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Research Collection
Report
Borkenkäfer als Schlüsselfaktoren der zukünftigen Waldnutzung(BarBeeKey): im Forschungsprogramm Wald und Klimawandel:Schlussbericht des ProjektesSchlussbericht des Projektes
Author(s): Wermelinger, Beat; Jakoby, Oliver; Stadelmann, Golo; Bigler, Christof; Lischke, Heike; Meier, Franz;Bugmann, Harald; Rigling, Andreas
Publication Date: 2014
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-010510275
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Schlussbericht des Projektes Borkenkäfer als Schlüsselfaktoren der zukünftigen Waldnutzung? (BarBeeKey) im Forschungsprogramm Wald und Klimawandel
Beat Wermelinger, Oliver Jakoby, Golo Stadelmann, Christof Bigler, Heike Lischke, Franz Meier, Harald Bugmann, Andreas Rigling
Ips typographus
Februar 2014
W Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Birmensdorf
Autoren
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2 BarBeeKey Beat Wermelinger1, Oliver Jakoby1, Golo Stadelmann2, Christof Bigler2, Heike Lischke1, Franz Meier1, Harald Bugmann2, Andreas Rigling1 1 Eidg. Forschungsanstalt WSL, 8903 Birmensdorf 2 Eidg. Technische Hochschule ETH, 8092 Zürich
Ein Projekt-‐Schlussbericht (v.2) aus dem Forschungsprogramm «Wald und Klimawandel» von BAFU und WSL (www.wsl.ch/wald_klima)
Projektlaufzeit: 01.01.2010 bis 30.06.2013.
Zitierung
Wermelinger B., Jakoby O., Stadelmann G., Bigler C., Lischke H., Meier F., Bugmann H., Rigling, A. 2014. Borkenkäfer als Schlüsselfaktoren der zukünftigen Waldnutzung? Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL; 43 S.
Im pdf-‐Format zu beziehen über www.wsl.ch/wald_klima
Dank
Wir danken der Gruppe Waldschutz Schweiz WSL für die Schweizerischen Borkenkäfer-‐Befallsdaten. Die Meteodaten stammten von MeteoSchweiz, METEOTEST und der Einheit Landschaftsdynamik WSL (Dirk Schmatz). Roman Zweifel stellte uns freundlicherweise Korrekturdaten für die Basttemperaturen und Patrick Weibel seine Implementierung zur Trockenindexberechnung zur Verfügung. Carlo Albert (EAWAG) danken wir für die Zusammenarbeit bei der Bayesschen Modellkalibrierung. Das Seminar für Statistik (ETH) unterstützte uns bei der Analyse der Buchdruckerfangdaten. Bei praxisbezogenen Fragen und Diskussionen über die Käferdaten half uns Beat Forster weiter. Ein Dankeschön geht auch an die Revierförster, die uns Daten zur Verfügung stellten oder beim Intensivmonitoring des Käferflugs mitmachten. Der Programmleitung danken wir für die Flexibilität im Vorfeld der Projekteingabe. Weiter bedanken wir uns bei der Professur Bugmann (Waldökologie, ETH) für die Bereitschaft, die Dissertation von G. Stadelmann in dieses Projekt zu integrieren.
© Eidg. Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf, 2014
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Inhalt Zusammenfassung 4 Summary 6 1 Einleitung 7 1.1 Hintergrund 7 1.2 Zielsetzung 8 1.3 Gliederung des Projekts 8 2 Projektablauf 10 2.1 Administrativer Ablauf 10 2.2 Felduntersuchungen 11 3 Statistische Befalls-‐Modellierung 12 3.1 Methodik 12 3.2 Resultate 13 4 Dynamische Populationsmodellierung 17 4.1 Datengrundlagen 17 4.2 Analyse der Buchdrucker-‐Fallendaten 20 4.3 Dynamische Populationsmodelle 23 4.4 Prädispositionsmodell für Buchdruckerbefall 33 5 Diskussion 37 5.1 Diskussion der Modellergebnisse 37 5.2 Ausblick auf das Folgeprojekt UMBURI 38 6 Produkte 39 7 Literatur 41 Abkürzungen
BarBeeKey Bark Beetles as Key Factors for Forest Management? (Vorliegendes Projekt)
BARI Bark Beetle Risk Model ( Buchdrucker-‐Risikomodell Jakoby et al.)
FORCLIM Forest Gap Model (Bugmann & Cramer 1998)
FP W+K Forschungsprogramm Wald und Klimawandel
LandClim Forest Landscape Model (Schumacher et al. 2004)
PAS Predisposition Assessment Systems (Netherer & Nopp-‐Mayr 2005)
PHENIPS Phenology Model of Ips typographus (Baier et al. 2007)
SOPRA Online Schädlingsprognose für den Obstbau (Samietz et al. 2007a; 2007b)
UMBURI Umsetzung der Buchdrucker-‐Risikomodellierung (Folgeprojekt)
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4 BarBeeKey
Zusammenfassung
Die Bekämpfungsstrategien des Buchdrucker-‐Befalls (Ips typographus) beruhen vielfach auf überlieferten, empirischen Kenntnissen und auf persönlichen Erfahrungen der Bewirtschafter. Das vorliegende Projekt hatte zum Ziel, mit statistischen Modellen die wichtigsten Faktoren zu identifizieren, die den Verlauf einer Gradation bestimmen und Populationsmodelle zu entwickeln. Im ersten Teil wurde retrospektiv die Bedeutung von verschiedenen klimatischen, standörtlichen und Bestandes-‐Parametern für einen Buchdruckerbefall sowie die Wirkung von Bekämpfungsmassnahmen evaluiert. Im zweiten Teil entstand ein dynamisches Populationsmodell, das zusammen mit einem Prädispositionsmodell (u.a. mit Erkenntnissen aus dem ersten Teil) eine Risikoabschätzung für den Befall durch den Buchdrucker liefert. Im ersten Projektteil wurde eine statistische Analyse von Befallsdaten durchgeführt.
Basierend auf den umfangreichen Datensätzen der Buchdrucker-‐Erhebungen von Waldschutz Schweiz wurde mit neusten statistischen Methoden die Wirksamkeit dieser Strategien untersucht. Die Modellresultate bekräftigten die bisherigen, meist empirischen Einschätzungen der Wirksamkeit von Bekämpfungs-‐Massnahmen. Sowohl das Räumen von Sturmholz wie auch die Zwangsnutzung von frischem Stehendbefall führten zu geringerem Folgebefall. Der Wert dieser Resultate liegt u.a. darin, dass die Daten nicht von einem "künstlichen" Experiment stammen, sondern auf den tatsächlich durchgeführten Bekämpfungsmassnahmen beruhen, und somit auch allfällige Unzulänglichkeiten wie zu spätes oder unvollständiges Räumen und Fällen, Lagern von Käferholz in Waldnähe, verzögertes Abführen etc. einbeziehen. Als wichtigster Einflussfaktor stellte sich die Temperatur heraus. Sie beeinflusst sowohl direkt die Käferentwicklung als auch, in Zusammenhang mit Trockenheit, die Prädisposition der potenziellen Brutbäume. Weiter war auch das Angebot an potenziellen Brutbäumen massgebend: Je grösser der Fichtenvorrat, desto grösser der Folgebefall. Ebenso zeigte sich, dass dort wo Käfernester entstehen, sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Folgejahr weitere entwickeln werden. Die Temperatur bestimmt als wichtigster Einflussfaktor nicht nur die Entstehung von
neuen Käfernestern, sondern direkt auch die Populationsentwicklung der Käfer. Im zweiten Projektteil wurde ein dynamisches, Temperatur-‐getriebenes Phänologiemodell des Buchdruckers entwickelt, das die Simulation der Populationsentwicklung und den Schwärmverlauf der Käfer bei verschiedenen Witterungsbedingungen in der Schweiz erlaubt. Die Eingangsgrösse Temperatur wird dabei gegenüber den verfügbaren Meteodaten für das Waldklima und die Verhältnisse unter der Rinde korrigiert. Die Modellierung der Phänologie bei einem Klima-‐Szenario A1B zeigte, dass sich gegen Ende dieses Jahrhunderts der Schwärmbeginn im Frühjahr um knapp einen Monat nach vorn (früher) verschieben wird und die durchschnittliche Generationenzahl pro Jahr um rund eine Generationen zunehmen dürfte. Das bedeutet z.B. im Mittelland häufiger drei anstatt bisher zwei Generationen. Das Modell kann sowohl für kurz-‐ bis mittelfristige Prognosen
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BarBeeKey 5 als auch für langfristige Szenarien bei verschiedenen Klimabedingungen verwendet werden. Für die Modellierung des Gefährdungspotenzials wird die dynamisch modellierte
Prädisposition des Wirtsbaums Fichte mit dem Populationsmodell kombiniert. Das Prädispositionsmodell ist in den Grundzügen fertig und liefert erste plausible Resultate für den Trockenheitsindex in verschiedenen Jahren und Gebieten der Schweiz. Es muss aber noch verfeinert und in das Risikomodell integriert werden.
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Summary
Management strategies for the European spruce bark beetle (Ips typographus) infestations largely rely on traditional, empirical knowledge. The present project aimed at identifying and quantifying the most important factors driving the outbreak dynamics using statistical modeling, and at developing bark beetle population models. Part I of this project was concerned with the significance of abiotic and biotic factors for bark beetle infestations. In part II, a dynamic population model was developed that allows, together with the results of part I, to assess the bark beetle hazard.
