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SPRACHE DER GEGENWART Schriften des Instituts für deutsche Sprache Gemeinsam mit Hans Eggers, Johannes Erben, Hans Neumann und Hugo Sieger herausgegeben von Hugo Moser Schriftleitung: Ursula Hoberg BAND XXI

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SPRACHE DER GEGENWARTS ch r i f t e n des I n s t i t u t s f ü r deu tsch e Sprache

Gemeinsam mit

Hans Eggers, Johannes Erben, Hans Neumann und Hugo Sieger

herausgegeben von Hugo Moser

Schriftleitung: Ursula Hoberg

BAND XXI

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©1972 Pädagogischer Verlag Schwann Düsseldorf Alle Rechte Vorbehalten ■ 1. Auflage 1972

Um schlagentw urf Paul Effert Gesam therstellung Schwann D üsseldorf

ISBN 3-7895-0149-2

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GELEITWORT

In der Untersuchung von Heidi Lehmann wird zum ersten Mal für einen Ausschnitt aus dem Sprachgebrauch der DDR, dem Bezirk der Termi­nologie der Wirtschaft, der Versuch unternom m en, in systematischer Weise den Einwirkungen der Sprache der UdSSR nachzugehen. Dabei ergeben sich nicht unwichtige Einblicke in die Lehnbeziehungen zweier Sprachen überhaupt, nam entlich auch, was eine Differenzierung der Beeinflussungen im inhaltlichen Bereich anbelangt.

Die Herausgeber

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

Verzeichnis der benutzten Abkürzungen und Siglen

Einleitung

Zum Forschungsstand

Aufgabenstellung, m ethodische Probleme, Quellen

Vorüberlegungen zur Terminologie

Allgemeine Voraussetzungen

Sachliche Vorbedingungen

Motivationen

V erm ittlung und Verbreitung

Arten der Übernahme russischer Vorbilder

W ortentlehnung

ÜbersichtLehnwort oder Lehnbedeutung?Orthographische und morphologische AssimilationAbkürzungswörterTeillehnwörter

Lehnbildung

Lehnübersetzung Lehnübertragung Lehnschöpfung Analogiebildung Stehende Formulierungen

Einflüsse im Bereich der W ortbedeutung

BedeutungsentlehnungBedeutungsspezialisierungBedeutungsdeterminierung

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Beeinflussung des W ortgebrauchs 79

Differenzierungserscheinungen gegenüber demrussischen Vorbild 84

W ortarten und W ortbildung 86

Übersichten 86

Nichtzusammengesetzte Wörter, Ableitungssilben 88

Wortverkürzung 91

Zusammensetzungen und Fügungen 93

Gesamtübersicht über das Lehngut un ter Berück­sichtigung der Verbreitung 97

Frequenzgruppen 97

W ortentlehnung 98Lehnbildungen 101Einflüsse im Bereich der W ortbedeutung 108Wortgebrauch 110Tabellarische Gesamtübersicht 110

Entlehnungszeitpunkt und Verwendungszeitraum 112

Gliederung nach Sachgruppen 120

Politische Ökonomie 120Planung, Lenkung, Kontrolle der Produktion 121Teilgebiete der W irtschaft 123Rationalisierung, Produktionspropaganda 125Wettbewerb 126Kooperation 128Berufs- und Tätigkeitsbezeichnungen 128Arbeitsschutz, Arbeitsrecht u.ä. 129Sonstiges 129

Aspekte der Wirkungsweise des russischen Einflussesund Fragen der Integration 130

Zum Stellenwert des russischen Vorbildes bei derAusgestaltung von Sinnbezirken 130

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Der Sinnbezirk des vorbildlichen W erktätigen 130Der Sinnbezirk der geplanten Produktions­ergebnisse 133

Prägende Faktoren 134

Neue W irklichkeit 135Ideologie 136K om m unikationssituation 137Langue 138

Funktionale Typen und ihr Gebrauchswert 139

Vergleich m it früheren Perioden russisch-deutscher Lehnbeziehungen 142

Zur Frage der Beurteilung der russischen Einflüsseim Hinblick auf die gesam tdeutsche Sprachsituation 145

Anmerkungen 152

Glossar

Hinweise für die Benutzung 181

Alphabetisches Glossar (zugleich W ortregister) 186

Anhang

Zeittafel zur w irtschaftspolitischen Entwicklung in der Sowjetunion und in der DDR bis 1968 412

Literaturverzeichnis 419

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VORWORT

Für Anregung und freundliche Betreuung dieser Dissertation, für gu­ten Rat und stete Hilfsbereitschaft gilt Herrn Prof. Moser mein herz­licher Dank. Eines seiner Seminare gab den Anstoß zur Beschäftigung m it diesem Thema. Durch zeitweilige M itarbeit in der Außenstelle Bonn des Instituts für deutsche Sprache hatte ich dann Gelegenheit, Probleme und M ethoden der Untersuchung des Sprachgebrauchs in der DDR und der BRD näher kennenzulernen. So m öchte ich auch den M itarbeitern dieses Institutes meinen besonderen Dank sagen für viel­fältige Anregungen und vor allem für die großzügige Bereitstellung von Material.

Wertvolle Einzelhinweise verdanke ich Frau Prof. Woltner. Herr Dipl.- Volkswirt Ruwwe und Herr Dr. Schenk vom Institu t für Genossen­schaftswesen der Universität Münster besaßen die große Freundlichkeit, die Arbeit in einem Vorstadium aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht zu überprüfen. Bei der Bereitstellung der Quellentexte scheuten die Bibliothekarinnen des Gesamtdeutschen Institutes in Bonn keine Mühe.

Allen Damen und Herren, die mir im Laufe meiner Arbeit in so ent­gegenkommender Weise behilflich waren und Hinweise gaben, möchte ich an dieser Stelle danken - nicht zuletzt auch der Stiftung Volks­wagenwerk, die mir im Jahre 1968 ein D oktorandenstipendium ge­währte, und den Herausgebern der Reihe “ Sprache der Gegenwart” , die den Druck meiner Dissertation im Rahmen dieser Reihe befür­w orteten.

Bonn, im Sommer 1971

Heidi Lehmann

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Verzeichnis

der benutzten Abkürzungen und Siglen

* “okkasionell gebrauchtes” W ort]* * “gebräuchliches” Wort L vgl. S. 28.* * * “ häufig gebrauchtes” Wort Johne Stern(im Glossar) nur in Lexika und Sekundärliteratur belegt[ . . . ] bei Belegenund Zitaten( »

Hinweis auf K ontext oder sachliche Angaben Übersetzung aus dem Russ. durch Verfasserin

Abk. AbkürzungswortAnal. AnalogiebildungBed.det. BedeutungsdeterminierungBed.entl. BedeutungsentlehnungBed.spez. Bedeutungsspezialisierungdt. deutschDu 1930 Duden. Rechtschreibung. Auflage von 1930.Du-L Duden. Rechtschreibung. Leipzig (nach 1945).Du-M Der Große Duden. Rechtschreibung. Mannheim.DWK Deutsche Wirtschaftskommissionengl. englischengl.-amerik. englisch-amerikanischF-Du Der Große Duden. Frem dw örterbuch. Mannheim.Formul. stehende FormulierungFrequ. Frequenzsteigerungfrz. französischFW Frem dw örterbuch. Leipzig.Gabler Dr. Gablers W irtschaftslexikonGbl. Gesetzblatt der Deutschen Demokrat. Republikgriech.-lat. griechisch-lateinischhist. nur noch in historischem Gebrauchi.S.v. im Sinne vonKl. Lex. Kleines LexikonLb LehnbedeutungLp Lehnprägung

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Lsch LehnschöpfungLüs LehnübersetzungLüt LehnübertragungLw (russ.) Lehnwort m it russischer WurzelLw (griech.-lat.) Lehnwort m it griech.-lat. WurzelLw (sek.) Lehnw ort aus zweiter HandMNL Meyers Neues LexikonName (im Glossar) Bildung m it einem russischen EigennamenND Neues DeutschlandNeubedeut. NeubedeutungNeupräg. NeuprägungÖL Ökonomisches LexikonÖW Ökonomisches W örterbuch. Russisch-Deutsch.P PravdaPolit.ök. Politische Ökonomie. Lehrbuch (ohne weitere

Angabe: Auflage von 1959)PSU Presse der SowjetunionRichtl. Richtlinie für das neue ökonom ische System

der Planung und Leitung der VolkswirtschaftRPP Reíenija partii i pravitel’stva po chozjajst-

vennym voprosamruss. russischSBZ 1969 SBZ von A bis Z. Ausgabe von 1969.Siebenj. Gesetz über den SiebenjahrplanSMAD Befehle der Sowjetischen M ilitäradministra­

tion in DeutschlandSSRLJ Slovar’ sovremennogo russkogo literaturnogo

jazykaSU SowjetunionTeillw. TeillehnwortTR Tägliche RundschauÜbs. ÜbersetzungVostanovlenie Partija v b o r’be za vostanovlenie narodnogo

chozjajstvaWDG K lappenbach/Steinitz: W örterbuch der deutschen

GegenwartsspracheWortgebr. Wortgebrauch vom Russischen beeinflußt

Zvbl. Zentralverordnungsblatt

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EINLEITUNG

Zum Forschungsstand

Russisch - deutsche Lehnbeziehungen existieren nicht erst seit 1917 oder gar seit 1945. Doch beginnt besonders m it dem Jahr 1945 ein neuer A bschnitt in der Geschichte dieser Lehnbeziehungen. Das wird schon bei einem flüchtigen Blick auf die quantitativen Verhältnisse deutlich. S. K o h l s , der in einer Dissertation reiches Material aus den letzten vier Jahrhunderten und der neuesten Zeit (bis 1962) zu­sammengetragen hat, registriert für den gesamten Zeitraum vom 16. Jahrhundert bis 1917 231 lexikalische Einheiten (davon 170 inzwi­schen Historismen), für die Zeit von 1917 bis 1962 dagegen 479 (da­von 85 Historismen), von denen m ehr als 85 % nach 1945 übernom­men wurden. 1

Die Unterschiede sind jedoch nicht nur quantitativer Natur. Als all­gemeine Merkmale, die auf frühere Perioden nicht oder nur in weit geringerem Umfange zutreffen, lassen sich für den wesentlichen Teil der russisch - deutschen Lehnbeziehungen nach 1945 nennen:

weitgehende Beschränkung auf einen politisch abgegrenzten Teil des deutschen Sprachgebietes;

Vermittlung über die “offizielle Sprache” (vgl. un ten S. 22);

deutliches Überwiegen der Lehnprägungen über die W ortentleh­nungen (vgl. die Übersichten unten S .112 und S.142);

K onzentration auf die Sachgebiete Wirtschaft, Politik und gesell­schaftliche Organisationen;

Verknüpfung m it Wandlungen und Differenzierungen innerhalb der betroffenen W irtschaftbereiche, die sich im Gefolge politi­scher und ideologischer Entwicklungen vollziehen.

Diese Besonderheiten sind n icht ohne Auswirkungen auf die wissen­schaftliche Behandlung des Themas geblieben. Lehnprägungen, die sich morphologisch im allgemeinen nicht von heimischen Bildungen

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unterscheiden, sind schwerer zu erkennen als Lehnwörter, wie sie bei­spielsweise bei den angloamerikanischen Einflüssen dominieren. Zumin­dest in der Bundesrepublik mangelt es auf germanistischer Seite auch meist an den erforderlichen Russischkenntnissen.

Hinzu kom m t die Anfälligkeit des Themas für politische Em otionen, da es ja eng m it dem Problemkreis der Sprache im geteilten Deutschland verbunden ist und meist auch in diesem Zusammenhang behandelt wur­de. Das hatte zur Folge, daß die Frage des russischen Einflusses zwar in zahlreichen Veröffentlichungen angeschnitten wurde, aber meist eine untergeordnete Rolle spielte. Dementsprechend blieben die lexikalische Grundlage und die sprachwissenschaftliche Aufarbeitung des Materials in vielen Fällen unbefriedigend. Einige m it umfangreicheren Belegsamm­lungen versehene Untersuchungen aus der Sowjetunion, wo das Thema der W ortschatzentwicklung in der DDR schon Anfang der 50er Jahre aufgegriffen wurde, und aus der DDR selbst blieben w eithin unbekannt, da sie schwer oder gar n icht zugänglich sind. In der BRD brachten erst die 60er Jahre die A bkehr von einer vorwiegend polemischen Ausein­andersetzung m it der Rolle des Russischen bei den Veränderungen im Wortschatz der DDR.

Der wichtigste bisher erschienene Beitrag zum Them a der russisch - deutschen Lehnbeziehungen in unserem Jahrhundert, die schon zitier­te Leipziger Dissertation von S. K o h 1 s, liegt leider nur maschinen- schriftlich vor und blieb daher lange unberücksichtigt. Kohls hat aus reichem Quellenmaterial lexikalisches Lehngut zusammengetragen, das vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart (1962) aus dem Russischen übernommen wurde. Der Zeit nach 1917 w idm et er besondere Aufm erk­samkeit (vgl. S .2 f.)

Als Quellen zieht Kohls für diese Periode heran: Reden und V eröffent­lichungen von führenden KPD- und SED- Funktionären; Dokumente und Beschlüsse der SED, des FdGB, der F D J; G esetzblätter und poli­tisches Inform ationsm aterial; Zeitungen (R ote Fahne, Tägliche R und­schau, Neues Deutschland); Übersetzungen von politischen und öko­nomischen Werken aus dem Russischen; W örterbücher. Zum Ver­gleich dienen westdeutsche W örterbücher. (Vgl. S. 7 f.)

In einem 227 Seiten umfassenden lexikalischen Teil werden in alphabe-

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tischer Ordnung zunächst die Lehnw örter (insgesamt 317), dann die Lehnprägungen (insgesamt 393, darunter auch eine Reihe von Sekun-

Odärkom posita ) behandelt.

Die einzelnen W ortartikel enthalten Angaben über grammatische Besonderheiten, W ortbedeutung, Quelle, Erstbeleg; die russische Entsprechung (Beleg meist aus der ‘Großen Sowjetenzyklopädie’); die A rt der Entlehnung; ggf. Kom posita und Ableitungen; Nach­weise in W örterbüchern und Lexika aus der DDR und ggf. auch aus der BRD. (Vgl. S. 19 f.)

Da der Verfasser Slawist und außerdem verantwortlicher M itarbeiter im Sprachunterricht w irtschaftlicher Hochschulen der DDR ist, unter­laufen ihm kaum Fehler. Wie in allen bisherigen Arbeiten fehlen aller­dings auch hier Angaben über die Frequenz und Verbreitung der ein­zelnen Wörter. Im ausfuhrenden Teil der A rbeit (27 S.) wird das Ma­terial nach Sachgruppen (innerhalb der einzelnen Entlehnungszeit­räume), W ortarten und strukturellen Gesichtspunkten, Geltungsbe­reich (deutsche oder nur russische Verhältnisse) gegliedert. Die lingu­istischen Probleme, die diese Aufteilung z.T. m it sich bringt, werden (bis auf den Komplex des Lehnwortes) nicht diskutiert. Schwerpunkt ist also das Sammeln des w esentlichen lexikalischen Lehngutes und das Ordnen nach einigen bew ußt pragmatisch gehandhabten sprach­lichen Kategorien un ter besonderer Berücksichtigung der W ortentleh­nung.

Ansonsten ist der Beitrag von Wissenschaftlern aus der DDR zu diesem Thema recht spärlich. Ein Artikel von K. H e n g s t beschäftigt sich m it dem Lehngut un ter den im “W örterbuch der deutschen Gegenwarts­sprache” gebuchten Neuprägungen und Neubedeutungen 4 .

Eine kleine Beispielsammlung von teils im Leipziger D uden gebuchten, teils auch noch nicht lexikalisch erfaßten Lehnw örtern und Lehnprä­gungen findet sich in dem Aufsatz von K. H. I h 1 e n b u r g in den “Weimarer Beiträgen” 5 . L. W i 1 s k e stellt anhand eines W örterbuch-

C

Vergleiches einige Lehnbedeutungen zusammen . W. M o r g e n - r o t h untersucht den Einfluß des Russischen imBereich der Partizipi- alkonstruktion 7 , und in einer Dissertation über “Das A ttribu t in der deutschen Sprache der Gegenwart” w idm et H. L i e b s c h auch der

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Wirkung von Übersetzungen aus dem Russischen ein kurzes Kapitel 8 . In anderen Veröffentlichungen, die sich m it Fragen der deutschen Ge­genwartssprache beschäftigten, wird auf den Einfluß des Russischen nur in Form sporadischer Bemerkungen eingegangen 9 .

Die Anzahl der in der B R D erschienenen Arbeiten, die sich m ehr oder weniger ausführlich m it den russisch-deutschen Lehnbezie- hungen nach 1945 beschäftigten, m utet zwar recht stattlich an, doch ist der Ertrag in vielerlei Hinsicht unbefriedigend. Eine Untersuchung, die m it der D issertation von K o h l s zu vergleichen wäre, existiert nicht. Kleinere, speziell dem russischen Einfluß gewidmete Beiträge stammen von E . S t u r m s , die aus sprachwissenschaftlicher Sicht einen guten Abriß der Probleme und Erscheinungsformen gibt (die angeführten Beispiele dienen nur der Illustration) 10und J.N y v e 1 i u s , der anhand deutscher und russischer Handbücher und Gesetzestexte russisches Lehngut im Bereich des landwirtschaftlichen W ortschatzes zusamm enstellt 11 .

Schwerpunkt sind bei N y v e 1 i u s die 67 alphabetisch geordne­ten W ortartikel m it Belegstellen, lexikalischen Wort- bzw. Sacher­klärungen, gelegentlich auch Angaben über den Sprachgebrauch, der russischen Entsprechnung, Angabe der Entlehnungsart. Bei der Beurteilung des russischen Einflusses stützt sich N y v e 1 i u s stark auf die Sekundärliteratur (besonders auf R e i c h - s.u.), deren Angaben er o ft unkritisch übernim mt.

Andere Arbeiten gehen auf den russischen Einfluß im Gesamtzusam­menhang der Sprachveränderungen in der DDR ein. Ein Teil dieser Veröffentlichungen (besonders der bis M itte der 50 er Jahre erschie­nenen) wurde merklich “cum ira et studio” geschrieben, was der sprachwissenschaftlichen Q ualität recht abträglich war. Er kreist um das Schlagwort von der “ Bolschewisierung” bzw. “ Russifizierung” der Sprache und des Denkens. Von den um sachliche Darstellung bemühten Arbeiten seien hier die wichtigsten in chronologischer Rei­henfolge genannt.

W . R i c h t e r , von einem teils sprach-, teils ideologiekritischen Konzept ausgehend, stellt in den M ittelpunkt seiner Ausführungen allgemeine Voraussetzungen, Triebkräfte und Auswirkungen des Spracheinflusses. Er bezieht morphologische und stilistische Gesichts­

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punkte m it ein. Das W ortm aterial hat nur exemplarischen Charakter. 13 In einer Bonner Seminararbeit bringt M . K i n n e eine relativ umfang­reiche Beispielsammlung für russisches Lehngut, z.T. m it zahlreichen Zu­sammensetzungen. 14 Die Materialsammlung von K i n n e wurde ne­ben anderen Quellen auch für den einschlägigen A bschnitt in der Unter­suchung von H . M o s e r über “Sprachliche Folgen der politischen Teilung Deutschlands”herangezogen, der Beispiele für die einzelnen Ent­lehnungsarten in verschiedenen W ortschatzbereichen bringt 15 . H . B a r t h o l m e s legt in “Tausend Worte Sowjetdeutsch” das Schwer­gewicht ebenfalls auf eine Beispielsammlung, bei der er sich im wesent­lichen auf eine sowjetische Arbeit (von T.M. M i n e - s.u.) stützt. 16 Auch einige M onographien berücksichtigen den russischen Einfluß, so z.B. die Arbeiten von E . M a t t h i a s und H . S c h i e r b a u m über “ Errungenschaften” 17 , von H . B a r t h o l m e s über “Volk” 18 und von M . W . H e l l m a n n über den “Sinnbezirk des vorbildlichen W erktätigen” 19 . Mit möglichen Auswirkungen des russischen Vorbil­des auf den Gebrauch des attributiven Adjektivs setzt sich I. K r a f t auseinander20.

Die für die Bundesrepublik breiteste Berücksichtigung des russischen Einflusses findet sich in dem Buch von H . H . R e i c h über “ Sprache und Politik” . R e i c h verm erkt die russische H erkunft in den entsprechenden W ortartikeln des alphabetisch geordneten M aterialtei­les.

Diese Artikel enthalten im Idealfall “Angaben über H erkunft undVerwendungsgebiet der Wörter, ihre lexikalische Definition, Belege,gegebenenfalls K om m entar und Zusam mensetzungslisten” (S.8).

Für das Russische stützt er sich ausschließlich auf W örterbücher (S.9) 22 .Da er selbst offenbar n icht über ausreichende russische Sprachkenntnisse

23verfügt , ist seine A rbeit in diesem Bereich nicht ohne Fehler und Mängel. Im analytischen Teil w idm et R e i c h dem russischen Einfluß ein besonderes Kapitel (S.235-246). Entsprechend der Zielsetzung sei­ner Untersuchung liegt das Schwergewicht auf der Darstellung der Mo­tive der Entlehnung und der Charakterisierung der “politisch-ideologi­schen Begriffsveränderungen” . Reich weist auch auf mögliche russische Einflüsse im Bereich der Grammatik, der Syntax und des Stils hin, die

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er sehr vorsichtig als verstärkende K om ponente für bestim m te “auch schon vorher im Deutschen angelegte Möglichkeiten” charakterisiert (S.242). Er warnt (wie auch E . S t u r m s ) m it Recht vor einem vor­schnellen und undifferenzierten Urteil.

Wie schon angedeutet wurde, begann die s o w j e t i s c h e Germani­stik sich früher als die deutsche m it den russisch-deutschen Lehnbezie- hungen nach 1945 auseinanderzusetzen, meist ebenfalls im Rahmen des Gesamtkomplexes der Sprachveränderungen in der DDR. Die wichtig­sten Arbeiten sind die K andidatendissertation und ein Zeitschriftenar­tikel von O . N . K u k l i n a 24 und einige Zeitschriftenaufsätze von N . L . K a r p o v i c 2 5 . Letzterer behandelt nur die Lehnwörter, und zwar von einem historisch-formalen Ansatz aus. Sein Aufsatz von 1958 enthält eine Übersicht über Entlehnungen vom 11. Jahrhundert an bis zur Gegenwart. Er gibt Erstbelege an und nennt wichtige Vermittlungs­wege für die einzelnen Perioden. Der Artikel von 1962 behandelt die Periode nach 1917 ausführlicher und bringt eine Übersicht über die o rtho ­graphische Wiedergabe russischer W örter im Deutschen. In dem Aufsatz von 1966 untersucht K a r p o v i c die m orphologischen Probleme, die sich im Zusammenhang m it den russischen Lehnwörtern ergeben. Dage­gen behandelt K u k l i n a den russischen Einfluß als Teilaspekt der W ortschatzentwicklung im Gefolge der “dem okratischen U m wand­lungen” . In dem A utoreferat ihrer Dissertation sind die qualitativen und quantitativen Ergebnisse ihrer Untersuchnung knapp zusammenge­faßt. Unter ca. 4500 W örtern und festen Wortverbindungen nimm t sie für 530 (d.h. also für rund 20 %, von denen allerdings 72 % nur inbezug auf die Sowjetunion gebraucht werden) russischen Einfluß an. Diese An­gaben lassen sich schwer überprüfen, da das A utoreferat nur wenige Bei-

o cspiele enthält . Eine ausführlichere Darstellung der Wirkungsweise des russischen Spracheinflusses findet sich in dem Aufsatz von 1955.Als Beispiele dienen ca. 60 Stichwörter (z.T. m it Zusammensetzungen), zu denen zahlreiche Zitate aus deutschen Zeitungen angeführt werden.

Ausdrücklich m it dem russischen Einfluß beschäftigen sich noch zwei Artikel von N.I.Krepkich 27 und I.A .Subbotina 2 8 . S u b b o t i n a (ca. 60 Stichwörter) gibt eine formal orientierte Übersicht. K r e p - k i c h (ca. 30 Stichwörter, z. T. mit zahlreichen Zusammensetzungen)

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ordnet nach them atischen G esichtspunkten (Plan, W ettbewerb, Kultur u.a.) und strebt m ehr eine Würdigung des Zusammenhanges von gesell­schaftlich-politischem und sprachlichem Vorbild der Sowjetunion als eine sprachliche Analyse an.

ln allgemeinerem Rahmen gehen auf den russischen Einfluß auch die folgenden A utoren ein, ohne jedoch sowohl im Hinblick auf das W ort­material als auch auf die Analyse wesentlich m ehr als die bisher genann­ten Arbeiten zu bringen 29 : N . J u . T o p u r i d z e - S u m b a t o - v a (in dem A utoreferat ihrer Dissertation von 1952 und in einem Zeit­schriftenaufsatz von 1956), T . M . M i n e (in dem A utoreferat seiner Dissertation von 1952), A . A . G e r d t (1952), N . l . M a r f i e v i c (1957) und E . V . R o z e n (1966).

Kennzeichnend für die meisten russischen Veröffentlichungen ist die Be­tonung des Vorbildcharakters der Sowjetunion in der Sache und der engen Verbindung der sprachlichen Lehnbeziehungen m it der eigenstän­digen Entwicklung des deutschen W ortschatzes auf Grund des gesell­schaftlichen Wandels in der DDR. Im Einzelfall machen sich des öfte­ren mangelnde V ertrautheit m it dem vergleichbaren W ortschatz vor 1945 und in der Bundesrepublik sowie Überbewertung des sachlichen Vor­bildes der Sowjetunion bem erkbar. So werden z.B. W örter wie “Arbeits­m ethoden” , “Erfahrungsaustausch” , “ Leistungslohn” , “ Verbesserungs­vorschlag” w iederholt für Lehnprägungen gehalten. Dies ändert aber nichts daran, daß die leider z.T. nur schwer oder gar n icht zugänglichen Arbeiten der sowjetischen Germanisten Beachtung verdienen.

Aufgabenstellung, methodische Probleme, Quellen

Die vorliegende Arbeit ist aus intensiver eigener Lektüre erwachsen, die sich in einer umfangreichen Materialsammlung für den Z e i t r a u m von 1 9 4 5 / 4 6 bis einschließlich 1 9 6 8 niedergeschlagen hat. Im Hinblick auf das bisher Geleistete soll neben Systematisierung und kri­tischer Prüfung eine Vertiefung und Erweiterung von Materialgrundlage und Analyse erreicht werden. Um m ethodisch einigermaßen abgesicherte

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Aussagen machen zu können, wurde aus dem Gesamtthema des russi­schen Einflusses auf die Sprache in der DDR ein nach m ehreren Seiten hin abgegrenzter Komplex herausgegriffen:

1. Es wurde nur der l e x i k a l i s c h e B e r e i c h behandelt. Syn­taktische und stilistische Fragen wurden ausgeklammert, da sie, will man über die bisherigen, meist m it großer Vorsicht zu beurteilenden Feststel­lungen hinauskommen, ein anderes methodisches Vorgehen erfordert hätten, als es den eigentlichen Zielen dieser Arbeit entsprach. Auch Pro­bleme der W ortbildung lassen sich aus dem gleichen Grunde nur am Ma­terial aufweisen, aber nicht m it ausreichender Intensität erörtern.

2. Die Untersuchung beschränkt sich auf die o f f i z i e l l e S p r a c h e in der DDR. U nter “offizieller Sprache” soll hier vereinfachend die Spra­che regierungs- und parteioffizieller Texte verstanden werden.30. Ge­meint sind insbesondere Gesetze, Beschlüsse, Zeitungsartikel. Eine solche Einschränkung ist un ter den gegebenen Bedingungen aus verschiedenen Gründen naheliegend. Einmal fehlt die Möglichkeit für eine wissenschaft­liche Bearbeitung des mündlichen Sprachgebrauchs31 . Zum anderen kann man von der Annahme ausgehen, daß das auf offiziellem Wege über­nommene W ortgut, um das es hier im wesentlichen geht, auch über die Organe offizieller Institutionen verbreitet wird. Vor die Wahl gestellt, w irtschaftliche Fachliteratur im engeren Sinne oder offizielle W irtschafts­texte als Hauptquellen zu benutzen, h a t sich die Verfasserin für die letz­teren entschieden, da diese auf Grund ihrer sprachlenkenden Funktion32 auch auf den fachsprachlichen Bereich und auf den mündlichen Sprach­gebrauch, soweit er öffentlichkeitsbezogen ist, ausstrahlen.

3. Es wurde nu r das S a c h g e b i e t W i r t s c h a f t berücksichtigt. Eine Eingrenzung nach sachlichen Gesichtspunkten schien vor allem deshalb sinnvoll, weil sie eine bessere Erarbeitung des historischen und fachlichen “K ontextes” zuläßt, der bei der notwendigen Lückenhaftigkeit der W örterbücher eine wichtige Voraussetzung für die Beurteilung von Lehngut ist. Das Sachgebiet W irtschaft empfahl sich durch seine zen­trale Stellung innerhalb der vom Russischen beeinflußten W ortschatz­bereiche33 . Kriterien für eine eindeutige Grenzziehung zu finden, er­wies sich allerdings als einigermaßen problem atisch. In den gewählten

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prim är wirtschaftlichen Q uellentexten spielen auch andere Sachgebiete eine gewisse Rolle (Plantexte beschäftigen sich beispielsweise auch mit den Sachbereichen Kultur, Bildung, Gesundheitswesen). Das auf dieser Basis anfallende Material würde aber für eine Beurteilung des russischen Einflusses in diesen W ortschatzbereichen unzureichend sein. Die als Quel­len herangezogenen T exte w urden also nur im Hinblick auf ihren w irt­schaftlichen Wortschatz ausgewertet.-Die Abgrenzung orientiert sich pri­mär an Sachgruppen, nicht an Sinnbezirken. Mit dem Begriff S a c h ­g r u p p e soll der Bezug einer Gruppe von Wörtern auf einen Komplex von Erscheinungen in der R ealität erfaßt werden (z.B. “Kooperation im Produktionsprozeß” ). Die W örter einer Sachgruppe können unter ver­schiedene inhaltliche Kategorien fallen (z.B. Bezeichnungen für Gruppen kollektiv tätiger Menschen, wie KOLLEKTIV, oder für Zusammenschlüs­se von Produktionseinheiten, wie KOMBINAT, für gelegentlich stattfin­dende und institutionalisierte Zusammenkünfte, wie ERFINDERKONFE­RENZ und PRODUKTIONSBERATUNG, für die Art und Weise der Ko­operation, wie PATENSCHAFT, GAGANOWA-METHODE) 34 . Unter S i n n b e z i r k soll dagegen eine G ruppe von W örtern verstanden wer­den, denen bestim m te inhaltliche Kategorien gemeinsam sind. Im allge­meinen ist der Sinnbezirk n icht an eine bestim m te Sachgruppe gebun­den. Einem Sinnbezirk könn te m an z.B. die Bezeichnungen für eine Mejir- zahl von Individuen zuordnen, die sich jeweils charakterisieren lassen durch die A rt der Individuen (z.B. Menschen bei BRIGADE, Produkti­onsbetriebe bei KOMBINAT, Tiere bei “H erde” ), den Zweck des Zusam­menschlusses (z.B. Gütererzeugung bei BRIGADE, KOMBINAT, gemein­sames Lernen u.ä. bei ZIRKEL, politisches Handeln bei “Partei” ) usw.

Der w i r t s c h a f t l i c h e W o r t s c h a t z sei also verstanden als Wortschatz zur Bezeichnung von Einrichtungen, M itteln, M ethoden, Funk­tionen , Zusammenhängen im Rahmen der Gütererzeugung und -Vertei­lung. Dabei ergeben sich Kernzonen und Randzonen 3 5 . Als Kernzonen sollen die Sachgruppen “Organisationsformen der Gütererzeugung und ■Verteilung” (entsprechend dem Inhalt der Quellen liegt das Schwerge­wicht auf der Gütererzeugung) und “Arbeit im Produktionsprozeß” gelten. In den Randzonen m acht sich die Verflechtung m it anderen Sachgebieten wie Ideologie, Partei , Gesellschaft, staatliche Einrichtungen,

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Technik bemerkbar. Hier dienten als Richtschnur für die Auswahl einmal die Relevanz im K ontext zum W ortgut der Kernzonen, zum anderen ge­legentlich auch die Eignung zur Illustration von Ableitungs- und Kom po­sitionsmöglichkeiten bei bestim m ten Stichwörtern. Nicht aufgenommen wurden Namen von Organen der allgemeinen staatlichen Verwaltung und der Partei, von gesellschaftlichen Organisationen (außer wenn sie speziell für Aufgaben im Bereich der Produktionslenkung oder -kontrolle ge­schaffen wurden), von Institutionen der Berufsausbildung (m it Aus­nahme einiger Einrichtungen der betrieblichen W eiterbildung), Namen von Erzeugnissen, die auf russische geographische Eigennamen zurück­gehen. Daß es in der Praxis oft schwierig ist, solchen Kriterien widerspruchs­frei gerecht zu werden, m uß wohl kaum besonders hervorgehoben werden.

4. Eine weitere Einschränkung muß im Hinblick auf das F r e q u e n z ­p r o b l e m gem acht werden. Da die A rbeit eine prim är lexikalische und analytische Zielsetzung hat, sind Textauswahl und Exzerptionsver­fahren nicht auf die Anforderungen eingerichtet, die für exakte statisti­sche Aussagen zu stellen wären. Um aber die Frequenz als wichtiges Kri­terium für die Beurteilung der Relevanz des Lehngutes nicht ganz unbe­rücksichtigt zu lassen, wurde eine grobe Klassifizierung vorgenommen, die keine statistische Exaktheit vorspiegeln will, für diesen Zweck jedoch durchaus brauchbar ist (Näheres zur Zählweise nach der Charakterisie­rung der Q uellentexte - vgl. S.28).

Als Q u e l l e n dienten in erster Linie die Tageszeitung “Neues Deutsch­land” und das “ Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik” 3®. Das “Neue D eutschland” ist das Zentralorgan der SED und erscheint seit 1946. Aus den Jahrgängen 1946, 1949, 1954, 1959 bis 1964 37 und 1968 wurden jeweils alle auf die W irtschaft bezüglichen Artikel der Aus­gaben für die ersten 10 Kalendertage der M onate Januar, Mai und Sep­tem ber exzerpiert3 8 . Hinzu kommen für den Jahrgang 1964 Belegreihen, die mir in großzügiger Weise von der Außenstelle Bonn des Institu ts für deutsche Sprache aus einer maschinell bearbeiteten repräsentativen Aus­wahl aus dem “Neuen Deutschland” und der “Welt” als Vergleichstext zur Verfügung gestellt wurden 3 9 . In den Jahrgängen 1949 bis 1968 des “Gesetzblattes der DDR” (und für die Zeit von 1947 bis 1949 des “ Zen­tralverordnungsblattes ” ) w urde aus allen für die wirtschaftspolitische

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Entwicklung wichtigen Gesetzen und Verordnungen exzerpiert und, wenn es lohnend erschien, gelegendich auch aus Durchführungsbestimmungen, Preisanordnungen u.ä. Außerdem w urden noch die einschlägigen “ Be­fehle der Sowjetischen M ilitäradministration in D eutschland” (SMAD) herangezogen. Für Wort- und Sacherklärungen und um über die lexika­lische Fixierung des Lehngutes orientieren zu können, w urde das Mate­rial an W örterbüchern und Lexika aus der DDR, der BRD und der UdSSR überprüft.

Im übrigen wurde versucht, m it der Auswahl der Quellen- und Kontroll- tex te die m ethodischen Voraussetzungen für das Erkennen von Lehngut soweit wie möglich zu erfüllen. Es ist also zunächst zu fragen, welchen K r i t e r i e n das erfaßte W ortmaterial genügen soll, um als Lehngut beurteilt werden zu können.Es ist erstens nachzuweisen, daß es sich gegenüber früheren Sprachzuständen um etwas N e u e s handelt. Das erfordert eine historische Betrachtungs­weise. Eine gewisse Hilfe bieten entsprechende W örterbücher und Lexika.Da diese aber notwendigerweise nur ein unvollständiges Bild der tatsäch­lichen Sprachsituation geben können, sind außerdem noch ältere Texte vergleichbaren Inhalts heranzuziehen (inbezug auf unser Them a z.B. be­stim m te V ertreter der N ationalökonom ie und Texte aus der Zeit der Kriegswirtschaft im Ersten Weltkrieg und im D ritten Reich). Weiterhin muß in unserem Falle der Sprachgebrauch in der BRD überprüft werden.Als ausgesprochen regierungsoffizielles Organ w urde das “ Bulletin des Presse- und Inform ationsam tes der Bundesregierung” (Stichproben aus den Jahrgängen ab 1951), als Tageszeitung “Die Welt” (Stichproben aus den Jahrgängen 1949, 1954, 1959, 1964, 1968 nach dem gleichen Ver­fahren wie beim ND) ausgewertet. Als unergiebig im Hinblick auf einen vergleichbaren Inhalt erwies sich die W irtschaftsgesetzgebung der Bundes­republik. Es wurden daher zusätzlich neben entsprechenden allgemei­neren Lexika (insbesondere Dr. Gablers W irtschaftslexikon und dem Brock- haus) einige spezielle Nachschlagewerke für Betriebswirtschaft und Ar­beitsrecht sowie Autoren herangezogen, die sich m it dirigistischen Maß­nahmen in der westlichen W irtschaft beschäftigen. 40 Eine, allerdings im Einzelfall stets zu überprüfende, Orientierungshilfe gibt auch die be­sprochene Sekundärliteratur.

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Zweitens müssen für das neue Wortgut V o r b i l d e r i m R u s s i ­s c h e n nachweisbar sein. Man hat sich dabei bisher oft an zweisprachi­ge W örterbücher gehalten. Dieses V erfahren ist aber nicht empfehlens­

wert, da die W örterbücher erstens lückenhaft sind, besonders im Bereich der Komposita, und zweitens nicht in jedem Falle Auskunft darüber ge­ben, ob eine Bezeichnung etw a nur in einer der beiden Sprachen geläu­fig ist und das angegebene Äquivalent nur als Übersetzungsmöglichkeit anzusehen ist. Außerdem geben sie keine Hinweise auf die etwaige Pri­orität einer Bezeichnung in einer der beiden Sprachen. Dies gilt auch für das neue russisch-deutsche “ökonom ische W örterbuch” , das als Hilfs­mittel für Übersetzungen jedoch ausgezeichnet ist und in sehr viel stär­kerem Maße als frühere W örterbücher auch Kom posita berücksichtigt. 41 Besser geeignet sind einsprachige russische W örterbücher und Lexika wie das 17-bändige “W örterbuch der russischen Literatursprache der Ge­genwart” (SSRLJ) aus den 50er Jahren, das 4-bändige W örterbuch von Uäakov, das in erster Auflage in den 30er Jahren erschienen ist, und die beiden Ausgaben der “Großen Sowjetenzyklopädie” . Für diese Arbeit wurden aber neben dem Zentralorgan der KPdSU, der “Pravda” , als Tageszeitung (Stichproben nach dem gleichen Verfahren wie beim ND) zusätzlich einige Sammlungen von russischen Gesetzen, Verordnungen, Partei-und Regierungsbeschlüssen und zeitgenössischen D okum enten zu Wirtschaftsfragen aus der Zeit von 1917 bis 1968 herangezogen. Da­durch ließ sich in vielen Fällen die wahrscheinliche Entstehungszeit be­stimmter Bezeichnungen in der UdSSR nachweisen und ein besserer Überblick über den tatsächlichen Sprachgebrauch im Russischen ge­winnen.

Wünschenswert sind auch Belege für den W e g und Z e i t p u n k t der Übernahm e bestim m ter Lehnguteinheiten. Möglichkeiten hierfür bieten für die Zeit nach 1945 besonders die SMAD-Befehle, die als Or­gan der sowjetischen Besatzungsmacht von 1945 bis 1955 erschienene Tageszeitung “Tägliche R undschau” und das seit 1950 von regierungs­offizieller Seite herausgegebene, dreimal wöchentlich erscheinende In­form ationsbulletin “Die Presse der Sowjetunion” (vgl. auch unten S. 49)- ausgewertet und m it dem russischen Original verglichen w urden Über­setzungen aus der “Pravda” in den Jahrgängen 1952 bis 1968 4 2 . Als

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aus dem Russischen übersetzte und in der DDR viel benutzte Standard­werke wurden noch das “Ökonomische W örterbuch” von Koslow/Perwu- schin und das “ Lehrbuch der Politischen Ö konom ie” (besonders die Aus­gabe von 1959, die m it dem russischen Original verglichen wurde4 3 ) herangezogen. Gelegentlich werden auch wichtige Belegstellen aus den Werken Lenins (erm ittelt nach dem Sachregister) angeführt. Gerade im Bereich von Weg und Zeitpunkt der Entlehnung bleibt jedoch vieles o f­fen und unsicher. Die angegebenen Erstbelege haben nur einen begrenz­ten Beweiswert. Für die Zeit vor 1945 stützt sich die Arbeit im wesent­lichen auf die Angaben bei Kohls, K arpovii und Subbotina. Einige Be­lege aus dieser Zeit w urden auch durch kursorische Lektüre der von H. Weber herausgegebenen Dokumentensammlung “Der deutsche Kommu­nismus” 44 gefunden.

Ein weiteres Problem, das sich im Bereich der Lehnprägungen stellt, ist der A u s s c h l u ß von Einflüssen aus a n d e r e n Sprachen. Die von E. Sturm s45 angedeutete Möglichkeit des Einflusses aus Sprachen nichtsowjetischer Ostblockländer kann für den Untersuchungsbereich auf Grund allgemeiner Überlegungen (vgl. un ten S. 41 ff.) als so ge­ring angesehen werden, daß sie vernachlässigt werden darf. Möglich wäre aber auch, daß bei Bezeichnungen , die Fragen der Wirtschaftsorganisa­tion und moderne A rbeitsm ethoden betreffen, Einflüsse aus westlichen Sprachen, besonders aus dem amerikanischen Englisch, gleichzeitig oder nacheinander im Russischen und im W ortschatz der DDR wirksam wer­den. Es ist aber zu hoffen, daß durch den Vergleich m it westdeutschen Texten, in denen ein solcher Einfluß dann wahrscheinlich auch sichtbar würde, und m it zweisprachigen W örterbüchern sowie englischen bzw. amerikanischen Lexika die Gefahr von Fehlurteilen in diesem Bereich relativ gering gehalten wird.

Bei annähernd g l e i c h z e i t i g e m A uftauchen von neuem W ort­gut in beiden Sprachen stellt sich die schwierige Frage, ob und in wel­cher Richtung Lehnbeziehungen anzunehm en sind. In den meisten Fällen können hier außersprachliche Faktoren die wahrscheinlichere S ituation erm itteln helfen. Gelegentlich führen sie sogar zur Annahme von Entlehnung, wenn ein russischer Beleg erst für einen späteren Zeit­punkt als der erste deutsche gefunden wurde.

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Alle Versuche, durch kursorische Lektüre möglichst vieler K ontrolltexte, durch lexikalische und sachliche Inform ation diese Fragen bei der Beur­teilung des Lehngutes einigermaßen zuverlässig zu beantw orten, können nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Aussagen bei einem Teil des Ma­terials nur einen m ehr oder weniger großen Wahrscheinlichkeitsgrad, ge­legentlich auch nur Verm utungscharakter haben. Auf diese eingeschränkte Geltung wird im Materialteil durch einen entsprechenden Zusatz jeweils hingewiesen. Trotz allem sind aber Irrtümer in Einzelfällen kaum auszu­schließen.

Zu den Angaben über die H ä u f i g k e i t ist folgendes zu bem erken: Die interessierenden W örter wurden in einem abgeschlossenen Text (also z.B. einem Gesetz oder einem Zeitungsartikel) jeweils nur einmal exzer­piert. Für die Erm ittlung der Häufigkeitsklasse wurde bei m ehreren Zei­tungsbelegen aus einer Dekade jeweils nur einer berücksichtigt. W örter, die nach dieser Zählung bis zu 5mal belegt waren, werden im Glossar m it * gekennzeichnet, bei bis zu 20 Belegen m it **, bei m ehr als 20 Be­legen m it ***. Wo eine Verbalisierung dieser Angaben notwendig ist, wird von “ okkasionell gebrauchten” , “gebräuchlichen” und “häufig gebrauch­ten ” Wörtern gesprochen. U nter die “okkasionellen” W örter fallen neben selten gebrauchten W örtern vom Typ BILANZSYSTEM auch ad-hoc-Bil- dungen vom Typ MAISENTHUSIAST. Belege aus Ü bersetzungstexten und SU-Berichten sind übrigens mitgezählt, da diese Texte z.T. als Schu­lungsmaterial dienen. Falls die Angaben sich jedoch ausschließlich oder überwiegend auf Übersetzungstexte bzw. SU-Berichte beziehen, wird dies vermerkt.

Manche W örter verbreiten sich auch besonders in zahlreichen, z.T. eigen­ständig gebildeten K o m p o s i t a . Diese sind bei der Zählung eben­falls mit berücksichtigt worden, da sie ja auch ein Maß für die Verbrei­tung darstellen. Exzerpiert w urden übrigens alle auftauchenden Zusam­mensetzungen m it W örtern, die in ihrer Gestalt oder in ihrem Inhalt vom Russischen beeinflußt sind. In einigen Fällen ergab sich dabei allerdings eine Belegmenge, die den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde (so z.B. bei PLAN, BRIGADE und WETTBEWERB). Es wurden daher nur die Zusammensetzungen aufgenommen, für die eine russische Entsprechung

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r

nachzuweisen war; auf das Vorhandensein weiterer Bildungen wird nur pauschal verwiesen. Die Frage, ob es sich im Einzelfall um Lehngut oder um eigenständige Bildungen handelt, war oft nicht zu entscheiden. Bei bestimm ten Zusammensetzungen sprechen sachliche oder sprachliche Gründe dafür, daß sie als Lehnbildungen anzusehen sind (vgl. unten S.51). Diese als Lehnbildungen gekennzeichneten Sekundärkom posita bzw. Ab­leitungen werden dann bei der Gesamtübersicht auch mitgezählt. Die Auf­nahm e anderer Wörter, bei denen Lehnbildung weder auszuschließen noch überzeugend nachzuweisen ist, läßt sich dam it begründen, daß der russische Sprachgebrauch zum indest für den form alen und inhaltlichen Rahmen, in dem sich diese Zusammensetzungen bewegen, als Vorbild angesehen wer­den kann.

Für die Kategorie der russischen Einflüsse im W o r t g e b r a u c h , wo­runter eine gegenüber den westdeutschen K ontrolltexten gesteigerte Fre­quenz46 und charakteristische Verwendungsweisen verstanden werden sollen, wären eigentlich Untersuchungen auf statistischer bzw. stilistischer Basis notwendig. Hier sollen nur Hinweise gegeben werden, die nicht auf systematischer Exzerption, sondern auf Eindrücken beruhen, die beim Le­sen gewonnen wurden. Die entsprechenden W ortartikel sind daher auch bew ußt dürftig gehalten worden. Ebenso wird die i d e o l o g i s c h e D e t e r m i n i e r u n g von Begriffsinhalten hier nicht eingehend be­handelt, da sie in den größeren K ontext von “ Sprache in der Politik” hineingehört. Es sei für diesen Problemkreis besonders auf die Arbeiten von W. Dieckmann und H.H. Reich verwiesen. In unserem Rahmen müssen Andeutungen genügen.

Im a n a l y t i s c h e n T e i l soll einmal eine Übersicht über das Lehn­gut nach A rt der Übernahme, Z eitpunkt der Entlehnung, Frequenz- und Sachgruppen gegeben werden; zum anderen soll einigen Fragen nachge­gangen werden, die durch das gesammelte Material aufgegeben wurden, z.B.: Wie sind die Einflüsse im Bereich der W ortbedeutung zu gliedern? Wird das russische Vorbild in jedem Falle in völlig paralleler Weise über­nommen, oder gibt es Differenzierungserscheinungen auch dort, wo russischer Einfluß anzunehm en ist? Welche prägenden Faktoren sind zu berücksichtigen, und wie läßt sich das Lehngut von seiner Funktion her klassifizieren? Zu fragen ist auch, nach welchen Kriterien die Bedeu-

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tung der russisch-deutschen Lehnbeziehungen nach 1945 im Hinblick auf die gesamtdeutsche Sprachsituation beurteilt werden kann.

Belege, Zitate, Wort- und Sacherklärungen, lexikalische Nachweise - auch für die russischen Entsprechungen - und Hinweise auf die Sekundärlitera­tu r zu den im Textteil angeführten B e i s p i e l e n finden sich in den jeweiligen W ortartikeln des alphabetischen Glossars, auf das in dieser Hinsicht grundsätzlich verwiesen sei 4 7 .

Übersicht über die wichtigsten Quellen

( Alphabetisches Verzeichnis der Siglen auf S.

A Belegquellen

F ü r d i e D D R

Tägliche Rundschau [Tageszeitung]Neues Deutschland [Tageszeitung]Befehle der Sowjetischen M ilitäradministration in Deutschland Zentralverordnungsblatt Gesetzblatt der DDR (nicht aus dem Gbl. zitiert:)Gesetz über den Siebenjahrplan (1959)Richtlinie für das neue ökonom ische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft (1963)

Ü b e r s e t z u n g s t e x t e

Die Presse der Sowjetunion [Inform ationsbulletin,Erscheinungsweise: 3mal wöchentlich]

Politische Ökonomie. Lehrbuch [ohne Zusatz: 1959]

F ü r d i e U d S S R

Pravda [Tageszeitung] P

Resenija partii i pravitel’stva po chozjajstvennym

12 f.)

Sigle

TRND

SMADZvbl.Gbl.

Siebenj.

Richtl.

PSU

Polit. ö k .

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voprosam I - VII [ Sammlung von Beschlüssen zu W irtschaftsfragen aus den Jahren 1917 bis 1968]

Vedomosti Verchovnogo Soveta SSSR [M itteilungen des Obersten Sowjets der UdSSR]

Partijav bo r’be za vostanovlenie narodnogo choz- jajstva [ D okum entation zum W iederaufbau der Volkswirtschaft in den Jahren 1921 bis 1925 ]

Industrializacija SSSR [D okum entation für die Jahre 1926 bis 1928]

K o n t r o 111 e x t e f ü r d i e B R D

Die Welt [Tageszeitung ]

Bulletin des Presse- und Inform ationsam tes der Bundesregierung

B Wörterbücher, Nachschlagewerke

F ü r d i e D D R

Duden. Rechtschreibung. Leipzig (Auflagen von 1952, 1960, 1968)

Frem dwörterbuch (Auflagen von 1954, 1961, 1964) K lappenbach/Steinitz: W örterbuch der deutschen Ge­genwartssprache [bisher erschienen: I - III (A b isL ); 1964 ff.]

Agricola: W örter und Wendungen (1963)

Kleines Lexikon A bis Z (1959)

Meyers Neues Lexikon I - VIII (1961 - 1964)

ökonom isches Lexikon I, II (1967 f.)

Ü b e r s e t z u n g , z w e i s p r a c h i g

Koslow/Perwuschin: Ökonomisches Wörterbuch (2 1961)

ökonom isches W örterbuch. Russisch-Deutsch (1968)

RPP

Vedomosti

Vostano­vlenie

Industria­lizacija

Welt

Bulletin

Du-L

FW

WDG

Agricola

Kl. Lex.

MNL

ÖL

Koslow

ÖW

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Moskal’skaja: Bol’soj nemecko-russkij slovar’ I, II Moskal’ -[ Großes deutsch-russisches W örterbuch] (1969) skaja

F ü r d i e U d S S R

Usakov: Tolkovyj slovar’ russkogo jazyka I - IV(1935 - 1940) USakov

Slovar’ sovremennogo russkogo literaturnogo jazyka I -X V II (1 9 5 0 - 1965) SSRLJ

Bol’saja Sovetskaja Enciklopedija, 1. Auflage: 1926- 1947 [Große Sowjetenzyklopädie] B S E (l)

- - -, 2. Auflage: 1949 - 1958 BSE

F ü r d i e B R D

Der Große Duden. Rechtschreibung. Mannheim (Auf­lagen von 1954, 1961, 1967) Du-M

Der Große Duden. Frem dwörterbuch (Auflagen von1960 und 1966) F-Du

Wahrig: Das große deutsche W örterbuch (1966) Wahrig

Dr. Gablers W irtschaftslexikon I, II (7 1967) Gabler

Der Große Brockhaus (Auflagen von 1895 ff., 1952 ff.,1966 ff. - soweit erschienen) Brockhaus

SBZ von A bis Z (besonders die Ausgabe von 1969) SBZ

Vorüberlegungen zur Terminologie

Der folgende Versuch einer zusammenhängenden Einführung d e r wichtigsten Termini will lediglich als eine A rt “ Sprachregelung” im Rahmen dieser Arbeit verstanden werden. In besonderem Maße gilt dies im Hinblick auf einige Grundbegriffe, für welche die Sprachwissen­schaft z.T. recht verschiedene Deutungen anbietet, deren Verwendung sich jedoch nicht umgehen läßt. Die fragmentarischen Definitionen ge­hen von den Fragestellungen aus, die sich beim Sammeln und Sichten des Materials ergaben.

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Zunächst ist zu klären, welche sprachlichen Einheiten dem l e x i k a l i ­s c h e n B e r e i c h zugeordnet werden sollen. In erster Linie kommen dafür natürlich die W ö r t e r in Betracht, die sich in diesem Zusam­menhang rein formal m it den graphischen Einheiten im gewohnten Schrift­bild gleichsetzen lassen48 . Inwieweit sind aber die m ehr oder weniger festen Verbindungen einzelner W örter auf syntaktischer Basis (h iervor allem Substantive m it adjektivischem, genitivischem oder seltener auch präpositionalem A ttribu t) als Einheiten des lexikalischen Bereiches zu be­trachten? Ist bei den Bezeichnungen für bestim m te Einrichtungen, Ar­beitsverfahren u.ä. (Typ STAATLICHE PLANKOMMISSION) und bei Termini vom Typ UNTEILBARE FONDS das Bezeichnete noch ohne Schwierigkeiten als usuelle begriffliche Einheit zu erfassen, so ist dies bei einer Prägung wie KOMPLEXE ENTWICKLUNG oder SOZIALISTISCHE ARBEITSDISZIPLIN w eit weniger sicher. Hier bewegt sich die Deutung auf recht unsicherem Boden. Derartige Fälle w urden jeweils nach Ermes­sen entschieden. Zum Teil gaben Definitionen im K ontex t und in Lexika, die den Begriffscharakter hervorhoben, oder die Häufigkeit des V orkom ­mens, die die usuelle Verfestigung der W ortverbindung anzeigte, Entschei­dungshilfen; z.T. läßt sich über die Auswahl aber sicher streiten. Verein­fachend werden alle aufgenommenen Prägungen dieses Typs als a t t r i ­b u t i v e W o r t v e r b i n d u n g e n oder F ü g u n g e n bezeich­n e t49 ■ Als Oberbegriff für W örter und Fügungen in diesem Sinne dient die l e x i k a l i s c h e E i n h e i t . Eine lexikalische Einheit kann u.U. in mehreren Varianten vorliegen, z.B. als Kompositum und attributive Wortverbindung (wie bei KOMPLEXMECHANISIERUNG/KOMPLEXE MECHANISIERUNG) oder in verschiedener Bildungsweise (wie bei FELDSCHUTZSTREIFEN/SCHUTZWALDSTREIFEN/WALDSCHUTZ­STREIFEN).

Daneben wurden zum Zwecke zusätzlicher Inform ation noch einige Bei­spiele für verschiedene Typen s t e h e n d e r F o r m u l i e r u n g e n aufgenommen, die öfter in nicht oder nur unwesentlich veränderter Form wiederkehren und für welche die Herkunft aus programmatischen russischen Texten eindeutig nachzuweisen war. Zum Teil sind die Gren­zen zu den attributiven Wortverbindungen fließend (vgl. z.B. die termi- nologisierte Formulierung der ÖKONOMISCHEN GESETZE DES SOZIA-

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LISMUS), z.T. sind es Losungen und Zitate vom Typ EINHOLEN UND ÜBERHOLEN und GEWERKSCHAFTEN ALS SCHULEN DES SOZIA- : LISMUS, gelegentlich auch ganze Sätze (vgl. z.B. WAS DER GESELL­SCHAFT NÜTZT, MUSS AUCH DEM EINZELNEN BETRIEB NÜTZEN). Zitate dieser A rt werden nur selten als solche kenntlich gem acht; sie könn­ten als eine Art “geflügelter W orte” der offiziellen Sprache aufgefaßt wer­den, wenn sie nicht m ehr eine propagandistische als eine schmückende oder erläuternde Funktion hätten 50 .

Für die terminologische Gliederung der L e h n b e z i e h u n g e n hat sich weitgehend das von W. Betz vorgeschlagene Schema durchgesetzt51:

L e h n w o r t : “ Entlehnung von fremdem Sprachm aterial” (S.26); T e i l l e h n w o r t : Bildungen aus teils fremdem, teils heimischem Sprachmaterial (S. 23);

L e h n b i l d u n g : “die Neubildung eines Wortes aus dem Stoff der eigenen Sprache, aber durch den Anstoß eines fremden Vorbildes” ; nach dem Grad der Übereinstimmung m it dem fremdsprachlichen Vorbild un­terscheidet Betz:

L e h n ü b e r s e t z u n g : “die genaue Glied-für-Glied-Übersetzung des V orbilds” ;L e h n ü b e r t r a g u n g : “die freiere Teilübersetzung” ;L e h n s c h ö p f u n g : “die formal unabhängige Neubildung eines Wortes zur Übersetzung eines frem den” (S. 27);

L e h n b e d e u t u n g : “ Ein schon vorhandenes Wort nim m t die Be­deutung eines W ortes einer anderen Sprache an” (S.21).

Lehnbildung und Lehnbedeutung faß t Betz zusammen m it Lehnwendung und Lehnsyntax, die hier n icht zur Diskussion stehen, un ter dem Ober­begriff L e h n p r ä g u n g zusammen (S. 2 7 )52 . Betz unterscheidet auch noch zwischen “ entw ickelnder” und “bereichernder” Lehnüberset­zung bzw. Lehnübertragung, eine Aufgliederung, die auf sehr ungewissem Boden steht und sich n icht durchgesetzt hat. Hier wird gleichfalls darauf verzichtet. A nsonsten wird die Terminologie von Betz als Grundgerüst beibehalten. In manchen Punkten lassen die Besonderheiten des M ateri­als allerdings gewisse Ergänzungen und Differenzierungen wünschens­w ert erscheinen.

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Besondere Schwierigkeiten bereitet die L e h n b e d e u t u n g . Abge­sehen davon, daß “Bedeutung” zu den m eistdiskutierten sprachwissen­schaftlichen Grundbegriffen gehört und von manchen Sprachwissen-

CO

schaftlern als für term inologische Zwecke ungeeignet verworfen wird : Kann man den Einfluß des russischen Sprachgebrauchs etwa bei REKON­STRUKTION, AUFKAUF und SOZIALISTISCH unter einem Begriff abhandeln? Mir scheint, daß man m it der einen Kategorie “ Lehnbe­deutung” den sehr verschiedenartigen Vorgängen, die sich hier abspielen, nicht gerecht werden kann, daß eine differenzierte Betrachtungsweise erforderlich ist. Der Begriff der B e d e u t u n g soll dabei im Anschluß an die Betz’sche Terminologie und als allgemeiner Oberbegriff für alle Komponenten der nichtform alen Seite des Wortes beibehalten werden, wobei die “Zerlegung” des W ortes in eine form ale und eine bedeutungs­mäßige Seite natürlich als eine analytische A bstraktion zu verstehen ist. Der Terminus W o r t i n h a l t soll nur da angewandt werden, wo Ele­m ente der langue zu bezeichnen sind, die nach E. Leisis operationeller Definition des W ortinhaltes als konstante Bedingungen gelten können, unter denen der Gebrauch eines Wortes innerhalb der Sprachgemeinschaft erlaubt ist. 54 Treten an diesen konstanten Bedingungen un ter dem Ein­fluß des Russischen Veränderungen auf (wie z.B. bei REKONSTRUKTI­ON), so wird von B e d e u t u n g s e n t l e h n u n g gesprochen. Oft handelt es sich aber darum , daß beim Gebrauch eines W ortes innerhalb bestim m ter Sprachbereiche besondere, nur dort obligatorische Determi­nanten hinzutreten (wie z.B. bei AUFKAUF). Hierfür wurde der Termi­nus B e d e u t u n g s s p e z i a l i s i e r u n g gewählt. Mit dem Be­griff der B e d e u t u n g s d e t e r m i n i e r u n g sollen Fälle er­faßt werden, wo entweder ideologisch polyseme W örter55 vom Typ SOZIALISMUS eine spezifische Definition erhalten oder im Bereich der “emotiven Bedeutung” 56 unter dem Einfluß des russischen Sprachge­brauchs Veränderungen eintreten (wie z.B. bei SPONTANEITÄT). Die­se Bedeutungsdeterminierungen stehen jeweils in einem bestim m ten ide­ologischen oder funktionalen Zusammenhang, innerhalb dessen sie eben­falls obligatorischen Charakter haben.

Erscheinungen, die zwar typisch für die untersuchten Texte sind, die je­doch ihrer N atur nach der parole zugeordnet werden müssen, wie gegen-

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über westdeutschen Vergleichstexten erhöhte Frequenz (z.B. bei ÖKO­NOMISCH) oder besondere Verwendungsweisen, beispielsweise als Mo­de- oder Schlagwort (INITIATIVE, PERSPEKTIVE u.ä.), werden unter dem Stichw ort W o r t g e b r a u c h behandelt.

Die Diskussion des Lehnwort-Fremdwort-Problem s verspricht im Rah­men dieser Arbeit keinen Gewinn. Es wird jedes Wort, das d irekt aus dem Russischen ins Deutsche übernomm en wurde, als L e h n w o r t bezeichnet, ohne Rücksicht auf etwaige Unterschiede im Grad der for­malen Assimilation oder im Geltungsbereich57 . Im übrigen sei für die­sen Komplex auf den Aufsatz von P.v.Polenz 58 und die deskriptive Un­tersuchung von K. Heller 59 verwiesen.

Assimilationserscheinungen orthographischer und morphologischer Art, wie sie bei W ortentlehnungen meist zu beobachten sind (vgl. un ten S.56 ff finden keinen Niederschlag in der Terminologie der Entlehnungen. Wör­ter, bei denen lediglich “ internationale” Suffixe an die im Deutschen üb­liche Form angeglichen wurden (wie bei JAROWISATION - russ.jarovi- zacija), werden, m it Ausnahme von Fügungen des Typs DEMOKRATI­SCHER ZENTRALISMUS, die zu den Lehnübersetzungen gestellt w ur­den, als Lehnw örter geführt. Schwieriger wird die Zuordnung bei den ver­schiedenen Graden der Hybridisierung, d.h. der partiellen Substitution durch heimische oder bereits eingebürgerte fremdsprachliche Elemente. Aus pragmatischen Gründen werden diese Fälle entweder den Lehnwör- ' tern oder den Lehnübersetzungen zugeordnet60 . Die wenigen hybriden Ableitungen von russischen Wurzeln (Typ SOWJETISCH) - man könnte sie auch als “Lehnw ortableitungen” bezeichnen - werden hier m it zu den Lehnwörtern gestellt, wohingegen Ableitungen von im Deutschen bereits eingebürgerten griechisch-lateinischen Wurzeln (Typ CHEMISIERUNG - russ. chimizacija) in die Gruppe der Lehnübersetzungen eingeordnet wer­den. Bildungen, in denen ein Lehnwort m it einem deutschen oder einem eingebürgerten griechisch-lateinischen Wort in einer Zusammensetzung oder Fügung steht (JAROWISATIONSSTADIUM u.ä., aber auch KOL­LEKTIV DER SOZIALISTISCHEN ARBEIT) werden als T e i 11 e h n- W ö r t e r im Rahmen der W ortentlehnung berücksichtigt. Eine Beson­derheit stellen innerhalb dieser Gruppe die Bildungen m it russischen Ei­gennamen vom Typ MAMAI-METHODE dar, die deshalb in einer Unter­gruppe zusammengefaßt werden 6 1 .

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Zum Komplex der L e h n b i l d u n g e n ist zu sagen, daß die Grenzen zwischen Lehnübersetzung, Lehnübertragung und Lehn- schöpfung nicht immer scharf zu ziehen sind. Trotzdem wurde die­se Unterscheidung als Orientierungshilfe beibehalten. Ein besonde­res Charakteristikum des vorliegenden Materials sind die zahlreichen Determinativkomposita, denen im Russischen eine attributive Fü­gung mit Beziehungsadjektiv (z.B. ARBEITERKONTROLLE - russ. rabocij ko n tro l’), Substantiv im Genitiv (z.B. DIREKTORFONDS - russ. fo n d direktora) oder seltener auch m it Präposition (z.B. WETTBEWERBSVERTRAG - russ. dogovor po sorevnovaniju) gegenübersteht. Es sei von vornherein darauf hingewiesen, daß hier im Deutschen und Russischen die W ortbildungsmittel verschieden strukturiert sind und daß es sich um zwar form al unterschiedliche, aber strukturell gleichwertige Nachbildungen handelt (Näheres un­ten S. 60 f.). Deshalb werden diese Fälle zu den Lehnübersetzungen gestellt.

Für Bezeichnungen, die dem Russischen in form aler Hinsicht getreu nachgebildet sind, wo aber bei Übertragung auf deutsche Verhält­nisse russische Namen durch entsprechende deutsche Äquivalente ersetzt werden (z.B. STACHANOW-/HENNECKE-) bzw. wo nach einem bestim m ten russischen Vorbild analoge Bezeichnungen ge­bildet werden (z.B. die Auszeichnungen BESTER DREHER usw.), wird der Terminus A n a l o g i e b i l d u n g vorgeschlagen®2.

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ALLGEMEINE VORAUSSETZUNGEN

Die allgemeine Wirtschaftslehre des Marxismus-Leninismus versteht sich als eine “politische Ö konom ie” 63 , eine historisch orientierte Lehre von den Wechselbeziehungen zwischen ökonom ischen Grundprozessen und gesellschaftlichen Verhältnissen 64 . Sie steht in der Tradition der M arx’- schen Kapitalismus-Kritik. Die Grundsätze dieser W irtschaftstheorie wur­den in einer besonders durch Lenin und Stalin m odifizierten Form erst in den 50er Jahren in einem offiziellen Standardwerk, dem Lehrbuch der “Politischen Ö konom ie” zusammengefaßt. Sie gliedert sich in eine politische Ökonomie des Kapitalismus, der “Übergangsperiode” und des Sozialismus. Ein großer Teil der Grundbegriffe dieser Lehre entstam m t der Marx!schen Terminologie (“Produktionsm ittel” , “ Produktionsver­hältnisse” , “Produktivkräfte” ; “ökonom ische Gesellschaftsform ation” , “gesellschaftliche P roduktion” , “gesellschaftliche Kontrolle der Produk­tio n ” ; “konkrete, abstrakte, gesellschaftlich notwendige, gesellschaft­lich nützliche A rbeit” ; “ einfache/erweiterte R eproduktion” ; “Produk- tions-, Konsumtions-, Akkumulations-, Reservefonds” usw.). Der Bei­trag der russischen Theoretiker betrifft vor allem die Ausformung der politischen Ökonomie der Übergangsepoche und des Sozialismus, für die Marx und Engels nur einige grundsätzliche Bedingungen wie das gesell­schaftliche Eigentum an den Produktionsm itteln und den planmäßigen Charakter der Wirtschaftsführung als Postulat form uliert hatten 65 . Die

Realisierung der “ sozialistischen Produktionsverhältnisse” brachte dann eine große Zahl neuer Oi^anisationsstrukturen, Institutionen, Koopera­tionsformen usw. m it sich. - Dies ist der Bereich, in dem die Lehnbe- ziehungen anzusetzen sind, die hier besprochen werden sollen.

Sprachliche Lehnbeziehungen können als ein Sonderfall der R eproduk­tion neuer sprachlicher Ausdrucksmittel angesehen werden, die sich am Vorbild einer fremden Sprache orientieren und zunächst der pa- role angehören. Für das Usuellwerden im allgemeinen Sprachgebrauch oder wenigstens in bestim m ten Sprachschichten bedarf es gewisser Voraussetzungen. Als notwendige Bedingungen werden z.B. gelten können:

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Beziehungen zwischen den Sprachgemeinschaften bzw. Teilen der­selben;

ein Personenkreis, der geeignet ist, V erm ittlungsfunktionen zu über­nehmen;

Medien, welche die Verbreitung sichern;

M otivationen für die Aufnahm e des Lehngutes durch die Sprachge­m einschaft bzw. bestim m te Sprecheigruppen;

in der Regel auch Priorität des Bezeichneten in der materiellen oder geistigen K ultur der gebenden Sprachgemeinschaft und dessen Über­nahm e durch die entlehnende 66 .

Da der außersprachliche H intergrund entscheidende Auswirkungen auf die Zusammensetzungen des Lehngutes hat, sollen ihm noch einige Über­legungen gewidmet werden, auch wenn es sich dabei n icht umgehen läßt, manches allgemein Bekannte wiederholen zu müssen und anderes nur sehr fragmentarisch skizzieren zu können.

Sachliche Vorbedingungen

Die neuen politischen Verhältnisse nach der K apitulation von 1945 hatten auf dem Gebiet der damaligen sowjetischen Besatzungszone umfassende K ontakte zur Sowjetunion zur Folge und bestim m ten auch die Wirkungs­richtung von sachlichen und sprachlichen Einflüssen.

Von 1945 bis 1949 w urde die oberste Regierungsgewalt von der “ Sowje­tischen M ilitäradm inistration in D eutschland” (SMAD) ausgeübt, die m it ihren Befehlen das Leben in ihrem Einflußbereich weitgehend regelte. Die “Zentralverwaltungen” (seit Ju li 1945) und die “Deutsche W irtschaftskom­mission” (DWK; seit 1947) hatten zunächst nur beschränkte Befugnisse, die aber allmählich erw eitert wurden. Nach der Gründung der DDR 1949 wurden die wesentlichen Funktionen den Behörden der DDR übertragen6 7 . Ein Teil der maßgeblichen Funktionäre in diesen Organen hatte die so­wjetischen Verhältnisse und die russische Sprache in der Emigration gut kennengelernt (beispielsweise Wilhelm Pieck, Walter U lbricht, Erich Apel,

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Lothar Bolz, Fred Oelßner; auch der erste Chefredakteur des “Neuen Deutschland” , Sepp Schwab, war lange Jahre in der Sowjetunion)6®.An einflußreichen Personen, die V erm ittlerfunktionen übernehmen konnten und wollten, war also kein Mangel.

Die sachliche Basis für die sprachlichen Einflüsse wurde dann die schritt­weise Übernahme des sowjetischen W irtschaftssystems in seinen wesent­lichen Zügen. Dessen Grundpfeiler, das gesellschaftliche Eigentum an den wichtigsten Produktionsm itteln und die zentrale Planung, sind zwar als Postulat in der Lehre von Marx und Engels enthalten, auf eine ausge­baute sozialistische W irtschaftstheorie konnte sich die Sowjetunion je­doch nicht stützen. Dies hängt zusammen m it der Vorstellung von einer zwangsläufigen Entwicklung, die sowohl die utopischen Sozialisten als auch Marx hatten 69 . So ist es eher von ideengeschichtlichem Interesse, daß das Prinzip eines zentralen Planes bereits von den Saint-Simonisten vertreten wurde 70 und daß sich bei Marx und Engels ebenfalls Bemer­kungen finden, die in diese Richtung weisen 71. Plan wirtschaftliche Ideen und Experimente gewannen z.T. auch in der pragmatischen Wirt­schaftspolitik Raum. So tra t in Rußland um die Jahrhundertw ende der Finanzminister Witte (1892 bis 1903) im Interesse einer rascheren In­dustrialisierung des Landes für eine planmäßige, wenigstens durch in­direkte Kontrollen gelenkte Volkswirtschaft ein 72. In Deutschland erzwang der Erste Weltkrieg zentrale Lenkungsm aßnahmen im Rahmen der Kriegswirtschaft, und im Anschluß an diese Erfahrungen sprachen sich Rathenau, von M oellendorf u.a. für eine zentral geplante W irtschaft aus 73. Auch in Rußland war dieses Experim ent beobachtet und von Lenin zur Nachahmung em pfohlen w orden74.

Dennoch befand m an sich in Rußland nach dem Sieg der O ktoberre­volution in der schwierigen Lage, unvorbereitet einen Weg zu soziali­stischer Wirtschaftsführung suchen zu müssen.

“ Die russischen Marxisten analysierten die sozialökonomischen Zu­stände des Zarenreiches und diskutierten die Möglichkeiten einer sozialen Umwälzung, ohne über die von Marx und Engels hinterlas- senen spärlichen A ndeutungen über die Funktionsweise des erstreb­ten sozialistischen W irtschaftssystems hinauszukom m en.” 75

Der Weg zur SOZIALISTISCHEN PLANWIRTSCHAFT76 führte, nach-

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dem auf dem IX. Parteitag der KPdSU 1920 eine langfristige Gesamtpla­nung zum Programm erhoben w orden w a r77 , nicht über ein theoretisches System, sondern über praktische Experim ente. Als eigentlicher Beginn der Planwirtschaft gilt die Proklamierung des ersten langfristigen Gesamtplanes, des Fünfjahrplanes von 1928 (vgl. die Zeittafel im Anhang).

Eine zusammenfassende offizielle W irtschaftstheorie gibt es nach dem Niedergang der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung der 20er Jahre 78 erst seit 1954, als die erste Auflage des von Stalin in Auftrag gegebenen Lehrbuches der “Politischen Ö konom ie” erschien. Die weiteren Auflagen tragen in einzelnen Punkten dem schon Anfang der 50er Jahre, verstärkt seit Beginn der 60er Jahre wieder belebten Denke l in ökonom ischen Ka­tegorien R echnung79.

Die DDR übernahm nun, besonders nachdem 1948/49 die Theorie von einem deutschen Weg zum Sozialismus aufgegeben w orden war 80 , schritt­weise die wesentlichen Züge des sowjetischen W irtschaftssystems:

zunehm ende Verstaatlichung der Produktionsm ittel;Kollektivierung der Landwirtschaft;Einführung der zentralen laufenden und langfristigen Planung m it dem dazugehörigen Lenkungs- und K ontrollapparat;Vorrang der Investitionsgüterindustrie;Zentralisierung des Kredit- und Bankwesens;Arbeitswettbewerb m it einem System m ateriellerund moralischer An­reize zur Leistungssteigerung;Richtlinienkom petenz und maßgebliche Beteiligung der Partei an der W irtschaftsleitung8 1 .

Es gibt jedoch auch eine Reihe von Unterschieden, die z.T. durch den verschiedenen Stand der gesellschaftlichen Entwicklung im Sinne der Ideologie, z.T. durch Besonderheiten der innenpolitischen Lage bedingt sind82: Das Privateigentum in Industrie, Handwerk und Handel ist in der Sowjetunion seit den 30er Jahren völlig aufgehoben.

In der DDR gibt es dagegen sowohl in der Industrie und im Hand­werk als auch im Handel noch einen privaten Sektor, wenn auch m it ab­nehm ender Tendenz. Durch ein besonderes Vertragssystem werden diese Betriebe in die Planwirtschaft eingegliedert. Außer den privaten Betrieben

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gibt es in der DDR noch die Zwischenform der “halbstaatlichen Betriebe” . Den drei Typen der “ Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften” (LPG), die verschiedenen Stufen der Vergenossenschaftlichung entspre­chen 83 , steht in der Sowjetunion nur der Typ des KOLCHOS gegenüber.Die “Vereinigungen volkseigener Betriebe” (W B ) haben in der DDR eine stärkere w irtschaftsleitende Funktion als d ie“ Trusts” in der Sowjetunion®4 . .

In den 50er und 60er Jahren wurden der W irtschaftsapparat und die Len­kungsmethoden in der Sowjetunion w iederholt reform iert. Die DDR schloß sich diesen M aßnahmen meist an85 . Die besonders in der Chru- schtschow-Ära durch die Libermann-Diskussion von 1962 aufgewerteten Prin­zipien der Rentabilität, der ÖKONOMISCHEN HEBEL und der stärkeren Selbständigkeit der einzelnen Produktionseinheiten fanden zunächst in den in der DDR 1963 im Rahmen des “ neuen ökonom ischen System s”(NÖS) eingeleiteten Reformen einen stärkeren Niederschlag als in der So- fw jetunion selbst86. Jedoch wurde schon in der zweiten Etappe des NÖS seit 1965 die Tendenz zur Zentralisierung und ideologischen Führung wie- ^der verstärkt. 1967 w urde das NÖS durch das “ökonom ische System des Sozialismus” im Rahmen des “entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus” abgelöst. Diese Phase ist noch stärker als die des NÖS durch die Einführung m athem atischer und kybernetischer M ethoden ge­kennzeichnet. Die wachsende Bedeutung einer S trukturpolitik führte zu neuen Planungsm ethoden87. Seit 1965 wird auch in der Sowjetunion ein neues System der Planung und ökonom ischen STIMULIERUNG” schrittweise eingeführt.

Sowohl in der DDR als auch in der UdSSR wird seit der zweiten Hälfteder 60er Jahre in zunehm endem Maße auf mathem atische M ethodenzurückgegriffen, die zwar schon in den 20er Jahren in der Sowjetunionentwickelt, dann aber in der westlichen Wirtschaftswissenschaft w eiterausgebaut wurden und nun von daher w ieder Eingang in die östlicheÖkonomik fanden 88. Daß dies keineswegs eine A bkehr vom Grundsatzder zentralen Planung bedeutet, mögen die folgenden Zitate bezeugen.Inbezug auf die Sowjetunion:

“Jedem gewissenhaften Forscher der m odernen sozialistischen Öko­nomik ist bekannt, daß Plan und M arkt, Plan und Wertgesetz keine einander ausschließenden Kategorien, sondern daß sie vielmehr un ­löslich m iteinander verbunden sind und daß die planmäßige Leitung

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[ russ.: planovoe rukovodstvo] die objektiven ökonom ischen Kate­gorien nu tz t, darunter auch die W ertkategorien [russ.: sto im ostnye kategorii], die den M arkt als eine zum System der sozialistischen Re­produktion gehörende Realisierungssphäre betrachten und ihn über ein System von geplanten Preisen und Lieferverträgen organisieren.”89

Inbezug auf die DDR:

“Der zentrale Plan wird n icht abgebaut, die Planungsorgane erhalten im ökonom ischen System des Sozialismus n icht etw a nur konsta­tierende Funktionen, wie bürgerliche Ö konom en m einen, sondern auf allen Ebenen werden an sie höhere Anforderungen gestellt. Der zentrale Volkswirtschaftsplan vereinigt in seinem gesamtgesellschaft­lichen Ziel, das durch das ökonom ische Grundgesetz des Sozialismus bestim m t wird, alle Planziele der Teilsysteme und ist so das grundle­gende innere Leitmodell für deren eigenständige Planung.”9®

Im Hinblick auf die sprachlichen Lehnbeziehungen ist festzuhalten, daß die Herkunft neuer Prägungen in den 60er Jahren noch sorgfältiger als vorher geprüft werden m uß, da in stärkerem Maße m it Eigenprägungen zu rechnen i s t91.

Motivationen

Der häufige private oder berufliche Umgang m it einer fremden Sprache bringt es m it sich, daß frem de Bezeichnungsweisen auch in die m utter­sprachliche Rede eines Sprechers eindringen. Diese S p r a c h m i - s c h u n g (w orunter hier auch Lehnbildungen und Lehnbedeutungen erfaßt werden sollen, die nicht sachlich oder ideologisch-politisch m oti­viert sind) kann z.B. begründet sein durch die Gewöhnung an besonders häufig gebrauchte fremdsprachliche Bezeichnungen, Trägheit beim Suchen nach einem m uttersprachlichen Äquivalent, den Wunsch, Sprachkennt- nisse zu dem onstrieren oder sich einer sprachlichen Mode anzuschließen, aber auch durch die Tatsache, daß die frem de Bezeichnung treffender oder ökonom ischer ist oder durch entsprechende Tendenzen in der eigenen Sprache gestützt wird (z.B. durch den Trend zum Frem dwort).

Über die Rolle solcher Motive im einzelnen lassen sich nur Spekulationen anstellen. Den ganzen Komplex wird man jedoch als einen Faktor bei

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den Entlehnungsvoigängen berücksichtigen müssen. Denn ein Teil der führenden Persönlichkeiten in der DDR war, wie gesagt, längere Zeit in der Sowjetunion; Russisch ist erste Fremdsprache an den Schulen; für be­stimmte Berufe (z.B. für Journalisten) 92 sind gute Russischkenntnisse Voraussetzung; Delegationsaustausch auf verschiedenen Ebenen (Funk­tionäre, Fachleute, Jugendliche) und Lektüre von Fachliteratur,Propa­gandamaterial usw. fördern ebenfalls die Kenntnis des Russischen93 .Es wären hier auch Russizismen in den Veröffentlichungen von Deutsch sprechenden Russen (z.B. “ Ingenieur-A utodidakt” u.ä. in der “ Täglichen Rundschau”94 ) und in Übersetzungen einzuordnen. Beim Übersetzen spielt neben m angelhafter Q ualifikation, Routine und Nachlässigkeit allerdings vielfach auch das Bestreben bzw. die Verpflichtung eine Rol­le, möglichst w ortgetreue Wiedergaben vorzulegen. Interessante Anm er­kungen zu diesem Komplex, der in der DDR selbst nur selten zur Spra­che kom m t, finden sich in einer Jenaer D issertation von H. Liebsch über “Das A ttribu t in der deutschen Sprache der Gegenwart” (1958). Liebsch weist darauf hin, daß die Übersetzungen o ft in großer Eile an­gefertigt würden und dann einmal geprägte Formulierungen, auch wenn sie schlecht übersetzt seien, in Umlauf blieben. Oft mangele es bei den Übersetzern auch an genügender Stilkenntnis, die eine sprachgerechte Übersetzung ermöglichen würde. Und außerdem:

“Die V orbildlichkeit des Verfassers veranlaßt viele Übersetzer, For­mulierungen sprachlich unbesehen zu übernehmen. Das gilt auch für die, die aus Ehrfurcht vor dem Original nicht wagen, den Sinn des Textes in spracheigenen K onstruktionen wiederzugeben.” 95

Die Sprachmischung als ausschließlicher oder beherrschender Faktor m otiviert aber sicher nur einen relativ kleinen Teil der Entlehnungen. Abgesehen von okkasionellen Russizismen in Übersetzungen, die natur­gemäß recht häufig sind (aufgenomm en wurden nur wenige Beispiele wie WASSERKRAFTSTATION) könnte man als Beispiele für diese Art der Motivation nennen: EXPONAT96 , ÖKONOMIK (im Sinne von “W irtschaft, w irtschaftliche Verhältnisse, W irtschaftsstruktur” ), AK- KERBAUKULTUR (i.S.v. “Niveau der A nbaum ethoden” ) u.ä. (nach dem Muster von russischen Bildungen m it k u l’tura i.S.v. “hohes Niveau” auch in technischer, ideologischer, fachlicher Hinsicht), den Gebrauch von ENTWICKELN/ENTWICKLUNG, Lehnwendungen wie “m it ... an der

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Spitze” (nach russ. vo glave s . . . ), “ im Ergebnis” (nach russ. v resul’ - täte) 97 , einige syntaktische Phänomene wie den gelegentlich befrem­denden Gebrauch von Partizipialkonstruktionen9 8 .

Besonders fördernd w irkt sich auf Entlehnungen die intensive I n f o r ­m a t i o n über die Verhältnisse in der Sowjetunion aus, vor allem na­türlich bei Bezeichnungen von Institutionen, Erzeugnissen u.a. Viele der heute auch inbezug auf die DDR gebrauchten Bezeichnungen wurden zu­nächst als “E xotika” bekannt (z.B. FÜNFJAHRPLAN, HELD DER AR­BEIT, KOMBINE, MTS) " , andere blieben auf die Sowjetunion be­zogen (z.B. BAUORGANISATIONEN, KOLCHOS, MECHANISATOR).

Ein weiteres Motiv ist das Streben nach t e r m i n o l o g i s c h e r V e r ­e i n h e i t l i c h u n g , die von den norm setzenden Instanzen gelenkt w ird 100. Hierunter fallen vor allem Termini der politischen Ökonomie und der einzelnen Fachgebiete (z.B. ÖKONOMIK als Bezeichnung für Teilgebiete der Wirtschaftswissenschaft, DIVERSION als juristischer Ter­minus für “W irtschaftsverbrechen” , POLYGRAPHISCHE INDUSTRIE, STAATLICHE STANDARDS).Vielfach überlagert sich dieses Motiv m it den im folgenden so sehr, daß eine Abgrenzung schwierig ist.

Als zentrales M oment bei den russisch-deutschen Lehnbeziehungen nach 1945 wird besonders von östlichen A utoren das V o r b i l d i n d e r S a c h e angesehen. Dabei wird stets die entscheidende Rolle der ge­sellschaftlichen Entwicklung in der DDR selbst beton t. Die folgenden Zitate können zugleich als exemplarisch für die östliche Beurteilung des russischen Einflusses gelten:

“Der nach 1949 historisch notwendig gewordene Übergang zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung m achte . . . eine sozialistische Umwandlung des gesamten politischen, w irtschaftli­chen und kulturellen Lebens in der DDR erforderlich. Erfahrungen auf diesem Gebiet des revolutionären sozialistischen Umwandlungs­prozesses hatte zu jener Zeit nur die Sowjetunion, der erste soziali­stische Arbeiter- und Bauern-Staat der Welt. Die Arbeitsklasse der DDR machte sich diese Erfahrungen zu eigen, und m it den übernom­menen Begriffen und Einrichtungen aus dem staatlichen, politischen, w irtschaftlichen und kulturellen Leben der Sowjetunion gelangte auch das entsprechende russische W ortgut, meist als Lehnprägung, in den Sprachgebrauch der DDR.” 101

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Aus sowjetischer Sicht:

‘Die Bevölkerung der Länder der Volksdem okratie lernt vom sowjeti­schen Volk, m acht sich in breitem Umfang seine uneigennützige Hilfe zunutze, übernim m t seine fortschrittlichen Erfahrungen. Der außeror­dentlich große Einfluß der Sowjetunion auf allen Gebieten des w irt­schaftlichen, politischen und kulturellen Lebens spiegelt sich unm ittel­bar in der Entwicklung des W ortschatzes der Sprachen wider. Die rus­sische Sprache, die Sprache der führenden und bevölkerungsreichsten Nation in der brüderlichen Gemeinschaft der sozialistischen Nationen, übt einen immer größeren Einfluß auf die Sprachen der uns befreun­deten Völker aus.’ Aber: ‘Der entscheidende Faktor ist die dem okra­tische Entwicklung Ostdeutschlands, die dort die ökonom ischen, poli­tischen und ideologischen Voraussetzungen für die Aufnahme vieler Vorbilder aus der sowjetischen Wirklichkeit schafft.’102

Auch H.H. Reich 103 betont, daß bei den sprachlichen Folgen der “Ge­staltung der neuen W irklichkeit” das Vorbild in der Sache prim är sei.Man sollte jedoch nicht übersehen, daß dies zwar stets eine notwendige Voraussetzung, aber n icht in jedem Falle eine hinreichende Erklärung für die vielen sprachlichen Entlehnungen ist, die m it der Benennung von Erscheinungen der “neuen W irklichkeit” verbunden sind (wie BEREICHS­AGRONOM, DIREKTVERTRAG, MATERIALBILANZ, MTS, PER­SÖNLICHE HAUSWIRTSCHAFT, PLANDISZIPLIN usw.). Gelegent­lich werden andere Prägungen vorgezogen, obwohl sprachliche Hinde­rungsgründe für die Nachbildung russischer M uster nicht vorliegen

(und hier sollte man wohl tatsächlich nicht von “Lehnschöpfungen” 104 sprechen). Beispielsweise werden landwirtschaftliche Produkte, die die Bauern über das Ablieferungssoll hinaus verkaufen können, m it der Ei­genprägung “freie Spitzen” benannt - russ. sverchplanovye p roduk ty oder izliski (sel’skochozjajstvennych produktov) 105 wird n icht als “überplanmäßige Erzeugnisse” oder “Überschüsse an landw irtschaft­lichen P rodukten” 10®, “ Erzeugnisüberschüsse” übernommen. Trotz Übereinstimmung in der Sache sind in diesem Fall also keine sprachli­chen Lehnbeziehungen zu verzeichnen. Manchmal treten , vermutlich aus psychologisch-propagandistischen Gründen, auch Lehnprägungen nach älteren oder weniger gebräuchlichen russischen Bezeichnungen an

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die Stelle einer Nachbildung der offiziellen russischen Bezeichnungswei­se, z.B. bei VOLKSEIGENTUM gegenüber der im Russischen als Termi­nus bevorzugten Prägung SOZIALISTISCHES STAATSEIGENTUM, und bei ARBEITER- UND BAUERN-INSPEKTION gegenüber der der­zeitigen Bezeichnung PARTEI- UND STAATSKONTROLLE im Rus­sischen.

Ein wesentlicher Faktor, dessen verstärkende Wirkung wohl bei den sonst genannten Motiven meist m it in Rechnung gestellt werden muß, ist die T e n d e n z z u r A n p a s s u n g an Terminologie und Diktion offizieller russischer Texte auf Grund der politisch-ideologi­schen Gegebenheiten. Dies bedingt einmal die Übernahm e der ideolo­gischen Terminologie einschließlich der entsprechenden Begriffsinter­pretationen 107 ’ von Losungen, Überschriften, Schlagwörtern108, zum anderen führt es zu stilistischen Konvergenzen, wie parallelen Verwen­dungsweisen (ALLSEITIG, MOBILISIEREN, SCHÖPFERISCH usw.), Vorliebe für z.T. schablonenhafte Adjektiv- und G enitivkonstrukti­onen, die o ft im Dienst der Begriffsdeterminierung stehen. Auswüchse von Erscheinungen dieser Art stoßen zwar nicht nur im Westen, sondern auch in der DDR und in der Sowjetunion selbst auf Kritik, sind offen­bar aber schwer einzudämmen (vgl. hierzu auch un ten S. 149 ff.).

Außerdem ist, wie gesagt,mit der verstärkenden Wirkung der Anpassungs­tendenz beim Anschluß an die sowjetischen Bezeichnungsweisen über­nommener Einrichtungen zu rechnen; und auch bei der Neubenennung von Einrichtungen, für die im Deutschen andere Bezeichnungen zur Ver­fügung stehen (z.B. bei KONFLIKTKOMMISSION, wo die L ehnüberset­zung den älteren dt. Bezeichnungen “Schlichtungsstelle” , “-ausschuß” , “Einigungsstelle” vorgezogen wird) sowie bei der Beibehaltung einiger an sich durch ihren Gebrauch in der Zeit des Nationalsozialismus belasteter Wörter (hier: ARBEITSBUCH, LIQUIDIEREN) dürfte sie eine maßgeb­liche Rolle spielen.

Als ein Weiteres Motiv, das besonders die Bevorzugung einiger russischer Lehnwörter und “ internationaler” W örter m it neuer Bedeutung gegen­über anspruchsloseren deutschen Bezeichnungen fördert, wäre noch das Bestreben in Betracht zu ziehen, m ittels frem der Wörter, die z.T. den Hin­weis auf das Herkunftsland einschließen, eine Sache a u f z u w e r t e n .

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Dieses Motiv dürfte z.B. bei der Übernahm e von TRAWOPOLNAJ ASY- STEM, ZOOTECHNIKER, wohl auch bei BRIGADE, TRAKTORIST (bei so geläufigen Bezeichnungen tr itt allerdings schnell eine Neutralisierung ein) und bei den zahlreichen Bildungen m it russischen Eigennamen für bestim m te A rbeitsm ethoden wirksam gewesen sein. Die um gekehrte Ten­denz, das frem de Wort zur Abwertung zu benutzen, begegnet in der öf­fentlichkeitsbezogenen Sprache nicht.

Keines dieser Motive ist ausschließlich für die hier zu behandelnden Lehn- beziehungen charakteristisch. Man kann jedoch sagen, daß dem Vorbild in der Sache und dem Vorbild in der Sache und dem Angleichungsbestre­ben innerhalb der offiziellen Sprache eine besondere Bedeutung zukom m t. Im übrigen sind im Einzelfall o ft mehrere Motive anzunehm en, und es ist auch m it der Wirkung gegenläufiger Tendenzen zu rechnen. Letztere hängen z.T. m it sprachpflegerischen Impulsen zusammen, die immer wieder von einzelnen Wissenschafdern, Schriftstellern und auch F unktio­nären ausgehen 10®, z.T. sind sie aus Besonderheiten der innenpolitischen Situation zu erklären.In der Zeitschrift “Frem dsprachen” , die sich speziell m it Übersetzungs­problem en befaßt, wird die “Parteilichkeit des Übersetzers” gefordert, auf Grund deren er

“auf der Basis einer marxistisch-leninistischen Einschätzung der Kom­m unikationssituation die Wirkung des ziel sprachigen Textes auf den Empfänger berücksichtigt.” 110

Im Hinblick auf die innerdeutsche Situation bedeutet dies, daß bei der Übertragung von Texten politisch-ökonomischen oder gesellschafts­wissenschaftlichen Inhalts die Berücksichtigung des “gesellschaftlichen D ifferentials” 111 unter Umständen z w e i Übersetzungen notwendig machen kann. Ein auffälliges Beispiel, bei dem ein russisches Wort je nach Bezug verschieden übersetzt wird, ist priby l' - GEWINN inbezug auf das östliche W irtschaftssystem, “P rofit” inbezug auf die westliche W irtschaft11

4 4 <)Im Russischen wird bei Bedarf der Unterschied explikativ herausgestellt1 .

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Vermittlung und Verbreitung

Eine wichtige Rolle bei der Verm ittlung der Lehnw örter und Lehnprä- gungen spielen naturgem äß die vielen Ü b e r s e t z u n g e n aus dem Russischen. Im Hinblick auf das hier vorliegende Material ist besonders hinzuweisen auf Standardwerke wie das Lehrbuch der “ P o l i t i s c h e n Ö k o n o m i e ” 114 und das bis 1967 einzige Fachlexikon “ Ö k o n o ­m i s c h e s W ö r t e r b u c h ” von Koslow und Perwuschin 115, Fach­literatur, Presseartikel, Nachrichten, wichtige Reden sowjetischer Funktio­näre. Die für die Presse bestim m ten Übersetzungen werden un ter der V erantwortung des “Presseamtes beim Vorsitzenden des M inisterrates der DDR” 116 angefertigt. Sie werden vor allem im Zentralorgan der SED, der Tageszeitung “ N e u e s D e u t s c h l a n d ” 117, und in dem dreimal wöchentlich erscheinenden Inform ationsbulletin “ D i e P r e s s e d e r S o w j e t u n i o n ” , das seit 1950 vom Presseamt in Zusam menarbeit m it dem Zentralvorstand der “Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft” herausgegeben w ird 11S, abgedruckt. Es ist diesen Über­setzungen anzumerken, daß eine möglichst originalgetreue Wiedergabe angestrebt w ird119 .In den ersten Jahren nach 1945 war es vor allem die “ T ä g l i c h e R u n d s c h a u ” , eine von der sowjetischen Besatzungsmacht in Berlin herausgegebene Tageszeitung, die zahlreiche Berichte, Kurznachrichten, Presseübersichten, auch einen Grundkursus für Russisch b rach te120. Vie­le Artikel waren von (deutschsprechenden? ) Russen verfaßt. Hier wie in den S M A D — B e f e h l e n , die als Vermittlungsweg für die erste “Welle” des Lehngutes ebenfalls eine große Rolle spielten, fielen immer wieder Russizismen auf, die aber meist okkasionell und auf diese Texte beschränkt blieben.

Die Förderung der Kenntnis des R u s s i s c h e n und der Sowjetunion war naturgemäß von vornherein ein offizielles Anliegen. Russisch wurde, wie schon oben erwähnt, erste Fremdsprache in den Schulen (Pflichtfach vom 5. Schuljahr an) und wird an höheren Ausbildungsstätten obligato­risch vertieft. 1947 wurde eine “Gesellschaft zum Studium der Sowjet­ku ltu r” gegründet (seit 1949: “ G e s e l l s c h a f t f ü r D e u t s c h -

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S o w j e t i s c h e F r e u n d s c h a f t ”), die “den reichen Schatz der Erfahrungen des Sowjetvolkes beim Aufbau des Sozialismus und Kommu­nismus auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens” 121 verm itteln soll. Um ein breiteres Publikum für die regelmäßige Lektüre der “Presse der Sowjetunion” zu gewinnen, wurden in den 50er Jahren “ Z i r k e l z u m S t u d i u m d e r P . d . S . U . ” gebildet122. Jedoch scheint sich der gewünschte Erfolg nicht eingestellt zu haben. So wird noch Ende der 60er Jahre darüber geklagt, daß infolge ideologischer Vorbehalte, un­genügenden Bezugs sowjetischer Fachzeitschriften und mangelnder russi­scher Sprachkenntnisse das Wissen über die sowjetischen Erfahrungen recht unbefriedigend sei123. Dies betrifft aber wohl in besonderem Maße die ausgesprochen fachliche Ebene. Bei der allgemeineren Inform ation und bei dem W ortgut, das für die DDR selbst übernomm en wurde, sorgten die M a s s e n m e d i e n un ter zentraler Regie1 24 für eine bessere Verbreitung. Man wird annehm en können, daß zum indest die F unktio­näre aller Organisationen und alle, die höhere Ausbildungsgänge in der DDR durchlaufen, intensiv m it den in diesen Medien benutzten Bezeich­nungsweisen in Berührung kommen. Bei den vielen neuen K onkreta ist es in erster Linie der K ontakt m it der S a c h e , der zur Verbreitung der Bezeichnungen beiträgt (vgl. BRIGADE, KOMBINE, MTS u.ä.).Auch die A ufnahm e in gängige W ö r t e r b ü c h e r und Lexika för- dert die V erm ittlung neuer W örter und Bedeutungen, besonders dort, wo es um neue Begriffsdefinitionen geht.

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ARTEN DER ÜBERNAHME RUSSISCHER VORBILDER

Von den 871 Stichw örtern des Glossars wurden 638 als in irgendeiner Weise vom Russischen beeinflußt gekennzeichnet. D arunter sind eine ganze Reihe von Lehnguteinheiten (69), zu denen z.T. recht zahlreiche sekundäre Bildungen (Kom posita, Fügungen, Ableitungen) vorliegen. Die Kriterien für die Aufnahme dieser s e k u n d ä r e n B i l d u n g e n in das Glossar wurden in der Einleitung bereits erläutert (vgl. S. 28f.). Die F ra­ge, ob die aufgenommenen lexikalischen Einheiten dieser A rt (ca. 50 % der Stichwörter) tatsächlich auf russische V orbilder zurückgehen, oder ob sie selbständige Bildungen sind, ließ sich in etwa der Hälfte der Fälle m it relativer Sicherheit zugunsten des russischen Vorbildes entscheiden.Die sekundären Bildungen m achen also knapp ein Drittel der hier ver- zeichneten Lehnguteinheiten aus.

Als für Entlehnung sprechend wurden (neben der Priorität der russischen Belege) folgende Umstände angesehen:

Belege zuerst in Übersetzungen (oder SMAD-Befehlen) und SU-Be- richten;Belege aus der Zeit, in der das G rundwort übernom m en wurde (in der durch die Lektüre bestätigten Annahme, daß sich bestim m te Lehnwörter und Lehnbedeutungen gerade auch über Kom posita einbürgern);Zusammenhang m it Institutionen, die aus der Sowjetunion über­nommen wurden;zeitlich fixierter Zusammenhang m it der Einführung einer Bezeich­nung in der Sowjetunion;Tatsache, daß auch das Bestimmungswort charakteristisch für den russischen Sprachgebrauch ist;Belege nur oder überwiegend in Übersetzungen (oder SMAD-Befeh- len) und SU-Berichten (bei m indestens zwei Übersetzungsbelegen aus verschiedenen Texten; Wörter, die nur einmal in einem über­setzten Text vorkamen, w urden nicht als Lehnprägungen gezählt).

Bei ungefähr einem Zehntel des aufgenommenen Lehngutes erschien es angebracht, auf Unsicherheiten in der Beurteilung besonders hinzuwei-

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Wenn in diesem Kapitel das Lehngut unter dem Gesichtspunkt be­stimmter sprachlicher Vorgänge betrach te t wird, so bleiben der Gel- tungs- und Verwendungsbereich sowie die Häufigkeit zunächst unbe­rücksichtigt. Über diese für die Beurteilung der Relevanz des Lehngutes sehr wichtigen Aspekte inform iert das Kapitel über die Verbreitung. Dort wird dann auch eine zusammenfassende Übersicht über die Verteilung des Lehngutes auf die einzelnen Entlehnungsarten unter Berücksichti­gung der genannten Gesichtspunkte gegeben.1 26 Hier sei nur zur ersten Orientierung das ungefähre prozentuale Verhältnis verm erkt, das sich rein numerisch aus dem vorliegenden Material ergibt:

W ortentlehnungLehnw örter (mit Abkürzungswörtern)Teillehnwörter Bildungen m it Eigennamen

Lehnbildungstehende Formulierungen Einflüsse im Bereich der Bedeutung Einflüsse auf den W ortgebrauch

Allerdings sind derartige Angaben mit großer Zurückhaltung zu bewerten, ihre Gültigkeit beschränkt sich auf das jeweils vorliegende Material. Je nach Quellen, A usw ahl-und Beurteilungskriterien können die Zahlenwerte stark schwanken. So gibt O.N. Kuklina für die W ortentlehnung ca. 5 % 1 27 , für die Lehnbildungen 86 % an 12®, H.H. Reich dagegen für die Lehnwörter 25 %, für die Lehnbildungen 25 % und für die Lehnbedeutungen 50 %1 29.

Wortentlehnung

Die W ortentlehnung war in früheren Jahrhunderten fast die einzige Form, in der russisches Lehngut ins Deutsche gelangte 130. Auch im Zeitraum von 1917 bis 1933 lag ihr Anteil noch ein wenig über dem der Lehnprä- gungen. Nach 1945 änderten sich die Verhältnisse. Unter der im Vergleich zu früheren Zeiträum en großen Menge des russischen Lehngutes spielt die W ortentlehnung zahlenmäßig nur eine untergeordnete R olle131, wor­

ca. 10 % 'j8,5% f 26% 7,5% J

56 %1 %

10 %7 %

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über auch in der Sekundärliteratur Einigkeit besteht.

O.N. Kuklina sieht den Grund für diese Tatsache in der Frem dheit der lautlichen und gramm atischen S truk tur des Russischen132. Diese Deu­tung wird sich aber kaum aufrechterhalten lassen, wenn m an die zahl­reichen vollständig assimilierten Lehnw örter aus früheren Jahrhunderten (“Zobel” , “ Steppe” , “Droschke” usw.) in Betracht z ieh t133. Es liegt wohl eher an der Art des Lehngutes in dieser letzten Periode. Heute handelt es sich im wesentlichen um zusammengesetzte Begriffe, die leicht aus heimischem oder “ internationalem ” (ursprünglich griechisch­lateinischem, heute in den europäischen Hauptsprachen verbreitetem ) Sprachmaterial nachgebildet werden können, während es früher über­wiegend russische Stam m wörter waren, die en tlehnt w urden. Wenn Wör­ter wie PJATILETKA, UDARNIK u.ä. “ Exotika” geblieben sind, so mag das eher psychologisch-propagandistische als rein sprachliche Gründe haben.

Übersicht

Das en tlehnte W ortmaterial läßt sich folgenden G ruppen zuordnen13 4 :

1. Lehnw örter m it r u s s i s c h e r Wurzel:JAROWISATION, KULAK, NATSCHALNIK, NOWINKA, PJATILET­KA, POBJEDA, PODSOL, SKOROSPELKA, SOWJETISCH, SUBBOT­NIK, TSCHAIKA, UDARNIK.

2. Lehnw örter m it g r i e c h . - l a t . W urzel135:AKTIV, APPARATSCHIK, ARTEL, DIVERSANT, EXPONAT,GIG ANTOM ANIE, KOLLEKTIV, KOMBINAT, KOOPERATIV(E), MECHANISATOR, MELIORATOR, NOVATOR, ÖKONOMISMUS, PARTISANKA, PRAKTIZISMUS, RATIONALISATOR, TRAKTO - RIST.Hinzu kom m en einige Lehnw örter aus “zw eiter H and” 136, die ver­m utlich zunächst aus dem m odernen Englisch bzw. amerikanischen Englisch oder aus dem Französischen ins Russische übernom m en wor­den sind, meist m it Bedeutungswandel:aus dem Amerikanisch-Englischen: DISPATCHER, KOMBINE; möglicherweise aus dem Englischen: KAPITULANT;

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I

aus dem Fransösischen: POLYGRAPH/POLYGRAPHIE/POLYGRA - PHISCH; verm udich auch BRIGADE/BRIGADIER in nicht-militärischer Verwendungsweise (vgl. Anm. 140).

3. A b k ü r z u n g s w ö r t e r :Die einzelnen Elemente gehen auf W örter m it teils russ., teils griech.- lat. Wurzel zurück:nur russ.: GLAWMOSSTROJ, GOSSTROJ;nur griech.-lat.: AGROBIOLOGIE, AGROCHEMIE/ AGROCHEMIKER, AGROKULTUR, AGROMETEOROLOGISCH, AGROMINIMUM, AGRO TECHNIK, AGROZOOTECHNISCH, POLITÖKONOMIE, UN1VER - MAG, ZOOTECHNIK/ZOOTECHNIKER;gemischt: GLAWSPEZSTAL, GOSBANK, GOSPLAN, GOST, KOLCHOSII KOLCHOSNIK, NEPMAN.PROFSOJUS, SELCHOSBANK, SOJUS - SELCHOSTECHNIKA, SOWCHOS(E), SOWPREN.

4. T e i l l e h n w ö r t e r :nur in dieser Prägung: BUREWESTNIK-METHODE, TRAWOPOLNA- JASYSTEM; w eiterhin: AGROSTADT (Abk.), JAROWISATIONSSTA- j DIUM, PODSOLBODEN, SOW JETGUT/—WIRTSCHAFT und Zusammen Setzungen bzw. Fügungen mit: AKTIV, BRIGADE, DISPATCHER, KOL CHOS, KOLLEKTIV, KOMBINAT, RATIONALISATOR.Bildungen m it russischen E i g e n n a m e n (z.T. m it jeweils mehr als einer Zusammensetzung):SARATOWER SYSTEM (vom Namen einer S tadt); von Personennamen: STALINEZ; KUSOWKIN-ABSTECHMEISSEL, MITSCHURINGARTEN usw.; NOWIKOWVERZAHNUNG, RYSHKOW-FASE, SEREBROWSKI- DREHMEISSEL, SHIROW-BOHRER; vgl. w eiter im Glossar un ter -METHODE.

Lehnw ort oder Lehnbedeutung ?

Bei einzelnen W örtern m it griech.-lat. Stamm bereitet die Einordnung nach der Entlehnungsart gewisse Schwierigkeiten. Je nachdem, ob m an BRIGADE, KAPITULANT, KOLLEKTIV als Homonyme zu bereits be­kannten Lehnw örtern aus anderen Sprachen auffaßt oder ob m an die Ver­wendungsweise in der DDR als N eubedeutung klassifiziert, kann man die­se Fälle zu den Lehnw örtern oder zu den Lehnbedeutungen stellen. Bei der Entscheidung für Polysemie oder H om onym ie137 ist von den gegen­

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wärtigen semantischen Relationen, nicht von der historischen Entwick­lung auszugehen. Da es sich hier jedoch um Vorgänge aus der jüngsten Vergangenheit handelt, mag zusätzlich die Frage erlaubt sein, ob sich in Anknüpfung an den bisherigen Sprachgebrauch Polysemie entwickelt haben könnte oder ob auf Grund der W ortgeschichte schon zum Ent­stehungszeitpunkt des neuen Gebrauchs im Russischen Homonymie anzunehmen ist.

KAPITULANT als militärischer Terminus für “Soldat, der sich durch Vertrag (Kapitulation) zu einer längeren Dienstzeit verpflichtete” 138 ist von dem ursprünglichen Inhalt von mlat. capitulare (“über einen Vertrag verhandeln” ) abzuleiten. Die Bedeutung ist veraltet und bietet keinerlei A nknüpfungspunkt für KAPITULANT i.S.v. “jem and, der (vor Schwierigkeiten) leicht kapituliert (zurückweicht)” , wo die Kom­ponente des Vertraglichen völlig fehlt. Im Russischen scheint es sich um ein Neuwort der sowjetischen Zeit zu handeln (möglicherweise eine Entlehnung aus dem Englischen). Als m ilitärischer Term inus ist kapituljant in russ. W örterbüchern n icht gebucht. - Der Gleichklang im Deutschen ist also eine sekundäre Erscheinung; man m uß von zwei Wörtern sprechen, deren Gemeinsamkeit nur noch in der Etymologie des W ortkörpers liegt.

Ähnlich ist es bei KOLLEKTIV: Der Terminus der Wahrscheinlichkeits­rechnung1 39 und das aus dem Russischen entlehnte Wort (ebenfalls eine Prägung der sowjetischen Zeit und in den russischen W örterbüchern nur als Bezeichnung für eine “Gruppe von Menschen” gebucht) gehen beide auf das Adjektiv KOLLEKTIV zurück. Aber auf Grund der se­mantischen Kluft zwischen der “ statistischen G esam theit” und der “A rbeits-und Produktionsgem einschaft” ist gleichfalls Homonymie anzunehmen.

Differenzen in der Beurteilung zeigen sich bei BRIGADE, internatio­nal bekannt als ein Wort der militärischen Fachsprache. Als Bezeich­nung für einen “größeren Truppenteil” ist es auch ins Russische ent­lehnt worden. Vermutlich in Anlehnung an das Französische140 wurde es daneben schon im 19. Jahrhundert als Bezeichnung für das Zugper­sonal gebraucht. Gerade im Eisenbahnwesen lag aber in den Anfangs­

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jahren der Sowjetmacht ein Schwerpunkt der W ettbewerbsbewegung141. Von dort aus dürfte sich die allgemeine Verwendung i.S.v. “W ettbewerbs­gruppe, kleinstes Arbeitskollektiv in der sozialistischen P roduktion” aus­gebreitet haben. Diese Linie der Bedeutungsentwicklung fehlt im D eut­schen142. Die historische Betrachtung läßt also ursprünglich verschiedene Verwendungsweisen von BRIGADE erkennen, von denen sich eine in ter­national durchsetzte, während eine andere auf einzelne Sprachen be­schränkt blieb und nun in m odifizierter Form aus dem Russischen ins Deutsche übernomm en w urde. Aus synchronischer Sicht wäre festzu­stellen: Man könnte BRIGADE zwar über die Assoziation des Leistungs­kampfes und im Hinblick auf den Kampfstil der Propagandasprache m it der militärischen Terminologie in Verbindung bringen. Dies wird vor allem bei erstmaliger Bekanntschaft m it dem Gebrauch des Wortes in wirtschaftlichem K ontex t und bei negativer Beurteilung der Sache leicht geschehen, erscheint jedoch ziemlich gewaltsam, wenn m an bedenkt, wie stark das Wort, auch m it den meisten seiner zahlreichen Zusammenset­zungen, in den Zusammenhang der Arbeitsorganisation integriert ist - es steht im Umkreis von “ Betrieb” , “A bteilung” , von KOLLEKTIV, “Arbeitsgem einschaft” usw. Wie in den beiden oben genannten Fällen sprechen also sowohl synchronische als auch wortgeschichtliche Ge­sichtspunkte für Hom onym ie und dam it für Entlehnung. Wenn in der Sekundärliteratur meist von Lehnbedeutung gesprochen w ird143, so

läßt sich das wohl aus dem Bedürfnis erklären, das sprachliche Zeichen zu motivieren - die Annahme von übertragenem Gebrauch ist dann im Deutschen die einzige Möglichkeit.

Homonyme zu den schon im 19. Jahrhundert entlehnten kulturge­schichtlichen Historismen (Bezeichnung für eine “G ruppe russischer Kom ponisten” bzw. eine “judaisierende Sekte” 144) sind NOVATOR und SUBBOTNIK.

Orthographische und morphologische Assimilation

Die im eigentlichen Sinne russischen W örter werden in der DDR in der für publizistische Texte zur Norm gewordenen Umschrift nach Stei-

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nitz 145 wiedergegeben. Internationale Suffixe erscheinen, falls überhaupt Differenzen auftreten, in der im Deutschen üblichen Form ( also -acija als -ATION, -ija als -IE, -izm als -ISMUS, -isticeskij als -ISTISCH). Gleiches gilt selbstverständlich für die griech.-lat. W örter bzw. Teilw örter (Ausnah­me: in Namen wie SOJUSSELCHOSTECHNIKA wird die russ. Form un­verändert beibehalten) Die russischen Suffixe -ik, -nik, -ka werden ohne weiteres übernommen. Anders ist es bei russ. -ec, das zwar in einer Sach- bezeichnung wie STALINEZ erhalten bleibt, in Personenbezeichnungen aber offenbar als fremd em pfunden wird (daher in Ermangelung gleichar­tiger deutscher Ableitungsmöglichkeiten Lüt. STACHANOWARBEITER u.ä. für russ. stachanovec) 146.

Eine morphologische Fehlbildung ist TRAWOPOLNAJASYSTEM, im Russischen eine Fügung aus dem Beziehungsadjektiv zu travopol’e und dem Substantiv sistema (fern.). Kritiklos w urde die Endung des russischen Adjektivs (fern.!) in die deutsche Zusammensetzung (neutr.!) übernommen, wo sie völlig unm otiviert ist. Korrekterweise müßte sich die Mischbildung des russ. Substantivs bedienen (also: ‘Trawopoljesystem’).

Im G e n u s stimmen die Lehnwörter in den meisten Fällen mit dem russischen Vorbild überein. Es gibt jedoch einige Ausnahmen. Durch den Bezugsgegenstand bedingter Genuswechsel liegt bei POBJEDA (im Russ. fern.) vor, das als Name einer A utom arke im Deutschen maskulin ist147. ARTEL, im Russischen weiblich, erscheint im Deutschen als N eutrum 148, vielleicht in Analogie zu “ H otel” . KOMBINAT und EXPONAT (russ. mask.) schließen sich dem Muster anderer auf der Basis lateinischer parti- cipia praeteriti passivi gebildeter Lehnw örter auf-A T an (“ Präparat” , “Konglom erat” u.ä.). EXPONAT ist eigentlich eine Fehlbildung - es wur­de von einem falsch gebildeten Partizip zu lat. exponere abgeleitet (russi­sche Wörterbücher nennen ausdrücklich lat. exponatus als Etym on!). Korrekt müßte es heißen: ‘Exposit’ 149. AKTIV, KOLLEKTIV und KO­OPERATIV stellen sich als substantivierte Adjektive neben ähnliche Bildungen, die im Deutschen wie im Russischen schon älterer Herkunft sind (“Motiv” , “ Negativ” u.ä.). Ihr Genus wird im Russischen formal von der Endung (mask.), im Deutschen von der Enstehungsweise (aus dem Neutrum des Adjektivs) bestim m t. Zu KOOPERATIV gibt es - in Analo­

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gie zu KOLCHOS/KOLCHOSE und SOWCHOS/SOWCHOSE - auch eine feminine Form KOOPERATIVE. UNI VERMAG (im Russ. mask.) wird entsprechend der Übersetzung “W arenhaus” als N eutrum ge­braucht1 50.

Bei KOLCHÖS und SOWCHOS, Abkürzungswörtern, deren Genus im Russischen ebenfalls formal von der Endung bestim m t wird (mask.), schwankt der Gebrauch im Deutschen. Während sich nach Angabe westdeutscher W örterbücher in Österreich die dem Russischen ent­sprechende maskuline Form durchgesetzt hat, sind im Binnendeutschen alle drei Genera zulässig. Als M otivation kann man für die maskuline Form (der KOLCHOS/SOWCHOS) das Geschlecht des russischen Ab­kürzungswortes annehmen; für das Femininum KOLCHOSE/SOWCHO­SE das Geschlecht der Lehnübersetzung KOLLEKTIVWIRTSCHAFT (gebräuchlich) bzw. SOWJETWIRTSCHAFT (okkasionell), wahrschein­lich auch von Feldnachbarn wie “ Genossenschaft” , “K om m une” sowie den Anklang an das Suffix -OSE (m it femininer Geschlechtsbestimmung - vgl. “ Diagnose” , “ Osmose” u.ä.); für die sächliche Form (das KOL­CHOS/SOWCHOS) das Geschlecht des russischen G rundw ortes (cho - zjajstvo), bei SOWCHOS die Lehnübertragung STAATSGUT sowie auch die Analogie zu der Bezeichnung der entsprechenden Einrichtung in der DDR (“Volkseigenes G ut” ) 1 51. - Die Beurteilung des tatsächlichen Sprachgebrauchs in den Texten ist insofern erschwert, als o ft m ehrdeu­tige Kasusformen vorliegen. Aus den eindeutigen Fällen ergibt sich fol­gendes Bild: Die sächliche Form scheint ungebräuchlich zu sein. Seit den 50er Jahren tr i t t auch die weibliche Form auf -OSE m ehr und m ehr zu­rück, so daß sich in den DDR-Texten das M askulinum durchzusetzen scheint152. Für den mündlichen Gebrauch können andere Verhältnisse vorliegen (die weibliche Form ist vom Deutschen her stärker m otiviert).153

Im Hinblick auf ihre F l e x i o n sind die Lehnwörter voll in das deu t­sche System integriert. Schwankungen gibt es entsprechend den verschie­denen Genusformen bei KOLCHOS, SOWCHOS, KOOPERATIV (starke Deklination bei der m ännlichen bzw. sächlichen Form - schwache bei der weiblichen). KOLLEKTIV und AKTIV schwanken im Plural zwi­schen den Endungen -s (der üblichen Endung für noch nicht voll einge-

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bürgerte Lehnwörter starker Deklination) und -e (der nach der Einbür­gerung bevorzugten Endung)154 , wobei KOLLEKTIV schon überwie­gend m it der Endung -e, AKTIV hingegen meist noch m it der Endung -s gebraucht w ird155.

Abkürzungswörter

Unter den Lehnwörtern sind auch eine Reihe der für das nachrevolutio-1 Rfinäre Russisch so typischen Abkürzungsworter . Der I n i t i a l ­

t y p wird nur von GOST und GOELRO (-PLAN) vertreten (bei GOEL- RO sind jeweils die ersten zwei Buchstaben der Ausgangswörter zum Ab­kürzungswort zusammengezogen worden). Die anderen Stichwörter ge­hören dem S i l b e n t y p an. GOSPLAN, KOLCHOS, SOWCHOS, UNIVERMAG u.a. sind aus je zwei Silbenabkürzungen zusammenge­

setzt (im allgemeinen Adjektiv/Substantiv, seltener - z.B. bei GOSPLAN - Adjektiv/Adjektiv). Der größere Teil der W örter dieser G ruppe entstand jedoch durch p a r t i e l l e Verkürzung, indem nur die adjektivischen Kom ponenten abgekürzt wurden, z.B. GOSBANK, POLITÖKONOMIE, PROFSOJUS, SELCHOSBANK u.a., sowie die Bildungen m it AGRO- und ZOO- (von russ. agronomiceskij und zoologiceskij). AGRO- kann formal auch als das griechische Äquivalent von lat. “agri-, agrar-” aufge­faßt werden, desgleichen ZOOTECHNIK als Zusammensetzung m it dem griech. Lexem (vgl. ältere Bildungen wie “ Zoographie” , “ Zoologie” u.ä.).

Teillehnwörter1 57

Teillehnwörter, deren frem der Bestandteil nur in der entsprechenden Prägung vorkom m t, sind (m it Ausnahme der Bildungen m it Eigennamen) selten. Es w urden nur 2 Beispiele dieser A rt gefunden: BUREWESTNIK- METHODE und TR AWO PO LN AJASYSTEM. Sonst handelt es sich um Zu­sammensetzungen und Fügungen m it Lehnwörtern wie BRIGADE, KOL­LEKTIV usw., von denen die im Glossar als Lehnprägung gekennzeich­neten ihrer Bildungsweise nach zu ca. 68 % als Lehnübersetzungen, zu

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ca. 32 % als Lehnübertragungen angesehen werden können.

Eine Sonderstellung nehm en die relativ zahlreichen Bildungen m it rus­sischen E i g e n n a m e n (fast ausschließlich Personennamen) ein, von denen nur STAL1NEZ eine Ableitung ist. Im übrigen sind es Zu­sammensetzungen m it -METHODE oder Bezeichnungen von bestimm­ten technischen Geräten, Verfahren, Versuchseinrichtungen u.ä.; der Eigenname wird hier jeweils zum Gattungsnamen.

Nur zum Teil ließ sich eine genaue russische Entsprechung für diese Bildungen nachweisen. Es handelt sich dann um genitivische Konstruk­tionen vom Typ m etod Korabel’n ikovy - ‘M ethode von Korabel’nikova’.

Lehnbildung

Die als Lehnbildung gekennzeichneten lexikalischen Einheiten machen ca. 55 % des berücksichtigten Wortgutes aus. Damit sind sie die umfang­reichste Gruppe. Wenn auch die Zahlenangaben nur sehr begrenzt Gül­tigkeit haben (vgl. S. 5 2), so bleibt doch als offensichtliche und schon früh herausgestellte Tatsache festzuhalten, daß das Vorherrschen die­ser Gruppe kennzeichnend für die russisch-deutschen Lehnbeziehungen nach 1945 ist1 5®.

Nach dem Grad der form alen und semantischen Kongruenz m it dem russischen Vorbild lassen sich die Lehnbildungen gliedern in:

Lehnübersetzungen

Hinzu kommen noch einige Beispiele für stehende Formulierungen, die m it in diese A rbeit aufgenommen wurden.

Die Frage der Abgrenzung von Lehnübersetzung und Lehnwort, die sich

LehnübertragungenLehnschöpfungenAnalogiebildungen

Lehnübersetzung

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in m anchen Fällen stellt, wurde schon in der Einleitung erö rtert (vgl. S. 36). Bei D e t e r m i n a t i v k o m p o s i t a ist für die Abgrenzung von Lehnübersetzung und Lehnübertragung die unterschiedliche Struktur der W ortbildungsmittel für zusammengesetzte Begriffe im Deutschen und im Russischen, auf die ebenfalls schon hingewiesen wurde (vgl. S. 37), zu berücksichtigen. Für die deutsche Sprache ist die Kom position ty ­pisch. K onstruktionen m it denom inativen Adjektiven in der Funktion von reinen Beziehungsadjektiven sind weit weniger charakteristisch. Die­se Tatsache hat verschiedene Erklärungsversuche herausgefordert; so werden z.B. als Gründe angegeben: die semantische S truk tu r des deu t­schen Adjektivs m it seiner ausgeprägten Tendenz zur Bezeichnung von Q ualitäten16 0 ; der Mangel an Ableitungssuffixen16 1 ; die größere gram­matische K om pliziertheit einer syntaktischen K onstruktion m it Flexi­onsendungen16 2. Für das Russische gilt um gekehrt: Die K onstruktion m it dem Beziehungsadjektiv (bzw. auch einem G enitivattribut) ist das genuine und vorherrschende Verfahren, die Kom position, sprachge- schichtlich gesehen eine A rt “ Einfuhrw are” , eher die Ausnahm e (aller­dings breitet sie sich in neuerer Zeit und besonders im Bereich der Ter­minologie aus163).

Fälle dieser A rt (einschließlich syntaktischer Fügungen m it genitivi- schem oder präpositionalem A ttribu t) werden daher den L e h n ­ü b e r s e t z u n g e n zugerechnet.

Von einer Aufzählung der über 250 registrierten Lehnübersetzungen soll hier abgesehen werden - sie sind unter Berücksichtigung der Ver­breitung auf S. 101 ff. zusammengestellt.

Der überwiegende Teil der Lehnübersetzungen (ca. 60 %) sind D e ­t e r m i n a t i v k o m p o s i t a . N ur in etwa 10 % der Fälle liegen im Russischen ebenfalls Zusammensetzungen vor. Von diesen sind einige Abkürzu ngswörter vom Silbentyp, deren volle W ortform en syn­taktische K onstruktionen m it Adjektiven sind (so bei den russ. Ent­sprechungen zu AGRARPROPAGANDA, GEWERKSCHAFTSGRUP­PENORGANISATOR, KULTURWAREN, WANDZEITUNG, WIRT­SCHAFTLICHE RECHNUNGSFÜHRUNG). Neben den adjektivischen Zusammensetzungen m it verstärkendem HOCH- (HOCHERTRAG-

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REICH usw.) sind dann noch die russischen Entsprechungen zu EIN­ZELLEITUNG, ÜBERERFÜLLEN/ÜBERERFÜLLUNG, ÜBERPLAN- MÄSSIG (ÜBERPLAN-), ÜBERLIMIT-, VORFRISTIG sowie PLAN­DIREKTIVE (hier als Bindestrich-Kompositum neben einer adjekti­vischen Bildungsweise) zu nennen. Substantiv-Substantiv-Komposita mit formal kongruentem Vorbild im Russischen sind sehr selten (nur FONDSAUSSTATTUNG und NORMSTUNDE).

Bei m ehr als 60 % der D eterm inativkom posita hat das Russische syn­taktische Fügungen m it Adjektiven, die zu 90 % Beziehungsadjektive sind (Ausnahmen: DIREKTVERTRAG, KLEINMECHANISIERUNG, die Bildungen m it SCHNELL-). Fügungen m it genitivischem A ttribu t (vgl. z.B. DIREKTORFONDS, PRODUKTIONSKULTUR, SPARSAM­KEITSREGIME) machen etw a 20 %, Fügungen m it präpositionalem A ttribu t (ERFASSUNGSORGANE, SELBSTKOSTENSENKUNGS­AUFLAGE, WETTBEWERBSVERTRAG) ca. 2 % der russischen Äqui­valente aus164. Bei den sekundären Komposita, die nicht als Lehnbil- dungen geführt werden, liegen die Verhältnisse im Prinzip ähnlich, wenn auch dort genitivische Fügungen m it ca. 35 % stärker vertreten sind (Komposita machen dagegen nur ca. 1 % aus).

Die Anzahl der substantivischen K o p u l a t i v k o m p o s i t a 16 5 ist gering: ARBEITER-ERFINDER, ARBEITERVETERAN, INGE­NIEURÖKONOM. Etwas ö fter tauchen kopulative Bildungen bei Adjek­tiven auf, z.B.: GENOSSENSCHAFTLICH-KOLLEKTIVWIRTSCHAFT­LICHES EIGENTUM, KUTURELL-TECHNISCHES NIVEAU, MA­TERIELL-TECHNISCHE BASIS, REPARATUR-TECHNISCHE STA­TION, TECHNISCH-WIRTSCHAFTLICHE KENNZIFFERN, TECH­NISCH-ÖKONOMISCHER RAT, WISSENSCHAFTLICH-TECHNISCHE GESELLSCHAFTEN; vgl. auch: EXPORT-IMPORT-PLAN, MASCHI­NEN-TRAKTOREN-STATION (im Russ. kopulative Adjektivkom po­sita m it Substantiv). Die russischen Entsprechungen sind form al gleichwertig.

Auf K onstruktionen m it adjektivischen K opulativkom posita im Russi­schen gehen auch die folgenden K l a m m e r f ü g u n g e n zu­rück: ABSATZ- UND VERSORGUNGSORGANE, ARBEITER- UND

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BAUERNTNSPEKTION, MASCHINEN- UND BAGGER-STATION, MASCHINEN- UND TIERZUCHT-STATION, PARTEI- UND STAATS­KONTROLLE.

An den übrigen Lehnübersetzungen haben dem Russischen nachgebildete a d j e k t i v i s c h e F ü g u n g e n m it ca. 25 % der Lehnüberset­zungen den größten Anteil (vgl. z.B.: GESELLSCHAFTLICHE BÜROS, GRÜNES FLIESSBAND, KULTURELL-TECHNISCHES NIVEAU, MA­TERIELLE INTERESSIERTHEIT, SOZIALISTISCHER WETTBEWERB, WIRTSCHAFTLICHE RECHNUNGSFÜHRUNG). Es folgen die Fügun­gen m it g e n i t i v i s c h e m A t t r i b u t (ca. 6%), vgl. z.B.:AUFBAU DES SOZIALISMUS, BRIGADE DER AUSGEZEICHNETEN QUALITÄT, HELD DER ARBEIT, KOMMANDOHÖHEN DER VOLKS­WIRTSCHAFT. Die Zahl der syntaktischen K onstruktionen m it p r ä - p o s i t i o n a l e m A t t r i b u t ist dagegen verschwindend gering (BÜRO FÜR STANDARDISIERUNG, FONDS FÜR DIE ENTWICK­LUNG DER PRODUKTION, FONDS ZUR ENTWICKLUNG DER TECH­NIK).

