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- 1 - Weiterbildung für Führungsaufgaben der mittleren Führungsebene Teil 1 der Sonderausbildung 02-09-2002 – 31-01-2003 SEMESTERARBEIT Kursleitung: Fr.Mag.E. STELZL Vortragende: Fr.Mag.E. STELZL ©DGKP Gerfried SEIDLER / LSF-Graz – APA III / C 8 [email protected] Oktober 2002

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Weiterbildung für Führungsaufgaben der mittleren Führungsebene

Teil 1 der Sonderausbildung 02-09-2002 – 31-01-2003

SEMESTERARBEIT

Kursleitung: Fr.Mag.E. STELZL Vortragende: Fr.Mag.E. STELZL

©DGKP Gerfried SEIDLER / LSF-Graz – APA III / C 8 [email protected]

Oktober 2002

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THEMA:

ALTERNATIVE THERAPEUTHISCHE

BEHANDLUNGSMETHODEN BEI DEPRESSIVEN PATIENTEN

1. EINLEITUNG:

Wenn es heute um die Heilung und Linderung von Krankheiten und psychischen Problemen oder Krisen geht, finden natürliche Therapieformen zunehmend Aufmerksamkeit.

Das starke Interesse an Alternativmedizin kommt sicherlich auch daher, dass sich die Schulmedizin zu sehr auf die Symptome einer Krankheit und deren Behandlung konzentriert, und daher zu wenig Zeit hat nach den wirklichen Ursachen zu fragen oder zu forschen.

Dadurch finde ich werden geistig – seelische Elemente vernachlässigt; die Befindlichkeit ist zu wenig gefragt; die Bedürfnisse der einzelnen Menschen als ganzheitliche Persönlichkeit werden außer Acht gelassen.

Außerdem habe ich es selbst erlebt, wie wichtig es für die Patienten ist, Zuwendung, Aufmerksamkeit und Empathie zu erleben.

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Beispiele für in Frage kommende alternative Ansätze wären u. a.:

Komplementärmedizin wie z.B.

Akupunktur

Aromatherapie

Autogenes Training

Bachblüten

Feldenkrais

Qi Gong

Homöopathie

Kneipp - Therapie In meiner Arbeit werde ich ausführlich das Krankheitsbild der Depression mit den verschiedenen anerkannten Therapiemöglichkeiten beschreiben und erklären. Außerdem werde ich einige Alternativtherapien, die man zusätzlich anwenden kann, und welche ich zum Teil auch auf meiner Station in der Praxis einführen möchte, vorstellen.

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INHALTSVERZEICHNIS

1. Einführung Seite 2 2. Die behandelbare Krankheit Depression Seite 5 2.1. Depression im medizinischen Sinn Seite 6 2.2. Symptome einer Depression Seite 7 Was bedeutet Suizidgefahr Seite 10 2.3. Verlauf einer Depression Seite 11 2.4. Ursachen einer Depression Seite 12 3. Ratschläge für Angehörige Seite 15 4. Behandlungsmöglichkeiten der Depression Seite 18 4.1. Antidepressiva Seite 18 4.2. Psychotherapeutische Maßnahmen Seite 20 4.3. Weitere Therapiemöglichkeiten Seite 21

4.3.1. Ausdauertraining Seite 21 4.3.2. Lichttherapie Seite 22 4.3.3. Transcranielle Magnetstimulation Seite 23 4.3.4. Elektrische Durchflutungstherapie Seite 23 4.3.5. Schlafentzugstherapie Seite 24

4.4. Komplementärmedizin Seite 25

4.4.1. Schulmedizin Seite 25 4.4.2. Komplementärmedizin Seite 26 4.4.3. Ganzheitsmedizin Seite 27

4.4.4. Gründe für Komplementärmedizin Seite 28

4.5. Verschiedene alternative Therapieansätze Seite 29

4.5.1. Akupunktur Seite 29 4.5.2. Autogenes Training Seite 29 4.5.3. Aromatherapie Seite 30 4.5.4. Bachblüten-Therapie Seite 31 4.5.5. Qi Gong Seite 31 4.5. 6. Feldenkrais-Methode Seite 32 4.5.7. Homöopathie Seite 32 4.5.8. Kneipp-Therapie Seite 33

5. Literaturverzeichnis Seite 34 6. Eidesstattliche Erklärung Seite 36

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2. DIE BEHANDELBARE KRANKHEIT DEPRESSION Wie oft kommt es vor, dass wir alles grau in grau sehen, dass wir nichts haben, worauf wir uns freuen können und dann sagen:“Das alles deprimiert mich so!“. Das Wetter macht uns „depressiv“, ein unbefriedigter Beruf ist einfach „deprimierend“ – „Depression“ ist das Wort für alle Phasen, in denen wir ein Stimmungstief erleben. Da wir den Ausdruck „Depression“ so häufig gebrauchen, herrscht der Eindruck vor, dass Depression ein ganz gewöhnlicher Gemütszustand ist: jeder war schon einmal „depressiv“, jeder weiß darüber bescheid, jeder kann mitreden. Tatsächlich ist Depression nicht gleich Depression. Das Stimmungstief, die ganz gewöhnlichen Phasen der Entmutigung und Freudlosigkeit, wie sie in jedem Alltag vorkommen und die wir alle kennen, sind etwas ganz anderes als eine Depression im medizinischen Sinn. Wir alle kennen Phasen der inneren Erschöpfung und der Verzagtheit. Solche Phasen können durch viele Ereignisse ausgelöst werden. Der Verlust eines Partners, berufliche Erfolglosigkeit oder eine private Enttäuschung können so belastend sein, dass sie alle anderen Bereiche des Lebens negativ beeinflussen. Aus der Sicht eines Arztes muss es sich dabei nicht um eine Depression handeln. Es kann auch sein, dass Trauer und Mutlosigkeit normale Reaktionen unserer Psyche auf diese Lebensprobleme sind. In einem solchen Fall ist die Lebenskrise, das Stimmungstief, eng mit dem Lebensproblem verbunden, das sie ausgelöst hat. Sobald der Verlustschmerz oder die Überlastung nachlässt, hellt sich die Stimmung wieder auf. Dies heißt nicht, dass man die „Depression“ im umgangssprachlichen Sinne, die keine psychiatrische Erkrankung ist, auf die leichte Schulter nehmen sollte. Viele Menschen werden von ihren seelischen Problemen derart belastet, dass sie sich nicht mehr alleine helfen können, sondern die Unterstützung eines Experten benötigen. Dieser Helfer braucht jedoch nicht unbedingt ein Facharzt oder Psychologe zu sein. Lebensprobleme können auch zusammen mit dem Partner oder mit Angehörigen gelöst werden – anders als bei Depressionen im medizinischen Sinn.

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Eine Depression im medizinischen Sinn bedeutet jedoch: eine behandlungsbedürftige, psychiatrische Erkrankung. Wer an einer Depression erkrankt ist, kann sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der gedrückten Stimmung befreien. Aufforderungen wie „Nimm Dich zusammen“ oder „Mach doch mal Urlaub“ helfen nicht weiter. Eine Depression kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird, Monate, oder sogar Jahre dauern. (vergleiche: www.kompetenznetz-depression.de)

2.1. DEPRESSION im medizinischen Sinn Eines vorweg: Die Depression ist eine Krankheit. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden mehr als 200 Millionen Menschen an ihr. Diese Krankheit kann lebensbedrohlich sein, aber sie kann gut behandelt werden. Eine Depression entsteht nicht aus falschen Verhalten, Denken oder Fühlen. Die Ursache ist organischer Natur. Alle Depressive haben einen gestörten Gehirnstoffwechsel und zwar einen Mangel an bestimmten Gehirnbotenstoffen (Neurotransmittern). Dieser Mangel führt zu Hoffnungslosigkeit und Leistungsmängeln und allen anderen quälenden Symptomen. Mit verschiedenen Behandlungsformen wie z.B. Antidepressiva, Lichttherapie und Ausdauertraining kann der gestörte Gehirnstoffwechsel wieder ins Gleichgewicht gebracht werden und die depressiven Symptome können nach und nach verschwinden. In gesunden Zeiten ist ein Betroffener genauso leistungsfähig, belastbar und gesund, wie jeder andere Gesunde es auch ist. Noch vor wenigen Jahren hat man die Depression irrtümlich nach möglichen Ursachen (endogene, neurotische, reaktive Depression) eingeteilt. Diese Klassifikation hat man aufgrund neuerer Erkenntnisse verlassen. Heute werden Depressionen nur noch nach dem Schweregrad unterteilt. Wichtig für die Diagnose ist, dass die Symptome mindestens für einige Wochen konstant vorhanden sein müssen, und den Betroffenen in seinem persönlichen oder beruflichen Umfeld beeinträchtigen. Die Depression: Eine Bezeichnung für ein Gefühl der Niedergeschlagenheit bzw. für einen Symptomkomplex, dessen Erscheinungsbild sich auf verschiedenen Ebenen des menschlichen Daseins zeigen kann:

emotional: Trübsinnigkeit, „Gefühl der Gefühllosigkeit“ motivational: Entscheidungsunfähigkeit, Antriebsschwäche kognitiv: Denkhemmung, Grübelneigung vegetativ-physiologisch: Appetit- und Schlafstörungen,

Verdauungsstörungen im Verhalten: apathisches oder auch rastloses Verhalten, Angstzustände körperlich: Konditionsschwäche, Erschöpfung

Der Schweregrad und der Verlauf der Krankheit können sehr unterschiedlich sein. (vergleiche: www.depression-therapie-forschung.de)

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Die Symptome einer Depression lassen sich nicht mit einigen Worten zusammenfassen. Es gibt kein einheitliches Erscheinungsbild dieser Krankheit. Zwei Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können unter sehr unterschiedlichen Symptomen leiden. Es gibt Überschneidungen mit anderen Erkrankungen, wie auch jedes einzelne Anzeichen einer Depression von einer anderen Erkrankung herrühren kann. Eine Depression ähnelt in einigen Anzeichen einer „normalen“ Trauerreaktion. Der Betroffene ist mutlos, verspürt eine tiefe Leere oder Traurigkeit. Beschäftigungen, denen er früher gerne nachging, machen ihn jetzt keine Freude mehr, er vernachlässigt Hobbys und andere Freizeitaktivitäten. Es gibt jedoch einige Anzeichen, die eine Depression von einer „gesunden“ Trauerreaktion unterscheidet.

