Schweizerische Gwerbezeitung SGZ Nr. 10 128. Jahrgang 11 ... · 2 diese woche Schweizerische...

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Redaktion: Telefon 031 380 14 14 – Fax 031 380 14 44 Internet: www.sgv-usam.ch – E-Mail: [email protected] Inserate: Telefon 031 387 22 11 AZA 3001 Bern Sündenfall Buchpreisbindung N ach siebenjährigem Hin und Her hat der Ständerat am 2. März in Sachen Buchpreise die Differenzen mit dem Nationalrat bereinigt und der Wiedereinfüh- rung der Buchpreisbindung zugestimmt – gegen den Willen des Bundesrats, des Bundesgerichts und der Wettbewerbskom- mission. Dabei soll dank dem Stichentscheid des Präsidenten des Ständerates, Hansheiri Inderkulm, auch der Internethandel einge- schlossen werden. Zum Glück ist dieser Fehlentscheid noch nicht definitiv: Am 18. März findet die Schlussabstimmung in beiden Räten statt. Und da ist zu hoffen, dass die ordnungspoli- tische Vernunft zurückkehrt und dieses unnötige neue Gesetz abgelehnt wird. Bei aller Sympathie für das «Kulturgut Buch»: Es gibt keine stichhaltigen Argumente, das Rad der Geschichte zurückzudrehen und wieder fixe Buchpreise einzuführen. Die befürchtete Verarmung der Bücherwelt hat nicht stattgefunden, als vor vier Jahren in der Deutschschweiz die Buchpreisbindung aufgehoben worden ist. Ebenso wenig hat sich das Lädelisterben beschleunigt, und auch die Titelvielfalt ist nicht kleiner gewor- den. Zudem werden mit fixen Preisen nicht die Bücher, sondern vor allem ausländische Grossverlage in der Schweiz und Internet- händler gefördert. Und schliesslich ist es mehr als fraglich, ob der boomende Internet- handel überhaupt kontrollierbar und das Gesetz damit umsetzbar ist. Es kann und darf nicht sein, dass man mit fehlerhaften Regulierungen einzelnen Marktteilnehmern – etwa dem Riesen Amazon – enorme Vorteile verschafft und sie zu Gesetzesum- gehungen geradezu einlädt. Am Ende wären sowohl die kleinen Anbieter als auch das Buch an sich die Verlierer. E s kommt aber etwas Grundsätzlicheres dazu: Die Wiedereinführung der Buchpreisbindung ist ein ordnungs- politischer Sündenfall erster Güte, vergleich- bar mit der versuchten Wiederbelebung der Milchkontingentierung durch die Motion Aebi. Angebot und Nachfrage können sich nicht mehr frei entwickeln, die Bildung von Kartellrenten wird begünstigt, der Staat betreibt aktive Strukturpolitik. Wollen wir das? Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Falls das Parlament am 18. März nicht die Notbremse zieht, werden weitere Branchen – ebenfalls unter dem Vorwand kultureller oder anderer nichtökonomischer Interessen – eine Ausnahmeregelung à la Buchpreisbindung verlangen. Dies gilt es im Interesse einer möglichst freien Wirtschaft zu verhindern. DIE MEINUNG Hans-Ulrich Bigler, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv Gibt es für die «K» unter den KMU bald keine Billag-Rechnungen mehr? Nach seinem Amtsantritt als Verwal- tungspräsident versprach Ex-Preis- überwacher Werner Marti letztes Jahr, dass die Billag kundenfreund- licher werde. Von einer Überwindung der sprichwörtlichen Bürokraten- arroganz ist allerdings nichts zu spüren. 40 «Inspektoren» fahnden weiterhin unerbittlich nach Gebüh- renverweigerern. Rund 200000 Kon- trollen – in Billag-Sprache «Infor- mation und Beratung» – haben sie laut «Sonntags-Blick» 2010 durch- geführt. Doch es trifft nicht nur die klassi- schen Schwarzseher und -hörer. Im- mer mehr Gewerbebetriebe bleiben im engmaschigen Netz hängen – oft zu Unrecht. «Wenn die Billag-Ma- schinerie einmal angelaufen ist, lässt sie sich nicht mehr aufhalten», muss sgv-Jurist Patrik Kneubühl feststel- len. Ein Beispiel von vielen: Die Bil- lag betreibt gegenwärtig eine Bäcke- rei im Kanton Thurgau, welche die gewerbliche Radiogebühr verweiger- te. Die Betreibung wurde eingeleitet, ohne den Betroffenen rechtliches Gehör zu gewähren. «Das kann und darf sich in einem Rechtsstaat nie- mand gefallen lassen», betont Kneu- bühl. Damit das Schikanieren der KMU endlich ein Ende hat, unterstützt der sgv die parlamentarische Vorlage zur geräteunabhängigen Abgabe, bei der kleine Gewerbe-, Fabrikations-, Dienstleistungs- und Landwirt- schaftsbetriebe von der Gebühren- pflicht befreit werden. Die Neurege- lung, die nächste Woche vor den Ständerat kommt, beinhaltet zudem wichtige Auflagen für die Billag: Das Inkassounternehmen soll zur Trans- parenz und zur Offenlegung der Jah- resrechnung verpflichtet werden. Lu BERICHTE SEITE 2 RADIO- UND TV-GEBüHREN – Seit Ende 2008 hat der Monopolkassierer nichts unversucht gelassen, um die KMU zu melken. Jetzt kann das Parlament für Erleichterungen sorgen. Baldiges Ende der Billag-Arroganz? Die KMU-Wirtschaft ist auf bildungswillige Mitarbeitende angewiesen. Darum müssen die Kosten für die Weiterbildung (hier ein Lehrgang an der «Baumeister-Akademie» in Sursee) möglichst voll abzugsfähig sein. Ein wirkliches Umdenken ist das nicht: Der Bundesrat will, dass die Kosten für die berufsorientierte Aus- und Weiterbildung künftig bei der direkten Bundessteuer bis zu einem Maximalbetrag von 6000 Franken ab- gezogen werden können. Im Ver- gleich zum Vernehmlassungsentwurf hat die Regierung diesen Betrag um gerade einmal 2000 Franken angeho- ben. Damit könnten, so der Bundes- rat, «rund 85 Prozent der steuer- pflichtigen Personen ihre selbst ge- tragenen berufsorientierten Aus- und Weiterbildungskosten vollumfänglich abziehen». Die Kantone können die Obergrenze des Abzugs frei festlegen. Was ist abziehbar? Heute können Bildungskosten nur abgezogen werden, wenn sie mit dem aktuellen Beruf zusammenhängen oder für die zwingende berufliche Umschulung und den Wiedereinstieg notwendig sind. Berufsorientierte Aus- und Weiterbildungskosten gel- ten bis zum ersten Abschluss der Sekundarstufe II als Erstausbildung und sind damit nicht abziehbar. Kos- ten für berufsorientierte Aus- und Weiterbildungen, die nach dem ers- ten Abschluss der Sekundarstufe II absolviert werden, sind dahingegen neu steuerlich abziehbar. Spitzfindige Differenzen In einem Positionspapier zur steuer- lichen Behandlung der Aus- und Wei- terbildungskosten hatte der Schwei- zerische Gewerbeverband sgv fest- gehalten, das heutige Steuerrecht bestrafe einen Teil der sich weiter- bildenden Steuerpflichtigen, indem es «spitzfindige Differenzen macht zwischen Kosten für eine Weiterbil- dung, die als Gewinnungskosten von den Einkünften abgezogen werden können, und Kosten für eine Ausbil- dung, die als Lebenshaltungskosten gelten und nicht abzugsberechtigt sind». Und der sgv machte auf Ab- grenzungsprobleme aufmerksam: «In der Praxis erweist sich die Unter- scheidung als äusserst schwierig, was der beruflichen Weiterbildung und was der beruflichen Ausbildung zuzuordnen ist.» Es sei also «nicht weiter verwunderlich, dass in den einzelnen Kantonen extrem unter- schiedliche Praktiken vorherrschen. Bedauerliche Konsequenz: In vielen Fällen werden berufliche Weiterbil- dungskosten (grundsätzlich abzieh- bar) mit beruflichen Ausbildungs- kosten (nicht abziehbar) gleichge- setzt und deshalb nicht zum Abzug zugelassen.» sgv will 12000 Franken Der sgv und mit ihm viele andere an der Vernehmlassung teilnehmende Interessierte hatten sich zudem expli- zit gegen eine Begrenzung für steuer- liche Abzüge bei der Aus- und Wei- terbildung ausgesprochen. «12 000 Franken halten wir für eine vertret- bare Grösse», sagt sgv-Vizedirektor Marco Taddei. Doppelt so viel also, als der Bundesrat in seiner Botschaft nun festhält. Entsprechend ent- täuscht ist Taddei von der «kleinli- chen, bloss scheinbaren Verbesse- rung», die der Bundesrat zuzugeste- hen bereit ist. Obwohl also unzufrieden, verurteilt SteuerexperteTaddei die Haltung des Bundesrats dennoch nicht in Bausch und Bogen: «Die vorgeschlagenen Massnahmen vereinfachen das Steuer- recht, und sie schaffen fiskalische Anreize, welche die Wettbewerbs- fähigkeit der KMU verstärken.» In Zeiten lebenslangen Lernens müsse die öffentliche Hand die Bildung – eine der wichtigsten Grundlagen für den Wohlstand in unserem Land – nachhaltig und umfassend fördern. Die vorgeschlagenen Massnahmen seien daher zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Die Botschaft des Bundesrats wird am 4. und 5. April in der Kommis- sion für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Ständerats beraten. Im Vorfeld wird der sgv weiter Druck machen: «Die Festsetzung einer Ober- grenze – und notabene in der Höhe von bloss gerade 6000 Franken – ak- zeptieren wir nicht; wir werden für höhere Abzüge kämpfen», verspricht Taddei. Eine weitere Bewährungsprobe in Sachen Berufsbildung hat der Stän- derat nächste Woche zu bestehen: Er wird die Finanzierung der höhe- ren Berufsbildung zu regeln haben. En BERICHT SEITE 5 WEITERBILDUNGSKOSTEN – Der Bundesrat will den steuerlichen Abzug von 4000 auf bloss 6000 Franken erhöhen – viel zu wenig, findet der sgv. Besser – aber kleinlich! 11. MäRZ 2011 Nr. 10 – 128. Jahrgang 115000 KMU-Chefs als sgz-Zielpublikum SCHWERPUNKT – Moderne Logistik ist die Grundvoraussetzung für den Geschäftserfolg. 6/7 GEWERBE AKTUELL – Hoffen und Bangen: Die Schweizer Hotellerie leidet unter dem starken Franken. 4 INTERVIEW – Chef-Statistiker Jürg Marti über die Vor- und Nachteile der neuen Unternehmensnummer. 3

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Redaktion: Telefon 031 380 14 14 – Fax 031 380 14 44 Internet: www.sgv-usam.ch – E-Mail: [email protected] Inserate: Telefon 031 387 22 11

AZA 3001 Bern

SündenfallBuchpreisbindung

Nach siebenjährigem Hin und Her hatder Ständerat am 2. März in SachenBuchpreise die Differenzen mit dem

Nationalrat bereinigt und der Wiedereinfüh­rung der Buchpreisbindung zugestimmt– gegen den Willen des Bundesrats, desBundesgerichts und der Wettbewerbskom­mission. Dabei soll dank dem Stichentscheiddes Präsidenten des Ständerates, HansheiriInderkulm, auch der Internethandel einge­schlossen werden.Zum Glück ist dieser Fehlentscheid nochnicht definitiv: Am 18. März findet dieSchlussabstimmung in beiden Räten statt.Und da ist zu hoffen, dass die ordnungspoli­tische Vernunft zurückkehrt und diesesunnötige neue Gesetz abgelehnt wird. Beialler Sympathie für das «Kulturgut Buch»:Es gibt keine stichhaltigen Argumente, dasRad der Geschichte zurückzudrehen undwieder fixe Buchpreise einzuführen. Diebefürchtete Verarmung der Bücherwelt hatnicht stattgefunden, als vor vier Jahren inder Deutschschweiz die Buchpreisbindungaufgehoben worden ist. Ebenso wenig hatsich das Lädelisterben beschleunigt, undauch die Titelvielfalt ist nicht kleiner gewor­den. Zudem werden mit fixen Preisen nichtdie Bücher, sondern vor allem ausländischeGrossverlage in der Schweiz und Internet­händler gefördert. Und schliesslich ist esmehr als fraglich, ob der boomende Internet­handel überhaupt kontrollierbar und dasGesetz damit umsetzbar ist. Es kann unddarf nicht sein, dass man mit fehlerhaftenRegulierungen einzelnen Marktteilnehmern– etwa dem Riesen Amazon – enormeVorteile verschafft und sie zu Gesetzesum­gehungen geradezu einlädt. Am Ende wärensowohl die kleinen Anbieter als auch dasBuch an sich die Verlierer.

Es kommt aber etwas Grundsätzlicheresdazu: Die Wiedereinführung derBuchpreisbindung ist ein ordnungs­

politischer Sündenfall erster Güte, vergleich­bar mit der versuchten Wiederbelebung derMilchkontingentierung durch die MotionAebi. Angebot und Nachfrage können sichnicht mehr frei entwickeln, die Bildung vonKartellrenten wird begünstigt, der Staatbetreibt aktive Strukturpolitik. Wollen wirdas? Es ist so sicher wie das Amen in derKirche: Falls das Parlament am 18. Märznicht die Notbremse zieht, werden weitereBranchen – ebenfalls unter dem Vorwandkultureller oder anderer nichtökonomischerInteressen – eine Ausnahmeregelung à laBuchpreisbindung verlangen. Dies gilt es imInteresse einer möglichst freien Wirtschaftzu verhindern.

die meinung

Hans-Ulrich Bigler,Direktor SchweizerischerGewerbeverband sgv

Gibt es für die «K» unter den KMUbald keine Billag-Rechnungen mehr?

Nach seinem Amtsantritt als Verwal-tungspräsident versprach Ex-Preis-überwacher Werner Marti letztesJahr, dass die Billag kundenfreund-licher werde. Von einer Überwindungder sprichwörtlichen Bürokraten-arroganz ist allerdings nichts zuspüren. 40 «Inspektoren» fahndenweiterhin unerbittlich nach Gebüh-renverweigerern. Rund 200000 Kon-trollen – in Billag-Sprache «Infor-mation und Beratung» – haben sielaut «Sonntags-Blick» 2010 durch-geführt.Doch es trifft nicht nur die klassi-schen Schwarzseher und -hörer. Im-

mer mehr Gewerbebetriebe bleibenim engmaschigen Netz hängen – oftzu Unrecht. «Wenn die Billag-Ma-schinerie einmal angelaufen ist, lässtsie sich nicht mehr aufhalten», musssgv-Jurist Patrik Kneubühl feststel-len. Ein Beispiel von vielen: Die Bil-lag betreibt gegenwärtig eine Bäcke-rei im Kanton Thurgau, welche diegewerbliche Radiogebühr verweiger-te. Die Betreibung wurde eingeleitet,ohne den Betroffenen rechtlichesGehör zu gewähren. «Das kann unddarf sich in einem Rechtsstaat nie-mand gefallen lassen», betont Kneu-bühl.

Damit das Schikanieren der KMUendlich ein Ende hat, unterstützt dersgv die parlamentarische Vorlage zurgeräteunabhängigen Abgabe, bei derkleine Gewerbe-, Fabrikations-,Dienstleistungs- und Landwirt-schaftsbetriebe von der Gebühren-pflicht befreit werden. Die Neurege-lung, die nächste Woche vor denStänderat kommt, beinhaltet zudemwichtige Auflagen für die Billag: DasInkassounternehmen soll zur Trans-parenz und zur Offenlegung der Jah-resrechnung verpflichtet werden.

LuBERICHTE SEITE 2

Radio- und TV-gebühRen – Seit Ende 2008 hat der Monopolkassierer nichts unversuchtgelassen, um die KMU zu melken. Jetzt kann das Parlament für Erleichterungen sorgen.

Baldiges Ende der Billag-Arroganz?

Die KMU-Wirtschaft ist auf bildungswillige Mitarbeitende angewiesen. Darum müssen die Kosten für die Weiterbildung(hier ein Lehrgang an der «Baumeister-Akademie» in Sursee) möglichst voll abzugsfähig sein.

Ein wirkliches Umdenken ist dasnicht: Der Bundesrat will, dass dieKosten für die berufsorientierte Aus-und Weiterbildung künftig bei derdirekten Bundessteuer bis zu einemMaximalbetrag von 6000 Franken ab-gezogen werden können. Im Ver-gleich zum Vernehmlassungsentwurfhat die Regierung diesen Betrag umgerade einmal 2000 Franken angeho-ben. Damit könnten, so der Bundes-rat, «rund 85 Prozent der steuer-pflichtigen Personen ihre selbst ge-tragenen berufsorientierten Aus- undWeiterbildungskosten vollumfänglichabziehen». Die Kantone können dieObergrenze des Abzugs frei festlegen.

