STANDORT Ausgabe 1/2013

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1 13 HANDELSIMMOBILIEN INNOVATIVE KONZEPTE GESUCHT BUSINESS Büros mit Stadtcharakter SEITE 12 ABENTEUER HAUSBAU Einmal im Leben DAS IMMOBILIENMAGAZIN FÜR STUTTGART UND DIE METROPOLREGION TANDORT SEITE 28 ZUR PERSON: WOLFGANG RIEHLE Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg SEITE 20

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Das Immobilienmagazin für Stuttgart und die Metropolregion

Transcript of STANDORT Ausgabe 1/2013

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HANDELSIMMOBILIEN

INNOVATIVE KONZEPTE GESUCHT

BUSINESS

Büros mit Stadtcharakter

SEITE

12ABENTEUER HAUSBAU

Einmal im Leben

DAS IMMOBILIENMAGAZIN FÜR STUTTGART UND DIE METROPOLREGION

TANDORT

SEITE

28ZUR PERSON: WOLFGANG RIEHLE Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg

SEITE

20

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3EDITORIAL

Bietigheimer Wohnbau

EigentumswohnungenWohnpark AzenbergStuttgart-Nord

Bietigheimer Wohnbau GmbHBerliner Straße 1974321 Bietigheim-Bissingenwww.bw-individual.de

Bietigheimer Wohnbau GmbHBerliner Straße 19

74321 Bietigheim-Bissingen [email protected]

Persönlich für Sie da: Montag bis Sonntag, 8-22 Uhr

07142/76 333

ImRohbau

Stuttgart-Vaihingen

Betreute Seniorenwohnungen im Pa-ritätischen Mehrgenerationenzentrum.Ideal für Eigennutzer für ein sorgen-freies Wohnen im Alter wie auch fürKapitalanleger als sichere Zukunfts-investition (Vermietungsservice überBietigheimer Wohnbau möglich).

2-Zi.-Whg., ca. 43 m2 Wfl. € 149.900,-2-Zi.-Whg., ca. 50 m2 Wfl. € 188.900,-2-Zi.-Whg., ca. 54 m2 Wfl. € 195.900,-2-Zi.-Whg., ca. 71 m2 Wfl. € 265.900,-

Seerosenstraße in der Seerosen-Residenz!Betreutes Wohnen

Unv

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liche

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Illu

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Lange Fensterbänder, weißer Putz, Natur-stein, Tegalit-Dächer – die drei Stadtvillen spielen virtuos mit Formen und Materialien. Außergewöhnlich ist auch das Wohnange-bot der Gebäude. 21 Wohnungen spannen ein breites Spektrum von der 2-Zimmer-Einheit bis zur 5-Zimmer-Suite auf. Drei Ein-heiten entstehen als Galeriewohnungen in den beiden oberen Geschossen. Vor denTüren setzt sich die hohe Lebensqualität fort – in großen, atmosphärischen Terrassen und in der parkartigen Anlage des weitläufi-gen Grundstücks.

Exklusives Wohnensemble in gefragter Stuttgarter Halb-höhenlage.

2-Zi.-Whg., ca. 59 m² € 239.000,-4-Zi.-Whg., ca. 109 m² € 534.000,-5-Zi.-Whg. mit eigenem Garten,

ca. 178 m² € 992.000,-

Persönliche Beratung und Besichtigung nach Absprache.

Telefon 07142/76 333

Persönliche Beratung

und Besichtigung

nach Absprache.

07142/76 333

AUSSERGEWÖHNLICH WOHNEN

02_2186_Anzeige S-tandort_210x297mm.indd 1 04.12.12 14:16

EDITORIAL

Liebe Leserinnen,liebe Leser,

selbst wer von den Schwaben kaum mehr als den Begriff „Weckle“ kennt, weiß häufig, dass es in Stuttgart den Fernsehturm, die Wil-helma und den Killesberg gibt. Letzterer gilt schon seit Jahrzehn-ten als eine der gefragtesten Wohngegenden der Landeshauptstadt. Die neue Ausgabe von STANDORT wirft einen Blick auf den Stadtbezirk, der nicht nur von seinen Bewohnern geschätzt wird.

Schätzen gelernt hat die Schauspielerin Astrid M. Fünderich die Region um Stuttgart. Fernsehzuschauern ist sie als erste Kommis-sarin in der Serie „Soko Stuttgart” bekannt. Die gebürtige Düssel-dorferin erzählt in dieser Ausgabe von STANDORT, warum sie nicht nur wegen des Jobs an den Neckar kommt, sondern auch privat ihre Zelte vor Ort aufgeschlagen hat.

Den Traum vom eigenen Haus erfüllt sich mancher erst spät. STANDORT-Mitarbeiterin Dagmar Engel-Platz schildert in die-ser Ausgabe ihre Erfahrungen, als es nach rund drei Jahrzehnten in Miete daran ging, die Idee vom eigenen Haus in die Realität umzusetzen.

Zu einem Ort zum Leben gehört auch das Arbeiten. In der wirtschaftlich starken Region Stuttgart kümmern sich manche Unternehmen um moderne Bürokonzepte, in denen sich die Arbeitnehmer Schreibtische teilen – das sorgt für Flexibilität und senkt die Kosten. Viele Kosten fließen derweil in die großen Bauprojekte in der Stuttgarter City, bei denen neue und üppig dimensionierte Shopping-Center entstehen.

STANDORT bietet also einmal mehr eine Fülle spannender Immobilienthemen aus der Region. Die Redaktion freut sich über Zuschriften mit Anregungen oder Kritik, gerne per E-Mail an [email protected].

ImpressumHerausgeber: Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart. Re-daktion: Stuttgarter Zeitung Werbe-vermarktung GmbH, Redaktion Son-derthemen, Ulrich Bethscheider-Kieser (Ltg.), Ingo Dalcolmo, Dagmar Engel-Platz, Karl Gutbrod, Gabriele Metsker, Gabi Ridder, Barbara Wiesenhütter. Layout und Bildbearbeitung: Pres-sehaus Stuttgart Infotechnik GmbH, Melanie Morlok. Anzeigen: Bernhard H. Reese (verantwortlich), Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH, Pli-eninger Straße 150, 70567 Stuttgart, Telefon 07 11 / 72 05 - 0. Titelfoto: Wil-helm Mierendorf. Druck: Pressehaus Stuttgart Druck GmbH.

Hat eine spannende Topografie und ist ein attraktiver

Immobilienstandort: die Landeshauptstadt Stuttgart

Foto: Mierendorf

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3EDITORIAL

Bietigheimer Wohnbau

EigentumswohnungenWohnpark AzenbergStuttgart-Nord

Bietigheimer Wohnbau GmbHBerliner Straße 1974321 Bietigheim-Bissingenwww.bw-individual.de

Bietigheimer Wohnbau GmbHBerliner Straße 19

74321 Bietigheim-Bissingen [email protected]

Persönlich für Sie da: Montag bis Sonntag, 8-22 Uhr

07142/76 333

ImRohbau

Stuttgart-Vaihingen

Betreute Seniorenwohnungen im Pa-ritätischen Mehrgenerationenzentrum.Ideal für Eigennutzer für ein sorgen-freies Wohnen im Alter wie auch fürKapitalanleger als sichere Zukunfts-investition (Vermietungsservice überBietigheimer Wohnbau möglich).

2-Zi.-Whg., ca. 43 m2 Wfl. € 149.900,-2-Zi.-Whg., ca. 50 m2 Wfl. € 188.900,-2-Zi.-Whg., ca. 54 m2 Wfl. € 195.900,-2-Zi.-Whg., ca. 71 m2 Wfl. € 265.900,-

Seerosenstraße in der Seerosen-Residenz!Betreutes Wohnen

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Lange Fensterbänder, weißer Putz, Natur-stein, Tegalit-Dächer – die drei Stadtvillen spielen virtuos mit Formen und Materialien. Außergewöhnlich ist auch das Wohnange-bot der Gebäude. 21 Wohnungen spannen ein breites Spektrum von der 2-Zimmer-Einheit bis zur 5-Zimmer-Suite auf. Drei Ein-heiten entstehen als Galeriewohnungen in den beiden oberen Geschossen. Vor denTüren setzt sich die hohe Lebensqualität fort – in großen, atmosphärischen Terrassen und in der parkartigen Anlage des weitläufi-gen Grundstücks.

Exklusives Wohnensemble in gefragter Stuttgarter Halb-höhenlage.

2-Zi.-Whg., ca. 59 m² € 239.000,-4-Zi.-Whg., ca. 109 m² € 534.000,-5-Zi.-Whg. mit eigenem Garten,

ca. 178 m² € 992.000,-

Persönliche Beratung und Besichtigung nach Absprache.

Telefon 07142/76 333

Persönliche Beratung

und Besichtigung

nach Absprache.

07142/76 333

AUSSERGEWÖHNLICH WOHNEN

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen,liebe Leser,

selbst wer von den Schwaben kaum mehr als den Begriff „Weckle“ kennt, weiß häufig, dass es in Stuttgart den Fernsehturm, die Wil-helma und den Killesberg gibt. Letzterer gilt schon seit Jahrzehn-ten als eine der gefragtesten Wohngegenden der Landeshauptstadt. Die neue Ausgabe von STANDORT wirft einen Blick auf den Stadtbezirk, der nicht nur von seinen Bewohnern geschätzt wird.

Schätzen gelernt hat die Schauspielerin Astrid M. Fünderich die Region um Stuttgart. Fernsehzuschauern ist sie als erste Kommis-sarin in der Serie „Soko Stuttgart” bekannt. Die gebürtige Düssel-dorferin erzählt in dieser Ausgabe von STANDORT, warum sie nicht nur wegen des Jobs an den Neckar kommt, sondern auch privat ihre Zelte vor Ort aufgeschlagen hat.

Den Traum vom eigenen Haus erfüllt sich mancher erst spät. STANDORT-Mitarbeiterin Dagmar Engel-Platz schildert in die-ser Ausgabe ihre Erfahrungen, als es nach rund drei Jahrzehnten in Miete daran ging, die Idee vom eigenen Haus in die Realität umzusetzen.

Zu einem Ort zum Leben gehört auch das Arbeiten. In der wirtschaftlich starken Region Stuttgart kümmern sich manche Unternehmen um moderne Bürokonzepte, in denen sich die Arbeitnehmer Schreibtische teilen – das sorgt für Flexibilität und senkt die Kosten. Viele Kosten fließen derweil in die großen Bauprojekte in der Stuttgarter City, bei denen neue und üppig dimensionierte Shopping-Center entstehen.

STANDORT bietet also einmal mehr eine Fülle spannender Immobilienthemen aus der Region. Die Redaktion freut sich über Zuschriften mit Anregungen oder Kritik, gerne per E-Mail an [email protected].

ImpressumHerausgeber: Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart. Re-daktion: Stuttgarter Zeitung Werbe-vermarktung GmbH, Redaktion Son-derthemen, Ulrich Bethscheider-Kieser (Ltg.), Ingo Dalcolmo, Dagmar Engel-Platz, Karl Gutbrod, Gabriele Metsker, Gabi Ridder, Barbara Wiesenhütter. Layout und Bildbearbeitung: Pres-sehaus Stuttgart Infotechnik GmbH, Melanie Morlok. Anzeigen: Bernhard H. Reese (verantwortlich), Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH, Pli-eninger Straße 150, 70567 Stuttgart, Telefon 07 11 / 72 05 - 0. Titelfoto: Wil-helm Mierendorf. Druck: Pressehaus Stuttgart Druck GmbH.

Hat eine spannende Topografie und ist ein attraktiver

Immobilienstandort: die Landeshauptstadt Stuttgart

Foto: Mierendorf

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4 5KURZ BERICHTETINHALT

Schreibtisch mietenAb sofort findet man bei Immobilienscout24 auch flexible Arbeitsplätze in Bürogemein-schaften zur Miete. Das Suchportal Deskwanted wird in die Gewerbeplattform des Immobilienportals integriert. Freiberuf-ler, kreative Köpfe oder Reisende, die tem-porär einen Schreibtisch benötigen und die Vernetzung mit anderen suchen, finden un-ter www.immobilienscout24.de/coworking die Angebote in ihrer Stadt.

Albtraum Wasserschaden

Erneuerbare Energien im Neubau Pflicht

Teure Schadenfälle im Haushalt gehören zu den Albträumen eines jeden Mieters. Das Risiko, selbst betroffen zu sein, ist hoch: Jeder zweite Deutsche wurde schon einmal Opfer von kleineren und größeren Haushaltskatastrophen. Das häufigste Ärgernis ist der Wasserschaden; jeder Dritte musste sich damit schon herum-

plagen, gefolgt von Schimmel-befall, defekter Heizung und Unwetterschäden. Die große Mehrheit der Deutschen geht auf Nummer sicher und schützt sich durch eine Hausratsversicherung. Diese Ergebnisse gehen aus einer repräsentativen Umfrage von ImmobilienScout24 unter 1020 Teilnehmern hervor.

Das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich – kurz EEWärmeG − schreibt den Einsatz erneuerbarer Energien im Neubau vor. Daran erinnert der Verband Privater Bauherren (VPB) und rät: Käufer schlüsselfertiger Objekte soll-ten genau prüfen, ob das Haus, das sie kaufen, auch tatsächlich den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Das geht nur mit Hilfe sachverständiger Vertrags-

kontrolle und laufender Bauüberwachung. Der Käu-fer sollte sich dabei nicht allein auf Bauträger oder Handwerker verlassen. Ihnen drohen bis zu 50 000 Euro Bußgeld, wenn sie die gesetzlichen Auflagen verletzen, und auch der Bauherr wird zur Rechen-schaft gezogen. Er muss sich informieren, absichern und Nachweise aufbewahren. Weitere Informatio-nen unter www.vpb.de.

Inhalt

Editorial

Inhalt

Kurz berichtet Neuigkeiten aus der Welt der Immobilien auf den Punkt gebracht Astrid M. Fünderich: Die Schauspielerin aus der ZDF-Vorabendserie „Soko Stuttgart” gibt einen Einblick in ihr Heim vor den Toren Stuttgarts

Abenteuer Hausbau: Mit Mitte 50 hat ein Ehepaar aus der Region ihr erstes Haus gebaut. Ein Erfahrungsbericht

Titelthema Handelsimmobilien: Durch neue Einkaufszentren in der Landeshauptstadt bekommt die Einkaufsmeile Königstraße immer mehr Konkurrenz

Büroimmobilien: Die Büros verändern sich. Die fortschreitende Individualisierung führt zu einem Umdenken bei Planern und Bauherren

Stadtteillagen: Der Killesberg gehört zu den begehr-testen Wohnlagen der Landeshaupstadt. Und wie sehen das die, die dort wohnen? Eine Momentaufnahme

Zur Person: Der Priviligierte Wolfgang Riehle ist seit vier Amtsperioden Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg

Gewerbebau: Nicht immer freuen sich Gemeinden und Bürger, wenn es Unternehmer in ihre Kommune zieht. Ein Erfahrungsbericht.

Der rote Punkt: Brandschutz in Gebäuden wird zu-nehmend für Planer und Bauherren zur Achillesferse. Einen Überblick über den aktuellen Stand

Remax Deutschland Südwest

Nord-Süd

Archy Nova Projektentwicklung

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21

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12

16

20

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28

32

34

Unternehmensporträts

8

20

24

Büroimmobilien:Büros brauchen Luft zum Atmen

Fotos: Wilhelm Mierendorf/privat

Der Killesberg: Beliebte Wohngegend

Schauspielerin Astrid M. Fünderich

12

Abenteurer Hausbau: Viele Kleinigkeiten führen zum Ganzen

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4 5KURZ BERICHTETINHALT

Schreibtisch mietenAb sofort findet man bei Immobilienscout24 auch flexible Arbeitsplätze in Bürogemein-schaften zur Miete. Das Suchportal Deskwanted wird in die Gewerbeplattform des Immobilienportals integriert. Freiberuf-ler, kreative Köpfe oder Reisende, die tem-porär einen Schreibtisch benötigen und die Vernetzung mit anderen suchen, finden un-ter www.immobilienscout24.de/coworking die Angebote in ihrer Stadt.

Albtraum Wasserschaden

Erneuerbare Energien im Neubau Pflicht

Teure Schadenfälle im Haushalt gehören zu den Albträumen eines jeden Mieters. Das Risiko, selbst betroffen zu sein, ist hoch: Jeder zweite Deutsche wurde schon einmal Opfer von kleineren und größeren Haushaltskatastrophen. Das häufigste Ärgernis ist der Wasserschaden; jeder Dritte musste sich damit schon herum-

plagen, gefolgt von Schimmel-befall, defekter Heizung und Unwetterschäden. Die große Mehrheit der Deutschen geht auf Nummer sicher und schützt sich durch eine Hausratsversicherung. Diese Ergebnisse gehen aus einer repräsentativen Umfrage von ImmobilienScout24 unter 1020 Teilnehmern hervor.

Das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich – kurz EEWärmeG − schreibt den Einsatz erneuerbarer Energien im Neubau vor. Daran erinnert der Verband Privater Bauherren (VPB) und rät: Käufer schlüsselfertiger Objekte soll-ten genau prüfen, ob das Haus, das sie kaufen, auch tatsächlich den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Das geht nur mit Hilfe sachverständiger Vertrags-

kontrolle und laufender Bauüberwachung. Der Käu-fer sollte sich dabei nicht allein auf Bauträger oder Handwerker verlassen. Ihnen drohen bis zu 50 000 Euro Bußgeld, wenn sie die gesetzlichen Auflagen verletzen, und auch der Bauherr wird zur Rechen-schaft gezogen. Er muss sich informieren, absichern und Nachweise aufbewahren. Weitere Informatio-nen unter www.vpb.de.

Inhalt

Editorial

Inhalt

Kurz berichtet Neuigkeiten aus der Welt der Immobilien auf den Punkt gebracht Astrid M. Fünderich: Die Schauspielerin aus der ZDF-Vorabendserie „Soko Stuttgart” gibt einen Einblick in ihr Heim vor den Toren Stuttgarts

Abenteuer Hausbau: Mit Mitte 50 hat ein Ehepaar aus der Region ihr erstes Haus gebaut. Ein Erfahrungsbericht

Titelthema Handelsimmobilien: Durch neue Einkaufszentren in der Landeshauptstadt bekommt die Einkaufsmeile Königstraße immer mehr Konkurrenz

Büroimmobilien: Die Büros verändern sich. Die fortschreitende Individualisierung führt zu einem Umdenken bei Planern und Bauherren

Stadtteillagen: Der Killesberg gehört zu den begehr-testen Wohnlagen der Landeshaupstadt. Und wie sehen das die, die dort wohnen? Eine Momentaufnahme

Zur Person: Der Priviligierte Wolfgang Riehle ist seit vier Amtsperioden Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg

Gewerbebau: Nicht immer freuen sich Gemeinden und Bürger, wenn es Unternehmer in ihre Kommune zieht. Ein Erfahrungsbericht.

Der rote Punkt: Brandschutz in Gebäuden wird zu-nehmend für Planer und Bauherren zur Achillesferse. Einen Überblick über den aktuellen Stand

Remax Deutschland Südwest

Nord-Süd

Archy Nova Projektentwicklung

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Unternehmensporträts

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Büroimmobilien:Büros brauchen Luft zum Atmen

Fotos: Wilhelm Mierendorf/privat

Der Killesberg: Beliebte Wohngegend

Schauspielerin Astrid M. Fünderich

12

Abenteurer Hausbau: Viele Kleinigkeiten führen zum Ganzen

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INVESTMENT Anzeige

INVESTMENTUNTERNEHMENSPORTRÄT

enmaklers in Deutschland entgegentreten. „Es gibt viele schlecht ausgebildete Makler in der Branche, darunter auch schwarze Schafe, die nur aufs schnelle Geld aus sind“, sagt Friedl. „Bei uns dagegen ist eine solide Ausbildung Pflicht. Wir legen Wert auf kompetente An-sprechpartner und zufriedene Kunden. Remax soll sich in der Öffentlichkeit als eine Immobi-lienorganisation präsentieren, die sich ethisch und berufsständig korrekt verhält.“

Remax wurde 1973 von Dave Liniger in Denver, Colorado gegründet. Der 27-jährige Makler ver-folgte mit dieser Idee seinen ganz persönlichen amerikanischen Traum, den Immobilienmarkt in seinem großen Heimatland professioneller und ökonomischer zu gestalten. Heute ist Remax mit über 90.000 Maklern und etwa 6.300 Büros in derzeit 90 Ländern der Welt die unangefoch-tene Nummer 1 in der Immobilienwirtschaft. Seine Wachstumskraft beruht zum einen auf der angebotenen Dienstleistung, zum anderen auf der Organisation als Franchisesystem.

In Deutschland ist Remax seit 1996 erfolgreich. Hier agiert das Franchise-System mit mehr als 920 Maklern in rund 200 Büros. Neben Remax

Deutschland Südwest mit zurzeit 72 Franchise-nehmern gibt es in Bayern, Deutschland Mitte, im Norden, in Nordost sowie im Westen fünf weitere Masterfranchise-Regionen, welche die Expansion und Betreuung der Remax Franchise-Büros in Deutschland verantworten.

Das Wirtschaftsmagazin „Impulse“ setzte Re-max drei Mal in Folge auf den neunten bezie-hungsweise elften Platz im Gesamtranking aller Franchiseunternehmen in Deutschland. In der Kategorie der Dienstleistungsunternehmen er-reichte Remax sogar den zweiten Platz.

Für die überdurchschnittliche Partnerzufrieden-heit bekam Remax Deutschland Südwest in den Jahren 2009 und 2012, im Rahmen des System-checks durch den Deutschen Franchiseverband, sogar den „Gold Award“ des Internationalen Centrums für Franchising und Cooperation (F&C) verliehen.

Über das unternehmensinterne Engagement hinaus setzt sich Remax auch im sozialen Be-reich ein: Kurt Friedl überreichte im Dezember 2012 im zweiten Jahr in Folge einen Scheck über 15.000 Euro an Katrin Handgrödinger de Ruiz, Koordinatorin des gemeinnützigen Dach-verbands „Clowns für Kinder im Krankenhaus Deutschland e.V.“. Mit diesem Geld sollen die Visiten der Spaßmacher unterstützt werden. Diese helfen unter dem Motto „Lachen ist die beste Medizin“ den Jungen und Mädchen, Schmerzen, Angst und Einsamkeit zu vergessen und auf heiterer Mission dem Krankenhaus-alltag zu entfliehen.

40 JAHRE REMAX

2013 geht das weltweite Unternehmen in die 40. Runde. Bis zu 150 Teilnehmer aus den deutschsprachigen Regionen werden sich zur Feier des 40. Geburtstags von Remax in Las Vegas einfinden. „So viel darf ich verraten“, schmunzelt Friedl, „ein deutscher Abend unter dem Motto ‚Alpenglühen‘ ist bereits fest ein-geplant.“

Auch das zehnjährige Jubiläum des ersten Remax-Büros in der Region Südwest (diese umfasst Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz und das Saarland) wird gebührend gefeiert. Mit einem Sommermeeting voller spannender Teamwettbewerbe soll den Franchisenehmern Dankeschön gesagt werden.

Doch Remax will sich nicht auf den bisherigen Erfolgen ausruhen: „Ab 2013 werden wir un-ser Unternehmensprofil in der Öffentlichkeit noch klarer kommunizieren. Zu diesem Zweck haben wir die deutschlandweit arbeitende PR-Agentur ‚fischerAppelt‘ engagiert“, erklärt der Geschäftsführer von Remax Deutschland Süd-west, Kurt Friedl. Diese Imagekampagne wird dem Wahrzeichen des Unternehmens, einem Heißluftballon, zu weiteren Höhenflügen ver-helfen. Dann sollte auch der Verwirklichung von Friedls Zielen bis 2020 – 150 Bürostandorte im Südwesten mit rund 750 – Immobilienmaklern nichts mehr im Wege stehen.

Immobilienverkauf ist Vertrauenssache. Wer eine Wohnung oder ein Haus schnell und zu einem guten Preis verkaufen will, sollte daher die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen und seriösen Makler suchen. Fachkompetenz, Er-fahrung, Erscheinungsbild und Verbandszuge-hörigkeit machen den Profi aus. Faktoren, über die auch die Immobilienmak-ler und die Büroinhaber von Remax verfügen.

Remax ist ein klassi-sches Franchise-Im-mobilien-System und steht für Real Estate/Maximum. Die Erfolgsphi-losophie des Unternehmens setzt auf eine ausgepräg-te Win-win-Situation für den Kunden ebenso wie für den ein-zelnen Franchisenehmer und den auf selbstständiger Basis in dessen Büro beschäftigten Lizenz-Makler. Der Schlüs-sel für den Erfolg ist in erster Linie das Netzwerk, das Remax seinen Maklern zur Verfügung stellt. Das bedeutet, jeder einzelne Mitarbeiter ist mit den anderen vernetzt und kann auf eine riesige Datenbank zugreifen, in der alle Objekte der Kollegen aufgelistet sind. Ein unschlagbarer Vorteil, insbesondere bei Geschäften, die Grenzen von Städten, Ländern oder gar Kontinenten überschreiten.

Der Zugriff auf sämtliche gelistete Remax-Im-mobilien spart den Maklern und damit auch den Kunden Zeit und Aufwand. „Im Schnitt dauert die Verkaufsabwicklung für Häuser von der An-gebotserstellung bis hin zum Vertragsabschluss beim Notar etwa zwei Monate“, erklärt Kurt

Friedl, Geschäftsführer von Remax Deutsch-land Südwest. Die Lizenznehmer,

also Büroinhaber, sind bei Re-max selbstständig agierende und qualifiziert ausgebildete

Makler mit Zertifikat. Alle Büros und Makler weltweit folgen dem „Remax Ehren-kodex“. Dieser garantiert einen gleich bleibend ho-

hen Standard in Sachen Pro-fessionalität und Service. Ein

Verstoß gegen diesen 38 Artikel umfassenden Ehrenkodex kann, nach

Anhörung vor einer Schlichtungsstelle, im schlimmsten Fall sogar zum Ausschluss aus

dem Franchise-Verbund führen.

