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Nr. 22 · bayernsport · 26. Mai 2009 25 Das Übungsleiterjournal des BLSV SPORTISSIMO 5. Ausgabe 2009 Der erste Teil der Konzeption führte „ver- spielt“ zum volley spielen, nun soll spielerisch die Technik zum Volleyball spielen reifen. Dazu bieten sich vielfältige Bewegungsaufga- ben mit Bällen zum volley spielen in, nach und aus der Bewegung, im Sprung,nach Hecht-, Rutsch- und Roll- bewegungen, sowie in Spielformen und Spielen mit- und ge- geneinander an. Diese fordern und fördern die technischen Grundformen und entwickeln volleyballspe- zifisches Bewegungsverhalten. Jedes Kind stellt sich ständig selbst Bewegungsaufgaben, die es dann versucht zu bewältigen. Das Erler- nen neuer Bewegungen erfolgt weder in me- thodischen Reihen noch in reduzierter Form. Das Kind probiert die Bewegung als Ganzes aus, sofort und ohne Umwege. Nach Größing (1993) erfolgt dieses Ler- nen durch Bewegungsaufgaben jedoch nur im Kindesalter – vor allem in Sportbereichen, die Kreativität fordern. Laging (2002) be- tont, dass gerade in Sportarten wie Leicht- athletik, Schwimmen und Volleyball das Einbeziehen von Bewegungsaufgaben wich- tig und sinnvoll ist. Kinder und Jugendliche erproben sich gerne in ihrem Alltag, etwa wenn sie sich im Schwimmbad Gummitiere ins Becken legen und versuchen darüber zu laufen. Umgekehrt vernachlässigt gerade ein zu stark reglementierter Sportunterricht das Ausprobieren und individuelle Lösen von Bewegungsaufgaben und kann so un- geahnte Lernbarrieren aufbauen. Schöllhorn (2003) hält fest, dass der Sportler fähig sein soll, „in unterschied- lichsten Situationen adäquat zu reagieren oder die Bewegung modifiziert auszufüh- ren“. Die Übungen sollten sowohl korrekt ausgeführte, als auch „kontrastierende (be- wusst falsche) Ausführungen der gleichen Bewegungen“ beinhalten. Der Ansatz des differenziellen Lernens berücksichtigt die Tatsache, dass keine Be- wegung identisch sein kann, weil der Sport- ler sich auf ständig neue Gegebenheiten ein- stellen muss. Um die Anpassungsfähigkeit an diese Veränderungen zu gewährleisten und dem Sportler zu ermöglichen, schneller adäquat zu reagieren, soll weniger die Bewe- gung an sich wiederholt werden bis ein be- stimmtes Optimum erreicht ist, sondern ein potenzieller Lösungsraum abgetastet werden, um ein für den Sportler individu- elles Bewegungsoptimum zu erzielen. Vor diesem Hintergrund wird nachfol- gend eine im Rahmen einer schriftlichen Hausarbeit von Frau Lina Meyer (2008) entwickelte und erprobte Unterrichtsse- quenz eines technikorientierten und spiel- gemäßen Vermittlungsweges zum Volley- ball-Spiel für die Grundschule vorgestellt. Vom „Wassergraben“ zum „Schmetterschlag“ Die nachfolgend dargestellte zweite Unter- richtssequenz „Lernen und Anwenden vol- leyballspezifischer Technik“ als spielerische und kindgemäße Vermittlung für Kinder im Grundschulalter, umfasst eine Einzel- und vier Doppelsportstunden. Aufgeführt und benannt nach ihrem jeweiligen Haupt- Zugang zum Volleyball, betont dieser Bei- trag die „klassischen“ Techniken des Sport- spiel: Pritschen, Baggern, Angreifen und Abwehren als Basics für erfolgreiches Spiel. Vom „hin und her“ zum V lleyballspielen Spielsequenzen fürs Volleyball im Grundschulalter | Von Thomas Bruner Bälle raus und los geht’s! Lernen und Anwenden volleyballspezifischer Technik V ielleicht erinnern sich einige Leser an den Beitrag „Spielräume – Vom volley spielen zum Volleyball spielen“. Aufbauend auf diesen Inhalten zu einem spielgemäßen

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Nr. 22 · bayernsport · 26. Mai 2009

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Das Übungsleiterjournal des BLSVSPORTISSIMO

