Sanierung der unteren historischen Stadtmauer in Hildburghausen - Statische Sicherung und...
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Fachthemen
DOI: 10.1002/dama.201300581
220 © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Mauerwerk 17 (2013), Heft 4
Im Februar 2009 kam es zu einem Teileinsturz der historischen Stadtmauer Hildburghausen auf einer Länge von ca. 10 m. Als Konsequenz aus dem Einsturz wurde die Sanierung eines erwei-terten Areals beschlossen. Diese umfasste die statische Siche-rung sowie die Steinrestaurierung der Mauerfassade eines ca. 100 m langen Abschnittes. Der vorliegende Beitrag stellt die Mauerwerksrekonstruktionen im Bereich der Einsturzstellen so-wie in weiteren akut einsturzgefährdeten Abschnitten vor. Na-hezu das gesamte 5 m hohe Wandmauerwerk wurde mittels Erd-verankerungen gegen Umkippen gesichert. Eine Besonderheit bildeten die abschließenden Arbeiten zur Wiederherstellung des eingestürzten Gewölbestollens.
Rehabilitation of the lower historic town wall of Hildburghau-sen – Structural safeguarding and stone restoration. In February 2009 there was a partial collapse of 10 m length of the historic town wall Hildburghausen. As a consequence of the collapse the rehabilitation of an extended area was decided. This included the structural safeguarding and stone restoration of a 100 m long section of the wall façade. The paper describes the masonry re-constructions done in the collapsed area as well as in further sections that were in danger of collapsing. Almost the whole 5 m high wall was secured against tilting by means of soil anchoring. A special feature were the final works of recovering the col-lapsed tunnel vault.
1 Einleitung
Im Februar 2009 kam es zu einem Teileinsturz der Stadtmauer auf einer Länge von ca. 10 m (Bild 1). Als Konsequenz aus dem Einsturz wurde die Sanierung eines erweiterten Areals beschlossen. Der bearbeitete Bauabschnitt umfasste die statische Sicherung sowie die Steinrestaurierung der Mauerfassade eines ca. 100 m langen Abschnittes der historischen Stadtmauer unterhalb des Caritas Altenpflegeheimes, beginnend am gläsernen Fahrstuhlturm bis zum Höhenvorsprung der Mauer. Wesentliche Arbeiten stellten die Mauerwerksrekonstruktionen im Bereich der Einsturzstellen sowie in weiteren akut einsturzgefährdeten Abschnitten dar. Nahezu das gesamte 5 m hohe Wandmauerwerk wurde mittels Erdverankerungen gegen Umkippen gesichert. Eine Besonderheit bildeten die abschließenden Arbeiten zur Wiederherstellung des eingestürzten Gewölbestollens. Die Leistungen übernahm die Stadt Hildburghausen komplett, obwohl sich das gesamte Gewölbeareal im Besitz der Caritas befindet. Flankierend
erfolgte die Herstellung eines Mauerkronenweges inklusive Geländersicherung. Der Ausführungszeitraum erstreckte sich von März 2010 bis November 2010.
