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V. MUSIK 242 463 ALBERT, Eugen d’, 1864 – 1932. E. musikal. Albumblatt m. U. Prag 17.XI.1886. 1 S. quer-gr.-8 o . Dreiseitiger Goldschnitt. (120.—) Zweitaktiges Notenzitat im 3/4-Takt für Klavier. 464 — E. Br. m. U. Rapallo 20.IV.1915. 3 1 2 S. 8 o . Leicht fleckig. (200.—) An (Ludwig Strecker, seit 1874 Inhaber des Musikverlags B. Schott’s Söhne), über seine kompositorische Tätigkeit während des andauernden Krieges. „… ich war froh die Villa hier zu haben, da ich sonst nichts gearbeitet hätte u. das ist das Einzige was man in dieser traurigen Zeit machen kann. Die Schumann-Ausgabe hat für mich gar keine Eile … da ich … eine grössere Arbeit“ (wohl die Oper „Der Stier von Olivera“) „fertiggestellt haben möchte. Ueberhaupt – persönlich tätig – sei es als Pianist oder Komponist, rechne ich frühestens ab Januar 1916 sein zu können … Sie streiften in so liebevoller Weise die neue Wendung in meinem Leben: ich bin vollkommen glücklich, – ich habe das aufopferndste, hingebenste Geschöpf an meiner Seite, welches mir Kunst u. Leben in einem neuen Licht erscheinen läßt u. mich für viele unglückliche Tage entschädigt. Was wäre aus mir sonst, allein, ohne Heim – während der Kriegswirren geworden!! Ich schaudere, wenn ich daran denke! …“ – D’Albert hatte 1913 in fünfter und vorletzter Ehe die Wienerin Friederike Jauner geheiratet. Beiliegend Streckers e. Antwortentwurf sowie 12 Durchschläge von Briefen des Verlags an d’Albert (bis auf einen sämtlich aus dem Jahr 1915). 465 — E. musikal. Albumblatt m. U. auf der Rückseite einer signierten Portraitpostkarte. Mannheim 9.I.1917. (150.—) An „Frl. Agnes Hermann“ in Straßburg: „Leider habe ich nur dieses Bildchen zur Hand …“, dazu zwei Takte aus seiner Oper „Tiefland“ zu dem unterlegten Text „Ich bin der gute Hirte“. Beiliegend 1 e. Br. m. U. an einen Professor in Terminfragen (Frankfurt a. M. 1893) und 1 e. Postkarte m. U. an den Komponisten und Musikkritiker Otto Lessmann: „… Ich erhielt aus Hamburg einen sehr schmeichelhaften Antrag als I Kapellmeister … aber mußte ablehnen, da ich eine Tournee in Amerika für nächstes Jahr abgeschloßen habe …“ (Frankfurt a. M. 1898) sowie 1 signierter Programmzettel. 466 BALAKIREW, Mily, 1837 – 1910. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf dem Untersatzkarton. Russisch. St. Petersburg 25.IV.1905. Ca. 22 × 16 cm. Photographie leicht fleckig. Untersatzkarton deutlich berieben und bestoßen. Verso Montagespuren. (300.—) Brustbild im Profil nach rechts, in mittleren Jahren. 467 — Br. m. U. St. Petersburg 11./24.XII.1907. 1 S. 8 o . Mit e. adressiertem Umschlag. (350.—) An den spanischen Pianisten Ricardo Viñes y Roda in Paris. „… Il y a bien longtemps, que je suis sans aucune nouvelle de notre ami commun C a l v o c o r e s s i , et je commence à concevoir des craintes sur l’état de sa santé. Je me vais donc forcé de vous déranger, en vous priant de me donner de ses nouvelles …Der britisch-griechische Musikkritiker Michel C. galt als Kenner russischer Musik.

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463 ALBERT, Eugen d’, 1864 – 1932. E. musikal. Albumblatt m. U. Prag 17.XI.1886. 1 S. quer-gr.-8o. Dreiseitiger Goldschnitt. (120.—)

Zweitaktiges Notenzitat im 3/4-Takt für Klavier.

464 — E. Br. m. U. Rapallo 20.IV.1915. 31⁄2 S. 8o. Leicht fleckig. (200.—)

An (Ludwig Strecker, seit 1874 Inhaber des Musikverlags B. Schott’s Söhne), über seine kompositorische Tätigkeit während des andauernden Krieges.„… ich war froh die Villa hier zu haben, da ich sonst nichts gearbeitet hätte u. das ist das Einzige was man in dieser traurigen Zeit machen kann.Die Schumann-Ausgabe hat für mich gar keine Eile … da ich … eine grössere Arbeit“ (wohl die Oper „Der Stier von Olivera“) „fertiggestellt haben möchte. Ueberhaupt – persönlich tätig – sei es als Pianist oder Komponist, rechne ich frühestens ab Januar 1916 sein zu können …Sie streiften in so liebevoller Weise die neue Wendung in meinem Leben: ich bin vollkommen glücklich, – ich habe das aufopferndste, hingebenste Geschöpf an meiner Seite, welches mir Kunst u. Leben in einem neuen Licht erscheinen läßt u. mich für viele unglückliche Tage entschädigt. Was wäre aus mir sonst, allein, ohne Heim – während der Kriegswirren geworden!! Ich schaudere, wenn ich daran denke! …“ – D’Albert hatte 1913 in fünfter und vorletzter Ehe die Wienerin Friederike Jauner geheiratet.Beiliegend Streckers e. Antwortentwurf sowie 12 Durchschläge von Briefen des Verlags an d’Albert (bis auf einen sämtlich aus dem Jahr 1915).

465 — E. musikal. Albumblatt m. U. auf der Rückseite einer signierten Portraitpostkarte. Mannheim 9.I.1917. (150.—)

An „Frl. Agnes Hermann“ in Straßburg: „Leider habe ich nur dieses Bildchen zur Hand …“, dazu zwei Takte aus seiner Oper „Tiefland“ zu dem unterlegten Text „Ich bin der gute Hirte“.Beiliegend 1 e. Br. m. U. an einen Professor in Terminfragen (Frankfurt a. M. 1893) und 1 e. Postkarte m. U. an den Komponisten und Musikkritiker Otto Lessmann: „… Ich erhielt aus Hamburg einen sehr schmeichelhaften Antrag als I Kapellmeister … aber mußte ablehnen, da ich eine Tournee in Amerika für nächstes Jahr abgeschloßen habe …“ (Frankfurt a. M. 1898) sowie 1 signierter Programmzettel.

466 BALAKIREW, Mily, 1837 – 1910. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf dem Untersatzkarton. Russisch. St. Petersburg 25.IV.1905. Ca. 22 × 16  cm. Photographie leicht fleckig. Untersatzkarton deutlich berieben und bestoßen. Verso Montagespuren. (300.—)

Brustbild im Profil nach rechts, in mittleren Jahren.

467 — Br. m. U. St. Petersburg 11./24.XII.1907. 1  S. 8o. Mit e. adressiertem Umschlag. (350.—)An den spanischen Pianisten Ricardo Viñes y Roda in Paris.„… Il y a bien longtemps, que je suis sans aucune nouvelle de notre ami commun C a l v o c o r e s s i , et je commence à concevoir des craintes sur l’état de sa santé. Je me vais donc forcé de vous déranger, en vous priant de me donner de ses nouvelles …“ Der britisch-griechische Musikkritiker Michel C. galt als Kenner russischer Musik.

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„ganz und gar falsch“

468 BARTÓK, Béla, 1881 – 1945. E. Ansichtskarte m. U. Frankfurt a. M. 14.V.1922. Monta-gespur am Unterrand der Textseite. (800.—)

An den britischen Musikkritiker Michel Dimitri C a l v o c o r e s s i in Paris (Adresse von der Post durch-strichen und geändert) über die Erst-aufführung seiner Oper „ H e r z o g B l a u b a r t s B u r g “ , die am Vortag in Frankfurt a. M. stattgefunden hatte. „Nach vielen Hindernissen kam es endlich gestern zur Première. Kapell-meister Szenkár“ (der ungarische Dirigent und Komponist Deszö  S.) „grösste Hingabe und Sorgfalt schei-terte an der Böswilligkeit und schlech-te Qualität des Orchesters. Die Sänger waren auch höchst unbefriedigend, namentlich der Baryton (angeblich einer der besten Deutschlands!) sang unzähligemal ganz und gar falsch. Die Aufführung hatte den Karakter des ungenügend vorbereiteten (trotz den oftmaligen Verschiebungen des Datums). Schöne und erquickliche Verhältnisse …“

469 BEER, Michael, Schriftsteller; der jungverstorbene Bruder Meyerbeers, 1800 – 1833. Eigenh. Widmung u. U. „Micha Beer“ auf der Titelseite eines Musikmanuskripts von fremder Hand. München 3.IV.1828. Insgesamt 3 S. quer-gr.-8o (Notenpapier, 12zeilig). (200.—)

„Sehnsucht / nach dem Rigi. / Lied von A. Liste. / für eine Singstimme / mit / Begleitung / des Pianoforte und Flöte“, darunter von der Hand Beers eine Widmung, wohl an die ihm befreundete Sängerin Anna Milder-Hauptmann:„Ich habe, verehrte Madame Milder, in einer Gesellschaft hier das beyfolgende Lied gehört und es so schön und so für Ihre Stimme passend gefunden daß ich mir eine Copie desselben ausbat, die ich so frey bin Ihnen hierdurch zu senden. Wenn Sie zuweilen an mein liebes Cöln gedenken, so erinnern Sie sich auch dabey Ihres Sie verehrenden / Micha Beer …P.S. Es ist zweckmäßig die Flöte … fern, in einem Neben-Zimmer blasen zu lassen.“

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470 BERG, Alban, 1885 – 1935. E. musikal. Albumblatt mit Widmung u. U. auf der Rück-seite seiner gedruckten Visitenkarte. O. O. 21.V.1930. 1 S. Visitformat. (600.—)

Kleines Notenzitat mit Widmung.

471* — E. Br. m. U. Wien 7.V.1932. 2 S. gr.-8o. Absenderstempel am Kopf. Mit Umschlag. (1.200.—)

An den Konzertveranstalter Max Ulrich in Zürich, der ihn zu einem Musikfest einge-laden hatte.„… Leider kann ich … mir zu dieser Zeit keine Ferien gönnen. / Hingegen erlaube ich mir eine Bitte: Könnten Sie es vermit-teln, daß die 2 Komponisten Apostel und Jokl, die beim Musikfest erstaufgeführt werden und natürlich dabei sein möchten eingeladen werden.Beide sind wirklich mittelos und verdienen ein solches Entgegenkommen vollauf  … Wollen Sie sich  … vielleicht direkt an diese Herren wenden, da ich dieser Tage auf’s Land fahre (eben um zu arbeiten) und eine weitere Vermittlung über mich zeitraubend wäre …“Hans Erich Apostel und Otto Jokl waren Schüler Alban Bergs.

472* BERLIOZ, Hector, 1803 – 1869. E. Br. m. U. O. O. 18.XII.1845. 1 S. 8o. Mit Siegelrest und Adresse. Minimale Randläsuren. Schwach knittrig. (600.—)

An seinen Kopisten Pierre Roquemont in Montmarte.„… Si vous avez fini les partitions du chant pour le premier concert, venez tout de suite mettre en ordre les parties de R o m e o e t J u l i e t t e qui serviront au 2 me concert voir ce qui manque et copier le role du père Laurence qui a été perdu. / Il n’y a pas de temps à perdre …“

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473 — E. Billett m. U. O. O. u. D. 1 S. 8o. Mit Adresse. Bräunliches Konzeptpapier. (400.—)

„Monsieur des Lostanges / Serait il assez bon pour annoncer le concert dont je lui laisse le program-me! …“Beiliegend 2 eigenh. Visitenkarten („Hôtel du Cygne“ o. D.; leicht unfrisch).

474 — E. Br. m. U. O. O. u. D. 1 S. 12o. Leicht fleckig. Verso Montagereste. (300.—)

An César F r a n c k wegen einer Verabredung.„… Je suis libre Jeudi mais jusqu’à 8h: seulement; je me suis engagé à assister au concert de Goldschalck. Ainsi dites moi si cela vous suffit et à quelle heure et en quel lieu we will dine …“

475 BIZET, Georges, 1838 – 1875. E. Br. m. U. (Paris 1873). 3 S. kl.-4o. Kräftiger Bleistift. (1.600.—)

An einen Freund (Albert Vizentini?) über die Proben zu G o u n o d s Oper „Jeanne d’Arc“ am Théâtre de la Gaîté.„… Je suis au théatre de la Gaîté demain Mercredi à 4h. Je viens de recevoir une epreuve corrigée par Gounod – ce sont tous les saints qui disent: Jeanne, Dieu t’a parlé – Dans le marche funèbre, il ne faut pas un Dessus … d’enfants – il ne faut que des voix d’hommes … Si Gounod a écrit Dessus il s’est trompé …“Die Uraufführung der „Jeanne d’Arc“ fand am 8. November statt.

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„je pleure … et j’applaudis“

476 BOIELDIEU, François Adrien, 1775 – 1834. E. Br. m. U. O. O. u. D. (um 1825). 2 S. gr.-4o. Schwach fleckig. Kleinere Heft- und Montageschäden. (350.—)

An (Henriette S o n t a g ) , die wohl die Partie der Anna bei der Berliner Erstaufführung von Boildieus „ L a D a m e B l a n c h e “ im Königsstädter Theater gesungen hatte. Die Oper war im April 1825 in Paris uraufgeführt worden; Sontag war 1824 von Karl von Holtei an das Königsstädter Theater verpflichtet worden.„… Vous m’annocer le grand succès de la Dame blanche au theatre dont vous êtes le principal ornement: pourait il en être autrement, puisque votre admirable talent etait l’appui du mien!Si jetais d’une meilleure Santé …, je ne resisterais pas au desir que j’aurais de courir à Berlin pour y entendre ma musique chantée par vous …Mr. Holtei en dinant chez moi m’a donné les plus amples détails sur la manière dont mon ouvrage a été executé à votre théatre: il m’a beaucoup parlé du talent remarquable de l’excellent chanteur qui a rempli le role de Georges … enfin il m’a parlé de tous, sans oublier l’orchestre et son habile chef …“Im Nachsatz äußert er sich verärgert über S p o n t i n i : „PS. je vous suis d’autant plus reconnaissant que ce nest que pas vous Mademoiselle que j’ai appris mon succès à Berlin; bien que Mr. Spontini m’ent promis de m’écrire à ce Sujet ce que je n’aurais pas manqué de faire pour lui en semblable circonstance. mais son silence me fait voir qu’il aime beaucoup qu’on lui adresse les complimens mais quil n’aime pas a les adresser aux autres. cela est d’autant plus mal a lui quil sait combien je suis l’admirateur de ses beaux ouvrage.“Spontini bekleidete seit 1820 das eigens für ihn von König Friedrich Wilhelm III. geschaffene Amt des Generalmusikdirektors der Königlichen Oper.

477 — E. Br. m. U. O. O. 12.IX.1828. 2⁄3 S. gr.-8o. Mit Siegelrest und Adresse. Montagereste auf der Adressseite. (250.—)

An Manfred Arnault in Paris mit Terminen für eine Verabredung.„… En arrivant de la Campagne je trouve chez moi la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser et je m’empresse de vous assurer de tout le plaisir que jaurai a vous recevoir; mais devant repartir demain pour la campagne je ne serai chez moi jusqu’a midi, ou aujourdhui de midi a deux heures …“Beiliegend ein „Fragment d’un manuscrit de Boildieu offert par son fils à Monsieur Duval / A. Boildieu“; insgesamt 7 beschriebene Notenzeilen auf 2 Seiten (ca. 10 × 25 cm, Abschnitt eines größeren Blattes).

478 BOITO, Arrigo, 1842 – 1918. E. Br. m. U. Mailand 5.IX.o. J. 13⁄4 S. gr.-8o. (250.—)

An einen Marchese mit der Bitte, dem „Onorevole Comitato degli Scrittori Tedeschi“ seinen Dank aus-zurichten für eine Einladung, die er leider nicht wahrnehmen könne; zugleich dankt er dem Adressaten für die Übersendung einer Ode.„… Sventuramente non potrò fruire delle cortesi profferte che mi vengono fatte perché i miei affari mi trattengono a Milano, ma la mia riconoscenza non è meno viva per questo.A questi ringraziamenti devo aggiungere anche quelli che devo a Lei … per la garbatissima lettera ch’Ella mi dirige e per l’invio di quella sua Ode piena di fervidissima fantasia che io lessi con molto interesse …“

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479* BORODIN, Alexander, 1833 – 1887. E. Br. o. U. O. O. 13.IV.1875. 3⁄4 S. gr.-8o. Russisch. Liniiertes Papier. (2.000.—)

An die Sängerin Ljubow Iwa-nowna Karmalina, die ihm geschrieben hatte.„… heute ist der 13. April, der erste Ostertag. Vor mir liegt Ihr süßer, einfacher, guter Brief. Es gibt eine Markie-rung – den 6. April. Aber der 13. April bezieht sich auf das jetzige Jahr 1875, der 6. April auf das bereits vergangene Jahr 1874. Die erste Seite des Briefes lautet: ‘Ich will nicht, dass du mich vergisst.’; das letzte: – ‘Wenn du faul bist zu schreiben oder keine Zeit hast, antworte nicht. Mein Brief soll beweisen, dass ich mich gut an dich erinnere. – Ich werde dich mindestens einmal jähr-lich daran erinnern’ – dann kommt die Unterschrift“ (Übersetzung).Borodin war neben Mili Bala-kirew, César Cui, Modest Mussorgski und Nikolai Rim-ski-Korsakow Mitglied der „Gruppe der Fünf“ und schuf seine musikalischen Werke neben seinem Pensum als Pro-fessor für organische Chemie an der Akademie in St. Peters-burg. Der Brief ist nicht unterschrie-ben. – S e h r s e l t e n .

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480 BRAHMS, Johannes, 1833 – 1897. E. musikal. Albumblatt m. U. „J Brahms.“ Leipzig, Februar 1874. 1 S. quer-gr.-8o (ca. 12,5 × 18,5 cm). Tinte über von Hand gezogenen Notenlinien in Blei. Am Oberrand angefalzt. Leicht gebräunt. Verso Vermerk von fremder Hand in Blei: „Aus dem Album E. Baethge, Berlin“. (4.000.—)

Fünf Takte aus dem „ Tr i u m p h l i e d “ op. 55 für eine hohe Singstimme mit dem unterlegten Text „Denn wahrhaftig u. gerecht sind seine Gerichte etc.“Das zwei Jahre zuvor uraufgeführte Werk für achtstimmigen Chor, Bariton-Solo und Orchester mit Orgel ad lib. hatte Brahms Kaiser Wilhelm I. gewidmet.

481 — E. Billett m. U. „Eiligst Ihr / J.B.“ (Bonn 19.V.1874.) 1 S. 12o. Orts- und Datumsan-gaben von fremder Hand (Bleistift) am Kopf. (1.200.—)

„L[ieber] S[imrock]Ich gehe Freitag früh nach Köln u. wohne bei H i l l e r wo Sie Suite serieuse Nal u. Damajanti u. A. mehr auch finden …“Ferdinand Hillers 1870 veröffentlichte Kantate „Nala und Damayanti“ op. 150, nach Friedrich Rückerts aus dem Epos „Mahabarata“ entlehnter Geschichte „Nal und Damajanti“. Kalbeck Nr. 142.Beiliegend 1 e. adressierter Briefumschlag Brahms’ an „Herrn Gustav Rassow … Bremen“ (Leipzig 31.I. 1895), 1 e. Albumblatt von Ferdinand Hiller sowie 1 e. Br. m. U. von Franz Wüllner, an einen Herrn wegen einer Aufführung der Oper „Damnation de Faust von Berlioz“ (Köln 1896).

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482 — E. Br. m. U. „J. Brahms“. Wien, „Carlsgasse 4“, Dezember 1875. 1 S. gr.-8o. Schwach gebräunt, Nagelloch am Kopf. (2.000.—)

Wohl an den Violinisten Joseph Hellmesberger sen.„… Darf ich Sie ersuchen mir gütigst mittheilen zu wollen, ob Sie auch jetzt auf meine Mitwirkung in einer Ihrer Quartett-Soireen rechnen und wann dies wäre? …“ Mit Empfangs- und Antwortvermerk am Rand. – Am 18. November hatte Brahms in einem gemeinsamen Auftritt mit Hellmesberger den Klavierpart seines Quartetts c-moll op. 60 gespielt. Unter den Zuhörern waren Richard und Cosima Wagner.

„Die neue Symphonie ist so melancholisch, daß Sie es nicht aushalten“

483 — E. Br. m. U. „J. B.“ (Wien 22.XI.1877.) 3 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Empfänger-vermerk auf der unbeschriebenen 4. Seite. (3.000.—)

An seinen Verleger Fritz S i m r o c k über seine neue S y m p h o n i e N r. 2 D-Dur op. 73, die er Ende Sep-tember 1877 vollendet hatte. „…  Mit dem Metronom kann ich nicht fertig werden. Ich mag mir auch nicht eher Mühe damit geben bis ich erfahre daß es irgend Jeman-dem geglückt ist. Bis jetzt hat noch Jeder seine Zahlen später wider-rufen! Beim 9ten Dec. hier bleibts, die Gene-ral-Probe ist den 8ten um 9 Uhr. / In Leipzig am 10ten Januar.“ Die erste Aufführung der Sympho-nie unter Hans Richter im Wiener Musikvereinssaal war für den 9. Dezember angesetzt, musste aber auf den 30. verschoben werden, da die Stimmen nicht rechtzeitig kopiert werden konnten und dem Orchester nicht genügend Zeit zur Probe blieb. „…  Die neue Symphonie ist so melancholisch, daß Sie es nicht aus-halten. Ich habe noch nie so was trauriges, molliges geschrieben; die Partitur muß mit Trauerrand erscheinen. Ich habe genug gewarnt. Denken Sie denn wirklich sich noch so ein Ding zuzulegen? Die Bedingungen können wir ja ändern, ich habe diesmal die Stichvorlage in Ein-band u. Kasten zu liefern!“ – als

Gegenleistung für die 1. Symphonie, die in Prachtband und Schatulle geliefert wurde.

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(J. Brahms)

„Mit dem Effekt des Bruch’schen Koncerts habe ich mich wohl geirrt? Ich hielt den ersten Satz nicht für sehr praktisch – etwas langweilig!?“ – Gemeint ist wohl Bruchs 2. Violinkonzert d-Moll op. 44, dessen Uraufführung am 4. November des Jahres im Londoner Crystal Palace mit Sarasate als Solisten und Bruch am Dirigentenpult stattgefunden hatte.„Dürfte ich wohl, aber ohne Präjudiz einige Schulden bei Ihnen machen – es zwingt nicht zu einer Sin-fonie! Professor Eduard Sachau, Berlin, W. Blumes Hof 9 kriegt 12 Mark von mir u. Kahnt i. L. 16 nach Inlie-gendem. Möchten Sie mir das auslegen, ich habe noch deutsches Geld & kann es hier oder in L[eipzig] ersetzen, wenn Sie sich die Haare raufen über das traurige Orchesterstück. Am 6ten Dec. spielt Hellmersberger“ (das Wiener Hellmesberger-Quartett) „das 1 t e S e x t e t t . / Haben Breslau u. München die Symphonie bestellt? …“ Erst Mitte März 1878 sollte Brahms Simrock die Stichvorlagen für Partitur und Stimmen senden. Im Sommer des Jahres, nach einer Reihe von Aufführungen, nahm er noch zahlreiche Korrekturen im Manuskript vor. Die Symphonie erschien schließlich im August 1878 bei Simrock im Druck. Das Honorar betrug 5000 Taler. – Siehe dazu McCorkle (1984), Brahms Werkverzeichnis, S. 309f.Kalbeck Nr. 243.

484* — E. Br. m. U. O. O. „Okt[ober] 82“. 3 S. 8o. Großes geprägtes Monogramm auf der vier-ten Seite. Fehlstellen in den Eckchen der dritten Seite (durch Montage auf der vierten Seite). (2.500.—)Wohl an einen Intendanten in Straßburg, ein dortiges Konzert betreffend.„… Es ist meine Gewohnheit ein Werk nicht eher zu veröffentlichen u. aus den Händen zu geben, bis ich selbst gehört habe, wie weit es mir u. Andern genügt. Nun habe ich freilich d a s P a r z e n l i e d Hrn. Hegar“ (Friedrich H., der Dirigent und Leiter des Zürcher Konservatoriums) „für sein Benefiz-Koncert Mitte December versprochen, ohne zu wißen ob ich die weite Reise deshalb machen werde. Ich kann mich aber doch nicht wohl entschließen das Werk allein weiter reisen zu lassen. Als Virtuosen aber kann ich mich Ihnen leider nicht anbieten, da ich erst im vorigen Jahr die Freude hatte einen solchen bei Ihnen vorzustellen.Möchten Sie mir immerhin sagen ob Sie zufällig kurz vor oder nach dem 17ten December ein Koncert haben? Im Fall ich nach Zürich ginge, wäre es ja möglich … das Stück auch bei Ihnen zu hören …“„Der Gesang der Parzen“ op. 89 wurde am 10. Dezember 1882 in Basel uraufgeführt; es folgten Auffüh-rungen in Zürich am 17. und 18. Dezember sowie in Straßburg am 20. Dezember.

485 — E. Postkarte m. U. Wien 13.I.1885. (1.600.—)

An seinen Verleger Fritz S i m r o c k in Berlin, eine Partitursendung an Clara S c h u m a n n betreffend.„… Frau Schumann wünscht sich dringend u. eiligst die Stimmen zu op. 92, 93a u. 93b, eiligst, da sie grade einen Sopran (Frl. Kufferath) zu Haus hat. Außerdem klagt sie daß sie keine Partitur der 3. Sinf. hat, was Ihnen gewiß sehr zu Herzen geht! Ich aber danke für alles Briefliche u. nehme Morgen eiligst einen großen Briefbogen! Herzlich Ihr J. B.“„op. 92“: Vier Quartette für Sopran, Alt, Tenor, Bass und Klavier, erstmals am 28.I.1885 in Krefeld (Nr. 1) bzw. am 4.II.1889 in Frankfurt a. M. (Nr. 1, 2 u. 4) aufgeführt (Nr. 3 nicht ermittelt).

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„op. 93a“: Sechs Lieder und Romanzen für vierstimmigen gemischten Chor a cappella, erstmals am 9.XII.1884 in Hamburg (ohne Nr. 4) bzw. am 27.I.1885 in Krefeld aufgeführt.„op. 93b“: Tafellied für sechsstimmigen gemischten Chor und Klavier, erstmals am 28.I.1885 in Krefeld aufgeführt.Brahms’ 3. Symphonie in F-Dur op. 90 war im März 1884 erschienen.Kalbeck Nr. 515.

487 — E. Br. m. U. (Wien) o. D. (1886?). 3 S. kl.-4o. Kleinere Faltenrisse (teilweise ausgebes-sert). Mit Umschlag. (2.500.—)

An den Stuttgarter Instrumentenhändler Apollo Klinckerfuß, der ihm ein Geschenk übersandt hatte. „… Sie werden sich gewundert haben, so lange nicht ein Wort des Dankes zu hören für Ihren freundli-chen Versuch, mein Zimmer zu einem Museum zu machen …Das Auspacken mußte vorsichtig geschehen, damit es möglich wurde, aus vielen Stücken u. Stückchen ein schönes wieder zusammen zu setzen. Das ist nun geschehen u. ich kann Ihnen von Herzen für Ihre große Liebenswürdigkeit danken. Unwillkührlich kommt mir beim Anschauen der Wunsch es einmal wieder an seinem Platz zu sehen u. dort mit Ihnen zu spaziren …“Beiliegend ein e. Br. m. U. von A. Klinckerfuß an Brahms, der sich wohl auf die oben zitierte Zusendung bezieht. Klinckerfuß erwähnt „eine der beiden in meinem Besize befindlichen kleinen Wiederholungen der Nymphengruppe am See“, die er Brahms als Andenken an einen Spaziergang „durch unsern Schloss-park“, wo sich das Original befindet, übersendet (Stuttgart 30.XII.1886; wohl Briefentwurf).

Nr. 484

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(J. Brahms)

„Ausverkaufs-Waare“

488 — E. Br. m. U. „J. Br.“ (Wien 31.I.1887.) 4 S. kl.-8o. Ein Wort in Blei. (3.000.—)

An seinen Verleger Fritz S i m r o c k , dessen Verlagskatalog betreffend.„Ich hatte gehofft, den Katalog noch vor dem Stich zu sehen! Jetzt kann ich ja nur alles Mögl. über die Maaßen loben, was sich von selbst versteht; etwaige Bedenken aber kommen ja zu spät … Es nützt nichts mehr wenn ich auseinander setze weshalb ich sehr gegen die beigesetzten Jahreszahlen u. gegen das Ausstechen der einzelnen Vari-ationen bin … Das Honorar dürfen Sie gern bedeutend herabsetzen, es ist Aus-verkaufs-Waare. Mich geht’s aber nichts an wenn Sie sich ruiniren. Etwa den 10. Febr. bitte ich 1600 Fl. an Chr. Grund“ (Brahms’ Schwa-ger) „… zu schicken. Sonst können Sie sich für m. Geld kaufen was Sie wollen …B ü l o w ist hier u. höchst guter Laune. Er hat, wie es scheint, die Wahl: ob er die Philh. in Berlin übernehmen will oder bei Pollini“ (Bernhard P., der Direktor des Hamburger Stadttheaters) „in Hbg: sich engagiren [zu] laßen …“Hans von Bülow gab, nachdem er die Leitung der Meininger Kapelle niedergelegt hatte, in Wien zwei Konzerte. Bei dieser Gelegenheit wurde die 1885 zwischen den beiden Musikern entstandene Verstimmung behoben. Bülow behielt auch in Hamburg, wo er 1886 die Leitung der „Abonnementskonzerte“ übernom-men hatte und seit 1887 wohnte, seine Stellung als Dirigent der Berliner Philharmoniker bei.Kalbeck Nr. 585.

489 — 3 gedruckte Visitenkarten, davon 2  mit eigenh. Zusatz. Wieden, Karlsgasse 4 (8.V. 1889) und o. D. 16o. Tinte und Blei. 1 Karte mit Knickspuren und schwachen Flecken. (1.200.—)

1) (1889). „Herzlichen Dank daß Sie auf der Wartburg so freundlich meiner gedachten! Ich vergaß neu-lich zu erwähnen daß ich für den Sommer nach Ischl gehe – dahin werden Ihre ‘Gebirgsreisen’ Sie leider nicht führen!? – Hoffentlich gilt das Fragezeichen für Ihren / Johannes Brahms“. 2) O. D. „Ich bedaure sehr Sie nicht zu treffen. Meine Zeit ist gar so sehr in Anspruch genommen! / Viel-leicht sehe ich Sie den Abend?“Mit diversen Beilagen, darunter eine Einladung zu seinem Leichenbegängnis sowie eine „Eintritts-Karte“ zu seiner Leichenfeier.

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490 — E. Br. m. U. „J.Br.“ (Ischl 17.VI.1891.) 4 S. 8o. Mit Umschlag. (2.500.—)

An Maria Fellinger im Ostseebad Misdroy, bei der er sich für eine Sendung geräucher-ter Aale bedankt.„…  Ja, diese Steuern u. Zölle!  … / Am Montag früh sind die 3 schlanken Liebli-chen, doch nicht dürren u. mageren glück-lich angekommen.Den Zoll, der Sie so interessiert, dachte ich aufzutreiben, indem ich die hier selte-nen Schönheiten für etwa 10 Xr. [Kreu-zer] sehen lassen wollte. Doch thue ich’s nicht, sie selbst sind es mir werth – mit Zustellungsgebühr u. Allem – doch davon nachher. Erst muß ich dem Vetter danken, daß er die Sendung möglich machte; wird dieses lieblicher, so verzehren Sie derlei besser dort.Der Zoll also – doch darf ich nicht ver-gessen vorher zu sagen, daß ich für Ihren Schützling nichts rechts zu thun weiß, R.“ (Hans R i c h t e r ) „ist in London und mit H.“ (Josef Hellmesberger?) „stehe ich nur so – so. Übrigens sind in diesem Fall wie immer die krummen Wege die besten u. so werden Sie durch Besezny“ (Baron B., Intendant der Hofkapelle) „u. A. sicherer gehen. Nun grüßen Sie Ihre Männ- u. Jugendlichkeiten bestens und leben weiter recht wohl …“Brahms-Briefwechsel, hrsg. v. Leopold Schmidt, Berlin 1910, Band 7 Nr. 56.

491 — E. Br. m. U. O. O. u. D. 3  S. 8o. Mit Umschlag (Poststempel: Wien 3.III.1894). (2.500.—)

An Siegfried O c h s in Berlin, die Totenfeier für Hans von Bülow betreffend, die am 29. März in Hamburg stattfinden sollte.„Es drängt mich außerordentlich Ihrer Feier beizuwohnen u. es wäre mir gewiß höchst wohlthuend, ernste Worte u. feierliche Töne unserm theuern Dahingeschiedenen zu Ehren erklingen zu hören. Aber – abgesehen von dem, was mich hier der Zeit festhält – ich habe soeben abgelehnt, in Hamburg eine dergl. Feier mitzumachen, allernächstens aber wird mich ein stärkerer Anlaß dorthin rufen.Von hier aus jedoch hin u. her zu fahren, dazu gehörte wohl ein habilerer Reisender als ich es bin. So zweifle ich daß ich zum Entschluß komme, Ihr Zuhörer zu sein. / Im Geist aber wird es nicht wohl Jemand mit herzlicheren Gedanken sein als / Ihr ergebener / J. Brahms“Aus der Sammlung Dr. Robert Ammann.Beiliegend das Programm zur „Todten-Feier“ von Hans von Bülow vom 29.III.1894.

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(J. Brahms)

492* — E. Postkarte m. U. „J. Br.“ Poststempel: Wien 20.I.1895. (800.—)

An Fritz S i m r o c k in Berlin, dem er seinen Besuch ankündigt. – Joseph Joachim hatte Brahms zu Kam-mermusikkonzerten mit dem Klarinettisten Richard Mühlfeld nach Berlin eingeladen.„… Es wäre möglich daß ich Euren Besuch gleich der Tage erwiderte! Joachim drängt mich, am 24sten mit Mühlfeld in s[einem] 4tett die Sonaten zu spielen. Der Telegraph muß es wohl heute entscheiden, u. ich melde dann – falls aber, daß ich Abends um 11 komme – da laß mich doch in den Asc[anischen] Hof – jedenfalls schicke dann nur Deinen fr[eun]dl[ichen] Diener. Es wäre eigentlich sehr hübsch u. vielleicht freue ich mich Morgen auf die Fahrt! …“Am Konzert nahm Brahms nur als Zuhörer teil, da Mühlfeld erkrankt war. – Brahms hatte für Mühlfeld, den Soloklarinettisten der Meininger Hofkapelle, die Sonaten für Klarinette und Klavier f-Moll und Es-Dur op. 120 komponiert. Die beiden im Sommer 1894 in Ischl entstandenen Sonaten gehören zu Brahms letzten Werken und gelten als Höhepunkt des Repertoires für Klarinette und Klavier. Kalbeck Nr. 870 (mit kleinen Abweichungen).

493* — E. Postkarte m. U. „J.B.“ Poststempel: Ischl 5.VIII.1896. (800.—)

Ebenfalls an S i m r o c k in Berlin, eine Buchbestellung betreffend.„Da Du wieder in B[erlin] bist, könntest Du mir auch gleich den Gefallen thun u. Deinen Buchhändler fragen ob die Gedichte von C. O. Benzel-S t e r n a u noch im Handel oder doch zu beschaffen sind. Bei-läufig 1850 werden sie erschienen sein. Ich bäte dann darum …“Kalbeck Nr. 918.

494 — Gedruckter Namenszug auf seiner Visitenkarte, verso mit fünfzeiligem eigenh. Zu-satz. (Wien) „IV. Karlsgasse 4“ o. D. Ca. 6 × 8,9 cm. Mittig gerissen (fachgerecht geklebt). Recto Montagereste am Oberrand. (400.—)

„Johannes Brahms / Hofft auch vorzusprechen! Zum Ueberfluß ist aber noch für den Nachmittag eine Sitzung angesetzt! / Jedenfalls herzl. Gruß …“

495 BRUCH, Max, 1838 – 1920. E. Br. m. U. Berlin 20.IV.1880. 6  S. 8o. Leicht gebräunt. Kleine Radierspur in der linken oberen Ecke der ersten Seite. (300.—)

An einen befreundeten Komponisten und Dirigenten, der sich nach der Stelle des Dirigenten des Stern’schen Gesangsvereins in Berlin erkundigt hatte, die zuvor Julius Stockhausen (bis 1878) und er selbst (bis 1880) innegehabt hatten.„… Deine Frage werde ich nach Pflicht und Gewissen beantworten.1) Im Verein besteht jetzt weder eine Stockhausen’sche Parthei, noch eine Stockh. Clique. Nur ein paar junge Weiber und Mädchen mit denen er liebelte, wünschen ihn zurück … Ich hör aber von glaubwürdi-ger Seite, daß er auch ohne Stellung in Ffurt bleiben will“ (von 1878 – 1880 und dann von 1883 – 1884 war Stockhausen Lehrer am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt a. M.). „Er hat den Verein (der jetzt allein circa 110 Sopr. hat) behandelt wie eine kleine Gesangsclasse, und die Leute derart mit Détailkram gequält, daß unter ihm gegen 100 Mitglieder ausgetreten sind. Unter mir dagegen sind gegen 100 Mitgl. neu eingetreten … Vom Orchester verstand er nicht mehr wie die Kuh vom Sonntag oder der Esel vom Lauteschlagen – und das soll nicht viel sein! … Der Artikel in der Ffurter Ztg wird wohl von Frl. Dun-ker … sein … Oder Julius hat den Artikel inspirirt um in Berlin Stimmung zu machen …

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In einigen Jahren wird Cöln frei. Es können dann nur 3 Leute in Frage kommen: B r a h m s , Du, und ich. Brahms hat mir in 8 Tagen gesagt, daß er nie mehr eine feste Stellung annehmen werde. Was mich betrifft, so werde ich England wenn alles so geht, wie ich hoffen darf, nicht so bald verlassen und mag auch nicht nach Cöln. Also bleibst Du allein …“Bruch nahm am 30. August 1880 seine neue Stelle als Direktor der Royal Philharmonic Society in Liver-pool an; nach Ferdinand von Hillers Weggang 1884 übernahm Franz Wüllner auf Empfehlung Brahms’ das Gürzenich-Orchester in Köln.

496 — E. musikal. Albumblatt mit Widmung u. U. Köln 20.XI.1883. 1 S. gr.-8o. (400.—)

Fünf Takte aus seinem Oratorium „ O d y s s e u s “ zu dem unterlegten Text „Willkommen, Fremdling, bei dem Phäakenvolk!“, bezeichnet „And[an]te con moto“. Mit einer Widmung für „Frl. Maria Stein-berger“.

Rückseitig ein e. musikal. Albumblatt von Niels G a d e (drei Takte für Piano, bezeichnet „Allegretto / con grazia“).

497 — E. Postkarte m. U. Friedenau 11.III.1898. (150.—)

An Siegfried O c h s .„… Ich möchte die Generalprobe zu Samson hören. Wollen Sie so gut sein mir sogleich 2 – 3 Billets zu schicken – am liebsten Plätze in einer reservirten Loge; ich möchte nicht gern im Saal unter allem Volk sitzen …“ Beiliegend 1 e. Billett m. U. auf einer gedruckten Visitenkarte wegen der Verschiebung einer Verabredung (London 1877) sowie 1 gedruckte Visitenkarte mit e. Zeilen (Berlin 1893) u. a.

498 — E. Br. m. U. Bad Wildungen 11./16.V.1911. 6 S. gr.-8o und 2 S. kl.-8o. (300.—)

An den Musikverlag B. Schott’s Söhne in Mainz wegen einer Neuaufnahme der Geschäftsbeziehungen anlässlich der Herausgabe seiner „Romanze für Bratsche (resp. Violine) mit Orchester op. 85“, zu der es bereits Vorverhandlungen gegeben hatte. Er sei bereit, auf ein Honorar von „M. 1500“ herunterzugehen.„… Auch hiervon würden aus einem besondern Grunde noch M. 100 abgehen, da ich nicht verfehlen möchte bei dieser Gelegenheit eine uralte Schuld an Sie abzutragen. In meiner Jugend, (ich glaube, es war 1863 oder 1864) als ich vorübergehend in Mannheim wohnte, hatte Ihr Haus einige Chorlieder von mir übernommen. Es wurde dafür ein kl. Honorar von 6 frd’ors … verabredet … Ich verließ aber dann Mannheim sehr bald … und hatte dann mit der Neuordnung meiner Existenz so viel zu thun daß die betreff. kl. Sache … ganz in Vergessenheit gerieth; das kl. Heft ist nicht erschienen, und das kl. Honorar leider nicht zurückgezahlt worden. Ich muß wegen dieser jugendlichen Nachlässigkeit, die mir jetzt gera-dezu unbegreiflich erscheint, sehr bei Ihnen um Entschuldigung bitten …“ – Bezüglich der Komposition merkt Bruch in einem „P.S.“ vom 16. Mai an, „daß die Romanze … auf Veranlassung des Herrn Maurice Vieux in Paris geschrieben ist“.Beiliegend der Durchschlag des Antwortbriefs von Ludwig Strecker, seit 1874 Inhaber des Verlagshauses, der auf die Rückzahlung der 100 Mark verzichtet und lieber das Werkchen nun herausbringen wolle: „… Mag der eine oder andere sich etwas erstaunen über die jugendliche Handschrift, zu schämen haben Sie sich Ihrer Arbeiten auf keinen Fall …“

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499* BRUCKNER, Anton, 1824 – 1896. E. Br. m. U. Wien 15.III.1889. 21⁄2 S. gr.-8o. (4.000.—)

Beileidsbekundung an „Euer Hochwolgeboren“, wohl der Vater eines am Tag zuvor bei einer Fechtübung erstoche-nen Offiziers (siehe Brief vom 14. März an seine Schwester Rosalia Hueber).„…  In den schönen Tagen des Glückes habe ich mich stets auch herzlich mit Ihnen gefreut. Nun aber ein so namenloses Unglück herein-gebrochen ist, will ich auch mit Hochdemselben weinen! Und wer wird das nicht, der den nunmehr theuersten Ver-klärten gekannt hat! Wollen Hochderselbe gnä-digst von meinen höchst schmerzlichen Gefühlen Notiz nehmen!Gott gebe Euer Hochwohlge-boren und der gnädigen Frau Gemahlin Kraft und Stärke! – dem allseitig Beweinten aber wolle der Ewige jetzt ein eben so liebreicher Vater sein, wie es stets der irdische Vater war!“Nicht in der Gesamtausgabe.

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500* — E. Br. m. U. Steyr 8.IX.1892. 13⁄4 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. In den Falten gebrochen (teilweise ausgebessert). Mit Umschlag (defekt). (4.000.—)

An seinen ehemaligen Schü-ler Cyrill Hynais, der ihm bei der Veröffentlichung sei-ner Werke behilflich war und den er gebeten hatte, dem Dirigenten Wilhelm Gericke eine Kopie der Partitur des Psalms 150 (WAB 38) zuzu-senden.„…  Obenaus“ (Wilhelm O., Konzertdiener der Gesell-schaft der Musikfreunde) „wird Ihnen nie einen siche-ren Copisten empfehlen. Dr. h. Hans R i c h t e r kann dieß thun – in der Hofoper existirt ein solch prächtiger Mann.Der Psalm gehört H. Eberle“ (der Notendrucker Josef E.). „Beiliegend zehn Gulden. Die früheren zehn Gulden wollen Sie der Ausstellung aufrechnen, u. mir einmal in Wien retourniren.Wegen Gesellschafts-Concert will ich nicht hinein mischen, u. müßte H. Gutmann“ (der Musikverleger und Konzert-agent Albert J. Gutmann) „selbst mit Gericke conferi-ren. Mir Alles recht …“Bruckner hatte den Psalm ursprünglich für die Eröff-nung der Theater-Musik-Ausstellung in Wien im Mai 1892 komponiert, wo er jedoch nicht zur Aufführung

gekommen war, sondern erst im November d. J. im Musikvereinssal.Nicht in der Gesamtausgabe.Beiliegend ein e. Schriftstück m. U. des Schweizer Dirigenten, Komponisten und Bruckner-Interpreten Volkmar A n d r e a e : Aufsatz mit dem Titel „Der Oesterreicher Anton Bruckner und die Internationale Bruckner-Gesellschaft“ (2 S. folio).

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501 BÜLOW, Hans von, 1830 – 1894. E. musikal. Albumblatt m. U. „Monaco“ (München) 7.VIII.(1872). 1 S. quer-gr.-8o. Bräunliches Papier, dreiseitiger Goldschnitt. Leicht fleckig. (300.—)Neun Takte für Piano, betitelt „Un fuggitivo sorriso“, bezeichnet „Allegretto“. Darunter die Widmung „Alla gentilissima allieva dell’impareggiabile maestro Buonamici Signorina Marta o piuttosto Maria de Kraemer“.Der italienische Pianist und Komponist Giuseppe Buonamici war von 1868 bis 1870 Bülows Schüler.

502 — E. Br. m. U. Bern 21.XII.1872. 1 S. 8o. (200.—)

An „Liebster Freund“.„… nach den hier eingegangenen Briefen hat sich herausgestellt, daß ich am gescheidtesten verfahre, den letzten Rest des Jahres in Wiesbaden zuzubringen. Dort steht mir Wohnung und Flügel bereits bereit … Hättest Du die große Güte mir meinen gütigst von Dir bewahrten Reisekoffer sobald wie es geht dahin expediren zu lassen – als Eilgut, unfrankirt …Mit großem Vergnügen habe ich heut in der Musikhandlung Dein Lob singen hören …“ – Erwähnt den Komponisten und Musikschriftsteller Richard Pohl.

503* — E. Br. m. U. London 15.V.1880. 1 S. 8o. (200.—)

Wohl an einen Verleger.„… Erlaube mir Ihnen die Simonsche Abrechnung zu senden, über deren Correcktheit ich mir kein Urt-heil erkühne … Stehe gern zu Diensten falls Sie Innocence Op. 28 u. Quadrille Op. 29 nennen wollen, überlasse Ihnen auch das Guthaben … Doch muß bei lezterm der Titel geändert werden. Wie? – das spä-ter, wenn Sie Sich entschieden haben. Ich bleibe noch 14 Tage hier und verschwinde dann, um absolute Ruhe zu genießen, die ich leider sehr nötig habe …“

504* — E. musikal. Albumblatt m. U. New York 30.IV.1889. 1 S. 16o (auf der Rückseite einer gestochenen Visitenkarte von Minnie Unger). (250.—)

Dreitaktiges Notenzitat, bezeichnet „Allegretto“.

