Research Collection · Eine grosse Hilfe waren zudem die Studenten am BWI, ... 2.1 Globale...
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Research Collection
Doctoral Thesis
Total Cost of OwnershipKostenanalyse bei der globalen Beschaffung direkter Güter inproduzierenden Unternehmen
Author(s): Bremen, Philipp Maximilian
Publication Date: 2010
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-006320616
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DISS. ETH Nr. 19378
TOTAL COST OF OWNERSHIP
–
Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung direkter Güter in
produzierenden Unternehmen
ABHANDLUNG
zur Erlangung des Titels
DOKTOR DER WISSENSCHAFTEN
der ETH ZÜRICH
vorgelegt von
PHILIPP MAXIMILIAN BREMEN
Dipl.-Ing., RWTH Aachen
geboren am
13.05.1980
aus
Deutschland
angenommen auf Antrag von
Prof. Dr. Paul Schönsleben, Referent
Prof. Dr. Stephan M. Wagner, Korreferent
2010
Vorwort
Die vorliegende Dissertation entstand während meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter
am BWI Betriebswissenschaftliches Zentrum der Eidgenössischen Technischen Hochschule
Zürich.
An erster Stelle danke ich Herrn Prof. Dr. Paul Schönsleben, Leiter des BWI, für das
entgegengebrachte Vertrauen, die zugestandene Freiheit bei der Bearbeitung der
Forschungsprojekte und die Unterstützung während der Dissertation. Für die bereitwillige
Übernahme des Korreferats und die wertvollen Anregungen danke ich Herrn Prof. Dr. Stephan
M. Wagner, Leiter des Lehrstuhls für Logistikmanagement an der ETH Zürich. Herrn Prof.
Markus Baertschi, Gastdozent am BWI, danke ich für die geschätzte Hilfe insbesondere bei
Akquisetätigkeiten.
Mein Dank gilt auch allen Partnern der Forschungsprojekte DC-SC-M und GlobalTCO, die
durch hochschulübergreifende und interdisziplinäre Ansätze interessante Einblicke in
verschiedene Themenbereiche der globalen Beschaffung gewährten. In diesem Sinne möchte
ich meinen Kollegen der beiden Projektteams für die gemeinsame Zeit und Arbeit herzlich
danken: Dr. Robert Alard, Dr. Josef Oehmen, Christian Schneider, Dr. Patricia Hurschler,
Gandolf Finke, Katharina Bunse, Dr. Zheng Han, Dr. Robert Jekel, Dr. Yanmei Zhu und
Dr. Wei-Chi Chen. Im Rahmen der engen Projektzusammenarbeit und im ständigen fachlichen
Dialog haben die wertvollen Anregungen und Ideen wesentlich zum Gelingen der Arbeit
beigetragen.
Für die konstruktive und sehr angenehme Zusammenarbeit sowie hochgeschätzten
Diskussionen in verschiedenen Stadien der Arbeit möchte ich mich bei den Vertretern der
Partnerunternehmen, insbesondere den Herren Philippe Erni (maxon motor ag), Ingo Kirchhoff
und Urs Jegher (Hocoma AG), Dr. Stephan Feldhaus und Dieter Zaugg (SMS Concast AG),
Stefan Reisacher (ALSTOM (Switzerland) Ltd), Frederic Rappan (Komax AG), Christian
Schwarz, Micha Weingartner und Andre Fierz (Mettler-Toledo AG) sowie Markus Probst
(Micropool GmbH) bedanken. Der Austausch mit ihnen in zahlreichen konsortialen und
bilateralen Workshops hat die Arbeit erheblich beeinflusst.
Eine grosse Hilfe waren zudem die Studenten am BWI, die mich durch spezifische
Masterarbeiten insbesondere bei den validierenden Fallstudien unterstützten. Hervorheben
möchte ich an dieser Stelle die Herren Beat Fuchs, David Läderach, Maleachi Bühringer und
Oliver Braun.
Allen anderen Mitarbeitenden am BWI danke ich für die freundschaftliche Zusammenarbeit
und die vielen privaten Unternehmungen und Erlebnisse während der Zeit am BWI. Es hat mir
sehr viel Spass gemacht, mit ihnen zu arbeiten!
Danken möchte ich abschliessend meinen Eltern, Herbert und Dorothee Bremen, die mir immer
die Freiheit ermöglichten, meinen Weg zu wählen und mir die uneingeschränkte Unterstützung
gaben, ihn unbeschwert zu beschreiten. Zudem möchte ich ihnen für die genaue Durchsicht der
Dissertation danken. Meiner Schwester, Frau Dr. Katrin Arning, danke ich für die
Unterstützung bei den empirischen Analysen.
Zürich, im November 2010 Philipp Bremen
V
Inhalt
Kurzfassung ........................................................................................................................ IX
Abbildungen ........................................................................................................................ XI
Tabellen .............................................................................................................................. XV
Abkürzungen .................................................................................................................. XVII
1 Einleitung........................................................................................................................... 1
1.1 Ausgangslage und Motivation ..................................................................................... 1
1.2 Zielsetzung ................................................................................................................... 2
1.3 Forschungskonzeption ................................................................................................. 3
1.3.1 Forschungsmethodik ......................................................................................... 3
1.3.2 Herkunft der Ergebnisse .................................................................................... 4
1.4 Übersicht und Aufbau der Arbeit ................................................................................ 5
2 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung ................................................................. 7
2.1 Globale Beschaffung ................................................................................................... 7
2.1.1 Beschaffung in produzierenden Unternehmen .................................................. 7
2.1.2 Beschaffung im globalen Kontext ................................................................... 11
2.1.3 Prozessmodelle der Beschaffung .................................................................... 16
2.1.4 Lieferantenauswahl ......................................................................................... 19
2.1.5 Kostenmanagement in der Beschaffung .......................................................... 21
2.1.6 Beschaffungskostenanalyse in der Praxis ....................................................... 23
2.2 Total Cost of Ownership ............................................................................................ 25
2.2.1 Definition und Abgrenzung ............................................................................. 25
2.2.2 Klassifizierung von Modellen ......................................................................... 26
2.2.3 Motivation und Nutzen der Anwendung ......................................................... 33
2.2.4 Kostenelemente ............................................................................................... 34
2.2.5 Einsatz in der industriellen Praxis ................................................................... 37
2.2.6 Restriktionen der praktischen Anwendung ..................................................... 40
2.3 Ableitung der Forschungsfragen ............................................................................... 42
2.3.1 Forschungsbedarf ............................................................................................ 42
2.3.2 Forschungsfragen ............................................................................................ 43
2.3.3 Abgrenzung der Arbeit .................................................................................... 44
VI Inhalt
3 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen
Beschaffungsprojekten .................................................................................................... 45
3.1 Zusammensetzung der Total Cost of Ownership ....................................................... 45
3.1.1 Transport- und Logistikkosten ......................................................................... 46
3.1.2 Transaktionskosten .......................................................................................... 48
3.1.3 Abschreibungen und Kapitalkosten ................................................................. 50
3.1.4 Risikokosten ..................................................................................................... 51
3.2 Priorisierung der Kostenelemente .............................................................................. 54
3.2.1 Einführung zur Umfrage .................................................................................. 54
3.2.2 Beschreibung der Stichprobe ........................................................................... 57
3.2.3 Relevanz der Kostenelemente .......................................................................... 61
3.2.4 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung .................................................. 66
3.2.5 Zusammenfassung der empirischen Studie ...................................................... 67
3.3 Methode zur Analyse der Beschaffungskosten .......................................................... 68
3.3.1 Einführung zur Anwendung der Aktionsforschung ......................................... 68
3.3.2 Beurteilungsdimensionen ................................................................................. 74
3.3.3 Monetäre Beurteilungskriterien ....................................................................... 75
3.3.4 Nicht monetäre Beurteilungskriterien .............................................................. 88
3.3.5 Implementierung des Tools .............................................................................. 92
3.3.6 Prozess zur Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-Modelle ................ 93
4 Validierung der Total Cost of Ownership Methode ................................................... 101
4.1 Überblick über die Fallstudien ................................................................................. 101
4.2 Fallstudie bei Hocoma AG ....................................................................................... 102
4.2.1 Phase 1: Identifikation ................................................................................... 103
4.2.2 Phase 2: Bewertung ........................................................................................ 108
4.2.3 Phase 3: Umsetzung ....................................................................................... 113
4.2.4 Erkenntnisse aus der Anwendung des TCO-Tools ........................................ 116
4.2.5 Zusammenfassung der Fallstudie ................................................................... 117
4.3 Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronikbranche ................................ 119
4.3.1 Phase 1: Identifikation ................................................................................... 119
4.3.2 Phase 2: Bewertung ........................................................................................ 123
4.3.3 Phase 3: Umsetzung ....................................................................................... 127
4.3.4 Erkenntnisse aus der Anwendung des TCO-Tools ........................................ 131
4.3.5 Zusammenfassung der Fallstudie ................................................................... 133
4.4 Fallstudie bei einem Unternehmen aus dem Anlagenbau ........................................ 134
Ausgangslage und Motivation VII
4.4.1 Phase 1: Identifikation ................................................................................... 135
4.4.2 Phase 2: Bewertung ....................................................................................... 139
4.4.3 Phase 3: Umsetzung ...................................................................................... 145
4.4.4 Erkenntnisse aus der Anwendung des TCO-Tools ....................................... 147
4.4.5 Zusammenfassung der Fallstudie .................................................................. 147
4.5 Zusammenfassende Erkenntnisse aus den Fallstudien ............................................ 149
5 Zusammenfassung und Ausblick................................................................................. 153
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse ........................................................................... 153
5.2 Ausblicke auf weitere Forschungsthemen ............................................................... 155
Literatur ............................................................................................................................ 157
Anhang ............................................................................................................................... 165
A Unternehmensbefragung .......................................................................................... 165
A.1 Fragebogen .................................................................................................... 165
A.2 Verlauf der Umfrageantworten ..................................................................... 167
A.3 Qualitative Messung der Kostenelemente ..................................................... 168
A.4 Quantitative Messung der Kostenkategorien ................................................ 169
B Unternehmensspezifische TCO-Tools ..................................................................... 170
B.1 TCO-Tool der Hocoma AG........................................................................... 170
B.2 TCO-Tool des Unternehmens B .................................................................... 175
B.3 TCO-Tool des Unternehmens C .................................................................... 178
C Validierung der Ergebnisse ..................................................................................... 181
D Schriftliche Veröffentlichungen des Autors ............................................................ 185
E Lebenslauf des Autors ............................................................................................. 187
IX
Kurzfassung
Die Bedeutung der globalen Beschaffung hat in den letzten Jahren in produzierenden
Unternehmen erheblich zugenommen. Reduzierte Wertschöpfungstiefen, Globalisierung und
steigender Kostendruck sind drei grundlegende Einflussfaktoren auf das globale
Beschaffungsmanagement. Vor diesem Hintergrund stehen Beschaffungsmanager vor der
komplexen Entscheidung, Lieferanten für spezifische, teils technologisch anspruchsvolle
Beschaffungsgüter auszuwählen. In den Unternehmen besteht dabei mangelnde Transparenz
hinsichtlich der Beschaffungskosten von Gütern, und es fehlt an Bewusstsein über die
Implikationen ihrer Entscheidungen auf den gesamten Geschäftserfolg.
Total Cost of Ownership (TCO) ist ein bestehendes Konzept zur Analyse von
Beschaffungskosten. Im Kern zielt das Konzept darauf ab, Beschaffungsentscheide nicht nur
auf Grundlage des Kaufpreises eines Beschaffungsguts zu treffen, sondern sämtliche Kosten
einzubeziehen, die im Zusammenhang mit dem Erwerb eines Guts stehen. Aber nachwievor
besteht sowohl in der Wissenschaft als auch in der industriellen Praxis nur begrenztes Wissen
über Zusatzkosten, die insbesondere bei der globalen Beschaffung auftreten. In der
wissenschaftlichen Literatur publizierte TCO-Modelle sind nur unzulänglich operationalisiert
und haben wenig Berücksichtigung in der Industrie gefunden, speziell bei mittelständischen
Unternehmen.
In der vorliegenden Arbeit wird daher ein Konzept zur Kostenanalyse der TCO bei globalen
Beschaffungsprojekten entwickelt, das in drei Teile gegliedert ist. Zunächst wird die
Zusammensetzung der TCO bei der globalen Beschaffung auf Basis einzelner Kostenelemente
beschrieben. Anschliessend erfolgt die Priorisierung der Kostenelemente anhand einer Umfrage
bei Schweizer Industrieunternehmen. Im dritten Teil wird eine Methode zur
unternehmensspezifischen Analyse der TCO entwickelt, die Entscheidungsträger bei der
Lieferantenauswahl im globalen Umfeld unterstützt. Die Methode basiert auf generischen
Kostentypen, von denen spezifische Kostenelemente mittels einfacher Konfigurierung
abgeleitet und zu einem gesamthaften individuellen TCO-Modell zusammengestellt werden
können.
Die speziellen Anforderungen der globalen Beschaffung hinsichtlich langer
Lieferdurchlaufzeiten, dynamischer Einflussfaktoren und Supply Chain Risiken sowie deren
Implikationen auf die Profitabilität von Beschaffungsprojekten werden in der vorgestellten
Methode eingehend berücksichtigt. Die praktische Anwendung der Methode in produzierenden
Unternehmen wird durch die Implementierung einer auf Microsoft Excel basierenden
Applikation ermöglicht. Dazu ergänzend wird in der Arbeit ein Prozessmodell aufgezeigt, das
die konkrete Umsetzung der Methode zur Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-
Modelle in der Praxis beschreibt.
Die Anwendbarkeit und der praktische Nutzen der Resultate zeigen sich insbesondere in den
lösungsorientierten Fallstudien dieser Arbeit. In drei Unternehmen unterschiedlicher Grössen
aus den Branchen Medizinaltechnik, Elektronik und Anlagenbau werden
unternehmensspezifischer TCO-Modelle entwickelt und erste Erkenntnisse aus der Anwendung
der Methode aufgezeigt.
Gesamthaft unterstützt dieses Konzept produzierende Unternehmen bei der
Entscheidungsfindung im Kontext der globalen Beschaffung und trägt infolgedessen zur
Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit bei.
X
Abstract
The importance of global sourcing for manufacturing companies has strongly increased in
recent years. Reduced range of vertical integration, globalization and increased cost pressure
are three fundamental trends influencing global sourcing activities. Purchasing managers are
challenged to select suppliers for specific, partly technologically complex goods. However, in
manufacturing companies there is a lack of transparency concerning purchasing costs of goods
and a lack of awareness about the implications of their decisions on the overall business
success.
Total Cost of Ownership (TCO) is an existing approach for the holistic analysis of procurement
costs. The concept aims at taking purchasing decisions not only based on the purchase price but
including all costs related to the acquisition of a good. Nevertheless, only limited knowledge
exists both in science and in industrial practice of additional costs that occur in the global
context. In scientific literature published TCO models are inadequately operationalized and
have only attracted little attention in industry, especially in small businesses.
In this thesis, a concept for the TCO analysis of global sourcing projects is developed, which is
divided into three parts. First, the composition of the TCO associated with global sourcing is
described on the basis of single cost elements. Subsequently, the prioritization of cost elements
is presented based on a survey with Swiss industrial companies. In the third part, a method for
company-specific TCO analysis is developed supporting decision makers in the selection of
suppliers in the global environment. The method is based on generic cost types. Specific cost
elements can be derived of the generic cost types by means of simple configuration composing
holistic individual TCO models.
The specific requirements of global sourcing with regard to long delivery lead times, dynamic
factors and supply chain risks and their implications on the profitability of sourcing projects
have been thoroughly taken into account in the presented method. The practical application of
the method in manufacturing companies is facilitated by the implementation of a Microsoft
Excel based application. Additionally, a process model is developed describing the specific
realization of the method for the development of company-specific TCO models in practice.
The applicability and the practical use of the results are particularly demonstrated in the target-
oriented case studies of this thesis. Company-specific TCO models are developed in three
companies of various sizes from the medical industry, electronics and plant manufacturing.
Furthermore, first insights of the application of the method in these companies are revealed.
Overall, this approach supports manufacturing companies in decision making in the context of
global sourcing and accordingly contributes to the improvement of their competitiveness.
XI
Abbildungen
Abbildung 1: Abnahme der Wertschöpfungstiefe am Beispiel des Maschinenbaus und der
Automobilbranche in Deutschland (vgl. Arnold, 2004) 1
Abbildung 2: Forschungsprozess basierend auf Aktionsforschungsmethodik (vgl. Coughlan
u. Coghlan, 2002) 3
Abbildung 3: Aufbau und Struktur der Arbeit 6
Abbildung 4: Vereinfachte Darstellung einer Wertschöpfungskette (vgl. Schönsleben,
2007, S. 9) 7
Abbildung 5: Umfassende Beschaffungs- und Kooperationsstrategien (vgl. Schönsleben,
2007, S. 80) 8
Abbildung 6: Einfuhr aus China in die Schweiz nach Verwendungszweck (vgl.
Eidgenössische Zollverwaltung, 2009) 12
Abbildung 7: Gründe für die Verlagerung bei Unternehmen, die zwischen 2001 und 2003
Teile der Produktion ins Ausland verlagert haben (vgl. Kinkel et al., 2004) 13
Abbildung 8: Rückverlagerungsgründe bei Unternehmen aus der Metall- und
Elektroindustrie, die Teile der Produktion nach Deutschland zurückgeholt
haben (vgl. Kinkel u. Maloca, 2008) 14
Abbildung 9: Prozessmodell der strategischen Beschaffung (Alard, 2002, S. 43) 16
Abbildung 10: Prozessmodell der operativen Beschaffung (Alard, 2002, S. 46) 17
Abbildung 11: Erweiterung des Prozessmodells der strategischen Beschaffung für den
globalen Kontext (vgl. Alard et al., 2007) 18
Abbildung 12: Trichtermodell der Lieferantenauswahl (vgl. Koppelmann, 2004) 20
Abbildung 13: Prozesskostenrechnung (Schönsleben, 2007, S. 825) 23
Abbildung 14: Transaktionsbezogene Modellkomponenten (Ellram u. Siferd, 1993) 29
Abbildung 15: Struktur von TCO-Modellen 34
Abbildung 16: Kategorisierung von identifizierten TCO-Kostentreibern (Ferrin u. Plank,
2002) 36
Abbildung 17: Prozess zur Entwicklung von TCO-Modellen (Ellram, 1993) 37
Abbildung 18: Wasserfalldiagramm des TCO-Modells von Unternehmen B (vgl. Dohm,
2007) 40
Abbildung 19: Ableitung der Ziele der Arbeit 44
Abbildung 20: Kategorien der Total Cost of Ownership bei der globalen Beschaffung 45
Abbildung 21: Prozess der Umfrageforschung in Anlehnung an Forza (2002) 54
Abbildung 22: Branchenzugehörigkeit der befragten Unternehmen 57
Abbildung 23: Unternehmensgrösse in Bezug auf Anzahl der Mitarbeitenden 58
Abbildung 24: Unternehmensgrösse in Bezug auf Umsatz im Jahr 2008 58
Abbildung 25: Geschäfts- und Führungsverantwortung der befragten Personen 59
Abbildung 26: Haupttätigkeitsfeld der befragten Personen 59
Abbildung 27: Anteil der in Beschaffung tätigen Mitarbeitenden an der gesamten
Belegschaft 60
Abbildung 28: Anteil des wertmässigen Beschaffungsvolumens am Umsatz im Jahr 2008 60
XII Abbildungen
Abbildung 29: Anteil des wertmässigen Beschaffungsvolumens aus Niedriglohnländern am
gesamten Beschaffungsvolumen 61
Abbildung 30: Qualitative Bewertung der Kostenelemente (Mittelwerte) 62
Abbildung 31: Quantitative Bewertung der Kostenkategorien 64
Abbildung 32: Summe der quantitativ bewerteten Kostenkategorien 65
Abbildung 33: Vorhandensein eines standardisierten Vorgehens zur Erfassung der
Gesamtkosten 66
Abbildung 34: Zufriedenheit mit Kostentransparenz bei der globalen Beschaffung 66
Abbildung 35: Quantitative Berücksichtigung der Kostenkategorien bei
Beschaffungsentscheiden 67
Abbildung 36: Anwendung der Aktionsforschung zur Entwicklung einer Methode zur
Bewertung der Total Cost of Ownership (vgl. Coughlan u. Coghlan, 2002) 68
Abbildung 37: Systemabgrenzung im Rahmen der Systems Engineering Methodik (vgl.
Züst, 2004, S. 65) 69
Abbildung 38: SWOT-Analyse 70
Abbildung 39: Supply Chain Operations (SCOR) Modell (vgl. SCOR, 2008) 71
Abbildung 40: Bewertung auf Basis von sieben Beurteilungsdimensionen 75
Abbildung 41: Lagerbestand und kumulierte Bestellmenge eines Beschaffungsguts 76
Abbildung 42: Vereinfachter schematischer Aufbau des TCO-Tools mit monetären und nicht
monetären Beurteilungskriterien 93
Abbildung 43: Prozess zur Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-Modelle 94
Abbildung 44: Identifikation relevanter Kostenelemente 96
Abbildung 45: Zuordnung der Kostenelemente zu den Kostentypen 97
Abbildung 46: Lokomat® der Hocoma AG 102
Abbildung 47: Systemabgrenzung bei Hocoma 104
Abbildung 48: Visualisierung einer exemplarischen Supply Chain bei Hocoma 105
Abbildung 49: Zuordnung der Beurteilungskriterien bei Hocoma 107
Abbildung 50: Kategorisierung der Kostenelemente bei Hocoma 112
Abbildung 51: Integration der TCO-Anwendung in den Beschaffungsprozess bei Hocoma 116
Abbildung 52: Ergebnis der TCO-Bewertung eines Beschaffungsguts bei Hocoma 116
Abbildung 53: Systemabgrenzung bei Unternehmen B 120
Abbildung 54: Visualisierung einer exemplarischen Supply Chain bei Unternehmen B 121
Abbildung 55: Identifikation relevanter Beurteilungskriterien bei Unternehmen B 122
Abbildung 56: Zuordnung der Beurteilungskriterien bei Unternehmen B 123
Abbildung 57: Kategorisierung der Kostenelemente bei Unternehmen B 127
Abbildung 58: TCO-Stückkosten in Abhängigkeit der Projektbestellmenge bei
Unternehmen B 129
Abbildung 59: Flussdiagramm der Lieferantenauswahl bei Unternehmen B 130
Abbildung 60: Veränderung der Kostendifferenz durch die TCO-Analyse bei
Unternehmen B 132
Abbildung 61: Systemabgrenzung bei Unternehmen C 135
Abbildung 62: Visualisierung einer exemplarischen Supply Chain bei Unternehmen C 136
Abbildung 63: Identifikation relevanter Beurteilungskriterien bei Unternehmen C 137
Ausgangslage und Motivation XIII
Abbildung 64: Zuordnung der Beurteilungskriterien bei Unternehmen C 138
Abbildung 65: Aufteilung der Zusatzkosten bei Unternehmen C 143
Abbildung 66: Kategorisierung der Beurteilungskriterien bei Unternehmen C 144
Abbildung 67: Flussdiagramm der Beschaffung bei Unternehmen C 146
Abbildung 68: Auszug des Fragebogens (1/3) 165
Abbildung 69: Auszug des Fragebogens (2/3) 166
Abbildung 70: Auszug des Fragebogens (3/3) 167
Abbildung 71: Verlauf der Umfrageantworten 167
Abbildung 72: Eingabeblatt des TCO-Tools von Hocoma (Teil 1/3) 171
Abbildung 73: Eingabeblatt des TCO-Tools von Hocoma (Teil 2/3) 172
Abbildung 74: Eingabeblatt des TCO-Tools von Hocoma (Teil 3/3) 173
Abbildung 75: Ergebnisblatt des TCO-Tools von Hocoma 174
Abbildung 76: Eingabeblatt des TCO-Tools von Unternehmen B 175
Abbildung 77: Eingabe der monetären Beurteilungskriterien des TCO-Tools von
Unternehmen B 176
Abbildung 78: Ergebnisblatt des TCO-Tools von Unternehmen B 177
Abbildung 79: Eingabeblatt des TCO-Tools von Unternehmen C (Teil 1/2) 178
Abbildung 80: Eingabeblatt des TCO-Tools von Unternehmen C (Teil 2/2) 179
Abbildung 81: Ergebnisblatt des TCO-Tools von Unternehmen C 180
XV
Tabellen
Tabelle 1: Herausforderungen und Fragestellungen im globalen
Beschaffungsmanagement (Experteninterviews im Rahmen der
Forschungsprojekte DC-SC-M und GlobalTCO) 15
Tabelle 2: Standard- vs. Individualmodell (vgl. Ellram, 1995, Geissdörfer et al., 2009) 27
Tabelle 3: Beispiel eines monetären TCO-Modells (vgl. Ellram, 1995) 28
Tabelle 4: Beispiel eines wertbasierten TCO-Modells (vgl. Ellram, 1995, Krämer, 2007,
S. 11) 29
Tabelle 5: Beispiel einer lebenszyklusbezogenen TCO-Matrix (vgl. Degraeve et al.,
2005) 30
Tabelle 6: Übersicht existierender Modelle in der Literatur (vgl. Geissdörfer et al.,
2009) 32
Tabelle 7: Analyse existierender TCO-Modelle in der Schweizer Industrie 39
Tabelle 8: Matrix der Supply Chain Risiken in China (vgl. Oehmen, 2009, S. 56) 52
Tabelle 9: Zielformulierung des TCO-Tools 73
Tabelle 10: Auswahl von Implementierungsvarianten mittels morphologischen Kastens 74
Tabelle 11: Übersicht der generischen Kostentypen 85
Tabelle 12: Parameter zur Berechnung der Kostenelemente 87
Tabelle 13: Ausgewählte makroökonomische Kriterien und ihre Quellen 91
Tabelle 14: Wiederkehrende Parameter und deren Ausprägungen 98
Tabelle 15: Übersicht der Fallstudien 101
Tabelle 16: Bestimmung der Kostentypen bei Hocoma 109
Tabelle 17: Zusätzliche Kostenelemente für die Nachkalkulation bei Hocoma 114
Tabelle 18: Ergebnis der TCO-Bewertung eines Beschaffungsguts bei Hocoma 117
Tabelle 19: Datenherkunft der Kostenelemente bei Unternehmen B 124
Tabelle 20: Bestimmung der Kostentypen bei Unternehmen B 125
Tabelle 21: Ermittlung der Ausprägung der Parameter für ausgewählte Kostenelemente
bei Unternehmen B 126
Tabelle 22: Relative Bewertung der Kostenelemente bei fünf Testläufen bei
Unternehmen B 126
Tabelle 23: Bestimmung der Kostentypen bei Unternehmen C 141
Tabelle 24: Ermittlung der Ausprägung der Parameter für ausgewählte Kostenelemente
bei Unternehmen C 142
Tabelle 25: Qualitative Messung der Kostenelemente (***p<0.001 ;**p<0.01; *p<0.05;
+p<0.1) 168
Tabelle 26: Quantitative Messung der Kostenkategorien (***p<0.001 ;**p<0.01;
*p<0.05; +p<0.1) 169
Tabelle 27: Ausprägungen der Risikoausmasse bei Hocoma 170
Tabelle 28: Bilaterale Analyse-, Konzept- und Validierungsworkshops mit
Unternehmensvertretern 181
Tabelle 29: Konsortiale Analyse-, Konzept- und Validierungsworkshops mit
Unternehmensvertretern 182
XVI Tabellen
Tabelle 30: Vorträge mit Diskussion vor Unternehmensvertretern 183
Tabelle 31: Vorträge mit Diskussion auf wissenschaftlichen Konferenzen 184
XVII
Abkürzungen
AHP Analytic Hierarchy Process
APICS Association for Operations Management
BWI Betriebswissenschaftliches Zentrum
CFR Cost And Freight
CH Schweiz
CIF Cost Insurance Freight
CIP Carriage Insurance Paid
CN China
COO Cost of Ownership
CPT Carriage Paid To
CZ Tschechien
D Dauer
DAF Delivered At Frontier
DC-SC-M Design Chain - Supply Chain - Management
DDP Delivery Duty Paid
DDU Delivery Duty Unpaid
DEQ Delivered Ex Quay
DES Delivered Ex Ship
DIN Deutsches Institut für Normung
ER Entwertungsrisiko
ERP Enterprise Resource Planning
ETH Eidgenössische Technische Hochschule
EXW Ex Works
FAS Free Alongside Ship
FCA Free CArrier
FOB Free On Board
FST Fuzzy Sets Theory
GDP Gross Domestic Product
GlobalTCO Total Cost of Ownership for Global Sourcing and Manufacturing
IEEE Institute of Electrical and Electronics Engineers
IT Informationstechnik
KK Korrelationskoeffizient
KMU Kleine und mittlere Unternehmen
KTI Kommission für Technologie und Innovation
LCC Life Cycle Costing
LDLZ Lieferdurchlaufzeit
LIKS Lagerinfrastrukturkostensatz
LKW Lastkraftwagen
XVIII Einleitung
M Menge
ME Mengeneinheit
MEM Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie
MRO Maintenance, Repair and Operations
MW Mittelwert
NAFEM North American Association of Food Equipment Manufacturers
OEE Overall Equipment Efficiency
PD Projektdauer
PKR Prozesskostenrechnung
PM Projektmenge
QA Quality Assurance
QS Qualitätssicherung
SA Standardabweichung
SAP Systeme, Anwendungen und Produkte
SCM Supply Chain Management
SCOR Supply Chain Operations Reference
Stk Stück
SVME Schweizerischer Verband für Materialwirtschaft und Einkauf
SWOT Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats
TCO Total Cost of Ownership
UNIFE Union des Industries Ferroviaires Européennes
VBA Visual Basic for Applications
VDI Verein Deutscher Ingenieure
VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen
WACC Weighted Average Cost of Capital
ZE Zeiteinheit
1
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage und Motivation
Die Bedeutung von unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsnetzwerken hat in den letzten
Jahrzehnten stark zugenommen. Eine der Ursachen für diese Entwicklung war der Trend in den
80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die wertschöpfenden Tätigkeiten auf die
Kernkompetenzen eines Unternehmens zu konzentrieren (vgl. Prahalad u. Hamel, 1990). Als
Folge davon reduzierten Unternehmen ihre Wertschöpfungstiefe, d. h. den Anteil der
Eigenfertigung an der Gesamtwertschöpfung, und erhöhten somit den Anteil der
fremdbezogenen Fertigung. Wertschöpfungstiefen von weit unter 50% sind heute in vielen
Industrien üblich (Jahns u. Lück, 2005). In Deutschland sank die Wertschöpfungstiefe in der
Maschinenbaubranche von 65% im Jahr 1980 auf 40% im Jahr 2005. In der deutschen
Automobilbranche verlief die Entwicklung mit einer Reduzierung der Wertschöpfungstiefe von
53% im Jahr 1980 auf 30% im Jahr 2005 ähnlich (s. Abbildung 1).
Abbildung 1: Abnahme der Wertschöpfungstiefe am Beispiel des Maschinenbaus und
der Automobilbranche in Deutschland (vgl. Arnold, 2004)
In Forschung und Praxis hat sich im Zuge dieser Entwicklung der Forschungsbereich bzw. die
Unternehmensfunktion Supply Chain Management etabliert. Supply Chain wird als Synonym
für Wertschöpfungsnetzwerk benutzt und ist definiert als „das globale Netzwerk, um Produkte
und Dienstleistungen zu liefern, und zwar vom Rohmaterial bis hin zu den Verbrauchern, über
einen organisierten Fluss von Information, physischer Verteilung und Zahlung“ (Schönsleben,
2007, S. 13).
Neben der Konzentration auf Kernkompetenzen und der damit einhergehenden Reduzierung
der Wertschöpfungstiefe ist die Globalisierung ein weiterer wichtiger Trend für produzierende
Unternehmen. Mit Globalisierung wird die zunehmende Entstehung weltweiter Märkte für
Waren, Kapital und Dienstleistungen sowie die damit verbundene internationale Verflechtung
der Volkswirtschaften bezeichnet (Duden, 2001). Absatzseitig führt die Globalisierung v. a. zu
erhöhtem Wettbewerbsdruck und grösseren Absatzmärkten. Für die Beschaffung haben die
Globalisierung und der informationstechnologische Fortschritt zur Folge, dass Unternehmen
nicht nur auf lokale Beschaffungsmärkte zurückgreifen, sondern weltweit nach Lieferanten für
benötigte Beschaffungsgüter suchen können. Die Motive für die Globalisierung der Supply
20%
30%
40%
50%
60%
70%
1980 1985 1990 1995 2000 2005
Wer
tsch
öp
fungst
iefe
Jahr
Maschinenbau
Automobilbranche
2 Einleitung
Chains sind vielfältig; zu den wichtigsten zählen niedrige Lohnkosten in aufstrebenden
Märkten, Zugang zu neuen Absatzmärkten und Verfügbarkeit von Fertigungskapazitäten und
technischen Kompetenzen (Kinkel et al., 2007).
Bei Entscheidungen im Beschaffungsmanagement produzierender Unternehmen nehmen
Kosten im Gegensatz zu den anderen unternehmerischen Zielbereichen1 Qualität, Lieferung und
Flexibilität den grössten Stellenwert ein: Bei der Lieferantenauswahl zählen Produktkosten zum
wichtigsten Auswahlkriterium (Weber et al., 1991). Im Bereich der globalen Beschaffung sind
Produktkostenreduktionen der massgebliche Grund für den Entscheid von Unternehmen, ihre
Produktion ins Ausland zu verlagern (Kinkel et al., 2007, Kinkel u. Maloca, 2008, Jiang u.
Qureshi, 2006). Den grössten Einfluss haben Lohnkosten, die in Ländern wie Rumänien, China
und Vietnam, insbesondere bei einfachen Arbeitskräften, ein Zehntel der Schweizer
Lohnkosten betragen können (vgl. International Labour Organization, 2009). Dabei werden
jedoch Qualifikationsunterschiede der Mitarbeitenden und somit deren Produktivität
vernachlässigt.
Vor Beginn der Wirtschaftskrise, die als Folge der amerikanischen Subprimekrise in der
zweiten Hälfte des Jahres 2008 begann, waren Unternehmen mit wachsenden
Beschaffungskosten konfrontiert. Die Kaufpreise der Beschaffungsgüter stiegen aufgrund
wachsender Personalkosten in den aufstrebenden Märkten; Logistikkosten verteuerten sich
aufgrund mangelnder Seefrachtkapazitäten und steigender Ölpreise. Seit der Wirtschaftskrise
hat sich die Situation wachsender Beschaffungskosten entspannt. Jedoch erhöhte sich der
Wettbewerbs- und Kostendruck aufgrund der grossen absatzseitigen Einbrüche erheblich.
Entscheidungsträger standen vor der Herausforderung, grosse Wechselkursschwankungen zu
bewältigen und neue Lieferantenbeziehungen in weltweiten Beschaffungsmärkten zu
entwickeln, weil bestehende Lieferanten infolge der Wirtschaftskrise zahlungsunfähig wurden.
1.2 Zielsetzung
Reduzierte Wertschöpfungstiefen, Globalisierung und steigender Kostendruck sind drei grosse
Einflussfaktoren auf das globale Beschaffungsmanagement in produzierenden Unternehmen.
Vor diesem Hintergrund stehen Beschaffungsmanager vor der komplexen Entscheidung,
Lieferanten für spezifische, teils technogisch anspruchsvolle Beschaffungsgüter auszuwählen.
Dabei besteht in den Unternehmen mangelnde Transparenz bezüglich der Beschaffungskosten,
und es fehlt an Bewusstsein über Implikationen ihrer Entscheidungen, die andere
unternehmerische Zielbereiche wie Qualität, Lieferung und Flexibilität betreffen und
letztendlich zu Opportunitätskosten aufgrund nicht befriedigter Kundennachfragen führen
(Schönsleben, 2007, S. 37f.). Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit besteht darin,
Industrieunternehmen bei der Entscheidungsfindung im Kontext der globalen Beschaffung mit
der Operationalisierung des Konzeptes Total Cost of Ownership zu unterstützen.
1 Vgl. Schönsleben (2007, S. 35ff.)
Forschungskonzeption 3
1.3 Forschungskonzeption
1.3.1 Forschungsmethodik
Der Forschungsprozess der vorliegenden Arbeit beruht auf dem Grundgerüst der
Aktionsforschungsmethodik.
Abbildung 2: Forschungsprozess basierend auf Aktionsforschungsmethodik
(vgl. Coughlan u. Coghlan, 2002)
Die Aktionsforschung geht auf den Sozialpsychologen Kurt Lewin zurück (vgl. Lewin, 1946).
Die Forschungsmethodik ist dadurch gekennzeichnet, dass praktisches Handeln und empirische
Forschung verschmelzen (Ullrich u. Hill, 1976). Dies geschieht durch eine enge Kooperation
zwischen dem Forschenden und Personen in der Praxis. Die Resultate der Forschung werden im
Zuge des wissenschaftlichen Prozesses implementiert; dadurch greift die Wissenschaft
schliesslich in die Praxis ein (Müller, 2005).
Die Methodik Aktionsforschung kann in mehrere Prozessschritte eingeteilt werden (s.
Abbildung 2). Zunächst werden vorbereitend Kontext und Zielsetzung der Arbeit definiert. Es
gilt zum einen zu klären, aus welchen Gründen eine Aktion in einem bestimmten
Zusammenhang notwendig erscheint, zum anderen, warum die gewählte Forschungsmethodik
angemessen ist und neues Wissen generieren kann (Müller, 2005).
Die Datensammlung findet durch Analysen schriftlicher Dokumentation, Beobachtungen,
Diskussionen und Interviews statt. Durch die direkte Beobachtung in der Praxis erhält der
Forschende die Möglichkeit, Kommunikationsverhalten, Machtverhältnisse, Gruppendynamik
sowie zugrundeliegende Annahmen und ihre Effekte in den Forschungsprozess einzubeziehen
(vgl. Müller, 2005). Anschliessend werden die gesammelten Daten aufbereitet und den
Mitarbeitenden in der Praxis präsentiert. Ziel der Phase Datenfeedback ist es, eine
Rückkopplung der Mitarbeitenden bereits in einem frühen Stadium zu ermöglichen (vgl.
Moser, 1977). Die Phase der Datenanalyse befasst sich mit der kooperativen Analyse der Daten
Daten-
sammlung
Daten-
feedback
Daten-
analyse
Aktions-
planung
Implemen-
tation
Evaluation
1. Zyklus: Projekt DC-SC-M 2. Zyklus: Projekt GlobalTCO
Daten-
sammlung
Daten-
feedback
Daten-
analyse
Aktions-
planung
Implemen-
tation
Evaluation
Kontext &
Zielsetzung
4 Einleitung
durch den Forschenden und durch Personen in der Praxis, wodurch das Wissen der Personen im
Unternehmen einbezogen werden kann (Müller, 2005).
In der Phase der Aktionsplanung werden die genauen Umstände der geplanten Änderungen
bestimmt (vgl. Coughlan u. Coghlan, 2002). Dabei wird auf die folgenden Fragestellungen
Bezug genommen: Was soll geändert werden? In welchen Bereichen der Organisation sind
Änderungen notwendig und welcher Art? Wessen Unterstützung ist notwendig und wie kann
mit Widerstand von Mitarbeitenden umgegangen werden?
Anschliessend erfolgt die Implementation der geplanten Aktion. Diese Phase, die auch mit
„action taking“ (Susman u. Evered, 1978) bezeichnet wird, ist charakteristisch für die Methodik
der Aktionsforschung. Sie umfasst die Einflussnahme des Forschenden auf die Mitarbeitenden
im Unternehmen und die Rückkopplung der Forschungsergebnisse auf die Praxis. Im
Gegensatz dazu besteht bei der Fallstudienforschung (engl. case study research) üblicherweise
keine Intervention des Forschenden (Baskerville, 1997, Yin, 2003).
Der Prozess der Aktionsforschung endet mit der Phase der Evaluation, in der die Ergebnisse
reflektiert werden. Die Erkenntnisse sind wichtig für den Lernprozess und verbessern die
Anwendung der Forschungsmethodik in einem nachfolgenden Zyklus dieses beschriebenen
Forschungsprozesses (Müller, 2005).
Die Aktionsforschung hat einen engen Bezug zum Problemlösungszyklus des Systems
Engineering. Systems Engineering ist eine „systematische Denkweise und Methodik zur
Lenkung von Problemlöseprozessen im Kontext anspruchsvoller sozio-technischer
Fragestellungen“ (Züst, 2004, S. 9). Der Problemlösungszyklus kann in sieben Prozessschritte
unterteilt werden (vgl. Haberfellner et al., 2002, S. 48): Problemanstoss, Situationsanalyse,
Zielformulierung, Konzeptsynthese, Konzeptanalyse, Bewertung und Entscheidung.
Kennzeichnend für diese Vorgehensweise ist zum einen die Trennung zwischen Zielsuche,
Lösungssuche und Auswahl, zum anderen die systemhierarchische Denkweise.
1.3.2 Herkunft der Ergebnisse
Die vorliegende Arbeit basiert im Wesentlichen auf den Erfahrungen und den Ergebnissen der
Forschungsprojekte DC-SC-M2 (Design Chain - Supply Chain - Management) und GlobalTCO3
(Total Cost of Ownership for Global Sourcing and Manufacturing), die von der Kommission
für Technologie und Innovation (KTI) gefördert wurden. Beide Projekte standen unter der
Leitung des BWI Betriebswissenschaftlichen Zentrums der ETH Zürich.
Thematischer Schwerpunkt des Forschungsprojektes DC-SC-M, das von Juli 2006 bis Juli 2008
durchgeführt wurde, ist die Beschaffung aus China. Für produzierende Unternehmen in der
Schweiz hat die Beschaffung aus China in der Vergangenheit immer mehr an Bedeutung
gewonnen. Als Gründe für den Bezug chinesischer Beschaffungsgüter werden in der Regel
Kosteneinsparungen aufgrund der niedrigen Lohn- und Lohnnebenkosten, die
Markterschliessung des Absatzmarktes China über chinesische Lieferanten sowie die
Notwendigkeit der Beschaffung in China aus rechtlichen oder technologischen Gründen
genannt. Die Beschaffung aus China stellt Schweizer Unternehmen jedoch vor zahlreiche
Herausforderungen im Bereich der strategischen Planung, der operativen Abwicklung und des
Risikomanagements. Im Projekt DC-SC-M wurden daher verschiedene Themenstellungen in
fünf Arbeitspaketen mit zwei Hochschulpartnern und sieben Schweizer Industrieunternehmen
2 KTI Projekt-Nr.: 8353.1 ESPP-ES, Website: www.dcscm.ethz.ch
3 KTI Projekt-Nr.: 9864.1 PFES-ES, Website: www.globaltco.ethz.ch
Übersicht und Aufbau der Arbeit 5
bearbeitet und praxisnahe Lösungen entwickelt. Angegliedert an das Forschungsprojekt wurde
ferner ein Industriearbeitskreis mit insgesamt vierzehn Industriepartnern zu
Disseminierungszwecken durchgeführt. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden die
Grundlagen der vorliegenden Arbeit erarbeitet und Analyseworkshops mit den
Industriepartnern zum Thema Total Cost of Ownership durchgeführt, um chinaspezifische
Kostenelemente zu identifizieren (s. Unterkapitel 3.1). Des Weiteren wurden erste Konzepte für
die Quantifizierung von Kostenelemente entwickelt und bei einem der Industriepartner
eingesetzt (s. erster Zyklus des Aktionsforschungsprozesses in Abbildung 2).
Das Forschungsprojekt GlobalTCO mit der Laufzeit Januar 2009 bis Januar 2011 hat zum Ziel,
Industrieunternehmen mit einer Total Cost of Ownership Methode zu unterstützen, um
Verlagerungsentscheide faktenbasiert treffen zu können. Zu den Unteraufgaben der
Verlagerungsentscheide zählen die Auswahl geeigneter Produkte und Komponenten, passender
Beschaffungsmärkte und die erfolgreiche Lieferantenauswahl, um nachhaltige Abnehmer-
Lieferanten-Beziehungen zu gestalten. Das Forschungsprojekt dient als Basis für den zweiten
Zyklus des beschriebenen Aktionsforschungsprozesses, der in dieser Arbeit im Unterkapitel 3.3
beschrieben wird (s. Abbildung 2). In enger Kooperation mit fünf Industriepartnern werden die
praxisnahe Zielsetzung erarbeitet, Datensammlung, -feedback und -analyse sowie
Aktionsplanung, Implementation und Evaluation durchgeführt. Das Konsortium bietet nicht nur
eine enge Kooperation zwischen Forschenden und Praxis, sondern ermöglicht sowohl den
Austausch unter den Industriepartnern als auch die Generalisierung der Forschungsergebnisse,
die in Zusammenarbeit mit Unternehmen unterschiedlicher Grösse und Branchenherkunft
erarbeitet wurden.
In den Forschungsprojekten wurden zahlreiche studentische Arbeiten zu abgegrenzten
Themenstellungen als Teilprojekte durchgeführt. Viele der daraus resultierenden Ergebnisse
sind in die Entwicklung dieser Arbeit eingeflossen.
Eine Übersicht der Industrieunternehmen, die an dem Forschungsprozess in Form von
Analyse-, Konzept- und Validierungsworkshops beteiligt waren, befindet sich in Anhang C.
1.4 Übersicht und Aufbau der Arbeit
Der Aufbau der Arbeit folgt dem Forschungsprozess der angewandten
Handlungswissenschaften zur Gestaltung sozio-technischer Systeme mit den Phasen
Problemdefinition, Stand der Forschung, Konzeption und Validierung (vgl. Ulrich, 1984, S.
193, Ziegenbein, 2007, S. 5) (s. Abbildung 3). In Kapitel 1 wurden die Ausgangslage und
Motivation, Zielsetzung, Forschungsmethodik und Herkunft der Ergebnisse aufgezeigt. Kapitel
2 beinhaltet den Stand der Forschung und Praxis hinsichtlich der globalen Beschaffung und des
Konzeptes Total Cost of Ownership. Ferner werden die Forschungsfragen abgeleitet. Kapitel 3
umfasst die Konzeption der Total Cost of Ownerhip Methode zur Kostenanalyse globaler
Beschaffungsprojekte. Dazu wird zunächst die Zusammensetzung der Total Cost of Ownership
erarbeitet, dann Kostenelemente auf Basis einer Umfrage in der Schweizer Industrie priorisiert
und anschliessend die Methode zur Analyse der Beschaffungskosten entwickelt. Kapitel 4
beschäftigt sich mit der Validierung der vorgeschlagenen Methode durch Fallstudien in drei
Industrieunternehmen. Schliesslich werden in Kapitel 5 die Ergebnisse der Arbeit
zusammengefasst, die Innovation der Ergebnisse herausgestellt und ein Ausblick auf weitere
Forschungsthemen gegeben.
6 Einleitung
Abbildung 3: Aufbau und Struktur der Arbeit
Kapitel 1: Einleitung
Ausgangslage und Motivation, Zielsetzung, Forschungsmethodik,
Herkunft der Ergebnisse, Übersicht und Aufbau der Arbeit
Kapitel 2: Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Stand der Forschung und Praxis hinsichtlich globaler Beschaffung und
Total Cost of Ownership, Ableitung der Forschungsfragen
Kapitel 3: Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei
globalen Beschaffungsprojekten
Zusammensetzung der Total Cost of Ownership, Priorisierung der
Kostenelemente, Methode zur Analyse der Beschaffungskosten
Kapitel 4: Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Fallstudien bei drei Unternehmen, Zusammenfassende Erkenntnisse aus
den Fallstudien
Kapitel 5: Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassung der Ergebnisse, Innovation, Ausblick auf weitere
Forschungsthemen
7
2 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
In diesem Kapitel werden die Grundlagen zur globalen Beschaffung in produzierenden
Unternehmen und zum Konzept Total Cost of Ownership erarbeitet. Neben
Begriffsdefinitionen werden der Stand der Forschung und die Situation in der industriellen
Praxis zu den beiden Themen beleuchtet. Das Kapitel wird mit der Ableitung der
Forschungsfragen dieser Arbeit abgeschlossen.
2.1 Globale Beschaffung
2.1.1 Beschaffung in produzierenden Unternehmen
Die Beschaffung ist eine der Hauptfunktionen der innerbetrieblichen Wertschöpfungskette in
produzierenden Unternehmen (s. Abbildung 4).
Abbildung 4: Vereinfachte Darstellung einer Wertschöpfungskette (vgl. Schönsleben, 2007, S. 9)
Sie „umfasst sämtliche unternehmens- und/oder marktbezogene Tätigkeiten, die darauf
gerichtet sind, einem Unternehmen die benötigten, aber nicht selbst hergestellten Objekte
verfügbar zu machen“ (Arnold et al., 2008, S. 254). Hinsichtlich des Funktions- und
Objektumfangs der Beschaffung gibt es unterschiedliche Auffassungen in der Literatur (Alard,
2002, S. 7f.). Im Rahmen dieser Arbeit umfasst die Beschaffung funktionell sowohl die
Erlangung der rechtlichen Verfügungsgewalt über die Beschaffungsgüter als auch die mit dem
physischen Materialfluss verbundenen Aufgaben wie Transport, Eingangslagerung sowie
notwendige Umgruppierungen. Hinsichtlich des Objektumfangs wird die Versorgung des
Unternehmens mit Sachgütern sowie Rechten und Dienstleistungen berücksichtigt, nicht jedoch
die Beschaffung der erweiterten Faktoren wie Personal und Kapital (vgl. Alard, 2002, S. 7f.).
Die Geschäftsbeziehung zwischen dem betrachteten Unternehmen und den Lieferanten wird als
Abnehmer-Lieferanten-Beziehung bezeichnet. In einem mehrstufigen Wertschöpfungsnetzwerk
Ab
satz
Pro
du
kti
on
Besc
ha
ffu
ng
Unternehmen
Logistik
Lieferant B
Lieferant C
Lieferant D
Lieferant A
Kunde B
Kunde C
Kunde D
Kunde A
8 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
werden die Lieferanten des Abnehmers im Englischen mit first tier (dt. erste Ebene) benannt,
deren Unterlieferanten mit second tier (dt. zweite Ebene), usw.
Die Aufgaben der Beschaffung können in die bedarfsneutrale strategische und bedarfsbezogene
operative Beschaffung unterteilt werden. Die strategische Beschaffung umfasst die Festlegung
der Beschaffungsstrategie, Bedarfsdefinition, Make-or-Buy-Entscheidung4, Beschaffungs-
marktforschung, Lieferantenfestlegung und den Vertragsabschluss (Alard, 2002, S. 43). Die
operative Beschaffung umfasst die Bestellrechnung, Bestellabwicklung, Bestellüberwachung,
den Wareneingang, Transport, die Lagerung und Abrechnung (Alard, 2002, S. 46).
Der Begriff Einkauf (engl. purchasing) wird in der Literatur meist für die operativen
Tätigkeiten der Beschaffung verwendet und unterscheidet sich somit von der Beschaffung
(engl. procurement) durch den reduzierten Funktionsumfang (Alard, 2002). In der Literatur und
Praxis taucht in diesem Zusammenhang auch der englische Begriff sourcing5 auf, der keine
direkte deutsche Übersetzung besitzt. Einige Autoren assoziieren mit dem Begriff sourcing eine
starke Kooperationsbereitschaft und Integration der Geschäftspartner (vgl. Monczka et al.,
2002, Slaight u. Goffre, 2006). Dem Supply Chain Operations Reference (SCOR) Modell
folgend wird source im Rahmen dieser Arbeit synonym mit dem Begriff der Beschaffung
verwendet6 (vgl. SCOR, 2008). Die Begriffsabgrenzung wird unter Berücksichtigung der
geographischen Lage von Geschäftspartnern in Abschnitt 2.1.2 fortgesetzt.
Abbildung 5: Umfassende Beschaffungs- und Kooperationsstrategien (vgl. Schönsleben, 2007, S.
80)
Die Unternehmensfunktion Beschaffung als Schnittstelle zwischen Lieferanten und der
unternehmensinternen Produktion kann durch verschiedene Beschaffungsstrategien gestaltet
sein. Beschaffungsstrategien betreffen erstens die Bündelung von mehreren
Wertschöpfungsstufen in einem Beschaffungsgut (modular und system sourcing), zweitens die
Anzahl an Lieferanten für ein bestimmtes Beschaffungsgut (multiple, dual, single und sole
sourcing) und drittens den Ort der Lieferanten (global und local sourcing) (vgl. Schönsleben,
4 Die Make-or-Buy-Entscheidung ist die Festlegung, ob ein Teil unternehmensintern gefertigt („make“)
oder beschafft („buy“) wird (Gambino, 1980, S. 9). 5 Von source (dt. Quelle).
6 Source wird im SCOR-Modell definiert als „the processes associated with ordering, delivery, receipt and
transfer of raw material items, subassemblies, product and/or services“ (SCOR, 2008).
lang
Supply Chain
Management
Traditioneller
Markplatz
Supply
Management /
Supplier
Relationship
Management
kurz
Dauer der Lieferverträge
ho
ch
tief
Virtuelles Unternehmen
Inte
nsi
tät d
er K
oo
pera
tio
n
Globale Beschaffung 9
2007, S. 79f.). Neben diesen aspektbezogenen Strategien existieren umfassende Beschaffungs-
bzw. Kooperationsstrategien, die in Abhängigkeit von der Dauer der Lieferverträge und der
Kooperationsintensität unterschieden werden können (s. Abbildung 5).
Der traditionelle Marktplatz ist durch geringe Kooperation und kurze Lieferverträge zwischen
Abnehmer und Lieferant gekennzeichnet. Die Abnehmer-Lieferanten-Beziehungen ist weder
abnehmer- noch lieferantendominiert (vgl. Bensaou, 1999). Lieferanten sind üblicherweise in
ausreichender Anzahl vorhanden und können einfach ausgetauscht werden. Die betreffenden
Beschaffungsgüter sind meist einfache, umsatzsschwache Güter mit geringem
Versorgungsrisiko (vgl. Kraljic, 1983).
Supply Management und Supplier Relationship Management sind Synonyme für die
strategische und langfristig angelegte Integration der Lieferanten, um die operative
Auftragsabwicklung zu optimieren und Transaktionskosten zu minimieren (vgl. Schönsleben,
2007, S. 86). Die Machtverhältnisse zwischen Abnehmer und Lieferant können unausgeglichen
sein und zu Risiken in der Beziehung führen (Schönsleben, 2007, S. 88).
Supply Chain Management (SCM) ist „die Koordination einer strategischen und langfristigen
Zusammenarbeit von Ko-Herstellern auf der gesamten Supply Chain7 zur Entwicklung und
Herstellung von Produkten materieller oder immaterieller Natur“ (Schönsleben, 2007, S. 95).
Der Begriff SCM ist in den letzten beiden Jahrzehnten zu einem Ausdruck für verschiedene
unternehmensübergreifende Aktivitäten geworden. Manche Unternehmen verwenden den
Begriff lieferantenseitig als Synonym für die Unternehmensfunktion Beschaffung, obwohl
SCM im eigentlichen Sinne weiter gefasst ist und das Management des gesamten
Wertschöpfungsnetzwerkes vom Rohmaterial bis zum Kunden abdeckt (vgl. Hieber, 2002, S.
31).
Virtuelle Unternehmen sind Kooperationsformen von kurz- oder langfristiger Dauer, die sich
durch hohe Kooperationsintensitäten auszeichnen. Die in der Praxis wenig verbreitete Strategie
basiert auf dem Zusammenschluss mehrerer Ko-Hersteller, um gegenüber Kunden wie ein
einziges Unternehmen zu agieren (Schönsleben, 2007, S. 111). Neben den Vorteilen der
intensiven Kooperation bezüglich Flexibilität und Innovationsfähigkeit bestehen Nachteile in
den Bereichen Vertrauen und Kommunikation unter den Ko-Herstellern (vgl. Schönsleben,
2007, S. 111ff.).
Aufgrund der abnehmenden Wertschöpfungstiefen in produzierenden Unternehmen (s.
Abbildung 1) hat der Anteil der zu beschaffenden Güter in den letzten Jahren stetig
zugenommen. Damit einhergehend ist der Unternehmensfunktion Beschaffung immer mehr
Bedeutung zuteil geworden. Während in der Vergangenheit hauptsächlich einfache Güter, wie
beispielsweise Rohstoffe, Standardteile und Verbrauchsmaterialien, zugekauft wurden,
umfassen Beschaffungsgüter heutzutage zudem technologisch anspruchsvolle Produkte. Die
Anforderungen an die Mitarbeitenden in der Beschaffung gehen daher über rein kaufmännische
Fähigkeiten hinaus. Die Verschiebung der Wertschöpfungsverantwortung von der Produktion
in die Beschaffung geht mit einer Kompetenzverschiebung vom Produktionsingenieur zum
Beschaffungsmanager einher. Technologiewissen und -verständnis sind in der Beschaffung
heutzutage bedeutungsvoll sowohl für den unternehmensinternen abteilungsübergreifenden
Informationsaustausch als auch für die externe Kommunikation mit Lieferanten.
7 dt. Wertschöpfungsnetzwerk
10 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
In der Literatur werden verschiedene Möglichkeiten der Klassifizierung von
Beschaffungsgütern beschrieben. Im Folgenden wird eine für diese Arbeit relevante Auswahl
an Klassifizierungen8 vorgestellt.
Beschaffungsgüter können abhängig von der vollbrachten Wertschöpfung in Rohmaterialien,
Standardmaterialien, Halbfabrikate, Module und Systeme unterteilt werden (vgl. Schönsleben,
2007, S. 77ff.):
Rohmaterialien gelten für ein Unternehmen als unbearbeitete Materialien oder
Ausgangsgut für die Herstellung.
Standardmaterialien umfassen einfache Güter, die von einer genügenden Anzahl
Lieferanten zu erhalten sind.
Halbfabrikate enthalten wesentliche, in der Regel abnehmerspezifische
Wertschöpfungsschritte und werden in übergeordnete Produkte eingebaut.
Module sind endmontagefähige Beschaffungsgüter, die grösstenteils vom Abnehmer
entwickelt werden.
Systeme sind endmontagefähige Beschaffungsgüter, die grösstenteils vom Lieferanten
entwickelt werden.
Eine weitere Möglichkeit der Einteilung von Beschaffungsgütern ist die Unterscheidung
direkter und indirekter Güter (vgl. Schönsleben, 2007, S. 78f.).
Direkte Güter gehen direkt in ein Produkt des Abnehmers ein bzw. werden zur
Herstellung eines Produkts beschafft.
Indirekte Güter umfassen komplementär die Güter, welche nicht zu den direkten Gütern
zählen und keinen direkten Bezug zu einem Produkt des Abnehmers haben. Beispiele
indirekter Güter sind Büroartikel und MRO-Artikel9.
Die Klassifizierung von Gütern nach ihrer Wichtigkeit oder Bedeutung für das Unternehmen
wird als ABC-Klassifikation bezeichnet. Dazu werden die Beschaffungsgüter üblicherweise
nach ihrem Wert10 absteigend sortiert und in drei Klassen A, B und C eingeteilt (vgl.
Schönsleben, 2007, S. 542ff.):
A-Artikel machen z. B. 75% des Umsatzes aus und umfassen z. B. 20% der Artikel.
B-Artikel machen z. B. 15% des Umsatzes aus und umfassen z. B. 30 bis 40% der
Artikel.
C-Artikel machen z. B. 10% des Umsatzes aus und umfassen z. B. 40 bis 50% der
Artikel.
8 Auf weitere Klassifizierungen von Gütern (z. B. Materialportfolio nach Kraljic) und von Lieferanten bzw.
Lieferantenbeziehungen (z. B. Lieferanten- und Marktmachtportfolio nach Kraljic und Abnehmer-
Lieferanten-Beziehungsportfolio nach Bensaou) wird im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen (vgl.
Kraljic, 1983, Bensaou, 1999, Alard, 2002). 9 MRO-Artikel (engl. maintenance, repair und operating supplies) sind Beschaffungsgüter für unterstüt-
zende Tätigkeiten im Unternehmen; in der Regel werden sie nicht in ein Produkt eingebaut (Schönsleben,
2007, S. 21). 10
Der Wert eines Artikels ist das übliche Auswahlkriterium zur Klassifizierung von Gütern. Darüber hinaus
können beispielsweise auch das Fehlmengenrisiko sowie die Konjunktur- und Substitutionssensibilität als
Kriterien zur Bestimmung der Wichtigkeit herangezogen werden (Alard, 2002, S. 27f.).
Globale Beschaffung 11
Die genauen Schranken sind unternehmensspezifisch zu bestimmen. Die Klassifikation
ermöglicht die Bestimmung der Wichtigkeit von Beschaffungsgütern unter Anwendung des
Pareto-Prinzips11.
Analog werden Güter in der XYZ-Klassifikation nach ihrer Verbrauchsstruktur und
Vorhersagegenauigkeit eingeteilt (vgl. Schönsleben, 2007, S. 545, Alard, 2002, S. 29):
X-Artikel werden regelmässig oder kontinuierlich mit einer hohen
Vorhersagegenauigkeit verbraucht.
Y-Artikel sind durch schwankenden Verbrauch bei mittlerer Vorhersagegenauigkeit
gekennzeichnet.
Z-Artikel werden unregelmässig, sporadisch oder einmalig bei geringer
Vorhersagegenauigkeit verbraucht.
Die Kombination der ABC- und XYZ-Klassifikation resultiert in einer zweidimensionalen
Matrix mit neun Klassen, dem ABC-XYZ-Portfolio, welches zur Zuordnung grundlegender
Materialmanagement-Strategien herangezogen wird (Alard, 2002, S. 29).
2.1.2 Beschaffung im globalen Kontext
Die lokale Beschaffung (engl. local sourcing oder domestic sourcing) beschränkt sich auf
Quellen im Inland12 (Nassimbeni u. Sartor, 2006, S. 4). Die Wahl dieser Strategie kann
aufgrund der geographischen und kulturellen Nähe unumgänglich sein, insbesondere bei
intensiver Zusammenarbeit zwischen Abnehmer und Lieferant (Schönsleben, 2007, S. 80,
Dutta, 2003). Die globale Beschaffung berücksichtigt ausländische Quellen, um den Bedarf an
Beschaffungsgütern zu decken (APICS, 2008). Im Englischen werden verschiedene Ausdrücke
verwendet. Neben dem Ausdruck offshoring (von offshore, dt. vor der Küste liegend), der vor
allem im nordamerikanischen Raum für Standortverlagerungen verwendet wird, sind die
Ausdrücke international purchasing (dt. internationaler Einkauf) und global sourcing (dt.
globale Beschaffung) üblich. Die Bedeutungen der letztgenannten Ausdrücke unterscheiden
sich, wie an den deutschen Übersetzungen bereits erkennbar ist. International purchasing
bezieht sich eher auf Lieferantenbeziehungen mit geringer Kooperationsintensität, während der
Ausdruck global sourcing eher hohe Kooperationsintensitäten und lange Lieferverträge
impliziert (vgl. Nassimbeni u. Sartor, 2006, S. 3f.). Bezüglich der verschiedenen Beschaffungs-
und Kooperationsstrategien bezieht sich global sourcing somit vielmehr auf die Bereiche
Supplier Management oder sogar Supply Chain Management (s. Abbildung 5). In englischer
Sprache wird der Ausdruck definiert als:
„Global sourcing […] involves proactively integrating and coordinating common items and
materials, processes, designs, technologies, and suppliers across worldwide purchasing,
engineering, and operating locations“ (Monczka et al., 2002).
Im Rahmen globaler Beschaffungsaktivitäten sind Niedriglohnländer in den letzten Jahren in
den Fokus vieler produzierender Unternehmen gerückt (Lee u. Ng, 1997). Während zuvor
überwiegend grosse Konzerne weltweit Güter beschafft, produziert und vertrieben haben,
11
Das Pareto-Prinzip besagt, dass ein kleiner Anteil einer Gruppe die grösste Wirkungskraft besitzt (APICS,
2008). 12
Der Begriff lokale Beschaffung wird in der Praxis oft auch auf angrenzende, kulturell nahestehende Nach-
barländer angewendet. Aus Schweizer Sicht zählen dazu insbesondere die Länder Deutschland, Frankreich
und Italien.
12 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
wagen heutzutage auch viele mittelständische Unternehmen13 den Schritt zur globalen
Wertschöpfung (vgl. Kinkel et al., 2004). Die zunehmende Bedeutung von Niedriglohnländern
für produzierende Unternehmen in der Schweiz kann anhand der Aussenhandelsstatistik am
Beispiel Chinas nachvollzogen werden. Die Einfuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten,
Investitionsgütern und Konsumgütern stieg in den Jahren 2003 bis 2007 stetig an. Während die
absolute Einfuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten im Jahr 2003 564,1 Mio. CHF betrug,
stieg sie im Jahre 2007 auf 1.532,7 Mio. CHF an. Auch der relative Anteil der Einfuhr aus
China an der Gesamteinfuhr stieg im gleichen Zeitraum von 1,73% auf 2,94% an (s. Abbildung
6).
Abbildung 6: Einfuhr aus China in die Schweiz nach Verwendungszweck
(vgl. Eidgenössische Zollverwaltung, 2009)
Der Begriff globale Beschaffung wird oft mit der Beschaffung aus Niedriglohnländern (engl.
low-cost country sourcing) in Verbindung gebracht. Globale Beschaffung ist jedoch weiter
gefasst und betrifft generell die Beschaffung von Gütern aus dem Ausland. Beschaffung aus
Niedriglohnländern bezieht sich hingegen nur auf die Beschaffung aus Ländern, in denen
niedrige Lohnkosten14 vorherrschen. Diese Länder sind gerade bei personalkostenintensiven
Gütern für westliche Unternehmen attraktiv und ermöglichen oftmals vermeintlich grosse
Kostenreduktionspotentiale.
Die Gründe für Unternehmen, einer globalen Beschaffungsstrategie nachzugehen, sind
vielfältiger Natur (s. Abbildung 7). Eine Untersuchung der Motive bei
Produktionsverlagerungen deutscher Unternehmen kam zu den folgenden Erkenntnissen (vgl.
Kinkel et al., 2004, S. 15ff.):
13
Eine allgemeine Definition des Mittelstandes existiert nicht. Im Rahmen dieser Arbeit werden
Unternehmen mit bis zu 2000 Mitarbeitenden als mittelständische Unternehmen bezeichnet. 14
In Ländern wie Rumänien, China und Vietnam betragen die Lohnkosten einfacher Arbeitskräfte etwa ein
Zehntel der Lohnkosten in der Schweiz (International Labour Organization, 2009).
0.0%
0.5%
1.0%
1.5%
2.0%
2.5%
3.0%
3.5%
0
500
1'000
1'500
2'000
2'500
3'000
2003 2004 2005 2006 2007
Rel
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Lin
ien)
Jahr
Rohstoffe,
Halbfabrikate
(absolut)Investitionsgüter
(absolut)
Konsumgüter
(absolut)
Rohstoffe,
Halbfabrikate
(relativ)Investitionsgüter
(relativ)
Konsumgüter
(relativ)
Globale Beschaffung 13
Die meisten Unternehmen (85%) entscheiden sich für Verlagerungen aufgrund der
Kostenreduktionspotentiale15 bei den Produktionsfaktoren, d. h. Personal-, Material-
und Kapitalkosten. Da Material- und Kapitalkosten üblicherweise weltweit
vergleichbar Werte annehmen, spielen die Personalkosten dabei unter den
Produktionsfaktoren die grösste Rolle.
An zweiter Stelle steht die Markterschliessung (42%). Unternehmen erhoffen sich
von Kontakten zu ausländischen Lieferanten, schnelleren Zugang zum Absatzmarkt
für ihre Produkte zu erreichen. In Hinsicht auf asiatische Lieferanten erreicht dieses
Motiv sogar noch höhere Wichtigkeit (60%).
Verbesserte Leistungen in den Zielbereichen Flexibilität und Lieferfähigkeit werden
an dritter Stelle genannt (37%). Hier geht es darum, dem Kundenwunsch nach
quantitativer und qualitativer Flexibilität sowie hoher Lieferfähigkeit durch
ausländische Lieferanten einfacher erfüllen zu können.
Ähnlich gelagert ist das Motiv der Kapazitätsengpässe. Ausländische Lieferanten
ermöglichen den Zugriff auf grössere Produktionskapazitäten, als im Inland verfügbar
wären. Anstatt weitere inländische Kapazitäten aufzubauen, bevorzugen 29% der
Unternehmen die Nutzung ausländischer Kapazitäten.
Vorteilhafte ausländische Steuern, Abgaben und Subventionen sind das fünfte Motiv
für Produktionsverlagerungen ins Ausland (28%).
Ein weiteres Motiv stellt die Nähe zu Grosskunden dar (25%). Oftmals wird von
grossen Kunden – beispielsweise in der Automobilindustrie – verlangt, dass sich
Lieferanten in geographischer Nähe zu ihnen ansiedeln.