Remax Deutschland Südwest, mit Sitz in Leinfel-den-Echterdingen, legt nicht nur sehr viel Wert auf eine seriöse Arbeitsweise, auch die Makleraus-bildung erfolgt auf hohem Niveau. So verläuft die qualitativ hochwertige Ausbildung in drei Stufen. Die einzelnen Ausbildungslevel sind auf die Be-dürfnisse von Quereinsteigern abgestimmt, för-dern aber auch die berufliche Weiterentwicklung

branchenerfahrener Bewerber. Stufe eins „Quick & Fit“ macht den Makler-Nachwuchs fit für den Mietmarkt, die nächste Etappe „Makler Big Start“ legt den Grundstein zum Wohnimmobilienmak-ler. Auf diesen Grundlagen baut – ganz neu seit September 2012 – die qualifizierte Weiterbildung zum „Geprüften Immobilienwirt“ (WAF) als dritter Baustein auf.

„Momentan nutzen 15 Makler und Franchise-nehmer diese Chance, sich zum Immobilienwirt ausbilden zu lassen, die Remax in Zusammenar-beit mit der Weiterbildungsakademie (WAF), der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen anbietet“, freut sich Regionaldirektor Kurt Friedl. „So können wir unseren Kunden ein Höchstmaß an Qualität und Wissen bieten.“

AUSGEKLÜGELTE KONZEPTE

Doch nicht nur Know-how wird den Neuzugängen offeriert. Remax Mitarbeiter profitieren auch von ausgeklügelten Marketingkonzepten, einer profes-sionellen Pressearbeit und Werbemaßnahmen, die in allen Regionen einheitlich sind und damit den Wiedererkennungseffekt erhöhen. Büroinhabern und Maklern stehen darüber hinaus hilfreiche Franchise-, Marketing- und Büromanagement-Handbücher zur Verfügung.

Dermaßen gerüstet, will das Franchise-Unter-nehmen dem negativen Ansehen des Immobili-

KONTAKT

RE/MAX Deutschland SüdwestMax-Lang-Str. 24

70771 Leinfelden-EchterdingenTelefon 07 11 / 93 32 63 30

Fax 07 11 /93 32 63 [email protected]

www.remax-suedwest.de

Remax Deutschland Südwest: Netzwerker mit Erfolgsbilanz

Remax Deutschland Südwest-Geschäftsführer Kurt Friedl

Motivierte Mitarbeiter am Maklertag von Remax Südwest in Esslingen

Page 7: STANDORT Ausgabe 1/2013

INVESTMENT Anzeige

INVESTMENTUNTERNEHMENSPORTRÄT

enmaklers in Deutschland entgegentreten. „Es gibt viele schlecht ausgebildete Makler in der Branche, darunter auch schwarze Schafe, die nur aufs schnelle Geld aus sind“, sagt Friedl. „Bei uns dagegen ist eine solide Ausbildung Pflicht. Wir legen Wert auf kompetente An-sprechpartner und zufriedene Kunden. Remax soll sich in der Öffentlichkeit als eine Immobi-lienorganisation präsentieren, die sich ethisch und berufsständig korrekt verhält.“

Remax wurde 1973 von Dave Liniger in Denver, Colorado gegründet. Der 27-jährige Makler ver-folgte mit dieser Idee seinen ganz persönlichen amerikanischen Traum, den Immobilienmarkt in seinem großen Heimatland professioneller und ökonomischer zu gestalten. Heute ist Remax mit über 90.000 Maklern und etwa 6.300 Büros in derzeit 90 Ländern der Welt die unangefoch-tene Nummer 1 in der Immobilienwirtschaft. Seine Wachstumskraft beruht zum einen auf der angebotenen Dienstleistung, zum anderen auf der Organisation als Franchisesystem.

In Deutschland ist Remax seit 1996 erfolgreich. Hier agiert das Franchise-System mit mehr als 920 Maklern in rund 200 Büros. Neben Remax

Deutschland Südwest mit zurzeit 72 Franchise-nehmern gibt es in Bayern, Deutschland Mitte, im Norden, in Nordost sowie im Westen fünf weitere Masterfranchise-Regionen, welche die Expansion und Betreuung der Remax Franchise-Büros in Deutschland verantworten.

Das Wirtschaftsmagazin „Impulse“ setzte Re-max drei Mal in Folge auf den neunten bezie-hungsweise elften Platz im Gesamtranking aller Franchiseunternehmen in Deutschland. In der Kategorie der Dienstleistungsunternehmen er-reichte Remax sogar den zweiten Platz.

Für die überdurchschnittliche Partnerzufrieden-heit bekam Remax Deutschland Südwest in den Jahren 2009 und 2012, im Rahmen des System-checks durch den Deutschen Franchiseverband, sogar den „Gold Award“ des Internationalen Centrums für Franchising und Cooperation (F&C) verliehen.

Über das unternehmensinterne Engagement hinaus setzt sich Remax auch im sozialen Be-reich ein: Kurt Friedl überreichte im Dezember 2012 im zweiten Jahr in Folge einen Scheck über 15.000 Euro an Katrin Handgrödinger de Ruiz, Koordinatorin des gemeinnützigen Dach-verbands „Clowns für Kinder im Krankenhaus Deutschland e.V.“. Mit diesem Geld sollen die Visiten der Spaßmacher unterstützt werden. Diese helfen unter dem Motto „Lachen ist die beste Medizin“ den Jungen und Mädchen, Schmerzen, Angst und Einsamkeit zu vergessen und auf heiterer Mission dem Krankenhaus-alltag zu entfliehen.

40 JAHRE REMAX

2013 geht das weltweite Unternehmen in die 40. Runde. Bis zu 150 Teilnehmer aus den deutschsprachigen Regionen werden sich zur Feier des 40. Geburtstags von Remax in Las Vegas einfinden. „So viel darf ich verraten“, schmunzelt Friedl, „ein deutscher Abend unter dem Motto ‚Alpenglühen‘ ist bereits fest ein-geplant.“

Auch das zehnjährige Jubiläum des ersten Remax-Büros in der Region Südwest (diese umfasst Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz und das Saarland) wird gebührend gefeiert. Mit einem Sommermeeting voller spannender Teamwettbewerbe soll den Franchisenehmern Dankeschön gesagt werden.

Doch Remax will sich nicht auf den bisherigen Erfolgen ausruhen: „Ab 2013 werden wir un-ser Unternehmensprofil in der Öffentlichkeit noch klarer kommunizieren. Zu diesem Zweck haben wir die deutschlandweit arbeitende PR-Agentur ‚fischerAppelt‘ engagiert“, erklärt der Geschäftsführer von Remax Deutschland Süd-west, Kurt Friedl. Diese Imagekampagne wird dem Wahrzeichen des Unternehmens, einem Heißluftballon, zu weiteren Höhenflügen ver-helfen. Dann sollte auch der Verwirklichung von Friedls Zielen bis 2020 – 150 Bürostandorte im Südwesten mit rund 750 – Immobilienmaklern nichts mehr im Wege stehen.

Immobilienverkauf ist Vertrauenssache. Wer eine Wohnung oder ein Haus schnell und zu einem guten Preis verkaufen will, sollte daher die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen und seriösen Makler suchen. Fachkompetenz, Er-fahrung, Erscheinungsbild und Verbandszuge-hörigkeit machen den Profi aus. Faktoren, über die auch die Immobilienmak-ler und die Büroinhaber von Remax verfügen.

Remax ist ein klassi-sches Franchise-Im-mobilien-System und steht für Real Estate/Maximum. Die Erfolgsphi-losophie des Unternehmens setzt auf eine ausgepräg-te Win-win-Situation für den Kunden ebenso wie für den ein-zelnen Franchisenehmer und den auf selbstständiger Basis in dessen Büro beschäftigten Lizenz-Makler. Der Schlüs-sel für den Erfolg ist in erster Linie das Netzwerk, das Remax seinen Maklern zur Verfügung stellt. Das bedeutet, jeder einzelne Mitarbeiter ist mit den anderen vernetzt und kann auf eine riesige Datenbank zugreifen, in der alle Objekte der Kollegen aufgelistet sind. Ein unschlagbarer Vorteil, insbesondere bei Geschäften, die Grenzen von Städten, Ländern oder gar Kontinenten überschreiten.

Der Zugriff auf sämtliche gelistete Remax-Im-mobilien spart den Maklern und damit auch den Kunden Zeit und Aufwand. „Im Schnitt dauert die Verkaufsabwicklung für Häuser von der An-gebotserstellung bis hin zum Vertragsabschluss beim Notar etwa zwei Monate“, erklärt Kurt

Friedl, Geschäftsführer von Remax Deutsch-land Südwest. Die Lizenznehmer,

also Büroinhaber, sind bei Re-max selbstständig agierende und qualifiziert ausgebildete

Makler mit Zertifikat. Alle Büros und Makler weltweit folgen dem „Remax Ehren-kodex“. Dieser garantiert einen gleich bleibend ho-

hen Standard in Sachen Pro-fessionalität und Service. Ein

Verstoß gegen diesen 38 Artikel umfassenden Ehrenkodex kann, nach

Anhörung vor einer Schlichtungsstelle, im schlimmsten Fall sogar zum Ausschluss aus

dem Franchise-Verbund führen.

Remax Deutschland Südwest, mit Sitz in Leinfel-den-Echterdingen, legt nicht nur sehr viel Wert auf eine seriöse Arbeitsweise, auch die Makleraus-bildung erfolgt auf hohem Niveau. So verläuft die qualitativ hochwertige Ausbildung in drei Stufen. Die einzelnen Ausbildungslevel sind auf die Be-dürfnisse von Quereinsteigern abgestimmt, för-dern aber auch die berufliche Weiterentwicklung

branchenerfahrener Bewerber. Stufe eins „Quick & Fit“ macht den Makler-Nachwuchs fit für den Mietmarkt, die nächste Etappe „Makler Big Start“ legt den Grundstein zum Wohnimmobilienmak-ler. Auf diesen Grundlagen baut – ganz neu seit September 2012 – die qualifizierte Weiterbildung zum „Geprüften Immobilienwirt“ (WAF) als dritter Baustein auf.

„Momentan nutzen 15 Makler und Franchise-nehmer diese Chance, sich zum Immobilienwirt ausbilden zu lassen, die Remax in Zusammenar-beit mit der Weiterbildungsakademie (WAF), der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen anbietet“, freut sich Regionaldirektor Kurt Friedl. „So können wir unseren Kunden ein Höchstmaß an Qualität und Wissen bieten.“

AUSGEKLÜGELTE KONZEPTE

Doch nicht nur Know-how wird den Neuzugängen offeriert. Remax Mitarbeiter profitieren auch von ausgeklügelten Marketingkonzepten, einer profes-sionellen Pressearbeit und Werbemaßnahmen, die in allen Regionen einheitlich sind und damit den Wiedererkennungseffekt erhöhen. Büroinhabern und Maklern stehen darüber hinaus hilfreiche Franchise-, Marketing- und Büromanagement-Handbücher zur Verfügung.

Dermaßen gerüstet, will das Franchise-Unter-nehmen dem negativen Ansehen des Immobili-

KONTAKT

RE/MAX Deutschland SüdwestMax-Lang-Str. 24

70771 Leinfelden-EchterdingenTelefon 07 11 / 93 32 63 30

Fax 07 11 /93 32 63 [email protected]

www.remax-suedwest.de

Remax Deutschland Südwest: Netzwerker mit Erfolgsbilanz

Remax Deutschland Südwest-Geschäftsführer Kurt Friedl

Motivierte Mitarbeiter am Maklertag von Remax Südwest in Esslingen

Page 8: STANDORT Ausgabe 1/2013

Er scheint die Sonne zu genießen, obwohl Wär-me ihm eigentlich nicht zuträglich ist. Doch

bei den klirrenden Temperaturen hat der stattliche Schneemann mit dem roten Schal und den frechen Kohleaugen gut lächeln, bei minus sechs Grad können ihm die Strah-len nichts anhaben. Im Gegenteil, sie verzaubern den Garten in ein glitzerndes Winterwunder unter blauem Himmel. Indes, es ist nicht die legendäre Alice, die da mit Bobbelmütze und dickem Mantel ihr Wunderland durchstreift, son-dern Astrid Margarete Fünderich. „Wir haben den Schneemann mit unserem Sohn gebaut – und wir sind richtig stolz auf ihn“, schmun-zelt die Schauspielerin, die seit dem Jahr 2009 die Hauptrolle in der Serie „Soko Stuttgart“ spielt: die Erste Kriminalhauptkommissarin

und Soko-Leiterin Martina Seif-fert. Und es war denn auch dieses Engagement, das die gebürtige Düsseldorferin von der Domstadt Köln in den Südwesten ziehen ließ. „Anfangs bin ich noch gependelt, die Woche über in Stuttgart, am Wochenende in Köln. Das war auf Dauer sehr anstrengend“, erinnert sich die 49-Jährige.

Also machte sie sich mit ihrem Mann, dem Produzenten Mark Horyna, auf die Suche und wurde im Internet fündig: Sie entdeckte dort jenes Haus in der Nähe von Stuttgart, in dessen winterlichem Garten der Schneemann nun fröh-lich grinst. „Obwohl auf den Fotos nur ein Ausschnitt zu sehen war, ein Stück Fenster mit Dachrinne, wusste ich dennoch sofort: Das ist es“, so Fünderich. Und ihr In-stinkt sollte recht behalten. Bei einem Besichtigungstermin ►

Obwohl auf den Fotos nur ein Ausschnitt zu sehen war, wusste ich dennoch sofort: Das ist es.

Am Treppenaufgang des Hauses finden sich zahlreiche farbenfrohe

Kindermalereien.Fotos: Wilhelm MierendorfWunderland

aus dem InternetAls Erste Kriminalhauptkommissarin jagt die Schauspielerin Astrid M. Fünderich in der Soko Stuttgart Mörder und Ganoven. Privat schätzt sie das ländliche Leben vor den Toren der Landeshauptstadt – mit der Option, in kürzester Zeit ins Stadtleben einzutauchen.

TRAUMHAUS GEFUNDEN

ASTRID M. FÜNDERICH8 9ASTRID M. FÜNDERICH

Page 9: STANDORT Ausgabe 1/2013

Er scheint die Sonne zu genießen, obwohl Wär-me ihm eigentlich nicht zuträglich ist. Doch

bei den klirrenden Temperaturen hat der stattliche Schneemann mit dem roten Schal und den frechen Kohleaugen gut lächeln, bei minus sechs Grad können ihm die Strah-len nichts anhaben. Im Gegenteil, sie verzaubern den Garten in ein glitzerndes Winterwunder unter blauem Himmel. Indes, es ist nicht die legendäre Alice, die da mit Bobbelmütze und dickem Mantel ihr Wunderland durchstreift, son-dern Astrid Margarete Fünderich. „Wir haben den Schneemann mit unserem Sohn gebaut – und wir sind richtig stolz auf ihn“, schmun-zelt die Schauspielerin, die seit dem Jahr 2009 die Hauptrolle in der Serie „Soko Stuttgart“ spielt: die Erste Kriminalhauptkommissarin

und Soko-Leiterin Martina Seif-fert. Und es war denn auch dieses Engagement, das die gebürtige Düsseldorferin von der Domstadt Köln in den Südwesten ziehen ließ. „Anfangs bin ich noch gependelt, die Woche über in Stuttgart, am Wochenende in Köln. Das war auf Dauer sehr anstrengend“, erinnert sich die 49-Jährige.

Also machte sie sich mit ihrem Mann, dem Produzenten Mark Horyna, auf die Suche und wurde im Internet fündig: Sie entdeckte dort jenes Haus in der Nähe von Stuttgart, in dessen winterlichem Garten der Schneemann nun fröh-lich grinst. „Obwohl auf den Fotos nur ein Ausschnitt zu sehen war, ein Stück Fenster mit Dachrinne, wusste ich dennoch sofort: Das ist es“, so Fünderich. Und ihr In-stinkt sollte recht behalten. Bei einem Besichtigungstermin ►

Obwohl auf den Fotos nur ein Ausschnitt zu sehen war, wusste ich dennoch sofort: Das ist es.

Am Treppenaufgang des Hauses finden sich zahlreiche farbenfrohe

Kindermalereien.Fotos: Wilhelm MierendorfWunderland

aus dem InternetAls Erste Kriminalhauptkommissarin jagt die Schauspielerin Astrid M. Fünderich in der Soko Stuttgart Mörder und Ganoven. Privat schätzt sie das ländliche Leben vor den Toren der Landeshauptstadt – mit der Option, in kürzester Zeit ins Stadtleben einzutauchen.

TRAUMHAUS GEFUNDEN

ASTRID M. FÜNDERICH8 9ASTRID M. FÜNDERICH

Page 10: STANDORT Ausgabe 1/2013

10 11INVESTMENTASTRID M. FÜNDERICH10

wurde schnell klar, der Dreißiger-Jahre-Bau ist ideal als neues Fami-liendomizil. „Ich habe den Makler belagert“, sagt sie und lacht. Da-bei war es weniger die Architektur als die Lage, die sie reizte: Wenn Fünderich aus dem Küchenfenster schaut, blickt sie weit über die Fel-der und Wiesen des Strohgäu. „Für ein Kind ist es schön, hier mit viel Natur aufzuwachsen“, beschreibt sie. „Außerdem laufen mein Mann und ich leidenschaftlich gern.“ Und sie müsse dafür nicht ewig mit dem Auto herumfahren, sondern ein-fach nur vor die Tür gehen: „Ich kann sofort loslegen.“

Das Ländliche in Kombina-tion mit der Nähe zum Drehort ist es, was Fünderich hier vor den Toren Stuttgarts so schätzt. Ob-wohl man wie auf dem Land lebe, ist dank guter Verkehrsanbindung die Landeshauptstadt nah – und das nicht nur zum Arbeiten, son-

dern auch um Kunst und Kultur zu erleben.

Ihre Affinität zu Architek-tur, Kunst und Design ist auch im Interieur zu spüren. Auf dem schwarzem Sofa im Bauhausstil setzen rote Kissen Akzente, ein flexibles Kubensystem dient als schlicht-schöne Sideboards, fra-gile Papierfaltobjekte schmücken das Fensterbrett, Bilder und Fo-tografien die Wände. Eines der kleinen, feinen Chemigramme der Kölner Künstlerin Yvonne Diefenbach prangt am Treppen-aufgang – Schmetterlinge auf Fo-topapier –, einige Stiegen weiter finden sich zahlreiche farbenfrohe Kindermalereien.

SCHUHE AUS SÜDAFRIKA

Da die Familie Fünderich-Horyna leidenschaftlich gerne verreist, sind denn auch allerlei

Mitbringsel aus allerlei Ecken der Welt in ihrem Heim zu entdecken: Schuhe aus Südafrika, ein Reiseta-gebuch aus Australien. Liegt diese Lust am Entdecken anderer Welten auch darin begründet, dass Astrid Fünderich einst Geologie studierte, dann aber während des Diploms an der Technischen Hochschule Aachen zugunsten der Schauspie-lerei aufgab? „Das mag damit zu-sammenhängen. Ich wollte damals Lagenstättenkunde machen, da ist man stets unterwegs“, sinniert sie. „Andererseits gab es noch eine an-dere undefinierbare Sehnsucht in mir – und die wurde erst gestillt, als ich auf der Bühne stand.“ Freunde von ihr führten das bekannte freie Theater K in Aachen und boten ihr an, eine Zeit lang Ensemblemit-glied zu werden. Ab da war es um Fünderich geschehen – der Rest ist Geschichte. Nach ihrem Fernseh-Debüt 1994 in „Notaufnahme“

Auch Prominente schätzen das Wohnen in der Stadt. Neben vielen Fußballern gehören dazu etwa die Schauspieler Dietz-Werner Steck – einst der schwäbi-sche „Tatort“-Kommissar Bienz le –, „Soko Stuttgart“ -Ermittler Peter Ketnath (rechts im Bild), Dokumen-tarfilmerin Sigrid Klausmann-Sittler und ihr Mann Walter Sittler, der derzeit als Kommissar Robert Anders ermittelt. Freilich hat auch so mancher Wirtschaftsboss, etwa Daimler-Chef Dieter Zetsche, in Stuttgart seinen Wohnsitz. Genauso wie die Schriftsteller Wolfgang Schorlau und Heinrich Steinfest, der Jazz-Musiker Wolfgang Dauner, der Sterne- und Fernseh-Koch Vincent Klink. Und auch das inter-national bekannte Label Blutsgeschwister, res-pektive deren Gründerin, die Designerin Karin Ziegler, hat dort den Hauptsitz, zudem die Künstle-rin Rosalie, Opernstar Helene Schneiderman oder Primaballerina Sue Jin Kang, um nur einige weni-ge aufzuzählen. peix

Beliebte Metropole

Dietz-Werner Steck

erhielt sie ihre erste durchgehende Rolle als OP-Schwester Ina in der Serie „Hallo Onkel Doc“. Es folg-ten große Rollen in Krimis wie „Der Fahnder“ oder „Die Cleve-ren“. Und als sie 2009 zum Casting für die SOKO Stuttgart fuhr, hat-ten sich die Produzenten erst ein-mal offen gehalten, ob die Serie von einem männlichen oder weiblichen Part getragen werden sollte – Fün-derich machte das Rennen.

Vom Ländle und seiner Haupt-stadt habe sie damals nicht viel ge-wusst. Mittlerweile hat sie hier viele Freunde gefunden. „Stuttgart und sein Umland haben viel zu bieten. Man fühlt sich hier sicher und auf-gehoben, das ist nicht überall so.“ Und freilich schätzt Fünderich auch die Nähe zu Frankreich und Italien sowie die vielen Möglichkei-ten, sich im Ländle selbst zu erho-len, etwa in den Mineralbädern von Stuttgart. Petra Mostbacher-Dix

11ASTRID M. FÜNDERICH

Szenenfoto aus der ZDF-Serie „Soko Stuttgart”Foto: Fenchel/Bavaria Fernsehproduktion

Astrid M. Fünderich schätzt die

ländliche Umgebung Foto: Wilhelm Mierendorf

Strom von morgen braucht Gebäude mit Zukunft. Unsere Experten begleiten Ihre Immobilie auf dem Weg zur Energiewende!

Page 11: STANDORT Ausgabe 1/2013

10 11INVESTMENTASTRID M. FÜNDERICH10

wurde schnell klar, der Dreißiger-Jahre-Bau ist ideal als neues Fami-liendomizil. „Ich habe den Makler belagert“, sagt sie und lacht. Da-bei war es weniger die Architektur als die Lage, die sie reizte: Wenn Fünderich aus dem Küchenfenster schaut, blickt sie weit über die Fel-der und Wiesen des Strohgäu. „Für ein Kind ist es schön, hier mit viel Natur aufzuwachsen“, beschreibt sie. „Außerdem laufen mein Mann und ich leidenschaftlich gern.“ Und sie müsse dafür nicht ewig mit dem Auto herumfahren, sondern ein-fach nur vor die Tür gehen: „Ich kann sofort loslegen.“

Das Ländliche in Kombina-tion mit der Nähe zum Drehort ist es, was Fünderich hier vor den Toren Stuttgarts so schätzt. Ob-wohl man wie auf dem Land lebe, ist dank guter Verkehrsanbindung die Landeshauptstadt nah – und das nicht nur zum Arbeiten, son-

dern auch um Kunst und Kultur zu erleben.

Ihre Affinität zu Architek-tur, Kunst und Design ist auch im Interieur zu spüren. Auf dem schwarzem Sofa im Bauhausstil setzen rote Kissen Akzente, ein flexibles Kubensystem dient als schlicht-schöne Sideboards, fra-gile Papierfaltobjekte schmücken das Fensterbrett, Bilder und Fo-tografien die Wände. Eines der kleinen, feinen Chemigramme der Kölner Künstlerin Yvonne Diefenbach prangt am Treppen-aufgang – Schmetterlinge auf Fo-topapier –, einige Stiegen weiter finden sich zahlreiche farbenfrohe Kindermalereien.

SCHUHE AUS SÜDAFRIKA

Da die Familie Fünderich-Horyna leidenschaftlich gerne verreist, sind denn auch allerlei

Mitbringsel aus allerlei Ecken der Welt in ihrem Heim zu entdecken: Schuhe aus Südafrika, ein Reiseta-gebuch aus Australien. Liegt diese Lust am Entdecken anderer Welten auch darin begründet, dass Astrid Fünderich einst Geologie studierte, dann aber während des Diploms an der Technischen Hochschule Aachen zugunsten der Schauspie-lerei aufgab? „Das mag damit zu-sammenhängen. Ich wollte damals Lagenstättenkunde machen, da ist man stets unterwegs“, sinniert sie. „Andererseits gab es noch eine an-dere undefinierbare Sehnsucht in mir – und die wurde erst gestillt, als ich auf der Bühne stand.“ Freunde von ihr führten das bekannte freie Theater K in Aachen und boten ihr an, eine Zeit lang Ensemblemit-glied zu werden. Ab da war es um Fünderich geschehen – der Rest ist Geschichte. Nach ihrem Fernseh-Debüt 1994 in „Notaufnahme“

Auch Prominente schätzen das Wohnen in der Stadt. Neben vielen Fußballern gehören dazu etwa die Schauspieler Dietz-Werner Steck – einst der schwäbi-sche „Tatort“-Kommissar Bienz le –, „Soko Stuttgart“ -Ermittler Peter Ketnath (rechts im Bild), Dokumen-tarfilmerin Sigrid Klausmann-Sittler und ihr Mann Walter Sittler, der derzeit als Kommissar Robert Anders ermittelt. Freilich hat auch so mancher Wirtschaftsboss, etwa Daimler-Chef Dieter Zetsche, in Stuttgart seinen Wohnsitz. Genauso wie die Schriftsteller Wolfgang Schorlau und Heinrich Steinfest, der Jazz-Musiker Wolfgang Dauner, der Sterne- und Fernseh-Koch Vincent Klink. Und auch das inter-national bekannte Label Blutsgeschwister, res-pektive deren Gründerin, die Designerin Karin Ziegler, hat dort den Hauptsitz, zudem die Künstle-rin Rosalie, Opernstar Helene Schneiderman oder Primaballerina Sue Jin Kang, um nur einige weni-ge aufzuzählen. peix

Beliebte Metropole

Dietz-Werner Steck

erhielt sie ihre erste durchgehende Rolle als OP-Schwester Ina in der Serie „Hallo Onkel Doc“. Es folg-ten große Rollen in Krimis wie „Der Fahnder“ oder „Die Cleve-ren“. Und als sie 2009 zum Casting für die SOKO Stuttgart fuhr, hat-ten sich die Produzenten erst ein-mal offen gehalten, ob die Serie von einem männlichen oder weiblichen Part getragen werden sollte – Fün-derich machte das Rennen.

