Rote Info Hamburg Nr. 2

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Die "Rote Info Hamburg" ist die Broschüre der linken Jugendgruppe "Rote Szene Hamburg". Es werden verschiedene Themen, die speziell Jugendliche interessieren, behandelt. Rote Info Ausgabe Nr. 2, August 2011Auflage: 2500 Stückhttp://roteszenehamburg.blogsport.de/

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Rote Szene Hamburg

InhaltRückblick und Vorstellung / 4Sexismus / 6Macker / 10Zensus 2011?! / 12Wenn die Bullen stressen... / 15

Observation, Repression? / 17Rote Hilfe / 24Gastbeitrag über Streetart / 25Johnny Mauser / 29Hardcore und Antifaschismus / 30Buchvorstellungen:„Fundamentalismus gegen Frauen“ / 31„Edelweißpiraten“ / 32Filmvorstellung:„Der Gefährder“ / 34Gentrizierung / 35Anlaufpunkte:„Café Exil“ / 37

„Wohnprojekt Sieverstücken“ / 38„Gedenkstätte Ernst Thälmann“ / 39

ZK-Berlin stellt sich vor / 40

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Wir wollen nicht weiter für die Prote der Banken und Konzerne anstattfür unsere eigenen Bedürfnisse arbeiten! Der Kapitalismus funktioniertdadurch, dass wir gezwungen werden unsere Arbeitskraft zu verkaufen,während Deutschland und die anderen kapitalistischen Großmächte den

zur Sicherung ihrer Prote den Krieg in alle Welt tragen. Der Kapitalismus,also Ausbeutung und Unterdrückung bilden die Grundlage der Bundes-republik Deutschland. Genau deswegen wird unser Kampf gegen diesesSystem auch nicht bei den Bundestagswahlen, sondern auf der Straßeausgetragen! Doch um zu wissen, wofür und wogegen wir unseren Kampfgenau führen und wie vielfältig dieser Kampf gestaltet werden muss, istes notwendig, das wir uns mit alldem, was uns ankotzt inhaltlich ausein -andersetzten. Nur wenn Theorie und Praxis Hand in Hand gehen, können

wir unser Ziel erreichen: Eine starke revolutionäre Jugendbewegung, diediesem beschissenen System ein Ende bereitet. Einen Beitrag zu diesemKampf soll unsere Broschüre liefern, welche du gerade in der Hand hast. Indieser Broschüre nden sich Themen, die gerade für uns Jugendliche unse -rer Ansicht nach von Bedeutung sind und die es für uns zu diskutieren gilt.

Wir, die Rote Szene Hamburg, sind ein Zusammenschluss von Jugendlichen

aus verschiedensten Stadtteilen Hamburgs, die sich zusammengefundenhaben um ihrer Wut auf die herrschenden Verhältnisse einen politischenAusdruck zu verleihen. Der Ausbeutung und Unterdrückung des Kapitalismussetzten wir unsere Entschlossenheit im Kampf für eine Welt, in der unsere Be -dürfnisse und Interessen an erster Stelle stehen, entgegen. Wir sind immeroffen für Diskussionen, Anregungen, Kritik und Leute, die ebenfalls gewilltsind ihrer Wut auf den Kapitalismus einen politischen Ausdruck zu verleihen!

Viel Spaß beim Lesen!

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Rote Szene Hamburg

Was macht ihr eigentlich?:Wir, die „Rote Szene Hamburg“ haben

uns vor fast zwei Jahren mit dem Zielgegründet, Jugendlichen eine politi-sche Struktur zu bieten und über die -se marxistische Inhalte einer breitenMasse zugäglich zu machen. An diesknüpft auch unsere politische Arbeitin Form von Lesekreisen, Veranstal-

tungen und Demonstrationen an.Hauptthemen unserer bisherigen Ar-beit waren:

A n t i f a s c h i s m u s :Für uns, die Rote Szene Hamburg,ist der (deutsche) Faschismus im Zu-sammenhang mit seiner Enstehung

zu betrachten; er tritt nicht als ein „bö -ses Phänomen“ auf, sondern ist eineFolge aus den gesellschaftlichen Ver-hältnissen. Dazu gehört vor allem dieWeltwirtschaftskrise (1929) und diedamit verbundende Arbeitslosigkeit,die zur Entfaltung von Klassenkämp -fen führte. In Folge dessen gelang esden Faschisten, wesentlich gestüztdurch das deutsche Großkapital (Sie-mens, Thyssen, Krupp), den Klassen-kampf im Antisemtismus und dersog. „deutschen Volksgemeinschaft“einzudämmen. In diesem Kontext istder verstärkte Rassismus auch nach

der diesmaligen Krise zu betrachten.Wir propagieren deshalb: Klassen-kampf statt Volksgemeinschaft!Unsere Antifaschismusarbeit n -

det meist in Hamburg und Umge-bung durch Demonstrationen undKundgebungen statt, konzentriertesich jedoch im letzten Jahr auf dieMobilisierung und Organisation miteiner eigenen Anreise aus Ham-burg den Naziaufmarsch in Dort -mund (29.09.2010) zu verhindern.

A n t i m i l i t a r i s m u s :Wir sehen die Entstehung des Mili-tarismus in der Sicherung der Ka-pitalinteressen durch den Staat,sei es im Inneren bei der Eindäm-mung von Protest oder auch im Äu-

ßeren bei der Führung und Unter-stützung imperialistischer Kriege.Diese inneren und äußeren Krie-ge sind nich in unserem Interesse.Darum: Krieg eurem KriegIm letzten Jahr haben wir zum Bei -spiel den bundesweiten Aktionstaggegen die Verlängerung des Afgha-

nistanmandats oder eine Kundge-bung gegen den Auftritt des Militäror-chesters in Stellingen mitorganisiert.

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A n t i r e p r e s s i o n :Wer sich gegen Staat und Kapitalzur Wehr setzt, erfährt logischerwei -se Repression. Denn wer angreifft,

stellt eine Gefahr für das Kapitalund seine staatlichen VertreterInnendar. Es ist von absoluter Notwen -digkeit sich gegen Repression zuorganisieren, denn „einen Fingerkann man brechen, doch fünf Fingersind eine Faust“ (Ernst Thälmann).Wir organisierten unter anderem

zusammen mit der Kampagne„Tatort Kurdistan“ im „Centro So-ziale“ eine Infoveranstaltungen zuder Verhaftung mehrer kurdischerJugendlicher in Stuttgart mit ei-nem Gastreferenten der Stuttgar-ter Gruppe des „Netzwerk Freiheit

für alle politischen Gefangenen“.

Unsere praktische Arbeit kannselbstverständlich nur auf einemtheoretischen Verständnis beru-hen, das eine Perspektive und einekonkrete Kritik bereithält. Für unsist diese im Marxismus zu nden.

„Die Theorie wird zur materi -ellen Gewalt, sobald sie dieMassen ergreift“ (Karl Marx).

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Rote Szene Hamburg

Sexismus istallgegenwärtig!

  „Es ist Freitagabend, meine Mädels

und ich sitzen bei mir Zuhause und

wir glühen schon mal gemeinsam

für die kommende Partynacht vor.

Wir stylen uns wie immer: Haare zu

Recht machen, schön viel Schmin- 

ken, ein sexy Top mit viel Ausschnitt 

und ein kurzer Rock sind wie im- 

mer dabei. Warum ich mich genau

  so kleide, ist mir ehrlich gesagt gar 

nicht so richtig bewusst. Ziehe ich

das eigentlich an, weil mir das ge- 

nau so gefällt? Oder will ich damit 

die Aufmerksamkeit von den Jungs? 

Naja, aber irgendwie machen das  ja alle Mädchen so, dann mach ich

das halt auch. Ich will ja dazugehö- 

ren und vermutlich erwarten das ja

 sowieso alle von mir (als Mädchen).

Ok, endlich ist es 23 Uhr und wir 

treffen unterwegs auf die Gruppe

unserer gutaussehenden Jungs, die schon zweideutige Blicke rüber wer- 

fen. Scheint, als würde denen un- 

  ser Partyoutt gut gefallen. Damit 

läuft der Abend bis jetzt wie geplant.

Nun stehen wir auch schon endlich

vor dem Club. Die Jungs haben schon

das Geld zum Bezahlen rausgeholt,

doch anscheinend kommen wir Mäd- 

chen, wie in so vielen Clubs, auch

hier wieder umsonst rein. Wie prak- 

tisch! Aber warum ist das eigentlich

  so? Ich mein, ich bin ja nicht armoder so, ich hätte das Geld ja auch.

 Aber wahrscheinlich ist das eine Ma- 

 sche von den Clubbesitzern, um mehr 

Mädchen in die Clubs zu bekommen.

Irgendwie scheint ja Feiern eher so

ein Männerding zu sein, oder warum

 sonst so ein Angebot? Aber irgendwie

nervt mich das schon, ich meine das

  sieht ja so aus, als würden alle da- 

von ausgehen, dass die Jungs mehr 

Geld verdienen würden, wenn die

immer was bezahlen müssen. Hm...

naja ich will jetzt lieber feiern gehen,

  statt mich damit zu beschäftigen!

Im Club bestellen unsere Jungs

  sich erst einmal Bier. Als Mädchen

kommt Bier wohl einfach nicht so

 gut, oder? Ich trink lieber was nicht 

  so derbes. Becks ICE ist immerhin

nicht ganz so derb. Aber ich nd

das ehrlich gesagt schon blöd, dass

die Jungs dazu „Pussybier“ sagen.  Aber naja, die vertragen halt sowie- 

  so mehr als Mädchen, glaube ich.

 Auf der Tanzäche geht es heiß her 

und unsere Begleiter legen sich echt 

ins Zeug uns zum Tanzen aufzufordern.

 So sollte es ja auch sein, das ist ja die

 Aufgabe des Mannes. Aber, was wäre

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eigentlich, wenn ich selbst die Initia- 

tive übernehmen würde? So schlimm

nde ich das ja eigentlich nicht.

Nach einiger Zeit auf der Tanzäche greift mir ein Typ an den Arsch. Wie

eklig, was fällt dem ein? Aber irgend- 

wie ist das ja auch nichts Neues. Ich

 geh dem lieber aus dem Weg, ich will

 ja auch keinen Stress machen. Aber 

warum denn? Es ist mir doch so un- 

angenehm, da ist es schon in Ord- 

nung dem Typen das klarzumachen,

dass das echt nicht klargeht. Ich bin

 ja eigentlich nicht schuld, oder doch? 

Im Grunde weiß ich ja, dass er sich

komplett daneben benimmt, da hät- 

te er eine Ansage mehr als verdient!

