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SMART HOME 2030 Wie die Digitalisierung das Bauen und Wohnen verändert Von Karin Frick, Daniela Tenger

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Smart Home 2030Wie die Digitalisierung das Bauen und Wohnen verändert

Von Karin Frick, Daniela Tenger

Smart Home 20302

Impressum

AutorinnenKarin Frick, Daniela Tenger

RedaktionIrène Dietschi

Layout/IllustrationJoppe Berlin, Illustration: Frances Franzke

GDI Research BoardDavid Bosshart, Alain Egli, Martina Kühne, Detlef Gürtler, Marta Kwiatkowski, Bettina Höchli

© GDI 2015

HerausgeberGDI Gottlieb Duttweiler InstituteLanghaldenstrasse 21CH-8803 Rüschlikon/Zürichwww.gdi.ch

Im Auftrag vonRaiffeisen Schweiz GenossenschaftRaiffeisenplatzCH-9001 St. Gallen

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 1

Inhalt

02 Summary

05 Vorwort

06 einleitung: Das intelligente Zuhause kommt

10 Smart Home heute: Die Perspektive der anbieter

20 Smart Home 2030: Sechs thesen1: Statt Hardware bestimmt die Software2: Tradition trifft auf Convenience – das digitale Wohnen wird gemütlich3: Mehr Transparenz bedeutet mehr Sicherheit – und neue Abhängigkeiten4: Wohnen wird nachhaltiger und preiswerter5: Rundum-Komfort wird wichtiger als die Immobilie6: Vernetzung ist der Schlüssel zum Erfolg

48 Fazit

51 anhang

Smart Home 20302

Die Digitalisierung hat schon zahlreiche Bereiche des Lebens auf den Kopf gestellt. Nach der Musik, der Film- und der Verlagsbranche erfasst sie nun das Bauen und Wohnen. Die Vernetzung ermög-licht es, unser Zuhause völlig neu zu organisieren, zu steuern und zu kontrollieren. «Smart Home» heisst das Buzzword, mit dem bereits zahlreiche Anbieter Geld zu verdienen versuchen. Auch bran-chenfremde Player wie Samsung, Google oder Apple mischen den Wohn- und Baumarkt auf.

Intelligente Kühlschränke und automatisierte Lichtsteuerungsanlagen sind erst der Anfang: Die wahre Revolution geht weit über heutige Smart-Home-Devices hinaus. Sie findet im Hintergrund statt und bewirkt einen Strukturwandel. Entlang der ganzen Wertschöpfungskette – von der Pla-nung über den Bau bis zu Vermietung, Unterhalt und Renovation eines Gebäudes – entstehen neue Organisationsformen, neue Funktionen, neue Märkte.

Sind die Schweizer Anbieter bereit für diesen Wandel? Wie verändert die Digitalisierung die Bau- und Wohnindustrie konkret? Diesen Fragen geht die vorliegende Studie nach. Ihr erster Teil untersucht, inwiefern das Thema Smart Home be-reits im Schweizer Bau- und Immobilienmarkt angekommen ist. In einer repräsentativen Befra-gung wurden 400 Architekten und Bauingenieure, Elektroplaner und Elektroinstallateure, Immobili-enhändler sowie Gebäudetechniker befragt. Die Resultate zeigen:

> Für gewisse Anbieter ist Smart Home heute schon wichtig, andere sehen sich weder heute noch künftig davon betroffen.

> Die Elektrobranche und die Gebäudetechniker sind gegenüber Smart-Home-Applikationen aufgeschlossener als Architekten, Bauingenieu-re und Immobilienhändler.

> Alle Anbieter sind relativ orientierungslos bei der Frage, wie die Digitalisierung ihre Branche verändern wird.

> Viele Anbieter halten digitale Tools für zu teu-er, störungsanfällig, zu wenig kompatibel und zu wenig zuverlässig in puncto Datensicherheit.

> Szenarien, wonach Roboter und 3-D-Drucker dereinst das Bauen übernehmen könnten, be-urteilen die meisten Befragten als unrealistisch.

Die Befragung zeigt: Der heutige Smart-Home-Markt steht der weiterreichenden Digitalisierung der Branche ratlos gegenüber. Trotzdem: Der Wandel wird kommen. Statt seine passiven Opfer zu werden, haben lokale Anbieter die Möglichkeit, ihn mitzugestalten. Dafür braucht es ein Grund-wissen über die relevantesten Entwicklungen und über deren Folgen für Nutzer und Anbieter. Die Studie nennt sechs Thesen fürs Jahr 2030:

1. Statt Hardware bestimmt die Software. Com-puter-Programme definieren, wie wir Wohnun-gen steuern, überwachen, organisieren und wie die Anbieter planen, bauen und ausstatten: Die Art und Weise, wie all diese Prozesse und Dienst-leistungen funktionieren, ist softwaregetrieben. Während es bereits seit längerem automatisierte Infrastrukturen für Beleuchtung, Belüftung oder Heizung gibt, kommen nun immer mehr digitale Dienstleistungen hinzu. Sie werden für Mieter wie Eigentümer erschwinglicher und einfacher zu in-stallieren und zu bedienen. Denn statt komplexen Nachrüstungen braucht es für digitale Plug-and-play-Geräte nur noch einen Internetanschluss. In der Folge wird die Vernetzung im und rund ums Haus zum Standard. Und auch wie Wohnungen geplant und gebaut werden, verändert sich. Digi-tale Planungstools, virtuelle 3-D-Modelle, Bauro-boter: Statt Beton bestimmt 2030 die Software das Bauen.

Summary

2. Tradition trifft auf Convenience – das digitale Wohnen wird gemütlich. Unsere Wohnung wird 2030 wie ein Smartphone funktionieren, aber trotzdem kein Science-Fiction-Haushalt sein. Denn je digitaler unsere Welt, desto stärker keimt als Gegentrend die Sehnsucht nach dem «Realen» und «Authentischen» auf. Viele technologische Innovationen finden deshalb unaufdringlich und im Hintergrund statt. Trotz Vernetzung bleibt das Zuhause gemütlich.

3. Mehr Transparenz bedeutet mehr Sicherheit – und neue Abhängigkeiten. Digitales Wohnen erzeugt enorme Datenmengen. Bewohner werden transparent und machen sich angreifbarer. Das digitale Ökosystem schafft neue, kaum durch-schaubare Abhängigkeiten – doch zugleich auch mehr Sicherheit: BewohnerInnen können ihr Zu-hause jederzeit und von überall her kontrollieren. Das smarte Haus merkt, wenn mit seinen Bewoh-nern etwas nicht stimmt: ein grosser Mehrwert gerade in unserer alternden Gesellschaft.

4. Wohnen wird nachhaltiger und preiswerter. Infrastruktur, Geräte und Ressourcenverbrauch lassen sich im Smart Home von morgen effizienter steuern. Intelligente Haussteuerung wird deshalb von Politikern (Stichwort: Energiewende) und Konsumenten (Nachhaltigkeit) gefordert.

5. Rundum-Komfort wird wichtiger als die Im-mobilie. Immobilien lassen sich übermorgen in-telligenter bewirtschaften als bislang, zum Nutzen von Mieter und Vermieter. Auch der Einkauf wird zunehmend automatisiert und vereinfacht; intelli-gente Kaffeemaschinen beispielsweise ersetzen die Kapseln bei Bedarf gleich selbst. Je mehr Dienst-leistungen rund ums Haus übers Netz abgewickelt werden, desto attraktiver wird das intelligente Heim für die Nutzer. Vernetzte Komfort-Services rund ums Objekt werden in Entscheidungsprozes-

sen von Bauherren und Mietern einst ebenso eine wichtige Rolle spielen wie die Immobilie selber.

6. Vernetzung ist der Schlüssel zum Erfolg. Ob Strom-, Kommunikations- oder Inneneinrich-tungsunternehmen – Anbieter können gemein-sam smartere Services und Produkte anbieten als alleine. Indem sich die verschiedenen Branchen miteinander und über ihre Grenzen hinaus mit Software-Playern vernetzen, entsteht Innovation. Diese Vernetzung muss für die EndnutzerInnen unsichtbar sein: Wir wollen nicht unzählige Apps, sondern nur eine zentrale Alleskönner-Plattform. Schon heute rivalisieren zahlreiche Anbieter aller Branchen um diese Schnittstelle zur Kundschaft, bis jetzt hat sich aber keine Platt-form durchgesetzt.

Noch mag vom aufgezeigten Wandel wenig zu spüren sein. Doch bald wird er alle Anbieter be-treffen. Den Handwerker vor Ort beispielsweise wird es im Heim- und Baubereich immer brau-chen, aber seine Aufgaben und Arbeitsabläufe werden sich verändern. Er wird von intelligenten Geräten bei Reparaturbedarf direkt informiert, arbeitet Hand in Hand mit Baurobotern und ko-operiert mit IT-Fachleuten. Die Digitalisierung verändert die Spielregeln der Branchen, eröffnet aber auch neue Möglichkeiten: Wer sie nutzen will, sollte jetzt damit beginnen, sich auf den Wandel einzustellen.

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Ein intelligentes Zuhause – was sich für die einen nach Zukunftstraum anhört, klingt in den Ohren anderer wie ein Horrorszenario. Ich gebe zu, auch mich fasziniert der Gedanke, dass die Geräte im Haushalt miteinander korrespondieren und mir Arbeit abnehmen. Doch ich bin auch davon über-zeugt, dass sich das Wohnen im Jahr 2030 nicht grundlegend anders anfühlen wird.

Die Digitalisierung wird viele Prozesse im Hinter-grund vereinfachen. Miteinander vernetzte Geräte werden beispielsweise dafür sorgen, dass wir nicht unnötig Energie verbrauchen. KMU in der Bau- und Immobilienbranche werden sich hingegen auf neue Kundenbedürfnisse einstellen müssen. Vom Architekten über den Elektriker bis zum Immobi-lienverwalter sind alle betroffen.

Raiffeisen möchte mit der Unterstützung dieses Forschungsprojektes einen Beitrag leisten, dass Ei-genheimbesitzer und KMU Veränderungen früh-zeitig erkennen und die Chancen, die sich daraus ergeben, nutzen.

Dr. Patrik Gisel, CEO Raiffeisen Schweiz

Vorwort

Smart Home 20306

1 Glaser, GDI Impuls 1.15, S. 14–16.2 breakingsmart.com: Season 1, Essay 2 und 7.

Von der Elektrifizierung der Privathaushalte über die Erfindung der Waschmaschine bis hin zum Vormarsch der Staubsaugerroboter: Tech-nologische Entwicklungen machen das Wohnen seit jeher angenehmer und einfacher. Nun er-reicht die fortschreitende Digitalisierung den Wohnbereich und eröffnet völlig neue Möglich-keiten, wie wir unser Zuhause organisieren, steu-ern und kontrollieren können. Wenn Küche, Türschloss und Klimaanlage digital gesteuert werden, genügt ein Internetanschluss, um die einzelnen Elemente intelligent miteinander zu vernetzen. Dann meldet das Schloss der Küche, wer zur Tür hereingekommen ist, die Küche schaltet das entsprechende Kaffeeprogramm ein und die Klimaanlage passt die Temperatur an. Per Smartphone kann der Bewohner jeder-zeit überprüfen, wer zuhause ist, wie warm die Wohnung gerade ist und wie viel Strom die Heizung verbraucht. Das Wohnen wird für den Nutzer komfortabler, energieeffizienter und si-cherer – die entsprechenden Softwareprogram-me und intelligenten Haushaltsgeräte sind heute schon auf dem Markt. Und nicht nur im Haus, sondern entlang der ganzen Wertschöpfungsket-te von der ersten Planung über den Bau bis hin zu Vermietung, Verkauf und Unterhalt oder Reno-vation eröffnet die Digitalisierung neue Wege. Bereits heute schaffen beispielsweise digitale Grundbücher mehr Transparenz über Eigen-tumsverhältnisse; in der Schweiz läuft die elekt-ronische Erfassung der Grundbücher im Rahmen des Projekts eGRIS. Virtuelle 3-D-Simulationen wie das Building Information Modeling (BIM) erleichtern Architekten die Planung und Immo-bilienhändlern den Verkauf. Und auf dem Bau sorgen 3-D-Drucker, die Häuser produzieren, für Aufregung: Ob USA, Asien oder Europa, überall entstehen bewohnbare Prototypen aus dem Drucker.

Alles, wAs digitAlisierbAr ist, wird digitAlisiert

Smartphone, Smart Mobility, Smart Citys und jetzt also auch Smart Home. Alles, was uns um-gibt, wird digitalisiert, vernetzt, neu und intelli-genter organisiert. Produkte, Dienstleistungen, Prozesse oder Branchen, die zuvor isoliert von-einander organisiert waren, erhalten mit der Di-gitalisierung eine neue, gemeinsame Basis. Während Autos früher Autos und Häuser früher Häuser waren, können heute smarte Autos mit smarten Häusern kommunizieren. Die Digitali-sierung schafft eine neue Offenheit und Leich-tigkeit, einst starre Begrenzungen zwischen Objekten, Menschen und Prozessen werden durchlässig oder verschwinden ganz.1 Software, das «Baumaterial» der Digitalisierung, erfordert anders als herkömmliche Baumaterialien prak-tisch keine Investitionskosten, kann aber viel Kapital generieren. Venkatesh Rao, Autor und Technologieforscher, sieht Software denn auch viel mehr als künstlerisches Element, wie bei-spielsweise Farbe. Er setzt den Einfluss von Soft-ware auf die menschliche Zivilisation mit der Erfindung der Schriftsprache und des Geldes gleich.2 Denn auch die Software macht vor nichts Halt: Alles was digitalisierbar ist, wird digitali-siert werden. «Software is eating the World» sag-te Marc Andreessen (einst Mitbegründer von Netscape, heute Venture-Capitalist) 2011 in ei-nem inzwischen legendären Beitrag für das Wallstreet Journal. Die Digitalisierung werde alle Branchen transformieren und die Gesell-schaft mindestens so massiv verändern, wie es die Industrialisierung vor mehr als 200 Jahren

einleitung: Das intelligente Zuhause kommt

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3 The Wall Street Journal (20.8.2011): «Why Software is eating the World».

4 Zeit Online (4.12.2014): «Dein Haus kennt dich».5 Für einen ausführlichen Methodenbeschrieb siehe Anhang.

tat. Die Verarbeitung von Daten und das Ma-nagement von Informationen werden zum Kern eines jeden Geschäfts.3

softwAre frisst die bAu- und wohnindustrie

Anbieter wie Samsung, Google oder Apple haben sich in den letzten Jahren in den Wohnungsmarkt eingemischt und eigene Smart-Home-Applikatio-nen auf den Markt gebracht. Für grosse Aufre-gung sorgte beispielsweise die Übernahme von Nest, einem Anbieter intelligenter Thermostate und Rauchmelder, durch Google im Januar 2014; Kaufpreis 3,2 Mia. US-Dollar.4 Dass ein Soft-wareunternehmen wie Google so viel Geld in den intelligenten Wohnmarkt investiert, lässt aufhor-chen und ist ein deutliches Zeichen dafür, dass auch hier die Digitalisierung vor dem Durchbruch steht. Der Bau- und Wohnindustrie steht nun also jene Disruption bevor, welche die Musik-, Film- und Verlagsbranche bereits erlebt haben: Die Software frisst die Bau- und Wohnindustrie. Die Digitalisierung stellt die Branchen total auf den Kopf: Ihre bisherigen Dienstleistungen werden neu organisiert, ihre Produkte werden flüchtig (da digital), ihre Finanzierungsmodelle werden unter-graben. Wer sich nicht auf die neuen Bedingun-gen einzustellen vermag und neue Geschäftsideen entwickelt, wird entweder zum analogen Ni-schenanbieter oder verschwindet von der Markt-oberfläche. Im Beispiel der Musikbranche verdrängten iTunes, Youtube und Streaming-dienste wie Spotify die herkömmlichen CD-Lä-den. Ein solch tiefgreifender Wandel steht nun auch im Bauen und Wohnen bevor, und kein KMU wird sich dem entziehen können. Sind die Schweizer Anbieter bereit für diesen Wandel? Und wie konkret wird die Digitalisierung die Bau- und Wohnindustrie in Zukunft verändern?

Die vorliegende Studie zeigt, wo wir heute in der Schweiz stehen und was sich in Zukunft ändern wird. Mithilfe einer repräsentativen Umfrage in der Deutsch- und Westschweiz wird im ersten Ka-pitel aufgezeigt, wie die hiesigen Anbieter der Bau- und Wohnindustrie das Thema Smart Home heute beurteilen und was sie für die Zukunft er-warten. Der Fokus auf die Anbieter ermöglicht ein genaues Bild des Status quo, denn Anbieter reagie-ren generell schneller auf neue technologische Ent-wicklungen als sich daraus eine Kundennachfrage ergibt. Die Befragung macht deutlich: Die Bran-chen stehen noch ganz am Anfang dieses disrupti-ven Wandels. Im zweiten Kapitel skizziert die Studie mithilfe von sechs Thesen, was die Digitali-sierung fürs Bauen und Wohnen in Zukunft be-deuten wird. Erarbeitet wurden diese Thesen basierend auf den Resultaten von qualitativen Ex-perteninterviews und einem ganztägigen Kreativ-workshop.5 Sie zeigen, mit welchen neuen Nutzerbedürfnissen und Anforderungen sich die Anbieter auseinandersetzen müssen und welche Chancen, aber auch Risiken die Digitalisierung mit sich bringt. Für Nutzer wie auch Anbieter schafft diese Studie eine Übersicht über den tief-greifenden Umbruch, der im Bauen und Wohnen bevorsteht.

Zum begriff «smArt home»Was genau gehört alles zu Smart Home? In For-schung und Industrie verwendet man die Bezeich-nung für eine Bandbreite an neuen Konzepten, Produkten und Dienstleistungen. Darunter fallen

Smart Home 20308

> eine intelligentere Steuerung des Zuhauses – Tür, Lüftung, Beschattung, Licht, Fernseher etc.;

> intelligentere Geräte im eigenen Zuhause – von der Zahnbürste über den Ofen bis hin zum in-telligenten, selbstwässernden Pflanzentopf;

> eine intelligentere und nachhaltigere Stromver-sorgung, beispielsweise in Form von dezentra-ler Stromproduktion;

> Programme zur Vernetzung von Quartieren, Nachbarn und damit verbundene Services.

