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01/2015 www.rheinform.lvr.de rheinschrift Museum Insel Hombroich Kunst parallel zur Natur rheinblick Das Museum neu denken Zur Wiedereröffnung des Clemens Sels Museums Neuss rheingehen „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein präsentiert neues Themenjahr rhein form Informationen für die rheinischen Museen

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01/2015www.rheinform.lvr.de

rheinschriftMuseum Insel HombroichKunst parallel zur Natur

rheinblickDas Museum neu denkenZur Wiedereröffnung des Clemens Sels Museums Neuss

rheingehen„himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und MaasKulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein präsentiert neues Themenjahr

rheinformInformationen für die rheinischen Museen

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FachartikelMuseum Insel Hombroich, NeussFrank BoehmMuseum Insel Hombroich – Kunst parallel zur Natur

Skulpturenpark Waldfrieden, WuppertalMichael MaderDer Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal

Skulpturenpark KölnDr. Boris StoffelDer Skulpturenpark Köln – Ein Skulpturenmuseum in der freien Natur

Skulpturensammlung ViersenDr. Albert PaulyDie „Skulpturensammlung Viersen“

Schlosspark StammheimDr. Romana BreuerSchlosspark Stammheim

Das SEEWERK, MoersClaudia RinkeDas SEEWERK in MoersPrivatinitiative und Forum für zeitgenössische Kunst

MuseumsportraitsClemens Sels Museum NeussDr. Uta Husmeier-SchirlitzDas Museum neu denkenZur Wiedereröffnung des Clemens Sels Museums Neuss

weitere MuseumsportraitsHeimatmuseum, Wesel-Bislich: Dauerausstellung aktualisiert und erweitert (34) ■

Burg Rode, Herzogenrath: Einrichtung einer Dauerausstellung auf Burg Rode im Rah-men des Projektes „VIA Erlebnisraum-Römerstraße“ (34) ■ Museum Abteiberg, Mön-chengladbach: Neue Präsentation der Sammlung (35) ■ Deutsches Röntgen-Museum, Remscheid: Fortschritt durch Spezialisierung – Röntgentechnik im 20. Jahrhundert: Das neue Schauarchiv (35) ■ DIZeum Ledigenheim Lohberg: Das Dokumentations- und Informationszentrum Ledigenheime (35) ■ NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld (Villa Merländer): Die erste Stufe der überarbeiteten Ausstellung ist abge-schlossen (36) ■ MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg: Neue Räume mit Werken von Anselm Kiefer und Peter Brüning (37)

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rheinkommen und gehen

SonderausstellungenKulturraum Niederrhein e.V., KempenDr. Britta Spies„himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein präsentiert neues Themenjahr

LVR-Industriemuseum OberhausenNicole Scheda„Ist das möglich?“ Eine Experimentierausstellung für Kinder, Jugendliche und Familien

JubiläenKreissparkasse Köln, Sammlung GeldgeschichteNorbert Mersch M.A.Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise Jubiläumsausstellung der Sammlung Geldgeschichte der Kreissparkasse Köln – 60 Jahre „Das Fenster“

weitere Jubiläen10 Jahre: Kölner Karnevalsmuseum (49) ■ 20 Jahre: Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss (49) ■ 25 Jahre: Papiermuseum Düren (50) ■ 30 Jahre: Schiff-fahrtMuseum Düsseldorf im Schlossturm (50) ■ 50 Jahre: Heimatmuseum Windeck / Museumsdorf Altwindeck (51)

PersonaliaLVR-Museumsberatung, KölnDr. Norbert KühnIn memoriam Dr. Alfons W. Biermann Gründungsdirektor des Rheinischen Museumsamtes verstorben

weitere PersonaliaStiftung Insel Hombroich, Neuss: Frank Boehm ist neuer Geschäftsführer (54) ■ NRW-Forum, Düsseldorf: Landeshauptstadt beruft Alain Bieber zum neuen Leiter (54)■ Historisches Zentrum der Stadt Remscheid: Zum Abschied von Dr. Urs Diederichs (55)

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KurznachrichtenLVR-Industriemuseum, St. Antony-Hütte, Oberhausen: Die St. Antony-Hütte fürs Smartphone (56) ■ „BildungsParCour“: Die App der Bildungspartner NRW (56) ■ LVR-Freilichtmuseum Kommern: Leben im Container (57) ■ MKM Museum Küp-persmühle für Moderne Kunst, Duisburg: Erweiterungsbau für das MKM beschlos-sen (57) ■ Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Umstrittenes Gris-Gemälde – Kunstsammlung NRW ruft Limbach-Kommission an (58) ■ Stiftung Neanderthal Museum, Mettmann: Tickets und Talk im Web (58) ■ Stiftung Schloss Dyck, Jüchen: Rekordbesucherzahlen und positive Bilanz der letzten Jahre (58) ■ Schokoladenmuseum, Köln: 76.409 Besucherinnen und Besucher im August 2014 – Rekord! (59) ■ Frauenmuseum, Bonn: Gabriele Münter Preis wird erneut ausgelobt (59) ■ DANKE* BERLIN: „200 Jahre Preußen am Rhein“ (59)

PublikationenAnthony Cragg: Dinge im Kopf / Things on the Mind (61) ■ René Küng – Kunst und Natur: Eine lebenslange Beziehung (61) ■ form follows nature: Eine Geschichte der Natur als Vorbild für Formgebung in Ingenieurbau, Architektur und Kunst (62) ■ Präventive Konservierung: Ein Leitfaden (62) ■ Zur Ethik des Bewahrens: Konzepte, Praxis, Perspektiven (63) ■ DEAKZESSION: Chancen und Risiken bei der Abgabe von Sammlungsgut (63) ■ Die Praxis des Sammelns: Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung (64) ■ Ethik im Museum: Ein Kit für Museumsfach-leute (64) ■ Die Musealisierung der Gegenwart: Von Grenzen und Chancen des Sam-melns in kulturhistorischen Museen (64) ■ Experimentierfeld Museum: Internationale Perspektiven auf Museum, Islam und Inklusion (65)

Termine3. – 6. Mai 2015 (So-Mi): „Die Biografie der Objekte. Provenienzforschung weiter denken“ Jahrestagung des Deutschen Museumsbunds e.V. in Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder (66) ■ 17. Mai 2015 (So): 38. Internationaler Museumstag (66) ■ 1. Juni 2015 (Mo): XII. Rheinischer Museumstag (67)

Fortbildungen27./28. April 2015 (Mo/Di): An einem Strang: Organisation von multi-disziplinären Teams in Museen. Ein Workshop zu Methoden einer effektiven Nutzung des kreativen Potentials von Projektgruppen (68) ■ 7. Mai 2015 (Do): Kultur-Blog – planen, ein-richten, loslegen (68) ■ 11./12. Mai 2015 (Mo/Di): MAI-Tagung – „museums and the internet“ (68) ■ 15. – 17. Mai 2015 (Fr-So): Das Wilde Denken. Praktische Versuche zu dialogreichen Querverbindungen zwischen Exponaten (69) ■ 19. Mai 2015 (Di): „Ohne Moos nichts los!” – Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen (69) ■ 1. – 3. Juni 2015 (Mo-Mi): Generationen im Museum. Handreichungen für unvergessliche Begegnungen im Museum (70)

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AusstellungenLVR-Fachbereich Kultur, KölnThilo Martini“Wegen Relaunch geschlossen!“ Der Ausstellungskalender jetzt tagesaktuell im Internet

Impressum

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rheinform 01/2015 Editorial | Seite 6 bis 6

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen!

In dieser Ausgabe widmen wir uns dem Thema „Kunst & Natur“. Naturräume bieten – wild wuchernd oder künstlich angelegt und gepflegt – eine enorme Formenvielfalt, von der sich Kunstschaffende, aber auch Architekten seit Jahrhunderten inspirieren lassen. Unsere Autorinnen und Autoren folgen dabei gewissen Leitfragen, z. B.: Wie können Kunst und Natur eine Verbindung eingehen, wie kann diese aussehen und für Menschen erlebbar werden? Anhand ausgewählter Institutionen der rheinischen Museumslandschaft werden beispielhaft die besonderen Qualitäten einer Präsentation im nicht-urbanen Außenraum vorgestellt. Dabei kommen wir verschiedenen kuratorischen und künstlerischen Heran-gehensweisen auf die Spur. Sie erfahren, was das Museum Insel Hombroich unter „Kunst parallel zur Natur“ versteht und wie fünf unterschiedliche Skulpturenparks im Rheinland die zumeist großformatigen Exponate immer wieder aufs Neue, u.a. in Anbetracht der Jahreszeiten, in Beziehung zur Natur setzen.

Wir freuen uns, wenn wir Ihnen mit diesem Thema einen anregenden Einblick in den “musealen“ Außenraum bieten können. Als Einstimmung auf den Frühling macht Ihnen die Ausgabe hoffentlich Lust auf Kunsterfahrungen in der Natur. Weiterführende Informationen zum Thema „Kunst & Natur“ finden Sie unter „Extra 1/2015“ auf unserer Internetseite: www.rheinform.lvr.de.

Wie gewohnt, finden Sie in unseren bekannten Rubriken Informationen zu Neueröff-nungen, Jubiläen und Sonderausstellungen. Das Clemens Sels Museum Neuss öffnet am 17. Mai 2015, passend zum 38. Internationalen Museumstag, wieder seine Türen für die Öffentlichkeit. Die Geldgeschichtliche Sammlung Köln feierte ihr 60-jähriges Bestehen, und das LVR-Industriemuseum in Oberhausen lädt mit der Wanderausstellung „Ist das möglich?“ Kinder und Jugendliche zum Experimentieren ein.

Mit der Zeitschrift wollen wir das Museumsleben im Rheinland begleiten, kommentieren und damit die bestehenden Service-Angebote der LVR-Museumsberatung ergänzen. Zu-gleich soll die Zeitschrift auch Ihr Forum für neue Gedanken und Entwicklungen sein. Wir hoffen, Ihnen hiermit ein informatives und zeitgemäßes Medium bereit zu stellen und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen sowie auf viele weitere spannende Themen aus den rheinischen Museen!

Ihre Redaktion

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Fachartikel

Museum Insel HombroichKunst parallel zur NaturFrank Boehm

Frank Boehm

ist Architekt und seit Oktober 2014 Geschäftsführer der Stiftung Insel Homb-roich. Er studierte an der RWTH Aachen, der Kunstakademie Budapest sowie an der Hochschule der Künste in Berlin. In Köln arbeitete Frank Boehm für das Büro Prof. Peter Kulka und in Wien bei Prof. Adolf Krischanitz. Im Jahr 2000 gründete er das studioboehm in Mailand. Seit 2006 beriet Boehm die „Deut-sche Bank Collection Italy” und war 2012 Direktor der MiArt - Messe für moderne und zeitgenössische Kunst in Mailand.

„Vielleicht ist die Insel nur zu erleben, nicht zu beschreiben.“1

1987 eröffnete der Düsseldorfer Sammler Karl-Heinrich Müller (1936–2007) das Mu-seum Insel Hombroich in Neuss. Das kom-plexe Zusammenspiel aus Kunstsammlung, außergewöhnlichen Bauten und unter-schiedlich gestalteten Landschaften ist einzigartig und international wegweisend (Bild 1).

Bild 1: Graubner Pavillon, begehbare Skulptur, Erwin Heerich, 1984(© Tomas Riehle/Arturimages, Nachlass Erwin Heerich/Stiftung Insel Hombroich)

Idee

Müller hat eine Bemerkung von Paul Cézan-ne zum Leitmotiv des von ihm initiierten Ortes abgewandelt. Die Vorstellung einer „Kunst parallel zur Natur“ definiert Gleich-zeitigkeit und Gleichberechtigung; es wäre eine grobe Vereinfachung, hier lediglich an eine Gegenüberstellung von Kunstwerken einerseits und Flora und Fauna anderer-seits zu denken. Mit der Entscheidung,

den Landschaftsplaner Bernhard Korte sowie die Künstler Erwin Heerich, Anatol Herzfeld und Gotthard Graubner früh in das Projekt einzubinden, macht Müller deutlich, dass es ihm um „ein Netz von Menschen, Vorstellungen und Arbeit“2 geht.

Der ebenfalls dem Museum eng verbun-dene Philosoph Walter Biemel unterstreicht die Bedeutung einer unauflösbaren, unhie-rarchischen Verbindung einer Vielzahl von Elementen und Akteuren. Heidegger zitie-rend, eröffnet Biemel außerdem ein weite-res Thema: „Der Ort versammelt zu sich ins Höchste und Äußerste. Das Versam-melnde durchdringt und durchwest alles. Der Ort, das Versammelnde, holt zu sich ein, verwahrt das Eingeholte, aber nicht wie eine abschließende Kapsel, sondern so, daß er das Versammelnde durchscheint und durchleuchtet und dadurch erst in sein Wesen entläßt.“3 Die Institution bildet ei-nen Rahmen innerhalb dessen (Kunst- und Bau-) Werke, Landschaft und Personen

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unabhängig voneinander bleiben, aber in ihrem Zusammentreffen gleichzeitig dar-über hinausweisen, eine Heterotopie, wie Foucault eine solche „realisierte Utopie“4 genannt hat.

Die Unabhängigkeit der einzelnen Pa-villons und ihre gleichrangige Anordnung auf dem Gelände, die Schaffung einzelner Arbeiten für diesen Ort und die Hängung der Sammlung in einer dauerhaften Anord-nung bilden eine in dieser Form weltweit erste Realisierung der von Künstlern und Theoretikern in dieser Zeit postulierten Idealanforderungen an eine ortsspezifische und „offene“ Präsentation von Kunst.5

Ort

Um seine Ideen umzusetzen, hatte Karl-Heinrich Müller lange nach einem geeig-neten Ort gesucht und wurde schließlich in Neuss, also nur wenige Kilometer von seiner Heimatstadt Düsseldorf entfernt, fündig. Als er 1982 das erste Grundstück mit einer 1816 erbauten Villa, dem Rosa Haus, erwarb, hatte Hombroich bereits eine Geschichte als gestaltete Landschaft.

Noch heute erinnert ein Gedenkstein im Keller der Villa daran, dass diese für die Fa-milie de Weerth erbaut wurde. Die Wupper-taler Industriellenfamilie hat sich hier einen Landsitz errichten und einen Park nach eng-lischem Vorbild von Maximilian Weyhe ge-stalten lassen. 1900 wurde der Park durch das Graben eines Erftumlaufes zur Insel Hombroich. Der folgende Besitzerwechsel zu einem Herrn Lensing mit exzentrischen

Gewohnheiten hinterließ kaum manifeste Spuren. Die Erinnerung an ihn prägt aber die Imagination in der Bevölkerung von Hombroich als „verschlossenem Garten“6. Haus und Garten waren verlassen und ver-wildert als Müller das Grundstück erwarb.

In den folgenden zwanzig Jahren kaufte Müller weitere 40 Grundstücke und ergänz-te so in den neunziger Jahren das Museum Insel Hombroich um die Raketenstation Hombroich und das Kirkeby-Feld.

Sammlung

Karl-Heinrich Müller besaß bereits mit 19 Jahren eine Sammlung einiger tausend Ek-tachrome von Bildern des Mittelalters bis zur Neuzeit. Mit seinen Erfolgen in der Immo-bilienbranche wuchs seine Kunstsammlung, die er bis zu seinem Tod ausbaute. Werke von Rembrandt van Rijn, Jean Fautrier, Lovis Corinth, Alexander Calder, Hans Arp, Henri Matisse, Yves Klein, Francis Picabia, Kurt Schwitters und Gotthard Graubner ge-hören ebenso dazu wie Khmer-Skulpturen und archäologische Stücke. Zum Sammeln über viele Jahre hinweg sagte er in einem Interview mit dem ihm nahestehenden Schriftsteller Thomas Kling: „Nachher hat man vielleicht ein System, das sich durch Bereinigung entwickelt hat. (...) Man säu-bert vielleicht ein, zwei und drei Mal und es wird immer klarer, was dazu passt und was nicht. Das kann immer etwas sein, was zeitlich scheinbar nicht zusammenpasst – aber es passt eben durch die Zeitlosigkeit der Objekte zusammen.“7 Die Sammlung besteht aus mehreren umfangreicheren Blöcken, die im Bereich der Moderne und Gegenwart an einzelnen Künstlern, nicht an Themen orientiert ist.

Architektur

Der damalige Professor für Bildhauerei an der Düsseldorfer Akademie, Erwin Heerich, baute im Laufe der Jahre zehn begehbare Skulpturen als Ausstellungspavillons für das Museum. Sie sind Tageslichtbauten, die zu jeder Tages- und Jahreszeit eine andere Stimmung erzeugen. Mit ihren geometri-schen Formen, den Backstein-Fassaden und den Glasdächern sind sie keine Zweckbau-ten, sondern eigene Kunstwerke. In der ersten Bauphase entstanden im alten Park die Orangerie, der Graubner Pavillon und die Hohe Galerie (Bild 2). Das langgestreck-

Bild 2: Brücke zur Hohen Galerie, mit Skulpturen von Erwin Heerich(© Tomas Riehle/Arturi-mages, Nachlass Erwin Heerich/Stiftung Insel Hombroich)

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te Gebäude dient als eine Art Schleuse zwischen der später angelegten Auenland-schaft und dem alten Park. Von der Aue kommend, gehen die Besucher durch eine Lücke in einer dichten Fichtenreihe auf die große Tür in der Backsteinwand zu, begeg-nen innerhalb der weißen Wände und unter dem Glasdach Granitskulpturen von Erwin Heerich und gelangen schließlich über eine Brücke zum verwunschen wirkenden, alten Park.

Zwischen 1984 und 1988 vollzog sich eine zweite Entwicklungsphase, in der die ersten von in der Folge mehreren vom Bild-hauer Erwin Heerich entworfenen Gebäude entstanden: das Labyrinth als größter Aus-stellungspavillon und der Turm. Letzterer ist eine begehbare Skulptur mit Glastüren in alle vier Himmelsrichtungen. Im Sommer schmeicheln hohes Gras und Laubbäume der kubischen Form, wohingegen in der Winterlandschaft seine geometrische Klar-heit hervorsticht.

1993 wurde die dritte Phase mit der Er-richtung der Ausstellungspavillons Schne-cke, Tadeusz-Pavillon und Zwölf-Räume-Haus abgeschlossen.

Landschaft

„Respektierung der Natur durch alle, weit über das Maß hinaus, das heute üblich ist, gibt dem Inselgedanken Sinn.“8

Karl-Heinrich Müller wollte die Kunst mit anderen Menschen teilen, und dabei war ihm von Anfang an klar, dass er sie in der Natur zeigen würde. Die Natur sah er als „Partner“. Sie „muss darin ihr volles Recht haben. So wie die Architektur ihr Recht da-rin haben soll, so wie die Kunst ihr Recht hat. So erwarten wir eben auch, dass die Pflanze und das Tier sich da wohl fühlen. Und dann entstand auch die Vorstellung, dass der Mensch, der ja die ganze Sache anlegt, darin auch beweglich sein kann“9, sagte er. Auf keinen Fall wollte er ein „stati-sches Museum“10, vielmehr strebte er einen „offenen Versuch“11 an.

Nach Bernhard Korte „sind sich der Kunstbereich und der Naturbereich vor allem in der Auseinandersetzung gleich: die Rückführung auf grundlegende Erfah-rungen und fragende Ansätze und schließ-lich das bestimmte Handeln, so das Anle-gen eines Gartens, das jede Beliebigkeit ausschließt.“12

Dessen verwilderte Strukturen hatte Korte einst wieder freigelegt und mit An-pflanzungen ergänzt. Zu seinem Pflanzen-konzept erklärt er: „Hombroich als Heimat für die aus allen Ländern herbeigeholten Pflanzen war bedroht; das belegt eine Kar-tierung der Gehölze. Einheimische Pflanzen wie Eschen, Ahornbäume, Holunder und Brennnesseln erstickten exotische Arten wie Sumpfzypresse, Platane, Zerreiche, Säbeltanne, Hemlocktanne, Tulpen- und Trompetenbaum, Robinie, Amberbaum, Scheinzypresse, Lebensbaum, Zeder, Pa-vie, Christusdorn und Schnurbaum. Der Gehölzkartierung folgte eine behutsame baumpflegerische Behandlung – im Bereich der Besucherwege etwas stärker und im ei-gentlichen Bestand nur sehr zurückhaltend. Es wurde vor allem eingegriffen, um die Konkurrenz auszugleichen; die bloße Weg-nahme einer Esche etwa aus rein formal-ästhetischen Kriterien unterblieb.“13

Mit einem Pumpsystem legte Korte künstlich Wasserflächen an, deren natürli-ches Vorkommen er in alten Karten und auf Luftbildern entdeckte. Korte sah im Muse-um Insel Hombroich „die wohl einmalige Chance, in einer durch den Braunkohleta-gebau weithin veränderten und teilweise zerstörten Region wieder eine ideale Land-schaft mit Flüssen und Weihern, mit um-fangreichen Neupflanzungen und bunten, sinnenfrohen Wiesen zu schaffen – eine wirkliche Lebensgemeinschaft von Pflan-zen, Tieren und Menschen.“14 Neben dem alten Park und der Auenlandschaft schuf Korte die etwas höher gelegene Terrasse, mit Bauerngarten sowie einer Maronen- und Lindenallee (Bild 3). Hier, zwischen zwei Linden, fand Karl-Heinrich Müller 2007 seine letzte Ruhestätte.

Bild 3: Auenlandschaft im Frühling(© Tomas Riehle/Arturi-mages)

rheinform 01/2015Frank Boehm | Museum Insel Hombroich

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Das 23 ha große Museumsgelände gilt als Landschaftsschutzgebiet und wird von nur zwei hauptamtlichen Gärtnern gepflegt, die nach dem Prinzip des willentlichen Un-terlassens vorgehen. Das heißt, dass sie so viel wie nötig und so wenig wie möglich in das natürliche Wachstum eingreifen. Ihre Aufgabe ist es, die Natur genau zu beob-achten und bewusst zu entscheiden, wann und wie sie eingreifen. „Die Inselnatur ist kein andersartiger Park für Menschen, son-dern eine Heimstatt für Tiere und Pflanzen, denen der Mensch begegnen kann. Nicht der private Garten, sondern die Natur für alle, Pflanzen, Tiere und Menschen, wird gesucht und gehegt. Ein scheinbares Chaos und Überwuchern unter den Pflanzen ist ein Prozess, der nicht abgetötet wird, sondern dem man möglichst große Freiheit lässt“15, fasste Müller das Konzept zusammen.

Menschen

„Sie bauen kein gemeinsames Haus, son-dern sind ihren Gemeinsamkeiten ver-pflichtet. In sich stabil, verwischen sie nicht ihre persönlichen Grenzen.“16

Karl-Heinrich Müller sammelte nicht nur Kunst, er pflegte auch einen engen Kontakt zu Künstlern. Der Maler und Düsseldorfer Akademieprofessor Gotthard Graubner be-riet ihn beim Aufbau seiner Sammlung und war enger Vertrauter bei der Entwicklung von Museum Insel Hombroich. Er übernahm die Präsentation der vielseitigen Samm-lung, inszenierte die unterschiedlichen Einzelstücke zu einem Ganzen und schuf

so ein eigenes Gesamtkunstwerk. Bis zu seinem Tod im Mai 2013 lebte und arbeitete Graubner in einem Atelier- und Wohnhaus am Rand von Museum Insel Hombroich.

Mit Skulpturen aus Stein, Eisen und Holz hat der Beuys-Schüler Anatol Herzfeld auf dem gesamten Gelände seine Spuren hin-terlassen. Der Düsseldorfer Bildhauer und Maler nennt sich stolz „Insulaner der ersten Stunde“. Einst kam er auf Einladung Mül-lers nach Hombroich und ist in seinem für ihn errichteten Atelier in einer ehemaligen Scheune noch immer tätig, wo er die Be-gegnung mit den Besuchern pflegt. Auch Heerich hatte sein Atelier auf der Insel, das Heerich-Archiv befindet sich heute auf der Raketenstation.

Unter dem Motto „Hombroich: freiwil-lig“ trifft sich seit vielen Jahren einmal im Monat eine Gruppe von Helfern, die je nach Jahreszeit Brennnesseln zupfen, Weiden schneiden oder auch die Brombeerhecken zurückschneiden. Dieses tatkräftige, eh-renamtliche Engagement gehört auch zum Wesen von Hombroich.

Das Museum Insel Hombroich zieht so-wohl Menschen an, die sich für Kunst inte-ressieren, als auch Naturliebhaber. „Wenn einer nur wegen der einen Sache kommt, wird er auch von der anderen Sache be-rührt. Beide Bereiche befruchten sich ge-genseitig“17, resümierte Müller. Der stetige Wechsel zwischen Innen und Außen, zwi-schen Kunst und Natur ist wie zwischen Ein-und Ausatmen, zwischen An- und Ent-spannung (Bild 4).

Bild 4: Zwölf-Räume-Haus mit Werken von Bart van der Leck(© Tomas Riehle/Arturi-mages)

Orientierung

Ein Besuch von Museum Insel Hombroich ist eine Entdeckungsreise. Jeder kann hier seinen eigenen Weg finden, als einzige Ori-entierungshilfe dient ein Plan, der an der Kasse ausgegeben wird.

Nicht nur auf den Wegen, sondern auch in den Ausstellungspavillons gibt es keine Schilder, keine Beschriftungen. Die Besu-cher können ihre eigenen Bezüge herstellen und werden dabei nicht von Hinweistafeln belehrt und gelenkt. Wer mehr Erläuterung möchte, kann den Katalog befragen oder von Februar bis November an jedem ers-ten Sonntag im Monat an einer öffentlichen Führung durch Künstler teilnehmen sowie ganzjährig private Führungen buchen.

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Stiftung

„Menschen, die da waren, brachten neue Menschen – es entstand eine ganz natür-liche Vernetzung, wie in der Natur. Da ist erst nichts und plötzlich ist Wachstum da.“18

Die Idee des Miteinanders unterschiedlicher Künste und Künstler setzte Müller mit dem Ausbau der Raketenstation Hombroich und dem Kirkeby-Feld in Nachbarschaft zum Museum fort. Die Bauten des dänischen Bildhauers Per Kirkeby dienen als Ausstel-lungsräume, die die Besucher nur über ei-nen Feldweg erreichen können. Eingebettet in die Natur, stehen auf der Raketenstation Hombroich neben den umgebauten Nato-Bauten außergewöhnliche Gebäude von Ta-dao Ando, Alvaro Siza, Raimund Abraham und Erwin Heerich. Sie bieten Wohn-, Ar-beits- und Ausstellungsraum für Literaten, Musiker, Maler und Bildhauer. Es ist ein Ort für Begegnungen.

1997 bündelte Müller Museum Insel Hombroich, Kirkeby-Feld und Raketenstati-on Hombroich unter Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen in der Stiftung Insel Hombroich, die seitdem sein Werk fortführt.

MUSEUMS-INFO

Museum Insel Hombroich

Minkel 2 41472 Neuss

Tel.: 02182 887-4000Mail: [email protected]: www.inselhombroich.de

Anmerkungen

1 Müller, Karl-Heinrich: Hombroich – ein offener Versuch, S. 35, in: Stiftung Insel Hombroich (Hg.), 7. Aufl. 2014, S. 35–37.

2 Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35.3 Heidegger, Martin: Unterwegs zur

Sprache, Pfullingen 1959, S. 37, zitiert nach Biemel, Walter: Das Geschehen der Wahrheit, S. 8–9, in: Stiftung Insel Hombroich (Hg.), a.a.O. S. 8–10.

4 Foucault, Michel: Andere Räume, 1967.

5 Daniel Buren und Donald Judd for-mulierten die Notwendigkeit, Werke fest an einem Ort zu verankern. Remy Zaugg forderte eine Wegführung, die das gezielte Betrachten einzelner Werke ermöglicht.

6 Korte, Bernhard: Insel Hombroich, 1988, S. 4.

7 Kling, Thomas / Müller, Karl-Heinrich: Energien/Synergien, Kunststiftung NRW, 2004, S. 13.

8 Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35.9 Domradio, Interview, 2006.10 Kling, Thomas, a.a.O. S. 51.11 Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35.12 Korte, Bernhard: Insel Hombroich,

1988, S. 10/11.13 Korte, Bernhard, a.a.O. S. 11/12.14 Korte, Bernhard: Topos, S. 56, in:

Stiftung Insel Hombroich (Hg.), 7. Aufl. 2014, S. 54–60.

15 Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 36/37.16 Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35.17 Domradio, Interview, 2006.18 Kling, Thomas, a.a.O. S. 37.

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Fachartikel

Der Skulpturenpark Waldfrieden in WuppertalMichael Mader

Michael Mader

wurde 1979 in Jena geboren. Nach dem Abschluss eines Studi-ums der freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, absolvierte er ein Masterstudium am Zentrum für Internatio-nales Kunstmanagement CIAM in Köln. Seit 2009 ist er als Ge-schäftsführer des Skulp-turenparks Waldfrieden tätig.

Der Skulpturenpark Waldfrieden liegt in-mitten des Waldgebietes Christbusch auf einem der Hügelkämme, die das Tal der Wupper säumen. Obwohl das Gelände von Wuppertals Stadtzentren Elberfeld und Bar-men ungefähr gleich weit entfernt ist und vom Hauptbahnhof aus binnen fünf Minu-ten erreicht werden kann, scheint man die Stadt hinter sich zu lassen, sobald man das schwere Haupttor im anthroposophischen Stil passiert. Entlang der steilen Serpenti-nenstraße, die zum Eingangsgebäude des Parks führt, sind einzelne Skulpturen des britischen Bildhauers Tony Cragg platziert.

Bereits hier fällt auf, dass der Skulptu-renpark durch die Umnutzung einer histo-rischen Parkanlage entstanden ist, deren Struktur und Charakter den Ort noch heute prägt. „Die Geländegestaltung und Garten-anlage waren Teil des Gesamtkonzepts

Waldfrieden, das der Architekt Franz Krau-se gleich nach dem Zweiten Weltkrieg für den Unternehmer Kurt Herberts entwickel-te. Im Zentrum dieses Vorhabens stand der Bau einer zweigeschossigen Villa, die 1947 bis 1950 auf den Grundmauern eines kriegszerstörten Vorgängerbaus errichtet wurde. Ihre Formsprache ist im Inneren dynamisch auf die Bewegungen der Bewoh-ner abgestimmt, während die Außengestalt organisch in Landschaft und Naturraum eingefügt ist.“1 Park und Villa Waldfrieden wurden aufgrund ihrer architektur- und sozialgeschichtlichen Bedeutung in den 1990er Jahren unter Denkmalschutz ge-stellt und waren seit 1992 unbewohnt (Bild 1).

