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Rainer Sachse, Meike Sachse Klärungsorientierte Psychotherapie in der Praxis II

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KlärungsorientiertePsychotherapie in derPraxis II

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Prof. Dr. Rainer Sachse, geb. 1948. 1969-1978 Studium der Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum. Ab 1980 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-UniversitätBochum. 1985 Promotion. 1991 Habilitation. Privatdozent an der Fakultät für Psy-chologie der Ruhr-Universität Bochum. Seit 1998 außerplanmäßiger Professor. Leiterdes Institutes für Psychologische Psychotherapie (IPP), Bochum. Arbeitsschwerpunk-te: Persönlichkeitsstörungen, Klärungsorientierte Psychotherapie, Verhaltenstherapie.

Dipl.-Psych. Meike Sachse. 2002-2008 Studium der Psychologie an der TechnischenUniversität Chemnitz. 2015 Approbation als Psychologische Psychotherapeutin (Ver-haltenstherapie). Seit 2009 Mitarbeiterin am Institut für Psychologische Psychothera-pie (IPP), Bochum. Seit 2015 psychotherapeutische Tätigkeit in privatpsychothera-peutischer Praxis. Freiberufliche Dozentin im Institut für Psychologische Psychothe-rapie, Bochum und am CIP, München.

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KlärungsorientiertePsychotherapie in derPraxis II

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© 2016 Pabst Science Publishers, 49525 Lengerich, GermanyFormatierung: Armin Vahrenhorst

Druck: KM-Druck, 64823 Groß-Umstadt

Print: ISBN 978-3-95853-221-2eBook: ISBN 978-3-95853-222-9 (www.ciando.com)

Prof. Dr. Rainer SachseInstitut für Psychologische PsychotherapiePrümerstr. 444787 [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

1 EinleitungRainer Sachse, Meike Sachse ..................................................................................11

I THEORETISCHE KONZEPTION DER KLÄRUNGSORIENTIERTENPSYCHOTHERAPIE..................................................................................................13

2 Was sind und was sollen Klärungsprozesse?Rainer Sachse ............................................................................................................15

2.1 Probleme von Klienten: Die Bedeutung von Schemata ..........................................152.2 Was sind Schemata?..................................................................................................162.3 Schema-Arten ............................................................................................................182.4 Klärungsprozesse ......................................................................................................192.5 Phase 5: Der Explizierungsprozess ..........................................................................222.6 Stufen des Klärungsprozesses ..................................................................................232.7 Steuern durch den Therapeuten ..............................................................................242.8 Anregen eines intuitiv-holistischen Modus ..............................................................252.9 Ein Beispiel ................................................................................................................26

3 Was macht Schemata änderungsresistent?Rainer Sachse ............................................................................................................30

3.1 Schemata und Änderungsresistenz..........................................................................303.2 Vertrauen....................................................................................................................403.3 Glaubenssysteme ......................................................................................................423.4 Änderungsresistenz ..................................................................................................433.5 Vertrauen in negative Annahmen ............................................................................433.6 Negative Annahmen werden zu einem Glaubenssystem........................................44

4 Grundlegende Überlegungen für eine Konzeption von PsychotherapieRainer Sachse ............................................................................................................48

4.1 Einleitung ..................................................................................................................484.2 Psychotherapie als ein Teilgebiet der Psychologie ................................................48

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4.3 Menschenbild und Rahmen-Therapie-Ziele als Teil einer Therapie-Konzeption ..504.4 Besondere Probleme, die mit psychotherapeutischer Arbeit verbunden sind ....534.5 Bedeutung der Mikro-Ebene für eine Konzeption von Psychotherapie ................554.6 Psychotherapie als Wissenschaft und Psychotherapie als Anwendungsfeld ........57

II STÖRUNGSSPEZIFISCHE ANWENDUNGEN ......................................................73

5 Die Schema-Borderline-StörungRainer Sachse, Ueli Kramer ....................................................................................75

5.1 Einleitung ..................................................................................................................755.2 Dysfunktionale Schemata ........................................................................................755.3 Biographie..................................................................................................................795.4 Schema-Borderline-Störungen ................................................................................815.5 Zentrale Schemata ....................................................................................................865.6 Konsequenzen ..........................................................................................................895.7 Therapie ....................................................................................................................905.8 Grundlegende Strategien........................................................................................100

6 Klärungsorientierte Psychotherapie bei TraumafolgestörungenSandra Schirm ........................................................................................................105

6.1 Auswirkungen Interpersoneller Traumata und ihre Behandlung ........................1056.2 Trauma: Die abrupte Erniedrigung der Selbstwirksamkeit ..................................1076.3 Verletzte Motive ......................................................................................................1106.4 Die Entwicklung neuer, dysfunktionaler Schemata ..............................................1126.5 Die Vermeidung der Klienten..................................................................................1156.6 Die Vermeidung der Therapeuten ..........................................................................119

7 Die Vor- und Nachteile eines narzisstischen Persönlichkeitsstils: Ist es nur eine Belastung, ein Narzisst zu sein?Rainer Sachse ..........................................................................................................124

7.1 Die „narzisstische Persönlichkeit“..........................................................................1247.2 Eine psychologische Theorie des Narzissmus ......................................................1257.3 Kompensatorische Schemata ................................................................................1297.4 Manipulation............................................................................................................1317.5 Egozentrik ................................................................................................................1337.6 Empathie..................................................................................................................1347.7 Handlungsorientierung ..........................................................................................135

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Inhaltsverzeichnis

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7.8 Narzissmus als Ressource ......................................................................................1357.9 Die Kosten des Narzissmus ....................................................................................1387.10 Resümee ..................................................................................................................141

8 Wann werden Narzissten straffällig?Rainer Sachse ..........................................................................................................144

8.1 Einleitung ................................................................................................................1448.2 Dysfunktionales Handeln ........................................................................................1448.3 Bedingungen dysfunktionalen Handelns ..............................................................1448.4 Die Tendenz zu dysfunktionalem Handeln ............................................................1458.5 Kontroll-Tendenz ....................................................................................................1478.6 Kontrollstrategien ..................................................................................................1508.7 Gegen-Kontrollstrategien ......................................................................................1528.8 Anwendung auf die narzisstische Persönlichkeitsstörung ..................................154

9 Klärungsorientierte PaartherapieGregor Müller, Rainer Sachse ..............................................................................163