Trauer „ohne“ Grund: Im Gegensatz zu einer depressiven Erkrankung sind Phasen der Trauer im Allgemeinen nach einigen Tagen, Wochen oder Monaten überwunden. Eine unbehandelte Depression hingegen zieht sich häufig über einen langen Zeitraum hin; oft dauert sie solange, dass man sie schließlich nicht mehr auf ein belastendes Ereignis zurückführen kann. Außerdem kann eine Depression auch ohne ein äußeres Ereignis auftreten.

Keine „Aufheiterbarkeit“: Im Unterschied zu Menschen, die einfach traurig

sind, ohne dabei im medizinischen Sinn krank zu sein, lässt sich ein Mensch, der an einer Depression leidet, in der Regel nicht von seinen Empfindungen ablenken. Im Kreise von Freunden oder im Urlaub wird ihre Stimmung nicht besser, oft sogar noch niedergedrückter.

Stimmungsschwankungen: Eine weitere Besonderheit der Depression, die

diese Erkrankung von einer normalen Verstimmung unterscheidet, ist, dass die Beschwerden in Abhängigkeit von der Tageszeit auftreten können (Tagesschwankungen): Der Betroffene ist am frühen Tag besonders traurig oder mutlos (Morgentief), während es gegen Nachmittag zu einer Aufhellung der Stimmung kommt. Der Stimmungsrhythmus kann jedoch auch anders verlaufen: er beginnt mit einem Hoch am Morgen und endet mit gedrückter Gefühlslage am Abend.

2.2. SYMPTOME EINER DEPRESSION Im Folgenden werden die wichtigsten Anzeichen angeführt, die auf eine Depression schließen lassen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass sich eine Depression auf sehr unterschiedliche Art und Weise äußern kann. Außerdem können viele der folgenden angeführten Beschwerden auch durch andere Erkrankungen verursacht werden. Deswegen ist der Gang zu einem Arzt so wichtig: nur er kann andere körperliche Störungen ausschließen und mit letzter Sicherheit feststellen, dass die Beschwerden ihren Grund in einer Depression haben. (vergleiche: www.kompetenznetz-depression.de)

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Ursache für Depressionen ist eine Stoffwechselstörung im Gehirn. Depressive haben ein Defizit an Serotonin, Noradrenalin und an ein paar anderen Substanzen im Gehirn. Serotonin und Noradrenalin sind Botenstoffe – so genannte Neurotransmitter - , die den Informationsaustausch zwischen den Gehirnzellen ermöglichen. Ein Mangel an diesen Substanzen bewirkt Störungen bei Schlaf, Antrieb, Denken, Selbstwertgefühl und Stimmung. Diese Störungen, die sich meist über Wochen und Monate verstärken können, bezeichnet man als Depression. Als Symptome einer depressiven Erkrankung können auftreten:

Gefühls- und Denkhemmung Schlafstörungen z.B. Schlaf ohne Erholungseffekt mangelnde Kreativität und Entschlussfreudigkeit Auffassungsschwierigkeiten Hoffnungslosigkeit Stimmungsschwankungen Schuldgefühle eingeschränkte Sinneswahrnehmungen (Sehen, Hören, Riechen,

Fühlen, Schmecken) Unkonzentriertheit Sinnlosigkeit Selbstzweifel und herabgesetztes Selbstbewusstsein mangelnde Flexibilität und Unternehmenslust erhöhte Reizbarkeit, Aggressivität herabgesetzte Sinneswahrnehmungen Essstörungen wie Appetitlosigkeit Angststörungen Selbstisolierung Körperliche Symptome wie Herz-Kreislaufbeschwerden,

Magenprobleme, Verdauungsprobleme, Rückenprobleme Libidoverlust Diffuse körperliche Missempfindungen Verhaltensstörungen Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich (Familie, Beruf,

Freizeit) (vergleiche: www.depression-therapie-forschung.de)

Auf einige Symptome möchte ich etwas genauer eingehen:

Traurige Stimmung: Im Vordergrund der Beschwerden steht meist das Gefühl der tiefen Traurigkeit und der Freudlosigkeit. Der Erkrankte fühlt sich niedergeschlagen und mutlos; die Stimmung ist getrübt. Manche Betroffene berichten auch von einem „Gefühl der Gefühllosigkeit“ oder von einer inneren Leere. Zu dieser Trauer tritt eine Hoffnungslosigkeit. Der Erkrankte glaubt, dass er keine Zukunft mehr hat und dass er an seiner Situation nichts mehr ändern kann.

Störungen des Antriebs und der Entscheidungsfähigkeit: Wer

von einer Depression betroffen ist, kann sich oft zu nichts mehr entschließen; selbst einfache Verrichtungen machen ihm große Mühe. Der Erkrankte kann sich nicht entscheiden, was er tun möchte, wägt alles ab,

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ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Dies lässt sich manchmal auch an seinem Gesichtsausdruck und an seinen Bewegungen erkennen. Die Augen strahlen nicht mehr, das Gesicht wirkt wie versteinert. Die Bewegungen mancher Depressiver wirken eingeschränkt und kraftlos. Man kann dem Erkrankten sein Leid förmlich ansehen. Der Mediziner spricht hier von einer Verarmung von Mimik und Motorik.

Konzentrationsstörungen: Vielen Erkrankten fällt es sehr schwer, sich

auf etwas zu konzentrieren. Ihre Arbeit strengt sie übermäßig an, sie fühlen sich von Aufgaben überfordert, die sie früher ohne Probleme erledigt haben. Viele Betroffene berichten auch von einem „Kreisen“ der Gedanken. Es fällt ihnen schwer, sich von einigen wenigen Überlegungen zu lösen, über die sie immer wieder nachgrübeln müssen.

Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle: Wer an einer Depression

leidet, glaubt meist, dass er in irgendeiner Form selbst an seiner Erkrankung schuld ist. Das Leiden wird nicht als Folge einer Erkrankung gesehen, sondern als Konsequenz des eigenen Versagens. Außerdem quälen ihn oft unangebrachte Schuldgefühle: z.B. finden viele Betroffene ihre eigene Energielosigkeit unverzeihlich und machen sich Vorwürfe, weil sie ihre täglichen Aufgaben nicht mehr erfüllen oder hinter ihren selbstgesteckten Zielen zurückbleiben. Diese Schuldgefühle können sich bis zu einem Wahn steigern, in dem der Betroffene annimmt, dass seine Erkrankung eine Strafe für vergangene Versündigungen sei.

Schlafstörungen: Bei vielen Erkrankten kommt es während einer Depression zu Schlafstörungen. Sie wachen oft auf oder können erst gar nicht einschlafen. Andere leiden unter einem stark erhöhten Schlafbedürfnis. So schlafen einige Depressive wesentlich länger als sonst und fühlen sich trotzdem nicht erholt. Die meisten liegen trotz Müdigkeit lange wach oder wachen schon in den frühesten Morgenstunden von selbst auf.

Angst: Eine Depression wird häufig von Ängsten begleitet. Der Betroffene wird z.B. von dem ständigen, unbegründeten Gefühl gequält, er sei unerwünscht und für seine Mitmenschen eine Last. Auch machen sich viele Erkrankte vor dem Hintergrund ihrer Erkrankung Sorgen um ihre Zukunft. Dabei können die auftretenden Ängste eher unbestimmt sein, das heißt, der Betroffene spürt ein Gefühl der dauernden Sorge, ohne genau zu wissen, wovor er Angst hat. Die Angst kann sich aber auch auf bestimmte Dinge beziehen. So fürchten sich manche Erkrankte davor, unheilbar krank zu sein, ohne dass es einen wirklichen Anlass dazu gäbe. Auch eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt beruhigt sie nicht. Andere befinden sich in ständiger Sorge, dass ihren Angehörigen etwas zustoßen könnte. Seltener kommt es auch zu Angstattacken, bei denen sich die Angst in starken körperlichen Anzeichen ausdrückt. Der Betroffene leidet dann z.B. unter Atemnot, Herzrasen oder Schwindel. Diese körperlichen Symptome können die Angst bis zur Todesangst steigern.

Körperliche Beschwerden: Eine Depression kann sich auch körperlichen, so genannten somatischen Anzeichen äußern. Betroffene

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klagen über Schmerzen und Beschwerden, für die der Arzt keine körperliche (organische) Ursache finden kann. Dabei können die unterschiedlichsten Körperteile und Organe betroffen sein: Manche haben ganz isoliert Schmerzen im Schulter-Arm-Gürtel oder Kopfschmerzen oder es kommt zu Störungen im Magen-Darm-Bereich oder zu Überempfindlichkeiten der Haut. Andere klagen über Herzschmerzen oder über ein Gefühl der Enge in der Brust.

Manische Phasen: Eine besondere Form der Depression zeigt sich im Auftreten so genannter manischer Phasen. Eine manische Phase tritt ungefähr bei 10% aller Menschen auf, die an einer Depression erkrankt sind. In einer solchen Phase ist der Erkrankte übermäßig erregt, überschätzt seine eigene Leistungsfähigkeit und verhält sich gereizt bis aggressiv. Ebenso kann es sein, dass der Betroffene durch eine extreme Heiterkeit auffällt, die im Allgemeinen nicht zur tatsächlichen Situation passt. Auffällig sind auch ein nicht zu trübender Optimismus und der kaum zu bremsende Rededrang des Erkrankten. Die Symptome einer Manie stellen insoweit fast das Gegenteil der sonstigen Anzeichen einer Depression dar. Während einer Manie kann es auch zu Wahnvorstellungen und zu Sinnestäuschungen kommen.

(vergleiche: www.kompetenznetz-depression.de) Die Depression und krankhafte Angst führen nicht selten zu Selbstmordgedanken und Selbstmordversuchen. Bei schweren Depressionen kommt es nicht selten zu Wahngedanken, wobei Versündigungs-, Verarmungs- und hypochondrische Wahnideen im Vordergrund stehen.

WAS BEDEUTET SUIZIDGEFAHR?

Viele Depressive fühlen sich nutzlos oder schämen sich für Ereignisse, die anderen Menschen gar nicht aufgefallen sind. Dabei entwickeln sie häufig ein Gefühl der eigenen Wert- und Nutzlosigkeit. Sie sehen in ihrem Leben keinen Sinn mehr und wünschen sich häufig, dass sie einfach nicht mehr existierten. In einer solchen Situation erscheint dem Betroffenen oft der eigene Tod als einziger Ausweg. Diese Selbstmordgefahr, die der Mediziner Suizidgefahr nennt, ist eine häufige, frühere oder später auftretende Begleiterscheinung einer Depression. Sie ist ein hohes Risiko für den Patienten. Gerade deswegen ist der Gang zum Arzt so wichtig: Nur er kann feststellen, ob jemand wegen einer Krise eine Phase der Trauer oder Enttäuschung durchmacht, oder ob er an einer Depression erkrankt ist.