2 Statische Sicherung
Im Bereich der Einsturzstelle wurde als dauerhafte Baugrubensicherung eine perforierte und bewehrte Spritzbetonschale, Schalendicke ca. 25 cm eingebaut. Die Entwässerungsdurchlässe ∅ 70 cm wurden mit ca. 1 Stück/2 m² dimensioniert. Es erfolgte flankierend eine Anpassung und statische Sicherung der Flanken an den Obergängen links/rechts der Baugrube zur Bestandswand. Die vorhandenen Strebenbockabstützungen inklusive Schwellholz und zwei Kantholzhorizontaltraversen mussten mehrfach teildemontiert und im jeweiligen Instandsetzungsabschnitt montiert werden. Hervorzuheben ist die Abstützungserfordernis beim Rückbau der sehr stark verwölbten und mit Erde hinterfüllten Stützmauerbereiche. Temporäre Sicherungen des Mauerwerkes erfolgten durch einen zimmermannsmäßigen Verbau. Hierbei wurde im Zuge des sukzessiven Rückbaus der verwölbten Abschnitte direkt temporär im oberen Bereich mittels verformungsrelevanter Auskeilungen gesichert. Ebenfalls erfolgte eine Notsicherung gegen Erdrutsch im Zuge der Abbaggerung an der großen Ein
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Ronald Betzold
Bild 1. Teileinsturz der Stadtmauer Fig. 1. Partial collapse of the town wall
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sturzstelle. Auf eine geplante Unterfangung der Stützmauer im gesamten Abschnitt konnte nach der vorgenommenen Erhöhung der Geländeoberkante am Stützwandfuß in Absprache mit der Prüfstatikerin verzichtet werden. Lediglich im neu errichteten Wandabschnitt im Bereich der Einsturzstelle erfolgte eine frostfreie Gründung, die waagerechte Abdichtung erfolgte mittels Bitumenbahn G 200 DD.
3 Anker-, Vernadelungs- und Verpressarbeiten
In drei Nagelebenen wurde die Mauerwerkswand durchbohrt, hinter dem Mauerquerschnitt im Schleuderverfahren für jeden Bodennagel ein Hohlraum von 40 cm Tiefe und 80 cm Durchmesser geschaffen und die Dauerbodennägel in diese Hohlräume eingebunden. Durch das Verpressen der Hohlräume mit einem Ankermörtel – hochsul
Bild 2. Grundriss Stadtmauerverlauf mit unterirdischen Gewölben Fig. 2. Ground-plan of the town wall with underground vaults
Bild 3. Seitenansicht losgelöste sowie verwölbte Vorder-schaleFig. 3. Side view with the removed and deformed front leaf
fatbeständig und mit Quellmaß beim Abbinden – konnte mit diesen geschaffenen Lastverteilungselementen der aktive Erddruck von der historischen Mauerwerkswand genommen werden. Insgesamt kamen 132 Lastverteilungselemente und Dauerbodennägel zum Einsatz.
3.1 Ankerarbeiten Daueranker mit Ankerplatte3.1.1 Sicherung über Spritzbetonschale mit Erdvernagelung
(Bilder 4 bis 8)
Arbeitsschritte: – Einmessen und Markieren der Bohransatzpunkte – Herstellen der Bohrlöcher mittels Unterflurhammer in
den rückwärtigen Boden bis zur vorgegebenen Endtiefe – Bohrlochdurchmesser: 90 mm, Bohrneigung: 15 Grad
zur Horizontalen, Bohrlochtiefe: 6,00 m ab Hinterkante Verpresskörper
– Liefern und Einbau der Bodennägel inklusive Injektionsschlauch zur Verpressung des Bodennagels
– Bodennagel: System Spantec – Bauer, Nageldurchmesser: 25 mm mit doppeltem Korrosionsschutz, Nagellänge: 6 m + Mauerwerksdicke abzüglich 20 bis 30 cm
– Injizieren der Bohrlochkanäle um die Bodennägel – Material: Ankermörtel AM 25 – HS von Quick Mix – Liefern und Einbauen der Nagelkopfplatte und der zu
gehörigen Kugelbundmutter – Vermauern der 2. Kopfplatte im Zuge der Aufmauerung
der Stützwand – Verlängerung Bodennägel sowie Anbringen einer 2. Kopf
platte
3.1.2 Daueranker mit Lastverteilungselement – Erdveranke-rung mit mauerrückseitigen Lastverteilungselementen (Bilder 9 bis 11)
Arbeitsschritte: – Einmessen und Markieren der Bohransatzpunkte für
das Entnehmen der Decksteine bzw. Bohren der Kernbohrlöcher in den neuen Quadersteinen, Entnehmen der Decksteine im Bereich Bruchsteinmauerwerk
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– Bohrneigung: 15 Grad zur Horizontalen, Bohrlochdurchmesser: 150 mm, Bohrraster: Nach Vorgabe der Ausführungsplanung und dem Steinbestand Quadermauerwerk erfolgte die Anzeichnung vor Ort mit dem Planer.