Alternativ zu «Smart Home» werden beispielswei-se auch die Ausdrücke «Smart Living» oder «In-telligentes Wohnen» verwendet. Bei allen Ideen geht es darum, dass isolierte Geräte, Mechanismen, Aufgaben oder Personen durch die Einbettung von

Informationstechnologie neue Fähigkeiten erhal-ten, die über ihre ursprüngliche Bestimmung hin-ausgehen. Sie können Informationen erfassen, verarbeiten, speichern und sich mit ihrer Umge-bung und anderen Objekten vernetzen. Das macht die Mechanismen, Aufgaben, Dienstleistungen oder Dinge intelligent beziehungsweise eben smart. Als Internet der Dinge wird jener für Smart Home zentrale Bereich bezeichnet, in dem tatsächliche Objekte mit Informationstechnologien ergänzt wer-den. Der MIT-Forscher David Rose bezeichnet diese Dinge in seinem Buch «Enchanted Objects» als ver-zaubert: «Wir stehen am Anfang des nächsten gros-sen Wandels: dem Internet der Dinge. Vernetzte Technologie wird bald in Hunderten von alltägli-chen Objekten eingebettet sein: in unseren Autos, Portemonnaies, Uhren, Regenschirmen, sogar in

Erste Zentralheizungen mit Thermostaten tauchen Ende des

18. Jh. auf

Aufkommender Wohn-ungsmarkt: Wohnraum wird zur Ware und zum

Gegenstand von rechtli-chen und bürokratischen

Regulierungen

1893 wurde auf der Weltausstellung in Chicago erstmals ein Elektroherd

vorgestellt

Vom Produzenten- zum Konsumhaushalt: Immer mehr Produktionsarbeit

wird von Institutionen und Systemen übernommen

(Wasserversorgung, Gasversorgung etc.)

Wohnen und technologie im Wandel der Zeit

Als Haushalt gilt die Gruppe der zusammen wirtschaftenden und wohnenden Personen Entwicklung der

Lohnarbeit ausser Haus: Wohnen wird zum räumlichen und

inhaltlichen Kontrast-punkt zur Arbeit

Privatisierung von Schlafzimmern, neues

Bedürfnis nach Rückzug und Privatsphäre

Präindustrielles Zeitalter

18. Jh. 19. Jh.

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unseren Abfalleimern. Diese Objekte werden auf unsere Bedürfnisse reagieren, uns kennenlernen und für uns denken.»6

Wer heute also von Smart Home spricht, der denkt an smarte Gegenstände in unserer Wohnung, an die intelligente Steuerung und Überwachung des Zuhauses oder an neue digitale Komfort- und Un-terhaltungsgadgets. 2030 wird die Digitalisierung im Wohnen und Bauen aber noch viel mehr be-wirken: Nicht nur in unserer Wohnung, sondern entlang der ganzen Wertschöpfungskette von Bauen und Wohnen entstehen neue Organisati-onsformen, neue Funktionen, neue Märkte. Be-kanntes wird durch die Digitalisierung zerlegt und neu geordnet. Das heutige Verständnis von

Smart Home wird diesem umfassenden Wandel nur bedingt gerecht, weshalb diese Studie den Be-griff auch umfassender auslegt als gebräuchlich. Smart Home wird im Folgenden verwendet, um die Einflüsse der Digitalisierung auf alle Prozesse, Produkte und Dienstleistungen rund ums Bauen und Wohnen zu beschreiben, während sich intel-ligentes Wohnen konkreter auf alle Veränderun-gen im Haus bezieht.

Quelle: gdi © 2015, basierend auf informationen aus: häussermann, siebel (2000), Kapitel i, und Andritzky, michael (1992): oikos. Von der feuerstelle zur mikrowelle. haushalt und wohnen im wandel. Anabas-Verlag, giessen.

6 Rose (2014).

Staubsauger wird 1901 zum Patent

angemeldet

Zunehmende Elek-trifizierung der Privathaushalte

Seit den 30er Jahren verändern Unterhal-tungsmedien (Radio

und Fernsehen) das Familienleben

Zuhause

Die Wohnfläche wird grösser, Investitionen ins Wohnen steigen:

Emotionalisierung des Wohnens als Statusymbol

und Rückzugsort

Seit den 50er Jahren setzen sich elektroni-

sche Geräte im Haushalt auf breiter Front durch

(Kühlschrank, Kochherd, Waschmaschine etc.)

20 Jh. beginn 21 Jh.

2007: Erfindung des iPhones, Internetzugriff

mittels Mobiltelefon wird immer verbreiteter

Erste Pilothausprojekte von intelligenten Häusern

in den Medien

Häuser werden wieder vermehrt zum Produ-

zentenhaushalt (Sharing Economy, Heimwerken,

Homeoffice)

Smart Home 203010

Elektroplaner und Elektroinstallateure sowie die Gebäudetechniker mehr mit dem Thema ausein-ander als Architekten, Bauingenieure und Immo-bilienhändler. Keine der Branchen verneint, dass das Thema in Zukunft wichtiger wird. Aber gleichzeitig ist eine gewisse Ahnungslosigkeit spürbar, was das genau bedeutet und inwiefern sich für die einzelnen Anbieter etwas ändern könnte.

Nach Einschätzung der befragten Anbieter in der Deutsch- und Westschweiz ist heute nur für knapp die Hälfte der Unternehmen intelligentes Wohnen eher wichtig oder sehr wichtig. Ein Drittel hinge-gen empfindet das Thema als eher oder sehr un-wichtig. Architekten und Bauingenieure sowie kleinere Unternehmen mit weniger als elf Be-schäftigten sind in dieser Gruppe am stärksten vertreten (Grafik 1).8 Parallel dazu schätzen sich auch nur 54 % der Unternehmen selbst als kom-petent im Bereich des intelligenten Wohnens ein, wobei auch hier Architekten und Bauingenieure sowie Immobilienhändler ihre Kompetenz ge-ringer einstufen (Grafik 2).9 Immerhin geben über 90 % der Befragten an, sich zum Thema zu informieren, und zwar vorzugsweise in Fachme-dien, im Internet sowie mithilfe von Anbieterin-

Das Thema Smart Home ist allgegenwärtig: Auf Google ergibt die Suche nach «Smart Home» aktu-ell über 16 Millionen Treffer, ein Blick in die Goo-gle-Trend-Analyse zeigt eine kontinuierliche Zunahme der Suchanfragen seit 2011. Aber inwie-fern ist Smart Home auch im Bau- und Immobili-enmarkt der Schweiz angekommen? Mithilfe einer repräsentativen Befragung in der Deutsch- und Westschweiz haben wir untersucht, wie Architek-ten und Bauingenieure, Elektroplaner und Elekt-roinstallateure, Immobilienhändler sowie Gebäudetechniker das Thema einschätzen. Die Befragung zielt nicht nur darauf ab, den Status quo, sondern auch die Zukunftsvisionen der Bran-chen zu erfassen. Gefragt wurde beispielsweise nach der Relevanz des Themas intelligentes Woh-nen für die Unternehmen heute und in zehn Jah-ren, nach der heutigen Kompetenz und dem Informationsverhalten, nach dem aktuellen und zukünftigen Angebot im Bereich des intelligenten Wohnens oder nach der heutigen Kundennachfra-ge. Zudem beurteilten die Befragten verschiedene Zukunftsszenarien zu Smart Home: inwieweit sie deren Eintreffen für wahrscheinlich halten und wie erwünscht diese Szenarien für Unternehmen sind. Aus jeder Anbietergruppe wurden 100 Teil-nehmer befragt.7

ein heterogenes bildZusammengefasst zeichnen die Resultate der An-bieterbefragung ein durchmischtes Bild: Wäh-rend für gewisse Anbieter das Thema intelligentes Wohnen heute schon wichtig ist und immer wich-tiger wird, sehen sich andere weder heute noch in Zukunft davon betroffen. Im Fokus stehen heute Themen wie Haustechnik, Sicherheit und Multi-media; Bereiche also, in denen die Hausautomati-sierung seit Jahrzehnten vorangetrieben wird. Neue, von der Digitalisierung vorangetriebene Entwicklungen wie intelligente Haushaltsgeräte sind kaum ein Thema. Generell setzen sich die

7 Die ausführlichen Resultate sind im Anhang aufgeführt. In der Studie werden sie nur auszugsweise und in verkürzter Form genannt. Weil der deutsche Begriff «intelligentes Wohnen» bei Schweizer Anbietern gebräuchlicher ist, wurde immer dieser Ausdruck verwendet und definiert als die «Vernetzung, Auto-matisierung und Digitalisierung von Haustechnik und Haus-haltsgeräten sowie der Unterhaltungselektronik».

8 GDI-Befragung, Frage 1: «Wie wichtig ist das Thema intelligen-tes Wohnen in Ihrem Unternehmen heute?», n = 400.

9 GDI-Befragung, Frage 3: «Wie schätzen Sie die Kompetenz von Ihrem Unternehmen im Bereich intelligentes Wohnen ein?», n = 400.

Smart Home heute: Die Perspektive der anbieter

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 11

G R A F I K 1

relevanz des themas heute und in Zukunft

Total Elektroplaner / Elektroinstallateure

Architekten / Bauingenieure

Immobilienhändler Gebäudetechniker

wichtig

geht so

unwichtig

44 %

23 %

33 %

34 %

23 %

43 %

49 %

31 %

18 %

40 %

21 %

39 %

53 %

17 %

30 %

wird wichtig sein

geht so

wird unwichtig sein

11 %

13 %

74 %

12 %

24 %

61 %

9 %

6 %

82 %

13 %

8 %

73 %

8 %

12 %

78 %

heute

in Zukunft

Smart Home 203012

formationen.10 Es herrscht aber auch Orientierungslosigkeit im Schweizer Markt: Zwei Drittel der Befragten konnten oder wollten keinen führenden Marktanbieter im Bereich des intelli-genten Wohnens nennen. Die übrigen Stimmen verteilen sich auf 15 Anbieter, von denen Siemens mit 11 % und ABB mit 5 % am häufigsten genannt wurden.11

KundennAchfrAge hinKt Angebot hinterher

Ein durchmischtes Bild zeigt sich auch beim Blick aufs heutige Angebot: Etwas mehr als die Hälfte,

nämlich 56 % der Anbieter, bieten bereits Berei-che des intelligenten Wohnens an, wobei in dieser Gruppe nicht nur die Mehrheit der Elektroplaner und Gebäudetechniker, sondern auch jeder dritte Architekt und Bauingenieur mitvertreten sind. Und auch fast die Hälfte aller Immobilienhändler

kompetent

geht so

nicht kompetent

54 %

36 %

74 %

43 %

61 %

26 %

40 %

17 %

26 %

21 %

20 %

23 %

8 %

30 %

17 %

Total Elektroplaner / Elektroinstallateure

Architekten / Bauingenieure

Immobilienhändler Gebäudetechniker

G R A F I K 2

Kompetenz im Bereich intelligentes Wohnen

10 GDI-Befragung, Frage 4: «Wie informieren Sie sich persönlich zum Thema intelligentes Wohnen?», n = 400.

11 GDI-Befragung, Frage 9: «Wer ist Ihrer Ansicht nach der füh-rende Anbieter im Bereich des intelligenten Wohnens?», n = 400, offene Frage.

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 13

gibt an, Immobilien zu verwalten, zu verkaufen oder zu vermieten, in denen Elemente des intelli-genten Wohnens realisiert worden sind (Grafik 3).12 Die Nachfrage der Kunden allerdings hinkt diesem Angebot gemäss Einschätzung der Anbieter hin-terher. So verzeichnet nur gerade knapp ein Fünftel der Anbieter eine sehr hohe oder eher hohe Nach-frage, in dieser Gruppe sind die Gebäudetechniker mit 26 % am stärksten vertreten. Haustechnik (Be-leuchtung, Beschattung, Belüftung ...), Sicherheit (Rauchmelder, Alarmsysteme ...) sowie Audio und Multimedia sind die Bereiche, in denen die Nach-frage aktuell am höchsten ist (Grafik 4).13

12 GDI-Befragung, Frage 5: «Bietet Ihr Unternehmen Elemente aus dem Bereich intelligentes Wohnen an?», n = 400, und Frage 6: «Wenn ja, in welchen Bereichen?», n = 222, Mehrfachnennung möglich. Für die Immobilienhändler lautete die Frage: «Ver-kauft, verwaltet oder erstellt Ihr Unternehmen Immobilien, bei denen Elemente/Teile aus dem Bereich intelligentes Wohnen re-alisiert worden sind?»

13 GDI-Befragung, Frage 7: «Wie gross ist die Nachfrage von Ihren Kunden im Bereich intelligentes Wohnen?», n = 400, und Frage 8: «Ganz allgemein, in welchen Bereichen ist die Nachfrage nach intelligentem Wohnen aktuell am grössten?», n = 400.

G R A F I K 3

Heutiges und zukünftiges angebot

Angebot ist vorhanden

kein Angebot ist vorhanden

Angebot wird vorhanden sein

kein Angebot wird vorhanden sein

56 %

33 %

82 %

46 %

61 %

43 %

66 %

18 %

52 %

37 %

68 %

28 %

60 %

37 %

85 %

13 %

59 %

39 %

66 %

23 %

Total Elektroplaner / Elektroinstallateure

Architekten / Bauingenieure

Immobilienhändler Gebäudetechniker

heute

zukünftig

Smart Home 203014

hohe nachfrage

geht so

geringe nachfrage

18 %

12 %

17 %

17 %

26 %

29 %

33 %

33 %

22 %

26 %

52 %

55 %

50 %

59 %

45 %

Total Elektroplaner / Elektroinstallateure

Architekten / Bauingenieure

Immobilienhändler Gebäudetechniker

G R A F I K 4

Kundennachfrage

haustechnik

sicherheit

Audio und multimedia

Anwesenheits-überwachung

rohrinfrastruktur

intelligente haushaltsgeräte

89 %

60 %

52 %

47 %

32 %

20 %

39 %

29 %

18 %

5 %

4 %

1 %

angebotene Bereiche Bereich mit aktuell grösster Nachfrage

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Intelligentes Wohnen wird aus Sicht der Branchen zunehmend wichtig werden: Dieser Ansicht sind 74 % der befragten Anbieter über sämtliche Bran-chen hinweg. Vorreiter sind dabei grössere Unter-nehmen sowie Anbieter, die heute bereits Erfahrungen mit dem Thema sammeln (Grafik 1).14 Analog erwarten die Branchen auch, dass in ihrem zukünftigen Angebot Elemente des intelli-genten Wohnens eine wichtigere Rolle spielen wer-den als heute, allerdings liegt die erwartete Zunahme im Angebot bei nur zehn Prozent. So glauben 68 % aller Anbieter, in Zukunft Elemente des intelligenten Wohnens anzubieten, wobei hier wiederum die grösseren Unternehmen sowie vor allem die Elektroplaner und Elektroinstallateure vorne liegen. Besonders skeptisch ist die Immobi-lienbranche, hier erwarten fast 40 % keine Verän-derung im Angebot (Grafik 3).15

Von Aufbruch ist wenig Zu sPürenUm ein Bild skizzieren zu können, wie die Bran-chen die Folgen der Digitalisierung und des tech-nologischen Fortschritts einschätzen, wurden den Befragten verschiedene Szenarien zur Beurteilung vorgelegt. In diesem Teil der Befragung ging es al-so nicht mehr konkret darum, wo die einzelnen Anbieter heute stehen und was sie für sich in Zu-kunft erwarten, sondern um eine generelle Ein-schätzung der zukünftigen Entwicklungen. Die Resultate lassen von einer Aufbruchstimmung oder einem disruptiven Wandel wenig spüren: Während sich zumindest die Hälfte der Befragten zwar vorstellen kann, dass in Zukunft die Infra-strukturen von Neubauten vollautomatisiert wer-den, sehen sie gleichzeitig zahlreiche Hürden. Und die Idee, dass die Automatisierung nicht nur zu Hause, sondern auch auf dem Bau Einzug hält, wird vollständig abgelehnt.

Etwa die Hälfte der Befragten schätzt das Szenario, dass in zehn Jahren alle Neubauten, ob Mietwoh-

nung oder Eigenheim, über eine vollautomatisierte Infrastruktur verfügen werden, als ziemlich oder sehr wahrscheinlich ein. Am skeptischsten sind wiederum die Architekten und Bauingenieure. Hingegen halten dieses Szenario jeweils etwa 70 % der Elektroplaner und Gebäudetechniker sowie 60 % der befragten Immobilienhändler für wün-schenswert. Zudem wünschen sich vor allem grö-ssere Unternehmen, in denen das Thema heute schon relevant ist und man die entsprechenden Kompetenzen besitzt, das Eintreffen dieses Szena-rios. Allgemein liegt die Erwünschtheit höher als die erwartete Eintreffenswahrscheinlichkeit, was zeigt, dass die Branche durchaus Interesse an die-ser Entwicklung hat (Grafik 5).16

14 GDI-Befragung, Frage 2: «Was glauben Sie, wie wichtig ist das Thema intelligentes Wohnen in Ihrem Unternehmen in zehn Jahren?», n = 400. Um die Beantwortung zu erleichtern, wurde bei allen Fragen zur Zukunft die Entwicklung bis in zehn Jahren abgefragt. Dieser Zeithorizont liegt im Bereich des Vorstellba-ren. Für die Studie selbst wurde mit 2030 ein umfassenderer Zeithorizont gewählt, um weiterführende, disruptive Entwick-lungen aufzeigen zu können.

15 GDI Befragung, Frage 10: «Glauben Sie, dass Ihr Unternehmen in zehn Jahren Elemente des intelligenten Wohnens anbieten wird?», n = 400, und Frage 11: «Wenn ja, in welchen Bereichen wird Ihr Unternehmen intelligentes Wohnen anbieten?», n = 270, Mehrfachnennung möglich.

16 GDI-Befragung, Frage 12: «In zehn Jahren wird die Infrastruk-tur und -überwachung in jedem Neubau, ob Eigenheim oder Mietwohnung, vollautomatisiert sein. Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass dieses Szenario eintrifft?», n = 400, und Frage 13: «Und aus Sicht von Ihrem Unternehmen, wie sehr wünschen Sie, dass dieses Szenario eintrifft?», n = 400.