2.3. VERLAUF EINER DEPRESSION

Eine Besonderheit der Depression ist ihr Auftreten in Episoden, der Mediziner nennt dies auch „phasisches Auftreten“.

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Cirka 30% der Betroffenen erleben lediglich eine einmalige depressive Phase. Von einer einmaligen depressiven Phase spricht man, wenn der Betroffene einmal an einer Depression erkrankt ist und diese ausheilt, ohne dass Beschwerden zurückbleiben. Diese Tatsache ist aus Sicht des Betroffenen und seiner Angehörigen von besonderer Bedeutung: Eine Depression ist nicht zwangsweise eine chronische, d.h. eine dauerhaft bestehende Erkrankung. Es besteht sogar eine gute Aussicht, dass es sich um ein einmaliges Erlebnis handelt. Eine depressive Phase kann von sehr unterschiedlicher Länge sein. Grober Mittelwert ist eine Dauer von drei bis zwölf Monaten. Es kommen jedoch auch wesentlich kürzere Phasen von einigen Tagen oder Wochen vor. Sind die Symptome der Depression zwar chronisch, aber eher leichter Natur, so bezeichnet man sie als Dysthymie. Bei dieser Form der Depression leidet der Betroffene an einer dauerhaften Herabgestimmtheit, die jedoch nicht die Intensität einer schweren Depression erreicht. Der Erkrankte ist zwar langfristig beeinträchtigt, kann jedoch in vielen Fällen noch ein weitgehend normales Leben führen und am Arbeitsleben teilnehmen. Die Dysthymie wurde früher depressive Neurose genannt. Es gibt einige Lebensumstände, bei denen es erwiesenermaßen häufiger zu einer Depression kommt. Ein Beispiel ist die Wochenbettdepression. Manche Frauen leiden im Laufe der ersten zehn Tage nach einer Entbindung an Depressionen, die jedoch meist schnell abklingen. Ein ähnliches Phänomen tritt in den Wechseljahren der Frau auf. In beiden Fällen wird vermutet, dass die Depression durch die Umstellung im Hormonhaushalt verursacht wird. Ein weiteres Beispiel einer Depression, die wahrscheinlich durch einen besonderen Umstand ausgelöst wird, ist die so genannte saisonale, d.h. jahreszeitabhängige Depression. Es ist bekannt, dass in den Herbst- und Wintermonaten gehäuft depressive Erkrankungen auftreten. Diese werden auf die geringe Lichtmenge in den dunklen Monaten zurückgeführt. Diese besondere Form der Depression versucht man durch eine Lichttherapie zu behandeln. Dabei wird der Patient einer intensiven Lichtbestrahlung ausgesetzt, die in ihrer Zusammensetzung dem natürlichen Tageslicht entspricht. (vergleiche: www.kompetenznetz-depression.de)

2.4. URSACHEN EINER DEPRESSION

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Anders als ein Beinbruch, lässt sich eine Depression im Allgemeinen nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen. Meist sind verschiedene Faktoren beteiligt, die erst im Zusammenspiel eine Depression entstehen lassen. Vereinfacht lässt sich jedoch sagen, dass es innere und äußere Umstände gibt, deren Vorhandensein einen Menschen an einer Depression erkranken lassen. Folgende Faktoren spielen für die Entstehung einer Depression eine Rolle:

Veranlagung: Die Veranlagung zur Depression kann erworben sein, ist jedoch oft auch genetische bedingt. Patienten mit genetischer Disposition neigen vermehrt dazu, bei belastenden Situationen oder auch ohne erkennbare Belastungen eine Depression zu entwickeln. Wie diese genetischen Faktoren genau aussehen, ist bislang ungeklärt. Die Hoffnung, dass ein einzelnes Gen für Depressionen zu finden ist, hat sich nicht erfüllt.

Persönlichkeitsfaktoren: Bestimmte Persönlichkeitsfaktoren können die

Depressionsanfälligkeit erhöhen. So sind viele Menschen mit depressiven Erkrankungen im gesunden Zustand eher leistungsorientiert, bereit, Verantwortung für andere zu übernehmen und eher streng mit sich selber.

Psychosoziale Belastungsfaktoren: Akute psychosoziale Belastungen wie

der Verlust oder Tod einer wichtigen Bezugsperson oder chronische Überlastungssituationen können als Auslöser einer depressiven Erkrankung fungieren und in diese einmünden. Auch soziale Faktoren, die eine Anpassung an neue Umstände erfordern treten vermehrt vor dem Beginn einer Depression auf.

Körperliche Erkrankungen: Auch körperliche Erkrankungen, z.B.

Schilddrüsenfunktionsstörungen, können eine Depression mit verursachen.

Hirnfunktionsstörung: Ist die Depression einmal ausgebrochen, zieht sie

den ganzen Körper des Erkrankten in Mitleidenschaft. Es kommt zu hormonellen Veränderungen, so werden z.B. vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, der Muskeltonus erhöht sich, der Schlaf-Wach-Rhythmus ist gestört, ebenso der Appetit und die Sexualität. Als biologische Ursache für diese Veränderungen sowie für die gedrückte Stimmung, die Kraftlosigkeit, die Schuldgefühle und die anderen psychischen Symptome werden veränderte Funktionsabläufe im Gehirn, z.B. bedingt durch veränderte Funktion der Neurotransmitter zwischen den Nervenzellen, diskutiert. Bisher ist es allerdings nicht gelungen, eine genau lokalisierte Funktionsstörung im Gehirn zu lokalisieren, die unmittelbar für das Auftreten der depressiven Symptomatik verantwortlich ist.

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Um das Zusammenwirken dieser Faktoren zu verstehen, muss man wissen, wie sich die Informationsweitergabe innerhalb unseres Gehirns abspielt. Die einzelnen Nervenzellen, die unseren Körper durchziehen und aus denen unser Gehirn besteht, tauschen untereinander Informationen aus. Dabei können diese Informationen als Sinneseindrücke registriert werden, z.B. als Anblick eines Bildes oder als Hören von Musik. Es kann sich aber auch um Gefühle oder Gedanken handeln. Die Weitergabe solcher Informationen zwischen den einzelnen Zellen des Gehirns findet durch die Ausschüttung von Botenstoffen statt, den so genannten Neurotransmittern. Nach Ansicht der neueren Wissenschaft kommt es während einer Depression zu einer Störung dieses Stoffwechsels im Gehirn. Vor allem bestimmte Neurotransmitter, das Serotonin und das Noradrenalin sind aus der Balance geraten. Durch diese Stoffwechselstörung sinkt die Fähigkeit, Empfindungen wie Freude oder Zufriedenheit zu verspüren; negative Gefühle werden übermächtig. Diese Stoffwechselentgleisung kann auch durch einschneidende Lebensumstände verursacht werden. (vergleiche www.kompetenznetz-depression.de) Auch Hormone, körperaktive Substanzen und vor allem Stress können Ursache für eine Depression sein. Hormone sind chemische Botenstoffe, die in einem komplexen Netzwerk miteinander kommunizieren und sich gegenseitig regulieren. Sie koordinieren im Körper alle wichtigen Funktionen und Bereiche wie Stoffwechsel, Schlaf, Wohlbefinden, Hunger, Durst, Antrieb, Psyche, Sexualität, Fortpflanzung und Wachstum. Meist werden wir ihrer Bedeutung erst dann bewusst, wenn ihr sensibles Gleichgewicht gestört ist. Die Wirkung der verschiedenen im Körper aktiven Substanzen wie Serotonin, Noradrenalin, Acetylcholin, Oxytocin, Östrogen, Gestagen, Progesteron, Prolactin, Testosteron, Dopamin, Cortisol, Cortison, Adrenalin, jodhaltigen Hormone, Insulin, Vitamine und Mineralien sind erstaunlich vielschichtig und kompliziert. Ist im Körper das Hormongleichgewicht gestört, kann dies zu Krankheiten wie der Depression führen. Die Ursache der Depression ist eine Störung des Hormonhaushaltes im Gehirn. Alle sinnvollen therapeutischen Maßnahmen haben die Normalisierung und Wiederherstellung des natürlichen hormonellen Gleichgewichtes zum Ziel. Langanhaltender Stress kann zu hormonellen Störungen führen und ebenfalls ein Risikofaktor bei depressiven Erkrankungen sein. Die depressiven Erkrankungen in modernen Industrienationen werden oft in einem Zusammenhang mit den rasanten Veränderungen von Gesellschaft und Wirtschaft gesehen. Dabei spielen Faktoren wie Arbeitsplatzunsicherheit, wachsende Anforderungen an Mobilität und Flexibilität, Auflösung vertrauter Strukturen, Leistungsdruck und innerbetrieblicher Konkurrenzkampf eine zunehmende Rolle.

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Positiver Stress: Stress hat primär die evaluationsbiologische Funktion, durch die Ausschüttung von Stresshormonen im Organismus die Aufmerksamkeit und Anspannung zu erhöhen, um in Gefahrensituationen blitzschnell reagieren zu können. Diesen äußerst komplexen und komplizierten Vorgang nennt man Hormonkaskade. Stress ist also eine ursprüngliche, natürliche positive Reaktion unseres Körpers. Diese durchaus gesunde Reaktion des Organismus führt zu erhöhter Leistungsbereitschaft sowohl in mentaler als auch körperlicher Hinsicht. Ein ganz wichtiges Kriterium des gesunden und positiven Stresses („EUSTRESS“) ist es, dass das Hormonsystem nach kurzer Zeit wieder zügig herunter gefahren wird und zur Ruhe kommt. Die aktivierte Energie wird positiv genutzt, es findet eine Energieentladung statt. Negativer Stress: Beim negativen Stress („DYSSTRESS“) wird zwar wie bei Eustress Energie aktiviert, kann jedoch nicht positiv genutzt werden, sondern hemmt und blockiert die Leistungsbereitschaft. Dysstress ist immer ein Zeichen für Überforderung und ist mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden. Die durch die Stresssituation ausgelöste Hormonkaskade wird nicht durch eine Energieentladung abgebaut. Eine geregelte Stresssituation ist aber von höchster Wichtigkeit. Werden die Stresshormone nicht durch Aktivität abgebaut, macht einem der Stresszustand Probleme. Die Folgen können sein: Depressionen, Nervosität, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck, u.v.a. Forschungen am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München haben gezeigt, dass das Kontrollsystem für Stresshormone bei Depressionskranken gestört ist. Wenn der Abbau der Stresshormone nicht durch Aktivität erfolgen kann, tut das gesunde Gehirn alles, um wieder schnell ins Gleichgewicht zu kommen: Der Neurotransmitter Serotonin hat die Fähigkeit, den Abbau der Stresshormone herbeizuführen und zu beschleunigen. Liegt allerdings ein Serotoninmangel vor, wie es bei der Depression der Fall ist, gelingt der Stressabbau auf diesem Wege nicht. Depressiven fällt es daher schwer zu inner Ruhe und Zufriedenheit zu kommen, sie leben im Dauerstress bzw. reagieren auf Herausforderungen wieder mit einer unangemessenen Stressreaktion. (vergleiche: www.depression-therapie-forschung.de)

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3. RATSCHLÄGE FÜR ANGEHÖRIGE!