– Bohren einer Kernbohrung bis zu 60 cm Tiefe zur späteren Aufnahme des Verpresspackers für die Lastverteilungselemente, Vertiefen der Kernbohrung mittels Unterflurhammer bis in den rückwärtigen Mauerbereich
Bild 5. Herstellen Spritzbetonschale im Bereich der Einsturz-stelle, temporärer Stützbock bei MauerwerksverwölbungFig. 5. Producing of shotcrete shell in the collapse area, temporary support block in the deformed area
Bild 6. Herstellen der Erdvernagelung im Bereich Einsturz-stelleFig. 6. Producing of soil nailing in the collapse area
Bild 7. Neuaufmauerung über komplette MauerdickeFig. 7. Newly built masonry over complete wall thickness
Bild 8. Einbindung der verlängerten Zugstähle in das neu erstellte Mauerwerk mittels AnkerplattenFig. 8. Anchorage of the tensioned steels in the new masonry by anchor plates
Bild 4. Systemplan Sicherung Spritz-betonschale mit ErdvernagelungFig. 4. System plan for securing the shotcrete shell by soil nailing
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– Packerdurchmesser: 140 mm, Material: Ankermörtel AM 25 – HS von Quick Mix, vorgegebener Druck: maximal 3 bar (da Injektion auch im Mauerwerk drückt)
– Ausbau der Packer und Liefern und Einbauen der Nagelkopfplatten und der zugehörigen Kugelbandmutter
– Vermörteln der Kopfplatte und Einsetzen des entnommenen Mauersteines bzw. Steinkerns mit Mauermörtel (Beim Einbau der Steinkerne wurde der obere Abschluss steinmetzmäßig mit Steinersatzmörtel abgeglichen.)
3.2 Vernadelungsarbeiten
Die Kernbohrungen zur Mauerwerksvernadelung mit ∅ 40 mm konnten trocken durchgeführt werden. Es erfolgten sowohl horizontale als auch schräge Bohrungen mit einer gemäßigten Anforderung an die Zielgerichtetheit (maximal 5 cm vertikale und horizontale Abweichung mit 15 m Bohrkanal). Als Vernadelungsanker kamen Mauerwerksnadeln (Durchmesser 10 bis 16 mm) im Bereich der verwölbten belassenen Mauerwerksbereiche sowie im desolaten Strebepfeilerbereich zum Einsatz.
– Vertiefen der Bohrlöcher mittels Unterflurhammer in den rückwärtigen Boden bis zur vorgegebenen Endtiefe
– Bohrlochdurchmesser: 9 mm, Bohrneigung 15 Grad zur Horizontalen, Bohrlochtiefe: 6,00 m ab Hinterkante Verpresskörper
– Einsetzen des Schleuderkopfes zur Herstellung der Lastverteilung in die Bohrlöcher von 150 mm Durchmesser. Es wurde darauf geachtet, dass das Ende des Schleuderkopfes die Nagelbohrlöcher durch Andruck verschließt.