Smart Home 203016

wahrscheinlich

unwahrscheinlich

wünschenswert

nicht wünschenswert

Total Elektroplaner / Elektroinstallateure

Architekten / Bauingenieure

Immobilienhändler Gebäudetechniker

G R A F I K 5

Szenario «Jeder Neubau wird in zehn Jahren über eine vollautomatisierte Infrastruktur verfügen»

G R A F I K 6

Hürden auf dem Weg zum vollautomatisierten Zuhause

49 %

37 %

55 %

49 %

54 %

50 %

62 %

43 %

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45 %

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34 %

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49 %

75 %

23 %

61 %

36 %

68 %

27 %

3,15

2,86

2,79

2,58

2,58

2,70

2,77

Preis

störungsanfälligkeit

Kompatibilität der verschiedenen systeme

fehlendes Kundeninteresse

Komplexität der bedienung

lebenszyklus der technologien

fehlende datensicherheit

1 1,5 2 2,5 3 3,5 4

1=überhaupt keine Hürde, 2=eher kleine Hürde, 3=ziemlich grosse Hürde, 4=sehr grosse Hürde

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 17

roboter Auf dem bAu noch unerwünscht

Gefragt nach den Hürden, die dem Eintreffen dieses Szenarios im Weg stehen, beurteilten die Befragten den Preis, die Störungsanfälligkeit, mangelnde Kompatibilität und die fehlende Da-tensicherheit am kritischsten. Aber auch der kur-ze Lebenszyklus von Technologien, die komplexe Bedienung sowie fehlendes Kundeninteresse wurden als Hürde eingestuft (Grafik 6).17 Interes-santerweise wird die Störungsanfälligkeit von

Unternehmen, die gar kein Angebot im Bereich intelligentes Wohnen haben, als signifikant höhe-re Hürde eingestuft als von Unternehmen, bei de-nen das Thema heute relevant ist und die

G R A F I K 7

«In zehn Jahren bauen 3-D-Drucker und roboter unsere Häuser»

unwahrscheinlich

wahrscheinlich

nicht wünschenswert

wünschenswert

88 %

88 %

91 %

82 %

89 %

12 %

12 %

9 %

15 %

11 %

84 %

86 %

83 %

85 %

80 %

14 %

11 %

15 %

12 %

17 %

Total Elektroplaner / Elektroinstallateure

Architekten / Bauingenieure

Immobilienhändler Gebäudetechniker

17 GDI-Befragung, Frage 14: «Sagen Sie bitte, ob diese Aspekte für eine zukünftige Vollautomatisierung von Infrastruktur in Neubauten eine sehr grosse Hürde, ziemlich grosse Hürde, eher kleine Hürde oder überhaupt keine Hürde darstellen.», n = 400.

Smart Home 203018

entsprechende Elemente im Angebot führen. Statt schlechten Erfahrungen scheint eher Unwissen der Grund für die Skepsis zu sein. Zudem beein-flusst auch die persönliche Präferenz die Wahr-nehmung von Hürden: Wer selbst lieber traditionell statt automatisiert wohnen möchte, ist skeptischer gegenüber Datensicherheit, Lebenszyklus, Kom-plexität und Störungsanfälligkeit.18

Deutlich verneint wird das zweite Zukunftsszena-rio, nämlich dass in Zukunft Roboter und 3-D-Drucker das Bauen übernehmen könnten. Und auch wünschenswert ist dieses Szenario für keine der befragten Branchen (Grafik 7).19 Dies zeigt, dass die Digitalisierung zwar diskutiert wird, die Anbieter aber nicht mit einem disruptiven Wan-del in der nächsten Zukunft rechnen. Im Bereich des Möglichen und Akzeptierten liegt das Auto-matisierungsszenario, weil es dabei um Steue-rungs- und Kontrollmechanismen rund ums Zuhause geht: Diese werden schon seit Jahrzehn-ten automatisiert, nun können sie dank der Digi-talisierung noch einfacher miteinander vernetzt und automatisch gesteuert werden. Die Vorstel-lung, dass mit der Digitalisierung und neuen Technologien auch im Bau eine Veränderung stattfindet, wird abgelehnt.

Zusammenfassend zeigt sich, dass einzelne au-tomatisierte und vernetzte Produkte durchaus ein Thema sind, das Potenzial der technologi-schen Entwicklung aber noch kaum ausge-schöpft wird. Das liegt unter anderem daran, dass im Bau natürlich auch das physische Ele-ment viel zentraler ist als beispielsweise im Han-del oder in der Bildung, weshalb es schwieriger ist, sich die Digitalisierung des Bauwesens über-haupt vorzustellen.20 Es fehlt schlicht noch an Fantasie und Vorstellungskraft, um die vielfälti-gen Möglichkeiten der digitalen Revolution fürs Bauwesen zu begreifen.

18 GDI-Befragung, Frage 17: «Wenn Sie wählen könnten, wie wür-den Sie selber gerne wohnen?», n = 400.

19 GDI-Befragung, Frage 15: «In zehn Jahren bauen 3-D-Drucker und Roboter unsere Häuser. Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass dieses Szenario eintrifft?», n = 400, und Fra-ge 16: «Und aus Sicht Ihrer Unternehmung, wie sehr wünschen Sie, dass dieses Szenario eintrifft?», n = 400.

20 Dilk, Littger, GDI Impuls 1.15, S. 38.

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 19

Smart Home 203020

Gemäss dem amerikanischen IT-Marktforschungs-institut Gartner wird ein durchschnittlicher Fami-lienhaushalt 2022 über 500 smarte Objekte besitzen.21 Objekte also, die mit Informationstech-nologie versehen sind und so über erweiterte Fä-higkeiten verfügen, beispielsweise die Möglichkeit zur Kommunikation oder Speicherung und Verar-beitung von Daten. In Deutschland erwartet eine Studie des Branchenverbands der deutschen Infor-mations- und Telekommunikationsbranche (Bit-kom), dass – vorsichtig geschätzt – im Jahr 2020 zwischen 1 und 1,5 Millionen Haushalte Smart-Home-Anwendungen nutzen werden.22 Diese Zahlen zeigen: An Smart Home wird in Zukunft kein Weg vorbeiführen. Sie stehen aber gleichzei-tig in grossem Widerspruch zu den Einschätzun-gen der Schweizer Anbieter. Diese Diskrepanz bestätigt, was in den Expertengesprächen im Rah-men dieser Studie immer wieder gesagt wurde: Gerade die Bau- und Immobilienbranchen sind sehr träge und veränderungsresistent. Das Poten-zial der neuen Technologien wird kaum ausge-schöpft, und es mangelt an Ideen und Verständnis, was der digitale Wandel bedeuten wird.

der sog des internets der dinge Doch ob die Anbieter wollen oder nicht, die Digi-talisierung wird vor dem Bauen und Wohnen nicht haltmachen, und auch die hiesigen Anbieter werden sich dieser Entwicklung nicht entziehen können. Denn die Entwicklung wird nicht von den lokalen Anbietern vorangetrieben, sondern von anderen Treibern. Die folgenden sechs Thesen zeigen, wer oder was diese Treiber sind und wie diese das Wohnen und Bauen verändern.23

Allen voran werden der Vormarsch der Digitali-sierung und die rasante Weiterentwicklung des Internets der Dinge alle Prozesse rund ums Bauen und Wohnen auf den Kopf stellen: Statt Hard-ware- werden je länger, desto mehr die Software-

Player den Takt angeben (These 1). Auch die Pluralisierung der Lebensstile und neue Konsu-mentenbedürfnisse wie die Instant-Economy trei-ben die Entwicklung voran (These 2). In einer alternden und globalen Gesellschaft ermöglicht Smart Home mehr Sicherheit und stellt deshalb für viele Akteure einen Mehrwert dar (These 3). Smartere Haussteuerung trägt schliesslich auch zu einer verbesserten Energiebilanz bei, weshalb sowohl politische Player, die den Energiewandel vorantreiben wollen, als auch Konsumenten, de-nen Nachhaltigkeit wichtig ist, als Treiber für die Digitalisierung im Wohnbereich wirken (These 4). Und: Die Digitalisierung wird nicht nur Produk-te, sondern auch Services rund ums Bauen und Wohnen neu ordnen und sowohl für Anbieter als auch Nutzer einen neuen Komfortlevel schaffen (These 5). Anbieter müssen sich vernetzen und die Schnittstelle zum Kunden überzeugend gestalten (These 6).

Smart Home 2030: Sechs thesen

21 gartner.com/newsroom/id/283971722 Wirtschaftswoche (18.12.14): «Zehn Millionen Menschen nut-

zen Smart-Home-Anwendungen»23 Diese Thesen basieren auf im Frühling 2015 geführten qualita-

tiven Interviews und einem Expertenworkshop im Juni 2015. Auch wenn die einzelnen Thesen jeweils mit Zitaten aus den ge-führten Experteninterviews unterlegt sind, handelt es sich doch bei Formulierung und Begründung jeweils um die Position der Verfasser der Studie.

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 21

Der Einfluss der Digitalisierung lässt sich mit der Elektrifizierung vergleichen: Erst ab den 1950er Jahren haben sich elektrische Haushaltsgeräte etab-liert und die Wahrnehmungsformen und Aufgaben des Wohnens verändert. Heute ist die umfassen-de elektrische Verkabelung von Wohnungen mit Steckdosen in allen Zimmern selbstverständlich, kaum ein Haushalt ohne Kühlschrank, Staubsau-ger und Waschmaschine. Dadurch haben sich un-sere Hygienevorstellungen, beispielsweise wie oft wir Unterwäsche wechseln, oder unsere Ernäh-rungsgewohnheiten verändert. Der Elektriker hat sich als eigene Berufsgattung etabliert.24 Genauso selbstverständlich wie heute die Steckdosen wer-den morgen die digitale Organisation und Steue-rung des Zuhauses für die Bewohner sein. Der Smart-Home-Berater könnte sich dann als neuer Beruf durchsetzen.

Plug-And-PlAy Als erfolgsreZePtNun gibt es allerdings schon seit Jahrzehnten Ge-räte und Infrastrukturen, die intelligente Woh-nungen versprechen. Bis anhin haben sie sich nicht als Massenprodukte durchgesetzt, warum also sollte sich das nun ändern? Unisono bestä-tigten die befragten Experten, dass die heutige Zurückhaltung vor allem an den vielen isolierten Produkten auf dem Markt liegt, die nicht mitein-ander verknüpft werden können und die komplexe Installationen benötigen. Um diese Herausforde-rungen zu überwinden, fordern die Experten, dass die Verbände oder grosse Anbieter gemeinsam Standards entwickeln und die Kommunikation zum Endnutzer verständlicher gestalten. Die Technologienentwicklung soll an den Nutzerbe-dürfnissen ausgerichtet und benutzerfreundli-cher gestaltet werden. Das neue Buzzword heisst «Plug-and-play» – gemeint sind Systeme, die so-fort funktionieren und an bestehende Devices wie das Smartphone angekoppelt werden kön-nen. Plug-and-play gilt als Erfolgsrezept für die

Verbreitung von intelligenten Produkten und Dienstleistungen.

«Damit Smart-Home-Produkte akzeptiert werden, sollten sie möglichst wenig Aufmerksamkeit bean-spruchen, nach dem Einstecken automatisch funk-tionieren, simpel bedienbar sein und dürfen nicht

mit Störungen auffallen.»Prof. Alexander Klapproth, iHome Lab,

Hochschule Luzern

Die Geschichte von PC und Handy zeigt: Was bei der Entwicklung noch komplex, umständlich und gar nicht für den Massenmarkt gedacht war, wurde von den Endnutzern akzeptiert, sobald ein einfaches Plug-and-play-System verfügbar war. Gleiches dürfte jetzt im Smart-Home-Markt pas-sieren, denn mit der Digitalisierung wird die Komplexität von Installation und Steuerung für den Installateur und den Endnutzer zunehmend reduziert:

«Neben der professionellen Installation einer um-fassenden Hausvernetzung ermöglicht das Inter-net der Dinge neu auch die Ad-hoc-Vernetzung,

bei der zunehmend kleinere, unabhängige Systeme dank Netzwerkanbindung miteinander verbunden

werden. Diese Form der kabellosen Vernetzung nimmt eher den Stellenwert des Möbelkaufes denn eines Umbaus ein. Die Innovation findet im Hin-

tergrund innerhalb der Software statt.»René Senn, KNX Swiss und raum consulting

24 Maerki, Schikowitz (2008): S. 100.

1: Statt Hardware bestimmt die Software

Smart Home 203022

25 NZZ (31.10.2012): «Home, Smart Home».26 breakingsmart.com: Season 1, Essay 8.

Der in der Schweiz wohl grösste Anbieter in die-sem Bereich, Digitalstrom AG, vernetzt sämtliche Geräte und Lampen einer Wohnung miteinander. Die Technologie dahinter: Legosteinartige Mikro-computer werden aufs bestehende Stromnetz auf-gesetzt, am Stromkasten wird ein Smart Meter installiert, danach braucht der Nutzer nur noch die entsprechende Software und die Apps herun-terzuladen, um seine ganze Wohnung per Smart-phone oder Tablet zu steuern. Der Kostenpunkt für die Vernetzung einer Vier- bis Fünfzimmer-wohnung liegt gemäss Zeitungsberichten bei 4000 bis 5000 Franken.25 Obwohl das vielen immer noch zu teuer sein dürfte, zeigt das Beispiel: Die Digitalisierung ist als automatisierte Steuerung für Nutzer heute schon einfacher und erschwing-licher. Und Software wird immer noch billiger und leistungsfähiger: Deshalb wird die Digitali-sierung bis in fünfzehn Jahren die Art und Weise, wie Nutzer ihre Wohnungen steuern und bespie-len, endgültig und umfassend verändern. So wie heute ein Computer ohne Netzanschluss nichts mehr wert ist, wird 2030 das Zuhause selbstver-ständlich Teil des vernetzten Lebens sein.

ewige betA-Versionen Als VisionDarauf vorbereiten können wir uns heute erst be-schränkt. Denn wohin die Reise für die Bewohner im digitalen Heim geht, können wir erst erahnen. Technologieentwicklung ist ein chaotischer Expe-rimentierprozess. Sie folgt den Spielregeln der virtuellen Realität, die formbar sind wie ein Com-puterspiel. Vorstellungen von neuen Technologien entstehen nicht auf dem Reissbrett, sondern im Wechselspiel mit Forschung und User-Experience. Neue Produkte auf dem Markt sind in der grossen Mehrzahl unausgereifte Beta-Versionen. Sie wer-den laufend adaptiert, neu lanciert oder verschwin-den wieder. Die Software-Nutzer akzeptieren das, nehmen Fehler in Kauf und sind Teil des Entwick-lungsprozesses. Häufig bieten Anbieter ihnen die

Wahl, neue Versionen auszuprobieren oder noch eine Weile bei der älteren, sicher funktionierenden Version zu bleiben – zu beobachten etwa bei den regelmässigen Updates von Android oder iOS. Ewige Beta-Produkte werden nicht als inkomplett wahrgenommen, sondern als Produkte mit einer Vision, die sich ständig weiterentwickelt.26 Die di-gitalen User sind daran gewöhnt, flexibel zu sein und sich laufend an neue Verhältnisse anzupas-sen. Diese Kompetenz wird immer wichtiger wer-den, denn die Zukunft in der digitalen Welt – und im digitalen Heim – ist offen und formbar.

Von digitAlen Plänen und digitAlen bAustellen

Nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die Anbieter wird sich vieles ändern. Denn auch die Prozesse rund ums Wohnen werden durch die Di-gitalisierung neu geordnet. Betroffen davon sind alle Anbieter der Bau- und Wohnindustrie, vom Architekten über die Generalunternehmen, Hand-werker bis hin zur Immobilienverwaltung und zum Hauswart. In der Planung zeigt die Idee des Building Information Modeling (BIM) heute schon, wohin die Entwicklung führt: Statt mit Plänen sollen neu digitale Modelle zur Planung von Bauten kreiert werden. Das ermöglicht eine Visualisierung, die viel näher an der Realität ist als ein- oder zweidimensionale Zeichnungen. Die digitalen Modelle können sämtliche notwendige Informationen integrieren und so die Kommuni-kation für alle in den Bau involvierten Akteure neu definieren:

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 23

27 Informationen aus Präsentation «BIM» von Peter Scherer, Am-stein + Walthert AG Zürich, Präsident GNI.

28 Baublatt (20.1.2014): «Digitale Baukultur neuer Nationaler For-schungsschwerpunkt an der ETH».

29 Website des Forschungsschwerpunkts: dfab.ch30 Tages-Anzeiger (29.4.2015): «Jedes Bauteil kann anders ausse-

hen», und Globe (1/2015): «Umbruch auf der Baustelle».31 3dprintcanalhouse.com und FAZ (6.3.2015): «Eine Villa aus

dem 3-D-Drucker».

«Mit Gebäudesimulationen können die Prozesse rund ums Bauen und Sanieren verkürzt werden. Sie schaffen einen neuen Informationsstandard zum Zustand und Potenzial von Gebäuden und

zeigen beispielsweise, wie viel Energie sich mit wel-chen Massnahmen sparen liesse. Immer mehr Ar-chitekten, aber auch Versicherungen und Banken

zeigen Interesse.»Luzi Anderegg, a2-c AG

BIM erfreut sich vor allem in den USA, UK und in den skandinavischen Ländern grossen Interesses, wird aber auch in der Schweiz immer mehr zum Thema.27 Auch für private Bauherren bieten sol-che Modelle den Mehrwert, stärker in die Ent-wicklung des eigenen Hauses eingreifen zu können, weil das digitale Modell beispielsweise virtuelle Vorabbesichtigungen ermöglicht.

