sparkas-se selbst mit einigen Abteilungeneinziehen, ein Teil der Fläche wirdaber auch vermietet.Auf Seiten der Industrie lebt

Freiburg teilweise auch von seinenSpezialisten. Etwa der HärtereiEFD, die vor fast 60 Jahren gegrün-det wurde, später mit Hüttingerkonkurrierte, sich heute aber ineine andere Richtung entwickelthat. Heute kann EFD auch großeTeile von bis zu fünf Metern Längeund bis zu einem Gewicht vonfünf Tonnen bearbeiten. Auch dasein Alleinstellungsmerkmal für dieStadt, auch wenn man es so nichtvermutet. Philipp Peters

www.solar-fabrik.comwww.northropgrumman.litef.de

Einwohner 219 430davon…weiblich 115 196… jünger als 6 Jahre 11 426…65 Jahre und älter 35 126Ausländer 31 353Haushalte 124 280Geburtenüberschuss 334Wanderungsgewinn 1553

Ungebundene Kaufkraftabsolut 2,827 Mrd. Euroje Einwohner 13 166 Euro

BeschäftigungArbeitsplätze 128 500Dienstleister 110 800Produz. Gewerbe 17 300Land- und Forstwirtschaft 400

Einpendler 54 536Auspendler 16 305Arbeitslosenquote 7,1 Prozent

SteuernGewerbesteuer 400Grundsteuer A 600Grundsteuer B 600Steuerkraft/Einw. 676 EuroGewerbesteuer 96,9 Mio. Euro

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3/2009 · 6. März 2009 econoFoto: Michael Bode

Robert Wetterauer scheint imFreiburger Rathaus derzeitsehr beliebt zu sein. Ober-

bürgermeister Dr. Dieter Salomonschwärmt von Wetterauer unddessen entstehender privater Be-rufsakademie IUCE Freiburg (sie-he Kasten). Wetterauer ist in Sa-chen private Bildung eine festeGröße in der Stadt. Seine AngellAkademie steht denen, die es sichleisten können, von der Grund-schule übers Abi bis zur Ausbil-

RobertWetterauer ist der Mann der Freiburger Privatschulen.

Mit seiner Berufsakademie erfüllt er der Stadt nun eine alte Sehnsucht

Die Uni für die Elite

RobertWetterauer begleitetFreiburger Privatschüler vonder Grundschule bis zur Uni

dung zur Seite. Die 83 Jahre alteSchule hat 1600 Schüler und 170Mitarbeiter. Auch Studiengängebietet Angell an. Jetzt gönnt Wet-terauer sich und der Stadt etwasNeues: eine Berufsakademie (BA).Der pensionierte Hochschul-

Rektor Prof. Dr. Wolfgang Jägersteht der Gründungskommissionvor. Der OB und sein Wirtschafts-förderer strahlen anlässlich derGründung um die Wette. Dr.Bernd Dallmann gibt sogar lä-

chelnd zu, dass es ihm nicht gelun-gen ist, eine BA nach Freiburg zuholen. „Mehr als zehn Jahre habenwir es versucht“, sagt Dallmann.Zwei ernste Kandidaten gab es indieser Zeit: Die internationale Ho-telfachschule ging nach Bad Hon-nef. Und aus einer Außenstelle derHochschule Furtwangen wurdenichts. „Die Gespräche warenweit“, blickt Dallmann zurück.„Aber es fehlte der ministeriale Se-gen.“ Das Land verfolgt bis heutedie Politik, BAs und Außenstelleneher im ländlichen Bereich aufzu-bauen. So musste Freiburg auf denprivaten Gönner warten.Wetterauer und sein Onkel