– Ausschleudern des Lastverteilungshohlraumes, Hohlraumdicke: 40 cm, Hohlraumdurchmesser: 80 cm, Schleuderzeit: mindestens 3 min. abhängig vom Austrag
– Liefern und Einbauen der Bodennägel inklusive Injektionsschlauch zur Verpressung des Bodennagels
– Bodennagel: System Spantec – Bauer, Nageldurchmesser: 25 mm mit doppeltem Korrosionsschutz, Nagellänge: 6 m + Mauerwerksdicke abzüglich 20 bis 30 cm
– Injizieren des Bohrlochkanales um den Bodennagel – Material: Ankermörtel AM 25 – HS von Quick Mix – Setzen des Verpresspackers zur Injektion der Lastvertei
lung und Injizieren des Hohlraumes
Bild 9. Systemplan mauerrückseitige LastverteilungselementeFig. 9. System plan for load distribution elements on the back side of the wall
Bild 10. Bohrlochraster für Lastverteilungselemente in den Joch- und StrebepfeilerbereichenFig. 10. Drill hole pattern for load distribution elements in the area of buttresses
Bild 11. Detailaufnahme modifiziertes Bohrgestänge zum Ausfräsen der MauerrückseiteFig. 11. Detail of the modified drill pipes to recess the back side of the wall
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zeigte Erfolg. Der optische Zustand der Gesteinsoberfläche konnte wesentlich verbessert werden, Materialauflagerungen sowie Materialneubildungen wurden ohne Eingriff in die Gesteinssubstanz entfernt. Die historische Patina blieb erhalten.
Lose und geschädigte Altergänzungen sowie Holz und Eisenteile konnten durch Ausbohren bzw. mit einem geeigneten Steinmetzwerkzeug gelöst und entfernt werden. Die Ergänzung der entstandenen Bohrlöcher bzw. Fehlstellen erfolgte mit Steinrestaurierungsmörtel. Desolates Fugenmaterial sowie Fugenmaterial auf der Basis von sehr festem Zementmörtel konnte vollständig entfernt werden. Die Öffnung der Fugen erfolgte ohne Verwendung von Wasser mit einem Steinmetzwerkzeug. Die Beschädigung der Fugenflanken der Werkstücke wurde weitestgehend vermieden, da die Mörtelfugen zur Entspannung fugenmittig mittels Flex eingeschnitten wurden. Nach dem Entfernen des Fugenmateriales waren Ausräumtiefen bis zu 30 cm sichtbar. Daran schloss sich ein Ausblasen mit der Druckluftpistole sowie eine Feinreinigung mit dem Industriestaubsauger an. Die komplette 1. Steinschale stellte sich als völlig lose dar. Es wurden daher nur kleine Abschnitte geöffnet und diese temporär mittels Auskeilung sofort gesichert. Aufgrund der augenscheinlichen Salzbelastung (Salzausblühungen, Absandungen und Schalenbildung) musste eine einmalige Entsalzung mit konfektioniertem Kompressenmaterial nach dem Verfahren Dr. Ettl/Dr. Schuh vorgenommen werden. Durch das Anlegen der RemmersKompressen wurden Sulfate mobilisiert und in das Kompres sionsmaterial eingelagert. Grundlegende Bedingung für eine dauerhafte Reduzierung des Salzgehaltes an der Steinoberfläche wäre die komplette Beseitigung der Ursache des Salztransportes und somit des ständigen Feuchtigkeitseintrages. Eine erhebliche Reduzierung des Feuchtigkeitseintrages erfolgte durch Einbau einer Drainage sowie Abdichtung des Mauerkronenweges.