9.1 Einleitung ................................................................................................................1639.2 Prinzipien der Klärungsorientierten Paartherapie ................................................1649.3 Paarprobleme als Interaktionsprobleme ..............................................................1659.4 Zielzustand einer Partnerschaft ............................................................................1679.5 Zentrale Problembereiche in Partnerschaften ......................................................1679.6 Ablauf eine Klärungsorientierten Paartherapie ....................................................172

10 Paartherapie: Erstellen einer ProblemlisteRainer Sachse, Gregor Müller ..............................................................................181

10.1 Der Fall ....................................................................................................................18110.2 Das Transkript..........................................................................................................18110.3 Kommentar ..............................................................................................................189

11 Paartherapie: Konflikt-BearbeitungRainer Sachse, Gregor Müller ..............................................................................192

11.1 Der Fall ....................................................................................................................19211.2 Das Transkript..........................................................................................................19211.3 Kommentar ..............................................................................................................202

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12 Klärungsorientierte Psychotherapie mit älteren KlientenRainer Sachse, Jana Fasbender ............................................................................207

12.1 Was bedeutet Klärungsorientierte Psychotherapie mit älteren Menschen? ......20712.2 Therapeutische Vorgehensweisen in der Klärungsorientierten

Psychotherapie ........................................................................................................20812.3 Psychotherapeutische Themen älterer Klienten: Berentung –

ein lebensveränderndes Ereignis mit erheblichen Folgen....................................21012.4 Psychologische Probleme des Alterns ..................................................................21012.5 Relevante therapeutische Strategien in der Klärungsorientierten

Psychotherapie ........................................................................................................21312.6 Psychologische Konsequenzen der Berentung ....................................................21612.7 Therapeutische Möglichkeiten ..............................................................................21712.8 Verluste durch Alterungsprozesse..........................................................................21812.9 Funktionsverluste durch Schlaganfall oder Herzinfarkt ......................................22012.10 Tödliche Erkrankung und Sterben ........................................................................22112.11 Vermeidung des Klienten und Akzeptanz des Therapeuten ................................222

III KLÄRUNGSORIENTIERTE PSYCHOTHERAPIE IN DER PRAKTISCHEN ANWENDUNG ............................................................................225

13 Beispiel für ein konfrontatives therapeutisches VorgehenRainer Sachse ..........................................................................................................227

13.1 Der Fall ....................................................................................................................22713.2 Das Transkript..........................................................................................................22713.3 Kommentar ..............................................................................................................230

14 Therapeutischer Umgang mit einer erfolglosen Histrionikerin:Therapeutische FallenRainer Sachse, Meike Sachse ................................................................................233

14.1 Einleitung ................................................................................................................23314.2 Erfolglose Histrioniker ............................................................................................23314.3 Therapeutische Fallen ............................................................................................23414.4 Der Fall ....................................................................................................................23514.5 Das Transkript..........................................................................................................23514.6 Kommentar ..............................................................................................................238

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15 Zur Klärungsorientierten Psychotherapie der dependentenPersönlichkeitsstörungRainer Sachse, Meike Sachse ................................................................................241

15.1 Einleitung ................................................................................................................24115.2 Der Fall ....................................................................................................................24115.3 Das Transkript..........................................................................................................24115.4 Kommentar ..............................................................................................................247

16 Verlauf einer Therapie mit einem narzisstischen KlientenRainer Sachse, Gregor Müller ..............................................................................252

16.1 Der Fall ....................................................................................................................25216.2 Beziehungsaufbau ..................................................................................................25216.3 Schwierige Interaktionssituation mit einem erfolgreichen Narzissten................25916.4 Narzisstischer Klient: Beginn der Explizierungsphase ..........................................265

IV KOP UND ANDERE PSYCHOTHERAPIEFORMEN ............................................275

17 Schematherapie und Klärungsorientierte Psychotherapie: Ein VergleichSandra Schirm, Rainer Sachse ..............................................................................277

17.1 Einleitung ................................................................................................................27717.2 Ziele der Therapie....................................................................................................27717.3 Phasenorientiertes vs. Prozessorientiertes Vorgehen ..........................................27917.4 Motive ......................................................................................................................28117.5 Modellbildung bzw. Diagnostik ..............................................................................28217.6 Die Rekonstruktion von Schemata ........................................................................28417.7 Schemata ................................................................................................................28517.8 Therapeutische Beziehungsgestaltung..................................................................29017.9 Bearbeitung ............................................................................................................292

18 Klärungsorientierte Psychotherapie und Emotionsfokussierte Therapie im VergleichStefanie Kiszkenow-Bäker ....................................................................................298

18.1 Einleitung ................................................................................................................29818.2 Kernaspekte Klärungsorientierter Therapie ..........................................................29918.3 Kernaspekte Emotionsfokussierter Therapie ........................................................300

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Inhaltsverzeichnis

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18.4 Die Ansätze im Vergleich ........................................................................................30118.5 Problematische Schemata klären bzw. erschließen ............................................30518.6 Problematische Schemata bearbeiten und verändern ........................................30818.7 Mögliche Integration der Ansätze ..........................................................................310

19 Mentalisierungsbasierte und Klärungsorientierte PsychotherapieThomas A. Langens ..............................................................................................313

19.1 Einleitung ................................................................................................................31319.2 Mentalisierungsbasierte Therapie ..........................................................................31419.3 Zentrale Annahmen und Prinzipien der Klärungsorientierten

Psychotherapie ........................................................................................................32219.4 KOP vs. MBT: Ein Vergleich......................................................................................32419.5 Fazit ..........................................................................................................................328

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Kapitel 1

EinleitungRainer Sachse, Meike Sachse

Die Therapieform der „Klärungsorientierten Psychotherapie“ (KOP) hat sich in denletzten Jahren sowohl theoretisch als auch praktisch erheblich weiterentwickelt; eswurden auch viele neue Prozessstudien und Erfolgsstudien publiziert.

KOP ist eine Therapieform, die hoch effektiv bei Klienten mit Depressionen, sozialenÄngsten, Persönlichkeitsstörungen und sogenannter „psychosomatischer Verarbei-tungsstruktur“ angewandt werden kann.

KOP ist theoretisch hoch elaboriert und durch viele kommentierte Transkripte istauch in der Praxis gut nachvollziehbar, wie KOP therapeutisch realisiert wird.

In diesem Band gehen wir auf theoretische Entwicklungen der KOP ebenso wie aufstörungsspezifische Anwendungen der KOP ein und wir stellen Beispiele für die prak-tische Anwendung von KOP dar. Wir schließen mit dem Vergleich von KOP mit Sche-ma-Therapie, emotionsfokussierter Therapie und mentalisierungsbasierter Therapie.

