Woord Van Leven April 2013 "Klaag niet over elkaar, broeders en zusters." Jakobus 5,9.
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St. Jakobus- und Johannes-Gilde Emmerich am Rhein e.V.
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Begleit- und Reisebuch
der Pilger-Radtour
Emmerich > Echternach 31.5. – 6.6.2017
1. Vorbemerkungen
Die Pilgerreise hat Echternach, das Grab des hl. Willibrord zum Ziel, um dort den
Heiligen zu ehren, Dankbarkeit zu erweisen und um seine Fürsprache z.B. für die
Glaubensstärkung zu erbitten. Der hl. Willibrord hat mit seinen iro-schottischen Mönchen
den Glauben an den auferstandenen Jesus aus dem früh christlich gewordenen Norden
Europas (England, Irland) auf den weitgehend ent-christlichten Kontinent gebracht. Er
siedelte im Zentrum der keltischen Treverer (Trier), in Echternach, um von dort aus das
Gebiet Eifel, Maas, Niederrhein, Niederen Lande zu missionieren, Wissen zu vermitteln
und zu taufen. Er war so auch Erzbischof von Utrecht und wahrscheinlich Gründer des St.
Martini Stiftes in Emmerich (Willibrord-Arche). Die Iro-Schotten brachten auch ihre
Heiligen mit, so die irische Hl. Birgida von Kildare1 (Namenspatronin der Hl. Brigitta von
Schweden) sowie auch die Verehrung des Apostels Jakobus. Dessen Verehrung kam
bereits – allem Anschein nach – um 700 von Galicien über Irland, Süd-England auf den
Kontinent, also lange vor der Wiederauffindung des Grabes in Santiago um 820!
Die Distanz von Echternach nach Utrecht konnte nur mit Zwischenstationen erreicht
werden. In den NL werden zwei solcher Stationen angefahren, Klöster, die von iro-
schottischen Mönchen gegründet wurden. Auch Ortschaften des Wirkens des Hl.
Willibrod (z.B. Waxweiler/Eifel) sowie der Hl. Jakobusverehrung sind Etappenziele
(Roermond).
Wir durchqueren eine der schönsten und kulturell bedeutsamsten europäischen
Regionen: die Rhein-Maas-Region und die Eifel. Um dafür die Augen zu öffnen, werden
diese Notizen verfasst.
Es wird Zeiten der Stille und des persönlichen und gemeinsamen Gebetes geben.
Dafür bieten viele herausragende Orte Gelegenheit.
Die Reiseroute als pdf ist hier zu finden:
https://blog2017.sommer-huenxe.de/wp0/emmerich-echternach-gilde-v4/
1 Die Hl. Birgida von Kildare wird als Beschützerin des Rindviehs verehrt; heute noch pilgern Bauern des Niederrheins auf den Fürstenberg, Xanten, um die Hl. Birgida um Schutz auch für das Vieh zu bitten!
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2. Tages-Reiseziele
Am 31.5.2017, um 7:00 spendete Jakobusbruder und Pastor Bernd de Baey in der
Aldegundiskirche in Emmerich den Pilgersegen.
Die Fahrt ging über Kalkar (Jakobus-Altar) nach Kevelaer (Verehrung der Muttergottes,
dargestellt als Luxemburger Madonna – Consolatrix Afflictorum, 375 Jahre Wallfahrt
nach Kevelaer), Straelen, Venlo nach Roermond zur Christophorus Kathedrale, unter
deren Sakristei die Pilgerherberge ist und wir nächtigten.
Wir durchqueren geschichtsträchtiges Land und überqueren die „Fossa Eugenia“ hinter
Walbeck.2
Wir fahren der Hauptstraße nach Straelen entlang, weil die Jakobswege sowohl Umwege
darstellen und auch kaum ausgeschildert sind. Diese Praxis halten wir bei, da
Jakobswege eher für Fußpilger als für Radpilger gewählt wurden. Fußpilger gehen
Umwege, um fern des Verkehrs zu gehen und Steigungen, schlechter Wegbelag keine
Rolle spielen.
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Straelen#/media/File:Franken_Expansion_bis_6Jhdt.png 2.3.2017
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Straelen hat mit seiner bedeutenden Kirche St. Peter und Paul ein Exempel niederrheinischer
Kultur; hier war der Emmericher Stefan Meenen Pastor und erlag sehr jung einem
Krebsleiden.
Venlo wird an der Maas entlang Richtung Roermond durchquert.
Venlo wurde am Anfang des 11. Jahrhunderts zum ersten Mal urkundlich erwähnt und
war eine Hansestadt. 1343 wurde Venlo das Stadtrecht verliehen.
Venlo gehörte über lange Zeit zum Herzogtum Geldern, während Tegelen der
nordwestlichste Teil des Herzogtums Jülich war. Venlo und Tegelen waren daher
füreinander jahrhundertelang – nicht selten feindliches – Ausland. Bis heute ist der
Dialekt in Tegelen deutlich verschieden von dem in Venlo; das Tegels wird von der
Sprachwissenschaft zu den limburgischen Dialekten gezählt, das Venloos zu
den südgelderschen. 1997 hatte die niederländische Politik zur Minderung lokaler
Rivalitäten alle in der Provinz Limburg gesprochenen Dialekte generell
zu Limburgs erklärt. Bis heute existieren, gerade aufgrund der Sprachunterschiede,
rivalisierende Gefühle zwischen einem Teil der Venloer und Tegeler sowie Belfelder,
sodass die Eingemeindung 2001 in Tegelen und Belfeld wenig populär war.