„ein mir total unbekanntes Werk von Spohr“

505 — E. Br. m. U. Stuttgart o. D. (nach 1874). 1 S. gr.-8o. Mit Briefkopf „Hotel Marquardt / Stuttgart“. Kariertes Papier. Etwas gebräunt. (300.—)

An einen Kapellmeister, bei dem er sich erneut wegen „der Daten der ersten beiden Clarinettconzerte S p o h r ’s “ meldet und ihm angelegentlich von einem Autographenfund berichtet.„… Bei dem hiesigen höchst kunstgebildeten Inhaber eines Pianofortelagers Hrn. K l i n k e r f u ß  … – seine Frau“ (Johanna K., geb. Schultz) „eine ganz vorzügliche klassische Klavierspielerin – habe ich außer andren historischen Kostbarkeiten (einem 2 manualigen Flügel – wunderbar – v. Fr. Ring Straß-burg 1700, den Muffat besessen u. a.) ein mir total unbekanntes Werk von Spohr – Autograph gesehen – Ouverture (vermuthlich zu einem Melodrama …) für gr. Orch. – ‘Cassel 1838 im November’ …“ – Es folgt ein zweitaktiges Notenzitat.

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506 BULL, Ole, 1810 – 1880. 2 e. Albumblätter m. U. Schwerin 5.II.1859 und Hamburg 30.IV.1879. 2⁄3 S. gr.-4o (Karton) und 1 S. quer-8o. Das kleinere Blatt montiert auf das unte-re Drittel des größeren Blattes (ebenso wie der Druck einer kleinen Portraitphotographie). Schwach fleckig. (200.—)

1859: „Des Lebens Traum ist kurz, / doch glücklich der ihn ausgeträumt / Ole Bull“.1879: „Nach vierzig Jahren ‘Sitzen fröhlich beisammen und haben einander so lieb’ / Ole Bull“.

507 CARUSO, Enrico, 1873 – 1921. Eigenh. Bleistiftzeichnung (Selbstportrait) mit e. Na-menszug „Enrico Caruso“ und Datum „Berlin 1908“. 1 S. gr.-8o. Leicht fleckig. (300.—)

Brustbild im Profil nach rechts mit Schnauzbart.

508 CELIBIDACHE, Sergiu, 1912 – 1996. E. Br. m. U. Rom 23.I.1954. 11⁄2 S. folio. Luftpost-papier, Ränder teilweise hinterlegt. Schwach gebräunt. Kleine Randläsuren. (300.—)

An Gerhard von Westermann, den Orchesterintendanten der Berliner Philharmoniker, Aufführungen und Aufnahmen betreffend.„…  Vielen herzlichen Dank für die Priorität die Sie mir wegen Sacre anerkannt haben. Ich möchte selbstverständlich es machen und wäre dankbar wenn Kollege Markievich auf seinen 2ten Berliner Welt-erfolg verzichten würde; er kann sicher sein 2tes Stück, Bilder einer Ausstellung, ebenso unvergleichlich hinservieren. / Ausserdem bitte ich um das Bartok Concerto f. Orchester und eine normal besetzte VI Tchaikowsky.Ich sah Dr. F u r t w ä n g l e r kurz nach einer unsagbar schönen Götterdämmerung und musste wieder staunen über die enorme Musikalität die in diesem Meister steckt. Er sah bedenklich schwach aus und ich wollte Ihn trotz seiner Aufforderung nicht stören. Rief nur einmal an und er war nicht da. / Er muss sparen und viel ausruhen aber das darf ich nicht mal denken denn sonst glaubt man manches …“Celibidache, der von 1945 bis 1952 das Orchester ad interim geleitet hatte, stand im November 1954 für lange Zeit zum letzten Mal am Pult der Philharmoniker. Einen Tag nach seinem letzten Konzert – am 30. November – starb Wilhelm Furtwängler. Nachdem das Orchester Herbert von Karajan als Nachfolger Furtwänglers bestimmt hatte, zog sich Celibidache gekränkt zurück und schlug jedes Angebot für eine weitere Zusammenarbeit aus.Beiliegend eine signierte Portraitphotographie „Den Berliner Philharmonikern / in Bewunderung / Sergiu Celibidache / Berlin 1950“ sowie ein Programmzettel von Celibidaches erstem Konzert mit den Berliner Philharmonikern vom 29. August 1945.

509 CHERUBINI, Luigi, 1760 – 1842. E. Br. m. U. Paris 1.III.1830. 1 S. 8o. Kleines Heftlöch-lein. (250.—)

Als „Surintendant da la musique du Roi“ an einen Herrn bei Übersendung von zwei Eintrittskarten „de la Chapelle Royale, pour aller demain 2 de ce mois a la messe du Roi“ (Karl X., der wenige Monate später im Zug der Julirevolution abgesetzt wurde). „je vous previens que la messe est à 11h: precises, et qu’il faut arriver à 10 h. et 1⁄2 au vestibule de la chapelle. je saisis cette occasion pour vous rendre l’Album que vous m’aviez confié, où j’ai tracé un canon de ma composition …“Beiliegend eine e. signierte Lithographie („Delpech“).

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„Me voilà au bout de mon latin“

510* CHOPIN, Fryderyk, 1810 – 1849. E. Br. o. U. Paris „Lundi“ 5.IV.(1849). 2 S. 8o. Einige Sätze durch Chopin durchstrichen bzw. unleserlich gemacht. Schwach gebräunt. Kleines Loch am Kopf. Linker Rand unregelmäßig durch Abtrennen des Respektblatts. (30.000.—)

Schöner Brief, geschrieben ein halbes Jahr vor seinem Tod an George Sands Tochter, die Schriftstellerin Gabrielle Solange Dudevant-Sand, verheiratete Clésinger, bei der er sich besorgt nach ihrer Schwanger-schaft erkundigt. – Chopin war durch seine wenige Monate zuvor beendete Englandreise sehr geschwächt, sein Arzt Jean Molin war während der Reise gestorben. Er litt an Tuberkulose im fortgeschrittenen Stadium und war mit den neu hinzugezogenen Ärzten unzufrieden, die ihm keine Linderung verschaffen konnten.„J’ai vu Madame Obreskoff qui n’a rien à vous faire dire. Je crois que l’horizon politique se voile de plus en plus de ce côté là, et que ce qui a été difficile il y a un mois le sera encore plus maintenant. J’ai appris par Mlle de Rozières que vous allez bien – Dieu vous garde cette belle santé – Me voilà au bout de mon latin – Je suis à mon 4-me médecin, il me prennent 10 fr. par visite – viennent quelquefois 2 fois par jour et tout cela pour me soulager fort peu.SamediVoici que votre mari est venu me voir, avant que j’ai eu le temps de terminer ma lettre. Il a l’air de bien aller et m’a fait grand plaisir en me donnant de bonnes nouvelles de votre santé – On ne peut pas tout avoir dans ce monde – contentez vous du plus grand des bonheur – de la santé. – Votre mari compte aller à Londres et je pense qu’il a raison – – II n’y a rien d’impossible qu’il n’y réussisse grandement.Je ne manquerai pas d’être aussi bon à quelque chose qu’il me sera possible pour les renseignements à donner pour l’Angleterre ainsi que des lettres. N’en doutez pas“.„Madame Obreskoff“: Natalia O., eine Bewunderin und Mäzenin Chopins.„Mlle de Rozières“: Marie de R., Schülerin Chopins, Lehrerin Solanges.„votre mari“: der Bildhauer Auguste Clésinger; er fertigte Chopins Totenmaske und einen Abdruck der Hände und schuf für Chopins Grab auf dem Friedhof Père Lachaise die Skulptur der Euterpe.Chopin starb am 17. Oktober im Alter von 39 Jahren.Chopin-Institut Warschau, Digitale Brief-Edition, https://chopin.nifc.pl/en/chopin/list/367_to-solange-clesinger-in-guillery (29.09.2020) sowie „Correspondance de Frédéric Chopin. Edition définitive“, hrsg. von Sydow/Chainaye, 1981, Band 3 Nr. 755. Ebenfalls enthalten (in deutscher Übersetzung) in „Chopin. Gesammelte Werke“, hrsg. von Guttry, 1928, Nr. 287.

511* — BARCINSKI, Antoni, Mathematiker, Ehemann von Izabella Chopin, der zweiten Schwester des Komponisten, 1803 – 1878. E. Br. m. U. Warschau 12.IX.1857. 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. (1.200.—)

An den Verleger Heinrich S c h l e s i n g e r in Berlin, den Vertrag und die Honorarzahlung der postu-men Erstausgabe von Fryderyk Chopins „17 Liedern für eine Singstimme mit Klavierbegleitung“ op. 74 betreffend.„… M[adam]e mon épouse Isabelle Barcinski, Vous a écrit une lettre en date du 4 Aôut … par laquelle elle Vous a envoyé … deux exemplaires de Contrat signé par M[adam]e Justine Chopin“ (der Mutter Tekla J. Chopin) „et un exemplaire autographe d’une mélodie de F r e d e r i c C h o p i n , en Vous priant de lui renvoyer un exemplaire du Contrat signé par Vous et de lui remettre la somme convenue de 1000 F.

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Comme, mon epouse, jusqu’à present n’a recu aucune de vos nouvelles et comme elle ne peut pas conce-voir, q[u]elle est la raison de votre silence, d’autant plus, qu’elle possede la preuve authentique que sa lettre est parvenu à sa destination, j’ai l’honneur de Vous prier Monsieur, de me repondre par le prochain courier, comment voulez-Vous terminer l’affaire en question, afin que je puisse agir en consequence …“Am linken Rand ein e. Vermerk von Schlesinger: „… 15/9 57 sandte an M[adam]e Justine Chopin 1 billet de banque de france Mille francs (direct per Post) / H. Sch.“ Die 17 von J. Fontana als Gruppe zusammengefassten Lieder wurden im Verlag A. M. Schlesinger als das letzte nummerierte Opus des Komponisten im selben Jahr erstmals veröffentlicht.

Nr. 510

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512 CUI, César, 1835 – 1918. 1 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. Dinard 26.VIII.1895 und St. Petersburg 14.II.1897. 12⁄3 S. 8o und die Karte. Der Brief mit einer Panoramaaufnahme Dinards am Kopf. (250.—)

Der Brief (1895). An einen Freund: „… En revenant en Russie, je passerai par Paris et j’y resterai trois jours … / J’ai la plus grande envie de Vous voir et de causer avec Vous de choses et autres. Désignez moi donc un rendez-vous …“Die Postkarte (1897). An den Musikverleger Henri Heugel in Paris: „… Je suis membre de la Société des auteurs, compositeurs etc. Son Syndicat exige l’inscriptions de la phrase ‘Droits d’éxécution réservés’ sur le titre et la 1-re page des oeuvres des Sociétaires …“Beiliegend ein e. Billett m. U. sowie ein 6-taktiges Notenzitat mit Namenszug (1903, russisch).

513 DAVID, Ferdinand, 1810 – 1873. E. Br. m. U. Leipzig 1.XI.1852. 1 S. gr.-4o. Mit Siegel (gebrochen) und Adresse. Leicht gebräunt. Schwach fleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse. (250.—)An Friedrich Wi e c k in Dresden, den Vater Clara Schumanns. „… Freund Schleinitz“ (Heinrich Conrad Sch., Direktor des Leipziger Konservatoriums) „ist krank und kann nicht schreiben weshalb er mich beauftragt hat im Namen der Conzertdirektion bei Ihnen anzufra-gen: ob Ihr Fräulein Tochter … den 10. Nov: den Solovortrag im Abonnement-Conzerte zu übernehmen geneigt ist. In diesem Falle möchten Sie die Güte haben unverzüglich die Stücke die Ihr Frl. Tochter spielen würde anzugeben. So weit mein Auftrag …“Gemeint ist wohl die Pianistin und Sängerin Marie Wieck, eine der beiden Halbschwestern Clara Schu-manns.

514 — E. Br. m. U. Leipzig 4.X.1853. 1 S. gr.-8o. Mit geprägten Initialen am Kopf. Blaues Papier. Etwas fleckig, Nadellöcher. (200.—)

An den Kapellmeister (Clemens August Kiel in Detmold), bei dem er sich für seinen Violinschüler Carl Bargheer einsetzt.„… H. Bargheer hat mich ersucht einige vermittelnde Worte an Sie zu richten; er hofft daß diese dazu beitragen werden ihm Ihre Nachsicht wegen seines längeren Hierbleibens zu verschaffen. Er wünscht so sehr noch einige Wochen hier zu bleiben, daß ich ihm seine Bitte nicht habe abschlagen wollen …“Bargheer gehörte seit 1850 der fürstlichen Hofkapelle in Detmold an und hielt sich zu weiterem Unterricht bei David in Leipzig auf; 1862 folgte er Kiel als Detmolder Hofkapellmeister.

515 DEBUSSY, Claude, 1862 – 1918. E. Br. m. U. O. O. 24.II.1901. 1 S. gr.-4o. (600.—)

An eine Dame mit Dank für eine „délicate et attentive amitié“.„… Si jamais les pauvres petits points noirs chevauchant la dure symétrie des parties, peuvent avoir un pouvoir d’offrande parfaite; vous les accueillerez et en laisserez montrer vers vous la poussière sonore …D’être placés sous la protection de votre nom sera le parfum dont ils nous seront à jamais redevables …“

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516 DELIBES, Léo, 1836 – 1891. E. Br. m. U. Paris 10.V.1883. 4 S. gr.-4o. An den Rändern minimal gebräunt. (250.—)

Wohl an Hermann L e v i („Monsieur et cher Maître“), der seine Oper „ L a k m é “ , die im April erfolg-reich in Paris uraufgeführt worden war, für München angefragt hatte.„… Avant tout, permettez moi de vous dire combien j’ai été touché des sentiments de sympathie artistique que vous me témoignez; venant d’un homme de votre valeur, cette marque d’estime a pour moi le plus grand prix.Je n’ignore pas que l’Opéra Royal de Munich est à la tête des scènes lyriques de l’Allemagne, et je con-sidérerais comme un grand honneur d’y être représenté … / L’après votre avis, serait-il préférable de représenter l’ouvrage ainsi qu’à Paris, en opera-comique, avec le dialogue alternant avec la musique, ou bien, avec des récitatifs que je m’occupe de faire en ce moment? … / Comment représentez-vous Mignon, Carmen et les autres ouvrages français de demi-caractère? Je vous serai bien obligé de me répondre à ce sujet …Vous me parlez de la possibilité de venir conduire l’orchestre à la première Représentation; ai-je besoin de vous dire qu’après les splendides exécutions de Bayreuth auxquelles j’ai assisté, mon plus vif désir serait au contraire de voir mon oeuvre sous la haute direction d’un maître tel que vous …“ – Mit Erwäh-nung von Karl von Perfall und Otto Devrient.Delibes hatte 1882 die Uraufführung von Wagners „Parsifal“ in Bayreuth unter dem Dirigat Hermann Levis besucht.

Nr. 515

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517 DIRGENTEN. – 41 Autographen (20 e. Br. m. U., 8 e. Postkarten, 7 e. Visitenkarten, 4 e. musikal. Albumblätter und 2 e. Albumblätter) sowie 36 Portraitphotographien. Überwie-gend 20. Jahrhundert. Gr.-4o bis Visitformat. Einige kleine Defekte. (1.200.—)

Die Autographen: Hermann Abendroth, Herbert von Karajan (beiliegend 1 e. Gedicht u. 3 Portraitphoto-graphien seines Vaters Ernst von Karajan), Erich Kleiber (2; davon 1 Albumblatt), Hans Knappertsbusch (2), Rafael Kubelík (3), Fritz Lehmann, Ferdinand Leitner, August Manns, Kurt Masur, Willem Mengel-berg, Felix Mottl (3), Oskar Nedbal (3; davon 1 e. musikal. Albumblatt), Arthur Nikisch (6; davon 1 e. musikal. Albumblatt), Hans Richter (3; davon 1 e. musikal. Albumblatt), Sir Georg Solti (2), John Philip Sousa, Wolfgang Stresemann (2), Arturo Toscanini (e. Visitenkarte), Karl Tutein, Felix Weingartner (3) und Heinrich Zöllner (3).Die Portraitphotographien: Hermann Abendroth, Karl Böhm, Ferruccio Busoni, Werner Egk, Robert Heger, Herbert von Karajan, István Kertész, Carlos Kleiber, Hans Knappertsbusch (2), Clemens Krauss (2), Josef Krips, Rafael Kubelík, Ferdinand Leitner, James Levine, Lorin Maazel, Alois Melichar (3), Kurt Masur, Willem Mengelberg, Oskar Nedbal (beiliegend 1 Karikaturzeichnung), Arthur Nikisch (beiliegend 1 Portraitzeichnung), Zubin Mehta, Seiji Ozawa (2), Hans Richter, Sir Georg Solti, Wolfgang Stresemann (2), Bruno Walter (4) und Felix Weingartner.

518 DUKAS, Paul, 1865 – 1935. E. musikal. Albumblatt m. U. „Paris (Mai 1929)“. 1 S. quer-8o. Mit Umschlag. (250.—)

Drei Takte aus seiner Oper „Ariane et Barbe-Bleu / Prélude du 3e Acte“. Mit Widmung für einen ameri-kanischen Autographensammler am Kopf.

519 FALLA, Manuel de, 1876 – 1946. 2 e. Br. m. U. Granada 23.XII.1924 und 14.I.1930. Zus. 5 S. 8o bzw. quer-8o. Ein Brief auf der Textseite einer Panorama-Faltkarte Granadas. (300.—)

1924. An einen Freund. „… avec un vif regret j’apprends à l’instant par Andrés S e g o v i a l’accident dont vous avez été victime. Dites moi … comment vous trouvez vous. Je n’ai pas besoin de vous dire combien j’en suis inquiet …“1930. An den französischen Komponisten Maurice Delage mit Neujahrswünschen. „… Votre lettre a été vraiment une joie … pour moi, ainsi qu’une garantie pour la reprise du voyage andalou de vous quatre, et avec le cinema en parfait fonctionnement … En attendant je garde précieusement vos photos, dont je vous prie de m’envoyer une nouveau copie … en même temps que votre musique …“

520 FAURÉ, Gabriel, 1845 – 1924. E. Br. m. U. Annecy-le-Vieux, „localité qui prouve qu’il n’y a pas que moi de vieux!“ 10.VIII.1919. 1 S. folio. Etwas gebräunt. Kleine Rand- und Fal-tenrisse (teilweise ausgebessert). (200.—)

Laut Angaben eines Vorbesitzers an den Dramatiker und Musikritiker Louis Schneider, dem er wohl bei einer Veröffentlichung behilflich war.„Cher ami, dès votre lettre reçue, je viens d’écrire à Prestat et à Robert de Flers“ (der Dramatiker und Journalist). „Je l’ai fait avec soie, chaudement, de tout coeur. Je vous tiendrais au courant des réponses qu’en ne négligera pas, je veux l’espiser, de m’adresser. Pour vous, pour votre femme, pour vos amis comme pour les lectrices du Figaro, je souhaite infiniment vous voir réussir. Je ne vous connais de con-current que Samazeuilh (!!!) …“ (der Kritiker und Komponist Gustave S.).

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521* FLOTOW, Friedrich von, 1812 – 1883. 11 e. Br. m. U. Paris, Wien u. o. O. 22.IV.1863 bis 2.II.1866 und o. D. Zus. 40 S. gr.-8o bis 12o. 3 Briefe mit seinen geprägten Initialen, 4 Briefe mit seiner geprägten Adresse. Leicht gebräunt, teilweise leicht staubfleckig. (4.000.—)

Inhaltsreiche Brieffolge, wohl überwiegend an den Dichter Henri Chivot, der zuammen mit Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges das Libretto zu Flotows Oper „Zilda, ou La nuit des dupes“ verfasst hatte. – Neben Honorar- bzw. Vertragsfra-gen werden die Besetzung der Hauptrolle durch die Kolora-tursopranistin Marie Cabel, die Uraufführung in Paris sowie die kurz darauf geplante Erstauf-führung in deutscher Sprache in Wien erörtert.Wien 29.VIII.1864. „… J’accepte Vos propositions; vous me céde-rez vos droits d’auteur pour l’Etranger, moyannent la somme de mille francs payable: / cinq cents francs huit jours après la 1re representation, puis les cinq cents, autres Francs par somme de cent francs, pour chacun des autres théatres qui joueront nôtre opéra de Zilda, jusque la somme de mille francs payés pour le total de vos droits d’auteur pour l’étranger, aura été atteinte …“ – Erwähnt seine Oper „Le Vannier“ (in der russi-schen Bearbeitung „Naida“).Paris 16.XII.1865. „…  J’ai eu hier une entrevue avec Leuven et Ritte“ (Adolphe de L., Direk-tor der Opéra Comique und sein Administrator Eugène Ritt), „le

resultat était, que la Zilda, avec les changements que ces messieurs ont fait pour le 2ème acte est main-tenant devenu un très bon ouvrage … selon ces Messieurs, le rôle de Zilda irait admirablement à Mme Cabel, et on m’a proposé de faire entendre ma partition a cette dame un de ces jours … La pièce de Zilda est traduite en Allemand et sera le 1re opéra de la saison d’automne 1866 à Vienne …“ – Erwähnt Chivots Freund, den Librettisten Alfred Duru.(Paris) 22.XII.1865. „… Il n’y a qu’une chose dans Zilda qui ne me plait pas, c’est l’absence d’un ténor lyrique dans la pièce; car le rôle du Kalif qu’on ajoute, est par la nature de son role même une basse ou un baryton …“Wien 19.II.1866. „… M[ademoise]lle Cabel ne fît qu’une objection qui fût dictée par sa modestié femi-nine c’est la beauté nécessaire de Zilda, mais, entre nous, je ne crois pas que cette objection n’était pas sérieuse …“

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(F. v. Flotow)

O. O. 2.III.1866. „… Mais puisque’il y a un nouveau finale, il me le faudrait bientôt, ainsi que le choeur de corsaires dont vous me parlez, je ne suis pas content de l’ouverture, telle qu’elle est à la copie et je voudrais la changer, il me manque un motif pour cela, parmi les mélodies de l’opéra, je n’en trouve pas, qui me convienne pour cela, peut-être que le choeur de corsaire me le fournirait …“Die Oper wurde am 28.V.1866 an der Opéra Comique in Paris uraufgeführt.Beiliegend 1 gemeinschaftlich unterschriebener Brief der Librettisten Alfred Duru und Henri Chivot wohl an Flotow (o. O. 1863/64?) sowie 8 e. Br. m. U. von Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges an unterschied-liche Empfänger (Paris 1863 bis 1866 und o. D.).

522 FRANZ, Robert, 1815 – 1892. E. musikal. Albumblatt m. U. „Rob. Franz“. Halle 17.XII. 1878. 1 S. quer-gr.-4o. Schmuckblatt mit blau gedruckter Bordüre. (200.—)

Die Anfangstakte seines Liedes „Umsonst. (W. Osterwald.)“ für Singstimme und Klavier zu den Worten „Des Waldes Sänger singen, die rothe Rose blüht“.Beiliegend ein e. Br. m. U., Halle 21.IX.1878, an Fritz Helbig im Bankhaus Meyer & Co., Leipzig; Dank für die „Uebersendung des Flugblattes der Leipziger Theaterfreunde“ (mit Umschlag).

523 — 1 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. Halle 5.XII.1874 u. 27.XII.1886. 2 S. gr.-8o und die Karte. Der Brief mit minimalen Faltenschäden. Mit Umschlag. (250.—)

Die Karte (1874). An den Verlag Otto Hendel in Halle. „So eben erfahre ich …, daß der fehlende Bogen noch nicht eingetroffen ist. Wollen Sie mir denn über denselben keine Auskunft geben …“Der Brief (1886). An ein „Fräulein Johanna Herrmann“ in Halle, wohl eine Bewunderin. „… Sehr leid hat es mir gethan, daß ich mich vorgestern bei unserer Begegnung … nicht verständigen konnte. Meine Taubheit macht mir aber jede Unterhaltung mit Andren unmöglich u. nöthigt mir durchaus den schrift-lichen Verkehr auf …“Beiliegend ein e. musikal. Albumblatt m. U.: 4 Takte, überschrieben „Stille Sicherheit. Op. 10, 2. / Andantino con moto“ sowie ein e. adressierter Briefumschlag (beide Halle 1890).

524 (FRICSAY, Ferenc, 1914 – 1963.) 88 an ihn gerichtete Autographen, darunter e. Br. m. U., Br. m. U., e. Post- und Ansichtskarten m. U. und e. Schriftstücke m. U., ferner Telegramme. Vereinzelt mit Umschlägen. – Dazu: 3 e. Br. m. U. („feri“) von Ferenc Fricsay. Ermatingen und o. O. 3.IV.1960, Weihnachten 1961 und Weihnachten 1962. Zusammen 10 S. 4o bis quer-8o. Auf seinem Briefpapier. Mit einem Umschlag. (3.000.—)

Darunter Ernest Ansermet (3), Pablo Casals (e. Namenszug auf Ansichtskarte, zusammen u. a. mit Mieczyslaw Horszowski), Dietrich Fischer-Dieskau (5), Werner Egk (3), Gottfried von Einem (5), Clara Haskil, Hans Werner Henze, Paul Hindemith (5), Herbert von Karajan, Zoltán Kodály (8), Oskar Kokoschka, Rafael Kubelik (3), Zenta Maurina (9), Diana Menuhin (2), Yehudi Menuhin (12), Charles Munch, Nicolas Nabokov, Elsa Schiller (2), Wolfgang Schneiderhahn u. Irmgard Seefried (2), Ernst Senff, Wolfgang Stresemann (3), Bence Szabolcsi, Heinz Tietjen (2), Bruno Walter, Margrit Weber (2; davon 1 e. Ansichtskarte m. U. mit zusätzlicher e. Zeile m. U. von Igor S t r a w i n s k y ). Die Briefe von Ferenc Fricsay an seine Freunde Margrit und Karl Weber in Zollikon. – Fricsay starb mit nur 48 Jahren im Februar 1963 an den nicht rechtzeitig erkannten Folgen einer Gallenblasenperforation und wurde auf dem Friedhof in Ermatingen beigesetzt.Beiliegend 13 Autographen an seine Frau Silvia Fricsay von Nadia Boulanger, Gottfried von Einem (2), Zoltán Kodály (3), Heinz Tietjen u. a.

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525 FURTWÄNGLER, Wilhelm, 1886 – 1954. 1 e. Br. o. U. (Entwurf), 1 Br. m. U. und 2 Br. o. U. (Entwürfe mit e. Zusätzen in Bleistift bzw. Tinte). 41⁄3 S. gr.-4o und 2 S. quer-gr.-8o. Berlin, (Berchtesgaden), (Paris) und Potsdam 18.IX.1929, 31.VII.1935, (wohl 1944) und (Anfang Juli 1952). Leicht gebräunt. 3 Briefe gelocht. (800.—)

An verschiedene Empfänger.1) Br. o. U. Berlin 18.IX.1929. An einen Konzertveranstalter. „Wie ich soeben höre, haben die Verhand-lungen in Paris … damit geendigt, dass nächstes Jahr die beiden Konzerte des Berliner Philharmoni-schen Orchesters in der Grossen Oper … abgehalten werden und nicht im Elysée …“2) Br. m. U. Potsdam 31.VII.1935. Wohl an Sir Thomas Beecham, mit einer Besetzungsfrage. „…  So sehr ich Wührer“ (der Pianist Friedrich W.) „schätze, so erscheint mir doch dieses Arrangement nicht so empfehlenswert … / Wir haben daher … Wilhelm K e m p f f für Ihr Konzert als Solisten engagiert, der gegenwärtig neben Backhaus und Edwin Fischer als erster deutscher Pianist gilt und mit dem zu musizieren auch Ihnen sicher Freude bereiten wird …“ 3) Br. o. U. („Deutsche Botschaft Paris“, wohl 1944). Vertragsverhandlungen mit den Wiener Philhar-monikern betreffend. „… Versprechungen habe ich niemals gemacht – womit natürlich nicht im Wider-spruch steht, dass ich an dem gemeinsamen Musizieren mit dem herrlichen Orchester, zumal in der letz-ten Zeit und auf der Reise, die grösste künstlerische Freude hatte und dies auch überall ausgesprochen habe. / Alle Unterstellungen von Verstimmungen zwischen mir und dem Orchester od[er] mir und Wien sind glatte Erfindungen …“ – Furtwängler war im Juni 1939 mit der Leitung der Wiener Philharmoniker betraut worden.4) E. Br. m. U. (Berchtesgaden, Anfang Juli 1952). Briefentwurf auf der Rückseite eines an ihn gerichte-ten Briefes des Intendanten der Berliner Festwochen, Gerhart von Westerman, vom 2.VII.1952. „… Es wird sehr viel über Bedeutung oder Nichtbedeutung moderner Musik gesprochen, sowohl das Für oder das Wider werden mit einer Entschiedenheit geltend gemacht, die erstaunen macht … als ob es sich um eine Lebensfrage ersten Ranges handelte … Und da steht allerdings riesengroß vor uns die Tatsache der Entzweiung von Künstler und Publikum …“Beiliegend 7 (Portrait-)Photographien Furtwänglers, davon 3 beim Besuch der Cheops-Pyramiden, auf einem Kamel reitend. Ferner beiliegend ein e. Billett und eine Portraitphotographie seines Vaters Adolf Furtwängler sowie 20 Autographen von Elisabeth Furtwängler, überwiegend ihren Mann betreffend.

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(W. Furtwängler)

526* — E. Br. m. U. Bern 25.I.1943. 1 S. gr.-4o. (400.—)

An die österreichische Sopranistin (Ria) Ginster, die am Konservatorium in Zürich unterrichtete.„… Vielen Dank für Ihre lieben Zeilen und die herrlichen Sachen, die Sie noch beigelegt haben, und die ich gegenwärtig wunderbar brauchen kann. Auch ich freue mich sehr, wenn ich Sie einmal in Ruhe sehen und sprechen kann … Vielleicht komme ich Ende Mai mit dem Berliner Orchester einmal hieher …“Beiliegend ein e. musikal. Albumblatt m. U. (Florenz 1947, darüber ein Eintrag von fremder Hand).

527 — Br. m. U. Wien 31.I.1950. 1 S. folio. Leicht gebräunt. Mit Eingangsstempel am Kopf. Gelocht. (600.—)

An Ernst Fischer, Orchestervorstand der Berliner Philharmoniker, in Dirigentenfragen sowie Konzert-reisen und Engagements betreffend. – Furtwängler erhielt die Position des Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker offiziell erst 1952 zurück, zwei Jahre vor seinem Tod.„Ich sende Ihnen …. in den nächsten Tagen meine Vorschläge wegen der Konzerte in Berlin. Im Herbst mache ich wahrscheinlich eine Reise mit den Wienern, die ebenfalls zum Teil deutsche Städte berührt, so daß es gut ist, wenn wir unsere Reise wieder in das Frühjahr verlegen.Die Absichten, über die Sie mir schrieben, kann ich nur gut heissen. Ich finde es absolut nötig, daß K a r a j a n “ (seit 1948 Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien), „wenn er nach Berlin kommt, bei Ihnen und nicht bei der Staatsoper gastiert, ebenso wie Keilberth usw. Ich würde auch schließlich versuchen, die Fehde mit Jochum zu beenden und ihn ebenfalls einzuladen.Was C e l i b i d a c h e “ (seit 1945 Interimsleiter der Berliner Philharmoniker) „betrifft, so kann ich nur noch einmal darauf hinweisen, daß ein Hauptdirigent oder ständiger Dirigent, oder wie man es nennen will, nötig ist und daß man Celibidache unbedingt – es mag sonst passiert sein was will – die Chance geben müsste … Insbesondere müssten Sie auf Reisen von dem Standpunkt ausgehen, daß Sie solche nur mit Ihren eigenen Dirigenten machen, d. h. mit Celibidache oder dann mit mir. Die Reiserei mit ganzem Orchester ist in letzter Zeit anscheinend eine einträgliche Unternehmung für Agenten usw. geworden und hat sehr überhand genommen. Sie müssen da unbedingt schon im eigenen Interesse gewisse Richtlinien befolgen. Das Orchester ist ja schließlich kein Mietorchester, das von jedermann zu Reisen gemietet werden kann …“Nachdem es 1952 zwischen Celibidache und den Berliner Philharmonikern zum endgültigen Bruch gekom-men war, wurde Furtwängler erneut zum Chefdirigent gewählt. Nach seinem Tod folgte Herbert von Karajan.Beiliegend eine signierte Portraitphotographie Furtwänglers (Brustbild, o. J.), 4 Telegramme an Furt-wängler bzw. das Berliner Philharmonische Orchester (1947) sowie 1 Br. m. U. von Walter Straram an Furtwängler, Konzerte der Berliner Philharmoniker in Paris betreffend (1929).

528 GLASUNOW, Alexander, 1865 – 1936. E. musikal. Albumblatt m. U. „Alexandre Gla-zounov“. O. O. u. D. 1⁄2 S. gr.-4o. Knickspuren. Verso Montagerest. (400.—)

Vier Takte für Pianoforte, überschrieben „Concerto pour Violon et orchestre“ und bezeichnet „dolce et espress[ivo]“, notiert auf der 5. und 6. Notenzeile des Blattes.Beiliegend ein e. Br. m. U. als Direktor des St. Petersburger Konservatoriums (1907; russisch) sowie ein datierter e. Namenszug (Bleistift) auf dem Titelblatt des Programmheftes eines „Glasunow-Abend[s] / mit dem Philharm. Orchester unter persönl. Leitung des Komponisten“: „Alexander Glasunov / 22/III 1922 Berlin“.Ferner beiliegend ein e. Br. m. U. seines Verlegers Mitrofan Beljajew: „Dear Sir! / I returned shortly from Dresden, but Glazounow is yet not back, and I am anxio[u]s to know how you have met him and whether you are disappointed or satisfied with his aquaintance and his new works …“ (St. Petersburg 1903).

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529 GLUCK, Christoph Willibald Ritter von, 1714 – 1787. Br. m. U. „Gluck“. Wien 4.VIII. 1783. 1 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. (6.000.—)

An seinen Freund Franz K r u t h o f f e r in Paris, einen der Sekretäre des kaiserlichen Botschafters Graf Mercy-Argenteau.„…  Was die Mattonische Affaire anbelangt“ (der Pariser Verleger Charles Mathon de la Cour schul-dete dem Komponisten seit 1779 Geld) „so bedaure ich von Hertzen die Herrn Franzosen, daß bei Ihnen sogar die Wechsel-Briefe keine Kraft mehr haben, mein gedancken wäre, einen Dockter zu nehmen und zu bezahlen, damit die Sache einmahl sich endigen möchte, ich habe einen solchen wider Wil-len gegen die Franzosen gefasset, daß ich Sie nicht mehr in Paris zu sehen verllange, vielleicht Reiße ich einstens durch, um nach London zu gehen, wohin ich eingeladen bin, um meine schon verfertig-te welsche Opern zu pro-duciren …“

S e h r s e l t e n , besonders mit Unterschrift, die Gluck in seinen Briefen an Kruthoffer aus Zensurgrün-den meist vermied.Glucks Briefe an Franz Kruthoffer, hrsg. v. Georg Kinsky, Wien u. a. 1927, Nr. 45 (als letzter der dort gedruckten Briefe).

530 GOLDMARK, Karl, 1830 – 1915. E. Br. m. U. Abbazia 1.V.1890. 3 ⁄2 S. gr.-8o. Mit ge-drucktem Briefkopf „Kuranstalten / der internationalen Schlafwagengesellschaft“. Schwach gebräunt. Kleines Eckchen fehlt. (200.—)

Von einem Kuraufenthalt in Istrien an „Mein lieber theurer Julius“, dem er wohl eine Komposition ver-sprochen hatte. „… Das Stück … ist nicht für Clavier und Geige sondern nur für Geige mit Clavierbegleitung. Wenn dieses Stück Richard paßt so wende Dich dieserwegen an Richard Specht“ (einflußreicher Wiener Musik-kritiker), „dem habe ichs zur einmaligen Aufführung überlassen … / An den Druck des Stückes habe ich noch nicht gedacht. Ich brauche daher nicht wohl Dir erst zu empfehlen, daß Richard das Stück für sich behalten muß und dem Geiger keine Abschrift erlauben darf; ein Mißbrauch wäre mir unangenehm …“

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(K. Goldmark)

531 — E. musikal. Albumblatt mit Namenszug am Kopf. O. O. u. D. 1 S. 6,5 × 25 cm (Aus-schnitt aus einem größeren Notenblatt). Am Oberrand montiert. (250.—)

10 Takte für „Piano-forte“ aus dem Vorspiel zu seiner Oper „ D i e K ö n i g i n v o n S a b a “ .Beiliegend zwei gedruckte Visitenkarten mit e. Zusatz, eine davon zusätzlich mit e. Namenszug.

532* GOTTHELF, Felix, 1857 – 1930. 43 e. Br. m. U. und 37 e. Post- bzw. Ansichtskarten m. U. Verschiedene Orte 12.VII.1903 bis 20.XII.1929 und o. D. Zusammen 165  S. und die Karten. Mit 2 Notenzitaten. Schwach gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse. (800.—)

Inhaltsreiche Brieffolge an seinen Freund, den Philologen und Pädagogen Richard Meister (1881 – 1964), Rektor der Universität Wien und Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, sein Symphonisches Drama „Mahadeva“, die Bayreuther Festspiele und sein Urteil über das zeitgenössische Musikleben betreffend. Wien 25.IV.1905. „… Musik und Logik – das ist zweierlei, das sind zwei ganz verschiedene Welten. Wenn ich vor dem stummen klanglosen Papier sitze, will’s mit dem Nachdenken gar nicht recht gehn. Vielleicht geht’s besser im klangreichen Zwiegespräch …“ – In der Folge über Pfitzners Oper „Die Rose vom Lie-besgarten“: „… ein symphonisches Drama im Sinne unseres Meisters ist es nicht, weder von Seiten der Dichtung, noch von Seiten der Musik; denn erstere ist kein Drama und letztere nicht symphonisch … / … Nicht das, was einer kann, sondern das was Einer ist, macht ihn zum ächten Künstler …“Wien 28.III.1906. Gotthelf arbeitet an der Fertigstellung von „Mahadeva“ und hatte Bruckners IX. Symphonie gehört. „… Die Erscheinung B r u c k n e r s ist mir zum Problem geworden; ein räthselhaftes Problem. Er wirft Manches über den Haufen, was Wagner über das Ende der Symphonie geschrieben hat. Also wäre es mit B e e t h o v e n s N e u n t e r doch noch nicht aus und ganz zu Ende gewesen? … Auch Bruckner hat, wie Beethoven, sich durch die furchtbarsten Schrecknisse inneren Erlebens durch gekämpft … Auch ihm gelang es, den ‘immanenten’ Pessimismus zu überwinden …“Wien 31.V.1907. Über „Salome“ von Richard S t r a u s s . „… die (übrigens gute!) Aufführung hat mich in starke Erregung gebracht; allerdings eine Erregung, deren ich mich nachher beinahe schämte, denn sie war beinahe mehr erotisch-sinnlich, als aesthetisch … Da war Alles geile Brunst, perverse Lüsternheit, aufgepeitschte Sinnlichkeit bis zur Selbstbefriedigung … Immerhin aber ist es große Kunst, oder besser gesagt ‘eminente Artistik’ …“Dresden 28.VIII.1921. Über Siegfried Wagner und Bayreuth. „…  Jetzt aber, wo ich sehe, daß ganz Bayreuth  … diesem hohlen Götzen frenetisch huldigt, jetzt weiß ich, daß das Bayreuth nach 1883 niemals ‘überzeitlich’ war und daß es im Grunde die Kunst nur doch nur als ein ‘Vergnügen’, als ein Opern-Amüsement betrachtete, so sehr es sich auch den Anschein priesterlicher Würde gab … Da sind mir wahrlich die Leute wie Rich. Strauss lieber, die ohne scheinheilige Worte ihren technischen Opern-cancan tanzen …“Schöna 26.VI.1923. „… Boris Godunow von M o u s s o rg s k y ; ohne tieferen Wert, aber mit ungeheurem Pomp inszeniert. Das zieht! … Dahinter steht Politik, bolschewistische Propaganda …“Dresden 6.V.1929. „… an den künstlerischen Tagesereignissen nehme ich immer noch Teil. S t r a u s s ‘ H e l e n a ’ , S t r a w i n s k y s ‘ O e d i p u s ’ , und vor kurzem Kaminskys ‘Jürg Jenatsch’ habe ich genos-sen. Was ich darüber sagen kann ist das, was wir schon öfter miteinander ausgetauscht haben: Entar-tung, Niedergang, Leerlauf … Ob meine Urteile richtig sind, weiß ich nicht, jedenfalls sind sie für mich richtig – und vielleicht auch für eine spätere Zeit. Doch das weiß ich auch nicht bestimmt – man wird im Alter skeptisch. Ich tue nichts mehr für mich, lasse alles gehen, wie es geht und überlasse die Zukunft – dem lieben Gott; der wird ja wissen was er will …“Beiliegend 2 e. Br. m. U. seiner Tochter Maya an Meister (Dresden 1927/1930) und das Programm der Gedenkfeier für Felix Gotthelf in Wien vom 23.IX.1930.

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533 GOUNOD, Charles, 1818 – 1893. E. Br. m. U. London o. D. 21⁄2 S. 8o. Schwach lichtran-dig. Mittelfalte gebrochen (ausgebessert). Kleines Eckchen ausgerissen. (300.—)

Wohl aus seiner Londoner Zeit (1870 – 1874) an „chère petite Marie“.„… Je suis tellement dévoré et débordé, (l’un par les gens et l’autre par les choses) que je ne sais comment venir à bout de ce qu’il faut que je fasse … J’ai à travailler comme un cheval, et je n’arrive à rien – Je ne puis donc encore me permettre l’oeuf sur le plat de l’amitié. Je vais tâcher de le prendre l’autre Diman-che: – Mais ….. l’Ecosse, ou peut-être même le départ pour la France …. que sais-je? … Nous sommes comme l’oiseau sur la branche, ou …. sur les eaux du Déluge! …“Beiliegend ein e. Br. m. U. von Gabriel F a u r é an die Sopranistin Jeanne Hatto (Paris 1916; „Carte Pneumatique“).

534 — E. Postkarte m. U. (London 20.V.1874.) Mit Empfängervermerk. (150.—)

An den Komponisten Edouard Silas, Organist an der katholischen Kapelle von Kingston upon Thames und Professor für Harmonielehre an der Guildhall School of Music.„Mon vieux [Zeichnung einer Säge] l’[Zeichnung eines Herzchens]! Votre Magnificat est prêt – vous voyez bien que je ne vous oublie pas …“Silas vermerkte am Fuß mit roter Tinte: „I often signed my name thus [Zeichnung einer Säge] l’[Zeichnung eines Herzchens], i. e. saw in french ‘scie’, et l’as – ace (E.S.)“.Beiliegend ein e. Billett m. U. auf seiner gedruckten Visitenkarte („Membre de l’Institut“): „Mon Général, vous êtes le plus aimable des hommes – hélas! …“ (o. D.).

535 GRÉTRY, André Ernest Modeste, 1741 – 1813. E. Br. m. U. O. O. 15.VIII.1802. 1⁄2 S. 8o. Mit Oblatensiegel und Adresse. Etwas gebräunt. (250.—)

An „Monsieur Adrien“ in Paris, der ihn in ein Restaurant eingeladen hatte.„jai le plaisir de saluer le confrère Adrien, j’accepte volontiers son aimable invitation, je serai chez les frères provéncaux à l’Heure indiquée / Son compatriote et ami / Gretry“.

536 GRETSCHANINOW, Alexander, russischer Komponist, 1864 – 1956. Eigenh. Musik-manuskript in 5 Heften, jeweils mit Titel und zweimaligem Namenszug (auf Titel bzw. S. 1). 1939. 14, 14, 19, 11 bzw. 18 S. Hochformat, 18-zeilig. Russisch. Alle Titel mit Stempeln der „Éditions M.-P. Belaieff“ und „Boosey & Hawkes, Ltd.“. Mit Vermerken in Blei und farbigen Kopierstiften von fremder Hand. Leicht gebräunt und fingerfleckig. Bugfalten der äußeren Bögen teilweise gebrochen. (2.000.—)

„Sonetti romani“ op. 160 Nr. 1 – 5 für hohe Singstimme und Orchester. – Vollständige Partitur mit unter-legtem russischem Text nach Wjatscheslaw Iwanowitsch Iwanow .1) „Piazza di Spagna“, bezeichnet „Moderato“.2) „Fontana della Tartaruga“, bezeichnet „Allegro moderato“.3) „Triton“, bezeichnet „Allegro vivo“.4) „Il tramontare del soli al Pincio“, bezeichnet „Lento“.5) „Fontana Trevi“, bezeichnet „Allegro moderato“, am Schluss datiert „1939“.

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(A. Gretschaninow)

Umfangreiche Beilagen:1) Vollständige Orchesterpartitur von „Piazza di Spagna“ auf Transparentpapier mit gedruckten Noten-linien (Hochformat, 22-zeilig), mit unterlegtem Text auf Englisch und Russisch.2) Vllständige Partituren der Bearbeitungen für hohe Singstimme, Klavier und Streichquartett der Sätze „Piazza di Spagna“, „Fontana della Tartaruga“ und „Il tramontare del soli al Pincio“. 3) Vollständige Streicherstimmen (Violine I, Violine II, Viola, Cello) der Streichquartettbearbeitung des Satzes „Piazza di Spagna“ auf dünnem Papier mit gedruckten Notenlinien (Hochformat, 14-zeilig), dazu jeweils Photokopien.4) Vollständige Violinstimme der Streichquartettbearbeitung des Satzes „Piazza di Spagna“ auf Trans-parentpapier mit gedruckten Notenlinien (Hochformat, 12-zeilig), dazu der Druck.5) Vollständige Partitur für Gesang (hohe Singstimme, Russisch) mit Klavierbegleitung des Satzes „Piazza di Spagna“ auf dünnem Papier mit gedruckten Notenlinien (Hochformat, 14-zeilig).6) Vollständige Partitur für Gesang (hohe Singstimme, Russisch) mit Klavierbegleitung des Satzes „Piazza di Spagna“ auf Transparentpapier mit gedruckten Notenlinien (Hochformat, 12-zeilig), dazu 2 Drucke sowie der Umschlag des Erstdrucks, erschienen 1949 bei M. P. Belaieff in Paris.

537 GRIEG, Edvard, 1843 – 1907. E. musikal. Albumblatt m. U. „Stuttgart; / Februar 1890“. 1 S. 4o. An den Rändern schwach gebräunt. Doppelbogen mit kleinen Heftlöchern. (1.200.—)„So sollte das Leben sein! …“ (Übersetzung aus dem Schwedischen).Geschrieben unter die Notation eines C-Dur-Akkords.Zwei weitere Eintragungen auf der 3. und 4. Seite des Doppelbogens, eine vom Pianisten Josef Weiss (Stuttgart 1890, mit kleinem Notenzitat).