4.2 Restauratorische Maßnahmen
Die Formergänzungen mit Restauriermörtel dienten der Wiederherstellung der künstlerischen Aussage sowie der konstruktivtechnischen Gestaltung am Bauwerk. Das Einsetzen von Vierungen wurde, soweit technisch möglich, vermieden. Es wurden nichtprofilierte Vierungen im Bereich der Strebepfeilerabdeckungen gesetzt. Als Steinmaterial kam geeignetes Austauschmaterial zum Einsatz. Friedewalder Quarzsandstein ersetzte Fehlstellen im Sandstein, nachdem eine Bemusterung von Probestücken stattfand. Die eingesetzten Vierungen garantieren eine gute Übereinstimmung hinsichtlich der technischen Parameter. Sämtliche Vierungen wurden passgenau (Pressfuge) in den Stein eingesetzt. Die Tiefe der ausgearbeiteten Öffnungen bestimmte die Form und Größe der Vierungen. Die Ausarbeitung erfolgte manuell mit Steinmetzwerkzeugen. Die auf die Baustelle gelieferten Sägestücke mussten rückseitig aufgespitzt sein, um eine optimierte Verbundwirkung zu erzielen. Es erfolgte ein punktuelles spannungsfreies Überkleben, wobei das Klebematerial hinter der Steinoberfläche zurück trat. Im Bedarfsfalle kamen zusätzlich Edelstahlanker zur Anwendung. Zur vollflächigen Verfüllung der rückseitigen Vertikalfuge mussten schräg nach unten führende Einfülllöcher gebohrt werden. Die
Arbeitsschritte: – Einmessen der zu vernadelnden Bereiche – horizontale bzw. Schrägbohrungen, drehend und schla
gend bzw. Kernbohrungen – Bohrlöcher mit einem hochleistungsstarken Industrie
staubsauger aussaugen – Gewindestangen 10 bis 16 mm, entfettet (Bohrlochlänge
abzüglich 5 cm), inklusive Abstandshaltern sowie Endverankerungen einbauen und anspannen
– Bohrkanal mit Ankerverbundmörtel vom Bohrlochende aus entlüftet verfüllen
3.3 Verpressen von Hohlräumen
Die Injektionsbohrungen ∅ 22/25 mm zur Hohlraumverfüllung erfolgten ausschließlich im Bereich des Fugennetzes des Bruchsteinmauerwerks. Es wurde trocken gebohrt bis zu einer Tiefe von 40 bis 60 cm, anschließend das Bohrloch mit Druckluft ausgeblasen. Das Setzen der Stahlpacker der Firma DESOI (mehrfach wieder verwendbar) sowie das Verdämmen von Rissen mit Werg bildeten den Abschluss der Injektionsvorbereitung. Der Injektion des Bruchsteinmauerwerks ging ein gründliches Vornässen der Packerkanäle mit Wasser voran. Das eigentliche Injizieren erfolgte mit einem Druck von 1,5 bar (Verpressmörtel HSVp). Die Injizierung kam lagen und abschnittsweise von unten nach oben mit einer mittleren Schichtdicke von 40 cm zur Ausführung. Hierbei war eine ständige Beobachtung der Kontrollpacker notwendig. Die aufgetretenen Verschmutzungen durch Injektionsmörtel wurden unverzüglich beseitigt. Bei einem Mörtelmengenverbrauch von 50 l/m² erfolgte eine erneute Injizierung. Dazu war ein nochmaliges Aufbohren der entsprechenden Bohrlöcher erforderlich. Nach Beendigung des Injizierens und Erhärten des Mörtels wurden die Stahlpacker entfernt und die Bohrlöcher mit Fugenmörtel verschlossen.
4 Steinrestaurierung4.1 Steinreinigung
Ziel der durchgeführten Reinigungsmaßnahmen war das Entfernen sämtlicher Oberflächenauflagerungen sowie Materialneubildungen, welche eine weitere Schädigung der Substanz zur Folge hätten. Es kamen keine chemischen Reinigungsmittel zum Einsatz. Die Beurteilung des Reinigungsergebnisses wurde zusammen mit der Bauleitung anhand von Probeflächen vorgenommen. Die mechanische Reinigung der Oberflächen diente in erster Linie als Vorbereitung zur Pulverstrahlreinigung. Mit einem Steinmetzwerkzeug konnten sämtliche hartnäckigen Stoffauf und Stoffeinlagerungen entfernt werden. Die Bearbeitung erfolgte ausschließlich in Bereichen mit speziellem Materialgefüge bzw. Auflageform. Es wurden Reste von Efeu, Gräsern und Trockenpflanzen entfernt. Ziel der Reinigung war es, die Natursteinoberfläche substanzschonend mittels PulverstrahlVerfahren zu reinigen. Hierbei waren insbesondere Krusten, Verschmutzungen und Ausblühungen zu entfernen.