Die Krankheit Depression kann einen Menschen völlig verändern. So ist es z.B. möglich, dass Ihr früher lebenslustiger Partner auf einmal schwunglos wird, an Schuldgefühlen, innerer Leere und Hoffnungslosigkeit leidet. In ihrer Hilflosigkeit gegenüber der Depression entwickeln Angehörige oft selbst Schuldgefühle oder gar Ärger über die Erkrankten. Hält die depressive Phase länger an, können sich auch bei den Angehörigen Überlastung und Erschöpfung einstellen, weil sie dem Erkrankten eine Vielzahl alltäglicher Aufgaben abnehmen müssen. Auch ein anderes Problem kann sich ergeben: Je nachdem welcher der drei größeren Bereiche der Depressionserkrankung (Stimmung, Denkstörung, körperliche Beschwerden) besonders schwer wiegt, ordnen die Betroffenen ihren Beschwerden unterschiedliche Ursachen zu und schildern auch ihrem Arzt oft nicht das gesamte Ausmaß der Probleme. Nicht immer sind alle Anzeichen der Depression vorhanden, gelegentlich können auch körperliche Beschwerden zunächst im Vordergrund stehen. Werden diese Symptome und der sie damit verbindende Zusammenhang der Depression nicht erkannt, dauert es leider manchmal Jahre, bis die wahre Ursache ans Tageslicht tritt. Bis dahin durchlaufen die Betroffenen nicht selten Irrwege an medizinisch-technischen Untersuchungen. Sie werden wegen des Engegefühles in der Brust auf ein Herzproblem hin untersucht, auf Grund ihrer Schlafstörungen in ein Schlaflabor geschickt, die Bauchschmerzen mit einer Magenspiegelung abgeklärt, die Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust als erstes Warnsymptom einer Krebserkrankung gedeutet. Dies ist leider die Regel. Optimistische Schätzungen und Untersuchungen gehen davon aus, dass etwa jeder zweite Betroffene mit einer depressiven Verstimmung nicht richtig diagnostiziert wird. Je früher man in einer Krankheitsphase therapeutische Schritte in Richtung Linderung und Heilung einleitet, desto leichter und schneller überwindet der Kranke die Depression, desto schneller steht er wieder voll im Leben.

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Die folgenden Ratschläge gelten insbesondere für Angehörige von schwer Depressiven:

Die Depression als Erkrankung akzeptieren: Der Umgang mit einem depressiven Patienten, Freund oder Angehörigen ist nicht leicht: Menschen in einer Depression können sehr anstrengend sein, da sich ihre momentane Welt nur um ihre Befindlichkeit dreht, sie grübeln, widersprechen sich, drehen sich mit ihren Gedanken im Kreis oder sie sind still und verschlossen und teilen sich ihren nahe stehenden Menschen nicht mit. Auch die Hilflosigkeit, die einem als Freund oder Angehöriger immer mehr bewusst wird, verunsichert enorm. Die Hilfe des Angehörigen besteht darin, einen klaren Kopf zu bewahren, dem Betroffenen deutlich zu machen, dass es sich um eine Stoffwechselerkrankung handelt, die zwar nicht nur die Stimmung, sondern das gesamte Erleben und Verhalten des Erkrankten beeinträchtigen, aber, dass die Symptome nicht aus einem Fehlverhalten resultieren und dass er von einer vollständigen Gesundung überzeugt ist. Sein Bestreben sollte sein, den Kranken vor ungünstigen und später zu bereuenden Entscheidungen zu bewahren, aber auch, ihm immer wieder Mut zu machen.

Den Arzt zu Rate ziehen: Wie bei allen schweren Erkrankungen, sollte man so schnell wie möglich ärztlichen Rat einholen. Angehörige sollten die Initiative ergreifen und einen Arzttermin für den Betroffenen vereinbaren. Da depressive Menschen häufig die Schuld für ihr Befinden bei sich selbst suchen und nicht an eine Erkrankung denken, halten sie einen Arztbesuch oft nicht für nötig. Weil Hoffnungslosigkeit zur Depression gehört wie der Schnupfen zur Grippe, glauben viele Depressive auch nicht, dass ihnen überhaupt geholfen werden kann.

Geduldig bleiben: Viele Depressive äußern Klagen und Verzweiflung, oft ziehen sie sich auch von ihrer Umwelt zurück. Zeigen sie Geduld mit dem Patienten; erinnern sie ihn stets daran, dass die Depression eine

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Erkrankung ist, die vorübergeht und sich gut behandeln lässt. Versuchen sie nicht, den Erkrankten von der Grundlosigkeit seiner Schuldgefühle zu überzeugen. Lassen sie sich nicht auf Streit darüber ein, ob seine negative Sichtweise „objektiv“ gerechtfertigt sei oder nicht. Beides wird keinen Erfolg bringen.

Sich selbst nicht überfordern: Ist ein Patient über Monate hinweg depressiv, belastet die Krankheit sicher auch die Angehörigen. Deshalb ist es wichtig, dass die Angehörigen die Grenzen ihrer Belastbarkeit kennen und Ihre eigenen Interessen nicht aus den Augen verlieren. Ganz gut ist es, sich zur Unterstützung ein Netzwerk von Freunden und Bekannten aufzubauen, oder sich auf andere Weise z.B. bei Psychosozialen Beratungsdiensten Hilfe zu organisieren.

Mit gut gemeinten Ratschlägen zurückhaltend sein: Es hat keinen Sinn, einem depressiven Menschen zu raten, abzuschalten und für ein paar Tage zu verreisen. Auch gut gemeinte Ratschläge wie „Nimm dich zusammen“, „Schlaf dich einmal aus“ oder „Es wird schon wieder gut“ helfen dem Depressionsbetroffenen keineswegs. Urlaub und „Luftveränderung“, ebenso wie Festivitäten können eine Depression verschlimmern.

Wichtige Entscheidungen: Man sollte sich als Angehöriger immer bewusst machen, dass Depressive die Realität in vielen Punkten durch die „depressive Brille“, das heißt verzerrt sehen und deshalb Entscheidungen treffen können, die sie nach überstandener Krankheit vielleicht ganz anders bewerten. Dies sollte in allen Angelegenheiten, die sowohl die private als auch die berufliche Zukunft betreffen, berücksichtigt werden.

(vergleiche: www.kompetenznetz-depression.de , www.depression-therapie-forschung.de)

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4. BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN EINER

DEPRESSION

Für den erkrankten ist für die Behandlung vor allem eines wichtig: Eine Depression kann vom Arzt vielfach mit großem Erfolg behandelt werden. Die wichtigsten Säulen der Behandlung sind die Pharmakotherapie mit Antidepressiva und die Psychotherapie. Handelte es sich in den achtziger Jahren bei dieser Alternative noch um eine Art Glaubensfrage, so wird heute im Dienste des Patienten sachlich diskutiert und geforscht. Die Pharmakotherapie gilt inzwischen als unverzichtbares und wirksames Heilverfahren. Aber auch psychotherapeutische Verfahren wie z.B. die kognitive Verhaltenstherapie haben ihren festen Platz bei der Behandlung der Depression. Wenn möglich, werden beide Therapieformen kombiniert.

4.1. ANTIDEPRESSIVA: Wie schon erwähnt, liegt bei der Depression ein Defizit an Serotonin, Noradrenalin und anderen Botenstoffen vor. Bei der Therapie der Depression sind Antidepressiva Mittel erster Wahl. Diese Wirkstoffe kompensieren diesen Mangel und kurbeln die natürliche Produktion der Neurotransmitter wieder an, hemmen ihren Abbau oder erhöhen ihre Verfügbarkeit. Antidepressiva fördern die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen durch die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin – sie beeinflussen also den Stoffwechsel im Gehirn.