Was ist abziehbar?

Heute können Bildungskosten nurabgezogen werden, wenn sie mit dem

aktuellen Beruf zusammenhängenoder für die zwingende beruflicheUmschulung und den Wiedereinstiegnotwendig sind. BerufsorientierteAus- und Weiterbildungskosten gel-ten bis zum ersten Abschluss derSekundarstufe II als Erstausbildungund sind damit nicht abziehbar. Kos-ten für berufsorientierte Aus- undWeiterbildungen, die nach dem ers-ten Abschluss der Sekundarstufe IIabsolviert werden, sind dahingegenneu steuerlich abziehbar.

Spitzfindige differenzen

In einem Positionspapier zur steuer-lichen Behandlung der Aus- und Wei-terbildungskosten hatte der Schwei-zerische Gewerbeverband sgv fest-gehalten, das heutige Steuerrechtbestrafe einen Teil der sich weiter-

bildenden Steuerpflichtigen, indemes «spitzfindige Differenzen machtzwischen Kosten für eine Weiterbil-dung, die als Gewinnungskosten vonden Einkünften abgezogen werdenkönnen, und Kosten für eine Ausbil-dung, die als Lebenshaltungskostengelten und nicht abzugsberechtigtsind». Und der sgv machte auf Ab-grenzungsprobleme aufmerksam: «Inder Praxis erweist sich die Unter-scheidung als äusserst schwierig,was der beruflichen Weiterbildungund was der beruflichen Ausbildungzuzuordnen ist.» Es sei also «nichtweiter verwunderlich, dass in deneinzelnen Kantonen extrem unter-schiedliche Praktiken vorherrschen.Bedauerliche Konsequenz: In vielenFällen werden berufliche Weiterbil-dungskosten (grundsätzlich abzieh-

bar) mit beruflichen Ausbildungs-kosten (nicht abziehbar) gleichge-setzt und deshalb nicht zum Abzugzugelassen.»

sgv will 12 000 Franken

Der sgv und mit ihm viele andere ander Vernehmlassung teilnehmendeInteressierte hatten sich zudem expli-zit gegen eine Begrenzung für steuer-liche Abzüge bei der Aus- und Wei-terbildung ausgesprochen. «12000Franken halten wir für eine vertret-bare Grösse», sagt sgv-VizedirektorMarco Taddei. Doppelt so viel also,als der Bundesrat in seiner Botschaftnun festhält. Entsprechend ent-täuscht ist Taddei von der «kleinli-chen, bloss scheinbaren Verbesse-rung», die der Bundesrat zuzugeste-hen bereit ist.Obwohl also unzufrieden, verurteiltSteuerexperteTaddei die Haltung desBundesrats dennoch nicht in Bauschund Bogen: «Die vorgeschlagenenMassnahmen vereinfachen das Steuer-recht, und sie schaffen fiskalischeAnreize, welche die Wettbewerbs-fähigkeit der KMU verstärken.» InZeiten lebenslangen Lernens müssedie öffentliche Hand die Bildung –eine der wichtigsten Grundlagen fürden Wohlstand in unserem Land –nachhaltig und umfassend fördern.Die vorgeschlagenen Massnahmenseien daher zumindest ein Schritt indie richtige Richtung.Die Botschaft des Bundesrats wirdam 4. und 5. April in der Kommis-sion für Wirtschaft und Abgaben(WAK) des Ständerats beraten. ImVorfeld wird der sgv weiter Druckmachen: «Die Festsetzung einer Ober-grenze – und notabene in der Höhevon bloss gerade 6000 Franken – ak-zeptieren wir nicht; wir werden fürhöhere Abzüge kämpfen», versprichtTaddei.Eine weitere Bewährungsprobe inSachen Berufsbildung hat der Stän-derat nächste Woche zu bestehen:Er wird die Finanzierung der höhe-ren Berufsbildung zu regeln haben.

EnBERICHT SEITE 5

WeiTeRbiLdungSKoSTen – Der Bundesrat will den steuerlichen Abzugvon 4000 auf bloss 6000 Franken erhöhen – viel zu wenig, findet der sgv.

Besser–aberkleinlich!

11. mäRz 2011 Nr. 10 – 128. Jahrgang

115000 KMU-Chefs

als sgz-Zielpublikum

SChWeRPunKT – Moderne Logistikist die Grundvoraussetzung für denGeschäftserfolg. 6/7

geWeRbe aKTueLL – Hoffen und Bangen:Die Schweizer Hotellerie leidet unter demstarken Franken. 4

inTeRVieW – Chef-Statistiker Jürg Martiüber die Vor- und Nachteile der neuenUnternehmensnummer. 3

diese woche Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 20112

von der ständerätlichen Kommissionvorgeschlagene Lösung dürfte finan-ziell also kaum zu Buche schlagen.n Schliesslich begrüsst der sgv, dassdie Billag endlich gesetzlich zur Of-fenlegung der Bücher angehaltenwerden soll. Es geht nicht an, dasseine mit hoheitlichen Aufgaben be-traute Organisation nicht bereit ist,ihre Bücher offen zu legen.

Notfalls vors Volk

Vor diesem Hintergrund ist der sgvauch damit einverstanden, dass diehängigen Motionen von StänderatRolf Büttiker (Gebührenbefreiung derKMU) und Christoph Brändli (Billag-Effizienz) zurückgezogen werden.Hingegen wird sich der Ständeratnoch zu den Verwaltungskosten derBillag (Motion von Jean-Louis Four-nier) und der Verjährungsfrage (Vor-stoss von Werner Luginbühl) äussernmüssen. Eine Knacknuss für den sgvwird in naher Zukunft sicher die Be-griffsdefinition des Kleinbetriebessein.Der sgv hofft nun, dass der Ständeratam 16. März klare, KMU-freundlicheZeichen setzt. Und er steht nach wievor zu seiner Ankündigung, notfallsdie Frage der Radio- und TV-Gebüh-ren vom Volk entscheiden zu las-sen. Patrick Kneubühl

warum der sgv zustimmt

Der Ständerat wird nun am kommen-den Mittwoch über die Motion ab-stimmen. Der sgv plädiert aus folgen-den Gründen für ein Ja:n Grundsätzlich hat das Gewerbe kei-ne Ambitionen in der rein formellenFrage, ob das bisherige Gebührensys-tem beibehalten oder ein neues Sys-tem eingeführt wird.Die Frage der Geräteunabhängigkeitstellt sich angesichts der bundesrät-lichen Neu-Interpretation der aktuel-len gesetzlichen Regelung gar nicht(mehr). Denn heute wird derjenigeals gebührenpflichtig erachtet, derein zum Empfang geeignetes Gerätbereithält. Und das sind wegen destechnischen Fortschritts halt alledenkbaren Geräte, insbesondere aberHandys und Computer. Mit der Klau-sel «bereithalten» ist ausserdem ab-gedeckt, dass die Geräte sich nichtan einem Netzanschluss befindenmüssen. Es reicht, wenn man einenTV-Apparat originalverpackt im Kel-ler einlagert.n Die zu schaffenden Ausnahmenstellen hingegen eine Herausforde-rung dar. Die gewerbliche Wirtschaftkann die Ausgestaltung dieser Aus-nahmen nur dann billigen, wenn siesich im Rahmen der europäisch undschweizerisch geltenden Rechts-grundlagen und Richtlinien bewegen.Die neue Version der Motion sprichtklar von «Kleinbetrieben». Damit istdas «K» in KMU gemeint: die kleine-re Unternehmung. Laut geltendenbundesrechtlichen Definitionen sinddies Betriebe mit weniger als 50 An-gestellten. Das bedeutet, dass prak-tisch alle KMU von der Gebühren-pflicht befreit sein werden.n Der sgv begrüsst weiter, dass diefinanziellen Folgen dieser Ausnah-meregelungen dargestellt werden.Wenn man die Zahlen des bundes-rätlichen Berichts diesbezüglich zuRate zieht, sieht man, dass die Be-triebe im 2008 insgesamt fast 30 Mil-lionen Franken an Gebühren bezahlthaben. Gesamthaft wurden im Jahr2008 1,29 Milliarden Franken Gebüh-rengelder eingezogen. Die Betriebehaben also 2008 rund 2,3 Prozent anden Gebührentopf beigesteuert. Die

Es scheint eine banale aber unum-stössliche Tatsache zu sein: Der Staatbraucht Geld, viel Geld. Und diesesGeld fordert man bei denjenigen ein,die es haben. Das sind in aller Regeldie KMU, die als Milchkuh und alsGeldgeber für den Staat herhaltenmüssen. Bei den Radio- und TV-Ge-bühren aber hat sich der Staat füreinmal verrechnet: KMU könnennämlich weder fernsehen, noch Ra-dio hören. Trotzdem hat die Billagseit Ende 2008 nichts unversucht ge-lassen, um die gewerbliche Wirt-schaft (und die Freiberufler) kräftigzu melken.

Gewerbekammer macht druck

Das arrogante und im beträchtlichenMass rechtswidrige Vorgehen der Bil-lag ist bekannt. Sie unterhält nachwie vor ein Heer von sogenannten«Inspektoren», um Jagd nach Gebüh-renverweigerern zu machen. Die ser-vice-public-Firma scheute sich auchnicht, auf Kosten der Gebührenzahlerteure TV-Werbung für ihre sogenann-ten Dienstleistungen zu machen. Dasharte Vorgehen gegen Zehntausendevon KMU sowie die vielen Ungereimt-

heiten und Geheimnisse um die Billagselbst haben die Schweizerische Ge-werbekammer im Januar 2010 zumErlass einer Resolution bewogen.Gemäss der einstimmig gefassten Ent-schliessung des «Gewerbeparlamen-tes» ist dem «Gebührenwahnsinn»endlich Einhalt zu gebieten. Der sgvforderte u.a. den Verzicht auf die Ein-führung neuer Steuern und die Be-freiung der KMU davon; verlangtwurde aber auch die Offenlegung derGeschäftsbücher und eine Effizienz-überprüfung der Billag.Um den Druck zu erhöhen, hat dersgv im Frühjahr 2010 parallel ver-schiedene parlamentarische Vorstös-se lanciert. Insgesamt handelt es sichum acht Motionen, je vier im Natio-nal- und Ständerat. Ihre Inhalte ent-sprachen weit gehend den Forderun-gen der Kammerresolution.

Leuenbergers erbe

Aber auch die Bundesverwaltung istnicht untätig geblieben und hat –noch unter Federführung von Bun-desrat Moritz Leuenberger – überdie nationalrätliche Kommission fürVerkehr und Fernmeldewesen (KVF)

eine Motion eingereicht, welche dieEinführung einer geräteunabhängi-gen Abgabe für alle Haushalte undalle Betriebe verlangt. Der sgv erach-tete die Abgabe als eine neue Steuer– und lehnte sie deshalb ab. Dochder Nationalrat folgte dem SP-Medienminister und stimmte ihr inder letztjährigen Herbstsession mit96 zu 71 zu.

ständerat als «Retter»

Der sgv gab allerdings nicht auf undmobilisierte seine parlamentarischeGewerbegruppe. Und endlich konntedas Gewerbe erste Teilerfolge zu sei-nen Gunsten verbuchen. Die stände-rätliche KVF hat im Januar 2011 ein-stimmig die Vorlage des Nationalratesabgeändert und eine durchaus ge-werbefreundliche Variante geschaf-fen. Es bleibt zwar bei der geräteun-abhängigen Abgabe, doch kleine Ge-werbe-, Fabrikations-, Dienstleis-tungs- und Landwirtschaftsbetriebesollen von der Gebührenpflicht be-freit werden. Zudem soll das Inkas-sounternehmen zur Transparenz undzur Offenlegung der Jahresrechnungverpflichtet werden.

Der Zuger Ständerat Peter Bieri istein findiger Mann. Er hat gemerkt,dass Nationalrat Adrian Amstutz inenger Abstimmung mit dem sgv imJuni 2010 mit einer Motion 67 Billag-Millionen an die Gebührenzahler zu-rückgeben wollte. Das Geld häuftesich an, weil beim Gebührensplittingzwischen der SRG und den Privatennicht alle Beiträge ausgezahlt werdenkonnten. Der Bundesrat lehnte dieMotion ab, weil für die Rückzahlungkeine rechtliche Grundlage bestehe.Standesherr Bieri, ein profunder Ken-ner der Berufsbildung, will die schö-ne Summe nun zweckgebunden indiesem Bereich einsetzen. Mit einem

Vorstoss bat er den Bundesrat zu prü-fen, ob bei der nächsten Revision desBundesgesetzes über Radio und Fern-sehen eine gesetzliche Grundlagegeschaffen werden könnte, welchees erlaubt, dass die 67 herrenlosen

PeteR BieRi – Ein inakzeptabler Vorschlag des Zuger Ständerats.

Wohin mit den Billag-Millionen?

Radio- uNd tV-GeBühReN – Eine Bestandesaufnahme ein Jahr nach Beginnder sgv-Kampagne gegen die staatlich verordnete Abzockerei.

Billag oder derganznormaleWahnsinn

Wenn man den Eindruck erhaltenhat, um die Billag sei es still gewor-den, dann täuscht man sich. Demsgv liegen wieder Unterlagen vor,die das Verhalten der Billag mehrals fragwürdig erscheinen lassen.Betroffen ist eine Bäckerei im Thur-gau. Die Bäckersleute haben dieBillag mehr als einmal darauf auf-merksam gemacht, dass sie zwarbereit seien, Gebühren zu bezahlen,aber sowohl mit dem Inhalt wieauch dem Umfang der Gebühren-

forderung nicht zufrieden seien.Die Billag hat nie Stellung bezo-gen. Sie hat einfach ein Betrei-bungsverfahren eingeleitet. Denfundamentalen verfassungsmässi-gen Grundsatz, wonach vor dem Er-lass einer Verfügung die Betroffe-nen anzuhören sind (sogenanntesrechtliches Gehör). scheint die Bil-lag entweder nicht zu kennen oderer interessiert sie nicht. Das kannund darf sich in einem Rechtsstaatniemand gefallen lassen. Kbh

Rechtsstaat eiN fRemdwoRt?

Der Kampf um die Billag geht weiter: Nächste Woche ist im Ständerat«Highnoon» angesagt.

Der Autor dieses Beitrags, PatrickKneubühler, hat als sgv-Jurist vieleKMU-Reklamationen gegen die Bil-lag bearbeitet.

StänderatPeter Bierimöchte«überflüssi-ge» Billag-Millionenumverteilen.

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Billag-Millionen in eine Stiftung (odereine andere Rechtsform) überführtwerden könnten. Der Zweck der Stif-tung läge primär in der finanziellenUnterstützung anerkannter schwei-zerischer Ausbildungsinstitutionenfür Journalismus und Medienmanage-ment.Das von Ständerat Bieri eingereichtePostulat will also Umverteilung stattRückverteilung. Er widerspricht damitdiametral den Forderungen des Gewer-bes. Ausserdem birgt sein Vorschlagviel Zündstoff. Der Staat würde näm-lich die Journalistenausbildung (mit-)finanzieren und so Einfluss nehmenkönnen auf die Pressefreiheit. KbH

Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 2011 Diese Woche 3

ter. Um eine möglichst breite Anwen-dung der UID zu ermöglichen und dadie öffentliche Verfügbarkeit der UIDfür viele Nutzungsmöglichkeiten einewichtige Voraussetzung darstellt, istdas UID-Register teilweise öffentlichzugänglich. Damit wird beispielswei-se die Nachführung sowie der Ab-gleich von unternehmenseigenen Ver-zeichnissen erleichtert, und Angabenzu Unternehmen können online ge-prüft werden. Wir haben dazu mitwww.uid.admin.ch eine spezielle In-ternet-Adresse geschaffen.Die im UID-Register enthaltenen Da-ten sind auf das für die Identifikationnotwendige Minimum, wie Nameoder Firma, die offizielle Sitzadresse,die UID sowie Hinweise auf bisheri-ge Handelsregister- oder MWST-Nummern beschränkt. Der Öffent-lichkeit zugänglich gemacht werdennur die Daten jener Unternehmen,die bereits in einem öffentlichen Re-gister, wie z.B. Handelsregister oderMWST-Register, eingetragen sindoder die der Publikation ihrer Datenexplizit zugestimmt haben.

Welche Datenschutzvorkehrungenwurden getroffen?n Bei der Einführung der UID unddes UID-Registers wurde dem Daten-schutz besondere Aufmerksamkeitgeschenkt. Dies zeigt sich beispiels-weise darin, dass das UID-Register

«Für Die WirtschaFtsinD Die einFührungs-kosten Der uiDgering»

keine schützenswerten Personenda-ten beinhaltet, nur teilweise öffent-lich zugänglich ist, die Verwendungder UID durch Dritte eingeschränktist und der Onlinezugriffe nur Einzel-und keine Massenabfragen zulassen.Beim Umgang mit Daten ist Zurück-haltung geboten. Das BFS trifft des-halb alle technischen und organisa-torischen Massnahmen, um den Da-tenschutz und die Sicherheit der Re-gisterführung zu gewährleisten.

