Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der … · 2009. 6. 1. · wie soziale...

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Die kulturvergleichende Forschung über soziale Reaktionen auf Menschen mit Be- hinderungen findet in den letzten Jahr- zehnten zunehmende Beachtung und größeres Interesse bei Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachdisziplinen (vgl. Sa- filios-Rothschild, 1970; Trommsdorff, 1987; Kemler, 1988; Tröster, 1990; Cloer- kes, 2000). Die dazu geführten wissenschaftli- chen Diskussionen sind jedoch oft recht widersprüchlich und spekulativ (vgl. Clo- erkes, 2000), wobei im Kern der Diskurse ein pädagogisch und gesellschaftlich rele- 26 J. Bayarsaikhan, B. Hartke Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der Mongolei Jargalmaa Bayarsaikhan 1 , Bodo Hartke 2 1 Peter-Caesar-Schule, Idar-Oberstein, 2 Universität Rostock Die soziale Integration von Menschen mit Behinderungen ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Deren gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben kann nicht allein ge- setzlich erreicht werden, die Akzeptanz der sozialen Umwelt stellt hierfür eine wesentliche Grundvoraussetzung dar. Dabei spielen Erfahrungen, Einstellungen und Verhaltensweisen nichtbehinderter Menschen gegenüber Menschen mit Behinderungen eine bedeutende Rol- le. Die Situation von Menschen mit Behinderungen stößt heute noch vielfach auf Unver- ständnis, Vorurteile und Ablehnung. Die Studie geht der Frage nach, wie die mongolischen Bürger über Menschen mit Behinderungen denken. 105 Erwachsene wurden zu Themen wie soziale Akzeptanz, Ablehnung oder auch Abwertung von Menschen mit Behinderungen befragt. Schlüsselwörter: Behinderungen, Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen, soziale Reaktionen, soziale Akzeptanz, Ablehnung, Kulturvergleich Social acceptance of handicapped people in Mongolia The social integration of people with handicaps is an important social task. Their equal par- ticipation in social life cannot only be reached by law, but the acceptance of the social en- vironment is an essential basic condition. Experiences, attitudes and behaviours of non-han- dicapped people towards people with handicaps are very important. The situation of people with handicaps has been confronted with a lack of understanding prejudices and refusal up to today. This study investigates how the mongolian citizens think about handicapped people. The adults were asked about subjects like social acceptance, refusal or even depre- ciation of people with handicaps. Key words: handicaps, attitudes with regard to people with handicaps, social reactions, so- cial acceptance, social refusal, culture comparison

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  • Die kulturvergleichende Forschung übersoziale Reaktionen auf Menschen mit Be-hinderungen findet in den letzten Jahr-zehnten zunehmende Beachtung undgrößeres Interesse bei Wissenschaftlernunterschiedlicher Fachdisziplinen (vgl. Sa-filios-Rothschild, 1970; Trommsdorff,

    1987; Kemler, 1988; Tröster, 1990; Cloer-kes, 2000).

    Die dazu geführten wissenschaftli-chen Diskussionen sind jedoch oft rechtwidersprüchlich und spekulativ (vgl. Clo-erkes, 2000), wobei im Kern der Diskurseein pädagogisch und gesellschaftlich rele-

    26 J. Bayarsaikhan, B. Hartke

    Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der MongoleiJargalmaa Bayarsaikhan1, Bodo Hartke2

    1Peter-Caesar-Schule, Idar-Oberstein, 2Universität Rostock

    Die soziale Integration von Menschen mit Behinderungen ist eine wichtige gesellschaftlicheAufgabe. Deren gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben kann nicht allein ge-setzlich erreicht werden, die Akzeptanz der sozialen Umwelt stellt hierfür eine wesentlicheGrundvoraussetzung dar. Dabei spielen Erfahrungen, Einstellungen und Verhaltensweisennichtbehinderter Menschen gegenüber Menschen mit Behinderungen eine bedeutende Rol-le. Die Situation von Menschen mit Behinderungen stößt heute noch vielfach auf Unver-ständnis, Vorurteile und Ablehnung. Die Studie geht der Frage nach, wie die mongolischenBürger über Menschen mit Behinderungen denken. 105 Erwachsene wurden zu Themenwie soziale Akzeptanz, Ablehnung oder auch Abwertung von Menschen mit Behinderungenbefragt.

    Schlüsselwörter: Behinderungen, Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen,soziale Reaktionen, soziale Akzeptanz, Ablehnung, Kulturvergleich

    Social acceptance of handicapped people in Mongolia

    The social integration of people with handicaps is an important social task. Their equal par-ticipation in social life cannot only be reached by law, but the acceptance of the social en-vironment is an essential basic condition. Experiences, attitudes and behaviours of non-han-dicapped people towards people with handicaps are very important. The situation of peoplewith handicaps has been confronted with a lack of understanding prejudices and refusal upto today. This study investigates how the mongolian citizens think about handicappedpeople. The adults were asked about subjects like social acceptance, refusal or even depre-ciation of people with handicaps.

    Key words: handicaps, attitudes with regard to people with handicaps, social reactions, so-cial acceptance, social refusal, culture comparison

  • vantes Anwendungsinteresse steht: „Soist beispielsweise ungeklärt, ob negativesoziale Reaktionen auf Behinderte einUniversal menschlichen Lebens darstellenoder ob sie eher variabel sind und von so-zio-kulturellen Faktoren und möglicher-weise auch von der individuellen Persön-lichkeitsstruktur abhängen. Die Beantwor-tung der Forschungsfragen nach Universa-lität und Variabilität ist dabei durchausauch von praktischem Interesse, denn nurwenn Einstellung und Verhalten gegen-über Menschen mit Behinderungen über-haupt variieren, eröffnen sich Chancen füreine Veränderung der Reaktion“ (Cloer-kes, 2000, S. 209).

    Man geht davon aus, dass in unter-schiedlichen Kulturen gegenüber Men-schen mit Behinderungen andere Einstel-lungen und Umgehensweisen existieren.Dabei sind nicht nur die sozioökonomi-sche Ebene, sondern auch tradierte kultu-relle Aspekte von Relevanz (Albrecht1996).

    Um Einsicht in die soziale und sozial-psychologische Bedingtheit von Behinde-rungen zu erlangen, sind in den 60er Jah-ren vor allem in den USA eine Vielzahlvon empirischen Untersuchungen zur Er-mittlung der Einstellung gegenüber Men-schen mit Behinderungen durchgeführtworden. In ihnen wurde ermittelt, dassdas menschliche Verhalten gegenüber Be-hinderten genauso wie die Bewertungphysischer Attribute von Kultur zu Kultursehr unterschiedlich sein kann.

    Zu den Einstellungen der Nichtbehin-derten gegenüber Behinderten wurdenseit den 60er Jahren auch in deutschspra-chigen Ländern wesentliche empirischeErkenntnisse gewonnen. Diese grundle-genden Determinanten sozialer Wahrneh-mung und Beurteilung von Persönlich-keitseigenarten sowie des Verhaltens vonBehinderten finden je nach Struktur der

    psychosozialen Situation auch in der kon-kreten Behandlung dieser Menschen ih-ren Niederschlag. Damit haben sie unterUmständen unmittelbare Auswirkungenauf das Verhalten, die Persönlichkeitsent-wicklung sowie Lebens- und Berufsschick-sal des einzelnen Behinderten.