Doch bevor ich überhaupt handeln

kann, greift einer unserer Jungs

  zum Glück ein und haut den Typen

  zu Boden. Irgendwie bin ich ja ganz 

froh drum, aber er hätte wenigs- 

tens fragen können, was denn los

  sei, und nicht einfach so draufhau- en sollen. Er brauch mich ja nicht 

behandeln wie ein kleines Kind,

das nicht selbst entscheiden kann…

Gegen 4 Uhr geht es dann Richtung 

nach Hause. Mein männlicher Be- 

  gleiter bringt mich noch nach Hau- 

  se. Schließlich ist es ja für mich al - 

leine viel zu gefährlich, wer weiß

was mir alles passieren könnte.

Traurig, dass das über- 

haupt notwendig ist.“ 

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Rote Szene Hamburg

Kommt euch dieser „Partybericht“

sehr überspitzt rüber? Doch lei -der müssen wir euch enttäuschen.Denn das, was ihr da gerade gelesenhabt, ist trauriger Alltag und beruhtauf unseren eigenen Erfahrungen.Findest du dich da auch in einemdieser Verhaltensmuster wieder?

Grundsätzlich stellen wir es natürlich jedem/jeder frei, sich zu kleiden, wieer/sie will. Letztendlich solltest dudich aber immer hinterfragen, wel-ches Klischee du da gerade vielleichtbedienst und in welche Rolle du dichbegibst, die wie immer, von der Ge-

sellschaft vorgeschrieben wird. Esist falsch zu denken, ein Rock undviel Schminke wären „typisch Mäd-chen.“ Es ist überhaupt nicht not-wendig sich zu fragen, was „typischMädchen“ oder „typisch Junge“überhaupt ist. Viele merken jedochgar nicht, wie sehr sie diesem Mus-

ter entsprechen – sei es die Art sichanzuziehen, zu reden, zu sprechenoder sogar zu laufen. Aber was ist soschlimm daran, als Mädchen nichtimmer geschminkt rumzulaufenoder als Mann nicht immer den Har-ten zu spielen? Was ist so schlimmaus diesem Muster auszubrechen?

Nichts. Es ist sogar notwendig, dochdie Gesellschaft bestraft diejeni-gen, die es wagen. Man wird allzuleicht argwöhnisch angeguckt, es

wird vielleicht sogar getuschelt undman mag ein wenig die Position ei-nes „Außenseiters“ übernehmen, ob-wohl man das einzig Richtige macht.Die heutige Gesellschaft will unserzählen, dass Frau unabhän -gig und stark ist. Doch in unse-rem Beispiel oben ist zu sehen,

wie leicht das übergangen wird.In unserem Bericht erzählen wireine Situation, in der ein Mädchenvon einem anderen Typen belästigtwird. Daraufhin greift ihr Begleiterein. Auf den ersten Blick mag zu lo -ben sein, dass der Begleiter bei die-

sem Fall von Sexismus einschreitenund dies unterbinden wollte. Aber inden seltensten Fällen scheint dieseAbsicht dahinter zu stecken. Dennschauen wir uns die Situation unddie Motivation hinter diesem Bei-spiel an. Leider ist es auch hier einesexistische Handlung seitens des

Begleiters zu entdecken, denn an -statt mit dem Mädchen Rücksprachezu halten, wird dies viel zu oft über -gangen und der Begleiter handeltmeist aus einem übermotiviertenBeschützerinstinkt heraus. Frei nachdem Motto „Ich bin ihr Begleiter, ichhabe auf sie aufzupassen.“ Oder: „

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Sie gehört zu mir und keiner hat ihrzu nahe zu kommen!“ Aus diesemGrund her einzugreifen, nicht aufdas Mädchen Rücksicht zu nehmen

und einfach seine Kraft demonstrie-ren, hat leider wenig mit fortschritt-lichem Denken und Handeln zu tun.

Dass für die Gesellschaft Frauennicht das Gleiche sein sollen wieMänner wird an dem Beispiel desEintritts deutlich. Frauen kriegen

oft freien oder halben Eintritt. Istdas Gleichberechtigung? Im Grun-de nicht, aber da es von augen-scheinlichem Vorteil einer Grup-pe erscheint, wird dies akzeptiert.Es ist leider üblich, dass Frauen be-lästigt werden und es ist leider genau

so üblich, dass Frauen auf ihr Ausse-hen reduziert werden. Sie werden zuObjekten gemacht und Widerstanddagegen ist leider viel zu wenig vor -handen. Doch genau so gibt es die-ses Phänomen auch umgekehrt.Oft werden Jungs auch zu Objekten;viel zu oft stehen auch bei Männern

und Frauen typische Klischees imVordergrund, wie ein Mann zu seinhat und sich zu verhalten hat. Wa -rum muss ein Mann die Initiativeübernehmen, wenn es beispielswei-se ums Tanzen geht? Warum wirderwartet, dass der Mann Eintritt be-zahlt? Dafür gibt es keine logischen

und überzeugenden Gründe, weildies schlichtweg stumpfe, vorge-schriebene Verhaltensmuster sind.Für uns, die Rote Szene Hamburg,

gibt es kein Klischeedenken. Für unsstellt sich die Frage nach dem Ge-schlecht nicht. Wir beurteilen einenMenschen einzig und allein nach sei -nem Handeln und für uns ist es selbst-verständlich jegliche Art von Diskri-minierung und Unterdrückung aktivzu bekämpfen und nicht zu dulden.

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Rote Szene Hamburg

„Scheiß Macker“

Zwischen Sexismusdebatte undpolitisch motivierter Diffamierung

Athletisch, klug, dominant, gewalt-bereit, heterosexuell und äußerstgeschickt im Umgang mit Fahrzeu -gen aller Art. So ungefähr gestaltetsich das optimale Bild eines Mannes,

welches uns diverse Medien tagtäg-lich vermitteln. Die Motivationen,welche hinter der Vermittlung einessolchen Geschlechterbildes sind viel-fältig, jedoch teilen sie für uns einezentrale Eigenschaft: Sie sind zumKotzen! Auch wenn innerhalb diesesSystems, die uns als „ideal“ vorge-spielten Verhaltens- und Lebenswei-sen nie völlig außer Acht lassen oderübergangen werden können, so istfür uns klar, dass sie einen Gegenpolzu unserer Politik darstellen. Als re -volutionäre Jugendliche müssen wirbegreifen, dass solche Männerbilder

und die mit ihnen einhergehendenFrauenbilder (schwach, hilfsbedürftigetc.) unserem politischen Ziel, einerGesellschaft frei von Ausbeutung undUnterdrückung grundlegend wider-sprechen. In einer solchen Gesell-schaft sollen schließlich die Bedürf-nisse und Interessen der Menschen

und nicht die Dominanz der Männeroder die Oberweite der Frauen vonentscheidender Bedeutung sein.Aus genau diesem Grund kämpfen

in unseren Reihen Menschen unab-hängig von Geschlecht und sexuellerOrientierung gegen Sexismus und füreine Überwindung des Kapitalismus.Das die Auseinandersetzung mit Se -xismus und Homophobie, also demHass auf Schwule und Lesben, aufGrund der besonders Jugendlichen

vermittelten Geschlechterbilder füruns von besonders wichtiger Bedeu-tung ist, steht für uns außer Frage.

Wie sehr Sexismus unseren All-tag dominiert und wie schwerder Umgang damit fällt könnt

ihr ab Seite 6 nachlesen.

Die äußerst wichtige, und leider vielzu oft vernachlässigte Auseinander -setzung mit diesem Thema führt je -doch gelegentlich zum bewusstenoder unbewussten Missbrauch. An-dere Personen als „scheiß Macker“

zu bezeichnen, bloß weil sie männli -chen Geschlechts sind und eine odergleich mehrere der eingangs erwähn-ten Eigenschaften erfüllen, ist nichtnur falsch, sondern führt auch zu ei -nem äußerst unsachlichem Umgangmit dem wichtigen Thema Sexismus.Dieser Trend ist jedoch in letzter Zeit

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bei einer Vielzahl von Personen undGruppen zu beobachten. Das offeneBekenntnis zur „Notwendigkeit revo -lutionärer Gewalt zur Überwindung

des Kapitalismus“ und seiner Übelwird pauschal als „Mackertum“ dif-famiert, da offenbar das Anwendenvon Gewalt als etwas rein „männli-ches“ begriffen wird. Sicherlich lässtsich darüber streiten, wie sinnvoll esist die Bereitschaft zur Gewalt zurSchau zu stellen. Gleichzeitig ist aber

auch klar, dass zum Arsenal einer re -volutionären Jugendbewegung nichtnur Bücher, Diskussionsrunden undLesekreise gehören, sondern ebenauch Baseballschläger, Sprühdosen,Steine und viele andere Dinge, wel-che dazu geeignet sind uns in der

Auseinandersetzung mit Staat undKapital zu unterstützen. Wer dieseTatsache verneint oder pauschal als„scheiß Mackertum“ abstempelt abergleichzeitig für eine Überwindungdes Kapitalismus eintritt, nimmt einewidersprüchliche Position ein. Die Er-kenntnis, dass sich der Kapitalismus

nicht mit Lichterketten und offenenBriefen überwinden lässt sollte sichzumindest in der revolutionären Lin -ken durchgesetzt haben. Genausowie das Wissen über die Reaktiondes Staates, wenn er sich bedrohtfühlt: Einschüchterung, Schlagstö -cke, Pfefferspray, Schusswaffen und

Verurteilungen aller Art. Für uns istklar, dass die militante Konfrontati-on mit Staat und Kapital oder auchFaschisten, Sexisten und Rassisten

aller Art keineswegs etwas „männli-ches“ darstellt, sondern schlicht einerpolitischen Notwendigkeit entspricht.

Wer nun die Debatte um Sexismusdazu benutzt, um politische Grup -pen, welche sich zu dieser Not -wendigkeit bekennen, als „scheiß

Macker“ und somit als Sexisten zudiffamieren, handelt also gleich inzweifacher Hinsicht falsch. Zum ei -nem wird der Begriff des „Sexismus“verwässert und verliert somit an po-litischer Schlagkraft, zum anderenstellt das fehlende Bekenntnis zu

revolutionärer Gewalt eine Schwä-chung aller revolutionären Kräfte dar.

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Rote Szene Hamburg

Zensus 2011?!

Wusstest du schon, dass……auch du dich noch in diesem Jah-rin einer Mega-Datenbank wiedern -den wirst?

…auch du gezwungen werdenkannst 46 persönliche Daten von dirdem Staat preiszugeben?

…dir Fragen nach Herkunft, Religi-onsangehörigkeit und Weltanschau -ung gestellt werden können?