Vom Ländle und seiner Haupt-stadt habe sie damals nicht viel ge-wusst. Mittlerweile hat sie hier viele Freunde gefunden. „Stuttgart und sein Umland haben viel zu bieten. Man fühlt sich hier sicher und auf-gehoben, das ist nicht überall so.“ Und freilich schätzt Fünderich auch die Nähe zu Frankreich und Italien sowie die vielen Möglichkei-ten, sich im Ländle selbst zu erho-len, etwa in den Mineralbädern von Stuttgart. Petra Mostbacher-Dix

11ASTRID M. FÜNDERICH

Szenenfoto aus der ZDF-Serie „Soko Stuttgart”Foto: Fenchel/Bavaria Fernsehproduktion

Astrid M. Fünderich schätzt die

ländliche Umgebung Foto: Wilhelm Mierendorf

Strom von morgen braucht Gebäude mit Zukunft. Unsere Experten begleiten Ihre Immobilie auf dem Weg zur Energiewende!

Page 12: STANDORT Ausgabe 1/2013

13ABENTEUER HAUSBAUTABENTEUER HAUSBAU12

Die Häuslebauer Für STANDORT-Redakteurin Dagmar Engel-Platz und ihren Mann war das erste eigene Haus ein Projekt, das auch Spaß machte. Ihr Erfahrungsbericht.

EINMAL IM LEBEN

Vor ein paar Jahren konnten wir uns gar nicht vorstellen, selbst ein Haus zu bauen.

Jahrzehntelang in einem alten Haus zur Miete, das Kind dort großgezogen, kam mehrmals die Frage auf, dieses Haus zu kaufen. Die Besitzerin verschob das An-liegen, die Sache zog sich hin. Wir mussten handeln. In eine Woh-nung zu ziehen, konnten wir uns aber nicht vorstellen. Und so reifte bei uns, beide über 50, der Ent-schluss, doch noch zu bauen. „Das wollt ihr euch antun?“, fragte ein Freund. „Es macht aber auch Spaß, etwas Neues anzufangen“, ermun-terte eine Kollegin, die ebenfalls in reiferem Alter baute.

Einmal im Leben bauen – das wurde unser Projekt. Nachdem einige Gespräche, sowohl mit Fer-tighaus-Bauunternehmen als auch mit Massivhaus-Bauunternehmen, nicht zu unserer Zufriedenheit ver-liefen, entschlossen wir uns, mit einem örtlichen Holzbau-Familien-unternehmen, das auch ausschließ-lich mit örtlichen Handwerkern zusammenarbeitet, zu bauen. Das Grundstück hatten wir inzwischen – nach monatelanger Suche – er-standen. In vielen, zum Teil langen Gesprächen im Herbst und Winter

entwickelte sich auf dem Papier be-ziehungsweise am Computer das Haus. Denn wir hatten ganz kon-krete Vorstellungen. Im Bauantrag mündeten unsere Wünsche, Mach-bares, was den Vorschriften ent-spricht und für uns finanzierbar ist.

START IM FRÜHJAHR

Im Frühjahr begannen die Bauarbeiten. Fristgerecht war der Keller fertig. Im April wurde das Haus errichtet. Morgens wurde die Straße gesperrt, ein riesiger Last-wagen brachte die Bauteile, abends stand das Haus. Beim Besuch am Abend konnten wir kaum fassen, was passiert war. Genauso wenig wie Benni aus der Nachbarschaft. „Das ging mir jetzt viel zu schnell“, kommentierte der Vierjährige fast enttäuscht.

Er musste nämlich in den Kin-dergarten und konnte deshalb die Bauarbeiten gar nicht verfolgen. Anders die Reaktion des Bauleiters. Bei ihm löste sich die Anspannung. Verwöhnt vom bisherigen Baufort-schritt dachten wir, es gehe gera-dewegs so weiter, und wir könnten in den Sommerferien einziehen. Schon zu Jahresbeginn hatten wir Fliesen, Bodenbeläge, Türen und die Sanitäreinrichtung ausgesucht.

2010–Mitte 2011Entschluss zu bauen, Besuch von Messen, Einholen von Informationen

ab August 2011Gespräch mit Bauunternehmen

Juli 2011Grundstückskauf

Dezember 2011Vertragsunterzeichnung,Abgabe, Bauantrag, Küchenkauf

April 2012Errichtung des Hauses und Richtfest, Begehung mit dem Elektriker,Beginn Installation Sanitär, Heizung

Juni 2012Malerarbeiten außen, Estrich gelegt, Besprechung mit Gartenbauunternehmen

Mitte/Ende August 2012Umzug planen, Fortfahren mit dem Innenausbau, Maler, Fliesenleger

Mitte/Ende September 2012Einbau Küche, Einzug in Etappen

März 2012Beginn der Bauarbeiten (Keller)

Mai 2012Installation Sanitär, Heizung

Juli/August 2012Estrich trocknet, Beginn Gartenbau, Leitungen Strom und Telekommunikation

Anfang September 2012Installation Sanitär, Böden

September/Oktober/November 2012Abarbeiten von „Kleinigkeiten“ wie Duschwände einbauen, Isolierungen, Verkleidungen, Ausbesserungen, Fenster und Türen nachstellen, Außenarbeiten . . .

Zügig begannen die Installateure und der Elektriker. Wir rieben uns mit Strom- und Telekommunikati-onsanschluss auf, besprachen mit dem Gartenbauer die Außenanla-gen und suchten die Fassadenfarbe aus. Bei der Besprechung mit dem Maler war die Bauherrin nicht da-bei, wurde aber extra noch mal an-gerufen, ob denn die dritte Farbe auf der zuvor erstellten Liste auch wirklich okay sei. „Das ist wohl das Geheimnis einer guten Ehe“, kom-mentierte der Bauleiter. Dass die im Laufe des Jahres aber noch ein paarmal auf die Probe gestellt wer-den würde – davon könnten wohl viele Baufamilien erzählen.

Außen nahm das Projekt immer mehr Gestalt an, aber der Estrich verlangte Geduld. Schwülwarmes Wetter im Hochsommer verhin-derte, dass der Estrich gut durch-trocknete. Im August schrieb der Bauherr eine „To-do-Liste“ und nahm sie zu einer Besprechung mit dem Bauleiter mit. Der nahm sie lachend entgegen, und die fortge-führte Liste sollte künftig den E-Mail-Verkehr zwischen Bauherr, Bauleiter und beteiligten Handwer-kern prägen. In Liste Nr. 2 standen zum Beispiel größere Dinge wie „französische Balkone“ und Klei-nigkeiten wie „Loch in der Wand

im Technikraum ausschäumen“. Zum nahenden Einzugstermin hat-te die Bauherrin Urlaub genommen und konnte neben Kaffee kochen und Umzug organisieren so wich-tige Dinge entscheiden wie, wo der Toilettenpapierhalter hin soll. Die letzte „To-do-Liste“ Nr. 8 vom Dezember enthielt nur noch fünf Punkte, wovon einige getrost aufs Frühjahr verschoben werden konn-ten, zum Beispiel die Aussaat für die Dachbegrünung.

EIN BISSCHEN STRESS

Dass sich der Installateur im Bad und in der Küche vermessen hatte, verursachte Stress. Dass es trotz rechtzeitiger Besprechungen vor Ort mit allen Beteiligten, vom Ofenhersteller über den Schorn-steinfeger, den Heizungsbauer, den Kaminbauer, den Bauleiter und den Bauherrn, bis Weihnachten nicht geklappt hat, den Schwedenofen ins Haus zu bekommen, war ärgerlich.

Aber der Entschluss, mit einem örtlichen Betrieb zu bauen und en-gen Kontakt zum Bauleiter, der in großer Gelassenheit fast alle Wün-sche der Bauherrn erfüllte, zu hal-ten, hat sich gelohnt. Wir wohnen nun im neuen Haus, alles funktio-niert, der Alltag kehrt zurück.

Schritt für Schritt zum Eigenheim: Innerhalb eines Tages wird aus

einer Lkw-Ladung Holz ein Wohnhaus. Der Innenausbau dauert aber

wesentlich länger. Fotos: Wilhelm Mierendorf/Angela Frey

Page 13: STANDORT Ausgabe 1/2013

13ABENTEUER HAUSBAUTABENTEUER HAUSBAU12

Die Häuslebauer Für STANDORT-Redakteurin Dagmar Engel-Platz und ihren Mann war das erste eigene Haus ein Projekt, das auch Spaß machte. Ihr Erfahrungsbericht.

EINMAL IM LEBEN

Vor ein paar Jahren konnten wir uns gar nicht vorstellen, selbst ein Haus zu bauen.

Jahrzehntelang in einem alten Haus zur Miete, das Kind dort großgezogen, kam mehrmals die Frage auf, dieses Haus zu kaufen. Die Besitzerin verschob das An-liegen, die Sache zog sich hin. Wir mussten handeln. In eine Woh-nung zu ziehen, konnten wir uns aber nicht vorstellen. Und so reifte bei uns, beide über 50, der Ent-schluss, doch noch zu bauen. „Das wollt ihr euch antun?“, fragte ein Freund. „Es macht aber auch Spaß, etwas Neues anzufangen“, ermun-terte eine Kollegin, die ebenfalls in reiferem Alter baute.

Einmal im Leben bauen – das wurde unser Projekt. Nachdem einige Gespräche, sowohl mit Fer-tighaus-Bauunternehmen als auch mit Massivhaus-Bauunternehmen, nicht zu unserer Zufriedenheit ver-liefen, entschlossen wir uns, mit einem örtlichen Holzbau-Familien-unternehmen, das auch ausschließ-lich mit örtlichen Handwerkern zusammenarbeitet, zu bauen. Das Grundstück hatten wir inzwischen – nach monatelanger Suche – er-standen. In vielen, zum Teil langen Gesprächen im Herbst und Winter

entwickelte sich auf dem Papier be-ziehungsweise am Computer das Haus. Denn wir hatten ganz kon-krete Vorstellungen. Im Bauantrag mündeten unsere Wünsche, Mach-bares, was den Vorschriften ent-spricht und für uns finanzierbar ist.

START IM FRÜHJAHR

Im Frühjahr begannen die Bauarbeiten. Fristgerecht war der Keller fertig. Im April wurde das Haus errichtet. Morgens wurde die Straße gesperrt, ein riesiger Last-wagen brachte die Bauteile, abends stand das Haus. Beim Besuch am Abend konnten wir kaum fassen, was passiert war. Genauso wenig wie Benni aus der Nachbarschaft. „Das ging mir jetzt viel zu schnell“, kommentierte der Vierjährige fast enttäuscht.

Er musste nämlich in den Kin-dergarten und konnte deshalb die Bauarbeiten gar nicht verfolgen. Anders die Reaktion des Bauleiters. Bei ihm löste sich die Anspannung. Verwöhnt vom bisherigen Baufort-schritt dachten wir, es gehe gera-dewegs so weiter, und wir könnten in den Sommerferien einziehen. Schon zu Jahresbeginn hatten wir Fliesen, Bodenbeläge, Türen und die Sanitäreinrichtung ausgesucht.

2010–Mitte 2011Entschluss zu bauen, Besuch von Messen, Einholen von Informationen

ab August 2011Gespräch mit Bauunternehmen

Juli 2011Grundstückskauf

Dezember 2011Vertragsunterzeichnung,Abgabe, Bauantrag, Küchenkauf

April 2012Errichtung des Hauses und Richtfest, Begehung mit dem Elektriker,Beginn Installation Sanitär, Heizung

Juni 2012Malerarbeiten außen, Estrich gelegt, Besprechung mit Gartenbauunternehmen

Mitte/Ende August 2012Umzug planen, Fortfahren mit dem Innenausbau, Maler, Fliesenleger

Mitte/Ende September 2012Einbau Küche, Einzug in Etappen

März 2012Beginn der Bauarbeiten (Keller)

Mai 2012Installation Sanitär, Heizung

Juli/August 2012Estrich trocknet, Beginn Gartenbau, Leitungen Strom und Telekommunikation

Anfang September 2012Installation Sanitär, Böden

September/Oktober/November 2012Abarbeiten von „Kleinigkeiten“ wie Duschwände einbauen, Isolierungen, Verkleidungen, Ausbesserungen, Fenster und Türen nachstellen, Außenarbeiten . . .

Zügig begannen die Installateure und der Elektriker. Wir rieben uns mit Strom- und Telekommunikati-onsanschluss auf, besprachen mit dem Gartenbauer die Außenanla-gen und suchten die Fassadenfarbe aus. Bei der Besprechung mit dem Maler war die Bauherrin nicht da-bei, wurde aber extra noch mal an-gerufen, ob denn die dritte Farbe auf der zuvor erstellten Liste auch wirklich okay sei. „Das ist wohl das Geheimnis einer guten Ehe“, kom-mentierte der Bauleiter. Dass die im Laufe des Jahres aber noch ein paarmal auf die Probe gestellt wer-den würde – davon könnten wohl viele Baufamilien erzählen.

Außen nahm das Projekt immer mehr Gestalt an, aber der Estrich verlangte Geduld. Schwülwarmes Wetter im Hochsommer verhin-derte, dass der Estrich gut durch-trocknete. Im August schrieb der Bauherr eine „To-do-Liste“ und nahm sie zu einer Besprechung mit dem Bauleiter mit. Der nahm sie lachend entgegen, und die fortge-führte Liste sollte künftig den E-Mail-Verkehr zwischen Bauherr, Bauleiter und beteiligten Handwer-kern prägen. In Liste Nr. 2 standen zum Beispiel größere Dinge wie „französische Balkone“ und Klei-nigkeiten wie „Loch in der Wand

im Technikraum ausschäumen“. Zum nahenden Einzugstermin hat-te die Bauherrin Urlaub genommen und konnte neben Kaffee kochen und Umzug organisieren so wich-tige Dinge entscheiden wie, wo der Toilettenpapierhalter hin soll. Die letzte „To-do-Liste“ Nr. 8 vom Dezember enthielt nur noch fünf Punkte, wovon einige getrost aufs Frühjahr verschoben werden konn-ten, zum Beispiel die Aussaat für die Dachbegrünung.

EIN BISSCHEN STRESS

Dass sich der Installateur im Bad und in der Küche vermessen hatte, verursachte Stress. Dass es trotz rechtzeitiger Besprechungen vor Ort mit allen Beteiligten, vom Ofenhersteller über den Schorn-steinfeger, den Heizungsbauer, den Kaminbauer, den Bauleiter und den Bauherrn, bis Weihnachten nicht geklappt hat, den Schwedenofen ins Haus zu bekommen, war ärgerlich.

Aber der Entschluss, mit einem örtlichen Betrieb zu bauen und en-gen Kontakt zum Bauleiter, der in großer Gelassenheit fast alle Wün-sche der Bauherrn erfüllte, zu hal-ten, hat sich gelohnt. Wir wohnen nun im neuen Haus, alles funktio-niert, der Alltag kehrt zurück.

Schritt für Schritt zum Eigenheim: Innerhalb eines Tages wird aus

einer Lkw-Ladung Holz ein Wohnhaus. Der Innenausbau dauert aber

wesentlich länger. Fotos: Wilhelm Mierendorf/Angela Frey

Page 14: STANDORT Ausgabe 1/2013

INVESTMENTUNTERNEHMENSPORTRÄT

Nord-Süd: Immobilien in die grüne Richtung bewegen

Die Nord-Süd setzt bei ihren Projekten ver-stärkt auf Umweltschutz und ökologisches Bauen.

Von Mehrfamilienhäusern bis zu ganzen Stadt-quartieren: Seit fast 60 Jahren entwickelt und realisiert die Nord-Süd Hausbau GmbH die ver-schiedensten Wohnbauprojekte. Im Vordergrund steht dabei immer das moderne Wohnen. Das Motto des Unternehmens lautet: Grundsolides Bauen mit maximalem Wohlfühlfaktor verbin-den. Ansprüche und Bedingungen ändern sich ständig, also passt auch die Nord-Süd ihre Projekte den jeweiligen Trends an. So stehen derzeit bei vielen Projekten das werterhalten-de und nachhaltige Bauen im Mittelpunkt. Für den Geschäftsführer Frank Talmon l‘Armée sind innovative Energiekonzepte und eine ökologi-sche Bauweise mit einer hohen Energieeffizienz zukunftsweisend.

Die Nord-Süd ist zum einen als Bauträger und zum anderen bei der Projektierung und in der Vermögensverwaltung aktiv. Unternehmens-tandorte sind in Stuttgart und in Köln. Die Zen-trale befindet sich jedoch in Stuttgart. Hier sind auch die Verwaltung und die Unternehmensfüh-rung. Geschäftsführer ist neben Frank Talmon l‘Armée der Bauingenieur Gottfried Weidner. „Wir sind ein reines Familienunternehmen“, sagt Talmon l‘Armée. So stehen hinter der Nord-Süd noch immer die Familienmitglieder der Gründer. Schon in den Anfangsjahren haben sich die bei-den Standorte herauskristalisiert, aus denen sich auch der Firmenname ableitet: Nord steht dabei für Köln und Süd für den Süddeutschen Raum. Das sind bis heute zwei florierende Wirt-

schaftsregionen, so Talmon l‘Armée. Die Nord-Süd ist fast ausschließlich im Wohnungsbau tätig und hat sich auf größere Projekte spezia-lisiert, wie beispielsweise den Bau eines kom-pletten Wohngebiets wie auf dem Flugfeld in Böblingen oder dem Luisenhof in Großbottwar. „Wir begleiten jedes Projekt sehr professionell“, sagt Talmon l‘Armée. Dafür ist jedoch ein großer Personalbedarf notwendig. Über 40 Mitarbei-ter sind für den Bauträger tätig, darunter sind Bauingenieure, Architekten, Projektentwickler, Vertriebsmitarbeiter und Finanzexperten. Diese geballte Kompetenz unter einem Dach ermög-licht es der Nord-Süd, selbst Pläne für Quartiere zu entwerfen und damit dann auf die Kommunen zuzugehen: „Wir agieren statt zu reagieren.“ Die Experten aus dem eigenen Haus beziehen dafür umfassende Faktoren ein. „Wir sind uns der städtebaulichen Tragweite immer bewusst.“

Nach einer schwierigen Phase ab Mitte der 1990er Jahre bis 2008 habe sich der Immobilienmarkt vollkommen verändert, resümiert Talmon l‘Armée: „Wohnimmobilien werden nun verstärkt nachge-fragt.“ Gründe sind die Euro-Krise, die niedrigen Zinsen und der unsichere Wirtschaftsmarkt. So konnte Nord-Süd auch außerhalb des eigentlichen Betätigungsraums Projekte umsetzen, zum Bei-spiel in Augsburg oder Leverkusen.

„Wir machen uns viele Gedanken um die Zukunft unseres Planeten, so weit es für einen Bauträger möglich ist“, sagt Frank Talmon l‘Armée. Es geht darum, die nächste Generation von Immobilien zu entwickeln, die ressourcenschonender gebaut werden. Da geht es beispielsweise um die Däm-mung der Fassaden. Oft werde dafür Styropor verwendet, erklärt Talmon l‘Armée. Der basiert aber auf Rohöl. „Wir versuchen, auf solche Ma-terialien zu verzichten, und setzen auf minera-lische Dämmungen, auch wenn das die teurere Alternative ist.“ Auch bei der Energieerzeugung geht Nord-Süd einen ungewöhnlichen Weg: „Wir investieren in die Windkraft.“ Die Verbindung von CO2-neutraler Energie und Immobilien wird von immer größerer Bedeutung sein. Das ist auch bei den KfW70-Häusern zu sehen, die Nord-Süd auf dem Böblinger Flugfeld baut. Sie sind weniger als andere Häuser gedämmt, beziehen dafür aber kli-maneutrale Energie.

Viel diskutiert werden auch immer wieder der Sinn und Unsinn von Kunststofffenstern. Diese basieren ebenfalls auf Rohöl, bemängelt Talmon l‘Armée. Eine Alternative wären Holzfenster, möglichst aus heimischen Hölzern. Die Bauexperten von Nord-Süd sondieren auch Möglichkeiten, Gebäude so zu konzipiren, um Strom zu speichern, und zwar nicht mit einer Batterietechnik. Eine Möglichkeit ist, die Energie in Wärme zwischenzuspeichern. Im Sommer könnte so die Wärme gespeichert und im Herbst und Winter genutzt werden.

INVESTMENT

„Wir beschäftigen uns intensiv mit solchen The-men“, sagt der Nord-Süd-Geschäftsführer. Er ist sich sicher: „Das ist der Weg der Immobilie der Zukunft.“ Auch ein Bauträger wie die Nord-Süd habe eine gesellschaftliche Verantwortung. Allerdings, so schränkt er ein, gelingt diese Umsetzung nicht bei allen Immobilien auf dem Markt. Zudem setzen sich noch nicht alle Kun-den mit dem Thema ökologisches Bauen aus-einander. Sie betrachten die langfristige Öko-Bilanz nicht. „Doch es gibt eine große positive Resonanz. Grünes Gedankengut setzt sich in der Gesellschaft immer mehr durch“, sagt Talmon l‘Armée. „Ökologie heißt, man muss schonend mit Energieressourcen umgehen, und nicht, dass man auf Luxus verzichten muss.“ Allerdings kön-ne man nicht alles ökologisch perfekt machen. „Aber wir haben die Chance, den Markt in die grüne Richtung zu bewegen.“ Die Nord-Süd tue das mit ihren Möglichkeiten, doch der Bauträger sei natürlich kein Spezialist oder Nischenanbie-ter für ökologisches Bauen.

Mitten in Stuttgart hat Nord-Süd mit „O87“ kürzlich ein ganz anderes Projekt realisiert. In der Olgastraße 87 sind 34 neue Stadtwohnun-gen entstanden. Diese innenstädtische Ent-wicklungsmaßnahme war eine städtebauliche Herausforderung. „Doch wir scheuen uns nicht vor solchen Herausforderungen“, sagt Talmon

l‘Armée. Das Grundstück war schwierig zu be-bauen, da es direkt an einem steilen Hang liegt. Dieser musste nach dem Abriss des alten Ge-bäudes zunächst gesichert werden. Auch die Baulogistik musste an die zentrale Lage ange-passt werden.

Anzeige

KONTAKT

Nord-Süd Hausbau GmbH Kronenstr. 51

70174 Stuttgart

Telefon 07 11 / 2 27 83 - [email protected]

Der Ursprung der Nord-Süd Hausbau liegt in der Nachkriegszeit. Da die Innenstadt von Stuttgart zerstört war und zugleich viele Leute in die Stadt strömten, war der Bedarf an Wohnraum sehr groß. Vor diesem Hintergrund taten sich der Kaufmann Josef Unger und der Architekt Alfred Nauerz zu-sammen und bauten drei kleine Mietshäuser – mit Erfolg.

Daraufhin gründeten sie am 20. Januar 1954 die Nord-Süd Hausbau- und Siedlungsgemeinschaft. In den ersten zehn Jahren des Bestehens wurden 932 Einfamilienhäuser, 740 Eigentumswohnungen und 13 Gewerbeeinheiten gebaut, mit einer Ge-samtfläche von 135 000 Quadratmetern.

Als in den 1960er und 1970er Jahren immer mehr Menschen nach einer eigenen Wohnung suchten, entstanden neue Siedlungen mit vielgeschossigen Wohnhäusern. Auch die Nord-Süd engagierte sich dabei und baute Siedlungen mit den notwendigen

Infrastrukturen. Durch die solide Unternehmensfüh-rung konnte der Bauträger die wirtschaftliche Krise von 1966 und die folgende Baukrise von 1973 unbe-schadet überstehen.

Ende der 1970er und zu Beginn der 1980er Jahre entstehen zahlreiche Einfamilien- und Reihenhaus-siedlungen. Nach dem Mauerfall realisiert Nord-Süd auch einige Bauprojekte in Thüringen und Leipzig.

Im Vergleich mit anderen Unternehmen jedoch mit Augenmaß, der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt weiterhin im süddeutschen und Kölner Raum. Seitdem wurden kleine wie große Objek-te umgesetzt, von flächensparendem Wohnen bis zur eleganten Stadtvilla. In den vergange-nen Jahren hat sich Nord-Süd auch verstärkt mit dem Thema „grünes Bauen“ auseinander-gesetzt.

Firmengeschichte: Mit drei kleinen Häusern fing es an

Wohnprojekt in Augsburg

Mitten in der Stadt. In der Stuttgarter

Olgastraße entstand dieses Objekt.

Auf dem Flugfeld ist ein Drittel der Nord-Süd-Gebäude bereits vor Baubeginn an einen Investor verkauft.

Die Rhein-Logen in Bonn.

Page 15: STANDORT Ausgabe 1/2013

INVESTMENTUNTERNEHMENSPORTRÄT

Nord-Süd: Immobilien in die grüne Richtung bewegen

Die Nord-Süd setzt bei ihren Projekten ver-stärkt auf Umweltschutz und ökologisches Bauen.