    V. Bracken nahm 1976 Untersuchun-gen vor allem zu den Einstellungen gegen-über behinderten Kindern und Jugendli-chen vor. 1977 führte Seifert seine psy-chologischen und soziologischen Behin-dertenforschungen durch (Seifert, 1997).1981 ermittelten Seifert und Stangl dieEinstellungen zu Körperbehinderten underhoben Daten zu deren beruflich-sozia-ler Integration.

    Die genannten Studien belegen, dergesellschaftliche Umgang bzw. die Einstel-lungen gegenüber Menschen mit Beein-trächtigungen oder Behinderungen in ver-schiedenen Kulturen können durchausunterschiedlich sein. Zwar werden deutli-che körperliche und psychische Schädi-gungen auch in recht unterschiedlichenKulturen einheitlich negativ bewertet, diesoziale Reaktion auf Andersartigkeit unddie Bewertung von weniger deutlichenFunktionsbeeinträchtigungen variieren in-terkulturell allerdings signifikant. So habenKurth, Eggert und Berry (1994) in einerVergleichsstudie zu den Einstellungendeutscher Oberschüler gegenüber Men-schen mit geistigen Behinderungen, inGegenüberstellung mit adäquaten austra-lischen und irischen Schülern eine hoheAkzeptanz geistig behinderter Menschenseitens dieser Probanden festgestellt.

    1987 stellten Neubert und Cloerkeseinen interkulturellen Großvergleich zusozialen Reaktionen gegenüber Behinder-ten in 24 verschiedenen Kulturen aus al-len Kulturregionen der Erde an. Sie kamenzu folgenden Ergebnissen: „Ein großerTeil der untersuchten Andersartigkeiten,

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  • insbesondere solche mit starken Funkti-onseinschränkungen, wird also interkultu-rell einheitlich negativ bewertet und somitals Behinderung angesehen. Andersartig-keiten mit weniger deutlichen Funktions-einschränkungen werden allerdings eherinterkulturell variabel bewertet (...). DieReaktion auf Behinderte und als Folge da-von auch die soziale Stellung von Behin-derten in einer Gesellschaft variiert hinge-gen interkulturell zum Teil erheblich undkann auch intrakulturell recht unterschied-lich sein“ (Cloerkes & Neubert, 1988, S.64ff.).

    Aufgrund dieser Untersuchungsergeb-nisse definieren sie „eine Behinderung“wie folgt: „Eine Behinderung ist danachein Merkmal im körperlichen, geistigenoder psychischen Bereich, das erstensSpontanreaktionen bzw. Aufmerksamkeithervorruft (Andersartigkeit) und demzweitens allgemein ein ausgeprägt negati-ver Wert zugeschrieben wird“ (Cloerkes& Neubert, 1988, S. 57). Ausgehend vondieser Formulierung bestimmen sie denBegriff Behinderte folgendermaßen: „Be-hinderte sind Menschen mit einer Behin-derung“. Demnach nehmen die Autoreneine Trennung der Begriffe Behinderungund Behinderte auf der wertenden sozia-len Ebene vor, denn „die negative Bewer-tung eines Merkmals oder Phänomensbesagt noch nichts über die Bewertungder betreffenden Person oder über dieReaktion auf die Person“ (Cloerkes &Neubert, 1988, S. 57).

    Der Begriff „Behinderung“ wird in ver-schiedenen Ländern inhaltlich recht unter-schiedlich definiert, bedingt durch die ge-sellschaftliche bzw. kulturelle Situation.So treten bestimmte Krankheiten und Be-hinderungen in einigen Kulturen sehr vielhäufiger oder seltener als in anderen auf.Dafür gibt es sehr verschiedenartige Ursa-chen, wie z.B. Kriege, klimatische Lebens-

    umstände oder ein unterschiedlicher Le-bensstandard. Auch die Wahrnehmungbestimmter Arten von Behinderung isthöchst unterschiedlich, so gehören man-che von ihnen in einigen Kulturen zumnormalen Alltag, während gleichartige Er-krankungen in anderen Kulturen gänzlichanders klassifiziert und bewertet werden(Trommsdorff, 1987; Rath, 1985). Wasdie Behinderung eines Menschen aus-macht, lässt sich daher unter unterschied-lichem Blickwinkel auf sehr vielfältigeWeise definieren.

    „Objektiv gleiche Informationen überbestimmte Behinderungsarten können da-her je nach kulturspezifischer Verknüp-fung mit den relevanten Werthaltungenganz unterschiedlich kategorisiert wer-den. (...) So werden in einigen KulturenStörungen der sozialen Gemeinschaft alsIndikator für Behinderung wahrgenom-men und entsprechend negativ bewertet“(Trommsdorff, 1987, S. 29f).

    Alternativ dazu gibt es aber auch Ge-sellschaften, in denen die Behinderung alsStörung der Gemeinschaft wahrgenom-men wird. Entscheidend für die Definitioneiner Behinderung sind somit die vorherr-schenden gesellschaftlichen Vorstellun-gen zu diesem Sachverhalt (vgl. Jantzen,1992; Albrecht, 1993). So ist das Univer-sale des Begriffes Behinderung nicht aufder Erscheinungsebene zu erfassen, son-dern auf der sozialen Ebene, wobei Behin-derung als ein Prozess der sozialen Beein-trächtigung der Lebensmöglichkeitenmenschlicher Individuen zu verstehen ist,„der auf der Basis mangelnder Vermitt-lungsprozesse zwischen Individuum undGesellschaft sich als Beeinträchtigung derPersönlichkeit realisiert“ (Jantzen, 1995;S. 369f). Solche sozialen Beeinträchtigun-gen von Personen äußern sich in der Re-gel in Form sozialer Ächtung und Aus-schluss von elementaren Formen gesell-

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  • schaftlichen Zusammenlebens, wie z.B.Produktion und Reproduktion, Ehe, Eltern-schaft u.a.“ (Albrecht, 1993; S. 380).

    Behinderung kann somit nicht als „na-turwüchsig“ betrachtet werden, „sondernimmer nur aus den gesellschaftlichen An-forderungsstrukturen heraus“ (S. 380).Nach Jantzen (1992) werden Beeinträch-tigungen sichtbar und damit als Behinde-rung erst existent, wenn Merkmale undMerkmalskomplexe eines Individuumsaufgrund sozialer Interaktion und Kom-munikation in Bezug gesetzt werden zugesellschaftlichen Minimalvorstellungenüber individuelle und soziale Fähigkeiten.Indem festgestellt wird, dass ein Individu-um aufgrund seiner Merkmalsprägungdiesen Vorstellungen nicht entspricht,wird Behinderung offensichtlich, sie exis-tiert als sozialer Gegenstand erst von die-sem Augenblick an.

