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St. Jakobus- und Johannes-Gilde Emmerich am Rhein e.V. 1 Begleit- und Reisebuch der Pilger-Radtour Emmerich > Echternach 31.5. 6.6.2017 1. Vorbemerkungen Die Pilgerreise hat Echternach, das Grab des hl. Willibrord zum Ziel, um dort den Heiligen zu ehren, Dankbarkeit zu erweisen und um seine Fürsprache z.B. für die Glaubensstärkung zu erbitten. Der hl. Willibrord hat mit seinen iro-schottischen Mönchen den Glauben an den auferstandenen Jesus aus dem früh christlich gewordenen Norden Europas (England, Irland) auf den weitgehend ent-christlichten Kontinent gebracht. Er siedelte im Zentrum der keltischen Treverer (Trier), in Echternach, um von dort aus das Gebiet Eifel, Maas, Niederrhein, Niederen Lande zu missionieren, Wissen zu vermitteln und zu taufen. Er war so auch Erzbischof von Utrecht und wahrscheinlich Gründer des St. Martini Stiftes in Emmerich (Willibrord-Arche). Die Iro-Schotten brachten auch ihre Heiligen mit, so die irische Hl. Birgida von Kildare 1 (Namenspatronin der Hl. Brigitta von Schweden) sowie auch die Verehrung des Apostels Jakobus. Dessen Verehrung kam bereits allem Anschein nach um 700 von Galicien über Irland, Süd-England auf den Kontinent, also lange vor der Wiederauffindung des Grabes in Santiago um 820! Die Distanz von Echternach nach Utrecht konnte nur mit Zwischenstationen erreicht werden. In den NL werden zwei solcher Stationen angefahren, Klöster, die von iro- schottischen Mönchen gegründet wurden. Auch Ortschaften des Wirkens des Hl. Willibrod (z.B. Waxweiler/Eifel) sowie der Hl. Jakobusverehrung sind Etappenziele (Roermond). Wir durchqueren eine der schönsten und kulturell bedeutsamsten europäischen Regionen: die Rhein-Maas-Region und die Eifel. Um dafür die Augen zu öffnen, werden diese Notizen verfasst. Es wird Zeiten der Stille und des persönlichen und gemeinsamen Gebetes geben. Dafür bieten viele herausragende Orte Gelegenheit. Die Reiseroute als pdf ist hier zu finden: https://blog2017.sommer-huenxe.de/wp0/emmerich-echternach-gilde-v4/ 1 Die Hl. Birgida von Kildare wird als Beschützerin des Rindviehs verehrt; heute noch pilgern Bauern des Niederrheins auf den Fürstenberg, Xanten, um die Hl. Birgida um Schutz auch für das Vieh zu bitten!

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St. Jakobus- und Johannes-Gilde Emmerich am Rhein e.V.

1

Begleit- und Reisebuch

der Pilger-Radtour

Emmerich > Echternach 31.5. – 6.6.2017

1. Vorbemerkungen

Die Pilgerreise hat Echternach, das Grab des hl. Willibrord zum Ziel, um dort den

Heiligen zu ehren, Dankbarkeit zu erweisen und um seine Fürsprache z.B. für die

Glaubensstärkung zu erbitten. Der hl. Willibrord hat mit seinen iro-schottischen Mönchen

den Glauben an den auferstandenen Jesus aus dem früh christlich gewordenen Norden

Europas (England, Irland) auf den weitgehend ent-christlichten Kontinent gebracht. Er

siedelte im Zentrum der keltischen Treverer (Trier), in Echternach, um von dort aus das

Gebiet Eifel, Maas, Niederrhein, Niederen Lande zu missionieren, Wissen zu vermitteln

und zu taufen. Er war so auch Erzbischof von Utrecht und wahrscheinlich Gründer des St.

Martini Stiftes in Emmerich (Willibrord-Arche). Die Iro-Schotten brachten auch ihre

Heiligen mit, so die irische Hl. Birgida von Kildare1 (Namenspatronin der Hl. Brigitta von

Schweden) sowie auch die Verehrung des Apostels Jakobus. Dessen Verehrung kam

bereits – allem Anschein nach – um 700 von Galicien über Irland, Süd-England auf den

Kontinent, also lange vor der Wiederauffindung des Grabes in Santiago um 820!

Die Distanz von Echternach nach Utrecht konnte nur mit Zwischenstationen erreicht

werden. In den NL werden zwei solcher Stationen angefahren, Klöster, die von iro-

schottischen Mönchen gegründet wurden. Auch Ortschaften des Wirkens des Hl.

Willibrod (z.B. Waxweiler/Eifel) sowie der Hl. Jakobusverehrung sind Etappenziele

(Roermond).

Wir durchqueren eine der schönsten und kulturell bedeutsamsten europäischen

Regionen: die Rhein-Maas-Region und die Eifel. Um dafür die Augen zu öffnen, werden

diese Notizen verfasst.

Es wird Zeiten der Stille und des persönlichen und gemeinsamen Gebetes geben.

Dafür bieten viele herausragende Orte Gelegenheit.

Die Reiseroute als pdf ist hier zu finden:

https://blog2017.sommer-huenxe.de/wp0/emmerich-echternach-gilde-v4/

1 Die Hl. Birgida von Kildare wird als Beschützerin des Rindviehs verehrt; heute noch pilgern Bauern des Niederrheins auf den Fürstenberg, Xanten, um die Hl. Birgida um Schutz auch für das Vieh zu bitten!

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2. Tages-Reiseziele

Am 31.5.2017, um 7:00 spendete Jakobusbruder und Pastor Bernd de Baey in der

Aldegundiskirche in Emmerich den Pilgersegen.

