Sensationen in Den Sehnen _. Mit Intendo - Xander, Harald

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  • InhaltsverzeichnisSensationen in denSehnen mit intendons

    Das Buch Der Autor ZumVerstndnis und Gebrauch diesesBuches Perlen der Weisheit,Theater und die perfekteWasserlage Die Gangsterbung Die berall-und-jederzeit-fr-jeden-Befreiungs-bung Den Wagenanschieben intendons Kurzanleitung Sehnensuchbewegung Muskeln,Sehnen, Bnder, Faszien Muskelgefhl, Kraftsinn,

  • Propriozeption Die Schaukel Sehnenswing DasSehnensprungbrett In die Hndeklatschen Vom Schwrmen derSehnen Der Segen desWiderstands Vom Tisch aufstehen Keine Bewegung! Vom Tischaufstehen ohne Tisch Die Gesetzedes Dschungels Sehnencoaching Armdrcken Sauer ohneSauerstoff! Vom Drehen undWinden Das Lenkrad DasGurkenglas Das Gurkenfass DerRiesenkorken Endlich wiederwarten Sehnenaktives Sitzen DerZehenhebel Die Kniezange DieSitzschraube Die Armzange Brett

  • auf dem Kopf Muskel- undSehnenspindeln Der Tiger schlftnicht Sehnenaktives Liegen Rkeln Literatur und Quellen

    Impressum Die Deutsche Bibliothek

    verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliographie;detaillierte bibliographische Datensind im Internet berhttp://dnb.ddb.de abrufbar.

    Das Werk ist in allen seinenTeilen urheberrechtlich geschtzt.Jede Verwertung ist ohneZustimmung des Verlags unzulssig.Das gilt insbesondere frVervielfltigungen, bersetzungen,

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    Wichtiger Hinweis: Die Informationen in diesem Buch

    zielen weder auf eine Diagnose nochauf eine Behandlung oder Therapievon Krankheiten, Verletzungen oderDeformitten. Sie sind kein Ersatzfr den Gang zum Arzt, Therapeutenoder Heilpraktiker. Sie entbindennicht von der Pflicht zueigenverantwortlichem Umgang mitder eigenen Gesundheit und demeigenen Wohlergehen. Alle Rechtevorbehalten

    Elektronische Fassung der 1.

  • Auflage 2011 All rights reserverd 2011

    by intendons e.K. Schubertstrae5 D-55270 ZornheimWeb: www.intendons.com

    Kontakt: [email protected] Grafik: Astrid Marion

    Grnling; www.minonar.de Illustrationen: Beata Rojek Layout und Satz: Alessandra

    Nobilia Photos: Gudrun Schrder Untersttzung

    Konzeptentwicklung: DanielaDirlenbach, Sigrid Jassenkoff

    ISBN 978-3-943173-05-5 Folgende Ausgaben sind

  • ebenfalls erhltlich: Print Ausgabe: 00-0 // e-Book

    (PDF): 01-7 // e-book (epub): 02-4 //Hrbuch (mp3): 03-1 // Hrbuch(m4b): 04-8

    Das Buch Sensationen in den Sehnen

    mit intendons ist der erste Bandder intendons-Buchreihe. DieBuchreihe beschreibt bungen, umSehnen, Bnder und Faszien gezieltzu durchbluten und mit Sauerstoffund Nhrstoffen zu versorgen. DasGewebe kann schneller regenerierenund bleibt besser vor Verletzungengeschtzt.

    Die intendons-bungen beruhen

  • auf einem einfach zu erlernendenGrundschema. Da die bungen ohneere Bewegung durchgefhrtwerden, eignet sich die Methodeauch sehr gut fr Menschen mitBewegungseinschrnkungen.

    Im ersten Band der intendons-Reihe machen wir Sie mit denGrundprinzipien der Methodevertraut. Die bungen wurden soausgewhlt, dass Sie sich dieGrundlagen im Selbststudiumaneignen knnen. Kufer derPrintausgabe erhalten zustzlichkostenfrei elektronische Ausgabendes Buches sowie Audioanleitungenzu den bungen

  • auf www.intendons.com. Der Autor Harald Xander ist Coach und

    Unternehmensberater. Die Beschftigung mit der

    taoistischen Weisheitslehre vomHandeln durch Nicht-Handeln (Wu-Wei) hat ihn auf gebhrendenUmwegen zur Arbeit mit Sehnen,Bndern und Faszien gefhrt.

    Sein chinesisches Sternzeichenist der Wassertiger.

  • Zum Verstndnis undGebrauch dieses Buches

    Die Informationen in diesem Buchzielen ausdrcklich nicht auf eineDiagnose, Behandlung oderTherapie von Krankheiten,Verletzungen oder Deformitten. Siesind kein Ersatz fr den Gang zumArzt, Therapeuten oderHeilpraktiker.

    Mit intendons stellen wir Ihnenhier eine bungspraxis vor, mit derSie Gutes fr Ihre Sehnen, Bnderund Ihr Bindegewebe tun knnen.

    Die Hauptwirkung der bungenbesteht in der besseren Versorgungdes Gewebes mit Sauerstoff, bzw.

  • mit sauerstoff- und nhrstoffreichemBlut. Das zugrundeliegendeWirkungsprinzip haben keinesfallswir erfunden. Wir haben uns die Artund Weise, wie unser KrperBewegungen vorbereitet, nocheinmal genauer angeschaut, um einemglichst einfache Methode zurStrkung des Gewebes zuentwickeln. Zu Beginn stand unserepersnliche Erfahrung, die inhnlicher Form schon sehr vieleMenschen gemacht haben drften.Fr die chinesische Medizinbeispielsweise gehrt es zumabsoluten Grundverstndnis, dassdas Qi dem Geist folgt, und das

  • Blut dem Qi folgt. Bei intendons besteht die

    grundlegende bung darin, dieSehnen- und Muskelaktivittweitgehend voneinander zu trennen.Dies hat neben der besserenSauerstoffversorgung viele positiveAuswirkungen. intendons ist einebungsmethode, die Sie wie eineAtembung jederzeit und berall inIhren Alltag einbauen knnen. Sieerfordert keine spezielle Kleidung,Ausrstung, Trainingsrume oderGerte. Sie erfordert noch nichteinmal Bewegung. Ganz imGegenteil: Die erlich sichtbareBewegung ist ein deutliches Zeichen

  • dafr, dass Sie Ihre Muskeln schonber Gebhr aktiviert haben.

    Das vorliegende Buch beschreibtdas intendons-bungsprinzip unddie bungen aus der Perspektivedes benden. Es ist ein Buch ausder Praxis fr die Praxis. Wir sinduns bewusst, dass dieses Buchetwaige Erwartungen einerFachleserschaft nur sprlich erfllenwird. In der Darstellung derphysiologischen Hintergrndebeschrnken wir uns auf einMinimum und benutzen dafr eineeher bildhafte als wissenschaftlicheSprache. Dies ist kein Buch berSehnen, Bnder und Bindegewebe,

  • sondern ein Buch darber, wie manerstaunliche und belebendeErfahrungen mit ihnen machen kann.Wir empfanden einige davon alssensationell.

    Der Begriff Sensationbeschreibt in seiner ursprnglichenBedeutung das, was wir mit unserenSinnen wahrnehmen. In diesemneutralen Sinn wollen wir ihn auch imTitel des Buches verstanden wissen.Das System unserer Sehnen,Bnder und Faszien ist ein ganzbesonderer Sinnesapparat, ein ganzbesonderes Sensorium, zu dem wirIhnen mit intendons die Tr ffnenmchten.

  • Wir empfehlen Ihnen, diesesBuch wie ein Kochbuch zu lesen. Wirwollen Ihnen mit dem Buch Appetitauf leckere Sehnenrezeptemachen, die Ihnen Anregungen frIhre eigene Kche geben. Das istnicht dasselbe, wie sich in einemRestaurant bekochen zu lassen.Lesen Sie dieses Buch alsanregendes Kochbuch und nicht alsDitkonzept oder gar alsErnhrungslehre. Es geht darum,was Sie grundstzlich mit IhrenSehnen tun knnen. Fhlen Sie sichfrei, sich diejenigen bungenherauszupicken, die Ihnen besondersgut gefallen oder besonders gut

  • gelingen. Ebenso mchten wir Sieauffordern, aus den Grundrezeptenheraus eigene bungsvarianten zuentwickeln.

    Gerade, weil wir selbst bislangnur auf das zurckgreifen, was wirdurch unsere eigene bungspraxisherausgefunden haben, mchten wirmglichst viele Menschen dafrgewinnen, uns bei derWeiterentwicklung der Methode zuuntersttzen.

    Unsere ausdrckliche Einladunggilt den Fachspezialisten. Wirbegren den Austausch mit allen,die nach Prfung und Erforschungder Anwendungsmglichkeiten den

  • medizinischen oder therapeutischenNutzen der bungen fachlichqualifiziert beurteilen wollen. Wirhaben mit dieser Zielsetzung bereitsmehrere Kooperationsprojekte imtherapeutischen Bereich initiiert undinformieren darber regelmig aufunserenInternetseiten www.intendons.com.

    Auf unserem Internet-Portalfinden Sie darber hinaus vielfltigeInformationen undAustauschmglichkeiten.

    Perlen der Weisheit,Theater und die perfekteWasserlage

    Im Sptsommer 2010 fand ich

  • mich, berrascht von mir selbst, alsTeilnehmer und Referent einesweltweiten Qi Gong-Kongresses zuEhren von Meister Mantak Chia,dem Begrnder des UniversalHealing Tao Systems, im NordenThailands wieder.

    Ich hatte die Reise, entgegendem etwas hochtrabendenKongresstitel Perlen der Weisheit,ohne besondere Erwartungenangetreten. Besonders freute ichmich auf den Pool und das schnewarme Wasser. Schwimmen istmeine Leidenschaft.

    Schwimmen ist ein eigenartigerSport. Er besteht vor allem in der

  • Kunst des Weglassens. Man kommtumso mheloser, eleganter undschneller voran, je mehr es gelingt,alle berflssigen Anstrengungen zuvermeiden. Gleichzeitig istSchwimmen eine der Sportarten, diefast das gesamte Muskelsystemaktivieren. Mit regelmigemSchwimmen lassen sich Muskelkraftund Ausdauer bis ins hohe Altererhalten.

    Ich kann leider nicht behaupten,ein besonders talentierter oderleistungsfhiger Schwimmer zu sein.Dennoch konnte ich meineFhigkeiten ber die Jahre hinwegkontinuierlich verbessern, wozu

  • meine Beschftigung mit Qi Gongwesentlich beitrug. Ein Leitsatz derbungen lautet: Minimaler Aufwand maximale Wirkung. Leicht zubegreifen, dass das Geheimnis desSchwimmens damit irgendwie inZusammenhang stehen musste. Wiekann man den Krper mit einemMinimum an Muskelaufwandmglichst przise und stabilwaagerecht im Wasser halten?

    Es war fr mich fast wie einekleine Erleuchtung als ichentdeckte, dass sich die optimaleWasserlage fast von selbsteinstellte, wenn ich meine Sehnenund Bnder auf eine spezielle Art

  • und Weise aktivierte. Es bedurftenur einer kleinen nderung in meinerBewegungsabsicht ...

    Fr jemanden, der anders als ichfrh mit dem Schwimmsportbegonnen hat, mag meine Erkenntnisnichts sonderlich Neues darstellen.Bei intensivem Training in jungenJahren ergibt sich die optimaleSchwimmtechnik fast von selbst. Frmich bedeutete diese Erfahrungdagegen so etwas wie dieEntdeckung des Steins der Weisenoder zumindest einer kleinen Perleder Weisheit.

    Dieser persnlicheQuantensprung war deshalb

  • besonders wichtig, weil ich dasGefhl hatte, dass sich mir dadurchso etwas wie ein missing link eine bisher fehlende Verbindung offenbart hatte. Unser Qi GongMeister hatte uns immer wiedereingeschrft, die bungen ohneMuskelkraft, also rein mit der Kraftder Sehnen und Bnder auszufhren.Leider blieb mir eher schleierhaft,wie dies genau geschehen sollte.Do it and you will get it: Mach eseinfach, und Du wirst esbekommen. Jump but do notjump!. Springe ohne zu springen.

    Diese fr mich eher orakelhaftenAnweisungen mochten zwar auf die

  • Dauer sicher zum Ziel fhren,standen fr mich aber doch imWiderspruch zur grundlegendenPhilosophie des Taoismus, die Zielemit mglichst geringem Aufwand zuerreichen. Wie sich zeigen sollte,war das Ziel vollkommen mhelos zuerreichen.

    Whrend einer derbungsstunden begann ich spontanaus Langeweile heraus, dieAnweisungen des Lehrers mitbungen aus einem meiner weiterenlangjhrigen Beschftigungsfelder,dem Theater, anzureichern. Ichentdeckte, dass sich durch dieHinzunahme einfacher

  • Vorstellungsbilder, die Tr zumSehnensystem unerwartet leichtaufstoen lie. Wenn es bei mir soeinfach funktionierte, sollte es dochauch fr andere keine grereSchwierigkeit darstellen. Dieerste intendons-bung wurdegeboren, als ich meine Entdeckungsogleich an meine bungsnachbarinweitergab. Ich nannte die bung inAnlehnung an ein Bild, das unsMantak Chia fr die Sehnenarbeitgegeben hatte, dieGangsterbung.