A b l e i t u n g e n sind nur m it ca. 2 % an den Lehnübersetzungen be­teiligt (CHEMISIERUNG, FÜNFHUNDERTER, OPERATIVITÄT, ORGANISIERTHEIT, UNKONKRET).166

Lehnübertragung

Versucht man die freieren Teilübersetzungen nach der A rt der Abwei­chung vom russisch in Vorbild zu ordnen, so ergibt sich folgendes Bild:

1. I n e r s t e r L i n i e f o r m a l e A b w e i c h u n g e n

a) Kompositum sta tt AbleitungANLAGEN (APPARATE-) FAHRER - russ.: apparatcik BESTARBEITER - russ.: peredovik EINZELBAUER - russ.: edinolicnik MEHRSTUHLARBEITER - russ.: mnogostanocnik NEUERERBEWEGUNG (daneben okk. auch: NEUERERTUM, -WESEN) - russ.: novatorstvo (auch: novatorskoe dvizenie)

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STOSSARBEITER - russ.: udarnik

Vgl. auch die Teillehnwörter:KOLCHOSBAUER - russ.: kolchoznik STACHANOWARBE1TER - russ.: stachanovec

b) Verkürzung der W ortstrukturAGROBIOLOGE - russ.: a g r o n o m -biolog KOLLEKTIVBAUERNSCHAFT - russ. ko l c h o z noe krest'- janstvoPLAST - russ.: plast m a s s yROTO-FLIESSTRASSE - russ.: roto r n a j a potocnaja linija SCHNELLDREHER - russ.: tokar’ - s k o r o s t n i k (Kopula­tivkom positum m it einer personalen Ableitung von ‘schnell’)

2. S e m a n t i s c h e A b w e i c h u n g e n i n e i n z e l n e n G l i e d e r n b e i i m w e s e n t l i c h e n g l e i c h b l e i ­b e n d e r f o r m a l e r S t r u k t u r

A K T I V I S T E N BEWEGUNG usw. - russ.: s t a c h a n o v - s k o e dvizenie usw. (wörtl.: ‘Stachanow-’, dt. entsprechend:

“ Hennecke-” )A N B A U PLAN - russ.: plan p o s e v a (wörtl.: ‘Aussaat-’) ANODEN-MECHANISCHES T R E N N E N - russ.: anodno- mechaniceskaja o b r a b o t k a (wörtl.: ‘Bearbeitung’) ARBEITER F O R S C H E R - russ.: rabocij - i z o b r e - t a t e l ’ (wörtl.: ‘-Erfinder’; so auch okk. in Übss.)ARBEITS E I N H E I T - russ.: trudo d e n ’ (wörtl.: ‘-tag’) ARBEITSSCHUTZ K O M M I S S I O N - russ.: o t d e l ochrany tm da (w örtl.:-ab te ilung’)B E S T ARBEITSMETHODE - russ.: p e r e d o v o j m etod truda (G rundbedeutung: ‘vorn befindlich’) BETRIEBSGEWERKSCHAFTS L E I T U N G - russ.: zavodskij k o m i t e t profsojuzov (wörtl.: ‘-kom itee’)DISPATCHER Z E N T R A L E - russ.: dispetZerskij p u n k t (wörtl.: ‘-punk t’)ERFASSUNGS B E T R I E B E - russ.: zagotovitel'nye o r - g a n i z a c i i (wörtl.: ‘-Organisationen’)

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FONDS I N T E N S I T Ä T - russ.: fondo e m k o s t '(wörtl.: ‘-fassungsvermögen’)G L O B A L VERTRAG - russ.: g e n e r a l ’ n y j dogo- vor (wörtl.: ‘General-’)I N D U S T R I E LADEN - russ.: / i r m e n n y j maga- zin (wörtl.: ‘Firmen-’)KADER E N T W I C K L U N G - russ.: p o d g o t o v k a kadrov (wörtl.: ‘-Vorbereitung’, ‘-ausbildung’)KÄUFER V E R S A M M L U N G - russ.: k o n f e r e n c i - j a pokupatelej (wörtl.: ‘-konferenz’)N E U E R E R VORSCHLAG - russ.: r a c i o n a l i z a t o r - s k o e predlozenie (w ö r tl . :‘Rationalisatoren-’)167 ÖKONOMISCHE K O N F E R E N Z - russ.: ekonom tfeskoe so - v e s c a n i e (wörtl.: ‘-beratung.)P A T E N ARBEIT usw. - russ.: i e f s k a j a rabota usw. (ursprünglich: ‘Chef-’)PERSÖNLICHE H A U S WIRTSCHAFT - russ.: licnoe p o d- s o b n o e chozjajstvo (wörtl.: ‘Neben-’)PRODUKTIONS A U F G E B O T - russ.: proizvodstven ■ naja v a c h t a (wörtl.: ‘-w acht’)PRODUKTIONS B Ü N D N I S - russ.: prorzvodstvennaja s m y c k a (von so m kn u t’ - ‘fest schließen; enger, fester m achen’; “ Bündnis” sonst: sojus)P R O D U K T I O N S TAT - russ.: t r n d o v o j pdvig (wörtl.: ‘Arbeits-’)S T A A T S G U T - russ. - . s o v e t s k o e c h o z j a j s t v o (wörtl.: ‘Sowjetw irtschaft’); fast nur als Abk.: sovchoz - SOWCHOS(E)T A G DER BEREITSCHAFT FÜR DIE FRÜHJAHRSBE - STELLUNG - russ.: p r o v e r k a gotovnosti k vesennemu sevu (wörtl.: ‘K ontrolle’)ÜBER P L A N BESTÄNDE - russ.: sverch n o r m a t i v n y e zapasy (w örtl.:‘-normativ-’)V E R E I N I G U N G DER GEGENSEITIGEN BAUERNHILFE - russ.: o b s c e s t v o krest’ janskoj vzaim opom osci (wörtl.: ‘Gesellschaft’)V E R F L E C H T U N G S BILANZ - russ.: m e z o t r a s - l e v o j balans (wörtl.: ‘Zwischenzweig-’)

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3. A b w e i c h u n g e n s o w o h l i n s e m a n t i s c h e r a l s a u c h i n f o r m a l e r H i n s i c h t

a) Wegfall von Teilen der russischen K onstruktionBANNER DER ARBEIT - russ. Trudovoe K r a s n o e znamja (- ‘ro t’ - )KULTUR- UND SOZIALFONDS - russ.: fo n d u l u c s e n i j a k u l’tum o-bytovych u s l o v i j ( - ‘Verbesserung’ ‘Bedingungen’-) PARTEIKONTROLLPOSTEN - russ.: p o sty part g o s kontrolja ( - ‘staatlich’ -)QUALITÄTSBEWEGUNG - russ.: dvizenie z a v y p u s k p r o d u k - c i i v y s o k o g o kacestva (‘Bewegung für - den Ausstoß von Produktion hoher - Q ualität’); ebenso bei: QUALITÄTSWETTBE­WERBSTAATLICHER ÖKONOMISCHER RAT (DER UdSSR) - russ.: Gosudarstvennyj n a u c n o - ekonom iceskij sovet (SSSR) (- ‘wis­senschaftlich-’ -)STÄNDIGE PRODUKTIONSBERATUNG - russ.: postojanno d e j s t v u j u s c e e proizvodstvennoe sovescanie (- ‘tä tige’- ) WANDERFAHNE - r u s s perecbodjastee k r a s n o e znamja (- ‘ro t’ -)

Vgl. auch die Teillehnwörter:BRIGADEARBEIT - russ.: brigadnyj m e t o d raboty (- ‘Me­thode’ -)GE TREIDEKOMBINE usw. - russ.: z em o u b o r o c n y j kom- bajn (- ‘-ernte-’ -)JUGENDBRIGADE - russ.: k o m s o m o l ’ s k o - m olodez - naja brigada (- ‘Komsomol-’ -)

b) Hinzufügung verdeutlichender K om ponentenA R B E I T S SANITÄTSINSPEKTION - russ.: (Gosudarstvennaja) sanitamaja tnspekcijaARBEITS S C H U T Z INSPEKTION, -INSPEKTOR - russ.: ln- spekcija truda, Inspektor truda

FISCHEREI- F A H R Z E U G - U N D G E R Ä T E - STATION - russ.: motorno-rybolovnaja stancija (wörtl.: ‘Motor-Fischfang- S tation’)P L A N JAHRFÜNFT - russ.: pjatiletka, pjatiletie STAATLICHES KOMITEE FÜR ERFASSUNG U N D A U F - K A U F - russ.: gosudarstvennyj ko m ite t zagotovok

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c) Mit S trukturänderungen verbundener Austausch von Kom ponenten DIENSTLEISTUNGSKOMBINAT [=Kombinat für Dienstleistungen] - russ.: kom binat bytovogo obsluzivanija (wörtl.: ‘Kom binat der Alltagslebens- Bedienung’ - bytovoj ist Adjektiv zu b y t,einem im Dt. schwer wiederzugebenden Wort m it komplexem Inhalt - hier etwa ‘Alltagsleben’)INGENIEURTECHNISCHES PERSONAL - russ.: mzenerno-tech- niceskie rabotniki (wörtl.: ‘ingenieurtechnische A rbeiter’) MEDAILLE FÜR AUSGEZEICHNETE LEISTUNGEN - russ.: m edal’ "Za trudovoe o tlicie" (wörtl.: Medaille “ Für Arbeitsaus­zeichnung” )MEHRMASCHINENBEWEGUNG - russ.: dvizenie mnogostanoc- nikov (wörtl.: ‘Bewegung der M ehrmaschinler’)MEISTERBAUER - russ.: master vysokich urozaev (wörtl.: ‘Mei­ster hoher E rnten’)SCHNELLBAUFLIESSFERTIGUNG - russ.: potocno-skorostnye m etody stro itel’stva (wörtl.: ‘Fließ-Schnellmethoden des Bauens’) ZYKLUSARBEIT - russ.: ciklicnost’ raboty (wörtl.: ‘Zyklizität der A rbeit’)

Die Übersicht zeigt, daß, nachdem der charakteristische Unterschied in der Bildung zusammengesetzter Begriffe durch syntaktische K onstruk­tion im Russischen und K om position im Deutschen bereits im Zusam­menhang m it den Lehnübersetzungen behandelt wurde, spezifisch f o r ­m a l e Differenzen nur etwa 1/5 der Abweichungen von den russischen Vorbildern ausmachen. Hervorzuheben ist dabei die G ruppe der Wörter, bei denen im Deutschen eine Zusammensetzung für eine russische Ab­leitung steht. Hier wird ebenfalls eine typische Tendenz sichtbar, denn das Russische verfügt über stärker ausgebaute Ableitungsmöglichkeiten.

Bei den in erster Linie s e m a n t i s c h e n Abweichungen treten keine bestimm ten Zusammenhänge hervor. Auch handelt es sich nur teilweise um russische Wörter, die sich nicht ohne weiteres ins Deutsche übertragen lassen. Dies würde z.B. auf russ. peredovoj, bytovoj, smycka, sovetskij zutreffen. Eher spielen schon Fragen des Sprachgebrauchs eine Rolle. Im Russischen sind beispielsweise Prägungen m it organi- zacija und p u n k t (wie auch m it stancija^®°) recht häufig, während im Deutschen in solchen Fällen meist eher “ Betrieb” , “ Stelle” , “ Zen­

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trale” u.ä. üblich ist. Bei den Zusammensetzungen m it AKTIVIST und NEUERER ist eine etwas andere Ausgestaltung des gesamten Sinnbezir­kes zu berücksichtigen. A uf diese Frage wird noch zurückzukommen sein (vgl. unten S. 130 ff.).

In der dritten Gruppen, in der K o m b i n a t i o n e n von seman­tischen und formalen Differenzen erfaßt sind, lassen sich bestim m te Tendenzen ebenfalls nicht m it Sicherheit feststellen. Möglicherweise spielt bei einem Teil der Zusammensetzungen, die im Vergleich zur K om ponentenzahl der russischen K onstruktionen verkürzt sind, wie­derum die stärkere Neigung des Russischen zur syntaktischen Um­schreibung gegenüber dem straffenden Verfahren der Komposition im Deutschen eine Rolle. Anzumerken ist noch, daß russ. krasnyj ein wei­teres Bedeutungsspektrum hat als “ ro t” im Deutschen. Es bedeutet auch “schön” , in bestim m ten Verbindungen wäre es im Deutschen m it “ Eh­ren-” w iederzugeben169. Dies könnte ein Grund dafür sein, daß bei den Auszeichnungen BANNER DER ARBEIT und W ANDERFAHNE170 auf eine Übertragung von russ. krasnyj verzichtet wurde.

Lehnschöpfung

Die Lehnschöpfung als Verfahren der Substitution russischer Wörter m acht sich nur selten erforderlich und spielt zahlenmäßig kaum eine Rolle. Es sind lediglich die folgenden vier Beispiele zu nennen:

AKTION BLITZ - russ.: rejd (ein Lehnw ort nach engl, raid mit ursprünglich militärischer Bedeutung);AUFBAUSONNTAG - russ.: voskresnik (eine Ableitung von vos- kresen’e - ‘Sonntag’);MEHRFACHQUALIFIZIERUNG - russ.: sovmescenie professij (wörtl.: ‘Vereinen von Berufen’);STAATLICHES VERTRAGSGERICHT - russ. Gosarbitraz (abkürzend für Gosudarstvennyj arbitraz - ‘Staatliche Arbitrage’ in der im Glossar unter ARBITRAGE für die UdSSR angegebenen Spezialbedeutung).

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Analogiebildung

Gelegentlich werden nach dem Vorbild russischer Bezeichnungen analo­ge Bildungen geschaffen, indem einzelne Elemente der russischen Prägung, die speziell auf die UdSSR Bezug haben, durch entsprechende deutsche Äquivalente ersetzt werden oder indem die russischen M uster (bzw. be­reits eingebürgerte Lehnbildungen) als Vorbild für strukturgleiche Bil­dungen m it teilweise variiertem Inhalt dienen.

a) E r s a t z v o n W ö r t e r n , d i e s p e z i e l l a u f d i e U d S S R b e z o g e n s i n d .

Hier sind zunächst einige Bildungen m it SOZIALISTISCH zu nennen: BEREICH, BRIGADE, KOLLEKTIV DER SOZIALISTISCHEN ARBEIT. Im Russischen steht kom m unisticeskij. Nach dem Selbstverständnis der DDR darf KOMMUNISTISCH noch nicht auf die dortigen Verhältnisse angewandt w erden171. Eine weitere G ruppe bilden die Zusam menset­zungen m it HENNECKE- für russ. Bildungen m it stachanovskij. Hier ist der Name des Initiators des W ettbewerbs um höhere Arbeitsleistungen, der in der DDR nach sowjetischem Vorbild begonnen wurde, an die Stelle des entsprechenden russischen Namens getreten. Weiterhin sind zu nennen: KONTROLLE DURCH DIE MARK (im Russ.: ‘Rubel’), KONTROLLPOSTEN DER FDJ (im Russ.: ‘Kom som ol’).

b) B e n u t z u n g r u s s i s c h e r M u s t e r z u r B i l d u n g e i g e n e r B e z e i c h n u n g e n .

Dieses Verfahren begegnet vor allem bei Auszeichnungen: BESTER DREHER, TRAKTORIST usw. (russ.: ‘Bester Schmelzer’ u.ä.); VER­DIENTER AKTIVIST, BERGMANN usw. (russ.: ‘V erdienter Lehrer,Arzt des Volkes’ u .ä.); MEISTERHAUER (nach der Lüt. MEISTER­BAUER, russ. ‘Meister hoher E rn ten’) 172. INNERGENOSSENSCHAFT­LICHE DEMOKRATIE ist vermutlich der russischen Fügung ‘innerpar­teiliche D em okratie’ (als Lüs. auch ins Deutsche übernom m en) nach­gebildet.

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Stehende Form ulierungen173

Schließlich seien hier noch einige stehende Form ulierungen genannt, die aus programmatischen russischen Texten stammen und fast völlig unver­ändert, meist ohne Hinweis auf ihre H erkunft, in deutsche Texte übernom­men werden:

a) die Formulierung der ÖKONOMISCHEN GESETZE DES SOZIALIS­MUS und des ÖKONOMISCHEN GRUNDGESETZES DES SOZIALIS­MUS, wie sie in dem russischen Lehrbuch der “Politischen Ö konom ie” zu lesen ist:

GESETZ DER PLANMÄSSIGEN PROPORTIONALEN ENTWICK­LUNG DER VOLKSWIRTSCHAFT;GESETZ DES STETIGEN WACHSTUMS DER ARBEITSPRODUK­TIVITÄT;GESETZ DER VERTEILUNG NACH DER ARBEITSLEISTUNG; DIE UNUNTERBROCHENE ERWEITERUNG UND VERVOLL­KOMMNUNG DER PRODUKTION AUF DER BASIS DER FÜH­RENDEN TECHNIK MIT DEM ZIEL DER MÖGLICHST VOLLSTÄNDIGEN BEFRIEDIGUNG DER STÄN­DIG WACHSENDEN BEDÜRFNISSE UND DER ALLSEITIGEN ENTWICKLUNG ALLER MITGLIEDER DER GESELLSCHAFT (bei letzterem vor allem der zweite Teil);

b) Losungen wie:EINHOLEN UND ÜBERHOLEN (im Rahm en der ÖKONOMISCHEN ' HAUPTAUFGABE - vgl. im Glossar un ter diesem Stichwort); SOZIALISTISCH ARBEITEN, LERNEN UND LEBEN (im Rah­men der W ettbewerbsbewegung um den Titel BRIGADE DER SOZIALISTISCHEN ARBEIT);WAS DER GESELLSCHAFT NÜTZT, MUSS AUCH DEM EIN­ZELNEN BETRIEB NÜTZEN (im Rahmen des “Neuen ökono­mischen Systems” - Z itat aus einem A rtikel von E. Liberman in der “Pravda” 1962);

c) Formulierungen der “ Klassiker” wie z.B. die Leninsche Prägung GEWERKSCHAFTEN ALS SCHULEN DES SOZIALISMUS.

Die genannten Fälle sind nur einige auffällige Beispiele aus diesem Be­reich; ihre Zahl ließe sich erheblich vermehren.

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Einflüsse im Bereich der Wortbedeutung

M it der bereits in der Einleitung kom m entierten Unterscheidung zwi­schen Bedeutungsentlehnung, Bedeutungsspezialisierung, Bedeutungs- determinierung (und Einflüssen im W ortgebrauch) soll der Versuch ge­m acht werden, den speziellen Gegebenheiten des vorliegenden Materials gerecht zu werden. Ein Überblick über die prozentuale Verteilung des Materials auf diese drei G ruppen zeigt, daß die Bedeutungsspezialisie­rung in dem hier behandelten W ortschatzbereich überwiegt1 74 :

Bedeutungsentlehnung ca. 15,5 %Bedeutungsspezialisierung 69 %Bedeutungsdeterminierung 15,5 %

Allerdings muß noch einmal beton t werden, daß derartige Angaben nur für den jeweiligen Untersuchungsbereich Gültigkeit beanspruchen kön­nen.

Bedeutungsentlehnung

Wenn zur Wiedergabe eines fremdsprachlichen W ortinhaltes ein älteres heimisches Wort benutzt wird, das neue inhaltliche K om ponenten m it aufnim m t, so geschieht dies meist auf der Basis lautlicher oder seman­tischer Analogie. In den vorliegenden Beispielen ist fast stets beides ge­geben, da es sich um “ internationale” , d.h. um in m ehreren europäischen Sprachen verbreitete Lehnwörter aus griechisch-lateinischem Sprachma- terial handelt.

Ausnahmen: PRODUKTION in der hier interessierenden Bedeutung “Prozeß der Gütererzeugung” und in den erweiterten Verwendungs­weisen “ Arbeit im Herstellungsprozeß” und “ Betrieb” hat als russ. Entsprechung nicht das Lehnwort produkcija, das nur für die Er­zeugnisse des Produktionsprozesses gebraucht wird, sondern das heimische Wort proizvodstvo (entsprechend dt. “ Erzeugung” ). LOSUNG ist eine m it Bedeutungsänderung verbundene Rückent­lehnung (im Russ. dt. Lehnwort lozung).

Die ursprünglichen Inhalte sind sogar m eist identisch. Und die neueninhaltlichen Strukturen, die sich im Russischen, z.T. über Zwischenstufen,entwickelt haben, können daher leicht an entsprechende, im Deutschengeläufige Komponenten anknüpfen.

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Der Versuch, diese inhaltlichen U m strukturierungen auf die bestim m en­den Grundvorgänge zurückzuführen, ergibt folgendes B ild:175

1. R e d u k t i o n a u f e i n z e l n e ( m e i s t d i e d e t e r ­m i n a t i v e n ) K o m p o n e n t e n

DOKUMENTATION

alt: Sammeln von (auch Sammlung)

neu: —

schriftl. U nter­lagen

schriftl. U nter­lagen

ENERGETIK- alt: Wissenschaft v.d.

- neu : —

Energieerzeugung u. -Verwendung Energiewirtschaft

ÖKONOMIK

alt: Wissenschaft v.d.

■ neu : —

W irtschaftsstruk­tu r (meist Teilge­biet)W irtschaftsstruktur

TECHNIK

r alt: Gesam theit der zur Beherrschung d. N atur verfügb. Mittel u. M ethoden

• neu: — konkrete Maschinen

Vgl. auch die Tendenz im Gebrauch von:

alt: Aussichten auf d. Zukunft(PERSPEKTIVE)

. neu: — Zukunft

■ alt: Herstellung v. Gütern

(PRODUKTION)neu : Arbeit i. Rahmen d. Betrieb (als Ort d.

Herstellung v. Gü­tern)

(TECHNOLOGIE)

alt: Lehre von den

neu: —

technischen Ver­fahren

techn. Verfahren, Produktionsablauf

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2. S u b s t i t u t i o n u n d M o d i f i k a t i o n v o n K o m ­p o n e n t e n

alt: RaumKABINETT

neu: Einrichtung

zur Aufnahm e von Schaustücken zur Beratung u. Schulung

REKONSTRUKTION

alt: Nachgestaltung architektonisch,gedanklich

neu: Neugestaltung instrum enteil,organisatorisch

Ursprünglich in der m ilitärischen Fachsprache:

alt: Angriff von d. Seite zur Ablenkung

DIVERSION

KADER

neu: Zerstörung an Wirtschafts- zur Schädi-u. Beschädigung Objekten gung des Staates

alt: personeller Kern einer Truppe (Berufs­soldaten u. -Offiziere)

neu: Nachwuchskräfte i. allen Bereichen des gesellsch. Lebens (bes.: Führungskräfte)

r alt

LOSUNG

neu

als milit. Kennwort knappe (Parole)Formulierung auch: Wahlspruch, Leit­

satzals politischer A ufruf

3. E i n f ü h r u n g n e u e r K o m p o n e n t e n

alt: — Erledigung von Strei­tigkeiten

Erledigung von Strei­tigkeiten

ARBITRAGE- neu: Organ zur

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Zwar sind es primär sprachliche, nicht an die sachlichen Veränderungen im Wirtschaftssystem gebundene Vorgänge, die hier sichtbar werden, doch zeigen sich in den semantischen Entwicklungen keine spezifischen Eigenheiten der russischen Sprache, zumal es sich ja auch im Russischen fast durchgehend um Lehnwörter handelt.

Eine Ausnahme m acht hier GESELLSCHAFTLICH, das in einigen vor­wiegend in Übersetzungstexten belegten Fügungen (GESELLSCHAFT­LICHE BÜROS, GESELLSCHAFTLICHE VIEHWIRTSCHAFT) das breitere Bedeutungsspektrum von russ. obscestvennyj ( auch: ‘ge­meinsam; öffentlich; gemeinnützig, ehrenam tlich’) übernimmt. Zwar beschränkt sich dieser Wortgebrauch im Untersuchungsbereich auf die genannten Fügungen, doch sollte der mögliche Einfluß der russischen Bedeutungsstruktur auch bei der Beurteilung von Fügungen wie “ge­sellschaftliche Arbeit, Betätigung” u.ä. in Betracht gezogen werden. Auch lassen Angaben im ÖW zur Übersetzung bestim m ter Wortver - bindungen m it russ. obscestvennyj darauf schließen, daß man inbezug auf die eigenen Verhältnisse GESELLSCHAFTLICH gegenüber “öf­fentlich” oder “gemeinnützig” bew ußt bevorzugt; z.B. wird als Ent­sprechung zu russ. obscestvennoe stro itel’stvo “Gesellschaftsbau, ge­sellschaftliches Bauwesen” , inbezug auf kapitalistische Staaten dage­gen “öffentliche Bautätigkeit” angegeben.1 760 b sich hier eine Lehn- bedeutung entwickelt, oder ob dieser Gebrauch an bestim m te Lehn­übersetzungen gebunden bleibt (s.o.), läßt sich noch nicht m it Sicher­heit sagen.

Die alten, im Deutschen bisher geltenden W ortinhalte bleiben in al­len Fällen neben den neuen bestehen. Zum Teil bringt die neue Ver­wendungsweise jedoch eine erhebliche Frequenzsteigerung gegenüber dem Gebrauch im alten Sinne m it sich (vgl. KADER, LOSUNG, RE­KONSTRUKTION).

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Bedeutungsspezialisierung

Definitionsgemäß bleiben bei den “ Bedeutungsspezialisierung” genann­ten M odifikationen (vgl. S. 35) die konstanten Gebrauchsbedingungen, welche die Inhalte der betreffenden W örter als Einheiten des Sprachsy­stems qualifizieren, erhalten. Als primär sind hier die Veränderungen in der Sache anzusehen, von denen her sich zusätzliche Bedingungen für den Gebrauch der W örter inbezug auf Erscheinungen der veränderten Realität ergeben. Von sprachlichem Einfluß kann insoweit die Rede sein, als die Wahl dieses Verfahrens jeweils durch die Bezeichnungswei­se im Russischen nahegelegt wird. Fast ausnahmslos liegt semantische Analogie und bei den “ internationalen” Lehnwörtern wiederum auch phonetische Analogie vor.

Ein seltenes Beispiel für den Fall, daß als Substituent ein Wort eintritt, das sich weder durch lautliche noch durch unm ittelbare semantische Analogie anbietet, ist PATENSCHAFT. Die russische Entsprechung sefstvo ist eine Ableitung von dem französischen Lehnw ort se f (‘Chef, V orgesetzter’) und hat von seiner Herkunft aus dem Bereich der dienst­lichen Hierarchie her zunächst andere K onnotationen als das deutsche Wort PATENSCHAFT, das ja dem Sachbereich Kirche entstam m t. Da das deutsche Wort aber auch schon anderweitig in übertragenem Sinne gebraucht wurde (vgl. Prägungen wie “ S tädtepatenschaft” u.ä.), kann hier ebenfalls Bedeutungsspezialisierung angenommen werden.

Im übrigen fungieren als Substrat für die Bedeutungsspezialisierungen:

a) Wörter, die (nur oder auch) in dem betreffenden Sachbereich be­reits geläufig waren:AGRONOM, AUFKAUF, AUFKAUFPREIS, BETRIEBLICHE FONDS, BILANZ, GEWINN, GEWINNABFÜHRUNG, HAUPT­BUCHHALTER, HAUPTVERWALTUNG, KENNZIFFER, KOLLEK­TIVVERTRAG, NORM, ÖRTLICHE INDUSTRIE, PLAN, auch: FINANZ-, PRODUKTIONS-, WIRTSCHAFTSPLAN, PLANWIRT­SCHAFT, PLANUNG, auch: FINANZPLANUNG, PREIS, STAAT­LICHE KONTROLLE, WETTBEWERB;

b) Wörter, bei denen sonstiger spezieller oder übertragener Gebrauch als Ansatzpunkt für die Transposition gelten kann:

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-ABSCHNITT, AKTIVIST, AUFLAGE, EHRENTAFEL, EHRENTITEL, ERFASSUNG, -PASS, PATENSCHAFT.c) Wörter, bei denen von einer ursprünglich allgemeineren Verwendungs­weise auszugehen ist:ANLEITUNG, GRAPHIK, INSTRUKTEUR, LEITER, NEUERER, NOR­MATIV, PLANER, STAATLICHE AUFGABEN, VERPFLICHTUNG, VERTRAGSSYSTEM, VOLKSEIGENTUM.

Nach der A rt der Spezialisierung kann man die W örter etwa folgenden Gruppen zuordnen:

1. Spezielle theoretische Definition von Grundkategorien:GEWINN, PREIS;

2. Festlegung der spezifischen Bedeutung durch die Merkmale einer In­stitution, einer bestim m ten Funktion u.ä.:-ABSCHNITT, AGRONOM, ANLEITUNG, AUFKAUF, AUFKAUF­PREIS, AUFLAGE, BETRIEBLICHE FONDS, BILANZ, EHRENTA­FEL, ERFASSUNG, FINANZPLAN, FINANZPLANUNG, GEWINN­ABFÜHRUNG, GRAPHIK, HAUPTBUCHHALTER, HAUPTVER­WALTUNG, INSTRUKTEUR, KENNZIFFER, KOLLEKTIVVER­TRAG, NORM, NORMATIV, ÖRTLICHE INDUSTRIE, -PASS, PLANER, PRODUKTIONSPLAN, STAATLICHE AUFGABEN, STAATSKONTROLLE, VERTRAGSSYSTEM, VOLKSEIGENTUM, WIRTSCHAFTSPLAN;

3. systemspezifischer Gebrauch m it bew ußtem A ufbau von positiven K onnotationen:AKTIVIST, LEITER, NEUERER, PATENSCHAFT, PLAN, PLA­NUNG, PLANWIRTSCHAFT, VERPFLICHTUNG, WETTBEWERB;

4. Ideologisch-historische Festlegung: ÖKONOMIST.

Soweit die W örter m it Bedeutungsspezialisierung nur dem hier interes­sierenden Sachbereich zugehören, wird die neue spezielle Bedeutung beim Gebrauch inbezug auf die DDR bzw. die UdSSR beherrschend.Zum Teil ist m it der neuen Verwendungsweise wiederum eine merkliche Frequenz- bzw. Produktivitätssteigerung verbunden (so bei AGRONOM, AUFKAUF, AUFLAGE, ERFASSUNG, NEUERER, NORM, PATEN­SCHAFT, PLAN, VOLKSEIGENTUM). Veränderungen in der Sache wir­ken sich natürlich auf den speziellen Bedeutungsgehalt und die Frequenz

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r

solcher W örter aus. So sind Frequenz und Produktivität von GEWINN seit der Einführung des “ neuen ökonom ischen System s” 1963 merk­lich gesteigert, und bei PLAN treten in neuerer Zeit m it der Verschie­bung des Schwergewichts auf die langfristige Planung andere Kompo­sita in den Vordergrund als etwa in den 50er Jahren.

Bedeutungsdeterm inierung

Wie unten schon angedeutet w u rd e177, nim m t diese G ruppe hier eine Randstellung ein - sowohl ihrer N atur nach, insofern sie nur m ittelbar als sprachliche Erscheinung angesehen werden kann, als auch auf Grund der speziellen Zielsetzung der vorliegenden Arbeit, die Phänomene die­ser A rt nur in einigen Einzelfällen berücksichtigt Es handelt sich dabei um propagandistisch genutzte “ ideologische D efinitionen” 1 7®, für die charakteristisch ist, daß ihnen eine bestim m te, ideologisch begründete Behauptung zugrunde gelegt wird, die als allein gültige Bedeutung fi­xiert wird, und daß bew ußt positive bzw. negative W ertungen aufgebaut werden. Daß die Eigentümlichkeiten der “ ideologischen D efinition” nicht für eine bestim m te Ideologie oder Propaganda spezifisch sind, hat z.B. W. Dieckmann in seinen Arbeiten über den politischen Sprach­gebrauch gezeigt. In diesem Falle ist es eben der Sprachgebrauch rus­sischer kom m unistischer Theoretiker, der nachgeahm t wird.

Die in ihrer Bedeutung determ inierten W örter sind innerhalb der Ide­ologie durchaus als Termini anzusehen, da sie aus der Theorie defi­niert werden und die wertmäßige K om ponente ein erklärter Inhalt der Theorie ist. A uf Grund ihrer w erthaften K om ponente eignen sie sich aber auch besonders zum propagandistischen Gebrauch, und es ist oft schwierig, zwischen terminologischem und propagandistischem Ge­brauch zu unterscheiden.179

In erster Linie sind hier SOZIALISMUS/SOZIALISTISCH und KOM­MUNISMUS/KOMMUNISTISCH zu nennen, die in der offiziellen Sprache der DDR nur noch gemäß der von Lenin gegebenen Defini­tion und m it starker affektiver K om ponente gebraucht w erden.180 Es entspricht dieser Sprachregelung, daß KOMMUNISMUS/KOMMU-

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NISTISCH auf die gegenwärtigen Verhältnisse in der DDR noch nicht angewandt werden dürfen. Demzufolge tr itt bei Übernahme bestimm­ter Wortverbindungen aus dem Russischen inbezug auf die DDR an ihre Stelle SOZIALISMUS/SOZIALISTISCH (vgl. die Beispiele auf S. 69). Kennzeichnend ist auch die Häufigkeit und die A rt des Gebrauchs: In den 60er Jahren gehören SOZIALISMUS und vor allem das Adjektiv SOZIALISTISCH zu den häufigsten Frem dw örtern in der offiziellen Sprache der D D R 1 81, und SOZIALISTISCH steht (wie in entsprechen­den russischen Texten kom m unisticeskij bzw. socialisticeskij) in un­zähligen W ortverbindungen (im Glossar sind nur ein paar Beispiele zu­sam mengestellt1 82 ), in denen es o ft nur die Funktion eines affirma­tiven E tiketts zu haben scheint.

KOLLEKTIV/KOLLEKTIVISMUS und alle verwandten W örter sind ebenfalls m it positiver W ertung ideologisch fixiert. WERKTÄTIG/ WERKTÄTIGE (russ.: trudjasciesja) erhielten ihre charakteristische Definition, welche die propagandistische Anwendung zur positiv wer­tenden Bezeichnung bestim m ter Bevölkerungsschichten ermöglicht, bei den russischen Klassikern des M arxismus/Leninismus183. Dane­ben werden Substantiv und Adjektiv allerdings auch o ft einfach im Sinne von “ berufstätig” gebraucht, wobei die positiv w ertende Kom­ponente erhalten bleibt.

SPONTANEITÄT, sonst eher ein positiver Begriff, wird nach dem Bei­spiel von russ. stichija/stichijnost’ auch m it negativer Wertung versehen, die oft durch Koppelung m it anderen negativen Begriffen (z.B. “ Zu­fälligkeit” , “ Selbstlauf” , “ kleinbürgerlich” ) signalisiert wird. Hier wirken wohl ideologische und sprachliche Faktoren zusammen: Ein­mal steht der Begriff in der marxistisch-leninistischen Ideologie in einer dialektischen Opposition zu “ Bewußtheit” (russ.: soznatel’n o s t’) und ORGANISIERTHEIT (russ.: organizovannost’). Wie die Z itat­sammlung bei K. M arko184 zeigt, resultiert daraus jedoch nicht un­bedingt die genannte negative Wertung. In den Quellen für diese Ar­beit war sie jedoch beherrschend. Verm utlich wirken sich in diesem Sprachgebrauch auch die anderen K onnotationen aus, die das russi­sche Wort hat (ursprüngliche Bedeutung: “ Elem ent” , “ Elementar-

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kraft” , von daher auch zu “ U nkontrollierbarkeit” , “Anarchie” ten­dierend).

ADMINISTRIEREN (und in weniger auffälliger Weise auch ADMINI­STRATION, ADMINISTRATIV), ursprünglich wertneutral, wird nach russischem M uster vorzugsweise pejorativ gebraucht, indem es zur Be­zeichnung von einseitig bürokratischem Vorgehen ohne A usnutzung der SCHÖPFERISCHEN INITIATIVE DER WERKTÄTIGEN wird. Die Tat­sache, daß der pejorative Sinn meist (auch im Russischen) durch en t­sprechende stilistische Mittel (negative Beiwörter, Gleichsetzung, Gegen­überstellung) verdeutlicht wird, spricht dafür, daß es sich noch nicht all­gemein durchgesetzt hat.

Determinative K om ponenten in dem hier skizzierten Sinne haften auch zahlreichen Lehnbildungen an (vgl. z.B.: ARBEITERFORSCHER, FÜNFJAHRPLAN, KULTURELL-TECHNISCHES NIVEAU, MATERI­ELL-TECHNISCHE BASIS, ORGANIS1ERTHEIT, PRODUKTIONS­AUFGEBOT, SIEBENJAHRPLAN, SPARSAMKEITSREGIME u.a.). Auf entsprechende Fälle unter den Bedeutungsspezialisierungen wurde dort schon hingewiesen.

Beeinflussung des Wortgebrauchs

Die folgenden Bemerkungen gründen sich auf Beobachtungen bei der Lektüre, nicht auf eine exakte statistische bzw. stilistische Analyse. Wenn hiervon “ Frequenzsteigerung” die Rede ist, so ist dam it lediglich gemeint, daß die betreffenden W örter beim Lesen als im Vergleich zu westdeutschen Texten häufiger vorkom m end auffielen. Die Liste der hier erwähnten W örter wird also sicher mancher Berichtigung oder Er­gänzung bedürfen.

In einigen wenigen Fällen bew irkt das russische Vorbild eine W i e ­d e r a u f n a h m e bereits historisch gewordener W örter (AKZISE, auch VOLKSWIRTSCHAFTSRAT könnte man hier nennen) bzw. die B e i b e h a l t u n g von W örtern, die sonst sicherlich als durch ihre

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nationalsozialistische Vergangenheit diskreditiert gegolten hätten (AR­BEITSBUCH, LIQUIDIEREN). Im übrigen w irkt sich die Anpassung an den russischen Sprachgebrauch auf die Häufigkeit bestim m ter Wör­ter bzw. auf ihre Verwendungsweise (oder auch beides) im Untersu­chungsbereich aus.

Die F r e q u e n z s t e i g e r u n g kann verschiedene Gründe haben:

a) Bevorzugung eines vom russischen Sprachgebrauch her in seiner Stellung gestärkten Wortes gegenüber anderen im Deutschen üblichen Bezeichnungen:

ENTWICKLUNG/ENTWICKELN (in transitivem Gebrauch m it der Tendenz zu unpräziser, universeller Verwendung für “ Erweiterung, Ausbau, Vergrößerung, Verstärkung usw.” . Für das Russische wird der Gebrauch i.S.v. ‘das Wachstum, die Vergrößerung von etwas för­dern; veranlassen zu wachsen, vollkom mener zu w erden’ schon im 19. Jh. nachgewiesen. Andererseits m uß in dem charakteristischen ideologischen Spannungsfeld von SPONTANEITÄT und ‘Bewußt­heit” ein Wort, m it dem sich sowohl natürlich ab laufende als auch gelenkte Prozesse bezeichnen lassen, besonders gelegen kommen. Es ist also anzunehm en, daß hier sprachliche und ideologische Faktoren Zusammenwirken.);

INDUSTRIEWAREN (für “ Industrieerzeugnisse, -produkte, -güter” , besonders für Konsumgüter, die keine Lebensm ittel sind - also nicht nur für industrieeil hergestellte Waren);

Bevorzugung des Lehnwortes gegenüber dem einheimischen Wort:

ÖKONOM (für “W irtschaftswissenschaftler, -fachmann, Volkswirt, Betriebswirt” ; wird wohl auch durch den Gebrauch von ÖKONOMIK gestützt);

ÖKONOMIK (für Teilgebiet der “W irtschaftslehre” );

ÖKONOMISCH (für “wirtschaftlich, volkswirtschaftlich, betriebs­w irtschaftlich” );

PERSPEKTIVE/PERSPEKTIVISCH (für “ Zukunft, Aussichten” ; “künftig, vorausschauend, langfristig”. Im Russischen wird das Ad­jektiv auch i.S.v. “ aussichtsreich” gebraucht.);TRAKTOR (das Lehnwort, dem in den westdeutschen Vergleichs­texten die deutschen W örter “ Schlepper, Trecker” vorgezogen wer­den, wird wohl auch durch TRAKTORIST und MASCHINEN-TRAK- TOREN-STATION gestü tz t185.);

b) primär sachbedingtes Hervortreten bestim m ter W örter (im Zusam­menhang m it den neuen Organisationsformen in der Wirtschaft):

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Zusammensetzungen m it -APPARAT, -ORGANE (z.T. Lehnprä- gungen);

Zusammensetzungen m it -FONDS (z.T. Lehnprägungen; FONDS steht auch terminologisch für “Vermögen” und wird in dieser Ver­wendung durch das Bestreben gestützt, die “ kapitalistische” Be­zeichnungsweise zu m eiden.);

sekundär als “ Trabanten” zu K ernwörtern wie PLAN auch: ERFÜLLUNG/ERFÜLLEN (m it Tendenz zur Erweiterung des An­wendungsbereiches entsprechend russ. vypo lnenie/vypoln it’);

VERWIRKLICHUNG/VERWIRKLICHEN (russ. osuscestvlenie/ osu& estvit’);

c) Gebrauch als Schlag- oder M odewort bzw. Hervortreten als program­matisches K ernw ort1 “®.Das Schlagwort als eine Erscheinung des “ psychopolitischen Sprachge­brauchs” 1 87 ist vor allem gekennzeichnet durch seine appellative Funktion und die “angelagerten Begleitgefühle” . W iederum ist es primär die Übereinstimmung in der politisch-propagandistischen Intention, die zu den Parallelen im russischen und deutschen Sprachgebrauch führt. Da es jedoch, bedingt durch zeitweilige Besonderheiten der politisch-wirt- schaftlichen Lage durchaus auch Schlagwörter gibt, die n icht für beide Sprachen typisch sind (vgl. z.B. PRODUKTIONSAUFGEBOT, “ Stör­freim achung” ) seien hier Beispiele für Übereinstimm ungen genannt:

AKTIV/AKTIVITÄT, AUFBAU, ERRUNGENSCHAFTEN, FORT­

SCHRITTLICH, INITIATIVE/INITIATOR, JUGEND (besonders in Zusammensetzungen), MOBILISIEREN, NEU, OPERATIV (i.S.v. “unbürokratisch” ), SCHÖPFERISCH, WISSENSCHAFTLICH BE­GRÜNDET.

Wörter wie ARBEITSPRODUKTIVITÄT und KONTROLLE können ebenfalls eine appellative Funktion haben. Ihre auffällige Häufigkeit ist aber vor allem auch m it ihrer zentralen Stellung im theoretischen System zu begründen. Deshalb sollen sie als K e r n w ö r t e r von den Schlagwörtern unterschieden w erden1 Zu dieser Gruppe ge­hören natürlich ebenfalls eine ganze Reihe von Lehnbildungen und von in ihrer Bedeutung beeinflußten Wörtern.

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Zu einer Gruppe von W örtern, die durch ihre Verbreitung und oft form elhafte Verwendung im Untersuchungsbereich auffielen, und die

1 RQman als M o d e w ö r t e r bezeichnen kann , gehören z. B. ALLSEITIG, KOMPLEX, SYSTEMATISCH; HERANGEHEN AN, ORIENTIEREN AUF (letztere K onstruktion ist möglicherweise auch im Rusischen geprägt worden).Diese Typen werden durch ihren Gebrauch konstitu tiert. Für die hier genannten Beispiele w irkt sich der russische Einfluß nur auf dieser Ebene aus. Selbstverständlich können auch viele Lehnw örter und Lehn- prägungen in ähnlicher Weise verwendet w erden190.

Hinzuweisen ist auch noch auf die m ehr oder weniger starke Ausbrei­tung von b e s o n d e r e n V e r w e n d u n g s w e i s e n , die z.T. die Tendenz zur Terminologisierung haben:

BASIS (i.S.v. “ Stützpunkt, Zentrum ” );HEBEL (in übertragenem Gebrauch besonders in der Fügung “öko­nomische Hebel” für “Maßnahmen, durch die m it möglichst ge­ringem Aufwand un ter Ausnutzung der M ATERIELLEN INTERES­SIERTHEIT ein möglichst großer E ffekt zu erreichen ist” );OBJEKT (als nicht exakt definierter Begriff für alle möglichen w irt­schaftlichen Einheiten, V orhaben u.ä.);RHYTHMISCH/UNRHYTHMISCH (im Zusammenhang m it der Plan­erfüllung) ;

STIMULIEREN (i.S.v. “ materielle Anreize zur Leistungssteigerung in der Produktion b ieten” );

TECHNOLOGIE (i.S.v. “ Herstellungsverfahren; P roduktionsprozeß” );

ZURÜCKGEBLIEBEN (i.S.v. “die Planziele nicht erreichend” ) - im Gegensatz dazu: FORTGESCHRITTEN (“vorbildlich in der Plan­erfüllung” ).

Schließlich sei noch angemerkt, daß außer den oft sehr zahlreichen Zu­sammensetzungen bzw. Lehnprägungen m it W örtern, die in einem der vorhergehenden A bschnitte behandelt wurden, m ehr als 2 Lehnprä­gungen m it folgenden W örtern notiert wurden:

-METHODE (36; vor allem Bildungen m it russ. Personennamen): ARBEITS- (11), SCHNELL- (11), -STATION (68), -BEWEGUNG (7), STAATS-, STAATLICH (7), TECHNISCH (7), -KULTUR (i.S.v.

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“hohes Niveau” - 6), -DISZIPLIN (5), ARBEITER- (4), HOCH- (4), -KOMITEE (4), -KOMMISSION (4), MASSEN- (3), -ORGANISATI­ON (3), -ZIRKEL (3), ZWEIG- (3).

Diese Beispiele könnte man ebenfalls un ter den genannten Gesichts­punkten betrachten. Die besonderen Verwendungsweisen sind aber z.T. an die betreffenden Zusammensetzungen oder an einen relativ engen An­wendungsbereich gebunden. Wo man auch ohne eine genauere Analyse des Sprachgebrauchs in der DDR und in der BRD weitergehende Unter­schiede annehmen kann, sind sie wieder nur zum Teil im eigentlichen Sinne sprachbedingt. Für die Besonderheiten im Gebrauch von ARBEIT/ ARBEITER, -BEWEGUNG, DISZIPLIN, MASSE, METHODE, ORGA­NISATION muß man die Gründe im Wirtschaftssystem und im ideolo­gischen Bereich suchen. Sollten sich jedoch bei -KULTUR im obenge­nannten Sinne und -STATION Differenzierungen nachweisen lassen (in Gestalt von erhöhter Produktivität in Prägungen, die den Lehnbil- dungen vergleichbar sind), so wird man in diesen Fällen einen sprach­lichen Einfluß des Russischen annehmen können.

k u l’tura wird im Russischen häufig in der Bedeutung “Niveau, hohe Entwicklungsstufe” auch inbezug auf die Produktionssphäre ver­wendet, während ein derartiger Gebrauch im Deutschen bisher mehr inbezug auf die Sphäre des privaten Lebens üblich war (vgl. “Mö­bel-, W ohnkultur” u.ä.). In Bildungen wie ACKERBAUKULTUR (nicht im Sinne von “A grikultur” , sondern von “ hohes Niveau des Ackerbaus” gebraucht) dagegen wird eindeutig auf die technische Sphäre Bezug genommen. Komplizierter ist jedoch die semantische S truktur von ARBEITS-, PRODUKTIONS-, VERKAUFSKULTURu.ä. Hier spielen neben dem Niveau des fachlichen Könnens und der technischen Ausrüstung auch die Einstellung zur A rbeit und zu den ideologisch gebundenen W ertnormen eine Rolle (wie auch in KULTURELL-TECHNISCHES NIVEAU).staneija ist im Russischen sehr beliebt zur Bezeichnung von Ein­richtungen, die für bestim m te Dienste zuständig sind. Im Deutschen sind Bildungen von der A rt MASCHINEN-TRAKTOREN-STA­TION weniger häufig, wenn auch nicht neu. Möglicherweise könn­te durch das russische Vorbild und einige sehr gebräuchliche Lehn- prägungen wie MTS die Produktivität von -STATION in dieser Verwendungsweise gefördert werden (vgl. etwa: “ Landwirtschaft­liche Buchstelle” in der BRD - “ Buchungsstation” in der DDR).

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Differenzierungserscheinungen gegenüber dem russischen Vorbild

Bei einer Reihe der vom Russischen beeinflußten lexikalischen Einhei­ten fiel auf, daß die Parallele zum russischen Sprachgebrauch nur par­tiell ist bzw. sich im Laufe der Zeit eine differenzierte Entwicklung vollzog.Zunächst seien einige Beispiele für den relativ seltenen Fall genannt, daß die Bedeutung eines Lehnwortes bzw. einer Lehnbildung m odifiziert wird. AGROTECHNIK meint im Russischen die Anbau v e r f a h r e n , wird im Deutschen aber auch für “ Landtechnik” (i.S.v. Ausrüstung m it technischem Gerät) gebraucht. Für die KONFLIKTKOMMISSION ge­nannte Institution w urde 1961 eine erweiterte Funktion (als gesellschaft­liches Organ zur “gegenseitigen Erziehung der W erktätigen” im Sinne der geltenden W ertmaßstäbe) gesetzlich festgelegt, für die in der Sowjetunion in etwa die “ Kam eradschaftsgerichte” (russ.: tovarisceskij sud) zuständig sind191. Außerdem ist die deutsche Bezeichnung KONFLIKTKOMMIS­SION einer älteren russischen nachgebildet, für die gegenwärtige Zeit ist nur die Bezeichnung komissija p o trudovym sporam - ‘Kommission für Arbeitsstreitigkeiten’ - belegt.Vor allem sind hier aber die Sinnbezirke des “vorbildlichen W erktätigen” und der “geplanten Produktionsleitung” zu nennen, ln beiden Fällen zeigen sich im Sprachlichen tro tz weitgehender Übereinstimmung in der Sache n icht unerhebliche Unterschiede, über die au f S. 130 ff.berichtet wird. Darüber hinaus lassen sich eine Reihe von Einzelbeispielen an­führen:

Russ. peredovoj (von pered - ‘vor’) entspricht im Deutschen FORT­SCHRITTLICH, FORTGESCHRITTEN (besonders inbezug auf G rup­pen von W erktätigen - BRIGADEN, LPG u.ä.), BEST- und neuerdings auch “ Schrittm acher-” 192. Für russ. rukovodstvo (‘Leitung’ m ehr im Sinne von ‘Führung’ gegenüber upravlenie - ‘Leitung’ m ehr i.S.v. ‘Ver­waltung’) steh t deutsch meist “ Leitung” , teilweise aber auch ANLEI­TUNG. “ Führung” und “ Lenkung” treten demgegenüber merklich zu­rück - sie scheinen in diesem K ontext bew ußt gemieden zu w erden193.

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Es läßt sich auch eine ganze Reihe von Beispielen zusammenstellen, in welchen den in Übersetzungen oder okkasionell auch in deutschen Tex­ten vorkom m enden Lehnprägungen und besonderen Verwendungs­weisen andere, gebräuchlichere Bildungen gegenüberstehen, die z.T. das russische Vorbild variieren bzw. ältere oder seltenere russische Be­zeichnungen aufgreifen, z. T. aber auch völlig unabhängig sind.

Typisch für den r u s s . Inbezug auf die D D RSprachgebrauch gebräuchlicher

AUFBAUSONNTAG Nationales AufbauwerkBASIS SchwerpunktBAUORGANISATIONEN BaubetriebeERFASSUNGSAPPARAT Volkseigene Erfassungs- und-BETRIEBE, - ORGANISATIONEN A ufkaufbetriebe (VEAB) HANDELSKULTUR VERKAUFSKULTURKOLLEKTIVWIRTSCHAFT Landwirtschaftliche Produk­

tionsgenossenschaft (LPG) LAUFENDE PLÄNE OPERATIVE PLÄNEMASSENBEWEGUNG DER E R ­FINDER UND RATIONALISA­TOREN NEUERERBEWEGUNGPARTEI- UND STAATSKON- ARBEITER- UND BAUERN-IN-TROLLE SPEKTIONPLANJAHRFÜNFT FÜNFJAHRPLANPLANNOMENKLATUR STAATSPLANNOMENKLATURPLANUNGSORDNUNG PLANMETHODIKPRODUKTIONSABSCHNITT MeisterbereichRATIONALISATORENVORSCHLAG NEUERERVORSCHLAG (in

den 50er Jahren: “Verbesse- rungsvorschlag’ ’)

SOZIALISTISCHES STAATS­EIGENTUM VOLKSEIGENTUMWIRTSCHAFTSAKTIV Ökonomisches Aktiv (seit 1967)ZWEIG- Erzeugnissgruppen -

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WORTARTEN UND WORTBILDUNG

Übersichten

Der weitaus größte Teil (ungefähr 3/4) der in dieser Arbeit als vom Rus­sischen beeinflußt notierten lexikalischen E inheiten (einschließlich der Gruppen “ Bedeutung” und “W ortgebrauch” , ohne die “ stehenden For­m ulierungen” ) sind, wie auch schon in früheren Perioden russisch-deut- scher Lehnbeziehungen194> S u b s t a n t i v e . Ungefähr 1/5 entfällt auf a t t r i b u t i v e F ü g u n g e n vom Typ WIRTSCHAFTLICHE RECHNUNGSFÜHRUNG, HELD DER ARBEIT, KONTROLLE DURCH DIE MARK, ca. 1 % auf K l a m m e r f ü g u n g e n vom Typ ARBEITER- UND BAUERN-INSPEKTION. A d j e k t i v e und V e r b e n machen, selbst un ter Einschluß der Gruppe “W ortgebrauch” , nur ca. 6 % bzw. 1 % des gesamten Materials aus195:

Art der Ent­lehnung

SubsSimpli-

zia

tantiveKompo­

sitaAbk.

Klammer­fügungen

Fügun­gen

Adj. Ver­ben

Ins-ges.

Lehnw. u. Teillw. 21/10 65/28 10/19 - 5 /4 1 /4 - 167

Lehnbil-dungen 4/ 2 169/58 - 3 /3 78/25 7 /4 - 353

Bereich d. Bedeutung 34/3 17/ - - - 4 1 - 4 /1 11- 64

Wort­gebrauch 21/ 2 5 1 - - - - 13/- 3/2 46

Insgesamt 97 342 29 6 116 34 6 630

Für die e t y m o l o g i s c h e H e r k u n f t der einzelnen Lehnguteinheite11 ergibt sich folgendes Bild:

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1. S u b s t a n t i v e und F ü g u n g e n 196

a) Simplizia

Wurzel Lehnwort Lehnbildung Bedeutung Wg. insges. % von insg. 97

dt. - 11- 13/- 8 /- 22 23%int. 16/ 5 3/2 21/3 13/2 65 68%russ. 5/5 - - - 10 9%

b) Komposita, Abkürzungswörter, Klammerfügungen, Fügungen

WurzelLehnw., Teillw. Komp. Abk.

Lehnbildung Komp. Füg. Kf.

Bedeut. Kp. Fg.

Wg.Kp.

insg. % von insges. 493

dt. - dt. - - 47/14 15/2 - 8/ - - 11 - 87 18%

int. - dt. 24/4 - 1 2 90/34 45/20 3/2 6/ - 31 - 21 - 235 4 8 %

int. - int. 10/ - 9/6 32/10 23/7 11 - 3/ - 11 - 21 - 104 21 %

int. - russ. 23/13 1/8 - - - - 45 9 %

russ. - d t 3/ 14 - - - - - 17 3 %

russ. - russ. - 1 2 —/ 3 - - - - 5 1 %

2. A d j e k t i v e , V e r b e n (auch abgeleitete und zusammenge­setzte.)

Wurzel Lehnwort Lehnbildung Bedeut. Wg. insg. % von insges.

dt. (-dt.) - 2 1 — 1 / - 7 / - 10 25 %

int. - dt. - 5 / 2 - - 7 17 %

int. (-int.) 1 / 2 - / 2 4 / 1 10/ 1 21 53 %

russ. - / 2 - - - 2 5 %

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Insgesamt ist also festzustellen, daß die ganz oder teilweise auf Wur­zeln griech.-lat. Herkunft beruhenden Bildungen m it rund 67 % der Gesamtmenge vor den rein deutschen (ca. 18 % ) und ganz oder teil­weise russischen (selbst un ter Berücksichtigung der Bildungen mit Eigennamen und der sekundären Zusammensetzungen nur ca. 13%) deutlich überwiegen. Die Bildungen unter Beteiligung von griech.-lat. Wurzeln gehen in den meisten Fällen auf ein entsprechendes, phone­tisch und morphologisch assimiliertes Äquivalent im Russischen zu­rück und können z.T. als “ Internationalism en” der vom östlichen Sprachausgleich betroffenen Sprachen gelten .197 Bezogen auf den durchschnittlichen Frem dwortanteil an den W örtern m it begriff­licher Bedeutung in Tageszeitungen der DDR, den K. Heller m it 16 bis 17 % angibt198, ist der Anteil frem der W örter auch ohne Berück­sichtigung von Bildungen m it russischen Wurzeln auffallend hoch.

Nichtzusammengesetzte Wörter, Ableitungssilben

Nur ungefähr 1/8 des Gesamtmaterials entfällt nach Abzug der Gruppe “W ortgebrauch” au f nichtzusammengesetzte Wörter. Davon ist m ehr als die Hälfte durch Veränderungen in der Bedeutung (Lehn- bedeutung, Spezialbedeutung, determ inierte Bedeutung - vgl. ohen S .35) charakterisiert. Nur 39 sind entlehnte oder nachgebildete Neu­prägungen, davon nur 6 Lehnbildungen (CHEMISIERUNG, FÜNF­HUNDERTER199, KOLLEKTIVIERUNG, OPERATIVITÄT, OR- GANISIERTHEIT, PLASTE).R u s s i s c h e Suffixe treten nur in einigen wenigen Lehnwörtern auf, und zwar -nik in KOLCHOSNIK, NATSCHALNIK, SUBBOT­NIK, UDARNIK, -cik in APPARATSCHIK, -ka in einigen Namen von Erzeugnissen sowjetischer Herkunft (NOWINKA, PARTISANKA), -ec in STALINEZ.290 Das Suffix -nik, das vor allem durch “ Sputnik” , die auch in anderen westlichen Sprachen populär gewordene Bezeich-

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nung für die sowjetischen künstlichen Erdsatelliten, gestützt wird, scheint als einziges die Tendenz zur Produktivität zu haben, wenigstens in um­gangssprachlichen ironischen Bildungen vom Typ “ Spätnik” , “ Bluff- n ik” 201 (Vgj au Ch die westliche Bildung “ Beatnik” ). Vom Lautlichen her könnte -NIK durch den Anklang an geläufige Frem dw örter wie Tech­nik” u.ä. begünstigt werden.Die anderen Ableitungssilben, die sich bei den nichtzusam m engesetzten Lehnwörtern und Lehnbildungen finden, sind fast ausnahmslos “ i n t e r ­n a t i o n a l e ” Suffixe griech.-lat. H erkunft, die in den europäischen Sprachen seit langem fest eingebürgert sind. Zwar fallen un ter den ent­lehnten und in Bedeutung und Gebrauch beeinflußten Nomina agentis Bildungen m it den Suffixen -ANT, -ATOR, -IST auf202 , und einige Prägungen dieser A rt tauchen in DDR-Texten häufiger auf als in Texten aus der BRD. Jedoch ergab ein Vergleich zwischen dem “ Neuen Deutsch­land” und der “ Welt” 1964 nach dem im “ Institu t für deutsche Sprache” maschinell bearbeiteten M aterial203 keine Anzeichen für eine verstärkte Produktivität im Sprachbereich der DDR204 . Auch die Substantivierung von Adjektiven bzw. Partizipien m it griech.-lat. Suffixen vom Typ AK­TIV, KOMBINAT reiht sich in längere Reihen von Paradigmata aus äl­terer und neuerer Zeit ein205. Von den im Russischen besonders zahl­reichen Neuprägungen denom inativer Verben bzw. Verbalsubstantive (wie im Deutschen vor allem von W örtern frem der H erkunft) mittels des Lehnsuffixes -¿r-206(im Deutschen: -IER-) w urden nur wenige über­nommen: CHEMISIERUNG, JAROW ISIEREN, KOLLEKTIVIERUNG). Bildungen wie kombajnirovanie (zu KOMBINE), die im Russischen sehr beliebt sind, werden im Deutschen meist durch K om posita oder Umschreibung wiedergegeben (KOMBINEEINSATZ usw.). Auch hier ergab der Vergleich zwischen dem “ Neuen D eutschland” und der “Welt” 1964 keine A nhaltspunkte für eine Steigerung der Produkti­vität dieses Suffixes gegenüber Texten aus der BRD. Eine Zunahme von Bildungen adjektivischer Negationsformen m it UN- un te r russi­schem Einfluß, wie sie E. Sturm s annim m t207, wurde in den bearbei­te ten Texten ebenfalls nicht sichtbar.20®Für einen eventuellen russischen Einfluß bei der steigenden Produk­tivität des Suffixes -ER zur Bildung von Nomina agentis ließ sich

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in dem hier vorliegenden Material keine Bestätigung finden. Zwar ist die Ableitung von Tätersubstantiven von Substantiven (bzw. deno- minativen Adjektiven) m it Suffixen wie -ik, -(s)cik, -ec im Russischen außerordentlich produktiv209, und in DDR-Texten fallen Prägungen vom Typ “ H ochöfner” und besonders “ Hütten-, Stahl-, Kabelwerker” usw. auf. Auch ist die zunehm ende Produktivität dieses Wortbildungs­typs offensichtlich21 °. Man ist zunächst versucht, hier eine Beeinflus­sung durch das Russische anzunehm en2 1 1. Neuprägungen vom Typ “ Hochöfner” sind aber gar nicht so zahlreich, und es gibt auch ältere deutsche Beispiele dieser A rt (“ Eisenbahner” , “ Gewerkschafter(-ler)”u.ä.)212. Auffällig sind vor allem die Bildungen m it - W E R K E R .Sie werden meist als Ableitungen vom Substantiv “Werk” aufgefaßt213. Das ist sicher richtig für Bildungen vom Typ “Thälm annwerker” , wo eindeutig vom Namen des Werkes abgeleitet w ird214. Und oft stehen Bezeichnungen wie “ Kabelwerker” , die vom Erzeugnis des Werkes ausgehen (neben entsprechenden Bildungen m it “ -bauer” ) auch kollektiv für die Angehörigen eines Betriebes und ersetzen um ständ­lichere Bildungen wie “ Belegschaftsmitglieder des Kabelwerkes” , “Werktätige des Kabelwerkes” u.ä. Prägungen dieser A rt erfolgen ohne Rücksicht auf die tatsächliche Bezeichnung des betreffenden Betriebes. So werden z.B. auch die Beschäftigten eines “ Gum m ikom binates” als “Gummiwerker” , einer Schuhfabrik als “ Schuhwerker” bezeichnet21 Gelegentlich stehen im gleichen Text Bildungen m it -WERKER und “-arbeiter” nebeneinander21®. Daneben dienen Bildungen m it -WER­KER (und “ -bauer” ) aber auch als offizielle Berufsbezeichnungen, so “ Betonwerker” , “ H üttenwerker” , “W alzwerker” 21 7, oder als um ­fassendere und einfachere Prägungen anstelle sehr spezieller und unhandlicher offizieller Bezeichnungen (z.B. “ Film werker” sta tt “ Film kopierfacharbeiter” 21®). Berufsbezeichnungen m it -WERKER sind übrigens auch in der BRD durchaus üblich, wenn sie auch dem Laien weniger auffallen. Die Durchsicht eines offiziellen Berufsver­zeichnisses förderte jedoch eine ganze Reihe derartiger Bildungen zu­tage: “ Chemiewerker” , auch “ Chemielaborwerker” u.ä., “Metall­hüttenw erker” , “ E lektrostahlw erker” , “ Sägewerker” u.a. 219 . Da kaum anzunehm en ist, daß man hier dem Vorbild der DDR gefolgt

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r

ist, würde ich - in Ermangelung älterer Belege - darin einen indirekten Beweis dafür sehen, daß für Bildungen dieser Art kein fremdes Vor­bild angenommen werden muß. Bauentsprechende Ableitungen von zavod (‘Werk’ als Bezeichnung der Produktionsstätte) sind im Russi­schen übrigens relativ selten220. Häufig sind dagegen Ableitungen von der Bezeichnung des Produktes, z.B. cem entnik - ‘Zem enter’, tekstil’i i i k - ‘Textiler’221 , die dann in Übersetzungen oft m it - WER­KER wiedergegeben werden. Die zunehm ende Produktivität des Typus -WERKER in der DDR dürfte aber eher auf das Bedürnis nach kollek­tiven und einfach zu handhabenden Bezeichnungen im Rahm en der Produktionsberichterstattung zurückzuführen sein, wofür sich diese Prägungen hervorragend eignen. Möglicherweise hat auch der Anklang an WERKTÄTIGE eine stützende Wirkung.

Wortverkürzung

Die Wortverkürzung , auf internationaler Basis (besonders im Bereich des Handels und im militärischen Jargon) schon Ende des 19. Jahrhun­derts entstanden und verbreitet, ist ein für das nachrevolutionäre Rus­sisch typisches W ortbildungsmittel, das auch hier in der G ruppe der Lehnwörter und Teillehnwörter hervortritt. Es wird angenommen, daß dabei die Handlichkeit von Kurzbezeichnungen in der Telegraphie und die große Anzahl von neuen Behörden in der Kriegszeit eine entschei­dende Rolle spielten222. Das nach revolutionäre Russisch fand in die­sem Verfahren eine Möglichkeit, die zahlreichen Fügungen, die zur Be­zeichnung neuer Institutionen und für zusammengesetzte Begriffe in Umlauf kamen, in eine leichter zu handhabende Form zu bringen, zu­mal in den slawischen Sprachen die K om position weit weniger üblich ist als beispielsweise im Deutschen. Zwar folgte auf die erste, von den Anhängern der neuen Ordnung zunächst positiv aufgenommene Flut von Abkürzungswörtern schon in der Zeit der NEUEN ÖKONOMI­SCHEN POLITIK Kritik, auch von offizieller Seite, doch hat das Ver­fahren der univerbierenden Verkürzung einen festen Platz un ter den russischen W ortbildungsmitteln erhalten. Besonders charakteristisch

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für das Russische sind die Silbenabkürzungen vom Typ kolchoz (aus: kollektivnoe chozjajstvo) und partielle Verkürzungen vom Typ politekonom ija (aus: politiceskaja ekonom ija), bei denen nur der erste Bestandteil (meist ein Adjektiv) verkürzt ist. Diese Typen überwiegen auch beim vorliegenden Material223.

Die relativ große Anzahl der aufgeführten Abkürzungswörter täuscht aber über ihre tatsächliche Rolle. Die meisten der nicht sekundären Bildungen sind Eigennamen sowjetischer Institutionen, die in den Tex­ten nur selten auftauchen oder nur in W örterbüchern verzeichnet sind (GLAWMOSSTROJ, GOSPLAN usw.).224 Wirklich gebräuchlich als Namen sowjetischer Einrichtungen sind nur KOLCHOS und SOWCHOS, die auch in zahlreichen Zusammensetzungen belegt sind. Als inbezug auf die DDR gebräuchlich sind (neben den Initialabkürzungen MTS/ RTS) nur einige Bildungen m it AGRO- und ZOO- zu nennen, die ihrer H erkunft im Russischen nach Verkürzungen von adjektivischen Fügungen sind225 , aber form al auch als Zusammensetzungen m it den griechischen Substantiven aufgefaßt werden können.

Man sollte daher den russischen Einfluß eher vorsichtig beurteilen. Initialabkürzungen blühen im Deutschen seit langem, und auch für Silbenabkürzungen gibt es besonders aus der Heeressprache des Ersten Weltkrieges und aus dem D ritten Reich, aber auch in der Gegenwarts­sprache (vor allem in den Bereichen Handel, Technik und Politik) Bei­spiele226 , ohne daß sich dieser Typ jedoch jemals so stark ausgebrei­tet hätte wie im Russischen. Auch in den untersuchten DDR-Texten spielt er keine große Rolle, wenn man von W arenbezeichnungen wie “Orwo” (aus: “ Original Wolfen” ) absieht. Besonders die für das Russi­sche so charakteristischen partiellen Verkürzungen vom Typ POLITÖ­KONOMIE sind in offiziellen Texten kaum üblich. Die Bildungen m it AGRO- und ZOO- fallen, wie gesagt, wegen ihrer form alen Identität m it der Zusammensetzung nicht ohne weiteres als Verkürzungen auf227 . Für den Untersuchungsbereich dieser Arbeit kann nur die Übernahme bestimm ter, z.T. häufig gebrauchter Abkürzungswörter, n icht aber ein Einfluß auf die A rt der vorherrschenden W ortverkürzung angenommen werden. Das H ervortreten von Initialabkürzungen vom Typ HO, LPG,

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VEB, VEAB usw., die nur teilweise eine Parallele im Russischen ha­ben (z.B. MTS, RTS), hat seine Ursache in der Rolle, die die betref­fenden Institutionen im Wirtschaftssystem als Ganzem spielen. In Teilbereichen sind derartige Abkürzungen in der Bundesrepublik eben­so geläufig (VEBA, BMW u.ä.).

Zusammensetzungen und Fügungen

R und 3/4 der erfaßten Substantive sind Zusammensetzungen, und zwar überwiegend D e t e r m i n a t i v k o m p o s i t a . Ihr Verhältnis zum russischen Vorbild wurde schon im Kapitel über die Lehnübersetzungen behandelt22®. Die Relationen ändern sich bei der Einbeziehung der Lehnübertragungen nicht w esentlich: Etwa 60 % gehen auf russische Fügungen m it Adjektiven, meist Beziehungsadjektiven, zurück (Typ ARBEITERKONTROLLE - russ.: rabocij kon tro l'), etwas mehr als 20 % auf genitivische (Typ ARBEITSNORM - russ.: norma vyrabotki), ca. 3 % auf präpositionale Fügungen (Typ WETTBEWERBSVERTRAG

- russ.: dogovor po [sozialisticeskomu] so re vn o v a n iju )^^ . N ur etwa 10 % (einschließlich der Abkürzungswörter und der Zusam mensetzun­gen vom Typ ÜBERERFÜLLEN) haben als russische Entsprechungen eben­falls K om posita (Typ ARBEITSEINHEIT - russ.: trudoden’)-, bei ca.3 % tr it t das deutsche Kom positum für eine suffixale Ableitung im Russischen ein (Typ KOLCHOSBAUER - russ.: kolchoznik).

Als Adjektiv-Substantiv-Komposita sind die Bildungen m it BEST-, KOMPLEX-, OPERATIV-, SCHNELL-, sowie DIREKTVERTRAG, GENERALLIEFERANT, GLOBALVERTRAG, KLEINMECHANI­SIERUNG zu nennen. Die Zahl der Zusammensetzungen m it Prono­mina, unbestim m ten Zahlwörtern und Präpositionen ist noch geringer: EINZELLEITUNG, GEGENPLAN, SELBSTLAUF, ÜBERERFÜLLEN/ ÜBERERFÜLLUNG, ÜBERLIMIT-, ÜBERPLANMÄSSIG.

Wie schon im Zusammenhang m it den Lehnübersetzungen gezeigt wur­de (vgl. oben S.62), sind substantivische K o p u l a t i v k o m p o ­s i t a vom Typ INGENIEURÖKONOM selten230 . Russische Bil-

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düngen wie to ka r’-skorostm k (‘Dreher-Schnell [arbeit] er’) können im Deutschen nicht immer w örtlich wiedergegeben werden, was m it den unterschiedlichen Möglichkeiten zur suffixalen Ableitung von Täter­substantiven zusammenhängt. Einfacher sind dagegen adjektivische Kopulativkom posita nachzuahmen. Für diese gibt es auch eine ganze Reihe von Beispielen im hier vorliegenden Material: GENOSSEN- SCHAFTLICH-KOLLEKT1VWIRTSCHAFTLICH, KULTURELL­TECHNISCH, MATERIELL-TECHNISCH, TECHNISCH-ÖKONO- MISCH, TECHNISCH-WIRTSCHAFTLICH, WISSENSCHAFTLICH- TECHNISCH231. Zwar ist diese Bildungsweise im Deutschen nicht neu232, möglicherweise könnte jedoch das Russische aktivierend wirken. Bei KULTURELL-TECHNISCHES NIVEAU beispielsweise ist im Laufe der Jahre eine zunehm ende Anpassung an die russische Bildungsweise festzustellen: Während in den 50 er Jahren noch die Form KULTURELLES UND TECHNISCHES NIVEAU bevorzugt wird, begegnet in den 60 er Jahren immer öfter die zusammenge­setzte Form . Wo allerdings die Bildung von K l a m m e r f ü g u n ­g e n möglich ist, wird diesem Verfahren der Vorzug gegeben (vgl.: ARBEITER- UND BAUERN-INSPEKTION, KULTUR- UND SO­ZIALFONDS u.ä.).

Das Verhältnis der adjektivischen, genitivischen und präpositiona- len F ü g u n g e n zueinander ist ungefähr 6 : 2 : 1 233. Fast ausnahmslos haben die russischen Entsprechungen die gleiche S truktur234. Bei den adjektivischen Fügungen wäre in den meisten Fällen die Bildung eines Kompositums nicht möglich (PERSÖNLICHE HAUSWIRTSCHAFT, STÄNDIGE PRODUKTIONSBERATUNGu.ä.) oder nicht üblich (ÖKONOMISCHE KONFERENZEN, TECH­NISCHE KULTUREN usw.). Bei den genitivischen und präpositi- onalen Fügungen handelt es sich vorwiegend um Titel (BRIGADE DER SOZIALISTISCHEN ARBEIT, HELD DER ARBEIT usw.) und Na­men von Institutionen (STAATLICHES KOMITEE FÜR ERFASSUNG UND AUFKAUF, VEREINIGUNG DER GEGENSEITIGEN BAU­ERNHILFE u .a.)235 .

Bei einigen Fügungen kommen daneben auch zusammengesetzte For­men vor, vgl. z.B.: KOMPLEXE MECHANISIERUNG - KOMPLEX-

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MECHANISIERUNG, SCHACHBRETTFÖRMIGE BILANZ - SCHACH­BRETTBILANZ (eine A rt Klammerform); BETRIEB DER AUSGE­ZEICHNETEN (BESTEN) QUALITÄT - QUALITÄTSBETRIEB (Kurz­form-, nicht als offizieller Titel), FONDS DES SIEBENJAHRPLANES - SIEBENJAHRPLANFONDS. Jedoch sind die Fälle, in denen nach russi­schem Muster die Fügung einem ebenso möglichen deutschen Komposi­tum vorgezogen wird, im hier vorliegenden Material nicht sehr zahlreich. Im ganzen wurden ungefähr 2/3 aller russischen Fügungen im Deutschen als Kom posita wiedergegeben.

Die Frage der Frequenzsteigerung adjektivischer und genitivischer Fü­gungen und der Beeinflussung durch das Russische m üßte einmal in einer syntaktisch und stilistisch orientierten Untersuchung verschieden­artiger Texte aus der DDR und der BRD (z.B. Zeitungsartikel, Reden, G esetzestexte)236 im Vergleich m it Übersetzungen aus dem Russischen und deren Originalen auf statistischer Basis geprüft werden. Es wäre dabei zu unterscheiden zwischen stilistisch bedingten Erscheinungen, wie den vielen Epitheta und ihrer propagandistischen Funktion, dem Gebrauch des Genitivs in Titeln u.ä., und den Folgen bestim m ter sprachlicher S trukturen wie eben der Bevorzugung von Beziehungsad­jektiven und nachgestelltem Genitiv zur Bildung zusammengesetzter Be­griffe im Russischen . Über die stilistische Seite des Problems haben sich bereits mehrere A utoren un ter Heranziehung zahlreicher Beispiele geäußert237, und auch in den hier bearbeiteten Texten fielen derartige Übereinstimmungen auf. Über den formalen Aspekt kann aber wohl nur eine Analyse auf statistischer Basis Auskunft geben. Das von I.K raft mitgeteilte Beispiel des Verhältnisses von Kom position und ad­jektivischer K onstruktion bei Bildungen m it SOWJET-/SOWJETISCH in einer umfangreichen Belegsammlung aus der Zeit vor und nach 1945 würde z.B. für eine Beeinflussung durch das Russische sprechen - es tr itt eine deutliche Verschiebung zugunsten der adjektivischen Fügung zutage: Von 21 Belegen aus der Vorkriegszeit ist nur 1 (d.h. 5 %) m it dem Adjektiv gebildet, von 649 Belegen aus der Nachkriegszeit sind es dagegen 638 (d.h. 98 %), von denen 17 (ca. 3 %) allerdings auch als Kompositum vorkam en23®. Aber m an sollte aus einem solchen Einzel-

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beispiel noch keine allgemeinen Schlüsse ziehen.

Zu prüfen wäre auch, ob die Beliebtheit adjektivischer Kopulativkom po­sita im Russischen tatsächlich verstärkend auf entsprechende Tendenzen im Deutschen wirkt.

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beispiel noch keine allgemeinen Schlüsse ziehen.

Zu prüfen wäre auch, ob die Beliebtheit adjektivischer Kopulativkompo­

sita im Russischen tatsächlich verstärkend auf entsprechende Tendenzen

im Deutschen wirkt.

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GESAMTÜBERSICHT ÜBER DAS LEHNGUT UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DER VERBREITUNG

Frequenzgruppen

Nachdem bisher formale und sachlich-inhaltliche G esichtspunkte die Darstellung bestim m ten, sollen nun durch Übersichtslisten die mengen­mäßige Verteilung auf die verschiedenen A rten der Substitution russi­scher Vorbilder und das Gewicht, das den Lehnguteinheiten ihrer Ver­breitung nach zuzumessen ist, sichtbar gemacht werden. Nach welchen Kriterien die Frequenzgruppen “ häufig gebraucht” (***), “ gebräuch­lich” (**), “okkasionell gebraucht” (*) erm ittelt wurden und in wel­chem Rahmen sie eine relative Gültigkeit beanspruchen können, ist be­reits in der Einleitung erläutert worden (vgl. S.28). A uf Fragen des Ent­lehnungszeitpunktes und des Verwendungszeitraums wird im nächsten A bschnitt eingegangen.

ln der folgenden Übersicht bedeuten:

nicht in den Q uellentexten belegt, nur in Wör­terbüchern oder in der Sekundärliteratur ge­bucht;

S e k . “ Sekundärkom posita” , d.h. Kom posita m it Wör­tern, die aus dem Russischen entlehnt oder inihrer Bedeutung beeinflußt w urden (Komposi­ta m it W örtern, die zu der G ruppe “ Wortge­brauch” gestellt wurden, sind hier nicht mit einbezogen);

D D R inbezug auf die DDR verwendet

N u r S U/Ü b s. nur inbezug auf die Sowjetunion ge­braucht bzw. nur in Übersetzungen oder SU- Berichten belegt (letzteres bedeutet nicht, daß die betreffenden W örter tatsächlich nur inbezug auf die SU gebraucht werden - z.T. sind sie lexi­kalisch auch für DDR-Gebrauch gebucht, z.T. ist der Geltungsbereich unsicher;

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Ü b e r w i e g e n d SU/Übs./PSU - überwiegend in SU-Berichten,Übersetzungen oder in Berichten über die Einführung sowjetischer M ethoden in der DDR, die neben Übersetzungen ebenfalls gelegent­lich in der PSU und ihren Beilagen erscheinen;

N u r P S U - nur in PSU-Berichten über die Einführungsowjetischer M ethoden in der DDR.

Wortentlehnung

Lehnwörter m it russischer Wurzel

D D R

* : JAROWISATION, NATSCHALNIK : NOWINKA, TSCHAIKA

N u r S U / Ü b s.

* * * : SOWJETISCH* : KULAK (hist.), PJATILETKA, POBJEDA, PODSOL, SKORO-

SPELKA, SUBBOTNIK (hist.), UDARNIK

Lehnwörter m it griech.-lat. Wurzel

D D R

* * * : AKTIV, BRIGADE/BRIGADIER, DISPATCHER, KOLLEK­TIV, KOMBINAT, KOMBINE, TRAKTORIST

* * : EXPONAT, POLYGRAPHISCH, RATIONALISATOR

* : DIVERSANT, KAPITULANT, NOVATOR, PRAKTIZISMUS

: GIGANTOMANIE, ÖKONOMISMUS, POLYGRAPH/POLY­GRAPHIE

N u r S U / Ü b s.

* * * / * * ■ . ARTEL, MECHANISATOR* : APPARATSCHIK, MELIORATOR, PARTISANKA

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Abkürzungswörter und Teillehnwörter m it denselben D D R

** : AGROBIOLOGIE, ZOOTECHNIKER; S e k . : AGROTECH-NISCHE TERMINE

* : AGROCHEMIE, AGROKABINETT, AGROKULTUR, AGRO-TECHNIK, SOWPREN, TECHPRODFINPLAN, ZOOTECH­NIK

: POLITÖKONOMIE

N u r S U / Ü b s.

* * * / * * : KOLCHOS, SOWCHOS, S e k . : KO LCHOSBAUER

* : AGROCHEMIKER, AGROMETEOROLOGISCH, AGRO-MINIMUM, AGROZOOTECHNISCH, GLAWMOSSTROJ, GLAWSPEZSTAL, GOELRO-PLAN (hist.), GOS- BANK, GOSPLAN, GOSSTROJ, GOST, SOJUSSELCHOS- TECHNIKA

S e k . : AGROTECHNISCHE ZIRKEL; KOLCHOSßK/G,4- DE, KOM SOMOLBRIGADE; KOLCHOSHANDEL, KO L­CH O SVO RSITZEND ER, KOLCHOSW IRTSCHAFT

: KOLCHOSNIK, NEPMAN (hist.), PROFSOJUS, SELCHOS-BANK, UNIVERMAG

Teillehnwörter

D D R

* * : S e k.: JUGENDylKT/y; BRIG AD E DER AUSGEZEICH­NETEN (BESTEN) QUALITÄT, BRIG AD E DER SOZIA­LISTISCHEN ARBEIT, ARBEITSBRIG AD E, FELDBAU- BRIGADE, JUGENDBRIGADE, KOMPLEXBRIGADE, PRODUKTIONSBRIGADE; K O L LE K T IV DER SOZIALI­STISCHEN ARBEIT, BETRIEBS K O LLEK TIV; KARTOFFEL- KOMBINE, RÜBEN KOMBINE, KO M BINEFÜHRER,RA TIO NALISA TORENBEVJEGUNG

: BUREWESTNIK-METHODE; S e k . : GEWERKSCHAFTS-

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A K T IV , PARTEIAK TIV; BRIG AD E ARBEIT, BLITZ- BRIGADE, JVGENDKOM PLEXBRIGADE, LOKBRIGADE, RATION ALI S ATO R EN ß« IG ADE, STOS SB RIGA DE, TRAK TO REN BRIG AD E, TRAKTORENFELDBAUßR/- GADE, VIEHZUCHT BRIGADE; DISPATCHERDIENST, DISPA TCHER SYSTEM, DISPA TCHERZENTRALE-, BEZIRKS KOM BINAT, DIENSTLEISTUNGStfOAiß/AMT, INDUSTRIE/COMß/AMT, LEHRKOM BINAT;GETREIDE KOMBINE, MAIS KOMBINE, VORTRIEB- KOMBINE

: S e k. : BRIG AD E DER AUSGEZEICHNETEN BEDIE­NUNG, JA R O W ISA T IO N SST A D W M , PODSOLBODEN

N u r S U / Ü b s.

* * : S e k . : KOHLEKOMBINE

* : AGROSTADT; S e k . : m R T S C H A F T S A K T IV , BRIG AD EDER KOMMUNISTISCHEN ARBEIT, K O L LE K T IV DER KOMMUNISTISCHEN ARBEIT. RATIO N ALISIERU N G S- VO RSC H LAG

Ü b e r w i e g e n d S U / Ü b s. / P S U

* * : TRAWOPOLNAJASYSTEM

Bildungen m it russischen Eigennamen

D D R

* * : KOWALJOW-METHODE, MAMAI-METHODE, MITRO-FANOW-METHODE

* : BYKOW-METHODE, DUBININ-METHODE, DUWANOW-METHODE, KUTAFIN-METHODE, LEWTSCHENKO-ME- THODE, LOSINSKI-METHODE, LUNIN-METHODE, LYS- SENKO-METHODE, MAMEDOW-METHODE, STALINEZ;S e k.: M ITS CH U RIN G ARTEN, M ITSCHUR IN ZXRKEL

: JAKUSCHIN-METHODE, JERMAKOW-METHODE, KO-RABELNIKOWA-METHODE, MATROSSOW-METHODE, ROSSIJSKIJ-METHODE, SUCHOWERCHOWA-METHODE,

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'

TSCHEREDNIKOW-METHODE, TSCHUTKICH-METHODE, UTKIN-METHODE

N u r S U / Ü b s.

* * : STACHANOW-* : S e k.: S7V1CÄ4NCWARBEITER, STACHANOWBEV/E-

GUNG, SrACHANOVTERFAHRUNGEN, STACHANOW - SCHULEN

: S e k . : STACH ANO W ISTISCH , STAC H AN O W W ACHT

Ü b e r w i e g e n d S U / Ü b s. / P S U

* * : MITSCHURIN-; RYSHKOW-FASE, SARATOWER SYSTEM,SHIROW-BOHRER

N u r P S U

* : AMMASSOW-METHODE, GAGANOWA-METHODE, KOLES-SOW-MEISSEL, KUSOWKIN-ABSTECHMEISSEL, MAL- ZEW-METHODE, NASAROW-METHODE, NINA-NASARO- WA-METHODE, NOWIKOW-VERZAHNUNG, PANOW-ME- THODE, SEREBROWSKI-DREHMEISSEL, SHANDAROWA- SLEDKOWA-METHODE, SOBOLJOW-METHODE, TURTA- NOW-METHODE

Lehnbildungen

Lehnübersetzungen

D D R

* * * : MASCHINEN- UND TRAKTOREN-STATION (Abk.: MTS),ÜBERERFÜLLUNG; S e k.: PLANERFÜLLUNG, FÜNF­JAHRPLAN, SIEBENJAHRPLAN, STAATSPLAN, VOLKS­WIRTSCHAFTSPLAN; SOZIALISTISCHER WETTBEWERB

* * : ARBEITERKONTROLLE, ARBEITER- UND BAUERN-IN-SPEKTION (Abk.: ABI), ARBEITSAUFSCHWUNG, AUF­BAU DES SOZIALISMUS, CHEMISIERUNG,DEMOKRA TISCHER ZENTRALISMUS, DIREKTORFONDS, EINZEL­LEITUNG, ERFINDUNGSWESEN, HELD DER ARBEIT,

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HOCHPRODUKTIV, INDUSTRIEMINISTERIUM, IN­GENIEURÖKONOM, INNERE RESERVEN, KLEINME­CHANISIERUNG, KOMPLEXE MECHANISIERUNG, KON­FLIKTKOMMISSION, MASSENINITIATIVE, MASSEN­KONTROLLE, MATERIALFONDS, MATERIELLE IN­TERESSIERTHEIT, MATERIELL-TECHNISCHE BASIS, MEHRMASCHINENBEDIENUNG, ÖKONOMISCHE HAUPTAUFGABE, ÖKONOMISCHE KONFERENZ, PER­SÖNLICHES KONTO, PFLICHTABLIEFERUNG, PRO­DUKTIONSBERATUNG, PRODUKTIONSKOMITEE, PRODUKTIONSKULTUR, PRODUKTIONS LE ITUNG, PRODUKTIONSPRINZIP, PRODUKTIONSPROPAGAN­DA, QUADRATNESTPFLANZVERFAHREN, REPARA­TUR-TECHNISCHE STATION (Abk.: RTS), SCHNELL­DREHEN, SCHNELLREPARATURMETHODE, SELBST­LAUF, SPARSAMKEITSREGIME, STAATLICHES KO­MITEE, STAATSDISZIPLIN, TECHNISCHE INTELLI­GENZ, TECHNISCHE KULTUREN, ÜBERPLANMÄSSIG, UMLAUFMITTEL, VOLKSWIRTSCHAFTSRAT, VOR­FRISTIG, WANDZEITUNG, WIRTSCHAFTLICHE RECH­NUNGSFÜHRUNG, WIRTSCHAFTSORGANE Se k . : BEREICHSAGRONOM, HAUPTAGRONOM, OBER- AGRONOM ; ENTFALTETER A UFBA U DES SO Z IA L IS­MUS; PLANAU FLAG E, M ATERIALBILANZ, E R F A S­SUNGSPREIS, PRODUKTIONS NEUERER, NEU ERER- R A T; ABLIEFERUNGSNORM, MATERIALVERBRAUCHS­NORM, TECHNISCH BEGRÜNDETE ARBEITSNORM, NORMER, ARBEITSNORMUNG, P LA N NEUE TECHNIK, ERFASSUNGSPLAN, OPERATIVPLAN, PERSPEKTIV­PLAN, REKONSTRUKTIONSPLAN, PLANDISZIPLIN, STAATLICHE PLANKOMMISSION, PLANPROJEKT, PLANVORSCHLAG; PERSPEKTIVPLANUNG; SOZIA­LISTISCHE REKO NSTRU K TIO N. SOZIALISTISCHES EIGENTUM; ÜBERPLANGEW INN, W ERK TÄTIG E BAU­ERN, W ERK TÄTIG E MASSEN; W ETTBEW ERBSVERTRAG

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r* : ABSATZ- UND VERSORGUNGSORGANE, AGRARPRO­

PAGANDA, AGRONOMISCHE ZIRKEL, ARBEITERVE­TERAN, ARBEITSENTHUSIASMUS, ARBEITSKULTUR, ARBEITSRESERVEN, BETRIEB DER AUSGEZEICHNE­TEN QUALITÄT, DIREKTVERTRAG, EHRENBUCH, FELDSCHUTZSTREIFEN, FONDS DES SIEBENJAHR­PLANES, FÜNFHUNDERTER, FUTTERMITTELFONDS, GENERALLIEFERANT, GRUNDFONDS, GRUNDMITTEL, GRÜNES FLIESSBAND, HOCHEFFEKTIV, HOCHERTRAG­REICH, HOCHMECHANISIERT, HUNDERTTAUSENDER­BEWEGUNG, KOMMANDOHÖHEN DER VOLKSWIRT­SCHAFT, KOMPLEXE ENTWICKLUNG, KOMPLEXE ÖKO­NOMISCHE ANALYSE, KULTURWAREN, LEITUNGS­WISSENSCHAFT, MATTERIELLE VERANTWORTLICH­KEIT, MATERIELL-TECHNISCHE VERSORGUNG, MEN­TORMETHODE, ÖKONOMISCHE GESETZE DES SOZIA­LISMUS, ÖKONOMISCHES GRUNDGESETZ DES SOZIA­LISMUS, ORGANISIERTHEIT, ORIENTIERUNGSZIFFERN, PARTEIKONTROLLE, PRODUKTIONSDISZIPLIN, PRO­DUKTIONSERFAHRUNGEN, PRODUKTIONSMASSEN­ARBEIT, PRODUKTIONSORGANISATOR, PRODUKTIONS­UNTERRICHT, RAT FÜR GEGENSEITIGE WIRTSCHAFTS­HILFE, SAATGUTFONDS, SCHNELLARBEITSMETHODEN, SCHNELLBRENNEN, SCHNELLPFLÜGEN, SCHNELL­SCHMELZEN, SCHNELLZERSPANUNG, SIEGERBETRIEB IM WETTBEWERB, STAATLICHE HANDELSINSPEKTION, STAATLICHE STANDARDS, TAG DES BERGMANNS, TECHNISCHES MINIMUM, TECHNISCHE PROPAGANDA, TECHNISCH-ÖKONOM ISCHER RAT, TECHNOLOGISCHE DISZIPLIN, ÜBERLIMIT-, UNKONKRET, UNTEILBARE FONDS, WARENFONDSS e k . : PRODUKTIONSABSCH NITT;PRO D VKTlO NSAU F- LAGE, SELBSTKOSTENSENKUNGSAUFLAGE, VOLKS- WIRTSCHAFTSß/LAiVZ, BILANZSYSTEM -, DIVERSIONS-

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AKT; EIN ZELBA UERNW IRTSCHAFT-,ERFASSUNGS- ORGANE; GEW ERKSCHAFTSGRUPPENORGANISATOR; LIEFERG PA F/K ; PLANKENNZIFFER; TECHNISCH-WIRT- SCHAFTLICHE KENNZIFFER; NEUERERSCHULE-, ER­FAHRUNGSSTATISTISCHE NORM, PLANNORM , TECH­NISCHE ARBEITSNORMUNG, VORRATSNORAf, NORM- STUNDEN; PLAN N O RM ATIV; EXPORT-IMPORTPLAN, GEGENPLAN, JAHRESVOLKSWIRTSCHAFTSPLAN, TOM­PLAN, PLANÖKONOMIE; OPERATIVE PLANUNG; SO ZIA ­LISTISCHE ARBEITSDISZIPLIN, SO ZIALISTISCH E AR­BEITSTEILUNG, SO ZIALISTISC H E KOOPERATION DER ARBEIT, SO ZIALISTISC H ER SEKTOR DER LANDWIRT­SCHAFT, SO ZIALISTISC H E UMGESTALTUNG DER LANDWIRTSCHAFT, SO ZIALISTISC H E WIRTSCHAFT; ZENTRALE KONTROLLKOMMISSION (vgl. un ter S T A A T L I­CHE K O N TRO LLE); ZWISCHENBETRIEBLICHER WETTBEWERl

: BÜRO FÜR STANDARDISIERUNG, GEWERKSCHAFTS­GRUPPE, KASSE DER GEGENSEITIGEN HILFE, TAG DES EISENBAHNERS, WIESENMELIORATIONSSTATION; S e k . : iCADiiPABTEILUNG; BETRIEBSPASS

N u r S U / Ü b s .

* * : BAUORGANISATIONEN; S e k.: K O LLEK TIVW IRTSC H AFT

* : ABTEILUNG DER KOMMUNISTISCHEN ARBEIT, ACKER­BAUKULTUR, ALLUNIONSSTANDARD, ARBEITSSIEGE, BEDIENUNGSKULTUR, BETRIEB DER KOMMUNISTISCHEN ARBEIT, DIFFUSIONSSCHWEISSEN, ERFINDERKONFE­RENZ, FONDS FÜR DIE ENTWICKLUNG DER PRODUK­TION, FONDS ZUR ENTWICKLUNG DER TECHNIK, GE- NOSSENSCHAFTLICH-KOLLEKTIVWIRTSCHAFTLICHES EIGENTUM, GENOSSENSCHAFTSPLAN LENINS (hist.), GESELLSCHAFTLICHE VIEHWIRTSCHAFT, HANDELS­KULTUR, HAUPTÖKONOM, KOLLEKTIVIERUNG, KON­STRUKTIONSORGANISATIONEN, KRAFTZERSPANUNG, KRIEGSKOMMUNISMUS (hist.), LANDWIRTSCHAFTSOR­GANE, MAISENTHUSIAST, MASCHINEN- UND TIER-

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ZUCHTSTATION, MASSENBEWEGUNG DER ERFINDER UND RATIONALISATOREN, NEUE ÖKONOMISCHE PO­LITIK (hist.), ÖKONOMISCHE DIENSTE, ÖKONOMISCHES LABOR, PARTEI- UND STAATSKONTROLLE, PRODUK­TIONSAKTIVITÄT, PRODUKTIONSGYMNASTIK, PRO­DUKTIONSVEREINIGUNGEN, PRODUKTIONSWIRTSCHAFT­LICH, PROFILSCHLEIFEN, REIBUNGSSCHWEISSEN, SANITÄR­TECHNISCH, SCHNELLBEARBEITUNG, SCHNELLBOH­REN, SCHNELLFRÄSEN, SCHNELLSCHLEIFEN, STATI­STISCHE ZENTRALVERWALTUNG, TECHNISCHER RAT, TECHNISCHE ZIRKEL, TECHNOLOGISCHE KARTEN, TERRITORIALPRINZIP, UMLAUFFONDS, WASSER­KRAFTSTATION, WISSENSCHAFTLICH-TECHNISCHE GESELLSCHAFTEN, WOHNRAUMFONDS, ZWEIGKOMI­TEE, ZWEIGMINISTERIUM, ZWEIGPRINZIP S e k . : ABSCH NITTSLEITER-, B RIG AD E DER KOMMU­NISTISCHEN ARBEIT; ERFASSU N G SO RG ANISATIONEN; ZYKLUSGRAPHIK; K O L L E K T IV DER KOMMUNISTISCHEN ARBEIT; INNERK’OLLEKT/V'WIRTSCHAFTLICH, ZWISCHEN- KOLLLKT/nVIRTSCHAFTLICH; JAHRESNO/tM ; OPERA- TIVrr'AT-, MASCHINENPASS; ABLIEFERUNGSPLAN, NACHKRIEGSFÜNFJAHRESPLAN (hist.) VORKRIEGS­FÜNFJAHRESPLAN (hist.); PLANDIREKTIVE, STAAT­LICHES PLANKOMITEE, PLANNOMENKLATUR; ZWEIG- PLANUNG; ARBEITSWETTBEWERB, BRIGADENW £7Tߣ- WERB.

: GROSSBAUTEN DES KOMMUNISMUS, MASCHINEN- UNDBAGGER-STATION, MEISTERGEHILFE; S e K. : REKO N­STRU KTIONSPERIO D E (hist.)

Ü b e r w i e g e n d S U / Ü b s. / P S U

* * : GESELLSCHAFTLICHE BÜROS, GRUPPENFERTIGUNG,KONTROLLZIFFERN, KULTURELL-TECHNISCHES NI­VEAU, PERSÖNLICHE SCHÖPFERISCHE PLÄNE; Se k . : INGENIE UR ÖKONOMISCH

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N u r P S U

: KOMPLEXTEIL

Lebnübertragungen

D D R

* * * : MASCHINEN-AUSLEIH-STATION (Abk.: MAS)

* * : ARBEITERFORSCHER, ARBEITSEINHEIT, ARBEITS­SCHUTZINSPEKTION, BETRIEBSGEWERKSCHAFTS­LEITUNG (Abk.: BGL), EINZELBAUER, INDUSTRIE­LADEN, INGENIEURTECHNISCHES PERSONAL, MEI­STERBAUER, PERSÖNLICHE HAUSWIRTSCHAFT, PLAST, PRODUKTIONSAUFGEBOT, SCHNELLBAUFLIESSFERTI­GUNG, WANDERFAHNES e k.: AK TIVISTEN BEW EG U N G , AK TIVISTEN SC H U LE, ARBEITSSCHUTZINSPEKTOR; VERFLECHTUNGSß/- LAN Z; ERFASSUNGSBETRIEBE; TECHNISCHES K ABI­NETT; KADERENTW ICKLUNG-, NEUERERBEW EGUNG, NEU ERERM ETHODEN, NEUERERVORSCHLAG-, ANBAU- PLAN, PLANKONTROLLE-, STÄNDIGE PRODUKTIONS­BERATU N G ; SCHNELLDREHER-, ÜBERPLANBESTÄNDE-, Q U ALITÄTSW ETTBEW ERB

* -. ANLAGENFAHRER, ANODEN-MECHANISCHES TRENNEN,ARBEITSSANITÄTSINSPEKTION, ARBEITSSCHUTZKOM­MISSION, ARBEITSSCHUTZOBMANN, BANNER DER AR­BEIT, BAUERNMARKT, BESTARBEITER, BESTARBEITS­METHODE, FONDS DER MATERIELLEN INTERESSIERT­HEIT, FONDSINTENSITÄT, GLOBALVERTRAG, KÄUFER­VERSAMMLUNG, KULTUR- UND SOZIALFONDS, MEDAIL­LE FÜR AUSGEZEICHNETE LEISTUNGEN, NATURAL­HILFSFONDS, PRODUKTIONSBÜNDNIS, PRODUKTIONS TATEN, TAG DER BEREITSCHAFT, ZYKLUSARBEIT S e k . : K O LLEK TIV E/IK T/K/STEN AR BEIT; M EH RM A­SCHINENBEW EGUNG, M EH RSTUH L ARBEITER-, P A R TE I­KONTROLLPOSTEN-, P A TE N A R B E IT , PATENHILFE-, SO-

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ZIALISTISC H E GROSSPRODUKTION IN DER LAND­WIRTSCHAFT; STAA TLIC H E S KOM ITEE FÜR ERFAS­SUNG UND AUFKAUF

: FISCHEREI-FAHRZEUG-UND GERÄTE-STATION; S e k . : SCHACHBRETTFÖRMIGE B IL A N Z

N u r S U / Ü b s.

* : AGROBIOLOGE, ROTO-FLIESSTRASSE, STAATLICHERÖKONOMISCHER RAT DER UdSSR, STAATSGUT; S e k . : E R F ASSU N G SSTE LLE , K O L L E K T IV BAUER, K O LLEK­TIVB A U E R N SC H A FT.

Ü b e r w i e g e n d S U / Ü b s. / P S U

* * : STOSSARBEITER

Lehnschöpfungen

D D R

* * : STAATLICHES VERTRAGSGERICHT

* : AKTION BLITZ, AUFBAUSONNTAG, MEHRFACHQUALI­FIZIERUNG

A nalogiebildungen

D D R

* * : BESTER DREHER usw., HENNECKE-, KONTROLLEDURCH DIE MARK, KONTROLLPOSTEN DER FDJ, VER­DIENTER BERGMANN usw.; S e k . : HENNECKE-AKTI­VIST

* : BEREICH DER SOZIALISTISCHEN ARBEIT, MEISTER­HAUER; S e k . : HENNECKEBEWEGUNG

: INNERGENOSSENSCHAFTLICHE DEMOKRATIE; S e k . :HENNECKEMETHODEN

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Stehende Formulierungen (einige Beispiele-vgl. S. 33 f.)

D D R

* * : DIE UNUNTERBROCHENE ERWEITERUNG UND VER­VOLLKOMMNUNG DER PRODUKTION AUF DER BA­SIS DER FÜHRENDEN TECHNIK MIT DEM ZIEL DER MÖGLICHST VOLLSTÄNDIGEN BEFRIEDIGUNG DER STÄNDIG WACHSENDEN BEDÜRFNISSE UND DER ALL­SEITIGEN ENTWICKLUNG ALLER MITGLIEDER DER GESELLSCHAFT (=ÖKONOMISCHES GRUNDGESETZ DES SO ZIA LISM U S )

EINHOLEN UND ÜBERHOLEN (=ÖKONOMISCHE HAUPTAUFGABE);

SO ZIA LISTISC H ARBEITEN, LERNEN UND LEBEN (W ettbewerbslosung)

* : GESETZ DER PLANMÄSSIGEN PROPORTIONALEN ENT­WICKLUNG DER VOLKSWIRTSCHAFT;

GESETZ DES STETIGEN WACHSTUMS DER ARBEITS­PRODUKTIVITÄT;

GESETZ DER VERTEILUNG NACH DER ARBEITSLEI­STUNG (=ÖKONOMISCHE G ESETZE DES SOZIALISM US);

DIE GEWERKSCHAFTEN ALS SCHULEN DES SOZIA­LISMUS (Lenin);

WAS DER GESELLSCHAFT NÜTZT, MUSS AUCH DEM EINZELNEN BETRIEB NÜTZEN (Liberman)

Einflüsse im Bereich der W ortbedeutung

Bedeutungsentlehnung

D D R

* * * : KADER, REKONSTRUKTION

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* * : DOKUMENTATION, KABINETT, LOSUNG, ÖKONOMIK,TECHNIK

: DIVERSION

N u r S U / Ü b s.

* : ARBITRAGE, ENERGETIK

Bedeutungsspezialisierung

D D R

* * * : AKTIVIST, AUFLAGE, ERFASSUNG, GEWINN, KENN­ZIFFERN, NEUERER, NORM, PLAN, PLANUNG, PREIS, VOLKSEIGEN, WETTBEWERB; S e k . : PLANWIRTSCHAFT

* * : AGRONOM, ANLEITUNG, AUFKAUF, BILANZ, HAUPT­VERWALTUNG, INSTRUKTEUR, LEITER, NORMATIV, ÖRTLICHE INDUSTRIE, -PASS, PATENSCHAFT, PLANER, STAATLICHE KONTROLLE, VERPFLICHTUNG, (ALLGE­MEINES) VERTRAGSSYSTEM; S e k . : STAATLICHE AU F­GABEN; K O L L E K T IW ERTRAG; FINANZPL/4N, PRODUK- TIONSPLAN, WIRTSCHAFTSPLAN

* : -ABSCHNITT, BETRIEBLICHE FONDS, EHRENTAFEL,EHRENTITEL, HAUPTBUCHHALTER; S e k . : AU FK AU F­PREIS-, GEWINNABFÜHRUNG-, PATE (s. un ter PATEN­SCHAFT); FINANZPLANUNG

: ÖKONOMIST

N u r S U / Ü b s.

* : GRAPHIK

Bedeu tungsde terminieru ng

D D R

* * * : KOLLEKTIV (Adjektiv), SOZIALISMUS/SOZIALISTISCH,WERKTÄTIGE

* * : ADMINISTRIEREN, KOMMUNISMUS; Se k. : ADMINISTRA­TIV

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: KOLLEKTIVISMUS, SPONTANEITÄT

Ü b e r w i e g e n d S U / Ü b s.

* * * : KOMMUNISTISCH

Wortgebrauch

D D R

* * * : AKTIV (Adjektiv/Adverb), AKTIVITÄT, ALLSEITIG, AR­BEITSPRODUKTIVITÄT, AUFBAU, ENTWICKLUNG, ER­FÜLLUNG, FORTSCHRITTLICH, HAUPT-, HEBEL, INI­TIATIVE, JUGEND-, KOMPLEX (Adj./Adv.), KONTROLLE, NEU, OBJEKT, ÖKONOMISCH, OPERATIV, ORGANE, PERSPEKTIVE, PRODUKTION, SCHÖPFERISCH, SYSTE­MATISCH, TRAKTOR, VERWIRKLICHUNG

: APPARAT, ERRUNGENSCHAFTEN, FINANZORGANE, FONDS, INDUSTRIEWAREN, INITIATOR, MOBILISIEREN, ÖKONOMIK (i.S.v. “ Teilgebiet der W irtschaftswissenschaft” ), ORIENTIEREN AUF, PERSPEKTIVISCH, RHYTHMISCH, TECHNOLOGIE, WISSENSCHAFTLICH BEGRÜNDET, ZU­RÜCKGEBLIEBEN

: AKZISE, ARBEITSBUCH, LIQUIDIEREN

Ü b e r w i e g e n d S U / Ü b s.

* * : BASIS, HERANGEHEN AN, ÖKONOM, STIMULIEREN

Tabellarische Gesamtübersicht

Das Glossar enthält (ohne Varianten und synonyme Parallelformen) insge­samt 8 7 1 Stichwörter (davon ca. 50 % “ sekundäre” Bildungen, d.h.Komposita m it bzw. Ableitungen von entlehnten oder in ihrer Bedeutung

239beeinflußten W örtern). Für 6 3 8 lexikalische Einheiten , von denen etwa 1/3 “ sekundäre” Bildungen sind, wurde russischer Einfluß in irgend­einer Form nachgewiesen. Bei ca. 9 % der Lehnguteinheiten schien es an­gezeigt, auf den hypothetischen Charakter der Beurteilung besonders hin-

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zuweisen.

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Zahlenverhältnisse zwi sehen Entlehnungs- und Frequenzgruppen.

D D R SU / Üb s . / P S U

Entleh­nungsart * * * * * *

* * * * *

n u r

*

über­wieg. * * * * *

nurPSU

* Summe

Lw(russ.) - - 2 2 1 7 - - - 12

Lw.(gr. - lat.) 8 3 4 4 2 3 - - - 24

Abk. - 2 7 1 2 12 5 - - 29

Teillw. - 15 22 3 1 11 - 1 - 53

Name - 3 12 9 1 5 2 4 13 49

Liis 8 81 92 7 2 70 4 6 1 271

Lüt 1 29 27 2 - 7 - 1 - 67

Lsch - 1 3 - - - - - - 4

Anal. - 6 3 2 - - - - - 11

Formul. - 3 5 - - - - 8

Bed. entl. 2 5 1 2 - - - 10

Bed. spez. 13 20 9 1 - 1 - - - 44

Bed. det. 4 3 2 - - - 1 - 10

Wortgebr. 25 14 3 - - - 4 - 46

Summe 61 185 192 3! 9 118 11 17 14 638

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Von 6 3 8 Lehnguteinheiten sind also:

Anzahl in % ca.

davon ***/•*nur od. überw.

D D R SU/Übs./PSU

Lehnwörter (mit Abk.)

65 10 % 13 5

Teillehnwörter 53 8,5 % 15 2

Bildungen m it Eigennamen

49 7,5 % 3 5

Lehnbildungen 353 56 % 126 9

stehende Formul. 8 1 %

i.d. Bed. beeinfl. 64 10 % 47 1

i. Wortgebr. beeinfl. 46 7 %

Summe 638 100 % 204 22

Von den erfaßten Lehnguteinheiten kann also, wenn man die Gruppe “W ortgebrauch” und die “ stehenden Form ulierungen” abzieht, etwa 1/3 als “ häufig” und “gebräuchlich” inbezug auf die DDR angesehen werden. Als “ häufig” und “gebräuchlich” n-ir oder überwiegend inbe­zug auf die Sowjetunion, bzw. in Übersetzungen oder PSU-Berichten sind ca. 3,5 % der Gesamtmenge belegt.

Entlehnungszeitpunkt und Verwendungszeitraum

Durch die im Glossar angegebenen Erstbelege läßt sich in den meisten Fällen das Jahr des tatsächlichen A uftretens nicht m it Sicherheit fest­legen. Besonders bei den nur gelegentlich vorkom m enden Wörtern (d.h. ungefähr bei 2/3 der Gesamtmenge) ist eine gewisse Zufälligkeit nicht auszuschließen. Für “gebräuchliche” und “ häufige” Wörter kann dagegen angenommen werden, daß die Erstbelege doch annäh-

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ernd den Z eitpunkt der Entlehnung treffen.

Setzt man sich einmal etwas großzügig über die bestehenden Unsicher­heiten hinweg und veranschaulicht die Verteilung der Erstbelege auf die einzelnen Jahre in einem Diagramm, so ergibt sich eine Bestätigung für die naheliegende Annahme, daß ein Zusammenhang besteht zwischen wichtigen wirtschaftspolitischen M aßnahmen240 und der Anzahl der Erstbelege für vom Russischen beeinflußte W örter; und interessanter­weise ergeben selbst die Okkasionalismen ein ähnliches Bild241.

ln den Diagrammen sind auch die sekundären Bildungen m it einbezogen, soweit sie als Lehngut no tiert wurden. Die G ruppen “W ortgebrauch” und “ stehende Form ulierungen” und natürlich die Wörter, für die keine Kontextbelege Vorlagen, werden nicht berücksichtigt.

1. Inbezug a u f die DDR gebrauchte Wörter

a) “häufig” und “gebräuchlich” (204)242

[Anzahl der Erstbelege]

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b) “okkasionell” (184)

20 - ■

15

10 ■ ■

5 - -

[Anzahl der Erstbelege]

11

19

10

20

15

12

10

13

1945/46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 [Jahr]

2. Nur oder überwiegend inbezug a u f die Sow jetunion bzw. in Über­setzungen oder PSU-Berichten belegte Wörter

“ häufig” /“gebräuchlich” (schraffiert) und “okkasionell” (nicht schraffiert) (23/137)

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In erster Linie interessiert hier das Diagramm für die inbezug auf die DDR “ häufigen” und “gebräuchlichen” Wörter. Es zeigt die höchste Anzahl von Erstbelegen in den Jahren 1945/46, 1948 und 1949. Wei­tere Maxima fallen auf für 1951, 1953, 1959 und 1963. Für die Jahre danach würde sich vermutlich bei einer Verlängerung des Beobach­tungszeitraumes ein anderes Bild ergeben (vgl. den Verlauf des Dia­gramms für die “okkasionellen” Wörter).

Da die Maxima nicht an die Jahre gebunden sind, für die neben dem Gesetzblatt Stichproben aus dem “Neuen D eutschland” exzerpiert w urden243, darf man wohl tro tz der relativ großen Unsicherheit, die für diese Diagramme in K auf genom m en werden muß, zwischen der Lage der Maxima und den wichtigen wirtschaftspolitischen Maßnah­men, durch die sich die betreffenden Jahre auszeichnen244, einen Zu­sammenhang sehen. Eine Bestätigung für diese Annahme kann man wohl auch in der teilweisen Übereinstimmung m it den Maxima im Diagramm für die “ okkasionellen” W örter (in den Jahren 1953, 1959 und 1963) und auch im Diagramm für die nur oder überwiegend in­bezug auf die Sowjetunion bzw. in Übersetzungen belegten Wörter sehen. Letztere lassen ebenfalls einen Zusammenhang m it Neuerun­gen in der sowjetischen W irtschaftsgesetzgebung sichtbar werden (Ma­xima in den Jahren 1952, 1955, 1958, 1965 / 66).^45

Ein unm ittelbarer Zusammenhang m it russischen Erstbelegen besteht jedoch nur zum Teil. Bei den inbezug auf die DDR “häufigen” und “gebräuchlichen” Wörtern (einschließlich der nur zeitweise gebräuch­lichen) stammen die russischen Erstbelege lediglich zu etwa 50 % an­nähernd aus dem gleichen Zeitraum (d.h. bis zu 5 Jahre vor dem deutschen Erstbeleg). Die andere Hälfte ist m ehr als 5 Jahre vor dem A uftreten im Deutschen (nach 1945) belegt. In m anchen Fällen handelt es sich dabei um Prägungen im Zusammenhang m it bestimm­ten W ettbewerbsbewegungen, die in der UdSSR schon vor 1945 be­gonnen haben und do rt zum Zeitpunkt der Nachahmung in der DDR ihren Höhepunkt bereits überschritten hatten (vgl. z.B. die STACHA- NOW- und STOSSARBEITERBEWEGUNG und die SCHNELLAR- BEITSMETHODEN aus den 30er Jahren). Gelegentlich werden auch

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im Russischen bereits historisch gewordene Bezeichnungen wieder auf­genommen (wie z.B. bei ARBEITERKONTROLLE; ARBEITER- UND BAUERN-INSPEKTION-die ein Jahr früher geschaffene entsprechende sowjetische Institution wurde PARTEI- UND STAATSKONTROLLE ge­nannt; VEREINIGUNG DER GEGENSEITIGEN BAUERNHILFE) oder es werden frühere V arianten einer noch gebräuchlichen russischen Be­zeichnung gewählt (z.B. bei HELD DER ARBEIT, KONFLIKTKOMMIS­SION, MASCHINEN-AUSLEIH-STATION - nach 1952 allerdings wie im Russischen MASCHINEN- UND TRAKTOREN-STATION, Abk.: MTS).

Für die folgende Übersicht über den Entlehnungszeitpunkt bzw. die Zeit des Gebräuchlichwerdens der als “häufig” und “gebräuchlich” einge­stuften W örter bzw. Bedeutungen (“ sekundäre” Bildungen sind nicht m it aufgenommen) w erden vier Zeitabschnitte zugrundegelegt, in denen jeweils Maxima im Diagramm hervortreten246.

Inbezug auf die DDR haben sich eingebürgert

von 1 9 4 5 b i s 1 9 5 0 :

AGRONOM, AKTIV (Subst.), ARBEITSSCHUTZINSPEKTION, AUF­LAGE, BETRIEBSGEWERKSCHAFTSLEITUNG, BILANZ, BRIGADE/ BRIGADIER, ERFASSUNG, HAUPTVERWALTUNG, HELD DER AR­BEIT, HOCHPRODUKTIV, INGENIEURTECHNISCHES PERSONAL, INGENIEURÖKONOM, INNERE RESERVEN, JAROWISATION, KENNZIFFER, KOLLEKTIV (Subst.), KOLLEKTIV (Adj.), KOMBI­NAT, LOSUNG, MASSENINITIATIVE, MASSENKONTROLLE, MEHR­MASCHINENBEDIENUNG, NEUERER, NORM, ÖKONOMIK (i.S.v. “W irtschaftsstruktur” ), ÖRTLICHE INDUSTRIE, PLAN/PLANER/PLA­NUNG, PREIS, PRODUKTIONSBERATUNG, RATIONALISATOR, SCHNELLDREHEN, TECHNISCHE INTELLIGENZ, ÜBERERFÜL­LUNG, ÜBERPLANMÄSSIG, UMLAUFMITTEL, VERDIENTER AKTI­VIST usw., VEREINIGUNG DER GEGENSEITIGEN BAUERNHILFE, VOLKSEIGEN, VORFRISTIG, WANDERFAHNE, WANDZEITUNG, WERKTÄTIGE, WETTBEWERB, WIRTSCHAFTSORGANE;

davon sind schon für die Zeit vor 1945 nachgewiesen worden: inbezug

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auf die Sowjetunion - BRIGADE, Bildungen m it KOLLEKTIV- (vgl. z.B.: KOLLEKTIVWIRTSCHAFT, KOLLEKTIVIERUNG), KOMBI­NAT, PLAN/PLANER/PLANUNG247;in der Sprache deutscher kom m unistischer Organisationen - LOSUNG, WANDZEITUNG, WERKTÄTIGE2 4 8 ;

nur zeitweise waren gebräuchlich:AKTIVIST (bis Anfang der 50er Jahre “häufig” , dann in Anwendungs­bereich und Frequenz eingeschränkt); DIREKTORFONDS (bis 1957); ERFINDUNGSWESEN (offiziell bis 1963); Bildungen m it HENNECKE- (bis Anfang der 50er Jahre); MASCHINEN-AUSLEIH-STATION (bis 1952); ÖKONOMISCHE KONFERENZ (bis Anfang der 60er Jahre); VOLKSKONTROLLE (bis 1963);

von 1 9 5 1 b i s 1 9 5 8 :

ADMINISTRIEREN, AGROTECHNISCHE TERMINE (vorher SU), ANLEITUNG, ARBEITSAUFSCHWUNG, ARBEITSEINHEIT, AUF­BAU DES SOZIALISMUS, BESTER DREHER usw., DEMOKRATI­SCHER ZENTRALISMUS, EINZELBAUER, EINZELLEITUNG, EX­PONAT, HERVORRAGENDER GENOSSENSCHAFTLER usw., INDUSTRIELADEN, INDUSTRIEMINISTERIUM, INSTRUKTEUR, KABINETT, KADER, KLEINMECHANISIERUNG, KOMBINE (vor­her SU), KOMPLEXE MECHANISIERUNG, KONFLIKTKOMMISSI­ON, KONTROLLE DURCH DIE MARK, KONTROLLPOSTEN DER FDJ, MASCHINEN-TRAKTOREN-STATION (vorher SU), MATERI­ELL-TECHNISCHE BASIS, MEISTERBAUER, NORMATIV, PATEN­SCHAFT, PERSÖNLICHE HAUSWIRTSCHAFT, PERSÖNLICHES KONTO, PLAST, POLYGRAPHIE/POLYGRAPHISCHE INDUSTRIE, PRODUKTIONSAUFGEBOT, PRODUKTIONSKULTUR, PRODUK­TIONSPROPAGANDA, REKONSTRUKTION, SCHNELLREPARA­TURMETHODE, SELBSTLAUF, SOZIALISMUS/SOZIALISTISCH (in der Leninschen Definition), SPARSAMKEITSREGIME, STAATLI­CHES KOMITEE, STAATSDISZIPLIN, TECHNISCHE KULTUREN, VERPFLICHTUNG, VERTRAGSGERICHT, (ALLGEMEINES) VER­TRAGSSYSTEM;

davon sind schon für die Zeit vor 1945 nachgewiesen worden: in bezug auf die Sowjetunion - MASCHINEN-TRAKTOREN-STATION2 4 9 ;

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in der Sprache deutscher kom m unistischer Organisationen - AUFBAU DES SOZIALISMUS, DEMOKRATISCHER ZENTRALISMUS, KA­DER, SOZIALISMUS (in der Leninschen D efinition)250.

nur zeitweise waren gebräuchlich:AGROBIOLOGIE (bis Anfang der 60er Jahre); ARBEITERKONTROLLE (bis 1963), DISPATCHER (in den 60er Jahren seltener); KOWALJOW- METHODE (bis Anfang der 60er Jahre), MAMA1-METHODE (bis An­fang der 60er Jahre), ÖKONOMISCHE HAUPTAUFGABE (bis 1961), PRODUKTIONSAUFGEBOT (besonders 1961), QUADRATNEST­PFLANZVERFAHREN (besonders in den 50er Jahren), STAATLICHE KONTROLLE (bis 1963), VOLKSWIRTSCHAFTSRAT (bis 1966);

davon ist schon für die Zeit vor 1945 nachzuweisen: ARBEITERKONTROLLE (in der Sprache deutscher kom m unistischer Organisationen)251;

von 1 9 5 9 b i s 1 9 6 2 :

ARBEITERFORSCHER, DOKUMENTATION (i.S.v. “ Unterlagen” ), KLEINMECHANISIERUNG, MATERIALFONDS, PRODUKTIONS­LEITUNG, REPARATURTECHNISCHE STATION; SOZIALISTISCH ARBEITEN, LERNEN UND LEBEN; TECHNIK (i.S.v. “Maschinen” );

nur zeitweise war gebräuchlich:MITROFANOW-METHODE (besonders Anfang der 60er Jahre);

von 1 9 6 3 b i s 1 9 6 8 :

ARBEITER- UND BAUERN-INSPEKTION, CHEMISIERUNG, LEITER (i.S.v. “W irtschaftsfunktionär” ; vorher nur okkasionell), MATERIELLE INTERESSIERTHEIT (okkasionell schon seit den 40er Jahren), PRO­DUKTIONSKOMITEE, PRODUKTIONSPRINZIP, SCHNELLBAU­FLIESSFERTIGUNG.

Von den nur oder überwiegend inbezug auf die UdSSR bzw. in Über­setzungen belegten W örtern wurden die meisten bis Anfang der 50er Jahre übernomm en, ein Teil war auch schon vor 1945 bekannt:

schon v o r 1 9 4 5 :

ARTEL (schon im 19. Jh.), KOLCHOS/KOLLEKTIVWIRTSCHAFT,

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KOMMUNISMUS/KOMMUNISTISCH (in der Leninschen Definition), SOWCHOS, SOWJETISCH;

von 1 9 4 5 b i s 1 9 5 0 :

BAUORGANISATIONEN, KONTROLLZIFFERN (auch DDR), ME­CHANISATOR, STOSSARBEITER (okkasionell auch DDR), Bildungen m it STACHANOW-(besonders in den 40er Jahren);

von 1 9 5 1 b i s 1 9 5 8 :

KULTURELL-TECHNISCHES NIVEAU (auch DDR), Bildungen mit MITSCHURIN- (besonders Anfang der 50er Jahre; auch DDR), RYSH- KOW-FASE (in den 50er Jahren in der PSU), TRAWOPOLNAJASY- STEM (bis Anfang der 60er Jahre; auch DDR);

von 1 9 5 9 b i s 1 9 6 2 :

GESELLSCHAFTLICHE BÜROS (nach 1963 auch DDR), GRUPPEN­FERTIGUNG (bis Anfang der 60er Jahre besonders in der PSU; auch DDR);

von 1 9 6 3 b i s 1 9 6 8 :

PERSÖNLICHE SCHÖPFERISCHE PLÄNE (in der PSU; auch inbezug auf die DDR).

Die ungefähre prozentuale Verteilung der Eratbelege für die “ häufigen” und “gebräuchlichen” W örter (einschließlich der “ sekundären” Bildungen) auf die einzelnen Zeitabschnitte sieht folgenderm aßen aus:

Geltungsbereich bis 1950 bis 1958 bis 1962 1963 ff.

DDR

Gesamtzeitraumseit dem Erstbeleg 43 % 30 % 6 % 6 %

nur zeitweilig inGebrauch 5 %________8% _________ 2_%__________ -

[100% = 204] 48% 38% 8% 6%

UdSSR/Übs./PSU (nur und überwiegend)[ 100 % = 22 ] 55 % 22 % 13 % 10 %

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GLIEDERUNG NACH SACHGRUPPEN

Trotz der zahlreichen Querverbindungen, die eine Einteilung des Lehn- gutes in bestim m te “ Sachgruppen”252 erschweren, soll versucht wer­den, einen sachbezogenen Überblick über den wesentlichen Teil des er­faßten W ortmaterials zu geben. Dabei werden die G ruppen “W ortgebrauch” und “ stehende Form ulierungen” sowie Sekundärkom posita und -ablei- tungen, die nur okkasionell belegt sind, nicht m it berücksichtigt253.

Politische Ökonomie

(ohne die aufgeführten Spezialgebiete)

I d e o l o g i s c h e G r u n d b e g r i f f e

♦ÖKONOMISCHE GESETZE DES SOZIALISMUS, »ÖKONOMISCHES GRUNDGESETZ DES SOZIALISMUS, POLITÖKONOMIE, * * * SO­ZIALISMUS/SOZIALISTISCH; SU/Übs./PSU: * * KOMMUNISMUS/ KOMMUNISTISCH

G r u n d b e g r i f f e u n d T e r m i n i d e r W i r t s c h a f t s ­f ü h r u n g

»ARBEITSRESERVEN,»FONDSINTENSITÄT, * * * GEWINN,* GRUNDFONDS* GRUNDMITTEL, * * MATERIELLE INTERESSIERT­HEIT, * * * PREIS, * * SPARSAMKEITSREGIME, * UMLAUFFONDS,* * WIRTSCHAFTLICHE RECHNUNGSFÜHRUNG; SU/Übs./PSU:* FONDSAUSSTATTUNG

E i g e n t u m s v e r h ä l t n i s s e

* * PERSÖNLICHE HAUSWIRTSCHAFT, * * SOZIALISTISCHES EIGENTUM, »UNTEILBARE FONDS, * * * VOLKSEIGEN/VOLKS­EIGENTUM; SU/Übs./PSU: * GENOSSENSCHAFTLICH-KOLLEKTIV- WIRTSCHAFTLICHES EIGENTUM, * GENOSSENSCHAFTSPLAN LENINS (hist.), * GESELLSCHAFTLICHE VIEHWIRTSCHAFT,* * SOWCHOS/STAATSGUT

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H i s t o r i s c h e E n t w i c k l u n g

* * AUFBAU DES SOZIALISMUS, (* *) ENTFALTETER AUFBAU DES SOZIALISMUS, (* * ) ÖKONOMISCHE HAUPTAUFGABE; S U / Übs./PSU: (*) AGROSTADT, * KRIEGSKOMMUNISMUS (hist.),* NEUE ÖKONOMISCHE POLITIK (hist.)

B e z e i c h n u n g e n v o n B e v ö l k e r u n g s g r u p p e n nach ihrer Stellung im gesellschaftlichen System bzw. ihrer Rolle im Produk­tionsprozeß

* * EINZELBAUERN, * * INGENIEURTECHNISCHES PERSONAL,* * * KADER, * * TECHNISCHE INTELLIGENZ, * * * WERKTÄTIGE,* * WERKTÄTIGE BAUERN, * * WERKTÄTIGE MASSEN; SU/Übs./PSU;* * KOLCHOSBAUER/KOLLEKTIVBAUER, * KULAK (hist.)

B e w u ß t s e i n s s t a n d u n d i d e o l o g i s c h e R i c h t u n g e n

Positiv: * * KOLLEKTIV/KOLLEKTIVISMUS, * ORGANISIERTHEIT,* SOZIALISTISCHE ARBEITSDISZIPLIN; SU/Übs./PSU: * * KULTU­RELL-TECHNISCHES NIVEAU

Negativ: GIGANTOMANIE, * KAPITULANT, ÖKONOMISMUS, ‘ PRAK­TIZISMUS, * * SELBSTLAUF, * SPONTANEITÄT

S o n s t i g e s

* * MATERIELL-TECHNISCHE BASIS, ÖKONOMIK (i.S.v. “ Wirtschafts­struk tur” ); SU/Übs./PSU: * PRODUKTIONSWIRTSCHAFTLICH

Planung, Lenkung, Kontrolle der Produktion

P l a n u n g

*■'* PLAN, (***) FÜNFJAHRPLAN,(***) SIEBENJAHRPLAN, *** STAATS­PLAN, *** VOLKSWIRTSCHAFTSPLAN, *** PLANERFÜLLUNG,*** PLANWIRTSCHAFT; ** PLAN NEUE TECHNIK, (**)ANBAU-, ** ER-

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FASSUNGS-, * * FINANZ-, * * OPERATIV-, * * PERSPEKTIV-,* * PRODUKTIONS-, (* *) REKONSTRUKTIONS-, * * WIRTSCHAFTS­PLAN, * * PLANDISZIPLIN, * * -KONTROLLE, * * -PROJEKT,* * -VORSCHLAG; * * * PLANUNG, * * PERSPEKTIVPLANUNG,* * (STAATLICHE) PLANKOMMISSION; * * PLANER; * * ÜBERPLAN- MÄSSIG; * * * ÜBERERFÜLLEN/ÜBERERFÜLLUNG; * * VO RFRI­STIG

* * BILANZ, * * MATERIAL-, * * VERFLECHTUNGSBILANZ; * KOM­PLEXE ENTWICKLUNG, * KOMPLEXE ÖKONOMISCHE ANALYSE

SU/Übs./PSU: * GOSPLAN, *PJ ATILETKA, * (STAATLICHES ) PLAN­KOMITEE

Geplante Leistung: * * * AUFLAGE/AUFGABE/SOLL, * * PLANAUF­LAGE, * * STAATLICHE AUFGABE; * * * KENNZIFFER; * * *NORM,* * * ARBEITSNORM, * * ARBEITSNORMUNG, * * MATERIALVER­BRAUCHSNORM, * * TECHNISCH BEGRÜNDETE ARBEITSNORMEN;* * NORMATIV, * O RIENTIERU N GSZIFFER N;SU/Übs./PSU:* GRA­FIK, * * KONTROLLZIFFERN

Verfügbare M ittel: * BETRIEBLICHE FONDS, (* *) DIREKTORFONDS,* FONDS DER MATERIELLEN INTERESSIERTHEIT, * * INNERE RE­SERVEN, * KULTUR- UND SOZIALFONDS, * ÜBERLIMIT-, * * ÜBER­PLANBESTÄNDE, * * ÜBERPLANGEWINN; SU/Übs./PSU: * FONDS FÜR DIE ENTWICKLUNG DER PRODUKTION, * FONDS ZUR ENT­WICKLUNG DER TECHNIK

L e n k u n g

Einrichtungen im Dienste der Produktionslenkung: * * HAUPTVERWAL­TUNG, * * INDUSTRIEMINISTERIUM, * LANDWIRTSCHAFTSOR­GANE, * * PRODUKTIONSLEITUNG, (* *) VOLKSWIRTSCHAFTS- Ra T, * * WIRTSCHAFTSORGANE; als organisatorische Bereiche: ’ -ABSCHNITT (PRODUKTIONSABSCHNITT), * * ÖRTLICHE INDU­STRIESU/Übs./PSU: * GLAWMOSSTROJ, * GLAWSPEZSTAL, * GOSBANK,* GOSSTROJ, * SELCHOSBANK, * STAATLICHER ÖKONOMISCHER RAT DER UdSSR, * ZWEIGKOMITEE, * ZWEIGMINISTERIUMVgl. auch: BRIGADE, KOMBINAT, PRODUKTIONSVEREINIGUNG

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Prinzipien: * * DEMOKRATISCHER ZENTRALISMUS, * * EINZEL­LEITUNG, * INNERGENOSSENSCHAFTLICHE DEMOKRATIE,* PRODUKTIONSDISZIPLIN, * PRODUKTIONSPRINZIP, * * STAATS­DISZIPLIN; SU/Übs./PSU: * OPERATIVITÄT, * TERRITORIALPRIN­ZIP, * ZWEIGPRINZIP

Sonstiges: * * ANLEITUNG, * KOMMANDOHÖHEN DER VOLKS­WIRTSCHAFT, * LEITUNGSWISSENSCHAFT; negativ: ADMINI­STRIEREN

K o n t r o l l e

* AKTION BLITZ, * * KONTROLLE DURCH DIE MARK, * * MASSEN­KONTROLLE, * TAG DER BEREITSCHAFTInstitutionalisiert: ( * *) ARBEITERKONTROLLE, * * ARBEITER­UND BAUERN-INSPEKTION, Abk.: ABI (seit 1963 einheitliches Kon­trollorgan), ( * *) KONTROLLPOSTEN DER FDJ, (*) PARTEIKON­TROLLE, (* *) STAATLICHE KONTROLLE, * STATISTISCHE ZEN­TRALVERWALTUNG, (* *) VOLKSKONTROLLE;Sl//Ü/fcs./PSl/; »PARTEI- UND STAATSKONTROLLE

Teilgebiete der Wirtschaft

H a n d e l u n d V e r s o r g u n g

Einrichtungen: »ABSATZ- UND VERSORGUNCSORGANE, * BAUERN­MARKT, * * INDUSTRIELADEN; SU/Übs./PSU: * KOLCHOSMARKT, UNIVERMAG

Regelung der Handelsbeziehungen: * DIREKTVERTRAG, * GENERAL­LIEFERANT, * GLOBALVERTRAG, * * (ALLGEMEINES) VERTRAGS­SYSTEM

Kontrollinstanzen: * STAATLICHE HANDELSINSPEKTION, * (STAAT­LICHES) VERTRAGSGERICHT; SU/Übs./PSU: (GOS)ARBITRAGE

Verfügbare Mittel: * * MATERIALFONDS, * WARENFONDS, * WOHN- RAUMFONDS

Sonstiges: * * EXPONAT, * MATERIELL-TECHNISCHE VERSOR-

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GUNG, * * VERKAUFSKULTUR/HANDELSKULTUR (letzteres SU/Übs.)-, SU/Übs./PSU; * BEDIENUNGSKULTUR

L a n d w i r t s c h a f t

Agrarwissenschaft, Anbau- und V iehhaltungsm ethoden: (* *) AGRO­BIOLOGIE, * AGROCHEMIE, * AGROKULTUR, * AGROTECHNIK,* * AGROTECHNISCHE TERMINE, * FELDSCHUTZSTREIFEN,* GRÜNES FLIESSBAND, * HOCHERTRAGREICH, * JAROWISA- TION/LYSSENKO-METHODE, * MENTORMETHODE, (* *) QUA­DRATNESTPFLANZVERFAHREN, * SCHNELLPFLÜGEN, * ZOO­TECHNIK; SU/Übs./PSU: * ACKERBAUKULTUR,* AGROMETEORO- LOGISCH, * AGROZOOTECHNISCH, * MALZEW-METHODE,(* *) MITSCHURINGARTEN, * -ZIRKEL u.a., * PODSOL, (* *) TRAWO- POLN AJASYSTEM

Sortennamen: NOWINKA; SU/Übs./PSU: * PARTISANKA, * SKORO- SPELKA

Landtechnik: * * * KOMBINE, * * KARTOFFEL-, * * RÜBENKOM­BINE, (*) STALINEZ, * * TECHNIK (i.S.v. “M aschinen” )Institutionen: FISCHEREI-FAHRZEUG- UND GERÄTE-STATION,( * * * ) MASCHINEN-AUSLEIH-STATION, * * * MASCHINEN- UND TRAKTOREN-STATION, * * REPARATUR-TECHNISCHE STATION, WIESENMELIORATIONSSTATION; SU/Übs./PSU: MASCHINEN- UND BAGGER-STATION, MASCHINEN- UND TIERZUCHT-STATION,* SOJUSSELCHOSTECHNIKA

Erfassung und Zuteilung: (* *) ABLIEFERUNGSNORM/SOLL,(* *) AUFKAUF; * * * ERFASSUNG, * * ERFASSUNGSBETRIEBE,(* *) -PREIS; * FUTTERMITTELFONDS, * NATURALHILFSFONDS,(* *) PFLICHTABLIEFERUNG, * SAATGUTFONDS

Arbeit: * * ARBEITSEINHEIT; * * FELDBAU-, * * PRODUKTIONS­BRIGADE

(Vgl. auch die folgenden, an anderer Stelle aufgeführten W örter:

AGRONOM, EINZELBAUER, INNERGENOSSENSCHAFTLICHE DEMOKRATIE, KOMBINEFÜHRER, LANDWIRTSCHAFTSORGANE,

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MEISTERBAUER, PERSÖNLICHE HAUSWIRTSCHAFT, TAG DER

BEREITSCHAFT, TRAKTORIST, UNTEILBARE FONDS, ZOO­TECHNIKER)

I n d u s t r i e

Industriezweige: * * POLYGRAPHISCHE INDUSTRIE; SU/Übs./PSU:* * BAUORGANISATIONEN, * ENERGETIK, * SANITÄRTECHNISCH,* WASSERKRAFTSTATION

Industrieerzeugnisse: * KULTURWAREN, * * PLAST, * POBJEDA,* SOWPREN, TSCHAIKA

Technische Normung, technische Unterlagen: BÜRO FÜR STANDARDI­SIERUNG, * (MASCHINEN)PASS u.ä., * STAATLICHE STANDARDS,* * (TECHNISCHE) DOKUMENTATION, * TECHNOLO­GISCHE DISZIPLIN; SU/Übs./PSU: * ALLUNIONSSTANDARD, * GOST,* KONSTRUKTIONSORGANISATIONEN, * TECHNOLOGISCHE KAR­TEN

Technologie: * ANODEN-MECHANISCHES TRENNEN, * * CHEMI­SIERUNG, * DUBININ-M ETHODE;Sl//Üfo./PSl/; * DIFFUSIONS- SCHWEISSEN, * * KOHLEKOMBINE, * KOLESSOW-MEISSEL,* KRAFTZERSPANUNG, * KUSOWKIN-ABSTECHMEISSEL, * NO-

WIKOW-VERZAHNUNG, * PROFILSCHLEIFEN, * REIBUNGSSCHWEIS- SEN, ( * * ) RYSHKOW-FASE, ( * * ) SHIROW-BOHRER, * SEREBROW- SKI-DREHMEISSEL, *TURTANOW-METHODE, NASAROW-METHODE.