Interview: Matthias Engel

ten Jahren ohnehin durch einen neu-en Identifikator hätte ablösen müs-sen, sind diese Aufwendungen nichtder Einführung der UID zuzuschrei-ben. Auch bei der öffentlichen Ver-waltung fallen gewisse Einführungs-kosten an. Ich denke dabei insbe-sondere an Anpassungen von IT-Ap-plikationen oder -Prozessen. Um die-se Kosten insgesamt möglichst tiefzu halten, sind Einführungsfristenvon drei bzw. fünf Jahren vorgese-hen. Diese Fristen ermöglichen esden betroffenen Stellen, die notwen-digen Anpassungen im Rahmen pe-riodischer Weiterentwicklungenoder anderer Informatikprojektedurchzuführen.

Die Umstellung ist also erst 2015abgeschlossen. Sind fünf Jahrenicht eine sehr lange Frist?n Innerhalb dieses Zeitrahmens istes den betroffenen Verwaltungsstel-len selbst überlassen, wann genausie die Umstellung vollziehen. DieÜbergangsfrist dient dazu, die durchdie Einführung der UID verursachtenAnpassungen mit regulären Erneue-rungsaktivitäten bzw. Weiterentwick-lungen zusammenzulegen. Damit je-doch rasch ein möglichst breiter Nut-zen aus der UID erzielt werden kann,wurde bei bedeutenden Registern(z.B. Handelsregister oder MWST)die Einführungsfrist auf drei Jahreverkürzt.

Werden wenigstens die verschiede-nen Gemeinden und Kantone zumselben Zeitpunkt die Verwendungder UID voraussetzen?n Wie gesagt: Es ist den betroffe-nen Behörden selbst überlassen,wann sie innerhalb der vorgegebe-nen Fristen die Umstellung vollzie-hen. Da jedoch die 6-stelligeMWST-Nummer auf den 1. Januar2014 vollends durch die UID abge-löst wird, muss ab diesem Zeit-punkt überall dort, wo bislang diealte, 6-stellige MWST-Nummerverwendet wurde, die UID alsMWST-Nummer verwendet werden.

Warum ist eigentlich das UID-Register öffentlich zugänglich?n Für die korrekte Zuteilung, Verwal-tung, Verwendung und Abfrage derUID führt das BFS ein zentrales Un-ternehmensregister – das UID-Regis-

mehrwertsteuerpflichtig ist. Ist einUnternehmen sowohl im Handelsre-gister als auch im Mehrwertsteuerre-gister eingetragen, so können der UIDdie Ergänzungen HR und MWSTnachgestellt werden. Ich gebe auchdazu ein Beispiel: CHE-123.456.789HR/MWST. Erfolgt eine Löschungdes Eintrags im Handelsregister undbleibt die Mehrwertsteuerpflicht be-stehen, wird die UID-Ergänzung ge-strichen.

Wie und ab wann wird die UIDals Mehrwertsteuernummer ver-wendet?n Die mehrwertsteuerpflichtigen Ein-heiten sind gemäss Mehrwertsteuer-gesetz verpflichtet, auf Rechnungenden Hinweis ihrer Mehrwertsteuer-pflicht darzulegen. Bislang genügtehierzu die Angabe der 6-stelligenMWST-Nummer. Mit der Ablösungderselben durch die UID wird dies

«Bis enDe 2013haBen unternehmenzWei mehrWert-steuer-nummern»

mit der UID-Ergänzung «MWST»bzw. «TVA» oder «IVA» ermöglicht.Das Format der neuen MWST-Num-mer sieht somit wie folgt aus: CHE-123.456.789 MWST. Die Verwendungder UID als MWST-Nummer ist be-reits jetzt möglich. Die 6-stelligeMWST-Nummer ist noch bis zum31.12.2013 gültig. Zwischen 2011 bisEnde 2013 haben Unternehmen somitzwei MWST-Nummern.

Mit welchen Kosten ist die Umstel-lung verbunden?n Für die Wirtschaft sind die Ein-führungskosten der UID gering, daden Unternehmen keine neuenPflichten auferlegt werden und dieerforderlichen Informationen für dieUnternehmensidentifikation im Rah-men der ordentlichen Verwaltungs-kontakte erfasst werden. Die gröss-te Auswirkung ist durch die Ablö-sung der MWST-Nummer zu erwar-ten. Dabei sind Anpassungen beiDokumenten und Formularen ge-mäss den Vorschriften der MWSTvorzunehmen. Da jedoch die MWSTihre heutige Nummer in den nächs-

einheitlichen Identifikator könnenDaten koordiniert verwendet undDoppelspurigkeiten abgebaut wer-den. Zahlreiche administrative Pro-zesse und die Zusammenarbeit zwi-schen den Unternehmen und der öf-fentlichen Verwaltung werden dankder UID effizienter, einfacher und si-cherer. Die UID trägt somit dazu bei,die Unternehmen – namentlich auchdie KMU – administrativ zu entlas-ten. Das ist ein zentrales Anliegendes BFS.

Wie kommt ein KMU zu seinerUID?n Ein Grossteil der in der Schweiztätigen Unternehmen wird bereitsmit einer UID identifiziert. Diesenwird das BFS im Verlauf des erstenHalbjahrs 2011 die UID schriftlichkommunizieren. Gleichzeitig erfolgteine Information über die damit ver-bundenen Konsequenzen. Die Zu-weisung einer UID an neu gegrün-dete oder noch nicht identifizierteUnternehmen erfolgt im Rahmen be-reits bestehender Verwaltungspro-zesse, beispielsweise bei den Steu-ern, beim Handelsregister oder beider Abrechnung von AHV-Beiträgen.Für die Unternehmen entstehen so-mit keine neuen Aufgaben als Folgeder UID.

Wie ist die UID aufgebaut?n Die UID besteht aus neun Ziffernund wird zufällig zugeteilt. Um dieschweizerische Herkunft der Num-mer sichtbar zu machen, wird ihr dieLandesidentifikation «CHE» voran-gestellt. Bei der letzten Ziffer handeltes sich um eine Prüfziffer. Um dieLesbarkeit der UID zu erhöhen, wirdsie mittels Bindestrich und Punktenstrukturiert, beispielsweise als CHE-123.456.789.

Was ist die UID-Ergänzung?n Die UID-Ergänzung dient als Hin-weis (z.B. auf Briefpapier, Rechnun-gen, Quittungen oder anderen Druck-sachen), ob ein Unternehmen imHandelsregister eingetragen oder

gewerbezeitung: Was bringt dieUID den KMU?n Jürg marti: Am 1. Januar 2011 hatdas Bundesamt für Statistik BFS da-mit begonnen, jedem Unternehmenin der Schweiz eine einheitliche Un-ternehmens-Identifikationsnummer

«um Diese kostenmöglichst tieFzu halten, sinDeinFührungsFristenvon Drei BzW. FünFJahren vorgesehen»

zuzuordnen. Diese UID wird schritt-weise die heute in der der öffentli-chen Verwaltung existierenden Un-ternehmensidentifikatoren ersetzen.Daraus entsteht ein spürbarer Mehr-wert. Mit dem übergreifenden und

Jürg marti – Der Direktor des Bundesamts für Statistik erklärt, dass jede Verwaltungsstelle selber entscheidet, ab wann sich KMUbei ihr mit der neunstelligen Unternehmens-Identifikationsnummer identifizieren müssen.

«UIDträgtzurEntlastungbei»

«Es ist den betroffenen Behörden selbst überlassen, wann sie innerhalb der vorgegebenenFristen die Umstellung vollziehen», sagt BfS-Direktor Jürg Marti.

Der 47-jährige Solothurner JürgMarti ist seit 1. Januar 2009 istDirektor des Bundesamts fürStatistik. Er hat seine wirtschafts-wissenschaftliche Ausbildung ander Universität St.Gallen absol-viert. Seine fachlichen Fähigkeitenvertiefte er in verschiedenen be-triebs- und volkswirtschaftlichenBeratungsprojekten am St.GallerZentrum für Zukunftsforschung.1994 promovierte Marti ander Hochschule St.Gallen (HSG).Zwischen 1995 und August 2000war Marti Leiter der Wirtschafts-förderung des Kantons Solothurnund Stellvertreter des Amtes fürWirtschaft und Arbeit. 2000 bis2002 agierte er Unternehmens-berater. Von September 2002bis Dezember 2008 war er Vize-direktor im Bundesamt für Verkehr(BAV) und leitete dort die Abtei-lung Überwachung.Jürg Marti ist verheiratet undVater von zwei Kindern.

zur PersonANZEIGE

linkwww.uid.admin.ch

aus den verbänden

gewerbe aktuell Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 20114

«Ich kenne Wirte, die 80Prozent rauchende Gäs-te hatten. Diese bleibenjetzt aus. Doch die meis-ten Wirte geben nichtauf, sondern nehmendie Umsatzverluste inKauf und zahlen sich

selber weniger Lohn. Das sind Kämpfernatu-ren, da steckt Leidenschaft drin, die gebennicht auf. Irgendwann wird die Ertragslageaber doch zum Problem.»

Bernard Kuster, Direktor GastroSuisse

worte der woche

Fragen zum Normenwesen, zur Kal-kulation sowie ausgewählte Praxis-beispiele standen im Mittelpunkt dessuissetec-Spenglertags von AnfangMärz in Bern. Die gut 500 Teilneh-merinnen und Teilnehmer aus derganzen Schweiz diskutierten Themenwie Sicherheit und Ästhetik im Be-reich Gebäudehülle, und sie beschäf-tigten sich mit der Zukunft ihres Be-rufsstandes.

Fachfragen und ästhetik

Die schweizerische Spenglerbrancheist spürbar in Bewegung. Sich wei-terbilden, sich vernetzen, Innovatio-nen erleben und diese fördern – dieswaren die Ziele der Tagung. Dass dieSchweizer Spenglerinnen und Speng-ler diesbezüglich äusserst aktiv sind,zeigte sich anhand der Fachreferate.Neben Fragen zu Kalkulationsgrund-lagen, zu revidierten Normen undderen Anwendung in der Praxis oderzur Dachentwässerung kam auch dieÄsthetik zur Sprache. Zwei Referatedrehten sich um Ornamentspenglereibzw. um das neue Metalldach desGotthardhospiz.suissetec-Zentralpräsident Peter Schil-liger wies auf eine der Kernkompe-tenzen seines Verbandes hin: Ener-getisches Bauen und Sanieren. «DasThema Energie rückt auch im BereichSpenglerei/Gebäudehülle mehr und

Die Spengler Lernenden Dragisa Capljak (links) und Pirmin Ott aus Unter­ägeri/ZG gewinnen am nationalen Spenglertag in Bern im Kreativwettbewerbmit ihrem Modell den ersten Preis.

suissetec-spenglertag – Sicherheit undÄsthetik im Fokus.

Spenglerbranchein Bewegung

mehr ins Zentrum. Das ist eine rie-sige Chance.» Die Nachfrage nachenergieeffizienten Lösungen amMarkt sei riesig. «Hier müssen wireinhaken – einerseits um die Zukunftunserer Branche zu sichern, anderer-seits aber auch im Sinne eines ver-antwortungsvollen Umgangs mit un-seren Ressourcen sowie aus Verant-wortung der Gesellschaft gegenüber.»

herausragender nachwuchs

Im Rahmen des Spenglertags botsuissetec dem Spenglernachwuchserneut Gelegenheit, sich auf nationa-lem Parkett in Szene zu setzen. Zahl-reiche Lernende aus der ganzenSchweiz hatten im Vorfeld des Speng-lertags Arbeitsskizzen zum Thema«Energie und Umwelt» eingereicht,aus denen eine Fachjury die bestenauswählte und die Schöpfer der me-tallischen Kunstwerke zur Präsenta-tion im Kursaal Bern einlud. PirminOtt und Dragisa Capljak aus Unter-ägeri ZG (Lehrbetrieb: Werner ItenSpenglerei AG, Unterägeri) siegtenim Kreativwettbewerb mit ihrerSkulptur, in deren Zentrum eine Bio-ethanolflamme leuchtet. Den zweitenPlatz belegte Michael Bösch ausNesslau SG (Lehrbetrieb: LippunerEMT, Grabs). Der dritte Rang ging anLorène Morezzi aus Aigle VD (Lehr-betrieb: Coutaz SA, St-Maurice).

Im Jahr 2010 befand sich die Schwei-zer Hotellerie auf einem Zwischen-hoch. Mit einem Zuwachs der Logier-nächte um 1,7 Prozent gegenüber demVorjahr fiel die Bilanz besser aus alserwartet. Der internationale Gästemixsowie die robuste Schweizer Konjunk-tur haben massgeblich zu diesem po-

Die Schweiz ist bei Besuchern aus Asien äusserst beliebt: Diese legten miteinem Plus von 374000 Logiernächten (+17 Prozent) im vergangenen Jahrkräftig zu. Allein China (ohne Hongkong) generierte ein Wachstum von133000 Einheiten. Dies entspricht der stärksten absolutenZunahme diesesKontinents sowie aller ausländischen Herkunftsländer.

tourisMus – Zuwachs der Logiernächte um 1,7 Prozent: SchweizerHotellerie 2010 im Zwischenhoch.

SchweizerHoteliersaufErfolgskurs

sitiven Resultat beigetragen. Im lau-fenden Jahr dürfte der Schweizer Tou-rismus die Auswirkungen des starkenFrankens nun aber verstärkt zu spü-ren bekommen. Umso mehr ist er aufgünstige wirtschaftspolitische Rah-menbedingungen und ein schlagkräf-tiges Marketing angewiesen.

36,2 Millionen logiernächte

Mit einer Zunahme um 1,7 Prozentauf 36,2 Millionen Logiernächte kanndie Schweizer Hotellerie entgegenden Erwartungen auf ein erfreulichesJahr 2010 zurückblicken. Die Schwei-zer Gäste verzeichneten eine Zunah-me von 2,2 Prozent – ein Resultat,das mit der robusten Entwicklungder Schweizer Wirtschaft einher geht.Mit einem Plus von 1,4 Prozent konn-te der Anteil ausländischer Gästeebenfalls deutlich gesteigert werden.«Der internationale Gästemix hat sichfür die Schweizer Hotellerie ausbe-zahlt», meinte Christoph Juen, CEOhotelleriesuisse, im Rahmen derJahresmedienkonferenz in Zürich.Wachstumsmärkte wie die Golf-Staa-ten (+13%), China (+48,8%) undIndien (+21,1%) boomten und ver-mochten die rückläufige Nachfrageaus Europa abzufedern.

griffige Massnahmen gefragt

Der starke Franken dürfte denSchweizer Tourismus im laufendenJahr auf die Probe stellen. Einerseitsbewirke er, dass das Produkt Schweizteurer werde. Andererseits lasse diehohe Kostenbasis in der Schweiz kei-nen Preiskampf zu. Mehr denn je seider Schweizer Tourismus deshalbauf günstige wirtschaftspolitische

Rahmenbedingungen angewiesen.«Massnahmen zur Schliessung derKostenschere gegenüber den anderenLändern Europas sind mit aller Kon-sequenz zu verstärken», betonteChristoph Juen und verwies auf dasFreihandelsabkommen mit der EU imLandwirtschafts- und Lebensmittel-bereich.Weiter gelte es, Qualität und Innova-tion als wichtige Differenzierungs-merkmale des Schweizer Tourismuszu fördern. hotelleriesuisse befürwor-tet deshalb die Weiterführung vonInnotour als bewährtes tourismus-politisches Instrument. Der Verbandsetzt auf starke Partnerschaften imBereich des Marketings, unterstütztseine Mitglieder bei der Rekrutierungvon Mitarbeitenden und fördert dasnachhaltige Denken in der Branche.«Insgesamt wünsche ich mir ein stär-keres Bewusstsein für die wirtschaft-liche Bedeutung des Tourismus in derSchweiz», hielt Christoph Juen fest.

entwicklung der sterneund regionen

Die von hotelleriesuisse klassiertenBetriebe generierten im Jahr 2010drei Viertel aller Logiernächte. Rund55 Prozent der gesamten Logier-nächte in der Schweiz gingen auf dasKonto der 3- und 4-Sterne-Hotels.Zu den grossen Gewinnern zähltendie 5-Sterne-Betriebe, die sich amschnellsten von der Wirtschaftskriseerholten und im Jahr 2010 um4,8 Prozent zugelegt haben. Wachs-tumstreiber waren vor allem die gros-sen Städte, wo sich die Nachfragestark zyklisch mit der allgemeinenWirtschaftslage verhält. So erzielten2010 die Städte Basel, Bern, Genf,Lausanne und Zürich 7 MillionenLogiernächte, was einer Zunahmeum 3,7 Prozent entspricht. Diese Ent-wicklung widerspiegelt gleichzeitigdie Erholung des Geschäftstouris-mus. Der Alpenraum dagegen schlossmit einem Minus von 0,8 Prozentleicht unter dem Vorjahr ab.