Die Fahrt ging über Kalkar (Jakobus-Altar) nach Kevelaer (Verehrung der Muttergottes,

dargestellt als Luxemburger Madonna – Consolatrix Afflictorum, 375 Jahre Wallfahrt

nach Kevelaer), Straelen, Venlo nach Roermond zur Christophorus Kathedrale, unter

deren Sakristei die Pilgerherberge ist und wir nächtigten.

Wir durchqueren geschichtsträchtiges Land und überqueren die „Fossa Eugenia“ hinter

Walbeck.2

Wir fahren der Hauptstraße nach Straelen entlang, weil die Jakobswege sowohl Umwege

darstellen und auch kaum ausgeschildert sind. Diese Praxis halten wir bei, da

Jakobswege eher für Fußpilger als für Radpilger gewählt wurden. Fußpilger gehen

Umwege, um fern des Verkehrs zu gehen und Steigungen, schlechter Wegbelag keine

Rolle spielen.

2 https://de.wikipedia.org/wiki/Straelen#/media/File:Franken_Expansion_bis_6Jhdt.png 2.3.2017

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Straelen hat mit seiner bedeutenden Kirche St. Peter und Paul ein Exempel niederrheinischer

Kultur; hier war der Emmericher Stefan Meenen Pastor und erlag sehr jung einem

Krebsleiden.

Venlo wird an der Maas entlang Richtung Roermond durchquert.

Venlo wurde am Anfang des 11. Jahrhunderts zum ersten Mal urkundlich erwähnt und

war eine Hansestadt. 1343 wurde Venlo das Stadtrecht verliehen.

Venlo gehörte über lange Zeit zum Herzogtum Geldern, während Tegelen der

nordwestlichste Teil des Herzogtums Jülich war. Venlo und Tegelen waren daher

füreinander jahrhundertelang – nicht selten feindliches – Ausland. Bis heute ist der

Dialekt in Tegelen deutlich verschieden von dem in Venlo; das Tegels wird von der

Sprachwissenschaft zu den limburgischen Dialekten gezählt, das Venloos zu

den südgelderschen. 1997 hatte die niederländische Politik zur Minderung lokaler

Rivalitäten alle in der Provinz Limburg gesprochenen Dialekte generell

zu Limburgs erklärt. Bis heute existieren, gerade aufgrund der Sprachunterschiede,

rivalisierende Gefühle zwischen einem Teil der Venloer und Tegeler sowie Belfelder,

sodass die Eingemeindung 2001 in Tegelen und Belfeld wenig populär war.

Nach dem Ende des Herzogtums Geldern wurde Venlo Teil der Spanischen

Niederlande, schloss sich aber 1579 der Utrechter Union an.4

3 http://www.niederrhein-blick.de/id23.htm 4 https://de.wikipedia.org/wiki/Venlo 2.3.2017

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Roermond

Hier ist unser Ziel die Kathedrale St. Christophorus, die eine bedeutende

Jakobusreliquie birgt (Arm); die dortige „Broederschaap hl. Jakobus de Meerdere“

hat uns in die dortige Pilgerherberge aufgenommen.5 Wir fanden dort nach ca. 98 km

Radtour Ruhe, Entspannung und Stärkung gegen den großen Durst.

Statio an der Armreliquie des Apostels Jakobus

1.7.2017 – Roermond – Aachen

Von Roermond aus streben wir die Zwischenziele Sint Odilienberg (Rur), Echt und

Susteren an.

Sint Odilienberg geht auf eine römische Siedlung zurück. 706 gründeten die

Missionare Wiro, Plechelmus und Otgerus hier eine Abtei, die bedeutsam für die

Christianisierung der Niederlande wurde. Die Kirche, eine ist eine

zweitürmige romanische Basilika aus dem 11. Jahrhundert und liegt auf einer Erhebung;

Die gegenüberliegende „Onze lieve Vrouw“ Kapelle hat drei interessente Stelen aus

romanischer Zeit: Petrus, Jakobus und Johannes – die Kerngruppe von Jesus, die am

Berg Tabor bei der Verklärung Jesu dabei war und von den Iroschotten besonders verehrt

wurden.Das heutige Kloster wird Tabor Kloster benannt.

Wir fuhren nach Echt, dem Ort des Karmelklosters, wo Edith Stein, Ordensname Teresia

Benedicta a Cruce OCD, oder Teresia Benedicta vom Kreuz (* 12.

5 http://www.broederschapheiligejacobus.nl/

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Oktober 1891 in Breslau; † 9. August 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau) nach ihrer Flucht

vor den Nazis aus dem Karmel in Köln mit ihrer Schwester Rosa bis zur Verhaftung lebte.

Sie war Philosophin jüdischer Herkunft, die 1922 durch die Taufe in die katholische

Kirche aufgenommen und 1933 Unbeschuhte Karmelitin (Köln) wurde. In der Zeit des

Nationalsozialismus wurde sie „als Jüdin und Christin“ zum Opfer des Holocaust.6

In Susteren besuchten wir die Abteikirche, St. Amalbergabasilika, die im

11. Jahrhundert erbaut wurde. Im Frühjahr 714 stellten Pippin der Mittlere und seine

Frau Plektrudis dem Kloster einen Übertragungs- und Schutzbrief an den

hl. Willibrord aus, der zugleich die freie Abtwahl gestattete. So wurde die Abtei ein

Refugium der Missionare in Friesland und den Niederlanden. Die Benediktinerabtei

wurde nach Zerstörung durch die Wikinger im 9. Jahrhundert als

weltliches Frauenstift neu gegründet. Erste Äbtissin war die hl. Amalberg († um 800,

auch Amalberga/Amelberga/Alma genannt).