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Antidepressiva wirken gezielt gegen die Stoffwechselstörung. Es sind keine „Glückspillen“, Gesunde Menschen spüren die Nebenwirkungen, aber keine Wirkung. Einziger Nachteil aller Antidepressiva ist die oft schwierige Wartezeit von 10 bis 20 Tagen oder länger bis zum Eintritt der Wirkung. Klingen unter der Behandlung mit Antidepressiva die depressiven Symptome ab, sollte man die Medikamente nicht absetzen, da sonst die Depression sehr wahrscheinlich wiederkehrt. Es empfiehlt sich, die Behandlung zunächst für vier bis sechs Monate durchzuführen. Nach diesem Zeitraum sollte man mit seinem Arzt klären, ob eine längerfristige rückfallverhütende Behandlung angebracht ist. Derartige Maßnahmen können bei vielen Patienten über Jahre hinweg das Wiederauftreten depressiver Episoden verhindern. Antidepressiva unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von vielen anderen Medikamenten, z.B. Bluthochdruck- oder Herzmedikamenten, die der Betroffene ebenfalls oft jahrelang einnehmen muss. Für viele Patienten ist die Sinnhaftigkeit einer Behandlung mit einem Antidepressivum nur schwer nachzuvollziehen, da sie ihre Depression fälschlicherweise als Folge aktueller Probleme oder der schwierigen Lebenssituation auffassen. Wie sollen ihnen Medikamente helfen, wenn Stress im Beruf, Spannungen in der Partnerschaft oder eine andere schwierige Lebenssituation der Grund für ihre Probleme sind. Diese können selbstverständlich durch Medikamente nicht beseitigt werden, doch zeigt die Erfahrung, dass mit der erfolgreichen Behandlung der Depression diese Probleme wieder auf ein normales Maß zusammenschrumpfen. Die Patienten können wesentlich besser mit alltäglichen Problemen umgehen und schätzen ihre Situation meist weniger pessimistisch ein. Man selbst sollte sinnvollerweise erst mit der Bewältigung von Problemen beginnen, wenn man wieder über einen „klaren Blick“, über Kraft und Energie verfügt, wenn sich der Gehirnstoffwechsel wieder im Gleichgewicht befindet. Die Möglichkeiten zur Behandlung von Patienten mit Depressionen sind heute sehr gut. Der Pharmakotherapie steht ein breites Spektrum an antidepressiv wirkenden Substanzen zur Verfügung, welche eine maßgeschneiderte Behandlung ermöglichen. Bei etwa 80% der Patienten kann durch Anwendung von Antidepressiva und Psychotherapie die Depression zum Abklingen gebracht werden. Die einzelnen Antidepressiva wirken unterschiedlich auf die gestörte Balance der Neurotransmitter und auf deren Rezeptoren. Die Wirkung beschränkt sich nicht nur auf die Beseitigung der depressiven Symptome, sonder man setzt bestimmte Antidepressiva ein, um bestimmte Erscheinungsformen der Depression wie z.B. Angst-, Panik-, Zwangs- und Schlafstörungen gezielt zu reduzieren und zu beseitigen. Eine breite Palette von Medikamenten ermöglicht eine individuell angepasste Behandlung. Die meisten Abbrüche gibt es aufgrund zu niedriger Dosierung, meist aus Angst vor unerwünschten Nebenwirkungen. Auch die relativ lange Zeit (ca. 10 bis 20 Tage oder sogar länger) bis zum Eintritt der gewünschten Wirkung verunsichert den Patienten zusätzlich. In dieser Zeit sollte der

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Patient von Ärzten, Angehörigen, Freunden gestützt, ermutigt und vor allem sachlich über diese Krankheit informiert werden.

Was man über Antidepressiva wissen sollte:

Viele Patienten fürchten, von Antidepressiva abhängig zu werden. Eine derartige Gefahr besteht zwar bei Beruhigungs- und Schlafmitteln, nicht jedoch bei Antidepressiva.

Die Sorge, die Medikamente könnten die Persönlichkeit verändern, ist nicht berechtigt. Nach erfolgreicher Behandlung mit Antidepressiva berichten die Patienten, sich wieder so gesund zu fühlen wie früher.

Auch die Befürchtung, Antidepressiva wirken lediglich dämpfend oder würden nur die Symptome und nicht die eigentliche Erkrankung beeinflussen, lässt sich nicht halten, da Antidepressiva gezielt gegen die depressive Störung vorgehen. (vergleiche www.kompetenznetz-depression.de)

4.2. PSYCHOTHERAPEUTISCHE MASSNAHMEN:

Die Psychotherapie hat heute ihren festen Platz im Gesamthandlungsplan der Depression. Sie wird meist von Psychologen ausgeübt, kann aber durchaus auch von Ärzten und gut informierten Laien übernommen werden. Entscheidend für eine effektive Hilfe sind Fachkenntnis, Einfühlungsvermögen und eine gute Vertrauensbasis zwischen Klient und Helfer. Die psychotherapeutischen Maßnahmen umfassen schwerpunktmäßig die folgenden vier Punkte:

Sachliche Information über die Depression als behandelbare Stoffwechselstörung: Jeder Kranke sollte gut über seine Krankheit, die Therapieformen und deren Wirkmechanismen informiert werden. Ziel der Aufklärung ist es, den Patienten zu einer möglichst aktiven Mitarbeit zu bringen.

Emotionale Unterstützung, gefühlvolle Lenkung und Begleitung in der

depressiven Phase: Ein Nahestehender, der nach vorne blickt und Hoffnung und eine Perspektive vermittelt, ist dem Kranken eine große Hilfe. Der Depressionskranke braucht eine verständnisvolle, aber konsequente Lenkung in Richtung therapeutischer Maßnahmen, denn seine Einsichtsfähigkeit und der Antrieb, etwas für seine Heilung zu tun, sind sehr stark herabgesetzt.

Die Depression verändert die Denkweise und das Fühlen. Daraus

resultieren meist unnatürliche und der Situation nicht angemessene Verhaltensweisen. Dies kann zu Fehlern führen, die der Kranke später eventuell bereut. Mit der kognitiven Verhaltenstherapie wird versucht, „erlerntes Fehlverhalten“ durch das Einüben anderer Verhaltensweisen zu

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überwinden. Auch wird versucht, eingefahrene, meist negative Denkmuster durch realistische und positive Denkweisen zu ersetzen.

In der problemorientierten Gesprächstherapie wird versucht, belastende

Ereignisse zu verarbeiten und Lösungen für Problemsituationen zu suchen. In Einzelgesprächen wird versucht, belastende Ereignisse in der Vergangenheit zu durchleuchten und zu verarbeiten, so dass der Klient vernünftiger damit umgehen kann. Diese Gesprächstherapie hilft den Betroffenen, sich neu oder etwas anders zu orientieren und sein zukünftiges Leben zu planen.

(vergleiche: www.depression-therapie-forschung.de)

4.3. WEITERE THERAPIEMÖGLICHKEITEN: Die grundlegenden Therapiewege zur Behandlung einer Depression werden noch durch einige weitere Möglichkeiten ergänzt. Ich möchte einige ergänzenden Möglichkeiten hier kurz vorstellen.

4.3.1. AUSDAUERTRAINING: Wenn man unter depressiven Symptomen leidet, kostet es einen selbstverständlich sehr viel Überwindung, sich zu einem Dauerlauf aufzuraffen. Wenn man es doch einmal schafft, wird man danach mit der ganzheitlichen und wohltuenden Wirkung belohnt. Ausdauertraining vermindert oder beseitigt depressive Symptome durch seine ausgleichende und normalisierende Wirkung auf den Gehirnstoffwechsel. Nicht nur bei Depressionen, auch bei Depressionserkrankungen, die mit Panikzuständen und Angststörungen verbunden sind, hat Ausdauertraining seinen heilenden Effekt in kontrollierten Studien bewiesen. Es lohnt sich wirklich für jeden , die positiven Effekte des Ausdauertrainings kennen zu lernen. Ich spreche hier ausschließlich von einem lockeren und langsamen Dauerlauf. Der Pulsschlag soll sich nur leicht erhöhen, so dass man sich beim Laufen noch gut unterhalten könnte. Die positiven Effekte stellen sich nach etwa 15 bis 20 Minuten ein, daher sind 25 bis 30 Minuten zu empfehlen. Die tägliche Anwendung wäre ideal, ist aber kaum anzuwenden.

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Die folgenden aufgeführten positiven Wirkungen treten wirklich ein, nicht alle sofort nach dem ersten Lauf, aber viele davon. So sind z.B. die antidepressiven Wirkungen schon nach einem Lauf deutlich zu spüren.

Ausdauerlauf sorgt für eine höhere Verfügbarkeit der Gehirnbotenstoffe Dopamin, Serotonin und Noradrenalin.

Ausdauerlauf beseitigt Stress, die Konzentration der Stresshormone wie z.B. Cortisol wird deutlich verringert, die Nebenniere wird stressresistenter.

Ausdauerlauf beseitigt Schlafstörungen, fördert den gesunden, erholsamen Schlaf und hat einen positiven Einfluss auf unsere innere Uhr.

Ausdauerlauf stärkt das Selbstbewusstsein, die emotionale Stabilität, den Optimismus, den Antrieb, die soziale Offenheit und die Fähigkeit, sich zu erholen. Man wird selbstsicherer und fühlt sich Kilometer für Kilometer wohler im eigenen Körper.

Ausdauerlauf pumpt Sauerstoff ins Gehirn (ca. 100% mehr), was den Geist beflügelt. Es bilden sich neue Blutgefäße, das neuronale Netz wächst, die Hirnleistung verbessert sich, die Gedächtnisleistung und die Kreativität steigen durch die etwa doppelte Sauerstoffversorgung des Gehirns

Ausdauerlauf baut Stresshormone ab, Schäden am Gefäßsystem werden so verhindert.

4.3.2. LICHTTHERAPIE:

Licht beeinflusst die innere Uhr und damit das Leben von Mensch und Tier. Fortpflanzung, Winterschlaf, Appetit, Wohlbefinden, Schlaf, u.v.m. werden durch eine innere Uhr gesteuert. Diese wiederum wird u.a. durch die Tageslänge eingestellt. Wenn die Tage im Herbst kürzer werden, bewirkt der Lichtmangel eine höhere Melatoninproduktion im Körper. Melatonin ist ein Hormon, das für den Schlafbedarf zuständig ist. Dieser sinnvolle Mechanismus bewirkt, dasaß wir im Allgemeinen müde werden, wenn es dunkel wird. Ein erhöhter Melatoninspiegel kann jedoch zur Depression (Winterdepression oder SAD Seasonal Affective Disorder) führen. Das helle Licht bringt bei richtiger Anwendung die innere Uhr wieder in ihren Takt und sorgt gleichzeitig dafür, dass der Neurotransmitter Serotonin wieder in höherer Konzentration vorliegt. Denkhemmung, Gefühlhemmung, Konzentrations- Schlaf- und auch Verhaltenstörungen wie z.B. Angstzustände lassen nach einer Lichttherapie deutlich nach oder verschwinden ganz. Lichttherapie findet inzwischen ebenso sehr erfolgreich Anwendung bei Schlafstörungen, Jetlag (Zeitzonenwechsel), Altersdepression und Störungen der inneren Uhr durch Schichtarbeit. Auch Gesunde können ihr gesamtes Wohlbefinden, ihre Leistungsfähigkeit durch Lichttherapie nachweislich erhöhen.

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Bei der Lichttherapie wird das Licht heller Therapielampen über das Auge des Patienten aufgenommen und über den Sehnerv zur innern Uhr im Gehirn, dem SCN (nucleus suprachiasmaticus), geleitet, wo dann verschiedene Gehirnbotenstoffe ausgeschüttet werden. Nach etwa 4 Tagen, geht es dem Patienten deutlich besser. Schlaf, Stimmung und Antrieb werden normalisiert, die depressiven Symptome nehmen deutlich ab oder verschwinden. Für die Lichttherapie ist das natürliche Sonnenlicht oder das dem Sonnenlicht nachempfundene helle Licht einer Lampe am besten geeignet. Mindestens 2.000 Lux sind vonnöten, damit das Licht seine physiologische Wirkung erzielen kann. So viel nimmt man auf, wenn man an einem Frühlingstag aus dem Fenster sieht. Ein Sommertag bei uns bietet 10.000 Lux, am Äquator sind es rund 80.000 Lux. Die Innenbeleuchtung bietet dagegen nur etwa 300 bis 800 Lux.

