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Zeitschri des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Rechts R g geschichte Rechtsgeschichte www.rg.mpg.de http://www.rg-rechtsgeschichte.de/rg16 Zitiervorschlag: Rechtsgeschichte Rg 16 (2010) http://dx.doi.org/10.12946/rg16/132-153 Rg 16 2010 132 – 153 Thomas Duve Das Konzil als Autorisierungsinstanz Die Priesterweihe von Mestizen vor dem Dritten Limenser Konzil (1582/83) und die Kommunikation über Recht in der spanischen Monarchie Dieser Beitrag steht unter einer Creative Commons cc-by-nc-nd 3.0

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Rechtsgeschichte

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Zitiervorschlag: Rechtsgeschichte Rg 16 (2010)

http://dx.doi.org/10.12946/rg16/132-153

Rg162010 132 – 153

Thomas Duve

Das Konzil als Autorisierungsinstanz Die Priesterweihe von Mestizen vor dem Dritten Limenser Konzil (1582/83) und die Kommunikation über Recht in der spanischen Monarchie

Dieser Beitrag steht unter einer

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Abstract

The ordination to the priesthood of mestizos before the Third Provincial Council of Lima (1582/83) and the communication about law in the Spanish monarchy egal Historians are usually in-terested in Church Councils because of their func-tion as the institutional setting for the production of canons, one of the major sources of the history of canon law. Nonetheless, Church Councils were also important places of communication about law and politics, an important function which oen did not find any expression in the normative framework enacted by these assemblies. Taking a petition submitted by a group of mestizos from the Viceroyalty of Peru as a starting point, this article tries to analyze the way this growing interest group tried to perceive its goal – the admission to the ordination of priesthood – by making strategic use of the procedures and communication structures the Council offered for the resolution of disputes that had arisen in the Church Province. Looking carefully at the steps taken in what the mestizos

themselves called a »process«, it can be shown that the Council did not only take its own decision on the matter of sacramental law, but that it was also employed by the petitioners to validate their argu-ments and thus prepare a submission to the King. By introducing their own arguments into the process, they transformed them into »proofs« that finally served as arguments for reaching their main goal, the revocation of a Royal Decree prohibiting their ordination, dictated by the Crown in 1578 and revoked ten years later, making explicit men-tion of the arguments collected before the council. This case study, based on material from the Archive of the Indies, thus not only shows how deeply intertwined secular and ecclesiastical jurisdictions were in the Indies, but also gives an insight into communication about law and legal culture in an important centre of the polycentric Spanish mon-archy.

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Das Konzil alsAutorisierungsinstanzDie Priesterweihe von Mestizen vor dem Dritten LimenserKonzil (1582/83) und die Kommunikation über Recht in derspanischen Monarchie*

Für den Rechtshistoriker sind Konzilien vor allem Versamm-lungen, auf denen Konzilskanones – und damit eine der wichtigstenQuellen des kirchlichen Rechts – produziert werden. Besonders fürdie Verfassungsgeschichte des Spätmittelalters ist freilich schonlange die weit über diese Funktion hinausgehende Bedeutung derKirchenversammlungen als Orte der symbolischen Repräsentationund der Kommunikation unterstrichen worden.1 Der folgendeBeitrag knüpft an diese Überlegungen zu den Funktionen derKirchenversammlungen an, widmet sich dabei allerdings einemVerfahren, das vor dem Dritten Provinzialkonzil von Lima 1582/1583 durchgeführt wurde – also einer von der kirchlichen Rechts-geschichte generell nur wenig bearbeiteten Epoche und einer auf-grund der Missionssituation zahlreiche Besonderheiten aufweisen-den Region. Gerade wegen der Missionssituation und der beson-ders engen Verbundenheit von Recht und Religion in der NeuenWelt verweist das Verfahren, in dem sich eine große Zahl Mestizenum die Zulassung zur Priesterweihe bemühte, darüber hinaus auftypische Praktiken der Kommunikation über Recht in der spani-schen Monarchie des 16. Jahrhunderts. Einiges spricht dafür, dasssich an ihm nicht nur ein bislang praktisch unbekannter Teil derAktivität der Konzilsväter rekonstruieren lässt, sondern zugleichGrundzüge einer sich zur Verfassung verdichtenden, Kirchlichesund Weltliches unauflösbar integrierenden politischen Ordnung ineiner wichtigen Region der polyzentrischen spanischen Monarchieim ausgehenden 16. Jahrhundert beobachtet werden können.

Der Sache nach ging es bei dem in der Quelle selbst als procesobezeichneten und im Folgenden im Mittelpunkt stehenden Ver-fahren vor allem um die Zulassung von Mestizen, also den Söhnenvon spanischen Vätern und indianischen Müttern, zur Priester-weihe – kanonistisch gesprochen also darum, ob ein Weihehinder-nis vorlag, die sogenannte Irregularität.2 Daneben baten die beidenvor dem Provinzialkonzil auftretenden Antragsteller, zwei Bevoll-

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* Der Beitrag entstand als Teil einesdem SFB 573 ›Pluralisierung undAutorität in der Frühen Neuzeit‹als Kooperationsprojekt verbun-denen Forschungsprojekts undverdankt wichtige Anregungendem dort gepflegten interdiszipli-nären Gespräch. Ein kleiner Teilder Ausführungen wurde mit eineranderen Schwerpunktsetzung aufdem Thirteenth InternationalCongress of Medieval Canon Lawin Esztergom-Budapest im August2008 vorgetragen und wird unterdem Titel »Konzilien im kolonia-len Hispanoamerika und frühneu-zeitliche ›Jurisdiktionskultur‹. EinBeitrag zu Universalem und Parti-kularem im frühneuzeitlichen Kir-chenrecht« in den Proceedings desKongresses veröffentlicht.

1 Miethke, Die Konzilien als Fo-rum der öffentlichen Meinung,736–773; Helmrath, Kommuni-

kation auf den spätmittelalterli-chen Konzilien, 116–172; ders.,»Geistlich und werntlich«, 477–517. Vgl. zu den Funktionen vonKirchenversammlungen und wei-terführenden Erkenntnisperspek-tiven m. w. N. ders., Partikular-synoden und Synodalstatuten desspäteren Mittelalters, 135–169.

2 Zur Geschichte der Lehre von denIrregularitäten vgl. im ÜberblickOesterlé, Art. »Irrégularités«,

42–66; Hinschius, System deskatholischen Kirchenrechts 1–59,237–270; Plöchl, Geschichte desKirchenrechts, 288–305. Für dieGeschichte des Weihesakramentsund die Anforderungen an denEmpfänger vgl. aus dogmenge-schichtlicher Perspektive Ott,Das Weihesakrament, insbes. dieAbschnitte »Der Spender und derEmpfänger der Ordination«,15 ff., 30 ff., 59 ff., 101 ff.

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mächtigte einer im Laufe des Verfahrens stetig anwachsenden ZahlMestizen, auch um die Feststellung, dass diese Abstammung, el sermestizo, für Frauen kein Hindernis für die Aufnahme in Klöster sei,und darum, anderslautende Beschränkungen in einigen Klöstern imVizekönigreich Peru aufzuheben.

Mit ihrem Hauptanliegen, der Zulassung zur Priesterweihe,zielten die Mestizen auf etwas, das den Bischöfen der Kirchen-provinz wenige Jahre zuvor, 1578, in einer Real Cédula, also vomKönig, ausdrücklich untersagt worden war – und hatten Erfolg.Denn nach umfangreicher Beweisaufnahme ließ das Konzil nichtnur einige Kandidaten mestizischer Abstammung zur Weihe zu,sondern leitete das Verfahren an den Indienrat weiter, damit daskönigliche Weiheverbot selbst aufgehoben würde. Fünf Jahre spä-ter, 1588, geschah dies unter ausdrücklicher Bezugnahme auf dievor dem Konzil vorgetragenen Argumente. 1680 wurde dieseAufhebung des Verbots sogar, wenn auch in leicht veränderterForm, in die Recopilación de los Reinos de las Indias aufgenom-men (1.7.7). Eine Eingabe von Mestizen an das Provinzialkonzil inLima hatte also Eingang in die häufig als Ausdruck zentralerNormsetzung angesehene erste offizielle Gesetzessammlung fürdie Neue Welt gefunden und blieb so noch bis weit in das 19. Jahr-hundert im normativen Universum Hispanoamerikas präsent: einBeispiel für die komplexen Normentstehungsprozesse in der spani-schen Monarchie des 16. Jahrhunderts.

Der Konzilsbeschluss oder die Real Cédula hatten natürlichkeineswegs die massenhafte Weihe von Mestizen zur Folge; dasganze Geschehen ist im Gegenteil nur im Licht der zunehmendenMarginalisierung der Mestizen in der kolonialen Gesellschaft desausgehenden 16. Jahrhunderts zu verstehen. Doch diese Aspekteinteressieren hier lediglich als Kontext. Das Hauptinteresse solldem Verfahren als solchem gelten, das sich auf der Grundlageseiner archivalischen Überlieferung im Archivo General de Indiasin seinen Grundzügen rekonstruieren (I) und analysieren lässt (II).3

Dabei wird deutlich, dass die Mestizen das Konzil als Forumnutzten, um durch das Verfahren die ihr Anliegen stützendenArgumente mit Autorität zu versehen (III) und anschließend dieKrone zu einer Änderung ihrer Haltung zu bewegen (IV). Erstdurch diesen Prozess der Autorisierung wurden die Argumentezum Beweis und damit zur Grundlage der königlichen, das An-liegen der Mestizen umsetzenden Normsetzung (V).

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3 Das für die Transkription durch-gehend auf 235 Seiten paginierte,von mehreren Händen beschrie-bene, teilweise stark beschädigteund aus verschiedenen Teilen(Supplik von Orive; Abschriftder Konzilsakte; Memorial vonRengifo; Zusätze aus dem Indien-rat) zusammengesetzte umfassen-de Dokument ist unveröffentlichtund befindet sich im Archivo Ge-neral de Indias (AGI), Lima 126.