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Theoretische Konzeption der KlärungsorientiertenPsychotherapie

In diesem Teil sollen Aspekte der theoretischenKonzeption der Klärungsorientierten Psychotherapieweiterentwickelt werden.

In Kapitel 2 wird theoretisch erarbeitet, was genau unterKlärungsprozessen verstanden werden soll und durchwelche Arten von therapeutischen InterventionenTherapeuten Klärungsprozesse fördern können.

In Kapitel 3 wird erörtert, warum manche dysfunktionalenSchemata von Klienten hoch änderungsresistent sind undwas das für eine Therapie bedeutet.

In Kapitel 4 werden grundlegende Fragen einerKonzeption von Psychotherapie erörtert, die auch einewissenschaftstheoretische Konzeption von KOP betreffen.

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Kapitel 2

Was sind und was sollenKlärungsprozesse?Rainer Sachse

In diesem Kapitel soll erörtert werden, was psychologisch genau unter „Klärungspro-zessen“ verstanden werden soll und wie Klärungsprozesse in der Psychotherapie ab-laufen.

2.1 Probleme von Klienten: Die Bedeutung von Schemata

Menschen weisen eine Reihe von Annahmen auf: Annahmen über die Realität, An-nahmen über sich selbst, Annahmen über Beziehungen etc.Etliche Annahmen sind realistisch, sie sind aus Erfahrungen abgeleitet und halten ei-ner Prüfung im Alltag (einer empirischen Prüfung) stand. Aber viele Annahmen sindnicht realistisch, sie bilden die Realität nicht gut oder falsch ab. Sie würden einer Prü-fung nicht standhalten, doch unglücklicherweise werden sie von den Personen garnicht mehr geprüft; sie werden geglaubt.Und einige Annahmen sind ungünstig und führen zu Problemen: Sie führen zu fal-schen Interpretationen von Situationen, verleiten zu ungünstigen Entscheidungen, er-zeugen störende Emotionen usw.Und es sind genau diese problemauslösenden oder „problemdeterminierenden Annah-men“, um die es in der Psychotherapie geht: Diese müssen identifiziert, geklärt undverändert werden (vgl. Sachse, 1996, 1999, 2003a, 2005, 2006, 2008; Sachse, Breil& Fasbender, 2009; Sachse, Breil, Fasbender, Püschel & Sachse, 2009; Sachse & Fas-bender, 2010, 2014; Sachse, Fasbender & Breil, 2009).Unglücklicherweise haben Personen jedoch Annahmen nicht so gespeichert wie „nor-male Erinnerungen“: Vielmehr bilden Annahmen Schemata. Und Schemata weisen ne-ben den Inhalten (= Annahmen) noch weitere wichtige psychologische Charakteristikaauf (Beck, 1979; Herrmann, 1965; Norman, 1982; Piaget, 1954; Power & Dalgleish,1997; Rumelhart, 1980; Sachse, 2014; Teasdale & Barnard, 1993).Sie werden automatisch durch Situationen (also „von unten nach oben“, „bottomup“) aktiviert („getriggert“) – wenn sie einmal aktiviert sind, dann nehmen sie starkenEinfluss auf die Verarbeitung von Information („von oben nach unten“, „top down“).

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Daher bestimmen dann die Annahmen der Schemata die aktuellen Interpretationenvon Situationen und damit Emotionen und Handlungen in hohem Maße mit.Enthalten die Schemata ungünstige (= dysfunktionale) Annahmen, dann führen dieSchemata zu falschen, problematischen Interpretationen von Situationen und damit zuproblematischen Handlungen und Emotionen.In diesem Fall ist es wichtigzu identifizieren, dass Schemata an einem Problem beteiligt sind,

diese Schemata bzw. ihre Inhalte (die Annahmen) herauszuarbeiten, d.h. genau zu

klären,diese Schemata zu bearbeiten und zu verändern.

Alltagserfahrungen, Therapieerfahrungen und Prozessforschungsstudien zeigen abernun, dass Personen große Teile ihrer Schemata nicht ohne therapeutische Hilfe klären(also benennen, in Sprache ausdrücken) können: Oft können sie einige Annahmen be-nennen oder in Fragebögen angeben; „tiefer“ liegende Annahmen sind ihnen jedochnicht mehr zugänglich.Prozessforschungsstudien zeigen,dass die Klärung von Schemata für Klienten sehr schwierig ist,

dass Klienten dazu spezielle Unterstützung von Therapeuten benötigen,

dass Therapeuten zur Anregung von Klärung spezielle therapeutische Techniken

brauchen,dass Klärungsprozesse dennoch Zeit brauchen (Sachse, 1988, 1990a, 1990b,

1990c, 1991a, 1991b, 1992a, 1992b, 1992c).

Daher sind Klärungsprozesse weder einfach noch trivial: Man muss definieren, wasgenau Schemata sind, wie Schemata wirken, welche Arten von Schemata es gibt; manmuss bestimmen, was Klärung bedeutet und welche psychologischen Prozesse bei ei-ner Klärung beteiligt sind; und man muss beschreiben, wie genau Therapeuten dieKlärungsprozesse von Klienten fördern können, welche Interventionen und Strategiensie anwenden sollten (Sachse, 2016).

2.2 Was sind Schemata?

Bei Schemata kann man Inhalt und Funktion unterscheiden:Jedes Schema hat einen bestimmten Inhalt, z.B. eine Struktur bestimmter Annah-

men: Diese Inhalte machen das Schema spezifisch. Dabei handelt es sich z.B. umAnnahmen wie: „Ich bin ein Versager“, „ich bin unattraktiv“, „in Beziehungenwird man nicht ernst genommen“, „ich muss der Beste sein“ etc.Jedes Schema hat psychologische Funktionen, z.B. dass es durch Stimuli automa-

tisch aktiviert wird und dass es dann die Informationsverarbeitung steuert etc.(Sachse, 1992a, 2003a).

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Kapitel 2: Was sind und was sollen Klärungsprozesse?