…dafür der Zensus 2011, besserbekannt als Volkszählung, verant -wortlich ist?

Was hat es mit dem Zensus 2011auf sich?

Mit den Stimmen der großen Koaliti-on aus CDU/CSU und SPD legte derDeutsche Bundestag im Jahr 2009mit dem Zensusgesetz 2011 eineVolkszählung fest, die der staatlichenPlanung von infrastrukturellen und  -nanziellen Fragen aufklären und hel -fen soll. Begründet wird dies damitmit besserem Wissen über die Bevöl -kerung efzienter Gelder verteilen zukönnen. Die letzte Volkszählung der

BRD liegt 24 Jahre zurück. Anders alsdamals stützt sich der Zensus 2011vor allem auf die Zusammenführungder Datensammlungen der Meldeäm-

ter und der Bundesagentur für Arbeit.Zusammen mit einer stichprobenarti-gen Befragung von etwa 10% der Be-völkerung („Haushalte-Stichprobe“)sowie einer weiteren höchst umstrit -tenen vollständigen Befragung sogenannter “Sonderbereiche” werdenetwa ein Drittel der Bevölkerung direkt

mit mindestens einem Fragebogenkonfrontiert werden. Zu diesen Son-derbereichen gehören zum BeispielObdachlose, Häftlinge, Menschenmit Behinderungen, StudentInnenoder sog. psychisch Kranke. Die rest-lichen zwei Drittel müssen zwar kei -

nen Fragebogen samt VolkszählerInertragen, werden jedoch ausnahms-los durch gesammelte Datenbankenvon diversen Ämtern für vier Jahrenicht-anonymisiert in einer Mega-Datenbank erfasst und gespeichert.Normalerweise bist du lediglich dazuverpichtet StaatsdienerInnen die

Grunddaten deines Personalaus-weises plus deinen Beruf zu nen -nen. Bei der aktuellen Volkszählungerwarten dich 46 Fragen. Hierfühaben wir ein paar von diesen Fra-gen herausgesucht und aufgelistet:Üblicher Aufenthaltsort, Geschlecht,Staatsangehörigkeiten, Monat und

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Jahr der Geburt, Familienstand,nichteheliche Lebensgemeinschaf-ten, früherer Wohnsitz im Ausland,Zahl der Personen im Haushalt, Stel-

lung im Beruf, ausgeübter Beruf,Wirtschaftszweig des Betriebes, An -schrift des Betriebes (nur Gemeinde),Haupterwerbsstatus, höchster all -gemeiner Schulabschluss, höchsterberuicher Bildungsabschluss, aktu -eller Schulbesuch, rechtliche Zugehö -rigkeit zu einer öffentlich-rechtlichen

Religionsgesellschaft, Bekenntniszu einer Religion, Glaubensrichtungoder Weltanschauung (freiwilligeAngabe: sunnitischer Islam, schiiti-scher Islam, alevitischer Islam, Bud-dhismus, Hinduismus und sonstigeReligionen, Glaubensrichtungen oder

Weltanschauungen), Familiennameund Vornamen, Anschrift und Lageder Wohnung im Gebäude, Tag derGeburt (Tag ohne Monats- und Jah-resangabe), Telekommunikations-nummern der Auskunftspichtigen .All diese Fragen, außer die zur Glau -bensrichtung und Weltanschau-

ung, sind verpichtend für alle Be -fragten zu beantworten. Bei einerVerweigerung tritt eine Zwangs-verpichtung in Kraft, der ein Buß -geld von bis zu 5000€ folgen kann.

Kritik

Bei der Volkszählung 2011 werdenmehrere Milliarden Datensätze auf -genommen, verwaltet, verwertet und

gespeichert. Diese Daten sind etwavier Jahre lang einzelnen Menschendurch „Ordnungsnummern“ zuzuord -nen, also nicht anonym und es kannauf sie zugegriffen werden. Dies istein massiver Einschnitt in die Privat-sphäre und kann einen extrem wich-tigen Beitrag zur Politik der inneren

Sicherheit liefern. Zusätzlich werdenMinderheiten, wie MigrantInnensowie Angehörige nicht-christlicherReligionsgemeinschaften, Obdachlo-se oder Häftlinge durch eine absolu-te oder spezische Befragung nachHerkunft, Religionsangehörigkeit

und Weltanschauung diskriminiert.Während man lediglich angebenkann christlich zu sein, ist es fürMuslime vorgesehen, die verschiede-nen Konfessionen anzugeben. Einesolche Befragung ist nach EU-Richt-linien gar nicht vorgesehen, wirdhierzulande jedoch trotzdem durch -

geführt. Die freiwillige Beantwortungder Religionsangehörigkeit und Welt -anschauung kann von VolkszählerIn -nen bewusst verschwiegen werden.Da viele Menschen durch die fehlen-de Öffentlichkeitsarbeit sowohl vonStaat und BefürworterInnen als auchvon GegnerInnen sehr wenig über

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die Volkszählung, ihre Rechte undPichten wissen, wird willkürlichemund gesetzwidrigem Handeln einFreiraum gelassen. An einigen Orten

ruft die NPD ihre Mitglieder undUmfeld dazu auf, sich als Volkszäh -lerInnen zu betätigen und so Datenbewusst politisch zu verwerten.Daten, wie deine Herkunft oderdein Einkommen, die du eventuellbereits bei Meldeämter oder an-deren Einrichtungen hinterlassen

hast, werden nun völlig zweckent -fremdet in die zentralisierte Daten -bank des Zensus 2011 gespeichert.Du bist dazu verpichtet demStaat Daten und Informationenpreiszugeben, die du sonst viel -

leicht nicht mal den besten Freun-dInnen anvertrauen würdest.

Dass der Staat mit einer solchen

Volkszählung nicht nur das Interesseverfolgt zu wissen wo neue Kindergär -ten gebaut werden müssen - was auchohne eine Volkszählung problemlosmöglich wäre, liegt auf der Hand. Al -lein mit den Kosten für den Zensus2011, die bei 710 Millionen Euroliegen, können mehr als genug Kin -

dergärten gebaut werden. Herkunft,Religion, Stellung im Beruf, Schulab-schluss und Telefonnummer erfüllenkeinen erkennbaren Zweck zur Pla -nung von Infrastruktur und Finanzen.

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„Stehen bleiben! Händeaus den Taschen! Rüber

an die Wand! AusweiseRaus!“

Ein Großteil von uns dürfte mittler-weile mit diesen Aufforderungen ver-traut sein. Es sind die Worte der Bul-len, egal ob in Zivil oder in Uniform,

welche uns mal wieder kontrollierenwollen. Gerade in letzter Zeit kommtes nachts in Hamburg zu einer Viel -zahl solcher Kontrollen. Um in dasFahndungsraster der Bullen zu pas -sen reicht es meistens schon schwar-ze Haare zu haben, oder in einergrößeren Gruppe unterwegs zu sein,oder die Kleidung zu tragen, welchedie Bullen als typisch für Kriminelleansehen. Wenn die Bullen dich malwieder kontrollieren wollen sie dabei

 jedoch meistens nicht nur den Inhaltdeiner Taschen und deine Persona-lien in Erfahrung bringen, sondern

stellen auch noch Fragen die darü-ber hinaus gehen. Generell gilt aber,dass du nur verpichtet bist den Bul -len folgende Informationen zu geben:

Name, Vorname, ggf. Geburtsname(Melde-)Adresseallgemeine Berufsbezeichnung (z.B.

StudentIn, Angestellte/r oder Schü-lerIn)Geburtsdatum und OrtFamilienstand (z.B. ledig)

Staatsangehörigkeit

Besonders wenn du auf oder amRande einer politischen Aktion kon-trolliert wirst, werden die Bullen al-lerdings versuchen mehr von dir inErfahrung zu bringen. In diesem Fallgilt: Mund halten! Die Bullen sind

unsere Feinde und genau deswegenwollen sie so viel wie möglich überuns wissen. Lass dich nicht von ih-nen einschüchtern und liefere ihnenkein Wissen, das ihnen hilft mehrüber dich oder andere in Erfahrungzu bringen! Selbst kleine Details, wel -

che dir selber unwichtig erscheinen,können den Bullen dabei helfen ihreAkten weiter zu füllen und sich einBild von einer bestimmten Personoder Gruppe zu machen. Auch wenndu nicht schuldig bist, kannst du an-dere belasten, wenn du redest. Übri-gens: Wenn du eine Vorladung von

der Polizei bekommst, bist du nichtverpichtet dort zu erscheinen! Dumusst dich auch nicht telefonischabmelden oder irgendwelche Gründefür dein Nichterscheinen angeben!Bei einer Vorladung von der Staatsan-waltschaft ist das anders, in diesemFall raten wir dringen dazu eine/n

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Rote Szene Hamburg

kompetente/n AnwältIn mit Speziali -sierung auf Strafrecht einzuschaltenFür weitere Tipps im (juristischen)Umgang mit der Staatsanwalt-

schaft empfehlen wir die Bro-

schüre „Was tun wenn‘s brennt“von Roten Hilfe, welche ihr auchonline auf rote-hilfe.de ndet!

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Observation,Überwachung?

Nein Danke!

Was da los?Anlässlich einer neuen Repression-welle kam es Ende des Sommers2010 zu mehrtägigen Observationengegenüber mindestens zwei links -

politischen Jugendlichen in Ham-burg. Dabei wurde als Begründungangeführt, dass die beiden Jugendli-chen in der Nähe von mehreren ab -gebrannten Autos wohnen bzw. zurSchule gehen würden. Somit hät-ten sie laut Begründung der PolizeiOrtskenntnis in sog. „Neben-Neben -

straßen“ gehabt und seien deswe-gen verdächtig Autobrandstifter zusein. Ebenfalls legte man ihnen zurLast, dass sie – gemeinsam mit ca.10 anderen Personen – im August2010 das PK16 (Lerchenwache) miteiner „professionellen“ Kamera ge-lmt hätten. Daraus konstruiertedie Polizei ein ziemlich abenteuer -liches Konstrukt zur Rechtfertigungvon Repressionsmaßnahmen. DieJugendlichen und das persönlich-politische Umfeld derer, die vor derLerchenwache gelmt hatten, warennun verdächtig die Lerchenwache im

Dezember 2009 angegriffen zu ha -ben. Der folgende Text will anhanddieser Vorfälle die aktuelle Vorge-hensweise der Hamburger Polizei

aufzeigen und in einen politischenKontext setzen. Dabei sollen gemach -te Erfahrungen vermittelt werden.