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I. »un proceso que se fulminó en la ciudad de los Reyes«:das Verfahren der Mestizen vor dem Dritten Provinzialkonzil

Zunächst zum proceso,4 den die Mestizen vor dem Konzilbegannen; er ist etwas detaillierter zu rekonstruieren, um die Hand-lungsabläufe besser zu verstehen. Das Verfahren wurde vor demDritten Limenser Konzil geführt, das am 15. August 1582 vomspäter heiliggesprochenen Erzbischof Toribio de Mogrovejo inAnwesenheit des Vizekönigs, weiterer Bischöfe, der Mitgliederder Audiencia, geistlicher und städtischer Cabildos, Repräsentan-ten der Orden und einiger nicht durch ihren Bischof vertretenerDiözesen in Lima eröffnet worden war. Wie schon auf den vor-herigen Kirchenversammlungen 1551–1552 und 1567–1568, densogenannten Ersten und Zweiten Limenser Konzilien, sollte es auchdieses Mal vor allem um die Kirchendisziplin gehen, um Katecheseund Pastoral, besonders im Hinblick auf die indigene Bevölkerung;auch wollte man die Beschlüsse des Tridentinums umsetzen, soweitdies im Zweiten Limenser Konzil noch nicht geschehen war.5

Entsprechend intensiv arbeitete man in den folgenden 14 Monatenan Katechismen, an einem Beichthandbuch und anderer pastoralerLiteratur, die in die wichtigsten indigenen Sprachen der Kirchen-provinz, Aymara und Quechua, übersetzt wurden. Zusammen mitden erstmals nicht nach Bestimmungen für Spanier und Indianerunterscheidenden Konzilsbeschlüssen wirkten diese – ähnlich wiedas Dritte Mexikanische Konzil (1585) für die andere große Kir-chenprovinz in Hispanoamerika –6 bis weit in das 19. Jahrhunderthinein.7

Wie bei Synoden und Provinzialkonzilien üblich, ging manauch auf Anliegen aus der Kirchenprovinz selbst ein. Zwei davonüberschatteten bald den gesamten Konzilsverlauf und führten zuschweren Zerwürfnissen zwischen den Konzilsteilnehmern, zurUnterschlagung von Dokumenten und schließlich der Exkommu-nikation einiger Bischöfe durch den Metropoliten. Der Cabildosecular der Stadt Cuzco trug nämlich eine umfangreiche Klagegegen den Bischof dieser Stadt, Sebastián de Lartaún, vor, undauch die Schwester eines von diesem Bischof gemaßregelten unddann in Haft verstorbenen Klerikers wandte sich mit schwerenVorwürfen gegen Lartaún an das Konzil. In wechselnden Allianzenstritten die Bischöfe fortan vor allem über die Zuständigkeit desKonzils. Erst der Tod des Angeschuldigten während der Konzils-

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4 Als proceso wird das Verfahren inder Quelle selbst bezeichnet, vgl.AGI Lima 126, 1: »Domingo deOrive, por todas las personas,hombres, mujeres que han nacidoen las provincias/ del Perú de es-pañoles e indias que llaman mes-tizos, hago presentación ante V.Alt. de/ un proceso que se fulminóen la ciudad de los Reyes de lasdichas provincias por ante el/concilio provincial, que allí secongregó y celebró, por todos losprelados de la metrópoli,/ del ar-zobispado de la dicha ciudad delos Reyes […].« Das Verfahrenwird in der einschlägigen Literaturzum Konzil nicht erwähnt, son-dern nur im Zusammenhang mitdem Problem der Priesterweiheoder der Stellung der Mestizen inder kolonialen Gesellschaft be-handelt. Vgl. zuerst OleacheaLabayen, Los concilios provin-ciales; ders., Un recurso al Rey dela primera generación mestiza delPeru; Erwähnungen und Hinweiseauch bei Ares Queija, El papel demediadores; Hyland, Valera,Falcón y los mestizos del Perú;

Coello de la Rosa, De mestizosy criollos, insbes. 44, 45 sowieCastañeda Delgado, El mesti-zaje, 64 ff.

5 Vgl. zu den Limenser Konzilienallgemein Tineo, Los concilioslimenses en la evangelización lati-noamericana. Zum Dritten Konzilaus spezifisch rechtshistorischerPerspektive García y García,La reforma del Concilio Tercerode Lima.

6 Zu den mexikanischen Konzilienvgl. im Überblick Henkel, DieKonzilien in Lateinamerika. Ak-tuell und mit zahlreichen wichti-gen Akzentuierungen CarrilloCázares, Introducción.

7 Textausgabe der Konzilien vonVargas Ugarte, Concilios Li-menses; kritische Edition desDritten Konzils von Lisi, El TercerConcilio Limense.

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beratungen ließ die Versammlung überhaupt zu einem Abschlusskommen.

Im Vergleich zu diesen spektakulären Auseinandersetzungenmag das Anliegen der Mestizen eher wenig bedeutend erscheinen,wollten sie doch nichts anderes, als zu den höheren Weihen zu-gelassen zu werden. Kirchenrechtlich gesehen ging es also darum,ob in ihrer Abstammung ein Weihehindernis lag, wie es noch aufdem Ersten Mexikanischen Provinzialkonzil 1555 für Indianer undMestizen festgelegt worden war8 – zu diesem Zeitpunkt wahr-scheinlich, weil man die Angehörigen dieser Gruppen ganz unab-hängig von der Frage der im Fall der Mestizen meistens gegebenenIllegitimität, in der ebenfalls eine Weihehindernis liegen konnte,9

noch pauschal als Neophyten ansah. Sie rechtlich10 als Neophytenzu klassifizieren, war freilich im Fall der Mestizen ohnehin zweifel-haft und in den Achtzigerjahren erst recht nicht mehr vertretbar,handelte es sich doch um einen status der Bewährung, der nachAnsicht der zeitgenössischen Lehre in der Regel nur einige Jahreandauerte. Martín de Azpilcueta beispielsweise sprach sich inseinem von den Konzilsvätern an anderen Stellen zitierten Beicht-handbuch hinsichtlich der Dauer, in der ein spät Getaufter noch alsNeophyt angesehen wurde und dementsprechend von der Priester-weihe ausgeschlossen war, für einen Zeitraum von höchstens zehnJahren aus.11

In der Praxis waren Weihen von Mestizen schon in den Jahr-zehnten vor dem Konzil auch immer wieder vorgekommen, einigePriester mestizischer Herkunft arbeiteten sogar im unmittelbarenUmfeld des Konzils: Unter Aufsicht von José de Acosta, bis 1581Provinzial der Jesuiten und einer der wichtigsten Akteure währenddes Konzils, wirkten unter anderen der Diözesanpriester FranciscoCarrasco und die Jesuiten Blas Valera und Bartolomé de Santiago,alle drei mestizischer Abstammung, an der Übersetzung der Ka-techismen in die Indianersprachen Aymara und Quechua mit.12

Blas Valera war besonders prominent, gab er in diesen Wochendoch zugleich an der Universität San Marcos in Lima Unterricht inQuechua.13

In den für die Mission unentbehrlichen besonderen Sprach-kenntnissen der Kinder von spanischen Vätern und indianischenMüttern lag auch das zentrale Argument der beiden Wortführer derMestizen, Hernán González und Juan Ruiz.14 Als Kinder vonSpaniern und Indianerinnen hätten sie, so führten sie in ihrer

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8 Vgl. Cap. 44, in: Lorenzana,Concilios Provinciales Primero ySegundo celebrado, 105–106,106: »[…] ha sido, ó es infamadode alguna imfamia vulgar, ó des-cendiere de Padres, ó Abuelosquemados, ó reconciliados, ó delinage de Moros, ó fuere Mestizo,Indio, ó Mulato […].«

9 Vgl. dazu im Überblick AznarGil, Die Illegitimen auf der iberi-schen Halbinsel im Spätmittelalter.

10 Die rechtliche Qualifikation alsNeophyten dürfte von der allge-meinsprachlichen zu unterschei-den sein; allgemein findet mannoch bis in das ausgehende16. Jahrhundert die Bezeichnungder indigenen Bevölkerung als»Neophyten«; rechtlich waren mitdiesem status allerdings zahlreichePrivilegien verbunden, zum Vor-und Nachteil der Betroffenen –etwa die Befreiung von bestimm-

ten Fastengeboten, zugleich aberauch das Weihehindernis der Ir-regularität. Vgl. zur rechtlichenStellung der Neophyten z. B.Henricus de Segusio (= Hos-tiensis), Summa aurea, n. 30–31(fol. 31r); auch Albericus deRosate, Dictionarium iuris tamcivilis quam canonici, 507; Tor-quemada, Ioannis a Turrecrema-ta ordinis praedicatorum sabie-nensis episcopi, ad Dist. 48, n. 2(fol. 392–394). Ninguarda (= Fe-licianus Scalensis), Enchiridionde censuris, irregularitate et privi-legiatis, 441: »[…] excludunturNeophyti, hoc est recens ad fidemconuersi & baptizati, quo minusimmediate ad ordines admittantur.Nam plurimi ex Iudaeis, & aliquiex Turcis aliisq; Mahumetanis indiversis Christiani orbis ortis &regionibus ad Baptismum conuo-lant, quorum nonnulli etiam sacrisinitiari cupiunt, qui tamen statiadmitti non debent, sed diuturnumprius faciendum est experimentumbonae illorum perseverantiae[…].«

11 Azpilcueta, Manual de Confes-sores, y penitentes, Cap. 27,n. 206; gleichlautend auch in einerspäteren lateinischen Ausgabe:Azpilcueta, Enchiridion siveManuale confessariorum ac poe-nitentium.