Part I analyzed with state-‐of-‐the-‐art statistical methods an extensive data set on bark beetle infestations in Switzerland provided by the ‘Swiss Forest Protection’ (WSL). The effects of climatic, site and stand characteristics, and control measures were evaluated. The analyses confirmed the efficacy of the currently applied measures. Both the clearing of windthrown timber and the sanitation felling of infested trees were correlated with less subsequent bark beetle attack. The beauty of these findings is that they do not result from analyzing specifically designed experiments with artificial settings, but from real-‐world control activities including possible shortcomings such as retarded and incomplete sanitations, storing infested timber in the forest etc. The most important single factor, however, was temperature. This factor affects bark beetle development and, linked to drought, the susceptibility of host trees. Furthermore, the supply of potential host trees was important: The larger the growing stock of spruce the more extensive the infestations. Moreover, the locations of emerging new infestation spots were clearly related to the presence of previous infestation spots.
Temperature is a crucial driving factor not only for the emergence of new infestation spots but also for the development of beetle populations. In part II, we developed a dynamic, temperature driven phenology model of the spruce bark beetle. The model allows the simulation of the beetle population development and the swarming time under various climatic conditions. The temperature data obtained from weather stations were corrected for the bark beetle environment, i.e. for within-‐stand and below-‐bark conditions. Modeling bark beetle phenology under the scenario A1B showed that by the end of this century the swarming will begin almost one month earlier than today and the average number of generations per year will increase by roughly one generation. This means that on the Central Plateau there will be more often three generations in the future than two. The model is suited for short-‐ and mid-‐term projections as well as for long-‐term scenarios with different climatic conditions.
For modeling the infestation probability the dynamically modeled predisposition of the host tree is combined with the beetle population model. In the current version, the main features of the predisposition model are already established. The model yields first plausible results for the drought index of various years and locations. However, it needs to be refined and integrated into the risk model.
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BarBeeKey 7
1 Einleitung
1.1 Hintergrund
Der laufende Klimawandel verändert auch für unsere Wälder das abiotische und biotische Umfeld. Höhere Temperaturen haben nicht nur ein schnelleres Wachstum der Vegetation, sondern auch der potenziellen Schadinsekten zur Folge. Die diesbezüglich wichtigste Art in den fichtenreichen Wäldern Mitteleuropas und Skandinaviens ist der Buchdrucker (Ips typographus). Seine Entwicklung und Reproduktion ist über einen wesentlichen Bereich linear von der Temperatur abhängig (Wermelinger & Seifert 1999). Die prognostizierte Verschiebung der Niederschläge ins Winterhalbjahr wird im Sommer vermehrt zu Trockenstress der Wirtsbäume führen (Fuhrer et al. 2006). Dies dürfte auch die Disposition der Fichten gegenüber Borkenkäferbefall erhöhen. Ob die Frequenz und Intensität schwerer Stürme ansteigen wird, ist noch unklar. Jedenfalls lösen grossflächige Windwürfe in Fichtenwäldern häufig Buchdrucker-‐Gradationen aus (Wermelinger 2004). Solche Massenvermehrungen dürften in Zukunft somit aufgrund der oben erwähnten Umstände noch häufiger werden (Engesser et al. 2008; OcCC et al. 2008). Dies ist für die Schweizer Waldwirtschaft von grosser Bedeutung, stellt die Fichte doch in der Schweiz die wichtigste Baumart dar. Sie macht im Mittelland nach LFI III 34 % des gesamten Holzvorrats aus, in den Voralpen und Alpen (häufig Schutzwälder) ist dies über die Hälfte.
Der Buchdrucker ist wegen seiner Bedeutung ein bereits vielfältig erforschter Organismus. Die wichtigsten Parameter seiner Biologie und Ökologie sowie die Bekämpfungsmöglichkeiten sind bekannt und in der Literatur verfügbar (z.B. Thalenhorst 1958; Christiansen & Bakke 1988; Wermelinger 2004; Kausrud et al. 2012). Die prognostizierten Klimaszenarien werden aber die heute noch bestehenden Unklarheiten akzentuieren und neue Fragestellungen schaffen: -‐ Wie wirkt sich ein verändertes Klima auf die Baum-‐ /Bestandesdisposition aus? -‐ Wie wirken sich wärmere Winter auf den Buchdrucker und seine natürlichen Feinde aus? -‐ Ist ein Übergang des Buchdruckers von der Fichte auf andere Nadelbaumarten denkbar? -‐ Welche Faktoren bestimmen am stärksten den Verlauf einer Massenvermehrung? (Witterung, Bekämpfung, natürliche Feinde, Wirtsdisposition, Bestandeseigenschaften?)
-‐ Welches sind jeweils nach Sturm oder Trockenheit die besonders gefährdeten Gebiete? Mit welchen Mengen von Käferholz muss dort gerechnet werden?
-‐ Welches sind Risikogebiete, wo der Fortbestand von Fichtenwäldern in Frage gestellt ist? -‐ Wie sehen die zukünftigen Waldentwicklungsszenarien unter Einbezug von Borkenkäfern aus?
-‐ Wie wirken sich Borkenkäferkalamitäten auf die C-‐Bilanz aus? -‐ Werden Buchdrucker-‐Gradationen auch in Zukunft durch Störungen (z.B. Sturm) ausgelöst oder ist es denkbar, dass die Dynamik rein temperaturgetrieben sein wird?
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8 BarBeeKey Um solch komplexe Fragestellungen beantworten und Szenarien abschätzen zu können,
wurden in jüngster Zeit verschiedene Modellansätze verwendet. Mittels statistischer Analysen von Gradationen liess sich die Wichtigkeit verschiedener Faktoren (z.B. Baumdaten, Bodentyp, lokale Klimadaten, Abstand zu befallenen Beständen) bei einem Befall definieren (Netherer & Nopp-‐Mayr 2005, Lausch et al. 2011). Dies erlaubt auch kurzfristige Prognosen für den Befall im Folgejahr. Solche Beziehungen sind aber bei sich ändernden Bedingungen nur beschränkt gültig.
Daneben existieren auch einzelne dynamische Modelle zu verschiedenen Aspekten der Buchdruckerdynamik (Baier et al. 2007; Jönsson et al. 2007) und Interaktionsmodelle mit Waldentwicklung und Management (Seidl et al. 2007; 2009).
1.2 Zielsetzung
In diesem Projekt wurden die Einflussfaktoren auf die Käferentwicklung und den resultierenden Befall mit zwei unterschiedlichen Modellansätzen untersucht:
Teilprojekt 1: Basierend auf den revierweisen, schweizerischen Befallsdaten der letzten 20 Jahre sollte mit statistischer Modellierung die Bedeutung der klimatischen, standörtlichen und waldbaulichen Faktoren sowie der Bekämpfungsmassnahmen für die weitere Entwicklung eines Befalls beurteilt werden, um damit die wichtigsten Auslöser und Steuerfaktoren einer Massenvermehrung identifizieren zu können.
Teilprojekt 2: In einem dynamischen Populationsmodell sollte die jahreszeitliche Phänologie der Buchdruckerpopulationen abgebildet werden, hauptsächlich getrieben durch die Tagestemperaturen. Zusätzlich sollte ein Modell integriert werden, welches das Risiko von Fichten für einen Befall durch den Buchdrucker für unterschiedliche zeitliche Horizonte erlaubt. Mit diesem Modell für die Gefährdung von Fichten durch Buchdrucker (im Folgenden auch als Risikomodell bezeichnet) können verschiedene Szenarien der Klima-‐ und Waldentwicklung bezüglich ihrer Folgen für einen Befall durch Borkenkäfer evaluiert werden.
1.3 Gliederung des Projekts
Der erste Teil mit der statistischen Modellierung wurde als Dissertation (G. Stadelmann) durchgeführt. Davon liegen drei publizierte Artikel vor. Deshalb werden von diesem Teil die Methoden und Resultate nur summarisch dargestellt und mit Angaben zu den nicht in den Artikeln dargestellten Arbeiten ergänzt.
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BarBeeKey 9 Der zweite Teil wurde in Form eines Post-‐docs (O. Jakoby) bearbeitet. Von diesem
dynamischen Modellansatz sind Artikel in Vorbereitung. Methodik und Resultate werden hier detaillierter präsentiert.
Einzelne Abbildungen in diesem Bericht stammen direkt aus Originalpublikationen oder
wiss. Manuskripten und weisen deshalb englische Beschriftungen auf. Diese werden jedoch in der Legende erläutert.
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2 Projektablauf
2.1 Administrativer Ablauf
Die Dissertation G. Stadelmann, betreut durch C. Bigler und H. Bugmann (Professur für Waldökologie, ETH), begann vor dem offiziellen Start des Projekts und wird im Herbst 2013 fertig sein. Sie wurde von der Professur finanziert und stellt einen Teil des vorliegenden Projekts dar. Für die Entwicklung des dynamischen Modells wurde bei Projektbeginn eine Stelle ausgeschrieben, die mit O. Jakoby erfolgreich besetzt werden konnte. Das Phänologiemodell ist jetzt in der Validierungsphase, das Gefährdungsmodell in der Entwicklungs-‐Endphase. Es wird im Rahmen des Folgeprojekts fertig gestellt.
Die wichtigsten Ereignisse während des Projektablaufs sind in Tab. 1 dargestellt.
Tab. 1 Wichtigste Ereignisse im Projekt. TP1= Teilprojekt 1 (statist. Modellierung), TP2= Teilprojekt 2 (dynamische Modellierung).