Rationalisierung, Produktionspropaganda

* ARBEITSKULTUR, * BESTARBEITSMETHODE, * HOCHEFFEK­TIV, * HOCHMECHANISIERT, * * HOCHPRODUKTIV, * * KLEIN­MECHANISIERUNG, * * KOMPLEXE MECHANISIERUNG, * * NEU­ERERMETHODE, * * NEUERERVORSCHLAG, * PRODUKTIONSER­FAHRUNGEN, * * PRODUKTIONSKULTUR, ( * * * ) REKONSTRUK­TION, ( * * ) SOZIALISTISCHE REKONSTRUKTION; SU/Übs./PSU:* ÖKONOMISCHE DIENSTE, * ÖKONOMISCHE LABORS

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M e t h o d e n

* BUREWESTNIK-METHODE, ( * * ) GRUPPENFERTIGUNG/MITRO- FANOW-METHODE, JERMAKOW-METHODE, KORABELNIKOWA- METHODE, ( * * ) KOWALJOW-METHODE, * KUTAFIN-METHODE,* LEWTSCHENKOMETHODE, * LOSINSKI-METHODE, * LUNIN- METHODE, ( * * ) MAMAI-METHODE, * MAMEDOW-METHODE,* * MEHRMASCHINENBEDIENUNG, MATROSSOW-METHODE,* SCHNELLARBEITSMETHODEN, * * SCHNELLBAUFLIESSFERTI­GUNG, * SCHNELLBRENNEN/DUWANOW-METHODE ( * * ) SCHNELLDREHEN/BYKOW-METHODE, * * SCHNELLREPARATUR­METHODE, * SCHNELLSCHMELZEN, * SCHNELLZERSPANUNG, TSCHEREDNIKOW-METHODE, UTKIN-METHODE, * ZYKLUSAR­BEIT ; SU/Übs./PSU: * AMMASSOW-METHODE, * KOMPLEXTEIL,* PANOW-METHODE, * ROTO-FLIESSTRASSE, ( * * ) SARATOWER SYSTEM/SYSTEM DER FEHLERFREIEN ARBEIT, * SCHNELLBEAR­BEITUNG, * SCHNELLBOHREN, * SCHNELLFRÄSEN, * SCHNELL­SCHLEIFEN

P r o d u k t i o n s p r o p a g a n d a

* PRODUKTIONSMASSENARBEIT, * * PRODUKTIONSPROPAGAN­DA, * PRODUKTIONSUNTERRICHT, * TECHNISCHE PROPAGANDA,* TECHNISCHES MINIMUM; SU/Übs./PSU: * AGRARPROPAGANDA,* AGROMINIMUM

Einrichtungen: * AGRONOMISCHE ZIRKEL, ( * * ) AKTIVISTEN­SCHULE, * MITSCHURINZIRKEL, * * TECHNISCHES KABINETT,* * WANDZEITUNG; SU/Übs./PSU: * TECHNISCHE ZIRKEL, * WIS­SENSCHAFTLICH-TECHNISCHE GESELLSCHAFTEN

Wettbewerb

* * ARBEITSAUFSCHWUNG, * ARBEITSENTHUSIASMUS, * ERFIN ­DUNGSWESEN, * FONDS DES SIEBENJAHRPLANES, * * LOSUNG,* * MASSENINITIATIVE, * * PERSÖNLICHES KONTO, * PRODUK­TIONSTATEN, * * VERPFLICHTUNG, * * * WETTBEWERB, * * * SO-

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ZIALISTISCHER WETTBEWERB, * * WETTBEWERBSVERTRAG; SU/Übs./PSU: * MAISENTHUSIAST, * * PERSÖNLICHE SCHÖPFE­RISCHE PLÄNE

W e 1 1 b e w e r b s b e w e g u n g e n u n d - f o r m e n

( * * ) AKTIVISTENBEWEGUNG/HENNECKEBEWEGUNG, * AUFBAU­SONNTAG, * FÜNFHUNDERTERBEWEGUNG, * HUNDERTTAUSEN- DER-BEWEGUNG, JAKUSCHIN-METHODE, * * NEUERERBEWE­GUNG, ( * * ) PRODUKTIONSAUFGEBOT, * QUALITÄTSBEWEGUNG/ TSCHUTKICH-METHODE, * * RATIONALISATORENBEWEGUNG/ER- FINDER- UND RATIONALISATORENBEWEGUNG, ROSSIJSKIJ-ME- THODE, SUCHOWERCHOWA-METHODE; 5 tZ/Ü^s./PSU: * MASSEN­BEWEGUNG DER ERFINDER UND RATIONALISATOREN,* NINA- NASAROWA-METHODE, * SHANDAROWA-SLEDKOWA-METHODE,* * STACHANOWBEWEGUNG, * SUBBOTNIK (hist.)

H e r v o r r a g e n d e W e r k t ä t i g e

( * * * ) AKTIVIST/HENNECKE-AKTIVIST, * * ARBEITERFORSCHER;* * * NEUERER, * * PRODUKTIONSNEUERER; NOVATOR, RATIO­NALISATOR; SU/Übs./PSU: * BESTARBEITER,* STACHANOWAR­BEITER, * * STOSSARBEITER/UDARNIK

A u s z e i c h n u n g e n

Für einzelne: * BANNER DER ARBEIT, * * BESTER DREHER usw.,* * HELD DER ARBEIT, * * HERVORRAGENDER GENOSSENSCHAFT­

LER usw., MEDAILLE FÜR AUSGEZEICHNETE LEISTUNGEN,* * MEISTERBAUER, * MEISTERHAUER, * * VERDIENTER AKTI­VIST usw.

Für Kollektive: * BEREICH, * BETRIEB, * * BRIGADE, * * KOLLEK­TIV DER SOZIALISTISCHEN ARBEIT; * BETRIEB DER AUSGE­ZEICHNETEN/BESTEN QUALITÄT, * SIEGERBETRIEB IM WETT­BEWERB, * * WANDERFAHNE

Ehrungen: * ARBEITERVETERAN, * EHRENBUCH, * EHRENTA­FEL, * EHRENTITEL, * TAG DES BERGMANNS, TAG DES EISEN-

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BAHNERS

SU/Übs./PSU: * ABTEILUNG, * BETRIEB, * BRIGADE DER KOMMU­NISTISCHEN ARBEIT; * STIMULIERUNGSFONDS

Kooperation

* * * AKTIV, * * JUGENDAKTIV; * * * BRIGADE, * * ARBEITS-,* * JUGEND-, * * KOMPLEXBRIGADE; * * * KOLLEKTIV, * * BE­TRIEBSKOLLEKTIV; KOMBINAT; * * PATENSCHAFT; * PRODUK­TIONSBÜNDNIS; SU/Übs./PSU: * GAGANOWA-METHODE, * PRO­DUKTIONSVEREINIGUNGEN, * SOBOLJOW-METHODE

Zusammenkünfte und ständige Institutionen: *ERFINDERKONFERENZ, KÄUFER VERSAMMLUNG, ( * * ) ÖKONOMISCHE KONFERENZ,* * PRODUKTIONSBERATUNG, * * PRODUKTIONSKOMITEE, * RAT FÜR GEGENSEITIGE W IRTSCHAFTSHILFE, * TECHNISCHER RAT,* TECHNISCH-ÖKONOMISCHER RAT, * * VEREINIGUNG DER GE­GENSEITIGEN BAUERNHILFE.

Berufs- und Tätigkeitsbezeichnungen

Neuprägungen: * ANLAGEN-/APPARATEFAHRER, * * ARBEITS­SCHUTZINSPEKTOR, * ARBEITSSCHUTZOBMANN, * * * BRI­GADIER, * * * DISPATCHER, * * INGENIEURÖKONOM, * * KOM­BINEFÜHRER, * NATSCHALNIK, * * NORMER, POLYGRAPH,* PRODUKTIONSORGANISATOR, * * SCHNELLDREHER, * * * TRAKTORIST, * * ZOOTECHNIKER; SU/Übs./PSU: * AGROBIOLOGE,* AGROCHEMIKER, * APPARATSCHIK (ironisierend), * HAUPT­ÖKONOM, * * MECHANISATOR, MEISTERGEHILFE, * MELIORA­TOR

Veränderte F unktion: AGRONOM, dazu: * * BEREICHS-, * * HAUPT-,* * OBERAGRONOM; * HAUPTBUCHHALTER, * * INSTRUKTEUR,* * LEITER (i.S.v. “W irtschaftsfunktionär” ), * * PLANER

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Arbeitsschutz, Arbeitsrecht u.ä.

* ARBEITSBUCH, * ARBEITSSANITÄTSINSPEKTION, * * ARBEITS­SCHUTZINSPEKTION, * ARBEITSSCHUTZKOMMISSION, * * BE­TRIEBSGEWERKSCHAFTSLEITUNG (Abk.: BGL), * DIVERSANT/ DIVERSION, GEWERKSCHAFTSGRUPPE, KASSE DER GEGENSEI­TIGEN HILFE, * * KONFLIKTKOMMISSION, * * (BETRIEBS-) KOL- LE KTIVVERTRAG, * MATERIELLE VERANTWORTLICHKEIT,* M EHRFACHQUALIFIZIERUNG; SU/Übs./PSU: PROFSOJUS, * PRO­DUKTIONSGYMNASTIK

Sonstiges

* LIQUIDIEREN, * * * SOWJETISCH, * UNKONKRET

Von den inbezug auf die DDR “ häufigen” und “gebräuchlichen” Wörtern entfallen die meisten (ca. 1/3) auf die Sachgruppe “ Planung, Lenkung, K ontrolle” ; es folgen (m it einem Anteil von je um 1/8 bis 1/9) die Sach­gruppen “ W ettbewerb” , “Teilgebiete der W irtschaft” , “politische Ökono­m ie” und “ Rationalisierung” . Bei den auf die DDR zu beziehenden “okka­sionellen” und nicht in den Texten belegten W örtern liegt die Gruppe “Teilgebiete der W irtschaft” an der Spitze (ca. 1/3), gefolgt von “W ettbe­werb” und “ Rationalisierung” (je ca. 1/4) sowie “Politische Ökonom ie” und “ Planung, Lenkung, K ontrolle” (je ca. 1/5).Die meisten auf die UdSSR bezüglichen bzw. nur oder überwiegend in Übersetzungen oder PSU-Berichten belegten W örter fanden sich ebenfalls in der Sachgruppe “Teilgebiete der W irtschaft” (ca. 1/3), dann unter “W ett­bewerb” , “Planung, Lenkung, K ontrolle” , “ Politische Ökonom ie” und “Rationalisierung” .

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ASPEKTE DER WIRKUNGSWEISE DES RUSSISCHEN EINFLUSSES UND FRAGEN DER INTEGRATION

Zum Stellenwert des russischen Vorbildes bei der Ausgestaltung von Sinnbezirken

Das in dieser Arbeit erfaßte Wortgut läßt sich zunächst am besten in Sach­gruppen gliedern254. Die weitere Unterteilung führt teils zu ebenfalls sach­bezogenen Untergruppen, teils aber auch zu m ehr oder weniger großen Ausschnitten bestim m ter Sinnbezirke, z.B.: Gruppenbezeichnungen, Zu­sammenkünfte, geforderte Leistung, zugestandene Mittel, Bezeichnungen für vorbildliche Werktätige, Auszeichnungen, Berufsbezeichnungen. In diesen Sinnbezirken wirken sich, vor allem in dem hier interessierenden Sachbereich, z.T. aber auch darüber hinaus255 , die veränderten Verhält­nisse relativ stark aus. Beim Sinnbezirk des vorbildlichen Werktätigen kann man sogar sagen, daß er praktisch erst aufgebaut wurde.

Die Ausgestaltung dieser Sinnbezirke beschränkt sich jedoch nicht auf die Übernahmen aus dem Russischen. In jedem Falle sind daran auch eigen­ständige K om ponenten beteiligt, die sich z.T. aus Unterschieden in der Sache ergeben, z.T. aber auch nur in der Bezeichnungsweise liegen. Sach- bedingte Unterschiede zeigen sich z.B. bei Bezeichnungen von Produkti­onseinheiten nach G esichtspunkten der Eigentumsverhältnisse und der administrativen Ordnung. “ Halbstaatliche Betriebe” und “Vereinigungen Volkseigener Betriebe” (W B ) sind charakteristisch für die DDR. Bei der Bezeichnungswahl für die “ Landwirtschaftlichen Produktionsgenossen­schaften” w irkten vermutlich sachliche und psycho-politische Faktoren zusammen.256 Als Beispiele für eine unterschiedliche Bezeichnungs­weise bei weitgehender Parallele in den sachlichen Gegebenheiten sind hier vor allem die Sinnbezirke des vorbildlichen W erktätigen und der geplanten Produktionsergebnisse zu nennen.

Der Sinnbezirk des vorbildlichen Werktätigen

Die sachlichen Grundlagen für den Ausbau des “ Sinnbezirks des vor­

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bildlichen W erktätigen” 257 sind in ihren wesentlichen Zügen unverän­dert aus der UdSSR übernomm en worden: a) W ettbewerbsbewegungen um höhere Arbeitsleistungen, die oft m it dem Namen eines INITIATORS verbunden sind; b) ein staatlich organisiertes Vorschlagswesen; c) ein System von betrieblichen und staatlichen Auszeichnungen für besondere Verdienste auf diesen beiden Gebieten. Meist werden die einzelnen Wör­ter des Sinnbezirkes bevorzugt inbezug auf einen dieser drei Bereiche angewandt, z.T. ändert sich ihre Funktion auch im Laufe der Zeit.

Aus den für diese Arbeit herangezogenen Quellen ergibt sich folgendes Bild:Im R u s s i s c h e n begann der Ausbau des Sinnbezirkes Ende der 20er Jahre m it der Propagierung der STOSSARBEITERBEWEGUNG, russ.: udam icestvo (wörtl.: ‘S toßlertum ’), und der RATIONALISA­TORENBEWEGUNG, russ.: racionalizatorskoe dvizenie, bzw. des ER­FINDUNGSWESENS, russ.: (massovoe) izobretatel'stvo [wörtl.: ‘(Massen-) E rfindertum ’]. In den 30er Jahren setzte dann die STACHA- NOWBEWEGUNG, russ.: stachanovskoe dviienie, ein. Der Anzahl der Fügungen nach und vor allem als Bestandteil des term inus technicus RATIONALISATORENVORSCHLAG, russ.: racionalizatorskoe pred- lozenie, ist racionalizator die vorherrschende Bezeichnung im betrieb­lichen V orsch lagsw esen 258 Daneben stehen “ Erfinder” , russ.: izobre- ta te l’, gelegentlich auch ARBEITERERFINDER, russ.: raboiij-izobre- ta te l’, und - m it zunehm ender Häufigkeit seit den 50er Jahren - NEU­ERER, russ.: novator. Novator ist im Russischen schon vor 1917 in allgemeiner Verwendungsweise durchaus geläufig, während NEUERER im Deutschen (obwohl im Grimm verzeichnet) so wenig bekannt ist, daß es meist als Lehnbildung nach russ. novator angesehen wird. Im Russischen heißt es daher auch öfter als im Deutschen verdeutlichend novatorproizvodstva, PRODUKTIONSNEUERER.

Als Bezeichnung von W erktätigen, die hohe Leistungen im Wettbewerb vollbringen, rückt besonders nach 1945 peredovik (bzw. Umschrei­bungen m it dem Adjektiv predovoj, beides abgeleitet von pered - ‘vorn’) in den Vordergrund. Udamik und stachanovec gehen zurück und wer­den, neben dem historischen Bezug, vorzugsweise noch in bestim m ten Fügungen gebraucht (z.B. kollektivnyj stachanovskij trud - ‘kollektive

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Stachanow arbeit’, in der DDR: KOLLEKTIVE AKTIVISTENARBEIT; udam ye tem py - ‘S toßtem po’). Im Bereich der Auszeichnungen tr itt zu­nächst otliönik (von otlicnyj - ‘ausgezeichnet’, hervorragend’) hervor, wo­für aber nach 1945 kaum noch Belege gefunden wurden. Die Wettbewerbs­besten in bestim m ten Berufsgruppen werden als Lucsij . . . ( ‘Bester . . . ’) oder Otlicnyj . . . (‘Hervorragender . . . ’) ausgezeichnet. Im Rahmen der ‘Bewegung für kommunistische A rbeit’ (unter der Losung: ‘kommunistisch arbeiten, lernen und leben’, in der DDR: SOZIALISTISCH ARBEITEN, LERNEN UND LEBEN) erscheint udarnik als Titel (in Übersetzungen m it AKTIVIST wiedergegeben). A ktiv is t ist im Russischen nicht auf die Produktionssphäre spezialisiert, wird überhaupt nur relativ selten gebraucht (zur Bezeichnung von besonders aktiven Mitgliedern eine AKTIVS, einer Organisation, einer Einrichtung u.ä.).

Im D e u t s c h e n gewinnt der Sinnbezirk m it der Propagierung der AKTIVISTENBEWEGUNG (anfangs m it dem Namen Adolf HENNECKEs verbunden - nach dem Vorbild der STACHANOWBEWEGUNG in der UdSSR) Ende der 40er Jahre an Bedeutung. Bis Anfang der 50er Jahre ist AKTIVIST die häufigste Bezeichnung für hervorragende Werktätige (vgl. russ.: udarnik, stachanovec, peredovik), später erscheint es in erster Linie als Titel259. Die allgemeinere Funktion wird vor allem von NEUERER (vgl. russ. novator, peredovik) ü b ernom m en260 Termini technici für das betriebliche Vorschlagswesen sind zunächst ERFINDUNGSWESEN bzw. ERFINDUNGS- UND VORSCHLAGSWESEN (vgl. russ. izobretatel’stvo), auch ERFINDER- UND RATIONALISATORENBEWEGUNG (vgl. russ. dvizenie izobretatelej i racionalizatorov, racionalizatorskoe dvizenie) und “Verbesserungsvorschlag” (vgl. russ. racionalizatorskoe predloienie). Seit Anfang der 60er Jahre (besonders seit der Einführung des “ Neuen ökono­mischen Systems” 1963) treten dafür NEUERERBEWEGUNG bzw. (sel­tener) NEUERERWESEN, NEUERERTUM und NEUERERVORSCHLAG ein (anders als im Russischen; die gebräuchlichste russ. Entsprechung zu NEUERERMETHODEN in nichtterminologischer Verwendung ist aller­dings auch eine Bildung m it novator, näm lich: o p y t novatorov - ‘ Erfah­rungen der Neuerer’). ERFINDER (vgl. russ. izobretatel' - eigentlich decken sich der russische und der deutsche Sprachgebrauch nur in diesem Falle) und RATIONALISATOR erscheinen im Deutschen meist zusam-

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men oder in Verbindung m it NEUERER bzw. AKTIVIST, deren Häufig­keit sie nicht erreichen. Seit Anfang der 60er Jahre wird diese Reihe noch durch ARBEITERFORSCHER (vgl. russ. raboiij-izobretatel’) er­weitert. Alle Bezeichnungen finden sich auch im Gesetzblatt, termini technici werden jedoch nach 1963 m it NEUERER gebildet. Für Aus­zeichnungen bleibt neben Titeln wie BESTER . . . , HERVORRAGEN­DER . . . für die W ettbewerbsbesten in bestim m ten Berufsgruppen261 (vgl. russ. L ucsij. . . , O tl i in y j . . . ) AKTIVIST reserviert (vgl. russ. otlicnik, udam ik). BESTARBEITER (vgl. russ. peredovik) und STOSS- ARBEITER (vgl. russ. udam ik) kommen selten und überwiegend in Übersetzungen aus dem Russischen bzw. in Berichten über die Sowjet­union vor.

Die “Karriere” von “ Schrittm acher” seit 1967 wird man vermutlich aus der angedeuteten Entwicklung erklären können: Nach der Schwerpunkt­verlagerung bei AKTIVIST auf den Bereich der Auszeichnungen und bei NEUERER auf das betriebliche Vorschlagswesen fehlte ein Oberbegriff für die vorbildliche Rolle bei der Entwicklung und Einführung neuer Arbeitsm ethoden und bei der Propagierung einer SOZIALISTISCHEN Einstellung zur Arbeit, der im Russischen m it peredovik und novator zur Verfügung steht.

Der Sinnbezirk der geplanten Produktionsergebnisse

Auch der Sinnbezirk der geplanten Produktionsergebnisse hat - wiederum bei Übereinstimmung in der Sache - eine dem Russischen gegenüber ab­weichende Ausgestaltung erhalten. Für russ. zadanie (‘Aufgabe, Auftrag’262) und norma (‘N o rm ’) stehen im Deutschen neben AUFGABE und NORM noch AUFLAGE und SOLL. Im Russischen werden nach meinen Beob­achtungen zadanie und norma in ähnlicher Weise verwendet, wobei (ab­gesehen von der Fügung norma vyrabotki - ‘A rbeitsnorm ’) zadanie häu­figer zu sein scheint. Im Deutschen nun wird NORM im Zusammenhang m it der ARBEITSNORMUNG genauso wie im Russischen gebraucht. Die Anwendung auf die PFLICHTABLIEFERUNG in der Landwirtschaft be­schränkt sich aber im wesentlichen auf die Nachkriegsjahre, wo derartige Bildungen vor allem in SMAD-Befehlen gebräuchlich waren. Die wört-

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liehe Übersetzung von zadanie, AUFGABE, wird vorzugsweise in bestim m ­ten Zusammensetzungen bzw. Fügungen wie PLANAUFGABE, STAAT­LICHE AUFGABEN und in Übersetzungen gebraucht. Ansonsten stehen AUFLAGE und SOLL (mit beiden W örtern werden zahlreiche Zusammen­setzungen gebildet) an zentraler Stelle263 . AUFLAGE ist in Gesetzestex­ten der bevorzugte Terminus. SOLL wird besonders inbezug auf die PFLICH ABLIEFERUNG in der Landwirtschaft gebraucht - seit M itte der 50er Jahre m it abnehm ender Tendenz, in den 60er Jahren nur noch okkasionell.

Man kann sagen, daß zwar die Tendenzen bei der Ausgestaltung bestim m ter Sinnbezirke sich auf das Vorbild des Russischen zurückführen lassen, daß die Nachahmung gelegentlich (z.B. beim Sinnbezirk der Auszeichnungen264 auch sehr weitgehend sein kann - die Entwicklung im einzelnen ist jedoch meist nur partiell ein Abbild des russischen Sprachgebrauchs.

Prägende Faktoren

Sprachliche Lehnbeziehungen vollziehen sich nicht im leeren Raum. Die Faktoren, welche die formale und inhaltliche Gliederung und Prägung des Lehngutes determ inieren, sind nicht nur in der gebenden Sprache zu suchen, sondern auch in dem realen politischen, gesellschaftlichen, sachlichen, kom­munikativen Rahmen, in dem die jeweiligen Lehnbeziehungen stehen. Diese

Tatsache läßt sich sowohl von einer Analyse des Lehngutes aus als auch vom realen K ontext her zeigen. Hier soll der letztere Weg eingeschlagen werden - die Ergebnisse der bisherigen Analyse des Lehngutes werden da­bei als Bezugspunkt vorausgesetzt.

Die russisch-deutschen Lehnbeziehungen, um die es hier geht, haben sich auf der Grundlage der Eingliederung der heutigen DDR in den sowjetischen Einflußbereich und der dam it verbundenen Orientierung großer Teile des öffentlichen Lebens am sachlichen und ideologischen Vorbild der Sowjet­union entwickelt. Aus der Sicht der marxistisch-leninistischen Ideologie sowjetischer Prägung ist dies ein historisch notwendiger Vorgang, für den die aktuellen politischen Umstände zwar die Möglichkeit schufen, der aber nicht nur aus ihnen hergeleitet werden darf. Die Orientierung am

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sowjetischen Vorbild wird als selbstverständlich angesehen, da die So­w jetunion als auf dem historischen Weg w eiter fortgeschritten gilt, und nim m t besonders seit Ende der 40er Jahre eine zentrale Stellung in der Propaganda ein265. Damit ist zweierlei gesagt: 1. Als prägende Fak­toren sind in erster Linie die übernomm enen Erscheinungen des sowje­tischen Gesellschafts- und W irtschaftssystem, die ein Teil der “ neuen W irklichkeit” sind, und Deutungsschemata aus dem Bereich der Ideo­logie in Betracht zu ziehen; 2. das Lehngut hat starke politische Bezüge und steht vielfach im K ontext des propagandistischen Sprachgebrauchs.

Neue Wirklichkeit

Der von der neuen W irklichkeit ausgehende “ Benennungszwang” wirkt sich stark auf die Zusammensetzung des Lehngutes aus.266 . Viele Prä­gungen sind einer A rt Institutionssprache der W irtschaftspolitik zuzuord­nen267, die Bezeichnungen für Institutionen, deren Aufgaben und Ver­fahrensweisen, von der staatlichen bis zur betrieblichen Ebene hin, um­faßt; z.B. Bezeichnungen für staatliche Institutionen der zentralen Wirt­schaftslenkung (wie INDUSTRIEMINISTERIUM, STAATLICHE PLAN­KOMMISSION, VOLKSWIRTSCHAFTSRAT), der gesellschaftlichen Kontrolle (ARBEITER- UND BAUERN-INSPEKTION, KONTROLL­POSTEN DER FDJ, KONFLIKTKOMMISSION usw.), von Produkti­onseinheiten und Hilfseinrichtungen (wie KOMBINAT, MTS), auch Tätigkeitsbezeichnungen, welche die Funktion in der Produktionslen­kung betreffen (wie DISPATCHER, INSTRUKTEUR), Bezeichnungen für bestim m te Aufgabenbereiche (wie MATERIELL-TECHNISCHE VERSORGUNG, PERSPEKTIVPLANUNG, PLANKONTROLLE), Verfahrensweisen (BILANZSYSTEM, EINZELLEITUNG, PLANME­THODIK u.ä.), Weisungen (ABLIEFERUNGSNORM, MATERIALVER­BRAUCHSNORM, PLANAUFLAGE, STAATSPLAN usw.), das Ver­halten gegenüber den Anordnungen der Institutionen (z.B. PLANDIS­ZIPLIN, STAATDISZIPLIN). Auch die institutionalisierten Form en des Wettbewerbs, der Produktionsverbesserung und des Auszeichnungssy­stems kann man hierher stellen (z.B. AKTIVISTENBEWEGUNG, GE­SELLSCHAFTLICHE BÜROS, HELD DER ARBEIT, NEUERERBE-

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WEGUNG, NEUERERVORSCHLAG).

Die neue Wirklichkeit erfordert auch die Prägung neuer Term ini der w irt­schaftlichen Fachsprache, z.B. inbezug auf Eigentumsform en (PERSÖN­LICHE HAUSWIRTSCHAFT, SOZIALISTISCHES EIGENTUM, VOLKS­EIGENTUM u.a.), der W irtschaftsführung (z.B. WIRTSCHAFTLICHE RECHNUNGSFÜHRUNG; auch Begriffe vom Typ MATERIELLE INTER­ESSIERTHEIT und SOZIALISTISCHER WETTBEWERB gehören hier­her, insofern sie innerhalb des Systems Kategorien der sozialistischen Pro­duktionsweise sind), Bezeichnungen für Produktionseinheiten (wie KOM­BINAT, BRIGADE), für die verfügbaren M ittel (z.B. DIREKTORFONDS, ÜBERPLANBESTÄNDE). Bestimmte w irtschaftliche Grundbegriffe ha­ben im System der Zentralverwaltungswirtschaft auch eine andere Be­deutung als in der Verkehrswirtschaft (z.B. GEWINN, PREIS268). Über­nahmen im Bereich der technischen und landwirtschaftlichen Fachsprache sind dagegen nur m ittelbar durch die neue Wirklichkeit bedingt - sie sind teils auf die technische Entwicklung (z. B. ANODEN-MECHANISCHES TRENNEN), teils auf politisch-propagandistische Faktoren zurückzuführen (z.B. TRAWOPOLNAJASYSTEM).

Ideologie

Die Grenze zwischen neuer Wirklichkeit und Ideologie als prägenden Faktoren ist schwer zu bestimmen, da die allgemeine Volkswirtschafts­lehre auf dem Boden der marxistisch-leninistischen Ideologie steht und somit Prägungen wie GESETZ DER PLANMÄSSIGEN PROPORTIO­NALEN ENTWICKLUNG DER VOLKSWIRTSCHAFT sowohl in den Bereich der w irtschaftlichen Fachsprache als auch der Ideologiesprache gestellt werden können. Eindeutig der Ideologiesprache zuzuordnen sind begriffliche Determinierungen wie bei SOZIALISMUS/KOMMUNIS­MUS, SPONTANEITÄT und Neuprägungen vom Typ DEMOKRATISCHER ZENTRALISMUS, ORGANISIERTHEIT269. Ihre Anwendung beschränkt sich nicht auf den Sachbereich Wirtschaft.

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Kommunikationssituation

Ein weiterer prägender Faktor, dessen Wirkungen unübersehbar sind, ist die ideologisch-politisch bedingte Komm unikationssituation. In den Zeitungstexten, programmatischen Verlautbarungen, großen Gesetzen (wie z.B. den Gesetzen über die Perspektivpläne und das “Neue ökono­mische System” ) usw. sind die Kommunikationsbereiche der institutio­nellen, sachbezogenen “ Funktionssprache” und der öffentlichkeitsbe­zogenen, Deutungen verm ittelnden “ Meinungssprache” , die W. Dieck­m ann im Anschluß an E. Pankoke unterscheidet270, m iteinander ver­flochten. Einen rein funktionssprachlichen Charakter haben im hier be­arbeiteten Material Anordnungen, welche die technische Durchführung bestim m ter Aufgaben betreffen (Verordnungen, Durchführungsbestim­mungen im G esetzblatt). Sonst hat die Meinungssprache, meist in der be­sonderen Ausprägung der w erbenden Anwendung, einen großen Anteil an den untersuchten Texten. Von diesen Faktoren her lassen sich eine ganze Reihe von Charakteristika des vorliegenden Materials erklären271 - z.B. das Vorherrschen des Substantivs und des zusammengesetzten Be­griffes, die große Zahl der Frem dw örter, die innerhalb des Systems ver­bindliche Festlegung von Inhalten ideologisch polysemer Wörter, Ideolo- gisierung von gebrauchs- und fachsprachlichen Wörtern (vgl. z.B. PLAN und AGROBIOLOGIE), Neuprägung und Häufigkeit von Wörtern wer­tenden und apellativen Charakters (vgl. ARBEITSAUFSCHWUNG, HELD DER ARBEIT, SCHÖPFERISCHE INITIATIVE, SOZIALISTISCHE ARBEITSDISZIPLIN u.ä.), Aufbau von K onnotationssyndrom en durch ideologische Interpretation (vgl. die lexikalischen Definitionen zu PLAN­WIRTSCHAFT, PRODUKTION usw.), w ertende und appellative Bei­w örter und Zusammensetzungen, Gleichsetzung, Entgegensetzung usw. (vgl. ADMINISTRATIV, Zusammensetzungen m it DISZIPLIN, SPON- TANEITÄT/ORGANISIERTHEIT u.ä.), metaphorische Bildungen wie KOMMANDOHÖHEN DER VOLKSWIRTSCHAFT, Übertragung mili­tärischer Termini (DIVERSION, KADER usw.), Stereotypen (SCHÖP­FERISCHE INITIATIVE DER MASSEN u.ä.), auch das Festhalten an bestim m ten term inologisierten Ausdrucksweisen (z.B. MATERIELLE INTERESSIERTHEIT), in einigen Fällen die terminologische Abgren­zung gegenüber anderen W irtschaftsformen (vgl. die Vermeidung von

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Begriffen wie “ Kapital” und “ Vermögen” , stattdessen: GRUNDFONDS, GRUNDMITTEL u.ä.), die Bildung von Gegensatzpaaren (vom Typ OR- GANISIERTHEIT/SPONTANEITÄT) u.ä.

Langue

Die durch die K om m unikationssituation bedingten sprachlichen Erschei­nungen sind im wesentlichen der parole zuzurechnen, obgleich sie sich in den hier interessierenden Texten verfestigt haben. Inwieweit ist aber nun die russische Sprache als langue an der Prägung des Lehngutes beteiligt? Bei den Realia wird man annehmen müssen, daß die A nw ort auf diese Fra­ge davon abhängig ist, ob die betreffenden W örter in die allgemeine Ge­brauchssprache eingegangen sind, was wiederum eine Funktion der Rolle der bezeichneten Sache im alltäglichen Leben ist. W örter ausgesprochen institutioneilen oder fachlichen Charakters und W örter ideologischen In­halts oder ideologisch-propagandistischer Färbung werden weitgehend als Bestandteile von “ S e k u n d ä r s p r a c h e n ” anzusehen sein, die “ sich auf gesellschaftliche Großräum e bzw. Denksysteme beziehen, die der un­m ittelbaren Erfahrung entrückt sind”272 . Da diese Sekundärsprachen aber für die öffentliche K om m unikation, die in der Sowjetunion wie in der DDR stärker in das Alltagsleben hineinreicht als beispielsweise in der BRD, von erheblicher Bedeutung sind und das Sprachverhalten in diesem Bereich prägen273, scheint es mir legitim und notwendig, auch in einer sprachwissenschaftlich orientierten Arbeit die Lehnbeziehungen zu den entsprechenden Sprachbereichen des Russischen zu verfolgen274.

Der russischen Sprache als l a n g u e kom m t bei den hier besprochenen Lehnbeziehungen, wenn m an die im Rahmen der neuen Wirklichkeit ge­prägten K onkreta außer acht läßt, eine relativ geringe Bedeutung als pri­mär prägender Faktor zu. Im Hinblick auf die formale Seite ist zu sagen, daß russische W ortstämme nur in geringem Maße und russische W ortbil­dungsmittel kaum übernomm en w erden275. Verstärkende Wirkungen auf die Produktivität bestim m ter W ortbildungsmuster im Deutschen kann als möglich, aber n icht als erwiesen angesehen w erden276 . Im Bereich der Bedeutung sind die im Kapitel “ Bedeutungsentlehnung” aufgeführten

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Fälle sowie in bestim m ten Zusammensetzungen und Wortverbindungen GESELLSCHAFTLICH, -KULTUR, PRODUKTION2 77ais Beispiele zu nennen; un ter den Lehnwörtern und Lehnbildungen EXPONAT, KADERABTEILUNG (und ähnliche Bildungen, in denen KADER neutralisiert ist), PLAST, UNKONKRET, VORFRISTIG; aus der Gruppe der “ Einflüsse im W ortgebrauch” etwa ENTWICKELN/ENTWICKLUNG (teilweise - wegen der Bedeutungsgeschichte von russ. razvit’/razvitie27^), FORTSCHRITTLICH (teilweise - wegen russ. peredovoj - ‘führend,Best-’), HERANGEHEN AN, ORIENTIEREN AUF, PERSPEKTIVISCH.

Die russischen Vorbilder sind m it wenigen Ausnahm en (vgl. z.B. AR­TEL, EXPONAT, NATSCHALNIK, PODSOL) Prägungen, Bedeutungen, spezielle Verwendungsweisen, die für das s o w j e t i s c h e Russisch charakteristisch sind279 .

Funktionale Typen und ihr Gebrauchswert

Da eine empirische Untersuchung der Relevanz des Lehngutes für andere Kom m unikationsbereiche als den der öffentlichen Sprachen von hier aus nicht möglich ist, soll versucht werden, über eine Gliederung nach funkti­onalen Typen Rückschlüsse auf den Gebrauchswert zu ziehen. Mit f u n k ­t i o n a l e n T y p e n sind Gruppen von W örtern gem eint, denen inner­halb der Texte eine charakteristische Funktion zugesprochen werden kann. Die Begriffe, die zur Bezeichnung dieser Typen gewählt wurden, im­plizieren an dieser Stelle keinerlei Wertung.

Wo im Normalfall die rein sachbezogene Nennung des D enotates als Haupt­funktion angesehen werden kann, soll von einem N e n n u n g s t y p u s gesprochen werden. Diesem wären beispielsweise die N a m e n von In­stitutionen zuzuordnen (ARBEITER- UND BAUERN-INSPEKTION, STAATLICHE PLANKOMMISSION usw.). Der Nennung von Geräten, Verfahren, Begriffen usw., die innerhalb der Fach- oder Ideologiesprache durch Definition oder Gebrauch inhaltlich festgelegt sind, dienen T e r ­m i n i und H a 1 b t e r m i n i 280 wie EXPONAT, MEHRMASCHINEN­BEDIENUNG, SOZIALISTISCHES EIGENTUM, UNTEILBARE FONDS

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u.ä. Die ideologischen Termini und die K e r n w ö r t e r derF ach ter- m inologie281 ( wie ARBEITSPRODUKTIVITÄT, PLAN u.ä.) werden allerdings meist nicht rein nennend gebraucht, sondern haben eine aus­geprägte Tendenz zum Sch lagw ort2 8 2 .

Beim S c h l a g w o r t ist von der Funktion her die Absicht kon­stitutiv, im Rahmen der öffentlichen Meinungssprache eine Meinungs­bildung bzw. Meinungsänderung zu bew irken283. Indem die Schlagwör­ter Programme “kondensieren” , eignen sie sich gut als Signale, als Ver­weis auf die propagierte Ideologie, das Programm, den S tandort des Spre­chers284. Als Beispiele für überwiegend in dieser Weise gebrauchte Wör­ter seien genannt: die meisten Fügungen m it SOZIALISTISCH, ARBEITS­AUFSCHWUNG, INITIATIVE, OPERATIV, WISSENSCHAFTLICH BE­GRÜNDET, NEU, Losungen vom Typ EINHOLEN UND ÜBERHOLEN. Darüber hinaus werden viele Namen und Termini auch oft als Schlagwör­ter gebraucht (z.B. ARBEITSPRODUKTIVITÄT, PLAN, REKONSTRUK­TION, SOZIALISTISCHER WETTBEWERB, VOLKSKONTROLLE).

Eine Zwischenstellung zwischen Schlagwort und Namen bzw. Terminus nehmen von ihrer Funktion und semantischen S truktur her die T i t e l und w e r t e n d n e n n e n d e n Bezeichnungen vom Typ VER­DIENTER ERFINDER, AKTIVIST, NEUERER ein. Einerseits sind sie Bestandteil der Propaganda des A rbeitswettbewerbs - bei HELD DER AR­BEIT wird dies schon von der Prägung her besonders deutlich -, anderer­seits werden die Voraussetzungen für die Verleihung eines Titels gesetz­lich definiert, sind derartige Bezeichnungen o ft auf eine konkrete Person bzw. Gruppe bezogen und haben die Tendenz zur Terminologisierung innerhalb der systembedingten Formen des Arbeitswettbewerbes (vgl. BETRIEBSBÜRO FÜR NEUERERBEWEGUNG, NEUERERVORSCHLAG usw.). Vermutlich ist die Abschwächung des emotiven Bedeutungsgehaltes durch derartige Terminologisierungserscheinungen als Grund dafür anzu­sehen, daß sich innerhalb des Sinnbezirkes des vorbildlichen Werktätigen im Russischen wie im Deutschen in gewissen Zeitabständen merkliche Verschiebungen vollziehen, daß immer einmal wieder ein neues Wort die Rolle des emotiv stark aufgeladenen Appellwortes übernehmen muß (seit 1967 ist dies in der DDR der “ Schrittm acher” )285 , wobei selbstverständ­lich der Inhalt von “vorbildlich” im Rahmen der jeweiligen Propaganda­

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kampagnen eine spezifische Note haben kan n286.

Bei M o d e w ö r t e r n entfällt die Absicht der propagandistischen Wirkung als konstitutives Element. Sie haben in der öffentlichkeitsbe­zogenen Sprache (ähnlich wie auch im privaten und gruppenbezogenen Kommunikationsbereich) wohl die Funktion, den Gleichklang m it der Norm ebene herzustellen, in diesem Falle m it der Redeweise der Spitzen­funktionäre der SED, die sich wieder an entsprechenden Ausdruckswei­sen sowjetischer Funktionäre orientieren. Solche M odewörter sind z.B. HERANGEHEN AN, KOMPLEX. Manche W örter nehmen eine Zwischen­stellung zwischen Mode- und Schlagwort ein, da bei ihnen nicht unbe­dingt eine propagandistische Wirkungsabsicht vorausgesetzt werden muß, sie aber trotzdem charakteristisch für die Deutungsschemata der im Hin­tergrund stehenden Ideologie sind, z.B. ALLSEITIG, SYSTEMATISCH; auch PERSPEKTIVE und ENTWICKLUNG könnte man hier einordnen.

Schließlich gibt es noch eine Gruppe von Wörtern, deren Anwendung an bestim m te Namen, Termini, Schlagwörter geknüpft ist, z.B. ERFÜLLUNG/ ÜBERERFÜLLUNG, VORFRISTIG. Sie sollen als T r a b a n t e n - W ö r t e r bezeichnet werden.

Aus den jeweils spezifischen Funktionen können Verm utungen über den G e b r a u c h s w e r t der einzelnen Typen abgeleitet werden. Der “ Nennungstypus” ist sachbezogen, der Gebrauchswert dam it an das Aus­maß des K ontaktes m it der Sache gebunden. W örtern wie ARBEITSEIN­HEIT, ARBEITSNORM, BRIGADE, KOMBINAT, TRAKTORIST wird man einen hohen Gebrauchswert auch innerhalb der Alltagssprache zu­sprechen können, solange die Sache ihre Bedeutung behält. Fachsprach­liche und ideologische Termini werden an die entsprechenden Kömmuni- kationsbereiche gebunden sein, wobei allerdings die Reichweite der Pro­paganda m it in Rechnung gestellt werden muß, die Gespräche über diese Themen auch in der Schule und am Arbeitsplatz in Gang bringt. Bei den “T iteln” ist anzunehm en, daß sie auch in der Alltagssprache eine ge­wisse Rolle spielen. “ Schlag-” und “M odewörter” dürften sich dagegen im Regelfall auf die Rede in öffentlichkeitsbezogenen Situationen be­schränken, wo entweder eine propagandistische Wirkung oder die Sig­

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nalisierung der System treue angestrebt werden. In Einzelfällen wird aber auch m it dem Übergang in die Gebrauchssprache zu rechnen sein, z.B. bei den M odewörtern KOMPLEX und PERSPEKTIVE.

Diese Verhältnisse quantitativ zu erfassen, ist hier natürlich nicht möglich28?. Immerhin läßt sich un ter Berücksichtigung der Tatsache, daß viele Wörter in unterschiedlichen Funktionen gebraucht werden können, grob schätzen, daß etwa 3/5 des Materials vorwiegend dem Nennungstypus (zum größten Teil den Namen, zum kleineren Teil den Termini), 1/5 überwiegend dem Typus des Schlagwortes, der Rest den Titeln, M odewörtern und Traban­tenwörtern zugeordnet werden können.

Vergleich mit früheren Perioden russisch-deutscher Lehnbeziehungen288

Russisch-deutsche Lehnbeziehungen sind schon seit dem 11. Jahrhundert nachgewiesen. Jedoch nim m t der hier behandelte Zeitraum aus verschie­denen Gründen eine Sonderstellung ein. Einmal ist es die Menge des Lehn- gutes, die ihn von früheren Perioden unterscheidet. Die schon in der Ein­leitung zitierten Ergebnisse der Dissertation von S. Kohls über “ Russisches lexikalisches Lehngut im deutschen W ortschatz der letzten vier Jahrhunderte” zeigen folgende Verhältnisse2 8 9 :

Jahr­hundert bis 16. 16. 17. 18. 19. 1900-17 1917-33 1945-62

Lehn­w örter 12 21 26 42 119 5 33 59

Lehn-prägungen - 2 1 2 1 29 358

Insgesamt

davon Hi­storismen

231

170

479

85

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Aus dieser Übersicht wird auch schon der grundlegende Unterschied in der Art der Entlehnung deutlich: vor 1917 ist die W ortentlehnung die Regel, die Lehnprägung die Ausnahme (nur ca. 2,5 %), im Zeitraum von 1917 bis 1933 ändert sich das Verhältnis stark zugunsten der Lehnprä- gungen, die nun bereits fast die Hälfte des Lehngutes ausmachen, und nach 1945 liegen ca. 85 % des Lehngutes als Lehnprägung vor290. Die­se auffallenden Unterschiede haben ihren Grund vermutlich in Ände­rungen sowohl in der inhaltlichen als auch in der form alen S truktur des Lehngutes bzw. der russischen V orbilder291 .

Die vorherrschende W ortart ist in allen Perioden das Substantiv292. Je­doch waren es vor 1917 fast durchweg Simplizia (russische W ortstämme); Komposita und W ortverbindungen kam en nur ganz vereinzelt vor. Von den zwischen 1917 und 1933 übernomm enen Wörtern waren nach Kohls293

ca. 35 % Simlizia, je ca. 18 % Kom posita und W ortverbindungen, 29 % Abkürzungswörter; nach 1945 dagegen ca. 15 % Simplizia, 44 % Kompo­sita, 31 % W ortverbindungen und 10 % Abkürzungswörter. Viele der im hier behandelten Zeitraum übernomm enen Prägungen sind im Russischen m it “ internationalen” W ortstämm en griechisch-lateinischer Herkunft ge­bildet.Was die inhaltliche Seite betrifft, so w urden bis etwa M itte des 19. Jahr­hunderts überwiegend W örter der materiellen Kultur, besonders auch Be­zeichnungen und Landesprodukten, en tlehn t294 . In der ersten Periode russisch-deutscher Lehnbeziehungen vom 11. bis zum 15. Jahrhundert waren es vor allem Bezeichnungen von Fellen, die im Pelzhandel eine Rolle spielten (“ Zobel” usw.). In dem Zeitraum vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ist die inhaltliche Zusammensetzung des Lehngutes vielfältiger - es wurden beispielsweise geographische Term ini (z.B. “ Step­pe” ), Bezeichnungen von Fischarten (z.B. “ S terlet” ), V erkehrm itteln (z.B. “ D roschke” , “ Troika” ), Geld- und M aßeinheiten (wie“Rubel ” , “ Pud” ), Gegenstände des täglichen Bedarfs (z.B. “ Samowar” , “ Sarafan” ), Bezeichnungen aus dem Bereich von Politik und Gesellschaft (wie “ Zar” , “ Bojar” , “ Ukas” ) entlehnt. Von etwa der M itte des 19. Jahrhunderts bis 1917 sind es dann neben geographisch-geologischen Term ini (wie “ Tai­ga” , “ Tundra” , “ Siberit” , PODSOL) vor allem Namen von politischen und ideologischen Richtungen, Parteien und Organisationen (z.B. “ Deka-

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brist” , “ N arodniki” , “ Nihilismus” ). Für die Zeit von 1917 bis 193 3 sind besonders Entlehnungen von W örtern aus dem Bereich von Politik und Gesellschaft sowie von Bezeichnungen neuer Einrichtungen der Sowjet­union typisch (“A rbeiterrat” , “ Bolschewik” , KOLCHOS, MTS, “ Pionier” , “Politbüro” , “ Sowjet” u .ä .295). Nach 1945 liegt der Schwerpunkt in den Sachgebieten W irtschaft, Politik und gesellschaftliches Leben296.

Von dem bei Kohls gebuchten Lehngut wurden bzw. werden aus der Zeit vor 1945 ca. 40 % (davon nach Kohls’ Analyse ca. 1/3 in Form und In­halt vollständig assimiliert), aus der Zeit nach 1945 dagegen ca. 90 % (da­von ca. 2/3 formal und semantisch voll assimiliert) auch inbezug auf deutsche Verhältnisse gebraucht297. Jedoch ist zu berücksichtigen, daß von den vor 1917 entlehnten W örtern 87 % in der deutschen Gegenwarts­sprache n icht m ehr gebräuchlich sind (von den nach 1917 entlehnten ist ebenfalls ein Teil, ca. 17 %,bereits zu Historismen geworden). Viele dieser Wörter waren Reliktwörter in ehemals slawischen Siedlungsgebieten, an­dere wurden auf der Basis nachbarlicher K ontakte entlehnt. Sie waren zu­nächst in M undarten des niederdeutschen Sprachgebietes gebräuchlich und wurden dann durch Siedlungsbewegungen und durch Aufnahm e in die Schriftsprache w eiterverb re ite t298 . Darüberhinaus wurde Lehngut über die Handelsbeziehungen, über Reisen und Gesandtschaften vermit­telt. Die Verbreitung erfolgte zunächst mündlich, später in Reise- und In­form ationsberichten, auch durch die Aufnahme in Fremdwörterbücher, seit Mitte des 19. Jahrhunderts besonders über die Zeitung und über Über­setzungen russischer L iteratur299 . Nach 1917 spielen daneben die KPD- Presse und der KPD nahestehende deutsche Schriftsteller, wie z.B. J.R. Becher und B. Brecht, eine hervorragende Rolle bei der V erm ittlung russischen Lehngutes.

Für die Zeit nach 1945 ist charakteristisch, daß die Lehnbeziehungen nicht mehr das gesamte deutsche Sprachgebiet betreffen, sondern sich in ihrer Hauptmasse auf das Sprachgebiet der DDR beschränken. Direk­te K ontakte m it der russischen Sprachgemeinschaft ergaben sich für die Gruppen der Emigranten und der Kriegsgefangenen sowie über die so­wjetische Besatzungsmacht. Durch den Pflichtunterricht an den Schulen erhält die jüngere Generation mindestens Grundkenntnisse des Russi-

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sehen. Gebrauchssprachliche Lehnbeziehungen, die nicht eine Funktion der veränderten gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Verhältnisse sind, spielen jedoch eine untergeordnete Rolle und betrafen vor allem die Nachkriegsjahre (als Beispiele seien genannt: “Chleb” - ‘B rot’, “Papiros”- ‘Zigarette’, NATSCHALNIK - ‘C hef, “ Propusk” - ‘Passierschein’). Im übrigen ist das Lehngut weitgehend der öffentlichen Sprache zuzuordnen und wird über die Medien dieses Kommunikationsbereiches verbreitet.Die wesentliche Rolle kom m t dabei der Presse und den zahllosen Über­setzungen von Texten verschiedenster Art zu. Im einzelnen wurde dar­über schon in dem Kapitel über die allgemeinen Voraussetzungen der hier besprochenen Lehnbeziehungen berichtet.

Zur Frage der Beurteilung der russischen Einflüsse im Hinblick auf die gesamtdeutsche Sprachsituation

Bei den vorangegangenen Überlegungen zu den prägenden Faktoren und

funktionalen Typen des vom Russischen beeinflußten W ortgutes im Un­

tersuchungsbereich hat sich gezeigt, daß die Einflüsse im wesentlichen von Sprachschichten ausgehen, die in starkem Maße vom ideologischen, wirtschafts- und staatspolitischen Hintergrund und von den Eigenarten

bestim m ter Kommunikationsbereiche determ iniert sind. Die Vorbilder sind in den allermeisten Fällen Produkte der nachrevolutionären Wort­schatzentwicklung im Russischen.

Daß bei der Beurteilung von Erscheinungen in diesen Sprachbereichen selbst professionelle Sprachwissenschaftler der Versuchung erliegen können, die sprachlichen Tatbestände zu tadeln, wo sie eigentlich die Sache oder die Ideologie treffen wollen, ist besonders in einigen west­deutschen Aufsätzen aus den 50er Jahren deutlich geworden, schon die Titel legen davon Zeugnis ab, und ist inzwischen mehrfach kritisiert wor­den, so daß sich ein weiteres Eingehen auf dieses Them a erübrigt300 .Das Abgleiten in die Polemik auf diesem durch die Kopplung m it dem Problem der politischen Teilung Deutschlands noch zusätzlich emotio-

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nal aufgeladenen Gebiet ist auch nur ein Sonderfall der m ethodischen Unsicherheit in der Kritik “ sekundärer Sprachen” , die besonders in den letzten Jahren lebhaft diskutiert worden ist301 .

Nachdem besonders E. Sturm s in ihrem Beitrag zum Aueler Protokoll sich um eine Abgrenzung sprachwissenschaftlicher Betrachtung von der Ideologiekritik bem üht hatte, ist es in der BRD vor allem die Arbeit von H.H. Reich, die m it einem durch diese Diskussion geschärften M ethoden­bewußtsein an die Beurteilung des russischen Einflusses geht und die pri­mär sprachlichen Einflüsse von den in erster Linie durch die neue Wirklich­keit bzw. die Ideologie bedingten Angleichungserscheinungen abheb t3 0 2 .

Die östliche Einschätzung des russischen Einflusses auf den W ortschatz der DDR303 orientiert sich an den Maximen, die Stalin in seiner A bhand­lung über den “ Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft” auf­gestellt hat304 . Sie w urden auf der theoretischen Konferenz der Abtei­lung Propaganda des ZK der SED vom 23. bis 24. Juni 1951 in Berlin ausführlich referiert, diskutiert und als offizielle Richtlinie für die Sprach­wissenschaft proklam iert305 :

“ Indessen sind K ultur und Sprache zwei verschiedene Dinge. Die Kultur kann sowohl eine bürgerliche als auch eine sozialistische K ultur sein, die Sprache aber als Mittel des Verkehrs ist stets Sprache des gesamten Vol­kes und kann sowohl der bürgerlichen als auch der sozialistischen Kul­tu r dienen.” 306

Im Hinblick auf die künftige Sprachentwicklung im Zuge des “ Sieges des Kommunismus” m eint Stalin:

“ Hier werden wir es nicht m it zwei Sprachen zu tun haben, von denen die eine eine Niederlage erleidet, die andere aber als Sieger aus dem Kampfe hervorgeht [wie in der Zeit der Klassengesellschaft] , sondern m it H underten von Nationalsprachen, aus denen sich im Ergebnis einer langen w irtschaftlichen, politischen und kulturellen Zusammen­arbeit der N ationen zunächst die am meisten bereicherten einheit­lichen zonalen Sprachen herausheben, und dann die zonalen Sprachen zu einer gemeinsamen internationalen Sprache verschmelzen werden, die natürlich weder die deutsche noch die russische, noch die eng­lische, sondern eine neue Sprache sein wird, die die besten Elemente der nationalen Sprachen in sich aufgenommen hat.” 307

Diese obligatorischen Grundsätze ließen eine positive Hypostasierung des

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russischen Einflusses durch östliche Sprachwissenschaftler nicht als op­portun erscheinen. Es werden stets die K ontinuität der Sprachent­wicklung und die Ideologiebedingtheit (in östlicher Ausdrucksweise: “ Klassengebundenheit") der veränderten Begriffsinhalte betont:

“ Es handelt sich . . . nicht in erster Linie um sprachliche Unterschei­dungen. Diese sind nur Ausdruck einer unterschiedlichen begriffli­chen Widerspiegelung der Wirklichkeit. Diese begrifflichen Wider­spiegelungen sind klassengebunden. ”30 8

Die These von der K ontinuität der Sprachentwicklung und der Kon­stanz des sprachlichen Grundbestandes auch bei V eränderung von Ba­sis und Überbau impliziert die offizielle Ablehnung einer Zweisprachen­hypothese, wie sie von besorgten Sprachbeobachtern (bzw. Ideologie- kritikem ) vor allem in der BRD, aber auch gelegentlich in der DDR selbst aufgestellt w urde309 . Besonders deutlich wird die östliche Be­urteilungsweise in dem folgenden Z itat eines sowjetischen Autors:

‘Wenn diejenigen recht hätten, die überzeugt sind, daß die Sprache der Überbau über der Basis ist, dann hätten wir je tz t zwei deutsche Sprachen: eine alte deutsche Sprache im Westen Deutschlands und eine neue deutsche Sprache in der Deutschen Dem okratischen Re­publik. In W irklichkeit aber haben wir es m it einer einzigen deut­schen Sprache zu tun, die für ganz Deutschland gemeinsam ist.’310

In neueren Äußerungen zu diesem Komplex werden allerdings die Dif­ferenzierungserscheinungen in bestim m ten W ortschatzbereichen auch in der DDR wieder stärker hervorgehoben, und zwar un ter Bezugnahme auf kom m unikative und pragmatische A spekte^11.

Da die lexikalischen Veränderungen in einem bisher zwar nicht quanti­fizierbaren, aber sicher n icht unerheblichen Maße in einen ü b e r ­n a t i o n a l e n S p r a c h a u s g l e i c h eingebettet sind, der im Westen weitgehend un ter amerikanisch-englischem, im Osten unter russischem Vorzeichen verläuft 31 2, soll hier auch eine Beantwortung der Frage versucht werden, wie der Einfluß des Russischen in diesem Zusammenhang zu beurteilen ist. Bezugspunkt ist dabei in erster Linie das hier behandelte W ortgut. Im Prinzip können die daraus abgeleiteten Aussagen aber auf die Lehnbeziehungen in anderen Sachbereichen über­tragen werden, auch wenn dort die Relationen zwischen den einzelnen prägenden Faktoren und funktionalen Typen z.T. anders sein werden.

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Ehe die stattliche Zahl von über 600 “ russisch beeinflußten” lexikalischen Einheiten, die hier allein für den Sachbereich W irtschaft genant wurde, zu voreiligen Schlüssen verführt, seien noch einmal einige Zahlen aus den Übersichten auf S. 111 und S.87 ins Gedächtnis zurückgerufen.

Wenn man alle Bildungen m it russischen Eigennamen, Sekundärkom po­sita, reinen “ Sowjetismen” und nur in Lexika verzeichneten W örter ein­bezieht, so bestehen ca. 13 % des Gesamtmaterials ganz oder teilweise aus russischen W ortstämmen. Ohne die Eigennamen und sekundären Bildungen sind es jedoch nur ca. 2 %, und nur 0,5 % kam en in den Tex­ten inbezug auf die DDR vor. Von seiten unbekannter russischer W örter dürften also kaum Verständigungsschwierigkeiten drohen.

Hingegen setzen sich ca. 67 % des Materials ganz oder teilweise aus “ in­ternationalen” W ortstämmen griechisch-lateinischer H erkunft zusam­men. Auf das Gesamtm aterial bezogen, sind es knapp 4 %, die als Prä­gung im Deutschen offenbar neu sind. Inbezug auf deutsche Verhält­nisse belegt waren in dieser Gruppe ca. 2/3. Ein Teil dieser Wörter dürfte in die Alltagssprache Eingang gefunden haben. W örter wie AK­TIV, BRIGADE, KOLLEKTIV, KOMBINAT, TRAKTORIST usw. be­gegnen einem bei der Lektüre von DDR-Texten sehr häufig, und sie sind in alle DDR-Wörterbücher und auch in einige in der BRD erschie­nene W örterbücher aufgenommen worden, so daß man sich leicht über ihre Bedeutung inform ieren kann. A nsonsten handelt es sich um Prä­gungen aus bekanntem Sprachmaterial nach den im Deutschen üblichen W ortbildungsmustern.

Wo Bedeutungsänderungen im Rahmen der Ideologie und der Wirtschafts­theorie oder die Unkenntnis der bezeichneten Sache das Verständnis er­schweren, ist die H erkunft aus dem Russischen nur von historischem Interesse und schafft keine sprachlich relevanten Unterschiede gegen­über Prägungen, die etwa aus der Feder von Karl Marx stammen. Dies trifft auf den größten Teil des hier vorliegenden Materials zu. Ich habe nur wenige Beispiele gefunden, in denen man Verständnisschwierig­keiten auf die Übernahme von inhaltlichen Elementen der russischen Sprache als langue zurückführen kann: z.B. bei REKONSTRUKTION, wo die Bedeutung “ Neugestaltung” wohl aus der russischen Wortge-

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schichte abgeleitet werden kann (“W iederaufbau” nach den Bürgerkriegen, der zugleich ein “ N euaufbau” war), von der Etymologie und von der bis­herigen Verwendungsweise im Deutschen her jedoch unverständlich blei­ben muß 313 , oder bei bestim m ten Verwendungsweisen von GESELL­SCHAFTLICH314. Bei Wörtern wie DIVERSION, KADER usw. geht die Bedeutungsänderung ursprünglich auf einen übertragenen Gebrauch mili­tärischer Termini zurück, der nicht von Eigenarten der russischen Sprache, sondern vom Kampfstil der Parteisprache her zu erklären ist. Inzwischen sind diese W örter jedoch längst neutralisiert und term inologisiert worden und in die Gebrauchs- bzw. Fachsprache eingegangen, was natürlich kein Hindernis dafür ist, daß die käm pferischen K onnotationen bei Bedarf durch den K ontext wieder belebt werden können.

A uf die Ebene des reinen S p r a c h v e r s t ä n d n i s s e s reduziert, kom m t dem Einfluß des Russischen im Hinblick auf innerdeutsche Kommunikationsschwierigkeiten also eine ziemlich unerhebliche Rand­stellung zu.31 5 Sein wesentlicher Beitrag zu den Veränderungen in be­stimmten W ortschatzbereichen besteht vor allem in der Vorbildrolle, die die entsprechenden Bereiche des russischen Sprachgebrauchs bei der F o r m i e r u n g der Institutions- und Meinungssprache in der DDR, d.h. bei der Wahl der Bezeichnungen, der Schlag- und M odewörter und ihrer charakteristischen Verwendungsweisen, übernomm en haben. Die kritischen Anmerkungen, die zu diesen Einflüssen von seiten russischer Texte zu machen sind und , zum indest von westlicher Seite aus, auch reichlich gem acht w urden316 , betreffen Eigenheiten, auf die die Sprache offizieller Verlautbarungen in der UdSSR und in der DDR keineswegs ein Monopol haben. Mindestens für die Sprache des Nationalsozialismus und der Reklame sind Merkmale festgestellt worden, die den folgenden sehr ähnlich sind3 17:

“ hohe Em otionalität der Sprache (falsches Pathos-, agitatorischer Stil; Steigerungen durch Superlative, W iederholungen und häufende Rei­hung); starke W ertungen (zahlreiche W ertbegriffe und wertende Adjektive); Vorliebe für das Frem dw ort und religiöse und militäri­sche Termini; imperativischer S t i l . . . ; U nbestim m theit der Be­griffe und allgemeine Verschwom m enheit des Ausdrucks; form a­lisierte Sprache (Schlagwörter, Slogans, stereotype Wendungen, feste Adjektiv-Substantiv-Koppelungen); niedrige Stilebene(Invek- tiven, Einflüsse der Gossensprache” 318.

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Immer wieder m achten auch in der DDR und in der UdSSR Sprachwis­senschaftler und -kritiker auf diese negativen Erscheinungen aufm erk­sam31 9, und sie können sich dabei sogar auf Lenin berufen, der sich z.B. gegen den unnützen und falschen Gebrauch von Frem dw örtern w andte320 . Seit 1950 321 und verstärkt um 1960 wurde (besonders in der “ Izvestija ”, einer regierungsoffiziellen Tageszeitung) eine lebhafte öffentliche Diskus­sion um die “ Bürokratisierung” der russischen Sprache geführt322 , vgl. z.B. das folgende Zitat:

“ Uns droht die Gefahr, daß das wunderbar reine Russisch durch eine geistig beschränkte (skudoum nyj) und to te Bürokratensprache er­setzt wird . . . Die Sprache wird verbürokratisiert (objurokraciva- etsja) von oben bis unten, angefangen bei den Zeitungen und beim Radio bis zu unserer alltäglichen Umgangssprache.” 323

Für die öffentliche Sprache der DDR w urden ganz ähnliche Klagen laut:

“ In vielen unserer Verwaltungsstellen ist man je tz t d rauf und dran, einen Bürokraten-Jargon zu entwickeln, der jeder Beschreibung spottet. . . . Leider wird dieser Unfug nicht nur vom Rundfunk, sondern auch von unseren Zeitungen verbreitet und dringt sogar in die Schulen ein. Ich meine, es ist an der Zeit, auf diese Sprachseuche hinzuweisen und zum Kampf dagegen aufzurufen . . . Besonders müssen wir diejenigen dazu aufrufen, denen es in erster Linie ob­liegt, die deutsche Sprache zu pflegen: die Schriftsteller, Redakteure und Journalisten, ganz besonders aber die Pädagogen.”324

Allzuviel Erfolg scheint diesen Appellen aber weder in der Sowjetunion noch in der DDR beschieden zu sein. Schon in den 30er Jahren sah sich V.V. Vinogradov, ein führender sowjetischer Sprachwissenschaftler, zu der Feststellung genötigt, daß die meisten Menschen ‘in fertigen Formeln, in Klischees’ sprächen und schrieben325. Daß sich daran offen­bar bis heute wenig geändert hat, hängt wohl dam it zusammen, daß sich diese Menschen in einer sozialpsychologischen Situation befinden, in der sie sich einem “gesellschaftlichen K onform itätsdruck”32® ausge­setzt sehen. Ganz besonders dürfte dies auf die von Oelßner zur Sprach­pflege aufgerufenen Schriftsteller, Journalisten, R edakteure und Päda­gogen und auch auf die Übersetzer zutreffen. Auch ohne daß bisher

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regelrechte Anweisungen von der Zentrale über den Gebrauch bestim m ter W örter in der Presse bekannt geworden sind und obwohl allzugroße Stereo­typie in der Ausdrucksweise gelegentlich gerügt w ird327 , tragen diese Per­sonengruppen zur “ Form ierung” der offiziellen Sprache nach russischem Vorbild und nach dem M uster der Redeweise hoher deutscher Funktio­näre und Instanzen bei.328

So m ündet die Frage nach dem O rt des russischen Einflusses in der ge­sam tdeutschen Sprachlandschaft ein in allgemeinere Fragen nach Gel­tung und Wirkung von Ideologiesprache und Funktionssprache, nach der Reichweite der sprachlichen Formierung, den Motiven und den Fol­gen sprachlicher Anpassung und nach den Auswirkungen der gestörten Kom m unikation zwischen den beiden Teilen Deutschlands auf die in­nerdeutsche Verständigung. Diesen Fragen w urde in anderen Arbeiten von einem umfassenderen Ansatz aus nachgegangen. Und es ist zu hof­fen, daß sie w eiterhin in der Diskussion bleiben - im Westen wie im Osten. Denn hier liegt die besondere Problem atik, in welche die be­sprochenen Lehnbeziehungen eingebettet sind.

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ANMERKUNGEN

Kohls, Russisches lexikalisches Lehngut im deutschen Wort­schatz, S. 275.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibt Kohls in Sprach­pflege 1965, S. 161-164.

Vgl. zu diesem Begriff S. 28 f.

Hengst, Entlehnungen aus dem Russischen nach der Großen Sozialistischen O ktoberrevolution im W ortschatz der deut­schen Gegenwartssprache. Weist auf das Desiderat eingehen­der, allgemein zugänglicher Untersuchungen hin.

Ihlenburg, Entwicklungstendenzen des W ortschatzes in bei­den deutschen Staaten; vgl. besonders S. 384 f.

Wilske, Zum Wandel des Sinngehalts deutscher W örter unter dem Einfluß des Russischen seit 1945.

Morgenroth, Partizipialkonstruktionen im Deutsch der Gegen­wart.

Liebsch, Das A ttribu t in der deutschen Sprache der Gegen­wart, S. 114 f.

Vgl. z.B. Riesel, Der Stil der deutschen Alltagsrede.

Sturms, Einige Bemerkungen zu den russ.-sowjet. Einflüssen in der Sprache M itteldeutschlands.

Nyvelius, Russischer Spracheinfluß im Bereich der Landwirt­schaft der DDR.

Vgl. z.B. Fröhlich, Sowjetdeutsch, die SED-Sprache, beson­ders S. 6 ff.; H.Koch, Russischer Sowjetismus und die deut­sche Sprache, besonders S. 22; L. Weisgerber, Die deutsche Sprache im Kalten Krieg, S. 45.

Richter, Zur Entwicklung der deutschen Sprache in der Sowjet. Besatzungszone, besonders S. 6053 f.

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Kinne,Der politische W ortschatz der SBZ unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Umgangssprache und Funktionärssprache, besond. S. 3-1L

Moser, Sprachliche Folgen der politischen Teilung Deutsch­lands, besonders S. 11-14.

Bartholmes,Tausend Worte Sowjetdeutsch; vgl. bes. S.44-47.

M atthias/Schierbaum, Errungenschaften.

Bartholmes, Das W ort “V olk” im Sprachgebrauch der SED.

Hellmann, Schrittm acher; vgl. bes. S.132ff.

Kraft,Zum Gebrauch des attibutiven Adjektivs in beiden Tei­len Deutschlands m it besonderer Berücksichtigung des russ. Spracheinflusses.

Reich, Sprache und Politik.

Es handelt sich im wesentlichen um die zweisprachigen Wör­terbücher von Bielfeldt und Leping/Strachova sowie das ein­sprachige russ. Akademie-W örterbuch in 4 Bänden, Moskva 1957- 1961.

Vgl. Vorwort, S. 10, A uf einige Fehler weist A. Schubert in seiner Rezension in der ZfdPh 1969, S.l 5 5 ff. hin.

Kuklina,‘Die Widerspiegelung der dem okratischen Umwand­lungen in Deutschland im W ortbestand der dt. Sprache für die Zeit von Mai 1945 bis Okt. 1949’ (russ.). A utoreferat der Diss., Moskva 1951 (die Seitenangaben beziehen sich auf eine hek- togr. Übs. ins Deutsche); ‘Zum Einfluß des Russ. auf die Entwicklung des W ortschatzes der dt. Gegenwartssprache’. - Die T i t e l r u s s . A rbeiten werden hier, um das Ver­ständnis zu erleichtern, grundsätzlich in Übs. angegeben, die Namen von russ. Zeitschriften dagegen abgekürzt in der Ori­ginalsprache. Die russ. Titel und die vollen Namen der Zeit­schriften sind dem Literaturverz. zu entnehm en. Für die Wie­dergabe russ. W örter aus dem Originaltext wird die interna­tionale bibliothekarische T r a n s k r i p t i o n benutzt. Russ. Wörter aus dt. Texten werden in der Vorgefundenen Schreibweise übernomm en (vgl. hierzu Anm. 145).

Karpovii, ‘Über die russ. W örter in der dt. Sprache’ (1958); ‘Zur Frage der russ. Entlehnungen in der dt. Sprache’(1962); ‘Die morphologische Gestaltung der russ. Wörter in der dt.

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Sprache’ (1966).

26 Eine hektographierte W ortliste m it ca. 1950 Stichw örtern aus der Diss. gibt leider keinerlei A uskunft darüber, welche W örter als Lehngut angesehen werden. Die Diss. selbst war von hier aus n icht zu beschaffen.

27 Krepkich, Der Einfluß des Russischen auf die Entwicklung der gesellschaftlich-polit. Terminologie des dem okrat. Deutsch­land’.

28 Subbotina, ‘Sowjetisch-russisches W ortgut in der dt. Sprache’.

29 Für die bibliographischen Angaben vgl. das Literaturverzeich­nis.

30 Intensiver setzt sich m it diesem Komplex auseinander: Reich, Sprache und Politik; vgl. besonders S.246 f.

31 Die Sprache von Rundfunkinterview s u.a. kann nicht ohne weiteres als Zeugnis für umgangssprachl. Redeweise angesehen werden. Vgl. K raft, Spontanes u. Gelenktes in der Sprache von Landfunksendungen in der DDR.

32 Vgl. zur Frage der Sprachlenkung u.-regelung besonders Betz, Sprachlenkung u. Sprachentwicklung; Moser, Sprache - Freiheit o Lenkung? , bes. S. 33 ff.; Reich, Sprache und Politik, S. 333 ff.; Dieckmann, Sprache in der Politik, S. 38 ff.

33 Vgl. z.B. die W ortlisten bei Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, S. 261 ff.

34 Vgl. die Zusammenstellung dieser Sachgruppe S. 128.

35 Vgl. hierzu auch Anm. 280.

36 A uf S. 30 ff. sind die wichtigsten Quellen noch einmal über­sichtlich u. m it Angabe der im Glossar benutzten Siglen zu­sammengestellt. Die genauen bibliograph. Angaben sowie alle weiteren K ontrolltexte u. Lexika sind dem Literaturver­zeichnis zu entnehm en.

37 Dieser Zeitraum w urde früher gesondert bearbeitet. Eine das Gesamtbild verzerrende Überrepräsentanz von N euentleh­nungen aus diesen Jahren ist, wie das Diagramm auf S. 113 f. zeigt, nicht zu befürchten.

38 Gelegentlich w urden auch Zufallsbelege m it verwertet.

39 Über die Auswahlprinzipien inform iert Hellmann, Zur Doku­m entation u. maschinellen Bearbeitung von Zeitungstexten in der Außenstelle Bonn.

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40 Vgl. z.B. A lbrecht, Planifikateure beim Werk; Beiträge in verschiedenen J ahrgängen des Ordo-Jahrbuches.

41 z.B. verzeichnet das ÖW sowohl ‘Held der sozialistischen Ar­beit’ (die heute in der UdSSR übliche Form des Titels) als auch ‘Held der A rbeit’ (so in der DDR) ohne Hinweis auf den jeweiligen Geltungsbereich. - Im übrigen vgl. zum lexikalischen Niveau der russ.-dt. W örterbücher Lam brecht.K önnen wir mit unseren russisch - deutschen W örterbüchern zufrieden sein?

42 Die Jahrgänge 1950 und 1951 waren mir leider nicht zugäng­lich.

43 Zitate, bei denen nicht ausdrücklich eine andere Auflage an­gegeben ist, sind der Ausgabe von 1959 (russ.: 1958) entnom ­men.

44 Weber (Hrsg.), Der deutsche Kommunismus, 2 1964.

45 Sturms, Russisch-sowjetischeEinflüsse, S. 119.

46 Der Rückgang der Frequenz bzw. die Vermeidung bestim m ter W örter w urden nicht behandelt, da für diesen Zweck eine syste­matisch vergleichende Exzerption auch aus w estdt. Texten er­forderlich gewesen wäre. Die westdt. T exte w urden aber hier nur als K ontrolltexte zur Überprüfung der neuen sprachlichen Erscheinungen in der DDR herangezogen.

47 Zu Einzelheiten inbezug auf den Aufbau der W ortartikel vgl. G lossarS. 181 ff.

48 Wie bei anderen Grundbegriffen besteht über die Definition der G rundeinheit W o r t in der Sprachwissenschaft keine Einigkeit. Für die Zwecke dieser A rbeit erscheint der auch von Fleischer(W ortbildung der d t. Gegenwartssprache) be­fürw ortete Vorschlag Jachontovs brauchbar, das W ort je­weils nur inbezug auf eine bestim m te sprachliche Ebene zu definieren. Hier ständen nach J.s Terminologie das “gra­phische W ort” (=beschriebene Stelle “zwischen zwei Zwi­schenräumen in der Schrift” ) und das “ Lexikonw ort” (=“ eine Einheit, die nach dem Charakter ihrer Bedeutung im W örterbuch gesondert berücksichtigt werden m uß” ) zur Dis­kussion (zit. bei Fleischer, a.a.O., S. 32f. nach Jachontov, ‘Zur Bedeutung des Terminus “W ort” !

49 Zur sprachwissenschaftlichen Problem atik dieses Komplexes

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vgl. z.B. Klappenbach, Feste Verbindungen in der deutschen Gegenwartssprache.

50 Vgl. zur Klassifizierung der “ stehenden Redewendungen” : Der Große Duden. Grammatik, S .439 f.

51 Nach: Betz, Deutsch und Lateinisch. Die Lehnbildungen der althochdeutschen Benediktinerregel.Vom systematischen Standpunkt her konsequenter, aber leider z.T. schwer ins Deutsche übertragbar ist die Terminologie, die E. Haugen vorschlägt (The Analysis of Semantic Borrowing). Ausgehend von dem stets auf Bedeutungsübernahme gerichte­ten Entlehnungsvorgang unterscheidet er nach dem Ausmaß der formalen Substitution durch einheimisches Sprachmaterial: “ loanwords” (keine Substitution), “ loanblends” (partielle Sub­stitu tion) und “ loanshifts” (totale Substitution) [S. 214 ff.]. Letztere gliedert er in Lehnhom onym e, Lehnsynonym e, Lehn­übersetzungen und syntaktische Substitution (“ loanhom onym s” , “ loansynonym s” , “ loantranslations” , “ syntactic substitution” ) [S. 218 f.].Eine Deutung sprachlicher Lehnbeziehungen aus der Sicht der inhaltbezogenen Sprachbetrachtung gibt L. Weisgerber, Sprach­liche Begegnungen der Völker.

52 Eine über die Vorschläge von Betz und Haugen hinausgehende Differenzierung des Bereichs der Lehnprägungen (vor allem auch inbezug auf morphologische und syntaktische Elemente) findet sich bei Schumann, Zur Typologie u. Gliederung der Lehn­prägungen; vgl. besonders S.87 ff. Die L e h n s c h ö p f u n g lehnt er als Kategorie des sprachlichen Lehngutes ab :“ . . . es wird für einen aus einem frem den Kultur- und Sprachgebiet im­portierten Begriff ein neues W ort selbständig gebildet, ohnedaß dabei ein frem des sprachliches Vorbild nachgeprägt w ird”1 (S.66). Wegen des bei formaler Unabhängigkeit der Nachbil­dung noch erschwerten Nachweises der Entlehnung sind derar­tige Bedenken durchaus verständlich. Doch vernachlässigen sie den inhaltlichen Anstoß zur Neuprägung, der von dem fremd- sprachl. Vorbild doch tro tz allem ausgeht (diesen Gesichts­punkt läßt Öhman, W ortinhalt u. Weltbild, S. 62, immer­hin noch gelten) und zeugen von einer einseitigen Orientierung an der form alen Seite des Wortes. - Hinweise auf Beiträge so­wjetischer Sprachwissenschaftler zum Komplex der Lehnprä­gungen finden sich bei Fleckenstein, Zu einigen Fragen der Lehnprägung.

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Vgl. z.B. Leisi, Der W ortinhalt, S .11 ;Ullmann, Grundzüge der Semantik, S. 5 f.; schon früher: Weisgerber, Die Bedeu­tung slehre - ein Irrweg der Sprachwissenschaft? ; dagegen be­hält z.B. W. Schmidt, Lexikalische und aktuelle Bedeutung, diese Bezeichnungsweise bei.

Leisi definiert das W ort als “ Brauch” und den W ortinhalt als “ die Bedingungen, die den Vollzug des W ortaktes bei der Be­nennung erlauben” (Der W ortinhalt, S. 19).

Zum Begriff der “ ideologischen Polysemie” vgl. Dieckmann, Sprache in der Politik, S.70ff.

Vgl. ebd., S. 76.

Auch Betz unterscheidet n icht zwischen Lehn- und Fremd­w ort (vgl. Deutsch und Lateinisch, S. 26).

v. Polenz, Frem dw ort und Lehnwort, sprachwissenschaftlich betrach te t (m it einem Überblick über die Problemgeschichte). v.P. geht von sprachsoziologischen G esichtspunkten aus und bezeichnet “ alle W örter frem der H erkunft, die m indestens in einer größeren Gruppe von Sprachteilhabern zum üblichen W ortschatz gehören” als Lehnwörter, als Frem dw örter im synchronischen Sinne nur die Fälle, die Z itatcharakter haben und okkasionell bleiben.

Heller, Das Frem dw ort in der deutschen Sprache der Gegen­wart.

Die Zuordnung zu einer eigenen Gruppe “ hybride Bildungen” (vgl. z.B. Fleischer, Wortbildung, S.38f.: “ Top-Erzeugnisse” , “superfein” , “A utom atisierung” u.ä.) verspricht bei dem hier vorliegenden Material keinen Erkenntnisgewinn. Erwähnens­werte morphologische und semantische Besonderheiten wer­den in den entsprechenden Kapiteln abgehandelt.

Bei Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, als “ hybride Lehnbildungen” geführt (vgl. do rt S. 17).

Auch bei Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, S.18,und Kuklina,Zum Einfluß des Russischen, S .76.

Die Bezeichnung war - außer in der marxist. W irtschaftstheo­rie - besonders bei den V ertretern des M erkantilismus (16./17. Jh .) gebräuchlich und kann sich außerdem auch auf die

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engl. u. frz. Bezeichnungsweise stützen (political econom y, économie po litique) - vgl. Dr. Gablers Wirtschaftslexikon,Bd. II.

64 Politische Ökonomie. Lehrbuch. Nach der 3., überarb. russ. Ausgabe, S. 16:“ Somit ist die politische Ökonomie die Wissenschaft von der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse, das heißt der ökonom ischen Verhältnisse der Menschen. Sie ergründet die Gesetze, denen die Produktion und die Vertei­lung der materiellen Güter in der menschlichen Gesellschaft auf ihren verschiedenen Entwicklungsstufen unterworfen sind.”

65 Vgl. hierzu besonders Wagenlehner, Das sowjetische W irtschafts­system und Karl Marx, S. 11.

66 Vgl. besonders zum letzteren z.B. Paul, Prinzipien der Sprach­geschichte, S. 393.

67 Sowjetische Stellen (bis 1953 die “Sowjetische K ontroll­kommission, bis 1955 die "Hohe Kommission” ) nahm en zu­nächst noch Teilaufgaben der zentralen Verwaltung wahr - vgl.SBZ von A bis Z 1969, S. 102 und S. 152.

68 Vgl. SBZ von A bis Z 1963, passim.

69 Vgl. z.B. Eucken, Grundsätze der W irtschaftspolitik, S .l 34:“Die I d e e der zwangsläufigen Entwicklung war also der G rund für die T a t s a c h e , daß m an unvorbereitet ein zentralverwaltungswirtschaftliches Experim ent un ter­nahm .”

70 Vgl. Noelle, Das Ordnungsproblem im Saint-Simonismus, S. 72: “Dam it die Industrie ihre Aufgabe [als Quelle des m ensch­lichen W ohlstandes] erfüllen kann, müsse eine W irtschafts­ordnung errichtet werden, in der alle Einzelpläne an einer zentralen Stelle durch einen Gesamtplan koordiniert w erden.”

71 Vgl. die Z itate im Glossar un ter PLAN.

72 Vgl. von Laue,Einige politische Folgen der russischen Wirt­schaftsplanung um 1900.

73 Vgl. Evangelisches Staatslexikon, S. 15 31.

74 Vgl. Raupach, Das Planungssystem, S. 142.

75 Ebd., S. 141; vgl. allgemein zum Verhältnis des Sowjet. Wirtschafts-

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systems zur Marx’schen Lehre: Wagenlehner, Das sowjetische Wirtschaftssystem und Karl Marx.

76 In der westlichen W irtschaftswissenschaft im Anschluß an Eucken (vgl. Grundsätze der W irtschaftspolitik, S.60 ff.) heute meist als “ Zentralverwaltungswirtschaft sowjetischen Typs” bezeichnet. Die Prägung “ Zentralverwaltungswirtschaft” ist offenbar schon älter - vgl. Raupach, Das Planungssystem, S. 140, Anm. 1 (schon 1919 bei O. Neurath).

77 Vgl. Raupach, Das Planungssystem, S. 142.78 Zu den Theorien der 20er Jahre vgl. H inkelammert, Neue wissen­

schaftliche Planungsm ethoden, S. 180 f.

79 Vgl. hierzu Knirsch, Wandlungen in der polit. Ökonom ie; Liber- man, ‘Plan, Gewinn, Prämie’, in: Pravda 9.9.62, S .3.

80 Vgl. Evangelisches Staatslexikon, S .1570 f.

81 Vgl. hierzu besonders Abbes, Die Planwirtschaft der “ DeutschenDemokratischen Republik” und der “ Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken” , besonders S.410 ff. - Zum unterschiedlichen Charakter der W irtschaftsplanung in Ost und West vgl. z.B. Boett- cher, W irtschaftsplanung in Ost und West.

82 Vgl. zum folgenden besonders Abbes, passim.

83 Vgl. SBZ von A b is Z 1969, S.382 ff.

84 Vgl. Thalheim, Die W irtschaft der Sowjetzone in Krise und Um­bruch, S. 14.

85 Vgl. die Zeittafel im Anhang. Ausführungen zu diesem Kom­plex besonders bei Thalheim [Anm. 84].

86 Vgl. Thalheim, ebd., besonders S.59 ff.

87 Vgl. hierzu SBZ von A bis Z 1969, S.729 ff.; zur Aufnahm e mo­derner wirtschaftswissenschaftlicher M ethoden in der Sowjet­union vgl. auch Böhme, Gegenwartsprobleme im sowjetischen W irtschaftsdenken.

88 Vgl. hierzu Hinkelammert [Anm. 78], S .182 f.

89 PSU 1967/74, S . 6 - P 26.5.67, S.3.

90 W irtschaftswissenschaft 1968/1, S.9 (Autorenkollektiv).

91 Unter Umständen auch m it Übernahme aus der w irtschaft­lichen Fachsprache anderer osteuropäischer Länder, in denen ja ebf. Reformdiskussionen geführt wurden. Bei dem hier er­faßten Lehngut ist andere als russische H erkunft allerdings un­wahrscheinlich.

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92 Vgl. Herrmann, Zur Theorie und Praxis der Presse in der So­wjetischen Besatzungszone Deutschlands, S. 127 ff.

93 Vgl. hierzu auch Reich, Sprache und Politik, S .236 f.

94 TR 1.1.46, S. 10.

95 Liebsch, Das A ttribu t in der dt. Sprache der Gegenwart, S. 114.

96 Vgl. auch Reich, Sprache und Politik,S. 237.

97 Ebd., S. 238; auch bei zahlreichen anderen A utoren gebucht.

98 Vgl. ebd., S. 242 ff.; speziell zu den Partizipialkonstruktionen vgl. M orgenroth, Partizipialkonstruktionen im Deutsch der GegenwartjSturms, Russ.-sowjetische Einflüsse, S. 125 f.

99 Vgl. hierzu auch Kuklina, A utoreferat, S. 24: Von den 20 % der Neuprägungen, die sie als vom Russ. beeinflußt notierte, seien 72 % nur inbezug auf die Sowjetunion gebräuchlich.

100 Vgl. auch Reich, Sprache und Politik, S. 237 (Beispiele: “ Journali­stik” , “ indoeuropäisch” , “ Politökonom ie” ).

101 Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, S .260.

102 Kuklina, ‘Zum Einfluß des Russischen’, S .66 u. 67.

103 Reich, Sprache und Politik, S. 237 f.

104 Vgl. Anm. 52.

105 ÖW bzw. P 26.2.56, S. 6 - PSU 1956/29, S .709(Ü bs: “ freie Spitzen” ).

106 Nur okk. SMAD 1945/1, S. 3 0 :“ Überschüsse der P rodukte” .

107 Vgl. hierzu Reich, Sprache und Politik, S. 241 f.: “ . . .erscheint es wenig sinnvoll, hier von einem sprachlichen Ein­fluß des Russischen zu sprechen, man kann diese ideologisch­politisch bedingten Begriffsänderungen nicht aus äußeren Sprachbeeinflussungen ableiten . . . . Immerhin ist nicht zu vernachlässigen, daß eine Schicht von, wenn man so sagen darf, russischen Ideologismen besteht, d.h. ideologisch bestim m ten Begriffsinterpretationen, die zuerst von russischen Theoreti­kern definiert und in die kommunistische Terminologie einge­führt w urden.”

108 Vgl. hierzu z.B. Kortner, Sowjetdeutsch, S. 22.

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109 Vgl. die Hinweise und Zitate auf S. 150.

110 Kade, Zur Parteilichkeit des Dolmetschers und Übersetzers,S. 169 ; ders., Übersetzung und Gesellschaft S. 237 ff.; ders., Zufall und Gesetzmäßigkeit in der Übersetzung (war mir leider nicht zugänglich). Vgl. weiterhin zum Begriff der “ Parteilichkeit” besonders Klaus, die Macht des Wortes,S. 94 ff.

111 Kade/Gossing, Ein Deutsch - zwei Übersetzungen? S. 186.

112 Vgl. z.B. Polit.Ök.: inbezug auf die kap. Produktionsweise -“P rofit” (S.160);inbezug auf die soz. Produktionsweise - “ Reineinkommen (Gewinn) der Betriebe” (S.638); vgl. auch S.638: “ In der Umgangssprache der W irtschaftspraxis wird das Reineinkom m en der staatlichen Betriebe als ‘Profit’ be­zeichnet.” - Kade/Gossing haben in dem zitierten Artikel eine DDR-(PSU) und eine BRD-Übersetzung (“ Zeit” ) des gleichen russ. Textes (ein Artikel von E. Liberman in P 21.11.65) analysiert. Als Beispiele für unterschiedliche Übersetzung aus den genannten Gründen führen sie an: p rib y l’ - DDR: “Gewinn” , BRD: “ Profit” \princip chozrasceta - DDR: “ Prinzip der w irt­schaftlichen Rechnungsführung” , BRD: “W irtschaftlichkeits­prinzip” ; principy upravlenija - DDR: “ Leitungsprinzipien” , BRD: “ Führungsprinzipien” . Vgl. auch S.74 zu obscestvennyj.

113 Vgl. den betreffenden Artikel in der BSÉ; vgl. z.B. auch P 26.5.67, S. 3 f. - PSU 1967/74, S. 6 : “ Die Ähnlichkeit der Termini darf nicht dazu führen, daß die prinzipiellen, grund­legenden, hauptsächlichen Unterschiede vertuscht werden” .

114 Vgl. z.B. ND 16.3.55, S. 3 “ U nter Auswertung der in diesem Lehrbuch zusammengefaßten Erfahrungen des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion gilt es nun, den Massen die kon­kreten Aufgaben der Übergangsperiode in der Deutschen Demo­kratischen Republik . . . theoretisch und praktisch zu erläutern.” - 1955 erschien die 1. Auflage in d t. Übs.; seither zahlreiche weitere,z.T. stark bearbeitete Auflagen.

115 1. Auflage 1958. Ein deutsches Lexikon begann erst 1967 zu erscheinen - das inzwischen abgeschlossene “ Ökonomische Lexikon” in 2 Bänden.

116 Bis 1963: “ Presseamt beim M inisterpräsidenten” , Ende 1952 aus dem 1949 im Rahmen der DWK gebildeten “A m t für In­form ation” hervorgegangen - vgl. SBZ 1969, S. 497. - 1961

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wurde ein zentraler Frem dsprachendienst “ In tertex t” m it zahlreichen Außenstellen geschaffen - vgl. : Das Sprachm itt­lungswesen in der DDR, in: Frem dsprachen 1969/3, S.159 ff.

117 Auflagenhöhe 1960: 800 000 - vgl. Buzek, Die kom m unistische Presse, S.328.

118 Erscheint in einer Ausgabe A m it Industrieteil und B m it Landwirtschaftsteil; Umfang je ca. 25 S. E nthält auch eine Beilage “ Die Länder der V olksdem okratie” m it Übss. aus der Presse anderer Ostblockländer. Insgesamt werden m ehr als 200 Zeitungen und Zeitschriften ausgewertet - vgl. Jour­nalist. Handbuch der D.D.R., S. 107. Die Auflagenhöhe konnte n icht erm ittelt werden.

119 Vgl. auch S.44.

120 “Wir lernen Russisch. Ein Sprachkursus für jederm ann” - wur­de seit Sommer 1946 über mehrere Jahre fortgesetzt. - Die TR stellte 1955 ihr Erscheinen ein.

121 MNL III, S.618.

122 Vgl. z.B. PSU 1956/59, S. 1956; MNL VI, S .688.

123 Vgl. PSU 1968/18, S .8.

124 Vgl. zur S truk tur des Pressewesens in der DDR z.B. Hecht, Sprachregelung in der Sowjet. Besatzungszone.

125 Im Glossar m it “verm utl(ich)” bzw. “mögl(icherweise)” be­zeichnet.

126 Vgl. S. l l l f .

127 Kuklina, ‘Zum Einfluß des Russischen’, S. 76.

128 Dies., A utoreferat,S . 25 (unter Einschluß der Teillehnwörter).

129 Reich, Sprache und Politik,S.239(bei den Lehnbildungen sind sekundäre Prägungen m it Lehnbedeutungs-W örtern nicht m it berücksichtigt).

130 Vgl. hierzu S. 142.

131 Vgl. die Übersicht über die Ergebnisse der A rbeit von Kohls auf S. 142 und für das hier vorliegende Material die Tabelle aufS. 111, in der Anwendungsbereich u. Häufigkeit berücksichtigt sind.

132 Vgl. Kuklina, A utoreferat,S .25.

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133 Vgl. auch Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, S. 271 u. Bielfeldt,Die historische Gliederung des Bestandes slawischer W örter im Deutschen, S. 3.

134 Zur Abgrenzung von Lww. gegenüber Teillw. und Lüss. vgl. S.36.

135 “Griech.-lat.” steht hier vereinfachend pauschal für Sprach- material, das ursprünglich aus dem Griech. oder Lat. stam m t; auf weitere Differenzierung wird verzichtet.

136 Im Glossar m it “ sek.” gekennzeichnet.

137 Vgl. zu diesem Komplex besond. Ullmann, Grundzüge der Semantik, S.117 ff., do rt auch weitere Literaturangaben.

138 Wahrig, Das große deutsche W örterbuch.

139 Vgl. FW 1954 ff.; F-Du 1960 f.

140 Hatzfeld/Darm steter, D ictionnaire Générale de la Langue Française I [1900], gibt u.a. auch die folgende Bedeutung für brigade an: “ R eunion de quatre ou cinq gendarmes, sousle com m andem ent d ’ un brigadier, chargés de m aintenir 1’ ordre dans une localité” . Als veraltet nennt er auch die Bedeutung: “Troupe, réunion de personnes” , z.B. “ une - d ’ouvriers, de calfats” (ähnlich auch “ The Shorter Oxford English Dicti­onary” ). Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß die erstge­nannte Bedeutung den A nstoß für den nichtmilitärischen Gebrauch im Russ. gegeben hat - auch die Schaffner eines Zu­ges sind Am tspersonen m it Ordnungsfunktion.

141 Vgl. im Glossar un ter SUBBOTNIK.

142 Der im F-Du 1966 angeführte spezielle Gebrauch in der G astro­nomie für die “ Gesam theit der in einem Restaurationsbetrieb beschäftigten Köche und Küchengehilfen” dürfte für diese Funktion kaum in Betracht kommen.

143 Für die Ausnahm en vgl. den W ortartikel im Glossar.

144 Vgl. Brockhaus 1895. In dieser Bedeutung sind beide Wörter nur im Plural gebräuchlich.

145 Vgl. Du-L 1960, S.900 ff.; vgl. auch S.20 (Karpovic).

146 Bei “ Komsomolze” ist M ethatese eingetreten. Zu älteren Ent­lehnungen russ. W örter au f-ec vgl. Karpovic, ‘Morpholog. An­gleichung’, S.55; K.-D. Grosse, Zur Deklination und zum Genus­wandel der russ. Entlehnungen in der dt. Gegenwartssprache,

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in: Sprachpflege 1969, S.180f.

147 wie z.B. auch “ Wartburg” ; vgl. Duden-Grammatik, S.142. TSCHAIKA wird allerdings in Kl. Lex. und MNL als fern, gebucht - vermutl. wegen Annahm e übertragenen Gebrauchs (‘Möwe’).

148 Vgl. auch Karpovif, ‘Morphologische Angleichung’, S.60 -für dessen Angaben, daß A. in dt. W örterbüchern auch als f e r n , geführt werde, fand sich keine Bestätigung.

149 Vgl. auch Bartholmes, Tausend Worte, S.52; Weiskopf, “ Ost­deutsch” und “W estdeutsch” , S.829.

150 Vgl. auch Karpovic, ‘Morphologische Angleichung’, S.58; Grosse[Anm. 146].

151 Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, S.61, führt die sächl. Form auf das Genus des subst. Infinitivs “W irtschaften” zurück.

152 So auch Karpovif, ‘Morphologische Angleichung’, S.57.

153 Vgl. z.B. Spangenberg/Schrickel, Sprachliches Neuland,S.3 39: KOLCHOSE. In dieser Form auch bei Heller, Frem d­wort, S.47.

154 Vgl. auch Heller, Frem dw ort, S .16.

155 Vgl. auch Duden-Grammatik, S. 189.

156 Näheres S.91 ff.

157 Vgl. S .36.

158 Vgl. auch S .15 u. S.142; Kuklina, A utoreferat, u.a.

160 Vgl. Dornseiff, Das Zugehörigkeitsadjektiv und das Frem d­wort.

161 Vgl. Iskos/Lenkowa, Deutsche Lexikologie f. pädagog. Hoch­schulen u. Frem dsprachenfakultäten, S .37.

162 Vgl. Levkovskaja, ‘Die nominale W ortbildung in der gesellschaft-lich-polit. Terminologie der d t. Gegenwartssprache’ (russ.),S.34; auch Kuznecova, ‘Die Übersetzung von russ. Beziehungs­adjektiven ins Deutsche’ (russ.).

163 Vgl. Levkovskaja [Anm. 162], S.29 und 35; Fleckenstein,Zu einigen Fragen der Lehnprägung und ihrer Anwendung im Russischen, S.272.

164 Vgl. auch S.93.

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165 Vgl. auch S.93 f.

166 Zum Verhältnis der verschiedenen Bildungsweisen im ge­samten Material vgl. S.86.

167 Vgl. auch S . l 31 ff.

168 Vgl. auch S.83.

169 Vgl. Bielfeldt, Russ.-dt. W örterbuch - z.B. krasnyj ugol- ‘ Ehrenplatz’.

170 Die Bildung WANDERFAHNE kann im Deutschen übrigens gut an die ältere Prägung “W anderpokal” anknüpfen.

171 Vgl. das Z itat im Glossar.

172 Der Bildungstyp ist schon älter: vgl. “Meisterschüler” u.ä.

173 Vgl. auch S.33f.

174 Vgl. auch Kuklina, A utoreferat, S .14: “ Die Spezialisierungder Bedeutung ist die wesentliche A rt des Bedeutungswandels des Wortes in der untersuchten Periode.” (bezogen auf den Zeitraum von 1945 bis 1949).

175 Es werden nur diejenigen älteren K om ponenten genannt, dieals A nknüpfungspunkt für die neue Verwendungsweise gelten können.

176 ÖW, S.547. Zu unterschiedlichen Übersetzungen bestim m ter russischer Fügungen vgl. auch S.48 und Anm. 112.

177 Vgl. S.29, 35, 47 (Anm. 107).

178 Vgl. Dieckmann, W ortschatz und W ortgebrauch der polit. Werbung, S .l 12 ff.; für die östliche Beurteilung dieses Problem­kreises vgl. besonders Klaus, Die Macht des Wortes.

179 Zu funktionalen Typen wie Terminus und Schlagwort vgl. noch S . l 39 ff.

180 Zur W ortgeschichte vgl. Müller, Ursprung u. Geschichte des Wortes Soz. und seiner Verwandten; vgl. auch die Zi­tatsam m lung bei Marko, Sic et non, S.264 ff.

181 Vgl. z.B. S tötzer, Die Häufigkeit frem der W örter in polit. Aufsätzen u. Reden, S.229 f.: in der Häufigkeitsliste (bezo­gen auf 1853 frem de W örter aus einer Textmenge von über1 000 000 W örtern aus ND-Artikeln vom 2.9.-7.10.64) steht SOZIALISTISCH an 1., SOZIALISMUS an 5., KOMMUNI-

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STISCH an 7. und KOMMUNISMUS an 60. Stelle.

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Vgl. auch die Beispielsammlungen bei Reich, Sprache und Poli­tik, S.204 ff.; Bartholmes, Zur Rolle der A djektiv-A ttribute in der kom m unistischen Terminologie.

Vgl. SBZ von A bis Z 1966, S.5 30 f.

Marko, Sic e t non, S.243 f.

Für den mdl. Sprachgebrauch in einem Thüringer D orf stell­ten Spangenberg/Schrickel, Sprachliches Neuland, S.3 36, für die zweite Hälfte der 50er Jahre wieder ein Vordringen von “ Schlepper” fest. Diese Tatsache wird positiv beurteilt.

Vgl. hierzu noch S. 140.

Vgl. hierzu Dieckmann, W ortschatz u. W ortgebrauch der politischen Werbung, S.76 ff.

Vergleichbare K ernw örter in der westdeutschen Wirtschafts­sprache wären z.B. “M arkt” und “K onjunktur” .

Vgl. D ieckmann [Anm. 187], S.77. D. nennt als weiteres Merk­mal die “ Kurzlebigkeit” . Darüber läßt sich aber im Hinblick auf unsere Beispiele noch nichts aussagen.

Vgl. noch S.139 ff.

Vgl. Sowjetsystem und Dem okratische Gesellschaft III, S .510 f.

Russ. progressivnyj, das auch inbezug auf M ethoden und Maschinen steht, wird meist m it FORTSCHRITTLICH wiedergegeben.

Zur Übs. von upravlenie in der DDR u. BRD vgl. Anm. 112.

Vgl. S. Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, S.267.

Die Zahlen vor und nach dem Schrägstrich geben jeweils die inbezug auf die DDR und die nur oder überwiegend inbezug auf die UdSSR, in Übersetzungen und in PSU-Berichten be­legten W örter an.

Die R ubrik“ Fügung” unter “ Lehnbildung” enthält auch Bil­dungen m it Lehnw örtern; Kom posita m it Lww. sind un ter “ Teillehnw örter” erfaßt. - Abkürzungen: “ in t.” = griech. - la t.; Fg.= Fügung; Kf. = Klammerfügung; Kp. = Kom positum ; Wg. = W ortgebrauch.

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Mit dem Begriff des “ Internationalism us” setzen sich aus­einander: K. Heller, Das Frem dw ort in der deutschen Ge­genwart,S.35 ff.; M.M. Makovskij in: V oprosy jazykoznanija 1960/1, S.44 ff.; V.V. Akulenko in: Vopr. jaz. 1961/3,S.60 ff.Vgl. Heller, S. 24 ff., besonders S. 28 f.

FÜNFHUNDERTER insofern, als hier durch Ableitung ein neues Nomen agentis geprägt wird.

Zu -ec vgl. oben S. 57.G ebucht bei Ihlenburg, Entwicklungstendenzen, S. 384 f.

Vgl. zu -OR und -IST auch H. Bartholmes, Tausend Worte Sowjetdeutsch S. 4 2 , zu -ANT: H. Moser, Sprachliche Fol­gen, S.15. Zur Geschichte des Suffixes -ist im Russischen vgl. V. Kostom arov in: Russkij jazyk v skole 1956/6, S. 7 ff.

Vgl. oben S .24 (m it Anm. 39).

Die Anzahl der “W elt”-Belege überstieg in jedem Falle die der ND-Belege, was allerdings wahrscheinlich m it dem grö­ßeren Umfang des “Welt”-Corpus zusamm enhängt. Die meisten W örter kam en in beiden Zeitungen vor, wenn auch o ft m it unterschiedlicher Häufigkeit. Die Anzahl der verm utlich oder sicher nur für eine Seite typischen Prägungen vom Typ DI­VERSANT/“ A bsurdist” hält sich ungefähr die Waage.

Vgl. oben S. 57.

Über deutsche V erm ittlung ins Russische entlehnt - vgl. Isacenko, Form enlehre, S. 227.

Vgl. Sturm s, Russ.-sowjet. Einflüsse, S.121.

Vgl. auch W. Fleischer/V. Beyrich/U. Girlich, Sprachwis­senschaft und Ideologie, S.179. Russ. Einfluß wird bezwei­felt. Auch konsta tiert H. Moser in: Deutsche Wortgeschichte, Bd. II, S.478,eine generelle Zunahm e derartiger Bildungen in unserem Jahrhundert.

Vgl. z.B. A.N. Közin; ‘Die Bereicherung des W ortschatzes der russischen Sprache in der sowjetischen Zeit’.

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210 Vgl. H.-J. Siebert: Fernmeldemechaniker oder Fernm elde­werker ? , S. 182 - eine Sammlung entsprechender Belege aus dem ND (Wirtschaftsseite) ergab für das 1. Halbjahr 1953 7 verschiedene Bildungen m it -WERKER (und 3 ver­schiedene Bildungen vom Typ “M otorenbauer” ), für das 1. Halbjahr 1963 dagegen 57 ( und 30 m it “ -bauer” ).

211 Vgl. z.B. W. R ichter, Zur Entwicklung der deutschen Spra­che, S.6054 und E. Sturm s, Russ.-sowjet. Einflüsse, S.121.

212 Vgl. zu den Bildungen m it -ER W. Henzen, Deutsche Wort­bildung, S.158 ff. H. stellt zwar fest, daß in neuerer Zeit die deverbalen Bildungen eine beherrschende Rolle spielen, während ursprünglich die denomínale Ableitung führend war. Er führt aber neben einzelnen Neuprägungen wie “ Ei­gentümer” , “Gesellschafter” eine Reihe Umgangs- und volks­sprachlicher Bildungen vom Typ “Grenzer” an, die zeigen, daß die denom ínale Ableitung im Deutschen doch noch nicht ganz unproduktiv geworden ist. - Vgl. auch W. Flei­scher, W ortbildung, S. 131-vermerkt, daß Bildungen vom Typ “ Grenzer” nur in geringem Umfange produktiv seien, ebenso auch Ableitungen von zusammengesetzten Substan­tiven (besonders m it - WERKER). Andere Typen (z.B. Ab­leitung von Substantiven frem der H erkunft) werden jedoch durchaus als produktiv verzeichnet. - Zu den zahlreichen Entlehnungen aus dem Engl. (bzw. Engl.-Amerikanischen) vom Typ “ Texter” vgl. B. Carstensen, Bemerkungen zu W örtern auf “-er” .

213 Vgl. z.B. H. Bartholmes, Einige sprachl. Tendenzen der SED- Terminologie, S .315;K .A . Levkovskaja, ‘Die nominale W ort­bildung’, S. 108.

214 z.B. ND 3. 1. 59, S. 3. Siebert [Anm. 210] zählt eine ganzeReihe solcher Bildungen auf.

215 Vgl. Siebert, ebd., S. 182 - die Belege stam m en aus der Zeitung“ Das Volk” (Erfurt) vom 16. 2. 63, S. 3 und 13. 2. 63, S. 6.

216 Vgl. z B. “ Bunawerker” / “ Bunaarbeiter” in ND 4. 1. 59, S. 4.

217 Vgl. Gbl. 1968, Sonderdruck Nr. 600 ( 17. Durchführungsbe­stimmung zur 2. Verordnung über die System atik der Aus­

bildungsberufe) - Verweis von Siebert.

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218 Vgl. Siebert [Anm. 210], S. 183.

219 Vgl.: Klassifizierung der Berufe. Systematisches und alphabeti­sches Verzeichnis der Berufsbezeichnungen. Statistisches Bun­desamt Wiesbaden. Ausgabe 1961, passim.

220 Eines der wenigen Beispiele, die ich gefunden habe, ist avtoza-- vodec in P 17.3.60, S.8 (in PSU 1960/60, S .U 45 m it “A uto­werker ” wiedergegeben). Auch A.N. Közin [Anm. 209], S. 30, bringt dieses Wort als Beispiel für die Aktivierung des Suffixes -ec zur Ableitung von Nomina agentis von W örtern, die Betriebe, Geräte, Organisationen u.ä. bezeichnen.

221 Vgl. z.B. P 17.4.58, S. 3 - PSU 1958/49, S. 1052 (dt.: “ Zem ent­w erker” ) ; ? 12.8.53, S.2 - PSU 1953/100, S. 1223 (dt.: “ Tex­tilarbeiter” ).

222 Vgl. hierzu und zum folgenden besonders A. Baecklund, Die uni- verbierenden Verkürzungen der heutigen russ. Sprache, passim.A uf S. 34 ff. gibt die A utorin einen Überblick über Theorien zur Herkunft und V erbreitung dieses W ortbildungstyps im Rus­sischen. Innerhalb der russ. Sprachwissenschaft gehen die An­sichten darüber auseinander.

223 Vgl.S.59 und die Zusammenstellung auf S.54.

224 Ähnliches gilt auch für die Masse sonstiger Abkürzungswörter.

225 Vgl. die Angaben bei Usäkov I.

226 Vgl. hierzu z.B. V. Klemperer, LTI. Die unbewältigte Sprache, S. 101 ff. Als Beispiele aus westdeutschen Texten der Nachkriegszeit seien genannt: Messebezeichnungen vom Typ “ Bauma” ( ^ ‘Deut­sche Baumaschinenausstellung” - Bulletin 1959, S. 544); weiter­hin : “ Indusi” (= “ Induktive Zugsicherung” ; auch in Zusammen­setzungen; vgl. Welt 7.5.49, S. 10); “ Eurochem ie” (= “ Europä­ische Gesellschaft für die chemische Aufarbeitung bestrahlter K ernbrennstoffe” - Bulletin 1959, S. 329).

227 In anderen Sprachbereichen ergibt sich offenbar ein anderes Bild - vgl. z.B. S. Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, S. 268: “ Beson­dere V erbreitung fanden im Sprachgebrauch der DDR Klapp- Wörter m it den Anfangssilben AGRO-, AGIT-, PO L IT -. . . Bei dieser W ortbildungsart erweist sich der russische Einfluß am stärksten.”

228 Vgl. S .61f.

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Vgl. zum Verhältnis adjektivischer und substantivischer Kon­struktionen zur Bildung zusamm engesetzter Begriffe im Rus­sischen E.A. Ivannikova, ‘Feste nominale Wortverbindungen als Gegenstand der Phraseologie und Lexikologie’ (russ.), S. 27- dort wird ein ungefähres Verhältnis von 80 % für K onstruktio­nen m it Adjektiven, 14 % für K onstruktionen m it Substantiven ohne Präposition und 6 % für alle übrigen Typen angegeben.

In den 40er Jahren begegnen in A rtikeln der “Täglichen Rund­schau” zuweilen offensichtliche Russizismen in der Art von “ Techniker-A utodidakt” (TR 1.1.46, S. 10 - russ. Verfasser).- Vgl. auch W. Fleischer, W ortbildung, S. 101. F. führt ältere und neuere Beispiele dieser Art an, z.B. “pfaffenvürste” ( 13. Jh.), “ Reporter-Ingenieur” . “ Ein Teil dieser K onstruktionen ist sicher als Lehnübersetzung nach russischem V orbild zu erklä­ren” . - In der russischen Gegenwartssprache gehört dieser Bil­dungstyp zu den produktiven Verfahren der Prägung von Per­sonenbezeichnungen - vgl. z.B. V.P. Danilenko, ‘Die H auptten­denzen in den Verfahren zur Bezeichnung der Person in der russischen Sprache der sowjetischen Zeit’ (russ.), S. 87.

Letzteres ist allerdings auch im w estdeutschen Sprachgebrauch bekannt. - Eine Gliederung derartiger Bildungen nach der A rt der Transform ierbarkeit in einen anderen gramm atischen Sta­tus versucht Z.-J. Siebert, Zur W ortbildung der Adjektive vom Typ “wissenschaftlich-technisch” : Typ “deutsch - lateinisch” (Nebenordnung, K opulativkom positum ) - Typ “wissenschaft­lich-technisch” (hier wird eine K om ponente als A ttribu t zur anderen aufgefaßt; dieser Typus wird daher den Determinativ­kom posita zugeordnet. Diese Interpretation überzeugt zwar bei den Beispielen “bürgerlich-progressiver Schriftsteller” und “ bürgerlich-demokratische O rdnung” , scheint mir je­doch bei der Gruppe “wissenschaftlich-technischer F ort­schritt” nicht einleuchtend zu sein. Hier dürfte wohl eben­falls ein K opulativkom positum vorliegen).

Okk. begegnen sogar dreigliedrige Bildungen: “ technisch-phy- sikalisch-chemischer F ortsch ritt” (Fischer Lexikon. Wirtschaft, S. 16).Für das Russische vgl. Anm. 229.

Eine Abweichung zeigt sich bei RAT FÜR GEGENSEITIGE W IRTSCHAFTSHILFE, wo im Russischen eine genitivische K onstruktion vorliegt.

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Bei der Bezeichnung von Äm tern sieht auch E. Sturm s, Russ.- sowjet. Einflüsse, S. 126, den Einfluß russischer Genitivattri­bute besonders wirksam werden. Im hier vorliegenden Ma­terial sind es allerdings eher die Auszeichnungen.

H. Bartholmes, Zur Rolle der A djektiv-Attribute, S. 30, vergleicht den Prozentsatz von Substantiven m it A djektiv-A ttribut in den Q uellentexten der “ Deutschen Sprachstatistik” von H. Meier und in den von R. R öm er untersuchten w estdeutschen W erbetexten (Die Sprache der Anzeigenwerbung, S. 81) m it dem Wert, den er für 2 Probeseiten des ND 1969 errechnet hat. Mit 33 % hat das ND gegenüber 25 % bei Meier und 29,2 % bei Röm er den höch­sten Prozentsatz. Jedoch wird hier n icht zwischen Beziehungs­und Qualitätsadjektiven unterschieden.

H. Bartholmes, Tausend Worte Sowjetdeutsch,S. 50; ders., Zur Rolle der A djektivattribute; H. Moser, Sprachl. Folgen, S. 38 f.;E. Sturms, Russ.-sowjet. Einflüsse, S. 126; I. K raft, Zum Gebrauch des attributiven Adjektivs - m it Beispielen aus einer Übersetzung.H.H. Reich, Sprache und Politik, S. 252 f., schreibt im Zusam­menhang m it “ Form en des politischen Sprachgebrauchs in der DDR” : “ Die Beziehung des Adjektivs zu dem (substantivischen) Begriff, von dem es abgeleitet ist, bleibt o ft ungenau; in der Spra­che der DDR begünstigt zusätzlich der Einfluß der russischen Zu­gehörigkeitsadjektive m it ihrem weiten Verwendungsbereich die­se Ungenauigkeit, welche Raum läßt für Um deutungen und Um- funktionalisierungen.” Dem ist im Prinzip zuzustimmen. Im Ein­zelfall wird man die Zusammenhänge jedoch sorgfältig prüfen müssen. - Vgl. für die DDR auch noch: H.Liebsch, Das A ttribu t in der deutschen Sprache der Gegenwart, S. 132 ff. [zu psycho- politischen Motiven beim Gebrauch von attributiven Adjektiven].

J. Kraft, Zum Gebrauch des attributiven Adjektivs, S. 71. Zugrun­de liegt eine Materialsammlung von H. Bartholmes (vgl. Kraft,a.a.O., Anm. 33).

Vgl. zu diesem B egriffs. 33.

Vgl. die Zeittafel im Anhang.

Übrigens zeigen diese Diagramme auch, daß sich die stärkere Be­rücksichtigung des “ Neuen D eutschland” in den Jahren 1959 bis 1964 (vgl. Einleitung S. 24) offenbar nicht verzerrend auf das Gesamtbild auswirkt.

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242 Die untere (schraffierte ) Säule gibt die Anzahl der seit dem Erst­beleg im Gesamtzeitraum, die aufgesetzte (nicht schraffierte) Säule die der nur zeitweise “ häufigen” oder “gebräuchlichen” W örter an. - Bei W örtern, die zunächst okkasionell inbezug auf die Sowjetunion od. in Übersetzungen verwendet wurden, wird der erste Beleg inbezug auf deutsche Verhältnisse zugrundege­legt. Wörter, die anfangs nur gelegentlich, von einem bestimm­ten Jahr an deutlich häufiger belegt waren, werden diesem Jahr zugeordnet.

243 Vgl. S.24.

244 Vgl. die Zeittafel im Anhang.

245 Die niedrigen Werte für 1949 bis 1951 sind möglicherweise durch die Quellenwahl bedingt - die “Tägliche R undschau” , in der be­sonders viele Berichte über die Sowjetunion erschienen sind, wurde nur 1946 bis 1948 exzerpiert; die “ Presse der Sowjetuni­on” war erst ab 1952 verfügbar.

246 Für die jeweils charakteristischen wirtschaftspolitischen Maß­nahm en vgl. die Zeittafel im Anhang.

247 Nach S. Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, passim.

248 Belege aus Weber, Der deutsche Kommunismus, S. 86 - 1924;S. 235 - 1925; S. 148- 1925.

249 Vgl. S. Kohls, Russ. lexikal. Lehngut, S. 188.

250 Belege aus Weber, S. 63 - 1930; S. 255 - 1925; S. 243 - 1928;S. 235 - 1925.

251 Beleg aus Weber, a.a.O. , S. 87 - 1924.

252 Zum Begriff der “ Sachgruppe” vgl. S.23.

253 Für * * * , * * , * vgl. S.28 .W örter ohne Stern sind in den Texten nicht belegt; (* *) bedeutet: nur zeitweise gebräuchlich. Für SU /Ü bs./PSU vgl. S.97 f.

254 Zu “ Sachgruppe” und “ Sinnbezirk” vgl. S.23.

255 Vgl. z.B. H. Moser, Sprachliche Folgen, S. 33 f. zum Sinnbezirk der Zusammenkünfte.

256 Vgl. S.42.

257 Die ersten beiden Teile einer detaillierten Untersuchung dieses Sinnbezirkes legte M.W. Hellmann vor un ter dem Titel: Schritt­macher. Untersuchungen zum Sinnbezirk des vorbildlichen

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W erktätigen in der Zeitungssprache der DDR. Aus meinen eigenen Beobachtungen an deutschen und russischen Zeitungs­und Gesetzestexten ergibt sich in einzelnen Punkten eine e t­was abweichende Beurteilung.

Der Ansicht von M.W. Hellmann, daß novator wie NEUERER im Dt. häufiger gebraucht werde als racionalizator (vgl. Schritt­macher, S. 134), kann ich nicht zustimm en. Beide Thesen wä­ren allerdings statistisch zu überprüfen.

Vgl. für die Entwicklung in den 40er Jahren besonders H.H. Reich, Sprache und Politik, S. 21 f.; für die spätere Zeit M.W. Hellmann, Schrittm acher.

Von Umschreibungen wie “die besten, fortgeschrittensten Ar­beiter” u.ä. soll hier abgesehen werden.

Abgesehen von HELD DER ARBEIT und anderen Orden und Ehrenzeichen.

zadanie ist ein Verbalsubstantiv; die genaue form ale Entspre­chung zu AUFGABE, zadaca, wird in diesem Zusammenhang nicht gebraucht.

Im ursprünglichen Sinn und auch etymologisch entsprechen AUFLAGE im Russischen: oblozenie (inbezug auf Steuern), nalozenie (inbezug auf Strafen), vozlozenie (inbezug auf Ver­pflichtungen) - vgl. Leping/Strachova, Deutsch-russisches Wör­terbuch, un ter “Auferlegung” .SOLL als finanzwirtschaftlicher Terminus heißt russ. debet.Eine form ale Entsprechung zu der deutschen Bildung SOLL gibt es nicht.

Die auf S. 127 zusammengestellten Titel machen den wesentli­chen Teil der im Bereich der W irtschaft verliehenen Auszeich­nungen aus.

Vgl. die Z itate auf S.45 f.

Vgl. auch H.H. Reich, Sprache und Politik, S. 238.

Vgl. W. Dieckmann, Sprache in der Politik, S. 50 f. Dort wer­den zur groben Gliederung des politischen Wortschatzes die Begriffe “ Ideologiesprache” , “ Institutionssprache” und “ Fach­sprache des verwalteten Sachgebiets” eingeführt.

Vgl. die betreffenden Artikel im Glossar.

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269 Zum Problem der ideologischen Polysemie vgl. W. Dieck­mann, Sprache in der Politik, S. 70 ff. Im Zusammenhang m it Fragen der Beurteilung des russischen Einflusses wird noch auf diesen Komplex zurückzukommen sein.

270 Vgl. W. Dieckmann, Sprache in der Politik, S. 81 ff.; m it die­sen Begriffen scheint mir der hier zur Diskussion stehende Be­reich der offiziellen Sprache besser erfaßbar zu sein als m it den Termini “ Gruppensprache” oder “ Sondersprache” .

271 Vgl. zum folgenden auch Reich, Sprache und Politik, passim.

272 W. Dieckmann, Sprache in der Politik, S. 82 - im Anschluß an den Begriff des “ sekundären System s” bei Freyer und Gehlen und an die Ausführungen bei E. Pankoke, Sprache in “ sekun­dären System en” . Vgl. dort besonders S. 255: “ A uf Grund der ‘A bstraktheit’ jener beiden ‘Sprachen’ - einerseits gegenüber der U nm ittelbarkeit subjektiver Theorie, andererseits gegenüber der Unm ittelbarkeit prim ärer Welterfahrung- wollen wir im Anschluß an H a n s F r e y e r s Modell des ‘gegenwärtigen Zeitalters’ die K om m unikationsebenen der ‘Verwaltung’ und der ‘Meinung’ als ‘sekundäre Sprachen’ definieren.”

273 Vgl. z.B. I. K raft, Spontanes u. Gelenktes.

274 Trotz der Bedenken, die z.B. E. Sturms, Russisch-sowjetische Ein­flüsse, S. 119 äußert, die es für fraglich hält, ob der “abstrakt-po- litische W ortschatz . . . Gegenstand allgemeinsprachwissenschaft­licher Forschung sein kann” oder ob es sich n icht um eine “ frem ­de Fachsprache” handele. Allerdings m üßte meiner Ansicht nach dann auch ein Teil der Konkreta, die E. Sturm s ohne weiteres der langue zuordnet, als fachsprachlich ausgeklammert werden.Im übrigen sei auf die Ausführungen W. Dieckmanns zur Frage der Zuständigkeit der Sprachwissenschaft für Phänomene der po­litischen Sprache verwiesen - vgl.: W ortschatz und Wortgebrauch der politischen Werbung, S. 9 ff., und Sprache in der Politik, S.7 ff.

275 Vgl. S. 53, 57, 88 f., 93 f.276 Vgl. S. 89 ff.

277 Vgl. S. 73 f., 83.

278 Vgl. S. 80.

279 Über die Entwicklung des Russ. in der Sowjet. Periode berich­ten in neuerer Zeit un ter verschiedenen Gesichtspunkten:

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A. und T. Fesenko (New York 1955 und “ O steuropa” 1965 - allgemeiner Überblick m it vielen Beispielen), S.G. Il’enko und M.K. Maksimova (1958 - gesellschaftspolit. W ortschatz), A.N. Közin (1957 - W ortschatzentwicklung), P.K. Mil’sin (1963 - gesellschaftspolit. W ortschatz), I. Protcenko (1965 - gesellschafts­polit. W ortschatz). Zu charakteristischen Frequenzverschiebungen vgl. H.H. Josselson, The Russian Word Count and Frequency Analysis o f Grammatical Categories.

280 W. Schmidt, Charakter u. gesellschaftl. Bedeutung der Fach­sprache, S. 19 f., gliedert den “ Fachw ortschatz” i n “T e r m i -n i ” - “ Inhalt durch Definition festgelegt” , “ H a 1 b t e r m i n i” - “ Fachausdrücke, deren Inhalt nicht durch Festsetzungsdefini­tion bestim m t ist, die aber dennoch geeignet sind, das Denotat mit ausreichender Genauigkeit bzw. eindeutig zu bezeichnen” und “ F a c h j a r g o n i s m e n ” - “ Bezeichnungen für Gegen­stände und Erscheinungen eines Fachbereiches, die keinen An­spruch auf Genauigkeit oder Eindeutigkeit des Ausdrucks erhe­ben” . - Letztere, vor allem Bestandteil der Alltagssprache bei der beruflichen Tätigkeit, spielen beim hier vorliegenden Material, das ja aus offiziellen Texten stam m t, keine Rolle. - Vgl. weiter­hin zu diesem Komplex aus östlicher Sicht: J. Scherzberg, Zu einigen Besonderheiten des W ortschatzes der W irtschaftspolitik (1969); Iskos/Lenkowa, Dt. Lexikologie, S. 249; K. Heller, Frem dwort, S. 41 f.; Th. Schippan, Die Rolle der polit. u. phi- losoph. Terminologie im Sprachgebrauch beider dt. Staaten und ihre Beziehungen zum allg. W ortschatz (1968); das Verhältnis zum nichtterm inolog. W ortschatz und die form alen u. semant. Merkmale des Terminus im gesellschaftspolit. Bereich behandelt auch K.A. Levkovskaja (1959).

281 Vgl. S.81 f.

282 Aus östlicher Sicht erklärt sich die w ertende K om ponente insolchen Termini aus der “ Klassenkam pfsituation” , die in den terminologischen Systemen des Überbaus W ertfreiheit unmög­lich machen soll - vgl. z.B. W. Fleischer, Terminologie u. Fach­sprache im Bereich der Politik, S. 479 f.: “ Aus der Notwendig­keit, die politische Terminologie als Instrum ent des Klassen­kampfes zu verwenden, ergibt sich ihre pragmatische Funktion für die Bewußtseinsbildung. . . . Vielfach steht die Emotionali­sierung politischer Termini im Dienste der Bewußtseinsbeein­flussung.” - Vgl. dagegen A.A. Reform atskij in: Voprosy ter-

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minologii, Moskva 1961, S. 52: “ Die Beziehungen des Termi­nus erschöpfen sich in seiner logischen und gegenständlichen G erichtetheit, in seiner Intention auf die Sache und den B egriff.. (Übersetzung zit. nach W. Schm idt, Charakter u. gesellschaftl. Bedeutung der Fachsprache, S. 15).

Vgl. Dieckmann, Sprache in der Politik, S. 102 ff.; dort auch Näheres zu den inhaltlichen u. form alen Merkmalen.

Vgl. ebd.

Zu “ Schrittm acher” vgl. M.W. Hellmann, a.a.O., und oben S. 133; zu Wörtern dieses Typs allgemein: ‘Der W ortschatz der russischen Literatursprache der Gegenwart’ (russ.), S. 97: ‘Für die Charak­teristik der expressiven Bedeutung vieler W örter dieser A rt [mit w erthafter Kom ponente] ist die Tendenz zur Erneuerung kenn­zeichnend (die zur Vergrößerung der entsprechenden synonymen Reihen führt), z.B. udarnik, stachanovec, novator, peredovik, ma- ja k [ w örtl.: ‘L euchtturm ’] u .ä.’.

Für “ Schrittm acher” weist M.W. Hellmann, a.a.O., S.7, darauf hin, daß ein Zusammenhang m it der Propaganda für das “en t­wickelte gesellschaftliche System des Sozialismus” m it ihrem verstärkten Akzent auf dem gesellschaftlich-politischen Bereich besteht.

Die einzigen Angaben über den Bekanntheitsgrad wenigstens eini­ger der hier behandelten Lehnwörter, die in Gestalt oder Bedeu­tung vom Russischen beeinflußt sind, stam m en aus einer Erhe­bung, die W. Kaden an 118 Versuchspersonen (Alter: 14 bis 64 Jahre) verschiedener Berufe (auch Schüler) durchführte. Er fragte nach der Bedeutung von Frem dw örtern, die er aus 8 Sei­ten des ND exzerpiert hatte (Anteil der Frem dw örter an der W ortzahl: 18,1 %) und notierte die Anzahl der richtigen, falschen und nicht gegebenen A ntw orten. Für die W örter seiner Samm­lung, die hier behandelt wurden, ergaben sich folgende Verhält­nisse: PERSPEKTIVE 86/16/16, ÖKONOMIE 75/24/19, KOM­BINAT 69/24/25 , KOMBINE 67/28/23 , NORM 62/32/24, FONDS 60/33/25 , KOMPLEX 59/21/38, OPERATIV 50/13/55, EXPONAT 36/54/28, DISPATCHER 27/50/41 (in: Sprachpflege 1970, S. 193 ff.). Man wird vermutlich aus diesem Ergebnis auf eine Korrelation zwischen der Frequenz neuer W örter und Ver­wendungsweisen in offiziellen Texten und dem Bekanntheitsgrad schließen können (zur Häufigkeit der W örter im ND vgl. Stötzer

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in: Sprachpflege 1967, S. 227 ff.: PERSPEKTIVE steht beispiels­weise an 49. Stelle von 197 W örtern, die m ehr als 10 mal belegt waren; bei ÖKONOMIE dürfte der hohe Bekanntheitsgrad eher auf die außerordentliche Frequenz des Adjektivs ÖKONOMISCH zurückzuführen sein - bei S tötzer an 4. Stelle! Vgl. hierzu auch noch Anm. 181).