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538 — E. musikal. Albumblatt m. U. „Stuttgart, Febr. 90.“ 1 S. quer-gr.-8o. Mit gedrucktem Schmuckrähmchen. Etwas gebräunt. Unregelmäßig beschnitten. An den Ecken auf Karton montiert. (1.600.—)

Notenzitat für „Klavier“, bezeichnet „Sehr langsam!“ – Die Widmung lautet: „Tägliche Übung für / das liebe kleine Gretchen Klinckerfuss / zur freundl. Erinnerung an / Edvard Grieg“.Die damals dreizehnjährige, spätere Pianistin Margarete Klinckerfuß war die Tochter des Stuttgarter Instrumentenhändlers Apollo Klinckerfuß und der Pianistin Johanna Klinckerfuß.

539* — E. Br. m. U. Oslo („Kristiania“) 6.XI.1890. 1 S. 8o. Norwegisch. Schwach gebräunt. Mit Umschlag. (800.—)

An Rasmus Kliim, Gründer und Chef des Hotels „Kongen af Danmark“ in Kopenhagen, dem er seinen Besuch ankündigt.„…  Vi kommer rimeligvis Mandag eller Tirsdag Aften til Kjöbenhavn og håber at få vore gamle værelser …“

540 HANSLICK, Eduard, 1825 – 1904. 2 e. Br. m. U. Wien 8.IV.1880 und 20.III.1893. 3 S. gr.-8o. Ein Brief mit Briefkopf „Neue Freie Presse“. Ein Brief leicht angestaubt. (200.—)

An einen Kritiker, den er um wohlwollende Besprechungen von Gemälden von Familienmitgliedern bittet.1880. „… Erlauben Sie, daß ich Ihre gütige Aufmerksamkeit für ein Bild erbitte, das Sie in der bevor-stehenden Ausstellung im Künstlerhause sehen werden. Es stellt ein Bauernmädchen vor, das eine Rose vom Stock schneidet u. ist von meiner Nichte Frl. Olga von Fialka in Wien gemalt …“1893. „…  In der bevorstehenden Ausstellung des Künstlerhauses werden Sie zwei Bilder des Malers Arthur Ferraris (aus Paris) sehen, dessen Frau meine sehr liebe Nichte Ottilie ist. Eins dieser Bilder ist ihr Porträt, das andere eine Volksszene … aus Kairo …“

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541 HAUER, Josef Matthias, 1883 – 1959. Eigenh. Musikmanuskript, mit e. Titelblatt und Namenszug. Am Kopf paginiert „2“. 2 S. großes Hochformat, 14-zeilig. (1.200.—)

„Zwölftonspiel / für Klavier zu vier Händen“. – 11 Takte im 3/4-Takt. S e h r s e l t e n .

542* HEGAR, Friedrich, 1841 – 1927. 39 e. Br. m. U. Aarau, Basel, Brenstenburg, St. Moritz-Bad, Tarasp und Zürich 29.VII.1892 bis 20.VI.1918. 80 S. gr.-4 bis kl.-8o. Schwach gebräunt. Teilweise mit Anmerkungen von fremder Hand. Gelocht. (1.200.—)

An den Konzertveranstalter (Max) Ulrich überwiegend in Honorar- und Engagementfragen. Hegar war u. a. Leiter des durch seine Initiative gegründeten Zürcher Konservatoriums und während beinahe vier Jahrzehnten Dirigent des Tonhalle-Orchesters.

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Aarau 9.V.1897. „Die Honorare für Frau Schumann-Heink und Frl. Landi sind allerdings hoch, aber berühmte Namen müssen eben theuer bezahlt werden, und es wird wohl nichts Andres übrig bleiben, als in den sauren Apfel zu beißen. Ich bin aber der Ansicht, daß wir nicht 3 so theure Vögel in einer Saison zu nehmen brauchen, sondern neben der Landi entweder die Lehmann oder die Heink …“Aarau 29.XII.1897. „… R. S t r a u s s hat also definitiv angenommen für den 25. Januar. Er ist einver-standen mit 1000 frs. Honorar für sich u. seine Frau …“ – Strauss dirigierte in der Tonhalle u. a. die Zürcher Erstaufführung von „Also sprach Zarathustra“.Basel 25.V.1899. „… In Basel wollen sie nächsten Winter J o a c h i m noch einmal spielen lassen. Bei seinem Alter ist es wohl das letzte Mal u. ich würde mich freuen, wenn wir uns anschließen …“ – Joachim sollte noch bis zu seinem Todesjahr 1907 Konzerte geben.Aarau 1.VIII.1899. „… Becker bekommt jetzt nicht 500 frs. sondern 500 Mark mit Rücksicht auf seine Mitwirkung in Don Quixote von Strauss …“ – Das Tonhalle-Orchester spielte am 9. Januar 1900 mit dem Cellisten Hugo Becker unter der Leitung von Hegar die Zürcher Erstaufführung der Tondichtung von Strauss.Mit der Erwähnung zahlreicher weiterer Musiker, darunter Eugen d’Albert, Hans von Bülow, Ferruccio Busoni, Fritz Kreisler, Jan Kubelík, Lilli Lehmann, Ignacy Jan Paderewski, Raoul Walter und Eugène Ysaÿe.

543* HENZE, Hans Werner, 1926 – 2012. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. 11.IX.1976. 1 S. quer-8o. Feinkarton. (350.—)

5-taktiges Notenzitat im 6/8-, 5/8-, 4/8- und 5/8-Takt für „Clar[inette] 1“ und „Sax[ophon]“ mit einer Widmung an den Musiker Peter M u c k .Beiliegend eine Portraitphotographie mit e. Namenszug auf der Bildseite (Brustbild, 4o).

544 HILLER, Ferdinand von, 1811 – 1885. E. Br. m. U. (Köln) 30.V.1875. 3 S. kl.-8o. (250.—)

An einen Herrn, Proben während seiner Abwesenheit betreffend. – Hiller war seit 1850 Leiter des Gürzenich-Orchesters.„… Ich reise den 1. nach Scandinavien u. komme erst Anfangs July wieder. Die Schlußprobe mit der Dem. G… wird wohl jedenfalls während meiner Abwesenheit statt haben u. wird mehr u. bessere Rich-ter finden als ich einer bin. Indeß wollte ich doch, da mich die Sache interessirt, Ihnen meine Meinung nochmals dahin aussprechen, daß man besser thun wird die … zu lassen wie sie ist …, als den Versuch des Herunterstimmens u. Feilens zu machen; denn wenn man damit nicht bis z. tiefen C anlangt, also fast einen ganzen Ton erzwingt, wird die Wirkung eine sehr schlechte sein …“Beiliegend ein e. Billett m. U. („… Sie können auf Heymannn zählen …“).

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545* HINDEMITH, Paul, 1895 – 1963. Eigenh. Musikmanuskript mit Widmung u. U. Taos (New Mexiko) 19.VIII.1949. 2 Titelblätter und 64  S., mit Umschlag. Quer-kl.-4o, 8-zeilig. Dreifach-Lochung, mit grüner Schnur geheftet. Einzelne Blätter leicht gebräunt. Umschlag am linken Rand kleine Läsuren. (6.000.—)

„S o n a t e f ü r K o n t r a b a ß u n d K l a v i e r / 1949 “. – Vollständiges Manuskript mit den Sätzen „Alle-gretto“, „Scherzo. Allegro assai“, „Molto Adagio“, “Recitativo“ und “Lied. Allegretto grazioso“. Am Schluss der Klavierstimme die Orts- und Datumsangabe.Klavier- (50 S.) und Kontrabassstimme (11 S.), jeweils mit einem Titelblatt auf Deutsch und Englisch. Auf der Rückseite der Titelblätter jeweils die Angaben zur „Stimmung des Basses“ („Tuning of the Bass“), zur Notation („Alle in diesem Stück verwendeten Schlüssel notieren eine Oktave höher als der wirkliche Klang“) sowie zur „Spieldauer“ („14 Min.“).Auf dem Titelblatt der Klavierstimme die eigenh. Widmung „Dem altbewährten Freund / E[gon] S[eefehlner], mit herzlichsten Weihnachts- / und Neujahrswünschen / Paul und Gertrud Hindemith / Dez. 56 / NB. Sie wissen doch, daß dieses Stück / bei Ihnen uraufgeführt worden ist (26.4.59)?“ – See-fehlner war Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft. Werkverzeichnis Serie V: Kammermusik.

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546 — E. Br. m. U. „Paul“. O. O. u. D. (Graubünden, ca. 1930). 3 S. gr.-8o. Gelocht (gerin-ger Buchstabenverlust). (800.—)

Humorvoller Brief an den ihm befreundeten Maler Rudolf W. Heinisch, die Bezahlung eines Gemäldes betreffend.Zuerst bittet er in bester Manier um Übersendung eines Autographs. „…  Als grosser Verehrer Ihrer Kunst – zumal Ihre grossen Öldruckgemälde ‘Die Nachtwache’ und ‘Selbtsbildnis in Öl’, die ich zwar nicht im Original zu sehen die Ehre hatte, die mir aber allein des Flächeninhalts und des damit verbun-denen Ölverbrauchs (der mich als Techniker restlos vom künstlerischen Wert zu überzeugen imstande ist) ausserordentlich imponieren, haben es mir angetan – möchte ich Sie bitten, mir in einigen Zeilen Ihr … Autogramm nebst einigen Lebensmaximen zu schicken. Ich versichere Sie, dass Sie sich in der besten Gesellschaft befinden. (U.a. habe ich bis jetzt Wilhelm II, Rundfunkintendant Flesch, Richard Tauber, Rekordflieger Hunter (leider gebrochen), Bezirksvertreter Matauschky von ‘Shell’, Dr. Eckener dreimal, Annie Besant und Herr Krishnamurti … Johannes Brahms, General Nobile, ferner ein gewisser Rigoletto …) –… Wir wären selig und unbeschwert, machte uns Dein Geburtstagsgeschenk nicht schwere Sorge. Eine Hälfte schenkst Du der Gertrud, die andere soll ich abstottern. Heisst das nun:a) Das Bild kostet 1000, 500 schenkst Du, 500 stottere ich, oderb) schon neulich nachgelassen 500, 500, 250, 250.c) da in 171⁄2 Jahren die Zinsen das Kapital verdoppeln, was habe ich in dieser Zeit zu zahlen bei 1.) 1 000, 500, 500, bei 2.) 500, 250, 250 – ferner wenn ich mittlerweile schon etwas abgestottert habe (etwa die Hälfte) wieviel bei a) oder b).d) Wie hoch ist der Diskontnachlass bei sofortiger Barzahlung, die natürlich gar nicht in Frage kommt? Sollte er wie bei jedem besseren Geschäft 50% betragen, bin ich mit dem Handel einverstanden, als ich Dir dann nichts mehr schuldig wäre, denn 1000: 50% Nachlass: 500, 50% Diskont 500 bleibt 0 Rest … Das Bild nehmen wir dann in Frankfurt mit. Vielleicht legst Du in anbetracht des hohen Preises noch einige kleinere Stücke (Stilleben, Jagdstücke, Abendstimmungen – keine Jugendwerke, nur vollfette Ware!) bei …“

547 — Eigenh. Zeichnungen. „2.8.1950“. 4 S. gr.-8o. Blei- und Buntstift. (600.—)

Häusliche Szene in 8 Bildern (je 2 auf einer Seite). – Anlässlich des 50. Geburtstags seiner Frau Gertrud, ihrem Sternzeichen gemäß in den Bildern als Löwe dargestellt, erzählt Hindemith karikaturhaft und mit kleinen textlichen Einfügungen die von Missgeschicken geprägte Geschichte des Geburtstagsmorgen. Beiliegend 4 nach Hindemiths Zeichnungen photographisch vervielfältigte Weihnachts- bzw. Neujahrs-karten des Ehepaares (1 mit e. Zusatz m. U. von Hindemith), 1945 und o. D., gr.-8o und 8o.

548 — Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf der Bildseite. 1.X.1954. Schwarz-weiss-Aufnahme. Ca. 12 × 18 cm. (300.—)

Brustbild, en face. – Die Aufnahme zeigt Hindemith in Hemd und Krawatte, mit Taktstock in der Hand, wohl in einem Aufnahmestudio. „Für die Lechners zur Erinnerung an die Amigos-Eindringlinge. / Paul und Gertrud / Hindemith …“Beiliegend 1 weitere Portraitaufnahme (1922, Visitformat) sowie 10 Gruppenaufnahmen (9 verso von Hin-demith beschriftet, 1922 – 1933), die ihn im Kreis anderer Musiker zeigen, darunter mit seinem „Quar-tett“, mit den „Komponisten vom Salzburger Fest“ (Musikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, 1922) und mit „S c h e r c h e n , der Kapellmeister meiner Kammersymphonie und ich“ (1922).

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(P. Hindemith)

549 — Br. m. U. O. O. 15.X.1961. 1 S. folio. Bläuliches Papier. Gelocht. (250.—)

An „Lieber Herr Intendant“, wohl Rolf Liebermann, Intendant der Hamburgischen Staatsoper.„… Bitte gruessen Sie Herrn Ludwig“ (der Dirigent Leopold L.) „und sagen Sie auch ihm Dank, dass er sich des CARDILLAC annehmen will. Wenn es moeglich waere, in Ihren Ankuendigungen das Beiwort ‘Neufassung’ zu vermeiden waere ich besonders gluecklich … Musikalisch ist der alte Cardillac zu 95 % in der Ueberarbeitung enthalten und diese ist nun die einzige und endgueltige Form in der die Oper auffuehrbar ist …Ich habe uebrigens eine Scene (Duett) neu geschrieben (Nr. 16 Duett …), die mir nicht gefiel … Vielleicht interessiert es Ihre Mitarbeiter, dass von der gesamten Oper ein recht gutes Band existiert. Es stammt von einer Auffuehrung im Wiener Radio, welche ich selbst gemacht habe … Ich koennte mir denken, dass es bei der kurzen Vorbereitungszeit ein gutes Hilfsmittel waere …“Die ursprünglich 1926 entstandene Oper war in einer überarbeiteten Fassung 1952 in Zürich erstmals gegeben worden.

550* HONEGGER, Arthur, 1892 – 1955. 3 e. Br. m. U. „AH“ und „AHonegger“. (Paris, Februar 1944, 27.XI.1945) und um 1945. Zusammen 3 S. gr.-4o bis gr.-8o. Ein Brief mit kleinen Einrissen. (600.—)

An eine Dame (Dolores Maurel de Silvera), die ihn mit Lebens-mittelpaketen versorgte.(Paris, Februar 1944.) „… Je pense souvent a vous et je reg-rette bien votre absence malg-ré les avantages materiels que cela nous procure. / Enfin ‘le pire n’est pas toujours sûr’ comme on dit dans le Soulier de Satin et peut-être reverrons nous une periode un peu moins effrayante au point de vue de la stupidité de l’humanité …“ – Zu Paul Claudels Schauspiel „Le Soulier de Satin“ hatte Honegger 1943 eine Bühnen-musik geschrieben.(Paris 27.XI.1945.) „… lorsqu’on revient de Suisse ou la vie est a peu près norma-le le contact avec l’existence parisienne est assez decevant et je suis heureux d’une part d’avoir beaucoup à faire de façon à être absorbé et en dehors. Aussi afin de gagner un peu de cet argent qu’il faut maintenant jeter a poig-nées pour obtenir le minimum vital …“

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(Paris, um 1945.) „… j’ai honte de ne correspondre avec vous que dans un but materiel et interessé et j’espère que vous me croyez si je vous redis que ce n’est pas la l’expression de mon sentiment …“ – Die Nachschrift: „Trouvez vous encore quelques megots à fumer?“

551 HUMPERDINCK, Engelbert, 1854 – 1921. E. Br. m. U. Köln 30.XI./1.XII.1887. 32⁄3 S. 8o. Schwach gebräunt. Knickspur auf der ersten Seite. (400.—)

Aus seiner Zeit als Dozent am Kölner Konservatorium an Ludwig Strecker, Inhaber des Verlags B. Schott’s Söhne in Mainz, der ihm bei der Stellungssuche behilflich war und eine Stelle als Lektor in seinem Verlag angeboten hatte.„…  Auf der einen seite die ungewissheit, wie sich meine zukunft in Mainz gestalten wird, wenn das ursprüngliche projekt fehlschlägt, auf der anderen seite die aussichtslosigkeit, hier in Köln auf einen grünen zweig zu kommen, da seit der Wü l l n e r ’schen aera die concurrenz zu gross und zu mächtig ist.So viel steht allerdings bei mir fest, dass ich bei der nächsten geeigneten gelegenheit meine ausschliesslich dem pädagogentum gewidmete stellung mit einer thätigkeit vertauschen werde, die meinen anlagen und kräften mehr zusagt … Keinesfalls aber würde ich, wie ich Ihnen schon damals sagte, vor abschluss des Wintersemesters … kommen können …“Humperdinck, seit Jahren auf der Suche nach einer festen Anstellung, hatte zuvor u. a. als Assistent Wagners in Bayreuth, als Kapellmeister am Kölner Stadttheater, als musikalischer Gesellschafter Alfred Krupps sowie am Konservatorium in Barcelona gearbeitet. Mainz sollte er 1890 wieder verlassen und an das Hoch’sche Konservatorium nach Frankfurt a. M. gehen.Beiliegend 2 e. Br. m. U. seiner Ehefrau Hedwig Humperdinck geb. Taxer (Berlin-Grunewald 1903 bzw. 1904); beide an „Lieber Herr Doktor“ (Ludwig Strecker?), der sich kritisch zu dem von ihr verfassten Libretto zu der Oper „Heirat wider Willen“ (nach Alexandre Dumas’ „Les demoiselles de Saint Cyr“) geäußert hatte.

552 — E. Br. m. U. „E Hump.“ Frankfurt a. M. 10.VI.1890. 2 S. 12o (Briefkarte). (300.—)

Als Dozent am Hoch’schen Konservatorium wohl an seinen Verleger wegen möglicher Aufführungen der von ihm bearbeiteten Märchen-Oper „Das eherne Pferd“ von Daniel Auber. „… eine augenblickliche Verlegenheit nötigt mich Sie zu bitten, das Geld, welches ich vorigen Winter bei Ihnen in Verwahrung gegeben, mir möglichst umgehend zuzuschicken … Von Frau Wa g n e r “ (Hum-perdinck war 1881 bis 1882 Richard Wagners Assistent in Bayreuth und unterrichtete später dessen Sohn Siegfried) „hörte ich kürzlich, das ‘Eh. Pferd’ würde wahrscheinlich nächsten Winter in Wien gegeben werden … Von Lesimple“ (August L., Vorsitzender der Wagner-Gesellschaft in Köln) „höre ich, dass man ebenso in Köln vorhabe, das Stück zu geben, und Herr Int[endant] Claar“ (Emil C., Leiter der Frank-furter Oper) „teilte mir dieser Tage … mit, dass die Oper für nächste Saison hier angenommen worden sei. Zu guter Letzt kam diesen Morgen Herr Gen. Dir. L e v i zu mir und erzählte mir, dass Perfall“ (Karl von P., Intendant der bayerischen Hoftheater) „sich nachträglich doch entschlossen habe, die Oper zu geben, allerdings ohne Ausstattung … M o t t l … würde gern die neuen Änderungen im III Akt adaptie-ren, wollen Sie die letzteren (Partitur) schicken? …“Beiliegend ein e. Billett m. U. auf seiner gedruckten Visitenkarte; an (Carl) Brand, Leiter der Bayreuther Bühnentechnik: „… Leider ist es mir unmöglich, jetzt kurz vor der Abreise Ihnen meinen Abschiedsbe-such zu machen …“ (Bayreuth 1884).

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(E. Humperdinck)

553 — 2 e. Postkarten m. U. Boppard 23.IX.1898 (Portrait und Ansicht seiner Villa auf der Textseite) und Berlin-Wannsee 12.XII.1914 (mit Absenderstempel). (200.—)

1898. An ein Fräulein Hellfeld, das ihm zum Geburtstag gratuliert hatte. „… Ich war leider sehr beschäf-tigt in den letzten Wochen, sonst würde ich eher geantwortet haben …“ 1914. An den Musikverleger Ernst Eulenburg in Leipzig mit Bestellungen. „… Seit Jahren bin ich bemüht, die von Ihnen herausgegebene ‘kleine Partiturbibliothek’ zu erwerben bzw zu vervollständigen … / Ich bitte daher um freundliche Auskunft ob folgende Werke bei Ihnen … zu haben sind: / 1) Fr. Schubert, Symphonien Cdur u. Hmoll. / 2) R. Schumann. Symphonien. / 3) F. Mendelssohn Bartholdy Symphoni-en. / 4) … Ouvertüren. / 5) Fr. Liszt. Symphonische Dichtungen. / 6). Edv. Grieg Peer Gynt – Danke …“

554 IBERT, Jacques, 1890 – 1962. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. u. D. 1 S. quer-gr.-8o. An den Rändern schwach gebräunt. Minimaler Randeinriss. (250.—)

Vier Takte eines „Quatuor à cordes“, notiert im Bassschlüssel und bezeichnet „Allegretto marcato.“Beiliegend ein e. Br. m. U. als Direktor der „Académie de France“ in Rom an die Sopranistin Georgette Myrris, die in Paris wohl die Titelrolle seiner Oper „Angelique“ sang: „… Malheureusement je ne puis que combatir de loin, à la déception que vous avez – et qui me touche vivement – de n’être pas de la distribution de reprise d’ ‘Angelique’! …“ (Rom 1940, mit Umschlag).

555 INDY, Vincent d’, 1851 – 1931. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. u. D. 1 S. quer-kl.-8o. Leicht fleckig, Knickspuren. Montiert. (200.—)

4 Takte aus seiner 1903 uraufgeführten Oper „L’Etranger“. Beiliegend 2 e. Br. m. U. als Direktor der von ihm mitgegründeten „Schola Cantorvo“: an „Madame“ (Boffres 1918) und an „Cher Monsieur“ (Paris 1922).

556 JANÁCEK, Leoš, 1854 – 1928. E. Postkarte m. U. Brünn 26.V.1925. Tschechisch. (600.—)

An Ludvik Boháček, seine Oper „ J e n u f a “ betreffend.„Sehr geehrter Herr! / ‘Weit und breit’ aus ‘Její Pastorkyna’“ (der tschechische Titel der Oper) „ist meine Komposition, nur der Text ist populär. Univ[ersal] Edition entscheidet über den Abdruck …“ (Übersetzung).

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557 JOACHIM, Amalie, geb. Schneeweiß, Sängerin, 1839 – 1898. E. musikal. Albumblatt m. U. Helsingsfors, November 1885. 1  S. quer-gr.-8o (obere Hälfte eines größeren Blattes). Goldgedruckte Notenzeilen mit Schmuckrähmchen (beschnitten). (200.—)

Viertaktiges Notenzitat zu dem Text: „Still ist die Nacht es ruhen die Gassen etc. / Schubert – Heine“.Mit diversen Beilagen, darunter 1 e. Billet m. U.: Einladung für ein „Liebes Fräulein“ zu einem „harm-losen Maskenscherz in einer Ihnen bekannten Familie“ (o. O. u. D.) sowie 3 Portraitphotographien aus jüngeren Jahren, davon 1 zusammen mit ihrem Mann Joseph Joachim (Visitformat).

558* JOACHIM, Joseph, 1831 – 1907. E. Br. m. U. (Berlin,) „Friedr. Wilh. Strasse, 5“ 8.VII.(1890). 4 S. gr.-8o. Größerer Faltenriss. Mit Umschlag. (200.—)

An Robert Schaeffer, „Secretair I. M. der Königin von Rumänien“ in Berlin, der sich wohl wegen einer geplanten Veröffentlichung über Robert S c h u m a n n an Joachim gewandt hatte, der für ihn bei Clara Schumann um Material bitten sollte. – Die Königin, die unter dem Pseudonym Carmen Sylva als Schrift-stellerin tätig war, hatte selbst vormals Klavierstunden bei Clara Schumann erhalten.„…  Ich kann mir vorstellen dass Ihnen die Aufgabe angenehm und nützlich scheint, und will gerne helfen. Zunächst werde ich an Frau Schumann schreiben, die augenblicklich in Franzensbad (Böhmen) weilt, und ihr sagen dass ich Ihnen die nöthige Liebe zur Sache und die Fähigkeit sich in Ihre Aufgabe zu vertiefen zutraue. Wollen Sie ihr dann selbst schreiben? Denn ich weiss nicht genau wie Sie sich ihre Hülfe bei dem Vorhaben denken. Unpublicirtes Material wird sie, fürche ich, kaum zur Verfügung stellen wollen, da sie bekanntlich selbst die Herausgabe von Schumann’s Briefen mit der Zeit im Sinn hat …“

559 — Portraitphotograhie mit Widmung u. U. am Unterrand. Dezember 1900. 25 × 17,5 cm. Aufnahme: Guigoni & Bossi, Mailand. Dreiseitiger Goldschnitt. Untersatzkarton leicht ge-bräunt. (250.—)

Prachtvolle Aufnahme aus späteren Jahren. – Brustbild im Profil nach links, am Unterrand die Widmung „An Julchen von Onkel Jo. / Weihnachten 1900“.Mit diversen Beilagen, darunter 1 e. Br. m. U. an eine Nachfahrin Sir George Smarts, in dessen Londoner Haus Carl Maria von Weber 1827 gestorben war (Berlin 8.II.1907, englisch) sowie 1 handschriftlich aus-gefülltes Einlass-Billett zu einer „Quartett-Probe / Joachim, Kruse, Wirth, Hausmann“ und 5 gedruckte Visitenkarten mit e. Zusätzen.

560* — E. Br. m. U. O. O. u. D. 21⁄3 S. 8o. Mit den Initialen des Ehepaares Joseph und Amalie Joachim am Kopf. Kleines Loch in rechter oberer Ecke. (200.—)

Wohl an einen Konzertveranstalter.„… Ich bin mit der Reihenfolge und auch mit der A dur Sonate von Mozart einverstanden. Von Haydn müssen wir aber das G dur Trio nehmen, wenn es nicht zu abgespielt ist, worüber Sie allein urtheilen können …“

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561 KABALEWSKI, Dmitri Borissowitsch, 1904 – 1987. E. musikal. Albumblatt m. U. Mos-kau 12.VIII.1967. 1 S. ca. 8,5 × 16 cm (Notenpapier, Ausschnitt aus einem größeren Blatt). (180.—)

Zwölf Takte aus dem Walzer („Waltz“) seiner Orchester-Suite „The Comedians“, bezeichnet „Moderato“.Beiliegend ein datierter e. Namenszug (Moskau 1957; montiert unter Passepartout, darüber eine Por-traitphotographie).

562 KIENZL, Wilhelm, 1857 – 1941. E. Br. m. U. Graz 24.VI.1903. 4 S. 8o. Mit Umschlag. (200.—)

An die Schauspielerin Ellie Stärk in Graz mit einer Entschuldigung.„… Es that mir sehr leid, Sie gestern nach Hause gehen lassen haben zu müssen. Aber Pennarini’s“ (der Opernsänger Aloys P.) „Wunsch, allein mit mir zu sein … musste respektirt werden … ich bin Angesichts des Misstrauens meiner Freunde ängstlich geworden. Was nützen alle Versicherungen der künstlerischen Verehrung, wenn man Missverständnissen u. Verkennungen solcher Art ausgesetzt ist, wie von Seite Ihres lieben Gatten? Ich merk’ es ja: er meidet mich – u. auch ‘Evangelimann’, ‘Heilmar’ et tutti quanti können mir dagegen nicht helfen! Ja, so ist’s! Das Leben ist doch nicht so leicht, wie ich oft dachte …“

563 KORNGOLD, Erich Wolfgang, 1897 – 1957. E. musikal. Albumblatt m. U. auf der Textseite einer Portraitphotogra-phie. „Wien, Nov. 1916.“ Leicht berieben. (400.—)

Sechs Takte aus seiner zweiten Oper „‘ Vi o l a n t a ’ op 8“ zu dem unterlegten Text „Reine Liebe, die ich suchte ein Leben lang, nun fühl ich …“ Die Uraufführung der Oper, die Korngold erst siebzehnjährig komponiert hatte, hatte im März unter Bruno Walters Leitung – zusam-men mit seiner ersten Oper „Der Ring des Polykrates“ – in München stattgefunden.Die Karte ist adressiert an „Frl. / Esther Loch“ in Wien; die umseitige Aufnahme zeigt den jungen Korngold im Dreiviertelprofil nach links, das Kinn auf die linke Hand gestützt. Beiliegend ein e. Br. m. U., der sich vermutlich auf eine weitere Aufführung der „Violanta“ bezieht: „Verehrter Herr Rat! / Duhan“ (der Sänger Hans D.) wackelt für Donnerstag! / Wie wäre es, wenn Herr Madin“ (Viktor M.) „auf alle Fälle kommen würde? Ein II. Soldat wird sich finden, nicht? …“ (wohl Wien 1921).

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564 — E. Br. m. U. Wien 28.III.1920. 2 S. folio. Bräunliches Konzeptpapier. Kleinere Rand- und Faltenläsuren. Gelocht. (300.—)

An einen Herrn wegen der Details eines in Hamburg geplanten Konzerts.„… auf Ihre frdl. Anfrage teile ich Ihnen die Bläserbesetzung meiner S i n f o n i e t t a i n H d u r, für gr. Orch. op 5 / Fliessend, mit heiterem Schwung / Scherzo: Molto agitato (rasch und feurig) / Molto andante (träumerisch) / Finale: Poetico – Allegro giocoso / nachstehend mit:2 Flöten, 1 Piccolo / 2 Oboen … / 2 Clarinetten … / Ich glaube, das Programm am besten wie folgt: 1. Sinfonietta … E. W. Korngold / Pause / 2. ‘Kindertotenlieder’ Gustav M a h l e r  … / 3. Suite aus der Musik ‘V[iel] L[ärm] u[m] N[ichts]’ E. W. Korngold …“

565 — Eigenh. ausgefüllter Vordruck m. U. Hollywood, CA 28.II.1941. 1 S. quer-schmal-8o. (150.—)

Indossierter Scheck der „Bank of America / Pay to the order of“: „The Inter Insurance Exchange of the Automobile Club of Souther Calif.“ über „Sixtyfour 34/100“ Dollars.Korngold, 1934 in die Vereinigten Staaten emigriert, hatte sich mit Hilfe von Max Reinhardt als Filmkom-ponist etabliert und 1941 bereits zwei Oscars gewonnen.

566* KOTEK, Iossif Iossifowitsch, Violinist, Schüler und Freund Tschaikowskis, 1855 – 1885. E. Br. m. U. Davos 2.XII.1884. 4 S. 8o. (1.200.—)

Kurz vor seinem Tod wohl an den Komponisten Ernst Rudorff in Berlin, dem er von einem Besuch seines ehemaligen Lehrers Tschaikowski in Davos berichtet, wo er sich zur Kur aufhielt. Zuerst wohl über dessen zweite Serenade op. 21, von der er ein Arrangement erstellt hatte. „… Dieses Arrangement habe ich nur aus Vergnügen gemacht, und mit Hugo Bock abgemacht, dass wenn Sie das-selbe für ungenügend halten werden – es in den Papier-Korb geworfen wird … Vorgestern verliess mich Tschaikowsky, welcher so gut war mich hier auf 8 Tagen besucht zu haben. Mit ihm spielte ich die Sere-nade und freute mich, dass dieselbe ihm sehr gefiel; besonders die ersten 3 Sätse …“ – Erwähnt seinen Lehrer Joseph J o a c h i m .Kotek starb nur 30-jährig am 4.I.1885 an Tuberkulose. – S e h r s e l t e n .

567 KREISLER, Fritz, 1875 – 1962. 2 e. Br. m. U. „Fährschiff ‘Deutschland’“ 28.XI.1923 und o. O. u. D. 5 S. gr.-8o u. 8o. Bleistift u. Tinte. Der Brief von 1923 mit Briefkopf „Deutsche Reichsbahn/Saßnitz-Trälleborg“. (300.—)

1) 1923. Wohl auf der Rückreise von Schweden nach Berlin an „Lieber Herr Nordberger. / Mir fällt soeben ein, dass für den Fall meiner Rückkehr nach Stockholm es praktisch wäre, einen gewissen Geld-betrag in Stockholm sofort zu meiner Verfügung zu haben. Daher bitte ich Sie blos Abrechnung nach Berlin zu senden, und den noch fälligen Restbetrag bis auf weiteres zu meiner Verfügung in Stockholm zu behalten …“2) O. D. An einen Konzertveranstalter mit einer Absage. „… Ich weiss ganz gut dass die bis jetzt aufge-laufenen Kosten gedeckt werden müssen, bin aber der Meinung dass die Wahrung des künstlerischen Rennomées welches durch ein leeres Concert empfindlich geschädigt würde, diesen Verlust aufwiegt. / Die Absage bitte morgen sowohl in den Zeitungen als auch auf den Placaten ersichtlich zu machen, und durch eine Nagelentzündung an der rechten Hand zu motivieren …“Beiliegend eine signierte Portraitphotographie „Fritz Kreisler / Birmingham / Nov. 9/04“.

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568 KÜCKEN, Friedrich Wilhelm, 1810 – 1882. E. Br. m. U. Hamburg 30.X.1847. 1 S. gr.-8o. Bläuliches Papier. Mit Bearbeitungsvermerk am Kopf. (150.—)

An einen Generalintendanten.„… Ich bin in der größten Verlegenheit, wegen der an Ew. Hochgeboren gesandten, noch nicht zurück erfolgten Costüm-Zeichnungen. Bitte Ew. Hochwohlgeboren, gefälligt befehlen zu wollen: daß die Retoursendung baldmöglichst erfolge …“ – Aus der Sammlung Künzel.Beiliegend ein weiterer e. Br. m. U.; an eine Gräfin mit der Bitte, „im Beethoven-Album ein Sträußchen aufgetrockneter Maiblümchen“ zu suchen (o. O. u. D.)

569 LACHNER, Vinzenz, 1811 – 1893. E. Br. m. U. Karlsruhe 11.II.1881. 1⁄2 S. gr.-8o. Mini-mal fleckig. Auf der oberen Blatthälfte die gestochene Ansicht des Königsees (leicht staub-fleckig). (120.—)

An seinen Sohn Robert, einen bevorstehenden Besuch betreffend.„… Es sieht nicht aus als sollte der Rest meiner Münchener Errungenschaft, ein vollausgebildeter Kater, bis übermorgen von mir weichen; auch ist die Witterung dem Nachzügler keineswegs hold.Rebus sic stantibus stelle ich Dir anheim mich nächsten Sonntag in meiner Klausur zu besuchen. Macht es Dir nicht zu viel Mühe so bringe mir Nachricht üb[er] Hrn. Rocke’s“ (wohl der Tenor Leopold R.) „Befinden. Wenn er z[u] Hause wird er dir etwas für mich mitgeben. Die üppige Gegend wird Dich nicht hindern 1⁄2 Dzd. Canon’s zu ersinnen. / Dein verclausulierter / VLachner“.

570 LEONCAVALLO, Ruggiero, 1857 – 1919. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf der Bildseite. Nizza 24.III.1904. 25 × 17,5 cm. Aufnahme: Carlo Anadone, Novara. Umlaufen-der Goldschnitt. (400.—)

Brustbild aus mittleren Jahren: Leoncavallo in Anzugjacke mit Weste und Uhrenkette (Dreiviertelprofil nach rechts). Die Widmung lautet: „A Monsieur Jarconnet / souvenir de la première de Z a z a a Nice et témoignage de profonde sympatie et sincère amitié / R. Leoncavallo / Nice 24 Mars 1904.“Die Uraufführung der Oper „Zazà“ hatte vier Jahre zuvor unter der Leitung von Arturo Toscanini am Teatro Lirico in Mailand stattgefunden.

571 — E. Br. m. U. Mailand o. D. 4 S. kl.-4o. (300.—)

An eine ihm befreundete Dame in Wien mit der Frage, ob die Nachricht von einer bevorstehenden Auf-führung seiner Oper „ C h a t t e r t o n “ an der Wiener Hofoper zutreffe.„… Je ne voudrais pas avoir une fausse joie! J’ai eu tant de deceptions à Wien … je voudrais savoir de vous, qui etes en même de savoir mieux que personne la verité, et qui etes mon amie si la nouvelle est vraie et c’est bien decidé. Je me suis fait envoyer une copie de mon oeuvre avec paroles italiennes et alleman-des pour envoyer à Van Dyck“ (der belgische Tenor Ernest van D.). „Du reste j’ai envoyé imprimer une Invocation à la Muse avec paroles de Musset que j’ai voulu dedier à Van Dyck comme premier hommage. Si la nouvelle est vraie pourriez-vous savoir aussi quelle femme on me destinerait? …“„Chatterton“ war Leoncavallos erste, erfolglos gebliebene Oper. Das Werk wurde im Mai 1908 durch die „Gramophone Company“ als eine der ersten Opern vollständig aufgenommen; dass diese Aufnahme vom Komponisten selbst dirigiert wurde, macht sie zu einem wertvollen akustischen Dokument.

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572 LIND, Jenny, verm. Goldschmidt, Sängerin, die „schwedische Nachtigall“, 1820 – 1887. E. Br. m. U. „Jenny L. Goldschmidt“. London 1.III.1869. 4 S. 8o. An den Rändern leicht ge-bräunt. Montagerest auf der 4. Seite. (250.—)

An einen Herrn, der mit ihr einen jungen Mann bei der Emigration unterstützte. – Zwischen 1857 und 1913 wurde die Auswanderung mittelloser Engländer in die britischen Kolonien von Organisationen wie der East End Emigration Society und Lady Hobart’s Emigration Fund unterstützt. „… Accept my warm thanks for the great kindness you have shown to me, in helping me to my hearts content about the young man in whose behalf I wrote you. – I will very soon send all the particulars about him to the Hon[ourab]le Mr. Hobart and hope that … the East of London Emigration Society may be able to find work on his arrival … I will send £ 10. to Mr. Hobart for any poor Emigrant most in need …“„chez moi à l’Altenburg“

573 LISZT, Franz, 1811 – 1886. E. Br. m. U. (Weimar, nach 1850.) 3 S. gr.-8o. Blaues Papier. (2.000.—)

An einen befreundeten Musiker, dessen „détermination négative à l’égard du Concert de la Cour“ er bedaure.„… Puisque vous voulez bien me faire l’amitié de venir passer quelques jours ici, venez donc, je vous en prie demeurer tout simplement chez moi à l’Altenburg. L’appartement que je vous destine ne sera pas brillant, mais j’imagine que vous vous y trouverez mieux qu’à l’Erbprinz, et vous me ferez un véritable plaisir …Je vous ferai avertir de la prochaine représentation de Lohengrin, qui aura lieu vers le 18 courant. Peutêtre pouvez vous vous libérer des vos nombreux devoirs, et choisir ce moment pour nous faire la visite que vous nous promettez …“Die Uraufführung des „Lohengrin“ hatte am 28.VIII.1850 am Weimarer Hoftheater unter Liszts Leitung stattgefunden.

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(F. Liszt)

574* — E. Br. m. U. Weimar 21.X.1851. 2 S. gr.-8o. Grünliches Papier. Schwach fleckig. Am Kopf der 1. Seite roter Sammlungsstempel „J. K. Riess / Handschriftensammlung“. (2.000.—)

An den Verleger (Heinrich) Brockhaus, mit Dank für die Mitteilung „que ma brochure sur L o h e n g r i n a paru. À mon passage à Leipzig j’ai bien regretté de n’avoir pas eu le plaisir de vous y rencontrer; il m’eut été bien agréable de vous y voir, et de vous exprimer ma parfaite satisfaction des soin que vous avez donné à l’edition de ce petit volume qui a tout à fait bonne façon.D’après nos conventions j’avais chargé M. Gerhardt libraire, à faire prendre 50 exemplaires qui me sont déjà parvenus et vous prie maintenant de m’envoyer de suite ici 50 autres dont le prix que vous avez fixé à 1 Thaler pièce vous sera renvoyé exactement …“Der von Wagner selbst redigierte Aufsatz Liszts war im April des Jahres in der Leipziger „Illustrirten Zeitung“ erschienen.

„interessante Zustände“

575* — E. Br. m. U. Weimar 4.III.1858. 3 S. gr.-8o. Bläuliches Papier. Montagereste am rech-ten Rand der unbeschriebenen 4. Seite. (2.000.—)

Wohl an den Komponisten und Kapellmeister Karl August Krebs am Königlichen Hoftheater in Dresden, Aufführungen von dessen Oper „Agnes“ betreffend.„… Von dem glänzenden Erfolg ihrer Agnes in Dresden … in Kentniss gesetzt, sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank für Ihr freundschaftliches Schreiben, und behalte mir vor Sie bei meiner nächsten Durchreise in Ihrer Residenz zu besuchen und Ihnen näheres mitzutheilen über die in den nächsten Monathen wenigstens nicht günstigen Aussichten einer Aufführung der Agnes in Weymar.Frau von Milde“ (die Sopranistin Rosa von M.) „wird Anfangs April genöthigt sein die Bühne zeitweilig zu verlassen behufs interessanter Zustände, und Mitte Juny treten unsre Ferien an.Eine andre Darstellerin für Ihre Titelrolle möchte ich Ihnen nicht zuertheilen und so wird uns nichts andres übrigbleiben als abzuwarten …“

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576* — E. Br. m. U. O. O. 18.III.1858. 1 S. gr.-8o. Bläuliches Papier. (800.—)

An „Madame la Baronesse“ wegen einer Verabredung.„… En vous rendant grâce de votre aimable billet, j’ose vous demander de vouloir bien fixer le jour. – à partir de Dimanche – où vous me permettrez de vous renouveller, Madame, l’expression de respectueux hommages de / votre tout dévoué serviteur / F. Liszt“.

577 — E. Br. m. U. Weimar 16.IV.1859. 4 S. gr.-8o. Faltenrisse. (1.600.—)

An einen ihm befreundeten Komponisten, dem er für die Zusendung einer neuen Komposition dankt und ein Treffen in Aussicht stellt.Zunächst mit Rat für die Verfassung eines Dankschreibens an eine Hoheit. „… In der Regel wird bei ähn-lichen Fällen das Danksagungs Schreiben nicht an die hohen Herrschaften selbst gerichtet, sondern an diejenige Person (Secretär, Hofmarschall, etc) durch welchen uns das Souvenir zugesandt. Adressiren Sie also ein paar Zeilen des Dankes für I.K.H. der Frau Prinzess von Preußen an den Unterzeichneten des Briefes der Ihnen gewiss in Begleitung der Juwelen zugekommen.Ich war in der letzten Zeit so vielfach in Anspruch genommen dass ich Ihnen meinen herzlichen Dank für Ihr neues Liederheft schuldig geblieben. Sie wissen aber mit welcher Vorliebe ich Ihre so vollendeten Gesänge geniesse, und dieses Goethe Heft entspricht gänzlich den feinen und tiefen Sinn den Sie mir frü-her darüber angedeutet. Es sind dies wieder einige schöne Seelen mehr in Ihren reichen Schrein! Auch haben Sie dabei die gelungenste Fassung getroffen.Vielleicht kommen Sie am Charfreitag zur Passions Musik nach Leipzig wozu ich auch hinreise. Wenn es Ihnen Ihre Zeit erlaubt richten Sie es doch so ein dass wir uns nach der Aufführung im Hôtel de Russie (wo ich jetzt immer absteige) treffen und wenigstens ein Theil des Abends zusammen verbleiben. Wir sehen uns eigentlich gar zu selten und für mich hat unser persönlicher Verkehr immer eine wohltuende Einwirkung …“

„Die Beethoven Sturmpetition“

578 — E. Br. m. U. (Paraphe). (Weimar) 7.IX.1872. 1 S. gr.-4o. Kleine Faltenrisse. (1.600.—)

An den Dramatiker und Librettisten Salomon Hermann von Mosenthal, der ihn bedrängt hatte, bei der Errichtung des Beethoven-Denkmals in Wien mitzuwirken.„… Ihre Beredsamkeit ist gewaltig. Die Beethoven Sturmpetition gleicht dem Sturm der Pastoral Sym-phonie. Dabei vergessen Sie mein Alter, Schwächen und andere Gebrechen. Was Sie mit jetzt zutrauen habe ich bescheidenst im Jahre 1845 gelegentlich des Beethoven-Monuments in Bonn geleistet. Ob dassel-be zu wiederholen mir zusteht, bezweifle ich sehr. Jedenfalls bitte ich Sie mich in dem Reserve Corps zu belassen, und den jüngeren, trefflichen Künstlern welche sich dem neuen Beethoven Monument zueignen, den Vorrang zu gewähren …“Das Beethoven-Denkmal von Caspar von Zumbusch in Wien wurde 1880 eingeweiht; das Komitee wurde bereits 1871 durch die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gegründet.Es handelt sich hier wohl um den Entwurf oder eine Abschrift des Briefes von Liszt an Mosenthal, dessen Name am Kopf des Briefes erwähnt ist; der ins Reine geschriebene Brief exakt gleichen Inhalts befindet sich im Beethoven-Haus Bonn (HCB Br 339; Sammlung H. C. Bodmer).Siehe die Abbildung auf S. 288.

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(F. Liszt)

579 — E. Br. m. U. Weimar 30.VI.1878. 1 S. 8o. Leicht gebräunt. Minimaler Faltenriss. (800.—)„Geehrter Herr,Es steht mir keineswegs zu, Titulaturen zu verleihen. Indess, da Sie die Freundlichkeit hatten, meine Behausung in der Weimarer ‘Hofgärtnerei’ mit einem ihrer vortrefflichen Pianino, zu schmücken, darf ich nichts dagegen einwenden wenn die Firma H ö h l e sich als Lieferant für Dr. Franz Liszt bekennt …“

580 — E. Br. m. U. Hannover 19.IV.(1879), „Eilig, vor meiner Abreise nach Frankfurt“. 2 S. 8o. Mit Umschlag. (1.200.—)

An den Komponisten und Kapellmeister Carl Riedel in Leipzig, ein bevorstehendes Konzert betreffend.„… Hoffentlich entschliesst sich noch B ü l o w die F a u s t S y m p h o n i e , und die Frühlings Phantasie von Bronsart“ (Hans von B.) „bei der nächsten Tonkünstler Versammlung in Wiesbaden zu dirigiren.Ihren Programm Besuch erwartet in Weimar, wo Dienstag abends zurück sein wird, / Ihr aufrichtig ergebenster / F. Liszt.“Am 5. Juni des Jahres dirigierte Hans von Bülow die genannten Werke neben Tschaikowskis Klavierkon-zert in h-Moll (mit Bülow als Solist) und Ausschnitten aus seiner Musik zu Shakespeares Julius Caesar.

581 — E. Billett m. U. Weimar 29.IV.1882. 1 S. gr.-8o. Mit Umschlag. (600.—)

„Das Kaiserlich deutsche Postamt in Weimar [wird] ersucht meine sämtliche Briefe, nicht die Pakete welche hier verbleiben sollen, – mir vom 1ten Mai bis 8ten zu expediren, Bruxelles (Beglien) …“

Nr. 578

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582 LOEWE, Carl, 1796 – 1869. E. Schriftstück in dritter Person mit Namenszug im Text. O. O. u. D. 1 S. quer-8o. Leicht fleckig. Kleinere Randeinrisse. (120.—)

„Declaration.Der Musikdirector Loewe sendet an die Musikhandlung Nägeli in Zürich ein Pakuetchen [sic] in Leinen, in welchem ein Notenblatt und ein gedruckter Text enthalten ist, im Werthe von 4 Thalern“.