Der lotharingische König Zwentibold, Förderer des Klosters und Vater oder Bruder

der Äbtissinnen Benedikta und Cäcilia, wurde einer späten Überlieferung zufolge

um 900 im Stift Susteren begraben. Die hl. Wastrada († Mitte 8. Jahrhundert) und der

hl. Gregor († um 775/777) von Pfalzel-Utrecht, zunächst Begleiter des

hl. Bonifatius bei seinen Missionen in Friesland, später Abt in Utrecht, fanden

ebenfalls in der Abtei Susteren ihre letzte Ruhestätte.

6 https://de.wikipedia.org/wiki/Edith_Stein

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Die über einem kreuzförmigen Grundriss errichtete dreischiffige Basilika ist mit einer flachen

Holzdecke gedeckt, überwölbt sind nur das Westwerk und die das Mittelschiff abschließende,

nicht Mittelschiffhöhe erreichende halbrunde Apsis. Die Seitenschiffe verfügen über gerade

Abschlüsse. Die Arkaden zwischen Mittel- und Seitenschiffen weisen abwechselnd

rechteckige Pfeiler sowie Säulen mit Würfel-Kapitellen auf (Rheinischer Stützenwechsel – siehe

St. Vitus, Hochelten). An den Chor schließt sich im Osten eine außenliegende, also nicht unter

dem eigentlichen Kirchenraum befindliche, Krypta an. Die Stiftskirche ist deutlich von der

ottonischen Kirche des Stifts Essen beeinflusst.

Aachen – heutiges Tagesziel – 99 km, Lieblingsort Karls des Gr. und deutsches Zentrum der

Jakobusgeschichte seit karolingischer Zeit erreichten wir nach vielen Umwegen durch nicht

vorhandene Hinweisschilder nach wiederum fast 100 km Radtour und schon sehr merklichen

Anstiegen. Es wird empfohlen, aktuelle Straßenkarten zu benutzen. Auskünfte sind oft falsch

oder wenig nützlich.

Chlodwig aus dem Haus der Merowinger war der erste große König, den die Franken

hervorbrachten. Er starb 511 in seiner Pariser Residenz. Die Franken erlebten ein turbulentes 6.

Jahrhundert, es kam immer wieder zu Thronstreitigkeiten.

Es war die Familie der Karolinger, (benannt nach Karl Martell, Großvater von Karl dem

Großen), die maßgeblich „das Familiendrama der Merowinger“ beendete und durch Pippin den

Jüngeren selbst das „Ruder in die Hand“ nahmen.

732 gelang es Karl Martell, dem Großvater von Karl dem Großen, in der Schlacht von Tour und

Poitiers den Vormarsch der „Mauren“ in Aquitanien zu stoppen und das gesamte Gebiet bis zu

den Pyrenäen endgültig für das Frankenreich zu sichern.

Karl I. - den bereits seine Zeitgenossen „den Großen“ nannten, war der ältere Sohn von Pippin,

nach dessen Tod im Jahr 768 übernahm Karl Titel und Regierung als König der

Franken gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann und nach dessen Tod 771 dann letztendlich

die Alleinherrschaft über das gesamte Fränkische Reichs (Königreich in West- und

Mitteleuropa). Die Königskrönung von Karl I. fand 771 in Aachen statt.

Karl der Große war ein Mann der Gegensätze: groß und breitschultrig, mit einer hellen und

hohen Stimme, erfüllt von tiefer Frömmigkeit aber auch zu jeder Grausamkeit fähig und auch

Konkubinen leidenschaftlich zugetan. Und so liegt die Bedeutung von Karl dem Großen weniger

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in seinem frommen Leben, als in seiner politischen und geschichtlichen Wirksamkeit.

Nach päpstlichen Bittgesandtschaften aus Rom rückte Karl 773 auch in Italien gegen die

Langobarden vor, somit ist er der erste Frankenherrscher, der über einen

sog. Frankenweg nach Rom „pilgerte“, um dort zum einen die Langobarden zu schlagen und sich

zum andern gleichzeitig zum König der Franken und Langobarden zu ernennen.

Karl I. und die an seinem Hof versammelten Gelehrten betrieben die Kultivierung der

rückständigen Landesteile im Norden und Osten des Reiches. Durch den Italien-Feldzug wurde

u.a. auch Mailand Teil des Frankenreichs. Westlich von Mailand kennen wir heute die Via

Francigena, ein historischer Pilgerweg, der im mittelalterlichen Wegenetz über Pavia und über

viele weitere Pilgeretappen bis Rom führte.

Nachdem Ab dar-Rahman I. 756 den Statthalter von Córdoba vertrieben hatte, gründete er ein

Emirat. Der Emir von Saragossa bat Karl den Gr. um Unterstützung gegen Ab dar-Rahman I.

Karl der Große – so eine beliebte Überlieferung - hatte in der Zeit

der Reconquista einen Jakobus-Traum: Der Apostel Jakobus bat Karl im Traum, der „von

Sternen gebildeten Straße“ zu seinem Grab auf die iberische Halbinsel zu folgen und das Land

von den „Ungläubigen“ zu befreien. Karl I. zog daraufhin mit seinem Heer auf die iberische

Halbinsel, folgte den Spuren seines Großvaters Karl Martell, nutzte den

Pyrenäenübergang Ibañeta-Pass / Roncevaux /Roncesvalles für seinen Spanienfeldzug von 778.

In Roncesvalles kam es allerdings zu einer Niederlage, das Geschehen der Schlacht wurde später

im Rolandslied aufgegriffen.