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Schemata werden durch aktivierende Stimuli („bottom up“) aktiviert („getriggert“)und steuern dann („top down“) die Informationsverarbeitung der Person. Dabei kön-nen Schemata alle Arten der Informationsverarbeitung beeinflussen: Situationsinter-pretationen, Interpretationen der persönlichen Relevanz, der Coping-Fähigkeiten usw. Man muss davon ausgehen, dass Schemata eine Filter-Funktion ausüben: Schemata„lassen alle Informationen durch“ oder verstärken diese Informationen sogar, die mitden Inhalten des Schemas übereinstimmen oder damit vereinbar sind.Und jede schema-konsistente Information kann das Schema stärken oder bestätigen:Aus der Sicht der Person ist es eine „Bestätigung an der Realität“, tatsächlich kommtder „Beweis“ aber durch die voreingenommene und selektive Verarbeitung des Sche-mas zustande (und beweist damit eigentlich nur die Voreingenommenheit des Sche-mas!). Damit „stellt die Person gewissermaßen Beweise her“, ohne dass ihr dies be-wusst ist. Und je länger und ausgiebiger sie das tut, desto stärker (und änderungsre-sistenter) können die Schemata werden.Piaget (1954) hatte angenommen, dass Schemata nicht nur ähnliche Informationen as-similieren, sondern dass sie auch akkommodieren, d.h. dass sie sich durch Schema-in-konsistente Informationen ändern: Alle klinischen Erfahrungen zeigen allerdings dasgenaue Gegenteil: Hat eine Person einmal ein bestimmtes Schema gebildet, dannschottet sich dieses Schema durch seine Filter-Funktion komplett ab: Es nimmt Sche-ma-inkonsistente Information nicht zur Kenntnis oder wehrt sie systematisch ab. Unddamit ändert sich ein Schema, wenn es einmal etabliert ist, auch kaum noch.Schemata sind immer komplexe Strukturen von Annahmen: Ein Schema besteht nienur aus einer einzelnen Annahme, auch nicht aus zwei oder drei Annahmen!Schemata sind Netzwerke aus zentralen und peripheren Annahmen. Zentrale Annah-men sind relevanter für Verarbeitungsprozesse, und damit für Probleme, als periphereAnnahmen. Damit sollten auch die zentralen Annahmen rekonstruiert und therapeu-tisch bearbeitet werden.Das Schema weist damit in der Regel eine oder mehrere zentrale Annahmen auf: DieseAnnahmen sind deshalb zentral, weil sie mit allen anderen Annahmen verbunden sindund weil deshalb ihre Aktivierung alle anderen Annahmen „primt“. „Zentral“ bedeu-tet damit, dass diese Annahme im Netz einen großen Einfluss hat. Um diese zentralenAnnahmen herum sind andere Annahmen assoziativ „angelagert“, die nach außen hinimmer peripherer werden: „Peripher“ sind sie deshalb, weil sie nur noch mit wenigenanderen Annahmen verbunden sind und weil ihre Aktivierung im „Netz“ nur noch re-lativ geringe Effekte hat.Schemata sind nicht nur Netzwerk-Strukturen von Annahmen, es sind auch hierar-chische Netzwerk-Strukturen: Sie bauen aufeinander auf bzw. sie bilden Schichten un-terschiedlicher „Tiefe“ (vgl. Sachse, Breil & Fasbender, 2009; Sachse, Fasbender &Breil, 2009).Die oberen Schichten sind der Person dabei noch einigermaßen zugänglich: Sie kanndiese Annahmen u.U. auf einfaches Befragen angeben oder in einem Fragebogen da-rüber Auskunft geben.Die nächste Schicht ist schon deutlich schwerer zugänglich: Hier hat die Person nurnoch schwer Zugang: Um diese Annahmen herauszuarbeiten, braucht die Person in

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den meisten Fällen gute Unterstützung vom Therapeuten durch spezielle Klärungsstra-tegien.Die nächste Schicht ist dann meist nicht nur schwer klärbar, sie unterliegt auch (star-ken) Vermeidungsprozessen: Um die Annahmen dieser Schicht zu klären, muss einKlient nicht nur Klärungstechniken verwenden, er muss auch die Vermeidung kon-struktiv bearbeiten.

2.3 Schema-Arten

Wir unterscheiden vier Arten von Schemata (Sachse, Breil, Fasbender, Püschel &Sachse, 2009; Sachse, Fasbender, Breil & Sachse, 2011; Sachse, Püschel et al., 2008):Zwei Arten dysfunktionaler Schemata:

Selbst-SchemataBeziehungsschemata

Zwei Arten kompensatorischer Schemata:

Norm-SchemataRegel-Schemata

Dysfunktionale Schemata sind solche, die sich in der Biographie der Person durch„Verdichtungen von Erfahrungen“ bilden und die aktuell die Informationsverarbei-tung der Person stark und stark ungünstig beeinflussen.Wir gehen davon aus, dass man zwei Arten dysfunktionaler Schemata unterscheidenkann: Selbst-Schemata und Beziehungsschemata (siehe dazu Sachse, Breil & Fasben-der, 2009).Selbst-Schemata sind solche, die Annahmen der Person über sich selbst enthalten wie„ich bin ein Versager“, „ich bin nicht wichtig“ u.a. sowie Kontingenzannahmen undBewertungen dazu.Beziehungsschemata sind solche, die Annahmen der Person über Beziehungen enthal-ten, darüber, wie Beziehungen funktionieren, was man in Beziehungen zu erwartenhat sowie wiederum Kontingenzannahmen und Bewertungen dazu (z.B.: „In Bezie-hungen wird man abgewertet.“, „Beziehungen sind nicht verlässlich.“ u.a.).Kompensatorische Schemata sind solche, die sich entwickeln, um die Annahmen derdysfunktionalen Schemata zu „falsifizieren“, diese Schemata zu kontrollieren oder umdie negativen Effekte der dysfunktionalen Schemata zu kompensieren.Hier unterscheiden wir normative Schemata, also „Vorschriften“ der Person für sichselbst und Regel-Schemata, also „Vorschriften“ der Person für andere.Normative Schemata enthalten Anweisungen darüber, wie die Person sein sollte odersein muss: Sie enthalten damit Ziele der Person (im Sinne expliziter Ziele, vgl. Püschel& Sachse, 2009). Normative Schemata sind somit interaktionelle Ziele auf der Spiel-ebene.

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Kapitel 2: Was sind und was sollen Klärungsprozesse?