583 MAHLER, Gustav, 1860 – 1911. E. Br. m. U. O. O. u. D. (nach 1895). 2 S. kl.-4o. Kleiner Faltenriss. (3.000.—)

An „Herrn von Bellschan“, den Bruder der Sängerin Anna von (Bellschan-)Mildenburg. „…  für Ihre liebenswürdige Gratulation sage ich Ihnen meinen ergebensten Dank. Ihre Ermahnung an Ihre Schwester habe ich auch ausgerichtet; aber ich glaube, da ist Malz u. Hopfen verloren! Sie ist und bleibt eine  … Feindin des Briefschreibens, und es muß Jeder von Glück reden, der ein schriftliches Lebenszeichen von ihr erhält.Erlauben Sie daher, daß ich Ihnen für sie die herzlichsten Grüße bestelle. Sie befindet sich sehr wohl, und wächst von Tag zu Tag (das heißt: nicht an Kör-perumfang – denn das wäre schlimm) von Ruhm und Kön-nen. Und wir können alle auf sie stolz sein …“Anna von Mildenburg hatte 1895 ihr erstes Engagement unter Mahler in Hamburg ange-treten und bis 1897 eine Bezie-hung zu ihm unterhalten; 1898 folgte sie Mahler nach Wien.

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(G. Mahler)

584* — E. Br. m. U. (Wien 29.V.1903.) 2 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf „Der Director / des / K. K. Hof-Operntheaters.“ Mit Umschlag. (4.000.—)

An den Schweizer Diri-genten und Komponisten Hermann Suter in Basel, den er um „gründliche collegiale Unterstützung“ für die bevorstehenden Proben zur Aufführung der Zweiten Symphonie in Basel bittet.„…  Eben ersehe ich aus Ihren früheren Briefen, daß mir die Vormittage des 8. 9. und 10. Juni für meine Proben zugedacht sind. – Daß also dann für das Orchester bis zur Generalprobe 4 volle Tage verstreichen müßen, in denen noch dazu das Interesse durch andere Aufgaben voll in Anspruch genommen werden muß. Es ist in diesem Falle sicher zu erwarten, daß die Früchte der ersten Proben während der lan-gen Pause größtentheils wieder verloren gehen. – Wäre es denn nicht mög-lich, wenigstens eine die-ser Proben gegen eine an einem späteren Tage zu vertauschen? – Ich wäre Ihnen unendlich dank-bar, wenn Sie dieß ermög-lichen könnten …Was die Glocken am Schluße des V. Satzes betrifft, so trage ich noch nach, daß alle tiefklin-genden Glocken dazu taugen, nur müßen sie untereinander an der Klanghöhe beträchtlich verschieden sein …“Am 15. Juni dirigierte Mahler anlässlich des 39. Tonkünstlerfests des Allgemeinen Deutschen Musik-Vereins die Symphonie im Baseler Münster.

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„in recht schwerer Krankheit“

585 MARSCHNER, Heinrich, 1795 – 1861. E. Schriftstück m. U. Hannover 2.IX.1861. 4 S. gr.-folio. Schwach gebräunt, leicht fleckig; kleiner Randeinriss. (600.—)

„Verzeichniß der Gelder, welche meine Tochter, verheirathete Hauptmännin Basson von April 1850 bis heute von mir, ihrem Vater, erhalten hat“:„Im April 1850 300 r. – –u. H. Basson, zur Bezahlung kleinerer Schulden, baar 200 r – – “ etc.; die über zwei Seiten aufgeliste-ten Posten summieren sich auf 1889 Taler 6 Groschen.„Diese Summe fordre ich als Unterstützungen, meiner Tochter gewährt, nicht zurük. Aber Niemand von meiner Familie, weder Frau noch Kind, hat jemals nur den 10t. Theil soviel von mir erhalten, was auch ganz unmöglich gewesen wäre, da ich ohne eignes Vermögen bin.Die Summe, welche mein Sohn Alfred bei seiner Uebersiedlung nach Nordamerica von mir ausgezahlt erhielt, war das Erbtheil seiner verstorbenen Mutter.Nachfolgende Summen aber, welche meine Tochter von mir geliehen erhielt u. worüber sie Schuldscheine ausgestellt hat, sind bei meinem Tode zu vertheilen oder von ihrem möglichen Erbe abzuziehen …“ – Es folgt eine Aufstellung dieser Schulden sowie der des Schwiegersohns.„Natürlich müßen nach meinem Tode meine 2 übrigen Erben“ (Witwe und Sohn) „übereinkommen, was da zu machen“, zumal diese Schulden das Erbe und das Vermögen von Tochter und Schwiegersohn „sicherlich“ überstiegen. Marschner bittet, „lieber entsagen, als meine Tochter in noch größere Misere bringen …“Marschners Tochter Antonie (1827 – 1891) entstammte seiner dritten Ehe mit Marianne Wohlbrück; verheiratet war sie mit dem Hauptmann Karl Basson, der als Invalide aus dem Schleswig-Holsteinischen Krieg zurückgekehrt war. Der Sohn Alfred Marschner (aus der Ehe mit Franziska Jaeggi) lebte in Sche-boygon, Wisconsin als Farmer und gründete dort eine deutsche Zeitung. – Ein Vierteljahr vor Marschners Tod (am 14.XII.1861) „in recht schwerer Krankheit“ geschrieben.

586* MARTIN, Frank, 1890 – 1974. E. Br. m. U. Amsterdam 14.II.1950. 3 S. kl.-folio. Auf seinem Briefpapier. (300.—)

Wohl an einen Dirigenten oder Chorleiter, der sein Oratorium „Golgatha“ aufführen wollte und dem er detailliert die Sänger aus der im April des Vorjahres erfolgten Genfer Uraufführung empfiehlt.„… Mme. Defraiteur, soprano belge, a une voix claire, lumineuse, qui convient parfaitement à son rôle dans cette partition. Vous trouveriez difficilement une artiste plus adaptée.Mme. Grétillat a chanté parfaitement sa partie, en particulier dans le tableau Géthsémané, où sa voix se mariait très bien à celle de Haefliger.Toutefois, si d’ici l’an prochain Elizabeth Gehri recommence à chanter, il ne faudrait pas hésiter à lui demander son concours. / Vous connaissez Häfliger et Rehfuss, excellents tous les deux. / Etcheverry qui faisait le rôle du christ l’a fait avec une autorité impressionnante …“Erwähnt eine Hamburger Aufführung, bei der ihm besonders die Sänger „Helmut Melchert … et Hans Olaf Hudemann dans le rôle du christ“ gefallen hätten, „mais c’était en allemand“.

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587 MASCAGNI, Pietro, 1863 – 1945. Eigenh. Musikmanuskript mit Widmung und zweifa-chem Namenszug (auf Titel und am Schluss). Mailand 1.V.1883. Titelblatt und 14 S. Querfor-mat, 10-zeilig. Titel etwas, Seiten leicht gebräunt. Bindung gelöst. (1.600.—)

Frühe Komposition: „– Gavotta in La min – / – composta per Pianoforte nel 1882 – / – e dedicata – / – a suo fratello Carlo – / da / – Pietro Mascagni – / – e dallo stesso ridotta nel 1883 – / – per Trio di strumenti a corda – / – e donata – / – all’ Istituto Cherubini – / – Milano 1 Maggio 1883 – / – P. Mascagni –“Trio für „Violino“, „Viola“ und „Violoncello“, bezeichnet „Allegro“, insgesamt 136 Takte mit ausführli-chen Tempo- und Dynamikbezeichnungen.

588* — 2 e. Br. m. U. Pesaro 12.VII.1901 und Wien 5.IV.1907. Zusammen 7 S. gr.-8o und 8o. Mit den Briefköpfen des „Liceo Rossini – Il Direttore“ bzw. „Hotel Bristol Wien“. (350.—)

An den Klavierfabrikanten Friedrich Ehrbar jun., dem er für das Geschenk eines Klaviers dankt, das bei Zuhörern und den Professoren des Konservatoriums in Pesaro größten Eindruck gemacht habe.1901. „… Non sto a dirle l’impressione straordinaria che lo strumento uscito dalla sua celebre casa ha prodotto in quanti hanno avuto il piacere di udirlo, primi fra tutti i Professori del Conservatorio Rossini che io dirigo. E mi piace ripeterle la mia ammirazione, augurandomi che i suoi pianoforti, che sono una brillante novità per l’Italia, sieno presto sparti nel mio Paese che sa apprezzare es ammirare ogni cosa bella ed artistica. / Io conserverò preziosamente il grande strumento che mi sarà di valevole aiuto nelle mie composizioni e che mi ricorderà sempre la Sua persona che mi è oltremodo cara …“1907. Das Klavier sei nach Rom transportiert worden und befinde sich wider Erwarten in perfektem Zustand, obwohl es – seit er 1902 nach Streitigkeiten mit dem Liceo Rossini sein Haus in Pesaro verlassen hatte – bis 1906 ungespielt geblieben war. „… questo pianoforte … non solo curarlo e riguardarlo, ma neppure suonarlo ed aprirlo, e nemmeno fu mai possibile per un solo giorno dare un poco d’aria alla stanza dove lo strumento restava inoperoso … Ebbene: il pianoforte era intatto e perfetto come quando usà dalla fabbrica. E non basta: portato da Pesaro a Roma, è stato trovato ancora così bene accordato (malgrado anche il lungo viaggio) da destare l’ammirazione di tutti gli intelligenti ed i competenti …“

589* — E. musikal. Albumblatt m. U. Rom 30.IV.1917. 1 S. quer-8o (montiert). (300.—)

Viertaktiges Notenzitat aus dem dritten Akt seiner Oper „ L o d o l e t t a “ auf die Worte „Voi siete nel mio cuore come Dio sull’alta – – – – re!“, bezeichnet „Sostenuto“ und „Ricordo della p r i m a r a p p r e s e n -t a z i o n e “.

590 — E. musikal. Albumblatt m. U. Prag 6.I.1925. 1 S. quer-12o. (200.—)

„Fior di giaggio – lo – –“. Zweitaktiges Notenzitat der Arie der Lola aus dem 1. Akt seiner Oper „C a v a l -l e r i a [rusticana]“.

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„bei den schönen Nichten, da wird es mir wohl“

591 MENDELSSOHN BARTHOLDY, Felix, 1809 – 1847. E. Br. m. U. „Felix MB“. Frankfurt a. M. 20./21.VII.1836. 31⁄2 S. gr.-8o. Mit Siegel und Adresse (kleines Loch an der Siegelstelle). Schwach gebräunt. Faltenriss. (3.500.—)

An Karl K l i n g e m a n n in London, seinen besten Freund, dessen Lieder er vertonte. Der Brief stammt aus dem glücklichen schaffensreichen Sommer des Jahres 1836 in Frankfurt a. M., wo er vertretungsweise den Cäcilienverein leitete.Zunächst über sein „ P a u l u s “ -Oratorium, dessen Uraufführung am 22. d. J. in Düsseldorf stattgefun-den hatte. „… Dank Dir, daß Du gute Worte über mein Oratorium gesagt hast; in der letzten Arbeit die ich jetzt damit vorgenommen habe, hat es glaube ich bedeutend gewonnen, namentlich der Anfang des ersten u. das Ende des zweiten Theiles … Noch ehe ich Deinen Brief mit dem Rath das Orat. auch in England erscheinen zu lassen erhielt, hatte mir Novello“ (der Verleger Vincent N.) „deshalb geschrieben  … und gestern habe ich seinen zweiten Brief bekommen, worin er meine Forderung bewilligt, und ganz geschwind die Partitur haben will, um in einem großen Musikfeste wenigstens etwas daraus zu geben, da es zum Ganzen zu spät sei … Gott gebe, daß sie es gnädig behandeln … O bitte, wenn Du kannst, so schmiege Dich an Sir George“ (der Dirigent und Komponist Sir G. Smart, der mit dem Verleger zusam-menarbeitete) „und inspirire ihn, als sein und mein guter Engel. Denn Du weißt, wie es klingt, was sich allein ausnehmen wird, u. kannst am besten entscheiden …

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(F. Mendelssohn Bartholdy)

Jetzt ist schon wieder der 21ste … und der Brief ist so ledern wie ein Feuereimer, oder als wäre ich ein angehender Comtoirist … In welchem trouble ich hier die vorigen Wochen zubrachte ist kaum säglich; unter andern kam eines Abends plötzlich Lindblad“ (der schwedische Komponist Adolf Fredrik L.) „… ins Zimmer; blühend, munter aussehend, viel harmonischer u. behaglicher als sonst, mit dem wurden 4 vergnügte Tage verlebt, aber es brachte mich herunter so den ganzen Tag in Gesellschaft … Hierauf kam Alexander Mendelssohn“ (sein Cousin) „mit seiner ganzen Familie u. seinen zwei nun auch erwach-senen Töchtern durch; dabei gehn die Frankfurter Musikgesellschaften ihren Gang fort, ich habe aber ihrer, und aller andern in der Welt übergenug und bin sie satt; nur wenn ich Abends bei H i l l e r bin und mit ihm plaudere, oder bei den schönen Nichten, da wird es mir wohl, und ich habe wieder einige frohe Stunden …“Mit den „schönen Nichten“ sind die Schwestern Cécile und Julie Sophie Jeanrenaud gemeint, bei deren Mutter Mendelssohn wohnte, wobei es wohl besonders Cécile war, die seine Stimmung beflügelte; er sei „so entsetzlich verliebt“, schrieb er vier Tage nach diesem Brief an seine Schwester Rebecka.Erwähnt den Maler Friedrich Wilhelm Schadow.„Sämtliche Briefe“ Band 5 Nr. 1387.

592 — E. Br. m. U. Leipzig 27.II.1837. 1 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Schwach gebräunt. Faltenrisse. Verso winzige Montagereste am Kopf. (2.500.—)

An seinen ehemaligen Klavierlehrer Ludwig Berger in Berlin, wohl wegen dessen Klavierbearbeitung von Glucks Ouvertüre zur „Iphigénie en Aulide“.„… Ihre beiden Briefe an Kistner sind richtig angekommen, wie er mir heut früh auf meine Anfrage mit-getheilt hat. Hinsichtlich der Correcturen schreibt er mir jedoch ‘Ich kann ein solches Text-Werk nicht mehr als einem Stecher geben, und bin daher schon zufrieden, daß der Stich der 35 Seiten Partitur in Stimmen heut noch vollendet wird. Die Partitur wird nun sogleich angefangen, hierauf wird die Erste Correctur sogleich vorgenommen, und der Titel ist schon in voller Arbeit und hoffe ich damit den Beifall des Herrn Berger zu gewinnen. Die 2te Correctur sende ich sodann an H. B. nach Berlin, vorher aber halte ich unnöthig ihm zu schreiben’Entschuldigen Sie die Eil meiner Zeilen und leben Sie wohl. Wie immer Ihr / Felix Mendelssohn Bartholdy Vorgestern haben wir wieder Ihre a dur Humoreske gesungen u. geübt; sie ging schon viel besser als das erstemal u. machte allen neue Freude.“„Sämtliche Briefe“ Band 5 Nr. 1586.

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593 — S t a m m b u c h f ü r F a n n y C a r u s mit e. Widmung u. U. (Titelblatt), 1 e. Gedicht mit Widmung u. U. (dieses lose), 1 e. Bleistiftzeichnung m. U. und 1 e. musikal. Albumblatt m. U. von Mendelssohn Bartholdy sowie 40 weiteren Eintragungen (davon einige montiert) von anderer Hand. Dorpat, Leipzig, Lobenstein und o. O. 19.III.1839 bis 15.VI.1853. Quer-8o. Prächtiger roter Lederband der Zeit mit reicher Vergoldung von Deckeln und Rücken, Unter-schnittmalerei, Goldschnitt und grünen Buntpapiervorsätzen. Mit marmoriertem Umschlag und Schuber. (12.000.—)

Das von Mendelssohn Bartholdy am 19.III.1839 in Leipzig angelegte Stammbuch für Fanny Carus, der 9-jährigen Tochter seiner Freunde, dem Chirurgen Ernst August Carus und der Sängerin Agnes Carus, enthält neben seiner Widmung auf der Titelseite drei Eintragungen von seiner Hand. Weitere Beiträger sind u. a. seine Frau C é c i l e , der Jurist und spätere Direktor des Leipziger Konservatoriums Heinrich Conrad S c h l e i n i t z , der sich für Mendelssohn Bartholdys Amt als Gewandhauskapellmeister in Leipzig eingesetzt hatte, und dessen Frau Constanze geb. Röder, Widmungsträgerin von Mendelssohn Bartholdys „Sechs Liedern für eine Singstimme und Klavier“ op. 47, sowie Freunde und Lehrer von Fanny, die 1852 den in Dorpat lehrenden Philologen Ludwig Mercklin heiratete.

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(F. Mendelssohn Bartholdy)

Die Eintragungen von Felix Mendelssohn Bartholdy:1) Widmung auf dem Titelblatt „An Fanny Carus. / zum Andenken. / Felix Mendelssohn Bartholdy. / Leipzig den 13ten März 1839.“2) Gedicht nach Johann Wolfgang von Goethes „Reisesegen“; die zwei letzten Zeilen abgewandelt: „Sei die Zierde des Geschlechts! – / Blicke weder links noch rechts; / Schaue von den Gegenständen / In dein Innerstes zurück; / Nimmer wird sich von dir wenden / Gottes Segen, Lebens Glück.“ – Darunter die Widmung „Mögen die Worte des Dichters an Ihnen stets in Erfüllung gehen, und Sie zuweilen erinnern an Ihren Freund / Felix Mendelssohn Bartholdy. / Leipzig d. 23ten April / 1839.“3) Detailliert ausgearbeitete Bleistiftzeichnung: ein Kloster mit spitz zulaufenden Kirchtürmen auf einem steil zu einem See abfallenden Felsmassiv. Im Vordergrund ein Dorf, im Hintergrund eine Gebirgsland-schaft. Auf dem voranstehenden Blatt die Datierung in Tinte „Leipzig den 20ten November / 1843. / FMB“. – Mendelssohn hielt das Sujet wohl nicht nach der Natur fest. Eine ähnliche „Composition“ kündigte er einige Jahre später auch Frances Arabella Thompson an: „… ein phantastisches Kloster in heitrer Morgendämmerung; unbewölkter Himmel; (mit einigen Zacken) ferne Gebirge … und noch meh-reres ist darauf zu sehen …“ (Leipzig 19.I.1847).4) Albumblatt mit den 6 Schlusstakten des Liedes „ I m H e r b s t “ op. 9 Nr. 5 (MWV K 38) für Sing-stimme und Klavierbegleitung mit dem unterlegten Text nach Karl Klingemann „Ach, wie schnell! Ach, wie schnell! Ach wie schnell sie fliehen!“ und dem e. Zusatz „Aus einem ganz alten Liede / von / Felix Mendelssohn Bartholdy / Leipzig 21 Nov. 1843.“ – Das Lied hatte er am 23. Mai 1827 komponiert. Die-ser Albumeintrag befindet sich, obwohl später datiert, weiter vorne im Album als die einen Tag früher datierte Handzeichnung.Die Unterschnittmalerei zeigt eine Kirche und drei angrenzende Gebäude (mit unleserlicher Titelei am Kopf) und stammt wohl ebenfalls von der Hand Mendelssohns.

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594 — E. Br. m. U. „Felix Mendelssohn Bartholdy.“ Leipzig 4.XI.1839. 11⁄2 S. 8o. Mit Blind-siegel und Adresse. Etwas gebräunt. (2.000.—)

An den Organisten J. Decker in Leipzig mit der Bitte, sich der belgischen Sängerin Elisa Meerti anzu-nehmen.Sie habe ihn „zu wiederholten Malen gebeten ihr einen Lehrer in der Harmonie u. dem Generalbaß bekannt zu machen … Da sie nun sehr musikalisch zu sein scheint u. ich ihr gern das Allerbeste gönnen möchte, so bin ich so frei Sie zu fragen ob Sie selbst sich wohl entschließen würden, ihr einige Lectionen in der Theorie zu geben, wodurch ihre Wünsche allerdings aufs Vollkommenste erfüllt würden …“Meerti war Sängerin der Gewandhaussaison 1839/40.„Sämtliche Briefe“ Band 7 Nr. 2488 (kurze Inhaltsangabe).

595 — E. Br. m. U. Leipzig 3.V.1846. 13⁄4 S. gr.-8o. Kleine Faltenrisse. Leicht fleckig. (2.500.—)An Bertha Friedheim in Berlin, für die er einen „Härtelschen Flügel“ ausgesucht hatte.„… Meine Schwester F a n n y hat Ihnen wohl mitgetheilt, daß ich gleich nach Empfang Ihres freundli-chen Schreibens einen Härtelschen Flügel aussuchte und mir zur genauern Prüfung nach Hause schicken ließ, daß ich aber nach wiederholtem Spielen mit dem Anschlag nicht ganz zufrieden war und mich daher nicht entschließen konnte, ihn Ihnen zu empfehlen, weil ich doch als Erwiederung Ihres freundlichen Vertrauens gern möchte, daß Sie das Beste bekämen, was die hiesige Fabrik bieten kann. Vorgestern habe ich nun einen andern gefunden, ihn ebenfalls hier in meinem Zimmer neben dem meinigen und auch nochmals neben jenem geprüft, und der neue läßt so wenig zu wünschen übrig, daß ich hoffe Sie werden Freude daran haben, und zufrieden damit sein …“Bertha Friedheim, wohl eine Freundin Fannys, gehörte im Jahr darauf zu den Gründungsmitgliedern des „Stern’schen Gesangvereins“.„Sämtliche Briefe“ Band 11 Nr. 5268 (kurze Inhaltsangabe).

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596 MENUHIN, Sir Yehudi, 1916 – 1999. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf der Bildseite. 1938. Ca. 17,5 × 23 cm. Aufnahme: De Bellis, New York. (300.—)

Brustbild nach rechts. Eindrucksvolles Photo des 22-jährigen, Violine spielenden Menuhin. Die Widmung lautet: „To Charles Edelman / Sincerely / Yehudi Menuhin / 1938“.Beiliegend eine weitere Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. „Mit besten Wünschen, / Yehudi Menuhin / Feb. 1964“.

„unser theurer Herr Liszt“

597 MEYERBEER, Giacomo, 1791 – 1864. E. Br. m. U. Berlin 30.IV.1842. 3 S. gr.-4o. Mit Siegel und Adresse. Etwas fleckig. Einige Faltenschäden. (400.—)

Schöner Brief an den Klavierbauer Joseph Maria Lefebvre in Köln über die triumphale Europatournee von F r a n z L i s z t .Zunächst über die Berliner Erstaufführung seiner 1836 in Paris uraufgeführten Oper „ L e s H u g u e n o t s “ . „… Unser König“ (Friedrich Wilhelm IV.) „wünscht daß ich nicht nur die Proben son-dern auch die erste Aufführung der Hugenotten in Berlin leite, u. diese wird wohl vor dem 20ten May nicht zu Stande kommen. Mithin werde ich wohl erst gegen Ende des künftigen Monats Berlin mit meiner Familie verlassen. Auch steht es fest daß ich meine Reise nach Paris über Belgien mache, u. zwar haupt-sächlich um ein paar Tage in Cöln mit Ihnen verehrter Freund verleben zu können …“ – Der Erfolg der Oper führte zu Meyerbeers Berufung nach Berlin. „Daß unser theurer Herr Liszt auf seiner ganzen Reise u. namentlich in Königsberg Riga Dorpat Entu-siasmus wie überall aufs höchste erregt hat, werden Sie wohl schon wissen. Gestern sprach ich einen Reisenden der in der kürzesten Zeit von Petersburg kömmt. Der Kaiser“ (Nikolaus I.) „war so ungedul-dig Liszt zu hören, daß er sein Konzert nicht abwarten wollte, sondern gleich 48 Stunden nach Liszt’s Ankunft ihn bei Sich zu einer kleinen Soirée einlud, u. ihn einem Fürsten gleich empfing. Auch dem ersten öffentlichen Konzerte wohnte dieser Reisende bei, u. versicherte daß die Sensation u. der Beifall alle Begriffe überschritten. Möge der Himmel zu allen übrig[en] so reichen Gaben mit denen er unsern Freund beglückt hat, ihm auch die der Selbstbeherrschung geben, damit diese schöne Flamme sich nicht schnell in sich selbst verzehre, u. das thatkräftige Leben durch Übermaß des Genusses zerstört werde. Wie traurig wäre das für die Kunst u. die Freunde des liebenswürdigen Künstlers! …“Beiliegend 1 e. Br. m. U. an Georges Kastner, der ihn besuchen wollte (o. O. u. D.) und 1 e. Br. m. U. an einen Kollegen, dem er von einem Berlioz-Konzert berichtet (o. O. u. D.).

598 — E. musikal. Albumblatt m. U. „Paris 8 Juin [18]49.“ 1⁄2 S. quer-gr.-4o. Dreiseitiger Goldschnitt. Leicht gebräunt. Kleine Randrisse. (600.—)

17-taktiges Notenzitat für Klavier, bezeichnet „Allegretto ben moderato“.Verso e. musikal. Albumblatt m. U. von Gustave-Hippolyte Roger für Klavier und Singstimme, mit dem unterlegten Text „Es-tu fille des cieux ou fille de la terre delirante …“ (Paris o. D.).

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599 MOSCHELES, Ignaz, 1794 – 1870. E. Br. m. U. Boulogne 9.X.1843. 1 S. gr.-8o. Mit pa-piergedecktem Siegel und Adresse. Feinstes Papier. Kleine Randläsuren, winziges Loch. (250.—)An den Pianisten und Komponisten Jakob Rosenhain (1813 – 1894) in Paris.„… Ich bin es Ihrer herzlichen Theilnahme für uns schuldig, Ihnen zu berichten, daß wir unsere Kinder heute Morgens im besten Wohlseyn umarmten.Hier stürmt es so daß kein Schiff sich getraut in See zu gehen u. wir glauben, daß wir uns schwerlich vor Ende der Woche werden einschiffen können …“Mit einer Nachschrift seiner Ehefrau Charlotte geb. Embden.

600 — E. musikal. Albumblatt mit Namenszug auf dem Titel. O. O., August 1854. 2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt, Klebefilmspuren. Montagerest auf der unbeschriebenen vierten Seite mit kleinen Ausrissen. (300.—)

„Altdeutsches Volkslied“ für Klavier und eine Singstimme. – Insgesamt 40 Takte, bezeichnet „Moderato. In mäßigem Zeitmaß“ mit dem unterlegten Text „Es war einmal eine gute Fee, die lebt an einem klaren See …“Auf dem Titelblatt, über Moscheles’ Namenszug, eine Widmung von der Hand seiner Frau Charlotte geb. Embden: „Der Frau v. Dönniges / zum / Andenken / an den / Aufenthalt in Egern / und an / ihre Freunde / Charlotte und I. Moscheles / August 1854.“

601 — E. Br. m. U. Leipzig 3.VII.1869. 3⁄4 S. gr.-8o. Mit geprägten Initialen am Kopf. Leicht gebräunt. Mit Montagerest auf der unbeschriebenen 4. Seite. (250.—)

An einen Freund in Köln („Ed. Mayer“), dem er eine Reise ankündigt.„… Ich ergreife die Feder (schöner Styl!) um mir dadurch ein Lebenszeichen von Ihnen zu veranlas-sen. Veranlasst bin ich dazu, weil wir gesonnen sind  … unsere Reise nach Belgrad ueber Nürnberg Regensburg Donau etc an zu treten, und ein nachträglich von Ihnen angekommener Brief uns verfehlen könnte …Von meinen auswärtigen Kindern habe ich gute Nachrichten. Meine Clara kränkelt leider noch immer, und bleibt unter ärztlicher Behandlung …“Beiliegend ein e. Billett o. U. sowie 2 gedruckte Visitenkarten mit e. Zusatz (schadhaft), ferner beiliegend eine Portraitphotographie (Visitformat).

602 MOSZKOWSKI, Moritz, 1854 – 1925. 2 e. musikal. Albumblätter m. U. Berlin 7.II.1891 und o. O. u. D. 1 S. quer-gr.-8o und 1 S. 12o. Ein Blatt mit kleineren Läsuren. (350.—)

1891. 5-taktiges Notenzitat für „Piano“, bezeichnet „Moderato“, unterzeichnet „Moritz Moskowski“.O. D. „Suite“ für Pianoforte. 4-taktiges Notenzitat, bezeichnet „Allegro“, unterzeichnet „Maurice Mosz-kowski“.Beiliegend ein e. Br. m. U. an einen befreundeten Redakteur, „Liebes Lankowchen“: „… Mir liegt nur an den Recensionen über meine Symphonie …“ (o. O. 1882).

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603 MOZART, Wolfgang Amadeus, 1756 – 1791. Eigenh. Musikmanuskript, verso Entwürfe für ein Konzertprogramm. (Wien, Januar/Februar 1783.) 2 S. kleines Querformat (ca. 16,6 × 22,3 cm), 10-zeilig (Tyson Wasserzeichen Nr. 65?). Linker Rand leicht beschnitten, Ränder stellenweise minimal gebräunt. Spuren einer waagerechten und einer senkrechten Mittelfalte. Spätere Bleistiftanmerkungen am rechten Rand von S. 1. Insgesamt von sehr guter Erhaltung. (140.000.—)

Das Manuskript enthält die vollständige erste Violinstimme für zwei Orchestertänze, Nr. 4 der Fünf Kon-tretänze KV 609, und Nr. 1 der Zwei Quadrillen (Menuette mit Kontretänzen) KV 463 (448c) sowie drei Entwürfe für das Programm seines berühmten Konzerts im alten Wiener Burgtheater vom 23. März 1783.

Auf der Vorderseite, auf den Notensystemen 1 – 4, die erste Violinstimme für die Kontretänze KV 609 Nr. 4, bestehend aus vier Abschnitten (insgesamt 40 Takte), die letzten drei überschrieben mit „[1.] Minore: … 2. Minore … 3. Minore“, jeweils mit „Da Capo:“ am Ende, mit einigen Abweichungen in der Phrasierung und im Text von der NMA-Partitur,

darunter, auf den Notensystemen 6 – 10, die erste Violinstimme für die Quadrille KV 463 (448c) Nr. 1 sowie die erste Oboenstimme für die Takte 33 – 40, notiert auf demselben Notensystem wie die erste Vio-linstimme, der Tanz in sechs Abschnitten (insgesamt 48 Takte), der erste mit „Menuetto“, der zweite mit „All[egr]o“ überschrieben und am Ende mit „Da Capo Menuetto:“ bezeichnet, mit einigen Abweichungen in Phrasierung, Dynamik und im Notentext von Mozarts autographer Partitur.

Auf der Rückseite, neben einigen eigenhändigen Kritzeleien und Worten („… und und und und …“), Entwurfsnotizen für das Programm von Mozarts Wiener Konzert vom 23. März 1783, bestehend aus drei Versuchen einer Auflistung der Konzertpunkte, die jeweils vom bekannten endgültigen Programm (siehe unten) abweichen: „Sinf: / Aria: Cav: / Coro: / Concerto / Aria: Adamb: … Sinf. / Aria Ca / Conc: / Aria Ad: / Sinf: / Aria: Cav: / Con: / Aria: Ad: / Phantas[ie?] / Sinf: … Sinf. / Aria Cav. / Concerto. / Aria Adamb: / Concerto / Aria: teiber. / Sinf: / Duetto. / Allein.“

Das Manuskript scheint der Mozart-Forschung unbekannt und in der Literatur nicht verzeichnet zu sein; sein Auftauchen stellt e i n e d e r b e d e u t e n d s t e n M o z a r t - E n t d e c k u n g e n d e r l e t z t e n J a h r e dar. Neben der Bereitstellung neuer Quellen für den Notentext der Tänze KV 609 Nr. 4 und KV 463 (448c) Nr. 1 sowie neuer Erkenntnisse zur Chronologie der Tänze liefert das Manuskript neue Informationen zur Planung eines der berühmtesten Konzerte Mozarts.

Das Datum des Burgtheater-Konzerts, Sonntag, 23. März 1783, dessen Programm auf der Rückseite des Blattes entworfen ist, bildet den terminus ante quem für den Inhalt des Blattes. Die Entwürfe lassen sich wahrscheinlich um den Februar 1783 datieren: Zum einen erwähnt Mozart bereits in einem Brief an seinen Vater vom 5. Februar das Datum des Konzerts, zum anderen lässt sich die einzige weitere Partitur auf dem offenbar gleichen Papier wie das vorliegende Blatt (Tyson Nr. 65) – bestehend aus zwei Blättern mit Kadenzen und Eingängen zu den Klavierkonzerten KV 175 und 271 – ziemlich genau auf den Februar 1783 datieren (Mozart schickte sie mit einem Brief vom 15. Februar 1783 an seine Schwester). Die beiden Tanzpartien auf der Vorderseite sind vermutlich etwas älter als die Programmentwürfe auf der Rückseite. Es ist möglich, dass sie im Zusammenhang mit den Karnevalsfeierlichkeiten des Jahres 1783 entstanden, vielleicht im Zusammenhang mit einem privaten Ball, den Mozart in der zweiten Januarhälfte in seiner Wohnung gab und der in einem Brief vom 22. Januar 1783 an Leopold Mozart beschrieben wird. In einem weiteren Brief an seinen Vater vom 12. März 1783 erwähnt er eine Maskerade am Rosenmontag, an der er als Harlekin teilnahm und für die er sowohl das Szenario als auch die Musik schrieb.

Die Datierung der beiden Quadrillen KV 463 in Köchel6 („angeblich im Januar 1784 in Wien“) basiert auf Johann Anton Andrés Datierung von 1784 auf der autographen Partitur der Tänze (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung), die wiederum zweifellos durch die authentische Datierung von 1784 inspiriert wurde, die Mozart einer anderen Sammlung von Tänzen gab, den Fünf Menuetten KV 461 (448a). Jedoch spricht nichts für Andrés Datierung von KV 463; bei den beiden

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Quadrillen könnte es sich sogar um zwei verschiedene Werke handeln. Die zweite, KV 463 (448c) Nr. 2, wurde von Alan Tyson auf den Sommer 1783 datiert, während Mozarts Besuch in Salzburg; das Papier der Partitur von KV 463 (448c) Nr. 1 (Typ 56-IIa) kann nicht genau datiert werden (es wurde zwischen 1781 und 1784 verwendet). KV 463 (448c) Nr. 1 in der Partitur der Berliner Staatsbibliothek ist für zwei Oboen, Fagott, zwei Hörner, zwei Violinen und Bass besetzt.

Auch die Datierung der Fünf Kontretänze KV 609 ist kompliziert. Obwohl Köchel6 ein Datum von 1791 vorschlägt (aufgrund der Tatsache, dass Nr. 5 oder eine Version davon in Mozarts thematischem Werk-verzeichnis unter dem Datum 6. März 1791 aufgeführt ist), hat Tyson die autographe Partitur der fünf Tänze (British Library, London) dem Jahr 1787 zugeordnet. Die Entstehungsgeschichte der einzelnen Nummern lässt sich jedoch nicht auf ein einziges Datum festlegen: KV 609 Nr. 1 basiert auf der Arie „Non più andrai“ aus „Le nozze di Figaro“ (1786), von Nr. 5 existiert eine leicht abweichend besetzte Fassung (= KV 610: Newberry Library, Chicago), die möglicherweise im Sommer 1783 in Salzburg geschrieben wurde. Das vorliegende Blatt deutet darauf hin, dass Nr. 4, oder eine Version davon, bereits Anfang 1783 existierte. KV 609 Nr. 4 in der Partitur der British Library ist für zwei Violinen, Violoncello, Bass, Flöte und Trommel besetzt; die drei mit „Minore“ bezeichneten Abschnitte in der ersten Violinstimme auf dem vorliegenden Blatt sind in der Partitur der British Library als „Alternativo“ bezeichnet.

Mozarts Brief vom 29. März 1783 an Leopold Mozart gibt einen anschaulichen Bericht über das gefeierte Konzert vom 23. März:„… Ich glaube es wird nicht nöthig seyn ihnen viel von dem erfolg meiner academie zu schreiben, sie werden es vieleicht schon gehört haben. genug; das theater hätte ohnmöglich völler seyn können, und alle logen waren besezt. – das liebste aber war mir, daß seine Mayestätt der kayser auch zugegen war, und wie vergnügt er war, und was für lauten beyfall er mir gab … die Stücke waren folgende. 1: die Neue Hafner Simphonie [Sinfonie in D, KV 385]. 2t: sang Mad:me Lange die aria auf 4 instrumenten aus meiner Münchner oper [„Idomeneo“, KV 366]. se il padre perdei: – 3:t spielte ich das 3:te von meinen Souscriptions-Concerten [Klavierkonzert in C, KV 415 (387b)]. 4:t sang Adamberger die Szene für den Baumgarten [das Rezitativ und die Arie „Misera, taube Sohn! … Ah! non son’ io che parlo“, KV 369, ursprünglich für Sopran]. 5:t die kleine Concertant-Simphonie von meiner lezten letzten Musique [Sätze 3 und 4 aus der Serenade in D, KV 320]. – 6:t spielte ich das hier beliebte Concert ex D [KV 175]. wozu ich das variazion Rondeau [KV 382] geschickt habe. 7:t sang Mad:elle täuber die Scene aus meiner lezten

(Ausschnitt)

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(W. A. Mozart)

mailand opera [„Lucio Silla“, KV 135]. Parto, m’affretto: – 8:t spielte ich allein eine kleine fuge [uniden-tifiziert, vielleicht extemporiert] : weil der kayser da war : und varierte eine aria [„Salve tu, Domine“] aus einer opera [von Paisiello] genannt. die Philosophen [„I filosofi immaginarii“; Mozart spielte eine Konzertimprovisation der Klaviervariationen KV 398 (416e)]. – musste nochmal spielen. varierte die aria unser dummer Pöbel meint etc: aus [Glucks] denn Pilgrimme von Mecka [„Die Pilgrime von Mekka“, Mozart spielte eine Konzertimprovisation der Klaviervariationen KV 455]. 9:t sang die lange das Neue Rondeau von mir [das Rezitativ und Rondo „Mia speranza adorata! … Ah, non sai qual pena sia“, KV 416]. 10. das lezte Stück von der ersten Simphonie …“

„Mad:me Lange“: Mozarts Schwägerin, die Sopranistin Aloysia Lange, geb. Weber (ca. 1760 – 1839); für sie schrieb Mozart außer KV 416 eine Reihe von Arien, darunter im Juni 1783 „Vorrei spiegarvi, oh Dio!“, KV 418, und „No, che non sei capace“, KV 419; auch die Rolle der Madame Herz in „Der Schau-spieldirektor“ (1786) wurde für sie geschrieben. In den Entwürfen für das Programm des Burgtheater-Konzerts vom 23. März 1783 sah Mozart jedoch die Mitwirkung einer anderen Sopranistin vor: „Cav:“, d. i. Caterina Cavalieri (1755 – 1801), die die Rolle der Konstanze in „Die Entführung aus dem Serail“ (1782) gestaltete.„Adamberger“ (in den Programmentwürfen meist mit „Ad:“ oder „Adamb:“ abgekürzt): der Tenor Valen-tin Adamberger (1740 oder 1743 – 1804); Empfänger einer Reihe von Arien Mozarts, darunter im Juni 1783 das aufsehenerregende „Per pietà, non ricercate“, KV 420; er gestaltete die Rollen des Belmonte in „Die Entführung“ und des Herrn Vogelsang in „Der Schauspieldirektor“.„Mad:elle täuber“ („teiber“ im dritten Entwurf des Konzertprogramms): die Sopranistin Therese Teyber (1760 – 1830); sie sang die Rolle der Blonde in der ersten Inszenierung von „Die Entführung“.

Literatur: Bauer/Deutsch Nr. 734 (Brief vom 29. März 1783); NMA IV/13, Abteilung 1⁄2, S. xvi (Vorwort) und 206 – 207 (Partitur) sowie der kritische Bericht zum selben Band, S. b/115 – 118; Alan Tyson, „Pro-blems in three Mozart autographs in the Zweig Collection“, in: Sundry sorts of music books. Essays on the British Library collections. Presented to O. W. Neighbour on his 70th birthday, hrsg. v. Chris Banks, Arthur Searle und Malcolm Turner (London, 1993), S. 251 – 252; NMA X/33, Abteilung 2 (Wasserzeichen-Katalog), passim; John Arthur, „The watermark catalogue of the Neue Mozart-Ausgabe: some addenda and corrigenda“, in: The Musical Times, vol. 159 Nr. 1945 (Winter 2018), S. 97 (zum Papiertyp 56-IIa).

Provenienz: deutsche Privatsammlung des 19. Jahrhunderts.

Wir danken Herrn John Arthur, Perranwell Station, Grossbritannien, für seine Arbeit an diesem Auto-graph.

(Ausschnitt)

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V. MUSIK

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604 MUSIKER. – Ca. 250 Autographen, zum größten Teil e. Br. m. U., auch Visitenkarten, Namenszüge u. a. Überwiegend 19. Jahrhundert. Vereinzelt kleinere Schäden. (8.000.—)

Darunter Franz Abt, Heinrich de Ahna, Conrad Ansorge (handschriftlich ausgefüllter Visums-Antrag, defekt), Eugen d’Albert, Kurt Atterberg (2), Daniel Auber, Leopold Auer (2), Wilhelm Backhaus (3), Wal-demar von Baußnern, Antonio Bazzini (2; davon 1 e. Namenszug auf Visitenkarte), Leo Blech (4), Karl Böhm, Louis Brassin, Ignaz Brüll, Alfred Bruneau, Adolf Busch (3), (Hans von Bülow; 6 an ihn gerichtete Briefe sowie 5 Briefe seiner Frau Marie v.B.), Willy Burmester, Ferruccio Busoni (2), Emmanuel Chab-rier, Gustave Charpentier (2), Ernest Chausson, Jules Cohen, Edouard Colonne (2), Alphons Czibulka, Ferdinand David, Léo Delibes, Alexander Dreyschock, Gottfried von Einem, Werner Egk (2), Mischa Elman, Heinrich Wilhelm Ernst, Heinrich Esser, Angelo und Teresa Ferni, Alexander Fielitz, Edwin Fischer (2; 1 handschriftlich ausgefüllter Visums-Antrag, defekt), Carl Flesch, Robert Franz, Manuel García (3; eine e. Zeichnung des Kehlkopfes), Friedrich Gernsheim, F. A. Gevaert (2), Charles Gounod, Paul Graener (2), Alfred Grünfeld (3), Heinrich Grünfeld (2), Ferdinand Gumbert (3), Josef Gungl, J. F. Halévy (2; dazu 1 e. Br. m. U. seines Neffen des Librettisten Ludovic H.), Carl Halir (2), Siegmund von Hausegger (3), Robert Hausmann, Hugo Heermann (2), Robert Heger (2), Anna Hegner, Josef Helmes-berger, Henri Herz, Richard Heuberger (3), Ferdinand Hiller (5; davon 4 Visitenkarten), Jenö Hubay (2), Ferdinand Hummel, Engelbert Humperdinck (2), Vincent d’Indy, Alfred Jaëll (2), Eugen Jochum, Paul Juon, D. B. Kabalewski (russisch), Joseph Keilberth (3), Wilhelm Kempff (2), Leo Kestenberg (5), Wil-helm Kienzl (3), Julius Klengel, Karl Konzák, Eduard Kremser, Ernst Krenek, Vinzenz Lachner (2), Edu-ard Lassen (2), Ferdinand Laub, Franz Lehár (3), Paul Lincke, Henry Litolff (3), Joan Manén y Planas, Henri Marteau (3), Pietro Mascagni (Br. m. U.), Louise Massart, Jules Massenet (6; von 4 Visitenkarten), Yehudi Menuhin (2), Tividar Nachéz, V. E. Nessler (2), Elly Ney, J. L. Nicodé, Walter Niemann, David Oistrach, Ole Olsen (2), Reinhard Oppel, Franz Ondricek (2), Ottokar Ostrièil, David Popper, Heinrich Porges, Dionys Pruckner (2), Raoul Pugno (2), Michael Raucheisen (3), Josef Rheinberger (3), Emil von Reznicek (3), Julius Rietz (2), Pierre Rode, Moriz Rosenthal (2), Albert Roussel (3), Camille Saint-Saëns, Emil Sauer, Emile Sauret (2), Xaver Scharwenka, Max von Schillings (3), Herrmann Scholtz (2), Henry Schradieck, Franz Schreker (2), Georg Schumann (5), Christian Sinding (2), Camillo Sivori, Bernhard Stavenhagen, Isaac Stern (Namenszug), Julius Stern (5; davon 1 Brief in seinem Namen), Robert Stolz, Ludwig Straus, Heinrich Sutermeister (2), Joseph Szigeti, Enrico Tamberlick, E. E. Taubert, Wilhelm Taubert (2), Carl Tausig, Sigismund Thalberg, Jacques Thibaud, Ambroise Thomas (3), Ludwig Thuille, Franz von Vecsey, José Vianna da Motta, Robert Volkmann, Charles Weinberger, Felix Weingartner, Ernst Ferdinand Wenzel, August Wilhelmi (2), Emanuel Wirth, Ermanno Wolf Ferrari, Edgar Wollgandt, Franz Wüllner, Eugène Ysaÿe, C. M. Ziehrer (3) und Heinrich Zöllner.Beiliegend 4 Autographen von Max Kalbeck sowie verschiedene Schriftstücke, die Verlagshäuser B. Schott’s Söhne und Tobias Haslinger betreffend, sowie über 20 gedruckte Visitenkarten.