Nach dem Ende des Herzogtums Geldern wurde Venlo Teil der Spanischen
Niederlande, schloss sich aber 1579 der Utrechter Union an.4
3 http://www.niederrhein-blick.de/id23.htm 4 https://de.wikipedia.org/wiki/Venlo 2.3.2017
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Roermond
Hier ist unser Ziel die Kathedrale St. Christophorus, die eine bedeutende
Jakobusreliquie birgt (Arm); die dortige „Broederschaap hl. Jakobus de Meerdere“
hat uns in die dortige Pilgerherberge aufgenommen.5 Wir fanden dort nach ca. 98 km
Radtour Ruhe, Entspannung und Stärkung gegen den großen Durst.
Statio an der Armreliquie des Apostels Jakobus
1.7.2017 – Roermond – Aachen
Von Roermond aus streben wir die Zwischenziele Sint Odilienberg (Rur), Echt und
Susteren an.
Sint Odilienberg geht auf eine römische Siedlung zurück. 706 gründeten die
Missionare Wiro, Plechelmus und Otgerus hier eine Abtei, die bedeutsam für die
Christianisierung der Niederlande wurde. Die Kirche, eine ist eine
zweitürmige romanische Basilika aus dem 11. Jahrhundert und liegt auf einer Erhebung;
Die gegenüberliegende „Onze lieve Vrouw“ Kapelle hat drei interessente Stelen aus
romanischer Zeit: Petrus, Jakobus und Johannes – die Kerngruppe von Jesus, die am
Berg Tabor bei der Verklärung Jesu dabei war und von den Iroschotten besonders verehrt
wurden.Das heutige Kloster wird Tabor Kloster benannt.
Wir fuhren nach Echt, dem Ort des Karmelklosters, wo Edith Stein, Ordensname Teresia
Benedicta a Cruce OCD, oder Teresia Benedicta vom Kreuz (* 12.
5 http://www.broederschapheiligejacobus.nl/
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Oktober 1891 in Breslau; † 9. August 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau) nach ihrer Flucht
vor den Nazis aus dem Karmel in Köln mit ihrer Schwester Rosa bis zur Verhaftung lebte.
Sie war Philosophin jüdischer Herkunft, die 1922 durch die Taufe in die katholische
Kirche aufgenommen und 1933 Unbeschuhte Karmelitin (Köln) wurde. In der Zeit des
Nationalsozialismus wurde sie „als Jüdin und Christin“ zum Opfer des Holocaust.6
In Susteren besuchten wir die Abteikirche, St. Amalbergabasilika, die im
11. Jahrhundert erbaut wurde. Im Frühjahr 714 stellten Pippin der Mittlere und seine
Frau Plektrudis dem Kloster einen Übertragungs- und Schutzbrief an den
hl. Willibrord aus, der zugleich die freie Abtwahl gestattete. So wurde die Abtei ein
Refugium der Missionare in Friesland und den Niederlanden. Die Benediktinerabtei
wurde nach Zerstörung durch die Wikinger im 9. Jahrhundert als
weltliches Frauenstift neu gegründet. Erste Äbtissin war die hl. Amalberg († um 800,
auch Amalberga/Amelberga/Alma genannt).
Der lotharingische König Zwentibold, Förderer des Klosters und Vater oder Bruder
der Äbtissinnen Benedikta und Cäcilia, wurde einer späten Überlieferung zufolge
um 900 im Stift Susteren begraben. Die hl. Wastrada († Mitte 8. Jahrhundert) und der
hl. Gregor († um 775/777) von Pfalzel-Utrecht, zunächst Begleiter des
hl. Bonifatius bei seinen Missionen in Friesland, später Abt in Utrecht, fanden
ebenfalls in der Abtei Susteren ihre letzte Ruhestätte.
6 https://de.wikipedia.org/wiki/Edith_Stein
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Die über einem kreuzförmigen Grundriss errichtete dreischiffige Basilika ist mit einer flachen
Holzdecke gedeckt, überwölbt sind nur das Westwerk und die das Mittelschiff abschließende,
nicht Mittelschiffhöhe erreichende halbrunde Apsis. Die Seitenschiffe verfügen über gerade
Abschlüsse. Die Arkaden zwischen Mittel- und Seitenschiffen weisen abwechselnd
rechteckige Pfeiler sowie Säulen mit Würfel-Kapitellen auf (Rheinischer Stützenwechsel – siehe
St. Vitus, Hochelten). An den Chor schließt sich im Osten eine außenliegende, also nicht unter
dem eigentlichen Kirchenraum befindliche, Krypta an. Die Stiftskirche ist deutlich von der
ottonischen Kirche des Stifts Essen beeinflusst.
Aachen – heutiges Tagesziel – 99 km, Lieblingsort Karls des Gr. und deutsches Zentrum der
Jakobusgeschichte seit karolingischer Zeit erreichten wir nach vielen Umwegen durch nicht
vorhandene Hinweisschilder nach wiederum fast 100 km Radtour und schon sehr merklichen
Anstiegen. Es wird empfohlen, aktuelle Straßenkarten zu benutzen. Auskünfte sind oft falsch
oder wenig nützlich.