5. Ausgabe 2009

Der erste Teil der Konzeption führte „ver-spielt“ zum volley spielen, nun soll spielerisch die Technik zum Volleyball spielen reifen. Dazu bieten sich vielfältige Bewegungsaufga-ben mit Bällen zum volley spielen

in, nach und aus der Bewegung, ■

im Sprung,nach Hecht-, Rutsch- und Roll- ■

bewegungen, sowie in Spielformen und Spielen mit- und ge- ■

geneinander an. Diese fordern und fördern die technischen Grundformen und entwickeln volleyballspe-zifisches Bewegungsverhalten. Jedes Kind stellt sich ständig selbst Bewegungsaufgaben, die es dann versucht zu bewältigen. Das Erler-nen neuer Bewegungen erfolgt weder in me-thodischen Reihen noch in reduzierter Form. Das Kind probiert die Bewegung als Ganzes aus, sofort und ohne Umwege.

Nach Größing (1993) erfolgt dieses Ler-nen durch Bewegungsaufgaben jedoch nur im Kindesalter – vor allem in Sportbereichen, die Kreativität fordern. Laging (2002) be-tont, dass gerade in Sportarten wie Leicht-athletik, Schwimmen und Volleyball das Einbeziehen von Bewegungsaufgaben wich-tig und sinnvoll ist. Kinder und Jugendliche erproben sich gerne in ihrem Alltag, etwa wenn sie sich im Schwimmbad Gummitiere ins Becken legen und versuchen darüber zu laufen. Umgekehrt vernachlässigt gerade ein zu stark reglementierter Sportunterricht

das Ausprobieren und individuelle Lösen von Bewegungsaufgaben und kann so un-geahnte Lernbarrieren aufbauen.

Schöllhorn (2003) hält fest, dass der Sportler fähig sein soll, „in unterschied-lichsten Situationen adäquat zu reagieren oder die Bewegung modifiziert auszufüh-ren“. Die Übungen sollten sowohl korrekt ausgeführte, als auch „kontrastierende (be-wusst falsche) Ausführungen der gleichen Bewegungen“ beinhalten.

Der Ansatz des differenziellen Lernens berücksichtigt die Tatsache, dass keine Be-wegung identisch sein kann, weil der Sport-ler sich auf ständig neue Gegebenheiten ein-stellen muss. Um die Anpassungsfähigkeit an diese Veränderungen zu gewährleisten und dem Sportler zu ermöglichen, schneller adäquat zu reagieren, soll weniger die Bewe-gung an sich wiederholt werden bis ein be-

stimmtes Optimum erreicht ist, sondern ein potenzieller Lösungsraum abgetastet werden, um ein für den Sportler individu-elles Bewegungsoptimum zu erzielen.

Vor diesem Hintergrund wird nachfol-gend eine im Rahmen einer schriftlichen Hausarbeit von Frau Lina Meyer (2008) entwickelte und erprobte Unterrichtsse-quenz eines technikorientierten und spiel-gemäßen Vermittlungsweges zum Volley-ball-Spiel für die Grundschule vorgestellt.

Vom „Wassergraben“ zum „Schmetterschlag“

Die nachfolgend dargestellte zweite Unter-richtssequenz „Lernen und Anwenden vol-leyballspezifischer Technik“ als spielerische und kindgemäße Vermittlung für Kinder im Grundschulalter, umfasst eine Einzel- und vier Doppelsportstunden. Aufgeführt und benannt nach ihrem jeweiligen Haupt-

Zugang zum Volleyball, betont dieser Bei-trag die „klassischen“ Techniken des Sport-spiel: Pritschen, Baggern, Angreifen und Abwehren als Basics für erfolgreiches Spiel.

Vom „hin und her“ zum V lleyballspielenSpielsequenzen fürs Volleyball im Grundschulalter | Von Thomas Bruner

Bälle raus und los geht’s!Lernen und Anwenden volleyballspezifischer Technik

V ielleicht erinnern sich einige Leser an den Beitrag „Spielräume – Vom volley

spielen zum Volleyball spielen“. Aufbauend auf diesen Inhalten zu einem spielgemäßen