4.3.3. TRANSCRANIELLE MAGNETSTIMULATION (TMS):

Transcranielle Magnetstimulation ist eine völlig neue, nebenwirkungsfreie Therapie bei der Behandlung von schweren Depressionen. Bei depressiven Patienten kommt es zu einer Unterfunktion des linken frontalen Hirnlappens. Schwere Stoffwechselstörungen können unbehandelt schwere Depressionen auslösen. Genau hier setzt diese neue, medikamentenfreie Behandlungsmethode ein. Elektrisch erzeugte Magnetfelder dringen durch die Schädeldecke zum betroffenen Hirnareal vor. Dadurch werden die Nervenzellen im Stirnlappen zur vermehrten Aktivität angeregt. Nach der Stimulation verspürt der Patient etwa eineinhalb Stunden einen leichten Kopfschmerz. Mit einer Sitzung – das sind etwa 2.000 Reizimpulse auf die Gehirnzellen – ist es nicht getan. Mindestens zehn hintereinander folgende Behandlungen sind notwendig, um den gewünschten Erfolg mit Hilfe der Magnetstimulation zu erzielen. Ob die Magnetstimulationstherapie der Schlüssel zur endgültigen Heilung von schweren Depressionen ist, darüber fehlen noch exakte Forschungsergebnisse. Die Mediziner allerdings sind optimistisch, die bislang sehr erfolgreichen Anwendungen machen Hoffnung, dass sich die TMS bald zu einem etablierten Verfahren entwickeln wird.

4.3.4. ELEKTRISCHE DURCHFLUTUNGSTHERAPIE:

Ein wirksames Verfahren ist die elektrische Durchflutungstherapie oder Elektrokrampftherapie. Sie wird dann eingesetzt, wenn keine der anderen Behandlungsformen die Depression zum Abklingen bringen konnte.

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Hierbei wird ein künstlicher Krampfanfall durch einen kurzen Stromstoß ausgelöst. Im Gegensatz zu früher ist dieses Verfahren für den Patienten heute relativ wenig belastend. Am Kopf des Patienten werden Elektroden befestigt, durch die ein minimaler elektrischer Strom in das Gehirn geschickt wird. Dadurch wird ein epileptischer Krampf ausgelöst. Diese Behandlung wird unter einer Kurznarkose durchgeführt, so dass sie den Patienten in der Regel nicht belastet. Zudem bekommt der Patient ein muskelentspannendes Medikament gespritzt, um Knochenbrüche aufgrund von Muskelverkrampfungen zu vermeiden. Den eigentlichen elektrischen Stimulationsvorgang und den Krampfanfall, der 20 bis 30 Sekunden dauert, bemerkt der Patient nicht. Der Patient erhält, verteilt über etwa drei Wochen, neun bis zwölf Anwendungen. Es handelt sich bei der elektrischen Durchflutungstherapie um keine gefährliche, schädigende oder gar inhumane Therapie. Durch neue Techniken konnten die Nebenwirkungen und Risiken deutlich gesenkt werden. Viele Patienten erleben das Abklingen einer schweren Depression unter Durchflutungstherapie wie das Erwachen aus einem langen Alptraum und drängen bei erneutem Auftreten einer depressiven Episode auf den Einsatz dieses Verfahrens. Bei der Mehrzahl der Patienten konnte hierdurch die seit Monaten oder Jahren andauernde depressive Phase durchbrochen werden.

4.3.5. SCHLAFENTZUGSTHERAPIE:

Es klingt zuerst etwas verwunderlich, doch Schlafentzug kann ein Weg sein, dass der Depressionsbetroffene kurzzeitig wieder zu Energie, Antrieb und besserer Stimmung gelangt. So paradox es für den Patienten, der sich nach Schlaf sehnt, klingen mag: Nach einer durchwachten Nacht klingt die Depression häufig ab. Bei der Depression ist die innere Uhr durcheinander: morgens kommt man nicht aus dem Bett, der Schlaf war nicht erholsam, man steht wie gerädert und „benebelt“ auf. Zum Abend wird es meist etwas besser und viele Betroffene kommen deshalb erst sehr spät zur Ruhe. 90% aller depressiven Patienten leiden unter Schlafstörungen. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist durcheinander. Vor allem in der zweiten Nachthälfte und in den frühen Morgenstunden werden im Schlaf manche Botenstoffe im Gehirn vermehrt, andere vermindert ausgeschüttet, die das Gleichgewicht im Hirnstoffwechsel durcheinander bringen und dadurch depressiv machen. Deswegen verordnen Ärzte häufig den Schlafentzug als Therapie. Hier bringt der Schlafentzug einen wissenschaftlich belegten antidepressiven Effekt. Doch leider hält die Wirkung nur 1 bis 2 Tage an. Trotzdem schöpfen viele Patienten aus der Tatsache Hoffnung, dass die Depression offensichtlich durchbrochen werden kann, und führen, vor allem bei stationärer Behandlung, den Schlafentzug regelmäßig zwei- bis dreimal pro Woche durch. Durch sukzessive Verlagerung der Einschlafzeiten gelingt es bei einigen Patienten, den positiven Effekt des Schlafentzugs zu stabilisieren. Meist stellen der Schlafentzug und die Schlafphasenvorverlagerung ergänzende Behandlungsmaßnahmen zur Pharmako- und Psychotherapie dar.

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So wird es gemacht: Der Patient geht zur normalen Zeit zu Bett, wird jedoch um etwa 1Uhr geweckt und durch Beschäftigung am Einschlafen gehindert. Spielen oder Spazierengehen erleichtern das Wachbleiben. Tagsüber muss der Patient bis zur normalen Schlafenszeit wach bleiben. Mit drei Schlafentzügen in der Woche, abwechselnd je eine normale Nacht und eine Nacht mit Schlafentzug, lassen sich gute Erfolge erzielen. Bei körperlich kranken und bei sehr alten Menschen sollte der Schlafentzug nicht angewandt werden. (vergleiche: www.kompetenznetz-depression.de und www.depression-therapie-forschung.de) Ergänzend und zusätzlich zu den fundamentalen Therapien können auch alternative Therapiemöglichkeiten eingesetzt werden. Ich möchte im Rahmen meiner Arbeit einige davon vorstellen: Zuerst aber noch einige grundsätzliche Überlegungen:

4.4. KOLMPLEMENTÄRMEDIZIN - Was ist das eigentlich?

In der Diskussion um die Alternativmedizin werden die verschiedensten Begriffe verwendet und sehr oft undifferenziert in einen Topf geworfen – was die Diskussion nicht unbedingt erleichtert.

4.4.1. SCHULMEDIZIN: Mit Schulmedizin ist die an den Universitäten gelehrte, naturwissenschaftliche Medizin gemeint. Naturwissenschaft beschäftigt sich mit Materie in Raum und Zeit, ihre Methode ist die der Analyse und des Experiments. Natürlich hat die

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Naturwissenschaft auf ihrem speziellen Gebiet ungeheure Erfolge erzielt, die deshalb auch andere Forschungsbereiche dazu bewogen haben, diese Methode zu übernehmen. Auch die moderne Medizin hat mit dieser Methode hervorragendes geleistet. Heute können viele Krankheiten geheilt oder gebessert werden, an denen die Patienten früher noch gestorben sind. Die Beschränkung auf Symptome und naturwissenschaftlich messbare Daten bringt aber mit sich, dass das subjektive Befinden hier nicht einfließen kann und der seelisch-geistige „Teil“ des Menschen ausgeschlossen bleibt. Die Beschränkung auf eine lineare Ursache-Wirkungs-Beziehung hat auch dazu geführt, dass sich diese naturwissenschaftliche Medizin z.B. bei chronischen Erkrankungen – bei denen mehrere Ursachen in äußerst komplexer Weise über Jahre zusammenwirken – äußerst schwer tut, und die „Lösung“ dann oft in lebenslänglicher Medikamenteneinnahme besteht. Die heutige Medizin versucht daher, ihr wissenschaftliches Repertoire zu erweitern und z.B. die Zusammenhänge zwischen körperlichem und psychischem Bereich in der Psychosomatischen Medizin einzubeziehen, den komplexeren Zusammenhängen bei chronischen Erkrankungen gerecht zu werden und damit über die Monokausalität hinauszugehen.

4.4.2. KOMPLEMENTÄRMEDIZIN: Die Schulmedizin ergänzende (komplementäre) Methoden, die in der Praxis bewährt, aber (noch) nicht wissenschaftlich bewiesen sind. Andere Bezeichnungen dafür sind: Erfahrungsheilkunde, Naturheilkunde, Alternativmedizin oder Regulationsmedizin. Komplementäre Methoden haben meist dort ihre Stärken, wo die Schulmedizin ihre Schwächen hat, und umgekehrt. Mit komplementären Methoden können schon zu einem frühen Zeitpunkt Regulationsstörungen festgestellt werden, wenn alle mit naturwissenschaftlichen Methoden messbare Werte noch im Normbereich sind. Damit kann der Ausbruch schwerer Erkrankungen oft noch verhindert werden. Das wesentliche an der Komplementärmedizin sind aber nicht die (unterschiedlichen) Methoden, sondern ein völlig anderes Weltbild, das neben den körperlichen Symptomen auch energetische, psychische, seelische, oft auch geistige und spirituelle Aspekte mit einbezieht. Die „Grenze“ zwischen Schulmedizin und komplementären Methoden ist nicht feststehend, sondern fließend und wird auch zu verschiedenen Zeiten anders definiert. Was heute Komplementärmedizin ist, war früher Schulmedizin (z.B. Phytomedizin = Pflanzenheilkunde), was heute Schulmedizin und wissenschaftlich anerkannt ist, war früher Komplementärmedizin (z.B. Akupunktur).

Erfahrungsheilkunde: Damit ist gemeint, dass komplementärmedizinische Methoden auf (manchmal jahrhunderte- oder jahrtausendealten) Erfahrungen basieren und (noch) nicht naturwissenschaftlich bewiesen sind.