    Die restlichen Tage und Nchtedes Kongresses verbrachte ich mehroder weniger damit, bei allen sich

  • mir bietenden Gelegenheiten(Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen)meine Sehnen, Bnder und Faszienlosgelst von den Muskeln zutrainieren und die darin liegendenMglichkeiten zu erforschen.

    Whrend einer langenfrhmorgendlichen Sehnenmeditationkam der Name fr das Programmzur Welt: intendons. Auseinandergeschrieben, in tendons, ist dieseinfach die wrtliche bersetzungvon in den Sehnen ins Englische. Inder zusammengeschriebenen Formklingt der Bezug zur Absicht bzw. zurIntention an. Es schwingen auchnoch weitere englische Begriffe wie

  • intense (intensiv), tension(Spannung) oder tender (sanft) mit.Wichtig ist mir auch das Wortresponse (Antwort, Reaktion).Denn: intendons ist eine einfacheMethode zur Nutzung der Reaktionder Sehnen auf unsere Intention.Noch krzer:

    intention + tendons + response= intendons.

    Auf dem Kongress lernte ich vieleMenschen aus der ganzen Weltkennen, die sich sehr lange intensivund auf hohem Niveau mitkrperlichen Trainingsprogrammenbeschftigt hatten. Ich nutzte dieeinmalige Gelegenheit und lud einigevon ihnen zu bungssitzungen ein,

  • um ihre Meinung zu hren. Zunchsterntete ich groe Verblffung. Wiewar es mglich, dass einige kurze,von auen kaum wahrnehmbarebungen, Verbindungen im Krperso schlagartig und deutlichaktivierten, wie es das oft jahrelangeTraining mit anderen Techniken nichtbesser vermocht hatte?Wahrscheinlich, so meineInterpretation, war das Prinzip zusimpel und zu naheliegend, um darinso etwas wie einen kleinen Schatzzu vermuten.

    Auf die erste Verblffung meinerbungspartner folgte regelmigeine Aufforderung: Schreib ein

  • Buch!. Nachdem ich diesen Satz an

    einem Tag dreimal gehrt hatte,begann ich in der Nacht mit derArbeit an Sensationen in denSehnen.

    Ich habe das Buch in der erstenPerson Plural verfasst. Die Wir-Perspektive entspricht meinem tiefenGefhl der Dankbarkeit fr alleMenschen, Zuflle und Fgungen,die meine Sehnensuchbewegungermglicht haben und weiterermglichen.

    Die Gangsterbung Die Gangsterbung ist wie kaum

    eine der anderen hier vorgestellten

  • bungen geeignet, dieGrundprinzipien von intendons zuverdeutlichen. Dazu zhlt auch dieErkenntnis, dass es keinesbungsstudios oder besondererBewegungsablufe und Vorbereitungbedarf, um das Sehnensystem inForm zu halten. Genau genommenwird durch intendons jede beliebigeSituation und jede beliebigeBewegung zu einem bungsfeld. Wirmachen die Gangsterbung z.B. amliebsten liegend im Bett.

    Nehmen Sie eine beliebige Krperhaltungein. Die meisten Menschen empfinden wie wir diesitzende oder liegende Position als sehrangenehm. Es funktioniert aber auch im Stehen.Entspannen Sie alle Muskeln, soweit es Ihnenmglich ist. Am besten gelingt dies, indem Sie tief

  • in alle Regionen Ihres Krpers atmen, in denenSie noch Spannung spren.

    Nun stellen Sie sich vor, Sie befnden sich inder Gewalt von blen Gangstern. DieseVorstellung dient ausschlielich derUntersttzung der Wirksamkeit der bung.Nutzen Sie das spielerische Potential IhrerVorstellungskraft! Erinnern Sie sich an dieRuber- und Gendarm-Spiele Ihrer Kindheit! DieBsewichte haben Sie genau in der Position, inder Sie sich jetzt gerade befinden, fest von obenbis unten gefesselt. Sie knnen sich in Ihrenengen Fesseln so gut wie gar nicht bewegen.

  • Die Gangster haben jetzt fr einige Zeit den

    Raum verlassen. Sie haben nur eine einzigeMglichkeit: Sie mssen die Zeit nutzen, um eineStelle zu finden, an der sich die Fesseln ein weniglockern lassen. Was werden Sie als erstesversuchen?

    Sie drcken die Arme nach auen. Diemeiste Kraft dazu haben Sie in den Oberarmenund in den Ellbogen.

  • Sie versuchen, die Fesseln in allen

    Richtungen zu lockern. Sie fhren die Bewegungaber nicht aus, weil diese ja durch die Fesselngebremst wird. Auch wenn die Fesseln nur inIhrer Vorstellung existieren, sollte die Bewegungselbst mehr sein als eine Bewegung in IhrerVorstellung. Sie sollten sie bis zu dem Punkt

  • umsetzen, an dem die Kraft Ihrer Muskelntatschlich gegen den Widerstand zu pressenbeginnt. Versuchen Sie nach diesem Muster auchIhre Beine auseinander zu drcken oder sich Luftam Rcken und am Ges zu machen.

    Stellen Sie sich vor, die ganze bung wreeine Pantomime, in der Sie die Situation desGefesselt-Seins darstellen. Sie mssen dazudeutlich Ihre Kraft gegen den vorgestelltenWiderstand der Fesseln mobilisieren, ohne dasssich Ihre Haltung verndert. Bringen Sie mit IhrerVorstellungskraft Ihren Krper dazu, seine ganzeKraft so zu mobilisieren als steckten Sie in einerrealen Bedrohungssituation. Denken Sie daran:Es geht um Ihr Leben.

    Da es den meisten Menschen nicht so leichtfllt, sich voll und ganz in diese Spielsituation zubegeben, empfehlen wir, die bung mit einemPartner durchzufhren. Es reicht meist aus, wennder Partner den benden von hinten mit beidenArmen fest umgreift, als wolle er ihn in einerdunklen Gasse von hinten berfallen. Im erstenSchritt knnen Sie sich probeweise mit einertatschlichen Bewegung aus dieser

  • Umklammerung befreien, indem Sie z.B. beideEllbogen nach auen drcken und denOberkrper kraftvoll nach unten ziehen. Imzweiten Schritt sollten Sie die bung dannschauspielerisch angehen. Das bedeutet, dassSie die Bewegung nicht wirklich mit voller Kraftausfhren. Stattdessen mobilisieren Sie IhrenKrper nur bis zu dem Punkt, an dem Sie imnchsten Moment die Bewegung mit maximalerKraft ausfhren knnten. Bleiben Sie unbedingtbei der spielerischen Vorstellung, dass Sie sichmit aller Kraft gegen einen Angreifer wehrenmssen.

    Entscheidend fr die bung istder Moment, an dem Sie spren,dass Ihre Absicht in diesem Fallsogar mehr als das, nmlich Ihrberlebenswille noch ein zweites,Ihren Muskeln quasi vorgeschaltetesKraftsystem aktiviert, das durch denganzen Krper geht. Eventuell

  • knnen Sie spren, dass Ihr Krpersich auch an einzelnen Stellenanspannt, die von IhrerBewegungsabsicht nicht unmittelbarbetroffen sind. Zur Vorbereitung derBefreiungsbewegung der Arme nachauen mobilisiert der Krper z.B.automatisch den Nacken, die Feund Unterschenkel sowie denRcken. Wenn Sie dieseVerbindungen spren knnen, habenSie die Tr zu Ihren Sehnen,Bndern und Faszien bereitsaufgestoen.

    Sie knnen nun damit beginnen,Ihre Sehnen, Bnder und Faszienimmer weiter losgelst von der

  • Aktivierung Ihrer Muskeln zutrainieren, indem Sie die bungenmglichst hufig wiederholen.

    Wenn es Ihnen in dieser Formder Partner-bung nicht gelingensollte, den Einstieg in die Welt derSehnen zu finden, empfehlen wirIhnen, die bung mit einem Partnerdurchzufhren, der schon etwasumfangreichere Erfahrungenmit intendons sammeln konnte. AufunserenInternetseiten www.intendons.com Sie Menschen, die eineprofessionelle Untersttzung Ihrerbungspraxis anbieten. Wir nennensie Sehnen- oder intendons-

  • Coach. Besonders der nchste Schritt

    der Gangsterbung wird Ihnen mitprofessioneller Begleitung deutlichleichter fallen. Hier geht es darum,Sie das Kraftpotential in IhrenSehnen spren zu lassen, und esIhnen nach und nach immer weiterverfgbar zu machen. Da diegesamte bung zu Beginn etwasmehr Zeit in Anspruch nimmt, sindSie deutlich im Vorteil, wenn Sie alsAusgangsposition das bequemeSitzen oder Liegen gewhlt haben.Mit etwas bung wird Ihnen derAblauf spter auch in allenerdenklichen Krperhaltungen keine

  • Mhe mehr bereiten. Bleiben Sie in Ihrer Vorstellung weiter in der

    Situation des Gefesselt-Seins. Bereiten Sie sichin Gedanken auf Ihre Befreiung aus den Fesselnvor. Am besten Sie konzentrieren sich dabei aufeine bestimmte Krperstelle, an der Sie einemglichst groe Kraft aktivieren wollen. AktivierenSie beim Einatmen die Sehnen genau bis zu demPunkt, an dem Sie spren dass Ihre Muskelnanziehen. Entspannen Sie nun beim nchstenAusatmen die Muskeln und Sehnen.

    Nach einer kurzen Pause aktivieren Sie dieSehnen erneut bis zu dem Punkt, an dem Sie dasAnziehen der Muskeln spren. Versuchen mitjeder weiteren Wiederholung dieser bung, dieAnspannung in den Sehnen noch etwas zusteigern, whrend Sie die Muskelanspannungmglichst weiter verringern.

    Je fter Sie den Wechsel vonAnspannung und Entspannung derSehnen wiederholen, desto besserwird Ihnen die Isolation von Sehnen

  • und Muskeln gelingen. Umso besserwerden Sie auerdem spren, dassdie Sehnen, Bnder und Faszien wieeine groe Gemeinschaftzusammenarbeiten. Versuchen Siedazu, die Reaktion derSehnenaktivierung an einemmglichst weit entfernten Bereich imKrper wahrzunehmen. Das knntez.B. am Nacken, an den Fen oderFugelenken oder im Becken derFall sein.

    Eine einfache bungsvariante dazu: NehmenSie sich vor, Ihren in Ihrer Vorstellung eng an denKrper gefesselten rechten Ellenbogen imnchsten Augenblick gegen den Widerstand derFesseln krftig nach hinten zu ziehen. MaximierenSie die Vorbereitungsspannung der Sehnen beinoch entspannten Muskeln. Wiederholen Sie dasAnspannen und Entspannen, bis Sie in einer

  • etwas entfernten Krperregion untersttzendeSehnenspannung wahrnehmen.

    Beim Entspannen tritt in dieserRegion oft eine Erwrmung ein. Jenach Ausfhrung der bung sprenSie die Vernderung zuerst imNacken, im unteren Rcken oder inden Beinen.

    Achten Sie, whrend Sie diebung wiederholen, auf dieUntersttzungsspannung in derentfernten Krperregion. VersuchenSie herauszufinden, ob und wie Siesie steigern knnen. Je besser esIhnen gelingt, die Muskeln entspanntzu halten, desto wenigerAnstrengung kostet die bung unddesto leichter fliet der Atem.

  • Wiederholen Sie die bungmindestens 36 Mal. Das entsprichtbei sechs Atemzgen pro Minutesechs Minuten bungszeit.

    Atmen Sie zum Abschluss tief ein und wiederaus. Mit jedem Ausatmen vertiefen Sie dieEntspannung um ein kleines Stck.

    Sie knnen jetzt vielleicht mehrWrme oder auch ein Kribbeln imKrper spren. Die Wrme rhrtdaher, dass mit der Aktivierung derSehnen, Bnder und desBindegewebes der Transport vonsauerstoffreichem Blut zu denbetreffenden Regionen angeregtwird. Da dieses energiereiche Blutnun nicht wie blich, fr dieMuskelaktivitt verwendet wird,

  • steht es zur Versorgung der feinenund bestenfalls auch derallerfeinsten Blutgefe zurVerfgung.

    Falls Sie noch keine Wrmespren, wiederholen Sie die bungsolange, bis sich dieses Ergebniseinstellt.

    In der Praxis hat sich gezeigt,dass der Erfolg der bungenwesentlich von derWiederholungshufigkeit abhngt.Auch hier kann Sie natrlich eingebter Partner sehr gut begleiten.Mit etwas Zeit, Entdeckungsfreudeund Aufmerksamkeit knnen Sieselbstverstndlich auch allein ans

  • Ziel kommen. Wir knnen nicht genug betonen,

    wie wichtig es ist, die bungen oftzu wiederholen. Nur wenn dieMuskeln gut entspannt sind, findetdas Blut auch den Weg in die feinenBlutgefe. Auf die Zellen dort hatdie unerwartete Zufuhr von reichlichSauerstoff und Nhrstoffen ungefhrdieselbe Wirkung wie einSommerregen auf einenausgetrockneten Acker.

    ben Sie so lange, bis Sie dieFreude der Zellen spren knnen.Es ist tatschlich so, dass die Zellenals Reaktion auf die Blutzufuhrbiochemische Glcksbotschaften

  • senden, die direkt in Ihrem Gehirnankommen. Die Unterversorgung derZellen beschleunigt dagegen vieleKrankheiten, lsst Sie schnelleraltern und schwcht IhrImmunsystem. WieSauerstoffmangel zur VerkalkungIhrer Sehnen beitrgt, erfahren Sieausfhrlicher im Kapitel Sauer ohneSauerstoff.