Täglich grüßt der ZivibulleDie von einander getrennten Ob-servationen der Beiden wurden umdas Schanzenfest am 4.9.2010 he -

rum angeordnet. Man vermutete,dass beide Jugendliche währenddes Schanzenfestes „Straftaten vonerheblicher Bedeutung“ begehenkönnten, worauf hin sie beweissi -cher festgenommen werden sollten.Das Filmen vor dem PK16 wertete

die Polizei als evtl. Vorbereitungeneines Angriffs auf die Lerchenwa-che aus dem Schanzenfest heraus.Die Observationen wurden ohne straf-rechtliche Erkenntnisse beendet.

Die uns nun vorliegenden Observati-onsberichte belegen, dass die Bullen

weit in die Privatsphäre der Betrof-fenen eingedrungen sind und minu-tengenaue Mitschriften über derenTagesabläufe sowie eine „Lichtbild-mappe“ angefertigt haben. Hierbeiwurden auch persönliche Details wiebeispielsweise die „liebevolle Verab-schiedung der Zielperson“ von seiner

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Rote Szene Hamburg

Freundin mit in die Unterlagen auf-genommen. Ebenso werden Recher-chen zu diversen Kontaktpersonender Observierten angestellt. Als sich

die beiden Observierten zusammenmit anderen Personen am Elbuferauf Höhe der Hafenstraße aufhielten,wurde sogar ein Boot der Wasser-schutzpolizei in Bewegung gesetzt,von dem aus Fotos geschossen wur-den. Angesetzt auf die Betroffenenwaren mehrere Zivilbullen, die sie

überall hin verfolgten. Stieg einer derObservierten etwa in eine Ubahn ein,so wurden zu möglichen Ausstiegs -punkten Beamte beordert, die beiBedarf von dort aus übernehmen.Zwei Wochen nach Ende der Obser-vationen bekamen die Personen, die

vor der Lerchenwache gelmt hattensowie einige Leute aus ihrem per-sönlichen Umfeld Besuch von jeweilszwei LKA-Beamten verschiedenerDienststellen. Diese wollten sich überBrandstiftungen an Autos und weite-re Themen „unterhalten“. In man-chen Fällen wurde konkret gefragt,

was man den Abend so gemacht hät-te als es eine Straße weiter den Mer-cedes erwischte und ob für die Zu-kunft weitere Anschläge in Planungstünden. Die LKA-Beamten tauchtenauch bei einem unpolitischen Freundeines der Observierten auf. „Wir kom-men grade von X, Ihrem Freund, der

hat uns weggeschickt. Deswegenmöchten wir mit Ihnen über X reden.“Weiter hieß es X sei eine „bekanntePerson der linksradikalen Szene in

Hamburg“ und „Mitglied bei RSH“.Andernorts standen die Polizistenvor verschlossener Haustür und hin-terließen einen Brief mit Bitte umRückruf. Dabei stellte sich heraus,dass es sich um das Morddezernathandelte. Für die Observationen undandere Hausbesuche war das LKA44

(Sonderermittlungen) verantwortlich.Beide stehen im Zusammenhang mitden Ermittlungen zur Lerchenwache.

Auch nach Ende der Observationenwurden vereinzelt Zivilbeamte, sogarmit Videokamera, vor den Wohnungen

uns bekannter Personen gesichtet.

Von den Observationen erfuhrendie Beiden mehrere Monate spä-ter durch förmliche Briefe, dieaufgrund gesetzlicher Vorschrif -ten verschickt wurden. Daraufhinwurde Akteneinsicht genommen.

Das Ganze (hat) SystemAuch wenn in den konkreten hiervorgestellten Fällen keine straf-rechtlichen Konsequenzen für dieBetroffenen folgten, sind derartigeGeschehnisse ernst zu nehmen undzu thematisieren. Diese Maßnahmen

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waren für die Polizei teuer und eswurde ein großer Aufwand betrieben.Das passiert bei einer tendenziellüberbelasteten Hamburger Polizei

nicht zum Spass, sondern verfolgtein konkretes Ziel. Die Observatio-nen können nicht ernsthaft der ver-zweifelte Versuch gewesen sein derAutobrandstifter in Hamburg habhaftzu werden. Vielmehr liegt nahe, dasshierbei eine beliebte Vorgehensweiseangewendet wurden. Juristisch wer-

den derlei Maßnahmen durch aben-teuerliche Szenarien gerechtfertigt,um dann freie Hand zu haben. Da-bei wird primär kein strafrechtlichesInteresse verfolgt, sondern grundle-gend geht es darum an Informatio-nen zu kommen. Nicht umsonst ist

in den Observationsberichten mitgroßem Interesse vermerkt, mit wemsich die Personen treffen, welcheWege sie gehen/fahren und wie siekommunizieren (Handys usw.) Da-durch werden einerseits Bewegungs-prole von Einzelpersonen erstellt,aber andererseits vor allem ein gu-

ter Einblick in politische Strukturenund Vorgehensweisen geliefert. Sehrbeliebt ist es Bewegungsprole vonPersonen zu erstellen. Dass die Po-lizei wegen dem Angriff auf die Ler-chenwache auf die genannten Per-sonen aufmerksam wurde, ist demPrinzip der „Rasterfahndung“ zu ver-

danken. Es wurde in diesem Fall soverzweifelt ermittelt, dass sogar eine„Vermisstenanzeige“ für die Steine,mit denen die Wache angegriffen

wurde, ins Internet gesetzt wurde.

„Wer kennt diese Steine?“ - Fahn- 

dungsversuch

der Hamburger Polizei nach

 Angriff auf die Lerchenwache.

Die Personen, die vor der Wachelmten, waren ins Raster gefal-len, weil sie als Gruppe überhauptgroß genug waren. (Die Wache wur-de laut Polizei von etwa 10 Perso-nen angegriffen). Hinzu kam, dass

man ihnen politisch und organisa-torisch solch einen Angriff zutraute– was etwa bei der Grünen Jugendwohl kaum der Fall sein dürfte.Hat man denn erst Verdächtige ineinem Verfahren wie des Angriffsauf die Lerchenwache, ist es einfa-cher mit „härteren“ Mitteln zur Sa-

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Rote Szene Hamburg

che zu gehen und sogar ganz großbis §129 aufzufahren. Paragraph §129 beinhaltet sog. „terroristische“und „kriminelle“ Vereinigungen und

ermöglicht einiges an staatlichemVorgehen. Diese Vorgehensweise istnicht gedacht einzelne „Straftäter“zu verurteilen, sondern gegen ganzepolitische Zusammenhänge vorzu -gehen. Einen einzelnen Straftäteretwa anhand von Fingerabdrücken,Zeugenaussagen o.ä. zu überführen

ist auch ganz ohne Terrorismus-Pa -ragraphen möglich. Großes Interessebesteht beim Staat an der Zusam-mensetzung von Gruppierungen.Personen sind in verschiedenen Zu-sammenhängen der „linken Szene“aktiv und machen verschiedene Ar-

beit. Es gibt immer Leute, die mehrund weniger machen. Heftet sich derStaat an eine sehr aktive Person, diein verschiedenen Spektren unter-wegs ist, gewinnt er einen weitausgrößeren Überblick, als durch die Be -obachtung von einzelnen Gruppen.Man ist bemüht Informationen zu

gewinnen, um linke Strukturen zudurchleuchten, besser einzuschätzenund berechnen zu können. LetztenEndes darf einem kapitalistischenStaat nachgesagt werden, dass erdas Interesse verfolgt revolutionä-re Strukturen zu zerschlagen. Dafürmuss er jedoch seine Macht gegen-

über diesen Strukturen ausbauenund gesellschaftliche Arbeit betrei-ben. Man möge meinen je schwächerlinke Strukturen aufgestellt sind und

  je weniger Einuss sie haben, destoweniger würde der Staat gegen sievorgehen, da die bürgerliche Demo-kratie nichts zu befürchten hätte.Beobachtungen von Antirepressions-gruppen wie der Roten Hilfe zeigen,dass die „linke Bewegung“ gerade inZeiten von Schwäche stärkerer Re-

pression ausgesetzt war. Dies zeigt:wenn der Staat es sich erlaubenkann, gegen revolutionäre Strukturenvorzugehen macht er das auch. Jestärker eine revolutionäre Bewegungim Umkehrschluss also wird, destoweniger kann Repression ausrichten.

In Hamburg ist was losParallel zu diesen Geschehnissenbeobachtet die Rote Szene Hamburgverstärktes staatliches Interessean ihren Aktivitäten. Auf der „IMK-Demo“ am 13.11.2010 wurden wirvon einem Trupp Polizisten in Zivil

begleitet, der sich schon beim Sam-meln der TeilnmeherInnen auf demGänsemarkt an uns heftete undnach Ende der Demonstration im-mer noch folgte. Seitdem gibt es füruns immer wieder das Programm In-tensivbetreuung durch „Privatzivis“bei Demos und anderen Anlässen.

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Ein Getränkestand unserer Gruppeauf dem Hafengeburtstag im Mai2011, schien der Polizei interes -sant genug Zivilbeamte mit der Be-

obachtung des Getränkeverkaufs zubeauftragen. Polizisten in Kampf -montur stellten sich immer wiederprovokativ an unseren Stand undbewachten an beiden Abenden dasGeschehen in und um den Park Fic-tion. Wir gehen zwar davon aus, dassdie Beamten in den genannten Fäl-

len geplant und direkt auf die RoteSzene Hamburg angesetzt wurden,doch auch andere Zusammenhän-ge um uns herum dürften von die-sen sowie anderen Beamten in Au-genschein genommen werden. Fürwen welche Zivis letztlich abgestellt

werden, kann nur vermutet werden.Diese polizeilichen Provokationenkönnen stellvertretend für verstärkteAktivitäten der Repressionsbehör -den in Hamburg gesehen werden.Seit Mitte 2010 ist eine neuartigebzw. intensivere Vorgehensweise derRepressionsbehörden in Hamburg

zu beobachten. Der 1. Mai 2010war eine Katastrophe für den Klas-senfeind. Der Staatsschutz mussteeine Fehleinschätzung seinerseitsöffentlich bekanntgeben. In der Wal -purgisnacht wurde die Polizei derartüberrascht, dass Beamte aus denBetten geklingelt wurden, die dann in

normaler Streifenuniform ohne Helmund mit alten ausgedienten Schildernfür Ruhe im Schanzenviertel sorgensollten. Am Tag darauf fand die revo-

lutionäre 1. Mai Demo statt, dessenTeilnehmerInnenzahl vor allem denStaatsschutz überraschte, der von ei -ner viel kleineren und unentschlosse-neren Demo ausging. Im Anschlusswurden unterem anderem zwei Ban -ken in Mitleidenschaft gezogen, einSupermarkt geplündert, Polizisten

und ihre Fahrzeuge angegriffen. DerStaatsschutz gab darauf hin zu einefalsche Prognose für das Wochenen-de erstellt zu haben und vom Mobi -lisierungspotenzial der Demo-Orga -nisatorInnen überrascht gewesen zusein. Während des Schanzenfests

am 4.9.2010 war erstmalig eineneue Vorgehensweise der Polizei zubeobachten. Mit weit mehr als 2000Polizisten wurde das Schanzenviertelin einen Ausnahmezustand versetzt.Den vorläugen Höhepunkt erreichtediese Vorgehensweise am Wochen-ende des 1. Mai 2011 als die Schanze

an beiden Abenden im Anschluss anpolitische Aktionen in eine Art militä-risches Sperrgebiet verwandelt wur-de. Mehr dazu in unserem Text „ErsteEinschätzung der Geschehnisse am1. Mai Wochenende“, der auch aufunserer Internetseite zu nden ist. Beider Vorstellung des Hamburger Ver-

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Rote Szene Hamburg

fassungsschutzberichts 2010 warnteder der Chef der Hamburger VS-Be-hörde Manfred Murck mit den Grup -pen Sozialistische Linke Hamburg

und Rote Szene Hamburg wachse et -was „sehr giftiges“ zusammen, wäh -rend man mittlerweile verstehe „wiedie klassischen Autonomen ticken“.

