SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag Armut hat ein Kindergesicht Kampagne Eintrittskarte...
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SPD-Fraktion im
Niedersächsischen Landtag
Armut
hat ein Kindergesicht
Kampagne Eintrittskarte Zukunft
Definition – Armut
Armut … … ist immer zu erst Einkommensarmut
… eine Lebenslage, die die Spielräume einschränkt
… führt zur Unterversorgung
… führt zu sozialer Ausgrenzung
… hat ein spezifisches Kindergesicht.
Arm ist in Deutschland wer ... … weniger als 50% bis 60% des durchschnittlichen
Nettoeinkommens (nach Haushaltsgröße gewichtet) zur Verfügung hat (EU-Definition).
... wer Anspruch auf Sozialhilfe/Sozialgeld hat.
Kinder ... arme Kinder ...
In Deutschland leben etwa ...
12,2 Mio. Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren
über rd. 1,9 Mio. (= jedes/r 6. bis 7.) beziehen Sozialgeld (Stand Juni 2007)
Dem größten Armutsrisiko sind die jüngsten Altersgruppeausgesetzt (d.h. Kindern von 0 bis unter 6 J. bzw. von 6 bis unter 10 J.)
ca. 6 Mio. unter 25-Jährige mit Migrationshintergrund = 27,2 % (Knapp die Hälfte davon besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit und ist nicht selbst zugewandert)
32,5 % der unter 6-Jährigen– davon wurden mehr als 90 % in Deutschland geboren
29,2 % der 6- bis unter 10-Jährigen – davon wurden mehr als 80 % in Deutschland geboren
Quellen: Statistisches Bundesamt: versch. Jahrgänge; Bundesagentur für Arbeit 2006, HBS-Impulse 8/2007
Kinderarmut in Deutschland:
Mit dem Anstieg der geringfügigen Beschäftigung ist auch die Zahl der Kinder in Armut gestiegen. Die Regelleistungen nach Hartz IV decken ihren Bedarf nicht ab.
Die Zahl der Kinder in Armut hat sich seit 2005 auf 3 Millionen verdoppelt.
Materiell arme Kinder:
• leben häufig in isolierten Wohnvierteln
• bleiben ohne gute Schulausbildung, haben keine Unterstützung bei den
• Hausaufgaben
• haben schlechtere Ausbildungschancen
Kinderarmut in Niedersachsen:
200.000 bis 220.000 Kinder gelten materiell als arm
Lt. Nds. Landesamt für Statistik war im Juni 2007 jedes
6. Kind auf Hartz IV-Leistungen angewiesen
- das sind 16,2 % aller Kinder in Niedersachsen
- Je nach Region und Wohnort reicht die Spannweite von
9,8 % bis 30,2 %
Beispiele - Armut/Verwahrlosung
Zwischen 5.000 und 8.000 niedersächsische Kinder im Vorschulalter:
kommen hungrig und/oder ungepflegt in ihre
Betreuungseinrichtung
nehmen aus finanziellen Gründen nicht an den Mahlzeiten der Betreuungseinrichtungen teil
besitzen keine den Witterungsverhältnissen angepasste Kleidung
Zentrale Ursachen und Risiken:
Erwerbsprobleme, z.B. (Langzeit-)Erwerbslosigkeit Niedrigeinkommen Working poor Hartz IV-Bezug
Soziale Probleme, z.B. Überschuldung Trennung/Scheidung Behinderung/Krankheit Multiproblemlage
-Migration
-Allein erziehend
-Bildung
-Sozialraum
-„Kinderreiche Familie“
Hartz IV für Kinder – Ansprüche gem. SGB II - Teil 1
Eck-Regelleistung = 207 € im Monat
Ernährung Ernährung und Getränke = 2,71 € pro Tag
– 1,06 € je Mittag-/Abendessen, – 0,59 € für Frühstück
Verzehr außer Haus (z.B. Cafe, McDonald usw.) = 4,90 € pro Monat
Bekleidung Kleidung = 14,73 € pro Monat Schuhe = 4,55 € pro Monat
Freizeit Sport-/Freizeitveranstaltungen = 3,76 € pro Monat
Quelle: Roth, Rainer: Ein Hartz für Kinder, Frankfurt am Main, März 2007; unter http://www.tacheles-sozialhilfe.de/aktuelles/2007/Broschuere-Kinderregelsaetze.pdf
Hartz IV für Kinder – Ansprüche gem. SGB II - Teil 2
Eck-Regelleistung = 207 € im Monat
Schulkosten Nicht Teil der Berechnung, weil Eck-Hartz IV-Empfänger/-in ein über 25 j. Erwachsener ist,
der i.d. R. keine Schulkosten mehr hat.