Der Erhalt des Gebäudeensembles Waldfrieden, das neben der Villa auch ein Wohnhaus für Dienstboten umfasst,

Bild 1: Die Villa Waldfrieden, im Vordergrund ist eine Skulptur von Jean Dubuffet zu sehen.(© Cragg Foundation, 2014, Fotograf: Charles Duprat)

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rheinform 01/2015 Michael Mader | Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal | Seite 12 bis 14

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ist der privaten Initiative des in Wupper-tal lebenden Bildhauers Tony Cragg zu verdanken. Das verlassene Anwesen bot die geeigneten Voraussetzungen für die Verwirklichung seines Vorhabens, einen Ausstellungsort für Skulptur inmitten der bergischen Landschaft zu schaffen: „Die Topografie des Bergischen Lands mit Wald und Wiesen, das leicht Rollende, das erin-nerte mich an den Storm King Sculpture Parc in Mountainville, in der Nähe von New York […] Ich sah dort unter anderem Wer-ke von David Smith und Donald Judd und hatte die Idee, dass es fantastisch wäre, wenn der Blick aus meinem Fenster auf so einen Park hinausginge.“2

Im Jahr 2006 erwarb Tony Cragg das Grundstück aus Privatbesitz und ließ den Baubestand und das Parkgelände umge-stalten und umfassend sanieren. Die er-forderlichen Neubauten wurden unter Berücksichtigung der historischen Dimen-sion des Ortes in die bestehende Anlage integriert. In den Jahren nach der Eröff-nung des Skulpturenparks im September 2008 folgten weitere Baumaßnahmen, um die verfügbare Ausstellungsfläche zu ver-größern. Heute können die Besucher eine Sammlung von 36 Außenskulpturen inmit-ten eines 14 ha großen Parkwaldes besich-tigen. Darüber hinaus veranstaltet die gemeinnützige Stiftung, die als Trägerin des Skulpturenparks fungiert, regelmäßig Wechselausstellungen in zwei Gebäuden mit einer Gesamtfläche von 400 m² (Bild 2).

Bild 2: Blick auf eine der Ausstellungshallen des Skulpturenparks.(© Cragg Foundation, 2014, Fotograf: Charles Duprat)

Der Skulpturenpark Waldfrieden zählt zu den wenigen Privatmuseen weltweit, die durch einen Künstler von internationaler Bedeutung gegründet und gestaltet wur-den. Es ist insofern naheliegend, dass Tony Craggs Werke den Sammlungsschwerpunkt bilden. Dennoch geht es ihm nicht nur da-rum, sein eigenes Oeuvre zu präsentieren. Vielmehr soll dem Publikum die Möglichkeit geboten werden, verschiedene Positionen der Bildhauerei des 20. und 21. Jahrhun-derts kennen zu lernen. „Es sollen hier nicht nur Arbeiten von mir gezeigt werden. […] Mir ist die Bildhauerei sehr wichtig. Das, was die Menschen allgemein mit Material machen, ist allgemein dem Utilitarismus unterworfen. Alles, was wir herstellen, be-ruht auf kleinsten gemeinsamen Nennern. In der Kunst aber geht es nicht primär um Kosten oder um den Rezipienten – es geht um den experimentellen Umgang mit dem Material, um die Suche nach einer neuen Sprache, nach Formerlebnissen. Auch mit einer kleinen Produktion kann das große Ganze beeinflusst werden. Die Geschichte der Bildhauerei der vergangenen 120 Jah-re ist ‚explosiv‘ – viele Künstler haben sie entscheidend mitgestaltet. Ich finde es eine sehr spannende Aufgabe, einem Publikum den Zugang dazu zu verschaffen.“3

Im Sinne dieser Zielsetzung wurde ei-nerseits der Sammlungsbestand des Skulp-turenparks in den vergangenen Jahren sukzessive erweitert. Andererseits konnten zahlreiche Wechselausstellungen, darunter so namhafter Künstler wie Eduardo Chillida,

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Richard Long, John Chamberlain oder Jean Tinguely, realisiert werden. Die konzepti-onellen Entscheidungen in Bezug auf das Ausstellungsprogramm werden dabei von Tony Cragg persönlich getroffen. Auch die Dauerausstellung des Parks, die sich parallel zum Wachstum der Sammlung fortwährend verändert, wird bis hin zu formalen Details der Präsentation von Tony Cragg gestaltet. Die Auswahl des Standortes jeder Skulptur richtet sich dabei einerseits nach deren äs-thetischer Wirkung im jeweiligen Umfeld, andererseits muss die „Dramaturgie“ der gesamten Ausstellung berücksichtigt wer-den. Angestrebt wird eine Konfiguration, die sowohl eine optimale Kunstrezeption, als auch die ungestörte Wahrnehmung der landschaftlichen Schönheit des Parks ermöglicht (Bild 3).

Bild 3: Zwei Werke von Tony Cragg, im Vordergrund „Points of View“ und im Hinter-grund „Declination“, als Teil der Daueraus-stellung des Skulptu-renparks.(© (Tony Cragg) VG BILD-KUNST Bonn, 2014, Fotograf: Charles Duprat)

Denn das 14 ha große Areal umfasst Gebiete mit sehr verschiedenartiger Ge-ländeform und Vegetation. Während im unmittelbaren Umfeld der Villa Waldfrieden große Rasenflächen, Beete und exotische Baumarten den Charakter des Parks be-stimmen, ist der östliche Grundstücksteil von einem Buchenmischwald bedeckt. Am Südrand fällt das Gelände zu einem Tal hin steil ab. Hier bilden wilde Obstbäume als Überreste einer alten Gartenbepflanzung eine Streuobstwiese. Dass diese vielfältige Flora und Fauna für Tony Cragg mehr als nur eine Kulisse zur Präsentation von Skulp-turen ist, zeigt schon allein sein Wunsch, die verschiedenen Baumarten des Parks mit einer botanischen Ausschilderung zu versehen. Obwohl sämtliche Grünanlagen mit großer Sorgfalt gepflegt werden, finden

sich keine Anzeichen einer „Gartengestal-tung“ im Sinne des Versuchs, die Land-schaft durch eine effektvolle Bepflanzung reizvoller zu machen. Der Anspruch, ein Landschaftskunstwerk zu erschaffen, liegt Tony Cragg fern. Stattdessen werden die Voraussetzungen für die nachhaltige Ent-wicklung des Waldökosystems geschaffen, um den Skulpturenpark als Ort zu erhalten, der eine ganzheitliche ästhetische Erfah-rung ermöglicht, in welcher „die Wahr-nehmung der Kunst in die Naturerfahrung eingebunden und nicht von ihr zu trennen“ ist.4

INFORMATION

Skulpturenpark Waldfrieden

Hirschstraße 12 42285 Wuppertal

Tel.: 0202 4789812 0Mail: mail@skulpturenpark-

waldfrieden.deWeb: www.skulpturenpark-

waldfrieden.de

Anmerkungen

1 Carmen Klement: Der Skulpturenpark Waldfrieden. Ein Museumsführer, Wuppertal 2012, S. 5.

2 Tony Cragg im Gespräch mit Jørg Himmelreich (unveröffentlicht).

3 Ebd.4 Carmen Klement: Der Skulpturenpark

Waldfrieden, Ein Museumsführer, Wuppertal 2012, S. 34.

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Fachartikel

Der Skulpturenpark KölnEin Skulpturenmuseum in der freien NaturDr. Boris Stoffel

Dr. Boris Stoffel

Jahrgang 1963, Studium der Agrarwissenschaften an den Universitäten Bonn und München. Promotion zum Dr. agr. Ing. an der TU München im Jahr 1993. Heute Ge-schäftsführer eines gro-ßen deutschen Biotech-nologieunternehmens in Bergisch Gladbach. Als Vorsitzender der gemeinnützigen Stiftung Skulpturenpark Köln engagiert er sich ehren-amtlich seit 2007 für die Fortführung der Ausstel-lungsreihe KölnSkulptur sowie den Erhalt des Parks. Dr. Boris Stoffel ist Neffe des Kölner Sammlerehepaares Dr. Michael (†2005) und Dr. Eleonore (†2007) Stoffel.

Der Skulpturenpark Köln ist ein Ort des unmittelbaren Erlebens von Gegenwarts-skulptur. Ausschließlich der Präsentation und Vermittlung eines breiten Spektrums zeitgenössischen skulpturalen Schaffens gewidmet, trägt er seinem Gründungsge-danken seit seiner Eröffnung im Jahr 1997 in Form der kontinuierlichen Ausrichtung von Ausstellungen in der Reihe „Köln-Skulptur“ Rechnung. Bislang sind in einem fast biennalen Rhythmus sieben Ausstel-lungen unter wechselnder Kuratorenschaft ausgerichtet worden, die Werke von vielen nationalen und internationalen, sowohl etablierten als auch jungen, Künstlern zeig-ten (Bild 1).

Bild 1: Parkansicht(© Stiftung Skulpturenpark Köln, 2015, Fotograf: Veit Landwehr, bildpark.net)

Seine Entstehung im Jahr 1997 ver-dankt der Skulpturenpark Köln der Idee, Leidenschaft und Privatinitiative des Köl-ner Sammlerehepaares Dr. Michael (gest. 2005) und Dr. Eleonore (gest. 2007) Stof-fel, die mit Hilfe und Unterstützung der Stadt Köln, von Freunden, Förderern und Sponsoren ihre Vision des Skulpturenparks Köln in die Realität umgesetzt hatten. Da-bei war es der Wunsch des Sammlerehe-paares Stoffel, dass „in der Abgeschlossen-heit des Parks dem Besucher eine geistige

und emotionale Bereicherung durch den intensiven Umgang mit den Skulpturen zu-wachsen soll […] [und] dort auf dem Wege der Privatinitiative mit Wohlwollen und Hilfe der Stadt einen öffentlichen, für jedermann unentgeltlich zugänglichen Skulpturenpark ins Leben zu rufen.“1 Es war weiterhin der Wunsch, „dass sich für den Besucher im Heraustreten aus dem urbanen Leben mit seiner dem Alltag angehörenden Hektik in einem nahezu insularen Bereich eine Sensibilisierung für das Schöne einstellen möge. Es sollte ein Raum spezifischen Erle-bens werden, welches in der Symbiose von Kunst und Natur seine Wurzeln hat, viel-leicht auch, […] ein Raum, der zum Nach-denken anregt und in andere Dimensionen des Denkens weist, als die "Nur-Natur“ es tut. Ein Raum, den man reicher verlässt, als man ihn betreten hat.“2

Besonders bei der Ausstellungseröff-nung KölnSkulptur #6 erinnerte der Ku-rator Dr. Friedrich Meschede daran, dass „der Skulpturenpark Köln in seiner Art eine einzigartige Anlage ist. […] Er ist ein Areal für sich, ohne eine öffentliche Sammlung, ohne einen weiterführenden Park. Alles ist – „auf Sichtweite“, wie Walter Grasskamp

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schreibt – konzentriert auf circa 3 ha Flä-che, die sich als Ausläufer eines bereits um 1919 geplanten Grüngürtels am nördlichen Ende des inneren Rings der Stadt Köln befindet.“3

Schon allein die topographische Lage macht den Skulpturenpark zu einem be-sonderen Ort. Am Rand der nördlichen In-nenstadt Kölns in ein Geviert verkehrsrei-cher Straßen eingebettet, ist er zu allen Seiten von urbaner Betriebsamkeit umge-ben: der Zoobrücke, die die nördliche Be-grenzung des Parks darstellt und als Stadt-autobahn ein entsprechend hohes Ver-kehrsaufkommen aufweist, im Süden begrenzt die Elsa-Brändström-Straße und im Westen die Riehler Straße das Areal, und mit dem Konrad-Adenauer-Ufer im Osten steht man vor einer nahezu unüber-windbaren Barriere zum Rheinufer. Der Unterschied zwischen „drinnen“ und „drau-ßen“ erschließt sich dem Besucher beim Betreten unmittelbar und hinterlässt den Anschein, sich an einem naturnahen Rück-zugsort inmitten des großstädtischen Ge-füges zu befinden. Ein Thema, das auch in der Garden Gallery 2011 von dem japani-schen Stararchitekten Sou Fujimoto aufge-griffen wurde. Dazu stellt das Areal an sich eine von Menschenhand gestaltete Grün-fläche mit einer angelegten Wegeführung dar, die einen alten Baumbestand, dichte Hecken und Büsche und eine hier längst heimisch gewordene Fauna aufweist (Bild 2).

Die exponierte Lage und das räumliche Format des Parkgeländes schließen eine Weitläufigkeit aus, die manch anderer

Bild 2: Garden Gallery von Sou Fujimoto, 2011(© Stiftung Skulptu-renpark Köln, 2015, Fotograf: Veit Landwehr, bildpark.net)

Skulpturenpark bietet, wo die dort zu fin-denden Werke geradezu erwandert werden müssen. „Der Skulpturenpark Köln erweist sich als ein geradezu übersichtliches Gelän-de […]“4, schrieb Friedrich Meschede, und Walter Grasskamp ergänzte „[…] Er steht für einen Typus des Skulpturengartens, dessen Exponate untereinander in Sicht-weise stehen und deswegen eher an ein Museum unter offenem Himmel erinnern […].“5 „Genau dies ist der einmalige Vorteil dieses Parks, weil Blickachsen ermöglicht werden, um bestimmte Werke im formalen oder motivischen Wechselspiel zueinander zu entdecken. […] Dieses räumliche Format des Skulpturenparks Köln bietet den Anreiz, eine Ausstellung zu konzipieren und Künst-ler einzuladen, die in den Dialog treten mit den Vorgaben aus urbanem Kontext, einer inzwischen biennalen Ausstellungs-geschichte und dem Anfangsbestand der Sammlung,“6 schrieb Friedrich Meschede.

Seit 2008 setzt der Vorstand der ge-meinnützigen Stiftung Skulpturenpark Köln die Grundidee des Sammlerehepaares Stoffel – ganzjährig geöffneter Skulpturen-park Köln und Ausstellungsreihe „KölnS-kulptur“ –konsequent fort. Finanziert wird dieses ambitionierte Vorhaben durch die Michael und Eleonore Stoffel Förderstif-tung, durch die Einnahmen aus der Vermie-tung des Stifterhauses an der Elsa-Bränd-ström-Straße und durch die Stadt Köln, die mit einem jährlichen finanziellen Ausgleich in Form eines Betriebskostenzuschusses den Skulpturenpark Köln fördert. Für die Ausstellungsreihen „KölnSkulptur“ konnten in der Vergangenheit Sponsoren, Förderer,

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Mäzene gefunden werden, die großzügig zur Realisierung beigetragen haben(Bild 3).

Der Skulpturenpark Köln kann ganz-jährig unentgeltlich besucht werden. An jedem ersten Sonntag im Monat wird um 15 Uhr eine öffentliche Führung angeboten. Private Führungen können individuell über die Stiftung Skulpturenpark Köln angefragt und gebucht werden. In Form von zwei-jährigen Wechselausstellungen mit wech-selnden Kuratoren und deren spezifischen Konzeptionen zum Thema zeitgenössische Skulptur im Außenraum treffen skulptu-rale Werke nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler auf bereits etablierte Werke, und so ist es ein Wesens-merkmal des Skulpturenparks Köln, dass er sein Erscheinungsbild kontinuierlich än-dert. Der Skulpturenpark Köln bietet seinen Besuchern 365 Tage im Jahr einen Raum, eine Fläche, um eine Nachbarschaft von wechselnden Kunstwerken im Kontrast mit der Natur im Wechsel der Jahreszeiten zu erfahren, zu erleben.

Die Stiftung Skulpturenpark Köln möch-te den Gedanken und das Bestreben des Sammlerehepaares Stoffel, das seine gan-ze Kraft, Energie und auch seinen Mut für die Erhaltung kultureller Werte einsetzte, fortsetzen, um deren Wunsch und gelebte Vision nachhaltig zu erfüllen: „Das bleiben-de Skulpturenmuseum in der freien Natur ist letztlich das Ziel.“7

Bild 3: Thomas Schütte, Weinende Frau, 2011, erworben mit Mitteln der Kunststiftung NRW(© VG Bild-Kunst, Stiftung Skulpturenpark Köln, 2015,

Fotograf: Veit Landwehr, bildpark.net)

INFORMATION

Stiftung Skulpturenpark Köln

Elsa-Brändström-Straße 9 50668 Köln

Tel.: 0221 33668860Mail: [email protected]: www.skulpturenparkkoeln.de

Eingang Skulpturenpark KölnRiehler Straße und Konrad-Adenauer-Ufer 50668 Köln

Anmerkungen

1 Michael u. Eleonore Stoffel, in: Kata-log zur Ausstellung „KölnSkulptur 1“, S. 14 ff., hrsg. von der Gesellschaft der Freunde des Skulpturenparks Köln e.V., Wienand Verlag, Köln 1997.

2 Ebd.3 Friedrich Meschede, in: Katalog zur

Ausstellung „KölnSkulptur #6“, S. 51, hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2011.

4 Friedrich Meschede, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur #7“, S. 50, hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2013.

5 Walter Grasskamp, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur #6“, S. 99, hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2011.

6 Friedrich Meschede, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur #7“, S. 50, hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2013.

7 Michael u. Eleonore Stoffel, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur 1“, S. 16, hrsg. von der Gesellschaft der Freunde des Skulpturenparks Köln e.V., Wienand Verlag, Köln, 1997.

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Fachartikel

Die „Skulpturensammlung Viersen“Dr. Albert Pauly

Dr. Albert Pauly

Vors. Richter am Landesarbeitsgericht Düsseldorf a. D., Vorsitzender des Ver-eins für Heimatpflege e. V. Viersen (www.heimatverein-viersen.de), der zusätzlich den „Viersener Salon“ betreibt, ein Forum für musikalische Ereignisse, literarische Begegnun-gen, wissenschaftliche Diskurse und historische Ausstellungen (www.viersener-salon.de).

Einführung

Die „Skulpturensammlung Viersen“ ist eine private Initiative des Vereins für Heimat-pflege e. V. Viersen, die bisher ohne In-anspruchnahme von Haushaltsmitteln der Stadt weiterentwickelt werden konnte, dank der Pohl´schen Schenkung, der Kunststif-tung NRW, der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, des Ministerpräsidenten des Landes NRW, der Viersener Sparkassen-stiftung, der Sparkasse Krefeld, zahlreicher privater Spender, des Kunstkreises sowie Rat und Verwaltung der Stadt Viersen. Sie hat sich zur Aufgabe gestellt, der bildenden Kunst unserer Zeit eine Entfaltungsmög-lichkeit im Zentrum unserer Stadt einzu-räumen und zu diesem Zweck bedeutende Werke der Plastik für die Kreisstadt Viersen zu erwerben.

Kuratorische Praxis

In der „Skulpturensammlung Viersen“ werden beispielhafte Positionen der Plastik unserer Zeit in einer besonderen urbanen Situation vorgestellt. Dabei sollen durchaus unterschiedliche und auch widersprüchliche künstlerische Tendenzen in Werken höchs-ter Qualität zusammengefasst werden. Die Stadt wird dadurch zu einem ständigen Austragungsort eines vielstimmigen künst-lerischen Ereignisses.

Nach der künstlerischen Konzeption von Dr. Joachim Peter Kastner wurden zunächst 1989 Skulpturen von Erwin Heerich, K. H. Hödicke und David D. Lauer mit den Mitteln der Pohl´schen Schenkung erworben. Die-se drei Skulpturen wurden im Umfeld der 1868 erbauten klassizistischen Städtischen Galerie im Park und des 1984 im postmo-dernen Stil fertiggestellten Kreishauses des Kreises Viersen aufgestellt.

Dass die „Skulpturensammlung Viersen“ durch die Aufstellung der Skulptur „New Star“ von Mark di Suvero ergänzt werden konnte, ist in erster Linie der „Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen“ zu verdanken, die die Skulptur über den Kunsthandel erworben und der Stadt Viersen – zunächst für 30 Jahre – zur Verfügung gestellt hat. Sie wurde 1992 von Mark di Suvero auf dem Diergardtplatz aufgestellt und vom damaligen Ministerprä-sidenten und späteren Bundespräsidenten, Dr. h.c. Johannes Rau, übergeben.

Inzwischen durfte die Stadt Viersen weitere Schenkungen entgegen nehmen, die Erwin Heerich dem Verein für Heimat-pflege gemacht hat. Seiner Skulptur aus Eifeler Basaltlava hat Erwin Heerich eine Vogeltränke aus gleichem Material als Bo-denplastik hinzugefügt. Außerdem hat er Stein- und Metallbänke geschaffen, die den künstlerischen Merkmalen der Skulpturen-sammlung entsprechen sowie Schrifttafeln für die Skulpturen, die mit einer von ihm entwickelten Typografie umgesetzt wurden.

Im Jahre 1996 konnte die von Anthony Cragg eigens für Viersen entworfene Bron-ze „ Wirbelsäule – the articulated column“ angekauft und aufgestellt werden. Dem folgte als weiterer Schritt im Jahre 1998 eine Stahl-Plastik von Wolfgang Nestler „Position im Schwerpunkt“ (Bild 1). Ein weiterer Ankauf ist im Jahre 2001 getätigt

Bild 1: Wolfgang Nest-ler, Position im Schwer-punkt, Stahlblech, drei Teile, Bodenplatte 360 x 300 x 10 cm, Großes Elipsenelement: 180 x 240 x 30 cm, 1998(© Fotograf: Nic Ten-wiggenhorn)

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rheinform 01/2015 Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“ | Seite 18 bis 21

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worden. Es handelt sich um die bronzene Skulptur „Chaosmos“ von Roberto Sebas-tian Antonio Matta Echaurren, die 2002 der Öffentlichkeit im Rahmen einer Ausstellung mit begleitender Publikation übergeben wurde (Bild 2). Als weitere Neuerwerbung folgte die Plastik „Optimus II“ von Günter Haese, die 2007 übergeben wurde (Bild 3). Die vorläufig letzte Neu-Erwerbung war wiederum eine Schenkung, in diesem Falle der Viersener Unternehmer-Familie Peters-Messer, mit deren Hilfe eine Plastik des in China geborenen und in Paris lebenden Bildhauers Wang Du, „China Daily“, 2010 aufgestellt werden konnte.

Bild 2: Roberto Se-bastian Antonio Matta Echaurren, Chaosmos, Bronze, 180 x 92 x 38 cm, 2001, 3/8(© Fotograf: Nic Ten-wiggenhorn)

Bild 3: Günter Haese, Optimus II, Messing, Edelstahl und Bronze, ca. 700 x 500 x 150 cm, 2006-07(© Fotograf: Nic Ten-wiggenhorn)

Kunst und Natur

Vorbilder für die Konzeption der Samm-lung in ihrer Wechselwirkung von Kunst und Natur waren das „Louisiana Museum of Modern Art“ am Ufer des Öresunds bei Kopenhagen und das „Museum Insel Hom-broich“ bei Neuss. Ein großer Freund und Förderer der Sammlung war schließlich Er-win Heerich, der Konzeption und Pavillons in Hombroich entworfen hat. Die Städtische Galerie war dabei als Ausstellungsort und künstlerischer Mittelpunkt der Stadt eben-so bedeutsam wie der sie umgebende Park mit historischem Baumbestand aus der Zeit des Textilbarons Friedrich Freiherr von Diergardt bzw. des Kaffeerösters Kommer-zienrat Josef Kaiser, des Begründers des Kaiser´s-Kaffee-Imperiums.

Konzept und Präsentation

Nachdem durch die Aufstellung der ers-ten drei Plastiken der Grundstock für eine Sammlung gelegt worden war, wurden die weiteren Künstler jeweils eingeladen, sich mit der Örtlichkeit und den bereits auf-gestellten Plastiken vertraut zu machen. Wenn Sie bereit waren, sich zu beteiligen, suchten die Künstler sich jeweils den Platz aus, für den Sie ein bildhauerisches Werk vorschlugen, das in der Regel für diesen Platz neu entworfen wurde.

Die Sammlung ist Teil des öffentlichen Raums der Stadt. Sie ist nicht Bestandteil einer musealen Einrichtung, sie ist 24 Stun-den täglich frei zugänglich, ein Eintritt wird nicht erhoben.

Bei jedem weiteren Schritt zum Ausbau der „Skulpturensammlung Viersen“ war es ein selbstverständliches Anliegen, den

Zugang zum Werk des jeweiligen Künstlers bzw. der jeweiligen Künstlerin durch eine Ausstellung in der Städtischen Galerie im Park in Viersen zu eröffnen, verbunden mit einer begleitenden Publikation.1 Da künstlerisches Arbeiten in hohem Maße erklärungsbedürftig ist, war die Einbindung der Pädagogen und Schüler der Schulen der Stadt und des Kreises nicht weniger

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wichtig. Hierzu gehörte nicht nur die Zur-verfügungstellung von Publikationen in Klassensätzen und die Einladung zu spezi-ellen Führungen durch die jeweiligen Aus-stellungen, vielmehr haben sich im Rahmen des Unterrichts Schüler aller Schulformen einschließlich der Berufsschulen und der Schulen für Geistig- und Lernbehinderte mit den Skulpturen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse führten im Jahre 1999 zu einer Ausstellung unter dem Titel „Skulptu-ren machen Schule – Schule macht Skulp-turen“, die zur bestbesuchten Ausstellung der Städtischen Galerie im Park wurde.

Vermittlung und Kommunikation

Die überregionale Resonanz wurde nicht zuletzt dadurch geschaffen, dass die be-teiligten Künstler ihrerseits Wert darauf legten, dass die begleitende Publikation in die Museen in Europa und in Übersee ver-schickt wurde, in denen sie mit ihren Wer-ken vertreten sind oder in denen sie bereits ausgestellt haben. Deshalb ist die Publika-tion, die zur jeweiligen Neuerwerbung vom Verein für Heimatpflege aufgelegt wird, in Deutsch und Englisch verfasst. Gleichzeitig hat der Verein eine Website (www.skulp-turensammlung-viersen.de) geschaffen, die inzwischen in Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Niederländisch die komplette Sammlung mit Fotos und textlichen Erläuterungen darstellt.

Ein Audio-Guide für Erwachsene und für Kinder wird angeboten. Innerörtliche Verkehrsschilder sind aufgestellt, ein Post-stempel „Skulpturensammlung Viersen“ wird von Stadt und Kreis benutzt, und ein Bus der Niederrheinwerke wirbt inzwischen für die Sammlung. Die „Skulpturensamm-lung Viersen“ ist in unserer Stadt nichts Fremdes mehr. Zeichen dieser Haltung ist der einstimmige Beschluss des Ältestenra-tes der Stadt Viersen, diese Skulpturen-sammlung als kulturelles Wahrzeichen der Stadt in einer entsprechenden Beschilde-rung an der Bundesautobahn im Umkreis der Stadt kenntlich zu machen und zugleich damit für unsere Stadt zu werben und zu ihrem Besuch einzuladen. Die Stadt will sich mit diesen Kunstwerken nach außen vorstellen und identifiziert sich mit ihrer künstlerischen und kulturellen Bedeutung.

Dies ist inzwischen auf Initiative des Vereins geschehen, und auf der Auto-bahn A 61 mit einem Hinweisschild für die

„Skulpturensammlung Viersen“ realisiert worden.

Konservierung und Restaurierung

Die aus Stein bzw. Bronze bestehenden Werke der „Skulpturensammlung Viersen“ bedürfen in recht eingeschränktem Umfan-ge der Pflege, die die Stadt übernimmt. Sie sind wegen solcher Folgekosten vom Verein der Stadt übereignet. Vandalismus hat es, trotz der freien Zugänglichkeit der Werke in der Zeit des bisherigen 25-jährigen Beste-hens der Sammlung, nur in einem einzigen Fall gegeben, der durch die Versicherung der Stadt abgedeckt wurde.

Aussichten und Pläne

Die Monumentalplastiken unterschiedlicher Form, Größe und Materialität, sind in den letzten annähernd 40 Jahren entstanden und aus den verschiedensten Teilen der Welt hierhin zusammengebracht. Man den-ke an „Chaosmos“, die Bronzeplastik des in Paris und Tarquinia/Italien ansässigen Chi-lenen Matta Echauren, an „New Star“ des Italoamerikaners Mark Di Suvero von der nordamerikanischen Westcoast, an „Wir-belsäule“ des in Wuppertal ansässigen Eng-länders Tony Cragg und jetzt, als neuestem Zuwachs, an „China Daily, Services top task for Games“ von dem in Paris wohnenden und arbeitenden Chinesen Wang Du.

„Diese Internationalität tut uns gut, denn sie verbindet den Namen unserer Stadt mit allen möglichen Teilen der Welt und hilft über den sprichwörtlichen Teller-rand zu schauen - dadurch werden neue, unbeachtete Perspektiven eröffnet. Und das nicht nur in künstlerischer Hinsicht, sondern auch bezüglich der Integration der in unserer Stadt lebenden unterschied-lichen Menschen sowie der Zusammenar-beit unserer Unternehmen und Betriebe und den Ausbau ihrer überregionalen und internationalen Verbindungen. Übertragen auf die Skulpturensammlung im Ganzen heißt das: Nichts symbolisiert die Freiheit und Vielseitigkeit, die Offenheit und die Ernsthaftigkeit unserer Weltauffassung besser als diese kleine, aber monumentale, zweckfreie Sammlung von Kunstwerken. Sie ist für unsere Stadt entstanden und sie soll zugleich Zeichen unserer Stadt und des in ihr waltenden Denkens und Handelns sein“.2

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Anmerkungen

1 Bisher sind die folgenden Publikati-onen, deren Autor jeweils Joachim Peter Kastner ist, erschienen: Die Skulpturen der Pohl´schen Schenkung in Viersen, 1989, ISBN 978-3-9805339-8-0; Mark di Suvero, New Star in der Skulpturensammlung Viersen, 1992, ISBN 978-3-9805339-9-7; K. H. Hödicke, Plastik, 1994, ISBN 3-928298-06-2; Anthony Cragg, Wirbelsäule – the articulated column in der Skulptu-rensammlung Viersen, 1996, ISBN 978-3-9805339-0-4; Wolfgang Nestler in der Skulpturen-sammlung Viersen, 1998, ISBN 978-3-9805339-1-1; Matta, Chaosmos in der Skulpturen-sammlung Viersen, 2002, ISBN 3-9805339-5-9; Günther Haese, Optimus II in der Skulpturensammlung Viersen, 2007, ISBN 978-3-9805339-6-1; Wang Du in der Skulpturen-sammlung Viersen, 2010, ISBN 978-3-9813463-1-2.

