SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit...

27
SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE Von den Ursprüngen bis zur Amtszeit von Johann Conrad Schwettmann Der erste Schulmeister in Varl, von dem Genaueres bekannt ist, ist Johann Conrad Schwettmann. Über ihn wurde am 1.12.1953 in der Lübbecker Kreiszeitung anlässlich des 170jährigen Schuljubiläums in Varl ausführlich berichtet: Im Herbst des Jahres 1786, dem Todesjahr Friedrichs des Großen, fand im Hause Nr. 92, dem heutigen Lehrerwohnhaus Nr. 60, der erste Unterricht statt. Johan Conrad Schwettmann, der erste Schulmeister von Varl, war gleichzeitig Erbauer dieses Hauses, wie heute noch aus der Inschrift im Giebelbalken hervorgeht: 'Erbauet von Johan Conrad Schwettmann und Catharina Agnese Schwettmann sen. Anno 13. Juli 1786'. Das Gebäude war in der Art des westfälischen Fachwerkhauses gehalten und hatte links und rechts der geräumigen Deele, auf welcher der Unterricht stattfand, die Viehställe liegen. Von Johann Conrad Schwettmann weiß die Chronik zu berichten, dass er zunächst das Schuhmacherhandwerk erlernte. Er war in der Fremde, als sein Bruder starb, der in Varl verheiratet war und eine kleine Erbenschule unterhielt. Die Gemeinde bat ihn, die freigewordene Schulhalterstelle zu übernehmen, verband jedoch mit diesem Wunsche die Verpflichtung, dass Johann Conrad Schwettmann die Witwe seines Bruders heiraten sollte. Dieser willigte ein, worauf er in Petershagen von einem Pastor in seinem Wissen geprüft wurde, der damals seine Anstellung durch die Schulbehörde befürwortete. Johann Conrad Schwettmann war Landwirt, Schuhmacher, Holz-Schnitzer und Lehrer in einer Person. Dabei hatte er ganz allein 150 bis 170 Kinder zu unterrichten, die aus Varl und dem damals noch dazugehörigen Sielhorst kamen. In Sielhorst befand sich zu dieser Zeit eine sogenannte 'Klippschule', die von einem heimischen Bauern geleitet wurde. Die Kinder verblieben hier bis zum 6. Schuljahr Dann ging es zur Hauptschule nach Varl. Die Schüler saßen auf der Deele auf langen Bänken; vor sich hatten sie breite Tische. Sie wurden im Lesen, Schreiben, Rechnen und Religion unterrichtet. Die älteren Schüler halfen den jüngeren in den "Stillarbeitsphasen", wie man heute sagen würde. Der Lehrer saß am Kopfende der langen Bankreihe und schnitzte Löffel, Harken und sonstige Geräte, die man aus Holz herstellte. Auch reparierte er während der Unterrichtszeit Schuhe. Anzunehmen ist daher, dass die Kinder nicht besonders viel lernen konnten. - Der Unterricht dauerte morgens von 9 bis 12 Uhr für die älteren und von 13 bis 16 Uhr nachmittags für die jüngeren Schüler. Johann Conrad Schwettmann starb 1834 im Alter von 81 Jahren. Seine Erben verkauften das Haus zum Preise von 1425 Thalern an die Gemeinde Varl, die auch gut 52 Thaler Schulden mit übernahm.

Transcript of SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit...

Page 1: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE Von den Ursprüngen bis zur Amtszeit von Johann Conrad Schwettmann Der erste Schulmeister in Varl, von dem Genaueres bekannt ist, ist Johann Conrad Schwettmann. Über ihn wurde am 1.12.1953 in der Lübbecker Kreiszeitung anlässlich des 170jährigen Schuljubiläums in Varl ausführlich berichtet: Im Herbst des Jahres 1786, dem Todesjahr Friedrichs des Großen, fand im Hause Nr. 92, dem heutigen Lehrerwohnhaus Nr. 60, der erste Unterricht statt. Johan Conrad Schwettmann, der erste Schulmeister von Varl, war gleichzeitig Erbauer dieses Hauses, wie heute noch aus der Inschrift im Giebelbalken hervorgeht: 'Erbauet von Johan Conrad Schwettmann und Catharina Agnese Schwettmann sen. Anno 13. Juli 1786'. Das Gebäude war in der Art des westfälischen Fachwerkhauses gehalten und hatte links und rechts der geräumigen Deele, auf welcher der Unterricht stattfand, die Viehställe liegen. Von Johann Conrad Schwettmann weiß die Chronik zu berichten, dass er zunächst das Schuhmacherhandwerk erlernte. Er war in der Fremde, als sein Bruder starb, der in Varl verheiratet war und eine kleine Erbenschule unterhielt. Die Gemeinde bat ihn, die freigewordene Schulhalterstelle zu übernehmen, verband jedoch mit diesem Wunsche die Verpflichtung, dass Johann Conrad Schwettmann die Witwe seines Bruders heiraten sollte. Dieser willigte ein, worauf er in Petershagen von einem Pastor in seinem Wissen geprüft wurde, der damals seine Anstellung durch die Schulbehörde befürwortete. Johann Conrad Schwettmann war Landwirt, Schuhmacher, Holz-Schnitzer und Lehrer in einer Person. Dabei hatte er ganz allein 150 bis 170 Kinder zu unterrichten, die aus Varl und dem damals noch dazugehörigen Sielhorst kamen. In Sielhorst befand sich zu dieser Zeit eine sogenannte 'Klippschule', die von einem heimischen Bauern geleitet wurde. Die Kinder verblieben hier bis zum 6. Schuljahr Dann ging es zur Hauptschule nach Varl. Die Schüler saßen auf der Deele auf langen Bänken; vor sich hatten sie breite Tische. Sie wurden im Lesen, Schreiben, Rechnen und Religion unterrichtet. Die älteren Schüler halfen den jüngeren in den "Stillarbeitsphasen", wie man heute sagen würde. Der Lehrer saß am Kopfende der langen Bankreihe und schnitzte Löffel, Harken und sonstige Geräte, die man aus Holz herstellte. Auch reparierte er während der Unterrichtszeit Schuhe. Anzunehmen ist daher, dass die Kinder nicht besonders viel lernen konnten. - Der Unterricht dauerte morgens von 9 bis 12 Uhr für die älteren und von 13 bis 16 Uhr nachmittags für die jüngeren Schüler. Johann Conrad Schwettmann starb 1834 im Alter von 81 Jahren. Seine Erben verkauften das Haus zum Preise von 1425 Thalern an die Gemeinde Varl, die auch gut 52 Thaler Schulden mit übernahm.

Page 2: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass das Gehalt eines Lehrers zu der damaligen Zeit nicht ausreichte, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Daher erhielt er jährlich von den Familien für jedes Kind einen Thaler Schulgeld und darüber hinaus - genau festgelegt - Naturalien (in der Regel Fleisch und Wurst). Auch konnten die Varler Lehrer Ackerland, Moor und Weide benutzen; für die anfallenden Arbeiten setzten sie teilweise die älteren Schüler ein. Nun war Schwettmann allerdings nicht der erste Lehrer in Varl, wie im Zeitungsbericht angedeutet wird. In einer Urkunde unseres Hofes des Jahres 1711 wird ein Schulmeister Ludolph Schwettmann zu Varl erwähnt. Dass es auch vor dieser Zeit schulischen Unterricht gab, beweist eine andere Urkunde des Jahres 1679. Diese trägt die eigenhändige Unterschrift meines Vorfahren Christoffer Henrich Steinkamp. Das 170jährige Schuljubiläum hätte demzufolge bereits spätestens im Jahre 1849 stattfinden müssen! Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! An dieser Stelle seien die Hauptlehrer bzw. Rektoren tabellarisch genannt: 1786-1834 J. Chr. Schwettmann 1834-1869 Brandes (aus Maaslingen) 1869-1879 Schwettmann (aus Sielhorst) und Blomenkamp 1879-1907 Vahle (aus Lashorst nach Varl versetzt) 1907-1919 Röhr (aus Todtenhausen, er gab den Lehrerberuf auf,

um auf den Hof Sundern 1 zu heiraten) 1919-1936 Vahle (nicht verwandt mit dem Erstgenannten) 1936-1944 Degener (aus Tielge) 1944-1945 Feldkamp (aus Gelsenkirchen-Buer) Vom 4.4.1945 bis 25.1.1946 war die Schule geschlossen. 1946-1952 Wlecke 1952-1967 Sorgatz (aus Windheim) 1967-1984 Ahrens (gebürtig aus Tonnenheide; aus Frotheim nach Varl versetzt) 1984 Stork Seit 1889 taten mindestens zwei Lehrer Dienst an der Schule in Varl. Der Schulunterricht im 19. Jahrhundert Nun zu einigen Gegebenheiten des Unterrichts selbst. Von meiner Urgroßmutter Christine Marie Engel Steinkamp (geb. 8.10.1814) sind einige Schulhefte erhalten geblieben, die interessante Einblicke in die Unterrichtsmethoden geben. Zunächst ist verwunderlich, dass es damals überhaupt Schulhefte gab, wurde doch bis etwa 1965 in den unteren Klassen überwiegend mit der Schiefertafel gearbeitet. Die Hefte sind deshalb entstanden, weil man damals den Eltern wohl nicht zumuten konnte, Geld für Lehrbücher auszugeben. Diese besaß nur der Lehrer. Die Kinder bekamen ihre Lektionen daraus diktiert. So liest man auf der ersten Seite des einen