26 SPORTISSIMODas Übungsleiterjournal des BLSV 5. Ausgabe 2009

Nr. 22 · bayernsport · 26. Mai 2009

Bälle stellen die ‚Tiger‘ dar, die durch Reifen sprin-gen. Auch hier können die Kinder wieder selbst-ständig die Entfernung verändern, um zum einen den Schwierigkeitsgrad, zum anderen die Flugbahn des Balles zu variieren. Die Kinder erfahren, wel-che Auswirkungen es hat, wenn der Ball weiter vor der Stirn, also tiefer gespielt wird als zuvor. Station 3: „Heiße Kartoffel“: Abwechselnd sol-len sich Paare den Ball beidhändig über dem Kopf zuspielen und möglichst lange in der Luft halten. Ballgefühl und Ballkontrolle im Zusammenspiel werden geschult.Station 4: „Torwart“: Bei dieser letzten Station versuchen die Kinder als „Torwart“, auf einer Lang-bank stehend, den von ihrem einige Schritte ent-fernt, auf dem Boden stehenden Partner angewor-fenen Ball mit beiden Händen über dem Kopf zurück zu spielen. Das erfordert Gleichgewicht und Gefühl für die Distanz. Die Kinder erkennen, dass der Ball eine gewisse Höhe haben muss, damit er überhaupt mit dieser Technik gespielt werden kann und lernen, wie bedeutsam es ist unter dem Ball zu stehen.

Nach einem ersten Durchgang, wird jede Station von einem Paar demonstriert, das den Eindruck hatte, mit dieser besonders gut zu recht gekommen zu sein. Die anderen Kinder sollen sie beobach-ten und dann erzählen, was ihnen an der Handhal-tung und der Beinstellung aufgefallen ist. Wo es Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt und was besonders gut zu funktionieren scheint. In einem zweiten Durchgang setzen die Kinder um, was sie beobachtet und thematisiert haben.

1. Einheit2. Einheit

Wiederholung der Grundfertig-keiten des Volley-Spielens. Softbälle, Wasserbälle, Gymnastikbälle und Luft-ballons liegen in der Halle verstreut. Beim Spiel „Lebendiger Tennisschläger“ wird das Volley-Spielen verschiedener Bälle er-neut aufgegriffen. Jedes Kind spielt, solange die Musik läuft, einen Ball volley kreuz und quer durch die Halle. Das Kind ist der Tennisschläger, der den Ball im-mer in der Luft hält. Stoppt die Musik, suchen sich flott zwei Kinder und tauschen ihre Bälle im Volley aus. Dabei können Zusatzaufgaben für noch mehr Abwechslung sorgen, bspw. in Form von Merk- oder Wortspielen, die das Volleyspiel begleiten.Die Bewegungsaufgabe verbirgt sich im Namen des Spiels. Den Kindern wird bildlich klar, was von ihnen verlangt ist. Es wird nicht vorgegeben, mit welchem Körperteil (Hand, Kopf, Fuß…) der Ball zu spielen ist. Eine Lösungsstrategie entwi-ckeln die Kinder selbst, es soll lediglich kontrol-liert ablaufen. Anschließend wird mit dem aus der 1. Sequenz bekannten Spiel „Heiße Kartoffel“ in Dreier-gruppen gemeinsam die Aufgabe gelöst, die un-terschiedlichen Bälle möglichst lange in der Luft zu halten, wobei nicht zweimal hintereinander von demselben Kind gespielt werden darf.Im letzten Spiel dieser Einheit „Wassergraben verteidigen“ ist ein Absperrband quer durch die Halle gespannt. Den Wassergraben auf jeder Seite des Bandes gilt es durch Volley-Spielen des Balles so zu verteidigen, dass nach Spielende möglichst wenig Bälle in diesem liegen. Hier be-steht die (Bewegungs-)Aufgabe darin, eine ef-fektive Art des Volley-Spielens zu finden und in einem kleinen Wettkampf zu erproben. Die Kin-der müssen schnell reagieren, mehrere Bälle im Auge behalten, versuchen den Überblick zu be-wahren und sich den schnell verändernden Be-