Datum Ereignis
01.11.2009 Beginn der Dissertation G. Stadelmann (vor Projektbeginn; TP1)
Nov 09 -‐ Okt 10 Aufenthalt G. Stadelmann an der WSL, Einarbeitung in die Grundlagendaten (TP1)
ab Nov 10 Statistische Modellierung durch G. Stadelmann an der ETH Zürich (TP1)
30.09.2010 Unterzeichnung des Projektvertrags BarBeeKey
01.07.2010 Sitzung FP W+K/WSL/ETH: Besprechung des vorgesehenen Projekts
22.10.2010 Ausschreibung der Post-‐doc-‐Stelle (TP2)
09.05.2011 Stellenantritt von O. Jakoby (TP2)
11.08.2011 Sitzung WSL/ETH: Erwartungen an das dynamische Modell
01.11.2011 Sitzung WSL/FB W+K: Erwartungen an das dynamische Modell, Besprechung Meilenstein 2
31.01.2012 Sitzung WSL/ETH: Projektstand und weiteres Vorgehen
25.05.2012 Sitzung mit Begleitgruppe künftiges Webtool (3 Kantonsvertreter)
13.06.2013 Sitzung FP W+K: Besprechung künftiges Webtool
04.10.2012 Einreichen des Folgeprojekts UMBURI
08.-‐11.01.2013 Besuch der Modelliergruppe am Inst. f. Forstschutz, BOKU Wien
23.-‐24.01.2013 Besuch einer Tagung in Freising: Erfahrungsaustausch Modell PHENIPS
17.04.2013 Vertragsunterschrift UMBURI
28.08.2013 Abgabe des Schlussberichts Version 1
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BarBeeKey 11 2.2 Felduntersuchungen
Im Rahmen der Dissertation Stadelmann waren auch zwei kleinere Feldexperimente geplant. Beide Untersuchungen konnten wegen unvorhergesehener Witterungs-‐verhältnisse nicht erfolgreich beendet werden und werden deshalb im Folgenden nur kurz geschildert.
Zusammenhang Harzfluss und Besiedlung
Um den Einfluss unterschiedlicher Harzfluss-‐Intensitäten auf den Besiedlungs-‐ und Reproduktionserfolg des Buchdruckers zu untersuchen, wurden im Sommer 2011 bei 20 Fichten Harzmessungen gemacht und danach Buchdrucker aus einer an der WSL angelegten Zucht angesetzt. Obwohl die Harzmessmethodik bei Föhren gut funktioniert, lieferte dieselbe Methode bei Fichten keinen Erfolg. Ebenso trat nach dem Ansetzen der Buchdrucker eine intensive, längere Schafskälte auf, die verhinderte, dass sich die Buchdrucker einbohrten. Es resultierten keine verwertbaren Daten.
Latenzdichten und Wintermortalität
Auf zwei verschiedenen Höhenlagen sollten die Latenzdichten und die Mortalität während der Überwinterung der Käfer bestimmt werden. Es wurden anfangs 2011 je 10 Nord-‐ und Südhänge im Kt. Graubünden ausgewählt mit dem Ziel, insgesamt 40 Bäume zu fällen und durch Buchdrucker besiedeln zu lassen. Durch Probenahmen vor und nach dem nächsten Winter könnte man die Dichten und die Mortalitäten bestimmen. Da der Versuch erst rel. spät geplant werden konnte und extrem früh sehr warme Frühlingstemperaturen einsetzten, flogen an den Südhängen die Käfer, bevor die Bäume gefällt werden konnten. Ein Verschieben des Versuchs um ein Jahr ging aus zeitlichen Gründen nicht.
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3 Statistische Befalls-‐Modellierung
3.1 Methodik
Von diesem Projektteil liegen aus der Dissertation von G. Stadelmann drei Publikationen vor (Stadelmann et al. 2013a,b; Stadelmann et al. 2014). Hier folgt eine Kurzdarstellung der Methoden, für eine detailliertere Beschreibung wird auf die entsprechenden Publikationen verwiesen.
Datengrundlagen
Als wichtigste Grundlage für die Modellierung dienten die Erhebungen von Waldschutz Schweiz (WSL) zum Käferbefall der letzten zwei Jahrzehnte. Diese decken die ganze Schweiz ab mit einer Auflösung auf Stufe Revier (Abb. 1). Trotz sehr hoher Rücklaufquote der Buchdruckerumfrage, mussten bestimmte Reviere von den Analysen ausgeschlossen werden, da für die Analysen durchgehende Datenreihen notwendig waren. Reviere mit unvollständigen Datenreihen stammen mehrheitlich aus Regionen in denen Buchdruckerschäden bisher keine forstliche Bedeutung hatten. Als zweite Datenquelle standen nach dem Sturm Lothar räumlich detailliertere Befallsdaten des Kantons Bern zur Verfügung. Daneben wurden Datensätze zu Witterung, Waldfläche, Bestandeseigenschaften und Sturmschäden verwendet.
Abb. 1 Buchdruckerschäden in den Jahren 2000-‐2008. Transparente Polygone weisen auf fehlende Daten
hin (aus Stadelmann et al. 2013b).
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BarBeeKey 13
Modellierung
Die Massenvermehrungen nach den Stürmen Vivian (1990) und Lothar (1999) wurden auf der Ebene Schweiz analysiert, mit folgenden zwei Schwerpunkten: Zur Untersuchung der natürlichen Befallsdynamik des Buchdruckers wurden möglichst lange Zeitreihen (1990 bis 2006) gewählt, welche sowohl endemische als auch epidemische Phasen des Buchdruckerbefalls abdeckten. Zur Untersuchung der Bekämpfungsmassnahmen und deren Wirkung auf die Befallsdynamik des Buchdruckers wurde die zeitliche Auflösung reduziert auf die Periode nach Lothar (1999). Mit neuesten Analysemethoden in räumlicher Statistik und GIS-‐Techniken wurden die räumlichen und zeitlichen Muster der Borkenkäfer-‐Entwicklung quantifiziert, um so die wichtigsten Einflussfaktoren auf den Verlauf und das Ausmass von Massenvermehrungen zu untersuchen. Die untersuchten Parameter waren Witterung, Bestandeszusammensetzung, Bekämpfungsmassnahmen, letztjähriger Käferbefall und Windwürfe. Diese Analysen basierten auf unterschiedlich detaillierten, regionalen Angaben. Zur Anwendung gelangten verschiedene Regressionsmodelle (generalized linear mixed effects models).
In einer weiteren Untersuchung konzentrieren wir uns auf eine kleinere Fallstudienregion im Berner Napfgebiet, um die räumliche Ausbreitung von Befallsherden detaillierter zu analysieren. Alle Zwangsnutzungen im Berner Schutzwald wurden mit genauen Zentrums-‐Koordinaten abgespeichert, sodass ein detailliertes Punktmuster untersucht werden konnte. Die exakten Koordinaten ermöglichten zusätzlich die Berücksichtigung von topografischen Variablen, hingegen konnte die Witterung nicht berücksichtigt werden.
3.2 Resultate
In einer ersten Analyse ohne die Einflussfaktoren 'Bekämpfung' und 'Sturmschäden' konnte gezeigt werden, dass die Temperatur im Sommerhalbjahr (Tagesgradsumme) die wichtigste Variable ist, um die natürliche, zeitliche Dynamik des Buchdruckerbefalls zu erklären. Weitere wichtige Faktoren sind der Fichtenvorrat und die Anzahl Käfernester des Vorjahrs. Im Modell nicht signifikant ist der Einfluss des Sommerniederschlages. Mit diesen Parametern konnte der Verlauf der Käferbefälle relativ gut erklärt werden (Abb. 2). Die Resultate sind im Detail in Stadelmann et al. (2013a) nachzulesen.
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Abb. 2 Zeitliche Entwicklung neu entstandener Käfernester: Links Beispiele von Revieren, die für die
Kalibrierung verwendet wurden, rechts solche der Validation (aus Stadelmann et al. 2013a).
Mit dem Räumen von Sturmschäden und der Zwangsnutzung befallener Fichten wird versucht, Massenvermehrungen des Buchdruckers einzuschränken. Die Wirkung solcher Massnahmen wird immer wieder diskutiert und wurde bisher nie statistisch nachgewiesen. In einer zweiten Analyse wurde die Bedeutung dieser Bekämpfungsmassnahmen für die Periode nach Lothar untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass sowohl das Räumen von Sturmholz als auch die Zwangsnutzung von Käferbäumen dazu führen, dass im Folgejahr weniger neue Käfernester entstehen (Abb. 2). Zudem belegte auch dieses Modell, dass die
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BarBeeKey 15 Entstehung neuer Käfernester wesentlich von der Temperatur, dem Fichtenvorrat, den Vorjahresbefällen sowie vom Ausmass der Sturmschäden abhing. Diese Resultate sind in Stadelmann et al. (2013b) im Detail publiziert.
Abb. 3 Zeitliche Entwicklung neu entstandener Käfernester in vier Beispielrevieren. Die roten Kurven
stammen von einem Modell, das Zwangsnutzungen von Käferholz beinhaltet, die blauen Kurven von einem Modell, das zusätzlich noch die Sturmholzräumung umfasst (aus Stadelmann et al. 2013b).