2 Günter Thönnessen: Danksagung des Bürgermeisters der Stadt Viersen, in: Wang Du in der Skulpturensammlung Viersen (s. oben Anm. 1)

INFORMATION

Skulpturensammlung Viersen

Städtische Galerie im Park Rathauspark 1 41747 Viersen

Tel.: 02162 101-160Mail: [email protected]: www.skulpturensammlung-

viersen.de

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rheinform 01/2015Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“

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Schlosspark StammheimDr. Romana Breuer

Eine der schönsten und bedeutendsten Parkanlagen Kölns liegt ausgerechnet auf der „Schäl Sick“, genauer gesagt in Köln-Stammheim. Hierhin verschlägt es selten die Kölner aus dem Linksrheinischen. Wenn sich jedoch Besucher zum ersten Mal im Schlosspark blicken lassen, zeigen sie sich stets begeistert: Die malerische Gartenan-lage liegt direkt am Rhein und breitet sich auf über 80.000 m² aus. Der reichhaltige Baumbestand mit einheimischen und exoti-schen Hölzern ist meist sogar noch älter als der Park selbst. Baumriesen im Alter von über 200 Jahren wurzeln schon seit den 1830er Jahren entlang der verschlungenen Wege und auf den großzügig angelegten Rasenflächen. Der bekannteste rheinisch-westfälische Gartenarchitekt, Maximilian Friedrich Weyhe (1775–1846), legte dieses Kleinod für Franz Egon zu Fürstenberg-Stammheim (1797–1859) nach dem Vor-bild des „Englischen Gartens“ an.

Doch ist dies nicht die einzige Attrakti-on: Der Schlosspark besticht auch durch das Miteinander von Kunst und Natur. Seit über 14 Jahren dient die Gartenanlage als Präsentationsfläche von zeitgenössischer Kunst. Rund 60 Skulpturen und Plastiken können von den Besucherinnen und Besu-chern entdeckt werden. Dabei ist das „Ent-decken“ durchaus wörtlich zu verstehen, denn viele der Arbeiten drängen sich nicht in Größe oder Positionierung auf, sie gehen vielmehr eine Symbiose mit der gestalteten Natur oder den Baummonumenten ein. Vielfach lohnt es sich, den Blick zu heben und in das Geäst der Gehölze oder an eine verborgene Mauer zu schauen, um dann beispielsweise aus der Form geratene Park-bänke, keramische „Schutzschilde“, hän-gende Metallplastiken oder im Boden mar-kierte Formationen zu erschauen (Bild 1). Oder auch zu ertasten, denn im Gegensatz zu vielen anderen Skulpturenparks möchte das Ausstellungsteam der Initiative Kultur-RaumRechtsrhein (KRR) im Schlosspark

bewusst Berührungsängste vermeiden. Jeder Gast im Park – seien es Anwohner oder Erholungssuchende von weiter her – soll mit diskutieren können.

Doch zunächst ein Blick zurück auf die Anfänge des Projekts: Nach einer wechsel-vollen Geschichte des Parks im 20. Jahr-hundert liefen 2001 bestehende Nutzungs-verträge mit der Stadt Köln – die seit 1983 erneut Besitzerin der Anlage ist – aus. In dieser Situation gründeten Künstlerinnen und Künstler sowie Kaufleute und historisch interessierte Anwohner aus Stammheim und Flittard die Initiative KRR, um den his-torischen Schlosspark mit neuem Leben zu erfüllen. Dies war die Geburtsstunde des bis heute aktiven, ehrenamtlich arbeitenden Organisationsteams der jährlich wechseln-den Skulpturenausstellung. Im Jahr 2002 realisierte die Gruppe die erste Ausstellung unter dem Titel „Rheinblicke-Einblicke“ mit Skulpturen, Objekten und Installationen,

Bild 1: Lebens-Baum der Künstlergruppe Foerst, Herterich & Kaiser

(© Bildarchiv KRR)

Dr. Romana Breuer

studierte Kunstge-schichte, Klassische und Vorderasiatische Archäologie, Sprach-wissenschaft und Philo-sophie in Saarbrücken und Köln. Nach ihrer Promotion 1998 arbeite-te sie zunächst als freie Museumspädagogin, seit 2008 als Referentin für Museumspädagogik des Museumsdienstes Köln. Seit Juli 2014 ist sie Kuratorin für Bildende Kunst und Design, Grafik und Plakat am Museum für Angewandte Kunst in Köln. Seit 2003 ist sie ehrenamtliches Mitglied der Initiative KRR.

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rheinform 01/2015 Dr. Romana Breuer | Schlosspark Stammheim | Seite 22 bis 24

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die ein sehr großer Publikumserfolg war. Eingeladen hatte das Team vornehmlich bildende Künstlerinnen und Künstler aus der rechtsrheinischen Region. Ein großes Anliegen der KRR war und ist, die kultu-relle Vielfalt auf dieser Rheinseite in das Bewusstsein der Bevölkerung zurückzu-bringen sowie jungen, weniger bekannten Kunstschaffenden eine attraktive Präsenta-tionsfläche der eigenen Arbeiten zu bieten. Das Konzept funktionierte – und funktio-niert so gut, dass mit jedem Jahr, mit jeder Ausstellung das Projekt bekannter wurde und sogar mehrfach jurierte Kunstpreise („Kunstpreis Schlosspark“) an die jeweils drei besten neuen Werke einer Ausstel-lungsstaffel vergeben werden konnten.

Mittlerweile hat der Skulpturenpark längst seine regionalen Grenzen verlassen: Kunstschaffende aus ganz Deutschland, aus der Schweiz, den Niederlanden und den USA sind mit ihren Werken im Park vertre-ten. Die jährliche Neupräsentation, die je-weils am Pfingstsonntag und -montag mit reichhaltigem Rahmenprogramm, kosten-losen Führungen, Künstlergesprächen, Musik und Performances gefeiert wird, sorgt nicht für eine Überfüllung des Parks (Bild 2). Grundsätzlich stellen die Künstle-rinnen und Künstler ihre Arbeiten für ein Jahr zur Verfügung – es sei denn, es han-delt sich um eine temporäre Installation, die von der Natur im Laufe des Jahres wie-der zurückerobert wird. Es gibt aber auch einige wenige Arbeiten, die so eng mit dem

Bild 2: Aus dem Eröff-nungsprogramm, die Musikgruppe Cologne-Cajon Connection.(© Bildarchiv KRR)

Park verbunden sind, dass sie dauerhaft verbleiben – so z. B. das „Schloss mit Gra-fenpaar“ von Herbert Labusga (2002), die „Remnants“ („Überbleibsel“) von Linda Cunningham (1997/2005) oder auch die „Gräfin zu Fuß“/ „Hundemeute“ von Gilbert Flöck (2012/2013).

In der kuratorischen Praxis wirbt die Initiative Ende eines jeden Jahres/zu Be-ginn des neuen Jahres durch Ausschrei-bung in einschlägigen Kunstzeitschriften sowie im Internet neue Bewerbungen für die Ausstellung im Park ein. Inhaltlich wird dann im Auswahlverfahren besonderes Au-genmerk auf den Bezug zum Schlosspark (Geschichte des Parks inklusive der Initia-toren im 19. Jahrhundert, Nähe zum Rhein, Baumbestand, Flora und Fauna) sowie auf die Beschaffenheit des möglichen Ausstel-lungsobjekts (weitgehende Witterungs- und Vandalismusbeständigkeit) gelegt. Künstlerische Professionalität ist natürlich Voraussetzung für eine Bewerbung.

Um dem Publikum die jeweilige Neuprä-sentation möglichst eng an der Intention der Künstlerinnen und Künstler zu vermit-teln, realisiert die KRR jeweils einen Aus-stellungsbegleiter mit Kurztexten, so dass sich jeder individuell im Park bewegen kann und „trotzdem“ etwas über die Exponate erfährt. Besonderen Zuspruch erhalten in diesem Kontext die kostenlosen Führungen zu Pfingsten, bei denen auch die anwesen-den Künstler nach Möglichkeit eingebunden werden. Und wer den Park mit seiner

rheinform 01/2015Dr. Romana Breuer | Schlosspark Stammheim

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Präsentation auch unabhängig von den Pfingsttagen mit entsprechenden Erläute-rungen genießen möchte, der kann eine Gruppenführung bei einer der an der Initi-ative beteiligten Kunsthistorikerinnen bu-chen. Dieses Angebot verzeichnet ebenfalls wachsenden Zuspruch (Bild 3).

Bild 3: Kostenlose Führungen zum Thema Kunst natürlich! an den Eröffnungstagen.(© Bildarchiv KRR)

Das Projekt „Schlosspark Stammheim“ ist nur möglich durch das Engagement Vie-ler: durch das Herzblut der ehrenamtlich tätigen Gruppenmitglieder, durch die Un-terstützung der Stadt Köln – insbesondere dem Fachbereich Landschaftspflege und Grünflächen, der die Pflege der Gartenan-lage sicherstellt, durch die Sponsoren und Unterstützer – und immer wieder durch das Vertrauen der Künstlerinnen und Künstler, die ihre Arbeiten zur Verfügung stellen. Der Initiative liegt es sehr am Herzen, hier weitere Sponsoren zu finden, die die Situa-tion der Künstler verbessern helfen – durch Sachmittel, durch Finanzen, durch techni-sche Unterstützung beim Aufbau.

Der Lohn des Ganzen ist ein einmaliger Skulpturenpark, eine historische Parkan-lage mit unaufdringlich sich einpassenden Skulpturen, Plastiken und Objekten, der ganzjährig und ganztägig bei freiem Eintritt für jeden geöffnet ist. Kunst und Natur zum Anfassen und Begreifen.

INFORMATION

Schlosspark Stammheim

Stammheimer Hauptstr. 67 51061 Köln

Web: www.schlosspark-stammheim.com

rheinform 01/2015 Dr. Romana Breuer | Schlosspark Stammheim

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Fachartikel

Das SEEWERK in MoersPrivatinitiative und Forum für zeitgenössische Kunst

Claudia Rinke

Idyllisch im Grünen, direkt am Silbersee, liegt das Gelände der ehemaligen Dujardin-Fabrik in Moers-Kapellen. In diesem Zweig-werk der Weinbrandbrennerei wurden bis in die 1970er Jahre hinein Spirituosen produ-ziert und eingelagert.

Heute befinden sich in den ehemaligen Fabrikgebäuden Ateliers, Werkstätten und Büroräume, die zusammen die Kreativge-meinschaft „das SEEWERK“ bilden.

Mit einfühlsamen Umbaumaßnahmen, welche die architektonischen Besonderhei-ten der Fabrikgebäude und des Geländes erhielten, ist hier eine Mischung aus Gewer-begebiet und Kunstpark entstanden. Die al-ten Produktionsanlagen wurden ausgebaut und durch industriell, puristisch gehaltene Inneneinrichtungen ersetzt. Auf dem ca. 15.000 m² großen, parkähnlichen Grund-stück befinden sich neben altem Baum-bestand auch zahlreiche Außenskulpturen namhafter Künstlerinnen und Künstler, die im Laufe der Jahre dort entstanden oder vom SEEWERK-Team in Zusammenarbeit mit den Künstlern installiert wurden.

Die jährliche Ausstellung im SEEWERK

Neben kleineren Einzelausstellungen findet seit 2005 jährlich eine große Kunstschau mit Beteiligung regionaler und internatio-naler Künstler im SEEWERK statt. Angefan-gen hat dies mit einer privaten Feier des SEEWERK-Teams, zu der einige befreunde-te Kunstschaffende eingeladen wurden, ihre Werke auf dem Gelände aufzustellen. Die Resonanz der Besucher auf die ausge-stellte Kunst in diesem besonderem Ambi-ente war so groß, dass spontan die Idee entstand, hieraus eine eigene Kunstaus-stellung zu entwickeln, die der

Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Die zweite Ausstellung wurde zu einem außer-gewöhnlichen Erfolg mit großem Publi-kumsinteresse. Dies bestärkte das Team um Angelika Petri und Frank Merks, daraus eine jährliche Veranstaltung zu entwickeln. Jedes Jahr im Sommer lädt das SEEWERK zu einer Kunstaustellung und daran an-schließenden Veranstaltungen ein. Dabei beschränken sich die Ausstellungen nicht auf eine bestimmte Kunstrichtung oder Gattung, sondern zeigen ein breites Spek-trum arrivierter sowie junger zeitgenössi-scher Kunst. Eine enge Verbindung zur Kunstakademie Düsseldorf zeigt sich hier-bei nicht nur in den Kernausstellungen von emeritierten Akademieprofessoren wie Ir-min Kamp (2008) oder Christian Megert (2009), sondern insbesondere auch in Gemeinschaftsausstellungen und -projek-ten von Akademieklassen und ehemaligen Studierenden. So wurde im Jahr 2008 eine dauerhafte Installation der letzten Klasse des damals kürzlich verstorbenen Jörg Im-mendorff realisiert. Die jungen Künstlerin-nen und Künstler gestalteten mit Unter-stützung eines Industrieherstellers den Fußboden der Innenräume in einigen Ge-bäudeteilen neu. Mit Hilfe einer speziellen Bodenbeschichtung entstanden nicht nur ein neuer, für die Ausstellungen optimal nutzbarer Boden, sondern auch künstleri-sche „Lichtbilder“. Die sonst flüchtigen Momente der Reflektion von Scheinwerfer-licht oder Sonnenstahlen auf der Fußbo-denfläche wurden von den Künstlern dau-erhaft festgehalten und bilden einen subti-len künstlerischen Eingriff ohne den industriellen Charakter der Räume zu zer-stören. 2009 zeigte das SEEWERK die Aus-stellung „POSITIONEN 09“ mit 47 interna-tionalen Beteiligten, die alle Meisterschüler

Claudia Rinke

ist Kunsthistorikerin aus Bochum. Sie studier-te Kunstgeschichte, Gender Studies und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum und hat sich auf die Bereiche der zeitgenössischen Kunst, Fotografietheorie und des Ausstellungsma-nagements spezialisiert. Neben ihrer Tätigkeit für die Kunstsammlun-gen der Ruhr-Universi-tät Bochum/Sammlung Moderne arbeitet sie als freie Kuratorin, Autorin und Projektassistentin u.a. für den Westdeut-schen Künstlerbund e.V., für das Kunstmu-seum Bochum und den Kunstverein „galerie januar – Verein zur Förderung junger Kunst e.V“, in deren Vorstand sie ebenfalls aktiv ist.

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rheinform 01/2015Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers | Seite 25 bis 28

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von Christian Megert an der Kunstakademie Düsseldorf waren und von ihm zu dieser Gemeinschaftsausstellung eingeladen wur-den. In den Ausstellungshallen, auf dem gesamten Gelände sowie auf dem See zeig-ten diese Malerei, Skulpturen, Installatio-nen und Performances (Bild 1).

Bild 1: Christian Me-gert „Wasserspiegel“, im Hintergrund Markus Ambach „Ersatzbiotop“(© das SEEWERK)

Markus Ambachs Projekt „Ersatzbiotop“ realisierte gleichzeitig die auf einige Jahre angelegte Revitalisierung des Silbersees.

Bei der Auswahl der Künstlerpositionen verlassen sich die Initiatoren Angelika Petri und Frank Merks auf ihren Qualitätssinn, ihre Intuition und ihr großes Netzwerk in-nerhalb der Kunstszene im Rheinland. Bei der Auswahl der in der Region verwurzelten Künstlerinnen und Künstler mit überregio-naler und internationaler Bekanntheit legt das SEEWERK-Team Wert auf anerkannte Qualität. Die ausstellenden Künstler wer-den nach Besichtigung ihrer Werke in den Ateliers ausgesucht. Innerhalb des außer-gewöhnlichen Umfeldes des SEEWERKs soll dem Publikum ein abwechslungsreiches Angebot an aktueller Kunst präsentiert und ein Zusammentreffen von Kunstschaffen-den und Kunstinteressierten in entspann-ter Atmosphäre ermöglicht werden. Im Vorwort zum Katalog der Ausstellung 2010 äußern sich die beiden Hauptinitiatoren zu ihrem Engagement folgendermaßen: „Das SEEWERK ist mehr als einfach nur ein Aus-stellungsort. Es ist ein auch freies Experi-mentierfeld, das Künstlern die Möglichkeit bietet, ihre Ideen unbeeinflusst und frei von fremden Vorgaben vor Ort zu realisieren. […] Der sichtbare Entwicklungsprozess der

entstehenden Kunstwerke bietet Besuchern die spannende Gelegenheit, nicht nur die fertige Arbeit zu betrachten, sondern auch an ihrer Entstehung hautnah teilzuhaben. Ideen nehmen Gestalt an und finden, wenn alles gut geht, am Ende ein begeistertes Publikum.“1

Projekte auf der Kulturinsel Nepix Kull im Schlosspark Moers

Seit 2008 realisiert das SEEWERK in Koope-ration mit dem Kulturbüro der Stadt Moers jährlich ein Kunstwerk auf der Kulturinsel Nepix Kull im Moerser Schlosspark. Jedes Jahr wird ein Künstler, eine Künstlerin oder Künstlergruppe eingeladen, sich mit die-sem Ort auseinanderzusetzen und eine Arbeit zu verwirklichen, die über mehrere Wochen im öffentlichen Raum zu sehen ist. Der Moerser Schlosspark liegt innerhalb der historischen oranischen Befestigungsanla-ge, die sich aus der Grundstruktur des Parks und des Verlaufes des ihn umgren-zenden Moersbaches ablesen lässt. Die Kulturinsel Nepix Kull besitzt einen – für diese Wallanlagen typischen – dreieckigen Grundriss und befindet sich am äußeren südlichen Ende des Parks. Mit einer Grund-fläche von rund 2.500 m² wurde sie u.a. in der Vergangenheit von der Stadtbevölke-rung zum Wäschebleichen genutzt. Der Boden der Insel ist leicht nach hinten an-steigend, und außer einem einzelnen, mit-tig angeordneten Baum besteht die Be-pflanzung aus Gras, sodass hier Kunstwer-ke auf freier Fläche präsentiert werden und

rheinform 01/2015 Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers

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Spaziergänger, auf ihrem Weg rund um den Park, diese aus verschiedenen Perspektiven ungestört betrachten können (Bild 2).

In der Auswahl der künstlerischen Positi-onen für die bisher realisierten sieben Pro-jekte zeigt sich auch hier die Verbundenheit des SEEWERKs mit der Kunstakademie Düsseldorf – mit einer Ausnahme sind alle Künstlerinnen und Künstler Absolventen dieser Hochschule. Sie alle leben und ar-beiten im Rheinland. Folgende Projekte wurden bis 2014 realisiert: Anne-Katrin Puchner – Fleur Stoecklin – Thomas Woll „Nepix Landromat“ (2008); Keisuke Matsu-ura „Weiße Nepix“ (2009); Anatol Herzfeld „Inselparlament“ (2010); Lena Kuntze „Wildernde Matrix“ (2011); Takako Saito „Musikschachspiel Nr. 1 und 2“ (2012); Gabrielle Fekete „Fanal gegen das Leid“ (2013) und Ahmed Ibrahim „Ouroborus – Fluss des Lebens“ (2014). Jedes dieser Projekte setzte sich auf ganz spezielle Art und Weise mit der Umgebung und der Ver-gangenheit dieses Ortes auseinander.

Bild 2: Keisuke Matsu-ura „Weisse Nepix“(© das SEEWERK)

Skulpturenpark und Kunstpro-duktion vor Ort

Das SEEWERK Moers ist nicht nur eine Institution für temporäre Ausstellungen, sondern auch ein Ort der aktiven Kunst-produktion. Seit mehreren Jahren betreibt der Bildhauer Anatol Herzfeld hier eine Werkstatt – neben seiner Werkstatt auf der Museumsinsel Hombroich – und prä-sentiert seine Arbeiten auf dem Gelände. In dem ausgebauten Obergeschoss eines

Gebäudes – das der Künstler regelmäßig neu gestaltet – sind rund 100 Arbeiten von Anatol Herzfeld zu sehen, die sein gesam-tes künstlerisches Schaffen repräsentie-ren. Neben Relikten aus Aktionen finden sich hier auch Zeichnungen, Collagen und Skulpturen. Auf dem Gelände befinden sich weitere große Installationen des Künstlers wie etwa die „Wachstation des Denkens ge-gen illegale Gewalt“ von 1992, eine Arbeit die zur IX. documenta in Kassel entstanden ist, und „Apocalypse 78“ von 1978. Zu den jährlichen Ausstellungen des SEEWERKs hat Anatol Herzfeld immer wieder neue Ar-beiten angefertigt, die ebenfalls dauerhaft zu besichtigen sind. Unter anderem finden sich hier: „Seewerk Demokratie“ von 2010, „Schmetterlingsmann“ von 2011 sowie die Stahlstatue „Kemal Atatürk“ von 2014.

Auch andere Künstlerinnen und Künstler haben zu den jährlichen Ausstellungen Ar-beiten realisiert, die dauerhaft gezeigt wer-den. Zu sehen sind u.a.: Liz Bachhuber „Car Ferry“, Christian Megert „Wasserspiegel“; Mikyung Pae gestaltete mit „1+1= ?“ eine Giebelwand; Danielle Riede „Seewurm“; das überdimensionale Rednerpult von Dra-gan Lovrinovic und eine dreidimensionale Skulptur von Günter Stangelmayer. Von Kai Rheineck ist auf dem weiteren Gelände die Arbeit „Bauten des ruhenden Verkehrs“ zu sehen und Gabriella Fekete zeigt hier ihre Arbeiten „Fanal gegen das Leid“, die 2013 für die Kulturinsel Nepix Kull entstand, so-wie die Installationen „wir“, „Nachbar“, und „Leben = Falle“.

rheinform 01/2015Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers

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Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Plastiken der Düsseldorfer Bildhauerin und ehemaligen Kunstakademieprofessorin und -leiterin Irmin Kamp. Fünfzehn ihrer großen Arbeiten, die meist aus Polyester oder ähnlichen Materialien gefertigt sind, wurden 2008 auf dem Gelände des SEE-WERKs präsentiert (Bild 3).

Bild 3: Irmin Kamp „Black Turtles“(© das SEEWERK)

Irmin Kamps abstrakte Formensprache steht im starken Kontrast zu den wilden organischen Formen der Natur, ergän-zen sich aber auch gegenseitig zu einer „eigenwillige(n), fast poppige(n) Land-schaftsarchitektur“2. Die Künstlerin Kamp bedient sich der Formensprache der Natur und reduziert diese fast bis zur Unkennt-lichkeit und baut ihre Plastiken in strenger Reihung auf. Damit sind diese Arbeiten ge-radezu dafür geschaffen, in der Natur prä-sentiert zu werden und entfalten erst hier ihre subversive Kraft. Als Ausstellungsorte nutzt sie freie Grünflächen, ihre Arbeiten ranken sich aber auch neben den Bäumen im Park empor und verschmelzen mit dem Geäst. Insbesondere hervorzuheben ist die Installation der fünf „Zwiebeltürme“ im Silbersee. Die weißen, spitzzulaufenden, riesigen Kugeln scheinen schwerelos auf der Wasseroberfläche des Sees zu schwe-ben. Mit Unterstützung des LVR werden in diesem Jahr auf einem weiteren Gelände die ersten zwei Plastiken („Trees“, 1970 und „Black Mushrooms“, 1974) von Irmin Kamp dauerhaft aufgebaut und bilden den

Grundstock eines eigenen Kampschen Skulpturenparks am Silbersee. Das SEE-WERK in Moers ist kein Ort des Stillstands und der stillen Präsentation von Kunst. Es ist ein aktiver Ort der Kunstproduktion und des Austausches. Mit den jährlichen Ausstellungsaktivitäten und der ständigen Erweiterung des Skulpturenparks und der Arbeiten auf dem gesamten Gelände wird dieser aus privater Initiative geschaffene und betriebene Kunstort weiterentwickelt.

Anmerkungen

1 Angelika Petri/Frank Merks: „Vorwort“, in: Seewerk 2010, Ausst.-Kat., Hrsg. „das SEEWERK“, Moers, o.J., S. 8.

2 Helga Meister: „Der Schatz am Silbersee. Irmin Kamp – Ein Porträt von Helga Meister“, in: Irmin Kamp – Plastiken am Silbersee, Ausst.-Kat. „das SEEWERK“, Moers 2008, S. 11.

INFORMATION

SEEWERK Skulpturenpark e.V.

Silberseeweg 1a 47447 Moers

Tel.: 02841 886878Mail: [email protected]: www.das-seewerk.de

rheinform 01/2015 Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers

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Museumsportraits

Das Museum neu denkenZur Wiedereröffnung des Clemens Sels Museums Neuss

Dr. Uta Husmeier-Schirlitz

Die Position des Museumsstärken

Am 15. Oktober 2013 begannen in dem 1975 eröffneten, von Harald Deilmann ent-worfenen Clemens Sels Museum Neuss umfangreiche Sanierungsmaßnahmen.Während der Schließungszeit wurden un-abhängig von den baulichen Maßnahmen zahlreiche Neuerungen erarbeitet, welche zukünftig die Attraktivität des Hauses für die Besucher entscheidend steigern sollen (Bild 1).

In Deutschland gibt es über 6.000 Mu-seen. Nordrhein-Westfalen besitzt eine der

Bild 1: Clemens Sels Museum Neuss, 2014(© Clemens Sels Museum Neuss, Fotograf: Martin Langenberg)

höchsten Museumsdichten, und insbeson-dere der Standort Neuss bietet, flankiert von Düsseldorf und Köln, der hiesigen Bevölkerung ein breites Spektrum an kul-turellen Angeboten. Trotz dieser Vielfalt ist das Clemens Sels Museum Neuss einzig-artig – aufgrund seiner Sammlung. Es ist ein modernes Mehrspartenhaus mit dem Schwerpunkt Kunst. Als einziges Haus in Deutschland besitzt das Museum vier Wer-ke von Gustave Moreau, dem Vater des Symbolismus, Lehrer der späteren Fauves und Vorbild der Surrealisten. Dieser Meilen-stein der Sammlung wird ergänzt durch ei-nen umfangreichen Bestand zur Kunst des

rheinblick 29

rheinform 01/2015Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken | Seite 29 bis 33

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Symbolismus von internationalem Rang. Darüber hinaus bildet die Sammlung zum „Rheinischen Expressionismus“ einen wei-teren wichtigen Schwerpunkt des Hauses. So befinden sich beispielsweise herausra-gende Werke von Heinrich Campendonk in der Sammlung. Mit dem Aquarell „Kandern IV“ von August Macke besitzt das Muse-um sogar die womöglich letzte Arbeit des Künstlers, der bereits 1914 als Soldat im Ersten Weltkrieg fiel. Nicht zu vernachläs-sigen ist auch die Sammlung zur Kunst der Naiven, die neben der Sammlung von Char-lotte Zander zu den wichtigsten in Deutsch-land zählt. Seit den 1980er Jahren sammelt das Clemens Sels Museum Neuss ebenso Werke der Farbmalerei von internationaler Bedeutung. Der über 5.000 Objekte um-fassende Bestand der populären Druck-grafik ist seit 2010 in einer Dependance, dem sogenannten Feld-Haus, angesiedelt und bildet einen wichtigen Brückenschlag zwischen der kunst- und kulturgeschicht-lichen Sammlung des Hauses. Auch dieser Schwerpunkt ist ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Museumslandschaft in Nord-rhein-Westfalen. Neben diesen gewichtigen Beständen darf der stadt- und kulturge-schichtliche Bereich des Museums nicht vergessen werden. Denn Neuss gehört zu den ältesten Städten in Deutschland und verfügt als einzige Stadt in Europa über ein

fast vollständig ausgegrabenes römisches Legionslager. Dementsprechend befinden sich im Museum zahlreiche Neusser Funde, die einen besonderen Blick auf die frühe römische Geschichte des Rheinlandes er-möglichen. Die Position des Museums zu stärken, heißt, die Sammlung hervorzu-heben, ihre Einzigartigkeit zu betonen und für die Besucher wahrnehmbar zu machen. Dies ist das zentrale Anliegen der Neuprä-sentation zur Wiedereröffnung des Hauses 2015.

Präsentation der Spitzenstücke

Das Clemens Sels Museum Neuss verfügt über eine ganze Reihe von hochkarätigen Meisterwerken. Einige konnten aufgrund ihrer Fragilität bisher nur sehr selten und nur für einen kurzen Zeitraum gezeigt wer-den. Dazu gehören vor allem die beiden hervorragenden Aquarelle „Der Abend“ (Bild 2) und „Die Sphinx“ von Gustave Mo-reau und das bereits erwähnte Blatt „Kan-dern IV“ von August Macke. Durch speziell für diese Werke angefertigte Klimavitrinen in Verbindung mit der neu installierten LED-Beleuchtung im Haus wird es künftig möglich sein, diese Werke über einen län-geren Zeitraum der Öffentlichkeit zu prä-sentieren. Auch die drei Hinterglasbilder von Heinrich Campendonk stellen einen besonders fragilen Schatz des Hauses dar. Während der Schließung hat das Clemens Sels Museum Neuss an einem Forschungs-projekt zu den Hinterglasbildern Campen-donks und des „Blauen Reiters“ teilgenom-men, welches vom Dörner Institut in München begleitet wurde und in der Res-taurierung der drei Werke durch eine aus-gewiesene Spezialistin für Hinterglasmale-rei mündete. Zur Wiedereröffnung erstrah-len die Werke nun in ihrem nahezu ursprünglichen Glanz.

Bild 2: Gustave Mo-reau, Der Abend, 1887, Aquarell auf Papier, Clemens Sels Museum Neuss(© Clemens Sels Museum Neuss, Fotograf: Carsten Gliese)

Raus aus dem Depot

Aus brandschutztechnischen Gründen musste die Fachbibliothek des Museums an bisheriger Stelle geräumt werden. Dadurch steht jetzt ein weiterer, rund 100 m² großer Ausstellungsraum im ersten Obergeschoss des Deilmannbaues zur Verfügung. Dieser bietet nun die Möglichkeit, die Kunst der Naiven, die in den letzten Jahren nur in Wechselausstellungen gezeigt werden konn-te, dauerhaft in die Sammlungspräsentation

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zu integrieren. Von den fast 500 Gemälden und über 250 Skulpturen wird eine reprä-sentative Auswahl zu sehen sein. Weitere Stücke und Ensembles werden das Depot verlassen, um das Museumsprofil zu schär-fen (Bild 3).

