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Sitzt bei der Deutschen Bahn die Autoindustrie am Steuer?, 26.04.2014 Folie 1 KOPFMACHENKONFERENZ Sitzt bei der Deutschen Bahn die Autoindustrie am Steuer? Dr. Christoph Engelhardt, WikiReal.org Dr. Winfried Wolf, Bürgerbahn statt Börsenbahn KopfMachenKonferenz, Stuttgart, 26.04.2014 KOPFMACHENKONFERENZ

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Sitzt bei der Deutschen Bahn die Autoindustrie am Steuer?, 26.04.2014 Folie 1 KOPFMACHENKONFERENZ

Sitzt bei der Deutschen Bahn die Autoindustrie am Steuer?

Dr. Christoph Engelhardt, WikiReal.org Dr. Winfried Wolf, Bürgerbahn statt Börsenbahn KopfMachenKonferenz, Stuttgart, 26.04.2014

KOPFMACHENKONFERENZ

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Die Bilanz der letzten 20 Jahre fällt wenig positiv aus

Die Bahn ist nicht so erfolgreich, wie es möglich wäre

• Kein Marktanteilsgewinn im Personenverkehr

→ Keine Verlagerung von Auto/Flugzeug auf die Schiene

• Mehdornsches Sparprogramm: Engpässe bei Material und Personal

• Technikprobleme (Achsen, Klimaanlagen, Zulieferer, ...)

• Marktanteilsverlust im Regionalverkehr

• Sinkende Pünktlichkeit, Steigende Preise

• Rückbau bei Netz und Bahnhöfen – Einstellung IR

• Unsinnige Großprojekte wie Stuttgart 21

• Positiv: Regionalisierung, verbesserter Service

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Drei Basishypothesen

(1) Die Deutsche Bahn AG wird durchgehend zum Wohl der Bahn und ihrer Kunden geführt

(2) Wesentliche strategische Entscheidungen der DB AG nutzen mehr der Autoindustrie als der Bahn, es entsteht der Verdacht, sie könnten von der Autoindustrie beeinflusst sein

(3) Wesentliche Entscheidungen der DB AG sind von den Wünschen der Politik geprägt, wie dem öffentlichen Auftritt bei Großprojekten, der Vergütung von Parteispenden etwa aus der Bauwirtschaft oder der Gesichtswahrung ggü. früheren großtönenden Aussagen

Welche der Hypothesen trifft in welchem Grad zu?

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Deutschland ist Autoland, eine merkliche Bahn-Lobby ist nicht vorhanden

Die Regierung, die Deutsche Bahn und die Automobilindustrie

• 3 von 4 Bahnchefs kommen von Daimler

→ Heinz-Peter Dürr, AEG, Daimler-Tochter (s.a. Dürr AG Automobil-Zulief.)

(Johannes Ludewig, kam nicht von Daimler, stoppte S21)

→ Hartmut Mehdorn, MBB, Daimler-Tochter

→ Rüdiger Grube, Konzernstratege Daimler-Chrysler

• Parteispenden der Autoindustrie an Regierungsparteien

→ FDP/CDU/CSU von Daimler/BMW/Quandt 5,2 Mio. Euro seit 2002

• Die Automobil-Lobby sitzt der Kanzlerin auf dem Schoß

→ 33 Besuche im Kanzleramt seit 2009, + Pofalla, + v. Klaeden

• Regierungsmitglieder wechseln in die Automobilindustrie

→ Verkehrsminister Wissmann wird Cheflobbyist der Autoindustrie

→ Staatsminister im Kanzleramt von Klaeden geht zu Daimler

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Der Einfluss der Autolobby auf die Deutsche Bahn AG

Heike Hanagarth

Eckart v. Klaeden

CDU

Millionen-

spenden

gewährt Schienenmittel

mit schwacher Prüfung

der Verwendung

Arb.geb.- vertreter

VW Daimler

Benz AG BMW

[Einfluss v.a. über Jürgen Grossmann

(RWE, Georgsmarienhütte, Zulie-

ferer von VW u. Bombardier)]

Interessens-

konflikte

Arb.nehm.- vertreter

AR-

Vergü-

tung

[Erläuterungen]

Einfluss, der die

Wettbewerbsfähigkeit

der Bahn schwächt

„Rückvergütungen“

AR-Vergütung

als Technik-

Vorstand

berufen

EBA BMVBS Ausnahmegen.,

Personal

Einflussnahme

auf Zustimmung

zu Stuttgart 21

Grube

als "Voll-

strecker" direkte

Abstim-

mung (S21)

erspart

Gesichtsverlust

bei S21-Abbruch

täuscht zu

S21-Leistung

u. -Sicherheit

weitgeh. unabhängig

vom Unternehmens-

erfolg

Angela Merkel

Ronald Pofalla

Automobil- Lobby

Deutsche Bahn AG

[sehr häufige Kontakte]

[enge

Abstimmung]

Aufsichtsrat deckt

Managementfehler,

winkt S21-Unsinn

durch, Boni für

S21-Umsetzung

kein

Bahn-

Know-

How

Vorstands-

posten

kein Bahn-

Know-How

Vorstands-

posten

Bahnchefs

von Daimler:

Dürr, Mehdorn

Grube

Interessenskonflikte

(heutige Vertreter

beteiligt an früheren

Fehlentscheidungen)

Vorstand lasche

Kontrolle

täuscht zu

S21-Kosten

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Dieser Skandal war eine „Verschwörungstheorie“, bis sie vom Gericht bestätigt wurde

Der große amerikanische Schienenverkehrs-Skandal

Statement of Bradford C. Snell before the United States subcommittee on antitrust and monopoly. Presented at hearings on the ground transport industries in connection with S1167, 26.02.1974.