Während in der Planung schon heute immer mehr digital abläuft, ist das Bauen nach wie vor sehr analog. Der Bruch zwischen dem digitalen Ent-wurf und der konventionellen Ausführung führt zu Fehlerquellen, da digitale Daten erst in manu-elle Bauprozesse übersetzt werden müssen.28 Doch es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis das digi-tale Zeitalter auch das Bauen erreicht. In der Ar-chitektur wächst digitales Bauen bereits als neue Disziplin heran. An der ETH Zürich wird seit 2014 am «Nationalen Forschungsschwerpunkt Digitale Fabrikation» zum Thema geforscht. Ziel ist, durch die Verknüpfung digitaler Technologien mit dem physischen Bauprozess neue Planungs- und Bau-formen zu entwickeln, welche die Produktionsef-fizienz und die Nachhaltigkeit der Gebäude optimieren. Die digitalen Planungsinformationen sollen nahtlos mit der Fertigungsmaschine ver-knüpft werden. Hierfür arbeiten Forschende aus der Architektur, dem Maschinenbau und der Elek-trotechnik mit Material- und Computerwissen-schaftlern und Experten der Robotik zusammen.29

Im Unterschied zu früheren Automatisierungs-versuchen in der Baubranche fokussiert sich die jüngste Forschung nicht auf das Erstellen von Standardelementen, sondern von massgeschnei-derten Bauteilen mithilfe digitaler Technologien. An der ETH Zürich wird beispielsweise der «In-situ-Fabricator» entwickelt, ein mobiler Roboter, der sich auf Baustellen zurechtfindet und vor Ort beliebige komplexe Strukturen bauen kann. Der Roboter kann mit CAD-Plänen verknüpft werden und fortlaufend überprüfen, ob das Gebaute mit den Plänen auch präzise übereinstimmt. Die Form folgt den digitalen Daten, und dadurch kann in Zukunft jedes Bauteil anders aussehen.30

smArte häuser für smArte städteAuch mithilfe von 3-D-Drucktechnologien wer-den bereits ganze Häuser produziert: In Amster-dam erzeugen Architekten ein Kanalhaus aus dem 3-D-Drucker, für das die einzelnen Bestand-teile Schicht für Schicht aufgetragen werden. Als Baumaterial werden Plastik und Mikrofasern ver-wendet. In China wurden zehn Häuser an einem Tag gedruckt, als Baustoff dienten recycelte Bau-materialien und Industrieabfälle.31 Zwar haben diese chinesischen Prototypen nur ein Stockwerk und gerade mal 24 Quadratmeter Grundfläche, auch ist die Qualität vieler Drucker noch nicht sehr überzeugend. Geht man jedoch davon aus,

Smart Home 203024

dass der 3-D-Druck heute dort steht, wo vor 20 Jahren noch die Digital-Fotografie war, dann wird das disruptive Potenzial deutlich. 3-D-Drucker werden das Bauen schneller, nachhaltiger und einst auch billiger machen können.32 Und während wir uns langsam an die Idee des 3-D-Druckers ge-wöhnen, forscht das MIT bereits am 4-D-Druck: Objekte aus dem 3-D-Drucker verändern ihre Be-schaffenheit entlang der Zeitachse im Zusammen-wirken mit bestimmten Materialien. Als Beispiel stellt der US-Wissenschaftler Skylar Tibbits Rohre vor, die sich erst ausdehnen, wenn sie mit Wasser in Kontakt kommen. So könnte das Verlegen von Rohren einfacher werden, weil sie sich erst unter-irdisch voll entfalten. Eine andere Idee des Wis-senschaftlers: Möbel aus dem 4-D-Drucker, die sich beim Käufer Zuhause selbst in die richtige Form bringen. Noch ist das Zukunftsmusik, am MIT forscht das «Self Assembly Lab» unter Skylar Tibbits aber fleissig an der Umsetzung.33

Ein noch extremeres, weit in der Zukunft liegen-des Beispiel ist das Projekt «Fab Tree Hab» der Non-Profit-Organisation Terreform ONE (Open Network Ecology), eine Forschungsgruppe von

MIT-Abgängern, die nachhaltige, smarte Design-lösungen für Städte vorantreibt. Die Idee: Mit Computertechnologie konstruierte Muster brin-gen Pflanzen und Bäume dazu, in eine bestimmte Form zu wachsen und so Wohnraum zu schaffen – der Wohnraum entsteht also aus der Pflanze selbst, die Software dient als Hilfsmittel. Die Vor-lagen, um die sich die Pflanzen entwickeln, kön-nen später anderswo wiederverwendet werden.34

Diese Forschungsinitiative steht im Kontext des Smart City Booms, ein Sammelbegriff für neue Stadtentwicklungskonzepte, welche urbane Ge-biete mithilfe digitaler Technologien effizienter, nachhaltiger und sozial inklusiver gestalten möchten. Während es in Europa primär um neue Organisationskonzepte für bestehende Städte geht, werden in China oder Japan ganze Smart

32 Frick, Höchli (2014), S. 22.33 selfassemblylab.net34 Terreform Fab Tree Lab: www.terreform.org/projects_habitat_

fab.html

Wenn die Software bestimmt, wird alles möglich

flex

ibel

PlaNuNg

geBäuDeflexibel

fest

gele

gt

festgelegt

Digitalisierung

Quelle: gdi© 2015, fotos: shutterstock

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 25

Citys aus dem Boden gestampft.35 Intelligente Häuser sind dabei zentrale Bausteine dieser intelli-genten Städte. Auch für kleine Anbieter, die sich im Bereich der Heimvernetzung auskennen, eröff-net das die Chance, sich an den ambitionierten Smart-City-Projekten zu beteiligen.

digitAle KAtAloge und neue VertriebsKAnäle

Die Software-Innovationen verändern, was bis anhin als unantastbar galt: In welcher Form und mit welchen Materialien wir bauen, wird in Zu-kunft nicht mehr von Steinen und Rohren be-stimmt werden, sondern von der Software. Damit werden ganz neue Gestaltungsformen möglich, die wir uns heute so noch kaum vorstellen kön-nen. Und das betrifft nicht nur die Aussenhülle, sondern auch die Innenausgestaltung: Geforscht wird beispielsweise auch an der intelligenten Wandfarbe, die ihre Färbung per Knopfdruck wechselt; für die richtige Deko je nach Stimmung und Anlass.36 Die Digitalisierung macht im Soft- und Hardwarebereich alles möglich. Wie wir bau-en werden, bestimmen dann alleine noch die Programmierer und die Vorstellungskraft.

Für die Anbieter wird der Einsatz von 3-D-Dru-ckern und Robotern nicht nur die Produktions-kosten auf dem Bau senken. Bauteile könnten dereinst, wie so viele andere Konsumgüter auch, mit einem RFID-Chip versehen werden.37 Dann liessen sie sich in einem digitalen Katalog orga-nisieren und bewerten. Jeder Bauleiter wüsste dann jederzeit, welche Teile wo zu welchen Prei-sen gelagert werden. Auch liesse sich transparent einsehen, woher die Teile stammen, was die Qualitätskontrollen optimieren würde. Ein solches Szenario eröffnet für Anbieter nicht nur Einspar-möglichkeiten, sondern auch ganz neue Vertriebs-kanäle. Egal ob Grossunternehmen oder KMU: Wer Produkte in hoher Qualität herstellt und

diese an eine globale Plattform andockt, könnte in alle Welt exportieren. Zudem wären die Daten auch für Versicherungen interessant: Eine digi-tale Kategorisierung der verwendeten Materiali-en gäbe ihnen präzise Informationen über den Zustand der Substanz, die sie versichern, und würde es so ermöglichen, Risiken besser einzu-schätzen.

in KürZeNeue Softwareentwicklungen und der Vor-marsch des Internets der Dinge revolutionie-ren das Wohnen und Bauen – und zwar mit exponentieller Geschwindigkeit und entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Wie die Nutzer ihre Wohnungen steuern, überwachen, organisieren und wie die Anbieter planen, bauen und ausstatten: Die Art und Weise, wie all diese Prozesse gesteuert und organisiert werden und wie die Dienstleistungen funktio-nieren, wird sich disruptiv verändern. Vernet-zung im Haus und rund ums Haus wird zum Standard werden – alles, was nicht am Netz hängt, verliert an Bedeutung. Form und Aus-gestaltung unserer Wohnungen werden nicht mehr vom Material, sondern von der Software bestimmt. Ein kleines Team von Softwareent-wicklern hat die Kapazität, tiefgreifende Ent-wicklungen anzustossen. In der ewigen Beta-Welt der neuen Technologien ist dabei offen, wohin die Reise geht.

35 Vgl. z. B. jscp.nepc.or.jp/en36 www.nanosupermarket.org/wallsmart37 RFID heisst die Technologie zum kontaktlosen Identifizieren

von Objekten. Dazu braucht es einen Transponder, eine Art Etikette mit implementiertem Code, sowie ein Lesegerät, wie beispielsweise ein Smartphone.

Smart Home 203026

2: Tradition trifft auf Convenience – das digitale Wohnen wird gemütlich

38 www.ecoplace.ch39 Douglas, Adams (2002): The Salmon of Doubt. Hitchhiking the

Galaxy One Last Time. Harmony.40 Frick, Höchli (2014): S. 14 f.41 Frick, Höchli (2014): S. 14–15.

Anbieter, die über Kundenerfahrungen berichten, zeichnen häufig eine eher skeptische Perspektive. So berichtet Dieter Beeler über das Zürcher Pilot-projekt ecoplace Folgendes:38

«Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Leute die Möglichkeit, den eigenen Ressourcenverbrauch zu kontrollieren und zu steuern, zwar in den ersten paar Monaten spannend fanden, dann aber das Interesse relativ schnell nachgelassen hat. Wir

müssen die Daten für die Bewohner attraktiver aufbereiten, so dass sie sich auch mit anderen Nut-

zern vergleichen können, und sie ihnen proaktiv zustellen.»

Dieter Beeler, SVIT Zürich und acasa Immobilien-Marketing

Auch die Anbieterbefragung, die in Kapitel eins vorgestellt wird, zeigt eine überraschend geringe Kundennachfrage. Ist Smart Home also nur ein Hype, der von den Anbietern vorangetrieben wird und Bedürfnisse herbeiredet, die gar nicht existie-ren? Wollen und brauchen wir diese Technologien überhaupt?

mensch und technologie – ein PermAnenter «reAlity gAP»

Der verstorbene Science-Fiction-Autor Douglas Adams verkürzte die Technologieskepsis der Nut-zer auf drei simple Regeln. Erstens: Alles, was es bereits gibt, wenn wir geboren werden, ist normal, gewöhnlich und ein natürlicher Teil der Welt. Zweitens: Alles, was zwischen unserem 15. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend, re-volutionär und eröffnet Karrierechancen. Drit-tens: Alles, was nach unserem 35. Lebensjahr erfunden wird, ist gegen die natürliche Ordnung der Dinge.39 Diese Zuspitzung zeigt: Technologi-scher Fortschritt ist unvermeidlich. Und genauso unvermeidlich ist der menschliche Widerstand dagegen. Die Ablehnung von neuen Dingen, die

wir nicht kennen, widerspiegelt sich in der Ge-schichte der Menschheit. Ans Auto mussten sich die Menschen seinerzeit genauso gewöhnen wie 100 Jahre später ans Handy – beide Technologien sind heute nicht mehr wegzudenken.

Von der Fiktion einer neuen Maschine, ersten Prototypen und Anwendungen bis hin zur Etab-lierung und Naturalisierung von Technologien durchläuft das Verhältnis von Mensch und Tech-nologie verschiedene Stufen, wie die Grafik auf der nächsten Seite zeigt. Dieser Anpassungspro-zess geht manchmal sehr schnell, es kann aber auch Jahrzehnte dauern, bis eine bahnbrechende Idee den Alltag erfasst und verändert.40

Technologie ist den Menschen also immer mehre-re Schritte voraus. Während die Technologie im-mer leistungsfähiger wird, verändern Menschen ihr Verhalten und ihre Einstellungen viel langsa-mer. Das unterschiedliche Entwicklungstempo erzeugt einen «Reality Gap», die technischen Möglichkeiten wachsen über das Menschenmög-liche hinaus.41 Statt dass wir – wie vor dem Com-puterzeitalter – Technologie anwenden und uns neue Funktionen ausdenken, können Maschinen heute nicht nur viel mehr als das, was wir tatsäch-lich anwenden, sondern auch viel mehr, als wir verstehen. Technologieforscher Venkatesh Rao bezeichnet das Phänomen als «technologisches Überangebot» (siehe Grafik S. 28).

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 27

42 Lebensstil und Verhaltensweisen der Menschen sind immer geprägt vom Spannungsfeld zwischen Megatrends und Gegen-trends. Zum Begriff der Megatrends und deren Bedeutung in der Forschungsmethodik des GDI, vgl. Bolz, Norbert: Die Kraft der Hybride. In: GDI Impuls 4/12.

43 Froböse (2011), S. 12, und Flade (2006), S. 18.

Im Wohnen ist der Graben zwischen dem, was wir anwenden und verstehen, und dem eigentlichen Potenzial von Technologie tendenziell noch grös-ser. Denn unsere Wohnung fungiert als Gegen-trend zur schnelllebigen Welt.42 Während wir uns beispielsweise in der Mobilität oder in der Kom-munikation rasch an neue Technologien gewöhnt haben (ein iPhone hat mit einem Telegrafen nichts mehr gemein, doch wir trauern diesem nicht nach), haben sich unsere Einrichtungen und unse-re Möbel im Wesentlichen nicht verändert. Ein Stuhldesign von heute sieht einem vor 50 Jahren entworfenen Stuhl immer noch sehr ähnlich, und die Funktion ist exakt die gleiche geblieben. Das

Zuhause bedeutet für die Menschen Rückzug und Schutz vor der dynamischen, globalen Welt.43

Stufenmodell der technologie

unknown unknowns Jenseits unseres Wissens und Verstehens

fiktion Menschheitsträume, die bisher technisch noch nicht realisiert werden können. Zum Beispiel: Singularität Maschinen, die sich selbst verbessern und weiterentwickeln, Telepathie

Visionen Zukunftsideen, an denen zurzeit geforscht wird. Zum Beispiel: Quantum Computing, programmierbare Materie

operational Funktionsfähige Prototypen existieren.Zum Beispiel: Smarte Kontaktlinsen

Angewandt Auf dem Markt verfügbar und erschwinglich.Zum Beispiel: Google Glass, 3-D-Drucker

etabliert Teil des Alltags.Zum Beispiel: Smartphones, GPS-Navigation

Vital Man kann nicht mehr leben ohne.Zum Beispiel: Internet

unsichtbar Wird nicht mehr als Technologie wahrgenommen, Teil unserer Kultur. Zum Beispiel: Alphabet, Uhr

naturalisiert Wird zum Teil unserer Natur.Zum Beispiel: Kleider, Kochen

Quelle: gdi © 2014, nach van mensvoort K. (2014), Pyramid of technology: how technology becomes nature in seven steps. technische universität eindhoven.

Smart Home 203028

technologie ist den menschen mehrere Schritte voraus

angewandtgestern

heute & morgen

verstanden

angewandt

von Technologie geschuldet

technologisches Überangebot

«Wohnbedürfnisse sind viel langfristiger als neue technologische Ansprüche. Technologien verän-

dern keine Grundbedürfnisse wie Rückzug, Sicher-heit und Komfort, wohl aber die

Kontextbedingungen.»Sonja Haag-Walthert, Haag Wagner Architektur

Innenarchitektur

mehr conVenience in den eigenen Vier wänden

Je digitaler unsere Welt, desto stärker keimt die Sehnsucht nach dem «Realen» auf. Authentizität prägt als Gegentrend zum technologischen Fort-schritt die Werte und Wünsche der Menschen. Handwerken und Selbermachen gewinnen an Sta-tus, ebenso Offline-Wochenenden in abgelegenen Berghütten. Gleichzeitig werden auch lokale, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen ge-fragter, dies als Gegenbewegung zu einer Welt, in der alles jederzeit möglich ist; mit einer Flexibili-tät, die schnell in Flüchtigkeit mündet. Das Span-

nungsfeld zwischen dem Wunsch nach Flexibilität und digitalen Services und der Sehnsucht nach Orientierung, Werten und Authentischem steckt in jedem von uns und widerspiegelt sich auch im Wohnen.

Einerseits sind wir bemüht, das Zuhause als au-thentischen Rückzugsort zu bewahren, gleichzei-tig erwarten wir auch im Wohnen neuen Komfort, an den wir uns seit der Digitalisierung gewöhnt haben. Das Stichwort ist hier Convenience – mög-lichst einfach, praktisch, wie und wo es gerade gefällt. Ein Prinzip, das in der Gastronomie und im Handel längst ein grosses Thema ist, prägt auch unsere Erwartungshaltung rund ums Woh-nen. Zuhause sein müssen, wenn der Handwerker oder der Postbote vorbeikommen, nur zwischen 9.00 bis 11.30 Uhr bei der Verwaltung anrufen zu können, solche Einschränkungen werden je län-ger, desto weniger akzeptiert. Die Digitalisierung hat 24/7 zum Lebensstil erklärt, und dieses Prin-

Quelle: breakingsmart.com: season 1, essay 8.

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 29

44 breakingsmart.com: Season 1, Essay 13.45 http://goo.gl/tQ2Ala46 Mennicken (2014). 47 Gysi (2009), S. 23, Glaser (2009), S. 63 f.

zip wird auch die Anforderungen der Kunden an die Wohn- und Bauindustrie prägen. Der «Hard-ware-zentrierte» Lifestyle verschiebt sich zum «Software-zentrierten».44 So wie wir heute bereits erwarten, mit unserem Smartphone einkaufen oder Flüge buchen zu können, wollen wir in Zu-kunft auch Zugriff auf Heizung, Türschloss oder Multimedia selbstverständlich über unser intelli-gentes Gerät haben. Die Technologie muss aber unauffällig und störungsfrei funktionieren:

«Das Zuhause ist unser Rückzugsort, es vermittelt Vertrautheit und Privatsphäre und muss trotz

Technologie immer behaglich bleiben. Gleichzeitig bietet Technologie aber auch neue Möglichkeiten, um das Zuhause gemütlich zu gestalten und die

persönlichen Wohlfühlpräferenzen dynamisch zu erzeugen.»

Prof. Alexander Klapproth, iHome Lab, Hochschule Luzern

Erste Möbelhändler reagieren bereits und lan-cieren Produkte, die durch Einbettung von Informationstechnologien neue, unsichtbare Zu-satzfunktionen besitzen. Ikea beispielsweise hat Lampen und Beistelltische mit integrierten, drahtlosen Ladegeräten fürs Smartphone auf den Markt gebracht, um dem Kabelchaos und der ewigen Suche nach dem Ladegerät ein Ende zu bereiten.45 Das Beispiel zeigt: Neue Technologien sind nicht an Form oder Material gebunden, son-dern können unsichtbar in Möbel implementiert werden. Je mehr wir uns ans vernetzte Always-on-Dasein gewöhnen, desto höher werden die Erwar-tungen an die Vernetzung von Services und Produkten von der Architektur über Interior-An-bieter bis hin zum Vermieter. Unsere Vorstellun-gen davon, wie smart das Wohnen sein soll, werden sich mit unseren Erfahrungen im Umgang mit Technologie weiterentwickeln.46

die PlurAlisierung der lebensstile erfordert flexiblere wohnungen

Nicht nur gesellschaftliche Trends, sondern auch demografische Veränderungen wie die Alterung und neue Sozialstrukturen wirken als Treiber für die Digitalisierung im Wohnbereich. Die Plurali-sierung von Lebensstilen (mehr Singles in allen Altersgruppen, Patchwork-Familien oder Paare, die zwar zusammen sind, aber getrennt wohnen) und vor allem mehr Wandel innerhalb des eige-nen Lebenslaufes fordern Strukturen, die das Nicht-Übliche zulassen. Eine ganz praktische Fol-ge dieser Entwicklung: neutrale, vielseitig nutzba-re Wohnräume statt der klassischen Einteilung mit einem grossen Schlafzimmer für die Eltern, Kinderzimmern und dem zentralen Wohnzim-mer. Mehr Flexibilität wird auch gefordert, weil sich die Erwerbsarbeit wieder weniger strikt aufs Büro beschränkt und die Wohnung vermehrt zum Ort der gemischten Tätigkeiten entwickelt.47

Die Digitalisierung macht genau diese Flexibili-sierung möglich: Heute schon können in der Steu-erung und Überwachung verschiedene Szenarien eingerichtet werden, je nach aktuellem Bewohner, Bedarf und Zweck. Wirklich spannend wird es, wenn wir die in These eins beschriebenen Ent-wicklungen im Bereich des Baus weiterdenken: Wenn beispielsweise intelligente Tapeten je nach Anforderung ihre Farbe wechseln, oder wenn Wände aus neuartigen Materialien und mit dem 3-D-Drucker hergestellt werden und so nach Be-darf versetzt werden könnten, dann eröffnen sich ganz neue Spielwiesen für die flexible Gestaltung der Wohnung.