Page 3: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Heftes: "Geographie, dictirt in der Schule zu Varl, aufgeschrieben von Chr. Marie Engel Steinkamp Nr. 3, geboren d. 8ten October 1814, Varl d. 6ten May 118262' Hier einige Auszüge: 1. Die mathematische Geographie, welche die Erde als Weltkörper betrachtet, und von ihrer Gestalt und Bewegung handelt. 2. Die physische Geographie, welche die Belehrung über die natürliche Beschaffenheit der Erde enthält, oder die die einzelnen Grundstoffe oder Körper der Erde beschreibt als Gebirge, Flüsse, Quellen, Seen, Meere, Thiere, Athmosphäre, Gewächse, Mineralien und Luft." - Hier wird deutlich, dass die Biologie und Physik noch der Geographie zugeordnet waren. 3. Die politische Geographie, welche uns die Erde als den Wohnplatz vernünftiger Geschöpfe betrachten lehrt, die die Oberfläche der Erde unter sich getheilt haben und in Gesellschaften und Staaten leben, handelt daher von der Eintheilung der Erde und ihre gesetzliche Verfassung. Das Hülfsmittel sind Landkarten. Die angegebenen Maße sind Meile, Quadratmeile, Elle und Fuß. Dass sich inzwischen in der "politischen Geographie" vieles geändert hat, zeigt die Eintragung: "Europa hat 3 Kaiserthümer und 14 Königreiche". Von 1815 bis 1852 gab es in Europa nur Österreich und Russland als Kaisertümer. Die 14 Königreiche waren: Preußen, Bayern, Württemberg, Sachsen, Hannover, Großbritannien, die Vereinigten Niederlande, Dänemark, Schweden-Norwegen, Polen (unter russ. Herrschaft), Frankreich, Spanien, Portugal, beide Sizilien und Sardinien. - Das türkische Sultanat wird nicht erwähnt. Ferner lernten die Schüler, dass Minden als Hauptstadt des Regierungsbezirks 6574 Einwohner hatte, Festungsstadt war und über eine Zuckersiederei verfügte. Rahden hatte mit den Gemeinden Kleinendorf, Varl, Ströhen und Wehe zusammen 6925 Einwohner. Sielhorst, Espelkamp und Tonnenheide waren noch keine selbständigen Gemeinden Mir fällt auf, dass meine Urgroßmutter in der Rechtschreibung viel dazugelernt hatte, als sie 1 1/2 Jahre später begann, ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben. Darin heißt es: "Seit dem Ursprung der Welt sind schon beynahe 6000 Jahre verflossen. Das allermerkwürdigste, was sich in dieser langen Zeit ereignete, ist die Geburt Jesu Christi, und mit ihr das Aufkommen der christlichen Religion, ohngefähr 4000 Jahre nach der Schöpfung. Diese große Begebenheit hilft uns, die ganze Geschichte in zwey Haupttheile zu trennen, nehmlich in die alte Geschichte vor Christi Geburt und die neue nach Christi Geburt bis auf unsere Zeiten". Die Ausdruckweise lässt einen manchmal schmunzeln. Da heißt es oft von diesem oder jenem Volk, dass es anfing, merkwürdig zu werden. Das bedeutet, es trat durch irgendwelche Ereignisse in die Geschichte ein, es wurde "des Merkens würdig". Von den Juden heißt es, dass sie in den 1700 Jahren, wo sie in aller Welt zerstreut leben, sich kaum mit anderen Völkern vermischt hätten. Standhaft bewahrten sie ihre alten Gesetze, Sitten und Gebräuche und verdienten Bewunderung. So blieben die

Page 4: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Israeliten als Volk bestehen, während viele andere Völkerschaften sich mit denen ihrer Eroberer vermischten und so in ihrer Art untergingen. Das Buch endet mit den Befreiungskämpfen gegen Napoleon. Dessen Niederlage in Russland wird als Schrecken des Weltgerichts geschildert, das Gott über die Peiniger seiner Menschenkinder verhängte. Die letzten Sätze im Buch seien wörtlich wiedergegeben: Ihr aber, Kinder, hütet euch und bewahret eure Seele wohl dass ihr nicht vergesset der Geschichte, die eurer Väter Augen gesehen haben und dass sie nicht komme aus euren Herzen euer Leben lang, damit auch ihr einst, wenn euch ein Tag der Prüfung naht, so sprechen und kämpfen möget, mit Gott für König und Vaterland. Amen. Von meiner Großmutter ist ebenfalls ein Schreibheft aus dem Jahre 1871 erhalten geblieben. Sie muss dieses Dokument aus ihrer Schulzeit wohl sehr geschätzt haben, da sie es bei ihrer Einheirat mit zu uns brachte. Sie ist 1858 auf dem Hof Hartmeier Nr. 14 geboren. In diesem Heft findet man verschiedene Übungen in Schönschrift und mehrere Aufsätze, die aber auch diktiert sind. "Die Lebensgeschichte der Leinwand“ ist an anderer Stelle wiedergegeben worden. In diesen alten Heften fällt immer wieder auf, dass in fast allen Beiträgen auch der Schöpfer aller Dinge genannt wird. So heißt es in einem Aufsatz Über die Erdbeere z. B.: "Die Menschen haben die Erdbeere sehr lieb, und wenn sie fromm sind, danken sie dem lieben Gott für das zarte Pflänzchen und die herrliche Frucht." Man stelle sich solche Sätze heute in einem Lehrbuch für Biologie vor! Wie erhaben sind wir Menschen doch geworden! Schließlich noch zu einem Rechenheft aus dem Jahre 1812, das mir die Familie Niemann Nr. 23 (früher Lappe Nr. 27) zur Verfügung stellte. Es stammt von einem Casper Heinrich Sölter aus Ostercappeln, der zu der Zeit auch Hütejunge auf dem Hof Lappe war. Alte Maße und Gewichte wie z. B. Elle und Scheffel sind einem heute noch bekannt, aber in diesem Rechenheft fand ich mir völlig unbekannte Maße. Bei den Münzeinheiten erfuhr ich, dass 1 Thaler = 9 Mark = 36 Mariengroschen = 72 Grote, und dass 1 Grote = 5 Schwar sind. Längenmaße: 1 Stiege = 20 Ellen, 1 Elle = 4 Quartier, 5 Brabander Ellen = 6 Bremer Ellen. Gewichte: In den Aufgaben findet man hin und wieder den Zentner als Gewichtsmaß, aber meistens wurde mit 1 Fuder = 5 Molt = 60 Scheffel, 40 Scheffel = 1 Last, 1 Scheffel etwa 35 Liter, gerechnet. 1 Lübbecker Scheffelsaat wird mit etwa 0,5 preuss. Morgen oder 90 Quadratruthen bezeichnet, 1 Lübbecker Moltsaat mit etwa 6 preuss. Morgen. Auch der Ursprung des heutigen Ausdruckes "in Bausch und Bogen" wird aus dem Heft deutlich: 181 "Bögen" zwischen 182 Filzen entspricht einem "Bausch". Man vergleiche die Redensart "in Bausch und Bogen".

Page 5: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Erklärungen und Aufgaben in einem Rechenheft von 1812 lesen sich folgendermaßen: Auszug aus dem Rechenheft des Casper Heinrich Sölter (1812): 'Der allgemeine Verkleinerungsweg'. Da aber so wol der Zähler als der Nenner in mehr den zweien Zahlen bestünde und durch angeregte 1,2,3,4 etc. nicht erkleinert werden möchten, so dividiret man denn Nenner durch den Zähler und also ferner Divisor durch das über bleibende so oft, bis es endlich aufgeht und nichts mehr übrig bleibt. Der letzte Theiler aber, mit welchen es just aufgegangen ist der Zahl, womit der Bruch aufgehoben erkleinert wird. Zum Exempel. Man wollte gerne wissen, der Bruch 11799/16169 möchte erkleinert werden. Hier theilet den Nenner 16169 durch den Zähler 11799, kommt zum Samt (?) 1, wird aber nicht gerechnet, sondern nur das, was bey dieser Theilung überbleibt, nehmlich 4370. Ferne theile 11799 Bruch 4370 bleiben über 3059. Weil nun die letzte Zahl durch 437 ohne Rest grade aufgehet, so wird so wohl 11799 als 16169 durch 437 abgetheilet und alsdann zum kleinsten Bruch 27137 herauskommen welche den Eindruck halt nach nicht weniger oder mehr begreift als vorgedachter Bruch (...). Ob unsere Schüler das heute verstehen würden? Ich glaube kaum. Die Schule von 1800 bis 1933 Die Schulchronik gibt nicht nur Aufschluss über die Entwicklung der Schule, sondern auch über die Geschichte unseres Ortes bis in die heutige Zeit. Aus ihr soll auszugsweise zitiert werden, wobei Schul- und Ortsgeschichte zwangsläufig ineinander übergreifen. Das 1. Mindensche Landwehrbatailion wurde in November und Dezember 1813 formiert. 212 Mann waren bei verschiedenen Truppenteilen. Außerdem betrugen die freiwilligen Leistungen für Verwundete und die bedürftigen Familien im Felde befindlicher Krieger an Geld, Linnen usw. die Summe von 1063 Thlr. Im Jahre 1816 wurde der Reg. -Bez. Minden durch die am 1. 8.1816 an die Stelle der aufgehobenen Regierungskommission in Wirksamkeit getretenen königliche Regierung in landrätliche Kreise eingeteilt und Rahden zum Hauptorte des Kreises Rahden bestimmt. Die landrätlichen Behörden traten mit dem 1. 11. in Wirksamkeit. Landrat damals war der Freiherr von dem Bussche Münch zu Benkhausen. Varl mit Hinternfelde, Steinkämperfeld, Lohbusch, Haßlage, Varlheide, Bulzendorf, Kleinenloh, Sielhorst hatte 1461 Einwohner. Seit 1818 hat Varl 1512 Einwohner. In den nächsten Jahren steigt die Einwohnerzahl. 1846 = 2032 Einwohner. Im Jahre 1849 wird Sielhorst abgetrennt. Es verbleibt für Varl eine Einwohnerzahl von 1202. Der erste Vorsteher der Gemeinde Varl ist Schwettmann Nr. 20 (16).