Chlodwig aus dem Haus der Merowinger war der erste große König, den die Franken
hervorbrachten. Er starb 511 in seiner Pariser Residenz. Die Franken erlebten ein turbulentes 6.
Jahrhundert, es kam immer wieder zu Thronstreitigkeiten.
Es war die Familie der Karolinger, (benannt nach Karl Martell, Großvater von Karl dem
Großen), die maßgeblich „das Familiendrama der Merowinger“ beendete und durch Pippin den
Jüngeren selbst das „Ruder in die Hand“ nahmen.
732 gelang es Karl Martell, dem Großvater von Karl dem Großen, in der Schlacht von Tour und
Poitiers den Vormarsch der „Mauren“ in Aquitanien zu stoppen und das gesamte Gebiet bis zu
den Pyrenäen endgültig für das Frankenreich zu sichern.
Karl I. - den bereits seine Zeitgenossen „den Großen“ nannten, war der ältere Sohn von Pippin,
nach dessen Tod im Jahr 768 übernahm Karl Titel und Regierung als König der
Franken gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann und nach dessen Tod 771 dann letztendlich
die Alleinherrschaft über das gesamte Fränkische Reichs (Königreich in West- und
Mitteleuropa). Die Königskrönung von Karl I. fand 771 in Aachen statt.
Karl der Große war ein Mann der Gegensätze: groß und breitschultrig, mit einer hellen und
hohen Stimme, erfüllt von tiefer Frömmigkeit aber auch zu jeder Grausamkeit fähig und auch
Konkubinen leidenschaftlich zugetan. Und so liegt die Bedeutung von Karl dem Großen weniger
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in seinem frommen Leben, als in seiner politischen und geschichtlichen Wirksamkeit.
Nach päpstlichen Bittgesandtschaften aus Rom rückte Karl 773 auch in Italien gegen die
Langobarden vor, somit ist er der erste Frankenherrscher, der über einen
sog. Frankenweg nach Rom „pilgerte“, um dort zum einen die Langobarden zu schlagen und sich
zum andern gleichzeitig zum König der Franken und Langobarden zu ernennen.
Karl I. und die an seinem Hof versammelten Gelehrten betrieben die Kultivierung der
rückständigen Landesteile im Norden und Osten des Reiches. Durch den Italien-Feldzug wurde
u.a. auch Mailand Teil des Frankenreichs. Westlich von Mailand kennen wir heute die Via
Francigena, ein historischer Pilgerweg, der im mittelalterlichen Wegenetz über Pavia und über
viele weitere Pilgeretappen bis Rom führte.
Nachdem Ab dar-Rahman I. 756 den Statthalter von Córdoba vertrieben hatte, gründete er ein
Emirat. Der Emir von Saragossa bat Karl den Gr. um Unterstützung gegen Ab dar-Rahman I.
Karl der Große – so eine beliebte Überlieferung - hatte in der Zeit
der Reconquista einen Jakobus-Traum: Der Apostel Jakobus bat Karl im Traum, der „von
Sternen gebildeten Straße“ zu seinem Grab auf die iberische Halbinsel zu folgen und das Land
von den „Ungläubigen“ zu befreien. Karl I. zog daraufhin mit seinem Heer auf die iberische
Halbinsel, folgte den Spuren seines Großvaters Karl Martell, nutzte den
Pyrenäenübergang Ibañeta-Pass / Roncevaux /Roncesvalles für seinen Spanienfeldzug von 778.
In Roncesvalles kam es allerdings zu einer Niederlage, das Geschehen der Schlacht wurde später
im Rolandslied aufgegriffen.
Im Zusammenhang mit diesem Heerzug und Karls Traum wird von Karl dem Großen gerne als
„erster Jakobspilger von westlichem Boden“ auf dem camino „Sternenweg“ gesprochen. Jakobus
d.Ä. fiel nunmehr die Rolle des „himmlischen Mitkämpfers gegen die Mauren“ zu. Religiöse
Hinweise auf den Sternenweg finden sich u.a. in Aachen: Auf dem im Jahre 1215 gefertigten
„Karlsschrein“ ist auf einem Dachrelief zu sehen, wie der Heilige Jakobus Karl dem Großen im
Traum den Sternenweg zeigt und ihn bittet, nach Galicien zu gehen.
2.6.2013 Reise in die Eifel über Kornelimünster nach Hellenthal
Diese Tagestrecke führt in die Eifel; die Höhe wird über die Bahntrasse – Vennbahn-
Radweg – erreicht.
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Kulturell-religiöser Punkt ist die Abtei Kornelimünster.
Kornelimünster – Patron Kornelius
Die Gründung Kornelimünsters verdankt sich den karolingischen Reformbestrebungen
für die Kirche zu Beginn des 9. Jahrhunderts. Der Sohn Karls des Großen, Kaiser
Ludwig der Fromme, holte gleich zu Beginn seiner Herrschaft (814) den Abt Benedikt
von Aniane an den Aachener Hof. Mit ihm als Berater führte er die Aachener
Reformsynoden (816-818) durch. Die karolingische Klosterreform vereinheitlichte die
im Lauf der Jahrhunderte bunt gewachsene Mönchstradition. Benedikt (* um 750)
entstammte dem westgotischen Adel Südfrankreichs. Er wurde am Hof König Pippins
erzogen.
Benedikts Weg als Mönch führte ihn von einer streng aszetischen Mönchspraxis, die
vor allem von der Tradition der Mönchsväter Ägyptens und Palästinas geprägt war,
zu der ausgewogeneren Auffassung Benedikts von Nursia († 547) und dessen
Klosterregel..