Friedrich Klute haben der Hoch-schule das Startkapital gegeben.Doch in drei bis vier Jahren soll dieIUCE sich selbst tragen: aus denBeiträgen der bis dahin angepeil-ten 500 Studenten, was der Schu-le einen Jahresetat von etwa dreiMillionen Euro erlauben würde.Dass die Hochschule genügendStudenten anwirbt, daran zweifelt

keiner. Geschäftsführer UlrichRüter rechnet vor: „In Baden-Württemberg gibt es derzeit25000 BA-Studenten. Davon sind15000 Studenten der Wirtschafts-wissenschaften. Unser Ziel ist es,pro Jahr 120 neue Studenten zubekommen. Das wird klappen.“Entscheidender wird die Koope-

ration mit der Wirtschaft, über diesich die IUCE auch am ThemaForschung beteiligen will. Einigeregionale Größen haben bereitszugesagt. Der Europa-Park etwa,das Hotel Colombi oder die Immo-bilienfirma Gisinger. Und obschondie IUCE sich nicht als Konkur-renz zur Uni sieht, sondern alsErgänzung, ist diese auf der Hut.Am selben Tag, als die IUCE ihreGründungs-Pressekonferenz gab,schickte die Uni eine Pressemittei-lung raus. Neben artigen Glück-wünschen folgt dort der Hinweis,dass man derzeit vier neue berufs-begleitende Studiengänge vorbe-reite. Konkurrenz belebt eben dasGeschäft. Philipp Peters

Die International University ofCooperative Education, kurz IUCEFreiburg, ist keine Uni, sonderneine Berufsakademie. Die Ausbil-dung erfolgt im dualen System. Indiesem Fall folgen auf drei Mona-te Schule drei Monate Betrieb.Nach drei Jahren steht der Ab-schluss Bachelor of InternationalBusiness Management in den

Fachrichtungen Immobilienwirt-schaft, Hotel- und Sportmanage-ment. Studiengänge zu Umwelt-management und Technik sindangepeilt. Studieren kann nur, werparallel eine Ausbildung in einerder Partnerfirmenmacht. Die Stu-diengebühr beträgt 500 Euro proMonat. Zum Start im Oktoberhofft die IUCE auf 120 Studenten.

135Standort Freiburg • Politik

Page 8: Standortporträt Freiburg

econo 3/2009 · 6. März 2009 Foto: Michael Bode

Freiburgs Oberbürgermeister

Dr. Dieter Salomon über

die Vorteile die man hat, wenn

man als grüne Stadt gilt

Steuern,nicht herrschen

Das Freiburger Stadtober-haupt war gerade zu Be-such bei Bill Clinton. Der

ehemalige US-Präsident wollte ihnals Referenten zum Thema grüneStadt. Doch auch zu anderenThemen hat Dr. Dieter Salomoneine sichere Meinung.Herr Dr. Salomon, wann beginntder Wahlkampf?➤ Dr. Dieter Salomon: Ich habein meinem Amt genug zu tun. DerOB-Wahlkampf steht an, wenn ichweiß, wer sonst noch kandidiert.Bisher bin ich ja der Einzige, dersich öffentlich erklärt hat.Sie gaben sich zuletzt sehr si-cher, dass Sie von 2010 an auchdie nächsten acht Jahre Chef imRathaus sein werden. Wasstimmt Sie so zuversichtlich?➤ Salomon:Weil ich davon über-zeugt bin, dass Freiburg in denletzten Jahren eine gute Entwick-

136 Politik • Standort Freiburg

lung genommen hat: Wir sind einewachsende Stadt, wir sind Spitzen-reiter bei den Arbeitsplatzzuwäch-sen. Unsere Haushaltsproblemesind gelöst – und nicht nur das:Wir bauen Schulden ab und inves-tieren mehr als je zuvor in die In-frastruktur, vor allem in die Sanie-rung von Schulen. Bildung undBetreuung sowie ein ausgegliche-ner Wohnungsmarkt sind zwei derwichtigsten Themen in der Stadt-politik. Da haben wir viel erreicht,sind aber noch nicht am Ziel. Die-se Politik möchte ich weiterführen,und ich habe den Eindruck, dassdie Bürger das auch wollen.Und was ist die größte Heraus-forderung für die Zukunft?➤ Salomon: Zunächst müssenwir die Wirtschaftskrise gut durch-stehen. Dafür ist die Stadt gut auf-gestellt. Das erwähnte Programmder Schulsanierung ist ein Kon-