    Die berall-und-jederzeit-fr-jeden-Befreiungs-bung

    Die folgende Variante derGangsterbung eignet sich sehr gutdazu, die eigenen Urteile oderVorurteile in Bezug auf

  • Leibesbungen zu berdenken,oder besser gesagt, sich von derVorstellung zu befreien,Krperbungen htten etwas mitSport, Anstrengung, Schwei,Fitnessstudios oder bedingungsloserDisziplin zu tun. Nach diesenGlaubensstzen erfordernKrperbungen zudem viel Zeit,Ruhe, hchste Konzentration,Beweglichkeit, einen schlanken,elastischen Krper und einenmakellos durchtrainierten Lehrer. Frdie intendons-bungen gelten dieseStze alle nicht. Die bung soll Ihnenhelfen zu erkennen, dass Sie fastimmer und berall in

  • Sekundenbruchteilen Ihren Zelleneinen kleinen, belebenden Impulsgeben knnen. intendons istsozusagen das Programm fr diekleine Befreiung zwischendurch.

    Wo immer Sie sitzen und das Leben sonstnicht allzu viel von Ihnen verlangt, machen Sie essich erst einmal so bequem wie mglich. Diebung funktioniert auch sehr gut, wenn Sie sichaufrecht und mit aufgerichteter Wirbelsule vorneauf einen Stuhlrand setzen. Das muss aber nichtsein. Vielleicht hngen Sie ja gerade zuflligmde und erschpft in der S-Bahn oder vor demFernseher rum, und Ihr Krper langweilt sich einwenig.

    Wenn es Ihnen IhrErschpfungszustand gerade nochirgendwie ermglicht, Ihre beidenHandflchen aufeinander zu legen,dann bitten wir darum. Dabei spielt

  • es keine Rolle, ob Sie dieHandflchen wie in Gebetshaltungsymmetrisch aufeinander legen, siequer zueinander legen, oder siefalten. Auch die genaue Position derHnde (im Scho, vor der Brust,usw.) spielt zunchst keine groeRolle.

    Sie knnen mit der Handstellungund der Position beliebigexperimentieren. UnterschiedlicheStellungen der Hnde zueinanderbewirken, dass jeweils andereGruppen oder Verbindungen vonSehnen aktiviert werden.

    Die optimale Ausgangsposition erreichenSie, wenn Sie jetzt auch noch die beiden Knchelund/oder auch die beiden Knie miteinander in

  • Kontakt bringen. Im Wesentlichen entspricht diese

    bung der Gangsterbung. DieFesselung betrifft hier aber nurHnde und Fe. Auch derbungsablauf entspricht dem derGangsterbung.

    Der Einfachheit halberbeschreiben wir die bung nur frdie Hnde. Alle Anweisungen fr dieHnde knnen Sie parallel fr dieBeine bernehmen.

    Pressen Sie zunchst die Handflchenmehrere Male krftig gegeneinander. Sie werdenspren, wie Ihre Muskeln bis in den Schultergrtelaktiviert werden. Wahrscheinlich werden Sie auchwahrnehmen, dass das Pressen Ihren Atemflussverndert.

    Die meisten Menschen atmen

  • whrend des Pressens aus oderhalten die Luft komplett an. BeimEinatmen wird der Druck in derRegel weniger, oder man hrt ganzauf zu pressen. Wiederholen Sie diebung nun solange, bis es Ihnengelingt, whrend des Pressenseinigermaen locker weiter zuatmen.

    Variieren Sie nun die Anspannung so, wie Siees bereits in der Gangsterbung kennengelernthaben. Das heit, Sie atmen normal weiter, ohnetatschlich die Hnde fester aneinander zupressen. In Ihrer Vorstellung verstrken Sieallerdings den Gedanken, dass Sie beimnchsten Ausatmen Ihre Hnde mit maximalerKraft aufeinander pressen werden. Steigern Siedie Kraftaufladung der Sehnen ganz langsamSchritt fr Schritt.

    ben Sie immer wieder kurz vor dem Punktzu stoppen, an dem die Spannung auch die

  • Muskeln erreicht. Achten Sie darauf, dass sichBereiche Ihres Krpers wie zuvor anspannen,ohne dass sich der Druck auf die Handflchentatschlich erhht. Sie werden auch bemerken,dass Ihnen der Atem dabei hilft, denAnpressdruck in Ihrer Vorstellung vonWiederholung zu Wiederholung zu steigern, ohnedass der reale Druck zwischen Ihren Handflchenzunimmt. Gut, wenn es Ihnen dabei warm wird.Noch besser, wenn Sie auch feststellen, dass dieSpannung fr das Aneinanderpressen derHandflchen offensichtlich nicht allein aus denArm- oder Schultermuskeln kommt.

    Die Spannung, die Sie im ganzenKrper spren, steigert oderverringert sich mit IhrerdementsprechendenBewegungsabsicht, ohne dass sichdabei der Druck zwischen IhrenHandflchen wesentlich verndert.

    Das Zusammenpressen der

  • Hnde ist eine Art Vorbung fr dieeigentliche bung. Um uns aus den(vorgestellten) Fesseln zu befreien,werden wir die Hnde natrlich eherauseinander ziehen alszusammenzupressen. Beim Drckenfllt die angestrebte Isolation vonSehnen und Muskeln allerdings meistleichter, weil wir hier gegen einenrealen Widerstand arbeiten. BeimAuseinanderziehen mssen wir unsdiesen Widerstand vorstellen.

    Halten Sie die Handflchen weiterzusammen. Stellen Sie sich vor, die Hnde wrentatschlich sehr fest zusammengebunden. Dasbedeutet, auch bei groer Anstrengung wird esIhnen nicht gelingen, die Hnde mehr als nureinen Millimeter voneinander zu lsen.Gleichzeitig nehmen Sie sich vor, Ihre beidenHandflchen mit groer Kraft auseinander zu

  • ziehen. Beim nchsten Einatmen sollten

    sie versuchen, alle Sehnen, die Siefr die Bewegung einsetzen knnen,bei entspannten Muskeln maximal zuaktivieren. Beginnen Sie am Anfangmit etwas weniger Spannung undsteigern Sie diese mit jeder weiterenEinatmung. Wie weit knnen Sie dieAnspannung der Sehnen spren?Wenn Sie wahrnehmen knnen, wiesich der Gewebering um den Anussanft zusammenzieht, um Sie bei derBefreiung zu untersttzen, dann hatsich der Schlssel zur Sehnen-Schatzkiste bereits in seinemSchloss gedreht.

    Kombinieren Sie nun beide

  • bungsrichtungen. Beim Ausatmen stellen Siesich vor, die Hnde maximalzusammenzupressen und aktivieren dabei allezur Verfgung stehenden Sehnen. BeimEinatmen stellen Sie sich dagegen vor, die Hndekrftig auseinander zu ziehen. Whrend dergesamten bung bleibt der Druck zwischen denHandflchen nahezu gleich. Ein kleinerDruckunterschied ist fr den Anfang normal.

    Falls Sie es nicht schon unwillkrlichsowieso getan haben, knnen Sie jetzt auch dieFe in die bung einbeziehen. Damit sollten dieSehnenverbindungen im Bauch- und Beckenraumnoch viel deutlicher zu spren sein. WiederholenSie die bung mglichst einige dutzend Male. Fralle intendons-bungen gilt: Je fter wiederholt,desto mehr knnen sich Ihre Zellen ber einegesteigerte Blut- und Sauerstoffversorgungfreuen.

    Fhlen Sie sich frei, die bungenzu verndern oder damit nachBelieben zu experimentieren.

  • Fortgeschrittenen empfehlen wirz.B., sich fr den Wechsel derbeabsichtigten Bewegungsrichtungnicht mehr am Atem-, sondern amHerzrhythmus zu orientieren.Dadurch lsst sich diebungsfrequenz von auf 60-75bungen pro Minute erhhen.

  • Mit dieser bung haben Sie das

    Geheimnis von intendons bereitsentdeckt: Wir knnen Sehnen,Bnder und Faszien losgelst vomEinsatz der Muskeln trainieren, wennwir nur unsere Vorstellungskraftgeschickt einsetzen. intendons istein Krafttraining ohne Bewegung.Dieses Training lsst sich so ziemlichan jedem Ort und so ziemlich in allenerdenklichen Situationendurchfhren.

    Im weiteren Verlauf des Bucheswerden wir dieses Prinzipdas intendons-Prinzip,die intendons-Methode oder

  • einfach nur intendons nennen. intendons ist also nichts wirklich

    Spektakulres. Es geht vor allemdarum, dass wirmit intendons lernen knnen, dasZusammenspiel unserer Sehnen undMuskeln besser wahrzunehmen undzu steuern. Dennochist intendons fr uns auch so etwaswie ein kleiner Schatz, den wirwahrscheinlich nur deshalb bishernicht gefunden haben, weil er direktin unserem Garten vergraben wurde,und den wir niemals ausgerechnetdort vermutet htten. intendons istweder die einzige Mglichkeit, mitder Sie etwas fr Ihre Sehnen tun

  • knnen, noch die einzig richtige,wahre oder natrliche Methodefr dieses Ziel.Mit intendons lernen Sie, sichbewusst in Ihrem Sehnenkostm zubewegen

    Der Aufwand,mit intendons Ihren Sehnenschatzzu heben, ist gering. Wir hoffen,dass die ersten bungen IhreNeugier auf die weitere Sehnen-Schatzsuche geweckt haben.

    Den Wagenanschieben

    Stellen Sie sich vor, Sie seien mitIhrem drei Tonnen schwerenGelndewagen auf einer weiten,

  • vollkommen ebenen undkerzengeraden Strae irgendwo immittleren Westen der USA liegengeblieben. Sie haben Glck. Es istwohl nur der Anlasser defekt. Und:Sie sind nicht allein unterwegs. Ihredrei Mitfahrer sind alle jung, sportlichund gut durchtrainiert. OptimaleVoraussetzungen, um den Wagenanzuschieben. Kein Problem, werdenSie voller Optimismus denken! Esmsste ja eigentlich ein Kinderspielsein, den Motor zu starten, nachdemSie den Wagen mit Ihrer Muskelkraftauf eine bestimmte Geschwindigkeitbeschleunigt haben.

    Zu Beginn erfordert das

  • Anschieben bekanntlich die meisteAnstrengung. Sie und Ihre Freundewerden also mit voller Kraft dieBeine gegen die Erde und die Hndegegen das Heck Ihres Wagensstemmen. Dennoch wird es einenMoment dauern, bis sich dasFahrzeug mit einem Ruck inBewegung setzt. Kurz davor sprenSie in Ihren Sehnen und Muskeln diemaximale Aktivierung. Danach wirdes immer einfacher, den Wagen zubeschleunigen.

    Wir erzhlen die Geschichte ausmehreren Grnden so ausfhrlich.Das Beispiel ist gut geeignet, umIhre Vorstellungskraft anzuregen. Sie

  • bemerken vielleicht, dass der Schrittvon der rein gedanklichenVorstellung einer Aktion bis zurAktivierung der dafr notwendigenSehnen und Muskeln sehr klein ist.Wie bei einem spannenden Film gehtunser Krper in besonderspackenden Situationen fastautomatisch mit. Sie brauchen sichdas nicht gezielt vorzunehmen. Eineeinigermaen lebendigeVorstellungskraft reicht aus, um diekrperlichen Reaktionen in Gang zusetzen.

    Wir erzhlen Ihnen dieseGeschichte auch, um Ihnen ein Bilddavon zu geben, warum und wie es

  • der Krper schafft, manchmalerstaunliche Krfte zu mobilisieren.Ob sich Ihr liegengebliebenesSchmuckstck anschieben lsst,hngt von der Anzahl der Helfer undvon der Kraft der Einzelnen ab.Selbstverstndlich gelingt Ihnen dasAnschieben nur, wenn auch alleHelfer ihre Kraft in dieselbe Richtungwirken lassen. Das klingt zunchstbanal. Die Helfer wren ja ziemlichbescheuert, ihre Krfte nicht in einegemeinsame Richtung zu bndeln.

    Unsere Sehnen, Bnder, dasBindegewebe und die Muskelnarbeiten bestenfalls alle zusammenwie ein Team, das keine Kraft

  • verschwendet und alle verfgbarenHelfer mobilisiert. Leider gibt esgenug Grnde, warum im Laufeunseres Lebens die Leistung desgesamten Teams immer wenigerabgerufen werden kann. UnsereKrperkraft und Beweglichkeitlassen nach. Die Gelenkeschmerzen. Bnder und Sehnen sindgeschdigt. Die Schdigungenrhren oft daher, dass einzelneTeammitglieder zu stark und andereviel zu wenig beansprucht wurden.Die intendons-bungen sollen Ihnendie Teamleistung der Sehnen,Bnder und des Bindesgewebeserfahrbar machen. Indem Sie lernen,

  • diese gezielt zu trainieren, gewinnenSie nicht nur neue Kraft undFlexibilitt, sondern strken auchviele weitere Krperfunktionen.