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Effizienz im FokusFür das Elektrogewerbe und die Geräteindustrieist die ELITE-Gerätetagung der SchweizerischenElektro-Einkaufsvereinigung eev Taktgeber undBranchentreffpunkt zugleich. Die 12. Ausgabe,die am 6. April von 11.30 bis 22.00 Uhr in derEventlocation BallyLab in Schönenwerd überdie Bühne geht, widmet sich dem aktuellen undfür die Branche zentralen Brennpunkt Effizienz.Fachexperten erläutern wie in der Unterneh-mensführung, in der Teamarbeit und im VerkaufEffizienz zum Standard wird. Auch die beglei-tende Fachausstellung greift das Thema auf:Vertragslieferanten der eev präsentieren beson-ders energieeffiziente Gerätemodelle und diedarin enthaltenen ökologischen Innovationen.Detailinformation: Telefon 031 380 10 10.

Ein Schritt zurPlanwirtschaftDer sgv kritisiert den bundesrätlichen Entscheid,die freiwilligen Massnahmen im Bereich derVorschriften zum Energieverbrauch ausser Kraftzu setzen. «Damit schiesst der Bundesrat direktauf die KMU», betont sgv-Ökonom HenriqueSchneider. Neu soll die Exekutive nämlich fürAnlagen, Geräte und Fahrzeuge Vorschriften di-rekt erlassen können und muss nicht wie bisherdie Wirkung von freiwilligen Massnahmen ab-warten. Für Schneider ist klar: «Mit diesem wei-teren Schritt in Richtung Planwirtschaft verlie-ren vor allem die KMU, denn sie müssen sichan bürokratischen Vorgaben orientieren, die Kos-ten verursachen und Innovationen hemmen.»Der Bundesrat masse sich an, mehr über dieTechnik zu wissen als die Berufspraktiker. «DerSchuss des Bundesrates geht deswegen nachhinten los: Unternehmen werden die neue Vor-schrift erfüllen, aber nicht mehr forschen, umnoch effizienter zu werden. Unsere Regierungmelkt nicht nur die Unternehmen, sie zwingtsie auch noch dazu, passiv zu werden.» Der sgvverlange Respekt für unternehmerische Lösun-gen, die Verankerung des Prinzips der Freiwil-ligkeit in der schweizerischen Umweltpolitikund möglichst gute Voraussetzungen für Inno-vationen.

Die Wirtschaft versenktMit seinen Entscheidungen bezüglich des CO2-Gesetzes hat der Ständerat nach Auffassung dessgv der Schweizer Wirtschaft den Rücken gekehrt.«In drei fundamentalen Fragen sprach sich diekleine Kammer diese Woche für Sonderinteressenvon kleinsten Gruppierungen und von der Ver-waltung aus», hielt Gewerbedirektor Hans-UlrichBigler fest. Sollte der Nationalrat im Sommer aufdie Beschlüsse des Ständerates einschwenken,hätte dies böse Folgen: Die CO2-Reduktionszielemüssten ausschliesslich im Inland verwirklichtwerden, Schweizer Unternehmen hätten sich denEU-Normen zu unterordnen und die Mitgliederder erfolgreichen Energieagentur der Wirtschaftsähen ihre Investitionen verpuffen.Das «Stöckli» folgte konsequent den Anträgender Kommissionsminderheit und desavouiertedamit auch die eigenen Umweltexperten. Auchbei den Fragen, wie die zu ambitiös gestecktenZiele zu erreichen sind, blieb der Ständerat kon-sequent und entschied sich dafür, Betriebe zuschliessen, Brenn- und Treibstoffpreise zu erhö-hen (und damit unter anderem auch Lebensmit-telpreise sowie Gesundheitskosten) und im All-gemeinen Energie zu rationieren. «Wir erachtendiese Entscheidungen des Ständerates als un-tragbar», betont Bigler. Und: «Wenn der Natio-nalrat im Juni umfällt, werden wir die die Frageeines Referendums sorgfältig prüfen.»

nachlese

Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 2011 Wirtschaft&Politik 5

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höhere BerufsBildung – Der Ständerat hat es in der Hand, endlich für die Realisierung längstfälliger gesetzlicher Vorgaben zu sorgen. Dazu braucht 100 Millionen Franken.

HalbeSachengenügennichtGemäss dem seit sieben Jahren gel-tenden Berufsbildungsgesetz ist derBund verpflichtet, 25 Prozent der Auf-wendungen der öffentlichen Hand fürdie Berufsbildung zu übernehmen.Dieser Anteil liegt heute aber erst bei19 Prozent. Mit der Botschaft über dieFörderung von Bildung, Forschungund Innovation im Jahre 2012 (BFI-Botschaft) hat der Ständerat die Chan-ce, diesen Mangel zu beheben.

die Ziele des Bundesrates

Am Mittwoch nächster Woche wirddie kleine Kammer die Anträge derKommission für Wissenschaft, Bil-dung und Kultur (WBK) zur Förde-rung von Bildung, Forschung undInnovation im Jahre 2012 (BFI-Bot-schaft) diskutieren. Es geht dabei umeine einjährige Verlängerung der BFI-Botschaft 2008 bis 2011, um dann ab2013 in einen neuen Zahlungsrhyth-mus zu gelangen. Dabei werden allenationalen Massnahmen in den Be-reichen Berufsbildung, Hochschulen(ETH, Universitäten, Fachhochschu-len), Grundlagen- und angewandteForschung und Entwicklung sowieInnovation einbezogen. Der Bundes-rat verfolgt die folgenden Ziele:n bei der Bildung nachhaltige Siche-rung und Steigerung der Qualität;n bei der Forschung und InnovationErhöhung der Wettbewerbsfähigkeitund des Wachstums.

finanzen sichern

Seit einiger Zeit wird in Bundesbernendlich ernsthaft über die Aufwer-tung der höheren Berufsbildung dis-kutiert. Dazu ist viel Geld nötig – dasAnliegen muss nicht nur ideell, son-dern auch finanziell abgesichert wer-den. Zusammen mit den Sozialpart-nern forderte der sgv bereits in derWBK des Ständerates beim Bundes-beschluss über die Finanzierung derBerufsbildung eine Erhöhung um100 Millionen Franken. Diese Summewird vom Bundesamt für Berufsbil-dung und Technologie (BBT) als not-wendig erachtet, damit der Bund dieAufwendungen der öffentlichenHand in der Berufsbildung von 19auf 25 Prozent aufstocken kann. Bis-lang wurde dies wegen Finanzknapp-heit hinausgezögert.Dieses Bremsen hat böse Folgen: Ge-rade im Bereich der höheren Berufs-bildung führen knappe Ressourcendes Bundes zum vermehrten Rück-zug der Kantone aus den Vorberei-tungskursen für Berufs- und HöhereFachprüfungen. Das büssen wieder-um die Teilnehmenden mit immerhöheren Eigenleistungen. Damit wirdder Verfassungsauftrag der Anerken-nung der Gleichwertigkeit von beruf-licher und akademischer Bildungaber einmal mehr krass verletzt unddie Berufsbildung sowie ihre Weiter-bildungsmöglichkeiten gegenüber demakademischen Bildungsweg diskri-miniert.

50 Millionen genügen nicht

Leider hat die ständerätliche WBKdiesem Anliegen mehrheitlich nurhalbherzig Rechnung getragen undbeantragt bloss 50 anstelle der benö-tigten 100 Millionen Franken. Des-halb legt der sgv dem «Stöckli» nahe,den Minderheitsantrag der SP-Stän-derätinnen Fetz, Maury Pasquier undSavary anzunehmen, die den Kreditauf 100 Millionen Franken erhöhenwollen.Gemäss Berufsbildungsgesetz leistetder Bund diese Beiträge in Form vonPauschalbeiträgen an die Kantone.Berechnet wird die Höhe dieser Pau-schalbeiträge zur Hauptsache auf der

Grundlage der Anzahl Personen, diesich in der beruflichen Grundbildungbefinden. Dabei muss dem Umfangund der Art der Grundbildung, aberauch dem Angebot an höherer Be-rufsbildung angemessen Rechnunggetragen werden. Unter anderem istdies für vorbereitende Kurse zu eidg.Berufs- und die eidg. höheren Fach-prüfungen sowie für berufsorientier-te Weiterbildung vorgesehen. Zudem

hätte der Bund sogar noch eine Klau-sel in der Berufsbildungsverordnung,die es ihm ermöglicht, den Pauschal-beitrag an einen Kanton entspre-chend zu kürzen, wenn dieser seineAufgaben in der höheren Berufsbil-dung und berufsorientierten Weiter-bildung nicht wahrnimmt. Allerdingshat das BBT gemäss Recherchen dessgv bis jetzt noch nie von diesemRecht Gebrauch gemacht.

kantone sind in der Pflicht

Damit ist eigentlich klar, dass sichdie Kantone aus dieser Verpflichtungnicht herausstehlen können. Es istnun am Ständerat, den Tatbeweis zuerbringen, dass die höhere Berufs-bildung wirklich in diesem Bereichkonkret gefördert wird. Die Gefahr,dass die Berufsverbände ihre Kom-petenzen an schulische Anbieter wieFachhochschulen abgeben, weil dieTeilnehmenden nicht mehr bereitsind, auf Vollkostenrechnungen ba-sierende Teilnahmegebühren zu ent-richten, muss unbedingt gebanntwerden.Eines ist klar: Wenn sich das Parla-ment schon gegen eine Verakademi-sierung ausspricht, weil dies wederder Wirtschaft noch der Gesellschaftdie nötigen praxisorientierten Fach-kräfte liefert, muss es konsequentsein. Im Klartext: Es hat dem Bundzumindest die gesetzlich vorge-schriebenen Mittel zur Verfügungstellen.

Christine Davatz-Höchner,sgv-Vizedirektorin

Die duale Aus-bildung ist dieideale Basis,auf der sichmit der höhe-ren Berufsbil-dung – bis zumakademischenNiveau – auf-bauen lässt.

Freude für Berner KMUDer Kanton Bern istwieder mit zwei Bür-gerlichen im Stän-derat vertreten. DerOberländer Unter-nehmer und Präsi-dent des Schweizeri-schen Nutzfahrzeug-verbands Astag, Ad-rian Amstutz (Bild),hat die Wahl um dieNachfolge von Bun-desrätin Simonetta

Sommaruga gewonnen. Der Sigriswiler setztesich dabei gegen die linkslastige SP-Nationalrä-tin und Fraktionschefin Ursula Wyss durch. DasResultat freut auch den kantonalbernischen Ge-werbeverband. Berner KMU hatte sich im Vor-feld – anders als FDP und BDP – an einer aus-serordentlichen Delegiertenversammlung klarfür Amstutz ausgesprochen. «Unsere Unterstüt-zung hat sicher zu dem erfreulichen Resultatbeigetragen», sagte Kathrin Anderegg, Präsiden-tin Berner KMU, nach der Wahl gegenüber dersgz. «Wichtig war uns, dass der Kanton Bernim ‹Stöckli› mit zwei Bürgerlichen vertreten ist– das ist mit Hilfe des Gewerbes gelungen.» ImHerbst werden sich beide Berner Ständeräte –nebst Amstutz auch Werner Luginbühl von derBDP – erneut einer Ausmarchung stellen müs-sen. Laut Anderegg «müssen sich die Bürger-lichen nun zusammenraufen, wollen wir denzweiten Sitz im Ständerat halten».

Bald höhere Tunnel?Erfolg für sgv-Vorstandsmitglied Rolf Büttiker:Der Bundesrat will prüfen, ob der Schienenkor-ridor Basel–Chiasso bereits im Hinblick auf dieEröffnung des Gotthard-Basistunnels 2016/2017durchgängig für den Transport von Sattelschlep-pern mit vier Metern Eckhöhe ausgebaut wer-den kann. Bislang galt ein Zeithorizont bis 2030.Wie die Regierung in ihrer Antwort auf gleichlautende Motionen von Ständerat Büttiker (FDP/SP) und Nationalrat Norbert Hochreutener(CVP/BE) schreibt, sei der geforderte Ausbaualler Gotthard-Zufahrtsstrecken bis 2016/ 2017eine grosse Herausforderung sowohl für die Fi-nanzierung als auch für die Umsetzung. DerBundesrat will das Anliegen jedoch prüfen. ImRahmen des nächsten Verlagerungsberichts willer Ende des laufenden Jahres über Kosten,Finanzierung, Zeitrahmen und Umweltauswir-kungen eines Vier-Meter-Korridors Auskunft ge-ben und Massnahmen vorschlagen.«Ich bin sehr erfreut, dass der Bundesrat dendringenden Handlungsbedarf in der Sache an-erkennt», lobte Büttiker gegenüber der Gewer-bezeitung. Die Zahl der Sattelaufleger nehmelaufend zu – sowohl im Transit- wie auch imGüterverkehr. Sie seien auf eine Eckhöhe vonvier Metern angewiesen, weshalb die Annahmedes Postulats durch den Bundesrat ein gutesZeichen für diesen «Zukunftsmarkt» sei.

schwerpunkt Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 20116

kompetenter kundendienst

Durch die Dienstleistung «Sendungenverfolgen» können Kundendienstmit­arbeitende entsprechende Anfragenschnell und kompetent beantworten.Viele Anrufer sind froh um die Aus­kunft, wer das Paket entgegengenom­men hat oder dass der erste Zustell­

Die Post verfügt über eine enormeDatenmenge zu den ihr anvertrautenSendungen und stellt diese den Ge­schäftskunden gratis zur Verfügung.

Raphael Bolliger, Produktmanager,erklärt nicht ohne Stolz: «Wir erbrin­gen unsere Leistungen in einer der­massen guten Qualität, dass wirnichts verstecken oder vertuschenmüssen. Es gibt für uns keinenGrund, diese Daten unseren Kundennicht zur Verfügung zu stellen.»

sendungen verfolgen

Viele Firmen sind froh um diese Da­ten und nutzen die Sendungsverfol­gung rege. Nebst Informationen zurAufgabe, Sortierung und Zustellung(mit Angabe der detaillierten Zustell­adresse) bietet die Post auch Fotosder Pakete. Auf den Bildern ist dieLieferadresse ersichtlich, die Versand­art und allfällige Zusatzleistungenwie «Signature». Auch über die Grös­se und das Gewicht des Paketes ge­

ben die vorhandenen Daten genau­estens Auskunft. Bei Sendungen, diegegen Unterschrift ausgeliefert wer­den müssen, ist zusätzlich das digi­tale Bild der Unterschrift des Emp­fängers vorhanden. Nicht nur Datenvon Paketen und Express­Sendungensind abrufbar, die Post bietet auchInformationen über Einschreibebrie­fe und Stückgutsendungen an. Derunterschriebene Transportschein bei­spielsweise wird eingescannt und istam Folgetag online abrufbar. Die Da­ten zu Paketsendungen werden imHalbstundentakt aktualisiert. Wirdalso ein Paket im Paketzentrum sor­tiert, ist dieses Ereignis spätestenseine halbe Stunde später sichtbar.Sendungen können sowohl nach Auf­gabedatum als auch nach Sendungs­nummer gesucht werden.

Ihren Ursprung hat die Logistik immilitärischen Bereich. Schon bei denRömern sorgten «logisticas» für denNachschub und die Versorgung derLegionen. Nach Ende des 2. Weltkrie­ges wurden – zunächst in den USA– die im Militärbereich gewonnenenLogistikerkenntnisse auf den Bereichder Wirtschaft übertragen. In den1970er­Jahren schwappte die Logis­tikwelle dann nach Europa über. Inden letzten 30 Jahren hat sich dieLogistik dabei von einer primär aufdie physischen Abläufe fokussiertenUnternehmensfunktionen zu einemganzheitlichen, Managementkonzeptund Führungsinstrument entwickelt.

Ganzheitliche Lösungen

Die Aufgabe der Logistik besteht da­rin, die richtige Menge der richtigenObjekte (etwa Güter, Personen,Energie, Informationen) am richti­gen Ort zum richtigen Zeitpunkt inder richtigen Qualität zu den richti­gen Kosten bereitzustellen. DieserAnsatz ist für die Ver­ und Entsor­gung von Unternehmen und Unter­nehmensnetzwerken (SupplyChains) ebenso anwendbar wie bei­spielsweise auf die Paketzustellung

am Samstagvormittag oder militär­logistische Fragestellungen.Mit Logistik beschreibt man heutedie ganzheitliche, effektive und effi­ziente Planung, Realisierung, Steue­rung und Kontrolle des ausser­ undinnerbetrieblichen Materialflussesund der dazugehörigen Informations­und Wertflüsse. Die Logistik stellt fürGesamt­ und Teilsysteme in Unter­nehmen, Konzernen, Netzwerkenund sogar virtuellen Unternehmenprozess­ und kundenorientierte Lö­sungen bereit. Die Beschaffungs­,Produktions­, Distributions­, Entsor­gungs­, Verkehrs­ und Materialfluss­logistik sind dabei wichtige Teilge­biete der Logistik, die in alle Prozess­ketten und ­kreisläufe einfliessen. ImMittelpunkt dieses ganzheitlichenKonzeptes steht ein Denken in Pro­zessen, Strömen und Netzwerken.Logistiker von heute sind «Prozess­manager», die in der Lage sein müs­sen, die «Supply Chain» organisato­risch und wirtschaftlich zu planenund zu steuern. Breites Fach­ undMethodenwissen sowie Führungs­kompetenzen sind notwendig, umdie Komplexität der Aufgaben zu be­wältigen.

rAsAnte entwIckLunG – Nachschub und Versorgung sind heute wichtige Aufgaben – nicht nurMilitärbereich, sondern in der gesamten Wirtschaft.