Zusammen mit dem Papst Kornelius († 254) ist Benedikt von Aniane Patron der
Abtei Kornelimünster.7
Viele Jahrhunderte hindurch galt Cornelius vor allem als Helfer bei Erkrankungen von
Haustieren oder bei Epilepsie und anderen Nervenkrankheiten. Dies geht jedoch nicht
auf das Leben des Papstes zurück, auch nicht in seiner legendenhaften Form. Als
Schutzpatron bei Viehkrankheiten gilt er wegen seines Namens, in dem das lateinische
Wort cornu = Horn steckt. Dies hat sich erhalten in den Sprachen, die aus dem
Lateinischen hervorgegangen sind. So nennt sich im Französischen das Hornvieh „bêtes
à cornes“. Vermutlich hatte die in der Bretagne schon früh einsetzende Verehrung des
Heiligen als Schutzpatron des Hornviehs Ausstrahlungen auf den niederländisch-
deutschen Sprachraum.
Die Tour geht an Monschau vorbei, entlang der Urfttalsperre nach Hellenthal zur
DJH! Die Fahrt war gekennzeichnet durch dauerhaften Anstieg – alleine über 35 km
auf der Vennbahntrasse mit durchschnittlich 2% Steigung – Umwege und starke
abschüssige, nicht ungefährliche Schotterwege. Es waren am Ende auch wieder fast 100
Tageskilometer.
3.6. 2017 geht die kurze Strecke mit starken Anstiegen > 354 m auf 661 m bis nach
Kronenburg8
7 http://www.abtei-kornelimuenster.de/abtei/benedikt-von-aniane/57-abt-benedikt-von-aniane.html 8 https://de.wikipedia.org/wiki/Kronenburg
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Landschaftlich ist dies eine der schönsten Streckenabschnitte. In Odenbreth
überqueren wir die Wasserscheide zwischen Mosel einerseits Rhein und Maas
andererseits und fahren durch den kleinen Ort „Frauenkron“, Ort eines ehemaligen
Zisterzienserinnenklosters. Der Standort der Kirche liegt so im Hang, daß man
vermuten muss, daß eine Quelle mit dem Unterbau eingefasst wurde.
In Kronenburg wohnen wir in der Pension am Burgberg, Fam Hermes (?).
Kronenburg wurde erstmals im Jahre 1277 in einer Urkunde der Reichsabtei Stablo-
Malmedy erwähnt. Zu dieser Zeit wurde Kronenburg vom Rittergeschlecht der Edlen
von Dollendorf beherrscht. Als schließlich Ritter Peter von Kronenburg im Jahre 1414
ohne männliche Nachkommen starb, wurde Kronenburg zu einer Nebenherrschaft der
Grafschaft Blankenheim-Manderscheid.
Unter Karl V. fiel Kronenburg 1555 wegen seiner Zugehörigkeit zum Herzogtum
Luxemburg bis zum Jahre 1715 unter spanische Herrschaft. Aus diesem Grund wird
die ehemalige spanische Insel in der Eifel noch heute als „Spanisches Ländchen“
bezeichnet. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Kronenburg
von Pestepidemien heimgesucht, die bis 1680 andauerten.
Im Zuge der Neuaufteilung Mitteleuropas nach der Niederlage Napoleons gelangte
Kronenburg als Exklave zunächst an das Haus Mecklenburg-Strelitz und erst durch
Tausch bzw. eine Abschlagszahlung 1819 an Preußen.
Die in der Talsiedlung Kronenburgerhütte namengebende Eisenhütte hatte zu
diesem Zeitpunkt schon lange ihren Betrieb eingestellt und auch die Mehrzahl der
verbliebenen Hochöfen der Umgegend (mit Ausnahme der Jünkerathers) erloschen in
dieser Zeit
Kirche St. Johann Baptist
Mit dem Bau der auch als „Johanniterkirche“ bezeichneten Pfarrkirche St. Johann
Baptist wurde 1492 unter Mathilde von Virneburg, der Witwe des Grafen Kuno von
Manderscheid-Schleiden begonnen. Der Bau, der als Einstützenkirche
möglicherweise nach dem Vorbild der Hospitalkirche von Kues ausgeführt ist, wurde
1508 fertiggestellt. Der Kirchturm diente gleichzeitig als zusätzlicher Wehrturm der
Burganlage. Die Bezeichnung „Johanniterkirche“ weist auf die Ursprünge kirchlichen
Lebens in Kronenburg hin, das durch eine Niederlassung
des Johanniterordens begründet wurde. Der Orden, der seit dem 13. Jahrhundert über
Besitz im Bereich Kronenburg verfügte, stellte bis 1803 die Priester der Kirche.
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St.-Brigida-Kapelle
1736 begann man mit dem Bau der St.-Brigida-Kapelle, die unmittelbar an der Kyll von
den Bewohnern von Kronenburgerhütte errichtet wurde.
Birgida von Kildare, Irland 451 - 523 – Kapelle und Altar – Patronin des Rindsviehs
Da wir genügend Zeit und den Bus zur Verfügung hatten, besuchten wir die Pilgerstätten
Basem und Blankenheim.