288 Für diesen Vergleich wurden die im Literaturverzeichnis genannten Arbeiten von Bielfeldt, Karpovic, Kohls und Opel’ baum herange­zogen.

289 S. Kohls,S. 275.

290 Für die Relationen im Rahmen dieser Arbeit vgl. oben S .l 12.

291 Vgl. hierzu oben S.52 f.

292 Für diese Arbeit vgl. zum folgenden die Übersichten auf S.86 f.

293 Vgl. zu diesen Angaben Kohls, S. 267 f.

294 Vgl. zum folgenden besonders Karpovic (1959), S. 71 ff.

295 Vgl. besonders Kohls, S. 258.

296 Vgl. die W ortlisten bei Kohls, S. 261 ff.

297 Vgl. die Angaben bei Kohls, S. 270 ff.

298 Vgl. H.H. Bielfeldt, Die Entlehnungen aus d. verschiedenen slawischen Sprachen in der neuhochdeutschen Schriftsprache,S. 6 ff.

299 Vgl. das Literaturverzeichnis bei Kohls sowie Karpovii, a.a.O.

300 Vgl. für die BRD besonders W. Dieckmann in: Zeitschr. f. dt.Spr. 1967, S. 136 ff., der einige A rbeiten aus der ersten Hälfte der 60er Jahre einer “negativen Auslese” unterw irft; für die DDR: J. Höppner in: Weim. Beiträge 1963, S. 576 ff.; M. Koliwer in: Weim. Beiträge 1967, S. lo 4 4 ff. u.a. - Die DDR-Autoren ver­fallen z.T. dem gleichen Fehler, nur m it um gekehrtem Vorzei­chen - sie werten m it der Sache das Wort auf.

301 Vgl. hierzu besonders die Beiträge von W. Dieckmann zum Pro­blemkreis von Sprache und Politik. D ort finden sich Verweise auf die umfangreiche Literatur zu diesem Thema.

302 Vgl. Reich, Sprache und Politik, besonders S.237 ff. und passim.

303 Bis Anfang der 60er Jahre lagen nur sowjetische Beiträge zu die­sem Thema vor; die seit dem Aufsatz von H öppner (1963) in der DDR erschienenen Beiträge sind in diesem Punkt meist eine Re-

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aktion auf w estdeutsche Deutungen.

304 Deutsch: Berlin 1951.

305 Vgl.: Die Bedeutung der Arbeiten des Genossen Stalin über den Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft für die Ent­wicklung der Wissenschaften. Protokoll der theoretischen Kon­ferenz . . . , Berlin 1952. Diesem Protokoll sind auch die fol­genden Stalin-Zitate entnom m en.

306 zit. a.a.O., S. 44.

307 zit. a.a.O., S. 17 f.

308 H. Ihlenburg in: Weimarer Beiträge 1964, S. 379.

309 Meist in journalistisch überspitzter Form - vgl. z.B. Bulletin 1958,S. 326 f.: Zwei verschiedene Sprachen. Duden-Ausgaben in Ost und West - Funktionärsjargon als allgemeine Verkehrssprache. - Zu einer vorsichtig form ulierten Befürchtung kom m t nach einer differenzierten Betrachtung der unterschiedlichen Entwicklungen in O st und West auch H. Moser, Sprachliche Folgen, S. 49 : “ Es ist zu fürchten, daß der politischen Spaltung eines Tages auch eine sprachliche Sonderung folgen kann .” Moser verweist wie auch an­dere A utoren auf die E inbettung in einen westlichen und einen östlichen übernationalen Ausgleich in bestim m ten W ortschatzbe­zirken. In der D D R hat vor allem V. Klemperer sich besorgt geäußert, sogar m it dem drastischen Bild, es könne “ in einer fernen Z ukunft an Schaufenstern des Auslands die Ankündigung stehen: ‘Hier spricht m an O stdeutsch’ - ‘Hier spricht man West­deutsch’ ” (Zur gegenwärt. Sprachsituation in Deutschland, S. 16). Vgl. auch Kohls, a.a.O., S. 275: “ Diesen durch die Spaltung her­vorgerufenen gefährlichen sprachentfrem denden Tendenzengilt es entgegenzuwirken.”

310 A.A. Gerdt, ‘Neues im W ortschatz der dt. Gegenwartssprache’ (russ.), S. 11. Vgl. auch bei Gernentz, Ihlenburg, Koliwer. Im Westen haben sich besonders W. Betz und G. Korlen gegen die Befürchtung einer Sprachspaltung ausgesprochen.

311 Vgl. z.B. O. Kade/G. Gossing, Ein Deutsch - zwei Übersetzungen? (1968), S. 185: “ Es dürfte daher vollauf berechtigt sein, von zwei Entw icklungstendenzen in der deutschen Sprache zu sprechen, die sich in bestim m ten Bereichen der Lexik deutlich abzeichnen, sei es im unterschiedlichen semantischen und / oder pragmatischen Wert eines Teiles der Lexik oder in Unterschieden im Wortbe-

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stand selbst.” “ . . . aber immerhin wird dieses als e i n System zu betrachtende Instrum ent - genau genommen - bereits von zwei Kommunikationsgemeinschaften m it jeweils einem spe­zifischen gesellschaftlichen Hintergrund für in vieler Hinsicht nicht übereinstimmende kom m unikative Zwecke benu tzt.”

312 Vgl. H. Moser, Sprachl. Folgen, S. 49; vgl. auch G. K oriin, Sprachspaltung? (1967), S. 45; für die D D R: L. Wilske,Zum Wandel des Sinngehaltes dt. W örter un ter dem Einfluß des Russischen (1964), S. 505: “ Zudem lassen sich die sprach­schöpferischen Auswirkungen des Russischen keinesfalls durch den Vergleich m it nur einer anderen Sprache in vollem Um­fang erschließen, sondern müssen als Vorgänge der ‘Europäi- sierung’ bzw. der ‘Intem ationalisierung’ im gesamten Bereich der V olksdem okratien und darüber hinaus aufgefaßt w erden.”

313 Vgl. hierzu auch H.-J. Gem entz in: Jezyki obce w szkole 1965/ 2, S. 75 (d t.) : “ Und wohl weil sich der alte deutsche und der neue, vom Russischen übernomm ene Inhalt n icht vertragen haben, hat sich die Lehnbedeutung nicht durchgesetzt.”

314 Vgl. S. 74.

315 Man kann daher einer Form ulierung wie der folgenden nicht zu­stimmen: “ Es sind die vom Russischen herkom m enden Wörter, die uns fremdeln m achen.” (L. Mackensen, Gespaltenes Deutsch­land - gespaltene Sprache? , S. 818).

316 Vgl. z.B. W. Richter, Entwicklung der dt. Sprache (1953), S. 6055; R. Gaudig, Die dt. Sprachspaltung (1959); H. Moser, Sprachliche Folgen (1962), S. 37 ff.

317 Vgl. z.B. V. Klemperer: LTI (für die Sprache des Nationalso­zialismus) und R. Röm er, Die Sprache der Anzeigenwerbung. Weitere Literaturangaben bei W. Dieckmann, Sprache in der Politik.

318 W. Dieckmann, Sprache in der Politik, S. 108.

319 Vgl. z.B. F.C. Weiskopf, “O stdeutsch” und “W estdeutsch” ,S. 828: “ Die Hauptquelle der Mißbildungen, durch die wir zur Sprachentfrem dung zwischen Ost und West beitragen, ist zwei­fellos in dem Überwuchern des Spruchbänder-, Behörden- und Parteijargons zu suchen.” - Vgl. auch G. Möller, Deutsch von heute, S. 37 ff.; Sprachpflege 1964, passim (Kritik an einzelnen M odewörtern).

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320 Pravda 3.12.25, zit. bei A. und T. Fesenko, ‘Die russ. Sprache unter den Sowjets’ (russ.), S. 23.

321 Vgl. Richter, Zur Entwicklung der deutschen Sprache, S. 6056.

322 Vgl. hierzu A.F. Efremov in Russk. jaz. v. skole 1961/5, S. 7 ff. Vgl. auch K. iukovskij, ‘Lebendig wie das Leben’ (russ.); A. u. T. Fessenko, Charakterist. Besonderheiten der russ. Sprache des letzten Jahrzehnts, S. 48 f.

323 K. Paustovskij auf dem 3. Sowjetruss. Schriftstellerkongreß; ab­gedruckt in “ Literatum aja gazeta” vom 20.5.59 - zit. in: Zeit­schrift f. slavische Philologie 1970/1, S. 221.

324 Fred Oelßner auf der theoret. Konferenz der Abteilung Propa­ganda des ZK der SED zu den Stalinschen Linguistik-Aufsätzen, in: Die Bedeutung der Arbeiten des Genossen Stalin . . . S. 19 f.

325 ‘Die russische Sprache der Gegenwart’ (russ.), Bd. I, Moskva 1938, S. 121 (zit. bei Efremov, a.a.O.).

326 Vgl. Reich, Sprache und Politik, S. 337.

327 Vgl. G. Hecht, Sprachregelung in der S.B.Z., S. 60.

328 Zum Problem der Sprachlenkung, das nicht nur den östlichen Einflußbereich betrifft, wenn auch diesen in besonderem Maße, vgl. z.B. H. Moser, Sprache - Freiheit oder Lenkung? S. 27 ff.; G. Korlen, Sprachspaltung? (1967), S. 45 f.

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rGLOSSAR

Hinweise für die Benutzung des Glossars

Aufgabe des Glossars ist es, in alphabetischer Reihenfolge eine Übersicht über alle behandelten W örter (einschließlich der Zusammensetzungen und Ableitungen) zu geben und den Text von Quellenbelegen, Wort- und Sacherklärungen, lexikalischen Nachweisenusw. zu entlasten.

Auf wortgeschichtliche Exkurse und sprachkritische Bemerkungen wurde aus Raumgründen verzichtet. Soweit derartiges un ter dem Ge­sichtspunkt der Entlehnung notwendig erschien, wurde bei der Behand­lung der Wörter im Text darauf verwiesen.

Ableitungen werden in jedem Falle aufgeführt, Zusammensetzungen nur, soweit sie als Lehnbildungen anzusehen sind (vgl. hierzu oben S. 51 f.) oder die russischen Äquivalente A rt und Umfang der Bildung von Zu­sammensetzungen illustrieren (vgl. auch S. 28 f.).

Zur alphabetischen E inordnung der Wörter

Mit Zusammensetzungen w urde folgendermaßen verfahren: Sie werden unter ihrem G rundw ort behandelt, wenn dieses ein Lehnw ort oder in seiner Bedeutung vom Russischen beeinflußt ist, und zwar auch dann, wenn beim Bestimmungswort ebenfalls Wort- oder Bedeutungsentleh­nung vorliegt (also z.B. ERFASSUNGSPLAN unter PLAN). In diesen Fällen und wenn es sich um gebräuchliche oder häufige W örter handelt, wird aber un ter dem Bestimmungswort auf das H auptstichw ort verwie­sen. Ist das G rundw ort lediglich in seiner Frequenz oder im Wortgebrauch vom Russischen beeinflußt, sind die Zusammensetzungen entsprechend ihrem Anfangsbuchstaben eingeordnet. U nter dem G rundw ort wird dann nur auf sie verwiesen.

Adjektivische, genitivische und präpositionale Fügungen erscheinen eben­so wie die übernomm enen Formulierungen unter dem Anfangsbuch­staben des ersten Wortes.

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Zum Aufbau der einzelnen Artikel

1. F r e q u e n z , V e r w e n d u n g s z e i t r a u m , E n t l e h ­n u n g s a r t , m o r p h o l o g i s c h e B e s o n d e r h e i t e n

Wie bereits in der Einleitung dargelegt wurde (vgl. S. 24 u. 28 f.),soll durch Einteilung der W örter in drei Häufigkeitsklassen (* * * /* */*) eine ungefähre Orientierung über die V erbreitung des vom Russischen beeinflußten Wortgutes ermöglicht werden. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß diese Angaben nicht auf exakten statistischen U nter­suchungen beruhen. Außerdem gelten sie nur für die benutzten Quellen. Im mündlichen Gebrauch und in stärker fachgebundenen Texten kön­nen durchaus andere Verhältnisse vorliegen. W örter ohne Stern sind in den Quellentexten nicht belegt, sondern lediglich in W örterbüchern und/ oder Sekundärliteratur gebucht. Die Frequenzangaben gelten, sofern sie nicht ausdrücklich auf einen bestim m ten Zeitabschnitt eingeschränkt werden, für den Gesam tzeitraum nach dem Erstbeleg.

Die Siglen SU, Übs. und PSU sollen darauf hinweisen, daß ein W ort nur inbezug auf die Sowjetunion, nur oder überwiegend (letzteres wird ent­sprechend gekennzeichnet) in Übersetzungen oder PSU-Berichten (vgl. zur PSU S. 49 und 97 f. ) belegt war.

Stichworte, von denen nur Zusammensetzungen belegt sind, werden durch - . . . - gekennzeichnet.

Die Bezeichnung der Entlehnungsart folt der im T ext benutzten und er-läuterten Terminologie (vgl. S. 3 4 ff.). Es bedeuten:

Lw (russ.) Lehnwort m it russischer WurzelLw (griech.-lat.) Lehnwort m it griech.-lat. WurzelLw (sek.) Lehnw ort aus zweiter HandLw (Abk.) Lehnwort, das ein Abkürzungswort istTeillw. TeillehnwortName Bildung m it einem russischen EigennamenLüs LehnübersetzungLüt LehnübertragungLsch LehnschöpfungAnal. Analogiebildung

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Formul. stehende Formulierung, die übernom m en wurdeBed.entl. BedeutungsentlehnungBed.spez. BedeutungsspezialisierungBed.det. BedeutungsdeterminierungFrequ. FrequenzsteigerungWortgebr. Beeinflussung des W ortgebrauchs

Vgl. auch das alphabetische Gesamtverzeichnis der Abkürzungen und Sig­len auf S. 12 f.

2. W o r t - b z w . S a c h e r k l ä r u n g e n

Soweit Z itate aus den Quellen eine ausreichende W orterklärung liefern, wird von ihnen Gebrauch gemacht. Sonst werden nach Möglichkeit DDR- W örterbücher benutzt und die Erklärungen wiedergegeben, die dem beob­achteten W ortgebrauch am genauesten entsprechen. Sind sie die in allen benutzten Lexika üblichen, d ient das früheste Erscheinungsjahr als Aus­wahlkriterium. V oneinander abweichende W orterklärungen werden nur zitiert, wenn sie einen Wandel im tatsächlichen W ortgebrauch widerspie­geln.

Gelegentlich erscheinen an dieser Stelle auch Übersetzungen von Erklä­rungen aus russischen Lexika, wenn sie dem W ortgebrauch im Deutschen besser gerecht werden. Alle eigenen Übersetzungen stehen in ‘ . . . ’ . Ver­einfachte Übersetzungen sind durch den Verweis “vgl. . . .” gekennzeichnet.

3. Q u e l l e n b e l e g e (vgl. noch S. 24 ff. und die Übersicht S. 30 ff.)

Im allgemeinen wird nur der Erstbeleg angeführt. Wenn es sinnvoll er­scheint, den W ortgebrauch durch geeignete Z itate zu verdeutlichen, fol­gen weitere Belege. Der K ontex t ist jeweils auf das für diesen Zweck Brauchbare gekürzt. Den Belegen aus den DDR-Texten folgen ggf. solche aus Übersetzungstexten.

Für Wörter, bei denen ohne Beeinflussung des W ortinhalts lediglich eine Frequenzsteigemng gegenüber westdeutschen Vergleichstexten zu verzeich­nen war, werden keine Belege angegeben (vgl. auch S. 29 ).

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4. L e x i k a l i s c h e B e l e g e

Für Bedeutungsentlehnungen wurden nur die Wörterbücher genannt, wel­che die neue Bedeutung tatsächlich verzeichnen. A uf die DDR-Wörter- bücher folgen ggf. westliche und aus der Zeit vor 1945 stammende Lexi­ka. Hinweise auf den Verwendungsbereich eines W ortes u.a. werden ver­merkt.

Stets berücksichtigte Wörterbücher sind:für die D D R . Du-L (in Auflagen von 1952, 1960, 1968), FW, WDG (so­weit erschienen: Bd. I bis III - A bis L), Agricola, Kl. Lex. (1959), MNL, ÖL;Übersetzungen: Koslow, sowie das Russisch-deutsche ÖW und das ‘Große deutsch-russische W örterbuch’ von Moskal’skaja (letzteres wird aber nur angeführt, wo es abweichende Angaben m acht); fü r die BRD: Du-M (in den Auflagen von 1954, 1961 u. 1967), F-Du (in Auflagen von 1960 und 1966), Wahrig, Gabler, Brockhaus (in den Auflagen von 1895 ff., 1952 ff. und 1966 ff, soweit erschienen - bis Bd. XI), SBZ (im allg. die Ausgabe von 1969);fü r die UdSSR: USakov, SSRLJ, BSE (die 1. Auflage nur gelegentlich).Bei mehreren Auflagen wird das jeweilige Erscheinungsjahr angegeben.

5. R u s s i s c h e s Ä q u i v a l e n t

Die Umschrift folgt der internationalen bibliothekarischen Transkription. Russische Verben werden in der Form ihres vollendeten Aspekts ange­geben.Fragen der W ortbildung werden ggf. an entsprechender Stelle im Text erläutert. Die bei Abweichungen gegenüber der deutschen Bildungs­weise beigegebene wörtliche Übertragung verzichtet auf die Prägung von im Deutschen nicht üblichen abgeleiteten Adjektiven zur Wiedergabe russischer Beziehungsadjektive. Es steht in solchen Fällen einfach die Zusammensetzung.Die angeführten russ. Belege sind die Erstbelege aus den Quellen. Wenn nichts anderes verm erkt ist, sind die russischen W örter auch heute noch gebräuchlich.Worterklärungen aus russischen Lexika werden nur zitiert, wenn sie zu-

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sätzliche Inform ationen enthalten oder von den Angaben in deutschen Wörterbüchern abweichen.

6. S e k u n d ä r l i t e r a t u r (in alphabet. Reihenfolge)

A uf Bemerkungen zum russischen Einfluß und Ausführungen zur Wortge­schichte wird ggf. hingewiesen. Bei manchen W örtern würde eine Aufzäh" lung aller Arbeiten, in denen sie erwähnt sind, zu weit führen. A uf jeden Fall werden genannt:

Bartholmes, Taus. Worte (1956); Kohls (1964); Moser, Spr. Folgen (1962); Nyvelius (1970); Reich (1968); R ichter (1953); Riem­schneider, Veränderungen (1963);A utoren aus der DDR und der Sowjetunion;Autoren, die russischen Einfluß erwähnen oder nähere Erläute­rungen bringen (Hinweise auf Lehnbeziehungen, die in den mei­sten A rbeiten nicht auf einer konsequenten terminologischen Abgrenzung der verschiedenen Typen basieren, werden grob m it Lw = Lehnwort, Lp = Lehnprägung, im engeren Sinne: Lehnbil- dung, Lb = Lehnbedeutung verzeichnet).

Zitiert wird m it dem Verfassernamen, bei mehreren Arbeiten des gleichen

Verfassers zusätzlich m it dem abgekürzten Titel, dessen voller W ortlaut dem Literaturverzeichnis zu entnehm en ist. Wegen der Siglen für Quellenbelege und W örterbücher sei auf das Abkürzungsverzeichnis (S.12 f.) verwiesen.

Die im Anschluß an die Sekundärliteratur un ter “T e x t : S. . . ” ge­gebenen T e x t v e r w e i s e erfassen alle Erwähnungen im Textteil mit Ausnahme der Gesamtübersicht und der Übersichten zum Entleh- nungszeitpunkt, da alle in diesen Übersichten gegebenen Inform ationen auch in den W ortartikeln selbst enthalten sind.

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’ Absatz- und Versorgungsorgane. Vermutl. L ü s. Gbl. 1958, I, S. 130 [neben “ -kontore ” ].“ Absatzorgane” : “ Organe der Industrie, die A bsatzfunktion haben”(ÖL I, S.28). Vgl. auch MNL I; Brockhaus 1966 I [DDR],

Russ.: sbyto-snabzenceskie organy (P 15.9.56, S.2)ÖW [Binnenhandel]

T e x t : S. 62, 123.

*-abschnitt-. B e d . s p e z .“ grundlegendes Produktionsglied eines In­dustriebetriebs; Abteilung oder Teil einer Abteilung m it fest zugewiesener Ausrüstung und bestim m ter Anzahl von A rbeitern” (MNL VI, S. 706 unter “ Produktionsabschnitt” ).

Russ.: ucastokÖW: “ ( I n d ) A bschnitt ( i n d e r P r o d u k t i o n ) , Betriebs­abschnitt, Produktionsabschnitt, M eisterbereich” ; Usakov IV, SSRLJ XVI

Sek.: Reich, S. 12 [Lb; Handel, Polizei]. T e x t : S. 76, 122.

* Betriebsabschnitt. Gbl. 1952 II, S. 1044; PSU 1952/124, S. 931 - P 5.6.52, S. 2. Russ.: ucastok.

* Produktionsabschnitt. Vermutl. L ü s. ND 2.1.68, S.3. Gebräuch­licheres Synonym : “M eisterbereich” (vgl. MNL VI, ÖL II).Russ.: (proizvodstvennyj) ucastok (RPP IV, S. 269 - 1955)T e x t : S. 122.

* A bschnittsleiter [Übs.]. L ü s. PSU 1956/27, S.653 - P 23.2.56, S.7 (“Abschnitts- oder sogar Abteilungsleiter” ).Russ.: nacal nik ucastka

Die neue Spezialbedeutung im Handel (“Teil eines Handelbereiches” - vgl. WDG) ist als solche nicht aus dem Russischen entlehnt (vgl. die Be­deutungsangaben im ÖW sowie in den russ. W örterbüchern), aber verm ut­lich in Anlehnung an die allgemeinere Bedeutung von russ. ucastok (“ Bereich, G ebiet” - vgl. ÖW) und an die entlehnte Spezialbedeutung in der Produktion entstanden. Vgl. auch die älteren Bildungen “ Bau-, S treckenabschnitt” .In “ A bschnittsbevollm ächtigter” hat A. die Bedeutung “Polizeiunter­bezirk” . Der entsprechende russ. W ortgebrauch ist veraltet (vgl. SSRLJ XVI).

‘Abteilung der kommunistischen Arbeit [SU], L ü s. PSU 1959/64,S. 1488. Titel im W ettbewerb.

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Russ.: cech kom m unistiteskogo truda (RPP IV, S.676 - 1960)T e x t : S .128.

•Ackerbaukultur [Übs.]. L ü s. Hoher Entwicklungsstand in den Anbau­m ethoden. PSU 1968/58, S.9 (“ Kollektiv hoher A ckerbaukultur” - SU); vgl. auch die Übersetzung “ hohes Ackerbauniveau” (PSU 1968/23, S. 12 -P 11.1.68, S.2).Russ.: (vysokaja) k u l’tura zemledelija (RPP IV, S .399 - 1958:

‘ (hohe) K ultur des Ackerbaus’). SSRLJ V.T e x t : S.44, 124.

* * Administrieren (vor allem als subst.Infinitiv). B e d. d e t. “ Bezeich­nung für das A nordnen von M aßnahmen in Staat, Partei, Massenorgani­sationen u.a., das ohne Berücksichtigung der Interessen und ohne Mit­wirkung der Volksmassen erfolgt und eine Verletzung sozialistischer Leitungsprinzipien darstellt.” (MNL I, S.67).Wie im Russ. meist m it negativen Beiwörtern gebraucht: “ Nur-Administrieren” (Gbl. 1958 I, S. 118);“ bürokratisches Adm inistrieren” (Gbl. 1964 II, S. 76) u.ä.Übs.: “Manche Genossen aber fassen die Prinzipien der Einzelleitung einseitig als Administrieren, Kommandieren und Leitung der Produktion ohne aktive Teilnahme der Arbeiter, Spezialisten und Angestellten auf.” (PSU 1962/134, S. 2922 - P 20.11.62, S.6) u.ö. Vgl. besonders auch Polit.Ök., dt.S.545 f./russ.S .471: “ Ein zwangsläufiges Ergebnis der über­mäßig zentralisierten Planung ist ferner, daß das ökonom ische Heran­gehen an die Leitung der Produktion durch M ethoden bloßen Admini­strierens ersetzt wird. Zu solchen M ethoden gehört beispielsweise die Festlegung von Planaufgaben für die Erhöhung der A rbeitsproduktivität und für die Senkung der Produktionsselbstkosten, ohne daß die en t­sprechenden w irtschaftlichen und technischen Bedingungen sowie die vorhandenen Produktionsreserven berücksichtigt w erden.”Du-L 1968, FW 1964, WDG [Neubedeut. DDR]; SBZ 1969.

Russ.: adm inistrirovat’ (Verb), administrirovanie (Verbalsubstantiv). Usakov I, SSRLJ I.

Sek.: Fröhlich, S.28 /30; Hengst, S .582 [Lb] ; Moser, Spr. Folgen,S .13 [Lb] ; Reich, S.13 [Lb] . T e x t : S. 79 ,123 .Auch die anderen Glieder der Wortfamilie können in dieser pejorativen Bedeutung gebraucht werden. Im Russ. steht allerdings sta tt admini- stracija (‘A dm inistration’) in diesen Fällen das Verbalsubstantiv ad- ministrirovanie.

* Administration. “ Rundschreiben und andere Form en der A .” (ND

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5.2.64, S.6 - zit. Reich, S.13).WDG [Neubedeut. DDR], T e x t : S. 79.

* * administrativ. B e d. d e t. “Wir ersetzen die formal-administrativen Leitungsmethoden durch die wissenschaftliche Leitung m it Hilfe öko­nomischer Hebel.” (ND 5.2.64, S .l - zit. Reich, S.13) “Auf dieser Grund­lage sind die bisher überwiegend adm inistrativen Finanzbeziehungen zwischen Betrieb und Bank zu echten ökonom ischen Beziehungen zu entwickeln.” (Gbl. 1968 II, S.9)Übs.: “ Der Lösung dieser Frage darf keine eng administrative Richtung gegeben werden, sondern dazu muß die breite Ö ffentlichkeit herange­zogen werden . . . ” (PSU 1963/53, S .l 150 - P 26.4.63, S.3) WDG, MNL I. Russ.: administrativnyj. T e x t : S.79, 137.

* Agrarpropaganda. L ü s. “die Verbreitung wissenschaftlicher Erkennt­nisse und Erfahrungen auf dem Gebiet der sozialistischen Landwirtschaft” (MNL I, S.106). Gbl. 1954 I, S.166.ÖL I; SBZ 1969.Russ.: agropropaganda (BSE I, S .376 f.).T e x t : S. 61, 126.

* * Agro-, (meist in Lww. und Lpp.). “ Landwirtschafts-, Agrar-” (vgl. WDG, MNL I; Wahrig). Meist wie im Russ. in der engeren Bedeutung “Ackerbau-” ; z.T. liegen im Deutschen entsprechende ältere Zusammen­setzungen m it “ Agrar-, Agrikultur-” vor.

Russ.: agro- (Abk. für das Adjektiv agronomiceskij)Usakov I [neu], SSRLJ I; vgl. auch die Beispiele im ÖW.

T e x t : S. 59, 92.

* * Agrobiologie [bis Anfang der 60er Jahre]. L w (Abk.). “Wissenschaft von den allgemeinen biolog. Gesetzmäßigkeiten des Ackerbaus u. der V iehwirtschaft” (FW 1954, S. 12).TR 2.9.48, S.2 [SU]; Gbl. 1956 I, S. 101 u.ö.; Übs.: PSU 1952/200 - 201, S. 1562 - P 10.10.52, S.3 u.ö.Seltener auch “ Agrarbiologie” (Gbl. 1953 I, S.4: “Popularisierung und Einführung von Neuererm ethoden der sowjetischen A .” ) oder “agrobio- logische Wissenschaft” (TR 28.9.48, S.2 - SU).FW 1954 ff., WDG [Neupräg. DDR], Kl.Lex., MNL I; Brockhaus 1966 I [russ.; m it speziellen Hypothesen verbunden], SBZ 1966. Sowjetsystem und dem okrat. Gesellsch. I [Begriff 1935 durch Lyssenko geprägt; Übs. seines Werkes “ Agrobiologie” ins Deutsche 1951; an bestim m te biolo­gische Vorstellungen gebunden].

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Russ.: (micurinskaja) agrobiologija (P 5.1.49, S .l)BSE I, S. 354 ff.

Sek.: Hengst, S.582 [Lw]; Kohls, S.21 [Lw]; Reich, S .16 [Lw].T e x t : S.54, 124, 137.

* Agrobiologe [Übs.]. L ü t. PSU 1956/28, S. 698 - P 26.2.56, S.9.Russ.: agronom-biologT e x t : S.64, 128.

* agrobiologisch [Übs.]. TR 28.9.48, S.2 (“agrobiologische Wissen­schaft” - SU) u.ö.Russ.: agrobiologiceskij (BSE a.a.O.)

»Agrochemie. L w (Abk.). “Agrikultur-, Landwirtschaftschemie” (vgl.ÖW; im ÖL nur diese Prägungen). Gbl. 1968 II, S.724; Übs.: PSU 1963/148, S.3270 - P 16.12.63, S.2 (“ Spezialisten auf dem Gebiet der A.” für russ. specialisty-agrochimiki).Volksfremdwörterbuch 1953.

Russ.: agrocbimija. ÖW. BSE I, S .381; SSRLJ I.Sek.: Kohls, S.22 [Lw]. T e x t : S.54, 124.

* Agrochem iker [Übs.]. L w (Abk.). PSU 1966/51, S.381 - P 10.4.66,S.4 u.ö.Russ.: agrochimik. T e x t : S.54, 128.

* agrochemisch. Gbl. 1967 I, S.72 (“ agrochemische P rodukte” ).

Agrokabinett - s. un ter K a b i n e t t

* Agrokultur. L w (Abk.). “ A ckerbau” (MNL I, S .108). ND 19.5.55 (zit. Kohls, S.22).Russ.: agrokul’tura. Im Russ. Synonym zu “A ckerbaukultur” - s. dort.

Vgl. z.B. BS£ XXI, S.618: ‘Einführung der fortschrittlichen Technik und A. in der Landw irtschaft’.

Sek.: Kohls, S.22 [Lw], T e x t : S.54, 124.

* Agrometeorologisch [Übs.]. L w (Abk.). “ agrometeorologische Stationen” (ND 6.9.49, S .3- SU)Russ.: agrometeorologiceskaja stancija

‘Einrichtung, die systematische Beobachtungen über das Wetter und seinen Einfluß auf landwirtschaftliche Gewächse durch­führt’ (BSE I, S .362).

T e x t : S.54, 124.

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*Agrominimuin [Übs.]. L w (A b k .).‘Minimum agronomischer Maß­nahmen, Kenntnisse u.ä., das für landwirtschaftliche Arbeiten notw en­dig ist’ (Usakov I, S. 14). PSU 1968/10, S. 13-P 27.12.67, S. 2.Vgl. auch “ technisches M inimum” (russ.: techm inim um ).Russ.: agrominimum. Uäakov [neu], SSRLJ I.T e x t : S. 54, 126.

**Agronom. B e d . s p e z., Frequ. “wissenschaftlich ausgebildete Fachkraft in der sozialistischen Landwirtschaft m it leitender oder beratender Tätigkeit (LPG-Agronom usw.), auch auf Spezialgebieten der pflanzlichen Produktion ...” (MNL I, S. 108).“Die Bauern, Landarbeiter, Agronomen und Traktoristen ... un ter­nehmen alle Anstrengungen zur Produktionssteigerung.” (ND 15.3.50,S. 4 - zit. Reich, S. 16).“Agronomen, Zootechniker, Tierärzte usw .” (ND 7.1.64, S. l ) u .ö .ÖL I; SBZ 1969.

Russ.: agronom. UiSakov I.‘Der sowjetische Agronom ist nicht nur Organisator und Leiter landwirtschaftlicher Arbeiten. Er ist gleichzeitig auch A gitator und Propagandist fortschrittlicher A rbeitsm ethoden .. ’ (BSE I,S. 365).

Sek.: Nyvelius, S. 18 [Lb]; Reich, S. 16 [Lb]; Riemschneider, S. 27; Schmidt, Dt. Sprachkunde, S. 159; Spangenberg/Schrickel, S. 338. T e x t : S. 7 5 ,7 6 , 124, 128.

**Bereichsagronom. L ü s. Agronom, der für den MTS-Bereich zuständig ist. ND 9.5.63, S. 4 u.ö.Russ.: uZastkovyj agronom (RPP III, S. 113 - 1943). SSRLJ I.T e x t : S. 46, 128.

**Hauptagronom. L ü s . ND 9.5.63, S. 1 u .ö.; Übs.: PSU 1958/77,S. 1655 - P 18.6.58, S. 2 u.ö.ÖL I [bei staatlichen Organen eingesetzt],Russ.: glavnyj agronom (RPP III, S. 113 - 1943). BSE I, S. 364.T e x t : S. 128.

**Oberagronom. L ü s . Gbl. 1958 I, S. 534 u.ö.Russ.: starsijagronom (RPP III, S. 113 - 1943).

SSRLJ I, BSE I, S. 365.T e x t : S. 128.

•Agronom ischer Zirkel. L ü s . Einrichtung der Agrarpropaganda in den LPG. Gbl. 1953 I, S. 4. Auch: “Agro-Zirkel” (Gbl. 1953 I, S. 17).

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Russ.: agronomiüeskij kruzok (BSfe XXIII, S.510).T e x t : S .126.

* Agrostadt [SU, 50er Jahre]. T e i 11 w. “ Vereinigung m ehrerer Kollek­tivwirtschaften zu Ansiedlungen neuartigen sozialist. Gepräges in der UdSSR” (FW 1954, S .12). Wurde in der UdSSR besonders von Chru­schtschow propagiert (vgl. Polec 1967, S.26).“Planmäßig verändert sich das Aussehen des Sowjetdorfes. A rchitektoni­sche Gestaltung und wissenschaftliche Forschung verwandeln das Kol­chosdorf in gut eingerichtete, den kulturellen Lebensbedingungen in der Sowjetgesellschaft würdige Stätten, in ‘A grostädte’.” (ND 1.4.51, S .4- zit. Reich, S. 17)FW 1954 ff.; Brockhaus 1966 I; Sowjetsystem und dem okrat. Gesell­schaft I, SBZ 1966.

Russ.: agrogorod (P 4.3.51)Sek.: Kohls, S .136 [Lp]; Marko, S.21; Reich, S .17 [Lp]. T e x t : S.54, 121.* Agrotechnik. L w (Abk.). “ A nbautechnik” (WDG I, S.97 - Neupräg. DDR). Auch: “ Wissenschaft von der Mechanisierung der Landwirtschaft” (FW 1954 ff.); “ Landtechnik, Agrartechnik” (vgl. Kl. Lex.). ND 15.8.48,S.4 (zit. Reich, S .1 7 )u .ö .; Übs.: PSU 1953/122, S.1495 - P 24.9.53 u.ö. (auch m it “A grartechnik” und “ A nbautechnik” wiedergegeben).

Russ.: agrotechnika. ÖW. SSRLJ I.‘Technik der Pflanzenzucht, System von Anbauverfahren landwirt­schaftlicher K ulturen’ (BSE I, S .377 ff.)

Sek.: Fröhlich, S .158; Hengst, S.582 [Lw]; Kohls, S.22 [Lw]; Reich,S.17 [Lw], Nyvelius, S .18 [Lw; “ Agrartechnik” : Lp]. T e x t : S.54, 84, 124.

* agrotechnische M aßnahmen. Gbl. 1962 II, S .185.Russ.: agrotechniceskie meroprijatija (RPP III, S .110 - 1943), auch

Abk.: agromeroprijatija (RPP II, S.89 - 1929).ÖW: “agronomische M aßnahmen” .

Sek.: Reich, S.17.

* * agrotechnische Termine. T e i 1 1 w. (Abk.). “ besser agrotechnische Zeitspanne) - die in Verbindung mit dem Einfluß der Technik und der verschiedenen natürlichen Produktionsbedingungen nach langjähriger Erfahrung erm ittelte günstigste Zeitspanne zur Durchführung der Pro­duktionstätigkeit in der Feld- und G rünlandwirtschaft.” (ÖL I, S.59).

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“agrartechnisch günstigste Term ine” (SMAD Sachsen, 1945/56, S.5) “agrotechnische Termine für die Ernte und den folgenden Zwischen­fruchtanbau” (ND 5.1.54, S.4)“die agrotechnisch günstigsten Aussaat-, Pflege- und E rnteterm ine”(ND 4.9.63, S .l)u .ö .Okk. auch: “ agronomische Term ine” (Gbl. 1954 I, S .155)WDG [Neupräg. DDR], MNL 1; SBZ 1969.

Russ.: (lucsie) agrotechniceskie sroki (P 3.1.49, S .l - ‘(die besten) agrotechnischen F risten’). ÖW.

Sek.: Reich, S. 17; Riemschneider, Veränderungen, S.27 T e x t :S.124.

* agrotechnische Verfahren [Übs.]. PSU 1956/28, S.691 - P 26.2.56,S.9 u.ö.Russ.: agrotechniceskie priem y (BSE I, S .377)

* agrotechnischer Zirkel [Übs.]. T e i 11 w. (Abk.). ND 9.9.49, S .3 (SU). Russ.: agrotechniceski] k ru io k (P 3.1.49, S .l)Vgl. auch “ agronomischer Z.” .

* Agrozootechnisch [Übs.]. L w (Abk.). PSU 1954/6, S.7 0 - Sel’skoe chozjajstvo 24.11.53: “agrozootechnische Kenntnisse” .Russ.: agrozootechniceskij (RPP III, S.618 - 1950)T e x t : S.54, 124.

* A ktion Blitz. L s c h . “von der FDJ von Zeit zu Zeit durchgeführter, zeitlich begrenzter Masseneinsatz zur Erreichung bestim m ter politisch u. ökonomisch wichtiger Ziele, z.B. Vermeidung unnötigen Stromver­brauchs, Gewinnung wertvoller Materialreserven” (Kl.Lex., S .19).Protokoll des 3. Kongresses des FDGB, Berlin 1950, S.285 (zit. Kohls). Russ.: rejd. ‘öffentliche Kontrolle, die von einer Aktivistengruppe im

Auftrag gesellschaftlicher Organisationen durchgeführt w ird’ (Usak°’ III - N eubedeut.); SSRLJ XII.ÖW [“ A u fg eb o t. . . ; M assenkontrolle” ].Lw. nach engl, raid (ursprüngl. ein militärischer Terminus: “ Streifzug, bewaffneter Einfall” - vgl. Brockhaus 1952 IX)

Sek.: Kohls, S.136 [Lüt.]. T e x t : S.68, 123.

* Blitzbrigade. T e i 1 1 w. (Lüt). ND 6.12.51, S.5 Auch: “ Blitzaktiv” (Protokoll des 3. Kongresses des FDGB, Berlin 1950, S.289 - zit. Kohls). Russ.: rejdovaja brigada. Usakov III; SSRLJ XII.

Sek.: Kohls, S .149 [Lüt; seit 1949].

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i.

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* * * Aktiv (als Adjektiv und Adverb). W o r t g e br . (Frequ., Mode­wort).“ Die aktive Teilnahme der Massen [russ.: aktivnoe uiastie mass] im Kampf um die Erfüllung der Pläne zur Entwicklung der Volkswirtschaft ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um den Aufbau der kommunistischen Gesellschaft zu beschleunigen.” (Polit.ök., d t. S.544/russ. S.469)Russ.: aktivnyj, aktivno (Adj., Adv.)

Sek.: Koebel-Tusk, S .134 [positives Urteil]; Reich, S.19 [Wortgebr.]; Richter, S.6055; Römer, Bewegung, S.177; Sprachpflege 1964,S.179 [Modewort]; Stötzer, S.230 [Frequenz], T e x t : S.81.

* * * Aktiv, das (PI. meist -s, seltener-e). L w (griech.-lat.). Bedeutungs­differenzierung:a) ‘fortschrittlichster, politisch gefestigster und tätigster Teil der Mitglieder

einer Parteiorganisation oder einer anderen gesellschaftlichen Organi­sation’ (Usakov 1 - neu; so auch SSRLJ I).

b) “Arbeitsgruppe, die kollektiv an der Erfüllung gesellschaftspolit., wirt- schaftl. und kultureller Aufgaben arbeitet u. überdurchschnittl. Lei­stungen anstrebt” (FW 1954, S.16; ähnlich auch in den anderen dt. Wörterbüchern).

c) “ Form der M itarbeit der Bevölkerung an der Leitung des sozialistischen Staates” (MNL 1, S .135 - in dieser Bedeutung im Russ. nicht belegt).

Du-L 1952 ff.; FW 1954 ff.; WDG I [Neubedeut. DDR]; Kl.Lex, MNL I,ÖL I; Du-M 1967 [Ostdtschld.], F-Du 1960 f. [M itteldtschld.], SBZ 1969.

Russ.: aktiv. Usakov I, SSRLJ 1; ÖW [ P a r t e i 1. ].

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.44 [Lw]; Dahlberg, S .374; Fröhlich,S.31 [Lp]; Heller, Frem dwort, S.148 [Neubedeut. DDR]; Kohls, S .137 [Lb]; Kuklina, W ortliste; Kuklina, Vlijanie, S.70 [Lb]; Moser, Spr. Folgen,S.32; Nyvelius, S.18 f. [Lw]; Reich, S.20; Riemschneider, Veränderungen, S.33, 66; Wilske, S.507 [Lbj. T e x t : S.53, 57, 58 f., 89, 128, 148.

Z u a)

* Gewerkschaftsaktiv. T e i 11 w. (Lüs.). ND 8.1.54, S .l; PSU 1956/27 S. 657 - P 24.2.56, S.4. MNL 1, S.135, ÖL I; SBZ 1969.Russ.: profsojuznyj aktiv, A bk.: profaktiv (Industrializacija, S. 385 -

1927). BS£ 1, S.621; ÖW.Sek.: Kohls, S .l 37; Maetzke, S.340; Reich, S.21.

* jugendaktiv. T e i 11 w. (Lüt). ND 10.5.49, S.5; Gbl. 1967 II, S. 112 u.ö. Russ.: ko m so m o l’skij aktiv (RPP II, S .l 5 0 - 1929). BSE I, S.620Sek.: Kohls, S. 137; Kuklina, Vlijanie, S.71; Reich, S .21; Topuridze-

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Sumbatova, Neologizmy, S.194. T e x t : S .128.

* Parteiaktiv. T e i 11 w. (Lüs.). “ Gruppe besonders tätiger Parteimit­glieder, die kollektiv an der Erfüllung politisch-gesellschaftl. Aufgaben arbeitet” (FW 1954, S.457).TR 16.7.47 (zit. Kohls); ND 5.1.54, S.3 u.ö.Du-L 1968, FW 1954 ff., MNL VI; SBZ 1969.Russ.: partijnyj aktiv (Industrializacija, S .388 - 1927).

Usakov I; BSE I, S.621; ÖW.Sek.: Kohls, S .198 [Lüs.]; Maetzke, S .340; Moser, Spr. Folgen, S. 22; Reich, S.21; Riemschneider, Veränderungen, S.33, 66.

Z u b) :

“ Die Tagung der volkseigenen Betriebe besch ließ t. . . Schaffung eines Aktivs in allen Branchen, in dem die besten Aktivisten des Betriebs ver­einigt sind.” (TR 6.7.48 - zit. Kuklina, Vlijanie, S.71).

* Wirtschaftsaktiv. T e i 11 w. (Lüs.). Polit.Ök., d t. S.606/russ. S.523.Vgl. auch: “ökonomisches A ktiv” (setzt als ständiges Organ die Arbeit der “ökonom ischen Konferenz” fo rt - s.dort) - Gbl. 1967 I, S.69 u.ö.;ÖL II.Russ.: chozja jstvennyjaktiv (RPP III, S.76 - 1942). BSE I, S.622.Sek.: Kohls, S.137. T e x t : S.85.

Z U c):

“Jede der ständigen Kommissionen [der Bezirks- und Kreistage] bildet um sich ein Aktiv politisch bew ußter Bürger, die über Fachkenntnisse ver­fügen und bereit sind, zum Wohl der Allgemeinheit am sozialistischen Aufbau in ihrem Bezirk oder Kreis m itzuarbeiten.” (Gbl. 1952 II, S.873).

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* * * Aktivist, -in [besonders 1948 bis Anf. 50er Jahre]. B e d. - s p e z. “anerkannter Neuerer im A rbeitsprozeß; Werktätiger m it Vorbild, berufl.u. gesellschaftl. Leistungen, für die er staatlich ausgezeichnet w orden ist” (FW 1964).“Wissenschaftler, Erfinder und A ktivisten” (ND 5.1.48, S.4); “ Aktivistin­nen” (ND 5.1.49, S.4).“ In Stadt und Land erhielten die Besten den Ehrentitel A ktivist.”(ND 1.5.54, S .l)“Aktivisten, Bestarbeiter und Neuerer” (ND 6.1.54, S.3); “Aktivisten, E rfinderund Rationalisatoren” (Gbl. 1961 II, S .382) u.ö.Du-L 19 52 ff.; FW 1954 ff.; WDG I [Neubedeut. DDR]; Kl.Lex.,MNL I, ÖL I; Du-M

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1967 [Ostdtschld.], F-Du 1960 f. [komm.], Wahrig [SBZ], Gabler I [Ostblock], Brockhaus 1952 I, 1966 I; SBZ 1969.

Russ.: udam ik - w örtl.: ‘S toßarbeiter’, s. dort.Vgl. bes. den Titel udam ik kom m unisticeskogo truda (RPP IV, S.676 - 1960) - wird m it “Aktivist der kommunistischen A rbeit” übersetzt (vgl. z.B. PSU 1963/53, S.1142 - P 26.4.63,S .l). ÖW: “ Bestarbeiter, A k tiv is t..

peredovik - w örtl.: ‘Bestarbeiter’, s. dort.Vgl. z.B. PSU 1952/78, S.579 -P 11.4.52, S .l: “ Aktivisten des W ettbewerbs zu Ehren des 1. Mai” (russ.: peredoviki).ÖW; “ Bestarbeiter, Aktivist, Schrittm acher” .

stachanovec - wörtL: ‘Stachanow arbeiter’, s. d o rt (bes. im Rahmen der “ Stachanowbewegung” in den 30er Jahren).

Russ. aktivist, ‘jm d., der zu einem Aktiv gehört’ (Usakov I - Neubedeut.), ‘aktiver Teilnehmer am gesellschaftlichen Leben’ (SSRLJ I - N eubedeut.), ist nicht als unm ittelbares Vorbild anzusehen.

Moskal’skaja I gibt als russ. Entsprechungen an: peredovoj raboiij (rabotnik) - ‘Bestarbeiter’, peredovik proizvodstva - ‘Bestarbeiter der P roduktion’, novator proizvodstva - ‘Neuerer der P roduktion’, aktivist - inbezug auf die DDR.

Vgl. auch unter B e s t a r b e i t e r , H e n n e c k e - , N e u e r e r , S t a c h a n o w - , S t o ß a r b e i t e r .

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S .32; Fedorov (1949), S.25; Hellmann, Schrittmacher, S .l 32 ff. [russ. Entsprechungen, abweichender Ge­brauch von aktivist im Russ.; W ortgebrauch]; Hengst, S.582 [Lb]; Kohls, S . l 37 [Lb. nach russ. udam ik, peredovik proizvodstva]-, Koepp, S.46 [Lb]; Korlen, Sprachspaltung, S.45 [Lb]; K ortner, S.22 [Lb]; Kuklina, A utoreferat, S . l3; Kuklina, Vlijanie, S.71 [Lb]; Mine, Avto- referat, S.9; Moser, Spr. Folgen, S .12 [Lb]; Nyvelius, S .19 [Lb]; Reich, S.22 [Lb; W ortgebrauch in der DDR]; Riemschneider, Veränderungen, S. 16; Rozen, S.60 [Lp]. T e x t : S. 76, 127, 132, 133, 140.

* Bergbauaktivist. ND 5.5.49, S.5. Russ.: sachter-stachanovec (P3.9.49, S.2).

* * H ennecke-Aktivist - vgl. un ter H e n n e c k e -

* Aktivistenarbeit. ND 3.5.49, S.5. WDG I. Russ.: stachanovskij trud, stachanovskaja rabota - vgl. un ter S t a c h a n o w - ,Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S .33.

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* kollektive A ktivistenarbeit [1953-1959]. L ü t. “ Der Ehrentitel ‘Brigade der kollektiven A ktivistenarbeit’ wird nach Abschluß des Planjahres durch den M inisterrat verliehen.” (Gbl. 1953 III, S. 1137; vgl. auch Gbl. 1960 I, S.372).Russ.: kollektivnyj stachanovskij trud (P 5.9.49, S.2).

BSE XVIII, S.245 - 1947: uüastok kollektivnogo stachanov- skogo truda - ‘A bschnitt der kollektiven Stachanow arbeit’.

Vgl. auch un ter R o s s i j s k i j - M e t h o d e .Sek.: Fröhlich, S.43; Kohls, S .151 [“ Brigade der kollektiven A kti­vistenarbeit” wird als Lsch. zu udarnaja brigada angesehen]; Reich S.47; Riemschneider, Plan, S .142; vgl. auch zur Sache: “ Sowjetisie- rung . . Ost-Probleme 1952, S .196. T e x t : S .l 32.

* * Aktivistenbewegung [im angegeb. Zeitraum]. L ü t. “ Bewegung für höhere Arbeitsleistungen, Steigerung der A rbeitsproduktivität, Senkung der Selbstkosten und Verbesserung der Q ualität der Erzeug­nisse. Sie entwickelt sich auf der Grundlage sozialistischer Produktions­verhältnisse, wird von den Massen der W erktätigen getragen und von den Gewerkschaften geführt.” [In der DDR 1948 eingeführt durch Adolf Hennecke nach dem Vorbild der “ Stachanowbewegung” in der UdSSR, die 1935 durch den Bergmann Stachanow begründet wurde.] “ In der Periode der Vollendung des Sieges des Sozialismus in der DDR ist ein Ausdruck der erreichten höheren Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung und der A. die Bewegung der Brigaden der sozialistischen A rbeit.” (MNL I, S .l 36)Okkasionell schon vor Henneckes Hochleistungsschicht - vgl. ND 6.6.48,S.5 (zit. Reich).“Aktivisten- und Henneckebewegung” (ND 1.1.49, S .l) u.ö. Du-L 1952, WDG I, Kl.Lex. , ÖL I; Handwörterbuch der Betriebswirtschaft I, S.99 ff. [DDR]; SBZ 1969.

Russ.: stachanovskoe dvizenie - ‘Stachanowbewegung’, s. dortudam oe dvizenie, udamicestvo - ‘Stoßarbeiterbewegung’- s. dortMoskal’skaja I gibt als russ. Entsprechung an: dviienie novatorov proizvodstva - ‘Bewegung der Neuerer der Pro­duk tion’.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S .31; Gerdt, S .15 TLpl; Gernentz, S.70; Kohls, S .l 38 [Lüt. nach russ. udam oe dvizenie, udam itestvo ]; Kortner, S.20; Krepkich, S.28 [Lp. nach stachanovskoe dvizenie]-, Mine, Avto- referat, S. 11; Reich, S.23; Riemschneider, Veränderungen, S.78.

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T e x t : S. 64, 1 2 7 ,1 3 2 ,1 3 5 .

* * Aktivistenschule [bis Ende 50er Jahre]. L ü t. “ den sowjetischen Stachanowschulen entsprechende Schulungseinrichtung in den sozia­listischen Betrieben zur Übermittlung neuer A rbeitsm ethoden oder Produktionsverfahren” (MNL I, S .136).ND 3.2.51, S.5 u.ö.; Kl.Lex., ÖL Ij SBZ 1969.Russ.: stachanovskaja skola - s. un ter S t a c h a n o w -jauch: skola

peredovikov proizvodstva (P 12.8.53, S.2 - PSU 195 3/100,S. 1224: “ Schule für Produktionsbestarbeiter” ). ÖW [“ Stacha- now-Schule” - UdSSR].Moskal’skaja I gibt als russ. Entsprechung an: skola peredovogo opyta (so auch ÖW).

Sek.: Kinne, S.11; Kohls, S .138 [Lüt; seit 1950]; Reich, S.23.T e x t : S .126.

* A ktivisten tem po [Übs.]. PSU 1962/29, S.593 - P 5.3.62, S.7.Russ.: udam ye tem p y - ‘S toßtem po’.

Weitere zahlreiche Zusammensetzungen (besonders im angegebenen Zeitraum).

* * * Aktivität. W o r t g e b r . (Frequ. fo rm elhaft in Verbindung mit anderen Schlagwörtern wie “ Initiative” , “ schöpferisch” ). “ Die zentralisierte staatliche Leitung vereint sich im Sozialismus m it der Entfaltung der schöpferischen A ktivität der Volksmassen.” (Polit.Ök., dt. S.515/russ. S.444: tvorceskaja aktivnost' narodnych mass)

Russ.: aktivnost’T e x t : S.81.

* Akzise [bis 1958]. W o r t g e b r . (Wiederaufnahme eines veralteten Wortes in einer Spezialbedeutung). “ Akzisen sind a) die Verbrauchs­abgaben für N ahrungsm ittel. . . , für die neben dem allgemein gülti­gen Verbraucherpreis ein ermäßigter Verbraucherpreis für den Ver­kauf der Erzeugnisse auf Lebensm ittelkarten (Kartenpreis) besteht” ;b) Teile der Verbrauchsabgaben auf Brennstoffe. (Gbl. 1955 I, S.772). FW 1954 ff., MNL I, ÖL I; Koslow; Wahrig [SBZ], Brockhaus 1966 I [DDR], SBZ 1966.

Russ.: akciz. Usakov I, SSRLJ I;ÖW .Gebräuchlich in der Zeit der “ Neuen ökonom ischen Politik” bis zu den Steuerreform en von 1930/31 als Bezeichnung für eine Art der Besteuerung der Betriebe (vgl. BSE II, S.20).

T e x t : S.79.

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* * * Allseitig (als Adjektiv u. Adverb). W o r t g e b r. (Frequ., Modewort). Vgl. die folgende Glosse aus der DDR:“ Das allseitige Interesse der Leser und Hörer w urde in Tageszeitungen und Rundfunksendungen, in Fußballreportagen und Betriebsversamm­lungen auf das kleine A ttribu t gelenkt. Allseitig w urde es in die Hirne gehämmert und in die Ohren posaunt. Zum guten Ton eines anerkann­ten Referenten gehört es nunm ehr, daß er es mindestens zwanzigmal in ebensoviel M inuten ausspricht. Weil das Wort neuerdings sogar schon in einige D ichterstuben gedrungen sein soll, weil es uns m it seinen ge­dankenlosen Wucherungen unablässig bestürm t, müssen wir uns dagegen - wahrhaftig, weiß jem and ein anderes Wort? - allseitig schützen.”(G. Jaritz in “ Neue deutsche L iteratur” 1956/3, S .164 - zit. Reich).

Russ.: vsestoronnijIn ähnlicher Verwendung: sirokij - “ breit”

Sek.: Kortner, S.22 [W ortgebr.]; Reich, S.24 [Modewort des Partei­jargons; schon im 19. Jh., auch bei Marx - nach meinem Eindruck je­doch nicht in vergleichbarem Ausmaß]; Richter, S.6055; Sprachpflege 1964, S. 180 [M odewort]. T e x t : S. 47, 82, 141.

* A llunionsstandard [SU]. L ü s. Gbl. 1955 I, S.527 [= GOST],Vgl. un ter G O S T und S t a a t l i c h e S t a n d a r d s Russ.: (Gosudarstvennyj) ob ileso juznyj standart.

ÖW [“ Unionsstandard” ].Sek.: Reich, S.24 [“ Allunions-” - Lüs.]. T e x t : S. 125.

* Ammassow-M ethode [PSU]. N a m e . M ethode der Zusam menarbeit aller Beteiligten. PSU 1962/49, S.1019. T e x t : S.126.

* Anlagenfahrer. L ü t. Bezeichnung für A rbeiter, die an bestim m ten An­lagen (Apparaten) arbeiten (vgl. USakov). ND 2.3.64, S .3; PSU 1968/ 150, S.8 - P 30.11.68, S.2. Auch: “A pparatefahrer(in)” (ND 28.1.64,S. 3)Russ.: apparatcik. Usakov I, SSRLJ I;ÖW [“ A pparatefahrer” ].T e x t : S. 63, 128.

* * Anleitung, anleiten. B e d . s p e z. “ Eine Funktion der obersten und oberen Partei-, Staats-,Wirtschafts- und Gewerkschaftsorgane, die darin besteht, daß diese allgemeine, vor allem politische Weisungen an die unteren Organe zur Lösung der diesen gestellten konkreten Auf­gaben geben.” (SBZ 1969, S.27). O ft form elhaft m it Kontrolle.

Allgemeines Vertragssystem - s. un ter V e r t r a g s s y s t e m

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“Der Staatlichen Plankommission obliegt die Anleitung und Kontrolle der W irtschaftsräte bei den Räten der Bezirke.” (Gbl. 1959 I, S.919). “Anleitung der Landwirtschaft durch die Landwirtschaftsm inisterien” (PSU 1952/200-201, S .1 5 6 4 -P 10.10.52, S .3;russ.: nikovodstvo).“Für kämpferische Anleitung im sozialistischen W ettbewerb” (PSU 1956/27, S.656 - P 24.2.56, S .3; russ.: Za boevoe nikovodstvo socia- listiceskogo sorevnovanija - ‘Für k. A. des s.W.s’).

Russ.: nikovodstvo, m k o v o d it’ - ‘Leitung, leiten; Führung, führen,Lenkung, lenken; Anleitung, anleiten; auch i.S. von Verwal­tung, verw alten’ (vgl. ÖW).

Sek.: Reich, S.25 f. [russ. rukovodstvo /rukovodit’; vielleicht bewußte Vermeidung der w örtl. Entsprechung “ Führung, führen” wegen mög­licher Assoziationen zum Sprachgebrauch des D ritten Reiches].T e x t : S.76, 123.

* Anoden-mechanisches Trennen. L ü t. “ in der UdSSR entwickeltes elektroerosives Arbeitsverfahren, bei dem Metall m ittels elektr. Strom abgetragen w ird.” (Kl.Lex., S .38)TR 14.9.50 (zit. Kohls). FW 1954 ff.; MNL I.Russ.: anodno-mechaniceskaja obrabotka (metallov) - ‘anoden-mecha-

nische Bearbeitung (von M etallen)’.BSE II, S.464 [in den 40er Jahren von dem Ingenieur V.l. Gusev entwickeltes Verfahren].

Sek. : Kohls, S.139 [Lüs.]. T e x t : S. 64, 125, 136.

* * -Apparat. W o r t g e b r. (Frequ.; besonders in bestim m ten Zu­sammensetzungen). SBZ 1969.“Staats- und W irtschaftsapparat” (Siebenj., S.311) - russ. . gosudarst- vennyj i chozjajstvennyj apparat (P 8.2.59, S.9) u.ä.Vgl. auch “ Erfassungsapparat” - s. dort.Russ.: apparatSek.: Fröhlich, S. 159. T e x t : S. 81.

* A pparatschik [Übs.]. L w (griech.-lat.). Ironisch abw ertend für “Funktionär des Partei- und Staatsapparates” . In östlichen W örter­büchern nicht verzeichnet. Ist wohl eher der Umgangssprache zuzu­rechnen.PSU 1959/64, S .1497 - P 10.1.68, S.2.F-Du 1960; Du-M 1967 [beide: in den Staaten des Ostens; abschätzig], Russ.: apparatZik - in dieser Bedeutung nur okkasionell und in An­

führungszeichen. Die W örterbücher verzeichnen nur die Be-

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deutung “ Anlagenfahrer” - s. dort.Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.40; Moser, Spr. Folgen, S .12 [Lw]; Rozen, S. 59 [Lw]. T e x t : S. 53, 88, 128.

* * Arbeiterforscher [seit Anfang der 60er Jahre], L ü t. “ qualifizierter Facharbeiter im sozialistischen Betrieb, der sich ingenieurtechnische Kenntnisse aneignet und besonders in seinem Arbeitsbereich die Ent­wicklung und Anwendung der neuen Technik vorantreib t.” (ÖL I,S. 125).ND 1.5.61, S .3 u.ö.; in Übs. auch als Lüs.: “ A rbeiter-Erfinder” (PSU 1963/53, S.1148 - P 26.4.63, S.3).Du-L 1967, MNL I; SBZ 1969.

Russ.: rabocij-izobretateV (Industrializacija, S.427 - 1928).USakov I; ÖW [“Arbeitererfinder, A rbeiterforscher” ] okk. auch: rabocij-novator - ‘Arbeiter-Neuerer’ (P 10.1.63,S . l ) . ÖW.

Sek.: Hellmann, Schrittm acher, S .134; Kuklina, Vlijanie, S.73 [Lp]. T e x t : S. 62, 64, 79, 127, 131, 133.

* * A rbeiterkontrolle [seit 1953; nach 1963 okk.]. Lü s . “ in der DDR Form der M itarbeit der werktätigen Massen am Sozialist. Aufbau durch gewerkschaftlich organisierte Kontrollen in Produktions- und Handels­betrieben” (Kl.Lex., S.49). Seit 1963 im Rahmen der “Arbeiter- und Bauern-Inspektion” - s. dort.“ Sie [die Staatsorgane] wurden verpflichtet, die A rbeiterkontrolle der Gewerkschaften, beispielsweise auf den Gebieten des Handels, der Versorgung, des Wohnungsbaues zu unterstützen.” (ND 8.1.54, S .l). Vgl. auch schon TR 22.11.49 (zit. Kohls).Dazu: “ A rbeiterkontrolleure der Gewerkschaften” (Gbl. 1959 I, S. 764).Du-L 1967, FW 1961, WDG I [Neupräg. DDR], MNL I, ÖL I; Koslow; SBZ 1969.

Russ.: rabocij kon tro l' [hist.: in den Jahren nach 1917 Einrichtung in noch nicht verstaatlichten Betrieben],Usakov III, BSE XXXV, S.449 f.; ÖW.Vgl. auch Lenin, Werke XXVI, dt. S. 227/russ. S. 207; Polit. ö k ., d t. S. 386/russ. S. 332.

Sek.: Hengst, S.582 [Lp]; Kohls, S .140 [Lüs.]; Kuklina, Vlijanie,S.73 [Lp]; Reich, S.32. T e x t : S.37, 93, 118, 123.

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* * Arbeiter- und Bauern-Inspektion, Abk.: ABI [seit 1963; vorher okk. SU - hist.]. L ü s. “ Zur Gewährleistung einer straffen, einheit­lichen und umfassenden Kontrolle der Durchführung der Beschlüsse des VI. Parteitages des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheits­partei Deutschlands, der Gesetze der Volkskammer, der Erlasse des Staatsrates und der Beschlüsse des Ministerrates der Deutschen Demo­kratischen Republik werden das Komitee der Arbeiter- und Bauern- Inspektion und seine Organe gebildet.” (Gbl. 1963 II, S.262).“ Sie [die Arbeiter- und Bauern-Inspektion]vereint die gesellschaft­lichen Kontrollorgane der A rbeiterkontrolle der Gewerkschaften, der Kontrollposten der Freien Deutschen Jugend, der Kommission für Parteikontrolle in den Betrieben und der bisherigen Helferaktive der Staatlichen K ontrolle.” (a.a.O., S.263) Du-L 1967, MNL VII,S.696 f., ÖL I; Brockhaus 1966 I [DDR], SBZ 1969.

Russ.: Raboce-krest’janskaja inspekeija, Abk.: RK l. Hist, - von1920 bis 1934 (vgl. BSE XXXV, S.432). Usakov I; ÖW.Vgl. auch Vostanovlenie, S .165 - 1921; Lenin, Werke XXX, dt. S. 290/russ. S.276 - 1920.

T e x t : S. 47, 62 f., 85, 86, 94, 123, 135, 139.

* Arbeiterveteran. L ü s. “verdienter alter A rbeiter” (WDG I, S.205 - Neupräg.). Gbl. 1961 I, S.6145. MNL I; SBZ 1969.Russ.: raboeij-veteran (P 6.1.49, S.2)

Moskal’skaja I gibt als russ. Entsprechung an: Veteran truda - ‘Veteran der A rbeit’, veteran raboeego dvizenija - ‘Vete­ran der Arbeiterbewegung’.

Sek.: Reich, S .33. T e x t : S.62, 127.

* * Arbeitsaufschwung [seit M itte der 50er Jahre], L ü s. “ Aus der Mitte der Arbeiterklasse entwickeln sich immer neue Talente und immer neue Form en des Arbeitsaufschwungs.” (ND 1.1.54, S.3) u.ö. Russ.: trudovojpod-em (P 3.1.49, S .3).

ÖW [“ Arbeitsaufschwung; Arbeitsfreude, Schaffensfreude” ]. Sek.: Fröhlich, S.33. T e x t : S.126, 137, 140.

* Arbeitsbuch [bis 1961] W o r t g e b r . (Beibehaltung der Bezeichnung tro tz Belastung durch Assoziationen an das D ritte Reich; zur Geschichte der Einrichtung vgl. Brockhaus 1895 I, S.820 f.) “ ein vom Amt für Ar­beit und Berufsberatung ausgestellter Ausweis für den arbeitsfähigen Bürger über seine bisherige Ausbildung, Qualifikation und berufliche Tätigkeit” (ÖL I, S .134). Seit 1961: “Ausweis für Arbeit und Sozial-

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Versicherung” .“Verordnung vom 4. Februar 1947 über die W iedereinführung eines Arbeitsbuchs und die Einführung einer K ontrollkarte in der sowje­tischen Besatzungszone” (Gbl. 1950 I, S.143). Vgl. auch schon SMAD 1945/1, S.44.Du-L 1967; WDG I, MNL I; Wahrig [1933-45; SBZ], Brockhaus 1952 I, 1966 I; SBZ 1969.

Russ.: trudovaja knizka (RPP II, S.662 - 1938).Usakov IV [neu], SSRLJ XV, BSE XLIII, S.325 f. [seit 1938 offiziell eingeführt]. ÖW.Das W ort war allerdings schon früher bekannt - vgl. z.B.Lenin, Werke XXVI, dt. S.93/russ. S.85 f. - 1917.

T e x t : S.48, 80, 129.

* * Arbeitseinheit, A bk.: AE [seit Anfang der 50er Jahre]. L ü t. “ Maß des Arbeitsaufwandes der Genossenschaftsbauern in der Landwirtschaft­lichen Produktionsgenossenschaft, das gleichzeitig den A nteil am Ein­kommen der Genossenschaft bestim m t.” (MNL I, S .349) Gbl. 1952 II,S. 1378 u.ö.; Übs.: Polit.Ök., dt. S.654/russ. S.565 u.ö.In den 40er Jahren steht in deutschen SU-Berichten meist die wörtliche Übs. “Arbeitstag” (TR 6.9.46, S.4 u.ö.) oder auch “Tagewerk” (TR 2.10.47, S.2 u.ö.). Letzteres herrscht Anfang der 50er Jahre auch in der PSU noch vor (z.B. PSU 1952/70, S.521 - P 5.4.52, S .l) . Du-L 1967, WDG I [Neupräg. DDR], Kl.Lex., MNL VII auch: “ Tagesarbeitsnorm” ; Koslow; SBZ 1969.

Russ.: trudoden’- ‘Arbeitstag’. USakov IV [neu], SSRLJ XV; ÖW.BSE XLIII, S .332 f. [seit 1930/31].

Sek.: Kohls, S .143 [Lb; vgl. auch “Tageswerk” - S.223: Lb]; Kuklina, Vlijanie, S.74 [Lp]; Nyvelius, S .19 [Lüs.]; Reich, S .31; Subbotina,S.231 [Lp], T e x t : S.64, 93, 124, 141.

* Arbeitsenthusiasmus. Lü s . Gbl. 1954 II, S.699. WDG I.Russ.: trudovoj entuziazm (RPP III, S.678 - 1952). SSRLJ XV; ÖW.

In der PSU auch für russ. trudovoj pod-em - ‘Arbeitsauf­schwung’, trudovaja a k tivn o s t'. ‘A rbeitsaktivität’ (vgl. z.B.PSU 1952/78, S.579 - P 11.4.52, S .l und PSU 1952/16, S .1 1 0 -P 13.2.52, S.2).

Sek.: Fröhlich, S .34; Koch, S.21 [Lp]; Richter, S.6054 [Lp].T e x t : S .126.

* A rbeitskultur. Lü s . “ Teil der Produktionskultur, bezogen auf die

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Arbeitsbedingungen; Ergebnis der optim alen Gestaltung der Arbeits­bedingungen m it dem Ziel, den W erktätigen ein weitgehend störungs­freies, die Arbeitsfreude förderndes Arbeiten zu ermöglichen”(ÖL I, S. 148). ND 7.5.68, S .5;Ü bs.: PSU 1956/29, S .711 - P 26.2.56,S.6 u.ö. (ebf. auf die Arbeitsbedingungen bezogen).

Neuerdings auch im westlichen Sprachgebrauch (vgl. Betriebswirt­schaftliche Formelsammlung, S .1238).

Russ.: kul'tura truda, k u l’tura raboty. SSRLJ I; ÖW.Im Russ. wie in anderen ähnlichen Fügungen (vgl. z.B. un­ter “A ckerbaukultur” ) auch: “m oderne A rbeitsm ethoden” .‘ln den M aschinen-Traktoren-Stationen ist eine große Armee von M echanisatoren herangewachsen . . ., die die technische und industrielle A rbeitskultur beherrschen.’ (P 1.4.58, S .l)

T e x t : S .125.

Arbeitsmittelpaß - s. un ter - p a ß

Arbeitsnorm, -normung - s. un ter N o r m

* * * Arbeitsproduktivität W o r t g e b r. (F requ .; programmatisches Kernwort, o ft in schlagwortartiger Verwendung).“ Im Kapitalismus bedeutet Steigerung der A. wachsende Ausbeutung. Unter Sozialist. Verhältnissen ermöglicht sie die Erhöhung des Lebens­standards der gesamten werktätigen Bev.; sie ist deshalb ‘das Entschei­dende für den Sieg der neuen Gesellschaftsordnung’ (Lenin).” (Kl.Lex., S. 50)“Hohe Arbeitsm oral und A rbeitsproduktivität, sparsamste Verwendung der Rohstoffe und Senkung der Selbstkosten heißt, die N ot brechen und ein besseres Leben gewinnen.” (ND 1.1.49, S.4). “Gesetz des stetigen Wachstums der A rbeitsproduktivität” (eines der “ökonomischen Gesetze des Sozialismus” - s. dort).Vgl. auch die A rtikel in MNL I, ÖL I; Koslow; SBZ 1969.

Russ.: proizvodite l’n o s t’ truda. BSE XXXIII, S.584 f.Sek.: Reich, S .34 [Wortgebr.]. T e x t : S.81, 140.

* Arbeitsreserven. L ü s. “ Reserven an arbeitsfähigen Menschen” (WDG I, S.209). ND 24.4.46, S .l [SU]. P olit.ök ., d t. S .568/r. S.490.Russ.: (gosudarstvennye) trudovye rezervy - ‘(staatliche) Arbeits­

reserven (RPP II, S.774 - 1940). ÖW; BSE XII, S.308 f.Im Russ. terminologisch: ‘System der organisierten Ausbil-

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dung junger qualifizierter A rbeiter für die Volkswirtschaft der UdSSR’ (SSRLJ XV, S. 1046 f.). Vgl. auch Koslow.

Sek.: Fröhlich, S.34. T e x t : S .120.

* Arbeitssanitätsinspektion [seit 195 3; 1965 der “ Inspektion für Ge­sundheitsschutz in den Betrieben” angegliedert]. L ü t. Organ des staatlichen Gesundheitsschutzes. Gbl. 1967 II, S .113.MNL I, ÖL I; SBZ 1969.Russ.: (Gosudarstvennaja) sanitamaja inspekcija - ‘(Staatliche)

Sanitätsinspektion’ [seit 1931].BSE XXXVIII, S.54; ÖW [“ Hygieneinspektion” ].Moskal’skaja I gibt an: promyslennaja sanit. inspekcija

T e x t : S. 66, 129.

** Arbeitsschutzinspektion [seit 1950], L ü t. “ Kontrollorgan der Gewerkschaften im A rbeitsschutz” (ÖL I, S.163). Organ der Gewerk­schaften seit 1958 (vgl. Kl. Lex.).SMAD Sachsen 1945/8, S.3; Gbl. 1950, S.444 u.ö.j WDG I, MNL I. Russ.: Inspekcija truda - ‘Arbeitsinspektion’ (RPP I, S.59 - 1918).

BSE XVIII, S.216f. [ausführendes Organ: otdel ochrany truda - s.u.], ÖW [“Arbeitsinspektion” ].

Sek.: Kohls, S .143 [Lüt. nach otdel ochrany truda]. T e x t : S.66,129.

* * Arbeitsschutzinspektor. L ü t . “ Funktionär der A rbeitsschutzin­spektion, deren Aufgaben er durchführt” (MNL I, S .362).Gbl.: 1950 I, S .353 u .ö .;Ö L I.Russ.: Inspektor truda - ‘Inspekteur der A rbeit’ (RPP I, S.60 - 1918).

ÖW [“ A rbeitsinspektor” ]. Usakov I.Inspektor po ochrane truda. ÖW [Verweis auf tecbnic.L ] techniceskij inspektor (otdela ochrany truda). BSE XVIII,S. 216; so auch Kohls). ÖW [ “A rbeitsschutzinspektor, Sicherheitsinspektor”] .

Sek.: Kohls, S.143 f. [Lüt.]. T e x t : S.128.

* Arbeitsschutzkommission. L ü t . “ m it den Aufgaben des Arbeits­schutzes betrautes Organ einer Betriebs- u. Abt.sgewerkschaftslei- tung” (Kl. Lex., S. 50).“ Schaffung von Arbeitsschutzkom m issionen” (ND 22.8.46, S.3 - Be­fehl 150 der SMAD); Gbl. 1950, S.443 u.ö.; MNL I.Russ.: otdel ochrany truda. Usakov II [neu]; BSE XVIII, S.216

[ausführendes Organ der Inspekcija truda]. So auch Kohls.

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ÖW und Moskal’skaja I geben als russ. Entsprechung komis- sija po ochrane truda an.

Sek.; Kohls, S. 143 [Lüs.]. T e x t : S.64, 129.

* A rbeitsschutzobm ann. L ü t. “gewerkschaftlicher A rbeitsschutzfunk­tionär in der Gewerkschaftsgruppe” (MNL I, S.362).Gbl. 1950, S.443.Russ.: obscestvennyj inspektor po ochrane truda - ‘ehrenamtlicher

Inspektor für A rbeitsschutz’ (BSE XVIII, S.217); so auch Moskal’skaja I. Vgl. auch BSE XXX, S.422 [seit 1931].ÖW: obscestvennyj techniceskij inspektor [“ehrenamtlicher A rbeitsschutzinspektor” ].

T e x t : S .128.

* Arbeitssiege [Übs.]. Lü s . PSU 1963/53, S.1160 - P 26.4.63, S.4.Russ.: trudovye pobedy

Arbitrage [SU]. B e d . e n t 1. “ in der UdSSR und den meisten volks­demokratischen Staaten bes. staatliches Organ zur Entscheidung von Streitigkeiten bei der Organisierung und Durchführung der zwischen­betrieblichen K ooperation sozialistischer Betriebe und Einrichtungen. Dieses Organ wird in der DDR Staatliches Vertragsgericht gen.” (ÖL I, S.177)Du-L 1960 f., FW 1954 ff., MNL I.Russ.: arbitrai. SSRLJ I; BSE II, S.615; ÖW [in ds. Zusammenhang:

“Arbitrage, Schiedsgericht; Vertagsgericht; Schlichtungswesen” ]. Vgl. auch unter “ Staatliches V e r t r a g s g e r i c h t ” .Sek.: Reich, S .34 [Lb. - SU]. T e x t : S.73, 123.

* * Artel, das [SU; schon älter], L w [griech.-lat. - vgl. Vasmer, Etymolog. W örterbuch). Als Bezeichnung für russ. Handwerker- und Arbeiterge­nossenschaften schon im 19. Jh . bekannt (vgl. Brockhaus 1895 I).Nach 1945 jedoch stärker verbreitet, besonders als Bezeichnung für landwirtschaftliche Kollektivwirtschaften (“ Kolchos” ist allerdings häufiger).“ Das l a n d w i r t s c h a f t l i c h e A r t e l ist die Form der kollek­tiven Wirtschaft, die auf der Vergesellschaftung der grundlegenden Produktionsm ittel der Bauern und auf kollektiver A rbeit beruht, wo­bei das persönliche Eigentum der Kollektivbauern an der Nebenwirt­schaft bestehen bleibt.” (Polit.Ök., dt. S.447/russ. S .385)TR 1.10.46 (zit. Kohls); ND 9.9.49, S.3 u.ö.; PSU 1952/33, S.244 -P 6.2.52, S.2 u.ö.

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In allen W örterbüchern verzeichnet.Russ.: artel’ [fern.]. Dal’ I; USakov I; SSRLJ I; BSE III, S. 124 ff.

Inbezug auf die Landw. ist kolchoz gebräuchlicher.Sek.: Kohls, S. 24 [Lw], T e x t : S. 53, 57, 139.

* * * Aufbau. W o r t g e b r . (Freuqu.; form elhafte Fügungen, Schlagwort).Russ.: stro itel’stvo [auch: Bauwesen, - industrie, Bautätigkeit,

Baubetrieb - vgl ÖW],postroenie [auch: Bau, S truktur, Gestaltung, Aufstellung - vgl. ÖW],

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.28; Fröhlich, S.85; Kuklina, A utoreferat, S.18; Mine, Avtoreferat, S.8; Mine, Zakreplenie,S.149; Moser, Spr. Folgen, S.42; Reich, S .35 f. [Wortgebr.]T e x t : S.81.

* * * Aufbau des Sozialismus. L ü s . Charakterisiert nach der offiziellen Periodisierung die Zeit nach 1952; vorher: “dem okratischer (friedlicher) A ufbau” (vgl. SBZ 1969, S.468).“Die Erfolge der W erktätigen der Deutschen Dem okratischen Republik in den ersten beiden Jahren des Fünfjahrplanes zur Entwicklung der Volkswirtschaft bilden die Voraussetzungen für den historischen Beschluß der II. Parteikonferenz der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, die Grundlagen zum Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Dem okratischen Republik zu schaffen.”(Gbl. 1953 I, S.257).“ Für den Aufbau des Sozialismus gilt es, jeden zu begeistern.”(ND 18.6.64, S.8)Übs.: Polit.Ök., d t. S.394/russ. S .339 u.ö.WDG I, Agricola.Auch: “ sozialistischer A ufbau” (Gbl. 1958 I, S .183 u.ö.;Übs.: Polit.Ök., d t. S.500/russ. S.430 - russ.: socialisticeskoe bzw. kom m unisticeskoe stro ite l’stvo; vgl. auch Vostanovlenie, S.265 - 1925; Lenin, Werke XXIX, dt. S.408/russ. S. 386 - 1918; Usakov IV; Bartholmes, Adjektiv, S. 3 3).“Aufbau der sozialistischen Gesellschaftsordnung” (Siebenj.,S. 159; russ.: stro itel’stvo socialisticeskogo bzw. kom m unisticeskogo obscestva - ’Aufbau der soz. bzw. komm. Gesellschaft’, vgl. z.B. P 8.2.59, S.2).

Russ.: stro itel’stvo (seltener: postroenie) socializma (Vostanovlenie,S.554 - 1925). Seit dem XXI. Parteitag derKPdSU 1959 offiziell: stro ite l’stvo kom m unizm a (vgl. BSE - Ezegodnik

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I960, S.21). SSRLJ XIV.Sek.: s.o. T e x t : S.63, 117, 121.

* * entfa lteter A ufbau des Sozialismus [seit 1959]. L ü s . Siebenj.S. 160. Seit dem SED - Programm von 1963: * * umfassender A ufbau des Sozialismus (im Russ. ebf. m it razvem utoe s.s. wiedergegeben - vgl. P 11.3.68, S .4 -P S U 1968/34, S.2 [m it Bezug auf die DDR]).

“Umfassender Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik heißt: die nationale Volkswirtschaft der Deutschen Demokra­tischen Republik zu entwickeln, die Produktion und Arbeitsproduktivi­tä t auf der Grundlage des höchsten Standes der Wissenschaft und Technik w eiter rasch zu steigern, um das Leben der W erktätigen an­genehm und schön zu gestalten, um ihre wachsenden Bedürfnisse besser zu befriedigen, das Prinzip ’Jeder nach seinen Fähigkeiten - jedem nach seiner Leistung’ voll zu verwirklichen.Umfassender Aufbau des Sozialismus heißt: die sozialistischen Bezie­hungen zwischen den W erktätigen zu entwickeln und zu vertiefen.Hohes Bewußtsein, A rbeitsfreude und Ergebenheit gegenüber den In­teressen der Gesellschaft werden hervorragende Eigenschaften des Menschen der sozialistischen Gesellschaft.Umfassender Aufbau des Sozialismus heißt: die Deutsche Dem okrati­sche Republik zu einem m odernen sozialistischen S taat zu machen, der der ganzen Welt gegenüber das neue Deutschland verkörpert, dessen Friedenspolitik, Ansehen und Anziehungskraft seine Bürger m it Stolz erfüllen.” (SED - Programm ; ND 15.1.63, Sonderbeilage, S .16)

Russ.: razvem utoe stro itel’stvo socializma (Industrializacija, S .330 -1929). Seit 1959 offiziell:razvem utoe stro itel’stvo kom m unizm a (oder: kom m unisti - öeskogo obscestva - ’ ... der kom m unist. Gesellschaft’) - vgl.P 8.2.59 (Siebenjahrplan).

Sek.: Gernentz, S.70; Kohls, S .156 [Lüt.]; Mine, Zakreplenie, S.150. T e x t : S .121.Dem Gebrauch von AUFBAU in der Nachkriegszeit im Sinne von ’’Wie - deraufbau, N euaufbau” - vgl. hierzu besonders die Beispiele bei Reich (a.a.O.) - entspricht im Russ. vostanovlenie (wörtl.: ’W iederherstel­lung’). - Die zahlreichen deutschen Neubildungen in diesem Zusammen­hang sind jedoch nicht auf russische V orbilder zurückzuführen.

*Aufbausonntag. L s c h . ’kollektive zusätzliche Arbeit, die frei­willig an arbeitsfreien Tagen geleistet w ird’ (Usakov I, S.369 - neu).ND 21.8.49 (zit. Kohls).

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Allgemein übliche Bezeichnung für Leistungen dieser A rt in der DDR ist seit 1952 das “ Nationale A ufbauw erk” , Abk.: NAW (m it dieser Abk. werden zahlreiche Zusammensetzungen gebildet).Russ.: voskresnik [von voskresen’e - ‘Sonntag’] (Vostanovlenie,

S.482 - 1921). SSRLJ II; BSE IX, S.159 [seit 1919; verstärkt in der Zeit nach dem II. Weltkrieg]

Sek.: Kohls, S .145 [Lüt]; Reich, S .36. T e x t : S.68, 85, 127.

* * Aufkauf. B e d. s p e z. “ Kauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse durch die zugelassenen staatl., genossenschaftl. od. privaten Handels­organe außerhalb (u. in der Regel nach Erfüllung) der Pflichtablieferung zu besonderen A ufkaufpreisen.” (Kl.Lex., S.68) “Nach der Einführung einheitlicher Erzeugerpreise für pflanzliche Erzeugnisse ab Ernte 1964. . . erstreckt sich der A. nur noch auf Erzeugnisse tierischer H erkunft.” (ÖL I, S.188; vgl. auch MNL I) “A ufkauf freier Spitzen von G etreide” (Gbl. 1949, S.79).

Russ.: (gosudarstvennye) zakupki [nur im PI. belegt]BSE XVI, S .302 [Beleg von 1940]; ÖW. Vgl. auch Polit.ök ., russ., S .569/dt. S.659.

T e x t : S .35, 75, 76, 124.

Aufkaufbetriebe - s. unter E r f a s s u n g

Aufkaufplan - s. un ter P l a n

* Aufkaufpreis. B e d . s p e z. “ Für Erzeugnisse, die nach den §§ 49 und 50 frei verkauft und aufgekauft werden dürfen, sind von den Aufkauforganen die jeweils geltenden Aufkaufpreise zu zahlen.” (Gbl. 1957 I, S.46)Gbl. 1949, S.123 u.ö.; Übs.: Polit. Ök., dt. S.659 ff./russ. S .569 f. [einheitliche Aufkaufpreise nach der Reorganisation der MTS 1958]u.ö.; MNL I, ÖL I.Russ.: zakupotnaja cena (RPP IV, S.21 - 1953). BSE XLVI, S.515.

ÖW [in der Landw.: “ Erzeugerpreise” ].T e x t : S.75, 76.

* * * Auflage. B e d . s p e z. “ bindende Weisung staatlicher Organe. . . für die Produktion, die technische Entwicklung, die Investitionen, die Selbstkostensenkung usw. in nachgeordneten volkswirtschaftlichen Organen sowie in Betrieben und anderen E inrichtungen” (ÖL I, S.189). Meist in Zusammensetzungen oder Wortverbindungen.“Auflage für Zem ent . . . übererfüllt” (ND 8.9.49, S.5).Du-L 1960 f., WDG I [Neubedeut. DDR], MNL I; SBZ 1969.

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Daneben steht synonym , jedoch weniger häufig und im allg. nur in bestimm ten Zusammensetzungen bzw. W ortverbindungen auch Auf­gabe. “ Die im Siebenjahrplan festgelegten Aufgaben sind unbedingt einzuhalten und dürfen nicht verändert w erden.” (Siebenj., S .310)

Im Dt. greift die Bed. spez. auch auf * * * Soll über (keine russ. Ent­sprechung!), besonders inbezug auf die Landwirtschaft und im mehr alltagssprachlichen Bereich (im Gbl. weniger häufig als “Auflage” und “Aufgabe” ). Meist in Zusammensetzungen. Kom posita wie “ Fleischsoll” , “Milchsoll” usw. entsprechen russ. Bildungen vom Typ zadanie po mjasopostavkam - ‘Auflage für Fleischablieferung’(P 23.2.56, S.8; vgl. auch okk. d t. Bildungen in der A rt von “ Ab­lieferungssoll an Milch” - ND 5.1.61, S .3).Seit M itte der 50er Jahre rückläufig, in den 60er Jahren nur noch okkasionell.“ Soll” m it seinen zahlreichen Zusammensetzungen tauch t in fast allen Veröffentlichungen zum DDR-Wortschatz auf, es sei hier nur auf einige Arbeiten verwiesen, die z.T. umfangreiche Zusammenset­zungslisten bringen: Bartholmes, Taus. Worte, S.28 [Wortgesch.]; Kuklina, Wortliste; Maetzke, S.339; Moser, Spr. Folgen, S.9; Reich,S. 197; Riemschneider, Veränderungen, S.24.

Russ.: zadanie [Verbalsubstantiv zu zadat’ - ‘ aufgeben, vorgeben’].Im Rahmen der Planwirtschaft: “ Aufgabe, Auflage, Soll” , sonst auch: Aufgabenstellung, Auftrag (vgl. ÖW). Vgl. auch SSRLJ IV, S .396: ‘vorher festgelegter Umfang einer A rbeit’. Russ. zadaca, dem dt. “ Aufgabe” von der Bildungsweise her am nächsten steht, wird in der Bedeutung “Planauflage” nicht verwendet (vgl. ÖW).

Sek.: Reich, S. 37 [Lb]. T e x t : S. 76, 122, 133, 134.

* Gewinnauflage [Übs.]. PSU 1965/113, S .10 - P 28.9.65, S.2.Russ.: zadanie po pribyli

* Jahresauflage. ND 6.1.54, S .l. Neben * Jahresaufgabe (ND 1. 9. 62, S.4) und * * Jahressoll (Zvbl. 1948, S.456 u.ö.). WDG I [-auflage], Russ.: godovoe zadanie (P 2.9.54, S.2); ÖW [“Jahresplan, Jahresauf­

gabe, Jahressoll” ].Sek.: Reich, S .37.

*Monatsaufgabe [Übs.]. PSU 1952/110, S.822 - P 1.6.52, S.2. DDR: ** M onatssoll (ND 8.5.49, S.4 u.ö. ) Russ.: mesjacnoe zadanie

** Planauflage. L ü s . ’’B eider Übergabe der Produktionsauflagen für 1950 an die volkseigenen Berliner Betriebe . . . hat auch das

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Vertragskontor eine Planauflage, d.h. eine K ontrollziffer über die Höhe der abzuschließenden Verträge erhalten.” (ND 15.12.49, S.5 - zit. Reich). WDG 1; SBZ 1969. Vgl. auch “ staatliche Planauflage”(okk. für “ staatl. Aufgabe” - Gbl. 1958 I, S.529). Neben: * * Planaufgabe. “ Staatliche Planaufgaben . . . sind im Volkswirtschaftsplan festgelegte bzw. davon abgeleitete verbindliche Zielstellungen und Kennziffern, die grundsätzlich nur auf Beschluß des Ministerrates verändert werden können.” (Gbl. 1965 11, S.889). “ Diese W ettbewerbe setzen bei den Jugendlichen die Kenntnis der Planaufgaben und Planziffern ihrer Fabrik oder ihres Dorfes voraus.” (ND 15.8.48, S.4 - zit. Reich).Übs.: Polit. ö k ., dt. S.542/russ. S.467. ÖL II; Du-M 1967 [Ostdtschld.]. Auch: * Plansoll (TR 10.9.48, S.3 - SU; ND 3.5.49, S.5 u.ö .; Übs.:PSU 1953/77, S.939 - P 20.6.5 3, S.2).

Russ.: planovoe zadanie (RPP II, S .136 - 1929).USakov I; BSE XXXIII, S.180; ÖW [“Planaufgabe, Planauf­lage, Plansoll, Planziel” ].

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.26; Fröhlich, S .76;G ernentz, S.75 [Lp]; Kohls, S.205 [Lüs.]; Krepkich, S.27 [Lp]; Kuklina, Wortliste; M aetzke,S.340;M erta, S.166 [Lp]; Moser, Spr. Folgen, S.12 [Lp]; Nyvelius, S.25 [Lüs.]; Reich, S .176 [Lp]; Strutz, S .137 [Lp]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.191. T e x t : S.122, 134,135.

* Produktionsauflage [nur in den 40er Jahren belegt], L ü s . ND 10.5.46, S.3; WDG I. Neben * Produktionsaufgabe bzw. “ Erzeugungsaufgabe” (SMAD 1945/1, S.47, 41) und * * Produktionssoll (ND 8.5.46, S.3 u.ö. Russ.: proizvodstvennoe zadanie (RPP I, S.288 - 1921)

ÖW [“ Produktionsauflage, Produktionsaufgabe, Fertigungs­aufgabe, Produktionssoll, Produktionsauftrag” ].

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.27; Kuklina, W ortliste; Nyvelius S .25 [Lüs]; Reich, S .37.

* Scbichtaufgabe [Übs.]. PSU 1952/110, S.822 - P 1.6.52, S.2. Neben:* * Scbichtsoll (ND 4.9.59, S.3 u.ö.).Russ.: sm ennoe zadanie. ÖW [“ Schichtaufgabe, Schichtauftrag,

Schichtsoll” ].

* Selbstkostensenkungsauflage. L ü s . Gbl. 1950 I, S.232 u.ö., Übs.:Polit. ö k ., d t. S.636/russ. S.549.Russ.: zadanie po sebestoim osti - ‘Auflage für die Senkung der Selbst­

kosten’. Usakov I; vgl. auch ÖW: zadanie po snizeniju sto im osti - “Kostensenkungsauflage”.

T e x t : S.62.

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**staatliche A ufgaben [meist PI.]. B e d. s p e z. ” Im Rahm en der be­schlossenen Pläne legt die Staatliche Plankommission die staatlichen Aufgaben der für die Leitung der einzelnen Bereiche der Volkswirt­schaft verantw ortlichen S taats-und Wirtschafsorgane fest.” (Gbl. 1959 1, S.919) ’’Erfüllung und Übererfüllung der staatlichen Aufgaben” (PSU 1953/ 102, S.1242 - P 30.8.53, S.2) ’’Eine staatliche Aufgabe für eine zu planende Umschlagszahl wird nicht erte ilt.” (Gbl. 1957 I, S .371) Okk. auch: ’’staatliche Planauflage” (Gbl. 1958 I, S.529 ). SBZ 1969.R u s s gosudarstvennye zadanija [meist PL] (RPP III, S .329 - 1946)

BSE XXXIII, S .180. ÖW. [ g. planovoe z.- ” s. Planaufgabe” ].Okk. m it Bezug auf die DDR: gosudarstvennye zadaci (P 18. 4.67, S.3 - Übs. aus dem Dt.)

T e x t : S.76, 122, 134.

* Tagesaußage. ND 6.1.54, S .l. Neben: * Tagesaufgabe (ND 6.1.62,S.4) und * * Tagessoll (ND 5.1.49, S.2)Russ.: dnevnoe (oder : sutocnoe) zadanie (RPP III, S .108 - 1943)

ÖW [“Tagesauflage, Tagessoll” ].Sek.: Reich, S .37.

Für beauflagen/Beauflagung [WDG I - Neupräg. DDR; vgl. auch ö l I] könnte möglicherweise russ. zadat'/zadanie als Paar von Verb und Verbalsubstantiv Vorbild gewesen sein. Die russ. K onstruktion ent - spricht aber eher dt. “ auferlegen (jemandem etwas)” . Auch werden diese Prägungen offenbar n icht zur Wiedergabe von verbalen Kon - struktionen im Russ. benutzt (vgl. z.B.: zadannoe kaiestvo - w örtl.: ‘auferlegte Q ualität’, d t. Übs.: “ Qualitätsauflage” - PSU 1952/200 - 201, S.1560 - P 10.10.52, S.2). Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.52;Reich, S.40 f.; Riemschneider, Veränderungen, S.20; Schubert,Zs. f. dt. Phil. 1969/1, S .156 (Rez. zu Reich) hält russ. Einfluß für möglich.

* Banner der Arbeit [seit 1954]. L ü t . “ Zur Anerkennung be - sonders hoher Arbeitsergebnisse in der Produktion, die geeignet sind, die weitere Entfaltung des W ettbewerbs zu fördern, wird der Orden ‘Banner der A rbeit’ gestiftet.” (Gbl. 1954 II, S.698) u.ö. V or 1954 inbezug auf die SU: “ Rotes A rbeitsbanner” (TR 4.9.46, S.4); “ R otbannerorden” (TR 1.1.47, S.4).WDG I [Neupräg. DDR], Agricola, Kl.Lex, MNL I, Öl I; SBZ 1969.

Russ.: Trudovoe Krasnoe znamja (P 2.1.49, S.3)Usakov I [neu]; BSE XLIII, S .330 [seit 1920].

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Sek.: Dahlbei£, S.370; Fröhlich, S.89 [Lp]; Kohls, S.146 [Lüt.]; Rozen, S.60 [Lp]. T e x t : S.66, 68, 127.

* * Basis [besond. in Übss.] W o r t g e b r . [übertragener Gebrauch i.S.v. ‘Stützpunktbetrieb, der einen bestim m ten Industriezweig, eine Organisation, einen Bezirk usw. versorgt’ (SSRLJ I, S.241 f.) - vermutl. in Anlehnung an die militärische Terminologie], “ eine bedeutende Basis der chemischen Industrie” (Siebenj., S.282); “Ausbau des Ostsee - bezirkes als Basis der Deutschen Demokratischen Republik für den Güterumschlag nach Übersee” (Siebenj., S.273).Übs.: “ein Netz von Produktionsbasen organisieren” (PSU 1960/72, S.1585 - P 15.6.60; russ.: proizvodstvennye bazy); “ eine d ritte mächtige Basis der Hüttenindustrie unseres Landes” (PSU 1956/28, S.675 - P 24.2.56, S.8).

Russ.: baza . ÖW [in ds. Zusammenhang: “Zentralstelle, Zentral -station, S tation; S tützpunkt” ; im Binnenhandel: “ Z en tra l- lager, Niederlassung, D epot” ].

T e x t : S.82, 85.

* Bauernm arkt [seit 1953]. Vermutl. A n a l , “ in Städten u. Ind. - orten der DDR eingerichteter Markt, auf dem die Erzeuger land - wirtschaftlicher Produkte bei freier Preisbildung unm ittelbar an den städt. Verbraucher verkaufen” (Kl. Lex., S.90).“ Die Bauernmärkte sind volkseigene Betriebe der örtlichen W irtschaft und arbeiten nach dem Prinzip der w irtschaftlichen Rechnungsführung.” (Gbl. 1953 II, S.579)WDG I, MNL I, ö l I.Russ.: kolchoznyj rynok - ‘Kolchosm arkt’ - s. dort. ÖW verzeichnet

auch: krest’janskij rynok - ‘Bauernmarkt Sek.: Gernentz, S.70 [neu]. T e x t : S .123.

* * Bauorganisationen [SU; meist PI], L ü s . “ Baubetriebe” (ÖW).TR 6.1.46, S.4; PSU 1952/200 - 201, S.1561 - P 10.10.52, S.3 u.ö.“ Bau - und M ontageorganisationen” (PSU 1956/27, S.654 - P 23.2.56,S.8; russ.: stro ite l’no - m o n ta in ye organizacii)Russ.: stro itel’nye organizacii (RPP II, S.700 - 1939) SSRLJ VIII;

BSÉXLI, S. 139.T e x t : S.45, 85, 125.

* Bedienungskultur [Übs.]. L ü s . “ Bedienungskultur in den Kanti - nen, Imbißstuben, Cafés und R estaurants” (PSU 1966/51, S .384- P 10.4.66, S.5). T e x t : S.124.

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Russ.: k u l’tura obsluzivanija. ÖW [“V erkaufskultur” ].Vgl. auch unter H a n d e l s k u l t u r .

* Bereich der sozialistischen Arbeit. A n a l . ND 3.1.64, S .l.Russ.: uZastok kom m unisticeskogo truda (P 8.9.59, S .l)T e x t : S.127.

* Bestarbeiter [besond. in Übss.] L ü t . “gegenwärtig nicht mehr gebräuchliche Auszeichnung W erktätiger für vorbildliche Leistungen bei der Planerfüllung” (Öl I, S .307). Gbl. 1951, S.973 u.ö.Übs.: “ Zu einer gewaltigen treibenden K raft im W ettbewerb sind die Neuerer, Bestarbeiter der Produktion geworden.” (PSU 1956/27, S.57 - P 24.2.56, S .3; russ.: peredovikiproizvodstva) u.ö. WDG I [Neupräg. DDR]; auch bei Gabler I [ohne Hinweis auf östliche Her - kunft; sonst in westdt. Texten jedoch kein Beleg],Russ.: peredovik, peredovoj rabocij - vgl. un ter A k t i v i s t

otlicnik [von otlicnyj - ‘ausgezeichnet’ ]. USakov II [neu] SSRLJ VIII. Vgl. auch den Titel Otlicnik socialisticeskogo sorevnovanija - ‘Bestarbeiter des sozialistischen W ettbewerbs’ (BSE XVII, S .l 35 - seit 1939]

Vgl. auch A k t i v i s t , N e u e r e r , R a t i o n a l i s a t o r .Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S .32; Hengst, S.583 [Lp. nach otlicnik proizvodstva]; Hellmann, Schrittm acher, S . l32 [Sinnbezirk, W ortge­brauch]; Kohls, S.147 [Lüs. nach peredovik, otlicnik proizvodstva]-, Moser, S .15; Rozen, S.60 [Lp], T e x t : S. 63, 93, 127, 133.

* Bestarbeitsmethode. L ü t . ND 7.8.49 (zit. Kohls). Hat sich nicht durchgesetzt - vgl. dagegen N e u e r e r m e t h o d e . In der Sprache des D ritten Reiches gab es eine ähnliche Prägung: “ Bestgestaltung der A rbeit” (vgl. Berning, S .35; Meyers Lexikon 1936).Russ.: peredovoj m etod truda (oder: raboty) - besonders nach 1945.

BSE XXII, S.294. So auch bei Moskal’skaja I.Auch: peredovoj (proizvodstvennyj) o p y t - ’beste (Produk - tions)erfahrungen’ (RPP II, S.561 - 1935).

Sek.: Kohls, S.147 [Lüs.]. T e x t : S.64, 84, 93, 125.

* * Bester Dreher u.ä. [seit 1953]. A n a l . "D en Facharbeitern, die als Beste aus dem individuellen W ettbewerb nach Berufen hervorgehen, wird der Ehrentitel ‘Bester Dreher’, ‘Bester T raktorist’ u.a. ... ver - liehen. “ (Gbl. 1953, S .l 140).“ Bester Meister des Betriebes” , “ Bester Meister der Industriegruppe” (Gbl. 1953, S.1139).

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Übs.: “ Bester V ulkanisator des Werkes” (PSU 1956/6, S.118 - Trud 3.1.56).Russ.: luiSij stalevar u.ä. - ‘bester Schmelzer’ u.ä. Vgl. BSE XV,

S.145; XVII, S .138 [seit den 40er Jahren].Sek.: Kohls, S. 147 [Lüs. nach Otlicnyj ... - vgl. hier un ter H e r v o r - r a g e n d e r ...]; Moser, Spr. Folgen, S.16.T e x t : S.69, 127, 132, 133.

* Betrieb (oder: Fabrik) der ausgezeichneten Qualität. L ü s . Ehren - titel im W ettbewerb um gute Q ualität der Erzeugnisse.ND 1.5.62, S.2 u.ö.; Übs.: PSU 1953/200, S .1224 - P 12.8.53 S.2.Russ.: predprijatie (oder: fabrika) otltfnogo kacestvaVgl. auch B r i g a d e ..., Q u a l i t ä t s b e w e g u n g .Sek.: Mine, Neologizmy, S.93 [“ Q ualitätsbetrieb’]. T e x t :S.95, 127.

Betrieb der hohen P roduktionskultur - s. unter P r o d u k t i o n s - k u 11 u r.

* Betrieb der kom m unistischen Arbeit [SU], L ü s . ND 27.5.60 (zit. Kohls); PSU 1968/25, S.15.Russ.: predprijatie kom m unisticeskogo truda (RPP IV, S.676 - 1960)Vgl. auch B r i g a d e ..., K o l l e k t i v . . .Sek.: Kohls, S. 148 [Lüs.]. T e x t : S.128.

* Betriebliche Fonds. B e d . s p e z . ’’zusammenfassende Bezeichnung für die den sozialistischen Betrieben zur Erfüllung ihrer Aufgaben von der Gesellschaft übertragenen Mittel u. deren Deckungsquellen” (ÖL I, S.677). In der BRD andere Bedeutung (vgl. Gabler I). Seit 1957 auch an­stelle von D i r e k t o r f o n d s - s. dort, ’’betriebliche Fonds für die erweiterte R eproduktion sowie die materielle Interessierheit” (Gbl. 1968 I, S.224). Vgl. auch Richtlinie, S.37; Polit. ö k ., d t. S.635/russ. S.549. WDG I [“ Betriebsfonds” - Neupräg. DDR], MNL III [un ter “ Fonds” ].Russ.: fo n d predprijatija - ’Fonds des Betriebes’ (P 15.9.56, S.2)

BSE XLV, S.292 f. [seit 1955 sta tt des ’D irektorfonds’]. ÖW [’’Betriebsfonds” ].

T e x t : S.75, 76, 122.

Betriebsgewerkschaftsgruppe - s. unter G e w e r k s c h a f t s g r u p p e

* * Betriebsgewerkschaftsleitung, Abk.: BGL [seit 1948]. L ü t . ’’von den Gewerkschaftsmitgl. des Betriebs gewähltes Organ zur Leitung der betriebl. Gewerkschaftsorganisation” (Kl. Lex., S.104). TR 8.9.48, S .3 u.ö.;Übs.: PSU 1958/90 , S.1869 - P 16.7.58, S .l. Du-L 1952 ff.; WDG I

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[Neupräg. DDR], MNL I, ÖL I; Wahrig [SBZ], Brockhaus 1952 II, 1966 II [DDR], SBZ 1969.Auch : ’’betriebliche Gewerkschaftsleitung”

Russ.: zavodskij (oder : fabriänyj) ko m ite t profsojuzov - ’Werks- (oder:Fabrik-) kom itee der Gewerkschaften’ (RPP II, S .588-1936). ÖW [’’Betriebsgewerkschaftskomitee” - UdSSR],

Sek.: Fröhlich, S.38; Moser, Spr. Folgen, S.16; Reich, S.42.T e x t : S.64, 129.

Betriebskollektivvertrag - s. un ter K o l l e k t i v v e r t r a g

-Bewegung. L e h n p r ä g u n g e n : Aktivistenbewegung, Erfinder- und Rationalisatorenbewegung, Hunderttausenderbewegung, Neuererbewegung, Qualitätsbewegung, Rationalisatorenbewegung, Stachanowbewegung - s. dort.Russ.: dvizenie

ÖW bucht einige der genannten Zusammensetzungen.Sek.: Reich, S.43 [gibt an, daß im Russ. neben dem politischen Gebrauch nur ’’Stachanowbewegung ” üblich sei]; zur W ortgeschichte vgl. Moser in ’’Deutsche Wortgeschichte ” , S.470. T e x t : S.82.

** Bilanz [seit Anfang der 50er Jahre], B e d . s p e z. (meist in bestimm ten Zusammensetzungen). ’’System der ökonomischen Kennziffern, das in zu­sammengefaßter Form die wichtigsten Proportionen und Wechselbeziehungen in der gesamten Volkswirtschaft ausdrückt” (Koslow, S.5 3). Vgl. auch ÖL I. ’’Bilanzen sind im Umfang der N om enklatur des Staatsplanes aufzustellen. In den Bilanzen ist das Aufkom m en der Volkswirtschaft insgesamt aus Produktion, aus Im port sowie die Veränderung der Bestände auszuweisen.” (Gbl. 1958 I, S.129).In der BRD überwiegend als Term inus des betrieblichen Rechnungswesens ge­bräuchlich (vgl. Gabler I), gelegentlich aber auch in erweitertem Gebrauch (vgl. Bildungen wie "Energiebilanz” - Welt 9.5.53, S.7; “ Warenbilanz” - Bulletin 1960, S.658-, vgl. auch schon Drittes Reich im Aufbau IV, S.443: “A rbeitsbilanz” ).Russ.: balans. BSE IV, S.104.T e x t : S.75, 76, 122.**Materialbilanz. L ü s. ’’Die Materialbilanz des Volkswirtschaftsplanes 1950 weist das A ufkom m en und die Verteilung der volkswirtschaftlich entscheidenden Roh- und Hilfsstoffe, Halb- und Fertigfabrikate aus. Alle Teile des Volkswirt­schaftsplanes finden ihre materielle Sicherung in der M aterialbilanz.” (Gbl. 1950, S.236).

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Übs.: Polit. Ök„ dt. S.550/russ. S.474.FW 1964, MNL I; Koslow.Russ.: material nyj balans. BSE XXVI, S.517; ÖW.T e x t : S.46, 122.

schachbrettförmige Bilanz. L ü t . “Bilanzschema, bei dem Aktivseite und Passivseite nicht nebeneinander stehen, sondern die Positionen der Aktivseite vertikal als Vorspalte und die Positionen der Passivseite horizontal als Kopf­leiste angeordnet s i nd . . . . Durch die s. B. sollen bessere Möglichkeiten für die Aufstellung von Verflechtungsbilanzen gewonnen werden (in der sowjetischen Buchhaltung gebräuchlich)!' (ÖL II, S.581 f.)Russ.: sachmatnyj balans. BSE XLVII, S.553; Usakov IV.

ÖW [’’Schachbrettbilanz, Verflechtungsbilanz, Zweigverflechtungs­bilanz” ]sachmatka [Ableitung von sachmaty - ‘Schachbrett’]. ÖW.

T e x t : S.95.

** Verflechtungsbilanz [seit 1963]. L ü t . ’’eine W eiterentwicklung im System der volkswirtschaftlichen Bilanzen, des Aufkom mens und der Verwendung materieller Güter und produktiver Leistungen, die zur Qualifizierung der soziali­stischen Planung sowie der Leitung der W irtschaft seit 1957/58 in mehreren Ländern des sozialistischen Weltsystems ausgebildet, verbessert und in breitem Maße angewendet w urde.” [schachbrettartige Anordnung der Bilanzen] (MNL VII, S.449).Gbl. 1963 II, S.808 u. ö. ; Übs. : PSU 1963/71, S.1542 - Planovoe chozjajstvo 1963/5; PSU 1965/12, S.4 - P 17.1.65, S.2 u. ö. ÖL II; SBZ 1969.Russ. : mezotraslevoj balans - ’Zwischenzweigbilanz’ ÖW [’’Verflechtungs­

bilanz, Zweigverflechtungsbilanz, Schachbrettbilanz” ].Vg. auch Osteuropa-Handbuch, S .185, Anm. 21: Verweis auf einen Artikel von M. Ejdel’man in der Fachzeitschrift ’’Vestnik statistiki” 1961/7, wo mezotraslevoj balans als Terminus benutzt wird.Vgl. auch : balansovaja uvjazka - ’Bilanzverflechtung’ (P 11.3.55,S .l u. ö.)

T e x t : S.65, 122.

*volkswirtschaftliche Bilanz, Volksw irtschaftsbilanz. L ü s. ’’Von der staatl. Plankommission vorgenomm ene Bilanzierungen volkswirtschaftlicher Prozesse; verleihen der erw eiterten Sozialist. R eproduktion für einen gewissen Zeitraum einen konkreten ziffernmäßigen A usdruck.” (Kl. Lex., S .1040). Gbl. 1964 II,S.475 u. ö. Übs.: ’’Die um fassendste Bilanz ist die Volkswirtschaftsbilanz.” (Polit. Ök„ dt. S.550/russ. S.475).MNL I; Koslow; SBZ 1969.

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Russ.: balans narodnogo chozjajstva (Industrializacija, S. 289 - 1928).BSfc IV, S. 106; ÖW.

Sek.: Bartholmes, Volk, S.223

* Bilanzsystem, L ü s. ” Gesamtheit volkswirtschaftlicher Bilanzen” (MNL I, S.806). Gbl. 1963 II, S.807 u. ö.Übs.: ’’Bei der Erm ittlung der richtigen volkswirtschaftlichen Proportio-- nen, die den Erfordernissen des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft entsprechen, ist eine der wichtigsten M ethoden das Bilanzsystem.” (Polit. ÖK., d t. S.549/russ. S.474 )Russ. : sistema balansov . BSE (1) , XLV, S.579. ÖW.T e x t : S.28, 135.

Blitzaktiv - s. un ter A k t i o n B l i t z

*** Brigade . L w (sek.). ’’W ettbewerbsgruppe, kleinstes Arbeitskol­lektiv in der volkseigenen W irtschaft [in gemeinschaftl. Lohnver­rechnung] ” (FW 1954, S.88).’’der Brigade als kleinster Produktionseinheit eine weit größere Be­deutung beimessen” (ND 29.2.64, S.7); ’’Brigaden, Gemeinschaften und andere Kollektive” (ND 8.2.68, S .3).Du-L 1952 ff. ; FW 1954 ff. ; WDG I [Neubedeut. DDR], Agricola,Kl. Lex., MNL I, ÖL I; Du-M 1967 [Ostdtschld.], F-Du 1966 [Mittel- dtschld.; gibt aber auch die folg. Bedeutung an: ’’Gesam theit der in einem Restaurationsbetrieb beschäftigten Köche und Küchengehilfen” ]; Wahrig [SBZ], Brockhaus 1966 III [kom m .], H andw örterbuch der Betriebswirtschaft I [DDR], SBZ 1969.

Russ. : brigada. Usakov I [Neubedeut.], SSRLJ I.ÖW [’’Brigade; Gruppe, Kolonne; Mannschaft, Besatzung” ] Neben der militärischen schon vor 1917 auch die folgende Bedeutung: ’’alle Bediensteten eines Zuges (m it dem Zug­führer), die sich auf bestim m ten Stationen ablösen ” (Pawlowsky, S.81). Laut SSRLJ ist diese Bedeutung schon im Akademie-W örterbuch von 1891 gebucht.Verm utlich bestehen Beziehungen zum Französischen und Englischen (vgl. S. 55 f.).

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.44 [Lw]; Heller, Frem dw ort,S.148 [Neubedeut. DDR]; Ilberg, S.228 (in Sprachpflege 1961) [Wortgeschichte]; Kohls, S .149 [bis 1947 vorwiegend SU; Lb];Kuklina, Wortliste; Kuklina, Vlijanie, S.69 f. [Lw]; Mine, Avtoreferat,S. 14 [Lb]; Moser, Spr. Folgen, S.13, 31 [Lb"]; Nyvelius, S.20 [Lb];Reich, S.46 f. [Lb]; Riemschneider, Veränderungen, S .15, 53; Schierbaum, S.35 [Lb]; Sturms, S .120 [Lw];W ilske, S.507 [Lb].T e x t : S.23, 28, 48, 54, 55f.. 59, 122, 128, 136, 141, 148.

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Brigade der ausgezeichneten Bedienung. T e i 11 w . (Lüs).Russ.: brigada otlicnogo obsluzivanijaSek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.45 [Lp]; G erdt, S .17 [Lp].

* * Brigade der ausgezeichneten Qualität [bis M itte der 50 er Jahre],T e i 11 w . (Lüs.) “ Brigaden, die drei M onate hintereinander die ein - gegangenen Verpflichtungen erfüllten, erhalten den Ehrentitel‘ Brigade der ausgezeichneten Q ualität’.” (Gbl. 1953, S. 1137).“ Zur Erreichung dieses Ziels schlug er [Tschutkich] vor, einen W ettbe - werb um den Titel ‘Brigade der ausgezeichneten Q ualität’ (brigada otlitschnowo katschestwa) zu beginnen.” (ND 29.7.49, S.4 - zit. Kuklina, Vlijanie). Agricola; SBZ 1966 [nicht m ehr verliehen]. Daneben: “ Brigade der besten Q ualität” (Gbl. 1950 11, S.716; Gbl. 1953, S. 1137: verliehen nach entsprechenden Leistungen über einen Zeitraum von sechs M onaten) - belegt nur bis Anfang der 60er Jahre. WDG I, Agricola, Kl.Lex, ö l I; SBZ 1969.Auch: “ Qualitätsbrigade” (Gbl. 1949, S.75 u.ö.). Du - L 1952, WDG I. Initiator der Bewegung in der DDR: Franz Franik.

Russ.: brigada otliZnogo kacestva (P 1.5.49, S .l) BSE VI, S.93[1949 auf Initiative von A. Cutkich in Moskau begonnene Wettbewerbsbewegung]; ÖW [“ Brigade der ausgezeichneten Qualität, Qualitätsbrigade” ].

Vgl. auch B e t r i e b ... , Q u a l i t ä t s b e w e g u n g Sek.: Fröhlich, S.42 f.; Gerdt, S .17 [Lp]; Kohls, S .150 [Lp.; bucht als Lsch. zu brigada otl. kac. auch “ Brigade der hervorragenden Leistung” - Ehrentitel in der Landw irtschaft]; Krepkich, S.29 [Lp]; Kuklina, W ort­liste; Kuklina, Vlijanie [Lp]; Mine, Neologizmy, S. 93 [Lp]; Moser,S. 16; Reich, S.47; Riemschneider, S.75; Rozen, S .60 [Lp]; Subbotina, S.227 [Lp]; Topuridze - Sumbatova, Neologizmy, S .197. T e x t S.63.

* Brigade der kom m unistischen A rbeit [SU; seit 1958], T e i 11 w . (Lüs.). ND 1.5.59, S.6 u.ö.; ö l I [SU], Auch: “ kommunistische Bri - gade” (FW 1961 [SU]).

Russ.: brigada kom m unisticeskogo truda (P 29.4.59, S.2)BSE - Ezegodnik 1959, S.21-.ÖW.

Sek.: Kohls, S.151, 174 [Lüs; SU]. T e x t : S.128.

In der DDR:* * Brigade der solzialistischen A rbeit [seit 1959]. T e i 11 w . (Anal). “Der Ehrentitel ist an solche Brigaden zu verleihen, die vorbildliche Verpflichtungen eingingen, sozialistisch zu arbeiten, zu lernen und

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zu leben, und die diese Verpflichtungen vorbildlich erfüllen.”(Gbl. 1959 I, S.664).“ Brigaden und Gem einschaften der sozialistischen A rbeit”(Gbl. 1967 I, S.86).Auch: “ sozialistische Brigade” (ND 5.1.60, S .l u .ö.; FW 1961,Agri - cola).FW 1961 f., WDG I, Agricola, Kl.Lex., Öl I; SBZ 1969.Vgl. auch Prägungen wie “ Besatzung der sozialistischen A rbeit” (ND 8.5.59, Beilage S.4 - im Fischfang); “ Schicht der sozialistischen A rbeit” (ND 1.5.59, S.5) u.ä.Im Russ. ebf. verschiedene Fügungen dieser A rt (vgl. z.B. : udam i - ki, brigady, cechy i predprijatija kom m unisticeskogo truda - ‘Ak - tivisten, Brigaden, Abteilungen und Betriebe der kommunistischen A rbeit’ - RPP IV, S.676 - 1960).Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.234 [1959]; Kohls, S .151 f. [Lüt];Mine, Neologizmy, S.94 [Lp]; Mine, Zakreplenie, S .150; Reich, S.47; Riemschneider, Veränderungen, S.16, 74. T e x t : S.70, 94, 127.* Abbaubrigade [Übs.]. PSU 1955/72, S.1539 - P 24.5.55, S .l.Auch: “ Förderbrigade” (PSU 1958/35, S.729 - P 5.2.58, S.2)Russ.: dobyenaja brigadaSek.: M aetzke, S .340; K unath, S.25.

* * Arbeitsbrigade. T e i 11 w . (Lüs.). ND 1.9.46, S .3 [SU]; ND 7.9.49, S .l u .ö.; WDG I, ö l I.Vgl. auch: Arbeiterbrigade (PSU 1956/27, S.658 - P 24.2.56, S.4). Russ.: rabocaja brigada (RPP II, S .149 - 1929). ÖW. raboiij kann so -

wohl als Adjektiv zu rabota - ‘A rbeit’ - als auch zu rabocij - ‘A rbeiter’ (das Adjektiv gleicht form al dem Substantiv) - aufgefaßt werden.

Sek.: Hengst, S.582 [Lp - als Anal, zu proizvodstvennaja brigada - ‘Produktionsbrigade’ - aufgefaßt]; Kinne, S .10; Kohls, S .149, Moser, Spr. Folgen, S .l 3. T e x t : S .128.

*Baggerbrigade [Übs.]. PSU 1952/110, S.822 - P 1.6.52, S.2.Russ.: ekskavatomaja brigada

** Baubrigade. Gbl. 1954 I, S.160 u.ö.; WDG I.Russ.: stro ite l’naja brigada(ßSt. VI, S.96). ÖW.Sek.: Hengst, S.583; Kohls, S .149; Nyvelius, S.21 [Lp]; Reich, S.47; Riemschneider, Veränderungen, S . l5.

Blitzbrigade - s. un ter A k t i o n B l i t z

* Bohrbrigade [Übs.]. PSU 1956/27, S.657 - P 24.2.56, S.4.

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Russ.: burovaja brigada

* Dreherbrigade. ND 3.9.60, S.4 .Russ. brigada tokarej (BSE VI, S.93)

* Druschbrigade. Gbl. 1953 II, S.741 u.ö.Russ.: m olo til’naja brigada (BSE VI, S.94). Sek.: Kohls, S .149.

* * Feldbaubrigade. T e i 11 w . (Lüs.). “ ständige Produktionseinheit in der Feldwirtschaft sozialistischer Landwirtschaftsbetriebe, beste - hend aus einem Kollektiv von Genossenschaftsbauern bzw. Landarbei - tern, dem eine bestim m te Fläche zur Bewirtschaftung sowie einige dazu notwendige Produktionsm ittel zugeteilt w erden.” (ö l I, S.632). Gbl. 1954 I, S.159; Übs.: PSU 1954/75, S.889 - P 19.6.54 [neben “ Feldarbeitsbrigade” ] u.ö.WDG [Neupräg. DDR], Kl.Lex.Russ.: polevodceskaja brigada (RPP II, S.520 - 1935)

BSE VI, S .95; ÖW.Sek.: Hengst, S.584 [Lp]; Nyvelius, S.21 [Lüs.]; Kohls, S .157. [Lüs.; seit 1951]; Reich, S.47; Spangenberg/Schrickel, S .337; Topuridze - Sumbatova, Neologizmy, S .199 [Lp]. T e x t : S .124.

* Gartenbaubrigade. ND 10.1.60, S.2.Russ.: sadovodöeskaja brigada (RPP III, S.486 - 1948)

ÖW [“ Obstbaubrigade” ].

* Gemüsebaubrigade [Übs.]. PSU 1968/27, S .11 - P 2.2.68, S.2.Russ.: ogorodnaja brigada [von ogorod - ‘Gemüsegarten’]

(RPP III, S.486 - 1948)ovoscevodceskaja brigada [von ovoscevodstvo - ‘Gemüsebau’] (RPP IV, S.38 - 1953; BSfe VI, S.96). ÖW.

Sek.: Kohls, S.150.

* Gießerbrigade. ND 17.9.63, S .l.Russ.: brigada litejUdikov (BSE XL, S.192).

* * Jugendbrigade. T e i 11 w . (Lüs.). “ Jugendkollektive, die sich freiwillig zusammenschließen m it dem Ziel, alle Kräfte für den Sieg des Sozialismus einzusetzen” (Kl.Lex., S.453).TR 16.3.46 (zit. Kuklina, Vlijanie).Staatstitel “ Hervorragende Jugendbrigade der DD R” (Gbl. 1959 I,S.209; Kl.Lex.; SBZ 1969).Du-L 1960; W D G Iiö lI .Russ.: molodeinaja brigada (P 4.1.49, S .l)

BSE XXVIII, S .141 [seit 1926]; ÖW.Oft: kom som ol’sko-molodeznaja brigada - ’Komsomol -Jugend - brigade’ (P 5.9.49, S.2).

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Sek.: Gerdt, S .17 [Lp]; Kohls, S .166 [Lüs]; Maetzke, S .340; Moser,Spr. Folgen, S.13; Reich, S.47; Riemschneider, Veränderungen, S.65. T e x t : S.66, 128.

* Jugendbrigade der kom m unistischen A rbeit [SU; Übs.]. PSU 1959/67, S .1551 - P 25.5.59, S.2.Russ.: molodeinaja brigada kom m unisticeskogo truda

* Jugendkomplexbrigade. T e i l l w . (Lüs.). ND 7.1.59, S .1; Übs.:PSU 1958/49, S.1055 - P 17.4.58, S.4 (“komplexe Komsomol-Jugend - brigade” ).Russ.: (kom som ol’sko-)m olodeïnaja kompleksnaja brigada

* Jugendschmelzbrigade [Übs.]. PSU 1956/12, S.276 - P 5.12.55, S.2. Russ.: m olodeinaja staleplavil'naja brigada

* Kolchosbrigade [SU]. T e i l l w . (Lüs). TR 8.5.46, S.4.Russ.: kolchoznaja brigada. SSRLJ I; BSÉ VI, S.94 [seit 1929]; ÖW.Sek.: Kohls, S. 150.

* * Komplexbrigade [seit 1951]. T e i l l w . (Lüs). “ In Komplex - Brigaden arbeiten jeweils ein erfahrener und zielbewußter Ingenieur, ein Technologie - bzw. TAN - Bearbeiter, ein Meister und ein oder mehrere Facharbeiter gemeinsam.” (ND 14.2.51, S.5 - zit. Reich).Übs.: PSU 1952 , S.579 - P 11.4.52, S .l.Du- L 1960 f., FW 1954 ff.; WDG III, Kl.Lex., MNL IV, ö l I.Russ.: kompleksnaja brigada (RPP III, S.637 - 1950). ÖW

SSRLJ V; BSÊ XXII, S.294 [seit dem 4. FünQahrplan 1946 - 50] .

Sek.: Koepp, S.46 [Lp]; Kohls, S .174 [Lüs]; Moser, Spr.Folgen, S.13; Nyvelius, S.21 [Lüs.]; Reich, S.47; R ichter, S.6054 [Lp]; Riemschnei - der, Veränderungen, S .18; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.199. [Lp]. T e x t : S.128.

* Komsomolbrigade [SU]. T e i 1 w . (Abk.). ND 8.5.59, S.2.Russ.: kom som ol’skaja brigada (P 12.2.59, S.2)Sek.: Kuküna, Wortliste.

* Lokbrigade [seit 1946], T e i l l w . (Lüs). “ Die Lokbrigade ist die feste Einheit des diensttuenden Lokpersonals.” (TR 6. 4. 46 - zit. Kuk- lina, Vlijanie; eingeführt durch SMAD - Befehl).“ Lokbrigade der ausgezeichneten Q ualität” (ND 16. 3. 50, S.5).Übs.: PSU 1952/40, S.299 - P 5.2.52, S .l.Auch: “ Lokomotivbrigade” (TR 6.5.47, S.3 - SU).

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Russ.: parovoznaja brigada. SSRLJ I; ÖW [“ Lokomotivbrigade,Lokom otivbesatzung” ].lokomotivnaja brigada (RPP III, S.731 - 1952; Lenin, Werke XXIX, dt. S.405/russ. S.383 - 1919). ÖW.

Sek.: Kohls, S. 150.

* Mähdrescherbrigade. ND 3.9.62, S .l.Russ.: kombajnovaja brigada. SSRLJ V.Sek.: Reich, S.47

* Montagebrigade. ND 6.1.62, S.4.Russ.: montaznaja brigada (P 4.9.54, S.2).

* * Produktionsbrigade [seit Mitte der 50er Jahre; besonders in der Landwirtschaft], T e i 1 1 w. (Lüs.) “ Die H auptform der Arbeitsorgani sation in den Kollektivwirtschaften ist die s t ä n d i g e P r o d u k ­t i o n s b r i g a d e , die von der Leitung der Kollektivwirtschaft gebildet wird, um Arbeiten in einem bestim m ten Zweig der gesell - schaftlichen W irtschaft auszuführen.” (Polit.Ök., dt. S.654/russ. S.564 als “Kom plexbrigade” oder “ spezialisierte Brigade” ).“ ständige Feldbaubrigaden, Viehzuchtbrigaden und andere Produk - tionsbrigaden” (Gbl. 1959 I, S .209);G bl. 1954, S.238.WDG I, ö l II; Koslow; Du;M 1967 [Ostdtschld.].Russ.: proizvodstvennaja brigada (RPP III, S .101 - 1943)

postojannaja proizvodstvennaja brigada - ‘ständige Produk - tionsbrigade’ (RPP III, S.470 - 1948).BSE VI, S.93 f. [nicht nur in der Landwirtschaft]; ÖW.

Sek.: Kohls, S.209 f., 220 [Lüs.]; Moser, Spr.Folgen, S.22; Nyve - lius, S.21 [Lüs]; Reich, S.181. T e x t : S.124.

* Rationalisatorenbrigade. T e i 11 w. (Lüs). Meist: “ Rationalisatoren und Erfinderbrigade” (Gbl. 1953 I, S.295 u.ö.).Russ.: racionalizatorskaja brigada (RPP II, S . l50 - 1929)

brigada racionalizatorov i izobretatelej - ‘Brigade der Ratio - nalisatoren und Erfinder’ (P 4.9.59, S.3).

Sek.: Kohls, S.91

* Reparaturbrigade. ND 8.9.54, S .l u.ö.Russ.: remontnaja brigada (P 3.9.49, S.2)

BSE VI, S.94; ÖW [“ Reparaturbrigade, R eparaturkolonne” ]. Sek.: Kuklina, W ortliste; Kohls, S .150.

* Spezialbrigade. ND 26.6.64, S .l. ö l II. Auch “ spezialisierte Brigade” (Polit.Ök., dt. S.654/russ. S.564).Russ.: specializirovannaja brigada (BSE VI, S.94).

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* Spezialistenbrigade. ND 5.9.64, S.3.Russ.: brigada specialistov (P 2.9.49, S.2)

* Stoßbrigade [bis Ende der 50er Jahre]. T e i 11 w. (Lüs). ND 19. 5.46, S.2 (“ Stoßbrigade der Jugend” ) u.ö. um 1950.Du - L 1952 ff. [1952 auch: “ Stoßbrigadler, - in” ], WDG 1, Kl.Lex.; D u -M 1967 [Ostdtschld.]Russ.: udarnaja brigada (Industrializacija, S.439 - 1928).

Usakov I; SSRLJ XVI; BSfc XL1II, S.641 [seit 1926]; ÖW [“ Stoßbrigade, Stoßarbeiterbrigade” ].

Sek.: Fröhlich, S.43; Koehler, S .10; Kohls, S.221 [Lüs.]; Kuklina, Wortliste; Moser, Spr.Folgen, S.13; Reich, S.47; Subbotina, S.227 [Lp].

* Traktorenbrigade [seit M itte der 50er Jahre], T e i 11 w. (Lüs.).“ In Kollektivwirtschaften m it kleinem Traktorenpark werden selb - ständige Traktorenbrigaden gebildet, die alle übrigen Brigaden der Kollektivwirtschaft betreuen.” (Poit.ök ., dt.S.654/russ.S.565).Gbl. 1953 II, S.741.Russ.: traktomaja brigada (RPP III, S.86 - 1946)

BSE VI, S.96 f.; ÖW [“Traktoristenbrigade, Traktorenbri - gade” ].

Sek.: Kuklina, Vlijanie, S.70 [Lp]; Nyvelius, S.21 [Lüs]; Reich, S.47; Riiemschneider, S.26.

* Traktoren-Feldbaubrigade. T e i 11 w. (Lüs). “Der Maschinen - und Traktorenpark und seine Bedienungsmannschaft werden den Produk - tionsbrigaden in der organisatorischen Form der T r a k t o r e n - u n d F e l d b a u b r i g a d e n oder der Komplexbrigaden der Kollektivwirtschaft zugeteilt.” (Polit.ök ., d t. S.654/russ. S.564 f.).Gbl. 1963 II, S.222.Russ.: traktorno-polevodceskaja brigada (P 10.5.54, S.2) ÖW

[“ Feldbau-Traktoristenbrigade, Feldbau - Traktorenbrigade” ]. Sek.: Riemschneider, S.26 [“Traktorenfeldbrigade” ].

* Viehzuchtbrigade [seit M itte der 50er Jahre], T e i 11 w. (Lüs).Gbl. 1953, S .1283 u.ö.; WDG I. Auch: “ Viehwirtschaftsbrigade”(Gbl. 1963 II, S.222; ö l II).Russ.: zivotnovodöeskaja brigada (RPP II, S.526 - 1935).

BSfi VI, S.96; ÖW [“ Viehwirtschaftsbrigade” ].Sek.: Kinne, S .10; Kohls, S .150; Moser, Spr.Folgen, S.13; Nyvelius, S.21 [“ Viehwirtschaftsbrigade” - Lüs.]; Reich, S.47; Riemschneider, Veränderungen, S.44; Spangenberg/Schrickel, S .337.