    Der Begriff der Behinderung wurdeauf einer Ministerkonferenz des EU-Ratsim Jahre 1991 in Paris von den EU-Fach-leuten und Vertretern internationaler Be-hindertenverbände in einer Resolution un-ter der Begrifflichkeit Menschen mit Be-hinderung neu formuliert. So wurde dieDefinition von Behinderung im Sinne derWHO übernommen, in der Behinderungals Benachteiligung bzw. Verlust oder Ein-schränkung der Möglichkeit gesehenwird, gleichberechtigt am Leben der Ge-meinschaft teilzunehmen (Oertel 1998).Diese Definition wurde mit der Internatio-nalen Klassifikation der Funktionsfähig-keit, Behinderung und Gesundheit (ICF,WHO, 2005) erheblich erweitert. Nachdem Konzept der funktionalen Gesund-heit (Funktionsfähigkeit) der ICF ist der Be-griff Behinderung formaler Oberbegriff zuBeeinträchtigungen der Funktionsfähig-keit eines Menschen unter expliziter Be-zugnahme auf Kontextfaktoren. So resul-tieren aus der Interaktion zwischen Ge-

    sundheitscharakteristiken und Umweltfak-toren Behinderungen. Damit sind Einflüs-se der Umwelt ein integraler Bestandteildes Konzepts. Insbesondere der gesamteLebenshintergrund der Betroffenen wirdberücksichtigt.

    Diese Änderungen und Neuerungenin der Begriffsbildung bzw. -formulierungzum Terminus „Behinderung“ sowie da-mit verbundene theoretische Ansätze inder allgemeinen Pädagogik und Sonder-pädagogik beeinflussten den seit 1990 imTransformationsprozess befindlichen Bil-dungssektor der Mongolei. Heute erfolgtin der Mongolei eine Orientierung an denneu formulierten Begriffen der WHO undden Beschlüssen der UNESCO-Weltkonfe-renz „Zur Pädagogik für besondere Be-dürfnisse“ von 1994 in Salamanca/Spa-nien. Die Mongolei orientiert sich seit1990 an der bildungspolitischen Strategieder UNESCO und hat 1990 das Grundla-genprogramm der UNESCO auf der inter-nationalen Konferenz „Bildung für Alle“in Jomtien (Thailand) unterzeichnet(Dgmmezg, 1999).

    Hintergrundinformationenzum Bildungswesen in derMongoleiIm Jahr 1990 beschritt die Mongolei denWeg in die marktwirtschaftliche und au-ßenwirtschaftliche Öffnung. Das Land,das fast 70 Jahre Sozialismus erlebte, be-findet sich in einer Übergangsphase voneinem totalitär-zentralistischen zu einempluralistischen, rechtsstaatlich orientiertenSystem. Die neue Gesellschaftsordnungsowie die politischen, wirtschaftlichenund sozialen Umstrukturierungen derletzten Jahre haben viele Lebensbereichedauerhaft und stark beeinflusst. Diese ge-sellschaftlichen Umwälzungen haben er-

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  • hebliche Veränderungen im Bildungssek-tor hervorgerufen und es fanden und fin-den dementsprechend Transformations-prozesse statt. In das allgemeine Bildungs-und Sonderschulwesen flossen ausländi-sche Modelle und Projekte ein. Die Refor-men vollzogen sich sowohl auf strukturel-ler als auch auf inhaltlicher Ebene.

    Mit dem neuen Bildungsgesetz von1991 (erweitert 1995 und 1998) wurdenneue Lehrpläne implementiert, die sichvon der Polytechnik und der sozialisti-schen Ideologie gelöst haben. Neue Inhal-te flossen in den Unterricht ein, neue Un-terrichtsfächer wurden eingeführt. Natio-nales Kulturerbe und mongolische Tradi-tionen fanden umfassenden Eingang indie Lehrpläne. Dies äußerte sich u.a. in ei-ner Hinwendung zur Religion, zu histori-schen, ästhetischen und ethischen The-men und in dem Bestreben, die uighur-mongolische Schrift wieder einzuführen.Die nationalen Minderheiten wie Kasa-chen und Tuwiner werden seither wiederin ihren Muttersprachen unterrichtet. DerBeginn der 90er Jahre war geprägt von öf-fentlicher Diskussion und kritischer sowieselbstkritischer Auseinandersetzung mitder sozialistischen Vergangenheit, aberauch der Ausarbeitung von Zukunftsplä-nen.

    Institutionelle Strukturreformen betra-fen vor allem die Verwaltung (Dezentrali-sierung) und das Bildungsministerium. DieDezentralisierungspolitik basierte auf derAnnahme, dass eine gute Kenntnis derörtlichen Gegebenheiten seitens der Ver-waltung automatisch zu den angemesse-nen Beschlüssen führt. Im Rahmen derStrukturreform kam es zur Entlassung vie-ler Lehrer, was landesweite Proteste her-vorgerufen hat. Wegen der Personalredu-zierung herrschte besonders auf dem Lan-de Lehrermangel. Dieser Stellenabbauwar der umstrittenste Bestandteil des

    Transformationsprozesses. Der strukturel-le Umbau und die Anpassung des Perso-nalumfangs an Vorgaben wurden zur Be-dingung für schulische Investitionen vonausländischen Organisationen gemacht(Stolpe, 2001; S. 62).

    Die Dezentralisierungspolitik hatteweitreichende Auswirkungen. Bei derKonzipierung der institutionellen Struktur-reform hatten die Reformer unterstellt,dass der Rückzug staatlicher Kontrolle au-tomatisch zu gestärkter Autonomie undvia Konkurrenz zu einer besseren Qualitätder Bildungseinrichtungen führen würde.In der Realität fehlte es jedoch fast überallan potentiell mobilisierbaren Ressourcen.Klare Organisationsstrukturen, definierteZiele und Kapazitäten, vorhandene Ma-nagementfähigkeiten, genaue und be-gründete Kriterien als Entscheidungs-grundlage sowie praktikable und transpa-rente Budgetsysteme wären für das Gelin-gen der Dezentralisierung erforderlich ge-wesen. In der Mongolei waren diese Vo-raussetzungen jedoch nicht erfüllt (Stolpe,2001).

    Als entscheidende Schwäche der ver-ordneten Dezentralisierung des Bildungs-systems wird von Stolpe beschrieben,dass „im Masterplan kaum Anhaltspunktefür eine Mikroplanung gegeben wordenwaren. Dazu waren die beratenden Exper-ten wegen mangelnder Kenntnis der Ge-gebenheiten auch nicht in der Lage undtaten daher unter Verwendung vonSchlagworten ‘Flexibilität’ und ‘interakti-ves Planungsmodell’ so, als stellten sichdie Lösungen von selbst ein, wenn mandie Probleme an die unteren Ebenen dele-gierte“ (Stolpe, 2001; S 69). Die Bestands-aufnahme der Problemstellungen am En-de der 90er Jahre hat nunmehr zu der Ein-sicht geführt, mit einer partiellen Dezen-tralisierung nur noch bestimmte Verant-wortlichkeiten auf die lokale Ebene zu

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  • übertragen und andere auf der zentralenEbene zu belassen. Einige der 1998 vorge-nommenen Änderungen der Bildungsge-setzpakete von 1991 bzw. 1995 sind des-halb auch als partielle Zurücknahme derübereilt betriebenen Dezentralisierungs-politik anzusehen.