To Do ListWie mittlerweile bekannt ist, fandenauch in anderen Städten vergleich-

bare Maßnahmen, wie die zu Beginnangesprochenen Überwachungs-maßnahmen statt. Das Motiv linkeStrukturen auszuleuchten und derbetriebene Aufwand seitens der Po-lizei ähnelten sich in den verschie -denen Städten wie Berlin, Hannover,

Frankfurt und Stuttgart – auch wennin den Städten unterschiedliche An-lässe wie etwa der Angriff auf einBKA-Gebäude oder das Inbrandset-zen von Bundeswehrgerät für Re -pressionsmaßnahmen waren. Neuan dieser Vorgehensweise ist es, dieBeschattungen ohne Strafverfahren

oder richterlichen Beschluss durch-zuführen. Durch das eigenmächtigeHandeln der Polizei wird auch hier diebürgerliche „Gewaltenteilung“ zwi -schen ausführender und richterlicherGewalt aufgehoben. Als linkspolitischOrganisierte oder Organisierter ist esGang und Gebe immer in der Gefahr

zu stehen Opfer der staatlichen Re -pressionsmaßnahmen zu werden.Laufende Observationen zu bemer -ken, ist ziemlich schwierig – wenn

man es doch tut, dann kann das sei-tens der Polizei so gewollt sein, umEinschüchterung zu erzeugen. Dieentsprechenden Beamten werdenüber Jahre ausgebildet und ach-ten auf Details wie Spiegelungenin Scheiben. Wer jetzt aber anfängtAgentenlme auswendig zu lernen,

seine Scheiben zu verdunkeln, aufdem Weg zur Arbeit Ablenkungsma -növer nach jeder zweiten Kreuzunghinlegt und hinter einem an der Kas-se nur noch Zivis wittert, tut sich kei-nen Gefallen. Letzten Endes fehlt dasPersonal um (bei politischen Sachen)

Observationen über längere Zeiträu-me durchzuführen. Am besten gegenÜberwachungsmaßnahmen kannman sich mit den altbewährten Tricksschützen, die etwa Broschüren wie„was tun wenns brennt“ vermitteln.Aufpassen was man mit dem Handytut, zuhause aufgeräumt halten usw.

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FazitWir stellen fest: Observationen zielendarauf ab politische Strukturen zudurchleuchten und zu lähmen. Das

Beste ist also politisch handlungsfähigzu bleiben und sich nicht einschüch -tern zu lassen. Trotzdem: Haltet Ohrengespitzt und den Verstand geschärft!

Wenn ihr Fragen zu unseremText habt, meldet euch. Wennihr selbst Probleme mit den Bul-

len habt, dann wendet euch an:

Ermittlungsausschuss:http://www.ea-hh.org/

Weiterführende Literatur

Mit dem Thema Repression und al-lem drum und dran beschäftigt sich

das Buch „Wege durch die Wüs-te“ vom Unrast-Verlag ausgiebig.Es wird ein genaueres Verständ-nis von Repression vermittelt undMöglichkeiten präsentiert sich vorRepression zu schützen, um po -litisch aktiv arbeiten zu können.

Vor einiger Zeit erschien ein Büchleinmit dem Titel „Das zarte Pänzchender Solidarität gegossen“. Darin wer-tet das Einstellungsbündnis aus Ber-lin seine Arbeit aus. Dieses Bündnisarbeitete drei Jahre lang zu den mg-Verfahren und präsentiert in seiner

Auswertung einen Überblick über dieeigenen Erfahrungen mit Antirepressi-onsarbeit und Einblicke in Vorgehens-weisen der Repressionsbehörden.

Bitte organisiert euch linke Lite-ratur immer aus linken Quellen.Am besten direkt beim Verlag

bestellen, damit möglichst vielGeld bei den GenossInnen undmöglichst wenig bei Zwischen -händlern wie Amazon ankommt.

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Rote Szene Hamburg

„Rote Hilfe“

Wer ist die Rote Hilfe?

Die Rote Hilfe ist eine Solidaritätsor-ganisation, die politisch Verfolgte ausdem linken Spektrum unterstützt.Sie konzentriert sich auf politischVerfolgte aus der BRD, bezieht aberauch nach Kräften Verfolgte aus an-deren Ländern ein. Unsere Unterstüt-zung gilt allen, die als Linke wegen ih -res politischen Handelns, z.B. wegenpresserechtlicher Verantwortlichkeitfür staatsverunglimpfende Schrif-ten, wegen Teilnahme an spontanenStreiks, wegen Widerstand gegen

polizeiliche Übergriffe oder wegenUnterstützung der Zusammenle -gungsforderung für politische Gefan-gene ihren Arbeitsplatz verlieren, vorGericht gestellt, verurteilt werden.Ebenso denen, die in einem ande-ren Staat verfolgt werden und denenhier politisches Asyl verweigert wird.

Aktiv werden!Aktiv werden vor OrtAls einzelnes Mitglied hast du meh -rere Möglichkeiten, dich in die Arbeitvor Ort einzubringen. - OG Arbeitunterstützen Wenn es an deinem

Wohnort schon eine Ortsgruppe derRoten Hilfe gibt, freut sie sich sicherüber Verstärkung. Die Ortsgruppenbeziehen sich in ihrer Arbeit meist

auf die aktuellen Geschehnisse vorOrt und organisieren dazu Veran -staltungen, machen Soliparties undÖffentlichkeitsarbeit. Es gibt auchOrtsgruppen, die sich eines Spe-zialthemas angenommen haben undauf diesem Gebiet arbeiten.

OG gründenSollte es noch keine Ortsgruppegeben, aber die Notwendigkeit einersolchen, dann kannst du eine Orts-gruppe gründen. Dabei unterstütztdich der Bundesvorstand. Es werdenalle Mitglieder am Ort eingeladen

und auf einer Gründungsversamm-lung könnt ihr besprechen, wie ihrdie Arbeit organisieren wollt bzw.euch erst mal kennen lernen.Was immer möglich ist:

Egal, ob es an deinem Wohnort eineOrtsgruppe gibt oder nicht, es gibt

viele Möglichkeiten als Rote HilfeMitglied aktiv zu werden.

Weitere Informationen wie man inder Roten Hilfe aktiv werden kanngibt es hier: http://www.rote-hilfe.de/aktiv-werden.html

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Öffentlicher Raum alsLeinwand

STREET ART - Als Unbekannte einenTag vor einer Ausstellung, gespon-sert von der Credit Suisse über StreetArt, das Kunsthaus mit dem Schrift-zug "Grafti R.I.P." versahen, starte -ten die Medien und selbsternannteKunstfreunde eine scheinheilige Dis-

kussion, wann Kunst wirklich Kunstoder nur Sachbeschädigung sei.

Die ersten Erscheinungsformender Street Art entstanden in derZeit um 1960 in Form von hand-geschriebenen Parolen, einerseits

von politischen AktivistInnen, umauf ihre Anliegen aufmerksam zumachen, andererseits von Strassen-gangs, um ihr Revier zu markieren.

Als 1971 einen Artikel in der New YorkTimes über "Taki 183", einen Post -boten, der überall sein Pseudonym

hinterliess, erschien, bemerkten dieJugendlichen, was für Ruhm er damiterlang und begannen ebenfalls mitdem Sprayen. Bald wurde nicht nurin den Strassen gemalt, sondern ent-standen auch die ersten Bilder aufZügen. Durch Filme wie "Wildstyle"und die nach Europa kommende Hip

Hop-Welle, begannen unter anderemauch in Deutschland um 1990 dieersten Menschen mit dem Sprühen.

Während Grafti zwar als einenTeil der Street Art zu sehen ist, be -inhaltet der Begriff jedoch nochviel mehr. Verschiedene Strassen-künstlerInnen verbreiten ihren Na -men oder Botschaften nicht nurüber die Spraydose, sondern auchin Form von selbstgemachten Auf-

klebern, Plakaten und vieles mehr.

Street Art ist eine Form der Ausdrü-ckung, in der nicht einfach für die Ma-cherInnen oder einige wenige erlese-ne "Kunstkenner" produziert wird.Viel mehr arbeiten die AktivistInnen

für die Zuschauer. Für sie ist dasWerk gemacht. Sie soll es anspre-chen, provozieren oder zum Handelnbewegen. Durch die Benützung desöffentlichen Raums als Leinwand be -stimmen die MacherInnen nicht nurselbst, wann und wo sie ihre Werkeveröffentlichen wollen, ungestört da -

von, ob das den Mächtigen nun passtoder nicht, sondern es ermöglichtihnen auch, mit der Bevölkerung ineinen Dialog zu treten. Nicht immerwird die Bedeutung eines einzelnenBildes gleich klar, manchmal verzich -ten die AktivistInnen auch komplettauf eine Botschaft, ganz nach dem

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Rote Szene Hamburg

Motto "the medium ist the message".Dass in der Street Art und Graftisze -ne immer auch sehr viel Individu-alistisches vermittelt wird, ist klar,

trotzdem gibt es von verschiedenstenSeiten auch immer wieder Versu-che gesellschaftskritische oder an-tikapitalistische Impulse zu setzen.

Street Art in der politischen Wider-standsbewegung

Auch für die politische Widerstands-bewegung wird die Street Art ein im-mer wichtigeres Mittel. Im Gegensatzzu teuren Werbeächen oder Aus -stellungen in irgendwelchen Kunst-häusern, kann Street Art von jederund jedem auf der Strasse praktiziert

werden und zwar unabhängig davon,ob er/sie jetzt zu einer Partei mit ho -hen nanziellen Mitteln zählt oder an -dersweitig über genug Geld verfügt.