Von Mehrfamilienhäusern bis zu ganzen Stadt-quartieren: Seit fast 60 Jahren entwickelt und realisiert die Nord-Süd Hausbau GmbH die ver-schiedensten Wohnbauprojekte. Im Vordergrund steht dabei immer das moderne Wohnen. Das Motto des Unternehmens lautet: Grundsolides Bauen mit maximalem Wohlfühlfaktor verbin-den. Ansprüche und Bedingungen ändern sich ständig, also passt auch die Nord-Süd ihre Projekte den jeweiligen Trends an. So stehen derzeit bei vielen Projekten das werterhalten-de und nachhaltige Bauen im Mittelpunkt. Für den Geschäftsführer Frank Talmon l‘Armée sind innovative Energiekonzepte und eine ökologi-sche Bauweise mit einer hohen Energieeffizienz zukunftsweisend.

Die Nord-Süd ist zum einen als Bauträger und zum anderen bei der Projektierung und in der Vermögensverwaltung aktiv. Unternehmens-tandorte sind in Stuttgart und in Köln. Die Zen-trale befindet sich jedoch in Stuttgart. Hier sind auch die Verwaltung und die Unternehmensfüh-rung. Geschäftsführer ist neben Frank Talmon l‘Armée der Bauingenieur Gottfried Weidner. „Wir sind ein reines Familienunternehmen“, sagt Talmon l‘Armée. So stehen hinter der Nord-Süd noch immer die Familienmitglieder der Gründer. Schon in den Anfangsjahren haben sich die bei-den Standorte herauskristalisiert, aus denen sich auch der Firmenname ableitet: Nord steht dabei für Köln und Süd für den Süddeutschen Raum. Das sind bis heute zwei florierende Wirt-

schaftsregionen, so Talmon l‘Armée. Die Nord-Süd ist fast ausschließlich im Wohnungsbau tätig und hat sich auf größere Projekte spezia-lisiert, wie beispielsweise den Bau eines kom-pletten Wohngebiets wie auf dem Flugfeld in Böblingen oder dem Luisenhof in Großbottwar. „Wir begleiten jedes Projekt sehr professionell“, sagt Talmon l‘Armée. Dafür ist jedoch ein großer Personalbedarf notwendig. Über 40 Mitarbei-ter sind für den Bauträger tätig, darunter sind Bauingenieure, Architekten, Projektentwickler, Vertriebsmitarbeiter und Finanzexperten. Diese geballte Kompetenz unter einem Dach ermög-licht es der Nord-Süd, selbst Pläne für Quartiere zu entwerfen und damit dann auf die Kommunen zuzugehen: „Wir agieren statt zu reagieren.“ Die Experten aus dem eigenen Haus beziehen dafür umfassende Faktoren ein. „Wir sind uns der städtebaulichen Tragweite immer bewusst.“

Nach einer schwierigen Phase ab Mitte der 1990er Jahre bis 2008 habe sich der Immobilienmarkt vollkommen verändert, resümiert Talmon l‘Armée: „Wohnimmobilien werden nun verstärkt nachge-fragt.“ Gründe sind die Euro-Krise, die niedrigen Zinsen und der unsichere Wirtschaftsmarkt. So konnte Nord-Süd auch außerhalb des eigentlichen Betätigungsraums Projekte umsetzen, zum Bei-spiel in Augsburg oder Leverkusen.

„Wir machen uns viele Gedanken um die Zukunft unseres Planeten, so weit es für einen Bauträger möglich ist“, sagt Frank Talmon l‘Armée. Es geht darum, die nächste Generation von Immobilien zu entwickeln, die ressourcenschonender gebaut werden. Da geht es beispielsweise um die Däm-mung der Fassaden. Oft werde dafür Styropor verwendet, erklärt Talmon l‘Armée. Der basiert aber auf Rohöl. „Wir versuchen, auf solche Ma-terialien zu verzichten, und setzen auf minera-lische Dämmungen, auch wenn das die teurere Alternative ist.“ Auch bei der Energieerzeugung geht Nord-Süd einen ungewöhnlichen Weg: „Wir investieren in die Windkraft.“ Die Verbindung von CO2-neutraler Energie und Immobilien wird von immer größerer Bedeutung sein. Das ist auch bei den KfW70-Häusern zu sehen, die Nord-Süd auf dem Böblinger Flugfeld baut. Sie sind weniger als andere Häuser gedämmt, beziehen dafür aber kli-maneutrale Energie.

Viel diskutiert werden auch immer wieder der Sinn und Unsinn von Kunststofffenstern. Diese basieren ebenfalls auf Rohöl, bemängelt Talmon l‘Armée. Eine Alternative wären Holzfenster, möglichst aus heimischen Hölzern. Die Bauexperten von Nord-Süd sondieren auch Möglichkeiten, Gebäude so zu konzipiren, um Strom zu speichern, und zwar nicht mit einer Batterietechnik. Eine Möglichkeit ist, die Energie in Wärme zwischenzuspeichern. Im Sommer könnte so die Wärme gespeichert und im Herbst und Winter genutzt werden.

INVESTMENT

„Wir beschäftigen uns intensiv mit solchen The-men“, sagt der Nord-Süd-Geschäftsführer. Er ist sich sicher: „Das ist der Weg der Immobilie der Zukunft.“ Auch ein Bauträger wie die Nord-Süd habe eine gesellschaftliche Verantwortung. Allerdings, so schränkt er ein, gelingt diese Umsetzung nicht bei allen Immobilien auf dem Markt. Zudem setzen sich noch nicht alle Kun-den mit dem Thema ökologisches Bauen aus-einander. Sie betrachten die langfristige Öko-Bilanz nicht. „Doch es gibt eine große positive Resonanz. Grünes Gedankengut setzt sich in der Gesellschaft immer mehr durch“, sagt Talmon l‘Armée. „Ökologie heißt, man muss schonend mit Energieressourcen umgehen, und nicht, dass man auf Luxus verzichten muss.“ Allerdings kön-ne man nicht alles ökologisch perfekt machen. „Aber wir haben die Chance, den Markt in die grüne Richtung zu bewegen.“ Die Nord-Süd tue das mit ihren Möglichkeiten, doch der Bauträger sei natürlich kein Spezialist oder Nischenanbie-ter für ökologisches Bauen.

Mitten in Stuttgart hat Nord-Süd mit „O87“ kürzlich ein ganz anderes Projekt realisiert. In der Olgastraße 87 sind 34 neue Stadtwohnun-gen entstanden. Diese innenstädtische Ent-wicklungsmaßnahme war eine städtebauliche Herausforderung. „Doch wir scheuen uns nicht vor solchen Herausforderungen“, sagt Talmon

l‘Armée. Das Grundstück war schwierig zu be-bauen, da es direkt an einem steilen Hang liegt. Dieser musste nach dem Abriss des alten Ge-bäudes zunächst gesichert werden. Auch die Baulogistik musste an die zentrale Lage ange-passt werden.

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KONTAKT

Nord-Süd Hausbau GmbH Kronenstr. 51

70174 Stuttgart

Telefon 07 11 / 2 27 83 - [email protected]

Der Ursprung der Nord-Süd Hausbau liegt in der Nachkriegszeit. Da die Innenstadt von Stuttgart zerstört war und zugleich viele Leute in die Stadt strömten, war der Bedarf an Wohnraum sehr groß. Vor diesem Hintergrund taten sich der Kaufmann Josef Unger und der Architekt Alfred Nauerz zu-sammen und bauten drei kleine Mietshäuser – mit Erfolg.

Daraufhin gründeten sie am 20. Januar 1954 die Nord-Süd Hausbau- und Siedlungsgemeinschaft. In den ersten zehn Jahren des Bestehens wurden 932 Einfamilienhäuser, 740 Eigentumswohnungen und 13 Gewerbeeinheiten gebaut, mit einer Ge-samtfläche von 135 000 Quadratmetern.

Als in den 1960er und 1970er Jahren immer mehr Menschen nach einer eigenen Wohnung suchten, entstanden neue Siedlungen mit vielgeschossigen Wohnhäusern. Auch die Nord-Süd engagierte sich dabei und baute Siedlungen mit den notwendigen

Infrastrukturen. Durch die solide Unternehmensfüh-rung konnte der Bauträger die wirtschaftliche Krise von 1966 und die folgende Baukrise von 1973 unbe-schadet überstehen.

Ende der 1970er und zu Beginn der 1980er Jahre entstehen zahlreiche Einfamilien- und Reihenhaus-siedlungen. Nach dem Mauerfall realisiert Nord-Süd auch einige Bauprojekte in Thüringen und Leipzig.

Im Vergleich mit anderen Unternehmen jedoch mit Augenmaß, der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt weiterhin im süddeutschen und Kölner Raum. Seitdem wurden kleine wie große Objek-te umgesetzt, von flächensparendem Wohnen bis zur eleganten Stadtvilla. In den vergange-nen Jahren hat sich Nord-Süd auch verstärkt mit dem Thema „grünes Bauen“ auseinander-gesetzt.

Firmengeschichte: Mit drei kleinen Häusern fing es an

Wohnprojekt in Augsburg

Mitten in der Stadt. In der Stuttgarter

Olgastraße entstand dieses Objekt.

Auf dem Flugfeld ist ein Drittel der Nord-Süd-Gebäude bereits vor Baubeginn an einen Investor verkauft.

Die Rhein-Logen in Bonn.

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HANDELSIMMOBILIENHANDELSIMMOBILIEN16

W illkommen zum Tanz der Kräne: in keiner anderen deutschen City

drehen sich derzeit so viele Bau-kräne wie in der Landeshauptstadt. Stuttgart ist auch jenseits des um-strittenen Tiefbahnhofs eine Groß-baustelle: Eine Milliarde Euro ver-

bauen Investoren in den nächsten Jahren in drei neue Stadtquartiere. Deren Shopping-Malls lassen die Handelsflächen in der Innenstadt auf einen Schlagum rund 100 000 Quadratmeter anwachsen. Allein das Milaneo im neuen Europa-viertel, seit Juli 2012 in Bau, bringt 43 000 Quadratmeter auf den

Markt, zuzüglich Dienstleistungs- und Gastroflächen. 550 Millionen Euro investieren ECE, Strabag, Bayerische Hausbau und der Inves-tor Hamburg Trust in das Projekt, das ab Frühjahr 2015 mit über 200 Shops ein neues Einkaufserlebnis in Stuttgart bieten will. Zudem bietet der dreigliedrige Gebäude-

Schon von weitem ist die Baustelle von Stuttgarts größtem Einkaufszentrum, dem Milaneo auf dem A1-Gelände, sichtbar. Bis 2014 sollen hier rund 200 neue Geschäfte ihren Platz finden, darunter auch der erste Apple-Store der Landeshauptstadt. Foto: Wilhelm Mierendorf

Die Königstraße bekommt Konkurrenz

In Stuttgart wurden noch nie so viele neue Shoppingplätze gebaut. Die Handelsfläche wird auf einen Schlag um 100 000 Quadratmeter wachsen.

INNOVATIVE KONZEPTE GESUCHTkomplex Raum für 415 Mietwoh-nungen, 7400 Quadratmeter Büro-fläche sowie ein 165-Betten-Hotel. Auch auf der anderen Seite der City geht es hoch hinaus. „Erst schip-pen, dann shoppen“, verspricht am Ende der oberen Königstraße das neue Gerber, das die Württem-bergische Lebensversicherung mit dem Projektentwickler Phoenix für rund 250 Millionen Euro re-alisiert. 75 Läden und Lokale wird die Gerber-Mall auf rund 25 000 Quadratmetern beherbergen. Er-öffnung soll im Frühjahr 2014 sein. Rund 7000 Quadratmeter Büroflächen sowie 85 Wohnungen ergänzen das Projekt. Mitten in der City will zudem das Handels-haus Breuninger hinter seinem Stammsitz das Dorotheen-Quar-tier erstellen. Spätestens Anfang 2014 soll das 200-Millionen-Euro-Projekt am Karlsplatz auf Baustel-le gehen. Auf Druck des Rathauses wurden die Geschossflächen von 49 000 auf 38 000 Quadratmeter abgespeckt. Als Nutzung sind ni-veauvolle Geschäfte und gehobe-ne Gastronomie sowie Büros und Wohnungen vorgesehen. ►

17

Umverteilung vorprogrammiert

Sabine Hagmann

Interview mit Sabine Hagmann, Hauptgeschäfts-führerin Handelsverband Baden-Württemberg.

Frau Hagmann, Baden-Württemberg und die Region Stuttgart sind im bundesweiten Vergleich mit Shopping-Centern noch unter-versorgt. Wie viele zusätzliche Center vertragen Land und Region?Nicht mehr viele! Sicher gibt es Standorte, die – losgelöst vom Umland betrachtet – punktu-ell profitieren können. Eine neue Studie zu den Auswirkungen auch innerstädtischer Einkaufs-zentren zeigt aber: Aufbruchstimmung auf der einen bedeutet immer Katerstimmung auf der anderen Seite. Fakt ist, die Umsätze im Einzel-handel stagnieren seit Jahren. Durch Neuansied-lungen kommt es also in der Regel nur zu Umver-teilungen. Nicht zuletzt muss sich heute auch jeder stationäre Händler – ob inhabergeführt oder Shoppingcenter – im wachsenden Wett-bewerb mit Online-Anbietern behaupten.

Welche Folgen haben zentrumsnahe Center-Neubauten für die Innenstädte?Zum einen sinken die Mietpreise in den Citys, ins-besondere in den weiter entfernten (Rand-)La-gen. Zudem verlagern sich die Kundenströme. Das wirkt sich bei vorhandenen Einzelhändlern oft negativ aus und führt nicht selten zum Attrak-tivitätsverlust dieser Straßenzüge und sogar zu Existenzaufgaben.

Konkret: Was passiert mit der Stuttgarter

Königstraße und an-grenzenden Lagen, wenn nach dem Gerber-Center das neue Mila-neo-Einkaufszentrum im Europaviertel eröffnet?Die Stuttgarter Königstra-ße ist eine der meistfre-quentierten Shopping-meilen und gefragt bei Investoren. Branchenmix, Aufenthaltsqualität und Kundennachfrage stimmen – auch dank des pro-fessionellen City managements. Dennoch werden die über 100 000 Quadratmeter geplante Handels-fläche an mehreren Standorten deutliche Umver-teilungen auslösen. Wie hoch und wo diese kon-kret sind, lässt sich nur grob abschätzen. Das hängt auch davon ab, wie die Anbindung vorhan-dener Lagen an die neuen Center und umgekehrt gelingt. Hier sind alle Beteiligten gefragt. Sicher ist, dass auch Stadtteile sowie umliegende Kom-munen enorm tangiert werden.

Wie sollte der etablierte Einzelhandel auf die Entwicklung reagieren?Die Händlerschaft muss die eigenen Stärken − Au-thentizität, Nähe zum Kunden, unverwechselbares Profil – schärfen und die regionale Ver bundenheit betonen. Persönlicher Kontakt, kompetente Bera-tung, kulantes Beschwerde management – diese Werte besitzen auch weiterhin einen hohen Stel-lenwert, belegen Kundenumfragen und Einkaufs-verhalten. les

Page 17: STANDORT Ausgabe 1/2013

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W illkommen zum Tanz der Kräne: in keiner anderen deutschen City

drehen sich derzeit so viele Bau-kräne wie in der Landeshauptstadt. Stuttgart ist auch jenseits des um-strittenen Tiefbahnhofs eine Groß-baustelle: Eine Milliarde Euro ver-

bauen Investoren in den nächsten Jahren in drei neue Stadtquartiere. Deren Shopping-Malls lassen die Handelsflächen in der Innenstadt auf einen Schlagum rund 100 000 Quadratmeter anwachsen. Allein das Milaneo im neuen Europa-viertel, seit Juli 2012 in Bau, bringt 43 000 Quadratmeter auf den

Markt, zuzüglich Dienstleistungs- und Gastroflächen. 550 Millionen Euro investieren ECE, Strabag, Bayerische Hausbau und der Inves-tor Hamburg Trust in das Projekt, das ab Frühjahr 2015 mit über 200 Shops ein neues Einkaufserlebnis in Stuttgart bieten will. Zudem bietet der dreigliedrige Gebäude-

Schon von weitem ist die Baustelle von Stuttgarts größtem Einkaufszentrum, dem Milaneo auf dem A1-Gelände, sichtbar. Bis 2014 sollen hier rund 200 neue Geschäfte ihren Platz finden, darunter auch der erste Apple-Store der Landeshauptstadt. Foto: Wilhelm Mierendorf

Die Königstraße bekommt Konkurrenz

In Stuttgart wurden noch nie so viele neue Shoppingplätze gebaut. Die Handelsfläche wird auf einen Schlag um 100 000 Quadratmeter wachsen.

INNOVATIVE KONZEPTE GESUCHTkomplex Raum für 415 Mietwoh-nungen, 7400 Quadratmeter Büro-fläche sowie ein 165-Betten-Hotel. Auch auf der anderen Seite der City geht es hoch hinaus. „Erst schip-pen, dann shoppen“, verspricht am Ende der oberen Königstraße das neue Gerber, das die Württem-bergische Lebensversicherung mit dem Projektentwickler Phoenix für rund 250 Millionen Euro re-alisiert. 75 Läden und Lokale wird die Gerber-Mall auf rund 25 000 Quadratmetern beherbergen. Er-öffnung soll im Frühjahr 2014 sein. Rund 7000 Quadratmeter Büroflächen sowie 85 Wohnungen ergänzen das Projekt. Mitten in der City will zudem das Handels-haus Breuninger hinter seinem Stammsitz das Dorotheen-Quar-tier erstellen. Spätestens Anfang 2014 soll das 200-Millionen-Euro-Projekt am Karlsplatz auf Baustel-le gehen. Auf Druck des Rathauses wurden die Geschossflächen von 49 000 auf 38 000 Quadratmeter abgespeckt. Als Nutzung sind ni-veauvolle Geschäfte und gehobe-ne Gastronomie sowie Büros und Wohnungen vorgesehen. ►

17

Umverteilung vorprogrammiert

Sabine Hagmann

Interview mit Sabine Hagmann, Hauptgeschäfts-führerin Handelsverband Baden-Württemberg.

Frau Hagmann, Baden-Württemberg und die Region Stuttgart sind im bundesweiten Vergleich mit Shopping-Centern noch unter-versorgt. Wie viele zusätzliche Center vertragen Land und Region?Nicht mehr viele! Sicher gibt es Standorte, die – losgelöst vom Umland betrachtet – punktu-ell profitieren können. Eine neue Studie zu den Auswirkungen auch innerstädtischer Einkaufs-zentren zeigt aber: Aufbruchstimmung auf der einen bedeutet immer Katerstimmung auf der anderen Seite. Fakt ist, die Umsätze im Einzel-handel stagnieren seit Jahren. Durch Neuansied-lungen kommt es also in der Regel nur zu Umver-teilungen. Nicht zuletzt muss sich heute auch jeder stationäre Händler – ob inhabergeführt oder Shoppingcenter – im wachsenden Wett-bewerb mit Online-Anbietern behaupten.

Welche Folgen haben zentrumsnahe Center-Neubauten für die Innenstädte?Zum einen sinken die Mietpreise in den Citys, ins-besondere in den weiter entfernten (Rand-)La-gen. Zudem verlagern sich die Kundenströme. Das wirkt sich bei vorhandenen Einzelhändlern oft negativ aus und führt nicht selten zum Attrak-tivitätsverlust dieser Straßenzüge und sogar zu Existenzaufgaben.

Konkret: Was passiert mit der Stuttgarter

Königstraße und an-grenzenden Lagen, wenn nach dem Gerber-Center das neue Mila-neo-Einkaufszentrum im Europaviertel eröffnet?Die Stuttgarter Königstra-ße ist eine der meistfre-quentierten Shopping-meilen und gefragt bei Investoren. Branchenmix, Aufenthaltsqualität und Kundennachfrage stimmen – auch dank des pro-fessionellen City managements. Dennoch werden die über 100 000 Quadratmeter geplante Handels-fläche an mehreren Standorten deutliche Umver-teilungen auslösen. Wie hoch und wo diese kon-kret sind, lässt sich nur grob abschätzen. Das hängt auch davon ab, wie die Anbindung vorhan-dener Lagen an die neuen Center und umgekehrt gelingt. Hier sind alle Beteiligten gefragt. Sicher ist, dass auch Stadtteile sowie umliegende Kom-munen enorm tangiert werden.

Wie sollte der etablierte Einzelhandel auf die Entwicklung reagieren?Die Händlerschaft muss die eigenen Stärken − Au-thentizität, Nähe zum Kunden, unverwechselbares Profil – schärfen und die regionale Ver bundenheit betonen. Persönlicher Kontakt, kompetente Bera-tung, kulantes Beschwerde management – diese Werte besitzen auch weiterhin einen hohen Stel-lenwert, belegen Kundenumfragen und Einkaufs-verhalten. les

Page 18: STANDORT Ausgabe 1/2013

Der Bauboom von Einkaufs-zentren stellt den etablierten Han-del vor Herausforderungen. Nicht nur die Einkaufsmeile Königstraße muss sich erstmals ernstzuneh-mender Konkurrenz stellen. Im verschärften Wettbewerb sehen Experten vor allem City-Randla-gen sowie die Zentren angrenzen-der Stadtbezirke. Die Sogwirkung der neuen Shopping-Center könnte auch den Einzelhandel in der Re-gion tangieren. Nicht ohne Grund drängen die Breuninger-Länder in Sindelfingen und Ludwigsburg auf Flächenerweiterung.

ZEIT DES UMBRUCHS

Dabei fällt der Bauboom in Stuttgarts City in eine Zeit des Umbruchs. Gesellschaftlicher Wandel und technische Innovati-on beeinflussen das Konsum- und Kaufverhalten. „Die Bevölkerung

schrumpft, und sie wird älter“, er-wähnt der Münchner Immobilie-nexperte Winfried Swatlo demogra-fische Einflussgrößen. Prognosen sagen bis zum Jahr 2060 einen bun-desweiten Bevölkerungsschwund von bis zu 15 Prozent voraus. We-niger Menschen bedeutet weniger Nachfrage. „Zudem wird die deut-sche Gesellschaft ärmer und reicher zugleich“, erwartet Swatlo, dass Einkommens- und Vermögens-scheren weiter auseinandergehen. Wenn sich wenige alles, aber vie-le nur noch wenig leisten können, dann bedeutet dies zugleich sinken-de Umsätze.

Dramatisch beeinflussen auch neue Kommunikationstechnologi-en den Einzelhandel. „Bereits heute werden mehr Bücher online als im Buchladen gekauft“, nennt Swat-lo ein Beispiel, wo Internethandel klassische Vertriebswege bereits überholt hat. „In allen Waren-gruppen wird es sich immer mehr vom physischen Einkaufen auf das Internet verlagern“, erwartet auch Hanspeter Gondring, Professor für Immobilienwirtschaft an der Dualen Hochschule Baden-Würt-temberg. Mobile Geräte und immer leistungsfähigere Software wer-den diesen Trend beschleunigen. „Jugendliche gehen kaum noch in den Schuhladen. Mit Smartphone oder Tablet-PC konfigurieren und kaufen sie Schuhe unterwegs in der S-Bahn“, skizziert Gondring eine Entwicklung. Branchenindikatoren bestätigen das Substitutionsphäno-men. „Die Flächenleistung im sta-tionären Handel ist in den letzten 15 Jahren um 15 Prozent zurück-gegangen“, erwähnt Swatlo, dass immer weniger Umsatz pro Qua-dratmeter erzielt wird. Die neuen Shopping-Center könnten nach Swatlo in etablierten Lagen deshalb

HANDELSIMMOBILIENHANDELSIMMOBILIEN18

schnell zu Marktreaktionen führen: „Die Fähigkeit, hohe Mieten zu zahlen, sinkt.“

Innerstädtische Shopping-Center machen in Stuttgart den-noch Sinn, zumindest auf einen absehbaren Zeitraum, bekräftigt Professor Gondring: Einkaufen werde immer mehr zum Event. In den riesigen Malls und Arkaden der Städte könnten sich Besucher, vor Wind und Wetter geschützt, meh-rere Stunden aufhalten, ohne dass es langweilig werde.

SPEZIALISIERUNG GEFRAGT

„Königstraße und Randlagen überleben durch Spezialisierung im Angebot, das man nicht in den Konsumtempeln findet“, umreißt Gondring die Strategie. „Das Problem ist nicht die Lage, son-dern das Sortiment“, betont der Fachmann. Als Frequenzbringer fungierten Medien und Kommu-nikation. Swatlo sieht neue Mar-kenshop-Konzepte auf Flächen bis zu 600 Quadratmeter als Antwort.

Schwerer werde es für kleine-re Center wie die Calwer Passage mit einem Branchenmix, der kaum Frequenz bringe. Chancen räumen die Experten dem Einzelhandel in der Region ein. „Dort etablieren sich erfolgreich Center mittlerer Größe, die teils die Nahversorgung übernehmen“, verweist Swatlo auf das jüngst eröffnete NelMezzo in Geislingen. Ob es auf dem Land auch eine Nummer größer geht, müssen die Mercaden in Böblingen beweisen. Mit Investitionen von 120 Millionen Euro und 24 400 Quadratmeter Verkaufsfläche ge-hört das Shopping-Center nach der geplanten Eröffnung 2014 zu den großen Einkaufstempeln in der Region. Jürgen Lessat

Calwer Passage: Kleinere Handelsplätze tun

sich als Frequenzbringer immer schwerer.

Fotos: Wilhelm Mierendorf

Eindrucksvolle Einkaufspassage:

das Breuninger in Stuttgart

Foto: Mierendorf

attraktives Center-Marke-ting und ein durchdachter Mieter-Mix anzuführen. Shopping-Center entwi-ckeln sich immer mehr zur Bühne für neue Produkte, Angebote, Marken und bieten ein hohes Maß an Atmosphäre und Emo- tionalität.