Page 6: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Im Jahre 1818 wurde der Bau einer neuen Schulstube vollendet und mit einem Kostenaufwand von 1477 Thlr. und Leistungen von Hand- u. Spanndiensten. 1818 - Die Einweihung erfolgte am 29.10.1818. 1866 - Die Gemeinde soll ein 2. Schullokal bauen. Da das alte Lokal aber sehr reparaturbedürftig ist, schlägt die Gemeinde vor, das alte Gebäude abzureißen und dafür ein neues Schulhaus mit zwei Lehrzimmern zu bauen. 1868 - Im Jahre 1868, im Frühjahr, wurde der Neubau ausgeführt und am 29. Oktober desselben Jahres eingeweiht. Während des Baues wurde auf der Deele der Lehrerwohnung unterrichtet. Nach dem Kostenanschlag soll das erste Klassenzimmer eine Größe von 35 x 30 Fuß haben, worin 170 Schüler bequem ihren Platz finden können. Das 2. Zimmer fasst 35 x 23 Fuß für 150 Kinder. Die Gemeinde leistet Hand- und Spanndienste. Der Zimmermeister Bock baute das Haus unter Verwendung des Materials der alten Schule für 1700 Thlr. und lieferte unentgeltlich einen Torfstall. Nachträglich erstattete ihm die Gemeinde noch 50 Thlr, da Bock mit seiner ersten Berechnung nicht auskam. 1870 - 1870 verweist Schulinspektor Kunsemöller auf die Notwendigkeit, eine 2. Lehrerwohnung auf dem Boden zu errichten, da die Wohnung unten unverhältnismäßig klein ist. 1871 - Die Lehrerin Brandes bittet um Aufschub des Erweiterungsbaues der Lehrerwohnung. Schließlich wird die 2. Lehrerwohnung nicht mehr vergrößert. 1909 - 21.01.: Lehrer Röhr meldet, dass 190 Kinder die Varler Schule besuchen. Außerdem gehen 4 zu Varl gehörige Kinder nach Varlheide und 1 Kind nach Sielhorst. Beratung des Schulvorstandes und der Gemeindevertretung über Erweiterung des Schulsystems u. Umbau, bzw. Neubau der Schule. Im Falle eines Neubaues sollen sämtliche Lehrerwohnungen in die Schule gebaut und die alte Wohnung verkauft werden. 1909 - 2.2.: In der Sitzung am 2. Febr. wird der 4. Lehrer für den Schulverband Varl abgelehnt, da einige Kinder nach Rahden und Twiehausen abgeschoben werden können. So bleiben für Varl nur 165 170 Kinder. In Varlheide ist der 2. Lehrer nicht erforderlich, da Varl noch gut einige Kinder von Varlheide übernehmen kann, da Varl nur 165 - 170 Kinder hat. 1912 - Baumeister Langhorst veranschlagt den Durchbau der alten Schule (drei Klassenzimmer) auf 3000 M. Der Neubau kommt nicht zur Ausführung. 1922 - Lehrer Vahle beantragt den Bau eines neuen Aborts. Die Notwendigkeit eines neuen Aborts wird vom Schulvorstand und der Gemeindevertretung anerkannt, aber Unterstützung ist erforderlich, da der neue Abort 74.336 M kosten wird. Da

Page 7: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

inzwischen infolge der Inflation der Preis für den Neubau um das 2 1/2 - 3fache gestiegen ist, wird vorläufig von der Gemeinde Abstand genommen, trotzdem die Regierung 1/3 der Bausumme und namhaften Sonderzuschuss genehmigt. 1924 - 10.02.: Lehrer Johanning stellt den Antrag auf Ausbau der zweiten Lehrerwohnung zur Familienwohnung. Die Gemeindevertretung lehnt ab, da es doch nur Notbehelf sei und außerdem der 2. Lehrer in Varl immer unverheiratet gewesen sei. Es muss hierzu allerdings bemerkt werden, dass vor dem Kriege keine Wohnungsnot bestand, während jetzt ein Lehrer unter 32-34 Jahren keine Familienwohnung erhalten kann. 1924 - Der Abort wird nun gebaut. Der Brunnen, der in der Nähe des Aborts lag, wird verlegt und liegt etwa 7 m in nördlicher Richtung von der westlichen Ecke. An dieser Stelle sei ein Schreiben mehrerer Einwohner von Varl an die Gemeindevertretung zitiert: Varl, den 5. August 1924 Eingesandt. Zunächst halten wir es für unsere größte Pflicht, unserm alten Gemeindevorsteher Kleybrink den Dank auszusprechen für die Pflichttreue, welche er den Gemeindeeingesessenen gewidmet hat Und mit welcher Sparsamkeit hat er das Gemeindeschiff geleitet, daher nochmals besten Dank! Der neugewählte Gemeindevorsteher Rüter möge sich ein Beispiel an seinem Vorgänger nehmen und durch keine schmeichlerische Reden sich beirren lassen. Große Steuerlasten haben wir, und es werden nicht weniger werden. Über 6 Kilometer Chausseen bedürfen der Unterhaltung in der Gemeinde Varl und stehen unter Kreisaufsicht der Ordnung halber. Was eine Unterhaltung kostet, wird die Gemeinde durch die Instandhaltung der Gemeindechaussee in Haßmoor erfahren. Diese zwangsweise Belastung unserer Steuerkraft wollen wir nur andeuten, denn Chausseen und Wege müssen in Ordnung gehalten werden. Deshalb muss dafür gesorgt werden, dass die Chausseen vom Kreis übernommen werden. Noch nicht dieses in Ordnung, wird schon von einem Wohnungsneubau für unseren beliebten zweiten Lehrer gesprochen und zwar ein Anbau bei der alten Schule! - Vom Herzen gönnen wir unserm zweiten Lehrer eine Wohnung, um sich einen Familienstand gründen zu können, aber der Gedanke an einen Anbau bei der alten Schule muss geradezu lächerlich genannt werden. Kaum wird dieses Flicksel begonnen, fällt die alte Schule zusammen und schon muss eine neue Schule gebaut werden. Wenn die Gemeinde Varl die Steuerlast tragen kann, dann sollte man die alte Schule zu Wohnzwecken einrichten und zum Bau einer neuen Schule übergehen. Die alte Schule steht doch wirklich auf einem Platze schlimmster Art (Kreuzweg). Die

Page 8: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Spielplätze sind die Chausseen und das bedeutet doch große Gefahren für die Kinder (Autoverkehr usw.) und wenn sich ein großer Verkehr auf den Chausseen abspielt, denken die Kinder beim Unterricht 'Ick will es kieken'. Darum Gemeindevorsteher und Gemeindevertreter Augen auf und macht etwas Vernünftiges, wenn Neuanlagen geschaffen werden sollen. Zum Neubau einer Schule gibt es von seiten der Regierung Zuschüsse, aber nicht für Flickereien. Ein ruhiger Platz für eine neue Schule mit Umzäunung des Spielplatzes ist vorhanden. Seid nun nicht so wetterwendisch und unüberlegt wie bei der Vorsteherwahl. Einigkeit macht stark zum Wohle der Gemeindeeingesessenen. Wir möchten auch bitten, dass in Zukunft sämtliche Gemeindebeschlüsse im Rahdener Wochenblatt bekannt gegeben werden (Kosten entstehen dadurch nicht, damit jeder von der Tätigkeit der Gemeindevertretung unterrichtet wird. Die Gemeindeeingesessenen sind doch schließlich auch die Leidtragenden beim Steuerzahlen. Mehrere Einwohner von Varl 1927 - 14. 1.: Vollständiger Umbau des Schulhauses unter einem Kostenaufwand von 8.500 RM. Ausführung der Erd-, Maurer-, Zimmer-, Dachdecker- u. Tischlerarbeiten werden ausgeführt von der Firma H. Wlecke & Co. zum Preise von 5.832,87 RM. Malerarbeiten werden dem Malermeister Beerhorst übertragen zum Preise von 590 RM. Klempnerarbeiten macht Fürhölter zum Preise von 218,02 RM. Im Rahmen der Umbauarbeiten erhöhen sich die Summen auf zusammen 8.500,00 RM. 1930 - Dem 2. Lehrer Berendes wurde eine Kammer gebaut. Zum Ableben des ehemaligen 1. Lehrers Vahle erschien in der Presse am 21.2.1931 folgender Nachruf: Am 19. Februar ist einer der ältesten Lehrer im Kreise, der Lehrer i.R. Karl Vahle, im Alter von 86 Jahren heimgegangen. Er entstammt einem alten Lehrergeschlecht, das seit Mitte des 18. Jahrhunderts in mehreren Generationen dieselbe Stelle in Werfen, Kreis Herford, verwaltet hat und wurde dort im Jahre 1844 geboren. Die Ausbildung für den Lehrerberuf erhielt er auf dem Seminar in Petershagen. Nachdem er über ein Jahrzehnt als Lehrer in Isselhorst, St. Quernheim und Lashorst tätig gewesen war, hat er 30 Jahre in Varl, Kr. Lübbecke, als 1. Lehrer wirken dürfen. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1907 zog er zu seinen Eltern nach Brackwede, und in ihrer Mitte wurde ihm noch ein langer Lebensabend, in dem ihm auch schweres Leid nicht erspart blieb, beschieden. Im Oktober 1925 durfte er mit seiner Frau im Kreise der Seinen das Fest der goldenen Hochzeit feiern. Es war nicht seine Art, viel Aufhebens von sich zu machen; still und bescheiden, wie sein Wesen war, so hat er auch im Stillen segensreich gewirkt und dankbare Schüler werden ihm ein treues Gedenken bewahren. Soeben erreicht uns die Nachricht, dass die treue Lebensgefährtin ihrem Gatten gestern in den Tod gefolgt ist. Die Beerdigung des Verstorbenen findet daher

Page 9: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

nicht heute statt, sondern die Beisetzung der beiden Eheleute wird gemeinsam erfolgen. Die Schule zur Zeit der NS-Diktatur Die Chronik enthält ausführliche Beiträge zur Schule in der NS-Zeit, wobei besonders der von den nationalsozialistischen Machthabern vollzogene Wandel vom fragend-entwickelnden Unterrichtsverfahren zur sogenannten "landgebundenen Gruppenunterrichtsschule" beschrieben wird. In der Chronik fallen in dieser Zeit übrigens zahlreiche Rechtschreibfehler auf. Varl wurde zur Modellschule aufgebaut. In diesen Ausführungen wird die Ideologie der NSDAP ebenso deutlich wie Konflikte der "offiziellen Meinung" mit beispielsweise der Kirche. Schul- und Ortsgeschichte mischen sich beinahe zwangsläufig: Das letzte Halbjahrhundert zeigt eine deutliche Neigung zur Entfaltung der Selbstätigkeit als allgemein methodischen Grundsatz. Aber es verlegt die Selbstätigkeit in den entwickelnden Unterricht. Das entwickelnde Frageverfahren und der gesprächsweise entwickelnde darstellende Unterricht beherrschen die deutsche Schule, knechten jeden einzelnen Stoff, bezwingen jeden Lehrer, jede Klasse und jedes Kind. (..) Sie ward zum Verhängnis dadurch, dass sie gleichzeitig als Selbstätigkeit des Kindes galt und an ihre Stelle gesetzt wurde. die entwickelnde Frage hatte selbstätiges (sic!) Erarbeiten vorgetäuscht. Die Enttäuschungen und die Misserfolge blieben nicht aus. Nun drängte sich der alte Grundsatz des Lernens durch Tun hervor. Alle Bestrebungen, ihm näher zu kommen, mündeten zuletzt in den Gedanken der Arbeitsschule. Die Arbeitsschule führte uns hin zur 'Landgebundenen Gruppenunterrichtsschule'! Nun folgt ein eingehender Bericht über die Umstellung der dreiklassigen Volksschule in Varl zur 'Landgebundenen Gruppenunterrichtsschule' (Lehrer Hermann Vahle; mit K. Vahle nicht verwandt). Nach der nationalsozialistischen Revolution war mir klar, dass der neue Staat auch eine anders geartete Schule haben musste. Eine Schulreform musste kommen. Sie konnte aber auch nur kommen vom Lande her. Krieck spricht die Größe der Aufgabe deutlich aus: Die Bewegung zur Landschulreform wird nicht mehr untergehen. Was auch geschehen und kommen mag: Die Zukunft steht im Zeichen der nationalen Revolution, die Land- und Bauerntum in den Blickpunkt rückt, die eine Bewegung zum Lande hin und von den Städten fort bedeutet, die darum die Wiedergeburt des deutschen Volkes aus Blut und Boden bringen wird. Alle Erziehung und alle Bildung aber muss im Dienste dieses Zieles ihre Sinnerfüllung finden. Durch die Landschultagung in Lübbecke von 18.-20. September 1933 angeregt und durch die anschließende pädagogische Woche in Jena angetrieben, dachte ich in Varl an eine Schulreform, um zu einer dorfeigenen Schule im Sinne des nationalsozialistischen Staates zu kommen.