12 So unmittelbar José de Acosta SJin seiner Aussage, AGI Lima 126,87.

13 Zu Blas Valera ausführlich Hy-land, The Jesuit and the Incas.

14 Vgl. die Eingabe der Mestizen,AGI Lima 126, 3–10.

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Eingabe aus, die verschiedenen Sprachen der indigenen Bevölke-rung schon in die Wiege gelegt bekommen und »mit der Mutter-milch eingesogen«. Angesichts der großen Bedeutung der Sprach-kenntnisse für eine erfolgreiche Mission seien sie bei entsprechenderEignung deswegen gegenüber Spaniern oder Kreolen sogar be-vorzugt zum Priesteramt zuzulassen. Ihre Väter, so führten sieweiter aus, seien verdiente Konquistadoren gewesen, die selbst inZeiten der Rebellion treu zum König gestanden hätten. Davonhätten sie als illegitime Kinder jedoch keinerlei Vorteil gehabt, siehätten vielmehr studiert und seien von untadeligem Lebenswandel.Wenn man sie nicht zur Priesterweihe zulasse und ihnen damit dieMöglichkeit nehme, sich auf diese Weise einen Lebensunterhalt zuverdienen, so bestehe die Gefahr, sie von diesem »Weg der Tugendund der Bildung« abzubringen.15

In rechtlicher Hinsicht stellten sie eine DispensvollmachtPapst Gregors XIII. in den Mittelpunkt, mit der dieser die Bischöfeder Kirchenprovinz ermächtigt hatte, vom Weihehindernis derIllegitimität zu dispensieren; er hatte dabei ausdrücklich den Fallder Mestizen genannt.16 Das Weiheverbot in der Real Cédula von157817 sei, so argumentierten die beiden Wortführer, dagegennicht generell anwendbar, denn es habe lediglich darauf gezielt,die Weihe einiger ungeeigneter Kandidaten zu verhindern, wes-wegen es sich nicht verallgemeinern lasse – »cesando tal calidadcesa su disposición« (fol. 7). Vor allem könne man aber nichtannehmen, dass der König in dieser Frage anderer Auffassung seials der Papst, dessen Bulle er bei dem Erlass wohl nicht gekannthabe. Im Zusammenhang mit den Ordensstatuten, die den Zu-gang von Mestizinnen in Frauenklöster verboten, hoben sie nochhervor, dass auf Kinder von Indianerinnen und Spaniern auchnicht die Irregularitätsregeln zuträfen, die in Bezug auf die Nach-kommen von Juden und Mauren im kirchlichen Recht exitistier-ten. Einige Wochen später – am 6. Dezember 1582 – reichten sienoch eine Real Provisión nach, in der die Bedeutung der Kenntnisder Indianersprachen für die Mission unterstrichen und die Weihevon solchen Kandidaten untersagt wurde, die diese nicht be-herrschten. In derselben wurden auch alle Priester der sogenann-ten doctrinas de indios verpflichtet, binnen eines Jahres eineSprachprüfung an der Universität San Marcos in Lima abzulegen(fol. 29–34)18 – wo eben gerade Mestizen wie Blas Valera unter-richteten.

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15 AGI Lima 126, 4: »[…] Lo otroporque los nacidos en esta tierra/que sean hijos de españoles y deindias hay y habilita/ mayor razónpara admitirlos al estado del sa-cerdocio/ que no en los que mera-mente sean hijos de españoles/EXVTROQJ laterre pues como aVõ señoría le consta/ y es notoriosaben y entienden mejor que losdemás/ y con más perfección laslenguas de los dichos indios como/lengua materna Y QUA PRIMISCUNA BULIS la aprendieron/ ymamaron en la leche con lo cual esel principal y más/ importante re-quisito para la instrucción y en/señanza que se pretende hacer delos naturales de estos/ reinos quefue el fin con el que nuestro muysan/to padre encargó a la majestadcatólica del rey/ de España laconquista población y pacifica-ción/ de estos reinos […]«; 8: »[…]Y si ahora se les impidiese/ y dila-tase la virtuosa pretensión con quese/ animan a seguir el camino de lavirtud y letras/ con que esperanremediar sus necesidades/ ocu-pándose en las doctrinas y con-versión de los/ indios seríadesanimarles y darles ocasión/ quedejen el camino tan noble y vir-tuoso en/ que se han puesto a loque Vtras. señorías Justísimas/ nodeben dar lugar […].«

16 Gregorio XIII, Nuper ad nos,25.1.1576 (Archivo Secreto delVaticano, Sec. Brev. 38 p. 25v–26r), ediert bei Metzler, AmericaPontificia, II, 1030–1031, n. 320.Zu der Dispensvollmacht vgl. Lo-petegui, El papa Gregorio XIII;Oleachea Labayen, El binomioRoma-Madrid; Castañeda Del-gado, Facultades de los obisposindianos para dispensar de ilegiti-midad.

17 Real Cédula del 2 de diciembrede 1578 al Obispo de la Ciudadde los Reyes, in: Konetzke, Co-lección de Documentos I, 514,n. 380.

18 Die Real Provisión stammt vom19. September 1580 und wurdespäter auch in die Recopilaciónaufgenommen, vgl. Recopilaciónde Leyes de los Reinos de las In-dias, Madrid 1681, (ND Madrid1973) 1.6.30.

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Es dauerte, wahrscheinlich auch wegen der zahlreichen ande-ren Konflikte auf dem Konzil, einige Zeit, bis man sich derAngelegenheit annahm. Mehrfach mussten die Supplikanten umeine zügige Behandlung bitten, bevor ihr Anliegen an den ProvisorAntonio de Velcazar delegiert wurde (fol. 47). Im Juli 1583 prä-sentierten sie diesem ein 28 Fragen umfassendes interrogatorio,also einen Fragenkatalog, sowie eine Liste von 34 zu befragendenZeugen. Der Provisor ordnete die Vernehmung an (fol. 48), dieAussagen der Zeugen wurden nun von escribanos, notarios oderanderen Amtsträgern protokolliert.

Als man das Ergebnis dieser Zeugenbefragungen, die »pro-banza […] por donde consta ser muy justo lo que tenemos pedido ydebe proveerse«, zusammen mit anderen Materialien am 17. Sep-tember 1583 vorlegen konnte (fol. 207), hatte das Konzil in seinerZweiten Sitzung am 15. August bereits eine Bestimmung hinsicht-lich der Kriterien der Zulassung zu den Weihen getroffen, in derallerdings nach tridentinischem Vorbild allein die Notwendigkeiteiner besonderen Auslese der Kandidaten betont worden war; aufBesonderheiten hinsichtlich der indigenen Bevölkerung ging man,anders als noch im Zweiten Konzil, nicht ein.19

War damit vielleicht der entscheidende Zeitpunkt verpasst, umdas Anliegen der Mestizen in einem Konzilskanon zu verankern, somussten sie sich nun beeilen, damit ihre Eingabe überhaupt nochbehandelt werden konnte. Denn für den 22. September war dieDritte Versammlung einberufen worden, und alles deutete aufeinen baldigen Abschluss des Konzils hin. Die vor über einem Jahrals erste angereisten chilenischen Bischöfe drängten schon seiteiniger Zeit auf ein Ende, sie hatten schlicht kein Geld mehr,mussten in ihre Diözesen zurück, jetzt gab es eine Gelegenheit,sich einzuschiffen.20 In den vergangenen Monaten waren auch derVizekönig sowie der Bischof von Quito gestorben, und der Bischofvon Cuzco war todkrank.

Den Mestizen blieb also wenig Zeit. So baten sie direkt nachder Vorlage ihrer Unterlagen am 17. September um den Beschluss,die anstehenden Weihen durchzuführen, was in einem kurzen,nicht datierten und wohl nur intern erlassenen auto auch gewährtwurde (fol. 216); in den canones der Dritten Sitzung vom 22. Sep-tember findet man keine entsprechende Bestimmung. Ganz ohneEcho blieb ihre Forderung allerdings wohl auch nicht. Dennhinsichtlich der Aufnahme von Mestizinnen in Frauenklöster heißt

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19 Actio Secunda, Cap. 33, bei Lisi,El Tercer Concilio Limense 148–149; zum Zweiten Konzil vgl.Vargas Ugarte, Concilios Li-menses I, 192–193.

20 Vgl. Carta original del Arzobispode la ciudad de Los Reyes […],vom 20.4.1583, in: Levillier,Organización de la Iglesia yÓrdenes Religiosas, 173 (»Losobispos de chile y tucuman y pa-raguai son pobrísimos y no pue-

den asistir en el concilio sin pasargrandes necesidades […]«) undCarta del Arzobispo […] vom27.04.1584, ebd., 306–323, ins-bes. 317.

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es im Cap. 36 der Dritten Sitzung, dass von diesen keine höheredos für den Eintritt in das Kloster verlangt werden dürfe und dassdiese auch »nicht allein wegen des Geburtsmakels der Illegitimitätaus dem Chor ausgeschlossen« werden dürften. Der begründendeZusatz dürfte den Mestizen allerdings Hoffnung gemacht haben:»[D]enn Gott schätzt den Glauben und nicht die Abstammung«.21

Nun wurde die Vierte Versammlung für den 13. Oktober ein-berufen. Vier Tage vorher war der angeklagte Bischof von Cuzcoverstorben, und man beschloss nun, die noch anhängigen Ver-fahren zu beschleunigen, um am 19. Oktober in fünfter und letzterSession zusammenzukommen. Am 15. Oktober drängten die Wort-führer wieder darauf, dass die von ihnen präsentierten Beweise,probanzas, auch wirklich vorgelegt würden (fol. 216). Auch in dieBeschlüsse der Fünften Sitzung ging das Anliegen der Mestizenallerdings nicht ein, so dass sie sich nun an die auf der ViertenSitzung eingesetzte Kommission zur Regelung der noch ausste-henden Angelegenheiten wandten (fol. 217–219). Hier hatten sieErfolg: Man beschloss am 27. November 1583, dass die bereits imVerfahren befindlichen Kandidaten auf ihre Eignung hin geprüftwerden sollten, da sie wegen des Nutzens für die Mission »nichtausgeschlossen werden dürfen« (fol. 220).