Wie wirken die neuen Center auf die klassischen innerstädtischen Einzel- handelslagen? Zu den positiven Effekten können auch eine Flä-chenerweiterung begrenzter Innenstädte und ein Flächenrecycling brachliegender Areale ge-hören. Neben positiven Auswirkungen können sich auch negative Auswirkungen auf klassische innerstädtische Lagen ergeben. In Stuttgart könnte dieses insbesondere zu Verschiebungen der Kaufkraftströme führen. Bei einer projektier-ten Handels- und Dienstleistungsfläche von ins-gesamt rund 75 000 Quadratmetern in den neuen Centern ist mit einem künftigen Umsatz von etwa 400 Millionen Euro zu rechnen. In Relation zum Gesamtumsatz in Stuttgart bedeutet dieses einen Marktanteil von circa neun Prozent. Das sieht nicht nach „ruinösem Wettbewerb” aus. Aber so mancher Anbieter der Gegenwart wird seine Attraktivität rechtzeitig erhöhen müssen, um den „Shake-out-Prozess” zu überleben. les

Interview mit Professor Bernd Falk, Leiter des Stranberger Instituts für Gewerbeimmobilien

Herr Professor Falk, in der Stuttgarter In-nenstadt entstehen derzeit mit Milaneo und Gerber zwei neue große Shopping-Center. Lassen sich deren Läden dauerhaft vermie-ten, obwohl fast alle namhaften Ketten bereits in der Königstraße vertreten sind?Von besonderer Relevanz ist hierbei beispiels-weise das Wettbewerbsumfeld. Bei einer attrak-tiven Einkaufsstadt wie Stuttgart ist es durchaus üblich, dass von namhaften Ketten mehrere Fili-alen in der Gesamtstadt, in der Innenstadt und sogar in derselben Straße vorhanden sind.

Werden auch die Verbraucher die neuen Konsumtempel annehmen?Dies ist wiederum von der Attraktivität des Cen-ter-Konzepts und seiner Erfolgsfaktoren abhän-gig. Daneben muss sich ein Shopping-Center im Zeitablauf immer wieder neu erfinden. Handel bedeutet Wandel und erfordert hohe Innovation. Zahlreiche deutsche Shopping-Center werden derzeit durch Revitalisierungsmaßnahmen an den neuen Zeit geschmack angepasst.

Was bieten diese Center, was die klassi-schen Einkaufsmeilen nicht bieten? Neben dem üblichen Witterungsschutz sind hier etwa einheitliche Öffnungszeiten, attraktive Parkierung, ergänzende Serviceeinrichtungen,

Bernd Falk

Neue Bühnen

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Page 19: STANDORT Ausgabe 1/2013

Der Bauboom von Einkaufs-zentren stellt den etablierten Han-del vor Herausforderungen. Nicht nur die Einkaufsmeile Königstraße muss sich erstmals ernstzuneh-mender Konkurrenz stellen. Im verschärften Wettbewerb sehen Experten vor allem City-Randla-gen sowie die Zentren angrenzen-der Stadtbezirke. Die Sogwirkung der neuen Shopping-Center könnte auch den Einzelhandel in der Re-gion tangieren. Nicht ohne Grund drängen die Breuninger-Länder in Sindelfingen und Ludwigsburg auf Flächenerweiterung.

ZEIT DES UMBRUCHS

Dabei fällt der Bauboom in Stuttgarts City in eine Zeit des Umbruchs. Gesellschaftlicher Wandel und technische Innovati-on beeinflussen das Konsum- und Kaufverhalten. „Die Bevölkerung

schrumpft, und sie wird älter“, er-wähnt der Münchner Immobilie-nexperte Winfried Swatlo demogra-fische Einflussgrößen. Prognosen sagen bis zum Jahr 2060 einen bun-desweiten Bevölkerungsschwund von bis zu 15 Prozent voraus. We-niger Menschen bedeutet weniger Nachfrage. „Zudem wird die deut-sche Gesellschaft ärmer und reicher zugleich“, erwartet Swatlo, dass Einkommens- und Vermögens-scheren weiter auseinandergehen. Wenn sich wenige alles, aber vie-le nur noch wenig leisten können, dann bedeutet dies zugleich sinken-de Umsätze.

Dramatisch beeinflussen auch neue Kommunikationstechnologi-en den Einzelhandel. „Bereits heute werden mehr Bücher online als im Buchladen gekauft“, nennt Swat-lo ein Beispiel, wo Internethandel klassische Vertriebswege bereits überholt hat. „In allen Waren-gruppen wird es sich immer mehr vom physischen Einkaufen auf das Internet verlagern“, erwartet auch Hanspeter Gondring, Professor für Immobilienwirtschaft an der Dualen Hochschule Baden-Würt-temberg. Mobile Geräte und immer leistungsfähigere Software wer-den diesen Trend beschleunigen. „Jugendliche gehen kaum noch in den Schuhladen. Mit Smartphone oder Tablet-PC konfigurieren und kaufen sie Schuhe unterwegs in der S-Bahn“, skizziert Gondring eine Entwicklung. Branchenindikatoren bestätigen das Substitutionsphäno-men. „Die Flächenleistung im sta-tionären Handel ist in den letzten 15 Jahren um 15 Prozent zurück-gegangen“, erwähnt Swatlo, dass immer weniger Umsatz pro Qua-dratmeter erzielt wird. Die neuen Shopping-Center könnten nach Swatlo in etablierten Lagen deshalb

HANDELSIMMOBILIENHANDELSIMMOBILIEN18

schnell zu Marktreaktionen führen: „Die Fähigkeit, hohe Mieten zu zahlen, sinkt.“

Innerstädtische Shopping-Center machen in Stuttgart den-noch Sinn, zumindest auf einen absehbaren Zeitraum, bekräftigt Professor Gondring: Einkaufen werde immer mehr zum Event. In den riesigen Malls und Arkaden der Städte könnten sich Besucher, vor Wind und Wetter geschützt, meh-rere Stunden aufhalten, ohne dass es langweilig werde.

SPEZIALISIERUNG GEFRAGT

„Königstraße und Randlagen überleben durch Spezialisierung im Angebot, das man nicht in den Konsumtempeln findet“, umreißt Gondring die Strategie. „Das Problem ist nicht die Lage, son-dern das Sortiment“, betont der Fachmann. Als Frequenzbringer fungierten Medien und Kommu-nikation. Swatlo sieht neue Mar-kenshop-Konzepte auf Flächen bis zu 600 Quadratmeter als Antwort.

Schwerer werde es für kleine-re Center wie die Calwer Passage mit einem Branchenmix, der kaum Frequenz bringe. Chancen räumen die Experten dem Einzelhandel in der Region ein. „Dort etablieren sich erfolgreich Center mittlerer Größe, die teils die Nahversorgung übernehmen“, verweist Swatlo auf das jüngst eröffnete NelMezzo in Geislingen. Ob es auf dem Land auch eine Nummer größer geht, müssen die Mercaden in Böblingen beweisen. Mit Investitionen von 120 Millionen Euro und 24 400 Quadratmeter Verkaufsfläche ge-hört das Shopping-Center nach der geplanten Eröffnung 2014 zu den großen Einkaufstempeln in der Region. Jürgen Lessat

Calwer Passage: Kleinere Handelsplätze tun

sich als Frequenzbringer immer schwerer.

Fotos: Wilhelm Mierendorf

Eindrucksvolle Einkaufspassage:

das Breuninger in Stuttgart

Foto: Mierendorf

attraktives Center-Marke-ting und ein durchdachter Mieter-Mix anzuführen. Shopping-Center entwi-ckeln sich immer mehr zur Bühne für neue Produkte, Angebote, Marken und bieten ein hohes Maß an Atmosphäre und Emo- tionalität.

Wie wirken die neuen Center auf die klassischen innerstädtischen Einzel- handelslagen? Zu den positiven Effekten können auch eine Flä-chenerweiterung begrenzter Innenstädte und ein Flächenrecycling brachliegender Areale ge-hören. Neben positiven Auswirkungen können sich auch negative Auswirkungen auf klassische innerstädtische Lagen ergeben. In Stuttgart könnte dieses insbesondere zu Verschiebungen der Kaufkraftströme führen. Bei einer projektier-ten Handels- und Dienstleistungsfläche von ins-gesamt rund 75 000 Quadratmetern in den neuen Centern ist mit einem künftigen Umsatz von etwa 400 Millionen Euro zu rechnen. In Relation zum Gesamtumsatz in Stuttgart bedeutet dieses einen Marktanteil von circa neun Prozent. Das sieht nicht nach „ruinösem Wettbewerb” aus. Aber so mancher Anbieter der Gegenwart wird seine Attraktivität rechtzeitig erhöhen müssen, um den „Shake-out-Prozess” zu überleben. les

Interview mit Professor Bernd Falk, Leiter des Stranberger Instituts für Gewerbeimmobilien

Herr Professor Falk, in der Stuttgarter In-nenstadt entstehen derzeit mit Milaneo und Gerber zwei neue große Shopping-Center. Lassen sich deren Läden dauerhaft vermie-ten, obwohl fast alle namhaften Ketten bereits in der Königstraße vertreten sind?Von besonderer Relevanz ist hierbei beispiels-weise das Wettbewerbsumfeld. Bei einer attrak-tiven Einkaufsstadt wie Stuttgart ist es durchaus üblich, dass von namhaften Ketten mehrere Fili-alen in der Gesamtstadt, in der Innenstadt und sogar in derselben Straße vorhanden sind.

Werden auch die Verbraucher die neuen Konsumtempel annehmen?Dies ist wiederum von der Attraktivität des Cen-ter-Konzepts und seiner Erfolgsfaktoren abhän-gig. Daneben muss sich ein Shopping-Center im Zeitablauf immer wieder neu erfinden. Handel bedeutet Wandel und erfordert hohe Innovation. Zahlreiche deutsche Shopping-Center werden derzeit durch Revitalisierungsmaßnahmen an den neuen Zeit geschmack angepasst.

Was bieten diese Center, was die klassi-schen Einkaufsmeilen nicht bieten? Neben dem üblichen Witterungsschutz sind hier etwa einheitliche Öffnungszeiten, attraktive Parkierung, ergänzende Serviceeinrichtungen,

Bernd Falk

Neue Bühnen

19

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21BÜROIMMOBILIENBÜROIMMOBILIEN20

Büros im Stadtcharakter

IMMOBILIEN ZUM ARBEITEN D ie Welt der Büros verändert sich. „In Zukunft wird weni-ger mehr sein“, sagt

etwa Stefan Rief vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart. Hintergrund des Wandels ist eine fortschreitende Individualisie-rung der Arbeitswelt, meint der Forscher. Menschen wollen ent-scheiden, wo sie wann arbeiten. Home-Office oder Arbeiten im Co-Working-Center, also an ge-mieteten Schreibtischen, liegen im Trend. „Abwesenheitszeiten wiederum bedeuten, dass Unter-nehmen künftig weniger Raum für ihre Mitarbeiter bereitstellen müssen“, sagt Rief. Das spart Kos-ten. Hinzu kommt: Arbeitgeber konkurrieren um Mitarbeiter. Be-sonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Daher werden Chefs in Zukunft wohl immer mehr individuell gestaltete Wohl-fühlbüros anbieten, um (junge) Leute anzulocken, aber auch, um

die Leistungsfähigkeit zu stimu-lieren, wie Rief vermutet. Das Bei-spiel Google in Zürich mit bunten und futuristischen Büroräumen steht für diesen Bürotrend.

Vorreiter der modernen Büro-kultur in der Region um Stuttgart ist aber eine ganz andere Compu-terfirma. Bereits vor 15 Jahren hat IBM in Ehningen Akzente gesetzt. Der Konzern entwickelte eine Bü-rolandschaft. In drei sternförmi-gen Gebäudekomplexen arbeiten 3700 Menschen – an 2100 Schreib-tischen. „Personen zugeordnete Arbeitsplätze gibt es keine“, sagt

der IBM-Architekt und geistige Vater des Konzepts, Peter Oechs-le. Vielmehr hat das Unternehmen bereits in den 1990er Jahren Stech-uhren abgeschafft und Heimarbeit eingeführt.

Ganz ohne Ordnung geht es aber trotzdem nicht. Einzelne Ab-teilungen haben ihren Sitz in be-stimmten Gebäudeteilen. Pro Flü-gel und Etage sitzen nicht mehr als 40 Kollegen in einem Raum. Nicht mehr als zehn teilen sich eine Bü-rofläche. Dabei schwankt die Bele-gung. In der Finanzabteilung teilen sich elf Personen zehn Tische. ►

„Der Name der Projektentwicklungsgesellschaft ist eine Mischung aus Architektur und Innovation“, erklärt Firmengründer Gerd Hansen. So entwickelt und realisiert seine Firma Archy Nova seit 1984 innovative Immobilienkonzepte nach höchsten ökonomischen und ökologischen Maßstäben. Als Bauträger realisiert Archy Nova schlüssel-fertige Objekte in Passivhaus-Standard oder im effizient modernisierten Bestand. Die Palette der Projekte reicht vom unwetterfesten und extrem energiesparenden Erdhügelhaus SolArc über die sanierte Fabrik für gemeinschaftliches Wohnen

und Arbeiten bis hin zu dem höchst anspruchsvol-len aktuellen Projekt „view“ auf der Membergkup-pe in Bad Cannstatt. Stets verfolgen Hansen und seine Crew, bestehend aus sieben Mitarbeitern sowie Architekten und Ingenieuren aus der Regi-on, hohe Ansprüche an Energieeinsparung, Res-sourcenschonung und soziale Konzepte. Für so viel Innovativität hagelte es natürlich be-reits mehrfach Preise. Etwa für das nachhaltige Konzept Silberado im Stuttgarter Westen mit KfW-40-Standard und Wasserkreisläufen. Meh-rere Generationen wohnen hier gemeinschaftlich

mitten in der Großstadt. Den gebürtigen Husumer hat einst das Architekturstudium nach Stuttgart verschlagen. „Stuttgart ist die Großstadt mit der höchsten Lebens- und Wohnqualität in Deutsch-land, hier wollen wir noch stärker wirken.“ Daher hat Hansen sein Büro im September dieses Jah-res von Bietigheim-Bissingen nach Stuttgart in die Königstraße verlegt, um für die Kunden vor Ort präsent zu sein. Der neueste Coup des 55-Jährigen aber ist der Erwerb des ehemaligen Diakonie-Areals auf der Gänsheide. In Kooperation mit der Nanz-Gruppe und in enger Abstimmung mit der Stadt soll in zwei Jahren eine mehrgeschossige Wohnanlage in Holzbau entstehen.

Archy Nova Projektentwicklung: Ideenschmiede für ganzheitliches Bauen

Archy Nova verfolgt bei seinen Objekten hohe ökologische und ökonomische Ansprüche. Im Bild das Silberado in Stuttgart

UNTERNEHMENSPORTRÄT Anzeige

KONTAKT

Archy Nova Projektentwicklung GmbH

Königstraße 43 A70173 Stuttgart

Telefon 07 11 / 12 04 69 00www.archy-nova.de

Arbeiten unter traumhaft, bayrischem, weiß-blauem Himmel statt flackern-des Neonröhrengeblinke überm Schreibtisch. Wer träumt nicht davon? Oliver Stefani vom Fraunhofer- Institut und seine Kollegen haben ihn erfunden: den Himmel für drinnen. Hin-tergrund ist nicht etwa die verrückte Idee eines Innen-architekten oder spinner-ten Designers, sondern die Frage: wie Büroarbeiter weniger schnell ermüden. Und wie die Kreativität gefördert werden kann.„Menschen leben seit 200 000 Jahren unter frei-em Himmel. Erst mit der Industrialisierung haben wir uns in Fabrikhallen und später in Büros zurück-gezogen“, verdeutlicht Stefani. Erforscht ist aber inzwischen, dass sich Tageslicht positiv auf das vegetative Nervensystem und damit auf die Psy-che des Menschen auswirkt. „Hohe Lichtstärken wirken gegen Depression, und der Blauanteil im Licht beugt Müdigkeit vor“, erklärt Stefani.Im Fraunhofer-Institut in Stuttgart-Vaihingen ist ein Labor mit zwei Indoor-Kunsthimmeln instal-liert. Dort erproben die Forscher, wie sich etwa der Wolkenzug simulieren lässt. Oder ob dieser bei konzentrierter PC-Arbeit eher ablenkt. ms

Himmelblau vorm PC

Oliver Stefani,

Fraunhofer-Institut

Arbeitswirtschaft und

Organisation IAO

Stuttgart. FOTO: IAO

IBM-Zentrale in EhningenFotos: Wilhelm Mierendorf

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Büros im Stadtcharakter

IMMOBILIEN ZUM ARBEITEN D ie Welt der Büros verändert sich. „In Zukunft wird weni-ger mehr sein“, sagt

etwa Stefan Rief vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart. Hintergrund des Wandels ist eine fortschreitende Individualisie-rung der Arbeitswelt, meint der Forscher. Menschen wollen ent-scheiden, wo sie wann arbeiten. Home-Office oder Arbeiten im Co-Working-Center, also an ge-mieteten Schreibtischen, liegen im Trend. „Abwesenheitszeiten wiederum bedeuten, dass Unter-nehmen künftig weniger Raum für ihre Mitarbeiter bereitstellen müssen“, sagt Rief. Das spart Kos-ten. Hinzu kommt: Arbeitgeber konkurrieren um Mitarbeiter. Be-sonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Daher werden Chefs in Zukunft wohl immer mehr individuell gestaltete Wohl-fühlbüros anbieten, um (junge) Leute anzulocken, aber auch, um

die Leistungsfähigkeit zu stimu-lieren, wie Rief vermutet. Das Bei-spiel Google in Zürich mit bunten und futuristischen Büroräumen steht für diesen Bürotrend.

Vorreiter der modernen Büro-kultur in der Region um Stuttgart ist aber eine ganz andere Compu-terfirma. Bereits vor 15 Jahren hat IBM in Ehningen Akzente gesetzt. Der Konzern entwickelte eine Bü-rolandschaft. In drei sternförmi-gen Gebäudekomplexen arbeiten 3700 Menschen – an 2100 Schreib-tischen. „Personen zugeordnete Arbeitsplätze gibt es keine“, sagt

der IBM-Architekt und geistige Vater des Konzepts, Peter Oechs-le. Vielmehr hat das Unternehmen bereits in den 1990er Jahren Stech-uhren abgeschafft und Heimarbeit eingeführt.

Ganz ohne Ordnung geht es aber trotzdem nicht. Einzelne Ab-teilungen haben ihren Sitz in be-stimmten Gebäudeteilen. Pro Flü-gel und Etage sitzen nicht mehr als 40 Kollegen in einem Raum. Nicht mehr als zehn teilen sich eine Bü-rofläche. Dabei schwankt die Bele-gung. In der Finanzabteilung teilen sich elf Personen zehn Tische. ►

„Der Name der Projektentwicklungsgesellschaft ist eine Mischung aus Architektur und Innovation“, erklärt Firmengründer Gerd Hansen. So entwickelt und realisiert seine Firma Archy Nova seit 1984 innovative Immobilienkonzepte nach höchsten ökonomischen und ökologischen Maßstäben. Als Bauträger realisiert Archy Nova schlüssel-fertige Objekte in Passivhaus-Standard oder im effizient modernisierten Bestand. Die Palette der Projekte reicht vom unwetterfesten und extrem energiesparenden Erdhügelhaus SolArc über die sanierte Fabrik für gemeinschaftliches Wohnen

und Arbeiten bis hin zu dem höchst anspruchsvol-len aktuellen Projekt „view“ auf der Membergkup-pe in Bad Cannstatt. Stets verfolgen Hansen und seine Crew, bestehend aus sieben Mitarbeitern sowie Architekten und Ingenieuren aus der Regi-on, hohe Ansprüche an Energieeinsparung, Res-sourcenschonung und soziale Konzepte. Für so viel Innovativität hagelte es natürlich be-reits mehrfach Preise. Etwa für das nachhaltige Konzept Silberado im Stuttgarter Westen mit KfW-40-Standard und Wasserkreisläufen. Meh-rere Generationen wohnen hier gemeinschaftlich

mitten in der Großstadt. Den gebürtigen Husumer hat einst das Architekturstudium nach Stuttgart verschlagen. „Stuttgart ist die Großstadt mit der höchsten Lebens- und Wohnqualität in Deutsch-land, hier wollen wir noch stärker wirken.“ Daher hat Hansen sein Büro im September dieses Jah-res von Bietigheim-Bissingen nach Stuttgart in die Königstraße verlegt, um für die Kunden vor Ort präsent zu sein. Der neueste Coup des 55-Jährigen aber ist der Erwerb des ehemaligen Diakonie-Areals auf der Gänsheide. In Kooperation mit der Nanz-Gruppe und in enger Abstimmung mit der Stadt soll in zwei Jahren eine mehrgeschossige Wohnanlage in Holzbau entstehen.

Archy Nova Projektentwicklung: Ideenschmiede für ganzheitliches Bauen

Archy Nova verfolgt bei seinen Objekten hohe ökologische und ökonomische Ansprüche. Im Bild das Silberado in Stuttgart

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Archy Nova Projektentwicklung GmbH

Königstraße 43 A70173 Stuttgart

Telefon 07 11 / 12 04 69 00www.archy-nova.de

Arbeiten unter traumhaft, bayrischem, weiß-blauem Himmel statt flackern-des Neonröhrengeblinke überm Schreibtisch. Wer träumt nicht davon? Oliver Stefani vom Fraunhofer- Institut und seine Kollegen haben ihn erfunden: den Himmel für drinnen. Hin-tergrund ist nicht etwa die verrückte Idee eines Innen-architekten oder spinner-ten Designers, sondern die Frage: wie Büroarbeiter weniger schnell ermüden. Und wie die Kreativität gefördert werden kann.„Menschen leben seit 200 000 Jahren unter frei-em Himmel. Erst mit der Industrialisierung haben wir uns in Fabrikhallen und später in Büros zurück-gezogen“, verdeutlicht Stefani. Erforscht ist aber inzwischen, dass sich Tageslicht positiv auf das vegetative Nervensystem und damit auf die Psy-che des Menschen auswirkt. „Hohe Lichtstärken wirken gegen Depression, und der Blauanteil im Licht beugt Müdigkeit vor“, erklärt Stefani.Im Fraunhofer-Institut in Stuttgart-Vaihingen ist ein Labor mit zwei Indoor-Kunsthimmeln instal-liert. Dort erproben die Forscher, wie sich etwa der Wolkenzug simulieren lässt. Oder ob dieser bei konzentrierter PC-Arbeit eher ablenkt. ms

Himmelblau vorm PC

Oliver Stefani,

Fraunhofer-Institut

Arbeitswirtschaft und

Organisation IAO

Stuttgart. FOTO: IAO

IBM-Zentrale in EhningenFotos: Wilhelm Mierendorf

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Der Mann schafft Ordnung: Profiaufräumer Jür-gen Kurz tourt quer durch die Republik, um Büro-arbeitern zu helfen, sich besser zu organisieren. Dabei stellt der Bestsellerautor fest, dass sich in den zurückliegenden zehn Jahren Arbeits-volumen und -geschwindigkeit rapide vergrö-ßert beziehungsweise beschleunigt haben. „Der

E-Mail-Eingang mutiert zur Running-to-do-Lis-te“, verdeutlicht der Experte. Gehetzt vom Takt-schlag der elektronischen Post fühlen sich die Menschen zudem verpflichtet, rund um die Uhr „on“, also ansprechbar, zu sein. Freizeit und Job verschmelzen demnach nicht nur in der Archi-tektur und Inneneinrichtung der Büros, sondern bestimmen das Leben von Chefs und Angestell-ten. Kurz rät daher zum Entschleunigen: E-Mails nicht ständig, sondern möglichst nur dreimal am Tag abzurufen. „Was dann innerhalb von fünf Minuten zu erledigen ist, sofort abarbeiten“, empfiehlt der Giengener Büroaufräumer, der den Trend zum non-territorialen Arbeitsplatz nur für wenige (Projekt-)Arbeiter sieht. „Der Großteil arbeitet nach wie vor an seinem Arbeitsplatz“,

weiß Kurz. Und unterstreicht: „Was verständlich ist. Menschen wollen eine gewisse Verlässlich-keit.“ Dem widerspreche es, jeden Morgen auf Schreibtischjagd gehen zu müssen. Vielmehr fördere ein ständiger, eigener Arbeitsplatz im Büro die Arbeitseffektivität.Außerdem sieht Kurz einen weiteren Trend: Weil Wohlfühlen bei Büroeinrichtungen zum Trend wird, ändere sich dadurch auch der Umgang un-ter Kollegen. Vor allem Jüngere arbeiteten wie-der lieber in einer familiären Büro atmosphäre. „Wertschätzung wird großgeschrieben“, meint Kurz. Gerade weil durch soziale Netzwerke im Internet das Private öffentlicher werde, wollten die Menschen ihr öffentliches Leben privater gestalten. ms

Eigener Arbeitsplatz schafft Vertrautheit

Jürgen Kurz, Büroexperte und Bestsellerautor (Für immer aufgeräumt).

„Weil Außendienstler im Vertrieb viel unterwegs sind, reicht zwölf Mitarbeitern im Schnitt ein Tisch“, sagt Oechsle. Möglichkeiten zum Rückzug gibt es in Glasboxen für Besprechungen, an abgeschirmten Stehtischen oder in Sesseln für Telefonate sowie Ruhe- und Kom-munikationsinseln.

Im Rückblick ist für Oechsle das Bürokonzept aufgegangen. Auch wirtschaftlich rechnet sich die Bürokultur. Die in den 1980er Jahren gefassten Pläne sahen sechs Bürohäuser vor. Gebaut worden sind nur drei. „Auf den freien Grünflächen weiden heute Scha-fe“, wie Oechsle mit einem Au-genzwinkern erklärt. Übrigens ge-nießen auch IBM-Manager keinen Sonderstatus. Erwin Staudt, bis 2003 Vorsitzender der Geschäfts-führung, löste die Einzelbüros in den Chefetagen auf. Was sich bis heute gehalten hat – wie Besu-chern gerne gezeigt wird.