In einer weiteren Untersuchung im Berner Napfgebiet wurde die räumliche Verteilung von Sturmschäden und Befallsherden detaillierter analysiert. Während die Sturmschäden keine räumlichen Abhängigkeiten zeigten, waren die Käfernester räumlich geklumpt verteilt (‚clustered‘), stark gehäuft im Umkreis von 100 m um bestehende Nester und 80% in einer Distanz von rund 500 m (Abb. 4). Die topographische Exponiertheit (Kuppenlagen), S-‐ und W-‐Hänge sowie zunehmender Fichtenanteil erhöhten die Wahrscheinlichkeit von Sturm-‐ und Borkenkäferschäden (Stadelmann et al. 2014).
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Abb. 4 Verteilung der Distanzen von neu aufgetretenen Käfernestern zu Vorjahresbefällen, hier
beispielhaft für die Jahre 2002/2003 (nach Stadelmann et al. 2014).
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4 Dynamische Populationsmodellierung
4.1 Datengrundlagen
Käferdaten
Zur Kalibrierung des dynamischen Modells werden intra-‐annuelle Käferfänge in möglichst hoher zeitlicher Auflösung benötigt. Zu Beginn des Projektes war ein Datensatz mit Pheromonfallenfängen aus Appenzell Innerrhoden verfügbar (Abb. 5, rote Punkte; Abb. 6). Im Laufe des Projektes konnte die Datenbasis nach einem Aufruf in Wald+Holz (6/2012) mit bestehenden Archivdaten von Förstern erweitert werden. Die Daten stammten aus acht verschiedenen Regionen der Schweiz (Abb. 5) und mussten erst digitalisiert werden. Die Daten umfassen insgesamt 412 Standorte und wurden in unterschiedlichen Zeitperioden zwischen 1984 und 2011 aufgenommen. Sie weisen eine grosse Varianz in den zeitlichen Abständen der Leerung auf. Ausserdem konnte nicht sichergestellt werden, dass die Fallen in jedem Jahr vor dem ersten Flug aufgestellt wurden und bis zu den letzten Flügen im Herbst belassen wurden. Für das Jahr 2013 konnten über die ganze Schweiz verteilt verschiedene Förster gewonnen werden, Pheromonfallen ab Mitte/Ende März systematisch 1-‐2 mal wöchentlich zu leeren. Für 2013 werden von elf Standorten der Schweiz zeitlich hochaufgelöste Daten der Käferflüge zur Verfügung stehen (Abb. 7). Im an die WSL angrenzenden Wald wurden für das Monitoring der Larvenentwicklung zwei Fangbäume ausgelegt, die jedoch nur vom Gelbbraunen Fichtenbastkäfer (Hylurgops palliatus) und Gestreiften Nutzholzborkenkäfer (Trypodendron lineatum) besiedelt wurden.
Abb. 5: Standorte von Buchdruckerfallen mit vorhandenen intra-‐annuellen Fangzahlen (unterschiedlich lange Zeitreihen).
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Abb. 6: Beispiel einer Datenreihe von Buchdruckerfängen (schwarze Linie) aus Appenzell Innerrhoden (1992-‐1998) mit minimaler (blau) und maximaler (rot) Tagestemperatur (DAYMET-‐Daten).
Abb. 7: Standorte der Buchdruckerfallen für das zeitlich hochaufgelöste Monitoring 2013.
Historische/aktuelle Klimadaten
Für die gesamte Schweiz stehen im Zeitraum von 1930 – 2011 tägliche Klimadaten interpoliert auf einem 100×100 m Gitter mittels des Daymet-‐Ansatzes zur Verfügung (Quelle: Landschaftsdynamik, WSL). Für alle Fallenkoordinaten sowie für alle LFI III Punkte wurden mittlere, minimale und maximale Tagestemperaturen, Niederschlag,
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BarBeeKey 19 Sonneneinstrahlung und potentielle Evapotranspiration extrahiert. Zusätzlich wurden die Tagesgrade basierend auf einer 0°C, einer 5°C und einer 8.7°C Schwelle berechnet. Der verfügbare Klimadatensatz weist das Problem auf, dass er keine Exposition berücksichtigt. Ab Sommer 2013 werden verbesserte Klimadaten zur Verfügung stehen (Quelle: METEOTEST).
Temperaturanpassung
Die Daymet-‐Werte für Minimal-‐ und Maximal-‐Temperaturen beziehen sich auf eine offene (unbewaldete) Fläche. Die Kronenschicht reduziert vor allem die maximale Tagestemperatur in Wäldern (von Arx et al. 2012) und die von den Käfern erfahrene Temperatur wird zusätzlich durch die Borke abgepuffert. Daher werden im Modell zwei Ansätze getestet, um die Daymet-‐Werte anzupassen. Die Temperaturverhältnisse werden den Fichtenbeständen angepasst: die tägliche Maximaltemperatur reduziert sich im Mittel um 2.2°C und die tägliche Minimaltemperatur erhöht sich um 0.33°C (siehe von Arx et al. 2012).
Zur Berechnung der Phloemtemperatur aus Lufttemperaturen wurde ein Modell basierend auf Newtons Law of Cooling getestet (Tran et al. 2007):
P!!∆! = P! + k ∗ T!!∆! − P! ∗ ∆t (Eq.1)
P!!∆! und T!!∆! sind die Phloem-‐ bzw. die Lufttemperatur zur Zeit t+ ∆t, P! die Phloemtemperatur zur Zeit t, k ist eine Abkühlungskonstante [t!!] und ∆t ein kleiner Zeitschritt (etwa eine Stunde).
Dieses Modell wurde mit Rindentemperaturen bei Fichten aus dem Seehornwald in Davos (gemessen im äusseren Xylem) getestet (Daten: Ökophysiologie, WSL). Das Modell wurde für den Zeitraum vom 150. bis zum 200. Tag gefittet (k=0,07). Abb. 8 zeigt den Vergleich zwischen gemessenen und modellierten Daten für eine andere Zeitperiode. Die Methode hat jedoch Probleme tiefe Temperaturen zu schätzen, vor allem bei einsetzendem Frost. Temperaturen in diesem Bereich sind jedoch für die Käferentwicklung kaum relevant.
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Abb. 8: Vergleich stündlicher Werte von Lufttemperatur sowie gemessener und modellierter Rindentemperatur. Zur Berechnung wurde Eq. 1 mit k= 0.07 verwendet (Julian date= laufender Jahrestag).
Klimaszenarien
Als Klimaszenarien wurden bisher die Schweizer Klimaszenarien A1B verwendet (CH2011 2011). Als Modellinput dienten Temperaturdaten (Minimal-‐ und Maximalwerte) von 146 Wetterstationen. Es wurde eine 30-‐Jahres-‐Periode von 1980 – 2009 sowie die berechneten Temperaturänderungen (delta-‐change) für drei Zeitperioden (um 2035, 2060 und 2085) in zehn Modellketten verwendet. Für zukünftige Analysen werden Klimaszenarien aus dem Programm Wald & Klimawandel (Brang et al. 2011) verfügbar sein, d.h. drei verschiedene transiente Realisierungen des A1B-‐Szenarios in besserer räumlicher Abdeckung für die Schweiz (Quelle: METEOTEST).
Topographie und Bodendaten
Zur Berechnung der täglichen, trockenheitsbedingten Prädisposition der Fichte wurde ein 250x250 m Raster der Hangneigung und -‐exposition (slope and aspect) verwendet (Quelle: Landschaftsdynamik, WSL) sowie Punktdaten der nutzbare Feldkapazität (nFK) für alle LFI Punkte (ohne Gebüschwald) (Quelle: Remund & Rihm 2013).
4.2 Analyse der Buchdrucker-‐Fallendaten
Um Beziehungen zwischen Klimafaktoren (Remund & Rihm 2013) und dem Schwärmverhalten herzustellen, wurden die Daten der Pheromonfallenfänge (s. Datengrundlagen) analysiert. Vor allem sollten Zusammenhänge zwischen der Tagestemperatur bzw. der Tagesgradsumme mit den Ausflugsereignissen hergestellt
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BarBeeKey 21 werden (Abb. 9). Diese Informationen unterstützen u.a. die Kalibrierung des dynamischen Modells.
Abb. 9: Temperaturbedingungen an den Fallenstandorten zum Zeitpunkt des Schwärmbeginns (Zeitpunkt der ersten Fallenleerung, bei der Käfer in der Falle waren). Aufgetragen ist die Häufigkeit der maximalen Tagestemperatur bzw. der Tagesgradsummen bis zur ersten “erfolgreichen“ Fallenleerung/bis zum ersten erfolgreichen Käferfang. (a) Höchste Tages-‐Maximaltemperatur vor dem ersten Fallenfang. Die rote Linie zeigt die Flug-‐Temperaturschwelle von 16.5°C aus Lobinger (1994). (b) Anzahl Tagesgrade bis zum ersten Fallenfang (hier als Summe aller Temperaturen über der Entwicklungsschwelle von 5°C). Die rote Linie zeigt den Wert der Temperaturschwelle von 120 dd (Tagesgrade), die von Jönsson et al. (2007) verwendet wurde. (c) Tagesgrade bis zum ersten Fallenfang (hier als Summe aller Temperaturen über einer Entwicklungsschwelle von 8.3°C, gemessen ab 1. April). Die rote Linie zeigt den Wert der Temperaturschwelle von 140 dd, die bei gleichen Parametern von Baier et al. (2007) verwendet wurde. (d) Tagesgrade bis zum ersten Fallenfang (hier als Summe aller Temperaturen über einer Entwicklungsschwelle von 5°C, gemessen ab 1. April). Die rote Linie zeigt den Wert der Temperaturschwelle von 140 dd (Baier et al. 2007).