junkturprogramm im besten Sinne.Es wird noch einige Jahre in An-spruch nehmen. Wir wollen dasStadtbahnnetz weiter ausbauenund regionale Verkehrsverbindun-gen stärken. Die Ziele im Klima-schutz, Konversion des früherenGüterbahnhofs – das sind nur eini-ge Themen. Es ist genug zu tun.Sprechen wir über die Wirt-schaft. Wenn Sie neue Unter-nehmen ansiedeln wollen, müs-sen Sie recyceln. Denn freieFlächen in Händen der Stadtsind rar. Ein Standortnachteil?➤ Salomon: Flächen zu „recy-celn“, wie Sie es nennen, ist keinStandortnachteil, im Gegenteil!Wenn wir Brachen sinnvoll nut-zen, sei es für Gewerbe oder fürWohnbau, schonen wir wertvolleFreiflächen, und sparen Geld fürdie Erschließung. Es kommt garnicht darauf an, dass die Stadt

selbst überall Eigentümerin ist,sondern dass wir die Planung inder Hand behalten. Die Konversi-on des früheren Güterbahnhofs istein Beispiel, und die Erweiterungdes Gewerbegebiets Haid im Sü-den ein weiteres. Politik heißt,Entwicklungen zu steuern, aber esheißt nicht, um jeden Preis Groß-grundbesitzer zu sein.Freiburg ist Green City. ErklärenSie mir doch mal, was der Mit-telstand von diesem Label hat.➤ Salomon: Eine ganze Menge.In der Stadt und der Region sindüber 10000 Menschen in Betrie-ben der Umweltwirtschaft be-schäftigt. Das sind deutlich mehrArbeitsplätze als im Durchschnittanderer Regionen. Nur zwei Bei-spiele: Im Dezember hat die FirmaConcentrix eröffnet. Da sind einpaar pfiffige junge Leute als Start-up aus dem Fraunhofer-Institut für

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3/2009 · 6. März 2009 econo

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Solare Energiesysteme gekommenund peilen dieses Jahr 100 Be-schäftigte an. Die SolarMarkt AGinstalliert derzeit die größten So-laranlagen in Italien, mit Freibur-ger Technikern. Umweltkompe-tenz ist ein Freiburger Markenar-tikel, der inzwischen in der ganzenWelt gefragt wird und uns Beschäf-tigung und Wachstum bringt.Die Solarindustrie ist das Aus-hängeschild der Freiburger Wirt-schaft. Welchen Stellenwert hatdiese in fünf bis zehn Jahren?➤ Salomon: Heute sind in derBranche – Forschung, Entwick-lung, Produktion, Vertrieb undAnwendung – rund 1500 Men-schen beschäftigt. Wenn ich dieWachstumszahlen der letzten Jah-re sehe, vermute ich in zehn Jah-ren ein Mehrfaches von heute.Keine andere Branche wächst soschnell wie die Solarwirtschaft.