Bild 3: Séraphine Lou-is, Kirschen und gelbe Blätter, um 1930, Öl auf Leinwand, Clemens Sels Museum Neuss(© Clemens Sels Museum Neuss, Fotograf: Jörg Schanze)Individualität versus

Einheitlichkeit

An die Neupräsentation eines Mehrsparten-hauses werden besondere Anforderungen gestellt, da die verschiedenen Sammlungs-bereiche aufgrund der großen Objektviel-falt sehr unterschiedliche Ansprüche an die Präsentation stellen. Daher ist es besonders wichtig, eine Balance zwischen Individuali-tät und Einheitlichkeit zu finden. Dies gilt sowohl für die Gestaltung der Räume als auch für die Präsentation der Objekte. Da-her wurde für das gesamte Haus ein Farb-konzept entworfen, welches die einzelnen Sammlungsbereiche klar voneinander un-terscheidet. Die Farbwahl wurde spezifisch auf die künftig gezeigten Objekte abge-stimmt. Ein einheitliches Erscheinungsbild der verschiedenen Ausstellungsetagen wird durch eine übereinstimmende Typografie erreicht, die für die Wandtexte ebenso wie etwa für die Objektbeschriftungen verwen-det wird. Dadurch wird die Zusammenge-hörigkeit der Sammlung durch alle Sparten hindurch demonstriert. Ebenso wurde ein demontierbares Vitrinensystem entwickelt, welches in allen Bereichen eingesetzt wer-den kann. Allein die Innenausstattung der Vitrinen folgt den individuellen Bedürf-nissen der jeweiligen Abteilung. Für alle Sammlungsbereiche gleichermaßen von Bedeutung ist die Vertiefung der Betrach-tung durch zusätzliche Interaktion. Daher wurde insbesondere für die Zielgruppe der Kinder ein modulares System für die soge-nannten „Aktionswürfel“ entwickelt, die an verschiedenen Stellen in den Ausstellungs-räumen zur Verfügung stehen. Anhand der „Aktionswürfel“ können einzelne Aspekte der vielfältigen Themen in Kunst- und Kulturgeschichte vertieft werden. Das Ziel dieses Angebotes besteht darin, neben der visuellen Wahrnehmung auch weitere Sin-ne wie die Haptik anzusprechen, um eine intensivere Annäherung an vorgestellte Themen und ausgestellte Exponate zu er-reichen. Um die kreative Auseinanderset-zung mit der Sammlung zu fördern, gibt es im Deilmannbau darüber hinaus einen

eigenen Seminarraum. Dieser wurde in der Zeit der Schließung neu konzipiert und neu gestaltet.

Die Besucherinnen und Besucher willkommen heißen

Der erste Eindruck, den der Besucher beim Betreten des Museumsgebäudes erhält, ist von entscheidender Bedeutung. Oft-mals beeinflusst dieser nachhaltig, ob der Besucher den Aufenthalt als positiv oder negativ in Erinnerung behält. Daher ist es besonders wichtig, einen offenen und freundlichen Eindruck im Entrée-Bereich zu erreichen. Dies stellt unter den architekto-nischen Gegebenheiten des Deilmannbaues eine besondere Herausforderung dar. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der gesam-te Eingangsbereich neu gestaltet. In dem innovativen Design der Informationstheke, des Shops und der angrenzenden Cafeteria spiegelt sich die Absicht wider, dem Besu-cher ein angemessenes und zeitgemäßes Ambiente und Serviceangebot anzubieten.

Neues Publikum gewinnen

Im Zeitalter der digitalen Medien hat sich der Anspruch der Besucher auf die Verfüg-barkeit von Informationen von 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr als Standard eta-bliert. Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, ist eine attraktive Website für ein Museum unverzichtbar. Denn diese fungiert als Visitenkarte des Hauses und ist zugleich ein wichtiger Faktor für die Entscheidung,

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ob ein angedachter Museumsbesuch re-alisiert wird. Als Resultat der intensiven Auseinandersetzung mit der Außenwirkung des Clemens Sels Museums Neuss wurde ein neues Corporate Design entworfen, welches noch vor der Wiedereröffnung des Museums vorgestellt wird. Auch eine neukonzipierte und neugestaltete Home-page wird bereits zuvor online gehen, um ein breites Publikum auf das kommende Ereignis der Wiedereröffnung, die neuen Ausstellungen und zahlreichen neuen An-gebote aufmerksam zu machen. Die neue digitale Welt übt sowohl auf die Kunst als auch auf das Format Museum einen weit-reichenden Einfluss aus. Die Beschäftigung mit den sich daraus entwickelnden Verän-derungen ist ein virulentes Thema, dem im Clemens Sels Museum Neuss ein adäquater Raum eingeräumt wird. Daher eröffnet das Haus parallel zur Dauerpräsentation die Wechselausstellung „re:set. Abstract pain-ting in a digital world“, um die komplexen Einflüsse nachzuzeichnen, die die digitalen Welten auf die aktuelle Kunstproduktion ausüben. Den Fragestellungen, welche die neuen Medien an die Präsentationsformen und -möglichkeiten von Kunst stellen, wird ebenso im Rahmen eines innovativen Projektes nachgegangen. Unter dem Titel „Freiland“ entsteht ein virtueller Ausstel-lungsraum, der die Funktionsweisen und Strukturen des Internets untersucht und dabei offenlegt, wie die digitale Transfor-mation und Präsentation von Exponaten im Internet die Wahrnehmung gegenüber der musealen Ausstellung verändert. Vor dem Hintergrund des großen Interesses an den neuen Medien sollen beide Projekte dazu dienen, die Attraktivität des Clemens Sels Museums Neuss gerade für die junge Gene-ration entscheidend zu verbessern.

Auch die Kunst des Symbolismus mit ihren surrealen Zügen wird zeitgenössisch interpretiert. Die in Berlin lebende Künstle-rin Barbara Breitenfellner entwickelt in der Auseinandersetzung mit der hauseigenen Sammlung eine künstlerische Intervention vor Ort. Dieses Projekt ist Teil der dezent-ralen Ausstellungsinitiative „25/25/25“ der Kunststiftung NRW, deren Jury das Clemens Sels Museum Neuss in Anerkennung seiner bisher geleisteten Arbeit als Ausstellungs-ort ausgewählt hat.

2012 feierte das Haus sein 100-jähri-ges Jubiläum. Die zahlreichen Ausstel-lungen und Veranstaltungen lockten ein

zunehmend internationales Publikum an. Um dem Interesse der auswärtigen Gäste adäquat zu begegnen, erfolgt im Zuge der Vorbereitungen auf die Wiedereröffnung die durchgängige Einführung der Bilingua-lität in den Sprachen Deutsch und Englisch. Dies bezieht sich nicht nur auf die bereits erwähnte Website, sondern setzt sich auch im Audio- und Printbereich fort. Das Cle-mens Sels Museum Neuss verstärkt damit seine Öffnung für ein internationales Pub-likum und spiegelt seine Reputation auch im Ausland wider.

Kunst und Kultur erleben

Die lebendige Vermittlung der kunst- und kulturgeschichtlichen Inhalte hat im Cle-mens Sels Museum Neuss eine lange Tra-dition. Seit 2010 trägt zusätzlich das Motto „Kunst und Kultur erleben“ zur Positionie-rung des Hauses als Ort für die erlebnis-orientierte Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur bei. Auch in Zukunft liegt ein besonderer Fokus auf der Bereitstellung eines nachhaltigen Vermittlungsangebotes für Einzelbesucher und Gruppen aller Al-tersstufen. Für den Einzelbesucher ist die erstmalige Einführung eines Audioguides auf Deutsch und Englisch von besonderer Bedeutung. Auch für Kinder wird ein „Ge-hörgang“ durch das Museum angeboten. Als medienpädagogisches Kooperationsprojekt zwischen dem Schulamt des Rhein-Kreises Neuss und dem Clemens Sels Museum Neuss entstanden hörspielartige Beiträge unter der Beteiligung von mehr als zehn Grundschulen. Nicht nur im Haupthaus, sondern auch in der Dependance, dem Feld-Haus, erwarten die Besucherinnen und Besucher nun medial gestützte Ob-jekterläuterungen. An fünf iPad-Stationen erfährt man Wissenswertes über alle Gat-tungen der Populären Druckgrafik. Darüber hinaus erscheint auch eine neue Publikation zur Sammlung des Clemens Sels Museums Neuss in einer deutschen und englischen Fassung. Auf mehr als 150 Seiten werden Exponate aus allen Sammlungsbereichen vorgestellt.

Um Gruppen die Bestände des Museums näherzubringen, wurden für das klassische Veranstaltungsformat der Führung innova-tive Varianten erarbeitet. So werden etwa iPad-gestützte Führungen angeboten, bei denen durch das Heranzoomen auf interes-sante und wichtige Details eines Bildwerkes

rheinform 01/2015 Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken

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aufmerksam gemacht wird. Weitere Neue-rungen stellen begleitende Rundgänge dar, die etwa „die Bilder zum Sprechen“ oder – wie bereits im Rahmen von Wechselaus-stellungen bewährt – die Kunstwerke „zum Duften“ bringen. Zusätzlich werden neu konzipierte Veranstaltungen angeboten, die sowohl für Einzelbesucher als auch für Gruppen nutzbar sind. Dabei gilt es, das Erleben der Sammlung unter einem neuen Blickwinkel zu fördern. Dazu gehören u. a. die meditative Betrachtung und Vertiefung in ein Kunstwerk (Bild 4).

Bild 4: Volker Wevers, Nova Nova, 2008, Öl auf Leinwand, im Besitz des Künstlers(© Clemens Sels Museum Neuss, Fotograf: Jens Ziehe)

Die vielfältigen Neuerungen zur Wieder-eröffnung unterstreichen und festigen die Einzigartigkeit des Clemens Sels Museums Neuss innerhalb der Museumslandschaft von Nordrhein-Westfalen und darüber hi-naus. Ab dem 17. Mai 2015 besteht für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich vom neuen Gesamtkonzept des Hauses selbst zu überzeugen.

MUSEUMS-INFO

Clemens Sels Museum Neuss

Am Obertor 41460 Neuss

Tel.: 02131 904141Mail: info@clemens-sels-museum-

neuss.de

Web: clemes-sels-museum-neuss.de

rheinform 01/2015Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken

33rheinblickMuseumsportraits

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weitere Museumsportraits

Heimatmuseum, Wesel-Bislich

Dauerausstellung aktualisiert und erweitert

Nachdem das im Weseler Stadtteil Bislich gelegene Museum in zwei Neubauten, mit der Einrichtung ei-nes Rhein-Deich-Museums (im Jahr 2000) und eines Ziegelmuseums (im Jahr 2006), neue Themenaus-stellungen mit regionalem Bezug setzen konnte, standen in den letzten drei Jahren eine räumliche Ausweitung und völlige Überarbei-tung der bisherigen Dauerausstel-lung im Haupthaus an. Dank groß-zügiger Unterstützung seitens des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und der Stadt Wesel konnten wichtige bauliche Voraussetzungen für einen geordneten Museumsbe-trieb sowie ein separater Raum für Sonderausstellungen geschaffenwerden. Im Eingangsbereich werden die Gäste auf eine Zeitreise mitgenom-men. Unter dem Motto „Husch, hu-sch, durch die Bislicher Geschichte“ bieten zwölf Themeneinheiten von der Eiszeit bis in die frühe Neuzeit eine spannende Einführung in die niederrheinische Geschichte unter besonderer Berücksichtigung Bisli-cher Besonderheiten. Die neugestaltete Dauerausstellung widmet sich dem Dorfleben im 19. und 20. Jahrhundert. Ausgehend von der früher den Alltag prägen-den (katholischen) Religion, führt der Rundgang durch die Bereiche „Hauswirtschaft“, „Kindheit und Schule“, „soziale Sicherung und medizinische Versorgung“, „Dorf-handwerk und Landwirtschaft“ bis in die Moderne, als sich nicht zu-letzt durch die Elektrifizierung des ländlichen Raumes die Lebensver-hältnisse radikal änderten. In der Abteilung „Bislich(er) im Porträt“

geben Fotos und Gemälde von Per-sonen den in der Dauerausstellung gezeigten Objekten und Lebensum-ständen konkrete Gesichter. Hier und in anderen Bereichen bieten moderne Touchscreen-Computer die Möglichkeit, sich intensiver mit den jeweiligen Themen zu be-schäftigen. Zugleich werden damit die Bestände des Foto- und Text-archivs unmittelbarer zugänglich. Über eine Suchfunktion lassen sich z. B. Totenzettel, Porträtaufnahmen und Fotos von Gebäuden ermitteln.Ausblick: In einem weiteren Schritt werden demnächst die Themen-einheiten „Bislich im Ersten und Zweiten Weltkrieg“, „NS-Zeit“, „Wiederaufbau“, „Eingemeindung und aktuelle Dorfentwicklung“ die Ausstellung bis in das 21. Jahrhun-dert weiterführen.

Heimatmuseum Wesel-Bislich / Peter von Bein

MUSEUMwww.bislich.de/content/museum-bislich

Burg Rode, Herzogenrath

Einrichtung einer Dauer-ausstellung auf Burg Rode im Rahmen des Projektes „VIA Erlebnisraum-Römerstraße“

Die Burg Rode in Herzogenrath ist Schauplatz einer Dauerausstellung im Rahmen des EU-Förderprojektes „VIA Erlebnisraum-Römerstraße“. Die heutige Stadt Herzogenrath, die mit dem benachbarten nie-derländischen Kerkade die Eu-ropastadt „Eurode“ bildet, wird auf den ersten Blick nicht mit der Römerzeit in Verbindung gebracht. Das damalige „Land von s‘ Herto-genrode“ war nachweislich vom ersten bis vierten Jahrhundert in römischer Hand. Am Nivelstein,

an dem sich ein Sandsteinbruch befindet, bauten bereits die Römer Buntsandstein ab. Die Bedeutung des Ausstellungsortes für das VIA-Projekt ergibt sich aus dem Aspekt der Handels- und Fernstraße aus späterer Perspektive. Die Höhen-feste Burg Rode diente der Siche-rung eines neuen Zweiges der alten Römerroute, der Köln mit den wich-tigen Handelszentren in Flandern und Brabant verband. Zollburg, Verwaltungssitz, Gericht, Lazarett und Rathaus – Burg Rode hat eine facettenreiche Vergangenheit. Die Ausstellung in den atmosphä-rischen Gewölberäumen der Burg lädt die Besucher zu einer kleinen Reise in die Geschichte der Burg und des Landes von Rode ein. Sie tauchen ein in die Bau- und Nut-zungsgeschichte der Burg Rode, die schaurige Zeit der „Bockrei-ter“, einer Räuberbande des 18. Jahrhunderts, der inquisitionsähn-lichen Justiz der Zeit, und werfen einen Blick zu den niederländischen Nachbarn in der Grenzregion vis á vis von Burg, Abteikomplex Rolduc und der ehemaligen Mühle der Ab-tei, der Baalsbrugger Mühle. Durch die Erschließung des Außenberei-ches können die Besuchenden an markanten Außenpunkten in die Stadt und die Region wie durch ein Zeitfenster schauen.Die Ausstellung ist zu den Öff-nungszeiten des Burg-Cafés in den Monaten April–Oktober jeweils Sa. & So. von 14:00–18:00 Uhr zugänglich. Bitte wenden Sie sich an das Personal des Cafés. Außer-halb dieser Öffnungszeiten ist ein Besuch für Gruppen nach Termin-absprache möglich.

Burg Rode / Ingo Klein

MUSEUMwww.burgrode.de

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rheinform 01/2015 weitere Museumsportraits | Seite 34 bis 37

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Museum Abteiberg, Mönchengladbach

Neue Präsentation der Sammlung

Weite Teile der Kunstsammlung des Museums Abteiberg präsentieren sich seit dem 26. Oktober 2014 in deutlich veränderter Form. Unter der Regie von Oberkustodin Dr. Hannelore Kersting entstanden teils unkonventionelle Konstellationen, von denen nicht alle in Lehrbüchern stehen mögen, die aber nicht zu-letzt deshalb eine erfrischend an-dersartige Sicht auf Kunstwerke und Architektur eröffnen. Neben Neuerwerbungen der jüngeren Vergangenheit etwa von Thomas Houseago, Rita McBride oder And-reas Siekmann sind auch zahlreiche ältere Werke des Bestandes neu zu entdecken, von denen viele nach längerer Zeit erstmals wieder öf-fentlich zu sehen sind. Dabei hat sich unter anderem der Charakter der nunmehr Licht durchfluteten, weitläufigen Gartenebene deut-lich verändert. Eine neue Anord-nung der variablen Wände schafft nunmehr eine luftige und leichte Raumsituation voller Blickachsen und vielfältiger Korrespondenzen, die auf die Auswahl und Zusam-menstellung der Exponate Bezug nehmen. Nicht zuletzt auch die quadratischen Räume mit Werken der Expressionisten und der Kon-struktivisten zeigen sich in neuem Licht, so wie auch die Auswahl der Fotografien von Man Ray erweitert wurde. Dies sind nur einige wenige der vielen Neuerungen in der aktu-ellen Präsentation der Sammlung, in der bis auf weiteres lange nicht mehr oder noch nie gezeigte Werke von Roni Horn, Morgan Fisher, Sig-mar Polke, Richard Serra, Robert Ryman, Joseph Marioni, Rebecca Quaytman, Hans-Peter Webel, Thomas Rentmeister, Isa Genzken, David Shrigley, Richard Tuttle, Hen-rik Olesen, Jochen Gerz und viele andere mehr zu sehen sind.

Museum Abteiberg / Dr. Hannelore Kersting

MUSEUMwww.museum-abteiberg.de

Deutsches Röntgen-Museum, Remscheid

Fortschritt durch Spezialisierung – Röntgentechnik im 20. Jahrhundert: Das neue Schauarchiv

Das Deutsche Röntgen-Museum beherbergt eine in der Welt ein-malige Sammlung von Exponaten zur Erforschung und Anwendung von Röntgenstrahlen. Unterstützt von der NRW-Stiftung und in en-ger Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinlandwurde ein neues Ausstellungskon-zept entwickelt, das es Besuchern möglich macht, einen Blick in die faszinierende Vielfalt dieser tech-nischen Geräte zu werfen. In einer depotähnlichen Inszenierung wird die Vielfalt und Masse, aber auch besondere Ästhetik der Samm-lungsobjekte augenscheinlich. Die historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Anwendungen der Röntgenstrahlen sind vielfältig. Sie erstrecken sich vom Mikro- bis zum Makrokosmos. Kleinste Zellstruktu-ren und Magnetdomänen, Moleküle und Kristalle, Materialien und Werk-stoffe, Fossilien und archäologische Funde, Kunstwerke und Mumien, Koffer und Container, Sterne und Galaxien sind einige ihrer Untersu-chungsobjekte. Die dazu verwen-dete Röntgentechnik ist ebenso vielfältig wie hoch technisiert. Sie ist dabei aber keine geradlinige Fortsetzung und automatische Konsequenz technisch-historischer Entwicklungen. Röntgentechnik ist vielmehr auf die unterschiedlichen Anwendungsfelder mit ihren spe-zifischen Fragestellungen genau abgestimmt. Dabei wird das grund-legende Prinzip der Erzeugung der Strahlung, der Durchleuchtung des Objektes, der Detektion und der Analyse des Strahlenreliefs je-weils unterschiedlich interpretiert

und umgesetzt. Immer wieder neu aufkommende Fragestellungen füh-ren zu anderen, dem besonderen Zweck angepassten, technischen Lösungen. Transparente Einblicke in die technischen Grundstruktu-ren ermöglichen den Besuchern ein Verstehen der besonderen Anforde-rungen und Funktionen.Die Präsentation der Geräte im neuen Schauarchiv zeigt einen Querschnitt aus den Sammlungen. Die seit Röntgens Entdeckung 1895 entstandenen Formen und Funktio-nen eröffnen einen facettenreichen Blick in das vielfältige Anwendungs-spektrum der Röntgenstrahlen, die weit über das medizinische Feld hinausragen. Beim genaueren Be-trachten zeigt sich eine besondere Ästhetik der technischen Details und des Zusammenspiels der For-men und Materialien.

Deutsches Röntgen-Museum Remscheid / Dr. Uwe Busch

MUSEUMwww.roentgenmuseum.de

DIZeum Ledigenheim Lohberg

Das Dokumentations- und Informationszentrum Ledigenheime

Seit September 2014 ist das Do-kumentations- und Informations-zentrum Ledigenheime (DIZeum) in Dinslaken-Lohberg eröffnet. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, ein besonderes Kapitel der Bergbau-geschichte Nordrhein-Westfalens zu bewahren und zu präsentieren.Das DIZeum verfügt über eine Sammlung und stellt diese Inter-essierten für Nachforschungen zur Verfügung. Daneben gibt es einen Ausstellungsbereich, der mehrere Elemente beherbergt. Im ersten Ausstellungsraum ist ein „deut-scher Türstock“ von Bergleuten aufgebaut worden. Durch die reich bebilderte Tafelausstellung werden viele Aspekte von Ledigenheimen beschrieben. Es finden sich hier auch spannende Schilderungen von

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Zeitzeugen und Zeitzeuginnen. Drei Vitrinen mit Originalexponaten ver-deutlichen die Komplexe „Privatle-ben“, „Arbeitsalltag“ sowie „Betrieb eines Ledigenheimes“. Besonders liebevoll gestaltet ist das kleine Kino. Hier erzählen Zeitzeugen und Zeitzeuginnen von ihren Erfahrun-gen, die sie mit und in Ledigenhei-men gemacht haben. Der neben-an liegende Wohnraum, der die Situation von etwa 1920 abbildet, vermittelt die Atmosphäre eines ty-pischen Ledigenheimzimmers. Hier befinden sich vier Eisenbetten mit kleinen Nachttischen, Holzspinde für die Habseligkeiten der Arbeiter, ein Tisch sowie vier Stühle. Viel mehr an Einrichtungsgegenständen standen den Bewohnern nicht zur Verfügung. Der Raum wurde nach zur Verfügung stehenden Foto-vorlagen in seiner Gestaltung und Einrichtung rekonstruiert. Das Ledigenheim Lohberg, in dem sich das DIZeum befindet, ist ein idealer Ort für die Einrichtung. Es wurde als Ledigenheim gebaut und über Jahrzehnte als solches genutzt. Das Gebäude ist denk-malgeschützt und als solches vor wenigen Jahren saniert und res-tauriert worden. Mit der Stiftung Ledigenheim gibt es dort einen verlässlichen Partner, der eine sol-che Einrichtung auf Dauer betreuen und die Existenz sicherstellen kann. Der Besuch des DIZeums kann mit einem Spaziergang durch die Gartenstadt Lohberg entlang eines historischen Tafelrundweges sowie den kürzlich eröffneten Bergpark Lohberg kombiniert werden. Die Einrichtung eignet sich gut für ei-nen Tagesausflug.

Stiftung Ledigenheim Lohberg / André Wilger

INFORMATIONwww.ledigenheim-lohberg.de

NS-Dokumentationsstellder Stadt Krefeld (Villa

Merländer)

Die erste Stufe der überarbeiteten Ausstellungist abgeschlossen

In der Krefelder Villa Merländer – NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld – kam die vollständige Überarbeitung aller Ausstellungsta-feln zum Abschluß, die erste Stufe zur Renovierung der Ausstellung ist somit abgeschlossen. Auch nach Beifügung weiterer geplanter Elemente wie Hör, Seh- und Riech-stationen wird sich an der themati-schen Raumaufteilung nichts mehr ändern: Der erste Raum behandelt die Etablierung der nationalsozia-listischen Herrschaft in Krefeld, der zweite befaßt sich mit dem neuen Alltag in der Stadt, in der ehema-ligen Garage Richard Merländers wird das Thema Judenverfolgung dargestellt, und im letzten Raum finden sich Informationen zum Kriegsgeschehen in der von Bom-benangriffen gebeutelten Stadt. Ergänzt wird die Präsentation durch die Installation „Luftschutzkeller“ im ehemaligen Luftschutzkeller des Hauses und die neue Einbindung des Campendonk-Raumes.Innerhalb dieser Gliederung wurden bisher nicht behandelte Themen neu aufgenommen: beispielsweise die Rolle von Polizei und Justiz, der Einfluss der NS-Organisationen, der Kriegsvorbereitung, die Ver-folgung von Roma und Sinti, der Kranken- und Kindermord sowie die Gegenemanzipation. Dazu gibt es bislang nicht gezeigte Fotos und Kopien zahlreicher Dokumente aus verschiedenen Archiven zu sehen. Aus dem alten Konzept übernom-men wurde die stark personalisier-te Darstellung. So begegnen dem Besucher handelnde Personen wie der damalige Oberbürgermeister und der Kreisleiter in der Ausstel-lung gleich an mehreren Stellen.Das neue Layout der Ausstellungs-tafeln zeigt Fotos und Dokumente in Bilderrahmen, die scheinbar auf

farbigen Bauhaus-Tapeten hängen. Im Gesamteindruck soll es das Eindringen der Diktatur auch in die privatesten Räume visualisieren und unterstreicht den Charakter der Villa Merländer als ehemaliges Wohnhaus. So fällt der Besucherin und dem Besucher beim Betreten des Hauses auch sofort ein ange-deutetes Wohnzimmer ins Auge. Zentral angeordnet darin ist ein Radio. Die Szene mit Spitzendeck-chen und Familienfotos ist dezent durch – eine nach 1933 übliche Kombination – ein Hitler-Bild und eine zeitgenössische Interpretati-on Friedrichs des Großen gerahmt. Optisch aufgewertet zeigen sich die Räume durch neue Vitrinen. Diese wurden extra für die Villa Merländer angefertigt und sollen an die von Heinrich Campendonk be-malten Möbel aus dem häuslichen Arbeitszimmer Richard Merländers erinnern. Sie haben neben dem ästhetischen Anspruch eine höchst praktische Funktion, ermöglichen sie doch das Zeigen von Exponaten, die wegen ihrer Empfindlichkeit vor Licht geschützt werden müssen.Probevisiten mit Schulgruppen ver-schiedener Altersstufen ergaben, dass die Ausstellung von ihnen gut angenommen wird. Schülerinnen und Schüler empfehlen Freundin-nen und Freunden den Besuch der Villa Merländer, wenn sie sich mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen wollen.

Villa Meerländer / Dr. Ingrid Schupetta

MUSEUMwww.villa-merlaender.de

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36 rheinblick weitere Museumsportraits

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MKM Museum Küppersmühle für

Moderne Kunst, Duisburg

Neue Räume mit Werken von Anselm Kiefer und Peter Brüning

Das MKM Museum Küppersmühle eröffnete zwei neue Räume mit Arbeiten von Anselm Kiefer und Peter Brüning aus der Sammlung Ströher.Neben den Bildern gehören Bücher für den in Frankreich lebenden Künstler Anselm Kiefer zu den ele-mentarsten Ausdrucksmöglichkei-ten seines Wirkens – Bücher aus Blei, Lehm, Pflanzen und Fotogra-fien, gewidmet den unterschiedli-chen Figuren und Ereignissen der Geschichte. Zwei solcher Bücher und zwei Gemälde sind nun in dem von MKM-Direktor Walter Smerling neu gestalteten Raum im MKM zu sehen, zusammen mit den Gemälden „Die goldene Bul-le“ (1985) und „Johannisnacht“ (1981). Die neuen Werke ersetzen die Arbeiten „Die Treppe“ (1982) und „Dem unbekannten Maler“ (1983), die als Leihgaben auf län-gere Ausstellungstournee gehen, zunächst an die Royal Academy of Arts, London, und später ins Centre Pompidou, Paris. Dominierende Aspekte von Peter Brünings Arbeit hingegen sind Raum und Landschaft, denen er in höchst unterschiedlicher Weise nachgeht. Das MKM präsentiert fünf seiner zu Beginn der 1960er Jahre entstandenen Werke. Es handelt sich um gestisch-abstrak-te, informelle Bildkompositionen und solche in Form einer karto-grafischen Zeichensprache, die scheinbar praktische Hinweise geben, sich in der Landschaft zu-rechtzufinden, dies letztlich aber doch nicht einlösen. In einem seiner Interviews sagte Brüning: „Die ganze Entwicklung meiner Arbeit ist hauptsächlich durch das Problem der Raumauffassung in der Malerei bestimmt.“ Der neue Raum im MKM ist hierfür ein

schönes Beispiel mit intensiver Wirkung.MKM Museum Küppersmühle / tm

MUSEUMwww.museum-kueppersmuehle.de

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37rheinblickweitere Museumsportraits

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Sonderausstellungen

„himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und MaasKulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein präsentiert neues Themenjahr

Dr. Britta Spies

Mit der Eröffnung „Bös teutsch, bös evan-gelisch“ im Städtischen Museum Schloss Rheydt am 2. November 2014 startete das Kulturgeschichtliche Museumsnetzwerk Niederrhein nach „Familiengeschichte(n)“ (2012/2013) sowie „Alt Bier und nieder-rheinisch-limburgische ALTernativen“(2013/2014) sein nunmehr drittes The-menjahr unter dem Motto „himmelwärts“. Bis zum Frühjahr 2016 nehmen rund 50 deutsche und niederländische Museen und Kultureinrichtungen in zahlreichen Ausstel-lungen und Begleitveranstaltungen das religiöse Leben an Rhein und Maas in den Blick (Laufzeit 2. November 2014 bis März 2016) (Bild 1).

Bild 1: In der höchsten Lounge Deutschlands, im Düsseldorfer Rhein-turm auf 168 Meter Höhe mit Aussicht auf den Niederrhein, präsentierten die Mitwirkenden des Kulturgeschichtlichen Museumsnetzwerks bei der Pressekonferenz am 22. Oktober 2014 das neue Themenjahr.(© Kulturraum Nie-derrhein, Fotografin: Martina Hellmich)

Die Ansätze sind dabei so unterschied-lich wie die beteiligten Häuser. Der rote Faden, der die verschiedenen Präsenta-tionen durchzieht, ist einfach, aber doch überraschend: Die Annahme, der Nieder-rhein mit all seinen Kirchen, Klöstern und Wallfahrtsorten sei grundkatholisch, ist falsch! Im Gegenteil: Der Blick in die Ver-gangenheit, aber auch auf die Gegenwart zeigt, dass die Menschen im Land zwischen Rhein und Maas seit dem 17. Jahrhundert ein multireligiöses und gleichsam multi-kulturelles Miteinander leben. Katholiken, Protestanten, freikirchliche Gemeinschaf-ten, jüdische Gemeinden, inzwischen auch Muslime, Hindus und Buddhisten – die

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rheinform 01/2015 Dr. Britta Spies | „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas | Seite 38 bis 40

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Region zwischen Rhein und Maas ist ein Schmelztiegel der Religionen. Dies hat den Niederrhein geprägt und hat ihn in Bewe-gung gehalten. Die Zuwanderer brachten nicht nur ihre Weltanschauungen, sondern auch ihre Fähigkeiten mit. Ihr technisches und handwerkliches Know-how bildete häufig den Motor für Fortschritt, Kultur und Bildung. Vielfalt wurde zum Mehrwert und Toleranz zum Zauberwort für die wirt-schaftliche Prosperität so mancher Stadt in dieser Region.