Schreibwaren und Bücher Schreibwaren = 1,63 € pro Monat Bücher/Zeitschriften = 3,28 € pro Monat
Fahrtkosten Fahrrad plus Zubehör = 1,00 € pro Monat ÖPNV = 8,50 € pro Monat
Tatsächlicher Bedarf = min. 300 € Existenzminimum 2005 = 304 €
Quelle: Roth, Rainer: Ein Hartz für Kinder, Frankfurt am Main, März 2007; unter http://www.tacheles-sozialhilfe.de/aktuelles/2007/Broschuere-Kinderregelsaetze.pdf
Lebenslage/-dynamik am Beispiel Bildungskarriere
Bei armen Kindern im Vergleich zu nicht armen Kindern ...
ist ein früher und zeitlich umfassender KiTa-Besuch seltener
sind zu frühe Einschulungen oder Rückstellungen häufiger
sind Klassenwiederholungen häufiger
sind die Durchschnittsnoten am Ende der Grundschule schlechter
ist der Wechsel ins Gymnasium seltener, der Wechsel in Förder- und Hauptschulen jedoch häufiger
Der Zusammenhang von Sozialer Herkunft und Bildungschancen ist schon im KiTa-System angelegt und verfestigt sich im Schulsystem weiter.
Inanspruchnahme des Kindergarten ab 3 Jahren – 2004 nach Familientyp und Erwerbstätigkeit (in %)
12,5%
12,5%87,5%
87,5%
80,1%
79,4%
72,6%
19,9%
20,6%
27,4%Beide Eltern nicht erwerbstätig
Alleinerziehender Elternteil nichterwerbstätig
Ein Elternteil nicht erwerbstätig
Beide Eltern erwerbstätig
Alleinerziehender Elternteilerwerbstätig
Besuchen einen Kindergarten Besuchen keinen Kindergarten
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus – nach Konsortium Bildungsberichterstattung 2006: 39.
Was fördert das Aufwachsen von Kindern im Wohlergehen?Zu den Schutzfaktoren zählen u.a.:
Individuelle Faktoren, z.B Kognitive Ressourcen Selbstsicherheit, Selbstachtung Individuelle soziale Kompetenzen Interesse und Aufmerksamkeit
Familiale Faktoren, z.B. Stabile und gute emotionale Beziehung
zu Eltern in den ersten Jahren Positives Familienklima Regelm. gemeins. Familienaktivitäten Kindzentrierter Alltag Frühe Eigenverantwortung, aber Eltern
als „moralische Instanz“ Problemlösungskompetenz der Eltern Gefühl der Eltern, ihre (Armuts-)Situation
zu bewältigen Berufstätigkeit der Eltern
Außerfamiliale Faktoren, z.B. Unterstützung durch Dritte
(Familie, Freunde, Nachbarschaft) Erholungsräume für Kinder + Eltern Vertraute Institutionen/Fachkräfte, die
professionelle Hilfen eröffnen Möglichkeit zum Erproben, Lernen und zur
personalen Entwicklung von Kompetenzen (Vereine, Jugendhilfe)
Früher KiTa-Besuch Gelingende schulische Integration Schulische Förderung und Erfolge Gelingende soziale Integration in Peers
Keine Armut der Familie Ein ausreichendes Einkommen Keine Überschuldung
Strukturelle Präventionsansätze zur Gesamtgestaltung der Lebensbedingungen von Kindern und Familien Arbeitsmarktpolitik
Niedriglohn – Mindestlohn Niedrigeinkommen – Teilzeit, Minijobs, gering Qualifizierte Harzt IV - Regelungen
Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer Familienfreundliche Unternehmen Flexible und verlässliche Betreuung
Familien(sicherungs)modell Geschechtsspezifische Rollenaufteilung und Absicherung Staatliche(r) Familienförderung / Familienlastenausgleich Ehegatten- vs. Familiensplitting
Rechte und Schutz von Kindern Eigenständige Grundsicherung Rechtsanspruch auf Hilfe bei Bedürftigkeit, auf Bildung, auf Gesundheit Kindeswohlsicherung
Kindergelderhöhung und Ausbau der Infrastruktur für Kinder Kindergeld orientiert an tatsächlichen Kinderkosten Tageseinrichtungen für Kinder – Rechtsanspruch (ganztags, kostenfrei usw.) Schulen (ganztags, Bildungserfolg, Breiten- und/oder Begabtenförderung)
Armutsbekämpfung – Vorschläge SPD (II)
2. Bedarfsgerechte Transferleistungen für Kinder
- Höhe der Regelleistungen
- Sonderbedarfe berücksichtigen (Einschulung, Klassenfahrten, usw.)
3. Ausreichendes Familieneinkommen
- Tariflöhne/Mindestlöhne
- Missbrauch bei geringfügiger Beschäftigung
Armutsbekämpfung - Vorschläge SPD (III)
4.Emotionale Armut der Kinder:
Erziehungskompetenz der Eltern stärken
aufsuchende Hilfen für Eltern und Kinder (Jugendhilfe ist nur noch Reparaturbetrieb),
Eltern - Kindzentren (Familienzentren)
Ganztagsbetreuungsangebote
Soziale Kontakte und soziale Kompetenzen fördern
Gesunde Ernährung sicherstellen
Medienverwahrlosung bekämpfen
Armutsbekämpfung - Vorschläge SPD (IV)
5. Materielle, strukturelle und finanzielle Unterstützung für Familien
- Kindergeld/Kinderzuschläge
- Kinderbetreuung
Kinder sind in Deutschland neben der Arbeitslosigkeit mit das höchste Armutsrisiko für Familien !!!
6. Endlich Armutsbericht für Niedersachsen vorlegen und mit allen Bündnispartnern der Armutskonferenz Handlungsschritte abstimmen!
Die CDU/FDP- Landesregierung verleugnet das Problem seit ihrem Amtsantritt !