VieleRädermüssendrehen

senDunGen VerFOLGen – Geschäftskunden der Schweizerischen Post könnenihre Sendungen online verfolgen, sogar Bilddaten der Pakete stehen zur Verfügung.

ZufriedeneKundendankgutemService

Geschäftskunden, die ihren End-kunden den Status der bestelltenWare lückenlos aufzeigen wollen,können mit dem Webservice «Sen-dungen verfolgen» die Daten derPost in ihre Systeme integrieren.Dafür ist eine Programmierung imeigenen System notwendig. Der Da-tenaustausch zwischen dem Kun-densystem und der Datenbank derPost erfolgt elektronisch und die

Daten können flexibel weiterver-wendet werden. So ist es möglich,auf der Webseite die verschiedenenStatus der Sendungen lückenlosaufzuzeigen. Auch Bilddaten kön-nen mit dem Webservice «Sendun-gen verfolgen» übermittelt werden.Kundinnen und Kunden können soihre Sendungen virtuell begleitenund wissen, wann sie das Paket inEmpfang nehmen können.

webserVIce «senDunGen VerFOLGen»

In einer funktionierenden Logistik müssen – wie hier im Container-TerminalBasel – unzählige Räder ineinandergreifen.

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Mit «Sen-dungen ver-folgen»wissen Post-Kundinnenund -kun-den jeder-zeit, wo sichein Paketbefindet.

versuch nicht geklappt hat und dasPaket auf der Poststelle abgeholt wer­den kann. Da die Daten fast ein Jahrlang zur Verfügung stehen, könnendie Kundendienstmitarbeitendenauch dann helfen, wenn sich die Kun­den erst Monate nach dem Versandbei ihnen melden.Manchmal sind Geschäftskundenfroh um die elektronische Unter­schrift des Empfängers. Wenn einEndkunde sich weigert, eine Rech­nung zu bezahlen mit der Begrün­dung, die Sendung nie erhalten zuhaben, kann durch die elektronischeUnterschrift im System der Sachver­halt schnell geklärt werden. Laut derPost sind solch unschöne Geschich­ten aber die Ausnahme. Meistens die­nen die Daten dazu, Kunden zu hel­fen und Auskünfte zu erteilen.

«Sendungen verfolgen» ist nureine von vielen Funktionen aufMy Post Business, der Geschäfts-kundenplattform der Schweizeri-schen Post. My Post Business kön-nen Geschäftskunden mit einereigenen Debitoren- oder Frankier-lizenznummer benutzen. Der Kun-de loggt sich mit einem persönli-chen Passwort ein und kann dieDaten der von ihm aufgegebenenSendungen abrufen. Durch daspersönliche Login stellt die Postsicher, dass Kunden keine frem-den Daten sichten können.

My pOst busInesshohe Anforderungen

Logistiker müssen in der Lage sein,technische und wirtschaftliche Prob­leme zu erkennen und zu beurteilensowie Kosten und Service gegenein­ander abzuwägen. Sie müssen mitden oft nur entweder in wirtschaftli­chem oder technischem Denken ge­schulten Partnern der unterschiedli­chen Unternehmensbereiche zusam­men arbeiten. Dies erfordert nicht nurein grosses interdisziplinäres Fachwis­sen, sondern auch ein hohes Mass ansozialen Kompetenzen, wie etwaKommunikations­ und Führungsfä­higkeit. Der Logistiker soll sowohl po­litische Fähigkeiten des Verhandelns,der Konfliktlösung und der Konsens­bildung als auch die Fähigkeit zur An­passung und Veränderung besitzen.

Auch kMu betroffen

Auch zukünftig wird der Logistikeine bedeutende Rolle zukommen.Global vernetzte Wirtschaftsstruk­turen werden weiterhin hochverfüg­bare Logistiksysteme erfordern, diedie physische und informatorischeVerbindung in und zwischen Unter­nehmen sowie mit ihren Kundenund Lieferanten gewährleisten. Indiesem Zusammenhang wird sie bei­spielsweise als ein strategischesFührungsinstrument in Unterneh­men und Unternehmensnetzwerkeneingesetzt. Entwicklungen im Be­reich der Logistik haben daher weit­reichende Folgen für die Wettbe­werbsfähigkeit – und da sind dieKMU ganz besonders betroffen.

Gst

Auch das ist LogistikDie Post ist die grösste Logistikanbieterin derSchweiz. PostLogistics, der Logistikbereich derPost, befördert nebst Kurier-, Express- und Paket-sendungen auch Stückgut pünktlich und zuver-lässig. Lagerlogistik rundet das Angebot der Postab. E-Logistics geniesst bei der Post einen hohenStellenwert. E-Logistics-Dienstleistungen wie z. B.«Sendungen verfolgen» werden kontinuierlichoptimiert und neu entwickelt.

DIe schweIzerIsche pOst

LInkwww.post.ch/logistik

LInkwww.post.ch/mypostbusiness-info

ser Trend der kommenden Jahrzehntesein. Hintergrund ist dabei die Urba-nisierung als ein Megatrend des21. Jahrhunderts. Im Jahr 2030 werdengemäss einem Bericht der VereintenNationen über 60 Prozent der Weltbe-völkerung in Städten leben. Wachs-tumstreiber sind auch hier Asien undSüdamerika, wo derzeit zwei Drittelder weltweiten Megacities liegen, alsoStädte mit je nach Definition drei, fünf,acht oder zehn Millionen Einwohnern,wie die European Business School imersten Teil der «Transportation & Lo-gistics 2030»-Triologie schreibt. Geradein Schwellenländern wachse die Be-völkerung rasant und die Infrastrukturentwickle sich nicht der neuen Grösseentsprechend. Verstädterung erforderehöheres Transportaufkommen vonWaren und gleichzeitig auch von Men-schenströmen.Die Aufgaben für Logistiker werdenin den kommenden Jahren entspre-chend komplexer. Die Entwicklungder Megacities bedeutet für die logis-tischen Prozesse eine sorgfältige Or-ganisation und Koordination. Einmögliches Transportkonzept für Lo-gistikdienstleister in Grossstädtenstellt die Kooperation mit Mitbewer-bern dar, die sogenannte «Co-opeti-tion». So könnte beispielsweise eineAufteilung der Belieferungszonenoder eine gemeinsame Regalbeliefe-rung konkurrierender Hersteller dasTransportaufkommen in Megastädtenentscheidend verringern.

Modelle für Innenstädte

Technologische Innovationen im Be-reich des autonomen Transports sindmittlerweile über den geschlossenenKreislauf der Intralogistik hinaus ein-setzbar. Eine grosse Anzahl von Pi-lotprojekten vermittelt Lösungsansät-ze für die vor dem Verkehrskollapsstehenden Innenstädte. So testet dasEU-Projekt Citymobil unterschiedli-che Transportalternativen in europä-ischen Grossstädten. In London oderRom, aber auch in Lausanne oder inder spanischen Region Kastilien wer-den sogenannte Cybercars, Hightech-Busse oder Schnellbahnen getestet.Voraussetzung hierfür sind eine mo-derne Transportinfrastruktur und ge-schlossene Lieferketten.Ein Blick in die Zukunft zeigt, dassbeispielsweise in manchen Industrie-zweigen und Regionen «Lokalmata-doren» von der wachsenden Regio-nalisierung von Lieferketten profitie-ren könnten. Die wachsende Urbani-sierung könnte zu einem Boom beiUnternehmen führen, die sich aufLieferung frei Haus spezialisierenund in der Lage sind, «last mile»-Lie-ferungen in den verstopften urbanenLandschaften zu bewältigen.

Patrick Gunti

Transportinfrastruktur im Fokus

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktorenfür die Wettbewerbsfähigkeit einesLandes ist die Transportinfrastruktur.Sie zu erhalten und der steigendenNachfrage entsprechend auszubau-en, ist in den nächsten 20 Jahren ei-ne der zentralen finanziellen Heraus-forderungen für die Schweiz und dieRegierungen weltweit. Im zweitenTeil der Studienreihe «Transportation& Logistics 2030» gehen die Expertendavon aus, dass die Industriestaatenbei den Transportinfrastrukturenauch 2030 eine führende Rolle ein-nehmen werden. Für die anstehen-den Investitionen werden die Privat-wirtschaft und der Staat eng zusam-menarbeiten. Dabei schätzen die Be-fragten den Erhalt der bestehendenInfrastrukturen als grössere Heraus-forderung ein, als für neue Infrastruk-turen Investoren zu finden.

Wachstum und Nachhaltigkeit

Die Experten sind sich einig: regula-torische Massnahmen wie Gebührenfür die Strassennutzung und Ver-kehrsüberlastung werden für die Fi-nanzierung der nötigen Investitioneneine wichtige Rolle spielen. Dabeiwerden auch externe Kosten wie dieUmweltbelastung zunehmend in dieVollkostenrechnung mit einbezogen.«Die grösste Herausforderung wirdes künftig sein, die stetig wachsen-den Warenströme mit einer ökolo-gisch nachhaltigen Entwicklung inEinklang zu bringen», sagt ThomasBrüderlin von PwC Schweiz dazu.

Infrastruktur optimieren

Die Schweiz ist gefordert: In Bezugauf die Kapazitätsauslastung derSchweizer Strassen-, Schienen- undLuftinfrastruktur bestehen bereitsheute zahlreiche Engpässe. Und auchzukünftig ist aufgrund des langfristigzunehmenden Verkehrs- und Trans-portaufkommens bei diesen Ver-kehrsträgern nicht mit einer Entspan-nung zu rechnen. Lediglich bei derBinnenschifffahrt sind zum heutigenZeitpunkt ausreichende Kapazitätenvorhanden, wie aus der Logistik-marktstudie hervorgeht. Beim weite-ren Ausbau der Infrastrukturen stösstdie Schweiz aber an ihre Grenzen.Entscheidend wird sein, ob sie in derLage ist, die Nutzung der bestehen-den Infrastrukturen zu optimieren.Dabei stehen die Verkehrstelematikund die Leitsysteme im Vordergrund,um den Verkehr besser zu planenund zu lenken. «Um die Umweltkos-ten verursachergerecht zu verteilen,wird auch die Schweiz mittelfristigalternative Finanzierungsmodellewie beispielsweise das Road Pricingprüfen müssen», zeigt sich ThomasBrüderlin überzeugt.

Neue Transportkonzepte

Generell wird die Entwicklung neuerTransportkonzepte ein weiterer gros-

Management Institut der EuropeanBusiness School EBS im dritten Teilihrer Studienreihe «Transportation& Logistics 2030», für den 90 Bran-chenspezialisten in 28 Ländern be-fragt wurden, die Hälfte davon ausden aufstrebenden Volkswirtschaf-ten China, Indien, Russland undSüdafrika.Die Schwellenländer engagieren sichmit einer eigenen Logistikinfrastruk-tur zunehmend auch in rohstoffrei-chen Entwicklungsländern. Chinaverfügt schon heute über sieben derzwanzig grössten Häfen der Welt. InZukunft werden auch Indien, Russ-land und Südafrika zu den Logistik-riesen zählen. Der Handel zwischenAsien und den früheren Sowjetstaa-ten wächst jährlich um 42 Prozent.Auch die Transportmengen auf derSüd-Süd-Route zwischen Südamerikaund Afrika legen zweistellig zu. Dassdie Logistiker der Schwellenländerweiteres Wachstum in den entwickel-ten Märkten Europas und Nordame-rikas suchen, halten die Expertenhingegen für wenig wahrscheinlich.

Chancen für Schweizer Logistiker

Die Neuausrichtung der Warenströ-me bietet auch für Schweizer Unter-nehmen Chancen: «Die führendenSchweizer Logistiker operieren be-reits seit Jahren in den stark wach-senden Logistikmärkten Asien, Afri-ka und Südamerika. Sie haben dortWachstumsaussichten mit zweistel-ligen Zuwachsraten», sagt ThomasBrüderlin, Partner und Leiter desBranchensektors Transport und Lo-gistik bei PwC Schweiz.

sich die transportierte Menge um4,5 Millionen Tonnen, und auf derStrasse wurden gegenüber dem Vor-jahr eine Millionen Tonnen wenigerGüter transportiert.

Herausforderungen der Zukunft

Die Schweizer Wirtschaft ist stark inden internationalen Wertschöpfungs-prozess eingebunden, und entspre-chend ist auch die Schweizer Logis-tikbranche in den internationalenKontext zu setzen. Und hier wartenauch in Zukunft gewaltige Heraus-forderungen. Megatrends wie Globa-lisierung, Wertorientierung, integrier-te Managementsysteme, individuelleKundenbedürfnisse und Umweltori-entierung werden die Akteure auchzukünftig stark fordern, damit sichdas richtige Produkt in der richtigenMenge, zur richtigen Zeit am richti-gen Ort befindet – und dies möglichstkostengünstig.

Neuordnung der Warenströme

Zu den grossen Herausforderungengehört die Neuorganisation desWelthandels, denn dieser wird bisin 20 Jahren zu einem grossen Teilüber die Schwellenländer abgewi-ckelt. Neu entstehende Logistikkon-zerne machen etablierten Unterneh-men Marktanteile streitig, die Kartenfür die grossen Transportaufträgewerden komplett neu gemischt.Neue Handelsrouten verändern dieweltweite Lieferkette massgeblich,Nordamerika und Westeuropa ver-lieren an Bedeutung. Zu diesemSchluss kommen Pricewaterhouse-Coopers PwC und das Supply Chain-

Zum vierten Mal hat der Lehrstuhlfür Logistikmanagement den Schwei-zer Logistikmarkt vermessen undweiter aktualisiert. Demnach erwirt-schafte die Schweizer Logistik einwertbezogenes Gesamtvolumen von34,5 Milliarden Franken. Im Vergleichzum Vorjahr (Basisjahr 2008) gingdas wertmässige Marktvolumen umknapp 3,4 Prozent resp. 1,2 Milliar-den Franken zurück. Auch der aus-gelagerte Logistikanteil reduziertesich um 4 Prozent auf neu 19,1 Mil-liarden Franken. Durch den krisen-bedingten Umsatzrückgang – derSchweizer Export verringerte sich2009 um 12,6 Prozent und dieImporte gingen um 14,3 Prozent zu-rück – reduzierte sich auch die An-zahl der Mitarbeiter um 3050 auf neu165850 Personen. Somit sind knapp4 Prozent aller Schweizer Arbeits-kräfte in der Logistikbranche tätig.Vom gesamten Logistikmarktvolu-men werden 42,8 Prozent durch dieStückgutlogistik erbracht. 15,6 Pro-zent entfallen auf die Komplettla-dungslogistik, 11,7 Prozent auf Tank-und Silodienste, 10,2 Prozent aufPost- und Briefdienste, 9,2 Prozentauf die KEP-Dienste, 7,1 Prozent aufdie Massengutlogistik und 3,3 Pro-zent auf die Schwergutlogistik. DieQuerschnittsmärkte Terminaldienstund Warehousing weisen ein Volu-men von knapp 4 Prozent und dieKontraktlogistik 15,5 Prozent auf.Der krisenbedingte Rückgang dertransportintensiven Im- und Exporteführte zu einem Abbau der Trans-portkapazitäten. Bezogen auf denSchienengüterverkehr verringerte

WareNSTröMe – Gemäss der Logistikmarktstudie 2011 hat die Schweizer Logistik ein wertbezogenes Gesamtvolumen von34,5 Milliarden Franken erwirtschaftet. Das ist zwar ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr, doch die Zeichen stehen auf Wachstum.