605 — Über 240 Portraitphotographien, vorwiegend Atelieraufnahmen. 115  mit eigenh. Signatur, 45 mit zusätzlicher Widmung und 6 mit e. Notenzeile sowie 11 e. Br. m. U. auf Por-traitpostkarten. 19. und 20. Jahrhundert. Folio bis Visitformat. Viele mit Montagespuren bzw. -resten, einige mit kleinen Defekten. (6.000.—)

Eindrucksvolle Sammlung von Portraitphotographien bedeutender Instrumentalisten, Komponisten und Dirigenten, darunter Eugen d’Albert, Conrad Ansorge, Daniel Auber (2), Wilhelm Backhaus (4), Hector Berlioz, Julius Bittner, Leo Blech (3), Karl Böhm (2), Johannes Brahms, Max Bruch (2), Anton Bruckner, Ignaz Brüll, Alfred Bruneau, Hans von Bülow (2), Willy Burmester (2), Adolf Busch, Ferruccio Busoni (2), Pablo Casals, Emmanuel Chabrier, Gustave Charpentier, Jules Cohen, Édouard Colonne, Peter Cornelius, Ferdinand David, Léo Delibes, Louis Diémer, Nico Dostal, Werner Egk, Gottfried von Einem, Heinrich Wilhelm Ernst, Mischa Elman, August Enna, Max Erdmannsdörfer (2), August Max Fiedler, Alexander von Fielitz, Edwin Fischer, Josef Bohuslav Foerster, Robert Franz (2), Carl Goldmark, Charles Gounod (6), Paul Graener, Edvard Grieg, Alfred Grünfeld, Heinrich Grünfeld (2), Josef Gungl,

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V. MUSIK

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(Musiker)

Jacques Fromental Halévy (3), Carl Halir, Hans Werner Henze (2), Henri Herz, Richard Heuberger der Ältere, Ferdinand von Hiller, Franz von Hoesslin, Józef Hofmann, Jenõ Hubay, Bronislaw Huberman, Ferdinand Hummel, Engelbert Humperdinck (2), Vincent d’Indy, Alfred Jaëll, Anna Jessipowa, Eugen Jochum (2; 1 mit Joseph Keilberth u. 1 sign. Portraitzeichnung), Joseph Keilberth, Wilhelm Kempff (3), Wilhelm Kienzl (2), Carlos Kleiber, Hans Knappertsbusch, Karl Komzák junior, Fritz Kreisler, Ernst Krenek (2), Edmund Kretschmer, Jan Kubelík (3), Rafael Kubelík (2), Georg Kulenkampff, Frederic Lamond, Eduard Lassen, Fernand Le Borne, Franz Lehár (2), Ferdinand Leitner, Rolf Liebermann, György Ligeti, Henry Litolff, Juan Manén, August Manns, Henri Marteau, Pietro Mascagni (3), Louise-Aglaé Massart geb. Masson, Jules Massenet (2), Kurt Masur, Yehudi Menuhin, Zubin Metha, Giacomo Meyerbeer (4), Arturo Benedetti Michelangeli, Felix Mottl (2), Victor Nessler, Elly Ney (2), Walter Nie-mann, Arthur Nikisch, Vítìzslav Novák (2), Jacques Offenbach (2), David Oistrach (2), František Ondri-cek, Carl Orff (2), Ignacy Jan Paderewski (4), Alexander Petschnikow, Hans Pfitzner (2), Alfredo Piatti, Louis Plaidy, David Popper, Raoul Pugno, Giacomo Puccini (2), Dionys Pruckner, Michael Raucheisen, Max Reger (2), Emil von Reznicek, Ernst Friedrich Richter, Hans Richter, Julius Rietz, Rosé-Quartett, Moriz Rosenthal (2), Gioachino Rossini (4), Wassili Lwowitsch Sapelnikow, Camille Saint-Saëns (3), Pablo de Sarasate (5), Emil Sauer, Émile Sauret, Philipp Scharwenka, Xaver Scharwenka (4), Hermann Scher-chen, Gerhard Schjelderup, Franz Schreker, Erwin Schulhoff, Clara Schumann (2), Georg Schumann, (Robert Schumann; 2 Visitphotographien von Drucken), Rudolf Serkin, Alexander Siloti, Camillo Sivori, Sir Georg Solti, John Philip Sousa, Louis Spohr (2), Isaac Stern (3), Julius Stern, Richard Strauss (3), Heinrich Sutermeister, Henryk Szeryng, Joseph Szigeti, Jacques Thibaud, Ambroise Thomas, Ludwig Thuille, Max Trapp (2), Karl Tutein, Franz von Vecsey (3), Giuseppe Verdi, José Vianna da Motta, Henri Vieuxtemps (2), Robert Volkmann, Bruno Walter (2), Charles-Marie Widor, Gabriele Wietrowetz, Erman-no Wolf-Ferrari, Eugène Ysaÿe (2), Carl Michael Ziehrer (2) und Heinrich Zöllner.Beiliegend 7 Portraitstiche.

606 — Über 160 eigenh., meist musikalische Albumblätter m. U. Teilweise mit kleineren Läsuren. (6.000.—)

Soweit hier nicht anders vermerkt handelt es sich um musikalische Albumblätter:Hermann Abendroth (Widmung unter montierter Photographie), Franz Abt, Eugen d’Albert, Kurt Atterberg, Daniel Auber, Waldemar Baußnern, Julius Bittner (2), Leo Blech (3), Karl Böhm (Widmung unter Portraitphotographie), Fernand Le Borne, Ignaz Brüll (2), Alfred Bruneau, Willy Burmester, Ferruccio Busoni, Pablo Casals (3; davon 1 musikal. Albumblatt), Edouard Colonne (Albumblatt), Léo Delibes (Albumblatt auf Visitenkarte), Nico Dostal, Goby Eberhardt (Albumblatt), Werner Egk, Gott-fried von Einem, August Enna (anlässlich der „Uraufführung Weimar December 1904“ seiner „Oper in 2 Akten“: „Heisse Liebe“, mit 2 montierten Namenszügen an Stelle der Unterschrift), Heinrich Wilhelm Ernst (Düsseldorf 1849), Heinrich Esser, Manuel de Falla (aufgezogen), Gabriel Fauré, Max Fiedler, Alexander von Fielitz, Edwin Fischer, Robert Foerster, Josef Gauby, Charles Gounod, Paul Graener (2), Alfred Grünfeld (2), Ferdinand Gumbert (Albumblatt), Josef Gungl, J. F. Halévy, Carl Halir, Robert Heger, Josef Hellmesberger, Hans Werner Henze (2; davon 1 musikal. Albumblatt), Henri Hertz, Franz von Hoesslin, Josef Hofmann, Jenö Hubay (2), Ferdinand Hummel, Engelbert Humperdinck (2; beide leicht defekt), Wilhelm Kempff (2), Wilhelm Kienzl (2), Carlos Kleiber, Julius Klengel (2), Karl Komzák (Albumblatt auf einer Portraitpostkarte), Thomas Koschat, Ernst Krenek, Edmund Kretschmer, Jan Kubelík (2; davon 1 e. Namenszug auf Notenzeile geschrieben), Georg Kulenkampff (Albumblatt, auf-gezogen), Ignaz Lachner, Vinzenz Lachner, Eduard Lassen, Franz Léhar (e. Notenzeile m. U. auf einer Portraitphotographie), György Ligeti, Paul Lincke (2; davon 1 e. Widmung m. U. auf seiner Portaitpho-tographie), Jenny Lind, Henry Litolff (2), Joan Manén y Planas, Henri Marteau (2; davon 1 e. Widmung m. U. auf einer Portraitphotographie), Pietro Mascagni, Jules Massenet (3; davon 1 musikal. Albumblatt m.U), Walter Niemann, Felix Mottl, Siegfried Ochs (unter einer montierten Portraitphotographie), David Oistrach, Franz Ondricek, Ottokar Ostrièil, Alfredo Piatti (2), Raoul Pugno, Michael Raucheisen, Joseph Rheinberger, Emil Nikolaus von Reznicek, Julius Rietz, Albert Roussel, Camille Saint-Saëns (auf einer

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Visitenkarte), Pablo de Sarasate, Emil Sauer, Emile Sauret, Hermann Scherchen (auf der Rückseite einer Portraitphotographie), Max Schillings (2), Franz Schreker (2; 1 davon auf einer Portraitphotogra-phie), Christian Sinding, John Philip Sousa, Julius Stern, Julius Stockhausen, Richard Strauss (defekt), Heinrich Sutermeister, Josef Szigeti, Ernst Eduard Taubert, Wilhelm Taubert, Sigismund Thalberg, Jacques Thibaud (2; davon 1 e. Widmung m. U. unter einer Portraitphotographie), Ludwig Thuille, Felix Weingartner, Ernst Ferdinand Menzel (e. Albumblatt m. U.), August Wilhelmy, Ermanno Wolf-Ferrari, Ludwig Wüllner (e. Albumblatt m. U.), Eugène Ysaÿe, C. M. Ziehrer und Heinrich Zöllner.

607* — 86 Autographen von Komponisten. 19. und 20. Jahrhundert. (2.500.—)

Eugen d’Albert, Sándor Albrecht, Paul Angerer, Hans Erich Apostel, Alban Berg, Theodor Berger, Julius Bittner, Boris Blacher, Pierre Boulez, Cesar Bresgen, Benjamin Britten, Ignaz Brüll, Franco Capuana, Luigi Cherubini, Helmut Degen, Léo Delibes, Alexandre Dénéreaz, Nico Dostal (dazu 1 Portraitphoto-graphie), Helmut Eder, Werner Egk, Gottfried von Einem, Edmund Eysler, Alexander von Fielitz, Wolf-gang Fortner, Josef Gänsbacher, Harald Genzmer, Morton Gould, Alexander Gretschaninow, Jacques Fromental Halévy, Hans Werner Henze, Henri Herz, Richard Heuberger, Paul Hindemith (e. Br. o. U., Fragment, 1947), Engelbert Humperdinck, Christian Kalkbrenner, Milko Kelemen, Wilhelm Kienzl, Adolf Kirchl, Johann Friedrich Kittl, Giselher Klebe, Egon Kornauth, Thomas Koschat (dazu 1 Por-traitphotographie), Ernst Krenek, Carl Lafite, Franz Lehár, Robert Leukauf, Rolf Liebermann, Mark Lothar, Witold Lutoslawski, Gian Francesco Malipiero, Luigi Mancinelli, Pietro Mascagni, Victor Massé, Jules Massenet, Gian Carlo Menotti, Giacomo Meyerbeer, Carl Millöcker, Pietro Montani, Carl Orff, Ferdinando Paër, Krysztof Penderecki, Hans Pfitzner, Marcel Rubin, Camille Saint-Saëns, Franz Salm-hofer, Henri Sauguet, Max Schillings, Robert Schollum, Jean Sibelius, Karlheinz Stockhausen, Robert Stolz, Eduard Strauss, Johann Strauss (Enkel), Richard Strauss, Eugen Suchon, Robert Suter (dazu 1 Portraitphotographie), Heinrich Sutermeister, Toru Takemitsu, Alajos Tarnay, Ambroise Thomas, Alfred Uhl, Siegfried Wagner, Ermanno Wolf-Ferrari, Isang Yun, Amilcare Zanella und Carl Michael Ziehrer.

608* — 27 Autographen, meist e. Br. m. U. Überwiegend 20. Jahrhundert. (1.200.—)

Eugen d’Albert (2; 1915/19), Wilhelm Backhaus (1945), François-Adrien Boieldieu (o. J.), Willy Burk-hard (1948), Ferruccio Busoni (1903), Pablo Casals (e. musikal. Albumblatt m. U. 1948), Alfred Cortot (1913), Gustave Doret (o. J.), Marcel Dupré (sign. Portraitphotographie o. J.), Ilona Durigo (e. Por-traitpostkarte m. U. 1911), Edwin Fischer (e. Portraitpostkarte m. U. 1910), Niels Gade (e. musikal. Albumblatt m. U. 1877), Émile Jaques-Dalcroze (o. J.), Zoltán Kodály (Widmungsblatt o. J.), Georg Kulenkampff (2; 1 e. Br. m. U. und 1 sign. Portraitphotographie 1944/48), Wanda Landowska (o. J.), Dinu Lipatti (e. Billett auf seiner Visitenkarte o. J.), Franz Liszt (an Friedrich von Bodenstedt o. J.), Egon Petri (1903), Édouard Risler (1896), Camille Saint-Saëns (1899), Karl Straube (e. Postkarte 1903), Felix Weingartner (2; 1934/36), Eugène Ysaÿe (e. Br. m. U. mit viertaktigem Notenzitat 1882).

609 — 22 Autographen von Komponisten und Dirigenten, meist e. Br. m. U. Vereinzelt klei-nere Läsuren. (1.000.—)

Woldemar Bargiel, Werner Egk (2; 1 e. musikal Albumblatt m. U. auf einer Portraitpostkarte und 1 Br. m. U. Locham 1937), Eduard Grell (e. Programmzettel m. U.), Joseph Haas, Moritz Hauptmann (Kas-sel 1826), Adolf Jensen (Königsberg 1865), Wilhelm Kienzl (o. O. u. D.; „An den verehrlichen Vorstand des / Cölner Männergesang-Vereines / Cöln am Rhein / Unterzeichneter bewirbt sich hierdurch um die frei gewordene Stellung eines Dirigenten …“), Giselher Klebe (e. Musikmanuskript mit zweimaligem e.

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(Musiker)

Namenszug: „Skizzenblatt zur Oper in 3 Akten / ‘Der Jüngste Tag’ …“, 1 S. gr. Hochformat 20-zeilig, „Oktober 1978“), Zoltán Kodály (e. Albumblatt m. U., Budapest 1938, darunter ein e. Albumblatt des Sängers Svet Svanholm, Budapest 1944 sowie verso 2 e. musikal. Albumblätter m. U. von Jenö Takács, Budapest 1940/41), Bohuslav Martinu (Aix-en-Provence 1940), Ignaz Moscheles (Prag 1824), Siegfried Ochs (Berlin 1928), Giacomo Meyerbeer (Paris o. J.), Joachim Raff (Frankfurt a. M. 1878), Carl Reine-cke (Leipzig 1892), Emil Nikolaus von Reznicek (Berlin 20.IV.1930; an den Verfasser der „… famosen Komödie ‘Capuzzi will heiraten’ …“), Josef Gabriel Rheinberger (München 1884), Max von Schillings (München 1907), Ethel Smythe (Wien 1913) und Robert Volkmann (Pest 1868).

610 — 21 Autographen. (800.—)

Darunter Eugen d’Albert (Bordighera 1931), Ferruccio Busoni (o. O. u. D.), Shura Cherkassy (Paris 1938), Ferdinand David (Leipzig 1850), Walter Gieseking (Hannover 1927), Enrique Granados (Barcelo-na o. J.), Leopold Grützmacher (Weimar 1891), Henri Herz (Paris 1862), Bronislaw Huberman (Berlin 1917), Friedrich Kalkbrenner (o. O. u. D.), Georg Kulenkampff (Berlin 1932), Lilli Lehmann (e. Por-traitpostkarte m. U.), Lotte Lehmann (Santa Barbara 1973), Enrico Mainardi (2 e. Albumblätter m. U.), Henri Marteau (Halberstadt 1900), Julius Stockhausen (o. O. 1884), Sigismund Thalberg (Brompton o. J.) und Charles Widor (o. O.1846).

611 — 19 Autographen englischer Musiker. Überwiegend e. Br. m. U. Meist 19. Jahrhundert. Einige kleinere Läsuren. (800.—)

Darunter Sir Edward Elgar (4; davon 3 gedr. Visitenkarten mit e. Zusatz), Sir Julius Benedict (2; davon eine e. sign. Eintrittskarte zu „M. Benedict’s Grand Morning Concert“ 1842, dazu: Portraitphotogra-phie), Sir William Sterndale Bennett (London 18.XII.1849, aufgezogen), Sir Charles Hallé (3; davon eine gedr. Konzert-Einladung mit seinem e. Namenszug sowie dem seiner Frau, der Violinistin „Wilma Hallé“), Michael Kelly (o. O. 22.XII.1819, defekt), David Kennedy (Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf der Rückseite), Walter Cecil Macfarren (London 20.II.1873), Alfredo Piatti (London 16.XII.1876), Albert Randegger (2; davon ein e. musikal. Albumblatt m. U.) und Henry Wood (2; davon eine sign. Portraitphotographie).Beiliegend eine gedr. Menü-Karte anlässlich eines Dinners in Thomas Beechams Londoner Haus, rücksei-tig mit den Namenszügen von Thomas Beecham, Henry Wood, Giorgio Polacco, Emil Cooper, Percy Pitt, Alfred Hertz und Fjodor Iwanowitsch Schaljapin (29.VI.1914, Klebefilmspuren).

612 — 18 Autographen französischer Komponisten. Meist e. Br. m. U. Einige kleinere Läsu-ren. (800.—)

Darunter Adolphe Adam (o. O. u. D.), Ernest Ansermet (Vermala o. D. mit kleinem Notenzitat), Pierre Boulez (Br. m. U. Baden-Baden 1966), Alfred Cortot (Lausanne 1952), Louis Ganne (Monte Carlo o.D), Ernest Guiraud (Paris 1890; Faltbrief), J. F. Halévy (o. O. u. D.), Ludovic Halévy (o. O. 1881), Vincent d’Indy (Boffres 1915  mit Briefkopf: „Schola Cantorvo“), Édouard Lalo (e. Billett m. U. Genf 1888), É.-N. Méhul (o. O. 1808), Ferdinand Paër (Paris o. J.), George Onslow (2; Paris 1842 und o. O. u. D.) und Ambroise Thomas (2; o. O. 1846/62).Beiliegend ein e. Br. m. U. von Ottorino Respighi.

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613 — 9 Autographen (e. Br. m. U.) von Dirigenten. (400.—)

Leopold von Auer (Charkiw 1913; an einen Freund, bei dem er sich für ein Autograph Joseph Joachims bedankt: „… Ob es Wert für mich hat? Ganz unsagbar …“), Leo Blech (Charlottenburg o.D), Walter Damrosch (Bar Harbor 1929; an Robert Lyons, bei dem er die Partituren von Strawinskys Werken „ ‘Les noces’ and ‘Le chant du Rossignol’“ für das „New York Symphony Orchestra“ bestellt), Erich Kleiber (Berlin 1952), Hermann Levi (München 1873; leicht schadhaft), Hans Richter (o. O. u. D.), George Szell (Zürich 1969), Felix Weingartner (2; 1 sign. Portraitpostkarte und 1 e. Br. m. U., Zürich 1924, an einen Komponisten: „… Ich freue mich sehr, Ihr neues Werk kennen zu lernen …“).

614 — 8 signierte Portraitphotographien, meist Mitgliedern der Stuttgarter Musikerfamile Klinkerfuß gewidmet. Vielfach großes Kabinettformat (montiert). (300.—)

Conrad Ansorge (Druck einer Zeichnung), Ferruccio Busoni (mit einer Widmung für die Pianistin Johanna Klinkerfuß), Teresa Careño (Druck einer Photographie), Edwin Fischer, Wilhelm Kempff (2 Portraitpostkarten), Peter Joseph von Lindpaintner (Stich, gewidmet: „seiner lieben Freundinn“) und Walter Rehberg.Beiliegend eine signierte Portraitphotographie von Joachim Gans zu Putlitz, Intendant des württember-gischen Hoftheaters.

615 — 3 Autographen. (200.—)

Hans von Bülow (e. Zeilen auf der Rückseite seiner gedruckten Visitenkarte als „Intendant der Herzoglich Sächsischen Hofkapelle“), Richard Strauss (Br. m. U. Garmisch 1926) und Siegfried Wagner (e. Namens-zug unter einer Portraitvignette; dazu 1 e. Br. m. U. seiner Schwester Daniela Thode, o. O. u. D., sowie 1 e. Billett m. U. seines Schwagers Houston Stewart Chamberlain, Bayreuth 1915.)

616 NAPRAVNIK, Eduard, 1839 – 1916. 2 e. Br. m. U. St. Petersburg 12./24.10.1883 und 24.I./5.II.1897. Zus. 7 S. gr.-8o. Mit geprägten Briefköpfen. Leicht gebräunt. Kleine Randrisse. (350.—)

1883. An Eduard H a n s l i c k , den er bittet, seine Werke zu rezensieren. „… Verzeihen Sie eine kühne und höchst unbescheidene Bitte einem von Ihren heissen Verehrern, zugleich Landsmanne und Künstler, der das Bedürfniss hat, dann und wann etwas zu schaffen, und welcher – wie viele Andere – mit grossen Hindernissen und Schwierigkeiten sich den Weg zur Öffentlichkeit bahnen muss …“ – Er führt 13 seiner Werke auf.1897. An einen Freund, den er bittet, sich für eine Wiener Aufführung seiner Oper „Dubrovsky“ einzu-setzen, die kurz zuvor in Prag aufgeführt worden war. „… Sie hatte einen durchschlagenden Erfolg und machte in einer kurzen Zeit 7 volle Häuser …“ – Die Uraufführung der Oper hatte 1895 am Mariinski-Theater in St. Petersburg stattgefunden.

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617 NAUMANN, Johann Gottlieb, 1741 – 1801. E. musikal. Albumblatt mit Namenszug am Kopf „de Nauman. / Copenhague, Nov: 1785.“ 2 S. kleines Querformat (ca. 11,5 × 19,5 cm), 4-zeilig. Etwas gebräunt. (1.600.—)

29 Takte für eine Singstimme und Klavierbegleitung, bezeichnet „Un peu lentement“, mit dem unterlegten Text „Avant que le Soleil ait éclairé nos plaines, je fais retentir les échos …“Naumann hielt sich 1785/86 als Gastdirigent und Opernkomponist in Kopenhagen auf.Autographen des Dresdener Hofkirchenkomponisten und Oberkapellmeisters sind v o n g r ö ß t e r S e l -t e n h e i t .

618 NEUKOMM, Sigismund von, 1778 – 1858. E. Br. m. U. Auteuil 22.V.1840. 3 S. 8o. Mit Blindsiegel und Adresse. (400.—)

An „Monsieur Anders à la bibliotheque Roy[ale] Paris“, den er zur Aufführung eines seiner Werke einlädt.„Wir werden am Christi Himmelfahrts-Tage eine meiner Messen für 4 Frauen- u. Männerstimmen (wohl-besetzt:) in Passy aufführen … Wenn Sie, lieber H. Anders, gerade nichts Besseres versäumen u. dahin kommen wollen, so wissen Sie, daß mir Ihre Gegenwart sehr angenehm ist.“ Des Weiteren bittet er ihn, sich zu erkundigen, ob „eine sehr rührende Elegie v. Alexandre Soumet unter dem Titel ‘la pauvre fille’ … irgend Jemands Eigenthum ist oder ob ich, da ich sie in Musik gesetzt habe, darüber für die Herausgabe verfügen kann. Diese Elegie ist von jedermann gekannt, und … sehr beliebt. Ich möchte mir aber nicht gerne mit dem Buchhändler-Zöllner-und Pharisäer-Volke Händel zuziehen …“Beiliegend ein e. Br. m. U. seines Bruders, des Musikers Anton Neukomm, der am Konservatorium in Rouen unterrichtete; im Auftrag seines Bruders Sigismund an einen Übersetzer, der dessen Biographie ins Französische übersetzen wollte: „… Mon frère, poussé par son indomptable besoin de locomotion est déja réparti de Monrepos (Neuwied) et s’est rendu en Angleterre, en passant par Cologne, Lille, et Calais … et sous peu de jours il sera à Glyny Garth (North Wales) pour se rendre ensuite à Edinburgh chez Lord Muray …“ (Rouen 28.VIII.1854).

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619 — E. Br. m. U. Bern 16.XI.1841. 4 S. 8o. Leicht gebräunt. Minimal fleckig. Kleine Rand- und Faltenschäden. (400.—)

An (die ihm befreundete Ehefrau des Karlsruher Oberhofpredigers Ludwig Friedrich Deimling), dem er Fanny Bunsen, die Ehefrau des preußischen Diplomaten Christian von B. empfiehlt. Fanny Bunsen, während der letzten 14 Monate seine Wirtin in Bern, reise demnächst nach London, wo ihr Mann die Stelle als preußischer Botschafter antreten und der Adressatin auf der Durchreise sein „neuestes Werk ‘Die heilige Leidensgeschichte’“ mitbringen werde.„… Ich habe nicht vergessen daß wir, Sie und ich, es wünschenswerth fanden, daß sich irgend eine vort-heilhafte Gelegenheit fügen möchte um unsre liebe gute Lina in einem guten englischen Hause auf einige Zeit einen eben so angenehmen, als für ihre übrige Weltbild[un]g nützlichen Aufenthalt zu sichern … Mad. Bunsen ist eben so wie Sie, eine gute, zärtliche, verständige Mutter, die ihre 10 lebenden Kinder alle selbst erzogen hat … Lina soll etwas klassisches, w[ie] Mozart, Haydn oder Beethoven, gut einüben um Mad. Bunsen … zu zeigen was sie zu leisten vermag. In Mad. Bunsens Hause wird nur klassische Musik getrieben …“ Beiliegend seine gedruckte Visitenkarte.

620 NICOLAI, Otto, 1810 – 1849. E. Br. m. U. Genua 26.V.1840. 21⁄3 S. gr.-4o. Mit Siegel und Adresse. (1.200.—)

Ausführlicher Brief an sei-nen Verleger Francesco Lucca in Mailand, überwiegend den Druck seiner am 11. Februar uraufgeführten Oper „Il Temp-lario“ betreffend; Nicolai tadelt die fehlerhafte Ausführung des Klavierauszuges.„… Tanto: pezzi vocali quanto la riduzione a Pf. solo sono male-dettamente zeppi di errori e pessi-mamente ridotti. Per una prima tua opera stampata e dedicata a una Regina ci voleva maggi-or impegno a mio parere  …“ – Die Oper war Königin Luise von Österreich-Toskana gewidmet.Nicolai bittet darum, sofort Kor-rekturen zu veranlassen und der Königin eine neue Version zu senden. „… Tirate allora al più presto possibile un essemplare corretto, e spedite anche questo poi al Sgr. Lampieri, il quale perserà di consegnarlo a suo tempo subito a  S. M. la quale conosce bene la musica e cosi la negligenza temuta da voi nella prima stampa, sarà con ciò a meno in alquanto rimediata negli ecchi di S.M.

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(O. Nicolai)

Qui a Genova si hanno già molto venduto e sono si hanno già molto venduto e sono dolcetissimo che per nigligenza vostra la mia musica si sparge sul mondo cosi ‘maledettamente piena si errori e pessimamente ridotta’ …“Mit einer 2⁄3-seitigen Nachschrift von L. Lali (?), der den Verleger ebenfalls bittet, den berechtigten Vor-würfen nachzukommen und die Fehler schnell zu beheben.Der Oper war ein großer Erfolg beschieden, sie erlebte mehr als 70 Inszenierungen.

621 NIKISCH, Arthur, 1855 – 1922. E. musikal. Albumblatt mit Namenszug am Kopf, dazu 1 e. Br. m. U. Crostewitz 28.IX.1900 und Leipzig 17.VII.1902. 2 S. quer-8o. Das Albumblatt mit perforiertem Rand, leicht gebräunt. (250.—)

Viertaktiges Notenzitat. – Der Brief wohl an die Schrifstellerin Luise Glass, bei Rücksendung „seinerzeit von ihr übergebener Verse“.Beiliegend 1 e. Billet m. U. von Nikisch sowie 1 e. Postkarte seiner Frau, der belgischen Schauspielerin Amélie Heussner-Nikisch, ebenfalls an Luise Glass: „… Mein Mann hat keine musikalischen Arbeiten, es muss da ein Irrthum vorliegen …“ – Ferner beiliegend 4 e. Br. m. U. ihrer gemeinsamen Tochter, der Schauspielerin Nora Schindler-Nikisch an den Schriftsteller Max Jungnickel, mit ausführlichem Dank für Büchersendungen (Leipzig und Hamburg 1921 – 24).

622 OCHS, Siegfried, 1858 – 1929. 2 e. Br. m. U. Berlin 20.IV.1919 und 15.XI.1922. 4 S. gr.- und kl.-4o. Ein Brief mit 5-taktigem e. Notenzitat und gedrucktem Briefkopf „Oratorienschule der Staatlichen Akademischen Hochschule für Musik“. Kleine Faltenrisse. (200.—)

1) 1919. An einen Kollegen, Besetzungsfragen betreffend. „… Guttmann“ (der Bass-Bariton Wilhelm G.) „ist sehr intelligent und verfügt über gutes Material. Aber die erste Arie wird er kaum singen können. Er ist ausgesprochen Baryton und hier braucht es einen basso profundo … Hier ist es ekelhaft. Wir leben zwischen Stacheldrahtverhauen. Das sagt Alles …“ – Wohl aus der Zeit nach den Berliner Märzkämpfen.2) 1922. An den Musikkritiker Richard Specht, der eine neue Stelle suchte. „… Es ist eine Schmach, daß man für einen Mann, wie Sie einer sind, überhaupt noch reden muß. Jedoch was heutzutage ist nicht eine Schmach? Unsere ganze Zeit ist eine; unsere Zeit mit ihrer zum Himmel schreienden Verlogenheit, ihrem Schwindel, ihrer stinkenden Gemeinheit …“Beiliegend 1 handschriftlich ausgefüllter Fragebogen sowie 1 Postkarte m. U. (Berlin 1925).

623 OFFENBACH, Jacques, 1819 – 1880. E. Billett m. U. O. O. u. D. 1 S. quer-kl.-8o. Mon-tagerest auf der Rückseite des Respektblattes. (300.—)

„Est ce que vouz pouvez donner pour Mme Offenbach deux places pour ce soir dans votre loge? / à vous J. Offenbach“.

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624 ONSLOW, George, 1784 – 1852. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. 20.I.1843. 11⁄2 S. Querformat, 12-zeilig. (250.—)

„Andante con moto quasi Allegretto“. – 42 Takte für Klavier in 2/4 mit den Bezeichnungen „ritard[ando]“ und „Smorz[ando]“.Beiliegend ein e. Br. m. U. an die Eltern der Pianistin Clara Loveday, Schülerin von Liszt, Paganini und Chopin, deren Aufführung eines Konzertes von Weber er in Paris beigewohnt hatte (Châteaudun 4.VI.1837).

625 ORFF, Carl, 1895 – 1982. E. Br. m. U. Gräfelfing 29.IX.1943. 2  S. gr.-8o. Auf seinem Briefpapier. Schwach gebräunt. Gelocht (geringer Buchstabenverlust). (250.—)

An einen Herrn („Lieber Herr Krause“) über die bevorstehende Uraufführung seiner szenischen Kantate „Catulli Carmina“.Zuerst seine Oper „Die Kluge“ betreffend, die am 20. Februar des Jahres in Frankfurt a. M. uraufgeführt worden war. „… Neulich war in Dresden die 1. Kluge … Rein klanglich die Uraufführung, denn was sich darin Fr[an]kf[ur]t geleistet hat, spottet jeder Beschreibung … Am 7. Nov. kommt in Leipzig mein Jüngstes heraus: ‘Catulli Carmina’. Natürlich was ganz anderes als die Burana, aber so gedacht, daß es nach dieser gespielt wird. Ein Novum in diesem Werk wird sein, dass der grösste Teil der eigentliche Hauptteil, lediglich von einem eignen Madrigalchor (in L[ei]pz[i]g die Kantorei von David) der im Orchesterraum aufgestellt ist, ausgeführt wird –, dazu wird getanzt. Die Rahmenhandlung bringt der Theaterchor auf der Bühne dazu ein eigenes Orchest[er] mit lediglich 4 Klavieren & 10 Leuten, die ganz seltsames (nichts vom gebräuchlichen) Schlagwerk spielen … Dabei gibt es noch allerhand, was viele sehr ‘aufregen’ wird …“

626 PADEREWSKI, Ignacy Jan, 1860 – 1941. E. musikal. Albumblatt m. U. Chicago 22.III. 1896. 1 S. 4o. Verso Montagereste. (200.—)

„Fant[asie] Polon[onaise] / op 19“ (komponiert 1893). Vier Takte in 2/4 im Violinschlüssel, bezeich-net „Allegro giocoso“. Die Widmung lautet: „à Miss Ivy Grace Fletcher / sympathique souvenir / J J Paderewski“.Beiliegend eine Portraitpostkarte des Pianisten in jüngeren Jahren (Brustbild nach rechts).

627 PAËR, Ferdinando, 1771 – 1839. E. musikal. Albumblatt m. U. Paris 12.IV.1835. 11⁄2 S. quer-kl.-folio. Mit dreiseitigem Goldschnitt. Leicht gebräunt. Vier kleine Nadellöcher in den Ecken. (250.—)

„Improvviso“. – 21 Takte in 3/8 für Klavier, bezeichnet „And[an]te“. Mit einer Widmung an seinen Freund Vicomte Henri Ruolz am Kopf.Beiliegend ein e. Br. m. U. an den Komponisten Pierre Zimmermann in Paris, der einen Gipsabguss einer von Nicolas Raggi gefertigten Portraitbüste von Paër in seine Sammlung aufgenommen hatte. „… Puisse cette lourde masse de plâtre, vous rappeller souvent mon amitié, et l’Estime que j’ai eu toujours pour vous, et pour vos Talents …“ (Paris 1832).

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628 PAGANINI, Niccolò, 1782 – 1840. E. Br. m. U. „Li[vorno?]“ 28.XII.1833 (?). 1 S. quer-12o. Gebräunt. Randläsuren (Buchstabenverlust in der Unterschrift; die beiden letzten Buch-staben „ni“ von fremder Hand ergänzt.) Mehrmals aufgezogen. (800.—)

An einen Freund („C[aro] a[mico]“), Widmungszeilen für einen Musiker betreffend, der über seine „Baruccabà“-Variationen für Violine und Gitarre improvisiert hatte.„… Vi prego di farmi avere quelle quattro linee che scrissi, e donaste al bravo giovinetto che ha impro-vvisato sul Baruccabà, che in luogo di quelle, gliene scriverò delle altre che saranno più addattate al suo merito …“Mit „al bravo giovinetto“ könnte der Pianist und Komponist Carlo Andrea Gambini gemeint sein, dem Paganini die 1835 in Genua vollendeten Variationen gewidmet hatte.Auszugsweise und mit Abweichungen gedruckt in Moretti/Sorrento, „Catalogo Tematico delle musiche di Niccolò Paganini“ (2018), S. 146 f. (M.S. 71).

629 PFITZNER, Hans, 1869 – 1949. 1 e. Br. m. U. Straßburg 20.II. und 1 Br. m. U. 30.IV.1916. 5 S. gr.-4o. 1 Brief gelocht. Mit kleinen Läsuren. 1 Brief mit aufgeklebtem Zeitungs-ausschnitt auf der 1. Seite. (600.—)

Als musikalischer Leiter der Straßburger Oper an Max B r u c h über die Verlängerung seiner Tätigkeit in Straßburg sowie über dessen Oper „Die Loreley“, die 1863 in Mannheim uraufgeführt worden war und die Pfitzner nach langer Zeit wieder auf die Bühne brachte.20.II.1916. „… Leider fehlen in der vom Verleger bezogenen Partitur ganze Stellen der Musik, die ich nicht missen wollte und die ich nach der Mannheimer Partitur habe nachtragen lassen. Hierüber wäre noch viel zu sagen, und ich würde sehr wünschen, dass ein mit den Klavierauszügen übereinstimmendes Material incl. Orchesterpartitur hergestellt würde.Die Ausstattung betreffend muss ich mich freilich nach der Decke strecken, wie es die Kriegszeiten nun einmal nötig machen; jedoch glaube ich, dass das Szenische, wenn auch nicht prunkvoll, so doch anständig und sinngemäß aussehen wird … Sie werden gewiss schon gehört haben, dass ich Strassburg verlasse; so ist die Aufführung der ‘Lorelei’ das letzte Werk was ich hier neu inszeniere und dirigiere …“30.IV.1916. Nach der Mitteilung, dass er in Straßburg bleibe, wieder über die geplante Aufführung. „… Die Regie ist das wichtige, und ich glaube, ich bin als Regisseur unentbehrlicher denn als Dirigent, allerdings vorausgesetzt, daß das Material nach meiner Einrichtung benutzt wird, welche den Clavier-auszug als Vorlage nimmt … Wenn an der so eingerichteten Partitur festgehalten wird, und der Kapell-meister kein Ochse oder aber willkürlicher Veränderer & Verzerrer ist, und nicht barbarische Striche macht, kann musikalisch nichts entscheidend Schlimmes mehr passieren …“Nach wenigen Aufführungen sollte es wieder still um das Werk werden.

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630 — 1 e. Br. m. U., 1 Br. m. U. und 1 e. Billett m. U. auf der Rückseite seiner Visitenkarte. Garmisch-Partenkirchen, München und o. O. 14.II.1935, 3.II.1946 und o. D. Insgesamt 3 S. gr.-4o bis 16o. Der Brief aus München auf seinem Briefpapier (kleiner Randeinriss). Der Brief aus Garmisch mit Umschlag. – Dazu: 1 e. musikal. Albumblatt m. U. O. O. u. D. 1 S. quer-schmal-8o (aufgezogen). (800.—)

Die Briefe an verschiedene Adressaten.München 1935. An Herrn „von Besele“, der um einen Vortrag gebeten hatte. „…  Ich habe nicht das geruhige Leben, mich an eine solche Arbeit zu machen. Mein Leben besteht im Herumreisen und Geld-verdienen. Und wenn ich wirklich einmal eine freie Stunde habe, so möchte ich sie nicht dazu benutzen, eine Rede auszuarbeiten …“Garmisch 1946. An Vera von Falkenhayn in Buschhaus über seine Situation nach Kriegsende. „… Wir alle haben halt alles verloren, Heim und Haus, Hab’ und Gut, Vaterland – und können nur Gott danken, wenn wir noch ein bischen Gesundheit übrig behielten, – auf das Leben an sich lege ich keinen Wert, es müßte denn würdig und nicht ganz ohne Glück sein.Wir vegetieren hier seit einem Jahr in fremden Häusern, ziehen von einem Krankenhaus ins andere … Ich habe unter diesen Verhältnissen – ohne Klavier – ein Sextett vollendet für Klavier, Violine, Bratsche, Cello, Contrabass und Klarinette. Ferner bin ich gerade fertig mit der Überarbeitung meiner autobiogra-fischen Schrift: ‘Eindrücke und Bilder meines Lebens’, die bei Schott’s Söhne erscheinen wird …“ – Das erwähnte Sextett op. 55 ist Pfitzners letztes vollendetes Werk.Das Albumblatt: 6 Takte in 3/2 für Klavier, am Schluss bezeichnet „aus dem ‘armen Heinrich’“.Beiliegend ein e. Br. m. U. seines Vaters, des Violinisten Robert Pfitzner (Frankfurt a. M. 1889).

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631 PROKOFJEW, Sergej, 1891 – 1953. E. Br. m. U. „Serge Prokofieff“. H o l l y w o o d , CA 9.III.1938. 1 S. gr.-8o. Mit Briefkopf des „Hollywood-Roosevelt Hotel“. Klebefilmspur am Oberrand. (1.200.—)

Wohl an einen Orchesterleiter („Mr. Rogers“), dem er einzelne Instrumen-talstimmen seines Balletts „ R o m e o u n d J u l i a “ zukommen lässt.„… I am mailing you V.I, V-la, Cello & CB (one copy of each) of R[omeo] & Juliet. I will bring the rest of this material, as well as P [ e t e r ] & t h e Wo l f . The score & material of the Concerto is in NY. I will take care to have it sent to you before my arrival …“Prokofjew, der 1918 ins amerikani-sche und französische Exil gegangen war, hatte sich 1936 wieder in Russ-land niedergelassen. 1938 machte er seine letzte Auslandsreise.

632 PUCCINI, Giacomo, 1858 – 1924. E. Postkarte m. U. Poststempel: Torre del Lago (?) 6.XII.1895. Leicht gebräunt. Kleine Läsuren. Am Oberrand montiert auf eine Portraitpost-karte Puccinis (leicht fleckig). (600.—)

An Alfredo Caselli in Lucca, seinen Kostümball betreffend, den er am 11. Dezember des Jahres anlässlich der Vollendung seiner Oper „ L a B o h è m e “ in dessen Café veranstaltete. „Ballo in costume umoristico / Saremo in 9 a cena porta turbanti, sciamanno bornus scimitarre – l’orologio mio d’oro con cifra il 19 parto – Creme – e Sciampagna – neri di norcia Paste – liquori assor-titi …“ – Quer dazu weitere Anweisungen.Alfredo Casellis Café in der Via Fillungo in Lucca – das heutige „Antico Caffè Di Simo“ – diente Intellek-tuellen und Künstlern als Treffpunkt. – Die Uraufführung der Oper „La Bohème“ fand am 1.II.1896 in Turin statt.Die Portraitpostkarte zeigt Puccini am Klavier.

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633 — E. Br. m. U. „GP“. Poststem-pel: Lucca 12.IX.1897. 1 S. gr.-8o. Mit Briefkopf „Torre del Lago, / Toscana“. Bläuliches Papier (Faltbrief). (800.—)

An seine Freundin Sybil Seligmann („Caris-sima Sybil“) über eine Aufführung von „Madama Butterfly“ im Teatro del Giglio in Lucca.Zuerst über bevorstehende Reisen. „…  Vado a Chiatri per 5 o 6 giorni – A Lucca la 2a è stasera perche martedi la donna era ammalata … l’esecuzione c’era abbastanza poesia gli artisti mediocri ma di buon volonta … giornali non ne ho – al solito ne ho letti qualcuni e li ho perduti ma tutti dicono che è il migliore lavoro mio qui fa un caldo terribile!  … le fotografie del bosco ma quelle con Sibyl eranno mal riuscite … Mi tempeste di cartoline invitan-domi ad andare a Camaldoli! …“Beiliegend eine Menukarte anlässlich einer Aufführung von Puccinis „Fanciulla del West“ mit den Namenszügen beteiligter Sänger, u. a. Rinaldo Grassi und Giordano Paltrinieri (Turin 1911).

634 — E. musikal. Albumblatt m. U. auf der Rückseite einer gedruckten Visitenkarte „Dr. Csukási Manó“. 1 S. quer-16o. Montagespuren auf der Druckseite. (1.200.—)

Die drei Anfangstakte der Arie „Sì. Mi chiamano Mimì“ („Man nennt mich Mimì“) aus seiner Oper „ L a B o h è m e “ .Beiliegend 2 e. Billetts m. U., geschrieben auf gedruckten Visitenkarten (Torre del Lago 1905 und 1920).

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(G. Puccini)

635 — E. Br. m. U. Mailand 4.IV.1913. 1  S. gr.-8o. Auf seinem Briefpapier. Mit Adresse. (600.—)An die Schriftstellerin Margit Vészi, die er kurz zuvor in Berlin besucht hatte.„… arrivai ieri a casa – domani parto per Torre del Lago – scrivetemi, vi prego, vostre notizie, là – io poi vi dirò tutto – e voglio sfogarmi con voi perchè ormai mi inspirate tutta la mia confidenza – Spero che le uova possano tramontare presto – la visita fu fredduccia – e io pensavo sempre ad altre cose – sopratutto a Berlino e chi avevo lasciato e agli autos elettrici ai cari e dolci rifiuti, alle dolci parole piane che tanto bene mi spiegavano Tolstoi insomma a tutto – che è ahimè tanto lontano – E qui siamo nello stagero terribilmente noioso e snervante! Ma, pazienza! e questa parola la mormoro da tanti anni! addio carissima Marescialla …“Die Empfängerin kommentierte Puccinis Brief wie folgt: „Während Puccini’s Aufenthalt in Berlin zeigte er mir einige Liebesbriefe, geschrieben von einer Unbekannten, Ehefrau eines deutschen Offiziers und Mutter von zwei Kindern aus Stuttgart, die ihm ebenfalls mehrere handgemalte Postkarten von zweifel-haftem Geschmack übersandte, sowie zwei Ostereier, auf welchen sie ihr Herz und das von Puccini mit ihren und seinen Initialen gemalt hatte. Ich neckte ihn oft mit seiner ‘Eier-Frau’ und sie erscheint in seinen Briefen unter dieser Bezeichnung. Ehe er von Berlin abreiste, teilte er mir mit, dass er die ‘Eier-Frau’ in Stuttgart besuchen wolle, bevor er nach Hause zurückkehre, da er ‘jemanden brauche, der ihn lieben würde’ …“Beiliegend das Programmheft „Musiktheater im Revier“ (Spielzeit 1975/76) der Stadt Gelsenkirchen mit dem Faksimile des Briefes von Puccini, der deutschen Übersetzung und dem oben zitierten Kommentar von Vészi.

636 POULENC, Francis, 1899 – 1963. 2 e. Br. m. U. Noizay und La Lézardière o. D. 2 S. gr.-4o (Klammerspur) und 8o (auf der Textseite einer Ansichtskarte). (800.—)

Noizay (Indre-et-Loire) o. D. An den Musikologen und Herausgeber Henry Prunières. „… Voici les épreu-ves de la Valse, par retour du courrier. Je vous en prie envoyez moi d’urgence une seconde épreuve que je vous retournerai de suite – j’avais écrit ce morceau tellement vite que j’ai du y faire maintes corrections – je prefererais ne pas le voir paraître plutot que de ne pas avoir d’autre epreuve …“La Lézardière (Nazelles-Négron) o. D. An eine Freundin. „… je m’ennuie quand je suis sans nouvelles de vous. Si jamais au cours de vos nombreuses randomées en auto vous passez par la Touraine venez me voir dans ma petite maison. Vous pensez comme vous y serez bien reçue. Je travaille, je fais une Sonate pour Kochanski …“ – Der polnische Geiger Paul K. wurde allerdings weder Widmungsträger noch spielte er Poulencs einzige Violinsonate bei der Uraufführung, sondern die Geigerin Ginette Neveu. – Nachdem Poulenc drei Anläufe zu einer Geigensonate genommen hatte, die ihn nicht zufriedenstellten, komponierte er schließlich 1942 – 43 eine Sonate, die er seiner Nichte Brigitte Manceaux widmete.

637 RACHMANINOW, Sergej, 1873 – 1943. E. Br. m. U. „S. Rachmaninov“. Moskau 26.II. 1903. 1 S. gr.-8o. Liniiertes Papier. Mit Umschlag. (1.200.—)

An den Pianisten Theodor Leschetizky in Wien.„… Beehre mich Ihnen mitzutheilen, dass ich meine Variationen über das Thema von C h o p i n soeben beendigt, und dem Druck übergeben habe.Laut meinem Versprechen erlaubte ich mir dieselben Ihnen zu widmen und werde nicht versäumen das Werk nach Erscheinen Ihnen zu übersenden …“

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638 RAMIN, Günther, 1898 – 1956. E. Albumblatt m. U. Leipzig 23.XI.1931. 1 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Etwas feuchtfleckig. Faltenrisse. (150.—)

Wohl an einen Verehrer. – Vorangestellt als Motto der Name „ B a c h “ in Notenschrift.„… Bachs Geist und unvergängliches Zeugniss seiner Schöpferkraft ist dem Musiker von heute Antrieb, Hilfe und Trost, wenn man im Chaos sich zu verlieren Gefahr läuft. Er ist die Kraftquelle, aus der wir schöpfen, und die Tragkraft seiner seelischen Schwingen hebt den reproduzierenden Gegenwartsmusiker über sich selbst hinaus …“

639 RAVEL, Maurice, 1875 – 1937. E. Billett m. U. auf seiner gedruckten Visitenkarte. Paris, „4, Avenue Carnot“ o. D. (vor 1917.) 2 S. quer-16o. Leichte Knickspur. (350.—)

„Cher ami, voici ma signature. Inutile de vous dire que j’ai approuve tout-à-fait l’esprit. Je fais quelques réserves du sujet de la forme, du moins de la formule finale. En quoi, je me rencontre avec Schmitt“ (der Komponist Florent S., sein Freund und ehemaliger Kommilitone). „Notez que je suis en excellente rapports avec Galli, mais je n’avais pas songé jusqu’ici à l’assurer de mon profond respect ce qui ne laisserait pas, je crois, de le surprendre …“

640* — E. Ansichtskarte m. U. Mégève 25.III.1919. (400.—)

Aus dem Kurort Mégève in Savoyen an Marie „Mimi“ Godebska in Paris, die Tochter von Ravels Freun-den Ida und Cipa Godebski.„… On boucle! – Pas encore, les malles ne sont pas encore faites. Je pars après-demain pour Annecy, peut être aussi pour Genève. Serai à Paris vers le 10 Avril … Ici, un mètre de neige et un soleil éclatant …“ Ravel hatte 1908 für die damals 6-jährige Mimi und ihren älteren Bruder Jean seine Klavierduette „Ma mère l’oye“ komponiert.