Im Zusammenhang mit diesem Heerzug und Karls Traum wird von Karl dem Großen gerne als

„erster Jakobspilger von westlichem Boden“ auf dem camino „Sternenweg“ gesprochen. Jakobus

d.Ä. fiel nunmehr die Rolle des „himmlischen Mitkämpfers gegen die Mauren“ zu. Religiöse

Hinweise auf den Sternenweg finden sich u.a. in Aachen: Auf dem im Jahre 1215 gefertigten

„Karlsschrein“ ist auf einem Dachrelief zu sehen, wie der Heilige Jakobus Karl dem Großen im

Traum den Sternenweg zeigt und ihn bittet, nach Galicien zu gehen.

2.6.2013 Reise in die Eifel über Kornelimünster nach Hellenthal

Diese Tagestrecke führt in die Eifel; die Höhe wird über die Bahntrasse – Vennbahn-

Radweg – erreicht.

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Kulturell-religiöser Punkt ist die Abtei Kornelimünster.

Kornelimünster – Patron Kornelius

Die Gründung Kornelimünsters verdankt sich den karolingischen Reformbestrebungen

für die Kirche zu Beginn des 9. Jahrhunderts. Der Sohn Karls des Großen, Kaiser

Ludwig der Fromme, holte gleich zu Beginn seiner Herrschaft (814) den Abt Benedikt

von Aniane an den Aachener Hof. Mit ihm als Berater führte er die Aachener

Reformsynoden (816-818) durch. Die karolingische Klosterreform vereinheitlichte die

im Lauf der Jahrhunderte bunt gewachsene Mönchstradition. Benedikt (* um 750)

entstammte dem westgotischen Adel Südfrankreichs. Er wurde am Hof König Pippins

erzogen.

Benedikts Weg als Mönch führte ihn von einer streng aszetischen Mönchspraxis, die

vor allem von der Tradition der Mönchsväter Ägyptens und Palästinas geprägt war,

zu der ausgewogeneren Auffassung Benedikts von Nursia († 547) und dessen

Klosterregel..

Zusammen mit dem Papst Kornelius († 254) ist Benedikt von Aniane Patron der

Abtei Kornelimünster.7

Viele Jahrhunderte hindurch galt Cornelius vor allem als Helfer bei Erkrankungen von

Haustieren oder bei Epilepsie und anderen Nervenkrankheiten. Dies geht jedoch nicht

auf das Leben des Papstes zurück, auch nicht in seiner legendenhaften Form. Als

Schutzpatron bei Viehkrankheiten gilt er wegen seines Namens, in dem das lateinische

Wort cornu = Horn steckt. Dies hat sich erhalten in den Sprachen, die aus dem

Lateinischen hervorgegangen sind. So nennt sich im Französischen das Hornvieh „bêtes

à cornes“. Vermutlich hatte die in der Bretagne schon früh einsetzende Verehrung des

Heiligen als Schutzpatron des Hornviehs Ausstrahlungen auf den niederländisch-

deutschen Sprachraum.

Die Tour geht an Monschau vorbei, entlang der Urfttalsperre nach Hellenthal zur

DJH! Die Fahrt war gekennzeichnet durch dauerhaften Anstieg – alleine über 35 km

auf der Vennbahntrasse mit durchschnittlich 2% Steigung – Umwege und starke

abschüssige, nicht ungefährliche Schotterwege. Es waren am Ende auch wieder fast 100

Tageskilometer.

3.6. 2017 geht die kurze Strecke mit starken Anstiegen > 354 m auf 661 m bis nach

Kronenburg8

7 http://www.abtei-kornelimuenster.de/abtei/benedikt-von-aniane/57-abt-benedikt-von-aniane.html 8 https://de.wikipedia.org/wiki/Kronenburg

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Landschaftlich ist dies eine der schönsten Streckenabschnitte. In Odenbreth

überqueren wir die Wasserscheide zwischen Mosel einerseits Rhein und Maas

andererseits und fahren durch den kleinen Ort „Frauenkron“, Ort eines ehemaligen

Zisterzienserinnenklosters. Der Standort der Kirche liegt so im Hang, daß man

vermuten muss, daß eine Quelle mit dem Unterbau eingefasst wurde.

In Kronenburg wohnen wir in der Pension am Burgberg, Fam Hermes (?).

Kronenburg wurde erstmals im Jahre 1277 in einer Urkunde der Reichsabtei Stablo-

Malmedy erwähnt. Zu dieser Zeit wurde Kronenburg vom Rittergeschlecht der Edlen

von Dollendorf beherrscht. Als schließlich Ritter Peter von Kronenburg im Jahre 1414

ohne männliche Nachkommen starb, wurde Kronenburg zu einer Nebenherrschaft der

Grafschaft Blankenheim-Manderscheid.

Unter Karl V. fiel Kronenburg 1555 wegen seiner Zugehörigkeit zum Herzogtum

Luxemburg bis zum Jahre 1715 unter spanische Herrschaft. Aus diesem Grund wird

die ehemalige spanische Insel in der Eifel noch heute als „Spanisches Ländchen“

bezeichnet. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Kronenburg

von Pestepidemien heimgesucht, die bis 1680 andauerten.

Im Zuge der Neuaufteilung Mitteleuropas nach der Niederlage Napoleons gelangte

Kronenburg als Exklave zunächst an das Haus Mecklenburg-Strelitz und erst durch

Tausch bzw. eine Abschlagszahlung 1819 an Preußen.