Leitthema Toleranz

Mit Fragen der religiösen Toleranz beschäf-tigen sich etwa die Ausstellungen im Muse-um Burg Linn in Krefeld oder das Museum der Niederrheinischen Seele in Grevenbro-ich. Das Royal Air Force Museum fragt, wie sich auf dem ehemaligen Militärstützpunkt in Weeze die verschiedenen Religionsgrup-pen miteinander arrangiert haben. Das Grafschafter Museum im Moerser Schloss lotet dagegen in einer Ausstellung zur He-xenverfolgung die Grenzen der Toleranz in Glaubensfragen aus.

Andere Häuser stellen die Geschichte einer Religionsgemeinschaft in den Mit-telpunkt: So spürt das Museum Schloss Rheydt den Geschehnissen der Reformation am Niederrhein nach, das Haus der Seiden-kultur in Krefeld fragt nach dem Einfluss der Mennoniten, das Preußen-Museum We-sel nach dem Leben der Hugenotten, und das Humberghaus in Hamminkeln-Dingden rekonstruiert das Leben einer deutschen Familie jüdischen Glaubens über mehrere Generationen hinweg. Ausstellungen zu den Spuren jüdischen Lebens am Niederrhein präsentieren auch die ehemalige Synagoge Issum, das Koenraad Bosman Museum in Rees, das Trefcentrum Edith Stein in Echt und das Museum de Locht in Melderslo.

Das Kultur- und Stadthistorische Muse-um Duisburg öffnet den Blick über die Re-gion hinaus und zeigt in seiner Ausstellung auf, wie sehr die Entwicklung in Europa zur Zeit der Renaissance durch das Wissen isla-mischer Wissenschaftler befördert worden ist und wie diese Erkenntnisse das Leben bis heute beeinflussen. Und das Clemens Sels Museum Neuss blickt auf eine weit-aus frühere Epoche zurück und beschäftigt sich mit prähistorischen Religionen am Niederrhein.

Religion im Alltag

Viele Häuser zeigen auf, wie sehr Religion und Glaube noch vor wenigen Generatio-nen das Alltagsleben der Menschen geprägt haben. Dabei geht es um religiöse Feste (Heimatmuseum Kamps Pitter, Willich-Schiefbahn; Niederrheinisches Freilichtmu-seum, Grefrath), Glaubensrituale (Museum Katharinenhof Kranenburg), Textilien und Paramente (Flachsmuseum, Wegberg; Textilmuseum Die Scheune, Nettetal; Deut-sches Textilmuseum Krefeld), besondere Festtagsspeisen (Ortsgeschichtliches Muse-um Neukirchen-Vluyn), Heiligenbilder und Andachtsgrafiken (Feld-Haus – Museum für populäre Druckgrafik, Neuss; Museum de Kantfabriek, Horst), Wallfahrten und Heiligenverehrung (Städtisches Kramer-Museum, Kempen; „Viersener Salon“ in der Villa Marx; Museum het Domein, Sittard; Missiemuseum Steyl) oder den Zusam-menschluss zu religiösen Bruderschaften (Rheinisches Schützenmuseum Neuss; Museum van de Vrouw, Echt). Auch die größten Zeugnisse religiösen Lebens, die Kirchenbauten, werden in Ausstellungen (Museum Kulturbahnhof Korschenbroich; Limburgs Museum, Venlo) vorgestellt oder im Rahmen von Exkursionen (Duisburg; Nettetal-Hinsbeck; Sittard) besucht. Das Museum Tuppenhof in Kaarst beleuchtet die gesamte Vielfalt dieser Glaubensäuße-rungen „zwischen Kirche und Herrgotts-winkel“. Und im StiftsMuseum Xanten sollen „fromme Sachen“ von Privatleuten zu einem Musée Sentimental des Glaubens zusammenwachsen.

Einen weiteren Schwerpunkt der neuen Ausstellungsreihe des Museumsnetzwerks bilden Präsentationen, bei denen es um die Auseinandersetzung von Künstlern mit religiösen Inhalten geht. Dabei gibt es ne-ben Werkschauen von einzelnen Künstlern, etwa Rembrandt van Rijn (Gemeentemuse-um Weert), Otto Pankok (Pankok Museum, Hünxe), Ferdinand Langenberg (Arnold-Janssen-Haus, Goch), Alfred Grimm (Klos-ter Kamp) oder Hugo Kaagman (Museum Vaals) auch Ausstellungen, bei denen sich die Werke verschiedener Künstler und Epo-chen gegenüber stehen und so in einen kraftvollen Dialog gestellt werden (Tage der Kunst, Schwalmtal; Städtische Galerie im Park, Viersen). Das Museum Kloster Kamp und das Kreismuseum Zons planen zudem Workshops, bei denen sich Jugendliche dem

rheinform 01/2015Dr. Britta Spies | „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas

39rheingehenSonderausstellungen

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Thema religiöse Kleidung bzw. das Kreuz als Glaubenszeichen künstlerisch nähern.

Literaturprogramm

Parallel zu den Ausstellungen findet erst-mals das Literatur- und Lesefestival „HORI-ZONTE“ statt, bei dem Fragen nach Religi-on, Glaube und Konfession in den Kontext zeitgenössischer, überregionaler Literatur gestellt werden. Hierfür konnten zahlrei-che renommierte Autorinnen und Autoren gewonnen werden, darunter Randi Crott, Mirjam Pressler und Tilman Rörig.

Einen Überblick über das gesamte Aus-stellungsprogramm mit Begleitveranstal-tungen, Exkursionsangeboten sowie Hin-tergrundinformationen und zusätzlichen Entdeckertipps bietet das kostenfrei erhält-liche Magazin „himmelwärts – hemelwaar-ts“. Das Magazin kann auch im Internet (www.niederrhein-museen.de) abgerufen werden (Bild 2).

Bild 2: Alle Informati-onen zum Themenjahr und zu den Ausstellun-gen sind im umfangrei-chen und kostenfreien Begleitmagazin zusam-mengestellt.(© Kulturraum Nieder-rhein)

Das Themenjahr „himmelwärts“ ist ein Beitrag der kulturgeschichtlichen Muse-en, Vereine und Archive zur „Kulturellen Biografie Rhein-Maas“. Die Mitwirkenden danken der Regionalen Kulturpolitik des Landes NRW, der Provincie Limburg sowie dem Landschaftsverband Rheinland für die Förderung des Gesamtvorhabens.

INFORMATION

Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein c/o Kulturraum Niederrhein

Thomasstraße 20 47906 Kempen

Tel.: 02152 8098802Mail: [email protected]: www.niederrhein-museen.de

rheinform 01/2015 Dr. Britta Spies | „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas

40 rheingehen Sonderausstellungen

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Sonderausstellungen

„Ist das möglich?“ Eine Experimentierausstell-ung für Kinder, Jugendliche und FamilienLVR-Industriemuseum Oberhausen, 25. Januar bis 8. November 2015

Nicole Scheda

Im April 2014 eröffnete das LVR-Industrie-museum im Kraftwerk Ermen & Engels, dem Engelskirchener Schauplatz des Lan-desmuseums für Industrie- und Sozialge-schichte, die Sonderausstellung „Ist das möglich?“ (Bild 1 und 2). Sie ist als Expe-rimentierausstellung mit den klar definier-ten Zielgruppen Kinder, Jugendliche und Familie konzipiert. Die Ausstellung ist eine Wanderausstellung und tourt in den nächs-ten Jahren durch die Schauplätze des LVR-Industriemuseums. Vom 25. Januar bis zum 8. November 2015 ist sie in Oberhau-sen zu sehen, die nächste Station ist Solingen.

Bild 1: Für die Ausstellung wurde ein eigenes Logo entwickelt.

(Grafik: mgp, Hamburg)

Bild 2: Blick in die Ausstellung „Ist das möglich?“ (© LVR-Industriemuse-um, Fotografin: Sabine Schachtner)

Ideen und Ziele von „Ist das möglich?“

„Ist das möglich?“ ist als museumspädago-gische Ausstellung konzipiert. Der Aus-gangspunkt der Ausstellung ist kein

spezielles Thema und keine besondere Sammlung. Vielmehr stand am Anfang der Ausstellung „nur“ die Idee, eine Ausstel-lung für Schülerinnen und Schüler der wei-terführenden Schulen zu machen. Daraus folgerte, sie musste interaktiv sein und einen Inhalt haben, der neben den Schülern auch die Lehrerinnen und Lehrer – diejeni-gen, die einen Ausstellungsbesuch organi-sieren – ansprechen würde. Das Projekt-team unter Leitung der Autorin entschied sich, eine MINT-Ausstellung (MINT: Mathe-matik, Naturwissenschaften, Ingenieurwis-senschaften, Technik) zu machen, mit vielen Experimenten, zielgruppenorientiert und lehrerfreundlich. Das Thema der Ausstellung sollten Eigen schaften von

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rheinform 01/2015Nicole Scheda | „Ist das möglich?“ | Seite 41 bis 43

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industriellen Materialien sein, da wir so die einzelnen Schauplätze des LVR-Industrie-museums inhaltlich miteinander verbinden konnten. Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren sollten in „Ist das möglich?“ untersuchen können, welchen Anforderungen Wolle und Baumwolle, Stahl und Papier im industriellen Fertigungspro-zess ausgesetzt sind. Die Experimente sollen viel Spaß machen und alltagsrele-vant sein. Außerdem war uns wichtig, dass wir keine reine "Phänomenta" machen. Wir wollten Experimente haben, die speziell für unsere Ausstellung erdacht wurden und „unsere“ industriellen Materialien testeten (Bild 3).

Mit dem Hamburger Ausstellungsbüro missal, gies & partner (mgp) fanden wir Gestalter, mit denen wir sehr gut unsere Ideen umsetzen konnten. Wir entwickel-ten gemeinsam das Ausstellungskonzept und mgp ließ die Ausstellung in Hamburg

„schlüsselfertig“ bauen. Entstanden ist eine Wanderausstellung, die so flexibel aufstellbar ist, dass sie in alle Sonderaus-stellungsräume des LVR-Industriemuseums passt. Sie füllte in Engelskirchen 400 m² und muss später in Bergisch Gladbach auf 180 m² angepasst werden.

„Ist das möglich?“ besteht im Wesentli-chen aus acht Experimentierstationen und einem ganz besonderem Abschlussmodul. An jeder Station können vier Schülerinnen und Schüler gleichzeitig experimentieren. Bei dem Besuch einer Schulklasse werden die Schüler in acht Gruppen eingeteilt, die dann nacheinander von Station zu Station wandern und so alle Experimente

ausprobieren können. Bei der Planung der Ausstellung war es wichtig, genau dies zu bedenken. Es musste gewährleistet sein, dass circa 30 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig auf einer ziemlich kleinen Flä-che experimentieren können, sich nicht

Bild 3: Das Fallham-mer-Experiment wurde von den Werkstätten des LVR-Industrie-museums geplant und gebaut. Unter dem Fallhammer werden Bleche, Papiere und ein textiles Gewebe getes-tet. Die Besucherinnen und Besucher können herausfinden, ob eine Pfeilspitze eher eine moderne Polizeiweste, eine mittelalterliche Ritterrüstung oder eine chinesische Papierrüs-tung durchschlagen würde.(© LVR-Industriemuse-um, Fotograf: Jürgen Hoffmann)

rheinform 01/2015 Nicole Scheda | „Ist das möglich?“

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gegenseitig behindern und alle alles testen können. Dieses Konzept unterscheidet sich maßgeblich von anderen Ausstellungskon-zepten, die im Wesentlichen für Einzelbesu-cher gemacht sind. Aspekte wie Lautstärke, Laufwege für Gruppen, Bewegungsfreiheit, Lesbarkeit von Texten für viele gleichzei-tig, ausreichende Handlungsmöglichkeiten für Vierergruppen und selbstverständlich alterskompatible Experimente wurden bei der Planung bedacht.

Das besondere Highlight der Ausstellung ist das Abschlussmodul. Hier spielen die Besucher in einem Bereich, das einem Fernsehstudio nachempfunden ist, das „Ist das möglich?“-Quiz. Hier geht es um Spaß und Spiel. Und darum, die Kinder und Ju-gendlichen mit Hinblick auf das abschlie-ßende Quiz zu motivieren, sich mit den Themen der Ausstellung möglichst intensiv auseinander zu setzen (Bild 4).

Bild 4: Der Abschluss und das Highlight der Ausstellung ist das „Ist das möglich?“-Quiz. Es ist wie im Fernsehen inszeniert, mit allem Drum und Dran: Show-master, Kandidaten und Buzzer.(© LVR-Industriemuse-um, Fotograf: Jürgen Hoffmann)

Erfolgreiches Konzept

Nach dem Ende der Ausstellung in Engels-kirchen im Oktober 2014 zeigte sich, dass das Konzept aufgeht. Das Quiz ist ein Ren-ner. Viele Familien mit Kindern besuchen die Ausstellung, die mit ihren zahlreichen interaktiven Elementen einen hohen Frei-zeitwert hat und zur Kommunikation zwi-schen den Familienmitgliedern anregt. Vor allem aber kommen etliche Schulklassen zu „Ist das möglich?“. Die Schülerinnen und Schüler experimentieren mit viel Interesse in der Ausstellung, und die Lehrerinnen und Lehrer sind mit den Inhalten und dem didaktischen Konzept der Ausstellung sehr zufrieden. Zumal das LVR-Industriemu-seum den Lehrkräften einen besonderen Service bietet: Der Lehrstuhl Technologie und Didaktik der Technik an der Univer-sität Duisburg-Essen hat für verschiede-ne Fächer der weiterführenden Schulen Unterrichtsentwürfe erstellt, die „Ist das möglich?“ mit dem Lehrplan verbinden. Diese Entwürfe stehen auf der Homepage des LVR-Industriemuseums zum Download bereit. Erfreulicherweise haben wir mit der MINT-Ausstellung vor allem auch die MINT-Lehrer erreicht und damit für das Museum eine neue Lehrerzielgruppe erschlossen.

Obwohl wir die Ausstellung insbeson-dere für Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen entwickelten, besuchten in Engelskirchen auch viele Grundschulklassen „Ist das möglich?“. Da

sich die Ausstellung aufgrund der hohen Handlungsorientierung auch für jüngere Schülerinnen und Schüler eignet, ist der hohe Grundschulanteil nicht erstaunlich. Dieser Entwicklung wurde für die folgende Eröffnung im Januar 2015 in Oberhausen Rechnung getragen. Ein spezieller Rund-gang für Grundschulen wurde entwickelt, das Quiz wurde durch einen Grundschulteil erweitert, und es gibt nun auch Material für Grundschullehrerinnen und -lehrer zum Download. Mit diesen Erweiterungen wollten wir unserem Anspruch, eine ange-messene und durchdachte Ausstellung für Schulen zu machen, gerecht werden.

Für das Team des Museums ist die Wanderausstellung „Ist das möglich?“ bisher ganz erfolgreich. Ob auch die Lehr-kräfte und die Schülerschaft die Ausstellung so positiv beurteilen, wird im Frühjahr 2015 von der Universität Duisburg-Essen evaluiert. Die Ergebnisse der Evaluation sind für das LVR-Industriemuseum nicht nur als B ewertung der geleisteten Arbeit interessant, sondern auch in Hinblick auf die weitere Wanderschaft der Ausstellung wichtig, um etwaige Verbesserungen vor-nehmen zu können.

PROJEKT-INFO

LVR-Industriemuseum Solingen

Gesenkschmiede Hendrichs Projektleitung: Nicole Scheda Merscheider Straße 289-297 42699 Solingen

Tel.: 0212 232410Mail: [email protected]: www.industriemuseum.lvr.de

rheinform 01/2015Nicole Scheda | „Ist das möglich?“

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Jubiläen

Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische ZeitreiseJubiläumsausstellung der Sammlung Geldgeschichte der Kreissparkasse Köln – 60 Jahre „Das Fenster“Norbert Mersch M.A.

Im Jahr 2014 feierte die Sammlung Geld-geschichte der Kreissparkasse Köln das 60-jährige Bestehen ihrer Ausstellungs-reihe „Das Fenster“. Anlässlich dieses Ju-biläums wurde eine Schau konzipiert, die einen der wichtigsten Schwerpunkte der Sammlung, die Kölner Stadtgeschichte, in den Fokus rückt.

Die Anfänge der Sammlung reichen bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück, als man auf dem Gelände der Kreissparkasse Köln bei Bauarbeiten rö-mische Spardosen entdeckte. Es entstand eine kleine Schausammlung von Münzen, Medaillen und Spardosen. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Rahmen der Neueröffnung der Kassenhalle zeigte die Kreissparkasse eine geldgeschichtliche Ausstellung, die ein unerwartet großes Echo fand. Dieser Erfolg führte dazu, dass sich die Kreissparkasse Köln entschloss, eine eigene Sammlung aufzubauen.

Von Beginn an richtete sich das Augen-merk nicht nur auf Münzen und Geldschei-ne, sondern auf die Geldgeschichte im wei-teren Sinne. Zu den Schwerpunkten zählen unter anderem traditionelle Zahlungsmittel, Spardosen von der Antike bis heute, Münz-waagen, Geldbeutel, Münzen und Medaillen sowie auch Münzfälschungen. Mittlerweile gehört die Sammlung Geldgeschichte zu ei-ner der größten Sammlungen bundesweit.

Die erste Ausstellung der Sammlung wurde im September 1954 in der Kassen-halle der Regional-Filiale Neumarkt eröff-net. Dafür wurde ein eigenes „Schaufens-ter“ im Foyer der Kassenhalle eingerichtet, von der die Ausstellungsreihe ihren Namen erhielt – „Das Fenster in der Halle“. Im

Laufe der Jahrzehnte änderte sich sowohl der Standort als auch die Fläche des Aus-stellungsbereiches. Mittlerweile werden die Sonderausstellungen in acht großen Wand-vitrinen in der Kassenhalle präsentiert. Der Name der Reihe ist auch mit der aktuellen 176. Ausstellung der Gleiche geblieben – „Das Fenster“.

In der aktuellen Schau bieten mehr als 200 Exponate aus der Sammlung Geld-geschichte der Kreissparkasse Köln einen facettenreichen Überblick über die fast 2.000-jährige Geschichte Kölns. Somit zeigt die Präsentation seit langem wieder eine Übersicht der Münz- und Geldge-schichte der Stadt.

Die Ausstellung ist als Zeitreise von den Anfängen der Stadt in römischer Zeit bis heute konzipiert. In insgesamt elf Themen-schwerpunkten wird die Geschichte Kölns anhand der Zahlungsmittel der jeweiligen Zeit bilderreich thematisiert.

Die Reise beginnt mit der ubischen Sied-lung, die in der Regierungszeit des Kaisers Augustus auf dem Gebiet des heutigen Kölns entstand, und führt bis in die mo-derne Stadt des 20. Jahrhunderts.

Die ersten numismatischen Hinweise auf Köln reichen bis in die römische Antike zurück. Der erste römische Kaiser, Augus-tus, siedelte gezielt befreundete germani-sche Stämme am Niederrhein an. Zu diesen Neusiedlern gehörten auch die Ubier, die vermutlich um 19 v. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Kölns eine dau-erhafte Siedlung errichteten. Dort wurde in den darauf folgenden Jahren ein römi-scher Kaiserkultaltar, die Ara Ubiorum (Altar der Ubier) errichtet, der der

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rheinform 01/2015 Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise | Seite 44 bis 48

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Siedlung auch ihren Namen gab: Ara Ubi-orum. Münzen aus der Stadt Lugdunum (das heutige Lyon, Frankreich), wo sich ebenfalls ein Kaiserkultaltar befand, bil-den diesen Kultbezirk ab. Da dieser Altar dem im antiken Köln im Aussehen glich, ist nachvollziehbar, wie die Ara Ubiorum ausgesehen haben könnte (Bild 1).

Im Jahr 50 n. Chr. erhielt das antike Köln den Status einer römischen Stadt. Die Gattin des Kaisers Claudius, Agrippina die Jüngere, war im Jahr 15 n. Chr. in Köln geboren worden. Claudius verlieh der Siedlung auf Initiative der Agrippina den Status einer Colonia. Diese trug nun den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensi-um (CCAA).

Bild 1: Augustus, 27 v. Chr.–14 n. Chr., Dupondius, Lugdunum, 9–12 n. Chr. Vorderseite: Büste des Augustus mit Lorbeerkranz nach rechts. Rückseite: Der Kaiserkultaltar von Lugdunum. Deutlich zu erkennen sind die Treppen, die zum eigentlichen Altar führen, und die geschmückten Säulen auf beiden Seiten des Heiligtums.

(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)

Der Name der Stadt zeigt den großen Einfluss Agrippinas auf Claudius. Zwar trägt der Stadtname sowohl den Namen des Claudius als auch den der Agrippina in sich, allerdings war noch nie vorher in der römischen Geschichte eine Kolonie nach einer Frau benannt worden. Die Be-wohner wurden in der Folgezeit als „Ag-rippinenses“ bezeichnet. Der Einfluss Agrippinas auf Claudius lässt sich auch in der Münzprägung nachweisen. Agrippina wurde als erste lebende Kaiserin auf Mün-zen abgebildet, ebenso wie ihr leiblicher Sohn Nero, der nach der Ermordung des Claudius dessen Nachfolge antrat (Bild 2).

Im Zusammenhang mit den militä-rischen Konflikten des 3. Jahrhunderts

Bild 2: Claudius, 41–54 n. Chr., Aureus, Rom, 50/54 n. Chr. Vorderseite: Büste der Agrippina nach rechts. Rückseite: Büste des jungen Nero nach links.

(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)

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45rheinfeiernJubiläen

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richtete der Kaiser Gallienus zur Besoldung seiner Truppen spätestens Mitte 257 n. Chr. in Köln eine offizielle Münzstätte ein, die auch in der Zeit des Gallischen Sonderrei-ches (260–274 n. Chr.) ihre Tätigkeit nicht einstellte. Prägungen des Kaisers Postumus (260–269 n. Chr.) nennen zum ersten Mal den Namen der Stadt. Die Münzstätte in Köln bestand vermutlich bis zum Ende des Gallischen Sonderreiches im Jahr 274 n. Chr. weiter.

Im frühen 4. Jahrhundert ließ Kaiser Constantin I. (306–337 n. Chr.) nach einem erfolgreichen Feldzug gegen die rechtsrhei-nischen Germanen die erste feste Brücke in Köln über den Rhein bauen. In dieser Zeit, genauer im Jahr 313, findet der erste Bischof Kölns, Maternus, Erwähnung. Auch die nachfolgenden Jahrzehnte waren durch Einfälle der Franken in das linksrheinische Gebiet geprägt. Schließlich setzten sie sich am Niederrhein fest und nahmen um 460 n. Chr. die römische Stadt Köln, die fast 50 Jahre lang wie eine Insel im fränki-schen Gebiet gelegen hatte, ein.

Die nächste Station der Reise beschäf-tigt sich mit der Epoche des frühen Mit-telalters. Die Münzprägung im fränkischen Köln setze erst wieder im 6. Jahrhundert ein. Goldmünzen aus dieser Zeit nennen den Namen der Stadt, Colonia. Auf Grund von Goldknappheit ging man im Laufe des 7. Jahrhunderts dazu über, silberne Denare anstelle der Goldmünzen zu prägen. Die Eroberung Sachsens durch Karl den Gro-ßen im 8. Jahrhundert hatte weitreichende

Konsequenzen für Köln. Weite Gebiete im eroberten Sachsen, die im Zuge der Chris-tianisierung zu Bistümern erhoben wurden, unterstellte man Anfang des 9. Jahrhun-derts Köln. Die vormalige Grenzstadt wurde so zum Erzbistum und zu einer christlichen Metropole. Seit dieser Zeit durfte die Stadt als vierte christliche Metropole, neben Jerusalem, Byzanz und Rom, den Zusatz Sancta – heilig – im Stadtnamen führen.

Ein neuer Münztypus, der zu Beginn des 10. Jahrhunderts entstand, greift diesen Namen auf. Die sogenannten Sancta Colo-nia Pfennige zeigen auf ihrer Rückseite jeweils den Namen der Stadt in drei Zeilen angeordnet: S – COLONIA – A (Sancta Co-lonia Agrippina). In dieser Zeit entwickelte sich die Kölner Münzstätte zur bedeutends-ten Münzstätte des Reiches. Das belegen auch mittelalterliche Schatzfunde in Skan-dinavien und Westrussland, die zum großen Teil aus Kölner Pfennigen des 10. bis 12. Jahrhunderts bestehen und somit die Be-deutung Kölns und seiner Münzen im inter-nationalen Handel zeigen (Bild 3).

Bild 3: Ludwig das Kind, 900–911, Pfennig, Köln. Vorderseite: Name des Königs um Kreuz im Perlkreis. Rückseite: S / COLONIA / A (Sancta Colonia Agrippina) in drei Zeilen. Die ersten Pfennige des „Sancta Colonia“-Typus.

(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)

Der nächste Schwerpunkt der Präsen-tation beschäftigt sich mit der Geschichte des Kölner Erzbistums. Schon zur Zeit des Erzbischofs Bruno (953–968) nahmen die Erzbischöfe Einfluss auf die Münzprägung. Unter Erzbischof Pilgrim (1021–1036) er-hielten die Kölner Erzbischöfe das Recht, eigene Münzen zu prägen. Die Übertragung des königlichen Privilegs auf die Kölner Erzbischöfe bekräftigte die politische, aber auch die wirtschaftliche Bedeutung Kölns

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im Heiligen Römischen Reich. Nach der Schlacht von Worringen im Jahr 1288, die zur Unabhängigkeit Kölns vom Erzbischof führte, wurde die Münzstätte in Köln ge-schlossen. Die erzbischöflichen Münzen galten aber weiterhin in der Stadt. Die Kurrheinischen Münzverträge vom 14. bis zum 16. Jahrhundert schufen eine wäh-rungspolitische Einheit des Rheinlandes, die maßgeblich auf die Münzpolitik der Kölner Erzbischöfe zurückging.

Die nächste Station der Schau ist der Geschichte der freien Reichsstadt Köln ge-widmet, die vom Jahr 1474 bis zum Ein-marsch der Franzosen im Jahr 1794 eigene Münzen prägen durfte. Mit ihren Münzen demonstrierte die Stadt auch ihr Selbstbe-wusstsein, galt Köln doch in dieser Zeit mit über 40.000 Einwohnern als größte Stadt im Reich. Die Münzen nennen als Präge-herrn die Stadt Köln, Urbs Colonia bzw. Civitas Colonia und zeigen das Stadtwap-pen mit den Kronen der Heiligen Drei Kö-nige (Bild 4).

Bild 4: Köln Groschen um 1474/75. Vorderseite: Stadtwappen im Dreipaß. In Umschrift: Caspar-Melchior-Balthasar. Rückseite: Kreuz in doppelter Umschrift mit rhombischer Vierung. In Umschrift außen: Grossus Civitatis Coloni (Groschen der Stadt Köln). Eine der ersten Prägungen der Stadt.

(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)

Im Jahr 2014 beging die Stadt Köln das 850-jährige Jubiläum der Überführung der Gebeine der Heiligen Drei Könige. Die Geschichte der Verehrung der Heiligen präsentiert die Schau in einem eigenen Schwerpunkt. Im Jahre 1164 erhielt der Kölner Erzbischof und Kanzler des Rei-ches, Rainald von Dassel (1159–1167), von Kaiser Friedrich Barbarossa für treue Kriegsdienste gegen die Stadt Mailand die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Die Reliquien, die zuvor in Mailand aufbewahrt

worden waren, überführte man in den Köl-ner Dom. Köln gehörte nun mit Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela und Aachen zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten der Christenheit, ein auch wirtschaftlich nicht unerheblicher Faktor.

Der damit unmittelbar verbundene Bau des Kölner Doms wird in einem eigenen Bereich von der Grundsteinlegung bis zur endgültigen Fertigstellung durch die Aus-stellungsstücke dargestellt. Daneben zeigt die Präsentation moderne Domansichten und rundet so die Geschichte dieses be-rühmten Bauwerkes einprägsam ab (Bild 5).

In zwei eigenen Bereichen wird die Ge-schichte des modernen Kölns von 1815 bis heute thematisiert. Die Stadt kam im Rah-men der Beschlüsse des Wiener Kongresses im Jahr 1815 zu Preußen. Die zahlreichen,

Bild 5: Notgeldschein, 100 Billionen Mark, 01.11.1923. Rückseite: Stadtansicht Kölns aus dem 16. Jhd. Der Baukran auf dem Dom ist in der Bildmitte zu sehen.(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschich-te)

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in der Folgezeit entstandenen Medaillen zeigen anschaulich die Veränderungen im Stadtbild dieser Jahre (Bild 6).

Bild 6: Köln, Medaille, 1921, Bronze, anlässlich der Ausrufung der Deutschen Republik auf dem Neumarkt am 09.11.1918. Vorderseite: Der Kölsche Boor mit Stadtschild und Lanze vor der Stadtansicht mit Dom und Groß St. Martin. In Umschrift: Halt fass am Rich do kölsche Boor mag es falle söss or soor. Rückseite: Menschenmenge auf dem Neumarkt, im Hintergrund St. Aposteln und das alte Görreshaus, der Vorläufer des Kreissparkassengebäudes. Im Abschnitt Vater Rhein. In Umschrift: Ausrufung der Deutschen Republik auf dem Neuen Markt in Koeln 9. November 1918.

(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)

Das moderne Köln ist auch heute noch ein beliebtes Motiv auf Medaillen. An ihnen lassen sich nicht nur die Veränderungen im Stadtbild, sondern auch der Wandel in der Medaillenkunst ablesen.

Im 20. Jahrhundert angekommen, wirft die Schau nochmal einen Blick zurück auf die Stadtgeschichte. Deren Wiederauf-nahme in der Neuzeit lässt sich auch auf Münzen, Medaillen und Notgeldscheinen ablesen und ist gleichzeitig Beleg für das Bewusstsein der Kölner um die bedeuten-de Vergangenheit ihrer Stadt. Ein eigenes Kapitel zum Bereich des Kölner Brauchtums rundet die numismatische Zeitreise ab.

Im Fokus der Ausstellung steht aber nicht nur die Geschichte einer der ältesten Städte Deutschlands. Geld als Medium des Alltags war und ist immer mehr als nur rei-nes Zahlungsmittel. Die Münzen, Medaillen und Notgeldscheine geben Auskunft über Herrscher und ihre Symbole, Bilderwelten vergangener Epochen und religiöse Vor-stellungen. So vermitteln die gezeigten Exponate eindrucksvoll und anschaulich die Bildsprache und die Gedankenwelt ih-rer Zeit. An ihnen lässt sich nachvollziehen, wie sich die Präsentation der Stadt und ih-rer Symbole auf Münzen und Medaillen im Laufe der Jahrhunderte veränderte.

Die Schau zeigt die Exponate eingebet-tet in zeitgenössische Abbildungen und moderne Rekonstruktionen. Durch das Zusammenspiel von Exponaten und Bil-dern werden die einzelnen Schwerpunkte so nicht nur dem Fachpublikum, sondern auch allen interessierten Besucherinnen und Besuchern zugänglich gemacht. Im Rahmen der Ausstellung werden jeden 3. Mittwoch im Monat um 17 Uhr öffentliche Führungen angeboten.