Damit war ein Ziel erreicht – aber nicht das alleinige. HernánGonzález stellte nun den Antrag, alle Beschlüsse in den procesoaufzunehmen und ihm die Unterlagen zu übergeben, damit er sievor dem König oder an anderer Stelle präsentieren könne, was ihmam 28. November auch gestattet wurde (fol. 221). Wenig späterbat er noch um die Abschrift des Beschlusses hinsichtlich derAufnahme von Mestizinnen in Klöster und darum, die Klösterüber diesen Beschluss zu informieren; das geschah im Dezemberdurch notariell protokollierte Verlesung (fol. 222–225). Im neuenJahr wurde dann vom apostolischen Notar eine Abschrift erstellt,beglaubigt und unter anderem vom Bischof Fr. Alonso Guerra alsMitglied der Kommission für die noch ausstehenden Aufgabenunterzeichnet. Es ist diese Abschrift, die im Indienrat zur Ent-scheidungsgrundlage wurde und heute im Archiv aufbewahrt ist –nur aus ihr kennen wir das Verfahren, das sich in den Konzilsaktenselbst nicht niedergeschlagen hat und auch in der Literatur zumKonzil nicht vorkommt.22

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21 Vgl. Actio tertia, Cap. 36m, zit.nach Lisi, El Tercer Concilio Li-mense, 190: »De dote non augen-da ob defectum natalium. […] Sedsi alias satis idoneae sint nequa-quam tales excludantur a choro exsolo defectu natalium, cum apudDeum fides non genus in pretiosit.«

22 Noch nicht erschienen ist zumZeitpunkt der Fertigstellung dieses

Beitrags Henkel, Saranyana, DieKonzilien in Lateinamerika, II.

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II. »lo mixto viene debajo de lo simple y mayormente en lofavorable«: Die Priesterweihe von Mestizen im Konfliktmit den Kreolen

In der Sache war die Entscheidung des Konzils keineswegsvorhersehbar gewesen – die Differenzen verliefen nämlich nicht,wie man aufgrund des Gegenübers von päpstlicher Dispensvoll-macht und königlichem Weiheverbot meinen könnte, entlang einerTrennlinie zwischen »Kirche« und »Staat«, einer für diese Epochein der Neuen Welt ohnehin kaum brauchbaren Unterscheidung.Der Zugang von Mestizen zu den höheren Weihen wurde vielmehrschon seit den Siebzigerjahren sowohl von Vertretern der welt-lichen Gewalt, etwa dem Vizekönig Toledo, wie auch innerhalb derkirchlichen Institutionen selbst zunehmend kritisch gesehen. Hierwie dort, unter geistlichen wie weltlichen Würdenträgern, gab esallerdings auch einige, die sich für die Mestizen einsetzten.23 Manbrauchte sie, vor allem wegen der Sprachkenntnisse, deren Bedeu-tung für eine erfolgreiche Mission immer deutlicher wurde.24

Auch die meisten der auf dem Konzil versammelten Bischöfehatten in den letzten Jahren Mestizen zu Priestern geweiht –ausnahmsweise, dann aber unter Berufung auf die besondereEignung der Kandidaten. Mit diesem Argument rechtfertigte sichjedenfalls der mehrfach wegen seiner Weihepraxis von der Kroneermahnte Bischof von Quito, Pedro de la Peña.25 Ähnliches hatteauch der Bischof von Santiago de Chile, Fr. Diego de Medellín,1581 an die Krone geantwortet, als er eine Rüge wegen der Weihevon Mestizen erhielt.26 Auch der Bischof von Cuzco hatte einigeKandidaten mestizischer Abstammung zu Priestern geweiht undnoch während des Konzils im Februar 1583 in einem Brief an denKönig für die Zulassung von Mestizen zum Priesteramt geworben.Manche von ihnen seien »tugendhaft«, sie beherrschten die indi-genen Sprachen, widmeten sich nicht so intensiv den Geschäftenwie diejenigen Priester, die nach Spanien zurückkehren wollten,und die Irregularitätsregeln, die auf Juden und Mauren angewandtwürden, träfen auf die Mestizen nicht zu.27

Große Zurückhaltung, aber kein kategorischer Ausschluss vonder Priesterweihe: Das war auch die Linie, die José de Acosta28

schon in seinem um 1570 verfassten einflussreichen Werk Deprocuranda indorum salute verfolgt hatte. Die »Dunkelheit derGeburt« der Mestizen könne zwar durch ein eindeutiges und

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23 Vgl. den Überblick bei CastañedaDelgado, El mestizaje, 15–51.

24 Im Februar 1583 bestätigte derVizekönig den Empfang einerweiteren Real Cédula aus demJahr 1580, in der darauf hinge-wiesen wurde, wie wichtig dieKenntnis der Sprachen sei, vgl.Brief des Vizekönigs an den Königvom 12.2.1583, in: Lissón Chá-vez, III, 27–30.

25 Vgl. zu Pedro de la Peñas Haltungzur Priesterweihe von MestizenAres Queija, El papel de media-dores, 49, 50.

26 Vgl. die Nachweise bei VargasUgarte, Concilios Limenses, III,45 und Castañeda Delgado,El mestizaje, 38.

27 »Manda vuestra magestad porotra cedula que no Ordene mesti-zos lo qual he cumplido despuesque la receui inviolablemente,

aunque sertifico que algunos sontan virtuosos y de tanto momentoque para el edificio espiritual delos naturales desta tierra convernalos tales se ordenasen por que sonmuy paritos en las lenguas y notanto ympedidos en estoruo de ladoctrina por que como no preten-den yr a esos reynos de España nose ocupan en tantas grangeriascomo los que de allá vienen y conesperanza del premio de virtud seocupan y emplean en ella y elrecelo que dello se puede tenercerca de la falta de la Religion noes de tanta consideracion como enlos descendientes de judios o mo-ros por que los tales son afectadomucho a su ley, los judios por serley reuelada de Dios, y los Morosaunque es ynvencion humana di-zen lo es lo qual no tienen losgentiles«, in: Brief des Bischofs anden König, datiert vom 24. Feb-ruar 1583, AGI Lima 300, in:Lissón Chávez, III, 103–107,Zitat auf S. 104–106.

28 Vgl. zu Acosta Baciero, La pro-moción y evangelización del indioen el plan de José de Acosta; zuseiner Haltung zur Weihe auf-schlussreich auch Pott, DerAcosta-Text vom Weihehindernisfür Indianer; ders., Der Acosta-Text von der Unzulänglichkeit derKolonistensöhne als Indianermis-sionare.

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bewährtes Zeugnis einwandfreier Lebensführung ausgeglichenwerden; einige Mestizen seien »den unseren in Lebensführungund Ehrlichkeit gleich und in der Beherrschung der Sprache derIndianer überlegen«. Doch es seien wenige, weswegen man insge-samt gut daran tue, sich an die Tradition zu halten, nur diejenigenzu Priestern zu weihen, die beim gesamten Kirchenvolk angesehenseien – was, wie er nicht ausdrücklich hinzufügt, bei den Mestizeneben nicht der Fall war.29

Es gab also deutliche Vorbehalte gegenüber den Mestizen undihrer Eignung für das Priesteramt.30 Das mag mit einem gewissenMisstrauen hinsichtlich ihrer politischen Verlässlichkeit zusam-menhängen, das spätestens nach dem sogenannten Mestizen-Auf-stand von 1567 aufgekommen war,31 es wird ideengeschichtlichmit neothomistischen Vorstellungen über die Generationen dau-ernde Prägung des Menschen durch die religiösen Vorstellungenseiner Vorfahren erklärt32 oder mit dem zunehmend starken Ras-sismus in der spanischen Monarchie in Verbindung gebracht, derin der sogenannten limpieza de sangre eine institutionelle Verfes-tigung gefunden hatte.33

In der konkreten Situation dürften die Spannungen freilichnicht zuletzt mit der Konstituierung einer neuen sozialen Gruppein der kolonialen Hierarchie im ausgehenden 16. Jahrhundert zu-sammenhängen: der der sogenannten Kreolen, der in der NeuenWelt geborenen Kinder von Spaniern. Auch weil diese Kreolen sichgegenüber den in der Alten Welt geborenen Spaniern, denen derZugang zu den höchsten Ämtern vorbehalten war, benachteiligtfühlten, versuchten sie sich seit dem letzten Drittel des 16. Jahr-hunderts von den Mestizen als den schärfsten Konkurrenten imKampf um Ämter und Pfründen abzugrenzen.34

Diese Abgrenzung war zunehmend nötig geworden, denn dieMestizen traten nicht nur selbstbewusst auf, wie auch die Eingabevor dem Konzil und die diese begleitenden Maßnahmen andererMestizen deutlich machen.35 Gerade die von Eltern aus der indi-genen oder kolonialen Elite abstammenden Kinder – und es warenregelmäßig diese, die nach Ämtern und Benefizien strebten – konn-ten vor allem erhebliches soziales Kapital mobilisieren: In der Weltihrer Mütter behielten sie bei einer Verbindung mit einem als sozialgleichwertig angesehenen Spanier ihren status, in der Welt ihrerVäter waren sie zwar illegitim, hatten jedoch nicht selten einegute Ausbildung und konnten auf Legitimierung oder wenigstens

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29 Pereña u. a., José de Acosta, Deprocuranda indorum salute, I – II,456–459: »Quod plane documen-tum non ad hoc solum valet, utindi non initientur, cum sint et infide novi et genere obscuri, verumetiam qui ex horum feminis et exhispanis viris concubiti praesertimflagitioso gignuntur, quoad fieripotest sacris mysteriis contrectan-dis abstineant, ne sacerdotium vilehabeatur, nisi cum vitae diu pro-batae gravitate et morum splen-dore natalium obscuritatem supe-rant. Tales esse nonullos negarenon possumus, qui et vitae hones-tate nostris pares sunt et sermonisindici commoditate superiores.Verum rari hoc exempli est.Quamobrem antiqui canones etprovincialia decreta servandasunt, ut sacerdos omni ex partepopulo spectabilis et honore dig-nus existat.«

30 Vgl. zur sozialen Geltung und Be-handlung der Mestizen in Peru im16. und 17. Jahrhundert insbe-sondere von Seiten der religiösenInstitutionen aus der neueren his-torischen Literatur neben Coellode la Rosa, De mestizos y crio-llos; Hyland, The Jesuit and theIncas, auch Burns, Colonial Ha-bits; van Deusen, Entre los sagra-do y lo mundano, insbes. 75–106.