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2.4 Klärungsprozesse

Wir gehen davon aus, dass einem Klienten Schema-Annahmen oft nicht bewusst sindoder sie ihm nicht völlig klar sind, er sie nicht gut ausdrücken, nicht genau fassenkann: Obwohl die Schema-Inhalte in einem kognitiven Code vorliegen, kann derKlient die Inhalte nicht, nicht genau, nicht präzise und nicht valide in Sprache fassen.Diese Umsetzung von Schema-Inhalten in Sprache, in exakte und valide Formulierun-gen ist aber notwendig,um die Inhalte im Therapieprozess kommunizieren zu können;

damit die Inhalte dem Klienten völlig bewusst repräsentiert sind;

damit die Inhalte auf Stimmigkeit und Problemrelevanz geprüft werden können;

und: damit die Inhalte in kognitiven Techniken hinterfragt, geprüft und widerlegt

werden können.

Die Umsetzung (oder „Übersetzung“) von (eher impliziten) Schema-Inhalten in expli-zite sprachliche Aussagen nennen wir Klärung oder Explizierung, und den Prozess, derdieses bewirkt, nennen wir Klärungs- oder Explizierungsprozess.Dabei gehen wir davon aus,dass der Klärungs- oder Explizierungsprozess vom Klienten vollzogen wird und

vollzogen werden muss: Nur der Klient hat Zugang zu seinem Schema und nur derKlient kann implizite Bedeutungen für sich stimmig in explizite Bedeutungen um-setzen;dass der Klärungs- oder Explizierungsprozess aber von einem Therapeuten durch

entsprechende Interventionen angeleitet oder gesteuert werden muss;dass somit Klient und Therapeut gemeinsam an der Klärung arbeiten: Der Klient

als Experte für die Inhalte und der Therapeut als Experte für den Prozess (Sachse,1984, 1986a, 1986b, 1987, 1990a, 1990b, 1990c, 1991a, 1991b, 2003b, 2008;Sachse, Fasbender & Breil, 2009).

Wir gehen davon aus, dass man zur Beschreibung der Klärungsprozesse zwei Ebenenbraucht: Eine inhaltliche Ebene, auf der man bestimmte, inhaltlich definierbare Pro-zesse beschreiben kann. Und eine psychologische Funktionsebene, auf der man grund-legende psychologische Funktionen beschreiben kann, die den inhaltlichen Prozessenzugrunde liegen.Auf der inhaltlichen Ebene kann man bestimmte Teil-Prozesse beschreiben, die in be-stimmter Weise aufeinander folgen müssen, damit eine Klärung relevanter Schemataüberhaupt stattfinden kann.Auf der psychologischen Funktionsebene kann man zwei relevante Funktionen be-schreiben, die bei den inhaltlichen Prozessen relevant sind, nämlich:Perspektive

Verarbeitungsmodus

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Auf der Inhaltsebene kann man fünf Teil-Prozesse des Klärungsprozesses unterschei-den (Sachse, Fasbender & Breil, 2009):keine Probleme im Fokus

Intellektualisierung

abgehobener Bericht

konkreter Bericht

Explizierung

Im Einzelnen sind diese Teilprozesse:1. Keine Probleme im Fokus: Dabei konzentriert sich der Klient auf Inhalte, die ihnnicht persönlich betreffen oder die seine Probleme nicht berühren: Die Themen ha-ben mit dem Klienten oder seinen Problemen nichts zu tun.Implizit folgt der Klient hier also der Leitfrage: Mit welchen Themen kann ich mei-ne Probleme vermeiden?

2. Intellektualisierung: Der Klient hat zwar eigene Probleme im Fokus, denkt aberschwerpunktmäßig über ihre Erklärung nach, d.h. er sucht (psychologische oderandere) Theorien, die seine Probleme erklären können (was sie aber nicht tun).Er folgt dabei also implizit der Leitfrage: Wie kann ich meine Probleme erklären?

3. Abgehobener Bericht: Der Klient beschreibt zwar Problemaspekte, tut dies aber inunkonkreter, genereller oder „abgehobener“ Weise, ohne Bezug auf konkrete Pro-blem-Situationen.Implizit folgt der Klient damit der Leitfrage: Was sind meine Probleme im Allge-meinen?

4. Konkreter Bericht: Der Klient schildert seine Probleme und macht diese an konkre-ten, relevanten Situationen fest, die sein Problem exemplarisch veranschaulichen.Der Klient folgt damit der impliziten Leitfrage: In welchen Situationen manifestie-ren sich meine Probleme wie?

5. Explizierung: Der Klient arbeitet an der Klärung aktueller, durch die Situation aus-gelöster Verarbeitungsprozesse sowie an der Klärung von Schemata.Der Klient folgt hier den Leitfragen: Was lösen die Situationen in mir aus? Warumlösen die Situationen genau dies in mir aus?

Diesen inhaltlich definierbaren Prozessen liegen zwei wesentliche psychologischeFunktionen zugrunde:Die Perspektive, die der Klient jeweils einnimmt;

der Verarbeitungsmodus, in dem der Klient jeweils verarbeitet.

Wir gehen davon aus, dass diese Prozesse entweder in einer externalen oder einer in-ternalen Perspektive ausgeführt werden.Mit externaler Perspektive ist gemeint, dass der Klient seine Aufmerksamkeit nach au-ßen lenkt und sich mit Ereignissen beschäftigt, die „um ihn herum“ passieren.Mit internaler Perspektive ist gemeint, dass der Klient seine Aufmerksamkeit nach in-nen lenkt und sich mit dem beschäftigt, was in ihm abläuft: Mit eigenen Gedanken,Affekten, Emotionen oder Handlungsimpulsen.

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Kapitel 2: Was sind und was sollen Klärungsprozesse?

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Wir nehmen an, dass die Prozessstufenkeine Probleme im Fokus

Intellektualisierung

abgehobener Bericht

konkreter Bericht

eine externale Perspektive erfordern: Der Klient muss dazu seine Aufmerksamkeitnach außen lenken.Dagegen sollte die Prozessstufe Explizierung eine internale Perspektive voraussetzen:Um Klärungsprozesse überhaupt vollziehen zu können, muss sich der Klient auf die inihm ablaufenden Prozesse konzentrieren. Sobald er in einen Explizierungsprozessübergeht, muss er damit von einer externalen in eine internale Perspektive umschal-ten.Man kann zwei sogenannte „Verarbeitungsmodi“ unterscheiden, also Modi, die maneinnehmen kann und in denen man eine Informationsverarbeitung betreiben kann(vgl. Bastick, 1982; Epstein et al., 1996; Kuhl, 1983; Scheffer, 2009). Diese beidenModi sindder sequentiell-analytische Modus,

der intuitiv-holistische Modus.