Weitere in der Abbildung 7 nicht dargestellte sekundäre Motive sind die Präsenz der
Konkurrenz (9%), Infrastruktur (6%), Technologieerschliessung (5%), Qualität (4%)
sowie Koordinations- und Kommunikationskosten (3%).
Abbildung 7: Gründe für die Verlagerung bei Unternehmen, die zwischen 2001 und 2003 Teile
der Produktion ins Ausland verlagert haben (vgl. Kinkel et al., 2004)
Die erhofften Kostenreduktionen durch niedrigere Lohnkosten lassen sich nicht für alle
Beschaffungs- und Verlagerungsprojekte realisieren (Kremic et al., 2006). 17% der
Unternehmen, die Teile ihrer Produktion ins Ausland verlagert haben, mussten etwa 4 bis 5
Jahre später Rückverlagerungen vornehmen (Kinkel u. Maloca, 2008). Mit den vermeintlichen
15
In diesem Zusammenhang wird auch von der Hebelwirkung der Beschaffung gesprochen (vgl. Arnold et
al., 2008, S. 15f.). Je kleiner die Fertigungstiefe, desto grösser ist der Hebel von Kostenreduktionen in der
Beschaffung auf den Gewinn des Unternehmens.
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Kosten der
Produktions-
faktoren
Markt-
erschliessung
Flexibilität,
Lieferfähigkeit
Kapazitäts-
engpässe
Steuern,
Abgaben,
Subventionen
Nähe zu
Grosskunden
Ante
il d
er b
efra
gte
n
Unte
rneh
men gesamt
nur Asien
14 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Sparpotenzialen gehen in diesem Fall erhebliche Zusatzkosten einher. Zum einen existieren
offensichtliche Kosten für Transportlogistik, Steuern und Zölle, zum anderen kommen
versteckte Kosten hinzu, die üblicherweise nicht explizit beziffert werden, doch letztendlich
über den geschäftlichen Erfolg einer Unternehmung entscheiden (Stalk, 2006). Neben
Anbahnungskosten beim Aufbau einer Geschäftsbeziehung mit einem neuen Lieferanten sind
unter anderem auch erhöhter Personalaufwand im Mutterhaus aufgrund von
Kommunikationsproblemen oder verstärkten Qualitätsprüfungen zu berücksichtigen.
Neben den Motiven für die Verlagerung von Produktionskapazitäten wurde in der Studie
untersucht, aus welchen Gründen Unternehmen ihre Verlagerungsentscheide revidieren müssen
und wieder inländische Kapazitäten nutzen. Abbildung 8 zeigt den zeitlichen Verlauf der
Gründe für Rückverlagerungsentscheide auf der Basis von Studienergebnissen aus den Jahren
1999, 2003 und 2006.
Abbildung 8: Rückverlagerungsgründe bei Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie,
die Teile der Produktion nach Deutschland zurückgeholt haben (vgl. Kinkel u. Maloca,
2008)
Wichtigster Grund für die Rückverlagerungen sind mangelnde Flexibilität und
Lieferfähigkeit (76% im Jahr 2006). Im Vergleich zu den Vorjahren, hat die Bedeutung
dieses Grundes stark zugenommen. Der drittwichtigste Grund für Verlagerungen (s.
Abbildung 7) stellt gleichzeitig die Hauptursache für Rückverlagerungen dar.
Hinsichtlich Flexibilität und Lieferfähigkeit erfüllen sich die Erwartungen von
Unternehmen somit nicht durch die Verlagerung von Produktionskapazitäten ins
Ausland.
An zweiter Stelle folgt das Motiv Qualität, das bei 53% der befragten Unternehmen zu
Rückverlagerungen führte. Unternehmen unterschätzen somit die Herausforderung,
zufriedenstellende Qualität der Beschaffungsgüter sicherzustellen.
Koordinationskosten sind ein weiterer wichtiger Grund für Rückverlagerungen (25%).
Kulturelle Unterschiede, sprachliche Differenzen, Zeitverschiebungen und grosse
Distanzen sind einige der Ursachen für erhöhte Koordinationskosten bei verlagerten
Produktionskapazitäten.
Ungenügend ausgebaute Infrastruktur (13%) und mangelnde Verfügbarkeit von
qualifiziertem Personal (12%) in der Region, in die Produktionskapazitäten verlagert
wurden, führen ebenso zu Rückverlagerungen.
55
38
76
49 4353
38
37
25
29
13
27
12
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
1999 2003 2006
Ante
il d
er b
efra
gte
n U
nte
rneh
men Flexibilität und
Lieferfähigkeit
Qualität
Koordinationskosten
Infrastruktur
Verfügbarkeit von
qualifiziertem
Personal
Globale Beschaffung 15
Produzierenden Unternehmen bleibt zur Sicherstellung ihrer Wettbewerbsfähigkeit oft keine
andere Wahl, als ihre Vertriebs- und Beschaffungsaktivitäten auf globale Märkte auszuweiten
(Abele et al., 2006, S. 31, Zeng u. Rossetti, 2003). Die zunehmende Bedeutung der globalen
Beschaffung für Schweizer KMU steht jedoch nicht im Einklang mit den Kompetenzen, die
Unternehmen in diesem Bereich entwickelt haben. Prozesse der strategischen Beschaffung, wie
Beschaffungsmarktforschung und Lieferantenauswahl, sind in vielen Unternehmen nicht den
Anforderungen eines globalisierten Beschaffungsmanagements angepasst (Alard et al., 2007).
Zum einen mangelt es an Wissen über Beschaffungsmärkte, wie z. B. Osteuropa und Asien,
insbesondere bei Unternehmen, die keinen eigenen Standort in diesen Regionen besitzen. Zum
anderen fehlen methodische Vorgehensweisen und datenbasierte Analysen, um die
Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Verantwortliche Manager aus den Unternehmensbereichen Beschaffung, Einkauf und Supply
Chain Management stehen im Tagesgeschäft vor speziellen Herausforderungen und komplexen
Fragestellungen bei der globalen Beschaffung (s. Tabelle 1). Diese Herausforderungen werden
in der Praxis eher auf Basis von Intuition, anstatt mit datenbasierten Analysen bewältigt16.
Bestehende persönliche Netzwerke und historisch gewachsene Strukturen spielen beim
Entscheidungsprozess in Unternehmen zur Gestaltung von Wertschöpfungsnetzwerken eine
wichtige Rolle.
Globales Beschaffungsmanagement
Herausforderungen Fragestellungen
Klassifizierung der Beschaffungsgü-
ter
Welche Beschaffungsgüter, die bisher lokal beschafft
oder intern gefertigt wurden, eignen sich zur Beschaf-
fung aus Niedriglohnländern?
Beschaffungsmarktforschung
In welchen Ländern sind die notwendigen Technolo-
gien und Ressourcen vorhanden, um bestimmte Be-
schaffungsgüter fertigen zu lassen?
Analyse der Beschaffungskosten
Wie können die Total Cost of Ownership der global
beschafften Güter unter Berücksichtigung von Trans-
aktionskosten und Risiken bestimmt werden?
Supply Chain Risk Management
Welche Supply Chain Risiken bestehen bei der globa-
len Beschaffung und wie können diese bewertet und
gesteuert werden?
Strategische Implikationen
Welche strategischen Implikationen gehen mit der
Entscheidung einher, globale Wertschöpfungsnetz-
werke aufzubauen?
Tabelle 1: Herausforderungen und Fragestellungen im globalen Beschaffungsmanagement (Ex-
perteninterviews im Rahmen der Forschungsprojekte DC-SC-M und GlobalTCO)
16
Nur 63% aller befragten Unternehmen einer Studie des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und
Logistik e.V. in Deutschland gaben an, Kennzahlen im Logistikcontrolling zu nutzen (Stolte u. Fritzsche-
Sterr, 2008).
16 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
2.1.3 Prozessmodelle der Beschaffung
Zur Detaillierung der Aufgaben der Beschaffung werden im Folgenden Prozessmodelle der
strategischen und operativen Beschaffung, die auf Arbeiten von Rüttgers u. Stich (2000)
basieren, sowie eine Erweiterung der strategischen Beschaffung für den globalen Kontext
beschrieben.
Das Prozessmodell der strategischen Beschaffung ist unterteilt in die Anbahnungs- und
Informationsphase sowie in die Abschluss- und Vereinbarungsphase (s. Abbildung 9). Der
Prozess beginnt mit dem Festlegen der Beschaffungsstrategie. In diesem Unterprozess werden
grundsätzliche Ausrichtungen der Beschaffung durch das Produktsegmentmanagement und die
Auswahl der Sourcing-, Beschaffungs- und Anlieferstrategien festgelegt. Im nachfolgenden
Unterprozess der Bedarfsdefinition werden technische und organisatorische
Produktionsparameter der benötigen Bedarfe definiert (Alard, 2002, S. 43). Dazu werden nach
der Absatzplanung die Bedarfe auf Basis der Erzeugnisspezifikation erkannt, spezifiziert und in
Form einer Bedarfsanfrage formuliert. Anschliessend folgt die Make-or-Buy-Entscheidung, bei
der nach Prüfung der vorhandenen Kompetenzen und Kapazitäten festgelegt wird, welche
Bedarfe intern gefertigt und welche von externen Quellen bezogen werden. Die
Beschaffungsmarktforschung umfasst „die Informationssuche, -gewinnung und -aufbereitung
zur Versorgung eines Unternehmens mit bedarfsbezogenen Informationen über
Beschaffungsmärkte, Beschaffungsquellen, Beschaffungsobjekte und Dienstleistungen“ (Alard,
2002, S. 44). Ziel der Beschaffungsmarktforschung ist die Identifikation potentieller
Lieferanten, von denen Angebote eingeholt werden. Nach der Beschaffungsmarktforschung
folgt der Unterprozess der Lieferantenfestlegung. Dort werden die Angebote der potentiellen
Lieferanten analysiert, verglichen, evtl. Preise nachverhandelt und ein oder mehrere favorisierte
Lieferanten ausgewählt (s. Abschnitt 2.1.4). Im Rahmen des Vertragsabschlusses mit den
ausgewählten Lieferanten werden Konditionen zu Preis- und Produktgestaltung verhandelt,
Rahmenmengen oder -kapazitäten festgelegt sowie Liefer- und Zahlungsmodalitäten bestimmt.
Abbildung 9: Prozessmodell der strategischen Beschaffung (Alard, 2002, S. 43)
Beschaffungs-
strategieplanung
Beschaffungsplanung
Analyse des Beschaffungsbedarfs Planung der Beschaffungsabwicklung
Abschluss- /
Vereinbarungsphase
Anbahnungs- /
Informationsphase
Produktsegment-
management
Auswahl der
Sourcing-
Strategien
Auswahl der
Beschaffungs-
und Anliefer-
strategie
Analyse
Absatz-
planung
Bedarfs-
erkennung
Spezifikation
des Beschaf-
fungsbedarfs
Formulierung
Bedarfs-
anfrage
Prüfung vorh.
Kompetenz
Prüfung vorh.
Kapazität
Marktanalyse /
Ausschreibung
Identifikation
pot. Lieferanten
Angebots-
einholung
Angebots-
analyse
Abschätzung
Sourcing-
Ratio
Angebots-
vergleich
Nachver-
handlung
Lieferanten-
auswahl
Konditionen-
verhandlung
Beschaffungs-
abschluss
Rahmen-
verträge
(Produkte,
Kapazitäten)
Lieferverein-
barungen
Erzeugnis-
spezifikation
Festlegen der
Beschaffungs-
strategien
Bedarfs-
definition
Make-or-Buy-
Entscheidung
Beschaffungs-
marktforschung
Lieferanten-
festlegung
Vertrags-
abschluss
Globale Beschaffung 17
Mit Abschluss des strategischen Beschaffungsprozesses folgt der Prozess der operativen
Beschaffung, die sich mit der Abwicklung eines Beschaffungsprojektes beschäftigt (s.
Abbildung 10). Auf Basis der zuvor erstellten Bedarfsermittlung werden zunächst optimale
Losgrössen und Bestellzeitpunkte berechnet. Die Bestellauslösung, die heutzutage oftmals
automatisch durch ERP-Systeme generiert wird, bedarf ggf. noch der Genehmigung. Der zweite
Unterprozess der Bestellabwicklung beginnt mit der Zuordnung einer Bestellauslösung zu
einem Lieferanten. Im Fall bestehender Rahmenverträge werden diese zur Klärung der vorab
vereinbarten Konditionen herangezogen. Anschliessend erfolgt die Bestellung bzw. der Abruf
beim Lieferanten. Die Bestellabwicklung erfordert administrative Aufwände, deren Höhe vom
Beschaffungsgut abhängig sind (Alard, 2002, S. 46). Nach der Bestellung folgt die
Bestellüberwachung. In diesem Unterprozess werden Liefertermine überwacht, die Leistung
des Lieferanten bewertet, allfällig auf Lieferverzüge reagiert und das Eintreffen der Güter
vorbereitet. Der Wareneingang umfasst u. a. die Annahme und Kontrolle der Güter. Bei
Mängeln hinsichtlich Umfang und Qualität der Lieferung werden dem Lieferanten
Reklamationen mitgeteilt und Regressansprüche gestellt. Abschliessend werden die
Wareneingänge im ERP-System verbucht. Nach dem Wareneingang folgen der
innerbetriebliche Transport und die Lagerung der Güter. Abhängig vom gewählten
Logistikkonzept werden die Güter entweder physisch eingelagert oder beispielsweise im Fall
von Just-in-Time-Konzepten sofort maschinennah bereitgestellt. Der Prozess der operativen
Beschaffung wird durch die Abrechnung abschlossen. Dazu wird die Rechnung des Lieferanten
geprüft und abschliessend der Leistungsausgleich vorgenommen.
Abbildung 10: Prozessmodell der operativen Beschaffung (Alard, 2002, S. 46)
Die vorgestellten traditionellen Prozessmodelle der strategischen und operativen Beschaffung
sind hauptsächlich auf die lokale Beschaffung ausgerichtet und umfassen nicht die
komplexeren Umstände der globalen Beschaffung. Um diesem Defizit nachzukommen, wird im
Folgenden eine Erweiterung des Prozessmodells der strategischen Beschaffung für den
globalen Kontext vorgestellt (s. Abbildung 11).
Bestellwesen Bereitstellung der innerbetrieblichen Logistik
Beschaffungsabwicklung materialflussbezogene Beschaffungslogistik
Abwicklungsphase
Trans-
port
Bestell-
abwicklung
Bestell-
überwachungAbrechnung
Waren-
eingangLagerung
Bestell-
rechnung
Trans-
port
Trans-
port-
planung
Zuordnung zu
einem
Lieferanten
Rahmen-
auftrags-
verwaltung
Bestellung /
Abruf
Liefertermin-
überwachung
Reaktion auf
Lieferverzug
Liefer-
ankündigung
Lieferanten-
Performance-
Management
Rechnungs-
prüfung
Leistungs-
ausgleich
Waren-
annahme
Reklamation
Buchung
der Waren-
eingänge
Eingangs-
kontrolle
Objekt-
lieferung
Umbuchung
in den
Lagerbestand
physische
Einlagerung
maschinen-
nahe Bereit-
stellung
Bereit-
stellung am
Zielort
Festlegung des
Bestell-
zeitpunkts
Genehmigung
Festlegung der
Losgrösse
Definitive
Bedarfs-
ermittlung
18 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Zunächst wird in der Phase definition of supply demand der Beschaffungsbedarf (engl. supply
demand) analog zum traditionellen Prozessmodell definiert. Dabei wird aufgrund von
Absatzprognosen für verschiedene Produkte und Märkte grob festgestellt, welche Bedarfe an
welchen Orten benötigt werden. Anschliessend folgt die Definition der Make-or-buy-Strategie.
Auf Grundlage der Kernkompetenzen und Strategie des Unternehmens werden Kriterien
festgelegt, die später im vierten Unterprozess herangezogen werden, um über die interne
Fertigung oder die Beschaffung von Gütern zu entscheiden. Der Unterprozess analysis and
classification of supply demand behandelt die Analyse und Klassifikation der
verschiedenartigen zahlreichen Beschaffungsbedarfe. Zu diesem Zwecke werden in der Praxis
oft Portfoliotechniken herangezogen, die eine Strukturierung in Produktgruppen anhand
bestimmter Kriterien ermöglichen (vgl. Gelderman u. van Weele, 2005, Kraljic, 1983, Bensaou,
1999, Bremen et al., 2009). Die Ergebnisse der zweiten und dritten Unterprozesse werden
herangezogen, um im vierten Unterprozess die Make-or-Buy-Entscheidung zu treffen. Dabei
werden nicht nur finanzielle Kriterien sondern auch langfristige Implikationen für das
Unternehmen berücksichtigt (Alard et al., 2007).
Anschliessend folgt der Unterprozess definition of global production and sourcing network
strategy, in dem die Kriterien für das globale Produktions- und Beschaffungsnetzwerk
festgelegt werden. Wichtige Aspekte sind dabei u. a. makroökonomische Analysen der
betrachteten Regionen, Bestimmungen, einen gewissen Anteil der Wertschöpfung im
Absatzmarkt zu erbringen (engl. local content regulation17), unterschiedliche
Kundenbedürfnisse in anderen Kulturen sowie Kosten, Durchlaufzeiten, Qualität, Flexibilität
des Netzwerkes und bestehende globale Logistikstrategien des Unternehmens (Alard et al.,
2007). Auf Basis dieser Kriterien werden die idealen Produktions- und Beschaffungsstandorte
im Unterprozess definition of the structure of global production and sourcing network definiert.
Das Ergebnis der Greenfield-Analyse18 wird anschliessend mit dem bestehenden Netzwerk an
Produktionsstandorten und Lieferanten verglichen. Das Ergebnis des Unterprozesses ist eine
langfristig ausgerichtete Strategie, welche Bedarfe an welchen Orten produziert werden sollen.
Abbildung 11: Erweiterung des Prozessmodells der strategischen Beschaffung für den globalen
Kontext (vgl. Alard et al., 2007)
Nachfolgend wird die Beschaffungsmarktforschung (engl. procurement market research)
analog zum traditionellen Prozess durchgeführt. Aufgrund schneller Veränderungen bezüglich
technischer und ökonomischer Aspekte in Niedriglohnländern ist diese Analyse gerade im
17
Kouvelis et al. (2006) 18
Greenfield (dt. grüne Wiese) bezeichnet den Umstand, dass keine Randbedingungen oder Einschränkun-
gen bei einem Projekt oder bei einer Analyse berücksichtigt werden müssen. Das Gegenteil wird als
brownfield (dt. braune Wiese) bezeichnet.
Definition of
supply demand
Definition of
make-or-buy
strategy
Analysis and
classification of
supply demand
Make-or-buy
decision
Definition of
global production
and sourcing
network strategy
Definition of the
structure of glob.
production and
sourcing network
Procurement
market research
Supplier
evaluation
Contract
agreement
Organizational
design of
supplier relation-
ship management
Design
adaptation
Prototype
manufacturing
and ramp-up of
production
Risk Management
1 2 3 4 5 6
7 8 9 10 11 12
13
Globale Beschaffung 19
globalen Kontext wichtig. Die Lieferantenauswahl (engl. supplier evaluation) erfolgt ebenfalls
vergleichbar zum traditionellen Prozess, allenfalls erweitert um spezifische Kriterien
beispielsweise in den Bereichen Geschäftsstrategie, finanzieller Status, Verhaltenskodex (engl.
code of conduct) und Schutz geistigen Eigentums (vgl. Bremen u. Wang, 2008, Alard et al.,
2007). Die Vertragsverhandlung (engl. contract agreement) mit dem oder den ausgewählten
Lieferanten umfasst die Festlegung von Preisen, Produktspezifikationen sowie Zahlungs- und
Lieferungskonditionen.
Anschliessend wird das Lieferantenmanagement organisatorisch festgelegt (engl.
organizational design of supplier relationship management). Eine Vor-Ort-Betreuung der
Lieferanten sollte durch dezentrale Beschaffungsbüros in den Beschaffungsmärkten ermöglicht
werden, damit die Lieferanten erfolgreich unterstützt und überwacht werden können. Der
Unterprozess der Designanpassung (engl. design adaptation) umfasst sämtliche technischen
Änderungen und Entwicklungsarbeiten, die notwendig sind, um ein Beschaffungsgut unter den
gegebenen Umständen fertigen zu lassen, beispielsweise durch Reduzierung des
Automatisierungsgrades oder durch Anpassung an lokale Fertigungsmaschinen. Der
strategische Prozess schliesst mit der Unterstützung bei der Prototypfertigung und dem
Produktionsanlauf (engl. prototype manufacturing and ramp-up of production) ab. Auch diese
Tätigkeit ist vorwiegend durch lokal ansässige Personen vorzunehmen, damit eine enge
Zusammenarbeit zwischen Abnehmer und Lieferant gewährleistet ist.
2.1.4 Lieferantenauswahl
Nach der Beschreibung von Prozessmodellen der strategischen und operativen Beschaffung
wird nachfolgend der Unterprozess der Lieferantenauswahl detailliert. Ziel der
Lieferantauswahl ist die Auswahl eines oder mehrerer Lieferanten aus einer Menge von
potentiellen Kandidaten für ein Beschaffungsgut. Die übliche Vorgehensweise ist dabei
grundsätzlich einheitlich, sowohl für die lokale als auch die globale Beschaffung. Unterschiede
lassen sich im Speziellen bei der Ermittlung von Daten zur Bestimmung der
Bewertungskriterien feststellen. Die systematische Eingrenzung lässt sich am einfachsten
anhand des Trichtermodells veranschaulichen (s. Abbildung 12).
In der Phase Identifikation wird zuerst eine Liste von potentiellen Lieferanten (engl. long list)
erstellt. Internet, Industrieverzeichnisse, persönliches Netzwerk und Messen sind mögliche
Informationsquellen zur Untersuchung des Beschaffungsmarktes. Die zweigeteilte Eingrenzung
der potentiellen Lieferanten beruht in der ersten Phase auf der Überprüfung der
Rahmenbedingungen für eine Zusammenarbeit aufgrund der technischen Befähigung und
Referenzen der Lieferanten. In der zweiten Phase werden die Lieferanten zur
Angebotseinholung kontaktiert. Die Anforderung von Mustern durch Mitteilung der
technischen Spezifikationen des gewünschten Beschaffungsguts ermöglicht die Überprüfung
des technischen Verständnisses, der Existenz notwendiger Produktionsfaktoren und des
Qualitätsbewusstseins der Lieferanten. Darüber hinaus können weitere spezifische
Informationen über den Lieferanten durch eine Selbstauditierung erhalten werden. Dazu
werden die Lieferanten gebeten, eigenständig Daten zu ausgewählten Bewertungskriterien
anzugeben. Die Entscheidung, mit einem Lieferanten eine Geschäftsbeziehung einzugehen,
erfolgt in der Auswahlphase. In einem Audit werden durch persönliche Besuche der
Produktionsstätten des Lieferanten vordefinierte Kriterien zu den Zielbereichen Qualität,
Kosten, Lieferung und Flexibilität bewertet. Die Zusammenstellung der Bewertungskriterien in
Form eines Auditfragebogens ist normalerweise den spezifischen Anforderungen eines
20 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Unternehmens angepasst (Weber et al., 1991, Schönsleben, 2007, S. 90). Die
Lieferantenauswahl schliesst mit der Verhandlungsphase ab.
Abbildung 12: Trichtermodell der Lieferantenauswahl (vgl. Koppelmann, 2004)
Die Bewertung der Kriterien in der Auswahlphase kann durch eine Vielzahl an Verfahren
erfolgen. Zu den qualitativen Verfahren zählen zum Beispiel einfache Checklisten, bei denen
die Eindrücke des Audits subjektiv verarbeitet werden. Quantitative Verfahren ermöglichen
eine bessere Vergleichbarkeit und beruhen auf der Bewertung der Kriterien, deren aggregierte
Auswertung auf unterschiedliche Weisen durchgeführt werden kann, wie im Folgenden in
Anlehnung an de Boer et al. (2001) dargestellt wird.
Modelle linearer Gewichtung
Die in der Praxis üblichste Methode zur aggregierten Auswertung von bewerteten Kriterien bei
der Lieferantenbewertung ist die lineare Gewichtung. Dazu werden die Bewertungen der
einzelnen Kriterien abhängig von ihrer Bedeutung für das Unternehmen durch Faktoren
gewichtet und zu einer Gesamtbewertung aufsummiert. Der Lieferant mit der höchsten
Gesamtbewertung erhält den Zuschlag (vgl. Wagner, 2001, S. 203). In der einfachsten Form
handelt es sich hierbei um die weit verbreitete Nutzwertanalyse.
Die Herausforderung der Bestimmung geeigneter Gewichtungen und Bewertungen der
Kriterien führte zur Weiterentwicklung der linearen Gewichtungsmodelle. Bedeutende
Verfahren sind hierbei: Analytic Hierarchy Process (AHP) (dt. analytischer Hierarchieprozess)
und Fuzzy Sets Theory (FST) (dt. unscharfe Mengenlehre).
Das AHP-Verfahren zeichnet sich durch paarweise Vergleiche der Bewertungskriterien aus, um
die Gewichtungen der Kriterien zu bestimmen (vgl. Ho, 2008, Narasimhan, 1983, Saaty, 2008).
Dazu werden die Kriterien zunächst in einer Hierarchie strukturiert, dann die Gewichtung der
Kriterien auf den einzelnen Hierarchiestufen bestimmt und abschliessend die Konsistenz der
Gewichtungen überprüft (Narasimhan, 1983). Neben der Ermittlung der Gewichtungen kann
auch die Bewertung der Optionen in Bezug auf die einzelnen Kriterien durch einen paarweisen
Vergleich selbiger vorgenommen werden.
Phase Trichtermodell Erklärungen
Identifikation
Informationsbeschaffung
(Internet, Verzeichnisse, persönliches
Netzwerk, Messen, etc.)
Eingrenzung:
Phase I
Überprüfung der
Rahmenbedingungen (technische
Befähigung, Referenzen)
Eingrenzung:
Phase II
Kontaktaufnahme
(Angebotseinholung, Muster-
anforderung, Selbstauditierung)
AuswahlAuditierung
(Analyse, Bewertung, Auswahl)
Verhandlung Vertragsverhandlung
x1 potentielle Lieferanten
Auswahl von x2 Lieferanten
Auswahl von x4
Lieferanten
Auswahl von x3
Lieferanten
x1 ≥x2 ≥x3 ≥x4 ≥1
Globale Beschaffung 21
Das FST-Verfahren wird zur Modellierung von Unsicherheiten und Ungenauigkeiten bei
multidimensionalen Entscheidungsproblemen herangezogen (de Boer et al., 2001). Wage
verbale Bewertungen von Optionen hinsichtlich einzelner Kriterien werden bei dem Verfahren
durch ein mathematisches Modell abgebildet, welches die Gesamtbewertung der Optionen
ermöglicht (vgl. Zadeh, 1965).
Total Cost of Ownership Modelle
Total Cost of Ownership Modelle versuchen sämtliche quantifizierbaren Kosten, die während
des Lebenszyklus eines Beschaffungsguts anfallen, in die Lieferantenauswahl einzubeziehen
(de Boer et al., 2001). Eine detaillierte Beschreibung dieser Methode folgt in Unterkapitel 2.2.
Mathematische Programmierungsmodelle
Mathematische Modelle bilden die Lieferantenauswahl in Form eines Optimierungsproblems
ab, deren Zielfunktion im Fall von Profit maximiert und im Fall von Kosten minimiert wird (de
Boer et al., 2001). Zur Lösung des Optimierungsproblems können verschiedene
rechnergestützte Optimierungsverfahren angewendet werden. Der Vorteil mathematischer
Programmierungsmodelle ist die Objektivität der Methode und ihre Fähigkeit, sehr komplexe
Zusammenhänge abbilden zu können. Der grosse Nachteil besteht darin, dass die Modellierung
und Lösung des Optimierungsproblems aufgrund ändernder Rahmenbedingungen sehr
aufwendig ist und daher in der Praxis wenig Anwendung findet.
Statistische Modelle
Statistische Modelle befassen sich mit der stochastischen Unsicherheit bei der
Lieferantenauswahl, beispielsweise hinsichtlich nicht genau bekannter Bedarfsmengen oder
Lieferdurchlaufzeiten (de Boer et al., 2001). Statistische Modelle werden üblicherweise durch
Simulationsalgorithmen analysiert und bewertet.
Modelle basierend auf künstlicher Intelligenz
Auf künstlicher Intelligenz (engl. artificial intelligence) basierende Modelle nutzen
Expertenwissen oder historische Daten, um die Lieferantenauswahl zu unterstützen (de Boer et
al., 2001). Rechnergestützte Methoden der künstlichen Intelligenz umfassen neuronale Netze
und Expertensysteme.
2.1.5 Kostenmanagement in der Beschaffung
Vor dem Hintergrund verstärkter globaler Beschaffungsaktivitäten von produzierenden
Unternehmen hat auch das Kostenmanagement an Bedeutung gewonnen. Die wirtschaftliche
Bewertung von Supply Chains ist eine wichtige Aufgabe des Controllings, die jedoch in vielen
Unternehmen bislang wenig Beachtung findet (Stolte u. Fritzsche-Sterr, 2008). Strategisches
Controlling (engl. strategic management accounting) umfasst die Bereitstellung, Analyse und
Auswertung von Informationen, um Manager bei der Entscheidungsfindung und bei
Steuerungstätigkeiten zu unterstützen (Wagner, 2008). Beschaffungscontrolling als Teilgebiet
des Controllings befasst sich mit beschaffungsbezogenen Informationen zur
Beschaffungsfrühaufklärung, Beschaffungsmarktforschung und Beschaffungskostenrechnung
und -leistungsrechnung (Piontek, 2004). Zu den Kostenrechnungsmethoden des
Beschaffungscontrollings zählen u. a. die traditionelle Kostenrechnung,
Prozesskostenrechnung, Lebenszykluskostenrechnung, und Supply Chain Costing, die im
22 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Folgenden beschrieben werden. Die Beschreibung der Methode Total Cost of Ownership
erfolgt in Unterkapitel 2.2.
Traditionelle Kostenrechnung
In der traditionellen Kostenrechnung können Informationen über Beschaffungsgüter in der
Kostenstruktur eines Produktes gefunden werden. Variable Materialkosten umfassen die Kosten
für zugekaufte Komponenten und für alle eigenproduzierten Komponenten. Fixe
Materialkosten bestehen aus Kosten für die Lieferantenqualifikation und
Bauteilequalitätsprüfung, Einkaufskosten, Bestandeshaltungskosten sowie den Kosten für die
Warenannahme und Kontrolle zugekaufter Güter. Die Zuordnung der fixen Materialkosten zu
einem Produkt geschieht am einfachsten mithilfe eines prozentualen Zuschlags, dem
Materialgemeinkostenzuschlag, der relativ zu den variablen Materialkosten eines Produktes
berücksichtigt wird. Der Zuschlag wird durch die Division der gesamten fixen Kosten durch
den gesamten Umsatz an Gütern zu variablen Kosten berechnet (Schönsleben, 2007, S. 805ff.).
Die Vorteile der traditionellen Kostenrechnung sind ihre Einfachheit, der geringe
Rechnungsaufwand und eine gesicherte Datenverfügbarkeit. Die Nachteile der Methode sind
der starke Fokus auf den Einkaufspreis der Beschaffungsgüter und die Ungenauigkeit der
Zuordnung fixer Materialkosten.
Prozesskostenrechnung
Die Prozesskostenrechnung19 (engl. activity-based costing) wurde Ende der 80er Jahre
eingeführt, um den Mängeln der traditionellen Kostenrechnung entgegenzuwirken (vgl. Cooper
u. Kaplan, 1988). Das Grundprinzip dieser Kostenrechnungsmethode ist die gerechte
Umwälzung von Fixkosten auf Geschäftsprozesse (Schönsleben, 2007, S. 822f). Die
Anwendung der Prozesskostenrechnung kann in mehrere Schritte unterteilt werden (s.
Abbildung 13). Zunächst werden die relevanten Prozesse identifiziert, bei denen Fixkosten
anfallen, z. B. Einkauf, Wareneingang, Montage, etc. Anschliessend werden die Fixkosten
jedes Prozesses aufsummiert. Zur späteren Zuordnung der akkumulierten Fixkosten werden
Kostentreiber (engl. cost driver) ermittelt, die den Fixkosten zugrunde gelegt werden können,
z. B. die Anzahl an Bestellungen, Anzahl an Beschaffungsgütern oder die Zeit, um einen
Prozess zu bearbeiten. Der Prozesskostensatz wird durch Division der akkumulierten Fixkosten
eines Prozesses durch die Prozessmenge in Einheiten der jeweiligen Prozesstreiber berechnet.
Mithilfe dieser Vorarbeiten werden schliesslich die verbrauchten Prozessmengen eines
Produktes ermittelt und die akkumulierten Fixkosten der Prozesse durch Multiplikation der
ermittelten Prozessmengen mit den entsprechenden Kostentreibern einzelnen Produkten
zugeordnet. Die Vorteile der Prozesskostenrechnung sind die hohe Genauigkeit und
Transparenz der Kostenberechnungen, welche die Entscheidungsfindung im Unternehmen
unterstützen. Nachteilig wirken sich die Komplexität und hohen Aufwände aus, die bei der
Ermittlung benötigter Daten entstehen.
19
Die im deutschsprachigen Gebiet etablierte Prozesskostenrechnung und das im angelsächsischen verbrei-
tete Activity-Based Costing unterscheiden sich in einigen Ausprägungen, beispielsweise hinsichtlich Pro-
zesshierarchie und Anwendungsfokus (Geissdörfer et al., 2009).
Globale Beschaffung 23
Abbildung 13: Prozesskostenrechnung (Schönsleben, 2007, S. 825)
Lebenszykluskostenrechnung
Die Lebenszykluskostenrechnung (engl. life-cycle costing) ist eine Kostenrechnungsmethode
zur ganzheitliche Analyse von Kosten in den Phasen des Produktlebenszyklus: Entwicklung
und Herstellung, Service und Gebrauch sowie Entsorgung. Die Methode unterstützt die
Entscheidungsfindung insbesondere bei der Akquise von Investitionsgütern (APICS, 2008). Für
jede Phase des Lebenszyklus werden sämtliche Kosten eines Investitionsguts akkumuliert,
üblicherweise unter Berücksichtigung der Zahlungszeitpunkte mittels der Kapitalwertmethode
(Sturm, 2005). Beispiele von Kosten sind der initiale Akquisepreis, Betriebskosten für das
Training von Mitarbeitenden, für die Instandhaltung und Wartung sowie Kosten der
Entsorgung des Guts. Die Vorteile der Lebenszykluskostenrechnung sind die transparente
Evaluation von Kosten, die in mehreren Phasen des Lebenszyklus auftreten, und die
Einfachheit des Ansatzes. Ein grosser Nachteil besteht darin, dass die Verfügbarkeit genauer
Kostendaten oft nicht gewährleistet ist. Abschätzungen werden häufig erforderlich, weil sich
die Kosten auf zeitliche Perioden in der Zukunft beziehen, die einer möglichen Akquise eines
Investitionsguts nachgelagert sind, und von denen daher nur ungenaue Daten vorhanden sind.
Supply Chain Costing
Supply Chain Costing ist ein Ansatz zur Analyse, Koordination und Optimierung von
unternehmensübergreifenden Aktivitäten in einer Supply Chain (Wagner, 2008). Die Methode
überschreitet die Grenzen von Unternehmen und berücksichtigt Aktivitäten und Kosten entlang
der gesamten Supply Chain vom Rohstoff bis zum Endkunden (Slagmulder, 2002). Auf diese
Weise können effektive Kostenreduktionen erreicht werden, welche die gesamte Supply Chain
betreffen und nicht nur individuelle Initiativen einzelner Unternehmen. Der Nachteil der
unternehmensübergreifenden Methode ist die Umsetzbarkeit aufgrund von
Kommunikationsschwierigkeiten und Wettbewerbsbeziehungen unter den Unternehmen.
2.1.6 Beschaffungskostenanalyse in der Praxis
In der Industrie kommen im Beschaffungsmanagement oft nur vergleichsweise rudimentäre
Praktiken zum Einsatz, wie Interviews mit verantwortlichen Beschaffungsmanagern im
Rahmen der Forschungsprojekte DC-SC-M und GlobalTCO gezeigt haben. Zwar geht der
Bedeutungszuwachs für das Supply Chain Management im Allgemeinen und für die
Produkt
P1
Produkt
P2
Produkt
P2…
Produkt
P4Kostenträger
Anzahl
Bestel-
lungen
Anzahl
Artikel…
Anzahl
Bau-
teile
Zeit …
EinkaufWaren-
eingang… Montage Test …Prozess
Kostentreiber
24 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Beschaffung direkter Güter im Speziellen auch mit einer Aufwertung dieser Funktionen im
Unternehmen und einem verbesserten Wissensstand der entsprechenden Mitarbeitenden in der
Beschaffung einher. Trotzdem werden Entscheidungen oft aufgrund historisch gewachsener
Strukturen, persönlicher Beziehungen und ungenauer Datenlage getroffen.
Eine Studie mit 203 deutschen Industrieunternehmen stellt heraus, dass 33% der befragten
Unternehmen keine Kennzahlen im Beschaffungscontrolling benutzen. Für Unternehmen mit
einem Jahresumsatz unter 500 Mio. Euro steigt dieser Anteil sogar auf 42% an. Trotzdem
beträgt der Anteil der in China beschafften Güter bei Unternehmen mit weniger als 500
Mitarbeitenden im Durchschnitt beachtliche 15% des Beschaffungsvolumens (Stolte u.
Fritzsche-Sterr, 2008). Diese Daten deuten auf eine kleinere Beschaffungsmarktdiversifikation
und schlechtere Datenanalyse bei kleinen Unternehmen hin.
Bei der Kostenanalyse von Beschaffungsgütern gehen Unternehmen üblicherweise nach einer
traditionellen, produktbezogenen Methode vor: Materialkosten werden bestimmt durch
Materialeinzelkosten und Materialgemeinkosten, die sich wiederum in variable (unechte) und
fixe (echte) Gemeinkosten aufteilen lassen. Die Materialeinzelkosten beziffern solche Kosten,
die einem Produkt direkt zugeordnet werden können (Moews, 2002, S. 203). In der Praxis
bestehen die Materialeinzelkosten hauptsächlich aus dem Kaufpreis des Beschaffungsguts. In
einigen Fällen werden auch produktspezifische Nebenkosten bzw. Sondereinzelkosten wie
Frachten und Versicherungen einbezogen (Weber, 2002, S. 247).
Materialgemeinkosten werden üblicherweise nicht produktspezifisch Kostenträgern zugeordnet.
Bei variablen bzw. unechten Gemeinkosten wird aus ökonomischen Gründen von einer
theoretisch möglichen Zuordnung zu einem Produkt abgesehen. In der Produktion ist der
Verbrauch von Hilfsmitteln ein Beispiel für unechte Gemeinkosten, weil die Zuordnung zu
Kostenträgern zu hohem Aufwand führen würde. Bei fixen bzw. echten Gemeinkosten ist eine
Kostenträgerrechnung nicht möglich, wie am Beispiel von Heizkosten in der Produktion
veranschaulicht werden kann (Moews, 2002, S. 203). Materialgemeinkosten werden in der
Regel als prozentualer Zuschlag, dem Materialgemeinkostenzuschlag, bezogen auf den Wert
der Materialeinzelkosten umgelegt (s. Abschnitt 2.1.5). Diese traditionelle
Kostenträgerrechnung verteilt Gemeinkosten „mit der Pauschalität einer Gießkanne, wobei
einige Löcher ungerechtfertigt größer sind als andere“ (Weber, 2002, S. 247f.). Die Kritik an
dieser einfachen Vorgehensweise liegt darin begründet, dass nur wenige Kostenbeträge, wie
beispielsweise Transportversicherungen, in der Beschaffung vom tatsächlichen Wert der
beschafften Güter abhängen (Weber, 2002, S. 247).
Vor dem Hintergrund der wegen ihrer Einfachheit weit verbreiteten
Materialgemeinkostenzuschläge haben sich in der Praxis ähnliche Zuschläge für die
zusätzlichen Kosten der globalen Beschaffung etabliert. Dazu werden für zusätzliche
Betreuungsaufwände, Reisekosten und erhöhte Supply Chain Risiken pauschal Zuschläge von 5
bis 40% berücksichtigt20. Manche Unternehmen differenzieren die Herkunftsregionen der
Beschaffungsgüter, d. h. es werden verschiedene Zuschläge beispielsweise für Osteuropa und
Asien verwendet. Die Grösse der Zuschläge von bis zu 40% spiegelt dabei die erheblichen
Zusatzaufwände und Risiken der globalen Beschaffung wider. Bei solchen Zuschlägen ist
jedoch eine produktspezifische Vergleichbarkeit der tatsächlichen Beschaffungskosten nicht
mehr gewährleistet. Folglich können Beschaffungsentscheide aufgrund dieser Datenbasis nur
unzureichend getroffen werden.
20
Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2006 mit 37 teilnehmenden Unternehmen berechnete einen
Materialgemeinkostenzuschlag für China von durchschnittlich 32.9% für Logistikkosten, Steuern und
Zöllen sowie für andere Kosten (Bogaschewsky, 2006).
Total Cost of Ownership 25
2.2 Total Cost of Ownership
Im Folgenden wird die Kostenrechnungsmethode Total Cost of Ownership (TCO) detailliert
beschrieben. Zunächst wird das Konzept definiert und von verwandten Methoden abgegrenzt.
Anschliessend werden bereits entwickelte Modelle klassifiziert sowie die Motivation und der
Nutzen der Anwendung von TCO aufgezeigt. Weiter werden in der wissenschaftlichen
Literatur veröffentlichte Kostenelemente beschrieben und der Einsatz des Konzepts in der
industriellen Praxis beleuchtet. Abschliessend werden Restriktionen der praktischen
Anwendung beschrieben.
2.2.1 Definition und Abgrenzung
Der Ausdruck Total Cost of Ownership (TCO) wird in der amerikanischen Literatur zum ersten
Mal im Jahr 1929 in einem Handbuch der American Railway Engineering Association
verwendet (Goodall, 2008). Im Jahr 1987 entwickelte das im IT-Bereich tätige Forschungs- und
Beratungsunternehmen Gartner Group das TCO-Konzept, um den Einkauf und Unterhalt von
IT-Infrastruktur monetär zu bewerten. Später wurde das Konzept erweitert, um die
Gesamtkosten bei der Beschaffung von Gütern im Allgemeinen zu untersuchen.
Wissenschaftliche Publikationen widmen sich seit Anfang der 1990er Jahren verstärkt dem
Thema TCO. Die im Folgenden dargestellte Literaturrecherche bezieht sich auf die Bereiche
Beschaffung und Supply Chain Management.
Ellram (1993) definiert TCO in englischer Sprache wie folgt:
„Total cost of ownership is a purchasing tool and philosophy which is aimed at understanding
the true cost of buying a particular good or service from a particular supplier.“
Einerseits verweist diese Definition auf die Bedeutung von TCO als Tool (dt. Werkzeug) im
Beschaffungsmanagement, andererseits betont sie den Einfluss von TCO als neue Denkweise
bzw. Philosophie beim Erwerb von Beschaffungsgütern. Nicht nur der Kaufpreis von Gütern ist
entscheidend, sondern auch zusätzliche Kosten der Geschäftsbeziehung. Reisekosten für
Lieferantenaudits, Unterstützung beim Produktionsanlauf, der Kauf von Werkzeugen und
Prüfmitteln sowie Übersetzungen von Arbeitsanweisungen sind Beispiele für solche
Zusatzkosten.
Die Association for Operations Management (APICS) verwendet folgende Definition:
“In supply chain management, the total cost of ownership of the supply delivery system is the
sum of all the costs associated with every activity of the supply stream. The main insight that
TCO offers to the supply chain manager is the understanding that the acquisition cost is often a
very small portion of the total cost of ownership.” (APICS, 2008)
Eine wörtliche Übersetzung des Begriffs Total Cost of Ownership würde „gesamte Kosten der
Eigentümerschaft” lauten (Götze u. Weber, 2008). Total verweist auf das Merkmal der
vollständigen Erfassung. Cost beinhaltet nicht nur Kosten im buchhalterischen Sinne, sondern
auch qualitative Faktoren, die in verschiedenen Auslegungen des Konzepts integriert werden
(vgl. bspw. Ellram, 1995). Ownership wird nicht streng in seiner Bedeutung von Besitz bzw.
Eigentum gebraucht, sondern weitläufiger aufgefasst, im Sinne einer Umschreibung des
Ergebnisses der Beschaffung eines Produktionsfaktors, der auch immaterieller Natur sein kann
(Götze u. Weber, 2008). Zusammengefasst kann folgende Definition in deutscher Sprache
formuliert werden:
26 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Total Cost of Ownership ist ein Konzept zur vollständigen Erfassung der Kosten, die in
Zusammenhang mit dem Erwerb eines Guts stehen, mit dem primären Ziel, alternative
Bezugsquellen miteinander vergleichen zu können. Die Total Cost of Ownership eines Guts
bezeichnen die stückbezogenen Gesamtkosten eines Guts, welche nach dem gleichnamigen
Konzept ermittelt werden.
Das TCO-Konzept ist eine Kostenrechnungsmethode im Beschaffungsmanagement mit engem
Bezug zu anderen Instrumenten und Methoden des Controllings (Ellram, 1995). Die grössten
Überschneidungen bestehen zur etablierten Lebenszykluskostenrechnung (engl. life-cycle
costing (LCC)). Beide Konzepte vergleichen Kosten, die in mehreren zeitlichen Perioden
anfallen, und nutzen die gewonnen Informationen, um Kaufentscheidungen bei der Existenz
mehrerer Alternativen zu treffen. TCO geht dabei über den Betrachtungshorizont von LCC
hinaus und berücksichtigt auch Transaktionskosten (Geissdörfer et al., 2009). Des Weiteren
unterscheiden sich die Konzepte hinsichtlich ihrer Bezugsgrössen. LCC betrachtet vorwiegend
einmalige Kaufentscheidungen von Investitionsgütern, während TCO üblicherweise auf
wiederkehrende Kaufentscheidungen von Verbrauchsgütern – wie Rohmaterialen,
Standardmaterialien, Halbfabrikate, Systeme und Module – fokussiert ist (Geissdörfer et al.,
2009).
Zu den verwandten Konzepten von TCO zählt auch eine Methode namens Cost-Based Supplier
Performance Evaluation, die von Monczka u. Trecha (1988) entwickelt wurde. Die Methode
teilt das Grundprinzip von TCO, dass der Kaufpreis eines Guts nicht alleinig für die
Kaufentscheidung ausschlaggebend sein sollte, sondern weitere Kosten in einer
Lieferantenbeziehung zu berücksichtigen sind (Krämer, 2007, S. 37). So wird in der
vorgeschlagenen Methode eine Kennzahl entwickelt, der Supplier Performance Index, der die
gesamten Kosten einer Geschäftsbeziehung mit einem Lieferanten widerspiegelt (Monczka u.
Trecha, 1988).
Ein weiteres ähnliches Konzept stellt Zero Base Pricing dar (vgl. Burt et al., 1990). Dabei wird
die Kostenstruktur eines Beschaffungsguts analysiert, um Kostenreduktionspotentiale für
Verhandlungen mit dem Lieferanten zu identifizieren. Ähnlich wie bei TCO werden bei diesem
Konzept auch Folgekosten einer Anschaffung berücksichtigt (Krämer, 2007, S. 40).
Die Cost Ratio Methode wird herangezogen, um lieferantenspezifische
Materialgemeinkostenzuschläge zu ermitteln. Dazu werden die unternehmensinternen, mit dem
Kauf eines Guts verbundenen Kosten ermittelt und relativ auf den Kaufpreis der alternativen
Güter geschlagen. Unternehmensinterne Kosten können beispielsweise aus den Bereichen
Qualität, Lieferung und Service berücksichtigt werden (Krämer, 2007, S. 37f.).
2.2.2 Klassifizierung von Modellen
In der Literatur zu TCO werden eine Vielzahl an Modellen und Klassifizierungsmöglichkeiten
beschrieben, auf die im Folgenden eingegangen wird.
Standard- vs. Individualmodelle
Hinsichtlich der Verwendungshäufigkeit von TCO-Modellen wird zwischen Standard- und
Individualmodellen (engl. standard vs. unique) unterschieden. Ein Standardmodell wird
wiederholt für eine Vielzahl an Beschaffungsentscheiden eingesetzt. Es bedarf weniger oder
keiner Modifikationen bezüglich der zu berücksichtigenden Kostenelemente und der
Vorgehensweise zur Berechnung der TCO. Bei der Anwendung eines Standardmodells werden
somit einfach die Kostenelemente des betrachteten Beschaffungsguts eingegeben, ohne das
Total Cost of Ownership 27
TCO-Modell vorab strukturell anzupassen. Nicht benötigte oder irrelevante Kostenelemente
werden ausgelassen bzw. gelöscht (Ellram, 1994).
Ein Individualmodell wird spezifisch für eine Beschaffungsentscheidung entwickelt. Sowohl
die in dem TCO-Modell enthaltenden Kostenelemente als auch die Berechnungsvorschriften
werden für jeden individuellen Fall neu geschaffen. Individualmodelle sind vor allem dann
notwendig, wenn die in dem Modell enthaltenen Kostenelemente sich für verschiedene
Anwendungsfälle stark unterscheiden (Ellram, 1994). Ein anschauliches Beispiel
unterschiedlicher Anforderungen an TCO-Modelle ist die Anschaffung eines Kraftwerkes im
Vergleich zur Beschaffung von Schrauben (Geissdörfer et al., 2009).
Die Wahl zwischen Standard- oder Individualmodellen ist abhängig von dem Anschaffungstyp
und der Häufigkeit der Einkäufe (Ellram, 1994). Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die
empfohlenen TCO-Ansätze für verschiedene Konstellationen.
Einmalige Einkäufe Wiederholende Einkäufe
Anschaf-
fungstyp
Produktions-
vermögen,
Investitionen
Grosse Anschaffun-
gen,
Make-or-Buy-
Entscheidungen,
Prozessanalyse
Lieferantenauswahl
ohne oder mit ad
hoc Aktualisierung
Fortlaufendes Liefe-
rantenleistungsmo-
nitoring, mögli-
cherweise auch Lie-
ferantenauswahl
Empfohlener
TCO-Ansatz
Entwicklung einer
Art Standardmodell
für Anlagen / An-
schaffungen, das
auch für andere
Investitionsent-
scheidungen genutzt
werden kann
Entwicklung eines
individuellen Mo-
dells für den be-
trachteten Fall; Ak-
tualisierung der
Daten, um die aktu-
elle Leistung den
Prognosen gegen-
überzustellen
Entwicklung eines
Standardmodells,
das für alle Waren-
gruppen im Einkauf
genutzt werden
kann; auf manueller
oder IT- Basis
Entwicklung eines
IT-basierten Stan-
dardmodells, das
regelmässig (Mo-
nat/Quartal) auto-
matisch aktualisiert
wird und für ver-
schiedene Waren-
gruppen eingesetzt
werden kann
Tabelle 2: Standard- vs. Individualmodell (vgl. Ellram, 1995, Geissdörfer et al., 2009)
Monetäre vs. wertbasierte Modelle
TCO-Modelle werden des Weiteren hinsichtlich ihrer Zielgrösse unterschieden. Es bestehen
monetäre (engl. dollar-based) und wertbasierte (engl. value-based) Modelle (Ellram, 1995).
Monetäre Modelle berücksichtigen messbare Kostenelemente, die zum Einkaufspreis der
Beschaffungsgüter aufaddiert werden und durch die Anzahl der gekauften Teile dividiert
werden (Geissdörfer et al., 2009). Auf diese Weise werden die TCO des Guts als Stückpreis
errechnet, die neben dem Einkaufspreis sämtliche erfassbaren und messbaren Kosten enthalten,
die in direktem Zusammenhang mit dem Erwerb des Guts stehen. Die TCO eines Guts dienen
der Vergleichbarkeit mehrerer Alternativen von Beschaffungsgütern. Monetäre Modelle
werden wiederum unterteilt in Modelle, die nur direkte Kosten berücksichtigen und solche, die
Berechnungsformeln enthalten (Ellram, 1995). Bei letzteren werden indirekte Kosten und
Ressourcen einem Beschaffungsgut durch Prozesskostenrechnung zugeordnet (Geissdörfer et
al., 2009).
Tabelle 3 zeigt das Beispiel eines monetären TCO-Modells, bei dem die Kosten dreier
alternativer Lieferanten verglichen werden. Die Kostenelemente umfassen den Einkaufspreis
(engl. price per unit) sowie zwölf Elemente der Lebenszykluskosten (engl. life cycle costs)
jeweils auf ein Stück bezogen. Das Beispiel zeigt anschaulich die Vorteile einer TCO-Analyse
28 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
auf. Obwohl Lieferant A den günstigsten Einkaufspreis von USD 98,62 anbietet, summieren
sich die TCO im Vergleich zu den anderen Lieferanten zum höchsten Wert von USD 124,54
auf. Eine reine Betrachtung des Einkaufspreises wäre zu dem Ergebnis gekommen, Lieferant A
auszuwählen. Nach der TCO-Betrachtung wird jedoch Lieferant C favorisiert, weil er die
günstigsten Gesamtkosten von USD 112,85 ermöglicht.
Supplier A Supplier B Supplier C
Price per unit 98.62 106.48 104.70
Life Cycle Costs per unit
Corp. Contracting
Divisional Purchasing 1.498 0.899 0.449
Materials Engineering 0.288 0.288 0.288
Transport`n & Logistics 19.955 4.455 0.179
Receiving 0.413 0.158 0.073
Inspect/Screen 2.281 0.872 0.403
Pre Raw-in-Process Materials Quality 1.422 6.692
Accounts Payable 0.033 0.015
Store/Select 0.003 0.003 0.003
Deliver to Raw-in-Process 0.006 0.006 0.006
Waste Disposal 0.055 0.055 0.055
After Sale Quality
Total (Price + LCC) 124.54 113.25 112.85
Tabelle 3: Beispiel eines monetären TCO-Modells (vgl. Ellram, 1995)
Der wertbasierte Ansatz kombiniert Kostendaten mit Informationen, die nicht einfach in
monetären Grössen ausgedrückt werden können. In dem von Ellram (1995) vorgeschlagenen
Verfahren werden zu vordefinierten Kategorien Punkte für jeden alternativen Lieferanten
vergeben, welche die aufgewendeten Kosten und Ressourcen in den Kategorien wie in einer
Nutzwertanalyse widerspiegeln. Aus den Bewertungen der Kategorien wird ein Faktor gebildet,
der dem Einkaufspreis eines Guts aufgeschlagen wird, um eine Vergleichbarkeit mehrerer
Alternativen gewährleisten zu können. Die so ermittelten TCO entsprechen nicht tatsächlich
gezahlten Kosten, sondern dienen der Abschätzung nicht genau messbarer,
entscheidungsrelevanter Bereiche, wie beispielsweise Technologie, Qualität oder Service
(Ellram, 1995).
Die Verwendung wertbasierter Modelle wird in Tabelle 4 verdeutlicht. Die Bewertungen des
Lieferanten A in den Kategorien Qualität, Lieferung, Technologie und Betreuung beträgt in
Summe 92 Punkte. Bei maximal möglichen 100 Punkten entspricht dies einem total cost
factor21 von 1,08. Dieser wird mit dem Einkaufspreis von USD 10,00 multipliziert und somit
die TCO von USD 10,80 ermittelt.
21
Die Wahl dieses Faktors nach der in Tabelle 4 beschriebenen Formel unterliegt der Willkür der Urheberin,
weil kein Zusammenhang zu monetären Werten hergestellt wird.
Total Cost of Ownership 29
Category Maximum points Points awarded
(Supplier A)
Quality 30 25
Delivery 20 19
Technology 30 30
Support 20 18
Total Score 100 92
Total cost per item per dollar purchase = (100-92)/100 + 1 = 1.08 total cost factor
Adjusted cost per unit = price x 1.08 = $10.80/unit TCO
Tabelle 4: Beispiel eines wertbasierten TCO-Modells (vgl. Ellram, 1995, Krämer, 2007, S. 11)
Transaktionsbezogene Modellkomponenten
Die Elemente eines TCO-Modells können in Bezug auf die Transaktion zwischen Abnehmer
und Lieferant sequentiell strukturiert werden. Ellram (1993) schlägt dazu die drei Bereiche der
pre-transaction components, transaction components und post-transaction components vor (s.
Abbildung 14).
Abbildung 14: Transaktionsbezogene Modellkomponenten (Ellram u. Siferd, 1993)
Pre-Transaktions-Komponenten beziehen sich auf den Zeitraum vor der Transaktion, d. h. vor
der operativen Abwicklung eines Beschaffungsprojektes. Sie schliessen überwiegend die
Kosten und Aufwände des strategischen Beschaffungsprozesses ein (s. Abbildung 9). Die
Transaktionskomponenten betreffen die Abwicklung der Transaktion. Sie umfassen den
Kaufpreis, die Bestellauslösung, Lieferung und Transport, Steuern und Zölle, den
Leistungsausgleich, die Warenprüfung, die Rücksendung von Waren und Nacharbeit (s.
Abbildung 14). Der Transaktion zeitlich nachgelagert fallen die Kosten der Post-Transaktions-
Komponenten an. Sie berücksichtigen den Ausfall von Produktionslinien, Ausschuss
produzierter Güter, Ausfall beim Kunden, Reparatur und Austausch beim Kunden,
Reputationsschäden, Instandsetzung von Teilen sowie Wartung und Reparaturen.
1. Identifying need
2. Investigating sources3. Qualifying sources
4. Adding supplier to internal
systems5. Educating:
• Supplier in firm„s operations
• Firm in supplier„s
operations
Pre-transaction
components
1. Price
2. Order placement/ preparation
3. Delivery/transportation
4. Tariffs/duties5. Billing/payment
6. Inspection7. Return of parts
8. Follow-up and correction
Transaction components
Total Cost of
Ownership
1. Line fallout
2. Defective finished goods rejected before sale
3. Field failures
4. Repair/replacement in field5. Customer
goodwill/reputation of firm6. Cost of repair parts
7. Cost of maintenance &
repairs
Post-transaction
components
30 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Lebenszyklusbezogene Modelle
Neben der transaktionsbezogenen Strukturierung von Kostenelementen wird in der Literatur
eine lebenszyklusbezogene Anordnung vorgeschlagen. Degraeve et al. (2005) entwickelte dazu
eine dreidimensionale TCO-Matrix, in der einzelne Kostenelemente angeordnet werden. Die
erste Dimension bezieht sich auf den Lebenszyklus mit den Phasen Akquise, Empfang, Besitz,
Gebrauch und Entsorgung (s. Spalten in Tabelle 5). Die zweite Dimension umfasst eine
Hierarchie aufgeteilt in die Stufen Lieferant, Produkt, Bestellung, Bestellposition und Stück (s.
Zeilen in Tabelle 5). Die dritte Dimension betrifft die Unterscheidung zwischen flexiblen und
gebundenen Ressourcen. Flexible Ressourcen (cash in Tabelle 5) werden nur nach Bedarf
eingesetzt. Kostenreduktionen bei flexiblen Ressourcen führen zu direkten monetären
Einsparungen. Ein Beispiel flexibler Ressourcen sind Transportkosten (Degraeve et al., 2005).
Gebundene Ressourcen (engl. committed resources, s. non cash in Tabelle 5) betreffen Kosten,
die unabhängig davon anfallen, ob sie eingesetzt werden oder nicht. Beispiele der gebundenen
Ressourcen sind sämtliche unternehmensinternen Personalaufwände, die für die Beschaffung
eines Guts anfallen. Monetäre Einsparungen können für diese Ressourcen nur erzielt werden,
wenn sie anderweitig eingesetzt werden oder ihre Kapazitäten reduziert werden (Degraeve et
al., 2005).
Acquisition Reception Possession Utilization Elimination
Supplier level Cash
Non cash Quotation cost
Contract cost
Follow-up cost
Change cost
Product level Cash Replacement cost
Non cash Cost of personnel
training Cost of
adaptations
Order level Cash Transportation
cost
Non cash Order cost Reception cost
Invoicing cost Litigation cost
Product order
level22
Cash
Non cash Cost of quantity
test
Cost of quality test
Unit level Cash Price and discounts
Price evolution
Payment delay
Intrinsic efficiency Waste valorization
Non cash Service cost
Product Testing cost
Inventory holding
cost
Costs of
production failure Costs of product
failure
Maintenance cost Installation cost
Cost of quality
control
Tabelle 5: Beispiel einer lebenszyklusbezogenen TCO-Matrix (vgl. Degraeve et al., 2005)
Die dreidimensionale TCO-Matrix nach Degraeve et al. (2005) bietet eine transparente
Aufschlüsselung der TCO eines Beschaffungsguts. Zum einen wird dadurch die
22
Der Begriff product order level wird hier in der Bedeutung von order position (dt. Bestellposition) ver-
wendet.
Total Cost of Ownership 31
Lieferantenauswahl unterstützt, zum anderen ermöglicht die detaillierte Gliederung die
Identifikation von Kostenreduktionspotentialen.
Übersicht existierender Modelle in der Literatur
Geissdörfer (2009) bietet die neueste und umfangreichste Übersicht existierender Modelle in
der Literatur (s. Tabelle 6). In der Analyse werden TCO-, LCC- und COO23-Modelle nach
bestimmten Kriterien bewertet. Die Modelle stammen aus Publikationen in wissenschaftlichen
Zeitschriften sowie von Industrieverbänden und Normungsinstituten.
Das Ziel der Untersuchung besteht darin, die Standardisierungspotentiale der Modelle zu
ermitteln. Dazu werden zunächst die Anforderungen zur Standardisierung aufgrund
existierender Literatur und Plausibilitätsüberlegungen erarbeitet und in Form von zwölf
Kriterien zusammengefasst (Geissdörfer et al., 2009). Die Kriterien umfassen u. a. die
Berücksichtigung von qualitativen Faktoren, Barwerten, standardmässigen Kostenkategorien,
Transaktionskosten, Umsatzeffekten und Datenungenauigkeiten. Des Weiteren werden die
Anwendungsbereiche in Einkauf, Entwicklung und Vertrieb sowie der Einsatz von Activity-
Based Costing bzw. Prozesskostenrechnung überprüft. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass
grosses Standardisierungspotential in den bestehenden Modellen vorhanden sei, weil viele der
erforderlichen Anforderungen in Form der formulierten Kriterien bereits erfüllt seien.
Weiterhin sei durch eine Standardisierung eine Steigerung des Verbreitungsgrads von
TCO/LCC-Modellen in der Praxis möglich.
Die Studie von Geissdörfer (2009) berücksichtigt nicht explizit die Praxissicht in Form von
Validierungen der erarbeiteten Kriterien zur Bewertung der Standardisierungspotentiale. Des
Weiteren wird die grundsätzliche Forderung nach einer Standardisierung von TCO-Modellen
nicht überprüft. So kommt eine andere Studie zu dem Schluss, dass nur 12,3% der befragten
Unternehmen der Meinung sind, dass ein Standardmodell sämtliche Beschaffungsgüter
abdecken könne (Ferrin u. Plank, 2002).
23
COO steht für Cost of Ownership und bezeichnet ein TCO-verwandtes Modell, das in der Halbleiterin-
dustrie verbreitet ist.
32 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Modell
Allgemein Kriterien
Kostenkate-
gorien u. –
treiber
Anwen-
dungs-
bereiche
Branche Mo
del
lart
LC
C o
der
TC
O
Lei
tfad
en o
der
Mod
ell
Bet
rach
tun
gsg
egen
stan
d
An
wen
du
ng
shäu
figk
eit
Qu
alit
ativ
e F
akto
ren
Bet
rach
tun
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l E
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Eff
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Ko
sten
kat
ego
rien
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rgeg
eben
Tra
nsa
kti
on
sko
sten
Um
satz
effe
kte
Gen
auig
kei
t, R
isik
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er W
erte
Ab
hän
gig
kei
ten
zw
. V
aria
ble
n
Ein
setz
bar
im
Ein
kau
f
Ein
setz
bar
in
En
twic
klu
ng
Ein
setz
bar
in
Ver
trie
b
AB
C u
nd
PK
R a
ls B
asis
SEMI E35 (2007) Semi COO M A S n x x x x/tw n x n x x x n
Hurkens, Wynstra (2006) allgemein TCO L/M T I x x n n x/tw x n n x x x x
VDMA (34160) (2006) VDMA LCC M A S n n x x n n n n x x x n
NAFEM (2006) Food
Equip. LCC M A S n x n x n n n n x x x n
DeGraeve et al. (1997-2005) allgemein TCO M T/A S x n tw tw x n n x x x n x
Razum (Rockwell) (2003) E-motor
allg. TCO M T/A S n n n n x n n n x x x n
Bierma (2000) Chemie TCO M A S x n x x n n n n x x n n
Ellram (1993-1998) allgemein TCO M T/A S x n n x x n n n x x x x
Carr, Ittner (1992) allgemein TCO M T S x n tw x x/tw x n n x x n n
Monczka (1988) Electronics TCO L/M T I x n n n x/tw n n n x n x n
Kaufman (1969) Food LCC M A I x x tw x n n n n x x n n
Krokowski (1998) allgemein TCO M T I x n n n x/tw n n n x n n n
Gartner Group (2003) IT TCO M A S x x n x x x* x n x x x x
VDI 2884 (2005) Prod.-
mittel LCC M A S x x x x n n n n x x x n
VDV Mitteilungen 2315
(2003) Verkehr LCC M A S n x x x n n n n x x x n
DIN EN 60300-3-3 (2005) allgemein LCC L/M T/A S x x x x x/tw n x n x x x n
UNIFE LCC 81997) Eisenbahn LCC M A S n x x x n n x n x x x n
Zehbold (1996) allgemein LCC L T S x x tw n n n x x tw x n n
Riezler (1996) allgemein LCC L T/A S x x tw n n n x x tw x n n
Kemminer (1999) allgemein LCC L T S n x tw n n n x x tw x n n
A = Anlagen und Systeme
COO = Cost of Ownership
I = Individualmodell
L = Leitfaden
LCC = Life Cycle Cost
M = Modelle
n = nicht berücksichtigt
S = Standardmodell
T = wiederkehrende, grosszahlige Anschaffung geringwertiger Güter
TCO = Total Cost of Ownership
tw = teilweise erfüllt
x = Kriterium berücksichtigt
Tabelle 6: Übersicht existierender Modelle in der Literatur (vgl. Geissdörfer et al., 2009)
Total Cost of Ownership 33
2.2.3 Motivation und Nutzen der Anwendung
Die Anwendung von TCO in Unternehmen kann aufgrund verschiedener Motivationen erfolgen
und entsprechend unterschiedlichen Nutzen bringen (Bhutta u. Huq, 2002, Carr u. Ittner, 1992,
Cavinato, 1992, Degraeve u. Roodhooft, 1999, Ellram, 1993, Ellram, 1995, Ellram u. Siferd,
1993, Ferrin u. Plank, 2002, Maltz u. Ellram, 1997). Diese konzeptionellen Erkenntnisse
wurden durch empirische Studien in der Literatur bestätigt (Degraeve et al., 2004, Ferrin u.
Plank, 2002, Hurkens et al., 2006).
Im Zentrum der Publikationen zu TCO steht der Vergleich alternativer Bezugsquellen für ein
Beschaffungsgut (s. Tabelle 3). Dabei werden nicht nur die Einkaufspreise verschiedener
Lieferanten miteinander verglichen, sondern auch Kosten aus den Bereichen Management,
Lieferung, Service, Kommunikation und Qualität (Ellram u. Siferd, 1993). Die Anwendung von
TCO ermöglicht die transparente Aufschlüsselung der stückbezogenen Zusatzkosten eines
Beschaffungsguts und unterstützt Entscheidungsträger in der Beschaffung mit einer soliden
Datenbasis bei der Lieferantenauswahl.
Weitergefasste Motivationen der TCO-Anwendung sind nach Ellram (1993) das verbesserte
grundsätzliche Verständnis im Unternehmen für die wahren Kosten („true cost“) gekaufter
Güter. So wird in den konzeptionellen Publikationen von Ellram TCO nicht nur als
Beschaffungswerkzeug sondern auch als Philosophie bezeichnet (Ellram, 1993). TCO
verändere die Entscheidungsfindung in den Unternehmen durch eine neue Denkweise der
Mitarbeitenden. Das Denken in Gesamtkosten diene einer gesamtheitlichen, weitsichtigen
Kostenoptimierung zum Wohl der ganzen Unternehmung.