MUSEUMS-INFO

Kreissparkasse Köln Sammlung Geldgeschichte

Neumarkt 18-24 50667 Köln

Tel.: 0221 227 2370Mail: [email protected]: www.geldgeschichte.de

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weitere Jubiläen

10 Jahre

Kölner Karnevalsmuseum

Die Anfänge liegen in der Antwer-pener Straße 55, als 1985 das erste Karnevalsmuseum des “Festkomi-tees Kölner Karneval von 1823“ im Belgischen Viertel von Köln offiziell eingeweiht wurde. Das war die Geburtsstunde einer in Deutsch-land einzigartigen Sammlung zum Thema Kölner Karneval, die fortan auch der Öffentlichkeit zugänglich war. Beherbergt in der Geschäfts-stelle des Festkomitees, erschloss sich den Besuchern die Sammlung in neun Ausstellungsräumen auf verschiedenen Etagen des Grün-derzeitgebäudes. In Schaukästen und Vitrinen präsentierte das junge Museum Orden, Text- und Bilddo-kumente, Druckgrafik und auch Kuriositäten aller Art zum kölschen Fastelovend.Die Ausweitung der Geschäftstä-tigkeiten des Festkomitees, neue Anforderungen und nicht zuletzt auch das Anwachsen der Muse-umssammlung im Verlauf der Jah-re machten einen Standortwechsel erforderlich. Bald war das neue Domizil am Maarweg gefunden.Im Februar 1999 erfolgte der Umzug nach Köln-Ehrenfeld. Von nun an vereinte der neue Stand-ort Geschäftsführung, Verwaltung, Zugleitung, Schneiderei und Klei-derkammer, Literarisches Komitee, Wagenbauhallen und das Kölner Karnevalsmuseum mit Eventhalle – den Raum für besondere Feste.Nach einer zügigen Umbauzeit und unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse ist ein modernes Museum entstanden, das das Erleben des Kulturguts Köl-ner Karneval in seiner Vielfalt für die Besucher in den Mittelpunkt stellt. Somit war der lang geheg-te Wunsch des Festkomitees, die

Kölner Museumslandschaft um ein neu konzipiertes Karnevalsmuseum zu bereichern, im Juni 2005 Wirk-lichkeit geworden.Tauchen Sie ein in die einzigartige Erlebniswelt des Kölner Karnevals von seinen Anfängen bis heute – von der Antike bis in die Neuzeit. Warum wird Karneval überhaupt gefeiert? Wieso gibt es in Köln ein Dreigestirn? Karneval, wie geht das eigentlich? Selbst wenn Sie auf diese Fragen die Antworten bereits kennen, erfahren Sie im Kölner Kar-nevalsmuseum mehr als nur Daten und Fakten. Hören Sie hinein in die Musikwelt des Kölner Karnevals. Seltene historische Dokumente, themenspezifische Inszenierungen, akustische und visuelle Medien ma-chen Ihren Museumsbesuch zu ei-nem unvergesslichen Erlebnis. Für Kölner und Nicht-Kölner, Jung und Alt – das ganze Jahr über.Neben der Dauerausstellung gibt es eine Präsenzbibliothek mit 2.500 Titeln und Schwerpunkt auf dem Kölner Karneval sowie ein Archiv. Sammeln, Bewahren, Dokumentie-ren und Erforschen des kulturellen Erbes gehören zu den Kernaufga-ben. Ob Büttenrede, Liederheft, Zeitung und Zeitschrift, Tonträger, Orden, Foto und Film, aktuell um-fasst die mannigfaltige Sammlung rund 100.000 Objekte.

Kölner Karnevalsmuseum / Claudia Teichner

MUSEUMwww.koelnerkarnevalsmuseum.de

20 Jahre

Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss

Im Jahr 2015 begeht das Kulturzen-trum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss sein 20-jähriges Jubiläum. Auf einem über 4 ha großen Gelän-de erleben die Besucher Eindrücke, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Kunst, Landwirtschaft und Wissenschaft.Hinter den Gebäuden der Hofan-lage wurden gemeinsam mit dem international bekannten Bildhauer Ulrich Rückriem, unterstützt von der Stiftung zur Kulturpflege und Kulturförderung der Sparkasse Neuss, zwei Hallen errichtet, in de-nen die Sammlung des Bildhauers dauerhaft ein neues Zuhause fand. Auch auf dem Außengelände sind seine Skulpturen zu sehen. Hier wird moderne Bildhauerkunst in einem eigens dafür geschaffenen Ambiente präsentiert.Im Landwirtschaftsmuseum wird der Getreideanbau der hiesigen Region dargestellt. Die Geräte, erst von Pferden später von Traktoren gezogen, zeigen die technische Ent-wicklung. Im Kulturzentrum ist das Archiv des Rheinischen Kaltblut-pferdes ebenso angesiedelt wie das Archiv der Firma Case-IH. Darüber hinaus unterstützen die Mitglieder des Fördervereins die Interessen des Landwirtschaftsmuseums. Ziel und Zweck des gemeinnützigen Vereins ist die Pflege und Doku-mentation des landwirtschaftlich geprägten Kulturguts der Region. Der Verein ist um den Erhalt sowie die Ergänzung der Museumssamm-lung bemüht. Wechselausstellun-gen und Veranstaltungen, wie das bekannte Blues-Festival, sowie die „Lernwelt Sinsteden“ und das museumspädagogische Programm des Kulturzentrums, runden das

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rheinform 01/2015weitere Jubiläen | Seite 49 bis 51

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Angebot ab.Der im Jahr 2004 eröffnete Wissen-schaftliche Geflügelhof des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter e.V. (BDRG) zeigt in weitläufigen Gehegen unterschiedliche Hühner- und Taubenrassen, deren Verhalten und Eigenheiten von einem inter-nationalen Wissenschaftlerteamerforscht werden. Ein Besuch im auf der Hofanlage befindlichen Café Stüffje mit selbstgebackenem Kuchen lohnt sich ebenfalls.

Kulturzentrum Sinsteden / Marion Kaiser

INFORMATIONwww.rhein-kreis-neuss.de/de/themen/kultur_freizeit/kulturzent-rum/kulturzentrum.html

25 Jahre

Papiermuseum Düren

2015 feiert das Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren das Jahr des Papiers. Anlass sind 625 Jahre deutsche Papierherstel-lung und das Jubiläum des Papier-museums Düren – eines der drei Papiermuseen Deutschlands, das 1990 gegründet wurde. Exponate zur Papierherstellung werden prä-sentiert, darüber hinaus kann die Technik des traditionellen Papier-schöpfens kennen gelernt werden.Im Jahr des Papiers zeigen wir die Ausstellung „Paper is part of the picture. Europäische Künstlerpa-piere von Albrecht Dürer bis Ger-hard Richter“, die vom 15. März bis zum 31. Mai 2015 läuft. Im Kontext des heutigen aktuellen Diskurses zur Materialität von Kunst wird die Ausstellung zeigen, welche Bedeutung Papier hat. Grund für die Ausstellung „Paper is part of the picture“ ist die internationale Expertentagung, die zeitgleich vom 18. bis 21. März 2015 in Düren zu diesem Thema stattfindet. Sie wird in Kooperation mit Herrn Professor Satzinger von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, mit Herrn Professor Nils Bütt-ner von der Staatlichen Akademie

der Bildenden Künste in Stuttgart und mit Wissenschaftlern der Mor-gan Library und des Metropolitan Museum New York veranstaltet.Am 17. Mai 2015 wird der 38. Internationale Museumstag unter dem Motto „MUSEUM. GESELL-SCHAFT. ZUKUNFT.“ gefeiert. Auch im Leopold-Hoesch-Museum & Pa-piermuseum Düren wird es dazu ein vielfältiges Programm geben, unter anderem mit dem Papierthe-ater Nürnberg.Die Ausstellung „Colour, Space & Paper“ vom 14. Juni bis 22. No-vember 2015 präsentiert Arbeiten von Volker Saul, Ulrich Rückriem, Hans Salentin und Martin Gerwers, die auch die raumgreifende Dreidi-mensionalität von Papier belegen.Der international bekannte Papier-machermarkt findet am 12. und 13. September 2015 zum 8. Mal statt. Besucher erhalten einen spannen-den Einblick in die verschiedensten Techniken der Papiergestaltung und dürfen Papierkünstlern über die Schulter schauen.

Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren /

Dr. Renate Goldmann

MUSEUMwww.leopoldhoeschmuseum.de

30 Jahre

SchifffahrtMuseum Düsseldorf im Schlossturm

Die Sammlung zur Binnenschiff-fahrt wurde mit großer privater Initiative um 1930 gegründet. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage konnte zum Düsseldorfer Ha-fentag 1936 die erste Ausstellung präsentiert und im folgenden Jahr die Eröffnung der Dauerausstellung im Grünen Gewölbe der heutigen Tonhalle gefeiert werden. Die kriegsbedingte Magazinierung blieb mangels Raum für die Sammlung auch in den folgenden Jahrzehnten bestehen. Erst im Zuge der Diskus-sion um die Nutzung des Schlos-sturmes sollte sich der Wunsch des Freundeskreises nach einem

repräsentativen Museumsgebäude in Rheinnähe erfüllen. Einer pri-vaten Initiative war die Grundsi-cherung der Bausubstanz aus dem Jahr 1551 nach den Brandschäden des Zweiten Weltkrieges zu ver-danken. Für die museale Nutzung musste der Turm allerdings erst umfangreich saniert werden. An-fang der 1980er Jahre wurde hier-für die enorme Spendensumme von über 2 Millionen Mark gesammelt, so dass am 14.01.1984 das Schiff-fahrtMuseum im Schlossturm eröff-net werden konnte. Im Jahr 1994 war in Zeiten knapper städtischer Mittel wieder privates Engagement gefragt. Der Freundeskreis über-nahm rund zehn Jahre den Betrieb des Hauses. Zeitgleich warb er um Mittel für eine Neugestaltung. Mit pfiffigen Ideen wurden 1,4 von 2,2 Millionen Mark Gesamtkosten beigesteuert. Nach der Eröffnung 2001 bis 2013 verdreifachten sich die Besucherzahlen. Dies hinter-ließ Spuren an der Ausstattung, so dass wieder eine Neugestaltung diskutiert wurde. Die gewünschte Raumerweiterung gab den Anlass, das unterste Kellergewölbe in die Planungen einzubeziehen. Der Unterstützung des LVR ist es zu verdanken, dass auch dieser Raum zukünftig für die Öffentlichkeit zu-gänglich sein wird.Individuelle Lösungen waren nicht nur hierbei gefragt. Mithilfe des unermüdlichen Engagements der Freunde und Förderer, namhafter Stiftungen und einer Vielzahl von privaten Spendern konnte im Ju-biläumsjahr mit der jüngsten Neu-gestaltung des Museums begonnen werden. Mitte 2015 soll das Muse-um eröffnet werden.

SchifffahrtMuseum Düsseldorf / Dr. Annette Fimpeler

MUSEUMwww.freunde-schifffahrtmuseum.de

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50 rheinfeiern weitere Jubiläen

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50 Jahre

Heimatmuseum Windeck / Museumsdorf Altwindeck

„Ein Museum zum Anfassen“: Das Museumsdorf Altwindeck liegt an der Grenze zwischen Rhein-Sieg- und Oberbergischen Kreis, direkt am Natursteig-Sieg und unterhalb der Burg Windeck. Am 3. Oktober kommen jedes Jahr bis zu 15.000 Besucher zum Burg- und Hand-werkermarkt nach Altwindeck. Doch das Museumsdorf hat auch noch mehr zu bieten – zum Bei-spiel den Blumen-, Pflanzen- und Kunstmarkt, Ausstellungen und Sommerliederabende oder die Lange Museumsnacht. Aber auch an Wochenenden lädt es zu einer Zeitreise durch die Vergangenheit ein, und mit individuell abgestimm-ten Führungen wird jeder Gruppen-ausflug zu einem Highlight. Vater des Heimatmuseums war im Jahre 1964 Emil Hundhausen, der von Bruno Althoff unterstützt wurde. 1987 gründete sich der Förder-verein, der die Trägerschaft über-nahm. Nach der Umgestaltung des alten Schulhauses ging man dar-an, zwei aus dem 17. Jahrhundert stammende Fachwerkhäuser aus der näheren Umgebung vor dem Abriss zu bewahren, mit eigenem Einsatz abzutragen und im Muse-um wieder aufzubauen. Zwischen den Häusern entstand ein Bauern-garten nach historischem Vorbild. Später kamen eine Göpelmühle, eine Wassermühle und eine Scheu-ne hinzu, in der eine historische Schreinerei in Betrieb genommen wurde. In einer weiteren Scheune wurde ein historisches Sägewerk mit Transmission für Schauzwecke wiederbelebt. 2009 erhielt der För-derverein den erstmals verliehenen Ehrenamtspreis des Landes NRW in der Kategorie „Erhalten“.Geöffnet ist das Museumsdorf von April bis November 2015 an Wo-chenenden und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr. Sonderöffnungen, Führungen und historische Schul-stunden sind auch außerhalb der

Öffnungszeiten nach Absprache möglich.

Förderverein Heimatmuseum Altwindeck e.V. / Jens Klein

MUSEUMwww.heimatmuseum-windeck.de

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51rheinfeiernweitere Jubiläen

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Personalia

In memoriam Dr. Alfons W. BiermannGründungsdirektor des Rheinischen Museumsamtes verstorben

Dr. Norbert Kühn

Bild 1: Alfons Biermann, 2011(privat)

Am 15. Oktober 2014 verstarb der langjährige Direktor des seinerzeitigen Rheinischen Mu-seumsamtes des Landschaftsverbandes Rheinland, Dr. Alfons W. Biermann, einer der bedeutendsten Museumsleute im Rheinland, der die rheinische Museumsszene wie kaum ein anderer geprägt hat.

Geboren am 24. Juli 1935 in Niedermen-dig, Kreis Mayen, legte er sein Abitur am Bischöflichen Konvikt in Prüm ab und be-gann seine Studien der Kunsterziehung und Kunstgeschichte an der Universität Mainz. 1969 wurde er bei Fritz Arens mit seiner Dissertation über „Die Miniaturenhandschrif-ten des Kardinals Albrecht von Brandenburg (1514–1545)“ promoviert, deren Veröffent-lichung in den Aachener Kunstblättern vom berühmten Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig finanziert wurde.

Alfons Biermann hatte einen unmittelbaren Zugang zur Kunst, die ihn zeitlebens beglei-tete, inspirierte und letztlich auch jung er-hielt; er selbst beherrschte die Zeichenkunst

meisterhaft – die letzten Blätter entstanden kurz vor seinem Tod. Diese Liebe zur Kunst und zur anschaulichen Vermittlung wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater Alphons (geb. 1906) war von Beruf Bildhauer und Gründer sowie Leiter der Bildhauerei im Benediktiner-kloster Maria Laach, die in späteren Jahren von seinem älteren Bruder Gerhard geleitet wurde. Hier erhielt auch die älteste Tochter Adelheid ihre Ausbildung.

Die Studienfächer zeigen das breite Spek-trum seines Interesses: Kunsterziehung, Kunstgeschichte, Geographie, Philosophie, Pädagogik, Musik- und Kirchengeschichte sowie Archäologie und Volkskunde – ein Ka-non, dessen reicher Fundus ihm das Rüstzeug für den beruflichen Werdegang vermittelte, der 1969 im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt mit einem Volontariat bei Gerhard Bott seinen Anfang nahm. Hier bekam er eine „fundierte Einführung und Grundausbildung“ in den Museumsdienst. Bott hatte entschei-denden Einfluss auf seine berufliche Entwick-lung, und es gelang Alfons Biermann, nach seinem Studium die ersten Maschen seines weitgespannten Netzwerkes zu knüpfen, das ihn in Verbindung mit Hugo Borger und somit an das Rheinische Landesmuseum nach Bonn brachte. Borger selbst war Leiter der Abtei-lung Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen. Der Wechsel nach Bonn war nach eigenen Worten der „Beginn einer aufregenden, aber freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Hugo Borger und den neuen Kollegen und Freunden in Bonn“.

Ab 1970 organisierte Alfons Biermann im Auftrag Borgers die Planung und Durch-führung von Ausstellungen. Hinzu kam die allgemeine Mitarbeit im Museum. Nicht unterschätzt werden darf die Zeit seiner

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Geschäftsführung des Bonner Kunstvereins, die ihn in Verbindung mit namhaften in- und ausländischen Künstlern brachte. 1971 wur-de Hugo Borger als Abteilungsdirektor Leiter des Referates Museumspflege, das in der Folge eine Außenstelle der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Rheinland und um weitere Referenten unterschiedlicher Fachrichtungen erweitert wurde. 1972, nach der Wahl Borgers zum Direktor des Römisch-Germanischen Museums in Köln, übernahm Alfons Biermann das neu installierte Rheini-sche Museumsamt, das in den Folgejahren unter seiner Leitung landes- und bundesweit neue Maßstäbe in der Museumsarbeit setzte. Es waren goldene Jahre für die rheinischen Museen, die einen ungeahnten Aufschwung nahmen, sich regional und überregional zu-sammenschlossen, was nicht zuletzt in der Arbeit des Verbandes Rheinischer Museen sichtbar und wirksam wurde. Erste Priorität hatte die Professionalisierung und die Qualifi-zierung der Museumsarbeit, daher der frühe Gedanke an eine „Museumsschule“, die zu-nächst in ambulanten Fortbildungskursen zum Ausdruck kam. Wie im Verband Rheinischer Museen, engagierte sich Alfons Biermann gleichermaßen in der Arbeitsgemeinschaft der nordrhein-westfälischen Museen sowie im Deutschen Museumsbund und verschaffte sich somit Achtung und Gehör.

In enger Abstimmung mit dem Kultur-dezernenten und späterem Ersten Landes-rat Hans Rudolf Hartung setzte er auf eine systematische Entwicklung der rheinischen Museen. Instrument waren zunächst die Jahrespläne der Kulturabteilung des Land-schaftsverbandes Rheinland, denen ab 1976 die eigenständigen Museumspläne des Rheini-schen Museumsamtes folgten, die Grundlage jeglicher Förderung und der Beratung waren. Die Entwicklung der rheinischen Museen belegen schlichte Zahlen: Gab es um 1970 etwa 100 Museen im Rheinland, so waren es 1980 bereits 180, heute sind es über 400. An dieser Erfolgsgeschichte hat Alfons Biermann maßgeblichen Anteil.

Die Fortbildung und der kollegiale Aus-tausch standen für ihn an oberster Stelle. So organisierte er in Verbindung mit dem Verband Rheinischer Museen zahlreiche Studienreisen, die die rheinischen Museumsleiter in die USA, die Niederlande, nach Frankreich und Polen führten und sie mit den neuesten Entwick-lungen in der Museologie vertraut machten und halfen, neue Akzente und Standards in der Museumsarbeit im Rheinland zu setzen.

Eine entscheidende Zäsur für die Arbeit des Rheinischen Museumsamtes bedeutete 1978 der Umzug von Bonn in die Abtei Brauweiler. Alfons Biermann erkannte als einer der ersten das Potential der Räumlichkeiten sowie der weitgehend intakten Infrastruktur der gerade geschlossenen Landesklinik, die ideale Ent-wicklungsmöglichkeiten für das Rheinische Museumsamt bot und die er energisch um-zusetzen wusste. Seine Vision war eine zent-rale Restaurierungswerkstatt mit integrierter Fachhochschule für alle Fachbereiche der Mu-seen, die Institutionalisierung der „fliegenden“ Fortbildungskurse (Museumsakademie) sowie die Einrichtung eines Experimentiermuseums, inklusive öffentlicher Präsentation der Wan-derausstellungen des Amtes. Bis auf die Fach-hochschule wurden unter seiner Leitung die Pläne Realität. Das Rheinische Museumsamt wurde zu einer Institution, die auf vielfältigste Weise mit Museen, Instituten und Organisati-onen im In- und Ausland verbunden war. Dies alles danken wir Alfons Biermann. Die Grund-lagen des dezentralen LVR-Industriemuseums sowie des LVR- Freilichtmuseums Lindlar ge-hen auf seine Überlegungen zurück.

Der Abtei Brauweiler, ihrer Geschichte und ihrer Bedeutung galt seine ganze Liebe. Für ihn war sie „Kulturzentrum“ im eigentlichen Sinne. Ihre Restaurierung hat er über Jah-re mit begleitet, aber auch als Direktor des Museumsamtes mit ihren Einschränkungen ertragen. In ihrem unmittelbaren Schatten haben er und seine Familie lange Jahre ge-wohnt. Mit seinen Aktivitäten hat er sie zu neuem Leben erweckt. Er formte den „Kultur-verein Abtei Brauweiler“ zum „Freundeskreis“ mit seinen anspruchsvollen Konzert- und Vortragsveranstaltungen.

Alfons Biermann war ein Mensch, der bis in die letzten Fasern seines Herzens von sei-ner Arbeit und Aufgabe durchdrungen war. Er riss die Menschen mit und verstand es, sie zu begeistern. Ein Menschenfischer. Sein Leben gehörte der Kunst, sie bestimmte sein Leben, mit ihr zog er jeden in seinen Bann. Einem schweren gesundheitlichen Rückschlag im Jahr 1995 folgte 1996 die Pensionierung. Nach der Genesung widmete er sich wieder mit wachem und kritischem Geist der Kunst und der Musik. Sein PC ver-band ihn im wahrsten Sinne des Wortes mit der Welt, mit seinem großen Freundes- und Bekanntenkreis. Er hatte noch viele Pläne. Der überraschende Tod ließ manches, dar-unter seine Memoiren, unvollendet. Er fehlt – der Freund und sein Rat.

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weitere Personalia

Stiftung Insel Hombroich, Neuss

Frank Boehm ist neuer Geschäftsführer

Der Architekt Frank Boehm ist seit 1. Oktober 2014 Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich. Eine Findungskommission wählte den 47-jährigen unter etwa 100 Bewerbern aus. Ausschlaggebend war Frank Boehms internationale Erfahrung sowohl als Architekt als auch als künstlerischer Berater. Er kuratierte seit 2007 den Aufbau der “Deutsche Bank Collection Italy” und war 2012 künstlerischer Direktor der MiArt-Messe für mo-derne und zeitgenössische Kunst in Mailand. Frank Boehm zieht direkt aus Mailand zurück ins Rheinland.“Ich freue mich sehr als Geschäfts-führer der Stiftung Insel Hombro-ich, einem auch im internationalen Kontext einzigartigen Ort der Kunst, tätig werden zu können. Ein solch visionäres Projekt gemeinsam mit dem Team und den hier lebenden Künstlern weiterentwickeln zu kön-nen, ist ein großes Privileg“, betont Frank Boehm im Hinblick auf seine neue Aufgabe.„Ich bin zuversichtlich, dass Frank Boehm auf Grund seiner Erfahrun-gen und Fähigkeiten das künst-lerische Profil der Stiftung Insel Hombroich mit uns weiter schärfen wird“, sagt Prof. Oliver Kruse. Der Vorstandsvorsitzende sieht die Stif-tung Insel Hombroich auf gutem Wege. Wichtige Sanierungsmaß-nahmen im Museum Insel Hombro-ich haben begonnen, und für 2015 sind unter anderem Programme für die zeitgenössische künstlerische Weiterentwicklung, eine Souto de Moura-Ausstellung, das Hombroich : Summer Fellows-Projekt sowie die Pastior-Tagung geplant. Das Muse-um Insel Hombroich ist beständig

ein attraktiver Ort für Kunst-, Archi-tektur- und Naturfreunde, während die Raketenstation Hombroich als lebendiger Kulturort immer mehr Besucher begeistert.

Stiftung Insel Hombroich / ew

MUSEUMwww.inselhombroich.de

NRW-Forum, Düsseldorf

Landeshauptstadt beruft Alain Bieber zum neuen Leiter

Die Landeshauptstadt Düsseldorf beruft Alain Bieber ab dem 1. April 2015 zum neuen künstlerischen Leiter des NRW-Forums Düsseldorf. Sein Vertrag hat eine Laufzeit von 5 Jahren. Vorausgegangen war ein mehrstufiges Auswahlverfahren, bei dem zuletzt sieben Bewerbe-rinnen und Bewerber in die engere Auswahl gekommen waren.Oberbürgermeister Thomas Geisel: „Ich freue mich, dass wir mit Alain Bieber eine Persönlichkeit gewin-nen konnten, die mit frischen Ide-en die Brücke zwischen Kunst und Kreativwirtschaft schlagen wird und der anerkannten Institution NRW-Forum neue Strahlkraft verleihen wird.“ Und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe: „Das NRW-Forum hat nun endgültig eine konkrete Zukunftsperspektive und kann sei-nen guten Ruf in der Düsseldorfer Kulturlandschaft neu unter Beweis stellen.“Ziel der künftigen inhaltlichen Aus-richtung ist es, an den bisherigen Erfolg des NRW-Forums anzuknüp-fen und den künstlerischen Ansatz weiter zu entwickeln. Relevante Themenbereiche dafür sind Foto-grafie, Medien, Mode, Kommuni-kation, Architektur und Lifestyle.Alain Bieber wurde 1978 in Wesel geboren und besitzt sowohl die

deutsche als auch die französische Staatsbürgerschaft. Nach dem Studium der Allgemeinen Rhetorik, der Soziologie und Neueren Deut-schen Literatur von 1999 bis 2005 in Tübingen arbeitete Bieber als Volontär sowie Hospitant bei meh-reren Verlagen und Redaktionen in Hamburg.Von 2007 bis 2010 war Bieber Ressortleiter von „ART – Das Kunst-magazin“ und Leiter des Online-Bereichs der Zeitschrift. Seit 2010 arbeitet er beim TV-Sender ARTE in Straßburg. Hier leitet Bieber die Abteilung ARTE Creative, ein Ma-gazin für zeitgenössische Kultur. In dieser Zeit konzipierte er zudem zahlreiche neue inhaltliche Projek-te, wie etwa das crossmediale TV-Format „About:Kate“.Alain Bieber ist seit 2007 in diversen Ausstellungsprojekten in Deutsch-land, der Schweiz, Österreich und Frankreich aktiv gewesen. Dabei hat er mehrfach mit ungenehmig-ten Aktionen im öffentlichen Raum konventionelle Wege verlassen. Darüber hinaus ist Bieber in den letzten sieben Jahren immer wie-der als Gastdozent, Jurymitglied, Vortragender und Autor im In- und Ausland aufgetreten und hat freie Projekte, mit Schwerpunkt im Online-Bereich, begleitet und ins Leben gerufen, wie beispielsweise den Kunstblog „Rebel:Art“.

Amt für Kommunikation, Landeshauptstadt Düsseldorf / tm

MUSEUMwww.nrw-forum.de

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rheinform 01/2015 weitere Personalia | Seite 54 bis 55

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Historisches Zentrum der Stadt Remscheid

Zum Abschied von Dr. Urs Diederichs

Am 31. Oktober ging Dr. Urs Justus Diederichs als Leiter des Historischen Zentrums der Stadt Remscheid in den (Vor-) Ruhe-stand. Seit 1986 war er in der kleinen bergischen Großstadt tätig gewesen, zunächst als wis-senschaftlicher Mitarbeiter und Museumspädagoge am Deutschen Werkzeugmuseum, später als en-gagierter Leiter des damals noch eigenständigen Stadtarchivs. Als dieses dann im Zuge der immer einschneidender werdenden Spar-maßnahmen orga-nisatorisch mit dem damaligen Heimatmuseum (heute: „Museum Haus Cleff“) und dem Deutschen Werkzeugmuseum zum „Historischen Zentrum der Stadt Remscheid“ zusammengelegt wurde, stellte sich Diederichs auch dieser neuen Verantwortung.Arbeitsintensivste, aber auchreizvollste Aufgabe war für ihn zu-nächst die damals anstehende Neu-gestaltung des Deutschen Werk-zeugmuseums. Denn mit seinem maroden Gebäude und längst völlig überholten musealen Strukturen waren hier grundlegende Entschei-dungen gefragt. Auch dieser Auf-gabe widmete er sich mit großem Elan. Denn „wer“ – so Diederichs in einem Zeitungsinterview gegen Ende seiner Dienstzeit – „hat schon das Glück, als Leiter ein Museum von dieser Bedeutung komplett neu gestalten zu können?“Großes Interesse zeigte er auch am Werk des in Remscheid gebo-renen, international bedeutenden „kritischen Grafikers“ und Bildsta-tistikers Gerd Arntz (1900–1988), zu dem Diederichs auch in persön-lichem Kontakt stand. Nach dem Tode von Arntz gelang es ihm, auch bei dessen Sohn Peter das Interes-se an der Heimatstadt seines Va-ters zu wecken und bei der Einrich-tung eines „Gerd-Arntz-Kabinetts“ sowie dessen Werk beratend zur

Verfügung zu stehen.Auch ehrenamtliches Engagement hatte und hat für Dr. Diederichs stets einen hohen Stellenwert. Er-wähnt seien hier seine langjährige Tätigkeit als Sprecher der „Fach-gruppe Technikhistorische Museen“ im Deutschen Museumsbund oder sein Engagement auf sozialer und gewerkschaftlicher Ebene. Auch für das Historische Zentrum der Stadt Remscheid – so sein Versprechen in seiner Abschiedsrede – will er in Zukunft ehrenamtlich tätig sein.