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in KürZeNoch sind flexible Zimmerwände Zukunftsmu-sik, aber bereits heute wollen die Nutzer auf die Convenience und den Komfort, den die Digitali-sierung auch im Wohnen mit sich bringt, nicht mehr verzichten. Neue Konsumentenbedürf-nisse wie die Instant-Economy und die Plurali-sierung der Lebensstile treiben die Entwicklung zum digitalen Wohnen voran. Das bedeutet aber nicht, dass wir 2030 in einem komplett verka-belten Science-Fiction-Haushalt wohnen wer-den. Denn auch das Bedürfnis, mal ausschalten zu können, um sich ganz analog zurückzuzie-hen, wird an Relevanz gewinnen. Technologi-sche Innovationen müssen daher unsichtbar im Hintergrund stattfinden, so dass das Zuhause trotz Vernetzung gemütlich bleibt. Technologie kann auch in antike Möbel eingebaut werden, so dass die Wohnung von morgen zwar wie ein Smartphone funktionieren, aber traditionell aussehen wird. Unsere analogen vier Wände werden mit neuen digitalen Technologien ko-existieren.

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3. Mehr Transparenz bedeutet mehr Sicherheit – und neue Abhängigkeiten

48 Frick (2011), S. 8 und 33.49 The Wall Street Journal (23.6.2015): «Apple HomeKit Review:

Siri’s New Smart Home Already Needs Renovation».

Wir produzieren heute Unmengen an Daten, mehr als wir je sinnvoll verarbeiten können. Wis-sen und Information nehmen exponentiell zu, gleichzeitig aber auch die Zahl der ungelösten Fragen und neuen Herausforderungen. Im Zuge der globalen Vernetzung wächst die Datenflut im-mer weiter. Je mehr wir das Internet nutzen, um uns zu informieren, zu kommunizieren und zu organisieren, umso mehr werden Informationen über uns in Form von Daten verfügbar und analy-sierbar sein.48 Unsere Welt wird immer transpa-renter, und diese Transparenz macht auch vor dem Zuhause nicht halt. Es sind nicht nur Daten über unsere Interessen (Suchanfragen) oder Jog-gingwerte verfügbar, sondern auch über unsere bevorzugte Duschtemperatur, wie häufig wir die Bettwäsche wechseln, wie laut wir schnarchen. Ob es um den Zustand unseres Eigenheims, den Mietpreis, die Energiekosten oder Heiztempera-tur geht, mit der Digitalisierung dieser Prozesse werden diese Informationen zum Allgemeingut. Die entscheidende Frage wird sein: Wie gehen wir mit dieser Transparenz und dieser neuen Infor-mationsvielfalt um? Hilft sie uns, unser Wohnen besser zu organisieren? Schafft sie mehr Sicher-heit? Oder bedroht sie unsere Privatsphäre?

wer hAt die Kontrolle?Transparenz wirkt für viele intuitiv bedrohlich, besonders im Heimbereich. In unserer Wohnung, die uns als Schutz und Rückzugsort dient, sind wir besonders sensibilisiert auf Eindringlinge. Wenn nun sämtliche Handlungen Zuhause in der digitalen Cloud registriert werden, dann weckt das Ängste. So wurde auch in den Expertenge-sprächen die Furcht vor Datenkriminalität sowie vor permanenter Überwachung als Hürde ge-nannt, die die Kunden zögern lässt. Smart-Home-Angebote basieren aber gerade auf dem Sammeln dieser Daten: Bei Google beispielsweise werden die Smart-Home-Tools mit den gesammelten Da-

ten immer nützlicher und präziser. Je mehr die Software über den Bewohner weiss, desto genauer kann die Steuerung des Hauses automatisch dar-auf abgestimmt werden. Die Daten der Nutzer dienen als Währung für einen besseren Service.49

Kontrolliert also bald Google unsere Häuser? Ent-scheidet Apple, wann wir das Licht ausmachen sollten? Oder bleibt die Kontrolle in unseren Hän-den? Das Internet der Dinge steht noch ganz am Anfang, und damit ist die Frage, welches Organi-sations- und Kontrollsystem sich durchsetzen wird, noch völlig offen. Es ist ein Aushandlungs- und Experimentierprozess, den die Anbieter durchlaufen. Aktuell zeichnen sich drei mögliche Entwicklungen ab. Erstens: der Weg hin zu zent-ralisierten, geschlossenen Systemen. Applikatio-nen sind hier an den jeweiligen Anbieter geknüpft, der von Nutzern Input erhält und dementspre-chend Output liefert. Zweite Entwicklungsmög-lichkeit: der Aufbau von dezentralen digitalen Ökosystemen, die verschiedene Anbieter unter bestimmten Bedingungen in Plattformen zusam-menführen, wie beispielsweise Nest oder Apples HomeKit. In diesem dezentralisierten System bie-ten verschiedene grosse Marktplayer relativ iso-lierte Services, die Wechselkosten von einem Anbieter zum anderen sind hoch. Die dritte Opti-on sind offene, dezentrale Systeme, in denen ver-schiedene Nutzer und Anbieter kooperieren – ohne zentrale Kontroll- und Steuerungsmacht. Dieses Netzwerk entwickelt sich mit den Inputs der User und Geräte immer weiter, d. h., je mehr Menschen und Dinge im Netzwerk angeschlossen sind, desto

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50 The Guardian (24.7.2015): «Why the Internet of Things Favours Dominance».

mehr Dateninputs fallen an und desto präziser ge-rät die Steuerung.50

Algorithmen entwicKeln hAndlungsmuster

Heute sind die Systeme 1 und 2 primär im Fokus der Entwickler. Sie beruhen darauf, dass Daten-ströme und Anwendungen auf irgendeine Art und Weise gebündelt und zentralisiert werden müssen. Sowohl für Anbieter wie User ist es trotzdem höchstens noch möglich, Teilsysteme zu kontrol-lieren. Denn im digitalen Heim steuert nicht nur der User seine Geräte, sondern entscheiden auch Dateninputs aus anderen Quellen über Handlun-gen und Funktionen. Das Internet der Dinge wird

über Feedbackschlaufen gesteuert, und je mehr User sich mit ihren Objekten vernetzen, desto mehr Datenfutter erhalten die Algorithmen, um immer bessere Handlungsmuster zu entwickeln. Auch Entscheidungen des Nachbars oder eines Users auf einem anderen Kontinent, der das glei-che intelligente Thermostat besitzt, haben Ein-fluss. Wenn die Software auch auf externe Informationen wie Wetterdaten Zugriff hat, wird das System endgültig hochkomplex. Und je un-durchschaubarer die vernetzte Welt, desto grösser

organisations- und Kontrollsysteme des Internets der Dinge

1) zentralisiert 2) dezentralisiert und geschlossen 3) dezentralisiert und offen

Quelle: gdi© 2015

Smart Home 203034

die Gefahr, dass sie nicht nur zum Vorteil der Ge-sellschaft genutzt wird. Die Gefahr von Hackeran-griffen steigt, denn mit jedem neu vernetzen Ding oder Service nimmt die Angriffsfläche zu. Und natürlich erhöht das System auch die Abhängig-keiten und damit die Manipulationsmöglichkei-ten: Die Nutzer vertrauen den Handlungen ihrer intelligenten Geräte oder Häuser, gleichzeitig ist unklar, wer über diese Handlungen alles mitent-scheidet.

überwAchung Als serViceObwohl digitale Systeme ausserhalb unseres Kon-trollbereichs liegen, vernetzen wir immer mehr Bereiche unseres Lebens mit dem Netz. Wenn die

Vorteile überwiegen, sind wir durchaus bereit, un-sere Daten preiszugeben. Am eindrücklichsten zeigt sich das bei Google: Obwohl wir wissen, dass Google unsere Daten für personalisierte Werbung weiterverwendet, würde niemand auf Google als Suchmaschine verzichten – der Service ist zu gut. Daten werden immer mehr zur akzeptierten Währung für Gratisdienste. Allerdings muss der Gegenwert der Daten einen deutlichen Mehrwert für den Nutzer darstellen.

Um einen solchen Mehrwert zu generieren, sind die Anbieter auf künstliche Intelligenzen ange-wiesen, welche die Datenflut sinnvoll verwerten, und auf neue Dienstleistungen, welche das Daten-

Komplexe abhängigkeit im vernetzten Haus

Quelle: gdi© 2015

bewohnerwetterdaten software

internet der dinge smart home user

Algorithmen

schnittstelle zum haus

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51 Frick (2011), S. 8 und 59.

wissen für die Nutzer erschliessen.51 So gibt es im intelligenten Haus heute schon Services, die dank Dateninputs mehr Sicherheit bieten. Installiert der Bewohner Sensoren und die entsprechenden Programme, so weiss nicht nur die Cloud, wer sich in der Wohnung befindet, sondern auch der Endnutzer kann jederzeit von ausserhalb über das Smartphone auf sein Zuhause zugreifen und kon-trollieren, was dort gerade passiert. Hält sich je-mand Fremdes in der Wohnung auf, kann man sich übers Telefon über die exakte Aufenthalts-dauer und allfällige Aktivitäten informieren. Und das ungute Gefühl im Bauch, ob denn nun auch alle Lichter aus sind, ist Vergangenheit, da solche Steuerungsaufgaben auch von extern über die App erfolgen können. Gerade für die globale, mobile Bevölkerung wirken die Absicherungs- und Kon-trollmöglichkeiten beruhigend und stellen einen wichtigen Mehrwert dar:

«Der Zugriff aufs Zuhause von ausserhalb ist das wirklich Neue an der Digitalisierung. Diese neue

Möglichkeit reizt die Leute und wird immer wich-tiger.»

Sarah Mennicken, Zurich People and Computing Lab, Universität Zürich

länger selbstbestimmt ZuhAuse wohnen

Smart-Home-Anwendungen werden das Wohnen aber nicht nur für Globetrotter, die selten Zuhause sind, sicherer machen, sondern auch für Senioren oder Menschen mit Behinderung. Unter dem Stichwort Ambient Assisted Living (umgebungs-unterstütztes Wohnen) arbeiten Forscher an neu-en Technologien, die es ermöglichen sollen, länger selbstbestimmt zu leben. Sensoren, die Bewegun-gen in einer Wohnung überwachen, können bei-spielsweise Stürze von alleinstehenden Personen wahrnehmen und die entsprechenden Massnah-men treffen. Solche Szenarien werden unter ande-

rem am iHome Lab in Luzern durchgespielt. Hier haben Forscher im intelligenten Wohnhaus der Zukunft den virtuellen Butler James geschaffen, der seine alleinstehende Bewohnerin, die Seniorin Anna, betreut. James macht nicht nur die Türe auf, sorgt für die entsprechende Unterhaltung und den Komfort, sondern er merkt auch, wenn es An-na nicht gut geht, und informiert ihren Sohn, der weit weg wohnt. Dieser kann sich per Webcam zu-schalten, und falls nötig ruft James dann den Krankenwagen.

Die Technologien, damit solche Szenarien Realität werden, sind längst vorhanden und entsprechende Angebote am Entstehen: Onköl beispielsweise ist eine smarte Box für die Gesundheitsüberwa-chung, welche die Daten verschiedener Sensoren und Tracker auswertet und bei Bedarf Alarm schlägt. Beliebig viele User (beispielsweise die An-gehörigen von alleinstehenden Senioren) werden per Smartphone mit der Box verknüpft und erhal-ten so Updates über den Gesundheitszustand so-wie die Vorkommnisse im Haus der Eltern. Onköl weiss, ob jemand im Haus ist und ob sich diese Person bewegt, kann ans Einnehmen von Medika-menten erinnern und lässt sich auch mit diversen Smart-Home-Anwendungen wie Türschlössern, Rauchmeldern oder Fitness-Trackern verknüpfen. Noch umfassender als Onköl ist das in der Schweiz lancierte Projekt «Nestor – Daheim statt Heim». Es bietet interessierten Senioren die notwendige technische Infrastruktur zur Miete an, die es die-sen ermöglichen soll, länger selbstbestimmt zu-hause zu leben. Zum Paket mit der IT-Plattform

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52 onkol.net und nestor-swiss.ch53 Thomsen, L., Mehler, O. C. (2014): Wendepunkte der Energie-

wirtschaft. Studie von Future Matters, S. 7.

gehört auch eine 24/7-Betreuung, «Life Manage-ment» genannt. Hier werden sämtliche notwendi-ge Betreuungsleistungen von Arztbesuchen über Putzarbeiten bis zu kleinen Besorgungen organi-siert. Wenn die Angehörigen möchten, können sie Teile des Life Managements selbst übernehmen.52

Nestor ist momentan auf der Suche nach Freiwilli-gen, die am Pilotprojekt teilnehmen möchten – diese Suche gestaltet sich aber nicht ganz einfach. Skepsis in dieser Altersgruppe gegenüber der Technologie und die Hemmschwelle, sich selbst als hilfebedürftig einzustufen, erschweren die Teil-nehmersuche. Im Kontext der immer älter wer-denden Gesellschaft sind solche Dienstleistungen aber zukunftsweisend. Sie ermöglichen es, länger zuhause zu bleiben, sie entlasten die Angehörigen und sind billiger als die Pflege in Heimen. Für Krankenkassen wäre es dann durchaus reizvoll, vernetzte Häuser oder Roboter wie James zu finan-zieren. Und auch in Alterssiedlungen oder Pflege-heimen kann die Technologie entlastend mithelfen und für mehr Sicherheit sorgen. Diese Player könnten deshalb als Trendsetter digitale Sicher-heitssysteme vorantreiben.53 Damit die Services von den Nutzern akzeptiert werden, müssen sie allerdings im richtigen Kontext angeboten werden:

«Senioren wollen nicht stigmatisiert werden, des-halb müssen Sicherheitssensoren unauffällig da-herkommen und in Alltagsgegenstände integriert werden. Der rote Notfallknopf sollte der Vergan-

genheit angehören.» Bojan Simic, ejd GmbH

in KürZeJe stärker das Internet der Dinge wächst, desto unübersichtlicher wird das digitale Ökosystem. Neue, komplexe Abhängigkeiten entstehen und die Gefahr, dass Nutzer zum Ziel von Hackeran-griffen oder Manipulationsversuchen werden, nimmt zu. Gleichzeitig schafft die Verdatung ei-ne neue Form der Transparenz. Mit dem Wissen über die Wohnung eröffnen sich für die Bewoh-ner neue Möglichkeiten im Bereich von Sicher-heit und Überwachung. In einer alternden und globalen Gesellschaft stellt Smart Home des-halb für viele Nutzer einen Mehrwert dar.

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Smart Home 203038

4: Wohnen wird nachhaltiger und preiswerter

54 http://goo.gl/1oaLbw55 Eine detaillierte Einführung ins Thema bietet das Weissbuch

Smart Grid (2013), herausgegeben vom Verein Smart Grid Schweiz.

56 www.bfe.admin.ch/smartgrids

Ein wichtiger Bereich der Digitalisierung im Wohnen betrifft die Steuerung von Infrastruktur und Geräten. Damit lassen sich wichtige Ressour-cen besser handhaben, was das Wohnen effizien-ter, nachhaltiger und preiswerter machen wird. Gemäss einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik lässt sich mit intelligenter Haussteue-rung 17 bis 40 % der Energie im Privathaushalt einsparen.54 Nachdem in den letzten Jahren be-reits viel getan wurde, um die Energieeffizienz mithilfe verbesserter Gebäudehüllen zu steigern, wird der nächste Schritt eine effizientere Steue-rung des Ressourcenverbrauchs sein.

«Heute findet der Energieverlust bei Neubauten nicht mehr bei der Hülle statt, sondern im Strom-

verbrauch. Ein Minergie-P-Neubau verbraucht nur noch etwa ein Drittel der Energie für Heizung und Warmwasser, zwei Drittel für die übrige Steu-erung der Infrastruktur und den Haushaltstrom. Hier bietet intelligentere Gebäudetechnik grosses

Einsparungspotenzial.»Ulrich Nyffenegger, Bau-, Verkehrs- und

Energiedirektion des Kantons Bern

intelligentere energiesteuerung Als Politische forderung

Der Begriff «Smart Grid» (intelligentes Strom-netz) steht für die Bestrebung, die Stromversor-gung intelligenter zu gestalten, indem Produktion, Speicher und Verbrauch besser vernetzt und ge-steuert werden. Die intelligente Steuerung ist ein wichtiger Schritt hin zum sparsameren Umgang mit Energie und damit zur Energiewende. Smart Meter, intelligente Stromzähler, schlüsseln den Stromverbrauch für den Endnutzer auf und geben ihm so die Mittel, effizienter mit den Energieres-sourcen umzugehen.55 Auch die Entwicklung hin zu dezentraler Energieproduktion (Photovoltaik, Windkraft etc.) und die Schwankungen in der Energieproduktion, die damit verbunden sind, er-

fordern ein smarteres Energiemanagement. Die Umsetzung von Smart Grid und Smart Metering wird in Europa sowohl politisch als auch von den Elektrizitätsanbietern vorangetrieben. 2011 haben sich in der Schweiz 13 Anbieter im Verein Smart Grid Schweiz zusammengetan, und auf Bundes-ebene beschäftigt sich das Bundesamt für Energie intensiv mit dem Thema. Es hat Anfang 2015 eine Smart-Grid-Roadmap veröffentlicht, um der künf-tigen Verbreitung von intelligenten Stromnetzen den Weg zu ebnen.56

«Wenn die Politik mit neuen Vorschriften Be-triebseffizienz verordnet oder wenn der Druck der

Nutzer nach tieferen Betriebskosten infolge von stark ansteigenden Energiepreisen sich erhöht,

wirkt dies auch auf Immobilieninvestoren als trei-bende Kraft, um intelligentere Steuerungsmecha-

nismen einzubauen.»Thomas Wipfler, Beta Projekt

Management AG

Der Staat könnte in Zukunft noch mehr Interesse daran haben, die Digitalisierung im Wohnen vo-ranzutreiben, um mit einer erhöhten Betriebsef-fizienz der Zielsetzung der Energiewende näherzukommen. In der Schweiz haben die Kan-tone 2014 mit der Revision der Mustervorschrif-ten im Energiebereich (MuKEn) einen wichtigen Schritt in diese Richtung unternommen: Erstmals wird darin für Nichtwohnbauten ab einer be-stimmten Grösse gefordert, den Betrieb der Ge-

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57 Vgl. hierzu auch: Frick, Hauser, Gürtler (2013): Sharity. Die Zu-kunft des Teilens. GDI-Studie Nr. 39.