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* Zugbrigade [Übs.]. PSU 1952/40, S.299 - P 5.2.52, S .l.Russ.: poezdnaja brigada. ÖW [“ Zugbrigade, Zugm annschaft” ].

* Brigade arbeit. T e i 11 w. (Lüt). “ spezielle Form der kollektiven Arbeit, gekennzeichnet durch unm ittelbares Zusammenwirken meh - rerer W erktätiger zur Durchführung von Arbeitsaufträgen oder Ar - beitsgängen” (Öl I, S .383 f.). Gbl. 1954 1, S .156 u.ö.Russ.: brigadnyj m etod raboty - ‘Brigademethode der A rbeit’. SSRLJ I

brigadnaja form a organizacii truda - ‘Brigadeform der Orga - nisation der A rbeit’ (BSE VI, S.94).(brigadnaja rabota - ‘Brigadearbeit’ - ist nur in ÖW ver - zeichnet).

Sek.: Kuklina, Vlijanie, S.69; Maetzke, S.346;M oser, Spr.Folgen, S.13. T e x t : S.66

Brigadekollektiv - s. unter K o 11 e k t i v

* * Brigademitglied. Gbl. 1953, S .1137.Russ.: clen brigady (P 7.9.54, S.2; BSE VI, S.94). ÖW.Sek.: Maetzke, S.340; Moser, Spr.Folgen, S . l 3; Riemschneider, V e r­änderungen, S . l5 [“Mitglied der Brigade” ].

* Brigadeversammlung. ND 1.5.62, S.2 u.ö.; Übs.: PSU 1956/57, S.1337- P 10.3.56, S .l. Russ.: brigadnoe sobranie.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* * * Brigadier [PI. meist -s, seltener -e; Aussprache brigadie, umg. brigadi:r, letzteres entspricht der russ. Form j. L w (sek.). “ Brigade­leiter, der anerkannt beste u. fortschrittlichste A rbeiter der Brigade; von der Werkleitung ernannt” (Kl.Lex., S .l 31). TR 6.9.46, S.4 [SU];ND 15.3.50, S .l (zit.Reich); ND 1.5.54, S.3 (“ Brigadiere” ).Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., WDG I [Neubedeut. DDR], MNL I, ö l I; F - Du 1966 [M itteldtschld.].Russ.: brigadir (RPP II, S.224 - 1930).

Usakov I [Neubedeut.]; SSRLJ I; ÖW [“ Brigadier, Brigade - leiter; Kolonnenführer” ].

Sek.: Fröhlich, S.42; Hengst, S.583 [Lb]; Koepp, S.46 [Lb]; Kohls,S.152 [Lb]; Moser, Spr.Folgen, S .13 [Lb]; Nyvelius, S.21 [Lb]; Reich, S.47 [Lb]; Riemschneider, Veränderungen, S.44; Sturms, S. 120 [Lw]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.195. T e x t ; S.54, 128.

* Feldbaubrigadier. ND 7.1.62, S.6.Russ.: brigadir polyvodceskoj brigady (Vedomosti 1957, S.50).Sek.: Kinne, S.9; Reich, S.47.

* Hauerbrigadier. ND 1.5.62, S.2 u.ö.Russ.: brigadir zabojicikov (Vedomosti 1958, S.333)

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* Komplex-Brigadier. ND 1.5.62, S.2.Russ.: brigadir kom pleksnoj brigady (Vedomosti 1958, S.711)

* Maurerbrigadier. ND 1.5.59, S.5 u.ö.Russ.: brigadir kam enscikov (Vedomosti 1957, S.483).Sek.: Reich, S.47.

* Traktorenbrigadier. ND 5.9.64, S .3.Russ.: brigadir trak tom oj brigady (P 4.9.54, S.l)-

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* Burewestnik-Methode. T e i 11 w . M ethode zur beschleunigten innerbetrieblichen Abrechnung.“ . . . konnten im M onat März schon 21 Brigaden . . . nach der Burewestnik - M ethode abrechnen.” (ND 4.5.54, S .3).Russ;: kein Beleg, burevestnik bedeutet “ Sturmvogel” .T e x t : S.54, 59, 126.

Büro für Erfindungswesen - s. un ter E r f i n d u n g s w e s e n

Büro für Standardisierung, Abk.: BfS. Mögl. L ü s . ö l I.Russ.: bjuro standartizacii. SSRLJ 1; ÖW. T e x t : S. 125.

Büro für technische Normung - s. unter N o r m

* Bykow - Methode. N a m e . TR 17.5.49 (zit.Kohls). Kl.Lex., MNLII. Vgl. auch S c h n e l l d r e h m e t h o d e .Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S .31; Hengst, S.582 [Lp]; Kohls,S.152 f. [Teillw.].

* * Chemisierung, chemisieren [seit Anfang der 60er Jahre; vorher okk. in Übss.]. L ü s . “ Entwicklungsrichtung des technischen F ort - schritts, die sich in der verstärkten Anwendung der Chemie in der gesamten Volkswirtschaft ausdrückt. Dabei werden zwei Seiten unterschieden: 1) die rasche Entwicklung der chemischen Produk - tion und 2) die Einführung neuer und die Verbesserung bestehender chemischer Prozesse und chemischer Erzeugnisse in andere Indu - strie - und Volkswirtschaftszweige.” (MNL II, S.239)Gbl. 1963 I, S. 149 u.ö.; Übs.: P o lit.ök ., d t. S.493/russ. S.424.Du-L 1968, WDG I, ö l I; Koslow.Russ.: chimizacija, chim izirovat’ (Industrializacija, S .3 0 4 - 1928)

Usakov IV [neu]; SSRLJ XVII; BSE XLVI, S.141 f.ÖW [“ Chemisierung, Anwendung chemischer Verfahren (chemischer M ittel), Einführung chemischer M ethoden; chemische Behandlung (z.B. des Bodens)” ].

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Sek.: Heller, S .148 [neu]; Kohls, S.241 [Lw]; Nyvelius, S.21 [Lüs]. T e x t : S. 3 6, 63, 88, 89, 125.

* Chemisierungsgrad, “ ständige Erhöhung des Chemisierungsgradesder Volkswirtschaft” (Gbl. 1963 I, S.149); Übs.: PSU 1963/55, S.1192- P 24.2.63, S.2.Russ.: uroven' chimizacii - ’Niveau der Chemisierung’

* * Dem okratischer Zentralismus [besonders seit Ende der 50er Jahre]. L ü s . “ G rundprinzip der sozialistischen Gesellschafts-,Staats- und W irtschaftsleitung, das in der Einheit von zentraler wissen­schaftlicher Leitung und der auf sozialistischem Bewußtsein und persönlicher materieller Interessiertheit beruhenden schöpferischen A ktivität der W erktätigen besteh t.” (ö l I, S.442)TR 20.4.48 (zit.Kohls); Übs.: Polit.Ök., dt. S.543/russ. S.468 f.“ Für die Tätigkeit aller Organe der Staatsm acht, besonders für die Planung und Leitung der Volkswirtschaft, gilt das Prinzip des dem o­kratischen Zentralismus.” (Gbl. 1958 I, S. 118)FW 1961 f., WDG I, Kl.Lex., MNL II; Koslow; Brockhaus 1966 IV;SBZ 1969; Sowjetsystem und dem okrat. Gesellschaft I.Russ.: dem okraticeskij centralizm

Usakov IV; SSRLJ XVII; BSE XIII, S.655 ff.; ÖW. Lenin, Werke XXVI, dt. S.412/russ. S374 - 1917; für die E nt­wicklung der Grundgedanken des d.Z. vgl. bes. “ Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück” - 1904.

Sek.: Kohls, S .153 [Lüs.]; Kortner, S .30; Reich, S.230 [Lp].T e x t : S .36, 117, 123, 136.

* Diffusionsschweißen [Übs.]. L ü s . “ Diffusionsschweißen im Vakuum ” (PSU 1968/108, S.20 - P 9.10.68, S.3; eingeführt von N. F. Kazarkov).Russ.: diffuzionnaja svarka (v vakuume). T e x t : S.125.

* * Direktorfonds [1948 bis 1957], L ü s . “Der Direktorfonds wird aus den Überschüssen des geplanten Gewinns oder der Einsparung durch Selbstkostensenkung entnom m en und zur Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen der Arbeiter des Betriebes und zur Auszahlung individueller Prämien, zu kulturellen M aßnahmen veraus­gabt.” (Zvbl. 1948, S. 144 - SMAD)“ Der D irektorfonds besteht aus dem ‘Fonds zur Verbesserung der Lebenslage der A rbeiter und Angestellten’ . . . und dem ‘Fonds für Rationalisierung und Erfindungswesen’ . . . ” (Gbl. 1953, S.589).

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Übs.; PSU 1953/135, S .1654 - P 18.11.53, S.2 u.ö.Du-L 1960, FW 1954, MNL II [1950 bis 1957; danach: “ Betriebs­präm ienfonds” und “ Kultur- und Sozialfonds” ]; Wahrig [SBZ],Russ.: fo n d direktora (RPP II, S.587 - 1936).

Auch: direktorskij fo n d . ÖW [“Verfügungsfonds, D irektor­fonds” ]BSE XLV, S.291 f. [seit 1956: fo n d predprijatija - ‘Betriebs­fonds’; vgl. auch P 15.9.56, S.2.].

Sek.: Kohls, S .153 [Lüs.]; Kortner, S.20; Moser, Spr. Folgen, S .15; Rozen, S.60 [Lp]. T e x t : S.37, 62, 122 ,136 .

* Direktvertrag [seit 1951]. L ü s . “ Liefervertrag, der d irekt zwischen zwei sozialistischen Betrieben abgeschlossen wird, d.h. ohne Zwischen­schaltung eines Großhandelsorgans” (MNL II, S.635).Auch: “ direkter Vertrag” (Gbl. 1951, S.670).Übs.: Polit. Ök., dt. S.679/russ. S.586. ÖL I.Russ.: prjamoj dogovor (RPP III, S.571 - 1949)

BSE XXXV, S .214 f.; ÖW.T e x t : S.46, 62, 93, 123.

* * * Dispatcher [seit 1953; ab Anfang der 60er Jahre seltener], L w (sek.). “M itarbeiter im sozialistischen (Industrie-)Betrieb, der die Er­füllung des staatlichen Produktionsplanes m it Hilfe der vorbeugenden Kontrolle des Produktionsablaufes zu sichern h a t” (ÖL I, S.484). Auch im Verkehrswesen und in der Landwirtschaft.“Dispatcher des Produktionsbereiches” (Gbl. 1953 II, S.578)u.ö.Du-L 1960 f., FW 1954 ff., WDG II [Neuwort DDR], MNL II; in westdt. W örterbüchern z.T. m it Hinweis auf die USA und die So­wjetunion gebucht ( in den Texten jedoch kein Beleg): Du-M 1967; F-Du 1960 f., Wahrig, Brockhaus 1966 IV, Gabler I.Russ.: dispetäer (RPP II, S.753 - 1940).

Usakov I [Verkehrswesen - ‘Fahrdienstleiter’]; SSRLJ III [Verkehrswesen, Produktion]; BSE XIV, S.443 ff. [seit den 20er Jahren]; ÖW.Von engl.-amerik. “ to d ispatch” - “ schnell erledigen” , “dispatcher” - “ Fahrdienstleiter” (vgl. Langenscheidts Enzy- klop. W örterbuch Eng.-Deutsch).

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.44 [Lw - sek.]; Becker, Sprach- briefe, S .144 [kritisch]; Fröhlich, S .195; Gernentz, S.75 [Lw]; Ihlen­burg, S.385 [Lw]; Kaden, Sprachpflege 1957, S .177 [Lw]; Kohls,S.39 [Lw]; Korlen, Sprachspaltung, S.44 [Frequ.]; Moser, Spr. Folgen,

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S.13 [Lw - sek.]; Reich, S.59 [Lw - sek.]; Riemschneider, Veränderungen, S .157. T e x t : S.5 3, 54, 128; Anm. 287.

* Rangierdispatcher [Übs.]. PSU 1968/108, S.12 - P 2.8.68, S.2.Russ.: manevrovyj dispetüer

* Schichtdispatcher. Gbl. 1953, S.578. WDG II.Russ.: dispetcer sm eny, sm ennyj dispetcer. BSE XIV, S.460; ÖW.

* Dispatcherdienst. T e i 11 w. (Lüs). “Als ein Instrum ent einer qualifizierten Leitung der volkseigenen G roßbetriebe wird der Dis­patcherdienst eingeführt.” (Gbl. 1953, S.577). “ Den Dispatcher­dienst des Werkes führt die Dispatcherabteilung durch, die dem Werk­leiter unterstellt ist. Der Leiter dieser Abteilung ist der Hauptdis­patcher.” (a.a.O., S.578) u.ö.Übs.: PSU 1956/27, S.652 - P 23.2.56, S.7 (russ.: dispetcerizacija)WDG II, MNL II, ÖL I; Brockhaus 1966 IV, H andw örterbuch der Be­triebswirtschaft I [DDR; ursprünglich im amerikan. Verkehrswesen schon im 19.Jh ., später auf Großbetriebe übertragen; Anfang der 30er Jahre in der SU eingeführt].Russ.: dispetcerskaja sluzba

BSE XIV, S.444; ÖW; so auch Moskal’skaja I. dispetierizacija. SSRLJ III.BSE XIV, S.444 ff.: ‘Zentralisierung der Kontrolle und Len­kung von Produktions- und anderen Prozessen’ - seit den 20er Jahren. dispetcirovanie. ÖW.

Sek.: Kohls, S .39.

* Dispatchersystem. T e i 11 w. (Lüs). “ technische Einrichtung zur Lenkung, Kontrolle, räuml. u. zeitl. Abstimmung der Produktionspro­zesse in G roßbetrieben” (FW 1954, S.141).Gbl. 1954 1, S .156 u.ö.WDG II, 1954 ff., Kl.Lex., MNL II, ÖL I; Brockhaus 1966 IV [DDR]; SBZ 1969.Russ.: dispetcerskaja sistema (BSE [1] XXII, S.558 ff. - zunächst

im Verkehrswesen u. in der Energieversorgung).SSRLJ III; BSE XIV, S.444; ÖW.dispetcerizacija. ÖW [“ Einführung (Organisation, Aufbau) des Dispatchersystem s” ].

Sek.: Kohls, S .153 f. [Lüt. nach dispetierizacija]; Reich; S.60 [Lp. nach dispetcerizacija].

* Dispatcherzentrale. T e i 11 w. (Lüt). D okum ente der S.E.D. IV,

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S.338 ff. (zit. Kohls). WDG II;M oskal’skaja I verzeichnet: “ Dispatcher­büro” , “ Dispatcherraum ” , “ D ispatcherstation”.Russ.: d ispetcerskijpunkt (BSfi [1] XXII, S.564)

SSRLJ III; BSE XIV, S.454; ÖW [“ Dispatcherzentrale, Dis­patcherleitstelle, Kommandostelle, Steuerw erk” ].

Sek.: Kohls, S .154 [Lüt]. T e x t : S.64.

Weitere zahlreiche Zusammensetzungen.-Disziplin. L e h n p r ä g u n g e n : Plandisziplin, Produktionsdiszi­plin, sozialistische Arbeitsdisziplin, Staatsdisziplin, technologische Disziplin - s. dort. Russ.: disciplina. T e x t : S.83, 137.

* Diversant. L w (griech.-lat.). “jm d., der Diversion betreibt, Sabotage­agent” (Du-L 1952, S.151).ND 13.4.55 (zit. Kohls); “ Bonner Spionage- und Diversantenorgani­sationen” (ND 4.2.56, S .l) u.ö.; Übs.: Polit.Ök., dt. S.408/russ.S.351.Du-L 1952 ff., FW 1954 ff., WDG II.[Neuwort DDR], MNL II; Du-M 1954, F-Du 1960 f. [komm.], Wahrig [komm.], Brockhaus 1966 IV [komm.], SBZ 1969.Russ.: diversant. SSRLJ.Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.44 [Lw]; Betz, Zwei Sprachen, S.876 [Lw]; Bielfeldt (1966), S .17 [Lw]; Dahlberg, S.373; Fröhlich, S.150; Gaudig, S .1012; Hengst, S.584 [Lw]; Ihlenburg, S .384 [Lw]; Koch S.21; Kohls, S.40 [besond. in der Zeit des 1. u. 2. Fünfjahrplanes;Lw]; Koehler, S.10; K oriin , Sprachspaltung, S.44 [Lw]; Kunath, S .38 [Lw]; Moser, Spr.Folgen, S .15 [Lw]; Reich, S.61 [Lw]; Schierbaum, Aueler Protokoll, S.3 5; S trutz, S .l 37 [Lw]. T e x t : S.53, 129.

* Diversion. B e d . e n 1 1. “ m it staatsfeindlicher Zielsetzung unternom m ene Zerstörung oder Beschädigung von Gegenständen, die für die W irtschaft oder Verteidigung wichtig sind.” (Öl I, S.488) Wird nach dem Strafrechtsergänzungsgesetz der DDR vom 11.12.1967 als Staatsverbrechen bestraft (vgl. MNL II).SMAD-Befehl Nr. 1, April 1945, Nr. 160 vom 3.12.45 (zit. Reich).Du-L 1952 ff., FW 1954 ff.; WDG II [Neuw ort DDR], Kl.Lex.,MNL II; Du-M 1954 ff. [komm.], F-Du 1960 f. [kom m .], Wahrig [komm.], SBZ 1969, Sowjetsystem und dem okrat. Gesellschaft II.Russ.: diversija. SSRLJ III.Sek.: Fröhlich, S.150; Gaudig, S .1012; Hengst, S.584 [Lb];Reich, S.60 [Lb]. T e x t : S.45, 73, 129, 137, 149.

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* Diversionsakt. L ü s. “gegen den Aufbau von Staat u. W irtschaft gerichteter strafbarer Angriff” (FW 1961, S .144).“ Die Brandstiftungen bei der Eisenbahn und andere Diversionsakte zeigen, m it welchen M itteln die Feinde Deutschlands arbeiten.”(ND 15 .1 .5 0 -z it . Reich)FW 1961 f.; F - Du 1960 f. [komm.].Russ.: diversionnyj akt. SSRLJ III; BSE XIV, S.315 f.Sek.: Reich, S.60 f.; Richter, S.6053 [Lp]; Riemschneider, P lan,S .142.

* * Dokumentation [seit Ende der 50er Jahre; meist PI], B e d.e n 1 1. “ Bezeichnung für Berechnungsgrundlagen, Zeichnungen, technische Daten, M ontageanleitungen, Schaltschemata, Benutzungs -, Ge - brauchs- und Pflegeanweisungen u.a., die der Lieferung einer Anlage, Maschine oder A pparatur beigegeben werden . . .” (MNL II, S.663). Besonders in der Fügung“technische D okum entation” .“ Festlegung technischer D okum entationen für R eparaturen” (Gbl. 1959 II, S.256) u.ö.;“ rechtzeitige Fertigstellung der kom pletten B audokum entationen” (Gbl. 1960 I, S.232);“Abgabe der erforderlichen D okum entationen” (Gbl. 1963 II, S.882); Übs.: “ Übergabe der technischen D okum entation” (PSU 1956/32, S .7 9 6 -P 25.2.56, S . l l ) u .ö .Russ.: (techni6eskaja) dokumentacija. ÖW [(technische) “ Unter -

lagen” ].Sek.: Reich, S.61 f. [Lb]; Riemschneider, Veränderungen, S.41 f. [Lüs.]. T e x t : S.72, 125.

* Dubinin - Methode. N a m e . Anreißverfahren, das von dem sowjeti­schen Technologen Dubinin entwickelt wurde. TR 6.5.49 (zit. Kohls). Vgl. BSE XV, S.252 f.Sek.: Kohls, S .155 [Teillw.]. T e x t : S .125.

* Duwanow - Methode. N a m e . ND 8.2.51, S.5 u.ö.; Übs.: PSU 1954/67, S.792 - PromySlennost’ S troitel’nych Materialov 15.5.54 [Zeitschrift ’Baustoffindustrie’]. MNL II.Vgl. un ter S c h n e l l b r e n n m e t h o d e .Russ.: Duvanovskij rezim obziga - ‘Duwanow - Brennverfahren’

BSE XV, S.265 [1950],T e x t : S.126.

* Ehrenbuch [seit 1953]. L ü s . “ Ehrenbuch des Betriebes” (Gbl. 1953, S .1141 - im Rahmen des innerbetrieblichen W ettbewerbs).

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Vgl. un ter “ Ehrentafel” ; Eintragung im “ Ehrenbuch” bei noch bes - seren oder über längere Zeit erbrachten Leistungen.“ Die Parteiorganisation der Ziegelwerke . . . gab als ständige Ein - richtung ein Ehrenbuch der guten Taten m it dem Titel ‘Mein Anteil am schnelleren Sieg des Sozialismus’ heraus.” (ND 5.5.59, S.6)Übs.: PSU 1956/6, S .118 - Trud 3.1.56 [Tageszeitung ‘Die A rbeit’] u.ö.Russ.: Kniga poceta [seit 1944], ÖW.

BSÉ XXI, S.470: ‘eine der Form en gesellschaftlicher An - spornung der A rbeiter und Angestellten der sowjetischen Betriebe zu hohen Leistungen im sozialistischen W ettbewerb’.

Sek.: Kohls, S.155 f. [Lüs.]; Nyvelius, S.21 [Lüs.]. T e x t : S.127.

* Ehrentafel [seit Anfang der 50er Jahre], B e d . s p e z . ‘Tafel m it den Namen der besten Produktionsarbeiter, Aktivisten, Stachanow - arbeiter u .ä .’ (SSRLJ III, S.1021).TR 1.5.47, S.5 [SU]; ND 20.12.50, S.5.“ Ehrentafel der Abteilung” , “ Ehrentafel des Betriebes” (Gbl. 195 3,S .1141 - enthalten die Namen aller m it einem staatlichen Titel, Ehrentitel, Orden ausgezeichneten A rbeiter und Angestellten, der Meister und Brigadiers, deren Bereiche bzw. Brigaden den Plan drei M onate lang übererfüllt haben) u.ö.Übs.: PSU 1956/6, S.118 - Trud 3.1.56Russ.: Doska poceta. SSRLJ III; BSÉ XV, S.144 f. [seit 1939]; ÖW.Sek.: Kohls, S.155 [Lüs.]. T e x t : S.76, 127.

* Ehrentitel. B e d . s p e z . “ in der DDR bes. zur Förderung der Aktivisten - und der W ettbewerbsbewegung verliehene staatliche Aus - Zeichnungen, die m it der Verleihung von Ehrenzeichen, Orden, Prä - mien und Urkunden verbunden sind.” (MNL II, S.808)TR 1.5.48, S .3 [SU]; Gbl. 1950 II, S.716.“ An Brigaden, die ihre Verpflichtungen m onatlich erfüllen, werden folgende Ehrentitel verliehen: ‘Brigade der ausgezeichneten Q ualität’, 'Brigade der besten Q ualität’, ‘Brigade der kollektiven A ktivistenarbeit’.” (Gbl. 1953, S .l 137) u .ö.; Koslow.Russ.: pocetnoe zvanie (P 6.5.49, S .l). BSÉ XVI, S.537; ÖW.T e x t : S.76, 127.

Einholen und überholen - vgl. un ter ö k o n o m i s c h e H a u p t ­a u f g a b e

* * Einzelbauer [seit M itte der 50er Jahre]. L ü t . “ selbständiger Bauer, der nicht Mitglied der Landwirtschaftlichen Produktions -

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genossenschaft ist, Ggs. Genossenschaftsbauer” (WDG II, S. 1007 - Neupräg. DDR).ND 17.12.53, S.4; “ Genossenschafts - und werktätige Einzelbauern” (ND 10.1.54, S .3) u.ö.;“einzelbäuerliches Denken” (ND 6.5.61, S .l) ;Übs.: “werktätige Einzelbauern” (Polit.Ök., dt. S.460/russ. S .396) Russ.: (krest’janin -)edinolicnik (RPP II, S.520 - 1935)

[krest'janin - ‘Bauer’, edinolicnik - von edinolicnyj - ‘von einer einzelnen Person betrieben’]Usakov I [neu]; SSRLJ III; ÖW.

Sek.: Gernentz, S.70; Kohls, S . l56 [Lüt]; Kuklina, Vlijanie, S.74 [Lp]; Riemschneider, S.13 f. T e x t : S.63, 121, 124.

* Einzelbauernwirtschaft. L ü s . ND 7.5.49, S .3 [SU]; Gbl. 1958 I, S.529; Übs.: Polit.Ök., dt. S.646/russ. S.558.Russ.: edinolicnoe (krest’janskoe) chozjajstvo

BSE XXI, S.613; ÖW [“ einzelbäuerliche Wirtschaft, Einzel - bauernwirtschaft, bäuerlicher Einzelbetrieb” ].

* * Einzelleitung [offenbar erst seit Ende der 50er Jahre]. Vermutl.L ü s. “ Leitungsprinzip in der sozialist. W irtschaft u. Verwaltung, bei der [sic!] der Leiter für die gesamte A rbeit seines Bereiches . . . allein anweisungsberechtigt u. persönlich voll verantw ortlich ist; schließt die aktive M itarbeit des Kollektivs an der Leitung des Betriebs, z.B. in Form der Produktionsberatungen, ein.” (Kl. Lex., S.230 f.)“Die Leitung der Staatlichen Zentralverwaltung für S tatistik erfolgt nach dem Prinzip der Einzelleitung und der persönlichen Verant - wortung.” (Gbl. 1958 I, S.791) u.ö.Übs.: PSU 1952/33, S.244 - P 6.2.52, S.2 u.ö.MNL II, ÖL I; Koslow; Brockhaus 1966 V [DDR], SBZ 1969.Russ.: edinonacalie (RPP II, S.125 - 1929)

Usakov I; SSRLJ III; BSE XIV, S.487 [Lenin, Stalin]; ÖW. Vgl. auch Lenin, Werke XXX, dt. S.419 f./russ. S.400 f. (1920): edinolicie, edinolicnost’ - abgeleitete A bstrakta zu edinolicnyj - ‘von einem einzelnen durchgeführt’.

T e x t : S.62, 93, 123, 135.

* Energetik [Übs.] B e d . e n 1 1. “ Energiewirtschaft” (vgl. ÖW). “Deutsche Verwaltung für . . . Energetik” (SMAD Thür. 1947 III/8,S.36).Russ.: energetika. Usakov IV; SSRLJ XVII; BSE XLIX, S.67 ff.;

ÖW [“ Energiewirtschaft, Energetik” ].T e x t : S.72, 125.

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* * * Entwicklung, entwickeln. W o r t g e b r. (Frequ., M odewort m it verschwimmendem sem antischen Gehalt, Vordringen des transi - tiven Gebrauchs). S teht insbesondere für “Wachstum, Aufschwung; Erweiterung, Vergrößerung, Verbesserung, Förderung” u.ä. und die entsprechenden Verben (vgl. ÖW). Beispiele:“Plan zur Wiederherstellung und Entwicklung der Volkswirtschaft” (TR 4.9.48, S .3 -S U );“Gesetz der planmäßigen proportionalen Entwicklung der Volks - Wirtschaft” - s. unter ö k o n o m i s c h e G e s e t z e ; “ Entwick­lung der Stückzahl von Vieh und Geflügel” (SMAD Thür. 1947 III/8,S .36).“Vorrangig sind die Energiewirtschaft, die chemische Industrie, die E lektrotechnik und die für den F ortschritt und die Steigerung der gesamten Volksw irtschaft wichtigen Produktionszweige des Maschi­nenbaus zu entw ickeln’.’ (Siebenj., S. 166)Zur ideologischen Deutung des Begriffes der Entwicklung vgl. z.B. MNL II.Russ.: razvitie, razvit’

SSRLJ XII: ‘das Wachstum, die Vergrößerung von etwas in seinem Umfang, seiner Menge fördern’. Ähnlich bei Usakov III. Vgl. insbesondere auch ÖW.Beispiele:‘Die Kohleförderung ist bis zu einem Stand zu entwickeln, der n icht nur die Deckung des laufenden Bedarfs des Lan - des sichert, sondern auch die Schaffung von Wirtschafts - Vorräten und staatlichen Reserven.’ (RPP II, S.684 - 1939) ‘Es ist die Gasversorgung [gazifikacija] der städtischen W irtschaft zu entw ickeln’ (a.a.O., S.699).‘Eine weitere Entwicklung erfuhr die Schwarzmetallurgie.’(P 25.4.56, S .l)‘die Entwicklung der Rohstoffbasis der Schwarzmetallurgie’ (P 8.2.59, S.2).Zur W ortgeschichte im Russ. vgl. z.B. Unbegaun, S .39.

Seltener erscheint in der gleichen Funktion “E ntfaltung/entfalten (ebf. entsprechend russ. razvitie/razvit’), z.B.: “die allseitigen harten Anstrengungen zur Entfaltung der Erzeugung in Industrie und Land­w irtschaft” (ND 1.1.49, S .l) . Für die aus dem Russ. übernommene Formulierung “ entfalteter Aufbau des Sozialismus” vgl. unter

A u f b a u .

Sek.: Fröhlich, S.93; Koch, S.21; Kortner, S.22 [Wortgebr.]; Reich, S.64 ff. [Wortgebr.]; Richter, S.6055; Sprachpflege 1964, S. 140

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[Modewort]. T e x t : S.44, 80, 139, 141.Die Neubedeutung von entw ickeln in der K onstruktion “jem anden ent­wickeln” (“jm dn. heranbilden” - vgl. WDG II) geht wohl nur m ittelbar auf russischen Einfluß zurück: Zwar ist im Russ. schon vor 1917 die Bedeutung ‘zum Zustand der geistigen Reife führen, den geistigen Fähigkeiten von jm d. zum Durchbruch verhelfen’ (vgl. Usakov III) geläufig. In der hier besonders interessierenden Verwendung i.S.v. “ fach - licher und ideologischer Weiterbildung, Schulung” steht im Russischen jedoch nicht razvit’, sondern pod g o to v it’ - “ ausbilden” , wörtl.: ‘vorbereiten’ (vgl. auch ÖW).

* * * Erfassung. B e d . s p e z . “Teil der Beschaffung landwirtschaft­licher Erzeugnisse in Form planmäßiger organisierter Übernahm e des Ablieferungssolls der landwirtschaftlichen Betriebe durch die Er - fassungsstellen der VEAB oder andere beauftragte Betriebe zu fest - stehenden Erfassungspreisen” (ÖL I, S.577).Zvbl. 1948, S.456 [DWK].“ Das Staatssekretariat für Erfassung und A ufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse ist das zentrale Organ der staatlichen Verwaltung für die Erfassung und den A ufkauf.” (Gbl. 1958 I, S .183; vgl. auch schon Gbl. 195 3, S.743).“Ministerium für Landwirtschaft, Erfassung und Forstw irtschaft”(ND 1.9.60, S .3).Kl.Lex., MNL III; Koslow; SBZ 1969.Russ.: zagotovki [stets PL] (RPP II, S.745 - 1940)

SSRLJ IV; BSE XVI, S.297 ff.; ÖW.Sek.: Nawrocki; Nyvelius, S.21 [Lb]; Reich, S.66 [Lp.] T e x t :S.76, 124.

* Erfassungsapparat. Gbl. 1958 I, S.183; Übs.: PSU 1958/75, S.1623 - P 21.6.58, S.3.Russ.: zagotovitel’ny j apparat (RPP II, S.749 -1 9 4 0 ).

ÖW [“ Erfassungs - und A ufkaufbetriebe” ].

* Erfassungsbedingungen [Übs.]. PSU 1958/75, S .1621 - P 21.6.58, S.2 Russ.: uslovija zagotovok

** Erfassungsbetriebe [meist PI]. L ü t . SMAD Thür. 1948 III, S.28. Besonders in der Fügung “Volkseigene Erfassungs- und Aufkaufbe - triebe” (Gbl. 1949, S.79 u.ö.). WDG II [Neupräg. DDR], Kl.Lex.,MNL III; SBZ 1969.Russ.: zagotovitel’ny j apparat, zagotovitel'nye organizaciiSek.: Kohls, S .156 f. [Lüt. nach organizacija po zagotovkam iz a - kupkam ]. T e x t ; S.64, 85, 124.

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* Erfassungshöhe [Übs.]. PSU 1958/75, S.1621 - P 21.6.58, S.2 Russ.: razmery zagotovok

* Erfassungsordnung [Übs.]. a.a.O. Russ.-. porjadka zagotovok

* Erfassungsorgane. L ü s. “wirtschaftliche Einrichtungen des Ar - beiter- und Bauern-Staates, deren hauptsächlichste Tätigkeit auf die Leitung der Erfassung und des Aufkaufs landwirtschaftlicher Erzeug­nisse und deren Überführung in die . . . K onsum tion gerichtet ist.” (M N LIII, S .32)ND 29.7.49, S .l; Übs.: PSU 1958/75, S.1623 - P 21.6.58, S.3 Russ.: zagotovitel’nye organy

organy po zagotovke (RPP I, S.420 - 1924).* Erfassungsorganisationen [Übs.; in den 40er Jahren], L ü s.SMAD Mecklenburg 1945, S.56 u.ö.; Koslow.Russ.: zagotovitel’nye organizacii (RPP III, S.571 - 1949)

BS£ XVI, S.297; ÖW [“ Erfassungs-und A ufkaufbetriebe” ] T e x t : S.62, 85.

Erfassungsplan - s. unter P l a n

* Erfassungspolitik [Übs.]. PSU 1958/75, S.1628 - P 21.6.58, S.4 Russ.: politika zagotovok. BSfi XVI, S.297.

* * Erfassungspreis. L ü s. “ an die Landwirtschaftlichen Produktions­genossenschaften (LPG) sowie an die sonstigen ablieferungspflichtigen Betriebe für die Pflichtablieferungsmengen gezahlter Preis” (ÖL I, S.577- seit 1964 nur noch bei tierischen Erzeugnissen; für pflanzliche Produkte einheitliche Erzeugerpreise). SMAD Meckl., 1945, S.56 u.ö .; Übs.:PSU 1953/128, S.1580 - P 30.1.53, S.4; Polit.Ök., dt. S.659/russ. S.569. WDG II [Neupräg. DDR]; Koslow.Russ.: zagotovitel'naja cena

SSRLJ IV; BSE XVI, S.290 [bis 1958]; ÖW [“ Erfassungs - preis, Beschaffungspreis” ].

T e x t : S .124.

* Erfassungsstelle. L ü t . “ Einrichtung der Erfassungs-und A ufkauf - betriebe zur planmäßigen Durchführung der Erfassung und des A u f ­kaufs” (MNL III, S .32). SMAD Meckl. 1945, S.56.In den 40er Jahren auch * Erfassungspunkt (Lüs.; z.B. SMAD Thür.1948 III, S . l3).Russ.: zagotovitel’ny j p u n k t (RPP III, S .106 - 1943)

SSRLJ IV; ÖW [“ Beschaffungsstelle” ].Sek.: Kohls, S .156 [Russ.: organizacija po zagotovke i zakupke).

* Erfassungssystem [Übs.]. PSU 1958/75, S.1618 - P 21.6.58, S.2

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Russ.: sistema zagotovok. ÖW.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

Erfinder - und Rationalisatorenbewegung - s. unter R a t i o n a 1 i -s a t o r

* Erfinderkonferenz [Übs.]. L ü s. PSU 1955/69, S.1475 - P 16.5.55,S.2 u.ö.Russ.: konferencija izobretatelejT e x t : S.23, 128.

* * Erfindungswesen. Vermutl. L ü s. “Gesam theit der staatlichen und gesellschaftlichen Maßnahmen, Mittel, Form en und Organe zur Förderung und Lenkung der Neuererbewegung und der Erfinder - tätigkeit” (ÖL II, S.1033). Oft: “ Erfindungs- und Vorschlagswesen” . Übs.: Polit.Ök., dt. S.489/russ. S.421 u.ö.“ Büro für Erfindungswesen” (Zvbl. 1948, S.484 - DWK) - russ.: bjuro po delam izobretatel’stva (BSE VI, S.473).Seit 1953: “ Büro für Erfindungs-und Vorschlagswesen” , Abk.: BfE (Gbl. 195 3, S.293 u.ö.; ÖL I).Seit 1963: “ Betriebsbüro für Neuererbewegung” , Abk.: BfN (Gbl. 1963 II, S.528; ÖL I).Kl.Lex.; MNL III.Russ.: (massovoe) izobretatel’stvo - ‘(Massen-)Erfindungswesen’

(RPP II, S .244- 1930).SSRLJ V; BSE XVII, S.450 f.; ÖW [“ Erfindungs- und Vor­schlagswesen” ].

T e x t : S.126, 131, 132.

* * * Erfüllung, erfüllen. W o r t g e b r. (Frequ.; Erweiterung des Anwendungsbereiches).Häufig in Verbindung m it “ staatliche Aufgaben” , “ N orm ” , “ Soll” , “ Plan” (“ Erfüllung” ; “vorfristige Erfüllung” ; “ Übererfüllung” - s. dort).Okkasionell, z.T. verm utlich in Anlehnung an Fehlübersetzungen ähnlicher russ. W ortverbindungen, auch in Verbindung m it “ Arbeits­produktivität” (Richtlinie, S.45); “ Investitionsvorhaben” (Gbl. 1964 II, S.62); “ Frühjahrsbestellung” (ND 1.5.46, S.4); “ Ziel” i.S.v. Plan - auflage (Siebenj., S.215 u.ö.) u.ö. - vgl. die im ÖW angegebenen Übersetzungsmöglichkeiten für das russ. Äquivalent. Allerdings ist auch dam it zu rechnen, daß in solchen Fällen “Auflage” , “ Norm, “ Soll” als Bezugswörter ausgefallen sind.

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Agricola.Russ.: vypolnenie, vy p o ln it’

ÖW: “ 1. ( P l a n ) Erfüllung; Verwirklichung, Realisierung;2. Ausführung, Abwicklung, Erledigung . .vgl. z.B.: vypolnenie rabot [der Arbeiten], postavok [derLieferungen], gruzooborota [des Frachtum laufs] (P 8.2.59,passim)

Sek.: Reich, S.66 [Parallele], T e x t : S.81, 141.

* * Errungenschaften. W o r t g e b r. (Frequ.; Schlagwort; im Zu­sammenhang der “ sozialistischen Errungenschaften” auch B e d . - d e t.).“Eine besinnliche Stunde der Jahreswende gehört unseren Errungen - schäften. Errungenschaften? Ja, sie sind groß. Sie bestehen nicht nur darin, daß jeder eine gesicherte Existenz hat, daß es keine Arbeitslosigkeit und keine Krisen gibt, nicht nur in der kostenlosen ärztlichen Betreuung, der [sic!] billigen Ferienreisen, n icht nur darin, daß die materiellen Grundlagen für die Gleichberechtigung der Frau wirklich gelegt wurden, nicht nur in dem humanistischen Geist unserer neuen Schulbücher, nicht nur in den m odernen Landambu­latorien und schönen Kulturhäusern im Dorf.Das alles sind beachtliche Errungenschaften unseres jungen Staates. Die größte besteht jedoch darin, daß wir auf der Grundlage der Ar­beiter-und Bauernmacht eine sozialistische Planwirtschaft errichten, die zu ihrer Funktion keine Rüstungskonjunktur braucht, so daß unsere Regierung als erste deutsche Regierung eine ehrliche Friedens­politik führen kann und führt. Das in der T at ist nach allem Schreck­lichen, was sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten ereignete, die entscheidende Errungenschaft unserer in der DDR verkörperten Nachkriegsarbeit.” (Berliner Zeitung, 31.12.55 - zit. M atthias/ Schierbaum, Errungenschaften, S.205).Zur W ortgeschichte vgl. Paul, Dt. W örterbuch; Trübner II.Russ.: dostizenija [Verbalsubstantiv zu dostignut’- ‘erreichen’]

ÖW: “ 1. Erreichung, Erreichen, Erlangung, Erlangen, Erzielung, Erzielen . . . ; 2. Erfolg (z.B. des sozialistischen Aufbaus); Leistung (z.B. der Wissenschaft, der Neuerer); Erkenntnis, Errungenschaft (z.B. der Wissenschaft)” . zavoevanie [Verbalsubstantiv zu zavoevat’ - ‘erobern, er­ringen’]. ÖW: “ Errungenschaft, Erfolge” . Wird in der Ver­bindung “ Errungenschaften des Sozialismus” bevorzugt. Beispiele für den Wortgebrauch:

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‘große Errungenschaften in der Industrie, der Landwirt­schaft, in der Entwicklung der Wissenschaft und Kultur, im Aufschwung des materiellen Wohlstandes des Volkes’(P 8.2.59, S .l; russ.: ogromnye dostiienija)-, ‘Errungenschaften der Wissenschaft und Technik’ (häufig,P 8.2.59; russ.: dostiienija);‘Arbeitsergebnisse’ (P 9.9.59, S.2; russ.: trudovye dosti­ienija);‘im Namen der Erreichung unseres Hauptzieles - des Aufbaus des Kom m unism us’ (P 8.1.64, S .l - dostizenie);‘die großen Errungenschaften des Sozialismus’ (P 8.2.59,S .3; russ.: velikie zavoevanija);‘Das sozialistische Weltsystem ist die größte Errungenschaft und der Stolz der W erktätigen aller Länder’ (P 8.2.59, S.8; russ.: velicajsee zavoevanie).

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.9; Ladendorff, S.72 ff. [Wortge­schichte]; M atthias/Schierbaum , Errungenschaften [Wortgeschichte; ggw. Sprachgebrauch; russ. Einfluß; D okum entation]; Moser, Spr. Folgen, S.22; Reich, S.67 ff. [W ortgebr.]; Schierbaum, Aueler Pro­tokoll, S. 3 5. T e x t : S.81.

* * Exponat [seit M itte der 50er Jahre], L w (griech.lat.). “Ausstel- lungs-, Museumsstück” (FW 1954, S.182). ND 14.1.55, S.3 u.ö.Du-L 1960 f., FW 1954 ff., WDG III [Neuwort DDR], Kl.Lex., MNL III, ÖL I; Du-M 1967 [O stdtschld.]; F-Du 1966 [lat.-russ.], Wahrig. Neuerdings auch okk. in westdt. Zeitungen (z.B. 2.9.68, S .l 3 - mit Bezug auf die Leipziger Messe,an anderer Stelle aber auch neutral). Russ.: éksponat. Schon Dal’, 1905, IV.

Usakov IV; SSRLJ XVII; ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.44 [Lw; falsch gebildet - vgl.S.52]; Betz, Zwei Sprachen, S.876 [Lw]; Heller, Frem w ort, S . l33 [verzeichnet auch die pleonast. Bildung “A usstellungsexponat” ; gibt auf S . l28 an, daß im mdl. Gebrauch auch eine falsche feminine Form “die Exponate” , PI. “die Exponaten” üblich sei, die er auf Singularisierung der Pluralform zurückführt]; H erfurth, Sprachpflege 1957, S.86 [kritisch; bezweifelt, daß sich das Wort durchsetzt]; Ihlenburg, S .384 [Lw]; Kohls, S.41 [Lw]; Korlén, Sprachspaltung? , S.44 [Lw]; Moser, Spr.Folgen, S .12 [Lw]; Reich, S.71 [Lw]; Riem­schneider, Veränderungen, S.76 f.; Sprachpflege 1964, S.89, 140 [M odewort]; S trutz, S .l 37 [Lw]; Weiskopf, S.829 [Lw; kritisch]. T e x t : S.44, 53, 57, 123, 139; Anm. 287.

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* Feldschutzstreifen. L ü s. “ schmale Waldstreifen, meist im S des europ. Teils der UdSSR zum Schutz der Felder gegen austrocknende Winde angelegt. In der DDR begegnet man durch Anlegen von S. dro­hender Versteppung, z.B. in der Börde.” (Kl.Lex., S.860)PSU 1956/29, S.705 - P 26.2.56, S.4. MNL VIII [“ unzutreffende Be­zeichnung” ].Auch: “ W aldschutzstreifen” (TR 13.1.49 - zit.Kohls; Fedorov 1949, S.25) oder “ Schutzwaldstreifen” (Kl.Lex., MNL VII - SU seit 1949,ÖL II). In w örtl. Übs. auch “ feldschützende W aldstreifen” (PSU 1952/200-201, S .1963 - P 10.10.52, S.3)Russ.: polezascitnye (lesnye) po losy - ‘feldschützende (Wald-)

streifen’ (RPP III, S.275 - 1946). SSRLJ X; BSE XXV, S.10 ff. lesozaZ iitnyepolosy - ‘W aldschutzstreifen’ (P 1.1.49, S .l)ÖW [“ Schutzwaldstreifen, Schutzwaldgürtel, Baumgürtel” ]

Sek.: Kohls, S.233 [“W aldschutzstreifen” , besser: “ Schutzwaldstrei­fen” ; Lüs.]. T e x t : S. 124.

* * Finanzorgane. W o r t g e b r . (Frequ.).Russ.: finansovye organy

Fischerei-Fahrzeug- und G eräte-Stadon, Abk.: FGS. L ü t .Kl.Lex., MNL III [seit 1955].Russ.: motorno- rybolovnaja stancija, A bk.: MRS - ‘Motor-Fischerei-

S tation’. BSfi XXXVII, S.504;ÖW .Sek.: Kohls, S.158 [Lüt.]. T e x t : S.66, 124.

* * -Fond». W o r t g e b r . (Verwendungsweise, F requ.). L e h n - p r ä g u n g e n : Betrieblicher, Direktor-, Futterm ittel-, Grund-,Kultur- und Sozial-, Material-, Naturalhilfs-, Saatgut-, Siebenjahrplan-, Umlauf-, Waren-, Wohnraum-, unteilbare Fonds - s. dort.Russ.: fo n dSek.: Nyvelius, S.21 [Lüs.]; Reich, S.75 [Vorbild der SU in der Sache, sek. Entlehnung der Bezeichnungsweisen]. T e x t : S.81; Anm. 287.

* Fonds zur Entwicklung der Produktion [Übs.]. L ü s . PSU 1966/5 3, S . l l - P 20.4.66, S.2 u.ö.Russ.: fo n d razvitija proizvodstva (RPP V, S.667 - 1965). ÖW.T e x t : S.63, 122

* Fonds zur Entwicklung der Technik [Übs.]. L ü s . PSU 1967/105,S.8 - P 8.8.67, S.2 u.ö.Russ.: fo n d razvitija technikiT e x t : S.63, 122.

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* Fonds der materiellen In teressiertheit L ü t . Gbl. 1966 II, S.304 u.ö.; Übs.: PSU 1965/146, S.7 - P 29.11.65, S.3.In Übs. auch: “ Fonds für materielle Stimulierung” (PSU 1967/60, S.10) und “ Stimulierungsfonds” (a.a.O. - P 15.4.67, S .l) . Gelegent­lich auch m it “ Prämienfonds” wiedergegeben (z.B. PSU 1967/71,S.5 - P 29.5.67, S .3; russ.: poosir itel'ny j fo n d - ‘Anreizungsfonds’). In der DDR allgemein übliche Bezeichnung: “ Prämienfonds” .Russ.: fo n d material’nogo pooscrenija - ‘Fonds der materiellen

Anreizung’ (RPP V, S.666 - 1965).ÖW [“ Fonds der materiellen Stimulierung, Stimulierungs­fonds” ].

T e x t : S.122.

* Fonds des Siebenjahrplanes [1959 bis Anfang der 60er Jahre],L ü s. Fonds in Betrieben zur Erfassung aller Einsparungen im Rahmen des sozialistischen W ettbewerbs (vgl. MNL III).Gbl. 1959 I, S.892 u.ö. Auch: “ Siebenjahrplanfonds” (ND 1.1.60,S .l u.ö.).Russ.: fo n d semiletki (P 8.9.59, S .l)Sek.: Reich, S.175; Riemschneider, Veränderungen, S.58.T e x t : S.95, 126.

* Fondsausstattung [Übs.]. L ü s. PSU 1968/47, S.39 - P 8.3.68,S.2.Russ.: fondovooruzennost'. ÖW [“ Fondsausstattung, Fondsaus­stattungsgrad” ].T e x t : S.62, 120.

* Fondsintensität. L ü t. “Aufwand an fungierenden produktiven Fonds im Verhältnis zu der m it ihrer Hilfe in einem bestim m ten Zeitraum . . . hergestellten Erzeugnismenge” (ÖL I, S.678).Gbl. 1965 II, S.500; Übs.: PSU 1964/108, S.2392 - P 7.9.64, S.2 u.ö.Der entsprechende w estdt. Terminus ist “ K apitalkosten” (vgl. Böhme, Osteuropa 1965, S.801).Russ.: fo n d o em ko st’. ÖW [“ 1. Produktionsfondsintensität,

Fondsintensität, hoher Fondsanteil (an); 2. Grundfonds­intensität” ]

T e x t : S.65, 120.

* * Fortschrittlich. W o r t g e b r. (schlagwortartiger Gebrauch - hier besond. i.S.v. “den neuesten Erkenntnissen von Wissenschaft und Technik, den Erfahrungen der Besten entsprechend; m odern” ).

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“ Die beschleunigte Entwicklung unserer Volkswirtschaft durch den Fünfjahrplan erfordert die Anwendung der fortschrittlichsten Arbeitsm ethoden und der fortgeschrittensten Technik zur Mechani­sierung des Arbeitsprozesses, Steigerung der A rbeitsproduktivität und Senkung der Selbstkosten.” (Gbl. 1952 II, S.846) “ fortschrittliche Arbeitsorganisation” (Siebenj., S.233); “fortschrittliche Kochtechnologien” (Siebenj., S.233); “ fortschrittliche Norm en” (offenbar nur in Übss., z.B. PSU 1952/ 200-201, S.1560 - P 10.10.52, S.2; Polit.Ök., dt. S.589/russ. S.509) Als substantiviertes Adjektiv meist in Verbindung m it “das Neue” - s. dort.

In Verbindung m it Produktionseinheiten wird fortgeschritten bevor­zugt. Es bedeutet dann: “ hohe Arbeitsleistungen erbringend, den Plan erfüllend bzw. übererfüllend” ; Ggs.: “ zurückgeblieben” - s. dort. Im Russ. steht in diesem Zusammenhang nur peredovoj.“ Hilfe der Fortgeschrittenen gegenüber den Zurückgebliebenen"(Gbl. 1953, S.1138).“Die Zahl der fortgeschrittenen LPG, in denen eine gute genossen­schaftliche Arbeit geleistet wird, erhöhte sich beträchtlich.”(ND 13.1.65, S.4)“ Fortschrittsbetrieb” , “ Fortschrittsschacht” (Krepkich).

Russ.: peredovoj - “ führend, Best-, Spitzen-, fortgeschritten;fortschrittlich” (ÖW; vgl. auch Usakov III, SSRLJ IX). progressivnyj - “fortschrittlich, Fortschritts-, fortgeschritten; progressiv, Progressiv-; neuzeitlich, modern, m it pro­gressivem Charakter” (ÖW; vgl. auch die russ. Wort.). Beispiele für den W ortgebrauch:‘fortgeschrittene, gut arbeitende Kolchose’ (RPP IV,S.61 - 1953; russ.: peredovoj)-,‘fortschrittliche Maschinen, Ausrüstungen und G eräte’(P 25.4.56, S .2;russ.: progressivnyj).

Sek.: Behandelt meist den Gebrauch im ideologisch-politischen Be­reich. Bartholmes, Adjektiv-Attribut, S.47 [Wortgeschichte nach 1945 - auch im obigen Sinne]; Borree, S.2 3; Fröhlich, S.85 [auch:Ggs. zu “ zurückgeblieben” ]; Ladendorff, S.87 [Wortgeschichte; Schlagwort schom im 19.Jh]; Marko, S .117 ff. [Zitate und Kommen­tar]; Moser, Spr.Folgen, S.22; Reich, S.76 f. [auch: “ fortschritt­liche A rbeitsm ethoden” - russ. peredovoj]; Riemschneider, Ver­änderungen, S .34; Römer, Bewegung, S .174. T e x t : S.81, 82,84, 139.

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* Fünfhunderter [um 1950], L ü s. Teilnehmer am Eisenbahner­w ettbew erb für eine tägliche Fahrstrecke von 500 km. Meist in Zu­sammensetzungen.“ Ehrentitel ‘Fünfhunderter’ ” (ND 6.9.49, S .3 - SU); 500er-W ettbewerb” (ND 21.3.50, S.5)“Der wesentliche Punkt des W ettbewerbes um die 500er-Lok war die Erreichung einer täglichen Laufleistung von 500 km .” (ND 25.2.51, S.7 - zit. Reich)Übs.: “ Fünfhunderter-Bewegung” , “ Fünfhunderter-Lokom otivführer” (PSU 1952/40, S.299 - P 5.2.52, S .l; russ.: dviienie pjatisotnikov, masinisty-pjatisotniki)

Russ.: pjatisotniki. BSE XXXV, S.401 [seit 1935; besond. verbrei­te t nach 1949]; ÖW.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.45 [Lp]; Gerdt, S .17 [Lp]; Koch, S.22 [Lp]; Kohls, S .159 [Lüs.]; Reich, S.87; Topuridze-Sumbatova, Neo- logizmy, S.199 [Lp]; zur Sache vgl. auch “ Sowjetisierung . . . ” (Ost-Probleme 1952), S.197. T e x t : S.63, 88, 127.

Fünfjahrplan - s. un ter P l a n

* Futterm ittelfonds. Lü s . “ in allen LPG m it genossenschaftlicher Viehhaltung gebildeter Fonds, der die F utterm ittel zur kontinuier­lichen Futterversorgung der genossenschaftlichen V iehbestände be­reitstellt” (MNL III, S.476). ÖL I; SBZ 1966.TR 2.10.47, S.2 [SU]; ND 5.1.61, S .l u.ö.Russ.: fu raznyj fond .

Usakov IV; SSRLJ XVI; BSE XXII, S.79; ÖW.Sek.: Nyvelius, S.22 [Lüs.]. T e x t : S .124.

* Gaganowa-Methode [PSU]. N a m e . Freiwilliges Überwechseln von Mitgliedern “ fortgeschrittener” Brigaden in “ zurückgebliebene” , um den Leistungsstand der letzteren zu verbessern.PSU 1960/137, S .3055; MNL III (“ Gaganowa-Bewegung” - SU seit 1959) Vgl.: P 29.4.59, S.2 [V. Gaganova - Arbeiterin in einem Baumwollkombinat]; BSE-Ezegodnik 1960, S .23.T e x t : S.23, 128.

* Generallieferant. Lü s . Gbl. 1968 II, S.447.Russ.: general’nyjpostavscik (Vedomosti 1965/11, S.194)

ÖW [“ H auptlieferant” ].T e x t : S.93, 123.

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* Genossenschaftlich-kollektivwirtschaftliches Eigentum [SU; übs.].L ü s. “ Das genossenschaftlich-kollektivwirtschaftliche soziali­stische Eigentum ist das Eigentum der einzelnen Kollektivwirt­schaften und genossenschaftlichen Vereinigungen.” (Polit. Ök., dt. S.497/russ. S.428).M N LIII [SU], ÖL 1 [SU],Russ.: kooperativno-kolchoznaja sobstvennost'.

SSRLJ V; BSE XXII, S.516; ÖW.T e x t : S.62, 94, 120.

* Genossenschaftsplan Lenins [SU - hist.; Übs.]. L ü s. “von Lenin . . . entw ickelter Plan zur sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft durch den freiwilligen Zusammenschluß zu Ge­nossenschaften” (MNL III, S.574). ÖL I; Koslow.Übs.: Polit. Ök., dt. S.441/russ. S.379; PSU 1968/28, S.16 - P 17.1.68, S.3.Russ.; kooperativnyj plan Lenina,leninskijkooperativnyj plan

SSRLJ V; BSE XXII, S.517 ff.; ÖW.Sek.: Reich, S .176; Riemschneider, Veränderungen, S.23.T e x t : S.120.

* * Gesellschaftliche Büros [DDR seit 1963; besond. in Übss.].L ü s. (inbezug auf “gesellschaftlich” zugleich Bed. entl. - “ehren­amtlich tätig” - , die sich aber vorläufig auf diese W ortverbindung zu beschränken scheint).“Als ‘gesellschaftlich’ bezeichnet man in der Sowjetunion jene Einrichtungen, die auf Initiative der W erktätigen entstanden und ehrenamtlich, unentgeltlich bestim m te politische, ökonomische, technische, kulturelle oder staatliche Aufgaben lösen, die früher vollständig und zum Teil noch heute Aufgaben spezieller Organe oder Einrichtungen des Staates, der W irtschaft oder gesellschaft­licher Organisationen waren bzw. sind.” (PSU 1966/25, Sonderbei­lage S.5 - Anm. der Redaktion)Zuerst in der PSU: “gesellschaftliche K onstruktionsbüros” (z.B.PSU 1960/77, S. 1693 - P 17.6.60, S.3; russ.: obscestvennye konstruk.torsk.ie b juro ); z.T. auch m it “ ehrenam tliche Büros” übersetzt, vgl. z.B. “ ehrenam tliche Büros für ökonom ische Ana­lysen” (PSU 1963/63, S .1369 -P 12.5.63, S.2; russ.: obscestvennye bjuro ekonom iceskogo analiza).Gbl. 1963 II, S.527: “gesellschaftliche Konstruktions-, technolo­gische und ökonom ische Büros” u.ö.

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Russ.: obiiestvennye bjuroÖW [“ ehrenam tlich tätiges Büro, ehrenamtliches Büro,Büro auf ehrenam tlicher Grundlage; ehrenamtliches Aktiv” ].Russ. obscestvennyj ist je nach Bezug im Dt. wiederzugeben mit: “ 1. gesellschaftlich, Gesellschafts-; 2. Gemeinschafts-, Gemein- (z.B. ein U nternehm en); öffentlich (z.B. die Mei­nung); 3. gesellschaftlich, ehrenam tlich (z.B. eine bestim m te Tätigkeit); 4. so z ia l. . (ÖW).

T e x t : S.63, 74, 135, 139, 149.

* Gesellschaftliche V iehwirtschaft [Übs.]. L ü s. Gemeinsam betrie­bene V iehwirtschaft (in den Kolchosen).PSU 1952/200-201, S.1563 - P 10.10.52, S.3 u.ö.Okkasionell finden sich ähnliche Bildungen auch inbezug auf die DDR, vgl. z.B. “gesellschaftliche W irtschaft der LPG” (Gbl. 1962 II, S.82).Russ.: oM iestvennoe zivotnovodstvo (RPP II, S.713 - 1939).

SSRLJ VIII.T e x t : S.74, 120, 139, 149.

Andere in wirtschaftlichem K ontext gebräuchliche Fügungen m it “gesellschaftlich” lassen sich schon bei Marx nachweisen (vgl. z.B. “gesellschaftliche K ontrolle” , “gesellschaftlich notwendige A rbeit” , “gesellschaftlich nützliche A rbeit” , “gesellschaftliche Produktion” u.ä.).Für den Gebrauch von “ Gesellschaft/gesellschaftlich” im politisch- ideologischen Bereich vgl. besonders: Bartholmes, Taus. Worte,S.10; Fröhlich, S.46 ff.; Reich, S.90 f.

Gesetz der planmäßigen proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft, Gesetz des stetigen Wachstums der A rbeitsproduktivität,Gesetz der Verteilung nach der Leistung- s. unter ö k o n o m i s c h e G e s e t z e

* Gewerkschaften als Schulen des Sozialismus. F o r m u 1.“Als Schulen des Sozialismus entwickeln die Gewerkschaften das sozialistische Bewußtsein der W erktätigen und organisieren ihre bewußte Mitwirkung an der Erfüllung der Pläne und an der Leitung von Staat und W irtschaft für den Sieg des Sozialismus und für ein Leben des Volkes in Wohlstand, Glück und Frieden.” (Gbl. 1961 I,S.28). ND 6.5.59, S.3 u.ö.

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Russ.: profsojuzy - skola kom m unizm a (Lenin, Werke XXI, dt.S.35/russ. S .33 - 1920)

T e x t : S .34, 70.

Gewerkschaftsgruppe. L ü s. “unterste Einheit der Betriebsgewerk­schaftsorganisation, die z.B. die Gewerkschaftsmitglieder einer Brigade erfaß t” (MNL III, S.641). Auch: “ Betriebsgewerkschaftsg.” . WDG I [Neupräg. DDR], KLLex.; SBZ 1969.Russ.: profsojuznaja gruppa, A bk.: profgruppa.

SSRLJ XI; BSE XXXV, S.169.T e x t : S .129.

* Gewerkschaftsgruppenorganisator. L ü s . ND 8.1.54, S.4 u.ö.;Übs.: PSU 1956/27, S.687 - P 24.2.56, S.4.Die in der DDR sonst übliche Bezeichnung ist jedoch “ Gewerk­schaftsvertrauensmann” (vgl. z.B. Gbl. 1961 I, S .30; SBZ 1969).Russ.: profsojuznyjgruppovoj organizator, Abk.: profgrupporg

ÖW [“ Gewerkschaftsvertrauensmann, Gewerkschafts­gruppenorganisator” ]

Sek.: Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S .199 [Lp. “Gewerk­schaftsorganisator” nach proforg]. T e x t : S.61.

* * * Gewinn. B e d. s p e z. (als ökonomische Kategorie im Rahmen der Planwirtschaft), “ umgangssprachliche Bezeichnung für den Teil des in der Produktion geschaffenen Reineinkommens der Gesellschaft, der als Reineinkom m en der staatlich-sozialistischen (volkseigenen) Betriebe von den Betrieben für die Produktion und für die soziale und kulturelle Betreuung der W erktätigen verwendet wird.” (MNL III, S.644)“allg. Geldausdruck für jenen Teil des in der Produktion geschaf­fenen und über den Erlös realisierten M ehrprodukts im Sozialismus, über den die Betriebe bzw. W B nach staatlichen Festlegungen und Normen verfügen” (ÖL I, S.801).Vgl. auch Zusammensetzungen wie “ Gewinnabschlag” (Richtlinie,S.35; ö l I), “ Gewinnzuschlag” (ÖL I, Polit. Ökonomie 1964,S.568 f.).

Russ.: priby l’BSE XXXIV, S.479 f.; vgl. besond. auch Liberman, ‘Plan, Ge­winn, Prämie’ - P 9.9.62, S .3.

Sek.: Boettcher, Bedeutungswandel verkehrswirtschaftlicher Grund­begriffe, S.48; Sowjetsystem und dem okrat. Gesellschaft II; SBZ1969. T e x t : S.48, 7 5 ,7 6 , 120, 136.

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In der DDR strikte Unterscheidung von “ Gewinn” im Sozialismus und “ Profit” im Kapitalismus (vgl. Kade, Frem dsprachen 1966, S.241, ÖW). Russ. stets p rib y l’ (bei Bedarf m it entsprechenden Erläuterungen, die die unterschiedliche Beurteilung im Sozialismus und Kapitalismus verdeutlichen).

* Gewinnabführung. B e d . s p e z. “ Der Teil des Reineinkommens des Betriebs, der nach Befriedigung der genannten Bedürfnisse [In­vestitionen, kulturelle und soziale Aufwendungen für die Belegschaft] übrigbleibt, fließt als sogenannte Gewinnabführung dem Staatshaus­halt zu.” (Polit.ök ., dt. S.635/russ. S.549).“ Gewinnüberweisung der staatlichen U nternehm ungen” (TR 11.5.46,S.4 - SU); “ Gewinnabführung” (Gbl. 1950 I, S.75 u.ö.)Übs.: PSU 1962/108, S.2333 - P 9.9.62, S .3 u.ö.Kl.Lex., MNL III, ÖL I; Koslow.Im westdt. Sprachgebrauch ein Begriff des Konzernrechts (vgl. Gabler I). Russ.: otcislenija o t pribyli (RPP II, S .139 - 1929)

SSRLJ VIII; BSE XXXI, S.447; ÖW.T e x t : S.75, 76.

Die zahlreichen neuen Zusammensetzungen m it “ Gewinn” nach 1963 sind n icht auf russ. Vorbild zurückzuführen (entsprechende Reformen wurden in der UdSSR erst seit 1965 eingeleitet).

Gigantomanie. L w (griech.-lat.). “ Überschätzung der Bedeutung von Großbetrieben und daraus resultierende übermäßige, schädliche Konzen­tration der sozialistischen Industrie” (ÖL I, S.808).“ Bestreben, alles ins Riesige zu setzen; Sucht, stark zu übertreiben”(FW 1964, S.244).Die W orterklärung im FW entspricht der im SSRLJ, die im ÖL der Verwendung in wirtschaftlichem K ontext.Russ.: gigantomanija (RPP II, S.699 - 1939). SSRLJ III.Sek.: Fröhlich, S.104. T e x t : S.53, 121.

* Glawmosstroj [SU; Übs.]. L w (Abk.). Bezeichnung der Hauptver­waltung für Wohnungsbau in Moskau. PSU 1961/10, S.224 - P 19.1.61, S . l .

Russ.: Glavmosstroij, Abk. für: Glavnoe upravlenie po ziliscnomui grazdanskomu stro ite l’stvu v gorode M oskve M oskovskogo gorodskogo soveta deputatov trudjascichsja (vgl. Scheitz, Abkürzungen).

T e x t : S.54, 92, 122.

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* Glawspezstal [SU; Übs.]. L w (Abk.). Bezeichnung einer H aupt­verwaltung in der Eisenmetallurgie. PSU 1954/8, S .156 - P 30.12.54 Russ.: Glavspecstal’, Abk. für: Glavnoe upravlenie zavodov ka-

cestvennoj metallurgii i ferrosplavov Ministerstva Sem oj metallurgii SSSR (vgl. Scheitz, Abkürzungen)

T e x t : S.54, 122.

♦Globalvertrag. L ü t . “Verträge, die zwischen zentralen Organen der volkseigenen oder der ihr gleichgestellten W irtschaft abgeschlos­sen werden und globale Lieferungen betreffen” (Gbl. 1951, S. 1141 f. - im Rahmen des “ Vertragssystems” - s. dort)W DGIII, M N LIII, Ö L I.Russ.: general’n y i dogovor. BSfe XLVI, S.263; ÖW [“Generalver-

trag” ]T e x t : S.65, 93, 123.

GOELRO - Plan - s. un ter P l a n

*Gosbank [SU]. L w (A bk.). Bezeichnung der S taatsbank in der UdSSR. TR 25.3.47 (zit.Kohls).FW 1961 f., Kl.Lex., MNL III, ÖL I.Russ.: Gosbank, Abk. für Gosudarstvennyj bank (RPP III, S.103-

1943) Usakov I; BSE XII, S.315 f. [seit 1921]; ÖW.Sek.: Kohls, S.43 [Lw], T e x t : S.54, 59, 122.

•Gosplan [SU]. L w (Abk.). Bezeichnung des “ Staatlichen Plan­kom itees” des Ministerrates der UdSSR - vgl. un ter P l a n TR 19.4.47 (zit. Kohls); P o lit.ök ., dt. S.548/russ. S.473 u.ö.M N LIII, Ö L I; SBZ 1969.Russ.: Gosplan, Abk.: für G osudarstvennyjplanovyj ko m ite t (vor

1948: Gosudarstvennaja planovaja komissija)SSRLJ III; BSE XII, S .322 [seit 1921]; ÖW.

Sek.: Kohls, S.43 f. [Lw], T e x t : S.54, 59, 92, 122.

* Gosstroj [SU; Übs.]. L w (Abk.). Bezeichnung des ‘Staatlichen Komitees des Ministerrates der UdSSR für Bauwesen’.PSU 1963/5 3, S .1158- P 26.4.63, S.4.Russ.: Gosstroj, Abk. für Gosudarstvennyj ko m ite t Soveta Mini-

strov po delam stro ite l’stva (vgl. Scheitz, Abkürzungen) T e x t : S.54, 122.

* GOST [SU]. L w (Abk.). “ Staatlicher A llunionsstandard” - “ für die gesamte Sowjetunion geltendes fortschrittliches Vereinheit-

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lichungsergebnis in bezug auf Beschaffenheiten der wichtigsten Arbeits­gegenstände, A rbeitsm ittel und Erzeugnisse, auf Herstellungs-, Prü- fungs- und andere Verfahren . . . sowie inbezug auf Verständigungs­m ittel” (ÖL 1, S.817).Gbl. 1955 I, S.477 u.ö.; Übs.: PSU 1958/101, S.2047 - P 26.7.58, S.2. Du-L 1968, FW 1961 f., MNL III; SBZ 1969.Russ.: GOST, Abk. für Gosudarstvennyj obscesojuznyj standart

(seit 1940; vorherOST, Abk. für Obscesojuznyj standart - seit 1925). BSE XII, S. 280 f.; ÖW.

Sek.: Kohls, S.202 [Teillw. “ GOST-Norm” ]. T e x t : S.54, 59, 125.

•Graphik [besond. in Übss.]. B e d . s p e z . “ Plan (in graphischer Darstellung), grafischer Plan, Zeitplan, Terminplan, Ablaufplan”(ÖW). Meist in Zusammensetzungen.“Arbeit nach der G raphik” (PSU 1955/72, S.15 39 - P 24.5.55, S .l; Russ.: rabotapo grafiku; vgl. auch SSRLJ III: ritmiänaja rabota po grafiku - ‘Einhaltung der festgelegten F risten’)Russ.: grafik (P 3.1.49, S .l)

Usakov I; SSRLJ III; BSE XII, S.454 ff.Vgl. auch schon Pawlowsky: “graphischer Fahrplan” .Eine vergleichbare Verwendungsweise ist auch im Engl, schon im 19. Jh . belegt (vgl. The Shorter Oxford English Dictionary).[Dt. “ Graphik” im Sinne der K unstgattung und ihrer Er­zeugnisse entspricht im Russ. grafika].

T e x t : S.76, 122.

* Liefergrafik. Verm utl. L ü s. “ Die Liefergrafik hat . . . das zeit­liche Zusammenwirken sämtlicher an der Durchführung beteiligter Bau-, Anlagenbau-, Montage- und Ausrüstungsbetriebe zu gewähr­leisten.” (Gbl. 1963 III, S .119)Russ.: grafik postavok. ÖW [“ 1. Lieferplan; 2. Liefergrafik (für

die Investitionsdurchführung” ].

* Zyklusgrapbik [Übs.]. L ü s. “ Zyklusplan, zyklischer A rbeitsplan” (ÖW). PSU 1955/72, S.1539 - P 24.5.55, S .l.Russ.: grafik ciklicnosti. BSE XIV, S.444.

G roßbauten des Kommunismus [SU]. L ü s.Russ.: velikie stroijki kom m unizm aSek.: Fröhlich, S.103; Gerdt, S.17 [Lp]; Subbotina, S.227 [Lp].

•G rundfonds. Lü s . Auch “ Anlagefonds” . “ Die A n l a g e -

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f o n d s fungieren während m ehrerer Produktionszyklen und behal­ten dabei ihre N aturalform .” (Polit. ö k ., d t. S.625/russ. S.540; russ. osnovnye fondy). MNL III, ÖL I. In der BRD: “Anlagevermögen” (MNL III). ND 5.3.64, S.4 u.ö. (“ G rundfonds” ).“Wesentlich ist die Frage, wie die Betriebe ihre G rundfonds (Ge­bäude, Ausrüstungen) ausnutzen.” (PSU 1964/98, S.2171 - P 17.8. 64, S. 3)Russ.: osnovnye fo n d y (RPP II, S.22 - 1929)

SSRLJ XVI; BSE XXXI, S.311; ÖW [“ G rundfonds, Anlage­fonds” ].

Sek.: Nawrocki. T e x t : S. 120, 138.

* G rundm ittel. L ü s. “ Die in den G rundfonds gebundenen Geld­m ittel werden als G rundm ittel bezeichnet.” (Polit.ök. 1964, S.575). In DDR-Wörterbüchern auch definiert als: “Anlagegegenstände, die während ihrer gesamten Nutzungsdauer ihre Gebrauchsform unver­ändert beibehalten” (ÖL I, S.838; vgl. auch Kl.Lex., MNL III; SBZ 1969).ND 7.5.61, S.3 u.ö.Russ.: osnovnye sredstva. BSE XXXI, S .310.

ÖW [“ ( S o z ) G rundm ittel (in den Produktionsfonds ge­bundene Geldm ittel); ( K a p ) Anlagevermögen, Anlage­kapital” ].

T e x t : S. 120, 138.

* Grünes Fließband [bis M itte der 50er Jahre]. L ü s. “das System der ununterbrochenen Grünfutterversorgung des Viehbestandes eines landwirtschaftl. Betriebs durch richtige Organisation des F u t­terbaus, Auswahl der geeigneten Pflanzen u. verstärkten Zwischen­fruchtanbau.” (Kl.Lex., S .364).ND 21.9.49 (zit.Kohls); Gbl. 1954, S.156 u.ö.; Übs.: PSU 1961/9, S .1 6 5 -P 12.1.61, S.4.MNL III, ÖL I.Russ.: zelenyj konvejer

SSRLJ V; BSE XVI, S.622; ÖW.Sek.: Kohls, S.161 [Lüs.]; Kuklina, Vlijanie, S.74 [Lp],T e x t : S.63, 124.

* * Gruppenfertigung [besond. PSU; seit 1959]. Mögl. L ü s . “ Zu­sammenfassung geom etrisch ähnlicher Teile verschiedener Fertig­fabrikate zu Gruppen, deren maschinelle Bearbeitung gemeinsam erfolgt, um durch höhere Stückzahlen größere R entabilität zu er-

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zielen.”(WDG III - Neupräg. DDR).Gbl. 1964 II, S.77 u .ö .; Übs.: PSU 1959/60, S.1383 - P 24.4.59, S.3 [eingeführt durch M itrofanow] u.ö.Besonders propagiert 1961.ÖL I; auch Gabler I [ohne Hinweis auf östliche H erkunft]; Eichborn, Deutsch-Englisch bucht “G ruppenproduktion” - engl, group produc­tion. Möglicherweise handelt es sich um eine amerikanische Methode, die über sowjetische Verm ittlung bekannt wurde.Russ.: gruppovoe proizvodstvoVgl. auch M i t r o f a n o w - M e t h o d eT e x t : S.126.In der PSU (a.a.O. u .ö .) auch:* Gruppenbearbeitung. ÖL I. Russ.: gruppovaja obrabotka. ÖW.* Gruppenfertigungsprozeß. Russ.: gruppovoj technologiceskij pro cess* Gruppenverfahren. Russ.: gruppovoj metod.* Gruppenvorrichtungen. Russ.: gruppovye prisposoblenija.

Weitere Zusammensetzungen.

* H andelskultur [Übs.]. L ü s. PSU 1968/86, S.8 - P 13.6.68, S.3. Inbezug auf die DDR: * * Verkaufskultur: “ das Niveau, auf dem sich die Handelstätigkeit inden Verkaufseinrichtungen usw. voll­zieht (hygien., m ateriell-techn. Situation, fachl. u. ideolog. Qualifi­kation des Verkaufspersonals” (KLLex., S .1026).Gbl. 1950, S.165 u.ö .; Übs.: PSU 1953/127, S .1560 - P 25.10.53,S.4 u.ö.MNL VIII, ÖL II; SBZ 1969.Russ.: k u l’tura torgovli (P 25.10.53, S.4)

kul'tura obsluzivanija (Polit.Ök., russ. S .585/dt. S.678)ÖW [beides: “ V erkaufskultur” ].

Vgl. auch B e d i e n u n g s k u l t u r Sek.: Fröhlich, S.119. T e x t : S.85, 124.

* * * Haupt-. W o r t g e b r. (Frequ.)Russ.: glavnyj; osnovnoj (‘Grund-’)Sek.: Marko, S.142.

* H auptbuchhalter. B e d . s p e z. “ Der H auptbuchhalter ist der staatliche K ontrolleur für die Einhaltung der Wirtschafts- und Finanz­disziplin.” (Gbl. 1955 I, S .140).

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Zvbl. 1949, S.531 (DWK) u.ö.MNL IV, ÖL I; SBZ 1969; Handwörterbuch der Betriebswirtschaft IV, S.6035 [DDR]; Osteuropa-Handbuch, S.202 f.Russ.: glavnyj buchgalter

‘In seinem Betrieb oder in seiner Institution ist er staat­licher K ontrolleur’ (BSÉ VI, S.411). ÖW.

T e x t : S.75, 76, 128.

* H auptökonom [Übs.]. L ü s . In der DDR Synonym für “ ö k o n o ­mischer D irektor” : “ dem Betriebsdirektor oder dem Generaldirektor einer W B [Vereinigung Volkseigener Betriebe] unterstellte Leitungs­kraft, die für ökonom ische Bereiche verantwortlich ist (teilweise auch als H auptökonom bezeichnet).” (ÖL II, S.298).Belegt nur in Übs.: “ Einführung der Funktion eines Hauptökonom en, eines stellvertretenden Direktors, in den Betrieben” (PSU 1963/63, S.1369 -P 12.5.63, S.2) u.ö.Russ.: glavnyj ékonom ist [seit 1963].

ÖW [“ 1. H auptökonom ; 2. Ökonom ischer D irektor” ].T e x t : S .128.

* * Hauptverwaltung. B e d . s p e z. “ Ressorteinheiten zentraler staatlicher Verwaltungsorgane, deren Aufgabe in der einheitlichen Leitung bestim m ter Industriezweige oder besonderer Staatsorgane . . . besteh t” (MNL IV, S.49).“ Hauptverwaltung für Arbeitsreserven” (ND 24.4.46, S .l - SU); “ Hauptverwaltung Landeseigene Betriebe” (SMAD Meckl. 1947,S.20) “Für die Leitung der volkseigenen industriellen Betriebe, zwecks Sicherung ihrer Entwicklung und zur Kontrolle ihrer Tätigkeit wer­den bei der Deutschen W irtschaftskommission entsprechende Haupt­verwaltungen geschaffen.” (Zvbl. 1948, S. 143 - SMAD) u.ö.Russ.: glavnoe upravlenie (Industrializacija, S.296 - 1928)

BSÉ XI, S.459; ÖW.T e x t : S.75, 76, 122.

* * * Hebel. W o r t g e b r . (Frequ. in übertragener Verwendung i. S.v. “ Triebkraft, Anreiz” ).“der mächtigste Hebel der Planerfüllung” [- der Leistungslohn; TR8.9.48, S .3)“finanzielle Hebel zur Erfüllung der Gewinnpläne” (Gbl. 1955 I, S.23) u.ä.Neu ist nur die Häufung derartiger Verwendungsweisen (vgl. z.B. schon Marx, Kapital III, S.457: “ das Kreditwesen als H aupthebel der Über-

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Produktion und Überspekulation im Handel” ).Ru ss.: rycag

vgl. z.B. RPP I, S.234 - 1921 (‘der H aupthebel der neuen öko­nomischen Politik’).

Sek.: Nyvelius, S.22 [W ortgebr.]; Reich, S.92 [W ortgebr.]; Sprach­pflege 1964, S .141 [M odewort]. T e x t : S.82.

* * * ökonom ische Hebel. Seit 1963 Schlagwort im Rahm en des “ neu­en ökonomischen Systems” - s. dort.“das in sich geschlossene System der ökonom ischen Hebel” (Gbl. 1963 II, S.806) u.ö.In Übersetzungen schon früher geläufig (PSU 195 3/127, S .1557 - P25.10.53, S .3 u. ö.). Im Russ. jedoch nicht in gleicher Weise Schlag­w ort wie im Deutschen.Russ.: ikonom iüeskie rycagiSek.: Nawrocki; Reich, S.92. T e x t : S.42.

** Held der Arbeit [DDR seit 1950], L ü s. “ Der Ehrentitel ‘Held der A rbeit’ wird an Werktätige verliehen, die durch Beharrlichkeit und Mut hervorragende Einzelleistungen erreichen, die für die Ge­samtheit von Bedeutung sind, eine wesentliche Hebung der Arbeits­produktivität bewirken und für die Allgemeinheit Vorbild und Zielsetzung sind.” (Gbl. 1950, S.716) u.ö.Inbezug auf die SU: “ Held der sozialistischen A rbeit” (TR 1.5.48,S.3; PSU 1964/83, S .1839 - P 14.7.64, S.2 u.ö.; vgl. auch Agricola;Kl. Lex.)Du-L 1960 f., WDG [Neupräg. DDR], Agricola, Kl. Lex., MNL IV,ÖL I; Brockhaus 1952 V, 1966 VIII [DDR, SU]; SBZ 1969.

Russ.: Geroj Truda.Usakov I; BSE XI, S. 142 [seit 1927; ab1938:]Geroj Socialistideskogo Truda - ‘Held der sozialistischen A rbeit’. SSRLJ III; ÖW [beides],

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.45 [Lp]; Fleischer, Sprachpflege 1967, S.179 [Lp]; Fröhlich, S .108 [Lp]; Koehler, S .10 [Lp]; Kohls,S. 162 [Lüt.]; Korlen, Sprachspaltung? , S.44 [Lp]; Kuklina, Vlija- nie, S.74 f. [Lp]; Mine, Avtoreferat, S.13 [Lp]; Mine, Neologizmy,S.96 [Lp]; Riemschneider, Veränderungen, S.75; Rozen S.60 [Lp]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.198 [Lp], T e x t : S.45,63, 86, 94, 127, 135, 137, 140; Anm. 261.

*** Hennecke- [1948/49, Anf. der 50er Jahre okk., später kaum noch]. A n a l . Adolf Hennecke “förderte (durch bessere Arbeits-

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organisation u.a.) am 13.10.1958 als Häuer im Steinkohlenberg­bau 24,2 m^ Steinkohle (387 % der Tagesnorm), wurde dam it Vorbild einer neuen, sozialistischen Einstellung zur Arbeit u.In itiator der Aktivistenbewegung in der DDR.” (Kl. Lex., S .391)Im genannten Zeitraum zahlreiche Zusammensetzungen in Analogie zu Bildungen m it S t a c h a n o w - im Russ. - s. dort. Vgl. auch unter A k t i v i s t .MNL IV, ÖL I; Brockhaus 1952 V, 1966 VIII.Russ.: stacbanovskijT e x t : S .37, 69, 132.

* * Hennecke-Aktivist. A n a l . (Lût). ND 2.11.48, S.2 (zit. Reich) u.ö.; okk. auch: “ Henneckes” (ND 29.10.48, S.2 - zit. Reich).Russ.: stachanovecSek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.32; Fedorov (1949), S.25; Kohls, S.163 [Lut.]; Kuklina, W ortliste; Mine, Avtoreferat, S .11; Reich,S.93. T e x t : S .127.

* Henneckebewegung. A n a l . (Lüs). “Mit dem hier im Zwickauer Bergrevier erzielten A bbaurekord von 380 Prozent der Norm ist der Anf ang zu einer Aktivistenbewegung auf höherer Stufe, die man eine ‘Hennecke-Bewegung’nennen könnte, gem acht w orden.” (ND 16.10.48, S.2 - zit. Reich)Du-L 1952, ÖL I [Verweis auf “ Aktivistenbewegung” ].Russ.: stachanovskoe dviienieSek.: Fedorov (1949), S.25; Kohls, S.163 [Lût.]; Krepkich, S.28 [Lp]; Kuklina, Wortliste; Moser, Spr. Folgen, S.9; Reich, S.92 f.; Subbotina, S.2 31. T e x t : S .127.

H enneckem ethoden. A n a l . (Lüs). Russ.: stachanovskie m etody Sek.: Krepkich, S.28 [Lp]; Subbotina, S.231 [Lp],

* Hennecke-Schicht. A n a l . (Lüs.) ND 1.1.49, S.4 u.ö.; okk. auch: “ Hennecke-W acht” (Berliner Beschlüsse des FDGB-Bundes- vorstandes. Arbeitsberatung vom 3. und 4.3.1950, Berlin 1951, S.63 - zit. Kohls; vgl. auch Topuridze-Sumbatova).Russ.: stachanovskaja vachta - ‘Stachanow-Wacht (Schicht)’Sek.: Fedorov (1949), S.25; Kohls, S.164 [Lüt]; Kuklina, Wort­liste; Riemschneider, Veränderungen, S.59; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S. 199 [“ -wacht” ].

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen im angegebenen Zeit­raum (vgl. auch die Angaben in der Sekundärliteratur).

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* * Herangehen an [besonders als substantiv. Infinitiv], W o r t -g e b r. (form elhaft; vor allem in Übss. zuweilen auch ohne präposi- tionale Ergänzung).“ Eine unerläßliche Voraussetzung für die erfolgreiche Leitung der W irtschaft ist ein richtiges politisches Herangehen an die Lösung von W irtschaftsfragen, das heißt das Herangehen vom Standpunkt des gesamten Staates, des gesamten Volkes . . . ” (Polit. Ök., dt. S.517/russ. S.446; russ.: pravil'nyj politiceskij podchod k reieniju chozjajstvennych voprosov).“Wissenschaftliches Herangehen - Grundlage der Erfolge” (PSU 1965/134, S.5 - Izvestija 28.10.65) u.ö. in Übss.“ Das ist eine bleibende neue Art des Herangehens an die Lösung gegenwärtiger und künftiger Probleme der Entwicklung und Planung unserer Gesellschaft und unseres Staates.” (ND 1.1.68, S .l.) u.ö.

Russ.: podchod k, verbal (seltener): podchod it’ kUsakov III [neu in diesem Gebrauch]; SSRLJ X.

T e x t : S.82, 139, 141.

* * Hervorragend in Ehrentiteln [seit 1953], A n a l .“ Zur Auszeichnung von Genossenschaftsbäuerinnen und -bauern für besondere Einzelleistungen wird der Ehrentitel 'Hervorragender Genossenschaftler' geschafffen.” (Gbl. 1954, S.239;vgl. auch schon Gbl. 1953, S.1284) u.ö.WDG [Neupräg. DDR], Agricola, Kl. Lex., MNL IV, ÖL II;SBZ 1969.

* Hervorragende Jugendbrigade der D eutschen Demokratischen Republik [seit 1955]. Gbi. 1955 I, S.609 u.ö.; seit 1963: “ Hervor­ragendes Jugendkollektiv der Deutschen Dem okratischen Republik” (Gbl. 1963 II, S.327).MNL IV; ÖL II; SBZ 1969.

* Hervorragender Jungaktivist. Gbl. 1960 I, S .367. MNL IV, ÖL II; SBZ 1969.

Russ.: otlicnyj (brigadir, sofer u m .) - ‘ausgezeichneter, hervor­ragender (Brigadier, Chauffeur u .ä.)’. BSÉ XVII, S. 138

Sek.: Kohls. S.164 [Lsch.]; Nawrocki; Reich, S.93. T e x t : S .127, 132, 133.

* Hocheffektiv. Mögl. L ü s. “ hocheffektive S truk tur der Volks­w irtschaft” (Gbl. 1967 I, S.67) u.ö.

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Russ.: vysokoeffektivny j (P 8.2.59, S.9). ÖW.T e x t : S .125.

* Hochertragreich. Mögl. L ü s. “ hochertragreiche . . . K ultur­pflanzensorten” (Siebenj., S.219)Russ.: vysokourozajnyj (P 11.2.59, S.4). SSRLJ II.

ÖW [“ertragreich” ].T e x t : S.61f., 124.

* Hochmechanisiert. Verm utl. L ü s. “ hochm echanisierte Spezial­betriebe” (Siebenj., S.187). WDG III.Russ.: vysokomechanizirovannyj (P 8.2.59, S .l)

ÖW [“ hochm echanisiert, m echanisiert” ]T e x t : S.125.

* * Hochproduktiv. Verm utl. L ü s. “ hochproduktives Zuchtvieh” (SMAD Thür. III, 1948, S .l l ) .“ Die Anwendung der hochproduktiven Leistungslohnarbeit (Stück­lohnarbeit) auf der Grundlage technisch begründeter Arbeitsnorm en ist ständig zu erw eitern.” (Gbl. 1950, S .351)“ hochproduktive M aschinen” (Siebenj., S .192);“ die Anlagen hochproduktiv fahren” (ND 1.1.63, S .3) u.ö.Übs.: PSU 1952/200-201, S .1564 - P 10.10.52, S.3 u.ö.WDG III.Russ.: vysokoproizvoditel'nyj (P 8.2.59, S.3)

SSRLJ II; ÖW [“ hochproduktiv, hochleistungsfähig, Hochleistungs-” ].

T e x t : S.125.

* Hunderttausender-Bewegung [um 1950], L ü s. Bewegung im Straßenverkehr für 100 000 km F ahrt ohne Generalreparatur.ND 2.2.50 (zit. Kohls).Russ.: dvizenie stotysjacnikov

BSEXLI, S.52 [seit 1936],Sek.: Koch, S.21 [Lp]; Kohls, S.165 [Lüs.]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.198 f. [Lp]. T e x t : S .127.

Individuelle Hauswirtschaft - s. unter p e r s ö n l i c h e H a u s ­w i r t s c h a f t

* * Industrieladen [seit M itte der 50er Jahre], L ü t. “ Industrie­läden sind Einzelhandelsgeschäfte volkseigener Produktionsbetriebe

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(Trägerbetriebe).” (Gbl. 1955 II, S.179).Gbl. 1954 II, S.703 u.ö.Du-L 1968, FW 1964, WDG [Neupräg. DDR], Kl. Lex., MNL IV, ÖL I.Russ.: firm ennyj magazin - ‘Firm enladen’. SSRLJ XVI; ÖW.T e x t : S.65, 123.

* * Industriem inisterien [seit Anfang der 50er Jahre; nur im PI. belegt]. Vermutl. L ü s . “ staatliches Organ für die zentrale Leitung eines, meist aber mehrerer Industriezweige. Die Industriem inisterien haben die wissenschaftlich-technische und die ökonom ische Ent­wicklung ihres gesamten Bereiches zu koordinieren und zu kontrol­lieren.” (ÖL I, S.947)Gbl. 1953, S .579u .ö .;Ü bs.: PSU 1953/127, S .1 5 5 4 -P 25.10.53,S. 3Russ.: prom yslennye ministerstva (RPP III, S .327 - 1946) - ebf.

nur im PI. belegt. BSE XXVII, S.5 30.T e x t : S .122, 135.

* * Industriewaren. W o r t g e b r. (Frequ.). “ Konsumgüter, die nicht zu den Lebensmitteln gerechnet w erden” (ÖL I, S.950 f.).ND 30.4.46, S . l ; “ Lebensmittel und Industriew aren” (ND 1.1.49, S .4 )u .ö .; WDG III.Russ.: prom yslennye tovary, Abk.: prom tovary (RPP I, S.575 -

1927) U&kov III [neu]; SSRLJ XI; ÖW [“ Industrie­waren, Industrieerzeugnisse, Industrieprodukte, Industrie­güter” ].

T e x t : S.80.

* * Ingenieurökonom [seit M itte der 50er Jahre]. Vermutl.Lü s . “an einer Hochschule ausgebildeter Ökonom, der auchdie Grundlagen der Technologie eines Industriezweiges beherrscht” (WDG III - Neupräg. DDR).Gbl. 1955 I, S.528 u.ö.Du-L 1968, FW 1964 [“ Ingenieurökonom ie” ], Kl. Lex. [dto.], MNL IV ÖL I. Im westdt. Sprachgebrauch: “W irtschaftsingenieur” (vgl. Gabler II).Russ.: inzener-ekonom ist (P 9.1.59, S.4). ÖW.Sek.: Riemschneider, S.56. T e x t : S.62, 93, 128.

* * ingenieur-ökonomisch [besond. in Übss.]. Vermutl. Lü s . “ ingenieur-ökonomisches In stitu t” (PSU 1962/108, S.2331 -

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P 9.9. 62, S .3; russ.: inzenem o-ekonom iceskij institu t)Russ.: inzenem o-ekonom iceskij

* * Ingenieurtechnisches Personal [nur bis 1963 belegt], L ü t.“ alle Beschäftigten, deren Funktion laut Stellenplan eine abge­schlossene Ausbildung, z.B. als Diplom-Ingenieur, Ingenieur, Techniker, Meister, voraussetzt” (Gbl. 1962 II, S.272). Zvbl. 1948, S.143 (SMAD) u.ö.; Übs.: PSU 1952/29, S .211 - P 31.1.52, S.2 u.ö. WDG III [Neupräg.], ÖL I.Russ.: inzenerno-techniceskie rabotniki (RPP I, S.255 - 1921)

BSE XIX, S.296; ÖW.T e x t : S.67, 121.

* * * Initiative. W o r t g e b r. (Frequ., Schlagwort, form elhafte Wendungen).“bew ußte Initiative der W erktätigen” (SMAD Thür. II 1947/10, S.45) “ Im Kampf um die Verwirklichung des Planes in der Fabrik, im Werk, in der Sowjetwirtschaft und in der Kollektiv­w irtschaft tr itt die schöpferische Initiative und die A ktivität der Massen zutage, en tfa lte t sich der sozialistische Wettbewerb und werden neue Reserven aufgedeckt.” (Polit. Ök., dt. S.544/ russ. S.469)“die breite Entfaltung der schöpferischen Initiative der Genossen­schaftsbauern und Landarbeiter” (ND 13.1.65, S.4)“Macht das Jahr 1954 zum Jahr der großen Initiative!” (ND 1.1.54, S.3)Vgl. auch unter s c h ö p f e r i s c h

Russ.: initiativa

Sek.: Ladendorff, S .139 [W ortgeschichte]; Fröhlich, S .113; Reich,S. 102; Röm er, Bewegung, S .177; Stötzer, S .230 [Frequenz],T e x t : S .36, 81, 140.

* * Initiator. W o r t g e b r. (vor allem im Zusammenhang m it dem sozialistischen W ettbewerb und bestim m ten “ Bewegungen” ).“der Initiator der Aktivistenbewegung in Deutschland, A dolf Hen­necke” (ND 4.1.49, S.2); “ In itiator des W ettbewerbs” (ND 1.5.54, S .l) u.ä.Russ.: initiator, auch zacinatel'

z.B. za iina te l’sorevnovanija - ‘Initiator der W ettbewerbs’(P 4.1.49, S.2)

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.43; Kinne, S .16; Koch, S.21; Ku- nath, S.29; Reich, S.102 [W ortgebr.]; Richter, S.6053 [Lw].

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T e x t : S.81, 131.

Innergenossenschaftliche Demokratie. A n a l , “entscheidendes Prin­zip für die Entwicklung und Leitung einer Genossenschaft . . . und fester Bestandteil des dem okratischen Zentralismus als Grundprinzip für die Entwicklung des sozialistischen Staates und der Gesellschaft” (ÖL I, S.960). WDG III.Russ.: vgl. vnutripartijnaja demoktratija - ‘innerparteiliche Demo­

kratie’ (ebf. ins Dt. übernomm en).BSE XIII, S.660 ff.vgl. auch: vnutrikolchoznyj - ‘innerkollektivwirtschaftlich’ (SSRLJ II).

Sek.: Reich, S.103. T e x t : S.69, 123, 124.

* * Innere Reserven. Mögl. L ü s. “Mobilisierung der inneren Hilfs­quellen an Roh- und Ersatzstoffen” (ND 1.7.48, S.4);“die örtlichen Hilfsquellen und die inneren Reserven der W irtschaft aufdecken und nu tzbar m achen” (Siebenj., S.267) u.ö.Übs.: “ Mobilisierung der inneren Reserven” (PSU 1955/6, S .114- P 11.1.55, S.2) u.ö.Agricola.Vgl. auch: “ innerbetriebliche Produktionsreserven” (ÖL II, S.447)- russ.: vnutriproizvodstvennye rezervy (BSE XXXVI, S.263 ff. - ‘innerproduktionsm äßige Reserven’).Russ.: vnutrennie rezervy (RPP II, S .14 - 1929). ÖW.T e x t : S.122

* * Instrukteur [seit Anfang der 50er Jahre; meist in Zusam menset­zungen]. B e d. s p e z. ‘Funktionär einer . . . staatlichen, genos­senschaftlichen oder gesellschaftlichen Organisation, der die Tätig­keit der un ter ihm stehenden Organe und Personen kontrolliert und Anweisungen über die Arbeitsweise g ibt’ (BSE XVIII, S.239).“Den Organisations-Instrukteur-Abteilungen [des Rates des Bezir­kes oder Kreises] fällt bei der Anleitung und Kontrolle der Arbeit der örtlichen Organe der Staatsgewalt, bei der Festigung der Verbin­dung zu den Massen, bei der Organisierung der Kontrolle der Durch­führung der gesetzlichen Verordnungen und Beschlüsse und bei der Verbesserung des Arbeitsstils und der A rbeitsm ethoden große Be­deutung zu .” (Gbl. 1952, S.874) u.ö.Vgl. auch Brockhaus 1966 IX [“ Instrukteurw esen” - DDR, nach sowje­tischem Vorbild]; SBZ 1969.In der bekannten Bedeutung “ U nterrichtender, A nleiter” (vgl. ost-

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und westdt. W örterbücher) Frequenzsteigerung und zahlreiche Zu­sammensetzungen, vermutl. in Analogie zu russ. Prägungen; vgl. z.B.: “T ierzuchtinstrukteur” (Gbl. 195 3, S .1296) u.ä.; russ.: masi- nist-instruktor (P 7.9.54, S.2), instruktor in der Landwirtschaft (RPP I, S .189 - 1920) u.ä.Russ.: instruktor. SSRLJ V.Sek.: Maetzke, S .340; Reich, S. 104 [Lb; Übertragung aus dem milit. Bereich]; Riemschneider, Veränderungen, S.66. T e x t : S.76, 128.

Jakuschin-M ethode. N a m e . Aufstellung von “Aktivistenplänen?In der DDR eingeführt durch Wolf und Opitz. Bulletin 1952, S.885 [SBZ]; “ Sowjetisierung . . Ost-Probleme 1952, S.196.T e x t : S .127.

* Jarowisation [bis M itte der 50er Jahre], L w (russ.). “Vernalisa- tion, Versommerung” (MNL IV, S.528). “ Behandlung des keimenden Saatgutes durch bestim m te Tem peraturen, um die Entwicklungsdauer von Nutzpflanzen abzukürzen” (Du-L 1952, S.236).TR 17.2.48 (zit.Kohls); Gbl. 1953 III, S.1292 u.ö .; PSU 1952/231,S. 1931. Auch: “ Jarowisieren” , “ Jarowisierung” .Du-L 1952 ff.; FW 1954 ff.; WDG III [russ.]; Kl.Lex.; F-Du 1960 f.; Wahrig; Brockhaus 1952 VI, 1966 IX.Russ.: jarovizacija [von jarovye - ‘Som m ergetreide’, vgl. jara -

n icht m ehr gebräuchliches Wort für ‘Frühling’]Usakov IV [neu]; SSRLJ XVII; BSE X LK , S.645 [1930 von Lyssenko entwickelt; seit 1932 allgemein angewendet]; ÖW.

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.46 [Lw]; Bielfeldt (1966), S .17 [Lw]; Ihlenburg, S .384 [Lw]; Kohls, S.50 [Lw]; K ortner, S.21 [Lw]; Kuklina, Vlijanie, S.74 [Lw]; Moser, Spr.Folgen, S .11 [Lw]; Reich,S. 108 [Lw]; Strutz, S.137 [Lw]. T e x t : S.36, 53, 89, 124.

Jaroviisationsstadium. T e i 11 w. (Lüs.). FW 1954 ff., Kl.Lex.,MNL IV.Russ.: stadija jarovizacii (BSE, a.a.O.)T e x t : S.36, 54.

Jermakow-M ethode. N a m e . Schnellsetz-Bewegung der Maschinen­setzer in Druckereien. Bulletin 1952, S.886 [SBZ],T e x t : S .126.

* * * Jugend-. W o r t g e b r. (Frequ. in Zusam mensetzungen); z.T. L e h n p r ä g u n g e n : J ugendaktiv, - brigade, - kollektiv - s. dort. Russ.: molodeznyj, z.T. auch ko m so m o l’skij oder kom som ol’sko-

m olodeznyj

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Sek.: Krepkich, S .30 [Lpp]; Kuklina, A utoreferat, S. 18; Kuklina, Wortliste; Moser, Spr. Folgen, S.9; Reich, S .108 f. T e x t : S.81.

* * Kabinett [seit Anfang der 50er Jahre]. B e d. e n 1 1. “ Lehr- und Beratungszentrum” (WDG III - Neubedeut. DDR).ND 25.10.49 (zit.Kohls);“Einrichtung von Kabinetten, die der Qualifizierung der Beleg­schaftsangehörigen dienen” (ND 1.5.54, S .3) u.ö.Du-L 1952 ff., FW 1954 ff., Kl.Lex., MNL IV, SBZ 1969.Russ.: kabinet

In dieser Bedeutung nicht in den W örterbüchern verzeich­net, aber durchaus geläufig. Als A nknüpfungspunkt für die neue Verwendungsweise kann die Bedeutung ‘Raum für Spezialunterricht in Lehranstalten’ (vgl. Usakov I) angenommen werden.

Sek.: Kohls, S .166 f. [Lb]; Kuklina, W ortliste; Moser, Spr.Folgen, S.23; Petrova, S.271 [Lb]; Reich, S.110 [Lb]; Riemschneider, Ver­änderungen, S.70. T e x t : S.73.

*Agro-Kabinett. L w (griech.-lat.). Gbl. 1953 I, S.4 u.ö.Russ.: agrokabinet. BSE XXXV, S.73.

Vgl. auch: agrozookabinet (RPP III, S.626 - 1950).

* * technisches Kabinett. L ü t. “ nach sowjetischem Vorbild in Be­trieben der DDR eingerichtete Zentren zur technischen Qualifizie­rung, zum Erfahrungsaustausch, zur Erarbeitung und Verbreitung neuer technisch-ökonomischer Erkenntnisse, Verbesserungsvorschläge u.a.” (MNL VII, S.969).ND 25.10.49 (zit. Kohls); Gbl. 1952, S.1046 u.ö.Du-L 1968, FW 1954 ff. WDG III, Agricola, ÖL II; SBZ 1969.Russ.: proizvodstvenno-techniceskij kabinet - ‘produktions-tech-

nisches K abinett’. BSE XXXV, S.73.ÖW gibt auch techniceskij kabinet an (sonst n icht belegt).

Sek.: Kohls, S.224 [Lüs]; Reich, S .l 10; Topuridze-Sumbatova, Neo- logizmy, S.199 [Lp]. T e x t : S.126.

Weitere Zusammensetzungen.

* * * Kader [DDR seit 1949]. B e d. e n 1 1. “ planmäßig herangebil­deter Stamm von Nachwuchskräften auf allen Gebieten des gesell­schaftlichen Lebens” (FW 1954, S.285; 1961 f. auch: “einzelner Angehöriger eines solchen Kaders” ).TR 20.3.46 [SU - zit.Kohls]. Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre überwiegen in wirtschaftlichem K ontext jedoch noch Bezeichnungen

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wie “ leitende technische und wirtschaftliche Fachkräfte” (ND 1.7.48, S.6), “ Fachkräfte und ständiger Stamm von A rbeitskräften”(PSU 1952/200-201, S .1564- P 10.10.52, S .3 ; russ.: kadry specia- listy i postojannye rabocie - ‘ Spezialistenkader und ständige A rbeiter’).“die benötigten Kader anA rbeitern,Technikern und Ingenieuren” (Gbl. 1951, S.985);“ Kader für die elektronische Datenverarbeitung” (Gbl. 1967 I,S.85) u.ö.Du-L 1960 f., FW 1954 ff., WDG III [Neubedeut.], Agricola, Kl.Lex., MNL IV, ÖL I; Du-M 1967 [Ostdtschld.], F-Du 1960 f. [komm.], Wahrig [SBZ], Brockhaus 1952 VI, 1966 IX [komm.], Sowjetsystem u. dem okrat. Gesellschaft III [Lenin und Stalin],Russ.: kadry [nicht inbezug auf einzelne Personen]

(Lenin, Werke XXVII, russ. S.407 - 1918). Zunächst im parteipolitischen Bereich.Usakov I; SSRLJ V; BSÉ XIX, S.293; ÖW [“ Kader; Perso­nal; A rbeitskräfte” ].

Rückwirkungen au f das französische Wort (vgl. Dictionnaire du français contem porain: “m em bre du personnel exerçant des fonctions de direction ou de contrôle dans une entre­prise ou une adm inistration” ).

Sek.: Becker, S.66 [L b]; Bielfeldt (1966), S.17 [Lb]; Dahlberg, S.374; Fröhlich, S.51; Hunt, S.63 [Lb]; Kinne, S.10 [Lb]; Koehler, S.10 [Lw]; Kohls, S .167 [Lb]; Kunath, S .38 [Lb]; Moser, Spr.Folgen, S13 [Lb]; Nyvelius, S.22 [Lb]; Reich, S .110 ff. [Lb]; Riemschneider, Veränderungen, S .32 f.; Riesel, S.8 [Lb]; Sturms, S .120 [Lb].Für den Gebrauch im parteipolitischen Bereich vgl. bes. Becker,Hunt, Reich. T e x t : S.73, 74, 118, 121, 137, 149.

* Betriebskader [Übs.]. PSU 1962/118, S.2543 - P 26.9.62, S .3. WDG. Russ.: zavodskie kadry.

* Fachkader Gbl. 1962 II, S.373; Übs.: PSU 1967/142, S.6 - P 25.11. 67, S.2. Vgl. auch: Spezialistenkader (Reiner, S.69; Reich, S .111) Russ.: kadry specialistov (Industrializacija, S368 - 1928).

SSRLJ V; ÖW [“ Fachkräfte, Fachpersonal” ].Sek.: Borrée, S.23.

* * Führungskader. Gbl. 1966 II, S.456 u.ö.; WDG III. Auch: Lei- tungskader(Gbl. 1967 II, S .105 u.ö.; ÖL I) und “ leitende Kader”(ND 8.1.54, S.4 u.ö.; PSU 1952/200-201, S.1563 - P 10.10.52, S.3) Russ.: rukovodjascie kadry. BSÉ XIX, S.296.

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ÖW [Leitungskräfte, Leitungskader, Führungskräfte, Füh­rungskader” ].

* Kom m andokader [Übs.]. PSU 1968/17, S.12 - P 19.1.68, S.2 (“ Kom­m andokader der V olksw irtschaft” )Russ.: kom andnye kadry (RPP II, S .373 - 1932)

* * qualifizierte Kader. Gbl. 1953, S.579 u .ö .;Ü bs.: PSU 1952/184, S.1373 - P 31.8.52, S.2.Russ.: kvalificirovannye kadry (Industrializacija, S.329 - 1929).

Vgl. auch: vysokokvalificirovannye kadry - ‘hochqualifi­zierte Kader’ (ÖW - “ Hochqualifizierte Kader, Fachkräfte” ).

* Wirtschaftskader. Gbl. 1963 II, S.221 u.ö.; FW 1961 f., WDG III,Kl.Lex., ÖL I.Russ.: chozjajstvennye kadry (RPP IV, S.144 - 1954)Sek.: Kohls, S .167; Reich, S .111.

Kaderabteilung [seit 1949/50 - vgl. Bulletin 1954, S .1421]. L ü s. “ Abteilung eines Betriebes, einer Verwaltung, die für die Einstel­lung, die berufliche, politische Entwicklung und die Qualifizierung der A rbeiter und Angestellten zuständig ist” (WDG III, S.2010 - Neupräg. DDR]. ÖL I.Russ.: otdel kadrov. SSRLJ V; ÖW [“ ( S o z ) Kaderabteilung;

( K a p ) Personalabteilung” ].Sek.: Fröhlich, S.51; Gaudig, S .1009; Kinne, S .10; Kohls, S .167;Moser, Spr.Folgen, S .13 [Lp]; Reich, S .112. T e x t : S.139.

* * Kaderentwicklung. L ü t . Ausbildung von Kadern - vgl. Agricola: “Kader entwickeln ( b e s s e r ausbilden)” .“ Entwicklung neuer Kader für W irtschaft und V erwaltung” (ND1.1.49, S.4); Gbl. 1955 II, S.331 u.ö.Vgl. auch: “ Kaderentwicklungsplan” (Gbl. 1951, S.985 u.ö.).Russ.: podgotovka kadrov - ‘Ausbildung der K ader’ (wörtl.: ‘Vor­

bereitung’) - RPP II, S .138 (1929). So auch Moskal’skaja I.ÖW [“ Kaderausbildung, Kaderentwicklung” ].

Vgl. auch un ter E n t w i c k l u n g / e n t w i c k e l n .Sek.: Fröhlich, S.51; Kohls, S .167; Reich, S .112. T e x t : S.65.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* K apitulant [PSU]. L w (mögl. s e k .) .‘jem and, der kapituliert, in­dem er in verräterischer Weise vor Schwierigkeiten zurückweicht und die gemeinsame Sache verrät’ (SSRLJ V).PSU 1953/90, S. 1094 (“ rechte Kapitulanten und V erräter” ).

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WDG III; SBZ 1966. Schon i.d.KPD-Sprache (vgl. Weber, S.246-1932). Dazu: Kapitulantentum , kapitulantenhaft (vgl. Sek.) - russ. kapitu- Ijantstvo, kapituljantskijRuss.: kapituljant. USakov I; SSRLJ V; BSE XX, S.73.

Vgl. engl, capitulant - “ one who capitulates” (The Shorter Oxford English Dictionary; Beleg von 1839).

Sek.: Fröhlich, S .148 [Lb]; Gaudig, S .1009; Hunt, S .140; Kohls, S .169 [Lb]; Moser, Spr.Folgen, S .11 [Lw]; Reich, S .115 f. [Lw; schon vor 1945 in der Parteisprache der KPD]; Riemschneider, Veränderungen,S.68. T e x t : S.53, 54, 121.

Kasse der gegenseitigen Hilfe [DDR seit 1951]. L ü s. “ betriebliche Unterstützungseinrichtung der Gewerkschaften” (ÖL I, S .1057).WDG III [Neupräg. DDR], Kl.Lex., MNL IV.Russ.: kassa vzaim opomosci

Usakov I; SSRLJ V; BSE XXII, S.75 [seit 1935].Sek.: Kohls, S.169 [Lüs.] T e x t : S.129.

* Käuferversammlung. L ü t. Gbl. 1958 I, S.52; Übs.: PSU 1953/127, S.1506 - P 25.10.53, S .3 (“ Käuferkonferenzen” ).Russ.: konferencija pokupatelej - ‘Konferenz der Käufer’ ÖW

[poku p a te l’skaja konferencija - “ Kundenversammlung, Kundenkonferenz” ].

T e x t : S.65, 128.

* * * Kennziffer. B e d. s p e z. “ Ziffer, die für wichtige Elemente der Planung, Durchführung und Fertigung im Produktionsprozeß steht” (WDG, S.2071). Meist in Zusammensetzungen oder Fügungen; überwiegend PI. Besonders in den 60er Jahren.“verbindliche staatliche Kennziffern” (ND 7.5.68, S .3)MNL IV [Verweis auf “ Plan-Kennziffer” ), ÖL I [Verweis auf “ Plan­kennziffer” ].Im westdt. Sprachgebrauch: Istwerte zu Kontroll- und Vergleichs­zwecken (vgl. Gabler I).Russ.: pokazatel’, meist PI. pokazateli

‘In den Kennziffern des Volkswirtschaftsplanes sind die Auflagen ausgedrückt für die Entwicklung aller Zweige der Volkswirtschaft, das Wachstum des materiellen Wohl­standes und des kulturellen Niveaus des Volkes.’ (BSE XXXIII, S.484) ÖW.

T e x t : S.75, 76, 122.

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* Plankennziffer. L ü s . ND 7.11.64, S.7 u.ö.; Übs.: PSU 1962/ 108, S.2331 - P 9.9.62, S .3.M NL VI, ÖL U.Russ.: planovyj pokazatel’. BSÉ XXXIII, S.484; ÖW.

pokazatel' plana (RPP IV, S.124 - 1954). ÖW

* qualitative K ennziffer, Q ualitätskennziffer. ND 3.5.63, S .l u.ö. Russ.: kacestvennyj pokazatel' (RPP II, S .368 - 1931).

Usakov III; ÖW.

* quantitative K ennziffer. Übs.: Polit. Ök. 1964, S.507.Russ.: kolicestvennyjpokazatel' (RPP II, S .368 - 1931). ÖW.

* technisch-wirtschaftliche K ennziffern, Abk.: TW K. L ü s .“ System von Meßziffern, das sie Ausnutzung der Produktions­möglichkeiten eines Wirtschaftszweiges bzw. Betriebes kenn­zeichnet” (Koslow, S. 300).Gbl. 1950, S.223 u.ö.; Übs.: PSU 1952/29, S.211 - P 31.1.52,S. 2(“ technisch-ökonomische Kennziffern” - so auch okk. in dt. Texten, z.B. Richtlinie, S.24).ö l II; Handwörterbuch der Betriebswirtschaft II [DDR],Russ.: techniko-'ekonomiceskie pokazateli. BSÉ XLII, S .388.

ÖW.T e x t : S.62.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* * Kleinmechanisierung [DDR seit Ende der 50er Jahre]. Vermutl. L ü s . “ Einsatz von Mechanismen, Werkzeugen oder Instrum enten mit m otorischer K raft” (ÖL II).Gbl. 1959 I, S .31 u.ö.; Übs.: PSU 1952/124, S.931 - P 5.6.52, S.2 (“Mechanisierung im Kleinen” ). Koslow.Russ.: malaja mechanizacija. ÖW.T e x t : S.62, 93, 125.

* * * Kolchos, der, das / Kolchose, die [SU; schon vor 1945]. L w (Abk.). “genossenschaftl.-sozialist. landwirtschaftl. G roßbetriebin der UdSSR, eine Produktionsgenossenschaft, zu der sich Bauern auf der Grundlage des gesellschaftl. Eigentums an den Produktions­mitteln u. kollektiver Arbeit freiwillig vereinigt haben u. in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt ist.”(Kl. Lex., S.501)“der Kolchos” (TR 8.5.46, S.4 u.ö.); “die Kolchose” (ND 27.7.46,S .l - seltener; auch in den Übersetzungen in der PSU herrscht

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die maskuline Form vor). Kein Beleg für das Neutrum.Du-L 1952 ff. [m., n., auch f. - 1952 wird n. zuerst genannt],FW 1954 ff., WDG III, MNL IV, ÖL I; Du-M 1967, F-Du 1960 f., Wahrig, Brockhaus 1952 VI [f.], 1966 X [m., auch n.], SBZ 1969.In w estdt. Texten, besonders in den 50er Jahren, gelegentlich ab­w ertend für “ LPG” (z.B. Bulletin 1952, S .1524). In dieser Ver­wendung nur in der weiblichen Form belegt; vgl. auch für den um ­gangssprachlichen Gebrauch in der DDR: Spangenberg/Schrickel,S. 3 39 [ ursprünglich ebf. ab wertend],

Russ.: kolchoz [mask.], Abk. für kolchoznoe chozjajstvo [neutr.]- ‘Kollektivwirtschaft’ (RPP I, S.561 - 1926)Usakov I [neu]; SSRLJ V; BSE XXII, S.80 ff.; ÖW.

Vgl. auch die Lüs. K o l l e k t i v w i r t s c h a f t .Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.47; Bielfeldt, Hist. Gliederung,S.6 [entlehnt um 1930]; Fröhlich, S .197; Gaudig, S .1009; Ger- nentz, S.76 [f.]; Heller, S.47 [f.]; KarpoviE (1959), S.78 [Erst­beleg 1929]; Kohls, S.60 f. [bekannt seit Ende der 20er Jahre; all­gemein verbreitet nach 1945]; Kuklina, Vlijanie, S.68; Marfievic, S.103;M inc, Neologizmy, S.97; Moser, Spr. Folgen, S .17; Reich,S. 118; Riemschneider, Veränderungen, S. 14; Spangenberg/Schrickel, S.339. T e x t : S.42, 45, 54, 58, 92.

In Übss. und SU-Berichten zahlreiche Zusammensetzungen, fast aus­schließlich m it “Kolchos” als Bestimmungswort.

* M usterkolchos [Ubs.]. PSU 1962/29, S.588 - P 5.3.62, S.6.Russ.: opom y] kolchoz

“ Baumwoll-, Wein-, Tabak- oder Teekolchose” (ND 7.5.59, S.3).

* * Kolchosbauer. T e i 11 w. (Lüt). TR 1.5.47, S.5 u.ö.; Übs.:PSU 1953/105. S .1295 - P 14.9.53, S .l u.ö.; Du-L 1960 f. Okk. auch “ Kolchosmitglied” (PSU 1968/28, S . l 3 - P 17.1.68, S.2).Inbezug auf die DDR ist die entsprechende Bezeichnung: “Genossen­schaftsbauer” (seit M itte der 50er Jahre).Russ.: ko lchozn ik.Usakov I; SSRLJ V.Vgl. auch K o l c h o s n i k , K o l l e k t i v b a u e r .Sek.: Gernentz, S.76 [Lw]; Kohls, S.61; Kuklina, W ortliste; Moser, Spr. Folgen, S. 11 [Lp], T e x t : S.64, 93, 121.

* Kolchosbauernschaft [Übs.]. PSU 1953/105, S.1295 - P 14.9.53,S .l u.ö.Russ.: kolchoznoe krest'janstvo

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* Kolchosdorf [Übs.]. PSU 1956/34, S.835 - P 11.3.56, S .l.ln der DDR: “vollgenossenschaftliches D o rf ’ (Gbl. 1959 I, S.42 u.ö.)Russ.: kolchoznaja derevnja

* Kolchoseigentum, genossenschaftliches [Übs.]. PSU 1958/75,S.1622 - P 21.6.58, S.3.Vgl. auch g e n o s s e n s c h a f t l i c h - kollektivwirtschaft­liches Eigentum.Russ.: kolchozno-kooperativnaja sobstvennost’Sek.: Kohls, S.61.

* Kolchosfamilie [Übs.]. PSU 1956/57, S.1337 - P 10.3.56, S .l (Fehlübs.; richtig: “ Familie der K olchosbauern” )Russ.: sem ’ja kolchoznikov

* Kolchosfeld. TR 1.9.46, S.4; Übs.: PSU 1952/200-201, S.1562 - P 10.10.52, S .3 (“ Kolchos- und Sowchosfelder” ).Russ.: kolchoznoe pole. SSRLJ V

* Kolchoshandel. T e i 11 w. (Lüs). “ Form des sowjetischen Einzel­handels” (Koslow, S.153). PSU 1953/127, S.1563 - P 25.10.53, S.4 u.ö.; MNL IV.Russ.: kolchosnaja torgovlja (RPP II, S.4 1 4 - 1933)

Usakov I; BSE XXII, S.75.

* Kolchoskader [Übs.: PSU 1966/21, S.19 - P 10.2.66, S .l (“ Kolchos- und Sowchoskader” ). Russ.: kadry kolchozov

* Kolchoskraftw erk [Übs.]. PSU 1952/200-201, S.1563 -P 10.10.52,S.3. Russ.: kolchoznaja elektrostancija

* Kolchosleben [Übs.]. PSU 1956/57, S.1337 - P 10.3.56, S .l.Russ.: kolchoznaja z i zn . SSRLJ V.

* Kolchosleitung [Übs.]. PSU 1956/57, S.1336 - P 10.3.56, S .l.Russ.: pravlenie kolchoza

* Kolchosmarkt. T e i 11 w. (Lüs.) TR 4.1.48, S.2 u.ö.; Übs.: PSU 1953/90, S.1096 - P 9.8.53 u.ö.In der DDR: B a u e r n m a r k t - s. dort.Russ.: kolchoznyj rynok. Usakov I.T e x t : S .123.

* Kolchosmassen [Übs.]. PSU 1952/33, S.244 - P 6.2.52, S.2.Russ.: kolchoznye massy

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* K olcbosökonom ik [Übs.]. PSU 1962/29, S.593 - P 5.3.62, S.7 u.ö. Russ.: kolchoznaja ekonom ika

* Kolchosordnung [Übs.]. PSU 1953/90, S.1093 - P 9.8.53 u.ö.Russ.: kolchoznyj stroj (RPP II, S.442 - 1934). SSRLJ V.

* K olchosproduktion [Übs.]. PSU 1952/200-201, S.1565 - P 10.10. 52, S.4 u.ö. Russ.: kolchoznoe proizvodstvo

* Kolchossiedlung [Übs.]. PSU 1956/57, S.1337 -P 10.3.56, S .l. Russ.: kolchoznaja poselka

* Kolchosverwaltung [Übs.]. PSU 1962/29, S.588 - P 5.3.62, S.6 u.ö. (“Kolchos- Sowchos-Verwaltung” ).Russ.: kolchozno-sovchoznoe upravlenie

* Kolchosvorsitzender. T e i 11 w. (Liis). TR 6.9.46, S.4; PSU 1966/ 21, S .1 9 -P 10.2.66, S .lRuss.: predsedatel’ kolchozaSek.: Kohls, S.61; Kuklina, Wortliste.

* Kolchoswirtschaft. T e i 11 w. (Liis). TR 1.1.46, S .10 (“ Kolcho­senwirtschaft” - die Fugensilbe -en- fand sich sonst nur in den in der Wortliste zu der Dissertation von Kuklina zusammengestellten Belegen, die ebf. aus der Zeit von 1945 bis 1949 stam m en);ND 10.1.54, S.4; Übs.: PSU 1953/86, S.1053 - P 8.7.53, S .l u.ö. Russ.: kolchoznoe chozjajstvoDie Möglichkeit einer solchen Bildung zeigt, daß die Silbenabkür­zung im Russ. als selbständiges Wort em pfunden wird, über dessen Entstehungsweise man sich hier offensichtlich keine Gedanken mehr gem acht hat.

kolchosieren. “ kollektivieren” . Diese Ableitung ist nur im FW 1954 ff. belegt. Für das Russ. konnte eine derartige Bildung nicht nachge­wiesen werden (dort: ‘kollektivieren’).Sek.: Reich, S .l 18.Okk. auch in westdt. Texten, besonders in den 50er Jahren, als ab­wertende Bezeichnung für die Vergenossenschaftlichung der Land­wirtschaft in der DDR (z.B. Bulletin 1952, S.898).

Kolchosnik. L w (Abk.). FW 1954 ff. [PL: -en oder -i],Russ.: kolchoznikVgl. auch K o l c h o s b a u e r , K o l l e k t i v b a u e r Sek.: Heller, S .16 [PI.-i]; Moser, S .l 1 [Lw], T e x t : S .54, 88.

* Kolessow-Methode [PSU]. N a m e . PSU 1953/82, S.1001 u.ö.

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Vgl. auch: *Kolessow-Drehmeißel (PSU 1956/9, S.193 u.ö.),* Kolessow-Schneide (PSU 1955/72, S .1543 u.ö.). T e x t : S .125. Vgl. auch unter K r a f t z e r s p a n u n g

* * * Kollektiv, das [PI. meist -e, seltener -s], L w (griech.-lat.). “Vereinigung von Meschen in verschiedenen gesellschaftlichen Be­reichen (Schulen, Organisationen, Volkswirtschaft, K ultur usw.) zur zielstrebigen Verwirklichung m aterieller und ideeller Erforder­nisse der Gesellschaft; dominierende Form der sozialen Koope­ration im Sozialismus/Kommunismus” (ÖL I, S .1081).Bezeichnet sowohl kleine G ruppen als auch die Belegschaften ganzer Betriebe.“das Kollektiv der V iehzuchtbrigade” (ND 5.5.54, S.3); “ Individuen, Kollektive und G ruppen” (ND 16.1.63, Beilage S.6). “ Das Kollektiv des Werkes ‘KINAP’ Leningrad hat vor der Frist seine Verpflichtung erfüllt.” (ND 15.5.46, S .3 - zit. Reich).In der PSU wird in den 50er Jahren russ. kollektiv i.S.v. “ Beleg­schaft” meist noch m it dem dt. W ort wiedergegeben (vgl. z.B.PSU 1953/100, S .1223 - P 12.8.53, S.3: Belegschaft des Tasch- kenter Textilkom binats” , “ Betriebsbelegschaft” ).Du-L 1952 ff., FW 1954 ff., WDG III [Neuwort], Agricola, Kl.Lex., MNL IV, ÖL I; Sprachbrockhaus 1947 [“ Gruppe, Gemein­schaft” ], Du-M 1954 ff. [besond. SU-Wirtschaft], F-Du 1960 f. [komm. W irtschaft], Wahrig [soz. Länder], Brockhaus 1952 VI, 1966 X [komm.], Sowjetsystem und dem okrat. Gesellschaft III,SBZ 1969.In offiziellen westdt. Texten okkasionell m it negativem A kzent - vgl. z.B.: “Wir müssen dem Kollektiv die Gemeinschaft entgegen­setzen, dem Zwang die Freiheit, der Taktik die W ahrheit.” (Bulle­tin 1954, S .1273).Vgl. auch schon im D ritten Reich: “ Die Gemeinschaft ist nicht ein Kollektiv, ein zusammengewürfelter Haufen von Menschen, sondern sie ist ausgerichtet, jeder hat seinen Platz.” (In einem A ufruf vom 11.12.1934, in G. Rühle, Das 3. Reich, Bd. II,S.391, 1935; zit. bei Berning, S.89).

Russ.: kollektivUsakov I [neu]; SSRLJ VI; BSE XXI, S.612; ÖW [“ Kollek­tiv, Gemeinschaft; Belegschaft” ].

Sek.: Dahlberg, S .373; Fröhlich, S.57 [kritisch]; Heller, S .148 [Neubedeut. DDR]; Ilberg, S.228 [Wortgeschichte]; Koehler, S .10;

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Kohls, S.170 [Lb; bereits in den 20er Jahren bekannt]; Kunath, S.42; Moser, Spr.Folgen, S.21; Nyvelius, S.23 [Lb]; Reich, S .119 f. [Lb; bucht als Unikum auch eine fern. Form “die Kollektive” , entsprechend Kolchos/Kolchose - ND 17.10.48, S.3; “ in westlichem Gebrauch eher die Assoziation einer großen am orphen Masse” ]; Riemschneider, Ver­änderungen, S. 14. f.; 53. T e x t : S.23, 53, 54, 55f„ 57, 58, 59, 128, 148.

* Kollektiv der kom m unistischen A rbeit [SU; Übs.]. T e i 11 w.(Lüs). PSU 1963/53, S.1142 - P 26.4.63, S .lRuss.: kollektiv kom m unisticeskogo truda (P 6.1.59, S.6)

* * Kollektiv der sozialistischen Arbeit. T e i 11 w. (Anal.).Ehren­titel. Vgl. auch un ter “ B r i g a d e der soz. A rbeit” .Gbl. 1962 II, S. 167; “ Kampf um den Ehrentitel ‘Schichtkollektiv der sozialistischen A rbeit’ ” (ND 3.1.60, S .l) u.ö.Du-L 1968, FW 1964, WDG [Neupräg. DDR], ÖL I.Auch: “ sozialistisches Kollektiv” (ND 9.1.60, S .3 u.ö.).Russ.: kollektiv kom m unisticeskogo trudaT e x t : S.36, 69, 127.

* * Arbeitskollektiv. ND 6.5.59, S .l u.ö.; WDG III. Vgl. auch “ Ar­beiterkollektiv” (WDG III) - zu russ. rabocij vgl. S.219.Russ.: rabocij ko llektiv (RPP II, S .136 - 1929)

trudovoj ko llektiv <P 8.9.59, S .l).ÖW [“ Arbeitskollektiv, Arbeitsgemeinschaft” ].

Sek.: Hengst, S.582 [Lp]; Kinne, S .l 3; Kohls, S.170; Maetzke, S .340; Moser, Spr.Folgen, S.21; Reich, S.120.

* Baukollektiv [Übs.]. PSU 1958/49, S.1055 - P 17.4.58, S.4.Russ.: stro itel’ny j kollektiv

* Baustellenkollektiv. Gbl. 1963 I, S.149; Übs.: PSU 1959/79,S .1 8 3 1 -P 30.6.59, S.2.Russ.: kollektiv strojki (P 10.9.54, S.2)

* Bergarbeiterkollektiv. TR 21.9.48, S.2 [SU]; Übs.: PSU 1955/72,S.1539 - P 24.5.55, S .l.Russ.: kollektiv gom jakov

* * Betriebskollektiv. T e i 11 w. (Lüs). Scheint das alte W ort “ Be­legschaft” zurückzudrängen. ND 5.1.60, S .l u.ö.; Übs.: PSU 1959/79, S.1831 - P 30.6.59, S.2 (in den 50er Jahren aber o ft auch “ Beleg­schaft” )Russ.: kollektivpredprijatija (P 11.4.52, S .l).

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Sek.: Kinne, S .13; Kohls, S.170; Moser, Spr.Folgen, S.21; Reich, S.120. T e x t : S .128.

* Brigadekollektiv. ND 8.9.59, S .3.Russ.: kollektiv brigady (P 8.1.59, S .l).Sek.: Riemschneider, Veränderungen, S.5 3.

* Jugendkollektiv. Gbl. 1959 I, S.209 u.ö.; Übs.: PSU 1955/72, S .1 5 4 0 -P 23.5.55, S .l.Russ.: m olodeznyj kollektivSek.: Kohls, S.170.

* O fenkollektiv. ND 1.1.61, S.5; Übs.: PSU 1956/12, S.276 - P 5. 12.55, S.2.Russ.: kollektiv (martenovskoj) peci.

* Produktionskollektiv. Gbl. 1968 II, S.729; Übs.: Polit.Ök., dt. S.573/russ. S.494 u.ö.; Du-M 1967 [Ostdtschld.].Russ.: proizvodstvennyj kollektiv. BSE XI, S.179; ÖW.Sek.: Kinne, S .13; Moser, Spr.Folgen, S.21 f.; Reich, S.120.

* W erkkollektiv. Richtlinie, S . l l u.ö.Russ.: kollektiv zavoda (P 3.9.54, S .l) . ÖW [“ Betriebskollektiv,

Betriebsbelegschaft, Belegschaft” ]. zavodskij ko llektiv (P 8.1.49, S.2).

Sek.: Reich, S.120. Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* * * Kollektiv (als Adjektiv und Adverb.). B e d. d e t. (in Anleh­nung an die Bedeutung von K o l l e k t i v und K o 11 e k t i -v i s m u s - s. dort). Ggs.: “ individuell” .“die kollektive Zusam m enarbeit verbessern” (ND 7.1.54, S .3); “ kollektive N euerertätigkeit” (ND 8.2.68, S .3).Vgl. sogar: “ im individuellen und kollektiven persönlichen In te r ­esse der W erktätigen” (Richtl., S .18).Russ.: kollektivnyjT e x t : S.78, 121.

* Kollektivbauer [SU]. L ü t. TR 8.9.46, S.4 u.ö.; Übs.: PSU 1952/ 33, S.244 - P 6.2.52, S.4 u.ö.; auch: K o l c h o s bauer - s. dort.FW 1954 ff., WDG III [Neupräg. DDR],Russ.: kolchoznik [abgeleitet von kolchoz - ‘Kollektivwirtschaft’]

Usakov I; SSRLJ V.Sek.: Kohls, S .171 [Lüs.]; Kuklina, W ortliste; Marfievic, S .103 [Lp]; Moser, Spr.Folgen, S .10 [DDR]. T e x t : S .121.

* Kollektivbauernschaft [SU; Übs.]. L ü t. Polit.Ök., dt. S.506/

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russ. S.435; auch: K o l c h o s bauernschaft - s. dort.Russ.: kolchoznoe krest’janstvoSek.: Kohls, S.171.