Die in der Talsiedlung Kronenburgerhütte namengebende Eisenhütte hatte zu

diesem Zeitpunkt schon lange ihren Betrieb eingestellt und auch die Mehrzahl der

verbliebenen Hochöfen der Umgegend (mit Ausnahme der Jünkerathers) erloschen in

dieser Zeit

Kirche St. Johann Baptist

Mit dem Bau der auch als „Johanniterkirche“ bezeichneten Pfarrkirche St. Johann

Baptist wurde 1492 unter Mathilde von Virneburg, der Witwe des Grafen Kuno von

Manderscheid-Schleiden begonnen. Der Bau, der als Einstützenkirche

möglicherweise nach dem Vorbild der Hospitalkirche von Kues ausgeführt ist, wurde

1508 fertiggestellt. Der Kirchturm diente gleichzeitig als zusätzlicher Wehrturm der

Burganlage. Die Bezeichnung „Johanniterkirche“ weist auf die Ursprünge kirchlichen

Lebens in Kronenburg hin, das durch eine Niederlassung

des Johanniterordens begründet wurde. Der Orden, der seit dem 13. Jahrhundert über

Besitz im Bereich Kronenburg verfügte, stellte bis 1803 die Priester der Kirche.

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St.-Brigida-Kapelle

1736 begann man mit dem Bau der St.-Brigida-Kapelle, die unmittelbar an der Kyll von

den Bewohnern von Kronenburgerhütte errichtet wurde.

Birgida von Kildare, Irland 451 - 523 – Kapelle und Altar – Patronin des Rindsviehs

Da wir genügend Zeit und den Bus zur Verfügung hatten, besuchten wir die Pilgerstätten

Basem und Blankenheim.

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Die Apostel Jakobus und Thomas missionierten in sehr fernen Ländern; Jakobus bei Kelten in Galicien und

Cornwall/Devon und Thomas in Indien. (Blankenheim)

Das Bild des Fensters (Basem) ist Symbol des Aufbruchs: „Da sprach Jahwe zu Abram: Ziehe hinweg aus

deinem Lande, von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in das Land, das ich dir zeigen werde.“

1. Moses 12:1; dies gilt auch heute: in gottferner Zeit den Ruf Gottes hören und bereit sein, ihm zu folgen, wie es

Abraham, der Vater des Glaubens getan hat.

4.6.2017 – Fahrt von Kronenburg nach Waxweiler

Anstiege 711 m; teils Schotterwege; Region: Skigebiet „Toter Mann“

Auf dieser Tagestour kommen wir durch Prüm mit seiner ehemaligen Reichsabtei. Als

Fahrtroute wurde die als Radweg ausgebaute Trasse der Bahn Richtung Waxweiler

gewählt, die eine schnelle und ruhige Fahrt entlang der Prüm erlaubte.

Die spätere Fürstabtei Prüm wurde 721 von Bertrada der Älteren, der

Urgroßmutter Karls des Großen gestiftet. Von dessen Eltern, Pippin dem Jüngeren und

seiner Frau Bertrada der Jüngeren wurde die Abtei 752 mit Mönchen

des Benediktinerordens besetzt und als Hauskloster der Karolinger neugegründet. Die

Abtei war stets eng verbunden mit der Familie der Karolinger und genoss deren

besondere Gunst. Nach seiner Abdankung als Kaiser verbrachte Lothar I. in Prüm die

letzten Tage seines Lebens und erhielt sein Grab in der Prümer Abteikirche.

Der Besitz der Abtei war riesig und reichte vom Rhein bis zur Bretagne und in die

Niederlande. Hunderte Orte unter anderem in der Eifel und an der Ahr, auf dem Taunus,

in der Umgebung von St. Goar, in Frankreich, Belgien und den Niederlanden

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(Emmerich, Arnheim) sind im Güterverzeichnis der Abtei, dem Prümer Urbar, erstmals

urkundlich erwähnt.

Berühmt war die Abtei auch durch ihre Klosterschule, in der Söhne des Herrscherhauses

und des karolingischen Adels ausgebildet wurden. In Prüm lebten unter anderem

St. Markward, der Berater Ludwigs des Frommen, die heiliggesprochenen Ado von

Vienne, Ansbald und Hungerus Frisus sowie der Dichter Wandalbert.

Von der Abtei wurde, wie eine Urkunde von 762 n. Chr. bezeugt,

ein Armenhospital unterhalten. Hier wurden zwölf mittellose und körperlich

hilfsbedürftige Personen auf Lebenszeit aufgenommen, die als Gegenleistung leichtere

Arbeiten (Glockenläuten usw.) im Kloster zu verrichten hatten. Außerdem wurden im

Hospital vorüberziehende Arme kurzzeitig beherbergt und versorgt.

Der herausragende mittelalterliche Geschichtsschreiber Regino war Abt von Prüm.

Außer Lothar I. verbrachten auch andere Karolinger mehr oder weniger freiwillig einige

Zeit in der Abtei.

Die Sankt-Salvator-Basilika in Prüm ist wegen der dortigen Christusreliquie

(Sandalen) Salvator benannt.

Die von 1721 bis 1730 erbaute Kirche ist eine dreischiffige Anlage in einfacher

barocker Form aus Buntsandstein aus dem Kylltal. Der Bau ist ca. 64,50 Meter lang und

ca. 28 Meter breit und damit der größte während des 18. Jahrhunderts im Erzbistum

Trier errichtete Kirchenbau. Zwei Türme (62 m) krönen die Westseite, im nördlichen

sind noch Reste des Vorgängerbaus erhalten. Die Figurennischen zwischen den

Hauptportalen enthalten die Figuren von König Pippin und Karl dem Großen.

1222 wurde das Kloster Mittelpunkt eines selbständigen Fürstentums, das 1576

vom Kurfürsten von Trier annektiert wurde. Abtsverwalter war fortan der Kurfürst

und Erzbischof von Trier. Seit 1721 erfolgte der Neubau der Abteigebäude. Im Rahmen

der napoleonischen Säkularisation wurde die Abtei 1802 endgültig aufgehoben.