„Pritschen“ oder oberes ZuspielHier werden die Kinder an das obere Zuspiel heran-geführt. Zu Beginn der Stunde wird erneut „Was-sergraben verteidigen“ gespielt, um das Volley-Spielen zu wiederholen. Im Sinne Schöllhorns wird bereits Gelerntes gefestigt und damit die Lernfähigkeit für Neues erhöht. „Spiele den Ball mit beiden Händen über dem Kopf“ lautet die grundle-gende Bewegungsaufgabe dieser Stunde. Um den Kindern die Möglichkeit zu geben, Variationen die-ser Aufgabe zu erproben bzw. ein „Rauschen“ zu gewährleisten, stehen vier Stationen bereit, die verschiedene Flugbahnen des Balles erfordern. Die Kinder werden nicht nach jeder einzelnen Bewegung korrigiert oder gezielt zu einem Ergebnis geführt. Es geht darum, von sich aus ein Gefühl dafür zu entwi-ckeln, wie der Ball am effektivsten mit beiden Hän-den über dem Kopf gespielt werden kann. Paarweise durchlaufen die Schüler die Stationen und halten auf einem Laufzettel die Anzahl ihrer Treffer fest. Station 1: „Glühender Vulkan“: Hier steht ein kleiner Kasten umgedreht auf einem großen Ka-sten. Dieser „spuckt“ die Bälle wie ein Vulkan wie-der aus. Ziel ist es, sich den Ball selber anzuwerfen und in den kleinen Kasten zu treffen. Der Ball muss dazu in einem Bogen gespielt werden, die Kinder müssen versuchen einzuschätzen aus welcher Ent-fernung und mit wie viel Kraft sie den Ball am be-sten spielen um den Kasten zu treffen. Gespielt wird mit einem Softball. Wenn sie das Gefühl ha-ben, dass sie bereits relativ sicher den Kasten tref-fen, dann können sie selbstständig die Entfernung vergrößern um einen höheren Schwierigkeitsgrad zu erzielen. Die Kinder erkennen, dass es sinnvoll ist den Ball weit über der Stirn zu spielen, um die erforderliche Flugkurve zu erzielen. Station 2: „Tigerball“: Die Kinder sollen lernen, die Höhe ihres Balles zu kontrollieren und variieren. Ziel ist es, Gymnastikreifen zu treffen, die in ver-schiedenen Höhen an der Wand befestigt sind. Die

1. Einheit

1. Einheit

2. Einheit

Bild oben:„Wassergraben verteidigen“Bild unten: „Lebendiger Tennisschläger“

Bild oben: „Glühender Vulkan“Bild unten: Laufzettel

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3. Einheit

„Baggern“ oder unteres Zuspiel

Die Kinder lernen mit ihren Armen ein „Spielbrett“ zu formen und entwickeln ein Gefühl dafür, den Ball auf diese Weise gezielt und kontrolliert zu spielen. Erneut werden unterschiedliche Stationen durchlau-fen, in denen die neue Technik anhand verschiedener Aufgaben und Zielstellungen erprobt wird. Dem kre-ativen Aufspüren von eigenen Lösungen wird Raum gegeben. Die Kinder sollen Freude an den Aufgaben haben und sie nicht als reines Üben empfinden. Station 1: „Rüsselball“: Den ‚Rüssel’ stellen die vor dem Körper ausgestreckten Arme der Kinder dar. Dabei müssen die Hände geschlossen sein. Dieser Rüssel wird im Spiel als eine Art Hockeyschläger ein-gesetzt, mit dem die Kinder einen großen Gymnastik-ball spielen. Matten dienen als Tore. Gespielt wird nur mit dem ‚Rüssel’, nicht mit dem Fuß oder einar-mig. Die Kinder entwickeln ein Gefühl dafür, mit die-sem ‚Rüssel’ zu arbeiten, den Ball in die gewünschte Richtung zu lenken und die dafür nötige Kraft zu do-sieren. An einer weiteren Station versuchen sich die Kinder als „fauler Elefant“. Dieser befindet sich auf dem Boden in verschiedenen Haltungen und versucht mit seinem ‚Rüssel’ den Ball durch Volley-Spielen mit seinem Partner in der Luft zu halten. Die Kinder erkennen, dass verschiedene Positionen das Spielen erleichtern oder erschweren. Im Knien beispielswei-se ist die nötige Vorwärtsbewegungen leichter zu er-reichen, als im Schneidersitz. Station 2: „Rüsseltennis“: Hier kommt ein Hin-dernis zwischen den Spielpartnern dazu, das sie im Stehen überspielen. Gemeinsam versuchen sie den Ball so oft wie möglich über bspw. einen Kasten zu spielen. Erfahren wird, wie wichtig die richtige Stellung zum Ball ist.Station 4: „Baum fällt“: Die Paare stehen sich an einer liegenden Weichbodenmatte gegenüber. Einer wirft den Ball im Bogen über der Matte in die Luft, der andere versucht diesen im Fallen mit dem „Rüssel“ zu-rück zu spielen. Es kommt darauf an, sich im richtigen Moment fallen zu lassen, den Ball mit ausgestreckten Armen zu spielen und den richtigen Treffpunkt zu fin-den. Dadurch, dass die Kinder dem Ball entgegenflie-gen, erleben sie die Wirkung der Vorwärtsbewegung, des Entgegengehens beim unteren Zuspiel.Wie schon in der vorangegangenen Einheit werden auch die Stationen dieser Stunde nicht in einer be-stimmten, aufeinander aufbauenden Reihe durchlau-fen; im Sinne des differenziellen Lernens beginnt jedes Team an einer anderen Station und erlernt die Technik somit nicht in einer festgelegten methodischen Reihe, sondern in unterschiedlicher Reihenfolge, um mög-lichst große Bewegungsvariationen zu erreichen, die wiederum die Anpassungsfähigkeit fördern. Zum Ab-schluss der Einheit spielen die Kinder erneut „Was-sergraben verteidigen“, um alle bisher gelernten Techniken zu wiederholen und einzusetzen.