Konkreten Nutzen biete TCO neben der bereits erwähnten Lieferantenauswahl auch bei der
kontinuierlichen Lieferantenbewertung, die während der Abnehmer-Lieferanten-Beziehung –
d. h. nach der Lieferantenentscheidung – durchgeführt wird. In einem TCO-basierten
Lieferantenbewertungssystem dienen einheitliche Kriterien der Ermittlung kostenbezogener
Kennzahlen, die zur effektiven Leistungsmessung von Lieferanten herangezogen werden
(Bhutta u. Huq, 2002, Carr u. Ittner, 1992, Ellram, 1993, Monczka u. Trecha, 1988). Dadurch
können die Erwartungshaltungen der Geschäftspartner klarer festgelegt werden (Ellram u.
Siferd, 1998).
Neben der Lieferantenauswahl bestehen in der Literatur auch TCO-basierte mathematische
Modelle, um beispielsweise Lieferanten auszuwählen und optimale Bestellmengen zu
bestimmen. Degraeve u. Roodhooft (1999) kommen in dem betrachteten Fall von
Heizelektroden zu dem Ergebnis, dass eine Single-Source-Strategie und die Bündelung von
Bestellungen aus TCO-Sicht optimale Kostenreduktionen ermöglichen.
TCO bietet auch grossen Nutzen bei Make-or-Buy-Entscheidungen, die der bereits erwähnten
Lieferantenauswahl und Bestellmengenoptimierung im Beschaffungsprozessmodell zeitlich
vorgelagert sind. Maltz u. Ellram (1997) untersuchen die Auslagerungsentscheidung von Logis-
tikleistungen an einen externen Dienstleister. Dabei ermögliche der TCO-Ansatz bei Auslage-
rungsentscheidungen eine umfassendere Sicht auf die Kostenminimierungsmöglichkeiten als
traditionelle Analysen, die sich nur auf den Offertpreis des Lieferanten konzentrieren.
Neben den beschriebenen substantiellen Vorteilen von TCO existieren auch weniger greifbare
Vorzüge. So biete TCO wichtigen Nutzen für eine verbesserte Kommunikation, sowohl
unternehmensintern, als auch extern (Ellram, 1993). Intern werden Entscheidungen von
anderen Mitarbeitenden und Unternehmensbereichen besser nachvollzogen, weil sich
Entscheidungsträger auf konsistente Daten berufen und eine verständliche Argumentationsbasis
34 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
nachweisen können. Extern biete TCO grosses Potential, um bei Verhandlungen mit
Lieferanten die eigene Position zu stärken (Degraeve et al., 2005).
Ein weiteres Anwendungsgebiet stellt die Leistungsmessung der Beschaffungsmanager dar.
Degraeve et al. (2005) beschreiben in einer Fallstudie die Nutzung der TCO-Ergebnisse zur
Messung der Kostenreduktionen, die einzelne Beschaffungsmanager erreichen. Die Daten
werden mit den Zielvereinbarungen verglichen und beispielsweise zur Bestimmung variabler
Lohnanteile herangezogen.
Abteilungsübergreifend findet TCO nicht nur Anwendung in der Beschaffung bzw. im Einkauf,
sondern auch in der Produktentwicklung und im Vertrieb (Geissdörfer et al., 2009). In der
Entwicklung sollte zum einen die TCO-Perspektive des Kunden bereits bei der
Produktgestaltung berücksichtigt werden, zum anderen kann der Vertrieb beim Kunden höhere
Verkaufspreise rechtfertigen, falls die Kosten über den Lebenszyklus des Guts hinweg
insgesamt geringer ausfallen (Geissdörfer et al., 2009).
Zusammenfassend beruhen die Vorteile der TCO-Anwendung überwiegend auf der Schaffung
von mehr Transparenz bei den Beschaffungskosten. Durch eine umfassende und präzise
Erfassung der Kosten, die mit dem Erwerb eines Guts verbunden sind, dient das Konzept den
Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Beschaffungsprozesse und generell bei der
Unterstützung der Entscheidungsfindung.
2.2.4 Kostenelemente
Die in der Literatur beschriebenen TCO-Modelle werden üblicherweise in drei Stufen
strukturiert (s. Abbildung 15). Ein Modell besteht aus mehreren Kostenkategorien;
Kostenkategorien wiederum werden unterteilt in mehrere Kostenelemente (vgl. Ellram, 1993).
Manche Autoren nutzen auf dieser Hierarchiestufe auch den Begriff Kostentreiber (engl. cost
driver), um den Ursprung der Kosten zu betonen. Kostentreiber werden bei der
Prozesskostenrechnung herangezogen, um Prozesskosten bestimmten Kostenträgern
proportional zuzuordnen (Ferrin u. Plank, 2002).
Abbildung 15: Struktur von TCO-Modellen
Relevante Kostenelemente werden in der Literatur üblicherweise durch empirische Forschung
erarbeitet. Eine Übersicht von empirischen Studien zu TCO bietet Krämer (2007, S. 25f.). Die
Zusammenstellung enthält Umfragen und Fallstudien aus dem amerikanischen Raum von den
Autoren Ellram, Siferd, Maltz, Ferrin und Plank sowie aus den Benelux-Ländern von Degraeve,
Roodhooft, Wouters, Wynstra und Hurkens.
Ellram u. Siferd (1993) schlagen sechs Kostenkategorien zur Berechnung der TCO vor:
Qualität, Management, Lieferung, Service, Kommunikation und Preis. In der Kategorie
Qualität werden die Kostenelemente zur Sicherstellung der Lieferanten- und Produktqualität
zusammengefasst. Management umfasst die beschaffungsbezogenen Führungs- und
TCO-Modell
Kostenkategorie
Kosten-
element
Kosten-
treiber
Total Cost of Ownership 35
Planungsaufwände. In der Kategorie Lieferung sind die Warenannahme, die Folgekosten von
verspäteten und fehlerhaften Lieferungen enthalten. Service umfasst Installationskosten,
Wartungskosten und andere weitere Dienstleistungen, welche nach dem Verkauf eines
Produktes anfallen. Kommunikation fasst interne und externe Kommunikationsaufwände in
einer Abnehmer-Lieferanten-Beziehung zusammen. Die Kategorie Preis enthält die
Verhandlung aller vertraglich festgelegten Aspekte wie beispielsweise Bestellmengen,
Bestellpreise und Lieferkonditionen.
Eine explorative Studie von Ferrin u. Plank (2002) unter den Mitgliedern des Institute for
Supply Management in Tempe, Arizona mit 146 Antworten bietet eine umfangreiche
Sammlung von 135 Kostentreibern (s. Abbildung 16). Die Kostentreiber werden unterteilt in
folgende dreizehn Kategorien: Betriebskosten, Qualität, Logistik, Technologie,
Lieferantenzuverlässigkeit und -kapazität, Wartung, Lagerhaltung, Transaktionskosten,
Lebenszykluskosten, Einkaufspreis, kundenbezogene Kosten, Opportunitätskosten und
Verschiedenes. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es nicht möglich ist, ein Standard-
TCO-Modell zu entwickeln, welches dieselben Kostenelemente für alle möglichen
Anwendungsfälle verwendet. Ferner wird festgestellt, dass sich die Kostentreiber hinsichtlich
ihrer Allgemeingültigkeit unterscheiden. Einige der Kostentreiber sind universell verwendbar,
während andere nur bei spezifischen Anwendungsfällen herangezogen werden (Ferrin u. Plank,
2002).
Die Möglichkeiten zur Strukturierung von Kostenelementen sind vielfältig. Es besteht erstens
die Möglichkeit, sich an den funktionalen Bereichen im Unternehmen zu orientieren und
produktbezogene Kategorien zu ergänzen: Management, Lieferung, Dienstleistung,
Kommunikation, Preis und Qualität (Ellram u. Siferd, 1993). Zweitens kann der
Produktlebenszyklus zur Strukturierung herangezogen werden: Akquisition, Wareneingang,
Besitz, Gebrauch und Entsorgung (Degraeve et al., 2005). Drittens werden die vier
Hierarchielevel Lieferant, Bestellung, Los und Einheit herangezogen, die als zweite Dimension
in Kombination mit den Stufen des Produktlebenszyklus eine Matrix bilden (Degraeve et al.,
2005). Darüber hinaus werden monetäre und nicht monetäre Kriterien unterschieden. Nicht
monetäre Kriterien werden qualitativ betrachtet, weil die genaue Quantifizierung nicht möglich
erscheint, wie beispielsweise im Falle mangelhafter Qualität oder verzögerter Lieferung
(Ellram, 1995).
36 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Abbildung 16: Kategorisierung von identifizierten TCO-Kostentreibern (Ferrin u. Plank, 2002)
Operations Cost
• Manufacturing
• Machine Efficiency
• Production to Schedule
• Labor Savings
• Assembly Cost
• Operating Supplies
• Long-Term Operating
Costs
• Capacity Utilization
• Increase in Production
Output
• Equipment Speed
• Cost in Use
• Line Speed
Quality
• Durability
• Replacement
• Field Failure
• Customer Downtime
• Inspection
• Cost of Quality
• Calibration Cost
• Rework
• Scrap
• Customer Returns
• Rejection Cost
• Quality Improvement
• Unplanned Downtime
• Out-of-Service Costs
Logistics
• Freight
• Packaging
• Customer Service
• Availability
• Handling
• Instability in Freight
Rates
• Outbound Cost
• Tariffs
• Leadtime
• On-Time Delivery
• Supplier-Managed
Inventory
• Time to Schedule
• Warehousing
• Duties
• Area of the Country
Customer Must Order
From
• Import Fees
• Entry and Harbor
Maintenance Fees
Technological Advantage
• Design Obsolescence
• Suitability for Intended
Use
• Flexibility for New Use
• Technology
• Changing Technology
• Long-Term Advantage
• Supplier Ability to Change
Technology
Supplier Reliability and
Capability
• Partnering Costs
• Team Costs
• Trust
• Supplier Capabilities
• Payment Terms
• Supplier R&D Capability
• Supplier Ability to Grow
• Supplier Support
• Service by Supplier
• Stocking at Supplier
(Quantity Availability)
• Familiarity with Supplier
Maintenance
• Supplies
• Training
• Downtime
• Costs
• Labor
• Repair Costs
• Parts
• Spare Parts
• Long-Term Maintenance
Costs
• Repair Frequency
• Reliability
• Preventive Maintenance
Schedule
Inventory Cost
• Safety Stock
• Design/ Procurement for
Inventory Reduction
• Storage
• Perishability
• Turnover
Transaction Cost
• Administration of Post-
Purchase Agreements
• Ease of Transaction
• Supplier Conversion Cost
(Cost to Change Supplier)
• Small Orders
• Procurement
• Transactional Activity
• Long-Term Savings
Life Cycle
• Long-Term Usage
• Projected Life Cycle
• Life of Product
• Life Cycle Stability
• Cost Savings over Life of
Product
• Useful Life
• Redesign Cost
• Life Cycle Obsolescence
Cost
Initial Price
• Unit Cost
• Initial Purchase Price
• Long-Term Price Stability
• Initial Capital
Expenditure
Opportunity Cost
• Cost of Money
• Overhead
Customer-Related
• User Satisfaction
• Customer Perceptions
• Customer Specifications
Miscellaneous
• Taxes
• Value Chain
• Warranty
• Product Design
• Availability from a
Supplier
• Disposal Costs
• Liability and
Indemnification
• Obsolescence Cost
• Salary, Benefits
• Indirect Labor
• Product Use
• Depreciation
• Lease or Buy
• Supplier Cost Drivers
(From Requisition to
Receipt)
• Safety
• Support Costs
• Utility Costs
• Installation
• Ease of Operation
• Noise Level
• Technical Support
• Validation/ Registration
Cost
• Overall Competition
• Service Costs
• Disposal Value
• Currency Exchange Rates
• Direct Labor
• Total Installed Price
• Lease Rate Factors
• Flexibility of the Supplier
• Tooling and Fixtures
• Environmental Issues
Total Cost of Ownership 37
2.2.5 Einsatz in der industriellen Praxis
Prozess zur Entwicklung von TCO-Modellen
Zur Entwicklung von TCO-Modellen in der Praxis schlägt Ellram (1993) einen achtstufigen
Prozess vor (s. Abbildung 17). Der Prozess beginnt mit der Identifikation der Notwendigkeit
bzw. des Interesses in den Unternehmen, mehr Wissen über die Lieferantenbasis und über die
Beschaffungskosten jenseits des Einkaufspreises zu erlangen. Im zweiten Schritt wird das zu
analysierende Beschaffungsgut ausgewählt. Aufgrund des hohen Zeitaufwands einer TCO-
Analyse sollte das zu erwartende Kostenreduktionspotential hoch sein (Ellram, 1993).
Anschliessend wird ein Projektteam gegründet, welches die Entwicklung des Modells
durchführt. Das Team sollte aus Vertretern verschiedener Abteilungen bestehen, wie
beispielsweise Beschaffung, Entwicklung, interne Kunden, Qualitätssicherung,
Rechnungswesen und Vertrieb. In der vierten Phase werden relevante Kosten identifiziert.
Zunächst werden dazu potentielle Kostenelemente gesammelt, dann kritische Kostenelemente
ausgewählt, Datenmaterial zur Bestimmung der Kosten gesammelt und das Vorgehen
dokumentiert. In der nächsten Phase wird das Modell getestet und implementiert. Nachfolgend
werden die Ergebnisse des Modells im Team reflektiert und allfällig Anpassungen
vorgenommen. In der nächsten Phase erfolgt die Anbindung an bestehende Systeme im
Unternehmen, d. h. an das Lieferantenbewertungssystem, Aus- und Weiterbildungssystem
sowie ERP-System. Abschliessend wird das Modell von einer verantwortlichen Person
aktualisiert und gewartet. Die letzten fünf Phasen des Prozesses zur Entwicklung von TCO-
Modellen sind nach Bedarf gemäss den Pfeilen in Abbildung 17 iterativ anzuwenden.
Abbildung 17: Prozess zur Entwicklung von TCO-Modellen (Ellram, 1993)
Studien im deutschsprachigen Raum
Im Folgenden werden einige Studien zum Thema TCO beleuchtet, die in den letzten Jahren im
deutschsprachigen Raum durchgeführt wurden. Eine Umfrage unter deutschen
Industrieunternehmen mit 46 Antworten von strategischen Einkaufsmanagern in
Führungspositionen zeigt, dass der Bekanntheitsgrad von TCO mit 97,8% sehr hoch ist. Das
Konzept ist insbesondere bezüglich Investitionsgüter weit verbreitet und wird in 58,2% der
Identify need/interest
Determine item(s)/type of buy
the model be used for
Form a team
Identify relevant costs
Test/implement
Fine tune model
Link to other systems
Update, monitor & maintain
38 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Unternehmen bei mehr als 60% der Einkaufsentscheidungen angewendet. Jedoch nutzen nur
26,1% der Unternehmen einen institutionalisierten TCO-Prozess. Insgesamt kommt die Studie
zum Ergebnis, dass der Nutzen von TCO in der Praxis gesehen wird, jedoch die effektive und
effiziente Einführung und Anwendung des Modells in der Praxis problematisch sei (Krämer,
2007).
Eine in der Schweiz durchgeführte Umfrage zum Supply-Chain-Kostenmanagement erreichte
126 Antworten von Mitgliedern des Schweizerischen Verbands für Materialwirtschaft und
Einkauf (SVME) (vgl. Wagner, 2008). Neben anderen Kostenmanagementinstrumenten wird
die Bedeutung von TCO untersucht. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass grosse Firmen
eher TCO anwenden als kleine24 (Wagner, 2008). Des Weiteren wird festgestellt, dass die
Anwendung von TCO einen signifikanten Bezug zur Zufriedenheit der Befragten mit dem
Supply-Chain-Kostenmanagement hat. Weiter besteht ein signifikanter Bezug zur
Leistungsentwicklung der Supply Chain in den letzten Jahren. Unternehmen, die TCO
einsetzen, erreichen somit höhere Leistungssteigerungen, als Unternehmen, die auf den Einsatz
von TCO verzichten.
Eine weitere Umfrage in der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie mit 26 Antworten kommt
zu dem Ergebnis, dass TCO weniger weit verbreitet ist, „als es gemäss dem Potential [des
Konzepts] zu erwarten wäre“ (Lorenzen et al., 2006). Mit dem Fokus auf die
Werkzeugmaschinenindustrie kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei der Umfrage
eher um kleine Unternehmen handelt. Die Studie zeigt, dass Unternehmen das Konzept
insbesondere bei Investitionsgütern heranziehen und ihm eine zunehmende Bedeutung für die
Zukunft beimessen. Des Weiteren wird der Nutzen von TCO bei Vertragsverhandlungen
hervorgehoben.
Weitere Erkenntnisse zu TCO speziell bei der Beschaffung aus Niedriglohnländern aus der
Sicht Schweizer Industrieunternehmen werden in Unterkapitel 3.2 behandelt.
Analyse existierender TCO-Tools
Der Einsatz von TCO-Modellen in der industriellen Praxis wurde neben den erwähnten Studien
auch in unternehmensspezifischen Analysen untersucht. Dazu wurden grosse Schweizer
Industrieunternehmen aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie mit weltweit mehr als
10„000 Beschäftigten kontaktiert. In bilateralen Workshops wurden die TCO-Modelle von fünf
Unternehmen25 analysiert (s. Tabelle 7).
Vier der Unternehmen benutzen IT-unterstützte Modelle in Form von Softwaretools, die auf
Tabellenkalkulationen basieren; eines der Unternehmen wendet Checklisten zur
Berücksichtigung wichtiger Kosten an. Die untersuchten Modelle unterscheiden sich stark
voneinander und werden für verschiedene Verwendungszwecke genutzt. Zwei der
Unternehmen wenden TCO für die Lieferantenauswahl an (Unternehmen I und V).
Unternehmen II nutzt das Modell zur Kostenoptimierung bei der Auswahl alternativer Supply
Chains, um der Kundennachfrage nachzukommen, und Unternehmen III allgemein zur
Unterstützung von Beschaffungsentscheiden. Die Entscheidung, einen Lieferanten neu zur
Lieferantenbasis hinzuzufügen, wird in Unternehmen IV durch ein checklistenbasiertes TCO-
Modell unterstützt. Die Bezugsobjekte der TCO-Analysen sind entsprechend dem
24
Zur Unterscheidung zwischen kleinen und grossen Unternehmen wird der Schwellenwert des Jahresum-
satzes von ca. 50 Mio. CHF herangezogen. 25
Die Unternehmen werden aus Geheimhaltungsgründen anonymisiert.
Total Cost of Ownership 39
Verwendungszweck ein spezifisches Produkt von alternativen Lieferanten, ein spezifischer
Lieferant oder alternative Supply Chains.
Unternehmen I II III IV V
Verwendungszweck Lieferanten-
auswahl
Auswahl al-
ternativer
Supply
Chains
Unterstüt-
zung von
Beschaf-
fungsent-
scheiden
Lieferanten-
qualifikation
Lieferanten-
auswahl mit
Fokus auf
Niedrig-
lohnländer
Bezugsobjekt Produkt Supply Chain
bis zum
Kunden
Produkt Lieferant Produkt (ge-
samter Le-
benszyklus)
Anzahl Kriterien hoch hoch hoch niedrig mittel
Detaillierungslevel mittel hoch mittel n. a. hoch
Nutzbarkeit /
Verbreitung
gut etabliert,
Anwen-
dungszeit
abhängig von
Datenquellen
etabliert,
Anwen-
dungszeit:
1-5 Tage
(nach Schu-
lung)
nicht etab-
liert, An-
wendungs-
zeit ungefähr
1 Tag
etabliert, fle-
xibel, indivi-
duelles Mo-
dell, Anwen-
dungszeit
kleiner 1 Tag
präzise,
komplex,
aufwendig
anzupassen,
Anwen-
dungszeit:
mehrere Ta-
ge
Tabelle 7: Analyse existierender TCO-Modelle in der Schweizer Industrie
Der Umfang der TCO-Analysen wurde durch die Anzahl der analysierten Kriterien ermittelt.
Unternehmen I, II und III wenden Tools mit einem grossen Umfang von mehr als 25
Kostenelementen an. Unternehmen IV nutzt weniger als 10 Kriterien. Das Tool von
Unternehmen V weist mit 17 Kostenelementen einen mittleren Umfang auf. Der
Detaillierungslevel beschreibt den Aufwand, der für die Ermittlung der einzelnen
Kostenelemente notwendig ist. Je höher der Detaillierungslevel ist, desto genauer werden die
einzelnen Kostenelemente ermittelt. In der Tabelle 7 ist grundsätzlich die Tendenz zu erkennen,
dass die Ausprägungen der Anzahl analysierter Kriterien und des Detaillierungslevels
entgegengesetzt verlaufen. Je höher die Anzahl analysierter Kriterien ist, desto niedriger fällt
das Detaillierungslevel aus. Im Fall von Unternehmen IV werden bei jedem Bezugsobjekt
individuelle Detaillierungslevel gewählt.
Das TCO-Modell von Unternehmen II wird in Form eines Wasserfalldiagramms aufbereitet (s.
Abbildung 18). Diese Darstellungsform verdeutlicht anschaulich den Einfluss von Zusatzkosten
und ermöglicht dem Anwender, sich schnell einen Überblick über die Zusammensetzung der
TCO zu verschaffen. Aufbauend auf den Einkaufspreis am linken Bildrand werden die Kosten
für den Transport zum Verteilungszentrum, Steuern und Zölle im Herstellungsland,
Materialgemeinkosten und Werkzeugkosten aufsummiert und ergeben die gesamten Herstell-
bzw. Beschaffungskosten. Anschliessend werden die Steuern und Zölle für den Import in das
Land der Vertriebsorganisation zu den sogenannten Verkaufskosten addiert. Zuzüglich der
Lagerhaltungs-, Transport- und Kapitalkosten werden die Total transaction cost berechnet.
Abschliessend werden unter Berücksichtigung der Gemeinkosten im Stammhaus und der
40 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Kosten brachliegender unternehmensinterner Produktionsinfrastruktur die TCO berechnet.
Diese enthalten keine einmaligen Investitionen (s. Zusatz w/o one time costs).
Abbildung 18: Wasserfalldiagramm des TCO-Modells von Unternehmen B (vgl. Dohm, 2007)
Die Erwartung, dass grosse Unternehmen bereits etablierte TCO-Modelle besitzen26, wurde
durch die Analyse existierender TCO-Tools grösstenteils bestätigt, auch wenn die firmeninterne
Verbreitung nicht bei allen Unternehmen zufriedenstellend ist. Zudem ist der Aufwand zur
Ermittlung der notwendigen Daten bei manchen Unternehmen mit mehreren Tagen erheblich.
Gerade bei kleineren Unternehmen ist der Mehraufwand der TCO-Analysen eine grosse Hürde,
weil sie meist über wenige Ressourcen verfügen, um solche Hilfsmittel einzusetzen. Weiter
berücksichtigt keines der analysierten TCO-Modelle die besonderen Umstände der globalen
Beschaffung wie beispielsweise Wechselkurse, dynamische Abhängigkeiten von
Einflussgrössen, lange Lieferzeiten und Supply Chain Risiken.
2.2.6 Restriktionen der praktischen Anwendung
Das TCO-Konzept hat sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in der industriellen
Praxis einen grossen Bekanntheitsgrad erlangt. Trotzdem ist der Verbreitungsgrad gerade bei
kleineren Unternehmen gering (Wagner, 2008, Lorenzen et al., 2006). Die Gründe dafür liegen
in den Restriktionen der praktischen Implementierung von TCO, die im Folgenden kurz
beschrieben werden.
Die in der Literatur beschriebenen Barrieren werden in drei Kategorien unterteilt: kulturelle
Aspekte, Aus- und Weiterbildung sowie Ressourcenverfügbarkeit (vgl. Ellram, 1994). Die
kulturellen Aspekte betreffen die Mitarbeitenden in den Unternehmen. Die Einführung von
TCO stösst bei ihnen teils auf ablehnende Haltung, weil jegliche Änderungen am Status quo
von unternehmensinternen Abläufen zunächst kritisch bewertet werden. Die Konzentration auf
den Kaufpreis eines Beschaffungsguts ist eine etablierte Vorgehensweise, die nur schwer in den
Köpfen der Belegschaft veränderbar ist. Weiter überschreitet das Konzept TCO üblicherweise
26
vgl. Ferrin u. Plank (2002)
not absorbed costs:
- fixed overhead
- idle machineHead-
quarter
overheadCapital
cost
Transport
(outbound)
Warehousing:
- Handling
- Storage
Co
st o
f go
od
s so
ld
Taxes &
duties
(imports)
TC
O(w
/o o
ne tim
e c
ost
s)
To
talt
ran
sacti
on
co
st
To
tal m
an
ufa
ctu
rin
g /
pu
rch
asi
ng c
ost
TSTTaxes &
duties MOHTransport
(inbound)
MOH = Material overhead costs
TST = Type specific tooling costs
Pu
rch
asi
ng p
rice
(ex
wo
rks)
Total Cost of Ownership 41
den Verantwortungsbereich einzelner Mitarbeitender, erhält jedoch trotzdem nicht die
notwendige abteilungsübergreifende Aufmerksamkeit (Ellram, 1994).
Hinsichtlich der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden bestehen weitere Restriktionen
(Ellram, 1994). Die Implementierung von TCO erfordert Schulungen der Mitarbeitenden, um
das nötige Wissen vermitteln zu können. Die Identifizierung und Quantifizierung von
Kostenelementen kann zudem frustrierende Wirkung haben, weil die Anforderung des
Konzepts, sämtliche Kosten zu erfassen, nur schwer erreichbar ist.
Die grösste Hürde bei der Einführung von TCO ist jedoch die Ressourcenverfügbarkeit, die
sich auf zwei Bereiche bezieht (vgl. Ellram, 1994). Zunächst besteht in vielen Unternehmen ein
Mangel an Datenquellen und Systemen, um Kostenelemente bestimmen zu können (vgl. Bhutta
u. Huq, 2002, Ellram, 1993). Des Weiteren ist die Entwicklung, Implementierung und Wartung
von TCO-Modellen aufwendig, und es mangelt an Ressourcen, um diese Arbeiten
durchzuführen.
Ein weiterer Aspekt ist der situationsabhängige Charakter von TCO-Analysen. Die Kosten,
welche für die Entscheidungsfindung relevant sind, basieren auf einer Vielzahl von Faktoren
wie beispielsweise Art, Grösse und Wichtigkeit des Beschaffungsprojektes (Bhutta u. Huq,
2002). Infolgedessen unterscheiden sich die TCO-Modelle in verschiedenen Unternehmen oder
sogar in Abhängigkeit einzelner Beschaffungsgutklassen (Carr u. Ittner, 1992).
42 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
2.3 Ableitung der Forschungsfragen
2.3.1 Forschungsbedarf
Von dem beschriebenen Stand in Theorie und Praxis lässt sich folgender Forschungsbedarf
ableiten:
I) Sowohl in wissenschaftlichen Publikationen als auch in der industriellen Praxis besteht nur
begrenztes Wissen über Zusatzkosten und strategische Implikationen, die speziell bei der
globalen Beschaffung auftreten.
Beschaffungskosten werden in der industriellen Praxis nur unvollständig bzw. unsystematisch
erfasst. Zwar existieren in der Literatur Kataloge von Kostenelementen27 (engl. long lists), doch
gibt es keine systematischen, anwendungsorientierten Methoden, um aus der Sicht eines
bestimmten Unternehmens eine Auswahl relevanter Kostenelemente zu treffen. Darüber hinaus
haben die strategischen Implikationen einer globalen Beschaffungsstrategie beispielsweise
aufgrund von längeren Lieferdurchlaufzeiten, Währungsschwankungen und Qualitätsrisiken
wenig Beachtung in der Literatur gefunden und werden bei den Unternehmen – wenn
überhaupt – bisher nur implizit berücksichtigt.
II) Es existiert kein einheitliches Vorgehensmodell zur Berechnung der Total Cost of
Ownership, welches den Anforderungen der industriellen Praxis entspricht. Die traditionelle
Berücksichtigung von Zusatzkosten in Form von Materialgemeinkostenzuschlägen oder in
Form von individuell erstellten, firmenspezifischen oder sogar produktspezifischen simplen
Rechnungsmodellen wird den besonderen Umständen des globalen Beschaffungsmanagements
nicht gerecht.
Zwischen Theorie und Praxis besteht eine grosse Diskrepanz bezüglich der Methoden zur
Analyse der TCO bei der globalen Beschaffung. In der wissenschaftlichen Literatur publizierte
Modelle28 sind nur unzulänglich operationalisiert29 und haben wenig Berücksichtigung in der
Industrie und insbesondere bei kleineren produzierenden Unternehmen gefunden. Es besteht
somit Forschungsbedarf in der Konzeption eines anwendungsorientierten Vorgehensmodells
zur Kostenstrukturierung, -identifikation und -berechnung (Götze u. Weber, 2008). Die in der
industriellen Praxis etablierte, traditionelle Methode der Berücksichtigung von Zusatzkosten
durch Materialgemeinkostenzuschläge ist nicht ausreichend genau und wird nicht den
Umständen der globalen Beschaffung gerecht. Trotz existierender
Kostenmanagementmethoden im Supply Chain Management stellt die Auswahl und
Implementierung der Methoden für die Unternehmen eine grosse Herausforderung dar
(Wagner, 2008). Fallstudien zum Thema TCO sind nur vereinzelt in der Literatur zu finden30
und sind nur selten anwendungsorientiert operationalisiert. Die heutigen Umstände globaler
Supply Chains, die nicht nur unter dem Einfluss hoch dynamischer Faktoren, wie
beispielsweise zeitlichen Veränderungen von Wechselkursen und Energiekosten, stehen,
sondern auch mit besonderen Supply Chain Risiken31 behaftet sind, finden dagegen keine
27
Siehe beispielsweise Ferrin u. Plank (2002) für eine umfangreiche Übersicht. 28
Siehe beispielsweise Degraeve et al. (2005) und Ellram (1993). 29
Operationalisieren wird hier in der Bedeutung von Präzisieren und Standardisieren benutzt (vgl. Duden,
2003). 30
Während der Literaturrecherche konnte nur eine einzige mit zufriedenstellendem Detaillierungsgrad
erstellte TCO-Fallstudie gefunden werden: Hurkens et al. (2006). 31
Bezüglich Supply Chain Risiken siehe Oehmen et al. (2009) und Ziegenbein (2007).
Ableitung der Forschungsfragen 43
Berücksichtigung bei den vorhandenen Methoden. Weiterhin besteht Forschungsbedarf
bezüglich der konzeptionellen Integration von TCO in der Kostenrechnung,
Transaktionskostentheorie, Lebenszyklusrechnung und Beschaffungstheorie im Allgemeinen
(Götze u. Weber, 2008).
2.3.2 Forschungsfragen
1) Identifizierung: Welche Kostenelemente existieren bei der globalen Beschaffung von
produzierenden Unternehmen im Sinne des Konzepts von Total Cost of Ownership?
Neben den bereits bekannten Kostenelementen, die in wissenschaftlichen Publikationen
beschrieben werden, existieren weitere Kostenelemente, die vor dem Hintergrund der globalen
Beschaffung speziell in Niedriglohnländern relevant sind. Der Einfluss von langen
Lieferdurchlaufzeiten, Aufwand für die Lokalisierung von Zeichnungen, d. h. Anpassung der
Zeichnungen auf lokale Normen, welche in der gewählten Beschaffungsregion üblich sind, und
erhöhter Aufwand für die Lieferantenentwicklung sind Beispiele hierfür. Ein Ziel der Arbeit
besteht darin, durch analytisch-qualitative Forschung einen umfassenden Katalog an
Kostenelementen zu entwickeln, die bei der globalen Beschaffung bedeutsam sind.
2) Priorisierung: Welche generalisierten Aussagen lassen sich bezüglich der Relevanz der
Kostenelemente bei der globalen Beschaffung von produzierenden Unternehmen treffen?
Das qualitativ basierte Vorgehen zur Beantwortung der ersten Forschungsfrage wird ergänzt
durch eine quantitative Analyse. Das Ziel einer empirischen Studie mit produzierenden
Unternehmen in der Schweiz besteht darin, generalisierte Aussagen über die Grösse der TCO-
Kostenelemente zu treffen. Zum einen ermöglicht es die Studie, die Ergebnisse der ersten
Forschungsfragen durch quantitative Analysen zu validieren, zum anderen können relevante
Kostenelemente herausgefiltert werden.
3) Bewertung: Wie sollte eine generische, anwendungsorientierte und IT-gestützte Methode in
der industriellen Praxis zur Ex-ante-Bewertung entscheidungsrelevanter, produktbezogener
Kostenelemente im Sinne des Konzepts von Total Cost of Ownership zur Unterstützung der
Lieferantenauswahl bei globalen Beschaffungsvorhaben gestaltet sein?
Die letzte Forschungsfrage widmet sich der Vorgehensmethode zur Bewertung von Kosten bei
der globalen Beschaffung. Das Ziel besteht darin, eine generische Methode zu entwickeln, die
bei produzierenden Unternehmen einsetzbar ist. Die Literaturrecherche hat aufgezeigt, dass
bereits einige Forschungsarbeiten insbesondere qualitativer Art im Bereich TCO erfolgt sind.
Eine operationalisierte Methode, die gerade auch bei kleineren Unternehmen Anwendung
finden kann, fehlt jedoch bis heute. Dabei besteht die Herausforderung darin, einerseits eine
möglichst einfache, IT-gestützte Methode zu entwickeln, andererseits die notwendige
Flexibilität zu bewahren, um firmenspezifische Anpassungen und nachträgliche Änderungen
vorzunehmen. Die Betrachtung der direkten Kosten, die in der Literatur und industriellen Praxis
üblich ist, soll um indirekte Kosten, Investitionen und Risiken ergänzt werden, um den
Anforderungen der globalen Beschaffung gerecht zu werden. Dabei ist auch zu
berücksichtigen, dass viele Einflussgrössen dynamischen Schwankungen ausgesetzt sind.
Die Innovation der Arbeit besteht demnach nicht in der grundsätzlichen Einführung des TCO-
Konzepts, sondern erstens in der Anpassung und Erweiterung des Konzepts an die
Anforderungen der globalen Beschaffung, zweitens in der quantitativen Analyse von TCO in
44 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
der Schweizer Industrie und drittens in der Operationalisierung des Konzepts in Form einer
generalisierten Vorgehensmethode zur Anwendung in produzierenden Unternehmen.
Abbildung 19: Ableitung der Ziele der Arbeit
2.3.3 Abgrenzung der Arbeit
Die vorliegende Arbeit betrachtet die Operationalisierung der Kostenanalyse bei der globalen
Beschaffung. Steuerungsmassnahmen zur Reduktion der Beschaffungskosten im Sinne eines
umfassenden Kostenmanagements stehen nicht im Vordergrund.
Die Methode beschränkt sich auf die Beschaffung (engl. source) von Gütern und hat zum Ziel,
datenbasierte Entscheidungshilfen bei der Lieferantenauswahl für globale
Beschaffungsvorhaben zu liefern. Die Produktion (engl. make) und Lieferung (engl. deliver)
von Gütern zum Kunden stehen somit nicht im Zentrum der Betrachtung. Darüber hinaus
werden Entscheidungen zu Direktinvestitionen in Niedriglohnländern nicht berücksichtigt.
Im Rahmen dieser Arbeit werden nur direkte Güter berücksichtigt, die per Definition „zur
Herstellung eines Produkts, bzw. zur Durchführung eines Auftrags beschafft werden“
(Schönsleben, 2007, S. 78). Im Sinne der klassischen ABC-Klassifikation32 von
Beschaffungsgütern beschränkt sich die Betrachtung wiederum auf A-Artikel. Diese
Einschränkung wird vorgenommen, weil der hohe Aufwand einer fundierten TCO-Analyse nur
für diese Untermenge an Beschaffungsgütern gerechtfertigt ist (vgl. Ellram, 1993).
Des Weiteren wird nur auf die Gegebenheiten von produzierenden Unternehmen in der
Anlagen-, Maschinen und Elektroindustrie eingegangen, welche typischerweise
elektromechanische Komponenten, Module und Systeme global beschaffen. Zwar werden viele
konzeptionelle Ergebnisse der Arbeit auf andere Industrien anwendbar oder mit leichten
Modifikationen anpassbar sein. Da diese Arbeit jedoch in enger Zusammenarbeit mit
produzierenden Unternehmen der genannten Branchen erarbeitet wird, können die Ergebnisse
nicht unbedingt auf andere Industrien übertragen werden.
32
Siehe Schönsleben (2007, S. 542ff.)
Reduzierte
WertschöpfungstiefeGlobalisierung Erhöhter Kostendruck
1) Identifizierung der
Kostenelemente
2) Priorisierung der
Kostenelemente
3) Bewertung der
Kostenelemente
I) Begrenztes Wissen über
Zusatzkosten bei globaler Beschaffung
II) Kein einheitliches
Vorgehensmodell zur TCO-Bewertung
Ausgangslage &
Motivation
Forschungsbedarf
Ziele der Arbeit
Globales BeschaffungsmanagementFokus der Arbeit
45
3 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership
bei globalen Beschaffungsprojekten
Das Konzept zur Analyse der TCO bei globalen Beschaffungsprojekten ist in drei Teile
gegliedert. Zunächst wird die Zusammensetzung der TCO bei der globalen Beschaffung auf der
Basis einzelner Kostenelemente beschrieben. Anschliessend erfolgt die Priorisierung der
Kostenelemente anhand einer Umfrage bei Schweizer Industrieunternehmen. Im dritten Teil
wird eine Methode zur unternehmensspezifischen Analyse der TCO entwickelt. Die Methode
unterstützt Entscheidungsträger bei der Lieferantenauswahl im Kontext der globalen
Beschaffung.
3.1 Zusammensetzung der Total Cost of Ownership
Die TCO eines zu beschaffenden Guts setzen sich aus verschiedenen Kostenelementen
zusammen, die im Folgenden beschrieben werden. Die Kostenelemente werden zur
Übersichtlichkeit in vier Kategorien unterteilt (s. Abbildung 20).
Ausgehend vom Kaufpreis (engl. purchase price) eines Beschaffungsguts umfasst die
Kategorie I) Transport- und Logistikkosten die Kostenelemente Verpackung, Transport,
Zwischenlagerung, Steuern und Zölle und Versicherung. Die erste Zwischensumme wird
üblicherweise als Einstandskosten33 bezeichnet (vgl. Wannenwetsch, 2010, S. 118f., Schmidt,
2008, S. 49). Die zweite Kategorie, II) Transaktionskosten, umfasst die Kosten für die
unternehmensinternen Aufwände zur Organisation der Abnehmer-Lieferanten-Beziehung. Sie
fallen für die Prozesse der Suche, Anbahnung, Verhandlung, Abwicklung, Anpassung und
Kontrolle an. Inklusive des Einstandspreises summieren sich die Kosten zur Zwischensumme
der Einstands- & Transaktionskosten auf.
Abbildung 20: Kategorien der Total Cost of Ownership bei der globalen Beschaffung
III) Abschreibungen und Kapitalkosten umfassen zum einen die Kostenelemente Investitionen
und Obsoleszenz, zum anderen die Kosten für gebundenes Kapital aufgrund der
Transportzeiten, Zahlungsmodalitäten und Sicherheitsbestände. Die Zwischensumme der
33
Ein vergleichbarer englischer Begriff für Einstandskosten lautet landed cost (vgl. APICS, 2008).
• Verpackung
• Transport
• Zwischenlagerung
• Steuern und Zölle
• Versicherung
Ka
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&
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Gesa
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of
Ow
ners
hip
• Suche
• Anbahnung
• Verhandlung
• Abwicklung
• Anpassung• Kontrolle
• Investitionen
• Obsoleszenz
• Kapitalbindung:
▫ Transportzeiten
▫ Zahlungs-modalitäten
▫ Sicherheits-
bestände
• Qualität
• Kosten
• Lieferung
• Flexibilität
• Reputation
I) Transport- und
Logistikkosten
II) Transaktions-
kosten
III) Abschreibungen
und Kapitalkosten
IV) Risikokosten
46 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
gesamten monetären Kosten34 umfasst die bislang beschriebenen Kosten. In der vierten
Kategorie werden IV) Risikokosten berücksichtigt. Risiken betreffen die unternehmerischen
Zielbereiche Qualität, Kosten, Lieferung, Flexibilität und Reputation. Insgesamt werden die
genannten Kostenelemente zu den Total Cost of Ownership aufsummiert.
Die Kategorisierung kombiniert existierende Zusammenstellungen von Kostenelementen mit
Erkenntnissen der Transaktionskostentheorie und des Supply Chain Risk Managements, um
den Anforderungen der globalen Beschaffung gerecht zu werden. Die neuartige Strukturierung
der Kostenelemente in die Kategorien Transport- und Logistikkosten, Transaktionskosten,
Abschreibungen und Kapitalkosten sowie Risikokosten schafft eine intuitiv verständliche und
umfassende Übersicht über die gesamten Kosten eines Beschaffungsguts. Die Darstellung als
Wasserfalldiagramm wurde in Anlehnung an eine Darstellungsform bei einem Industriepartner
entwickelt und ermöglicht dem Anwender, sich schnell einen Überblick über die
Zusammensetzung der TCO zu verschaffen (vgl. Abbildung 18).
Die Darstellung der Zusammensetzung der TCO in der Abbildung 20 dient als umfassendes
abstraktes Modell, um einerseits den Einfluss einzelner Kostenelemente zu untersuchen (s.
Studie in Unterkapitel 3.2) und um andererseits Unternehmen bei der Identifikation
unternehmensspezifischer Kostenelemente zu unterstützen (s. Methode in Unterkapitel 3.3).
Die Validierung der Darstellung mit Industrieunternehmen hinsichtlich Verständlichkeit und
Vollständigkeit fand während der bilateralen und konsortialen Workshops (s. Anhang C) und
bei der Überprüfung des Fragebogens (s. Studie in Unterkapitel 3.2) statt.
3.1.1 Transport- und Logistikkosten
Die erste Kategorie beinhaltet sämtliche Kosten, die in Bezug zum Transport des
Beschaffungsguts vom Lieferanten zum Abnehmer stehen.
3.1.1.1 Verpackung
Falls die Verpackungskosten nicht im Kaufpreis enthalten sind, werden sie zusätzlich bei der
Berechnung der TCO berücksichtigt. Im Falle des Seriengeschäfts sind Verpackungskosten
üblicherweise im Kaufpreis des Lieferanten bereits einbezogen. Im Anlagengeschäft ist es
dahingegen üblich, dass die Verpackung eines Guts separat ausgewiesen wird bzw. von einem
externen Logistikdienstleister (engl. third party logistics) vorgenommen wird. Insbesondere ist
dies bei Gütern der Fall, die aufgrund ihres hohen Gewichts oder ihrer Übermasse nicht
containisierbar sind (engl. break bulk). Des Weiteren können beispielsweise die Kosten für die
Hitzebehandlung von Holzpackmitteln35 in diesem Kostenelement berücksichtigt werden.
3.1.1.2 Transport
Der Transport von Gütern kann beim internationalen Handel auf dem Land-, See-, und Luftweg
erfolgen. Vom Lieferanten im Ausland werden die Güter meist per LKW oder Bahn zum Hafen
34
Der Begriff der gesamten monetären Kosten ist bislang nicht etabliert, auch nicht in anderen Gebieten. Der
entsprechende englische Begriff lautet total monetary cost. 35
Die Hitzebehandlung von Holzpackmitteln, wie Kisten und Paletten, ist gemäss des Internationalen Pflan-
zenschutzübereinkommens (IPPC) eine zugelassene pflanzenschutzrechtliche Massnahme zur Vermeidung
der Verbreitung von Pflanzenschädlingen. Holzpackmittel werden dazu im Kern für mindestens 30 Minu-
ten einer Temperatur von 56 Grad Celsius ausgesetzt (International Plant Protection Convention (IPPC),
2009).
Zusammensetzung der Total Cost of Ownership 47
transportiert. Bei Luftfracht erfolgt der Haupttransport vom Flughafen aus per Flugzeug in das
Zielland, bei Seefracht vom Seehafen per Schiff. Im Zielland werden die Güter verzollt und
über den Landweg zum Abnehmer transportiert. Üblicherweise werden die Lieferbedingungen
über Incoterms36 vereinbart, in denen u. a. die Aufteilung der Transportkosten geregelt wird.
Die Incoterms-Klauseln aus dem Jahr 2000 unterscheiden 13 Klauseln, die in vier Gruppen
unterteilt sind. Bei Vereinbarung der Klausel EXW (Gruppe E) werden sämtliche
Transportkosten und -risiken ab dem Werk des Lieferanten vom Abnehmer getragen. Bei den
Klauseln FCA, FAS und FOB (Gruppe F) wird nur der Haupttransport vom Abnehmer bezahlt.
Dahingegen werden die Kosten des Haupttransports bei den Klauseln CFR, CIF, CPT und CIP
(Gruppe C) vom Lieferanten übernommen. Die Ankunftsklauseln DAF, DES, DEQ, DDU und
DDP (Gruppe D) bestimmen, dass der Lieferant die Transportkosten und -risiken bis zur
vereinbarten Destination trägt (International Chamber of Commerce, 2000). Bei allen Klauseln,
ausser bei DDU und DDP, fallen Transportkosten an, die vom Abnehmer getragen werden und
in die Berechnung der TCO einfliessen.
3.1.1.3 Zwischenlagerung
Mit Zwischenlagerung werden in dieser Arbeit alle Lagerhaltungen bezeichnet, die auf dem
Transportweg vom Lieferanten zum Abnehmer liegen. Gerade im Fall von containisierbaren
Gütern, die per Seefracht transportiert werden, kann es von Vorteil sein, mehrere kleinere
Lieferungen von verschiedenen Lieferanten konsolidiert zu transportieren. Da die Zeitpunkte
der Einzellieferungen nicht genau abgleichbar sind, ist eine Zwischenlagerung der Güter am
Auslandshafen sinnvoll. Die Kosten für die Zwischenlagerung, sofern nicht im Leistungspaket
eines Logistikdienstleisters enthalten, werden bei der Berechnung der TCO eigenständig
berücksichtigt.
3.1.1.4 Steuern und Zölle
Sämtliche Gebühren, die durch den Transport eines Guts über Landesgrenzen hinweg anfallen,
werden unter Steuern und Zölle zusammengefasst. In einigen Sonderfällen können auch
negative Kosten anfallen, wie z. B. im Fall einer Rückerstattung von Mehrwertsteuern oder
beim Erhalt von Subventionen. An Zöllen können beim Export aus dem Herkunftsland
Ausfuhrzölle und beim Import in das Zielland Einfuhrzölle erhoben werden. Die Höhe der
Zölle kann von mehreren Faktoren abhängig sein, u. a. von den Handelsbeziehungen zwischen
Herkunfts- und Zielland, der zugehörigen Produktgruppe sowie dem Wert und Gewicht des
Produktes. Da die Höhe der Steuern und Zölle je nach Herkunftsland sehr unterschiedlich sein
können, kann ihre Berücksichtigung wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung einer
Wertschöpfungskette haben (Abele et al., 2006, S. 80f.). Am Beispiel Chinas zeigt sich jedoch,
dass die geltenden Bestimmungen zu Steuern und Zöllen sehr kurzfristigen Änderungen37
unterliegen können und somit der Einfluss auf langfristige Entscheidungen bei der Gestaltung
von Wertschöpfungsketten äußerst eingeschränkt ist.
36
Incoterms (International Commercial Terms) werden von der Internationalen Handelskammer (ICC) de-
finiert und bestimmen die Pflichten von Abnehmern und Lieferanten im internationalen Handel. Sie regeln
den Transportkostenübergang, den Transportrisikenübergang und die Geschäftsabwicklungspflichten,
nicht jedoch den Eigentumsübergang (International Chamber of Commerce, 2000). 37
Im Juli 2007 wurde in China die Mehrwertsteuerrückerstattung plötzlich erheblich gekürzt, so dass viele
Schweizer Unternehmen mit unerwarteten Mehrkosten konfrontiert waren (German Chamber Network,
2007).
48 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
3.1.1.5 Versicherung
Die Versicherung der Transportrisiken werden je nach vereinbarter Incotermsklausel (s.
Abschnitt 3.1.1.2) vom Lieferanten oder Abnehmer übernommen. Falls der Abnehmer für die
Versicherung der Güter auf den verschiedenen Transportwegen verantwortlich ist, werden die
anfallenden Kosten in diesem Kostenelement berücksichtigt, sofern sie nicht bereits durch die
Leistungen eines externen Logistikdienstleisters abgedeckt sind.
3.1.2 Transaktionskosten
Die zweite Kategorie der TCO umfasst die Transaktionskosten. Die Transaktionskostentheorie
geht zurück auf die Nobelpreisträger Ronald H. Coase und Oliver E. Williamson (vgl. Coase,
1937, Williamson, 1975). Mit einer Transaktion wird „die Übertragung eines Vor- oder
Zwischenproduktes bzw. einer Dienstleistung von einer vorgelagerten auf eine nachgelagerte
Produktionsstufe“ bezeichnet (Dietl, 2006, S. 1750). Der physische Austausch der Güter steht
dabei nicht im Vordergrund, sondern die Übertragung der entsprechenden Verfügungsrechte
(Dietl, 1993, S. 108). Kosten für den Transport des Beschaffungsguts vom Lieferanten zum
Abnehmer (s. Abschnitt 3.1.1) sind somit nicht den Transaktionskosten zugehörig.
Transaktionskosten für ein Gut sind die Kosten des Produktionsfaktors Organisation, um die
Übertragung des Guts vom Lieferanten zum Abnehmer zu ermöglichen (Schönsleben, 2007, S.
71). Sie bilden ein Effizienzkriterium bei der Bewertung unterschiedlicher Organisationsformen
eines Transaktionsprozesses (Dietl, 1993, S. 108). Die Organisationsformen umfassen zum
einen den Markt, d. h. die klassische Form des Güteraustausches zwischen zwei
Transaktionspartnern, zum anderen die Unternehmung, d. h. die vertikale Integration der
Produktionsstufen in eine hierarchische Struktur; des Weiteren bestehen Mischformen dieser
beiden Organisationsformen (Dietl, 1993, S. 115, Dietl, 2006, S. 1751). Transaktionskosten
können in – der eigentlichen Transaktion vorgelagerten – Such-, Anbahnungs- und
Vereinbarungskosten, sowie in – während der Austauschbeziehung entstehenden –
Abwicklungs-, Anpassungs- und Kontrollkosten unterteilt werden (Dietl, 1993, S. 108, vgl.
Williamson, 1985, S. 20ff.). In der industriellen Praxis werden die Transaktionskosten oft mit
den Begriffen Lieferantenmanagement und Betreuungsaufwand umschrieben. Bei der globalen
Beschaffung fallen die Aufwände für das Lieferantenmanagement gerade wegen der grösseren
Distanzen zum Beschaffungsmarkt sowie der kulturellen und sprachlichen Differenzen
zwischen Lieferant und Abnehmer stärker ins Gewicht als bei der lokalen Beschaffung. Dabei
können nicht nur höhere Zeitaufwände sondern auch Reisekosten eine entscheidende Rolle
spielen. In Anlehnung an die Williamson‟sche Aufteilung der Transaktionskosten werden im
Folgenden sechs Kostenelemente unterschieden und in Bezug auf globale Beschaffungsprojekte
genauer erläutert.
3.1.2.1 Suche
Die Suche nach Lieferanten beinhaltet sämtliche Kosten der Beschaffungsmarktforschung. Die
Beschaffungsmarktforschung kann definiert werden als „systematische Gewinnung von
Informationen für ein zu beschaffendes Objekt“; sie umfasst die Analyse der
Beschaffungsmärkte, die Identifikation potentieller Lieferanten und die Angebotsanfrage
(Schönsleben, 2007, S. 89). Eine systematische Beschaffungsmarktforschung hat aufgrund der
wirtschaftlichen, technischen und politischen Veränderungen grossen Einfluss auf den Erfolg
des Unternehmens (Alard, 2002, S. 44). Heutzutage kommen für die Informationsgewinnung zu
potentiellen Lieferanten vermehrt Internetplattformen zur Anwendung, welche den Vorteil
Zusammensetzung der Total Cost of Ownership 49
bieten, innerhalb kürzester Zeit Informationen in standardisierter Form über eine Vielzahl von
Anbietern effizient zur Verfügung zu stellen (Oehmen et al., 2007). Langjährige Erfahrung in
der globalen Beschaffung, Kenntnis über attraktive Beschaffungsmärkte für bestimmte
Beschaffungsobjektgruppen und ein breites Kontaktnetzwerk sind entscheidende
Erfolgsfaktoren bei der globalen Lieferantensuche (Abele et al., 2006, S. 327f.).
3.1.2.2 Anbahnung
Anbahnungskosten bezeichnen die Aufwände, um die Geschäftsbeziehung mit einem
potentiellen Lieferanten zu konkretisieren. In Anlehnung an das Trichtermodell zur
Lieferantenauswahl wird die Anzahl potentieller Lieferanten sukzessive verkleinert bis man den
oder die idealen Partner identifiziert hat (vgl. Koppelmann, 2004, S. 235, Bremen u. Wang,
2008). Zu den Tätigkeiten in der Anbahnungsphase zählen Angebotsvergleiche,
Lieferantenaudits, die Anforderung von Prototypen und deren Prüfung sowie die Anpassung
und Erweiterung von technischen Spezifikationen und Zeichnungen an die lokalen
Gegebenheiten38.
3.1.2.3 Verhandlung
In der Verhandlungsphase werden die Details der Geschäftsbeziehung zwischen Lieferant und
Abnehmer erörtert und vertraglich festgehalten. Dazu gehören die Verhandlung von Preisen,
Zahlungsmodalitäten, Incotermsklauseln, Garantie- und Haftungsvereinbarungen und anderen
Geschäftsbedingungen. Bei der globalen Beschaffung können die beschriebenen
Verhandlungen viel Zeit in Anspruch nehmen, gerade vor dem Hintergrund unterschiedlicher
Geschäftsgebaren sowie sprachlicher und kultureller Differenzen39.
3.1.2.4 Abwicklung
Die Phase der Abwicklung umfasst die Durchführung der Transaktion. Im Sprachgebrauch der
Beschaffung sind damit die Teilprozesse Bestellrechnung, -abwicklung, -überwachung,
Wareneingang, Transportplanung, Einlagerung und Abrechnung der operativen Beschaffung
gemeint (vgl. Alard, 2002, S. 46). Diese innerbetrieblichen Aktivitäten werden durch
Aussenaktivitäten des Abnehmers beim Lieferanten (engl. expediting) ergänzt. Dazu gehören
beispielsweise die Begleitung, Überwachung und Weiterentwicklung des Lieferanten während
der Anlaufphase und Produktion des Guts durch Mitarbeitende des Abnehmers.
3.1.2.5 Anpassung
Änderungen der vereinbarten Bedingungen der Geschäftsbeziehung werden unter dem
Kostenelement Anpassung zusammengefasst und beziehen sich auf technische und
organisatorische Aspekte. Lieferantenseitig können technische Änderungen notwendig werden,
weil die vorhandenen Betriebsmittel nicht den qualitativen Ansprüchen des Abnehmers
genügen und dies nicht bereits in der Anbahnungsphase erkannt worden ist. Abnehmerseitig
können sich entwicklungstechnische Änderungen ergeben, die an den Lieferanten
weitergegeben werden. Kundenseitig können neue Anforderungen an das Endprodukt für
38
Die Anpassung technischer Spezifikationen und Normen an lokale Gegebenheiten im Land des Lieferan-
ten wird auch als Lokalisierung bezeichnet (vgl. Göpferich, 1998, S. 293). 39
Für weitere Informationen über den kulturellen Einfluss im Beschaffungsmanagement speziell in Hinblick
auf China siehe (Gawlik, 2004, Bogaschewsky u. BME, 2005, S. 291ff, Song, 2004, S. 332ff).
50 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
technische Änderungen in der gesamten Wertschöpfungskette führen. Organisatorisch können
Änderungen bezüglich vereinbarter Liefertermine, Bestellmengen und logistischer
Abwicklungsdetails notwendig werden.
3.1.2.6 Kontrolle
Die Phase der Kontrolle umfasst die Aufwände, um die vereinbarten Leistungen des
Lieferanten zu überprüfen. Die Überwachung der festgelegten Termine und eventuelle
Mahnungen gehören in diese Phase. Des Weiteren fallen Qualitätskontrollen an, die im Werk
des Lieferanten oder nach dem Wareneingang beim Abnehmer stattfinden können. Verwandte
Tätigkeiten, die ebenfalls in der Phase Kontrolle berücksichtigt werden, sind eventuell
notwendige Aufwände für Nacharbeiten beim Abnehmer aufgrund mangelnder Qualität.
3.1.3 Abschreibungen und Kapitalkosten
In der Kategorie Abschreibungen und Kapitalkosten werden Wertminderungen von
Vermögensgegenständen und die Bindung von Kapital berücksichtigt. Vermögensgegenstände
sind zum einen Produktionsmittel, in die ein Abnehmer investiert, damit ein Lieferant befähigt
ist, Beschaffungsgüter zu produzieren. Zum anderen stellen auch produzierte
Beschaffungsgüter Vermögensgegenstände dar. Falls die Eigentumsübertragung der
Beschaffungsgüter an den Abnehmer bereits vor dem Transport stattfindet und der Wert der
Güter während der Transportzeit abnimmt, sind diese Obsoleszenzkosten dem Beschaffungsgut
zuzurechnen. Wertminderungen von Produktionsmitteln und Beschaffungsgütern werden durch
Abschreibungen in den Gesamtkosten berücksichtigt.
Neben den Abschreibungen spielt auch die Bindung von Kapital bei globalen
Wertschöpfungsketten eine Rolle. Kapitalbindung entsteht dadurch, dass Beschaffungsgüter
aufgrund von Transportzeiten, Zahlungsmodalitäten und Sicherheitsbeständen finanzielle Mittel
binden. Die Kosten des gebundenen Kapitals können z. B. mithilfe des WACC-Zinssatzes40
berechnet werden. Übliche Werte des WACC liegen zwischen 5 und 15% p. a. (Schönsleben,
2007, S. 566).
3.1.3.1 Investitionen
Abnehmer investieren in Produktionsmittel und stellen sie ihren Lieferanten zur Verfügung,
damit diese befähigt werden, die gewünschten Beschaffungsgüter zu produzieren41. Zu den
Produktionsmitteln gehören u. a. Maschinen, die einem Lieferanten nicht zur Verfügung stehen,
Werkzeuge, die spezifisch für ein Beschaffungsgut angefertigt werden, und Geräte,
beispielsweise zur Qualitätsprüfung der Beschaffungsgüter. Die Abschreibungen für die vom
Abnehmer getätigten Investitionen werden je nach Dauer des Beschaffungsprojektes diesem
anteilig oder vollumfänglich zugeordnet.
40
WACC ist die Abkürzung des englischen Ausdrucks Weighted Average Cost of Capital und ist ein ge-
wichteter Zinssatz bestehend aus den Kapitalkostenzinssätzen für Fremd- und Eigenkapital (vgl. Schnei-
der, 2010, S. 12f) 41
Neben Produktionsmitteln stellen westliche Unternehmen insbesondere im Anlagenbau ihren Lieferanten
in Niedriglohnländern Beistellteile zur Verfügung. Beistellteile sind Komponenten, die der Lieferant vom
Abnehmer für die Produktion benötigt. Die Kosten und Aufwände für die Logistik der Beistellungen wer-
den in dieser Arbeit nicht gesondert betrachtet. Ihre Ermittlung verläuft analog zu der Analyse der Kosten
eines Beschaffungsguts.
Zusammensetzung der Total Cost of Ownership 51
3.1.3.2 Obsoleszenz
Obsoleszenzkosten beziehen sich auf die Wertminderung von Beschaffungsgütern ab dem
Zeitpunkt des Eigentumsübergangs an den Abnehmer. Obsoleszenz wird in der Literatur
teilweise zu den Risiken einer Wertschöpfungskette gezählt. Beispiele für Obsoleszenzrisiken
sind technisches Veralten, Verderb, Beschädigung und Zerstörung (Sennheiser u. Schnetzler,
2008, S. 161). Im Rahmen dieser Arbeit werden zu erwartende Obsoleszenzkosten wie
technisches Veralten und Verderb der Kategorie Abschreibungen und Kapitalkosten
zugeschrieben. Nicht erwartete Ereignisse wie Beschädigung und Zerstörung von
Beschaffungsgütern werden den Risikokosten (s. Abschnitt 3.1.4) zugeordnet.
3.1.3.3 Kapitalbindung aufgrund von Transportzeiten
Transportzeiten von der Rampe des Lieferanten bis zum Wareneingang des Abnehmers können
bei globalen Beschaffungsprojekten mehrere Wochen betragen. Seefracht auf der Ostasien-
Nordeuropa-Route durch den Suezkanal benötigt 16 bis 31 Tage in Abhängigkeit vom
gewählten Start- und Zielhafen in Ostasien bzw. Nordeuropa (Notteboom, 2006). Unter
Berücksichtigung der Inlandtransporte und Verzollung sind somit insgesamt 4-6 Wochen
einzurechnen. Beschaffungsgüter binden ab dem Zeitpunkt des Eigentumsübergangs an den
Abnehmer während des Transports finanzielle Mittel. Die Kosten der Kapitalbindung können
mithilfe des WACC berücksichtigt werden.
3.1.3.4 Kapitalbindung aufgrund von Zahlungsmodalitäten
Neben langen Transportzeiten können auch spezielle Zahlungsmodalitäten Ursachen für
Kapitalbindung darstellen. Insbesondere bei Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten in
Entwicklungsländern werden teilweise Vorauszahlungen verlangt, damit der Lieferant
ausreichend Liquidität besitzt, um seinerseits benötigte Materialien zu beschaffen. Im Falle von
Vorauszahlungen sind für die Zeiträume der Kapitalbindung entsprechende Kapitalkosten in
den Gesamtkosten des Beschaffungsprojekts zu berücksichtigen.
3.1.3.5 Kapitalbindung aufgrund von Sicherheitsbeständen
Lange Transportzeiten haben nicht nur Auswirkungen auf die Kapitalbindung aufgrund des
Werts der transportierten Güter, sondern resultieren auch in anderen Anforderungen an die
Lagerhaltung von Beschaffungsgütern beim Abnehmer. Sicherheitsbestände dienen in der
Lagerhaltung als Puffer, um Schwankungen der Lieferdurchlaufzeit sowie des Bedarfs während
dieser Zeit abzudecken (Schönsleben, 2007, S. 547). Im Falle längerer Durchlaufzeiten und
grösserer Bestellabrufmengen bei der globalen Beschaffung sind die Sicherheitsbestände
entsprechend anzupassen, um die Verfügbarkeit der Beschaffungsgüter zu gewährleisten. Das
durch höhere Sicherheitsbestände gebundene Kapital ist wiederum mithilfe des WACC als
Kapitalkosten in den Gesamtkosten zu berücksichtigen.
3.1.4 Risikokosten
Unerwartete Ereignisse in Wertschöpfungsketten wie beispielsweise der Ausfall eines
Lieferanten, die Verzögerung der Lieferung und mangelhafte Qualität werden als Supply Chain
Risiken bezeichnet. Im Kontext globaler Wertschöpfungsketten ist die Bedeutung der Supply
Chain Risiken im Allgemeinen aufgrund grösserer Distanzen und Unsicherheiten sehr hoch
einzuschätzen (vgl. Oehmen, 2009). Supply Chain Risiken können definiert werden als
52 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
„potenzielle Störungen in der unternehmensübergreifenden Logistik (hervorgerufen durch
systeminhärente oder externe Ursachen), die eine negative Abweichung von den Zielen des
Logistiknetzwerks zur Folge haben“ (Ziegenbein, 2007, S. 22). Die Ziele des
Logistiknetzwerkes werden in dieser Arbeit als Qualität, Kosten, Lieferung, Flexibilität und
Reputation definiert (vgl. Schönsleben, 2007, S. 35ff., Oehmen, 2009, S. 56ff., Ziegenbein,
2007, S. 32f.). Die letzten beiden Zielbereiche Flexibilität und Reputation führen letztlich zu
Auswirkungen in den Bereichen Qualität, Kosten und Lieferung, werden jedoch im Rahmen
dieser Arbeit separat behandelt. Risikokosten werden als das Produkt aus
Eintrittswahrscheinlichkeit der Störung und dem finanziellen Schaden durch die negative
Zielabweichung aufgefasst (vgl. Ziegenbein, 2007, S. 23). Potentiell eintretende Ereignisse
werden als Risiken bezeichnet, falls sie für den Abnehmer unerwartet eintreten. Im Folgenden
werden Supply Chain Risiken bei der globalen Beschaffung speziell am Beispiel Chinas kurz
beschrieben42.
Risk effects
Cost Delivery Reliability Quality Reputation
Ris
k C
au
ses
Ow
n C
om
pan
y Unplanned coordination
efforts and travel
expenses
Increased inventory
Difficult supply market
research and supplier
selection
Lost sales
Ramp-up problems in
production
Design adaptation to
local production
technology
Knowledge transfer
regarding product
Transfer of process
know how
Insufficient controls
internally and at
suppliers
Insufficient
communications
management after an
incident
Su
pp
ly C
hai
n
Increased transportation
costs
High demand transport
capacities
Consolidation of the
sourcing market
Loss of intellectual
property
Increased price of
procurement object
Long & variable lead
times from China
Changing company
strategy of supplier
Breakdown or loss of
supplier
Sudden unavailability of
product
High growth rate of
supplier
Unauthorized
subcontracting
Insufficient control of
2nd tier suppliers
Insufficient skill level at
supplier
High fluctuation rate of
personnel at supplier
Loss of bargaining
power
Severe accident
Non-conformance to
local or international
regulations
Ex
tern
al F
acto
rs
Increased wages in
China
Currency and exchange
rate risks
Changing customs,
taxes, subsidies, quotas
Industrial espionage
Insecurity in judicial
system
Increasing oil price
Energy shortage and loss
Social instability
Natural disaster
Low availability of
qualified personnel and
workers
Instrumentalisation of
„Made in China” content
by competitors
Public opinion and
ethical concerns
regarding China
Environmental damages
Tabelle 8: Matrix der Supply Chain Risiken in China (vgl. Oehmen, 2009, S. 56)
3.1.4.1 Qualität
Auf den Zielbereich Qualität haben eine Vielzahl von Risiken Einfluss, die oft in
Zusammenhang mit dem Entwicklungsstand des Beschaffungslandes stehen.
Designanpassungen an die lokale Produktionstechnologie im Beschaffungsland sowie der
42
Für weitere Informationen zum Supply Chain Risikomanagement im globalen Kontext siehe Oehmen
(2009).
Zusammensetzung der Total Cost of Ownership 53
Transfer von Produkt- und Prozesswissen können notwendig werden, falls das Beschaffungsgut
nicht die erwartete Qualität aufweist. Zusätzlich können grosse Wachstumsraten des
Lieferanten im Verhältnis zu den Wachstumsraten des Abnehmers zu einer Herabstufung der
Wichtigkeit eines Abnehmers und entsprechend nachlässigen Bearbeitung seiner Bestellungen
führen. Zudem können Aufträge ohne Autorisierung des Auftraggebers an Unterlieferanten
vergeben, die ungenügend kontrolliert werden. Mangelnde Verfügbarkeit von qualifiziertem
Personal und hohe Fluktuationsraten, die zu schwankender Qualität führen können, sind weitere
Risiken in diesem Zielbereich.
3.1.4.2 Kosten
Im Zielbereich Kosten werden unerwartete Veränderungen des Kaufpreises eines
Beschaffungsgutes sowie unerwartete Veränderungen der Kosten aus den Kategorien I)
Transport- und Logistikkosten, II) Transaktionskosten und III) Abschreibungen und
Kapitalkosten betrachtet (s. Abbildung 20). Beispielsweise können unerwartete Koordinations-
und Reiseaufwände anfallen, Lagerhaltungskosten unerwartet ansteigen und kundenseitige
Reklamationen zu Auftragsverlusten führen. Darüber hinaus können unerwartete Kosten für
Expresssendungen per Luftfracht aufgrund von Produktionsverzögerungen beim Lieferanten
oder Engpässen bei Seefrachtkapazitäten auftreten. Weiterhin kann der Verlust geistigen
Eigentums zu Folgekosten führen. Unerwartete Änderungen des Preises des Beschaffungsguts,
steigende Löhne und Wechselkursschwankungen führen zu weiteren Risikokosten. Weitere
externe Faktoren wie ändernde Zölle, Steuern, Subventionen, Quota, Industriespionage,
Rechtssicherheit und Ölpreisänderungen haben ebenso Einfluss auf den Zielbereich Kosten.
3.1.4.3 Lieferung
Im Zielbereich Lieferung zählen Anlaufschwierigkeiten in der Produktion, unerwartet lange
Lieferdurchlaufzeiten, plötzliche Lieferausfälle eines Produktes und Insolvenz zu den Risiken
der globalen Beschaffung. Des Weiteren kann eine ändernde strategische Ausrichtung des
Lieferanten zu Lieferausfällen führen, weil Produktionsfaktoren vom Lieferanten der neuen
Orientierung angepasst werden und bestehende Bestellungen und Rahmenverträge nicht mehr
eingehalten werden. Darüber hinaus können externe Faktoren, wie zum Beispiel
Energiemangel, soziale Instabilität und Naturkatastrophen, eine erwartungsgemässe Lieferung
von Beschaffungsgütern stören.