58 http://goo.gl/zNN718

bäudetechnik zu optimieren. Die Umsetzung ist für die Kantone allerdings freiwillig, trotzdem be-stärkt die Politik damit den Weg, auch über intel-ligentere Betriebssteuerung Ressourcen zu sparen.

energie tAuschen und ressourcen sPAren

Neben dem Staat wird auch die wachsende Sha-ring Economy den Trend ankurbeln, Strom intel-ligenter zu handhaben. Die Möglichkeit, Strom selbst zu produzieren und zu verwalten, könnte den Bewohnern in Zukunft auch ermöglichen, allfällige Überschüsse mit Nachbarn abzutau-schen, zu verkaufen oder gegen andere Ressour-cen einzutauschen. Sie passt damit in die Sharing Economy, die neue, kollaborative Konsum-, Le-bens-, und Arbeitsformen hervorgebracht hat. Vor allem jüngere, urbane Generationen wenden sich zunehmend diesem neuen Lebensstil des intelli-genten Verzichts zu.57

Einsparmöglichkeiten für die Nutzer eröffnet die Digitalisierung nicht nur im Strombereich, son-dern beispielsweise auch im Unterhalt. Intelligen-te Waschmaschinen wissen, dass ein Service nötig ist, bevor es zum Totalausfall kommt. Der Auf-zughersteller ThyssenKrupp bietet heute bereits Aufzüge mit präventivem Service an. Möglich macht es eine Software, welche die Daten aus den vielen in den Aufzügen platzierten Sensoren in der Cloud bündelt und auswertet. Das Programm löst Alarm aus, wenn die Daten auf ein sich ab-zeichnendes Problem hinweisen, und archiviert die gesammelten Daten, so dass die Vorhersage-modelle mit der Zeit immer weiter verfeinert wer-den. Ausfälle von Aufzügen sollen damit der Vergangenheit angehören. Kosten werden gespart, weil die Einsätze der Monteure im Voraus geplant und intelligent abgestimmt werden können.58 Auch in anderen Bereichen wie bei Haushaltsge-räten, Wasserleitungen etc. sind solche präventi-

ven Unterhaltsservices denkbar, wenn die entsprechenden Sensoren eingebaut und digital ausgewertet werden. So können Eigenheimbesit-zer Kosten und Unannehmlichkeiten reduzieren.

in KürZeDie Digitalisierung macht das Wohnen nachhal-tiger: Der Verbrauch wird transparenter und einfacher zu steuern für die Endnutzer, Res-sourcen können gespart werden, und damit ge-lingt ein weiterer Schritt in Richtung Energiewende. Interessant wird Smart Home deshalb auch für Bauherren von Quartieren, die sich der 2000-Watt-Gesellschaft verpflichtet haben. Von politischer Seite wird eine intelli-gentere Energiesteuerung ebenfalls unter-stützt, denn auch hier ist die Energiewende ein wichtiges Traktandum. Und die Elektrizitäts-versorger werden aufs Smart Grid angewiesen sein, wenn sie die Energieversorgung auch mit alternativen, aber instabilen Energieprodukti-onsformen sicherstellen müssen.

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5: Rundum-Komfort wird wichtiger als die Immobilie

59 rentify.com, qipp.com und erlenmatt-west.ch60 porch.com; eine ähnliche Plattform zum Thema Renovation

und Design ist houzz.com

Bei Smart Home und Komfort denkt man heute an Lampen, die ihr Licht automatisch an die Per-sonen im Raum anpassen und je nach Stimmung die Farbe wechseln, oder an Screens in Wänden, an denen der Film, den man gerade schaut, je-weils von Raum zu Raum mitwandert. Solche Anwendungen gibt es heute schon. Sie bieten je nach Bedarf und Bequemlichkeit tatsächlich mehr Komfort, sind aber auch Spielereien, bei denen sofort die Frage auftaucht, ob man so et-was wirklich braucht. Viel wichtiger als solche Komfortgadgets im Haus werden in Zukunft aber neue Dienstleistungen rund ums Haus wer-den, die das Bauen und Wohnen bequemer und einfacher machen – und zwar für Anbieter wie Nutzer.

intelligentere immobilienbe-wirtschAftung

Für Immobilienbesitzer und Immobilienhändler eröffnet die Digitalisierung im Verkauf oder bei der Vermietung neue Komfortmöglichkeiten. Ist ein persönliches Wohnprofil der Kunden in der Cloud abgespeichert, kann die Beratung viel per-sonalisierter auf die individuellen Ansprüche zuge-schnitten werden. Die Kommunikation zwischen Mieter und Vermieter und eher mühsame Termine wie die Wohnungsbesichtigung oder Wohnungs-abnahme können effizienter gestaltet werden. Die in London basierte Plattform Rentify bietet für Immobilienbesitzer einen Online-Vermietungs-dienst, von dem heute 175’000 Eigentümer Ge-brauch machen. Die Plattform verspricht durch den virtuellen Service einen intelligenteren, schnelleren und faireren Vermietungsservice. Rentify übernimmt entweder alle Arbeit von der Immobilienbewerbung über die Vermietung bis hin zu den Unterhaltsservices selbst oder bietet den Immobilienbesitzern Zugang zu den techni-schen Tools, damit diese die Prozesse selbststän-dig steuern können.

Die Kommunikation von Mieter und Vermieter vereinfachen will auch das Schweizer Start-up Qipp: Qipp hat die App «Allthings | Home» entwi-ckelt, mit der Vermieter und Mieter digital kom-munizieren können. Auf der Plattform werden alle digitalen Pläne und Bedienungsanleitungen abge-legt, Unterhaltsarbeiten organisiert und die Mieter beim Energiesparen unterstützt. Immobilienbesit-zer, die für ihre Wohnungen auf die App von Qipp zurückgreifen, bieten ihren Kunden zudem die Möglichkeit, sich mit den Nachbarn virtuell aus-zutauschen und zu vernetzen. Ein Service, für den gemäss Qipp die Mieter auch bereit sind, mehr zu zahlen. Bereits angewendet wird die App von Qipp beispielsweise im Quartier Erlenmatt-West in Ba-sel, das sich der Nachhaltigkeit und der sozialen Durchmischung verschrieben hat und mit der «Er-lenapp» versucht, dieses Ziel zu erreichen.59

stille innoVAtion schAfft mehr Komfort ZuhAuse

Verschiedenste Produkte und Dienstleistungen zielen darauf ab, dem Endnutzer mehr Komfort zu bieten. Bedarf besteht in der heutigen Conveni-ence-Gesellschaft beispielsweise bei der Organisa-tion von Unterhaltsarbeiten. Die Schwierigkeit, gute Handwerker ohne viel Aufwand zu finden, beschäftigt alle Eigenheimbesitzer. Abhilfe schaf-fen neue digitale Plattformen, die analoge Services online koordinieren. Porch beispielsweise ist eine amerikanische Plattform, auf der lokale Dienst-leister im Heimbereich ihre Dienste für Private anbieten. Von Designern über Architekten zu Handwerkern finden Private bei Bedarf den pas-senden Anbieter in der Nähe und sehen, wie ande-

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61 amazon.com/services62 amazon.com/dash-button und amazon.com/dash-replenish-

ment-service

re Kunden diesen bewertet haben. Die Plattform visualisiert auch umgesetzte Projekte aller Bran-chen und dient so als Inspiration für Einrich-tungs- und Umbauprojekte im Heimbereich. Porch ist ein voller Erfolg: Erst 2013 lanciert, hat die Plattform 2015 über 400 Mitarbeitende und über 3,2 Millionen Einträge von Dienstleistern. Gleiches versucht seit Anfang 2015 auch Amazon mit seiner Plattform «Amazon Home Service». Sie bietet ebenfalls Dienstleistungen in Kategorien wie Garten, Computer oder Handwerk für Private an, verspricht Transparenz beim Preis und garan-tiert gute Qualität.61

der dAsh-button bestellt Auf KnoPfdrucK

Ein weiterer wichtiger Servicebereich ist das Ein-kaufen. Auch hier ist Amazon bemüht, neue Massstäbe zu setzen, zum Beispiel mit dem Dash-Button. Das sind türklingelgrosse Knöpfe, die im Haushalt angebracht werden und jeweils ein be-stimmtes Produkt bei Amazon bestellen, sobald man darauf drückt, zum Beispiel Kaffeebohnen, Waschmittel oder Müesli. Geht ein solches Pro-dukt aus, genügt ein Knopfdruck und das Ge-wünschte wird automatisch nachbestellt. Das Unternehmen arbeitet auch bereits an der Weiter-entwicklung, dem Amazon-Dash-Wiederauffüll-Service: Intelligente Geräte bestellen hier automatisch Produkte nach, wenn sie merken, dass diese ausgehen. Dieses Angebot funktioniert bereits mit Druckern oder Kaffeemaschinen. Bis jetzt sind zwar beide Dienstleistungen nur für Pri-me-Kunden beziehungsweise auf Einladung ver-fügbar, trotzdem ist klar: Amazon wird mitprägen, wie wir im komfortablen Smart Home der Zu-kunft einkaufen werden.62 Der wachsende Erfolg der On-Demand-Economy wird den Vormarsch intelligent integrierter Einkaufsservices im Haus weiter vorantreiben. Bleibt die Frage, bei welchen Produkten wir einen automatisierten Einkauf

auch wirklich schätzen. Standardprodukte wie Toilettenpapier oder Waschmittel dürften dabei eher auf Anklang stossen als das automatische Wiederauffüllen von variableren Produkten wie Gemüse.

«August» öffne dich!Der Dash-Button ist ein gutes Beispiel, dass Inno-vation im Heimbereich im Hintergrund stattfin-det (vgl. These 2). Die Vernetzung von Dingen und Services ist mit wenig Aufwand verbunden und kaum sichtbar. Das Anbringen eines Dash-Buttons erinnert denn auch mehr ans Dekorieren als ans Installieren einer neuen Infrastruktur. Diese stille Innovation zeigt sich auch am Beispiel digitaler Schlösser, die leicht anzubringen sind und ebenfalls mehr Komfort versprechen. So sorgt das intelligente Türschloss «August» des gleichnamigen amerikanischen Start-ups dafür, dass wir keine dicken Schlüsselbunde mehr her-umtragen müssen. Das Schloss erkennt die Be-wohner eines Hauses und öffnet ihnen automatisch die Türe. Per Smartphone kann der Nutzer zudem entscheiden, welchen Besuchern die Türe geöffnet werden soll. Zugangsberechti-gungen können dabei nur für eine bestimmte Zeit, beispielsweise für den Handwerker von 10.00 bis 12.00 Uhr, oder für längere Perioden, wenn beispielsweise die Schwester zu Besuch ist, erteilt werden. Das Schloss bietet komplette Kon-trolle auch in Abwesenheit, denn es meldet übers Smartphone, wer wann das Haus betritt und wie lange diese Person sich dort aufhält. «August» ist

Smart Home 203042

63 august.com

bereits auf dem Markt, einige Features funktio-nieren aber noch nicht überzeugend.63

Je mehr intelligente Services mit dem Zuhause ver-netzt werden, desto genauer wird das Zuhause die Bedürfnisse der Bewohner kennen. So entsteht ein personalisierter, digitaler Fingerabdruck, der in Zu-kunft nach jedem Umzug dafür sorgen könnte, dass sich der Mieter am neuen Ort gleich wohl fühlt. Und nicht nur zuhause, sondern auch unterwegs könnte der Fingerprint einst den Komfort steigern. Die mobile, globale Gesellschaft von morgen könn-te ihre Lieblingsrealität immer mit dabei haben:

«Es wäre natürlich schön, wenn mein gewohntes Umfeld (Musik, Film, Stimmung) von zuhause mitkommt, wenn ich in die Ferien fahre. Die

Mobilität der Menschen nimmt stetig zu. Ist mein digitales Zuhause immer dabei, schafft das eine

neue Form der Entspannung.» Peter Scherer, Amstein + Walthert AG,

Präsident GNI

in KürZeJe mehr Dienstleistungen übers Netz organi-siert und abgewickelt werden und je vernetzter diese sind, desto attraktiver wird die Digitalisie-rung für die Nutzer. Ein Haus, das nicht vernetzt ist, wird dann weniger wert sein. Anders ge-sagt: Vernetzte Komfort-Services rund ums Objekt könnten in Entscheidungsprozessen von Bauherren und Mietern einst wichtiger sein als die Objekte selbst. Die Herausforderung für die Anbieter: Was Komfort Zuhause (und unterwegs) bedeutet, hängt ganz von den persönlichen Vor-lieben und der aktuellen Lebenssituation ab. Wirklich smarte Services bieten dem Nutzer deshalb immer noch Wahlfreiheit und Auswahl-möglichkeiten.

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6. Vernetzung ist der Schlüssel zum Erfolg

64 meethue.com, withings.com/aura, whirlpool.com65 Die ganze – sehr eindrückliche – Liste findet sich auf der Websi-

te von Nest: nest.com/works-with-nest 66 honeybook.com; zum neuen digitalen Organisationsprinzip

von Arbeitsprozessen siehe http://goo.gl/seQ0KJ

Smart Home wird nur dann einen langfristigen Mehrwert bieten, wenn das Konzept über selbst-bestellende Kühlschränke oder ausgefeilte Unter-haltungssysteme hinausgeht. Damit aber wirklich wertvolle Angebote entstehen, müssen sich die verschiedenen Anbieter rund ums Wohnen und Bauen miteinander und über ihre Grenzen hinaus mit Software-Playern vernetzen. Ob Strom-, Kom-munikations- oder Inneneinrichtungsanbieter – sie alle können gemeinsam smartere Services und Produkte anbieten als alleine.

Eindrückliches Beispiel hierfür ist das 2010 ge-gründete und inzwischen von Google aufgekaufte Unternehmen Nest, das selbstlernende, automati-sierte Thermostate und Rauchmelder herstellt. Nest setzt voll auf die Vernetzung mit anderen in-telligenten Produkten und Geräten, um so umfas-sende neue Services zu bieten. So weiss das Thermostat dank dem August-Smart-Lock, wer wann zuhause ist, und kann die Temperatur dem-entsprechend regulieren. Die intelligenten Lam-pen Philips Hue blinken rot, wenn der Rauchmelder Nest Protect Gefahr ortet. Das smarte Schlafüber-wachungssystem Withings Aura meldet dem Nest Thermostat, wenn die Bewohner ins Bett gehen, so dass die Temperatur angepasst wird. Die intelli-gente Waschmaschine von Whirlpool lockert die fertige Wäsche weiterhin auf, wenn Nest die Ab-wesenheit des Bewohners meldet – oder wechselt zum Ruhemodus, wenn wieder jemand zur Tür hereinkommt.64 Dies sind nur einige wenige Bei-spiele der bereits heute mit Nest vernetzten Servi-ces.65 Ein anderes Beispiel aus der Schweiz ist das Zürcher Start-up Archilogic, ein ETH-Spin-off, das eine 3-D-Software entwickelt hat, um Grund-risse virtuell darstellen zu können. Immobilien-händler können ihre Angebote so mithilfe von 3-D-Modellen bewerben statt nur mit Grundriss-plänen. Archilogic kooperiert zudem mit Interi-eur-Anbietern, so dass die passenden Möbelstücke

in der 3-D-Simulation ausgesucht werden können. Hier wird der Link von der Software zur Hard-ware gemacht, wodurch für den Kunden mehr Komfort entsteht.

Vernetzte Anbieter werden nicht nur innovativere Angebote im Smart-Home-Markt bieten, sondern können auch ihre Arbeitsprozesse ganz neu orga-nisieren. Statt Siloanbieter werden in Zukunft di-gitale Netzwerke die Märkte beherrschen. Ein gutes Beispiel für ein Unternehmen, das diese Möglichkeit schon umsetzt, ist HoneyBook. Diese Online-Plattform für Hochzeitsplaner verknüpft alle rund um eine Hochzeit involvierten Profis wie Floristen, Musiker, Fotografen oder Caterer miteinander.66 Auch in der Bau- und Wohnbran-che können Anbieter, die heute schon offline zu-sammenarbeiten müssen, ihr Netzwerk über die digitalen Wege einfacher und transparenter orga-nisieren. Ob Handwerker, Planer oder Lieferan-ten, sie alle können einfacher kommunizieren und ihre Expertisen, Arbeitskräfte oder Materialien teilen und austauschen. Gerade für KMUs ver-spricht diese Möglichkeit des digitalen Netzwerks effizientere, einfachere und damit auch billigere Arbeitsprozesse.

softwAre-PlAyer treiben innoVAtionen VorAn

Grosse Innovationen kommen bisher vor allem von branchenfremden Software-Playern, die mit aller Macht auf den Markt drängen. Google bei-spielsweise gibt sich mit Nest nicht zufrieden: An

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67 The Wallstreet Journal (23.6.2015): «Apple HomeKit Review: Siri’s New Smart Home Already Needs Renovation».

68 Frick, Höchli (2014): S. 5. 69 Thomsen, L., Mehler, O. C. (2014): Wendepunkte der Energie-

wirtschaft. Studie von Future Matters, S. 11.

seiner diesjährigen Entwicklerkonferenz im Mai 2015 stellte Google zwei weitere neue Smart-Home-Projekte vor: die Softwareplattform Brillo, die als Schnittstelle für möglichst viele intelligente Devices dienen soll, und das Kommunikations-programm Weave, das die Sprache zur Verfügung stellt, damit die intelligenten Brillo-Dinge mitein-ander kommunizieren können. So versucht Goo-gle eine standardisierte Sprache zu schaffen, welche die mangelnde Kompatibilität, die heute eine Vernetzung der Geräte häufig erschwert, überwindet. Ähnliche Bemühungen sind bei App-le zu beobachten: Apple versucht, sein iPhone zur zentralen Steuerbasis fürs smarte Haus zu machen. HomeKit soll als Kommunikationsplattform für verschiedene Anwendungen dienen, die Bedie-nung läuft mit Siri über die Sprachsteuerung. Noch funktionieren allerdings erst ganz wenige Anwen-dungen mit HomeKit, und die Kommunikation mit Siri muss sehr zielgerichtet sein, damit die An-weisungen auch umgesetzt werden. Apple ver-spricht auf den Herbst 2015 Besserung, dann soll das HomeKit auch mit der Apple Watch gesteuert werden können. Apple selbst bringt (noch) keine eigenen intelligenten Haushaltsgeräte, Lampen oder Thermostate auf den Markt, sondern koope-riert mit Anbietern, die bemüht sind, ihre Anwen-dungen HomeKit-kompatibel zu gestalten.67

Sowohl Apple als auch Google stecken mit ihren Smart-Home-Gehversuchen noch in den Kinder-schuhen. Die Devices sind fehleranfällig, denn die Steuerung eines Hauses ist doch sehr komplex. Trotzdem ist die Tatsache, dass diese IT-Unter-nehmen plötzlich in die Hauseinrichtungsbran-che investieren, ein ganz klares Zeichen für den Weg, den Smart Home beschreiten wird. Soft-ware-Player werden mit ihren Technologie-Inno-vationen den Takt angeben. Das Beispiel von Airbnb zeigt, wie stark eine neue Software eine ganze Branche herausfordern kann. Diese Inter-

netplattform revolutioniert die ganze Hotelbran-che dramatisch, ohne ein einziges Gebäude erstellen zu müssen: Sie vernetzt Gastgeber, die ihr Zuhause vorübergehend vermieten wollen, mit Reisenden, die eine private Unterkunft einem Ho-tel vorziehen. Ähnlich wie Airbnb für die Hotel-branche eine regelrechte Revolution angestossen hat, kann die Digitalisierung das Bauen und Woh-nen umkrempeln.68 Allerdings werden auch die Software-Anbieter auf die Zusammenarbeit mit etablierten Hardware-Playern im Bau- und Wohn-bereich angewiesen sein. Google alleine bringt keine intelligenten Küchenmaschinen auf den Markt, sondern sucht die Zusammenarbeit mit erfahrenen Geräteherstellern. Für neue Geschäfts-modelle wird die Allianz mit branchenübergrei-fenden Unternehmen entscheidend sein.69 Diese Vernetzung der Anbieter aber muss im Hinter-grund, im Backend, unsichtbar für den Endkun-den stattfinden.

dAs rennen um die schnittstelle Zum Kunden

In den Expertengesprächen im Rahmen dieser Studie wurde immer wieder betont, dass das Inte-resse der Kunden an intelligenten Infrastrukturen zwar da sei, es aber mangels guter Beratung selten zum Kauf kommt:

Smart Home 203046

«Heute fehlt das Zwischenglied zwischen der Bran-che und dem Endnutzer. Gerade weil es so viele

Möglichkeiten gibt, aber kein Berater die Optionen bündelt und Orientierung bietet, weiss der Kunde

am Ende gar nicht, was er braucht.»Peter Scherer, Amstein+Walthert AG, Präsident

GNI

Eine verbesserte Kundenorientierung ist ein Muss, um die Innovationen auf den Massenmarkt zu bringen. Der Nutzer erträgt nicht noch mehr Apps, Fernbedienungen und isolierte Geräte: Wenn alle Dinge und Prozesse mit dem Internet verbunden sein werden, sind Apps keine Lösung mehr.