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Die Apostel Jakobus und Thomas missionierten in sehr fernen Ländern; Jakobus bei Kelten in Galicien und
Cornwall/Devon und Thomas in Indien. (Blankenheim)
Das Bild des Fensters (Basem) ist Symbol des Aufbruchs: „Da sprach Jahwe zu Abram: Ziehe hinweg aus
deinem Lande, von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in das Land, das ich dir zeigen werde.“
1. Moses 12:1; dies gilt auch heute: in gottferner Zeit den Ruf Gottes hören und bereit sein, ihm zu folgen, wie es
Abraham, der Vater des Glaubens getan hat.
4.6.2017 – Fahrt von Kronenburg nach Waxweiler
Anstiege 711 m; teils Schotterwege; Region: Skigebiet „Toter Mann“
Auf dieser Tagestour kommen wir durch Prüm mit seiner ehemaligen Reichsabtei. Als
Fahrtroute wurde die als Radweg ausgebaute Trasse der Bahn Richtung Waxweiler
gewählt, die eine schnelle und ruhige Fahrt entlang der Prüm erlaubte.
Die spätere Fürstabtei Prüm wurde 721 von Bertrada der Älteren, der
Urgroßmutter Karls des Großen gestiftet. Von dessen Eltern, Pippin dem Jüngeren und
seiner Frau Bertrada der Jüngeren wurde die Abtei 752 mit Mönchen
des Benediktinerordens besetzt und als Hauskloster der Karolinger neugegründet. Die
Abtei war stets eng verbunden mit der Familie der Karolinger und genoss deren
besondere Gunst. Nach seiner Abdankung als Kaiser verbrachte Lothar I. in Prüm die
letzten Tage seines Lebens und erhielt sein Grab in der Prümer Abteikirche.
Der Besitz der Abtei war riesig und reichte vom Rhein bis zur Bretagne und in die
Niederlande. Hunderte Orte unter anderem in der Eifel und an der Ahr, auf dem Taunus,
in der Umgebung von St. Goar, in Frankreich, Belgien und den Niederlanden
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(Emmerich, Arnheim) sind im Güterverzeichnis der Abtei, dem Prümer Urbar, erstmals
urkundlich erwähnt.
Berühmt war die Abtei auch durch ihre Klosterschule, in der Söhne des Herrscherhauses
und des karolingischen Adels ausgebildet wurden. In Prüm lebten unter anderem
St. Markward, der Berater Ludwigs des Frommen, die heiliggesprochenen Ado von
Vienne, Ansbald und Hungerus Frisus sowie der Dichter Wandalbert.
Von der Abtei wurde, wie eine Urkunde von 762 n. Chr. bezeugt,
ein Armenhospital unterhalten. Hier wurden zwölf mittellose und körperlich
hilfsbedürftige Personen auf Lebenszeit aufgenommen, die als Gegenleistung leichtere
Arbeiten (Glockenläuten usw.) im Kloster zu verrichten hatten. Außerdem wurden im
Hospital vorüberziehende Arme kurzzeitig beherbergt und versorgt.
Der herausragende mittelalterliche Geschichtsschreiber Regino war Abt von Prüm.
Außer Lothar I. verbrachten auch andere Karolinger mehr oder weniger freiwillig einige
Zeit in der Abtei.
Die Sankt-Salvator-Basilika in Prüm ist wegen der dortigen Christusreliquie
(Sandalen) Salvator benannt.
Die von 1721 bis 1730 erbaute Kirche ist eine dreischiffige Anlage in einfacher
barocker Form aus Buntsandstein aus dem Kylltal. Der Bau ist ca. 64,50 Meter lang und
ca. 28 Meter breit und damit der größte während des 18. Jahrhunderts im Erzbistum
Trier errichtete Kirchenbau. Zwei Türme (62 m) krönen die Westseite, im nördlichen
sind noch Reste des Vorgängerbaus erhalten. Die Figurennischen zwischen den
Hauptportalen enthalten die Figuren von König Pippin und Karl dem Großen.
1222 wurde das Kloster Mittelpunkt eines selbständigen Fürstentums, das 1576
vom Kurfürsten von Trier annektiert wurde. Abtsverwalter war fortan der Kurfürst
und Erzbischof von Trier. Seit 1721 erfolgte der Neubau der Abteigebäude. Im Rahmen
der napoleonischen Säkularisation wurde die Abtei 1802 endgültig aufgehoben.
Im Jahr 1860 entdeckte man beim Abbau des alten Hochaltares die Gebeine Kaiser
Lothars und die Reliquien der Märtyrer Primus und Felicianus. 1896 wurde ein neuer
Schreinaltar für die Sandalen Christi errichtet. Im Jahr 1927 erhielt die Kirche einen
Barockaltar aus der Karmeliterkirche St. Nikolaus in Bad Kreuznach.
Ab 16. September 1944 war die Stadt Prüm Ziel von amerikanischem
Artilleriebeschuss. Vor allem seit dem 23. Dezember nahmen die Bombenangriffe zu
(Ardennenoffensive). Die ehemaligen Abteigebäude wurden stark beschädigt, die
Kirche wies vor allem im Dachbereich Schäden auf, schien jedoch zunächst
verhältnismäßig gut erhalten zu sein.
Waxweiler, hier erwarteten wir mit dem Erzbischof von Luxemburg, Jean Claude
Hollerich SJ, einer großen Musikapelle sowie zahlreichen Menschen aus Waxweiler,
von Kindergarten-Kindern bis zu alten Menschen die Pilger aus Prüm, die in Waxweiler
übernachteten.