„Abwehr“Stationsbetrieb in Sechsergruppen, bei denen die bislang erarbeiteten Techniken in Abwehrsituati-onen zur Anwendung kommen.Station 1: „Burgmauer verteidigen“: Hier stehen zwei Langbänke einander gegenüber. Diese sind gekippt, die Sitzfläche dient als Tor. Das Team an der Station teilt sich in zwei dreier Mannschaften auf und versucht nun Tore zu erzie-len. Dabei darf allerdings der Ball nur direkt aus der Luft gespielt werden. Gespielt wird mit meh-reren Bällen. Die Kinder erleben an dieser Station Bodenkontakt, in dem sie in die Bälle hinein rut-schen und Volley-Spielen. Station 2: „Einer gegen alle“: Ein Kind steht auf einer Weichbodenmatte mit dem Ziel, diese zu verteidigen. Die anderen Kinder stehen um die Matte herum und spielen der Reihe nach Bälle in einem leichten Bogen auf die Matte. Der „Ver-teidiger“ versucht dies zu verhindern, in dem er die Bälle Volley zurückspielt. Angewendet wer-den die bereits erworbenen Techniken, in einem Spiel, das Reaktion, Schnelligkeit und die Bereit-schaft sich nach dem Ball zu werfen erfordert.

3. Einheit

Nr. 22 · bayernsport · 26. Mai 2009

Station 3: „Königin verteidigen“: – so lautet die Aufgabe. Als „Leibgarde“ sind nun die Kin-der zu zweit auf der Matte und „verteidigen“ ei-nen Gymnastikball, der die Königin verkörpert. Die Volley-Angriffe müssen volley abgewehrt werden. Die gemeinsam zu lösende Aufgabe be-steht nun darin die „Königin“ zu verteidigen, Ab-sprachen zu treffen und sich an diese zu halten. Sie erfahren, welche Erleichterung eine tiefere Grundhaltung mit sich bringt. Station 4: „Nahkampf“: Ein Kind steht am hin-teren Ende einer Turnmatte und spielt den Ball volley gegen die Wand. Der zurück prallende Ball wird vom Partner auf der Matte volley (möglichst im unteren Zuspiel) hoch abgewehrt. Wiederum ist schnelles Reagieren und ein Anpassen an ständig neue Gegebenheiten gefordert, um ei-nen individuellen und zielführenden Lösungsweg der Aufgaben zu finden.

4. Einheit

4. Einheit

„Königin verteidigen“ „Nahkampf“

„Fauler Elefant“

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SPORTISSIMODas Übungsleiterjournal des BLSV 5. Ausgabe 2009

QuellenGRÖßING, S. (1993): Bewegungskultur und Bewegungserziehung. Grundlagen einer sin-norientierten Bewegungspädagogik. Schorndorf: Hofmann

LAGING, R. (2002). Bewegungsaufgaben. sportpädagogik, Velber: Friedrich, 5/2002, 4-11

MEYER, L. (2008): Lernen und Anwenden vol-leyballspezifischer Technik und Taktik. Un-veröffentlichte schriftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grundschulen in Bayern. München

PAPAGEORGIOU, CZIMEK (2007): Volleyball spie-lerisch lernen. Aachen: Meyer & Meyer

SCHÖLLHORN, W. (2003): Differenzielles Ler-nen. Eine Sprint- und Laufschule für alle Sportar-ten. Aachen: Meyer & Meyer

SCHÖLLHORN, W.: Differenzielles Lernen. In: Volleyball Training, Praxistipps für Trainer, Übungs-leiter und Spieler. Januar 2008, 22-24

SCHÖLLHORN, W.: Differenzielles Lernen. In: Volleyball Training, Praxistipps für Trainer, Übungs-leiter und Spieler. Dezember 2007, 28-36

SCHÖLLHORN, W. I., SECHELMANN, M., TRO-CKEL, M., WESTERS, R. (2004). Nie das Rich-tige trainieren, um richtig zu spielen. In: Lei-stungssport, 34, (5), 13-17.

