Schauspielmusik 18.-20. Jahrhundert

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Schauspielmusik 18.-20. Jahrhundert Vorlesung Texte zur Musik

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Vorlesung Texte zur Musik. Schauspielmusik 18.-20. Jahrhundert. Sie finden die Literaturliste zu Schauspielmusik im WueCampus!. Heinrich Wilhelm von Gerstenberg: Ugolino (1768), Ende V. Akt. - PowerPoint PPT Presentation

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Schauspielmusik18.-20. Jahrhundert

Vorlesung Texte zur Musik

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Heinrich Wilhelm von Gerstenberg: Ugolino (1768), Ende V. Akt

UGOLINO. Der Sterbenden Geschrei! der Kinder Wehklag im Leichengefild! das Gewinsel der Weiber und ihrer Säuglinge! o Sieger Ugolino! Alles wieder still! Kein Hauch mehr in der Luft! Keine Kühlung um meine Schläfe! und mir ist besser! Doch meine Augen sind mit Blindheit geschlagen! Wo find ich meine Laute?

Nachdem er einige Griffe auf der Laute getan, wird eine sanfte traurige Musik gehört.

Ist's Ruggieri, der Leichenbestatter? Diese Harmonien schweben nah um den Hungerturm. Oder seid ihr's, ihr wenigen Rechtschaffnen, die ihr unter Ugolinos martervollem Kerker weinet?

Die Musik fährt fort.Francesco ist am Gift gestorben, sagst du? was ist's mehr? Wär er vom

Schwert, vom Dolch, vom Beil gestorben, würd er weniger tot sein? Lern es, mein Sohn, Vergiften, Ermorden, Hinrichten ist ein heiliges Vergnügen: es ist ein bischöfliches Vergnügen! Wie ist das? Bin ich hier allein? Wer dieser Jüngling an der blutigen Mauer?

[...] Er spreitet seine Arme über den Boden aus. Die Musik fährt fort.[…] Er weint bitterlich, und verhüllt sich das Haupt. Die Musik wird klagender.[…] Die Musik endigt erhaben.

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J.W.v.Goethe: Clavigo (1774), Ende V. Akt

• CLAVIGO: „Marie! Marie! nimm mich mit dir! nimm mich mit dir! Eine traurige Musik tönt einige Laute von innen. Sie beginnen den Weg zum Grabe! Haltet, haltet! Schließt den Sarg nicht! Laßt mich sie noch einmal sehen! Er geht aufs Haus los. Ha! wem, wem wag ich's unters Gesicht zu treten? wem in seinen entsetzlichen Schmerzen zu begegnen? - Ihren Freunden? Ihrem Bruder? dem wütender Jammer den Busen füllt! Die Musik geht wieder an. Sie ruft mir! sie ruft mir! Ich komme! Welche Angst umgibt mich! Welches Beben hält mich zurück! Die Musik fängt zum dritten Male an und fährt fort.

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L. van Beethoven: Musik zu J. W. v. Goethes Trauerspiel „Egmont“, op. 84

•Ouvertüre Sostenuto, ma non troppo - Allegro1. Lied: „Die Trommel gerührt“ (Clärchen) Vivace2. Zwischenaktmusik I Andante - Allegro con brio „Es ist keine falsche Ader an ihm“ (Clärchen)3. Zwischenaktmusik II Larghetto4. Lied: „Freudvoll und leidvoll“ (Clärchen) Andante con moto - Allegro assai vivace5. Zwischenaktmusik III Allegro - Marcia. Vivace „Der König meint“ (Regentin)6. Zwischenaktmusik IV Poco sostenuto e risoluto - Larghetto - Andante agitato7. Musik, Clärchens Tod bezeichnend Larghetto „Arme Seele!“ (Egmont)8. Melodram „Süsser Schlaf! Du kommst wie ein reines Glück“ (Egmont) Poco sostenuto9. Siegessymphonie Allegro con brio

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Egmont, I. Akt, Klaras Lied

Die Trommel gerühret! Das Pfeifchen gespielt! Mein Liebster gewaffnet Dem Haufen befiehlt, Die Lanze hoch führet, Die Leute regieret. Wie klopft mir das Herze! Wie wallt mir das Blut! O hätt ich ein Wämslein Und Hosen und Hut!