Sie muss in die Bresche sprin-gen, da andere schwächeln. Pfi-zer stagniert. Rhodia schrumpftseit Jahren. Und jetzt streichtMicronas jede dritte Stelle.➤ Salomon: Der Verlust der Mi-cronas-Arbeitsplätze tut sehr weh,aber er ist das Ergebnis einer welt-weiten Absatzflaute in der Unter-haltungselektronik und Autoindus-trie. Wir haben in den letzten gut20 Jahren rund 35000 zusätzlicheArbeitsplätze gewonnen. Freiburgwar nie ein klassischer Industrie-standort und wird auch nie einerwerden. Unsere Wirtschaft ist viel-fach gegliedert, mit 75 bis 80 Pro-zent Dienstleistungen, und nichtvon einzelnen Branchen abhängig.Das ist jetzt ein Vorteil, weil unsdie Krise weniger hart trifft. UnserAushängeschild sind nach wie vorDienstleistungen, an erster StelleWissenschaft.Eine Frage muss ich stellen: DieStadt Freiburg hat 47 MillionenEuro bei Lehman Brothers ange-legt. Ist das Geld schon da?➤ Salomon: Anfang Februar gabes eine verbindliche Aussage fürdie Rückzahlung angelegter Gel-der. Seit dem 18. Februar ist dasGeld wieder auf unserem Konto.Welchen Schaden hat die Stadtdurch dieses Invest?➤ Salomon: Von der Einlage istkein Cent verloren gegangen.Auch die Zinsen über die verein-barte Laufzeit wurden gezahlt.Wir mussten keine Kassenkreditezur Überbrückung aufnehmen.Richtig ist, dass wir weitere Zins-einnahmen hätten erzielen kön-nen, wenn unser Geld rechtzeitigzur Verfügung gestanden hätte.Darüber verhandeln wir nun mitdem Bundesverband DeutscherBanken. Philipp Peters

Dr. Dieter Salomon, 48,ist der erste grüne Politi-ker als OB einer deut-schen Großstadt und seit2002 im Amt. Zuvor warer Vorsitzender der Grü-nen im Landtag. Heuteist er auch Vorsitzenderdes Kommunalen Arbeit-geberverbandes undMitglied im Präsidiumdes Städtetags. Salomonkam in Melbourne zurWelt und lebt seit seinem4. Lebensjahr in Deutsch-land. Er ist verheiratetund hat eine Tochter.

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Page 10: Standortporträt Freiburg

econo 3/2009 · 6. März 2009

Foto: aurelis

Als erster war Quint da. Seitdem 16. Februar residiertdie Werbeagentur im Zoll-

amt am alten Güterbahnhof-Areal.„Ich denke, das ist ein Ort, an demman kreativ tätig sein kann“, sagtAgentur-Chef Johannes Zeller. Si-cher funken die Synapsen in demGründerzeitbau von 1903 besserals in dem Büroturm an der BaslerStraße, in dem Quint bisher resi-dierte. „Es hat uns gleich sehr an-gesprochen“ erinnert sich Zeller.In Freiburg gibt es kaum noch

Freiflächen. So gesehen ist die Re-vitalisierung des Güterbahnhof-Areals eine der letzten städtebau-lichen Entwicklungschancen in-nerhalb der Stadt. Im ersten Schritt

investiert die Immobilien-Gesell-schaft Aurelis rund zehnMillionenEuro in das Zollamt und dessenPeripherie. „Die Arbeiten laufenplanmäßig“, sagt Aurelis-Spreche-rin Susanne Heck.Aurelis verwaltet allein 35 der

41 Hektar und ist so ein wichtigerPartner der Stadt. Es war eineschwere Geburt. Gut ein Jahr-zehnt haben sich zuvor die Gra-benkämpfe mit der Stadt hingezo-gen. Nun geht es endlich los. Fürdie nächsten zwei Jahrzehnte, sodie Prognose, wird hier gebaut.Ausschließlich gewerbliche Nut-zung. Schon bald soll aus demGüter- ein Wissensbahnhof wer-den. Philipp Peters

DieWiederbelebung des alten Güterbahnhof-Areals hat

begonnen. Sie wird Freiburg noch Jahrzehnte beschäftigen

Start derWiederbelebung: Im alten Zollamt auf dem Güterbahnhof-Areal sind bereits die ersten Mieter eingezogen

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Page 12: Standortporträt Freiburg