    Bei den Schiebe-bungen gelingtes in der Regel sehr gut und sehrschnell, den ganzen Krper zuaktivieren. Sie knnen dieseselbstverstndlich an einemtatschlichen Auto ausfhren. Da Siedie Bewegung aber nur innerlichausfhren, ist z.B. auch eine ganznormale Hauswand als bungsobjektgeeignet.

  • Nehmen Sie eine Ausgangsstellung ein, als

    wollten Sie versuchen, die Wand oder einengroen, schweren Gegenstand zu verschieben.

  • Stemmen Sie sich zunchst mit voller Kraftgegen die Wand. Achten Sie genau darauf, dass,whrend Ihre Handflchen gegen den Widerstandder Wand pressen, Ihre Fusohlen gegen denWiderstand des Fubodens zu drckenbeginnen. Bein- und Armmuskeln sowie dieMuskeln im Rumpf werden gleichzeitig aktiviert.Wahrscheinlich werden Sie zustzlich eineAnspannung im Nacken spren.

  • Im nchsten Schritt reduzieren Sie die

  • Anspannung der Muskeln so weit wie mglich.Bauen Sie die Absicht auf, im nchsten Momentnoch einmal dieselbe Kraftanstrengung wie zuvorzu unternehmen. Versuchen Sie jetzt, dieeinzelnen Phasen in der Aktivierungsfolge vonSehnen und Muskeln bewusst wahrzunehmen.Erspren Sie den Moment, an dem IhreArmmuskeln gerade beginnen, sichanzuspannen. An diesem Punkt reduzieren Siedie Spannung wieder.

    Wiederholen Sie diese Abfolge, bis Sie aucheine Aktivierung in Ihrer Krpermitte wahrnehmenknnen. Halten Sie fr einige Sekunden dieAktivierung auf dem Niveau kurz vor derAnspannung der Muskeln.

    Ein guter Hinweis darauf, dassSie auf dem richtigen Weg sind, istein Wrmegefhl im unteren Rckenoder im Unterbauch. Manchmalmacht sich der verstrkte Blutflussauch zuerst in den Beinen

  • bemerkbar. Eine segensreicheWirkung dieser bung besteht darin,dass sie viel sauerstoffreiches BlutRichtung Nacken pumpt. DieMuskeln und Sehnen dort sind oftchronisch verspannt. Sie werden essofort spren, wenn es Ihnen indiesem Bereich gelingt, die Sehnenvon den Muskeln isoliert zuaktivieren.

    Wiederholen Sie die bung ambesten mehrmals tglich. Sie knnenauch versuchen, die bung an einernur vorgestellten Wand oder einemvorgestellten Wagen, den Sieanschieben, durchzufhren. DieAusgangsstellung, kombiniert mit der

  • Vorstellung der Bewegung und derdafr in den einzelnen Krperpartienzu mobilisierenden Kraft wirdausreichen, um die Sehnenentsprechend Ihrer Absicht zuaktivieren. Sie sollten dieBereitschaft des ganzen Krpersmobilisieren, die vorgestellteKraftanstrengung im nchstenMoment zu vollbringen. In Bezug aufdie Muskeln belassen Sie es bittebei der Vorstellung der Bewegung.Wir wollen, dass sich lediglich dieSehnen an- und wieder entspannen.

    Dies ist eine innerlicheBewegung. Von auen ist kaum zuunterscheiden, ob Ihre Sehnen

  • gerade angespannt oder entspanntsind.

    intendons Kurzanleitung

    Bevor wir in den nchstenKapiteln einige Ausflge in dieTheorie unternehmen, mchten wirden typischen Ablauf der intendons-bungen in einer Art Kurzanleitungdarstellen. Dieses Schema lsst sichauf fast alle mglichenBewegungsablufe anwenden.

    Besonders dann, wenn Siedas intendons-Prinzip auch anderenMenschen beibringen mchten, istes notwendig, dass Sie dieSensationen, die whrend den

  • unterschiedlichen bungsphasenauftreten, genau erkunden undkennenlernen.

    Phase 1: Die Bewegung findet ausschlielichin der Vorstellung statt. Sie knnen beobachten,wie die Aufmerksamkeit zu einzelnenKrperbereichen wandert, die an der Bewegungbeteiligt sind.

    Phase 2: Die Bewegung findet mitMuskeleinsatz statt. Sie fhren die Bewegungganz normal aus. Sehnen- und Muskelaktivittsind fast nicht unterscheidbar. Wenn es sich umeine Bewegung gegen einen Widerstand handelt,knnen Sie die Anspannung der Muskelndeutlicher wahrnehmen.

    Phase 3: Sie bringen Ihre Bewegungsabsichtauf ein Maximum. Dazu mssen Sie sicheventuell vorstellen, dass Sie in Gefahr sind, odereine sehr groe Kraftanstrengung vor Ihnen liegt.Sie setzen Ihre Bewegungsabsicht allerdingsdann nur bis zu dem Punkt um, an dem Sie dieSehnen schon aktivieren, die Muskeln aber nochentspannt halten knnen. Sie spren eine innere

  • Bewegung, whrend von auen keine Bewegungwahrnehmbar ist.

    Phase 4: Sie wiederholen Phase 3 so lange,bis die Grenze zur Anspannung der Muskelnimmer genauer angesteuert werden kann. Je fterSie die bung wiederholen, desto entspannterbleiben die Muskeln und desto strker kann sichdie Sehnenkraft aufbauen. Sie bleiben mit IhrerSehnenspannung einige Momente an dieserGrenze zur Muskelbewegung, bevor Sie sichwieder entspannen.

    Mit fortschreitender bungarbeitet die Vorstellungskraft immerprziser. Sie knnen den konkretenBewegungswiderstand, z.B. dieWand aus der letzten bung, durcheinen vorgestellten Widerstand, alsodurch eine vorgestellte Wand,ersetzen. Die bungen gleichendann ein wenig einer Pantomime. Sie

  • knnen fast jede beliebige bungfast jederzeit und fast beralldurchfhren.

    Phase 5: Die Wirkung der bung macht sichdurch Wrme oder Kribbeln in den aktiviertenKrperregionen bemerkbar. Sie lernen immerbesser, die Sehnen spielerisch anzusprechen.Durch den Wechsel von An- und Entspannungentsteht ein Rhythmus. Dieser folgt demAtemrhythmus oder dem Herzrhythmus. DieserRhythmus wird auch oft wie eine Welleempfunden.

    Sie knnen die Intensitt derWelle verstrken, indem Sie in derAbsicht zwischen jeweilsentgegengesetztenBewegungsrichtungen wechseln. Sobringen Sie das Blut in wellenartigenSchben in das Gewebe. Es wirdsich schlielich ein sehr angenehmes

  • Pulsieren in Ihrem Krper einstellen. Sehnensuchbewegung Wenn Sie zu jenen Menschen

    gehren, denen es weniger wichtigist, warum und wie etwasfunktioniert, sondern vor allem, dasses funktioniert, knnen Sie diefolgenden Kapitel einfachberspringen oder sich daraus nurdie bungen herauspicken.Denjenigen, die etwas mehr ber dieWelt der Bnder, Sehnen undFaszien erfahren mchten, gebenwir im Rahmen unsererMglichkeiten einen Einblick in dentheoretischen Hintergrundder intendons-bungen. Alle

  • professionellen Sehnensucher, diesich eher eine Expedition als eineKurzreise in dieses Gebietwnschen, mssen wir leiderenttuschen. Wir belassen es inBezug auf die Theorie und diemedizinische Diskussion bei einemkurzen Abstecher. Wir wiederholennoch einmal, dass Sie hier keinFachbuch ber Sehnen, Bnder undFaszien in den Hnden halten,sondern einen Ratgeber darber,wie Sie diese mit einfachen bungenstrken knnen.

    Fr die Durchfhrung derbungen bentigen Sie auch eherIhre Vorstellungskraft als

  • medizinisches Fachwissen. Eventuellmchten Sie aber dem einen oderanderen Zusammenhang durcheigene Recherchen selbstnachgehen. Wenn Sie im Internetnach den hier genanntenFachbegriffen auf die Suche gehen,werden Sie relativ schnell fndigwerden.

    Fr einen schnellen berblickber die Bedeutung der Sehnen,Bnder und Faszien, speziell in derOsteopathie, seien Ihnen dieVerffentlichungen und Internetseitenvon RobertSchleip, www.somatics.de, ansHerz gelegt.

  • Wir wiederholen noch einmal denHinweis, dass fr medizinischeDiagnosen, rztlichen undtherapeutischen Rat ausschlielichdie dafr ausgebildeten Spezialistenzustndig sind.

    Zur Auflockerung empfehlen wirIhnen, in die Lektre derTheoriekapitel von Zeit zu ZeitWiederholungen der bereitsbeschriebenen bungen einzubauen.Fr die berall-und-jederzeit-fr-jeden-Befreiungs-bung brauchenSie z.B. nicht notwendigerweise dieHandflchen aneinanderzupressen.Die bung funktioniert auch, wennSie mit den Hnden ein Buch halten.

  • Stellen Sie sich z.B. vor, Ihre Hndewrden beide ganz fest amBuchdeckel kleben, und Sie wolltensie mit aller Kraft auseinanderziehen.

    Muskeln, Sehnen,Bnder, Faszien

    Die Sehnen knnen als eine vondrei wesentlichen Formen desBindegewebes betrachtet werden.Manchmal wird das weicheBindegewebe insgesamt mit demBegriff Faszien bezeichnet undumfasst dann auch den Bereich derSehnen. Der Begriff Faszien kannaber auch nur fr einen Teilbereichverwendet werden. Die Sehnen

  • verbinden Muskeln mit Knochen.Sehnen knnen eher rund oder eherflach, eher kurz oder auch sehr langsein.

    Ihre hohe Belastungsfhigkeiterreichen die Sehnen dadurch, dasseinzelne Bindegewebsfasern sich zuBndeln zusammenschlingen. In denSehnen finden wir nur wenige Nervenund auch sehr wenige Blutgefe.Die Sehnen sind deshalb imAllgemeinen schlecht durchblutet.Die geringe Blutzufuhr fhrt dazu,dass Verletzungen der Sehnenextrem langsam verheilen.

    Bnder sind der Anteil desBindegewebes, der Knochen mit

  • Knochen verbindet. Bnder habenvor allem eine stabilisierende undsttzende Funktion. Sie mssen oft,wie z.B. die Bnder am Kniegelenkoder die Bandscheiben, sehr hohenmechanischen Belastungenstandhalten.

    Als Faszien im engeren Sinnbezeichnet man schlielich den Anteildes Bindegewebes, der einzelneKrperteile wie z.B. Organe oderGelenke umhllt und dadurch ein denganzen Krper verbindendesNetzwerk entstehen lsst. DasBindegewebe ist letztendlich dafrverantwortlich, dass wir soaussehen, wie wir aussehen. Es ist

  • das, was die Einzelteile verbindet.Die Erforschung des Bindegewebessteckt im Vergleich zu anderenmedizinischen Gebieten noch in denKinderschuhen. Fest steht, dass dasBindegewebe auch eine wichtigeRolle dabei spielt, dem KrperInformationen ber sich und seineUmgebung zu vermitteln. DieseInformationen sind absolutlebensnotwendig, um auf ere undinnere Gefahren angemessenreagieren zu knnen.

    Viele Krankheits- undSymptombilder, insbesonderechronische Krankheiten desBewegungsapparats, sollten sich

  • durch eine Strkung desBindegewebes positiv beeinflussenlassen.

    Um in diesem Bereich einenBeitrag zu leisten, suchen wirintensiv die Zusammenarbeit mitMedizinern, Wissenschaftlern undTherapeuten. Die Frchte dieserZusammenarbeit mchten wir injeweils gesonderten Publikationenunserer Buchreihe vorstellen.Aktuelle Informationen dazu findenSie auf unserem Internet-Portal www.intendons.com.

    Muskelgefhl,Kraftsinn, Propriozeption

    Ernst Heinrich Weber (1795-

  • 1878), einem der Urvter dersogenannten Psychophysik,verdanken wir eine erstesystematische Beschftigung mit derWechselwirkung von Muskelaktivittund innerem Erleben.

    Ende des 19. Jahrhunderts, soz.B. in Meyers Konversationslexikon(Autorenkollektiv, Verlag desBibliographischen Instituts, Auflage,Leipzig und Wien 1885-1892) gingman davon aus, dass es so etwaswie einen speziellen Kraftsinn oderein spezielles Muskelgefhl gebenmsse. Dieses Muskelgefhlversorge uns stets mit den zurErfassung unserer jeweiligen

  • Krperposition notwendigenInformationen. Auch entwickle derKrper von selbst eine sehr genaueVorstellung, welcher Muskeleinsatzund welcher Grad der Anstrengungfr eine bestimmte Bewegungnotwendig seien. Dieses nach E. H.Weber als Kraftsinn oderMuskelsinn bezeichneteWahrnehmungsvermgen sei erstfein. Man knne mit seiner Hilfe,ganz unabhngig vom Tastsinn, denUnterschied zweier Gewichte nochgenauer bestimmen als mittels desTastsinnes.