31 Vgl. dazu Burns, Colonial Habits,35 ff.; López Martínez, Unmotín de mestizos en el Perú.

32 Dazu knapp Hyland, The Jesuitand the Incas, 67–68.

33 So etwa Hyland, Illegitimacy andRacial Hierarchy in the PeruvianPriesthood. Zur Problematik dersogenannten limpieza de sangreund dem Zugang zu kirchlichenÄmtern: de la Rosa, ›Reinheit desBlutes‹. Der verwehrte Zugang zuPriesteramt und Ordensstand.

34 Vgl. zur Rolle des Rechts bei derKonstitution der Kreolen als so-ziale Gruppe m. w. N. Garriga,El derecho de prelación.

35 Vgl. dazu Ares Queija, El papelde mediadores, insbes. 42 ff. Be-sonders eindringlich findet sichdies in einem Memorial, das nachdem Abschluss des Verfahrens voneinem Mestizen, Pedro de Rengifo,an den Indienrat gerichtet und mitden Konzilsverhandlungen zu-sammengeführt wurde. Rengifo,Sohn eines Capitán, führt dort

aus, wie groß und gut gebildet die»Familie der Mestizen« inzwi-schen war, vgl. AGI Lima 126,232: »La familia de los dichosnaturales mestizos se habrá ex-tendido en tanto número que ha-brán más de diez mil varones, losseis mil de ellos para poder tomararmas y emplearse en estudios deletras[?]/ y virtud y en otros ejer-cicios de granjerías de la tierracomo lo hacen en cuanto les es

posible. Y es/ así que habiendoalgunos de ellos llegado a puntode recibir los sacros ordenes paraintrodu/cirse al servicio de lasiglesias y doctrinas de los indioscomo personas a quien más legíti-mamente/ les compete y para estoganado indulto de la sede apostó-lica en que los habilita y hacecapaces para el dicho/ ministerio ypara que los prelados de las dichasprovincias dispensen con ellas y

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Protektion hoffen.36 Im Gegensatz zu den meisten Kreolen be-herrschten sie neben der spanischen auch mindestens eine indigeneSprache und waren mit der Kultur und Mentalität beider Weltenvertraut – Autoren wie Garcilaso de la Vega und Guamán Poma deAyala sind nur die prominentesten Beispiele für diese kultivierteund ihre Abstammung stolz präsentierende Generation von Mes-tizen; »das Gemischte ist eine Kategorie des Ungemischten, undmeistens in vorteilhafter Weise«, heben auch die beiden Vertreterder peruanischen Mestizen in ihrer Eingabe an das Konzil hervor.37

War alles dies für die Kreolen schon bedrohlich genug, so musstendie Mestizen noch aus einem anderen Grund als Gefährdung derOrdnung erscheinen: Mestizen passten nicht in die binär konstru-ierte Kolonialordnung von »Spaniern« und »Indianern«. Manverdächtigte sie, sich je nach Opportunität einer von beiden Grup-pen zuzuordnen.38

Die Differenzierung zwischen Kreolen und Mestizen zeigt sichauch an den Beschlüssen der im Dezember 1582 – also parallel zuden Konzilsberatungen – in Lima tagenden Dritten Provinzialver-sammlung der Jesuiten, auf der man sich mit der Zulassung vonMestizen und Kreolen zur Gesellschaft Jesu beschäftigte. Es sei»sehr notwendig«, so wurde beschlossen, den Mestizen »die Türgänzlich zu verschließen«, habe die Erfahrung doch gezeigt, dasssie sich nicht bewährt hätten; andere Orden verführen bereits so,und auch der König habe angeordnet, Mestizen nicht zu denhöheren Weihen zuzulassen.39 Den Kreolen hingegen, so wird indem folgenden Kapitel beschlossen, »kann man die Tür nichtgänzlich verschließen«; man müsse auch hier die Kandidaten aberbesonders sorgfältig auswählen.40

Diese Vorbehalte gegen die Mestizen dürften sich noch be-stätigt haben, als wenige Monate später, im April 1583 und damitnoch während der Konzilsberatungen, bekannt wurde, dass derJesuit und Mestize Blas Valera verhaftet worden war und nun,isoliert von der Außenwelt, im Gefängnis der Jesuiten in Limafestgehalten wurde. Über die Gründe herrschte striktes Stillschwei-gen. Doch dass wenige Tage nach dem Bekanntwerden der Ver-haftung ein Vertreter der Gesellschaft Jesu nach Rom reiste, umdem Ordensgeneral persönlich über diesen Fall zu berichten, wiesauf ein schweres Vergehen hin. Ob Häresie, Verstöße gegen dieKirchendisziplin oder politische Umsturzpläne: Wenn selbst einso anerkannter Priester wie Blas Valera, Mitglied der vom Konzil

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los ordenen en virtud/ de cual sehan ordenado muchos, premisaslas calidades que dispone el sacroconcilio/ Tridentino […].«

36 Vgl. zu diesen Aspekten Bouysse-Cassagne, In praise of bastards.

37 AGI Lima 126, 4: »[…] pues esregla/ llana y vulgar que lo mixtoviene debajo de lo/ simple y ma-yormente en lo favorable […].«

38 Vgl. zu den verschiedenen Optio-nen, die sich den Mestizen je nach

Zeit und Ort stellten, Burns, Co-lonial Habits, insbes. 50 ff.

39 Egaña, Monumenta peruana III,Doc. 47: Actas de la TerceraCongregación Provincial del Perú,197–217, 205–206. »[…] y a to-dos, nemine discrepante, pareziómuy necessario que se les cierre deltodo y se pida a nuestro Padre déorden en ello, porque la experien-cia ha mostrado [.f.a.] a la larga noprobar bien este género de gente; y

las demás Religiones han abiertocamino a la Compañia para estocon su exemplo, aviendo ordena-do no se reciba ninguno de estegénero en sus Religiones, y el Reytiene mandado no sean admitidosa Orden sacro […].«

40 Egaña, Monumenta peruana III,Doc. 47, 206. »[…] De los criollosparezió a la Congregación queno se les podia del todo cerrar lapuerta, antes se juzgo por neces-sario recebir algunos que parezcanaptos para la Compañia; pero quepor pedirlo así la facilidad delnatural y los siniestros que tienenlos nacidos en esta tierra, se tu-biese mucho delecto en el recebir-los […].«

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eingesetzten Gruppe der Übersetzer des Katechismus und Lehreran der Universität, sich als häretisch, umstürzlerisch oder unfähigzum Zölibat erwiesen hatte, so musste das den Zweifeln an derEignung von Mestizen für das Priesteramt weiter Nahrung ge-ben.41

III. »Y también si saben … que todas las naciones delmundo … aman … a los sacerdotes de su propia nación«:Fragen strukturieren Antworten

Trotzdem folgten die Konzilsväter der Argumentation derMestizen, handelten gegen das ausdrückliche Verbot der Kroneund sprachen sich, anders als die Provinzialversammlung derJesuiten, für die Zulassung von Mestizen zur Weihe aus. Mannahm zwar keinen ausdrücklichen Beschluss in die Konzilsaktenauf, und ohne das Insistieren der Mestizen wäre das Anliegenwahrscheinlich auf dem turbulenten Konzil nicht weiter behandeltworden – aber letztlich konnte man sich der Eingabe der Mestizennicht verschließen. Warum?

Zum einen hatten die Mestizen es geschafft, vor und währenddes Verfahrens Unterstützung im gesamten Land zu mobilisieren.Zu den ersten Beteiligten, die ihnen im September 1582 Vollmach-ten erteilt hatten, kamen sukzessive die Mitglieder einer Bruder-schaft aus Arequipa (an der Abadía de la Caridad), einige Mestizenaus Villa Rica de Oropesa del Perú, die Mitglieder einer Bruder-schaft aus Cuzco (Cofradia de la Santa Misericordia) und einigeMestizen aus Loja del Perú hinzu.42 Insgesamt hatten sich damitam Ende des Verfahrens knapp einhundert Mestizen aus verschie-denen Städten des Vizekönigreichs der Eingabe angeschlossen. InCuzco, der alten Hauptstadt des Inkareiches, war man im Septem-ber 1582 selbst aktiv geworden und hatte die örtlichen Autoritätendarum gebeten, durch Zeugenbefragungen Informationen über dieEignung von Mestizen für die höheren Weihen notariell protokol-lieren lassen zu dürfen. Die Antworten von zwölf Zeugen auf dievierzehn von den Mestizen gestellten Fragen wurden später mit denErgebnissen der Zeugenbefragungen aus Lima zu den Akten ge-nommen.

An beiden Orten war es den Mestizen zudem gelungen, eineReihe von wichtigen Zeugen zu befragen. In Lima sagten ange-

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41 Vgl. Hyland, The Jesuit and theIncas, 69 ff. Der OrdensgeneralAquaviva bestätigte im Januar1584 auch den Beschluss derProvinzialversammlung, vgl.Egaña, Monumenta peruana III,Doc. 79, 341–350, 343.

42 Die Vollmachten aus Lima vomSeptember 1582 in AGI, Lima126, 13–27, die weiteren jeweils inAGI, Lima 126, 35, 42, 208 und212.