* Kollektivbetrieb [Übs.]. PSU 1968/28, S.16 - P 17.1.68, S.3 (“der m oderne Kollektivbetrieb, der Kolchos” ).Russ.: kollektivnoe predprijatie

** Kollektivvertrag. B e d. s p e z. ’’Betriebskollektivvertrag”(WDG III - Neubedeut. DDR). “ Der Betriebskollektivvertrag ist eine Vereinbarung zwischen dem Betriebsleiter und der Betriebsgewerk­schaftsleitung zur allseitigen Erfüllung der Betriebspläne. Er ist die wichtigste Grundlage der politisch-ideologischen, w irtschaftlichen und kulturellen A rbeit sowie der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der W erktätigen im Betrieb.” (Gbl. 1961 I, S.31). “ Die Lohn- und Arbeitsbedingungen in den Betrieben und Verwal­tungen werden durch Kollektiv-Verträge geregelt.” (Gbl. 1950 I,S. 351).Übs.: “ Der K o l l e k t i v v e r t r a g regelt alle Fragen der Arbeit, der Entlohnung und der sozialen Betreuung der A rbeiter und Ange­stellten.” (Polit.Ök., dt. S.606 f./russ. S.524). FW 1954 ff., Du-L 1960 f., Kl.Lex., MNL, ÖL I; Du-M 1954 ff., F-Du 1960 f.; Wahrig [SBZ]; Brockhaus 1966 X [DDR].In der nichtvolkseigenen W irtschaft: “ Betriebsvereinbarune” (vgl.MNL IV, ÖL I).Zur Geschichte der Institu tion vgl. S tolper/H äuser/Borchardt, Dt. W irtschaft seit 1870, S.59.In der BRD im Rahmen des W irtschaftsrechtes heute: “Tarifvertrag” (vgl. Brockhaus 1952 VI, 1966 X).Russ.: kollektivnyj dogovor, Abk.: koldogovor (RPP I, S.525 - 1925).

Usakov I [neu]; SSRLJ V; BS£ XXI, S.621; ÖW.Sek.: Bulletin 195 3, S .1480 [in M itteldtschld. vom sowjetischen Be - griff einer kollektiven Arbeitsweise, nicht von kollektiven Verhand - lungen abgeleitet]; Dt. W irtschaftsgeschichte, passim [zur Geschichte von Institution und Bezeichnung]; Kohls, S .172 [Lb; in Dtschld. seit 1918 gesetzl. Regelung, vereinzelt schon seit 1904]; Mine, Avtorefe - rat, S .11; Moser, Spr.Folgen, S.21; Reich, S .119; Riemschneider, Ver - änderungen, S.53. T e x t : S.75, 76, 129.

* * K ollektivw irtschaft [SU]. L ü s. “ sozialistischer landWirtschaft - licher Betrieb, der genossenschaftlich gemeinsam bew irtschaftet w ird” (FW 1961, S .313); “ landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, bes. in der Sowjetunion” (WDG III, S.2146 - Neupräg. DDR).

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TR 4.1.46, S.4 u.ö.; Übs.: PSU 1952/33, S.244 - P 6.2.52, S.2 u.ö. “So können z.B. die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaf­ten in der DDR keineswegs m it den Kollektivwirtschaften in der Sowjetunion gleichgestellt werden, da sie Boden bearbeiten, der nach wie vor Privateigentum der Genossenschaftsbauern ist.”(ND 13.3.55, S .3).Du-L 1960 f., FW 1954 ff., MNL IV, ÖL I; Koslow; Du-M 1961 f., Wahrig [soz.Länder].Auch als Lw.: K o l c h o s - s. dort.Russ.: kollektivnoe chozjajstvo, m eist in der abgekürzten Form

kolchozUsakov I; SSRLJ V; ÖW.

Sek.: Kohls, S .172 f. [Lüs.; schon in den 20er Jahren bekannt,ver­breitet erst nach 1945; nur okk. auf dt. Verhältnisse angewandt. Verzeichnet auch einige Zusammensetzungen, entsprechend denen m it “ Kolchos” - s. dort. Für die ebf. angeführte Lüs. zu kolchoznik - “ Kollektivwirtschaftler” konnte ich keinen Beleg finden];Kuklina, W ortliste; Reich, S .119 [Lp]; Reiner, S .50. T e x t : S.58, 85.

* innerkollektivwirtschaftlich [Übs.]. L ü s . PSU 1956/57, S .1336 - P 10.3.56, S .l (“ innerkollektivwirtschaftliches Leben” ) u.ö.Russ.: vnutrikolchoznyj. ÖW.

* zw ischenkollektivwirtschaftlich [Übs.]. L ü s . PSU 1966/21, S.20 - P 10.2.66, S .l u.ö. (“ z.e. Bauorganisationen” ).Russ.: m ezkolchoznyj. ÖW.

* Kollektivierung, kollektivieren [SU]. L ü s . “Zusammenschluß zu einer Arbeitsgemeinschaft zwecks Lösung bestim m ter Aufgaben; in der UdSSR genossenschaftl. Zusammenschluß der w erktätigen Bauern zur gemeinsamen Bewirtschaftung des Grund u. Bodens” (FW 1954, S.313). Belegt nur in der zweiten Bedeutung inbezug auf die SU.TR 21.9.48, S.4; Übs.: P o lit.ök ., d t. S.449 ff./russ. S.387 ff.[besond. 1929 - 34].Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., WDG III [Neupräg. DDR]. Kl.Lex., MNL IV [SU], ÖL I; Koslow; Du - M 1961 f., F - Du 1966, Wahrig, Brockhaus 1952 VI, 1966 X [komm.], Sowjetsystem u. dem okrat. Gesellschaft III, SBZ 1969.Gelegentlich wird als eine die russ. Bildungsweise genau nachahm ende Variante angegeben: “ Kollektivisierung, kollektivisieren” (Du-L 1952; Moskal’skaja I; Bartholmes, Taus.Worte, S.52; Kuklina, V lijanie,S.69; Marfievic, S .102).Der entsprechende Terminus für die DDR lautet: s o z i a 1 i s t i -

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s e h e U m g e s t a l t u n g der Landwirtschaft - s. dort. Im westdt. Sprachgebrauch gelegentlich abwertend a) für die Vergenossenschaft­lichung der Landwirtschaft in der DDR, z.B. Bulletin 1960, S.74 (“ Zwangskollektivierung” ), b) für “ Eingliederung in ein Kollektiv” , vgl. z.B. “ Tendenz zur Entpersönlichung, Kollektivierung, Mechani­sierung und Enthum anisierung” (Bulletin 1953, S.697).Russ.: kollektivizacija (Vostanovlenie, S.295 - 1925)

kollektivizirovat’Usakov I [allg. u. spez.]; SSRLJ V-, BSE XXI, S.612 ff. [‘Kollektivierung der Landw irtschaft’]; ÖW.

Sek.: Kohls, S.171 [Lüs.]; Kuklina, Wortliste; Kuklina, Vlijanie, S.69 [Lp]; Reich, S .120. T e x t : S.88, 89.

* Kollektivismus, kollektivistisch. B e d. d e t. (auf ineolog. Basis), “sozialistische Denk- und Verhaltensweise, die im Gegensatz zum bürgerlichen Individualismus die Harmonie der gesellschaftlichen mit den individuellen Interessen ausdrückt; ergibt sich aus dem Charakter der sozialistischen Produktionsverhältnisse . . .” (MNL IV, S.906). “ Aber man darf nicht übersehen, daß sich gerade im Zurückbleiben bei der Herausbildung des Kollektivismus in der Neuererbewegung der DDR bestim m te Schwächen der Leitungstätigkeit verschiedener Partei- und Staatsorgane zeigen.” (PSU 1966/25, Beilage S .14).Übs.: “ Die Bauernschaft w urde zum Träger kollektivistischer Be - Ziehungen.” (PSU 1968/28, S .13 - P 17.1.68, S.2; russ.: otnose- nija kollektivizma).Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., ÖL I.

Im westdt. Sprachgebrauch meist mit negativem Akzent; inbezug auf die Wirtschaft: “ Bezeichnung für die gegen den individualistischen Liberalismus gerichteten politisch-ökonomischen Programme” (Gab­ler I, S.2084; vgl. auch Du 1930; Elster, Bd II, S.585: - frz. Lw., jünger als “ Sozialismus” ; allgemein gleichbedeutend m it “ Sozialis­mus” gebraucht). Vgl. z.B.:“ Derartige kollektivistische Gebilde [gemeint sind die LPG in der DDR] haben m it den Genossenschaften der freien Welt nichts zu tun .” (Bulletin 1960, S.674).“ Bekämpfung jeden kollektivistischen Denkens in der W irtschaft” (Bulletin 1952, S. 14).Russ.: kollektivizm , kollektivisticeskij

Usakov I; SSRLJ V; BSE XXI, S.619.Sek.: Bestor, S.274 f. [zur Begriffsgeschichte]; Marko, S .170 ff. [ideologischer H intergrund]; Reich, S.121. T e x t : S.78, 121.

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* * * Kombinat. L w (griech.-lat.). “ Betrieb . . . , in dem verschie - dene Industriezweige bzw. Industriegruppen, zw. denen ein enger technologischer und ökonom ischer Zusammenhang besteht, vereinigt sind” (ÖL I, S. 1089 f.). Auch für zusammengefaßte Einrichtungen im Bereich der Dienstleistungen (vgl. “ D ienstleistungskom binat” ), der Ausbildung (vgl. “ Lehrkom binat” ) und der K ultur (vgl. “Mu - seum skom binat” - gebucht in FW 1954 ff.).ND 19.10.48, S.2 u.ö.Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., WDG III [Neuwort DDR], Kl.Lex.,MNL IV; Du - M 1954 ff. [kom m .], F - Du 1960 f. [komm.], Wahrig [UdSSR u. SBZ], Brockhaus 1966 X [kom m .], Gabler I [UdSSR u. Ostblock], H andw örterbuch der Betriebswirtschaft II [SU], SBZ 1969. Russ.: kom binat (Vostanovlenie, S.204 - 1923)

Usakov I [neu]; SSRLJ V; BSE XXII, S .118.Sek.: Dahlberg, S .374; Heller, Frem dw ort, S .148 [neu]; Ihlenburg, S.384 [Lp]; Gernentz, S.76 [Lw]; Kohls, S.61 f. [Lw]; Korlen, Sprach­spaltung? , S.44 [Lw]; Moser, Spr.Folgen, S .11 [Lw]; Reich S.121 f. [Lw]; Riemschneider, Veränderungen, S.18 f. [Lw].Schon vor 1945 inbezug auf die SU (vgl. z.B. Bauermeister, S.122). T e x t : S.2 3, 53, 54, 57, 89, 122, 128, 135, 136, 141, 148; Anm. 287.

* A sbestkom binat [Übs.]. PSU 1966/51, S.388 - P 10.4.66, S.6.Russ.: asbestovyj kom binat (P 21.11.56, S.2).

* Baum wollkom binat. ND 2.5.62, S.3; Übs.: PSU 1956/29, S.7 - P 26.2.56, S.6 u.ö.Russ.: cblopcatobum ainyj kom binat (RPP III, S.269 - 1946).

* Bergbaukombinat. ND 7.1.61, S.2 (“ VEB Bergbau- und Hütten - kom binat in Freiburg” ) u.ö.; Übs.: PSU 1956/29, S .711 - P 26.2.56, S.6 (“ Bergbau- und A ufbereitungskom binat” ; russ.: gom oobogatite l’-nyj kom binat - auch m it “ Erzaufbereitungskom binat” wiedergegeben, z.B. PSU 1966/51, S.388 - P 10.4.66, S.6). u.ö.Russ.: gomo-metallurgiceskij kom binat

* Bezirkskom binat. T e i 11 w. (Lüs). “ Bezirkskombinat für Getreide­wirtschaft, Fleischwirtschaft, M ilchwirtschaft, Eier- und Geflügel­w irtschaft” (Gbl. 1968 II, S.717).Russ.: raj(pisce)kombinat (Vasmer, Rückläuf. W örterbuch, S.59)

- ‘Bezirks(lebensm ittel)kom binat’, Abk. für rajonnyj piscevoj kom binatVgl. auch: rajpromkom binat - ‘Bezirksindustriekom binat’(P 5.9.59, S .l).

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* Bleikom binat [Übs.]. PSU 1956/32, S.793 - P 26.2.56, S . l l . Russ.: svincovyj kom binat'

* Chemiekombinat. Siebenj., S .304 u.ö.; Übs.: PSU 1966/51,5.388 -P 10.4.66, S.6.Russ.: cbimiüeskij kom binat (RPP II, S.22 - 1929)

Abk.: chim kom binat (P 9.1.68, S .3)

* Dienstleistungskombinat. T e i 11 w. (Lüt). “ Dienstleistungs­kom binate fassen die Ausführung verschiedener A rten von Dienst­leistungen in einem Betrieb zusamm en.” (ÖL I, S.475).ND 3.1.60, S.6 u.ö.; SBZ 1969.Russ.: kom binat bytovogo obsluüivanija (P 7.1.64, S.2)

bytovoj kom binat (P 10.5.68, S .l), Abk.: bytkom bina t SSRLJ V; ÖW [“Dienstleistungskom binat, Dienst­leistungsbetrieb” ].

T e x t : S.67.

* Erdölverarbeitungskombinat. Gbl. 1959 I, S.27.Russ.: neftekom binat (RPP III, S.72 - 1942). Sek.: Kohls,S.62.

* Fischkombinat. TR 21.9.48, S.2 [SU]; Siebenj., S.204; WDG III.Russ.: rybnyj kom binat (RPP II, S. 198 - 1939)

rybokom binat (Vasmer, Rückläuf. W örterbuch)Sek.: Hengst, S.584 [Lp]; Moser, S .l l .

* Fleischkombinat. ND 5.1.63, S .3 u.ö.; Übs.: PSU 1966/51,5.388 - P 10.4.66, S.6 (“ Fleischverarbeitungskom binat” ); WDGIII.Russ.: mjasokombinat (RPP II, S.45 3 - 1934)

* Gewächshauskombinat [Übs.]. PSU 1967/60, S .10 - P 15.4.67,S .lRuss.: parnikovo-teplicnyj kom binat

* Hausbaukombinat [Übs.]. PSU 1958/49, S. 1051 - P 17.4.58,S. 3;auch: “ H äuserkom binat” (PSU 1961/10, S.234 - P 19.1.61, S .l). Russ.: dom ostroitel'nyj kom binat (RPP III, S.198 - 1946)

* Hüttenkom binat. TR 23.5.48, S.5 [SU]; ND 7.1.61, S.2 u.ö.; Übs.: PSU 1956/27, S.653 - P 23.2.56, S.8; WDG III.Russ.: metallurgiceskij kom binat (P 3.1.49, S .3)

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* Indsutriekombinat. T e i 11 w. (Lüs). ND 7.1.61, S.2; WDG III. Russ.: prom yslennyj kom binat (P 26.2.56, S.6)

Abk.: prom kom binat (Vasmer, Rücklauf. W örterbuch)

* Kalikombinat. Siebenj., S.297; Übs.: PSU 1961/9, S .169 - P 12.1. 61, S.5 u.ö. Russ.: kalijnyj kom binat (P 8.2.59, S.6)

* Kammgarnkombinat [Übs.]. PSU 1953/65, S.798 - P 29.4.53,S.2 u.ö.Russ.: kam vol'nyj kom binat

* Kunstfaserkombinat. ND 4.1.59, S.4 u.ö.; Übs.: PSU 1959/67, S.155 - P 25.5.59, S.2 u.ö.; auch: * Chemiefaserkombinat (Gbl.1959 I, S.27 u.ö.Russ.: kom binat iskusstvennogo ("auch: sinteticeskogo) volokna

* Leder- und Schuhkom binat [Übs.]. PSU 1966/51, S.388 - P 10.4. 66, S.6. Russ.: kozevenno-obuvnoj kom binat

* Lehrkombinat. Vermutl. T e i 11 w. (Lüs). “ Form der Lehrlings­ausbildung, Vereinigung von Lehrwerkstatt, Internat u. Berufs­schule” (KL. Lex., S.554).ND 2.2.51, S.7 u.ö.; FW 1954 ff., WDG III, MNL V.Russ.: ucebnyj kom binat (P 4.9.54, S .l). SSRLJ V.Sek.: Dahlberg, S.374; Kohls, S.181 [Lüs]; Moser, Spr. Folgen,S. 11; Reich, S .122; Riemschneider, Veränderungen, S .19; Topuridze- Sumbatova, Neologizmy, S. 191.

* M elange-Kombinat [Übs.]. PSU 1956/27, S.657 - P 24.2.56, S.4. Russ.: melanzevyj kom binat

* M ilchkombinat. ND 5.5.68, S.8Russ.: m olocnyj kom binat (RPP III, S .317 - 1946).

* Nickelhüttenkom binat [Übs.]. PSU 1956/32, S.793 - P 26.2.56,S .lRuss.: n ikel’ny j kom binat

* Polymetallkom binat [Übs.]. PSU 1966/51, S.389 -P 10.4.66, S.6. Russ.: polimetalliceskij kom binat

* Produktionskom binat [Übs.]. PSU 1965/42, S.10 - P 17.2.65, S .3. Russ.: proizvodstvennyj kom binat

* Seidenkom binat [Übs.]. PSU 1956/29, S.724 - P 26.2.56, S.7 u.ö. Russ.: selkovyj kom binat

* Textilkombinat. ND 4.9.59, S .l u.ö.; Übs.: PSU 1953/100, S .1223

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-P 12.8.53, S.3; WDG III.Russ.: te k s tü ’n y j kom binat. Sek.: Kohls, S.62.

* Trikotagenkombinat [Übs.]. PSU 1966/51, S.388 - P 10.4.66, S.6. Russ.: trikotaznyj kom binat

* Wohnungsbaukombinat. Gbl. 1963 II, S.441 u.ö.Russ.: zilkom binat, Abk. für: kom binat ziliscnogo stro ite l’stva

(Vasmer, Rückläuf. W örterbuch). ÖW.

* Zellstoff- und Kartonnagenkombinat [Übs.]. PSU 1966/51, S .388 - P 10.4.66, S.6. Russ.: celljulozno-kartonnaznyj kom binat

* Zellulose- und Papierkombinat [Übs.]. PSU 1953/65, S.798 - P 29.4.53, S.2 u.ö.Russ.: celljulozno-bumaznyj kombinat. SSRLJ V.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* * * Kombine. L w (sek.). Aussprache laut Angaben der Lexika wie im Engl, und Russ. [kombain], gelegentlich auch [kom bi:ne]. In den Texten entsprechende Pluralbildung: meist -s, selten -n (z.B. ND 6.5.54, S.3). Schreibweise bis Anfang der 50er Jahre zuweilen auch “Com bine” .“Maschine, die verschiedene Arbeitsgänge gleichzeitig ausführt”(FW 1954, S .316). a) In der Landwirtschaft: “Vollerntemaschine” , ohne weiteren Zusatz im allgemeinen “ Mähdrescher” , b) Im Berg­bau: “ Schrämlader” (vgl. Kl. Lex., S.504).TR 1.1.46, S.10 [SU]; Gbl. 1953 II, S.738 u.ö.“ Der sozialistische Staat stellt der Kollektivwirtschaft die ver­schiedensten landwirtschaftlichen Maschinen zur Verfügung, wie z.B. Traktoren, Saatmaschinen, Combines, d.h. Maschinen, die vier Arbeitsgänge m it einmal verrichten, von der Mahd des Ge­treides bis zum Einfüllen in die Säcke.” (ND 1.4.51, S.4 - zit.Reich).Übs.: PSU 1958/41, S.857 - P 10.3.58, S.4 u.ö.Du-L 1952 ff., FW 1954 ff., WDG III [Neuwort DDR], Kl. Lex.,MNL IV.Russ.: kombajn (RPP II, S .146 - 1929)

Usakov I [neu]; SSRLJ V; BSE XXII, S.113 ff., ÖW [nur Landwirtschaft],Urspr. engl, -amerik.: com bine (laut Encyclopedia Americana XI, S.37 c seit M itter der 30er Jahre - “ M ähdrescher” ).

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Zur Wortgeschichte im Russ. vgl. Orazova: zunächst in der Landwirtschaft (seit den 30er Jahren), bald auch im Berg­bau; heute zahlreiche zusammengesetzte Bildungen auch in anderen Fachbereichen. Auch schon entterm inologisiert in Bildungen wie radiokombajn - Bezeichnung für ein Gerät, das Radio, Fernsehen, Tonbandgerät und Platten­spieler enthält.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.44 [Lw]; Kohls, S.62 [Lw; allg. ver­breitet erst seit etwa 1949]; K unath, S .38 [Lw]; Moser, Spr. Folgen, S . l l [Lw]; Nyvelius, S.23 [Lw]; Reich, S .122 [Lw]; Riemschneider, Veränderungen, S.26; Spangenberg/Schrickel, S .338 [mdl. Gebrauch]; Stötzer, S.230 (Frequenz). T e x t : S.45, 53, 89, 124; Anm. 287.

* Bergbau-Kombine [Übs.]. Polit. ö k ., d t. S.489/russ. S.421.Russ.: gornyj kombajn. Usakov I; BSE XXII, S .114.

* Getriedekombine. T e i 11 w. (Lüt). “Die sowjetische Getreide­kombine S 4 ist die ideale Grundlage für die Fließbandm ethode. Deshalb fordern alle werktätigen Bauern, daß unsere MTS m it Kombines vom Typ S 4 ausgerüstet w erden.” (ND 5.1.54, S.4)Übs.: PSU 1962/29, S.592 - P 5.3.62, S.7 u.ö.;W DG III.Meist jedoch einfach: “ K om bine” .Russ.: zem ouborocnyj kom bajn

SSRLJ V; BSE XXII, S .113; ÖW [zem ovo j kom bajn - “M ähdrescher” ].

T e x t : S.66.

* * K artoffelkom bine. T e i 11 w. (Lüt). Gbl. 1954 I, S .157 u.ö.;Übs.: PSU 1965/18, S.5 - P 30.1.65, S.2 u.ö.; WDG III.Russ.: kartofeleuborocnyj kombajn (P 23.7.54, S .l)

SSRLJ V; BSE XXII, S . l l 3; ÖW [“ Kartoffelvollernte­maschine, Kartoffelkom bine, K artoffelroder” ].

Sek.: Kohls, S.62. T e x t : S.124.

* * K ohlekom bine [besond. in Übss.]. T e i 11 w. (Lüs). PSU 1952/ 184, S.1373 - P 31.8.52, S.2 u.ö.FW 1954 ff., WDG III, MNL IV.Russ.: ugol’ny j kombajn. Usakov I.Sek.: Kohls, S.62. T e x t : S .125.

* M aiskombine. T e i 11 w. (Lüt). ND 20.8.58 (zit. Kohls); Übs.:PSU 1956/29, S.704 - P 26.2.56, S.4 u.ö.

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Russ.: kukuruzouborocnyj kombajn. BSE XXII, S.113.ÖW [“Maisvollerntemaschine, Maiskombine” ].

Sek.: Kohls, S .184[L üt].

* * Rübenkom bine. T e i 11 w (Lüt). Gbl. 1953, S .5 u.ö.; “ sowje­tische Rübenkom bine” (Gbl. 1954, S .157). In Übss. o ft auch “ Rü­benvollerntemaschine” .WDG III.Russ.: sveklouborocnyj kombajn. BSE XXII, S .113.

ÖW [“ Rübenvollerntemaschine, Rübenkom bine” ].Sek.: Kohls, S.62. T e x t : S.124.

* Siloem tekom bine [Übs.]. “Mähhäcksler” (ÖW). PSU 1962/29,S.592 -P 5.3.62, S.7Russ.: silosouborocnyj kombajn. BSE XXII, S .114; ÖW.

* Vortriebkombine. T e i 11 w. (Lüt). PSU 1953/66, S.813 - P 30.5. 53, S .l; vgl. auch: “ Streckenvortriebkom bine” (ND 4.2.56, S .l)Russ.: gom oprochodceskij kombajn. BSE XXII, S .l 14.

* Kombinebesatzung. ND 19.9.63, S .l u.ö.; auch: Kombine-Brigade (Kohls).Russ.: kombajnovaja brigada. SSRLJ V.Sek.: Kohls, S.62.

* Kombinebrigadier [Übs.]. PSU 1953/66, S.813 - P 30.5.5 3, S .l Russ.: brigadir-kombajner

* Kombineeinsatz. Gbl. 1959 I, S.46 u.ö.Russ.: kombajnirovanie. SSRLJ V.Sek.: Kohls, S.62. T e x t : S.89.

* Kom bineförderung [Übs.]. PSU 1963/53, S .1160 - P 26.4.63, S.4; auch: K om bineleistung (Kohls, S.62).Russ.: vyrabotka kombajna

* * Kombineführer. T e i 11 w. (Lüt). Gbl. 1953, S.741 u.ö.; Übs.: PSU 1953/66, S.813 -P 30.5.53, S .l u.ö.; WDG III.Auch: “ Kom binefahrer” (ND 4.9.62, S .3 u.ö.), “Kom binem aschinist” (PSU 1955/72, S.1539 - P 24.5.55, S .l)Russ.: kombajner (RPP II, S .152 - 1929).

Usakov I; SSRLJ V; ÖW.Sek.: Kohls, S.62; Reich, S .122 [“ Com binenführer” ]. T e x t : S.124, 128.

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-Komitee. L e h n p r ä g u n g e n : Plankomitee, Produktions­kom itee, Staatliche Komitees, Zvieigkomitee - s. dort.Zur Wortgeschichte von “ K om itee” und verwandten W örtern vgl. Hilgers, S.8 3 ff. Nach Hilgers würde die östliche Verwendungs­weise von der sonst heute im Deutschen üblichen (meist im Sinne von “ Festkom itee” , “ Gremium zur Vorbereitung bestim m ter Ver­anstaltungen” ) abweichen. T e x t : S.83.

* Kommandohöhen der Volkswirtschaft. L ü s. “ führende Zweige die die Entwicklung der Volkswirtschaft bestim m en” (Koslow,S.261 f.). TR 21.1.47 (Zit. Kohls); WDG III.Übs.: “ Sie [die sozialistische Nationalisierung] g i b t . . . der Dikta­tur des Proletariats die ökonomische Basis, indem sie die Kommando­höhen der Volkswirtschaft, das heißt die führenden W irtschafts­zweige, in die Hände der W erktätigen legt.” (Polit. Ök., dt. S .384/ russ. S .3 30).Russ.: kom andnye vyso ty narodnogo chozjajstva (RPP I, S.661-

1927:kom andnye ekonom iceskie vysoty). SSRLJ V; ÖW.

Sek.: Kohls, S.173 [Lüt], T e x t : S.63, 123, 137.

-Kommission. L e h n p r ä g u n g e n : K onfliktkom m ission, Plan­kommission, Zentrale Kontrollkom m ission - s. dort.

* * K om m unism us/kom m unistisch. B e d . d e t. (im Rahmen der Ideologie), “die höhere Phase der sozialist.-kommunist. Gesellschafts­form ation” (Kl. Lex., S.505).

“Vom Kapitalismus kann die Menschheit unm ittelbar nur zum Sozia­lismus übergehen, d.h. zum Gemeinbesitz an den Produktions­m itteln und zur Verteilung der Produkte nach dem Maße der Arbeits­leistung jedes einzelnen. Unsere Partei blickt weiter: der Sozialis­mus muß unvermeidlich allmählich in den Kommunismus hinüber- wachsen, auf dessen Banner geschrieben steht: ‘Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen’. ” (Lenin, Werke XXIV, dt. S.70/russ. S.62 - 1917). Vgl. auch Polit. Ök., dt. S.730/ russ. S.631.

Fast ausschließlich in diesem Sinne gebraucht - im Hinblick auf die Zukunft oder auf die Sowjetunion, die sich ihrem Selbstver­ständnis nach bereits in der Phase des Aufbaus des Kommunismus befindet, in die die DDR noch nicht eingetreten ist. Vg. z.B.:

“ Begeistert von der Perspektive des Kommunismus . . . spricht man

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in der letzten Z e i t . . . o ft - bezogen auf die DDR - von der kom­munistischen Einstellung zur Arbeit, von der Erziehung des kommu­nistischen Menschen oder vom Aufbau des Sozialismus/Kommunis­mus in der DDR . . . Während sich die Sowjetunion im entfalteten Aufbau des Kommunismus befindet, gilt es jedoch in der Deutschen Demokratischen Republik, zunächst einmal den Aufbau des Sozialis­mus zu vollenden . . . Deshalb ist die mechanische Anwendung der Formulierung ‘Aufbau des Sozialismus/Kommunismus’ auf unsere Verhältnisse unrichtig . . . Sie ist auch deshalb unrichtig, weil der Stand der Bewußtseinsentwicklung uns den Aufbau der kom m unisti­schen G esellschaft. . . noch nicht erlaubt.” (ND 26.1.62, S .4- zit. Müller, Sozialismus, S .395 f.).

Vgl. z.B. die Fügungen: “ Aufbau des Kommunismus” (DDR: “ Sozialismus” ), “ Brigade der kom munistischen A rbeit” (DDR: “ sozialistisch” ), “kom m unistisch arbeiten, lernen und leben”(DDR: “ sozialistisch” ) - s. unter A u f b a u , B r i g a d e , s o z i a l i s t i s c h

Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., WDG III, MNL IV, ÖL I; Koslow; Brockhaus 1966 X [Lenin], SBZ 1969.Russ.: kom m unizm , kom m unisticeskij

Usakov I; SSRLJ V; BSE XXII, S.176 ff.Sek.: Bartholmes, Adjektiv-Attribute, S .31 ff. [Gebrauch von “kom ­m unistisch” seit Marx]; Marko, S.264 ff. [Zitate und Kommentar]; Reich, S .123 ff. [ideolog. Definition; W ortgebrauch]; Stötzer, S.229 f. [Frequenzuntersuchung]. T e x t : S.77f., 120, 136.

* * * Komplex (als Adjektiv und Adverb.). W o r t g e b r. (Frequ.), Lehnprägungen. Seit Anfang der 50er Jahre in bestim m ten Fügungen, verstärkt in den 60er Jahren.In adverbialer Stellung auch: im Kom plex, vgl. z.B.:“Wir setzen die m oderne Technik im Komplex ein.” (ND 5.1.68, S .l). Übs.: “ Auch der Kolchos ‘P ut’ Iljitscha’ . . . arbeitet auf den Feldern im Komplex.” (PSU 1965/106, S.65 - P 6.9.65, S .l; russ.: . . . kom pleksno vedit polevye raboty).WDG III [Neupräg.].Vgl. z.B. auch: “ Die Planung der einzelnen Zweige und Bereiche der Volkswirtschaft hat kom plex und territorial zu erfolgen.”(Gbl. 1958 I, S .l 18).Russ.: kom pleksny], (Adj.) kom pleksno (Adv.).Sek.: Nyvelius, S.23 [W ortgebr.]; Reich, S .126 [Wortgebr.; als Be -

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griff der W irtschaftsplanung seit 1958]. T e x t : S .82, 93, 141,142 (m it Anm. 287).

Komplexbrigade - s. un ter B r i g a d e

* Komplexe Entwicklung. Vermutl. L ü s. “ Prinzip einer planmäßi­gen, vielseitigen strukturellen Entwicklung der Volkswirtschaft unter Abstimmung der verschiedenen Seiten und Faktoren des Gesam tpro­zesses . . . Die k.E. ist für alle sozialistischen Länder charakteristisch.” (ÖL I, S.1107)Siebenj., S.286 u.ö.; Übs.: “die richtige Spezialisierung und komplexe Entwicklung der W irtschaftsbezirke” (Polit.ök ., d t. S.538/russ.S.464) u.ö.Russ.: kom pleksnoe razvitie (RPP II, S.693 - 1939). ÖW.T e x t : S.33, 122.

* * Komplexe Mechanisierung, Komplexmechanisierung [seit M itte der 50er Jahre]. L ü s. “ U nter kom plexer Mechanisierung und Automatisierung wird in der Sowjetunion eine vielfache Aufgabe ver­standen, die technische, technologische, arbeitsorganisatorische und ökonomische Aspekte ha t” (PSU 1966/25, Sonderbeilage, S.5 - Anm. der Redaktion).“M. des gesamten Arbeitsablaufes einschl. aller Hilfs- und Neben - prozesse” (ÖL II, S .158).Gbl. 1954 I, S .161 u.ö.; Übs.: PSU 1952/33, S.245 - P 6.2.52, S.2 u.ö.; SBZ 1966.Russ.: kompleksnaja mechanizacija (RPP II, S.687 - 1939).

SSRLJ V; BSE XXVII, S.344; ÖW.Sek.: Kohls, S .174 [Lüs.]; Reich, S .126. T e x t : S. 94f., 125.

* Komplexe ökonom ische Analyse. Vermutl. L ü s . Gbl. 1966 II,S. 446; Übs.: PSU 1964/77, S.1713 - P 21.6.64, S.3.Russ.: kom pleksnyj ekonomiHeskij analizT e x t : S.122.

* Komplexteil [PSU]. Lü s . Terminus im Rahmen der “ Gruppen - fertigung” - s. dort. Das Komplexteil der betreffenden G ruppe “ver­einigt in sich die verschiedensten technologischen Bedingungen aller dieser Gruppe untergeordneten Teile” , “ ist die Grundlage für die Klassifizierung, für die Ausarbeitung des technologischen Prozesses, für die Erarbeitung der technischen D okum entationen, für die Tätigkeit des Betriebsm ittelkonstrukteurs und des K onstrukteurs”(PSU 1961/30, S.639).

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Vgl. auch ÖL I, S.847: “ konkretes Kom plexteil” (= “ kom plizierte­stes Einzelteil der G ruppe” ), “ ideelles K om plexteil” (= “ theoreti - sches Einzelteil” ),Vgl. auch: “ komplexes W erkstück” (PSU 1959/60, S .1383 - P 24. 4.59, S .3).Russ.: kom pleksnj deta l’. ÖW.T e x t : S.126.

Zahlreiche weitere Fügungen und Zusammensetzungen.

* * Konfliktkommission [seit 1953]. L ü s . “ In allen volkseigenen und ihnen gleichgestellten Betrieben und in allen Organen und selbständigen Einrichtungen der Verwaltung . . . m it m ehr als 200 Beschäftigten . . . sind Kommissionen zur Beseitigung von Arbeits - Streitfällen (Konfliktkom m issionen) zu bilden.” (Gbl. 1953, S.695). Im “Gesetzbuch der A rbeit” von 1961 wird eine erweiterte Funktion gesetzlich fixiert (ohne russ. Einfluß): “ In den sozialistischen Be - trieben werden als gesellschaftliche Organe Konfliktkom m issionen gewählt . . . Sie dienen der gegenseitigen Erziehung der W erktäti - gen im Sinne der G ebote der sozialistischen Moral und zur bewußten Einhaltung des sozialistischen Rechts.” (Gbl. 1961 I, S.47).Eine entsprechende Funktion hat in der Sowjetunion das betriebli - che “ Kameradschaftsgericht” (tovarilieskij sud - vgl. Sowjetsystem und dem okrat. Gesellschaft III, S.510 f.).Du - L 1968; FW 1961 f., WDG [Neupräg. DDR], Kl.Lex., MNL V, ÖL I; Brockhaus 1966 X [DDR], SBZ 1969.Eine ähnliche Einrichtung existierte in Deutschland schon in der Zeit des I. Weltkrieges un ter der Bezeichnung “ Schlichtungsaus - schuß” (vgl. Elster, W örterbuch der Volkswirtschaft III, S .140).Im w estdt. Sprachgebrauch: “ Einigungsstelle” (z.B. Bulletin 1952,S.987).Russ.: (rascenoifno-) konfliktnaja komissija (RPP I, S.610 - 1927)

Usakov I; SSRLJ V; BSE XXXVI, S.100 ÖW [“ Tarifschlichtungskommission” ; für “K onflikt - kommission” wird russ. komissija po trudovym sporam angegeben - ‘Kommission für A rbeitsstreitigkeiten’, so auch PSU 1958/90, S.1870 - P 16.7.58, S .l ; Sowjetsystem und dem okratische Gesellschaft I].

Sek.: Kohls, S .174 f. [Lüs. nach konfliktnaja komissija; russ. seit 1918; im Dt. bekannt seit den 20er Jahren]; Nawrocki.T e x t : S.47, 84, 129, 135.

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* Konstruktionsorganisationen [Übs.]. L ü s . Polit.Ök., d t. S .489/ russ. S.421.Russ.: konstruktorskie organizaciiT e x t : S.125.

* * * Kontrolle. W o r t g e b r. (Frequ. im Zusammenhang m it der zentralen Lenkung der W irtschaft; besonders in bestim m ten Zusam - mensetzungen und Fügungen, z.T. Lehnprägungen). Agricola; SBZ 1969. Russ.: kontrol'. Sek.: Reich, S .128 f. T e x t : S.81.Vgl. auch unter: Anleitung; Arbeiter-; Massen-, Partei- und Staats - kontrolle, Plankontrolle, Staatliche Kontrolle, Volkskontrolle.

* * Kontrolle durch die Mark [seit Anfang der 50er Jahre]. Vermutl. A n a l . “ Ein wirksames M ittel zur Aufdeckung von Volkswirtschaft - liehen Ressourcen ist die Anwendung der K ontrolle durch die Mark.Sie beruht darauf, daß der Plan nicht nur nach Menge und Art, Sorti - m ent und Qualität der herzustellenden oder im Handelsprozeß zu verteilenden gesellschaftlichen Produkte aufgeteilt wird, sondern gleichzeitig ihren Wert in DM der Deutschen N otenbank ausdrückt.”(ND 2.2.55, S .3).Gbl. 1951, S.975 u.ö .;Ü bs.: PSU 1953/135, S .1 6 6 4 -P 18.11.53, S.3 u.ö. (“ Kontrolle durch den Rubel” )WDG III [DDR], Agricola, Kl.Lex., MNL V, ÖL I; Koslow (“ K ontrolle durch den Rubel” ).Russ.: ko n tro l’ rublem (RPP III, S.737 - 1952)

BSE XXII, S.475; ÖW.Sek.: Kohls, S .175 [Lüt], T e x t : S.69, 86, 123.

* * Kontrollposten der FDJ [seit M itte der 50er Jahre]. A n a l .“ aktive Mitglieder der FDJ, die in ihrem Arbeitsbereich Mängel, Schwierigkeiten u. Fehler aufdecken, den Kampf zu ihrer Überwin - dung führen u. überall das Neue fördern. Die K. werden als Organe der FDJ in den FDJ - Gruppen u. Grundeinheiten in allen sozialist. Betrieben, Verwaltungen u. Institutionen gebildet.” (Kl.Lex., S.512 f.)“ FDJ - K ontrollposten” (ND 4.5.54, S.3); “ Jungarbeiter auf Kontroll­posten” (ND 3.9.54, S.3).“Die K ontrollposten der Freien Deutschen Jugend sind fester Be - standteil der Arbeiter - und Bauern-Inspektion.” (Gbl. 1964 I, S.85) u.ö.Übs.: PSU 1963/53, S.1143 - P 26.4.63, S .l.MNL V, ÖL I; SBZ 1969. Vgl. auch P a r t e i kontrollposten.

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Russ.: kom som ol’skij ko n tro l’n y j post - ‘Kom som ol-Kontrollposten’BSÉ I, S.620.

Sek.: Kohls, S .199 [Lut]; Moser, Spr.Folgen, S .17. T e x t : S.69,123, 135.

* * Kontrollziffern [besond. in Übss.]. L ü s. “die auf Grund der volkswirtschaftlichen Gesamtbilanz u. der gesellschaftspolit. Ziele bestim m ten Planzahlen aller Bereiche des Volkswirtschaftsplans”(Kl.Lex., S.513).“Die vom Ministerium für Planung der Republik zusammen m it den Fachm inisterien der Republik und den Landesregierungen erarbeite - ten K ontrollziffern werden bestätigt. Sie stellen die Grundlage für die Bearbeitung des Volkswirtschaftsplanes 1951 dar und sind für alle Stellen der staatlichen Verwaltung, der öffentlichen Einrichtungen und Anstalten sowie der ganzen volkseigenen W irtschaft in ihren Zusammenhängen und für die Aufgliederung verbindlich sowie für die Planaufstellung richtungsweisend.” (Gbl. 1950, S.739).Zvbl. 1949, S.385 (DWK); TR 8.3.47 (zit.Kohls) u.ö.; Übs.: Polit.Ök., dt. S.548/russ. S.473 u.ö.FW 1961 f., WDG III [Neupräg. DDR], MNL V, ÖL I; Koslow. Eich - born, Deutsch-Englisch, verzeichnet das Wort ebenfalls (engl, key number - wie “ Kennziffer” ), sonst jedoch kein w estdt. Beleg.Russ.: kontro l'nye cifry (Vostanovlenie, S.424 - 1925)

Usakov IV; SSRLJ V; BSE (1) XXXIII, S.153 f.ÖW [“ 1. ( P l a n ) Vorgabeziffer, Orientierungsziffer;2. ( F i n w ) Kontrollziffer; 3. ( D a t ) Kontrollziffer, K ontrollbit” ].

Sek.: Kohls, S.175 f. [Lüs]; Reich, S.129. T e x t : S.122.

* Kooperativ, das/ Kooperative, die. Vermutl. L w (sek). “ Zusam - menarbeit; Arbeitsgemeinschaft; Genossenschaft” (FW 1954, S .332); “ ein auf dem Prinzip der gemeinsamen Arbeit und des gemeinsamen Eigentums an den Produktionsm itteln beruhender Betrieb” (ÖL I). Belegt nur in SMAD-Befehlen (z.B. SMAD Meckl. 1946, S.78; “ Erfassungs-Kooperative” - SMAD Thür. III 1948, S.13).Du - L I960., FW 1954 ff., WDG III [Neupräg. DDR - nur fern.; “Genossenschaft, Arbeitsgemeinschaft” ], MNL V; Du - M 1967.Vgl. schon im 19. Jh.: “ Kooperativgesellschaft” (Engels, Entwick­lung des Soz., S.25; Brockhaus 1895 X), “ Kooperativ-Genossen- schaft” (Marx, Kapital I, S .351) - entaprechend engl, coopérative society, frz. société coopérative (vgl. Brockhaus 1895). Für das Französische verzeichnen bereits der Grand Larousse und die

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Grande Encyclopédie auch das Substantiv coopérative, das vermutl. ins Russ. en tlehnt wurde.Russ.: kooperativ (RPP I, S.49 - 1918)

Usakov 1; SSRLJ V [= k o operativnaja organizacija]; BSE XXXIV, S. 194 [Verweis auf kooperacija],ÖW [“ 1. Genossenschaft; Kooperativ, Kooperative; Arbeits­gem einschaft; 2. Konsumverkaufsstelle” ].

Sek.: Reich, S.129. T e x t : S.5 3, 57, 58.

Korabelnikowa - M ethode. N a m e . M ethode für Einsparung von Mate­rial und Einführung persönlicher Konten, in denen jede Materialein­sparung eingetragen wird.“ Sowjetisierung . . (Ost - Probleme 1952), S. 197; Bulletin 1952,S.885 [SBZ].Russ.: m etod Korabel'nikovy. BSE XII, S.557 [1950]T e x t : S.60, 126.

* * Kowaljow - M ethode. N a m e , “von dem Sowjet. Ingenieur . . . 1950 begr. N euererm ethode des Studiums der Handgriffe m ehrerer Arbeiter u. Aktivisten, die die gleiche A rbeit verrichten, u. der Mas­senverbreitung der sich daraus ergebenden rationellsten Arbeits­m ethode; auch in der DDR ein entscheidendes M ittel zur Steigerung der A rbeitsproduktivität.” (Kl.Lex., S.522).“Die Kowaljow-Methode ist . . . die Zusammenführung der Hand­griffe und M ethoden der besten A rbeiter zu einer besonders vorteil­haften A rbeitsm ethode und deren V erbreitung” (ND 3.1.62, S .l).ND 1.12.50 (zit.Kohls); Gbl. 1951, S.327 u.ö.Übs.: PSU 195 3/100, S .1 2 2 4 -P 12.8.5 3, S.2 u.ö.FW 1954 ff., Du - L 1960 f., Kl.Lex., MNL V [seit 1950],Russ.: m etod (inzenera) Kovaleva (P 12.8.53, S.2)

BSÉ XXI, S.199 [seit 1948]; ÖW.Sek.: Kohls, S.176 [Teillw.]; Reich, S.130 [Lp]; Topuridze-Sumba- tova, Neologyizmy, S.199 [Lp]. T e x t : S .126.Vgl. auch: Kowaljow-Brigade (ND 25.2.51, S.7); Kowaljow-Studie (ND 3.9.54, S .l u .ö .; ÖL I) u.ä.

* Kraftzerspanung [Übs.]. L ü s. Von dem sowjetischen Dreher V.Ko- lessov entwickeltes Verfahren. PSU 195 3/107, S .l 310 -P 13.8.53,S.2 u.ö.Vgl. auch unter K o l e s s o v m e t h o d e Russ.: silovoe rezanteT e x t : S .125

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* Kriegskommunismus [ SU - hist.]. L ü s. “ W irtschaftspolitik des Sowjetstaates in der Zeit des Bürgerkrieges und der ausländlischen militärischen Intervention” (MNL V, S .139).TR 20.3.47 (zit.Kohls); Übs.: P o lit.ök ., d t. S.398/russ. S .342. Brockhaus 1966 X.Russ.: voennyj ko m m u n h m

Usakov I; SSRLJ V; BSE VIII, S.484 [bis 1921]-, ÖW.Sek.: Kohls, S.177 [Lüs; schon in den 20er Jahren bekannt geworden], T e x t : S .121.

* Kulak [SU - hist.]. L w (russ.). “ Großbauer; Kapitalist im Dorf, der frem de A rbeitskräfte ausbeutet; als Klasse (K ulaken tum ) in der UdSSR im Zuge der Kollektivierung beseitigt.” (Kl.Lex., S.5 34).TR 10.4.47 (zit.Kohls); P o lit.ök ., d t. S.390/russ. S .335.Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., WDG III, MNL VI; Du - M 1954 ff.;F - Du 1960 f., Wahrig, Brockhaus 1952 VI, 1966 X [SU].Russ.: kulak - urspr.: ‘F aust’, übertragen auch: ‘Geizhals’ (vgl.

Pawlowsky, Russ.-dt.), als Bezeichnung für G roßbauern besonders nach 1917.Usakov I; SSRLJ V; BSE XXIV, S.8.ÖW [“ 1. (kapitalistischer) Großbauer; 2. ( G e s c h )Kulak” ].

Sek.: Bielfeldt, Histor. Gliederung, S.6 [nach 1917 en tlehnt];Karpovic (1959), S.78 [schon 1892 bei Engels belegt; verbreitet nach 1917]; Kohls, S.66 [schon in den 20er Jahren]; Subbotina, S.225. T e x t : S.53, 121.

* * -Kultur. In der Bedeutung ‘Niveau, Entwicklungsstufe (auf einem bestimm ten Gebiet der w irtschaftlichen oder geistigen T ätig k e it. . .)’ (SSRLJ V, S.1827) in L e h n p r ä g u n g e n :Ackerbaukultur, Arbeitskultur, Bedienungskultur, Handelskultur, Produktionskultur - s. dort.Russ.: k u l’turaT e x t : S.83.Prägungen ähnlicher Art waren schon früher bekannt (vgl. Baur, Kultur, passim: “ M öbelkultur” - 1932; “ Baukultur” - 1931 u.ä.).Für die Determ inierung des Inhalts von*Kultur” im Rahm en der Ideologie vgl. besonders Reich, S .133 ff; Sowjetsystem und Demo­kratische Gesellschaft III; zur W ortgeschichte: Baur, Kultur.

* Kultur- und Sozialfonds [DDR seit 1957], Vermutl. L ü t. “zweckgebundener, von den sozialistischen Betrieben eigenverant­wortlich verwalteter finanzieller Fonds, m it dessen M itteln die Arbeits-

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und Lebensbedingungen der W erktätigen im Betrieb . . . verbes­sert . . . werden” (ÖL I, S .1183).Gbl. 1957 I, S.289 u.ö.Übs.: Polit.Ök., dt. S.603/russ. S.521 [“ soziale und kulturelle Fonds” ; russ.: sociaVno-kultum ye fo n d y - in gesamtstaatlichem Rahmen].Brockhaus 1966 X [DDR], SBZ 1969.Russ.; fa n d ulucsenija k u l’tum o-bytovych uslovij - ‘Fonds zur

Verbesserung der kulturellen und sozialen Bedingungen’BSE XLV, S.292. ÖW [russ.: k u l’tum o-bytovo j fond]

T e x t : S.66, 94, 122.

* Kulturwaren. Vermutl. L ü s. “ M usikinstrumente, Spielwaren, Kunstblumen, Sportartikel, Schmuck u .a.” (FW 1954, S.342).ND 17.12.53, S.4 u.ö.FW 1954 ff.; ÖL I [“ K ulturw arenindustrie” ].

Russ.: k u l’ttovary, Abk. für: kul'turnye tovarySSRLJ V [‘Waren, die für die Befriedigung der kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung bestim m t sind’];ÖW [russ.: tovary ku l’tum ogo obichoda, kul'turnogo assor- tim enta ].

Sek.: Reich, S .l 34. T e x t : S.61, 125.

* * Kulturell-technisches Niveau.L ü s. “Summe der allgemeinbil­denden und technischen Bildungselemente, bezogen auf einen oder eine Gruppe von Menschen bzw. auf die Bevölkerung eines Landes in einer bestim m ten historischen Epoche” (ÖL I, S .l 182).

“Das kulturell-technische Niveau der in der Produktion Tätigen, das heißt die Gesamtheit der Produktionserfahrungen, der Arbeitsfertig­keiten, des Allgemein- und Fachwissens, ist einer der entscheidenden Faktoren für die Entwicklung der stofflichen Elemente der Produk­tivkräfte, vor allem der Produktionsinstrum ente.” (Polit.Ök., dt. S. 494/russ. S.425).“das kulturelle und technische Niveau der Arbeiterklasse” (ND 1.1.54,S.3 - Stalin);“kulturell-technisches Niveau” (Gbl. 1964 II, S.813 u.ö. - in den 60er Jahren setzt sich diese Form m ehr und m ehr durch).Übs.: PSU 1952/200-201, S.1567 - P .10.10.52, S.4 u.ö. - meist: “ kul­turelles und technisches Niveau” , aber auch freiere Wiedergaben:“das kulturelle Niveau der A rbeiter und ihre technischen Kenntnisse” (PSU 1956/152, S .3244 - P 4.12.56, S.2), “ hohes Niveau der Kul­

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tur und des technischen Wissens der W erktätigen” (PSU 1961/143, S .3 2 4 4 -P 2.11.61, S .5)u .ä .

Russ.: kul'turno-techniceskij uroven’ (RPP II, S.559 - 1935)SSRLJ XV; ÖW [“kulturelles und fachliches (technisches) Niveau” ].

T e x t : S.63, 79, 94, 121.

* Kusowkin-Abstechmeißel [PSU]. N a m e . PSU 1956/59, S.1397 u.ö. T e x t : S.54, 125.

* Kutafin-M ethode. N a m e , “durch den sowjetischen Eisenbahner . . . Kutafin . . . entwickeltes Vormeldeverfahren für Nahgüterzüge” (MNL V, S.217).TR 7.3.51 (zit. Kohls).Russ.: m etod Kutafina. BSE XXIV, S .142 [1934],

Sek.: Kohls, S.180 [Teillw.]. T e x t : S.126.

Labor, ökonomisches - s. un ter ö k o n o m i s c h e s L a b o r

Landwirtschaftsorgane [Übs.]. L ü s. “ landwirtschaftsleitende Organe (W B , Landwirtschaftsräte, Bezirksdirektionen der VEG)” (ÖL II, S.30).PSU 1952/200-201, S.1562 - P 10.10.52, S.3 u.ö.

Russ.: sel’skochozjajstvennye organyT e x t : S.122, 124.

* * * Leiter [besond. in den 60er Jahren], W o r t g e b r. (bevor­zugte Bezeichnung für Führungskräfte in der Wirtschaft); zugleich B e d . s p e z.: “ leitender W irtschaftsfunktionär” .

“Das neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volks­wirtschaft braucht Leiter, die perspektivisch denken können, die den Mut haben, Risiken zu tragen.” (ND 5.2.64, S.3 - zit. Reich).Russ.: (chozjajstvennyj) rukovoditel’ (P 25.2.57, S.2)

ÖW [“ Leiter, Leitungskraft, Führungskraft” , inbezug auf die Partei: “ Führer, führende Persönlichkeit” ].

Sek.: Reich, S.138. T e x t : S.76, 128.

* Leitungswissenschaft [Übs.]. Vermutl. L ü s. “ U nter L. wird die Wissenschaft von der Leitung und Organisation des Staates und der W irtschaft verstanden” (SBZ 1969, S.374).

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“Wir haben jedoch immer noch keine genügend entwickelte Leitungs­wissenschaft, zu deren Schaffung W.l. Lenin aufrief.” (PSU 1968/17,S .l -P 19.1.68, S.2).Auch m it “ Verwaltungswissenschaft” übersetzt (PSU 1966/51, S.374 -P 10.4.66, S.2).Russ.: nauka upravlenija. ÖW [“Führungswissenschaft” ].T e x t : S.123.

Die Differenzierung “ Leitung” (für die DDR bevorzugt) / “ Führung” (öfter inbezug auf die BRD) ist eine innerdeutsche Erscheinung.Vgl. z.B. Kade (1968), S .187: russ. principy upravlenija wird in der DDR m it “ Leitungsprinzipien” , in der BRD m it “ Führungsprinzipien” übersetzt!

* Lewtschenko-M ethode. N a m e . M ethode zur Senkung der Selbst­kosten für jeden Arbeitsgang.TR 22.9.52 (zit. Kohls); Bulletin 1952, S.885 [SBZ],Vgl. BSE XXIV, S.402 [1951].Sek.: Kohls, S.182 [Teillw.]. T e x t : S.126.

* Liquidierung, liquidieren. W o r t g e b r. (Weiterverwendung i.S.v. “ Beseitigung, A bschaffung” tro tz des Gebrauchs i.d.NS-Zeit). “ Li­quidierung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse” (ND 4.5.68, S.5); Übs.: P o lit.ök ., dt. S.449/russ. S.387.Du-L 1952 ff., FW 1954 ff., WDG III, Kl.Lex.,; Du-M 1954 ff., F-Du 1960 f. [jmd. beseitigen], Wahrig.

Russ.: likvidacija, likvidirovat’ (RPP I, S.661 - 1927: ‘Die fast voll­ständige Liquidierung der früher herrschenden Klassen’).Vor allem in den 30er Jahren: ‘Liquidierung des Kulaken- tum s’ Aber auch allgemein, z.B.: ‘den Rückstand der Schwarzmetallurgie völlig liquidieren’ (RPP II, S.447 - 1934). Usakov II; SSRLJ VI; ÖW.

Sek.: Fröhlich, S.204; Nordin, S.40; Moser, Spr. Folgen, S.18 [schon im D ritten Reich; W eiterverwendung vermutl. wegen der russ. Ver­wendungsweise]; Reich, S. 140; für den W ortgebrauch im D ritten Reich vgl.: Berning, S.124; Klemperer, LTI, S .165. Im obengenann­ten Sinn jedoch auch schon in der KPD-Sprache (vgl. Weber, Doku­mente, S.219 - 1925). T e x t : S.47, 80, 129.

* Losinski-Methode. N a m e , “ nach der M ethode des Sowjet. Ö kono­men L o s i n s k i 1951 von Gerhard O p i t z . . . entwickelte Organisationsweise der Verwaltungsarbeit nach genauen Arbeits-

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plänen, um durch eine exakte Festlegung der persönl. Aufgabenberei­che, die tägl. Kontrolle der Arbeit an Hand der Planunterlagen u. die planmäßige Qualifizierung aller M itarbeiter einen gleichmäßigeren u. dam it Einsparungen ermöglichenden A rbeitsablauf zu erreichen.” (Kl.Lex., S.573 - “ Losinski-Opitz-Methode” ; so auch Kohls). ND 10.12.51, S.5; Bulletin 1952, S.885 [SBZ],Russ.: kein Beleg.Sek.: Kohls, S .182 f. [Teillw.]; Reich, S .140. T e x t : S .126.

* * Losung. B e d . e n 1 1. “ entsprechend der gegebenen Situation knapp und einprägsam form ulierter politischer Aufruf, der auf eine aktuelle Ziel- und Aufgabenstellung o rien tiert” (MNL V, S.471). “ U nter der Losung ‘M ehr produzieren, um besser leben zu können’ wurde die große Initiative der werktätigen Massen geweckt.” (Gbl. 1949, S.73)“Das 11. Plenum, die Reden der Genossen Herbert Warnke und Bruno Leuschner gaben uns erneut Veranlassung, über die Losung ‘Spare m it jedem Gramm, jedem Pfennig und jeder M inute’ nachzudenken.”(ND 5.1.61, S .3)Du-L 1960 f., WDG III, Agrícola; SBZ 1969.Russ.: lozung (RPP I, S.436 - 1924)

Usakov II; SSRLJ VI; BSÉ XXV, S.359.Urspr. als milit. Terminus aus dem D t. entlehnt, als solcher aber heute veraltet (vgl. SSRLJ).

T e x t : S.71, 73, 74, 116, 126.

* Lunin-Methode. N a m e . M ethode der besseren Pflege und Aus­lastung von Lokomotiven.TR 8.11.50 (zit. Kohls); PSU 1959/153, Sonderbeilage, S.8 u.ö.Vgl. BSÉ XXV, S.475 [1940],Sek.: Kohls, S.183 [Teillw.]. T e x t : S.126.

* Lyssenko-Methode. N a m e . Vgl. unter J a r o w i s a t i o n .TR 5.3.50 (zit. Kohls).Vgl. BSÉ XXV, S.498 f.Sek.: Kohls, S.183 [Teillw.]; K unath, S .38. T e x t : S .124.

* M aisenthusiast [Übs.]. L ü s. PSU 1961/9, S .178 - P 12.1.61, S.7 Russ.: éntuziast kukuruzyT e x t : S.28, 127.

* Malzew-Methode [PSU] N a m e , “von dem Sowjet. Agrarwissen-

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schaftler T.S. M a 1 z e w . . . entwickelte neues System der Boden­bearbeitung” (Kl.Lex., S.589) -der Acker wird nur alle 3 bis 4 Jahre gepflügt.PSU 1955/72, S .1543 u.ö. in den 50er Jahren.Vgl. BSE XLI, S .188 [1949]Sek.: Kohls, S.184 [Teillw.]. T e x t : S .124.

* * Mamai-Methode. N a m e , “ eine von dem Sowjet. Häuerbriga­dier Nikolai M a m a i . . . 1958 ins Leben gerufene Wettbewerbs­bewegung zur t ä g 1. Planübererfüllung der Schichtnorm an jedem Arbeitsplatz” (Kl. Lex., S.589). In der DDR auch unter Bezeichnung “Christoph-W ehner-Methode” (ebf. seit 1958).ND 10.1.60, S .3; PSU 1958/122, S.2462 u.ö.Du-L 1968, FW 1961 f., MNL V.Russ.: vgl. P 29.4.59, S.2.Sek.: Kohls, S.184 [Teillw.]. T e x t : S.36, 126.

* Mamedow-Methode. N a m e . “M ethode des Sowjet. Ingenieurs M a m e d o w, eine Verkürzung der Güterwagenumlaufzeiten zu erreichen, bes. durch Reorganisierung der starren Fahrpläne u. Regelung der Reihenfolge in der Bedienung der Wagengruppen”(Kl. Lex., S.590).TR 21.7.51 (zit. Kohls); Bulletin 1952, S.886 [SBZ]; MNL V.Vgl. BSE XXVI, S.189 [1950].Sek.: Kohls, S.184 [Teillw.]. T e x t : S.126.

* * * Maschinen-AusleihStation, Abk.: MAS [1946 bis 1952],L ü t. TR 25.3.47 (zit. Kohls); Zvbl. 1948, S.91 u.ö.Du-L 1952, MNL V [vor 1949: “M aschinenhöfe” ].Auch: “ M aschinenverleihstation” (Kohls, S. 189), “Maschinen­station” (Kohls, S .187), “Maschinen- und G eräteverleihstation” (Kohls, S .187), “M aschinen-Leihpunkt” (SMAD Thür. III 1947/10, S.44), “ V erm ietungspunkt” (SMAD Sachsen 1945/7, S.6).Nach 1952: MTS - s. dort.

Russ.: masinno-konnyj proka tnyj punkt. BSE XXVI, S.562[bis 1928],ÖW [“Maschinen- und Pferdeausleihstelle” für masinno-prokatnaja stancija

Sek.: Fecbrov (1949), S.25; Gernentz, S.70; Kohls, S.185 f.[Lüt]; Kuklina, Wortliste; Reich, S .142; Riemschneider, Ver­änderungen, S.26 [Lp]; Svanebach, S .118 [Lp]; Topuridze-Sum- batova, Neologizmy, S.186. T e x t : S .124.

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M aschinenpaß - s. un ter - p a ß

Maschinen- und Bagger-Station [SU]. L ü s. Vgl. Kohls.Russ.: masinno-ekskavatomaja stancija, Abk.: MES. BSE XXVI,S.569.Sek.: Kohls, S. 187 [Lüs]. T e x t : S.63, 124.

* Maschinen- und Tierzuchtstation [SU]. L ü s . TR 11.4.51 (zit. Kohls).Russ.: m alinno-zivotnovodieskaja stancija (RPP IV, S.203 -

1955)BSE XXVI, S.562; ÖW [“M aschinenstation für die Vieh­w irtschaft” ].

Sek.: Kohls, S.187 f. [Lüs]. T e x t : S.63, 124.

* * * Maschinen- und Traktoren-Station, Abk.: MTS [seit Ende 1952]. L ü s . “ in den Ländern des Sozialismus staatl.-sozialist. Betrieb zur Wirtschaft., polit. u. kulturellen Hilfe für die sozialist. Landwirtschaft” (Kl. Lex., S.600).TR 9.1.46, S.4 [SU]; PSU 1952/200-201, S.1563 - P 10.10.52,S.3 u.ö.; Gbl. 195 3, S14 u.ö.“Die Hauptaufgabe der MTS besteht in der ständigen und allseiti­gen Hilfe bei der Festigung und Entwicklung der LPG zu muster­gültigen sozialistischen G roßbetrieben.” (Gbl. 1958 I, S.5 33)Vgl. auch Polit. Ök., dt. S.448 f./russ. S .386.Du-L 1952 ff., FW 1954 ff., M NLV, ÖL II; Koslow; Du-M 1967; Wahrig [SBZ], Brockhaus 1952 VII [DDR], SBZ 1969.

Russ.: masinno-traktornaja stancija, Abk.: MTS (RPP II, S.24-1929)Usakov II; SSRLJ VI; BSE XXVI, S .564 [seit 1928]; ÖW.

Sek.: Gernentz, S.70; Kohls, S .188 [Lüs; bekannt schon Ende der 20er Jahre inbezug auf die SU]; Kortner, S.20; Kuklina, Vlijanie, S.73 [Lp]; Kunath, S .38 [Lp]; Moser, Spr. Folgen, S.12[Lp]; Ny- velius, S.24 [Lüs]; Reich, S .142 f. [Lüs.]; Riemschneider, Verän­derungen, S.26; Svanebach, S.118 [Lp]. T e x t : S.45, 46, 62, 80, 92. 93, 124.

* M TS-Direktor.Gbl. 1958 I, S .141;PSU 1956/1, S.5 -P 27.11.55, S.2 (“ MTS-Leiter” )Russ.: direktor M TS

Zahlreiche Zusammensetzungen m it der Abk. - vgl. z.B. die Listebei Kohls.

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Vgl. auch un ter R e p a r a t u r - T e c h n i s c h e S t a t i o n [seit 1959].

* Massenbewegung der Erfinder und Rationalisatoren [Ubs. ] L ü s.PSU 1952/200-201, S.1567 - P 10.10.52, S.4 u.ö.Für die DDR vgl. z.B.: “ Massenbewegung des Erfindungs- und Vorschlagswesens” (Gbl. 1953 I, S.295 u.ö.)Russ.: massovoe dvizenie izobretatelej i racionalizatorov

(RPP III, S.736 - 1952).Vgl. auch un ter E r f i n d u n g s w e s e n , N e u e r e r , R a t i o n a ­l i s a t o rT e x t : S.85, 127.

* * Masseninitiative. L ü s. “objektive, gesetzmäßige Erscheinung un ter den Bedingungen sozialistischer Produktionsverhältnisse; Ausdruck der schöpferischen Rolle der Volksmassen beim Aufbau des Sozialismus und der Übereinstimmung zw. den gesellschaft­lichen und persönlichen Interessen.” (ÖL II, S. 137)SBZ 1969.“ Erfolge der M asseninitiative in den G roßbetrieben der Ostzone”(ND 8.5.49, S.4)“Organisierung der Masseninitiative” (Gbl. 1968 II, S.435) u.ö.

Russ.: initiativa mass. BSE (1) XLVIII, S .322.Sek.: Boree, S.23; Fröhlich, S.62; Gerdt, S .15 [Lp]; Moser, Spr.Folgen, S.21; Reich, S .143; Riemschneider, Veränderungen, S.65; Subbotina, S.227 [Lp]. T e x t : S .126.

* * M assenkontrolle. L ü s. “ Die V erwaltungskontrolle reicht für eine ordentliche W irtschaftsführung keineswegs aus, und die Lük- ken in der M assenkontrolle können nur durch richtige Organi­sierung der Volkskontrollbewegung m it K onzentration auf die wichtigsten Aufgaben geschlossen w erden.” (ND 1.1.49, S.4) “Massenkontrolle der Arbeiter- und Bauern-Inspektion” (ND 13.1.65, S.4) u.ö.SBZ 1969.Russ.: massovyj kon tro l' (RPP II, S.470 - 1934)

kontroV mass. Usakov II.Sek.: Fröhlich, S.62; Reich, S.143. T e x t : S.123.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen m it der Abk. - vgl. z.B.die Liste bei Kohls.

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Zu “ Masse” vgl.: Fröhlich, S.60 [Wort- und Bedeutungsgeschichte]; Maetzke, S .343; Moser, Spr. Folgen, S.32; Moser, W ortgeschicht II, S.471; Reich, S.143.

Materialfonds. Vermutl. L ü s. “ Anteil, den die Staats- und Wirt­schaftsorgane bzw. die ihnen unterstellten Betriebe und Ein­richtungen . . . aus dem verfügbaren A ufkom m en aus einem Er­zeugnis bzw. einer Erzeugnisgruppe zur Decjcung ihres produk­tiven bzw. sonstigen Bedarfs erhalten.” (ÖL II, S .144)“ staatliche M aterialfonds” (Gbl. 1951).“ Die zur Verfügung stehenden M aterialfonds sind sparsam einzu­setzen.” (Gbl. 1959 I, S.28) u.ö.Auch: “ materielle Fonds” (Gbl. 1963 II, S.440 u.ö.)WDG IIRuss.: material’nye fo n d y . BSE XXVI, S.518; ÖW.T e x t : S .123.

Materialverbrauchsnorm - s. un ter N o r m

* * Materielle Interessiertheit [besond. seit 1963]. L ü s. “G rundprinzip der sozialistischen Wirtschaftsführung, w onach die Höhe des Lebensstandards der Mitglieder der sozialistischen Gesell­schaft von der Q uanität und Q ualität der von ihnen geleisteten Ar­beit und den Ergebnissen der gesellschaftlichen Produktion ab­hängig ist.” (Koslow, S.200 f.)“ Das Prinzip der materiellen Interessiertheit wird nach dem Grund­satz verwirklicht: ‘Alles, was der Gesellschaft nützt, m uß auch für den Betrieb und für den einzelnen W erktätigen vorteilhaft sein.” (SED-Programm, S.17)TR 28.12.47 (zit. Kohls); Übs.: PSU 1953/128, S.1566 - P 30.10. 53, S.4 u.ö.; Gbl. 1958 I, S.135 u.ö.Du-L 1968, MNL V, ÖL II; SBZ 1969.

Russ.: material’naja zainteresovannost’SSRLJ IV; ÖW.Der Begriff geht auf Lenin zurück (vgl. z.B. Werke XXXIII, russ. S .38 - in der Form ulierung licnaja zainteresovannost’- ‘persönliche Interessiertheit’ - 1921). Propagiert wurde das Prinzip Anfang der 30er Jahre durch Stalin (vgl. Ach- minow, S.43)

Sek.: Kohls, S209 [Lüs.]; Kunath, S .30; Nyvelius, S.22 [Lüs];

M assenwettbewerb - s. un ter W e t t b e w e r b

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Rozen, S.60 [Lp], T e x t : S.63, 82, 120, 136, 137.

Fonds der materiellen Interessiertheit - s. un ter F o n d s

* Materielle V erantw ortlichkeit [seit Anfang der 50er Jahre]. L ü s. “ 1. im Zivilrecht das Einstehenmüssen für vertragswidriges und i.w.S. nicht pflichtgemäßes Verhalten. Der Begriff der m.V. löst im soziali­stischen Schadensersatzrecht die Haftpflicht als zusammenfassende Bez. für alle den Schadensersatz regelnden Vorschriften ab . . . .2. im Arbeitsrecht das materielle Einstehen der W e r k t ä t i g e n für Schäden am sozialistischen Eigentum, die durch arbeitsrecht­liche Pflichtverletzungen verursacht wurden. Die m.V. d ient der Erziehung der W erktätigen zur künftigen gewissenhaften Erfüllung der Arbeitspflichten und zur Verhütung weiterer Schäden . . . Die m.V. des B e t r i e b e s besteht für Schäden, die den W erktätigen bei der Durchführung ihrer Arbeit entstehen.” (ÖL II, S .152)Gbl. 195 3, S.696 u .ö .; MNL V

Russ.: material'naja o tvetstvennost’Usakov II; BSE XXVI, S.509 f.;Ö W [“ (R e c h t ) materi­elle Haftung” ].

Sek.: Nyvelius, S.27 [vermutl. Lüs]. T e x t : S .129.

* * M ateriell-technische Basis. L ü s . “ materielle Produktions­grundlage einer Gesellschaftsordnung; verkörpert die Produktiv­kräfte auf dem Stand ihrer Entwicklung, der Voraussetzung für die Existenz dieser Gesellschaftsordnung ist und das ihr en t­sprechende Niveau der A rbeitsproduktivität gewährleistet.”(MNL V, S.667). Im ÖL ähnlich.In der BSE dagegen enger gefaßt: ‘Gesam theit der in den verschie­denen Produktionszweigen angewandten A rbeitsm ittel’ (XXVI, S.511).Vgl. zu den nicht ganz einheitlichen Definitionen I. Kasickij, O kategorii ‘m aterial’no-techniieskaja baza kom m unizm a’, in: Voprosy ekonom iki 1961/1; auszugsweise übersetzt in Ost-Pro- bleme 1961/9, S.282 ff.Im praktischen Sprachgebrauch meist auf einzelne W irtschafts­zweige, insbesondere auf die Landwirtschaft, bezogen:“ U nter den Bedingungen der Arbeiter- und Bauernmacht in der Deutschen Dem okratischen Republik wird die materiell-tech­nische Basis der Landwirtschaft ständig vervollkom m net.” (ND 5.1.54, S.4)“ Die MTS sind die materiell-technische Basis für die weitere plan­mäßige Entwicklung der Landwirtschaft in der Deutschen Demo­

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kratischen R epublik.” (Gbl. 1954 I, S .155 - vgl. auch Polit. Ök.,S.5 48).Übs.: PSU 1956/29, S.708 - P 26.2.56, S.5 (“ Stärkung der m ate­riell-technischen Basis der MTS” ) u.ö.

Russ.: material’no-techniceskaja bazaBSE XXVI, S .511; ÖW.

Sek.: Kohls, S .189 [Lüs.]; Riemschneider, Veränderungen, S.45. T e x t : S.62, 79, 94, 121.

* Materiell-technische Versorgung. L ü s . ‘Prozeß der Planung, Verteilung und Organisation der rechtzeitigen und vollständigen Versorgung der Zweige der sozialistischen Volkswirtschaft m it allen Produktionsm itteln, die für ihre normale Tätigkeit und Ent­wicklung notwendig sind’ (BSE XXVI, S .516).Gbl. 1959 I, S.893 u.ö.; Übs.: Polit. Ök., dt. S.630/russ. S.544 u.ö.Russ.: material'no-techniceskoe snabzenie

ÖW [“ material-technische Versorgung, Materialver­sorgung” ]

T e x t : S .123 f., 135.

Matrossow-Mehtode. N a m e . M ethode für die V erbreitung von Bestarbeiterm ethoden. Bulletin 1952, S.885 [SBZ] u.ö.Vgl. P 29.4.59, S.2; BSE XXVI, S .534 [1947].Sek.: Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.199 [Lp]. T e x t : S.126.

* * M echanisator [SU]. L w (griech.-lat.). ‘Traktoristen, Kombine­führer, Brigadiers von Traktorenbrigaden, Chauffeure und andere Arbeitskräfte, die die Technik und die industrielle A rbeitskultur beherrschen’ (Vedomosti 1958, S.403).TR 2.9.48, S.2; Übs.: PSU 1953/86, S.1053 - P 8.7.53, S .l u.ö. Wird gelegentlich auch m it “Maschinenführer” übersetzt (z.B.PSU 1958/49, S.1055 - P 17.4.58, S.4 u.ö.)Inbezug auf die DDR ist belegt: “ Innenm echanisator” (PSU 1958/98, S.1996; vgl. auch Riemschneider, Veränderungen,S.28). FW 1961 f. [SU]; bei Moskal’skaja ohne Einschränkung.

Russ.: mecbanizator. SSRLJ VI; ÖW.Seit Anfang der 50er Jahre; hat sich schnell durchge­setzt (vgl. Andreev/Zambrzickij, S.50)

Sek.: Kohls, S.71 [Lw; auch DDR - dafür aber kein Beleg]. T e x t S.45, 5 3, 128.

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* Medaille für ausgezeichnete Leistungen [DDR seit 1953]. L ü t. “ Das Abzeichen ‘Für ausgezeichnete Leistungen im W ettbewerb’ wird in den einzelnen Wirtschaftszweigen laufend an Angehörige der volkseigenen Betriebe verliehen, die Initiatoren neuer Form en des W ettbewerbes, neuer Form en der Verbesserung der Arbeits­organisation in der Produktion sind, sowie an Funktionäre, die besonders hohe Leistungen bei der Organisierung des W ettbe­werbs vollbringen.” (Gbl. 1953, S .1141)u .ö .TR 10.1.47, S.4 [SU - “Medaille ‘Für vorbildliche A rbeit’ ” ] Agricola, Kl. Lex., MNL V, ÖL II; SBZ 1969.

Russ.: m edal’ “Za trudovoe o tlicie”SSRLJ VIII; BSE XXVI, S.601 [seit 1938],

Sek.: Kohls, S.160 [Lüs]. T e x t : S.67, 127.

* Mehrfachqualifikation, Mehrfachqualifizierung. L s c h. “ Kenn­zeichnung des Qualifikationsniveaus eines Werktätigen, der für zwei oder m ehrere Berufe eine Qualifikationsprüfung abgelegt hat bzw. die entsprechende Qualifikation besitzt und neben seinem G rundberuf wesentliche Funktionen des zweiten oder d ritten Berufes im Arbeitsprozeß erfüllt” (ÖL II, S .159).Gbl. 1959 I, S.750; Übs.: PSU 1968/150, S.7 - P 30.11.68, S.2 Russ.: sovmeicenie professij - ‘Vereinen von Berufen’ (P 29.4.

59, S.2). SSRLJ XIV; BSfi XXXIX, S.5 38 f. [seit 1939]; ÖW [“ Aneignen und Ausüben eines zusätzlichen (zweiten) Berufes, eines W echselberufes” ].

T e x t : S.68, 129.

* * Mehrmaschinenbedienung. L ü s . “ gleichzeitige Bedienung m ehrerer Maschinen durch e i n e n Arbeiter, wobei während der Laufzeit einer Maschine . . . die Hilfsarbeiten an den anderen Maschinen ausgeführt w erden” (MNL V, S .713).Gbl. 1964 II, S .77 u.ö.; Übs.: PSU 1953/107, S.1310 - P 13.8.53,S.2 u.ö.Vgl. auch: “ Zweim aschinenbedienung” (ND 10.1.59, S.4)Du-L 1960 f., ÖL II; auch Gabler II (Verweis auf “Mehrstellen­arbeit” ).Russ.: mnogostanocnoe obsluzivanie (P 29.4.59, S.2)

SSRLJ VI; BSE XL, S.192 [seit 1939]; ÖW.Sek.: Kohls, S .189 [Lsch.; sieht darin eine Fehlbildung - richtig wäre: “ Bewegung zur Bedienung m ehrerer Maschinen” ]; Topuridze- Sumbatova, Neologizmy, S .198. T e x t : S .126, 139.

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* Mehrmaschinen bewegung. L ü t. P rotokoll des 3. Kongresses des FDGB, Berlin 1950, S.25 3 (zit. Kohls).ln der Weberei: “ Mehrspulenbewegung” (TR 9.7.49 - zit. Kohls), “Mehrstuhlbewegung” (TR 28.5.47 - zit. Kohls).Russ.: dvizenie m nogostanocnikov (P 10.5.49, S.2)

SSRLJ VI; BSE XXVIII, S.8 Sek.; Kohls, S. 189 [Lsch], T e x t : S.67.

* Mehrstuhlarbeiter. L ü t. a.a.O.Russ.: m nogostanocnik

SSRLJ VI; BSE XXVIII, S.8; ÖW [in der Weberei “ Mehrstuhl­arbeiter” , sonst: “ M ehrm aschinenarbeiter” ].

Sek.: Kohls, S .190 [Lüs. - seit 1949]; Topuridze-Sumbatova, Neolo- gizmy, S .198 [Lp]; Zirmunskij, S.2. T e x t : S.63.

* * Meisterbauer, -bäuerin [DDR seit 1951]. Mögl. L ü t. “ seit 1951 Staatsauszeichnung in der DDR, Ehrentitel für Bauern u. Bäuerinnen, die sich um die Entw. der Landwirtschaft in der DDR bes. verdient gemacht haben” (Kl.Lex., S.610).Gbl. 1951, S. 1042 u.ö.“An Stelle des Ehrentitels ‘M eisterbauer’ tr i t t der Ehrentitel ‘Meister­bauer der genossenschaftlichen Produktion’ (Gbl. 1960 I, S.367)Du - L 1960 f., MNL V, ÖL II; SBZ 1969.Russ.: master vysokich urozaev (P 5.1.49, S .l) - ‘Meister hoher

Erträge’. BSE XXVI, S.456.Übs.: PSU 1961/9, S .165 - P 12.1.61, S.4 u.ö.Moskal’skaja II g ibt an: peredovik se l’skogo chozjajstva (DDR).

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S .32; Kohls, S .190 [Lüt]; Kunath,S.24; Mine, Avtoreferat, S. 11; Moser, Spr.Folgen, S .10; Reich, S .144. T e x t : S.67, 125, 127.

* Meisterhäuer. Vermutl. A n a l , (zu “ M eisterbauer” ). ND 3.9.59,S .l; MNL V; SBZ 1969.Russ.: master^zabojscik - nur ÖW.

zaslu iennyj zabojscik - ‘verdienter Häuer’ - nur Moskal’ - skaja II.

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S .32; Kunath, S.25; Reich, S .144.T e x t : S.69,127.

Meistergehilfe [SU]. Verm utl. L ü s . Vgl. Reiner, S70 [SU].Russ.: pom olcn ik mastera (P 4.9.49, S .l) . T e x t : S.128.

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* Meliorator [SU]. L w (griech.-lat.).‘Spezialist für M elioration’ (SSRLJ VI, S.804).TR 2.9.48, S.2; PSU 1968/135, S.10 - P 1.11.68, S.2 Russ.: meliorator. Usakov II.T e x t : S.5 3.

* M entorm ethode. L ü s. “ nach Mitschurin die Pfropfung eines jungen Reises einer Sorte auf eine ältere Unterlage einer anderen Sorte (od. umgekehrt), wodurch das Reis in Richtung auf Eigenschaften der Unterlage beeinflußt w ird” (Kl.Lex., S.613).TR 19.4.51 (zit.Kohls); MNL V.Russ.: m etod mentora. BSE XXVII, S.156.Sek.: Kohls, S. 190 f. [Lüs]. T e x t : S. 124.

-Methode. L e h n p r ä g u n g e n und Bildungen m it russischen N a m e n : Aktivistenm ethode, Ammassovi-M ethode, Bestarbeits­methode, Bykow-M ethode, Dubinin-Methode, Duwanow-M ethode, Gaganowa-Methode, Hennecke-Methode, Kolessow-Methode, Korabelnikowa-Methode, Kowaljow-Methode, Kutaftn-Methode, Lewtschenko-M ethode, Losinski-Methode, Lunin-M ethode, Lyssenko- M ethode, Malzew-Methode, Mamai-Methode, M amedow-Methode, Matrossow-Methode, M entorm ethode, M itrofanow-M ethode, Nasarow- M ethode, Neuerermethode, Nina-Nasarowa-Methode, Panow-Methode, Rossijskij-Methode, Schnellarbeitsmethode, Schnellreparaturmethode, Shandarowa-Sledkowa-Methode, Soboljow-M ethode, Stachanow- M ethode, Suchozuerchowa-Methode, Tscherednikow-M ethode, Turtanow-Methode, U tkin-M ethode - s. dort.Sek.: Reich, S.145. T e x t : S.82.

* * Mitrofanow-Methode [Ende der 50er bis Anfang der 60er Jahre]. N a m e . Vgl. un ter G r u p p e n b e a r b e i t u n g .ND 9.9.61, S.4 u.ö.; Übs.: PSU 1958/48, S .1001 - Promyslenno- ekonomiceskaja gazeta 26.3.58.Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S .31; Kohls, S .191 [Teillw.]; Naw- rocki [nicht m ehr aktuell]; Reich, S.145. T e x t : S.126.

Zahlreiche Zusammensetzungen (Besond. PSU 1960/1961).

* * Mitschurin- [besond. Anfang der 50er Jahre u. in Übss.]. N a m e Zahlreiche Lehnprägungen und weitere Zusammensetzungen m it dem Namen des sowjetischen Biologen (vgl. besond. die Liste bei Kohls)Zu Mitschurin und seiner Lehre vgl. BSE XXVII, S .622 ff.T e x t : S.54, 124.

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* Mitschurinanhänger [Übs.]. PSU 1955/123, S.2685 -P 18.9.55, S.3. Russ.: micurinec

* Mitschuringarten. N a m e , “ nach den Erfahrungen des sowjeti­schen Biologen Mitschurin bew irtschaftete Lehrgartenanlage” (Du - L 1952, S.293).TR 12.10.48 (zit.Kohls); Übs.: PSU 1952/35, S.260 - P 8.2.52, S .l u.ö.; Du - L 1952 ff.Russ.: micurinskij sadSek.: Ihlenburg, S .384 [Lp]; Kohls, S .192 f. [Teillw.]; Kortner, S.21 [Lp];K unath , S .38; Moser, Spr.Folgen, S .11 [Lp]; Reich, S .147 [Lp]; Riesel, S.8. [Lp]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.199 [Lp]. T e x t : S.54.

* Mitschurinbiologie [Übs.]. PSU 1956/28, S.690 - P 26.2.56, S.9 u.ö. Russ.: micurinskaja biologija. SSRLJ VI.Sek.: Kohls, S.192.

* M itschurinsorte [Übs.]. PSU 1952/35, S.260 - P 8.2.52, S .l Russ.: micurinskij sort. SSRLJ VI; BSÉ XXVII, S.629 f.

* M itschurinzirkel. N a m e . “ Kreis von Landwirten, Landarbeitern u. Jugendlichen, die die M ethoden der sowjetischen Agrarbiologie studieren u. au f dem M itschurinfeld erproben” (FW 1954, S.395). D okum ente der SED 1950/3, S.179; Gbl. 1953, S.1293 u.ö.Russ.: micurinskij k ru io k (P 5.1.49, S .l)Sek.: Gerdt, S .15 [Lp]; Koehler, S.10 [Lp]; Kohls, S.192 [Teillw.]; Reich, S .147 [Lp]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.199 [Lp], T e x t : S.124, 126

Weitere Zusammensetzungen.

* * Mobilisieren, Mobilisierung. W o r t g e b r. (Frequ. in übertra­genem Gebrauch im Rahmen von W irtschaftstexten).“ Unsere Genossen in diesen Betrieben müssen alles daran setzen, die Belegschaften zu mobilisieren, dam it die noch vorhandenen Reser­ven nutzbar gem acht, die Qualität der Produktion verbessert, die Roh- und Hilfsstoffe und die Produktionsanlagen günstiger ausge­nu tz t und die betrieblichen Unkosten gesenkt w erden.” (ND 1.1.49, S.4).“ Das Beispiel unserer Aktivisten und Neuerer in der Produktion wird im nächsten Jahr noch m ehr Menschen für unseren friedlichen Auf­bau mobilisieren und noch größere Leistungen in Industrie und Landwirtschaft hervorbringen.” (ND 1.1.54, S.2)Russ.: m obilizirovat’, mobilizacija

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z.B.: ‘die Mobilisierung der Massen für den Kampf um die vorfristige Erfüllung des Stalinschen Fünfjahrplanes’(P 5.5.49, S .3; russ.: mobilizacija mass na b o r’bu za do- srocnoe vypolnenie . . .)

Sek.: Fröhlich, S .147; Gaudig, S .1012; Reich, S .147 [Wortgebr.].Auch schon in der KPD-Sprache (vgl. Weber, Dok., S.245 - 1932.) T e x t : S.47, 81.

MTS - s. un ter M a s c h i n e n - T r a k t o r e n - S t a t i o n

* Nasarow-Methode [PSU], N a m e . Eine M ethode für das Schweißen von Grauguß. PSU 1955/96, S.2074.T e x t : S.125.

* Natschalnik. L w (russ.). “Vorgesetzter, Chef” (Du - L 1952 ff.).TR 18.7.46 (zit.Kohls); FW 1954 ff.Laut Kohls umgangsspr. auch scherzhaft inbezug au f deutsche Ver­hältnisse.Russ.: nacal’nik (altes russ. Wort)

Usakov 1I;SSRLJ VII; ÖW.Sek.: Kohls, S .75 [Lw]; Moser, S .11 [Lw]; Reich, S .154 [Lw]; Span- genberg/Schrickel, S .339 [umgangsspr.]. T e x t : S.53, 88, 128,139, 145.

* Naturalhilfsfonds. Mögl. L ü t. “ Reservefonds für ablieferungs­pflichtige landwirtschaftl. Betriebe bei unverschuldeten Ertragsaus­fällen” (FW 1954 ff.).TR 19.10.48 (zit.Kohls).Russ.: natural’nyj (obscestvennyj) fo n d - ‘Natural-(Gemeinschafts)

Fonds’ (BSE XXII, S.79).Sek.: Kohls, S.194 [Lüt. nach natural’ny j fo n d vzaimnoj pom osci - ‘Naturalfonds der gegenseitigen Hilfe’. In dieser Form jedoch an der angegebenen Stelle in der BSfi nicht belegt - s.o.).T e x t : S. 124.

NEP - s. un ter N e u e ö k o n o m i s c h e P o l i t i k

* * * Neu. W o r t g e b r . (schlagwortartiger Gebrauch, auch form elhaft; besond. als substantiviertes Adjektiv).“das Neue und Fortschrittliche in allen Bereichen des gesellschaft­lichen Lebens” (Gbl. 1963 II, S.263)“ Das Hauptsächlichste besteht darin, in sozialistischer Gemein­schaftsarbeit durch die gemeinsame Auswertung der Erfahrungen und

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rdurch das Studium der m odernsten Technik vorwärtszuschreiten, um dem Neuen die Bahn zu brechen, um das Alte und Überholte schritt­weise zu überwinden, dam it der F ortschritt siegt.” (Gbl. 1963 I, S.145)Übs.: “Die sozialistische Produktionsweise entwickelt sich im Kampf des Neuen m it dem A lten, des Entstehenden m it dem Absterbenden, des Fortschrittlichen m it dem Rückständigen, durch Überwindung der Widersprüche und Schwierigkeiten.” (Polit.ök ., dt. S .518/ russ. S.446)Russ.: novyj, novoe

Vgl. z.B.: ‘der K am pf für den technischen F ortschritt, für die Einführung alles Neuen und Fortschrittlichen in die Produktion’ (P 3.9.54, S.2; russ.: novoe i peredovoe)

Sek.: Bartholmes, Adjektiv-Attribut, S.46 [W ortgebrauch nach 1945]; Bartholmes, Taus.Worte, S .10; Moser, Spr.Folgen, S.32; Moser, Wortgeschichte II, S.515; Reich, S .155 f., Römer, Bewegung, S .174. T e x t : S.81, 140.

* Neue ökonom ische Politik, Abk.: NÖP, auch wie im Russ.: NEP [SU - hist.; Übs.]. L ü s. “ W irtschaftspolitik des Sowjetstaates in der Periode des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus” - 1921 bis 1936 (MNL V, S.100).Polit.ök ., d t. S.398/russ. S .344.Du - L 1968, FW 1954 ff., Kl.Lex. [“ In unterschiedl. Form für alle Länder notwendig, die den Sozialismus aufbauen.” ], Agricola (“ in Ländern, die den Sozialismus aufbauen” ); Koslow.Russ.: novaja ekonomiceskaja politika, Abk.: nep (RPP I, S.234 -

1921). Vgl. auch Lenin, Werke XXXIII, russ, S .35/dt. S.37 f. - 1921.Usakov II; BSE XXX, S.64 ff.

Sek.: Kohls, S .194 [Lüs.; schon Anf. der 20er Jahre; S.75: NEP]. T e x t : S.91, 121.

NÖPmann, Nepman. L w (Abk.) “Privatunternehm er, Spekulant, Neureicher der ersten Periode der NÖP” (Bielfeldt, Russ.-dt. Wort.). Beleg aus “ Internationale Presse-Korrespondenz” 1923/39, S.915 bei Karpovic (1959), S.78.Russ.: nepman. USakov II [neu]; SSRLJ VII; ÖW [“ NÖP-Leute” ].Sek.: Karpovic a.a.O.; Kohls, S.75 - do rt auch weitere Zusammen - Setzungen m it der Abkürzung. T e x t : S.54.

Formal hat das “ neue ökonom ische System (der Planung und Leitung der V olksw irtschaft)” , Abk.: NÖS, als Bezeichnung für die 1963

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eingeleiteten W irtschaftsreformen (offiziell bis 1967) auffallende Ähnlichkeit m it der Bildungsweise von “NÖP” . Ob jedoch eine be­wußte Analogiebildung anzunehm en ist, scheint mir aus historischen und ideologischen Gründen fraglich.

* * * Neuerer. B e d. s p e z. (und Frequ. nach Rückgang von “ A kti­vist” ). ‘Initiator neuer M ethoden der sozialistischen A rbeit’(BSE XXX, S.47).TR 6.10.48 (zit.Kohls); Übs.: PSU 1952/16, S.110 - P 13.1.52, S.2 u.ö.“die großen Leistungen der aus den Reihen der W erktätigen hervor­gehenden Helden der Arbeit, Aktivisten, Bestarbeiter und Neuerer” (Gbl. 1951, S.973);“die große Initiative der Neuerer, Rationalisatoren und Erfinder”(ND 4.9.59, S .l) ;“ Neuerer, Arbeiterforscher und Angehörige der Intelligenz”(Gbl. 1967 II, S .393) u.ö.Kl.Lex., MNL VI, ÖL II. In allgemeiner Bedeutung ist das W ort be­reits bei Grimm für das 19. Jh. gebucht.Russ.: novator - vgl. un ter N o v a t o rSek.: Betz, Zwei Sprachen? , S.876 [Lp]; Fleischer (1967), S.179 [Lp]; Fricke, S .1245; Hellmann, Schrittm acher, S . l 34 f. [Sinnbe­zirk]; Kohls, S .194 [Lüs]; Korlen, Sprachspaltung? , S.45 [Lb]; Kort­ner, S.22 [Lp]; Maetzke, S .341; Mine, Avtoreferat, S.9; Moser, Spr.Folgen, S .15; Nyvelius, S.24 [Lb]; Reich, S .156 f. [Lb]; Reiner, S.54; Richter, S.6054 [Lp]; Riemschneider, S.67; Topuridze-Sumba- tova, Neologizmy, S .199 [Lp]. T e x t : S.76, 127, 131, 132, 133, 140.

* * Produktionsneuerer, Neuerer der Produktion [besond. M itte der 50er Jahre]. L ü s . TR 1.5.48, S .3 [SU; genit.]; “Aktivisten und Neuerer unserer Produktion” (ND 10.9.49, S .l) u.ö. “Produktionsneuerer” (Gbl. 1953, S.1140; Übs.: PSU 1952/61, S.454 - P 20.3.52, S .l u.ö.); MNL VI.Russ.: novator proizvodstva

ÖW.Sek.: Fricke, S.1245; Kohls, S.195. T e x t : S.127, 131.

* Stahlwerksneuerer [Übs.]. PSU 1955/72, S.1540 - P 23.5.55, S .l Russ.: novator stalevarenija

* * Neuererbewegung [seit Anfang der 50er Jahre], L ü t. “ Form der schöpferischen Masseninitiative der W erktätigen zur Steigerung der A rbeitsproduktivität durch sozialistische Rationalisierung” - Bestand-

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teil des sozialistischen W ettbewerbs (ÖL II, S.252).“ Rationalisatoren- und Neuererbewegung” (Gbl. 1958 I, S.184); “Neuerer-, R ationalisatoren-und Erfinderbewegung:: (Siebenj., S .311); “ Betriebsbüro für Neuererbewegung” , Abk.: BfN (Gbl. 1967 II, S .396 u.ö. - seit 1963 offizielle Bezeichnung für das frühere “ Büro für Er - findungs- und Vorschlagswesen” - vgl. un ter E r f i n d u n g s w e - s e n);“ sozialistische Wettbewerbs- und Neuererbewegung” (Gbl. 1968 II, S.716) u.ö.Übs.: PSU 1952/124, S.931 - P 5.6.52, S.2 [russ.: racionalizatorskoe dvizenie]SBZ 1969.Seltener auch: Neuerertum, Neuererwesen (ND 22.9.63, S .l; PSU 1952/16, S .1 1 0 -P 13.2.52, S.2 u.ö.)Russ.: Die w örtl. Entsprechung: novatorskoe dvizenie (P 4.1.63, S.2)

ist relativ selten, ebenso novatorstvo (Usakov II; SSRLJ VII; gebräuchlicher in der allg. Bedeutung).Üblich sind: racionalizatorskoe dvizenie - vgl. un ter R a t i o n a l i s a t o r ,massovoe izobretatel’stvo - vgl. un ter E r f i n d u n g s - w e s e n .

Sek.: Kohls, S .195; Kunath, S.25; Moser, Spr.Folgen, S .15; Reich,S .l56; Riemschneider, Veränderungen, S.46. T e x t : S.63, 85, 127, 132, 135 f., 140.

* * N euerermethoden [meist PI]. L ü t. “ Eine N euererm ethode ist ein Neuerervorschlag, der sich durch eine hohe Verallgemeinerungs - fähigkeit auszeichnet und der bei seiner Realisierung und umfassenden Anwendung grundlegend die Arbeitsweise verändert und einen großen Nutzen erbringt.” (Gbl. 1963 II, S.527)Gbl. 1953, S.1291 u.ö.“ Erfindungen, Neuerervorschläge, N euererm ethoden” (Gbl. 1967 II, S.392)Übs.: PSU 1953/100, S .1 2 2 4 -P 12.8.53, S.2 (russ.: o p y t novatorov) u.ö.Du - L 1968, Kl.Lex„ ÖL II.Russ.: m etody novatorov (P 6.9.54, S .l) . ÖW.

novatorskie m eto d y (Moskal’skaja II) - beides wenig gebräuch­lich. Üblicher sind:novatorskie priem y - ‘Neuererverfahren’ (P 9.1.63, S .l) und o pyt novatorovTerminologisch gleichwertig sind jedoch Bildungen mit

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racionalizatorskij - s. dort.Sek.: Kohls, S .195; Moser, Spr.Folgen, S .15; Reich, S .156; Riem­schneider, Veränderungen, S.16, 54. T e x t : S .125, 132.

* * Neuererrat [seit Anfang der 60er Jahre], L ü s. “beratendes Organ der W erktätigen zur Förderung und Lenkung der Neuererbewegungin G roßbetrieben und den den Betrieben unm ittelbar übergeordne­ten Organen” (ÖL II, S.253).ND 2.9.62, S .l [SU]; Gbl. 1963 II, S.528 u.ö.; Übs.: PSU 1960/100, S .2 1 8 7 -P 4.8.60, S .l u.ö.Russ.: sovet novatorov [seit I960].

BSE -ESegodnik 1961, S.20; ÖW.

* Neuererschule. L ü s. Einrichtung “ zum Studium der technisch - wissenschaftlichen K ennziffern und ihrer Rolle im sozialistischen W ettbewerb” (ND 5.9.59, S .3)Übs.: PSU 1956/152, S.3430 - P 4.12.56, S.2 Russ.: skola novatorov

* * Neuerervorschlag [besond. seit Anfang der 60er Jahre]. L ü t. “ schriftlich ausgearbeitete, begründete und entsprechende Lösungs­wege kennzeichnende Darlegung solcher M aßnahmen, deren Durch­führung eine Vervollkom mnung des Zusammenwirkens der Elemente des Arbeitsprozesses bewirkt, den N utzeffekt der Arbeit erhöht oder sonstige Vorteile für die sozialistische Gesellschaft erbringt und außerhalb der A rbeitspflichten erarbeitet w urde” (ÖL II, S.254;vgl. auch Gbl. 1967 II, S.383).Gbl. 1963 II, S.525 u.ö.; Übs.: PSU 1952/124, S.931 - P 5.6.52, S.2 (Russ.: racionalizatorskoe predloienie).In den 40er und 50er Jahren ist der entsprechende (und vorherr­schende) Terminus: “ Verbesserungsvorschlag” (auch w estdt.; bei Kohls, S.226 als Lb. gebucht, was aber wohl zweifelhaft ist).Russ.: racionalizatorskoe predloienie - vgl. un ter R a t i o -

n a 1 i s a t o r ; okk. auch: novatorskoe predlozenie. SSRLJ VII.

Sek.: Riemschneider, Veränderungen, S.16. T e x t : S. 65, 85,125, 1.32, 136, 140.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* Nina-Nasarowa-Methode [PSU]. N a m e . Bewegung für persön­liche Maschinenpflege.TR 20.4.50 (zit.Kohls); PSU 1958/98, S.1999 [seit 1952] u.ö.Vgl. auch Bulletin 1952, S.885 [S B Z ;dort eingeführt durch Frieda

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Hoffmann - s. ND 12.2.52]; vgl. auch “ Sowjetisierung . . . ” , Ost- Probleme 1952, S.196.Sek.: Kohls, S.194 [Teillw.]. T e x t : S.127.

* * * Norm. B e d . s p e z. Kennziffer für den Aufwand an Arbeit, Material u.ä., für Vorrats- und Ablieferungsmengen (weniger gebräuch­lich); sofern sich diese Kennziffern auf eine zu erbringende Lei - stung beziehen: Soll.Vgl.: Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., Kl.Lex., ÖL II, Agricola;F - Du 1966, Wahrig, H andw örterbuch der Betriebswirtschaft III [DDR]Russ.: norma. Usakov II; SSRLJ VII.

ÖW [“ (A r b. Ö k ) Norm, Soll” , auch: “ R ate; Satz, Quote, Vorgabe; Menge; R ation” ].

Sek.: Fröhlich, S.63; Ilberg, S.229 [W ortgeschichte]; Reich, S .157 [Lb]; Riemschneider, Veränderungen, S.87. T e x t : S. 75, 76,122, 133; Anm. 287.

* * Ablieferungsnorm [besond. in den Nachkriegsjahren]. L ü s. “Ab­lieferungssoll” (Soll hat sich allg. durchgesetzt).SMAD Sachsen 1945/4-6, S.5 (neben: “ Ablieferungssoll” ) u.ö.Okk. noch Gbl. 1963 II, S.224 (“ Pflichtablieferungsnorm ” ).Vgl. auch Bildungen wie “ Bezirksnorm” , “G esam tnorm ” , “ Jahres­normlieferung” (SMAD Meckl. 1946, S.77), “Pflichtablieferungs­norm” , “ Durchschnittspflichtablieferungsnorm ” , “differenzierte Norm ” , “Gem eindenorm ” , “ Kreisnorm” (SMAD Meckl. 1948, S.43) u.ä.Übs.: PSU 1953/105, S.1295 -P 14.9.53, S .l.

Russ.: norma sdaci - ‘A bgabenorm ’ (RPP II, S.729 - 1939)norma (objazatel’nych) postavok (RPP IV, S.24 - 1953)BSE XVI, S.301; ÖW [“ Ablieferungssoll” ].

Sek.: Nyvelius, S.17 f. [“Ablieferungssoll” - Lüs.]; Reich, S .157.T e x t : S.124, 133 f.

* * * Arbeitsnorm [meist PI.]. L ü s . “Die Grundlage des Leistungs­lohnes bilden die Arbeitsnorm en, die nach den Normalleistungen in den Betrieben festzulegen sind.” (ND 6.1.49, S .3)“Die Arbeitsnorm en und Kennziffern haben das Arbeitsm aß und die Beschreibung der technischen, technologischen und organisatori­schen Bedingungen der Arbeit (Arbeitscharakteristik) zu enthalten .” (Gbl. 1961 I, S .35)“Arbeitsnormen als Zeit- oder Mengenvorgabe” (Gbl. 1967 II, S .l 11). Zunächst inbezug auf die SU: TR 1.1.48, S.5 u.ö.; vgl. auch TR

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1.1.47, S.4 [SU]: “ festgesetzte A rbeitsquote” .Du-L 1960 f., WDG I [Neupräg. DDR], Kl.Lex., MNL I; Wahrig [SBZ], Brockhaus 1952 I [DDR: TAN], Gabler I [ohne Verweis auf östl. Sprachgebrauch], vgl. auch Eichborn, Dt.-engl. (engl.: labor Standards); SBZ 1969 [sowjet. Vorbild].Anfangs daneben auch: “ Leistungsnorm” (Zvbl. 1948, S.7 [DWK] u.ö.; n icht m ehr nach 1949).

Russ.: norma vyrabotki - ebf. meist PL: norm y vyrabotki(RPP I, S.250 - 1921). Usakov II; SSRLJ VII; BSE XXX, S.167. ÖW [“Arbeitsnorm ; Leistungsnorm; Mengennorm, Stücknorm” ]

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.29; Hengst, S.583 [Lp]; Fröhlich, S.63; Moser, Spr. Folgen, S.9; Nyvelius, S.20 [Lüs]; Reich,S. 157; Riemschneider, Veränderungen, S.43.T e x t : S.93, 122, 133, 141.

* * Arbeitsnormung. L ü s . “die auf sozialistische Produktionsver­hältnisse bezogene Festlegung des Aufwandes an lebendiger Arbeit für Arbeitsvollzüge” (ÖL I, S.152).“Die A r b e i t s n o r m u n g ist Festsetzung der Zeit für die Aus­führung einer bestim m ten Arbeit ( Z e i t n o r m ) beziehungsweise Festsetzung der in einer bestim m ten Zeiteinheit zu fertigenden Stück­zahl ( A r b e i t s n o r m ).” (Polit.Ök., dt. S.609/russ. S.526).Zvbl. 1949, S.243 [DWK] u.ö.WDG I [Neupräg. DDR], Du-L 1968,

Russ.: normirovanie truda (Vostanovlenie, S.166 - 1921)Usakov II; SSRLJ VII; BSE XXX, S.181 f.; ÖW.

T e x t : S .122, 133.

* erfahrungsstatistische Normen. L ü s . “Die Mehrzahl der gegenwär­tig in den Betrieben angewandten Arbeitsnorm en sind erfahrungs­statistische Norm en oder geschätzte Normen, die keine reale Grund­lage für die Aufstellung exakter Betriebspläne b ie ten und un ter ak­tiver Mitwirkung aller W erktätigen durch technisch begründete Ar­beitsnormen ersetzt werden müssen.” (Gbl. 1952, S.401) u.ö.Koslow.Russ.: opytno-statisticeskie norm y (RPP II, S .561 - 1935). ÖW.

* Jahresnorm [Übs.]. L ü s . “Jahresablieferungssoll” . TR 21.9.48,S.2; PSU 1956/27, S.157 - P 24.2.56, S.4.Inbezug auf die DDR: “ Jahressoll” (Zvbl. 1948, S.456 [DWK] u.ö.) Russ.: godovaja norma

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* * Materialverbrauchsnorm. L ü s. “ Kennzahl, die den maximal zu­lässigen Verbrauch an Material für die jeweiligen Produkte festlegt.” (MNL V, S.605).“ Norm en der M aterialwirtschaft sind technisch und ökonom isch be­gründete Kennziffern, die gegenüber W irtschaftseinheiten . . . für verbindlich erklärt worden sind.” (Gbl. 1961 II, S.81).Gbl. 1949, S.75 u.ö.“technisch begründete M aterialverbrauchsnormen” (Gbl. 1951, S.987) “Wir sprechen davon, daß in allen Betrieben exakte Materialver­brauchs-, Arbeits-, Ausnutzungs- und andere Norm en eingeführt wer­den müssen.” (ND 2.2.55, S .3)Übs.: PSU 1953/77, S.940 - P 20.6.53, S.2; Polit.Ök., dt. S.589/russ.S.509 u.ö.ÖL IIRuss.: norma raschoda materialov (P 8.1.49, S.2)

BSE XXX, S.169; ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.29; Kunath, S .36. T e x t : S.122, 135.

* Plannorm. Vermutl. L ü s. Gbl. 1962 II, S.718 u.ö .; Ü bs.: PSU 1952/17, S.118 (aus dem Russ.); ÖL II.Russ.: planovaja norma (P 3.1.49, S.3). ÖW.

* Schichtnorm. Gbl. 1954 I, S.156; Übs.: PSU 1958/35, S.729 - P 5. 2.58, S.3; vgl. auch “ Schicht a u f g a b e” , “ Schichtsoll” .Russ.: smennaja norma (RPP III, S .102 - 1943)

ÖW [“ Schichtnorm , Schichtsoll” ].Sek.: Reich, S. 157.

* Tagesnorm. ND 3.5.62, S .l u .ö.; Du-L 1968; vgl. auch “Tages a u f - 1 a g e” , “ Tagessoll” .Russ.: dnevnaja norma (vyrabotki) (RPP III, S .1 0 4 - 1943)

sutoinaja norma (vyrabotki) (RPP III, S.680 - 1952)OW [“Tagesnorm, Tagessatz” ].

Sek.: Moser, Spr. Folgen, S.9; Reich, S .157; Riemschneider, Ver­änderungen, S.24.

* * technisch begründete Arbeitsnorm en, Abk.: TAN. L ü s. “ natur­wissenschaftlich-technisch und ökonomisch begründete Kennzahl des technologisch erforderlichen Arbeitsaufwandes an lebendiger Arbeit im Produktionsprozeß für einen exakt abgegrenzten und beschrie­benen Arbeitsauftrag eines oder einer G ruppe . . . von W erktätigen” (ÖL II, S.796).“ Bei der Ausarbeitung der technisch begründeten A rbeitsnorm en ist

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von folgenden Grundsätzen auszugehen: a) von der Anwendung der fortgeschrittenen Technik, b) von der w irtschaftlichen Auslastung der Betriebseinrichtungen, c) von der besten Organisation der Arbeit und der vollen A usnutzung des Arbeitstages und den Arbeitsm etho­den der A ktivisten.” (Gbl. 1952 I, S.401). ND 3.12.49, S.5 u.ö.; Übs.: PSU 1953/135, S .1 6 6 4 -P 18.11.53, S.3 u.ö.Du-L 1952 ff., FW 1954 ff., Agricola, Kl.Lex., MNL VII; Koslow; Wahrig [SBZ].Okk. auch: “ technische A rbeitsnorm en” (Zvbl. 1949, S.243 [DWK] u.ö. in diesen Jahren) - russ.: techniceskie norm y (BSE XXX, S.182; SSRLJ XV).

Russ.: techniceski obosnovannye norm y (RPP III, S.284 - 1946)BSE XXX, S .181; ÖW.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.29; Kohls, S.223 f. [Lüs]; Kunath, S.36; Nordin, S . l l ; Reich, S .157. T e x t : S.122.

Zahlreiche Zusammensetzungen m it der Abk. “TAN-” .

* technische Arbeitsnormung. Vermutl. L ü s . Gbl. 1952, S.1045 u.ö.; übs.: PSU 1966/53, S.10 - P 20.4.66, S.2.Auch “ technische Norm ung” soll in diesem Sinne verwendet werden, so daß dieser Begriff un ter dem Einfluß des Russischen doppeldeu- rig geworden ist, da er - tro tz der Bevorzugung von “ Standardisie­rung” für die ‘Festlegung inbezug auf die Beschaffenheit’ - auch noch im alten Sinne verwendet wird (vgl. hierzu Messing, S.115, der diese unkritische Übernahme des russ. Sprachgebrauches rügt). Es fand sich allerdings nur ein Beleg: “ Büro für technische Norm ung” (bis 1955 im Maschinenbau - vgl. Gbl. 1955 I, S.477) - russ.: tech- niko-norm irovocnyj bjuro (Industrializacija, S .398 - 1927; SSRLJ I).

Russ.: techniceskoe normirovanie truda (P 22.4.54, S.3)BSE XXX, S.181;ÖW .

* Vorratsnorm. L ü s . “ technisch-ökonomisch begründete Plankenn­ziffer, die die durchschnittliche V orratshöhe bei einem Erzeugnis. . . oder einer G ruppe von Erzeugnissen festlegt” (ÖL II, S .1031). Gbl. 1957 I, S.369 (“ D urchschnittsvorratsnorm ” ), Gbl. 1967 I, S.68 u.ö.; MNL V.Russ.: norma zapasov ( RPP II, S .15 - 1929). ÖW.

Die folgenden Zusammensetzungen sind zu “A rbeitsnorm ” zu stel­len:

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* * Normerfüllung, “ in Prozent ausgedrückter Grad der Einhaltung des in der Arbeitsnorm festgelegten Arbeitsaufwandes” (ÖL II, S. 270).Gbl. 1952, S .1044 u.ö.Russ.: vypolnenie norm (vyrabotki) (RPP III, S.75 - 1942)

Sek.: Fröhlich, S.63.

* Normenerstellung. ND 2.2.51, S.7Russ.: ustanovlenie norm (vyrabotki) ( RPP II, S.561 - 1935).

* Normenkontrolle. Gbl. 1955 I, S.718.Russ.: peresm otr norm (vyrabotki) (RPP II, S .563 - 1935)Sek.: Moser, Spr. Folgen, S.9; Reich, S .157.

* Normstunde. L ü s . ND 6.1.59, S.4 u.ö.; Übs.: PSU 1953/107, S. 1 3 1 6 -P 13.8.53, S.3 u.ö.Russ.: normo-cas. ÖW.T e x t : S.62.

* N orm ensystem [Übs.]. PSU 1953/135, S .1 6 6 4 -P 18.11.53, S.3. Russ.: sistema normirovanija

* Normübererfüllung. R ich tl, S.21 u .ö .;au ch : “Norm überbietung” (ND 19.9.63, S .l)Russ.: perevypolnenie norm (vyrabotki) (RPP III, S.640 - 1950)

Usakov III; SSRLJ IX.Sek.: Kuklina, W ortliste; Fröhlich, S.65.Vgl. auch: “ die Norm en durchbrechen” (Kuklina, Vlijanie, S.73)- russ.: lo m a t’ (starye) norm y (RPP II, S.559 - 1935).

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* * Normer. L ü s . Gbl. 1960 I, S .345 u.ö. Auch: “ Norm ierer” (Borée, S.23), “ N onnenbeauftragter” (ND 6.1.49, S .3), “ Normen­bearbeiter”(PSU 1963/57, S.1244 - P 7.5.63, S.2), “N orm ensachbearbeiter” (PSU 1964/73, S.1631 - P 5.6.64, S.2), “A rbeitsnorm enbearbeiter” (Gbl. 1952, S.401 u.ö.), “A rbeitsnorm ensachbearbeiter” (Gbl. 1952, S. 1045), “TAN-Bearbeiter” (ND 9.2.51, S.7).

Russ.: normirovscik (RPP II, S.561 - 1935)Usakov II; SSRLJ VII; ÖW [“ Arbeitsnorm er, Norm enbear­beiter, Normer, N orm techniker” ].

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.29; Kunath, S .36; Moser, Spr. Folgen, S.9. T e x t : S .128.

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* * Normativ. B e d . s p e z. ‘ökonom ische oder technische Normkennziffern, nach denen eine Arbeit durchgeführt w ird’ (SS RLJ VII, S .1402). “vorgegebene Größe bzw. Kennziffer, die w irt­schaftliche Bedingungen, Zusammenhänge oder Ergebnisse unge­achtet der individuellen Besonderheiten des einzelnen Vorganges einheitlich quantifiziert, wobei in der Regel die fortgeschrittenen Leistungen verallgemeinert w erden” (ÖL II, S.269).Du-L 1968; Kl.Lex., MNL VI.Meist in Zusammensetzungen, vgl. z.B. * * Zeitnorm ativ (Gbl.1953, S.782 u.ö.), * Am ortisations-Abführungsnormativ (Gbl.1967, S.91) u.ä.Russ.: normativ. Usakov II [neu]; SSRLJ VII.

ÖW [“ Normativ, Richtsatz, R ichtw ert; N orm ” ].T e x t : S.76, 122.

* Plannormativ. Vermutl. L ü s . Richtl., S .16 u.ö.Russ.: planovyj normativ (P 9.9.62). ÖW.

* Normativbestände [Übs.]. PSU 1966/8, S .11 - P 15.12.65. Inbe­zug auf die DDR: “ R ichtsatzplanbestände” .Vgl. auch: “ Ü bernorm ativbestände” (a.a.O. - russ.: sverchnorma- tivnye zapasy; ÖW: “ Überplanbestände, Übernorm ativbestände” . Russ.: norm ativnye zapasy ( auch: resursy)

Usakov II; ÖW [“ richtsatzgebundener V orrat (Bestand), Normativvorrat, Norm ativbestand” ].

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* Novator. L w (griech.-lat.). “ Neuerer” . Hat sich nicht durchge­setzt.“Die Udarniks, Novatoren und Rationalisateure aus den Reihen der Arbeiter und technischen Indellektuellen nehm en die Stellung der ehrenvollsten und angesehensten Menschen des neuen Jugoslawiens ein.” (ND 1.1.48, S.2 - zit. Reich)TR 7.4.47 (zit. Kohls).Du-L 1952 ff., FW 1954 ff.Russ.: novator

BSE XXX, S.47: ‘In itiator neuer M ethoden der sozialisti­schen A rbeit’.In allg. Bedeutung schon im 19. Jh..

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.44; Kohls, S.77 [Lw]; Kunath, S.38 [Lw]; Moser, Spr. Folgen, S .11 [Lw]; Reich, S .157 [Lw].T e x t : S.53, 127.

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* Nowikow-Verzahnung [PSU]. N a m e . PSU 1959/124, S.2786; PSU 1960/77, S.1693 - P 17.6.60, S.3.Russ.: zubcatoe zaceplenie NovikovaT e x t : S.54, 125.

Nowinka. L w (russ.). Name einer Getreidesorte; w örtl.: “N euheit” . FW 1954 ff.Sek.: Karpovic (1959), S.78. T e x t : S.53, 88, 124.

* * * Objekt. W o r t g e b r. (Frequ. in der angegebenen Verwen­dungsweise). “ nicht exakt definierter Begriff, der in der W irtschafts­praxis für Betriebsteile, Bauten, Verkaufsstellen, Kaufhallen u.a., aber auch für den Gegenstand eines Vertrages oder eines Planes angewandt w ird” (ÖL II, S.287).“ einzelne Objekte eines geplanten Investitionsvorhabens” (Gbl. 1953, S.733);“ Errichtung neuer Objekte, Anlagen und Maschinen” (Gbl. 1961 I, S.45);“ O bjektlohn” (ND 6.5.59, S .l u.ö.), “ O bjektbeauflagung” (Gbl. 1959 I, S.899 u.ö.) - in der Bauwirtschaft;“ Objektleiter” [Leiter eines Industrieladens] (ND 6.5.59, S .l u.ö.) Übs.: “ Aufbau von Chem ieobjekten” (PSU 1959/77, S. 1778 - P 25.6. 59, S .4;russ.: ob-ekty chim iceskojprom yslennosti);“ schnelle Errichtung von Industrieobjekten” (PSU 1959/45, S. 1067 - P 27.2.59, S.4; russ.: prom yslennye ob-ekty).“ In die Pläne wird oft der Bau von O bjekten aufgenommen, ohne daß Projekte vorliegen.” (PSU 1962/134, S.2913 - P 20.11.62, S.4)Du-L 1960 f., FW 1954 ff., Kl.Lex., MNL VI, Agricola; SBZ 1969.In dt. W örterbüchern wird die Bedeutung “ Gebäude” für den öster­reichischen Sprachraum gebucht. Sie läßt sich aber schon Anfang der 50er Jahre auch für die BRD nachweisen, vgl. z.B.:“ G roßobjekte erstellen” - inbezug auf den Wohnungsbau (Bulletin 1952, S.174), “ Industrieobjekte” - inbezug auf Bauten für industri­elle Zwecke (Welt 3.1.53, S.13), “ Bauobjekte” (Bulletin 1955, S.1676) u.ä. Es muß deshalb fraglich erscheinen, ob Bedeutungsent­lehnung aus dem Russ. anzunehm en ist.

Russ.: ob-ektUsakov II [‘Bauobjekte’]; SSRLJ VIII [‘Gebäude, Anlagen’; spez.: ‘Inbetriebnahm e neuer Industrieobjekte’]. Im Sprachgebrauch herrscht die Anwendung inbezug auf Ge­bäude und Anlagen vor.

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Sek.: Moser, Spr. Folgen, S.15; Reich, S.158 ff. [Lb; Erläuterungen und Belege zur Bedeutungsentwicklung]; Riesel, S.9 [Lb].T e x t : S.82.

* * Ökonom. W o r t g e b r. (besond. in Übss. Frequ. in der Bedeu­tung “ W irtschaftler, W irtschaftswissenschaftler” .Russ.: ekonom ist

ÖW [“ 1. Ökonom, W irtschaftswissenschaftler; Volkswirt; Wirtschaftler, W irtschaftsfachmann, W irtschaftssachver­ständiger, W irtschaftsexperte; 2. (K a p) Betriebswirt; 3. Ö konom ist” - s. dort]

T e x t : S.80.

* * Ökonom ik. 1. W o r t g e b r. (Frequ. in der Bedeutung “ (Teil­disziplin der) W irtschaftswissenschaft” ). Zahlreiche Neuprägungen (“ Agrar-, Industrie-, V erkehrsökonom ik” - Gbl. 1955 I, S.526 u.ä.). In dieser Bedeutung schon im Sprachbrockhaus 1947 gebucht; vgl. auch Brockhaus 1895 XVI, S .396: Roscher, “ Geschichte der Natio­nalökonomik in D eutschland” , München 1874. Von den westdt. Wörterbüchern vgl.: Du-M 1967, F-Du 1960 f.; Meyers Lexikon VIII definiert noch: “ H aushaltungskunde” .

2. B e d . e n 1 1. a) “ Synonym für Produktionsweise oder für die ökonomische S truktur einer Gesellschaftsordnung (z.B. Ö. des So­zialismus)” (ÖL II, S.294).b) “ Gesam theit der Produktionsverhältnisse und der S truk tur eines konkreten W irtschaftsorganismus. Es kann sich dabei um die ö . der gesamten Volkswirtschaft eines Landes, eines ihrer W irtschaftszwei­ge, territorialer W irtschaftsgebiete oder eines Betriebes handeln (z.B. ö . der DDR)” (ÖL II, S.294).

Z u a ) : “ sozialistische Ö konom ik” (ND 4.5.68, S.5), okk. auch: “ sozialistische Ö konom ie” (ND 16.3.55, S.3); vgl. auch Bartholmes, Adjektiv, S.256 [1957] - russ.: socialisticeskaja ekonom ika (P 30.8. 53, S.2 - PSU 1953/102, S.1242).Übs.: “ Das heißt, daß in der UdSSR das F u n d a m e n t d e r s o z i a l i s t i s c h e n Ö k o n o m i k in Gestalt der m it m oder­ner Technik ausgerüsteten sozialistischen Industrie und der kollek­tiven landwirtschaftlichen G roßproduktion ... [im 1. Fünfjahrplan] geschaffen w orden w ar.” (Polit.ök ., d t. S.466/russ. S.401) “ Obgleich der Sozialismus auf der Ö konom ik basiert, läßt er sich . . . nicht nur auf die Ö konom ik reduzieren.” (PSU 1967/4, S. 19 - P 21.12.66, S.4) u.ö.

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Du-L 1960 f., FW 1954 ff., Kl.Lex., MNL VI; Koslow; SBZ 1969.

Z u b) : “die weitere Entwicklung der Ö konom ik (Wirtschaftslage) in der Sowjetischen Besatzungszone D eutschlands” (SMAD Thür.1947 III/8, S.36);“Verbesserung der Ö konom ik und der finanzwirtschaftlichen Tätig­keit der Betriebe" (Gbl. 1958 I, S .134);“Vervollkommnung . . . der Ökonomik ihres Zweiges” (Richtl., S.10) u.ö.;Übs.: “W achstum der Ö konom ik der Kollektivwirtschaften” (PSU 1958/75, S.1614 - P 21.6.58, S .l) u.ö.Koslow.Vgl. hierzu auch Kade/Gossing, S .188: sovetskaja ékonom ika wird in der DDR m it “ sowjetische Ö konom ik” , in der BRD m it “ sowje­tische W irtschaft” übersetzt. “ ... imm erhin wird die Verwendung von ‘Ö konom ik’ im Sinne von ‘W irtschaft’ bei uns nicht als Verstoß gegen den Sprachgebrauch em pfunden, wenngleich diese Anwendung des Frem dw ortes ‘Ö konom ik’ ursprünglich Folge einer nicht erwünsch­ten Interferenzerscheinung beim Übersetzen aus dem Russischen ins Deutsche gewesen sein dürfte .”Gelegentlich auch: “ Ö konom ie” , vgl. z.B.: “ prinzipielle Veränderung in der Ökonomie des Betriebes” (ND 8.1.68, S.2).

Russ.: ékonom ika (Vostanovlenie, S .351 - 1921)Usakov IV; SSRLJ XVII; BSÉ XLVIII, S.373.ÖW [“ 1. (P o 1 i t. ö k) Ökonomik (Gesam theit der Produk­tionsverhältnisse einer Gesellschaftsordnung); 2. Ökonomie, W irtschaft; W irtschaftssystem; W irtschaftsleben, W irtschafts­lage (z.B. eines Landes, eines Gebiets); ökonom ische (wirt­schaftliche) S truktur; 3. Ökonomik (Teildisziplin der Wirt­schaftswissenschaft)” ].

Sek.: Kunath, S .37; Moser, Spr. Folgen, S .13; Reich, S .162 [Lb]. T e x t : S.44, 72, 80, 121.

* * * ökonom isch. W o r t g e b r. (Frequ. in der Bedeutung des Be­ziehungsadjektivs “w irtschaftlich” ). Lehnprägungen.Russ.: ekonom iceskijSek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.28; Becker, Sprachbriefe, S .116 f. [kritisch]; Reich, S .161; Riemschneider, Veränderungen, S.29;Stötzer, S.229 [Frequenzuntersuchung]. T e x t : S.36, 80; Anm.287.

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* ökonom ische Dienste [SU; Übs.]. L ü s. “Wie die Praxis gezeigt hat, können die ökonomischen Dienste der Betriebe bei den aktuel­len Fragen der Produktionsentw icklung nicht immer tief genug in die kom plizierteren Probleme eindringen, die eine Verallgemeinerung gesammelter Erfahrungen und eine gründlichere Analyse erfordern.” (PSU 1964/77, S .1 7 1 3 -P 21.6.64, S.3)Russ.: ekonom iieskie sluzbyT e x t : S .125

* ökonom ische Gesetze des Sozialismus. L ü s. “Die ökonomischen Gesetze des Sozialismus entstehen und wirken, ebenso wie die ökono­mischen Gesetze jeder anderen Produktionsweise, unabhängig vom Willen der Menschen, das heißt sie haben o b j e k t i v e n Charak­ter.” (Polit.ök ., d t. S.510/russ. S.439)Gbl. 1962 II, S .183 u.ö.“ Durch eine höhere Q ualität der Planungs- und Leitungstätigkeit wurden die ökonomischen Gesetze wirkungsvoller ausgenutzt.” (ND 13.1.65, S.3)ÖL I; Koslow; SBZ 1969.Russ.: ekonom iceskie zakony socializma

SSRLJ XVII; BSE XLVIII, S .384 f.; ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.28. T e x t : S.33 f., 70, 120.

Als “ökonomische Gesetze des Sozialismus” gelten beispielsweise (die Formulierungen folgen wörtlich dem russ. Vorbild):

Gesetz der planmäßigen proportionalen'Entw icklung der Volkswirt­schaft. F o r m u l . ND 16.3.55, S.3 u.ö.; Übs.: P o lit.ök ., dt. S.531/ russ. S.458 ff.ÖL I; Koslow.Russ.: zakon planom em ogo proporcional'nogo razvitija narod-

nogo chozjajstva. ÖW.T e x t : S.70, 136.

Gesetz des stetigen Wachstums der Arbeitsproduktivität. F o r ­mu l . SED-Programm, S .16; Übs.: P o lit.ök ., d t. S.556/russ. S.479 ff.ÖL I; Koslow.Russ.: zakon neuklonnogo rostapro izvoditel’nosti truda. ÖW.T e x t : S.70.

Gesetz der Verteilung nach der Arbeitsleistung. F o r m u 1. Gbl.1961 I, S .35 u.ö.; Übs.: P o lit.ök ., d t. S.598/russ. S .516 ff.ÖL I; Koslow.

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Russ.: zakon raspredelenija po trudu. ÖW.T e x t : S.70.

* ökonom isches Grundgesetz des Sozialismus. L ü s. F o r m u l . “ökonom isches Gesetz, das das Wesen einer bestim m ten Produkti­onsweise ausdrückt und ihr Ziel sowie die Mittel zur Verwirklichung angibt” (FW 1964, S.488).“ Die charakteristischen Züge des ö k o n o m i s c h e n G r u n d ­g e s e t z e s d e s S o z i a l i s m u s bestehen in der ununter­brochenen Erweiterung und Vervollkommnung der Produktion auf der Basis der führenden Technik m it dem Ziel der möglichst vollstän­digen Befriedigung der ständig wachsenden Bedürfnisse und der all­seitigen Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft.” (Polit.Ök., dt. S.520/russ. S.448)Russ.: “ Charakternye Eerty osnovnogo ekonom iceskogo zakonasocializma sostojat v nepreryvnom rassirenii i soversenstvovanii pro- izvodstva na baze peredovoj techniki v celjach naibolee polnogo udo- vletvorenija postojanno rastuscich potrebnostej i vsestoronnego razvi- tija vsech clenov obscestva.”

“Wir wollen das ökonom ische Grundgesetz des Sozialismus verwirk­lichen, das die maximale Befriedigung der Bedürfnisse sichern soll durch das ununterbrochene Wachstum und die stetige Vervollkomm­nung der sozialistischen Produktion auf der Basis der höchstentwickel­ten Technik.” (ND 13.3.55, S.3) u.ö.Agricola, Kl.Lex., MNL VI, ÖL II; Koslow; SBZ 1969.

Russ.: osnovnoj ekonom iceskij zakon socializmaBSE XVI, S.458 [Stalin in: Ekonomiceskie problem y socia­lizm a- ‘Ökonomische Probleme des Sozialismus’, 1952, S. 40]; ÖW.

Sek.: Fröhlich, S.101. T e x t : S.70, 120.

* * ökonom ische Hauptaufgabe [DDR 1958 bis 1961]. L ü s., F o r- m u 1. “auf dem V. Parteitag der SED 1958 beschlossene Zielsetzung, die Volkswirtschaft der DDR innerhalb weniger Jahre (bis 1961/62) so zu entwickeln; daß der Prokopfverbrauch der werktätigen Bev. bei allen wichtigen Lebensmitteln u. Konsumgütern den Prokopfver­brauch der gesamten Bev. von WD erreicht, übertrifft u. daß die Über­legenheit der sozialist. Gesellschaftsordnung der DDR gegenüber der Herrschaft der imperialist. Kräfte in WD eindeutig bewiesen wird.” (Kl.Lex., S.683)“die ökonom ische Hauptaufgabe, durch Erhöhung der Arbeitspro-

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duktivität und Steigerung der Produktion W estdeutschland im Pro- Kopf-Verbrauch bei den meisten industriellen Konsumgütern und Lebensmitteln bis Ende 1961 einzuholen und zu überholen” (Sie- benj., S .159 u.ö.)Übs.: Po lit.ök ., d t. S.479/russ. S.411 f. u.ö.Koslow; SBZ 1966.

Die Formel einholen und überholen, russ. dognat’ i peregnat', ist im Russ. seit der Formulierung der “ökonomischen Hauptaufgabe” auf dem XVIII. Parteitag der KPdSU 1939 gebräuchlich (bezogen auf die höchstentw ickelten kapitalistischen Länder); im Rahmen des Siebenjahrplanes wurde sie wieder stärker propagiert (vgl. BSE, a.a.O.)

Russ.: osnovnaja ekonomiceskaja zadaca (RPP II, S.681 - 1939)BSE XLVIII, S.383; vgl. auch Usakov 1; SSRLJ III. ÖW.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.28; Marfievii, S .102 [Lp]; Naw- rocki; Reich, S.161. T e x t : S .34, 70, 121, 140.

* * ökonom ische Konferenz [1955 bis Anfang der 60er Jahre],L ü t. “ Am 27. Februar fand zum ersten Mal in einem Betrieb der Deutschen Demokratischen Republik eine ökonomische Kon­ferenz s t a t t . . . Diese ökonomischen Konferenzen sind eine neue Form der Parteiarbeit zur Lösung ökonom ischer Aufgaben, zur Verwirklichung der führenden Rolle der Partei im Betrieb.” (ND 1.3.55, S .l) u.ö.“Die Leitung der Betriebsparteiorganisation der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, der Betriebsleiter und die Betriebs­gewerkschaftsleitung führen gemeinsam ökonom ische Konferenzen durch, auf denen die entscheidenden wirtschaftspolitischen A uf­gaben zur Erfüllung des Betriebsplanes . . . beraten und festge­legt werden.” (Gbl. 1961 I, S.32)Agricola, Kl. Lex., MNL VI, ÖL II [abgelöst durch das “öko­nomische A ktiv” ], Du-L 1968; SBZ 1969.

Russ.: ekonom iceskoe sovescanie (RPP I, S.238 - 1921)ÖW [“ökonom ische Beratung, ökonom ische Kon­ferenz, W irtschaftskonferenz” ] ekonomiceskaja konferencija (P 7.5.68, S.2)

Sek.: Reich, S.161. T e x t : S.65, 94, 128.