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(M. Ravel)

641 — E. Br. m. U. Montfort l’Amaury 12.III.1921. 1 S. kl.-8o. Faltbrief. (600.—)

An seinen Freund, den Schriftsteller André-Ferdi-nand Hérold, über Umbau-ten an seinem Haus in Mont-fort l’Amaury und seinen Kompositionsschüler Niko-lai Borissowitsch Obuchow.„… Ma présence est néces-saire ici, sous peine de voir louper les traveaux d’installation …La générosité de Mme Deni-chow a augmenté de 300 frs la mensualité de Nico-las Obouhow. Léo Sachs et Rosenthal“ (Manuel R. und Sachs waren Schüler Ravels) „ont assuré le reste, de reste qu’Obouhow va pourrir travailler sans sou-cir …“Ravel setzte sich für Obu-chow ein, der 1918 mit sei-ner Familie von St. Peters-burg nach Paris emigriert war, und ermöglichte ihm den Druck einiger Kompo-sitionen.

642* — Br. m. U. Montfort l’Amaury 14.IV.1924. 1 S. gr.-4o. Gedruckter Briefkopf mit Initi-alen. Schwach gebräunt. Kleine Rand- und Faltenschäden. (400.—)

An den Musiker Lucien G a r b a n , Lektor des Musikverlags Durand, der seine Werke betreute.„… voulez-vous faire envoyer le plus tôt possible un exemplaire de la Sonate V[io]lon & V[iolonce]lle à la ‘Sociedad Filarmonica de Madrid’ … Priez mon éditeur et ami“ (M.-J. Massacrié-Durand) „de con-tinuer à m’excuser, et lui annocez pour bientôt du nanan: ‘Tzigane’ est près d’être achevée. Je viendrai peut-être Jeudi lui montrer ça …“

643* — Widmungsexemplar: „Rapsodie Espagnole“ (Fassung für Klavier zu zwei Händen). Paris, Durand & Cie. 1908. 34 S. imp.-4o. Mit Stempeln des Schuberthauses in Wien auf Titel und Vorsatz. An den Rändern leicht fingerfleckig. Späterer Halblederband. (350.—)

Auf Seite 1 der Partitur der eigenh. Namenszug „Maurice Ravel“.

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644* REGER, Max, 1873 – 1916. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. 3 S. großes Hochformat, 12-zeilig, ca. 35 × 28  cm. Schwarze und rote Tinte. Schwach gebräunt. Kleine Rand- und Faltenläsuren. (4.000.—)

„ L e t z t e B i t t e . “ – Vollstän-dige Niederschrift seines Liedes nach dem gleichnamigen zwei-strophigen Gedicht von Otto Julius Bierbaum, notiert für „Gesang“ und „Pianoforte“; die Komposition in schwarzer, Tempo- und Phrasierungsan-gaben in roter Tinte.Die 1899 entstandene Kompo-sition (ohne Opuszahl) wurde erstmals 1921 als Nr. 2 der „Zwei Lieder für eine Singstimme mit Klavierbegleitung“ in der Edition Steingräber veröffentlicht.

645* — E. Br. m. U. Leipzig 22.I.1908. 4 S. gr.-8o. Auf seinem Briefpapier. Schwach gebräunt. (400.—)An einen befreundeten Musiker mit Dank für dessen „liebenswürdige Gastfreundschaft“.„… Von wegen Deines neuen Streichquartetts …, … sende es mir doch baldigst ein; ich werde Dir dafür einen Verleger besorgen, der doch zahlt! … Ferner: nachdem Dein a capella-Chor derart wundervoll ist, daß Ihr alles vom Blatt singen könnt, werde ich das ‘Vater unser’ für 8stimmigen (gemischten) Chor und 4 Solostimmen extra für Euch komponieren, Euch dasselbe dedicieren u. selbstredend erhaltet Ihr die Uraufführung davon …Gestern spielte ich mit M a r t e a u hier; er brachte eine Reihe von seinen Kompositionen; ich finde sehr viel Schönes darin, u. hab’ ich ihm gesagt, er soll nur höchst unbeirrt weiterarbeiten! Natürlich hat ihn die hiesige Kritik elend verrissen! Er soll’s so machen wie ich: ich lese überhaupt keine Kritiken mehr, seit Jahren schon! Das ist auch das einzig Richtige …“

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(M. Reger)

646 — E. Postkarte m. U. Poststempel: Leipzig 31.V.1908. (300.—)

An das Ehepaar Ulrich in Wien, Auszeichnungen betreffend.„… Nachdem ich vor 3 Wochen zum Mitglied der königlichen schwedischen Akademie ernannt wurde, hat mir vor 4 Tagen der Grossherzog von Hessen“ (Ernst Ludwig) „den Orden für Kunst und Wissen-schaft verliehen …“

647 — E. musikal. Albumblatt m. U. „Reger“. O. O. 14.II.1912. 1  S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (800.—)

„ b - a - c - h “ (in Notenschrift) „ist Anfang und Ende aller Musik …“

648 — Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf der Bildseite. O. O. 5.VII.1915. Ka-binettformat. Mit umlaufendem Goldschnitt. – Dazu: e. Postkarte m. U., Berlin (31.XII.1904). (600.—)

Die Aufnahme zeigt Reger mit Zigarette an einem Tischchen sitzend. Die Widmung: „Herrn Carl v. Hohenlocher zur fr. Erinnerung an / Dr. Max Reger“. – Der Wiener Schriftsteller Karl Hohenlocher war auch als Experte für Autographen am Dorotheum tätig.Die Postkarte an den Konzertveranstalter Hermann Wolff in Berlin, den er um Eintrittskarten gebeten hatte. „… Die Karten … zum Concert Schnirlin – Reger am 3.I. nicht erhalten; bitte senden Sie mir letztere baldigst …“ – Reger konzertierte mit dem Violinisten Ossip Schnirlin, einem Schüler Joseph Joa-chims, seine Violinsonate C-Dur. Schnirlin war zudem Widmungsträger von Regers Violinsonate a-Moll sowie der Violin-Romanze.Beiliegend 2 e. Br. m. U., 3 Br. m. U. und 1 e. Ansichtskarte m. U. seiner Frau Elsa Reger (Bonn, Jena und München 1906 – 1949).

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649 REINECKE, Carl, 1824 – 1910. 2 e. Br. m. U. Leipzig 1.VII.1894 und 15.X.1898. 3 S. gr.-8o und 8o. Ein Brief schwach gebräunt und mit kleinen Faltenrissen. (250.—)

1894. Dankt einem Herrn, „daß Sie meiner auch bei der Aufführung des Gouverneur von Tours in so überaus gütiger Weise gedacht haben …“ – Die Oper war 1891 in Schwerin zum ersten Mal aufgeführt worden.1898. An eine Dame, eine Sendung betreffend. „… Endlich am gestrigen Abend erhielt ich aus La Chaux de Fonds die Albumblätter und aus dem Begleitschreiben ersah ich, daß das Ihnen bestimmte Exemplar, welches Sie eigentlich aus meiner Hand empfangen sollten, Ihnen direct vom Verleger zugesandt worden ist …“Beiliegend 4 e. Billetts auf seinen Visitenkarten, eines m. U.

650 — Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. am Unterrand. Wien 8.III.1896. Kabi-nettformat. Aufnahme: Alfred Naumann, Leipzig. Leicht (unregelmäßig) gebräunt. (250.—)

Brustbild (Dreiviertel-Profil nach rechts), „Zu freundlichem Erinnern / an Carl Reinecke“.Beiliegend 2 e. musikal. Albumblätter m. U., eines mit zusätzlicher e. Widmung sowie montierter Por-traitphotographie aus jungen Jahren (Visitformat): 6 bzw. 5 Takte (aus „Ein Märchen ohne Worte“) für Klavier (Leipzig 1872 und 1895).

651 REISSIGER, Karl Gottlieb, 1798 – 1859. 2 e. Br. m. U. Berlin 23.X.(1826) und 10.VI.1828. 2 S. 4o. Beide Briefe mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Kleine Randrisse. (400.—)

An Theodor Winkler (Pseudonym Theodor Hell), Regisseur der Dresdener Oper. – Winkler war der Verfasser des Librettos für Carl Maria von Webers Oper „Die drei Pintos“.(1826). Über seine Berufung an die Deutsche Oper in Dresden. „… Unter keiner Bedingung würde ich darauf eingehn, wenn der Musikdirektor wie bisher nur das untergeordnete Subjekt des Kapellmeisters seyn müßten, der die Opern nur einstudirt aber nicht dirigirt, was Sie aber mir schon im ersten Briefe dadurch widerlegt haben daß Sie mich versicherten daß kein zweiter Kapellmeister wieder ernannt würde …“ – 1826 wurde Reissiger zunächst als Nachfolger Heinrich Marschners zum Musikdirektor der Deutschen Oper berufen, trat dann aber die Nachfolge Carl Maria von Webers als Hofkapellmeister an. 1828. Verwendet sich für einen Musiker (den Tenor Julius Kunert?). „… Es ist traurig daß dieser brave Mann schon einmal beim Tode der Königin sich vergebens lange in Dresden verweilen mußte und ihm auch jetzt noch keine Hoffnung gegeben ist …“Aus der Sammlung Künzel.

652 ROSSINI, Gioacchino, 1792 – 1868. E. Br. m. U. Bologna 20.XI.1842. 1 S. 4o. Dünnes bläuliches Papier. Leicht gebräunt. Einige Tintenflecken. Kleine Rand- und Faltenrisse. (800.—)

An seinen Freund (den Rechtsanwalt Filippo Santocanale in Palermo), dem er den von ihm geförderten russischen Tenor Nicolai I v a n o f f wärmstens empfiehlt.„… Ivanoff del quale vi ho più volte parlato … egli rapresenta mio stesso, siate addunque il Padre suo, egli saprà meritare la vostra affezzione come meritò la mia, vogliate ve ne prego presentarlo in mio nome a Mad. Santocanale e al Erede al Trono. Non aggiungo frasi banali perche conosco il vostro angelco cuore …“

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(G. Rossini)

„triste di umore“

653 — E. Br. m. U. Paris 6.VI.1859. 1 S. 4o. Mit Blindsiegel und Adresse. Schwach gebräunt. Kleiner Faltenriss. (1.200.—)

An denselben mit Nachrichten über seine kleinen Gebrechen, die nach Ansicht seiner ignoranten Ärzte nervöser Natur seien. „… Vergè direttore del vostro Teatro ritorna in Palermo ed’io profitto con giojà di questo ritorno per darvi mie notizie lusingandomi che v’interessate ognora alla mia salute, Io sono in carne, ma la debolez-za ognor crescente nelle gambe e le uscillazioni della testa mi tengono triste di umore. La Facoltà Medica, che ho messa alla porta convinto della sua rapace ignoranza, dice essere cosa nervosa! poveri noi …Vergè mi dice avere il Nostro Napoleoncino (che abbracierete per me) diggià fama di Genio Marino, possa effettuarsi il suo primo viaggio affine io lo vegga prima di morire. Vi raccomando Vergè è questo un antico amico mio … Mia moglie desidera esservi ricordata, io vi benedico siate tranquillo e felice …“Mit „Napoleoncino“ ist vermutlich der Sohn des Adressaten gemeint.

654 — Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug. Passy 1860. Visitformat. Aufnahme: Étienne Carjat. (1.200.—)

Die Aufnahme (Kniestück, en face) zeigt Rossini in mittleren Jahren, sitzend, einen Gehstock in der Hand haltend.

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655 — E. Br. m. U. „G.R.“ O. O. u. D. 3 S. 4o. Leicht gebräunt. (1.600.—)

An einen befreundeten Grafen („Conte e Amico Carissimo“), den er um Rat bittet im Zusammenhang mit seinem Grundbesitz im Durazzo-Tal und in Riccardina (in der Gemeinde Budrio bei Bologna), dabei aus seiner 1848 entstandenen Arie „Francesca da Rimini“ zitierend: „Farò come colui che piange e dice“. – Rossini widmete der Verwaltung dieser landwirtschaftlich genutzten Güter große Aufmerksamkeit.„… Tu sai ch’io posseggo una Impresuccia alla Ricordina ed’ una valle (di Giosafat) in Durazzo, il sign. Albino Bonora tanto che visse il suo suocero Gandolfi (previo una piccola riconnoscenza) fu conduttore per mio cento di questi pochi Beni alla Cooperazione … Morto Gandolfi il sig. Albino Bonora sopracari-cato di richezze e di ocupazioni non puote proseguire nelle atribuzioni che … disimpegnò con intelligenza ed’ amicizia, in questo stato di cose … il mio mandatario Angelo M i g n a n i mi ha sottomesso un Progetto d’Affittanza … io le ho scritto non essere compatibile che il mio mandatario sia in uno il mio effittuario, egli mi ha risposto in modo che parmi preferisca l’onore di essere il mandatario del Autore del Barbiere di Siviglia. Nel conflitto in cui mi ritrovo crederei necessaria la visita alli Lud. Beni di un onesto Inseg-nere dalla quale potesse risultare (a mia istruzione) il partito ch’io dovessi prendere ora, credo poi tanto più necessaria la visita del Ingegnere Sapiente’ stante chè la valle si amunisce a modo da non potersi oramai più coltivare Riso ed’ aver strame …“

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656 RUBINSTEIN, Anton, 1829 – 1894. 3 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. Berlin, Köln und o. O. 7.XII.1868, 10.III.1874, 3.III.1882 und 12.III.1882. 3 S. gr.-4o bzw. gr.-8o und die Karte. Ein Brief mit geprägtem Monogramm (auf dem 2. Blatt auf Karton aufgezogen). (800.—)

O. O. 7.XII.1868. An eine Dame, die ihn eingeladen hatte. „… A peine arivé ce matin j’ai eu deux repe-titions et un tas de monde qu’il m’etait impossible de quitter, je dine chez ma bellesoeur, puis je vais à l’opera, et puis chez la Comtesse Bylandt – demain si Vous me permetez de venir je viendrai frapper à Votre porte à midi …“O. O. 10.III.1874. An einen Herrn, „Lieber Herr Braun“. „Ich reise von hier Mittwoch Abends mit dem Courierzug nach St. Petersburg wo ich eine ‘Datscha’ gekauft habe für welche ich das Geld gleich einzah-len muß …“ – Rubinstein hatte durch seine kurz zuvor beendete zweijährige Amerika-Tournee finanziell für den Rest seines Lebens ausgesorgt und sich eine Villa in Peterhof gekauft.Berlin 12.III.1882. An einen Konzertveranstalter mit der Empfehlung eines jungen Wiener Pianisten, „Mr. Loewenberg“. „… I am sure that, if you will let him play at one of your philharmonic concerts, you will be very satisfied with him and your members also …“Beiliegend 2 musikal. Albumblätter sowie 1 e. Billett auf seiner gedruckten Visitenkarte (Russisch).

657 — E. musikal. Albumblatt m. U., Berlin 29.X.1884, auf dem Passepartout einer Por-traitphotographie. Daneben ein getrockneter Lorbeerzweig montiert. Kl.-4o. Schwach lichtran-dig. (600.—)

Sechs Takte für Klavier im 2/4-Takt, bezeichnet „Allegro“. Darunter der Namenszug „A. Rubinstein“ mit Orts- und Datumsangabe. – Die Aufnahme (Dreiviertel-Profil nach rechts) zeigt Rubinstein in mittleren Jahren. Beiliegend 8 weitere Portraitphotographien (eine signiert).

658 — Portraitphotographie mit e. Namenszug „Ant. Rubinstein“ auf dem Untersatzkarton. Visitformat. Aufnahme: Portrait-Verlag / Photographische Gesellschaft Berlin. (200.—)

Brustbild aus mittleren Jahren, Dreiviertelprofil nach links.

659 SÄNGERINNEN und SÄNGER. – 35 Autographen, meist e. Br. m. U. 19. und 20. Jahr-hundert. 4o bis Visitformat. Vereinzelt kleine Defekte. Teilweise mit den Umschlägen. (800.—)

Alice Barbi (e. Albumblatt m. U.), Lola Beeth (2; e. Br. m.U und gedr. Visitenkarte mit e. Zeilen m. U.), Emma Calvé, Leone Fumagalli, Marie Gutheil-Schoder (3), Louise Dustmann (2; e. musikal. Albumblatt m. U. und gedr. Visitenkarte mit e. Zeilen u. U.), William Harrison, Eugen Hildach, Laura Hilgermann, Gabrielle Krauss, Luigi Lablache, Pauline Lucca (e. Albumblatt), Paula Mark (gedr. Visitenkarte mit e. Zeilen), Amalia Friedrich-Materna (gedr. Visitenkarte mit e. Zeilen u. U.), Emma Nevada, Rosa Papier (e. Albumblatt), Adelina Patti (e. Albumblatt m. U.), Franceschina Prevosti (gedr. Visitenkarte mit e. Zeilen), Leo Slezak, Joseph Tichatschek (gedr. Visitenkarte mit e. Zeilen u. U.), Carl Udel (2; e. musikal. Albumblatt und e. Br. m. U.), Edith Walker (2), Gustav Walter (2; e. Br. m. U. und gedr. Visitenkarte mit e. Zeilen), Hermann Winkelmann (e. Albumblatt m. U.), Marie Wilt (4).

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660 — 25 Autographen und 31 Portraitphotographien, davon 15 signiert bzw. mit e. Wid-mung. 19. und 20. Jahrhundert. 4o bis Visitformat. Vereinzelt kleine Defekte. (600.—)

1) Die Autographen: Sigrid Arnoldson (3), Désirée Artôt de Padilla (1; zusammen mit Walter Kirchhoff), Emmy Destinn (2), Auguste von Faßmann, Lilli Lehmann (2), Jenny Lind (2), Nellie Melba (2), Ernestine Schumann-Heink, Leo Slezak (5; 1 e. Albumblatt), Julius Stockhausen (2), Johann Heinrich Stromeyer, Pauline Viardot-García (2) und Anton Woworsky. – Beiliegend ein e. Br. m. U. der Pianistin Annette von Essipoff (Wien 1879).2) Die Photographien: Sigrid Arnoldson (3), Désirée Artôt de Padilla (zusammen mit Walter Kirchhoff), Anna Bahr-Mildenburg, Marie Dietrich, Heinrich Gudehus, Maria Ivogün, Thomas Koschat (2), Selma Kurz, Lilli Lehmann (zusammen mit Paul Kalisch), Jenny Lind, Nellie Melba, Adelina Patti, Carlotta Patti, Fjodor Iwanowitsch Schaljapin (3), Leo Slezak (2), Enrico Tamberlik, Therese Tietjens, Anton Woworsky (6) und Ludwig Wüllner (2).

661 SAINT-SAËNS, Camille, 1835 – 1921. E. Br. m. U. Paris o. D. 1 S. 8o. (150.—)

An einen Konzertveranstalter in Frankfurt a. M.„… Je me dispose à faire un tour en Allemagne et le bon accueil que j’ai reçu il y a trois ans à Francfort m’engage à vous demander si vous ne pourriez pas m’utiliser cette année. Je jouerai le 15 Octobre à Leipzig et le 3 Novembre à Cologne …“

„la Capitale de la Mélancolie“

662 SARASATE, Pablo de, 1844 – 1908. E. Br. m. U. Berlin 19.XII. o. J. 1 S. gr.-8o. Schwach knittrig. Am Unterrand leicht staubfleckig. (120.—)

An einen Freund, dem er im Berliner Winter sein Leid klagt; er sehne sich nach südlichen Gefilden.„Oui, je le connais, le pays où fleurit l’Oranger, et je voudrais bien m’y trouver en ce moment, car je m’ennuis ferme, mais heureusement tout passe, et je quitterai bientôt Berlin, qui n’est pas un pays d’Orangers, mais la véritable patrie du brouillard et de la Crotte, sans compter que c’est aussi la Capi-tale de la Mélancolie, et de la mauvaise humeur …“Erwähnt Karl Goldmark.

663 SCHNEIDER, Friedrich, 1786 – 1853. E. Br. m. U. Dessau 28.V.1846. 3 S. 4o. Reizende lithogr. Ansicht seines Wohnsitzes am Kopf. Mit Siegel und Adresse. Etwas stärker gebräunt. Fleck unter der Lithographie. Kleine Rand- und Faltenrisse. (300.—)

An Musikdirektor Wilhelm Weiprecht in Berlin über die Anschaffung eines „Baß-Blasinstruments“ für die Dessauer Hofkapelle, „nemlich eine Tuba oder Bombardon – nicht sowohl für die Militärmusik als vielmehr für die Kapelle. Nur ist mir immer vorgekommen daß die Tuba gegen die übrigen Instrumente einen zu heterogenen Ton hat … Würden sie für Tuba oder Bombardon stimmen? …“Beiliegend ein e. Br. m. U. an den Redakteur und Dichter Rudolf Hirsch in Leipzig (Dessau 1842).

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664 SCHÖNBERG, Arnold, 1874 – 1951. E. Billett m. U. auf der Rückseite seiner gedr. Vi-sitenkarte. O. O. u. D. (wohl Berlin, Anfang Oktober 1912). 1⁄2 S. Visitformat. (600.—)

„… Konzertbureau Gutmann, bitte Herrn Schriftsteller Carl E i n s t e i n , eine Einladung für 2 Personen zur Generalprobe des P i e r r o t l u n a i r e zu geben …“Schönberg war zu Beginn des Jahres 1912 von der Leipziger Vortragskünstlerin Albertine Zehme um Material gebeten worden, woraufhin er den Gedichtzyklus „Pierrot lunaire“ des französischen Dichters Albert Giraud musikalisch bearbeitete. Die Generalprobe fand am 9. Oktober d. J. vor geladenem Pub-likum in Berlin statt.

665 SCHUBERT, Franz, 1797 – 1828. Druck: „ G r e t c h e n a m S p i n n r a d e / aus / Göthe’s ‘Faust’ / in Musik gesetzt / und dem Hochgebohrnen Herrn Herrn / Moritz Reichsgra-fen von Fries, / … / erfurchtsvoll gewidmet / von / Franz Schubert. / 2tes Werk.“ Wien, Cappi und Diabelli (1822). Gestochenes Titelblatt (mit Preisangabe und Platten-Nr. 767) und 9 S. Querformat (9-zeilig), pag. „3“ bis „11“. Leicht fleckig. Montagespuren am linken Rand. (3.000.—)

Mit eigenhändigem Kontrollvermerk Schuberts „Schmp 271“ (Schubert manu propria) am unteren Rand der leeren 12. Seite; leicht angeschnitten.Die Eigenhändigkeit von Schuberts Kontrollvermerken wird noch immer kontrovers diskutiert; wir folgen der Argumentation Ulrich Drüners (Otto Haas, Katalog 40, S. 15 ff.).

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666 SCHULHOFF, Julius, 1825 – 1899. 2 e. Br. m. U. Dresden 10.XI.1861 und 18.IV.1875. 51⁄2 S. 8o. Ein Brief mit einigen Läsuren. (300.—)

1861. An einen Freund, den er von seinen Reiseplänen unterrichtet. „… In den nächsten 10 Tagen geden-ke ich wieder nach Paris zu reisen und einige Monate dort zuzubringen. Ich glaube daß mir, als einer viel gereisten und in allen Schichten der pariser Gesellschaft beliebten Persönlichkeit, der Aufenthalt dort, sowohl in Bezug auf meine Compositionen als auch auf meine sonstige Stellung günstig ist, auch ohne daselbst zu concertiren, was ich zu Gunsten meiner Bequemlichkeit und Seelenruhe diesen Winter ganz unterlassen will … Wie geht es Dir? Wie lebst Du? Was denkst Du von den lamentablen socialen und politischen Zuständen? Ziehst Du czechische oder deutsche Beefsteak vor? Läßt Du Dich durch die gegenwärtigen unerquicklichen Umstände nicht abhalten zu musizieren? Componirst Du? …“1875. Wohl an den Komponisten Sir Julius Benedict in London, mit einer Empfehlung für die Pianistin Caroline Montigny-Rémaury, eine Schülerin Franz Liszts. „… Tous les fidèles qui sont à Rôme désirent voir le Pape; ainsi tous les artistes qui sont à Londres désirent vous voir. Je m’empresse donc avec grand plaisir de vous faire faire la connaissance de ma chère collègue, Mme Montigny-Rémaury, une de nos grandes pianistes, très fêtée à Paris et partout ou elle se fait entendre …“ – Mit eingeklebter Adresse auf der dritten Seite.Beiliegend ein e. musikal. Albumblatt m. U. (3-taktig, Visitformat).

667* SCHUMANN, Clara, geb. Wieck, 1819 – 1896. Portraitphotographie mit eigenh. Wid-mung u. U. auf der Rückseite. Visitformat. Aufnahme: Wehnert-Beckmann, Wien und Leipzig. – Dazu: 2 e. Br. m. U. Paris 31.III.1862 (2 S. 12o) und Berlin 8.XII.1875 (4 S. 12o, defekt). (1.200.—)

Clara Schumann vor einer Draperie sitzend, den Blick nach rechts gerichtet. Die rückseitige Widmung lautet: „Herrn Kallo [?] zur freundlichen Erinnerung an Clara Schumann / Berlin d. 17.Mai 1862.“Dazu die Briefe:Paris 1862. Von ihrem dritten Pariser Konzert-Aufenthalt wohl an den Violinisten Jules Armingaud: „… en vous disant milles remerciements pour le grand plaisir que vous m’avez fait dans mon Concert pour la Sonate par laquelle vous avez enchanté tous le monde, je viens de nouveau appeler à votre bonté, pour mon dernier Concert Mardi 8 Avril. Voulez vous jouer avec moi l e Q u a t u o r d e m o n M a r i ? et parler de ma part avec MM. vos collegues, MM. Jacquart et Lalo? …“Berlin 1875. „Liebste Sophie / noch immer sitze ich ohne Tisch und Stühle … Ich begreife nicht, daß der Händler sie nicht gegen Versicherung auf Lieferungszeit abgeschickt hat …“

668 — E. Br. m. U. Baden-Baden 5.IX.1870. 2 S. gr.-8o. Winziger Randeinriss. (600.—)

An einen Konzertveranstalter.„… es stellt sich nun doch heraus, daß ich es mit meinen übrigen Plänen am besten vereinigen könnte, wenn ich in Ihrem 2ten Concerte am 24 Octbr. concertirte. Den 7ten Nov. würde ich es wohl auch ein-richten können, aber schwerer …Würde sich dann wohl ein Quartett-Abend anreichern lassen? …“ Auf der dritten Seite des Doppelblatts Zeilen des Adressaten („Dr H“) an einen Musikdirektor.

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(Cl. Schumann)

669 — E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. (30.VI.1882). 1  S. quer-kl.-4o (Notenpapier, 8-zeilig). Leicht gebräunt. Knickfalte. Verso Montagereste. (1.600.—)

Die ersten fünf Takte (für das Klavier I) des „Andante espressivo“ aus Robert Schumanns „Andante und Variationen für zwei Klaviere …“ op. 46, darunter die Widmung „Frau Johanna K l i n k e r f u s s / zur Erinnerung an / unser Duett / am 30ten Juni 1882. / Clara Schumann.“ – Die Pianistin Johanna Klin-kerfuß war die Ehefrau des Stuttgarter Instrumentenhändlers Apollo Klinkerfuß.Mit diversen Beilagen, darunter 2 Br. m. U. Clara Schumanns an Johanna Klinkerfuß, wohl in Vorberei-tung des oben erwähnten Konzerts (Frankfurt a. M. 1881/82, mit 2 Umschlägen),1 e. Br. m. U. und 2 Br. m. U. an A. Klinkerfuß, bei dem sie ein Klavier geordert hatte (Frankfurt a. M. 1880 und o. J., mit 1 Umschlag) sowie 2 e. Br. m. U. des Komponisten und Dirigenten Paul Klengel an Johanna Klinkerfuß, der er Kompositio-nen für ihre Tochter, der späteren Pianistin Margarete K. übersendet: „… so im Lied-ohne-Worte-Styl, aber sehr Schumannisch …“ (Leipzig 1886, mit 1 Umschlag).

670 — 1 e. Br. m. U. und 1 Br. m. U. Frankfurt a. M. und o. O. 27.IX.1886 und 22.XI. o. J. 3 S. 12o (Briefkarten). (800.—)

Wohl an die ihr befreundete Sängerin Antonie Kufferath, verheiratete Speyer.1886. „Herzlichsten Dank liebe Antonie und Ihrem lieben Manne für die wundervollen Blumen. Bald hoffe ich Sie zu sehen …“ – Antonie K. hatte ein Jahr zuvor den Musikschriftsteller und Autographen-sammler Edward Speyer geheiratet.O. J. Mit Dank für eine Einladung. „… werde aber wohl allein kommen, da Fillunger nicht hier ist u. Marie Eugenie nicht gerne allein lässt …“ – Die Sängerin Marie Fillunger war die Lebensgefährtin ihrer Tochter Eugenie.Beiliegend u. a. 7 gedruckte Visitenkarten aus dem Familienkreis, davon 3 von R o b e r t S c h u m a n n und je eine der Töchter Marie und Eugenie.

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671 — E. Br. m. U. Franzensbad 13.VII.1887. 4 S. 8o. (1.200.—)

An eine ihr befreundete Dame, „Frau v. Kaiserfeld“, über die Sorgen um ihre Kinder. „… E u g e n i e geht mit der Fillu“ (Eugenies Lebensgefährtin, die Sängerin Marie Fillunger) „… nach Mayen bei Sitten, wo ihr die Luft vor Jahren so gut gethan hat … ich laborire auch wieder viel an Kreuz-schmerzen, doch das ist Kleinigkeit gegen meines Sohnes Ferdinands Kinder. Dieser ist jetzt in Teplitz, kann schon seit 6 Monaten keinen Schritt gehen, mußte seine Stelle aufgeben – ach, das ist so viel Elend, u. ließen sich Bogen damit anfüllen! Denken Sie ein Familienvater mit 6 Kindern! natürlich trage ich alle Lasten u. viele Sorgen! – Doch! davon erzähle ich Ihnen lieber nicht, und darf man ja auch nicht aufhö-ren zu hoffen …“ – Ferdinand Schumann, der einzige ihrer 4 Söhne, der sich verheiratet hatte, war von schlechter Gesundheit und drogenabhängig; er starb 1891, erst 42 Jahre alt. Johannes Brahms, dem sie ihre Nöte im Juli 1888 schilderte, bot sich an, sie finanziell zu unterstützen (siehe die folgende Nummer).Im Nachsatz schreibt sie: „In England habe ich wieder die rührendste Aufnahme gefunden, u. sehr glücklich immer gespielt! –“

„Das aber nur zu Dir, nicht wahr, lieber Johannes?“

672 — E. Br. m. U. Franzensbad 11.VII.1888. 10 S. 8o. Kleine Faltenrisse. (4.000.—)

Großer, inhaltsreicher Brief an J o h a n n e s B r a h m s , dem sie ihre familiären Nöte und Sorgen anvertraut. Ihr Sohn Ferdinand, Bankangestellter und vielfacher Familienvater, hatte wegen seiner zer-rütteten Gesundheit seine Arbeit verloren und war auf ihre finanzielle Unterstützung angewiesen. Ihre Halbschwester Marie Wieck hatte ohne ihr Einverständnis einige ihrer Briefe in eine Biographie ihres gemeinsamen Vaters Friedrich Wieck aufgenommen.Zunächst jedoch wegen der Herausgabe der Erstfassung von Robert S c h u m a n n s 4 . S y m p h o n i e . Brahms hatte Clara gebeten, diese dem Dirigenten des Frankfurter Cäcilienvereins, Karl Müller, vorzu-legen, da er beabsichtigte, das Interesse auf die seiner Meinung nach anmutigere Erstfassung der Kom-position zu lenken; Schumann hatte die 1841 entstandene Symphonie 10 Jahre später überarbeitet und lediglich diese zweite Fassung 1853 drucken lassen.„… Die Doppel-Partitur hat uns außerordentlich interessiert, Müller ging sie Tact für Tact mit mir durch, und konnte ich mich überzeugen, daß er sie genau studiert hatte, aber, er meinte die 2te Instrumentation erscheine ihm doch glanzvoller, wirksamer, nur einige Stellen im Andante u. Scherzo finde er in der frühe-ren Bearbeitung schöner. Für eine Aufführung der ersten Instrum[entation] sey er doch nicht, wolle mir aber die Symphonie, wenn ich die Stimmen hätte, gern einmal in einer Probe vorspielen lassen … Müller hatte die Doppel-Partitur mit großem Interesse durchgesehen, das bin ich überzeugt, aber er konnte sich nicht zu Deiner Meinung, daß die erste Bearb[eitung] schöner sey, bekennen, und sagte, er würde so gern einmal selbst mit Dir darüber sprechen mit der Partitur in der Hand …“ Weiter über ihren drogenabhängigen Sohn Ferdinand. „… der Arzt sagte mir, er könne wohl kaum jemals seine Thätigkeit wieder aufnehmen. Habe ich dies auch immer gefürchtet, so war mir der Ausspruch doch ein schwerer Schlag, und ich sehe noch gar nicht ab, wie der Arme sein Leben hinbringen soll! Das ist trostlos. Ich lasse nun seine Frau mit den zwei kleinsten Kindern in eine kleine Stadt ziehen …, wo es billiger zu leben ist. Die drei Knaben … müssen so bald als möglich in’s praktische Leben, denn wie sollte ich es erschwingen, sie studiren zu lassen … Ich kann es ja kaum jetzt ermachen, die Pension, die mich f[ür] d[ie] drei allein auf 2000 Mark im Jahr kostet, dazu Ferdinand, der unter 500 M[ark] monatlich nicht auskommt! … ich habe oft darüber nachgedacht, ob ich mein Haus verkaufe und eine billigere Wohnung suche, aber das ist mir so furchtbar schwer! ich habe vielleicht kaum mehr ein paar Jahre zu leben, und soll mich nun noch einschränken. Die Kinder bitten auch immer, daß ich es nicht thue. Das aber nur zu Dir, nicht wahr, lieber Johannes?“ Zum Schluss über das kurz zuvor erschienene Werk über ihren Vater. „… Denke Dir, Marie Wieck hat ein Buch: ‘Friedrich Wieck und sein Lebens und Künstlerbild’ unter dem Namen Dr. Kohut, dem sie dafür 300 Mark gezahlt, herausgegeben, und eine Anzahl Briefe von mir an meinen Vater und von Ernestine v.

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(Cl. Schumann)

Fricken an mich darin veröffentlicht, ohne mich zu fragen, ohne daß ich nur eine Ahnung davon hatte, daß diese Briefe noch exisitirten. Ist das nicht empörend? Ich hätte das Buch sofort confisciren lassen können, aber das würde einen Prozess nach sich ziehen, der zu peinlichen Situationen mit der Marie und der Mutter führen könnte, das will ich nicht, obgleich sie es verdient hätten …“ 1891 beauftragte Brahms Franz Wüllner mit der Herausgabe der Erstfassung bei Breitkopf & Härtel, wovon Clara jedoch erst aus der Zeitung erfahren sollte (siehe Litzmann Bd. 2 Nr. 610).Ferdinand starb drei Jahre später mit 42 Jahren. In seinem Antwortbrief vom 24. Juli bietet Brahms Clara an, sie finanziell zu unterstützen: „… daß ich mit meinem sehr überflüssigen Mammon mich z. B. dieses Jahr an Deinen Ausgaben für die Enkel mit etwa 10 000 M. beteiligte …“; bezüglich der Biographie rät er ihr an gleicher Stelle „sehr für vollständiges Schweigen“: „… Ich denke, das Buch wird so schlecht sein, daß es nicht ans eigentliche Tageslicht kommt. Ich weiß nicht, was man mir tun müßte, mich zu einer öffentlichen Auslassung zu bringen …“ (siehe Litzmann Bd. 2 Nr. 516).Litzmann Band 2 Nr. 515 (mit kleinen Abweichungen und Auslassungen).

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673 — E. Br. m. U. Frankfurt 9.XII.1888. 4 S. 8o. (3.000.—)

Ebenfalls an J o h a n n e s B r a h m s über ihre Darbietung seiner im Sommer des Jahres vollendeten 3. Violinsonate d-moll op. 108, zusammen mit dem Vio-linisten Johann Naret-Koning. „…  Gestern Abend habe ich sie einer großen Anzahl von Musikern bei mir vorgespielt und Alle waren sie begeis-tert, doch Niemand kann solche Wonne empfunden haben als ich, doppelt, ers-tens durch das Werk, dann das beglü-ckende Gefühl sie spielen zu können, denn tags zuvor bekam ich wieder sol-che Schmerzen in den Schultern daß ich fürchtete, absagen zu müssen. Ich glaube es war die Angst davor, daß ich am Ende nicht spielen könnte, die mir die Schmerzen verursachte. Blieb mir Etwas zu wünschen, so war es J o a -c h i m , das war freilich – viel! … Nun, ich hoffe, bald wird mir der Genuß sie mit J. zu spielen, und darauf freue ich mich schon bei jedem Gedanken an die Sonate … Könnte ich Dir nur über Alles schreiben, aber, bald sehe ich Dich ja, u. mündlich thut’s sich so viel besser und ohne Armschmerzen! …Es wäre ja herrlich dirigiertest Du einmal Deine D moll Symphonie hier, bitte, thue es doch! und nun Adieu! Soll ich den liebenswürdigen Komponisten noch loben – das versteht sich doch von selbst!“

Brahms reiste am 7. Januar 1889 nach Frankfurt a. M. und spielte dort am 11. Januar seine Sonate zusammen mit Hugo Heermann. Die Uraufführung der Sonate mit Brahms und dem Violinisten Jenö Hubay fand am 21. Dezember 1888 in Budapest statt.Litzmann Band 2 Nr. 532 (mit kleinen Abweichungen und Auslassungen).

674 — E. Briefkarte m. U. O. O., wohl Anfang November 1891. 2 S. quer-12o. (400.—)

An das Ehepaar Moritz von Kaiserfeld, das ihr zum Geburtstag am 13. September gratuliert hatte.„… mit einem schweren Nervenleiden bin ich hierher zurückgekehrt, das nun schon 7 Wochen dauert. Dies der Grund daß ich Ihnen für Ihre lieben Geburtstagsgrüße nicht früher dankte. Ich darf nichts thun, kann etwas Weniges schreiben, Musik machen kann ich gar nicht, und bin oft sehr muthlos. Es ist wohl Folge zu vieler Bäder, dann des schlechten Wetters, u. die großen Gemühtsbewegungen, der Verlust meines Sohnes, der Frege – kurz, es sieht jetzt betrübt bei uns aus …“Clara Schumanns Sohn Ferdinand war am 6. Juni 1891 gestorben, Livia Frege am 22. August des Jahres.

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675* SCHUMANN, Robert, 1810 – 1856. E. Br. m. U. O. O. 25.I.1838. 1 S. gr.-8o. Mit Obla-tensiegel und Adresse. Leicht gebräunt. Anmerkungen von fremder Hand am Kopf und auf der Adressseite. (3.000.—)

An den Musikverleger Raimund H ä r t e l , die bevorstehende Veröffentlichung seines neuen Klavierwerks betreffend.„… Wenn die P h a n t a s i e s t ü c k e fertig sind, so erbitte ich um einige Exemplare. C l a r a Wi e c k läßt mir sagen, daß sie einige davon in ihren Wiener Conzerten spielen will, was Ihnen und mir jedenfalls nur nützen kann – weshalb ich Sie auch so dränge, da Clara nur noch ein oder zwei Concerte geben will …“Als Nachschrift fügt er an: „… Die beiliegende Anzeige bitte ich auf Hrn. Friesens Rechnung wenn mög-lich in das Hauptblatt Ihrer Zeitung einzurücken.“ – Der Leipziger Verleger August Robert Friese hatte im Juli 1837 Robert Schumanns „Neue Zeitschrift für Musik“ gekauft. Die Anzeige erschien am 2. März in der NZfM 8/18, S. 72.Die Phantasiestücke für Klavier op. 12, komponiert vor Ende Juli 1837, erschienen in zwei Bänden im Februar 1838 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig erstmals im Druck. Am 6. Februar schickte Breitkopf & Härtel die Freiexemplare an Schumann. Clara Schumann führte die Phantasiestücke am 4. März des Jahres in Wien auf.Beiliegend eine zeitgenössische Abschrift seines Aufsatzes „Musikalische Haus- u. Lebensregeln verfasst von Rob. Schumann“ (17 S. und Titel), der erstmals 1850 in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ veröffent-licht worden war. Beginnt: „Die Bildung des Gehörs ist das Wichtigste. Bemühe dich frühzeitig, Tonart u. Ton zu erkennen. Die Glocke, die Fensterscheibe, der Kukuk – forsche nach, welche Töne sie angeben …“

676 — E. Br. m. U. Düsseldorf 28.I.1851. 3 S. gr.-8o. Mit Adresse. Heftspuren, Ausschnitt an der Siegelstelle (geringer Wortverlust). (3.000.—)

An seinen Verleger C. F. Peters in Leipzig, die Bearbeitungen der Ouvertüre zu Schillers „Braut von Messina“ bzw. der Oper „Genoveva“ und sein Honorar betreffend. „… Zur Abfassung des 2händigen Arrangements erkläre ich mich gegen ein Honorar von 2 L’dor jedes-mal bereit; das 4händige würden Sie durch einen Andern anfertigen lassen …Der Ansatz des Honorars für die Ouverture zur Braut von Messina ist der Kleinste, den ich nach Maßstab eines anderen Honorars genommen habe, was ich in Hinsicht meiner Erwartung Ihres werthen Letzten nicht verschweigen kann …Der Clavierauszug der Oper sieht sehr stattlich aus. Es thut mir nur leid, daß Sie der Oper nicht einen etwas größeren Platz in der öffentlichen Anzeige gewidmet haben …“Schumann bittet Peters, einen „Clavierauszug der Genoveva“ an Alfred Dörffel zu senden und ihm „den Betrag (doch wohl mit 50 %) zur Last zu schreiben.Es stimmt wohl mit Ihren Ansichten überein, daß die Ouverture zur Braut von M. bis zu Anfang nächsten Winters erscheine? [Ich] würde Ihnen in diesem Fall das Manuskript bis Ende Juni zusenden …“Der zweihändige Klavierauszug der Oper „Genoveva“ op. 81 – erstellt durch Clara Schumann – war im Januar 1851 bei C. F. Peters im Druck erschienen; eine Anzeige bewarb ihn am 23. Januar in der Musik-zeitschrift „Signale“. Der vierhändige, durch Woldemar Bargiel erstellte und durch Robert Schumann revidierte Klavierauszug erschien im Mai 1852 ebenfalls bei Peters. Die Erstausgabe der Ouvertüre c-moll zu Schillers „Die Braut von Messina“ erschien im Oktober/Dezem-ber 1851 bei J. F. Peters im Druck.

677 — E. Br. m. U. Düsseldorf 8.VIII.1851. 3 S. gr.-8o. Minimal fleckig. (3.000.—)

An seinen Verleger (Hermann oder Raymund Härtel in Leipzig) bei Übersendung der „Correctur der M i g n o n “ ; zunächst über die auf einer Reise in die Schweiz gesammelten Eindrücke.

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„… Mit Bedauern haben wir von Ihrem Hiersein während unserer Abwesenheit gehört. Tags darauf, nachdem Sie in Düsseldorf waren, trafen wir selbst ein – von einer Reise, die unversehens eine größere wurde, als wir anfänglich bestimmt … das schöne Wetter lockte uns … bis nach Genf über Chamounix, wo uns zwei ganze Tage lang der Montblanc den Anblick seines ehrwürdigen Hauptes gönnte. Viel Herr-liches haben wir gesehen, auch Schreckliches, den Verlauf der ungeheuren Wasserfluth, die von Freiburg in der Schweiz an bis Bruchsal in Baden die größten Verheerungen angerichtet.Nun … wieder in’s alte Gleis gekommen, habe ich mich gleich an die Correctur der Mignon gemacht … Stich und Correctur sind ganz vortrefflich und ich wüßte nichts Besonderes dabei zu erwähnen.Hr. O. D r e s e l in Frankfurt sagte mir, daß Sie Willens wären, das von ihm geschriebene Arrangement meiner Q u a r t e t t e zu drucken, was mich zu hören freute. Da wollte ich nur noch den Wunsch aus-sprechen, daß Sie die Ausgabe im Hoch-Format einrichten laßen, mir auch eine Revision des Werkes schicken möchten …“ Der mit Schumann seit Jahren in brieflichem Kontakt stehende Pianist und Komponist Otto Dresel (1826 – 1890) siedelte im nächsten Jahr nach Boston über.

678 SECHTER, Simon, 1788 – 1867. E. Br. m. U. Wien 30.III.1846. 3⁄4 S. 4o. (300.—)

An Herrn „von Benedict“ (Julius B.?) mit einem Empfehlungsschreiben für seinen ehemaligen Schüler „Seebold, welcher bei mir während seines Aufenthaltes in Wien die Harmonie, den einfachen und doppel-ten Contrapunct den Canon und die Grundzüge zu der Fuge studierte, und durch seinen Eifer es ziemlich weit gebracht hat, so daß er bei weiterer Fortübung einmal etwas Tüchtiges leisten kann …“Beiliegend 1 e. Quittung m. U. (o. O. u. D.)

Nr. 675 Nr. 677

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„My eight symphony“

679* SIBELIUS, Jean, 1865 – 1957. Br. m. U. Järvenpää 29.VII.1945. 12⁄3  S. 4o. Bleistift. (600.—)

Wohl an den englischen Geiger und Dirigenten Basil Cameron („Dear old Friend“), der nach Kriegsende wieder Kontakt zur Sibelius aufgenommen hatte.„… You may imagine that it was a great pleasure to me to hear from you again after these long years. Now that the war is over I hope to welcome you very soon here in Finland.During the war our informations about the musical life in England have not been very plenty but to my great regret I still heard of the departure of Sir Henry Wood“ (Cameron war lange Jahre Assistent des Dirigenten), „a man to whom I am indebted for very much.My eight symphony has been ‘finished’ many times but I am not contented with it yet. When the time comes it will be a pleasure to me to give it in your hands …“Wenige Tage später soll Sibelius das Werk, das er 1926 als letzte große Arbeit begonnen hatte, auf seinem Landsitz verbrannt haben; einzig Fragmente davon sind bis heute aufgetaucht. Erwähnt Arvi Paloheimo.

680 — Portraitphotographie mit Namenszug auf dem Untersatzkarton (Bleistift). Ca. 15,5 × 11 cm (Photo), ca. 25,5 × 18 cm (Untersatz). Aufnahme: Fred Runeberg. Leicht gebräunt. (400.—)Beeindruckende Aufnahme aus späterer Zeit, Halbprofil nach rechts.Beiliegend 1 kleines Notenzitat (o. O. u. D.)