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sehene vecinos wie Diego de Porras Sagredo, ein vermögenderSpanier und dreimaliger alcalde von Lima, der abogado derAudiencia und Verfasser bekannter juristisch-politischer WerkeLic. Francisco Falcón, der langjährige Jesuitenprovinzial José deAcosta, der Provinzial des Mercedarierordens und Universitäts-lehrer Fr. Nicolás de Ovalle und der Prior des Augustinerordensund Universitätslehrer Fr. Juan de Almaráz aus. In Cuzco wurdenunter anderem der Provinzial des Mercedarierordens, Fr. Gonzalode Vallesteros, der predicador general des Dominikanerordens,Fr. Domingo de Valderrama, und der vecino conquistador y des-cubridor Amacio Serra de Leguizamón gehört. Auch wenn in Limanur elf der 34 benannten Zeugen vernommen wurden, so hatteman doch zusammen mit den zwölf Aussagen aus Cuzco gewich-tige Stimmen gesammelt.

Das Aufbieten von Autoritäten, das Agieren als Kollektiv unddas geschickte Verhalten im Verfahren hätten freilich nichts ge-nützt, wenn die Zeugenaussagen das Vorbringen der Mestizennicht auch inhaltlich gestützt hätten. Inhalt und Form der Fragenhalfen dabei. So wurden die Zeugen im ausführlichen LimenserFragebogen43 nicht nur nach eigenen Wahrnehmungen gefragt,etwa ob sie Priester mestizischer Abkunft kennen würden (Nr. 1)oder ob sie wüssten, dass in Lima an der Übersetzung des Kate-chismus gearbeitet werde (Nr. 2). Es ging vor allem um die Be-stätigung allgemeiner Sachverhalte: Etwa, ob man wisse, dass esRegionen gebe, wo mehr als eine Million Bewohner lebten, diekeine der großen Indianersprachen beherrschten, sondern viele undsehr unterschiedliche, die kein Spanier kenne, und dass die Bewoh-ner dieser Regionen ohne die Heilige Schrift lebten, weil keineMestizen geweiht worden seien (Nr. 3); ob man wisse, dass es soviele verschiedene Sprachen gebe, dass auch die Universitätsprü-fung nichts nütze, weil auch der Lehrstuhlinhaber nicht alle kennenkönne – weswegen man mehrere Lehrstühle brauche, besetzt mitMestizen, die mehrere Sprachen beherrschten (Nr. 4); ob manwisse, dass die Mission in den sogenannten curatos de indios ohnemestizische Priester praktisch unmöglich sei (Nr. 5); ob man wisse,dass die indigene Bevölkerung bei den spanischen Priestern keineBeichte ablegen wolle (Nr. 6); ob man wisse, dass üblicherweise alleVölker der Welt die Priester ihrer eigenen Völker besonders liebtenund höher respektierten und von ihnen mehr hielten als von denAusländern (Nr. 7).

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43 Der Fragebogen aus Lima sowiedie Antworten in AGI, Lima 126,47–142.

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Die Aufzählung ließe sich fortsetzen: Die weiteren Fragenrichteten sich auf den Erfolg der Mission, der nur mit Priesternzu erreichen sei, die sprachlich und kulturell Zugang zu der indi-genen Bevölkerung finden und nicht nur für kurze Zeit kommen,um sich zu bereichern. Insgesamt soll, so macht die Art der Fragendeutlich, gezeigt werden, dass die mestizischen Priester verlässlichhinsichtlich ihrer Disziplin und der Lehre sind, unersetzlich für dieMission, von verdienten Vätern abstammend, gut ausgebildet undder Krone stets treu ergeben. Das königliche Weiheverbot sei, soheißt es in einer Frage, für das Gewissen des Königs eine Belastung– »ha sido muy en perjuicio de la/ conciencia real«; nur wegender Real Cédula würden viele Indianer ohne das Beichtsakramentsterben. Außer der ersten (»Primeramente si conocen y tienen noti-cia […]«) beginnen alle Fragen mit einem »[Y también] si saben«,es sollen also Fakten validiert, nicht Meinungen präsentiert wer-den, im Limenser wie im Fragebogen aus Cuzco.44

Genau das wird auch erreicht. Die Antworten bestätigenregelmäßig das Gefragte: Es sei »público y notorio« oder »cosamuy notoria«, manchmal auch nur, dass man es selbst nur vomHörensagen wisse, »no la sabe más de haberlo oído decir porcosa notoria«.45 Das Weiheverbot sei von großem Nachteil, einWiderruf vorteilhaft,46 meinen fast alle, unter ihnen auch José deAcosta,47 der in seiner kurzen Antwort in klarem Kontrast zu demvon den Jesuiten für ihren Orden in seinem Beisein im DezemberBeschlossenen hervorhebt, dass man den Mestizen »nicht die Türderart vollständig verschließen« dürfe.48

IV. »que se traigan las papeles … Tráiganse todos«:Vom Konzil zur Krone

War mit der positiven Entscheidung des Konzils ein erstesZiel erreicht, so hatten einige der Antragsteller von Anfang an aufetwas anderes hingearbeitet: auf den Widerruf des Weiheverbotsdurch die Krone. »Es ist wichtig, dass seine Majestät informiertwird, damit er sich dazu bereit findet, die erwähnte Real Cédulaaufzuheben und zu widerrufen«, heißt es bereits in der erstenVollmacht, die den Wortführern am 6. September 1582 in Limaerteilt wurde, noch bevor diese ermächtigt wurden, vor dem Kon-zil aufzutreten. Auch auf dem Konzil, so geht der Text der Voll-

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44 Der Fragebogen aus Cuzco enthältnach der Quelle nur neun, dieZeugen antworten allerdingsdurchgehend auf vierzehn Fragen.Die Fragen richten sich fast alle aufden Nachweis der Eignung vonMestizen, insbesondere der in derBruderschaft von Cuzco zusam-mengeschlossenen, vgl. AGI, Lima126, 145–206.

45 Vgl. für einen Überblick die Zu-sammenfassung der Argumentebei Oleachea Labayen, Un re-curso al Rey de la primera gene-ración mestiza del Peru, 14–24.

46 Vgl. etwa AGI, Lima 126, 76:»A la diez y siete pregunta dijoque por/ lo que tiene dicho y porlo que entiende le pa/rece que sisu majestad fuera informado/ delbeneficio y provecho que los di-chos/ mestizos siendo sacerdotespodrían hacer/ en los dichos indiosno proveerá la dicha/ cédula antesles hiciera mucha merced/ así enesto como en otras casa como/ asus vasallos leales y esto responde/a la pregunta […]«; ähnlich auch,105: »A la diez y siete preguntadijo que como/ tiene dicho, tienepor grande inconveniente/ prohi-bir en general a todos los mestizosque/ no sean clérigos porque esreprobarlos/ lo cual no se debehacer con ningún género de/hombres […]«; 110–111: »[…] Yque siendo/ los dichos mestizoshábiles y virtuosos y a/probadospor tales como lo tiene dicho seles/ hace notorio agravio en impe-dir por/ la dicha cédula Real queno sean admitidos //a las órdenes ysacerdocio y en cuanto desto/

tendría este testigo por cosa muyacertada/ y que dios nuestro señory su majestad se sirvan/ en quesiendo su majestad servido mode-rase/ el rigor de la dicha cédulapara que los mes/tizos que fuesende las dichas partes y bene/méritosse admitiesen a las dichas órdenes/y sacerdocio y servicio de los cu-ratos de indios […].«

47 AGI, Lima 126, 87: »[…] graninconve/niente la dicha cédula y

podría redundar/ en mucho de-servicio de dios y su majestad[Ab.].«

48 AGI, Lima 126, 88: »[…] y a estetestigo le parece cosa muy conve-niente/ y conforme a razón que nose cierre la/ puerta tan absoluta-mente a los que/ con estudio yvirtud pueden merecer el/ sacer-docio y con él mediante la habili-dad/ y lengua que tienen haránmucho fruto/ en los indios.«

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machtserteilung weiter, sollten die Vertreter alles tun, damit derKönig zu ihren Gunsten entscheide. Vor allem sollten sie alleNachweise, Reales Cédulas, Bullen und andere Normen beschaffenund beglaubigen lassen und vor dem König und dem Indienrat aufdie Aufhebung des Verbots dringen. Auch in Rom sollten sieauftreten können, vor dem Papst und den delegierten apostoli-schen Richtern, und sie sollten rundherum alle Beweise undInformationen beschaffen, Zeugen benennen und alle notwendigenprozessualen Schritte vor der königlichen und der geistlichen Ge-richtsbarkeit einleiten, um das Ziel der Zulassung zur Priester-weihe zu erreichen.49

Auch in Cuzco hatte man in erster Linie die Krone im Augegehabt. Als man 1582 um die Genehmigung zur Zeugenbefragungund deren Protokollierung bat, tat man dies, »damit wir SeineMajestät informieren können über die Lebensführung, die Ge-wohnheiten und das gute Beispiel« der Priester mestizischer Her-kunft sowie derer, die es werden wollten.50 Es ging also jedenfallsauch darum, den König zu »informieren«, informar, wie es immerwieder heißt. Deswegen bat auch Hernán Ruíz nach Abschluss desKonzils, dass alle Unterlagen zusammengeführt würden, um sie vorden König zu bringen, »para presentarlo ante su majestad y dondemás nos convenga« (fol. 221).