AlleZeichenstehenaufWachstum

Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 2011 SCHWerpuNkT 7

LINkSwww.logistikmarkt.chwww.pwc.ch

Die Warenströme verändern sich – und mit ihnen die Logistikkonzepte. BiLD DeutSche PoSt DhL

In der Schweizer Strassen-, Schienen- und Luftinfrastruktur bestehenbereits heute zahlreiche Engpässe. BiLD FLuGhaFen ZüRich aG PostLogistics beim Güterumschlag. BiLD SchWeiZeRiSche PoSt Modernes Hochregallager von Swisslog. BiLD SWiSSLoG

neu im web

service&beratung Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 20118

VertrauenswürdigeKMU-WebauftritteDas Einkaufen im Internet gehört in der Schweizmittlerweile zum Alltag. Sind die Anbieter jedochkaum bekannte KMU, stellt sich der Kundschaftvor einem Kaufentscheid zuerst die Vertrauens-frage. Doch worauf genau achten Kundinnenund Kunden? Welche Faktoren beeinflussen ihreKaufentscheidung – bewusst oder unbewusst?Wie müssen KMU ihren Online-Auftritt gestal-ten, damit er vertrauenswürdig ist und von denKunden auch so wahrgenommen wird?Diese Fragen beantwortet die «Checkliste On-line-Auftritte KMU». Sie enthält Tipps und Bei-spiele für KMU zu 14 verschiedenen Bereichen,die aus Kundensicht für ein sicheres und ver-trauenswürdiges Webangebot relevant sind.Dabei geht es beispielsweise um die Optimie-rung von Bestellprozessen, die Webadresse, dieStruktur der Website oder auch um den Umgangmit Kundendaten.Die Checkliste ist eine gemeinsame Publikationdes Bundesamts für Kommunikation (BAKOM),des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) unddes Vereins InfoSurance. Sie steht auf Deutsch,Französisch und Italienisch zur Verfügung undkann gratis heruntergeladen werden.

Die junge Berufsleute von heutesind aufgewachsen mit Computer,Videospielen, Mobiltelefon und In­ternet. Gemäss Lernexperte MarcPrensky haben junge Menschenbeim Eintritt in die Mittelschule we­niger als 5000 Stunden gelesen,aber 10000 Stunden Videogamesgespielt. Diese habe deren Gehirn sostark beeinflusst, dass es mit gros­ser Wahrscheinlichkeit sogar phy­siologisch anders funktioniere alsdas Gehirn früherer Generationen.Sicher sei, so Prensky, «dass sich dieDenkstrukturen verändert haben».Diese «digitalen Eingeborenen» er­warten von einem Betrieb, dass siefür Kurse den Arbeitsplatz nichtmehr verlassen müssen. Sie sind es

gewohnt, Informationen online zubeschaffen, dann, wenn sie sie be­nötigen.Sie sind zudem in einer Zeit aufge­wachsen, in der die Halbwertzeitvon Wissen immer kürzer wird. Dasheisst, sie haben die Erfahrung ge­macht, dass es sich oft nicht lohnt,Wissen auf Vorrat zu erwerben,da es, wenn man es schliesslichbraucht, bereits überholt ist.Diese beiden Faktoren haben einenmitentscheidenden Einfluss auf dieArt, wie jüngere Leute lernen wol­len: Gewünscht werden Angebote,die online, das heisst übers Inter­net zugänglich sind, und die ein be­darfsorientiertes Lernen, unabhän­gig von Ort und Zeit, erlauben.

«digitale eingeborene» ticken anders

Schnurloser BildschirmDer Monitorhersteller Fujitsu hat den weltweitersten schnurlosen Bildschirm präsentiert. Die«Smart Universal Power Antenna» – kurz SUPA– speist den Monitor über eine, etwa im Tischeingebaute, Transmitter-Antenne per Magnet-induktion mit Strom. Die SUPA-Technologie sollden Weg für das «park and play»-Computingbereiten. Damit können Monitore, aber auchLaptops oder Tablet-PCs über einen im Tischeingebauten Hot-Spot mit Strom versorgt wer-den. Zudem können Bilder mittels Wireless USBdrahtlos von PC oder Notebook auf bis zu zehnMeter Entfernung auf den Monitor übertragenwerden. Der schnurlose Bildschirm soll 2012 inProduktion gehen.

Grossunternehmen haben das Lernenim Web, sogenanntes E-Learning, seitlangem für sich entdeckt. Mitarbei-tende werden in der Regel mit demeigenen Lernsystem am Arbeitsplatzgeschult. Für kleine und mittlere Un-ternehmen kann die Anschaffung ei-nes solchen elektronischen Lernsys-tems jedoch zu kostspielig sein. Dasmuss nicht sein: Mit rissip steht einneuartiger Marktplatz für Kurse imInternet zur Verfügung. KMU-Mitar-beitenden wird damit die Möglichkeit

Über Hannover schwebte letzte Wo-che eine Wolke. Niemand konnte siesehen, aber alle sprachen an der Ce-BIT darüber. Die sogenannte Cloudsteht für das Auslagern von Dienstenund Daten ins Internet. Ziel desCloud-Computings ist es, auf lokalenRechnern möglichst keine Softwaremehr zu installieren und Rechen-arbeit auf Serverfarmen zu verteilen.Idealerweise arbeitet der Anwendernur noch im Browser. Dem Hype zumTrotz: Das Cloud-Prinzip ist gar nichtneu, Webmailer gibt es seit Jahren.Doch durch schnelles Internet undneue Browser-Technologien sind in-zwischen viel – auch grafisch – an-

cebit 2011 – Auf der weltgrössten Computerfachmesse stand dieses Jahr das Cloud­Computingim Vordergrund. Zum Supertrend gehören aber auch Tablets und 3­D­Geräte.

DieZukunftgehörtderWolkespruchsvollere Anwendungen mög-lich: von der Musik- und Videowie-dergabe bis hin zu Textverarbeitung,Bildbearbeitung, gemeinsamem Ar-beiten oder Spielen.

eine Flut von tablet-Pc

Dass Hardware wichtig bleibt, zeigtean der CeBIT die Unmenge neuer Ta-blet-PCs. Ein neuer Trend im Trendsind Tablets, die sich in Netbooks ver-wandeln können. So zeigte Asus das10-Zoll-Gerät Eee Pad Slider mit aus-fahrbarer Tastatur und Android 3.0(Honeycomb). Der gleich grosse EeePad Transformer lässt sich an eineTastatur mit Zusatzakku anstecken

und läuft mit Windows 7. Beide Neu-heiten sollen ab dem Frühjahr erhält-lich sein. Samsung will seinen TabletSliding PC 7 mit SSD-Platte und Aus-ziehtastatur ab April anbieten.Fujitsu (2/B38) stellt ein neues10,1-Zoll-Tablet namens Slate vorund setzt auf Windows 7 als Betriebs-system. Bereits auf dem Markt ist derInspiron Duo von Dell. Das ebenfallsmit Windows und einem 10,1-Zoll-Touchscreen ausgestattete Gerät lässtsich entweder als Netbook oder mitumgeklappter Tastatur als Tablet-PCverwenden. Auch MSI bietet Neues,zum Beispiel den Angelow, einen All-in-one-PC mit zugehörigem Tabletzum Sofasurfen.Übrigens: WLAN bleibt Tablet-Stan-dard, immer mehr Geräte haben je-

doch auch UMTS als ständige Ver-bindung zur Internet-Wolke.

warten auf 3-d ohne brille

Die Brücke ins Wohnzimmer schlägtdie 3-D-Technologie. An die neuen3-D-Displays mit HDMI-1,4-Schnitt-stelle finden Konsolen oder Blu-ray-Player direkt und ohne PC An-schluss. Noch funktioniert 3-D nichtohne die recht klobigen Shutter-Bril-len. Die Produzenten bemühen sichderzeit krampfhaft um einen Stand-ard, der mehr Brillen und besserePreise bringen soll. Doch auch hierkönnte der Fortschritt radikale Um-wälzungen bringen: Toshiba haterste 3-D-Displays, die ohne Brilleauskommen, für Ende 2011 ange-kündigt.

Die Tablets sind im Vormarsch – dennoch setzt der taiwanesische HerstellerGigabyte auf die Netbooks: Das superdünne Topmodell T 1028 verfügt sogarüber einen Touchscreen.

Nicht an der CeBIT, sondern im hei­mischen Kalifornien hat Apple­BossSteve Jobs am letzten Mittwoch dasgeheimnisumwitterte iPad 2 vor­gestellt. Hier die wichtigsten Neu­erungen:n masse: Gleiche Grösse wie derVorgänger, dafür nur noch 8,6 mmdick (dünner als das iPhone 4!).Mit 600 Gramm auch deutlichleichter.n bildschirm: Die 9,7­Zoll­Anzeigeist fingerabdruckabweisend undstellt Bilder und Videos im 4:3­For­mat dar.n multimedia: Zwei Kameras,eine vorne und eine hinten. DieFront­Kamera hat VGA­Auflösung(640×480 Pixel) und ist fürVideo­Chats und Schnappschüssegedacht. Mit der rückseitigen Ka­mera lassen sich sogar HD­Videos(720p Auflösung) aufnehmen.

n leistung: Dank einem neuarti­gen Zwei­Kern­Prozessor doppelt soschnell wie sein Vorgänger; Grafik­leistung verneunfacht.n laufzeit: Trotz enormer Leis­tungssteigerung weiterhin zehnStunden.Verkaufsbeginn in Europa soll lautJobs der kommende 25. März sein;die Preise sollen gleich wie bei derersten Version sein.

iPad 2 kommt am 25. märz

rissiP – Der neue Marktplatz für Kurse im Internet bietet KMU eine effiziente, kostengünstigeMöglichkeit, Mitarbeitende zu schulen.

Neuartiges E-Learning nach Massgeboten, individuell und entspre-chend ihrem eigenen Können im In-ternet ihre Weiterbildung zu absol-vieren, ohne dass das Unternehmenin ein eigenes Lernsystem investierenmuss.

einfacher einstieg

Hat man den passenden Kurs aus-gesucht, kann er in das eigene Lern-Konto gestellt werden, um damit zulernen. So gibt es zum Beispiel schonab rund 50 Franken Windows-Office-

Kurse für den Umstieg auf Office2010. Andere Kurse wie beispielswei-se ein Brandschutzkurs der Gebäu-deversicherung stehen gratis zur Ver-fügung; Sprachkurse – mit Betreu-ung durch einen Lernbegleiter amTelefon – kosten einige hundert Fran-ken.

bedarfsorientiertes lernen

KMU können ihren Mitarbeitendenmit rissip eine effiziente, kostengüns-tige und nachhaltige Weiterbildunganbieten. Der administrative Auf-wand für die Kursorganisation ent-fällt, und es entstehen keine Absen-

«Digitale Ein-geborene»

erwarten, amArbeitsplatz

lernen zu kön-nen, wenn sie

Zeit habenund das Wis-

sen brauchen.

zen durch den Besuch externer Kur-se. Mitarbeitende lernen an ihremArbeitsplatz, im eigenen Tempo –und vor allem dann, wenn sie esbrauchen. Bedarfsorientiertes Lernenist effizient, weil die Motivation, et-was Neues zu lernen, immer dannam grössten ist, wenn ein Problemzu lösen ist. rissip unterstützt dieProblemlösung mit einer einfach zubedienenden und jederzeit zugäng-lichen Technik. Es braucht nur einenInternetanschluss. Pd

linkwww.rissip.com

linkwww.kmu.admin.ch/publikationen

«Super Speed USB»Ein MP3-Song rauscht in weniger als einer Se-kunde auf die Festplatte, ein HD-Film in gut ei-ner Minute: Der Standard USB 3.0 soll die Da-tenübertragung zwischen technischen Gerätendeutlich beschleunigen. Bis zu fünf Gigabit proSekunde sind möglich. Die Standardisierungs-organisation USB-IF geht davon aus, dass dieTechnologie in diesem Jahr in den Massenmarktvordringt. USB-IF vermarktet den Standard, derzehnmal schneller wie USB 2 ist, als «SuperSpeed USB». Ein wichtiger Vorteil: Eine Festplat-te mit USB-3.0-Anschluss läuft beispielsweiseauch an einem Rechner mit USB-2.0-Schnittstel-le – wenn auch nicht mit voller Geschwindig-keit. Umgekehrt funktionieren Geräte mit demalten Standard an den neuen Anschlüssen.

linkwww.usb.org/developers/ssusb

Maus in StiftformEine neue Computermaus in Stiftform soll dasArbeiten unterwegs erleichtern: Die sogenanntePen Maus von Genius nutzt die Technologie derelektronischen Stifte von Grafiktablets. Im Ge-gensatz zu diesen soll sie aber auf jeder Ober-fläche funktionieren. In der Spitze des Mausstiftsstecken der Sensor, der mit bis zu 1200 dpi auf-löst, und ein Schalter, der die linke Maustastesteuert. Für einen Rechtsklick muss der Nutzerauf die Oberseite des Geräts drücken. Im Preisvon 40 Euro enthalten sind eine Transporttascheund ein Programm, mit dem sich der Stift fürLinkshänder konfigurieren lässt.

linkwww.genius-europe.com

Für einen Kunden ist ein Computeroder eine Kaffeemaschine ein toterGegenstand – solange der Verkäuferihn nicht zum Leben erweckt. Dazumuss er zunächst erkunden, wasdem Interessenten beim Kauf desProdukts wichtig ist und von welchenKriterien er sich bei der Kaufentschei-dung leiten lässt. Erst dann kann erder Kundschaft die relevanten Mo-delle so präsentieren, dass bei dieserdas Gefühl entsteht: Genau das willich haben!Um dieses Ziel zu erreichen, genügtes nicht, dass zum Beispiel ein Au-tohändler seinem Kunden erklärt,dass das Modell XY über eine Parkie-rungsautomatik verfügt. Er muss dieInfo auf den Kunden beziehen. MitSätzen wie: «Wenn man wie Sie vielin der Stadt fährt und oft in engeParklücken einparken muss, ist dieAutomatik eine echte Erleichterung.»Dasselbe gilt für den Verkäufer vonKaffeemaschinen. Er könnte das lieb-lose Produktmerkmal «kurze Brüh-zeit» so übersetzen: «Wenn’s bei Ih-nen morgens schnell gehen soll, istdieser Automat das Richtige für Sie.Ein Knopfdruck und 15 Sekundenspäter wartet ein fantastischer Es-presso auf Sie.»Wichtig ist, dass der Kunde eigeneErfahrungen mit dem Produkt ma-chen kann. Indem er sich etwa insFahrzeug setzt und den Bordcompu-ter bedient. Erst über das Anfassenund Ausprobieren baut der Kunde

eine Beziehung zum Produkt auf.Und die lässt allmählich die Konkur-renzangebote verblassen, die er beimBetreten des Geschäfts noch im Hin-terkopf hatte.

Den Preis relativieren

Selbst wenn sich ein Kunde bereitsemotional für ein Produkt entschie-den hat, wird er zum Verkäufer sa-gen: «Der Wagen gefällt mir. Aber derHändler im Nachbardorf bietet dengleichen 800 Franken billiger an.»Oder: «Der Espressoautomat ist spit-ze. Aber übers Internet bekommeich ihn 15 Prozent günstiger.» Nunbraucht der Verkäufer Argumente,um den höheren Preis zu begründen.Ein gutes Beispiel wäre: «Ja, diesesFahrzeug ist etwas teurer. Dafür ister in einem Superzustand, wie Siesehen. Ob das bei dem Gebraucht-wagen im Nachbardorf der Fall ist,davon müssen Sie sich erst überzeu-gen.» Oder: «Natürlich können Siediese Kaffeemaschine auch im Ver-sandhandel kaufen. Aber wer hilftIhnen dann, wenn Sie Probleme mitder Inbetriebnahme oder Wartunghaben?» Hat der Verkäufer eine sol-che Argumentation parat, relativiertsich der Preisunterschied für denKunden meist schnell. Werden ihmdann eine Fussmatte oder ein Päck-chen Kaffeekapseln gratis offeriert,hat er das Gefühl «Ich habe gut ver-handelt» und willigt in das Geschäftein. UR

VerkaufsgesPräch – Wie kann die Kundschaftemotionalisiert werden?

Mehrwert stattSchnäppchenpreis

Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 2011 serVice&beratung 9

Bis vor wenigen Jahren war es nahe-zu selbstverständlich, dass ein Kun-de, wenn er sich für einen Fotoappa-rat, eine Hifi-Anlage oder einen Ge-brauchtwagen interessierte, einenHändler aufsuchte. Dort liess er sichdie passenden Modelle präsentierenund fällte den Kaufentscheid. Bei hö-herpreisigen Produkten konsultierteer in der Regel noch andere Anbieter,um sich eine bessere Übersicht zuverschaffen.Dieses Verhalten ist weitgehend pas-sé. Heute informiert sich eine Mehr-heit zunächst via Internet über das

Verkaufsstrategien – Immer mehr Schweizer treffen ihre Kaufentscheide im Internet. Umsowichtiger ist es für Fachhändler, die Kunden ins eigene Geschäft zu locken.