    Der Kraftsinn wird ergnzt durchden Stellungssinn (Sinn fr die

  • Stellung der Gelenke auch ohneBlickkontakt) und denBewegungssinn (Wahrnehmung derGelenkbewegungen). Diese dreiSinne werden unter dembergeordneten Begriff derPropriozeption oder auch derPropriorezeptionzusammengefasst. Bei derPropriozeption, die manchmal auchnoch als Tiefensensibilitt bezeichnetwird, wirkt eine Vielzahlspezialisierter Zellen zusammen. DieZellen mssen in der Lage sein,feine Unterschiede anzuzeigen unddiese als Information weiterzuleiten.Entsprechend der beteiligten

  • Gewebe finden sich solchespezialisierte Zellen (Sensoren undRezeptoren) in den Muskeln (z.B.Muskelspindeln), den Gelenken (z.B.Mechanosensoren in denGelenkkapseln) und in den Sehnen(z.B. Golgi-Sehnenorgan,Sehnenspindeln).

    Zur Erklrung des intendons-Prinzips knnen wir zunchst amBegriff des Kraftsinns anknpfen.Eine kleine bung reicht aus, umdeutlich zu machen, dass derKraftsinn eine Art Gedchtnisbesitzen muss. Dieses Gedchtnisnutzen wir, wenn wir in der erstenPhase der intendons-bungen ein

  • bestimmtes Bild oder einebestimmte Vorstellung von derbeabsichtigten Bewegung entstehenlassen.

    Stellen Sie ein volles und ein leeres Glas vorsich auf den Tisch. Umgreifen Sie die beidenGlser im Wechsel. Nehmen Sie sich vor, dasjeweilige Glas im nchsten Augenblick hoch zuheben. Gehen Sie dabei aber nur bis zu demPunkt, an dem die Armmuskeln sich anspannen,und die Bewegung einsetzt. Achten Sie dabeidarauf, dass Ihre Absicht darauf ausgerichtetbleibt, die Bewegung tatschlich auszufhren.Falls Sie einen weiteren, mglichst schwerenGegenstand in hnlicher Gre wie die Glser zurHand haben, z.B. einen Briefbeschwerer, nehmenSie diesen zum Vergleich noch dazu. WechselnSie zwischen dem leeren Glas, dem geflltenGlas und dem Briefbeschwerer.

    Spren Sie einen Unterschied inder Aktivierung Ihrer Sehnen?Bestimmt. Ihr Sehnenapparat ist

  • nmlich in der Lage, sich absolutprzise auf die notwendigeKraftanstrengung einzustellen. Beigenauerer Betrachtung ist es hchsterstaunlich, mit welchertraumwandlerischen Sicherheit unsdiese Feinabstimmung im Alltaggelingt. Es liegt nahe, dass wirunseren Kraftsinn durch unsereErfahrungen ausbilden. Wir mssenfr die meisten Situationen undAblufe erst lernen, wie und mitwelcher Kraft wir uns bewegenmssen. Die Sehnen sind also nichtnur Sinnes-, sondern auchGedchtnis- und Lernorgane.

    Wir aktivieren bei

  • den intendons-bungen immerdeshalb im ersten Schritt dieVorstellungskraft, weil wir damit dasGedchtnis der Sehnen anregen. Beiden Befreiungsbungen wie derGangsterbung greifen wir dabeisogar auf ein noch tiefer liegendesProgramm, unsere Fluchtreflexe,zurck.

    Die Rezeptoren und Sensorender Sehnen, Gelenke und Muskelnknnen sehr viele unterschiedlicheInformationen erfassen undzueinander in Beziehung setzen. Esgibt Spezialisten fr dieBewegungsnderung bzw. dieVernderung von Druck und

  • Schwingung und Spezialisten, dieden Grad der Anspannung erfassen.Wir finden Rezeptoren, dieSchmerzen melden (Nozizeptoren)und Rezeptoren, die das chemischeMilieu analysieren(Chemorezeptoren) oderTemperaturschwankungen anzeigen(Thermorezeptoren).

    Diese Zellen arbeiten wie eindichtes Netz unzhliger kleinerMeldestationen, die stndig ihreStatusmeldungen untereinanderaustauschen bzw. in das zentraleNervensystem einspeisen. VieleForscher kommen zu dem Ergebnis,dass unsere Muskeln und unser

  • Bindegewebe unser grtes undwichtigstes Sinnesorgan darstellen.Die Statusmeldungen aus demBindegewebe knnen sehr vielfltigeund oft berraschende Reaktionenauslsen. Der Krper reagiert nichtmit einer einfachen Reiz-Reaktionskette, sondern versuchtimmer, sich als Ganzes bestmglichauf die Gesamtsituation einzustellen.Ein kleiner spitzer Gegenstand imsonst weichen Sand unter dennackten Fusohlen verndert dieKrperhaltung desStrandspaziergngers schlagartig.

    Therapeutisch von groemInteresse ist hier z.B. auch die

  • Beobachtung, dass langsamemyofasziale Manipulationen(Einwirkungen auf dasBindegewebe), wie sie etwa in derOsteopathie zur Anwendungkommen, zu einer plastischenVerformung der Faszien fhren, diesich mechanisch nicht erklren lsst(Schleip 2003). Durch eine langsameund beruhigende Behandlung desBindegewebes kann der gesamteMuskeltonus positiv beeinflusstwerden.

    Eine weitere Entdeckung, die frdie intendons-Methode von groerBedeutung ist, wird ebenfalls unteranderem von der Osteopathie

  • therapeutisch genutzt. Hier geht esum die besondere Art, wie Sehnen,Bnder und Faszienzusammenarbeiten. Die Osteopathiegeht davon aus, dass es im Krperfestgelegte Verbindungen oderBahnen fr die Aktivierung desBindegewebes gibt. Die daraufaufbauende Theorie der sogenannten Anatomy Trains,deutsch als myofasziale Leitbahnen(Myers 2010) bersetzt, hatmittlerweile eine sehr groeResonanz in vielen anderentherapeutischen Bereichen erfahren.

    Die Verbindungslinien derSehnen, Bnder und Faszien sind

  • demnach eine Art Wegenetz. Wie imBahnverkehr gibt es Haupt- undNebenstrecken. Der Therapeut sollin die Lage versetzt werden, gezieltmit diesen Verbindungslinien zuarbeiten.

    Das Bemhen um die Strkungder Sehnen spielt auch in denstlichen Gesundheitslehrentraditionell eine sehr groe Rolle.Wichtigstes Gesundheitsziel derchinesischen Medizin ist es etwa,den Fluss des Qi oder des Chiaufrechtzuerhalten. Diesem Zieldienen, jede Form auf ihre Weise,Tai Chi, Qi Gong oder die Ernhrungnach den fnf Elementen. Es spricht

  • Vieles dafr, dass der Qifluss auchmit dem Bindegewebezusammenhngt. So legen einigeUntersuchungen (Schleip 2003 bzw.Myers 2010) eine Verbindungzwischen den Akupunkturpunktenbzw. den Meridianen undbestimmten Rezeptoren imBindegewebe nahe. Wir werden dieAnwendungsmglichkeitenvon intendons im Zusammenhangmit Qi Gong, Meditation und Yogaim Rahmen unserer Buchreihe nochausfhrlicher darstellen. UnsereErfahrungen mit den intendons-bungen besttigen einfach undleicht nachzuvollziehen das

  • Grundgesetz der chinesischenGesundheitslehre: Das Qi folgt demGeist, das Blut folgt dem Qi.

    Die Schaukel Wir unterbrechen hier die

    theoretischen Ausfhrungen zurPhysiologie und Anatomie derSehnen und wenden uns fr einigeAugenblicke den daraus folgendenpraktischen Mglichkeiten zu. Wiebei vielen anderen natrlichenVorgngen behindert dasNachdenken ber die Dinge oft ihrepraktische Umsetzung. In denKampfknsten lsst sich ein Angriffumso erfolgreicher abwehren, jeweniger man sich Gedanken darber

  • machen muss, wie man es tut. Dazuist jahrelanges Training notwendig.In fast allen Kampfsportarten lerntman zudem, die fr die jeweiligeKampftechnik optimaleKrperhaltung einzunehmen. Ziel istes, auf alle Aktionen des Gegnersblitzschnell und mit maximalerKrperkraft reagieren zu knnen.Man kann den Gegner nichttheoretisch besiegen, sondern immernur praktisch. Vor diesemHintergrund hat ein alter Leitspruchseine volle Gltigkeit: Ein GrammPraxis wiegt schwerer als eineTonne Theorie.

    Theoretisch ist der schnellste

  • Weg zwischen zwei Punkten dieGerade. Schon fr eine normaleBewegung verliert diese scheinbaroffensichtliche Wahrheit in der Praxisihre Gltigkeit. Praktisch wirdnmlich eine Bewegung von A nachB dadurch schneller, dass dereigentlichen Bewegung zunchsteine Bewegung in dieentgegengesetzte Richtungvorgeschaltet wird. Denn hier giltdas Gesetz: Kein Schwung ohneeinleitenden Gegenschwung (vgl.Schnack 2006). EffektiveBewegungen folgen viel eher demPrinzip einer Schaukel als dem einesPfeiles. Und selbst ein Pfeil oder

  • eine Gewehrkugel erhalten ihrenBewegungsimpuls aus demRcksto der Gegenbewegung.

    Schon Kinder lernen, dass manbeim Schaukeln mit wenigKraftanstrengung sehr hoch hinauskommen kann. Sie lernen, dass dieKunst des Schaukelns darin besteht,die Bewegung im richtigen Momentmit einer kurzen Schwungbewegungzu beschleunigen. Die Abstimmungdes Bewegungsimpulses auf dieBewegung ist fr das Ergebnisweitaus wichtiger als derKrafteinsatz. Das Schaukeln erlerntman wie das Radfahren nicht berdie Theorie, sondern ber die

  • Praxis. Wir haben aus dieser einfachen

    Betrachtung eine unserereffektivsten intendons-bungenabgeleitet. Sie eignet sich vor allemdafr, zu jeder Zeit und in fast jederSituation schnell neuen Schwung zubekommen.

    Setzen Sie sich aufrecht an die vordere

    Kante Ihres Stuhls. Stellen Sie sich vor, Siesen auf einer Schaukel. Sie knnen sich inIhrer Vorstellung mit den Hnden an zwei

  • Schaukelseilen festhalten. Am Anfang ist eseinfacher, Sie halten sich an einer Tisch- oderStuhlkante fest.

    Arbeiten Sie mit der Vorstellung,Sie wrden im nchsten Augenblickmit sehr groer Kraft losschaukeln.Sie schaukeln so, dass Sie mitgroer Energie mit den Beinen imWechsel nach vorne und nach hintenSchwung nehmen. Noch genauer:Sie erhalten dadurch Schwung, dassSie die Unterschenkel nach vorneund nach hinten schleudern.

    Beim richtigen Schaukelnpressen Sie, entgegengesetzt zurBewegung der Unterschenkel, denOberkrper nach vorne und hinten.Diese Rumpfbewegung wird vom

  • Kopf angefhrt. Wenn Sie auch nochdiese Bewegung zu Ihrer Vorstellungdazu nehmen knnen, wird derEffekt der bung noch deutlicher.

    Sie fhren die Bewegungen wie immerbei intendons nicht tatschlich aus. DasSchaukeln findet in Ihrer Vorstellung und in IhrenSehnen statt. Setzen Sie den Bewegungsimpulssoweit um, bis Sie eine leichte Anspannung inden Sehnen unterhalb des Nabels und im unterenRcken spren. Durch die Aktivierung der Sehnenwerden Ihre Organe im Bauchraum hin- und hergeschaukelt. Mit der Schaukelbung knnen Sieauf einfache Art und Weise Ihre inneren Organesanft massieren.

    Falls Ihnen die bung in dieserForm noch schwer fllt, suchen Siesich mit Ihrem Stuhl bitte einen Ort,an dem Sie sich mit beiden Hndentatschlich an senkrechten Stangen

  • oder Griffen (zur Not tut es auch derTrrahmen) seitlich oder vor Ihnenfesthalten knnen. Nutzen Sie diesefesten Haltepunkte als Ansatzpunktefr die Schwungbewegung.

    Leiten Sie in Ihrer Vorstellung dieSchaukelbewegung durch einen krftigen Impulsdes Kopfes abwechselnd nach vorne und hintenein. Setzen Sie diesen Impuls nur so weit um, bisSie spren, dass Ihr Oberkrper ganz leicht zuwippen beginnt. Gleichzeitig werden Sie spren,dass sich in den Sehnen jeweils an derVorderseite und Rckseite des Rumpfes eineGegenspannung zum Impuls des Kopfes aufbaut.Verstrken Sie ab diesem Punkt nur noch deninnerlichen Schaukelschwung. Stellen Sie sichdazu mglichst lange Schaukelseile, das heiteine mglichst groe Schwungamplitude vor.

    Die von auen sichtbare Bewegung bleibtminimal. Schaukeln Sie so lange, bis Sie eineSehnenbewegung an der Ferse, in denKniekehlen oder am Ges wahrnehmen.

  • Eventuell spren Sie auch gleich zu Beginnschon eine Art Wippen im Unterbauch. Das rhrtdaher, dass beim Schaukeln abwechselnd dieSehnen auf der Vorderseite und die Sehnen ander Rckseite Ihres Krpers aktiviert werden.