    Die Theorie und Praxis der Sonderpä-dagogik in der Mongolei hatten bis An-fang der 90er Jahre Entwicklungsimpulsevon der Defektologie, der sonderpädago-gischen Konzeption der Sowjetunion, er-halten. Der Aufbau einer eigenständigenSonderschulpädagogik begann Anfangder 60er Jahre. In diesen Strukturen entwi-ckelte sich in der Praxis eine medizinischorientierte Sonderpädagogik. Es entstan-den eine Sonderschule für Kinder und Ju-gendliche mit Hörschädigungen undSprachbeeinträchtigungen, eine Sonder-schule für Kinder und Jugendliche mitSehschädigungen (diese zwei Schulartenwerden in Internatsform geführt: DieSchüler werden aus allen Städten und Ai-mags (große Verwaltungseinheit, Bezirk,Distrikt) aufgenommen) und Sonderschu-len für Kinder und Jugendliche mit Lern-behinderung. Eine Geistigbehinderten-oder Körperbehindertenpädagogik alsselbständige wissenschaftliche Disziplinwar und ist nicht vorhanden.

    Mit der zunehmenden Internationali-sierung und der Reflexion des implizitenMenschenbildes wird im sonderpädagogi-schen Bereich der Mongolei mit dem Sys-temwechsel von diskriminierenden Be-zeichnungen Abstand genommen. Es fin-det ein Wechsel von kategorialen sonder-pädagogischen Zuschreibungen hin zurFormulierung von besonderen pädagogi-schen Bedürfnissen statt. Insgesamt er-folgt ein Perspektivwechsel von der de-fektorientierten zu einer systemischenkomplexen Sichtweise. Neue Unterrichts-formen wie offener, fächerübergreifender

    oder schülerzentrierter Unterricht (=g-,m--mta vejsgglm; heehtd m--mta)werden statt lehrer- oder lernzielorientier-ten empfohlen (Ftnadgzj 1999;Dgmmezg, 1999). Das zentrale Anliegenist dabei den Schüler als eigenständigePersönlichkeit in den Mittelpunkt des Un-terrichts zu stellen und seine Interessen,Bedürfnisse und individuellen Lernmög-lichkeiten zu berücksichtigen. Der Unter-richt soll differenziert und individualisiertsein. Es erschienen in den letzten Jahrendiesbezüglich viele methodische Ratge-ber, Erfahrungs- und Forschungsberichte(Moysol elvsy ststtjlnay zgb 1999,2000). Zur Arbeit mit neuen Lehrbücherngab es Projekte und Seminare (Dklk-vjkl mtdttltl, 1999).

    Die Reformen im Bildungssektor inden 90er Jahren auf struktureller wie aufinhaltlicher Ebene sind zurückblickendinsgesamt als etwas überstürzt anzuse-hen. Die Neuorganisation im Bildungswe-sen hat Unsicherheit und gewisse Zweifelbei allen Beteiligten hervorgerufen. Dieersten Gesetzesgrundlagen widerspra-chen einander oft. Mit Beginn der zwei-ten Phase der Bildungsreform ab 1998wurde neben der Strukturreform in ersterLinie versucht, organisatorische Versäum-nisse zu korrigieren und inhaltliche Neu-orientierungen in der Schulpraxis zu ver-ankern. Die geplante Durchführung derReformen war durch die makroökonomi-sche Entwicklung der Mongolei, durch ei-ne an die Internationalität anknüpfendeBildungsplanung und durch die Sparpoli-tik der Regierung belastet. Ebenso wie imallgemeinen Bildungsbereich konntennicht alle Ziele des Vorhabens im sonder-pädagogischen Bereich erreicht werden.„Das Äquivalent der 90er firmierte zwarunter dem Begriff ‘Schülerzentrierter Un-terricht’, stellte aber keine substantielle di-daktische Neuerung dar. (...) Die strategi-

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  • schen Ausrichtungen kollidieren allerdingsauf der Umsetzungsebene mit den (...)Einsparungsmaßnahmen“ (Stolpe, 2001;S. 83).

    Untersuchungsziel

    Das Ziel der Untersuchung ist die Erhe-bung und Analyse der Einstellungen ver-schiedener sozialer Gruppen gegenüberMenschen mit Behinderungen. Dabei sollgeklärt werden, ob bzw. in welchem Um-fang und in welcher Hinsicht negative so-ziale Einstellungen und Vorurteile gegen-über Menschen mit Behinderungen undihrer Eingliederung in die Gemeinschafts-gesellschaft bestehen, ferner ob es in die-ser Hinsicht Unterschiede zwischen ver-schiedenen Gruppen oder Schichten dermongolischen Gesellschaft gibt. Hierzuliegen bisher keine Studien vor. Die Da-tenerhebung ist explorativ angelegt, dadie Einflüsse unterschiedlicher kulturellerEpochen und aktueller Entwicklungen inder Mongolei auf die Einstellungen ihrerBürger gegenüber Menschen mit Behin-derungen nicht abzuschätzen sind. Eineweitere Zielsetzung besteht im interkultu-rellen Vergleich der ermittelten Einstellun-gen mit vorliegenden Ergebnissen aus an-deren Ländern wie Deutschland und Ös-terreich.

    MethodeStichprobe und Untersuchungsverlauf

    Verschiedene soziale Gruppen in derMongolei wurden zu ihren Einstellungengegenüber Menschen mit Behinderungenschriftlich befragt: Abiturienten, Studen-ten, Angestellte/Beamte, Arbeiter und

    Lehrer. Die Gruppen der Angestellten/Be-amten und Arbeiter übten verschiedeneBerufe aus. Die Stichprobe umfasste ins-gesamt 105 Personen.

    Die befragten Erwachsenen wurdenaus verschiedenen sozio-ökonomischenSchichten zur Berücksichtigung der hete-rogenen Population ausgewählt. Es han-delt sich hiermit um eine geschichtete Zu-fallsstichprobe. Im ersten Schritt wurdenverschiedene Institutionen und Betriebenach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Ausjeder Institution bzw. jedem Betrieb wur-den dann Erwachsene zufällig als Teilneh-mer gezogen.

    In den Betrieben wurden die Untersu-chungen in Form von schriftlichen Grup-penbefragungen durchgeführt. Konkretgestaltete sich die Befragung so, dass jenach der mit dem Betrieb bzw. der Institu-tion festgelegten zeitlichen Organisation3-10 der für die Befragung zufällig ausge-wählten Personen in einem von der Lei-tung zur Verfügung gestellten Raum zu-sammengerufen wurden. Dieses Vorge-hen wurde gezielt unter dem Gesichts-punkt gewählt, dass die Fragebögen tat-sächlich allein ausgefüllt werden und dieAntworten nicht etwa durch Gesprächeund Diskussionen mit Arbeitskollegenoder Familienangehörigen beeinflusstwerden. So konnten Fehlerquellen ausge-schaltet und gleichzeitig der Zeitaufwandrelativ gering gehalten werden.