3.1.4.4 Flexibilität
In diesem Zielbereich werden Risiken zusammengefasst, welche die Flexibilität eines
Unternehmens beeinträchtigen. Mit Flexibilität oder Agilität wird die Fähigkeit bezeichnet, sich
ändernden Kundenanforderungen qualitativer oder quantitativer Natur anpassen zu können (vgl.
Schönsleben, 2007, S. 42f.). Risiken in diesem Zielbereich bestehen im globalen Kontext
insbesondere aufgrund des erschwerten Informationsaustauschs mit dem Lieferanten und der
langen Lieferdurchlaufzeiten. Des Weiteren kann lieferantenseitig in Niedriglohnländern die
Situation bestehen, dass nur bedingt auf ändernde Kundenanforderungen reagiert werden kann,
weil beispielsweise die Produktionsinfrastruktur und Personalqualifikation der Lieferanten nur
unzureichende Flexibilität bieten.
54 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
3.1.4.5 Reputation
Die Reputation eines Unternehmens hat wesentlichen Einfluss auf den Geschäftserfolg. Globale
Beschaffung und insbesondere die Beschaffung aus Niedriglohnländern bergen Risiken, die
dem Unternehmen nachhaltigen Schaden zufügen können. Beispiele für
Reputationsschädigungen sind ungenügende Kontrollen im Unternehmen und beim Lieferanten
sowie schlechtes Kommunikationsmanagement im Schadensfall. Beim Lieferanten können
schwere Unfälle und die Nichteinhaltung regionaler oder internationaler Auflagen zu den
Risiken zählen. Mit Auflagen sind insbesondere Bestimmungen zu Kinderarbeit,
Arbeitssicherheit und Umweltverschmutzung gemeint43.
3.2 Priorisierung der Kostenelemente
Nach der qualitativen Beschreibung der Zusammensetzung der TCO in Unterkapitel 3.1 folgt
die Priorisierung der einzelnen Kostenelemente und Analyse der Höhe der Zusatzkosten bei der
Beschaffung aus Niedriglohnländern. Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage mit
produzierenden Unternehmen in der Schweiz.
3.2.1 Einführung zur Umfrage
Die Umfrageforschung, Aktionsforschung und Fallstudienforschung sind Methoden der
empirischen44 Forschung. Sie haben ihren Ursprung in der Sozialforschung und werden auf
Forschungsfragen der Betriebswissenschaften angewendet (Flynn et al., 1990).
Umfrageforschung kann in explorative, konfirmative und deskriptive Forschung unterteilt
werden (Forza, 2002). Explorative Forschung dient dazu, vorläufige Erkenntnisse auf einem
Gebiet zu erlangen und neue Zusammenhänge eines untersuchten Phänomens zu entdecken;
Modelle sind üblicherweise nicht vorhanden. Konfirmative Forschung hat zum Ziel, bestehende
Konzepte und Modelle durch Hypothesentests zu überprüfen. Deskriptive Forschung wird
angewendet, um die Relevanz von bestimmten Phänomenen zu verstehen und die Verteilung
innerhalb einer Population zu beschreiben (Forza, 2002).
Die im Folgenden beschriebene empirische Studie hat überwiegend deskriptiven Charakter.
Ihre Durchführung kann in Anlehnung an Forza (2002) in fünf Phasen unterteilt werden (s.
Abbildung 21).
Abbildung 21: Prozess der Umfrageforschung in Anlehnung an Forza (2002)
Zu Beginn des Forschungsprozesses findet die theoretische Fundierung statt. Zunächst werden
die Hypothesen bzw. Forschungsfragen definiert:
43
Für weitergehende Informationen zu Corporate Social Responsibility (engl. für unternehmerische Gesell-
schaftsverantwortung) im globalen Kontext siehe (Oehmen et al., 2010). 44
Empirische Forschung befasst sich mit aus der Erfahrung gewonnenen Kenntnissen (vgl. Duden, 2003).
Theoretische
Fundierung
•Hypothesen/
Forschungsfragen
•Bezugseinheit &
Population
Entwicklung
•Stichprobe
•Methode zur Datensammlung
•Messinstrumente
Überprüfung
•Testläufe mit
Experten
•Kontinuierliche
Verbesserung
Datensammlung
•Versand des
Fragebogens
•Erinnerung
•Datenbereinigung
Auswertung
•Datenanalyse
•Hypothesentest
•Theoretische Implikationen
Priorisierung der Kostenelemente 55
1. Welche Relevanz haben die verschiedenen Kostenelemente bei der Beschaffung aus
Niedriglohnländern?
a. Wie wird die Höhe der Kostenelemente qualitativ bewertet?
b. Wie wird die Höhe der Kostenelemente quantitativ bewertet?
2. Wie ist die Kostenanalyse bei der Lieferantenauswahl im Kontext der Beschaffung aus
Niedriglohnländern momentan gestaltet?
a. Sind Unternehmen zufrieden mit der Kostentransparenz bei der Beschaffung
aus Niedriglohnländern?
b. Verwenden Unternehmen Methoden zur systematischen Kostenerfassung bei
der Beschaffung aus Niedriglohnländern?
c. Welche Kostenelemente werden zur Lieferantenauswahl bei der Beschaffung
aus Niedriglohnländern berücksichtigt?
Die Umfrage wurde mit den Mitgliedern des Schweizerischen Verbands für Materialwirtschaft
und Einkauf (SVME) durchgeführt. Die Population der Umfrage umfasst somit rund 1„000
Unternehmen, die in dem Fachverband organisiert sind. Die Bezugseinheit ist die
Geschäftseinheit45, über welche die befragten Personen Auskunft erteilen.
In der Phase Entwicklung werden die Stichprobe definiert, die Methode zur Datensammlung
ausgewählt und die Messinstrumente entwickelt. Im Fall der vorliegenden Umfrage ist die
Stichprobe der Anteil der antwortenden Unternehmen. Als Methode zur Datensammlung wurde
ein internetbasierter Fragebogen ausgewählt46.
Anschliessend wurden die Messinstrumente entwickelt (s. A.1). Die relevanten unabhängigen
Variablen umfassen die Branche des Unternehmens, die Anzahl Mitarbeitende, die Anzahl
Mitarbeitende in der Beschaffung, den Umsatz, den Anteil der beschafften Güter am Umsatz
und den Anteil der beschafften Güter aus Niedriglohnländern am Beschaffungsvolumen sowie,
bezogen auf die teilnehmende Person, die Position und das Haupttätigkeitsfeld. Da die
Befragten u. a. aus Geheimhaltungsgründen keine exakten Angaben zum Umsatz, Anteil der
beschafften Güter am Umsatz und Anteil der beschafften Güter aus Niedriglohnländern machen
können, wurden Skalierungen mit je fünf Ausprägungsklassen gewählt (vgl. Bamberg et al.,
2007, S. 7f.).
Bei den abhängigen Variablen wurde zunächst festgelegt, dass die Umfrageteilnehmer eine
durchschnittliche Einschätzung aller Beschaffungsprojekte aus Niedriglohnländern vornehmen
sollen. Aufgrund einer erwarteten grossen Streuung der Antworten zur Bewertung der Relevanz
der Kostenelemente bezüglich einzelner Beschaffungsprojekte wurde diese Entscheidung
getroffen, um generalisierbare Aussagen treffen zu können.
Die Relevanz der einzelnen Kostenelemente wurde qualitativ auf einer sechsstufigen Likert-
Skalierung47 abgefragt. Es wurde eine gerade Skalierung gewählt, um die Teilnehmer bewusst
zu einer Entscheidung zu bewegen, anstatt ihnen ein indifferentes Antwortverhalten durch
Ankreuzen in der Mitte der Skalierung zu ermöglichen (vgl. Behnke et al., 2006, S. 110). Die
45
Eine Geschäftseinheit kann beispielsweise ein Konzern, ein Unternehmen, eine Division oder ein Standort
sein. 46
Für weitere Datenerhebungstechniken siehe Schnell et al. (2008), Stier (1999), Bortz u. Döring (2002).
Zur Umsetzung des Fragebogens wurde auf das Leistungsangebot des kommerziellen Anbieters von inter-
netbasierten Umfragen 2ask.ch zurückgegriffen. 47
Die sechs Stufen lauten „sehr niedrig, niedrig, eher niedrig, eher hoch, hoch, sehr hoch“.
56 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Likert-Skalierung wird in dieser Arbeit näherungsweise als metrische Skalierung48 aufgefasst
(vgl. Rohrmann, 1978). Die quantitative Messung der Kostenelemente erfolgte aggregiert für
die in Unterkapitel 3.1 vorgestellten Kostenkategorien in sechs Klassen49.
Zur Beantwortung der Forschungsfragen 2a und 2b wurde je ein Item mit einer sechsstufigen
Likert-Skalierung50 gewählt. Die gleiche Skalierung wurde genutzt, um die quantitative
Berücksichtigung der vier Kostenkategorien bei Beschaffungsentscheiden abzufragen.
Die Phase der Überprüfung bestand aus Testläufen mit Experten und der kontinuierlichen
Verbesserung des Fragebogens. Die Testläufe mit insgesamt sechs Experten wurden in
individuellen Sitzungen mit je zwei Durchläufen organisiert. Im ersten Durchlauf wurden die
Experten beim Ausfüllen des Fragebogens ohne Unterbrechung durch die Forscher beobachtet.
Dabei wurde insbesondere auf die Bearbeitungszeit sowie auf Probleme hinsichtlich des
Verständnisses, der Unkenntnis und der Geheimhaltung zu einzelnen Items geachtet. In einem
zweiten Durchlauf wurden die genannten Aspekte mit dem Experten ausführlich diskutiert.
Dabei wurde auch die Zusammensetzung der TCO nach Abbildung 20 hinsichtlich
Verständlichkeit und Vollständigkeit validiert. Jedes Expertengespräch resultierte in
kontinuierlichen Verbesserungen des Fragebogens, die beim nachfolgenden Interview erneut
getestet wurden. Bei den ersten vier Experteninterviews wurde der Fragebogen in Papierform
bearbeitet. Neben der inhaltlichen Prüfung wurde bei den letzten beiden Interviews bereits die
internetbasierte Implementierung herangezogen, um auch technische und ergonomische
Aspekte der Umfrage prüfen zu können.
In der Phase Durchführung wurde der Fragebogen durch eine personalisierte Email versendet,
die neben einer kurzen Beschreibung des Umfragevorhabens den Internetlink zu der Umfrage
enthielt. Der Versand der Email an die Mitglieder des SVME wurde durch den Verband selbst
vorgenommen, um möglichst grosses Vertrauen bei den Mitgliedern hervorzurufen. Als
Zeitpunkt des Versands wurde Mittwochmorgen vor Arbeitsbeginn gewählt. Neben diesen
Massnahmen zur Erzielung einer hohen Rücklaufquote wurde den Teilnehmern eine
Auswertung der Umfrageergebnisse in Aussicht gestellt. Des Weiteren wurden pro Teilnehmer
CHF 10,- an eine gemeinnützige Einrichtung51 gespendet. Zwei Wochen nach Versendung der
Emails wurde eine Erinnerungsemail versendet. Nach weiteren drei Wochen wurde die
Umfrage abgeschlossen. Insgesamt wurde die Umfrage an 1054 Personen aus ca. 900
verschiedenen Unternehmen versendet. Nach fünf Wochen konnten 178 gültige Antworten
erhalten werden. Die Rücklaufquote beträgt somit 16,9% (s. A.2). Für den in dieser Arbeit
beschriebenen Teil der Umfrage konnten alle Antworten zur Auswertung verwendet werden,
falls nicht anders in den Abbildungen vermerkt. Eine Datenbereinigung war nicht notwendig,
da der internetbasierte Fragebogen keine fehlerhaften Eingaben zuliess. Eine Verzerrung der
Daten aufgrund von Antwortausfällen (engl. non-response bias) kann nach der t-Test-
Überprüfung von frühen und späten Antworten vernachlässigt werden (vgl. Armstrong u.
Overton, 1977).
48
Eine metrische Skalierung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Ausprägung eines Merkmals in eine
Rangordnung gebracht werden kann und zusätzlich noch bestimmt werden kann, in welchem Ausmass
sich je zwei verschiedene Merkmalsausprägungen unterscheiden (Bamberg et al., 2007). 49
Die sechs Klassen lauteten „<1%, 1-5%, 6-10%, 11-20%, 21-40%, >40%“. 50
Die sechs Stufen lauten „trifft überhaupt nicht zu, trifft nicht zu, trifft eher nicht zu, trifft eher zu, trifft zu,
trifft sehr zu“. 51
Die Spende wurde an das Schweizer Hilfswerk “Espoir - Hoffnung für Kinder in der Schweiz“,
www.vereinespoir.ch, gerichtet.
Priorisierung der Kostenelemente 57
Die Phase der Auswertung der gesammelten Daten kann in drei Teile, der Datenanalyse,
Hypothesentest und theoretische Implikationen, unterteilt werden. Aufgrund des deskriptiven
Charakters der Studie wird in dieser Arbeit auf Hypothesentests verzichtet. Die Darstellung der
Datenanalyse und theoretischen Implikationen zu den formulierten Forschungsfragen folgt in
den beiden Abschnitten 3.2.3 und 3.2.4 im Anschluss an die Beschreibung der Stichprobe.
3.2.2 Beschreibung der Stichprobe
Die Unternehmen der 178 Umfrageteilnehmer gehören mit einem Anteil von 34% grösstenteils
der Branche Maschinen- und Anlagenbau an (s. Abbildung 22). Die weitergefasste
Kategorisierung der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) berücksichtigt neben
dem Maschinen- und Anlagenbau die Branchen Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik,
Medizintechnik, Messtechnik, Metallerzeugung und -verarbeitung, Automobilbau und sonstiger
Fahrzeugbau, Telekommunikationstechnik sowie Luftfahrt- und Wehrtechnik. Insgesamt sind
60% der Unternehmen der MEM-Industrie zuzuordnen. Darüber hinaus stammen 22% aus der
Prozessindustrie (Pharma und Healthcare, Chemie, Kunststoffe, Gummi, Baustoffe und
Bauindustrie, Papier und Verpackung, Nahrungs- und Genussmittel, Öl, Gas, Mineralien und
Rohstoffe). Die übrigen Unternehmen gehören zu den Branchen Textil und Bekleidung,
Konsumgüter und Handel, Dienstleistungen/Service sowie sonstige Branchen (insgesamt 18%).
Abbildung 22: Branchenzugehörigkeit der befragten Unternehmen
Die Umfrageteilnehmer sind grösstenteils in mittelständischen Unternehmen beschäftigt, d. h.
94% der Antworten stammen aus Unternehmen, die weniger als 2„000 Mitarbeitende
beschäftigen (s. Abbildung 23). Der Anteil der Antworten aus KMU beträgt 56%, etwa 2% der
Maschinen- und
Anlagenbau
34%
Elektrotechnik,
Feinmechanik,
Optik,
Medizintechnik,
Messtechnik
14%
Metallerzeugung und
-verarbeitung
7%
Automobilbau
und sonstiger
Fahrzeugbau
2%
Telekommunikations
-technik
2%
Luftfahrt- und
Wehrtechnik
1%
Pharma und
Healthcare
7%
Chemie, Kunststoffe,
Gummi
5%
Baustoffe und
Bauindustrie
4%
Papier und
Verpackung
3%
Nahrungs- und
Genussmittel
3%
Öl, Gas,
Mineralien
und
Rohstoffe
1%
Textil und
Bekleidung
2%
Konsumgüter
und Handel
4%
Dienstleistung
/ Service
6%
Sonstige
6%
58 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Befragten kommen aus Kleinstunternehmen, 8% aus kleinen Unternehmen und insgesamt 46%
aus mittleren Unternehmen52.
Abbildung 23: Unternehmensgrösse in Bezug auf Anzahl der Mitarbeitenden
Die Zugehörigkeit der Befragten zu mittelständischen Unternehmen spiegelt sich auch in den
Umsatzzahlen wider (s. Abbildung 24). Insgesamt 91% der Unternehmen erwirtschaftete im
Jahr 2008 einen Umsatz von bis zu 500 Mio EUR.
Abbildung 24: Unternehmensgrösse in Bezug auf Umsatz im Jahr 2008
In der Unternehmenshierarchie sind mit 40% der Befragten die meisten Personen auf der
Position eines Abteilungsleiters angesiedelt (s. Abbildung 25). Es handelt sich somit
hauptsächlich um Führungskräfte und Entscheidungsträger aus dem mittleren Management.
52
Die Gruppe der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wird unterteilt in Kleinstunternehmen mit
weniger als 10 Mitarbeitenden, kleinen Unternehmen mit 10-49 Mitarbeitenden und mittleren Unterneh-
men mit 50-249 Mitarbeitenden (Bundesamt für Statistik, 2009).
2%
8%
16%
30% 29%
9%
6%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
1-9 10-49 50-99 100-249 250-999 1000-1999 >=2000
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Anzahl Mitarbeitende
3%7%
38%
43%
9%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
<2 2-10 11-50 51-500 >500
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Umsatz in Mio EUR
Priorisierung der Kostenelemente 59
Abbildung 25: Geschäfts- und Führungsverantwortung der befragten Personen
Funktional stammen die befragten Personen überwiegend aus den Bereichen strategischer und
operativer Einkauf bzw. Beschaffung sowie dem Bereich Supply Chain Management (s.
Abbildung 26).
Abbildung 26: Haupttätigkeitsfeld der befragten Personen
5%
12%
8%
40%
14%
18%
3%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Andere Position
Mitarbeiter
Gruppenleiter
Abteilungsleiter
Bereichs-/Divisionsleiter
Mitglied der
Geschäftsleitung
Geschäftsführer
Anteil der befragten Personen
Po
siti
on d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
9%
1%
4%
51%
18%
17%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Allgemeine Leitungsaufgaben
Produktion
Logistik
Strategischer Einkauf/Beschaffung
Operativer Einkauf/Beschaffung
Supply Chain Management
Anteil der befragten Personen
Hau
ptt
ätig
kei
tsfe
ld d
er b
efra
gte
n
Per
sonen
60 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Abbildung 27: Anteil der in Beschaffung tätigen Mitarbeitenden an der gesamten Belegschaft
Im Mittel beträgt die Anzahl der Mitarbeitenden in der Beschaffung 3,4% der gesamten
Belegschaft (s. Abbildung 27). Der Anteil der beschafften Güter am Umsatz beträgt
durchschnittlich ca. 40% (s. Abbildung 28). Diese Zahlen belegen die grosse Bedeutung der
Beschaffung, welche heutzutage als funktionale Einheit im Unternehmen für einen sehr grossen
Anteil des Umsatzes eines Unternehmens verantwortlich ist und ihre Tätigkeit mit einer
verhältnismässig geringen Anzahl an Personen ausführt. Die zunehmende Bedeutung der
Beschaffungsfunktion in mittelständischen Industrieunternehmen verdeutlicht die
Notwendigkeit von datenbasierten Entscheidungshilfen und methodischen Vorgehensweisen.
Abbildung 28: Anteil des wertmässigen Beschaffungsvolumens am Umsatz im Jahr 2008
Vom gesamten Beschaffungsvolumen werden durchschnittlich ca. 10% aus Niedriglohnländern
bezogen (s. Abbildung 29). Die meisten Unternehmen (49%) beschaffen jedoch lediglich 5%
des Beschaffungsvolumens oder weniger aus Niedriglohnländern.
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
0-1% 1-2% 2-3% 3-4% 4-5% 5-6% 6-7% 7-8% 8-9% 9-10% >=10%
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Anteil Mitarbeitende in der Beschaffung
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
0-20% 21-40% 41-60% 61-80% 81-100%
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Anteil Beschaffungsvolumen am Umsatz
Priorisierung der Kostenelemente 61
Abbildung 29: Anteil des wertmässigen Beschaffungsvolumens aus Niedriglohnländern am ge-
samten Beschaffungsvolumen
3.2.3 Relevanz der Kostenelemente
Die Relevanz der in Unterkapitel 3.1 vorgestellten Kostenelemente wird im Folgenden durch
eine qualitative und quantitative Bewertung analysiert.
3.2.3.1 Qualitative Bewertung der Kostenelemente
Die qualitative Bewertung der Kostenelemente (s. Forschungsfrage 1a) auf Basis einer
durchschnittlichen Einschätzung aller Beschaffungsprojekte aus Niedriglohnländern kommt zu
dem Ergebnis, dass sowohl die vier Kostenkategorien als auch die verschiedenen
Kostenelemente sehr differenziert beurteilt werden (s. Abbildung 30). Die beschriebenen
unabhängigen Variablen, wie Branche, Unternehmensgrösse, etc., haben nur sehr geringen
Einfluss auf die Bewertung der Kostenelemente, die mit je einem Item gemessen wurden, und
werden im Folgenden vernachlässigt (s. A.3). Die qualitative Bewertung der Kostenkategorien
wird aus dem Durchschnitt der je fünf bzw. sechs zugehörigen Kostenelemente ermittelt. Die
unterschiedlichen Bewertungen der Kategorien sind jeweils signifikant. Dazu wurden
Differenztests durch Berechnung der t-Werte aller paarweisen Kombinationen durchgeführt
und auf Signifikanz geprüft (s. A.3) (vgl. Bamberg et al., 2007, S. 187ff.).
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
0-5% 6-10% 11-20% 21-50% 51-100%
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Anteil Beschaffungsvolumen aus Niedriglohnländern
62 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Abbildung 30: Qualitative Bewertung der Kostenelemente (Mittelwerte)
Innerhalb der Kostenkategorie Transport- und Logistikkosten wird der Transport (MW 4.22)
der Güter als wichtigstes Element bewertet. Es folgen die Kostenelemente für Steuern und Zölle
(MW 3.73) sowie Versicherungen (MW 3.55). Die niedrigste Bewertung erhalten die Kosten
für Zwischenlagerung (MW 3.18) und Verpackung (MW 3.06). Die unterschiedlichen
Bewertungen der Kostenelemente sind bis auf die letztgenannte Kombination alle signifikant,
d. h. die Unterschiede sind nicht zufällig (s. A.3). Die Korrelationskoeffizienten der Paare
betragen Werte zwischen 0.241 und 0.719 (s. A.3). Gesamthaft werden die Transport- und
Logistikkosten moderat bewertet (MW 3.55, SA 0.808).
Die Kategorie der Transaktionskosten wird durchweg verhältnismässig hoch eingestuft (MW
4.20, SA 0.785). Unter den Kostenelementen nimmt das Element für Kontrolle (MW 4.43) den
höchsten Rang ein, gefolgt von Anbahnung (MW 4.30) und Abwicklung (MW 4.20). Mit
geringen Abstufungen folgen die Elemente Verhandlungen (MW 4.13), Anpassungen (MW
4.10) und Lieferantensuche (MW 4.07). Die Signifikanz der unterschiedlichen Mittelwerte ist
nur für wenige Paare gegeben. Die Korrelationskoeffizienten betragen zwischen 0.377 und
0.645 (s. A.3). Die Ergebnisse der Studie zeigen somit deutlich, dass Transaktionskosten bei
der Beschaffung aus Niedriglohnländern einen hohen Stellenwert einnehmen. Lieferanten aus
Niedriglohnländern haben für das beschaffende Unternehmen in der Schweiz generell hohe
Betreuungs- und Koordinationsaufwände zur Folge. Im Speziellen ist insbesondere die
Kontrolle der Lieferantenbeziehung, beispielsweise in Hinsicht auf Terminüberwachung,
Qualitätsüberprüfung und Nacharbeit, unter den Transaktionskosten sehr kostspielig.
Die Abschreibungen und Kapitalkosten werden niedrig bewertet (MW 3.31, SA 0.853). Mit
hoher Signifikanz sticht alleine die Kapitalbindung aufgrund von Sicherheitsbeständen heraus
(MW 4.04). Aufgrund langer Wiederbeschaffungszeiten und hoher Transportkosten werden die
3.06
4.22
3.18
3.73
3.55
4.07
4.30
4.13
4.20
4.10
4.43
2.97
2.96
3.35
3.21
4.04
3.65
3.92
4.03
3.71
3.28
Verpackung
Transport
Zwischenlagerung
Steuern und Zölle
Versicherungen
Lieferantensuche
Anbahnung
Verhandlungen
Abwicklung
Anpassungen
Kontrolle
Investitionen
Obsoleszenz
Kapitalbindung (Transportzeiten)
Kapitalbindung (Zahlungsmodalitäten)
Kapitalbindung (Sicherheitsbestände)
Risiko unvorhergesehener Kosten
Risiko unzureichender Lieferfähigkeit
Risiko unzureichender Qualität
Risiko unzureichender Flexibilität
Risiko geschädigter Reputation
sehr niedrig
Transport- und
Logistikkosten
(MW 3.55, SA 0.808)
Transaktionskosten
(MW 4.20, SA 0.785)
Abschreibungen und
Kapitalkosten
(MW 3.31, SA 0.853)
Risikokosten
(MW 3.72, SA 0.950)
sehr hochhocheher hocheher niedrigniedrig
Priorisierung der Kostenelemente 63
Sicherheitsbestände bei Beschaffungsgütern aus Niedriglohnländern entsprechend erhöht. Die
resultierenden Kapitalkosten aufgrund höherer Lagerbestände haben Einfluss auf die TCO des
Beschaffungsguts. Die Bewertungen der Kapitalbindung aufgrund von Transportzeiten (MW
3.35) und Zahlungsmodalitäten (MW 3.21) fallen geringer aus. Am niedrigsten werden
Investitionen (MW 2.97) und Obsoleszenz (MW 2.96) beurteilt. Die Kostenelemente
korrelieren mit Werten von 0.374 bis 0.718 (s. A.3).
Die Kostenelemente der Kategorie Risikokosten werden insgesamt moderat bewertet (MW
3.72, SA 0.950). Das Risiko, welches die grössten Kosten verursacht, ist unzureichende
Qualität53 (MW 4.03), gefolgt vom Risiko unzureichender Lieferfähigkeit (MW 3.92),
unzureichender Flexibilität (MW 3.71) und unvorhergesehener Kosten (MW 3.65). Die
Folgekosten durch das Risiko geschädigter Reputation54 (MW 3.28) bei der Beschaffung aus
Niedriglohnländern werden gering eingestuft. Die Korrelationskoeffizienten der
Risikokostenelemente betragen zwischen 0.417 und 0.797 (s. A.3).
3.2.3.2 Quantitative Bewertung der Kostenkategorien
Die quantitative Bewertung der Beschaffungskosten (s. Forschungsfrage 1b) stellt eine grosse
Herausforderung dar, weil Beschaffungsexperten zu den monetären Werten der Kostenelemente
üblicherweise keine Daten zur Verfügung stehen haben. Die quantitative Bewertung wurde
anhand der Einschätzung des Anteils der Kostenelemente am Wert55 der Beschaffungsgüter
gemessen. In Analogie zur qualitativen Bewertung bezieht sich die Messung auf eine
durchschnittliche Einschätzung aller Beschaffungsprojekte aus Niedriglohnländern. Die
Testläufe mit Experten im Vorlauf der Umfrage zeigten, dass eine exakte Messung auf dem
Detaillierungslevel der Kostenelemente aufgrund mangelnder Datenverfügbarkeit bzw.
Kenntnisse der Beschaffungsverantwortlichen nicht durchgeführt werden konnte. Daher wurde
eine aggregierte Messung der Kostenkategorien mit einer Likert-Skalierung vorgenommen, die
aus sechs Intervallen besteht (s. Abbildung 31).
Die Transport- und Logistikkosten werden am höchsten bewertet: 35% der Befragten
(insgesamt 168 gültige Antworten) wählten das Intervall 1-5% und 46% das Intervall 6-10%.
Unter der Annahme einer Gleichverteilung innerhalb der Intervalle beträgt der Mittelwert 7.9%.
Somit betragen die Logistik- und Transportkosten bei der Beschaffung aus Niedriglohnländern
durchschnittlich 7.9% des Kaufpreises der Beschaffungsgüter.
Die Kategorie der Transaktionskosten wird hingegen niedriger bewertet: 50% der Befragten
(insgesamt 164 gültige Antworten) wählen das Intervall 1-5% und lediglich 22% das Intervall
6-10%. Der Mittelwert entspricht 6.1%.
Die Bewertung der Kategorie Abschreibungen und Kapitalkosten fällt am niedrigsten aus: 29%
der Befragten (insgesamt 150 gültige Antworten) wählen den Bereich <1%, 43% das Intervall
1-5% und 19% das Intervall 6-10%. Der Mittelwert der quantitativen Bewertung beträgt 4.9%.
Die Risikokosten werden mit der grössten Streuung bewertet: 44% der Befragten (insgesamt
156 gültige Antworten) wählen das Intervall 1-5% und 20% das Intervall 6-10%. Der
Mittelwert beträgt 6.7%.
53
Das Qualitätsrisiko wird im Verhältnis zu den Risiken unvorhergesehener Kosten, unzureichender Flexi-
bilität und geschädigter Reputation signifikant höher eingeschätzt (s. A.3). 54
Das Risiko geschädigter Reputation wird im Verhältnis zu allen vier anderen Risikobereichen signifikant
kleiner eingestuft (s. A.3). 55
Der Wert der Beschaffungsgüter bezieht sich in diesem Fall auf den ex-works Kaufpreis der Güter, d. h.
der Warenwert auf dem Werksgelände des Lieferanten bzw. vor dem Transport zum Abnehmer.
64 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Abbildung 31: Quantitative Bewertung der Kostenkategorien
Entgegen der qualitativen Bewertung schliessen die Logistik- und Transportkosten bei der
quantitativen Bewertung am höchsten ab. Die Transaktionskosten, die bei der qualitativen
Bewertung den ersten Platz einnehmen, werden im Vergleich niedriger bewertet. Die
0%
10%
20%
30%
40%
50%
<1% 1-5% 6-10% 11-20% 21-40% >40%
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Anteil am Kaufpreis des Beschaffungsguts (ex-works)
Transport- und Logistikkosten
n=168
0%
10%
20%
30%
40%
50%
<1% 1-5% 6-10% 11-20% 21-40% >40%
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Anteil am Kaufpreis des Beschaffungsguts (ex-works)
Transaktionskosten
n=164
0%
10%
20%
30%
40%
50%
<1% 1-5% 6-10% 11-20% 21-40% >40%
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Anteil am Kaufpreis des Beschaffungsguts (ex-works)
Abschreibungen und Kapitalkosten
n=150
0%
10%
20%
30%
40%
50%
<1% 1-5% 6-10% 11-20% 21-40% >40%
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Anteil am Kaufpreis des Beschaffungsguts (ex-works)
Risikokosten
n=156
Priorisierung der Kostenelemente 65
unterschiedlichen Bewertungen der Kostenkategorien – qualitativ und quantitativ – deuten
darauf hin, dass die Befragten unterschiedliche Massstäbe bei der Einschätzung der
Kostenkategorien anwenden. Logistik- und Transportkosten können am einfachsten bewertet
werden, was auch an der höchsten Anzahl gültiger Antworten zu erkennen ist. Die Kosten für
den Transport der Güter werden meist an externe Dienstleister bezahlt. Es handelt sich um
Kosten, die als „unvermeidbar“ eingestuft werden, beispielsweise um Güter aus dem
Beschaffungsland zur Weiterverarbeitung in die Schweiz zu transportieren. Das mag der Grund
für eine niedrige qualitative Bewertung der Logistik- und Transportkosten sein.
Im Gegensatz dazu betreffen die Transaktionskosten die Befragten unmittelbar in ihrem
Arbeitsalltag, weil sie meist von den Befragten selbst verursacht werden. Höhere Aufwände bei
der Lieferantensuche, Anbahnung, Verhandlung, Abwicklung, Anpassung und Kontrolle
bedeuten für die Beschaffungsverantwortlichen, dass sie zwar einerseits niedrigere Kaufpreise
erzielen können, doch dass andererseits erheblich mehr Arbeit zur Koordination und
Abstimmung mit den Lieferanten aus Niedriglohnländern anfällt, als dies bei einem lokalen
Lieferant der Fall wäre. Dieser anscheinend „vermeidbare“ Mehraufwand führt zu einer
qualitativ hohen Bewertung der Transaktionskosten. Bei der Quantifizierung der
Transaktionskosten fällt das Ergebnis unterschiedlich zur qualitativen Bewertung aus: sie
werden mit 6.1% sogar niedriger als die Transport- und Logistikkosten bewertet. Dies mag
auch daran liegen, dass Transaktionskosten üblicherweise schlecht beziffert werden können.
Bei den Abschreibungen und Kapitalkosten sowie bei den Risikokosten ist eine
übereinstimmende Bewertung festzustellen, d. h. die qualitativen und quantitativen
Bewertungen der einzelnen Kategorien stimmen tendenziell überein.
Die gesamten Zusatzkosten als Summe der vier Kostenkategorien werden in Abbildung 32
dargestellt. Im Mittel betragen die Kosten 24.6% des Kaufpreises des Beschaffungsguts (ex-
works). Die Verteilung zeigt eine sehr grosse Streuung auf. Etwa 9% der befragten
Unternehmen beziffern ihre Zusatzkosten bei der Beschaffung aus Niedriglohnländern mit über
50% des Kaufpreises. Die breite Streuung der Antworten bedeutet, dass nicht grundsätzlich von
diesem Wert der Zusatzkosten ausgegangen werden darf, sondern die TCO-Bewertung von
Beschaffungsprojekt zu Beschaffungsprojekt stark variiert und somit spezifisch vorgenommen
werden sollte.
Abbildung 32: Summe der quantitativ bewerteten Kostenkategorien
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Anteil am Kaufpreis des Beschaffungsguts (ex-works) n=147
66 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
3.2.4 Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung
Neben der Relevanz der Kosten bei der Beschaffung aus Niedriglohnländern wurde in der
Umfrage untersucht, wie die Analyse von Beschaffungskosten in den Unternehmen gestaltet ist,
um Lieferanten im Kontext der Beschaffung aus Niedriglohnländern auszuwählen (s.
Forschungsfrage 2).
Zunächst wurde gemessen, ob Unternehmen bereits ein standardisiertes Vorgehen zur
Erfassung der Gesamtkosten anwenden (s. Forschungsfrage 2a). 28% der befragten Personen
antworteten mit „trifft eher zu“, 18% mit „trifft zu“ und 3% mit „trifft sehr zu“ (MW 3.51, SA
1.213). Ungefähr die Hälfte der Unternehmen besitzt somit bereits ein standardisiertes
Vorgehen zur Kostenanalyse (s. Abbildung 33).
Abbildung 33: Vorhandensein eines standardisierten Vorgehens zur Erfassung der Gesamtkosten
Des Weiteren wurde nach der Zufriedenheit mit der Kostentransparenz bei der globalen
Beschaffung gefragt (s. Forschungsfrage 2b). Mit relativ breiter Streuung antworteten die
befragten Unternehmen, dass sie mit der Transparenz ihrer Beschaffungskosten eher zufrieden
sind (MW 3.78, SA 1.066) (s. Abbildung 34).
Abbildung 34: Zufriedenheit mit Kostentransparenz bei der globalen Beschaffung
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
trifft
überhaupt
nicht zu
trifft nicht zu trifft eher
nicht zu
trifft eher zu trifft zu trifft sehr zu
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
trifft
überhaupt
nicht zu
trifft nicht zu trifft eher
nicht zu
trifft eher zu trifft zu trifft sehr zu
Ante
il d
er b
efra
gte
n P
erso
nen
Priorisierung der Kostenelemente 67
Unternehmen, welche ein standardisiertes Vorgehen zur Erfassung der Gesamtkosten besitzen,
sind eher zufrieden mit der Kostentransparenz bei der globalen Beschaffung (KK 0.547).
Eine detailliertere Untersuchung der Fragestellung, welche der Kostenkategorien bei der
Kostenanalyse quantitativ berücksichtigt werden (s. Forschungsfrage 2c), offenbart das
erwartete Resultat, dass bei den meisten Unternehmen vor allem Transport- und Logistikkosten
(MW 4.71, SA 1.015) betrachtet werden (s. Abbildung 35). Transaktionskosten (MW 3.77, SA
1.124), Abschreibungen und Kapitalkosten (MW 3.41, SA 1.347) sowie Risikokosten (MW
3.60, SA 1.308) werden weniger oft in die Analyse der Beschaffungskosten einbezogen,
obwohl diese einen wesentlichen Anteil der Gesamtkosten ausmachen.
Abbildung 35: Quantitative Berücksichtigung der Kostenkategorien bei Beschaffungsentscheiden
3.2.5 Zusammenfassung der empirischen Studie
Die deskriptive Auswertung der Unternehmensbefragung führt zusammenfassend zu folgenden
Erkenntnissen:
Die Analyse der Kostenelemente bei der Beschaffung aus Niedriglohnländern zeigt, dass neben
dem Kaufpreis weitere relevante Aufwände anfallen. Quantitative Einschätzungen resultieren in
Gesamtzusatzkosten von durchschnittlich 24.6% des Ex-works-Kaufpreises des Guts bei der
Beschaffung aus Niedriglohnländern.
Die Aufteilung und Untersuchung der Zusatzkosten in vier Kategorien bringen zum Vorschein,
dass insbesondere sämtliche Transaktionskosten sowie die Kostenelemente Transport,
Kapitalbindung aufgrund von Sicherheitsbeständen und Risiko unzureichender Qualität von
den befragten Unternehmen qualitativ hoch bewertet werden.
Die quantitative Bewertung der Kategorien führt hingegen zu einem anderen Ergebnis. Dort
werden Logistik- und Transportkosten im Durchschnitt am höchsten eingeschätzt, gefolgt von
Transaktionskosten, Risikokosten sowie Abschreibungen und Kapitalkosten.
Bei ungefähr der Hälfte der Unternehmen ist bereits ein standardisiertes Vorgehen zur
Erfassung der Beschaffungskosten vorhanden. Zudem ist die Zufriedenheit mit der
Kostentransparenz bei den meisten Unternehmen vorwiegend gegeben. Dabei zeigt sich jedoch,
dass meist nur Logistik- und Transportkosten in die Kostenanalyse einbezogen werden. Die
anderen drei Kostenkategorien werden hingegen oft vernachlässigt.
4.71
3.77
3.41
3.60
Transport- und
Logistikkosten
Transaktionskosten
Abschreibungen und
Kapitalkosten
Risikokosten
trifft
überhaupt
nicht zu
trifft sehr
zu
trifft zutrifft eher
zu
trifft eher
nicht zu
trifft nicht
zu
68 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Die breite Streuung der quantitativen Bewertung der Kostenkategorien legt nahe, dass die
Analyse von Beschaffungskosten für verschiedene Projekte spezifisch vorgenommen werden
sollte.
3.3 Methode zur Analyse der Beschaffungskosten
Im Folgenden wird die Methode entwickelt, die es ermöglicht, die TCO eines Beschaffungsguts
von mehreren potentiellen Lieferanten ex ante abzuschätzen, um Entscheidungsträgern in der
Praxis eine solide Datenbasis für die Lieferantenauswahl zur Verfügung zu stellen.
3.3.1 Einführung zur Anwendung der Aktionsforschung
Die Entwicklung der Methode zur Analyse der Beschaffungskosten beruht, wie bereits
eingangs erwähnt, auf der Aktionsforschung (s. Unterkapitel 1.3). Die Forschungsmethodik
kann in die Phasen Diagnose, Aktionsplanung, Aktionsdurchführung und Aktionsbewertung
eingeteilt werden und zeichnet sich zum einen durch eine enge Kooperation sowie repetitiven
Korrektur- und Feedbackzyklen mit Industriepartnern aus, zum anderen durch den Eingriff des
Forschers in Prozesse des Unternehmens, der Durchführung der „Aktion“. Die konkrete
Anwendung der Methodik und ihren verschiedenen Phasen wird unter Angabe der
entsprechenden Unterkapitel bzw. Abschnitte in Abbildung 36 dargestellt.
Abbildung 36: Anwendung der Aktionsforschung zur Entwicklung einer Methode zur Bewertung
der Total Cost of Ownership (vgl. Coughlan u. Coghlan, 2002)
Die Phase Diagnose wurde im zugrundeliegenden Forschungsprojekt in die Aufgaben
Systemabgrenzung, SWOT-Analyse der globalen Beschaffung und Visualisierung
exemplarischer Supply Chains unterteilt.
1. Entwicklung des generischen Kap. 3.3
Tools
a) Generische Kostentypen
b) Implementierung des Tools
2. Unternehmensspezifische Kap. 4.2-4Konfiguration und Anpassung
1. Zieldefinition der TCO-Methode Kap. 3.3.1
2. Auswahl spezifischer Kap. 3.3.1
Implementierungsvarianten auf der
Basis morphologischer Kästen
1. Testläufe und Bewertung der Kap. 4.2-4
unternehmensspezifischen Tools
2. Bewertung des generischen Tools Kap. 4.5
1. Systemabgrenzung Kap. 3.3.1
2. SWOT-Analyse der globalen Kap. 3.3.1
Beschaffung
3. Visualisierung exemplarischer Kap. 3.3.1
Supply Chains
Aktionsdurchführung
AktionsplanungAktionsbewertung
Diagnose
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 69
Die Systemabgrenzung ist eine Technik aus der Methodik Systems Engineering56 und wird
herangezogen, um komplexe Systeme in einzelne Elemente zu strukturieren und deren
Beziehungen zu analysieren (Haberfellner et al., 2002, S. 4ff.). Die Elemente des Systems
werden dazu vereinfachend in drei Mengen klassifiziert (s. Abbildung 37). Das Eingriffssystem
ist der Teilbereich des Systems, in dem Änderungen vorgenommen werden können. Der
Untersuchungsbereich, üblicherweise echte Obermenge des Eingriffssystems, umfasst die
Elemente, die Einfluss auf das Eingriffssystem bzw. problemrelevante Beziehungen zum
Eingriffssystem haben und daher in der Diagnosephase analysiert werden. Das Umsystem ist
das Komplement zum Eingriffssystem und enthält die Elemente, auf die bei der Problemlösung
kein Einfluss genommen wird (Züst, 2004, S. 63ff.).
Abbildung 37: Systemabgrenzung im Rahmen der Systems Engineering Methodik (vgl. Züst, 2004,
S. 65)
Zu Beginn des Aktionsforschungszyklus wurden die Systemabgrenzungen in bilateralen
Workshops zwischen den Forschenden und Ansprechpartnern der Industriepartner57
durchgeführt (s. Kapitel 4). Das Vorgehen hatte speziell für die Thematik dieser Arbeit
folgende Zweckdienlichkeiten:
Das Geschäftsumfeld des Industriepartners wird den Forschenden in strukturierter Form
erläutert. Ausgehend von den Produkten des Unternehmens werden
unternehmensinterne Funktionen, sowie Kunden, Lieferanten und die Konkurrenz
analysiert.
Die Beziehungen der Beschaffung zu anderen Unternehmensfunktionen und
unternehmensexternen Bereichen werden vor dem Hintergrund globaler
Beschaffungsmärkte aufgezeigt. Die Erkenntnisse dienen einerseits der Kommunikation
56
Die Methodik Systems Engineering, eine systematische Denkweise und Methodik zur Problemlösung im
Kontext soziotechnischer Fragestellungen, wurde in den 70er Jahren am Betriebswissenschaftlichen Insti-
tut (BWI) der ETH Zürich entwickelt (Züst, 2004, S. 9). 57
Die Industriepartner des beschriebenen Aktionsforschungsprozesses stammen aus dem Konsortium des
Forschungsprojektes GlobalTCO.
Eingriffssystem
Umsystem
Untersuchungsbereich
70 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
unter den Mitarbeitenden des Unternehmens und den Forschenden sowie andererseits
der später folgenden Situationsanalyse.
Die Systemabgrenzung ermöglicht eine klare Problemdefinition. So werden relevante
Abteilungen, die an dem Projekt beteiligt sind, Beschaffungsobjektgruppen und zu
analysierende Beschaffungsregionen bestimmt.
Die SWOT-Analyse58 ist eine weitverbreitete Methode aus dem Strategischen Management, die
interne und externe Aspekte unterscheidet, welche ein betrachtetes Unternehmen beeinflussen
(Hill u. Westbrook, 1997). Interne Aspekte werden bei der Analyse der Stärken und Schwächen
untersucht, während externe Aspekte den Chancen und Gefahren zugeordnet werden. Im
Rahmen des Problemlösungszyklus der Systems Engineering Methodik wird die SWOT-
Analyse zur Situationsanalyse herangezogen (Züst, 2004, S. 86f.). Aufbauend auf die
Ergebnisse der Systemabgrenzung wird das gegenwärtige, unveränderte Eingriffssystem
analysiert und die Ergebnisse in priorisierten Stärken und Schwächen aufbereitet. Der
Untersuchungsbereich wird hinsichtlich der zukünftigen Veränderungen und ihren
Auswirkungen auf das unveränderte Eingriffssystem durchleuchtet; sie münden in priorisierten
Chancen und Gefahren (vgl. Schönsleben, 2007, S. 948, Haberfellner et al., 2002, S. 49f.).
Abbildung 38: SWOT-Analyse
Analog zur Systemabgrenzung wurden SWOT-Analysen in bilateralen Workshops mit den
Industriepartnern durchgeführt. In den Fokus der Situationsanalyse wurde die
Beschaffungsabteilung in den jeweiligen Unternehmen gerückt, speziell die Kompetenzen im
Kontext der globalen Beschaffung (s. Kapitel 4). Die SWOT-Analysen bei den Unternehmen
führten zu den folgenden generalisierten Erkenntnissen:
Die Industriepartner stellen qualitativ hochwertige Produkte her und befürchten, dass
Komponenten aus Niedriglohnländern negativen Einfluss auf die Qualität ihrer
Produktion haben bzw. heimische Arbeitsplätze abbauen könnten.
Gleichzeitig stehen sie unter hohem Kostendruck und greifen zur Sicherung ihrer
Wettbewerbsfähigkeit hauptsächlich aus Kostengründen auf die Beschaffung aus
Niedriglohnländern zurück.
58
SWOT ist die Abkürzung für „strengths, weaknesses, opportunities, threats“, zu Deutsch: „Stärken,
Schwächen, Chancen, Gefahren“.
Stärken Chancen
Schwächen Gefahren
intern Systembezug
Zeitbezug
extern
Gegenwart Zukunft
Bew
ert
un
g
po
siti
vn
ega
tiv
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 71
Die Kompetenzen in der Beschaffung werden bei den hauptsächlich auf ihre
Produktionsprozesse konzentrierenden Unternehmen nicht den Anforderungen der
globalen Beschaffung gerecht. Es bestehen nur ansatzweise Vorgehensweisen zur
datenbasierten Unterstützung der Lieferantenauswahl.
Neben den Schwächen bezüglich der Beschaffungsprozesse besteht in den
Unternehmen nur begrenztes Wissen über globale Beschaffungsmärkte u. a. bezüglich
makroökonomischer Daten, Geschäftsgebaren und logistischer Prozesse.
Zu den befürchteten Gefahren der Beschaffung aus Niedriglohnländern gehören der
Abfluss technischen Wissens, Flexibilitätsverlust aufgrund der grossen Distanzen und
entsprechend langen Transportzeiten, beispielsweise bei neuen Produktlancierungen
und Absatzschwankungen.
Zur Visualisierung exemplarischer Supply Chains wurde das Supply Chain Operations
Reference (SCOR) Modell herangezogen (vgl. SCOR, 2008). Das SCOR-Modell ist ein
Prozessreferenzmodell und beinhaltet standardisierte Beschreibungen zur
unternehmensübergreifenden Gestaltung, Planung, Steuerung und Ausführung von Material-
und Informationsflüssen (Lange, 2009). Die oberste Ebene des hierarchisch aufgebauten
Modells beschreibt die fünf Hauptprozesse Plan, Source, Make, Deliver und Return, die als
Level-1-Prozesse definiert sind (siehe Abbildung 39). Das zweite Hierarchielevel unterscheidet
die Produktionsumgebungen59 make-to-stock (1), make-to-order (2) und engineer-to-order (3).
Die Planungsprozesse werden in diesem Hierarchielevel unterschieden nach P1 Plan Supply
Chain, P2 Plan Source, P3 Plan Make, P4 Plan Deliver und P5 Plan Return. Im dritten
Hierarchielevel werden detaillierte Prozesselemente zu jedem Level-2-Prozess aufgezeigt.
Abbildung 39: Supply Chain Operations (SCOR) Modell (vgl. SCOR, 2008)
In bilateralen Workshops mit den Industriepartnern wurden auf Level 2 des SCOR-Modells
exemplarische Supply Chains visualisiert, um drei Ziele zu erreichen:
Die Visualisierung von Supply Chains verbessert das Verständnis und Bedeutung von
Informations-, Material-, und Geldflüssen unter den Mitarbeitenden und Forschenden.
Charakteristiken der Supply Chain wie Örtlichkeiten, Distanzen, Durchlaufzeiten und
Mengen können einfach erkannt und kommuniziert werden.
Die Visualisierung bietet eine ideale Ausgangslage, um Brainstormingworkshops60
durchzuführen (vgl. Rieber, 1995). Diese werden zur Sammlung monetärer und nicht-
monetärer Kriterien herangezogen, die in eine TCO-Analyse einfliessen.
59
Für eine Beschreibung der Produktionsumgebungen siehe (Schönsleben, 2007, S. 185 f). 60
Kreativitätstechnik, um durch Sammeln von spontanen Einfällen die Lösung für ein Problem zu finden
(Duden, 2003).
Lieferant
Plan
Kunde Kunde
des Kunden
Make DeliverSource Make DeliverMakeSourceDeliver SourceDeliver
Unternehmen
Source
Return Return ReturnReturn Return Return Return Return
Plan
Lieferant
des Lieferanten
Plan
72 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Nach Abschluss der Phase Diagnose beginnt die Aktionsplanung bestehend aus den beiden
Aufgaben Zieldefinition und Auswahl spezifischer Implementierungsvarianten. Die
Zieldefinition im Sinne der Systems Engineering Methodik umfasst die Formulierung
lösungsneutraler, vollständiger, präziser, verständlicher und realistischer Ziele (Schönsleben,
2007, S. 948f.). Sie beantworten die Frage „Was soll die ausgewählte Lösung des Problems
erfüllen?“ im Gegensatz zur Lösungsfindung, in der folgende Frage im Zentrum steht: „Wie
soll die Lösung des Problems gestaltet sein?“
Zunächst wurden bilaterale Workshops mit den Industriepartnern zur Aufnahme der Ziele
durchgeführt. Anschliessend wurden die Ziele konsolidiert, in einem gemeinsamen Katalog von
den Forschenden aufbereitet und schliesslich im Konsortium diskutiert und beschlossen. Die
Ziele wurden in Gruppen und Untergruppen strukturiert, sowie in die Klassen Muss und
Wunsch eingeteilt (s. Tabelle 9). Die Konsolidierung der Ziele stellte aus mehreren Gründen
eine grosse Herausforderung dar. Zum einen konnte festgestellt werden, dass es den
Industriepartnern leicht fällt, die Situation des Unternehmens zu analysieren und sich Gedanken
über mögliche zukünftige Veränderungen zu machen. Der weiterführende Schritt zur
Bestimmung konkreter und bindender Ziele stellt die Beschaffer jedoch vor grössere
Schwierigkeiten. Gerade die Lösungsneutralität der Ziele wurde bei den ersten Diskussionen oft
verletzt, weil fälschlicherweise oft Beispiele von Lösungsalternativen als Ziele genannt wurden.
Zum anderen bestand bei der Konsolidierung die Herausforderung, die Erwartungshaltung
mehrerer Unternehmen aus teils unterschiedlichen Geschäftsfeldern zu vereinen. Insbesondere
zwischen den Serienfertigern und Anlagenbauern konnten Unterschiede festgestellt werden.
Der Zeitraum der Kostenbetrachtung ist beispielsweise unterschiedlich, bei den Serienfertigern
ab dem Zeitpunkt der Lieferantenauswahl bis zum Eingang der beschafften Ware, bei den
Anlagenbauern darüber hinaus bis zur vorläufigen bzw. finalen Abnahme beim Kunden. Die
Anlagenbauer möchten dadurch erreichen, dass je nach ausgewähltem Lieferant unterschiedlich
anfallende Errichtungskosten auf der Baustelle des Kunden berücksichtigt werden können. Ein
weiterer Diskussionspunkt war die Priorisierung der Ziele in Muss- und Wunsch-Ziele, auf die
sich das Konsortium einigen musste.
Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse der Zieldefinition zusammengefasst:
Die Bezugseinheit der TCO-Analyse ist ein spezifisches Beschaffungsgut von einem
oder mehreren Lieferanten. Das Hauptziel des Tools besteht darin,
Beurteilungskriterien aufzubereiten, um die Lieferantenauswahl zu unterstützen.
Es wird vorausgesetzt, dass das Tool einfach zu bedienen ist und die Funktionalität
schnell von den Anwendern verstanden wird. Die Industriepartner sind der
Überzeugung, dass nur ein durchschaubares, einfaches Tool als Datenbasis für die
Entscheidungsfindung im Berufsalltag genutzt wird. Komplizierten
Simulationsergebnissen würde man in der Praxis dagegen kein Vertrauen schenken.
Die Änderungsfähigkeit des Tools muss gegeben sein, damit Anpassungen in einigen
Jahren nach der Toolentwicklung vorgenommen werden können. Die Berechnungslogik
muss entsprechend flexibel und automatisiert gestaltet sein, damit sie bei Anpassungen
weiterhin funktioniert.
Nicht alle Beurteilungskriterien sind quantitativ. Falls die Quantifizierung von Kriterien
nicht möglich erscheint oder mit grossen Fehlern behaftet wäre, sollen diese qualitativ
berücksichtigt werden.
Einige Beurteilungskriterien unterliegen dynamischen Einflüssen, wie z. B.
Wechselkurse, Transportkosten und Rohstoffpreise. Die Auswirkungen der
dynamischen Kriterien auf die TCO sollen in dem Tool Berücksichtigung finden.
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 73
Nach der Zieldefinition bestand die Aufgabe, spezifische Implementierungsvarianten zu
erarbeiten und dem Konsortium zur Auswahl zu stellen. Zur Übersichtlichkeit wurden die
Varianten in einer Morphologie61 dargestellt. Das morphologische Schema ist eine Methode zur
Entdeckung, Erfindung, Forschung und Konstruktion; es zeigt für ein bestimmtes Problem,
61
Der Begriff Morphologie ist abgeleitet von den griechischen Wörtern „morphé“ = Gestalt, Form, Figur
und „logie“ = Lehre und beschreibt die Lehre von den Gestalten und Formen (Duden, 2003).
Gruppe Untergruppe Ziel Zielklasse
Funktionalität Zweck Lieferantenauswahl für ein spezifisches Produkt von
einer Gruppe von neuen/bestehenden, internen/externen,
lokalen/globalen Beschaffungsalternativen
Muss
Anwendung für Ex-ante- und Ex-post-Berechnung Muss
Analyse der Kostenstruktur des Lieferanten (z. B. bei der
Offertanforderung) Wunsch
Analyse der zeitlichen Entwicklung der Kostenelemente Wunsch
Kostenelemente Strukturierung von Kostenelement in unternehmensspe-
zifischen Kategorien Muss
Optionale Berücksichtigung von Kosten für
Personalaufwand in verschiedenen Abteilungen Muss
Berücksichtigung von lieferantenspezifischen
Investitionen (z. B. Beistellteile, Lieferantenentwicklung,
interne Aufwände)
Muss
Berücksichtigung von Zahlungsbedingungen Wunsch
Dynamik Berücksichtigung dynamischer Änderung der
Eingabedaten (z. B. Wechselkurse) Muss
Einbeziehung von Supply Chain Risiken Muss
Qualitative
Kriterien Qualitative Berücksichtigung von Kriterien (z. B.
Durchlaufzeit, Flexibilität, Qualität) Muss
Dateneingabe Automatische Schnittstellen zu
Unternehmensdatenbanken Wunsch
Bezugseinheit Objekt Spezifisches Beschaffungsgut von einem oder mehreren
Lieferanten Muss
Zeithorizont Serienfertigung: von Lieferantenauswahl bis
Wareneingang
Anlagenbau: von Lieferantenauswahl bis zur vorläufigen
oder finalen Abnahme
Muss
Nutzung Zeitbedarf Bestimmung des Detaillierungsgrads der Dateneingabe
(Zeitaufwand für Nutzung des Tools) durch Anwender Wunsch
Anwendergruppe Nutzung durch Anwendergruppen aus verschiedenen
Abteilungen Muss
Implementierung System Nutzung von Standardsoftware Muss
Flexibilität des Tools in Bezug auf zukünftige
Weiterentwicklungen und Änderungen Muss
Verständlichkeit der Funktionalität des Tools Muss
Standalone-Lösung, d. h. keine Integration des Tools in
andere IT-Applikationen Muss
Graphische
Aufbereitung Graphische Aufbereitung der Ergebnisse Wunsch
Dokumentation Bereitstellung eines Handbuchs für das Tool Muss
Tabelle 9: Zielformulierung des TCO-Tools
74 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
mögliche Lösungen vollständig und ohne Bewertung auf und vereinfacht die Lösungsfindung
durch beliebige Kombination der Merkmalsausprägungen (vgl. Minkus, 2008, S. 39f., Zwicky,
1972, S. 130).
Die Lösungsvarianten wurden durch die Forschenden erarbeitet und ohne Anspruch auf
Vollständigkeit der Ausprägungen in einem morphologischen Schema dargestellt (s. Tabelle
10). Anschliessend wurden die Varianten den Industriepartnern im Plenum vorgestellt,
diskutiert und die favorisierten Ausprägungen ausgewählt. Die einzelnen Ausprägungen
befinden sich in einem Spannungsfeld, zum einen ist eine einfache Bedienung des Tools
gefordert, zum anderen soll eine hohe Modellierungsgenauigkeit erzielt werden. Die Simplizität
der Bedienung steht in Bezug zu den Zielen, welche besagen, dass das TCO-Tool von
verschiedenen Anwendergruppen genutzt werden soll und die Nutzung nicht viel Zeit in
Anspruch nehmen darf. Die Modellierungsgenauigkeit spiegelt das Hauptziel wider,
aussagekräftige Daten zur Unterstützung der Lieferantenauswahl zur Verfügung zu stellen. Die
grau hinterlegten, ausgewählten Merkmalsausprägungen, die tendenziell links angeordnet sind,
zeigen die grundsätzliche Haltung der Industriepartner, eher einfache, verständliche und nicht
zeitaufwendige Varianten zu bevorzugen. Die Beschreibung der ausgewählten Ausprägungen
erfolgt in den folgenden Abschnitten.
3.3.2 Beurteilungsdimensionen
Die Bewertung von Beschaffungsgütern alternativer Lieferanten erfolgt durch verschiedene
Beurteilungskriterien. Dabei werden insgesamt sieben Beurteilungsdimensionen unterschieden
(s. Abbildung 40). Zu den monetären Beurteilungsdimensionen gehören variable Kosten, fixe
Merkmal Ausprägungen
Struktur der
Dateneingabe
Unternehmensspezifische
Struktur
Nach Kostenarten
(s. Unterkapitel 3.1) Prozessorientiert
Detaillierung der
Dateneingabe Niedriger Detaillierungsgrad Hoher Detaillierungsgrad
Verfahren der
Zuordnung indirekter
Kosten
Absolute Pauschalen Relative Pauschalen Prozesskostenrechnung
Berücksichtigung
dynamischer
Parameter
Wechselkurse, Transportkosten, Rohstoffpreise
Modellierung der
dynamischen
Einflüsse
Min-Max-Analyse Szenarioanalyse Wahrscheinlichkeits-
verteilung
Berücksichtigung von
qualitativen Kriterien Keine Berücksichtigung
Gemeinsam mit Analyse
monetärer Kriterien
Separat zur Analyse
monetärer Kriterien
Modellierung der
Supply Chain Risiken
Quantitativ und qualitativ
(eindimensional)
Quantitativ und qualitativ
(Risikomatrix) Nur quantitativ
Flexibilität des Tools
Flexibilität durch
automatisierte
Anpassungen
Flexibilität durch manuelle
Anpassungen Keine Flexibilität
Tabelle 10: Auswahl von Implementierungsvarianten mittels morphologischen Kastens
Simplizität der BedienungModellierungsgenauigkeit
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 75
Kosten und Risikokosten. Die Beurteilungskriterien, die den monetären Dimensionen
zugeordnet sind, werden auch als Kostenelemente bezeichnet.
Neben den monetären Beurteilungsdimensionen werden auch nicht monetäre
Beurteilungsdimensionen definiert. Diese werden weiter unterteilt in quantitative und
qualitative Dimensionen. Zu den quantitativen Dimensionen zählen Lieferdurchlaufzeit,
Personalaufwand und makroökonomische Kriterien. Des Weiteren existiert die Dimension der
qualitativen Kriterien.
Abbildung 40: Bewertung auf Basis von sieben Beurteilungsdimensionen
3.3.3 Monetäre Beurteilungskriterien
Die monetären Beurteilungskriterien umfassen die Kriterien, welche monetär quantifizierbar
sind und somit die TCO des Beschaffungsguts bestimmen. Die kalkulatorische
Zusammensetzung der TCO und die Berechnungsgrundlagen werden im Folgenden dargestellt.
Die Unterscheidung von variablen und fixen Kosten erfolgt analog zur Produktkostenrechnung.
Variable Kosten sind abhängig von der Stückzahl der beschafften Güter (Jung, 2006, S. 1114).
Beispiele variabler Kosten sind der Kaufpreis, Frachtkosten und Versicherungen. Fixe Kosten
fallen unabhängig von der Anzahl beschaffter Güter an (Jung, 2006, S. 1114). Beispiele sind
Abschreibungen für Investitionen und Aufwände für Lieferantenentwicklung. Fixe Kosten sind
nur während einer gewissen zeitlichen Periode unveränderlich. Bei langen
Betrachtungsperioden werden die sogenannten fixen Kosten ebenfalls veränderlich. Streng
genommen müsste man daher von „periodenfixen Kosten“ sprechen (Jung, 2006, S. 1114). Die
Unterscheidung variabler und fixer Kosten wird erstens vorgenommen, um die Anzahl der zu
beschaffenden Güter zu bestimmen bzw. zu hinterfragen62. Geringe variable Kosten und hohe
fixe Kosten sprechen für grosse Bestellmengen, hohe variable Kosten und geringe fixe Kosten
für kleine Bestellmengen. Zweitens veranschaulicht die getrennte Aufsummierung der fixen
Kosten sofort den Finanzierungsbedarf einer Lieferantenbeziehung. Bei Liquiditätsengpässen
kann es beispielsweise vorteilhaft sein, einen Lieferanten auszuwählen, der niedrigere fixe
Kosten verursacht bei gleichzeitig teureren TCO im Vergleich zu einem alternativen
Lieferanten.
62
Zur Bestimmung der optimalen Losgrösse wird die Andler-Formel herangezogen (s. Schönsleben, 2007,
S. 570)
Beurteilungs-dimensionen
monetär
Variable Kosten
FixeKosten
Risiko-kosten
nicht monetär
Lieferdurch-laufzeit
Personal-aufwand
Makroöko-nomischeKriterien
quantitativ qualitativ
Qualitative Kriterien
76 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Neben variablen und fixen Kosten wurde die Beurteilungsdimension der Risikokosten
hinzugefügt, um der grossen Bedeutung von Supply Chain Risiken bei der globalen
Beschaffung gerecht zu werden. Risikokosten werden als das Produkt aus
Eintrittswahrscheinlichkeit der Störung und dem finanziellen Schaden eines unerwarteten
Ereignisses aufgefasst (vgl. Ziegenbein, 2007, S. 23). Die Quantifizierung der Risiken stellt
Mitarbeitende aus der Industrie oft vor grosse Herausforderungen, da weder die
Eintrittswahrscheinlichkeit noch der finanzielle Schaden einfach abzuschätzen sind. Die
separate Aufführung von Risikokosten dient dem Unternehmen dazu, einerseits die
Risikosituation aufgrund quantitativer Kriterien zu bewerten, andererseits entsprechende
Rückstellungen zu tätigen und Abhilfemassnahmen einzuleiten.
Die auf ein Stück eines Beschaffungsguts bezogenen TCO sind definiert als die Summe der
variablen Kosten , fixen Kosten und Risikokosten :
(Gl. 1)
Die Kosten beziehen sich auf die gesamte Projektdauer, d. h. den Zeitraum, für den ein
Entscheid zur Lieferantenauswahl getroffen wird (s. Abbildung 41). In der Praxis sind dies
üblicherweise Zeiträume von einem bis zu acht Jahren. Die Projektdauer beginnt mit dem
ersten Bestellabruf und endet nach der Verwendung des letzten Bestellabrufs. Die Bestellungen
treffen nach dem Bestellabruf um die Lieferdurchlaufzeit63 verzögert beim Abnehmer ein. Der
Lagerbestand erhöht sich um die entsprechende Bestellabrufmenge und fällt anschliessend
entsprechend des Gebrauchs des Beschaffungsguts bis zum Eingang des nächsten Bestellabrufs
ab. Die kumulierte Bestellmenge ist die Summe der einzelnen Bestellabrufmengen und ergibt
nach der Projektdauer (PD) die Projektmenge (PM). Diese wird herangezogen, um fixe Kosten
und Risikokosten auf Stückkosten des Beschaffungsguts umzurechnen. Die folgende Abbildung
verdeutlicht die eingeführten Begriffe am Beispiel eines kontinuierlichen Lagerabgangs unter
Verwendung des Bestellbestandverfahrens (vgl. Schönsleben, 2007, S. 546f.).
Abbildung 41: Lagerbestand und kumulierte Bestellmenge eines Beschaffungsguts
63
Die Lieferdurchlaufzeit umfasst den Zeitraum vom Auslösen der Bestellung des Abnehmers beim Liefe-
ranten bis zum Empfang der Ware (vgl. Schönsleben, 2007, S. 10, APICS, 2008)
Liefer-
durch-
laufzeit
Bestell-
abrufmenge
Zeit
Menge
Projektdauer
Projektmenge
Kumulierte Bestellmenge
Lagerbestand
Sicherheitsbestand
Bestell-
bestand
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 77
3.3.3.1 Generische Kostentypen
Die Diagnosephase mit den Industriepartnern – insbesondere die Visualisierung von
exemplarischen Supply Chains – hat gezeigt, dass es nicht möglich ist, ein einheitliches TCO-
Modell für alle Unternehmen zu entwickeln, das aus denselben Beurteilungskriterien bzw.
Kostenelementen besteht. Die genauen Umstände der Supply Chains und folglich auch die
relevanten Beurteilungskriterien sind dazu in den Unternehmen zu unterschiedlich. Zwar
konnte eine abstrakte, allgemeingültige Zusammensetzung der TCO entwickelt werden (s.
Abbildung 20), doch bestand der Anforderung der Industriepartner und Herausforderung des
Projektkonsortiums, individuelle unternehmensspezifische TCO-Modelle für die Anwendung
im Arbeitsalltag zu gestalten. Um eine automatisierte Berechnung und flexible Handhabbarkeit
der Tools zu gewährleisten (s. Tabelle 9), wird zunächst eine entsprechende Datenstruktur
entwickelt. Dazu werden auf Basis der Erkenntnisse aus den Visualisierungsworkshops (s.
Abschnitt 3.3.1) folgende Festlegungen getroffen:
Ein Kostenelement wird durch bis zu vier Parameter durch den
Anwender bewertet. Parameter können beispielsweise ein Betrag, eine Währung, eine
Zeitdauer, ein Gewicht oder ein Prozentwert sein.
Die Ausprägungen der Parameter können insbesondere für wiederkehrende Parameter
im Tool hinterlegt werden. Beispiele dieser Ausprägungen sind Wechselkurse,
Konvertierungsfaktoren und Tagessätze.
Neben den Parametern existieren Konstanten, die zur Berechnung der Kostenelemente
herangezogen werden. Dazu zählen die Projektdauer PD, die Projektmenge PM, der
Kapitalkostenzinssatz WACC, der Lagerinfrastrukturkostensatz LIKS und der Satz für
das Entwertungsrisiko ER (s. Tabelle 12).
Berechnungsfunktionen bestimmen die Verknüpfung der Parameter bzw. deren
Ausprägungen mit mathematischen Operatoren, um den Wert der Kostenelemente
bezogen auf die jeweilige monetäre Beurteilungsdimension (variable Kosten, fixe
Kosten und Risikokosten) zu bestimmen.
Generische Kostentypen fassen diejenigen Kostenelemente zusammen, welche die
gleiche Anzahl und Art an Parametern sowie Berechnungsfunktionen aufweisen. In der
Terminologie objektorientierter Programmiersprachen stellt ein Kostenelement eine
Instanz eines generischen Kostentyps dar.