Page 10: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Zunächst wurde die Dorfgemeinde mit der Schulreform bekannt gemacht. Sie bejahte im allgemeinen die Umformung der Schule, die die Kinder erziehen will zur echten Volksgemeinschaft im Sinne unseres Führers Adolf Hitler. So konnte ich nun mit der Arbeit beginnen. Große Aufmerksamkeit widmete ich einer zweckentsprechenden Inneneinrichtung der Schule. Sie sollte aber auch nicht viel Geld kosten, darum wurde vieles von den Jungen in handwerklicher Tätigkeit unter meiner Führung hergestellt. Die zweisitzigen Bänke formte ein Dorftischler in Tische um. An den Wänden entstanden Regale, die zur Aufnahme der Arbeitsmittel dienen, die jetzt immerfort gesammelt und neu hergestellt werden. In jedem Schulsaal brauchten wir eine große Tafelfläche. Auch diese stellte ich mit den großen Knaben selbst her. Wir ließen den Spachtelkitt von Jena kommen und gingen dann lustig an die Arbeit. Unsere so entstandenen großen Tafeln machten allen ganz besonders viel Spaß, weil wir sie selbst gearbeitet hatten. Die äußere Umstellung hat der Gemeinde etwa 150 M gekostet. Nachdem wir nun mit viel Mühe, aber auch mit viel Freude, die Raumeinrichtung soweit fertig hatten, sandte ich den ersten Arbeitsplan der Regierung in Minden mit der Bitte um Genehmigung zu. Zum Plan selbst habe ich damals bemerkt. "Der Arbeitsplan soll nun kein starres Schema darstellen. Seine Bindungen sind nicht unabänderlich. Soweit die Interessen der Kinder gewissen Arbeiten übermäßig ablehnend gegenüberstehen oder soweit gewisse aktuelle Ereignisse in den Vordergrund treten, Hier wird bereits deutlich, dass die Beeinflussung der Schüler im Sinne der NS-Machthaber planmäßig vorbereitet wurde. wird der Arbeitsplan in natürlichem Verlaufe durchbrochen. " Durch ein Schreiben der Regierung vom 13. Dezember 1933 (Nr. 4714 11 M) wurde die Einführung einer Schulreform in der Volksschule Varl genehmigt. Nun zur Schularbeit selbst. Was der Schule als reiner Unterrichtsveranstaltung anhaftete, wurde abgestreift. Wir gingen auf die vier Urformen des Lernens zurück: Unterhaltung, Spiel, Arbeit und Feiern. Statt von Klassen sprachen wir nun von Gruppen. Wir haben eine Ober-, Mittel- und Untergruppe. Die Umformung stieß auf keinerlei Schwierigkeiten, da unsere Schule ein dreiklassiges System war. Der 3. Jahrgang, der planmäßig in die Untergruppe gehört, habe ich nicht zurückversetzt, weil es Oktober war und weil dadurch vielleicht hätte Unruhe in der Bevölkerung entstehen können. Ich wollte die Umformung reibungslos sich vollziehen lassen. Erst Ostern blieb auch der 3. Jahrgang in der Untergruppe. - Die Gruppe ist nicht mehr ein starres Gebilde, sondern eine lebendige Gemeinschaft, aufgeteilt in Tischgruppen mit selbstgewählten Führern. Die entsprach den NS-Grundsätzen "Volksgemeinschaft“ und "Führerprinzip". Die Tischgruppen haben sich frei nach Neigung und Begabung gebildet. Die Schüler einer Tischgruppe helfen sich nun bei allen Arbeiten, soweit sie nur können. In der Obergruppe haben wir als erstes Arbeitsthema gewählt: Leben und Arbeit großer Deutscher. Erster Bericht, verbunden mit einer Schulfeier, wurde gehalten von einer Schülerin über Dr. Martin Luther und die deutsche Reformation (450. Geburtstag). (..) Täglich haben wir eine Viertelstunde Körperschule. Die Kinder lösen sich in Gruppen auf und verteilen sich auf den ganzen Schulhof. In den Übungen wird eine bestimmte Reihenfolge innegehalten. Die Turnviertelstunde liegt vor der Pause und endet mit

Page 11: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

einem Dauerlauf (200-300 m). Die Kinder müssen die Entwicklung ihres Körpers monatlich feststellen und in ihr Heft "Mein Körper" eintragen. Aus unserem Lehrmittel- und Lichtbildraum haben wir zugleich einen Werkraum gemacht. Die Arbeit im Werkraum wird aber nicht systhematisch (sic!) aufgezogen, sondern der Raumlehreunterricht und unser Schulgarten stellen ihre Forderungen für den Werkraum. So stellt sich die Bildungsarbeit im wesentlichen als Gemeinschaftsfunktion dar, deren bildende und erzieherische Kräfte den Weg von der Familie zur Ganzheit des Volkes bahnen. (..) Die nationalsozialistische Revolution hat dem Lehrer, vor allem dem Landlehrer, neue und sehr schwere Aufgaben gestellt, die er zu lösen hat, wenn er als wirklicher Jugenderzieher und Erwachsenenbildner in seinem Dorfe wirken will. Er hat den deutschen Menschen zu bilden. Aber letztes Ziel der nationalsozialistischen Erziehungsarbeit ist die Erhaltung des deutschen Volkes und seiner Nation. "Kurz ist das Leben des einzelnen, zeitlos der Weg des Volkes." Nun hat der Reichsminister Rust wegweisende Richtlinien für die staatspolitische Erziehungsarbeit gegeben. Der Sonnabend ist zum Staatsjugendtag geworden für alte Kinder. Es liegt in dieser Lösung höchste Anerkennung und Würdigung der Jugendarbeit. Ihr wird nicht mehr nur so nebenbei vorhandene Freizeit überlassen, sondern man gibt ihr einen vollen Arbeitstag, stellt damit ihre Arbeit vollwertig neben die Schularbeit. Aber auch die nicht in der Staatsjugend Organisierten sollen und müssen das nationalsozialistische Gedankengut in sich aufnehmen und körperlich ertüchtigt werden. Alle Jahrgänge sollen nunmehr erfasst werden. Das ist für uns Lehrer jetzt höchste Aufgabe, die zu erfüllen aber ein Lehrer notwendig ist, der ganz in der Idee steht und den Pulsschlag der Zeit selbst mitfühlt. In der Chronik wird fortgefahren: 13. Oktober 1935 Versammlung der Schulgemeinde am Sonntag, dem 13.10.35. Programm: 1. Feier der Jugend. Der Erntedank in Sitte und Brauchtum unserer Heimat 2. Vortrag: Elternhaus - Schule – Hitlerjugend - Winterhilfswerk. 3. Eltern prämieren die Beete des Schulgartens. 4. Praktische Winterhilfe. Alle Schüler haben in der Woche Kartoffeln gesammelt auf Stücken, die die Eltern nicht mehr absuchen. Diese Kartoffeln werden dem Winterhilfswerk zur Verfügung gestellt. 20. Dezember 1935 Versammlung der Schulgemeinde zu einer Weihnachtsteier. 400 bis 500 Menschen waren anwesend. Auch der Gesangverein beteiligte sich. Dauer der Feier etwa 3 Stunden. 30. Januar 1936

Page 12: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Feier in der Schule zum 30. Januar mit Einweihung eines neuen Radios. (..) 1937 Am 28. April 1937 wurde in unserer Gemeinde der Grundstein zu einem neuen Glockenturm gelegt Die Glocke steht jetzt mehr in Mitte des Ortes am Friedhof. Es wurde ein Dokument eingemauert. 1. Mai Zum ersten Male wurde die Maifeier im Orte Varl im größeren Rahmen gefeiert. Es wurde ein Maibaum gepflanzt, anschließend fand am 30.4. Abends eine Feier der HJ auf dem Schulhofe statt. Am 1.5. große Feier auf dem Schulhofe unter Teilnahme der ganzen Gemeinde. Gedichte, Ansprachen, gesangliche und humoristische Darbietungen, symbolische Verbrennung des Winters. Im Frühjahr 1937 außerordentlich viel Regen. Es war so nass, dass sogar im Keller der hochgelegenen Lehrerwohnung Wasser stand, ein Fall, der bislang nicht eingetreten war. Nov. 1937 Deutscher Tag musste wegen des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche verlegt werden. In der Gemeinde Varl ist die Maul- und Klauenseuche auf den Gehöften der Bauern Starke Nr. 27 und Bremer 2 ausgebrochen. Febr. 1938 Am 20.2. Große Führerrede; damit alle Volksgenossen teilhaben können sind sämtliche Veranstaltungen abgesagt. Ausgerechnet während der Führerrede hält Pfarrer Menzel in Varlheide Bibelstunde. April 1938 Zunahme der Maul- und Klauenseuche. Eine Anzahl Gehöfte und Weiden sind gesperrt. 1. Sept. 1939 Ausbruch des Krieges. Steinkamp Nr. 212 benimmt sich durch niederträchtige Äußerungen derart unverantwortlich gegen Führer und Volk, dass er von der Gestapo verhaftet werden muss! Nach Zahlung eines Reuegeldes an das WHW (Winterhilfswerk) ist er dann wieder freigelassen worden. 20. Sept 1939 Polens Armeen sind nicht mehr! In einem beispiellos siegreichen Kampfe wurden die Armeen, die die Entscheidungsschlacht vor den Toren Berlins ausfechten wollten, in 18 Tagen niedergerungen. Großer Jubel auch in Varl. Vor allen Häusern wehen die Fahnen. (..)