Ich folgt ihm zum Tor 'nausMit mutigem Schritt,Ging durch die Provinzen,Ging überall mit.Die Feinde schon weichen,Wir schießen hinterdrein!Welch Glück sondergleichen,Ein Mannsbild zu sein!

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Goethe: Egmont, V. Akt (Schluß)

Er setzt sich aufs Ruhebett. Musik. EGMONT: Süßer Schlaf! Du kommst wie ein reines Glück

ungebeten ….Er entschläft; die Musik begleitet seinen Schlummer. Hinter seinem

Lager scheint sich die Mauer zu eröffnen, eine glänzende Erscheinung zeigt sich. Die Freiheit in himmlischem Gewande, von einer Klarheit umflossen, ruht auf einer Wolke. Sie hat die Züge von Klärchen….EGMONT: Verschwunden ist der Kranz…

Trommeln.Wie er auf die Wache los und auf die Hintertür zu geht, fällt der

Vorhang: die Musik fällt ein und schließt mit einer Siegessymphonie das Stück.

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Schiller: Wilhelm Tell, erster Akt, vor der ersten Szene

Noch ehe der Vorhang aufgeht, hört man den Kuhreihen und das harmonische Geläut der Herdenglocken, welches sich auch bei eröffneter Szene noch eine Zeitlang fortsetzt.

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Cantilena Helvetica der Kühe-Reyen dicta. Aus: Johann Hofer: Pothopatridalgia 1710

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Destouches: Wilhelm Tell

(Klavierauszug)

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Schiller: Wilhelm Tell, letzter Akt, letzte Szene

TELL. So immer steigend, kommt Ihr auf die Höhen Des Gotthards, wo die ewgen Seen sind, Die von des Himmels Strömen selbst sich füllen. Dort nehmt Ihr Abschied von der deutschen Erde, Und muntern Laufs führt Euch ein andrer Strom Ins Land Italien hinab, Euch das gelobte –Man hört den Kuhreihen von vielen Alphörnern geblasen.

Ich höre Stimmen. Fort!

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Vom barocken Wanderbühnenstück bis zum Wiener Biedermeier

• Heinrich Rademin - Wanderbühnenstücke. Opernparodien

• Joseph Anton Stranitzky - „Haupt- und Staatsaktionen“ nach Opernstoffen, mit dem Hanswurst

• Joseph Kurz-Bernardon – Hanswurstiaden mit Liedern• Teutsche Arien Welche auf dem Kayserlich=privilegirten

Wiennerischen Theatro in unterschiedlich producirten Comoedien, deren Titul hier jedesmahl beygerucket, gesungen worden. Cod. 12.706-12.709 der Wiener Nationalbibliothek.

• Philipp Hafner – Lokalpossen, Zauberstücke• Ferdinand Raimund – Zauberstücke• Johann Nestroy

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Aus Raimund Der Bauer als Millionär

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Aus Raimund: Die gefesselte Phantasie, Quodlibet

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Aus Raimund: Der Alpenkönig und der Menschenfeind

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J. Nestroy: Frühere Verhältnisse. Auftrittscouplet des Muffl

1. Die Rasse guter Mensch'n is noch lang' nicht ausg'storb'n, Doch werd'n s' durch böse Leut' oft verleit't und verdorb'n. - Man hat Geld, fangt ein G'schäft an, da b'sucht ei'm ein Mann, Tragt mit redlichem Sinn Kompagnieschaft ei'm an - Er sagt, er hat Vermög'n, versteht alls aus 'n Grund, Man schließt ab - jetzt kommt 's G'schäft durch ihn etwas au'm Hund. Manchen Mißgriff zwar könnt' er noch gutmachen wohl; Doch da rat'n ihm die Freund', daß 'r in d' Schweiz flüchten soll - Er nimmt 's Rest'l aus der Kassa und 's Tags drauf is er weit - So gibt's viel gute Mensch'n, aber grundschlechte Leut'.