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Auf die längsten Erfahrungen in der Medizingeschichte können die traditionelle Chinesische, die Tibetische und die Ayurvedische Medizin zurückblicken, wogegen andere komplementärmedizinische Methoden – wie z.B. Bachblüten, Lasertherapie oder Biofeedback – sogar jünger sind als die Schulmedizin.

Regulationsmedizin: Die Intention der Komplementärmedizin ist es nicht, zu „reparieren“, sondern die körpereigenen Regulationsmechanismen anzuregen und wiederherzustellen. Komplementärmedizin wirkt daher dann, wenn der Körper noch regulationsfähig ist. Wenn es bereits zu Organschädigungen gekommen ist, ist die Schulmedizin am Zug.

Naturheilkunde: Der Begriff suggeriert, dass es sich bei komplementärmedizinischen Methoden um natürliche Heilverfahren handelt, was allerdings nicht auf alle zutrifft, denn die Technik hat auch in der Komplementärmedizin Einzug gehalten. Die Biofeedback-Therapie z.B. braucht die moderne Elektronik und Computer. Akupunktieren kann man heute auch mit Laserlicht. Es gibt auch eine ganze Reihe von komplementären Diagnosemöglichkeiten, die auf modernster Technik basieren. 4.4.3. GANZHEITSMEDIZIN:

Unter Ganzheitsmedizin versteht man die (Wieder-) Zusammenführung von Schulmedizin und Komplementärmedizin vor dem Hintergrund eines ganzheitlichen Menschenbildes (das den Mensch als Einheit von Körper, Seele und Geist betrachtet). Patienten mit schweren und schwersten akuten Erkrankungen sind mit schulmedizinischen Methoden am besten versorgt, und es gibt keine Alternative für die Schulmedizin. Patienten mit Befindlichkeitsstörungen und chronische Krankheiten kann wiederum mit komplementären Methoden besser geholfen werden. Viele Erkrankungen werden heute auch schon interdisziplinär, z.B. mit schulmedizinischer Therapie und adjuvanter (zusätzlicher) komplementärer Therapie behandelt. Da es bei der Ganzheitsmedizin weniger um die angewendeten Methoden als vielmehr auf ein ganzheitliches Menschenbild ankommt, gibt es durchaus „Schulmediziner“, die man mit Recht als Ganzheitsmediziner bezeichnen kann (weil sie fähig sind, den Menschen als Ganzes zu betrachten und ihn nicht unbedingt in Einzelorgane zerlegen). Eine ganzheitliche Medizin ist vor allem interdisziplinär, d.h. Ärzte verschiedener (schul- und komplementärmedizinischer) Fachrichtungen arbeiten zusammen, um der Komplexität vor allem chronischer Erkrankungen gerecht zu werden. Ganzheitliche Medizin basiert auf Methodenvielfalt.

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Die Schulmedizin hat ihre größten Erfolge bei akuten, schweren und schwersten Krankheiten, bei denen sie durch nichts zu ersetzen ist. Die verschiedenen komplementären Methoden sind wieder bei Befindlichkeitsstörungen und chronischen Erkrankungen erfolgreicher, und oft ist eine Kombination beider Richtungen das für den Patienten Sinnvollste. Eine ganzheitlich ausgerichtete Medizin braucht ein Welt- und Menschenbild, das alle Ebenen menschlichen Seins (körperliche, seelische, soziale, geistige) einbezieht, die ja jede für sich pathogen (krankmachend) oder salutogen (gesunderhaltend) wirken können. Jede Erkrankung sollte auch dort behandelt werden wo sie entsteht.

• Notwendig ist außerdem die Zusammenarbeit von Ärzten mit anderen Gesundheitsberufen

• Eine ganzheitliche Medizin muss auch Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation umfassen.

• Sie muss medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapien einsetzen

• Eine ganzheitliche Medizin bezieht alle am Gesundheitssystem beteiligten Berufe und Institutionen ein, von der Psychologie bis zur Pharmaindustrie.

• Sie muss in ein Gesundheitssystem eingebettet sein, das umfassende Rahmenbedingungen für Kooperation und Synergien bietet.

4.4.4. GRÜNDE FÜR KOMPLEMENTÄRMEDIZIN?

Noch behandelt die so genannte Schulmedizin in erster Linie den Körper. Selbst die WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert jedoch Gesundheit so:

„Gesundheit ist der Zustand vollkommenen körperlichen,

geistigen und seelischen Wohlbefindens“

Komplementäre Behandlungsmethoden erfordern eine aktive Beteiligung und Mitarbeit des Patienten. Keine Therapie kann wirksam werden, wenn nicht gleichzeitig eine entsprechende Lebensweise einhergeht (Ernährung, Bewegung und Bewusstsein).

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Komplementärmedizin ist deshalb auch Ganzheitsmedizin. Ganzheitliches Denken ist die Grundlage und sieht Menschen und alle Umweltfaktoren als einen ganzheitlichen Komplex.

Komplementärmedizin ist deshalb viel mehr als nur „Andere Medizin“. Komplementärmedizin heißt Aktivierung der Selbstheilungskräfte, heißt Eigeninitiative, heißt nicht Gesundheit/Heilung konsumieren, sondern Verantwortung für sich selbst übernehmen.

4.5. VERSCHIEDENE ALTERNATIVE THERAPIEANSÄTZE ZUR BEHANDLUNG VON

PATIENTEN MIT DEPRESSIONEN:

4.5.1. AKUPUNKTUR: Hier handelt es sich um die jahrtausende alte traditionelle chinesische Medizin. Sie bedient sich der 360 Haupt-Akupunkturpunkte und einer Unzahl von Zusatzpunkten am menschlichen Körper. Jeder Akupunkturpunkt wird einem Organsystem zugeordnet, stellt sozusagen den Eingang zu den tiefer liegenden Organen und Zonen des Körpers dar und hat eine bestimmte Indikation (Heilanzeige) Die Akupunkturpunkte liegen auf den so genannten Meridianbahnen – es gibt 12 Hauptmeridiane, die ähnlich wie unser Nerven- und Gefäßsystem über den ganzen Körper verlaufen und in denen unsere Lebensenergie fließt. Setzt man nun an den Akupunkturpunkten mit Nadeln an, kann man in das energetische

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Körpersystem regulierend eingreifen. Störungen im Meridianfluss des Körpers können so behoben werden.

4.5.2. AUTOGENES TRAINING: Autogenes Training ist eine Form der Versenkung in das eigene Ich mit dem Ziel der Selbstentspannung. Es basiert auf der Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Körper, Geist und Seele und ihrer gegenseitigen Wechselwirkung. Autogenes Training ist eine von dem Berliner Arzt Dr. J. H. Schulz entwickelte Form der Selbstprogrammierung und Autosuggestion und geht davon aus, das Entspannung angstlösend wirkt, innere Blockaden und Störungen löst, Ausgeglichenheit und Selbstbewusstsein fördert und sogar neue Fähigkeiten entdecken lässt. Es umfasst entspannen, atmen, bewusste Selbstbeeinflussung durch Vorsagen bestimmter Formeln und trainiert positives Denken. Die einzelnen Übungen können im Liegen, vorn übergebeugt oder zurückgelehnt gemacht werden. Diese Technik ist besonders geeignet bei innerer Unruhe, Schlaflosigkeit, Konzentrationsmängel, Kopfschmerzen, Migräne, Muskelverspannungen, Durchblutungsstörungen, Verdauungsbeschwerden, Suchtverhalten.

4.5.3. AROMATHERAPIE: Aromatherapie ist die therapeutische Verwendung von Duftstoffen zur Heilung, Linderung oder Verhinderung von Krankheiten, Infektionen, Beschwerden und Unwohlsein. Aromastoffe werden sowohl über Nase und Mund eingeatmet als auch dringen ihre Moleküle über Schleimhäute und Haut in den Körper und entfalten dort ihre Wirkung. Es handelt sich dabei nicht um psychisch-mentale, sondern um naturwissenschaftlich belegte Wirkungen: Die Moleküle der Duftstoffe konnten im Blut nachgewiesen werden. Lavendelöl zum Beispiel wirkt beruhigend, Thymian aktivierend, Jasminöl stark belebend. Pioniere des „Heilens mit Düften“ waren die Franzosen Marguerite Maury und der Chemiker Dr. Rene-Maurice Gattefosse, der die Chemie der Duftstoffe intensiv erforschte, sehr eng mit Medizinern zusammenarbeitete und diesem damals noch unbekannten Wissensgebiet den Namen „Aromatherapie“ gab. Aromastoffe, die in Pflanzen enthalten sind, werden aber nicht nur durch riechen oder Inhalation eingesetzt. Sie dienen auch als Badezusätze oder sind Inhaltsstoffe von Massageölen. Bleiben wir gleich beim Beispiel Öle: Bei den Düften handelt es sich um ätherische Öle, leicht flüchtige, aromatische, hochkonzentrierte Pflanzenwirkstoffe, während die fetten Öle als Trägerstoff dienen.

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Unterschiedliche Pflanzenteile können unterschiedlich wirkende ätherische Öle liefern. So wird aus den Früchten des Orangenbaumes das Orangenöl gewonnen. Die Blätter liefern das Petitgrainöl, Blüten das Neroliöl. Jedes davon duftet nicht nur anders, es wird auch für unterschiedliche Heilzwecke eingesetzt. Darüber hinaus werden die einzelnen Öle auch bei unterschiedlichen Wachstumszeiten der Pflanzen in ihrer optimalen Zusammensetzung gebildet und gewonnen. Beispielweise wird Korianderöl erst dann aus der Pflanze verwendet, wenn die Frucht reif ist, Jasminblüten werden nachts gepflückt und ehe die Blüte einen Tag alt ist. Sandelholz muss 30 Jahre alt sein, ehe es sich eignet, hochwertiges Sandelholzöl daraus zu gewinnen. Übrigens: Auch von der „strengen“ Wissenschaft wird die Aromatherapie nicht mehr ins Land der Märchen verwiesen. Es liegen zu viele Wirkungsnachweise auf dem Tisch, um noch nach der Devise vorgehen zu können, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

4.5.4. BACHBLÜTEN – THERAPIE:

Entwickelt hat diese nach ihm benannte Methode der Arbeit mit Blütenessenzen der Waliser Arzt Dr. Edward Bach. 1935 fand er die Wirkung von insgesamt 37 Pflanzen und des Quellwassers. Er stellte fest, dass er mit diesen Heilmitteln die gesamte Psyche des Menschen behandeln konnte. Die Herstellung der Blütenessenzen erfolgt bis heute nach seiner Methode: Die Blüten werden gepflückt, in eine Schüssel mit Quellwasser auf die Wasseroberfläche gelegt und so lange in die Sonne gestellt, bis die Blüte zu welken beginnt, dadurch geht die Essenz dieser Blüten in das Wasser über. Mit Alkohol haltbar gemacht, stellt diese Flüssigkeit die Basis für die Verabreichung dar. Bach war überzeugt, dass Krankheiten das Ergebnis eines Konfliktes zwischen Seele und Geist sind. Die Essenzen sollen das gestörte Energiesystem wieder ins Gleichgewicht bringen und somit heilen. Er untersuchte, wie jeder Mensch auf Leiden reagiert und erstellte ein System von zwölf Charaktertypen.