So ist es nur konsequent, dass sich einige Monate nach demAbschluss des Konzils zwei andere vecinos peruanischer Herkunft,Domingo de Orive und Pedro Rengifo, Mestize und Sohn desCapitán Francisco Vasquez Rengifo, im Namen der Mestizen Perusdirekt an den König wandten.51 Dieser möge, so bittet Orive inseiner Supplik, veranlassen, dass man die im Rahmen des procesovorgebrachten Beweise, Begründung und Gründe, die »probanza,causas y razones«, sowie die Auffassung und den Beschluss desKonzils und der auf diesem versammelten Vertreter der Kirche, »elparecer y resolución de dicho concilio, y prelados congregados enél«, zur Kenntnis nehme und das Verbot aufhebe. Zur Unter-stützung verwies Orive auf eine Denkschrift, die Pedro Rengifoverfasst und persönlich nach Kastilien gebracht habe. Die beidenEingaben und das Memorial wurden mit den Konzilsabschriftenzusammengeführt. »Man bringe die Papiere, die zu den Punkten indieser Petition gehören und die es sonst gibt. Bringt alles«, lautetder Vermerk am Schluss der Akte, quer auf der Rückseite desMemorial angebracht.52

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49 AGI, Lima 126, 14–17: »Nosconviene/ que su majestad sea in-formado de ello para/ que seaservido de suspender y revocar/ ladicha real cédula y hacernos mu-cha merced [?]/ y para que hayaefecto decimos y otorga/mos poresta carta que de acuerdo y con/formidad y voluntad damosnuestro poder/ amplio libre de di-nero […] para que por nosotros yen Ntro./ nombre representando

nuestras personas/ podáis parecery parezcáis en este santo/ concilioprovincial que al presente se hace/en esta ciudad y pida en razón del/dicho poder todo aquello que nosconvenga/ y que se haga declara-ción de ello para que/ visto por sumajestad provea en nuestro/ favorlo que acerca de ello pediremos/ yvosotros en nuestro nombre y loque/ así proveyese y declarare lepidáis/ […] y otros pidáis y saquéis

todas las provisio/nes cedulasreales bulas bienes y otros/ recau-dos que para lo de su contenidonos con/venga de poder de laspersonas, secretarios y es/cribanosy partes a donde estuvieren de/manera que hagan fe y las llevéis ypresentéis/ a donde nuestro dere-cho [Ab.] convenga y otros podá-is/ parecer y padezcáis ante la Realmajestad/ el Rey don Felipe nues-tro señor y en sus/ reales consejosde Indias y mercedes expidáis/ ysupliquéis atento a las dichas cau-sas/ y las que más dijereis que noshaga merced/ de suspender y revo-car la dicha real cedu/la y que noshaga capaces de que podamos/gozar de todas las franquezas,pensiones/ y libertades de que go-zan los españoles/ y que seamosadmitidos y recibidos a or/densacro y sacerdotal con dignidadesy a/ que tengamos cargos en lasrepúblicas/ según es como y de lamanera que los tienen/ los dichosespañoles y que seamos admitidos/y proveídos a ellos y en ellos porlos prela/dos y gobernadores queson y fueren en este/ reino. […] yotros pa/rezcáis ante Su santidaddel sumo pontífice/ y en su sacropalacio de Roma/ y […].«

50 AGI, Lima 126, 143: »[…] paraque podamos informar/ a Su ma-jestad de la vida, costumbre ybuen/ ejemplo que los dichos sa-cerdotes y los de/más que lospretenden ser […].«

51 Die Supplik von Domingo Orivein AGI, Lima 126,1–2, die Ein-gabe von Pedro Rengifo in AGI,Lima 126, 230–231, das Memo-rial in AGI, Lima 126, 232–234.

52 AGI, Lima 126, 235v.: »que setraigan las papeles que hay encada uno de los capítulos conte-nidos en esta petición y el presen-te los que tuviereis. Tráiganse to-dos.«

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Mit allen Papieren in der Hand konnte der Indienrat endlichberaten. Am 31. August 1588, fünf Jahre nach dem Abschluss desKonzils, hob der König in einer an den Erzbischof von Lima unddie Bischöfe von Cuzco, La Plata, Quito und Tucumán gerichtetenReal Cédula das Verbot der Weihe von Mestizen unter ausdrück-lichem Hinweis auf die Eingaben und Beschlüsse im Rahmen desKonzils auf. Mestizen, die nach gründlicher Prüfung zum Priester-amt geeignet erschienen, sollten nun geweiht werden können.53

Diese Bestimmung wurde dann auch Teil der Recopilación von1680, war inzwischen allerdings von anderen, die Weihe wieder anenge Voraussetzungen bindenden oder untersagenden Normenkonterkariert worden.54

V. »probanza, causas y razones«: Vom Argument zum Beweis

Warum, so mag man angesichts dieses Ablaufs und der Tat-sache fragen, dass es ihnen letztlich doch um den Widerruf der RealCédula ging, hatten die Mestizen sich zuerst an das Konzil ge-wandt? Warum nicht gleich – oder jedenfalls zeitgleich – an denKönig?

Zum einen kam es einigen der Antragsteller natürlich auf einepositive Entscheidung des Konzils selbst an; als sie diese in denHänden hielten, drängten sie auf die Umsetzung, was zusammenmit den verschiedenen Hinweisen auf die Eilbedürftigkeit derAngelegenheiten in den Eingaben an das Konzil die Hoffnung aufeine schnelle Hilfe für konkret anstehende Fälle unterstreicht. Dochfür eine positive Entscheidung über einige Priesterweihen oder dieAufnahme einiger Mestizinnen in die Klöster hätte es wohl nichtder Mobilisierung von fast einhundert Beteiligten, des Entwurfsvon zwei umfangreichen Fragebögen und der Vernehmung von23 Zeugen bedurft. Die Bischöfe hatten, wie gesehen, auch schonvor dem Konzil immer wieder Mestizen geweiht, und sie wartetenauch nach ihrem Beschluss nicht auf den Widerruf der Real Cédula,der noch fünf Jahre dauern sollte, sondern ließen die Weihe derAntragsteller zu und bereiteten nach dem Ende des Konzils auch inihren Diözesen weitere Mestizen auf die Priesterweihe vor.55

Auch dass es sich bei der Regelung der Voraussetzung für denZugang zum Priesteramt um eine zum Sakramentenrecht unddamit selbst in Zeiten des Kirchenpatronats der katholischen

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53 Real Cédula del 31 de agosto de1588, al arzobispo de Lima y a losobispos de Cuzco, la Plata, Quitoy Tucumán in: Konetzke, Colec-

ción de Documentos I, 595–596,n. 452. Die Vermutung von Lo-petegui, El papa Gregorio XIII,dass es also die Eingabe an denPapst gewesen wäre, die zu einerÄnderung der Politik der Kronegeführt habe, trifft insofern nichtzu.

54 Vgl. den Überblick bei CastañedaDelgado, El mestizaje, 97 ff.

55 Vgl. etwa einen Brief von Her-nando de Montalvo an den König

aus dem Jahr 1587 mit dem Hin-weis, dass Fr. Alonso Guerra sichseit seiner Ankunft (d. h. zugleich:nach seiner Abreise aus Lima) be-sonders der Vorbereitung vonKreolen und Mestizen auf dasPriesteramt widme, in: Levillier,Correspondencia de los OficialesReales de Hacienda del Río de laPlata con los Reyes de España,411.

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Könige zum Kernbestand der kirchlichen Autonomie zählendeAngelegenheit handelte, war allein wohl kein hinreichender Grund,sich an das Konzil zu wenden. Denn der König regelte in weitemVerständnis der Privilegien, die ihm im Rahmen des Kirchenpatro-nats vom Papst eingeräumt worden waren, ohnehin, was er nachPrüfung seines Gewissens für angemessen hielt – das Verbot selbstzeigt dies.56

Das Konzil erfüllte aber eine wichtige Funktion auf dem Wegzum König.57 Ging es, wie der Wortlaut der Dokumente zeigt, zuBeginn des Konzils nämlich noch darum, dass der König »infor-miert« (»informar«) werden solle, so wurde in den Suppliken andiesen selbst nun von »probanza, causas y razones«, vom »parecery resolución de dicho concilio, y prelados congregados en él«gesprochen. Das Konzil hatte also dazu gedient, die für die Supplikvor dem König notwendigen Informationen zu sammeln undglaubwürdig zu machen, vor allem aber dazu, die Information inBeweise zu verwandeln. Es war eine Autorisierungsinstanz auf demWeg zum König.

Mit dem Hinweis auf die Konzilsverhandlungen brachte mannun nämlich nicht mehr bloß die Meinungen einzelner Interessen-vertreter vor, sondern man übermittelte das Produkt eines Ver-fahrens, das mit der Bevollmächtigung der Vertreter begann undüber die notariell protokollierte Eingabe, den Antrag auf Beweis-erhebung, den Entwurf eines interrogatorio, die Benennung vonZeugen, die Protokollierung der Aussagen dieser Zeugen durchNotare bis zur Vorlage und Annahme der Ergebnisse der Ver-nehmungen durch das Konzil und dessen Beschluss reichte. Wirmüssen die seitenlangen und scheinbar inhaltsleeren Vollmachten,die verfahrensleitenden Anordnungen und Beschlüsse in dem Do-kument, alle diese Förmlichkeiten nur ernst nehmen, um ihreFunktionalität zu erkennen: Das Verfahren vor dem Konzil solltedie Argumente der Betroffenen verobjektivieren, als objektive Be-weise, als Produkt eines Prozesses präsentieren. Nur so konnten dieMestizen ihre Argumente in die Grundlage für eine nach demSelbstverständnis von königlicher Herrschaft als Richteramt aufder Grundlage von Beweisen zu fällende Entscheidung verwan-deln.58

An der Schnittstelle dieses Transformationsprozesses vomArgument zum Beweis standen die Befragungen, die interrogato-rios. Solche interrogatorios waren natürlich keineswegs neu, sie

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56 Vgl. zum Kirchenpatronat der ka-tholischen Könige m. w. N. Sán-chez Bella, Iglesia y Estado.

57 Vgl. zum an dieser Stelle nichtnäher zu problematisierendenForschungskontext der Bittschrif-ten von Untertanen an die Obrig-keit und den Folgerungen für diepolitische Kommunikation z. B.die Beiträge in: Nubola, Würg-ler, Forme della comunicazione;dies., Bittschriften und Gravami-

na; sowie übersichtlich Haas,Hengerer, Kultur und Kommu-nikation.