    Mit fortschreitenderbungserfahrung lernen Sie, dasinnere Schaukeln immer feinerabzustimmen, und damit sehr schnellIhren Unterbauch und Beckenbodenbelebend zu aktivieren. Als Ausgleichfr die Arbeit am Bildschirm oderlanges Sitzen empfehlen wir einekrzere Form der Schaukelbung:Die Grundsituation bleibt identisch.

    Sie sitzen mglichst aufrecht. Die Hndebefinden sich rechts und links in entspannterHaltung oder greifen um die Tischkante. StellenSie sich auch hier vor, Sie sen auf einerSchaukel. Sie lenken die gesamte

  • Aufmerksamkeit auf Stirn und Hinterkopf. Vergegenwrtigen Sie sich, dass

    beim krftigen Schwungholenabwechselnd der Hinterkopf nachhinten und die Stirn nach vorneziehen, whrend die Wirbelsule sichgerade spannt, als wre sie einefeste, auf der Sitzflche verankerteStange.

  • Setzen Sie die innere Schaukelbewegung

  • dadurch in Gang, dass Sie in Ihrer VorstellungStirn und Hinterkopf sanft nach vorne und hintenstupsen. Bei dieser Variation achten Sie wenigerauf den Kraftimpuls, sondern vielmehr auf denrichtigen Rhythmus, der fr den optimalenSchaukelschwung notwendig wre.

    Nutzen Sie auch hier den Halt bzw. die

    Auflage Ihrer Hnde, um den Impuls zuverstrken, indem Sie sich gedanklich entwederin Richtung Haltepunkt ziehen oder sich von ihmwegstoen. Schaukeln Sie sich rhythmisch in

  • eine immer grere Aktivierung der Sehnenhinein. Halten Sie dabei die Muskeln mglichstentspannt.

    Diese Variation derSchaukelbung knnen Sie berallausfhren, denn von auen wirdkeine oder nur eine minimaleBewegung zu sehen sein. Diepositive Wirkung tritt umso schnellerund intensiver ein, je besser es Ihnengelingt, Sehnen- und Muskelaktivittvoneinander zu trennen.

    Das intendons-Schaukelnentspannt Nacken, Schultern undBrust und versorgt diese Regionenmit frischem Sauerstoff. Nachunserer Erfahrung fhrt die bungsehr schnell zu einem angenehmen

  • Kribbeln im ganzen Schultergrtel.Genieen Sie dieses Gefhl undwiederholen Sie die bung, wannimmer Sie Nacken und Schultergrtelentspannen mchten.

    Sehnenswing Der Grndungsprsident der

    Deutschen Gesellschaft frPrventivmedizin undPrventionsmanagement e.V., Prof.Dr. Gerd Schnack, setzt auf dengezielten Einsatz vonGegenschwungbewegungen zurErhaltung von Elastizitt, Flexibilittund Geschmeidigkeit der Sehnenund Muskeln. Wre der Mensch wieein Tier in freier Wildbahn auf diese

  • Fhigkeiten fr sein berlebenangewiesen, wrde er klglich aufder Strecke bleiben und verhungern.Bei einer Dehnung des Muskels um120% ber seine Grundlnge hinaus,knnen nach Schnack bis zu 140%Energie fr die beabsichtigteBewegung bereitgestellt werden.Fr besonders empfehlenswert zurGesunderhaltung der Sehnen hltSchnack das Rckwrtsgehen unddas Swing-Walking. Jeder Schrittwird dabei mit einem ausholendenGegenschwung des Beineseingeleitet. Dieser sollte mindestensso gro sein, dass dieHftbeugemuskeln deutlich ber ihre

  • Grundlnge hinaus gedehnt werden.Mit Nachdruck empfehlenswert seiendabei das Swing Walking imWasser und das Swing Walkingauf dem Minitrampolin.

    Der Kraftaufbau durch denGegenschwung ist ein fr unsereMethode zentrales Funktionsprinzip.Um die Wirkungsweise desSehnenapparats komplett zuverstehen und einen mglichstgroen Nutzen aus den intendons-bungen zu ziehen lohnt es sich,einen genaueren Blick auf dieGegenschwungbewegung zuwerfen.

    Stellen Sie sich vor, Sie wren ein Boxer. Siebefinden sich in einem entscheidenden Kampf.

  • Sie haben mchtige Muskeln und lange, schwereArme. Wenn Sie Gelegenheit erhalten, weitauszuholen und einen donnernden Schlag zulanden, wird dieser mchtige Hieb das sichereAus fr Ihren Kontrahenten bedeuten. Leidermssen Sie fr die Ausholbewegung IhreDeckung ffnen. In derselben Zeit, in der Sie zumSchlag ausholen, kann Ihr bedeutend kleinererGegner Sie bereits mit fnf, sechs schnellen underst harten Schlgen treffen.

    Sie werden kaum einenWettkampf in den Kampfknstenerleben, bei dem die Kmpfer vorihren Schlgen weit ausholen. Zieldes Trainings ist es vielmehr, dieSchlge ansatzlos, ohne groe ereBewegung und dennoch mit groerKraft fhren zu knnen. DerSchlssel zu dieser Fhigkeit liegtweniger in groen Muskeln als

  • vielmehr in geschmeidigen Sehnen. Der Gegenschwung findet im

    Wesentlichen nicht erlich statt,sondern innerlich. Der Aufbau unddie Zusammenarbeit der Sehnenermglichen eine Art innereAusholbewegung. DerSehnenapparat ist in der Lage, dieEnergie wie eine Spiralfeder zuspeichern. Die Tensegrity Strukturbilden, von der die Osteopathiespricht, gewhrleistet sowohlgegenber Druck als auchgegenber Zug eine optimaleFlexibilitt und Stabilitt (Myers2010). Wir knnen uns dieseStruktur als eine Art

  • dreidimensionale Spiralfeder mitjeweils wechselndenFeststellpunkten vorstellen.

    Zur Veranschaulichung derFunktionsweise der Sehnen reichtdas Modell einer einfachenSpiralfeder, wie wir sie z.B. inmechanischen Uhren finden, frunsere Zwecke vollkommen aus.

    Mit der Erfindung der Spiralfederwurde es mglich, Uhren so klein zubauen, dass man sie in der Tascheoder am Handgelenk mit sich fhrenkonnte. Bei Pendeluhren, die ihreAntriebsenergie aus der Kombinationder Schwerkraft der Gewichte mitder Pendelbewegung erhielten,

  • waren diese kleinen Dimensionennicht zu erreichen.

    Die Spiralfeder einer Uhr ist ander ersten Windung fest verankert.Das innere Ende ist an einerdrehbaren Achse befestigt. Durchdas Drehen der Achse verndertsich zwar nicht der Abstandzwischen den beiden Enden, dasheit die Gre der Spirale, aberihre Spannung. Je flexibler dasMaterial der Spirale, desto mehrEnergie in Form von Umdrehungenkann sie aufnehmen. Je weiter dieUhr aufgezogen wird, desto lngerluft sie. Mit den Sehnen verhlt essich hnlich. Die Sehnen sind an

  • beiden Enden verankert, dazwischenaber in der Lage, flexibel Energie zuspeichern. Das erklrt, warum einigeMenschen aus dem Stand hherund weiter springen als andere,obwohl diese ihren Sprung mit einergroen, auslandenden erenBewegung einleiten und eventuellmuskulr deutlich besser trainiertsind.

    Das Bild der Spiralfeder lsstsich auch auf das Zusammenspielvon Muskeln und Sehnenbertragen: Die Kraft der Bewegungresultiert aus der Beschaffenheit derFeder und dem Aufziehen. Ohne dasAufziehen bleibt das Kraftpotential

  • der Spiralfeder ebenso ungenutztwie das der Sehnen ohne dieAnstrengung der Muskeln. BeideSysteme sind aufeinanderangewiesen.

    Mit den intendons-bungenstrken Sie den Teil des Systems,der sonst meist zu kurz kommt.Whrend Sie im Alltag und beimSport in der Regel Muskeln undSehnen fast zeitgleich aktivieren,lernen Sie mit intendons beideunabhngig voneinanderanzusprechen

    Um das Spiralprinzip desSehnenapparats deutlicher zuspren, eignen sich besonders

  • diejenigen intendons-bungen, dieauf der Vorstellung krftigerRumpfdrehungen basieren. Einigedavon (das Gurkenglas, dasGurkenfass, der Riesenkorken)werden wir Ihnen in den nochfolgenden Kapiteln vorstellen.

    DasSehnensprungbrett

    Als Alternative zum Bild derSpiralfeder knnen Sie IhrSehnensystem auch mit einemSprungbrett vergleichen. DieSprungbrett-bung soll diesesFunktionsprinzip praktisch erlebbarmachen. Zum Verstndnis desPrinzips ist es von Vorteil, wenn Sie

  • schon einmal die Erfahrung gemachthaben, wie es sich anfhlt, voneinem Sprungbrett und im Vergleichdazu von einem Betonblock insWasser zu springen.

    Stellen Sie sich vor, Sie stnden auf demhinteren Teil eines Sprungbretts. Sie sind eingebter Springer. Das Wetter ist hervorragend,das Wasser hat die optimale Temperatur. Siehaben das ganze Becken fr sich. WunderbareBedingungen fr einen beherzten Sprung.

    Gleich werden Sie Anlauf nehmen, ca. einMeter vor dem Brettende kurz abspringen, umdann mit beiden Beinen mglichst optimal aufdem Absprungbereich zu landen. Mit der Landunggeben Sie Ihren ganzen Schwung in die Elastizittdes Brettes. Dies schwingt erst nach unten undkatapultiert Sie dann elegant zum Absprung nachoben.

  • Sie befinden sich jetzt noch in der

    ersten Phase dieser intendons-bung. Das bedeutet, die gesamteBewegung findet ausschlielich inIhrer Vorstellung statt. Sie versuchenjetzt noch nicht, Muskeln oderSehnen willentlich zu aktivieren.

    Vergleichen Sie jetzt bitte Ihr Krpergefhl beidieser Vorstellung mit dem Krpergefhl bei demGedanken, nicht von einem flexiblen Brett,sondern von einem festen Betonblock zuspringen.

    Spren Sie einen Unterschied?Sollten Sie keinen Unterschiedspren, liegt das vermutlich daran,dass Sie in Ihrem Leben bisher keineoder nur wenige Erfahrungen mitdem Springen von Sprungbrettern

  • sammeln konnten. Als Alternative stellen Sie sich vor, auf einem

    Trampolin und dazu zum Vergleich auf einembetonierten Parkplatz auf und ab zu hpfen.

  • In der ersten Phase

    der intendons-bungen geht esimmer darum, dasSehnengedchtnis bestmglich zuaktivieren. Deshalb eignen sich als

  • Grundlage fr die bungen vor allemBewegungen, die fest in diesesGedchtnis eingebrannt sind. BeiMenschen, die schon fter vonSprungbrettern gesprungen sind,reicht meist schon die Vorstellungdes Springens vom Brett aus, umdas Gefhl von Weichheit in denSehnen entstehen zu lassen.Besonders deutlich ist dies in denKnien und den Fugelenken sprbar.Der gesamte Sehnenapparat stelltsich automatisch auf die zuerwartenden Sprungbedingungenein.

    Wettkampfathleten imKunstspringen verzichten auf einen

  • Anlauf. Sie stehen stattdessenmglichst weit vorne am Brett, holenSchwung nach oben, lassen sichvom Rckschwung in das Brettdrcken, um dann mit optimalerUntersttzung endgltigabzuspringen. Die Springer erzielendurch diese Technik eine oftunglaubliche Verstrkung dereigenen Sprungkraft. Mit der zuvorgeschilderten Anlauftechnik und demIn-das-Brett-hinein-Springen ist einhnlicher Schwung kaum zuerreichen.

    Das Sprungbrett ist eine relativeinfache und doch fast genialetechnische Konstruktion. Sehnen und

  • Sprungbretter haben gemeinsam,dass sie uns mit zustzlicherSchnellkraft versorgen. Um dieseAufgabe optimal zu erfllen, mussein Sprungbrett mehrereVoraussetzungen erfllen. Erstenssollte es aus einem mglichstelastischen und gleichzeitigbelastbaren Material gefertigt sein.Beide Eigenschaften hngen in derRegel von der Strke des Bretts ab.Je dnner das Brett, desto flexiblerist es. Je dicker das Brett ist, destomehr kann es aushalten.Sprungbretter sind deshalb in derRegel am hinteren Ende, an dem siefest verankert sind, dicker und am

  • Sprungende mglichst dnn.Zwischen der Verankerung hintenund dem frei schwingenden vorderenBrettende liegt das Sprungbrett, inder Regel ungefhr nach einemViertel seiner Lnge, auf einer Walzeauf.