4.5.5. QI GONG:

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Bei Qi Gong handelt es sich um eine Meditations-, Bewegungs- und Atemübungstechnik, die in der jahrtausendealten traditionellen Chinesischen Medizin wurzelt. Diese Technik hat das Ziel, Qi, die Lebensenergie des Menschen auf den richtigen Weg (Gong) und in Fluss zu bringen und bedient sich sanfter Übungen, die im Sitzen oder Stehen ausgeübt werden: Bewusstes Atmen, Bewegen, Lenken der Vorstellungskraft. Qi Gong prägt heute in China den Alltag – viele Menschen trainieren auf öffentlichen Plätzen oder in den Höfen ihrer Betriebe. Dabei kommen auch Kugeln aus Stein, Holz oder Metall zum Einsatz, die durch Druck auf Akupunkturpunkte, anregend oder beruhigend sein sollen. Qi Gong wirkt regulierend auf das vegetative Nervensystem oder funktionelle Störungen und wird bei Schlafstörungen, Unruhe, Konzentrationsmangel, Depressionen, Kopfschmerzen und weiteren Beschwerden erfolgreich angewendet.

4.5.6. FELDENKRAIS - METHODE: Dr. Moshe Feldenkrais (1904-1984), Wissenschaftler und Begründer des Französischen Judoverbandes, hatte sich als junger Physiker eine schwer wiegende Verletzung des linken Kniegelenkes zugezogen. Intensive Beschäftigung mit der Anatomie und der Neurologie und seine Erfahrungen als Judokämpfer verband er mit der Bemühung, sich selbst beim Gehen umzuschulen, sein Gehen neu zu organisieren. Dieses subtile Erforschen, Spüren und Herausfinden einer neuen Art und Weise den Körper zu bewegen, verbunden mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, führte zur Entwicklung einer körperzentrierten Lernmethode. Die Feldenkraismethode nützt grundlegende Prozesse „organischen Lernens“: Babys lernen auf diese Weise sich zu drehen, sich aufzusetzen, zu krabbeln, aufzustehen, zu gehen, etc. Sie lernen mit Leichtigkeit und Freude, richten die Aufmerksamkeit auf den Weg anstatt auf das Ziel; sie erfahren die Bestandteile einer Bewegung sinnlich und im persönlichen Rhythmus. Das Kind versucht nicht etwas zu erreichen, es richtet seine Aufmerksamkeit auf die Entdeckung von Unterschieden. Mit dieser Form des Lernens aktiviert der Erwachsene neuronale Bewegungsmuster im Gehirn, die während der Kindheit gebildet wurden. Durch spielerisches Herausfinden und Herantasten an verschüttete oder neue Bewegungsformen verknüpfen und erweitern sich diese neuronalen

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Muster. Der Mensch weitet dadurch das Spektrum seiner Möglichkeiten aus, das in ihm angelegte Potential zu nutzen. Er entledigt sich chronischer überflüssiger Anstrengungen und Blockaden und bewegt sein Skelett im Hinblick auf die Schwerkraft so, dass er jede Bewegung mit Leichtigkeit und auch reversibel ausführen kann. Die größere Beweglichkeit und Gewandtheit beeinflusst wiederum positive Denken, Empfinden und Fühlen.

4.5.7. HOMÖOPATHIE: Die Homöopathie ist eine sanfte, schonende Therapie-Methode mit einem sehr breiten Wirkungsspektrum und einer sehr tiefen Heilkraft. Homöopathie ist eine ärztliche Heilkunde, sie wurde von dem Arzt Dr. Samuel Hahnemann (1755-1843) gegründet, der 1796 ihre Grundlagen definierte. Sie wird vorwiegend aus Arzneien aus dem Mineral-, Pflanzen und Tierreich ausgeübt, welche als potenzierte, verdünnte oder verschüttelte (dynamisierte, energetisch verstärkte) Arzneien angewandt werden. Dazu werden über 2.000 einzelne Wirkstoffe eingesetzt. Diese hohe Zahl ermöglicht eine wirklich individuelle Behandlung. Die Vorstellung Hahnemanns, dass das Arzneimittel Informationen überträgt ist gar nicht so absurd, wie es vielleicht den Anschein haben mag. Physiker haben neuerdings aufgrund von Erkenntnissen der Quantenphysik und der physikalischen Chemie die so genannte Imprint-Theorie aufgestellt, die die Behauptung Hahnemanns bestätigt.

4.5.8. KNEIPP – THERAPIE: Wie viele andere Entdecker von Alternativ-Methoden ist auch Pfarrer Kneipp durch seine eigene Krankheit auf die Spur der Wasserheilung gestoßen, hat sie An sich selbst erfolgreich angewendet und daraus die nach ihm benannte und weltweit anerkannte Methode entwickelt. Was den Pfarrer von Wörishofen weltberühmt machte und ihm den Spitznamen „Wasserpfarrer“ einbrachte, sind seine Wasseranwendungen. Das Wasser weckt, wenn es im Frühling und Sommer zur Erde niederfällt, überall Leben und Gedeihen, regt in der Pflanzenwelt alle Organe zu neuem Leben, zu erhöhter Tätigkeit an. Es erfrischt und belebt auch die Körperteile, welche alle zivilisierten Menschen täglich zu reinigen gewohnt sind. Freilich ist dem exzellenten und gewissenhaften Beobachter menschlicher Leiden und psychischer Äußerungen nicht entgangen, dass die Verwendung von Wasser auch die Seele anregen kann. „Viele hundert und tausend Gemütsleiden, Niedergeschlagenheit, Gedrücktheit, Verzweiflung, Mutlosigkeit und Verstimmung würden nicht stattfinden, wenn man durch das frische Wasser die Hütte des Geistes fleißig säubern würde. Scheue und fürchte niemand die Waschungen mit kalten Wasser, suche im Gegenteil Jeder bei diesem einfachen Mittel seine Hilfe“. Die „Gesundheitslehre von Pfarrer Kneipp beschränkt sich jedoch nicht allein auf die Behandlung Kranker mit Heilpflanzen oder Wasseranwendungen. Sie

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ruht auf fünf Säulen: Hydro- (Wasser)therapie, Bewegungstherapie, Diätetik, Pflanzenheilkunde und der so genannten Ordnungstherapie. Für seine berühmt gewordenen Güsse verwendete Pfarrer Kneipp ursprünglich eine Gieskanne. Heute wird dazu ein Schlauch verwendet, bei dem das Wasser ohne Druck entweichen kann. Von den Kneipp-Güssen gibt es eine Anzahl von Varianten. Beispielweise:; Knieguss, Schenkelguss, Armguss, Brustguss, Rückenguss, Vollguss, Blitzguss. (vergleiche: www.alternativmed.at)

LITERATURVERZEICHNIS

Einführung http://www.kompetenznetz.depression.de/depression/depression_ratgeber.htm Die behandelbare Krankheit Depression http://www.kompetenznetz.depression.de/depression/depression_ratgeber.htm Depression im medizinischen Sinn http://www.depression-therapie-forschung.de/depression.htm Symptome einer Depression http://www.kompetenznetz.depression.de/depression/depression_ratgeber.htm Was bedeutet Suizidgefahr http://www.kompetenznetz.depression.de/depression/depression_ratgeber.htm Verlauf einer Depression

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http://www.kompetenznetz.depression.de/depression/depression_ratgeber.htm Ursachen einer Depression http://www.kompetenznetz.depression.de/depression/depression_ratgeber.htm Ratschläge für Angehörige http://www.kompetenznetz.depression.de/depression/depression_ratgeber.htm http://www.depression-therapie-forschung.de/depression.htm Behandlungsmöglichkeiten der Depression http://www.kompetenznetz.depression.de/depression/depression_ratgeber.htm http://www.depression-therapie-forschung.de/depression.htm Antidepressiva http://www.depression-therapie-forschung.de/antidepressiva.htm Psychotherapeutische Maßnahmen http://www.depression-therapie-forschung.de/psychotherapie.htm Weitere Therapiemöglichkeiten Ausdauertraining http://www.depression-therapie-forschung.de/ausdauertraining.htm Lichttherapie http://www.depression-therapie-forschung.de/lichttherapie.htm Transcranielle Magnetstimulation http://www.kompetenznetz.depression.de/depression/therapie_elektrokrampf.htm Elektrische Durchflutungstherapie http://www.depression-therapie-forschung.de/depression.htm Schlafentzugstherapie http://www.depression-therapie-forschung.de/schlafentzugstherapie.htm Komplementärmedizin http://www.alternativmed.at/komplementaer/main.html Schulmedizin http://www.alternativmed.at/komplementaer/main.html Komplementärmedizin http://www.alternativmed.at/komplementaer/main.html Ganzheitsmedizin http://www.alternativmed.at/komplementaer/main.html Gründe für Komplementärmedizin http://www.alternativmed.at/komplementaer/main.html Verschiedene alternative Therapieansätze Akupunktur http://www.alternativmed.at/suche/themen/akupunktur.html Autogenes Training http://www.alternativmed.at/suche/themen/autogenes.html Aromatherapie http://www.alternativmed.at/suche/themen/aromatherapie.html Bachblüten-Therapie http://www.alternativmed.at/suche/themen/bachblueten.html Qi Gong

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http://www.alternativmed.at/suche/themen/qigong.html Feldenkrais-Methode http://www.alternativmed.at/suche/themen/feldenkrais.html Homöopathie http://www.alternativmed.at/suche/themen/homoeopathie.html Kneipp-Therapie http://www.alternativmed.at/suche/themen/kneipptherapie.html

6. ERKLÄRUNG: Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Semesterarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die benutzten Quellen als solche kenntlich gemacht habe.

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Söding, am 05-01-2003 Seidler Gerfried