Des weiteren kommt dazu, dasswenn ein Plakat oder ein Stencil(1),etwa für eine Demo-Mobilisierung,

angebracht wird, diese nicht nurden eigentlichen Inhalt von der Mo-bilisierung ausdrückt, sondern eswird auch die Bruchposition zumStaat und seinem Legalitätsprinzipsichtbar. Auch im Kampf um denöffentlichen Raum ermöglichen die -se Formen der Agitation eine Prä-

senz auf den Strassen und einenGegenpol gegen die Werbeindustrie.

Eigenkultureller Impuls

Obwohl die Street Art, wenn sie imöffentlichen Raum praktiziert wird,durch Repression und schnelles Ent-fernen verhindert werden soll, kannsich die Bewegung über einen immerhöheren Bekanntheitsgrad erfreuen.Immer mehr Menschen werden in

diesem Bereich aktiv und vernetzensich, sind gemeinsam aktiv auf derStrasse, schützen sich zusammengegen Repression und führen eigenenonkommerzielle Veranstaltungendurch. In den Medien wird diese Ent-wicklung als Subkultur abgetan, was

nichts anderes heisst, als dass sie dieStreet Art als Abwandlung aus derherrschenden Kultur verstehen. Vielmehr gilt es, die Strassenkunst als ei-genkulturellen Impuls zu verstehen.Als kulturellen Impuls unserer Klasse,von unten Links gegen oben Rechts!

Kommt es in letzter Zeit immer öf -ter zu heuchlerischen Artikel in denbürgerlichen Medien, so wird jedochalles daran gesetzt, den politischenCharakter dieser Kulturform zu ver -schweigen. Während Bilder einigerAktivistInnen zwar als ästhetischund witzig beschrieben werden, wird

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 jedoch das brechen mit dem staatli-chen Gewaltmonopol und dem Lega-litätsprinzip, wie auch die Aneignungdes öffentlichen Raums als einfa -

che Sachbeschädigung abgetan.

Vermarktung der Street Art

Wie es im Kapitalismus üblich ist,wurde nun in den letzten Jahren auchdiese Form der Kultur, da sie einebreite Masse bewegt und anspricht,

übernommen und verwertet. Un-ternehmen verwenden die Stilistikund verschiedenen Möglichkeitender Street Art als Werbemittel, umeinem Produkt einen jugendlichenAnstrich zu verleihen. So wundertes nicht, wenn die ZKB ganze Zug -

abteile mit grasch an Street Artangelehnte Motive zupastert. ImGegensatz zu den illegalen Sprayerei -en an den Zügen, lässt die SBB dasgerne zu, dienen sie in diesem Fall

 ja nicht nur als gratis Leinwand, son-dern als Werbeträger und sahnen soweiter Prote ab. Eine weitere Stra -

tegie der Kapitalisten die Street Artzu ihren Zwecken zu vermarkten, istdas sogenannte Guerilla-Marketing.Dabei werden Aufkleber(2) produ-ziert und Menschen dafür entlöhnt,wenn sie diese in der Stadt kleben.

Dass es sich dabei um billige Pro-paganda und nicht um Kunst han-delt wird schnell klar. Auf möglicheWidersprüche und Entwicklung von

Bewusstsein wie sie in der StreetArt in verschiedensten Formen im-mer wieder aufgezeigt werden, wirdverzichtet. Vielmehr geht es dar -um, einfache Lösungen zu bieten,ein Produkt anzupreisen und da -mit zum Kaufrausch zu verführen.

Die Ausstellung vergangen März imKunsthaus Zürich ist ein weitererTiefpunkt. Street Art wird, gesponsertvon der Credit Suisse, weg von derStrasse in eine Ausstellung gebracht.Nicht nur, dass sich nun die Werkenur anschauen kann, wer Geld für

den Eintritt hat, widerspricht eine sol-che Ausstellung jeglichen Grundwer-ten der Street Art. Die Frage um denöffentlichen Raum wird total ausge -blendet und die gesellschafts- undkapitalismuskritischen Bestandteile,welche in der Street Art immer wiedervorkommen, werden sich nur schwer

verwirklichen lassen, will die CS be-stimmt nicht Geld ausgeben, umsich dann ans Bein pinkeln zu lassen.

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Rote Szene Hamburg

Grafti R.I.P.

Umso grösser waren der Ärger unddas Unverständnis, als Unbekannte

in der Nacht vor der Ausstellung ingrossen Buchstaben "Grafti R.I.P."ans Kunsthaus schrieben. Sofort wur-de begonnen, allfällige Täter als Cha-oten und Schmierer zu betiteln, ohneeinen Gedanken daran zu verschwen -den, dass hier Menschen genau dasmachten, was "Kunstfreunde" in der

Ausstellung anpriesen: Street Art.Und zwar in der Form in der sie ent -stand und bestehen bleiben muss:Nicht als Werbemittel oder Pro -teinheizer, sondern als hinter -fragender Akt, ohne Rücksicht,ob das jetzt den Machthabenden

und Kapitalisten passt oder nicht.Der Sachschaden war hoch, die

Entrüstung auch und sofort wur-den wieder die Rufe, dies habenichts mit Kunst zu tun, laut.Die Frage, wann Street Art Kunst

ist, ist eine falsch gestellte Frage.

In der kapitalistischen Gesellschaftwird nur das als Kunst deniert, wassich als solches verkaufen lässt, alsoWarencharakter annimmt. Es kannnicht erstaunen, dass im Kapitalis-mus nur Kunst ist, was als solche ver-kauft oder vermarktet werden kann.Wir müssen uns um ein politischesVerständnis der Kultur und derenKunst bemühen und fortschrittlicheAnsätze zu entwickeln versuchen.

Ein Gastbeitrag der Gruppe „Revolu- tionärer Aufbau Schweiz“ 

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Johnny Mauser…

…ist ein Lüneburger Polit-Rapper,der sein erstes Album „Politisch-Mo-tivierte Sprachgewalt“ im Jahre 2009als Freedownload veröffentlichte. Be -reits in diesem Album ging er sehroffensiv mit seinem linksradikalenStandpunkt um und war raptechnischdazu in der Lage diesen deutlich zu

machen und musikalisch anspre-chend zu verpacken. In den Tracksbehandelt er viele gesellschaftskriti-sche Themen wie Repression („129Sekunden“) oder Patriotismuskritik(„Halt dein Mund“), bei denen immerwieder deutlich gemacht wird, dassder Kapitalismus mit seinen Übelnnicht das Ende der Geschichte dar-stellt und alternative Gesellschafts-modelle möglich sind. Ein weitererTrack dieses Albums ist zum Bei -spiel „Sophie und Karim“, in dem esum zwei unterschiedliche Schullauf -bahn geht und beschreibt wie der

Werdegang, abhängig von sozialemStand und Herkunft, bestimmt wird.Sein zweites Album „Neonschwarz“ist im Jahre 2010 ebenfalls als Free-download erschienen, hat sich vonseiner inhaltlichen Struktur nichtstark verändert, wurde jedoch alsindiziert (d.h. Als jugendgefährdend

eingestuft) und darf somit nicht öf -fentlich beworben und vertriebenwerden. Allerdings ist dies kein allei-niges Projekt Johnny Mausers, son-

dern ein Feature-Album mit CaptainGips und zeigt gerade Raptechnischstarke Fortschritte. Themen sindzum Beispiel die Freiraum- („Florableibt!“) und Flüchtlings-/Abschie-beproblematik („Willkommen“),der kapitalistische Normalzustandsamt seiner Konkurrenz(„Endlos“)und seinem Konsumwahn („Durchden Konsum“), aber auch ent-spannte und freiheitsliebende(„Ona Journey“/“Hip-Hop Ultra“) Inhalte.Johnny Mauser und Captain Gipskann man ebenfalls live erlebenund durch die Verbreitung von

Musik und das Tragen von Mer-chandiseartikeln unterstützen.Mehr Infos über John-ny Mauser und Captain Gips: 

www.johnnymauser.comwww.captaingips.com

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Rote Szene Hamburg

Hardcore undAntifaschismus

Hardcore-Punk ist eine in den 1970erJahren enstandene radikale undschnelle Weiterentwicklung desPunk Rocks. Seit Mitte der 1980ergilt die ursprüngliche Hardcore-Äraals beendet, als Hardcore be-gann sich in verschiede-ne Subgenres aufzuspalten.Heut zu Tage gibt es ein wei -tes Spektrum von Subgenres,selbst eingeeischten Hard -core Fans fällt es oft schwer zwi -schen ihnen zu unterscheiden.

„Hatecore“Unter Hatecore versteht man einemusikalisch sowie textlich brachia-le Interpretation des Hardcore. ImGegensatz zu Punk, wo Spaß undIndividualität oben an steht, ist Ha-tecore schneller, eingängiger Punk-rock, dessen einziges Ziel es ist Ag -

ression und Hass zu transportieren.Das dort propagierte Männerbild,die Grundessenz des Hasses und dieSelbstdisziplinierung eines Teils derSzene, bat sich an für zunehmenderechte Adaption. Bands wie „WhiteAryan Rebels“ (Berlin/Brandenburg)und „Hate Society“ (Bayern) sind die

bekanntesten Vertreter des neona-zistischen Hatecores in Deutschland.Teile der Szene versuchen sich dieIdeologie der Straight-Edge-Bewe-

gung zu eigen zu machen. In denVereinigten Staaten zum Beispieldurch ein Netzwerk namens „TerrorEdge“. Dabei wird das Konzept einerdrogenfreien und körperbewusstenLebensweise als Grundelement zurSchaffung eines „gesunden Volks-körpers“ interpretiert. Mittlerweile

kann etwa ein Sechstel aller rechts-extremen deutschen Bands in dasGenre Hatecore eingeordnet werden.

Nazis versuchen heute mehr als jezu vor in der Szene der Musikrich -tung Hardcore Fuß zu fassen und

sie zu unterwandern. Als Antwortauf diese negative Entwicklungentstand aus der Deutschen Hard-coreszene heraus die „Good-Night-White-Pride“ - Bewegung, welchedas Ziel verfolgt, Faschisten keinenMillimeter Platz einzuräumen, ih -nen offensiv auf Konzerten und auf

der Straße entgegenzutreten. Mitt -lerweile wird die Bewegung vonnamenhaften Hardcore-Punk undOi!-Bands wie „Loikaemie“ oder „Full-speed Ahead“, die beide jeweils eingleichnamiges Lied an die Bewe-gung widmeten, aktiv unterstützt.