Die Funktion bestimmt für jedes Kostenelement den zugehörigen generischen
Kostentyp .
(Gl. 2)
Für jeden generischen Kostentyp existiert ein Tripel an Berechnungsfunktionen ,
und . Für ein Kostenelement vom generischen Kostentyp berechnen sich
die stückbezogenen Kosten
,
und
bezogen auf die drei monetären
Beurteilungsdimensionen zu:
(Gl. 3)
78 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Die Summen der monetären Beurteilungsdimensionen lassen sich aus den zugehörigen
stückbezogenen Kostenelementen errechnen:
(Gl. 4)
Die TCO ergeben sich somit direkt aus den Summen:
(Gl. 5)
Im Folgenden werden elf generische Kostentypen beschrieben. Falls nicht anders angegeben,
werden für die Grössen Zeit und Gewicht folgende Standardeinheiten verwendet:
Zeit64: 1 d
Gewicht: 1 kg
Generischer Kostentyp: mengenabhängige Kosten
Die variablen Kosten dieses Kostentyps werden durch die Multiplikation eines Betrags und
eines Wechselkurses65 in der Standardwährung des Unternehmens berechnet. Die fixen Kosten
und Risikokosten dieses generischen Kostentyps betragen null. Die zugehörigen
Berechnungsfunktionen für alle Kostenelemente , die zu diesem generischen Kostentyp
gehören, lauten:
mit p1: Betrag; p2: Wechselkurs
(Gl. 6)
Beipiel Kostenelement := Frachtkosten des Beschaffungsguts aus der Kategorie Transport-
und Logistikkosten
(Gl. 7)
Generischer Kostentyp: mengenabhängige Kosten (relativ)
In der Praxis kann es von Nutzen sein, relative mengenabhängige Kosten anzugeben. Dies ist
beispielsweise bei Zollgebühren der Fall oder bei der Aufteilung eines Betrags auf mehrere
64
1 d = 1 Tag 65
Mit Wechselkurs ist der Umrechnungsfaktor einer Währung in die Standardwährung (z. B. CHF) des Un-
ternehmens gemeint.
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 79
Beschaffungsgüter. Zu der Berechnungsfunktion der mengenabhängigen Kosten (s. Gl. 6) wird
dazu ein Faktor ergänzt.
mit p1: Prozentzahl; p2: Betrag; p3: Wechselkurs
(Gl. 8)
Beispiel Kostenelement := Zollgebühren aus der Kategorie Transport- und Logistikkosten
(Gl. 9)
Generischer Kostentyp: zeitabhängige Kosten
Die Fixkosten dieses Kostentyps werden durch einen Betrag und einen Wechselkurs berechnet
und mithilfe der Projektmenge den Beschaffungsgütern zugeordnet.
mit p1: Betrag; p2: Wechselkurs
(Gl. 10)
Beispiel Kostenelement := Werkzeuginvestition aus der Kategorie Abschreibungen und
Kapitalkosten
(Gl. 11)
Die Bereitstellung von Betriebsmitteln an den Lieferanten ist ein typisches Beispiel von
zeitabhängigen Kosten in einer Abnehmer-Lieferanten-Beziehung. Im obigen Beispiel wird
eine Spritzgussform den Stückkosten der im Projekt bestellten Anzahl von Gütern zugeordnet.
Generischer Kostentyp: zeitabhängige Kosten (relativ)
Analog zu dem Kostentyp mengenabhängige Kosten (relativ) besteht durch den Kostentyp
zeitabhängige Kosten (relativ) die Möglichkeit, nur einen Anteil von zeitabhängigen Kosten
einem Beschaffungsgut zuzuordnen. Dazu wird der Kostentyp zeitabhängige Kosten (s. Gl. 10)
um einen relativen Faktor ergänzt.
(Gl. 12)
80 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
mit p1: Prozentzahl; p2: Betrag; p3: Wechselkurs
Beispiel Kostenelement := Prüfgerät für mehrere Lieferanten aus der Kategorie
Abschreibungen und Kapitalkosten
(Gl. 13)
Der Erwerb eines Prüfgeräts zur Qualitätskontrolle beim Abnehmer wird in dem Beispiel nur
zu einem Anteil von 20% dem betrachteten Beschaffungsgut zugeordnet.
Generischer Kostentyp: mengenabhängige Lohnkosten
Lohnkosten werden durch einen einfachen Prozesskostenrechnungsansatz berücksichtigt.
Mengenabhängige Lohnkosten beziehen Aufwände ein, die abhängig von der Anzahl bestellter
Güter anfallen. Die variablen Kosten berechnen sich zu:
mit p1: Dauer; p2: Zeiteinheit [d]; p3: Tagessatz
(Gl. 14)
Beispiel Kostenelement := Qualitätsprüfung beim Wareneingang aus der Kategorie
Transaktionskosten
(Gl. 15)
Die Qualitätsprüfung eines komplexen Beschaffungsguts, die 1 h pro Stück benötigt, führt zu
variablen Kosten von 100 CHF pro Stück.
Generischer Kostentyp: zeitabhängige Lohnkosten
Personalaufwände, die unabhängig von der Anzahl der bestellten Güter anfallen, werden durch
den Kostentyp zeitabhängige Lohnkosten berücksichtigt. Die Berechnung erfolgt analog zu
dem Kostentyp mengenabhängige Lohnkosten, jedoch fallen nur fixe Kosten an:
mit p1: Dauer; p2: Zeiteinheit [d]; p3: Tagessatz
(Gl. 16)
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 81
Beispiel Kostenelement := Lieferantenentwicklung aus der Kategorie Transaktionskosten
(Gl. 17)
Um einen Lieferanten zu schulen und weiterzuentwickeln, wird eine mehrtägige Reise zum
Lieferanten unternommen. Die entsprechenden Lohnkosten der Arbeitstage werden als
Fixkosten berücksichtigt.
Generischer Kostentyp: Reisekosten
Reisekosten von Mitarbeitenden des beschaffenden Unternehmens können durch die
Festlegung von Aufenthaltsspesen und Flugkosten als Fixkosten eines Beschaffungsguts
berücksichtigt werden.
mit p1: Prozentzahl; p2: Personenanzahl; p3: Aufenthaltsspesen; p4: Flugkosten
(Gl. 18)
Beispiel Kostenelement := Qualitätsaudit aus der Kategorie Transaktionskosten
(Gl. 19)
Ein Qualitätsaudit bei zwei Lieferanten wird von zwei Personen durchgeführt. Die
Aufenthaltsspesen werden unabhängig vom Zielland proportional zur Aufenthaltsdauer
angegeben, die Flugkosten abhängig von der Zielregion. Durch diese Pauschalisierung sind
Reisekosten einfach abzuschätzen und schnell erfassbar.
Generischer Kostentyp: Rohstoffkosten
Zur Analyse des Angebots, welches ein Lieferant für ein Beschaffungsgut abgibt, können die
einzelnen Rohstoffe berücksichtigt werden. Insbesondere in der Elektronikindustrie unterstützt
diese Vorgehensweise die Preisverhandlung mit dem Lieferanten. Die variablen Kosten dieses
Kostentyps berechnen sich aus dem Gewicht, dem kilogrammbezogenen Konvertierungsfaktor
und dem kilogrammbezogenen Rohstoffkostensatz.
(Gl. 20)
82 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
mit p1: Gewicht; p2: Gewichtseinheit [kg]; p3: Rohstoffkostensatz [kg]
Beispiel Kostenelement := Kupferanteil (keine Kategorienzugehörigkeit weil im Kaufpreis
enthalten)
(Gl. 21)
Der Kupferanteil einer Motorenwicklung beträgt 50 g pro Stück und entspricht Kosten von ca.
38 Rp pro Stück.
Generischer Kostentyp: Kapitalbindungskosten
Die variablen Kosten dieses Kostentyps werden berechnet durch die Dauer der Kapitalbindung
normiert auf Tage, multipliziert mit dem Betrag des gebundenen Kapitals und dem WACC-
Zinssatz.
mit p1: Dauer; p2: Zeiteinheit [d]; p3: Betrag; p4: Wechselkurs
(Gl. 22)
Beispiel Kostenelement := Transportkapitalbindung aus der Kategorie Abschreibungen und
Kapitalbindung
(Gl. 23)
Für den Transport eines Beschaffungsguts im Anlagenbau, welches der Abnehmer ex-works
gekauft hat, werden Kapitalbindungskosten für die Dauer des Seetransports berücksichtigt. Im
obigen Beispiel werden für 40 Tage Transport Kapitalbindungskosten von 608 CHF berechnet.
Generischer Kostentyp: Bestandeshaltungskosten
Die Bestandeshaltungskosten während der Projektdauer bewerten die Kapitalbindungskosten,
Lagerinfrastrukturkosten und das Entwertungsrisiko bei der Haltung von Beständen. Sie sind
abhängig vom durchschnittlichen Lagerbestand, der bei Verwendung des
Bestellbestandverfahrens wie folgt ermittelt werden kann (vgl. Schönsleben, 2007, S. 547):
(Gl. 24)
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 83
Die Bestandeshaltungskosten gehören zu den Fixkosten und lassen sich ermitteln durch:
mit p1: Betrag (Wert pro Stück); p2: Wechselkurs; p3: durchschn. Lagerbestand
(Gl. 25)
Beispiel Kostenelement := Bestandeshaltungskosten aus der Kategorie Abschreibungen und
Kapitalkosten
(Gl. 26)
Für die Bestandeshaltungskosten eines Beschaffungsguts, welches 30 CHF pro Stück kostet,
fallen bei durchschnittlichem Lagerbestand von 5„000 Stück im obigen Beispiel Kosten von
1,50 CHF pro Stück an.
Im Falle des Bestellbestandverfahrens ist dabei wichtig, den Sicherheitsbestand an die
Lieferdurchlaufzeiten anzupassen. Der Sicherheitsbestand wird bestimmt aus (Schönsleben,
2007, S. 556):
(Gl. 27)
Der Anpassungsfaktor des Sicherheitsbestands bei ändernder Lieferdurchlaufzeit bestimmt
sich ceteris paribus zu:
(Gl. 28)
Im Falle der Umstellung von einem lokalen Lieferanten mit Lieferdurchlaufzeit von einer
Woche auf einen Lieferanten aus Fernost mit fünfwöchiger Lieferdurchlaufzeit ist
beispielsweise ein Anpassungsfaktor des Sicherheitsbestandes von zu
berücksichtigen.
Generischer Kostentyp: Risikokosten
Risikokosten werden aus dem Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos und der
Schadenshöhe berechnet (vgl. Ziegenbein, 2007, S. 23).
(Gl. 29)
84 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
mit p1: Prozentzahl; p2: Betrag; p3: Wechselkurs
Beispiel Kostenelement := Lieferausfall aus der Kategorie Risikokosten
(Gl. 30)
Das Risiko eines Lieferausfalls wird mit 2% für den Zeitraum des Beschaffungsprojektes
eingeschätzt. Der resultierende Schaden beträgt 50„000 CHF, d. h. 20 Rp pro Stück.
Zusammenfassend werden die generischen Kostentypen in der nachfolgenden Tabelle
dargestellt (s. Tabelle 11). Zu jedem Kostentyp wird ein beispielhaftes Kostenelement genannt
mit Angabe der zugehörigen Kategoriennummer gemäss Abbildung 20.
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 85
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11
Tabelle 11: Übersicht der generischen Kostentypen
86 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
3.3.3.2 Bezugsgrössen
Neben den beschriebenen Parametern, die zur Berechnung der Kostenelemente herangezogen
werden, existieren zwei weitere Parameter, welche den Zeit- bzw. Mengenbezug eines
Kostenelements definieren. Die Bezugsgrössen werden aufgrund einer verbesserten und
anwenderfreundlichen Bedienbarkeit des Tools eingeführt.
Die Kostenelemente der Beurteilungsdimension der variablen Kosten werden in den oben
beschriebenen Berechnungsfunktionen pro Stück parametrisiert. Allgemein können sie jedoch
in Bezug auf eine beliebige Menge (M) in der Einheit Mengeneinheit (ME) angegeben werden.
Beispielsweise können Frachtkosten einerseits pro Stück angegeben werden, z. B. 5 USD pro
Stück. Alternativ besteht andererseits die Möglichkeit, die Frachtkosten eines gesamten
Bestellabrufs anzugeben, beispielsweise 2500 USD bezogen auf 500 Stück (
). Das gleiche Ergebnis würde man durch die Definition der Mengeneinheit
erreichen. Falls mehrere Kostenelemente den Bestellabrufbezug
nutzen, kann auf diese Weise zentral die Bestellabrufmenge verändert werden und die
Auswirkungen analysiert werden. Diese Untersuchung ermöglicht auch die Wahl der optimalen
Bestellabrufsgrössen. Bei einem lokalen Lieferanten wählt man beispielsweise niedrige
Bestellabrufmengen, weil die einmaligen Aufwände für einen Bestellabruf gering sind und
Bestandeshaltungskosten gespart werden können. Bei einem weitentfernten Lieferanten werden
eher hohe Abrufmengen gewählt, weil die einmaligen Kosten so hoch sind, dass
Bestandeshaltungskosten in Kauf genommen werden.
Fixkosten und Risikokosten, die sich standardmässig auf die gesamte Projektdauer beziehen,
können analog zu den variablen Kosten, für eine beliebige Dauer (D) in der Einheit Zeiteinheit
(ZE) angegeben werden. Falls die Bezugsdauer kleiner ist als die Projektdauer (PD), werden
die Kosten entsprechend dem Verhältnis der beiden Dauern mehrfach berücksichtigt; falls die
Bezugsdauer grösser ist, werden die Kosten entsprechend dem Verhältnis anteilig
berücksichtigt. Bei einer Projektdauer von zwei Jahren kann der Aufwand für die
Lieferantenentwicklung beispielsweise mit 5„000 EUR bezogen auf ein Jahr parametrisiert
werden ( ). Für die gesamte Projektdauer werden dann
10„000 EUR berücksichtigt.
Die Formeln der Kostentypen werden um die Bezugsgrössen entsprechend ergänzt66:
(Gl. 31)
Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht der Parameter, die unabhängig von den
generischen Kostentypen definiert wurden (s. Tabelle 12). Die Parameter unterscheiden sich
hinsichtlich ihrer Gültigkeitsbereiche. Die Parameter zur Bestimmung der Bezugsgrössen (M,
ME, D und ZE) sind für ein einzelnes Kostenelement gültig. Sie werden in Ergänzung zu den
bis zu vier Parametern, die zur Berechnung eines Kostenelements notwendig sind, vom
Benutzer jeweils eingegeben. Die Parameter Projektdauer und Projektmenge werden einmal für
66
Der Kostentyp der Bestandeshaltungskosten (s. Gl. 25) besitzt als Ausnahme weder einen Mengen- noch
einen Zeitbezug.
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 87
ein Beschaffungsprojekt definiert. Die Zinssätze (WACC, LIKS und ER) werden für einen
Zeitraum von beispielsweise einem Kalenderjahr als Konstanten festgelegt.
Parameter Abkürzung Gültigkeitsbereich Ausprägungsbeispiel
Menge M Kostenelement 1
Mengeneinheit ME Kostenelement 1 Stk
Dauer D Kostenelement 12
Zeiteinheit ZE Kostenelement 1 Monat
Projektdauer PD Beschaffungsprojekt 1 a
Projektmenge PM Beschaffungsprojekt 10„000 Stk
Weighted Average Cost of
Capital WACC z. B. 1 Kalenderjahr 10% p. a.
Lagerinfrastrukturkostensatz LIKS z. B. 1 Kalenderjahr 9% p. a.
Satz für Entwertungsrisiko ER z. B. 1 Kalenderjahr 1% p. a.
Tabelle 12: Parameter zur Berechnung der Kostenelemente
3.3.3.3 Dynamische Einflussfaktoren
Einige der beschriebenen Parameter unterliegen dynamischen Veränderungen, d. h. sie weisen
über die Projektdauer hin eine Bewegung auf und verbleiben nicht konstant. Aufgrund der
Notwendigkeit von Ex-ante-Betrachtungen zur Lieferantenauswahl bedarf es einer Methode,
um sich zeitlich verändernde Grössen in die Kostenanalyse einzubeziehen. Es können zwei
Arten von dynamischen Grössen unterschieden werden.
Parameterausprägungen, die zur Berechnung der Kosten herangezogen werden und im Tool
hinterlegt sind, umfassen beispielsweise Wechselkurse, Transportkosten67 und Rohstoffpreise.
Gerade vor dem Hintergrund der globalen Beschaffung unterliegen diese Grössen dynamischen
Veränderungen. Über einen Betrachtungszeitraum von mehreren Jahren zeigen auch
Lohnkosten dynamisches Verhalten auf.
Die zweite Art dynamischer Grössen betrifft die Hauptparameter der Kostenelemente. Diese
sind zum Zeitpunkt der Kostenanalyse zum Teil nicht exakt bekannt. Die für die
Lieferantenentwicklung notwendigen Aufwände sind beispielsweise stark von den Leistungen
des Lieferanten abhängig und nur ungenau vorab einzuschätzen.
Zur Berücksichtigung dynamischer Einflussfaktoren wurden verschiedene mögliche Ansätze
mit den Industriepartnern diskutiert. Durch Angabe von Wahrscheinlichkeitsverteilungen der
dynamischen Grössen wäre die Berechnung von Wahrscheinlichkeitsverteilungen der TCO
mithilfe der Anwendung von Monte-Carlo-Simulationen analog zu Standortentscheidungen
oder Risikoanalysen möglich (vgl. Oehmen et al., 2008). Gegen diesen Ansatz sprechen die
Umstände, dass das Tool ohne externe Unterstützung von den Unternehmen angewendet
67
Die dynamischen Veränderungen der Transportkosten können beispielsweise am Baltic Dry Index (BDI)
von The Baltic Exchange der Börse London für die Verschiffung trockenen Schüttguts (z. B. Eisenerz,
Kohle und Zement) nachvollzogen werden (s. BDI, 2010).
88 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
werden soll. Die Parametrisierung von Wahrscheinlichkeitsverteilungen wurde infolgedessen
als Alternative verworfen, weil sie von den Industriepartnern als zu kompliziert bewertet
wurde.
Des Weiteren wurde in Erwägung gezogen, eine Szenarioanalyse anzuwenden, d. h. mehrere
Zeitreihen mit unterschiedlichen Werten für Parameter zu definieren, mit
Eintrittswahrscheinlichkeiten zu versehen und zu einem erwarteten Ergebnis zu kombinieren
(vgl. Mißler-Behr, 1993). Auch dieser Ansatz wurde wegen des grossen Aufwands bei
gesamthafter Anwendung verworfen.
Stattdessen wurde ein reduzierter Szenarioansatz gewählt, bei dem die Extremszenarios
schlechtester und bester Fall sowie der erwartete Fall untersucht werden. Für diese drei
Szenarien werden für alle dynamischen Grössen drei Werte definiert, ohne zeitliche
Veränderungen innerhalb der Szenarien zu berücksichtigen. Beispielsweise werden für den
Wechselkurs CHF-EUR der Wert 1,45 CHF/EUR als erwarteter Wert, sowie die Werte 1,40
CHF/EUR und 1,50 CHF/EUR für den besten bzw. schlechtesten Fall angegeben68. Bei der
Auswertung werden die Kosten separat für die drei Szenarien berechnet.
Der Anwender erhält durch den gewählten Min-Max-Ansatz zum einen ein Gefühl für die
Hebelwirkung einzelner Parameter auf das Ergebnis, zum anderen kann die Robustheit des
Ergebnisses im Sinne einer Sensitivitätsanalyse bewertet werden.
Der Nachteil des gewählten Ansatzes ist eine Überlagerung mehrerer dynamischer Grössen, die
dazu führen kann, dass die Aussagefähigkeit des Ergebnisses eingeschränkt ist, weil die
einzelnen Einflüsse kumuliert auf das Ergebnis einwirken. Sinnvollerweise wird die Robustheit
des Ergebnisses daher durch Variation nur einzelner Parameter und Konstanthaltung aller
anderen Parameter getestet.
3.3.4 Nicht monetäre Beurteilungskriterien
Neben den monetären Beurteilungskriterien existieren für die Lieferantenauswahl relevante
Kriterien, die nicht ohne weiteres in monetären Grössen ausdrückbar sind bzw. bei denen
Informationen im Fall einer rein monetären Betrachtung verloren gingen (vgl. Bunn, 1984).
Beispielsweise sind die Auswirkungen der Lieferdurchlaufzeit bei der globalen Beschaffung
vielfältig. Monetär betrachtet führt eine höhere Lieferdurchlaufzeit zu höheren
Sicherheitsbeständen und in Folge dessen zu höheren Bestandeshaltungskosten. Gleichzeitig
hat sie Einfluss auf die Losgrössenwahl, d. h. auf die optimale Menge eines Bestellabrufs. Des
Weiteren ist die Lieferdurchlaufzeit entscheidend für die Planung und Steuerung, d. h. für das
Material-, Zeit- und Kapazitätsmanagement, im beschaffenden Unternehmen. Bei einer
Verlagerung einer Komponente von einem lokalen Lieferanten in der Schweiz zu einem
globalen Lieferanten in China müssen alle nachfolgenden Wertschöpfungsschritte auf die
längeren Lieferdurchlaufzeiten abgestimmt werden. Dieses Beispiel legt dar, dass neben
monetären Grössen auch nicht monetäre Beurteilungskriterien zu der komplexen Entscheidung
der Lieferantenauswahl beitragen können.
Darüber hinaus sind die monetären Auswirkungen mancher Einflüsse nicht in einem
angemessenen Zeitrahmen ausreichend genau quantifizierbar. Insbesondere Supply Chain
Risiken sind nur mit grossem Modellierungsaufwand zu bewerten und auch dann nur grob
68
Beschaffungsseitig ist ein niedriger Wechselkurs vorteilhaft, weil Devisen einen niedrigeren Wert in
Schweizer Franken aufweisen. Absatzseitig ist die Situation umgekehrt, d. h. niedrige Wechselkurse scha-
den üblicherweise exportorientierten Industrien (vgl. Kreinin, 1977).
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 89
abschätzbar (Ziegenbein, 2007, S. 87). In der Praxis wird dieser Aufwand oft aus Mangel an
verlässlichen Daten gemieden.
Das grundsätzliche Ziel des Konzeptes TCO, sämtliche Aspekte einer Entscheidung in Kosten
auszudrücken, ist folglich nur eingeschränkt in der Praxis erreichbar. Folgekosten unerwarteter
Risiken, beispielsweise ein Lieferausfall oder Qualitätsmängel, die auch als Risikokosten oder
Opportunitätskosten69 bezeichnet werden, sind sehr schwierig zu bestimmen (Schönsleben,
2007, S. 38). Hinzukommend stehen die Entscheidungsträger vor der Herausforderung,
Bewertungen von Risikokosten ex ante vorzunehmen. Beispielsweise müsste ein Unternehmen
bei einem zweijährigen Beschaffungsprojekt vorab abschätzen, wie hoch die Folgekosten
eventueller Qualitätsmängel wären. Dabei ist in der Praxis aufgrund fehlender Erfahrungen vor
Beginn eines Beschaffungsprojektes meist unbekannt, erstens welche Mängel auftreten könnten
und zweitens welche Folgekosten mit den Mängeln verbunden wären. Je länger die Laufzeit
eines Beschaffungsprojektes beträgt, desto grösser ist in der Regel die Herausforderung,
sämtliche Eventualitäten in Risikokosten monetär zu bewerten.
Die Analyse von beschaffungsseitigen Risikokosten geht in der Praxis oft über den
Kompetenzbereich des Entscheidungsträgers aus der Beschaffung bzw. des Supply Chain
Managements hinaus. So müsste er beispielsweise für die Bewertung von Umsatzeinbussen
aufgrund von unerwarteten Lieferverzögerungen Informationen aus dem Marketing, Vertrieb
oder sogar unternehmensextern von betroffenen Kunden abfragen. Eine umfassende monetäre
Bewertung von abteilungs- und unternehmensübergreifenden Risikokosten wäre, wenn
überhaupt möglich, sehr aufwendig.
In der Praxis müssen Entscheidungen jedoch auch bei unsicherer Datenlage getroffen werden.
Es werden daher nicht monetäre Informationen benötigt, die in die Entscheidungsfindung
einbezogen werden können. Diese nicht monetären Informationen werden implizit bei der
Entscheidungsfindung in monetäre Grössen oder in eine andersartige Nutzenfunktion70
umgewandelt, um ähnlich wie bei der Nutzwertanalyse eine Vergleichbarkeit zwischen
mehreren Alternativen herzustellen. Dabei spielen die Erfahrungen der Entscheidungsträger
und die Diskussionen unter den beteiligten Mitarbeitenden über das Entscheidungsproblem in
der Praxis eine grosse Rolle.
Zur Bereitstellung der nicht monetären Informationen haben sich die Industriepartner daher
dafür ausgesprochen, auch nicht monetäre Beurteilungskriterien in die Lieferantenauswahl mit
aufzunehmen. Zu den monetären Beurteilungsdimensionen werden daher nicht monetäre
Beurteilungsdimensionen ergänzt (s. Abbildung 40). Zu den quantitativen Dimensionen zählen
Lieferdurchlaufzeit, Personalaufwand und makroökonomische Kriterien, zu der qualitativen
Dimension die qualitativen Kriterien. Im Folgenden werden diese Beurteilungsdimensionen
detailliert beschrieben.
3.3.4.1 Lieferdurchlaufzeit
Die Implikationen der Lieferdurchlaufzeit auf die Abläufe von Industrieunternehmen wurde
bereits oben erwähnt. Analog zu der Berechnung der TCO (s. Gl. 5) wird die
Lieferdurchlaufzeit (LDLZ) mittels Summierung einzelner Zeitelemente
berechnet.
69
Opportunitätskosten sind mögliche Gewinne aus dem Kapitaleinsatz, der hätte erzielt werden können,
wenn das Kapital für einen anderen Zweck als den betrachteten gebraucht worden wäre (Schönsleben,
2007, S. 37f.). 70
Die Nutzenfunktion (engl. utility function) wird bei multikriteriellen Entscheidungsproblemen herangezo-
gen, um die beste Alternative auszuwählen (vgl. Scholz u. Tietje, 2002, S. 71ff.).
90 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
(Gl. 32)
Die Zeitelemente können beispielsweise einzelne Phasen vom Auslösen der Bestellung des
Abnehmers beim Lieferanten bis zum Empfang der Ware berücksichtigen. Alternativ kann auch
für die gesamte Lieferdurchlaufzeit nur ein einzelnes umfassendes Zeitelement berücksichtigt
werden.
Beispiel: Lieferdurchlaufzeit eines chinesischen Lieferanten
(Gl. 33)
3.3.4.2 Personalaufwand
Der zeitliche Aufwand im beschaffenden Unternehmen zur Koordination und Kommunikation
in einer Abnehmer-Lieferanten-Beziehung wird monetär bereits durch die Transaktionskosten
berücksichtigt (s. Abschnitt 3.1.2). Über die monetäre Betrachtung hinaus ist es unter
Umständen auch entscheidungsrelevant, den zeitlichen Aufwand selbst zu ermitteln. Gerade im
Anlagenbau ist der lieferantenspezifische Aufwand im Kontext der Beschaffung aus
Niedriglohnländern erheblich. Beispielsweise müssen Zeichnungen angepasst werden,
Materialien je nach Verfügbarkeit ersetzt werden und die Produktion durch eigenes Personal
beim Lieferanten begleitet werden. Im Verhältnis zu dem Wert der Beschaffungsgüter mögen
die Kosten des Personalaufwands zwar sehr gering sein, doch können insbesondere in den
Bereichen Beschaffung und Entwicklung personelle Engpässe bestehen. Die Entscheidung
zugunsten eines bestehenden lokalen Lieferanten, bei dem die Geschäftsbeziehung bereits
etabliert ist, kann somit getroffen werden, weil ein alternativer, günstigerer Lieferant in einem
Niedriglohnland grossen zeitlichen Aufwand verursachen würde.
In Analogie zur Lieferdurchlaufzeit wird der Personalaufwand (PA) durch die Addition der
Zeitelemente
ermittelt.
(Gl. 34)
Standardmässig werden die Dauern zur Berechnung der variablen und fixen Lohnkosten bereits
berücksichtigt (s. Gl. 14 und Gl. 16). Der Personalaufwand bezieht sich auf die gesamte
Projektmenge bzw. die gesamte Projektdauer:
(Gl. 35)
Beispiel:
(Gl. 36)
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 91
Das obige Beispiel zeigt den Personalaufwand für ein zweijähriges Projekt bei variablen
Lohnkosten von 1 h/Stück und fixen Lohnkosten von 20 d/a.
3.3.4.3 Makroökonomische Kriterien
Neben den nicht monetären Beurteilungsdimensionen der Lieferdurchlaufzeit und des
Personalaufwands werden ausgewählte makroökonomische Kriterien der Länder betrachtet, in
denen die potentiellen Lieferanten ansässig sind. Dies unterstützt die Entscheidungsfindung
gerade bei langfristigen Lieferantenbeziehungen, um die Entwicklung einer Region durch
makroökonomische Kriterien zu überwachen. Nach Experteninterviews mit den
Industriepartnern wurden folgende Kriterien, die aus kostenlos zugänglichen Online-
Datenbanken entstammen, für Beschaffungsentscheide als relevant identifiziert.
Makroökonomisches
Kriterium Index, Organisation, Website (Abruf: 19.12.2009)
Schutz geistigen
Eigentums
The International Property Rights Index, Property Rights
Alliance, www.internationalpropertyrightsindex.org
Korruption Corruption Perception Index, Transparency International,
transparency.org
Politische Stabilität Political Instability Index, Economist Intelligence Unit,
viewswire.eiu.com/site_info.asp?info_name=social_unrest_table
Rechtssicherheit Economy Rankings - Enforcing Contracts, Doing Business,
www.doingbusiness.org/economyrankings
Wachstum des
Bruttoinlandprodukts
World Economic and Financial Surveys, The International
Monetary Fund, www.imf.org/external/ns/cs.aspx?id=28
Tabelle 13: Ausgewählte makroökonomische Kriterien und ihre Quellen
Die Kriterien werden auf einer Skala von 0 bis 100 standardisiert, wobei 0 den schlechtesten
Wert und 100 den besten Wert repräsentiert.
3.3.4.4 Qualitative Kriterien
Abschliessend werden qualitative Kriterien berücksichtigt, die Einfluss auf die
Lieferantenauswahl haben. Diese Kriterien können in der vorgestellten Methode auf einer
fünfstufigen Skala priorisiert oder ohne Bewertung angegeben werden. Zu den qualitativen
Kriterien gehören zum einen aus der Literatur und Praxis bekannte Kriterien zur
Lieferantenauswahl wie Qualitätsstandards, Fähigkeiten in Forschung und Entwicklung und
Wachstumsraten (vgl. Weber et al., 1991). Zum anderen können bei den qualitativen Kriterien
Supply Chain Risiken berücksichtigt werden, deren monetäre Quantifizierung Schwierigkeiten
bereitet.
92 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
3.3.5 Implementierung des Tools
In der folgenden Abbildung wird der vereinfachte schematische Aufbau des TCO-Tools
zusammenfassend dargestellt (s. Abbildung 42). Im oberen Teil sind die monetären
Beurteilungskriterien aus den drei monetären Beurteilungsdimensionen der variablen Kosten,
fixen Kosten und Risikokosten angeordnet. Die Summe dieser Dimensionen ergibt die TCO des
Beschaffungsguts. Die Kostenelemente werden über eine vom zugehörigen Kostentyp
abhängige Berechnungsfunktion den Beurteilungsdimensionen zugeordnet. Jedes
Kostenelement wird durch ein bis vier Parameter bestimmt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit
wurde auf die Bezugsgrössen und die Dynamikmodellierung in der Abbildung verzichtet. Die
Kostenelemente werden in unternehmensspezifische Kategorien unterteilt, um den speziellen
Anforderungen in den Unternehmen gerecht zu werden (s. Tabelle 9). Die Kategorisierung der
Beurteilungskriterien kann sich zum einen an der in dieser Arbeit entwickelten abstrakten
Zusammensetzung der TCO mit den Kategorien Transport- und Logistikkosten,
Transaktionskosten, Abschreibungen und Kapitalkosten sowie Risikokosten anlehnen (s.
Abbildung 20). Die Kategorisierung kann zum anderen, wie in der Literatur vorgeschlagen, auf
den funktionalen Bereichen des Unternehmens basieren (z. B. Preis, Qualität, Lieferung,
Technologie, Service (Ellram, 1993)), an den Produktlebenszyklus angelehnt sein (z. B.
Akquise, Empfang, Besitz, Gebrauch und Entsorgung (Degraeve et al., 2005)), sich an einer
Hierarchie orientieren (z. B. Einheit, Los, Bestellung, Lieferant (Degraeve et al., 2005)) oder
dem Beschaffungsprozess folgen (vgl. Alard et al., 2007, Bremen et al., 2007) (s. Abschnitt
2.2.4).
Aufgrund des Ziels, eine Standardplattform für die Implementierung des TCO-Tools zu
wählen, die unabhängig von anderen Systemen funktioniert, wurde Microsoft Excel als
Plattform ausgewählt. Diese Software ist in den Unternehmen weit verbreitet und ermöglicht
dadurch unternehmensspezifische Erweiterungen. Die geforderte automatisierte
Anpassungsfähigkeit des Tools verlangt nach einer Lösung, bei der monetäre und nicht
monetäre Beurteilungskriterien vom Administrator im Unternehmen hinzugefügt werden
können und die Auswertung automatisch angepasst wird. Dazu wurden Prozeduren in der
softwareeigenen Programmiersprache Visual Basic for Applications (VBA) entwickelt. Es
wurde besonderer Wert auf eine generische Struktur des Tools gelegt, damit es in
unterschiedlichen Unternehmen angewendet werden kann. Die Anpassungsfähigkeit des
generischen Tools umfasst das Hinzufügen von Kostenelementen, die Definition von
Kategorien zur Strukturierung der Kostenelemente, die Ergänzung von Kostentypen und
zugehörigen Berechnungsfunktionen sowie die Definition von neuen Parametern und deren
Ausprägungen.
Das generische TCO-Tool selbst umfasst zunächst keine konkreten Kostenelemente.
Stattdessen bietet es eine auf den beschriebenen generischen Kostentypen basierende Struktur
zur Komposition und Implementierung unternehmensspezifischer TCO-Modelle. Das
generische Tool kann somit auch als Metamodell bezeichnet werden. In Bezug auf die
ellramschen Klassifikationen ist das generische Tool somit weder als Standard- noch als
Individualmodell zu charakterisieren. Vielmehr lassen sich mithilfe des generischen Tools
sowohl Standard- als auch Individualmodelle ableiten, die monetäre und nicht monetäre bzw.
wertbasierte Beurteilungskriterien enthalten (s. Abschnitt 2.2.2).
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 93
Abbildung 42: Vereinfachter schematischer Aufbau des TCO-Tools mit monetären und nicht mo-
netären Beurteilungskriterien
3.3.6 Prozess zur Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-Modelle
Nach der Entwicklung der Methode zur Analyse der TCO wird im Folgenden aufgezeigt, wie
die generische Methode in Industrieunternehmen umgesetzt werden kann. Durch Konfiguration
und Anpassung werden aus der generischen Methode unternehmensspezifische TCO-Modelle
entwickelt. Dazu wird ein Prozessmodell vorgeschlagen, das in die drei Phasen Identifikation,
Bewertung und Umsetzung unterteilt ist; die einzelnen Phasen bestehen aus je vier
Prozessschritten (s. Abbildung 43). Das Vorgehen kann von einer unternehmensinternen
Projektgruppe mit oder ohne externe Moderation bzw. Beratung durchgeführt werden.
f 3(p
1, p
2, …
)Variable Kosten
Fixe Kosten
Risiko-Kosten
TCO
KE1
KE3
KE5
KE6
KE2
KE4
KE7
Kate
go
rie I
IK
ate
go
rie I
f 1(p
1, p
2, …
)
f 2(p
1, p
2, …
)
Liefer-durch-laufzeit
Personal-aufwand
Makroöko-nomische Kriterien
Qualitative Kriterien
p1 p2
p1 p2 p3 p4
p1 p2 p3 p4
p1 p2 p3
p1 p2
p1 p2 p3
p1 p2 p3
Mo
netä
rN
ich
t m
on
etä
r
KE Kostenelement
p Parameter
f Berechnungsfunktionen
der generischen Kosten-
typen i = 1, 2 und 3
94 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Abbildung 43: Prozess zur Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-Modelle
3.3.6.1 Phase 1: Identifikation
Die erste Phase umfasst die Identifikation der Beurteilungskriterien, die im Rahmen der TCO-
Analyse zur Beurteilung der Lieferanten herangezogen werden.
Schritt 1.1: Systemabgrenzung
Die Systemabgrenzung bildet den Ausgangspunkt der Identifikationsphase. Analog zur
Beschreibung der Anwendung der Aktionsforschung (s. Abschnitt 3.3.1 und Abbildung 43)
wird die Systemabgrenzung vorgenommen, um folgende Abklärungen vorzunehmen:
Welche Unternehmensbereiche, Abteilungen und Personen sind beteiligt?
Welche Beschaffungsgüter sind betroffen?
Welche Beschaffungsregionen und Lieferanten werden betrachtet?
Die Erstellung der Systemabgrenzung ist ein iterativer Prozess. Sie dient der Schaffung einer
gemeinsamen Kommunikationsbasis und kann bei Bedarf in den nachfolgenden
Prozessschritten angepasst werden.
Schritt 1.2: Visualisierung von Supply Chains
Den zweiten Schritt stellt die Visualisierung von Supply Chains mithilfe des SCOR-Modells
dar (s. Abschnitt 3.3.1 und Abbildung 39). Ziel dieses Prozessschrittes ist es, exemplarische
Supply Chains auszuwählen und zu visualisieren, um ein besseres Verständnis der
Information-, Material- und Geldflüsse zu erreichen und um Charakteristiken der Supply
Chains, wie Örtlichkeiten, Distanzen, Durchlaufzeiten und Mengen, darstellen zu können.
Schritt 1.3: Identifikation relevanter Beurteilungskriterien
Zu den Beurteilungskriterien gehören monetäre und nicht monetäre, wie in den Abschnitten
3.3.3 und 3.3.4 gezeigt wurde. Bezüglich der monetären Kriterien stellt sich zu Beginn des
Prozessschritts der Identifikation die Frage, wie umfangreich der Zeitraum der
IdentifikationSystem-
abgrenzung
Visualisie-
rung von Supply Chains
Identifikation
relevanter Beurteilungs-
kriterien
Zuordnung der
Beurteilungs-kriterien
BewertungBestimmung der
Kostentypen
Ermittlung der
Ausprägungen der Parameter
Prüfung der
Relevanz der Kosten-elemente
Kategori-
sierung der Kosten-elemente
Umsetzung Konfigurationoptional:
AnpassungTest
Einführung,
Schulung
Phase 1
Phase 2
Phase 3
1.1 1.2 1.3 1.4
2.1 2.2 2.3 2.4
3.1 3.2 3.3 3.4
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 95
Kostenbetrachtung gestaltet sein soll. Die beschriebene TCO-Methode dient hauptsächlich der
Lieferantenauswahl und zwar zu einem Stadium, bei dem bereits potentielle Lieferanten
identifiziert, Angebote eingeholt und erste Lieferantenevaluationen durchgeführt worden sind.
Die Kosten für diese Aufwände sind zum Zeitpunkt der finalen Lieferantenauswahl bereits
angefallen, d. h. versunkene bzw. irreversible Kosten, die nicht mehr entscheidungsrelevant
sind. Die Industriepartner haben sich im Rahmen des Forschungsprojekts darauf geeinigt,
irreversible Kosten, die vor der Entscheidung angefallen sind, bei der Analyse zu
vernachlässigen. Des Weiteren wurde das Ende des Betrachtungszeitraums diskutiert. Bei
Serienfertigern stellt die Einlagerung der Beschaffungsgüter das Ende dar, bei Anlagenbauern
teilweise auch noch die Verwendung des Beschaffungsguts auf der Baustelle des Kunden. Bei
der Festlegung des Betrachtungszeitraums sollte berücksichtigt werden, dass es bei der TCO-
Analyse um Ex-ante-Betrachtungen geht, bei denen die Datenbasis insbesondere für weit in der
Zukunft liegende Ereignisse sehr ungenau ist.
Neben der Frage des Betrachtungszeitraumes muss vorab geklärt werden, welche Art der
Kostenrechnung durchgeführt wird. Eine Differenzkostenrechnung berücksichtigt nur solche
Kostenelemente, die bei verschiedenen Lieferanten unterschiedlich anfallen; eine
Vollkostenrechnung umfasst dagegen sämtliche Kostenelemente. Zur verbesserten
Entscheidungsfindung reicht eine Differenzkostenrechnung aus, für die weiterführende
Nutzung der TCO-Daten, beispielsweise für Make-or-Buy-Entscheide, ist eine
Vollkostenrechnung notwendig.
Die Identifikation relevanter Beurteilungskriterien kann grundsätzlich auf zwei verschieden
Arten erfolgen: top-down71 und bottom-up72 (s. Abbildung 44). Bei der Top-Down-
Vorgehensweise werden zunächst die Prozesse der globalen Beschaffung modelliert (s.
Abbildung 11 in Kapitel 2). Anschliessend werden die Beurteilungskriterien jedes einzelnen
Schrittes identifiziert. Zusätzlich werden prozessübergreifende Kriterien wie beispielsweise
Lieferantenmanagement, Durchlaufzeiten und Risiken analysiert. Der Vorteil der Top-Down-
Vorgehensweise ist die ganzheitliche Erfassung von Kriterien, die Prozessen zuzuordnen sind.
Nachteilig wirkt sich dagegen aus, dass prozessübergreifende Kriterien vernachlässigt werden.
Die Bottom-Up-Vorgehensweise kann auf verschiedene Datenerhebungsmethoden
zurückgreifen. Naheliegend ist die Brainstormingmethode, die im Projektteam zur Entwicklung
des TCO-Modells im Anschluss an die Visualisierung der exemplarischen Supply Chains
durchgeführt werden kann. Dazu schreiben alle Beteiligten beliebig viele Kriterien ohne
jegliche Wertung auf einzelne Karten, die nach ihrer Meinung die TCO eines Beschaffungsguts
beeinflussen bzw. für die Lieferantenauswahl relevant sind. Anschliessend werden die Karten
eingesammelt, sortiert und kategorisiert. Die Diskussion, welche der Kriterien tatsächlich
relevant sind, wird in der Folge im Plenum geführt.
71
Engl.: von allgemeinen, umfassenden Strukturen zu immer spezielleren Details (Duden, 2003) 72
Engl.: von speziellen Details ausgehend und schrittweise über immer umfassendere Strukturen die Ge-
samtstruktur eines Systems errichtend (Duden, 2003)
96 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Abbildung 44: Identifikation relevanter Kostenelemente
Die Befragung einzelner Mitarbeitender ist eine weitere Methode, um eine umfassende
Kriteriensammlung zu erhalten. Dazu werden zuvor unbeteiligte Mitarbeitende nach ihrer
persönlichen Meinung zu relevanten Beurteilungskriterien befragt. Die Befragung kann auf die
Zwischenergebnisse des Brainstormings aufbauen oder unabhängig davon durchgeführt
werden. Der Einbezug möglichst vieler Mitarbeitender im Verlauf der Toolentwicklung,
insbesondere aus der strategischen und operativen Beschaffung, fördert die nachträgliche
Akzeptanz des Tools erheblich, weil die Mitarbeitenden selbst zum Ergebnis beitragen und sich
daher nach der Einführung des Tools damit identifizieren.
Neben den beiden kreativen Erhebungsmethoden können die umfangreichen
Kriteriensammlungen aus der Literatur herangezogen werden, um einen abschliessenden
Abgleich vorzunehmen (s. Abbildung 16 in Kapitel 2). Dabei tragen die Beschreibung der
Zusammensetzung der TCO im globalen Kontext (s. Unterkapitel 3.1) und die Analyse der
Relevanz der einzelner Kostenelemente (s. Unterkapitel 3.2) dazu bei, dass Unternehmen die
für sie bedeutsamen Kriterien identifizieren.
Die Bottom-Up-Vorgehensweise ist zeitlich umfangreicher, erzeugt andererseits aber auch
detailliertere Resultate. Eine kombinierte Vorgehensweise, top-down und bottom-up, wird
daher für den Prozessschritt der Identifikation relevanter Beurteilungskriterien empfohlen.
Schritt 1.4: Zuordnung der Beurteilungskriterien
Die Sammlung der relevanten Beurteilungskriterien wird im Schritt 1.4 den verschiedenen
Beurteilungsdimensionen zugeordnet (s. Abbildung 40). Dazu wird zunächst unterschieden, ob
ein Kriterium monetärer oder nicht monetärer Natur ist, d. h. ob es mit den im Unternehmen zur
Verfügung stehenden Informationen in angemessener Zeit in monetären Einheiten ausdrückbar
ist oder nicht. Monetäre Kriterien, d. h. die Kostenelemente, werden im Anschluss in die
monetären Beurteilungsdimensionen variable Kosten, fixe Kosten und Risikokosten weiter
unterteilt. Falls die Kosten von der Bestellmenge abhängig sind, werden sie den variablen
Kosten zugeordnet. Falls sie unabhängig von der Anzahl bestellter Güter sind, werden sie den
fixen Kosten zugeteilt. Falls sie in Folge eines unerwarteten Ereignisses auftreten, werden sie
den Risikokosten zugeordnet (s. Abschnitt 3.3.3).
Die nicht monetären Beurteilungskriterien werden den drei quantitativen
Beurteilungsdimensionen Lieferdurchlaufzeit, Personalaufwand und makroökonomische
Kriterien sowie den qualitativen Kriterien zugeordnet (s. Abschnitt 3.3.4).
Abschliessend ist für alle Beurteilungskriterien zu prüfen, ob sie tatsächlich zur
Entscheidungsfindung beitragen und für die Lieferantenauswahl relevant sind. In der Praxis hat
sich gezeigt, dass eine reduzierte Anzahl an Kriterien, die aussagekräftige Daten beinhalten,
Prozesssicht
Kostenelemente
BrainstormingAbgleich
KostenlisteBefragung
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 97
sinnvoller ist, als ein umfangreicher Kriterienkatalog, der nur mit grossem Aufwand
konfiguriert werden kann und keinen ausschlaggebenden Mehrwert liefert.
3.3.6.2 Phase 2: Bewertung
Die Phase der Bewertung betrifft nur die monetären Beurteilungskriterien, die im Folgenden als
Kostenelemente bezeichnet werden. Das Ziel dieser Phase ist die Erarbeitung eines Katalogs an
relevanten, quantifizierbaren Kostenelementen.
Schritt 2.1: Bestimmung der Kostentypen
Zunächst werden die Kostenelemente den Kostentypen zugeordnet (s. Abbildung 45). In den
Dimensionen variable und fixe Kosten ist jeweils zu untersuchen, ob ein Kostenelement zum
Kostentyp mengen- bzw. zeitabhängige Kosten gehört, ob es durch einen relativen Parameter
definiert wird (mengen- bzw. zeitabhängige Kosten (relativ)) oder ob es sich um Lohnkosten
handelt (mengen- bzw. zeitabhängige Lohnkosten). Darüber hinaus stehen bei den variablen
Kosten Rohstoffkosten und Kapitalbindungskosten als spezielle Kostentypen zur Verfügung
sowie bei den fixen Kosten die Kostentypen Reisekosten und Bestandeshaltungskosten.
Anschliessend wird anhand der Kostentypenübersicht (s. Tabelle 11) für jedes Kostenelement
geprüft, ob die notwendigen Parameter in der praktischen Anwendung bestimmt werden
können. Falls dies nicht der Fall ist, bestehen zwei Alternativen. Zum einen kann das Kriterium
in qualitativer Art berücksichtigt werden, zum anderen kann im Schritt 3.2 eine Anpassung des
Tools vorgenommen werden; beispielsweise kann das Hinzufügen eines neuen Kostentyps in
Erwägung gezogen werden.
Abbildung 45: Zuordnung der Kostenelemente zu den Kostentypen
Variable Kosten
Mengenabhängige Kosten
Mengenabhängige Kosten (relativ)
Mengenabhängige Lohnkosten
Rohstoffkosten
Kapitalbin-dungskosten
Fixe Kosten
Zeitabhängige Kosten
Zeitabhängige Kosten (relativ)
Zeitabhängige Lohnkosten
Reisekosten
Bestandes-haltungskosten
Risikokosten
Risikokosten
Monetäre Beurteilungs-dimensionen
Kostentypen
98 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Schritt 2.2: Ermittlung der Ausprägungen der Parameter
Im Schritt 2.2 werden die Ausprägungen der Parameter insbesondere für die wiederkehrenden
Parameter ermittelt. Die für die Berechnung notwendigen Parameter sind durch die Wahl der
Kostentypen gegeben (s. Tabelle 11). Bei der Wahl aller Kostentypen müssen folgende
wiederkehrende Parameter bestimmt werden:
Parameter Bezeichnung der Ausprägungen Ausprägungsbeispiel
Zeiteinheit Zeiteinheitskonvertierungsfaktoren 0.125 h/d
Mengeneinheit Mengeneinheits-
konvertierungsfaktoren 500 Stk/Container
Gewichtseinheit Gewichtseinheits-
konvertierungsfaktoren 1„000 g/kg
Währung Wechselkurse 1,11 CHF/USD
Rohstoff Rohstoffkostensätze Kupfer: 7,65 CHF/kg
Funktion Tagessätze Strategische Beschaffung:
800 CHF/d
Dauer der Reise Aufenthaltsspesen 3 Tage: 1„100 CHF
Destination Flugkosten Asien: 3„000 CHF
Weighted Average Cost
of Capital (WACC) (nur eine Ausprägung möglich) 10% p. a.
Lagerinfrastrukturkosten
satz (LIKS) (nur eine Ausprägung möglich) 9% p. a.
Satz für
Entwertungsrisiko (ER) (nur eine Ausprägung möglich) 1% p. a.
Tabelle 14: Wiederkehrende Parameter und deren Ausprägungen
Die Konvertierungsfaktoren der Zeit-, Mengen- und Gewichtseinheiten sind einmalig an die im
Unternehmen verwendeten Einheiten anzupassen. Die Wechselkurse der gebräuchlichen
Währungen und Kilopreise der zu berücksichtigenden Rohstoffe werden aus
unternehmensinternen Quellen oder aus dem Internet bestimmt. Zur Berechnung der
Personalkosten wird zunächst festgelegt, welche Funktionen bei der TCO-Berechnung
unterschieden werden sollen. Anschliessend ist für jede Funktion der zugehörige
Tagespersonalkostensatz zu ermitteln. Aufenthaltsspesen werden in Abhängigkeit der
Reisedauer konfiguriert, d. h. die Ausgaben für Kost und Logis werden für 0, 1, 2, 3 und mehr
Übernachtungen unabhängig von der Reisedestination angegeben. Die ungefähren Flugkosten
werden für verschiedene Reisedestinationen konfiguriert, beispielsweise je ein Betrag pro
Kontinent bzw. Region. Abschliessend sind die unternehmensspezifischen Zinssätze für
WACC, LIKS und ER zu bestimmen. Die Daten sind in regelmässigen Zyklen, beispielsweise
halbjährlich oder jährlich, zu aktualisieren.
Neben den beschriebenen Parameterausprägungen sind des Weiteren die standardmässig zu
verwendenden Parameter für jedes Kostenelement zu ermitteln. Zum einen betrifft dies die
Methode zur Analyse der Beschaffungskosten 99
Zeit-, Mengen- und Gewichtseinheiten sowie die Bezugsgrössen. Zum anderen ändern sich die
Zeitdauern zur Bestimmung der Personalkosten unter Umständen nicht für jedes
Beschaffungsprojekt und können in diesem Falle einmalig durch Zeitmessungen bestimmt
werden. Dadurch wird die Anwendung des TCO-Tools zur Vollkostenrechnung im Alltag
erleichtert. Beispielsweise könnten die Dauer der Wareneingangsprüfung pro Stück bzw.
Lieferung oder die Dauer einer Bestellauslösung bestimmt werden.
Schritt 2.3: Prüfung der Relevanz der Kostenelemente
Zur Prüfung der Relevanz der identifizierten Kostenelemente werden die TCO exemplarischer
Beschaffungsgüter berechnet und die relativen Anteile an den TCO analysiert. Befindet sich der
Anteil eines Kostenelements für verschiedene Beschaffungsgüter durchweg unterhalb eines
Schwellenwertes (z. B. 0,5 %), kann die Relevanz als sehr niedrig beurteilt werden und das
Kostenelement zur Vereinfachung in der Kostenanalyse vernachlässigt werden.
Schritt 2.4: Kategorisierung der Kostenelemente
Die Kategorisierung der Kostenelemente dient der Übersichtlichkeit einerseits bei der Eingabe
der Daten, andererseits bei der Auswertung der Kosten. In Anlehnung an Kapital 3.3.5 sind
verschiedene Arten der Kategorisierung möglich, die je nach Präferenz des Unternehmens
gewählt werden können:
Funktionale Bereiche: z. B. Preis, Qualität, Lieferung, Technologie, Service
Phasen des Produktlebenszyklus: z. B. Akquise, Empfang, Besitz, Gebrauch und
Entsorgung
Hierarchielevel: z. B. Einheit, Los, Bestellung, Lieferant
Beschaffungsprozesse: z. B. Produktions- und Beschaffungsstrategie, Beschaffungs-
marktforschung, Lieferantenfestlegung, Design-Anpassung, Produktionsanlauf,
Produktion und Lieferantenentwicklung, Beschaffungsabwicklung, Transportlogistik,
After-Sales-Service
Genauigkeit der Kostenermittlung: z. B. genau messbare, auf unternehmensinternen
Durchschnittswerten basierte und geschätzte Kosten
Analog zur Beschreibung der abstrakten Zusammensetzung der TCO in dieser Arbeit:
Transport- und Logistikkosten, Transaktionskosten, Abschreibungen und Kapitalkosten,
Risikokosten
3.3.6.3 Phase 3: Umsetzung
Die dritte Phase umfasst die Prozessschritte zur Umsetzung der TCO-Methode im
Unternehmen.
Schritt 3.1: Konfiguration
Der erste Prozessschritt der dritten Phase betrifft die Konfiguration des TCO-Tools, das in
Microsoft Excel implementiert wurde. Dazu werden zunächst die Kategorien (s. Schritt 2.4)
sowie monetäre und nicht monetäre Beurteilungskriterien (s. Schritt 1.4) in dem Tool
hinzugefügt. Anschliessend werden die vorbestimmten Parameter und die benötigten
Ausprägungen definiert (s. Schritt 2.2). Abschliessend werden die Beurteilungskriterien
beschrieben und Hinweise zur Eingabe der Parameter hinzugefügt.
100 Konzept zur Analyse der Total Cost of Ownership bei globalen Beschaffungsprojekten
Schritt 3.2: Anpassung
Der optionale Prozessschritt der Anpassung wird notwendig, wenn Unternehmen
weiterführende Funktionalitäten nutzen möchten, die Erweiterungen an dem Tool erfordern.
Bei den Erweiterungen können zwei Arten unterschieden werden. Zum einen können in
Ergänzung zu den in Abschnitt 3.3.3.1 vorgestellten Kostentypen neue Kostentypen definiert
werden, falls die ursprünglichen nicht die gewünschte Struktur oder Berechnungsfunktion
aufweisen. VBA-Kenntnisse sind für diese Erweiterung nicht notwendig.
Zum anderen sind unternehmensspezifische Erweiterungen denkbar, die Änderungen an der
VBA-Programmierung erfordern. Mögliche Erweiterungen sind beispielsweise spezielle
Auswertungsdarstellungen, die Anbindung an unternehmensinterne Datenbanksysteme,
Losgrössenanalysen und Risikoportfoliovisualisierungen.
Schritt 3.3: Test
Nach der Konfiguration und optionalen Anpassung folgt der Test des TCO-Tools. Neben der
Prüfung sämtlicher Funktionalitäten sollte auch die Verständlichkeit und Nutzbarkeit des Tools
durch Mitarbeitende ausserhalb des Projektteams kontrolliert werden. In Anlehnung an die bei
Züst (2004, S. 121ff.) beschriebenen Aspekte der systematischen Konzeptanalyse werden
folgende Punkte berücksichtigt:
Analyse der Funktionen und Abläufe
Integrationsfähigkeit
Bedienungsfreundlichkeit und Wartbarkeit
Schritt 3.4: Einführung, Schulung
Der abschliessende Prozessschritt der Umsetzungsphase ist die Einführung des TCO-Tools und
die Schulung der Mitarbeitenden. Unter Einführung wird die Integration der Methode in die
Beschaffungsprozesse des Unternehmens verstanden. Dazu werden, falls vorhanden,
Prozessdokumentationen angepasst sowie Zeitpunkt und Verantwortung der Anwendung des
TCO-Tools zur Lieferantenauswahl festgelegt. Aufgrund des Aufwandes von TCO-Analysen
wird zudem definiert, für welche Beschaffungsgüter bzw. unter welchen Umständen eine
umfangreiche Analyse erforderlich ist. Die ABC-Klassifikation von Gütern bzw. die
Unterscheidung verschiedener Beschaffungsregionen kann dazu herangezogen werden.
Des Weiteren werden die Mitarbeitenden zur TCO-Methode geschult. Neben dem theoretischen
Hintergrund der TCO-Analyse sollte der Fokus der Schulung auf der Anwendung des Tools
liegen, damit die Methode eine breite Akzeptanz im Unternehmen findet.
Überblick über die Fallstudien 101
4 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Die Validierung der konzipierten Total Cost of Ownership Methode erfolgt durch die
Durchführung von Fallstudien in Industrieunternehmen. Dazu wird der vorgeschlagene Prozess
zur Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-Modelle (s. Abbildung 43) in der Praxis
angewendet, auf Umsetzbarkeit geprüft, und es werden erste Erkenntnisse aus dem Einsatz der
Methode aufgezeigt. Auf Basis des generischen TCO-Tools werden somit
unternehmensspezifische TCO-Modelle entwickelt und implementiert.
Die Konzeption der TCO-Methode fand dabei teilweise parallel zur unternehmensspezifischen
Umsetzung in den Unternehmen statt. Dadurch konnte sichergestellt werden, dass die
Anforderungen der Industrieunternehmen während der Konzeption der Methode berücksichtigt
werden. Die enge Interaktion zwischen den Forschenden und den Industrieunternehmen folgt
somit den Grundsätzen der Aktionsforschung, die einen kontinuierlichen Dialog zwischen den
beiden Parteien fordert (vgl. Müller, 2005).
Im Folgenden wird zunächst ein Überblick über die Fallstudien gegeben. Anschliessend werden
die Fallstudien in drei Unternehmen beschrieben sowie zusammenfassende Erkenntnisse aus
den Fallstudien aufgezeigt.
4.1 Überblick über die Fallstudien
Die Unternehmen, in denen Fallstudien durchgeführt wurden, unterscheiden sich stark
bezüglich Branche und Grösse (s. Tabelle 15). Sie stammen aus der Medizinaltechnik- und
Elektronikbranche, sowie dem Anlagenbau. Das kleinste Unternehmen beschäftigt ca. 110
Mitarbeitende, das grösste ca. 8„000. Die Wahl eines heterogenen Konsortiums wirkt sich
insofern vorteilhaft aus, als dass unterschiedliche Anforderungen an die TCO-Methode
berücksichtigt werden können und somit über die aufgezeigten Fallstudien hinausgehend eine
breite Anwendbarkeit der Methode in der Industrie gewährleistet ist.
No Unternehmen Branche Umsatz Mitarbeitende
1 Hocoma AG Medizinaltechnik 24 Mio CHF 110
2 Unternehmen B Elektronik 300 Mio CHF 1„600
3 Unternehmen C Anlagenbau 5„000 Mio CHF 8„000
Tabelle 15: Übersicht der Fallstudien
Nachfolgend werden die drei Fallstudien ausführlich beschrieben. Dabei werden teilweise
unternehmensspezifische Informationen aus Rücksicht auf Geheimhaltungsvereinbarungen
anonymisiert dargestellt.
102 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
4.2 Fallstudie bei Hocoma AG
Hocoma ist weltweit führend in der Entwicklung und Herstellung von automatisierten
Therapiegeräten für die Rehabilitation neurologisch bedingter Bewegungsstörungen. Das
weltweit tätige Medizinaltechnik-Unternehmen mit Sitz in Volketswil wurde 1996 mit dem
Start des Entwicklungsprojektes Lokomat gegründet. Im Jahr 2001 wurden die weltweit ersten
fünf Lokomat®-Systeme an Universitäts-Kliniken verkauft, bis heute kamen Kunden in knapp
50 Ländern dazu. Das Unternehmen umfasst zurzeit 110 Mitarbeitende an drei Standorten. Der
Hauptsitz liegt in Volketswil (Schweiz); Tochtergesellschaften befinden sich in Boston (USA)
und Singapur.
Der Lokomat® wurde entwickelt, um gehbehinderten Patienten nach Schlaganfällen,
Rückenmarkverletzungen, Schädel-Hirn-Traumata, Multipler Sklerose sowie anderen
neurologischen Krankheitsbildern ein automatisiertes Laufbandtraining inklusive Führung der
Beine durch eine Gangorthese zu ermöglichen (s. Abbildung 46). Neben dem Lokomat®
produziert Hocoma weitere Therapiegeräte: Die Produktfamilie Armeo® ist für die Therapie der
oberen Extremitäten von Patienten mit neurologisch bedingter Arm- oder Hand-Dysfunktion
ausgelegt. Erigo® ist ein Kipptisch mit integriertem Beinantrieb; er ermöglicht die
Mobilisierung neurologischer Patienten in der frühen Phase der Rehabilitation oder von lange
bettlägerigen Patienten.
Abbildung 46: Lokomat
® der Hocoma AG
Hocoma verfolgt eine klare Wachstumsstrategie beruhend auf innovativer Produktentwicklung,
Diversifikation und weltweiter Marktentwicklung.
Das vorrangige Ziel der Beschaffung bei Hocoma ist die Sicherstellung der Verfügbarkeit von
benötigten Gütern, um das starke Firmenwachstum von jährlich ca. 30% zu ermöglichen.
Aufgrund des Wettbewerbsdrucks von asiatischen Konkurrenten sieht sich Hocoma jedoch
auch gezwungen, ihre Produktkosten zu optimieren. Infolgedessen stehen auch
Kostenreduktionen durch die Beschaffung aus Niedriglohnländern im Interesse des
Unternehmens.
Fallstudie bei Hocoma AG 103
Die gesamte Fertigung der Bestandteile der Therapiegeräte von Hocoma wird von externen
Lieferanten vorgenommen. Lediglich die Endmontage findet am Hauptsitz in Volketswil statt.
Die Beschaffung ist zurzeit stark auf lokale Beschaffungsmärkte ausgerichtet. Etwa 73% des
Beschaffungsvolumens wird von Schweizer Lieferanten bezogen, weitere 16% aus
Deutschland. Entgegen des hohen Beschaffungsanteils von 73% in der Schweiz beträgt der
Anteil der hier erzielten Umsätze nur ca. 3%. Zum Ausgleich der Wechselkursschwankungen
zu wichtigen ausländischen Währungen wie US-Dollar und Euro sollen daher zukünftig
grössere Anteile an Gütern im Ausland beschafft werden (engl. natural hedging). Zudem wird
von einigen ausländischen institutionellen Kunden gefordert, einen gewissen Anteil des Werts
vor Ort im Ausland zu schöpfen (engl. local content regulation).
Starkes Firmenwachstum, bestehender Kostendruck, natürliche Währungsabsicherung und
Local-Content-Klauseln sind die wichtigsten Einflussfaktoren für das
Beschaffungsmanagement von Hocoma. Neben den momentan etablierten, lokal ansässigen
Lieferanten werden zukünftig vermehrt ausländische Lieferanten in die Wertschöpfungskette
integriert werden müssen, um den beschriebenen Einflüssen gerecht zu werden. Die Auswahl
von Lieferanten auf dem globalen Beschaffungsmarkt stellt das junge Unternehmen jedoch vor
grosse Herausforderungen. Hocoma strebt einerseits Reduktionen bei den Beschaffungskosten
an, fordert jedoch andererseits von ihren Lieferanten kurze Lieferzeiten, hohe Verfügbarkeit,
höchste Qualität und – aufgrund des medizinischen Umfelds – durchgängige
Rückverfolgbarkeit.
Die TCO-Methode ermöglicht eine umfassende Beurteilung von Lieferanten unter
Berücksichtigung der TCO eines Beschaffungsguts und anderen nicht monetären Kriterien. Um
das Unternehmen bei der Entscheidungsfindung im globalen Beschaffungsmanagement zu
unterstützen, wird nachfolgend die Entwicklung des unternehmensspezifischen TCO-Tools
aufgezeigt.
4.2.1 Phase 1: Identifikation
Schritt 1.1: Systemabgrenzung
Zu Beginn der Identifikationphase wird eine Abgrenzung der Systemelemente vorgenommen,
um die für die Entwicklung eines unternehmensspezifischen TCO-Tools relevanten Elemente in
die Bereiche Eingriffssystem, Umsystem und Untersuchungsbereich zu unterteilen (s.
Abbildung 47). Die Systemabgrenzung bei Hocoma beginnt auf der Ebene der
organisatorischen Abteilungen. Es werden die Systemelemente Unternehmensführung,
Informatik (IT/ERP-System), Administration & Finanzen, Forschung & Entwicklung,
Produktmanagement, Operations, Verkauf & Marketing sowie Customer Support
unterschieden. Alle Abteilungen gehören zum Untersuchungsbereich, damit das TCO-Projekt
erfolgreich im Unternehmen verankert und Anwender sowie sämtliche betroffene Parteien
bereits bei der Lösungssuche eingebunden werden können.
Die Abteilung Operations wird weiter unterteilt in die Bereiche Beschaffung und Produktion.
Die Beschaffung besteht aus drei Mitarbeitenden, die überwiegend operative Tätigkeiten
ausführen. Strategische Aufgaben werden vom Gruppenleiter und COO bearbeitet. Insgesamt
werden ca. 2„000 Beschaffungsgüter aus den Hauptkategorien Mechanik, Schlosserei,
Orthopädie und Elektronik von rund 140 Lieferanten bezogen. Orthopädieteile sind die
anspruchsvollsten Beschaffungsgüter; sie werden im direkten Patientenkontakt eingesetzt und
erlauben keine Qualitätsschwankungen. Die Lieferanten dieser Güter sind in der Regel eng in
die Entwicklung der Komponenten eingebunden. Das lieferantenseitige, produktspezifische
104 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Know-how schafft Abhängigkeiten in den Abnehmer-Lieferfanten-Beziehungen. Die wenigen
bestehenden Lieferanten von Orthopädieteilen sind meist kleine Unternehmen, die schnell an
ihre Kapazitätsgrenzen stossen. Für die Suche nach neuen Lieferanten ist ein aufwendiger
Bemusterungsprozess notwendig.
Aufgaben im Bereich der Beschaffung, die für die Entwicklung des TCO-Tools relevant sind,
umfassen das Reporting, die Analyse der Beschaffungsmärkte, die Lieferantenerstbeurteilung
sowie die Lieferantenbewertung bzw. Auditierung. Das in der Abbildung 47 grau hinterlegte
Eingriffssystem umfasst die genannten Aufgaben der Beschaffung in der Abteilung Operations
sowie das ERP-System. Im ERP-System werden erforderliche Schnittstellen geschaffen, um
benötigte Daten für die TCO-Analyse auf einfache Weise auszulesen.
Zu weiteren Elementen des Untersuchungsbereichs, die abteilungsübergreifend aufgeführt
werden, gehören das Qualitätsmanagement, das technische Know-how und die Mitarbeitenden.
Abbildung 47: Systemabgrenzung bei Hocoma
Elemente ausserhalb des Untersuchungsbereichs sind die Shareholder, Beschaffungsmärkte,
Absatzmärkte und Konkurrenz. Sie werden nicht in die Entwicklung des
unternehmensspezifischen Tools eingebunden.
Schritt 1.2: Visualisierung von Supply Chains
Bislang werden ca. 11% des Beschaffungsvolumens ausserhalb der Schweiz und Deutschlands
beschafft. Die Beschaffung wichtiger Module beschränkt sich weitgehend auf den lokalen
inländischen Beschaffungsmarkt des Schweizer Unternehmens. Im Folgenden wird eine
exemplarische Supply Chain visualisiert, welche die Anforderungen an die Beschaffung bei
Hocoma repräsentiert (s. Abbildung 48). Bei der visualisierten Supply Chain handelt es sich um
ein Modul aus dem Bereich Schlosserei, das in vier Varianten geliefert wird. Die
entsprechenden Endprodukte werden üblicherweise kundenauftragsspezifisch hergestellt (engl.
assemble-to-order).