Page 13: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Januar 1940 Durch Schornsteinbrand entstand bei Hohnstädt b. Nr. 25 ein Schadenfeuer. Oktober 1940 Am Abortgebäude wurde eine neue Sichtsperrwand gebaut. Ebenso wurde von der Straße her in 2 m Breite eine Pflasterung mit Klinkern vorgenommen. Im Sommer 1941 anhaltende Dürre; der Hafer blieb so kurz, dass er nicht in Garben gebunden werden konnte. Der Winter 1941/42 war außerordentlich hart und lang. Das Vieh konnte erst am Anfang des Monats Mai ausgetrieben werden und auch dann war kaum Graswuchs vorhanden. Die Auswirkung auf das Getreide war stellenweise so erheblich, dass ein großer Teil der Frühjahrssaaten umgebrochen werden musste. Auf dem "Hohen Felde" war kaum noch Winterroggen zu finden. April 1942 Zur Unterbringung von 35 Landhelfern der HJ. wurde im Schulgarten eine Baracke gebaut. Sie ist 30 m lang und 10 m breit und soll nach dem Siege wieder abgebrochen werden. 5. Mai 1943 Am 5. Mai wurden auf dem "Hohen Felde" die ersten Ähren am Roggen festgestellt. Die ältesten Leute erinnern sich nicht, dass der Roggen so früh in Ähren stand. 17. Sept. 1944 2 Autobusse mit Flüchtlingen aus dem Kreis Erkelenz trafen in Varl ein und wurden hier untergebracht. 31. Okt. 1944 Belegung der Schule durch die SS-Leibstandarte Adolf Hitler! Da kein Unterrichtsraum vorhanden, werden mit Unterrichtsbeginn Heilkräuter gesammelt. Am 3. 11. wird gekürzter Unterricht in dem Tagesraum des Landdienstlagers erteilt. 27. Febr. 1945 Am 27 2. kann der normale Schulbetrieb wieder aufgenommen werden, da das 2. Klassenzimmer von der Wehrmacht freigegeben wird. Vom 1. Mai 1944 bis 31. März 1945 fielen auf das Gebiet Varls über 100 Spreng- und fast 5000 Brandbomben, die nur geringen Schaden anrichteten. 26. März 1945

Page 14: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Nach dem Abgang der Entlasskinder bleiben noch 82 umquartierte Kinder in der Schule. 4. April 1945 An diesem Tage wurde um 9 1/2 Uhr die Schule geschlossen. Ein großer Teil der Schulkinder war von den Eltern nicht geschickt worden. Die Kriegshandlungen näherten sich dem Kreisgebiet. Rahden wurde nachmittags von feindlichen Panzern beschossen, da 3 Panzer der Waffen-SS am Ortsrand aufgefahren waren, um den eigenen Rückzug zu decken. Varl selbst blieb verschont. Einige Gebäude in Rahden wurden zerstört bzw. stark beschädigt. Keine Verluste der Zivilbevölkerung. 8. April 1945 Vom 8.4.-18.4. wurde die hiesige Volksschule mit anderen Gebäuden (Saal von Hanau, Landdienstlager) von englischen Truppen belegt. Die Flora ist in diesem Jahre besonders weit voraus in der Entwicklung. Nachtfröste haben im April der Baumblüte großen Schaden zugefügt. Der Roggen steht teilweise sehr schlecht, war Kopfdünger fehlt. An dieser Stelle eine Zusammenstellung der Schülerzahlen: 01.04.1940: 128 01.02.1944: 178 (davon 49 Evakuierte) 01.12.1944: 193 (davon 78 Evakuierte) 01.05.1946: 146 01.05.1947: 153 01.05.1948: 140 01.05.1949: 168 01.05.1950: 173 01.05.1951: 128 01.05.1952: 119 01.05.1953: 117 01.05.1954: 101 01.05.1955: 95 Die Schule in Varl nach 1945

Page 15: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Wechsel in der Schulleitung Am 30. September 1952 trat der bisherige Schulleiter, Herr Hauptlehrer Wlecke, in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde der Lehrer Otto Sorgatz aus Windheim/Weser (Kreis Minden). Ihm wurde durch Regierungsverfügung die Verwaltung der freien Hauptlehrerstelle ab 1. 10. 1952 übertragen. Weil aber die Dienstwohnung noch nicht frei wurde, musste der neue Schulleiter vorläufig im Gasthof F. A. Wagenfeld untergebracht werden. Am 17. Dezember konnte dann endlich die Übersiedlung der Familie erfolgen. Lehrkräfte Inhaber der II. Lehrerstelle ist z. Zt. der Lehrer Paul Krause. Er wurde an 1.4.1949 von Schnathorst nach Varl versetzt. Die IIl. Stelle ist besetzt von der Lehrerin Frl. Maria Pietschmann; auch Frl. Pietschmann kam am 1.2.1949 aus Schnathorst. Die Dienstwohnung des Schulleiters befindet sich im Hause Varl Nr. 60, die des II. Lehrers im Schulhause. Die Lehrerin hat z. Zt. keine Dienstwohnung, weil diese durch eine berufsfremde Familie besetzt ist. Sie bewohnt ein Zimmer im Hause Detering Nr. 47. (..) Klassen- und Kinderzahl Die Schule ist vierklassig und hat am 1. Oktober 121 Kinder, die in 3 Klassenräumen Unterricht erhalten (Klasse I = 32, Klasse II = 25, Klasse IIl = 34, Klasse IV = 30). Früher Winter In diesen Jahre meldete sich der Winter ungewöhnlich früh an. Schon an 14. November fiel der erste Schnee in so dichten Flocken, dass am nächsten Tage eine Schneedecke von 5 cm Dicke den Schulhof bedeckte. Frost setzte plötzlich ein, und ungefähr 10 Tage hielt die weiße Herrlichkeit bei einer Durchschnittstemperatur von –6° an. Straßenglätte, und als Folge davon Unglücksfälle alter Art stellten sich ein. Die Schülerin Erika Griepenstroh fiel auf dem Hofe des Elternhauses so unglücklich, dass sie sich das linke Handgelenk brach. Die Elternversammlung fand am 18.11.1952 in der Schule statt. Da er und 60 % aller Erziehungsberechtigten erschienen waren und der Schulleiter die Anwesenden über Zweck und Wahl der Elternvertretungen belehrt hatte, konnte sogleich die Wahl durch Zuruf erfolgen. Es wurden gewählt: für Klasse IV Elektromeister W. Wippermann, Varl 236, Landwirt Heinrich Kokemoor, Varl 51 für Klasse III Bäckermeister Wilhelm Lindemann, Varl b. 3, Schmiedemeister Karl Lange, Var1233 für Klasse II/I Hausfrau Sophie Schwettmann, Varl 61, Landwirt Wilhelm Kummer, Kleinendorf 102

Page 16: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Oktoberer als Vertreter der Lehrerschaft wurden Frl. Pietschmann und Herr Krause ebenfalls durch Zuruf gewählt. 1. Vorsitzender der Schulpflegschaft wurde Schmiedemeister Lange 233, 2. Vorsitzender Bäckermeister Lindemann b. 3. Schulsammlung für das DRK Um die Not der hereinströmenden Flüchtlinge aus der DDR mildern zu helfen, eine Weihnachtssammlung in allen Schulen des Kreises durchgeführt. Die gespendeten Schuhe, Kleidungsstücke usw. (siehe Anlage) wurden in 5 großen Paketen im Gesamtgewicht von 46 kg der Stelle des Deutschen Roten Kreuzes in Lübbecke übersandt. Weihnachtsfeier und Elternabend Die diesjährige Weihnachtsfeier, verbunden mit anschließendem Elternabend, konnte am 20.12. im festlich geschmückten Saale der Gastwirtschaft stattfinden. Der Saal von Hanau war von Eltern und Gästen bis auf den letzten Platz besetzt Die musikalische Ausgestaltung lag in Händen von Herrn Krause, für Kostüme und Bühnenschmuck hatte Frl. Pietschmann gesorgt. Nach der Weihnachtsfeier wurde das Märchenspiel "Vom Kind, das seine Mutter ging" von den Kindern der IV Klasse gespielt (Dreiakter, Spieldauer 1 1/2 Std.). Ein geringes Eintrittsgeld diente zur Deckung der Unkosten, und ein netter Überschuss bildete den Grundstück zur Anschaffung einer Schülerbücherei. 1953 - Erste Anschaffungen zur Schülerbücherei Endlich - am 10. Januar 1953 war es soweit! Die ersten 49 Bücher für unsere neue Schülerbibliothek konnten heute gekauft werden (siehe Inventarverzeichnis). Sie kosteten 123,10 DM und wurden durch die Buchhandlung Kaiser in Rahden geliefert. Sie sollen laufend ergänzt werden - aber ein bescheidener Anfang wäre gemacht, zur großen Freude unserer Kinder und aus eigener Kraft! Die Verwaltung der Bücherei hat Frl. Pietschmann übernommen. Erste Sitzung der Schulpflegschaft Die neugewählten Mitglieder unserer Schulpflegschaft versammelten sich am 13.1.53 zu ihrer ersten Tagung in der Schule mit dem Programm: 1. Wie kann das Verhältnis zwischen Elternschaft und Schule noch enger gestaltet werden? 2. Beratung über Anschaffung von neuen Sitzmöbeln für Klasse III und neuer Ofen (Vergleiche Niederschrift). 3. Verschiedenes

Page 17: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

(zu 2: Der Schulleiter wird durch Konferenzbeschluss und Befürwortung durch die Schulpflegschaft und dem Schulvorstand beauftragt, einen entsprechenden Antrag an die Gemeindevertretung zu richten). Beihilfe für Schülerbücherei Die Regierung hat uns auf Antrag für die Summe von 100,- DM zwecks Ergänzung unserer Schülerbücherei zur Verfügung gestellt, allerdings mit der Bedingung, dass die Schulgemeinde den gleichen Betrag dafür auswirft. Das ist in der Gemeinderatssitzung von 12. März geschehen. Also ein „Glück auf“ der Schülerbücherei! Erneuerung des Sportplatzes Nachdem der Varler Sportplatz (z. Teil aus Totomitteln) mustergültig hergerichtet worden ist, kann er auch (..) von der Schule benutzt werden. Wir sind nun nicht mehr auf den sandigen Schulhof angewiesen. Wahl 1953 Der 6. September war Wahltag im ganzen Bundesgebiet, es wurde der 2. Bundestag neu gewählt. Die Schulklasse IV diente als Wahllokal für die Gemeinde Varl. Neuanschaffungen für die Schule Im Laufe des Sommers sind für die beiden Klassenräume IV und III neue Gardinen angeschafft worden, neue Öfen werden in Kürze folgen. Renovierungen an den Dienstwohnungen Die meisten Reparaturen waren aber an der Wohnung bzw. am Wohnhause des Schulleiters notwendig, da in den Jahren vor und auch nach der Währungsreform fast nichts daran gemacht worden war. Es fand also eine "Gesamtüberholung" statt, und zwar wurden folgende Arbeiten ausgeführt: 1. Gesamtrenovierung eines Zimmers (Arbeitsraum des Schulleiters) links vom Straßeneingang. 2. Streichen sämtlicher Fenster von der Außenseite und aller Haustüren. 3. Tünchen der Deele und des Schweinestalls. 4. Anbau eines neuen Hühnerstalls. 5. Streichen des Zaunes an der Kreisstraße und Anlage eines neuen Drahtzaunes an der Verbindungsstraße. 6. Installationsarbeiten am Dach und für die Lehrerinnen-Dienstwohnung oben. 7 Das Fachwerk (Balken und Füllungen) wurden neu überstrichen.