Der sequentiell-analytische Modus bedeutet, dass man Informationen schrittweisenacheinander bearbeitet und dabei nur relativ wenig Information gleichzeitig verarbei-ten kann.Der intuitiv-holistische Modus bedeutet, dass man viele Informationen parallel aufkomplexe Weise verarbeiten kann.

Prozess KeineProbleme imFokus

Intellektu-alisierung

AbgehobenerBericht

KonkreterBericht

Explizierung

Charakteristika Themen habenmit demKlienten oderProblemennichts zu tun.

Problemewerdentheoretisiert

Problemewerdenallgemeinbeschrieben

KonkreteSituationenwerdenbeschrieben

Schematawerden geklärt

Leitfragen Mit welchenThemen kannich meineProblemevermeiden?

Wie kann ichmeineProblemeerklären?

Was sind meineProbleme imAllgemeinen?

In welchenSituationenmanifestierensich meineProbleme wie?

Was lösenSituationenwarum in miraus?

Modus sequentiell-analytisch intuitiv-holistisch

Perspektive external internal

Tab. 1: Die Teilprozesse des Klärungsprozesses und die relevanten Funktionen

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Rainer Sachse

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2.5 Phase 5: Der ExplizierungsprozessWir wollen hier den Prozess fünf, den Explizierungsprozess, noch einmal etwas genau-er darstellen.Startposition jedes Explizierungsprozesses ist eine Konzentration des Klienten auf einerelevante Situation: Der Klient muss sich diese Situation genau vorstellen, möglichstkonkret, muss sie auf sich wirken lassen, muss sie beschreiben und vor allem auf dierelevanten Aspekte fokussieren, die relevant sind für die Schema-Aktivierung. Hier be-findet sich der Klient noch in einer externalen Perspektive: Er beachtet (in der Vorstel-lung!) Aspekte, die eigentlich außerhalb von ihm existieren und an die er sich noch guterinnert.Der Klient geht hier aber schon in einen intuitiv-holistischen Modus:Er soll sich die Situation konkret vorstellen.

Aber er soll sie nicht analysieren, er soll sie nicht erklären und er soll nicht darüber

nachdenken.Er soll sie vielmehr auf sich wirken lassen und sehen, ob sie etwas in ihm auslösen:

Er soll damit einen intuitiven Verarbeitungsprozess starten, der dann automatischabläuft.

Geht der Klient in diesen Modus, dann aktiviert die Situation Kognition, Bilder, Af-fekte, Emotionen, Handlungsimpulse. Nun muss der Klient eine internale Perspektiveeinnehmen und die Prozesse auf sich wirken lassen und beobachten.Er soll dabei Leitfragen „in den kognitiven Raum stellen“, er soll damit seinen Verar-beitungsprozess an Leitfragen orientieren: Dann muss er aber die „Antworten entste-hen lassen“; er sollte nicht versuchen, die „Antworten zu finden“, zu analysieren etc.,denn das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht funktionieren. Er „spielt“ mit Ide-en, mit Assoziationen, prüft auftauchende Inhalte, entwickelt sie weiter und klärt da-durch, was genau die Situation in ihm auslöst.Sobald dies klar ist, beginnt die Phase der Rekonstruktion der Schemata: Nun ver-sucht der Klient herauszubekommen, warum er aufgrund der Situation so denkt, wieer denkt, oder so fühlt, wie er fühlt. Er folgt Fragen wie:Warum denke ich in Situation X, ich sei ein Versager?

Welche Annahmen habe ich über mich, was glaube ich von mir?

Was nehme ich von mir oder über mich an?

Und wieder kann der Klient die Fragen stellen, muss aber die Antworten „kommenlassen“, muss Ideen verfolgen und elaborieren; muss spüren, ob Ideen stimmig sindund nicht stimmige Ideen verwerfen etc. Tabelle 2 stellt die Ausführungen zusammen-fassend dar.

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Kapitel 2: Was sind und was sollen Klärungsprozesse?

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2.6 Stufen des KlärungsprozessesMan kann die einzelnen Prozesse des Explizierungsprozesses auch als Stufen des Pro-zesses auffassen: Die Stufen folgen sachimmanent logisch aufeinander und liefern soeine geordnete Abfolge von Explizierungsprozessen (s. Abb. 1).Auf diese Weise kann man eine „Vor-Explizierungsphase“ und eine „Explizierungs-phase“ unterscheiden: Die Stufen folgen aufeinander und bilden zusammen den ge-samten Explizierungsprozess.Aufgrund der Ergebnisse der oben erwähnten Prozessforschungsstudien muss manFolgendes annehmen:Unterschiedliche Klienten steigen an unterschiedlichen Stellen in den Explizierungs-

prozess ein: Einige bei „Intellektualisierung“, andere bei „konkretem Bericht“ etc.

Prozesse Situation Klärung Rekonstruktion

Konzentration auf S

KognitionenAffekte

Kognitive SchemataAffektive Schemata

Leitfragen Wie sieht dierelevante Situationgenau aus?

Was löst dieSituation in mir aus?

Warum interpretiere ich die Situation–so, wie ich es tue?Warum denke ich, was ich denke?–Was nehme ich an, was glaube ich?–Worauf geht der Affekt zurück, was–bedeutet er?

Modus/Vorgehen

ImaginierenBeschreibenElaborieren

wirken lassenLeitfragen stellen, Antworten „kommen lassen“beschreiben, weiterentwickeln

Perspektive external internal

Tab. 2: Prozesse und Funktionen des Explizierungsprozesses

Abb. 1: Die Stufen des Explizierungsprozesses

1. Keine Probleme im Fokus

2. Intellektualisierung

3. Abgehobener Bericht

4. Konkreter Bericht

5. Fokus auf Situation

6. Klärung der Verarbeitungen

7. Rekonstruktion von

Schema-Annahmen

Vor-Explizierungsphase

Explizierungsphase

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Rainer Sachse

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Alle Klienten steigen bei einer Stufe der Vor-Explizierungsphase in den Prozess ein.

Alle Klienten müssen die Stufen „konkreter Bericht“ und „Fokus auf Situation“

durchlaufen.