Hocoma bezieht das Modul von einem Lieferanten, der hauptsächlich die Tätigkeiten Lasern,
Abkanten, Biegen und Montieren durchführt. Zu dem Lieferanten besteht eine enge Beziehung
bezüglich Design des Beschaffungsguts und Kostentransparenz. Des Weiteren werden
Vereinbarungen zur Qualitätssicherung getroffen, beispielsweise werden Schweissprotokolle
ausgetauscht und die Rückverfolgbarkeit der Güter sichergestellt. Mit dem Lieferanten wurde
Umsystem
BeschaffungsmärkteLieferanten, Technologien,
Ressourcen
KonkurrenzShareholder
AbsatzmärkteKunden, Vertriebspartner
• Reporting Beschaffung
• Analyse Beschaffungsmärkte
• Lieferantenerstbeurteilung
• Lieferantenbewertung / Audit
Eingriffs-
system
Untersuchungs-
bereichForschung &
Entwicklung
Customer
Support
Verkauf &
MarketingOperations
Produkt-
management
Beschaffung
Produktion
Administration
& Finanzen
Unternehmens-
führung
IT/
ERP-System
Know-how
Qualitäts-
management
Mitarbeiter
Fallstudie bei Hocoma AG 105
ein Rahmenvertrag abgeschlossen, der u. a. vorhersagebasierte Abnahmemengen festlegt. Der
Lieferant produziert die Module auf Lager (engl. make-to-stock), wodurch ein kurzfristiger
Abruf für Hocoma ermöglicht wird. Die Beschaffungsgüter werden DDU an Hocoma geliefert,
d. h. der Transport wird vom Lieferanten organisiert und verantwortet.
Die Unterlieferanten werden von Hocoma vorgeschrieben und sind für die Pulverbeschichtung,
Lieferung von Beistellteilen, das Biegen sowie Rohmaterialien zuständig. Die
Preisverhandlungen finden im direkten Kontakt von Hocoma zu den Unterlieferanten statt.
Abbildung 48: Visualisierung einer exemplarischen Supply Chain bei Hocoma
Die dargestellte Supply Chain spiegelt die Merkmale der Supply Chains von Hocoma
exemplarisch wider. Hocoma hat sämtliche fertigende Wertschöpfung an Lieferanten
ausgelagert und koordiniert neben den direkten Lieferanten (engl. 1st tier) oft auch deren
Unterlieferanten (engl. 2nd tier), um Qualität und Rückverfolgbarkeit im medizintechnischen
Marktumfeld sicherstellen zu können. Von den Lieferanten wird teils Lagerfertigung gefordert,
damit Hocoma bei neuen Kundenaufträgen die Beschaffungsgüter mit kurzen
Lieferdurchlaufzeiten abrufen kann.
Schritt 1.3: Identifikation relevanter Beurteilungskriterien
Die TCO eines Beschaffungsguts setzen sich zum einen aus Kosten zusammen, die für
verschiedene Lieferanten etwa in der gleichen Höhe anfallen und zum anderen aus Kosten,
welche von Lieferant zu Lieferant stark unterschiedlich anfallen. Ein Beispiel für erstere sind
die Aufwände für die Wareneingangskontrolle. Eine Reduktion der Wareneingangskontrollen
bei bewährten Lieferanten ist aufgrund des medizintechnischen Umfelds und der erheblichen
Konsequenzen möglicher Qualitätsmängeln zu riskant. Daher wird bei jedem Lieferanten ein
vergleichbarer Aufwand für die Kontrolle betrieben. Ein Beispiel für lieferantenabhängige
Kosten sind Transportkosten, die sich erheblich für verschiedene Lieferanten unterscheiden
können. Für die Lieferantenauswahl sind nur solche Beurteilungskriterien
S1 M1 D1
S1 M1 D1
S2 M2 D2
Lieferant
(1st tier )Lieferanten
(2nd tier )
P1-4
Hocoma AG
P3
Informationsfluss
Materialfluss
106 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
entscheidungsrelevant, die sich für verschiedene Lieferanten unterscheiden. Im Folgenden
werden daher nur lieferantenabhängige Kriterien berücksichtigt.
Die Beurteilungskriterien wurden mittels vier Vorgehensweisen identifiziert. Zunächst wurden
exemplarische Supply Chains analysiert. Dabei wurde darauf geachtet, dass Beschaffungsgüter
herangezogen werden, die möglichst unterschiedliche Ausprägungen aufweisen. Unter
Ausprägungen werden die Merkmale Beschaffungsregion, Abmessung, Gewicht, Kategorie,
Transportart und Qualitätsanforderung verstanden.
Die zweite Vorgehensweise der Identifikation bestand in der Prozessanalyse der strategischen
und operativen Beschaffung. Dabei wurden die Prozesse mit den zuständigen Personen im
Unternehmen hinsichtlich ihrer Lieferantenabhängigkeit untersucht. Auf diese Weise wurde
eine Vielzahl von Kostenelementen evaluiert, die teils redundant auftraten. Beispielsweise
fallen Reisekosten für die Beschaffungsprozesse Lieferantenbewertung,
Lieferantenentwicklung und Auditierung an. Die Herausforderung bestand nun darin, die
Kostenelemente auf eine überschaubare Anzahl zu reduzieren, ohne die Genauigkeit und
Aussagekraft zu reduzieren.
Des Weiteren wurden bestehende Sammlungen aus der Literatur als dritte Vorgehensweise zur
Identifikation von Kostenelementen herangezogen (vgl. Ferrin u. Plank, 2002). Der Vorteil
dieser Zusammenstellungen von generalisierten Kostenelementen ist die umfassende
Sichtweise. Beispielsweise werden bei Ferrin (2002) auch kundenbezogene Elemente
berücksichtigt. Durch den breiten Betrachtungshorizont konnte sichergestellt werden, dass alle
relevanten Bereiche abgedeckt werden. Andererseits wirkte sich nachteilig aus, dass die
abstrakten Kostenelemente nur beschränkt auf die unternehmensspezifische Situation bei
Hocoma anwendbar sind und zum Teil nicht für die Lieferantenauswahl relevant sind.
Die vierte Vorgehensweise umfasste Brainstorming-Workshops mit Mitarbeitenden aus den
Abteilungen Beschaffung, Entwicklung, Produktion und Finanzen. Durch die
abteilungsübergreifenden Befragungen konnte sichergestellt werden, dass sämtliche
entscheidungsrelevante Beurteilungskriterien berücksichtigt werden.
Insgesamt wurden 400 Beurteilungskriterien identifiziert, die anschliessend priorisiert und
gruppiert wurden. Eine Anzahl von maximal 40 monetären Beurteilungskriterien erschien für
Hocoma sinnvoll, um einerseits eine hohe Aussagekraft und Genauigkeit der TCO-Analyse zu
ermöglichen und um andererseits eine hohe Bedienungsfreundlichkeit zu gewährleisten.
Schritt 1.4: Zuordnung der Beurteilungskriterien
Bei der Zuordnung der Beurteilungskriterien wird zunächst überprüft, ob Daten zur monetären
Bewertung beispielsweise im ERP-System vorliegen, ob sinnvolle Schätzungen durch den
Anwender vorgenommen werden können oder ob eine monetäre Bewertung nicht möglich ist.
Die monetären Beurteilungskriterien werden in variable und fixe Kosten unterteilt (s.
Abbildung 49). Variable Kosten sind von der Bestellmenge abhängig, fixe Kosten sind von ihr
unabhängig. Die identifizierten Risiken werden bei Hocoma im Rahmen der Ex-ante-
Lieferantenauswahl nicht in monetären Grössen berücksichtigt. Beispielsweise lässt sich nicht
vorhersagen, ob die Lieferunterbrechung eines Beschaffungsguts zu einem
Verfügbarkeitsmangel führt, weil die Güter diskontinuierlich verbraucht werden. Die
Bewertung der Risikokosten würde aufgrund der subjektiven Einschätzungen der Anwender zu
ungenauen Ergebnissen führen, welche die Entscheidungsfindung bei der Lieferantenauswahl
nicht unterstützen. Stattdessen werden die nicht monetär bewertbaren Beurteilungskriterien
qualitativ berücksichtigt.
Fallstudie bei Hocoma AG 107
Abbildung 49: Zuordnung der Beurteilungskriterien bei Hocoma
Die Beschreibung der monetären Beurteilungskriterien folgt in Abschnitt 4.2.2. Die nicht
monetären Beurteilungskriterien sind aufgeteilt in Lieferdurchlaufzeit, Personalaufwand,
makroökonomische Kriterien und qualitative Kriterien (s. Abbildung 49). In der
Beurteilungsdimension der Lieferdurchlaufzeit werden drei Zeitelemente berücksichtigt. Die
Zeit vom Artikelbedarf bis zur Lieferantenauswahl, die Zeit von der Bestellung bis zur
Lieferung des Prototyps und die Zeit von der Bestellung bis zur Lieferung der Nullserie. Der
Personalaufwand für Beschaffungsprojekte wird bei Hocoma nicht erfasst. In der
Beurteilungsdimension der makroökonomischen Kriterien der Länder, in denen sich potentielle
Beurteilungs-dimensionen
monetär
Variable Kosten
FixeKosten
Risiko-kosten
nicht monetär
Lieferdurch-laufzeit
Personal-aufwand
Makroöko-nomischeKriterien
quantitativ qualitativ
Qualitative Kriterien
Kaufpreis
Verpackungs-kosten
Transport-kosten (Durchschnitt)
Transport-kosten (pauschal)
Transport-kosten bis Zoll (international)
Transport-kosten (national)
Zollkosten
Transport-versicherung
Lagerhaltungs-kosten
Entsorgung Verpackungs-material
Lagerhaltung: Kapital-bindung
Lieferanten-entwicklung(pauschal)
Bemusterung (externe Kosten)
Rüstkosten Investitionen in Werkzeuge & Maschinen
Reisekosten
Lagerhaltung: Infrastruktur und Unterhalt
Honorar Verbindungs-person
Lieferanten-entwicklung(interne Lohnkosten)
Bemusterung (interne Lohnkosten)
Lohn während Reise (Betriebs-mitarbeiter)
Lohn während Reise (Management)
Reise 1
Reise 2
Reise 3
n.a. Zeit von Artikelbedarf bis Liefe-rantenauswahl
Zeit von Bestellung bis Prototyp geliefert
Zeit von Bestellung bis Nullserie geliefert
n.a. Skonto
Zahlungsfrist
Qualitäts-mängel
Technologie-erfahrung
Personalfluk-tuation
Wirtschaftliche Leistung
Abhängigkeit von Hocoma
Supply Chain Risiken (2nd Tier)
Abhängigkeit von Allianzen und Verbin-dungspersonen
Verspätete Lieferungen
Änderungen Lieferpro-gramm
Transportrisiko
Obsoleszenz-risiko
Kostenent-wicklung
Wirtschafts-ethik
Umweltbelas-tung
IntellectualProperty Rights
Währungs-risiko
Korruption
Rechtssicher-heit
GDP Growth 2009
108 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Lieferanten befinden, werden fünf Kriterien aus frei verfügbaren Internetdatenbanken
herangezogen: Intellectual Property Rights (dt. Schutz geistigen Eigentum), Währungsrisiko,
Korruption, Rechtssicherheit und GDP Growth 2009 (dt. Wachstum des Bruttoinlands-
produkts).
In der Beurteilungsdimension der qualitativen Kriterien werden u. a. die Zahlungsmodalitäten
erfasst. Die Möglichkeit von Skontoabzügen und die Zahlungsfrist werden dazu berücksichtigt.
Des Weiteren werden Risiken der Abnehmer-Lieferanten-Beziehungen qualitativ auf einer
fünfstufigen Skala erfasst73: Qualitätsmängel, Technologieerfahrung, Personalfluktuation,
wirtschaftliche Leistung, Abhängigkeit von Hocoma, Supply Chain Risiken (2nd tier),
Abhängigkeit von Allianzen und Verbindungspersonen, verspätete Lieferungen, Änderungen
am Lieferprogramm, Transportrisiko, Obsoleszenzrisiko, Kostenentwicklung, Wirtschaftsethik
und Umweltbelastung.
4.2.2 Phase 2: Bewertung
Im Folgenden werden die monetären Beurteilungskriterien (Kostenelemente) in der
Bewertungsphase näher betrachtet.
Schritt 2.1: Bestimmung der Kostentypen
Zur Bewertung der Kostenelemente werden zunächst die zugehörigen Kostentypen bestimmt.
Die Kostentypen wiederum geben die Berechnungsfunktionen und benötigten Parameter vor.
Im Folgenden wird die Bestimmung der Kostentypen für jedes Kostenelement beschrieben (s.
Tabelle 16).
Der Kaufpreis der Beschaffungsgüter wird den mengenabhängigen Kosten zugeordnet. Die
Kostenelemente, welche die Transportlogistik betreffen, werden den mengenabhängigen
Kosten (relativ) zugeordnet, d. h. Verpackungskosten, Transportkosten (Durchschnitt),
Transportkosten (pauschal), Transportkosten bis Zoll (international), Transportkosten
(national), Zollkosten, Transportversicherung, Lagerhaltungskosten und Entsorgung des
Verpackungsmaterials. Der relative Faktor dieses Kostentyps ermöglicht es, bei konsolidierten
Transporten mehrerer Beschaffungsgüter eines Lieferanten nur einen Teil der Gesamtkosten
einem Beschaffungsgut zuzuordnen.
73
Beschreibungen der Ausprägungen der Risikoausmasse befinden sich im Anhang dieser Arbeit (s. Tabelle
27 im Anhang B.1).
Fallstudie bei Hocoma AG 109
Kostentypen
Kosten-
elemente
Men
gen
abhän
gig
e
ko
sten
Men
gen
abhän
gig
e
Ko
sten
(re
lati
v)
Zei
tab
hän
gig
e K
ost
en
Zei
tab
hän
gig
e K
ost
en
(rel
ativ
)
Men
gen
abhän
gig
e
Lo
hn
ko
sten
Zei
tab
hän
gig
e
Lo
hn
ko
sten
Rei
seko
sten
Ro
hst
off
kost
en
Kap
ital
bin
dun
gsk
ost
en
Bes
tand
eshal
tun
gsk
ost
en
Ris
iko
ko
sten
Kaufpreis X
Verpackungskosten X
Transportkosten
(Durchschnitt) X
Transportkosten (pauschal) X
Transportkosten bis Zoll
(international) X
Transportkosten (national) X
Zollkosten X
Transportversicherung X
Lagerhaltungskosten X
Entsorgung
Verpackungsmaterial X
Lieferantenentwicklung
(interne Lohnkosten) X
Lieferantenentwicklung
(pauschal) X
Bemusterung (interne
Lohnkosten) X
Bemusterung (externe
Kosten) X
Rüstkosten X
Investitionen in Werkzeuge
& Maschinen X
Reise 1 X
Reise 2 X
Reise 3 X
Reisekosten X
Lohn während Reise
(Betriebsmitarbeitende) X
Lohn während Reise
(Management) X
Lagerhaltung: Infrastruktur
und Unterhalt74
Lagerhaltung:
Kapitalbindung X
Honorar Verbindungsperson X
Tabelle 16: Bestimmung der Kostentypen bei Hocoma
74
Das Kostenelement Lagerhaltung: Infrastruktur und Unterhalt wird nicht durch einen vorhanden Kosten-
typ abgedeckt, sondern beruht auf unternehmensspezifischen Anpassungen des TCO-Tools.
110 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Die Transportkosten können durch drei Alternativen bestimmt werden. Die einfachste Art,
Transportkosten bestehender Lieferanten zu bewerten, bezieht sich auf Durchschnittswerte
vergangener Perioden. Dazu wird die Höhe der Transportkosten eines Lieferanten im
vergangenen Jahr aus dem ERP-System ausgelesen. Anschliessend wird der Umsatz des
betrachteten Beschaffungsguts herangezogen, um die durchschnittlichen Transportkosten zu
ermitteln. Diese Alternative ist vor allem dann genau, wenn die Güter eines Lieferanten
ähnliche Wertdichten besitzen. Die Vorteile dieser Umsetzung liegen darin, dass die Erfassung
der Transportkosten automatisiert wird und dass ein Mittelwert von normalen Bestellungen und
Expressbestellungen berücksichtigt wird75. Nachteilig wirkt sich aus, dass nicht für alle
Lieferanten aussagekräftige Daten über Transportkosten vorliegen, so dass weitere Alternativen
für die Eingabe von Transportkosten zur Verfügung gestellt werden müssen.
Alternativ können Transportkosten pauschal berücksichtigt werden. Dazu wird zur Eingabe der
Daten ein Speditionsunternehmen angefragt, oder die Transportkosten werden aufgrund
vergleichbarer Beschaffungsprojekte abgeschätzt.
Die dritte Alternative der Eingabe von Transportkosten ist angelehnt an übliche
Transportofferten von Transportdienstleistern. Da einzelne Positionen teils in unterschiedlichen
Währungen ausgewiesen werden, können sie im TCO-Tool in den entsprechenden
Originalwährungen berücksichtigt werden.
Die Aufwände der Lieferantenentwicklung werden zum einen über ein Kostenelement des Typs
zeitabhängige Lohnkosten, zum anderen durch den Kostentyp zeitabhängige Kosten
berücksichtigt. Der Unterschied der beiden Kostentypen besteht darin, dass bei ersterem der
Zeitaufwand von Mitarbeitenden bei Hocoma zur Kostenberechnung herangezogen wird,
während bei letzterem ein pauschaler Betrag eingegeben wird. Analog werden die
Bemusterungskosten über zwei Kostenelemente abgedeckt. Weitere Kostenelemente der
Dimension der fixen Kosten sind Rüstkosten, d. h. Einrichtungs- und Programmierarbeiten von
Maschinen, und Investitionen in Werkzeuge und Maschinen. Beide Kostenelemente werden
durch den Kostentyp zeitabhängige Kosten berücksichtigt.
Reisekosten können ebenfalls durch zwei Alternativen berücksichtigt werden. Zum einen
können bis zu drei Reisen durch Elemente des Typs Reisekosten parametrisiert werden. Zum
anderen können Reisekosten pauschal durch ein Kostenelement des Typs zeitabhängige Kosten
und durch zwei Kostenelemente des Typs zeitabhängige Lohnkosten berücksichtigt werden.
Letztere Elemente dienen der Berechnung von Lohnkosten für Betriebsmitarbeitende und für
das Management während der Reise.
Das Kostenelement Lagerhaltung: Infrastruktur und Unterhalt wird nicht durch vorhandene
Kostentypen abgedeckt, sondern beruht auf unternehmensspezifischen Anpassungen des TCO-
Tools (s. Abschnitt 4.2.3). Das Kostenelement Lagerhaltung: Kapitalbindung wird dem Typ
Kapitalbindungskosten zugeordnet. Das Honorar von Verbindungspersonen wird durch den
Kostentyp zeitabhängige Kosten berücksichtigt.
Schritt 2.2: Ermittlung der Ausprägungen der Parameter
Das unternehmensspezifische TCO-Tool von Hocoma bietet die Möglichkeit, Daten aus dem
ERP-System zu Jahresumsatz und zu Transportkosten eines Lieferanten zu nutzen. Wie bereits
erwähnt werden diese Daten dazu herangezogen, um Vorkalkulationen auf Basis von
Durchschnittswerten vergangener Perioden durchzuführen.
75
Expressbestellungen haben höhere Anforderungen an die Lieferdurchlaufzeit und resultieren üblicherwei-
se in höheren Transportkosten, beispielsweise durch Nutzung von Luftfracht anstatt Seefracht.
Fallstudie bei Hocoma AG 111
Beispielsweise wird für einige Kostenelemente der Umsatzanteil eines Beschaffungsguts im
Verhältnis zum gesamten Geschäft des Lieferanten mit Hocoma benötigt und wie folgt
berechnet:
(Gl. 37)
Auch der Kostensatz zur Berechnung der Transportkosten wird aus Daten des ERP-Systems
berechnet, falls bereits Güter von dem betrachteten Lieferanten bezogen wurden. Dabei werden
die kumulierten Jahrestransportkosten zur automatischen Erfassung des
Transportkostenelements herangezogen. Auf diese Weise wird eine schnelle Anwendung des
TCO-Tools mit ausreichender Genauigkeit gewährleistet. Falls die Datenlage im ERP-System
nicht zufriedenstellend ist, können die betroffenen Kosten durch alternative Elemente
berücksichtigt werden.
Schritt 2.3: Prüfung der Relevanz der Kostenelemente
Um die Relevanz der Kostenelemente zu überprüfen, werden zwei Kriterien herangezogen, die
beide erfüllt sein müssen. Zum einen müssen die Beträge der einzelnen Kostenelemente
gewichtig sein und somit das Ergebnis der TCO-Berechnung beeinflussen. Zum anderen
müssen die einzelnen Kostenelemente bei verschiedenen potentiellen Lieferanten
unterschiedlich bewertet werden, damit sie entscheidungsrelevant sind.
Die in Tabelle 16 aufgeführten Kostenelemente erfüllen beide Kriterien. Die Auswahl dieser
Kostenelemente ist das Ergebnis eines iterativen Prozesses, in dem redundante Kostenelemente
zusammengefasst und irrelevante Elemente ausgeschlossen wurden. Eine enge Abstimmung
mit den Mitarbeitenden und Führungspersonen aus der Abteilung Operations war entscheidend,
um die unternehmensspezifischen Umstände und Erfahrungen abgeschlossener Projekte zu
berücksichtigen.
Schritt 2.4: Kategorisierung der Kostenelemente
Die Kategorisierung von Kostenelementen bei Hocoma umfasst drei Ebenen (s. Abbildung 50).
Auf der obersten Ebene werden fünf Kostenblöcke unterschieden, die an den zeitlichen Ablauf
eines Beschaffungsprojektes angelehnt sind: Abwicklung, Initialkosten, Lieferantenbetreuung,
Verfügbarkeit und Qualitätssicherung. Auf der zweiten Ebene werden Kostenkategorien
definiert, die wiederum auf der dritten Ebene verschiedene Kostenelemente enthalten.
Kostenkategorien können en bloc ein- oder ausgeblendet werden, falls sie als alternative
Eingabemöglichkeit definiert wurden. In Abbildung 50 wird dies durch den Zusatz
„(Alternative)“ hinter der Kostenkategoriebezeichnung gekennzeichnet. So bestehen alternative
Eingabemöglichkeiten für Transportkosten und Reisen.
112 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
1. Abwicklung
1.1. Offertkosten
1.1.1. Kaufpreis
1.1.2. Verpackungskosten
1.2. Transportkosten
1.2.1. Transportkosten (Durchschnitt)
1.3. Transportkosten (Alternative 1)
1.3.1. Transportkosten (pauschal)
1.4. Transportkosten (Alternative 2)
1.4.1. Transportkosten bis Zoll (international)
1.4.2. Transportkosten (national)
1.4.3. Zollkosten
1.4.4. Transportversicherung
1.4.5. Lagerhaltungskosten
1.5. Entsorgung
1.5.1. Entsorgung Verpackungsmaterial
2. Initialkosten
2.1. Lieferantenentwicklung
2.1.1. Lieferantenentwicklung (interne Lohnkosten)
2.1.2. Lieferantenentwicklung (pauschal)
2.2. Bemusterung
2.2.1. Bemusterung (interne Lohnkosten)
2.2.2. Bemusterung (externe Kosten)
2.3. Rüstkosten
2.3.1. Rüstkosten
2.4. Investitionen
2.4.1. Investitionen in Werkzeuge & Maschinen
3. Lieferantenbetreuung
3.1. Reisen
3.1.1. Reise 1
3.1.2. Reise 2
3.1.3. Reise 3
3.2. Reisen (Alternative 1)
3.2.1. Reisekosten
3.2.2. Lohn während Reise (Betriebsmitarbeitende)
3.2.3. Lohn während Reise (Management)
4. Verfügbarkeit
4.1. Lagerhaltung
4.1.1. Lagerhaltung: Infrastruktur und Unterhalt
4.1.2. Lagerhaltung: Kapitalbindung
5. Qualitätssicherung
5.1. Verbindungsperson
5.1.1. Honorar Verbindungsperson
Abbildung 50: Kategorisierung der Kostenelemente bei Hocoma
Fallstudie bei Hocoma AG 113
4.2.3 Phase 3: Umsetzung
Schritt 3.1: Konfiguration
Die Konfiguration des generischen TCO-Tools wird gemäss den Erkenntnissen der vorigen
Prozessschritte vorgenommen. Zunächst werden dazu die Beurteilungskriterien im Tool
hinzugefügt. Die monetären Beurteilungskriterien (Kostenelemente) werden entsprechend der
beschriebenen Kategorisierung konfiguriert (s. Abbildung 50). Im ersten Kostenblock werden
zwei qualitative Kriterien hinzugefügt: Skonto und Zahlungsfrist.
Weitere nicht monetäre Beurteilungskriterien werden in drei zusätzlichen Blöcken
berücksichtigt. Der erste Block umfasst die Risiken, die bei der Lieferantenauswahl im TCO-
Tool qualitativ auf einer fünfstufigen Skala bewertet werden, unterteilt in die Kategorien
Qualität, Verfügbarkeit, Kostenanstieg und Rufschädigung (s. Tabelle 27 im Anhang B.1). Der
zweite Block umfasst die fünf ausgewählten makroökonomischen Kriterien. Der dritte Block
enthält die drei beschriebenen Zeitelemente zur Erfassung der Durchlaufzeiten (s. Abbildung
49).
Neben den Beurteilungskriterien, die für jeden potentiellen Lieferanten eingegeben werden,
wird das Variablenblatt des Tools konfiguriert. Dazu werden die Tagessätze für Management-
und Betriebsmitarbeitende zur Berechnung der Lohnkosten festgelegt. Weiter werden die
Wechselkurse der wichtigsten Währungen (CHF, USD, EUR) als minimale, erwartete und
maximale Werte definiert. Zudem werden Kostensätze für Flugkosten zu verschiedenen
Regionen, Aufenthaltskosten in Abhängigkeit der Dauer der Reise und Lagerkostensätze in
Abhängigkeit des Volumens der Beschaffungsgüter bestimmt. Diese Werte können später bei
der Anwendung des TCO-Tools ausgewählt werden.
Schritt 3.2: Anpassung
Die Entwicklung des unternehmensspezifischen TCO-Tools ging mit einer Fülle an
Anpassungen einher, welche die Grundfunktionen des generischen Tools erweitern. Zur
Verbesserung der Bedienungsfreundlichkeit wurden Eingabedialoge entwickelt, welche den
Anwender dabei unterstützen, die Bewertung eines neuen Beschaffungsprojekts aufzusetzen.
Zudem wird durch Eingabe der Artikelnummer des Beschaffungsguts die entsprechende
technische Zeichnung automatisch verlinkt, so dass eine manuelle Suche im System entfällt.
Weiter wird im TCO-Tool eine Navigationsleiste eingefügt, um die grosse Anzahl an
Beurteilungskriterien besser beherrschen zu können.
Die Anpassungen hinsichtlich der Bedienungsfreundlichkeit wurden durch Änderungen bei der
Dateneingabe der Beurteilungskriterien ergänzt. Zunächst wurde die Struktur der
Beurteilungskriterien durch eine dritte Ebene erweitert. Des Weiteren kann bei der Eingabe des
Kaufpreises optional zwischen Material- und Arbeitskosten unterschieden werden. Reise- und
Lagerhaltungskosten wurden ebenfalls angepasst, so dass sie den unternehmensspezifischen
Anforderungen entsprechen. Bei den Reisekosten wurde die Angabe der Häufigkeit der Reise
ergänzt, und die Lagerhaltungskosten berücksichtigen zusätzlich das Volumen des
Beschaffungsguts. Die bereits beschriebene Datenanbindung an das ERP-System zur
Ermittlung des Umsatzanteils und der durchschnittlichen Transportkosten für Güter eines
Lieferanten bedurften ebenfalls Anpassungen an der Funktionalität des Tools.
Neben den lieferantenspezifischen Investitionen berücksichtigt das TCO-Tool bei Hocoma auf
dem Auswertungsblatt länderspezifische Investitionen. Diese werden zur
Beschaffungsmarktforschung für ein bestimmtes Land aufgewendet und können nicht einzelnen
Lieferanten oder Beschaffungsgütern zugeordnet werden. Sie werden somit nicht in die TCO-
114 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Analyse eines Guts einbezogen, sondern als Zusatzinformationen auf der Auswertungsübersicht
aufgeführt.
Eine weitere Anpassung betrifft die Analysefunktion unterschiedlicher Projektbestellmengen.
Da die Projektbestellmenge bei langen Projektlaufzeiten vorab nicht bekannt ist, werden
Lieferanten üblicherweise für verschiedene Mengen angefragt. Die angebotenen Kaufpreise der
Güter unterscheiden sich je nach Kostenstruktur und Automatisierungsgrad der Lieferanten.
Neben den bestellmengenabhängigen Kaufpreisen hat auch die Verteilung der Fixkosten
Einfluss auf die Abhängigkeit der TCO von der Projektbestellmenge. Je höher die
Projektbestellmenge, desto geringer fallen stückbezogene Fixkostenanteile aus. Die
beschriebene Mengenabhängigkeit der TCO wird durch eine funktionale Erweiterung des TCO-
Tools analysiert. Dazu werden die Kaufpreise der Lieferanten in einem Eingabedialog für
verschiedene Projektbestellmengen definiert. Anschliessend erfolgt die Berechnung der TCO
für jede Projektbestellmenge. Das Ergebnis der Analyse ist eine graphische Darstellung der
TCO für jeden Lieferanten in Abhängigkeit der Projektbestellmengen.
Bislang konzentrierte sich die Anwendung des TCO-Tools in dieser Arbeit auf die
Vorkalkulation, um die Lieferantenauswahl mit einer soliden Datenbasis zu unterstützen.
Neben der Vorkalkulation, die Ex-ante-Abschätzungen erfordert, setzt Hocoma das TCO-Tool
auch zur Nachkalkulation ein. Bei der Nachkalkulation werden die effektiven Kosten von
Beschaffungsprojekten ex-post berechnet. Zum einen besteht nach dem Abschluss eines
Beschaffungsprojektes Gewissheit über die effektiven Kosten, beispielsweise zur
nachträglichen Überprüfung eines Auslagerungsentscheids. Zum anderen können die
Erkenntnisse der Nachkalkulationen als Lerneffekt für die Abschätzungen bei der
Vorkalkulation anderer Projekte genutzt werden.
Kostentypen
Kosten-
elemente
Men
gen
abhän
gig
e
kost
en
Men
gen
abhän
gig
e
Kost
en (
rela
tiv)
Zei
tabhän
gig
e K
ost
en
Zei
tabhän
gig
e K
ost
en
(rel
ativ
)
Men
gen
abhän
gig
e
Lohnkost
en
Zei
tabhän
gig
e
Lohnkost
en
Rei
sekost
en
Rohst
off
kost
en
Kap
ital
bin
dungsk
ost
en
Bes
tandes
hal
tungsk
ost
en
Ris
ikokost
en
Übersetzungen von
Änderungsmitteilungen X
Nacharbeitslohnkosten für
Qualitätsmängel X
Nacharbeit (pauschal) X
Unerwartete
Lohnaufwände X
Unerwartete Kosten
(pauschal, pro Menge) X
Unerwartete Kosten
(pauschal, pro Zeit) X
Tabelle 17: Zusätzliche Kostenelemente für die Nachkalkulation bei Hocoma
Zur Nachkalkulation werden neben den bereits beschriebenen Beurteilungskriterien weitere
sechs Kriterien zusätzlich bewertet (s. Tabelle 17). Übersetzungen von
Änderungsmitteilungen, Nacharbeitslohnkosten für Qualitätsmängel und ein pauschaler Betrag
für Nacharbeiten werden durch den Kostentyp zeitabhängige Kosten berücksichtigt.
Unerwartete Lohnaufwände werden durch den Kostentyp mengenabhängige Lohnkosten
Fallstudie bei Hocoma AG 115
bewertet. Abschliessend wird die Angabe zweier pauschaler Beträge für unerwartete Kosten
durch die Kostentypen mengenabhängige Kosten und zeitabhängige Kosten ermöglicht.
Schritt 3.3: Test
Der Test des unternehmensspezifischen TCO-Tools betrifft die Analyse der Funktionen und
Abläufe, die Integrationsfähigkeit sowie die Bedienungsfreundlichkeit und Wartbarkeit. Die
Analyse der Funktionen und Abläufe bezieht sich auf die Überprüfung der technischen
Funktionalitäten des Tools. Dazu wurde das Tool nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten
von Hocoma zum Test freigegeben. Sämtliche Eingabefelder, programmierte Abläufe und
Berechnungsfunktionen wurden sorgfältig überprüft.
Die Integrationsfähigkeit des Tools betrifft die Eignung des Tools, organisatorisch in die
Prozesse des Unternehmens eingebunden zu werden. Die Beschreibung der Integration in den
Beschaffungsprozess folgt im nächsten Abschnitt (s. Abbildung 51). Durch die frühzeitige
Einbindung vieler Mitarbeitender in den Entwicklungsprozess des Tools konnte eine grosse
Akzeptanz des Tools im Unternehmen erreicht werden.
Der Bedienungsfreundlichkeit und Wartbarkeit des Tools wird in mehrfacher Hinsicht
Rechnung getragen. Dialoge vereinfachen die Eingabe von Informationen bei der
Konfiguration des Tools für die Analyse neuer Beschaffungsprojekte. Weiter wurde darauf
geachtet, dass das Tool anpassungs- und erweiterungsfähig bleibt. Bei Bedarf können
Beurteilungskriterien zukünftig durch den Administrator hinzugefügt und bestehende unter
Beibehaltung der beschriebenen Funktionalitäten gelöscht werden.
Schritt 3.4: Einführung, Schulung
Zur Einführung des TCO-Tools wird der Beschaffungsprozess angepasst, wie im Folgenden
beschrieben wird (s. Abbildung 51).
Die Durchführung der TCO-Analyse ist unter den folgenden Umständen erforderlich:
Globale Beschaffungsprojekte mit einem geplanten Umsatz grösser als CHF 20„000 pro
Jahr oder
Evaluation neuer Lieferanten ausserhalb Zentraleuropa.
Der Projektanstoss eines Beschaffungsprojektes umfasst die Neuentwicklung von Produkten,
den Lieferantenwechsel im Rahmen von Risikomanagementmassnahmen oder die
Konsolidierung einzelner Komponenten zu Baugruppen, die gesamthaft von einem Lieferanten
bezogen werden sollen. Die Rahmenbedingungen werden in Form eines Pflichtenheftes
grösstenteils von der Entwicklung gestellt und beinhalten technische Anforderungen, zu
berücksichtigende medizinaltechnische Zulassungsbestimmungen und Schätzungen des
Mengenbedarfs. Anschliessend werden potentielle Lieferanten zusammengetragen und
vorselektiert. Unter den vorselektierten Lieferanten findet eine Ausschreibung statt. Die
Offertanfragen beziehen sich üblicherweise auf drei Projektbestellmengen. Nach Erhalt der
Offerten werden die Lieferantenerstbeurteilungen auf Basis des TCO-Tools erstellt. Während
zuvor nur Kaufpreise, Initialkosten und Transportaufwände berücksichtigt wurden, werden nun
nach Einführung des TCO-Tools die beschriebenen monetären und nicht monetären
Beurteilungskriterien analysiert. Anschliessend wird der favorisierte Lieferant ausgewählt und
der Bemusterungsprozess angestossen. Nach allfälliger Prototypüberprüfung wird die Nullserie
bestellt. Die Abwicklung beinhaltet den operativen Beschaffungsprozess, von der Bestellung
über die Lieferung, den Wareneingang bis hin zur Einlagerung. Abschliessend findet die
Projektauswertung statt. Während zuvor nur subjektive Einschätzungen von Mitarbeitenden
aufgenommen wurden, unterstützt nun nach Einführung des TCO-Tools die Nachkalkulation
116 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
die Bewertung abgeschlossener Projekte. Die Erkenntnisse aus der Nachkalkulation dienen
wiederum der Verbesserung der Datenqualität in der Vorkalkulation.
Abbildung 51: Integration der TCO-Anwendung in den Beschaffungsprozess bei Hocoma
Aufgrund der geringen Grösse des Unternehmens und dem frühen Einbezug aller betroffenen
Mitarbeitenden in die Entwicklung war eine Schulung zur Einführung des TCO-Tools nicht
notwendig. Um die langfristige Nutzung des Tools zu gewährleisten, wurde ein Handbuch
erstellt, das u. a. die Anpassung und Wartung des Tools beschreibt.
4.2.4 Erkenntnisse aus der Anwendung des TCO-Tools
Im Folgenden wird das monetäre Ergebnis der TCO-Analyse an einem exemplarischen
Beschaffungsgut beschrieben (s. Abbildung 52 und Tabelle 18).
Abbildung 52: Ergebnis der TCO-Bewertung eines Beschaffungsguts bei Hocoma
Rahmenbedingungen, Projektdefinition
Vorselektion der Lieferanten
Ausschreibung, Offertanfragen
Lieferantenerstbeurteilung, TCO-Vorkalkulation
Auftragsvergabe
Abwicklung
Projektauswertung, TCO-NachkalkulationE
rfa
hru
ngsw
ert
e
Projektanstoss
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Lieferant CH Lieferant CN Lieferant CZ
Bes
chaf
fungsk
ost
en i
n C
HF
Qualitätssicherung
Verfügbarkeit
Lieferantenbetreuung
Initialkosten
Transportkosten
Offertkosten
Fallstudie bei Hocoma AG 117
Bei dem Gut handelt es sich um ein Metallteil, welches gedreht, gelasert, geschweisst und
pulverbeschichtet wird. Im Zeitraum eines Jahres werden 20 Stück benötigt. Als potentielle
Lieferanten werden neben dem bestehenden Schweizer Lieferanten (CH), ein chinesischer (CN)
und ein tschechischer Lieferant (CZ) analysiert.
Kostenblöcke Lieferant CH Lieferant CN Lieferant CZ
Offertkosten 310.00 112.45 58.40
Abwicklung ohne Offertkosten 7.94 30.46 26.00
Initialkosten 5.25 17.50 17.50
Lieferantenbetreuung 1.90 40.00 53.00
Verfügbarkeit 26.50 21.31 19.77
Qualitätssicherung 0.00 0.00 0.00
TCO 351.59 221.71 174.67
Tabelle 18: Ergebnis der TCO-Bewertung eines Beschaffungsguts bei Hocoma
Die Beschaffung in Tschechien würde auf Basis der Vorkalkulation minimale TCO
verursachen. Der Offertpreis ist jedoch so gering, dass das Angebot überprüft werden sollte,
weil bezweifelt wird, dass der Preis langfristig gewährleistet werden kann. Die restlichen
Kosten aus dem Block Abwicklung umfassen überwiegend Transportkosten und spiegeln die
geographische Distanz der Lieferanten wider. Initialkosten werden beim tschechischen und
chinesischen Lieferanten gleich bewertet. Im Kostenblock Verfügbarkeit erhält der
tschechische Lieferant die günstigste Bewertung, weil die Lieferdurchlaufzeit am kürzesten ist.
Der Block Qualitätssicherung wurde für das betrachtete Beschaffungsgut nicht berücksichtigt.
Die TCO der potentiellen Lieferanten zeigen, dass der tschechische Lieferant aufgrund des
konkurrenzlosen Offertpreises auch insgesamt die niedrigsten Beschaffungskosten ermöglicht.
Beachtlich ist bei diesem Beispiel die relative Höhe der Zusatzkosten beim tschechischen
Lieferanten, die ungefähr 200% des Offertpreises ausmachen.
Ein weiteres Beispiel der Anwendung des TCO-Tools zeigt die Vorteile der Nachkalkulation
auf. Ein chinesischer Lieferant lieferte 30 Stück eines Beschaffungsguts zu TCO von CHF
221,70. Beim Wareneingang wurde jedoch festgestellt, dass zehn Stück fehlerhaft waren und
aufgrund der langen Lieferzeiten von einem lokalen Lieferanten zu Gesamtkosten von CHF
317,40 pro Stück nachbestellt werden mussten. Die durchschnittlich erzielten
Beschaffungskosten betrugen somit CHF 285,50 pro Stück anstatt CHF 221,70 wie
ursprünglich geplant. Der aufgrund des Qualitätsrisikos entstandene Schaden betrug insgesamt
CHF 3„174. Die Nachkalkulation ermöglicht in diesem Beispiel die Quantifizierung des
Qualitätsrisikos. Diese Erkenntnisse können bei der Bewertung zukünftiger Projekte
berücksichtigt werden.
4.2.5 Zusammenfassung der Fallstudie
Hocoma befindet sich im Prozess der Ausweitung ihrer Beschaffungsaktivitäten auf globale
Märkte. Da der Anteil der Zusatzkosten bei der globalen Beschaffung grösser ist als bei der
lokalen Beschaffung, wird ein Werkzeug notwendig, welches das Unternehmen bei der
Ermittlung dieser Kosten und somit bei der Lieferantenauswahl unterstützt. Die Fallstudie
118 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
beschreibt die Entwicklung des unternehmensspezifischen TCO-Tools, mit dem
Beschaffungsgüter von potentiellen Lieferanten gesamthaft bewertet werden können. Insgesamt
werden dazu 25 monetäre und 24 nicht monetäre Beurteilungskriterien berücksichtigt. Das Tool
wirkt den in der Vergangenheit oft subjektiv getroffenen Entscheidungen entgegen und bietet
eine solide Datenbasis für rationale Beschaffungsentscheide.
Neben der Vorkalkulation, die vorwiegend zur Lieferantenauswahl eingesetzt wird, ermöglicht
das TCO-Tool auch die Anwendung zur Nachkalkulation von Beschaffungsprojekten.
Hierdurch werden Erfahrungen zu globalen Beschaffungsprojekten in transparenter und
vergleichbarer Form ausgewertet. Somit können Entscheidungen nachträglich überprüft und
neue Projekte besser vorkalkuliert werden.
Durch die Einführung des TCO-Tools wurden die Mitarbeitenden sensibilisiert, kalkulierbare
Zusatzkosten und nicht monetäre Kriterien bei Beschaffungsentscheiden zu berücksichtigen.
Insgesamt konnte somit die Qualität der Lieferantenauswahl stark erhöht werden. Geeignete
Lieferanten können auf diese Weise im globalen Kontext ausgewählt werden, die das starke
Wachstum des Unternehmens unterstützen und letztlich die gesamte Rentabilität von Hocoma
positiv beeinflussen.
Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronikbranche 119
4.3 Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronik-
branche
Das Unternehmen B gehört der Elektronikbranche an und stellt elektrische Antriebssysteme
her. Der Hauptsitz der Aktiengesellschaft befindet sich in der Schweiz, ausländische
Niederlassungen in Deutschland und Osteuropa. Vertriebsseitig greift das Unternehmen auf
eigene Vertriebsgesellschaften und auf Vertragshändler zurück. Weltweit beschäftigt das
Unternehmen ca. 1„600 Mitarbeitende davon knapp 1„000 in der Schweiz.
Das Unternehmen produziert jährlich ca. 5 Mio Einheiten in ca. 12„000 Varianten und bedient
verschiedenste Hightechmärkte. Die Lieferanten des Unternehmens stammen zurzeit
hauptsächlich aus Zentraleuropa sowie vereinzelt aus Osteuropa und Asien, insbesondere
China. Zukünftig ist ein stärkerer Fokus auf Lieferanten in Osteuropa und Asien geplant, um
die Vorteile der globalen Beschaffung nutzen zu können. Insbesondere stehen dabei
Kostenreduktionen bei den Produktionsfaktoren im Vordergrund, um dem Wettbewerbsdruck
der Konkurrenten aus dem asiatischen Raum standhalten zu können.
Zudem soll der bestehende Standort in Osteuropa verstärkt für die Produktion von
Halbfabrikaten und Endprodukten genutzt werden. Die geplante Kapazitätsaufstockung in dem
Tochterunternehmen geht mit der Verstärkung des lokalen osteuropäischen
Lieferantennetzwerkes einher. Daher steht das Unternehmen vor der Reevaluation von
bestehenden Beschaffungsentscheiden und vor der Bewertung neuer Projekte im Kontext der
globalen Beschaffung.
Das Unternehmen legt grossen Wert auf hochqualitative Produkte und technische Expertise.
Bei einer Fertigungstiefe von ca. 65% werden wesentliche Wertschöpfungsschritte von
Lieferanten vorgenommen, von denen einige sehr spezialisierte technologische Kompetenzen
besitzen. Dies erzeugt gewisse Abhängigkeiten von wichtigen Lieferanten, denen mit
kooperativen und langfristigen Abnehmer-Lieferanten-Beziehungen entgegengewirkt wird. Für
einige Beschaffungsgüter gibt es weltweit sogar nur eine Quelle (engl. sole sourcing) bzw. der
Aufbau eines neuen Lieferanten wäre sehr kostspielig.
Der bestehende Kostendruck durch Konkurrenten, die Kapazitätsaufstockung am
osteuropäischen Standort und die technologische Abhängigkeit von bestehenden Lieferanten
sind die wichtigsten Treiber für das Unternehmen hinsichtlich des globalen
Beschaffungsmanagements. Die Auswahl von Lieferanten, die gesamthaft am besten zum
Unternehmen passen, ist eine wesentliche Voraussetzung für den zukünftigen Geschäftserfolg.
Daher ist es wichtig, nicht die vermeintlich billigsten Lieferanten für die Zusammenarbeit
auszuwählen, sondern Lieferanten mit den geringsten TCO.
Im Folgenden wird aufgezeigt, wie das unternehmensspezifische TCO-Tool zur Unterstützung
der Entscheidungsfindung bei der Lieferantenauswahl im Kontext der globalen Beschaffung für
das betrachtete Unternehmen entwickelt wurde.
4.3.1 Phase 1: Identifikation
Schritt 1.1: Systemabgrenzung
Die erste Phase der Identifikation von Beurteilungskriterien wird mit der Systemabgrenzung
eingeleitet. Die für die Entwicklung eines unternehmensspezifischen TCO-Tools relevanten
Elemente werden dazu den Bereichen Eingriffssystem, Umsystem und Untersuchungsbereich
zugeordnet (s. Abbildung 53).
120 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Abbildung 53: Systemabgrenzung bei Unternehmen B
In der Systemabgrenzung werden zunächst die drei Standorte als Teil des
Untersuchungsbereichs aufgeführt. Der Hauptsitz des Unternehmens in der Schweiz wird
weiter unterteilt in die funktionalen Abteilungen Entwicklung, Beschaffung, Produktion,
Vertrieb, Qualitätssicherung (QS) und Logistik. Weiter spezifizierend wird die
Beschaffungsabteilung in den operativen und strategischen Aufgabenbereich unterteilt. Zu den
Aufgaben der strategischen Beschaffung gehören u. a. die Definition der Beschaffungsstrategie,
die Unterstützung von Make-or-Buy-Entscheiden sowie die Lieferantenauswahl und
-entwicklung. Die Beschaffung sowie deren untergeordnete Systemelemente gehören dem in
der Abbildung 53 grau hinterlegten Eingriffssystem an. In diesem Bereich werden Änderungen
bei der Entwicklung des TCO-Tools vorgenommen. Neben den Standorten und Abteilungen
werden im Umsystem sieben Elemente allgemeiner Natur aufgeführt. Aus dem
Untersuchungsbereich ausgeschlossen werden Aktionäre, konkurrierende Unternehmen,
Rohstoffmärkte und rechtliche Aspekte. Zum Teil einbezogen werden Lieferanten, Kunden und
makroökonomische Einflussfaktoren. Bestehende Lieferanten werden aufgrund ihrer
technologischen Kompetenz in den Untersuchungsbereich einbezogen. Des Weiteren werden
die Anforderungen der Kunden bei der Entwicklung des Tools berücksichtigt. Ebenso werden
makroökonomische Einflussfaktoren untersucht. Makroökonomische Einflussfaktoren haben
keinen direkten Einfluss auf Beschaffungskosten, können jedoch wichtige Indikatoren für
langfristige Entwicklungen der Abnehmer-Lieferanten-Beziehungen sowie für Supply Chain
Risiken darstellen. Die drei zuletzt genannten Systemelemente werden nur teils in den
Untersuchungsbereich einbezogen, weil nur diejenigen Aspekte der Elemente untersucht
werden, die für die Entwicklung des Tools relevant sind.
Die strategische Beschaffung des Unternehmens ist darauf ausgelegt, langfristige Kooperation
im Sinne des Supply Chain Managements mit Lieferanten aufzubauen. Durch die gemeinsame
Weiterentwicklung der Produkte über die gesamte Wertschöpfungskette, vom Rohstoff bis zum
Endprodukt, sollen Wettbewerbsvorteile entstehen, die allen Beteiligten, d. h. Lieferanten, dem
betrachteten Unternehmen und Kunden, zugutekommen. Eine sorgfältige Lieferantenauswahl
ist dabei Voraussetzung für eine erfolgreiche Kooperation. Von den Lieferanten wird ein
aktives Bekenntnis zur Optimierung der Gesamtkosten und Reduktion von Lieferzeiten,
umweltgerechte Produkte und Prozesse, höchste Qualität sowie die Einhaltung von
Lieferterminen erwartet. Zur Sicherstellung dieser Ziele betreibt das Unternehmen ein
Programm zur Lieferantenbewertung und -entwicklung. Die Vorgehensweise umfasst die
jährliche Zertifizierung von Qualität, Umweltverträglichkeit sowie von Prozessen und
Aktionäre
KundenKonkurrenz
Makro-
ökonomieLieferanten
Rechtliche
Aspekte
Rohstoff-
märkte
strategisch
operativ
Entwicklung QSVertrieb
Tochterunter-
nehmen 1
Tochterunter-
nehmen 2
LogistikProduktionBeschaffung
• Beschaffungsstrategie
• Make-or-buy-Entscheid
• Lieferantenauswahl
• Lieferantenentwicklung
Mutterhaus
Eingriffs-
system
Umsystem
Untersuchungs-
bereich
Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronikbranche 121
Produkten. Des Weiteren werden Supply Chain Risiken regelmässig analysiert und
entsprechende Abhilfemassnahmen bei kritischen Lieferanten beschlossen.
Schritt 1.2: Visualisierung von Supply Chains
Trotz eher geringer Beschaffungsaktivitäten auf globalem Level existiert eine etablierte Supply
Chain mit einem chinesischen Lieferanten. In der folgenden Abbildung wird die Supply Chain
der Komponenten, die auf der Produktionsumgebung make-to-stock (dt. Lagerfertigung)
beruht, auf Level 2 des SCOR-Modells dargestellt (s. Abbildung 54). Der chinesische Lieferant
beschafft die Rohstoffe, führt die Herstellungsprozesse durch und liefert die Güter zur
chinesischen Niederlassung des deutschen Händlers. Dieser führt die Exportabwicklung durch
und liefert die Ware per Luftfracht zum Mutterhaus in die Schweiz. Dort findet eine
Wareneingangsprüfung statt. Anschliessend werden die Komponenten zur deutschen
Tochterunternehmung transportiert und dort zur Herstellung von Baugruppen verwendet. Die in
die Schweiz retournierten Baugruppen werden ohne weitere Prüfung eingelagert.
Neben den dargestellten Materialflüssen vom Rohstoff zum Abnehmer bestehen
Informationsflüsse hauptsächlich zwischen dem Mutterhaus und dem Händler in Deutschland
sowie zwischen letzterem und dem chinesischen Lieferanten.
In der beschriebenen Supply Chain beträgt die Lieferdurchlaufzeit, falls Güter vorrätig
verfügbar sind, etwa 22 Tage ab dem Zwischenlager in China, ansonsten durchschnittlich 48
Tage. Die Kaufpreise der Komponenten sind einem starken Einfluss von Rohstoffpreis- und
Wechselkursschwankungen ausgesetzt.
Abbildung 54: Visualisierung einer exemplarischen Supply Chain bei Unternehmen B
Die Visualisierung der Supply Chain stellt die besonderen Umstände und Herausforderungen
des Unternehmens bei der globalen Beschaffung repräsentativ dar. Das Bedürfnis der Kunden
nach höchster Qualität verkörpert eine zentrale Forderung an die Lieferanten. Da sie teilweise
wichtige technologische Kompetenzen innehaben, ist eine langfristige Zusammenarbeit
vorteilhaft. Beide genannten Aspekte, Qualität und Technologie, sind die Gründe dafür, dass
für einige Beschaffungsgüter weltweit nur ein einziger Lieferant die Anforderungen des
Unternehmens erfüllt (engl. sole sourcing). Die langen Lieferzeiten der Beschaffungsgüter
stellen hohe Anforderungen an die Planung und Steuerung, weil kundenseitig eine hohe
S1 M1 D1
P2
S1 M1 D1
Mutterhaus
(CH)
Tochter
(D)
Händler (D)
Händler
(CN)
RohstoffLieferant
(CN)
S1 D1
P1-4
S1 M1 D1
Informationsfluss
Materialfluss
122 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Variantenvielfalt gefordert wird. Zudem bestehen viele Schnittstellen in den Supply Chains, die
in erheblichen Koordinations- und Kommunikationsaufwänden resultieren.
Schritt 1.3: Identifikation relevanter Beurteilungskriterien
Die Identifikation relevanter Beurteilungskriterien erfolgte auf vielseitige Vorgehensweisen (s.
Abbildung 55). Zunächst wurden Beurteilungskriterien ausgehend von der Prozesssicht
identifiziert. Der für eine Lieferantenauswahl relevante Zeitraum wurde auf den Bereich vom
Lieferantenentscheid bis zur Wareneinlagerung festgelegt.
Abbildung 55: Identifikation relevanter Beurteilungskriterien bei Unternehmen B
Die prozessunabhängigen Beurteilungskriterien beruhen auf einem Brainstorming-Workshop
mit Mitarbeitenden der Beschaffung, sowie auf Befragungen von vier strategischen Einkäufern.
Des Weiteren wurde eine Sammlung von in der Literatur bestehenden Kostenelementen
genutzt, um einen Abgleich mit den bereits identifizierten Beurteilungskriterien durchzuführen.
Die Zwischenresultate wurden mit dem Leiter der strategischen Beschaffung analysiert und
bezüglich Aussagekraft und Aufwand zur Bestimmung der Beurteilungskriterien während der
Lieferantenauswahl bewertet. Kriterien wurden ausgeschlossen, die erstens nicht
entscheidungsrelevant waren und deren Bestimmung zweitens zu viel Aufwand bedeutet hätte.
Das Ergebnis des Identifikationssschrittes sind die teils prozessabhängigen, teils
prozessunabhängigen Beurteilungskriterien.
Schritt 1.4: Zuordnung der Beurteilungskriterien
Im letzten Schritt der Identifikationsphase werden die Beurteilungskriterien verschiedenen
Beurteilungsdimensionen zugeordnet (s. Abbildung 56). Die Beurteilungskriterien, die monetär
bestimmbar sind, werden weiter unterteilt in variable Kosten, fixe Kosten und Risikokosten.
Die von der Bestellmenge abhängigen monetären Beurteilungskriterien werden den variablen
Kosten zugeordnet. Im Falle des betrachteten Unternehmens sind dies die sechs Kriterien
Kaufpreis, Transportkosten, Importkosten, Bestellabwicklung, Wareneingang und
Qualitätssicherung. Die bestellmengenunabhängigen monetären Beurteilungskriterien werden
den Fixkosten zugeordnet. Dazu zählen Investitionen, Bestandeshaltungskosten,
Verhandlungen, Lieferantenmanagement, Audit/Qualifizierung/Freigabe des Lieferanten und
Reisekosten. In der Beurteilungsdimension der Risikokosten existieren keine
Beurteilungskriterien, da Supply Chain Risiken nur qualitativ betrachtet werden.
Bei den nicht monetären Beurteilungskriterien wird zunächst zwischen quantitativen und
qualitativen Kriterien unterschieden. Quantitative Kriterien beruhen auf Zahlenmaterial,
während qualitative Kriterien vom Benutzer bewertet werden. Bei letzteren ist die Subjektivität
des Benutzers bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen. Im Rahmen dieser
Lie
fera
nte
nen
tsch
eid
Verhand-
lungen
Bestellab-
wicklung
Transport,
Import
Waren-
eingang
Qualitäts-
sicherung
Wa
ren
ein
lageru
ng
Lieferantenmanagement, Investitionen, Kaufpreis, Bestandeshaltungskosten,
Audit/Qualifizierung/Freigabe des Lieferanten, Reisekosten, Lieferzeit, Versorgungsrisiko , Qualitätsrisiko, Währungsrisiko, Zukunftspotential, Lieferantenselbstbeurteilung,
Lieferantenbewertung, Geschäftsgebaren
Prozessabhängige Beurteilungskriterien
Prozessunabhängige Beurteilungskriterien
Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronikbranche 123
Fallstudie wird die Lieferzeit den nicht monetären, quantitativen Beurteilungskriterien
zugeordnet. Zu den qualitativen Kriterien gehören das Versorgungsrisiko, Qualitätsrisiko,
Währungsrisiko, Zukunftspotential, die Lieferantenselbstbeurteilung, Lieferantenbewertung
sowie das Geschäftsgebaren.
Abbildung 56: Zuordnung der Beurteilungskriterien bei Unternehmen B
4.3.2 Phase 2: Bewertung
Im Folgenden werden die monetären Beurteilungskriterien (Kostenelemente) in der
Bewertungsphase näher betrachtet. Tabelle 19 gibt Auskunft über die Datenherkunft der
einzelnen Kostenelemente.
Kostenelement Datenherkunft Bemerkungen
Kaufpreis Offerte des Lieferanten Abhängig von Projektbestellmenge
(Absatzprognosen)
Investitionen Offerte des Lieferanten Z. B. Werkzeuge, Maschinen, Rüstkosten,
Bemusterung
Transport Preisliste des
zuständigen
Transportunternehmens
Ungenauigkeiten bei Bestimmung des
Gewichts und Volumens der Sendung
Beurteilungs-dimensionen
monetär
Variable Kosten
FixeKosten
Risiko-kosten
nicht monetär
Lieferdurch-laufzeit
Personal-aufwand
Makroöko-nomischeKriterien
quantitativ qualitativ
Qualitative Kriterien
Kaufpreis
Transport-kosten
Importkosten
Bestell-abwicklung
Wareneingang
Qualitäts-sicherung
Investitionen
Bestandes-haltungskosten
Verhandlungen
Lieferanten-management
Audit/Qualifizierung/Freigabe des Lieferanten
Reisekosten
n.a. Lieferzeit (gesamt)
n.a. Versorgungs-risiko
Qualitätsrisiko
Währungs-risiko
Zukunfts-potential
Lieferanten-selbstbeurtei-lung
Lieferanten-bewertung
Geschäfts-gebaren
n.a.
124 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Importkosten Importabwicklung
(Spediteur) und
Zölle (xtares.admin.ch)
Zölle: gewichtsabhängig, entfallen bei
Freihandelsabkommen
Näherung: 50 bis 100 CHF pro Lieferung
Bestellabwicklung Durchschnittswerte Evtl. projektspezifisch anzupassen
Wareneingang Durchschnittswerte Evtl. projektspezifisch anzupassen
Qualitätssicherung Durchschnittswerte Evtl. projektspezifisch anzupassen
Bestandeshaltungskosten Offerte des Lieferanten Bestandeshaltungskostensatz: 20% p. a.
Verhandlungen Abschätzung Abhängig von Erfahrungen und
Projektstand
Lieferantenmanagement Abschätzung Jährlich anfallend: z. B.
Risikomanagement und
Lieferantenentwicklung
Audit/Qual./Freig. Abschätzung Einmaliger Aufwand für Auditierung,
Qualifizierung und Freigabe des
Lieferanten
Reisekosten Abschätzung Abhängig von Reisedauer, Anzahl
Personen und Destination
Tabelle 19: Datenherkunft der Kostenelemente bei Unternehmen B
Schritt 2.1: Bestimmung der Kostentypen
Um die Beträge der Kostenelemente berechnen zu können, ist zunächst der jeweilige Kostentyp
zu bestimmen (s. Tabelle 20). Der Kostentyp bestimmt zum einen die Berechnungsfunktion,
zum anderen die für die Berechnung notwendigen Parameter der Kostenelemente.
Die sechs Kostenelemente der variablen Kosten werden unterteilt nach mengenabhängige
Kosten, mengenabhängige Kosten (relativ) und mengenabhängige Lohnkosten. Kaufpreis und
Importkosten werden den mengenabhängigen Kosten zugeordnet. Sie werden durch die
Parameter Betrag und Wechselkurs angegeben. Zur Parametrisierung der Transportkosten wird
zusätzlich ein relativer Faktor benötigt, da meist mehrere Güter konsolidiert transportiert
werden und daher nur ein Anteil der Gesamttransportkosten einem spezifischen
Beschaffungsgut zugeordnet werden soll. Die übrigen drei Kostenelemente der variablen
Kosten (Bestellabwicklung, Wareneingang und Qualitätssicherung) werden den
mengenabhängigen Lohnkosten zugeordnet. Für ihre Berechnung werden die Parameter Dauer
des Arbeitseinsatzes in einer beliebigen Zeiteinheit und der Tagessatz der entsprechenden
Mitarbeitenden benötigt.
Die sechs Kostenelemente der fixen Kosten werden analog aufgeteilt. Die Investitionen sind
zeitabhängige Kosten, die durch einen Betrag und einen Wechselkurs bestimmt werden.
Bestandeshaltungskosten sind ein spezieller Kostentyp, der den Betrag des Stückpreises des
eingelagerten Guts in der entsprechenden Währung und den durchschnittlichen Lagerbestand
als Parameter benötigt. Die Kostenelemente Verhandlungen, Lieferantenmanagement und
Audit/Qualifizierung/Freigabe des Lieferanten werden den zeitabhängigen Lohnkosten
zugeordnet. Sie werden durch die Dauer des Arbeitseinsatzes in einer beliebigen Zeiteinheit
und durch den Tagessatz der entsprechenden Mitarbeitenden berechnet. Das letzte
Kostenelement, Reisekosten, wird dem gleichnamigen Kostentyp zugeordnet. Unter der Angabe
eines relativen Faktors, der Anzahl reisender Personen, der Aufenthaltsspesen und Flugkosten
wird dieses Kostenelement bestimmt. Der relative Faktor wird herangezogen, um die Kosten
Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronikbranche 125
einer Reise mehreren Beschaffungsgütern entweder proportional zum Beschaffungsvolumen
oder mit gleichen Anteilen zuzuordnen.
Kostentypen
Kosten-
elemente
Men
gen
abhän
gig
e
ko
sten
Men
gen
abhän
gig
e
Ko
sten
(re
lati
v)
Zei
tab
hän
gig
e K
ost
en
Zei
tab
hän
gig
e K
ost
en
(rel
ativ
)
Men
gen
abhän
gig
e
Lo
hn
ko
sten
Zei
tab
hän
gig
e
Lo
hn
ko
sten
Rei
seko
sten
Ro
hst
off
kost
en
Kap
ital
bin
dun
gsk
ost
en
Bes
tand
eshal
tun
gsk
ost
en
Ris
iko
ko
sten
Kaufpreis X
Investitionen X
Transportkosten X
Importkosten X
Bestellabwicklung X
Wareneingang X
Qualitätssicherung X
Bestandeshaltungskosten X
Verhandlungen X
Lieferantenmanagement X
Audit/Qual./Freig. X
Reisekosten X
Tabelle 20: Bestimmung der Kostentypen bei Unternehmen B
Schritt 2.2: Ermittlung der Ausprägungen der Parameter
Die Ausprägungen der wiederkehrenden Parameter werden vorab bestimmt, damit die
Bedienung des Tools durch die Benutzer möglichst einfach gestaltet ist. Mithilfe der
hinterlegten Parameter ist der Benutzer nur gefordert, eine der vorbestimmten Ausprägungen
auszuwählen.
Neben den zur Auswahl hinterlegten Parameterausprägungen werden in diesem Schritt auch
solche Parameterausprägungen vorab ermittelt, die üblicherweise für verschiedene
Beschaffungsgüter konstant bleiben. Für die Kostenelemente Bestellabwicklung, Wareneingang
und Qualitätssicherung werden dazu die zeitlichen Aufwände in den Abteilungen Disposition
und Wareneingang für eine Vielzahl an Bestellungen gemessen. Die Durchschnittswerte
bezogen auf eine Bestellung ( ) betragen 0,33 h für die
Bestellabwicklung in der Disposition, 0,1 h für die Wareneingangsprüfung und 0,8 h für die
Qualitätssicherung im Wareneingang (s. Tabelle 21). Bei der Ermittlung der
Durchschnittswerte wird davon ausgegangen, dass der Aufwand nicht abhängig ist von der
Anzahl bestellter Güter, sondern pauschal für eine gesamte Bestellung anfällt.
126 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Parameter
Kosten-
elemente
Bestellabwicklung 0,33 h Disposition 1 Bestellung
Wareneingang 0,1 h Wareneingang 1 Bestellung
Qualitätssicherung 0,8 h Wareneingang 1 Bestellung
Tabelle 21: Ermittlung der Ausprägung der Parameter für ausgewählte Kostenelemente bei Un-
ternehmen B
Schritt 2.3: Prüfung der Relevanz der Kostenelemente
Zur Überprüfung der Relevanz der Kostenelemente wurden fünf Beschaffungsgüter testweise
bewertet. Dazu wurden die relativen Anteile der einzelnen Kostenelemente an den TCO der
Beschaffungsgüter bewertet. Aus den fünf Testläufen wurden anschliessend die
durchschnittlichen und maximalen Werte der Kostenelemente relativ zu den TCO ermittelt (s.
Tabelle 22).
Bewertungen
Kosten-
elemente
Durc
hsc
hnit
tlic
he
Bew
ertu
ng
Max
imal
e
Bew
ertu
ng
Kaufpreis 73% 95%
Investitionen 11% 70%
Transport 3% 16%
Importkosten 1% 4%
Bestellabwicklung 1% 2%
Wareneingang 0% 1%
Qualitätssicherung 1% 4%
Bestandeshaltungskosten 4% 11%
Verhandlungen 1% 5%
Lieferantenmanagement 3% 10%
Audit/Qual./Freig. 1% 5%
Reisekosten 1% 5%
TCO 100%
Tabelle 22: Relative Bewertung der Kostenelemente bei fünf Testläufen bei Unternehmen B
Die Übersicht der Bewertungen der Kostenelemente zeigt das nach wie vor starke Gewicht des
Kaufpreises, der bei den fünf Testläufen durchschnittlich 73% der TCO ausmacht. Zudem wird
offensichtlich, dass die Durchschnittswerte einiger Kostenelemente kleiner gleich 1% sind. Das
Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronikbranche 127
trifft für die Kostenelemente Importkosten, Bestellabwicklung, Wareneingang,
Qualitätssicherung und Verhandlungen zu. Andererseits zeigt die Spalte der maximalen Werte,
dass grosse Schwankungen der Kostenelemente für verschiedene Beschaffungsgüter bestehen.
So beträgt der Anteil der Investitionen im Schnitt 11% der TCO, der maximale Anteil erreicht
jedoch einen Wert von 70% der TCO. Die grossen Schwankungen sprechen für eine
projektspezifische Analyse der TCO von Beschaffungsgütern (vgl. 3.2.5). Das Kostenelement
mit geringster Relevanz, Wareneingang, ist aufgrund der Daten aus den fünf Testläufen nicht
entscheidungsrelevant, wird jedoch aus Gründen der Vollständigkeit vorerst beibehalten.
Schritt 2.4: Kategorisierung der Kostenelemente
Die Kategorisierung der Kostenelemente wurde entsprechend der Messbarkeit und Genauigkeit
zur Bestimmung der Kosten gewählt. Die Kostenelemente der ersten Kategorie (Kaufpreis,
Investitionen, Transport und Importkosten) können mit Hilfe der Offerten und Preislisten genau
bestimmt werden. Die zweite Kategorie (Bestellabwicklung, Wareneingang, Qualitätssicherung
und Bestandeshaltungskosten) enthält Kostenelement, für die ein Durchschnittswert ermittelt
werden konnte. Die dritte Kategorie enthält Elemente (Verhandlungen,
Lieferantenmanagement, Audit/Qualifizierung/Freigabe des Lieferanten und Reisekosten), die
mit der Betreuung und Interaktion der Lieferanten in Verbindung stehen. Die Ex-ante-
Bewertung dieser Kostenelemente basiert auf den Gegebenheiten des jeweiligen Projektes, wie
beispielsweise dem Zeitpunkt der Betrachtung, und erfolgt durch die Einschätzung des
erfahrenen strategischen Einkäufers.
Abbildung 57: Kategorisierung der Kostenelemente bei Unternehmen B
4.3.3 Phase 3: Umsetzung
Nach den vorbereitenden Arbeiten in den Phasen der Identifikation und Bewertung wird im
Folgenden die Umsetzung des TCO-Tools im betrachteten Unternehmen beschrieben.