Page 18: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

8. Der Brunnen wird gereinigt. 9.Ausbesserungsarbeiten an einem Schornstein werden ausgeführt und an den Dachgiebeln neue Windbretter angebracht. 10.Neben dem Kuhstall wird eine neue Müllgrube gemauert. Schülerzahl 15.11.1953 Klasse I - 12 Knaben, 13 Mädchen = 25 Klasse II - 28 Knaben, 14 Mädchen = 32 Klasse III - 12 Knaben, 10 Mädchen = 22 Klasse IV - 17 Knaben, 24 Mädchen = 41 insgesamt 59 Knaben, 61 Mädchen = 120 Tod eines Schülers Am 5. November verstarb unser kleiner Freund Hans Jäckel aus Klasse II im Kreiskrankenhaus Lübbecke. Am 9. 11. fand hier auf dem Friedhof die Beerdigung statt, an der die gesamte Schule teilnahm. Neue Öfen Ende November bekamen endlich die Klassenräume I und II neue Öfen. Sie sind vom gleichen Typ wie der neue Ofen im Klassenraum lII, der ca. ein Jahr früher gekauft worden ist. Die 3 Öfen heizen gut und sind sparsam im Brennstoffverbrauch. - Die Ofenfrage für unsere Schule wäre damit gelöst.(...) Schulentlassung Ostern 1954 Mit dem 31. März dieses Jahres ist das bisher amtliche 9. Schuljahr vom Kulturministerium aufgehoben worden. (..) Sonnenfinsternis Am 30. Juni 1954 erlebten wir ein Naturereignis, wie es erst im September 1999 wieder auftreten wird: eine fast totale Sonnenfinsternis. Bei strahlendem Himmel konnte sie gut beobachtet werden. (..) Neue Schulpflegschaft Die Neuwahl der Schulpflegschaft für das laufende Schuljahr wurde am 17. Mai im Klassenraum IV vorgenommen. Die einberufene Schulgemeinde war für sämtliche Klassen beschlussfähig, so dass die Wahl glatt vonstatten ging. Durch Zuruf wurden gewählt für Klasse I - Landwirt Warner Nr., 14, Straßenmeister Schwettmann Nr. 69 Klasse II - Landwirt Schnelle Nr. 13, Frau Schwettmann Nr. 61 Klasse IIl - Frau Kalkhake Nr. 184, Herr Haarmann Nr. 246 Klasse IV - Frau Hansel Nr. 13, Landwirt Wiegmann Nr. 123 Als Vorsitzender der Schulpflegschaft wurde Landwirt Wiegmann Nr. 123, als Stellvertreterin Frau Schwettmann Nr. 61 gewählt. (..) Neue Schulmöbel Am 12. August war endlich der Tag da, der uns die schon lange ersehnten neuen Schulmöbel brachte. Die Schulmöbelfabrik Fritz Flötotto, Friedrichsdorf i. W lieferte uns:

Page 19: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

24 Säulentische in verschiedenen Größen, 48 Drehstühle mit großem Drehkranz, 1 Lehrertisch mit Zügen, 1 Lehrersessel, 1 Lehrmittelschrank - Mittelstück 15 Tintenklötze, 1 Papierkasten. Damit wären nun sämtliche Klassenräume mit neuzeitlichem Schulgestühl ausgestattet. (..) Schuljahr 1955/56 (..)Am 1. Mai zählte die Schule 54 Knaben und 41 Mädchen, also insgesamt (..) 91(?) Kinder. Damit wäre der tiefste Stand an der Schülerzahl erreicht und möglich überschritten, denn Mitte Mai werden wieder eine Anzahl Hütekinder aus Espelkamp-Mittwald oder Schweicheln erwartet ( .. ). Dienstland der Lehrerin Nach dem Fortzug des Lehrers Krause hat die Lehrerin den Schulgarten in Größe von ca. 150 qm übernommen. Zur Lehrerstelle gehört z. Zt. kein Dienstland, da Herr Krause außerhalb des Ortes (Tonnenheide) wohnt und somit auf Gartenland verzichtet hat. Störche im Ort Seit Jahrzehnten befindet sich auf dem Dach des Bauern Löhr ein Storchennest. Jedes Jahr ist es bewohnt. Es ist interessant, wenn Löhrs Opa und sein Sohn von "ihren" Störchen allerlei Geschichten erzählen; denn das Nest mit seinen Insassen ist bereits mit dem Hofe verwachsen. Es klang fast wie Trauer, als mir von dem tragischen Ende eines Tieres erzählt wurde, das gegen die Hochspannung geflogen und dann tot abgestürzt war. Das Tier wurde von einem Fachmann sorgsam präpariert und steht jetzt, noch im Tode stolz, in Opa Löhrs Fremdenzimmer. In diesem Sommer wurden die Störche vor ihrem Fortzug erstmalig beringt. (..) Sommerwetter und Ernteaussichten In diesem Jahr hatten wir ein sehr spätes Frühjahr. Mehrere aufeinanderfolgende Bodenfröste im Mai haben die gesamte Kern- und Steinobsternte (außer Kirschen) total vernichtet. Auch die Frühjahrsbestellung unserer Landwirte und Bauern wurde durch Bodenfröste und nasskalte Witterung unliebsam hinausgezögert. (..) Deutsche Schrift Durch die neuen Richtlinien des Herrn Kultusministers vom 8.3.1955 wurde der deutschen Schrift wieder - nach 10-jähriger Verbannung - der Platz im Unterricht eingeräumt, der ihr gebührt. Sie hatte bisher der lateinischen (genannt Deutsche Normalschrift) weichen müssen. Letztere bleibt zwar nach wie vor die Ausgangsschrift, aber vom 5. Schuljahr ab üben und schreiben wir daneben auch wieder deutsch. Englisch im Unterricht

Page 20: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Desgleichen wurde durch die neuen Richtlinien Englisch als Unterrichtsfach eingeführt. Bei uns wurde der Englischunterricht vom Kollegen Ahrens ab 26.8. an alle Kinder des 6.-8. Jahrgangs erteilt, die im Deutschen gut oder befriedigend aufweisen konnten, und zwar in 4 Wochenstunden an zunächst 19 Kinder. Die restlichen Kinder der genannten Jahrgänge erhielten während der gleichen Zeit zusätzlichen Deutsch (Übungs-)unterricht durch eine andere Lehrkraft. ( .. ) Ost- und Mitteldeutsche Woche Auf Anordnung der Landesbehörde wurden in allen Schulen Nordrhein-Westfalens in der Zeit vom 25-30.10.1955 ost- und mitteldeutsche Tage durchgeführt. Ost- und Mitteldeutschland standen in diesen Tagen im Mittelpunkt des Unterrichts. Außerdem führte das Volksbildungswerk Espelkamp-Mittwald 3 Tonfilme aus Ostpreußen in der Klasse vor, und der Schulleiter erzählte den Kindern des 5.-8. Jahrgangs von seinem Heimatland Pommern. Derselbe Vortrag wurde auf Wunsch der Nachbarschule Sielhorst auch dort gehalten. Neues Brausebad Gemeinde und Sportverein Varl haben auf dem Schulgrundstück eine Duschanlage eingerichtet. Sie ist auch den Schulkindern unentgeltlich zugänglich, wenn sie am festgelegten Badetag benutzt wird. Dieser Brausetag ist immer der Sonnabend, erstmalig der 5.11.1955. Masern Eine Masernepidemie machte sich im Nebelmonat November unter den jüngeren Kindern unseres Ortes bemerkbar. In der I. Schulklasse fehlten am 19. 11. von 23 Kindern 16, so dass die Klasse auf Anordnung des Gesundheitsamtes 10 Tage geschlossen wurde. ( .. ) Bevor mit der Chronik fortgefahren wird, sei der Neubau der Schule in Varl 1956/57 in einem Artikel der "Lübbecker Kreiszeitung" vom 7.12.1956 erwähnt: Den dritten Schulneubau unternahm die Gemeinde Varl auf "Hülsenmeiers Kamp". In dessen Nähe wurde auch ein neues Lehrerwohnhaus errichtet. Die bisherige Schule an der Kreuzung bei Hanau wurde von der Gemeinde je zur Hälfte an Tischler Vahrenkamp und den Ostflüchtling Hansel verkauft. Die Lehrerwohnung wurde von dem Ostflüchtling Richard Wude käuflich erworben. Dessen Sohn, Joachim Wude, bedauert heute sehr, dass man vor Jahren, als einige bauliche Veränderungen an dem Haus vorgenommen wurden, den alten Giebelbalken mit der anfangs erwähnten Inschrift des Lehrers Schwettmann entfernt hat. Sein Vater übereignete ihn dem Museumshof in Rahden, wo er hoffentlich gut verwahrt wird. Nun weiter mit Auszügen aus der Schulchronik. Schuljahr 1958/59 Wechsel in der Schulreinigung Frau Sophie Schwettmann, die das Amt der Schulreinigung innehatte, kündigte ihre Stellung zum 1. Mai. An ihre Stelle trat Frau Oestermeier aus Varl Nr. 250. Schuljahr 1959/60