Tipps und Literatur„Spielräume – Vom volley spielen zum Vol-leyball spielen“ - Sportissimo, 2. Ausgabe 2008 in bayernsport Nr. 9 finden Sie als Down-load unter www.blsv.de

Bildmaterial: aus der Zulassungsarbeit von Lina Meyer

Die vorgestellte Unterrichtssequenz wurde in ei-ner vierten Klasse, bestehend aus 22 Kindern, da-von 9 Mädchen und 13 Jungen, erprobt.Gerade durch die vielfältigen Bewegungsaufga-ben wurde jedes einzelne Kind immer wieder aufs Neue in seiner Individualität herausgefordert und ihm Raum gegeben, sich nach seinen Möglich-keiten weiter zu entwickeln und zu entfalten. Es waren von Anfang an große Fortschritte erkenn-bar. Sich an Mitschülern zu orientieren oder al-

5. Einheit

„Angriff“Wiederholung des bereits Gelernten und Ein-führung des „Angriff“ im Sinne des Schlagens des Balles mit einer Hand über dem Kopf, d.h. des „Schmetterns“ oder „Überkopfballs“. Spiel-formen werden ausprobiert, die sowohl Volley-balltechniken fordern, als auch Volleyball spezi-fische Taktik mit einbeziehen. Erneut spielen die Kinder zu Beginn der Einheit „Wassergraben verteidigen“, wobei es dies-mal nicht mehr erlaubt ist, sich den Ball selber anzuwerfen. Er muss von einem anderen Kind aus dem Team angespielt oder angeworfen wer-den.Anschließend versuchen sich die Kinder an der Aufgabe, über das quer durch die Halle ge-spannte Absperrband mit einer Hand über dem Kopf zu schlagen – nach eigenem An-spiel im Stand oder aus dem Sprung. In einem zweiten Durchgang werden zweier Teams gebildet, so dass nun muss ein Kind dem anderen den Ball anspielen kann. Die Bedeutung des Timings und die Notwendigkeit der richtigen Stellung zum Ball werden ebenso erlebt wie der

leine Lösungen für sinnvolle Bewegungsabläufe zu finden, kam den Kindern sehr entgegen.Die Hinführung zu spezifischen Volleyballtechniken glückte – die Grundfertigkeiten der Kinder, vor allem im Bereich Pritschen und Baggern, aber auch in Zuspiel-, Annahme- und Abwehrsituationen so-wie Angriff erreichten ein Niveau, das mit „rich-tigem Volleyball“ bezeichnet werden konnte. Kinder im Grundschulalter sind in der Lage, Volley-balltechniken zu erlernen und anzuwenden. Berück-

sichtigt man die Ideen des differenziellen Lernens und verwendet vorwiegend kindgemäße Bälle (Soft- bzw. Wasserbälle), so werden die Kinder gerade beim Erlernen der komplexen Techniken zwar gefordert, aber nicht überfordert. Vor dem Hintergrund der hier beschriebenen Unter-richtskonzeption sei abschließend bemerkt, dass es ein äußerst lohnendes und anstrebenswertes Ziel ist, Kindern im Alter unter zehn Jahren einen spiele-rischen Zugang zum Volleyball zu ermöglichen.

Zusammenhang von Treffpunkt und Schlagin-tensität und daraus resultierender Flugkurve. Zum Abschluss haben die Kinder bei einem Kleinfeldspiel „2 mit 2“ die Aufgabe, mit höch-stens drei Kontakten und unter Anwendung der erlernten Techniken den Ball möglichst oft hin und her zu spielen. Es gibt kein Aus. Wettkämpfe entstehen, in dem gezählt wird, wie oft der Ball das Netz überquert.Am Ende der Einheit wird in einem Ab-schlussgespräch reflektiert, wie sich die Kinder nun selber einschätzen, ob sie das Gefühl haben schon besser Volleyball spie-len zu können und – warum?

„Angriff“

„Heiße Kartoffel“