Im Jahr 1860 entdeckte man beim Abbau des alten Hochaltares die Gebeine Kaiser

Lothars und die Reliquien der Märtyrer Primus und Felicianus. 1896 wurde ein neuer

Schreinaltar für die Sandalen Christi errichtet. Im Jahr 1927 erhielt die Kirche einen

Barockaltar aus der Karmeliterkirche St. Nikolaus in Bad Kreuznach.

Ab 16. September 1944 war die Stadt Prüm Ziel von amerikanischem

Artilleriebeschuss. Vor allem seit dem 23. Dezember nahmen die Bombenangriffe zu

(Ardennenoffensive). Die ehemaligen Abteigebäude wurden stark beschädigt, die

Kirche wies vor allem im Dachbereich Schäden auf, schien jedoch zunächst

verhältnismäßig gut erhalten zu sein.

Waxweiler, hier erwarteten wir mit dem Erzbischof von Luxemburg, Jean Claude

Hollerich SJ, einer großen Musikapelle sowie zahlreichen Menschen aus Waxweiler,

von Kindergarten-Kindern bis zu alten Menschen die Pilger aus Prüm, die in Waxweiler

übernachteten.

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Unter den Klängen der Echternacher Springprozession und tanzend zogen wir durch

Waxweiler und in die Kirche zu einem Segensgottesdienst ein. Schätzungsweise waren

500 Gläubige beteiligt.

Der hl. Willibrord, Waxweiler und die Echternacher Springprozession sind eng

miteinander verbunden9

Eine Legende erzählt, daß der hl. Willibrord im Jahr 728 auf einer Missionsreise nach

Waxweiler kam. Aber anstatt der Predigt in der Kirche zu lauschen, führten die meisten

Bewohner vor der Kirche heidnische Tänze auf. Willibrord mahnte umsonst und rief im

heiligen Zorn: „So tanzet denn ohne Unterlaß, wenn ihr vom Teufelsdienst nicht lassen

könnt.“ Da konnten die Tänzer nicht mehr aufhören. Erst als sie Besserung gelobten,

verzieh ihnen St. Willibrord und gab ihnen zur Buße auf, in Echternach mit heiliger

Andacht zu tanzen.

Die Echternacher Springprozession wird urkundlich zum ersten Mal von Abt Thiofried

v on Echternach um das Jahr 1100 erwähnt. In einem Echternacher Weistum werden als

Springer nur die Pilger von Waxweiler genannt, denen sich im Laufe der Jahre andere

Pilgergruppen springend anschlossen. Die Bürger hatten sich in höchster Not

verpflichtet, jedes Jahr am Grab von St. Willibrord singend und springend zu

erscheinen. Der Grund könnte eine seltsame Krankheit (Drehkrankheit beim Vieh,

Veitstanz beim Menschen, Epilepsie) gewesen sein. Bereits Alkuin (+804), ein

Zeitgenosse Willibrords und angelsächsischer Gelehrter am Hofe Kaiser Karls des

Großen, berichtet von Wundern, Pilgern und Büßern am Grab des Friesenapostels.

Vermutlich hat man dabei nach dem alten volksmedizinischen Grundsatz, Gleiches mit

Gleichem zu behandeln, bei der Prozession in Echternach die Symptome der Krankheit

in einem kultischen Tanz nachgeahmt, um so der Epilepsie zu entkommen. Das

Springen kann aber auch freudiger Ausdruck der Haltung des Menschen vor Gott

bedeuten. In einem Text aus dem 16. Jahrhundert wird klar ausgesprochen, dass die

Pilger aus Waxweiler in Echternach einen Sprungtanz aufgeführt haben. Wahrscheinlich

standen also die Waxweiler an der Wiege der Echternacher Springprozession. Es heißt,

9 Die Ursprünge der Springprozession sind offensichtlich keltisch; vgl. die Musik:

Echternacher Springprozession 2016 - (1).mp3

Folk Traditions - Helston Furry Dance.mp3

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sie hätten sich durch ein Gelübde zu dieser Wallfahrt verpflichtet. Ihnen haben sich

später andere Gruppen angeschlossen, so dass eine regelrechte Prozession entstand.

Unter Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Trier wurde im Jahr 1777 und unter

französischer Herrschaft 1798 die Springprozession verboten. Nur kleinere Gruppen

hielten die Prozession aufrecht. Erst im Jahr 1860 lebte die große Springprozession

wieder auf, zunächst von Waxweiler aus. Johann Jakob Perrad führte schließlich 1861

die Prümer Teilnehmer der Waxweiler Prozession zu. Von dieser Zeit an nimmt sie

ihren Anfang in Prüm und führt über Waxweiler nach Echternach, insgesamt rund 70

km.

Alljährlich zu Pfingsten feiert die Pfarrei Waxweiler ihre traditionellen Pfingsttage.

Höhepunkt der Pfingsttage ist der Empfang der Pilger und Brudermeister der

„Fußwallfahrt Prüm-Waxweiler zur Echternacher Springprozession“ in Waxweiler, wo

einst im Jahr 728 der heilige Willibrord gepredigt haben soll. Am Abend des

Pfingstsonntag wird die aus Prüm kommende Pilgerschar am Ortseingang von

Waxweiler vom Pfarrer, Pfarreivertretern, Ministranten und dem Musikverein „Lyra“

empfangen und durch die Waxweiler’ Springergruppen zur Pfarrkirche geleitet. Dort ist

feierliche Schlußandacht mit sakramentalem Segen und „Te Deum“. Die Fußwallfahrt

geht am

Pfingstmontag weiter. Um 6.00 Uhr wird das Pilgeramt in der Pfarrkirche zelebriert.