Page 21: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Fortgang der Lehrerin und schulischer Notstand Am 30.4. wurde die Lehrerin z. A. Frl. Borchert, nachdem sie hier ein Jahr unterrichtet hatte, auf ihren eigenen Wunsch aus dem Schuldienst des Landes Nordrhein-Westfalen entlassen. Welche Gründe Frl. Borchert zu diesem schwerwiegenden Schritt bewogen haben, sind mir nicht bekannt, jedenfalls sind sie nicht persönlicher und schulischer Art, da Frl. Borchert die Anlagen zu einer guten Lehrerin hatte. Vielleicht war es ihr hier und in der großen Neubauwohnung zu einsam! Infolgedessen befindet sich unsere Schule seit dem 1. Mai in einem Notstand, der womöglich bis ans Ende des Schuljahres anhalten kann. Neue und Ersatzlehrkräfte stehen der Bezirksregierung in Detmold für dies Schuljahr nicht mehr zur Verfügung, da infolge einer Erweiterung der Studienzeit von 4 auf 6 Semester in diesem Frühjahr kein Nachwuchs von der Pädagogischen Akademie kam und die Pensionierungen wegen Alters zunahmen. Im Reg.-Bez. ist bereits der schulische Notstand ausgerufen, und im Kreis Lübbecke sind z. Zt. mindestens 25 Planstellen unbesetzt geblieben. - Die beiden unserer Schule mit 127 Kindern und 4 Klassen verbleibenden Lehrkräfte unterrichten nach einem Not-Stundenplan (Kürzung der Realien, Klassenkombinationen und Fortfall des Zeichen- und Turnunterrichts in allen Klassen), denn der Ausfall einer Lehrkraft bedeutet 30 Std. pro Woche. Die beträchtlich verkürzte Unterrichtszeit in den einzelnen Klassen soll möglichst durch vermehrte Hausaufgaben ausgeglichen werden. (. .) Sommerliche Dürre Einen so trockenen Sommer wie in diesem Jahre hat es seit Menschengedenken nicht mehr gegeben. Selbst die ältesten Leute können sich daran nicht zurückerinnern. Die Monate Juli - August und September waren fast ohne Regen; die Sonne strahlte einen Tag wie den andern vom blauen Himmel herunter und bescherte uns Temperaturen bis zu 36° Celsius. Wie das auf unsere leichten Böden wirkte, kann man sich wohl vorstellen. Die neuesten Zeitungsnachrichten besagen, dass man anfängt, in den Großstädten das Wasser zu rationieren (..) Endlich, im November, kam der heißersehnte Regen, der den Landwirten das Ackern und Einbringen der Wintersaat ermöglichte. (..) Keine Weihnachtsfeier - Theaterabend in Bielefeld Anstelle der Weihnachtsfeier, die in diesem Jahr leider wegen Lehrermangels und zur Verhütung eines noch größeren Stundenausfalls nicht stattfinden konnte, fuhren 52 Kinder der Oberstufe und Mittelstufe und 5 Erwachsene mit einem Autobus zum Theaterabend nach Bielefeld. Aufgeführt wurde im Stadttheater das reisende Märchenspiel "Peterchens Mondfahrt" ( .. ) Grippe-Epidemie In den Monaten Januar / Februar wurde ganz Norddeutschland von einer Grippewelle heimgesucht (. .). Rund 50 % unserer Kinder waren nach und nach erkrankt, desgleichen alle 3 Lehrkräfte. (..) Schuljahr 1960/61 (...) Die 2. Garage Auf Antrag der Lehrerin Frl. Schüller wurde (..) eine neue Autogarage gebaut. Sämtliche Varler Lehrkräfte (..) besitzen damit einen Kraftwagen.

Page 22: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Noch kein Telefon! Dem Antrag des Schulleiters auf Einrichtung eines Diensttelefons im Lehrerhause wurde durch die Gemeindevertretung stattgegeben. Leider kann der Beschluss nicht vor dem Neu- bzw, Ausbau des Rahdener Postamtes durchgeführt werden, da alle vorhandenen Rufnummern bereits vergeben sind (..). Keine Jungstörche Erstmalig sind im Varler Storchennest auf dem Dachgiebel von Löhr in diesem Jahr keine Jungstörche großgezogen worden. Es macht sich hier wahrscheinlich ein Nahrungsmangel fühlbar, denn ihr Hauptjagdgebiet, der Schnakenpohl, ist seit dem Sommer 1959 eingetrocknet. Auch die sonst an den milden Sommerabenden stattfindenden Froschkonzerte fehlen z. Zt. ganz. Schadenfeuer in Varl Gegen Mitternacht des 30.10.1960 ertönte plötzlich die Feuersirene und rief Feuerwehr und Polizei zur Brandstätte des Bauernhofes Steinkamp Nr. 14 (Hoddenmeier). Das große Wohnhaus mit angebautem Stallgebäude brannte vollständig nieder. Obst- und Gemüseschwemme Wohl selten hat es Obst und Gemüse in solcher Menge gegeben wie in diesem Sommer und Herbst. Besonders waren es Apfel- und Pflaumenbäume, die uns mit überreichem Segen beschenkten. Sämtliche Mostereien waren überlastet und nahmen kein Obst mehr an. Die Bauern verwandten es als Viehtutter, oder es blieb achtlos unter den Bäumen liegen, wo es dann schließlich vergammelte. Hoffentlich rächt sich diese Unterlassungssünde nicht im kommenden Jahr in Gestalt einer Missernte! Infolge des Überangebots waren die Preise so niedrig, dass die Unkosten des Pflückens kaum gedeckt werden konnten, und Einmachpflaumen wurden für 10 Pf. pro Pfund angeboten. Desgleichen war die Gemüseernte überaus reichlich. Leider waren die Sonnentage im Sommer recht spärlich, und der Regen fiel so reichlich, dass die Grundwassernot des Vorjahres restlos beseitigt wurde. Der meiste Regen kam zum Leidwesen in der Erntezeit, und die Getreideernte wurde stellenweise zu 50 - 70 % vernichtet, so dass das Korn nur noch als Viehfutter Verwendung finden konnte. Tausende von Zentnern wurden durch unsere Varler Trockenanlage, die Tag und Nacht mit Hochbetrieb arbeitete, vor dem Verderb bewahrt. Tonbandgerät Am 18.12. bekamen beide Varler Schulen ihr erstes Tonbandgerät (Telefunken mit Zubehör 560,- DM), das aus einem modernen Schulbetrieb heute nicht mehr wegzudenken ist. ( .. ) Lichtbild-Reportage Am 22.2. führte Kreisjugendpfleger Burbenker der Elternschaft eine Lichtbilderreportage über Schmutz- und Schundliteratur vor. Schuljahr 1961/62 Eichelsammlung

Page 23: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Wie im Vorjahr, so sammelten fast alle Kinder auch diesmal wieder recht fleißig Eicheln. Die Sammlung wurde begünstigt durch den reichen Eichelanfall und den schönen, trockenen und sonnigen Herbst. Der Aufkäufer zahlte für die rund 95 Zentner die Summe von DM 614,15. Diese Summe wurde an die Sammler verteilt. Die Eicheln sollten im Winter zur Wildfütterung im Harz dienen. Handarbeitsausstellung In der Vorweihnachtswoche fand auch in diesem Schuljahr die traditionelle Hand- und Nadelarbeitsausstellung der Mädchen statt, die regen Zuspruch fand. ( ) Schuljahr 1962/63 Neue Post Die Bundespost hat ab 1.4.62 neue Postleitzahlen für sämtliche Postorte des Bundesgebietes eingeführt. Jeder Haushalt bekam ein Büchlein zugestellt, aus dem alle Leitzahlen ersichtlich sind. Varl hat die Leitzahl 4993. (.. ») Schuljahr 1963/64 Fernsprechanlage Am 29. Mai ging ein seit 3 Jahren gehegter Wunsch der Schulleitung endlich in Erfüllung. Wir bekamen unser Diensttelefon und sind nunmehr unter der Nummer 557 an das Rahdener Fernsprechnetz angeschlossen. (...) Schuljahr 1964/65 ( .. ) Schulzoo und Verkehrs-Kasperle Der 8.9.64 war für alle Kinder ein besonderer Tag. Gleich zu Beginn des Unterrichts rollte der fahrbare Schul-Zoo Renz auf dem Schulhof an. Die Tiere, in 14 Kisten verpackt, wurden in einem Klassenraum für alle Kinder zur Schau gestellt, einzeln herausgenommen und eine kurze Lebensbeschreibung gegeben. Die Kinder durften sie anfassen und streicheln, von der 4 m langen Riesenschlange bis zu den zierlichen Äffchen "Bubi" und "Bimbo", an deren Späßen besonders die Kleinsten ihre helle Freude hatten. In einem vom Zoo veranstalteten Preisausschreiben gewannen zwei Schülerinnen noch je eine Schaumperlenkette. Kurz nach Beendigung der Vorstellung kam ein Wagen der Verkehrspolizei aus Herford, und der gute "Verkehrskasperle" begeisterte nicht nur die Kleinen, sondern auch die vom 5.-8. Jahrgang. Und zufällig hatte der Schulleiter noch an diesem Tage seinen 62. Geburtstag! Wahlen In ganz Nordrhein-Westfalen fanden am 27.9. die Gemeinde- und Kreistagswahlen statt. In Varl wurden 13 Gemeindevertreter gewählt (6 CDU, 4 SPD und 3 FDP). Auch wurde aus ihrer Mitte der bisherige Bürgermeister Fritz Rüter Nr. 50 wiedergewählt. Dem Schulvorstand gehören an Heinrich Döpke Nr. 139, Heinrich Bommelmann Nr. 31 und Wilhelm Meyer Nr. 261. (..) Elternsprechtag und Elternversammlung Der 1. Elternsprechtag wurde am 9.11.1964 vormittags in der Schule abgehalten. An ihm beteiligten sich rund 50 % aller Eltern. Daran schloss sich am 19. 11. eine

Page 24: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

Elternversammlung, in der unter anderem ein Berufsberater vom Arbeitsamt Lübbecke über "Berufsfindung und Berufsaussichten für unsre Entlassschüler Ostern 1965" sprach. Anschließend zeigte er einen zum Thema passenden Tonfilm. (..) Schuljahr 1965/66 (An dieser Stelle soll ein Artikel aus der "Freien Presse" vom 19.6.1965 Auskunft über die Umwandlung der Schule in Varl zu einer "Mittelpunktschule" geben):