    Das Brett funktioniert im Grundewie ein Hebel, der auf der einenSeite festgemacht wurde. DieStellung der Walze in der Mitte legtdas Verhltnis der beidenHebelarme zueinander fest. Jekrzer die festgemachte Seite,desto grer wird die Belastung, diedie krzere Seite aushalten muss.Die genaue Position der Walze ist

  • fr die Federkraft des Brettesebenso entscheidend, wie dasMaterial und die Formgebung. Beiprofessionellen Brettern kann diePosition der Walze durch eineSchienenfhrung individuell auf dieWnsche der Athleten eingestelltwerden. Fr diese Einstellung spieltsowohl das Gewicht des Athleten alsauch der beabsichtigte Sprung eineRolle. Mit einem weichen Brett istder Ausschlag hher. Dafr dauertdie Absprungphase entsprechendlnger. So ist es z.B. fast nichtmglich, mit einem weichen Brettviele kurze und dennoch krftigeSprnge schnell hintereinander

  • auszufhren. Fr einen einzigengroen und weiten Sprung ist dasweiche Brett eher geeignet.

    Das Sprungbrett zeigt, wie manber eine relativ einfacheKombination vonMaterialbeschaffenheit, Form undStelleinrichtung eine sehr feineAbstimmung der Wirkungsweiseermglichen kann. hnlicheBetrachtungen lieen sich auch frTrampoline oder Trommelnanstellen.

    Bei den intendons-bungenbenutzen Sie Ihren Sehnenapparatwie ein Sprungbrett, in das Sie sichbis zur maximalen

  • Untersttzungsspannunghineinfedern, jedoch ohne dass Sieden Sprung tatschlich ausfhren.Springen, ohne zu springen! isteine weitere Merkformel, mit dersich die intendons-bungenzusammenfassen lassen.

    Stellen Sie sich vor, das Sprungbrett oderdas Trampolin, das Sie gleich springen werden,ist extrem weich. Ihre Bewegungen auf das Brettzu sind extrem langsam, denn Sie laufen undspringen in Zeitlupe. Jetzt springen Sie ganz tief indas Brett. Spren Sie, wie Ihr Krper an vielenunterschiedlichen Stellen nachgibt, um dasweiche Hineinfedern zu ermglichen?

    In die Hnde klatschen Um zu erleben, dass ein flexibler

    Sehnenapparat wie die Spiralfederoder das Sprungbrett tatschlich

  • sehr viel Energie speichern kann,eignet sich die Bewegung des In dieHnde Klatschens. Schnack benutztdiese Bewegung, um sein Modell derGegenschwungbewegung zuerlutern (Schnack 2006). Wirmchten Ihnen darber hinauszeigen, dass der ereGegenschwung vor allem deshalbnotwendig ist, um einen innerenGegenschwung einzuleiten, der wieein Sprungbrett oder eineSpiralfeder ein eigenesEnergiepotential in den Sehnenaufbaut.

    1. Schritt: Stellen Sie sich vor, dass Sie imnchsten Moment sehr krftig in die Hndeklatschen werden.

  • 2. Schritt: Klatschen Sie sehr krftigwiederholt in die Hnde. Sie werden feststellen,dass Sie die Klatschbewegung mit einemGegenschwung einleiten. Das bedeutet: Vor dereigentlichen Klatschbewegung ziehen Sie IhreUnterarme zunchst ein Stck auseinander.

    3. Schritt: Sie klatschen nicht nur mglichstkrftig, sondern auch mglichst schnell.

    Was ndert sich in Bezug auf den

    Gegenschwung, wenn Sie nicht nur

  • mglichst krftig klatschen, sonderndies auch noch mit der maximalmglichen Geschwindigkeit? Sienutzen den Gegenschwung nachauen sicher bei jederKlatschbewegung. Er fllt aber beimschnellen, krftigen Klatschenwahrscheinlich deutlich kleiner ausals beim langsamen, krftigenKlatschen.

  • Wahrscheinlich haben Siezur Beschleunigung des Klatschensauch die Ellenbogen etwas nherzusammen und an ihren Krpergebracht. Ihr Schlag drfte sich jetztauch etwas hrter anfhlen. Siehaben sowohl die Hrte als auch dieGeschwindigkeit des Klatschenserhht, indem Sie dieGegenschwungbewegung nachauen verkrzt haben.

    Im Prinzip haben Sie nichtsanderes getan, als derKunstspringer, der sein Sprungbrettdurch Verschieben der Auflageachsehrter stellt. Ihr Sehnenapparat folgtautomatisch Ihrer Absicht und sucht

  • nach der dafr optimalenFeinabstimmung.

    Das Klatschen ist eine relativeinfache Bewegung. IhrSehnenapparat bentigt in der Regelnur Bruchteile von Sekunden, um frjede Bewegungsabsicht aus jederbeliebigen Krperhaltung heraus diebesten Voraussetzungen zuschaffen.

    Wiederholen Sie bitte jetzt den zweiten undden dritten bungs-schritt noch einmal imWechsel. Konzentrieren Sie sich vor allem auf dieVernderung Ihrer Absicht. Von der Absicht,mglichst krftig zu klatschen, wechseln Sie indie Absicht, gleichzeitig mglichst krftig undmglichst schnell zu klatschen. Dann wechselnSie wieder zurck. Versuchen Sie nicht zuanalysieren, wie Ihre Sehnen dieses kleine unddoch hchst alltgliche Kunststck

  • bewerkstelligen. Wenn Sie der Feinabstimmung

    der Sehnen tiefer nachsprenmchten, empfehlen wir Ihnen, diebung noch einmal und dieses Malausschlielich in der Absicht und inden Sehnen auszufhren.

    Klatschen Sie, ohne zu klatschen! Bauen Siezuerst eine wirklich deutliche und entschlosseneAbsicht fr das Zusammenklatschen der Hndeauf. Aktivieren Sie dann die dafr notwendigeSpannung bis zu dem Punkt, an dem dieBewegung tatschlich einsetzen wrde. HaltenSie diese Spannung. Entspannen Sie gleichzeitigdie Muskeln so weit wie mglich.

  • Interessant ist vor allem das

    harte, schnelle Klatschen. Eventuellknnen Sie spren, dass zu dessenVorbereitung die Sehnen und Bnderim oberen Bauchraum und in derNierengegend Spannung aufbauen.

  • Diese Spannung setzt sich bis zuden Ellenbogen fort. Die insgesamthhere Spannung im Rumpf gleichtdie Verkrzung des erenGegenschwungs aus. Der ereGegenschwung wird nun durch eineninneren Gegenschwung ersetzt bzw.ergnzt. Wie schnell und krftig Sieklatschen knnen, hngt wenigervom eren Gegenschwung, sondernvielmehr davon ab, wie vielSpannungspotential Sie in IhrenSehnen aufbauen knnen.

    Seien Sie nicht enttuscht, wennIhnen das Spren der Sehnen undIhrer Verbindungen noch schwerfallen sollte. Die intendons-bungen

  • mit ruckartigen, explosivenBewegungen wie dem Klatschenoder Springen haben wir in diesenBand vor allem aufgenommen, weilSie die Funktionsweise der Sehnensehr gut illustrieren.

    Vom Schwrmen derSehnen

    Bisher haben wir in diesem Buchimmer vom Sehnensystem oder vomSehnenapparat gesprochen. Dasklingt eher technisch. DieZusammenarbeit der Sehnen hatallerdings nur wenig mit einerMaschine gemeinsam, sonderngleicht eher einem Ameisenhaufen,in dem sich die einzelnen Ameisen

  • immer wieder mit Hinblick auf einbergeordnetes Ziel abstimmen undkoordinieren mssen. Sie schaffendas, ohne dass ihnen einOberbefehlshaber Anweisungengeben msste, was zu tun sei. Esgibt mittlerweile vielfltigeErkenntnisse darber, wie sichGemeinschaften als Kollektiv selbstorganisieren und steuern.

    Zur Erklrung wird hufig einekollektive Intelligenz herangezogen,die unter anderemSchwarmintelligenz genannt wird.In Anlehnung daran finden wir esangemessen, von einemSehnenschwarm zu sprechen, denn

  • die Sehnen besitzen ein kollektivesGedchtnis und sind zurgemeinsamen Vorbereitung vonBewegungen fhig. Der Begriff desSehnenschwarms dient in diesemZusammenhang als ein fr dieDurchfhrung der bungenhilfreiches Bild. Wir verwenden ihnnicht als wissenschaftliche Erklrungunserer Erfahrungen.

    Ein entscheidender Faktor fr dieWirkung der intendons-bungenbesteht darin, dass unsere Absichtzu einer bestimmten Bewegung nichtnur an der Stelle, der die Absichtgilt, sondern die Sehnen im ganzenKrper aktiviert. Wie bei einem

  • Heringsschwarm folgen alleMitglieder des Sehnenschwarms wiedurch Zauberhand einemgemeinsamen Impuls.

    Es ist ein Charakteristikum desSchwarms, dass er sich alsGesamtheit selbst steuert. DasModell des Schwarms bietet eineAlternative zu der Vorstellung, dasswir unsere Bewegungen willentlichkoordinieren. Es entspricht unsererErfahrung, dass wir unsere Absichteher auf das Ziel als auf den Ablaufeiner Bewegung richten.

    Der Bewegungsablauf beimErgreifen und Austrinken einesrandvoll gefllten Glases ist

  • beispielsweise schon viel zukompliziert und komplex, als dasswir unsere wertvolle bewussteAufmerksamkeit damit beschftigenwrden.

    Der berwiegenden Mehrheitunserer Bewegungen, ob mit oderohne Aufmerksamkeit auf ihreAusfhrung, geht sogar nicht einmaleine bewusste Entscheidung voraus.Der amerikanische Philosoph WilliamJames hat Ende des 19.Jahrhunderts die Bewegungendanach unterschieden, ob ihnen einWillensprozess vorausgeht odernicht. Bewegungen, die ohnevorangehenden Willensprozess

  • ausgefhrt werden, nannte erideomotorische Bewegungen:

    Wo eine Bewegung ohne Zgern undunmittelbar im Anschluss an die entsprechendeBewegungsvorstellung erfolgt, haben wir es miteiner ideomotorischen Handlung zu tun. Zwischender Konzeption und der Ausfhrung kommt unsdann nichts Drittes zu Bewusstsein. Natrlichschieben sich alle Arten von neuronalenProzessen und Muskelbewegungen dazwischen,aber wir merken absolut nichts von ihnen.(James 2010, S. 112)

    Dass wir nichts von diesenBewegungen merken, sollbedeuten, dass sie ohne unserbewusstes Zutun ablaufen.Die intendons-bungen sollen Siedazu ermuntern, IhreAufmerksamkeit genau darauf zurichten, was zwischen der Absicht zu

  • einer Bewegung und ihrertatschlichen Ausfhrung geschieht.Zwischen den von James genanntenneuronalen Prozessen und denMuskelbewegungen liegt dieSehnenaktivierung. Ziel unsererbungen ist es, in denSehnenschwarm einzutauchen und indessen Bewegungsimpulsen und -wellen mitzuschwimmen.

    Manchmal gleichen dieErfahrungen whrend der bungenauch dem Wellenreiten. DieAktivierung der Sehnen schickt eineEntspannungswelle durch denganzen Krper. Der Entspannungfolgt eine zweite Welle, die Welle

  • der verstrkten Blutzufuhr. Danachfolgt eine dritte Welle, die Welle derBegeisterung, die von den Zellenausgeht, die von der verstrktenBlutzufuhr profitieren. Diese entstehtdurch die Ausschttung vonbiochemischen Glcksbotschaften.

    Der Wellenkamm, auf dem wirreiten, ist die Grenze zwischen derAktivierung der Sehnen und derAktivierung der Muskeln. Wirbenutzen in den bungen ganzalltgliche Bewegungsablufe.Mglichst solche, die dasGedchtnis unseresSehnenschwarms schnell aktivieren.Dann spielen wir die einzelnen

  • Phasen der Aktivierung wie inZeitlupe ganz langsam undvoneinander isoliert durch. Durchhufiges Wiederholen der bungengelingt es uns immer spielerischer,die Sehnen bei noch entspanntenMuskeln maximal zu aktivieren. NurSie selbst knnen den Schatz inIhren Sehnen heben. Mitden intendons-bungen liefern wirIhnen das Werkzeug dazu.

    Der tschechische KinderarztProf. Dr. Vclav Vojta machte in den1950er Jahren die Entdeckung, dasser bei behinderten Suglingen durchBerhrung an bestimmten Punktenfundamentale Bewegungsmuster und

  • -ablufe (Greifen, Herumdrehen,Krabbeln, Aufstehen, Gehen)auslsen und stimulieren konnte. Erentwickelte daraus eine Diagnostik,die es mglich macht, bei Suglingenmotorische Fehlentwicklungenfrhzeitig zu erkennen und ihnenentgegen zu wirken. Diese sogenannten Vojta-Prinzipienfunktionieren auch beiErwachsenen.

    Das Vojta-Prinzip ist ein gutesBeispiel dafr, dass der Krpereinzelne Bewegungsablufegenetisch teilweise schon sogespeichert hat, dass sie wie aufKnopfdruck abrufbar sind. Diese

  • Erkenntnis geht noch ber dieEntdeckungen der Osteopathie,dass sich das Bindegewebe entlangbestimmter Leitbahnen aktiviert,hinaus. Sie zeigt, dass wir estatschlich mit einem berausintelligenten System zu tun haben.