Siehe auch: Bradford C. Snell, The American Ground Transport. A Proposal for Restructuring the Automobile, Truck, Bus and Rail Industries. 26.02.1974.

Straßenbahn-Triebwagen der Pacific Electric Railway, gestapelt auf einem Schrottplatz, 1956

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Drei Basishypothesen

(1) Die Deutsche Bahn AG wird durchgehend zum Wohl der Bahn und ihrer Kunden geführt

(2) Wesentliche strategische Entscheidungen der DB AG nutzen mehr der Autoindustrie als der Bahn, es entsteht der Verdacht, sie könnten von der Autoindustrie beeinflusst sein

(3) Wesentliche Entscheidungen der DB AG sind von den Wünschen der Politik geprägt, wie dem öffentlichen Auftritt bei Großprojekten, der Vergütung von Parteispenden etwa aus der Bauwirtschaft oder der Gesichtswahrung ggü. früheren großtönenden Aussagen

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Politik, Wirtschaft und Großprojekte

• Großprojekte und ihre Anziehungskraft

– Zerschneiden roter Bänder lässt die Politiker als Macher erscheinen

• Verflechtung der Politik mit der Wirtschaft

– z.B. Immobiliengesellschaft ECE und S21-Politiker

• Parteispenden in Millionenhöhe

– Daimler, BMW, Familie Quandt (→ siehe Autoindustrie)

– Tunnelbohrer Herrenknecht

• Versorgungsposten

– Personalie Pofalla (siehe auch: von Klaeden)

– Zuvor wechselte schon ein gutes Dutzend von Pro-DB Politikern nach ihrem Ausscheiden aus der Politik in hochdotierte DB-Posten

Die Politik hat ein Interesse an der Einwirkung auf die Unternehmenspolitik der Bahn

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Politik und Gesichtsverlust

Bundeskanzlerin Angela Merkel macht am 15.09.2010 Stuttgart 21

zum Maßstab für die "Zukunftsfähigkeit Deutschlands".

Stuttgart 21 müsse kommen, sonst sei „Deutschland unregierbar“,

und „Europa sei in Gefahr“, wenn dieses Großprojekt nicht komme,

dann könne man keines mehr bauen, behauptet Merkel am 18.10.2010.

„Stuttgart 21 wird gebaut!“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann am 07.03.2013 im Landtag

„Es entscheidet in der Demokratie ja nicht die Wahrheit über

die Lüge, sondern die Mehrheit über die Minderheit.“

Kretschmann zu S21 am 18.03.2013 im Spiegel

Ist nach solchen Festlegungen eine kritische Begleitung des Projekts noch möglich?

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Wie kommen wir über Mutmaßungen hinaus?

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Beweisring Oekter-Entführung

Zwei verbliebene unabhängige Indizien reichten aus für die Verurteilung des später auch geständigen Dieter Zlof

Täterschaft

Dieter Zlof

(angebl.)

Ankauf PKW

f. Aussetzung

Richard

Oetker

Besitz von

registriertem

Lösegeld

Pritschen-

wagen mit

Vertiefung für

Lösegeld-

koffer

Besitz

Kastenwagen,

der für Entfüh-

rung geeig-

net

(unklar, ob An-

kauf tatsächlich

stattgefunden

hat)

(unklar, ob

tatsächlich für

Entführung

geeignet)

Geipel, „Handbuch der Beweis- würdigung, 2008, S. 199, 215 f

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Beweisring zum Leistungsrückbau

Die vielen unab- belegen sicher die hängigen Indizien gezielte Täuschung

Verdeckung

Leistungs-

rückbau

Au

sle

gu

ng

led

igl.

(13)

Analyse:

2013-06-24

Rekonstruk-

tion – Warum

der Leistungs-

rückbau überse-

hen werden konnte

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Indizien

Lässt sich die Frage, ob die Bahn fremdgesteuert wird, durch Bewertung der Indizien eingrenzen?

Indizien (vorläufig bewertet, zur Anregung der Diskussion) Bah

n

Au

to

Po

liti

k

Management

1) Drei der vier letzten Vorstandsvorsitzenden der DB AG kamen vom Daimler-Konzern. (Warum wird die Bahn nicht von Eisenbahnern geführt?)

2) Ein weiterer Vorstandsposten wird mit einer bahnfernen Automobil-Managerin besetzt (Heike Hanagarth als neuer Technikvorstand von BMW).

3) Ronald Pofalla sollte am Aufsichtsrat vorbei als Vorstand installiert werden (Ver-dacht auf Versorgungsposten, evtl. in Zusammenhang mit der Intervention für S21 beim Aufsichtsrat)

4) Herausdrängen erfahrener Mitarbeiter aus dem Unternehmen, Ersatz von Bah-nern mit Herzblut durch unerfahrene Restrukturierer (siehe S-Bahn Berlin GmbH).

5) Boni weitgehend entkoppelt vom Markt- und Kundenerfolg, sondern insbes. ge-koppelt an Umsetzung von S21 (unabhängig von dessen Nutzen für die Bahn).

[Etc. pp. ...]

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Weiteres Vorgehen?

• Bewertung mit Wahrscheinlichkeiten nach der Delphi-Methode?

• Korrespondenz über Arbeitsgruppe?

• Überführung nach WikiReal.org?

• Veröffentlichung des Indizienbeweises?

Welches Vorgehen wird empfohlen?