Im Anschluss ist ein Pilgerfrühstück im Dechant-Faber-Haus gerichtet. Alsdann

formiert sich die Prozession um 7.00 Uhr an der Pfarrkirche zum Weitermarsch bis

nach Bollendorf. Am Pfingstdienstag werden die Pilger von kirchlichen Würdenträgern

und dem Willibrordus-Bauverein an der Sauerbrücke in Echternacherbrück empfangen

und in die Willibrordusbasilika nach Echternach geleitet. Nach dem Pontifikalamt und

der Ansprache des Luxemburger Erzbischofs beginnt dann die Echternacher

Springprozession, die traditionell von der Springergruppe aus Waxweiler angeführt

wird; ein Ehrenplatz für die Menschen aus dem Großraum Prüm-Waxweiler.

Ein weiterer Aspekt der Willibrordverehrung ist die Verbindung des hl. Willibrord mit

Johannes dem Täufer sowie mit dem Apostel Jakobus, wie dies auch der Hochaltar

von Waxweiler zeigt:

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Lks. Johannes d. T. – rechts Apostel Jakobus

Es gibt ja die gut belegte These, daß die iro-schottischen Mönche im 7./8. Jh. die

Jakobusverehrung von den Inseln auf den Kontinent brachten.

5.6.2017 Waxweiler – Echternach

Anstiege: 809 m – Abfahrteb 989 m – Landstraßen und Radwege entlang von Flüssen

(Enz, Prüm) gewählt, nicht Jakobsweg über Berge;

Wir beginnen mit den Waxweiler Pilgern morgens um 6:00 den Tag mit dem

Pilgergottesdienst! Wir radelten dann auf eigenen Wegen nach Echternach, zunächst

zur Jugendherberge.

Wir kommen durch altes Luxemburger Land nach Neuerburg (!) und Echternach.

Neuerburg wurde erstmals urkundlich im Jahre 1332 in einer Stadtrechtsurkunde

erwähnt. Friedrich, Herr zu Brandenburg (Luxemburg) und Neuerburg, besiegelte den

Einwohnern des Ortes die Freiheitsrechte. Die Burganlage selbst geht ins 12.

Jahrhundert zurück, als die Lehnsherren der Grafschaft Vianden tributpflichtig waren.

Der Eingang zum Burgfried, ein mächtiger Torturm, dient seit alters her als

Glockenturm der Kirche.

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St. Nikolaus mit Glockenturm, früher Torturm; Kreuzwegstation: Jesus am Ölberg und die

drei schlafenden Jünger, rechts der Apostel Jakobus;

Eine Kirche in Neuerburg wird erstmals 1341 urkundlich erwähnt, diese ist bereits

vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstanden. Von dieser Kirche

ist noch das Tympanon mit einer Kreuzigungsgruppe erhalten, das sich lange über

dem Eingangsportal zum Bergfried befand. Der Bau

der spätgotischen zweischiffigen Kirche wurde 1492 begonnen.

Die Kirche besitzt im Innern ein Netzgewölbe aus Sandstein mit Schlusssteinen, die

mit Wappen, Figuren und Blumenranken verziert sind. Im Chor sind auf den

Schlusssteinen die Wappen der Grafen von Virneburg, Manderscheid, Rodemacher

und Schleiden zu sehen.

Die Konsolen der Wandhalbsäulen zeigen Brustbilder der zwölf Apostel. 1913 wurden

Skulpturen des hl. Nikolaus und der hl. Katharina an der Orgelbrüstung hinzugefügt.

Hervorzuheben sind der spätgotische Sakramentsschrein, ebenfalls aus Sandstein, der

mit schmiedeeisernen Türen verschlossen ist, und der Taufstein aus der Erbauerzeit.

1692 ließen Truppen des Königs Ludwig XIV. im Pfälzischen Erbfolgekrieg die

gesamte Stadtbefestigung, Mauern, Burg und 16 Türme, die zum Teil als Halbtürme in

Hufeisenform errichtet waren, schleifen. Mit der Besetzung des linken Rheinufers

1794 durch französische Revolutionstruppen wurde der Ort französisch, 1815 wurde

er auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeordnet; seit 1946 ist die

Stadt Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz.

Ankunft in Echternach – St. Willibrord-Münster

Die Emmericher Klein-Pilgergruppe: Rüdiger Kunz (Bus), Reinhard Kanthak und J. H. . Arens

(Fahrrad) dokumentieren die Ankunft vor dem Münster in Echternach.

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Frühe Ankunft 13:00; Essen, Bezug der Jugendherberge; Fahrt mit Bus nach

Schweich – Rüdigers Heilquelle suchen – zum abendlichen Treffen im Hause Bärbel

und Gerd Lenninger, Trier, bei Viez, Käse, Brot und Wurst;

In römischer Zeit bestand in Echternach eine große, repräsentative Villa rustica, wohl

Mittelpunkt eines großen Landgutes. Inwieweit dieser große römische Komplex

Grundlage der frühmittelalterlichen Entwicklung ist, wird in der Forschung

zunehmend diskutiert. Im Jahre 1236 erhielt Echternach das Stadtrecht. Die

Befestigung, die in einer primitiven Form ins 10. Jahrhundert zurückgehen soll und im

13. Jahrhundert ausgebaut wurde, war mit 20 Schalentürmen, 4 Stadttoren und einer

2000 m langen Mauer versehen. Ein Großteil der Anlage wurde erst im 19.

Jahrhundert zerstört. Die noch erhaltenen Türme wurden 1813 versteigert und zu

Wohnzwecken ausgebaut.

Die Reichsabtei Echternach war ein Benediktinerkloster und reichsunmittelbares

Territorium im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Neben großen Teilen der

Konventsgebäude ist von dem Kloster die rekonstruierte Basilika St.