58 Vgl. zu diesem Selbstverständnisder Monarchie z. B. Garriga,Sobre el gobierno de la justicia enIndias.

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wurden schon seit Jahrhunderten verwendet, vor allem im Rahmenkirchlicher Visitationen oder der Inquisition. Dienten sie dortallerdings vor allem zur Aufdeckung von Verfehlungen, nutzteman sie in der spanischen Monarchie im 16. Jahrhundert in einemanderen pragmatischen Kontext, nämlich zur standardisiertenWissensgenerierung und -erfassung im Bereich der Verwaltung.Gerade für die Herrschaft über die Neue Welt waren sie einwichtiges Hilfsmittel: Mit ihnen konnte nicht nur systematischWissen erfasst werden, sie erleichterten auch die Verschriftlichungder Ergebnisse der mündlichen Befragungen und damit den Ver-sand auch über weite Distanzen.59

Zur Zeit der Supplik der Mestizen waren diese und andereFormen der administrativen Schriftlichkeit bereits etablierte Praxis,baute doch Philipp II. seine Herrschaft noch mehr als schon Karl I.60

auf Information auf. Der auch für die Supplik der Mestizen zu-ständige Indienrat sollte, wie im Rahmen seiner grundlegendenReform in den Siebzigerjahren bestimmt wurde, stets für »voll-ständige und sichere Beschreibung und Nachforschung über alleAngelegenheiten« sorgen, in Vergangenheit und Zukunft, in welt-lichen wie geistlichen Angelegenheiten61 – in der Notwendigkeitder Informationssammlung und -verarbeitung und dem exzessivenBemühen um Kontrolle und Steuerung des Weltreichs wird übri-gens ein wichtiger Grund für die kommunikationsgeschichtlicheSonderstellung der spanischen Monarchie innerhalb Europas,62

zugleich aber auch für deren Niedergang im 17. Jahrhundert ge-sehen.63

Je mehr Informationen man sammelte, um so wichtiger wurdeallerdings deren kritische Bewertung. Auch hier lag eine besondereHerausforderung der Herrschaft über weite Distanzen und fremdeVölker, der imperial governance.64 Schon das kleine hier vorge-stellte Beispiel kann vor Augen führen, welche Vielzahl von unter-schiedlichen Einschätzungen in verhältnismäßig kurzer Zeit überden Atlantik kam: Im Dezember 1582 schloss die Kirchenprovinzder Jesuiten die Mestizen kategorisch aus,65 im Februar 1583 setztesich der Bischof von Cuzco in einem Brief an den König für dieWeihe von Mestizen ein,66 am 11. April 1583 fuhr ein procuradornach Rom, um über den Fall des Mestizen Blas Valera zu berichten,was kaum ohne eine Erörterung der sozialen Stellung der Mestizenund ihrer Eignung für das Priesteramt abgegangen sein dürfte, imMärz 1584 beauftragte der Papst, den eine Eingabe von Mestizen

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59 Vgl. zu diesen Aspekten vor allemBrendecke, Informing the Coun-cil; ders., Die Fragebögen desspanischen Indienrates, sowie denÜberblick bei Vilar, La trajectoiredes curiosités espagnoles sur lesIndes.

60 Vgl. dazu Bustamante García,El conocimiento como necesidadde Estado.

61 Vgl. Ordenanza 3, in: MuroOrejón, Las Ordenanzas de1571, auch in Recopilación deLeyes de los Reinos de las Indias.Madrid 1681, (ND Madrid 1973)2.2.6: »Ordenamos y mandamos,que los de nuestro Consejo de lasIndias con particular estudio ycuidado procuren tener hechasiempre descripcion y averigua-cion cumplida y cierta de todas las

cosas del estado de las Indias, aside la tierra, como de la mar, natu-rales y morales, perpetuas y tem-porales, Eclesiasticas y Seglares,passadas y presentes […].« Aus-führlich dazu Brendecke, Das›Buch der Beschreibungen‹.

62 Vgl. dazu knapp m. w. N. Oes-terreicher, Textos entre inme-diatez y distancias comunicativassowie im Überblick ders., Losotros piratas de América.

63 Parker, The grand strategy ofPhilipp II; Damler, ImperiumContrahens.

64 Vgl. dazu anregend in verglei-chender Perspektive Ross, LegalCommunication and ImperialGovernance.

65 Egaña, Monumenta peruana III,Doc. 47, 197–217, 205–206.

66 Vgl. Lissón Chávez, III, 104–106.

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aus Cuzco erreicht hatte, durch seinen Kardinalstaatssekretär denapostolischen Nuntius, mit Philipp II. über das Weiheverbot zusprechen,67 ebenfalls im Jahr 1584 kam Pedro Rengfio zum Hofund überreichte sein Memorial, wenig später legte Domingo deOrive seine Supplik mit dem umfangreichen Anhang vor.68

Angesichts einer solchen Fülle an von interessierter Seite bei-gebrachten Nachrichten, aber auch wegen der Fremdheit des Ge-genstands und der Unmöglichkeit, sich selbst vor Ort ein Bild zumachen, mussten Mechanismen der Autorisierung dieser Infor-mationen besondere Bedeutung gewinnen. Dafür griffen die Ver-fasser in der spanischen Monarchie des 16. Jahrhunderts in be-sonderem Maße auf aus der juristischen Tradition stammendeDiskursformen zurück – für die frühe Historiographie Amerikas,für deren Crónicas das Problem der Glaubwürdigkeit und Ver-lässlichkeit der Information besonders groß war, wird sogar voneinem sello jurídico gesprochen.69

Eine vergleichbare Autorisierungsfunktion dürfte im Fall derMestizen das Konzil übernommen haben. Denn als das DritteProvinzialkonzil zusammentrat, bot sich den Mestizen eine beson-dere Gelegenheit: Nun brauchten sie ihre Informationen nicht mehrnur notariell beglaubigen zu lassen, wie es etwa die Mestizen vonCuzco getan hatten, sondern man konnte sogar ein ganzes Ver-fahren durchführen, einen proceso. In diesem proceso wurdeniemand angeklagt oder verurteilt, und die Mestizen mussten mehrals einmal darauf drängen, dass das Verfahren nicht im Nichtsende. Sie waren es aber auch, die an dem Fortgang interessiertwaren, denn sie wollten die eigenen Argumente in Beweise ver-wandeln, mittels der Befragung von selbst benannten Zeugen undeines die Antworten bereits vorstrukturierenden Fragenkatalogs.Nur auf diese Weise konnten ihre Argumente so überzeugendwirken, dass der König sich zehn Jahre nach dem Erlass desWeiheverbots von 1578 dazu veranlasst sah, diese Real Cédulamit einer neuen zu widerrufen.

Man wird für den Widerruf eine derart vorsichtige Formulie-rung nutzen müssen, denn der König richtete die neue Real Cédulanicht an alle Bischöfe der Neuen Welt, nicht einmal an alle derKirchenprovinz, sondern nur an einige. Auch vorher und späterergingen wieder restriktive Anordnungen hinsichtlich der Weihevon Mestizen. Von einer grundlegenden Wende in der Politik derKrone wird man also nicht sprechen können. Doch »in Anbetracht

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67 Vgl. dazu m. w. N. sowie derTranskription des Briefs Lopete-gui, El papa Gregorio XIII, 193–200.

68 Die Supplik von Domingo Orivein AGI, Lima 126, 1–2, die Ein-gabe von Pedro Rengifo in AGI,Lima 126, 230–231, dasMemorial 232–234.

69 Vgl. zu diesen Aspekten m. w. N.Stoll, Jurisconsultos, secretariosy suplicantes; grundlegend Gon-

zález Echevarría, The Law ofthe Letter: Garcilaso’s Comenta-rios and the Origins of LatinAmerican Narrative.

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des auf dem Konzil Vorgebrachten« und dessen, was so »ausführ-lich« in den vor dem Indienrat präsentierten recaudos, also Zu-sammenfassungen, enthalten sei, konnte der König offenbar garnicht anders, als die Mestizen zuzulassen,70 vielleicht auch »zurErleichterung seines Gewissens«, wie die oft und auch von denMestizen in ihrem Verfahren immer wieder verwandte Formellautete.71 Dieses Eingehen auf die vorgebrachten Argumente72 sagtwiederum einiges über das Empire of Law aus, als das die spa-nische Monarchie des 16. und 17. Jahrhunderts jüngst wiederbezeichnet worden ist73 – und dessen integraler, bisher allerdingsnur wenig erforschter Bestandteil das kanonische Recht war.

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70 Real Cédula vom 31.8.1588, »alarzobispo de Lima y a los obisposde Cuzco, la Plata, Quito y Tucu-mán«, in: Konetzke, Colecciónde Documentos I, 595–596,n. 452, hier 596: »[…] y conside-rando lo sobredicho en el concilioprovincial que se celebró en laciudad de los Reyes de esas pro-vincias en año pasado 1582, seresolvió el que debía cesar elcumplimiento de las dichas cédu-las y darse dichas órdenes a losdichos mestízos, como todo lar-gamente constaba y parecía porciertos recaudos que fueron pre-sentados y vistos en mi Consejo deIndias, suplicándome atento a ellomandase suspender las dichas cé-dulas, y que se guardase la sesióndel dicho concilio provincial […] yhabiéndose visto todo ello por losdel dicho mi Consejo, fué acorda-do que debía mandar dar esta micédula, por la cual los encargo acada uno en su distrito, segúndicho es, que sin embargo de las deque se suso se hace mención, deislas dichas órdenes de sacerdote alos mestizos de esas provincias quelas pidieren y tuvieren las calida-des y suficiencia que se requeriepara ser sacerdotes, haciendoprimero diligente averiguación e

informándoos de sus vidas y cos-tumbres y hallándolos bien en-señados, hábiles y capaces paraello, sobre lo cual os encargo laconciencia […].«

71 Vgl. AGI Lima 126, 1, 5, 29, 50,53, 55, 58.

72 Vgl. zu dem hier bewusst nicht als»Aushandeln« bezeichneten Prob-lem der Interaktion von lokalenAkteuren und Zentren sowie derKommunikation über Herrschaft

in der frühneuzeitlichen Staatsbil-dung in der jüngeren ForschungFreist, Einleitung: Staatsbildung,lokale Herrschaftsprozesse undkultureller Wandel in der FrühenNeuzeit sowie mit besonderemBlick auf die imperiale Dimensiondie Beiträge in Daniels, Kennedy,Negotiated Empires.

73 Vgl. Owensby, Empire of Lawand Indian Justice in ColonialMexico.

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