Die ausgeführte Reinigungstechnologie: – EurorubberVerfahren (NiederdruckStrahlverfahren) – Strahlmedium Eurorubber EURO 4 und EURO 6 – Strahldruck 0,8 bis 1,5 bar
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Ausführung auf dem Friedewalder Quarzsandstein kam wie folgt zur Anwendung: – Scharrierbreite unterschiedlich – natürlicher Hieb – gewöhnlich scharriert, d. h. nicht exakt in Rille – Hiebweite 4 bis 6 mm – Stöße des Scharriereisens beim Neuansatz deutlich sicht
bar
5 Flankierende Instandsetzungsmaßnahmen
Hinter dem neu errichteten Abschnitt der Einsturzstelle musste bis zur Sohle ein Drainagekies eingebaut werden. Erd und Wegebauarbeiten erfolgten auf dem gesamten oberen Abschluss der Stützwand. Hier wurde ein 2 m breiter Mauerkronenweg angelegt. Sinnvoll war hierbei der vollflächige Einbau einer lose verlegten Folienabdichtung, bestehend aus FDFolie (GETIFIX). Eine Hochführung dieser Folienabdichtung konnte an der Rückseite des Stützmauerabschlusses seitlich vertikal ausgeführt werden. Zwecks Sicherung des Mauerkronenwegs erfolgte zur Stützmauer hin die Montage eines Geländerzaunes, bestehend aus Rechteckrahmenprofilen für Obergurt/Untergurt, senkrechten Füllstäben und einem aufgesetzten Handlauf.
Stärke der Vierungen betrug i. d. R. 10 cm. Verbleibende Restfugen wurden mit Steinrestauriermörtel verschlossen. In sehr großen Bereichen war es unumgänglich, geschädigtes Mauerwerk (besonders in Riss und Einsturzbereichen) vorsichtig und erschütterungsfrei herauszulösen, was eine Ausführung per Hand mit Steinmetzwerkzeug erforderte. Parallel erfolgte eine temporäre Sicherung extrem instabiler Mauerbereiche durch Auskeilen bzw. Abstützen. Das beschriebene herausgenommene Mauerwerk aus Buntsandstein wurde komplett neu aufgemauert, geschädigte Steine hierbei durch analoges Material (Friedewalder Quarzsandstein) ersetzt. Das Austauschmaterial hatte hinsichtlich Materialart, Firma und Färbung dem ursprünglichen Sandstein zu entsprechen. Die Ausbildung des Gussmauerwerks erfolgte lagenweise mit dichtem Gefüge. Eine satte Verlegung, weitestgehend im Verband, konnte realisiert werden. Hierbei fiel besonderes Augenmerk auf die ausreichende Verzahnung zum bestehenden Mauerwerk. Der Ausbau der temporären Verkeilungen und Abstützungen erfolgte nach Abschluss der Mauerarbeiten. Der Jahreszeit angepasst, kam das Nachbehandeln durch Feuchthalten des Mörtels über einen Zeitraum von 14 Tagen zur Anwendung.
Entsprechend Färbung, Textur, Struktur und physikalischchemischer Eigenschaften wurde beim Natursteinaustausch, analog dem Versetzen von Vierungen, verfahren. Ein Natursteinaustausch fand großflächig in Teilbereichen statt. Nichtprofilierte Ganzsteine konnten vor Ort manuell steinmetzmäßig ihrer Umgebung angepasst werden. Ein Neuaufbau war im Bereich des Gewölbestollens sowie im Bereich des Entwässerungskanales erforderlich. Sämtliche Steinverankerungen (Klammern sowie partielle konstruktive Vernadelungen) erfolgten mit Edelstahl. Alle Fugen wurden in den geschädigten Bereichen einheitlich mit Rajasil Fugenmörtel HSNA verfugt. Es erfolgte eine kontinuierliche Anpassung des Größtkornes an die Fugendimensionen durch Aussieben.