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gebaut und stand plötzlich vor einem Problem: Wiekommt das Material vom Lager zumWerk?“ Ein eige-ner Lastwagen lohnte sich für den Betrieb nicht. DieLösung lieferten die Logistikexperten. Für zwei bisdrei Stunden täglich springt die Spedition nun alsDienstleister ein und übernimmt den Transport. Dieübrige Zeit können Fahrzeug und Fahrer anderweitigdisponiert werden. Der Vorteil: Keine teuren Stand-zeiten für einen kaum genutzten Lastwagen, keinezusätzlichen Personalkosten für das Unternehmen.Und: Das Fahrzeug ist in Bezug aufTechnik und Ausstattung immer aufdem neuesten Stand. „Das funktio-niert wie beim carsharing“, erklärtder Geschäftsführer. Der Kundebucht genau das, was er brauchtund zahlt so keinen Cent zuviel.Ein weiterer Trumpf der Spediti-

on Klotz ist die Organisation. Trans-porte von der Stange gibt es hiernicht. „Wir setzen auf individuelleLösungen aus einer Hand – bei uns

hat der Kunde einen Ansprechpartner“, sagt Projekt-manager Oliver Beck. Das unterscheidet die Logistik-fachleute von Konzernspediteuren, wo jedes Päck-chen genau definiert ist.Beispiel Schaltschränke: Der Transport dieser Elek-

troverteiler für Fabrik- undWerkshallen muss umsich-tig geplant werden. Immerhin geht es dabei um Frachtmit einem Warenwert von rund 100000 Euro – proStück. „Wir holen die Stücke ab und liefern sie ansZiel, ohne dass sich der Kunde um irgendetwas küm-mern muss“, sagt Klotz. Das funktioniert nur, weil dieFahrer wissen, wie die empfindlichen Geräte geladen,befestigt und transportiert werden müssen. „Bei ei-nem Massenanbieter müsste der Kunde die Schalt-schränke beispielsweise noch aufwändig verpacken.Dadurch würden ihm zusätzliche Kosten entstehen,was den eventuell günstigeren Preis für den Transport

wieder aufwiegt“, erklärt der Ge-schäftsführer.Neben Werkslogistik und den Di-

rekttransporten ist der Regionalver-kehr das dritte große Kompetenz-feld der Firma. Lieferungen in dieengen Gassen der Freiburger Innen-stadt gehören genauso dazu wie aufdie Höhen des Schwarzwalds.Denn: „Bedarf an Logistik-Lösun-gen hat heute jedes Unternehmen“,sagt Bernd Klotz.

Die Ladung immer im Blick: Mit-arbeiter der Firma Klotz könnenmehr, als nur Lastwagen fahren

Auf die Ausbildung kommt es an

Fotos:Micha

elBo

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Page 13: Standortporträt Freiburg

3/2009 · 6. März 2009 econo

Foto: istockphoto

Prof. Dr. Bernhard Arnoldsist ein aufgeräumter Mannmit Hang zum Sarkasmus.

Seit 20 Jahren ist er im Techno-logietransfer tätig. Der Chef derZentralstelle für Forschungsförde-rung und Technologietransfer(ZFT) an der Uni Freiburg ver-gleicht sich und seine Arbeitschon lang nicht mehr mit natio-naler Konkurrenz. „Da stehen

wir ja super da“, sagt Arnolds.Lieber schaut er über den GroßenTeich in die USA. Zu den UnisHarvard, Stanford oder dem MIT.Das sind die Großen der Bran-

che, die es schaffen, das Geldeinzusammeln, um fertig zu for-schen. „An deutschen Universi-täten kommen wir in der Regelüber die Grundlagenforschungnicht hinaus“, sagt Arnolds. Da-

mit lassen die Unis viel Geld lie-gen. Ideen bringen die Forscheran der Freiburger Elite-Uni zahl-reich hervor. Mittlerweile hältman rund 1200 Patente. DasGros kommt aus dem medizini-schen Bereich. Allein 2008 ka-men mehr als 50 Patente hinzu.Doch ein Patent bedeutet