Ein Klient befindet sich mit einer bestimmten Aussage, die er im Therapieprozessmacht, auf einer dieser Prozess-Stufen: Wir nennen dies seine augenblickliche Bearbei-tungsweise.Ein Klient durchläuft im Explizierungsprozess die Stufen „von oben nach unten“: Da-her nennen wir jeden weiteren Schritt in Richtung Rekonstruktion eine Vertiefung derBearbeitungsweise.Bleibt ein Klient in zwei aufeinanderfolgenden Klienten-Aussagen auf der gleichenProzessstufe, nennen wir das ein Gleichbleiben der Bearbeitungsweise.Bewegt sich der Klient von einer Klienten-Aussage zur nächsten von der Stufe der Re-konstruktion weg („nach oben“), nennen wir das eine Verflachung der Bearbeitungs-weise.Therapeuten müssen nun, wie die Prozessforschungsergebnisse eindeutig zeigen, denExplizierungsprozess des Klienten steuern: Sie regen also mit Hilfe bestimmter Artenvon Interventionen den Klienten dazu an, seine Bearbeitungsweise zu vertiefen.Die Anregung, die ein Therapeut mit einer Intervention jeweils gibt, nennen wir einBearbeitungsangebot: Der Therapeut macht dem Klienten gewissermaßen „einen Vor-schlag“, was der Klient nun machen soll, welcher Leitfrage der Klient nun folgen soll.Analog zur Definition auf Klienten-Seite können Therapeuten nunvertiefende Bearbeitungsangebote (BA) machen,

gleichhaltende BA machen,

(aber leider auch) verflachende BA machen.

Die Prozessergebnisse zeigen durchweg, dass Therapeuten mit ihren BA einen starksteuernden Einfluss auf den Explizierungsprozess von Klienten haben.

2.7 Steuern durch den Therapeuten

Sowohl die empirischen Ergebnisse als auch unsere therapeutischen Erfahrungen zei-gen sehr deutlich, dass Therapeuten die Klienten in ihrem Klärungsprozess sehr aktivunterstützen müssen: Therapeuten müssen prozessdirektiv sein, Therapeuten müssenProzesse anregen, „am Laufen halten“, Fragestellungen aufwerfen, Klienten zum The-ma und zum Prozess zurückführen usw.Und Therapeuten müssen den Klärungsprozess schrittweise steuern: Sie müssen wis-sen, auf welcher Klärungsstufe (in welchem Teilprozess) der Klient sich im Augenblickbefindet und müssen dann versuchen, den Klienten in den nächsten Teilprozess zubringen, also die jeweils nächste Klärungsstufe anzuregen. Auf diese Weise steuert derTherapeut den Klienten von Stufe zu Stufe bis zu einer Rekonstruktion relevanterSchemaelemente.

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Kapitel 2: Was sind und was sollen Klärungsprozesse?

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Tatsächlich zeigen empirische Ergebnisse sowie praktische Erfahrungen, dass derFortschritt nicht linear verläuft, sondern:Befindet sich ein Klient auf Stufe X, kann es mehrere „Anläufe“ des Therapeuten

erfordern, um den Klienten auf die nächste Stufe zu bringen.Klienten bleiben oft nicht auf einer Stufe, sondern „fallen von selbst“ auf eine nied-

rigere Stufe zurück.

So ist es ein mühsames Unterfangen, Klienten zu einem konstruktiven Klärungspro-zess zu führen. Therapeuten müssen immer und immer wieder Interventionen realisie-ren (wie wir sagen: Bearbeitungsangebote machen), um Klienten im Prozess weiterzu-bringen und sie im Prozess zu halten.Der Therapeut sollte auf jeden Fall Bearbeitungsangebote machen und den Prozess desKlienten damit deutlich steuern. Er sollte aber auch die jeweils passenden Angebotemachen. D.h. er muss unterschiedliche Interventionen realisieren – unterschiedlicheArten von vertiefenden Bearbeitungsangeboten machen – je nachdem, in welcher Pha-se (in welchem Teilprozess) der Klient sich jeweils befindet. Die Techniken, die Therapeuten dabei verwenden, sind alle recht einfach. Die Kunstdabei, die eine sehr hohe Expertise des Therapeuten erfordert, ist allerdings: Das Rich-tige in der richtigen Weise an der richtigen Stelle zu tun! Auch ein Skalpell ist ein ein-faches Instrument, aber nur wenige können damit Herzen transplantieren!Die therapeutischen Techniken sind für die verschiedenen Vorstufen und Teilprozesseunterschiedlich, daher sollen diese noch einmal durchgegangen werden.

2.8 Anregen eines intuitiv-holistischen Modus

Ein intuitiv-holistischer Modus bedeutet, dass ein Klient „umschaltet“ auf einen Mo-dus, in dem er sich eine Frage stellt, die Antwort aber nicht bewusst und systematischsucht, sondern „kommen lässt“: Er startet einen Suchprozess, lässt aber den dann au-tomatisch arbeiten. Auf diese Weise kommt ein komplexer, nicht rein kognitiver, son-dern stark affektiver Prozess zustande, bei dem Inhalte expliziert werden können, dieansonsten kaum oder nicht zugänglich wären.Schon bei eher leicht zugänglichen Annahmen eines Schemas kann ein solcher Modushilfreich sein: Je „tiefer“ die Annahmen in einem Schema liegen und je schwieriger siezugänglich sind, desto wichtiger wird es, dass ein Klient einen intuitiv-holistischenModus einnimmt.Dies ist für Klienten jedoch oft schwierig und oft müssen Therapeuten die Klienten da-zu speziell instruieren. Hier soll darauf eingegangen werden, wie ein Therapeut denKlienten instruieren kann.Der Therapeut kann dem Klienten folgende Instruktionen geben:Bitte stellen Sie sich jetzt die Situation, die sie gerade beschrieben haben, noch ein-

mal möglichst konkret und plastisch vor (eine sehr konkrete Situation erhöht dieWahrscheinlichkeit, dass dadurch das Schema aktiviert wird).

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Rainer Sachse

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Bitte denken Sie jetzt nicht weiter über die Situation nach und versuchen Sie auch

nicht, die Situation zu analysieren (dadurch soll ein sequentiell-analytischer Modusblockiert werden).Bitte halten Sie die Vorstellung einfach nur fest und lassen Sie sie auf sich wirken;

und lassen Sie sich Zeit (dadurch soll ein intuitiv-holistischer Modus angeregt wer-den).Und schauen Sie mal, ob die Situation irgendetwas in Ihnen auslöst: Gedanken,

Gefühle, Bilder, was auch immer kommt (dadurch soll eine internale Perspektiveangeregt werden und der intuitive Modus unterstützt werden).Schauen Sie mal, ob Ihnen zu der Situation irgendwelche Gedanken durch den

Kopf gehen, lassen Sie sie ganz spontan kommen (dadurch sollen Schema-gesteu-erte, automatische Gedanken angeregt werden).