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Unter den Klängen der Echternacher Springprozession und tanzend zogen wir durch
Waxweiler und in die Kirche zu einem Segensgottesdienst ein. Schätzungsweise waren
500 Gläubige beteiligt.
Der hl. Willibrord, Waxweiler und die Echternacher Springprozession sind eng
miteinander verbunden9
Eine Legende erzählt, daß der hl. Willibrord im Jahr 728 auf einer Missionsreise nach
Waxweiler kam. Aber anstatt der Predigt in der Kirche zu lauschen, führten die meisten
Bewohner vor der Kirche heidnische Tänze auf. Willibrord mahnte umsonst und rief im
heiligen Zorn: „So tanzet denn ohne Unterlaß, wenn ihr vom Teufelsdienst nicht lassen
könnt.“ Da konnten die Tänzer nicht mehr aufhören. Erst als sie Besserung gelobten,
verzieh ihnen St. Willibrord und gab ihnen zur Buße auf, in Echternach mit heiliger
Andacht zu tanzen.
Die Echternacher Springprozession wird urkundlich zum ersten Mal von Abt Thiofried
v on Echternach um das Jahr 1100 erwähnt. In einem Echternacher Weistum werden als
Springer nur die Pilger von Waxweiler genannt, denen sich im Laufe der Jahre andere
Pilgergruppen springend anschlossen. Die Bürger hatten sich in höchster Not
verpflichtet, jedes Jahr am Grab von St. Willibrord singend und springend zu
erscheinen. Der Grund könnte eine seltsame Krankheit (Drehkrankheit beim Vieh,
Veitstanz beim Menschen, Epilepsie) gewesen sein. Bereits Alkuin (+804), ein
Zeitgenosse Willibrords und angelsächsischer Gelehrter am Hofe Kaiser Karls des
Großen, berichtet von Wundern, Pilgern und Büßern am Grab des Friesenapostels.
Vermutlich hat man dabei nach dem alten volksmedizinischen Grundsatz, Gleiches mit
Gleichem zu behandeln, bei der Prozession in Echternach die Symptome der Krankheit
in einem kultischen Tanz nachgeahmt, um so der Epilepsie zu entkommen. Das
Springen kann aber auch freudiger Ausdruck der Haltung des Menschen vor Gott
bedeuten. In einem Text aus dem 16. Jahrhundert wird klar ausgesprochen, dass die
Pilger aus Waxweiler in Echternach einen Sprungtanz aufgeführt haben. Wahrscheinlich
standen also die Waxweiler an der Wiege der Echternacher Springprozession. Es heißt,
9 Die Ursprünge der Springprozession sind offensichtlich keltisch; vgl. die Musik:
Echternacher Springprozession 2016 - (1).mp3
Folk Traditions - Helston Furry Dance.mp3
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sie hätten sich durch ein Gelübde zu dieser Wallfahrt verpflichtet. Ihnen haben sich
später andere Gruppen angeschlossen, so dass eine regelrechte Prozession entstand.
Unter Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Trier wurde im Jahr 1777 und unter
französischer Herrschaft 1798 die Springprozession verboten. Nur kleinere Gruppen
hielten die Prozession aufrecht. Erst im Jahr 1860 lebte die große Springprozession
wieder auf, zunächst von Waxweiler aus. Johann Jakob Perrad führte schließlich 1861
die Prümer Teilnehmer der Waxweiler Prozession zu. Von dieser Zeit an nimmt sie
ihren Anfang in Prüm und führt über Waxweiler nach Echternach, insgesamt rund 70
km.
Alljährlich zu Pfingsten feiert die Pfarrei Waxweiler ihre traditionellen Pfingsttage.
Höhepunkt der Pfingsttage ist der Empfang der Pilger und Brudermeister der
„Fußwallfahrt Prüm-Waxweiler zur Echternacher Springprozession“ in Waxweiler, wo
einst im Jahr 728 der heilige Willibrord gepredigt haben soll. Am Abend des
Pfingstsonntag wird die aus Prüm kommende Pilgerschar am Ortseingang von
Waxweiler vom Pfarrer, Pfarreivertretern, Ministranten und dem Musikverein „Lyra“
empfangen und durch die Waxweiler’ Springergruppen zur Pfarrkirche geleitet. Dort ist
feierliche Schlußandacht mit sakramentalem Segen und „Te Deum“. Die Fußwallfahrt
geht am
Pfingstmontag weiter. Um 6.00 Uhr wird das Pilgeramt in der Pfarrkirche zelebriert.
Im Anschluss ist ein Pilgerfrühstück im Dechant-Faber-Haus gerichtet. Alsdann
formiert sich die Prozession um 7.00 Uhr an der Pfarrkirche zum Weitermarsch bis
nach Bollendorf. Am Pfingstdienstag werden die Pilger von kirchlichen Würdenträgern
und dem Willibrordus-Bauverein an der Sauerbrücke in Echternacherbrück empfangen
und in die Willibrordusbasilika nach Echternach geleitet. Nach dem Pontifikalamt und
der Ansprache des Luxemburger Erzbischofs beginnt dann die Echternacher
Springprozession, die traditionell von der Springergruppe aus Waxweiler angeführt
wird; ein Ehrenplatz für die Menschen aus dem Großraum Prüm-Waxweiler.