    Der Zweck der Befragung wurde vondem Untersucher erläutert, auf die Ano-nymität der Befragung hingewiesen sowiedarum gebeten, alle Fragen gründlich zubeantworten. Anschließend wurden dieFragelisten ausgeteilt. Die Befragten wur-den auch darauf hingewiesen, dass Mehr-fachantworten möglich seien.

    Die Bereitschaft zur Mitarbeit war imAllgemeinen gut. Im Durchschnitt benö-tigten die Befragten ca. 15 Minuten für

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  • die Bearbeitung des Fragebogens. An derBefragung nahmen Personen im Alter von17 bis 46 Jahren teil.

    Altersstruktur: Das durchschnittlicheLebensalter der befragten Gruppen be-trug bei Abiturienten 17.8 Jahre, Studen-ten 22.6 Jahre, Angestellten/Beamten 38Jahre, Arbeitern 27 Jahre und Lehrern36.4 Jahre.

    Geschlecht: Von den 105 Befragtenwaren 29 (28 %) männlichen und 76 (72%) weiblichen Geschlechts.

    Familienstand: 49 der Befragten (47 %) waren verheiratet und 56 (53 %)ledig.

    Beruflicher Status: Bei der Datenerhe-bung wurde darauf geachtet, möglichstverschiedene Berufsgruppen einzubezie-hen. Angestellte/Beamte übten beruflichunterschiedliche Tätigkeiten aus wie z.B.Arzt, Ingenieur, Anwalt, Buchhalter, Biblio-thekar. Erlernte und ausgeübte Berufe derArbeiter waren z.B. Schlosser, Koch, Fah-rer, Bauarbeiter, Krankenschwester,

    Klempner. Von 22 befragten Studentenbesuchten jeweils 11 die pädagogischeHochschule und die Hochschule fürFremdsprachen.

    Material und Durchführung

    Als Erhebungsinstrument über Einstellun-gen der mongolischen Bevölkerung ge-genüber den Menschen mit Behinderun-gen diente eine schriftliche Befragung.Die Konzeption des Fragebogens beruhtauf dem Interviewschema von Kurth et al.(1994) bzw. Seifert und Stangl (1981).

    Der Fragebogen besteht aus fünf Be-reichen, die jeweils 2 - 7 Wahlantwortenzuließen (s. Anhang). Die Fragen lassensich drei Gruppen zuordnen: Informiert-heit und Wissen über die Menschen mitBehinderungen, gesellschaftliche Akzep-tanz bzw. Auffassungen zur Integrationund Meinungen zu Hilfeleistungen gegen-über Menschen mit Behinderungen. Ne-ben den geschlossenen Fragen wurdenoffene Fragen zur Präzisierung und Be-gründung der gemachten Angaben einge-setzt. Die Auswertung des Fragebogens

    33Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der Mongolei

    Tab. 1: Aufgliederung nach dem beruflichen Status, dem Alter, dem Geschlecht und demFamilienstand

    Alter in Jahren Geschlecht Familienstand

    Gruppe n bis 18 19-25 26-35 ab 36 w m ledig verhei-ratet

    Insgesamt 105 18 36 27 24 76 29 56 49

    Abiturienten 20 17 3 11 9 20

    Studenten 22 20 2 16 6 18 4

    Angestellte/ Beamte

    20 8 12 17 3 4 16

    Lehrer 20 3 6 11 18 2 6 14

    Arbeiter 23 1 10 11 1 14 9 8 15

  • erfolgt itembezogen, deskriptiv auf Basisder Rohwerte.

    Ergebnisse

    Von den fünf vorgegebenen Behinde-rungsarten zur Frage „Welche Behinde-rung kennen Sie?“ kennen – 89 % aller Befragten eine Körperbehin-

    derung, – 82 % eine geistige Behinderung, – 69 % eine Sehbehinderung, – 62 % eine Hörbehinderung und – 30 % eine Lähmung.

    Auf die Frage zur Häufigkeit und Artdes Kontaktes zu Menschen mit Behinde-rungen sind 70 % der Befragten bereits ei-nem behinderten Menschen begegnet.Davon hatten 40 % der Befragten selteneKontakte, d.h. Behinderte sind ihnen aufder Straße begegnet oder sie haben sie imFernsehen gesehen. 15 % der Befragtenhaben des Öfteren und 9 % ständigenKontakt zu Menschen mit Behinderun-gen. 6 % der Befragten gaben an, Kontak-te mit behinderten Menschen als Famili-enmitglied, Bekannte, Freund oder alsNachbar zu haben.

    Bezüglich der sozialen Distanz der Be-fragten gegenüber Menschen mit einerBehinderung wurde die Frage gestellt, obsie diese in verschiedenen sozialen Situa-tionen akzeptieren würden. Diese Situa-tionen umfassten sowohl den beruflichenals auch den Privatbereich.

    Insgesamt gesehen, akzeptiert dieMehrheit der befragten ErwachsenenMenschen mit Behinderungen nicht alsBetriebsangehörige, Arbeitskollegen, Frei-zeitpartner, Freund oder Ehepartner. NurTaubstumme/Gehörlose werden mehr-heitlich (58 %) als Betriebsangehörigewohlwollend betrachtet.

    Die ermittelten Werte lassen eine be-sonders geringe Akzeptanz von Behinder-ten als Ehepartner erkennen. Die Befrag-ten können sich Blinde und noch eherTaubstumme als Ehepartner, Freund, Frei-zeitpartner, Arbeitskollegen und Betriebs-angehörigen vorstellen. Als Grund dafürführten sie an, dass diese Behinderungenäußerlich und im geistigen Kontakt als re-lativ wenig belastend erlebt werden.

    Anders sieht das Ergebnis bei Men-schen mit körperlicher Behinderung, Läh-mung oder leichten geistigen Behinderun-gen aus. Aufgrund des eingeschränktenBewegungs- und Stützapparates bei Kör-perbehinderten oder der häufigen Sinnes-schädigungen bei geistig Behindertenwerden diese zwar noch relativ häufig alsFreizeitpartner und Freund, jedoch weni-ger als Arbeitskollege bzw. Betriebsange-höriger und Ehepartner akzeptiert.

    Bei der Frage „Wie könnte man ei-nem Menschen mit einer Behinderungbesser helfen?“ konnte wieder aus einerReihe vorgegebener Antwortmöglichkei-ten (auch mehrfach) ausgewählt werden.Am Anfang der Rangfolge stehen die Be-schaffung von Arbeitsplätzen (76 %) unddie Aufklärung der Öffentlichkeit (61 %).Die Unterstützung der Forderungen nachbesseren Hilfen und Leistungen (höherestaatliche Beihilfen und Renten) (54 %)steht an dritter Stelle. Den Bau von Woh-nungen für Menschen mit Behinderungenhaben 49 % und die Einrichtung von ge-schützten Werkstätten 38 % der Befrag-ten befürwortet. Gemeinsame Aktivitätenvon Behinderten und Nichtbehindertenwürden 28 % der Befragten begrüßen.Sehr wenige der Befragten (14 %) sind be-reit, Geld zu spenden (s. Tab. 2).