Historisches Zentrum der Stadt Remscheid / Ulrich Chr. Horz

MUSEUMwww.werkzeugmuseum.org

rheinform 01/2015

55rheinkommen und gehenweitere Personalia

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Kurznachrichten

LVR-Industriemuseum, St. Antony-Hütte,

Oberhausen

Die St. Antony-Hütte fürs Smartphone

Sie ist die Geburtsstätte der Ruh-rindustrie: Die St. Antony-Hütte. 1757 floss hier erstmals im Ruhr-gebiet Roheisen. Heute erzählt sie vom spannenden Beginn der Eisen- und Stahlindustrie, von be-deutenden Innovationen und vom harten Leben der Menschen, die dort arbeiteten.Ein Besuch der St. Antony-Hütte verspricht Spannung pur. Denn bei genauerem Hinsehen entpuppt sich ihre Entwicklung als ein fas-zinierender Wirtschaftskrimi mit schillernden Persönlichkeiten, bis hin zu allerlei Schlitzohren und Ganoven. Betrug, Gewalt, Macht-politik und nicht zuletzt die heikle Rolle der Kirche machen den Stoff, aus dem sich das Drama der ersten Eisenhütte im Revier entwickelte.Auf der Hütte lebten und arbeiteten Protagonisten, ohne die das Ruhr-gebiet nicht das geworden wäre, was es heute ist: Jacobi, Haniel, Krupp, Wenge – sie alle sind bedeu-tende Persönlichkeiten der Schwer-industrie. Die Hütte ist nicht nur die Geburtsstätte der Ruhrindustrie, sondern auch Wiege des späteren Weltkonzerns Gutehoffnungshüt-te (GHH) und damit des MAN-Konzerns, der heute modernste LKW und Busse, Schiffsmotoren und Turbinen für den Weltmarkt produziert.Um die Geschichte des einst pul-sierenden Hüttenwerks St. Antony noch lebendiger zu vermitteln, stellt das LVR-Industriemuseum seinen Besucherinnen und Besuchern für den Museumsrundgang eine mobile Applikation zur Verfügung.Mit Hilfe der App und der Kamera

des Smartphones wird auf dem Display in die reale Umgebung in Echtzeit eine Ebene mit Zusatz-informationen gelegt und so an ausgesuchten Stellen in den Innen-räumen und im Außenbereich des Museums ausgewählte Animatio-nen in den Ausstellungsraum ein-gespielt. Auf diese Weise erscheint dem User der erste Hüttendirektor, Gottlob Jacobi, als virtueller Be-sucherbegleiter. Er steht nahezu greifbar im Raum und berichtet in unterhaltsamer Weise von den Vorkommnissen auf St. Antony. So wird dem Gast ein innovativer, spielerisch-informativer Zugang zur Industriegeschichte geboten.Entwickelt wurde das Augmented Reality-Modul von Stephan Beh-rens, Student der FH Köln, im Rah-men seiner Masterarbeit. Ihm ist es mit der Anwendung gelungen, AR-Inhalte an Markern zu fixieren und somit bestimmte Inhalte sicht-bar werden zu lassen. Die Pausa-nio GmbH & Co. KG., ebenfalls aus Köln, programmierte die App.Die Applikation „St. Antony“ ist kostenfrei für Google Android Smartphones und Apple iOS bei Google Play und iTunes verfügbar.

LVR-Industriemuseum / tm

MUSEUMwww.industriemuseum.lvr.de/de/oberhausen/schauplatz/st__anto-ny_huette/st__antony_huette_1.html

INFORMATIONwww.industriemuseum.lvr.de/de/oberhausen/schauplatz/st__anto-ny_huette/app/app_2.html

„BildungsParCour“

Die App der Bildungspartner NRW

Die App ermöglicht es, auf einfa-che Weise multimediale Inhalte (Dokumente, Bilder, Videos, Maps, QR-Codes etc.) mit bestimmten (Weg-)Punkten zu verknüpfen. Zu-sätzlich zu diesen Informationen, lassen sich auch Aufgaben (Quiz-fragen, Erreichen eines bestimm-ten Standorts, Finden eines QR-Codes, Erstellung von Video- und Fotoaufnahmen) definieren, die es am jeweiligen Punkt zu lösen gilt. Die Überprüfung der eingegange-nen Antworten und Ergebnisse ist ebenfalls möglich, sie können per Mail an bestimmte Personen zur Auswertung verfügbar gemacht werden. Aufgrund der einfachen Bedienbarkeit können Jugendliche auch selbst problemlos eigene BildungsParCours (am Desktop PC im Backend der Anwendung) erstellen: Die Recherche von Infor-mationen und deren Verknüpfung mit konkreten Orten und Objekten vermittelt so Sach-, Methoden- und Handlungskompetenz. Das ent-standene Lernangebot ist darüber hinaus auch nachhaltig nutzbar, da die BildungsParCours nach deren Veröffentlichung (wenn vom Autor erwünscht) von jedem Interessier-ten nutzbar sind.Durch Verwendung von GPS-Daten lassen sich Stadt- oder Naturrund-gänge zu vielfältigen Fragestellun-gen und Themen erstellen: Phäno-mene aus den Fächern Geografie, Geschichte, Biologie usw. können durch die App vor Ort (in Stadt und Natur) sichtbar und erlebbar ge-macht werden und somit auf moti-vierende Weise mit der Lebenswelt der Lerngruppe verknüpft werden. Daher eignet sich die Anwendun-gen auch für Institutionen, die nicht

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rheinform 01/2015 Kurznachrichten | Seite 56 bis 60

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über die notwendigen Raumkapa-zitäten für die pädagogische Arbeit mit Gruppen verfügen.Mit der App lassen sich aber auch innerhalb geschlossener Räume Lernangebote schaffen: Über QR-Codes oder Nummern können hier Informationen bestimmten Expo-naten/Räumlichkeiten zugeordnet werden. Es können neben Soundda-teien auch Videos und Texte bereit-gestellt werden – damit übertreffen die Nutzungsmöglichkeiten der App diejenigen eines klassischen Audio-guides. Durch den Rückkanal, der die Beantwortung von Fragen und das Lösen von Aufgaben ermög-licht, kann den Nutzern zudem ein Lernerlebnis mit Wettbewerbscha-rakter geboten werden.Die App basiert auf der Anwendung Actionbound (www.actionbound.de) und wird derzeit für den Einsatz im Bildungsbereich modifiziert. Anfang 2015 wird die App von den Bil-dungspartnern NRW als Werkzeug für schulische und außerschulische Lernorte unter dem Namen „Bil-dungsParCour“ veröffentlicht. Der Download und die Nutzung der App für Bildungszwecke wird kostenlos sein.

Medienberatung-NRW, Tobias Düttmann / tm

INFORMATIONwww.medienberatung.nrw.de/Medienberatung/index.html

LVR-Freilichtmuseum Kommern

Leben im Container

Das LVR-Freilichtmuseum Kommern integriert einen Flüchtlingscontai-ner mit einer Ausstellung zum Le-ben von Flüchtlingen in Nordrhein-Westfalen in seine Dauerausstel-lung. In Ergänzung zur Ausstellung entstand der 30-minütige Doku-mentarfilm „Muss langsam weg. Von der Flüchtlingsunterkunft zum Museumsobjekt“ des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalge-schichte. Der Film begleitet den Abbau der Containeranlage in Titz

und lässt Menschen zu Wort kom-men, die mit dem und im Container lebten: ein Flüchtling aus dem Irak, Sachbearbeiter des Sozialamtes Titz, Politiker, Nachbarn und ehren-amtliche Flüchtlingsbetreuer.Stellvertretend für viele steht in Film und Ausstellung der Iraker Kawa Abbas, der vor Krieg und Gewalt nach Deutschland floh und 10 Jahre in dem Wohncontainer in der Gemeinde Titz lebte. Dieser Container, der nun die Baugrup-pe „Markplatz Rheinland“ um ein außergewöhnliches Exponat be-reichert, ist einer von vielen, die in den 1990er Jahren der Unter-bringung von Flüchtlingen dienten und die umgangssprachlich als „Asylcontainer“ bekannt wurden. Als die Containeranlage nach 20 Jahren entsorgt werden sollte, ist es dem LVR-Freilichtmuseum Kom-mern gelungen, sie für das Museum zu gewinnen. Ein innovatives Pro-jekt, wie Museumsleiter Dr. Josef Mangold betont: „Einen solchen Flüchtlingscontainer gibt es bisher noch in keinem Freilichtmuseum“. Außergewöhnlich ist auch, dass die komplette Einrichtung des letz-ten Containerbewohners – Kawa Abbas – komplett übernommen werden konnte. Den Ausstellungs-besucherinnen und Ausstellungsbe-suchern wird auf diese Weise das Leben im beengten Übergangsraum eindringlich vor Augen geführt.Angesichts der aktuellen weltpoli-tischen Lage ist es umso wichtiger, auf die Situation von Flüchtlingen und die Erfordernisse, die bei ihrer Unterbringung eine Rolle spielen, aufmerksam zu machen. Film und Ausstellung leisten dazu einen wertvollen Beitrag. Das gesamte Projekt überzeugte auch Ralf Jäger, Innenminister des Landes Nord-rhein-Westfalen, der die Schirm-herrschaft übernahm.LVR-Freilichtmuseum Kommern /

tm

MUSEUMwww.kommern.lvr.de

MKM Museum Küppersmühle für

Moderne Kunst, Duisburg

Erweiterungsbau für das MKM beschlossen

Das MKM Museum Küppersmühle erhält einen Erweiterungsbau. Das Sammlerehepaar Sylvia und Ulrich Ströher hat mit der Gründung der MKM-Stiftung die notwendigen Vo-raussetzungen geschaffen und das Schweizer Architektenbüro Her-zog & de Meuron mit der Planung beauftragt.Ein erster Entwurf existiert bereits. Dieser sieht die Realisierung des Erweiterungsbaus mit einer Aus-stellungsfläche von ca. 2.600 m² auf vier oberirdischen Geschossen an der Ostseite des Museums Küp-persmühle mit direkter Anbindung zum Stammhaus vor. Dem Bau-beginn wird eine etwa einjährige Planungsphase vorausgehen, so dass voraussichtlich im Jahr 2016 die Bautätigkeit aufgenommen und der Erweiterungsbau im Jahr 2018 fertiggestellt werden kann. Die erweiterten Sammlungsräume werden es zukünftig ermöglichen, die Künstler und ihre Werke im großen Zusammenhang zu prä-sentieren. Die Besucher erhalten somit sowohl Einblicke in die Kunst-entwicklung einzelner Künstler als auch Vergleichsmöglichkeiten künstlerischer Produktion.MKM Museum Küppersmühle / tm

MUSEUMwww.museum-kueppersmuehle.de

rheinform 01/2015

57rheinschnuppernKurznachrichten

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Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,

Düsseldorf

Umstrittenes Gris-Gemälde – Kunstsammlung NRW ruft Limbach-Kommission an

Zur Klärung der strittigen Frage, ob der Galerist Alfred Flechtheim ein Gemälde von Juan Gris (1887–1927) unter dem Druck der Verfol-gung durch die Nationalsozialisten verkaufen musste, ruft die Kunst-sammlung Nordrhein-Westfalen die Limbach-Kommission an. Das bei Differenzen über die Rückgabe von Kulturgütern beratende Experten-gremium soll klären helfen, ob für die NRW-Landesgalerie eine Res-titution des Stilllebens „Geige und Tintenfass“ (1913) an die Erben des 1937 im Londoner Exil gestorbenen Galeristen Flechtheim geboten ist. Die Kunstsammlung NRW hatte das Gris-Werk 1964 im internationalen Kunsthandel erworben.Anders als die Erben Flechtheims, die in ihrem Restitutionsersuchen das 1934 in London an die Sammle-rin Dorothea Ventris verkaufte Bild als einen durch die NS-Verfolgung bedingten Verlust des Kunsthänd-lers bewerten, sieht die Kunst-sammlung Nordrhein-Westfalenkeinen Grund für die Rückgabe. „Bei unseren seit 2009 laufenden Forschungsarbeiten haben wir zwar viele neue Details zur Provenienz des Bildes entdeckt. Trotzdem haben sich keine Dokumente ge-funden, wonach das Gris-Gemälde zum Zeitpunkt des Londoner Ver-kaufs zweifelsfrei Eigentum Flecht-heims war“, sagte die Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Marion Ackermann: „Die Recherche hat gezeigt, dass das ab 1925 in der Galerie Flechtheim nachzuweisende Bild durchaus auch Kommissionsware oder gemeinsa-mer Besitz mehrerer Galeristen hat sein können.“ Zudem geht die Kunstsammlung davon aus, dass der Verkauf 1934 in London im si-cheren Ausland geschehen ist.Intensive Recherchen, unter

anderem in Werkverzeichnissen oder in öffentlichen und priva-ten Archiven im In- und Ausland, hätten keine weitere Klärung der offenen Fragen erbracht, schil-derte Ackermann. Die lückenhafte Dokumentation von Kunstwerken mit Flechtheim-Provenienz mache eine eindeutige Beurteilung der Ei-gentumsfragen unmöglich. Acker-mann: „Wegen dieser Unklarheiten halten wir es jetzt für angemes-sen, in Übereinstimmung mit den Flechtheim-Erben die Limbach-Kommission um ihre Bewertung zu bitten.“Bei einem anderen Restitutionser-suchen der Flechtheim-Erben, das Paul Klees Gemälde „Federpflan-ze“ (1919) zum Gegenstand hat, sieht das Museum keinen Grund, die Beratende Kommission anzu-rufen. Nach den Nachforschungen der Kunstsammlung NRW war das kleinformatige Klee-Gemälde nach dem Tod Flechtheims 1937 aus dessen Nachlass in den Besitz einer Londoner Galerie übergegan-gen und nicht schon zu Lebzeiten Flechtheims verkauft worden.

Kunstsammlung NRW / tm

MUSEUMwww.kunstsammlung.de

Stiftung Neanderthal Museum, Mettmann

Tickets und Talk im Web

Ab sofort sind Eintrittskarten für das Neanderthal Museum auch on-line erhältlich. Über den Anbieter „westticket“ lassen sich Tickets bequem zu Hause ausdrucken und sind 12 Monate gültig. Interes-sierte finden direkt auf der Start-seite des Neanderthal Museums im Internet einen Link zu „west-ticket“ für die Tickets des Muse-ums. Ebenfalls online erhältlich sind Tickets für das umfangreiche Veranstaltungsprogramm. Ganz neue Wege in der Kun-denkommunikation geht dasNeanderthal Museum außer-dem mit der Einführung des

Instant-Messaging-Dienstes WhatsApp.

Neanderthal Museum / tm

MUSEUMwww.neanderthal.de

Stiftung Schloss Dyck, Jüchen

Rekordbesucherzahlen und positive Bilanz der letzten Jahre

Mit rund 230.000 Besuchern er-reichte die Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur im Jahr 2014 das beste Ergebnis der letzten fünf Jahre. Im Durchschnitt der letzten Jahre lag die Besucherzahl bei rund 200.000, das Jahr 2014 lockte so-mit rund 15 % mehr Besucher in die immer attraktiver werdenden Anlagen von Schloss Dyck.Insgesamt ist die Stiftung mit den Veranstaltungen zufrieden, mit der „illumina“, den „Classic Days“, den Gartenfestivals, dem Familienfest und den Konzertveranstaltungen wird ein abwechslungsreiches Programm geboten. Positiv sieht die Stiftung das zunehmende eh-renamtliche Engagement sowohl bei großen als auch bei kleineren Veranstaltungen. Ob beim Famili-enfest des Rhein-Kreises Neuss, bei den Schlosskonzerten der Freunde und Förderer, dem Niederrhein-Musikfestival oder dem Schlosslauf, immer mehr Menschen engagieren sich für Schloss Dyck.Als Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur und Mitglied des Europäischen Gartennetz-werkes stehen die Aktivitäten zur Gartenkultur für die Stiftung nach wie vor im Vordergrund. Im von Fürst Joseph vor knapp 200 Jah-ren angelegten Landschaftspark hat die Stiftung mit rund 300.000 Blumenzwiebeln und mit einer der größten Hortensiensammlungen Deutschlands besondere Akzente gesetzt. Im Schloss hat sich die Ausstellungsreihe „Gartenfokus“, in der in diesem Jahr Fotografien

rheinform 01/2015

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japanischer Gärten gezeigt wur-den, erfolgreich etabliert. Mit den Angeboten an Spielmöglichkeiten für Kinder und dem im Frühjahr unter der Regie der Stiftung neu eröffneten Restaurant „Botanica“ hat die Stiftung ein Angebot für eine breite Zielgruppe entwickelt. „Besonders die sehr positive Reso-nanz auf das Botanica hat unsere Erwartungen weit übertroffen“, so der Stiftungsvorstand.

Stiftung Schloss Dyck / tm

MUSEUMwww.stiftung-schloss-dyck.de

Schokoladenmuseum, Köln

76.409 Besucherinnen und Besucher im August 2014 – Rekord!

Einen Besucherrekord konnte das Schokoladenmuseum im Kölner Rheinauhafen im August 2014 ver-zeichnen. In diesem Monat kamen 76.409 Besucherinnen und Besu-cher, um sich über die Geschichte und Gegenwart der Schokolade zu informieren. Traditionell sind die Sommermonate im Schokoladen-museum gut besucht, doch so viele Besuche wie im diesjährigen August waren es noch nie in einem Monat seit der Eröffnung im November 1993. Für 2014 erwartet das Mu-seum insgesamt bis zu 650.000 Besucher, womit es weiterhin zur Spitzengruppe der meistbesuchten Museen in Deutschland zählen wird.Das von Dr. Hans Imhoff gegrün-dete, privat geführte Museum lässt die 4.000-jährige Geschichte des Kakaos und der Schokolade leben-dig werden. In neun Ausstellungs-bereichen auf fünf Ebenen warten ein begehbares Tropenhaus, na-turkundliche Informationen zum Kakao und Exponate aus dem prä-kolumbischen Mittelamerika mit den Kulturen der Olmeken, Maya und Azteken auf die Besucher. Dazu ermöglicht die gläserne Schokola-denfabrik Einblicke in die heutige Herstellung von Schokoladenta-feln, Hohlfiguren und Pralinen. Im

Schokoladenatelier lassen sich die Maîtres Chocolatiers des Museums gerne über die Schulter schauen und zeigen, wie Schokoladen von Hand hergestellt werden.Zusätzlich zur ständigen Ausstel-lung werden in Sonderausstellun-gen regelmäßig spezielle Themen beleuchtet, Künstlerinnen und Künstler vorgestellt sowie beson-dere Ereignisse hervorgehoben. Ein Höhepunkt im vergangenen Jahr war die Präsentation: „Dreikönigs-schrein in süßem Glanz – Trans-lation in Schokolade“. Aus Anlass des 850. Jubiläums der Ankunft der Gebeine der Heiligen Dreiköni-ge in Köln zeigte das Museum von Allerheiligen, 1. November 2014, bis zum Dreikönigstag, 6. Januar 2015, eine Interpretation des Drei-königsschreins im Maßstab 1:1. Der Schokoladenschrein wurde von der Berliner Künstlerin Sonja Alhäuser geschaffen.

Schokoladenmuseum / tm

MUSEUMwww.schokoladenmuseum.de

Frauenmuseum, Bonn

Gabriele Münter Preis wird erneut ausgelobt

„Endlich Vierzig“ – so lautete das Motto des 1994 im Bonner Frau-enmuseum erstmalig verliehenen Gabriele Münter Preises für Bil-dende Künstlerinnen über 40. Seit 1994 wurde der Preis sechs Mal verliehen. Bekannte Künstlerinnen wie die Malerin Cornelia Schleime und die Performance-Künstlerin Ulrike Rosenbach (2004), Leni Hoffmann (2007) oder Christiane Möbius (2010) waren die bisheri-gen Preisträgerinnen.Nach mehrjähriger Pause wird der Preis nun erneut verliehen. Mit dem Preis werden Künstlerinnen über 40 geehrt – und damit sehr häufig Frauen, die eine ganz einzigartige Leistung vollbringen: Die Verein-barkeit von Familie und Kunst. Ab 2015 wird der mit 20.000 Euro do-tierte Preis erneut ausgelobt und

2017 zum siebten Mal verliehen. 20 Künstlerinnen werden ihre Arbeiten auf einer Ausstellung in Berlin und Bonn präsentieren können. Orga-nisation und Verwaltung liegen im Gabriele Münter Büro im Bonner Frauenmuseum. Ab dem Frühjahr 2015 können sich Künstlerinnen dort bewerben.

Frauenmuseum / tm

MUSEUMwww.frauenmuseum.de

DANKE* BERLIN

„200 Jahre Preußen am Rhein“

Dieses runde Jubiläum nehmen der Rheinische Verein für Denk-malpflege und Landschaftsschutz und seine Kooperationspartner zum Anlass, das Jahr 2015 unter das Leitthema „Preußen“ zu stellen. „DANKE* BERLIN“ ist das Motto, mit dem der Rheinische Verein an eine 200-jährige Beziehung mit Folgen erinnert. Von April bis Oktober 2015 sollen im gesamten Gebiet der ehemaligen preußischen Rheinprovinz verschiedenste Ver-anstaltungen unterschiedlichste Aspekte beleuchten.Zahlreiche Institutionen, Institu-te, Vereine und Verbände haben sich entschlossen, die überaus wechselvolle Beziehung in ihren verschiedenen Facetten angemes-sen zu würdigen. Dazu zählen u.a. der Landschaftsverband Rheinland mit seinen Kulturdienststellen, die Region Köln/Bonn e.V. und deren Mitgliedskörperschaften, die Bon-ner Friedrich-Wilhelms-Universität, die Kunsthochschule Düsseldorf, die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Archive wie das Landeshauptarchiv in Koblenz oder das Historische Archiv der Stadt Köln, Museen wie das Arp-Museum Rolandseck, das Sieben-gebirgsmuseum Königswinter, das Kölnische Stadtmuseum oder das Preußen-Museum in Wesel. Beson-ders bemerkenswert und erfreulich sind in diesem Zusammenhang das

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59rheinschnuppernKurznachrichten

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breite bürgerschaftliche Interesse und Engagement sowie die diszip-linäre Vielfalt der geplanten Tagun-gen und Kolloquien.Im Zuge des Wiener Kongresses und der Neuordnung Europas wur-de das Rheinland 1815 Preußen zugeschlagen. Damit begann eine intensive politische, kulturelle, so-ziale und wirtschaftliche Beziehung zwischen der Rheinprovinz und dem preußischen Kernland, die nicht im-mer unproblematisch war und noch heute insbesondere in den Bundes-ländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in vielen Bereichen spürbar nachwirkt.Auch unser heutiger „Rheinland“-Begriff geht auf die preußische Zeit zurück: Es war Preußen, das nach der „Besitzergreifung“ der Rheinlande 1815 wesentliches dazu beitrug, dass sich in der sich im 19. Jahrhundert durchsetzenden Gleichsetzung von „Rheinland“ und „Rheinprovinz“ , also von Land-schaftsnamen und Verwaltungs-bezirk, erstmals ein einheitlicher Rheinland-Begriff herausbildete, der dann letztlich bis heute nach-haltig gewirkt hat.LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte / Georg Mölich

INFORMATIONwww.danke-berlin-2015.de

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Publikationen

Anthony Cragg

Dinge im Kopf / Things on the Mind

Hrsg.: Smerling, Walter Wienand Verlag, Köln 2011 ISBN 978-3-86832-052-7 dt./engl., 136 Seiten, 105 farb. u. 47 s/w-Abb. 34,00 Euro

Anthony Cragg (geboren 1949 in Liverpool) ist einer der bedeu-tendsten Bildhauer unserer Zeit. Seine Werke werden in vielen in-ternationalen Museen ausgestellt, und er nahm bereits mehrfach an der documenta sowie der Biennale von Venedig teil. Darüber hinaus wurde Cragg, der seit den späten 1970er Jahren in Wuppertal lebt und arbeitet, u.a. mit dem re-nommierten Turner Prize und dem Praemium Imperiale für Skulptur ausgezeichnet. Die vorliegende Pu-blikation ermöglicht erstmals eine retrospektive Betrachtung seines Werkes: Rund sechzig Skulpturen aus den letzten vier Jahrzehnten und etliche Zeichnungen und Gra-fiken lassen die Entwicklung von frühen Installationen aus Fundstü-cken über die gedrehten Formen

der 1990er Jahre bis hin zu seinen jüngsten Arbeiten sichtbar werden. Als konstanter Eindruck durch alle unterschiedlichen Werkphasen hin-durch faszinieren jedoch vor allem die in den Skulpturen freigesetzte Energie und nicht zuletzt die hin-tergründige Ironie Craggs, welche seine Arbeiten suggerieren. Neben kunstwissenschaftlichen Essays er-lauben ein Textbeitrag von Anthony Cragg und ein Interview mit dem Künstler tiefere Einblicke in sein Schaffen.

Wienand Verlag / ew

INFORMATIONwww.wienand-koeln.de

BESTELLUNG www.wienand-koeln.de/titel/Anthony-Cragg-Tony-Dinge-im-Kopf-Skulpturen.asp

René Küng – Kunst und Natur

Eine lebenslange Beziehung

Hrsg.: Settelen-Trees, Daniela Christoph Merian Verlag, Basel 2014 ISBN 978-3-85616-649-6 Gebunden, 96 Seiten, 55 farb. Abb. 24,00 Euro

Für den Künstler René Küng ist die Natur Inspirationsquelle. Hier findet er seine Materialien, deren Formensprache er aufnimmt und weiterentwickelt. Dieser Dialog führt Küng an archetypische Motive heran, die in Skulpturen von großer Schönheit ihren Ausdruck finden.Die Publikation bietet in einem um-fassenden, vor Ort entstandenen Bildteil Einblick in das Werk des Künstlers, das in der gleichnamigen Ausstellung im Park des Hofguts Mapprach im Kanton Basel-Land-schaft zu sehen ist. Sie zeigt etwa 35 Skulpturen aus allen Schaffens-phasen und hält die unerwarteten Ein- und Ausblicke auf die Skulptu-ren in den verschiedenen Garten-räumen fest. Ein unvergleichliches

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rheinform 01/2015Publikationen | Seite 61 bis 65

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Zusammenspiel von Kunst und Natur in einem über 100 Jahre gewachsenen Kulturdenkmal wird erlebbar.Mit Texten von Emil Angehrn, Stefan Hess und Daniela Settelen-Trees.

Christoph Merian Verlag / ew

INFORMATIONwww.merianverlag.ch

BESTELLUNGwww.merianverlag.ch/de/publikationen.html?productDetail=ad63ae83-92ac-495b-92e1-55c883fac4e9

form follows nature

Eine Geschichte der Natur als Vorbild für Formgebung in Ingenieur-bau, Architektur und Kunst

Hrsg.: Finsterwalder, Rudolf Springer Verlag, Wien 2011 ISBN 978-3-7091-0855-0 Gebunden, dt./engl., 512 Seiten, 450 farb. Abb. 69,95 Euro

Mit dem Ziel, die Geschichte der Na-tur als Modell für die Formfindung in Ingenieurbau, Architektur und Kunst zu erzählen, hat Rudolf Fins-terwalder dieses Buch herausge-geben. Autoren aus den Bereichen Architektur, Naturwissenschaft und Kunst schreiben darin über natür-liche Gebilde und Phänomene. Sie beschreiben Formen und Prozesse

und erläutern, auf welche Weise die Natur zumindest manchmal die Architektur inspiriert.Von besonderem Interesse ist da-bei das widersinnige Verhältnis des Menschen zur Natur, das in diesem Buch zum Ausdruck kommt: Auf der einen Seite steht das Bestreben, von der Natur zu lernen, auf der anderen Seite, der Versuch sie zu beherrschen. Die Formen, Prozesse und Anpassungsfähigkeit natürli-cher Gebilde dienen als Vorbild für optimierte Konstruktionen. Gleich-zeitig führt die Nutzung technischer Innovationen nicht unbedingt zur Schonung der Umwelt.

Baunetz Wissen / ew

INFORMATIONwww.baunetzwissen.de/buecher/Nachhaltig-Bauen-Form-Follows-Nature_2909401.html

Präventive Konservierung

Ein Leitfaden

Hrsg.: ICOM Deutschland e. V. Beiträge zur Museologie Bd. 5, 2014 ISBN 978-3-00-046939-8 95 Seiten Kostenfrei, Versand nur nach Zusendung eines ausreichend vorfrankierten und adressierten Rücksendeumschlags

Die Sicherung und Bewahrung von Natur- und Kulturerbe ist eine

Kernaufgabe der Museen. Die Prä-ventive Konservierung dient dem langfristigen Erhalt und der Pflege von Sammlungsgut. Ihr Ziel ist es, schädigende Einflüsse bereits im Vorfeld zu erkennen und zu ver-meiden oder sie zu reduzieren. Der Leitfaden zeigt Möglichkeiten auf, potentielle Gefahren für Sammlun-gen zu identifizieren, tatsächliche Gefährdungen zu erkennen und die Erhaltungsbedingungen bereits durch einfache Schritte nachhaltig zu verbessern. Er formuliert Stan-dards und bietet Empfehlungen für die tägliche Museumsarbeit. Der Leitfaden kann in der Geschäfts-stelle von ICOM Deutschland be-stellt werden.

ICOM-Deutschland / tm

INFORMATIONwww.icom-deutschland.de/publi-kationen.php

BESTELLUNGwww.icom-deutschland.de/client/media/546/bestellformular.pdf

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62 rheinlesen Publikationen

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Zur Ethik des Bewahrens

Konzepte, Praxis, Perspektiven

Hrsg.: ICOM Deutschland e.V. Tagungsband zur Jahrestagung von ICOM Deutschland 2013 Beiträge zur Museologie, Band 4, 2014 ISBN 978-3-00-045736-4 148 Seiten 15,00 Euro (zzgl. Versandkosten); Vorzugspreis für ICOM-Mitglieder und für Tagungsteilnehmer (gegen Nachweis): 10,00 Euro (zzgl. Versandkosten)

Das Kulturerbe zu bewahren, ist eine Kernaufgabe der Museen, es an künftige Generationen weiter-zugeben, eine ethische Verpflich-tung. Das Gebot der Stunde lautet Prävention. Dafür müssen Museen und Museumsprofessionals die ge-sellschaftliche Notwendigkeit und den Wert der dauerhaften Siche-rung des Erbes klar benennen und im gesellschaftlichen Diskurs aktiv vertreten. Nach welchen Kriterien Erhaltungsmaßnahmen entschie-den werden bzw. werden sollen, diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahrestagung 2013 zum Teil kontrovers. Der Band, der die Tagungsbeiträge fast vollzählig wiedergibt, re-flektiert Theorie und Praxis der Prävention.