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22 BarBeeKey Die maximale Tagestemperatur, die vor dem ersten Käferflug erreicht wurde, deckt sich
gut mit den Beobachtungen von Lobinger (1994). In fast allen Fällen war eine Maximaltemperatur von mindestens 16.5°C erreicht (Abb. 9a). Fast alle Käfer-‐Erstflüge, die bei Temperaturen unter 16.5°C stattfanden, stammen von Fallen aus Faido (TI) (1984/85). Möglicherweise wurden an den südexponierten Hängen höhere Temperaturen erreicht als mit der Daymet-‐Methode, die keine Exposition berücksichtigt, berechnet werden. Es ist zu hoffen, dass mit den verbesserten Klimadaten die Zusammenhänge besser sichtbar gemacht werden können.
Bevor im Frühjahr der Ausflug der Käfer stattfinden kann, verwenden viele Modelle einen minimalen Schwellenwert der Temperatursumme. Sowohl der verwendete Schwellenwert, als auch die Parameter der Tagesgradberechnung variieren. Abb. 9b-‐d zeigt die Tagesgrade, die bis zu den ersten Fallenfängen berechnet wurden. Die Temperatursummen wurden analog zu Jönsson et al. (2007) und Baier et al. (2007) sowie einer Kombination beider Verfahren berechnet. Abb. 9b+c zeigen, dass die in der Literatur verwendeten Schwellenwerte schlecht mit unseren Fangdaten übereinstimmen, daher müssen diese Werte für unser Phänologiemodell angepasst werden (z.B. Abb.7, unten rechts).
Ein generelles Problem der vorhandenen Daten ist, dass die Fallenleerungen nicht exakt auf ein spezielles Ereignis zurückschliessen lassen, sondern das Resultat alle Ereignisse seit der letzten Leerung darstellen. Somit können sowohl Tmax als auch die Tagesgradsumme zum Zeitpunkt der Fallenleerung höher liegen, als zum eigentlichen ersten Ausflugzeitpunkt. Es lässt sich lediglich schliessen, dass der eigentliche Wert nicht unter dem gemessenen Wert liegt. Ausserdem liegt eine weitere Fehlerquelle in den interpolierten Daymet-‐Daten. Mithilfe des aktuellen Monitorings und mit verbesserten Klimadaten erhoffen wir uns zukünftig bessere Daten zur Verfügung zu haben.
In Zusammenarbeit mit dem Seminar für Statistik der ETHZ wurden in einer Studienarbeit weitere statistische Analysen mit den Fallendaten durchgeführt (Kovacs & Weber et al. 2013). Hierbei wurden zwei verschiedene statistische Ansätze verfolgt. Zum einen wurden Tobit-‐Modelle verwendet, um die relative Anzahl an Käfern zu Beginn des jährlichen Käferfluges und somit den Start des Käferfluges vorherzusagen. Es konnten zwei Modelle beschrieben werden: Eines, das Vorhersagen für bekannte Regionen (d.h. Regionen, für die Trainingsdatensätze vorhanden sind) trifft, sowie ein zweites, mit etwas geringerer Modellgüte, das für beliebige Regionen anwendbar ist. Beide Modelle schätzen im Vergleich mit den Daten jedoch einen verfrühten Startzeitpunkt. Ein zweiter Ansatz nutzt 'zero-‐inflated' Modelle um die Käferfangzahlen über das ganze Jahr vorherzusagen. Die Modelle lieferten gute Resultate, um die Käferdichte in bekannten Regionen zu prognostizieren, allerdings sind sie nicht geeignet, um genaue Käferzahlen vorherzusagen und liefern schlechtere Werte für ‘unbekannte’ Regionen. Bei beiden Modellen erwies sich die Vorhersage der Ausflugspitzen als schwierig. Dies ist vermutlich auf die Struktur der Daten zurückzuführen, die zum Teil lange Perioden zwischen den Fallenleerungen
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BarBeeKey 23 aufweisen und vielfach keine ausreichenden Informationen zum Flugbeginn im Frühling liefern.
4.3 Dynamische Populationsmodelle
Ziel der dynamischen Modellierung ist es, die Populationsdynamik des Buchdruckers und das Befallsrisiko in Schweizer Fichtenwäldern zu untersuchen. Die Modelle sollen auf verschiedenen Zeitskalen Ergebnisse liefern. So sollen sie zum einen kurzfristige Vorhersagen zur aktuellen Situation machen und zum anderen langfristige Prognosen unter zukünftigen Klimabedingungen liefern. Die entwickelten Modelle orientieren sich an bestehenden Modellansätzen. Sie kombinieren und erweitern Komponenten von Wermelinger & Seifert (1998; 1999), Netherer & Nopp-‐Mayr (2005), Baier et al. (2007), Jönsson et al. (2007; 2009; 2012), Jönsson & Bärring (2011), Fahse & Heurich (2011) sowie Samietz et al. (2011) und werden für Schweizer Gegebenheiten angepasst und parametrisiert. In den letzten Jahren wurden verschiedene Modellansätze entwickelt, um das
Gefährdungspotenzial in Europa durch Schadinsekten im Allgemeinen und den Buchdrucker im Besonderen zu untersuchen und vorherzusagen. Im Folgenden werden diese Ansätze sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu unseren Modellansätze kurz beschrieben. Eine ausführlichere Modellbeschreibung zu unseren Ansätzen ist auf Anfrage erhältlich. Zwei Modellansätze, die sich explizit mit dem Buchdrucker in Europa beschäftigen,
berechnen dessen Phänologie in Abhängigkeit von Temperatursummen. Das Modell PHENIPS (Baier et al. 2007) liegt einem Online-‐Tool für verschiedenen Regionen in Österreich und Deutschland zugrunde (Baier et al. 2009; http://ifff-‐riskanalyses.boku.ac.at), das Informationen zu Entwicklungsparametern des Buchdruckers liefert. Des Weiteren analysieren Modellstudien von Jönsson et al. (2007; 2009) mit einem ähnlichen Ansatz den Einfluss globaler Erwärmung auf die Phänologie des Buchdruckers in Nordschweden bzw. Skandinavien und Teilen Zentraleuropas. Ein anderer Modellansatz, der die relative Altersstruktur von Schadinsekten-‐Populationen beschreibt, wird an der Eidg. Forschungsanstalt Agroscope in Wädenswil verwendet (Samietz et al. 2007a; 2007b; 2011). Darauf basierend und in Zusammenarbeit mit MeteoSchweiz wird das Online-‐Tool SOPRA zur Schädlingsprognose im Schweizer Obstbau bereitgestellt (http://www.sopra.info). Ein Ziel der von uns implementierten Modellansätze ist, die relative Altersstruktur der
Buchdruckerpopulation über die Zeit zu beschreiben. Dies ermöglicht die Überlappung verschiedener Entwicklungsstadien abzubilden und somit Aussagen zur zeitlichen Streuung der Flugaktivität und der Anlage neuer Generationen zu treffen. In unserer Modellierung greifen wir auf bestehendes Wissen aus Freilandbeobachtungen und Laborstudien zurück (u.a. Annila 1969; Lobinger 1994; Netherer & Pennerstorfer et al. 2001; Wermelinger 2004; Dolezal & Sehnal 2007, Wermelinger unpubl.) und nutzen Funktionen und Erkenntnisse aus
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24 BarBeeKey den beschriebenen Modellstudien. Es werden Ansätze zur Beschreibung des Schwärmbeginns im Frühjahr und der Diapause aus Baier et al. (2007), bzw. Jönsson et al. (2009) übernommen und eine nicht-‐lineare Funktion zur Beschreibung der temperaturabhängigen Entwicklung verwendet (Wermelinger & Seifert 1998; Baier et al. 2007). Unsere Art der Implementierung ermöglicht es, nicht nur die Entwicklung von
repräsentativen Individuen, sondern zusätzlich die zeitliche Varianz einer gesamten lokalen Population abzubilden (z.B. Verlauf des Ausflugs). Zudem verwenden wir nicht nur ein einziges virtuelles Entwicklungsstadium (das alle Stadien vom Ei bis zum flugbereiten Käfer zusammenfasst), sondern unterscheiden verschiedene Stadien mit ihren stadienspezifischen Entwicklungsraten. Dies erhöht den strukturellen Realismus des Modells und ermöglicht somit eine genauere Beschreibung und Vorhersage des aktuellen Entwicklungszustandes der Population und sowie der Wintermortalität. Durch die zeitliche Auflösung unseres Modells in stündliche Schritte können die täglichen Temperaturschwankungen einbezogen werden. Dadurch wird die Auswirkung des nicht-‐linearen Zusammenhangs zwischen Temperatur und Entwicklung besser abgebildet, was besonders bei zunehmender Klimaerwärmung von zentraler Bedeutung sein kann. Neben der temperaturabhängigen Entwicklung ist beim Buchdrucker auch der Temperatureinfluss auf das Flugverhalten von besonderer Bedeutung (Lobinger 1994). Daher realisiert unser Modell (als einziges der genannten Modelle) eine temperaturabhängige Flugfunktion, die einen nicht-‐linearen Zusammenhang zwischen Flugwahrscheinlichkeit und Lufttemperatur beschreibt. Allein diese Funktion dürfte unser Modell realitätsnäher machen, da bei den anderen Modellen das Erreichen der minimalen Schwärmtemperatur den sofortigen Ausflug einer gesamten Käfergeneration auslöst. Zur Parametrisierung und Validierung des Models werden mehrjährige Aufzeichnungen
von Pheromonfallenfängen herangezogen (siehe Datengrundlage), um das Modell direkt an Schweizer Verhältnisse anzupassen.