2. Man lernt eine kennen, die der Himmel schön schuf, Sie is grad' ka Must'r, aber bess'r als ihr Ruf; Man denkt sich: »Wann i nur ihre Liebe erst hab', Dann g'wöhn' ich für immer ihr den Flattersinn ab -« Doch da kommen zwei, wie s' schon fast völlig war brav, Tun sich ausgeb'n bei ihr für Baron und für Graf, Und richtig, d' Gebesserte laßt sich betör'n, Verlaßt den Getreu'n und nimmt ein' von die Herrn - Ohne Zweif'l hat s' den Schritt hundertmal schon bereut - So gibt's viel gute Mensch'n, aber grundschlechte Leut'.

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Ernst Toller/ Walter Mehring: Hoppla wir leben (1927), Prolog-Song

In diesem Hôtel zur Erde War die Créme der Gesellschaft zu Gast – Sie trug mit leichter GebärdeDie schwere Lebenslast – Sie hielt auf gute Ernährung –Bis sie eine KriegserklärungAls Scheck in Zahlung gab –Da kamen die DiplomatenUm über den Fall zu beraten –Die sprachen: Wir brauchen einen KriegUnd Größere Zeiten eben!Es gibt nur eine Politik: Hoppla, wir leben –Wir leben Und rechnen ab!

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Brecht und seine Musiker

• Kurt Weill: Dreigroschenoper. Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. (Opern)

• Hanns Eisler: Die Mutter. Die Maßnahme. Leben des Galilei.

• Paul Dessau: Mutter Courage und ihre Kinder. Der gute Mensch von Sezuan. Der Kaukasische Kreidekreis.

• Hans-Dieter Hosalla: Die heilige Johanna der Schlachthöfe. Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui.

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B.Brecht: Kuppellied aus: Die Rundköpfe und die Spitzköpfe

1. Ach, man sagt, des roten Mondes AnblickAuf dem Wasser macht die Mädchen schwachUnd man spricht von eines Mannes SchönheitDer ein Weib verfiel. Daß ich nicht lach!Wo ich Liebe sah und schwache KnieWar's beim Anblick von - Marie.Und das ist bemerkenswert:Gute Mädchen lieben nieKeinen Herrn, der nichts verzehrt.Doch sie können innig liebenWenn man ihnen was verehrt.Und der Grund ist: Geld macht sinnlichWie uns die Erfahrung lehrt.

Etc.

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B. Brecht: Mutter Courages Lied 1. Ihr Hauptleut, laßt die Trommel

ruhenUnd laßt eur Fußvolk halten an:Mutter Courage, die kommt mit SchuhenIn denen's besser laufen kann.Mit seinen Läusen und GetierenBagage, Kanone und Gespann -Soll es euch in die Schlacht marschierenSo will es gute Schuhe han.

Das Frühjahr kommt. Wach auf, du Christ!Der Schnee schmilzt weg. Die Toten ruhn.Und was noch nicht gestorben istDas macht sich auf die Socken nun.

4. Vom Ulm nach Metz, von Metz nach Mähren!Mutter Courage ist dabei!Der Krieg wird seinen Mann ernährenEr braucht nur Pulver zu und Blei.Von Blei allein kann er nicht lebenVon Pulver nicht, er braucht auch Leut!Müßt's euch zum Regiment begebenSonst steht er um! So kommt noch heut !

Das Frühjahr kommt. Wach auf, du Christ! Etc.