Arbeitsschritte: – schonendes Vornässen der ausgeräumten bzw. vorver
fugten Fugen mittels Handsprühflasche – hohlraumfreies und kraftschlüssiges Einbringen des re
zeptierten Fugenmörtels durch Spezialkartuschen bzw. maschinelle Vorinjektion
– Entfernen der Sinterhaut nach dem ersten Austrocknen (i. d. R. nach einem Tag) mit Holzspatel bzw. Holzkeil
Speziell im Bruchsteinbereich, insbesondere bei allen Strebepfeilern, war eine tiefliegende mehrfache Stopfverfugung erforderlich. Hier wurde eine lagenweise (maximal drei Lagen) Einbringung des oben genannten Fugenmörtels ausgeführt. Die Nachbehandlung der Fugen erfolgte durch Vernebeln von Wasser, 14 Tage lang. Als Schutz gegen Wind und direkte Sonneneinstrahlung wurden abschnittsweise JuteVliesBahnen angebracht, welche stets mit Wasser getränkt, am Gerüst abgehängt und vorgehalten werden mussten. Entsprechend den Vorgaben durch die Fachplanung wurden die Fugen mittels Rundspatel bzw. dünner Fugenkelle geglättet. Das Ziel der Oberflächenformulierung bestand in der Anpassung der neu geschaffenen Oberflächen an das Umfeld. Daraufhin erfolgte die Scharrierung des 3 mm überhöht angetragenen Steinrestauriermörtels. Die
Bild 12. Fertiggestellter Mauerabschnitt mit MauerkronenwegFig. 12. Completed wall section with coping way
6 Gewölbeinstandsetzung (Bilder 13 bis 16)
Nach Herstellung der Baugrube wurde diese komplett zimmermannsmäßig gesichert. Der eingestürzte Gewölbestollen im Bereich der Caritas wurde aus Naturstein aufgemauert (in der Form an den Bestand angepasst), inklusive Herstellen einer Gewölbeschalung. Das eingestürzte marode Ziegelmauerwerk wurde entsorgt. Oberseitig erhielt der Gewölbestollen, nach Aufbringen einer Ausgleichsschicht aus Natursteinmauerwerk, eine flächige Folienabdichtung inklusive Schutzschicht, bestehend aus Schotter. Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde die Baugrubensicherung zurückgebaut und der gesamte Bereich wieder lagenweise verfüllt, inklusive Verdichten des eingebauten Mineralbetons.
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Quellenverzeichnis Bilder:Bild 1: Schulz, Bauamt Stadt HildburghausenBilder 2, 13: Vermessungsbüro Hammerschmidt, SchleusingenBilder 3, 5–8, 10, 12, 14, 15, 16: Betzold, Betzold + Maak, Hinter
nahBilder 4, 9: Lau, Ingenieurbüro Lau, HildburghausenBild 11: Kühnapfel, Kühnapfel Spezialbau, Radeberg
Autor dieses Beitrages:Dipl.-Ing. Ronald BetzoldBetzold+Maak Baumanufaktur GmbH & Co. KGWaldauer Berg 7, 98553 Hinternah
Bild 13. Übersicht der Gewölbeanlage inkl. ZugangsstollenFig. 13. Overview of the vaulting complex incl. access tunnel
Bild 14. Eingestürzter Gewölbestollen aus ZiegelmauerwerkFig. 14. Collapsed tunnel vault of brick masonry
Bild 16. Aus Naturstein neu gemauerter Gewölbestollen nach Demontage BogenschalungFig. 16. New tunnel vault of natural stone masonry after removing formwork
Bild 15. Baugrube GewölbestollenFig. 15. Building pit of the tunnel vault