4.3.1 Beschreibung der dynamischen Phänologiemodellansätze
Das Phänologiemodell simuliert die Entwicklung des Buchdruckers in Abhängigkeit der aktuellen und zukünftigen Klima-‐/Wetterbedingungen. Dies ermöglicht sowohl die Abschätzung der Anzahl an Generationen pro Jahr als auch den aktuellen Stand der relativen Altersstruktur zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Es wurden verschiedene Modellansätze getestet. Zum einen ist dies ein einfacher Ansatz, der jeweils die Entwicklungsdauer bis zum nächsten Stadium für eine Kohorte Individuen berechnet. Dieser Ansatz ermöglicht nur bedingt eine temperaturabhängige Variabilität in der Entwicklung abzubilden. Daher wurde in einem zweiten Ansatz ein ‘distributed-‐delay model’ (Manetsch 1976; Gutierrez et al. 1984) für den Buchdrucker angepasst. Dieses Modell verfolgt einen ähnliche Ansatz wie SOPRA (Samietz et al. 2007a; 2007b), das zur Vorhersage bei Agrarschädlingen in der Schweiz verwendet wird. Beide von uns
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BarBeeKey 25 implementierten Modelle greifen auf die gleichen Prozesse und Funktionen zurück und benötigen tägliche Maximal-‐ und Minimaltemperaturen als externen Input. An einer erweiterten Modellversion zur Analyse der Befallsdynamik wird zurzeit
gearbeitet. Diese Modellversion integriert Prozesse wie Mortalität, Oviposition und räumliches Schwärmverhalten.
4.3.2 Kalibrierung der dynamischen Phänologiemodellansätze
Kohortenmodell mit stochastischer Varianz
Die Parametrisierung des einfachen Modellansatzes mit stochastischer Varianz erfolgte durch einen Optimierungsansatz (Simulated Annealing). Dazu wurden fünf Datenreihen von Pheromonfallen über je acht Jahre aus Appenzell Innerrhoden verwendet (Abb. 10). Die Parameter der temperaturabhängigen nicht-‐linearen Entwicklungsfunktion wurden anhand der Daten aus Wermelinger & Seifert (1998) für eine stündliche Berechnung angepasst.
Abb. 10: Vergleich von Modellresultaten (schwarze Linie) und Pheromonfallenfängen (orange Linie). Der obere Plot zeigt die minimale (blau) und maximale (rot) Tagestemperatur, der mittlere Plot einen Vergleich der Modellresultate mit einem Datensatz aus AI, der zur Parameterschätzung verwendet wurde. Der untere Plot zeigt einen Vergleich der Modellergebnisse mit einem unabhängigen, d.h. nicht zur Modellparametrisierung verwendeten Datensatz aus AI.
Das Modell liefert plausible Ergebnisse bezüglich der prognostizierten
Generationsentwicklung unter zukünftiger Klimaentwicklung (vgl. Abb. 15). Der Ansatz implementiert die zeitliche Varianz jedoch in sehr vereinfachter Form, was vor allem bei der intra-‐annuellen Darstellung Ungenauigkeiten aufzeigt. Daher wurde ein weiterer Ansatz (distributed delay model; Manetsch 1976; Gutierrez et al. 1984) implementiert, der zum Teil auf bisher entwickelte Modellteile zurückgreift. Dieser Ansatz bietet auch den Vorteil, dass neue Verfahren der Bayesschen Modellkalibrierung und
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26 BarBeeKey Unsicherheitsanalysen besser anwendbar sind. Ebenfalls beruhen die bisherigen Resultate auf einer regional begrenzten Datengrundlage. Eine Parametrisierung mit verschiedenen Datensätzen aus unterschiedlichen Regionen wurde daher angestrebt. Dazu wurden Pheromonfallendaten aus mehreren Regionen der Schweiz beschafft und 2013 ein schweizweites Monitoring gestartet (siehe Datengrundlage). Diese Daten werden nun zur Kalibrierung des Distributed-‐Delay Modells verwendet. Distributed-‐Delay Model
Die Parameterschätzung des Distributed-‐Delay-‐Ansatzes erfolgte mit einem inversen Verfahren mittels Bayesscher Modellkalibrierung (van Oijen 2008). Diese erlaubt es, das Modell mittels der Feld-‐ und Labordaten zu kalibrieren und direkt Parameterunsicherheiten abzuschätzen. Ein Vorteil des hierbei verwendeten Modellansatzes ist, dass die Likelihood direkt berechnet werden kann. Für unser Modell wurden zuerst die Werte der Entwicklungsfunktionen für die verschiedenen Stadien anhand der Labordaten kalibriert. Das hierbei erlangte Wissen dient als Vorwissen (Prior) für die Kalibrierung des vollständigen Modells mittels der Freilanddaten. Diese inverse Parametrisierung mit den Pheromonfallenfängen erwies sich als schwieriger und zeitaufwendiger als vermutet. Dies ist möglicherweise auf die Struktur der momentan vorhandenen Daten (siehe Datengrundlage) zurückzuführen. Ausserdem ergaben sich methodische Probleme. Die benötigte Anzahl an diskreten Entwicklungsschritten führte zu Laufzeitproblemen, da hierfür die analytische Berechnung der Likelihood einen extrem hohen zeitlichen Aufwand bedeutet. Ausserdem erschwert die starke Korrelation einiger Parameter ein schnelles Konvergieren des Kalibrierungs-‐Algorithmus. Durch eine numerische Annäherung der Likelihood konnte die Laufzeit bereits wesentlich verringert werden, sie ist allerdings noch immer recht hoch. Die Parameterschätzung der Labordaten verlief erfolgreich und wird im folgenden Abschnitt dargestellt. Inwieweit die Methode für das vollständige Modell angewandt werden kann, wird zurzeit geprüft. Andernfalls wird die Kalibrierung mittels eines alternativen Ansatzes erfolgen. Für die Bayessche Kalibrierung des Modells wurden zuerst die Parameter der
temperaturabhängigen, nicht-‐linearen Entwicklungsfunktionen für Juvenilentwicklung (Ei-‐Larve-‐Puppe), Reifungsfrass und Reproduktion aus den Labordaten von Wermelinger & Seifert (1998; 1999) geschätzt. Diese bestimmen die Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen den einzelnen diskreten Entwicklungsschritten. Im Zuge der Parametrisierung wurden verschiedene nicht-‐lineare Funktionen zur Beschreibung der Entwicklung getestet (Lactin et al. 1995; Yan & Hunt 1999; Briére et al. 1999; van der Heide et al. 2006). Alle verwendeten Funktionen zeigten ein sinnvolles Verhalten für mittlere Temperaturen. In der aktuellen Modellversion wird die Funktion von Briére et al. (1999) in der simplifizierten Form nach van der Heide et al. (2006) verwendet, da diese besonders auch bei geringen Temperaturen sinnvolle Werte liefert, für die keine Labordaten vorhanden waren. Ausserdem ist sie mit nur drei Parametern (Tmin = untere Temperaturschwelle, Tmax = obere Temperaturschwelle und α = Skalierungsfaktor) das ‘sparsamste’ der getesteten Modelle:
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BarBeeKey 27
𝐵! t = max 0 ,𝛼! ∗ 𝑇 t − 𝑇!"#,! ∗ 𝑇!"#,! − 𝑇 t with 𝑗 ∈ {𝑑,𝑚, 𝑟}
Bj(t) ist die Übergangswahrscheinlichkeit zwischen den einzelnen diskreten Stadien zum
Zeitpunkt t, T(t) ist die aktuelle Temperatur und der Index j zeigt, für welches Stadium im Entwicklungszyklus der Parameter gilt (d = development, m = maturation feeding, r= reproduction). Durch die Parametrisierung konnte die Parameterunsicherheit aller Parameter
beschrieben und eingeschränkt werden. Ausgehend von einer uniformen Verteilung aller Parameter als Vorwissen (Prior) ergaben sich für die Entwicklungsfunktion Ei-‐Larve-‐Pupe ein multinormalverteilter Unsicherheitsbereich für Tmin,d und αd (d = development) (Abb. 11, links). Beide Parameter wiesen eine stark positive Korrelation auf. Die Verteilung von Tmax,d lässt sich durch eine gestutzte Normalverteilung beschreiben. Ausgehend von den Unsicherheiten der Parameter ergibt sich ein recht schmaler Unsicherheitsbereich der Entwicklungsfunktion (Abb. 11, rechts).
Abb. 11: Links: Unsicherheitsbereich der Parameter für die Funktion der Übergangswahrscheinlichkeiten der Entwicklungsstadien (d= development) nach van der Heide et al. (2006). Auf der Diagonalen sind die Häufigkeitsverteilungen der drei Parameter aufgetragen, der linke untere Bereich stellt die Beziehung zweier Parameter dar (dunklere Farben entsprechen einer höheren Punktdichte; das Kreuz zeigt den ‘besten’ Parameterwert) und der rechte obere Bereich zeigt die Spearman-‐Rangkorrelation zwischen den Parametern. Rechts: Unsicherheitsbereich der Entwicklungsfunktion. Der rote Bereich deckt den Verlauf der Funktion aller Parametersätze ab. Die gestrichelte schwarze Linie ist die Funktion für den ‘besten’ Parametersatz.
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28 BarBeeKey
Abb. 12: Links: Unsicherheitsbereich der Parameter für die Funktion der Übergangswahrscheinlichkeiten beim Reifungsfrass (m= maturation feeding). Rechts: Unsicherheitsbereich der Reifungsfrassfunktion (äquivalent zu Abb. 11).