* ökonom isches Labor [PSU; seit Anfang der 60er Jahre]. L ü s. “V or zwei Jahren wurden in den führenden Industriebetrieben der RSFSR sogenannte Laboratorien für Ökonomik und Produktions-

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Organisation ins Leben gerufen . . . Ohne dieselbe Arbeit zu machen, die die ökonom ischen Dienste leisten, bearbeiten diese Labors einen umfassenden Komplex ökonom ischer Probleme, un ter ihnen so wichtige Fragen wie Möglichkeiten und M ethoden einer besseren Ausnutzung der Grundfonds,Spezialisierung der Produktion und Vervollkommnung der entstandenen W irtschaftsbeziehungen, Stei­gerung der Rentabilität der einzelnen Produktionsarten und Betriebs­einheiten, beste M ethoden der Produktionsorganisation und der Lei­tung der Betriebe, kom plexe ökonomische Analyse der einzelnen Glieder der Produktion, um den N utzeffekt ihrer A rbeit erhöhen zu können.” (PSU 1964/77, S.1714 - P 21.6.64, S.3)PSU 1967/116, S.7: Bildung eines “ ökonom ischen Labors” nachsowjetischem VorbildRuss.: ekonom tieskaja laboratorijaT e x t : S .125.

Ökonomismus [SU -hist.; allg.], Vermutl. L w (griech.-lat.).“ 1. Opportunist. R ichtung un ter den russ. Sozialdem okraten in der Zeit des Zarismus, die den Kampf um Ökonom. Reform en dem revolut. Kam pf um polit. Herrschaft der Arbeiterklasse vor­anstellte u. den polit. K am pf der liberalen Bourgeoisie überlassen wollte. - 2. in der polit. A rbeit die einseitige Betonung des Öko­nomischen u. die Unterschätzung des Ideologischen; hem m t u.a. die sozialist. K ulturrevolution.” (Kl. Lex., S.683)FW 1954 ff. [allg. u. hist.], MNL VI [hist.], ÖL II [allg. u. hist.]; auch Gabler II [allg. - ohne Hinweis auf östl. Sprachgebrauch],

Russ.: ekonom izm [hist.]Dal’ (1905) IV; Usakov IV; SSRLJ XVII; BSE XLVIII,S. 372 f.;ÖW.

Sek.: Kohls, S.78 [Lw]; Reich, S.162; Hunt, S.100 T e x t :S.5 3, 121.

Ökonomist. B e d . s p e z. “ V ertreter des Ökonom ism us”(FW 1954 ff.)Vgl. dagegen Du 1930, F-Du 1960 f.: “W irtschaftslehrer, Wirt­schaf tssachverständ iger’ ’.Im 18. Jh. in einer anderen Spezialbedeutung: “Anhänger des die Landwirtschaft hervorhebenden physiokratischen oder öko- nomistischen System s” (Brockhaus 1895 XII, S.558).

Russ.: ekonom ist [im Russ. auch die übliche Bezeichnungfür “Wirtschaftler, W irtschaftswissenschaftler” ].Usakov IV; SSRLJ XVII.

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T e x t : S.76.

* * * Operativ. W o r t g e b r. (Frequ. in übertragenem Gebrauch; Terminologisierung). a) “ tätig eingreifend [dies schon Du 1930], unbürokratisch” (Du-L 1952 ff.) ; b) “ laufend, kurzfristig” - im Ggs. zu “ langfristig, perspektivisch” .“operative A rbeit” (Gbl. 1957 1, S.366 u.ö.; Übs.: PSU 1953/127, S.1556 - P 25.10.53, S.3; russ.: operativnyj trud “operative Preisbildung” (Gbl. 1967 II, S.646; Übs.: PSU 1964/ 108, S.2392 - P 7.9.64, S.2; russ.: operativnoe cenoobrazovanie) “operative Lenkung” (Zvbl. 1948, S.119 [DWK] u.ö.; ÖL II:Teil der operativen Betriebsplanung), “ operative Leitung der Betriebe” (Gbl. 1958 I, S. 118) russ .-.operativnoe rukovodstvo predprijatiem (RPP II, S .11 - 1929; Usakov II; SSRLJ VIII) “operative Planung” - s. unter P l a n u n g u.a.

Du-L 1952 ff., FW 1954 ff., MNL VI; Du-M 1954, Wahrig; SBZ 1966.

Russ.: operativnyjUsakov [neu]; SSRLJ VIII; ÖW.

Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S .31; Fröhlich, S .147; Gaudig,S.1012; Reich, S.164 [Wortgebr.]; Riemschneider, Verände­rungen, S. 34.T e x t : S.81, 93, 140; Anm. 287.

* Operativität [Übs.]. L ü s. “ operativer Charakter, Beweglich­keit; A ktionsfähigkeit” (ÖW, S.282)PSU 1963/34, S.718 - P 16.3.63, S .l Russ.: operativnost’ (RPP IV, S .147 - 1954)

Usakov II; SSRLJ VIII.Sek.: Moser, Spr. Folgen, S .12. T e x t : S.63, 88, 123.

* * * Organe. W o r t g e b r . (Frequ. als Bestandteil von Bezeich­nungen innerhalb des Lenkungs- und Kontrollapparates).Russ.: organySek.: Fröhlich, S.45. T e x t : S.81.L e h n p r ä g u n g e n : Absatz- und Versorgungsorgane, Erfas- sungs- und Aufkauforgane, Finanzorgane (Wortgebr.), Landwirt­schaftsorgane, Planungsorgane, Wirtschaftsorgane - s. dort.

Organisationen. L e h n p r ä g u n g e n : Bauorganisationen, Erfassungsorganisationen, Konstruktionsorganisationen - s. dort.

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T e x t : S.83.

* Organisiertheit. Vermutl. L ü s. “ die Planmäßigkeit und Organi- siertheit unserer w irtschaftlichen Entwicklung” (Richtl., S.4). In Übss. auch i.S.v. “ organisatorische Fähigkeiten” ; vgl. z.B.:“die hohe Organisiertheit und die aufopferungsvolle Arbeit der Werktätigen der Sowchose und Kolchose” (PSU 1964/83, S .1844 - P 14.7.64, S .3);“Gleichzeitig ergibt sich daraus aber auch eine größere V erant­w ortung der Handelsorganisationen, da nur von uns selbst und unserer Organisiertheit und unserem Können der Erfolg der Sache abhängt.”(Polit. Ök., S.677/russ. S.584 f. - Mikojan 1953).Russ.: organizovannost’ (RPP I, S.593 - 1927)

Usakov II; SSRLJ VIII; ÖW.T e x t : S.63, 79, 88, 121, 136, 137, 138.

* * Orientieren [besond. seit den 60er Jahren]. W o r t g e b r. (Modewort). Besonders in der K onstruktion “ orientieren auf. . . ” - “auf etw. hinlenken, hinarbeiten” (vgl. Du-L 1968, Agricola - beide Wörterbücher geben der dt. Wendung den Vorzug). “ Schließlich ist darauf zu orientieren, daß bei hervorragenden Leistungen sowohl eine ideelle als auch eine materielle Anerken­nung e rfo lg t. . . ” (Gbl. 1962 II, S .122).“ Die Initiative der W erktätigen . . . wird auf die Erfüllung der strukturbestim m enden Aufgaben . . . orientiert.” (Gbl. 1968 I, S.367).“Wir orientieren uns auf die bew ußte wissenschaftliche Regelung kom plexer Prozesse und Systeme durch den Menschen, für den Menschen.” (ND 4.5.68, S.6) u.ö.Übs.: PSU 1968/47, S.10 - P 8.3.68, S.2 u.ö.Auch im: Du-M 1961; F-Du 1960 f.

Russ.; orientirovat’ na . . . (Industrializacija, S .341 - 1926) Usakov II; SSRLJ VIII.

Sek.: Möller, S .31 [kritisch]; Nawrocki [auch schon w estdt.];Reich, S .165 f. [Lehnkonstruktion]; Sprachpflege 1964, S .140 [Modewort]. T e x t : S.82, 139.

* Orientierungsziffern [offiziell bis 1965]. Vermutl. L ü s.“ Plan- vorgabe” (ÖW), “ K ontrollziffern” (ÖL II, S.320 - je tz t: “ Vor­gabekennziffern” ). SBZ 1966.Gbl. 1963 II, S .199 u.ö., auch: Orientierungszahlen” (Gbl. 1957

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S.366).Russ.: orientirovocnye cifry (Vostanovlenie, S.431 - 1925).

ÖW.Auch: orientirovki. ÖW.

T e x t : S .122.

* * ö rtliche Industrie [seit 1950], B e d . s p e z. “ Bezeichnung für die örtlichgeleiteten v o l k s e i g e n e n Industriebetriebe”(ÖL II, S .321).Gbl. 1950, S .1233 u.ö.Kl. Lex., MNL V I; Koslow.Vgl. auch: “ örtliche W irtschaft” (Gbl. 1954, S.764: “ Staatssekre­tariat für ö rtliche W irtschaft” u.ö.; Agricola), “ örtliche Land­w irtschaftsbetriebe” (ND 12.2.55, S.4).

Russ.: mestnaja prom yslennost’ ^Vostanovlenie, S.295 - 1925)Usakov II; SSRLJ VI; BSE XXVII, S.196;ÖW .

Sek.: Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.199 [Lp].T e x t : S.75, 76, 122.

* Panow-M ethode [PSU]. N a m e . PSU 1958/122, S.2463.

* Parteikontrolle [1959 bis 1963]. Vermutl. L ü s. Die “ Kommis­sionen für Parteikontrolle” waren Organe der Betriebsparteiorganisa­tionen. Sie sind 1963 m it in die “ Arbeiter- und Bauern-Inspektion” (s. dort) eingegangen. (Vgl. SBZ 1969, S .31).ND 2.9.59, S.2 u.ö.“ Kommissionen für Parteikontrolle untersuchen die Auslastung der K apazitäten und die M aterialbestandhaltung.” (ND 2.9.62,S.5)Russ.: partijnyj ko n tro l’ (RPP IV, S.593 - 1959). ÖW.

Vgl. auch BSE XX, S.158: komissija partijnogo kon- trolja pri CK VKP (b) - 1934 bis 1952, danach: kom ite t partijnogo kontrolja.

Sek.: Reich, S .168; Römer, Partei, S.65. T e x t : S .123.

* Parteikontrollposten. Vermutl. L ü t. ND 23.12.59 (zit.Kohls).Russ.: p o sty partgoskontrolja - ‘Posten der Partei- und

Staatskontrolle’ (P 10.1.64, S. 3).Sek.: Kohls, S .199 [Lsch. nach “ K ontrollposten der F D J” ].T e x t : S.66.

* Partei- und S taatskontrolle [SU 1962 bis 1965; Übs.]. L ü s.

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“ Nach unserer Ansicht ist es zweckmäßig, ein einheitliches Kon­tra llzentrum zu schaffen - ein Komitee der Partei- und Staats­kontrolle m it den entpsrechenden Organen an O rt und Stelle.” (PSU 1962/134, S.2931 - P 20.11.62, S.8) u.ö.Russ.: partijno-gosudarstvennyj kon tro l' (Vedom osti 1962,

S. 115) 1965 umgewandelt in “ V olkskontrolle” (Vgl. RPP V, S.737 - 1965).

T e x t : S. 47, 63, 85, 123.

* Partisanka [Übs.]. L w (griech.-lat.). Name einer Maissorte; w ö rtl.: “ Partisanin” . PSU 1958/75, S .1626 - P 21.6.58, S.3. Russ.: partizanka. T e x t : S.53, 88, 124.

*-P aß . B e d . s p e z. ‘Dokum ent, das eine genaue Beschrei­bung der Bestandteile, der Eigenschaften und Besonderheiten einer technischen Vorrichtung [auch eines Betriebes] en thält’ (Usakov III).Russ.: pasport. SSRLJ IX.

ÖW [“ a. (I n d) Werkszeugnis, Gütezeugnis; 2. (I n d) Maschinenpaß, M aschinenkarte, S tam m karte, Arbeits­m ittelkarte” ]

T e x t : S.76, 125.

Betriebspaß. L ü s. “ tabellarisch geordneter Überblick über alle wesentlichen Merkmale des Betriebes” (ÖL I, S .326). WDG I [Neupräg. DDR], Kl. Lex., MNL I.Russ.: pasport zavoda. BSE XXXI, S .199.

proizvodstvenno-techniceskij pasport prom yslennogo predprijatija - ‘produktions-technischer Paß des Industriebetriebes’ (BSE XXXIV, S.635). ÖW.

Sek.: Reich, S.42.

* M aschinenpaß [Übs.]. Lü s . “ Der M. ist eine Urkunde u. gibt u.a. A uskunft über Wert, Güte, Leistung, Bedienung, Transport, Instandhaltung einer Maschine” (Kl. Lex., S.600). PSU 1952/17, S.122 [aus dem Russ.] u.ö.FW 1961 f., MNL V, ÖL II. Auch: “A rbeitsm itte lpaß '’(vgl. Kl. Lex.; MNL).Russ.: pasport stanka. Usakov III; SSRLJ IX.

auch: techniZeskij pasport oborudovanija (BSE XXXI, S .199)ÖW: pasport oborudovanija, pasport masiny [“Ma­schinenpaß, A rbeitsm ittelkarte” ].

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Vgl. auch: “ Erzeugnispaß” (Gbl. 1963 II, S.884 u.ö.; ÖL I; SBZ 1969).

* Patenschaft. Be d . s p e z. ‘gesellschaftliche Tätigkeit in Gestalt von systematischer, kam eradschaftlicher Hilfe (kul­turell, in der Produktion u.ä.)’ (SSRLJ XVII, S .1383).“Wir lesen von sogenannten ‘Patenschaften’, die wissenschaft­liche und kulturelle Einrichtungen über irgendein Werk, eine Schule u. a. übernom m en haben. Die Patenschaften bedeuten . . . die freiwillig übernomm ene Verpflichtung der wissen­schaftlichen oder kulturellen oder auch materiellen Unter­stützung.” (TR 16.4.46 - SU; zit. Kuklina, Vlijanie).“Grube M eurostolln erzeugt Harken und hat die Patenschaft über drei Dörfer übernomm en, für die sie landwirtschaftliche Maschinen repariert.” (ND 10.5.46, S .3)“die Patenschaft über zwei zurückgebliebene Genossenschaften”(ND 8.1.60, S .l)u .ö .SBZ 1969; vgl. bes. auch “ Patenschaftsvertrag” (Kl. Lex., MNL VI, ÖL II).Russ.: ie fstvo [zu s e f Lw. aus frz. chef; w örtl. ‘Cheftum ’]

z.B.: ie fstvo peredovych predprijatij nad otsta lym i - 'Patenschaft der fortgeschrittenen Betriebe über die zurückgebliebenen’ (RPP II, S.225 - 1930).Usakov IV; BSE XLVIII, S.28 [seit den 20er Jahren];ÖW.

Sek.: Kohls,S.200 [Lb]; Kuklina, A utoreferat [Lb]; Kuklina,Vlijanie [Lb]; Mine, Avtoreferat, S.9; Reich, S.169. T e x t :S.23, 76, 128.

* Pate. B e d . s p e z. - entsprechend “ Patenschaft” .“ Heute hat jede Brigade bei uns einen Paten und ihren Patenver­trag. Die Paten sind Ingenieure, Abteilungsleiter und Meister.”(ND 3.9.54, S.3)Russ.: l e f urspr.: “ Chef, Leiter” . (P 6.9.54, S.2)

[Taufpate ist russ.: krestnyj o tec ]Usakov IV [neu]; BSE XLVIII, S.28;ÖW .

Sek.: Kohls, S.200 [Lb]; Kuklina, A utoreferat, S. 14; Kuklina, Vli­janie, S.71 [Lb]; Mine, Avtoreferat, S.14 [Lb]; Stepanova-Cernyseva, S.57 [Lb]; Subbotina, S.230 [Lb]; Topuridze-Sumbatova, Neo- logizmy, S. 187.

* Patenarbeit. Vermutl. L ü t. “ Patenarbeit der sozialistischen In-

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dustriebetriebe” (Gbl. 1962 II, S .189); auch: “Patenschaftsarbeit” (Gbl. 1958 I, S.530 u.ö.).Russ.: 'sefskaja rabota, Abk.: sefrabota.

Usakov IV; SSRLJ XVII.T e x t : S.65.

* Patenbrigade. ND 4.5.61, S.5 Russ.: 'sefskaja brigada (SSRLJ XVII) Sek.: Kohls, S.200.

* Patenhilfe. Vermutl. L ü t. “Patenhilfe für schwache LPG.”(ND 8.1.59, S.4).Russ.: sefskaja po m o sc’. SSRLJ XVII.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

Übertragener Gebrauch ist auch in der BRD üblich, vgl. z.B.: “Paten­schaftsbetriebe” [im Westen für Betriebe in der SBZ] (Bulletin 1952, S.641); “ Städtepatenschaft” (Bulletin 1956, S.2302) u.ä.

* * Persönliche H ausw irtschaft L ü t. “ eine von den Genossen­schaftsbauern der DDR in den LPG betriebene, auf persönlichem Eigentum beruhende Nebenwirtschaft, die der genossenschaftlichen W irtschaft untergeordnet ist.” (ÖL I, S.902)Belegt nur in den V arianten: * persönliche H ofw irtschaft (ND 13.3.55,S.3), * persönliche Nebenw irtschaft (Polit.Ök., dt.S.644/russ. S.556). Gebräuchlicher ist: * * individuelle Hauswirtschaft (Gbl. 1953, S.1294 u.ö.; vgl. auch WDG III “ individuell” - auch: “zur eigenen Nutzung vorhanden” [Neubedeut. DDR Landw.]), * individuelle H ofw irtschaft (PSU 195 3/90, S. 1097 - P 9.8.53), individuelle Nebenw irtschaft (Koslow).Russ.: licnoe podsobnoe chozjajstvo - ‘persönliche N ebenwirtschaft’

(P 20.4.54, S.3). ÖW.licnoe chozjajstvo - ‘persönliche W irtschaft’ (P 20.4.54, S.3; BSE III, S .125; vgl. auch P 10.3.56, S .l - PSU 1956/57, S.1336: “ persönliche W irtschaft” ).individual’noe podsobnoe chozjajstvo (Koslow - russ. Regi­ster)

Sek.: Kinne, S.17. T e x t : S.46, 65, 94, 120, 125, 136.

* * Persönliches Konto (für Materialeinsparung) [meist PL; seit 1951]. L ü s. “ Gemeinschafts- oder persönliche K onten für M aterialeinspa­rung” : “ In die K onten für Materialeinsparung sind alle durch die Leistung des Kontoinhabers im eigenen Betrieb ohne Beeinträchti­gung der Erzeugnisqualität erzielten M aterialeinsparungen sowie der

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von ihm verschuldete Mehrverbrauch an Material und Materialverlust mengen- und wertmäßig einzutragen.” (Gbl. 1961 II, S.82).“A uf dem II. Parteitag der SED wies Genossen Walter Ulbricht auf die Notwendigkeit der Einführung der persönlichen Konten in unseren volkseigenen Betrieben hin.” (ND 11.2.51, S.7) u.ö.Übs.: PSU 1953/135, S .1 6 6 4 -P 18.11.53, S.3 (“ persönliche Ein­sparungskonten” ) u.ö.Du - L 1968, FW 1954 ff., Agricola, Kl.Lex., MNL VI, ÖL II; SBZ 1969. Russ.: licevoj (auch: licnyj) scet (ekonom ii) (P 18.11.53, S.3)

[meist PI.]SSRLJ VI; BSE XXV, S.299 [entstanden 1941-45; allgemein verbreitet seit 1948]; ÖW

Sek.: Kohls, S.200 f. [Lüt]; Topuridze-Sum batova, Neologizmy,S.197. T e x t : S .126.

* * Persönliche schöpferische Pläne [PSU seit 1963]. L ü s. Einge­führt von N.I.Misjagin und L.P.Smirnow, Moskau - PSU 1963/88,S.1934; PSU 1966/130, S.8 [DDR]; PSU 1967/50, S.9 - P 5.4.67, S.2 u.ö.Russ.: Itcnye tvorceskie plany T e x t : S .127.

* * * Perspektive. W o r t g e b r. (Frequ. in den Bedeutungen “ Aus­sicht, Pläne, Hoffnungen, Möglichkeiten, Erfolg, Z ukunft” - vgl. Schulz-Basler, Dt. F rem dw örterbuch II: schon um 1920 in dieser Verwendung geläufig).“ Unser Zweijahrplan gibt allen, die durch ehrliche A rbeit besser leben wollen, eine hoffnungsvolle Perspektive.” (ND 8.1.49, S.2)“Die Losung ‘Plane m it - arbeite m it - regiere m it’ wird durch die aktive Einbeziehung der Genossenschaftsbauern bei der Ausarbeitung der Perspektive ihres eigenen Dorfes zur T at.” (ND 3.1.59, S.3)“ in Gegenwart und Perspektive” (ND 8.1.63, S.6)Russ.: perspektiva

vgl. z.B.: ‘Und in der weiteren Perspektive wird [das Werk ] “ Bol’saja E lektrostal’ ” entstehen.’ (P 1.1.59, S.2) ‘bei der Festlegung der Perspektiven der Entwicklung einiger Rayons des Landes’ (P 8.2.59, S.5)

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.44 [Lb]; Gurski [M odewort? ]; K ort­ner, S.22 [Lb]; Kunath, S.42; Nawrocki [auch schon w estdt.]; Nyve- lius, S.24 [W ortgebr.]; Reich, S .171 ff. [W ortgebr.]; Riemschneider, Veränderungen, S.23; Riemschneider, Plan, S.139; Sprachpflege 1964,S. 179 f., S.229 [M odewort]; Stötzer, S.230 [Frequenzuntersuchung].

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T e x t : S.36, 72, 80, 141, 142 (m it Anm. 287).Im Sprachgebrauch der EWG - Kommission steht “ Perspektive” synonym neben “ Projektion” und “ Vorausschätzung” (vgl.Albrecht, Planifikateure beim Werk [1964], S .377).

Perspektivplan - s. un ter P l a n

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* * perspektivisch [besond. seit Anfang der 60er Jahre]. W o r t - g e b r . (entsprechend dem Gebrauch von “Perspektive” zunehmend für “zukünftig, auf die Zukunftspläne ausgerichtet, langfristig vorausschauend” ; in Übs. okk. auch i.S.v. “aussichtsreich” ).“die perspektivische Entwicklung der Bezirke” (Gbl. 1967 I, S.67); “die unm ittelbaren wie die perspektivischen Aufgaben” (ND 7.1.64,S.6);“perspektivische Planung” - s. un ter P l a n“eine perspektivische, auf der wissenschaftlichen marxistischenPrognostik basierende Entscheidung” (ND 4.5.68, S.6);Übs.: “w irtschaftliche Perspektivaufgaben” (PSU 1952/200-201,S.1567 - P 10.10.52, S.4; russ.: perspektivnye chozjajstvennye zadaci);“die progressivste und perspektivreichste Technik” (PSU 1967/127, S. 10 - P 14.10.67, S . l ; russ.: naibolee progressivnaja i perspektivnaja technika; sonst allerdings meist m it “aussichtsreich” übersetzt).Russ.: perspektivnyjSek.: Reich, S .172 [“ zukünftig” ]. T e x t : S.80.

* * Pflichtablieferung [besond. in den 40er Jahren], L ü s. “ auf Grund gesetzlicher Bestimmungen an den Sozialist. Staat gegen Be­zahlung abzuliefernder Teil der M arktproduktion landwirtschaftli­cher Erzeugnisse” (Kl.Lex., S.726; Synonym: Ablieferungssoll). SMAD 1945/1, S .31 u.ö.;vgl. noch Gbl. 1963 II, S.224 (“Pflicht­ablieferungsnorm” ).M NLVI, ÖL II [seit Juli 1945; n icht m ehr gebräuchlich]; Koslow. Auch: Pflichtabgabe; vgl. z.B.:“ Am 18 Juli 1945 w urde der denkwürdige Befehl Marschall Shukows erlassen, der die Totalablieferungspflicht der Bauern aufhob und das System der kontingentierten Pflichtabgabe einführte.”(ND 1.5.46, S.4).“ Erfüllung der Pflichtabgabe” (ND 1.5.46, S.4) u.ö.Russ.: objazatel’nye postavki (gosudarstvu) - ‘Pflichtlieferungen

(an den S taat)’BSE XXX, S.458 f. [seit 1933]; ÖW.

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Sek.: Gernentz, S.70; Kohls, S.201 [L ü s]; Riemschneider, Ver­änderungen, S.46. T e x t : S. 124, 133, 134.

* Pjatiletka [SU]. L w (russ.). “ Planjahrfünft” . TR 12.11.46(zit.Kohls). Du - L 1952, FW 1954 ff.; Brockhaus 1952 IV, 1966 VI [unter “ Fünfjahrplan” - SU].Vgl. auch unter F ü n f j a h r p l a n .Russ.: pjatiletka (Industrializacija, S.289 - 1928)

Usakov III [neu]; SSRLJ XI; ÖW [“ Planjahrfünft” ].Sek.: Karpovic (1959), S.78 [schon in den 30er Jahren; Beleg aus:Die Rote Fahne 12.1.33, Nr.10]; Kinne, S.3; Kohls, S.83 [erst nach 1945]; Marfievic, S .103; Moser, Spr.Folgen, S .11; Subbotina, S.225. T e x t : S.53, 122.

* * * Plan. B e d. s p e z. Zentraler Begriff im Rahmen der “ sozia­listischen Planw irtschaft” ; Vorherrschen der Bedeutung “bindende Richtlinie” , “ Auflage” (d.h. die im Plan gestellten Aufgaben); z.T. beton t positive Wertung; starke Frequenzsteigerung; große Anzahl von Zusammensetzungen bzw. Fügungen.

“Die sozialistische Planung als ein Ausdruck der Erfordernisse des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft hat b e s t i m m e n d e n Charakter. Die staatlichen Pläne sind keine Planprognosen, sondern Plandirektiven, die die R ichtung der wirt­schaftlichen Entwicklung des ganzen Landes bestim m en.” (Polit.Ök„ dt. S.551/russ. S.475; vgl. auch BSE [1] XLV, S.569 - Stalin 1937).

“ Sobald der Plan bestätigt vorliegt, ist er Gesetz und für alle Beteiligten verbindlich.” (ND 1.1.49, S.4)

Mit der Bedeutung “ bindende R ichtlinie” gebucht in:FW 1954 ff., Kl.Lex., ÖL II; Brockhaus 1952 IX [Planwirtschaft].

Als gängige Wendungen m it “ Plan” in diesem Sinne werden bei Agricola angegeben (vgl. unten die entspr. Substantivierungen):“den P. entwerfen, aufstellen, diskutieren, beraten, bestätigen, auf­schlüsseln, (über)erfüllen, (ein)halten, kontrollieren; für die Er­füllung des Planes käm pfen; nach (dem) Plan arbeiten” .Die Bed.spez. w irkt sich auch auf planen, planmäßig, Planmäßig­keit usw. aus; vgl. auch unten unter ü b e r p l a n m ä ß i g .Zur Wortgeschichte vgl.: Schulz-Basler, Dt. Frem dw örterbuch II;Grimm VII u.a.Für den Gebrauch bei M arx/Engels/Lenin vgl. die folgenden exem­plarischen Zitate:

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“ Eine gesellschaftliche Produktion nach vorherbestim m tem Plan wird nunm ehr [nach der Ergreifung der öffentlichen Gewalt durch das Proletariat und die Verwandlung der gesellschaftlichen Produktions­m ittel in öffentliches Eigentum] möglich.” (Engels, Entwicklung des Sozialismus, S. 5 3).“Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrum ente, Urbar­machung und Verbesserung der Ländereien nach einem gemeinschaft­lichen Plan” (Kommunistisches Manifest, in: Marx, Frühschriften, S.547) - bei Marx/Engels nur okk. in diesem Sinne.“Die Organisierung der Rechnungsführung, die Kontrolle über die Großbetriebe, die Umwandlung des ganzen staatlichen Wirtschafts­mechanismus in eine einzige große Maschine, in einem Wirtschafts­organismus, der so arbeitet, daß sich Hunderte Millionen Menschen nach einem einzigen Plan richten - das ist die gigantische organisa­torische Aufgabe, die uns zugefallen ist.” (Lenin, Werke XXVII, dt. S.76 f./russ. S .6 8 -1 9 1 8 ).Vgl. auch unter P l a n w i r t s c h a f t

Im Westen besonders im Bereich der Betriebswirtschaft gebraucht (ebf. ansteigende Häufigkeit - jedoch nicht m it östl. Verhältnissen zu vergleichen).Russ.: plan

SSRLJ IX; BSE XXXIII, S. 180 ff. [Artikel ‘P lanw irtschaft’]; ÖW [“ 1. Plan, Plansoll, Planziel; 2. Entw urf; Übersicht” ]. Zur Frequenz im Russ. vgl. Josselsen, S.56 [auffallender Anstieg nach 1917].

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.25; Becker, Sprachbriefe, S .159; Kohls, S.206 [L b]; Krepkich, S.27 [Lb]; Maetzke, S .339; Moser, Spr.Folgen, S.21; Nyvelius, S.24 f. [Lb]; Reich, S.173 ff.; Riem­schneider, Plan; Riemschneider, Veränderungen, S.22.T e x t : S.28, 75, 76, 121, 137, 140.

* * Plan Neue Technik [bis 1966]. L ü s. ND 10.5.62, S .3 u.ö.;Übs.: PSU 1962/122, S.2627 - P 13.11.62, S.2 u.ö.MNL VI, ÖL II [seit 1966: “ Plan Wissenschaft und Technik” ] ;SBZ 1969.Russ.: plan po novoj technike (RPP IV, S.670 -1960 ). ÖW.

plan novoj techniki (P 13.11.62, S.2).Auch: plan razvitija i vnedrenija novoj techniki - ‘Plan derEntwicklung und Einführung der neuen Technik’ (BSE XXXIII, S.182). ÖW.

T e x t : S .121.

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* Plan für die Steigerung der Arbeitsproduktivität. ND 4.2.56, S.2 u.ö.; auch: * Plan der Arbeitsproduktivitä t (ND 7.1.62, S.5 u.ö.) - russ.: plan po pro izvodite l’nosti truda (P 22.4.54, S.2)Russ.: plan povysenija pro izvodite l’nosti truda (P 23.4.54, S.2)

plan po rostu pro izvod ite l’nosti truda (P 8.2.59, S.2)

* Ablieferungsplan [in der Landwirtschaft]. L ü s. Zvbl. 1947, S.45 [SMAD] u.ö.; Übs.: PSU 1956/29, S .704 - P 26.2.56, S.4 [hier russ.: plan zagotovok - ‘Erfassungsplan’].Russ.: plan sdaci (gosudarstvu) - ‘Plan der Abgabe (an den S taat)’

(RPP III, S.97 - 1943)plan postavki (gosudarstvu) - ‘Plan der Lieferung an den S taat’ (P 3.1.49, S.2)

Sek.: Reich, S .175.

* Akkum ulationsplan. ND 2.2.55, S .3; Übs.: PSU 1965/18, S.5 - P 30.1.65, S.2Russ.: plan nakoplenij (P 22.4.54, S .3)

* * Anbauplan [offiziell bis 1957]. L ü t. SMAD Sachsen 1946, S.388 u.ö.; vgl. auch noch ND 3.5.60, S .3; WDG I. Auch: * Aussaat­plan [in den 40er Jahren], ND 10.5.46, S .l u.ö. (Sek.: Kuklina, Wortliste).Russ.: plan poseva - ‘Plan der Aussaat’ (RPP I, S. 189 - 1920). ÖW.

plan posadok - ‘Plan der Pflanzungen’ (P 3.1.49, S .l)Mit weiteren Zusammensetzungen (z.B. “Anbauplankom m ission” ). T e x t : S.64, 121.

* A ufkaufplan [Übs.]. ND 7.11.64, S.7 [SU] u.ö.Russ.: plan gosudarstvennych zakupok (RPP IV, S.28 - 1953). ÖW.

* Ausladeplan [Übs.]. PSU 1952/40, S.299 - P 5.2.52, S .l Russ.: plan vygruzki

* Außenhandelsplan. ND 16.3.55, S .3 u.ö.Russ.: plan vnesnej torgovli (RPP I, S.667 - 1927)

vnesnetorgovyj plan. ÖW.

* * Bauwirtschaftsplan. ND 23.4.46, S.4 u.ö.Russ.: plan stro ite l’stva. ÖW.

*Beladeplan [Übs.]. PSU 1952/40, S.299 - P 5.2.52, S .l.Russ.: plan pogruzki

* Bruttoproduktionsplan. Gbl. 1950, S.223 u.ö.; auch: “ Plan der B ruttoproduktion” (ND 24.2.55, S .l u.ö.).Russ.: plan po vypusku valovoj produkcii - ‘Plan für den Ausstoß

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an B ru ttoproduktion’ (P 1.1.49, S .l). ÖW.plan proizvodstva valovoj produkcii - ‘Plan der Erzeugungan B ru ttoproduktion’ (P 23.7.54, S .l)

* Dezemberplan. ND 9.1.62, S .3.Russ.: dekabr'skij plan (P 4.1.54, S .l).

* Druschplan. Gbl. 1953, S.740.Russ.: plan m o lo t'by (RPP II, S.522 - 1935).

* Energieplan. Gbl. 1963 I, S .150. Auch in der westl. Betriebswirt­schaft (vgl. Betriebswirtschaftliche Planung, S.91).Russ.: plan po vyrabotke elektroenergii - ‘Plan für die Erzeugung

von Elektroenergie’ (P 1.1.49, S .l)Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.2 6 ;Moser, Spr, Folgen, S.22.

* * Erfassungsplan. L ü s. SMAD Meckl. 1945, S.56 u.ö .; Übs.: PSU 1958/75, S.1616 - P 21.6.58, S .l.Russ.: plan (gosudarstvennych) zagotovok - ‘Plan der (staatlichen)

Erfassung’ (RPP II, S.631 - 1937). BSfe XXXIII, S.182;ÖW . Sek.: Fröhlich, S.76; Maetzke, S .340; Kohls, S .157; Reich, S.66. T e x t : S.121 f.

* Ernteplan. ND 5.9.63, S .lRuss.: plan sbora urozaja (RPP III, S.4 7 4 - 1948)

plan uborki (RPP II, S.522 - 195 3)

* Ertragsplan [Übs.]. PSU 1956/57, S . l 338 - P 10.3.56, S.2 (“ Er- tfägsplan der landwirtschaftlichen N utzpflanzen” ).Russ.: plan urozaemosti

* Export-Import-Plan. Vermutl. L ü s. Gbl. 1951, S.976.Russ.: eksportno-im portnyj plan (Vostanovlenie, S.430 - 1925).

OW [“ A ußenhandelsplan” ].T e x t : S.62.

* * Finanzplan. B e d . s p e z. “ Teil des Betriebsplanes (enthält alle Einnahmen u. Ausgaben des Betriebes, die Ergebnisse seiner wirtschaftl. Tätigkeit u. die Beziehungen zum Staatshaushalt” (FW 1954, S. 194).TR 11.5.46, S.4 [SU]; SMAD Thür. III 1948, S.19; Gbl. 1952, S.84 [Aufgliederung in “ Investitions-, Gewinn-, Kassen-, R ichtsatzplan” ] u.ö.; Übs.: P o lit.ök ., dt. S.606/russ. S.523 u.ö.FW 1954 ff., MNL III.Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. z.B. Betriebswirtschaft­liche Planung, S . l79; Gabler I - auch im Rahmen der staatlichen

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Finanzwirtschaft).Russ.: ftnansovyj plan (RPP II, S .368 - 1931). ÖW.

Meist: proizvodstvenno-finansovyjplan (BSfe [1] XLV, S.580) Usakov IV.

T e x t : S.75, 76, 122.

* * * Fünfjahrplan. [DDR seit 1951; nach 1959 hist.]. L ü s. Gbl.1951, S.973 ff. u.ö.Inbezug auf die SU bereits Ende der 20er Jahre (vgl. Kohls, Bar­tholmes - in den Form en “ Fünfjahresplan” und “ Fünfjahrplan” ).Nach 1945 stärker verbreitet (i.a. in der Form “ Fünfjahresplan” ; erst m it der Verkündung des ersten deutschen Fünfjahrplanes setzt sich die Form ohne -es- durch).Bezeichnet nicht nur den Plan als solchen, sondern auch den Planungs­zeitraum; vgl. Wendungen wie: “ im Laufe des Fünfjahrplanes” . (Gbl. 1951, S.973) u.ä. Im T ext des ersten Fünf jahrplanes wird in temporalem Bezug noch korrekterweise “Jahrfünft” bevorzugt, was später kaum noch erscheint. Wahrscheinlich w irkt hier - neben der Vereinheitli­chungstendenz aus Gründen sprachlicher Bequemlichkeit - auch die Verwendungsweise von pjatiletka, pjatiletie (vgl. unter P l a n ­j a h r f ü n f t) im Russ. als Vorbild.Du - L 1952 ff., WDG II [Neupräg. DDR], Kl.Lex., MNL III, ÖL I;Du - M 1954 ff. [-es], Wahrig, Brockhaus 1952 IV, 1966 VI [SU, Ostblock], SBZ 1969.Russ.: pjatiletn ijp lan (RPP I, S.661 - 1927).

Usakov III; SSRLJ XI; BSE XXXIII, S.372 [erstmals 1929 - 1932]; ÖW.

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.25 f. [auch zu den morphologischen Varianten]; Fröhlich, S.76; Gaudig, S .1009; Gernentz, S.70; Kohls,S.159 [Lüs]; Reich, S .175; Riemschneider, Veränderungen, S.47.T e x t : S.45, 79, 85, 121.Mit Zusammensetzungen wie “ Fünfjahrplanbauten” (Kohls, S. 160) - russ.: stro jk ip ja tile tk i (P 10.9.54, S. 2) u.ä.

* Gegenplan. L ü s . “ In den volkseigenen Betrieben ist es zweck­mäßig, betriebliche Gegenpläne aufzustellen, die eine vorfristige Erreichung der von der Verwaltung gegebenen Produktionsauflagen vorsehen.” (ND 1.1.49, S.4 u.ö.)Russ.: vstrecnyj plan

Usakov I; SSRLJ II; BSE XLII, S.646 [seit 1930]; ÖW.Sek.: Krepkich, S.27 [Lp]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy,S.198 [Lp], T e x t : S.93.

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* Getreideplan. ND 12.9.63, S .l.Russ.: plan chlebozagotovok - ‘Plan der Getreideerfassung’

(P 8.9.54, S.2)Sek.: Reich, S. 175.

* * Gewinnplan. Zvbl. 1948, S .144 [SMAD] u.ö.; Übs.: PSU 1953/ 135, S.1654 - P 18.11.53, S.2 u.ö.Auch in der westlichen Betriebswirtschaft (vgl. Gabler I).Russ.: plan (po) pribyli. ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.26; Reich, S .175; Riem schneider> Veränderungen, S.82.

*GOELRO-Plan [SU -hist.].T e i 11 w (Abk.). “ ‘Plan der Staatl. Kommission für Elektrifizierung Rußlands’, am 12.2.1920 von Lenin vorgeschlagen u. vom VIII. Allruss. Sowjetkongreß (Dez. 1920) an­genom men” (Kl.Lex., S .345).ND 6.1.68, S.9 (“der berühm te Leninsche GOELRO-Plan” );Übs.: Polit.Ök., dt. S.396/russ. S.341 u.ö.;M N L III.Russ.: plan GOELRO (Industrializacija, S.290 - 1928) - Abk.

für: Gosudarstvennaja komissija po elektrifikacii Rossii - ‘Staatliche Kommission für die Elektrifizierung Rußlands’ (vgl. Scheitz, Abkürzungen)

T e x t : S.59.

* * Halbjahrplan (in den 40er Jahren auch: “ Halbjahresplan” ).TR 8.9.48, S.3 [- es -]; ND 1.1.49, S .l u.ö.Russ.: polugodovoj plan (P 23.7.54, S.2). ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S .26; Gernentz, S.70; Kuklina, Wort­liste; Reich, S .175.

* Importplan. Gbl.. 1950, S.237 u.ö.Russ.: plan importa (Industrializacija, S.311 - 1928)

im portnyj plan. ÖW.

* * Investitionsplan. Zvbl. 1949, S.3 [DWK] u.ö.Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. Gabler I).Russ.: plan kapitalovlozenija (P 15.9.56, S.2)

plan kapital'nych vlozenij. ÖW.plan kapita l’nogo stro itel’stva (RPP II, S .14 - 1929). ÖW.

* * Jahresplan. TR 1.1.47, S.4 [SU]; Gbl. 1949, S.35 u.ö.“Die Organe des Ministerrates sind für die Ausarbeitung der Jah­respläne verantwortlich, die von der Staatlichen Plankommission zusammengefaßt und bilanziert w erden.” (Gbl. 1963 I, S.2)Russ.: godovoj plan (Vostanovlenie, S.258 - 1925)

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ÖW [gibt auch godovoe zadanie - ‘Jahresauflage’ - dafür an] Sek.: Fröhlich, S.76; Reich, S.175; Riemschneider, Veränderungen, S.47.

* Jahresproduktionsplan. ND 3.1.59, S .l.Russ.: godovojpro izvodstvennyjp lan (P 9.9.49, S . l ). ÖW.Sek.: Nyvelius, S.25 [Lüs.].

* Jahresvolkswirtschaftsplan. L ü s . ND 16.1.63, Beilage S.10 u.ö.Russ.: godovoj narodnochozjajstvennyjplan (RPP II, S.631 - 1937)

* Kartoffelablieferungsplan [Übs.]. PSU 1958/75, S.1617 - P 21.6.58, S .l.Russ.: plan sdaci kartofelja

* Kassenplan. Gbl. 1951, S. 1136 u.ö.; Teil des Finanzplanes des Betriebes (vgl. Gbl. 1952, S.84).Russ.: kassovyj plan (RPP III, S .334- 1946). BSE XXXIII, S.182; ÖW.

* Kohlenplan. ND 24.4.46, S.3.Russ.: plan ugledobyci (RPP III, S.75 - 1942)

plan dobyci uglja (P 23.7.54, S .l)Sek.: Kuklina, Wortliste.

* Kreditplan. Gbl. 1950, S .167 [K. der Banken] u.ö.Russ.: kreditnyj plan (RPP I, S.403 - 1924). BSfe XXXIII, S.182; ÖW.

* Kulturplan. Gbl. 1950, S.234 u.ö. “ Zu ihren W ettbewerbsverpflich­tungen gehört der Kultur- und Bildungsplan.” (ND 8.2.68, S .3).Vgl. auch: “ K ulturentwicklungsplan” (Gbl. 1950, S.284).Russ.: plan (social'no-)kul’tum ogo stro ite l’stva - ‘Plan des (sozial-)

kulturellen Aufbaus’ (BSE [1] XLV, S.572).BSE XXXIII, S.182; ÖW.

Sek.: Reich, S .176.

laufende Pläne [Übs.]. Bezeichnung für die Jahres- und Quartalspläne. Polit.ök ., dt. S.547/russ. S.472; MNL VI.Inbezug auf die DDR m eist: “ Operativpläne” - s. dort.Russ.: tekuscie plany. BSE (1) XLV, S.569; ÖW. T e x t : S.85.

* Lieferplan. Gbl. 1951, S.647 u.ö. Auch in der BRD (vgl. z.B. Bul­letin, 1957, S . l259 - “ Lieferpläne für alle Kohlenreviere [der M ontanunion]” ).Russ.: planpostavok(P 14.7.55, S.2). BSE XXXIII, S.182; ÖW.

Im Binnenhandel auch: plan zavoza (tovarov) - ‘Plan der (Waren-)Zustellung’. BSE (1) XLV, S575 ; ÖW.

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* Mechanisierungsplan [Übs.]. PSU 1952/184, S .1 3 7 4 -P 31.8.52, S.2. Russ.: plan mechanizacii

* * Monatsplan. Zvbl. 1947, S.2 u.ö.Russ.: mesjacnyj plan (RPP III, S .335 - 1946).

BSE XXXIII, S .181; ÖW.Sek.: Kuklina, Wortliste; Reich, S .175; Riemschneider, Verände - rungen, S.82.

* Nachkriegsfünfjahresplan [SU]. L ü s. TR 7.9.47, S.5 [SU].Russ.: poslevoennyj pjatiletnij plan. BSE XII, S .323; ÖW.Sek.: Moser, Spr.Folgen, S .16.

* * Operativplan, operativer Plan. L ü s. “ Die einzelnen ausführli­chen und konkreten Aufgaben werden in den operativen Volkswirt­schaftsplänen der einzelnen Jahre präzisiert.” (Gbl. 1950, S.1113) “ Operativpläne für die Brigaden, Schichtgruppen und Produktions­bereiche” (Gbl. 1953, S.578) u.ö.Du - L 1960 f., FW 1954 ff., MNL VI. - Ggs.: “ Perspektivplan” - s. dort.Russ.: operativnyj plan (RPP II, S .372 - 1932). Usakov III; ÖW.

Meist allerdings: tekuscijp lan - ‘laufender Plan’.Sek.: Kortner, S.20. T e x t : S.85, 122.

* * Perspektivplan. L ü s. “ Die sozialistische Planung beruht auf der Verbindung der P e r s p e k t i v p l ä n e , die die Hauptlinie der w irtschaftlichen Entwicklung für m ehrere Jahre zum Ausdruck bringen, m it den l a u f e n d e n P l ä n e n , die das konkrete Arbeitsprogramm für kürzere Fristen darstellen.” (Polit.Ök., dt.S .547/ russ.S.472). PSU 1952/17, S.117 [SU].ND 15.3.51 (zit.Kohls); gebräuchlicher in den 60er Jahren.Mit Zusammensetzungen wie “ Perspektivplandiskussion” (ND 30.10. 64, S .l) u.ä.Du L 1960 f., FW 1954 f., MNL VI, ÖL II; SBZ 1969.Russ.: perspektivnyj plan (RPP I, S .376 - 1923).

Usakov III; SSRLJ IX; BSE XXXIII, S.181 [erster sowjeti­scher P.: der “GOELRO-Plan” von 1920].

Sek.: BartJjolmes, Taus.Worte, S.26; Kohls, S.201 [Lüs.]; Korlen, Sprachspaltung? , S.44 [Lp]; Kortner, S.20; K unath, S .35; Moser, Spr.Folgen, S.22; Nyvelius, S.25 [Lüs]; Reich, S .173; Riemschneider, Veränderungen S.23; Stötzer, S.229 [Frequenzuntersuchung]; To- puridze-Sumbatova, Neologizmy, S .191; Gernentz, S.70.T e x t : S.122.

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* * Produktionsplan. B e d . s p e z. “ Teil des Volkswirtschafts- u. des Betriebsplanes m it allen in Mengen u. Werten ausgedrückten Pro­duktionsaufgaben” (FW 1954, S.508).SMAD Sachsen 1947/7, S.4 u.ö.; “Produktionspläne n ich t nur er- füllt,sondern weit übererfüllt” (ND 24.4.46, S.2 - SU); Übs.: PSU 1952/40, S.299 - P 5.2.52, S .l u.ö.MNL VI, ÖL II. Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. z.B. Betriebswirtschaftliche Planung, S .l 77).Russ.: proizvodstvennyj plan (RPP I, S.509 - 1925). ÖW.

plan (promyslennogo) proizvodstva - ‘Plan d er (Indu­s tr ie p ro d u k tio n ’ (BSE [1] XLV, S.575). BSE XXXIII, S.182;Usakov III; SSRLJ XI.plan vypuska produkcii - ‘Plan des Ausstoßes an Produk­tio n ’. ÖW.

Sek.: Korlen, Sprachspaltung? , S.44 [Lp]; Krepkich, S.27 [Lp]; Kuklina, Vlijanie, S.71 [Lp]; Moser, Spr.Folgen, S.22; Nyvelius,S.25 [“ Produktions- und Finanzplan” - Lüs]; Reich, S .176.T e x t : S.75, 76, 122.

* Produktionsplanerfüllung. ND 1.1.54, S .l u.ö.Russ.: vypolnenie plana proizvodstva (P 23.7.54, S .l) .

* Produktionsplanübererfüllung. Gbl. 1953, S.589 u.ö.Russ.: perevypolnenie proizvodstvennogo plana (RPP IV, S. 10 -

1953).

* Quartalsplan. Gbl. 1949, S.35 u.ö.; Übs.: PSU 1953/135, S .1664 - P 18.11.53, S.3.Russ.: kvartal’nyjp la n (RPP III, S .335 - 1946). ÖW.Sek.: Gernentz, S.70.

* * Rekonstruktionsplan [in den 50er Jahren]. L ü s . “ Der Rekon­struktionsplan ist ein auf lange Sicht . . . erstellter Plan für die Rekonstruktion, d.h. die W iederherstellung und Höherentwicklung des betreffenden volkseigenen Industriebetriebes.” (ND 25.1.51, S.7) u.ö.; MNL VI.Russ.: plan rekonstrukcii (RPP II, S.61 - 1929). ÖW.Sek.: Reich, S. 176; Riemschneider, Veränderungen, S.82.

* Selbstkostenplan. ND 4.5.49, S.5.Russ.: plan po sebestoim osti (BSE XXXIII, S.182).

* * * Siebenjahrplan [1959 bis Anfang der 60er Jahre; dann hist.]. L ü s . “ Gesetz über den Siebenjahrplan zur Entwicklung der Volks-

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Wirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik in den Jahren 1959 bis 1965” (Gbl. 1959 I, S.703 ff.).“ Der Siebenjahrplan ist der Plan des Friedens und des Sieges des Sozialismus.” (Siebenj., S.163).“ Der Siebenjahrplan ist die Arbeitsgrundlage für alle Staats- und W irtschaftsorgane.” (Siebenj., S .312).Steht (wie “ Fünfjahrplan” - s. dort) sowohl für den Plan als sol­chen als auch für den Planungszeitraum. Vgl. z.B.:“Die im Siebenjahrplan festgelegten Aufgaben sind unbedingt einzuhalten und dürfen nicht verändert werden.” (Siebenj., S.310) “ im Laufe des Siebenjahrplanes” , “am Ende des Siebenjahrplanes” u.a. (Siebenj., passim) - russ. v tecenie semiletki (oder: semiletija), k koncu semiletki (oder: semiletija) (P 8.2.59, passim). Der Ge­brauch in tem poralem Bezug wird nur gelegentlich bew ußt ver­mieden, vgl. z.B.: “vier Jahre der Siebenjahrperiode” (PSU 1962/ 134, S.2903 - P 20.11.62, S .lj russ.: sem iletka).MNL VII; SBZ 1969.Russ.: semiletnij plan (P 8.2.59 - A bdruck des Textes; offizieller

Titel des Gesetzes: K on tro l’nye cifry razvitija narodnogo chozjajstva SSSR na 1959 -1 9 6 5 gody - ‘Kontrollziffern der Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR für die Jahre 1959- 1965’)semiletka, semiletie - vgl. zu diesen Bildungen unter P l a n j a h r f ü n f t

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.26; Kohls, S.216 [Lüs]; Reich, S.175; Riemschneider, Veränderungen, S.22; Rozen, S.60 [Lp]. T e x t : S.79, 121.

Siebenjahrplanfonds - s. unter F o n d sWeitere Zusammensetzungen m it “ Siebenjahrplan” .

* * * Staatsplan. L ü s . TR 9.5.47, S.5 [SU]; ND 16.3.55, S.3 u.ö.; Übs.: PSU 1952/16, S.110 - P 13.1.52, S.2 (“ staatlicher Plan” ).Mit zahlreichen Zusammensetzungen.Russ.: gosudarstvennyj (narodnochozjajstvennyj) plan - ‘staat­

licher (Volkswirtschafts-) Plan’ (BSE [1] XLV, S.569). SSRLJ XI; BSE XII, S .322; ÖW.

Sek.: Kohls, S.218 [Lüs; DDR besond. seit 1958 für “Volkswirt­schaftsplan” ]. T e x t : S .135.

* Tagesplan. ND 3.1.59, S .l u.ö. - Synonym für “Tagesauflage, -aufgabe, -soll” .

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Russ.: su tocnyj plan (P 4.1.54, S .l)Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.26; Kuklina, W ortliste; Reich,S .175.

* Tecbprodfinplan. L w (Abk.). “Jeder staatliche Betrieb . . .hat seinen Plan der technischen, Produktions- und Finanzaufgaben (Techprodfinplan).” (ND 16.3.55, S.3)Russ.: techpromfinplan, Abk. für: techniceskij, prom yslennyj i

finansovyj plan - ‘technischer, Industrie- und Finanzplan’ (RPP IV, S .123 - 1954). BSÉ XLIII, S.646 [seit 1931]. ÖW [“ Betriebsplan, betrieblicher Jahresplan” ].

Sek.: Abramenko, S. 171.

* TOM-Plan (ND 9.1.60, S.3 u.ö.), Abk. für Plan der technisch­organisatorischen Maßnahmen. L ü s. ND 10.1.60, S .l u .ö .;Übs.: PSU 1953/107, S.1311 - P 13.8.53, S.2 u.ö.MNL VII; Koslow.Russ.: plan organizacionno-techniceskich meroprijatij. ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.26; Reich, S .176; Riemschnei­der, Veränderungen, S.62.

* Themenplan [Übs.]. PSU 1964/77, S.1723 - P 21.6.64, S.3 [im Rahmen von Forschung und Entwicklung in der Industrie], Russ.: tem aticeskijplan. BSÉ XVII, S.450.

* Transportplan. Gbl. 1950, S .105 u.ö.Russ.: plan perevozok (RPP III, S .334- 1946). BSÉ XXXIII,

S.182;ÖW . transportnyj plan. ÖW.

* Versorgungsplan. “ Versorgungsplan der Landwirtschaft m it M ineraldüngemitteln im Kalenderjahr 1948” (Zvbl. 1948, S.92 - DWK); “ kom plexer Versorgungsplan in den Bezirken, Kreisen, Städten und Gemeinden m it über 5000 E inw ohnern” (Gbl. 1961 II, S.487) u.ö.Übs.: PSU 1956/28, S.668 - P 24.2.56, S.6 u.ö.Auch im westdt. Sprachgebrauch (vgl. z.B. Bulletin 1952, S .1062). Russ.: plan snabzenija (RPP II, S.76 - 1929).

BSÉ XXXIII, S.182; ÖW.Sek.: Kunath, S .35.

* * Verteilungsplan. SMAD Thür. 1947 III/8, S .36; “Verteilungs­pläne für die Materialversorgung der W irtschaft” (Gbl. 1949, S .35) u.ö.Russ.: plan raspredelenija (RPP III, S .334 - 1946)

ÖW [“Verteilungsplan, Materialverteilungsplan (für kontingentierte Erzeugnisse)” ].

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Sek.: Kuklina, Wortliste.

* Viehvermehrungsplan [in den Nachkriegsjahren, bis etwa 1950]. Zvbl. 1949, S.579 [DWK] u.ö.Russ.: plan rosta pogolov’ja - ‘Plan des Anwachsens des Viehbe­

standes’ (RPP III, S.488 - 1948)

* * * Volkswirtschaftsplan. L ü s . “der jeweils für ein Jahr gelten­de Plan zur Entwicklung der Volkswirtschaft sozialist. Länder u. des gesamten gesellschaftlichen Lebens” (FW 1961, S.718).“ Der Entw urf des Gesetzes über den Volkswirtschaftsplan wird von der Regierung geprüft und bestätigt und von der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik endgültig zum Gesetz er­hoben.” (Gbl. 1949, S.35) u.ö.Du-L 1952 ff., FW 1961 f., Kl. Lex., MNL VIII, ÖL II; Brock- haus 1952 XII, SBZ 1969.Russ.: narodnochozjajstvennyj plan (RPP II, S.409 - 1933)

plan narodnogo chozjajstva (RPP I, S .376 - 1923)Usakov II; SSRLJ VII; BSE XXXIII, S.181 [seit 1931]; ÖW.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.26; Gernentz, S.70; Kohls, S.232 [Lüs]; Kuklina, Vlijanie, S.71 [Lüs]; Reich, S .176; Riemschneider, Veränderungen, S.88. T e x t : S .121.

* Vorkriegsfünfjahresplan [SU]. L ü s . TR 2.10.47, S.2 u.ö.Russ.: dovoennaja pjatiletka (P 5.5.59, S .3)

* Warenumsatzplan [in den 50er Jahren], Gbl. 1950, S .164 u.ö.; Übs.: PSU 1953/127, S .1554 - P 25.10.53, S.3; auch: “ Plandes W arenumsatzes” (Gbl. 1950 ,^ .232 )Russ.: plan tovarooborota. BSE (1) XLV, S.574. ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.26; Riemschneider, Ver­änderungen, S.57.

* * Wirtschaftsplan. B e d . d e t. “Widerspiegelung des Gesetzes des planmäßigen Aufbaus der Volkswirtschaft und des ökono­mischen Grundgesetzes des Sozialismus in den Entwicklungs­aufgaben der dem okratischen bzw. der sozialistischen Planwirt­schaft” (FW 1954, S.675).“ Allgemein bekannt ist Lenins Forderung, daß der Wirtschafts­plan das zweite Parteiprogramm sein m uß.” (ND 5.2.64, S.4)“ Alle Pläne der einzelnen Produktionszweige müssen streng koordiniert, m iteinander verbunden sein und in ihrer Gesam t­heit den einheitlichen W irtschaftsplan bilden, den wir so

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dringend benötigen.” (Lenin, Werke XXXI, S.508/russ. XXXI, S.480 - 1920). MNL VIII [sozialist. W irtschaft]; Brockhaus 1952 [allg. und Planwirtschaft], SBZ 1969.Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. z.B. Gabler II).

Russ.: chozjajstvennyj plan (Vostanovlenie, S .168 - 1921)BSE ( l ) XL V, S.580; ÖW.

Sek.: Reich, S.176. T e x t : S.75, 76, 122.

* Zuckerrübenablieferungsplan [Übs.]. PSU 1958/75, S.1620 - P 21.6.58, S.2. Russ.: plan sdaci sachamoj svekly.

* Planarbeit. ND 31.1.50, S.5 u.ö.Russ.: planovaja rabota (RPP I, S .376 - 1923)

Usakov III; BSÉ XXXIII, S.183.

Planaufgabe, Planauflage - s. un ter A u f l a g e

* * Planaufstellung. Gbl. 1950, S.739 u.ö.; ÖL II. Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. z.B. Gabler, S.643).Auch: * Planerstellung (Gbl. 1950, S.1113 u.ö.).Russ.: sostavlenie plana (RPP I, S.596 - 1927). ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.45 [Lp]; Röhlich, S.76;Kuklina, Wortliste.

* * Planausarbeitung. Gbl. 1954, S.765 u.ö.Russ.: razrabotka plana (BSÉ [1] XLV, S.573). ÖW.

* Plandirektive [Übs]. L ü s . Polit. Ök., dt. S.551/russ. S.475 u.ö. SBZ 1966.Russ.: plan-direktiva, auch: direktivnyj plan. SSRLJ III. ÖW.

BSÉ XXXIII, S. 184.Sek.: Kohls, S.206. T e x t : S.62.

* * Plandiskussion. TR 15.9.48, S .3 u.ö.; ÖL II.Russ.: obsuzdenie planovych predlozenij - ‘Erörterung der Plan­

vorschläge’ (RPP II, S. 142 - 1929). BSÉ XXXIII, S.184. Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.27; Reich, S.176.

* * Plandisziplin. Vermutl. L ü s . “auf Erfüllung und Überer­füllung der Planaufgaben gerichtetes Verhalten, das keinerlei Ver­stöße gegen den Plan du lde t” (FW 1954, S.85).Zvbl. 1948, S.430 [DWK] u.ö.FW 1954 ff., WDG II, MNL VI, ÖL II.Russ.: planovaja disciplina (RPP I, S.579 - 1927).

Oft: planovo-finansovaja disciplina - ‘Plan- und Finanz­disziplin’ (RPP II, S.459 - 1934)

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Moskal’skaja II gibt an: to ln o e (svoevremennoe) vypolnenie plana - ‘genaue (rechtzeitige) Erfüllung des Planes’

Sek.: Kohls, S.206; Kuklina, W ortliste; Maetzke, S .340; Reich S.176; Riemschneider, Veränderungen, S.24; Topuridze-Sumbatova, Neo- logizmy, S.191. T e x t : S.46, 122, 135.

* * * Planerfüllung. L ü s. ND 1.5.46, S.4 u.ö.; ÖL II.Russ.: vypolnenie plana (BSE [1] XLV, S.578). ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.26; Fedorov (1949), S.25; Kohls, S.206; Krepkich, S.28 [Lp]; Kuklina, W ortliste; Moser, Spr. Folgen, S.22; Reich, S. 176; Riemschneider, Veränderungen, S.25.T e x t : S .121.

* Plangewinn. Gbl. 1950, S.75 u.ö; ÖL II. Auch in der westl. Be­triebswirtschaft (vgl. z.B. Betriebswirtschaftliche Formelsammlung,S.212).Russ.: planovaja p r ib y l’ (RPP II, S.588 - 1936)

BSE XXXIV, S.479; ÖW [Sozial.].

* * Planjahrfünft [besond. in Übs.]. L ü t. Synonym zu “ Fünf­jahrplan” - s. dort.ND 24.4.46, S .l [SU] u.ö.; ND 4.2.56, S .l. In der PSU in den 50er Jahren neben “ Fünfjahrplan durchaus gebräuchlich, später nur noch okkasionell.Russ.: pjatiletka - ‘etwas, was fünf Jahre um faßt’;

fast ausschließlich als Synonym für pjatiletnij plan gebraucht. Vgl. Usakov III [neu]; SSRLJ XI; ÖW. pjatiletie - ‘Zeitraum von fünf Jahren’; wird nach meinen Beobachtungen in Wendungen wie “ bis zum Ende des Jahrfünfts” u.ä. bevorzugt.

Sek.: Kinne, S.5; Kohls, S.205 [Lüs.]; Reich, S.176. T e x t : S.66, 85.

* Planjahrsiebt [Übs.]. PSU 1960/83, S .1813 - P 29.6.60, S.3 u.ö.Nur okkasionell s ta tt “ Siebenjahrplan” - s. dort.Russ.: semiletka, semiletie

Plankennziffer - s. un ter K e n n z i f f e r

* Plankomitee, Staatliches [SU]. L ü s . “ Staatliches Plankomitee der UdSSR” (TR 4.9.48, S.3). Auch: “ Planungskom itee” (Kohls, Reich).Russ.: Gosudarstvennyj planovyj ko m ite t (Soveta M inistrov SSSR)

- ‘Staatliches Plankom itee (des Ministerrates der UdSSR)’ Abk.: Gosplan - s. dort.

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BSE XII, S .322 ff. [seit 1948; vorher: Gosudarstvennaja planovaja komissija]Im Laufe der Zeit verschiedentlich A ufteilung und Wieder­zusammenlegung der K om petenzen (1955, 1957, 1962 - vgl. BSE XXXIII, S .183; RPP IV, S.346; RPP V, S.248)

T e x t : S.122.

* * Plankommission, Staatliche; Abk.: SPK. L ü s. “Die Staat­liche Plankommission ist das zentrale Organ des Ministerratesfür die Planung der Entwicklung der Volksiwrtschaft sowie für die Leitung und K ontrolle der Durchführung der Volkswirtschaftspläne.” (Gbl. 1959 I, S.919)Im Laufe der Zeit mehrmalige Kompetenzänderungen (vgl. SBZ 1969, S.476 f.)TR 5.1.47, S .3 (“ Staatl. Planungskommission” - SU); Gbl. 1950, S.1234 u.ö.Auch die regionalen Organe tragen die Bezeichnung “Plankommis­sion”, vgl. z.B.: “ Bezirks-Plankommissionen” (Gbl. 1954, S.710)-vgl. russ. rajonnaja planovaja komissija (P 21.11.56, S.4) [Russ. rajon entspricht dem “ Kreis” in der DDR, russ. okrug dem “ Bezirk” .]

Russ.: Gosudarstvennaja planovaja komissija (Soveta M inistrovSSSR), Abk.: Gosplan (RPP II, S.20 - 1929).Usakov II; SSRLJ V; BSE XXXIII, S .181 [1921 bis 1948].

Sek.: Kohls, S.218 [Lüs]; Kuklina, Wortliste; Moser, Spr.Folgen, S .16; Reich, S .176; Riemschneider, Veränderungen, S.24; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.191. T e x t : S .33, 122,135, 139.

* * Plankontrolle. Vermutl. L ü t. Gbl. 1953, S.528 u.ö; Übs.:Polit. Ök„ dt. S.551/russ. S.475.FW 1954 ff., MNL VI, ÖL II.Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. Gabler, S.645).Russ.: ko v tro l' za vypolneniem plana - ‘Kontrolle über die

Erfüllung des Planes’ (BSE XXXIII, S.184). ÖW; so auch Moskal’skaja II. proverka vypolnenija plana (BSE, a.a.O.)

Sek.: Kohls, S.205 [Lüt], T e x t : S .122, 135.

* Plannom enklatur [Übs.]. L ü s . PSU 1952/17, S.119 [SU];PSU 1965/141, S . l l - P 21.11.65, S.2.

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Für die DDR: Staatsplannom enklatur (Gbl. 1956 I, S.2 u.ö.) Russ.: planovaja nomenklatura. ÖW.T e x t : S.85.

* Planökonomie. L ü s . ND 6.10.50, S.7 [Eröffnung der “ Hoch­schule für Planökonom ie” ]; dazu: planökonomisch, z.B. “Plan­ökonomisches Institu t” (Gbl. 1950, S.132); “ Planökonomische Abteilung der SMAD” (SMAD Meckl. 1948, S.88); Übs.: Polit. Ök„ dt. S.548/russ. S.473.

Russ.: planovaja ekonom ika (P 25.12.56, S .l) . ÖW.Adjektiv: planovo-ekonomiceskij - vgl. z.B. planovo- ekonom iceskij o tdel - ‘planökonom ische A bteilung’ (BSE XXXIII, S .183).

Sek.: Fröhlich, S.76; Kohls, S.205 f. [Lüs]; Kuklina, Wortliste; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.192.

* * Planpreis. Gbl. 1951, S.870 [früher: “ Planpreise” , neu: “unveränderliche M eßwerte” ]; Gbl. 1955 I, S.565 [neu: “ unver­änderliche Planpreise” - entspricht russ. edinye op tovye ceny - ‘einheitliche Großhandelspreise’] u.ö.Übs.: PSU 1953/135, S .1 6 6 4 -P 18.11.53, S.3 u.ö.MNL VI; ÖL II; SBZ 1966.Auch in der westlichen Betriebswirtschaft (vgl. z.B. Gabler II)

Russ.: planovaja cena (Vostanovlenie, S.205 - 1923). ÖW.Sek.: Kohls, S.206; Kuklina, W ortliste; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.191.

* * Planprojekt. L ü s . “von der Staatlichen Plankommission ausgearbeiteter und in den Grundpositionen und H auptauf­gaben bilanzierter Entw urf des Perspektiv- bzw. Jahresvolks­wirtschaftsplanes” (ÖL II, S .367).Gbl. 1952, S.324 u.ö.Inzwischen auch im westl. Bereich (vgl. z.B. A lbrecht, Plani - fikateure, S.69).Russ.: proekt plana (RPP I, S.249 - 1921). BSE XXXIII,

S.184. ÖW [“Planvorschlag, Planentwurf; Planan­satz” ].Auch: proektirovka (P 24.3.56, S.7). ÖW.

T e x t : S .122.

* Planselbstkosten. Gbl. 1953, S .314 u.ö.; ÖL II. Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. z.B. Betriebswirtschaftliche Formelsammlung, S. 1044).

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Russ.: planovaja sebestoim ost’ (RPP II, S .368 - 1931. ÖW.

* * Planübererfüllung. ND 8.9.54, S .l u .ö .; vgl. un ter Ü b e r ­e r f ü l l u n gRuss.: perevypolnenie plana. BSE (1) XLV, S.580; ÖW.Sek.: Fedorov (1949), S.25.

* Planveränderung. ND 6.9.63, S.2.Russ.: izmenenie plana (P 23.8.62). ÖW [“Planänderung, Plan­

korrek tur” ].

* * Planvorschlag. Vermutl. L ü s. “Vorschlag des Betriebes bzw. des w irtschaftsleitenden Organs . . . für die Gestaltung des Planes” (ÖL II, S .375).TR 15.9.48, S .3 u.ö.; Übs.: PSU 1962/111, S.2405 - P 21.9.62, S.3 (russ.: variantnyj plan)-, PSU 1965/113, S.18 - P 28.9.65, S.4 (russ.: predlozenie po proektu plana - ‘Vorschlag für das Plan - projekt’) u.ö.Russ.: planovoe predlozenie (RPP I, S.199 - 1921). SSRLJ XI, ÖW.T e x t : S.122

* * * Planwirtschaft. B e d. d e t. - im Sinne der “ sozialistischen Planwirtschaft” m it ausgesprochen positiver Wertung:“auf der Grundlage der sozialist. Produktionsverhältnisse u. unter den Bedingungen der D iktatur des Proletariats gesellschaftlich geplante Produktion u. Verteilung. In der s.P. sind Krisen, Arbeitslosigkeit u. Verelendung der W erktätigen ausgeschlossen. Ihr Ziel ist die Ver - wirklichung des Ökonom. Grundgesetzes des Sozialismus.”(Kl.Lex., S.900). Vgl. auch: FW, MNL VI, ÖL II; Koslow.Wird ausdrücklich von der un ter kapitalistischen Verhältnissen ge - brauchten Bez. unterschieden: “ unwissenschaftl. bürgerl. Bez. für die im Unterschied zur liberalist.-kapitalist. W irtschaft sich in der allg. Krise des Kapitalismus herausbildende staatskapitalist., mono- polist. Befehls- und Zwangswirtschaft, die die Anarchie der kapitalist. Wirtschaft n icht beseitigt, sondern m it allen Widersprüchen bestärkt, also das Gegenteil der sozialist. P. ist.” (Kl.Lex., S.736).“ sozialistische Planwirtschaft” - zunächst inbezug auf die SU (vgl. z.B. ND 21.9.46, S.3); inbezug auf die SBZ dagegen einfach:“ In der sowjetisch besetzten Zone ist eine Planwirtschaft aufgebaut worden, die der Privatindustrie soviel freien Spielraum beläßt, wie ihr im Rahmen des gesamten Neuaufbaus des deutschen Lebens zu­kom m t.” (ND 9.5.46, S .l) u.ö.“sozialistische Planwirtschaft” inbezug auf die DDR - seit M itte der 50er Jahre (vgl. Bartholmes, Adjektiv, S .157 f.).

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Zur Wortgeschichte: Prägung aus der Zeit nach dem I. Weltkrieg (W.Rathenau, W.v.Moellendorf, R. W issel-vgl. Brockaus 1952 IX, S.227; vgl. auch die scharfe Entgegnung auf die Denkschrift dieser Politiker von R.Calwer: Gebundene Planwirtschaft? Berlin 1919)Vgl. auch Schulz-Basler II [Belege seit 1922], In der westl. Wirt - schaftswissenschaft i.a. m it negativem Beiklang, der noch stärker in den Synonymen “ Befehlsw irtschaft” (eine Prägung von Diezel - vgl. Gabler II, S.649), “ Zwangswirtschaft” (Brockhaus 1952 XII), “ K om m andowirtschaft” (Fischer Lexikon. W irtschaft, S.28 3) her­vortritt. Als neutraler Terminus für den Ordnungstypus, dem die “sozialistische Planwirtschaft” zuzurechnen ist, wird heute in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur der im Anschluß an W.Eucken (vgl. Grundsätze der W irtschaftspolitik, rde 81, 1965, S.59) bekannt gewordene Begriff “ Zentralverwaltungswirtschaft” bevor- zugt.Russ.: planovoe chozjajstvo (BSE [1] XLV, S.567 ff.). ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.26; Fedorov (1949), S.25; Krepkich S.27 [Lp]; Kuklina, Wortliste; Moser, S.21 [schon vor 1933; vgl.Dt. W ortgeschichte II); Reich, S.178. T e x t : S.40, 75, 76, 121, 137.

* Planzuschläge [Übs.]. “ Planzuschläge zu den G rundfonds” (PSU 1962/111, S .2 4 0 4 -P 21.9.62, S.3).Russ.: planovye nacislenija

* * Planer. B e d. s p e z. “ in der Planabteilung einer Verwaltung, eines Betriebes tätiger M itarbeiter” (FW 1961, S.710)ND 6.1.49, S.3 u.ö.“die landwirtschaftlichen Planer im Bezirk R ostock” (ND 6.5.59,S.3).“Alle acht Tage kam das Kollektiv der Planer, der Projektanten und der V ertreter der Baubetriebe zusammen, um die Perspektivpläne aus­zuarbeiten.” (ND 6.5.59, S.3).Übs.: PSU 1952/200-201, S.1568 - P 10.10.52, S.4 u.ö.Du - L 1960 f., Du - M 1954 ff.; vgl. auch schon Du 1930, Trübner V [im Rahmen des Arbeitsdienstes].Auch m it “ Planungsfachmann” ( PSU 1962/111, S.2405), “ Mitarbei­ter der Planungsabteilung” (PSU 1953/95, S.1163) u.ä. wiedergegeben.

Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. z.B. “ Fertigungsplaner” - Klassifizierung der Berufe, S.87) und inbezug auf entsprechende Mit­arbeiter in der französischen W irtschaftsplanung (vgl. A lbrecht, Plani- fikateure, S.128; Synonym: “ Planifikateur” ).Russ.: planovik

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Usakov III [neu]; SSRLJ IX; ÖW.planovyj rabotnik - ‘Planungsfunktionär’ , w örtl.: ‘Plan­arbeiter’ (RPP II, S.753 - 1940)

Sek.: Iskos, S.207; Kohls, S.205 [Lüs]; Levkovskaja, S .103;Topu- ridze-Sumbatova, Neologizmy, S.195. T e x t : S.76, 122, 128.

* * * Planung. B e d. s p e z. “ die im Sozialismus mögliche u. not­wendige Ausarbeitung von W irtschaftsplänen in Form von Direktiven u. Kennziffern für die Entw. der Volkswirtschaft, die die Schöpfer. Tätigkeit der werktätigen Massen organisieren u. lenken u. für einen bestimm ten Zeitraum der Sozialist. W irtschaftsentw. R ichtung u.Ziel geben. Sie beruht auf der Erkenntnis u. Ausnützung der objek­tiven Ökonom. Gesetze . . . u. bringt als Kampfprogramm der Arbeiter- u. Bauern-Macht den konzentrierten u. zum Gesetz er­hobenen Willen der Sozialist. Gesellschaft zum Ausdruck.”(Kl.Lex., S.736)“Grundsatz der Einheit von zentraler Planung und Leitung und be­w ußter schöpferischer Tätigkeit jedes W erktätigen in der Produktion und seiner Mitwirkung an der Leitung von Staat und W irtschaft”(Gbl. 1961 I, S.29).“ Die Grundaufgabe der Planung besteht darin, die planmäßige pro­portionale Entwicklung der Volkswirtschaft zu sichern indem der wissenschaftl.-technische Fortschritt in der materiellen Produktion m it aller Konsequenz durchgesetzt und zugleich die A ktivität der Werktätigen en tfa lte t und auf dieses Ziel orientiert w ird.” (SED-Programm, S.21).MNL VI, ÖL II; Koslow.Zur Wortgeschichte vgl. Schulz-Basler II [neuzeitliches Schlagwort in den 30er Jahren].Ru ss.: pla niro va nie

BSE (1) XLV, S.569; BSE XXXIII, S.173.Sek.: Krepkich, S.28. T e x t : S.75, 76, 122.

* Finanzplanung. B e d. s p e z. (im Rahmen der “ sozialist. Plan­wirtschaft” ). Gbl. 1950, S .107 u.ö.; WDG II.Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. z.B. Gabler I); seit 1966 auch in gesamtstaatlichem Bezug (“mehrjährige Finanzplanung”-vgl. Bundesgesetzblatt 1966 I, S.697 ff . )Russ.: finansovoe planirovanie. BSE XXXIII, S .l 82.T e x t : S.75, 76.

* operative Planung. L ü s . Vgl. auch un ter “ Operativ p 1 a n” .Meist in Zusammensetzungen: “ Einführung der operativen Quartals-

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planung” (ND 2.2.55, S .3 u.ö.); “operative Produktions- und Ab­satzplanung” (Gbl. 1965 II, S.507); “operative Betriebsplanung”(ÖL II, S .305) u.ä.Russ.: operativnoe planirovanie. BSE XXXI, S.54; ÖW.

* * Perspektivplanung. L ü s. Vgl. un ter “ Perspektiv p l a n ”ND 5.9.54, S .3 u.ö.Du - M 1967; auch Gabler II.Russ.: perspektivnoe planirovanie (Industrializacija, S.288 - 1928)

SSRLJ IX; BSE XXXII, S.5 33 f.; ÖW [“ (S o z) Perspektiv­planung, perspektivische Planung; (K a p) Vorausplanung” ].

Sek.: Reich, S.178. T e x t : S.122, 135.

* Transportplanung. Gbl. 1954, S .284u .ö .Russ.: planirovanie perevozok (P 6.9.54, S.2). ÖW.Sek.: Reich, S.178.

* Zweigplanung [Übs.]. L ü s. PSU 1965/146, S.5 - P 29.10.65, S.2 u.ö. R uss.: otraslevoe planirovanie

* Planungsabteilung. Gbl. 1950, S.708 (“Planungsabteilungen der Ministerien der Länder” ); vgl. auch: “W irtschaftsplanungsabteilung der SMAD” (SMAD Thür. 1947 III/2, S.12). ÖL II.Russ.: planovyj otdel. BSE (1) XLV, S.570; ÖW.

* Planungsarbeit. Gbl. 1953, S .315 u.ö. (auch im westl. Sprachge­brauch, vgl. z.B. Albrecht, Planifikateure, S .158).Russ.: rabota po planirovaniju (RPP II, S .142 - 1929). ÖW.

planovaja rabota. BSfe (1) XLV, S.571.Sek.: Kohls, S.206; Kuklina, W ortliste; Levkovskaja, S.71; Reich, S.178.

Planungskomitee, Planungskommission - s. un ter P l a n -

* Planungsmethoden (meist PL). Richtl., S .16 u.ö.; auch im westl. Sprachgebrauch (vgl. z.B. Albrecht, Planifikateure, S. 164).Russ.: m etody planirovanija (Industrializacija, S.4 7 4 - 1928). ÖW.

* Planungsmethodik, Planmethodik. Gbl. 195 3, S.315 u.ö.Russ.: m etodika planirovanija (P 3.1.49, S.2). ÖW.

porjadok planirovanija, planovyj porjadok. ÖW.T e x t : S.85, 135.

* Planungsordnung [Übs.]. PSU 1961/124, S.2655 - P 18.10.61, S.6. Inbezug auf die DDR: “ Planm ethodik” .Russ.: porjadok planirovanija. BSE XXXIII, S .183; ÖW [“ Plan -

m ethodik, Planungsordnung” ].T e x t : S.85.

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* Planungsorgan. ND 1.7.48, S.3 u.ö.; Übs.: PSU 1952/200-201,S.1560 - P 10.10.52, S.2 u.ö.Auch in der westl. Betriebswirtschaft (vgl. z.B. Betriebswirtschaft!. Planung, S. 170).Russ.: planovyj organ (RPP I, S.663 - 1927)

BSE XXXIII, S .183 [‘Die Planungsorgane sind ein unlös­barer Bestandteil des sowjetischen Staatsapparates’]; ÖW. planirujuscie organy (RPP I, S.509 - 1925). ÖW.

Sek.: Kohls, S.206; Kuklina, W ortliste; Riemschneider, Verände­rungen, S.46.

* Planungsrichtsatz [Übs.]. PSU 1965/146, S.65 - P 29.10.65, S.3. Russ.: planovyj normativ - vgl. unter “ P 1 a n norm ativ” .

* Planungssystem. TR 1.1.48, S.7 [SU]; Gbl. 1967 I, S.67;Übs.: PSU 1967/99, S.5 - P 12.8.67, S.3.Russ.: sistemaplanirovanija (P 11.3.55, S. l )

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* * Plast [seit Ende der 50er Jahre]. Vermutl. L ü t. “ K u n sts to ff’. “Produktion von Plasten” (Siebenj., S .182); “ Plaste, Elaste und Synthesefasern” (Gbl. 1967 I, S.70) u.ö.In zahlreichen Zusammensetzungen, vgl. z.B.: “ Plastwerkstoffe” , “ Plast- und Chemiefaserindustrie” ( Gbl. 1959 I, S .30).In der PSU teils “ Plaste” (PSU 1959/77, S .1779 - P 25.6.59, S.4 u.ö.), teils auch noch “ K unststoffe” (PSU 1958/104, S.2101 - P 13.8.58, S.2 u.ö.).Du - L 1960 f., FW 1961 f., Kl.Lex., MNL VI, ÖL II; D u - M 1961 f.,F - Du 1960 f., Wahrig [SBZ],Westdt. gebräuchlicher: “ Plastik” - nach engl, plastics (vgl. F - Du,Du - M).Russ.: plastmassy, Abk. für plasticeskie massy (RPP II, S.448 -

1934). Usakov III [neu]; SSRLJ IX; BSE XXXIII, S.208; ÖW. Sek.: Dahlberg, S .374; Heller, Frem dw ort, S.63 f. [Liste m it Zusam­mensetzungen: 1963/64 43 verschiedenen Zuss. m it “ Plast-” , 3 m it “ K unststoff-” ], S .127 f. [zum Genus: fast 50 % der Belege fern.- Sg. “ die Plaste” ; glaubt, daß sich “ Plastik-” nach engl, plastics vermutlich nicht durchsetzen wird]; Nawrocki.Auseinandersetzung um die Neuprägung in der “ Sprachpflege” : Bei­träge von Weinhold (1965/1; 1967/1), Heller (1965/4; 1968/3) und Flemming (1966/7). Es geht vornehmlich um das Geschlecht (ge­bräuchlich in mask. und fern. Form - “der Plast” /“ die Plaste” ; PI.

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allerding stets “ die Plaste” - nie “die Plasten” ). Flemming deutet die fern. Form als Verstümmelung von “Plastmasse” , das in der chemischen Fachsprache “ ungeform te Masse” bedeuten soll. - Da­gegen wenden sich sowohl Heller als auch Weinhold. Letzterer be­fürw ortet die mask. Form, da diese ggw. (neben dem N eutrum ) bei künstl. Namen für Massen bevorzugt werde (entsprechend alten Bildungen wie “ Stein” , “ Beton” u.ä.). Heller hält die fern. Form für sprachgerechter und deu tet sie als Singularisierung des Plurals in Analogie zu “ Paste” . T ritt außerdem für eine Anpassung der Um­gangssprache an die inzwischen eingetretene Differenzierung in der ehem. Fachsprache ein: “K unststoff” als Oberbegriff, “Plaste” , “ Elaste” , “ Chemiefasern” als Bezeichnung bestim m ter K unst­stoffgruppen.Nach meiner Ansicht dürfte die Neuprägung entstanden sein, als man die offenbar nur als Fachw ort gebräuchliche Lüs. “Plastmasse” in Zusammensetzungen benutzen wollte. Aus der Verkürzung zu “ Plast-” ist das N euw ort dann zwanglos abzuleiten.(Vgl. z.B. “ Plasterzeugnisse” - russ.: tzdelija iz plastmassy, Moskal’skaja II).T e x t : S.64, 88, 125, 139.

* Pobjeda [Übs.]. L w (russ.) Name einer sowjetischen A utom arke. “Personenwagen ‘Pobjeda’ (Sieg)” (TR 4.1.46, S.4 - SU)Sek.: Kohls, S.84 [Lw]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S. 199. T e x t : S.53, 57, 125.Andere Namen sowjetischer A utotypen, die in der DDR bekannt wurden, sind m it geographischen Eigennamen oder m it den Namen der Herstellerbetriebe gebildet; vgl. z.B.: “ M oskwitsch” (TR 10.4.47 - zit. Kohls; Kl.Lex., MNL V); “Wolga” (ND 10.11.59), “ SIL” (ND 15.10.56; Kl.Lex.), “ SIM” (TR 10.4.49), “ SIS” (TR 10.4.47 - vgl. Kohls, passim (von dort auch die Belege). Prägungen dieser Art wurden hier nicht aufgenommen - vgl. S.24.

‘ Podsol [Übs.]. L w (russ.). “ Grau- und Bleicherde” (FW 1954, S.490). TR 12.5.48, S.2 (“ Podsol (Bleicherde)” - SU).Du - L 1968, FW 1954 ff., Kl.Lex., MNL VI; Du - M 1967, F - Du 1966, Wahrig, Brockhaus 1952 IX, auch schon Meyers Lexikon IX. Russ.: podzol

Dal’ II; Usakov III; SSRLJ X; BSE XXXIII, S .411.Sek.: Bielfeldt, Histor. Gliederung, S.6 [nach 1945]; Karpovic (1959), S.76 [Erstbeleg 1911]; Kohls, S.85 [nach 1945].T e x t : S.53, 124, 139, 143.

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* Podsolboden [Übs.]. T e i 11 w. (Lüs). PSU 1956/28, S.691 - P 26.2.56, S.9. FW 1954 ff. T e x t : S.54.Russ.: podzolistaja pocva. Usakov 111; SSRLJ X.FW 1954 ff. bucht auch:podsolieren, Podsolierung (keine genaue Entsprechung in russ. W örterbüchern. Usakov III, SSRLJ X verzeichnen podzoloobrazo- vanie - ‘Podsolbildung’).Vgl. auch : Tschernosjom, Tschernosem (FW 1954 ff., Kl.Lex., MNL VIII. - Schon Brockhaus 1895 XV; in den Texten nicht belegt.Als Lw gebucht bei Kohls, S.121.

Politökonomie. L w (Abk.) Du - L 1960 f., FW 1954 ff.; Wahrig.In den offiziellen Texten nur die volle Form : “politische Ö konom ie”- in der Umgangssprache aber wohl gebräuchlich.Russ.: politékonomija, Abk. für politileskaja kkonomija

Usakov III [neu]; ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.47; Kinne, S.4 [“ Polök” ]; Moser,Spr.Folgen, S .17 [Lw]; Reich, S .179 [Lw; schon in der Parteisprache der KPD], T e x t : S.54, 59, 92, 120.Weitere Bildungen m it “ Polit-” (ebf. nach russ. Vorbild) besonders in der Parteisprache (vgl. bei Moser und Reich).

Polygraphie. L w (griech.-lat.). “ Bezeichnung für alle Zweige des graphischen Gewerbes” (Du - L 1960, S.498).Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., Du - M 1954 ff. [M itteldtschld.]; F - Du 1960 f. [M itteldtschld.]; Wahrig [SBZ],Russ.: poligrafija (RPP II, S.221 - 1930). ÖW; Ulakov III; SSRLJ X;

BSÉ XXXIII, S.532 ff. T e x t : S.54.

* * polygraphisch [eingebürgert seit M itte der 50er Jahre]. L w (griech.-lat.). Vor allem in: “ polygraphische Industrie” (ND 7.5.54,S .l u.ö.; ÖL II; übs.: PSU 1952/200-201, S .1566 - P 10.10.52,S.4 u.ö.) - russ.: poligraficeskaja prom yslennost’“polygraphische Erzeugnisse” (Siebenj., S.200);“polygraphischer G roßbetrieb” (ND 6.1.54, S .3) u.ä.In der PSU auch für “drucktechnisch” - vgl. z.B.: “ polygraphische Gestaltung [der Bücher]” (PSU 1966/51, S.385 -P 10.4.66, S.5). Russ.: poligrafiüeskij (P 3.1.49, S.2). ÖW; Usakov III; SSRLJ XT e x t : S.45, 54, 125.Polygraph. L w (griech.-lat.) “ Angehöriger des graphischen Gewer­bes” (Du - L 1960; vgl. auch die anderen W örterbücher).Dagegen Du 1930: “ Viel-, D ruckschreiber” (so auch in der eigent-

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liehen Herkunftssprache, dem Frz. - vgl. Sachs-Villate, Französisch - deutsch).Russ.: poligrafist. Usakov III; SSRLJ X; ÖW.Sek.: Reich, S .180 [Lw]; Riemschneider, Veränderungen, S.77. T e x t : S.54, 128.

* Praktizismus. L w (griech. lat.). “ Der Praktizismus - das Vernach­lässigen der politisch-ideologischen Arbeit zugunsten der Lösung rein technisch-organisatorischer Fragen im Betrieb - ist zur Zeit eine häufig anzutreffende Erscheinung in den Leitungen der Parteiein­heiten.” (ND 1 3.1.50, S.4 - zit.Reich).Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., Kl.Lex., MNL VI, ÖL II; F - Du 1960 f. [komm.]; Wahrig [SBZ],Dazu: praktizistisch - russ. prakticisticeskij Russ.: prakticizm

Usakov III; SSRLJ XI; BSE XXXIV, S.381;Ö W [“ 1. Prakti­zismus . . . ; 2. Geschäftstüchtigkeit” ].

Sek.: Fricke, S .1244; Fröhlich, S .176; Hunt, S .114 f.; Kunath, S.26; Moser, Spr.Folgen, S .12 [Lw]; Reich, S .180 f. [Lw].T e x t : S.53, 121.

* * * Preis. B e d . s p e z . (als ökonomische Kategorie im Rahmen des Systems der Zentralverwaltungswirtschaft). “ In der Zentralver­waltungswirtschaft sind die Preise nur noch Verrechnungspreise und zeigen die Knappheiten überhaupt nicht mehr an.” (Eucken, W irtschaftspolitik, S.115). Vgl. auch Boettcher, Bedeutungswandel verkehrswirtschaftlicher Grundbegriffe, S.48 [schlägt den Terminus “Taxpreis” vor].Keine Auswirkungen auf den Sprachgebrauch.Russ.: cena. T e x t : S.75, 76, 120, 1 36.

* * * Produktion. W o r t g e b r. (Tendenz zu erweitertem Wortge­brauch - auch: “ Arbeit in der Gütererzeugung” , “Produktionsbetrieb” [vgl. Agricola; ÖW; SSRLJ XI]; zahlreiche Neuprägungen, z.T. Lehn- prägungen).Russ.: proizvodstvo - ‘Erzeugung’

Das Lehnwort produkeija steht im Russ. nur für “erzeugte Güter” .Der im Russ. geläufige Gebrauch von proizvodstvo i.S.v. “Arbeit in der Produktion, im Betrieb” ist in den dt. Tex­ten nur in Zusammensetzungen belegt (vgl.: Produktions­aktivität, -aufgebot, -diziplin, -gymnastik, -kollektiv).

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Die russ. Wendung bez otryva ot proizvodstva - wörtl.: ‘ohne Losreißen von der Produktion’ - wird in Übss. wiedeigegeben mit: “ ohne Unterbrechung der Produktionsarbeit” (PSU 1960/ 10, S.222), “ ohne die Arbeit im Werk zu unterbrechen” (PSU 1960/77, S.1693) u.ä.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.27; Fröhlich, S.77;M oser, Spr. Folgen, S. 14; Nordin, S.45; Reich, S.181 f. [Verwendungsweise]; Riemschneider, Veränderungen, S.55; Stötzer [Frequenzuntersuchung].

Produktionsabschnitt - s. un ter A b s c h n i t t

* Produktionsaktivität [Übs.]. L ü s. PSU 1963/53, S .l 159 - P 26.4.63,S.4 u.ö.Russ.: proizvodstvennaja aktivnost’ (RPP II, S. 127 - 1929). ÖW.

* * Produktionsaufgebot [besond. 1961]. Vermutl. L ü t. “ 1961 en t­standene, von der SED geführte patriotische Volksbewegung für die Stärkung der DDR und für den Abschluß eines Friedensvertrages”(MNL VI, S.707).“das große Produktionsaufgebot zu Ehren der Volkswahlen” (ND 10. 9.54, S .l)“ Im Produktionsaufgebot muß es Ehrensache jedes W erktätigen sein, die Aufgaben des Volkswirtschaftsplanes zuverlässig nach Menge und Qualität, Sortim ent und Termin zu erfüllen.” (ND 7.9.51, S .l) u.ö. um 1961.FW 1964 [seit 1961]; Polec [“ in kommunistisch regierten Staaten ein­geführte Verpflichtungsbewegung” ].Russ.: trudovaja vacbta - ‘A rbeitsw acht’

[das dt. Wort “W acht” , urspr. nur bei der Marine gebraucht, kann auch i.S.v. ‘verstärkte freiwillige A rbeit’ gebraucht werden (vgl. SSRLJ II), ist allerdings nicht in gleichem Maße zum Schlagwort geworden wie die dt. Prägung], z.B.: na trudovoj vachte v ce s t’ X X I s-ezda KPSS - ‘im Ar­beitsaufgebot zu Ehren des XXI. Parteitages der KPdSU’(P 9.1.59, S.2)Vgl. auch Kozin, S.28 [Neupräg, der Sowjet. Zeit].Moskal’skaja II g ibt an: proizvodstvennyj pocin - ‘Produk­tionsinitiative’.

Sek.: Gernentz, S.70; Ihlenburg, S .382; Kinne, S.14; Rozen, S.59 [Lp nach proizvodstvennaja vacbta - ‘P roduktionsw acht’].T e x t : S.65, 79, 81, 127.

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Produktionsauflage, -Aufgabe - s. un ter A u f l a g e

* * Produktionsberatung. L ü s. “ eine wichtige Form der kollekti­ven u. Schöpfer. Zusam menarbeit zw. Arbeitern, Aktivisten u. Vertr. der techn. Intelligenz in sozial. Betrieben zur Lösung der wichtigsten, sich aus dem Betriebsplan ergebenden Aufgaben. Die P. sind die Hauptm ethode zur Teilnahme der Arbeiter an der Leitung der Be­triebe.” (Kl. Lex., S.757)“Einführung und Entwicklung der Produktionsberatungen in den Betriebsabteilungen” (Gbl. 1949, S.75) u.ö.TR 29.8.47 (zit. Kohls); Übs.: PSU 1952/33, S.245 - P 6.2.52, S.2 u.ö.Du-L 1968, FW 1961 f., MNL VI, ÖL II; Koslow.Eine entsprechende Einrichtung in der BRD trägt die Bezeichnung “Wirtschaftsausschuß” (Betriebsverfassungsgesetz von 1952; vgl. Bul­letin 1952, S.990).

Russ.; proizvodstvennoe sovescanie (Vostanovlenie, S.224 - 1924). Usakov III; SSRLJ XI; BSE XXXIV, S.637 [seit 1923];ÖW.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.27; Kohls, S.209 [Liis]; Krepkich, S.29 [Lp]; Kuklina, Wortliste; Kuklina, Vlijanie, S.72 [Lp]; Moser, Spr. Folgen, S.22; Nyvelius, S.25 [Lüs]; Reich, S .181 [Lp]; Riem­schneider, Veränderungen, S.55.

* * Produktionsberatung, Ständige, [seit 1959], L ü t. “ In den Be­trieben und Betriebsabteilungen mit mehr als 100 Belegschaftsmit­gliedern werden Ständige Produktionsberatungen gebildet.”(Gbl. 1959 I, S .330 - Organe der Gewerkschaften) u.ö.Übs.: PSU 1958/90, S.1871 - P 18.7.58, S.2 u.ö.FW 1964; MNL VI, ÖL II; SBZ 1969.Russ.: postojanno dejstvujuscee proizvodstvennoe sovescanie

(P 29.4.59, S.2 - seit 1958). ÖW.T e x t : S.66, 128.

Produktionsbrigade - s. un ter B r i g a d e

* Produktionsbündnis. L ü t. “ Das P r o d u k t i o n s b ü n d - n i s besteht darin, daß die sozialistische Großindustrie die Land­wirtschaft m it Maschinen und sonstigen Produktionsm itteln ver­sorgt, sie m it m oderner, vollkom mener Technik ausrüstet.” (Polit. ök„ dt. S.449/russ. S.386)

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ND 13.3.55, S .3Russ.: proizvodstvennaja sm ycka (goroda i derevni) - ‘Produktions­

zusammenschluß (der Stadt und des Dorfes)’ (RPP 11, S.62- 1929). ÖW.[“ Bündnis” entspricht sonst russ. sojuz],

T e x t : S.65, 128.

* Produktionsdisziplin. L ü s. ND 4.5.62, S.3; Übs.: PSU 1958/90, S.1871 - P 18.7.58, S.2 u.ö.Russ.: proizvodstvennaja disciplina (Industria lizaba , S.439 - 1928).

ÖW [“ Arbeitsdisziplin” ].T e x t : S .123.

* Produktionserfahrungen. Vermutl. L ü s. TR 1.9.46, S.4 u.ö. “ rasche Übernahme der besten Produktionserfahrungen” (SED-Programm, S. 21); Übs.: “ neueste Produktionserfahrungen” (Polit.ök ., dt. S.540/ russ. S.466; russ.: peredovojproizvodstvennyj opyt)Russ.: proizvodstvennyj o p y t (RPP II, S.561 - 1935)

ÖW [“ Produktionserfahrung(en), Betriebserfahrung(en)” ]. Sek.: Fröhlich, S.77. T e x t : S.125.

* Produktionsgym nastik [Übs.]. L ü s. PSU 1959/81, S .1866 - Trud 16.5.59.Russ.: proizvodstvennaja gimnastika. ÖW.T e x t : S .129.

* * Produktionskom itee [seit 1963]. L ü s. “ Das Produktionskom itee des volkseigenen Großbetriebes ist ein gesellschaftliches Organder bew ußten und schöpferischen Teilnahme der W erktätigen an der Verwirklichung des neuen ökonom ischen Systems der Planung und Lenkung im Betrieb.” (Gbl. 1966 I, S. 118)ND 16.1.63, Beilage S.10 u.ö.; Übs.: PSU 1962/134, S.2923 - P 20.11.62, S.6 u.ö.ÖL II; SBZ 1969; vgl. auch: Osteuropa-Handbuch, S.203, Anm.22.Russ.: proizvodstvennyj kom itet. ÖW.Sek.: Reich, S .182. T e x t : S.128.

* * Produktionskultur [besond. seit Mitte der 60er Jahre], L ü s. “Gesam theit der materiellen und kulturellen Arbeits- und Lebens­bedingungen der Werktätigen im Betrieb einschl. der mit ihrer beruflichen Tätigkeit unm ittelbar verbundenen Lebensbedingungen”

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(ÖL II, S.442 - un terteilt in “A rbeitskultur” - s. dort - und “ Betreuung der W erktätigen” )Gbl. 1964 II, S.76 u.ö.; Übs.: PSU 1952/16, S.110 - P 13.1.52, S.2 u.ö.;W DG III.Vgl. auch ND 17.12.53, S.5: “ eine wirklich hohe K ultur in der Produktion solcher Waren [Massenbedarfsgüter]” - vgl. zu dieser Verwendungsweise un te r K u l t u r und den dort aufgeführten weiteren Lehnprägungen dieses Typs. Vgl. auch russ.: technice- skaja k u l’tura i.S.v. “ technisches Niveau” (P 5.6.52, S.2 - PSU 1952/124, S.931).Russ.: kul'tura proizvodstva (P 3.1.49, S .l)

SSRLJ V; BSE XXXIV, S.638; ÖW.T e x t : S.62, 125.

* * Produktionsleitung [seit 1962]. Mögl. L ü s. “ Zusammen­fassende Bezeichnung für die Vereinigung Volkseigener Betriebe (W B ), Bezirkswirtschaftsräte und Räte für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft” (SBZ 1969, S.498 - ggw. weniger häufig).“Produktionsleitungen der Kreislandwirtschaftsräte” (Gbl. 1963 II, S .192) u.ö.ÖL II; auch Eichborn, Dt.-engl. (engl, plant management).Russ.: proizvodstvennoe upravlenie (RPP V, S.273 - 1963)

BSE-Ezegodnik 1963, S.14 [1962]; ÖW.Sek.: Stötzer, S.230. T e x t : S .122.

* Produktionsmassenarbeit. L ü s. “ Kommission für Produktions­massenarbeit” (Gbl. 1963 II, S.528)Übs.: PSU 1956/6, S .118- Trud 3.1.56 Russ.: proizvodstvenno-massovaja rabota

ÖW [“ Massenarbeit im Produktionsbetrieb, betriebliche Massenarbeit” ].Vgl. auch: massovaja ekonom rabota [für: ekonom ice- skaja rabota] (Industrializacija, S.422 - 1928)

T e x t : S.126.

Produktionsneuerer - s. un ter N e u e r e r

Produktionsorganisator. Verm utl. L ü s. ND 2.5.64, S .3 u.ö.[seit 1963 auch Frequ. von “Produktionsorganisation” - russ. organizacija proizvodstva ]Russ.: organizatorproizvodstva (P 3.1.49, S.2)T e x t : S .128.

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Produktionsplan - s. unter P l a n

* Produktionsprinzip [seit 1963]. L ü s. Eines der Organisations­prinzipien des “dem okratischen Zentralismus” in der Volkswirt­schaft (vgl. ÖL II, S.57; vgl. auch: T e r r i t o r i a l p r i n z i p ) Gbl. 1963 I, S.2 u .ö .; Übs.: PSU 1962/134, S.2909 - P 20.11.62,S.2 u.ö.Russ.: proizvodstvennyjprincip (P 24.11.62, S .l) . ÖW.Sek.: Reich, S.182. T e x t : S.123.

* * Produktionspropaganda. L ü s. “ systemat. Aufklärungs- u. Überzeugungsarbeit, bes. der Gewerkschaftsorgane, auf produk- tionstechn. Gebiet; d ient der Durchsetzung des Neuen in der Produktion u. führt zur Steigerung der A rbeitsproduktivität.”(Kl. Lex., S.758) Referate und D okum ente des FDGB 1951,H.9, S.6 (zit. Kohls); Gbl. 1962 II, S.193 u.ö.FW 1954 ff., MNL VI, ÖL II; SBZ 1969.Vgl. auch: “ landwirtschaftliche Propaganda” (Gbl. 1954 I, S.166), “ landwirtschaftliche Produktionspropaganda” (ÖL I) - russ. se l’- skochozjajstvennaja propaganda (P 7.1.54, S .l) , agropropaganda (BSE I, S.376 f.) - vgl. auch un ter A g r a r p r o p a g a n d a .

Russ.: proizvodstvennaja propaganda (Vostanovlenie, S .167 -1921).Meist jedoch: proizvodstvenno-techniceskaja propaganda (RPP II, S .306 - 1931). BSE XXXV, S.73; ÖW.

Sek.: Kohls, S.210 [Lüt]; Reich, S.182. T e x t : S .126.

Produktionstat [meist PI.]. L ü t . ND 7.9.54, S .3 u.ö.Russ.: trudovoj podvig - ‘A rbeitstat’ (P 4.5.49, S .3)Sek.: Reich, S.182; Riemschneider, Veränderungen, S.56.T e x t : S.65, 126.

* Produktionsunterricht [Übs.]. L ü s . PSU 1964/83, S .1847 - P 14.7.64, S.4 u.ö. [inbezug auf den Schulunterricht],Inbezug auf die DDR als Terminus: “ Unterrichtstag in der sozialistischen P roduktion” ; umgangsspr. auch wie oben.FW 1961 bucht: “ Produktionstag” .Russ.: proizvodstvennoe obucenie (RPP II, S.152 - 1929).

ÖW [“Qualifizierung in der P roduktion” ]Sek.: Reich, S .181; Riemschneider, Veränderungen, S.74 [“ Unter­richt in der Produktion” ]. T e x t : S.126.

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* Produktionsvereinigungen [Übs.]. L ü s. PSU 1965/12, S.4 - P 17.1.65, S.2 u.ö.Russ.: proizvodstvennye ob-edinenija (Vostanovlenie, S.507 -

1923) ÖW.T e x t : S .122, 128.

* Produktionswirtschaftlich [Übs.]. Vermutl. L ü s. “ produktions­w irtschaftliche Tätigkeit” (SMAD Thür. 1948 III, S.18) u.ö. SMAD. Russ.: proizvodstvenno-chozjajstvennyj (P 25.4.56, S.3)

ÖW [“ Produktions-, Betriebs-; (L a n d w) Wirtschafts-” ]. T e x t : S .121.

* Profilschleifen [Übs.]. Vermutl. L ü s. PSU 1960/53, S.1145 - P 17.3.60, S.3. T e x t : S.125.Russ.: profil 'noe 'ilifovanie.

Profsojus. L w (Abk.). Russ. Gewerkschaft. FW 1954 ff.Russ.: profsojuz, Abk. für professional’ny j sojuz

BSflXXX, S .l 59 ff.T e x t : S.54, 59, 129.

* * Quadratnestpflanzverfahren [in den 50er Jahren], L ü s. “ neuzeitl. M ethode bes. im Kartoffelanbau. Das P flanzgu t. . . wird in quadrat. A nordnung . . . ausgelegt; ermöglicht eine weit­gehende Mechanisierung der Pflege während der V egetationszeit.” (Kl. Lex., S.768)TR 20.3.48 (zit. Kohls); Gbl. 195 3, S.1292 u.ö .; Übs.: PSU 1952/ 231, S.1931 [SU - vgl. schon PSU 1951/231]; PSU 1953/58, S.721 - P 16.5.53, S .l u.ö.FW 1961 f., MNL VI.Russ.: kvadratno-gnezdovoj sposob posadki (RPP IV, S .33 -

1953) SSRLJ V; BSE XX, S.437 [seit Anfang der 30er Jahre]

Sek.: Kohls, S.210 [Lüs]; Kuklina, Vlijanie, S.74 [Lp]; Strutz,S . l 37 [Lp]. T e x t : S.124.

* Qualitätsbewegung [in den 50er Jahren]. L ü t. Von A.S.Cutkich in der UdSSR angeregter W ettbewerb um hohe Qualität der Erzeugnisse (auch “ Tschutkich-M ethode”-vg \. Bulletin 1952, S.885 - SBZ). Initiatoren in der DDR: F. Striem ann (vgl. Bulletin, a.a.O.; “ Sowjetisierung . . . ” , Ost-Probleme 1952, S .196),Luise Ermisch (vgl. Kl. Lex., S.577: “ Luise-Ermisch-M ethode” ; vgl. auch Kohls, S .183). ND 2.12.49 (zit. Mine, Neologizmy);

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ND 3.9.54, S .3 u.ö.Russ.: dvizenie za vypusk produkcii vysokogo kacestva - ‘Bewegung

für den Ausstoß von Produktion hoher Q ualität’(RPP III, S.678 - 1952). BSE XLVII, S.484.

Vgl. auch: “ Kam pf um die ausgezeichnete Qualität der Erzeugnisse” (PSU 1952/16, S .1 1 0 -P 13.1.52, S.2; russ.: b o r’ba za otlicnoe kace'stvo produkcii).Vgl. auch un ter B r i g a d e , B e t r i e b der ausgezeichneten Qualität, Q ualitäts W e t t b e w e r b .Zahlreiche w eitere Zusammensetzungen im angegebenen Zeit­raum.

Sek.: Fröhlich, S.78; Krepkich, S.29 [Lp]; Mine, Avtoreferat, S . l l ; Mine, Neologizmy, S.92 f. [Lp]; Reich, S .187. T e x t : S.66,127.

* Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, Abk.: RGW [seit 1949].L ü s. “ Organisation innerhalb des solzialist. Lagers zum wirt- schaftl. u. techn. Erfahrungsaustausch, zur gegenseitigen Hilfe­leistung, Förderung der Sozialist, internat. Arbeitsteilung u. K ooperation der Produktion u. des Außenhandels” (KL Lex., S.777). ND 26.1.49 (zit. Kohls)“Die historische Bedeutung der VII. Tagung des Rates für gegen­seitige W irtschaftshilfe liegt in der Koordinierung der Perspektiv­pläne unserer Länder.” (ND 10.5.56 - zit. M atthias/Schierbaum, Errungenschaften, S.209)Übs.: Polit. ö k ., dt. S.758/russ. S.655.Du-L 1968, MNL VI [Anschluß der DDR 1950]; ÖL II; SBZ 1969.

Russ.: Sovet E konom iceskoj Vzaimopomosci, Abk.: S E VBSE XXXIX, S.479; ÖW.

Sek.: Gernentz, S.70; Kohls, S.212 [Lüs]. T e x t : S .128;Anm. 234.

-Rat. Weitere L e h n p r ä g u n g e n : Neuererrat, Staatlicher ökonom ischer Rat, Technischer Rat, Technisch-ökonomischer Rat, Volkswirtschaftsrat - s. dort.

* • Rationalisator. Vermutl. L w (griech.-lat.). “ Begründer einer neuen, den Produktionsprozeß zweckmäßiger gestaltenden u. verbilligenden A rbeitsm ethode” (FW 1954, S.5 32).“ Erfinder und Rationalisatoren” (ND 7.9.49, S .3 - SU); “Arbeiterforscher, Erfinder, Neuerer und R ationalisatoren”

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(ND 16.1.63, Beilage S.6) u.ö.Du-L 1968; FW 1954 ff.Zwar auch im F-Du 1960 f. m it der Bedeutung “Angestellter eines Unternehmens, der m it der Durchführung einer Rationalisierung beauftragt ist” gebucht, sonst aber für die BRD nicht belegt. Die übliche Bezeichnung ist hier: “ Rationalisierungsfachm ann” (vgl. Klassifizierung der Berufe, S .107).Es ist daher wohl doch W ortentlehnung anzunehmen.

Russ.: racionalizatorUsakov III [neu]; SSRLJ XII; ÖW.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.43; Hellmann, Schrittm acher, S.134 f. [Sinnbezirk, W ortgebrauch]; Koch, S.21 [Lw]; Koehler,S.10; Kohls, S.91 [Lw]; Mine, Avtoreferat, S .13 [Lw]; Moser,Spr. Folgen, S .13 [Lw - sek.]; Reich, S .187; Riemschneider, Ver­änderungen, S.64. T e x t : S.53, 127, 132.

* * Rationalisatorenbewegung. T e i 11 w. (Lüs). “Massenbe­wegung zur Rationalisierung der sozialist. Produktion durch vielfältige Vorschläge der W erktätigen” (Kl. Lex., S.777)ND 5.3.50 (zit. Kohls); “ Rationalisatoren- und Erfinderbe- wegung” (Gbl. 1954, S.738); “ Rationalisatoren- und Neuerer­bewegung” (Gbl. 1958 I, S .184) u.ö.Übs.: PSU 1953/74, S.902 - P 8.6.5 3, S.2 (“ E rfinder-und Rationalisatorenbewegung” - russ.: dvizenie izobretatelej i racionalizatorov) u.ö.MNL VI, ÖL II; Handwörterbuch der Betriebswirtschaft I, S .102 [DDR],Russ.: racionalizatorskoe dvizenie (RPP II, S.150 - 1929)

dviienie racionalizatorov (BSE XXXVI, S .129). ÖW. racionalizatorstvo - ‘R ationalisatorentum ’. SSRLJ XII; ÖW.

Sek.: Kohls, S.212 [Teillw.]; Maetzke, S.342. T e x t : S .127, 131.

Rationalisatorenbrigade - s. un ter B r i g a d e

* Rationalisatorenvorschlag [Übs.]. T e i l l w (Lüs). PSU 1955/ 69, S. 1475 - P 16.5.55, S.2 u.ö. - offenbar nur SU. Inbezug auf die DDR: * Rationalisierungsvorschlag (Gbl. 1951, S.986 u.ö.; auch Übs.: TR 1.1.46, S.10 - SU; PSU 1953/74, S.902 - P 8.6.53,S.2 u .ö .). Terminologische Entsprechung ist jedoch N e u e ­r e r v o r s c h l a g -s . do rt (früher: “Verbesserungsvorschlag” ).

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Russ.: racionalizatorskoe predlozenie (RPP II, S .18 - 1940)Usakov III; SSRLJ XII; BSE XXXVI, S.129; ÖW [“Verbesserungsvorschlag, Rationalisierungsvorschlag, Neuerervorschlag” ].

Sek.: Kohls, S.212 [“ Rationalisierungsvorschlag” - Lüs.].T e x t : S.85, 131.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* Reibungsschweißen [Übs.]. L ü s . 1956 von A.I. Tschudikow eingeführtes Verfahren (PSU 1958/98, S.1995 u.ö.)Russ.: svarka treniem (P 11.10.67, S.5)T e x t : S .125.

* * * Rekonstruktion, * rekonstruieren [besond. 1959 bis 1963] B e d . e n t 1. “ Erweiterung der Leistungsfähigkeit, Ausbau, Mo­dernisierung der Industrie” (Agricola, S.476).ND 7.1.59, S.4 u.ö.“ Damit kom m en wir zur Rekonstruktion der Betriebe. Darunter verstehen wir die Rationalisierung und Modernisierung sowie die verbesserte A usnutzung der bestehenden Anlagen. Der nächste Schritt ist die Entwicklung und der Aufbau von Betriebsformen m it höherer Produktivität, von hohem ökonomischem Wirkungs­grad. Schließlich ist das letzte der Übergang zur Mechanisierung und A utom ation.” (PSU 1959/64, S.1497)“einen alten Webstuhl rekonstruieren” (TR 1.1.46, S. 10 - SU). “ Die alten Betriebe der metallurgischen Industrie sind völlig rekonstruiert w orden.” (PSU 1955/6, S .l 14 - P 11.1.55, S.2) u.ö.FW 1954 ff., Agricola, MNL VI, ÖL II; F-Du 1960 f. [komm.].

Russ.: rekonstrukcija (Industrializacija, S.297 - 1928)Usakov III; SSRLJ XII; BSE XXXVI, S.319; ÖW [“ 1. Rekonstruktion, Umgestaltung, Neugestaltung, M odernisierung; 2. W iederaufbau” ].

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.44 [Lb]; Gernentz, S.75 [kritisch - nicht durchgesetzt, da nicht sprachgemäß]; Reich,S.189 f. [Lb]; Riemschneider, Veränderungen, S.60; Scharn­horst, [Lb; positives Urteil]; Sprachpflege 1959/12, S.189 [Lb; W ortgeschichte]; Sturms, S .120 [Lb], T e x t : S.35, 73, 74,125, 140, 148.

In den USA ist “ R econstruction” die Bezeichnung für die Neuord­nung der polit. Verhältnisse in den abgefallenen Südstaaten nach dem Sezessionskrieg 1861 - 65 (vgl. Brockhaus 1952 IX, S.661).

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Vermutlich ist hier der A nstoß für die Bedeutungsentwicklung im Russ. zu suchen, wo nach den Bürgerkriegen “W iederherstellung” und “Neu­ordnung” der Produktionsbasis erforderlich waren - vgl. auch unter “ R ekonstruktionsperiode” .

* sozialistische R ekonstruktion [DDR seit 1959]. L ü s. “ Die sozia­listische R ekonstruktion besteht in der rationellsten Organisation der Produktion auf der Basis des höchsten Standes von Wissenschaft und Technik und der vollen Nutzung der schöpferischen Initiative der W erktätigen.” (Gbl. 1959 I, S.745).“ Nach dem V.Parteitag w urde m it der sozialistischen R ekonstruktion der Industrie begonnen.” (SED - Programm, S .10) u.ö.Übs.: PSU 1959/79, S.1828 - P 30.6.59, S.2 u.ö.Kl.Lex., MNL VI; SBZ 1969.Russ.: socialisticeskaja rekonstrukcija (RPP II, S.61 - 1929)

Usakov IV [Stalin 1930].Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.78 [1939]; S.260 [1958 ff]; Reich S.189; Riemschneider, Veränderungen, S.60 f. T e x t : S.125.

* Rekonstruktionsm aßnahm en. Gbl. 1957 I, S.517 u.ö.Russ.: rekonstruktivnye meroprijatija (RPP II, S .127 - 1929)

Rekonstruktionsperiode. L ü s. “ historische Etappe der Übergangs­periode zum Sozialismus, deren H auptinhalt die Schaffung der materiell - technischen Basis des Sozialismus ist. Die R. beginnt nach der Periode der Wiederherstellung der Produktionsbasis” . (ÖL II,S.523 - besonders SU 1928 - 1937).FW 1954 ff. [hist. SU: 1921 - 1926].Russ.: rekonstruktivny] period

Usakov III; SSRLJ XII; ÖW [ G e s c h ].Sek.: Reich, S.190 [hist. SU]

Rekonstruktionsplan - s. un ter P l a n

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

* * Reparatur - technische Station. Abk.: RTS [DDR seit 1959].L ü s. “ Für die Instandsetzung, R eparatur und Instandhaltung des landwirtschaftlichen Maschinenparks verantwortliche, vorübergehend gebildete, juristisch selbständige Betriebe” (ÖL II, S.5 32 - seit 1963 Außenstellen der Kreisbetriebe für Landtechnik).ND 25.6.59 (zit. Kohls); “M TS/RTS” (ND 16.1.63, Beilage S.9) u.ö.; Übs.: PSU 1958/75, S.1622 - P 21.6.58, S.3 u.ö.Du - L 1968, FW 1961 f., Kl.Lex. [SU], MNL VI; Koslow; SBZ 1969. Russ.: rem ontno - techniceskaja stancija, Abk.: R T S (P 1.4.58, S .l)

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BSE - Ezegodnik 1959, S.9 [1958 - nach der ‘Übergabe der Technik an die Kolchose’ anstelle der MTS]; ÖW.

Sek.: Gernentz, S.70; Kohls, S.212 [Lüs]; Nyvelius, S.24 [Lüs]; Reich, S.143. T e x t : S.62, 92, 93, 124.

* * Rhythmisch/unrhythmisch [seit M itte der 50er Jahre]. W o r t - g e b r. (im Zusammenhang m it der Planerfüllung).“Rhythm ische Planerfüllung, das heißt keine Stillstände, bedeutet bessere Ausnutzung der Produktionsanlagen und hilft, Investitions­m ittel einzusparen.” (ND 3.1.59, S .l)“Zweitens m uß eine solch rhythm ische Organisation der Produktion vorherrschen, die dem W erktätigen erlaubt, kontinuierlich Tag für Tag seinen Plan überzuerfüllen.” (ND a.a.O.)“unrhythm ische Arbeit der Betriebe” (ND 24.2.55, S .3) u.ä.Übs.: “ thythm ische A rbeit” (PSU 1953/135, S .1 6 6 4 -P 18.11.53,S.3; russ.: ritm icnost’ raboty)-,“ungleichmäßig, unrhythm isch arbeiten” (PSU 1955/6, S .l 14- P11.1.55, S.2; russ.: rabota t’ neravnomemo, neritm icno) u.ö.Vgl. auch: P olit.ök ., dt. S.551/russ. S.475: “ unrhythm ische Ar­beit der Betriebe” .Russ.: ritm icnyj, neritm icnyj

O ft auch: ritm icnost’, neritm icnost’ truda u.ä.[Abstraktum zu ‘rhythm isch’]SSRLJ X II; BSÉ XXXVI, S.554; ÖW.

Sek.: Fröhlich, S.78. T e x t : S.82.

Rossijskij - M ethode. N a m e . Rossijskij “organisierte die kollek­tive Stachanowarbeit und begründete dam it die sozialistische Ra­tionalisierung der Produktion auf Massenbasis” [Ende der 40er Jahre] (MNL VII, S.77).Bulletin 1952, S.885 [SBZ]; “ Sowjetisierung . . . ” , Ost - Probleme 1952, S.196.Vgl. BSÉ XXXVII, S.226.T e x t : S .127.

* R oto - Fließstraße [Übs.]. L ü t. ‘System rotierender Arbeits­maschinen, die durch Förderrotoren und einen einheitlichen Antrieb m iteinander verbunden sind” (ÖL II, S.561).PSU 1960/33, S.709 - P 9.3.60, S.3.Russ.: rotomaja (potocnaja) linija (P 24.5.59, S.4 - ein neues

Wort für ein in der UdSSR entwickeltes Verfahren). ÖW. T e x t : S.64, 126.

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* * Ryshkow - Fase [PSU]. N a m e , “ nach dem sowjetischen Neuerer Dm itri Ryshkow benannte Abschrägfläche an Werkzeug­schneiden” (MNL VII, S .142).PSU 1954/147, S .1699 u.ö. (auch: “ Ryshkow - Phase” ).T e x t : S.54, 125.

* Saatgutfonds. L ü s. “ für die kom m ende Aussaat geschaffener Saat- und Pflanzgutvorrat” (ÖL II, S.573).TR 2.10.47, S.2 [SU]; ND 9.9.60, S.6.Russ.: semennoj fo n d (RPP IV, S .37 - 195 3)

Usakov IV; SSRLJ XVI; BS£ XXII, S.79; ÖW.Sek.: Nyvelius, S.22 [Lüs]. T e x t : S .124.

* Sanitärtechnisch [Übs.]. L ü s . PSU 1958/49, S.1052 - P 17.4.58, S.3 (“ sanitärtechnische Anlagen” ) u.ö.Russ.: sanitarno - techniceskij. ÖW [“ sanitär” ].T e x t : S .125.

* * Saratower System [seit 1963; PSU]. N a m e . Nach der S tadt Saratow genanntes “ System der fehlerfreien A rbeit” .PSU 1963/143, S .3130; PSU 1968/2, S.13 - P 2.12.67, S .l [russ. hier: opyt, m etod saratovcev - ‘Erfahrungen, M ethode der Saratower’] u.ö.“Mit Hilfe des Systems der fehlerfreien Arbeit werden wir ein ein­heitliches und wirksames System der Q ualitätarbeit und -kontrolle im Kom binat . . . schaffen.” (ND 8.2.68, S.3)Russ.: saratovskaja sistema (P 28.1.68, S.2)Sek.: Nawrocki [entspricht der M ethode der “zero defects” - in den USA seit 1961]. T e x t : S.54, 126.

Schachbrettförm ige Bilanz - s. unter B i l a n z

* Schnellarbeitsmethoden. L ü s . “ technologische Verfahren, die durch neue, bes. rationelle technisch-organisatorische Bedingungen vervollkommnet wurden und wesentlich w irtschaftlicher als bisher ablaufen.” (ÖL II, S.602 - Ursprung: Stachanow-Bewegung).TR 20.4.47 (zit. Kohls); Übs.: PSU 1952/33, S.245 - P 6.2.52, S.2. Russ.: skorostnye m eto d y truda (oder: raboty)

Usakov IV [rabotaskorostnym i m etodam i - ‘A rbeit mit Schnellm ethoden’; skorostnoj rezitn raboty - ‘Schnellre­gime der A rbeit’]; SSRLJ XIII; BSE XXXIX, S.255 [seit

RTS - s. unter R e p a r a t u r - T e c h n . S t a t i o n

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1935]; ÖW [skorostnoj m etod - “ Schnellmethode, Schnellver­fahren” ].

Sek.: Kohls, S.214 [Lüs]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S .199 [Lp]. T e x t : S.93, 126.

* * Schnellbaufließfertigung. L ü t . “ spezielle Form der Fließferti­gung für die Herstellung von Erzeugnissen im kom plexen Wohnungs­bau” (ÖL II, S.602).Gbl. 1963 I, S .159 (“ komplexe Schnellbau - Fließfertigung” );ND 13.1.65, S.2 u.ö.Russ.: potocno-skorostnye m eto d y stro ite l’stva (P 4.9.54, S .l)T e x t : S.67, 126.

* Schnellbearbeitung [Übs.]. Lü s . Mit Bezug auf die Metallbearbei­tung. TR 22.9.48, S.2 [SU]; PSU 1952/124, S.932 - P 5.6.52, S.2 (“ Schnellbearbeitungsm ethoden” - russ.: skorostnye m etody ob- rabotki) u.ö.Russ.: skorostnaja obrabotkaT e x t : S. 126.

* Schnellbohren [Übs.]. Lü s . PSU 1954/77, S.902 - P 15.6.54 [eingeführt von V.Zirov] u.ö.Russ.: skorostnoe burenie. BSÉ XXXIX, S.255.T e x t : S .126.

* Schnellbrennen [DDR seit 1951]. Lü s . “ Schnellbrennen in allen Ziegeleien (ND 31.1.51, S.5; eingeführt von P. Duwanow) u.ö.Auch: “ (Duwanow-)Schnellbrennm ethode” (ND 8.2.51, S .5;N D 5.5. 59, S.5); Übs.: PSU 1954/110, S.1263 - P 31.8.54, S.2 u.ö. ÖL II. Russ.: skorostnoj obzig (kirpica) [seit 1950]

- ‘Schnellbrennen (von Ziegeln)’Sek.: Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S .192. T e x t : S .126.

* * Schnelldrehen [seit 1950], Lü s . ND 21.10.50, S.7 u.ö.;Übs.: PSU 1952/124, S.931 - P 5.6.52, S.2 u.ö.Du - L 1952 ff., ÖL II; Du - M 1967 Russ.: skorostnoe tocenie

Mit Zusammensetzungen wie “ Schnelldrehverfahren” , “ Schnelldreh­abteilung” u.ä. (besond. Anfang der 50er Jahre).

* * Schnelldreher. L ü t . ND 24.10.50, S.5 (“ Schnelldreherkollek­tiv” ); PSU 1952/136, S .1029 [SU] u.ö.Russ.: tokar'-skorostnik. SSRLJ XIII; ÖW.

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rSek.: Bartholmes, Taus.Worte, S .31; Gerdt, S .17 [Lp]; Iskos, S.207; Kohls, S.214 [Lüt]; Kunath, S .25;M inc, Avtoreferat, S .13 [ Lp ]; Moser, Spr.Folgen, S .12 [Lp]; Reich, S .194 [Lp]; Subbotina, S.227 [Lpj; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.199 [Lp],T e x t : S.64, 128.

* Schnellfräsen [Übs.]. L ü s. PSU 1952/124, S.931 - P 5.6.52, S.2 Russ.: skorostnoe frezerovanie. BSE XXXIX, S.255 [seit 1935] Sek.: Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.193. T e x t : S .126.

* Schnellpflügen [seit 1951]. L ü s. D okum ente der SED 1951/3, S.454 (zit. Kohls). In der DDR eingeführt durch den Traktoristen Lorenz u.a.Russ.: skorostnaja vspafka. Moskal’skaja II.Sek.: Kohls, S.214 [Lüs]. T e x t : S .124.

* * Schnellreparaturm ethode [seit 1953]. Lü s . “ exakt vorausge­plante Instandsetzungsmaßnahmen m it dem Ziel, die Reparaturdauer maximal zu verkürzen” (ÖL II, S.602).ND 10.1.54, S .4u .ö .;P S U 1967/115, ¿ 3 0 [1953 - 1957 Einführung der Sch. des Sowjet. Kraftwerkmeisters Fedosejenko durch S. Bowens und A. Müller in Zschornewitz]; auch: Zscbornewitzer M ethode (PSU 1959/152, S.4317)Russ.: skorostnoj m etod remonta. ÖW.

skorostnoj rem ont (P 6.1.49, S.2) - ‘Schnellreparatur’ T e x t : S .126.

* Schnellschleifen [Übs.]. Lü s . PSU 1952/124, S.931 - P 5.6.52,S.2. Russ.: skorostnoe slifovanie.T e x t : S .126.

* Schnellschmelzen. Lü s . ND 9.1.54, S .3 [Erfahrungsaustausch mit sowjet. Arbeitern über das Sch.] u.ö.; Übs.: PSU 1953/65, S.798 -P 29.4.53, S.2 u.ö.Vgl. auch “ Sowjetisierung . . . ” , Ost - Probleme 1952, S .197.Russ.: skorostnye plavki. BSE XXXIX, S.255 [seit 1935].T e x t : S. 126.

‘ Schnellzerspanung. Lü s . ND 2.2.51, S.7 (“ Schnellzerspanungs­m ethode” ); Übs.: PSU 1953/107, S .1 3 1 0 -P 13.8.53, S.2 u.ö.Russ.: skorostnoe rezanie. BSfi XXXIX, S.255 [seit 1937].Sek.: Kohls, S.214 [Lüs.]; Reich, S .194. T e x t : S .126.

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* * * Schöpferisch. W o r t g e b r. (in schlagwortartigen Fügungen). Besonders in Verbindung m it “ A ktivität” und “ Initiative” .Vgl. z.B.: “ Die schöpferische Initiative der W erktätigen entspringt der tiefen Interessiertheit der Massen an der gesellschaftlichen Pro­duktion, einer der großen Triebkräfte unserer sozialistischen Ord­nung.” (Gbl. 1955 I, S.522) u.ö.Übs.: “ Die schöpferische Initiative der W erktätigen duldet weder Stillstand noch Stockung der Produktion und ist die Triebkraft ihrer ständigen Bewegung und Vervollkommnung.” (Polit.ök ., dt. S.575/russ. S.496)Ru ss.: tvorceskij

z.B. tvorceskaja initiativa mass - ‘schöpferische Initiative der Massen’ (RPP II, S.54 - 1929). ÖW.

Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S .31; Boree, S.23; Fröhlich, S.125 [kritisch]; Krausz ND 29.6.56, S.4 [kritisch]; Reich, S .194 [Mode­w ort; Wortgebr. dem Russ. entsprechend]. Vgl. auch Neue deutsche Literatur, 1961/10, S .152 (zit. Reich).T e x t : S. 47, 79, 81, 137.

Schutzwaldstreifen - s. un ter F e l d s c h u t z s t r e i f e n

* * Selbstlauf. L ü s. ‘Ablauf eines Prozesses ohne Planung, ohne Lenkung, von selbst, spontan’ (vgl. Usakov IV).Gbl. 1951, S.1141 u.ö.“Man darf die Organisierung und die Durchführung des Planes in keinem Punkte mehr dem Selbstlauf überlassen. Der Selbstlauf ist Leerlauf, weil er keine verändernden Wirkungen hervorbringen kann.” (ND 22.1.60. S .3)Übs.: PSU 1953/105, S.1296 - P 14.9.53, S .l u.ö.Vgl. auch un ter S p o n t a n e i t ä t

Russ.: sam otek (RPP III, S.77 - 1942)Usakov IV [Zitat Stalin 1929: ‘Der Bolschewismus ist ein prinzipieller, unversöhnlicher Feind des Selbstlaufs’; in dieser Bedeutung neu]; SSRLJ XIII; BSfe XXXVIII, S.27 ÖW [“ Selbstlauf, Spontaneität” ].

Sek.: Fröhlich, S .101; Kortner, S.21 [Lp]; Marko, S.238 ff. [Zitate und Kom m entar]; Moser, Spr.Folgen, S .16; Reich, S .195 f. [Lp]; Riemschneider, S .35. T e x t : S.93, 121.

Selbstverpflichtung - s. un ter V e r p f l i c h t u n g

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* Serebrowski - Drehmeißel [PSU]. N a m e . PSU 1962/22, S.418. T e x t : S.54, 125.

Selchosbank [SU]. L w (Abk.). MNL VII [SU 1932 - 1959]-, Kl.Lex.- “ Landw irtschaftsbank” in der Sowjetunion.Russ.: Sel'chozbank, Abk. für Sel’skochozjajstvennyj bank

SSRLJ XIII; BSE XXXVIII, S.455 f.T e x t : S. 5 4, 59, 122.

* Shandarowa - Sledkowa - M ethode [PSU]. N a m e . Bewegung für ausgezeichnete Produktionsqualität bei jedem Arbeitsgang [SU 1951 - vgl. PSU 1960/30, S.641). PSU 1955/122, S .2668 u.ö.T e x t : S.127.

* * Shirow - Bohrer [PSU]. N a m e . PSU 1954/77, S.902 u.ö.; vgl. auch “ Shirow - M ethode” , “ Shirow - Schneide” (PSU 1955/111,S.2417)T e x t : S.54, 125.

Siebenjahrplan - s. un ter P l a n

* Siegerbetrieb iin Wettbewerb [seit 1950]. L ü s. “ ‘ Siegerbetriebe im W ettbewerb’ sind solche Betriebe, die innerhalb eines Industrie­oder Wirtschaftszweiges die W ettbewerbsbedingungen m it dem höchsten Prozentsatz erfüllt haben.” (Gbl. 1950, S.717) u.ö.Russ.: predprijatie - pobed ite l’ v socialisticeskom sorevnovanii

BSE XXXIV, S.422;ÖW .Sek.: Kuklina, Wortliste, Mine, Zakreplenie, S .155. T e x t : S.127.