«Je mehr Erfahrung die Leute mit digitalen Tech-nologien sammeln, desto grössere Erwartungen

werden sie haben und nicht mehr verstehen, warum einzelne Systeme nicht miteinander

kommunizieren können. Die grosse Herausforde-rung wird dann sein, diese Systeme sinnvoll zu

verbinden und ein integriertes, nahtloses Interface für die Bedienung zu schaffen.»

Sarah Mennicken, Zurich People and Computing Lab, Universität Zürich

Egal wie vernetzt die Angebote im Hintergrund sind, die Kommunikation und Bedienung für die Nutzer im Frontend müssen über eine zentrale Schnittstelle laufen. Bei den Bestrebungen von Google und Apple zeigt sich, dass diese Schnitt-stelle der Schlüssel zum Erfolg sein wird. Beide bemühen sich, das Interface zum Kunden als sim-ple, benutzerfreundliche Plattform zu gestalten, an der sämtliche Services und Produkte ange-dockt werden können. Wenn alle Informationen, Produkte und Dienstleistungen rund ums Woh-nen digitalisiert sind, braucht es eine solche Platt-form, die alle Dienstleistungen miteinander verknüpft. Und diese Plattform muss nicht eine Smartphone-App sein, sondern kann auch ganz andere Formen annehmen:

Vernetzte anbieter im Backend, zentrale Schnittstelle im Frontend

Quelle: gdi© 2015

intelligente Kommunikationsplattform

frontend

bAcKend

Vernetzung von Hardware- und Software-Anbietern

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 47

70 qivicon.com, smartthings.com, mozaiq-operations.com

«Die Entwicklung von Human-Machine-Interfaces geht auch hin zu Umgebungen. Statt einem einzel-nen Gerät werden ganze Räume oder Wände zur intelligenten Kommunikationsplattform. Ermög-licht wird dies durch das Cognitive Computing –

wie etwa IBMs Watson.» Stephan Schneider, IBM Research

THINKLab – Zurich

dAs rennen um die KillerAPPWer wird dieses Interface zum Kunden am erfolg-reichsten beherrschen? Wer erfindet die «Kil-lerapp», also diejenige Plattform, die durch ihre intelligente Verknüpfung den bereits existieren-den Technologien und Anwendungen zum Durchbruch verhelfen wird? Neben den bereits genannten Softwaregiganten wie Apple und Google versuchen auch diverse andere Anbieter, eine solche Plattform zu entwickeln. Aus der Initi-ative der deutschen Telekom hervorgegangen ist beispielsweise die Plattform Qivicon, an der die unterschiedlichsten Smart-Home-Geräte ver-schiedener Marken angedockt werden können. Als Partner von Qivicon fungieren neben Ener-gieversorgern und Telekommunikationsanbietern auch klassische Hersteller von Haushaltsgeräten wie Miele. Qivicon soll als «Home Base» für sämt-liche intelligenten Geräte dienen und diese steu-ern, kontrollieren und miteinander kombinieren.

Ebenfalls ins Spiel gebracht hat sich 2014 Samsung mit dem Kauf von Smartthings, einer Plattform, die intelligente Devices zur Überwachung und Steuerung des Zuhauses vernetzt. Interessant wird auch sein, wie sich das im Frühling 2015 lancierte Projekt mozaiq bewähren wird. Mozaiq ist eine Kooperation des IT-Unternehmens Cisco mit dem Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB sowie Bosch, Hersteller von Industrie- und Gebäudetechnik sowie Gebrauchsgütern. Ziel ist es, eine offene Smart-Home-Plattform anzubie-

ten, an der sämtliche Anwendungen und Geräte jeglicher Anbieter und Provider angedockt und miteinander vernetzt werden können.70

in KürZe Obwohl schon sehr viele konkurrierende Smart-Home-Angebote auf dem Markt sind, fehlt bis anhin der ganz grosse Durchbruch. Im Frontend, an der Schnittstelle zum Kunden, wird sich diejenige Plattform durchsetzen, wel-che die einfachste und am besten personali-sierte Automatisierung bietet. Im Rennen um diese Schnittstelle mischen heute zahlreiche Anbieter aller Branchen mit. Sämtliche dieser Bestrebungen drehen sich interessanterweise bis anhin nur um die Digitalisierung im Haus selbst, ohne die ganze Wertschöpfungskette zu umfassen. Wirklich spannend wäre eine Platt-form, die vom Zonenplan eines Grundstücks bis hin zur Interior-Design-Beratung alle Elemente miteinander verknüpft. Wem dies gelingt, der wird die Bau- und Wohnindustrien neu ordnen und als Katalysator für die Etablierung des ver-netzten Bauens und Wohnens wirken. Damit wirklich solche innovativen neuen Dienstleis-tungen und Angebote entstehen können, müs-sen sich die Branchen, Hardware- wie auch Software-Player, miteinander vernetzen, um ihre Erfahrungen und ihr Wissen zu koppeln. Auch Software-Player sind auf Hardware-An-bieter angewiesen, um Smart Home Services auf den Markt zu bringen. Hier eröffnen sich für kleine Anbieter neue Möglichkeiten.

Smart Home 203048

Die Digitalisierung ist in allen Lebensbereichen auf dem Vormarsch, das Smartphone unser Tor zur Welt. Wir steuern und managen heute bereits einen beachtlichen Teil des Lebens mithilfe unse-rer Devices. In einem nächsten Schritt wird die Digitalisierung nun auch dazu führen, dass wir unser Haus per Smartphone bedienen. Unter dem Begriff Smart Home kommen heute ganz viele verschiedene Produkte und Dienstleistungen auf den Markt, welche die bestehenden Abläufe und Prozesse im Haushalt, wie etwa das Steuern der Beleuchtung, Belüftung oder der Heizung, digita-lisieren.

Diese Entwicklung wird nicht nur durch den Vormarsch dieser neuen Softwareprodukte voran-getrieben, sondern auch durch neue Konsumen-tenbedürfnisse: Lebensstile werden vielfältiger und verlangen mehr Flexibilität. Convenience – alles jederzeit dann und dort zu erledigen, wie es gerade am allerbesten passt – wird immer mehr zum Standard. Die alternde Gesellschaft verlangt nach neuen Möglichkeiten, um länger selbstbe-stimmt zu wohnen. Und umweltbewusstes, nachhaltiges Verhalten wird nicht nur von Kon-sumenten erwünscht, sondern auch zum politi-schen Traktandum. Smart Home bietet alles das: Intelligente Haussteuerung hilft, Ressourcen zu sparen, Sensoren überwachen Wohnungen und schaffen mehr Sicherheit, die Bedienung per Smartphone macht alltägliche Dinge wie das Licht ausschalten noch bequemer.

Diese Trends zeigen, dass die Digitalisierung das Potenzial hat, das Wohnen komfortabler, transpa-renter, sicherer und billiger zu machen. Und das sind nur die ersten erkennbaren Folgen; es werden weitere Funktionen hinzukommen, welche die heutigen Erfinder ebenso wenig erahnen, wie die Entwickler des Smartphones voraussehen konn-ten, dass ihr neues Device unser Leben auf den

Kopf stellen würde. Sicher ist nur: Die Fähigkeiten des intelligenten Hauses 2030 werden so wenig ei-nem traditionellen Haus gleichen wie ein heutiges Smartphone einem alten Festnetztelefon. Das Haus von morgen kann hören, sehen, fühlen und denken – und umfasst eine Vielzahl von Funktio-nen, die das Leben erleichtern und sicher machen. Es ist eine Plattform und ein smartes Netzwerk; ein Rechner, an dem verschiedene Dienste ando-cken.

Und nicht nur das Wohnen wird intelligenter, sondern auch das Bauen. Neue Entwicklungen in 3-D-Druck und Robotik geben die Richtung vor: Form und Ausgestaltung unserer Gebäude wer-den künftig nicht mehr vom Material, sondern zunehmend von der Software bestimmt. Und die Digitalisierung verändert nicht nur Produkte, sondern auch Prozesse und Abläufe. Sie reorgani-siert Dienstleistungsmodelle und damit ganze Branchen. Ob Planung, Bau, Verkauf, Vermie-tung, Unterhalt oder Bewirtschaftung: Entlang der ganzen Wertschöpfungskette schafft die Digi-talisierung neue Services. Damit betrifft Smart Home nicht nur die Bewohner und die Verkäufer intelligenter Haushaltsgeräte oder smarter Steue-rungsanlagen, sondern sämtliche Anbieter, vom Architekten über den Bauunternehmer, die Im-mobilienhändler und Bewirtschafter bis hin zu den Gebäudeversicherern.

Die für diese Studie durchgeführte Anbieterbefra-gung widerspiegelt diesen Trend noch nicht. Zwar ist durchaus ein Bewusstsein für das Thema zu be-obachten, von wirklicher Aufbruchstimmung ist jedoch wenig zu spüren. Die Haltung der Anbieter ist eher bewahrend: Sie ergänzen allenfalls ihr Angebot mit neuen, digitalen Produkten, erwar-ten aber keinen umfassenden Umbruch. Die Dis-krepanz zwischen der heutigen Einschätzung der Anbieter und den Thesen in dieser Studie zeigt,

Fazit

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 49

Von einzelnen smarten geräten zur rundumvernetzung: Die entwicklung des Smart Home

Thema wird für Anbieter wie Nutzer wichtiger

Statt Hardware bestimmt die Software

SMART HOME HEUTE

smArt home 2030

treIBer Der VeräNDeruNg

Wissenslücken der Anbieter führen zu Orientierungslosigkeit der Endnutzer, umfassende Beratung fehlt

Rundum-Komfort wird wichtiger als die Immobilie

Intelligente Infrastrukturen v. a. im Zweckbau und im privaten Luxusmarkt bereits etabliert

Mehr Transparenz bedeutet mehr Sicherheit – und neue Abhängigkeiten

Technologien sind immer noch komplex und häufig nicht kompatibel

Digitalisierung wird zum Lebensstil

Flexiblere Wohn- und Arbeitsformen

Smart Citys und Urbanisierung Sharing Economy

Forderung nach nachhaltigerem Umgang mit Ressourcen

Mobile Lifestyle

Demographischer Wandel

Immer mehr Single-HaushalteDematerialisierung: Software

ersetzt / ergänzt Hardware Neue Konsumentenbedürfnisse:Convenience, on-demand, 24/7

Digitalisierung treibt Automatisierungsmöglichkeiten im Haus-halt schnell voran

Tradition trifft auf Convenience – das digitale Wohnen wird gemütlich

Mehrwert smarter Technologien wird wenig kommuniziert, ist schwierig zu vermitteln

Vernetzung ist der Schlüssel zum Erfolg

Viele isolierte smarte Geräte kommen auf den Markt

Wohnen wird nachhaltiger und preiswerter

Quelle: gdi© 2015

Smart Home 203050

dass gerade die Baubranche sehr träge ist und noch nicht verstanden hat, worum es wirklich geht. Der heutige Smart-Home-Markt ist in der Testphase: Verschiedenste Produkte und Services werden auf den Markt geworfen, die unausgereift sind. Die bis anhin geringe Nachfrage der Nutzer ist ein Indiz dafür, dass dieses Angebot die Be-dürfnisse der vernetzten Gesellschaft noch unge-nügend bedient. Die vielen isolierten Angebote verwirren und verunsichern die Kunden; es fehlt die Schnittstelle, welche die diversen Möglichkei-ten konsolidiert und den Mehrwert für die Nutzer klar aufzeigt. Auch werden neue Technologien mit einer Dynamik entwickelt, die dem Lebenszy-klus von Gebäuden und Wohnungen weit voraus ist. Das Spannungsfeld zwischen den schnelllebi-gen Technologien und den langfristigen Investiti-onen ins Zuhause verzögert die Adaption der Nutzer an die neuen Möglichkeiten.

Auch wenn der heutige Smart-Home-Markt noch in den Kinderschuhen steckt, ist klar: Die Digita-lisierung wird auch vor dem Bauen und Wohnen nicht haltmachen. Wohin die Reise für die Anbie-ter geht, ist heute aber erst in Ansätzen erkennbar. Denn wenn Software-Player den Takt angeben, hat – zumindest theoretisch – ein kleines Team von Software-Entwicklern die Kapazität, tiefgrei-fende Entwicklungen anzustossen, die ganze Branchen revolutionieren. Die Killerapp fürs Smart Home ist noch nicht in Sicht, aber wenn sie kommt, dann wird sie das Bauen und Wohnen endgültig auf den Kopf stellen – wie wir das in der Musik-, Verlags- oder Filmbranche bereits beob-achten konnten. Heute sind die Anbieter darauf noch nicht vorbereitet. In der Diskussion wird oft das Argument, dass «man das gar nicht wolle oder brauche», als Grund für die Zurückhaltung ge-nannt. Die Verteufelung oder aber auch die Ver-herrlichung der Digitalisierung sind aber wenig zielführend. Vielmehr gilt es, sich mit den Spielre-

geln, welche die Digitalisierung neu definieren wird, auseinanderzusetzen.

Was heisst jetzt das für den hiesigen Anbieter? KMUs müssen sich die Frage stellen, ob sie von den grossen Plattformen «gefressen» werden wol-len oder sich selbst intelligenter in Plattformen vernetzen. Die Kooperation mit Software-Unter-nehmen kann für sie neue Möglichkeiten eröff-nen. Denn trotz Plug-and-play wird man im Heim- und Baubereich immer noch den Hand-werker vor Ort benötigen, nur wird er über eine Plattform vermittelt oder vom intelligenten Gerät bei Reparaturbedarf direkt informiert. Werden Arbeitsprozesse vermehrt digital organisiert, er-öffnen sich für die KMUs auch neue Möglichkei-ten, Arbeitskräfte, Materialien oder Baumaschinen einfacher und effizienter untereinander auszutau-schen. Es gilt also, die lokalen Dienstleistungen auf die neusten Technologien auszurichten. Um für solche Veränderungen bereit zu sein, braucht es Flexibilität und die Bereitschaft, sich auf die neuen Spielregeln der Digitalisierung einzulassen. Heute geht es den Baubranchen in der Schweiz noch so gut, dass von diesem Anpassungsdruck wenig zu spüren ist. Allerdings dürfte sich dies in den nächsten Jahren stark ändern, wenn ihr Markt zunehmend von Software-Unternehmen erobert wird.

51GDI Gottlieb Duttweiler Institute

Die vorliegende Studie basiert auf einem mehrstu-figen Verfahren mit folgenden Bausteinen:

1. Desk Research: Durch Recherche von Fachlite-ratur und Trendartikeln sowie dem Screening neuer Produkte und Dienstleistungen entstand ein erster Überblick zu den heute präsenten Frage-stellungen und Diskussionen und den wichtigsten Trends. Auf dieser Grundlage wurde der Leitfa-den für die Experteninterviews entwickelt.

2. Qualitative Interviews: Im Gespräch mit Ex-perten aus Industrie (Immobilien, Architektur, IT), Forschung und Politik wurde analysiert, wie sich die Digitalisierung aufs Bauen und Wohnen auswirkt, wie diese Veränderungen in der Bran-che wahrgenommen werden und was dies für Nutzer wie Anbieter bedeutet.

3. Quantitative Anbieterbefragung: Im Frühling 2015 wurde in der Deutsch- und Westschweiz eine repräsentative telefonische Befragung von je 100 Architekten und Bauingenieuren, Elektroplanern und Elektroinstallateuren, Immobilienhändlern sowie Gebäudetechnikern durchgeführt. Ziel war, zu erfassen, wie diese Branchen heute die Digitali-sierung einschätzen und was sie für die Zukunft erwarten. Die Resultate sind im Folgenden detail-liert aufgeführt.

4. Kreativworkshop: Im Juni 2015 fand am GDI ein ganztägiger Workshop statt, an dem die Ergeb-nisse der qualitativen Experteninterviews sowie der quantitativen Anbieterbefragung präsentiert und diskutiert wurden. Gemeinsam wurden die Implikationen dieser Entwicklungen für die Nut-zer sowie für die Anbieter entlang der ganzen Wertschöpfungskette herausgearbeitet und neue Ideen für zukünftige Dienstleistungen kreiert.

5. Ableiten von Thesen: Basierend auf Recherche, Interviews, Befragung und Workshop wurden vom GDI sechs Thesen entwickelt, die aufzeigen, wie die Digitalisierung das Bauen und Wohnen verändern wird.

6. Verfassen der Studie: Alle Resultate wurden verdichtet, verfeinert und in der vorliegenden Stu-die festgehalten.

anhang

Methodisches Vorgehen:

Smart Home 203052

1. Wie wichtig ist das Thema intelligentes Wohnen in Ihrem Unternehmen heute? (Einfachnennung)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Sehr wichtig 69 51 18 7 23 16 23 17 18 34

Eher wichtig 107 86 21 27 26 24 30 28 40 39

Geht so 92 68 24 23 31 21 17 25 29 38

Weniger wichtig 78 67 11 27 11 28 12 24 28 25

Überhaupt nicht wichtig

52 43 9 16 7 11 18 23 20 9

Weiss nicht 2 0 2 0 2 0 0 1 0 1

Keine Angabe 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Ergebnisse der Anbieterbefragung

In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsin-stitut Demoscope wurde bei Schweizer Anbietern eine repräsentative Umfrage zum Thema Smart Home durchgeführt. In der Zeit vom 21. April bis 11. Mai 2015 wurden mithilfe der CATI-Methode (computergestützte Telefon-Interviews) insgesamt 400 Interviews realisiert. Befragt wurden 400 An-

bieter aus Branchen, die ans Thema gekoppelt sind: 100 Bauingenieure und Architekten, 100 Elektroplaner und Elektroinstallateure, 100 Im-mobilienhändler sowie 100 Gebäudetechniker. Die Umfrage wurde in der Deutsch- und West-schweiz durchgeführt.