nicht, dass man ein Produkt hat,das man morgen auf den Marktbringen könnte. „Viele Ideenschaffen es gar nicht bis zumProof of Principle.“ Doch erstdieser Funktionsbeweis bedeutetauf der Bonitätsskala den nächs-ten Schritt. Das leuchtet ein: Wer

eine Idee hat, wie man eine gän-gige Krankheit heilen kann, derfindet vielleicht einen Abnehmer,der einem ein paar Tausend Eurodafür bezahlt. Hat man denWirk-stoff indes weiterentwickelt, ihnam Tier und sogar amMenschengetestet, so besitzt man eineCash-Cow. Nur ein neuer Wirk-stoff – und die Uni wäre finanzi-ell saniert, könnte auf Jahre for-schen, wonach sie wollte.Aber eine Idee zum Produkt zu

machen, kostet mehrere Millio-nen Euro. Geld, das es vom Staatnicht gibt und das die Uni nichtübrig hat. Also sucht Ar-

Universitäten produzieren mehr Ideen

als Produkte und lassen so viel Geld liegen.

In Freiburg soll sich das jetzt ändern

UnfertigesWissen

Aus Ideen Produkte zu machenist langjährige Puzzle-Arbeit,

die viele nicht bezahlen wollen

141Standort Freiburg • Politik

Page 14: Standortporträt Freiburg

econo 3/2009 · 6. März 2009

Wie man vorne bleibt

burger)(druck GmbHAugust-Jeanmaire-Straße [email protected]: 0 76 81/40 31-0Telefax: 0 76 81/2 38 91

Unternehmenburger)(druck wurde 1987 vonHerbert und Margret Burger inBuchholz gegründet und sitztseit der Erweiterung 1997 inWaldkirch-Kollnau.Modernste Vorstufen- undDrucktechnik sowie ein her-vorragend ausgebildetes Per-sonal machen burger)(drucküber weite Grenzen hinaus be-kannt. Geleitet wird das Unter-nehmen seit einem Jahr vonDirk Burger, dem Sohn desGründerpaars.

Kontakt

Dirk Burger leitet das Familienunternehmen seit März 2008

Dirk Burger hat es nicht für die Baukonjunkturgetan, nicht für sein Ego, sondern für den Kun-den. „Um technisch permanent vorne mit

dabei zu sein, muss man investieren“, sagt der Ge-schäftsführer von burger)(druck. Als der Spatenstichfür die zusätzlichen 1000 Quadratmeter für Produkti-on, Versand und Logistik erfolgt ist, saß sein VaterHerbert noch mit am Ruder, der das Unternehmengemeinsam mit seiner Frau Margret vor 22 Jahrengegründet hat.Heute ist burger)(druck eine Besonderheit unter

den mittelständischen Druckereien. „Es gibt nur sehrwenige Druckereien, die das gesamte Produktspek-trum – und zwar weit über den konventionellen Be-

reich hinaus – anbieten können. Wir gehören dazu“,so Burger. Hauptinvestition bei der jetzt abgeschlosse-nen Erweiterung war eine UV-Druckmaschine, dieUV-Druck und Veredelung in einem Arbeitsgang er-möglich. „Das bietet uns einen wesentlichen Zeit- undKostenvorteil.“ Davon profitieren die Kunden.Denn trotz der Flaute am Druckmarkt stemmt sich

burger)(druck gegen die Krise. Neben dem umfassen-den Produkt-Portfolio – Burger ist es egal, ob der Kun-de eine Visitenkarte oder ein ganzes Buch wünscht– ist es vor allem die verlässliche Qualität, die imWett-bewerb den entscheidenden Vorteil bringt. Burger:„Unsere Kunden wollen nicht auf Qualität, Serviceund Verlässlichkeit verzichten. Das bieten wir.“