Verhandlungen
Lieferantenmanagement
Audit, Qualifizierung und Freigabe des Lieferanten
Reisekosten
Zwischenresultat 3
1. K
ate
go
rie Kaufpreis
Investitionen
Transport
Importkosten
Zwischenresultat 1
2. K
ate
go
rie Bestellabwicklung
Wareneingang
Qualitätssicherung
Bestandeshaltungskosten
Zwischenresultat 2
3. K
ate
go
rie
Mess
bark
eit /
Gen
au
igk
eit
128 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Schritt 3.1: Konfiguration
Das generische TCO-Tool wird zunächst gemäss den identifizierten Beurteilungskriterien vom
Administrator des Tools konfiguriert. Dazu werden insgesamt fünf Kategorien in dem
Dateneingabeblatt des Tools hinzugefügt: drei Kategorien für die monetären
Beurteilungskriterien und je eine für die Lieferzeit und qualitativen Elemente (s. Abbildung 76
und Abbildung 77 in Anhang B.2).
Anschliessend werden die einzelnen Beurteilungskriterien in den entsprechenden Kategorien
hinzugefügt. Im Fall der monetären Beurteilungskriterien werden je vier Kostenelemente pro
Kategorie hinzugefügt (s. Abbildung 57). Dazu werden die entsprechenden Kostentypen der
Kostenelemente ausgewählt (s. Tabelle 20). Vom Administrator vorbestimmte Parameter, wie
beispielsweise Währungen, Zeiteinheiten, Tagessätze und Bezugsgrössen, werden in den
vordefinierten Eingabefeldern eingegeben. Bei den Kostenelementen der zweiten Kategorie
werden zudem die durchschnittlichen Einsatzdauern eingetragen (s. Tabelle 21).
In der Kategorie der Lieferzeit wird ein Zeitelement hinzugefügt. In der Kategorie der
qualitativen Kriterien werden acht Elemente für die qualitativen Beurteilungskriterien eingefügt
(s. Abbildung 56). Abschliessend werden Bemerkungsfelder zu den Beurteilungskriterien
hinzugefügt, die den Benutzer bei der Eingabe der Daten unterstützen.
Neben dem Dateneingabeblatt wird das Variablenblatt des Tools konfiguriert. Alle
vordefinierten Parameterausprägungen werden dort hinterlegt, damit sie bei der Benutzung des
Tools durch Auswahlfelder im Dateneingabeblatt komfortabel selektiert werden können.
Schritt 3.2: Anpassung
Wie eingangs erwähnt fand die Entwicklung des unternehmensspezifischen TCO-Tools parallel
zur Entwicklung des generischen Ansatzes statt. Die Erkenntnisse der praxisnahen Umsetzung
konnten so in den generischen Entwicklungsprozess einfliessen. Neben den beschriebenen
Funktionalitäten des TCO-Tools wurden zusätzliche Erweiterungen spezifisch für das
Unternehmen vorgenommen. Neben vielen kleineren Anpassungen hinsichtlich der Darstellung
des Tools wurde eine wesentliche funktionale Erweiterung vorgenommen, welche die
Projektbestellmenge eines Beschaffungsprojekts betrifft.
Typischerweise umfassen Beschaffungsprojekte einen Zeitraum von mehreren Jahren.
Aufgrund dieser Länge ist es oft unmöglich, ex ante eine genaue Projektbestellmenge zu
prognostizieren. Projektbestellmengen haben jedoch grossen Einfluss auf die
Lieferantenauswahl, weil die TCO eines Beschaffungsguts üblicherweise eine Abhängigkeit
von dieser Menge aufweisen. Zum einen ändert sich der Kaufpreis pro Stück in Abhängigkeit
des Automatisierungsgrades der lieferantenseitigen Fertigungsanlagen. Ein geringer
Automatisierungsgrad hat zur Folge, dass die Stückpreise bei ändernden Projektbestellmengen
weitgehend konstant bleiben. Ein hoher Automatisierungsgrad resultiert in grossen Rüstkosten,
die insbesondere bei kleinen Projektbestellmengen ins Gewicht fallen. Zum anderen ändert sich
der Effekt von Fixkosten auf die Stückkosten. Je grösser die Projektbestellmenge, desto
geringer ist der Einfluss von Fixkosten.
Bei Offertanfragen werden Lieferanten üblicherweise nach den Stückpreisen für verschiedene
Bestellmengen angefragt. Ausgehend von den Offerten werden die TCO von potentiellen
Lieferanten berechnet und in Abhängigkeit der Projektbestellmenge abgebildet (s. Abbildung
58). Bei einer Projektbestellmenge von 10„000 Stück über die gesamte Projektlaufzeit
ermöglicht Lieferant 1 günstigere Gesamtkosten. Bei etwa 30„000 Stück sind die TCO beider
Lieferanten gleich, bei grösseren Projektbestellmengen ist Lieferant 2 vorteilhaft.
Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronikbranche 129
Abbildung 58: TCO-Stückkosten in Abhängigkeit der Projektbestellmenge bei Unternehmen B
Diese Zusammenhänge resultieren in der Praxis oft in der Entscheidung, geringe Stückzahlen
aufgrund der flacheren Stückkostenkurve in wenig automatisierten Fertigungsstandorten (z. B.
in Niedriglohnländern) fertigen zu lassen (s. Lieferant 1 in Abbildung 58), während grosse
Stückzahlen in hochautomatisierten Standorten hergestellt werden (s. Lieferant 2 in Abbildung
58).
Schritt 3.3: Test
Zur Untersuchung des entwickelten Tools wurden einzelne Beschaffungsprojekte gemeinsam
mit den strategischen Beschaffern überprüft. Bei der Analyse der Funktionen und Abläufe des
Tools konnten bis auf einen Programmfehler keine Störfälle ausfindig gemacht werden. Die
Nutzung des Tools zur Kostenanalyse eines Beschaffungsguts dauert ca. 10 Minuten pro
Lieferant.
Die Integrationsfähigkeit der entwickelten Lösung ist hoch zu bewerten, weil sie einfach in die
Prozesse der strategischen Beschaffung zu integrieren ist (s. Abbildung 59). Des Weiteren
zeichnete sich bei den Tests des Tools ab, dass die Mitarbeitenden die Vorteile einer
transparenten Kostenanalyse erkennen und den Mehraufwand der TCO-Analyse nicht scheuen.
Die Reaktion auf die detaillierte Auflistung von Beurteilungskriterien war sehr positiv.
Die Bedienungsfreundlichkeit des TCO-Tools wurde von den Benutzern durchweg positiv
bewertet. Einerseits zahlte sich die Wahl der Plattform Microsoft Excel aus, weil sie den
Mitarbeitenden bestens bekannt ist. Andererseits ist das Tool so gestaltet, dass die Benutzer
durch Hinweise bei der Dateneingabe ausreichend geführt und unterstützt werden.
Schritt 3.4: Einführung, Schulung
Zur Einführung des TCO-Tools wird der bestehende Prozess der Lieferantenauswahl erweitert
(s. Abbildung 59). Zunächst wird geprüft, ob nur zugelassene Lieferanten ausgewählt wurden.
Falls nicht zugelassene Lieferanten gewählt wurden, wird im Falle von kritischen,
umsatzstarken Teilen eine Lieferantenqualifizierung durch Mitarbeitende des Unternehmens
vorgenommen. Im Fall von nicht kritischen oder nicht umsatzstarken Teilen ist eine
Selbstbeurteilung durch die Lieferanten ausreichend. Anschliessend werden Offertanfragen
gestellt, falls nicht schon vorhanden. Im nächsten Prozessschritt folgt die Integration der TCO-
Analyse durch die in der Abbildung grau hinterlegten Prozessschritte.
0.00
0.50
1.00
1.50
2.00
2.50
3.00
3.50
0 10'000 20'000 30'000 40'000
TC
O p
ro S
tk.
in C
HF
Projektbestellmenge in Stk.
Lieferant 1
Lieferant 2
130 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Abbildung 59: Flussdiagramm der Lieferantenauswahl bei Unternehmen B
Anfang
Zugelass.
Lieferanten
ausgewählt?
Offerten
vorhanden?
Kritisch. Teil,
umsatzstarker
Auftrag?
TCO-Analyse
notwendig?
Bemusterung
notwendig?
Positiver EMPB
vorhanden?
Werkzeug
benötigt?
TCO-
Aktualisierung
notwendig?
Lieferanten-
selbstbeur-
teilung
Lieferanten-
qualifizierung
Offertanfrage
Analyse der TCO
Werkzeug-
prozess
GHV abschliessen
Muster bestellen,
EMBP
veranlassen
Analyse der TCO
aktualisieren
Entscheid
Zuschlag
Ende
ja
nein
nein
nein
ja
nein
ja
GHV notwendig?
ja
ja
ja
nein
nein
nein
nein
ja
ja
ja
EMBP Erstmusterprüfbericht
GHV Geheimhaltungsvereinbarung
TCO Total Cost of Ownership
nein
Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronikbranche 131
Zunächst wird die Notwendigkeit einer TCO-Analyse geprüft. Dies ist für das Unternehmen in
der Regel dann gegeben, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:
Projektbestellmenge grösser als 10„000 Stück oder
Umsatz grösser als 50„000 CHF
Die Lieferantenauswahl wird hiernach mit den ursprünglich bestehenden Prozessschritten
fortgesetzt. Zuerst wird geprüft, ob eine Bemusterung notwendig ist. Falls ja, wird kontrolliert,
ob ein positiver Erstmusterprüfbericht vorhanden ist. Beim Fehlen eines Erstmusterprüfberichts
werden nach allfälligem Abschluss einer Geheimhaltungsvereinbarung Muster bestellt und der
Erstmusterprüfbericht veranlasst. Fall ein positiver Erstmusterprüfbericht anfangs vorhanden
ist, wird geprüft, ob ein Werkzeug benötigt wird. Falls ja, wird der Werkzeugprozess
angestossen.
Die Bemusterungs- und Werkzeugprozessschritte können einen Zeitraum von mehreren
Wochen in Anspruch nehmen. Aufgrund des zeitlichen Aufschubs und der Generierung bzw.
Veränderung von TCO-relevanten Daten wird im Anschluss geprüft, ob eine Aktualisierung der
TCO-Analyse notwendig ist.
Die Ergebnisse der TCO-Analyse unterstützen den nachfolgenden Lieferantenentscheid. Zuletzt
wird üblicherweise einem der potentiellen Lieferanten der Zuschlag erteilt und der
Lieferantenauswahlprozess abgeschlossen.
Neben der Integration der TCO-Analyse in den Lieferantenauswahlprozess wurden spezielle
Schulungen der Mitarbeitenden der strategischen Beschaffung für die Anwendung des TCO-
Tools durchgeführt und entsprechende Handbücher erstellt. Bei der Schulung wurde zunächst
die allgemeine Funktionsweise des TCO-Tools, die Bedeutung jedes Tabellenblatts und die
Berechnung der Kostenelemente erklärt. Die Benutzer sollen das TCO-Tool nicht als Black
Box (dt. schwarzer Kasten) verstehen, sondern möglichst genau die Funktionsweise
nachvollziehen. Auf diese Weise konnte die Akzeptanz zur Verwendung des Tools erheblich
gesteigert werden.
Anschliessend wurde ein Fallbeispiel gemeinsam berechnet. Da nicht alle Kosten des
Fallbeispiels vordefiniert waren, konnten kritische Fragen zur Bewertung einzelner
Kostenelemente und nicht monetärer Beurteilungskriterien diskutiert und beantwortet werden.
Nachfolgend wurden die Resultate interpretiert (s. Abbildung 78 in Anhang B.2). Dabei wurde
insbesondere auf die Sensitivität einzelner Beurteilungskriterien eingegangen, um bei den
Mitarbeitenden eine kritische Sichtweise auf das Resultat des TCO-Tools zu entwickeln.
Hierdurch sollte den Mitarbeitenden vermittelt werden, dass die Lieferantenauswahl durch die
TCO-Analyse bei wichtigen Beschaffungsgütern eine solide Entscheidungshilfe bietet, jedoch
die Ergebnisse der TCO-Analyse dabei sorgfältig analysiert, hinterfragt und auf Konsistenz
geprüft werden müssen.
Dem zukünftigen Administrator des TCO-Tools wurde erklärt, wie das TCO-Tool durch
Aktualisierung der hinterlegten Parameterausprägungen (z. B. Wechselkurse, Reisekostensätze,
etc.) gewartet wird. Darüber hinaus wurde der Administrator geschult, wie zukünftig neue
monetäre und nicht monetäre Beurteilungskriterien ins Tool integriert werden können.
4.3.4 Erkenntnisse aus der Anwendung des TCO-Tools
Die bisherigen TCO-Berechnungen haben erwartungsgemäss ergeben, dass zusätzliche Kosten,
welche bei der TCO-Analyse ersichtlich werden, bei neuen Lieferanten höher ausfallen als bei
bestehenden Lieferanten. Während zuvor nur der Kaufpreis und Investitionen berücksichtigt
132 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
wurden, werden nun insgesamt zwölf monetäre Beurteilungskriterien analysiert. Bei den
analysierten abgeschlossenen Beschaffungsprojekten änderte die TCO-Analyse jedoch nichts
an den bereits getroffenen Lieferantenentscheiden, weil die angebotenen Kaufpreise der
betrachteten Beschaffungsgüter aus Niedriglohnländern so günstig waren, dass die
Zusatzkosten keinen Einfluss auf den Entscheid hatten. Auch wenn sich durch die TCO-
Analyse der absolute Kostenvorteil nicht veränderte, reduzierte sich jedoch die Kostendifferenz
(s. Abbildung 60). Berücksichtigt man nun aber zusätzlich zu den monetären
Beurteilungskriterien die nicht monetären Beurteilungskriterien, ist eine Entscheidung
zugunsten des vermeintlich teureren Lieferanten durchaus denkbar. Bei dem abgebildeten
Beschaffungsgut wurde beispielsweise der Zuschlag dem teureren Schweizer Lieferanten
erteilt. Trotz des auf die TCO bezogenen Kostenvorteils des koreanischen Lieferanten von 22%
überwog in der Entscheidungsfindung der strategischen Beschaffer die vorteilhafte Bewertung
der nicht monetären Beurteilungskriterien des Schweizer Lieferanten. Interessant für den
strategischen Beschaffer ist nun die Fragestellung, um wie viel der bestehende teurere Lieferant
seinen Kaufpreis reduzieren müsste, um weiterhin ausgewählt zu werden. Der Schwellwert ist
geringer als bei der bisherigen Betrachtung und ermöglicht neuen Spielraum für
Preisverhandlungen bei bestehenden Lieferanten. Der Einfluss veränderlicher
Projektbestellmengen auf die Stückkosten kann dabei zusätzlich berücksichtigt werden.
Abbildung 60: Veränderung der Kostendifferenz durch die TCO-Analyse bei Unternehmen B
Mit der Entwicklung des TCO-Tools wird beim betrachteten Unternehmen primär der Prozess
der Lieferantenauswahl unterstützt werden. Die Vorteile, die sich aus dem TCO-Tool ergeben,
gehen jedoch über die Lieferantenauswahl hinaus. Der Einbezug der zwölf Kostenelemente
führt unweigerlich zu mehr Kostentransparenz im Vergleich zur traditionellen Betrachtung des
Kaufpreises. Die umfassende Analyse der Beschaffungskosten und die Berücksichtigung der
nicht monetären Beurteilungskriterien erlaubt es, die Möglichkeiten der globalen Beschaffung
auszuschöpfen, dabei sämtliche Zusatzkosten zu berücksichtigen und somit die Entscheidung
auf eine solide Datenbasis zu stützen. Zudem wird das Kostenbewusstsein und Denken in
Gesamtkosten nicht nur beim Beschaffer, sondern auch bei den Projektteams und
Entscheidungsträgern aus dem Management erhöht und damit über die Grenzen der
0
10'000
20'000
30'000
40'000
50'000
60'000
70'000
Lieferant CH Lieferant Korea
TC
O d
es
gesa
mte
n B
esc
ha
ffu
ngsp
roje
kte
s in
CH
F
Zusätzliche Kosten
Stückpreis und
Insvestitionen
-42%
-22%
Kaufpreis und
Investitionen
Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Elektronikbranche 133
Beschaffungsabteilung hinausgetragen. Dem Verkauf kann beispielsweise aufgezeigt werden,
wie wichtig genaue Prognosen der Bestellmengen sind, um die Beschaffungskosten zu
optimieren. Die detaillierte Kostenauflistung hilft zu zeigen, dass sich die Beschaffungskosten
nicht ausschliesslich aus dem Kaufpreis zusammensetzten. Umgekehrt werden
lieferantenbezogene Aufwände auch überschätzt, da einem einzelnen Beschaffungsgut oft nur
ein irrelevanter Anteil an Transaktionskosten zugeordnet werden kann. Durch die
Quantifizierung wird Klarheit geschaffen, und somit können bisher ungenutzte Chancen
wahrgenommen werden.
Die Dokumentation der Kosten und der nicht monetären Beurteilungskriterien ermöglicht
zudem eine Nachkalkulation und hilft frühere Entscheidungen zu überprüfen und
nachzuvollziehen. Die Beschaffer des Unternehmens erklärten zudem, dass ihnen das TCO-
Tool als wichtige Checkliste für die Bewertung monetärer und nicht monetärer
Beurteilungskriterien dient. Die Gedankengänge der Mitarbeitenden werden strukturiert, und
Entscheidungen können einfacher begründet werden. Aufwände zur Entwicklung eines
Lieferanten können gerechtfertigt und dort eingesetzt werden, wo es wirklich vorteilhaft ist.
Weiter bietet die TCO-Betrachtung Datenmaterial für Verhandlungen mit Lieferanten und trägt
hierbei zur Stärkung der Position des Unternehmens bei.
4.3.5 Zusammenfassung der Fallstudie
Um die Komplexität der globalen Beschaffung zu erschliessen, wurde ein
unternehmensspezifisches TCO-Tool für das Unternehmen aus der Elektronikbranche
entwickelt. Dabei lag der Fokus auf Beurteilungskriterien, die für die Lieferantenauswahl
relevant sind. Das Resultat ist ein für das Unternehmen massgeschneidertes, effizientes TCO-
Tool, welches eine gewünscht schnelle und unkomplizierte Anwendung erlaubt und
gleichzeitig über eine hohe Aussagekraft verfügt. Die TCO-Analyse berücksichtigt neben zwölf
monetären Beurteilungskriterien entscheidungsrelevante nicht monetäre Beurteilungskriterien
wie Lieferzeit und Supply Chain Risiken.
Durch die TCO-Betrachtung verändert sich die Kostendifferenz zwischen den einzelnen
potentiellen Lieferanten, da neben dem Kaufpreis und den Investitionen zusätzliche Kosten
berücksichtigt werden. Bei abnehmenden Unterschieden zwischen den totalen Kosten gewinnen
die nicht monetären Beurteilungskriterien für die Lieferantenauswahl an Bedeutung.
Die Verwendung des TCO-Tools unterstützt die strategischen Beschaffer in ihrer Aufgabe,
optimale Entscheide bei der Auswahl geeigneter Lieferanten zu treffen. Darüber hinaus werden
die Kostentransparenz und das Kostenbewusstsein durch den Einsatz des TCO-Tools in der
gesamten Unternehmung gesteigert.
134 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
4.4 Fallstudie bei einem Unternehmen aus dem Anlagenbau
Unternehmen C entwickelt Prozesse und Technologien für die Stahlindustrie, speziell für den
Technologiebereich des Stranggiessens. Das Unternehmen beschäftigt ca. 120 Mitarbeitende
am Schweizer Standort. Es gehört zu einem Metallindustriekonzern mit weltweit ca. 8„000
Mitarbeitenden und einem Umsatz von ca. 5 Mrd. EUR. Die Kunden des Unternehmens
befinden sich weltweit verteilt in Ländern wie Russland, China, Indien, Europa und USA. Die
Fertigungstiefe des Unternehmens ist sehr gering, bis auf einige Schlüsselkomponenten wird
der Grossteil der Wertschöpfung von Lieferanten erbracht.
Das projektbasierte Anlagengeschäft stellt das Unternehmen beschaffungsseitig vor besondere
Herausforderungen. Die Anpassung technischer Details bei Fertigungsaufträgen nach der
Auftragsvergabe verursacht erhöhten Koordinationsaufwand bei den mehrjährigen Projekten.
Des Weiteren müssen viele Beistellteile beschafft werden, die entweder zu den Lieferanten
oder direkt zur Baustelle des Kunden geliefert werden. Zudem besteht die Notwendigkeit nach
einer engen Kontrolle der Lieferanten, damit Termin- und Qualitätsziele eingehalten werden.
Das Unternehmen besitzt bereits Erfahrungen im globalen Beschaffungsmanagement, u. a. im
osteuropäischen und chinesischen Raum. Der Hauptgrund für die globalen
Beschaffungsaktivitäten besteht in der Verfügbarkeit von Fertigungskapazitäten. Heutzutage
sind Metallverarbeitungskapazitäten in den benötigten Dimensionen in Westeuropa nur noch
sehr eingeschränkt vorhanden. Weiter ist die geographische Lage der Kunden ein Grund,
Lieferanten vor Ort auszuwählen, damit die Transporte zur Kundenbaustelle einfacher und
kostengünstiger gestaltet werden können. In einigen Projekten ist das Unternehmen aufgrund
von Local-Content-Regularien (s. Abschnitt 2.1.3) verpflichtet, Wertschöpfungsanteile durch
Lieferanten zu erbringen, die im Land des Kunden ansässig sind.
Ein wichtiger Grund für die zukünftig stärkere Konzentration auf Niedriglohnländer ist der
erhöhte Wettbewerbsdruck. Hersteller ähnlicher Technologien für die Stahlindustrie aus dem
asiatischen Raum besitzen inzwischen das benötigte Know-how über Stranggiessverfahren und
können aufgrund niedrigerer Lohnkosten günstigere Anlagen anbieten. Da der Anteil
zugekaufter Güter bei Unternehmen C sehr hoch ist, bieten die Beschaffungskosten grosses
Optimierungspotential. Die vermehrte Beauftragung von Lieferanten aus dem osteuropäischen
und asiatischen Raum sollen Kosteneinsparungen ermöglichen, wobei Termin- und
Qualitätsanforderungen nicht beeinträchtigt werden dürfen.
Der Wettbewerbsdruck hat ferner dazu geführt, dass Projekte üblicherweise auf Basis der
Incoterms DDU ausgeführt werden, anstatt FCA, wie in der Vergangenheit üblich. Der
Transport zum Kunden steht damit neu in der Verantwortung des betrachteten Unternehmens,
wodurch höhere Aufwände und Risiken entstehen.
Unternehmen C zielt mit dem TCO-Ansatz vorwiegend auf eine höhere Transparenz ihrer
Beschaffungskosten ab. Zum einen soll die komplexere Kostenstruktur globaler
Beschaffungsprojekte insbesondere hinsichtlich Transportkosten und Transaktionskosten besser
verstanden werden, zum anderen sollen Potentiale zur Kostenreduktion aufgezeigt werden. Des
Weiteren verspricht sich das Unternehmen eine Verbesserung der Beschaffungsprozesse bei der
Lieferanten- und Regionenauswahl.
Im Folgenden wird die Entwicklung des unternehmensspezifischen TCO-Tools für das
Unternehmen C aus dem Anlagenbau aufgezeigt.
Fallstudie bei einem Unternehmen aus dem Anlagenbau 135
4.4.1 Phase 1: Identifikation
Schritt 1.1: Systemabgrenzung
Zur Identifikation von Beurteilungskriterien wird zunächst das zu untersuchende System in
Unternehmen C bestimmt und abgegrenzt. Die prozessorientierte Darstellung der
Systemelemente veranschaulicht das Projektgeschäft im Anlagenbau (s. Abbildung 61). Nach
dem Verkauf einer Anlage beginnt die Auftragsabwicklung (engl. order processing), geführt
durch das Projektmanagement. Nach Projektstart folgt die für die Produktionsumgebung
engineer-to-order typische kundenspezifische Entwicklung (engl. engineering) der Anlage. Auf
Grundlage der Spezifikationen der Entwicklungsabteilung werden benötigte Teile beschafft und
die Fertigung durch die Beschaffung (engl. procurement) beauftragt. Anschliessend erfolgen
die Qualitätsprüfung (engl. quality assurance (QA)), Terminüberwachung (engl. expediting)
und Inbetriebnahme (engl. commissioning). Übliche Projektlaufzeiten betragen ein bis drei
Jahre. Nach der Abnahme der Anlage werden in der Regel weitere Dienstleistungen (engl. after
sales service) erbracht. Forschung und Entwicklung (engl. research & development) sowie die
Administration stellen unterstützende Bereiche während des Abwicklungsprozesses dar.
Abbildung 61: Systemabgrenzung bei Unternehmen C
Der Untersuchungsbereich umfasst die gesamte Auftragsabwicklung. Das Eingriffssystem, in
dem Veränderungen vorgenommen werden, schliesst die Beschaffungsabteilung ein, die aus
neun Mitarbeitenden besteht. Mit der Entwicklung des TCO-Tools wird insbesondere auf die
Beschaffungsplanung, die Lieferantenauswahl, Verhandlungen mit Kunden über den
spezifischen Umfang des Projektes und transportlogistische Herausforderungen abgezielt.
Eine Anlage wird in ca. 100 Sektionen unterteilt, die aus Fertigungsteilen und Beistellteilen
zusammengestellt sind. Die Sektionen sind wiederum unterteilt in bis zu zehn Subsektionen.
Auf der Basis einzelner Subsektionen werden die Stücklisten erstellt. Zur Unterscheidung
verschiedener Teile nutzt Unternehmen C eine spezielle Klassifikation76:
A-Teile sind üblicherweise grosse, auftragsspezifische Fertigungsteile mit Gewichten
von bis zu 200t, die durch Metallverarbeitungsprozesse wie beispielsweise Trennen,
Fräsen und Schweißen in grossen Produktionsbetrieben hergestellt werden.
76
Die unternehmensinterne Klassifikation in A-, B-, C- und D-Teile ist nicht zu verwechseln mit der um-
satzbezogenen ABC-Klassifikation.
Umsystem
Eingriffs-
system Untersuchungs-
bereich
Order Processing
Project Management
Research & Development
Administration
• Procurement plan
• Supplier selection
• Negotiation of specific scope
• Logistics
Enginee-
ring
Procure-
mentQA
Expedi-
ting
Commis-
sioning
After Sales
ServiceSales
136 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
B-Teile sind Beistellteile, wie beispielsweise Elektromotoren und Lager, die vom
beauftragten Lieferanten selbst beschafft werden.
C-Teile sind Beistellteile, die von Unternehmen C im europäischen Raum beschafft
und zum Lieferanten geliefert werden.
D-Teile sind Beistellteile, die von Unternehmen C im europäischen Raum beschafft,
direkt zur Baustelle des Kunden geliefert und dort bei der Inbetriebnahme in Sektionen
verbaut werden.
Schritt 1.2: Visualisierung von Supply Chains
Zum besseren Verständnis der Material- und Informationsflüsse im Projektgeschäft von
Unternehmen C wird eine exemplarische Supply Chain visualisiert (s. Abbildung 62). Dabei
handelt es sich um eine Anlage für einen russischen Kunden. Die Lieferanten befinden sich in
Europa und China. Sie führen Beschaffungs-, Fertigungs- und Lieferprozesse in der
Produktionsumgebung engineer-to-order durch (s. S3, M3 und D3 in Abbildung 62) und lassen
die Materialien zur Kundenbaustelle liefern. Unternehmen C führt die Planungsprozesse durch
und steuert die Informationsflüsse mit dem Konzernhauptsitz, dem Kunden und den
Lieferanten.
Abbildung 62: Visualisierung einer exemplarischen Supply Chain bei Unternehmen C
Die exemplarische Supply Chain verdeutlicht die Herausforderungen im Projektgeschäft von
Unternehmen C. Das Unternehmen besitzt selbst keine Fertigungskapazitäten und beauftragt
Unternehmen aus dem Konzernverbund oder Lieferanten mit der Fertigung der A-Teile. Die
grossen Dimensionen der Fertigungsteile resultieren in erhöhten Planungsaufwänden
beispielsweise für Spezialtransporte zum Kunden. Ferner muss die Beschaffung von
Beistellteilen der Klassen B, C und D organisiert werden, damit eine reibungslose
Inbetriebnahme auf der Baustelle gewährleistet ist.
Schritt 1.3: Identifikation relevanter Beurteilungskriterien
Zur Identifikation relevanter Beurteilungskriterien wurden Brainstorming-Workshops und
Interviews mit den Mitarbeitenden des Unternehmens durchgeführt. Dabei wurde das
transaktionsbezogene Modell von Ellram u. Siferd (1993) (s. Abbildung 14) mit der in dieser
Konzern-
hauptsitz (D)
Unternehmen C
(CH)
Kunde (R)
Lieferant (CN)Lieferant (EU)
Informationsfluss
Materialfluss
S3 M3 D3
P2
P1-4 S3 M3 D3
S3 M3
Fallstudie bei einem Unternehmen aus dem Anlagenbau 137
Arbeit vorgeschlagenen Kategorisierung in Transport- und Logistikkosten, Transaktionskosten,
Abschreibungen und Kapitalkosten sowie Risikokosten (s. Abbildung 20) kombiniert. Auf
diese Weise konnten Beurteilungskriterien verständlich ermittelt und klassifiziert werden (s.
Abbildung 63).
Abbildung 63: Identifikation relevanter Beurteilungskriterien bei Unternehmen C
Die Pre-Transaktions-Komponenten schliessen grösstenteils Transaktionskosten ein. Das in
China ansässige Beschaffungsbüro erhält einen prozentualen Anteil des beschafften
Warenwertes für die erbrachten Dienstleistungen. Die Höhe des Anteils liegt üblicherweise bei
5% bis 10% des Warenwertes. Ferner werden die Personalaufwände zur Beschaffungsplanung,
Vorauswahl der Lieferanten, der Bestellprozess von Fertigungs- und Beistellteilen sowie die
Aufwände zur Entwicklung berücksichtigt. Als Risikokosten sollen gescheiterte Investitionen
berücksichtigt werden.
Die Kriterien, welche während der Transaktion berücksichtigt werden, umfassen sämtliche
Transportkosten für Container- und Bulktransporte vom Lieferanten zum Kunden sowie
Transportkosten für C- und D-Teile aus Europa zum Lieferanten bzw. Kunden oder – alternativ
zu der Einzelbetrachtung der Transportkosten – gesamte Transportofferten eines Spediteurs.
Darüber hinaus werden in der Kategorie der Transaktionskosten die Bestellprozesse der
Fertigungs- und Beistellteile sowie Reise- und Inspektionskosten berücksichtigt. Des Weiteren
fallen Kapitalbindungskosten an, und es besteht das Risiko der Lieferanteninsolvenz.
Die Post-Transaktions-Komponenten umfassen zum einen Einmalzahlungen für Ausnahmen
oder Reklamationsverrechnungen, zum anderen Risikokosten für Lieferungsverzögerungen und
Qualitätsprobleme.
Pre-transaction
componentsTransaction components
Total Cost of
Ownership
Post-transaction
components
Transport- und Logistikkosten
Transaktionskosten
Lokales BeschaffungsbüroBeschaffungsplanung
Vorauswahl der LieferantenBestellprozess Fertigungsteile
Bestellprozess Beistellteile
Entwicklung
Abschreibungen und Kapitalkosten
Risikokosten
Gescheiterte Investitionen
Transport- und Logistikkosten
Transport ContainerTransport Bulk
Transport C-TeileTransport D-Teile
Transportofferte (gesamt)
Transaktionskosten
Bestellprozess FertigungsteileBestellprozess Beistellteile
ReisekostenInspektionskosten
Abschreibungen und Kapitalkosten
Kapitalbindungskosten
Risikokosten
Insolvenz Lieferant
Transport- und Logistikkosten
Transaktionskosten
Einmalzahlungen
Abschreibungen und Kapitalkosten
Risikokosten
LieferungsverzögerungenQualitätsprobleme
138 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Schritt 1.4: Zuordnung der Beurteilungskriterien
Die identifizierten Beurteilungskriterien werden im nächsten Schritt der Identifikationsphase
verschiedenen Beurteilungsdimensionen zugeordnet (s. Abbildung 64). Dabei werden im
Folgenden die Beurteilungskriterien in der Form dargestellt, in der sie im entwickelten TCO-
Tool aufgeführt werden. Ausgehend von den Kriterien des vorangehenden Schrittes der
Identifikation relevanter Beurteilungskriterien wurden einige Kriterien aufgeteilt (z. B.
Transportkosten), während andere zusammengefasst wurden (z. B. Transaktionskosten).
Abbildung 64: Zuordnung der Beurteilungskriterien bei Unternehmen C
Die monetären Beurteilungskriterien (Kostenelemente) sind allesamt von der Bestellmenge
abhängig und werden daher den variablen Kosten zugeordnet. Einige Kostenelemente werden
doppelt aufgeführt, um eine Aufteilung von Fertigungskapazitäten auf zwei Lieferanten
berücksichtigen zu können (s. Abkürzungen L1 und L2 für Lieferant 1 und Lieferant 2 in
Abbildung 64). Neben den Kaufpreisen der Fertigungsteile (A-Teile) und Beistellteile (B-, C-
und D-Teile) können einzelne Bestellpositionen durch Kilopreiselemente bewertet werden. Der
Abschlag für die Inanspruchnahme des lokalen Beschaffungsbüros wird durch einen
Beurteilungs-dimensionen
monetär
Variable Kosten
FixeKosten
Risiko-kosten
nicht monetär
Lieferdurch-laufzeit
Personal-aufwand
Makroöko-nomischeKriterien
quantitativ qualitativ
Qualitative Kriterien
n.a. n.a. Lieferzeit (gesamt)
Prozesszeit Fertigungsteile
Prozesszeit Beistellteile
Generelle qualitative Bewertung
Logistik-aufwand
Risiko von Pönalen
n.a.A-Teile L1
A-Teile L2
Kilopreis-element
Lokales Beschaffungs-büro
B-Teile L1
C-Teile L1
D-Teile
B-Teile L2
C-Teile L2
Verpackung Box L1
Verpackung Sledge L1
Verpackung Box L2
Verpackung Sledge L2
Container L1 -> Kunde
Bulk L1 -> Kunde
Container L2 -> Kunde
Bulk L2 -> Kunde
Container C-Teile Europa -> L1
Container C-Teile Europa -> L2
Container D-Teile Europa -> Kunde
Transport-offerte(gesamt)
Prozesskosten Fertigungsteile
Prozesskosten Beistellteile
Reisekosten L1
Reisekosten L2
Inspektions-kosten L1
Inspektions-kosten L2
Kapitalbin-dungskostenL1
Kapitalbin-dungskostenL2
Einmalzah-lungen
Fallstudie bei einem Unternehmen aus dem Anlagenbau 139
Prozentsatz des bestellten Warenwertes berechnet. Die Verpackung der Teile kann für beide
Lieferanten aufgeteilt in Boxverpackung77 und Sledgeverpackung78 berücksichtigt werden. Bei
den Transportkosten werden Container- und Bulktransporte für die A-Teile sowie
Containertransporte der C und D-Teile bewertet. B-Teile sind üblicherweise in den A-Teilen
des Lieferanten bereits vor dem Transport verbaut worden und werden daher nicht separat bei
der Bestimmung der Transportkosten berücksichtigt. Alternativ besteht die Möglichkeit, eine
gesamte Transportofferte eines Spediteurs einzugeben. Die Transaktionskosten werden
gesamthaft als Prozesskosten für Fertigungsteile und für Beistellteile bewertet. Ferner werden
Reisekosten, Inspektionskosten und Kapitalbindungskosten für beide Lieferanten aufgeführt.
Abschliessend können Sonderzahlungen berücksichtigt werden.
Die nicht monetären Beurteilungskriterien werden den quantitativen Dimensionen
Lieferdurchlaufzeit und Personalaufwand sowie den qualitativen Kriterien zugeordnet. In der
Beurteilungsdimension der Lieferdurchlaufzeit besteht ein Beurteilungskriterium, das die
gesamte Lieferzeit eines Lieferanten umfasst. Der Personalaufwand wird getrennt für die
Prozesszeiten der Fertigungsteile und der Beistellteile aus den Eingabedaten der
entsprechenden Kostenelemente ermittelt. In der Beurteilungsdimension der qualitativen
Kriterien befinden sich die generelle qualitative Bewertung des Lieferanten, der
Logistikaufwand und das Risiko von Pönalen.
4.4.2 Phase 2: Bewertung
Im Folgenden werden die monetären Beurteilungskriterien (Kostenelemente) in der
Bewertungsphase näher betrachtet.
Schritt 2.1: Bestimmung der Kostentypen
In Ergänzung zu den bestehenden generischen Kostentypen (s. Tabelle 11) werden zunächst
drei neue unternehmensspezifische Kostentypen definiert, um die spezifische Kostenstruktur
bei Unternehmen C abbilden zu können.
Gewichtsabhängige Fertigung
In der Metallverarbeitung werden Fertigungspreise üblicherweise gewichtsabhängig kalkuliert,
d. h. in Abhängigkeit von Material und Fertigungsverfahren werden Kilopreise vereinbart und
dann entsprechend des Gewichts des Fertigungsteils verrechnet. Der zugehörige Kostentyp für
die gewichtsabhängige Fertigung besteht aus vier Faktoren. Der Fertigungspreis wird als
Betrag pro kg angegeben, ergänzt um den entsprechenden Wechselkurs, das Gewicht des Teils
und die entsprechende Gewichtseinheit. Durch Kostenelemente dieses Kostentyps können
Offerten des Lieferanten modelliert werden.
mit p1: Betrag [1/kg]; p2: Wechselkurs; p3: Gewicht; p4: Gewichtseinheit
(Gl. 38)
77
Eine Boxverpackung ist üblicherweise eine Holzkiste, die für den Bulktransport in Abhängigkeit des Gü-
tergewichts zu einem Preis von ca. 0,20 bis 0,30 EUR/kg hergestellt wird. 78
Eine Sledgeverpackung ist ein eigens für das jeweilige Beschaffungsgut angefertigter Holzschlitten, auf
dem Material transportiert wird, welches zu gross für Boxverpackungen oder nicht sonderlich empfindlich
ist. Anschliessend werden die Güter mit Seilen an dem Schlitten festgezurrt. Sledgeverpackungen werden
zum Preis von ca. 0,10 bis 0,15 EUR/kg hergestellt.
140 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Verpackungskosten
Verpackungskosten werden aus dem Gesamtgewicht der vom Spediteur zur Baustelle
transportierten Güter in kg, einem Verpackungssatz pro kg, dem zugehörigen Wechselkurs und
einem relativen Anteil berechnet. Der relative Anteil ermöglicht die Aufteilung der
Verpackungskosten auf verschiedene Verpackungsarten.
mit p1: Gewicht [kg]; p2: Betrag [1/kg]; p3: Wechselkurs; p4: Prozentzahl
(Gl. 39)
Transportkosten
Die Transportkosten werden für verschiedene Transporteinheiten (z. B. Container, Bulk) durch
vier Faktoren berechnet. Die Fracht wird als Betrag mit entsprechendem Wechselkurs
angegeben, ergänzt um die Anzahl der Transporteinheiten und einem relativen Anteil. Der
relative Anteil ermöglicht die Aufteilung der Transportkosten auf verschiedene
Transporteinheiten.
mit p1: Betrag [1/Transporteinheit]; p2: Wechselkurs; p3: Anzahl [Transporteinheit];
p4: Prozentzahl
(Gl. 40)
Die Bestimmung der Kostentypen der identifizierten Kostenelemente wird in Tabelle 23
aufgezeigt. Die Kaufpreise der Fertigungs- und Beistellteile (A-, B-, C- und D-Teile) von
Lieferanten 1 und 2 werden den mengenabhängigen Kosten zugeordnet ebenso die
Kostenelemente Transportofferte (gesamt) sowie Einmalzahlungen. Sie werden durch die
Parameter Betrag und Wechselkurs angegeben.
Der relative Beitrag, der bei Bestellungen aus China für das dortige lokale Beschaffungsbüro
abgeführt werden muss, wird durch den Kostentyp mengenabhängige Kosten (relativ)
quantifiziert. Zusätzlich zum Betrag und Wechselkurs des Bezugswerts wird der relative
Beitrag durch eine Prozentzahl parametrisiert.
Die Prozesskosten für die Fertigungsteile und Beistellteile sowie die Kosten für Inspektionen
der Lieferanten, die von externen Qualitätsprüfern durchgeführt werden, werden durch den
Kostentyp mengenabhängige Lohnkosten berücksichtigt. Die Anzahl der Subsektionen bzw.
Anzahl der Positionen dient bei der Parametrisierung als Kostentreiber der Prozesskosten.
Reisekosten zu den Lieferanten werden durch den gleichnamigen Kostentyp bewertet. Ebenso
werden Kapitalbindungskosten für die Anzahlungen beider Lieferanten durch den
gleichnamigen Kostentyp einbezogen. Reisekosten werden durch die Anzahl der Reisen und die
Zielregion parametrisiert, Kapitalbindungskosten durch die Zeitperiode, Prozentzahl der
Anzahlung und den Gesamtwert der Güter, die vom Lieferanten bezogen werden.
Die Kilopreiselemente zur detaillierten Modellierung der Kaufpreise der Fertigungs- und
Beistellteile werden durch den spezifischen Kostentyp gewichtsabhängige Fertigung abgebildet
(s. Gl. 38). Sämtliche Kostenelemente der Verpackung werden durch den neuen gleichnamigen
spezifischen Kostentyp berücksichtigt (s. Gl. 39), ebenso die Elemente der Transportkosten (s.
Gl. 40).
Fallstudie bei einem Unternehmen aus dem Anlagenbau 141
Kostentypen
Kostenelemente
Men
gen
abh
ängig
e k
ost
en
Men
gen
abh
ängig
e K
ost
en (
rel.
)
Zei
tab
hän
gig
e K
ost
en
Zei
tab
hän
gig
e K
ost
en (
rel.
)
Men
gen
abh
ängig
e L
oh
nko
sten
Zei
tab
hän
gig
e L
ohn
ko
sten
Rei
sek
ost
en
Ro
hst
off
ko
sten
Kap
ital
bin
du
ng
sko
sten
Bes
tan
des
hal
tun
gsk
ost
en
Ris
iko
ko
sten
Gew
ich
tsab
hän
gig
e F
erti
gu
ng
Ver
pac
kun
gsk
ost
en
Tra
nsp
ort
ko
sten
A-Teile L1 X
A-Teile L2 X
Kilopreiselement X
Lokales Beschaffungsbüro X
B-Teile L1 X
C-Teile L1 X
D-Teile X
B-Teile L2 X
C-Teile L2 X
Verpackung Box L1 X
Verpackung Sledge L1 X
Verpackung Box L2 X
Verpackung Sledge L2 X
Container L1 -> Kunde X
Bulk L1 -> Kunde X
Container L2 -> Kunde X
Bulk L2 -> Kunde X
Container C-Teile Europa -> L1 X
Container C-Teile Europa -> L2 X
Container D-Teile Europa -> Kunde X
Transportofferte (gesamt) X
Prozesskosten Fertigungsteile X
Prozesskosten Beistellteile X
Reisekosten L1 X
Reisekosten L2 X
Inspektionskosten L1 X
Inspektionskosten L2 X
Kapitalbindungskosten L1 X
Kapitalbindungskosten L2 X
Einmalzahlungen X
Tabelle 23: Bestimmung der Kostentypen bei Unternehmen C
142 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Schritt 2.2: Ermittlung der Ausprägungen der Parameter
Die Prozesskostenrechnung wird zur Bewertung der folgenden Kostenelemente herangezogen:
Prozesskosten Fertigungsteile und Beistellteile, Reisekosten und Inspektionskosten. Dabei wird
auf Daten zurückgegriffen, die im ERP-System des Unternehmens vorhanden sind.
Die Prozesszeiten für Fertigungsteile und Beistellteile können aggregiert für jedes
abgeschlossene Projekt im ERP-System ausfindig gemacht werden. Als Prozesstreiber wird die
Anzahl Subsektionen für Fertigungsteile und die Anzahl Positionen für Beistellteile
ausgewählt. Die errechnete Prozesszeit pro Subsektion bzw. Position beträgt 11h bzw. 0,6h (s.
Tabelle 24). Mithilfe des Standardlohnkostensatzes von 120 CHF/h können somit die
Prozesskosten in Abhängigkeit der Anzahl von Subsektionen bzw. Positionen ermittelt werden.
Eine regionenspezifische Unterscheidung von Prozesskosten ist mit der vorhandenen
Datenbasis nicht möglich.
Zur Bewertung der Reisekosten werden die Berichte zurückliegender Reisen ausgewertet. Für
eine Reise innerhalb Europas wurden durchschnittlich 3 Tage aufgewendet, nach China
durchschnittlich 7 Tage. Die Berücksichtigung von Reisekosten wird durch Reisepauschalen
realisiert. Der Prozesskostentreiber ist somit die Anzahl der Reisen in eine bestimmte Region.
Für Reisen nach Europa beträgt die Pauschale 2„750 EUR (minimal 2„485 EUR, maximal
3„235 EUR) und nach China 9„245 EUR (minimal 8„345 EUR, maximal 10„145 EUR) (s.
Tabelle 24).
Inspektionskosten werden auf Basis der Subsektionen von externen Qualitätsprüfern in
Rechnung gestellt. Analog zur Ermittlung der Prozesszeiten wurden Inspektionskosten von 480
EUR/Subsektion in Europa und 750 EUR/Subsektion in China errechnet.
Kostenelemente Parameter Ausprägung
Erwarteter
Wert
Minimaler
Wert
Maximaler
Wert
Prozesskosten
Prozesszeit
[h/Subsektion
bzw. h/Position]
Fertigungsteil 11 11 11
Beistellteil 0,6 0,6 0,6
Reisekosten Reisekosten
[EUR/Reise]
Europa (3 Tage) 2„750 2„485 3„235
China (7 Tage) 9„245 8„345 10„145
Inspektionskosten Inspektionskosten
[EUR/Subsektion]
Europa 480 480 480
China 750 750 750
Tabelle 24: Ermittlung der Ausprägung der Parameter für ausgewählte Kostenelemente bei Un-
ternehmen C
Schritt 2.3: Prüfung der Relevanz der Kostenelemente
Die Relevanz der Kostenelemente wurde durch die Analyse abgeschlossener Projekte
überprüft. Diese mussten vollständig in SAP verbucht sein, d. h. mit Angabe von Arbeitszeiten,
sämtlichen Lieferanten und Baugruppen, und erst kürzlich abgeschlossen worden sein. Zehn
Projekte wurden ausgewählt, sechs davon mit rein europäischen Lieferanten und vier mit
Beteiligung chinesischer Lieferanten.
Durchschnittlich beträgt die Höhe der Zusatzkosten 14% des Kaufpreises von Fertigungs- und
Beistellteilen. Die Zusatzkosten werden weiter unterteilt in Verpackung (7,0%), Transport
Fallstudie bei einem Unternehmen aus dem Anlagenbau 143
(3,9%), Prozesskosten (1,8%), Reisekosten (0,1%), Qualitätssicherung (0,7%) sowie
Kapitalbindung und Einmalzahlungen (0,4%) (s. Abbildung 65).
Abbildung 65: Aufteilung der Zusatzkosten bei Unternehmen C
Die Aufteilung der Zusatzkosten zeigt, dass einzelne Kostenkategorien sehr geringen Einfluss
auf die Gesamtkosten haben, beispielsweise Reisekosten mit nur 0,1% des Wertes der
Fertigungs- und Beistellteile. Aus Sicht der Entscheidungsfindung sind somit nicht alle
Kategorien relevant. Das Unternehmen C hat sich trotzdem dazu entschieden, sämtliche
Kostenkategorien beizubehalten, weil das TCO-Tool auch zu Dokumentationszwecken
eingesetzt wird.
Schritt 2.4: Kategorisierung der Kostenelemente
Die Kategorisierung der Kostenelemente erfolgt analog zu der vorangehenden Analyse der
Relevanz der Kostenelemente. Der Block der Fertigungs- und Beistellteile wird unterteilt in
drei Kategorien: Fertigungsteile, lokales Beschaffungsbüro und Beistellteile (s. Abbildung 66).
Fertigungs- &
Beistellteile
100,0%Verpackung
7,0%
Transport
3,9%
Prozesskosten
1,8%
Reisekosten
0,1%
Qualitätssicherung
0,7%
Kapitalbindung und
Einmalzahlungen
0,4%
Andere
14,0%
144 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
1. Fertigungsteile
1.1. A-Teile L1
1.2. A-Teile L2
1.3. Lieferzeit (gesamt)
1.4. Generelle qualitative Bewertung
1.5. Logistikaufwand
1.6. Risiko von Pönalen
1.7. Kilopreiselement
2. Lokales Beschaffungsbüro
2.1. Lokales Beschaffungsbüro
3. Beistellteile
3.1. B-Teile L1
3.2. C-Teile L1
3.3. D-Teile
3.4. B-Teile L2
3.5. C-Teile L2
4. Verpackung
4.1. Verpackung Box L1
4.2. Verpackung Sledge L1
4.3. Verpackung Box L2
4.4. Verpackung Sledge L2
5. Transport
5.1. Container L1 -> Kunde
5.2. Bulk L1 -> Kunde
5.3. Container L2 -> Kunde
5.4. Bulk L2 -> Kunde
5.5. Container C-Teile Europa -> L1
5.6. Container C-Teile Europa -> L2
5.7. Container D-Teile Europa -> Kunde
5.8. Transportofferte (gesamt)
6. Prozesskosten
6.1. Prozesskosten Fertigungsteile
6.2. Prozesskosten Beistellteile
7. Reisekosten
7.1. Reisekosten L1
7.2. Reisekosten L2
8. Qualitätssicherung
8.1. Inspektionskosten L1
8.2. Inspektionskosten L2
9. Kapitalbindung und Einmalzahlungen
9.1. Kapitalbindungskosten L1
9.2. Kapitalbindungskosten L2
9.3. Einmalzahlungen
Abbildung 66: Kategorisierung der Beurteilungskriterien bei Unternehmen C
Fallstudie bei einem Unternehmen aus dem Anlagenbau 145
4.4.3 Phase 3: Umsetzung
Im Folgenden wird die Umsetzung des TCO-Tools auf Basis der vorbereitenden Arbeiten in
den Phasen der Identifikation und Bewertung beschrieben.
Schritt 3.1: Konfiguration
Die Konfiguration des generischen TCO-Tools beginnt mit der Erweiterung der Liste der
Kostentypen um drei weitere unternehmensspezifische Kostentypen: gewichtsabhängige
Fertigung, Verpackungskosten und Transportkosten. Anschliessend werden die
Beurteilungskriterien gemäss Abbildung 66 eingefügt. Dazu werden neun Kategorien angelegt,
anschliessend die Beurteilungskriterien eingefügt und um Bemerkungsfelder ergänzt (s.
Abbildung 79 und Abbildung 80 in Anhang B.3).
Die Eingabefelder werden zur Verbesserung der Bedienungsfreundlichkeit farblich
unterschieden. Orange Felder sind numerische Eingabefelder. Falls das entsprechende Element
nicht berücksichtigt werden soll, wird der Wert 0 eingegeben. Blau eingefärbte Felder dienen
der Eingabe der minimalen und maximalen Werte des ersten Eingabeparameters sowie der
Auswahlfelder beispielsweise für Währungen, Zeit- und Gewichtseinheiten. Alle weiteren
Felder sind grün eingefärbt und werden automatisch ausgefüllt.
Im Tabellenblatt Variablen werden die ermittelten Parameterausprägungen für die
Kostenelemente eingetragen, die mittels Prozesskostenrechnung bewertet werden (s. Tabelle
24). Des Weiteren wird das Konfigurationsblatt mit den Werten der Wechselkurse EUR-CHF,
EUR-USD und EUR-RMB aktualisiert.
Schritt 3.2: Anpassung
Während der Entwicklung des unternehmensspezifischen TCO-Tools wurde eine Vielzahl an
Anpassungen an dem generischen TCO-Tool vorgenommen, um den Anforderungen des
Unternehmens gerecht zu werden.
Aufgrund der Gewichtsabhängigkeit vieler Kostenelemente, wie beispielsweise Verpackung
und Transport, werden die Gewichte der Fertigungs- und Beistellteile bei der Parametrisierung
zusätzlich zu den Kosten eingegeben. Dadurch wird ermöglicht, dass andere Kostenelemente
automatisch auf diese Gewichtsinformationen zugreifen können und die Eingabe nur einmal
zentral vorgenommen werden muss. Bei der Eingabe der Datenfelder zu Verpackungs- und
Transportkosten79 werden somit die entsprechenden Gewichtsinformationen automatisch
herausgefiltert und summiert. Die Bedienungszeit und Anfälligkeit für Fehleingaben werden
dadurch gesenkt. Durch die Wahl von Microsoft Excel als Plattform für das TCO-Tool können
diese Anpassungen unkompliziert durch den Administrator vorgenommen werden.
Analog zu den Gewichtsinformationen wird auch die Anzahl der Subsektionen für Fertigteile
bzw. die Anzahl der Positionen für Beistellteile eingegeben. Die Anzahlen sind Kostentreiber
der Kostentypen Prozesskosten und Inspektionskosten (s. Tabelle 24) und werden zur
Berechnung der entsprechenden Kostenelemente aus den Kategorien 6. Prozesskosten und 8.
Qualitätssicherung herangezogen.
Das Auswertungsblatt wurde um die Angaben zu Gewicht und Volumen ergänzt, um bei der
Entscheidungsfindung als Zusatzinformationen zu dienen (s. Abbildung 81 in Anhang B.3).
79
Zur Nutzung der Gewichtsinformationen für die Abschätzung von Verpackungs- und Transportkosten
kommen drei Konvertierungsfaktoren zur Anwendung: Bruttogewicht/Nettogewicht = 1,15; spezifisches
Volumen der Güter = 3m3/t; Bruttogewicht pro Container = 15t.
146 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Schritt 3.3: Test
Der Funktionstest des entwickelten Tools wurde in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden
der Beschaffung durchgeführt. Nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten konnten keine
Berechnungsfehler festgestellt werden. Die Zeitdauer zum Ausfüllen eines
Lieferanteneingabeblattes beträgt bei vorhandenen Daten ca. fünf Minuten. Die
Integrationsfähigkeit, Bedienungsfreundlichkeit und Wartbarkeit des Tools wurden dank der
unternehmensspezifischen Anpassungen von den Mitarbeitenden als hoch bewertet.
Schritt 3.4: Einführung, Schulung
Die Einführung des TCO-Tools bedurfte keiner ausserordentlichen Schulungen, weil die
betroffenen Mitarbeitenden bereits bei der Entwicklung und dem Test des Tools eingebunden
waren.
Die Integration der Anwendung des TCO-Tools in den Beschaffungsprozess des Unternehmens
wird nachfolgend aufgezeigt (s. Abbildung 67). Der Beschaffungsprozess wird nach der
Entwicklung einer Sektion durch den Projektmanager angestossen. Auf Basis der
Projektspezifikationen werden gemeinsam mit den Beschaffungsmanagern die
Beschaffungsstrategie, Transportstrategie und der genaue Umfang der Beschaffungsgüter
bestimmt. Der resultierende Beschaffungsplan dient als Grundlage für alle nachfolgenden
Unterprozesse. Anschliessend werden potentielle Lieferanten angefragt, Preisofferten zu
erstellen. Nach Erhalt werden die Offerten verschiedener Lieferanten analysiert und
nachverhandelt. Nachher erfolgen die Auswahl der Lieferanten und die Bestellauslösung. Nun
trennt sich der weitere Fortgang in Abhängigkeit der Teilearten.
Abbildung 67: Flussdiagramm der Beschaffung bei Unternehmen C
Für A- und B-Teile (Fertigungsteile und Beistellteile, die der Lieferant der Fertigungsteile
beschafft) wird zunächst der genaue Bestellungsumfang definiert, insbesondere die Details der
B-Teile. Anschliessend werden die A-Teile gefertigt und die Qualitätssicherung der
procurement
plan
project
specifications call for bids negotiationsupplier
selectionorder
negotiate
specific scope
define
complete
scope
define
procurement
strategy
define
transport
strategy
manufacturing
of A-parts
quality
assurance
final
inspectionlogisticsinvoicing
transport packaging
QA report
A&B-parts
C&D-parts
Fallstudie bei einem Unternehmen aus dem Anlagenbau 147
Subsektionen von externen Qualitätsprüfern vorgenommen. Für wichtige Sektionen wird
zudem ein finaler Abnahmetest durchgeführt. Nach der Fertigung der Teile erfolgt für
sämtliche Teilearten die Verpackung der Güter und der Transport zur Kundenbaustelle sowie
abschliessend die Rechnungsstellung.
Die grau hinterlegten Unterprozesse kennzeichnen die Anwendungsbereiche des TCO-Tools.
Auf strategischer Ebene findet das Tool zu Beginn des Prozesses Anwendung bei der
Erstellung des Beschaffungsplans (engl. procurement plan). Mithilfe des beschriebenen TCO-
Modells können grobe Kostenabschätzungen und Budgetplanungen vorgenommen werden. Des
Weiteren wird das Tool zum konkreten Vergleich alternativer Lieferanten im Unterprozess der
Lieferantenauswahl (engl. supplier selection) angewendet. Auf operativer Ebene wird das Tool
bei der Bestimmung des Bestellumfangs (engl. negotiate specific scope) mit den Lieferanten
der Fertigungsteile herangezogen. Dabei wird abgewogen, ob die für die Subsektion benötigten
Beistellteile vom Lieferanten (B-Teile) oder vom betrachteten Unternehmen (C-Teile) beschafft
werden.
4.4.4 Erkenntnisse aus der Anwendung des TCO-Tools
Die Erkenntnisse aus der Anwendung des TCO-Tools beschränken sich derzeit auf die zehn
Projekte, die während der Bewertungsphase analysiert wurden (s. Abbildung 65). Die Summe
der Zusatzkosten beträgt bei diesen Projekten durchschnittlich 14% des Wertes der Fertigungs-
und Beistellteile. Transaktionskosten nehmen einen sehr geringen Anteil ein. Die Begründung
des niedrigen Prozentwertes ist insbesondere darin zu suchen, dass der Kaufpreis der
Beschaffungsgüter üblicherweise sehr hoch ist. Der derzeitig grosse Lohnkostenunterschied
zwischen Lieferanten in China und Westeuropa kompensiert die höheren Zusatzkosten der
globalen Beschaffung somit bei den meisten Projekten. Neben der Unterstützung für die
Entscheidungsfindung bei der Lieferantenauswahl stehen bei Unternehmen C daher auch
weitere Vorteile der TCO-Anwendung im Fokus. Zum einen erhöht das Tool das Wissen der
Mitarbeitenden über die Zusatzkosten der globalen Beschaffung. Die geschaffene
Kostentransparenz hat vorteilhafte Wirkung auf viele angrenzende Entscheidungsprozesse im
Unternehmen. Zum anderen können Beschaffungsprojekte auf Basis des TCO-Tools einfach
und vergleichbar dokumentiert werden. Die Daten dieser Dokumentationen dienen der
Entscheidungsfindung in ähnlich gelagerten zukünftigen Projekten.
Die Ergebnisse der TCO-Analysen sind naturgemäss von der Qualität der Eingabedaten
abhängig. Diese beruhen oftmals auf Daten abgeschlossener Projekte aus dem ERP-System.
Eine präzise Datenpflege ist somit Voraussetzung für die Ex-ante-Bewertung von zukünftigen
Beschaffungsprojekten. Auf die Berücksichtigung von Risikokosten wurde beispielsweise
gänzlich verzichtet, weil Erfahrungswerte zu Risiken und deren Folgekosten in den Bereichen
Qualität, Kosten, Lieferung, Flexibilität und Reputation nicht vorhanden sind.
Neben der Anwendung des TCO-Tools in der Beschaffung ist zukünftig auch der Einsatz im
Verkauf geplant. Besseres Wissen über die Kostenstruktur eines Projektes auf Basis des TCO-
Modells ermöglicht eine Stärkung der eigenen Position in Verhandlungen mit Kunden.
4.4.5 Zusammenfassung der Fallstudie
Das Unternehmen C zielt aufgrund der Verfügbarkeit von Fertigungskapazitäten und des
Wettbewerbsdrucks zukünftig auf einen höheren Fertigungsanteil aus Niedriglohnländern in
China und Osteuropa ab, sofern der Kundenvertrag dies zulässt. Mangelndes Wissen über die
148 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Kostenstruktur bei globalen Beschaffungsprojekten und die Forderung nach mehr
Kostentransparenz waren die wichtigsten Motive für die Entwicklung des
unternehmensspezifischen TCO-Tools.
Das entwickelte Tool umfasst 30 monetäre und 6 nicht monetäre Beurteilungskriterien, die eine
schnelle und hinreichend genaue Bewertung von Beschaffungsprojekten ermöglichen. Dadurch
können nun Transport- und Logistikkosten vorab eingeschätzt werden und Supply Chains auf
Basis einer transparenten Datenlage geplant werden. Des Weiteren ist die kombinierte
Betrachtung zweier Lieferanten zur Aufteilung des Beschaffungsvolumens möglich.
Momentan überwiegen die Kostenvorteile der Beschaffung aus China. Die steigenden
Lohnkosten in Fernost und die Liberalisierung der Wechselkurse lassen jedoch zukünftig auf
einen Kostenanstieg schliessen. Das betrachtete Unternehmen ist durch die Entwicklung des
unternehmensspezifischen TCO-Tools für diese Situation gut vorbereitet und besitzt ein
geeignetes Werkzeug, um die Entscheidungsfindung bei globalen Beschaffungsaktivitäten zu
unterstützen.
Zusammenfassende Erkenntnisse aus den Fallstudien 149
4.5 Zusammenfassende Erkenntnisse aus den Fallstudien
Die ausführlich behandelten Fallstudien beschreiben die Validierung der TCO-Methode in drei
Unternehmen. Diese unterscheiden sich substanziell hinsichtlich ihrer Grösse und
Branchenzugehörigkeit (s. Tabelle 15). Trotz der Unterschiede bestehen grosse Ähnlichkeiten
bei den Herausforderungen der Unternehmen im globalen Beschaffungsmanagement. Sie
streben vornehmlich nach Kostenreduktionen durch die Beschaffung aus Niedriglohnländern,
stellen jedoch gleichzeitig höchste Anforderungen an die unternehmerischen Zielbereiche
Qualität, Lieferung und Flexibilität. Um geeignete Lieferanten auszuwählen, mangelt es den
Firmen zum einen an Wissen über die Zusatzkosten bei der globalen Beschaffung, zum anderen
an einer Methode zur gesamthaften Bewertung potentieller Lieferanten. Das in Kapitel 3
beschriebene TCO-Konzept bietet in beiden Bereichen Abhilfe. Im Folgenden werden die
Erkenntnisse aus der Entwicklung und Anwendung der unternehmensspezifischen TCO-Tools
in den Unternehmen zusammengefasst.
Voraussetzungen zur Validierung der TCO-Methode in Industrieunternehmen
Die Validierung der TCO-Methode wurde in drei Industrieunternehmen durchgeführt, die aus
dem Konsortium des Forschungsprojektes GlobalTCO stammen. Die zwei verbleibenden
Industriepartner des Forschungsprojektes waren an der Konzeptgestaltung beteiligt (s. Anhang
C), haben jedoch aus mehreren Gründen von der Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-
Tools abgesehen.
Die wirtschaftliche Lage führte in einem der beiden Unternehmen aufgrund von Kurzarbeit zu
Kapazitätsengpässen der beteiligten Mitarbeitenden. So konnten Workshoptermine nicht mehr
wahrgenommen werden und die Entwicklung eines unternehmensspezifischen TCO-Tools nicht
begleitet werden.
In dem zweiten Unternehmen bestanden anderweitige Gründe. Es existierte schon ein einfaches
TCO-Tool, das im Rahmen einer generellen Überarbeitung der Beschaffungsprozesse vor
Beginn des Forschungsprojektes eingeführt wurde. Somit war der Bedarf nach neuen
Vorgehensweisen zur Unterstützung der Entscheidungsfindung im globalen Kontext nur
bedingt gegeben. Des Weiteren wechselten die für das Forschungsprojekt zuständigen Personen
aufgrund von firmeninternen Umstrukturierungen. Die mangelnde Kontinuität in der
Projektzusammenarbeit war somit eine weitere Hürde, um den Aktionsforschungsprozess
abzuschliessen.
Neben stabiler wirtschaftlicher Lage, vorhandenem Bedarf nach Veränderungen und
Kontinuität hinsichtlich der beteiligten Personen ist eine offene innovationfreudige
Unternehmenskultur ein weiteres Kriterium für erfolgreiche Kooperationen zwischen
Forschung und Industrie. Zum einen müssen die projektbeteiligten Mitarbeitenden aus den
Unternehmen Interesse an der Zusammenarbeit mit Hochschulen bzw. Universitäten und an
innovativen Konzepten haben, zum anderen muss das Umfeld im Unternehmen so gestaltet
sein, dass neue Konzepte und Methoden über die projektbeteiligten Mitarbeitenden hinaus
akzeptiert und verbreitet eingesetzt werden.
Phase 1: Identifikation
Die erste Phase der Identifikation von Beurteilungskriterien erwies sich übereinstimmend mit
den Erfahrungen anderer Forschender als sehr aufwendig (vgl. Ellram, 1993). Verschiedene
Methoden wie Prozessanalysen, Brainstorming-Workshops, Interviews und Literaturrecherchen
wurden verwendet, um umfassende Sammlungen an Beurteilungskriterien zu erstellen. Die
150 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
Reduzierung auf Kriterien, welche für die Lieferantenauswahl relevant sind, wird durch einen
iterativen Prozess erreicht, der eine enge Abstimmung mit den Entscheidungsträgern in den
Unternehmen erfordert. Einerseits muss die Bedienungsfreundlichkeit des Tools durch eine
möglichst geringe Anzahl an Kriterien gewährleistet sein, andererseits erfordert die gewünschte
Aussagekraft und Genauigkeit eine möglichst grosse Anzahl an Kriterien. Die Wahl der
richtigen Anzahl an Kriterien kann nicht allgemeingültig getroffen werden, sondern ist eine
unternehmensspezifische Entscheidung. Die betrachteten Firmen kamen diesbezüglich zu recht
unterschiedlichen Ergebnissen. Hocoma wählte 25 monetäre und 24 nicht monetäre
Beurteilungskriterien aus, Unternehmen B 12 monetäre und 8 nicht monetäre, Unternehmen C
30 monetäre und 6 nicht monetäre.
Phase 2: Bewertung
Die Bewertung der monetären Beurteilungskriterien (Kostenelemente) konnte durch die
entwickelten generischen Kostentypen (s. Tabelle 11) erfolgreich bewerkstelligt werden. Die
Kostentypen ermöglichen eine unkomplizierte Bewertung und decken die identifizierten
Kostenelemente der globalen Beschaffung ab. Unternehmensspezifische Erweiterungen der
Kostentypen sind in der gegebenen Struktur ohne grossen Aufwand möglich. Für das
Unternehmen C aus dem Anlagenbau wurde die Liste an Kostentypen beispielsweise um
spezifische gewichtsabhängige Kostentypen erweitert. Das generische TCO-Tool zeichnet sich
somit durch hohe Flexibilität aus und kann schnell an unternehmensspezifische Situationen
angepasst werden.
Trotz der Existenz generischer Kostentypen, welche die Bewertung der Kostenelemente
vereinfachen, ist die Qualität der Bewertung stark von der Datenverfügbarkeit in den
Unternehmen abhängig. Die Nutzung von Daten zu abgeschlossenen Beschaffungsprojekten
durch Anbindung des ERP-Systems in die TCO-Analyse bringt grosse Vorteile, wie die
Fallstudie bei Hocoma gezeigt hat (s. Unterkapitel 4.2). Die individuell vornehmbare
Kategorisierung der Kostenelemente wurde von den Unternehmen positiv aufgenommen.
Während Hocoma die Kategorisierung auf Basis der Prozessabfolge globaler
Beschaffungsprojekte vornahm, strukturierte Unternehmen B die Kostenelemente hinsichtlich
ihrer Messbarkeit und Genauigkeit und Unternehmen C nach einer individuellen
Kategorisierung.
Eine monetäre Quantifizierung von Risiken war den Unternehmen bislang nicht möglich.
Vielfach wurde als Grund der geringe Erfahrungsschatz bezüglich globaler
Beschaffungsprojekte genannt. Risiken werden üblicherweise als lieferantenspezifische
einmalige Ereignisse angesehen, aus denen keine statistisch aussagekräftigen Schlüsse gezogen
werden können. Somit haben die betrachteten Unternehmen davon abgesehen, Risiken in die
monetäre Bewertung in Form von Opportunitätskosten einfliessen zu lassen. Stattdessen
werden nicht monetäre Beurteilungskriterien bevorzugt, um weniger fassbare Einflüsse bei der
Lieferantenauswahl zu berücksichtigen. Die Synthese monetärer und nicht monetärer
Beurteilungskriterien findet bei der Entscheidungsfindung implizit in der Diskussion des
Beschaffungsteams bzw. mit anderen projektbeteiligten Mitarbeitenden statt. Die dabei
angewendeten Nutzenfunktionen sind dabei stark von den Personen und ihren Erfahrungen
abhängig (vgl. Scholz u. Tietje, 2002, S. 71ff.).