Nicht ganz so revolutionär wie einst IBM, doch ebenfalls ambiti-oniert sind die neuen Arbeitsräu-me von Schlaich, Bergermann und Partner. Die Ingenieurgesellschaft residiert in einem 1960-Jahre-Bürobau im Stuttgarter Westen. Ihnen ist es gelungen, die aus heutiger Sicht klobig wirkende Bausünde chic zu renovieren. In-nen wie außen. Ein Schlüssel dafür ist aber alt: Das Achsmaß, in dem das Bürogebäude bebaut ist, be-trägt 1,50 Meter. Und ist damit gut

Ob Kauf oder Miete – wir sind die

richtige Adresse!S-Memberg: EFH mit ELW, Wohnfl. ca.220 m², Grundstück ca. 900 m², € 1,05 Mio.

S-Degerloch: Saniertes EFH, 7 Zi., Wohnfl.ca. 206 m², € 3.200,– zzgl. NK/KT/Court.

Stuttgart-Mitte · Eberhardstr. 2 · Tel. 0711-227 24 70Stuttgart-Degerloch · Epplestr. 31 · Tel. 0711-25 85 89 90

[email protected] · Immobilienmakler

VERKAUFT: Stilvolles EFH in naturna-her Lage, Wohnfläche ca. 260 m², Garage

S-Degerloch: 3,5-Zi.-WHG, saniert, Wohnfl.ca. 122 m², € 1.650,– zzgl. NK/KT/Courtage

zwölf Zentimeter breiter als das heute bei Neubauten verwendete Achsmaß. Wer also die Büros Ecke Schwab-/Rothebühlstraße betritt, spürt eine Leichte und Luftigkeit, in der hier 100 Bauingenieure kon-struieren – etwa die Fassade des neuen World Trade Center in New York.

WOHNLICHE RÄUME

Sven Plieninger, der die In-nenraumrenovierung organisiert hat, führt Besucher durch offene und wohnliche Räumlichkeiten. Im 1. OG, der Kommunikations-ebene, ist eine Café-Küche mit Tischen und Stühlen, die Platz für 50 Menschen bietet. Abge-teilt durch Vorhänge, Glaswände und Regale sollen hier Begegnun-gen stattfinden. Wie etwa bei der morgendlichen Frühstückspause, wenn Mitar beiter über ihre Projek-te disku tieren. Verantwortlich für das Interieur sind die Innenarchi-tekten der Ippolito Fleitz Group aus Stuttgart, die auch die Fou Fou Bar im Leonhardsviertel gestaltet haben.

KEINE LEGEBATTERIEN

Überhaupt scheint Urbanität nicht nur in Stuttgarter Büros ein Trend zu sein. Innenarchitektin Diane Zielger vergleicht Büroge-staltung gerne mit Städtebau. Statt abgeriegelter Einzelkammern oder

Legebatterien gleichen Großraum-büros inzwischen einem ganz an-deren Bild vom Arbeitsplatz. „Es erinnert vielmehr an einen Stadt-plan“, so die Professorin für In-nenraumgestaltung an der Hoch-schule für Technik in Stuttgart. Es gebe Verkehrswege, Marktplätze und Cafés für Kommunikation, Boxen zum Rückzug, ähnlich den Häusern einer Stadt, und Raum für Gruppenarbeit, vergleichbar mit Spiel- oder Sportplätzen.

Eine weitere Entwicklung sieht die Gestalterin im Einsatz von Corporate Design. Sprichwörtlich leuchtendes Beispiel ist die oberste Etage des Charlottenhochhauses in Stuttgart. Gegenüber dem Wil-helmspalais strahlt das 11. Stock-werk im Dunkeln in Rosa. In Sum-me gilt auch bei Schwarzspringer: das elegante Design schafft eine Arbeitsatmosphäre, die „Raum für Kreativität lässt“, wie die verant-wortliche Innenarchitektin Diane Ziegler verdeutlicht.

Michael Sudahl

Büros müssen nicht langweilig sein.Fotos: Wilhelm Mierendorf

Büro von Schlaich, Bergermann und Partner

in der Schwabstraße Foto: Zooey Braun

Urbanität ist nicht nur ein Trend in Stuttgart. ”

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Der Mann schafft Ordnung: Profiaufräumer Jür-gen Kurz tourt quer durch die Republik, um Büro-arbeitern zu helfen, sich besser zu organisieren. Dabei stellt der Bestsellerautor fest, dass sich in den zurückliegenden zehn Jahren Arbeits-volumen und -geschwindigkeit rapide vergrö-ßert beziehungsweise beschleunigt haben. „Der

E-Mail-Eingang mutiert zur Running-to-do-Lis-te“, verdeutlicht der Experte. Gehetzt vom Takt-schlag der elektronischen Post fühlen sich die Menschen zudem verpflichtet, rund um die Uhr „on“, also ansprechbar, zu sein. Freizeit und Job verschmelzen demnach nicht nur in der Archi-tektur und Inneneinrichtung der Büros, sondern bestimmen das Leben von Chefs und Angestell-ten. Kurz rät daher zum Entschleunigen: E-Mails nicht ständig, sondern möglichst nur dreimal am Tag abzurufen. „Was dann innerhalb von fünf Minuten zu erledigen ist, sofort abarbeiten“, empfiehlt der Giengener Büroaufräumer, der den Trend zum non-territorialen Arbeitsplatz nur für wenige (Projekt-)Arbeiter sieht. „Der Großteil arbeitet nach wie vor an seinem Arbeitsplatz“,

weiß Kurz. Und unterstreicht: „Was verständlich ist. Menschen wollen eine gewisse Verlässlich-keit.“ Dem widerspreche es, jeden Morgen auf Schreibtischjagd gehen zu müssen. Vielmehr fördere ein ständiger, eigener Arbeitsplatz im Büro die Arbeitseffektivität.Außerdem sieht Kurz einen weiteren Trend: Weil Wohlfühlen bei Büroeinrichtungen zum Trend wird, ändere sich dadurch auch der Umgang un-ter Kollegen. Vor allem Jüngere arbeiteten wie-der lieber in einer familiären Büro atmosphäre. „Wertschätzung wird großgeschrieben“, meint Kurz. Gerade weil durch soziale Netzwerke im Internet das Private öffentlicher werde, wollten die Menschen ihr öffentliches Leben privater gestalten. ms

Eigener Arbeitsplatz schafft Vertrautheit

Jürgen Kurz, Büroexperte und Bestsellerautor (Für immer aufgeräumt).

„Weil Außendienstler im Vertrieb viel unterwegs sind, reicht zwölf Mitarbeitern im Schnitt ein Tisch“, sagt Oechsle. Möglichkeiten zum Rückzug gibt es in Glasboxen für Besprechungen, an abgeschirmten Stehtischen oder in Sesseln für Telefonate sowie Ruhe- und Kom-munikationsinseln.

Im Rückblick ist für Oechsle das Bürokonzept aufgegangen. Auch wirtschaftlich rechnet sich die Bürokultur. Die in den 1980er Jahren gefassten Pläne sahen sechs Bürohäuser vor. Gebaut worden sind nur drei. „Auf den freien Grünflächen weiden heute Scha-fe“, wie Oechsle mit einem Au-genzwinkern erklärt. Übrigens ge-nießen auch IBM-Manager keinen Sonderstatus. Erwin Staudt, bis 2003 Vorsitzender der Geschäfts-führung, löste die Einzelbüros in den Chefetagen auf. Was sich bis heute gehalten hat – wie Besu-chern gerne gezeigt wird.

Nicht ganz so revolutionär wie einst IBM, doch ebenfalls ambiti-oniert sind die neuen Arbeitsräu-me von Schlaich, Bergermann und Partner. Die Ingenieurgesellschaft residiert in einem 1960-Jahre-Bürobau im Stuttgarter Westen. Ihnen ist es gelungen, die aus heutiger Sicht klobig wirkende Bausünde chic zu renovieren. In-nen wie außen. Ein Schlüssel dafür ist aber alt: Das Achsmaß, in dem das Bürogebäude bebaut ist, be-trägt 1,50 Meter. Und ist damit gut

Ob Kauf oder Miete – wir sind die

richtige Adresse!S-Memberg: EFH mit ELW, Wohnfl. ca.220 m², Grundstück ca. 900 m², € 1,05 Mio.

S-Degerloch: Saniertes EFH, 7 Zi., Wohnfl.ca. 206 m², € 3.200,– zzgl. NK/KT/Court.

Stuttgart-Mitte · Eberhardstr. 2 · Tel. 0711-227 24 70Stuttgart-Degerloch · Epplestr. 31 · Tel. 0711-25 85 89 90

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VERKAUFT: Stilvolles EFH in naturna-her Lage, Wohnfläche ca. 260 m², Garage

S-Degerloch: 3,5-Zi.-WHG, saniert, Wohnfl.ca. 122 m², € 1.650,– zzgl. NK/KT/Courtage

zwölf Zentimeter breiter als das heute bei Neubauten verwendete Achsmaß. Wer also die Büros Ecke Schwab-/Rothebühlstraße betritt, spürt eine Leichte und Luftigkeit, in der hier 100 Bauingenieure kon-struieren – etwa die Fassade des neuen World Trade Center in New York.

WOHNLICHE RÄUME

Sven Plieninger, der die In-nenraumrenovierung organisiert hat, führt Besucher durch offene und wohnliche Räumlichkeiten. Im 1. OG, der Kommunikations-ebene, ist eine Café-Küche mit Tischen und Stühlen, die Platz für 50 Menschen bietet. Abge-teilt durch Vorhänge, Glaswände und Regale sollen hier Begegnun-gen stattfinden. Wie etwa bei der morgendlichen Frühstückspause, wenn Mitar beiter über ihre Projek-te disku tieren. Verantwortlich für das Interieur sind die Innenarchi-tekten der Ippolito Fleitz Group aus Stuttgart, die auch die Fou Fou Bar im Leonhardsviertel gestaltet haben.

KEINE LEGEBATTERIEN

Überhaupt scheint Urbanität nicht nur in Stuttgarter Büros ein Trend zu sein. Innenarchitektin Diane Zielger vergleicht Büroge-staltung gerne mit Städtebau. Statt abgeriegelter Einzelkammern oder

Legebatterien gleichen Großraum-büros inzwischen einem ganz an-deren Bild vom Arbeitsplatz. „Es erinnert vielmehr an einen Stadt-plan“, so die Professorin für In-nenraumgestaltung an der Hoch-schule für Technik in Stuttgart. Es gebe Verkehrswege, Marktplätze und Cafés für Kommunikation, Boxen zum Rückzug, ähnlich den Häusern einer Stadt, und Raum für Gruppenarbeit, vergleichbar mit Spiel- oder Sportplätzen.

Eine weitere Entwicklung sieht die Gestalterin im Einsatz von Corporate Design. Sprichwörtlich leuchtendes Beispiel ist die oberste Etage des Charlottenhochhauses in Stuttgart. Gegenüber dem Wil-helmspalais strahlt das 11. Stock-werk im Dunkeln in Rosa. In Sum-me gilt auch bei Schwarzspringer: das elegante Design schafft eine Arbeitsatmosphäre, die „Raum für Kreativität lässt“, wie die verant-wortliche Innenarchitektin Diane Ziegler verdeutlicht.

Michael Sudahl

Büros müssen nicht langweilig sein.Fotos: Wilhelm Mierendorf

Büro von Schlaich, Bergermann und Partner

in der Schwabstraße Foto: Zooey Braun

Urbanität ist nicht nur ein Trend in Stuttgart. ”

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STADTTEILLAGENSTADTTEILLAGEN24

Einen weiten Blick über die Stadt, großzügi-ge Grundstücke mit Gartenanteil und frei

stehende Einfamilienhäuser oder noble Stadtvillen bieten vor allem die Straßen unterhalb des Bis-marckturms. Besonders begehrt sind die Bauten in Halbhöhenlage am Nordhang, die zur Innenstadt ausgerichtet sind. Das zieht die Schönen und Reichen an: Breu-ningers und Porsches wohnen hier oder legen zumindest ihr Geld in Betongold an.

Die Folge: sanierte Villen und schicke Neubauten in puristischem Weiß prägen – inspiriert von den Architekten des Bauhaus-Stils der nahe gelegenen Weißenhofsied-lung – das Bild des Killesbergs. Nur wenig neuer Wohnraum ent-

steht im eher statischen Viertel, wo man frei werdende Immobilien unter der Hand vergibt oder an die nachfolgende Generation vererbt. Wer sich am Killesberg einmie-tet, bezahlt zwölf bis 20 Euro pro Quadratmeter. Für den Kauf von neuen Eigentumswohnungen no-tiert Ellwanger & Geiger 3500 bis 10 000 Euro pro Quadratmeter.

„Als wir vor 26 Jahren in die Robert-Bosch-Straße zogen, war unser Haus noch verhältnismä-ßig günstig“, berichtet Inge Haug (Name geändert). Das damalige Zweifamilienhaus war noch von einem älteren Mann bewohnt, der lebenslanges Wohnrecht hatte. Die Haugs, die zuvor sieben Jahre nach einer passenden Immobilie ge-sucht hatten, kauften den Bau aus den 50er Jahren der Stadt Stuttgart

Trendviertel Killesberg„Killesberg-Baby, ich bin aus Heslach“, sang Thomas D von den Fantastischen Vier. Schon 1997, als sein Soloalbum erschien, kamen klischeehaft die Reichen vom Killesberg und die alternativen Künstlertypen aus Heslach. Und heute ist die Gegend vor allem teuer – teurer als rational nachvollziehbar.

BELIEBT UND TEUER

Der Killesberg gehört zu den beliebtesten Wohnlagen in der Landeshauptstadt. Fotos: Wilhelm Mierendorf

dennoch ab. Als nach vier Jahren der Mieter starb, richtete das Ehe-paar die Immobilie für sich her.

„Ich bin auf dem Killesberg, in der Gustav-Siegle-Straße, auf-gewachsen, und am liebsten möch-te ich aus meinem Viertel nicht mehr weg“, sagt die 65-Jährige. Ihr Mann, der aus Vaihingen stammt, habe auch schon immer an den

Killesberg gewollt. „Wir genießen die herrliche Aussicht und die grü-nen Gärten um uns. Außerdem sind alle Läden für den täglichen Bedarf in Laufweite“, schwärmt die Schwäbin. In den letzten Jahrzehn-ten habe sich die Nachbarschaft zwar verändert, aber nicht zum Negativen, berichtet die Rentnerin. Vor allem jüngere Leute und Fami-

lien seien in jüngster Zeit zugezo-gen. „Es ist ja nicht so, dass hier lauter reiche Leute wohnen“, klärt Haug auf. Von den derzeit unver-schämt hohen Mieten und Grund-stückspreisen bekommt sie frei-lich etwas mit. Seit einigen Jahren sucht sie eine Eigentumswohnung als Alterswohnsitz, denn ein Haus in Hanglage hat viele Treppen. ►

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STADTTEILLAGENSTADTTEILLAGEN24

Einen weiten Blick über die Stadt, großzügi-ge Grundstücke mit Gartenanteil und frei

stehende Einfamilienhäuser oder noble Stadtvillen bieten vor allem die Straßen unterhalb des Bis-marckturms. Besonders begehrt sind die Bauten in Halbhöhenlage am Nordhang, die zur Innenstadt ausgerichtet sind. Das zieht die Schönen und Reichen an: Breu-ningers und Porsches wohnen hier oder legen zumindest ihr Geld in Betongold an.

Die Folge: sanierte Villen und schicke Neubauten in puristischem Weiß prägen – inspiriert von den Architekten des Bauhaus-Stils der nahe gelegenen Weißenhofsied-lung – das Bild des Killesbergs. Nur wenig neuer Wohnraum ent-

steht im eher statischen Viertel, wo man frei werdende Immobilien unter der Hand vergibt oder an die nachfolgende Generation vererbt. Wer sich am Killesberg einmie-tet, bezahlt zwölf bis 20 Euro pro Quadratmeter. Für den Kauf von neuen Eigentumswohnungen no-tiert Ellwanger & Geiger 3500 bis 10 000 Euro pro Quadratmeter.

„Als wir vor 26 Jahren in die Robert-Bosch-Straße zogen, war unser Haus noch verhältnismä-ßig günstig“, berichtet Inge Haug (Name geändert). Das damalige Zweifamilienhaus war noch von einem älteren Mann bewohnt, der lebenslanges Wohnrecht hatte. Die Haugs, die zuvor sieben Jahre nach einer passenden Immobilie ge-sucht hatten, kauften den Bau aus den 50er Jahren der Stadt Stuttgart

Trendviertel Killesberg„Killesberg-Baby, ich bin aus Heslach“, sang Thomas D von den Fantastischen Vier. Schon 1997, als sein Soloalbum erschien, kamen klischeehaft die Reichen vom Killesberg und die alternativen Künstlertypen aus Heslach. Und heute ist die Gegend vor allem teuer – teurer als rational nachvollziehbar.

BELIEBT UND TEUER

Der Killesberg gehört zu den beliebtesten Wohnlagen in der Landeshauptstadt. Fotos: Wilhelm Mierendorf

dennoch ab. Als nach vier Jahren der Mieter starb, richtete das Ehe-paar die Immobilie für sich her.

„Ich bin auf dem Killesberg, in der Gustav-Siegle-Straße, auf-gewachsen, und am liebsten möch-te ich aus meinem Viertel nicht mehr weg“, sagt die 65-Jährige. Ihr Mann, der aus Vaihingen stammt, habe auch schon immer an den

Killesberg gewollt. „Wir genießen die herrliche Aussicht und die grü-nen Gärten um uns. Außerdem sind alle Läden für den täglichen Bedarf in Laufweite“, schwärmt die Schwäbin. In den letzten Jahrzehn-ten habe sich die Nachbarschaft zwar verändert, aber nicht zum Negativen, berichtet die Rentnerin. Vor allem jüngere Leute und Fami-

lien seien in jüngster Zeit zugezo-gen. „Es ist ja nicht so, dass hier lauter reiche Leute wohnen“, klärt Haug auf. Von den derzeit unver-schämt hohen Mieten und Grund-stückspreisen bekommt sie frei-lich etwas mit. Seit einigen Jahren sucht sie eine Eigentumswohnung als Alterswohnsitz, denn ein Haus in Hanglage hat viele Treppen. ►

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Page 26: STANDORT Ausgabe 1/2013

„Die Neubauwohnungen in un-serer Straße kosten 2,2 Millionen Euro für 200 Quadratmeter“, weiß Haug, die gleich nach Bekanntgabe des Bauvorhabens in ihrer Straße ein Exposé anforderte. Sie müsste also ihr weißes Haus mit Dach-terrasse, Balkon und Gartenanteil gegen eine Stadtwohnung in der-selben Lage tauschen, rechnet die Junggebliebene vor. „Die Alterna-tive wäre, dass wir uns einen Lift einbauen“, sagt Haug.

Doch nicht jeder ist von Stutt-garts Luxusviertel begeistert: „Sei-en wir mal ehrlich − so richtig schön ist es auf dem Killesberg nun wirklich nicht.“ Will der Stutt-garter schon aufschreien, führt Merian-Autor Christian Litz auch stichfeste Argumente an.

„Auf den Straßen kaum Men-schen, es fehlen Läden, Cafés und Lebensqualität. Nicht mal ein Su-permarkt. Killesberg glänzt nur demjenigen, der seinen (unsichtba-ren) Mythos erspürt.“ Tatsächlich wartet das Viertel mit der Anmu-tung eines in die Jahre gekomme-nen schwäbischen Neubauviertels auf, nicht gerade mit perfekter In frastruktur. Das überalterte Wohngebiet bietet eine kleine Aus-wahl an Einzelhandel und Dienst-leistungen fast ausschließlich im Gebiet um die Helfferichstraße.

Wer hier kostspielig wohnt, zahlt weniger für gute Einkaufs-möglichkeiten und mehr für Image und Mythos.

Seit den 50er Jahren wird das Viertel als Premium-Wohnlage gehypt. Die Medien haben einen nicht unerheblichen Anteil am Mythos, der sich um die weißen Häuser rankt. Dass Knappheit ein gutes Verkaufsargument ist, sieht man bei anderen Luxusartikeln wie dem iPhone. Auf dem Killesberg sind Wohnungen Mangelware und schon deshalb heiß begehrt. Wer eine Immobilie ergattert, gibt sie nicht mehr her.

Ein Stuttgarter ist dem Mythos Killesberg nicht verfallen. Thomas D. lebt mit seiner Familie in einer vegetarischen Kommune in der Eifel. Leila Haidar

STADTTEILLAGEN26

Think K

Modernes Stadtteilzentrum bietet neuen Wohnraum am Killesberg

Auf dem ehemaligen Messegelände am Killes-berg entsteht ein neues Stadtteilzentrum, das neudeutsch „Think K“ genannt wird. Auf 26 000 Quadratmetern gibt es seit Ende 2012 Wohnun-gen, Büros und Einzelhandel. Das Quartier soll sich in die Umgebung einfügen, denn in unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich die Akademie der Bildenden Künste und die Weißenhofsiedlung. Rund 160 Millionen Euro Investitionsvolumen ver-anschlagt der Investor Franz Fürst aus Salzburg. Der Geldgeber engagierte renommierte Architek-ten. Der Entwurf von David Chipperfield überzeugt durch lichte Deckenhöhen bis 3,80 Meter und raumhohe Atelierfenster. Die Terrassenhäuser von KCAP Architects & Planners setzen dagegen auf Mehrfamilienhäuser, in denen jede Wohneinheit

eine Sonnenterrasse zum Höhenpark bietet.Für wohnungsnahes Arbeiten ist die Ansiedelung von Dienstleistungsunternehmen geplant, die durch den direkten Anschluss an die Stadtbahn profitie-ren. Generalunternehmer Züblin übernimmt Beton-arbeiten und übergibt die Bauten schlüsselfertig inklusive Außenanlagen. Stadtplanerisch ist ein Mix aus Büros, Geschäften, Restaurants und wei-terer Infrastruktur geplant, wie ein Ärztezentrum und knapp 80 noble Eigentumswohnungen an der Stresemannstraße mit Blick auf den Höhenpark. Die Puls-Fitnessstudios, die Drogeriemarktkette dm, Edeka, Bio-Lebensmittel-Händler Alnatura sowie das Café Scholz vom Marktplatz haben angekündigt, dort Filialen zu eröffnen. Vor Weih-nachten eröffneten die ersten Geschäfte am Ko-chenhof. Anfang 2013 folgen weitere nach. Meh-rere Tiefgaragen bieten Parkplätze für Anwohner und Besucher. LH

27STADTTEILLAGEN

Immer im Blick vom Killesberg: der Stuttgarter Fernsehturm auf der anderen Seite des TalkesselsFotos: Wilhelm Mierendorf

Prächtige Villen in bester Lage

Der Killesberg glänzt nur demjenigen, der seinen unsichtbaren Mythos erspürt.

Page 27: STANDORT Ausgabe 1/2013

„Die Neubauwohnungen in un-serer Straße kosten 2,2 Millionen Euro für 200 Quadratmeter“, weiß Haug, die gleich nach Bekanntgabe des Bauvorhabens in ihrer Straße ein Exposé anforderte. Sie müsste also ihr weißes Haus mit Dach-terrasse, Balkon und Gartenanteil gegen eine Stadtwohnung in der-selben Lage tauschen, rechnet die Junggebliebene vor. „Die Alterna-tive wäre, dass wir uns einen Lift einbauen“, sagt Haug.

Doch nicht jeder ist von Stutt-garts Luxusviertel begeistert: „Sei-en wir mal ehrlich − so richtig schön ist es auf dem Killesberg nun wirklich nicht.“ Will der Stutt-garter schon aufschreien, führt Merian-Autor Christian Litz auch stichfeste Argumente an.

„Auf den Straßen kaum Men-schen, es fehlen Läden, Cafés und Lebensqualität. Nicht mal ein Su-permarkt. Killesberg glänzt nur demjenigen, der seinen (unsichtba-ren) Mythos erspürt.“ Tatsächlich wartet das Viertel mit der Anmu-tung eines in die Jahre gekomme-nen schwäbischen Neubauviertels auf, nicht gerade mit perfekter In frastruktur. Das überalterte Wohngebiet bietet eine kleine Aus-wahl an Einzelhandel und Dienst-leistungen fast ausschließlich im Gebiet um die Helfferichstraße.

Wer hier kostspielig wohnt, zahlt weniger für gute Einkaufs-möglichkeiten und mehr für Image und Mythos.

Seit den 50er Jahren wird das Viertel als Premium-Wohnlage gehypt. Die Medien haben einen nicht unerheblichen Anteil am Mythos, der sich um die weißen Häuser rankt. Dass Knappheit ein gutes Verkaufsargument ist, sieht man bei anderen Luxusartikeln wie dem iPhone. Auf dem Killesberg sind Wohnungen Mangelware und schon deshalb heiß begehrt. Wer eine Immobilie ergattert, gibt sie nicht mehr her.