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Fundamentalismus gegenFrauen:

Die ‚Löwin vom Nil‘ und ihrKampf für die Menschenrech-te der Frau - Nawal El Saadawi.

Ihr ganzes Leben schon kämpft sieverbissen für Menschenrechte undbesonders die der Frau. In ihrem

Buch beleuchtet sie die historischeEntwicklung der Rolle „der Frau“ undsetzt sich kritisch mit ihr auseinan -der, vor allem im Zusammenhangmit dem Islam. Dabei erkennt sie,dass die Unterdrückung der Fraunicht ein Thema für sich ist und al-

lein ein moralisches Problem dar-stellt, sondern dass das Patriarchatauf den ökonomischen Verhältnis -sen beruht und somit im kapitalisti-schem System seine Ursache ndet.Kampf gegen Sexismus und Unter-drückung bedeutet also gleichzei -tig auch Kampf dem Kapitalismus.

ISBN-10: 3833301546

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Rote Szene Hamburg

„Edelweißpiraten“

„Aber auch hier konnten wir nichtbleiben, denn die Gestapo setzte ihreVerfolgung weiter fort, jetzt nahte zuallem Unglück auch noch eine Fahr-radstreife, wahrscheinlich angelocktdurch die Schießerei. Trotz der Dun -kelheit erkannten wir sofort, dasses sich um den Ortsgruppenleiter

Soentgen handeln musste. Sie hat-ten uns noch nicht gesehen, aberein Zusammenstoß war unvermeid-bar, wenn wir nicht schnell genugabhauten, zumal ja auch noch dieSA-Streife hinter uns her war. Plötz -lich zog Barthel eine Pistole aus derTasche und feuerte zwei oder dreiSchüsse in Richtung der Fahrrad-streife. Die Männer waren vollkom-men überrascht, sprangen von ih-ren Fahrrädern und suchten in denTrümmerhaufen Deckung. Wir warenebenso überrascht wie sie, denn wirwussten nicht, dass Barthel die Pis-

tole bei sich hatte, aber wir hattenkeine Zeit zum Nachdenken und setz -ten uns ab zu den Grünanlagen derNippesser Schweiz. Dort diskutier -ten wir die ganze Nacht, ob Barthelden Ortsgruppenleiter nun getroffenhatte oder nicht. Erst viel später soll-ten wir erfahren, dass die Schüsse

ins Leere gegangen waren. In dieserNacht sah ich meine Freude Barthel,Franz und Günther zum letzten Mal.“

Es beginnt mit dem unehrenhaftenAusschluss aus der Hitlerjugend undendet in Massenschlägereien, Schie-ßereien, Folter und Konzentrations -lagern. Fritz Theilen, geboren 1927,aufgewachsen im Kölner Arbeiter -viertel Ehrenfeld hat von Beginn ankeinen Bock auf die Nazis, ihre Ideolo -

gien und ihre Hitlerjugend. Aus dieseranfänglichen Ablehnung entwickeltsich bei ihm und seinen Freundeneine riesige Wut auf Hitler, die Na -zis und alle, die ihnen stumpf in denden Krieg folgen und von Holocaustund Kriegsverbrechen nichts wissen

wollen. Genau jene Wut treibt diese jungen Menschen in den Widerstandgegen das Naziregime. Sie verteilenFlugblätter, bemalen die Wände mitantifaschistischen Parolen, sabotie-ren die Kriegsmaschinerie, versorgenKriegsgefangene illegal mit Lebens-mitteln und bemühen sich ihnen zur

Flucht zu verhelfen. Fritz Theilen isterst 16 als die Gestapo ihn zum ers -ten Mal festnimmt. Doch er und seineFreunde lassen sich nicht von ihremantifaschistischen Kampf abbringen;ganz im Gegenteil. Auch wenn siegefoltert werden, verraten sie ihreFreunde nicht, sondern sehen sich

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in ihrem Kampf gegen die Nazis nurnoch bestärkt. Während Fritz Theilensogar die Flucht aus dem Konzentra -tionslager gelingt, werden viele sei-

ner Freunde von den Nazis ermordet.

Die Nazis nannten solche jugendli -chen Widerstandsgruppen „Edelweiß-piraten“, genau diesen Titel trägt auchdas Buch das Fritz Theilen über seineKindheit, die Zeit des Naziregimesund den Umgang mit ihrem Wider-

stand in Nachkriegsdeutschland ge -schrieben hat. Entstanden ist ein un-glaublich faszinierendes und absolutlesenswertes Buch über Zusammen-halt und die Notwendigkeit des anti -faschistischen Widerstandes jungerMenschen unter den schwierigsten

Bedingungen. Umso erschreckenderist jedoch auch wie viele dieser Ju-gendlichen, welche ihr Leben riskier-ten oder sogar verloren, bis heute inden Akten als „Kriminelle“ vermerktsind und nicht als das was sie wirk-lich waren: junge Menschen, welcheunter den schwierigsten Umstän-

den Widerstand gegen Faschismus,Krieg und Holocaust leisteten unddenen es bis heute zu Gedenken gilt.

Fritz Theilen - „Edelweißpiraten“|ISBN- Nummer: 3-89705-272-5

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Rote Szene Hamburg

„Der Gefährder“

Zum FilmZu einer Zeit, in der ein Mann deut-scher Innenminister ist, der 1994 ei-nem Koffer mit 100.000 DM in barvon einem Waffenhändler entgegen-nahm, werden Listen sogenannter„Gefährder“ erstellt, die das uralteRechtsprinzip der Unschuldsvermu -

tung aufheben. Ab jetzt ist jeder so -lange verdächtig, bis er das Gegen-teil beweisen kann. Der Film zeigtanhand eines wahren Falles aus demSommer 2007 wie leicht in einemKlima der Angst Politaktivisten wieTerroristen behandelt werden: über-wacht, ausspioniert und eingesperrt.

Der Fall Andrej Holm hat großes Auf-sehen erregt, doch die wesentlichenFragen konnte niemand beantwor-ten. Der Haftbefehl wurde erlassenmit der Begründung, Holm würde inseinen Arbeiten das Wort „Gentri -zierung“ verwenden – ein Begriff, der

in Bekennerschreiben der „MilitantenGruppe“ auftauchte. Warum über-wachte das Bundeskriminalamt denSoziologiedozenten und seine Familie11 Monate lang, unter enormen Auf-wand, obwohl in der Zeit keine neu-en Verdachtsmomente auftraten?Bedeutung „Gefährder“

Aktuelle Bedeutung in der politischenDiskussion bekam dieser Begriffdurch Bundesinnenminister Wolf-gang Schäuble in einem Spiegel-In-

terview vom 7. Juli 2007, in welchemer gesetzliche Grundlagen zur restrik -tiven Behandlung solcher Gefährderforderte. Gefährder sollten wie Kom-battanten nach dem Kriegsvölker -recht behandelt und interniert wer-den. Die Rechtsgrundlage entsprächeetwa dem Unterbindungsgewahrsam,

mit dem (vermeintliche) Hooligansaus dem Verkehr gezogen werden.Ganz anders als im Gefahrenab -wehrrecht bisher üblich, soll es sichaber durch die Verwendung des Be-griffs „Gefährder“ nicht mehr dar-um handeln, dass eine „Gefahr“ für

die öffentliche Sicherheit oder Ord -nung durch Handeln gegen den Ver-ursacher dieser Gefahren beseitigtwird (hierfür käme man mit demBegriff des Störers aus dem Poli -zeirecht ohne weiteres aus). Stattdessen ist beabsichtigt, auch ohnedass eine Gefahr vorliegt einen Men-

schen, der als nur „potentieller“ Ver-ursacher angesehen werden kann,einschneidenden staatlichen Ein-griffsmaßnahmen zu unterwerfen.

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Gentrifzierung

Gentrizierung ist kurz beschriebenein Prozess der Aufwertung und derVerdrängung. Dieser Prozess betrifftGroßstädte und insbesondere die In-nenstadtnahen Viertel mit niedrigenMietpreisen. Diese Viertel sind be-sonders attraktiv für Studenten undKünstler, einerseits durch die güns-

tigen Mietpreise und andererseitsdurch die Nähe zu den Universitäten.Durch ihre kreative und künstleri-sche Aufwertung dieser Viertel wirddie Attraktivität und die Aufmerk-samkeit auf diese gesteigert. Dieseralternative und multikulturelle Flairmacht das Viertel durch öffentlicheKunst, Boutiquen und Ateliers zu ei -nem Geheimtipp für andere Gesell-schaftschichten, besonders der obe-ren Schicht. Aus dem Geheimtippwird oftmals kein einmaliger Besuch,sondern weckt das Interesse dieserMenschen so sehr, dass diese dau-

erhaft ansässig werden wollen. Mak-ler und Immobilienbesitzer werdendurch die aufkommende Nachfragenach Wohnraum in diesem Stadt-gebiet aufmerksam, modernisierenund renovieren die Wohnungen undverkaufen oder vermieten sie wei-ter an zahlungskräftigeres Klientel.

Die proletarischen und subproleta-rischen BewohnerInnen, RentnerIn-nen und MigrantInnen mit niedrigemEinkommen verschwinden langsam

aus dem Stadtteilbild und werden inHochhaussiedlungen am Stadtrandgedrängt. Die Nachfrage und stei -genden Mietpreise führen dazu, dassauch die Läden und Kneipen der Pi-oniere und KünstlerInnen verdrängtwerden und in das nächst günsti-ge Viertel ausweichen und schaf-

fen dort Voraussetzungen für dennächsten Gentrizierungsprozess.

Gentrizierung konkret

In Hamburg kann man diesen Pro-zess z.B. auf Sankt Pauli, in der

Sternschanze, Altona, Eppendorfund Barmbek-Süd beobachten.

Zusammenfassend lässt sich für denGentrizierungsprozess sagen, dassauch hier die alte Erkenntnis überden Kapitalismus zutrifft – sozialeVerhältnisse werden im Marktge-

schehen durchgesetzt. Gentrizie -rung ist Klassenkampf von Oben. DieKlassenkämpferInnen die, den Gen-trizierungsprozess vorantreiben,sind keineswegs nur die Immobilien-maklerInnen und InvestorInnen, son-dern auch der Staat bzw. Städtepo -

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Rote Szene Hamburg

litik und Landesregierung. Dadurch,dass die Stadt die Renovierung undModernisierung der sanierungsbe-dürftigen Stadtteile unterstützt und

durch Mietspiegel, statt Mietregu-lierung eine Miterhöhung bewirkt,tritt auf Dauer ein Austausch der Be-wohner ein. Die ehemaligen Bewoh-nerInnen müssen an den Stadtrandziehen, wo die Mieten noch bezahl -barer sind und in den gentriziertenInnenstadtviertel sieht man fast

nur noch teure Neuwagen, reicheAnzugträger und Yuppies die in ih -ren edlen, modernen Café's sitzenund über ihre neuesten Projekte re-

den. Das alles passiert im Interesseder Stadt, da der konstante Steuer-zahler an die Stadt gebunden wird.Zusammenfassend lässt sich sa-gen, wenn man Gentrizierung be -kämpfen will, muss man den Staatund den Kapitalismus bekämpfen.