* Skorospelka [Übs.]. L w (russ.). Name einer neuen Winterweizen­sorte. PSU 1967/96, S .l 1 - P 12.8.67Russ.: skorospelka - w örtl.: ‘Frühreifende’. T e x t : S.53, 124.

* Soboljow - Methode [PSU]. N a m e , “ nach dem sowjetischen Kon­strukteur benannte M ethode der systematischen Zusam menarbeit zwischen K onstrukteuren und Arbeitern zur Beseitigung von Mängeln und zur Vervollkommnung von K onstruktionen und Verbesserung der Fertigungsmöglichkeiten” (MNL VII, S.560).PSU 1959/152, Sonderbeilage, S.8 u.ö.Vgl. auch: “ Soboljow - Brigaden” (a.a.O.)Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S .31. T e x t : S. 128.

* Sojusselchostechnika [SU ; seit 1961; PSU]. L w (Abk.). Name

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einer sowjetischen Einrichtung: ‘Unionsvereinigung für Landtechnik’. PSU 1962/29, S.577 - P 5.3.62, S.4 u.ö.Russ.: Sojuzsel’choztechnika, Abk. für Vsesojuznoe ob-edinenie

sel’skochozjajstvennoj techniki - ’Allunionsvereinigung der landwirtschaftlichen Technik’BSfi - Ezegodnik 1962, S.52 f. [1961].

T e x t : S.54, 57, 124.

Soll - vgl. un ter A u f l a g e

* * Sowchos, der, das /Sowchose, die [SU; besond. PSU]. L w (Abk.). “ sowjet. staatl. landwirtschaftl. G roßbetrieb; dient den Kolchosen durch seine Produktionsleistungen als Vorbild u. liefert ihnen erstklassiges Saatgut u. hochwertiges Zuchtvieh.” (Kl.Lex., S.895)Zum Genus vgl. un te r K o l c h o s .TR 8.5.46, S.4 u.ö.Übs.: “die staatlichen Betriebe, die in der UdSSR die Bezeichnung S o w c h o s e ( S o w j e t w i r t s c h a f t e n , S o w j e t g ü - t e r ) erhalten haben” (Polit.ök ., d t. S.641/russ. S.554) u.ö.Vgl. auch un ter S o w j e t g u t , - Wirtschaft und S t a a t s - g u t.Du - L 1952 ff., FW 1954 ff., MNL VII, ÖL II; Koslow; Du - M 1954 ff., F - Du 1960 f., Brockhaus 1952 XI, SBZ 1969.Bezeichnung der entsprechenden Einrichtung in der DDR: “Volks­eigenes G u t” (Abk.: VEG).Russ.: sovchoz, Abk. für sovetskoe chozjajstvo - ‘sowjetische

(=staatliche) W irtschaft’ (Vostanovlenie, S.256 - 1925) Usakov IV; SSRLJ XIV; BSfi XXXIX, S.541 [seit 1919];ÖW [“ Sowchos, S taatsgut” ].

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.47; Gernentz, S.76 [fern.]; Ihlen­burg, S.384; Karpovic (1959), S.78 [schon in den 30er Jahren be­legt]; Kuklina, Wortliste; Kuklina, Vlijanie, S.69; Kohls, S .103 f. [schon Ende der 20er Jahre; allg. verbreitet erst nach 1945]; Marfievic, S.103;M oser, Spr.Folgen, S .11; Reich, S .198; Riem­schneider, Veränderungen, S.14; Subbotina, S.225 f.T e x t : S.54, 58, 59, 92, 120.

* M ustersowchos [Übs.]. PSU 1962/29, S.588 - P 5.3.62, S.6 Russ.: opom yj sovchoz [opom yj bedeutet eigtl. ‘Stütz-’]

* Sowchosarbeiter [Übs.]. PSU 1963/69, S.1500 - P 30.5.63 Russ.: rabotniki sovchoza

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* Sow chosdirektor [Übs.]. PSU 1966/21, S.19 - P 10.2.66, S .l Russ.: direk tor sovchoza

*Sowchosproduktion [PSU]i PSU 1953/122, S.1490 Russ.-. sovchoznoe proizvodstvo. SSRLJ XIV.

Weitere Zusammensetzungen.

* * * Sowjetisch, Sowjet - [schon vor 1945 ]. L w (russ.) Meist als Beziehungsadjektiv zu “ Sowjetunion” anzusehen. Kann aber auchin den anderen, im Russ. seit 1917 geläufigen Bedeutungen gebraucht werden, wobei nicht immer eine eindeutige Zuordnung möglich ist:a) zu den “ Sowjets” (russ.: sovety), den Organen der Arbeiter- und

Bauernmacht gehörig;b) zur “ Sowjetm acht” (russ.: sovetskaja vlast’) gehörig, vgl. z.B. die

Bildung antisovetskij - ‘antisowjetisch’, ‘konterrevolutionär’;c) zur Regierung gehörig, staatlich;d) im Gegensatz zu vorrevolutionären und ausländischen Verhältnis­

sen: ‘sozialistisch’;e) im Bereich der ideologischen Terminologie: ‘sozialistisch’,

marxistisch - leninistisch’.(Vgl. hierzu Ozegov, S.67 ff.)

Z u a ) : (okk.). Sowjetorganisation (TR 7.1.48, S.2 - SU; im Ggs. zu “ formalem Dem okratism us” ); Sow jetsystem (TR 11.1.48, S.2 - SXJ)\Sowjetordnung (PSU 1958/75, S .1614 - P 21.6.58; russ.: sovetskij stroj).Inbezug auf Deutschland nur in der KPD - Sprache der 20er/30er Jahre (vgl. Kohls, Reich; Weber, Dok., S.64 - 1930: “ Sowjetdemo­kratie” ).Z u b ) : In dt. Texten n icht belegt. A ntisow jethetze (TR 7.1.49,S.2) dürfte “ Hetze gegen die Sowjetunion” bedeuten.

Z u c ) : (okk). Sowjetgut, Sowjetw irtschaft. L ü s. für Sowchos - s. dort. (TR 4.9.47, S .3 u.ö.); besser ist die Lüt. “ Staatsgut” - s. dort. Sowjetorgane (PSU 1961/9, S .165 - P 12.1.61, S.4: “ Partei- und Sowjetorgane” - partijnye i sovetskie organy).Z u d ) : sowjetische Gesellschaft (TR 1.1 A S , S .5)-, Sow jetw irt­schaft (i.S.v. W irtschaft in der Sowjetunion, un ter den Bedingungen des Sowjetsystems - TR 4.1.46, S.4 u.ö.) - meist überdeckt von der Bedeutung des einfachen Beziehungsadjektivs zum Ländernamen.

Z u e ) : (okk.). Sowjetideologie, Sowjetm oral (Kuklina, Wort­liste).

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Im Dt. überwiegend als Beziehungsadjektiv zum Ländernamen; vgl. als Beispiel für die unzähligen Fügungen und Zusammensetzungen dieser Art: Sow jethauptstadt (TR 10.9.47, S .3 u.ö.) bzw.: sow jeti­sche Hauptstadt; okk. sogar sowjetische Sprache (TR 1.1.48, S.5); z.T. durch Mitschwingen der un ter d) und e) genannten Bedeu­tungen m it w erthafter Kom ponente, vgl. z.B. Sow jetm ensch (TR 4.1.46, S .5 u.ö.)

In der Vorkriegszeit und in den ersten Nachkriegsjahren überwiegen Zusammensetzungen m it “ Sowjet-” , das hier wohl als Rückbildung aus dem entlehnten Adjektiv aufzufassen ist. Später breiten sich die Fügungen m it dem Adjektiv aus (vgl. die Belegreihen bei Bar­tholmes, Adjektiv - v g l . hier noch S.95). In Einzelfällen hat sich jeweils eine der beiden Form en durchgesetzt: Sowjetunion, Sow jetm acht sind z.B. nur als Kom posita belegt, sowjetische Werk­tätige und sowjetische Erfolge nur bzw. überwiegend als Wortver­bindung.Russ.: sovetskij [urspr. zu sovet - ‘R at’]Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.29 f., S.219; ders. A djektiv-A ttribute, S.46 [W ortgebrauch nach 1945]; ders., Taus.Worte, S.45; Bielfeldt, Histor. Gliederung, S.6; Karpovic (1959), S.75; Kuklina, W ortliste; Kohls, S. 104 [seit den 20er Jahren; auch Belege zu “ Sowjet” aus der Zeit vor 1945); Reich, S .198 ff. (auch zu “ Sowjet” ).T e x t : S.36, 53, 5 8 ,9 5 , 129.

Zu Sowjet: In der offiziellen Sprache der DDR nur als Bezeichnung der Volksvertretungen in der UdSSR (so auch in den W örterbüchern), vgl. z.B. das folgende Zitat:“ ‘Was sind nun eigentlich die Sowjets? ’, fragt ein Leser . . . Einmal sind die Völker Rußlands gemeint, dann w ieder einzelne Menschen, und schließlich spricht man von den Sowjets, wenn die Regierung bezeichnet werden soll.” Als A ntw ort auf diese Frage: “ . . . die Sowjets sind die regierende Instanz der W erkstätigen in jedem Maß­stab, in Dorf, Stadt, Gebiet, Republik und der U nion.”(ND 8.5.49, S.3).In der Bedeutung “ Einwohner der Sowjetunion” nur in w estdt. Wör­terbüchern (W ahrig- umg.; vgl. auch Du - M 1967: “Anhänger des Sowjetsystems” ; Sprachbrockhaus 1947: “die kommunistischen Russen” ), in den Texten auch in der Bedeutung “politische Macht­haber in der Sowjetunion” (meist m it negativem U nterton) [vgl. z.B. Bulletin 1952, S.139].Russ.: sovet - Bezeichnung der Volksvertretung [nicht in den für

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den deutschen Sprachgebrauch darüber hinaus genannten Bedeutungen!]

Sowjetisierung. Wird in der DDR vermieden und auch nicht in den Wörterbüchern gebucht (allerdings bei Marfievic, S .102 aufgeführt).In der BRD für “ Übertragung sowjetischer Verhältnisse auf die Länder im Einflußbereich der UdSSR” (meist m it negativem Unter­ton - vgl. z.B. Bulletin 1951, S .101 u.ö.; gebucht bei Wahrig, F - Du 1960 f., Brockhaus 1952).Wohl nicht als Nachbildung von russ. sovetizacija (ohne negativen A kzent; allerdings wenig gebräuchlich; gebucht bei Usakov IV;SSRLJ XIV), sondern als dt. Ableitung von dem entlehnten Adjektiv anzusehen.

Sowjetismus. Kein Beleg für die DDR (aber gebucht in Du - L 1952 in der Bedeutung: “ ein aus der Sowjetunion und ihrem gesellschaft­lichen Leben entlehnter A usdruck” ); in der BRD okk. für “ sowjeti­sche Geisteshaltung, sowjetischer Marxismus” (vgl. z.B. Bulletin 1956, S.431). Kein russ. Vorbild nachzuweisen.

* Sowpren, das. L w (Abk.). “ synthet. Kautschuk, der als Ausklei­dung von Gefäßen und Röhren d ien t” (FW 1954 ff.). In der UdSSR aus Chloropren hergestellt (vgl. FW 1964).TR 20.4.52 (zit.Kohls); MNL VII.Russ.: sovpren. BSE (1) LI, S.556Sek.: Kohls, S.106 [Lw], T e x t : S.54, 125.

* • * Sozialismus. B e d. d e t. (im Rahmen der Ideologie), “ die erste Phase der klassenlosen sozialist.-kommunist. Gesellschaftsform ation” (Kl. Lex., S.899). Starke Emotionalisierung (vgl. das Z itat unten).Im Rahmen der offiziellen Periodisierung der gesellschaftlichen Ent­wicklung in der DDR: “Aufbau des Sozialismus” (proklam iert 1952), “ entfalteter Aufbau des Sozialismus” (seit 1959), “ umfassender Auf­bau des Sozialismus” (seit 1963) - vgl. un ter A u f b a u; “ entwickel­tes gesellschaftliches System des Sozialismus” (seit 1967) - vgl.SBZ 1969, S.552.Vgl. hierzu besond.: Reich, S.202 ff.; SBZ 1969, S .397; zur Begriffs­geschichte: Müller, Sozialismus.Vgl. auch un ter G e w e r k s c h a f t e n als Schulen des Sozialismus, K o m m u n i s m u s , ö k o n o m i s c h e s Grundgesetz des Sozialismus.

“Sozialismus, was ist das? Sozialismus, das ist: Die forschrittliche Klasse der Gesellschaft, die Arbeiterklasse, hat un ter Führung ihrer

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marxistisch - leninistischen Partei und im Bündnis mit den w erktäti­gen Bauern und den anderen werktätigen Schichten die M acht in ihre starken Hände genommen. . . .Sozialismus, das ist: Die großen Reichtümer, alle wichtigen Produk­tionsm ittel, die Fabriken, Werke und Eisenbahnen, die Bodenschätze , die Felder, Gewässer und Wälder gehören dem Volk . . .Sozialismus, das ist: der Kampf um eine hohe A rbeitsproduktivität, die Erreichung des Weltniveaus in der Produktion . . .Sozialismus, das ist: Freiheit von Ausbeutung und Freiheit von Furcht vor dem morgigen Tage, gleiche Entwicklungsmöglichkeiten für alle . . . Sozialismus, das ist: Die Beziehungen der Menschen zueinander sind gekennzeichnet durch kam eradschaftliche Zusammenarbeit und gegen­seitige Hilfe . . .Sozialismus, das ist: Es gibt keine Klassen m ehr an der Macht, die an der Ausbeutung und Unterdrückung des eigenen Volkes oder fremder Völker, an Krieg und Eroberung interessiert sind . . .Der Sozialismus ist die erste Phase des Kommunismus.”(SED - Programm, S.4).Russ.: socializm

BSE XL, S .l 53; Usakov IV; SSRLJ XIV.Sek.: Marko, S.264 ff., Müller, Sozialismus [Begriffsgeschichte, vgl. besond. S .198: “ Ein Vorbild für die seit Lenins Tagen im kom m u­nistischen Herrschaftsbereich peinlich gewahrte terminologische Unterscheidung zwischen Sozialismus als der ersten und Kommunis­mus als der höheren Phase der Zukunftsgesellschaft findet sich weder in ihren [Marx’ und Engels’] Schriften noch in denen orthodoxer Marxisten, wohl aber bei bürgerlichen A utoren und sogenannten ‘Revisionisten’ wie Bernstein.” ]; Reich, S.202.; Riemschneider, Ver­änderungen, S .38; Stötzer, S.229 [Frequenzuntersuchung].T e x t : S .35, 77f., 117, 120, 136.

* * * sozialistisch. B e d. d e t. (entspr. “ Sozialismus” ); W o r t - g e b r . (sehr häufig seit Mitte der 50er Jahre; zahlreiche feste und wiederkehrende Fügungen, z.T. nach russ. Vorbild - russ. ent­spricht allerdings o ft ‘kom m unistisch’ - s. auch dort).Agricola, Kl.Lex., MNL VII; SBZ 1969.Russ.: socialisticeskijSek.: Bartholmes, Adjektiv [Fügungen vor und nach 1945]; ders., Adjektiv - A ttribute, S .33 f. [W ortgebrauch seit Marx]; ders. Taus. Worte Sowjetdeutsch, S.9; Reich, S.204 ff., S.25 3 [grenzt 4 Bedeu­tungsgruppen ab: 1. w irtschaftstheoretisch (Eigentumsverhältnisse);2. zur Gesellschaftsordnung des Sozialismus gehörig (erste Phase

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des Kommunismus); 3. im Hinblick auf den Überbau; 4. Wertung und Beschlagnahme (als affektive Verstärkung)]; Riemschneider, Veränderungen, S .37 ff. [ebf. 4 Bedeutungsgruppen, ähnlich denen von Reich]; Stötzer, S.229 [Frequenzuntersuchung - in dem Mate­rial von 1964 häufigstes Frem dw ort!]. T e x t : S.77 f., 120, 133, 140. Für die hier berücksichtigten Fügungen, die z.T. m it großer Wahr­scheinlichkeit auf russ. V orbilder zurückgehen, lassen sich drei Verwen­dungsweisen abgrenzen:

a) inbezug auf die Eigentumsverhältnisse;b) inbezug auf die gesellschaftlich - ökonom ischen Verhältnisse ins­

gesamt und ihre historische Entwicklung;c) inbezug auf die Verhaltensweisen, die als diesen Verhältnissen

angemessen oder deren Entwicklung fördernd gelten.

Z u a ) :

* * sozialistische Betriebe. Bezieht sich auf 1. Volkseigene Betriebe,2. sozialistische Genossenschaften, 3. gleichgestellte Betriebe(vgl. Gbl. 1957 I, S.627).“ sozialistische und halbstaatliche Betriebe” (Gbl. 1960 I, S .372) u.ö.Russ.: (gosudarstvennye) socialisttfeskie predprijatija (P 22.4.54,

S.2). BSE XII, S.294. ÖW [“ Betriebe sozialistischen Typs” ]. Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.64, 233 [Erstbeleg: Bebel 1919; nach 1945: SU - seit 1949, DDR - seit 1952],

* * sozialistisches Eigentum. L ü s. Zwei Form en: “Das s t a a t ­l i c h e s o z i a l i s t i s c h e E i g e n t u m ist das Eigentum des ganzen Volkes in Gestalt des sozialistischen Staates der A rbeiter und Bauern.” Der entsprechende Terminus für die DDR ist “Volkseigen­tum ” - s. dort, “ das g e n o s s e n s c h a f t l i c h - k o l l e k t i v ­w i r t s c h a f t l i c h e sozialistische Eigentum ist das Eigentum der einzelnen Kollektivwirtschaften und genossenschaftlichen Vereini­gungen.” (Polit. Ök., dt. S.497/russ. S.428; russ.: gosudarstvennaja socialisticeskaja sobstvennost’ und kooperativno - kolchoznaja sobst- vennost’). Letzteres wird in der DDR “ genossenschaftliches Eigen­tum ” genannt.TR 4.9.47, S .3 [SU]; Gbl. 1953, S.687 u.ö.Agricola, Kl.Lex., MNL VII, ÖL II; Koslow.Russ.: socialisticeskaja sobstvennost’ (RPP II, S.676 - 1939)

USakov IV; SSRLJ XIV; BSE XL, S.179; ÖW.Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.236 [SU 1945; DDR seit 1952]; Reich,

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* sozialistische G roßproduktion in der Landwirtschaft. Vermutl. Lü t . Siebenj., S.216 u.ö.; Übs.: PSU 1952/33, S.244 - P 6.2.52,S.2 (“ sozialistische G roßw irtschaft” - russ.: krupnoe socialisti- ceskoe chozjajstvo) u.ö.Russ.: krupnoe socialistiSeskoe se l’skoe chozjajstvo - ‘große

sozialistische Landwirtschaft ’ (RPP IV, S.20 - 1953).BSE XXI, S.618.

Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.244 [seit 1953].

* sozialistischer Sektor der Landwirtschaft. Vermutl. L ü s. Gbl. 1958 I, S .117 u.ö.Russ.: socialisticeskij sektor v sel’skom chozjajstve (oder:

v derevne) - ‘soz. Sektor in der Landwirtschaft (oder: auf dem Lande [wörtl.: im D orf])’ (RPP II, S.22 - 1929).BSE XXXII, S .373.

Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.80, 260 [1928; 1952]; Reich,S.206; Riemschneider, Veränderungen, S.13.

* sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft. Vermutl. L ü s. In der DDR offizieller Terminus für die Vergenossenschaftlichung (im Russ. in gleicher Funktion: K o l l e k t i v i e r u n g -s . dort). Gbl. 1958 I, S .54 u.ö.; Übs.: Polit. Ök„ dt. S.440/russ. S.378 u.ö. Russ.: socialisticeskaja perestrojka (oder: pereustrojstvo)

sel'skogo chozjajstvo (RPP II, S .16 - 1929; RPP I,S.569 - 1926)BSE XXI, S.614.

Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.267 [1946; 1953 ff.]; Gernentz,S.70.

* sozialistische Wirtschaft. Vermutl. L ü s. “Gesam theit der in der sozialistischen Gesellschaftsordnung auf dem staatlich­sozialistischen und genossenschaftlich-sozialistischen Eigentum beruhenden Betriebe” (MNL VII, S.611).ND 4.5.49, S.2 [SU]; Gbl. 1953, S.403 u.ö.Agricola; SBZ 1969.Russ.: socialisticeskaja ekonom ika (RPP II, S.442 - 1934)Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.84, 272 [1918; SU 1945; DDR 1951 ff.]

Z u b) :

sozialistischer A u fbau - s. un ter A u f b a u

S.206. T e x t : S.47, 85, 120, 136, 139.

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* sozialistische Arbeitsteilung, internationale. Verm utl. L ü s. Siebenj., S.233 u.ö.; Übs.: Polit. ö k ., d t. S.756/russ. S.653 u.ö. MNL I; ÖL I; Koslow.Russ.: mezdunarodnoe socialisticeskoe razdelenie truda. ÖW.Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.230 [1957].

sozialistische Ö konom ik - s. un ter Ö k o n o m i k

* sozialistische Ordnung. Siebenj., S. 165 u.ö.Russ.: socialisticeskij stroj (Vostanovlenie, S.474 - 1921). ÖW.Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.74, 256 [Lenin 1918; 1953].

sozialistische Planwirtschaft - s. un ter P l a n Wirtschaft

sozialistische R ekonstruktion - s. un ter R e k o n s t r u k t i o n

* sozialistische Wirtschaftsführung. Siebenj., S.221.“Anwendung der Leninschen Prinzipien der sozialistischen Wirt­schaftsführung: dem okratischer Zentralismus, der die einheit­liche Zielstellung m it dem äußerst breiten Raum für die Massen­initiative kom biniert; die Einheit der materiellen und moralischen Stimulierung der Arbeit; die harmonische Verbindung von zentrali­sierter planmäßiger Leitung m it vollständiger w irtschaftlicher Rechnungsführung in den Grundzellen der W irtschaft - den Be­trieben.” (PSU 1967/71, S.4 - P 29.5.67, S.2).Russ.: socialistiöeskoe chozjajstvovanie (RPP IV, S.21 -

1953)BSfe XXXIII, S.579.

Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.272 [1953].

Z u c) :

* * sozialistisch arbeiten, lernen und leben [seit 1959]. F o r ­m u l . “ Es war ein guter Anfang, als die jungen A rbeiter und Chemiker des EKB Bitterfeld im Januar 1959 begannen, so­zialistisch zu arbeiten, zu lernen und zu leben. ’ (ND 1.1.60,S .l) u.ö.AgricolaRuss.: rabotat’, u c i t’sja, z i t ’po-kom m unisticeskiSek.: Reich, S.206; Riemschneider, Veränderungen, S .39.T e x t : S.132.

* sozialistische Arbeitsdisziplin. Vermutl. L ü s. “ S o z i a l i ­s t i s c h e A r b e i t s d i s z i p l i n ist bew ußte, kam erad­schaftliche Disziplin von W erktätigen, die selbst Eigentümer der Produktionsm ittel sind.” (Polit. Ök., dt. S.573/russ. S.494)

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Gbl. 1955 1, S.523 u.ö.; Übs.: PSU 1952/33, S.245 - P 6.2.52,S.2.ÖL II; Koslow.Russ.: socialisticeskaja disciplina trudaSek.: Bartholmes, Adjektiv, S.229 [195 3]; Reich, S.206.T e x t : S .33, 121, 137.

* sozialistische Arbeitsmoral. ND 10.9.61, S. 3 u .ö .;auch : sozia­listisches Arbeitsbewußtsein (ND 8.2.68, S .3; ÖL I); vgl. auch Polit. Ök., dt. S.515/russ. S.444 (“kom m unistische Einstellung zur A rbeit” ).Russ.: socialisticeskoe (bzw.: kommunistiCeskoe) otnosenie k

trudu (P 1.1.54, S .3). BSÉ (l)L II, S.280.Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S.229 [1956]; Reich, S.206.

sozialistische Brigade - s. unter B r i g a d e

* sozialistische Kooperation der Arbeit. Vermutl. L ü s. ‘Die wichtigste Besonderheit der sozialistischen Kooperation der Arbeit ist die breite Entwicklung der Produktionsaktivität der Massen, die vor allem in Gestalt des sozialistischen W ettbe­werbs hervortritt.’ (BSÉ XL, S .173)Gbl. 1955 1, S.523 u .ö .; Übs.: Polit. ö k ., dt. S.572/russ. S.493 ff.; Koslow.Russ.: socialisticeskaja kooperacija trudaSek.: Bartholmes, Adjektiv, S.248 [1956].

* sozialistische Pflege [Übs.]. PSU 1952/16, S.110 - P 13.1.52,S.2 [Übernahme von landwirtschaftlichen Maschinen in persön­liche Pflege],Inbezug auf die DDR: persönliche Pflege (Gbl. 1962 II, S .187: “die Technik [d.h. die landwirtschaftlichen Maschinen] in per­sönliche Pflege nehm en” ; ÖL II). Vgl. auch un ter N i n a - N a s a r o w a - M e t h o d e .Russ.: socialisticeskaja sochrannost’. ÖW.

sozialistische Verpflichtungen - s. unter V e r p f l i c h ­t u n g

sozialistischer W ettbewerb - s. un ter W e t t b e w e r b

* * Sparsamkeitsregime [seit Anfang der 50er Jahre], L ü s. “ sozialist. M ethode des Wirtschaftens, die das Ziel hat, höchst- mögl. Resultate m it geringsten Aufwendungen an vergegen­ständlichter u. lebendiger Arbeit zu erreichen.” (Kl. Lex., S.905).

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Gbl. 1953, S.687 u.ö.; Übs.: 1953/91, S .l 106 - P 3.8.53, S.2 u.ö. MNL VII; ÖL II; Koslow; SBZ 1966.In den 40er Jahren: “ Prinzip der strengsten Sparsam keit” (Zvbl. 1949, S.531 - DWK, u.ö.).Russ.: rezim ekonom ii (RPP I, S.526 - 1929)

Usakov III [neu]; SSRLJ XII; BSE XXXVI, S.249; ÖW [“ Sparsamkeitsprinzip” ].

Sek.: Kohls, S.217 [Lüs], T e x t : S.62, 79, 120.

* Spontaneität. B e d . d e t. Ungeplanter, nicht gelenkter, will­kürlicher A blauf eines Prozesses - synonym zu “ Selbstlauf” ; nega­tive Wertung impliziert; meist m it anderen negativen Begriffen ge­koppelt.“die zum Teil noch vorhandene Spontaneität und Zufälligkeit der Zusam menarbeit von Wissenschaft und Produktion beseitigen” (ND 16.1.63, Beilage S.6).“Diese Erfordernisse der m odernen Produktivkräfte zu ignorieren, bedeutet, den Weg der kleinbürgerlichen Spontaneität in der Ö konom ik zu beschreiten.” (ND 4.5.68, S.6)Übs.: “ Spontaneität und Selbstlauf sind m it dem Bestehen des ge­sellschaftlichen Eigentums an den Produktionsm itteln unver­einbar.” (Polit. ö k ., dt. S.532/russ. S.459) u.ö.Kl. Lex., MNL VII [“ Spontaneitätstheorie” ].Russ.: sticb ijnost’. ÖW [“ “ Spontaneität” ]

stichija. ÖW [“ Spontaneität; Anarchie; Elementar­kraft; Naturkraft, Naturgewalt” ].Vgl. BS£ XLV, S.9 (sticbijnost’ i soznatel’n o st’ - ‘Spontaneität und Bew ußtheit’).stichija bedeutet im Russ. urspr. “G rundstoff, E lem ent” (vgl. Pawlowsky II), dann auch “ Elem entarkraft, N atur­gewalt” (vgl. Leping/Strachova, Russ.-dt.). Daraus dann im Rahmen der Ideologie “ Spontaneität, Anarchie” . sticbijnost’ ist eine neuere Bildung m it den gleichen Bedeutungen (vgl. die russ. Wörterbücher)

Sek.: Hunt, S. 145; Marko, S.2 43 ff. T e x t : S.35, 78, 121, 136, 137, 138.

Staatliche Aufgabe - s. un ter A u f l a g e

* Staatliche Handelsinspektion [1956 bis 1958]. Lü s . “ Die Staatliche Handelsinspektion ist das Kontrollorgan auf dem Gebiet des Handels und der Versorgung der Bevölkerung.” (Gbl. 1956 I,

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S.393) u.ö.; übs.: PSU 1953/127, S.1554 - P 25.10.53, S.3 ÖL II; SBZ 1969.Russ.: Gosudarstvennaja torgovaja inspekcija. BSE XVIII, S.216.T e x t : S .123.

* * Staatliche Komitees [DDR seit 1952 - vgl. Gbl. 1952, S.635:“ St. K. für K örperkultur und Sport” ]. L ü s. Bezeichnung für ständige Organe der Regierung für bestim m te Aufgabenbereiche.In der DDR weniger zahlreich als in der UdSSR. Die Benennungen im einzelnen entsprechen nur z.T. russischen Vorbildern.Meist als Teil der Bez. eines einzelnen Organs dieser A rt; rela­tiv selten kollektiv (vgl. z.B. Gbl. 1968 III, S.9).

Russ.: gosudarstvennye ko m ite ty (Soveta M inistrov SSSR).SSRLJ V.

* Staatliches K om itee fü r A rbeit und Löhne [Übs.; SU], PSU 1967/51, S.18 - P 12.4.67, S.3. In der DDR: “ Kommission für Arbeit und Löhne” (seit 1966: “ Staatliches A m t für Arbeit und Löhne” - vgl. Gbl. 1966 I, S.56; SBZ 1969).Russ.: Gosudarstvennyj ko m ite t (Soveta M inistrov SSSR ) po

voprosam truda i zarabotnoj p la ty - ‘Staatliches Komitee (des M inisterrates der UdSSR) für Fragen der Arbeit und des A rbeitslohnes’ [seit 1955 - V edom osti 1955,S.240],

* Staatliches K om itee fü r Erfassung und A u fk a u f landwirtschaft­licher Erzeugnisse [DDR 1963 bis 1968]. L ü t . “ Beim Minister­rat der Deutschen Dem okratischen Republik wird das Staatliche Komitee für Erfassung und A ufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse gebildet.” (Gbl. 1963 I, S.2) u .ö .; ÖL I; SBZ 1969.

Russ.: Gosudarstvennyj ko m ite t zagotovok (Soveta M inistrovSSSR )[seit 1961 - Vedom osti 1961, S.323) und Gosudarstvennyj ko m ite t po zakupkam . ÖW [SU].- ‘Staatliches Komitee für Erfassung’ und ‘Staatliches Komitee für A ufkauf’.

T e x t : S.66, 94.

* Staatliches K om itee fü r Chemie [SU; Übs.]. PSU 1959/77,S .1778- P 25.6.59, S.4Russ.: Gosudarstvennyj ko m ite t (Soveta M inistrov SSSR ) po

chimii[seit 1958 - vgl. BSfe-Ezegodnik 1959, S.20].

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In der PSU zahlreiche weitere Bezeichnungen dieser Art.

* * Staatliche Kontrolle [bis 1963]. B e d . s p e z. (im Rahmen der zentralen Lenkung und Kontrolle), “wesentlicher Bestandteil der Tätigkeit aller leitenden Staatsorgane zur Sicherung der Durchfüh­rung der Gesetze, Beschlüsse und Entscheidungen” (MNL VII,S.696 f. - seit 1963: “ Arbeiter- und Bauern-Inspektion” - s. dort).ND 10.3.51 (zit. Kohls) u .ö .; Übs.: PSU 1956/27, S.154 - P 23.2.56, S.8 u.ö.Im w estdt. Sprachgebrauch: “ H aushaltskontrolle” (Vgl. Handwörter­buch der Betriebswirtschaft II, S.2654).

Russ.: Gosudarstvennyj ko n tro l’, Abk.: G oskon tro l’(RPP I, S .144 - 1919); Usakov I; BSE XII, S.318 ff.;ÖW.

Sek.: Kohls, S.217 f. [Lüs]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.199 [Lp]. T e x t : S.75, 76, 123.

* Zentrale K ontrollkom m ission [1948 bis 1952], Abk.: ZKK.Lü s . Organ der “ Deutschen W irtschaftskommission” (Abk.:DWK). Zvbl. 1948, S.429 u.ö.1952 bis 1963: Zentrale K om m ission fü r Staatliche Kontrolle (Gbl. 1952, S.407 u.ö.)“Die Zentrale Kommission für Staatliche K ontrolle ist das Kon­trollorgan des Ministerrates zur Kontrolle der Verwaltungs­organe sowie der w irtschaftlichen, kulturellen und sozialen Ein­richtungen in der Deutschen Dem okratischen R epublik .” (Gbl.1958 I, S.786).Kl. Lex., MNL VIII, ÖL II; Brockhaus 1952 XII [SU und Volks­dem okratien], SBZ 1966.Russ.: Central’naja ko n tro l’naja komissija, A bk.: CK K.

BS£ XLVI, S.529 [1921 - 1934],Sek.: Kohls, S.237 f. [Lüt]; Svanebach, S .l 16; Topuridze- Sumbatova, Neologizmy, S. 196.

* S taatlicher ökonom ischer R at der UdSSR [SU; Übs.]. L ü t .PSU 1960/87, S.1911 - P 17.7.60, S.2Russ.: Gosudarstvennyj naucno-ekonomiceskij sovet, Abk.:

G osekonom sovet - ‘Staatlicher wissenschaftlich­ökonom ischer R at’[bis 1962 - vgl. Vedom osti 1962, S .l 112].

T e x t : S.66, 122.

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Staatliche Plankommission - s. unter P l a n kommission

* Staatliche Standards [seit 1954]. L ü s. “ staatlich für den gesamten Wirtschaftsbereich der DDR für verbindlich erklärte N orm en”(Kl. Lex., S.916)Gbl. 1955 I, S.477 u .ö .; meist: “ DDR-Standards” (Gbl. 1966 III,S.21 u.ö.); Übs.: PSU 1952/200-201, S .1560 - P 10.10.52, S.2 u.ö. Du-L 1968 [“ S tandard” - “ in der D D R staatl. Norm ” ], FW 1961 f.; ÖL I; H andw örterbuch der Betriebswirtschaft III [DDR],SBZ 1969.Russ.: G OST(s. do rt) - Abk.: für Gosudarstvennyj obsciesojuznyj

standart.Sek.: Nawrocki [statt: “ N orm ” ]. T e x t : S.45, 125.

Staatliches Vertragsgericht - s. unter V e r t r a g s g e r i c h t

Staatliche Zentralverwaltung für S tatistik - s. unter S t a t i ­s t i s c h e Z e n t r a l v e r w a l t u n g

* * Staatsdisziplin. L ü s. Gbl. 1953, S.688 u.ö.; Übs.: PSU 1952/33, S.245 - P 5.2.52, S.2 u.ö.; ÖL I.Russ.: gosudarstvennaja disciplina (P 5.9.49, S .l) ÖW.T e x t : S .123, 135.

* S taatsgut [SU], L ü t . zu S o w c h o s (s. do rt) - wörtl.: ‘Sowjetw irtschaft’. “ Staatsgüter und Kolchose” (TR 12.5.48, S.2 - SU); “ Kollektivwirtschaften, MTS und Staatsgüter” (PSU 1955/31, S.646 - P 11.3.55, S .l ; neben: “ Sowjetgüter” ) u.ö.Kl. Lex., ÖL II. In der DDR: “Volkseigenes G u t” , Abk.: VEG.Russ.: sovchoz, Abk. für sovetskoe chozjajstvoSek.: Kuklina, Wortliste [auch: “ Staatsfarm ” ]; Riemschneider,Veränderungen, S. 14. T e x t : S.58, 65, 120.

Staatsplan - s. un ter P l a n

* * Stachanow- [SU; besond. in den 40er Jahren und in Übss.]. N a m e . Bildungen m it dem Namen des sowjetischen Bergmanns A. Stachanow, der 1935 die “ Aktivistenbewegung” in der So­wjetunion (russ.: ‘Stachanowbewegung’, ‘Stoßarbeiterbewegung’) einleitete. Für die DDR seit 1949 entsprechende Bildungen m it H e n n e c k e - und A k t i v i s t -s . dort.Russ.: stacbanovskij. Usakov IV; SSRLJ XIV; BSfe XL, S.555.Sek.: s.u. T e x t : S .37.

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* Stachanowarbeit [Übs.]. PSU 1953/145, S.1781 - Voprosy ¿konom iki 1953/9Russ.: stachanovskaja rabota (P 10.1.49, S .l)

stachanovskij trud (RPP III, S.678 - 1952)Für kollek tivnyj stachanovskij trud vgl. unter: kollektive A k t i v i s t e n arbeit.

* * Stachanowarbeiter. T e i 11 w. (Lüt). “ Teilnehmer an der Sta- chanowbewegung; auch Ehrenbezeichnung für sowjetische A kti­visten” (MNL VII, S.709).TR 8.9.46, S.4 u .ö .; Übs.: PSU 1952/124, S.931 - P 5.6.52, S.2 u.ö. Auch: Stachanow - A k tiv is t (PSU 1967/130, S.7 - P 4.11.67, S.3; Subbotina, S.226); Stachanowmann, PL: “ Stachanow leute” (ND 7.5.49, S.5 u.ö.; Übs.: PSU 1952/16, S.110 - P 13.1.52, S.2; Kohls, Reich, Subbotina); für Stachanowist (Fricke), Stachanowitsch (Kinne), Stachanovietz (Marfievi?) fanden sich keine Belege.Inbezug auf die DDR: “ Aktivist” , Hennecke - Aktivist” - s. dort. Russ.: stachanovec (RPP II, S.560 - 1935)

USakov IV [neu]; SSRLJ XIV; BSE XL, S.555; ÖW [ “Stachanow arbeiter”].

Sek.: Fricke, S .1245; Kinne, S.5; Kohls, S.218; Marfievic, S .102; Reich, S.208; Subbotina, S.226. T e x t : S.57, 64, 127.

* Stachanowbeviegung. T e i 11 w. (Lüs). “Massenbewegung sowje­tischer A rbeiter und Kollektivbauern zur Steigerung der Arbeits­produktivität und Senkung der Selbstkosten durch technische Ver­besserungen im Produktionsprozeß und gute Arbeitsorganisation” (MNL VII, S.709). TR 1.1.47, S.4 u.ö.Du - L 1952, FW 1954 ff., Kl.Lex., ÖL II; Brockhaus 1952 XI [SU]. Russ.: stachanovskoe dvizenie (RPP II, S.558 - 1935)

U&kov IV; SSRLJ XIV; BSfe XL, S.555, ÖW.Sek.: Kohls, S.218 [Teillw]; Reich, S.208 [Lp]. T e x t : S.127, 131.

* Stachanowerfahrungen [Übs.]. T e i l l w . (Lüs). PSU 1952/16,S .l 10 [aus dem Russ.] u.ö.Russ.: stachanovskij o p y t

* Stachanowm ethoden [Übs.]. T e i l l w (Lüs). PSU 1953/145,S. 1782 - Voprosy ekonom iki 1953/9 u.ö.Russ.: stachanovskie m e to d y raboty (oder: truda) (RPP II, S.755 -

1940). USakov IV; SSRLJ XIV.Sek.: Kohls, S.219; Marfievif, S.103.

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* Stachanowschulen [Übs.]. T e i 11 w. (Lüs). PSU 1953/52, S.649 - Trud 5.4.53 u.ö.Russ.: stacbanovskie sko ly (P 3.1.49, S .3). SSRLJ XIV; ÖW [SU].Sek.: Kohls, S.218.

Stachanowwacht. T e i 11 w. (Lüs). “ Stachanowschicht” .Russ.: stachanovskaja vachta (P 6.1.49, S.2)Sek.: Kohls, S.219, Reich, S.208; Topuridze - Sumbatova, Neologizmy, S. 199 [Lp],

stachanowistisch. N a m e . Du - L 1952.Russ.: stachanoskij.

* Stalinez [veraltet]. N a m e . Bezeichnung eines sowjetischen Mäh­dreschers (suffixale Ableitung vom Namen Stalins).TR 4.11.47 (zit. Kohls); Übs.: PSU 1959/32, S.790 - P 26.2.56, S.10. Du - L 1960; FW 1954 f.Russ.: stalinec. USakov IV [neu;um g.]Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.46 [Lw]; Kohls, S .107 [Lw - veral­te t]; Mine, Avtoreferat, S.13; Moser, Spr.Folgen, S .11 [Lw]; Reich, S.209; Topuridze - Sumbatova, Neologizmy, S.199 [Lw].T e x t : S.54, 57, 60, 88, 124.

Ständige Produktionsberatung - s. un ter P r o d u k t i o n s b e r a ­t u n g

-Station. L e h n p r ä g u n g e n : Fischerei - Fahrzeug- und Geräte- Station, Maschinen-Ausleih-Station, Maschinen- und Bagger-Station, Maschinen- und Tierzucht-Station, Maschinen- und Traktoren- Station, Reparatur-Technische-Station, Wasserkraftstation, Wie­senmeliorationsstation - s. dort. T e x t : S.83.

* Statistische Zentralverwaltung [SU]. Lü s . Bezeichnung des zen­tralen statistischen Organs in der UdSSR.Polit.Ök., dt. S.551/russ. S.476 u.ö.; Koslow [seit 1918].Inbezug auf die DDR: zunächst Statistisches Zentralamt (Zvbl. 1948, S.161 - DWK, u.ö.); später: Staatliche Zentralverwaltung fü r S ta ti­stik (Gbl. 1968 II, S.500 u.ö.); vgl. Kl.Lex., S.921 (“ Staatl. Zentral- verw. . . . ” ), ÖL II; SBZ 1969.In der BRD: “ Statistisches Bundesam t” .Russ.: Central'noe statisticeskoe upravlenieT e x t : S .123.

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* * Stimulierung, stimulieren [besond. in den 60er Jahren und in Übss.]. W o r t g e b r. (im Sinne von “materielle Anreize zur Lei­stungssteigerung b ieten” ).“ unzureichend ökonom isch stim uliert” (Richtl., S.5)“ Stimulierung der Ausarbeitung optim aler Pläne” (Richtl., S .16) “finanzielle Stimulans” (Gbl. 1967 I, S. 142) u.ä.Übs.: “ Stimulierungsfonds” (PSU 1967/60, S.9 - P 15.4.67, S .l u.ö.; russ.: fo n d ekonom iceskogo stimulirovanija; wird auch m it der inder DDR üblichen Bezeichnung “Präm ienfonds” übersetzt) u.ä.Russ.: stimulirovanie, stim ulirovat’ (Synonym : pooscrenie)

z.B.: stimulirovanie chozjajstvennogo rasZeta - ‘Stimulie­rung der w irtschaftlichen Rechnungsführung’ (RPP II, S.367 -1 9 3 1 ); stim ulirovat’ vsech rabotnikov predprijatija ■‘alle A rbeiter des Betriebes stim ulieren’ (P 15.9.56, S.2); material’nye stim u ly - ‘materielle Stim uli” (P, a.a.O.).

T e x t : S.42, 82, 128.

* * Stoßarbeiter [SU]. L ü t . ‘Bestarbeiter der sozialistischen Pro­duktion’ (vgl. USakov IV - neu).TR 16.5.48, S.2 [SU]; vgl. auch Stoßarbeiterbewegung (TR 11.1.48,S.2 - SU; russ.: udarnicestvo).Übs.: PSU 1959/55, S.1283 - P 29.4.59, S .l (“die je tz t entstandene Bewegung der Brigaden und Stoßarbeiter der kom m unistischen Ar­beit” - in diesem Zusammenhang wird russ. udarnik allerdings meist m it “ Aktivist” übersetzt) u.ö.Koslow [seit 1926; vor allem w ährend des ersten Fünfjahrplanes]. Russ.: udam ik (RPP II, S.519 - 1935)

SSRLJ XVI; BSfe XLIII, S.645; ÖW [“ Bestarbeiter, Aktivist; (G e s c h) S toßarbeiter” ].

Sek.: Kohls, S.221 [Lüs]; Kuklina, Wortliste; Reich, S.209 [Lp]. T e x t : S.64, 127, 131, 133.

Stoßbrigade - s. un ter B r i g a d e

Im übrigen vgl. noch un ter A k t i v i s t

* Subbotnik [SU - hist.]. L w (russ.). “Vor dreißig Jahren - am 10. Mai 1919 - wurde im Bahnbetriebswerk des Rangierbahnhofs der Moskau-Rjasaner Strecke der erste kommunistische Subbotnik, das ist ein freiwillig und unentgeltlich am Sonnabend (Subbota) ge­leisteter zusätzlicher Arbeitstag, durchgeführt und dam it der Grund­stein zum sozialistischen W ettbewerb in der Sowjetunion gelegt.”(ND 10.5.49, S.4) u.ö.

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Du - L 1968, FW 1954 ff., Kl.Lex., MNL VII, ÖL II; Koslow.Vgl. auch unter A u f b a u s o n n t a gRuss.: (kom m unisticeskij) subbotnik (Lenin, Werke XXIX, russ.

S .379/dt. S .399 - 1919).Uäakov IV; SSRLJ XIV; BSÈ XL, S.191 ; ÖW.

Sek.: Abramenko, S .171; Karpovic (1959), S.78 [schon 1919 be­legt]; Kohls, S . l l l f. [meist Lüs. “kom m unistische Sonntage” - nach meinen eigenen Beobachtungen ist jedoch das Lehnwort gebräuchlicher]; Moser, Spr.Folgen, S .12; Reich, S.210.T e x t : S.5 3, 88, 127.

Suchowerchowa - M ethode. N a m e . Bewegung “ für die Ehre der Fabrikm arke” im Rahmen des zwischenbetrieblichen Wettbewerbs (vgl. Bulletin 1952, S.885 - SBZ).T e x t : S.127.

System der fehlerfreien A rbeit - vgl. un ter S a r a t o w e r S y s t e m

* * * Systematisch. W o r t g e b r. (M odewort).Russ.: sistematiceskijSek.: Borée, S.23. T e x t : S.82, 141.

*Tag der Bereitschaft für die Frühjahrsbestellung. Vermutl. L ü t. “Tag, an dem die Vorbereitungen für den reibungslosen Ablauf der beginnenden Arbeit überprüft w erden” (WDG I, S.523).Gbl. 1953, S.5 u.ö.Russ.: proverka gotovnosti k vesennemu sevu - ‘Kontrolle der Be­

reitschaft zurFrühjahrsaussaat’(RPP III, S .102 - 1943) Sek.: Kuklina, Wortliste. T e x t : S.65, 123, 125.

* Tag des (deutschen) Bergmanns. Lü s . [der 1. Sonntag im Juli], ND 4.7.56 (zit.Kohls).WDG I; Agricola, Kl.Lex., ÖL II.Russ.: D en ’Sachtera (P 1.9.49, S.2). BSÈ XIV, S.29 [seit 1947],Sek.: Kohls, S.223 [Lüs.]; Topuridze - Sumbatova, Neologizmy,S.196. T e x t : S.127.

Tag des (deutschen) Eisenbahners. Lü s . [der 2. Sonntag im Juni], WDG II; Agricola, Kl.Lex., ÖL II.Russ.: D en’zeleznodoroznika. BSÉ XIV, S.29.

Ähnliche Prägungen auch in der BRD (vgl. z.B.: “Tag des Hochsee­

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fischers” , Bulletin 1953, S .1140).

* * Technik [DDR seit 1959]. B e d . e n 1 1. ‘technische Einrichtun­gen, Maschinen” (vgl. Du - L 1968, S.469).Im Zusammenhang m it der Reorganisation der MTS 1959 (in der UdSSR 1958) eingeführt in den Wendungen Übergabe der Technik [an die LPG] (Gbl. 1959 I, S.362 u.ö.) - russ. prodaia techniki (kolchozam i sovchozam) - ‘Verkauf der Technik (an die Kolchose und Sowchose)’ (vgl. Vedomosti 1958, S.404; PSU 1958/75, S.1622- P 21.6.58, S .3) und Übernahme der Technik (ND 1.1.60, S.2 u.ö.)- russ.: priobretenie techniki - ‘A nkauf der Technik’ (PSU 1958/57, S .1 2 1 2 -P 8.5.58, S .l) .Überwiegend im Hinblick auf landwirtschaftliche Maschinen.

“ Ein großer Teil der Technik der MTS wurde uns durch die Arbeiter­klasse übergeben. Damit haben wir gleichzeitig die V erantwortung übernommen, diese Technik rationell einzusetzen und mustergül­tig zu pflegen.” (Gbl. 1962 II, S .186)“ In der Feldw irtschaft waren wir vor allem daran interessiert, die Technik in vier Schichten auszulasten.” (ND 5.1.68, S.4)Okk. auch singularisch in dieser Verwendung (für das Russ. im SSRLJ als umg. gebucht):“Die Genossen erklärten ihren Kollegen an den Schmelzöfen, daß der Wirkungsgrad jeder Technik dadurch bestim m t wird, wie die Arbeiter und Ingenieure es verstehen, sie zu m eistern und zu ver­bessern.” (ND 6.1.59, S.4)Übs.: In der PSU bis Anfang der 60er Jahre überwiegend m it “Ma­schinen und technische Hilfsm ittel” (PSU 1952/200-201, S .1563), “ technische M ittel” (PSU 1958/57, S.1212), “Maschinen und Ge­räte” (PSU 1962/72, S .l 580) u.ä. übersetzt.In den W örterbüchern in diesem Sinne sonst n icht gebucht (vgl. aber FW 1954 ff.: auch “ Gesam theit der funktechn. Einrichtungen des Sendehauses” ).Russ.: technika. Usakov IV; SSRLJ XV.

z.B.: ‘eine große Menge Technik’ (RPP IV, S.45 - 1953)‘die Technik reparieren’ (P 9.1.64, S .l)

ÖW [“ 1. Technik; 2. technische M ittel (z.B. eines Be­triebes” ].

Sek.: Kohls, S.223 f. [Lb]; Nyvelius, S.26 [Lb], Reich, S .211 [L b]; Riemschneider, Veränderungen, S.26. T e x t : S.72, 124.

Technisch begründete Arbeitsnorm en - s. unter N o r m

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Technische Dokumentation - s. unter D o k u m e n t a t i o n

* * Technische Intelligenz. L ü s. “Als Angehörige der technischen Intelligenz . . . gelten Ingenieure, Chemiker und Techniker, die konstruktiv und schöpferisch in einem Produktionsbetrieb verant­wortlich tätig sind und hervorragenden Einfluß auf die Herstel­lungsvorgänge nehmen, sowie konstruktiv und schöpferisch tätige Baumeister und A rchitekten.” (Gbl. 1950, S .1043)ND 1.1.49, S.4 u.ö.“Am internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse dem on­strieren in allen Städten und D örfern unserer Republik Arbeiter, Bauern, Angestellte, Angehörige der technischen Intelligenz, Wis­senschaftler und Künstler und die Jugend.” (ND 1.5.54, S .l)SBZ 1969.Russ.: (proizvodstvenno-) techniceskaja intelligencija

BSE XXXVI, S.634.Sek.: Koepp, S.46 [Lp], T e x t : S.121.

* Technische Kulturen. Vermutl. L ü s. “ zusammenfassende Bezeich­nung für Pflanzen, die als R ohstoffe für weiterverarbeitende Betrie­be der Industrie und des Handwerks dienen, z.B. Zuckerrübe, Sonnen­blume, Mohn u .ä.” (MNL VII, S.969).TR 8.5.48, S.4 [SU]; Gbl. 1958 I, S.75 u.ö.; Übs.: PSU 1952/200-201, S .1 5 6 9 -P 10.10.52, S.4 u.ö.Daneben auch (wie im w estdt. Sprachgebrauch - vgl. Wahrig) “ Indu­striepflanzen” (TR 8.5.47, S.2 - SU), “gewerbliche N utzpflanzen” (PSU 1958/53, S.721 - P 16.5.53, S .l) u.ä.ÖL II.Russ.: techniäeskie ku l'tu ry (RPP I, S .335 - 1922)

USakov IV; SSRLJ XV; BSfe XLII, S.395; ÖW [“ technische Kulturen, technische (gewerbliche) Nutzpflanzen, Industrie­pflanzen” ].

T e x t : S.94.

Technisches Kabinett - s. un ter K a b i n e t t

* Technisches Minimum. L ü s. “ das Maß technischer G rundkenntnis­se eines Berufes bzw. einer Qualifikationsstufe (Lohngruppe), die von Werktätigen nach Besuch der Techn. Betriebsschule in Prüfungen nach­gewiesen werden müssen” (Kl.Lex., S.956).TR 12.5.48 (zit. Kohls); FW 1954 ff. [sowjet. Vorbild],Russ.: techniöeskij m inim um , Abk.: techm inim um

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USakov IV [neu]; SSRLJ XV; BSÈ XLII, S.381; ÖW.Sek.: Kohls, S.224 [Lüs], T e x t : S.126.

* Technische Propaganda. Lü s . D okum ente der SED 1951/3, S .348 (zit.Kohls); Übs.: PSU 1956/152, S.3431 - P 4.12.56, S.2. Gewöhnlich: P r o d u k t i o n s p r o p a g a n d a - s. dort.Russ.: techniceskaja propaganda (RPP II, S.225 - 1930)

BSÈXLII, S .391Gewöhnlich: proizvodstvenno-techniceskaja propaganda

Sek.: Kohls, S.224 f. [Lüs]. T e x t : S.126.

* Technischer Rat [seit Anfang der 50er Jahre; Übs.]. Lü s . ‘bera­tendes Organ für Fragen der Technik (bei Ministerien, wissenschaft­lichen Forschungsinstituten u .a .)’ (vgl. SSRLJ XV, S.417).PSU 1954/75, S.888 - P 19.6.54 u.ö.Vgl. auch Bulletin 1952, S.886 [SBZ - M ethode des “Technischen Rates” aus der UdSSR übernomm en].Russ.: techniceskij sovet. BSÈ XLII, S.395 f.T e x t : S.128.

* Technischer Zirkel [Übs.]. Lü s . PSU 1958/57, S.1212 - P 8.5.58, S.l.Russ.: techniieskij kruzok (Industrializacija, S .387 - 1927)

BSÊ XXIII, S.510.T e x t : S.126.

Technisch - ökonom ische Kennziffern - s. unter K e n n z i f f e r n

* Technisch - ökonom ischer Rat [DDR 1958 - 1963]. L ü s . “ 1958 zur Beratung des Generaldirektors bei den VVBs gegründeter R at” (MNL VII, S.970; vgl. auch ÖL II - seit 1963 “Wissenschaftlich - technischer Beirat” ; seit 1966: “ Gesellschaftliche R äte” ).Gbl. 1959 I, S.207 u.ö.; Übs.: PSU 1959/77, S.1775 - P 25.6.59, S.3 u.ö.Russ.: Techniko - êkonom iceskij sovet (RPP IV, S.344 - 1957)

SSRLJ XV; ÖW.T e x t : S.62, 94, 128.

* * Technologie, technologisch. W o r t g e b r. (Frequ. i.S.v. “ Herstellungsverfahren, Produktionsprozeß” ).In den W örterbüchern erläutert teils als “ Lehre von den Herstel­lungsverfahren” (Du 1930, Du - L 1960 f., FW 1954 ff., Kl.Lex.,

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MNL VII, ÖL II; Brockhaus 1952), teils auch als “ Produktionsver­fahren, Verfahrenstechnik” (vgl. F - Du 1960 f., Gabler II; russ. W örterbücher u. Lexika), außerdem in MNL VII auch als “ Ferti­gungsablauf” [innerhalb eines Betriebes].

“Die Beziehungen zwischen Arbeitskraft, Arbeitszeit, Materialver­brauch usw. werden in erster Linie bestim m t durch die Produktions­technologie, durch die A rt und Weise, wie wir Metalle verformen, chemische Stoffe zur Reaktion bringen, Gewebe herstellen oder den Boden bearbeiten. Je höher entwickelt und je zweckmäßiger die Technik ist, die wir bei der Durchführung eines technologischen Prozesses anwenden, desto größer wird der ökonomische Effekt, desto größer wird der Nutzen für die Volkswirtschaft sein.” (ND2.2.55, S .3).“ Unter Teilnahme sowjetischer Spezialisten wurden die technologi­schen Prozesse der Produktion vervollkom m net.” (ND 1.1.54, S .l) “den technischen Produktionsprozeß (Technologie) des Betriebes beherrschen” (Gbl. 1953, S.578).Auch in unpräziser Bedeutung neben “ Technik” , vgl. z.B.: “Verbesserung der Technik und Technologie des Produktionspro­zesses” (Gbl. 1953, S .l 133).“ Es geht nicht an, täglich den Plan m it veralteten Erzeugnissen und mittels rückständiger Technologie zu ‘erfüllen’. Es ist keine Kleinig­keit, in diesem Jahr die Industrieproduktion um 11,1 Prozent zu erhöhen. Das kann man nicht mit alter Technik.” (ND 3.1.59, S .l) Russ.: technologija

ÖW [“ Technologie, Verfahrenstechnik; technologischer Prozeß, Fertigungsablauf” ].Wird im Russ. auch ganz allgemein i.S.v. ‘Gesamtheit der M ethoden in einem Tätigkeitsbereich’ (auch künstlerischer Art) gebraucht (vgl. SSRLJ XV - z.B. ‘ die Technologie der Arbeit des Schauspielers’) - entsprechend der urspr. Bedeu­tung des Wortes (“ K unstlehre” - vgl. Seibicke).

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.44 [Lb]; Boree, S.23; Fröhlich, S. 157; Nyvelius, S.26 f. [Lb]; Reich, S.211 f. [Wortgebr.]; Riem­schneider, Veränderungen, S.59; Seibicke, Technik, passim [Wort­geschichte; vgl. bes. S.287: Zunahme des Gebrauchs von “Technolo­gie/technologisch” i.S.v. “ Technik/technisch” in der BRD nach ang- loamerik., in der DDR nach russ. Vorbild], T e x t : S. 72, 82.

* Technologische Disziplin. L ü s. “ strenge Einhaltung der techno-

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logischen Festlegungen und Gesetzmäßigkeiten” (ÖL II, S.805).Gbl. 1964 II, S.78 u.ö.; Übs.: PSU 1956/27, S.653 - P 23.2.56, S.7 u.ö.Russ.: technologiceskaja disciplina (RPP II, S.779 - 1940). ÖW.T e x t : S .125.

* Technologische Karten [Übs.]. L ü s. “A rbeitsablaufkarte, techno­logischer Beleg” (vgl. ÖW).PSU 1959/142, S .3 1 9 6 -P 23.11.59, S .l Russ.: technologiieskaja karta. SSRLJ XV.

ÖW [“ Arbeitsablaufkarte, Arbeitsablaufplan, Arbeitsplan­stam m karte; technologischer Beleg” ].

T e x t : S .125.

Techprodfinplan - s. unter P l a n

* Territorialprinzip [Übs.]. L ü s. Regionalprinzip in der Wirtschafts­leitung.“ Reorganisation der Leitung der Industrie und des Bauwesens nach dem Territorialprinzip” (Polit.ök ., d t. S.572/russ. S.493).PSU 1962/134, S.2907 - P 20.11.62, S.2 u.ö.Vgl. auch SBZ 1969. Im FW 1964 erklärt als “gegenseitige Abstim­mung aller Zweige u. Gebilde der sozialist. Volkswirtschaft” .Russ.: territorial’nyj princip (RPP IV, S.343 f. - 1957). ÖW.T e x t : S .123.

* * * Traktor. W o r t g e b r. In den 40er Jahren waren die dt. Be­zeichnungen “ Trecker, “ Schlepper” noch häufig; später wurden sie in den Texten fast vollständig durch das Frem dw ort verdrängt. Da­bei dürfte das Russ., wo nur das Frem dw ort in Gebrauch ist (vgl. auch die entlehnte Berufsbez. “T raktorist” ) als Vorbild gewirkt haben.Russ.: traktorSek.: Kuklina, Vlijanie, S.7 3 [Wortgebr.]; Riemschneider, Landwirt­schaft, S .85; Spangenberg/Schrickel, S.336[bis 1955 “ T raktor” of­fizielle und vorherrsch. Bez. - russ. Einfluß; positiv wird vermerkt, daß die Tendenz zur Wiedereinbürgerung der dt. Bez. bestehe - Ver­weis auf einen A rtikel der A bt. für Agitation und Propaganda beim ZK der SED im ND 16.8.59, S .3 (dort wird nur “ Schlepper” ge­braucht)]. T e x t : S.80.

* * * T raktorist [seit Ende der 40er Jahre], L w (griech.-lat.).

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Berufsbezeichnung: “ Traktorenführer, Schlepperführer, Treckerführer” (so im westdt. Sprachgebrauch - vgl. Klassifizierung der Berufe, S.25). TR 15.11.46 (zit.Kohls); ND 3.5.49, S .5 u.ö.In den 40er Jahren auch noch “Traktorenführer” (TR 17.9.48, S.2 - SU )u.ö ., “ Schlepperfahrer” (ND 5.5.49, S .l u.ö.).Ab 1949 offizielle Berufsbezeichnung.Du - L 1952 ff., FW 1954 ff.; Du - M 1967 [Ostdtchld.], F - Du 1960 f. [komm.], Wahrig [SBZ],Russ.: traktorist

Usakov IV [neu]; SSRLJ XV; BSE XLIII. S.101 f.; ÖW.Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S .43;F ricke, S.1245; Höppner, S.580; Kohls, S .l 18 [Lw]; Kortner, S.20; Kuklina, Wortliste; Kuklina,Vlijanie, S.73 [Lw]; Kunath, S.38 [Lw]; Moser, Spr.Folgen, S.12 [Lw]; Nyvelius, S.27 [Lw]; Reich, S.212 f. [Lw]; Riemschneider, Verände­rungen, S.26. T e x t : S.48, 53, 80, 125, 128, 141, 148.

Zahlreiche Zusammensetzungen.

* * Trawopolnajasystem [bis Anfang der 60er Jahre, besond. PSU].T e i 11 w (Lüs). “Grasfeldsystem, von Wiljams (1863 - 1939) en t­wickeltes, n icht bewährtes Ackerbausystem, das vor allem zur Meh­rung der Bodenfruchtbarkeit den Anbau mehrjähriger Kleegrasgemi­sche vorsieht” (FW 1964, S.727). ND 12.4.51, S.3 (zit. Reich);PSU 1952/28, S.679 - P 27.2.56, S.3 u.ö.; kritische Diskussion 1961 - nach 1962 keine Belege mehr.FW 1954 ff. [bis 1961 unkritisch]; MNL VIII [Kritik an falscher An­wendung]; SBZ 1966 [Verurteilung durch Chruschtschow in P 24. 11.61].Russ.: travopol’naja sistema (P 5.1.49, S .l)

USakov IV [travopol’e]-, SSRLJ XV; BSE XLIII, S.84 f. [eingeführt in der ersten Hälfte des 20. Jh.s]; ÖW

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.46; Kuklina, Vlijanie, S.74 [Lw];Mine, A vtoreferat, S. 13 [Lw]; Reich, S .213 [Lw],T e x t : S.48, 54, 57, 59, 124, 136.

Tschaika [seit 1958], L w (russ.). Name einer sowjetischen A uto­marke - eigtl.: “Möwe” . Genus mask. ( vgl. un ter P o b j e d a).Kl.Lex., MNL VIII.Russ.: CajkaSek.: Kohls, S.246 [Lw], T e x t : S.53, 125; Anm. 147.

Tscherednikow - M ethode. N a m e . M ethode in der Zementfabrika-

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tion zur Erhöhung der Kapazität. Vgl. “ Sowjetisierung . . Ost- Probleme 1952, S.197; Bulletin 1952, S.886 [SBZ], T e x t : S.126.

Tschutkich - M ethode. N a m e . Vgl. un ter Q u a l i t ä t s b e w e ­g u n g .

•Turtanow - M ethode. N a m e . PSU 1962/49, S .1017 [im Walz­werk]. T e x t : S. 125.

* * * Übererfüllung, übererfüllen. L ü s. Inbezug auf “ Plan, Norm, Soll” u.ä (vgl. Agricola)“ den Produktionsplan übererfüllen” (TR 24.4.46, S .3);“Erfüllung und Übererfüllung des neuen Fünfjahrplanes” (TR 5.5.46, S .4 - SU);“ Übererfüllung der A rbeitsnorm " (Gbl. 1952, S .1044); “ Übererfül­lung der Produktionsverpflichtungen” (Gbl. 1960 I, S .369); “ Über­erfüllung der staatlichen Aufgabe” (Gbl. 1967 II, S.62).Okk. auch Wegfall der eigentlichen Bezugswörter (vgl. auch unter E r f ü l l u n g ) :“ . . . so daß wir die Frühjahrsaussaat des Getreides als n icht nur er­füllt, sondern in einzelnen Landesteilen sogar als übererfüllt ansehen können” (ND 4.5.46, S .l).

In den 40er Jahren tauchen gelegentlich noch als Synonym e auf: “übertreffen” , “überbieten” , “überschreiten” (ähnl. wie im Russ. der 20er Jahre prevysit’). Danach hat sich “übererfüllen” allgemein durchgesetzt. Vgl. auch Kuklina, Vlijanie, S.72.Die okk. auftauchende Prägung Untererfüllung (Gbl. 195 3, S.589 u.ö.) ist vermutlich als Analogiebildung zu “ Übererfüllung” aufzu­fassen (russ. entspricht nedovypolnenie - ‘nicht vollständige Er­füllung’, vgl. ÖW).Du - L 1952 ff.; Wahrig [SBZ],Russ.: perevypolnenie, perevypo ln it’ (RPP II, S.218 - 1930)

Usakov III [neu]; SSRLJ IX; ÖW [“übererfüllen, überbie­ten, überschreiten” ].

Sek.: Gernentz, S.75 [Lüs]; Ihlenburg, S .385 [Lp]; Korlen, Sprach­spaltung? , S.44 [Lp]; Kortner, S.21 [Lp]; Kuklina, Vlijanie, S.72 [Lp]; Kuklina, W ortliste; Moser, Spr.Folgen, S.12 [Lp]; Nyvelius,S.27 [Lüs]; Riemschneider, Veränderungen, S.24; S trotz, S .137 [Lp], T e x t : S.62, 93, 122, 141.

* Überlimit- [bis 1962]. Lü s . “ Überlim itvorhaben” - “bis zur In-

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vestitionsordnung vom September 1962 in der DDR gültige Bez. für Investitionsvorhaben, deren Gesamtsumme über einem bestim m ten Betrag . . . lag” (ÖL II, S.855).Vgl. auch: “ Überlim itsumm e” (Gbl. 1950, S.248 u.ö.)Russ.: sverchlim itnyj.SSRLJ XIII; ÖW [“Mehr-, Über-,” ].

z.B.: sverchlim itnye kapital’nye raboty - ‘Überlimitinvesti­tionen’ (RPP II, S .368 - 1931).

T e x t : S.62, 93, 122.

* * Überplanmäßig (als Adj. u. Adv.), Überplan-. L ü s. “über den im Plan vorgesehenen Wert hinaus.”“überplanmäßige Einsparungen” , “überplanmäßige Prämien”(TR 4.9.48, S.3 - SU);“ Flächen, die überplanmäßig bestellt sind” (Zvbl. 1948, S.120 - DWK). “ Bis zum 31. Dezember sollen auch die Jahresselbstkosten um ein Prozent überplanmäßig gesenkt w erden.” (ND 5.9.54, S .3). “überplanmäßiger N utzeffekt” (Richtl., S.29); “ überplanmäßige Pro­duktion” (ND 30.7.64, S.3); “überplanmäßige V erluste” (ND 1.1.61,S.5) u.ä.Übs.: PSU 1952/29, S.211 - P 31.1.52, S.2 u.ö.Auch: “über den Plan hinaus” (TR 4.1.48, S.2 - SU; ND 1.7.48, S.4 u.ö.) - jedoch weitaus seltener als die Zusammenbildung.Russ.: sverchplanovyj (RPP III, S .327 - 1946). SSRLJ XIII; ÖW.

In adverbialer Verwendung: sverch plana - ‘über den Plan’ (RPP II, S .368 - 1931), vy ie plana - ‘m ehr als der Plan’(P 3.9.54, S.2), dopoln itel’no k plana - ‘zusätzlich zum Plan’ (P 3.5.54, S.2) u.ä.

Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S.27; Kuklina, Wortliste, Kuklina, Vlijanie, S.72 [Lp]; Riemschneider, Veränderungen, S.24; Topurid- ze-Sumbatova, Neologizmy, S.199 [Lp]. T e x t : S.62, 93, 122.

Andere adjektivische Neuprägungen, die m it der Bedeutungsdetermi- nierung von P l a n (s. do rt) Zusammenhängen, die aber offenbar nicht auf russ. V orbilder zurückgehen, sind: plangerecht (ND 8.2.68,S.3), planwidrig (Gbl. 1955 I, S.83 u.ö.), dazu auch: Planwidrigkeit (Gbl. 1966 III, S. 10); planwirksam (ND 8.1.63, S.6 u.ö.).

* * Überplanbestände. L ü t. ‘ die über die im Richtsatzplan festge­legten Bestandsnormative hinausgehenden Bestände an Um laufm itteln der Produktion und Z irkulation” (MNL VIII, S.235).Gbl. 1951, S.625 u.ö.; auch: “ überplanmäßige Bestände” (Zvbl. 1949, S .414- DWK).

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ÖL II; SBZ 1969.Russ.: sverchnormativnye zapasy - ‘Übernorm ativvorräte’ (RPP

III, S .328 - 1946). ÖW [“ Übernormativbestände (-Vorräte)”- sverchplanovye izliski],

Sek.: Kunath, S.25; Reich, S.177. T e x t : S.65, 122, 136.

* * Überplangewinn, meist: überplanmäßiger Gewinn. L ü s. “ der die im Plan festgelegte Höhe übersteigende Teil des Gewinns eines soziali­stischen Betriebes” (ÖL II, S.856).Gbl. 1953, S.589 u.ö.; Übs.: PSU 1953/100, S .1224- P 12.8.53, S.2 u.ö.MNL VIII.Russ.: sverchplanovyj p r ib y l’ (RPP II, S .368 - 1931)

BSE XXXIV, S.479; ÖW [S o z],Sek.: Riemschneider, Veränderungen, S.58. T e x t : S .122 .

* Udarnik [Übs], L w (russ.). “ S toßarbeiter” (vgl. die Bedeutungs­angaben im ÖW - s. un ter S t o ß a r b e i t e r ) . Als Lw in den Texten nur einmal belegt als Name eines Sowjet. Sowchos (PSU 1968/8, S .11 - P 3.1.68, S .l).Bei Subbotina ein Beleg aus “ Neue Gesellschaft” 1949/4, S.250; bei Reich aus ND 1.1.48, S.2 [inbezug auf Jugoslawien].Weder das Lw. noch die Lüt. haben sich durchgesetzt.

Russ.: udarnikSek.: K arpovii (1959), S.78; Marfievic, S .103 [eingebürgert];Reich, S.209; Subbotina, S.225. T e x t : S.53, 88, 127.

* Umlauffonds [Übs.]. Vermutl. L ü s. “ Die U m l a u f f o n d s werden im Produktionsprozeß während einer einzigen Produktions­periode völlig verbraucht, und ihr Wert geht hierbei restlos in die Produktionskosten ein.” (Polit.ök ., d t. S.625/russ. S.540 - gemeint sind: “Rohstoffe, Material, Brennstoffe, Halbfabrikate und son­stige Arbeitsgegenstände” ).MNL III, ÖL II; Koslow.Im w estdt. Sprachgebrauch: “ Umlaufvermögen” (vgl. Gabler II).Russ.: oborotnye fo n d y . SSRLJ XV; BSE XXX, S.371.Sek.: Nawrocki. T e x t : S .120.

* * Umlaufmittel. Vermutl. L ü s. “ Summe der den Betrieben als P r o d u k t i o n s u m l a u f f o n d s und Z i r k u l a t i o n s - f o n d s zur Verfügung gestellten w irtschaftlichen M ittel für die Durchführung des Produktions- und Zirkulationsprozesses”

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(MNL VIII, S.259).Gbl. 1949, S.119 u.ö .; Übs.: P o lit.ök ., dt.S.625/russ.S .540. Du - L 1960 f., Kl.Lex., ÖL II; Koslow; Du - M 1967, Wahrig [SBZ, Hand­wörterbuch der Betriebswirtschaft II, S .1932, [DDR], SBZ 1969. Russ.: oborotnye sredstva (Vostanovlenie, S .376 - 1925)

USakov II; BSE XXX, S.370 f.; ÖW [“ (S o z) Umlaufmit­tel; (K a p) Betriebskapital, U m satzkapital” ].

Univermag. L w (Abk.). “Warenhaus, Kaufhaus” (FW 1954 ff.) Russ.: univermag, Abk. für universal’nyj magazin

Usakov IV; SSRLJ XVI; BSE XLIV, S.234; ÖW.Sek.: Karpovic (1966), S.58; Kohls, S .125 [nach 1945 Einrichtung für sowjetische Militärangehörige und Zivilangestellte].T e x t : S.54, 58, 59, 123.

* U nkonkre t Mögl. L ü s. PSU 1956/27, S.654 - P 23.2.56, S.8 (“ unkonkrete A nleitung” ).Russ.: nekonkretnyj. SSRLJ VII.Sek.: Moser, Spr.Folgen, S .15; Reich, S.217 [Lp]; Richter, S.6055; Sturms, S .122 [Lp]. T e x t : S.63, 129, 139.

* Unteilbare Fonds. L ü s. “ Der u n t e i l b a r e F o n d s ist ein gesellschaftlicher Fonds, der weder für Zwecke des persönlichen Verbrauchs der Kollektivbauern verteilt noch teilweise an ein Artelmitglied ausgegeben werden darf, das aus irgendeinem Grunde ausscheidet.” (Polit.Ök., dt. S.649/russ. S.561 - gemeint sind Ma­schinen, Gebäude, Vieh, Investitionsm ittel usw.)TR 2.10.47, S.2 (“ unteilbarer Kollektivwirtschaftsfonds” - SU); Gbl. 1958 I, S.530 u.ö.Vgl. auch “unteilbarer gesellschaftlicher Fonds” in Betrieben m it staatlicher Beteiligung (Gbl. 1966 II, S.712).FW 1964, Kl.Lex., MNL VIII, ÖL II; Koslow.Russ.: nedelim yj fo n d (RPP II, S.524 - 1935)

SSRLJ VII; BSE XXIX, S.356. ÖW [ L a n d w ].Sek.: Kohls, S.225 [Lüs]; Nyvelius, S.22 [Lüs].T e x t : S .33, 120, 125, 139.

Utkin - M ethode. N a m e . Einführung “persönlicher K onten” - s. dort. “ Sowjetisierung . . . ” , Ost - Probleme 1952, S .196.Sek.: Bartholmes, Taus.Worte, S .31. T e x t : S .126.

* * Verdienter . . . in Ehrentiteln [seit 1950]. A n a l .

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* * Verdienter Aktivist (Gbl. 1950, S .351 u.ö.)•V erdienter Bergmann der DDR (ND 12.1.51, S.5 u.ö.)’ V erdienter Eisenbahner, “V erdienter Erfinder (Gbl. 1950, S.716 u.ö.); ’ Verdienter Meister (ND 4.2.56, S.2); ‘ V erdienter Techniker des Volkes (Gbl. 1951, S.1036 u.ö.); ‘ V erdienter Züchter (Gbl. 1952, S.295 u.ö.)Agricola, Du - L 1968, Kl.Lex., MNL VIII, ÖL II; Brockhaus 1952 XII [DDR], SBZ 1969.Russ.: Zasluzennyj z.B. Zasluzennyj Zootechnik respubliki

(BSE XVI, S.483 - seit 1949) u.ä. [schon seit 1931]SSRLJ IV.

Sek.: Bartholmes, Adjektiv, S .31; Fricke, S .1245; Hengst, S.584 [Lp]; Koehler, S .10 [Lp]; Kohls, S.226 f. [Lsch]; Kunath, S .31;Mine, Neologizmy, S.97; Moser, Spr.Folgen, S .16; Reich, S.217 [Anal.]; Riemschneider, Veränderungen, S.75; Topuridze-Sumba- tova, Neologizmy, S.196. T e x t : S.69, 127, 140.

* * Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe, Abk.: VdgB [seit 1946]. L ü t. ‘einheitl. Massenorganisation der werktätigen Bauern zur Dem okratisierung u. sozialist. Umgestaltung des Dorfes u. zur Förderung ihres w irtschaftl., sozialen u. kulturellen Aufstiegs im Bündnis m it der A rbeiterklasse” (Kl.Lex., S .1025).TR 2.10.47 (zit. Kohls); Gbl. 1951, S.982 u.ö.Du - L 1952 ff., MNL VII, ÖL II; Brockhaus 1952 XII [DDR], SBZ 1969.Russ.: Obscestvo krest’janskoj vzaim opomosci [1921 bis 1931].

BSE XXX, S.414.Sek.: Kohls, S.225 f. [Lp]; Topuridze-Sumbatova, Neologizmy, S.196. T e x t : S.65, 94, 128.

Verkaufskultur - s. un ter H a n d e l s k u l t u r

* * Verpflichtung, sich verpflichten. B e d . s p e z. (im Rahmendes “ sozialistischen W ettbewerbs” ), “freiwillige persönl. Verpflichtung der W erktätigen zu besonderen Leistungen über die normalen Auf­gaben hinaus, z.B. vorfristige Planerfüllung” (Kl. Lex., S.872 - unter “ Selbstverpflichtung” ).TR 4.1.46, S.4 [SU]; “ sich verpflichten” , “Verpflichtungen über­nehm en” (TR 7.9.47, S.4 - SU).“ Verpflichtungenübergeben” (ND 2.9.63, S .3); “Verpflichtungen organisieren” (ND 3.9.60, S.3); “exakt m eßbare und kontrollier­bare V erpflichtungen” (ND 1.9.62, S.4).“Produktionsverpflichtungen” (ND 1.5.54, S .l) ; Losung: “ Jeder

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eine Kampfverpflichtung” (ND 8.9.54, S .l) ; “Verpflichtungsbe­wegung” (ND 7.2.60, S .3).“ die Übernahme von praktischen und sozialistischen V erpflichtun­gen zur täglichen Erfüllung und Übererfüllung des Planes im gegen­seitigen W etteifern von Mann zu Mann und von Brigade zu Brigade” (ND 3.1.59, S .l) - vgl. zu “ sozialistische Verpflichtung” auch:PSU 1954/40, S.474 - P 3.4.54 u.ö.; Bartholmes, Adjektiv, S.83, 268 [SU 1930; DDR 1951]. Im Russ. ist diese Prägung term inolo­gisch.In der DDR sonst meist: Selbstverpflichtung:“ Selbstverpflichtung der Kollektive im W ettbewerb” (Gbl. 1952,S. 1142); “ Bewegung zur Übernahme von konkreten Selbstver­pflichtungen” (ND 1.1.54, S .l).Sek.: Boree, S.23; Gernentz, S.75 [Lp]; Ihlenburg, S .385 [Lp]; Mine, Avtoreferat, S. 11; Moser, Spr. Folgen, S.12; Nawrocki;Reich, S.218 [Lp]; Richter, S.6054 [Lp].Der Deutung als Lüt. zu russ. individual’noe objazatel’stvo - ‘in­dividuelle V erpflichtung’ - ist jedoch nicht zuzustimmen; es han­delt sich eher um eine L s c h. zu russ. socialisticeskoe objaza­te l’stvo (terminologisch wie “ Selbstverpflichtung im Dt.). Als Gegenstück zur “ Kollektivverpflichtung” ist entsprechend russ. individual’noe objazatel’stvo “ Einzelverpflichtung” oder “ persönliche V erpflichtung” (ND 1.1.54, S.3 u.ö.) anzusehen.

Russ.: (socialisticeskoe) objazatel’stvoUsakov II; SSRLJ XIV; BSE XLIII, S.641; ÖW.

Sek.: Reich, S.217 f.; Subbotina, S.230 [Lb], T e x t : S.76,126.

* * Vertragssystem, (Allgemeines) [DDR seit 1951]. B e d . s p e z. “ Gesamtheit der Maßnahmen, die auf der Grundlage der staatlichen Pläne der Vorbereitung, Durchführung und Er­füllung von W irtschaftsverträgen dienen” (ÖL II, S.992).TR 23.6.49 (SU - zit. Kohls); Gbl. 1951, S .l 141 u.ö.Auch inbezug auf die Landwirtschaft, vgl. z.B.: “Vertrags­system mit den LPG” (Gbl. 1960 I, S.97); “Vertragssystem zwischen den staatlichen Erfassungs- und Aufkaufbetrieben und den sozialistischen Landw irtschaftsbetrieben” (ND 16.1.63, Beilage S.9); auch Polit. ök ., dt. S.446/russ. S .384.Kl. Lex., MNL VIII; Brockhaus XII [DDR], SBZ 1969, Hand­wörterbuch der Betriebswirtschaft IV, S.6363 [DDR]; vgl. auch Osteuropa-Handbuch, S. 178 f.

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Russ. : chozjajstvennye dogovory - ‘W irtschaftsverträge’.BSÈXLVI, S.263.Inbezug auf die Landwirtschaft: kontraktacija (RPP II, S .24- 1929). BSE XXII, S.457: ‘System der Erfassung landwirtschaftlicher Produkte . . . auf der Grundlage von Verträgen, die jährlich von den Erfassungsorgani­sationen . . . m it den Kolchosen, Kolchosbauern und einzelbäuerlichen W irtschaften abgeschlossen w erden.’ Usakov I; SSRLJ V; ÖW [“ 1. Vertragssystem, K ontrakt­system” ]

Sek.: Kohls, S. 139 [Lüt], T e x t : S.76, 123.

* * Vertragsgericht, Staatliches [seit 1951]. L s c h. “ zen­trales Organ der staatl. Verwaltung zur Entscheidung über Streitigkeiten aus wechselseitigen Beziehungen des Allgemeinen Vertragssystems” (Kl. Lex., S.1029). “Vertrags-G. sind keine G. [erichte], sondern Organe der staatlichen Verwaltung” (MNL III, S.595).Gbl. 1951, S. 1143 u.ö.ÖL II; SBZ 1969, Brockhaus 1952 XII [DDR], Handwörterbuch der Betriebswirtschaft IV, S.603 3 [DDR].Russ.: Gosudarstvennyj arbitrai, Abk.: Gosarbitrai - ‘Staatliche

Arbitrage’ (RPP II, S.297 - 1931).SSRLJ I; BSÉ II, S .615 [seit 1931].Vgl. auch un ter A r b i t r a g e .

Sek.: Svanebach, S .l 16. T e x t : S.68, 123.

» * * Verwirklichung, verwirklichen. W o r t g e b r. (Frequ.). Russ.: osuïSestvlenie, ocuSiestvit’Sek.: Borée, S.23. T e x t : S.81.

* * * Volkseigentum [seit 1948], B e d . s p e z. “ staatl. sozialisti. Eigentum, H auptform des Sozialist. Eigentums” (Kl. Lex., S.1039). TR 21.5.48, S.3 [erstmalig in der d t. Gesetzessprache - seit Be­fehl 64 der SMAD über die Beendigung der Sequesterverfahren vom 17.4.1948].“Was ist Volkseigentum? Fritz Selbmann, der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen W irtschaftskommission form ulierte die juristische Seite dieser Frage wie folgt: ‘Volkseigentum ist ein Begriff, der eigentlich gar nicht m ehr in die Sphäre bürger­lichen Rechtsdenkens gehört, sondern der ausschließlich eine Angelegenheit öffentlichen Rechtes ist. Die enteigneten Be-

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triebe der Kriegs- und Naziverbrecher sind nicht Eigentum irgend­einer juristischen Persönlichkeit, sie sind Eigentum des Volkes und werden verwaltet von den dem okratischen Organen des Volkes.’” (ND 8.7.48, S .3)Übs.: “ ln der ersten Phase des Kommunismus gibt es zwei Formen des gesellschaftlichen sozialistischen Eigentums: 1. das staatliche allgemeine Volkseigentum und 2. das genossenschaftlich-kollek­tivwirtschaftliche Eigentum .” (Polit. ö k ., dt. S.497/russ. S.428; russ.: gosudarstvennaja oMZenarodnaja sobstvennost’)“ Das staatliche Eigentum ist V o l k s e i g e n t u m .” (a.a.)., S .501/431; russ.: vsenarodnoe dostojanie).Vgl. auch: “ Staatseigentum , das heißt Gemeingut des Volkes”(TR 4.9.47, S .3 - SU); dagegen:“allgemeines Volkseigentum, d.h. Staatseigentum und Kommunal­eigentum, das durch den volkseigenen Sektor in Industrie, Land­wirtschaft, Verkehr, Handel, Bank- und Versicherungswesen ver­treten ist” (ND 13.3.55, S .3 - neben “genossenschaftlichem Eigen­tum ” unter dem Oberbegriff “ sozialistisches Eigentum ” ).Vgl. auch unter “ s o z i a l i s t i s c h e s E igentum ” und “g e- n o s s e n s c h a f t l i c h - k o l l e k t i v w i r t s c h a f t - 1 i c h e s Eigentum” .

Du-L 1952 ff., MNL VIII, ÖL II; Koslow [“ Eigentum des ge­samten Volkes in der sozialistischen Gesellschaft, bildet das staatliche sozialistische Eigentum ” ]; Du-M 1967 [Ostdtschld.], Brockhaus 1952 XII [DDR], Handwörterbuch der Betriebswirt­schaft IV, S.6053 ff. [DDR], Wahrig [SBZ],Auch bei E ichbom , Dt.-engl. [engl.: public property],

“Volkseigen ” ist als Prägung schon in W örterbüchern des 19. Jhs. gebucht (vgl. z.B. Sanders, Ergänzungswörterbuch der dt. Sprache, Berlin 1885 un ter “ eigen” - und neben “ landes-, staatseigen” ; für weitere Nachweise vgl. Bartholmes, Volkseigen). Es ist daher anzunehm en, daß auch das Substantiv als Prägung schon exi- stierte(Grimm XIV bucht es - allerdings nicht im ökonomischen Sinne). Marx und Engels verwendeten es aber offenbar nicht, sondern gebrauchten stattdessen: “ Gem eineigentum ” (z.B.Marx, Kapital I, S.252), “öffentliches E igentum ” (z.B. Engels, Entwicklung des Sozialismus, S.5 3), “ Staatseigentum ” (Engels, a.a.O., S.48: “ Das Proletariat ergreift die Staatsgewalt und ver­w andelt die Produktionsm ittel zunächst in S taatseigentum .” ).

Im Russ. werden die entsprechenden Bildungen als Synonym zu

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dem offiziellen Terminus ‘staatliches sozialistisches Eigentum ’ ge­braucht. Entsprechend werden die “volkseigenen Betriebe” der DDR in der UdSSR als “ staatliche” oder sozialistische Betriebe” bezeichnet (im Russ. allerdings n icht wie “VEB” - Abk. für “ Volks­eigener Betrieb” - Bestandteil des Namens einzelner Betriebe).Die Bed. spez. folgt also wohl dem russ. Vorbild - aber un ter Umkehrung der Valenzen der synonymen Bezeichnungen “ staat­liches sozialistisches Eigentum” (im Russ. Terminus, im Dt. Er­läuterung) und “ Volkseigentum ” (im Russ. Erläuterung, im Dt. Terminus).

Russ.: vsenarodnoe dostojanie (Polit. Ök., russ. S .330/dt.S .384).Usakov I; BSE XII, S.294; ÖW. obSSenarodnoe dostojanie (RPP I, S.29 - 1918; dort noch neben nacional’noe dostojanie, obscenacional'- noe dostojanie)vsenarodnaja sobstvennost’ (P 5.9.49, S .l) . ÖW. obiienarodnaja sobstvennost’ (Polit. Ök., russ.S.632/ dt. S.732)narodnoe dostojanie (P 7.9.54, S .l) . Usakov I; ÖW. narodnaja sobstvennost'. ÖW.narodnoe imuscestvo (P 10.4.66, S.2 - PSU 1966/51,S.374) USakov I.[dostojanie, sobstvennost’, imuscestvo - ‘E igentum ’; narodnoe - ‘Volks-’; vse-, obsce- - ‘allgemein-’].

Sek.: Bartholmes, Volkseigen; Fröhlich, S .127; Gaudig, S .1009; Gernentz, S.75 [Lp]; Korlen, Sprachspaltung? , S.44 [Lp];Kortner, S.20; Kuklina, A utoreferat, S .18; Maetzke, S .342;Merta, S .166 [Lp]; Mine, Neologizmy, S.90 f.; Moser, Spr.Folgen, S .12 [Lp]; Reich, S.221; Strutz, S .137 [Lp],T e x t : S.47, 76, 85, 120, 136.

* * Volkskontrolle [1947 bis 1963]. L ü s. TR 9.9.48.In Übs. erst seit 1965 (PSU 1965/141, S.2 - P 7.12.65, S .l u.ö.) Du-L 1952 f.,M NL VIII [“Volkskontrollausschuß”]; Wahrig [SBZ], SBZ 1969.1963 in der “Arbeiter- und Bauern-Inspektion” aufgegangen - s. dort.Russ.: narodnyj ko n tro l’ (RPP I, S .145 - 1919).

Dann erst w ieder seit 1965 - vgl. Vedom osti 1965,S.1078

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(Umgestaltung der Organe der ‘Partei- und Staats­kontro lle’ in Organe der ‘V olkskontrolle’).BSE XII, S .320[1919];ÖW .

Sek.: Bartholmes, Volk, S .149 [Lp]; Kohls, S.230 f. [Lüt]; Kortner, S.20; Kunath, S.31; Moser, Spr. Folgen, S.9; Reich, S.221; Topurid- ze-Sumbatova, Neologizmy, S.191. T e x t : S .123, 140.

Mit Zusammensetzungen wie “ V olkskontrollausschuß” , “ Volks­kontrollorgane” u.ä.

Volkswirtschaftliche Bilanz - s. un ter B i l a n z

* * Volkswirtschaftsrat [1958 bis 1966]. Verm utl. L ü s. “ zen­trales Organ des Ministerrates der DDR für die Planung und Lei­tung der Industrie” (MNL VIII, S.537 f.).Auf Bezirksebene: Wirtschaftsrat (Gbl. 1958 I, S .127 u.ö.).ÖL II; Koslow.Unter Umständen handelt es sich um eine Rückentlehnung: be­reits 1880 w urde un ter Bismarck in Preußen ein “Volkswirt­schaftsrat” gebildet, der 1918 in “Reichswirtschaftsrat” umbe­nannt wurde (vgl. Facius, S.65 f. und S.211).

Russ.: Sovet narodnogo chozjajstva, Abk.: sovnarchoz (RPP I,S.27 - 1917: V yssijSovet narodnogo chozjajstva, Abk.: VSNCH - ‘Oberster V olksw irtschaftsrat’)1917 - 1932; wieder seit 1957 (vgl. RPP IV, S .344 - 1957); aufgelöst 1965 (vgl. V edom osti 1965/39,S.894).SSRLJ XIV; BSE LI, S.286 ff.; ÖW.

Sek.: Bartholmes, Volk, S.46 f.; Kohls, S.232 [Lüs; auf S.236 auch “W irtschaftsrat” als Lüt. zu sovnarchoz gebucht].T e x t : S.79, 122, 135.

Zu dem Wort VOLK und seinen Zusammensetzungen und Fügungen vgl. besonders Bartholmes, Volk.

* * Vorfristig (als Adj. u. Adv.). L ü s . Meist im Zusammen­hang m it der Planerfüllung gebraucht.“ Heute melden wir die vorfristige Erfüllung der ersten Früh­jahrsbestellung.” (ND 1.5.46, S.4) u.ö.Du-L 1952 ff. [Plan], Du-M 1954 [Plan], Wahrig.

Anfangs daneben auch: “ vorzeitig” (vgl. z.B. TR 1.1.47, S.4 - SU; “Jahresplan vorzeitig erfüllt” ), “vorterm inlich” (ND 15.10.48,S. 2 - zit. Reich); die Lüs. hat sich jedoch bald allgemein durchge-

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setzt.

Russ.: dosrocnyj, adv.: dosrocnoUsakov I; SSRLJ III [schon Ende des 19.Jh.s lexikalisch erfaßt]; ÖW.

Sek.: Boree, S.23; Fedorov (1949), S.25; Fleischer/Beyrich/Gir- lich, S .179; Gernentz, S.75 [Lp]; Ihlenburg, S.385 [Lp]; Korten, Sprachspaltung? , S.44 [Lp]; Kuklina, Wortliste; Moser, Spr. Folgen, S .12 [Lp]; Reich, S.222 [Lüs]; Riemschneider, Ver­änderungen, S.25; Strutz, S .137 [Lp]; Sturms, S .121 [Lp].T e x t : S.62, 122, 139, 141.

W aldschutzstreifen - s. un ter F e l d s c h u t z s t r e i f e n

* * W anderfahne [seit 1949]. L ü t. “ Zeichen des Sieges für den Siegerbetrieb im Sozialist. W ettbewerb volkseigener Betriebe; geht auf den Siegerbetrieb des zeitlich folgenden Wettbewerbs über, verbleibt dem Betrieb, der in vier aufeinanderfolgenden W ettbewerben gesiegt h a t” (Kl. Lex., S .1051).ND 10.5.49, S.5 u.ö.“ Die W anderfahne des Betriebes wird m onatlich an die Ab­teilung verliehen, die die innerbetrieblichen W ettbewerbsbe­dingungen auf der Grundlage der zentralen W ettbewerbsbe­dingungen am höchsten übererfüllt hat.” (Gbl. 1953, S .1141). Übs.: PSU 1953/65, S.798 - P 29.4.53, S.2 u.ö.SBZ 1969.

Russ.: perechodjasüee Krasnoe znamja - ‘wandernde RoteFahne’ (RPP II, S.55 - 1929)Usakov III; BSE XXXII, S.472.

Sek.: Bartholmes, Taus. Worte, S.45 [Lp]; Dahlberg, S .370; Ihlenburg, S .385 [Lp]; Kohls, S.233 f. [Lüt; bis 1950 auch: “ A rbeitswanderfahne” ]; Kuklina, Vlijanie, S.73 [Lp]; Kunath,S .38 [Lp]; Mine, Avtoreferat, S.13 [Lp]; Moser, Spr. Folgen,S. 12 [Lp]; Reich, S.223 [Lp]; Topuridze-Sumbatova, Neo- logizmy, S. 198 [Lp], T e x t : S.66, 68, 127.

* * Wandzeitung. Mögl. L ü s . “ Publikationsorgan (meist der Parteien und Massenorganisationen) in Betrieben, Betriebsab­teilungen u. Institutionen; en thält meist kritische A rtikel der W erktätigen” (Kl. Lex., S .1051).ND 5.1.49, S.4 u.ö.; auch “ Betriebswandzeitung” (ND 7.5.49,S.5 u.ö.; WDG I - Neupräg. DDR), “ D orfwandzeitung” (TR 7.6. 50 - zit. Kohls, S. 155 - dort als Lüs. gebucht).

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übs.: PSU 1952/61, S.454 - P 20.3.52, S .l u.ö.MNL VIII; Wahrig, Brockhaus 1952 XII [besond. SU]; auch bei Eichhorn, Dt.engl. (engl, wall newspaper). Auch schon in den 20er Jahren in d. Sprache komm. Organisationen (vgl. S .l 17).

Russ.: stengazeta, Abk. für stennaja gazeta (RPP I, S.496 -1925) Usakov I [neu]; SSRLJ XIV; BSE XL, S.597 [seit 1924]; ÖW.

Sek.: Fedorov (1950), S.23; Fleischer/Beyrich/Girlich, S .179 [Lp]; Gernentz, S.75 [Lp]; Hengst, S.583 [Lp]; Ihlenburg, S .385 [Lp]; Kohls, S.234 [Lüs; SU schon Anfang der 30er Jahre]; Krepkich,S.33 [Lp]; Merta, S.166 [Lp]; Moser, Spr. Folgen, S .12 [Lp; schon in der NS-Zeit gebraucht]; Nyvelius, S.27 [Lüs]; Reich, S.223 [Lp], T e x t : S.61, 117, 126.

* Warenfonds. L ü s . “ Gesam theit der Produktion eines bestimm­ten Zeitraumes, die dem Angebot au f dem M arkt d ien t” (ÖL II,S.1065). ND 8.1.61, S.3; Übs.: Polit. ö k ., d t. S.676/russ. S .584. WDG II; SBZ 1969.Russ.: tovarnyj fond . ÖW.T e x t : S .123.

* Was der Gesellschaft nützt, m uß auch dem einzelnen Betrieb nützen [seit 1963]. F o r m u 1. Prinzip im Rahm en des “neuen ökonomischen Systems” . Wurde aus dem berühmt gewordenen Artikel von E. Liberman über ‘Plan, Gewinn, Prämie’ in der P vom 9.9.62, S.3 übernommen.“ Über das materielle Interesse am volkswirtschaftlichen N utzeffekt ihrer Arbeit wird die Initiative der W erktätigen im sozialistischen W ettbew erb au f die Hauptaufgaben des Planes gelenkt und so der Grundsatz verwirklicht: ‘Was der Gesellschaft nützt, m uß auch dem einzelnen sozialistischen Betrieb und dem W erktätigen des Betriebes nützen’.” (Gbl. 1963 I, S .144) u.ö.Übs.: ’’Was der Gesellschaft nutzbringend ist, m uß auch jedem Betrieb nützlich sein” (PSU 1962/108, S.2332 - P 9.9.62, S.3 u.ö.). Russ.: to, cto vygodno obscestvu, dolzno b y t ’ vygodno i kazdomu

predprijatiju (P 9.9.62, S.3)T e x t : S .34, 70.

* W asserkraftstation [Übs. in den 40er Jahren], L ü s . TR 11.5.46,S.4 u.ö.Russ.: gidroelektrostancija

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Usakov I; SSRLJ III [Abk.: GfeS]; ÖW [“Wasserkraftwerk, W asserkraftstation, H ydrostation” ].

T e x t : S.44, 125.

- Werker - vgl. S. 90 f. (mit Anm. 210)

* * * Werktätige. B e d . d e t . , F r e q u. “Die W erktätigen (die Ar­beiter, die Bauern und die Angehörigen der Intelligenz), die die H auptproduktivkraft der sozialistischen Gesellschaft darstellen, sind frei von der Ausbeutung und - in Gestalt des sozialistischen Staates- die kollektiven Eigentümer der w ichtigsten Produktionsm ittel.” (Polit.Ök., dt. S.493/russ. S.424) - entsprechend der Stalinschen Begriffsbestimmung.Vgl. dagegen: “ A rbeiter und Werktätige der sowjetischen Besatzungs­zone!” (ND 1.1.49, S .l - entsprechend der Leninschen Begriffs­bestimmung: “ nicht von der Arbeit anderer lebende Schichten, die nicht zur Arbeiterklasse zu rechnen sind” (vgl. hierzu SBZ 1966,S.5 30 f.). Heute allgemein in dem erstgenannten umfassenden Sinn gebraucht.Du - L 1968; MNL VII, ÖL II; Du - M 1967; auch schon Grimm XIV [Substantivierung seit den 30er Jahren belegt; fester Bestandteil der marxistischen Terminologie].Bei Marx und Engels taucht dieses Wort noch nicht auf (vgl. Wunsch, S.468).Russ.: trudjaZcüesja (RPP I, S.22 - 1917: ‘Über den Übergang der

Macht und der Produktionsm ittel in die Hände der Werk­tätigen’).Usakov IV; SSRLJ XV; ÖW [“Werktätige, Schaffender” ].

Sek.: Kortner, S.20; Moser, Spr.Folgen, S .19; Reich, S.224; Richter, S .6054 [Lp]; Riemschneider, Veränderungen, S.5 3.T e x t : S .l 17, 121.

* * werktätige Bauern [bis 1959]. L ü s. “All das zeigt offenkundig, daß die Genossenschaftsbauern im streng wissenschaftlichen Sinne nicht m ehrzurKlasse der werktätigen Bauern gehören, sondern die Keimform einer neuen Klasse bilden . . . Die Arbeiterklasse und die Klasse der werktätigen Bauern zusammen m it den Genossen­schaftsbauern bilden die Hauptklassen in der Übergangsperiode.”(ND 13.3.55, S .3)ND 1.7.48, S.3 u.ö.; nach 1959 nicht m ehr belegt.Du - L 1952, ÖL II; SBZ 1966.Russ.: trudjasciesja krest’jane (RPP II, S.3 7 4 - 1932)

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ÖW [krest’janin-truzenik - sonst nicht belegt].Sek.: Reich, S.40; Riemschneider, Veränderungen, S .14.T e x t : S.121.

* * werktätige Massen. L ü s. ND 23.4.46, S.4 u.ö.Russ.: trudjaliiesja massy (Industrializacija, S .329 - 1929).

* * * W ettbewerb (sozialistischer). B e d. s p e z. “das auf der Grundlage sozialistischer Produktionsverhältnisse sich entwickelnde W etteifern der W erktätigen um beste Arbeitsleistungen” (Kl. Lex., S.1070); “umfassendste Form der schöpferischen Masseninitiative der W erktätigen zur Steigerung der A rbeitsproduktivität beim Auf­bau des Sozialismus - Kommunismus und Ausdruck des neuen Charakters der Arbeit. Der s.W. ist eine objektive Kategorie der sozialistischen Produktionsweise.” (ÖL II, S.664 f.)Vgl. auch P olit.ök ., dt. S.574/russ. S.495 ff.“Auf der Grundlage des W ettbewerbs erringt die kollektive Bauern­schaft ihre großen Siege im Kampf um hohe beständige Ernten, um die Steigerung auch des Ertrags und der V iehzucht.” (ND 10.5.49, S .4- SU)“ Es begann sich bei den Arbeitern und Angestellten eine neue Ein­stellung zur Arbeit bem erkbar zu machen, was in der Entwicklung des W ettbewerbs, in wertvollen Verbesserungsvorschlägen zur Er­höhung der A rbeitsproduktivität, zur Verbesserung der Organisa­tion der Arbeit, zur Ersparnis von Brennstoffen und Energie . . . zum Ausdruck kam .” (ND 1.7.48, S.4).“A uf der Grundlage der Produktionsaufgaben und meßbarer Ver­pflichtungen wird der W ettbewerb von Mann zu Mann, von Brigade zu Brigade und von Betrieb zu Betrieb m it dem Ziel der Übererfül­lung des Produktionsplanes geführt.” (SED - Programm, S.21)Du - L 1952 ff., Agricola, Kl.Lex., MNL VIII; Koslow; Handwörter­buch der Betriebswirtschaft IV, S.6356 [DDR], SBZ 1969.

Im entsprechenden A rtikel in der BSE wird Bezug genommen auf ein Marx - Z itat, in dem von dem “W etteifer” (russ. m it sorevnovanie wiedergegeben) die Rede ist, der durch den “ bloßen gesellschaft­lichen K ontak t” bei der Arbeit erzeugt werde (Marx, Kapital I,S. 3 45).Russ.: (socialisticeskoe) sorevnovanie

sorevnovanie urspr. wie dt. “W ettbewerb” für frz. concur­rence (i.S.v. “ Leistungskampf in Handel und W irtschaft” ). Der Begriff des “ sozialistischen W ettbewerbs” w urde von

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Lenin geprägt - vgl. besonders dessen Schrift “ Wie soll man den W ettbewerb organisieren” (1917):“Der Sozialismus erstickt keineswegs den W ettbewerb, im Gegenteil, er schafft erstmalig die Möglichkeit, ihn wirklich auf b r e i t e r Grundlage, wirklich im M a s s e n umfang anzuwenden, . . . Je tzt, da eine sozialistische Regierung an der Macht ist, besteht unsere Aufgabe darin, den W ett­bewerb zu organisieren.” (Lenin, Werke XXVI, dt. S.402/ russ. S.405).Vgl. auch Stalin 1937 (zit. BSE [1] XLII, S.277):‘Der W ettbewerb ist die k o m m u n i s t i s c h e M e t h o ­d e d e s A u f b a u s d e s S o z i a l i s m u s auf der Grundlage der maximalen Aktivität der Millionenmassen der W erktätigen.’

Propagiert wurde der W ettbewerb in diesem Sinne seit dem IX. Parteitag des KPd SU 1920 (vgl. Sovetskaja socialisti- Ceskaja ekonom ika, S.411 f.)

SSRLJ XIV; BSE XL, S.190 ff.

Vgl. auch noch unter “ sozialistischer W ettbewerb” .

Sek.: Fedorov, S.25; Kohls, S.235 [Lb]; Krepkich, S.28 [Lb]; Ku- klina, A utoreferat, S .14 [Bed.spez.]; Kuklina, Vlijanie, S.72 [Lb]; Mine, Avtoreferat, S .14 [Lb]; Nyvelius, S.27 f. [Lb]; Reich, S.225 f. [Lb]; Subbotina, S.230 [Lb]. T e x t : S.28, 75, 76, 126.

* W ettbewerb der Kombinefahrer. ND 4.9.62, S .3.Russ.: (socialistiüeskoe) sorevnovanie kombajnerov (P 4.9.54, S .l)

* W ettbewerb zur Senkung der Selbstkosten. ND 4.5.54, S.3;Übs.: PSU 1954/68, S.795 - P 8.6.54Russ.: sorevnovanie po snizeniju sebestoimosti

* Arbeitswettbewerb [besond. in den 40er Jahren u. SU]. L ü s.TR 1.5.47, S.5 [SU] u.ö.; okk. auch SBZ (vgl. z.B. Zvbl. 1949, S.261 - DWK). ÖL I [in privaten Betrieben].Russ.: trudovoe sorevnovanie. BSfe XL, S. 194; ÖW.Sek.: Krepkich, S.28 [Lp]; Kuklina, W ortliste; Kuklina, Vlijanie,S.72 [Lp].

* Brigadenwettbewerb [in dieser Form SU]. L ü s. Übs.: PSU 1954/ 68, S.794 - P 8.6.54; Polit.Ök., dt. S.577/russ. S.497.Inbezug auf die DDR: “W ettbewerb von Brigade zu Brigade” (Gbl. 1953, S.1134 u.ö.; Kl.Lex.).

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Russ.: brigadnoe sorevnovanie. SSRLJ XIV; ÖW.Sek.: Kohls, S.235.

* Einzelwettbewerb. P o lit.ök ., d t. S.577/russ. S.497. Inbezug auf die DDR meist: “ W ettbewerb von Mann zu M ann” (SED - Programm, S.21 u.ö.). Kl.Lex., S .1070 verzeichnet: “ individueller W ettbewerb” . Vgl. auch “ persönlicher W ettbewerb” (ND 5.1.49, S.2; Übs.: PSU 1956/27, S.659 - P 24.2.56, S.4; Kohls, S.235).Russ.: individual’noe(socialisticeskoe) sorevnovanie (P 6.1.49, S.2).

BSE XL, S.194;ÖW .Sek.: Krepkich, S.28 [Lp]; Kuklina, Wortliste.

* * M assenwettbewerb (sozialistischer). ND 5.1.54, S .l u .ö.; ND 1.5.63, S .3 u.ö.Russ.: massovoe ( socialistiüeskoe) sorevnovanie. BSE XL, S.192, ÖW.Sek.: Reich, S. 143.

* * Qualitätswettbewerb [besond. Ende der 40er Jahre]. Vermutl.L ü t . Gbl. 1949, S.75 u.ö.“ Der W erkmeister A lexander Tschutkich, je tz t Stalinpreisträger, leitete einen machtvollen Aufschwung des W ettbewerbs um ausgezeichnete Qualität der Produktion ein.” (ND 10.5.49, S.4 - SU)Übs.: PSU 1953/100, S .1224 -P 12.8.53, S.2(“W ettbewerb um eine ausgezeichnete Q ualität der P roduktion” - wörtl. nach dem Russ.). Russ.: sorevnovanie za otlicnoe kaiestvo produkciiSek.: Kuklina, W ortliste; Kuklina, Vlijanie, S.73 [Lp]; Mine, Neo- logizmy, S.93 [Lp].

* * * sozialistischer W ettbewerb. L ü s. “ Der sozialistische W ettbe­werb ist die um fassendste Form der Masseninitiative zur Steigerung der A rbeitsproduktivität. Die Teilnahme am sozialistischen W ett­bewerb ist für jeden W erktätigen eine Ehrensache . . . Die Gewerk­schaften organisieren den sozialistischen W ettbewerb und m obili­sieren die W erktätigen zur Teilnahme am W ettbew erb.” (Gbl.1961 I, S .31).TR 11.9.46, S.4 [SU]; “ sozialistischer W ettbewerb für hohe Ernteer­träge” (Gbl. 1953, S.6).“ In den volkseigenen Betrieben en tfa lte t sich breit der sozialistische W ettbewerb.” (ND 1.1.54, S.3) u.ö.Übs.: PSU 1952/16, S.110 - P 13.1.52, S.2 u.ö.Russ.: socialistiöeskoe sorevnovanie (RPP II, S.26 - 1929)

USakov IV [Stalin - Z itat: ‘Der sozialistische W ettbewerb und die K onkurrenz sind zwei völlig verschiedene Prinzi-

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pien. Das Prinzip der Konkurrenz ist: die Niederlage und der Tod der einen, der Sieg und die Herrschaft der anderen. Das Prinzip des sozialistischen W ettbewerbs ist: die kamerad­schaftliche Hilfe gegenüber den Zurückgebliebenen von Sei­ten der Fortgeschrittenen, m it dem Ziel, einen allgemeinen Aufschwung zu erreichen.’].SSRLJ XIV; BSE XL, S.190; ÖW. Im Russ. meist in dieser Form.

Sek.: Barthomes, Taus.Worte, S.31; Bartholmes, Adjektiv, S.84, 271 [SU 1932; DDR 1952 ff.]; Fleischer/Beyrich/Girlich, S.179 [Lp]; Koch, S.21 [Lp]; Kohls, S.217 [Lüs]; Kuklina, Vlijanie, S.72 [Lp]; Reich, S.225 [Lp]; Riemschneider, Veränderungen, S .39.T e x t : S.63, 126f., 136, 140.

* Volkswettbew erb [SU]. PSU 1966/25, S .14 [SU].Russ.: vsenarodnoe (socialisticeskoe) sorevnovanie (P 3.1.49, S .l)

Im Russ. gebräuchlich. ÖW.

* zwischenbetrieblicher W ettbewerb. L ü s . Gbl. 1949, S.75 u.ö.; auch: “überbetrieblicher W ettbewerb” (Gbl. 195 3, S.591 u.ö.).Russ.: m eizavodskoe (socialisticeskoe)sorevnovanie.

BSE XL, S.194;ÖW .Sek.: Kohls, S.236 [“überbetriebl. W.” ]; Krepkich, S.28 [Lp].

* Wettbewerbserfolge. Gbl. 195 3, S .10 u.ö.Russ.: uspechi sorevnovanija (RPP II, S.55 - 1929)

* Wettbewerbsorganisation. ND 30.12.51, S.5.Russ.: organizacija sorevnovanija (BSE XLIII, S.646).

* * Wettbewerbsvertrag. Vermutl. L ü s . ND 8.5.49, S.4. u.ö.Russ.: dogovor na (socialisticeskoe) sorevnovanie (P 6.1.49, S.2)

BSfe XLIII, S.646 [seit 1929]; ÖW.Auch: dogovor po (socialisticeskomu) sorevnovaniju.BSE XL, S .191; ÖW.

Sek.: Kohls, S .235;M inc, Avtoreferat, S .11; Reich, S.227.T e x t : S. 3 7, 6 2 ,9 3 , 127.

Zahlreiche weitere Zusammensetzungen.

W iesenmeliorationsstation, Abk.: WMS. L ü s .Russ.: lugomeliorativnaja stancija. SSRLJ VI; BSE XXV, S.454; ÖW.Sek.: Kohls, S.236 [Lüs]. T e x t : S.124.

* * W irtschaftliche Rechnugsführung [seit 1951]. L ü s . “M ethode

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der planmäßigen Wirtschaftsführung der sozialistischen Betriebe; sie beruht auf der Gegenüberstellung der Aufwendungen und der Er­gebnisse der W irtschaftstätigkeit in Geldform, auf der Deckung der Ausgaben der Betriebe aus eigenen Einnahmen, auf der Sicherung der Rentabilität der Produktion sowie auf der materiellen V erantw ort­lichkeit der Betriebe und ihrer Beschäftigten.” (Koslow, S .343). “ Durch Verwirklichung des Prinzips der w irtschaftlichen Rechnungs­führung ist in der Leitung und W irtschaftsführung aller volkseigenen Betriebe ein hohes Niveau zu entw ickeln.” (Gbl. 1951, S.975)“ Die H auptm ethode der Leitung sozialistischer Landwirtschaftsbe­triebe ist die w irtschaftliche Rechnungsführung. Ein wichtiger Be­standteil der wirtschaftlichen Rechnungsführung ist die Kosten­rechnung.” (Gbl. 1962 II, S.57) u.ö.Übs.: “ Die Erstattung aller Produktions- und Absatzausgaben auf Kosten der Einnahmen aus der Veräußerung der eigenen Produktion durch den Betrieb und die Erzielung eines Gewinns sind das Wesen der w irtschaftlichen Rechnungsführung.” (PSU 1953/135, S .1653 - P 18.1.53, S.2)Vgl. auch Polit.Ök., dt. S.618/russ. S.5 34.Du - L 1960 f., Agricola, Kl.Lex., MNL VIII, ÖL II; Handwörter­buch der Betriebswirtschaft, S.6359 [DDR], SBZ 1969.Russ.: chozjajstvennyj rascet, Abk.: chozrascet (RPP II, S .136 -

1929). Vgl. auch Lenin, Werke XXXIII, d t. S.38/russ.S.36 - 1921.Usakov IV [neu]; SSRLJ XVII; BSE XLVI, S.264 ff.

Sek.: Kade (1968), S .187 [russ. princtp chozrasSeta in der DDR mit “ Prinzip der wirtschaftlichen Rechnungsführung” , in der BRD mit “W irtschaftlichkeitsprinzip” (russ. auch p rib y l’n o st’) über­setzt]; Kohls, S.236 [Lüs]; Nyvelius, S.25 f. [Lp].T e x t : S.61, 63, 86, 120, 136.

* * W irtschaftsorgane (meist Pl). Vermutl. L ü s . “die zentralen und örtlichen Staats- und W irtschaftsorgane” (Siebenj., S .170);ND 7.1.49, S.2 u.ö.Russ.: chozjajstvennye organy, Abk.: chozorgany (letzteres be-

sond. in den 20er Jahren) [Vostanovlenie, S .1 6 4 - 1921], Usakov II; SSRLJ VIII; ÖW [“W irtschaftsorgan; w irt­schaftsleitendes Organ-, w irtschaftliche Institution (Ein­richtung)” ]

T e x t : S .122.

W irtschaftsrat - s. unter V o l k s w i r t s c h a f t s r a t

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* * Wissenschaftlich begründet. W o r t g e b r. (schlagwortartig, besond. seit den 60er Jahren).“ein einheitlicher, wissenschaftlich begründeter Plan” (TR 1.5.48,S.7 - SU);“wissenschaftlich begründete Leitungstätigkeit in der gesamten Volksw irtschaft” (Gbl. 196411, S.621);“wissenschaftlich begründete Handelsvorräte” (Gbl. 1965 II, S.508). “ Auch der S tandort der Halle will wissenschaftlich begründet sein.” (ND 2.5.68, S.6) u.ä.Übs.: “ Festlegung eines wissenschaftlich begründeten, optim alen Tempos der Chemisierung” (PSU 1964/140, S.2169 - P 16.11.64,S.2);“wissenschaftlich begründete Norm ative” (PSU 1965/113, S .11 - P 28.9.65, S.2) u.ö.Russ.: naucno obosnovannyj (P 8.2.59, S.4). ÖW.T e x t : S.81, 140.

Zur Determinierung des Wissenschaftsbegriffes vgl. z.B. Reich, S.228 f.

* Wissenschaftlich - technische Gesellschaften [SU]. L ü s. PSU 1956/ 27, S.658 - P 24.2.56, S.4 u.ö.Russ.: naucno - techniceskie obscestva (RPP I, S.256 - 1921).

Usakov II.T e x t : S.62, 94, 126.

* W ohnraumfonds [Übs.]. L ü s. Polit.Ök., dt. S.6 1 3/russ. S.529 (“ W ohnraumfonds” neben “ W ohnraum bestand” ); PSU 1964/83,S .1850 - P 14.7.64, S.4.Russ.: ziliscnyj fo n d (RPP II, S.617 - 1937).

ÖW [“ (verfügbarer) Wohnraum, W ohnraum fonds” ].T e x t : S .123.

Zentrale Kommission für staatliche Kontrolle, zentrale Kontroll - kommission - s. un ter S t a a t l i c h e K o n t r o l l e

- Zirkel. L e h n p r ä g u n g e n : agronomischer Z irkel (Agro- zirkel), M itschurinzirkel, technische Zirkel - s. dort.Zahlreiche weitere Zusammensetzungen und Fügungen.Russ.: kruzok. BSÉ XXIII, S.5 10.Sek.: Borée, S.23; Kinne, S .l 1 [Lb]; Kohls, S.239 [Lüss.; Zuss.];Moser, Spr.Folgen, S .34, 1 3 [Lb]; Nyvelius, S .28[Lb]; Reich, S.230 [Lb]; Riemschneider, Veränderungen, S.72.

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Die teilweise vertretene Auffassung, es handele sich um eine Bedeu­tungsentlehnung, läßt sich nicht halten -Grimm XV gibt schon für die M itte des 19. Jh.s Belege für die Bedeutung “ Teilnehmerkreis nicht schulischer Bildungs- und Interessengruppen” m it Tendenz zu “ Lehrgang, Kursus” an.Die Bedeutung “kleine Lern- und Arbeitsgem einschaft” wird aller­dings sonst nur in Du - L 1952 ff. (so auch Du - M 1954) und MNL VIII gebucht.T e x t : S.83.

* Zootechnik. L w (griech.-lat.) ‘Wissenschaft von der Zucht, Füt­terung, Haltung und richtigen Nutzung landwirtschaftlicher Tiere’ (BSE XVII, S.204).“ Institu t für Zootechnik” (Gbl. 1955 II, S .133 u.ö.)Übs.: PSU 1956/1, S.5 - P 27.11.55, S.2 u.ö.FW 1954 ff.Russ.: zootechnija, zootechnika

SSRLJ IV; ÖW.zoo- - im Russ. verkürzt aus dem Adjektiv zoologiüeskij - in zahlreichen Neuprägungen (vgl. auch un ter A g r o -)

Sek.: Reich, S.231. T e x t : S.54, 59, 124.

* * Zootechniker [seit Anfang der 50er Jahre], L w (griech.-lat.). “wissenschaftlich ausgebildeter Landwirt m it gründl. prakt. K ennt­nissen, der in der Sozialist. Landwirtschaft eine beratende od. lei­tende Stellung auf dem Gebiet der T ierzucht u. -pflege einnim m t” . (Kl.Lex., S.1100).Gbl. 1953, S.8 u.ö.; Übs.: PSU 1953/58, S.721 - P 16.5.53, S .l u.ö. Du - L 1968; FW 1954 ff., MNL VIII.Russ.: Zootechnik (P 3.1.49, S .l)

SSRLJ IV; ÖW.Sek.: Fröhlich, S.158; Kohls, S.240 [Lüs]; Nyvelius, S.18 [Lp]; Reich, S.231; Riemschneider, Veränderungen, S.27.T e x t : S.48, 54, 125, 128.

* * zootechnisch, “ zootechnische Beratung” (Gbl. 1953, S.804); “zootechnische K enntnisse” (Polit.Ök., dt. S.494/russ. S.425) u.ä. Russ.: zootechniteskij (RPP II, S.523 - 1935)

SSRLJ IV; ÖW.

* * Zurückgeblieben. W o r t g e b r. Inbezug auf Produktionsein­heiten m it niedrigen Leistungen in der Planerfüllung - Ggs.: ‘fortge­schritten” - s. dort.

4 10

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“zurückgebliebene LPG” (Gbl. 1962 II, S.189) u.ä.Russ.: otstajuicij (RPP IV, S.21 - 1953: ‘zurückgebliebene,

schlecht arbeitende Kolchose’)T e x t : S.82.

* Zweigkomitee [SU]. L ü s. Komitee eines Industriezweiges.PSU 1962/134, S. 2912 -P 10.12.62, S.2Russ.: otraslevoj ko m ite t

ÖW [“ Zweigkomitee, Zweigausschuß” ].T e x t : S .122.

* Zweigministerium [SU]. L ü s. PSU 1965/147, Beilage S.8 -P 8.12.65, S.2 u.ö.; auch m it “ Fachm inisterium ” übersetzt (Polit.Ök., dt. S.516/russ. S.445).Russ.: otraslevoe m inisterstvo (Vedomosti 1957, S .342)

SSRLJ VIII.T e x t : S .122.

Zweigplanung - s. un ter P l a n u n g

* Zweigprinzip [SU]. L ü s. ‘Leitung der Industrie nach dem Zweig­prinzip” (PSU 1965/115, S.5 - P 1.10.65, S .l)u .ö .Russ.: otraslevoj princip (upravlenija prom yslennosti)

(RPP V, S.642 - 1965).ÖW [“ Produktionsprinzip, Zweigprinzip” ].

T e x t : S .123.

* Zyklusarbeit [Bildungen dieser Art besond. M itte der 50er Jahre in der PSU]. L ü t. Bezeichnung einer M ethode der Arbeitsorgani­sation im Bergbau: “ produktionssteigernde Arbeitsverfahren bei kontinuierlich wiederkehrenden Arbeiten, vor allem un ter Tage . . .Z. ist eng m it der Arbeit der Komplexbrigaden verbunden und er­fordert beste Arbeitsorganisation.” (MNL VIII, S.948).Vgl. auch ÖL II.Gbl. 1953, S .1138 u.ö.; Übs.: “ zyklischer A rbeitsablauf” (PSU 1956/27, S.659 - P 24.2.56, S.4; russ.: ciklicnost’)-, “ zyklische Organisa­tion der Kohlegewinnung” (PSU 1955/72, S.1539 -P 24.5.55, S .l) u.ö.Russ.: ciklicnost’ raboty [cikliZnost’ ist ein A bstraktum zu dem

Adjektiv ciklicnyj - zyklisch’]Usakov IV; SSRLJ XVII; BSfc XLVI, S.607; ÖW [“ Zyklus­arbeit, Zyklusm ethode” ]; Moskal’skaja gibt an: cikliZnaja rabota [wörtl. Entsprechung: ‘Zyklusarbeit’]. T e x t : S.67, 126.

Zyklusgraphik - s. un ter G r a p h i k411

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ANHANG

Zeittafel zur wirtschaftspolitischen Entwicklung in der Sowjetunion und in der DDR bis 1968

(Hinweise auf M aßnahmen und Propagandaschwerpunkte, die sich inder W ortschatzentwicklung widerspiegeln. Quellen: RPP, BSE-Eze-godnik; Gbl. der DDR, SBZ von A bis Z)

Sowjetunion Deutschland

I. Weltkrieg Kriegswirtschaftliche Len­kungsmaßnahmen

1917-20 K r i e g s k o m m u n i s ­m u s

1917 A rbeiterkontrolle (nur kurzzeitig)Oberster Volkswirt­schaftsrat (bis 1932)

1918 Arbeitsinspektion Diskussion um “Planwirt­schaft” (Rathenau u.a.)

1919 Staatskontrolle Kommunist. Subbotniks

1920-28 N e u e Ö k o n o m . P o ­l i t i k (NEP)

1920 GOELRO-Plan Banner der Arbeit

1921 Staatliche Plankommission Zentrale Kontrollkomm is­sion (bis 1934)Gesellschaft für ggs. Bauern­hilfe (bis 1934)

1922 Produktionspropaganda

1923 Produktionsberatung

1925 Sowchose

1926 Sparsamkeitsregime

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Sowjetunion Deutschland

1927 Kolchose Held der Arbeit

1927-28 Jahresplanung

1928 1. F ü n f j a h r p l a n Chemisierung

1929-34

1929 XVI. Parteitag: A u f b a u d. S o z i a l i s m u s MTSEinzelleitung sozialistischer W ettbe­werb

1930 Kollektivierung Erfindungswesen

1931 w irtschaftliche Rechnungs­führung durchgesetzt laufende Jahresvolks­wirtschaftspläne

1933 2. F ü n f j a h r p l a n

1934 XVII. Parteitag: technische Rekonstruktion

1935 Stachanow-, S toßarbeiter­bewegungSchnellarbeitsm ethoden

1936 Neue Verfassung S i e g d . S o z i a l i s ­m u s

1937 Arbeitsbücher

1938 3. F ü n f j a h r p l a n Held der sozialist. A rbeit

1939 XVIII. Parteitag: ökonom i­sche Hauptaufgabe (“ ein­holen und überholen” ) Mehrmaschinenbedienung

W eltwirtschaftskrise; Neube­lebung der Disk. um die “ Planw irtschaft”

NS-Vierjahresplan

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1941-45 Kriegswirtschaft

1941 Voskresnikspersönliche Konten

1943 Jugendbrigaden

1945

1946 4. F ü n f j a h r p l a n

Sow jetunion

1947 Neuorganisation des Wirt­schaftsapparates

1948

1949

1950

Kriegswirtschaft

SBZ

Bodenreform

Gründungsparteitag der SED Volkseigene Betriebe MAS (bis 1952)Vereinigung der ggs. Bauern­hilfe

DWK (bis 1949) Volkskontrolle (bis 1963)

AktivistenbewegungBetriebsgewerkschaftsleitung(BGL)Zentrale Kontrollkommission (bis 1952)

DDR

Deutschland

Z w e i j a h r p l a nNeuregelung des Vertrags­wesens

Rat für gegenseitige W irtschaftshilfe (RGW)

Intensivierung der Produk- Gesetz der Arbeittionspropaganda

1951 5. F ü n f j a h r p l a n

1952 Stalin: Probleme des SozialismusXIX. Parteitag: A u f -

Betriebspläne in der volks­eigenen Industrie Held der Arbeit Mehrmaschinenbedienung Schnellarbeitsm ethoden

1. F ü n f j a h r p l a n Allgemeines Vertragssystem persönliche Konten

II. Parteitag: A u f b a u

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b a u d . K o m m u n i s ­m u sIntensivierung d. sozialisti­schen W ettbewerbs Qualitätsbewegung

1953 Kompetenzerweiterung für die Ministerien

Sowjetunion

1954 Umorganisation des Staats­apparates1. Auflage des Lehrbuchs der “ Politischen Ö konom ie”

1955 Umorganisation des Pla­nungswesensIntensivierung d. R ationa­lisierung u. Produktionsprop.

1956 6. F ü n f j a h r p l a nXX. Parteitag: ökonom i­sche Hauptaufgabe (“ einh. u. überh.” )

1957 Reform des W irtschafts­apparates:regionale Volkswirtschafts­räteOberster Volkswirtschaftsrat (bis 1965)Territorialprinzip in der Par­teiführungTechnisch-ökonom. Rat

d . S o z i a l i s m u s wirtschaftl. Rechnungsfüh­rungtechn. begr. Arbeitsnormen Qualitätsbewegung LPG, MTS

Neuer KursZentrale Kommission für Staatl. Kontrolle (bis 1963) A rbeiterkontrolle (bis 1963) Dispatcherdienst Arbeitssanitätsinspektion Konfliktkommission Erfindungs- u. Vorschlags­wesenSp arsam keitsregim e D irektorfonds (bis 1957)

Banner der Arbeit

DDR

1. Auflage der “ Polit. Ökono­m ie” in Übs. erschienen

2. F ü n f j a h r p l a n Staatliche Standards

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1958 Verbess. d. Planungsm etho­denStaatl. wiss.-ök. Rat Reorganisation der MTS (RTS) Ständige Produktionsbera­tungBewegung f. kommunist. Ar­beit

Sowjetunion

1959 S i e b e n j a h r p 1 a nXXI. Parteitag: e n t f a l ­t e t e r A u f b a u d . K o m m u n i s m u s

1960 Intensivierung des Vor­schlagswesens:Neuererrätegesellsch. K onstruktions­bürosökonom ische Stimulierung

1961 XXII. Parteitag: mat.-techn. Basis d. Komm., komm. Ge­sellschaft, allg. Volksstaat Staatl. Komitee f. Erfassung Sojusselchostechnika

1962 Reorganisation des Partei­apparates nach d. Produk­tionsprinzip. Produktionsleitungen Produktionskom itees einheitl. Partei- u. Staatskontr. Oberster Volkswirtschaftsrat Liberman-Diskussion

V. Parteitag: S i e g d e s S o z i a l i s m u s ökonom ische Hauptaufgabe (“einholen u. überholen” ) Reform des Staats- u. Wirt­schaftsapparates: Volkswirtschaftsrat (bis 1963) W irtschaftsräte b.d. Bezirken Techn.-ökon. Rat (bis 1963) neue Funktion f. Staatl. Plan­kommission u. W B

S i e b e n j a h r p l a n e n t f a l t e t e r A u f b a ud . S o z i a l i s m u s Ständige Produktionsberatung Reorganisation der MTS (RTS) Bewegung für Sozialist. Arbeit

Abschluß der Kollektivierung neue Funktion der Konflikt­kommissionen

DDR

Gesetzbuch der Arbeit Produ ktionsau fgebot

Produktionsleitungen

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1963 Reform im Planungswesen Zweig- u. Produktions­komiteesZentralis. d. Betriebe (Pro­duktionsvereinigungen, So­wjetfirmen)Entwickl. d. ehem. Industrie

Sowjetunion

1964 Intensivierung der Land­wirtschaftökonomische Stimulierung Rückkehr z. Territorial­prinzip

1965 Reorganisation des Kontroll- wesensReform des Wirtschafts­apparatesökonomische Stimulierung

1966 N e u e s S y s t e m der Planung u. ökon. Stimulie­rungF ü n f j a h r p l a n bis 1970

1967 Intensivierung des W ettbe­werbsVerstärkung der materiellen Verantwortlichkeit

VI. Parteitag d. SED; SED- ProgrammN e u e s ö k . S y s t e m Reorganisation des Partei­apparates nach d. Produk­tionsprinzip Produktionskom itees

einheitl. Partei- u. Staats- kontrolle (ABI)Zentralis. der Betriebe Stärkung der W B Staatl. Kom itee f. Erfassung und A ufkauf Chemisierung

Industriepreisreform

Rückkehr zum Territorial­prinzip

2. Etappe des NÖS Prinzip der Eigenerwirt­schaftung

DDR

Vereinfachung des Staats­apparates

VII. Parteitag: e n t w . g e s e l l s c h . S y s t e m d . S o z . ;Ö k o n o m . S y s t e m d . S o z i a l i s m u s ; P e r s p e k t i v p l a n b i s 1 9 7 0Perspektivplan als wichtigstes

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Sow jetunion DDR

1968 fortschreitende Einführung des “ Neuen S y stem s...” Änderungen im Planungs­verfahrenVolkskontrolle (Staatl. u. gesellsch. Kontrolle)

wirtsch. Instrum ent (variabler Rahm enplan)

Reform des Planungssystems Neue Verfassung

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LITERATURVERZEICHNIS

Quellentexte

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Topuridze-Sumbatova, N.Ju.: Neologizmy v sovremennom nemeckom jazyke (na materialach publicistiki i chudozestvennoj literatury Germanskoj Demokraticeskoj Respubliki), in: Ucenye zapiski (1-j

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Moskovskij pedagogiëeskij institu t inostrannych jazykov), tom 10,1956, S. 185-200.[‘Neologismen in der deutschen Gegenwartssprache (nach Materialien der Publizistik und der schönen L iteratur der Deutschen Demokratischen Republik)’].

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