Ein Stuttgarter ist dem Mythos Killesberg nicht verfallen. Thomas D. lebt mit seiner Familie in einer vegetarischen Kommune in der Eifel. Leila Haidar

STADTTEILLAGEN26

Think K

Modernes Stadtteilzentrum bietet neuen Wohnraum am Killesberg

Auf dem ehemaligen Messegelände am Killes-berg entsteht ein neues Stadtteilzentrum, das neudeutsch „Think K“ genannt wird. Auf 26 000 Quadratmetern gibt es seit Ende 2012 Wohnun-gen, Büros und Einzelhandel. Das Quartier soll sich in die Umgebung einfügen, denn in unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich die Akademie der Bildenden Künste und die Weißenhofsiedlung. Rund 160 Millionen Euro Investitionsvolumen ver-anschlagt der Investor Franz Fürst aus Salzburg. Der Geldgeber engagierte renommierte Architek-ten. Der Entwurf von David Chipperfield überzeugt durch lichte Deckenhöhen bis 3,80 Meter und raumhohe Atelierfenster. Die Terrassenhäuser von KCAP Architects & Planners setzen dagegen auf Mehrfamilienhäuser, in denen jede Wohneinheit

eine Sonnenterrasse zum Höhenpark bietet.Für wohnungsnahes Arbeiten ist die Ansiedelung von Dienstleistungsunternehmen geplant, die durch den direkten Anschluss an die Stadtbahn profitie-ren. Generalunternehmer Züblin übernimmt Beton-arbeiten und übergibt die Bauten schlüsselfertig inklusive Außenanlagen. Stadtplanerisch ist ein Mix aus Büros, Geschäften, Restaurants und wei-terer Infrastruktur geplant, wie ein Ärztezentrum und knapp 80 noble Eigentumswohnungen an der Stresemannstraße mit Blick auf den Höhenpark. Die Puls-Fitnessstudios, die Drogeriemarktkette dm, Edeka, Bio-Lebensmittel-Händler Alnatura sowie das Café Scholz vom Marktplatz haben angekündigt, dort Filialen zu eröffnen. Vor Weih-nachten eröffneten die ersten Geschäfte am Ko-chenhof. Anfang 2013 folgen weitere nach. Meh-rere Tiefgaragen bieten Parkplätze für Anwohner und Besucher. LH

27STADTTEILLAGEN

Immer im Blick vom Killesberg: der Stuttgarter Fernsehturm auf der anderen Seite des TalkesselsFotos: Wilhelm Mierendorf

Prächtige Villen in bester Lage

Der Killesberg glänzt nur demjenigen, der seinen unsichtbaren Mythos erspürt.

Page 28: STANDORT Ausgabe 1/2013

Ob etwas gestalte-risch wertvoll oder städtebaulich sinn-voll ist – die zu-

rückliegenden Jahre haben immer wieder gezeigt: über Architektur und Stadtplanung lässt sich vor-trefflich streiten. Jüngstes Beispiel ist Baden-Württembergs größtes Infrastrukturprojekt Stuttgart 21. Selbst die Architektenschaft sei bei diesem Thema gespalten, konsta-tiert Kammerpräsident Wolfgang Riehle im Gespräch. Manche sei-ner Kollegen hätten ihm in der Vergangenheit sogar die Legitima-tion abgesprochen, überhaupt zu diesem Thema als Kammerpräsi-dent Stellung nehmen zu dürfen, ärgert er sich ein bisschen. Um eine ergebnisoffene Diskussion zu ermöglichen und die den Berufs-stand betreffenden Themenkom-plexe fachlich zu erörtern, hat die Kammer deshalb auch mehrere Veranstaltungen durchgeführt.

Andererseits hat Riehle nach fast 15 Amtsjahren als Kammer-präsident auch die nötige Gelas-senheit für solche Kritik. „Die

Kammer hat 24 000 Mitglieder. 4500 davon sind in Stuttgart. Vie-len anderen, die an den Rändern von Stuttgart wohnen, ist Stuttgart 21 längst nicht so wichtig,“ ver-sucht er das Thema zu relativieren.

Das heißt aber nicht, dass Riehle nicht auf die internen Kri-tiker bei diesem Thema zugehen würde. „Wir alle haben aus den Stuttgart-21-Protesten viel ge-lernt“, gesteht er ein. Zum einen hätten die Bürger seit einigen Jahren ein gewachsenes Interesse daran, bei Großprojekten mitzube-stimmen. Andererseits sei es heute praktisch unmöglich, ein Projekt dieser Größenordnung überhaupt noch ohne eine begleitende Mode-ration für die Bevölkerung auf die Beine zu stellen.

Dabei sieht Wolfgang Riehle seinen Berufsstand durchaus kri-tisch: „Auch wir haben die Weis-heit nicht gepachtet.“ Mittlerweile sei die Welt so vielfältig geworden, dass die Architekten nicht auf allen Feldern den Anspruch auf-rechterhalten könnten, auf allen planerischen Gebieten allwissend

Jede einzelne Aufgabe muss sich stets auch daran messen lassen, ob sie neben ihrer funktionalen Bestimmung zugleich auch ein Beitrag zur Baukultur ist.Wolfgang Riehle, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg

Der Diplom-Ingenieur, Freier Architekt BDA und Stadtplaner, studierte von 1973 bis 1979 an der Universität Stuttgart Architektur. Anschließend trat er in das Architekturbüro seines Vaters Eugen Riehle ein. Seit 1991 ist Wolfgang Riehle Partner der Sozietät Riehle + Partner Architekten und Stadt-planer. Von 1991 bis 1998 war Wolfgang Riehle Vorsitzender der BDA Bund deutscher Architekten-Kreisgruppe Neckar-Alb. Seit 1998 ist er Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg und Vorstandsmitglied der Bundesarchitektenkammer. Seit dem Jahr 2010 ist er auch geschäftsführen-der Gesellschafter von Riehle + Assoziierte. Das Architekturbüro hat seinen Sitz in Reutlingen und beschäftigt rund 60 Mitarbeiter. olm

Wolfgang Riehlezu sein. Vor dem Hintergrund der zunehmend komplexer werdenden Welt des Bauens wachse auch die Bedeutung der Architekturver-mittlung. Erfreulicherweise finde sich diese auch immer öfter in den Lehrplänen der Architekturhoch-schulen. So gehörten Vorlesungen über die Moderation von Betei-ligungsprozessen mittlerweile zu den Angeboten an den Hoch-schulen des Landes. „Wir wollen, dass die künftige Architektenge-neration ihre Gedanken nicht nur zu Papier bringen, sondern auch verbalisieren kann“, unterstreicht Riehle die Bedeutung dieser Lehr-veranstaltungen. ►

Für Wolfgang Riehle, den Präsidenten der Architektenkammer Baden-Württemberg, ist es immer noch ein Privileg, Architekt und Stadtplaner zu sein. Es gebe nur wenige Berufe, die die Lebensqualität anderer so beeinflussen und so erlebbar verändern könnten.

Der PrivilegierteZUR PERSON

Foto

: Wilh

elm

Mie

rend

orf

”ZUR PERSONZUR PERSON28 29

Ob ein multifunktionales Atrium-Bürogebäude mit Tiefgarage

wie das D19 für Hugo Boss in Metzingen (oben) oder das IHK Forum in Reutlingen: Architektur

ist für alle jederzeit präsent, sagt Wolfgang Riehle.

Fotos: Andreas Keller, Tobias Hock

Page 29: STANDORT Ausgabe 1/2013

Ob etwas gestalte-risch wertvoll oder städtebaulich sinn-voll ist – die zu-

rückliegenden Jahre haben immer wieder gezeigt: über Architektur und Stadtplanung lässt sich vor-trefflich streiten. Jüngstes Beispiel ist Baden-Württembergs größtes Infrastrukturprojekt Stuttgart 21. Selbst die Architektenschaft sei bei diesem Thema gespalten, konsta-tiert Kammerpräsident Wolfgang Riehle im Gespräch. Manche sei-ner Kollegen hätten ihm in der Vergangenheit sogar die Legitima-tion abgesprochen, überhaupt zu diesem Thema als Kammerpräsi-dent Stellung nehmen zu dürfen, ärgert er sich ein bisschen. Um eine ergebnisoffene Diskussion zu ermöglichen und die den Berufs-stand betreffenden Themenkom-plexe fachlich zu erörtern, hat die Kammer deshalb auch mehrere Veranstaltungen durchgeführt.

Andererseits hat Riehle nach fast 15 Amtsjahren als Kammer-präsident auch die nötige Gelas-senheit für solche Kritik. „Die

Kammer hat 24 000 Mitglieder. 4500 davon sind in Stuttgart. Vie-len anderen, die an den Rändern von Stuttgart wohnen, ist Stuttgart 21 längst nicht so wichtig,“ ver-sucht er das Thema zu relativieren.

Das heißt aber nicht, dass Riehle nicht auf die internen Kri-tiker bei diesem Thema zugehen würde. „Wir alle haben aus den Stuttgart-21-Protesten viel ge-lernt“, gesteht er ein. Zum einen hätten die Bürger seit einigen Jahren ein gewachsenes Interesse daran, bei Großprojekten mitzube-stimmen. Andererseits sei es heute praktisch unmöglich, ein Projekt dieser Größenordnung überhaupt noch ohne eine begleitende Mode-ration für die Bevölkerung auf die Beine zu stellen.

Dabei sieht Wolfgang Riehle seinen Berufsstand durchaus kri-tisch: „Auch wir haben die Weis-heit nicht gepachtet.“ Mittlerweile sei die Welt so vielfältig geworden, dass die Architekten nicht auf allen Feldern den Anspruch auf-rechterhalten könnten, auf allen planerischen Gebieten allwissend

Jede einzelne Aufgabe muss sich stets auch daran messen lassen, ob sie neben ihrer funktionalen Bestimmung zugleich auch ein Beitrag zur Baukultur ist.Wolfgang Riehle, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg

Der Diplom-Ingenieur, Freier Architekt BDA und Stadtplaner, studierte von 1973 bis 1979 an der Universität Stuttgart Architektur. Anschließend trat er in das Architekturbüro seines Vaters Eugen Riehle ein. Seit 1991 ist Wolfgang Riehle Partner der Sozietät Riehle + Partner Architekten und Stadt-planer. Von 1991 bis 1998 war Wolfgang Riehle Vorsitzender der BDA Bund deutscher Architekten-Kreisgruppe Neckar-Alb. Seit 1998 ist er Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg und Vorstandsmitglied der Bundesarchitektenkammer. Seit dem Jahr 2010 ist er auch geschäftsführen-der Gesellschafter von Riehle + Assoziierte. Das Architekturbüro hat seinen Sitz in Reutlingen und beschäftigt rund 60 Mitarbeiter. olm

Wolfgang Riehlezu sein. Vor dem Hintergrund der zunehmend komplexer werdenden Welt des Bauens wachse auch die Bedeutung der Architekturver-mittlung. Erfreulicherweise finde sich diese auch immer öfter in den Lehrplänen der Architekturhoch-schulen. So gehörten Vorlesungen über die Moderation von Betei-ligungsprozessen mittlerweile zu den Angeboten an den Hoch-schulen des Landes. „Wir wollen, dass die künftige Architektenge-neration ihre Gedanken nicht nur zu Papier bringen, sondern auch verbalisieren kann“, unterstreicht Riehle die Bedeutung dieser Lehr-veranstaltungen. ►

Für Wolfgang Riehle, den Präsidenten der Architektenkammer Baden-Württemberg, ist es immer noch ein Privileg, Architekt und Stadtplaner zu sein. Es gebe nur wenige Berufe, die die Lebensqualität anderer so beeinflussen und so erlebbar verändern könnten.

Der PrivilegierteZUR PERSON

Foto

: Wilh

elm

Mie

rend

orf

”ZUR PERSONZUR PERSON28 29

Ob ein multifunktionales Atrium-Bürogebäude mit Tiefgarage

wie das D19 für Hugo Boss in Metzingen (oben) oder das IHK Forum in Reutlingen: Architektur

ist für alle jederzeit präsent, sagt Wolfgang Riehle.

Fotos: Andreas Keller, Tobias Hock

Page 30: STANDORT Ausgabe 1/2013

Gemütlich und warm.Aber das ist kein Parkett, das sind Fliesen.Jetzt gibt es die Gemütlichkeit eines Holzbodens auch in Räumen wie Bad und Küche die für Parkett oder Laminat ungeeignet sind.

Fliesen, verblüffend ähnlich wie Holz. Mit allen Vorteilen der Fliese: farbecht, unempfindlich gegen Flecken, pflegeleicht und dauerhaft wasserfest. Und Sie nutzen die Wärme Ihrer Fußbodenheizung optimal aus.

Kommen Sie vorbei, wir beraten Sie gerne.Öffnungszeiten: Mo - Fr 9 - 19 Uhr, Sa 9 - 14 UhrSchausonntag 10 - 17 Uhr, kein Verkauf, keine Beratung.Terminvereinbarung: Tel. 0711 89003-0

Heinrich Taxis GmbHBludenzer Straße 3770469 StuttgartTel. 0711 89003-0www.taxis.de

Ihr Spezialist für Fliesen, Bäder und Heizung in Stuttgart-Feuerbach

ZUR PERSON30 31ZUR PERSON

Obwohl die Anforderun-gen an den Architekten größer geworden sind – und das nicht nur, weil immer mehr Menschen mitre-den wollen –, muss sich Wolfgang Riehle quantitativ keine Sorgen um den beruflichen Nachwuchs machen. „Dieser Beruf übt noch immer einen unglaublichen Reiz auf die Menschen aus, auch wenn sich das Tätigkeitsfeld gewandelt hat. Vielleicht liegt das daran, dass man in diesem Beruf wie in nur wenigen anderen Berufen auch et-was Bleibendes schaffen kann und das Ergebnis seiner Arbeit sieht“, erklärt Wolfgang Riehle.

Andererseits sei der Beruf des Architekten aber auch nicht frei von Haken und Ösen. Dadurch, dass die Architektur überall prä-sent sei, könne man ihr auch nicht ausweichen. Es stehe immer die Frage im Raum, ob das, was ent-standen ist, auch so zeitlos ist, dass es auch künftig Bestand haben wird. In den letzten zehn Jahren habe sich der Berufsstand kom-plett verändert. Dass man dabei teilweise von den Bauingenieuren in Sachen Projektsteuerung „vor-geführt“ wurde, irritiert Wolfgang Riehle ein Stück weit. Er sieht aber bereits wieder gegenläufige Ent-

wicklungen. „Heute findet man wieder viele große Projekte, bei denen ein Architekt auch koordi-nierend an der Spitze steht.“

Die wahre Herausforderung für die Architektenschaft läge nicht darin, die ungezählten Ent-wurfskriterien aus den Bereichen Städtebau, Funktion, Energie-effizienz und vieles mehr „nach-haltig“ abzuarbeiten, sondern der gebauten Umwelt vor allem aktiv Gestalt zu geben. „Entscheidend ist das architektonische Ergebnis als Ganzes“. Erst wenn es gelinge, für eine Bauaufgabe eine zeitlos gute, beständige Lösung zu erar-beiten, hätte die Architektenschaft neben vielfältigem Wissen auch tatsächlich berufliches Können unter Beweis gestellt, so Wolfgang Riehle bereits auf der Landes-vertreterversammlung 2012. Ein erster Schritt in diese Richtung soll dabei das Jahresmotto 2013 „einfach gestalten“ sein. Statt sich immer nur mit den komple-xen Rahmenbedingungen für das berufliche Tun auseinanderzuset-zen, ginge es um „eine inhaltliche Rückbesinnung auf unsere eigent-liche Aufgabe als Architekten und Stadtplaner: auf das Gestalten.“ So gebe es kaum etwas Schwierigeres,

Die Architektenkammer Baden-Württemberg ist ein öffentlich-rechtlicher Berufsverband von Architekten im Land. Als Körperschaft des öf-fentlichen Rechts führt eine Architektenkammer auch staatliche Aufgaben aus. Über demokra-tisch gewählte Gremien gibt sich die Architek-tenschaft eine eigene Berufsordnung, bestimmt die Berufspolitik und wirkt bei Gesetzen und Verordnungen mit. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts über-wacht die Architektenkammer das ordnungsge-mäße Handeln aller Mitglieder. Verstöße gegen die Berufsordnung ahndet die Architektenkam-mer mit einer eigenen Berufsgerichtsbarkeit, im

außergerichtlichen Streit vermittelt sie schlich-tend zwischen den Parteien. Im Sinne der Kon-kurrenzfähigkeit und einer guten Positionierung am Markt definiert die Architektenkammer für ihre Mitglieder fachliche Qualifikationen und Bildungsziele. Sie begleitet angehende Archi-tekten und Stadtplaner bei ihrer zweijährigen berufspraktischen Tätigkeit, überwacht die Ein-tragungsverfahren in die Architektenliste und fördert die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitglie-der mit einem eigenen Institut. Gegenüber der Landesregierung, den Kreisen und Kommunen vertritt die Kammer die politischen Interessen der Architektenschaft. olm

Architektenkammer Baden-Württemberg

„Der Beruf des Architekten hat auch Haken und Ösen”, sagt Kammerpräsident Wolfgang Riehle. Foto: Mierendorf

als komplexe Sachverhalte auf ein-fache Botschaften einzudampfen – und dies gelte ganz besonders in der Architektur, deren Qualität sich nicht nur Fachleuten, sondern vor allem den Menschen ohne Architekturausbildung gewisser-maßen nonverbal mit nachvoll-ziehbaren, spür- und erlebbaren Botschaften mitteilen sollte.

Zumal es „den“ Generalisten unter den Architekten schon lan-ge nicht mehr gebe. Heute werde in der Regel im Team geplant und gebaut. Auch bestehe die Arbeit eines Architekten nur zu einem Bruchteil aus dem eigentlichen Entwerfen und Gestalten. „Da ist auch viel Schwarzbrot dabei“,

relativiert Riehle und ergänzt:. „Die Verdienstsituation ist für viele Kollegen im Land schwierig. Im Fokus der Kammer steht des-halb schon längere Zeit die No-vellierung der Honorarordnung (HOAI). Der Präsident rechnet damit, dass die zugesagten Nach-besserungen noch in dieser Legis-laturperiode über die Bühne gehen werden. „Vor allem bei den Tabel-lenwerten muss sich etwas verän-dern.“ Hier dominiere immer noch der Neubau, während zeitaufwen-dige Umbaumaßnahmen oder Sa-nierungen keine angemessene Be-rücksichtigung bei den Honoraren fänden. Dass die überfällige Nach-besserung der HOAI zunächst eine Verteuerung beim Bauen

bedeute, räumt der Präsident ein. Doch sei es eine Milchmädchen-rechnung, hier sparen zu wollen. Denn nur wenn Architekten zu auskömmlichen Bedingungen ar-beiten, könnten sie den komplexen Anforderungen umfassend gerecht werden. Ingo Dalcolmo

Page 31: STANDORT Ausgabe 1/2013

Gemütlich und warm.Aber das ist kein Parkett, das sind Fliesen.Jetzt gibt es die Gemütlichkeit eines Holzbodens auch in Räumen wie Bad und Küche die für Parkett oder Laminat ungeeignet sind.

Fliesen, verblüffend ähnlich wie Holz. Mit allen Vorteilen der Fliese: farbecht, unempfindlich gegen Flecken, pflegeleicht und dauerhaft wasserfest. Und Sie nutzen die Wärme Ihrer Fußbodenheizung optimal aus.

Kommen Sie vorbei, wir beraten Sie gerne.Öffnungszeiten: Mo - Fr 9 - 19 Uhr, Sa 9 - 14 UhrSchausonntag 10 - 17 Uhr, kein Verkauf, keine Beratung.Terminvereinbarung: Tel. 0711 89003-0

Heinrich Taxis GmbHBludenzer Straße 3770469 StuttgartTel. 0711 89003-0www.taxis.de

Ihr Spezialist für Fliesen, Bäder und Heizung in Stuttgart-Feuerbach

ZUR PERSON30 31ZUR PERSON

Obwohl die Anforderun-gen an den Architekten größer geworden sind – und das nicht nur, weil immer mehr Menschen mitre-den wollen –, muss sich Wolfgang Riehle quantitativ keine Sorgen um den beruflichen Nachwuchs machen. „Dieser Beruf übt noch immer einen unglaublichen Reiz auf die Menschen aus, auch wenn sich das Tätigkeitsfeld gewandelt hat. Vielleicht liegt das daran, dass man in diesem Beruf wie in nur wenigen anderen Berufen auch et-was Bleibendes schaffen kann und das Ergebnis seiner Arbeit sieht“, erklärt Wolfgang Riehle.

Andererseits sei der Beruf des Architekten aber auch nicht frei von Haken und Ösen. Dadurch, dass die Architektur überall prä-sent sei, könne man ihr auch nicht ausweichen. Es stehe immer die Frage im Raum, ob das, was ent-standen ist, auch so zeitlos ist, dass es auch künftig Bestand haben wird. In den letzten zehn Jahren habe sich der Berufsstand kom-plett verändert. Dass man dabei teilweise von den Bauingenieuren in Sachen Projektsteuerung „vor-geführt“ wurde, irritiert Wolfgang Riehle ein Stück weit. Er sieht aber bereits wieder gegenläufige Ent-

wicklungen. „Heute findet man wieder viele große Projekte, bei denen ein Architekt auch koordi-nierend an der Spitze steht.“

Die wahre Herausforderung für die Architektenschaft läge nicht darin, die ungezählten Ent-wurfskriterien aus den Bereichen Städtebau, Funktion, Energie-effizienz und vieles mehr „nach-haltig“ abzuarbeiten, sondern der gebauten Umwelt vor allem aktiv Gestalt zu geben. „Entscheidend ist das architektonische Ergebnis als Ganzes“. Erst wenn es gelinge, für eine Bauaufgabe eine zeitlos gute, beständige Lösung zu erar-beiten, hätte die Architektenschaft neben vielfältigem Wissen auch tatsächlich berufliches Können unter Beweis gestellt, so Wolfgang Riehle bereits auf der Landes-vertreterversammlung 2012. Ein erster Schritt in diese Richtung soll dabei das Jahresmotto 2013 „einfach gestalten“ sein. Statt sich immer nur mit den komple-xen Rahmenbedingungen für das berufliche Tun auseinanderzuset-zen, ginge es um „eine inhaltliche Rückbesinnung auf unsere eigent-liche Aufgabe als Architekten und Stadtplaner: auf das Gestalten.“ So gebe es kaum etwas Schwierigeres,

Die Architektenkammer Baden-Württemberg ist ein öffentlich-rechtlicher Berufsverband von Architekten im Land. Als Körperschaft des öf-fentlichen Rechts führt eine Architektenkammer auch staatliche Aufgaben aus. Über demokra-tisch gewählte Gremien gibt sich die Architek-tenschaft eine eigene Berufsordnung, bestimmt die Berufspolitik und wirkt bei Gesetzen und Verordnungen mit. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts über-wacht die Architektenkammer das ordnungsge-mäße Handeln aller Mitglieder. Verstöße gegen die Berufsordnung ahndet die Architektenkam-mer mit einer eigenen Berufsgerichtsbarkeit, im

außergerichtlichen Streit vermittelt sie schlich-tend zwischen den Parteien. Im Sinne der Kon-kurrenzfähigkeit und einer guten Positionierung am Markt definiert die Architektenkammer für ihre Mitglieder fachliche Qualifikationen und Bildungsziele. Sie begleitet angehende Archi-tekten und Stadtplaner bei ihrer zweijährigen berufspraktischen Tätigkeit, überwacht die Ein-tragungsverfahren in die Architektenliste und fördert die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitglie-der mit einem eigenen Institut. Gegenüber der Landesregierung, den Kreisen und Kommunen vertritt die Kammer die politischen Interessen der Architektenschaft. olm

Architektenkammer Baden-Württemberg

„Der Beruf des Architekten hat auch Haken und Ösen”, sagt Kammerpräsident Wolfgang Riehle. Foto: Mierendorf

als komplexe Sachverhalte auf ein-fache Botschaften einzudampfen – und dies gelte ganz besonders in der Architektur, deren Qualität sich nicht nur Fachleuten, sondern vor allem den Menschen ohne Architekturausbildung gewisser-maßen nonverbal mit nachvoll-ziehbaren, spür- und erlebbaren Botschaften mitteilen sollte.

Zumal es „den“ Generalisten unter den Architekten schon lan-ge nicht mehr gebe. Heute werde in der Regel im Team geplant und gebaut. Auch bestehe die Arbeit eines Architekten nur zu einem Bruchteil aus dem eigentlichen Entwerfen und Gestalten. „Da ist auch viel Schwarzbrot dabei“,

relativiert Riehle und ergänzt:. „Die Verdienstsituation ist für viele Kollegen im Land schwierig. Im Fokus der Kammer steht des-halb schon längere Zeit die No-vellierung der Honorarordnung (HOAI). Der Präsident rechnet damit, dass die zugesagten Nach-besserungen noch in dieser Legis-laturperiode über die Bühne gehen werden. „Vor allem bei den Tabel-lenwerten muss sich etwas verän-dern.“ Hier dominiere immer noch der Neubau, während zeitaufwen-dige Umbaumaßnahmen oder Sa-nierungen keine angemessene Be-rücksichtigung bei den Honoraren fänden. Dass die überfällige Nach-besserung der HOAI zunächst eine Verteuerung beim Bauen

bedeute, räumt der Präsident ein. Doch sei es eine Milchmädchen-rechnung, hier sparen zu wollen. Denn nur wenn Architekten zu auskömmlichen Bedingungen ar-beiten, könnten sie den komplexen Anforderungen umfassend gerecht werden. Ingo Dalcolmo

Page 32: STANDORT Ausgabe 1/2013

W arum mussten wir 60 Parkplätze bau-en, obwohl wir nur 36 Mitarbeiter ha-

ben?“ oder: „Warum wurden aus-gerechnet von uns behindertenge-rechte Maßnahmen gefordert, die sonst nur bei öffentlichen Einrich-tungen und Schulen üblich sind?“, fragt Matthias Krebs von der Fir-ma Topometric auch heute noch.Abgesehen von den freigaberecht-lichen Anforderungen des Bau-amts will und kann sich Krebs aber nicht über die Göppinger Verwaltung beklagen. Im Gegen-teil. „Die Gemeinde hat auf un-seren Wunsch, das benachbarte Grundstück zu kaufen, das der Stadt gehörte, superflexibel und schnell reagiert.“ Auch von ande-rer Seite wurden Topometric kei-

ne Steine in den Weg gelegt. Das kann nicht jedes Unternehmen in der Region Stuttgart behaupten. Manchmal dauert es Jahre, bis ein Immobilienprojekt realisiert wird. Ein treffendes Beispiel dafür ist der Bekleidungshersteller Hugo Boss, der an seinem Stammsitz Metzingen ein Hochregallager bauen wollte. Trotz der Fürspra-che des damaligen Bürgermeisters Dieter Hauswirth, der sich davon eine Stärkung des Standorts ver-sprochen hatte, wurde das geplan-te Vorhaben im Ortsteil Neuhau-sen verhindert. Bevor die Bagger anrücken konnten, kam es 2008 zu einem Bürgerentscheid – und zu einer Ablehnung des Projekts.