    Zwischen den einzelnen Gruppen er-gaben sich nur leichte Unterschiede. An-gestellte/Beamte, Lehrer und Studentenäußerten sich insgesamt hilfsbereiter als

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  • Schüler und Arbeiter. Dies gilt vor allemfür die Situationen des Arbeitslebens. An-gestellte/Beamte würden mehrheitlich alsHilfe auch Geld spenden.

    Aus den Aussagen der Befragten resul-tiert, dass die meisten von ihnen eine po-sitive Einstellung zur Berufstätigkeit vonMenschen mit Behinderungen haben,

    wenn je nach Berufsart die notwendigephysische und psychische Leistungsfähig-keit besteht und der Arbeitsplatz behin-dertengerecht eingerichtet ist. Die Schul-bildung und das berufliche Niveau der Be-fragten stehen in einem Zusammenhangmit der Zustimmung zu verschiedenenHilfsmöglichkeiten wie der Beschaffung

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    n %

    Blinde

    Taubstumme

    Gelähmte

    Körperbehinderte

    Leicht geistigBehinderte

    Abb. 1: Relative Häufigkeiten der sozialen Akzeptanz von Menschen mit Behinderungenin verschiedenen sozialen Situationen.

    Rangfolge % der Nennungen

    1. Beschaffung von Arbeitsplätzen 76 (80)

    2. Aufklärung der Öffentlichkeit 61 (64)

    3. Höhere staatliche Beihilfen und Renten 54 (57)

    4. Bau von Wohnungen für Menschen mit Behinderung 49 (52)

    5. Einrichtung von geschützten Werkstätten 38 (40)

    6. Durchführung von gemeinsamen Aktivitäten für Behinderteund Nichtbehinderte

    28 (30)

    7. Geld spenden 14 (15)

    Tab. 2: Wie die Befragten den Menschen mit Behinderungen helfen wollen

    Anmerkungen. In Klammern werden die absoluten Häufigkeiten angegeben. Die Größe der Gesamt-stichprobe ist 105.

  • von Arbeitsplätzen, der Aufklärung in derÖffentlichkeit, höherer staatlicher Beihil-fen und Renten, dem Bau von behinder-tengerechten Wohnungen, der Einrich-tung von geschützten Werkstätten unddem Spenden von Geld.

    Der Durchführung von gemeinsamenAktivitäten von Behinderten und Nichtbe-hinderten stimmten am ehesten Arbeiterzu und in geringster Zahl die Angestell-ten/Beamten. Nicht nur hinsichtlich derausgeübten Tätigkeiten der Befragten,sondern auch bei der Berücksichtigungdes Lebensalters sind Unterschiede fest-stellbar. Die älteren Befragten zeigen einestärkere Tendenz zur Hilfsbereitschaft,während die jüngeren Personen, beson-ders Schüler, im Gegensatz dazu neutra-ler reagieren. Dabei sind allerdings dieAussagen der Studenten als Ausnahme zuberücksichtigen. Diese Gruppe zeigte imAllgemeinen eine deutlich positivere Hal-tung gegenüber den Maßnahmen zur Un-terstützung behinderter Menschen als dieanderen jungen Befragten.

    Interkultureller Vergleich

    Die Ergebnisse dieser Untersuchung wur-den mit den Untersuchungsergebnissenvon Seifert und Stangl (1981), die in Ös-terreich erhoben wurden, und den Unter-suchungsergebnissen von Kurth et al.(1994), die in Deutschland ermittelt wur-den, verglichen. Ein exakter Vergleich istnicht möglich, da in Hinblick auf die An-zahl der Teilnehmer, die Fragestellungenund die Berufe bzw. die Ausbildung derBefragten Differenzen bestehen (Öster-reich: N = 1879 Teilnehmer; Mongolei: N= 105 Teilnehmer; Deutschland: N = 488Teilnehmer).

    Beim Vergleich der Untersuchungenin der Mongolei und in Österreich lassen

    sich ähnliche Antworttendenzen, aberauch Unterschiede feststellen. In beidenUntersuchungen bestehen Ähnlichkeitenbezüglich eines Zusammenhangs zwi-schen den Einstellungen gegenüber Men-schen mit Behinderungen und dem Alterund Bildungsstand der Befragten. So bie-ten die älteren Befragten in beiden Län-dern häufiger Hilfe an als die jüngeren.Des Weiteren scheint eine höhere Bil-dung eine positive Haltung gegenüber be-hinderten Menschen zur Folge zu haben.

    Beim Vergleich von Einstellungen ge-genüber geistig behinderten Menschenmit Einstellungen gegenüber anderenGruppen von Behinderten zeigt sich, dassdie Menschen mit geistiger Behinderungeine deutliche Ablehnung in beiden Län-dern erfahren. Insbesondere bei der Fragenach der Akzeptanz in verschiedenen so-zialen Situationen, wie z. B. als Freundund Ehepartner, aber auch als Arbeitskol-lege zeigt sich eine soziale Distanz gegen-über Geistigbehinderten in Österreichund in der Mongolei. Die Befragten in derMongolei akzeptieren leicht geistig behin-derte Menschen eher als Freizeitpartnerals die Befragten in Österreich, wobei Ös-terreicher sich leicht Geistigbehinderteeher als Betriebsangehörige vorstellenkönnen.

    Bei der Frage „Wie könnte man Men-schen mit Behinderungen besser helfen?“,steht am Anfang der Rangfolge in dermongolischen Untersuchung die Beschaf-fung von Arbeitsplätzen für Behinderte,gefolgt von der Aufklärung der Öffentlich-keit und der Forderung nach höherenstaatlichen Beihilfen und Renten, währendin der Untersuchung von Seifert undStangl an erster Stelle die Aufklärung inder Öffentlichkeit, dann der Bau vonWohnungen für Menschen mit Behinde-rungen und erst an dritter Stelle die Be-

    36 J. Bayarsaikhan, B. Hartke

  • schaffung von Arbeitsplätzen als notwen-dig angesehen werden.

    Gravierende Differenzen zeigen sichvor allem hinsichtlich der sozialen Distanzgegenüber unterschiedlichen Formen vonBehinderung. So zeigt sich in der Untersu-chung von Seifert und Stangl die größtesoziale Distanz gegenüber den leicht geis-tig Behinderten, was durchaus noch denErgebnissen der Befragung in der Mongo-lei entspricht. Danach werden in der ös-terreichischen Untersuchung aber Taub-stumme am deutlichsten abgelehnt (40 %der Befragten), gefolgt von Blinden undGelähmten (34 % bzw. 32 % Ablehnun-gen) bei einer eher geringen Ablehnungvon Körperbehinderten/Amputierten (15% Ablehnungen). In der mongolischenUntersuchung wurden nach den leichtgeistig Behinderten dagegen Gelähmteund Körperbehinderte häufiger abgelehntund Taubstumme und Blinde am ehestenakzeptiert.