    Bei intendons verwenden wirkeine Bewegungen, die Sie alsBewegungsabfolge neu lernenmssen. Es geht nicht um dieBewegung als solche, sonderndarum, dass Sie in die Tiefe derBewegung eintauchen knnen. Dazueignen sich bekannte, alltglicheBewegungsmuster am besten. DieSehnen versuchen immer

  • automatisch optimal sozusammenzuarbeiten, dass Sie dasvon Ihnen beabsichtigte Zielerreichen. Bei bekanntenBewegungsmustern ist die fr dienotwendige Feinabstimmungnotwendige Information imSehnenschwarm inSekundenbruchteilen verfgbar.

    Damit die bungen interessantbleiben, verndern wir dieAusgangspositionen und dieBewegungsabsichten. Dadurchaktivieren Sie jeweilsunterschiedliche Sehnenmuster unddamit die innere Bewegung, die Sieerleben. Sie lernen mit Ihrem

  • Sehnenschwarm zu schwimmen,indem Sie entdecken, dass kleineVernderungen IhrerBewegungsabsicht oft groeVernderungen im Sehnenschwarmzur Folge haben.

    Auch daran wird deutlich, dassdie intendons-Methode auf die Hilfezur Selbsthilfe abzielt. Sie knnenselbst fr sich eine beliebigeBewegung, ausgehend von einerbeliebigen Ausgangslage, in einebung verwandeln. Sie aktivierendann jeweils ein hchst individuellesMuster im Sehnenschwarm, das Siewahrscheinlich so in keinemLehrbuch abgebildet finden werden

  • und dessen Nutzen hauptschlichdarin besteht, dass es Ihnen Freudebereitet.

    Sie knnen sich, wenn Siedas intendons-Prinzip verstandenhaben, ganz von Ihrer Intuition undEntdeckungsfreude lenken lassen.Um einen bestimmten Bereich gezieltanzusprechen, stellen Sie sichzunchst die folgenden beidenFragen:

    1. Welche Bewegung aus welcherAusgangslage wrde die Sehnen imgewnschten Bereich am strksten aktivieren?

    2. Wie kann ich die Aktivierung an dieserStelle durch einen geeigneten Haltepunkt oderWiderstand noch steigern?

    Wenn beide Fragen geklrt sind,bertragen Sie das intendons-

  • Schema wie im Kapitel intendons Kurzanleitung auf die von Ihnenanvisierte Bewegung.

    Der Segen desWiderstands

    Die Entdeckung von Prof. Vojtaliefert neben der Erkenntnis ber dietiefliegende Verankerung vonbestimmten Aktivierungsmusternnoch einen weiterenAnknpfungspunkt fr die Arbeitmit intendons. Es geht um diewichtige Rolle, die unser Tastsinn indiesem Zusammenhang spielt.

    Generell ist es ja sehrerstaunlich, wie wir in der Lage sind,aufgrund der Informationen, die wir

  • ber unsere Umwelt aufnehmen,unsere Bewegungsablufe perfektauf die jeweiligen Erfordernisseabzustimmen. Das merken wir amschnellsten dann, wenn wir falschenInformationen aufliegen.Beispielsweise, wenn einGegenstand, den wir anhebenwollen sich als viel leichter oder vielschwerer erweist, als wir esangenommen hatten. Im KapitelDas Sehnensprungbrett haben wirSie aufgefordert, in Ihrer Vorstellungeinmal von einem Sprungbrett unddazu im Vergleich von einemBetonblock ins Wasser zu springen.In der tatschlichen Situation

  • brauchen Sie sich keinerleiGedanken ber die Beschaffenheitdes Untergrunds zu machen. DieSehnen stellen sich automatisch aufden zu erwartendenAbsprungwiderstand ein. ImSehnengedchtnis flieen eineVielzahl von Informationenzusammen: Wenn ein Untergrundaussieht wie Beton, rau, hart undkhl ist wie Beton, dann wird es sichauch wahrscheinlich um Betonhandeln. Dem Tastsinn kommt dabeiauch deshalb noch eine besondereBedeutung zu, weil es in vielenSituationen lebenswichtig ist, ob wirfr unsere Bewegungen einen Halt

  • finden oder nicht. Bei allen intendons-bungen

    spielt der tatschlich vorhandene,bzw. der vorgestellte Widerstand,gegen den wir eine Bewegungausfhren, eine zentrale Rolle. Eskann hilfreich sein, dass Sietatschlich fr die Gurkenglasbungzunchst ein Gurkenglas in dieHnde nehmen oder die Anschiebe-bung an Ihrem Auto ausprobieren.Wenn sich Ihre Absicht auf einekonkrete Situation bezieht, die dannauch noch genau dem entspricht,was Ihr Bindegewebe in diesemMoment registriert, kann IhrSehnenschwarm absolut przise

  • darauf reagieren. Um dies zu verdeutlichen, folgt

    nun eine effektive und gut in denAlltag zu integrierende bung. Sieeignet sich unter anderem auchdafr, wieder auf den Boden zukommen, wenn Sie in rgerlichenSituationen am liebsten vom Tischaufspringen und schreiend davonlaufen mchten.

    Vom Tisch aufstehen Setzen Sie sich mglichst bequem und

    aufrecht auf die Vorderkante eines Stuhls voreinen Tisch. Legen Sie Ihre Handflchen vor sichparallel auf die Tischplatte, so dass Sie mitbeiden Daumen unter die Platte greifen knnen

    Nehmen Sie sich jetzt vor, im nchstenMoment schnell und energisch nach rechts hintenoder links hinten aufzustehen. Stellen Sie sich

  • z.B. vor, hinter Ihnen klingelt das Telefon oder dieTrglocke. Fhren Sie die Bewegung nur inSehnen aus.

  • Am deutlichsten werden Sie dieAktivierung der Sehnen an denInnenseiten Ihrer Arme und Beinespren, eventuell auch im Rckenoder im Nacken. Wiederholen Siedie bung so lange, bis Siespielerisch zwischen Aktivierung undEntspannung der Sehnen (beimglichst entspannten Muskeln)wechseln knnen.

    Wenn es Ihnen nach der einen Seite keineMhe mehr bereitet, wechseln Sie zur anderenSeite. ben Sie auch hier so lange, bis Siemhelos und spielerisch die fr das Aufstehennotwendigen Sehnen aktivieren knnen.Schlielich wechseln Sie zwischen beidenSeiten. Finden Sie einen Rhythmus, der sichweich und flieend anfhlt. Achten Sie darauf, woIhnen Ihr Krper durch ein angenehmesWrmegefhl eine erhhte Durchblutungsignalisiert. Das knnen die Ellbogen oder die

  • Bereiche um die Schulterbltter ebenso sein wieFugelenke oder Knie.

    Wenn Sie den Wechsel zwischen demAufstehen nach rechts und dem Aufstehen nachlinks spielerisch bewltigen, lsen Sie fr dieweitere bung den Griff um die Tischkannte.Legen Sie beide Daumen auf den Tisch.Schieben Sie beide Hnde so weit zusammen,dass sich die Daumen berhren.

    Wiederholen Sie bitte diekomplette bung: Mit groer Absichtdas Aufstehen nach rechts und linkseinleiten Sehnen maximalaktivieren Muskeln locker lassen die Bewegung nicht ausfhren diebung wiederholen, bis es Ihnen aneinigen Stellen wrmer wird.

  • Bemerken Sie den Unterschied

  • zur vorigen Variante mit den Daumenunter der Tischkante?

    Eine kleine Variation in derStellung der Finger und der Hndebewirkt eine doch recht groeVernderung in der Aktivierung. DasZusammenspiel vonAusgangshaltung, Haltepunkten undBewegungsabsicht erzeugt einjeweils individuellesAktivierungsmuster.

    Dort wo der Krper mit gutenHaltemglichkeiten rechnet, die diebeabsichtigte Bewegunguntersttzen knnten, wird er auchdie notwendigen Sehnen dafraktivieren. Er wird auch dafr

  • sorgen, dass das fr die anstehendeKraftanstrengung notwendige Blut indie Region gepumpt wird. Dabeikann es sich zum Teil auch um vomOrt des Bewegungsimpulses weiterentfernte Krperregionen handeln.

    Damit z.B. Ihre Zungenspitze die

    maximale Kraft entfalten kann,mobilisiert sich fast Ihr gesamterSehnenschwarm bis in den

  • Unterbauch. Sie knnen dieseMobilisierung sehr einfach spren,wenn Sie mit groer Kraft dieZungenspitze von hinten gegen dieoberen Schneidezhne drcken.

    Um diese Zusammenhnge nochetwas deutlicher werden zu lassen,knnen Sie eine weitere Variante dervorigen bung ausprobieren.

    Nehmen Sie sich vor, statt nachlinks oder rechts hinten nun mit allerKraft kerzengerade nach obenaufzustehen.

    Durch diese Bewegungsabsichtaktivieren Sie weniger die Seiten,sondern vielmehr den mittleren undden unteren Rcken bzw. den

  • Solarplexus und den Unterbauch. Keine Bewegung! Unser Sehnenschwarm ist auf

    eine unendliche Anzahl vonAktivierungsmustern vorbereitet. Erkann sich gleichzeitig auf der einenSeite fest anspannen und auf deranderen Seite ganz weich loslassen.Er gibt den Muskeln gleichzeitigfedernden Halt und explosivenGegenschwung. Es reicht aus, dieBewegungsabsicht zu ndern, umbei gleich bleibenderAusgangsposition ein anderesAktivierungsmuster desSehnenschwarms anzuregen. Beieinem Heringsschwarm mag es

  • vorkommen, dass die ere Form freinige Augenblicke unverndertbleibt, im Innern des Schwarms gibtes jedoch keinen Stillstand. Die ereForm wird durch eine stndigeBewegung im Innernaufrechterhalten. Um eine bestimmteere Form stabil zu halten, bedarf essogar einer besonders hohenBewegungsfreiheit undBeweglichkeit der einzelnenSchwarmfische.

    Allein aus der Ausgangspositionder letzten bungen heraus gibt eszahllose Bewegungsmglichkeiten:Den Stuhl mit dem Po nach hintenschieben die Knie anheben den

  • Kopf auf die Tischplatte legen... Jede Bewegungsabsicht setzt

    automatisch ein anderesAktivierungsmuster in Gang. Bevorsich die ere Form des Schwarmsndert, vergrert sich zunchst dieZahl und die Geschwindigkeit derSchwarmfische, die ihreSchwimmrichtung entsprechend derbeabsichtigten Gesamtbewegungndern. Ebenso ist es mit denSehnen.

    Mit den intendons-bungentrainieren Sie Ihren Sehnenschwarmdarin, jede beliebige Bewegungflexibler und geschmeidigerauszufhren. Da Sie dabei immer nur

  • bis zu dem Punkt gehen, an dem dieere Bewegung im nchstenMoment einsetzen wrde, bleibt dasTraining von auen kaumwahrnehmbar.

    Sie entscheiden, ob Sie beilangweiligen Besprechungen oderAutofahrten in tiefe Lethargieverfallen mchten, oder ob Sie dieZeit nutzen wollen, um IhremSehnenschwarm eine Freude zubereiten. Auch wenn Ihre ereBewegungsfreiheit sehreingeschrnkt ist, bleiben Ihnen frdie Aktivierung der Sehnenunendliche Mglichkeiten.

    Vom Tisch aufstehen

  • ohne Tisch Rcken Sie bitte Ihren Stuhl ca. einen Meter

    von der Tischkante nach hinten, so dass er frei imRaum steht. Lassen Sie Ihre Arme und Hnde anden Seiten herunterhngen. Wiederholen Sie nunvon dieser Position ausgehend die Aufsteh-bung. Stellen Sie sich vor, gleich mit groerKraft nach hinten links oder nach hinten rechtsaufzustehen.

    Der Unterschied zu den vorigenVarianten ist deutlich. Der Krperaktiviert nun die Sehnen in denSchultern, Armen und Hnden fastgar nicht mehr. Wozu sollte er auch?Der Tastsinn vermeldet keinen Druckauf das Gewebe. Auch alle anderenSinneseindrcke lassen daraufschlieen, dass es keineHaltepunkte gibt, von dem die Hnde

  • sich fr die Drehbewegungabsttzen knnten. Also muss IhrKrper die Kraftanstrengungkomplett aus Ihren Beinen und IhremRumpf generieren. Eventuell wirdsich deshalb in dieser Variante dieBlutzufuhr zu den Beinen erhhen.Wenn Sie also mit der intendons-bung gezielt die Beine und denRumpf besser durchbluten mchten,kann es sinnvoll sein, Ihre Arme anden Seiten besonders lockerherunterhngen zu lassen.

    Je mehr Sie selbst mitunterschiedlichenBewegungsvariantenexperimentieren, desto mehr werden

  • Sie die Erfahrung machen, dass sichber die Wahl geeigneterHaltepunkte fast jede Krperregiongezielt ansprechen lsst. DieAktivierung der Sehnen funktioniertauch, wenn Sie sich die Haltepunktelediglich intensiv vorstellen

    Zunchst bleibt alles so wie in der vorigenVariante. Der Stuhl, auf dem Sie sitzen, steht freiim Raum. Sie lassen allerdings die Arme nichtmehr entspannt nach unten hngen, sondernbringen Sie in die Position der Ausgangsbung.Das bedeutet, Sie greifen vor sich um eineimaginre Tischkante. Stellen Sie sich eine harteund feste Tischkante mglichst konkret zwischenIhren Daumen und Zeigefingern vor.

    Wenn Ihre Absich