Im Unternehmen B wird bei einer Beschaffungsentscheidung beispielsweise der Zuschlag
einem Schweizer Unternehmen erteilt, obwohl ein koreanischer Lieferant einen TCO-
bezogenen Kostenvorteil von 22% ermöglichen würde. Die Umrechnung der nicht monetären
Kriterien des koreanischen Lieferanten übersteigt somit die Differenz von 22%. Diese
Vorgehensweise der Synthese monetärer und nicht monetärer Beurteilungskriterien wird in den
Zusammenfassende Erkenntnisse aus den Fallstudien 151
Unternehmen üblicherweise nicht dokumentiert, obwohl die entwickelten TCO-Tools dazu die
Möglichkeit bieten würden. Zum einen könnten prozentuale Zuschläge als Risikopauschale für
bestimmte Regionen berücksichtigt werden, zum anderen könnten Minimal- und Maximalwerte
bei mit Unsicherheiten behafteten Parametern eingegeben werden. Auch wenn der
Erfahrungsschatz der Unternehmen hinsichtlich der globalen Beschaffung momentan gering ist,
würde diese Vorgehensweise eine bessere Dokumentation und Nachvollziehbarkeit der
getroffenen Entscheidungen ermöglichen. Zumal könnten die erwähnten Risikopauschalen und
Minimal- und Maximalwerte in Zukunft den tatsächlichen Erfahrungen angepasst werden. Die
jetzige Vorgehensweise in der Praxis, bei der die monetären Konsequenzen von Risiken
weitgehend ignoriert werden, führt zu einer Expertenbildung in den Unternehmen. Einzelne
Mitarbeitende sammeln das Wissen und die Erfahrung über Entscheidungsfindungsprozesse
und teilen diese Erkenntnisse nicht in Form transparenter Dokumentationen. Durch dieses
Verhalten verhindern sie, getroffene Entscheidungen nachträglich bis ins Detail
nachzuvollziehen. Dies mag von manchen Mitarbeitenden so bewusst vorgenommen werden,
weil sie ansonsten bei Fehlentscheidungen nachträglich einfacher zur Rechenschaft gezogen
werden könnten. Das grundsätzliche Ziel des Konzeptes TCO, sämtliche Kosten bei der
Akquise eines Beschaffungsguts zu erfassen und somit umfassende Transparenz zu schaffen,
wird folglich in der Praxis hinsichtlich der Kategorie der Risikokosten nur unzulänglich
erreicht.
Phase 3: Umsetzung
In der Umsetzungsphase zahlte sich aus, dass die Entwicklung des generischen TCO-Tools teils
parallel zur Entwicklung der unternehmensspezifischen Tools stattfand. Dadurch konnten die
Erkenntnisse aus dem praktischen Umfeld während der Umsetzung direkt in den generischen
Ansatz einfliessen und somit zukünftig auch für Firmen ausserhalb des betrachteten
Konsortiums Mehrwert erbringen. Die Konfiguration und Anpassungsfähigkeit des Tools
wurden dank der Wahl der Plattform Microsoft Excel, die in der Praxis weit verbreitet ist, und
dank der in VBA programmierten Funktionalitäten von den Unternehmen positiv bewertet. Das
Tool wurde in den Unternehmen erfolgreich in den Beschaffungsprozess integriert und stiess
bei den Mitarbeitenden auf grosse Akzeptanz. Aufgrund des zusätzlichen Aufwands einer
sorgfältigen TCO-Analyse wurde der Anwendungsbereich des Tools auf grosse
Beschaffungsprojekte eingeschränkt.
Anwendung der unternehmensspezifischen TCO-Tools
Die Anwendung der entwickelten unternehmensspezifischen TCO-Tools hat gezeigt, dass die
Methode für verschiedene Branchen und Unternehmensgrössen geeignet ist. Zusatzkosten der
globalen Beschaffung können nun mit gerechtfertigtem Aufwand in die Lieferantenauswahl
einbezogen werden. Neben der für die Lieferantenauswahl notwendigen Vorkalkulation (Ex-
ante-Betrachtung) ermöglicht die Methode auch die Nachkalkulation (Ex-post-Betrachtung)
von Beschaffungsprojekten. Das TCO-Tool bietet den strategischen Beschaffern für beide
Betrachtungsweisen eine strukturierte Vorgehensweise, um entscheidungsrelevante Kriterien zu
erfassen. Dabei ermöglicht eine überschaubare Anzahl an benötigten Parametern eine hohe
Aussagekraft, die stark von der Datenqualität der Eingabeparameter abhängt. Präzise Prognosen
der Kundennachfrage sind dabei für die TCO-Analyse von Beschaffungsgütern entscheidend,
weil die Projektbestellmenge einen grossen Einfluss auf die Verrechnung von Fixkosten hat.
Die Zusatzkosten wurden bei der globalen Beschaffung erwartungsgemäss höher bewertet als
bei der lokalen Beschaffung. Während die Zusatzkosten zuvor nur ungenau einzelnen
Beschaffungsprojekten zugeordnet wurden, besteht nun eine grössere Kostentransparenz bei
152 Validierung der Total Cost of Ownership Methode
den Unternehmen. Die TCO eines Beschaffungsguts können durch die beschriebene Methode
mit zufriedenstellender Genauigkeit bestimmt werden. Nicht quantifizierbare Kriterien, die für
die Lieferantenauswahl relevant sind, werden durch nicht monetäre Beurteilungskriterien
einbezogen. Dadurch ermöglicht die TCO-Methode eine rationale Entscheidungsfindung.
Transparenz über Beschaffungskosten ist zudem für die abteilungsübergreifende Akzeptanz der
Mitarbeitenden und der Unternehmensführung bezüglich getroffener Entscheidungen wichtig.
Gerade in Hinsicht auf Verlagerungsprojekte in Niedriglohnländer, die naturgemäss bei der
Belegschaft auf Widerspruch stossen, trägt die TCO-Methode dazu bei, Entscheidungen besser
begründen und erklären zu können. Gleichzeitig zeigt die Methode auf, dass die
Kostenreduktionspotentiale bei der Beschaffung aus Niedriglohnländern durch
Berücksichtigung aller monetären und nicht monetären Beurteilungskriterien geringer
ausfallen, als es der reine Kaufpreis der Beschaffungsgüter erwarten liesse.
Die bislang mit der TCO-Methode bewerteten Beschaffungsprojekte führen in den
Unternehmen zu dem vorläufigen Ergebnis, dass die niedrigen Lohnkosten in asiatischen und
osteuropäischen Ländern im Vergleich zur lokalen Beschaffung oftmals konkurrenzlos günstige
Preise ermöglichen, die nicht von den nun berücksichtigbaren Zusatzkosten kompensiert
werden. Für viele Unternehmen lohnt es sich demnach, die Vorteile der globalen Beschaffung
zu nutzen. Die TCO-Methode unterstützt sie dabei, ihre methodischen Kompetenzen im
Bereich des Supply Chain Managements zu verbessern. Dies ist vor allem unter der Annahme
wichtig, dass sich das Preisniveau in Ländern wie China oder im osteuropäischen Raum
aufgrund fortschreitender Entwicklung und flexibler Wechselkurse zukünftig erhöhen und
somit die Kostendifferenz zwischen globaler und lokaler Beschaffung reduziert wird.
Zusammenfassung der Validierung
Der Prozess zur Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-Tools konnte in den drei
Unternehmen erfolgreich angewendet werden. Die Methode trägt den speziellen Anforderungen
der globalen Beschaffung hinsichtlich langer Lieferdurchlaufzeiten, dynamischer
Einflussfaktoren und Supply Chain Risiken Rechnung. Die Auswirkungen langer
Lieferdurchlaufzeiten werden einerseits durch Kapitalbindungskosten und höhere
Sicherheitsbestände berücksichtigt, andererseits werden sie aufgrund der nicht quantifizierbaren
Implikationen für die Flexibilität eines produzierenden Unternehmens als nicht monetäre
Beurteilungskriterien in die Entscheidungsfindung einbezogen. Der dynamische Charakter
veränderlicher Einflussfaktoren, wie z. B. Wechselkurse, Transportkosten und Rohstoffpreise,
wird durch die TCO-Methode berücksichtigt. Dabei hat sich in der praktischen Anwendung
gezeigt, dass die betrachteten Unternehmen sich bislang auf den Einfluss dynamischer
Wechselkurse beschränken. Supply Chain Risiken wurden in den Fallstudien durch nicht
monetäre Beurteilungskriterien berücksichtigt.
153
5 Zusammenfassung und Ausblick
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Bedeutung der globalen Beschaffung hat in den letzten Jahren in produzierenden
Unternehmen erheblich zugenommen. Reduzierte Wertschöpfungstiefen, Globalisierung und
steigender Kostendruck sind drei grundlegende Einflussfaktoren auf das globale
Beschaffungsmanagement. Vor diesem Hintergrund stehen Beschaffungsmanager vor der
komplexen Entscheidung, Lieferanten für spezifische, teils technologisch anspruchsvolle
Beschaffungsgüter auszuwählen. In den Unternehmen besteht dabei mangelnde Transparenz
hinsichtlich der Beschaffungskosten von Gütern, und es fehlt an Bewusstsein über die
Implikationen ihrer Entscheidungen auf den gesamten Geschäftserfolg.
Total Cost of Ownership (TCO) ist ein in der Wissenschaft und Praxis bekanntes Konzept zur
Analyse von Beschaffungskosten. Im Kern zielt das Konzept darauf ab,
Beschaffungsentscheide nicht nur auf Grundlage des Kaufpreises eines Beschaffungsguts zu
treffen, sondern sämtliche Kosten einzubeziehen, die im Zusammenhang mit dem Erwerb eines
Guts stehen. Im Kontext der globalen Beschaffung erlangt das Konzept zunehmende Relevanz.
Zum einen nehmen die zusätzlich zu berücksichtigenden Kosten einen grösseren Anteil an als
bei der lokalen Beschaffung, zum anderen sind die langfristigen Implikationen eines falschen
Beschaffungsentscheids in der Regel kostspieliger.
Aber nachwievor besteht sowohl in der Wissenschaft als auch in der industriellen Praxis nur
begrenztes Wissen über Zusatzkosten, die insbesondere bei der globalen Beschaffung auftreten.
In der wissenschaftlichen Literatur publizierte TCO-Modelle sind nur unzulänglich
operationalisiert und haben wenig Berücksichtigung in der Industrie gefunden, speziell bei
mittelständischen Unternehmen. Darüber hinaus werden im Kontext der globalen Beschaffung
existierende Einflüsse, beispielsweise längere Lieferdurchlaufzeiten, dynamische
Einflussfaktoren und Supply Chain Risiken, bisher nur implizit bei Beschaffungsentscheiden
berücksichtigt.
In der vorliegenden Arbeit wird daher ein Konzept zur Kostenanalyse der TCO bei globalen
Beschaffungsprojekten entwickelt, das in drei Teile gegliedert ist. Zunächst wird die
Zusammensetzung der TCO bei der globalen Beschaffung auf Basis einzelner Kostenelemente
beschrieben. Anschliessend erfolgt die Priorisierung der Kostenelemente anhand einer Umfrage
bei Schweizer Industrieunternehmen. Im dritten Teil wird eine Methode zur
unternehmensspezifischen Analyse der TCO entwickelt, die Entscheidungsträger bei der
Lieferantenauswahl im globalen Umfeld unterstützt. Das dreiteilige Konzept zur Analyse der
TCO beantwortet die in Abschnitt 2.3.2 aufgezeigten Forschungsfragen und erweitert die
bestehende Literatur in mehrfacher Hinsicht.
Die Frage nach der Zusammensetzung der TCO bei der globalen Beschaffung wird durch eine
in dieser Form neue, ausführliche Beschreibung der auftretenden Kostenelemente umgesetzt
und kombiniert existierende Zusammenstellungen von Kostenelementen mit Erkenntnissen der
Transaktionskostentheorie und des Supply Chain Risk Managements, um den Anforderungen
der globalen Beschaffung gerecht zu werden. Die neuartige Strukturierung der Kostenelemente
in die Kategorien Transport- und Logistikkosten, Transaktionskosten, Abschreibungen und
Kapitalkosten sowie Risikokosten schafft eine intuitiv verständliche und umfassende Übersicht
über die gesamten Kosten eines Beschaffungsguts.
154 Zusammenfassung und Ausblick
Die Priorisierung der Kostenelemente beruht auf den Ergebnissen einer
Unternehmensbefragung in der Schweizer Industrie zum Thema der Beschaffung aus
Niedriglohnländern mit 178 Umfrageteilnehmern. Erstmalig werden Unternehmen zu der
Bedeutung einzelner Kostenelemente in diesem Ausmass befragt. Die Resultate der Umfrage
zeigen, dass insbesondere die Kostenelemente der Kategorie Transaktionskosten sowie die
Kostenelemente Transport, Kapitalbindung aufgrund von Sicherheitsbeständen und Risiko
unzureichender Qualität von den befragten Unternehmen qualitativ hoch bewertet werden.
Quantitative Einschätzungen der gesamten Zusatzkosten ergeben einen Wert von
durchschnittlich 24.6% des Kaufpreises bei der Beschaffung von Gütern aus
Niedriglohnländern. Die breite Streuung der Zusatzkosten und die Erkenntnis, dass in der
Praxis meist nur Logistik- und Transportkosten bei Beschaffungsentscheiden berücksichtigt
werden, legen eine projektspezifische Analyse von Beschaffungskosten nahe.
Zu diesem Zwecke wird eine praxistaugliche und lösungsorientierte Methode zur
Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung in Zusammenarbeit mit fünf Industriepartnern
konzipiert, welche die Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-Modelle ermöglicht. Die
Methode basiert auf generischen Kostentypen, von denen spezifische Kostenelemente mittels
einfacher Konfigurierung abgeleitet und zu einem gesamthaften individuellen TCO-Modell
zusammengestellt werden können. Dadurch werden zum einen die in der Literatur
beschriebenen Hürden bezüglich der anspruchsvollen Anwendung von TCO überwunden, zum
anderen können den unternehmensspezifischen Anforderungen gerecht werdende TCO-
Modelle durch die generischen Kostentypen zügig und komfortabel entwickelt werden. Neben
der monetären Betrachtung wird die Methode um nicht monetäre Beurteilungskriterien in den
Beurteilungsdimensionen Lieferdurchlaufzeit und Personalaufwand sowie um
makroökonomische und qualitative Kriterien ergänzt. Die Kombination monetärer und nicht
monetärer Beurteilungskriterien schafft eine umfassende und transparente Datenbasis, auf deren
Grundlage komplexe Beschaffungsentscheide nachhaltig getroffen werden können. Die
speziellen Anforderungen der globalen Beschaffung hinsichtlich langer Lieferdurchlaufzeiten,
dynamischer Einflussfaktoren und Supply Chain Risiken sowie deren Implikationen auf die
Profitabilität von Beschaffungsprojekten, die in den existierenden Konzepten bislang
vernachlässigt wurden, werden in der vorgestellten Methode eingehend berücksichtigt. Die
praktische Anwendung der Methode in produzierenden Unternehmen wird durch die
Implementierung einer auf Microsoft Excel basierenden Applikation ermöglicht. Dazu
ergänzend wird in der Arbeit ein Prozessmodell aufgezeigt, das die konkrete Umsetzung der
Methode zur Entwicklung unternehmensspezifischer TCO-Modelle in der Praxis beschreibt.
Das Konzept zur Kostenanalyse bei der globalen Beschaffung wurde während der
gemeinsamen Entwicklung mit den Industriepartnern im Sinne der Aktionsforschung
fortwährend validiert. In vielen bilateralen und konsortialen Workshops wurden die
Anforderungen der Praxis aufgenommen sowie die entwickelten Lösungen auf ihre
Praxistauglichkeit geprüft. Die Anwendbarkeit und der praktische Nutzen der Resultate zeigen
sich insbesondere in den lösungsorientierten Fallstudien dieser Arbeit. Neben der praktischen
Validierung wurden die Ergebnisse ferner auf zahlreichen wissenschaftlichen Konferenzen und
bei universitären Vorträgen präsentiert und mit den anwesenden Fachleuten diskutiert. Auf
diese Weise konnte sichergestellt werden, dass einerseits praxisrelevante Lösungen erarbeitet,
andererseits wissenschaftlich relevante Beiträge geschaffen wurden.
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit die Erweiterung des TCO-
Ansatzes für die globale Beschaffung, die empirische Analyse der Beschaffungskosten in der
Schweizer Industrie und die Entwicklung einer innovativen Methode zur Operationalisierung
des TCO-Ansatzes in der Praxis. Gesamthaft unterstützt dieses Konzept produzierende
Ausblicke auf weitere Forschungsthemen 155
Unternehmen bei der Entscheidungsfindung im Kontext der globalen Beschaffung und trägt
infolgedessen zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit bei.
5.2 Ausblicke auf weitere Forschungsthemen
Weiterer Forschungsbedarf besteht primär in der operativen Integration des
Risikomanagements in die Entscheidungsfindung in der Beschaffung bzw. im Supply Chain
Management. Die Fallstudien bei drei Unternehmen, die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt
wurden, haben aufgezeigt, dass Entscheidungsträger in Industrieunternehmen monetäre
Bewertungen auf Basis unsicherer Informationen meiden. Im Fall des Risikomanagements
werden beispielsweise Abschätzungen von Risikoeintrittswahrscheinlichkeiten und
Risikoschadensausmassen unterlassen. Anstatt Abschätzungen auf Basis der gemachten
Erfahrungen vorzunehmen und diese regelmässig anzupassen, wird in der Praxis üblicherweise
gänzlich darauf verzichtet, Risiken in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Daher besteht
der Bedarf, theoretische Ansätze der Entscheidungslehre insbesondere im Bereich der
Entscheidung unter Unsicherheit (engl. choice under uncertainty) für die praktische
Anwendung in der Beschaffung bzw. im Supply Chain Management im globalen Kontext zu
operationalisieren.
Weiterer Forschungsbedarf besteht im langjährigen Einsatz der im Rahmen dieser Arbeit
entwickelten TCO-Methode in der industriellen Praxis. Der nachhaltige Nutzen der
Anwendung von TCO könnte verifiziert werden und dem Aufwand der Analysen
gegenübergestellt werden. Dabei stünde die Leistungsmessung der auf Basis von TCO
gestalteten Wertschöpfungsketten im Zentrum der Untersuchung. Dadurch könnte auch der
monetäre Vorteil für die Unternehmen durch die Anwendung von TCO bestimmt werden.
Aufgrund der in der Praxis oft erwähnten Hürde mangelnder Daten bei der Durchführung von
TCO-Analysen besteht weiterer Forschungsbedarf in der Anbindung von TCO-Tools an ERP-
Systeme, die in den Industrieunternehmen in den vergangenen Jahren flächendeckend
eingeführt wurden. So könnte zum einen untersucht werden, welche nutzbringende Daten
bereits verfügbar sind oder welche Daten zukünftig neu erfasst werden müssten, um TCO-
Analysen präzisier und einfacher zu gestalten. Zum anderen wäre eine informationstechnische
Integration der TCO-Analysen in firmeninterne ERP-Systeme denkbar.
Des Weiteren würde die Untersuchung der Interdependenzen der einzelnen Parameter und
Variablen von TCO-Modellen ein interessantes Forschungsthema darstellen. Durch Ursache-
Wirkungs-Netzwerke könnten elementare Kostentreiber identifiziert werden und
Kostenanalysen weiter simplifiziert werden. Ferner besteht weiterer Forschungsbedarf
bezüglich der Zusammenhänge zwischen makroökonomischen Indikatoren und
produktspezifischen Kostenelementen. Diese Zusammenhänge könnten dazu beitragen, die
Unsicherheiten bei produktspezifischen Ex-ante-Bewertungen auf der Basis
makroökonomischer Daten zu reduzieren.
Die Berücksichtigung der Zeitpunkte von Zahlungsflüssen in Abnehmer-Lieferanten-
Beziehungen und der Einfluss verschiedenartig gestalteter Wertschöpfungsketten auf die
Kapitalbindung stellen weitere Forschungsthemen dar. Dabei könnten beispielsweise
Simulationstechniken zum Einsatz kommen, deren Anwendbarkeit in der industriellen Praxis
sorgfältig zu überprüfen wäre.
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164 Literatur
165
Anhang
A Unternehmensbefragung
A.1 Fragebogen
Der Fragebogen besteht aus insgesamt vier Teilen. In den folgenden Abbildungen werden die
für diese Arbeit relevanten Teile 1 und 3 dargestellt.
Abbildung 68: Auszug des Fragebogens (1/3)
Teil 1: Allgemeine Informationen
Im ersten Teil werden allgemeine Informationen zu Ihrer Geschäftseinheit und Ihrer Tätigkeit erfragt. Diese dienen
der statistischen Auswertung der Umfrage. Die Daten werden anonym aufgenommen, d.h. es ist keine
Rückverfolgung zum Ausfüllenden möglich.
1.1 In welcher Branche ist Ihre Geschäftseinheit hauptsächlich tätig?
Automobilbau und sonstiger Fahrzeugbau Baustoffe und Bauindustrie
Chemie, Kunststoffe, Gummi
Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik, Medizintechnik Konsumgüter
Luftfahrt- und Wehrtechnik
Maschinen- und Anlagenbau
Metallerzeugung und -verarbeitung
Nahrungs- und Genussmittel
Öl, Gas, Mineralien und Rohstoffe Papier und Verpackung Pharma und Healthcare Telekommunikationstechnik Textil und Bekleidung Dienstleistung / Service Sonstiges
1.2 Welcher der folgenden Begriffe beschreibt Ihre Geschäftseinheit am besten?
Konzern Unternehmen Division
Fabrik/Produktionsstandort Sonstiges:
__________________________________________________________
1.3 Statistische Angaben über Ihre Geschäftseinheit: In welchem Land befindet sich der Hauptgeschäftssitz Ihrer
Geschäftseinheit? _____________________________________________
Seit welchem Jahr ist Ihre Geschäftseinheit wirtschaftlich aktiv?
_____________________________________________
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Ihre Geschäftseinheit?
_____________________________________________
Wie viele Mitarbeiter arbeiten davon in der Beschaffung?
_____________________________________________
1.4 Finanzielle Angaben über Ihre Geschäftseinheit: Wie gross war der Umsatz der Geschäftseinheit im Jahr 2008? <2 Mio EUR 2-10 Mio EUR 11-50 Mio EUR 51-500 Mio EUR >500 Mio EUR
Wie hoch war der Anteil der beschafften Güter am Umsatz? 0-20% 21-40% 41-60% 61-80% 81-100%
Wie hoch war der Anteil der aus Niedriglohnländern beschafften Güter am Beschaffungsvolumen? 0-5% 6-10% 11-20% 21-50% 51-100%
1.5 Welcher der folgenden Begriffe beschreibt Ihre Position in Ihrer Geschäftseinheit am besten? Geschäftsführer Mitglied der Geschäftsleitung Bereichs-/Divisionsleiter Abteilungsleiter Gruppenleiter Mitarbeiter Andere Position
1.6 Welcher der folgenden Begriffe beschreibt Ihr Haupttätigkeitsfeld am besten? Allgemeine Leitungsaufgaben Logistik Produktion Strategischer Einkauf/Beschaffung Operativer Einkauf/Beschaffung Supply Chain Management Andere Funktion
166 Anhang
Abbildung 69: Auszug des Fragebogens (2/3)
Teil 3: Kostenelemente in der globalen Beschaffung
Bei der globalen Beschaffung fallen zusätzliche und versteckte Kosten an, die in einen transparenten Lieferantenentscheid einfliessen sollten. Durch die Beantwortung der folgenden Fragen werden wir die Relevanz der einzelnen Kostenelemente ermitteln. Wie bewerten Sie die Höhe der folgenden Kostenelemente bei der Beschaffung aus Niedriglohnländern? Bitte geben Sie Ihre Einschätzung für den Durchschnitt aller Beschaffungsprojekte aus Niedriglohnländern an.
3.1 Transport- und Logistikkosten sehr
niedrig niedrig
eher niedrig
eher hoch hoch sehr hoch
Verpackung
Transport
Zwischenlagerung
Steuern und Zölle (Im- und Export)
Versicherungen
3.2 Lieferantenmanagement inklusive Reisekosten
sehr niedrig
niedrig eher
niedrig eher hoch hoch sehr hoch
Lieferantensuche (z. B. Beschaffung von Informationen, Lieferantenvorauswahl)
Anbahnung (z. B. Lieferantenbesuche, Prototypen, Anpassung der Normen)
Verhandlungen mit Lieferanten (z. B. Festlegung der Geschäftsbedingungen, Preisverhandlungen)
Projektabwicklung (z. B. operative Beschaffungsprozesse, Lieferantenentwicklung)
Anpassungen (z. B. technische Änderungen, organisatorische Anpassungen)
Qualitätskontrolle und Wareneingang (z. B. Kontrollen beim Lieferanten, Wareneingangsprüfung, Umpacken, Nacharbeit)
3.3 Abschreibungs- und Kapitalkosten sehr
niedrig niedrig
eher niedrig
eher hoch hoch sehr hoch
Abschreibungen für Investitionen (z. B. Werkzeuge)
Abschreibungen wegen Wertverfalls (Obsoleszenz)
Kapitalbindung aufgrund langer Transportzeiten
Kapitalbindung aufgrund der Zahlungsmodalitäten
Bestände aufgrund erhöhter Wiederbeschaffungszeit
3.4 Risikokosten Kosten für eingetretene Risiken (Abweichungen von den Erwartungen) und deren Folgen
sehr niedrig
niedrig eher
niedrig eher hoch hoch sehr hoch
Unvorhergesehene Kosten (z. B. ungeplante Koordinationsaufwände und Reisetätigkeiten, Währungsrisiken, etc.)
Unzureichende Lieferfähigkeit des Lieferanten (z. B. Produktionsausfall in der eigenen Geschäftseinheit, weil Ware verzögert eintrifft)
Unzureichende Qualität des Lieferanten (z. B. Reklamationen, Umsatzeinbussen und Kundenverlust, weil Qualität nicht zufriedenstellend)
Unzureichende Flexibilität des Lieferanten (z. B. bezüglich Bestellmengenänderungen, Designänderungen, etc.)
Reputationsschädigungen (z. B. ethische Bedenken der Kunden trotz Einhaltung aller Auflagen)
A Unternehmensbefragung 167
Abbildung 70: Auszug des Fragebogens (3/3)
A.2 Verlauf der Umfrageantworten
Die Umfrage wurde am Mittwoch, 4. November 2009 an 1054 Personen versandt. Eine
Erinnerungsmail wurde am Mittwoch, 18. November 2009 versandt. Abschlossen wurde die
Umfrage am Donnerstag, 10. Dezember 2009 mit insgesamt 178 vollständigen Antworten
(s. Abbildung 71).
Abbildung 71: Verlauf der Umfrageantworten
Fortsetzung Teil 3: Kostenelemente in der globalen Beschaffung
Im Folgenden werden weiterführende Fragen zum Kostenmanagement gestellt.
3.5
Wie schätzen Sie den Anteil der oben genannten Kostenbereiche am Warenwert (ex-works) ungefähr ein? Beispiel: Bei einem Warenwert (ex-works) von 100‘000 CHF und Transport- und Logistikkosten von 8‘000 CHF beträgt der Anteil dieses Kostenbereiches 8%.
<1% 1-5% 6-10% 11-20% 21-40% >40%
keine Angabe möglich
Transport- und Logistikkosten (siehe Frage 3.1)
Lieferantenmanagement inklusive Reisekosten (siehe Frage 3.2)
Abschreibungs- und Kapitalkosten (siehe Frage 3.3)
Risikokosten (siehe Frage 3.4)
3.6 Welche der oben genannten Kostenbereiche werden momentan bei Ihren Beschaffungsentscheiden quantitativ berücksichtigt?
trifft überhaupt nicht zu
trifft nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu trifft sehr
zu
Transport- und Logistikkosten (siehe Frage 3.1)
Lieferantenmanagement inklusive Reisekosten (siehe Frage 3.2)
Abschreibungs- und Kapitalkosten (siehe Frage 3.3)
Risikokosten (siehe Frage 3.4)
3.7 Wie beurteilen Sie folgende Aussagen in Bezug auf Ihr Kostenmanagement bei der globalen Beschaffung?
trifft überhaupt
nicht zu
trifft nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu trifft sehr
zu
Die Kostentransparenz bei der globalen Beschaffung ist zufriedenstellend.
Ein standardisiertes Vorgehen zur Erfassung der Gesamtkosten (Total Cost of Ownership) von Beschaffungsobjekten ist vorhanden.
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Erinnerungsmail
168 Anhang
A.3 Qualitative Messung der Kostenelemente
Tabelle 25: Qualitative Messung der Kostenelemente (***p<0.001 ;**p<0.01; *p<0.05; +p<0.1)
MW
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tl2
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A Unternehmensbefragung 169
A.4 Quantitative Messung der Kostenkategorien
Tabelle 26: Quantitative Messung der Kostenkategorien (***p<0.001 ;**p<0.01; *p<0.05;
+p<0.1)
MW SA tl tk ak rk tl tk ak rk
tl Transport- und Logistikkosten 2.81 .819 .374*** .382*** .324*** 5.867*** 8.782*** 4.722***
tk Transaktionskosten 2.36 .978 .374*** .411*** .524*** -5.867*** 2.955** -.319
ak Abschreibungen und Kapitalkosten 2.11 .987 .382*** .411*** .534*** -8.782*** -2.955** -3.386***
rk Risikokosten 2.42 1.083 .324*** .524*** .534*** -4.722*** .319 3.386***
Korrelationskoeffizienten t-Werte
170 Anhang
B Unternehmensspezifische TCO-Tools
B.1 TCO-Tool der Hocoma AG
No Risiko geringes Ausmass (1) grosses Ausmass (5)
Risiko Qualität
1.1 Qualitätsmängel Keine Qualitätsmängel in den letzten 12
Monaten
Zwei Lieferungen mit Qualitätsmängeln
beim selben Beschaffungsgut
1.2 Technologie-
erfahrung
Lieferant beherrscht Technologie, hat
Erfahrungen auf dem Gebiet
Technologie ist Neuland für den
Lieferanten
1.3 Personalfluktua-
tion
Langjährige Mitarbeitende Personalwechsel < 6 Monate
Risiko Verfügbarkeit
2.1 Wirtschaftliche
Leistung
Wirtschaftlich gute Lage; Firma wächst Schlecht finanziert, mit
Geschäftsreduzierung zu rechnen
2.2 Abhängigkeit von
Hocoma
Der Umsatz von Hocoma beim
Lieferanten ist < 30% seines
Gesamtumsatzes
Der Umsatz von Hocoma beim
Lieferanten übersteigt 30% seines
Umsatzes
2.3 Supply Chain
Risiken (2nd Tier)
Der Lieferant ist unabhängig, hat seine
Zulieferrisiken im Griff
Der Lieferant ist von Zulieferern
abhängig, kennt seine Risiken nicht
2.4 Abhängigkeit von
Allianzen und
Verbindungsper-
sonen
Die Hocoma pflegt einen direkten
Kontakt zum Lieferanten
Der Lieferant wird durch
Verbindungspersonen betreut, nicht
durch Hocoma
2.5 Verspätete
Lieferungen
Der Lieferant hält die von ihm
angegebenen Liefertermine ein
Der Lieferant hat im letzten Jahr min.
zweimal einen Liefertermin nicht
eingehalten
2.6 Änderungen
Lieferprogramm
Der Artikel wird noch längerfristig im
Lieferprogramm geführt
Der Artikel wird evtl. mittelfristig aus
dem Sortiment genommen
2.7 Transportrisiko Kurzer Transportweg, kurze
Transportdauer oder Transportrisiko
beim Lieferanten
Lange Transportwege, lange
Transportdauer
Risiko Kostenanstieg
3.1 Obsoleszenzrisiko Änderungen haben keine Folgen für
bestellte Güter
Bei Änderungen müssen eine grosse
Anzahl Teile entsorgt werden
3.2 Kostenentwicklung Der Lieferant kann die Kosten
kontinuierlich senken
Der Lieferant wird eher teurer
Risiko Rufschädigung
4.1 Wirtschaftsethik Der Lieferant hat ein gutes Image
(fairer Partner, zufriedene
Mitarbeitende)
Der Lieferant hat ein schlechtes Image
(Arbeitskonditionen, Fairness)
4.2 Umweltbelastung Der Lieferant ist versucht, Emissionen
zu reduzieren, hält Richtlinien ein
Der Lieferant produziert nicht
vertretbare Emissionen (Abfall, Gase,
Lärm)
Tabelle 27: Ausprägungen der Risikoausmasse bei Hocoma
B Unternehmensspezifische TCO-Tools 171
Abbildung 72: Eingabeblatt des TCO-Tools von Hocoma (Teil 1/3)
Firma: Lieferant CZ Abruf-Losgrösse: 10 Stück pro Abruf
Land: Czech Republic Rahmenmenge: 20
Artikelumsatz: 0 CHF/Jahr Abruflos_LieferantN
Soll Umsatz: 0 CHF/Jahr
Umsatzanteil: 100 0.0%
Bezeichnung Eingabe 1 Eingabe 2 Eingabe 3 Eingabe 4 Bemerkung
Offertkosten
Stückkosten in Währung
0 €
Stückkosten Materialkosten Arbeitskosten
0 0 0 €
Anteil in % am Wert in Währung
100 0 CHF
Transportkosten Pauschal (Alternative 1)
Anteil in % am Wert in Währung
100 250 CHF
Zahlungsbedingungen
Entsorgung
Anteil in % am Wert in Währung
100 0 CHF
Lieferantenentwicklung
Einsatzdauer gemessen in im Bereich
0 Stunde Betrieb
Gesamtkosten in Währung
0 CHF
Bemusterung
Einsatzdauer gemessen in im Bereich
0 Stunde Betrieb
Gesamtkosten in Währung
0 CHF
Rüstkosten
Gesamtkosten in Währung
0 CHF
Investitionen beim Lieferanten
Gesamtkosten in Währung
0 CHF
Bemusterung (externe Kosten)
Rüstkosten
Investitionen für Werkzeuge & Maschinen
Lieferantenentwicklung (interne Lohnkosten)
Lieferantenentwicklung (pauschal)
Bemusterung (interne Lohnkosten)
Zahlungsfrist 30 Tage Zahlungsfrist
Entsorgung Verpackungsmaterial
Initialkosten
Skonto Skonto Nein
Verpackungskosten
Transportkosten (pauschal)
Risiken
Makroökonomische Faktoren
Durchlaufzeit
Abwicklung
Kaufpreis
Navigation Kommentare
Navig
ati
on
Abwicklung
Initialkosten
Lieferantenbetreuung
Verfügbarkeit
Qualitätssicherung
Lie
fera
nt
Details zu Lieferant Weiteres
172 Anhang
Abbildung 73: Eingabeblatt des TCO-Tools von Hocoma (Teil 2/3)
Reisen Erfahrungswerte
Anteil in % Dauer in Tagen Anzahl Personen Destination
50 n.a. 1 Europa
1
Anteil in % Dauer in Tagen Anzahl Personen Destination
100 n.a. 1 n.a.
1
Anteil in % Dauer in Tagen Anzahl Personen Destination
100 n.a. 1 n.a.
1
Lagerhaltung
Lagerkosten in Währung
375 CHF
Ø Lagerbestand Artikelgrösse
5 Mittel
Zeitperiode gemessen in Bezugswert in Währung
1 Jahr 0 CHF
Verbindungsperson
Anteil in % am Wert in Währung
100 0 US$
Änderungsmitteilungen & Abweichungen
Einsatzdauer gemessen in im Bereich
0 Stunde Betrieb
Einsatzdauer gemessen in im Bereich
0 Stunde Betrieb
Gesamtkosten in Währung
0 CHF
Unerwartete Aufwände
Einsatzdauer gemessen in im Bereich
0 Stunde Betrieb
Gesamtkosten in Währung
0 CHF
Gesamtkosten in Währung
0 CHF
Unerwartete Kosten (pauschal, pro Menge)
Unerwartete Kosten (pauschal, pro Zeit)
Nacharbeitslohnkosten für Qualitätsmängel
Nacharbeit (pauschal)
Unerwartete Lohnaufwände
Lagerhaltung: Kapitalbindung
Qualitätssicherung
Honorar Verbindungsperson
Übersetzung von Änderungsmitteilungen
Verfügbarkeit
Lagerhaltung: Infrastruktur und Unterhalt
Reise 3
Häufigkeit der Reise
mal gesamthaft
Lieferantenbetreuung
Reise 1
Häufigkeit der Reise
mal pro Jahr
Reise 2
Häufigkeit der Reise
mal gesamthaft
B Unternehmensspezifische TCO-Tools 173
Abbildung 74: Eingabeblatt des TCO-Tools von Hocoma (Teil 3/3)
Risiko Qualität
Bewertung
2
Bewertung
1
Bewertung
3
Risiko Verfügbarkeit
Bewertung
1
Bewertung
1
Bewertung
1
Bewertung
1
Bewertung
2
Bewertung
1
Bewertung
2
Risiko Kostenanstieg
Bewertung
2
Bewertung
2
Risiko Rufschädigung
Bewertung
2
Bewertung
2
Makroökonomische Faktoren
Bewertung
58.49
Bewertung
15.27
Bewertung
43.66
Bewertung
63.70
Bewertung
52.51
Durchlaufzeit
Zeit gemessen in
0 Woche
Zeit gemessen in
0 Woche
Zeit gemessen in
0 Woche
Zeit von Bestellung bis Nullserie geliefert
GDP Growth 2009
Durchlaufzeit
Zeit von Artikelbedarf bis Lieferant endgültig ausgewählt
Zeit von Bestellung bis Prototyp geliefert
Währungsrisiko
Korruption
Rechtssicherheit
Umweltbelastung 5: Der Lieferant produziert Emissionen
1: Der Lieferant ist versucht Emissionen zu reduzieren
Makroökonomische Faktoren
Intelectual Property Rights
Kostenentwicklung 5: Der Lieferant wird eher teurer
1: Der Lieferant kann die Kosten kontinuierlich senken
Wirtschaftsethik 5: Der Lieferant hat schlechtes Image
1: Der Lieferant hat ein gutes Image
Transportrisiko 5: Lange Transportwege, lange Transportdauer
1: Beides kurz ODER Transportrisiko beim Lieferanten
Obsoleszenzrisiko 5: Bei Änderungen Entsorgung vieler Teile
1: Änderungen haben keine Folgen
Verspätete Lieferungen 5: Lieferant hat min. 2 Liefertermine nicht eingehalten
1: Lieferant hält angegeben Liefertermine
Änderung Lieferprogramm 5: Artikel wird mittelfristig aus Sortiment genommen
1: Artikel wird noch längerfristig geführt
Supply Chain Risiken (2nd Tier) 5: Lieferant ist von Zulieferern abhängig
1: Lieferant hat Zulieferrisiken im Griff
Abhängigkeit von Allianzen und Verbindungspersonen 5: Lieferant wird durch Verbindungspers. betreut
1: Hocoma pflegt einen direkten Kontakt
Wirtschaftliche Leistung 5: Schlecht finanziert, mit Geschäftsred. zu rechnen
1: Wirtschaftlich gute Lage, Firma wächst
Abhängigkeit von Hocoma 5: Umsatz Hocoma > 30%
1: Umsatz Hocoma < 30%
Technologieerfahrung 5: Technologie ist Neuland für den Lieferanten
1: Lieferant beherrscht Technologie, hat Erfahrungen
Personalfluktuation 5: Personalwechsel < 6 Mte
1: Lanjährige Mitarbeiter
Risiken
Qualitätsmängel 5: Zwei Lieferungen mit Qualitätsmängeln
1: Keine Qualitätsmängel in den letzten 12 Monaten
174 Anhang
Abbildung 75: Ergebnisblatt des TCO-Tools von Hocoma
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HF
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01.0
6.2
010
B Unternehmensspezifische TCO-Tools 175
B.2 TCO-Tool des Unternehmens B
Abbildung 76: Eingabeblatt des TCO-Tools von Unternehmen B
E Min Max
Firma: Var. Kosten #N/A #N/A #N/A
Land: Fixe Kosten #DIV/0! #DIV/0! #DIV/0!
Losgrösse Risikokosten 0 0 0
Wert: #NAME? Zeitaufwand 0.05375 0.05375 0.05375
Durchlaufzeit 0 0 0
Bezeichnung Eingabe 1 Eingabe 2 Eingabe 3 Eingabe 4 Mengen/Zeit Einheit Bemerkung
1. Kostenblock
Preis Menge 1 Preis Menge 2 Preis Menge 3 Waehrung Anzahl in Mengeneinheit
CHF 1 Stück
Gesamtkosten in Währung Laufzeit in Zeiteinheit
CHF 0 Tag
Anteil in % am Wert in Währung bezogen auf in Mengeneinheit
CHF 1 0
Gesamtkosten in Währung Anzahl in Mengeneinheit
CHF 1 0
2. Kostenblock
Einsatzdauer gemessen in im Bereich bezogen auf in Mengeneinheit
0.33 Stunde Disposition 1 0
Einsatzdauer gemessen in im Bereich bezogen auf in Mengeneinheit
0.1 Stunde Wareneingang 1 0
Einsatzdauer gemessen in im Bereich Reduktionsfaktor bezogen auf in Mengeneinheit
0.8 Stunde Wareneingang 1 1 0
Stückpreis Zeitperiode gemessen in Sicherheitsbest. Mengenbezug berechnen mit
0 0 Tag 0 1 0
3. Kostenblock
Einsatzdauer gemessen in im Bereich Laufzeit in Zeiteinheit
Stunde Beschaffung 0 Tag
Einsatzdauer gemessen in im Bereich Laufzeit in Zeiteinheit
Stunde Beschaffung 1 Jahr
Einsatzdauer gemessen in im Bereich Laufzeit in Zeiteinheit
Stunde Beschaffung 0 Tag
Anteil in % Dauer in Tagen Anzahl Personen Region Laufzeit in Zeiteinheit
5 2 Asien 0 Tag
Lieferzeit [d]
Zeit gemessen in
Woche
Qualitative Elemente
Bewertung
Bewertung
Bewertung
Bewertung
Bewertung
Bewertung
Bewertung
Bewertung
Kommentar Kommentar
Lie
fera
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Audit Rating Kommentar
"easy to do business with" Kommentar
Zukunftspotential Kommentar
Lieferantenselbstbeurteilung Kommentar
Qualitätsrisiko Kommentar
Währungsrisiko Kommentar
Lieferzeit in der Serie Kommentar / Begründung
Lieferzeit Kommentar
Versorgungsrisiko Kommentar
Lieferantenmanagement Kommentar / Begründung
Audit, Qualifizierung und Freigabe des Lieferanten
Falls neuer Lieferant
Kommentar / Begründung
Reisekosten Kommentar / Begründung
Qualitätssicherung Kommentar / Begründung
Bestandeshaltungskosten Kommentar / Begründung
Vereinbarungen, Verhandlungen Kommentar / Begründung
Importkosten (Zoll…) Kommentar / Begründung
Bestellabwicklung Kommentar / Begründung
Wareneingang Kommentar / Begründung
Kaufpreis Kommentar / Begründung
Investitionen beim Lieferanten
Werkzeuge und Betriebsmittel
Kommentar / Begründung
Transportkosten Kommentar / Begründung
Details zu Lieferant Ergebnisse
176 Anhang
Abbildung 77: Eingabe der monetären Beurteilungskriterien des TCO-Tools von Unternehmen B
1. Kostenblock
Preis Menge 1 Preis Menge 2 Preis Menge 3 Waehrung Anzahl in Mengeneinheit
CHF 1 Stück
Gesamtkosten in Währung Laufzeit in Zeiteinheit
CHF 0 Tag
Anteil in % am Wert in Währung bezogen auf in Mengeneinheit
CHF 1 0
Gesamtkosten in Währung Anzahl in Mengeneinheit
CHF 1 0
2. Kostenblock
Einsatzdauer gemessen in im Bereich bezogen auf in Mengeneinheit
0.33 Stunde Disposition 1 0
Einsatzdauer gemessen in im Bereich bezogen auf in Mengeneinheit
0.1 Stunde Wareneingang 1 0
Einsatzdauer gemessen in im Bereich Reduktionsfaktor bezogen auf in Mengeneinheit
0.8 Stunde Wareneingang 1 1 0
Stückpreis Zeitperiode gemessen in Sicherheitsbest. Mengenbezug berechnen mit
0 0 Tag 0 1 0
3. Kostenblock
Einsatzdauer gemessen in im Bereich Laufzeit in Zeiteinheit
Stunde Beschaffung 0 Tag
Einsatzdauer gemessen in im Bereich Laufzeit in Zeiteinheit
Stunde Beschaffung 1 Jahr
Einsatzdauer gemessen in im Bereich Laufzeit in Zeiteinheit
Stunde Beschaffung 0 Tag
Anteil in % Dauer in Tagen Anzahl Personen Region Laufzeit in Zeiteinheit
5 2 Asien 0 Tag
Lieferantenmanagement
Audit, Qualifizierung und Freigabe des Lieferanten
Falls neuer Lieferant
Reisekosten
Qualitätssicherung
Bestandeshaltungskosten
Vereinbarungen, Verhandlungen
Importkosten (Zoll…)
Bestellabwicklung
Wareneingang
Kaufpreis
Investitionen beim Lieferanten
Werkzeuge und Betriebsmittel
Transportkosten
B Unternehmensspezifische TCO-Tools 177
Abbildung 78: Ergebnisblatt des TCO-Tools von Unternehmen B
Beschaffer Hr. Müller WACC (% p.a.) 10x
Artikel Id. €-Kurs 1.518
Projekt-Bestellmenge 500000 Stück US$-Kurs 1.05
Projektdauer 5 Jahr
geplante Jahresmenge1 10000
geplante Jahresmenge2 100000
geplante Jahresmenge3 200000 100000
Dynamischer Bestellabruf (Optional)
Bestellabruf_L2 Wert 604 Projektbestellmenge für Preisgleichheit berechnen
Ergebnisse Lieferant 1 DE Lieferant 2 CH
1. Kostenblock 3.065 1.571
Kaufpreis 3.043 1.564
Investitionen 0.002 0.002
Transportkosten 0.015 0.005
Importkosten 0.005 0.000
Zwischenresultat_Ʃ1 3.065 1.571
2. Kostenblock 0.068 0.039
Bestellabwicklung 0.002 0.002
Wareneingang 0.001 0.001
Qualitätssicherung 0.005 0.005
Bestandeshaltungskosten 0.061 0.031
Zwischenresultat_Ʃ2 3.133 1.610
3. Kostenblock 0.004 0.018
Verhandlungen 0.000 0.003
Lieferantenmanagement 0.001 0.008
Audit, Qual. und Freigabe 0.000 0.003
Reisekosten 0.002 0.004
Zwischenresultat_Ʃ3 3.137 1.628
Stückkosten [CHF] 3.137 1.627
Gesamtkosten [CHF] 1'568'354 813'551
- Variable Kosten 1'535'151 788'151
- Fixe Kosten 33'203 25'400
- Risikokosten 0 0
Lieferzeit [d] 28.0 28.0
Qualitative Elemente Gewicht
Lieferzeit 0.1 3 3
Versorgungsrisiko 0.1 4 5
Qualitätsrisiko 0.1 3 4
Währungsrisiko 0.1 3 5
Zukunftspotential 0.1 2 3
Lieferantenselbstbeurteilung 0.1 2 4
Lieferantenbewertung 0.2 0 0
Geschäftsgebaren 0.2 3 4
Resultat Qualitative Elemente 2.3 3.2
Kommentare
Aktivierte
Jahresmenge
Projekt-Variablen
Steuerung
Modell-Variablen
Report Generieren
Änderungen Aktivieren
Formular Generieren
Grafik Qualitative Elemente
Ohne Kommentar Drucken
Projektbestellmenge berechnen
178 Anhang
B.3 TCO-Tool des Unternehmens C
Abbildung 79: Eingabeblatt des TCO-Tools von Unternehmen C (Teil 1/2)
1. Fertigungsteile
Gesamtpreis in Währung Gesamtgewicht gemessen in
EUR Kilogramm
Gesamtpreis in Währung Gesamtgewicht gemessen in
0 EUR 0 Kilogramm
Durchlaufzeit gemessen in
Tag
Bewertung
Bewertung
Bewertung
2. Lokales Beschaffungsbüro
Prozentsatz Gesamtwertbaugruppen
0.00% -
3. Beistellteile
Gesamtpreis gemessen in Gewicht Beistellteile gemessen in
EUR Kilogramm
Gesamtpreis gemessen in Gewicht Beistellteile gemessen in
EUR Kilogramm
Gesamtpreis gemessen in Gewicht Beistellteile gemessen in
EUR Kilogramm
Gesamtpreis gemessen in Gewicht Beistellteile gemessen in
EUR Kilogramm
Gesamtpreis gemessen in Gewicht Beistellteile gemessen in
EUR Kilogramm
4. Verpackung
Gesamtgewicht Baugruppen Preis pro kg Währung Anteil
0 EUR
Gesamtgewicht Baugruppen Preis pro kg Währung Anteil
0 EUR 100%
Gesamtgewicht Baugruppen Preis pro kg Währung Anteil
0 EUR
Gesamtgewicht Baugruppen Preis pro kg Währung Anteil
0 EUR 100%
4.1 Verpackung Box L1
4.4 Verpackung Sledge L2
4.2 Verpackung Sledge L1
3.3 D-Teile
3.5 C-Teile L2
3.4 B-Teile L2
3.1 B-Teile L1
Lokales Beschaffungsbüro
3.2 C-Teile L1
1.3 Lieferzeit (gesamt)
Logistikaufwand
4.3 Verpackung Box L2
1.1 A-Teile L1
1.2 A-Teile L2
Generelle qualitative Bewertung Generelle Einschätzung des Lieferanten.
Kommentar:
Vertragliche Regelungen mit dem Kunden.
Kommentar:
Risiko von Pönalen
Logistikaufwand. Kommentar:
B Unternehmensspezifische TCO-Tools 179
Abbildung 80: Eingabeblatt des TCO-Tools von Unternehmen C (Teil 2/2)
5. Transport
Fracht pro Container in Währung Gesamtgewicht (kg) geschätzte Anzahl Container
EUR 0 0
Fracht pro m3 in Währung Gesamtgewicht (kg) geschätztes Volumen (m3)
EUR 0 0
Fracht pro Container in Währung Gesamtgewicht (kg) geschätzte Anzahl Container
EUR 0 0
Fracht pro m3 in Währung Gesamtgewicht (kg) geschätztes Volumen (m3)
EUR 0 0
Fracht pro Container in Währung Gesamtgewicht (kg) geschätzte Anzahl Container
EUR 0 0
Fracht pro Container in Währung Gesamtgewicht (kg) geschätzte Anzahl Container
EUR 0 0
Fracht pro Container in Währung Gesamtgewicht (kg) geschätzte Anzahl Container
EUR 0 0
Gesamtkosten in Währung
0 EUR
6. Prozesskosten
Sektionen Art (h/Sektion) gemessen in Funktion
0 Fertigungsteil Stunde Beschaffung
Positionen Art (h/Sektion) gemessen in Funktion
0 Beistellteil Stunde Beschaffung
7. Reisekosten
Anzahl Region
anderes Land wählen
Anzahl Region
0
8. Qualitätssicherung
Anzahl Sektionen Land
12 anderes Land wählen
Anzahl Sektionen Land
0
9. Kapitalbindung und Einmalzahlungen
Zeitperiode gemessen in Prozent Anzahlung Gesamtwert Baugr.
0
Zeitperiode gemessen in Prozent Anzahlung Gesamtwert Baugr.
0
Gesamtkosten in Währung
0 EUR
5.7 Container D-Teile Europa -> Kunde
5.8 Transportofferte (gesamt)
5.4 Bulk L2 -> Kunde
9.3 Einmalzahlungen
9.1 Kapitalbindungskosten L1
9.2 Kapitalbindungskosten L2
6.1 Prozesskosten Fertigungsteile
5.1 Container L1 -> Kunde
5.6 Container C-Teile Europa -> L2
5.2 Bulk L1 -> Kunde
5.3 Container L2 -> Kunde
5.5 Container C-Teile Europa -> L1
8.2 Inspektionskosten L2
6.2 Prozesskosten Beistellteile
8.1 Inspektionskosten L1
7.1 Reisekosten L1
7.2 Reisekosten L2
180 Anhang
Abbildung 81: Ergebnisblatt des TCO-Tools von Unternehmen C
Projektnummer: 4711 Liefertermin 29.12.2010
Einkäufer: Hr. Müller Incoterms mit Kunde DDU
Datum: 16.08.2010
Ergebnisse Lieferant 1 Lieferant 2
1. Fertigungsteile EUR 100'000 EUR 120'000
2. Lokales Beschaffungsbüro EUR 5'000 EUR 0
3. Beistellteile EUR 46'000 EUR 55'000
4. Verpackung EUR 10'830 EUR 9'500
5. Transport EUR 13'630 EUR 12'000
6. Prozesskosten EUR 15'360 EUR 10'000
7. Reisekosten EUR 13'750 EUR 15'000
8. Qualitätssicherung EUR 5'760 EUR 3'000
9. Kapitalbindung und Einmalzahlungen EUR 9'863 EUR 11'520
Gesamtkosten EUR 220'193 EUR 236'020
Zeitaufwand Procurement (h) 64.00 50.00
Durchlaufzeit (Tage) 120.00 120.00
erwartete Fertigstellung 12.11.2010 12.11.2010
Netto-Gewicht Fertigungsteile (kg) 50'000 50'000
Netto-Gewicht B- und C-Teile (kg) 11'000 11'000
geschätztes Brutto-Gewicht Baugruppen (kg) 70'150 70'150
geschätztes Volumen (m3) 183 183
geschätzte Anzahl Container Baugruppen (40ft) 5 5
Netto-Gewicht D-Teile (kg) 1'000 1'000
Anzahl Container (40ft) für D-Teile 1 1
C Validierung der Ergebnisse 181
C Validierung der Ergebnisse
Unternehmen
Mitarbeitende
(u. a.) Zeitraum
Anzahl
Work-
shops Inhalte
ALSTOM
(Switzerland)
Ltd
Stefan Reisacher,
Pedro Berrocoso,
Christian Hauke
Jan. 2009 -
Mai 2009
6 Systemabgrenzung, SWOT-
Analyse, Zieldefinition, Identifikati-
on von Kostenelementen, Analyse
des existierenden TCO-Tools
Hilti AG Steffen Dohm Apr. 2009 1 Analyse des existierenden TCO-
Tools
Hocoma AG Ingo Kirchhoff,
Urs Jegher
Jan. 2009 –
Mär. 2009;
Dez. 2009 -
Jun. 2010
6 Systemabgrenzung, SWOT-
Analyse, Zieldefinition, Identifikati-
on von Kostenelementen; Entwick-
lung eines unternehmensspezifi-
schen TCO-Tools
Komax AG Frederic Rappan,
Bruno Ronchetti,
Urs Zulliger
Jan. 2009 -
Mär. 2009
4 Systemabgrenzung, SWOT-
Analyse, Zieldefinition, Identifikati-
on von Kostenelementen
Mammut
Sports Group
AG
Josef Lingg,
Peter Müller
Jun. 2007 1 Identifikation von Kostenelementen
maxon motor
ag
Klaus Hofmann,
Philippe Erni
Jan. 2009 -
Mär. 2009;
Nov. 2009 -
Mai 2010
7 Systemabgrenzung, SWOT-
Analyse, Zieldefinition, Identifikati-
on von Kostenelementen; Entwick-
lung eines unternehmensspezifi-
schen TCO-Tools
Mettler-Toledo
AG
Christian
Schwarz, Micha
Weingartner,
Andre Fierz
Jul. 2007;
Jan. 2008 -
Aug. 2008
4 Identifikation von Kostenelementen;
Entwicklung eines unternehmens-
spezifischen TCO-Tools
Micropool
GmbH
Markus Probst Jun. 2007 1 Identifikation von Kostenelementen
Schindler
Management
AG
Douglas Else-
Jack
Jun. 2009 1 Analyse des existierenden TCO-
Tools
SMS Concast
AG
Dr. Stephan
Feldhaus,
Dieter Zaugg
Jan. 2009 -
Apr. 2009;
Jan. 2010 -
Jun. 2010
5 Systemabgrenzung, SWOT-
Analyse, Zieldefinition, Identifikati-
on von Kostenelementen; Entwick-
lung eines unternehmensspezifi-
schen TCO-Tools
Schindler
Management
AG
Douglas Else-
Jack
Jun. 2009 1 Analyse des existierenden TCO-
Tools
Tabelle 28: Bilaterale Analyse-, Konzept- und Validierungsworkshops mit Unternehmensvertre-
tern
182 Anhang
Ort, Datum Unternehmen (Mitarbeitende) Inhalte
Zürich,
13.11.2007
ABB Turbo Systems AG (Martin Rohr, Daniel
Zeidler), Inficon AG (Reto Lampert, Werner
Vetsch), Komax AG (Frederic Rappan),
Mammut Sports Group AG (Peter Müller),
Manor AG (Rainer Deutschmann, Erich
Schnarwiler), maxon motor ag (Philippe Erni),
Mettler-Toledo AG (Christian Schwarz, André
Fierz, Louis Keller), Micronas Semiconductor
Holding AG (Hannelore Hummel), Micropool
GmbH (Markus Probst), Schurter AG (Silvano
Rothenfluh, Rolf Hausheer)
Ergebnisse der
Kostenidentifikations-
workshops, Methoden zur
Quantifizierung und
Benchmarking von
Kostenstrukturen,
Erfahrungsaustausch
Zürich,
01.12.2008
ALSTOM (Switzerland) Ltd (Stefan Reisacher),
Komax AG (Frederic Rappan, Urs Zulliger),
maxon motor ag (Klaus Hofmann, Philippe Erni),
Global-Production.com AG (Dr. Gunnar
Paulsson), SVME (Rolf Jaus)
Vorstellung der
Konsortiumspartner,
Identifikation der
Problemstellungen
Zürich,
29.05.2009
ALSTOM (Switzerland) Ltd (Stefan Reisacher,
Pedro Berrocoso, Christian Hauke), Hocoma AG
(Ingo Kirchhoff, Urs Jegher), maxon motor ag
(Klaus Hofmann, Philippe Erni), SMS Concast /
SMS Diemag (Dieter Zaugg, Martin Kraemer,
Thomas Eberle), Global-Production.com AG
(Dr. Gunnar Paulsson)
Validierung der
Workshopergebnisse
(Systemabgrenzung,
SWOT-Analyse,
Zieldefinition),
Konzeption des TCO-
Tools
Birr,
24.06.2009
ALSTOM (Switzerland) Ltd (Dr. Michael Frei,
Stefan Reisacher), Hocoma AG (Urs Jegher, Max
Häberli), maxon motor ag (Klaus Hofmann),
SMS Concast / SMS Diemag (Dieter Zaugg, L.
Krönert, Thomas Eberle)
Validierung erster
Ansätze des TCO-Tools
Zürich,
29.10.2009
ALSTOM (Switzerland) Ltd (Stefan Reisacher,
Cyril Corbaz), Hocoma AG (Ingo Kirchhoff ,
Urs Jegher), maxon motor ag (Philippe Erni,
Bruno Gasser), SMS Concast / SMS Diemag (Dr.
Stephan Feldhaus, Dieter Zaugg, Thomas
Eberle), Global-Production.com AG (Dr. Gunnar
Paulsson)
Workshop zu
strategischen
Implikationen eines
Lieferantenentscheides
Sachseln,
23.03.2010
ALSTOM (Switzerland) Ltd (Arne Nitsch),
Hocoma AG (Ingo Kirchhoff , Urs Jegher),
Komax AG (Frederic Rappan), maxon motor ag
(Armin Lederer, Klaus Hofmann, Philippe Erni),
SMS Concast / SMS Diemag (Dieter Zaugg,
Martin Krämer), Global-Production.com AG (Dr.
Gunnar Paulsson)
Validierung des
generischen TCO-Tools
und der
unternehmensspezifischen
TCO-Tools
Tabelle 29: Konsortiale Analyse-, Konzept- und Validierungsworkshops mit Unternehmensvertre-
tern
C Validierung der Ergebnisse 183
Ort,
Datum Anlass Zuhörer
Titel des
Vortrags Inhaltlicher Schwerpunkt
Zürich,
13.11.2007
4. Treffen des
Arbeitskreises
Beschaffung
China
23 Personen
aus insgesamt
10 Unterneh-
men
Total Cost of
Ownership –
Gesamtkosten-
analyse bei der
Beschaffung in
China
Ergebnisse der
Kostenidentifikations-
workshops, Methoden zur
Quantifizierung und
Benchmarking von
Kostenstrukturen
Zürich,
11.05.2010
Ringvorles-
ung Logistik-
management
an der ETH
Zürich
ca. 60
Personen,
davon ca. 20
Unterneh-
mensvertreter
Kostentrans-
parenz in der
globalen
Beschaffung
TCO-Methode und
praktisches Beispiel aus
der Industrie, empirische
Resultate einer Umfrage
Tabelle 30: Vorträge mit Diskussion vor Unternehmensvertretern
184 Anhang
Ort und Datum Konferenz Zuhörer Titel des
Vortrags
Inhaltlicher
Schwerpunkt
Singapore,
02.-05.12.2007
13th IEEE
International
Conference on
Industrial
Engineering and
Engineering
Management
(IEEM)
ca. 25
Personen
Cost-
transparent
Sourcing in
China
Applying Total
Cost of
Ownership
Literaturrecherche,
Erweiterung des
Konzepts um Supply
Chain Risiken,
Evaluation von
Quantifizierungs-
methoden
Stockholm,
22-24.10.2008
eChallenges e-
2008 Conference
ca. 20
Personen
A Total Cost of
Ownership
Model for
Global
Sourcing
Erweiterung des TCO-
Modells für globale
Anforderungen
Orlando,
10.-13.07.2009
5th International
Symposium on
Management,
Engineering and
Informatics
(MEI 2009)
ca. 15
Personen
Transaction
Costs in Global
Supply Chains
of
Manufacturing
Companies
Analyse der Ursache-
Wirkungskette von
Transaktionskosten in
globalen Supply
Chains
München,
05.-07.10.2009
3rd International
Conference on
Changeable, Agile,
Reconfigurable and
Virtual Production
(CARV 2009)
ca. 20
Personen
Purchasing
Portfolio
Models for
Global
Sourcing
Erweiterung der
Portfolio-Methode für
Make-or-Buy-
Entscheidungen im
globalen Kontext
Innsbruck,
01.-05.03.2010
16th International
Working Seminar
on Production
Economics
ca. 20
Personen
Development
of a Total Cost
of Ownership
Tool for Global
Sourcing
Vorgehensmethode zur
Entwicklung
unternehmensspezi-
fischer TCO-Modelle
Tabelle 31: Vorträge mit Diskussion auf wissenschaftlichen Konferenzen
D Schriftliche Veröffentlichungen des Autors 185
D Schriftliche Veröffentlichungen des Autors
Alard, R., Oehmen, J. & Bremen, P. (2007) Reference process for global sourcing. Proceedings of
the 2007 IEEE, 13th IEEE International Conference on Industrial Engineering and
Engineering Management. Singapore.
Alard, R., Oehmen, J. & Bremen, P. (2008) China stellt industrielle Beschaffung vor neue
Herausforderungen. IO New Management, 77, 18.
Alard, R., Schneider, C., Bremen, P. (2010) Wie die Kostenanalyse die Beschaffungsentscheide
verbessert. IO New Management, 79(9), 46-49.
Bremen, P., Oehmen, J. & Alard, R. (2007) Cost-transparent sourcing in China applying Total Cost
of Ownership. Proceedings of the 2007 IEEE, 13th IEEE International Conference on
Industrial Engineering and Engineering Management. Singapore.
Bremen, P. (2008) A Total Cost of Ownership Model for Global Sourcing. IN CUNNINGHAM, P.
& CUNNINGHAM, M. (Eds.) Collaboration and the Knowledge Economy: Issues,
Applications, Case Studies. Amsterdam, IOS Press.
Bremen, P. & Alard, R. (2008) Total Cost of Ownership: Gesamtkostenanalyse bei der Beschaffung
in China. Beschaffungsmanagement, 3, 12-15.
Bremen, P., Elsener, P. & Kollros, J. (2008) Kaizen ist kein Projekt, sondern eine Philosophie. IO
New Management, 77, 32-36.
Bremen, P., Lüthy, P. & Scheurer, M. (2009) Purchasing portfolio models for global sourcing. 3rd
International Conference on Changeable, Agile, Reconfigurable and Virtual Production
(CARV 2009). Munich, Germany.
Bremen, P. & Wang, J. (2008) Darum prüfe, wer sich mit chinesischen Lieferanten bindet. IO New
Management, 77, 22-26.
Bremen, P., Oehmen, J. & Alard, R. (2009) Transaction costs in global supply chains of
manufacturing companies. The 5th International Symposium on Management, Engineering
and Informatics (MEI2009). Orlando, FL, USA.
Bremen, P., Schneider, C., Schönsleben, P., Alard, R. (2010) Development of a Total Cost of
Ownership Tool for Global Sourcing. Proceedings of the 16th International Working
Seminar on Production Economics. Innsbruck.
Bremen, P., Oehmen, J., Alard, R., Schönsleben, P. (2010) Transaction Costs in Global Supply
Chains of Manufacturing Companies. Journal on Systemics, Cybernetics and Informatics,
8, 19-24.
Bremen, P., Schneider, C., Alard, R. (2010) Worauf bei der globalen Beschaffung zu achten ist. IO
New Management, 79(7-8), 47-51.
Oehmen, J., Alard, R. & Bremen, P. (2007a) Sourcing from China: the challenges of Swiss
companies. Proceedings of the 2007 IEEE, 13th IEEE International Conference on
Industrial Engineering and Engineering Management. Singapore.
Oehmen, J., Bremen, P. & De Nardo, M. (2007b) Einsatz von Internet-Sourcing-Plattformen zur
Beschaffungsmarktforschung in China. Beschaffungsmanagement, 2, 19-21.
186 Anhang
Schneider, C., Bremen, P., Schönsleben, P., Alard, R. (2010) Transaction Costs in Global Sourcing.
Proceedings of the 16th International Working Seminar on Production Economics.
Innsbruck.
Schneider, C., Bremen, P., Alard, R. (2010) Mehr Transparenz mit Total Cost of Ownership. IO
New Management, 79(6), 68-71.
Verhasselt, S., Vodicka, M., Bremen, P. (2010) Concept for Integrated Ecological and Economical
Evaluation of Textile Supply Chains. Proceedings of the 21. POMS Conference.
Vancouver.
E Lebenslauf des Autors 187
E Lebenslauf des Autors
Persönliche Daten
Name Philipp Maximilian Bremen
Geburtsdatum 13. Mai 1980
Geburtsort Stolberg (Rhld.), Deutschland
Staatsangehörigkeit Deutsch
Ausbildung
05/2006 - 11/2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ETH Zürich im Bereich Logistik-,
Operations und Supply Chain Management am BWI
Betriebswissenschaftlichen Zentrum
Akquise, Leitung und Bearbeitung internationaler Industrie- und
Forschungsprojekte
Geschäftsführung des Industriearbeitskreises Erfahrungsgruppe
Produktions- und Informationsmanagement (Erfa-Gruppe PIM)
09/2003 - 10/2005 UNITECH International Degree
Wirtschaftswissenschaftliches Stipendiatenprogramm führender
europäischer Universitäten in Zusammenarbeit mit internationalen
Unternehmen
10/2000 - 10/2005 Studium der Elektrotechnik und Informationstechnik an der RWTH
Aachen
Abschluss: Dipl.-Ing. mit Gesamtnote „mit Auszeichnung“
Praktische Erfahrungen: Voith Siemens Hydro Power Generation (São
Paulo, Heidenheim), Robert Bosch GmbH (Reutlingen)
09/2003 - 02/2004 Auslandsstudium an der Polytechnischen Universität Katalonien in
Barcelona
Fachrichtungen: Telekommunikation und Management
08/1990 - 06/1999 Allgemeine Hochschulreife am Inda-Gymnasium in Aachen
Auszeichnungen
11/2007 Preis der Otto-Junker-Stiftung
06/2006 Springorum-Denkmünze der RWTH Aachen
03/2003 - 10/2005 Stipendiat der Professor Dr. Koepchen Studienstiftung (RWE Konzern)
11/2002 - 02/2005 Stipendiat der Robert Bosch GmbH