681 SILOTI, Alexander, 1863 – 1945. 2 e. Br. m. U. Leipzig und Moskau 20.XI.1894 und 16. (28.)XI.1897. Etwas gebräunt. Faltenrisse. (400.—)

An verschiedene Adressaten.Leipzig 1894. „… bitte theilen Sie mir gütigst mit, ob die Probe am 6 Dec. um 11 Uhr anfängt ich könnte dann um 11:40 ankommen, wenn die Probe aber früher anfängt, so werde ich dann die Nacht durchrei-sen, da ich will nach Ihren Wünsche handeln …“Moskau 1897. „Lieber Herr Held! / Heute sende Ihnen per Einschreib-Brief mit 100 Mrk.; und bitte meine Quittung nach Moskau, Kaiserl. Conservatorium zu schicken …“Beiliegend 1 e. Schriftstück m. U. (Quittung, wohl 1895) sowie 1 Portraitphotographie des jungen Siloti mit e. Namenszug auf der Bildseite (Kniestück, Kabinettformat, o. O. 1897).

682 SPOHR, Louis, 1784 – 1859. Eigenh. Musikmanuskript mit Bezeichnung u. U. Um 1842. 12⁄3 S. Querformat, 12-zeilig. Etwas gebräunt. Faltenrisse provisorisch ausgebessert. Mit An-merkungen zweier Vorbesitzer (1866 und 1915). (300.—)

23 Takte über vier Systeme und 16 Takte über zwei Systeme, am Unterrand bezeichnet „Manuscript-Blatt aus dem z w e i t e n Tr i o von Louis Spohr.“Das zweite (in F-Dur, op. 123) von insgesamt fünf Klaviertrios war 1842 entstanden.

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683 — E. Br. m. U. Kassel 4.XI.1833. 4 S. gr.-4o. Mit Empfangsvermerken am Schluss. Etwas gebräunt, schwach lichtrandig. Kleine Faltenrisse. (350.—)

An seinen Verleger Carl Haslinger in Wien, zunächst die Drucklegung seiner 4. Symphonie „Die Weihe der Töne“ op. 86 betreffend.„… Es haben sich doch noch ziemlich viele und mitunter bedeutende Fehler gefunden und eine recht genaue Revision der Platten wird daher von Nöthen seyn. Den Titel habe ich abgeändert und in Folge dieser Abänderung auch die Vorerinnerung umgeschrieben …“ Spohr erwähnt zudem seine bei Haslinger erschienene Violinschule: „…  Für gütige Mittheilung der Rezension über die Violinschule danke ich ergebenst. Sie klingt ein wenig, wie vom Verleger veranlaßt. Ich lege Ihnen eine andere bey von R e l l s t a b , der mir nicht wohl will; (weil ich keinen seiner Operntexte komponieren mogte,) dessen Lob daher mir aus seiner Überzeugung hervorgegangen zu seyn scheint …“

684 — E. Br. m. U. Kassel 16.V.1838. 33⁄4 S. gr.-4o. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse (Poststempel und -vermerk). Schwach gebräunt, an der Siegelstelle leicht beschädigt (geringe Buchstabenverluste). (350.—)

An seinen Freund, den Komponisten und Musikmäzen Wilhelm Speyer in Frankfurt a. M. („Lieder-Speyer“), dem er sein „Vater Unser“ für ein Sängerfest versprochen hatte.„… Übermorgen werde ich die Orchesterparthie des Vater-Unser, erst allein und dann mit den Sängern probiren, um die Wirkung dieses ungewöhnlichen Orchesters kennen zu lernen, und finde ich sie der Erwartung entsprechend, Ihnen dann sogleich Partitur und ausgeschriebene Stimmen zu senden.Heute veranlaßt mich wieder ein Anliegen an Sie zu schreiben. – Wir, die Vorsteher der Orchesterwitwen-kasse sind von mehreren Seiten aufgefordert worden, den P a u l u s am 1ten Pfingsttage, wo wir jährlich ein Concert zum Besten unsrer Kasse geben, zu wiederholen. Der Prinz“ (der seit der Flucht seines Vaters die Regierung führende Kurprinz Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel) „hat seine Zustimmung gegeben und so fehlt uns nichts als die Orchesterstimmen, die ich natürlich gleich nach der Charfreitagsauffüh-rung zurückgeschickt habe. Da ich immer nun noch nicht weiß, an wen ich mich deshalb zu wenden habe, so nehme ich nochmals meine Zuflucht zu Ihrer Gefälligkeit und bitte Sie, bey den Vorstehern des Cäcilienvereins zu erwirken, daß uns Partitur und Orchesterstimmen von Paulus nochmals auf 8 Tage geborgt werden …“Mendelssohn Bartholdys „Paulus“ geht auf einen Auftrag des Frankfurter Cäcilienvereins von 1831 zurück.

„ganz nach meiner Schule gebildet“

685 — E. Br. m. U. Kassel 13.XI.1841. 1 S. 4o. Kleinere Randschäden, verso Montagereste. (250.—)

Wohl an den Komponisten und Musikpädagogen Karl Joseph Kinderfreund in Prag, dem er seinen ehe-maligen Violinschüler Heinrich Herdtmann empfiehlt.„… Herrn Herdtmann kann ich das beste Zeugniß geben. Er ist ein gleich guter Solo- wie Orchester-Spieler und ein durchgebildeter Musiker, dabey gebildet, thätig und liebenswürdig. Er hat mit einem andern jungen Künstler, einem Violoncellisten, seit der Zeit, daß er meinen Unterricht verließ, mehre Kunstreisen gemacht und allenthalben vielen Beyfall eingeärndtet. Da er ganz nach meiner Schule gebildet ist, so wird er am besten die Methode, die Herr Happ dort eingeführt hat, fortführen können …“ Im nächsten Jahr wurde Herdtmann als Violinlehrer am Kinderfreundschen Institut angestellt.

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(L. Spohr)

686 — E. Br. m. U. Kassel 27.III.1856. 1 S. gr.-4o. Kleine Faltenrisse. (300.—)

An sein Protégé, den damals zwanzigjährigen Komponisten Bernhard Scholz.„… Mit Vergnügen und herzlicher Theilnahme ersehe ich aus Ihrem Schreiben, daß Ihnen Gelegenheit gegeben ist, meinem Rathe gemäß, ernstliche und gründliche Studien der Komposition zu machen, und schließe daraus, daß Ihr Herr Vater nun seine Einwilligung gegeben hat, daß Sie sich ganz der Kunst widmen dürfen. Indem ich dazu von Herzen Glück wünsche, genehmige ich sehr gern die Dedication Ihrer Sonate für Piano und Violine …“Scholz unterrichtete ab 1856 Kontrapunkt am Münchener Konservatorium, leitete von 1871 bis 1883 den Orchesterverein zu Breslau und wurde anschließend Direktor des Hoch’schen Konservatoriums in Frankfurt.

687 SPONTINI, Gaspare, 1774 – 1851. E. Schriftstück m. U. Berlin 6.VI.1824. 1 S. gr.-4o. Schwach gebräunt. (500.—)

Als „Directeur général de la musique de S. M. le Roi“ an die Generalintendanz der Königlichen Schau-spiele, der er seine alleinige Kompetenz hinsichtlich musikalischer Darbietungen erklärt. – König Fried-rich Wilhelm III. hatte ihn 1820 als Generalmusikdirektor nach Berlin berufen.„Le service de S. M. le Roi m’impose le devoir de repondre avec empressement et de donner comunica-tion à l’Intendance générale des Spectacles des diverses opinions qu’Elle m’a requisez, rélativement à plusieurs affaires de service.1o Quant à l’ouvrage ou Vaudeville de Mr. de H o l t e i , si ce sont les chanteurs qui doivent l’executer, et puisqu’il y a de la musique et du chant, c’est à la Direction générale de musique, ce me semble d’après l’Instruction Royale, de prononcer sur son admission, et sur l’epoque de la mise en scene.2o Quant aux gastrolles du tenor Haubouch, il sera prudent d’en ajourner la décision, afin de prendre en attendant des informations sur son talent et sur ses qualités …3o À l’egard des congés pour quelques membres de la Chapelle, la Direction génerale de musique s’empressera de repondre dans le courant de cette semaine …“

688 — E. Br. m. U. O. O. 26.VII.1829. 2⁄3  S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Minimale Randläsu-ren. (250.—)

An einen Komponisten, der ihm Werke zur Durchsicht gesandt hatte.„… J’ai parcouru avec beaucoup d’intèret votre excellente composition, surtout le quatuor, et c’est avec conviction et justice, que j’ai le plaisir de vous en faire mon compliment, en vous exhortant de continuer dans cette route …“Beiliegend seine gedruckte Visitenkarte mit e. Namenszug auf der Rückseite.

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689 STEINWAY, William, Sohn des Klavierbauers Heinrich E. Steinweg, des Gründers von Steinway & Sons, 1835 – 1896. E. Br. m. U. An Bord des Ozeandampfers „Abyssinia“ 10.I.1881. 2 S. gr.-4o. Mit Briefkopf „Steinway & Sons“. Mit Umschlag. (400.—)

An den Wiener Komponisten Eduard Kremser, Sammler traditioneller Wienerlieder („Kremser-Alben“), dem er eine Berufung als Dirigent der Sängervereinigung Deutscher Liederkranz der Stadt New York in Aussicht stellt.Steinway, Präsident des Lie-derkreises, konnte in einer Sitzung des „Board of Trus-tees“ die Anwesenden davon überzeugen, „dass es unter existirenden Umständen der einzig richtige Weg sei Ihnen eine Gelegenheit zu geben, im Laufe dieses Jahres zu einer Ihnen am besten passenden Zeit die Reise nach New York zu machen sich einige Wochen hier aufzuhalten, und sich persönlich zu überzeugen, wie es Ihnen gefallen würde, wel-ches die Aussichten für Sie wären, und ob Sie sich ent-scheiden könnten, mit Ihrer Familie nach hier zu über-siedeln, mit der besten Stel-lung als künftiger Dirigent des Deutschen Liederkranzes, des größten hiesigen Vereines wel-cher seit 34 Jahren besteht …“

Beiliegend ein Br. m. U. von Henry Ziegler Steinway, Urenkel von Henry E. Steinway und als letztes Mit-glied der Steinway-Familie Präsident von Steinway & Sons, an Karl Riebe, mit Bezug auf obigen Brief von William Steinway (New York 1986).

690 STOCKHAUSEN, Karlheinz, 1928 – 2007. E. Schriftstück (Blei) m. U. (roter Farbstift). 1 S. gr.-4. Auf einem Briefbogen des „Hotel Palace München“. (200.—)

Von „1“ bis „19“ nummerierte Liste mit Anweisungen, u. a. zu Dynamik und Besetzung, für eine seiner Kompositionen.Beiliegend ein Programmheft des Goethe-Instituts in Barcelona vom April 1968 mit einer e. Widmung u. U.

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691 STRAUSS (Sohn), Johann, 1825 – 1899. Eigenh. Musikmanuskript (Fragment). 3 S. gro-ßes Hochformat, 24-zeilig. Kleine Faltenrisse. An der rechten unteren Ecke leicht fingerfleckig. (1.600.—)

Fragment aus seiner Komischen Ope-rette „ P r i n z M e t h u s a l e m “ . 28 Takte für Orchester.Ursprünglich für die Pariser Bühne geschrieben, wurde die Operette am 3. Januar 1877 im Wiener Carltheater uraufgeführt.Mit alter Zuschreibung und Widmung auf Seite 4: „Autograph v. Johann Strauss / Orig. aus Prinz Methusalem / gewidment Herrn k. k. Kammersän-ger / Herrn Leo S l e z a k / von / Josef Simon / Wien 10. Februar 1907“. – Simon war mit Luise Deutsch, einer jüngeren Schwester von Adele Strauss, der dritten Ehefrau von Johann Strauss (Sohn) verheiratet. Seine Sammlung umfasste eigenhändi-ge Partituren, Originalmanuskripte, Notendrucke und Briefe von Johann Strauss.

692 — Schriftstück m. U. Paris 19.V.1867. 1⁄2 S. folio. Mit gestempelter Beglaubigung auf der unteren Hälfte des Blattes. (600.—)

„Endesgefertigter bestätigt hiemit daß Hr. Gustav Lewy Kunst u. Musikalienhändler aus Wien bevoll-mächtigt von mir ist, in meinem Namen Geschäfte abzuschließen oder zu lösen nach seinem Ermessen.“ Er unterschreibt mit „Johann Strauss / K . K . H o f b a l l m u s i k d i r e k t o r “ . Darunter die Legalisation der „Ambassade Imperiale et Royale d’Autriche“ (Paris 22.V.1867).Strauss’ Jugendfreund Lewy betrieb neben seinem 1854 gegründeten Verlag die älteste Theateragentur Österreichs.

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693 — E. Br. m. U. (Wien) 23.XI.1891. 4 S. 8o. Schwach gebräunt. (800.—)

An seinen Verleger Fritz S i m r o c k über seine Oper „Ritter Pásmán“, deren Uraufführung wegen Erkrankung der Sängerin Marie Renard, die die Rolle der Eva sang, verschoben werden musste.„… Heute im Abendblatt … ist angezeigt, daß Pasman noch in diesem Jahr zur Aufführung gelangt – man wartet nur die vollkommene Genesung der Renard ab … Schlar ist ein sehr talentvoller Musiker, kann ihn Ihnen bestens für Arbeiten wie Potpourris, aussergewöhnliche Arrangements für Klavier empfehlen.“ – Der Kapellmeister Josef Schlar arrangierte den Eva-Walzer nach Motiven der Oper.Für Kraus“ (wohl Alois K., Komponist und Militärkapellmeister) „Orchester u. Harmonie ausgaben – bin ich nicht in der Lage ein Urtheil zu fällen – ob er in ähnlicher Weise Gediegenes leisten kann. Die Anwesenheit der Zimmermann – ich glaube daß ich schon vor einiger Zeit Sie auf selben für Orchesterar-beiten aufmerksam machte, brachte mich auf die Idee Sie nochmals daran zu erinnern – sollten Sie auf ein gutes für Streich o. Harmonieorchester eingerichtetes Potpourri reflectiren – wäre in diesem Manne denjenigen zu finden, der Ihren Wünschen enprechen würde …“ Die Uraufführung seiner einzigen Oper fand am 1. Januar 1892 an der Wiener Hofoper statt. Dem Werk war kein Erfolg beschieden, es wurde nach nur 8 Aufführungen wieder abgesetzt.Beiliegend ein Notendruck „Auf dem Tanzboden“ op. 454 für Klavier mit e. Widmung u. U. „Der liebens-würdigen Miss Edith Bott zur freundlichen Erinnerung / Johann Strauss“ (o. O. u. D.)

694 — E. Br. m. U. O. O. 1.V.18(92?). 4 S. 8o. Mit goldgeprägter Initiale „J“ über 2 Notenli-nien am Kopf. Schwach gebräunt. Tinte an einigen Stellen leicht verwischt. (800.—)

An denselben über die Prager Aufführung seiner Oper „Ritter Pásmán“.„… Die Mühe, die Plage die ich in Prag durchgemacht, ist mindestens eben so viel werth als Sie durch gewiss bedeutende peconniäre Opfer dem Werke gebracht haben. Daß ich übrigens ausser der Mühe auch Geldopfer gebracht, kann ich Sie versichern.Ich habe 1 250 K[ronen] in 14 Tagen in Prag verausgabt. Diese Summe in 14 Tagen in einem Hôtel zu verleben – wenn man nicht grosse Diners oder Sonners veranstaltet wäre ganz unmöglich. Es war häu-fig vorgekommen 12 – 16 Personen zu invitiren – natürlich waren es Journalisten – Correspondenten namentlich, die in die Welt Berichte hinausstreuen …… Mit Ausnahme der neuen Presse waren auch alle Berichte wie man mir mitheilt günstig. S c h u c h “ (Ernst von Sch., Generalmusikdirektor der Dresdener Hofoper) „hat nach dem 1ten Akt mir angezeigt – daß er die Oper geben wird … Gestern war K i e n z l Kapellmeister im Münchner Operntheater bei mir um über Einzelheiten zu conferiren. Lewy“ (Gustav L., Musikverleger) „war heute bei mir u. trotzdem er mit Neumann“ (Josef Angelo N., Sänger und Theaterintendant) „auf feindseligem Fusse steht versicherte er mich, daß die Prageraufführung neues Leben in’s Geschäft gebracht hat …“

695 — E. Br. m. U. O. O. u. D. 1 S. 8o. Schwach gebräunt. Mit e. adressiertem Umschlag. (600.—)

Wohl an den Wiener Operettenkomponisten und Kapellmeister Adolf Müller jr., von dem er sich eine Partiturabschrift erbittet.„… Bitte um die Gefälligkeit – den D dur Satz (welcher am Schlusse der Ouverture im Stretta-tempo wieder kehrt) für meine Rechnung schreiben zu lassen, u. z[war] wie er zu Anfang der Ouverture und am Schlusse gebracht wird. Selber wird textirt und als Schluß eines couplets benutzt, welches für die Berliner-Aufführung bestimmt ist …“Beiliegend ein e. Billett o. U. auf seiner Visitenkarte, das Marsch-Couplet des Zsupán aus dem 3. Akt seiner Operette „Der Zigeunerbaron“ betreffend, sowie eine Portraitphotographie des jungen Strauss, stehend, in weißem Gehrock mit Spazierstock (ca. 9 × 5,5 cm).

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696 STRAUSS, Richard, 1864 – 1949. Eigenh. Musikmanuskript. (22.III.1887.) 21⁄3 S. Quer-format (Doppelblatt), 9-zeiliges Notenpapier in Liedeinteilung mit vorgedruckter Akkoladen-klammer. Leicht gebräunt und leicht fleckig. Tektur bei den Takten 21 – 24 auf der ersten Seite, kleinere Randschäden. (16.000.—)

Vollständige Urschrift des frühen Liedes „ B a r c a r o l e “ op. 17/6 TrV 149 (Text von Adolf Friedrich von Schack), RSQV-Nr. q13816, bezeichnet „Allegretto con moto“. Mit dem unterlegten Text.Gegenüber der gedruckten Fassung und der dazu dienenden Abschrift von Strauss in der Münchner Stadtbibliothek sind einige andere Lesarten erkennbar. Am auffälligsten erscheint die geänderte Tonart G-Dur (statt Ges-Dur). Strauss hatte das Lied am 22. März 1887 komponiert. Im Druck erschien die Komposition erstmals 1888 als Nr. 6 der „Sechs Lieder von Adolf Friedrich Schack“ für eine hohe Singstimme mit Begleitung des Pianoforte bei Rahter. Zu den weiteren Liedern von Opus 17 gehört als Nr. 2 das berühmte „Ständchen“.

Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Richard-Strauss-Instituts, Garmisch-Partenkir-chen, für ihre Arbeit an den Manuskripten Nrn. 696 – 700.

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697 — Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug „DrRichard Strauss“ am Kopf. Ca. 1918/ 1919. 4 S. großes Querformat (Doppelblatt), 24-zeilig. Hellbraunes Notenpapier. Notentext vorwiegend Bleistift, teilweise Eintragungen mit schwarzer Tinte. Erste Seite mit blauem Stempel „Papeterie-Imprimerie E. Bellamy. 115, Rue Réaumur, Paris“ und kleinem Stempel „Berlin. Schlesinger’sche Buch- & Musikhandlung“ am Seitenende rechts. Knickspur mittig. Letzte Seite stellenweise berieben. (16.000.—)

Particell zu seiner Oper „I n t e r m e z z o . Eine bürgerliche Komödie mit sinfonischen Zwischenspielen in zwei Aufzügen“ op. 72 TrV 246, Libretto vom Komponisten.S. 1 und 2: Zweiter Aufzug, vierte Szene (Anfang bis Ziffer 121, Takt 4) mit unterlegtem Text (S. 2). S. 3 und 4: Zweiter Aufzug, fünfte Szene (1 Takt vor Ziffer 168 bis 179, Takt 6), mit unterlegtem Text.Der Text lautet:S. 2: „Fr.[au]“: „Anna[!] ich hätte den Baron dahin doch nicht schicken sollen“[Anna:] „Wohin gnä’ [Frau?]“[Frau:] „Na zu der Person nach Wien“„A.[nna]“: Ja aber wie wollen Sie denn sonst völlige Gewißheit haben / Gnä Frau können sie doch nicht persönlich fragen das ginge doch nicht“[Frau]: „Natürlich nicht. Zum Donnerwetter noch einmal Therese Therese wo bleiben sie denn?“[Therese:] „Ich finde die Decken nicht“[Frau:] „So / machen Sie doch Ihre blöden Aug[en] auf.“[Therese:] „Sie sind nicht da“„An[na]“: „Welche Decken gnä’ Frau“[Therese:] „Die seidenen Tischdecken“[Anna:] „Aber gnä Frau die sind doch mit dem Eilgut schon fort“[Frau:] „So?“

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(R. Strauss)

„Therese es ist gut sind schon fort [da.] Das hatte ich ganz vergessen die blöde Person müsste doch auch eilen, statt da stundenlang zu / Eilen Sie sich – bringen Sie mir die schwarzen Knopfstiefel Alles ausräu-men nichts dalassen was mir gehört / Er wird ein sehr wohnliches Heim vorfinden“.S. 3: [zweiter Aufzug, fünfte Szene][Frau:] „Was ich gelitten wird dadurch nicht ausgelöscht“[Robert:] „Aber doch nicht durch meine Schuld“[Frau:] „Vielleicht meine?“[Robert:] „Natürlich dies[es] unüberlegt hitzige Köpfchen“[Frau:] „Ich? das ist / unerhört“[Robert:] „Na ich keinesfalls“[Frau:] „Wer dann?“[Robert:] „Du weißt daß ich ganz unschuldig bin.“[Frau:] „Das weiß ich nicht“[Robert:] „Die Beweise genügen dir nicht“[Frau:] „Für / diesen besonderen Fall vielleicht aber man weiß doch nicht –“Robert: „Du könntest wissen“[Frau:] „Gar nichts Gar nichts / ich habe jetzt gesehn was alles passieren kann“[Robert:] „Aber es ist doch nichts geschehn“[Frau:] „Meine Lei- / den meine Seelenqualen“[Robert:] „Hättest du dir größtenteils ersparen können wenn du besonnener zu Werke gegang[en] wärst. Statt dessen / 2 völlig unverständliche, unbeantwortbare Telegram[me] an mich die mich dem Wahnsinn nahbrachten du warst beim Notar wegen Scheidung“[Frau:] „Du weißt? Du weißt?…“Das Particell weist gegenüber der späteren Reinschrift der Partitur und der gedruckten Fassung kleine textliche Unterschiede auf. Auffällig sind zudem einzelne noch nicht auskomponierte Stellen von gespro-chenem Text.Strauss hatte den Text nach autobiographischen Begebenheiten 1917/1918 selbst geschrieben. „Inter-mezzo“, seine achte Oper, bietet sowohl einen besonderen Einblick in die Kultur und den bürgerlichen Alltag in der Weimarer Republik als auch in das Privatleben des Komponisten. Die Uraufführung fand am 4.XI.1924 im Schauspielhaus Dresden unter der Leitung von Fritz Busch statt.

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698 — Eigenh. Musikmanuskript m. U. „Richard Strauss“. (1940.) 2 S. großes Hochformat, 34-zeilig. Teilweise fleckig. Rand- und Faltenrisse. (12.000.—)

Skizzenblatt zur „Festmusik zur Feier des 2600-jährigen Bestehens des Kaiserreichs Japan“ (Japanische Festmusik) für großes Orchester op. 84 TrV 277. RSQV-Nr. q00005. Blattfüllende Skizzenfragmente aus den ersten Abschnitten des Werks: S. 1: „Triumphmarschartig Maëstoso“. „Gong“. „Disposition: Einleitung Adur 4⁄4 das meerumflossene Eiland; von Fismoll nach Esdur ¾ Allegro Heldentum. / Seitensatz Bdur die Kirschblüte. Durchführung: der Vulcan u. Fugato des arbeitenden Volkes / Von da rückwärts über Kirschblüte (gekürzt), Heldentum zur Schlußhymne Adur.“„Einleitung Andante con moto“. / „Voraus / 8 Takte / Gongs“.„Allegro“.S. 2: „Dreitakt“. / „Kirschblü[te]“.Die Japanische Regierung beauftragte zum Jubiläum im Jahr 1940 Musik von Komponisten aus ver-schiedenen Ländern (u. a. auch J. Ibert und B. Britten, der zu diesem Anlass die vom Auftraggeber zurückgewiesene „Sinfonia da Requiem“ schuf). Richard Strauss schrieb die „Japanische Festmusik“, für die er seine Arbeit an der Oper „Die Liebe der Danae“ unterbrach, innerhalb von wenigen Monaten und beendete dieses Gelegenheitswerk – zugleich seine letzte vollendete programmatische Komposition für großes Orchester – am 23.IV.1940 in Meran. Die Uraufführung fand am 14.XII.1940 in Tokio statt.

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(R. Strauss)

699 — Eigenh. Skizzenbuch. Ca. 1944 – 1945. 126 S. Querformat, 6-zeilig (schwarze Noten-linien, vorgedruckt), 8,0 × 13,2 cm, die Ecken rechts abgerundet. Papierkennung: Max Liebers Musikhaus, Freiburg i. B. Schwarze und blauschwarze Tinte sowie Blei-, Rot- und Blaustift. Paginierung von fremder Hand mit Bleistift. Bindung etwas gelockert. In Schuber. (30.000.—)

Skizzenbuch zu „M e t a m o r p h o s e n . Studie für 23 Solostreicher“ TrV 290 und „ M ü n c h e n . Ein Gedächtniswalzer fürs großes Orchester“, zweite Fassung TrV 274 a.Anmerkungen:S. 1 „Andante“S. 4 „Sequenz!“, „länger u. erst dann Seite 5“S. 6 „tranquille“S. 13 „G-dur 4 Takte bis oo“S. 21 „Es-dur agitato nach dem G-dur Anschluß“, „anders!“S. 27 „Bmoll“, „Über Stimme Triolenbegleitung“S. 38 „Coda“S. 40 „Seite 12“S. 44 „Modulationen.“S. 50 „Gdur“S. 56 „lebhafter“S. 57 „2 Takte“S. 58 „Allegro“S. 60 „Cadenz“S. 61 „Cadenzen. Übergang“S. 64 „Allegro“S. 73 „siehe nächstes b[?]“S. 74 „Schluß“, „vorher“S. 75 „appassionat“S. 77 „3 Takte“

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S. 78 „Trauer um München.“S. 80 „Allegro“S. 83 „Feuersnot“S. 84 „Finale allegro“S. 89 „Moderato“S. 95 „nächste Seite“, „Gmoll“S. 97 „als Coda“S. 98 „Klage“S. 101 „langsam“S. 102 „Coda“, „weiter 4 Seiten“S. 105 „Schluß“S. 107 „dim. lang“S. 110 „I. Walz[er]“S. 112 „4 Takte dominant dann großes Thema in Gdur“S. 116 „Marschartig“S. 119 „agitato“S. 120 „Allegro moderato“S. 122 „2 Takte x“Die Folgen des Bombeninfernos des Zweiten Weltkriegs waren für Strauss gleichbedeutend mit dem Untergang der deutschen Kultur. Vor diesem Hintergrund entwarf er seine instrumentalen Spätwerke. In seinen „Metamorphosen“ zitierte Strauss den Trauermarsch aus Beethovens „Eroica“. Die Urauf-führung fand am 25.I.1946 mit dem Collegium Musicum Zürich unter der Leitung des Widmungsträgers Paul Sacher im kleinen Saal der Tonhalle in Zürich statt. Wie das Skizzenbuch in der Bayerischen Staatsbibliothek enthält auch dieses die Notiz „Trauer um München“, die lange Zeit fälschlicherweise den „Metamorphosen“ statt „München“ zugeordnet wurde. Bei „München“ handelt es sich um die zwei-te, erweiterte und modifizierte Fassung des „Gelegenheitswalzer München“ von 1938/1939. Der neue Untertitel „Gedächtniswalzer“ bezieht sich auf die Zerstörungen von Strauss’ Vaterstadt aufgrund der Bombenangriffe zwischen 1943 und 1945. Strauss’ Einbezug von Zitaten aus seiner Oper „Feuersnot“ wird in dem Skizzenbuch besonders deutlich. Zudem ist das Thema von „Minore – In Memoriam“ noch mit „Klage“ überschrieben. Die Uraufführung des „Gedächtniswalzers“ fand am 21.III.1951 durch die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Fritz Lehmann statt.

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(R. Strauss)

700 — Eigenh. Musikmanuskript. 1949. 31⁄3 S. Hochformat, 14-zeilig. Notentext mit Tinte, Bleistifteinträge von fremder Hand. Papier gebräunt. (12.000.—)

Fragmentarisches Particell des Beginns der Fuge aus dem unvollendeten, letzten Werk „ B e s i n n u n g “ TrV 298 für gemischten Chor und Orchester, nach einem Gedicht von Hermann Hesse („Ewig ist und göttlich der Geist“). Insgesamt 59 + 10 Takte, teils mit unterlegtem Text.Der in der Fuge vertonte Text nach Hermann Hesse lautet: „Schwer ist sein Weg, Sünde und Tod seine Speise. Oft verirrt er ins Finstre, oft wäre ihm besser, niemals erschaffen zu sein …“S. 1: Eigenh. Titel „Fuge“ und die (vermutlich nachträglich hinzugefügte) Anmerkung „Zuerst als Streichsextett à la Capriccio ausführen“, darunter mit Bleistift von fremder Hand „‘Besinnung’ (Her-mann Hesse)“, oben außen „1949“.S. 1 bis 3: 50 Takte vollständig skizziert, teilweise mit Ausbesserungen, weitere 9 Takte einstimmig.S. 4: 10 Takte Fugenthema in homophoner Harmonisierung. Darunter abgesetzt Bleistifteinträge von fremder Hand: „letzte, unvollendete Komposition, Mittelteil von ‘Göttlich und ewig ist der Geist’ “ (sic!), darunter „Katalog S. 233/34, Wien 1964“.

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701 — E. Br. m. U. München 9.IV.1883. 3 S. 8o. Mit gedrucktem Monogramm am Kopf. (1.200.—)

Als A c h t z e h n j ä h r i g e r an Theobald Kretschmann, den Solo-Cellisten der Wiener Hofoper, dem er sein Streichquartett in A-Dur op. 2 (1880) und seine Serenade für 13 Blasinstrumente in Es-Dur op. 7 (1881) für dessen nebenher veranstaltete Orchesterkonzerte zusendet.„… ‘Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt’, werden Sie wohl sagen, wenn Sie diesen Brief und beiliegende Noten erblicken, doch entschuldigt nicht der weite Weg von München bis Wien mein Säumen, sondern der Umstand, daß ich erst die Fertigstellung der Serenade im Druck abwarten wollte, um Ihnen zugleich damit auch die versprochenen Quartettstimmen zu schicken. Ich glaube, die Verzögerung hat nichts auf sich, da Sie ja, selbst wenn Sie das Quartett wirklich zur Aufführung bringen wollten, es doch kaum diese Saison noch gebracht haben würden. Ihre so große Liebenswürdigkeit gegen mich in Wien und Ihre mir so halb gegebene Zusage, meine Blasinstrumentenserenade, (die das Glück gehabt hat, diesen Winter bereits in Dresden, Meiningen, hier u. letzten Donnerstag erst in Paris zur öffentlichen Aufführung gebracht zu werden u. Gott sei Dank überall mit sehr gutem Beifall,) – vielleicht in Ihren Orchesterconcerten zur Aufführung zu bringen, ermuthigen mich nun auch, Ihnen Partitur u. Stimmen derselben zu schicken, mit der Bitte, das kleine Werkchen, ebenso wie das Quartett, gütig aufzunehmen u. recht nachsichtig zu beurtheilen …“S e l t e n so früh.

702 — Portraitphotographie, verso mit e. Widmung. Um 1883. Visitformat. Aufnahme: Franz Hanfstaengl, München. – Dazu: E. musikal. Albumblatt m. U. Dresden 22.X.1888. 1 S. quer-8o. (1.600.—)

Die Photographie: Aufnahme als Abiturient (Brustbild nach rechts) mit einer Widmung für „Herrn und Frau Böckmann / zur freundlichen Erinnerung an den obigen.“ – Strauss hatte im Zuge seiner Künstler-reise 1883 bei seinem Aufenthalt in Dresden im Haus des Solo-Cellisten der Königlichen Kapelle, Ferdi-nand Böckmann, einem Freund seines Vaters, Quartier gemacht.Das Albumblatt: Der erste Takt „a u s I t a l i e n , II. Satz“ mit einer Widmung für eine Tochter von Fer-dinand Böckmann: „Fräulein Mimi Böckmann / verehrungsvoll / Richard Strauss / (auf Wunsch: kgl. Hofmusikdirektor etc. etc.)“. – „Aus Italien“, op. 16, Strauss’ erste Tondichtung, war während eines durch Johannes Brahms angeregten Italienaufenthaltes im Sommer 1886 entstanden und 1887 unter seiner Leitung in München uraufgeführt worden.

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(R. Strauss)

703 — E. Br. m. U. „Euer  R.“ Weimar 11.I.1890. 4 S. 8o. (1.600.—)

Einen Tag nach der Dresdener Erst-aufführung des „Don Juan“ a n s e i -n e n Va t e r, den Hornisten Franz Strauss. – Strauss, der München im Sommer 1889 verlassen hatte, hatte seine Tondichtung „Don Juan“ op. 20 erst kurz zuvor, am 11. November, in Weimar zur Uraufführung gebracht.„Lieber Papa!Soeben zurückgekehrt, will ich Euch sofort über gestern berichten u. in erster Linie betonen, daß die Auf-führung meine Erwartungen nach den Proben weit übertroffen hat. Sie war ausgezeichnet u. hat mir rie-sige Freude bereitet. Hagen“ (der Dirigent Adolf H.) „hat sein mög-lichstes geleistet, die Tempi waren im ganzen richtig, die Modificationen, die ich ihm angedeutet u. die er in den Proben  … alle übertrieben hatte, waren Abends gemildert u. das Tempo leidlich einheitlich. Der Klang des herrlichen Orchesters war großartig u. alles kam mit einer Klar-heit heraus, daß ich mich selber über die … wirklich gute Instrumentation freute. Der Erfolg war anständig, das Applaudiren ist in Dresden nicht Mode, es wurde nicht mehr u. nicht weniger geklatscht als nach der Beet-hovenschen Sinfonie; der Dirigent wurde den ganzen Abend nie herausgerufen, sondern ging sowol nach Beethoven, Don Juan, u. Schumann … mit einfachem Applaus ab. Ich bin sehr froh, daß das Stück nicht durchgefallen ist, wozu in Dresden jede Novität die größten Chancen hat. Ich saß im Parkett zwischen zwei Herrn, die mich nicht kannten u. sich furchtbar lustig (für mich) über Don Juan unterhielten; amüsirte mich königlich. Der Eine meinte, er hätte nun genug von der Sorte u. ich hätte auch hübsch in der Componistenmappe herumgefischt, der andere bewunderte das Colorit, fand, daß ich doch viel eigene Gedanken hätte u. daß das Dahinstürmen u. besonders der Ekel ausgezeichnet wiedergegeben wäre. Schließlich entdeckten Sie den Componisten im ersten Rang oben u. ich saß zwischen ihnen u. mußte mich immer furchtbar zusammennehmen, um nicht herauszuplatzen … Das Dresdner Orchester ist aufrichtig jetzt das schönste …Soeben habe ich wieder einen reizenden Brief von F r a u Wa g n e r erhalten, die ich wahrscheinlich Ende Januar in Berlin treffen werde. B ü l o w teilt mir soeben mit, daß er am 22. Jan. meine Fmollsin-fonie in Hamburg (nun schon zum 2ten Male dort) aufführen wird.Ich bin also wohl u. munter u. sehr befriedigt von Dresden, herzlichen Dank für Hanna’s“ (seine Schwes-ter Johanna) „lieben Brief, freue mich, daß Ihr alle wieder wohl seid. Könnte Papa nicht zum Don Juan nach Berlin kommen 30. Jan.? Hm, hm! Das wäre zu überlegen …“Beiliegend ein e. Namenszug sowie ein signiertes Brieffragment (Abschnitt) seines Sohnes Franz, mit der e. Anmerkung Richard Strauss’: „Mein Sohn schreibt schon eine Saupfote“.

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704 — E. Br. m. U. Weimar 4.XI.1893. 2 S. 8o. (600.—)

Wohl an einen befreundeten Musiker, dem ein Auftritt in Weimar in Aussicht gestellt worden war.„…  Freund Gille“ (Carl G. Sekretär des ADMV und Vorstand des Akademischen Konzertinstituts, 1813 – 1899) „hat nun leider die Sache, wie es scheint, etwas verkorkst! Wir sind hier leider nicht in der Lage, fremden Künstlern Honorare zu zahlen, müssen uns in Folge dessen immer mit einheimischen … behelfen u. können fremde Künstler überhaupt nicht auffordern! Haben fremde Künstler überhaupt einmal den unverantwortlich leichtsinnigen Wunsch, hier zu ihrem u. unsrem Vergnügen zu spielen, so nehmen wir diese Güte denkbar an u. zahlen eine Reiseentschädigung von 100 Mark, was natürlich kein Honorar für eine künstlerische Leistung sein soll! Wenn Gille Sie aufgefordert hat, gegen ein Honorar von 100 M. hier zu spielen, so ist dies einfach eine Frechheit – u. ich hätte es … nie gewagt, Sie einzu-laden, hier zu spielen – weil wir eben Nichts bezahlen können. Haben Sie aber den liebenswürdigen Wunsch, mir speciell eine große Freude zu bereiten, so sollen Sie herzlich schön Dank dafür haben …“

Die Berliner Erstaufführung des „Zarathustra“

705 — 2 e. Br. m. U. München 25.V.1895 und 4.IV.1896. 8 S. 8o. Leicht gebräunt. Kleine Faltenrisse. Gelocht. (1.200.—)

An den Berliner Konzertveranstalter Hermann Wolff, mit dem es bezüglich der Abonnementkonzerte des Philharmonischen Orchesters zu Unstimmigkeiten gekommen war.25.V.1895. Nach Erhalt von zwei verwirrenden Briefen, die ihn schließen ließen, „daß Sie – gelinde gesagt – vergessen haben, daß wir beide im März 1894 einen Vertrag abgeschlossen haben, wonach ich mich verpflichtet habe, zwei Jahre lang die 10 philharmonischen Concerte zu dirigiren …In diesen beiden für Sie bindenden Briefen steht nichts von einer einjährigen Kündigung; auch ist die Gültigkeit des Vertrags auch im 2ten Vertragsjahre nicht davon abhängig gemacht, ob Sie im ersten Jahre gute oder schlechte Geschäfte gemacht haben.Meine Verpflichtung, Ihre Concerte zwei Jahre lang zu dirigiren, habe ich im ersten Jahre mit all Ihren Klauseln, Sicherstellung bezüglich meines Urlaubes für Proben u. Concerte (die ich in meinem Münchner Contracte enthalten habe) etc. eingehalten u. bin entschlossen, sie auch im zweiten Jahre zu halten … seien Sie versichert, daß ich auf meinem Scheine bestehen werde, da ich mir die von Ihnen beabsichtigte Schädigung meiner künstlerischen Interessen … nicht gefallen lassen werde …“4.IV.1896. „… Sie stehen bezüglich des Z a r a t h u s t r a leider auf einem ganz falschen Standpunkt: ich dachte, Ihnen mit der durchaus freiwilligen Überlassung der Erstaufführung für Hamburg unter We i n g a r t n e r u. dann in Berlin eine rechte Freude zu machen – statt dessen schreiben Sie mir einen höchst kühlen Brief zurück voll Schwierigkeiten etc.Nun hören Sie: es bewerben sich so viele Dirigenten u. Concertinstitute um die Erstaufführung meiner neuen Sachen, daß ich nicht nötig hätte, mir beim philharmonischen Orchester einen Korb zu holen. Meine Orchesterwerke gefallen, trotzdem sie gut sind, beim Publikum u. sind immer ein sicherer Erfolg auch für schwächere Dirigenten; darum werden sie jetzt so viel aufgeführt, nicht weil sie was wert sind. Also viele Leute danken es mir, wenn ich ihnen den Zarathustra zur ersten Aufführung gebe u. machen so viele Proben, als ich will, freuen sich wenn ich komme u. selbst dirigire. Wenn das philharmonische Orchester für die nötigen Proben keine Zeit hat, so tut es mir sehr leid u. ich bitte, freundlichst zu ent-schuldigen, wenn ich ihm überhaupt diese Zumuthung gestellt habe …“Die Uraufführung fand am 27. November in Frankfurt a. M. unter Richard Strauss statt; in Berlin wurde das Werk drei Tage später dann doch vom Philharmonischen Orchester unter Arthur Nikisch erstauf-geführt.

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(R. Strauss)

706* — E. Br. m. U. München 30.IX.1897. 3 S. 8o. Gelocht. (800.—)

An (Friedrich Hegar, Dirigent des Tonhalle-Orchesters in Zürich), der ihn zu einem Gastspiel eingeladen hatte, was er vermutlich ablehnen müsse, da er bereits „Extraurlaub“ erhalten habe, um nach „Paris zu Colonne“ gehen zu können.„…  Da ich am 25. Oktober mit Possart“ (Ernst v. P., Generalintendant der Münchener Hoftheater) „zusammen einen Recitationsabend (Enoch Arden, Melodram) in Zürich gebe, wäre jedoch die beste Gelegenheit, wenn Sie in Gegenwart Possarts … Ihre Einladung für den 18. Januar wiederholen würden. Wollen Sie das thun?Meine beiden 16stimmigen a capella Chöre: Der Abend (von Schiller) u. Hymne von Rückert dauern zusammen circa 30 Minuten; dazu könnte man schon noch eine sinfonische Dichtung machen! Vielleicht D o n J u a n ?Z a r a t h u s t r a läßt sich wohl für kleinere Streichquartettbesetzung einrichten, ist schlimmsten Falls mit 8 ersten, 8 zweiten Geigen, 6 Bratschen, 6 Celli, 4 Bäßen zu machen. So ist es in Dessau aufgeführt worden.Es müßte aber für die lezten Pulte ein Arrangement getroffen werden …“Siehe auch Nr. 542 (Friedrich Hegar an Max Ulrich).

707 — E. Br. m. U. Marquartstein 26.VIII.(1899). 3 S. 8o. Gelocht (kleine Einrisse an der Lochung alt ausgebessert; Buchstabenverlust). (800.—)

An einen Kollegen, der ein Konzert in Augsburg vorgeschlagen hatte.„… Zu dem Zweck teile ich Ihnen mit, daß ich am … 17. Oktober mit dem verstärkten K a i m O r c h e s -t e r zwei Concerte in München dirigiren werde, die als Programm: Don Juan, Tod u. Verklärung, Don Quixote u. Heldenleben enthalten u. in denen meine Frau“ (die Sopranistin Pauline de Ahna) „des wei-teren 6 Gesänge mit Orchester u. 6 mit Klavier von mir singen wird.Vom 19ten Oktober ab ‘stehen’ also diese genannten Stücke mit dem Kaimorchester u. es hätte, wenn das Kaimorchester frei ist, keinen Anstand, am 20. Oktober ein ähnliches Concert in Augsburg (auch unter Mitwirkung meiner Frau) zu geben …“Bei den genannten Münchner Konzerten, die schließlich am 17., 19. und 20. Oktober stattfanden, handelt es sich um Strauss’ erstes Gastdirigat mit den späteren Münchner Philharmonikern, deren Vorläufer das von Franz Kaim 1893 gegründete Orchester war. Beiliegend ein weiterer e. Br. m. U.; an einen Herrn in Graz, der wohl um die Empfehlung eines Verlags gebeten hatte: „… Meine Beziehungen zum Buchhandel sind selbst schwach, ich kenne näher nur Dr. Kippenberg (Inselverlag) u. oberflächlich Piper (München). Bei Beiden will ich gern anfragen, verspre-che mir aber auch nicht allzuviel Erfolg bei dem heutigen – Papiermangel!! …“ (Garmisch 1941).

708 — E. Postkarte m. U. (Charlottenburg) 4.V.1900. (300.—)

An Otto Singer junior, den Verfasser der Klavierauszüge der Opern von Strauss, mit einer Einladung.„… Kommen Sie vielleicht Sonntag Nachmittag zum Thee … Bedaure von Herzen, daß es Ihrer lieben Frau nicht gut gegangen ist u. gratuliere zur Genesung. Bei uns geht diesen Winter auch leider das Kranksein nicht aus. Meine Frau ist erst seit 8 Tagen wieder gesund (endlich) u. neuerdings laborire ich an Influenza! Scheußlich! …“

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709 — E. Br. m. U. Charlottenburg 17.V.1900. 12⁄3 S. 8o. Minimal fleckig. (400.—)

An einen befreundeten Musiker, dem er die „Chordirektorstelle“ an der Berliner Hofoper zu verschaffen suchte.„… Gehalt ist, glaube ich, mindestens 5 000 Mark. / Dienst: täglich Vormittag circa 2 Stunden Chorprobe (von 10 1⁄4 bis 12 Uhr) / Anwesenheit auf allen Arrangir- u. Orchesterproben / (circa von 11 bis 1⁄2 3 Uhr) / (bei Neueinstudirungen) / Anwesenheit auf den wichtigsten Opernabenden, wo der Chor beschäftigt ist.Wollen Sie’s riskiren? Wir bräuchten eben einen sehr feinen Musiker für den Posten, der sehr stramme Disciplin hält …“

710 — E. Br. m. U. Wohl Berlin 7.XI.1902. 3 S. 8o. (800.—)

Als Erster Kgl. Preußischer Hofkapellmeister an den Komponisten und Dirigenten Bernhard Scholz, Direktor des Hoch’schen Konservatoriums in Frankfurt a. M., eine Aufführung von Scholz’ Werken betreffend.„… Leider kann ich heute noch nicht ganz bestimmt versprechen, ob ich die Oper an Kaisers Geburtstag“ (27. Januar) „auch wirklich dirigieren kann. Offen gesagt, hatte ich eigentlich nicht darauf gerechnet in diesem Winter noch eine Novität zur Einstudirung zu erhalten: denn von den 6 neuen Opern, die’s diesen Winter gibt, habe ich jetzt schon 2 einstudirt u. die 4 anderen träfen eigentlich auf meine beiden Collegen. Doch will ich trotz meiner durch Concertreisen u. eigene Arbeiten so furchtbar in Anspruch genommene Zeit für Sie, sehr geehrter Herr Director, gerne eine Ausnahme machen, wenn es mir gelingt, 3 Ende Januar in Amsterdam angenommene Concerte derart zu verlegen, daß es mir möglich ist, am 27.ten Januar hier noch zu dirigiren …“Ferner mit Dank für die Übersendung eines Textes von dessen Sohn: „… wenn ich gleich von vorneherein gestehen muß, daß meine Abneigung gegen alle Romantik ziemlich groß u. wohl schwer zu überwinden sein wird …“ sowie mit Änderungsvorschlägen für dessen Oper: „… Streicher allein ist wirklich etwas dünn. Ich würde eine ähnliche Instrumentirung wie beim D o n J u a n  … empfehlen …“Beiliegend eine Portraitphotograpie von 1907 (Aufnahme Gebrüder Lützel, München).