Ein weiterer Aspekt der Willibrordverehrung ist die Verbindung des hl. Willibrord mit
Johannes dem Täufer sowie mit dem Apostel Jakobus, wie dies auch der Hochaltar
von Waxweiler zeigt:
St. Jakobus- und Johannes-Gilde Emmerich am Rhein e.V.
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Lks. Johannes d. T. – rechts Apostel Jakobus
Es gibt ja die gut belegte These, daß die iro-schottischen Mönche im 7./8. Jh. die
Jakobusverehrung von den Inseln auf den Kontinent brachten.
5.6.2017 Waxweiler – Echternach
Anstiege: 809 m – Abfahrteb 989 m – Landstraßen und Radwege entlang von Flüssen
(Enz, Prüm) gewählt, nicht Jakobsweg über Berge;
Wir beginnen mit den Waxweiler Pilgern morgens um 6:00 den Tag mit dem
Pilgergottesdienst! Wir radelten dann auf eigenen Wegen nach Echternach, zunächst
zur Jugendherberge.
Wir kommen durch altes Luxemburger Land nach Neuerburg (!) und Echternach.
Neuerburg wurde erstmals urkundlich im Jahre 1332 in einer Stadtrechtsurkunde
erwähnt. Friedrich, Herr zu Brandenburg (Luxemburg) und Neuerburg, besiegelte den
Einwohnern des Ortes die Freiheitsrechte. Die Burganlage selbst geht ins 12.
Jahrhundert zurück, als die Lehnsherren der Grafschaft Vianden tributpflichtig waren.
Der Eingang zum Burgfried, ein mächtiger Torturm, dient seit alters her als
Glockenturm der Kirche.
St. Jakobus- und Johannes-Gilde Emmerich am Rhein e.V.
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St. Nikolaus mit Glockenturm, früher Torturm; Kreuzwegstation: Jesus am Ölberg und die
drei schlafenden Jünger, rechts der Apostel Jakobus;
Eine Kirche in Neuerburg wird erstmals 1341 urkundlich erwähnt, diese ist bereits
vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstanden. Von dieser Kirche
ist noch das Tympanon mit einer Kreuzigungsgruppe erhalten, das sich lange über
dem Eingangsportal zum Bergfried befand. Der Bau
der spätgotischen zweischiffigen Kirche wurde 1492 begonnen.
Die Kirche besitzt im Innern ein Netzgewölbe aus Sandstein mit Schlusssteinen, die
mit Wappen, Figuren und Blumenranken verziert sind. Im Chor sind auf den
Schlusssteinen die Wappen der Grafen von Virneburg, Manderscheid, Rodemacher
und Schleiden zu sehen.
Die Konsolen der Wandhalbsäulen zeigen Brustbilder der zwölf Apostel. 1913 wurden
Skulpturen des hl. Nikolaus und der hl. Katharina an der Orgelbrüstung hinzugefügt.
Hervorzuheben sind der spätgotische Sakramentsschrein, ebenfalls aus Sandstein, der
mit schmiedeeisernen Türen verschlossen ist, und der Taufstein aus der Erbauerzeit.
1692 ließen Truppen des Königs Ludwig XIV. im Pfälzischen Erbfolgekrieg die
gesamte Stadtbefestigung, Mauern, Burg und 16 Türme, die zum Teil als Halbtürme in
Hufeisenform errichtet waren, schleifen. Mit der Besetzung des linken Rheinufers
1794 durch französische Revolutionstruppen wurde der Ort französisch, 1815 wurde
er auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeordnet; seit 1946 ist die
Stadt Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz.
Ankunft in Echternach – St. Willibrord-Münster
Die Emmericher Klein-Pilgergruppe: Rüdiger Kunz (Bus), Reinhard Kanthak und J. H. . Arens
(Fahrrad) dokumentieren die Ankunft vor dem Münster in Echternach.
St. Jakobus- und Johannes-Gilde Emmerich am Rhein e.V.
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Frühe Ankunft 13:00; Essen, Bezug der Jugendherberge; Fahrt mit Bus nach
Schweich – Rüdigers Heilquelle suchen – zum abendlichen Treffen im Hause Bärbel
und Gerd Lenninger, Trier, bei Viez, Käse, Brot und Wurst;
In römischer Zeit bestand in Echternach eine große, repräsentative Villa rustica, wohl
Mittelpunkt eines großen Landgutes. Inwieweit dieser große römische Komplex
Grundlage der frühmittelalterlichen Entwicklung ist, wird in der Forschung
zunehmend diskutiert. Im Jahre 1236 erhielt Echternach das Stadtrecht. Die
Befestigung, die in einer primitiven Form ins 10. Jahrhundert zurückgehen soll und im
13. Jahrhundert ausgebaut wurde, war mit 20 Schalentürmen, 4 Stadttoren und einer
2000 m langen Mauer versehen. Ein Großteil der Anlage wurde erst im 19.
Jahrhundert zerstört. Die noch erhaltenen Türme wurden 1813 versteigert und zu
Wohnzwecken ausgebaut.
Die Reichsabtei Echternach war ein Benediktinerkloster und reichsunmittelbares
Territorium im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Neben großen Teilen der
Konventsgebäude ist von dem Kloster die rekonstruierte Basilika St.
Willibrord erhalten. Das Territorium der ehemaligen Reichsabtei Echternach liegt
heute zum größten Teil in der Bundesrepublik Deutschland, zum kleineren Teil
im Großherzogtum Luxemburg und im Königreich der Niederlande. Die Basilika St.