Von Visitenkarte bis

Buch: burger)(druck aus

Waldkirch versteht sich

als Komplettanbieter

Anzeige

Foto:M

icha

elWissing

nolds jetzt nach externenGeldgebern. „Wir müssen es schaf-fen, Investoren zu holen, die un-sere Ideen unterstützen.“Solche Ideenfabriken gibt es

bereits. Die britische IP Groupetwa fördert zehn Unis. Allerdingsnur in England. Gerüchte, die In-vestmentgesellschaft wolle jetztauch im Ausland tätig werden,speziell in Deutschland, lässt dieIP Group auf Anfrage unkommen-tiert. Dass sich das Geschäft mitden Patenten lohnt, zeigen dieZahlen: Zuletzt erlöste die IPGroup einen Jahresgewinn vonrund 35 Millionen Euro. An denErfolgen der Briten sind die Grund-lagenforscher stets beteiligt.Anders sieht es bei der IP Be-

wertungs AG aus Hamburg aus,die offenkundig an einer Zusam-menarbeit mit den Freiburgerninteressiert ist. Nur übernehmendie Hamburger die Idee komplettund streichen dann auch die Erträ-ge ein. „Das ist für uns auf Dauernatürlich weniger interessant“,sagt Arnolds.

Deutschlandweit liegt die UniFreiburg mit ihrem Technologie-transfer auf Platz zwei. Nur die TUDresden ist besser. Laut Arnoldserzielt man aus der Patentverwer-tung jährlich bis zu siebenstelligeErlöse. „Das ist nicht schlecht,

aber auch nicht wirklich gut. Esreicht einfach nicht.“ Und wiedergeht sein Blick in die USA.Die Universität Harvard etwa

hat einen eigenen Investment-Fonds, der aktuell mit vier Milliar-den Dollar gefüllt ist. Sogar deut-sche Unternehmen zahlen bereit-willig in den Fonds ein, in derHoffnung, am Ende ein Harvard-Patent zu erhalten.Eine Transfergesellschaft wie

das ZFT gibt es auch in den USA,doch auch hier stimmt das Verhält-nis nicht. In Harvard werden 3000

patentrelevante Wissenschaftlervon 90 Mitarbeitern bei der Trans-ferstelle betreut. Freiburg bringt esauf 2400 patentrelevante Wissen-schaftler, doch Arnolds’ ZFT ist nurmit drei Stellen bestückt. „Auchdas Land hat mal versucht, eine

solche Institution einzuführen“,erinnert sich Arnolds. „Da saßendann fünf Leute, die sich um17000 Forscher hätten kümmernsollen.“ Beim Versuch blieb es.Unis und Forschungsinstitute

sind schon froh, wenn es ihnendann und wann mal gelingt, eineAusgründung in die Wege zu lei-ten. Das ZFT hat bislang 86 Fir-men Geburtshilfe geleistet. „Da-von hat nur eine nicht überlebt“,so Arnolds.Auch die Fraunhofer Institute

werkeln kräftig daran, das Wissen

in die Wirtschaft zu bringen. „ImKern haben sie aber das gleicheProblem wie wir“, sagt Szene-Kenner Arnolds.Eine Erfolgsgeschichte ist Con-

centrix Solar. 2005 wurde dasUnternehmen aus dem FraunhoferISE ausgegründet, dem größtennichtuniversitären Forschungs-institut der Stadt. Die Vorarbeitzur Gründung betrug allerdingsein Jahrzehnt. Und als das Unter-nehmen dann entstand, gab esnoch nicht mal einen Prototyp.„Der Mittelstand will von uns

keine Ideen“, sagt Arnolds. „Erwill Blaupausen und Prototypen.Dinge, die er in spätestens zweiJahren auf den Markt werfenkann.“ Doch das ist die Ausnahme.Arnolds: „Wenn die Uni aufhörenmuss zu forschen, stehen in derRegel noch fünf Jahre Arbeit an.“

Philipp Peters

www.zft.uni-freiburg.de

Harvard hat 90 Mitarbeiter für denTechnologietransfer – Freiburg drei

142 Politik • Standort Freiburg