DemInternetParolibietenAngebot. Anschliessend werden aufSpezial-Webseiten wie Comparis.chdie Preise gecheckt. Und erst danachnehmen die Kunden – sofern sie sichnicht für einen Online-Kauf entschei-den – Kontakt mit den Verkäufernauf – meist per E-Mail oder Telefon.

schnäppchenjagd mit folgen

Für den Handel hat dieser Wandeldes Käuferverhaltens weitreichendeFolgen. Sie konkurrieren heute nichtmehr nur mit den lokalen oder re-gionalen Mitbewerbern, sondern mitden Anbietern schweizweit oder gar

Der Autor dieses Beitrages, UweReusche, ist Geschäftsführer des imdeutschen Urbar ansässigen ifsmInstitut für Salesmanagement. Diesesführt u. a. Weiterbildungen zumSales-Coach durch.

Die Konkurrenz des Internets erfordert neue Strategien: Ein Fachhändler kann etwa Serviceleis-tungen als Trumpf ausspielen. BIld ZF

aus dem Ausland. Zudem verleitetdie einfache Marktübersicht so man-chen Kunden zur Schnäppchenjagd.Und selbst wenn ein Interessent nichternsthaft erwägt, den weiten Wegvon Gossau nach Sitten zu fahren,um dort einen Gebrauchtwagen oderein Fernsehgerät zu kaufen, so kon-frontiert er doch den Händler vorOrt mit dem «unschlagbar günstigen»Angebot aus Gossau. Somit stehenviele Verkäufer vor der Frage: Wiekann ich mit Konkurrenten mithal-ten, die wegen ihres Provinz-Stand-orts viel niedrigere Mieten undLöhne zahlen?Hinzu kommt: Aufgrund ihrer Inter-netrecherche sind die Kunden heutezuweilen besser über das Angebot imMarkt informiert als die Verkäufer.Entsprechend selbstbewusst treten sieauf. Und entsprechend schwer fällt esvielen Händlern, Interessenten zurKaufentscheidung zu führen – zumin-dest dann, wenn sie nicht jeden Kun-denwunsch hinsichtlich des Preiseserfüllen können oder möchten.

e-Mails schnell beantworten

Aus dieser veränderten Marktsitua-tion resultieren neue Anforderungenan die Händler und ihre Mitarbeiten-den. Für sie gewinnen zwei Fragenan Bedeutung: Wie können wir Inte-

ressenten, die sich via E-Mail undTelefon über Produkte, Preise undVerfügbarkeit informieren, von unse-rem Angebot überzeugen? Und wiekönnen wir sie zu einem Besuch un-seres Geschäfts motivieren – selbstwenn unsere Preise höher sind? Mitdiesen Fragen haben sich viele Händ-ler nicht ausreichend befasst. Undschon gar nicht haben ihre Verkäuferverinnerlicht, welche Anforderungendas veränderte Käuferverhalten ansie stellt.Inzwischen verfügen die meistenHändler über eine Website. Auch inden Suchmaschinen der gängigenWeb-Portale sind sie registriert. Stelltein Kunde aber per E-Mail eine An-frage, reagieren sie darauf oft sehrspät – oder gar nicht. Zudem be-schränkt sie sich ihre Rückmeldungmeist auf das reine Beantworten derFragen zu Produktdetails oder Ver-fügbarkeit. Nur wenige Händler nut-zen die Gelegenheit, um selbst aktivzu werden – etwa indem sie als Elek-trohändler den Kunden eine telefo-nische Beratung anbieten.

aktiv auf kunden zugehen

Ähnliches gilt für die Telefonkontak-te. Auch sie beschränken sich oft aufeine kurze, sachliche Information derKundschaft. Selten werden sie ge-

nutzt, um sich gezielt nach den Wün-schen des Interessenten zu erkundi-gen – und um ihm ein konkretes An-gebot zu unterbreiten. Zum Beispielin der Form: «Wenn Sie ein sicheresFamilienauto suchen, empfehle ichIhnen ... Wann haben Sie Zeit füreine Probefahrt?»Ein solch proaktives Handeln ge-winnt an Bedeutung. Denn selbstwenn die meisten Kunden es weiter-hin vorziehen, zumindest service-und beratungsintensive Produkte beiAnbietern in der Region zu kaufen,so informieren sie sich doch zuneh-mend zuvor per Telefon und Internet.Und nur wenn sie hierbei einen po-sitiven Eindruck vom Händler undseinem Angebot gewinnen, suchensie dessen Geschäft auf. Also müssendie Händler und ihre Mitarbeiterauch im Telefon- und E-Mail-Kontaktihre (verkäuferische) Kompetenz be-weisen. Uwe Reusche

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aktionen Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 201110

FreieWoche von bis Plätze

11 13.3. 19.3. 65

14 3.4. 10.4. 35

16 17.4. 22.4. 10

17 24.4. 30.4. 15

19 8.5. 13.5. 10

20 14.5. 22.5. 30

*22 28.5. 4.6. *15

23 5.6. 11.6. 65

25 19.6. 25.6. 15

32 7.8. 13.8. 20

35 28.8. 3.9. 65

36 4.9. 10.9. 40

38 18.9. 24.9. 15

42 16.10. 22.10. 15

43 23.10. 27.10. 65

*Auffahrt Donnerstag 2.6.

Wichtig: für Einzelpersonen oderFamilien gibt es evtl. eine Mög-lichkeit, auch ausserhalb derfreien Termine ein Zimmer zureservieren! Die freien Terminewerden laufend aktualisiert.

Infos: www.varazze.ch

Freie termine 2011VaraZZe – Die Casa Henry Dunant am LigurischenMeer geht in eine weitere erfolgreiche Saison.

Früh reservierenlohntsich

Seit März ist die Prachtsvilla an derRiviera di Ponente mit dem atembe-raubenden Blick auf das LigurischeMeer wieder offen. Wer sich einender begehrten Plätze sichern will,sollte sich beeilen und demnächstbuchen. Freie Termine finden Sie aufdieser Seite.Die Casa Henry Dunant, wunderschöngelegen in Varazze an der Küste Ligu-riens, ist das Geschenk des Schweize-rischen Gewerbeverbands sgv an dieSchweizer Berufsjugend. Das Idyll im

nahen Italien – erreichbar ab Bern inrund 450 Kilometern – hat sich zu-nehmend auch für die Durchführungvon Seminaren etabliert.Auch Sportbegeisterte haben die «Ca-sa» längst entdeckt. Den «Casa»-Gäs-ten steht in der nahen Umgebung derVilla (zwischen Varazze und Cogo-leto) sowohl ein Hallen- als auch einAussenplatz (Sand) fürs Tennisspielzur Verfügung. Der Platz bietet eineeinmalige Gelegenheit, in einertraumhaften Umgebung eine guteForm aufzubauen. Und das zu un-schlagbar günstigen Konditionen.Aber auch den Radbegeisterten bie-tet «Varazze» beste Möglichkeiten: Inder Umgebung gibt es jede Mengetoller Radstrecken in verschiedenenSchwierigkeitsgraden. Nicht von un-gefähr ist Varazze immer wiederEtappenort des Giro d’Italia…

Jede menge guter Gründe

An guten Gründen, in der «Casa» inVarazze Projektwochen und Semina-re durchzuführen oder aber auch nur

eine Erholungsphase einzuschalten,fehlt es nicht.n einmaliges Ambiente an der

ligurischen Küste;n zweckmässige Schulungsräume;n Casa und Park zum Verlieben;n hervorragende italienisch-

schweizerische Küche;n nordisch schlafen in Mehrbett-

zimmern (rollstuhlgängig);n optimale Betreuung durch die

Herbergsleitung;n eigener Badestrand;n faire Pensionspreise.

Überraschen Sie ihre Familie

Damit nicht genug: Überraschen Siedoch Ihre Familie oder Ihre Freundemit einem kurzfristig geplanten Auf-enthalt am Ligurischen Meer. Verbin-den Sie Ihre Ferien mit einem Besuch

im nahe gelegenen Savona (wichtigs-ter Umschlagshafen für Bananen)oder im 25 Kilometer entfernten Ge-nua zum Shopping, zum Museums-bummel oder zum Besuch des gröss-ten Aquariums in Europa. Oder be-suchen Sie – an der gegenüberliegen-den Riviera di Levante gelegen – dasatemberaubend schöne StädtchenCamogli, rund 20 Kilometer südlichvon Genua.«Zu Hause» in Varazze spazieren Sieauf dem Fussgängerweg dem Meerentlang ins Städtchen. Erkunden Siedie Casa und deren Umgebung füreinen Ihrer nächsten Geschäftsanlässe(Ausflug, Seminar usw.) und lassenSie sich vom Küchenchef aus seinerneuen Küche kulinarisch verwöhnen!Bei einer raschen Buchung sichern Siesich das für Sie schönste Zimmer!

ANZEIGEN

Für weitere Infos/Fotos besuchen Sieunsere Homepage www.varazze.choder wenden Sie sich an die StiftungCasa Henry Dunant, Urs Wyler, Ge-schäftsführer, Schwarztorstr. 26, Post-fach, 3001 Bern, Telefon 031 380 14 10;Fax: 031 380 14 15; Mail: [email protected]

die seit 1987 regelmässig durch ihreHeimatstadt führt und 2001 denSprung in die Selbständigkeit wagte.

Eine Fasnachtsidee

«Dank der Solothurner Fasnacht ha-be ich zu meiner Berufung gefunden.Es war 1987, ich war maskiert unter-wegs und wollte noch nicht nachHause, als ich einen Mann kennen-lernte, der in seiner Freizeit Stadtfüh-rungen machte», erzählt sie. Sie seivon seiner Tätigkeit so fasziniert ge-wesen, dass sie sich entschloss, we-nige Tage später einen Ausbildungs-kurs für Stadtführerinnen zu besu-chen. Sie bestand auf Anhieb undwar fortan im Auftrag von SolothurnTourismus als Stadtführerin unter-wegs. «Schon damals gestaltete ichmeine Rundgänge farbenfroher alsmeine Kolleginnen. Als dies dem Tou-rismusverein zunehmend missfiel,machte ich mich selbständig», erin-nert sie sich. Da der damals nichtganz freiwillige Neustart in der Lo-kalpresse heftig diskutiert wurde,hatte Marie-Christine Eggers Angebotvon Anfang an im Raum Solothurneinen gewissen Bekanntheitsgrad.Trotz diesen günstigen Startbedin-gungen hätte sie aber «nie den heu-tigen Erfolg erwartet».

260 Anlässe pro Jahr

«2010 veranstaltete ich 260 Führun-gen und sonstige Anlässe. 2011 sind300 Anlässe mein Ziel», erzählt sie.Ihr Veranstaltungsprogramm umfasstöffentliche Sonntagabend-Führun-gen, Gruppenführungen auf Anmel-dung sowie kulinarisch-historischeStunden in Solothurner Gasthäusern(siehe Artikel links). Auch wenn esbei einer Führung zu regnen beginnt,verlegt Egger ihre historischen Streif-züge schon mal in ein geschichts-trächtiges Restaurant.Bleibt die Frage, warum Madame deCoin im Gegensatz zu Marie-Chris-tine Egger bei schlechter Witterungpasst. «Das Kostüm und die Perückesind zu wertvoll, um sie regnerischerWitterung auszusetzen», bittet sieum Verständnis.

Verschiedene Zeitepochen

An anderen Führungen von Eggerwäre die Figur der Madame de Coingar fehl am Platz. Denn Solothurnstammt nicht etwa aus der Barock-zeit, bereits die Römer haben hiergelebt.

Solothurn gilt weit über die Kantons-grenzen hinaus als die schönste Ba-rockstadt der Schweiz. Daher lohntes sich, den schmucken Kantons-hauptort einmal auf einem Stadt-rundgang zu entdecken. Was abertun, wenn die Gefahr besteht, dassbei einem entsprechenden Geschäfts-ausflug die Geschichtsmuffel in Über-zahl sind und sich nicht für jene An-einanderreihung von Jahreszahlenbegeistern können, die der Chef vomiPhone abliest?Ein richtiger Solothurn-Kenner ver-meidet diese Situation, in dem er von

Anfang an für die Stadtführung jeneDame engagiert, welche die Stadtund die Zeit des Barocks wie keinezweite kennt: Madame de Coin.

Die elegante Patrizierdame führt voneinem schmucken Solothurner Ba-rockbau zum nächsten – standes-gemäss in Reifrock und Perücke.Mit Charme gibt sie Auskunft überjene Zeit von 1530 bis 1792, als diefranzösischen Ambassadoren, alsodie Gesandten bei den Eidgenössi-schen Orten, ihren Sitz in Solothurnhatten.

Bei Regen schickt Madameihre Magd

«Mein Mann ist als Offizier zur Weltgekommen, das ist üblich in Soleure.Jeder Patrizer verdient in französi-schen Diensten seine Sporen ab,dann steigt er ein in die Politik», ver-rät Madame de Coin jeweils ihrenGästen. Wer in Politik und Militärgenug Zeitvertreib habe, brauchekeine Industrie. «In Frankreich hatmein Mann höfische Umgangsformenerlernt. Das ist wichtig, denn hierin Soleure sur l’Aar verkehren vieleDiplomaten. Hier findet in kleineremRahmen das Leben von Versaillesstatt.»Wer Madame de Coin um eine Stadt-führung mit dem Titel «Perücken undPuder, Parfum und Parasiten – Dasbarocke Leben in der Ambassadoren-stadt» bittet, lernt den vornehmenCharakter der Stadt authentisch wienie zuvor kennen. Wenn die Patri-zierdame von Bildung, Theater, Mu-sik, Tanz, Mode, Hygiene und natür-lich dem prunkvollen Leben am Am-bassadorenhof erzählt, wird Ge-schichte lebendig.Weil Madame de Coin aber schlech-tes Wetter scheut, bleibt sie bei Re-gen Zuhause und schickt stattdessenihre Magd Marie zu den Solothurn-Interessierten. Doch keine Angst:Auch bei dieser Umsetzung ist diebarocke Stadtführung von gewohnthoher Qualität. Denn hinter der Magdverbirgt sich dieselbe Person wie hin-ter der Herrin: Marie-Christine Egger,

So bietet Egger auch zahlreiche Füh-rungen über frühere Zeitepochen an.Besonders beliebt sind «Von Salodu-rum nach Solothurn – Römerführungfür Kinder» mit der KeltorömerinQueta und «In Statmure Burger undSwine – Führung durch die mittelal-terliche Stadt» mit dem im 14. Jahr-hundert lebenden «Frauenzimmer»Marie Eggerin. «In diesen beidenFührungen sind die Rollen von Gutund Böse klar verteilt. Zudem pas-siert viel, weshalb die beiden Füh-rungen auch für Kinder sehr kurz-weilig sind», erklärt Egger.

Vorbereitung in der Alphütte

Insgesamt hat sie rund drei Dutzendverschiedene Führungen im Angebot,mehrere davon rücken bestimmte Be-völkerungsgruppen wie «Heilige, Da-men, Weiber und Hexen», «Damenund Dirnen, Sitten und Unsitten»oder «Räuber, Mörder, Richter undHenker» in den Mittelpunkt. Und werwill, kann in einer abendlichen Füh-rung, die garantiert Gänsehaut er-zeugt, «Geistern, Gespenstern undWiedergängern» begegnen.«Ich habe stets neue Ideen. Einmalim Jahr ziehe ich mich eine Wochein eine Alphütte zurück und arbeitean neuen Rundgängen», so Egger. Sieliest sich in Bibliotheksbücher einund kontaktiert bei Fragen Historiker.Ihr eigenes Wissen kommt in derFührung «Aderlassen und Glieder-richten – Medizin im alten Solo-thurn» zum Zuge, ist sie doch ausge-bildete Krankenschwester. «Ich hätteeinst gerne Geschichte studiert, dochwar bei meinen schlechten Mathe-matikkenntnissen ein Studium nichtrealistisch», verrät sie. So lebt sie ih-re Leidenschaft für historische The-men stattdessen in Solothurns Gas-sen aus – zur Freude vom Solothurn-Interessierten und (vorherigen) Ge-schichtsmuffeln.

Matthias Engel

Wer mit Marie-Christine Egger be-ziehungsweise mit einer ihrer histo-rischen Figuren wie Madame de Coinin Solothurns Altstadt unterwegs ist,bleibt weder durstig noch hungrig.Es sei denn, er befinde sich auf dem«Bettler-Rundgang», bei dem nurWasser und Brot verteilt wird. «Beijeder Führung mache ich einen Haltin einem Restaurant, bei dem meineGäste in den Genuss einer kleinenVerpflegung kommen, die zum jewei-ligen Thema des Rundgangs passt»,so Egger. Das sei mal ein (einstiges)Luxusgetränk wie Kaffee, ein al-koholischer Zaubertrank oder einlängst vergessener Snack. «Die Zu-sammenarbeit mit den jeweiligenWirtsleuten ist sehr unkompliziert,je nach Gruppengrösse ist ein Tischreserviert oder gar ein ganzes histo-risches Sääli», so die Stadtführerin.So habe sie auch die Möglichkeit, beischlechtem Wetter den Rundgangkurzerhand in die Gaststätte zu ver-lagern.Wer Lust auf eine besondere Beizen-tour hat, sollte sich die Apéro-Füh-rung «Pinten, Schenken und Taver-nen» nicht entgehen lassen, bei derEgger ihre Gäste zu fünf historischbedeutenden Gaststätten führt, in de-nen sie die Geschichte dieser Häusersowie deren Ess- und Trinkkultur er-zählt.