711 — E. musikal. Al-bumblatt m. U. „Dr Ri-chard Strauss.“ Berlin 12.XII.1904. 1 S. quer-8o. (800.—)

Dreitaktiges Notenzitat: Thema am Beginn der „Symphonia Domestica“ für Violoncello.Beiliegend eine signierte Portraitpostkarte aus spä-teren Jahren sowie ein e. Billett auf einer gedruck-ten Visitenkarte.

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(R. Strauss)

712 — 2 e. Br. m. U. Garmisch 27.IV. und 17.VI.1914. 21⁄2 S. 8o. Mit gedrucktem Briefkopf „Landhaus Richard Strauss“. Mit den Umschlägen. (600.—)

An Regierungsrat Lottes in München, über eine vom ihm geplante Straße sowie über ein Sportplatz-Projekt des Garmischer Turnvereins in unmittelbarer Nähe seiner Villa.27. April, zunächst die Straße betreffend. „… Für den Fall, dass der Herr Rentamtmann pflichtgemäß doch noch einen etwas höheren Preis vorschlagen würde, wäre ich Ihnen von Herzen dankbar, wenn Sie trotzdem den ganz kräftigen Preis von 5040 Mark acceptieren würden …Meine Beschwerde wegen des Turnplatzes … werden Sie wohl in zwischen erhalten haben. Ich habe dagegen nun auch … bei der Gemeinde protestiert u. wäre Ihnen ausserordentlich dankbar, wenn Sie auf Herrn Baron von Haller, der dieses Unglück leider angerichtet hat, einwirken wollten, dass er dem Turn-verein einen anderen schönen Platz (entweder an der Loisach … oder im sog. Fichtenstich) anweist …“

713 — E. Ansichtskarte m. U. (Garmisch) 9.V.1917. Bildseite: Die Villa Strauss in Garmisch. (120.—)An Ernst Oppler in Berlin.„… Für die freundliche Übersendung Ihrer hübschen Radierung meinen verbindlichsten Dank …“Oppler hatte Radierungen zu Strauss’ „Josephslegende“ geschaffen.

714 — E. Br. m. U. Garmisch 6.VI.1918. 1 S. 8o. Mit Briefkopf „Landhaus Strauss / Gar-misch“. Mit Eingangsstempel „Bezirksamt Garmisch“ am Kopf sowie auf den Seiten 2 und 3 je ein Brief des Bezirksamts (12.VI.1918) bzw. der „Kriegsrohstoffstelle München“ (15.VI.1918). (400.—)

An das Bezirksamt in Garmisch, bei dem er sich über eine kriegsbedingte „Blitzableiterenteignung“ beschwert.Man habe ihm den „Blitzableiter abgenommen u. durch einen minderwertigen ersetzt. Da es wohl selbstverständlich ist, daß der Staat wenn er in dieser Weise gewalttätig enteignet, wenigstens die dem Vergewaltigten daraus erwachsenen Kosten auch trägt, so erlaube ich mir, die beiliegende Rechnung dem k. Bezirksamte zur eventuellen Weiterbeförderung an die Reichsmetallstelle zu übersenden, da ich nicht gewillt bin, die selbe zu bezahlen …“Die Kriegsrohstoffstelle antwortet Strauss (auf S. 3): „… Soweit das Ersatzmaterial teurer ist, muss die Differenz von dem Hauseigentümer getragen werden … Es steht Ihnen die Möglichkeit offen, bei dem Reichsschiedsgericht für Kriegswirtschaft … die Festsetzung eines höheren Uebernahmepreises für Ihr enteignetes Blitzableiterkupfer zu beantragen …“

715 — Druck: „K r ä m e r s p i e g e l . Zwölf Gesänge von Alfred Kerr für eine Singstimme mit Klavierbegleitung komponiert von Richard Strauß opus 66“. Berlin, Paul Cassirer Verlag (1921). 52 Blatt, davon 48 bedr. S. Imperial-Folio. Mit radiertem Titel und 12 Vignetten in Kaltnadelradierung von Michel Fingesten. Orig.-Halbpergament mit goldgeprägtem Rücken-titel und olivgrünem Deckelbezug. Der Druckvermerk von Strauss und Fingesten eigenh. nummeriert und signiert (Blei). Schreibschrift gezeichnet von Emil Rudolf Weiss. Handpresse-Druck: M. W. Lasally, Berlin. – Exemplar 117/120. E r s t e A u s g a b e . (2.000.—)

Den Liederzyklus „Krämerspiegel“ komponierte Richard Strauss im März und Mai 1918 in Amsterdam bzw. Garmisch auf Texte des Literaturkritikers Alfred Kerr.

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Strauss war über seine Musikverleger, insbesondere über Bote & Bock verärgert, dem er angeblich noch Lieder schuldete. Kerr hatte angeboten, für die Lieder karikierende Schmähtexte gegen die Zunft der Musikverleger zu liefern; Paul Cassirer hatte versprochen, die Partitur zu verlegen – nachdem Strauss die Lieder zuerst Bote & Bock vergeblich angeboten hatte und damit von seiner Verpflichtung dem Verlag gegenüber entbunden war. Der Titel des Autographs, das sich in der Bayerischen Staatsbibliothek befindet, lautet nicht „Krä-merspiegel“, sondern „Der Händler und die Kunst“. Während in den ersten sieben Gesängen einzelne Verleger aufs Korn genommen werden – an erster Stelle Bote & Bock als Auslöser des Streits –, sind die restlichen Gesänge allgemein gehalten.Der als Faksimile abgedruckte Brief von Strauss an Cassirer (Wien 10.III.1921) lautet: „… Mit großer Freude erfahre ich, daß Sie sich entschlossen haben, den ‘Krämerspiegel’ in Ihren Verlag aufzunehmen. Endlich ein Mann, der den nötigen Humor besitzt, obgleich er selbst Verleger ist, dieses Werk richtig einzuschätzen, als das was es ist, als den Ausfluß einer Künstlerlaune …“Die Anfangsverse der 12 Gesänge lauten:1) „Es war einmal ein Bock“ (Bl. 7)2) „Einst kam der Bock als Bote“ (Bl. 10)3) „Es liebte einst ein Hase die salbungsvolle Phrase“ (Bl. 15)4) „Drei Masken sah ich am Himmel stehn wie Larven“ (Bl. 17)5) „Hast du ein Tongedicht vollbracht, nimm vor den Füchsen dich in Acht“ (Bl. 20)6) „O lieber Künstler sei ermahnt“ (Bl. 23)7) „Unser Feind ist, großer Gott, wie der Brite so der Schott“ (Bl. 28)8) „Von Händlern wird die Kunst bedroht“ (Bl. 31)9) „Es war mal eine Wanze“ (Bl. 37)10) „Die Künstler sind die Schöpfer, ihr Unglück sind die Schröpfer“ (Bl. 40)11) „Die Händler und die Macher sind mit Profit und Schacher“ (Bl. 43)12) „O Schröpferschwarm, o Händlerkreis“ (Bl. 45)Beiliegend eine Langspielplatte der Deutschen Grammophon mit dem „Krämerspiegel“ und ausgewählten Liedern von Richard Strauss, mit dem Bariton Dietrich-Fischer Dieskau, dem Pianisten Jörg Demus und dem Bratscher Heinz Kirchner (SLPM 138 916, Mono, 1964).

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(R. Strauss)

716 — E. Br. m. U. Garmisch 21.VIII.1943. 12⁄3 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf. Leicht gebräunt, stellenweise fleckig. Sammlungsstempel am Fuß der (leeren) vierten Seite. (600.—)

Wohl an einen Intendanten, bei dem er sich für Werke seines frühen Förderers, des Komponisten Alex-ander Ritter einsetzt.„… Sende anbei den besprochenen Milden Wolf. Es würde mich interessieren, wie Sie über eine Auf-führungsmöglichkeit des wertvollen Stückes … denken! … / Vielleicht lesen Sie auch einmal die beiden Einakter Alexander Ritters: Der faule Hans … / Wem die Krone … / durch. Ich habe die sehr hübschen, im besten Sinne nationalen Textbücher leider nicht zur Hand. Wem die Krone wurde nur einmal 1894 in Weimar unter meiner Leitung (mit dem faulen Hans zusam-men) sehr erfolgreich aufgeführt. Beide Werke verdienen der Vergessenheit entrissen zu werden …“Strauss hatte Ritter während seiner Zeit als Dirigent der Meininger Hofkapelle kennengelernt, später widmete er ihm seinen „Macbeth“.

„Dirgieren ist Hören“

717 — 2 e. Br. m. U. Garmisch und Montreux 10.I.1945 und 21.IV.1948. Je 11⁄4 S. kl.-folio bzw. kl.-4o. Ein Brief mit kleinem Randeinriss. Mit einem Umschlag. (800.—)

An den Autor und Regisseur Kurt Wilhelm, einen Nachfahren des Dresdener Cellisten Ferdinand Böck-mann, der 1883 den „Componisten der Bläserserenade gastlich aufgenommen“ hatte.1945. Bei Übersendung einer „Broschüre“. „… Als lyrischer Erguß eines begeisterten Laien steht sie außerhalb jeder Kritik … Am besten die Deutungen der Werke selbst. Über das ‘Orchester’ u. ‘Dirigieren’ manches Dilettantische! Zum Dirigieren ist der Taktstock nicht entbehrlich, es handelt sich nur darum, wie er gehandhabt wird. Am entbehrlichsten ist jedenfalls die linke Hand u. beide Arme! Ein gutes Hand-gelenk genügt. Man kann auch sagen: Dirgieren ist Hören u. zum Zeichengeben genügt ein Blick, den das Publikum gar nicht zu bemerken braucht.Dies nebenbei für den Urenkel der lieben, lustigen Frau Helene. Der gemütliche Vater Böckmann kommt um 1 Uhr nach Hause, während ich Klavier trommle: ‘Junger Mann, hören Sie auf: ich komme aus der Tristanprobe, da hat mir Eener (Schuch) 3 Stunden lang vor der Nase herumgefuchtelt, ich habe für heute jenuch! …“1948. Eine eventuelle deutsche Erstaufführung des „Duettconcertino für Carinette u. Fagott“ AV 147 durch Radio München betreffend. „… Der Verleger ist Boosey u. Hawkes London …, mit dem ich noch kein weiteres Übereinkommen getroffen habe darüber, wann er das Stück drucken u. der Öffentlichkeit zugänglich machen will. / Ich habe ihm von Ihrem Wunsche Kenntniß gegeben und, wenn er keine Ein-wände hat, mein Einverständniß mitgeteilt …“ – Die geplante Aufführung kam nicht zustande.

718 — E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. u. D. 1  S. 12o. Mit Schmuckrändchen. Leicht gebräunt. Verso am Oberrand montiert. (600.—)

„ F r a u o h n e S c h a t t e n “ . – Viertaktiges Notenzitat aus seiner Oper op. 65, die er zwischen 1911 und 1915 nach einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal komponiert hatte und die am 10. Oktober 1919 an der Wiener Staatsoper uraufgeführt worden war.

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719* STRAWINSKY, Igor, 1882 – 1971. E. Namenszug „IStrawinsky“. 1 S. 4o. Blaue Tinte. Leicht gebräunt. (250.—)

Geschrieben unter die e. Namenszüge von Wilhelm F u r t w ä n g l e r und Bruno Wa l t e r.

720 SUCHON, Eugen, 1908 – 1993. Eigenh. Musikmanuskript. 2 S. Hochformat, 24-zeilig. Nummeriert „129“ und „130“. Blei. Kleine Randrisse. – Dazu ein Begleitbrief (Bratislava 30.VIII.1962). (200.—)

„Svätopluk“. – Zwei Seiten aus dem Klavierauszug seiner gleichnamigen Oper, komponiert zwischen 1952 und 1959, uraufgeführt 1960 in Bratislava.

721 THOMAS, Ambroise, 1811 – 1896. E. Br. m. U. Paris o. D. (1870er Jahre). 1 S. gr.-8o. Gestochener Briefkopf des „Conservatoire National de Musique et de Déclamation“. (200.—)

An einen Kollegen, den er um einen Besuch bittet.„… Si je savais quand vous trouver, j’irais moi même vous voir. Mais afin de vous éviter un dérangement inutil, je tiens à vous dire que, régulièrement, je suis à mon Cabinet du Conservatoire les Mardis et Samedis de une heure à deux heures …“

722* VERDI, Giuseppe, 1813 – 1901. E. Br. m. U. Sant’Agata 28.VI.1858. 11⁄2 S. gr.-8o. Mit Adresse und Poststempeln. Tinte schwach verlaufen. Stellenweise leichter Tintenfraß. (1.600.—)An den Notar Ercolano Balestra in Parma, den Erwerb eines Grundstückes betreffend.Zuerst mit der Bitte, einen anderen Koch als den vorgeschlagenen, nämlich einen unverheirateten zu suchen. „… Tutto ben calcolato, mi pare che non convenga prendere un cocchiere con una vista incerta ed una moglie certa. Un servo ed una moglie fanno due: vale a dire due nemici, e, contro il padrone, sempre d’accordo! Basta uno per volta! D’altronde eviterò finché potrò servitori ammogliati, anche perché potrebbe venire il capriccio a quelli che sono in casa di prender moglie o marito et. et. et….. Sono mortificato mio caro Dottore di darle tanto disturbo ma lo pregherei di voler cercare altro cocchiere tanto più che pel momento posso farne senza, e cosi ha un pò di tempo.Sono oggi a St Agata e stasera passando per Borgo imposterò la presente. Ho mandato stamattina Menta a Cortemaggiore per pagare il noto debito: tutto era preparato, ma al momento di fare l’istromento il Legale ha dichiarato che era neccessario l’Istromento d’acquisto di Piantodoro per vedere il Registro et. ecc….“Siehe die Abbildung auf S. 356.

723 — E. Br. m. U. Tabiano 8.IX.1869. 1  S. gr.-8o. Größerer Faltenriss. An zwei Ecken montiert. (1.200.—)

An einen Freund, den er in die Villa Sant’Agata bei Busseto einlädt.„Sabato sera ritorneremo a St. Agata. Se tu non hai nulla d’importante da fare a Reggio vieni a St Agata per circa un mese. Tu puoi partire Domenica mattina ed essere a Borgo in tempo per venire a Busseto con Cristoforetti …“

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(G. Verdi)

724 — E. Br. m. U. Busseto 22.IX.1875. 2 S. gr.-8o. Mit Umschlag. (1.600.—)

An den Sänger und Komponisten Salvatore Marchesi in Venedig mit einer Einladung und Anweisungen für die Anreise.„… Credo che la via migliore gia per Brescia – Cremona, od anche Mantova – Cremona … Io farò avvertire il servitore dell’ omnibus dell’ albergo del Capello in Cremona … Bisogna però avvertire con un telegramma per es[empio] da Verona …“Als Nachsatz fügt er an: „Bisogna spedire il telegramma, ‘Maestro Verdi Busseto’“.

725 — E. Br. m. U. Genua 20.IX.1895. 2 S. quer-12o. Schwacher Wasserrand. Mit Umschlag (leicht defekt). (1.200.—)

An den Dirigenten und Komponisten Edoardo Mascheroni in Triest, dem er für einen Blumengruß an seine kranke Ehefrau Giuseppina („Peppina“) dankt – und um Geduld bittet, weil er zur Zeit keine Gedanken für anderes habe.„… I medici dicono bene. De Amicis m’ha confirmato questa bene. – È certo che la malattia fù il suo corso e bisogna rassegnarsi. – Bisogna che sia così – e bisogna che Voi abbiate il coraggio della pazienza e non pen-sare ad altro che a guarire! … In questo momento il mondo e tutte le cose del mondo non devono esistere …“Edoardo Mascheroni hatte die Uraufführung von Verdis letzter Oper „Falstaff“ am 9.II.1893 an der Scala geleitet. – Giuseppina Verdi geb. Strepponi starb nach langem Leiden am 14.XI.1897. Beiliegend 2 gedruckte Visitenkarten Verdis, eine mit e. Zusatz „p[our] p[rendre] c[ongé]“ sowie 2 Por-traitphotographien aus späteren Jahren (Kabinett- bzw. Visitformat).Ferner beiliegend ein Brief der Walter Scott Publishing Co., London 1908, an den Verdi-Biographen Fre-derick James Crowest („Verdi: Man and Musician“, 1897), dem der Verleger das seinerzeit von Verdi für die Publikation zur Verfügung gestellte signierte Portrait als Geschenk übersendet; dazu eine Verlagsnotiz und der gedruckte Waschzettel für die Biographie.

Nr. 722

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726 — E. Br. m. U. Sant’Agata 21.VI.1899. 1 S. gr.-8o. Mit Umschlag. (800.—)

An Napoleone Melani in Pistoia, der ein Treffen vorgeschlagen hatte.„… M’affretto ringraziarla delle cortesi parole della sua lettera e spiacemi non poter ora fissare l’epoca per venire a Montecatini. Tante sono le cose da sbrigare che certamente non potrò partire da qui prima degli 8 Luglio. Da qui a 3 o 6 giorni potrò decidere qualche cosa a gliene scrivere. La S[ignor]a S t o l z che da Tabiano venne qui da Tabiano, mi disse ch’ella pure vorebbe venire in qu’ell epoca …“Die Sopranistin Teresa Stolz war seit Jahrzehnten eine enge Freundin Verdis.

727 VIEUXTEMPS, Henri, 1820 – 1881. E. Br. m. U. Brüssel 31.I.1873. 4 S. gr.-8o. Kariertes Papier. Leicht gebräunt. Randeinrisse (alt ausgebessert). (250.—)

Als Professor am Brüsseler Konservatorium an einen Herrn („Monsieur le Baron“) über seine Kinder Julie und Maximilien.„… J’ai maintenant tant à faire, à étudier, à combiner, aujourd’hui que je suis directeur des Concerts populaires; J’ai à peine un instant à moi pour regarder mon violon et donner un souvenir à mes amis … plus je suis ici, plus j’apprends à connaître Bruxelles et ses habitans, plus je regrette Paris et les parisi-ens, plus j’aspire à rentrer dans ma petite maison … Mais rester ici – toujours – – toujours – cela ne se peut pas. – Ma fille se porte bien; elle a été un peu souffrante, plus par le moral que par le physique … Mon fils lui, est à London où il établit un chemin de fer … De ce côté là je suis tranquille. Ma fille seule m’inquiète, je voudrais la voir établie …“Beiliegend ein e. musikal. Albumblatt mit Widmung u. U. (New York 1857) sowie seine gedruckte Visi-tenkarte.

Nr. 724

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730* WAGNER, Richard, 1813 – 1883. E. Br. m. U. Zürich 23.IV.1857. 2 S. gr.-8o. Mit mono-grammiertem, e. adressiertem Umschlag. (3.000.—)

An den Zürcher Kaufmann Johann Heinrich Fierz, Vermieter des Dichters Georg H e r w e g h , der zu Wagners engerem Freundeskreis gehörte und sein Nachmieter in den „Escherhäusern“ werden sollte. Wagner bittet Fierz um einen nochmaligen Aufschub für den geplanten Auszug Herweghs. „… Eine Notiz, die mir Herr Prof. Mousson“ (der Physiker Albert M. ?) „zukommen lässt, nöthigt mich nämlich Sie ergebenst zu gesuchen, der Familie Herwegh noch einen Tag Frist zum Auszug zu gestatten, so dass Sie erst am 28sten statt schon am 27sten, wie früher festgelegt, ausziehen darf.Da unser schwieriger Auszug der alleinige Grund dieser Verzögerung ist, bitte ich Sie sehr um Ent-schuldigung für diese letzte Beschwerde, und bekenne für Ihre freundliche Nachsicht mich Ihnen sehr verbunden …“Am 28. April übersiedelten Richard und Minna Wagner in das Gartenhaus der Villa Wesendonck, nach-dem sie vier Jahre am Zeltweg 13 gewohnt hatten. Nicht im WBV.

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„je voudrais quelque chose de gracieux“

731 — E. Br. m. U. Bayreuth 1.XII.1873. 1 S. gr.-8o. Etwas gebräunt. Leicht fleckig. Notizen von fremder Hand auf der 4. Seite des Doppelblatts. (3.000.—)

Wohl an einen Schneider mit der Bitte, ihm Weihnachts- bzw. Geburtstags-geschenke („quelques jolies choses“) für seine Frau C o s i m a zukommen zu lassen.„…  Comme elle ne quittera pas la maison cette hiver, il ne s’agit pas de costume de société, ni même de ville: mais je voudrais quelque chose de gra-cieux pour négligé de soin à la maison, par exemple une jacquette où pareille chose, pour faire son effet quand cela est étalé en cadeau. Des parfumeries etc. enfin de gracieusetés. Je vous lais-se pleine liberté, puisque je sais que je peux me fier à vous. Seulement, ayez soin que tout soit arrivé ici jusque au 20 Dec le plus tard …“WBV 6654.

732 — E. Br. m. U. (Wien) 2.II.1876. 3⁄4 S. gr.-8o. Schwach gebräunt, leicht fleckig. (2.000.—)An einen befreundeten Herrn. „… Den Bedenken Muncker’s bin ich so entschieden beigetreten, dass ich herzlich wünschen muss, in einigen Punkten die Redaction zu verändern, sobald Sie nicht bedeutende Gründe gegen unsere Einwen-dung haben sollten …“ In diesem Jahr fanden die ersten Bayreuther Festspiele statt; der Bayreuther Magistratsrat Theodor von Muncker hatte wesentlich zu Wagners Ansiedlung in der Stadt beigetragen.Nicht im WBV.

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(R. Wagner)

733 — E. Br. m. U. Bayreuth 3.III.1877. 13⁄4 S. gr.-8o. Kleine Faltenrisse (ausgebessert). Mit Umschlag. (3.000.—)

An Alfred Wheeler in Mün-chen, eine bevorstehende Konzertreise nach England betreffend.„… Ich traf für die Widerho-lung [sic!] der Bühnenfest-spiele auf, zwar nicht unlös-bare Schwierigkeiten, jedoch auf solche, deren Ueberwin-dung mich diesmal zu sehr ermüdet haben würden. Mein junger Freund, August Wilhelmj, überredete mich dagegen, die günstigen Dispo-sitionen des englischen Pub-likums für mich, durch eine ein-monatliche Anstrengung, auch zu dem Zwecke der Deckung des im vorigen Jahre entstandenen Defizites zu benützen. Da mir aus der eng-lischen Gesellschaft meist nur verständige Beurtheilungen meiner Unternehmung zuge-kommen waren, während die sogenannte grosse deutsche Presse mich für einige Zeit sehr gegen das Befassen mit der deutschen Oeffentlichkeit eingenommen hat, betrachte ich den bevorstehenden Aus-flug nach England nicht nur als für mein Unternehmen nützlich, sondern auch zur Wiederaufnahme desselben mich ermuthigend …“Wagner dirigierte im Mai 1877 zusammen mit Hans Richter acht Konzerte in der Londo-ner Royal Albert Hall, darun-ter Ausschnitte aus dem „Fliegenden Holländer“ und der „Walküre“; der Ertrag der Konzerte betrug nur ein Zehntel des Bayreuther Defizits.WBV Nr. 7668.

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734 — E. Br. m. U. Neapel 20.II.1880. 1 S. gr.-8o. Montagereste auf der unbeschriebenen 4. Seite. (2.500.—)

An einen befreundeten Herrn, den er um Unterstützung bei der Eintreibung von Tantiemen bittet.„… es ist immer etwas los, wozu ich Ihrer Hilfe bedarf. Ich habe Ernst angewiesen, die Gelder an Feustel, die zu unterzeichnenden Quittungen an mich zu schicken. Von wem ich wieder nichts höre, ist Dr. Ernst. Das ist doch eine elende Wirthschaft! Kann ich mir nicht das Recht auswircken, jeden Abend meine Tantième an der Theaterkasse erheben zu können? Immer in Sorge gegen Erkältungs-Anfälle, hoffe ich dennoch, und glaube fest an volle Genesung! Immer dankbar und ergeben / Ihr / RWagner“Seit dem 4. Januar hielt sich Wagner in Neapel auf und arbeitete an seiner Autobiographie „Mein Leben“.WBV Nr. 8266.

735 WALTER, Bruno, 1876 – 1962. 11 e. Br. m. U. Beverly Hills, Chicago, New York, St. Paul und o. O. 20.II.1940 bis 28.I.1962. 28 S. kl.-folio bis kl.-4o. 5 Briefe mit Briefköpfen. (1.600.—)

Bis auf 2 Briefe an seinen Freund, den Wiener Musikkritiker Julius K o r n g o l d . – Bruno Walter und Julius Korngold waren nach dem „Anschluss“ Österreichs in die USA emigriert. New York 20.II.1940. „…  In ‘re’ Bruckner fühle ich ganz anders als Sie: nicht, dass ich nicht Ein-wände gegen seine Struktur (und besonders gegen die des Finalsat-zes der Vierten) verstünde, aber meine Herzensbeziehung zu ihm ist so innig, dass mich auch begrün-dete Einwände schmerzen. Ausser-dem möchte ich zum Gegenstand Ihres Angriffes, diesem Finalsatz eben, bemerken, dass mir Inspi-ration d. h. musikalische Substanz und Musik gewordene Gefühlshöhe zu beglückend sind, als dass mich die ‘Unform’ unglücklich machen könnte. Verzeihen Sie mir Musik-Egoisten diese hedonistische Ästhe-tik – ich werde es zu keiner ande-ren mehr bringen …“ Chicago 25.XII.1940. Korngold hatte einen Tag zuvor seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert. „… Hand aufs Herz: trotz Hitler, Exil, Verlusten u.s.w. ist Ihr Leben nicht von Gott begnadet gewesen? Und nicht auch der Lebenszu-stand, in dem Sie dies seltene Fest

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(B. Walter)

begehen? Die göttliche Gnade hat Ihnen die liebsten und nächsten Menschen erhalten und sie umgeben Sie an diesem Festtage … Sie haben zweimal in Ihrem Leben das grosse Los gezogen: als Gatte und als Vater …“ – Erich Wolfgang Korngold war bereits 1934 in die Vereinigten Staaten gegangen.New York 9.V.1944. „… welche Stille ist dem leidenschaftlich Beteiligten gegeben in diesen Wochen und Monaten der Entscheidung? Und wenn man noch so tief die gespenstische Irrealität des weltgeschicht-lichen Geschehens im Gegensatz zu der Wirklichkeit des geistigen Lebens fühlt, woher das ‘Antiphon’ nehmen, um den Kakophonien zu entgehen, die uns umdröhnen? Trotzdem bin ich entschlossen um die Stille zu kämpfen, die ich brauche zur Besinnung, zu einer mir abhanden gekommenen Beschaulichkeit. Ich brauche sie zunächst zu einer ‘General-Revision’ und vielleicht auch zu einem schriftlichen Rechen-schaftsbericht ev. in Form einer Selbstbiographie …“New York 6.XI.1944. Wegen seiner Autobiographie. „…  ich bin in meinem Buch bei Wien angelangt und ich habe sogar einige Fragen für deren Beantwortung ich Ihnen dankbar wäre: 1) hatte M a h l e r ausser Ihnen noch einen Mitkämpfer in der Wiener Presse? 2) Wann ungefähr war die Première des Schneemann 3) Wann ungefähr spielten Rosé Buxbaum und ich Erich’s Klaviertrio?“ (Das Klaviertrio op. 1 des damals 13-jährigen Erich Wolfgang Korngold wurde 1910 in Wien uraufgeführt) „4) Wann war die Münchener Uraufführung von Violantha und [Der] R[ing] d[es] P[olykrates]“ (Opern von Erich Wolfgang K., UA 1916 unter Walter), „zu der Sie und Erich nach München kamen 5) wann die Wiener Uraufführung vom Wunder der Heliane und wann meine Berliner Aufführung 6) wann Tote Stadt in New York? 7) Ist Ihr Kampf gegen die Atonalen nur in Ihren Wiener Feuilletons oder auch in Buchform erschienen? … … Was sagen Sie zu der Hartnäckigkeit, mit der diese Bestien dem unabwendbaren Verhängnis noch Tag um Tag den Aufschub abringen? Cui bono? Unbegreiflich diese Todesbereitschaft der Deutschen, um dem ‘Führer’ und seinen Mitteufeln, nicht um Deutschland, das Leben zu verlängern, und für die mühsame Verlängerung dieser verlorenen Existenzen mit Deutschland selbst, seinen Städten, seiner Wirtschaft, seiner Zukunftsmöglichkeiten zu zahlen? …“New York 27.I.1945. „… besteht nicht Grund zu Maccabäerhaften Triumpfgesängen, wenn Sie an die siegenden Gewalten denken, die von Osten, Westen und Süden über die Frevler hereinbrechen. Aber nein, zu schwer war das Erleben als dass wir den Schwung zum Triumph aufbringen könnten – wohl aber ist es ein ungeheures Erlebnis die Vergeltung zu erleben, die den Deutschen auferlegt was sie den Anderen angetan haben.… mein Buch wächst täglich und schon bin ich fünfzig Jahre alt und nähere mich den finsteren Zeiten des anbrechenden Nazismus. Von Mitte Februar an muss ich die Arbeit unterbrechen, weil dann meine Proben in der Metropolitan Opera beginnen. Im März dirigiere ich dort Fidelio und Don Giovanni, aus-serdem in der Philharmonie die Matthäuspassion …“St. Paul 28.IV.1945. Nach dem Tod seiner Frau, die am 26. März gestorben war. „… die Fülle aller Arten von Verpflichtungen belastet meine Zeit und meine Gedanken. Sehr spät also danke ich für Ihre Briefe, Ihre Anteilnahme an dem Schicksalsschlag, der mich getroffen hat und die freundschaftlichen Gefühle, die aus Ihren Worten sprachen … Ich weiss es, lieber Freund, dass Sie an quälenden Zuständen leiden und fühle mit Ihnen – fühle auch mit Frau Josephine, die an Ihren Leiden mitträgt und duldet. Mir geht es auch keineswegs gut und ich komme nach Kalifornien um zu versuchen, ob der drastische Klimawech-sel vielleicht Aenderung bringt …“ Beverly Hills 29.V.1957. An Erich Wolfgang K o r n g o l d mit Geburtstagswünschen; Julius Korngold war im September 1945 in Los Angeles gestorben. „… Nicht dass Ihre Sechzig meinen Achtzig einen imponie-renden Eindruck machten – aber sie bieten mir einen willkommenen Anlass einmal etwas auszusprechen, was im allgemeinen leider viel zu selten und viel zu lange nicht Worte zwischen Menschen findet: dass Sie meinem Herzen nah stehen! …“ – E. W. Korngold starb wenige Monate später, am 29. November 1957.Der Brief von 1962 wohl an Georg Wolfgang Korngold, den jüngeren Sohn Erich Wolfgang Korngolds, dem er zum Tod seiner Frau Luzi Korngold geb. Sonnenthal kondoliert. Mit Erwähnung Erich Wolfgang Korngolds, den er „als Kind gekannt und seine geniale Begabung in ihren ersten Offenbarungen bewun-dernd mit erlebt“ habe.

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736 WEBER, Carl Maria von, 1786 – 1826. Eigenh. Adressblatt. Poststempel: München 26.VI.1815. Quer-4o. Mit gebrochenem Siegel. Eckausschnitt. (400.—)

Der Umschlag zu einem Brief an seine Verlobte und spätere Ehefrau:„Mademoiselle / Carolina Brandt / Sängerin und Schauspielerin / des Ständ: Theaters / zu / Prag / Gegen Rezepisse“. – Am Unterrand eine eigenh. Echtheitsbestätigung des Weber-Forschers Friedrich Wilhelm J ä h n s : „Handschrift von C. M. von Weber. An seine nachmalige Frau gerichtet. 1815 – F. W. Jähns / Prof.“Seit 1813 war Weber Operndirektor des Prager Ständetheaters. Der zu dem Umschlag gehörende Brief ist in der digitalen Edition der Gesamtausgabe unter der Nr. A040789 veröffentlicht.

737* — E. Br. m. U. Dresden 21.V.1817. 1⁄2 S. 4o. Etwas gebräunt, stellenweise leicht wasser-fleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse (teilweise ausgebessert). Verso am Kopf Montagereste. (1.200.—)

An seinen Freund Hinrich Lichtenstein, Direktor des Zoologischen Museums in Berlin, dem er die Sop-ranistin Therese Grünbaum empfiehlt, die spätere Eglantine in Webers „Euryanthe“. – Weber hatte im Januar des Jahres seine Stelle als Königlicher Kapellmeister und Direktor am Dresdener Hoftheater angetreten.„Mein lieber Bruder u. Gevatter Mann!Hiemit verschaffe ich Dir denn die Bekanntschaft der trefflichen Grünbaum mit ihrem braven lieben Manne. Sie hat mir versprochen Euch was vorzusingen, u. halte Du sie beim Worte, und mache sie auch mit meinen übrigen Freunden bekannt. Da sie nur 14 Tage in Berlin bleiben können, so habe ich ihnen keine weiteren Briefe mitgeben wollen, sonst würde ich sie auch den deinen lieben Schwieger Eltern zu adreßiren so frey gewesen sein. Sie können Dir sagen wie es mir hier geht und was ich treibe und zu Stande bringe. Das nehmliche hoff ich denn rükwirkend zu erfahren, so besonders auch was mein kleines Pathchen macht, das wahrscheinlich seine Stimme durch enharmonische Skalen zu bilden anfängt …“ – Weber war Pate der jüngst geborenen Marie Lichtenstein.Nicht in der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe („Textzeuge: Brief nicht vorhanden; Korrespondenz über Webers Tagebuch erschlossen“). Digitale Edition, http://weber-gesamtausgabe.de/A041177 (Version 4.0.0 vom 20. Januar 2020).

„die 10 000 000 Quälereyen des künstlerischen Trainwesens“

738 — E. Br. m. U. „C. M. vonWeber“. Dresden 9.XI.1820. 2 S. 4o. Schwach gebräunt. Spu-ren alter Heftung. Verso am Kopf minimale Abklatschspuren. Mit Unterstreichung (rote Tinte) und Empfängervermerk. (2.500.—)

Nach seiner Konzertreise nach Hamburg und Kopenhagen an Karl Graf von Brühl, den Generalin-tendanten der Königlichen Schauspiele in Berlin, über die geplante Uraufführung seiner Oper „ D e r F r e i s c h ü t z “ . Aufgrund von Verzögerungen bei der Fertigstellung des neuen Schauspielhauses musste die Uraufführung, die das Haus einweihen sollte, mehrmals verschoben werden.

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(C. M. v. Weber)

„… Glüklich von meiner Reise … zurükgekehrt, ist es natürlich meine erste Sorge mich um das endliche Erscheinen des armen Freyschützen zu bekümmern. Der Gerüchte über die Eröffnung des neuen Hauses sind gar mancherlei, u. viele wirklich von fast schrekhafter Gattung für mich. Ich kann mir denken daß Ew. Hochgeboren seit Jahr u. Tag so oft mit ähnlichen Anfragen gepeinigt worden sind, daß es mir ordentlich sauer wird mit unter die Zahl der lästigen Frager mich stellen zu müssen. Gerne hätte ich meine Rükreise über Berlin gemacht, aber meine Urlaubszeit war so geschmolzen, daß ich Noth genug hatte zu rechter Zeit wieder zu Hause einzutreffen. Meine Reise war in jeder Hinsicht für mich ungemein erfreulich, und ich habe Kraft u. Lust zu neuen Arbeiten erworben, da ich die Theilnahme sehe die meinen Versuchen über alle meine Erwartung zu Theil wird.Die Opern fand ich überall sehr mittelmäßig, und der Mangel an ausgezeichneten Talenten ist wirklich drückend.An Graf Vizthum habe ich einen höchst rechtlichen Chef und wahrhaft theilnehmenden Freund ver-lohren. Von H[errn] v[on] Könneritz sagt man alles Gute, und die wenigen Gespräche die ich mit ihm gehabt, zeugen von regem Eifer für die Sache. Aber, wo ist der, der nicht endlich bekennen muß, daß die 10 000 000 Quälereyen des künstlerischen Trainwesens ihn endlich von Glut, wenigstens zur Lauheit herabbringen?“ – Der Intendant und Diplomat Hans Heinrich von Könneritz hatte nach Abgang des Grafen Vitzthum von Eckstädt die Generaldirektion der Königlichen Kapelle und des Hoftheaters in Dresden übernommen.„Wie sehr bedaure ich den trefflichen Wolf hier verfehlt zu haben. ist über die Darstellung der P r e z i o s a schon etwas näheres bestimmt?“Weber hatte für die zweite Fassung des Dramas „Preciosa“ von Pius Alexander Wolff seine umfangreichs-te Bühnenmusik geschrieben. Die Erstaufführung fand am 14. März 1821 in Berlin statt, die Urauffüh-rung des „Freischütz“ folgte am 18. Juni.Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition, http://weber-gesamtausgabe.de/A041656 (Ver-sion 3.4.2 vom 8. Februar 2019), mit kleinen Abweichungen.

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V. MUSIK

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739 — E. Br. m. U. „die alten treuen Webers“. Dresden 15.III.1821. 1 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Klammerspur an linker oberer Ecke. Montiert. (2.000.—)

An die mit ihm befreundete Sängerin F r i e d e r i k e K o c h in Berlin.„Imer schelten, zürnen, poltern Sie zu. ich verdiene es, und auch nicht. außer den dringendsten Geschäftsbriefen habe ich seit meiner Rükkunft an Niemand geschrieben, so sehr mich auch oft das Herz dazu drängte, und doch nicht Herr werden konnte über die entsezliche Verstimmung die mein ganzes Wesen beherrscht, und mich für Alles stumpf macht. Waren sonst schon die hiesigen Kunst-Verhältniße drükkend, so sind sie durch den neuen Direktor H: v. Könneritz“ (der Intendant Hans Heinrich von K.) „vollends unerträglich geworden. – Doch, nichts hievon, vielmehr von der Freude die mir Ihr Brief gemacht hat. Ach, es thut recht wohl, so ausgescholten zu werden, und meine Lina und ich wollen auch geduldig still halten, wenn Sie Lust bekommen uns tüchtig abzupuffen …“Für seine bevorstehende Reise nach Berlin – zur Einstudierung des „Freischütz“ – bittet er, ihm ein Quar-tier zu suchen. „… Beers haben uns zwar früher dringend eingeladen bei ihnen zu wohnen. nun kömt aber der Sohn zurük, der Vater erwähnte bei seiner lezten Durchreise nichts davon, – kurz ich finde für gut mich auf jeden Fall nach einem Quartierchen umzusehen …Zu erzählen werde ich viel haben, bin aber sehr einsylbig und finster geworden …“Weber wohnte dann doch bei „Beers“, dem Bankier Jakob Herz Beer und seiner Frau Amalie geb. Meyer, die er in Schaffhausen kennen gelernt hatte, als sie mit ihrem Sohn Jakob Liebmann (Giacomo M e y e r b e e r ) nach Italien reisten. Mit diesem war Weber seit 1810 innig befreundet; beide Komponisten besuchten die „Tonschule“ Abt Voglers in Darmstadt.Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition, http://weber-gesamtausgabe.de/A041727 (Ver-sion 4.2.0 vom 21. September 2020), mit kleinen Abweichungen.

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V. MUSIK

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(C. M. v. Weber)

740 — E. Br. m. U. „CMvWeber“. Dresden 21.I.1822. 1 S. gr.-4o. Mit Siegel, Adresse, Post-stempeln und -vermerken. Kleiner, rechteckiger Ausschnitt am Kopf. Schwach gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse, teilweise alt hinterlegt. (2.000.—)

An seinen Verleger Adolph Schlesinger, dem er eine neue Komposition übersendet. Vor einer Reise nach Wien listet er die Werke auf, die er – wie vertraglich vereinbart – ferner liefern werde.„… Hiebei vorerst eine R o m a n z e zur Beilage des Freymüthigen, die ich in meinem lezten Schreiben vergeßen hatte.“ – Webers Romanze „Ein König einst gefangen saß“ für das Drama „Diana von Poitièrs“ von Ignaz Franz Castelli erschien im Erstdruck als Musikbeilage zu der von Schlesinger publizierten „Zei-tung für Theater und Musik zur Unterhaltung gebildeter, unbefangener Leser“ am 9. Februar des Jahres.„Dann folgenden Vorschlag, da ich vermöge gestern erhaltener Briefe d. 4. Februar von hier nach Wien auf 4 Wochen zu reisen gedenke, und es der Ordnung gemäß finde meinem ältern Freunde anzuzeigen was ich habe, und seinen Willen zu hören, ehe ich andern Anträgen antworte, oder auf sie eingehe.Vermöge unsers lezten Vertrags haben Sie noch von mir gegen die Summe von Fünfhundert Thaler Conv. Münzen zu erhalten.= 6 – 8 Etuden, ein Heft Volkslieder. Kantate des 3. Augusts. = Solfeggien. 1 Sonata p. Pf. = 6 Männerge-sänge. / Dieses kann bis auf die Etuden und Solfeggien, in wenig Tagen an Sie abgehen. Ziehen Sie von der Sume von 500 p: einstweilen 20 Fried. dor für die Etuden, und 12 Fried. dor für die Solfeggien ab. Die Ihnen denn später von mir natürlich für denselben Preiß nachgeliefert werden.Sodann habe ich noch fertig liegen.= 1 Fagott Concert a 25 Fried. dor.Ouverture der Silvana 10 [Ouverture] des Abu Hassan 10 Tenor Arie [Abu Hassan] 12. Sopran Arie, Mad. Grünbaum 12. 6 Lieder[, Mad. Grünbaum] 12. Die 2 großen Clarinett Concerte 50 zusammen – 131 Fried. dor.Diese Werke könnten Sie ebenfalls vor meiner Abreise erhalten, und mir etwa ultimo März 1822 zahlen. Die obige den alten Vertrag betreffende Summe, wünschte ich aber unserm Uebereinkommen gemäß bei Ablieferung der Werke zu erhalten …“Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition, http://weber-gesamtausgabe.de/A041892 (Versi-on 3.4.2 vom 8. Februar 2019), mit kleinen Abweichungen. Mit detaillierten Hinweisen zu den genannten Kompositionen.

741 WIENIAWSKI, Henri, 1835 – 1880. E. Billett m. U. O. O. u. D. 1 S. 12o. Leicht gebräunt. (120.—)Laut Anmerkung eines Vorbesitzers an seinen Verleger Bartholf Senff in Leipzig.„J’arrive chez monsieur Kohler“ (wohl der Pianist Louis Köhler), „au moment ou la lettre allait partir, et m’empresse par l’excellente occasion de vous embrasser mille fois cordialement. / Votre ami! / Henri Wieniawski“.

Beiliegend ein e. Billett seines Bruders Joseph Wieniawski auf dessen gedruckter Visitenkarte. Ferner beiliegend eine gedruckte Visitenkarte „Les Frères Henri et Joseph / Wieniawski“.

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V. MUSIK

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742 WOLF, Hugo, 1860 – 1903. E. Postkarte m. U. (Matzen) 21.XI.1895. (600.—)

An seinen Freund, den Komponisten Heinrich Potpeschnigg in Wien über die Abschrift des Klavieraus-zugs seiner Oper „ D e r C o r r e g i d o r “ , die Bernhard Maresch in Graz unter Potpeschniggs Aufsicht als Druckvorlage herstellte.„… Ich warte tagtäglich auf das Eintreffen der restlichen Copie, aber es kommt nichts. Was ist denn los? Bitte betreibe die Sache etwas eilig, denn Heckel wird bereits ungeduldig. Mit Schott bin ich auf die beste Manier auseinander gekommen. Heckel ist bereits auch Verleger meiner Liebe. Lass bald von dir hören. Der Baron war sehr erfreut über deinen Brief an ihn u. hat denselben mit großer Befriedigung zur Kenntnis genommen …“Wolf komponierte seine Oper in Schloß Matzen, dem Tiroler Besitz seines Gönners Franz Freiherrn von Lipperheide.Der Klavierauszug erschien im Mai 1896 bei Heckel in Mannheim im Druck, dem Wolf sich nach der Trübung seines Verhältnisses zum Verlag Schott anvertraut hatte.

„nur recht weit weg von hier“

743 — E. Br. m. U. Wien 24.V.1899. 2 S. 8o. Faltenrisse. Mit Umschlag. (1.600.—)

An den Sänger und Komponisten Thomas Koschat in Wien, den er um einen Besuch bittet. – Aus der Landesirrenanstalt geschrieben, in der er sich seit Oktober des Vorjahres befand.„…  Lange, recht recht lang ist es her, daß wir in einem freundschaftlichen Verhältniss zu einander standen. Sie hatten in jener Zeit einiges Interesse für meine Compositionen gezeigt, was mich einigemale veranlaßte, mich auch mit Ihren Werken zu beschäftigen, die Ihren Namen führen, u. die mir viel Ver-gnügen bereiteten, was Einem sonst nicht alle Tage beschieden ist. Je länger man dem Gebiete der Welt zusieht, um so bälder wird man desselben müde. Und so kommt es, daß man die Welt oft mit andern Augen ansieht als es gemeinhin üblich ist. Wie es aber auch immer sein möge, die Welt wird Einem für alle Zeit u. Ewigkeit ein Rätsel sein …“Als Nachsatz fügt er an: „Vielleicht könnten Sie doch einen Besuch des Primarius dieser Anstalt bewirken mich aus der Anstalt zu bringen u. mitzunehmen, gleich viel wohin, nur recht weit weg von hier.“Hugo Wolf, Briefe, Band 3 Nr. 2208, dort fälschlicherweise auf den 23. Mai datiert.

744 WOLF-FERRARI, Ermanno, 1876 – 1948. E. Br. m. U. Planegg 21.I.1938. 11⁄2 S. gr.-4o. Auf seinem Briefpapier. (200.—)

An einen Generalmusikdirektor, eine Aufführung seiner Oper „Il campiello“ betreffend.„… Lassen Sie den Clarinettisten, der die groteske Musik Ende des II Aktes zu blasen hat, solange suchen (wenn er Humor hat!), bis er den Ton eines alten, schlechten Volksklarinettisten herausbringt. Es muss den Anschein haben, als ob er die Höchsten Töne mit grosser Mühe herausbringt: mit einer Art glissando hinauf … Natürlich etwas verstimmt. Die Basstuba staccato und plump.Was den Soffione (ebenfalls 2. Akt) anbelangt, schreibe ich Ihnen hier ab, was mir GMD Böhlke, Mag-deburg, seinerseits darüber geschrieben hat:‘Bezüglich des ‘Soffione’ im 2. Akt kann ich Ihnen noch unsere Erfahrung mitteilen: Nach mehrfachem Ausprobieren haben wir festgestellt, dass die von Ihnen gewünschte Wirkung am besten herauskommt, wenn die Hornisten das Mundstück umgedreht auf das Ende des Rohres halten, sodass also der Kessel des Mundstücks auf das Instrument gesetzt wird, und zwar so, dass zwischen Mundstück und Rohr noch ein kleines Loch wie bei einer Pfeife offenbleibt. Wenn dan[n] kräftig hineingeblasen wird, ist die Wirkung ganz genau die eines anfahrenden Eisenbahnzuges’ …“Die Oper war zwei Jahre zuvor im Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt worden.