Auch der zweite Anlauf des Modeunternehmens in Nürtingen ging schief, obwohl der Gemein-

Transparenz wird immer wichtiger

Beste Freunde werden Matthias Krebs und die Damen und Herren aus dem Bauamt Göppingen wohl nicht mehr. Zwar konnten der Geschäftsführer der Messtechnik-Firma Topometric und sein Team im vergangenen Juli ihren Erweiterungsbau im Gewerbegebiet Jebenhausen beziehen, allerdings musste der Messtechnikspezialist tiefer in die Tasche greifen als erwartet.

GEWERBEBAU

derat dem Objekt mehrheitlich zustimmte. Doch dann klagten im Jahr 2010 mehrere Bürger in einem Normenkontrollverfahren gegen den Boss-Bebauungsplan im Gebiet Großer Forst und den 290 Meter langen, 180 Meter brei-ten und 20 Meter hohen Koloss. Mit Erfolg. Der Verwaltungs-gerichtshof Baden-Württemberg gab ihnen recht.

Daraufhin legte Boss seine Pläne zunächst auf Eis. Doch nur kurz. Beflügelt durch den raschen Aufschwung machte sich das Un-ternehmen alsbald wieder auf die Suche nach einem Baugebiet – und wurde endlich fündig. In Filder-stadt-Bonlanden kaufte Boss im Januar 2012 von der Stadt und pri-vaten Eigentümern 58 000 Quad-ratmeter Grundstücksfläche. Bald darauf erfolgte der Spatenstich für das 100 Millionen Euro teure Lo-gistikprojekt, dessen Rohbau im März dieses Jahres fertig sein soll.Für den Umstand, dass in Filder-stadt nun geklappt hat, was zwei-mal zuvor schiefgegangen war, gibt es mehrere Gründe. Zum ei-nen wäre Boss in Nürtingen auf landwirtschaftliche Nutzungsflä-che angewiesen gewesen. In Bon-landen hingegen gab es bereits ein gewerblich genutztes Gebiet mit einem existierenden Bebau-ungsplan. „Dadurch bestand viel weniger Konfliktpotenzial“, sagt Boss-Sprecherin Hjördis Ketten-

bach. Noch viel wichtiger aber sei es, dass der Modekonzern aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe, wie Finanzvorstand Mark Langer sagt. „Ein Bauvorhaben in dieser Größenordnung erfordert ein maximales Maß an Transpa-renz.“ Dies wurde in Filderstadt „viel intensiver beherzigt“ (Ket-tenbach). „Wir sind sofort auf alle Beteiligten sehr offen zugegangen, haben unser Vorhaben im Detail erklärt, Hinweise berücksichtigt und zu Diskussionen eingeladen.“ Außerdem sei Boss jederzeit dazu bereit, Fragen zu beantworten. „Dies“, betont Unternehmens-sprecherin Kettenbach, „wurde von allen Seiten sehr positiv auf-genommen.“

Die Lehren, die Boss aus der Vergangenheit gezogen hat, haben sich aber offenbar noch nicht bei allen Unternehmen herumgespro-chen. „Insbesondere die Logistik-branche hat sich noch nicht in dem Maß geöffnet, wie es eigentlich sein sollte“, sagt Alexander Fink, Berater Industrie- und Logistikun-ternehmen des Stuttgarter Bank-hauses Ellwanger und Geiger. Das bestätigt auch ein kürzlich veranstaltetes Forum des Fraun-hofer-Instituts für Supply Chain Service und der Beraterfirma Lo-givest. Dort wurden „mangelnde Informationen, unprofessionelle Marketing- und Kommunikati-onsmaßnahmen gegenüber Bür-

Spatenstich für das Hugo-Boss-

Logistikzentrum in Filderstadt-Bonlanden.

Fotos: Horst Rudel

GEWERBEIMMOBILIENGEWERBEIMMOBILIEN32 33

Freie Gewerbeflächen in der Region wie hier in Bonlanden sind rar.Foto: Luftbild Affelter Bonlanden

gern und Kommunen sowie Feh-ler während des Planungs- und Genehmigungsverfahrens“ als die häufigsten Gründe identifiziert, warum geplante Ansiedlungen von Logistikunternehmen oftmals scheitern.

„Dadurch werden bestehende Vorurteile gegenüber der Branche weiter manifestiert“, sagt Fink. Auch wenn die Wirklichkeit in-zwischen eine ganz andere sei. „Logistikunternehmen transpor-tieren nicht nur Ware von A nach B, sondern übernehmen immer häufiger gesonderte Dienstleistun-gen bis hin zu Montagetätigkeiten für die Industrie“, betont Fink. „Da es hier sehr viel Industrie gibt, ist diese Form der Logistik in unserer Region stark in den Mittelpunkt ge-rückt.“ Und sorge für Arbeitsplät-ze. Ein Argument, mit dem schon manches Unternehmen gegenüber Verwaltungen erfolgreich gepunk-tet hat. Gerhard Hörner

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W arum mussten wir 60 Parkplätze bau-en, obwohl wir nur 36 Mitarbeiter ha-

ben?“ oder: „Warum wurden aus-gerechnet von uns behindertenge-rechte Maßnahmen gefordert, die sonst nur bei öffentlichen Einrich-tungen und Schulen üblich sind?“, fragt Matthias Krebs von der Fir-ma Topometric auch heute noch.Abgesehen von den freigaberecht-lichen Anforderungen des Bau-amts will und kann sich Krebs aber nicht über die Göppinger Verwaltung beklagen. Im Gegen-teil. „Die Gemeinde hat auf un-seren Wunsch, das benachbarte Grundstück zu kaufen, das der Stadt gehörte, superflexibel und schnell reagiert.“ Auch von ande-rer Seite wurden Topometric kei-

ne Steine in den Weg gelegt. Das kann nicht jedes Unternehmen in der Region Stuttgart behaupten. Manchmal dauert es Jahre, bis ein Immobilienprojekt realisiert wird. Ein treffendes Beispiel dafür ist der Bekleidungshersteller Hugo Boss, der an seinem Stammsitz Metzingen ein Hochregallager bauen wollte. Trotz der Fürspra-che des damaligen Bürgermeisters Dieter Hauswirth, der sich davon eine Stärkung des Standorts ver-sprochen hatte, wurde das geplan-te Vorhaben im Ortsteil Neuhau-sen verhindert. Bevor die Bagger anrücken konnten, kam es 2008 zu einem Bürgerentscheid – und zu einer Ablehnung des Projekts.

Auch der zweite Anlauf des Modeunternehmens in Nürtingen ging schief, obwohl der Gemein-

Transparenz wird immer wichtiger

Beste Freunde werden Matthias Krebs und die Damen und Herren aus dem Bauamt Göppingen wohl nicht mehr. Zwar konnten der Geschäftsführer der Messtechnik-Firma Topometric und sein Team im vergangenen Juli ihren Erweiterungsbau im Gewerbegebiet Jebenhausen beziehen, allerdings musste der Messtechnikspezialist tiefer in die Tasche greifen als erwartet.

GEWERBEBAU

derat dem Objekt mehrheitlich zustimmte. Doch dann klagten im Jahr 2010 mehrere Bürger in einem Normenkontrollverfahren gegen den Boss-Bebauungsplan im Gebiet Großer Forst und den 290 Meter langen, 180 Meter brei-ten und 20 Meter hohen Koloss. Mit Erfolg. Der Verwaltungs-gerichtshof Baden-Württemberg gab ihnen recht.

Daraufhin legte Boss seine Pläne zunächst auf Eis. Doch nur kurz. Beflügelt durch den raschen Aufschwung machte sich das Un-ternehmen alsbald wieder auf die Suche nach einem Baugebiet – und wurde endlich fündig. In Filder-stadt-Bonlanden kaufte Boss im Januar 2012 von der Stadt und pri-vaten Eigentümern 58 000 Quad-ratmeter Grundstücksfläche. Bald darauf erfolgte der Spatenstich für das 100 Millionen Euro teure Lo-gistikprojekt, dessen Rohbau im März dieses Jahres fertig sein soll.Für den Umstand, dass in Filder-stadt nun geklappt hat, was zwei-mal zuvor schiefgegangen war, gibt es mehrere Gründe. Zum ei-nen wäre Boss in Nürtingen auf landwirtschaftliche Nutzungsflä-che angewiesen gewesen. In Bon-landen hingegen gab es bereits ein gewerblich genutztes Gebiet mit einem existierenden Bebau-ungsplan. „Dadurch bestand viel weniger Konfliktpotenzial“, sagt Boss-Sprecherin Hjördis Ketten-

bach. Noch viel wichtiger aber sei es, dass der Modekonzern aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe, wie Finanzvorstand Mark Langer sagt. „Ein Bauvorhaben in dieser Größenordnung erfordert ein maximales Maß an Transpa-renz.“ Dies wurde in Filderstadt „viel intensiver beherzigt“ (Ket-tenbach). „Wir sind sofort auf alle Beteiligten sehr offen zugegangen, haben unser Vorhaben im Detail erklärt, Hinweise berücksichtigt und zu Diskussionen eingeladen.“ Außerdem sei Boss jederzeit dazu bereit, Fragen zu beantworten. „Dies“, betont Unternehmens-sprecherin Kettenbach, „wurde von allen Seiten sehr positiv auf-genommen.“

Die Lehren, die Boss aus der Vergangenheit gezogen hat, haben sich aber offenbar noch nicht bei allen Unternehmen herumgespro-chen. „Insbesondere die Logistik-branche hat sich noch nicht in dem Maß geöffnet, wie es eigentlich sein sollte“, sagt Alexander Fink, Berater Industrie- und Logistikun-ternehmen des Stuttgarter Bank-hauses Ellwanger und Geiger. Das bestätigt auch ein kürzlich veranstaltetes Forum des Fraun-hofer-Instituts für Supply Chain Service und der Beraterfirma Lo-givest. Dort wurden „mangelnde Informationen, unprofessionelle Marketing- und Kommunikati-onsmaßnahmen gegenüber Bür-

Spatenstich für das Hugo-Boss-

Logistikzentrum in Filderstadt-Bonlanden.

Fotos: Horst Rudel

GEWERBEIMMOBILIENGEWERBEIMMOBILIEN32 33

Freie Gewerbeflächen in der Region wie hier in Bonlanden sind rar.Foto: Luftbild Affelter Bonlanden

gern und Kommunen sowie Feh-ler während des Planungs- und Genehmigungsverfahrens“ als die häufigsten Gründe identifiziert, warum geplante Ansiedlungen von Logistikunternehmen oftmals scheitern.

„Dadurch werden bestehende Vorurteile gegenüber der Branche weiter manifestiert“, sagt Fink. Auch wenn die Wirklichkeit in-zwischen eine ganz andere sei. „Logistikunternehmen transpor-tieren nicht nur Ware von A nach B, sondern übernehmen immer häufiger gesonderte Dienstleistun-gen bis hin zu Montagetätigkeiten für die Industrie“, betont Fink. „Da es hier sehr viel Industrie gibt, ist diese Form der Logistik in unserer Region stark in den Mittelpunkt ge-rückt.“ Und sorge für Arbeitsplät-ze. Ein Argument, mit dem schon manches Unternehmen gegenüber Verwaltungen erfolgreich gepunk-tet hat. Gerhard Hörner

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BRANDSCHUTZ34

Brandschutz in GebäudenDas geltende Baurecht regelt den Brandschutz in Gebäuden. Oberstes Ziel der ausgeklügelten Sicherheitskonzepte: im Falle eines Brandes müssen alle Personen aus dem Gebäude sicher nach draußen kommen.

WENN ES BRENNT

W er neu baut, soll-te Brandschutz-maßnahmen gleich einplanen. Nach-

träglich lässt sich Sicherheit über Brandmelde- oder Sprinkleranlagen herstellen. Rauchmelder sind seit diesem Jahr in Neubauten gesetzlich

vorgeschrieben. „Wichtig ist, dass man

die Gebäudeart und -nut-zung bei den Sicherheits-maßnahmen berücksich-tigt“, sagt Prof. Peter Cheret, Lehrstuhlinhaber

an der Universität Stuttgart im Institut für Baukonstruk-

tion und Entwerfen. Grundsätzlich sei geregelt, dass es bei mehrstöcki-gen, nicht privat genutzten Gebäu-den immer mindestens zwei Flucht-wege gibt. Normalerweise ist einer dieser Wege das Treppenhaus, das mit nicht brenn baren Materialien gestaltet sein muss. Metallgeländer und Steinfliesen sind die probate Ausstattung. „Oft stehen in Mehr-familienhäusern Schuhregale und Pflanzen auf Stufen oder Absätzen. Das gibt dem Feuer Nahrung und blockiert die Fluchtwege.“ „Häu-fig werden Brandschutztüren im Alltag etwa mit Keilen am Zufallen gehindert“, erklärt Cheret. Gerade

Brandverhütungsschau beugt Feuer in Sonderbauten vorBaurechtsamt und Feuerwehr begehen Stuttgar-ter Gebäude und überprüfen diese auf ihre Brand-schutzmaßnahmen. Besucht werden dabei Sonder-bauten wie Schulen, Versammlungsstätten, Hotels und Seniorenheime. Für die Besuche zuständig ist das Baurechtsamt, die Feuerwehr unterstützt als Brandexperte.„Wir begehen Häuser, die durch ihre Nutzung oder Beschaffenheit besonders brandgefährdet sind“, erläutert Stadtoberbrandrat Markus Hauser von der Feuerwehr Stuttgart. Dazu gehören Gefahrgutlager, gastronomische Betriebe oder denkmalgeschützte Bauten. Ein zweites Kriterium für den Besuch der Brandbekämpfer ist die Anzahl der Menschen, die

im Falle eines Feuers in Gefahr sein könnten, also Kinos, Theater und Hochhäuser.Ziel dabei ist es, Mängel zu erkennen und zu besei-tigen, bevor Schlimmeres passiert. „Wir gehen nach vier Kriterien vor. Erstens soll ein Brand am besten gar nicht entstehen. Zweitens soll ein Feuer sich nicht ausbreiten können. Zum Dritten muss die Rettung von Mensch und Tier möglich sein, und viertens muss die Feuerwehr das Feuer angemessen lö-schen können“, erläutert Hauser von der Abteilung Vorbeugende Brandbekämpfung.Gefahren oder schlechten Brandschutz muss der Besitzer dann innerhalb einer bestimm-ten Frist abschaffen. Bei besonders schweren Mängeln findet eine Nachschau statt. LH

Besuch von der Feuerwehr

Räumlichkeiten, in denen sich viele Menschen aufhalten: Kinos, Thea-ter oder Schulen müssen innerhalb einer bestimmten Zeit geräumt wer-den. „Das stellt Anforderungen an Beschilderung und Türbreite“, sagt der Architekt.

Die Landesbauordnung für Baden-Württemberg sieht bei Son-derbauten Einzelfallregelungen vor: So sind etwa bei Zahl, Anordnung und Herstellung von Treppen Spiel-räume möglich. Dass Brandschutz oft im Einzelfall geregelt wird, sieht Cheret unkritisch: „Das ist gerade im Denkmalschutz gängige Pra-xis.“ Denn wo der Brandschutz das Gebäude optisch verändert, müsse man sensibel und bei jeder einzelnen Maßnahme entscheiden, inwieweit ein historisches Gebäude verändert wird. Einige nachträgliche Brand-schutzmaßnahmen sind für ältere Bauten überhaupt nicht geeignet:

eine Sprinkleranlage, die bei ihrem Einsatz das 100 Jahre alte Parkett aufweicht, wäre katastrophal.

In Privathaushalten stößt man immer wieder auf brandge-fährliche Materialien oder bewegt sich in Grauzonen. Die styropo-rähnliche Außendämmung, die viele Hausbesitzer jetzt anbrin-gen, sehen Experten kritisch. „Ich würde hier immer zu minerali-scher Dämmung raten“, sagt der Professor. Doch Steinwolle ist um ein Vielfaches teurer als die güns-tigen Kunststoffe. Leila Haidar

Im Baurecht steht der „rote Punkt auf weißem Grund“ für die Freigabe einer Baumaß-nahme. STANDORT möchte künftig an dieser Stelle ein aktuelles Thema aus der Im-mobilien- oder Bauwirtschaft behandeln.

Der rote Punkt

Rauchmelder können Leben retten.Fotos: Fotolia

Die Baden-Württembergische Bank gehört mitihrer Maklertochter Immobilienvermittlung BWGmbH mit zu den marktführenden Unternehmenbei der Vermittlung von wohnwirtschaftlichenund gewerblichen Immobilien im GroßraumStuttgart. Die Immobilienvermittlung BW GmbHist mit Immobiliencentern in den BW-Bank-Filialen an zentralen Standorten in Stuttgart undden umliegenden Kreisstädten sowie amBodensee vertreten.

Durch dieses Filialkonzept und der direktenKundennähe profitieren Kaufinteressenten undVerkäufer städte- und landkreisübergreifendvon einem dichten Betreuungsnetz sowie vonder Größe und der Marktpräsenz der BW-Bank.Entsprechend erreichen Verkaufsangebotemengen- und flächenmäßig einen sehr großenKundenstamm. Die Immobilienberater vor Ortverfügen über detaillierte Marktkenntnisse undeine langjährige Markterfahrung.

Der Verkäufer einer Immobilie profitiert nichtnur von dem überregionalen Filialnetz und den damit verbundenen höheren Verkaufschancen,sondern auch von der kompetenten Markt-preisanalyse, der gewissenhaften Aufbereitungder Objektunterlagen, dem professionellenMarketing in den herkömmlichen und den neuen Medien sowie den umfassendenServiceleistungen während und nach desVerkaufsprozesses durch die Immobilienberater.

Auch die enge Verzahnung mit den Bank-beratern im Privat- und Anlagekundengeschäftist für Verkäufer und Käufer gleichermaßen von Vorteil.

Zudem sind Kooperationen landesweit mit ausgesuchten örtlichen Maklern in vielenLandkreisen außerhalb der Region Stuttgartvorhanden. Weiter besteht eine Verbund-partnerschaft mit DIP, den DeutschenImmobilien-Partnern, die bundesweit in denMetropolen von Hamburg über Köln/Düsseldorf bis München vorrangig im gewerb-lichen Immobilienbereich tätig sind.

Profitieren auch Sie beim Verkauf Ihrer Immobilievon der über 40-jährigen Markterfahrung imGroßraum Stuttgart. Ein Verkaufsvolumen von über EUR 3,5 Mrd. sowie über 16.000 erfolgreich vermittelte Kaufverträge sind ein deutlicher Beweis für die sehr großeLeistungsfähigkeit und hohe Qualität.

Das Team Stuttgart der Immobilienvermittlung BW GmbH, Ihr kompetenter Partner für die Themen rund um den Immobilienverkauf oder -kauf.

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BRANDSCHUTZ34

Brandschutz in GebäudenDas geltende Baurecht regelt den Brandschutz in Gebäuden. Oberstes Ziel der ausgeklügelten Sicherheitskonzepte: im Falle eines Brandes müssen alle Personen aus dem Gebäude sicher nach draußen kommen.

WENN ES BRENNT

W er neu baut, soll-te Brandschutz-maßnahmen gleich einplanen. Nach-

träglich lässt sich Sicherheit über Brandmelde- oder Sprinkleranlagen herstellen. Rauchmelder sind seit diesem Jahr in Neubauten gesetzlich

vorgeschrieben. „Wichtig ist, dass man

die Gebäudeart und -nut-zung bei den Sicherheits-maßnahmen berücksich-tigt“, sagt Prof. Peter Cheret, Lehrstuhlinhaber

an der Universität Stuttgart im Institut für Baukonstruk-

tion und Entwerfen. Grundsätzlich sei geregelt, dass es bei mehrstöcki-gen, nicht privat genutzten Gebäu-den immer mindestens zwei Flucht-wege gibt. Normalerweise ist einer dieser Wege das Treppenhaus, das mit nicht brenn baren Materialien gestaltet sein muss. Metallgeländer und Steinfliesen sind die probate Ausstattung. „Oft stehen in Mehr-familienhäusern Schuhregale und Pflanzen auf Stufen oder Absätzen. Das gibt dem Feuer Nahrung und blockiert die Fluchtwege.“ „Häu-fig werden Brandschutztüren im Alltag etwa mit Keilen am Zufallen gehindert“, erklärt Cheret. Gerade

Brandverhütungsschau beugt Feuer in Sonderbauten vorBaurechtsamt und Feuerwehr begehen Stuttgar-ter Gebäude und überprüfen diese auf ihre Brand-schutzmaßnahmen. Besucht werden dabei Sonder-bauten wie Schulen, Versammlungsstätten, Hotels und Seniorenheime. Für die Besuche zuständig ist das Baurechtsamt, die Feuerwehr unterstützt als Brandexperte.„Wir begehen Häuser, die durch ihre Nutzung oder Beschaffenheit besonders brandgefährdet sind“, erläutert Stadtoberbrandrat Markus Hauser von der Feuerwehr Stuttgart. Dazu gehören Gefahrgutlager, gastronomische Betriebe oder denkmalgeschützte Bauten. Ein zweites Kriterium für den Besuch der Brandbekämpfer ist die Anzahl der Menschen, die

im Falle eines Feuers in Gefahr sein könnten, also Kinos, Theater und Hochhäuser.Ziel dabei ist es, Mängel zu erkennen und zu besei-tigen, bevor Schlimmeres passiert. „Wir gehen nach vier Kriterien vor. Erstens soll ein Brand am besten gar nicht entstehen. Zweitens soll ein Feuer sich nicht ausbreiten können. Zum Dritten muss die Rettung von Mensch und Tier möglich sein, und viertens muss die Feuerwehr das Feuer angemessen lö-schen können“, erläutert Hauser von der Abteilung Vorbeugende Brandbekämpfung.Gefahren oder schlechten Brandschutz muss der Besitzer dann innerhalb einer bestimm-ten Frist abschaffen. Bei besonders schweren Mängeln findet eine Nachschau statt. LH

Besuch von der Feuerwehr

Räumlichkeiten, in denen sich viele Menschen aufhalten: Kinos, Thea-ter oder Schulen müssen innerhalb einer bestimmten Zeit geräumt wer-den. „Das stellt Anforderungen an Beschilderung und Türbreite“, sagt der Architekt.

Die Landesbauordnung für Baden-Württemberg sieht bei Son-derbauten Einzelfallregelungen vor: So sind etwa bei Zahl, Anordnung und Herstellung von Treppen Spiel-räume möglich. Dass Brandschutz oft im Einzelfall geregelt wird, sieht Cheret unkritisch: „Das ist gerade im Denkmalschutz gängige Pra-xis.“ Denn wo der Brandschutz das Gebäude optisch verändert, müsse man sensibel und bei jeder einzelnen Maßnahme entscheiden, inwieweit ein historisches Gebäude verändert wird. Einige nachträgliche Brand-schutzmaßnahmen sind für ältere Bauten überhaupt nicht geeignet:

eine Sprinkleranlage, die bei ihrem Einsatz das 100 Jahre alte Parkett aufweicht, wäre katastrophal.

In Privathaushalten stößt man immer wieder auf brandge-fährliche Materialien oder bewegt sich in Grauzonen. Die styropo-rähnliche Außendämmung, die viele Hausbesitzer jetzt anbrin-gen, sehen Experten kritisch. „Ich würde hier immer zu minerali-scher Dämmung raten“, sagt der Professor. Doch Steinwolle ist um ein Vielfaches teurer als die güns-tigen Kunststoffe. Leila Haidar

Im Baurecht steht der „rote Punkt auf weißem Grund“ für die Freigabe einer Baumaß-nahme. STANDORT möchte künftig an dieser Stelle ein aktuelles Thema aus der Im-mobilien- oder Bauwirtschaft behandeln.

Der rote Punkt

Rauchmelder können Leben retten.Fotos: Fotolia

Die Baden-Württembergische Bank gehört mitihrer Maklertochter Immobilienvermittlung BWGmbH mit zu den marktführenden Unternehmenbei der Vermittlung von wohnwirtschaftlichenund gewerblichen Immobilien im GroßraumStuttgart. Die Immobilienvermittlung BW GmbHist mit Immobiliencentern in den BW-Bank-Filialen an zentralen Standorten in Stuttgart undden umliegenden Kreisstädten sowie amBodensee vertreten.

Durch dieses Filialkonzept und der direktenKundennähe profitieren Kaufinteressenten undVerkäufer städte- und landkreisübergreifendvon einem dichten Betreuungsnetz sowie vonder Größe und der Marktpräsenz der BW-Bank.Entsprechend erreichen Verkaufsangebotemengen- und flächenmäßig einen sehr großenKundenstamm. Die Immobilienberater vor Ortverfügen über detaillierte Marktkenntnisse undeine langjährige Markterfahrung.

Der Verkäufer einer Immobilie profitiert nichtnur von dem überregionalen Filialnetz und den damit verbundenen höheren Verkaufschancen,sondern auch von der kompetenten Markt-preisanalyse, der gewissenhaften Aufbereitungder Objektunterlagen, dem professionellenMarketing in den herkömmlichen und den neuen Medien sowie den umfassendenServiceleistungen während und nach desVerkaufsprozesses durch die Immobilienberater.

Auch die enge Verzahnung mit den Bank-beratern im Privat- und Anlagekundengeschäftist für Verkäufer und Käufer gleichermaßen von Vorteil.

Zudem sind Kooperationen landesweit mit ausgesuchten örtlichen Maklern in vielenLandkreisen außerhalb der Region Stuttgartvorhanden. Weiter besteht eine Verbund-partnerschaft mit DIP, den DeutschenImmobilien-Partnern, die bundesweit in denMetropolen von Hamburg über Köln/Düsseldorf bis München vorrangig im gewerb-lichen Immobilienbereich tätig sind.

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