Abb. 13: Links: Unsicherheitsbereich der Parameter für die Funktion der Übergangswahrscheinlichkeiten bei der Reproduktion (r= reproduction). Rechts: Unsicherheitsbereich der Reproduktionsfunktion (äquivalent zu Abb. 11).
Die Beziehung zwischen den Parametern ist für die Entwicklung (Abb. 11), den Reifungsfrass (Abb. 12) und die Reproduktion (Abb. 13) ähnlich, wobei die Unsicherheitsbereiche im Falle des Reifungsfrasses aufgrund der geringeren Datengrundlage erheblich grösser sind, als in den beiden anderen Fällen.
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BarBeeKey 29 4.3.3. Resultate der dynamischen Phänologiemodellansätze
Analyse der Buchdruckergenerationsentwicklung unter verschiedenen Klimaszenarien
Mit Hilfe des Kohortenmodells haben wir erste Vorhersagen zur Entwicklung der Buchdruckerphänologie in der Schweiz unter Klimawandel getroffen (Bugmann et al. in press). Diese Resultate sind auch in den Abb. 13-‐16 dargestellt und zeigen die Entwicklung unter dem Emissions-‐Szenario A1B (siehe CH2011 2011), das in der Schweiz generell von einer Temperaturzunahme von 2.7 bis 4.1°C ausgeht. Die potentielle Anzahl an Generationen des Buchdruckers wird sich fast in der ganzen
Schweiz aufgrund der steigenden Temperaturen erhöhen (Abb. 14). Im Mittelland und im Rhone-‐Tal (sowie in weiteren Tälern der Alpen), wo bisher zwei Generationen ausgebildet werden, wird sich um 2085 häufig eine dritte Generation entwickeln können (Abb. 15). In den Alpen und im Jura entwickeln sich zurzeit je nach Wetterbedingungen und Höhenlage zwischen ein und zwei Generationen. In Zukunft wird dort regelmässig mit zwei Generationen zu rechnen sein. In den tieferen Lagen des Tessins könnten sich um 2085 regelmässig drei Generationen entwickeln (unter der Bedingung, dass befallstaugliche Fichten vorhanden sind).
Abb. 14: Mittlere Anzahl Generationen des Buchdruckers pro Jahr, modelliert für die aktuelle Situation
sowie Klimaszenarien (A1B-‐Szenario, CH2011 2011) für drei verschiedene Zeiträume an je 146 Klimastationen. Die Mittelwerte wurden jeweils für eine 30-‐Jahres-‐Periode berechnet.
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Abb. 15: Schweizweite Verteilung der mittleren Anzahl Generationen des Buchdruckers pro Jahr, modelliert für vier verschiedene Zeiträume unter dem A1B-‐Szenario (CH2011 2011) (aus Bugmann et al. in press).
Durch den Klimawandel wird ein früherer Flugbeginn der ersten Generation des
Buchdruckers im Frühjahr sowie eine Verlängerung der Flugperiode zu erwarten sein (Abb. 16). Die Verschiebung des Frühjahrsfluges fällt in höheren Lagen in den Alpen und im Jura stärker aus als im Mittelland und den tieferen Lagen im Tessin und Wallis (Abb. 17).
Abb. 16: Verschiebung des Beginns von Frühling -‐und Sommerschwärmflug. Die Differenz zeigt den Unterschied der drei Szenarien zur aktuellen Situation.
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BarBeeKey 31
Abb. 17: Modelliertes, früheres Ausschwärmen des Buchdruckers im Frühling. Die Abbildung zeigt die Verschiebung zu einem früheren Ausflugszeitpunkt zwischen der aktuellen Situation (1980-‐2009) und dem 2085 Szenario.
Dynamik der Altersklassenstruktur (Distributed-‐Delay Modell)
Im Folgenden werden exemplarisch Resultate des Distributed-‐Delay Modells gezeigt, um dessen Funktionsweise und seinen Output zu visualisieren. Ähnliche Ergebnisse können im geplanten Online Tool zur Visualisierung des aktuellen Entwicklungsstandes einer Käferpopulation dienen (vgl. SOPRA; Samietz et al. 2007a; 2007b), bzw. als Tool bei der Planung und Durchführung von Laborexperimenten verwendet werden. Abb. 18 veranschaulicht die Altersklassenentwicklung einer Käferpopulation bei
konstanten Temperaturen (z.B. Laborexperiment). Während die Entwicklung einer Generation bei 10°C über 150 Tage dauert, können im gleichen Zeitraum bei konstant 30°C etwa fünf Generationen gebildet werden. Bei 39.5°C entwickeln sich die Käfer wieder langsamer und es findet keine Reproduktion mehr statt.
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32 BarBeeKey
Abb. 18: Altersklassenstruktur einer Buchdruckerpopulation bei verschiedenen konstanten Temperaturen.
Alle Individuen starteten zum Zeitpunkt 0 als Ei und können nach dem Reifungsfrass jederzeit ausfliegen.
Unter realen Wetterbedingungen liefert das Modell ebenfalls plausible Resultate. Abb. 19
zeigt den Output einer vereinfachten Modellversion, bei der die Funktionen für Ausflug und Geschwisterbruten deaktiviert wurden. Analog zu Baier et al. (2007) wurde ein Ausflug aller flugbereiten Individuen bei 16.5°C angenommen. Bei den Wetterverhältnissen von 1995 werden am Standort in Appenzell Innerhoden zwei Generationen gebildet. Eine konstante Erhöhung der minimalen und maximalen Temperaturen führt zu einer schnelleren
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BarBeeKey 33 Entwicklung, so dass im +2°C Szenario eine dritte Generation angelegt und im +4°C Szenario vollendet werden kann.
Abb. 19: Altersklassenstruktur einer Buchdruckerpopulation beispielhaft für einen Klimadatensatz aus
Appenzell Innerrhoden von 1995 (oben). Der mittlere Plot zeigt den Verlauf bei einer konstanten Temperaturerhöhung von +2°C, der untere bei +4°C. In allen Beispielen erfolgte der Ausflug aller flugbereiten Individuen bei 16.5°C. Nach dem 250. Tag (Julian day= laufender Jahrestag) findet kein Ausflug mehr statt (Tageslängen-‐induzierte Diapause).
4.4 Prädispositionsmodell für Buchdruckerbefall
4.4.1 Beschreibung der Modellierung des Prädispositionsansatzes
Die Modellierung der Prädisposition für Buchdruckerbefall bietet eine wichtige Grundlage für die forstliche Planung, da Regionen mit besonderem Befallsrisiko ausgeschieden werden können. Gemäss Netherer & Nopp-‐Mayr (2005) kann dabei unterschieden werden zwischen der Prädisposition auf Standortsebene und derjenigen auf Bestandesebene. Die statische Prädisposition auf Standortsebene basiert auf Faktoren wie Topographie, Klima, Boden und Prädisposition gegenüber abiotischen Schäden wie Sturm, Lawinen oder Schneebruch. Prädisponierende Faktoren auf Bestandesebene sind der Fichtenanteil, das Bestandesalter bzw. der Bestandesaufbau (Schichtigkeit, vorhandene Durchmesserklassen),
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34 BarBeeKey die Bestandesdichte, die Vitalität sowie die Prädisposition gegenüber abiotischen Schäden wie Sturm, Lawinen oder Schneebruch.
Mit einer Fallstudie wurde die Anwendbarkeit des ‘Predisposition Assessment System’ (PAS) für Schweizer Verhältnisse geprüft (Schmutz et al. 2010). Obwohl die Datenverfügbarkeit eingeschränkt war, konnte ein angepasster Prädispositionsschlüssel erarbeitet werden, mit dem vielversprechende provisorische Ergebnisse erarbeitet wurden.
Der Einbau der Prädisposition von Beständen in das Modell ist noch im Gange. Diese basiert auf dem ‘Predisposition Assessment System’ (PAS) von Netherer & Nopp-‐Mayr (2005) und wird durch eigene Teilmodelle erweitert und auf Schweizer Verhältnisse angepasst. Dieser Prozess soll bis Sommer 2014 abgeschlossen sein und mit relevanten Klimaszenarien Zukunftsanalysen für das Projekt UMBURI liefern. Das PAS wird zum einen durch Informationen zu aktuellen Altersklassendichten und Schwärmzeitpunkten der Käfer aus dem oben beschriebenen Phänologiemodell ergänzt. Ausserdem wird die Beziehung zwischen Trockenheit und Befallsanfälligkeit auf eine intra-‐annuelle Zeitskala angepasst. Der statische Ansatz bei Netherer und Nopp-‐Mayr (2005) wird durch einen dynamischen ersetzt. Hierzu wurde der ‘Bucket-‐Approach’ zur Berechnung des Trockenheitsindex DrI in FORCLIM/LandClim verwendet (Bugmann & Cramer 1998; Schumacher et al. 2004). Um Vorhersagen Tag-‐genau berechnen und somit genaue Aussagen über die aktuelle Gefährdung von Waldbeständen vor allem in Zeiten der Hauptschwärmaktivität des Buchdruckers treffen zu können, ist eine höhere zeitliche Auflösung des Trockenstresses nötig. Das Modell wurde daher auf tägliche Zeitschritte herunter gebrochen. Hierfür haben wir eine Implementierung des täglichen Trockenheitsindex DrI (Drought Index) aus FORCLIM/LandClim von Weibel (2009) für unsere Zwecke angepasst. In die Berechnung des DrI gehen Tages-‐Mitteltemperaturen, tägliche Niederschlagswerte, Hangneigung und -‐exposition sowie die nutzbare Feldkapazität (nFK) zur Beschreibung der ‘bucket size’ ein. Der Zusammenhang zwischen Trockenindex DrI und Prädisposition der Fichte DrS (Drought-‐induced Susceptibility) wird durch eine logistische Funktion beschrieben (Temperli et al. 2013). Dieses Trockenstressmodul kann in eine Erweiterung des oben beschriebenen Phänologiemodells integriert werden, um die Befallsdynamik in einem Bestand zu simulieren.