Gemeinderat steht wieder vor dem Schulproblem

Nach acht Jahren zu eng geworden Zentralschule oder Mittelpunktschule? / Regierung ist für Mittelpunktschule

.... Um den Landtagsbeschluss über den künftigen Beginn des Schuljahres im Sommer eines jeden Jahres umzusetzen, wurden zwei Kurzschuljahre, nämlich vom 1.4. bis zum 30.11.1966 und vom 1. 12. 1966 bis zum 31.7.1967 landesweit eingeführt. Am 10.2.1966 beschloss der Varler Gemeinderat, die Planung und Ausführung des Erweiterungsbaues der Schule einschließlich Turnhalle dem Rahdener Architekten Günter Müller zu übertragen. Ab dem 1.4.1966 herrschte in Nordrhein-Westfalen Lernmittelfreiheit; diese wurde noch von der CDU/FDP-Regierung unter Franz Meyers eingeführt. Nun zurück zur Schulchronik. Schuljahr 1966/67 1. Kurzschuljahr Unwetter in Varl Ein furchtbares Unwetter, verbunden mit heftigen Wolkenbrüchen und lange anhaltenden Gewittern, entlud sich in den späteren Nachmittagsstunden, am 19.7., über unserem Ort und dem ganzen Kreisgebiet (..). Uralte Bäume wurden entwurzelt, und das reifende Korn lag wie gewalzt am Boden. Die Sirene ertönte mehrmals; in den Nachbarorten hatte es eingeschlagen, und die vollgelaufenen Keller mussten durch die Feuerwehr leergepumpt werden. - Ein kalter Schlag fuhr auch ins Lehrerhaus, und zwar ins Arbeitszimmer des Schulleiters; er hinterließ dort seine Spuren an der Lichtleitung, am Telefon und an der einen Wand mit einem deftigen Schwefelgestank. - In der Schule wurden Signaluhr, Klingelanlage und der Motor der Wasserleitung außer Betrieb gesetzt. - Es scheint ein gewitterreicher Sommer zu werden. Die Entladungen sind meistens recht heftig, und vor ca. 4 Wochen brannte der Bauernhof Ahlers (am Sportplatz) durch Blitzschlag nieder. 2. Kurzschuljahr Anfang des neuen Schuljahres Heute, am 1.12.66, beginnt das 2. und damit letzte Kurzschuljahr. Am 5.12. wurden 15 Lernanfänger neu aufgenommen. Der 8. Jahrgang wurde nicht entlassen,

Page 25: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

sondern aus ihm erstmalig ein 9. Schuljahr. Es handelt sich um 9 Kinder unserer Schule. Sie sollen noch ergänzt werden durch ebensolche Kinder aus den Nachbarschulen Varlheide und Sielhorst, vielleicht auch Espelkamp. Es soll eine reine Jahrgangsklasse werden. Die Verhandlungen des Schulamtes mit den betroffenen Gemeinden sind noch nicht abgeschlossen und werden sich wahrscheinlich bis Weihnachten hinziehen; über endgültige Klassenstärken wird darum zu einem späteren Zeitpunkt hier berichtet. Keine Jahrgangsklasse in Varl Die langwierigen Verhandlungen mit den Schulgemeinden Sielhorst, Espelkamp und dem Schulamt haben sich zerschlagen. Varlheide und Espelkamp behalten ihre Kinder und gliedern sie dem 8. Jahrgang an, Sielhorst und Varl haben diese mit Einwilligung der Eltern in eine Jahrgangsklasse des 9. Schuljahres umgemeldet (nach Rahden). Es handelt sich bei uns um 8 Kinder Wir bleiben also vierklassig wie bisher. Mit diesen Ausführungen soll die Darstellung der Geschichte und Entwicklung der Schule in Varl beendet werden. Mit der Erhebung zur Mittelpunktschule begann ein neues Kapitel Varler Schulgeschichte, das vielleicht zur 750-Jahr-Feier unseres Dorfes im Jahre 2020 ausführlicher dargestellt werden wird. Die Geschichte der Schule in Varlheide Ohne die 1878 gegründete Schule in Varlheide in irgendeiner Form abwerten zu wollen, möchte ich mich hier auf den Bericht der "Lübbecker Kreiszeitung" vom 15.12.1956 zum Neubau 1956/57 beschränken, der alle wissenswerten Informationen bis zum Jahre 1956 enthält: Neues Gebäude für 60 Schulkinder Donnerstag Richtfest der Varlheider Volksschule. - Aus der Schulgeschichte. Nachdem die Varler Volksschule bereits vor drei Wochen gerichtet worden ist, macht nun mehr auch der Bau der Varlheider Volksschule gute Fortschritte. Am Donnerstagnachmittag soll das Richtfest sein. Der Neubau der Volksschule wurde notwendig, da das alte Haus den Ansprüchen eines modernen Unterrichtes nicht mehr genügte. Lange Verhandlungen gingen dem Bau der alten Varlheider Schule seinerzeit voraus. In einem Brief vom 12. August 1878 teilt die Königliche Regierung zu Minden dem Colon Kokemohr, Nr. 88, und Genossen zu Varlheide mit, „dass dem Antrag auf Errichtung einer Schule erst dann wird näher getreten werden können, wenn nach Beseitigung des Lehrermangels die Möglichkeit vorhanden sein wird, eine dritte Schulstelle in Varl zu gründen und wenn die Schulinteressenten zu Varlheide und Haßlage ihrerseits zur Gründung der gewünschten besonderen Schule namhafte Geldbeträge aufzuwenden geneigt sein werden“. Endlich, am 29. März 1893, kaufte die Gemeindevertretung von Schlechte, Nr. 34, den Bauplatz für das geplante Schulhaus in Größe von einem Hektar. Es lag an der Stelle, wo der Weg von Lahrmann-Peper, Nr. 56, nach dem Grundstück Nr. 162 die Kreisstraße kreuzt. Ein auf dem Gelände vorhandenes Mietshaus musste

Page 26: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

abgebrochen werden. Es wurde für 100 Thaler auf dem Grundstück Nr. 162 (heute H. Wagenfeld) neu aufgebaut. Die Kosten für den Bauplatz in Höhe von 2500 Mark lieh die Gemeinde von Kaufmann Wagenfeld, Nr. 72, und von Kolon Wöstehof, Nr. 1, der der Gemeinde dann nochmals 3000 Mark für den Schulhausbau verauslagte. Dieser wurde vom Maurer- und Zimmermeister Langhorst in Rahden erbaut. Zu dem Bau gewährte die Regierung "ein Allerhöchst bewilligtes Gnadengeschenk". Doppelte Schülerzahl wie heute. 1911 wurde die Schule von 111 Schülern besucht. Aus diesem Grunde wurde am 10. Mai des gleichen Jahres ein Erweiterungsbau mit einem zweiten Klassenzimmer und einer Lehrerdienstwohnung für einen unverheirateten Lehrer notwendig. Die letzte große Aufwendung für die Varlheider Schule erfolgte 1928, als ein Sportplatz und im Lehrerwohnhaus Waschküche und Speisekammer eingerichtet wurden. Erster Lehrer: Ernst Wehmeyer. Am 7. Mai 1888 wurde die Varlheider Schule durch den Lehrer Ernst Wehmeyer, gebürtig aus Rahden, feierlich eröffnet. Er wurde am 15. November 1892 durch Wilhelm Dreier aus Tonnenheide (Schmalge) abgelöst. Dritter Lehrer wurde 1903 Lehrer Weißenbach aus Bielefeld. Schon 1904 löste diesen August Dröge ab. Dessen Nachfolger wurde im Jahre 1908 Paul Gröll aus Lüdenscheid. 1911 übernahm Gustav Wißmann die Schulstelle. Im gleichen Jahr wurde Heinrich Kriete für die eröffnete zweite Lehrerstelle verpflichtet. Zwischendurch unterrichtete Lehrer Wortmann für kurze Zeit in Varlheide. Kriete fiel im 1. Weltkrieg. In den ersten Kriegsjahren 1914/15 unterrichtete Konrektor Niemann aus Rahden. Am 1. März 1917 kehrte Wißmann aus dem Kriege zurück. Am 2. Dezember des gleichen Jahres wurde die zweite Lehrstelle wieder besetzt. In schneller Reihenfolge unterrichteten folgende Lehrer: Geier (Sundern), Meier (Sundem), Hermann Eversmeier, 1925 der heutige Rektor Dr. Lorenz (Rahden) und Karl Linneweber (Bröderhausen). Friedrich Budde beendete 1928 den dauernden Lehrerwechsel. Zunächst war er acht Jahre lang alleiniger Lehrer in Varlheide. Erst 1936 wurde die zweite Stelle erneut eingerichtet. Als Stelleninhaber werden genannt: Frau Hotlof, Lehrer Brepohl, Sander, Heinrich Priesmeier (Holzhausen), Paul Remmert und Rohlfing, die beide im letzten Kriege gefallen sind. Lehrer Budde war am 4. April 1945 in Varlheide tätig, als das Dorf durch Engländer besetzt wurde. Er wurde vorübergehend beurlaubt 1948 dann wieder eingestellt und starb 1948 in Rahden. Die erste Lehrerin, die gleichzeitig im Herbst 1945 die Schule wiedereröffnete, war Felizitas Meyer. Sie wurde 1946 durch Paul Heemeyer abgelöst. Als 1. Lehrer übernahm am 1. April 1950 Wilhelm Donath aus Schlesien die Schulleitung. Seit dem 1. Mai 1947 hat er Paul Scheer (Minden) zur Seite. Zentralschule abgelehnt. Den Bau einer Zentralschule für Varl und Varlheide lehnte die Elternschaft ab. Am 24. Februar 1956 beschloss daher die Varler Gemeindevertretung - unter Abänderung aller vorher gefassten Beschlüsse für Varlheide eine neue Schule mit einem separaten Lehrerwohnhaus. Die Landwirte Wilhelm Wiegmann, Nr. 8, und Heinrich Steinkamp, Nr. 9, ermöglichten durch Landabgabe den Schulneubau. Das

Page 27: SCHULE IN VARL UND VARLHEIDE in Varl und Varlheide.pdf · Schule in Varl gibt es nachweislich seit über 300 Jahren! ... ihr "Buch über die Weltgeschichte" nach Diktat zu schreiben.

bisherige Schulgebäude soll in Zukunft Wohnzwecken dienen. Die Kinderzahl in der Schule beträgt zur Zeit 59. aus: Frieda Warner: „725 Jahre Varler Geschichte(n)“ erschienen 1995 im VML-Verlag, Espelkamp