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Café Exil

Beim Café Exil handelt es sich um eineunabhängige, durch Spenden nan -

zierte und von ehrenamtlichen Mit -arbeitern betriebene Beratungsstellefür Flüchtlinge und Migrant_innen.Von der Begleitung bei Behördengän -gen über Rechtsberatung oder derVermittlung von Anwält_innen bis hinzum Helfen beim einfachen Ausfül -

len eines Formulars wird breite prak-tische Unterstützungsarbeit geleistet.

Selbsterklärtes direktes Ziel isteine Hilfe bei der Auseinanderset-zung mit dem deutschen instituti -onellen Rassismus zu sein, um Mi -grant_innen zwischen Repression

und diskriminierenden Sonderge-setzen nicht untergehen zu lassen.

Die berechtigte Frage, ob das CaféExil mit dieser Handlungsweise nurSymptombekämpfung betreibt, undnicht zu einer langfristigen Ände -rung der rassistischen Verhältnissebeiträgt wird sich selbstverständ-lich auch dort gestellt, weshalb dieArbeit der Mitarbeiter_innnen ne-ben der alltäglichen Unterstützungauch mit üblicherer Antirassismus-arbeit verbunden ist. LangfristigesZiel ist also eine Abschaffung der

Sondergesetze, welche die globaleBewegungsfreiheit der Menscheneinschränken und sie in für den Ka-pitalismus verwertbare und nicht-

verwertbare Gruppen einordnen.

Unterstützung kann das Café Exil im -mer gut gebrauchen, wenn ihr alsoPraktika für Schule oder Studium er-ledigen müsst, Soalstunden abzuleis -ten habt oder einfach ein bisschenZeit überbrücken wollt, geht hin und

helft den „illegalisierten“ Menschen.

Das Café bendet sich in der Spal -dingstraße 41 nahe der U-BahnSteinstraße und hat Montag, Diens-tag und Donnerstag von 8-14hund Freitag von 8-13h geöffnet.

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Rote Szene Hamburg

WohnprojektSieverstücken

Das Wohnprojekt in Sülldorf, ander Grenze zu Rissen, bietet Zu -ucht für obdachlose Flüchtlingemit Aufenthaltsstatus (der ihnennicht das Recht auf eigenen Wohn-raum einräumt), sowie für Flücht-linge und Zuwanderer mit Aussichtauf eine Aufenthaltsgenehmigung.

Derzeit nden in den 14 Holzbautenan die 300 Menschen Unterschlupf.Betreiber des Dorfes ist die Organi-sation „Fördern und Wohnen.“ Wenigverwunderlich, dass bei der Menge

von Menschen die SozialarbeiterIn -nen tatkräftige Hilfe jeglicher Art undWeise bestens gebrauchen können,da es in vielen Bereichen an nanzi -ellen Mitteln wie auch an helfendenHänden mangelt. Sei es eine Spendein der „Kleiderkammer,“ in der Diens-tags und Donnerstags Kleidung und

Sachspenden abgegeben werdenkönnen, oder das Angebot sich alsHausaufgaben- oder Deutschnach-hilfe zu versuchen: Es gibt mehrals genug Möglichkeiten sich pro -duktiv einzubringen. Hierbei soll -ten im Zweifelsfall natürlich immererst einmal die SozialarbeiterInnen

kontaktiert werden, da besondersbei den Vorgeschichten einiger Be-wohnerInnen eine gewisse Skepsisgegenüber Fremden besteht. Auch

kann es hilfreich sein, wenn ihr eu-ren Bäcker, Supermarkt etc. um dieEcke etwas besser kennt, um dortso seine Backwaren vom Vortagund andere Lebensmittel, die nichtmehr verkauft werden können, abzu -schnacken. Für die BewohnerInnen,die oft nicht einmal berechtigt sind

sich selbst etwas dazuzuverdienenund häug fast schon dreist gerin -ge Summen „Unterstützung“ vomStaat erhalten, ist dies die Gelegen-heit auf etwas mehr im Magen alsdas so oft zitierte Existenzminimum.

In diesem Sinne, Arsch hochkrie-gen, Helfen!

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GedenkstätteErnst Thälmann

Niemand ist vergessen! Allen revolu -tionären GenossInnen, die sich gegenKapital, Staat und Faschismus ge-stellt haben und dabei ihr Leben las-sen mussten, sollte gedacht werden.Ernst Thälmann, der bis 1933 Vorsit-zender der Kommunistischen Partei

Deutschlands war, ist einer dieserMenschen. Am 18. August 1944 ister im KZ Buchenwald von Faschistenermordet worden. Ihm ist seit 1969eine Gedenkstätte an der Tarpenbek-straße 66 gewidmet, die sich mit derGeschichte Ernst Thälmanns, aber

auch der allgemeinen Aufarbeitungder kommunistischen Bewegungin der Weimarer Republik und demWiderstand während des Faschis-mus beschäftigt. Neben historischenSchriften, Flugblättern und anderenoriginalen Materialien aus der Zeitbis 1945, gibt es eine große, be-

gehbare Bibliothek, in der man sichverschiedenste Lektüren ausleihenkann und immer nette Ansprechpart-nerInnen, die vor Ort sind und einemzusätzliche Informationen zu „Teddy“und der Gedenkstätte geben können.Sowohl die Anerkennung als e.V., diedie Gedenkstätte erst 1974 erhal-

ten hat und somit als gemeinnützigund förderungswürdig gilt, als auchdie Fläche vor der Gedenkstätte,die erst seit 1985 „Ernst-Thälmann-

Platz“ heißt, mussten natürlich er -kämpft und erarbeitet werden. Des-halb lohnt sich nicht nur ein Besuch,sondern auch eine Unterstützung!Öffnungszeiten: Di.10 bis 13 + 17bis 20 Uhr; Mi. + Do. 10 bis 13Uhr, Fr.10 bis 17 Uhr Sa. von 10 bis13 Uhr Öffnung auch nach vorhe-

riger telefonischer VereinbarungErnst Thälmann: “Gedenktage sindohne Sinn, wenn sie nicht in Gegen-wart und Zukunft hineinreichen.”

 

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Rote Szene Hamburg

ZK stellt sich vor

Es folgt ein Gastbeitrag der GruppeZusammen Kämpfen [Berlin]. Wirdanken den GenossInnen aus Berlinfür ihren Text und wünschen derGruppe eine erfolgreiche politischeArbeit!

Rotfront & Faust zum Gruß Genos -

sInnen!

Wir möchten an dieser Stelle kurzunsere Organisation ZusammenKämpfen [Berlin] vorstellen.

Als Gruppe fanden wir uns erst imOktober letzten Jahres zusammen,und wuchsen danach jedoch rechtrasch zu einem ansehnlichen Hau -fen heran, der verschiedenste Teil-bereiche des Klassenkampfs abzu -decken in der Lage ist. Uns vereintevon Anfang an der Wunsch Teil einesrevolutionären Aufbauprozesses zu

sein und die in den letzten 20 Jahrenabhanden gekommenen essenziel -len Themenfelder linker Politik, dasheißt Klassenbewusstsein (und derdaraus resultierende Klassenkampf),Internationalismus und der Kampfgegen imperialistische Agressionen,wieder auf die Tagesordnung zurück

zu befördern.Den dominantesten Widerspruchsehen wir noch immer im Kapita-lismus und der Armut, Ausbeutung,

Unterdrückung und Barbarei, die ertagtäglich produziert - deswegen ver -suchen wir in unserer (das heißt derausgebeuteten und unterdrückten/proletarischen) Klasse ein grund-legendes Bewusstsein über dasherrschende System zu vermitteln,das wir als Voraussetzung für die

Überwindung dieses erachten. DerAnspruch vor allem in die Klasse,und weniger in die "Szene" zu wir -ken, einte uns ebenfalls von Beginnan.Da wir aus vorwiegend migrantischgeprägten Vierteln und Stadtteilen

Berlins stammen, liegen uns auchdie Probleme in ihren jeweiligenHerkunftsländern naturgemäßnahe. Dies drückt sich in der Praxisin engerer Zusammenarbeit mitmigrantischen und internationalisti-schen Strukturen und einem klarenBekenntnis zur Internationalen Soli -

darität gegen Krieg, Rassismus undBesatzung aus.

Einen weiteren bedeutenden Teilunserer Arbeit nimmt die Antirepres-sion ein. Unser Netzwerk Freiheitfür alle politischen Gefangenen unddas Zeitungsprojekt Gefangenen

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Info (auch in Hamburg erhältlich!)1probieren die Solidarität mit denrevolutionären politischen und so-zialen Gefangenen in der Praxis zu

organisieren und kosten viel Müheund Aufwand, der jedoch in unserenAugen mehr als nötig ist. Erinnert seian den Ausspruch "Unsere Gefange -nen sindunsere Würde"! Außerdem habenwir auch eine eigene Frauengruppeauf die Beine gestellt, die

kontinuierlich zu Fragen des Femi -nismus und der sexistischen Unter-drückung der Frau arbeitet.

Des Weiteren versuchen wir unsbundesweit eng mit anderen antiim-perialistischen und klassenkämpferi-

schen Gruppen zu vernetzen,besonders mit unseren GenossInnen

von Zusammen Kämpfen [Magde-burg] aber auch einigen anderenStädten und Dörfern ist dies bereitssehr intensiv geschehen.

Wenn ihr mehr über uns und unse-re Aktivitäten wissen wollt checktdoch einfachmal http://www.zk-berlin.tk

Solidarische Grüße gehen raus andas Netzwerk HH und natürlich die

Rote Szene Hamburg!

1:Siehe: http://www.gefangenen.info/index.php/verkaufsstellen

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True Rebel Store Hamburg-Altona

Der Store bendet sich in Hamburg-Altona, Große Bergstraße 193.

True Rebel Store - Bestellungen 040 - 399 064 13True Rebel Store - Service 040 - 399 064 13

Öffnungszeiten:Montag bis Freitag von 10.00 Uhr - 19.30 UhrSamstag von 11.00 Uhr - 18.00 Uhr

http://www.true-rebel-store.com

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