4.4.2 Resultate der trockenheitsbedingten Prädispositionsmodellierung
Exemplarisch zeigt Abb. 20 den täglichen Trockenheitsindex DrI in den Jahren 2003 und 2004 für (a) einen extrem trockenen Standort an einem Südhang im Rhonetal (Wallis; Niederschlagssumme April-‐Sept. 2003: ca. 290 mm; 2004: ca. 330 mm), (b) einem südexponierten Standort im Jura (2003: ca. 450 mm; 2004: ca. 660 mm) und (c) einem Nordhang in der Zentralschweiz (Nidwalden; 2003: ca. 680 mm; 2004: ca. 1070 mm). Die Berechnungen beruhen auf täglichen Daymet-‐Daten für Temperatur und Niederschlag (Quelle: Landschaftsdynamik, WSL), sowie Daten zur nutzbare Feldkapazität (Remund &
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BarBeeKey 35 Rihm et al. 2013). Der Standort im Wallis weist in beiden Jahren an mehreren Tagen maximale Fichtenprädisposition DrS (DrI > 0.19) auf, der Standort im Jura nur an wenigen Tagen im Trockenjahr 2003, während der Standort in Nidwalden in keinem der beiden Jahre eine hohe Prädisposition verzeichnet.
Abb. 20: Tägliche Werte des Trockenheits-‐index DrI an drei verschiedenen Standorten in den Jahren 2003 und 2004.
Abb. 21 veranschaulicht einen Vergleich der Fichtenprädisposition in den Jahren 2003 und 2004 auf ausgewählten LFI-‐Flächen. Hierzu wurden aus dem Trockenindex DrI die Anzahl Tage abgeleitet, an denen die Prädisposition DrS annähernd maximal ist, d.h. an denen das Wachstum der Fichten auf unter 20% des maximalen Wachstumspotentials reduziert ist (vgl. Temperli 2012; Temperli et al. 2013).
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36 BarBeeKey
Abb. 21: Trockenheitsbedingte Prädisposition der Fichte 2003 und 2004. Anzahl der Tage mit maximaler Prädisposition, d.h. einem Trockenstress, der das Wachstum auf unter 20% des maximalen Wachstumspotentials reduziert.
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BarBeeKey 37
5 Diskussion
5.1 Diskussion der Modellergebnisse
Obwohl die Erarbeitung konsistenter Grundlagendaten und die Entwicklung und Parametrisierung der Modelle einen grossen Teil der Projektarbeit beanspruchten, werden hier nicht die evaluierten Modellansätze diskutiert, sondern die aus der Modellierung hervorgegangenen Resultate. Die Bekämpfungsstrategien gegen Buchdruckerbefall beruhen vielfach auf überlieferten,
empirischen Kenntnissen (z.B. Jäger 1784) und auf den persönlichen Erfahrungen der jetzigen Exponenten im Forstdienst. Basierend auf den umfangreichen Datensätzen der Buchdrucker-‐Erhebungen von Waldschutz Schweiz konnte mit neusten statistischen Methoden die Wirksamkeit dieser Strategien untersucht werden. Sie bekräftigten die bisherigen, meist empirischen Einschätzungen der Wirksamkeit von Bekämpfungsmassnahmen. Sowohl das Räumen von Sturmholz wie auch die Zwangsnutzung von frischem Stehendbefall führten zu geringerem Folgebefall. Der Wert dieser Analyse ist, dass diese Resultate nicht in einem eigens dafür angelegten Experiment mit teilweise in der Praxis nicht anwendbaren Rahmenbedingungen gewonnen wurden, sondern auf den tatsächlich durchgeführten Bekämpfungsmassnahmen beruhen, mit all ihren Unzulänglichkeiten wie zu spätes und unvollständiges Räumen von Sturmholz und Fällen von Käferbäumen, Lagern von Käferholz in Waldnähe, verzögertes Abführen etc. Ebenso deutlich war aber die Temperatur der wichtigste Einflussfaktor. Sie beeinflusst sowohl direkt die Käferentwicklung als auch, in Zusammenhang mit Trockenheit, die Prädisposition der potenziellen Brutbäume. Weiter war auch das Angebot an potenziellen Brutbäumen massgebend: Je grösser der Fichtenvorrat, desto grösser der Folgebefall. Ebenso zeigte sich, dass dort wo Käfernester entstehen, sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Folgejahr weitere entwickeln werden. Diese Erkenntnisse werden von früheren Untersuchungen bestätigt (z.B. Bakke et al. 1995; Wichmann & Ravn 2001; Schroeder & Lindelöw 2002; Forster et al. 2003). Allerdings gibt es auch Untersuchungen, wo die Bekämpfungsmassnahmen keine Reduktion des Folgebefalls zeitigten (Grodzki et al. 2006). Die Ergebnisse aus dieser statistischen Modellierung werden im Sinne eines Wissenstransfers im Anschluss an die Dissertation auch in Form von Umsetzungsartikeln in einer Schweizer Zeitschrift publiziert werden. Die Temperatur bestimmt als wichtigster Einflussfaktor nicht nur die Entstehung von
neuen Käfernestern, sondern auch die Populationsentwicklung der Käfer direkt. Gemäss unserem dynamischen Phänologiemodell verschiebt sich bei einem Klima-‐Szenario A1B der Schwärmbeginn im Frühjahr um gegen einen Monat nach vorn (früher) und die durchschnittliche Generationenzahl pro Jahr nimmt im Verlaufe dieses Jahrhunderts kontinuierlich um rund eine Generationen zu. Ähnliche Prognosen wurden auch schon für Schweden gemacht (Jönsson et al. 2007). Der innovative Aspekt des Phänologiemodells und damit eine klare Verbesserung gegenüber bestehenden Modellen (Baier et al. 2007,
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38 BarBeeKey Jönsson et al. 2007) ist, dass sowohl die zeitliche Verteilung der Ausflugaktivität als auch jeweilige Zusammensetzung der verschiedenen Entwicklungsstadien abgebildet werden können, was eine genauere Beurteilung des Populationszustandes und damit des Risikos bedeutet. Das Modell kann sowohl für kurz-‐ bis mittelfristige Prognosen als auch für langfristige Prognosen unter verschiedenen Klimaszenarien verwendet werden. Eine weitere Verbesserung wird der Einbezug einer dynamisch modellierten
Prädisposition in das Risikomodell sein. Dies bedingt umfassende topographische Variablen (z.B. Exponiertheit, Rauigkeit des Geländes, Exposition, Filtern kritischer Höhenlagen), genauere Bodeninformationen, Berücksichtigung der potentiellen Evapotranspiration und genauere Niederschlagsdaten. Die Entwicklung dieses Modells ist noch im Gange und wird im Rahmen des Folgeprojekts UMBURI (s.u.) fertiggestellt. Mit der Trockenheitskomponente lässt sich aber schon gut ein Trockenheitsindex für unterschiedliche Jahre und Regionen berechnen. Mithilfe einer Kombination des Käfer-‐Populationsmodells und des Fichten-‐Prädispositionsmodells kann das zukünftige Gefährdungspotenzial abgeschätzt werden. Eine Knacknuss wird die Modellierung der Populationsgrössen bleiben, die für das Risiko und das mögliche Schadenausmass wesentlich sind. Zudem ist unter den biologische Faktoren die Mortalität von angefangenen Generationen im Winter abzuklären.
5.2 Ausblick auf das Folgeprojekt UMBURI
Parallel zur Fertigstellung des dynamischen BARI-‐Modells (Bark Beetle RIsk Model) erfolgen die Anpassungen für das Projekt UMBURI (Umsetzung Buchdrucker-‐Risikomodellierung). Hier soll ein Webtool entstehen, das aufgrund der täglichen, aktuellen Meteodaten von MeteoSchweiz den Entwicklungsstand der Buchdrucker-‐Populationen in verschiedenen Gebieten der Schweiz online zugänglich macht und Handlungsmöglichkeiten anbietet. Die Bedürfnisse wurden in Workshops WSL-‐intern, mit BAFU-‐Vertretern und mit Kantonsvertretern abgeklärt. Dabei zeigte sich, dass es allen Exponenten klar ist, dass eine solche Modellierung nicht punktgenau für einzelne Bestände erfolgen kann, sondern eine grössere räumliche und zeitliche Skala abdecken soll. An einem Erfahrungsaustausch von Benutzern des österreichischen PHENIPS-‐Modells (Baier et al. 2007) in Deutschland wurde die schlechte zeitliche Übereinstimmung von Modell und Fallenfängen kritisiert. Die zeitliche Auflösung wird von unserem Modell besser abgebildet werden, da nicht nur der Erstflug, sondern das zeitlich verteilte Schwärmen einer ganzen Population simuliert wird. Ausserdem wird unser Modell nicht direkt die Temperaturen von Meteostationen als Eingangswerte verwenden, sondern räumlich modellierte und für das Waldklima angepasste Daten.
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