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 53

2. Wie wichtig ist das Thema intelligentes Wohnen in Ihrem Unternehmen in 10 Jahren? (Einfachnennung)

3. Wie schätzen Sie die Kompetenz von Ihrem Unternehmen (also nicht Ihre persönliche Kompetenz) im Bereich intelligentes Wohnen ein? (Einfachnennung)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Sehr kompetent 71 51 20 5 23 12 31 13 20 37

Ziemlich kompetent 143 119 24 31 51 31 30 38 45 60

Geht so 104 85 19 40 17 26 21 37 38 29

Eher weniger kompetent

54 44 10 16 6 20 12 20 22 12

Überhaupt n. kompetent

24 14 10 7 2 10 5 9 8 7

Weiss nicht 3 2 1 1 1 1 0 1 2 0

Keine Angabe 1 0 1 0 0 0 1 0 0 1

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Sehr wichtig 151 121 30 21 47 39 44 39 44 68

Eher wichtig 143 119 24 40 35 34 34 37 52 54

Geht so 42 29 13 12 9 13 8 17 17 8

Weniger wichtig 27 22 5 13 4 4 6 8 9 9

Überhaupt nicht wichtig

23 17 6 11 2 4 6 11 7 5

Weiss nicht 14 7 7 3 3 6 2 6 6 2

Keine Angabe 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Smart Home 203054

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Fachmedien/ Fachzeitschrift

153 128 25 35 42 37 39 45 50 57

Internet 152 127 25 39 32 49 32 49 50 53

Informationen der Anbieter/ Firmen

78 77 1 18 28 13 19 20 30 28

Gespräche mit Kollegen/ Fachpersonen

67 63 4 26 15 18 8 19 26 22

Weiterbildungskurse (extern)

58 41 17 11 23 8 16 15 16 26

Messen 43 41 2 8 15 9 11 10 13 20

Informationen der Verbände

10 8 2 2 4 1 3 1 6 3

Fachbücher 9 6 3 3 3 2 1 4 2 3

Interne Schulung 9 9 0 0 7 0 2 1 3 5

Anderes 82 59 23 26 17 14 25 22 32 28

Informiere mich nicht zu diesem Thema

30 21 9 6 2 15 7 13 10 7

Weiss nicht 4 3 1 0 0 0 4 2 2 0

4. Wie informieren Sie sich persönlich zum Thema intelligentes Wohnen? (Mehrfachnennung möglich)

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 55

5. Verkauft, verwaltet oder erstellt Ihr Unternehmen Immobilien, bei denen Elemente/Teile aus dem Bereich des intelligenten Wohnens realisiert worden sind? Bietet Ihr Unternehmen Elemente/Teile aus dem Bereich intelligentes Wohnen an? (Einfachnennung)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Ja 222 175 47 33 82 46 61 48 77 96

Nein 173 137 36 66 18 52 37 70 55 48

Weiss nicht 4 3 1 1 0 2 1 0 2 2

Keine Angabe 1 0 1 0 0 0 1 0 1 0

6. Welche Elemente des intelligenten Wohnens bieten Sie an? (Filter: Wenn «Ja» in Frage 5, Mehrfachnennung möglich)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 222 175 47 33 82 46 61 48 77 96

Haustechnik (Beleuchtung, Belüftung etc.)

198 160 38 31 80 31 56 42 74 81

Sicherheit (Alarmsysteme)

133 118 15 23 59 30 21 32 43 58

Audio und Multimedia

115 107 8 22 59 20 14 28 36 51

Anwesenheits- überwachung

104 98 6 21 52 18 13 22 39 43

Rohrinfrastruktur 70 67 3 9 38 9 14 12 30 28

Intelligente Haushaltsgeräte

45 40 5 9 17 10 9 12 18 15

Anderes 9 5 4 1 2 4 2 0 2 7

Weiss nicht 2 1 1 0 0 2 0 0 1 1

Smart Home 203056

7. Wie gross ist die Nachfrage von Ihren Kunden im Bereich intelligentes Wohnen? (Einfachnennung)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Sehr hoch 17 9 8 3 5 3 6 4 4 9

Eher hoch 55 43 12 9 12 14 20 15 20 20

Geht so 114 91 23 33 33 22 26 34 39 41

Eher gering 113 94 19 27 36 29 21 34 34 44

Sehr gering 96 76 20 28 14 30 24 31 37 28

Weiss nicht 2 1 1 0 0 1 1 0 0 2

Keine Angabe 3 1 2 0 0 1 2 0 1 2

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 57

8. Ganz allgemein, in welchen Bereichen glauben Sie, dass die Nachfrage nach intelligentem Wohnen aktuell am grössten ist? (Einfachnennung)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Haustechnik (Beleuchtung, Belüftung etc.)

156 117 39 43 40 28 45 44 47 65

Sicherheit (Alarmsysteme)

72 49 23 15 16 23 18 20 26 25

Audio und Multimedia

114 105 9 31 30 30 23 38 45 31

Anwesenheits- überwachung

18 15 3 3 8 6 1 3 5 10

Rohrinfrastruktur 4 3 1 0 2 1 1 0 2 2

Intelligente Haushaltsgeräte

15 13 2 5 1 7 2 6 5 4

Anderes 5 1 4 0 1 2 2 1 1 3

Weiss nicht 14 12 2 3 2 2 7 6 2 6

Keine Angabe 2 0 2 0 0 1 1 0 2 0

Smart Home 203058

9. Wer ist Ihrer Ansicht nach der führende Anbieter im Bereich des intelligenten Wohnens? (Offene Frage)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Siemens 43 41 2 5 9 5 24 8 12 23

ABB 21 20 1 0 18 0 3 4 8 9

KNX 13 13 0 2 10 0 1 1 9 3

Feller 12 10 2 2 8 1 1 3 6 3

Loxone 7 7 0 0 7 0 0 0 4 3

Hager 6 6 0 0 6 0 0 0 4 2

digitalSTROM 5 5 0 0 3 1 1 1 2 2

Miele 3 3 0 1 0 1 1 1 2 0

Somfy 3 1 2 2 0 0 1 2 0 1

Sonos 3 3 0 1 0 2 0 1 2 0

Apple 2 2 0 0 0 0 2 0 1 1

Innoxel/Noxnet 2 2 0 0 2 0 0 1 0 1

Kaba 2 2 0 2 0 0 0 2 0 0

Sauter 2 1 1 0 1 0 1 0 0 2

Swisscom 2 1 1 0 0 2 0 2 0 0

Samsung 1 1 0 0 0 0 1 0 1 0

Noch anderes genannt

48 37 11 8 16 13 11 13 18 17

Weiss nicht 264 200 64 77 46 78 63 85 85 93

Keine Angabe 5 1 4 1 1 0 3 1 2 2

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 59

10. Glauben Sie, dass Ihr Unternehmen in 10 Jahren Elemente des intelligenten Wohnens anbieten wird? (Einfachnennung)

11. Was glauben Sie, in welchen Bereichen wird Ihr Unternehmen intelligentes Wohnen anbieten? (Filter: Wenn «Ja» in Frage 10, Mehrfachnennung möglich)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Ja 270 212 58 60 85 59 66 66 93 111

Nein 112 91 21 37 13 39 23 46 35 30

Weiss nicht 16 11 5 2 2 2 10 6 5 5

Keine Angabe 2 1 1 1 0 0 1 0 2 0

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 270 212 58 60 85 59 66 66 93 111

Haustechnik (Beleuchtung, Belüftung etc.)

241 194 47 52 83 44 62 59 83 99

Sicherheit (Alarmsysteme)

159 131 28 37 63 39 20 42 54 63

Audio und Multimedia

125 113 12 37 58 21 9 30 45 50

Anwesenheits- überwachung

126 113 13 29 54 24 19 25 49 52

Rohrinfrastruktur 78 74 4 13 37 16 12 15 30 33

Intelligente Haushaltsgeräte

81 75 6 18 32 21 10 20 31 30

Anderes 8 3 5 1 3 2 2 2 1 5

Weiss nicht 5 4 1 3 0 2 0 1 3 1

Smart Home 203060

12. Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass folgendes Szenario eintrifft? «In zehn Jahren wird die Infrastruktur und -überwachung in jedem Neubau, ob Eigenheim oder Miet-wohnung, vollautomatisiert sein.» (Einfachnennung)

13. Und aus Sicht von Ihrem Unternehmen, wie sehr wünschen Sie sich, dass dieses Szenario eintrifft? (Einfachnennung)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Sehr wahrscheinlich 48 32 16 5 12 17 14 15 18 15

Ziemlich wahrscheinlich

147 110 37 32 43 32 40 34 49 64

Eher unwahrscheinlich

171 146 25 50 35 46 40 56 55 59

Sehr unwahrscheinlich

28 22 6 12 8 3 5 12 10 6

Weiss nicht 6 5 1 1 2 2 1 1 3 2

Keine Angabe 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Sehr wünschens-wert

60 47 13 2 30 9 19 9 13 38

Ziemlich wün-schenswert

189 147 42 43 45 52 49 57 69 63

Eher nicht wün-schenswert

101 86 15 34 19 30 18 38 36 27

Überhaupt nicht wünschenswert

34 22 12 15 4 6 9 12 12 10

Weiss nicht 14 12 2 5 2 2 5 1 5 7

Keine Angabe 2 1 1 1 0 1 0 1 0 1

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 61

14. Inwiefern sind folgende Aspekte für eine zukünftige Vollautomatisierung von der Infra-struktur in Neubauten eine sehr grosse Hürde (4), ziemlich grosse Hürde (3), eher kleine Hürde (2) oder überhaupt keine Hürde (1)? (Einfachnennung)

15. Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass folgendes Szenario eintrifft? «In zehn Jahren bauen 3-D-Drucker und Roboter unsere Häuser.» (Einfachnennung)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Fehlende Daten-sicherheit

2.77 2.65 3.18 2.88 2.62 2.81 2.77 2.79 2.80 2.72

Lebenszyklus der Technologien

2.70 2.61 3.05 2.63 2.62 2.80 2.76 2.77 2.69 2.64

Komplexität der Bedienung

2.58 2.55 2.70 2.62 2.56 2.55 2.58 2.60 2.60 2.52

Fehlendes Kunden-interesse

2.58 2.51 2.83 2.47 2.82 2.44 2.59 2.53 2.60 2.60

Kompatibilität der versch. Systeme

2.79 2.75 2.96 2.77 2.88 2.67 2.84 2.83 2.77 2.77

Störungsanfällig-keit

2.86 2.76 3.22 2.91 2.73 2.97 2.82 2.98 2.92 2.69

Preis 3.15 3.09 3.38 3.20 3.23 3.15 3.02 3.12 3.28 3.07

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Sehr wahrscheinlich 15 12 3 2 4 4 5 8 4 3

Ziemlich wahrscheinlich

32 25 7 10 5 11 6 13 12 7

Eher unwahr scheinlich

140 111 29 31 40 29 40 35 44 61

Sehr unwahr scheinlich

210 165 45 57 51 53 49 62 74 73

Weiss nicht 3 2 1 0 0 3 0 0 1 2

Keine Angabe 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

16. Und aus Sicht Ihrer Unternehmung, wie sehr wünschen Sie, dass dieses Szenario eintrifft?

17. Wenn Sie wählen könnten, wie würden Sie selber gerne wohnen? (Einfachnennung)

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Sehr wünschenswert

10 8 2 1 3 3 3 3 3 4

Ziemlich wünschenswert

45 37 8 10 12 9 14 16 17 12

Eher nicht wünschenswert

120 97 23 36 24 36 24 24 48 48

Überhaupt nicht wünschenswert

214 166 48 50 59 49 56 71 63 80

Weiss nicht 9 6 3 1 2 3 3 4 3 1

Keine Angabe 2 1 1 2 0 0 0 0 1 1

Total Region Zielgruppe Anzahl Beschäftigte

D-CH W-CH Ing./ Arch.

Elekt-ro.

Immo. Geb.-T. –3 4–10 11+

Total 400 315 85 100 100 100 100 118 135 146

Ganz traditionell, ohne Technologie

12 10 2 6 3 2 1 3 2 7

Eher traditionell, mit wenig Technologie

177 130 47 61 23 50 43 69 54 54

Eher mit mehr Technologie

135 115 20 26 42 30 37 33 49 53

Vollständig vernetzt und automatisiert

75 59 16 7 32 17 19 13 30 32

Weiss nicht 1 1 0 0 0 1 0 0 0 1

Keine Angabe 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

62 smArt home 2030

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 63

Experten

Mit folgenden Experten durften wir ein Interview führen oder uns im Rahmen des Kreativwork-shops am GDI austauschen. Für ihre wertvollen Beiträge, ihre guten Ideen und die produktive Mitarbeit bedanken wir uns herzlich!

> Roland Altwegg, Bereichsleiter Produkte & Kooperationen, Raiffeisen Schweiz (W)

> Luzi Anderegg, Geschäftsführer, a2-c AG (I)> Dieter von Arx, stellvertretender Leiter

iHomeLab, Hochschule Luzern (I+W)> MLaw Stéphanie Bartholdi, Juristin, Hausei-

gentümerverband Schweiz (W)> Dieter Beeler, Präsident SVIT Zürich und

Partner acasa Immobilien-Marketing (I)> Kurt Frehner, Leiter Basis- und Bilanzpro-

dukte, Raiffeisen Schweiz (W)> Karlheinz Fux, Vorsitzender der Bankleitung,

Raiffeisenbank Mischabel-Matterhorn (W)> Sonja Haag-Walthert, dipl. Innenarchitektin

FH/VSI, Mitinhaberin, Haag Wagner Archi-tektur Innenarchitektur (I)

> Marc Holitscher, National Technology Officer, Microsoft Schweiz GmbH (W)

> Marc Jäger, Vorsitzender der Bankleitung, Raiffeisenbank Regio Frick (W)

> Daniel Jakobi, Berater Nachhaltigkeitsma-nagement, Raiffeisen Schweiz (W)

> Susanne Kaufmann, Vorsitzende der Banklei-tung, Raiffeisenbank Möhlin (W)

> Prof. Alexander Klapproth, Leiter iHomeLab, Hochschule Luzern (I)

> Dr. Jürg Meierhofer, Leiter Innovationspro-jekte, Die Mobiliar, und Head of Industrial Network, Swiss Institute of Service Science (W)

> Sarah Mennicken, Ph. D. Studentin, Zurich People and Computing Lab, Department of In-formatics, Universität Zürich (I+W)

> Ulrich Nyffenegger, Amtsvorsteher, Amt für Umweltkoordination und Energie AUE, Bau-,

Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern (I)

> Tomas Polach, CTO, Archilogic AG (W)> Martin Rosenberg, Geschäftsführer, Nestor

Intl. Corp. AG (W)> Peter Scherer, Mitglied der Geschäftsleitung

und Partner der Amstein + Walthert AG, Zü-rich, Präsident GNI (I)

> Stephan Schneider, Executive Briefing Mana-ger, IBM Research THINKLab – Zurich (I+W)

> René Senn, Geschäftsführer, KNX Swiss, Lei-ter Fachgruppe Intelligentes Wohnen, und In-haber, raum consulting (I)

> Bojan Simic, Managing Partner, ejd GmbH (I+W)

> Dr. Peter Staub, Geschäftsführer, pom+-Consulting AG (W)

> Anina Torrado Lara, Leiterin Themenmanage-ment, Raiffeisen Schweiz (W)

> Eva Uhlhorn, Technische Direktion Energie-effizienz & Nachhaltiges Bauen, Losinger Ma-razzi AG (W)

> Thomas Wipfler, Projekt-Manager, Beta Pro-jekt Management AG (I)

I = Interviewpartner, W = Workshopteilnehmer, I + W = Interviewpartner und Workshopteilneh-mer

Smart Home 203064

Weiterführende Literatur

> breakingsmart.com: Season 1. Online Blog von Venkatesh Rao.

> Dilk, Anja, Littger, Heike (2015): Software eats the Bauindustrie. In: GDI Impuls 1/2015.

> Flade, Anja (2006): Wohnen psychologisch betrachtet. Verlag Hans Huber, Bern.

> Frick, Karin (2011): Das Zeitalter der Trans-parenz. Die Verdatung unseres Lebens ist Tat-sache. Welche Chancen bietet sie? GDI-Studie Nr. 36.

> Frick, Karin, Höchli, Bettina (2014): Die Zu-kunft der vernetzten Gesellschaft. Neue Spiel-regeln, neue Spielmacher. GDI-Studie im Auftrag von Swisscom AG.

> Froböse, Frerk (2011): Wie die Schweizer wirklich wohnen. Eine Trendstudie zur Ent-wicklung neuer Wohn- und Einrichtungsfra-gen. GDI-Studie im Auftrag von Möbel Pfister AG.

> Glaser, Marie Antoinette (2009): Wohnen im Wandel. In: Eberle, Dietmar et al. (Hg.): Woh-nen – im Wechselspiel zwischen öffentlich und privat. Verlag Niggli AG, Zürich, S.60–66.

> Glaser, Peter (2015): Die digitale Atomkraft. In: GDI Impuls 1/2015.

> Gysi, Susanne (2009): Zwischen «Lifestyle» und Wohnbedarf. Was der Mensch zum Woh-nen braucht. In: Eberle, Dietmar et al. (Hg.): Wohnen – im Wechselspiel zwischen öffent-lich und privat. Verlag Niggli AG, Zürich, S. 10–24.

> Häussermann, Hartmut, Siebel, Walter (2000): Soziologie des Wohnens. Eine Einführung in Wandel und Ausdifferenzierung des Wohnens. Juventa Verlag, Weinheim und München.

> Maerki, Daniel O., Schikowitz, Andrea (2008): Wohnen 2018. Smart Living. Innovationen für Bewohner und Wohnungswirtschaft, Immobi-lien Medien Verlag, Wien.

> Mennicken, Sarah et al. (2012): Hacking the Natural Habits. An in-the-wild study of smart

homes, their development and the people who live in them. In: Pervasive 2012, Springer, New-castle, UK, 19.6.2012 (Conference or Work-shop Paper published in Proceedings).

> Mennicken, Sarah et al. (2014): From Today’s Augmented Houses to Tomorrow’s Smart Homes. New Directions for Home Automation Research. In: UbiComp ’14, ACM, New York, USA, 13.9.2014 (Conference or Workshop Pa-per published in Proceedings).

> Rose, David (2014): Enchanted Objects. De-sign, Human Desire, and the Internet of Things. Scribner, New York.

GDI Gottlieb Duttweiler Institute 65

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