    Die Ergebnisse der Untersuchung vonKurth et al. zu den Einstellungen deut-scher Oberschüler gegenüber geistig be-hinderten Menschen im Vergleich zu aust-ralischen und irischen Schülern belegeneine relativ positive und hohe Akzeptanzvon geistig Behinderten. Im Hinblick aufverschiedene Hilfsmöglichkeiten für geis-tig behinderte Menschen steht in diesenStichproben im oberen Bereich der Rang-

    folge die Unterstützung der Forderungennach besseren Hilfen und Leistungen, ge-folgt von dem Wunsch, Geld für sie zusammeln und zu spenden, während in derMongolei das Spenden von Geld an letz-ter Stelle steht.

    Diskussion

    Die Ergebnisse beziehen sich auf Kennt-nisse über und auf Einstellungen gegen-über Menschen mit Behinderungen: Sieverdeutlichen, dass Menschen mit Behin-derungen seitens der Befragten überwie-gend eine erhebliche Hilfsbereitschaftentgegengebracht wird, die möglicher-weise auch mit dem relativ hohen Bil-dungsstand der Mehrzahl der befragtenPersonen zusammenhängt. Allerdings be-stehen eher selten engere persönlicheKontakte zu Menschen mit Behinderun-gen und die soziale Akzeptanz von Behin-derten in alltäglichen Situationen ist beider Mehrheit der Befragten anscheinendeher gering.

    Aus den Angaben lässt sich entneh-men, dass 70 % der Befragten einem be-hinderten Menschen in unterschiedlicherWeise begegnet sind, davon hatten 40 %seltene Kontakte, d.h. beispielsweise aufder Straße, oder sie wurden durch Berich-te in Massenmedien über Behinderte in-

    37Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der Mongolei

    Tab. 3: Soziale Ablehnung von Menschen mit Behinderungen nach Behinderungsarten

    Rang Mongolei Österreich

    1. Leicht geistig Behinderte Leicht geistig Behinderte

    2. Gelähmte Taubstumme

    3. Körperbehinderte Blinde

    4. Blinde Gelähmte

    5. Taubstumme Körperbehinderte

  • formiert. Nur 6 % haben direkten regel-mäßigen Kontakt zu einem behindertenMenschen. Demnach stützt sich dieMehrheit der Befragten mit Informationenzum Thema „Menschen mit Behinderun-gen“ in ihren Meinungen oder Einstellun-gen gegenüber Menschen mit Behinde-rung nur auf wenige oder oberflächlicheErfahrungen mit Behinderten sowie aufSekundärerfahrungen aus dem Bereichder Medien.

    Angestellte/Beamte, Lehrer und Stu-denten äußerten sich gegenüber allen Ar-ten von Behinderungen konsistent positi-ver als die anderen zwei Gruppen. Die Er-gebnisse zeigen, dass Behinderten im All-gemeinen eine Andersartigkeit unterstelltwird, auf die die Befragten sehr unter-schiedlich reagieren. Die Kontaktbereit-schaft variiert in Abhängigkeit von der Artder Behinderung. So ist die geringste Ab-lehnung gegenüber Menschen mit Hörbe-hinderung und die höchste gegenüberMenschen mit leichten geistigen Behinde-rungen festzustellen. Die soziale Annah-me gelähmter, körperlich und geistig be-hinderter Menschen ist wegen ihrer funk-tionalen bzw. intellektuellen Einschrän-kung im Beruf und auch als Freund undEhepartner bei den Befragten am gerings-ten.

    Weiterhin sind Unterschiede zwischenphysischen und psychischen Abweichun-gen festzustellen. So zeigen die Men-schen gegenüber den Personen mit kör-perlichen Behinderungen mehr Akzep-tanz als gegenüber denen mit geistigenBeeinträchtigungen.

    Ein wesentlicher Prozentsatz der Be-fragten befürwortet verschiedene Mög-lichkeiten der Unterstützung und Hilfe.Trotzdem ergaben sich einige Unterschie-de. Die höchste Präferenz zeigt die Be-schaffung von Arbeitsplätzen. Die Befrag-ten mit besserer Schulbildung und qualifi-

    zierter beruflicher Tätigkeit urteilten weni-ger ablehnend in Bezug auf behinderteMenschen, während die Arbeiter eher zurAblehnung der unterstützenden Maßnah-men tendierten. Im Gegensatz dazu wur-de die Durchführung von gemeinsamenAktivitäten für Behinderte und Nichtbe-hinderte vorrangig von Arbeitern befür-wortet, wobei dies von den Angestell-ten/Beamten stärker abgelehnt wurde alsvon den anderen Gruppen.

    Aus der Befragung zur Akzeptanz undAblehnung behinderter Menschen in ver-schiedenen sozialen Situationen geht her-vor, dass die Befragten Beruf, Freizeit undPrivatleben trennen. So werden Men-schen mit Behinderungen zwar im Berufeher akzeptiert als in der Freizeit, als Ehe-partner hingegen werden sie von derdeutlichen Mehrheit der Befragten abge-lehnt. Die mangelnde Akzeptanz betrifftvor allem Menschen mit körperlichen/motorischen und geistigen Beeinträchti-gungen.

    Hinsichtlich des Antwortverhaltensnach Lebensalter ergaben sich nur gerin-ge Unterschiede. Die älteren Befragtentraten häufiger dafür ein, dass den behin-derten Menschen Hilfen verschiedenerArt gewährt werden.

    Zusammenfassend lässt sich festhal-ten, dass sich die Art der Behinderung aufdie Einstellung zur Person mit Behinde-rung auswirkt. Die größte soziale Distanzerfahren Menschen mit körperlichen undgeistigen Beeinträchtigungen. Menschenmit Hör- und Sehbehinderungen werdendagegen von den Befragten am meistenakzeptiert. Diese Ergebnisse stimmen mitden Ergebnissen der Untersuchung vonNeubert und Cloerkes (1987) überein,dass den Andersartigkeiten mit starkenFunktionseinschränkungen und mit deutli-chen psychischen Schädigungen allge-

    38 J. Bayarsaikhan, B. Hartke

  • mein ein ausgeprägt negativer Wert zuge-schrieben wird.

    Die kulturvergleichende Betrachtungzeigt Ähnlichkeiten und Differenzen zwi-schen den Ergebnissen der mongolischenund österreichischen Untersuchung. Diegrößte Distanz gegenüber Menschen mitBehinderungen wird in der Mongolei undÖsterreich gegenüber den Menschen mitleichten geistigen Behinderungen gezeigt.Menschen mit Körperbehinderungen,Amputationen und Lähmungen erfahrenin der österreichischen Stichprobe mehrAkzeptanz als die Menschen mit Seh- undHörbehinderungen. In der mongolischenUntersuchung wurden nach leicht geistigBehinderten dagegen Gelähmte und Kör-perbehinderte am deutlichsten abgelehntund Taubstumme und Blinde am ehestenakzeptiert. Die Bewertung von wenigerdeutlichen Funktionsbeeinträchtigungenvariiert somit in diesen beiden Kulturen.