Willibrord erhalten. Das Territorium der ehemaligen Reichsabtei Echternach liegt

heute zum größten Teil in der Bundesrepublik Deutschland, zum kleineren Teil

im Großherzogtum Luxemburg und im Königreich der Niederlande. Die Basilika St.

Willibrord und große Teile der Konventsgebäude liegen in Echternach. Als

Freie Reichsabtei war es reichsunmittelbar, besaß ein reichsunmittelbares Territorium

und erkannte immer nur drei Herren an, nämlich Gott, Papst und den römisch-

deutschen Kaiser.

Das Wappen der Reichsabtei Echternach zeigt wie fast

alle reichsunmittelbaren Territorien im Heiligen Römischen Reich Deutscher

Nation den Reichsadler des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.

Gegründet wurde das Kloster vom Wandermönch und Heiligen Willibrord im 7.

Jahrhundert auf geschenktem Grund der Irmina von Oeren (Trier). Es war das erste

iro-angelsächsische Kloster auf dem europäischen Festland. Bekannt wurde das

Kloster durch seine Arbeiten im Skriptorium. Die ersten Werke, wie etwa das

„Willibrordus Evangeliar“ sind reich geschmückt nach der irischen Art der keltischen

Kirche, in deren Tradition das Kloster Echternach stand. Im Jahre 751 wurde

Echternach königliche Abtei der Karolinger. Während des Sachsenaufstandes von 782

verweilte der Bischof von Bremen, Willehad, zwei Jahre lang im Kloster. 785

bestätigte Karl der Große, der selbst das Kloster ein Jahr lang leitete, dem Kloster

Echternach die von seinem Bruder Karlmann I. († 771) gemachte Schenkung der „villa

Officinus“ an der Lieser, worüber aber keine Urkunde ausgestellt worden war

(Goldenes Buch der Abtei Echternach, heute in der Forschungsbibliothek Gotha,

Signatur „Memb. I 71“).

Von 847 bis 973 leiteten Laienäbte das Kloster. Mit Abt Ravanger aus der Abtei Sankt

Maximin (Trier) wurde die Benediktinerregel wieder eingeführt und das Kloster

gelangte wieder zu neuer Blüte. Nachdem 1016 die Abteikirche abgebrannt war,

wurde am 19. Oktober 1031 durch Erzbischof Poppo von Trier die neue Abteikirche

geweiht. Sie war eine romanische Basilika, deren Maße etwa denen der heutigen

Kirche entsprachen.

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Wilhelm, der 21. Bischof von Utrecht, verlieh dem Abt von Echternach in einer

Urkunde vom 28. Dezember 1063 das Verfügungsrecht über die Hälfte der Einnahmen

etlicher Kirchen in Holland, unter anderem die von Leimuiden sowie den

benachbarten iedlungen Woubrugge und Rijnsaterwoude.

Im 11. Jahrhundert blühte das Scriptorium wieder auf. Es entstanden etwa der Codex

aureus Epternacensis, der Codex Aureus Escorialensis oder der Speyerer Evangeliar.

Der Abt Thiofrid war Autor mehrerer Heiligenviten und eines Werkes über das Wesen

von Reliquien.

Im Jahr 1148 bestätigte Papst Eugen III. dem Abt von Echternach den Besitz

von Louvivelt mitsamt Kirche und allem Zubehör. Diese Bestätigung wurde 1161 vom

Papst Viktor IV. erneuert.

Der letzte Abt Emmanuel Limpach von Echternach starb 1793. Es kam zu keiner

neuen Abtwahl. General Colaud zog am 13. August 1794 mit den französischen

Revolutionstruppen in Echternach ein. Die letzten Mönche des Klosters waren zuvor

geflohen. Die Abtei wurde geplündert und Willibrords Grab wurde geschändet.

Kloster und Klosterkirche wurden 1797 versteigert. Jean-Henri Dondelinger, der sie

schließlich erwarb, richtete in den Gebäuden die Faïencerie Dondelinger ein.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts stürzte der Chor der Basilika teilweise ein und sie

drohte vollends zu verfallen. Daraufhin wurde 1862 in Echternach ein Kirchbauverein

gegründet. 1868 war die Wiederherstellung der Abteikirche im Geist

der Neuromanik vollendet und sie konnte neu geweiht werden. Seitdem ist

sie Pfarrkirche von Echternach, seit 1939 im Rang einer päpstlichen Basilica minor.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Kirche gesprengt. Granateinschläge

zerstörten, was stehen geblieben war.

Beim Wiederaufbau wurde eine Rückkehr zum romanischen Original angestrebt. Die

Turmfassade wurde der von Paray-le-Monial nachgestaltet. Die erneute Weihe erfolgte

1953.

Der Prälatengarten (auch Orangerie genannt) wurde nach 1731 von Abt Gregorius

Schouppe nach französischen Vorbildern auf dem Gelände der ehemaligen Stadtmauer

angelegt. Die Orangerie, für die Überwinterung exotischer Pflanzen errichtet, konnte

1736, wahrscheinlich nach den Plänen von Leopold Durand fertiggestellt werden. Die

Statuen an der Fassade stellen die vier Jahreszeiten dar. Die Skulpturen sollen aus dem

Umkreis des Würzburger Bildhauers Ferdinand Tietz stammen. Die Abtei und die

Orangerie dienen heute als Gymnasium.

Wir sind gut angekommen, waren wegen der nicht unerheblichen Strapazen und der

bewältigten Situationen so etwas wie am Ziel erlöst – wir sind froh, dieses gemeistert

und realisiert haben zu können.

DEO GRATIAS

HJA