Essen mit «Zwischen Gang»

Wer will, kann sich bei Egger auchfür kulinarisch-kulturelle Leckerbis-sen anmelden. So bietet sie ein Essenan, dessen drei Gänge in den dreigeschichtsträchtigsten SolothurnerGasthäusern Krone, Roter Turm undZunfthaus zu Wirthen serviert wer-den – auf dem Spaziergang zwischenden Gängen erfährt der Gast in dreiTheaterführungen jeweils 30 Minu-ten lang Wissenswertes zum 14., 16.und 18. Jahrhundert.Verschiedene Mahlzeiten mit histo-rischen Menükreationen finden da-gegen in jeweils einem Restaurantstatt, wobei das Personal historische

Kostüme trägt und Marie-ChristineEgger zwischen jedem Gang histori-sche Bonmots zum Besten gibt. «EinGrossteil dieser Essen findet im ‹Ro-ten Turm› statt. Wie in den anderenRestaurants werden die Tische je-weils prächtig, zum Thema passenddekoriert», verrät sie.Ihr kulinarischer Tipp für den Früh-ling ist im Übrigen ein «Lustmahlnach Casanova», bei der lustanregen-de Speisen serviert werden. Wer dieGäste unter dem Motto «Wer schläft,sündigt nicht; wer vorher sündigtschläft nachher besser» ins roman-tisch-verspielte 18. Jahrhundert ein-führt? Natürlich Madame de Coin.

Marie-Christine Egger bietet seit2001 kulturhistorische Führun-gen in Solothurn an. Sie ist ei-genständige Unternehmerin undhat keine Angestellten. Bei man-chen Führungen treten Musikerund Kleinkünstler als Gäste auf,in jede Veranstaltung ist zudemmindestens ein lokales Restau-rant involviert. Mit ihrer Kultur-historische Führungen SolothurnGmbH ist sie Mitglied der KMUFrauen Solothurn. 2010 führte sie260 Stadtrundgänge und sonsti-ge kulturhistorische Veranstaltun-gen durch.

dAs untERnEhMEn

Marie-Christine Egger arbeitet eng mit Solothurner Wirtsleuten zusammen.

HistorischerGenuss

MARIE-ChRIstInE EGGER – Ob als Bettelweib oder als edle Patrizierin: Die Solothurnerin verbindet aufihren Stadtführungen historische Fakten mit Wortwitz und kulinarischen Köstlichkeiten.

Stadtführung inEigenregie

Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 2011 kMu-poRtRät 11

IMpREssuM herausgeber/Verlag: Schweizerischer Gewerbeverband sgvSchwarztorstrasse 26, Postfach, 3001 BernTel. 031380 14 14 – [email protected] – www.sgv-usam.chherausgeber: Hans-Ulrich Bigler, Direktor – Verlagsleiter: Urs Wyler

kommunikation/Redaktion: Ruedi Christen, LeitungPatrick M. Lucca, Chefredaktor – Gerhard Enggist, Stv. ChefredaktorMatthias Engel, [email protected] – Tel. 031380 14 14

Anzeigen: Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8 – Postfach, 3001 Bern –Tel. 031387 22 11 – [email protected] – Leitung: Alfred Blaserherstellung: St. Galler Tagblatt AG – Auflage: 108536 Exemplare (WEMF-Beglaubigung 2010). Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen

Auf den Stadtführungen geht es leb­haft zu und her.

FruchtigeTischdeko­ration beim«Lustmahlnach Casa­nova».

Madame de Coin tritt standesgemässin Reifrock und Perücke auf.

Marie­Christine Egger führt in 12 verschiedenen Rollen durch die Solothurner Altstadtgassen.

LInkwww.solothurn-stadtfuehrungen.ch

letzte Schweizerische Gewerbezeitung – 11. März 201112

frauenförderung

Der Wettbewerbum die BestenMehr Frauen in Führungspositionen sind auchim Interesse der Unternehmen, findet das SECO.Das Staatssekretariat für Wirtschaft hat darumeine Sammlung von «good practices» für Wirt-schaftskreise veröffentlicht. Die Initiative wirdvom Schweizerischen Gewerbeverband sgv undvom Schweizerischen Arbeitgeberverband un-terstützt.Die jüngsten Statistiken zeigen, dass Frauen inFührungspositionen in den Unternehmen in derSchweiz immer noch untervertreten sind. DieSituation hat sich seit rund zehn Jahren nichtwesentlich verändert. «Dabei trägt», hält dasSECO fest, «ein ausgewogener Frauenanteil ander Firmenspitze massgeblich zum wirtschaft-lichen Erfolg bei. Für zahlreiche Firmenchefssteht fest, dass gemischte Teams kreativer sindund den Ansprüchen der Kunden besser gerechtwerden.»Die vom SECO herausgegebeneSammlung «Frauen in Füh-rungspositionen: so gelingt’s»zeigt «good practices» vonUnternehmen unterschied-licher Grösse, denen es ge-lungen ist, ihren Frauen-anteil zu erhöhen. DieUnternehmensverant-wortlichen bestätigendie Notwendigkeit, aufFrauen zu setzen, undzeigen, wie es funktio-niert.

unterstützung von Seite der arbeitgeber

Die Direktoren des Schweizerischen Gewerbe-verbands und des Schweizerischen Arbeitgeber-verbands, Hans-Ulrich Bigler und Thomas Daum,unterstützen diese Initiative. Daum betont, dieUnternehmen müssten sich bewusst werden,dass sie in ihren Leitungsorganen nicht auf Frau-en verzichten könnten. Und Bigler ermutigt dieKMU, ihre Stärken in diesem Bereich, etwa dendirekten Kontakt und die unmittelbare Erkenn-barkeit von Talenten, systematischer auszuspie-len, um den Wettbewerb um die besten Leutezu gewinnen. pd

Solides Beschäfti-gungswachstumGemäss Beschäftigungsstatistik zähl-te die Schweiz im 4. Quartal 2010insgesamt 4,085 Millionen Beschäf-tigte, was einer Jahreszunahme von48000 (+1,2 Prozent) entspricht.Dank einer anhaltend positiven Ent-wicklung beschleunigte sich das Be-schäftigungswachstum im sekundä-ren Sektor (+1,4 Prozent), währendder tertiäre Sektor im fünften aufei-nanderfolgenden Quartal ähnlicheZuwachsraten verzeichnete (+1,1Prozent).Im sekundären Sektor registriertendie Genferseeregion (+2,0 Prozent),das Tessin (+2,9 Prozent) und die

Ostschweiz (+3,2 Prozent) im Jah-resvergleich starke Zunahmen. DerEspace Mittelland erlebte eine Trend-wende (+0,9 Prozent), während dieNordwestschweiz weiterhin ein leich-tes Minus notierte (–0,2 Prozent). Imtertiären Sektor nahm die Beschäfti-gung überall zu. Besonders markantwar der Anstieg in der Zentralschweizmit einem Plus von 2,2 Prozent.Die in die nahe Zukunft gerichtetenIndikatoren weisen auf ein weiteresBeschäftigungswachstum im nächs-ten Quartal im sekundären und imtertiären Sektor hin. Sowohl der In-dex der offenen Stellen (+17 Pro-zent) als auch der Indikator der Be-schäftigungsaussichten (+2,6 Pro-zent) signalisieren im Jahresvergleich

eine weitere Beschäftigungszunahmefür das kommende Quartal. Die Be-triebe melden infolgedessen erneut

Schwierigkeiten bei der Rekrutierungvon qualifizierten Arbeitskräften(+5,5 Prozent).

zahlen der woche

trIBÜne

Noten fürdieBankenren, Risikoeinschätzungen. Was beim Ratingfehlt, ist ein Mangel des Prüfungskonzepts,sind die effektiv erzielten langfristigen Anlage-erträge (Performance) in der Rückschau.Zwischen den Schweizer Banken bestehenenorme Unterschiede, zum Beispiel bei denVermögensverwaltungskosten (All-in Fees mitDepotgebühren, Transaktionskosten, eigenenund fremden Courtagen usw.). Sie schwankenzwischen 0,5 und über 1,0 Prozent des Anlage-kapitals pro Jahr. Zu den teuersten Offertengehören jene der beiden Grossbanken UBS undCredit Suisse. Beide fielen nicht nur diesesJahr, sondern auch im Vorjahr aus den Top-bewertungen.Beide Grossbanken, CS und UBS, fielen denVermögensberatern auch dadurch auf, dass siezu viele Titel aus eigenen Anlagefonds resp.aus eigenen Dachhedgefonds ins empfohleneAnlageportfolio einschlossen. Diese Anprei-sung von (zum Teil teuren) Eigenproduktenist bei unabhängigen Anlageberatern verpönt.Es signalisiert mangelnde Unabhängigkeit,Neutralität und Risikostreuung der Anlage-managements.Beide Grossbanken empfahlen auch höhereAnteile an sogenannten «alternativen Anla-gen», also an hochrisikanten Anlagen inspekulativen Hedgefonds, Dachhedgefondsund Termingeschäften, obschon der Anleger-kunde von der Treuhandfirma zuvor ausdrück-lich als «konservativ» beschrieben worden war.Der Anteil von Hedgefonds-Anlageempfehlun-gen ist allerdings – eine positive Entwicklung– in den letzten zwei Jahren herunterge-schraubt worden.

Enorme Unterschiede zwischen Bankenbestehen auch bei der Pflege der indivi-duellen Beratung. Während einige Pri-

vatbanken und Kantonalbanken sehr detail-liert auf die Kundenbedürfnisse eingingen, ihrAlter, ihren Finanzbedarf, ihre Risikoneigungbeim Treuhänder durch Rückfragen in Erfah-rung zu bringen versuchten, lieferten dieGrossbanken Standardofferten mit eingedruck-ten Textbausteinen. Sie signalisierten damitihr Desinteresse an «kleinen» Kunden mitbloss tiefen Millionenbeträgen. Doch Privatan-leger wollen individuell angepasste Lösungen.Auch deshalb fielen die Grossbanken aus derTopliste der Qualitätsbanken.Ein besonderer Schwachpunkt bei fast allenBanken ist immer noch die Kickback-Kultur.Kickbacks oder Retrozessionen sind Entschädi-gungen, die der Anlage- oder Bankberaterunter dem Tisch durch für seine Anlageemp-fehlungen erhält. Dies verfälscht den Wettbe-werb. Denn der Kunde wird getäuscht, wenn ernicht weiss, dass sein Berater für seine Emp-fehlungen verdeckt entschädigt wird. Nach ORArtikel 400 müssten solche Vergütungen un-aufgefordert ausgewiesen werden und siegehören dem Kunden. Doch nur gerade sechsBanken erwähnten die Kickbacks und derenZuteilung. Diesen Missstand zu regeln istallerdings primär Sache der Finanzmarktauf-sicht (Finma), die bisher diese Unsitte inbankenhöriger Art und Weise zuliess. InSachen Kickbacks hat die Finma noch ihreHausaufgabe zu lösen.

Warentests von «k-tipp», «Saldo» undTCS, kritische Konsumentensendun-gen wie «Espresso» und «Kassen-

sturz» haben, kombiniert mit der europäischenProduktehaftpflicht, zu ständigen Qualitäts-verbesserungen von Konsumgütern und zurbesseren Marktübersicht für Konsumentenbeigetragen.Bei Konsumgütern haben wir heute eine ArtGarantiekultur. Doch wie steht es bei Finanz-marktprodukten und Geldanlagen? Dort gibtes keine vergleichbare Qualitätskontrolle. ImAnlagebusiness und Private Banking ist viel-mehr eine Täuschungskultur mit einer Disclai-ming-Praxis entstanden. Disclaiming heisst:Risikoüberwälzung auf den Kunden.Seit drei Jahren testet die Wirtschaftszeitschrift«Bilanz» die Beratungsqualität der Bankengegenüber Privatanlegern. Gerade für KMU-In-haber oder solche, die nach der Geschäftsauf-gabe ihr Vorsorgekapital verwalten lassen, istdieses Banken-Rating eine Hilfe.Die Testanlage des «Bilanz»-Ratings ist ano-nym und neutral: Durch eine Treuhandfirmawerden Schweizer Banken eingeladen, eineAnlageofferte für einen konkreten, nichtgenannt sein wollenden Privatkunden, dersein Geschäft veräussert hat, nach allen Regelnder Kunst einzureichen. Im ersten Jahr 2008waren es rund 2 Millionen, im 2009 rund 3,5Millionen und im 2010 zweimal 7,5 MillionenFranken Anlagekapital, das dem Anlegerkun-den für den späteren Lebensunterhalt nachseinem Rücktritt aus dem Geschäftslebendienen soll.Eine spezialisierte Firma in München, die auchdie deutsche Zeitschrift «Euro» berät, beurteiltdie Anlagevorschläge; eine schweizerische Juryaus zwei unabhängigen professionellen An-lageberatern, einem Steuerexperten, einemWirtschaftsredaktor und dem Schreibenden alsehemaligem Preisüberwacher erstellt unter derLeitung des Zürcher Finanzprofessors ThorstenHens das Banken-Rating zur Qualität undSeriosität der Anlageberatung.

Das jüngste Banken-Rating aufgrundeines Tests der Beratungsqualität von66 Banken ist kürzlich in der «Bilanz»

(Ausgabe 4-2011) veröffentlicht worden. ErsterRang in der Kategorie der national agierendenUniversalbanken: die Zürcher Kantonalbank(ZKB). Erster Rang bei den regionalen Univer-salbanken: die Neue Aargauer Bank (NAB).Erster Rang bei den Privatbanken: LGT. BesteGesamtwertung aller geprüften Banken: ZKB.Bei den vorjährigen Ratings glänzten dieRaiffeisenbank, die Berner, Luzerner undAargauer Kantonalbanken sowie Julius Bär.Die von den Banken eingereichten Anlagevor-schläge für den beschriebenen Privatanlegersind mit rund 60 Kriterien bewertet, beurteiltund gewichtet worden. Zum Beispiel, ob dieAnlageempfehlung aufgrund von Rückfragenbei der Treuhandfirma massgeschneidertgestaltet wurde. Oder die Beurteilung derAnlagenverteilung auf Finanzprodukte undWährungen aufgrund der angegebenen Risiko-bereitschaft des Kunden. Oder die Ehrlichkeitund Transparenz bezüglich Kickbacks, Gebüh-

Rudolf Strahm,ehemaliger Preisüberwacher

und alt Nationalrat, überdie Beratungsqualität vonBanken für Privatanleger.

Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder;diese muss sich nicht mit jener des sgv decken.

Achtsamkeit beider Formulierung«Kritik ist möglich», sgz vom 18. Februar

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel zum ThemaArbeitszeugnisse gelesen. Es wird davon ausge-gangen, dass eine Person, die ein Zeugnisschreibt, auch das nötige Wissen (Weiterbil-dung) darüber mitbringt und sie sich über dieKonsequenzen ihrer Wortwahl für die Mitarbei-tenden bewusst ist. Das ist leider nicht immerso. KMU haben nicht per se eine HR-Abteilungmit professionell ausgebildetem Personal. Zeug-nisschreiberinnen und Zeugnisschreiben kennenoft weder die Zeugnissprache noch die gesetz-lichen Grundlagen. Für aus dem Betrieb aus-scheidende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,die auf Stellensuche sind, kann diese Unwissen-heit, Unachtsamkeit bis Gleichgültigkeit aberschwerwiegende Folgen haben.Die Fragen sind u.a.:n Was können KMU tun, um sicherzustellen,dass Zeugnisse nur von professionell ausgebil-deten Personen verfasst werden dürfen?n Was für Rechte diesbezüglich haben die Mit-arbeitenden?Als Beraterin suchen mich u.a. Menschen auf,die am Arbeitsplatz mit Vorgesetzten Problemehaben. Meistens ist der/die Vorgesetzte Teil derUrsache mit seinem/ihrem Verhalten. Ein Zeug-nis bleibt eine «Einwegbotschaft», in der Begeis-terung über Leistung/Verhalten und Bedauernüber den Weggang bekundet werden kann. Ent-täuschung über den Weggang, wenn die Mitar-beitenden sich weiterentwickeln wollen, bis hinzu Mobbing/Konkurrenz ausschalten, könnendie Leistung und das Verhalten im Zeugnis zumSchaden der Mitarbeitenden formuliert werden.Ein Zeugnis ist zugleich Einstieg wie Rückwei-sung. Ob es zu einem ersten Vorstellungsge-spräch kommt, hängt weitgehend von der For-mulierung ab. Dabei ist höchste Achtsamkeitgeboten. Madeleine Fischer, Zürich

echo

Die Beratungsqualität bei Privatanlagen ist nicht über alle Zweifel erhaben, wie das jüngste Banken-Rating der «Bilanz» zeigt.