    Die hohe soziale Ablehnung von Men-schen mit körperlichen und geistigen Be-hinderungen in der mongolischen Studiesteht möglicherweise im Zusammenhangmit den Normen und Moralvorstellungender sozialistischen Zeit und der damali-gen Bildungspolitik. Das nach den Grund-sätzen der sowjetischen Pädagogik ge-gründete Sonderschulwesen war und istimmer noch nur auf einen Teil der bedürf-tigen Kinder zugeschnitten. Kinder mitEntwicklungsstörungen, als Kinder mit„intellektueller Schädigung vom Gradeder Debilität“ bezeichnet, galten als schul-bildungsfähig. Kinder mit starken Entwick-lungsrückständen dagegen waren von derSchulbildung ausgeschlossen. So wurdenKinder mit geistigen und mehrfachen Be-hinderungen nicht im Schulsystem be-rücksichtigt und als „untauglich“ bzw.„schulbildungsunfähig“ bezeichnet. Die-se Regelungen werden heute stark kriti-siert (Tyhmezg, 1996).

    In den sieben Jahrzehnten des Sozia-lismus war die Religionsausübung unter-drückt, Buddhismus und Schamanismusverloren jegliche offizielle Bedeutung undihren Einfluss auf das Leben der Bevölke-rung. Über 90% aller Klöster und Tempelwurden zerstört. Zehntausende Mönchewurden liquidiert. Die uralten religiösenPraktiken und Kulte konnten zumeist nurnoch im Verborgenen abgehalten wer-den. Auch die damalige atheistische Pro-paganda tat ihr Übriges, dass sich immermehr junge Menschen von den Religio-nen abwandten. Es galt Gläubigkeit durchIdeologie zu ersetzen (Fritsche, 1994). Sosind bis heute nur noch einige wenige da-mit verbundenen Rituale und Gebräuchelebendig geblieben (vgl. Dgm-Njttdoa &Gj,zgvojty, 1999; Müller & Müller,1992).

    Im Buddhismus beruht die ethischeEntwicklung eines Individuums auf derEntwicklung von tief empfundenen Ge-fühlen wie Herzensgüte und Mitgefühl,die buddhistische Philosophie legt vielWert auf soziale Harmonie und Toleranz,Unvoreingenommenheit gegenüber allenLebewesen und Gleichmütigkeit. Die Ei-genschaften, die der Buddhismus unter-drücken will, sind Egoismus und Unwis-senheit. Die Verfassung von 1992 garan-tiert die freie Religionsausübung. Auchdeshalb nahm das religiöse Leben nachder politischen Wende einen deutlichenAufschwung. Ein Einfluss buddhistischerWerte zeigt sich im Antwortverhalten derbefragten Personen allerdings nicht.

    Die Ergebnisse der Befragung der Er-wachsenen führen zu einer verbessertenHypothesenbildung über die Einstellun-gen in der mongolischen Bevölkerung, oh-ne dass ein Anspruch auf Repräsentanzder Ergebnisse erhoben wird.

    39Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der Mongolei

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    Anschrift der Autoren:

    DR. JARGALMAA BAYARSAIKHANPeter-Caesar-Schule55743 [email protected]

    PROF. DR. BODO HARTKEUniversität RostockInstitut für sonderpädagogische Entwicklungsförderung und RehabilitationAugust-Bebel-Straße 2818051 [email protected]

    41Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der Mongolei

    Anhang

    Fragebogen zur sozialen Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen (deutschspra-chige Version)1

    1. Welche Behinderungen kennen Sie?

    Körperbehinderunggeistige BehinderungSehbehinderung (Blinde) Hörbehinderung(Taubstumme/Gehörlose) Lähmung

    1 Die mongolische Befragungsversion ist auf Anfrage bei der Autorin des Beitrags erhältlich.

  • 42 J. Bayarsaikhan, B. Hartke

    2. Sind Sie schon einmal einem Menschen mit einer Behinderung begegnet?

    JaBei welcher Gelegenheit?

    ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Nein

    3. Wie oft hatten Sie Kontakt zu einem behinderten Menschen?

    selten

    oft

    ständig

    4. Welchen Feststellungen werden Sie zustimmen?

    – einen Blinden würden Sie alsBetriebsangehörigen akzeptierenals einen Arbeitskollegen akzeptierengelegentlich mit ihm Freizeit verbringenkönnte ich als persönlichen Freund akzeptierenkönnte ich als Ehepartner akzeptieren

    Grund: ________________________________________________________________________________________________________________

    – einen Taubstummen/Gehörlosen würden Sie alsBetriebsangehörigen akzeptierenals einen Arbeitskollegen akzeptierengelegentlich mit ihm Freizeit verbringenkönnte ich als persönlichen Freund akzeptierenkönnte ich als Ehepartner akzeptieren

    Grund: ________________________________________________________________________________________________________________

  • 43Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der Mongolei

    – einen Gelähmten würden Sie alsBetriebsangehörigen akzeptierenals einen Arbeitskollegen akzeptierengelegentlich mit ihm Freizeit verbringenkönnte ich als persönlichen Freund akzeptierenkönnte ich als Ehepartner akzeptieren

    Grund: ________________________________________________________________________________________________________________

    – einen Körperbehinderten würden Sie alsBetriebsangehörigen akzeptierenals einen Arbeitskollegen akzeptierengelegentlich mit ihm Freizeit verbringenkönnte ich als persönlichen Freund akzeptierenkönnte ich als Ehepartner akzeptieren

    Grund: ________________________________________________________________________________________________________________

    – einen leicht geistig Behinderten würden Sie alsBetriebsangehörigen akzeptierenals einen Arbeitskollegen akzeptierengelegentlich mit ihm Freizeit verbringenkönnte ich als persönlichen Freund akzeptierenkönnte ich als Ehepartner akzeptieren

    Grund: ________________________________________________________________________________________________________________

    5. Wie könnte man einem Menschen mit einer Behinderung besser helfen?

    Geld spendenhöhere staatliche Beihilfen und RenteBau von Wohnungen für BehinderteBeschaffung von ArbeitsplätzenEinrichtung von geschützten WerkstättenAufklärung der ÖffentlichkeitDurchführung von gemeinsamenAktivitäten für Behinderte und Nichtbehinderte

  • 44 J. Bayarsaikhan, B. Hartke

    6. Persönliche Daten

    – Geschlecht: männlich weiblich

    – Alter: bis 18 J.19 - 25 J.26 - 35 J.ab 36 J.

    – Schulbildung: HochschulbildungSpezielle MittelschulbildungMittelschulbildungGrundschulbildung

    – Ausgeübter Beruf: ______________________

    – Familienstand: ledigverheiratet

    – Soziale Stellung: AkademikerArbeiterStudent/inSchüler/in