Willibrord und große Teile der Konventsgebäude liegen in Echternach. Als
Freie Reichsabtei war es reichsunmittelbar, besaß ein reichsunmittelbares Territorium
und erkannte immer nur drei Herren an, nämlich Gott, Papst und den römisch-
deutschen Kaiser.
Das Wappen der Reichsabtei Echternach zeigt wie fast
alle reichsunmittelbaren Territorien im Heiligen Römischen Reich Deutscher
Nation den Reichsadler des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.
Gegründet wurde das Kloster vom Wandermönch und Heiligen Willibrord im 7.
Jahrhundert auf geschenktem Grund der Irmina von Oeren (Trier). Es war das erste
iro-angelsächsische Kloster auf dem europäischen Festland. Bekannt wurde das
Kloster durch seine Arbeiten im Skriptorium. Die ersten Werke, wie etwa das
„Willibrordus Evangeliar“ sind reich geschmückt nach der irischen Art der keltischen
Kirche, in deren Tradition das Kloster Echternach stand. Im Jahre 751 wurde
Echternach königliche Abtei der Karolinger. Während des Sachsenaufstandes von 782
verweilte der Bischof von Bremen, Willehad, zwei Jahre lang im Kloster. 785
bestätigte Karl der Große, der selbst das Kloster ein Jahr lang leitete, dem Kloster
Echternach die von seinem Bruder Karlmann I. († 771) gemachte Schenkung der „villa
Officinus“ an der Lieser, worüber aber keine Urkunde ausgestellt worden war
(Goldenes Buch der Abtei Echternach, heute in der Forschungsbibliothek Gotha,
Signatur „Memb. I 71“).
Von 847 bis 973 leiteten Laienäbte das Kloster. Mit Abt Ravanger aus der Abtei Sankt
Maximin (Trier) wurde die Benediktinerregel wieder eingeführt und das Kloster
gelangte wieder zu neuer Blüte. Nachdem 1016 die Abteikirche abgebrannt war,
wurde am 19. Oktober 1031 durch Erzbischof Poppo von Trier die neue Abteikirche
geweiht. Sie war eine romanische Basilika, deren Maße etwa denen der heutigen
Kirche entsprachen.
St. Jakobus- und Johannes-Gilde Emmerich am Rhein e.V.
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Wilhelm, der 21. Bischof von Utrecht, verlieh dem Abt von Echternach in einer
Urkunde vom 28. Dezember 1063 das Verfügungsrecht über die Hälfte der Einnahmen
etlicher Kirchen in Holland, unter anderem die von Leimuiden sowie den
benachbarten iedlungen Woubrugge und Rijnsaterwoude.
Im 11. Jahrhundert blühte das Scriptorium wieder auf. Es entstanden etwa der Codex
aureus Epternacensis, der Codex Aureus Escorialensis oder der Speyerer Evangeliar.
Der Abt Thiofrid war Autor mehrerer Heiligenviten und eines Werkes über das Wesen
von Reliquien.
Im Jahr 1148 bestätigte Papst Eugen III. dem Abt von Echternach den Besitz
von Louvivelt mitsamt Kirche und allem Zubehör. Diese Bestätigung wurde 1161 vom
Papst Viktor IV. erneuert.
Der letzte Abt Emmanuel Limpach von Echternach starb 1793. Es kam zu keiner
neuen Abtwahl. General Colaud zog am 13. August 1794 mit den französischen
Revolutionstruppen in Echternach ein. Die letzten Mönche des Klosters waren zuvor
geflohen. Die Abtei wurde geplündert und Willibrords Grab wurde geschändet.
Kloster und Klosterkirche wurden 1797 versteigert. Jean-Henri Dondelinger, der sie
schließlich erwarb, richtete in den Gebäuden die Faïencerie Dondelinger ein.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts stürzte der Chor der Basilika teilweise ein und sie
drohte vollends zu verfallen. Daraufhin wurde 1862 in Echternach ein Kirchbauverein
gegründet. 1868 war die Wiederherstellung der Abteikirche im Geist
der Neuromanik vollendet und sie konnte neu geweiht werden. Seitdem ist
sie Pfarrkirche von Echternach, seit 1939 im Rang einer päpstlichen Basilica minor.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Kirche gesprengt. Granateinschläge
zerstörten, was stehen geblieben war.
Beim Wiederaufbau wurde eine Rückkehr zum romanischen Original angestrebt. Die
Turmfassade wurde der von Paray-le-Monial nachgestaltet. Die erneute Weihe erfolgte
1953.
Der Prälatengarten (auch Orangerie genannt) wurde nach 1731 von Abt Gregorius
Schouppe nach französischen Vorbildern auf dem Gelände der ehemaligen Stadtmauer
angelegt. Die Orangerie, für die Überwinterung exotischer Pflanzen errichtet, konnte
1736, wahrscheinlich nach den Plänen von Leopold Durand fertiggestellt werden. Die
Statuen an der Fassade stellen die vier Jahreszeiten dar. Die Skulpturen sollen aus dem
Umkreis des Würzburger Bildhauers Ferdinand Tietz stammen. Die Abtei und die
Orangerie dienen heute als Gymnasium.
Wir sind gut angekommen, waren wegen der nicht unerheblichen Strapazen und der
bewältigten Situationen so etwas wie am Ziel erlöst – wir sind froh, dieses gemeistert
und realisiert haben zu können.
DEO GRATIAS
HJA