ICOM-Deutschland / tm

INFORMATIONwww.icom-deutschland.de/publi-kationen.php

BESTELLUNGwww.icom-deutschland.de/client/media/537/bestellformular.pdf

DEAKZESSION

Chancen und Risiken bei der Abgabe von Sammlungsgut

Hrsg.: ICOM Österreich Tagungsband zum ICOM Österreich-Seminar in Wien, 2014 ISBN 978-3-9503327-4-2 67 Seiten, illustriert 10,00 Euro (zzgl. Versandgebühren)

Das Thema Deakzession beschäf-tigt national wie international Museen, Kunst- und Kultureinrich-tungen. Daher war es für ICOM Ös-terreich ein großes Anliegen, eine Diskussion darüber zu beginnen, ob und wie man mit der heiklen Frage des Entsammelns umgeht. ICOM Österreich widmete daher sein Frühjahrsseminar 2014 diesem brisanten Thema.Deakzession verlangt nach sen-siblen Richtlinien, verwahrenMuseen und Kultureinrichtungen doch essentielle Sammlungen, deren Deakzession gewissenhaft, sorgsam, vorsichtig, bedacht und verantwortungsvoll vorbereitet

werden muss. Deakzession ist vor allem für uns – als öffentliche Kul-tureinrichtungen – ein essentielles Thema. Aussonderung, Abgabe, Ausmusterung oder administrati-ve Entfernung eines Objektes aus dem Eigentum und der Verwah-rung eines Museums gehören zu den heikelsten, aber gleichzeitig auch unvermeidbaren Aufgaben eines Museums. Während es in vielen Ländern bereits stringen-te Grundlagen zur Aussonderung von Sammlungsteilen gibt, liegt in Österreich noch vieles in einer Grauzone. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf, und daher ist es ICOM ein besonderes Anliegen, die-ses wichtige Thema einer breiten Diskussion zu stellen.Prof. Dr. Wilfried Seipel gibt in sei-nem Beitrag eine generelle Einfüh-rung in das Thema Deakzession. Die Vortragenden des ICOM Seminars: Frank Bergevoet (The Netherlands Cultural Heritage Agency) spricht über „Deakzession in den Nie-derlanden“. Hans Lochmann vom Deutschen Museumsbund bietet einen Überblick über die Situation in Deutschland. Almut Grüner vom Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck (ehem. Thackray Medical Museum in Yorkshire) berichtet aus Großbri-tannien, und Claudia Hermann vom Verkehrshaus Luzern trägt über „Entsammeln in der Schweiz“ vor. Praxisbeispiele aus der österrei-chischen Museumslandschaft stel-len Helmut Lackner (Technisches Museum Wien), Patrick Werkner (Universität für angewandte Kunst Wien) und Ulrike Vitovec (Muse-umsmanagement Niederösterreich) vor.

ICOM Österreich / tm

INFORMATIONwww.icom-oesterreich.at

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63rheinlesenPublikationen

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Die Praxis des Sammelns

Personen und Institu-tionen im Fokus der Provenienzforschung

Hrsg.: Blimlinger, Eva / Schödl, Heinz Band 5 der „Schriftenreihe der Kommission für Provenienz-forschung“ Böhlau Verlag, Wien/Köln 2014 ISBN 978-3-205-79601-5 Gebunden, 417 Seiten, 25 farb. u. 35 s/w-Abb. 39,00 Euro

Band 5 der „Schriftenreihe für Pro-venienzforschung“ setzt sich in ei-ner Reihe von Texten mit Sammlun-gen auseinander, die erst aufgrund der Provenienzforschung wiederum ins Bewusstsein der Öffentlichkeit treten können. Waren sie, und na-türlich auch die Sammlerinnen und Sammler selbst, einst ein wesentli-cher Teil des kulturellen Ambientes Wiens, verschwanden sie in Folge der Ereignisse nach dem März 1938 aus dem öffentlichen Bewusstsein. Seit 1998 arbeitet die Provenienz-forschung nicht nur an der Zu-ordnung der Eigentumsgeschichte von Einzelwerken, sondern auch am Wiederentdecken dieser Kon-texte und Zusammenhänge. Band 5 soll einige dieser einstmals so bekannten Sammlungen und ihre Stifter wiederum ins Gedächtnis

zurückrufen. Des Weiteren sind in diesem Band Essays zur Gründung öffentlicher Sammlungen bzw. zur Provenienzforschung enthalten.

Böhlau-Verlag / tm

BESTELLUNGwww.boehlau-verlag.com/978-3-205-79601-5.html

Ethik im Museum

Ein Kit für Museums-fachleute

Hrsg.: ICOM Schweiz Mappe mit PowerPoint-Präsen-tation auf CD sowie Broschüre Ethische Richtlinien, 2014 11,00 Euro (zzgl. Versandkosten)

ICOM Schweiz stellt mit dem Ethik-Kit den Museumsfachleuten Instrumente zur Verfügung, um über das Thema Ethik im Museums-alltag nachzudenken und dieses zu vertiefen.Um das Verständnis und die An-wendung der ethischen Richtlinien zu erleichtern, eignet sich nichts besser, als diese mit praxisnahen Beispielen aus dem Museumsalltag in Verbindung zu bringen. Der Kit, bestehend aus einer PowerPoint-Präsentation (mit realen und fik-tiven Fallbeispielen samt Notizen und Erklärungen) und den Ethi-schen Richtlinien von ICOM, bildet die Grundlage für Teamsitzungen

sowie Workshops und eignet sich auch zum Selbststudium.

ICOM Schweiz / tm

INFORMATIONwww.museums.ch/publikationen/publikationen/ethik-kit

Die Musealisierung der Gegenwart

Von Grenzen und Chancen des Sammelns in kultur-historischen Museen

Hrsg.: Elpers, Sophie / Palm, Anna transcript Verlag, Bielefeld 2014 kart., 218 Seiten, zahlr. Abb. ISBN 978-3-8376-2494-6 28,99 Euro E-Book ISBN 978-3-8394-2494-0 25,99 Euro

Kulturhistorische Museen sind im 21. Jahrhundert mehr denn je gefordert, die Besucherinnen und Besucher in ihrem unmittelba-ren Jetzt abzuholen und gesell-schaftliche Prozesse und Proble-me aufzugreifen. Was bedeutet dies für das museale Sammeln? Die Texte dieses Bandes beschrei-ben aktuelle Entwicklungen in der Museumslandschaft und legen dar, was die Musealisierung der Gegen-wart für die Sammlungskonzepte

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und -strategien der Museen bedeu-tet. Dabei werden Beiträge aus der deutschen und niederländischen Museumspraxis und theoretische Zugänge zum Thema aus kultur-wissenschaftlicher Perspektivevereint.

transcript Verlag / tm

BESTELLUNGwww.transcript-verlag.de/978-3-8376-2494-6/die-musealisierung-der-gegenwart

Experimentierfeld Museum

Internationale Perspek-tiven auf Museum, Islam und Inklusion

Hrsg.: Kamel, Susan / Gerbich, Christine transcript Verlag, Bielefeld 2014 kart., 482 Seiten, zahlr. z.T. farb. Abb. ISBN 978-3-8376-2380-2 34,99 Euro

Welche Rolle spielen Museen, die Objekte aus islamisch geprägten Regionen beherbergen, in einer sich diversifizierenden Gesell-schaft? Wie könnten neue Formen des Sammelns, Forschens und Vermittelns aussehen? Vor welchen Herausforderungen steht eine Ko-operation mit den so genannten

„Source Communities“? Dieser Band berichtet von einem Berliner Forschungs- und Ausstellungspro-jekt und lässt zahlreiche renom-mierte Wegbegleiterinnen und -begleiter zu Wort kommen, um die Repräsentation muslimischer Traditionen an einem wichtigen Ort gesellschaftlicher Selbstver-gewisserung – dem Museum – zu hinterfragen, zu erforschen und zu verändern. Die Beiträge suchen nicht nur nach neuen Zugängen, sondern auch nach anderen In-halten, die den Forderungen der kritischen Museologie nach Reprä-sentation, Teilhabe und sozialer Inklusion Rechnung tragen können. Mit Beiträgen u.a. von Sharon Macdonald und Paul Basu, Richard Sandell und Eithne Nightingale, Carmen Mörsch, Mirjam Shatana-wi, Bénédicte Savoy und Andrea Meyer.

transcript Verlag / tm

BESTELLUNGwww.transcript-verlag.de/978-3-8376-2380-2/experimentierfeld-museum

rheinform 01/2015

65rheinlesenPublikationen

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Termine

3. – 6. Mai 2015 (So-Mi)

„Die Biografie der Objekte. Provenienzforschung weiter denken“ Jahrestagung des Deutschen Museumsbunds e.V. in Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder

Die Provenienzforschung als Auf-gabe zur Ermittlung der Herkunft eines Museumsobjektes steht im Mittelpunkt dieser Tagung. Dabei kommt der Provenienzforschung hinsichtlich NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes aus der historischen Verantwortung he-raus eine besondere Bedeutung zu. Doch auch Objekte, die in der Kolonialzeit oder zur Zeit der DDR in unsere Sammlungen gelangten, konfrontieren die Museumsfachleu-te mitunter mit herausfordernden Fragestellungen, die nicht nur un-ter juristischen, sondern auch unter ethischen Aspekten zu betrachten sind. Von hoher Aktualität ist zu-dem der Umgang mit archäologi-schem Kulturgut von möglicherwei-se illegaler Herkunft. Neben diesen Themen berücksichtigt die Tagung auch, dass die Erforschung der Objekte hinsichtlich ihrer Herkunft grundsätzlich zu den Kernaufgaben der Museumsarbeit gehört.

Deutscher Museumsbund / tm

VeranstaltungsortRuhr Museum auf dem Welterbe Zollverein Zollverein A 14 (Schacht XII, Kohlenwäsche) Gelsenkirchener Straße 181 45309 Essen

INFORMATIONwww.museumsbund.de

17. Mai 2015 (So)

38. Internationaler Museumstag

Der Internationale Museumstag (IMT) wurde 1977 vom Interna-tionalen Museumsrat ins Leben gerufen und wird weltweit um den 18. Mai gefeiert. Seit 1992 wird der Tag von einem jährlich wechselnden Motto begleitet. Das Motto zum diesjährigen IMT lau-tet: „MUSEUM. GESELLSCHAFT. ZUKUNFT.“. Museen begleiten gesellschaftliche Entwicklungen mit innovativen Ideen, kreativen Angeboten, neuen Ausstellungs-formen und dem Einsatz moder-ner Techniken. Sie führen die Besucherinnen und Besucher an aktuelle Themen und Fragestel-lungen heran, sensibilisieren sie für Probleme, Widersprüche und Konflikte und regen zum Nachden-ken an, ohne zwingend Ergebnisse oder Lösungen zu präsentieren.

Damit bewegen sie sich am Puls der Zeit. Als Orte der Vermittlung und Begegnung sind Museen auch Orte des Austausches und der Auseinandersetzung. Sie bieten Partizipation für alle und schaffen barrierefreie Zugänge. Wie erfolg-reich sie dies umsetzen, belegen die steigenden Besucherzahlen und das große Interesse an ihren Ausstellungen und Angeboten.Das Motto des Internationalen Mu-seumstages 2015 rückt die Rolle der Museen in der Gesellschaft und damit ihren Anteil an der Mitgestal-tung der Zukunft in den Fokus. Es bietet eine besonders breite Palet-te an Anknüpfungsmöglichkeiten, so dass jedes Museum mit seiner Sammlung an diesem besonderen Tag teilnehmen kann.

1. Geben Sie einen besonderen Einblick in Ihre Sammlung. Wozu, was und wie wird ge-sammelt? Welche Bedeutung haben Sammlungen für die Ge-sellschaft? Welche Objekte der Gegenwart werden das Bild von unserer Zeit künftig prägen? Fördern Sie den Dialog über die Sammlung mit den Besuchern und bieten Sie Gesprächsrun-den mit den Museumsmitarbei-tern an.

2. Fördern Sie das gesellschaft-liche Miteinander und in-terkulturelle Begegnungen, indem Sie Bezugspunkte und „Heimat-Verbundenheit“ auch für Menschen mit Migrations-hintergrund schaffen. Stellen Sie zum Beispiel Objekte aus anderen Ländern vor, bieten Sie Führungen in unterschiedlichen Sprachen, Kulturelles (z. B. Tanz, Musik, Literatur etc.) und Kulinarisches aus anderen Län-dern an.

3. Fördern Sie generationenüber-greifende Begegnungen, indem

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rheinform 01/2015 Termine | Seite 66 bis 67

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Sie „Jung“ und „Alt“ zusam-menbringen. Geben Sie Kindern die Möglichkeit, Erwachsene zu führen und damit ihren Blick auf das Museum zu vermitteln. Las-sen Sie Zeitzeugen berichten und machen Sie Geschichte so lebendig. Kinder sind das Mu-seumspublikum von morgen. Bieten Sie ein Programm für Familien mit besonderen Ange-boten, einem Museumsfest. Mit Wettbewerben oder Führungen von Kindern für Kinder können Sie die jungen Besucher für das Museum begeistern.

4. Nutzen Sie den Museumstag, um Arbeitsbereiche und Berufe vorzustellen, die sonst für Be-sucher nicht sichtbar und für das Verständnis der komplexen Aufgaben des Museums wichtig sind. Bieten Sie die Möglichkeit zum Blick hinter die Kulissen – Führungen im Depot, in der Dokumentation, in der Restau-rierung etc.

5. Betonen Sie die wichtige Rolle des Museums beim Erhalt un-seres gemeinsamen kulturellen Erbes: Wie sichern Sie Ihre Sammlung für die Zukunft? Bieten Sie Präsentationen, Führungen und Aktionen rund um Sammlungspflege und -erhaltung an. Stellen Sie das Museum als Ort der Forschung vor. An welchen interessanten Themen arbeiten Sie derzeit? Wie wollen Sie diese Themen vermitteln? Befassen sich Schü-lerprojekte mit der Sammlung?

6. Nutzen Sie neue Medien, um mit Ihren Besuchern in den Dialog zu treten. Eine hervor-ragende Möglichkeit ist zum Beispiel die Teilnahme an der Social-Media-Aktion des In-ternationalen Museumstags2015 „MuseumSound“. Welche „Sounds“ hat Ihr Museum zu bieten?

7. Begrüßen Sie Ihre Gäste auf besondere und persönliche Weise. Gewähren Sie freien Eintritt oder lassen Sie Besu-cher selbst entscheiden, wie

viel ihnen der Besuch wert ist.

Die Museumsberatung des LVR-Fachbereichs Kultur wird den rhei-nischen Museen auch 2015 als re-gionaler Ansprechpartner zur Seite stehen und die Pflege der zentralen Internet-Veranstaltungsdatenbank zum Museumstag sowie die Be-darfsabfrage und den Versand der Werbemittel übernehmen.

Deutscher Museumsbund / tm

VeranstaltungsorteMuseen im Rheinland, Deutschland und Weltweit

INFORMATIONwww.museumstag.de

SOCIAL MEDIAwww.facebook.com/InternationalerMuseumstaghttps://twitter.com/museumstagwww.pinterest.com/museumstag

1. Juni 2015 (Mo)

XII. Rheinischer Museumstag

Museen im ländlichen Raum füh-ren häufig ein Schattendasein und müssen sich in unter finanziellem Druck stehenden Kommunen im-mer stärker behaupten. Bewahren, erforschen, ausstellen und vermit-teln reichen allein nicht mehr aus. Neue und innovative Konzepte sind gefragt. Welche strategischen Überlegungen zur Profilierung aber sind erfolgversprechend? Welche neuen Wege sind möglich und not-wendig? Wie findet das Museum sein Alleinstellungsmerkmal? Und welche Erfahrungen liegen beim thematischen und baulichen Aus-bau des Standorts schon vor? Der XII. Rheinische Museumstag am 1. Juni 2015 im Museum und Forum Schloss Homburg im Oberbergi-schen Kreis, organisiert vom Ver-band Rheinischer Museen und der Thomas-Morus-Akademie Bens-berg, geht diesen Fragen nach, stellt Projekte vor und diskutiert neue Entwicklungen von Kultur in

der Region.Verband Rheinischer Museen /

Regine Zeller

VeranstaltungsortMuseum Schloss Homburg Schloss Homburg 1 51588 Nümbrecht

INFORMATIONwww.museumsverband-rheinland.de

rheinform 01/2015

67rheinfindenTermine

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Fortbildungen

27./28. April 2015 (Mo/Di)

An einem Strang: Organisation von multi-disziplinären Teams in Museen. Ein Workshop zu Methoden einer effektiven Nutzung des kreativen Potentials von Projektgruppen

Ob analog oder digital: Die Muse-umsarbeit erfordert immer mehr Kompetenzen, die mit immer we-niger Ressourcen abgedeckt wer-den müssen. Zudem erfordert die Einbeziehung externer Kräfte und verschiedenster Disziplinen zusätz-liche Anstrengungen.Um hier einen effizienten Arbeits-prozess zu organisieren, müssen unterschiedliche Teamstrukturen und divergierende Verfahren des wissenschaftlichen, kreativen und administrativen Arbeitens auf ein gemeinsames Ziel hin synchroni-siert werden. Das erfordert neben hoher dialogischer Kompetenz auch den Einsatz von Methoden, die die Zusammenarbeit von Experten zu einem gemeinsamen Tun mit mi-nimalen Reibungsverlusten werden lässt. Eine Strategie, die Expertise vieler effizient zu verbinden, ist das „Design Thinking“. In der Zusam-menarbeit mit multidisziplinären Teams bildet die Methode einen kreativen Prozess ab, der den Nut-zer (in unserem Falle den Ausstel-lungsbesucher) in das Zentrum der Betrachtung setzt. In diesem Work-shop werden wir Sie in die Lage versetzen, Ideen und Lösungen kollaborativ zu erarbeiten, Sie so für den Mehrwert multidisziplinärer Zusammenarbeit sensibilisierenund Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, Ihre Fähigkeiten und Ideen in die gemeinsame kreative Arbeit eines Entwicklungsteams einfließen zu

lassen. Über das „Design Thinking“ geben wir Ihnen sehr praxisbezo-gene und lösungsorientierte Ins-trumente an die Hand, mit deren Unterstützung sich viele Köpfe, vie-le Ideen und viele Impulse auf ein gemeinsames Ziel bringen lassen.Zielgruppe: Feste sowie freie Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter in Ausstellungsteams und/oder Pro-jektgruppen, selbständig Tätige.

Bundesakademie für kulturelle Bildung / tm

VeranstaltungsortBundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel Schloßplatz 13 38304 Wolfenbüttel

INFORMATIONwww.bundesakademie.de

PROGRAMMwww.bundesakademie.de/programm/museum/do/veranstaltung_details/mm20-15/

ANMELDUNGwww.bundesakademie.de/programm/buchung/do/veranstaltung_buchen/mm20-15/

7. Mai 2015 (Do)

Kultur-Blog – planen, einrichten, loslegen

Das Internet geht nicht mehr weg. Und es gehört uns allen. Ausgehend von diesen beiden Thesen, soll es in diesem Work-shop darum gehen, wie man mit einem Kultur-Blog erfolgreich sein kann. Im digitalen Wandel für mehr Sichtbarkeit der eigenen Themen sorgen, den digitalen Raum mit-gestalten und den Austausch mit Gleichgesinnten erleichtern – das sind wichtige Argumente für einen eigenen Kultur-Blog. Hier lernen

Sie, wie man einen Blog aufsetzt, gute Inhalte dafür entdeckt und mit erfolgreichen Beiträgen seine Leserschaft findet.

Pausanio

VeranstaltungsortStartplatz Im Mediapark 5 50670 Köln

INFORMATIONwww.pausanio-akademie.de/programm/kultur-blog

11./12. Mai 2015 (Mo/Di)

MAI-Tagung – „museums and the internet“

Auch im fünfzehnten Jahr ihres Bestehens wird sich die MAI-Ta-gung mit neuen und innovativen Entwicklungen im Bereich inter-netbasierter Museumspräsenta-tionen und -dienste beschäftigen und aktuelle Informationen und Sachstandsberichte über museale Internetprojekte aus dem In- und Ausland vorstellen.Anhand von Fachvorträgen und Praxisbeispielen soll veranschau-licht werden, welche Möglichkeiten Museen haben, auf bestehender Medienkompetenz und -ausstat-tung aufzusetzen, um kulturelle Inhalte via Internet an ihr Publi-kum zu vermitteln. Geplant sind außerdem Beiträge über neue In-ternetpräsenzen im Kulturbereich, Informationen über neue Initia-tiven, Studien und theoretische Auseinandersetzungen sowie die Vorstellung praktischer Umsetzun-gen zu den Themenbereichen So-cialMedia, Barrierefreiheit, Online-Marketing, eCommerce, Usability, der Auseinandersetzung mit Porta-len, Fragen des Urheber- und Nut-zungsrechts digitaler Inhalte und der Zusammenarbeit mit Schulen

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rheinform 02/2014 Fortbildungen | Seite 68 bis 70

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und anderen Bildungsträgern. Ta-gungsergänzend und vertiefend, werden am Nachmittag des zweiten Veranstaltungstages Workshops angeboten.Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer mit den für die Museen maßgebenden Entwicklungen des WWW bekannt zu machen, ihnen Impulse und Orientierung für die eigene Arbeit zu geben und sie zur Mitgestaltung neuer Strukturen zu ermutigen. Wichtige thematische Aspekte sind dabei die besonderen Präsentations-, Werbe-, Marketing- und Kommunikationsmöglichkeiten des Internets. Die Tagung versteht sich darüber hinaus auch ausdrück-lich als ein Gesprächs-, Austausch- und Kontaktforum.Zielgruppe: Alle Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter von Museen, Ausstellungshäusern und anderen Kulturdienstleistern und -admi-nistrationen sowie Archiven und Bibliotheken, die im Rahmen ihrer Tätigkeit bereits praktische Erfah-rungen mit Internet-Auftritt und -Präsenz gewonnen haben und das Medium auch weiterhin gezielt und nutzbringend einsetzen wollen oder als WebMaster oder Redakteur für den Internetauftritt der jeweiligen Institution verantwortlich zeichnen.

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Veranstaltungsort:Dasa Arbeitswelt Ausstellung Friedrich-Henkel-Weg 1-25 44149 Dortmund

INFORMATION UND ANMELDUNGwww.mai-tagung.de

NEWSLETTERwww.mai-tagung.lvr.de/app/Pres-se_Mai/MailAbo.asp

15. – 17. Mai 2015 (Fr-So)

Das Wilde Denken. Praktische Versuche zu dialogreichen Querverbindungen zwischen Exponaten

Mit Absicht oder ohne: Zwischen den Werken einer Ausstellung entstehen immer Bedeutungen – formal oder auch inhaltlich. Sol-che Konstellationen lassen sich für Impulse zum Gespräch und zu Interaktionen mit Museumsbesu-cherinnen und Museumsbesuchern nutzen.Die Herausforderung an die Ver-mittlerinnen und Vermittler dabei ist, die Beziehungen zwischen Ob-jekt und Betrachtenden ernst zu nehmen und eine selbsttätige Aus-einandersetzung in Gang zu brin-gen. Es ist speziell der bisher wenig beachtete Raum zwischen den Ex-ponaten, auf den sich die Aufmerk-samkeit des Workshops richtet und der als gewinnbringender Umweg für Vermittlungsaktionen besetzt und erschlossen werden soll. Die Idee des „Wilden Denkens“ – ein ur-sprünglich von Claude Lévi-Strauss geprägter Begriff – dient dabei als Impuls, um die Beobachtungen und Wahrnehmungen aller Beteiligten über mögliche Objektbeziehungen anzuregen. Die Vermittlungspraxis wird hier als eine Einladung zum Querdenken verstanden und als Versuch, auf unterschiedliche Art und Weise mit den Fähigkeiten aller Beteiligten zu arbeiten. Ziel des Workshops ist es zunächst, praktische Erfahrungen mit den Verfahrensweisen des „Wilden Denkens“ zu sammeln und dessen offene und dialogorientierte Metho-den und Möglichkeiten zu erproben, um sie in einem nächsten Schritt auf eigene Vermittlungskonzepte zu übertragen.

Bundesakademie für kulturelle Bildung / tm

VeranstaltungsortBundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel Schloßplatz 13 38304 Wolfenbüttel

INFORMATIONwww.bundesakademie.de

PROGRAMMwww.bundesakademie.de/programm/museum/do/veranstaltung_details/mm28-15/

ANMELDUNGwww.bundesakademie.de/programm/buchung/do/veranstaltung_buchen/mm28-15/

19. Mai 2015 (Di)

„Ohne Moos nichts los!” – Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen

Kulturelle Angebote kosten Geld und sind nicht kostenlos zu haben. Angespannte Haushalte der Länder und Kommunen lassen keine Stei-gerung der Kulturausgaben erhof-fen. Wie aber sichern wir in Zukunft ein vielfältiges Angebot? Welche Verwertungsmodelle sind beson-ders für Kultureinrichtungen geeig-net? Wie kann das Geschäftsmodell „Pay-what-you-want“ den Umsatz steigern? Wie könnte Crowdfunding Teil einer wirtschaftlichen Kultur-strategie werden? Wie wirtschaftet Kultur im Dreieck von staatlicher Förderung, zivilgesellschaftlichem Engagement und unternehmeri-scher Tätigkeit erfolgreich?In einer Kombination von Impuls-referaten und Workshop wollen wir diese Fragen mit Ihnen gemeinsam erarbeiten und diskutieren. Im Workshop werden wir gemeinsam anhand des „Business Model Can-vas“ Geschäftsmodelle für Kultu-reinrichtungen erarbeiten. Diese Methode ist dem „Design Thinking“ entlehnt und eignet sich besonders gut, Geschäftsmodelle für Kultur-einrichtungen zu entwickeln.

Pausanio

rheinform 02/2014

69rheindenkenFortbildungen

Page 70: rheinform · Dr. Norbert Kühn In memoriam Dr. Alfons W. Biermann Gründungsdirektor des Rheinischen Museumsamtes verstorben. weitere Personalia. Stiftung Insel Hombroich, Neuss:

VeranstaltungsortStartplatz Im Mediapark 5 50670 Köln

INFORMATIONwww.pausanio-aka-demie.de/programm/cultural-entrepreneurship

1. – 3. Juni 2015 (Mo-Mi)

Generationen im Museum. Handreichungen für unvergessliche Begegnungen im Museum

Der Weg vom Schlagwort „interge-nerative Vermittlung“ bis zu einem echten Dialog der Generationen ist mitunter nicht leicht. Der Bildungs-anspruch eines Museums bedingt es, dass die Konzepte für solche Begegnungen inhaltlich präzise vorbereitet, in der Form sorgfältig gestaltet und in der Umsetzung mit hoher Empathie für alle Beteiligten durchgeführt werden müssen.Das Ergebnis einer solchen Be-gegnung zielt dabei nicht nur auf die Weitergabe von Erfahrungen, sondern setzt auf einen starken Impuls, um gemeinsames Lernen voneinander zu ermöglichen und dieses Erlebnis über das Museum hinaus wirksam sein zu lassen.In diesem Seminar zeigt Ihnen das Beispiel „Generationen im Museum“ (GIM) aus der Schweiz, wie gelin-gende generationsübergreifende Konzepte geplant, organisiert und realisiert werden können. An prak-tischen Beispielen – wie etwa „GIM-live“ – erfahren Sie Hintergründe über verschiedene Konzepte, ler-nen unterschiedliche methodische Umsetzungen kennen und erfahren Handreichungen zu den notwen-digen inhaltlichen und formalen Strukturen, die notwendig sind, um einen solchen Dialog zu initiieren und in einen gleichberechtigten und lebendigen Austausch münden zu lassen.Ebenso sind in diesem Seminar Ihre Erfahrungen und Kenntnis-se gefragt, die wir in Form von

Workshops und kollegialer Bera-tung in den Seminarverlauf integ-rieren wollen.Angesprochen sind feste und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sektor der Museumspädagogik und Vermittlung aus allen Sparten und Museumsgattungen.

Bundesakademie für kulturelle Bildung / tm

VeranstaltungsortBundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel Schloßplatz 13 38304 Wolfenbüttel

INFORMATIONwww.bundesakademie.de

PROGRAMMwww.bundesakademie.de/programm/museum/do/veranstaltung_details/mm22-15/

ANMELDUNGwww.bundesakademie.de/programm/buchung/do/veranstaltung_buchen/mm22-15/

rheinform 02/2014

70 rheindenken Fortbildungen

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Ausstellungen

„Wegen Relaunch geschlossen!“Der Ausstellungskalender jetzt tagesaktuell im Internet

Thilo Martini

Bild 1: Logo des Internet-Museumsführers und -Ausstellungskalenders www.RheinischeMuseen.de(LVR-Fachbereich Kultur)

Wie an dieser Stelle bereits in der letzten Ausgabe ausführlich berichtet, wurden der Online-Museumsführer und Ausstellungs-kalender für die rheinischen Museen und Sammlungen –www.RheinischeMuseen.de – einer umfas-senden grafischen, technischen und inhalt-lichen Überarbeitung unterzogen. Seit Oktober 2014 ist dieses überarbeitete und erweiterte Serviceangebot nun online zugänglich.Die redaktionelle Erfahrung zeigt, dass uns annähernd täglich Ausstellungs- und Veranstaltungsmeldungen erreichen. Diese können jetzt zeitnah in das Datensystem eingepflegt werden und sind somit zeit-gleich auch im Internet sichtbar. Diese Möglichkeit der tagesaktuellen Darstellung von Ausstellungsinformationen steht der statischen Auflistung und unvermeidbaren Unvollständigkeit der hier abgedruckten Angaben entgegen. Aus diesem Grund ha-ben wir uns entscheiden, die Rubrik "Aus-stellungen" einzustellen.Damit der Online-Museumsführerund -Ausstellungskalender www.Rheini-scheMuseen.de die Ausstellungslandschaft

der rheinischen Museen auch weiterhin in aktueller und umfassender Weise abbil-den kann, benötigen wir jedoch auch Ihre Mithilfe.Bitte senden Sie alle Ausstellungshinwei-se, Veranstaltungsmeldungen, Pressemit-teilungen etc. an die Adresse der Online-Redaktion von www.RheinischeMuseen.de.

INFORMATION

Landschaftsverband Rheinland LVR-Fachbereich Kultur Redaktion „RheinischeMuseen.de“

Thilo Martini Ottoplatz 2 50679 Köln

Tel.: 0221 809 2143Mail: [email protected]: www.RheinischeMuseen.de

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rheinform 01/2015Thilo Martini | “Wegen Relaunch geschlossen!“ | Seite 71 bis 71

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Impressum

Herausgeber:Landschaftsverband RheinlandLVR-Dezernat Kultur und Landschaftliche KulturpflegeOttoplatz 2 || 50679 Köln-Deutz

Verantwortlich:Milena Karabaic–LVR-Dezernentin für Kultur und Umwelt

Layout, Technische Umsetzung – Barrierefreies PDF:Sein und Haben Werbeagentur GmbH, Köln|| Tim Gouderwww.sein-und-haben.de|| [email protected]

Aufbereitung des Dokuments für sehbehinderte und blinde Menschen:LVR-Druckerei || Solveig [email protected]

Titel:Entwurf: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Ralf NussbaumTitelbild: Keisuke Matsuura „Weisse Nepix“, Fotoausschnitt (© das SEEWERK)

Redaktionsanschrift:Landschaftsverband RheinlandLVR-Fachbereich Kultur / MuseumsberatungRedaktion „rheinform“Ottoplatz 2 || 50679 Köln-DeutzTel. 0221 809 2143Fax 0221 8284 1925www.rheinform.lvr.de || [email protected]

Redaktion:Dr. Norbert Kühn, Thilo Martini (tm), Ruth Türnich (rt), Eva Westphal (ew)

Die Redaktion hat sich bemüht, die Rechteinhaber der Abbildungen ausfindig zu machen. Sollten geltende Ansprüche nicht berücksichtigt sein, bitten wir um Nachricht an die Redaktion.

Version 1.0 – März 2015

© 2015, LVR-Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege

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rheinform 01/2015