Werden beim Klienten Gedanken, Affekte etc. aktiviert, dann soll sich der Klient aufdiese konzentrieren und diese weiter klären. Der Therapeut fragt dann:Löst die Situation etwas in Ihnen aus?

Kommen Ihnen zu der Situation Gedanken?

Bitte versuchen Sie, diese Gedanken zu schildern.

Viele Gedanken sind vielleicht noch vage oder unklar – das ist völlig ok.

Wir werden sie schrittweise weiter klären.

Spüren Sie, wenn Sie die Situation auf sich wirken lassen, etwas in Ihrem Körper?

Bitte beschreiben Sie, was Sie spüren.

Haben Sie eine Idee, was das, was Sie spüren, bedeutet?

Lassen Sie die Bedeutung entstehen – und lassen Sie sich Zeit.

2.9 Ein Beispiel

Hier soll ein solcher Prozess an einem kurzen Beispiel illustriert werden.Der Therapeut kann fragen:Klient: „Ich hatte ein Unwohlsein, es ging mir nicht gut.“

Therapeut: „Sie spürten ein Unwohlsein? Was bedeutet das? Was meinen Sie mit

„Unwohlsein“?“Klient: „Es hat mich irritiert, was Frank gemacht hat.“

Therapeut: „Es hat Sie irritiert. Was genau meinen Sie mit „irritiert“? Was hat

Franks Verhalten ausgelöst?“Klient: „Irgendwie hat es mir Angst gemacht. Ich weiß auch nicht, wieso. Aber ir-

gendwie hat es mir Angst gemacht.“Therapeut: „Es hat Ihnen Angst gemacht. Was genau hat Ihnen Angst gemacht?

Versuchen Sie mal zu erspüren, was Ihnen Angst gemacht hat.“Klient: (Pause) „Sein Blick. Er hat mich eingeschüchtert.“

Therapeut: „Eingeschüchtert. Was hat der Blick in Ihnen ausgelöst? Was geht noch

in Ihnen vor, wenn Sie Franks Blick sehen?“Klient: „Er ist irgendwie böse auf mich – denke ich.“

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Kapitel 2: Was sind und was sollen Klärungsprozesse?

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Therapeut: „Er ist böse. Nehmen wir mal an, er ist böse. Was macht Ihnen daran

Angst?“

Der Therapeut greift immer zuerst auf, was der Klient sagt oder meint; dies tut er, umzu signalisieren, dass er zuhört, dass er akzeptiert, dass er dem Klienten folgt – diessind Maßnahmen der kommunikativen Validierung, aber auch der Beziehungsgestal-tung – Beziehungsgestaltung geht auf Mikroebene immer in den Klärungsprozess ein!Dann stellt der Therapeut konkretisierende, weiterführende Fragen, die es dem Klien-ten erlauben, Schritt für Schritt die Bedeutung (!!) seines Denkens, Fühlens und Han-delns zu verstehen. Damit kann manchmal eine Schemaaktivierung erreicht werden(wodurch dann Teilprozess 3 beginnt) oder man geht schon in Teilprozess 4 über, indem man langsam Schemaaspekte zu rekonstruieren beginnt (zu weiteren Beispielensiehe: Sachse & Schirm, 2014a, 2014b, 2014c).In der Regel führt eine konkrete Situationsvorstellung mit der Frage „Was löst die Si-tuation in Ihnen aus?“ zu einer Schema-Aktivierung. Ist eine Schema-Aktivierungschwierig, dann kann der Therapeut den Klienten bitten, die Situationsaspekte noch-mal durchzugehen und sich alle relevanten Situationsanteile konkret vorzustellen.

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Kapitel 2: Was sind und was sollen Klärungsprozesse?

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30

Kapitel 3

Was macht Schemataänderungsresistent?Rainer Sachse

Dysfunktionale Schemata erweisen sich bei manchen Klienten und manchen Proble-men als schwierig therapeutisch behandelbar: Eine wesentliche Frage dabei ist, was ge-nau solche Schemata besonders „änderungsresistent“ macht; auf diese Frage soll hiernäher eingegangen werden.

3.1 Schemata und Änderungsresistenz

Es ist eine interessante Frage, welche psychologischen Faktoren dafür verantwortlichsind, dass bestimmte Annahmen, die Personen entwickeln, hochgradig änderungsre-sistent werden und damit auch in einer Psychotherapie (sehr) schwer zu bearbeitensind. Die wesentliche Frage ist also: Was macht Schemata änderungsresistent?Diese Änderungsresistenz geht dabei manchmal deutlich über die Änderungsresistenzhinaus, die Schemata bereits als Schemata aufweisen: Schemata, die sich in der Bio-graphie bilden, „assimilieren“ in aller Regel solche Informationen, die das Schema be-stätigen; anders als Piaget (1945, 1952, 1954) angenommen hat, assimilieren dysfunk-tionale Schemata aber so gut wie gar nicht: Sie „nehmen Schema-inkonsistente“, dasSchema verändernde Informationen praktisch nicht zur Kenntnis; Schemata filtern alleInformationen systematisch aus, die das Schema in Frage stellen können. Dadurch verändern sich Schemata meist auch durch „Schema-inkonsistente Erfahrun-gen“ nur wenig bis gar nicht. Vielmehr erweisen sich Schema-Veränderungen meistauch in der Therapie als schwierig und aufwendig (Sachse, 1992, 2003, 2008a; Sach-se, Breil & Fasbender, 2009; Sachse & Fasbender, 2010; Sachse, Fasbender & Breil,2009; Sachse, Fasbender, Breil & Sachse, 2011).Bei manchen Störungen erweisen sich Schema-Veränderungen als extrem schwierig,z.B. bei erfolglosen Narzissten, bei selbstunsicheren Klienten und bei Klienten mit so-genannter „Schema-Borderline-Störung“ (Breil & Sachse, 2011; Sachse, 1997, 1999,2001, 2002, 2004, 2006a, 2006b, 2008b, 2013; Sachse, Fasbender & Sachse, 2014;Sachse, Sachse & Fasbender, 2011).Es sollen hier psychologische Prozesse aufgezeigt werden, die eine solche extreme Än-derungsresistenz bedingen.

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Kapitel 3: Was macht Schemata änderungsresistent?

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Diese Prozesse sind:Selbsterfüllende Prophezeiungen;

Schemata, die Veränderungen „verbieten“;

Dysfunktionale zentrale Annahmen;

die Entwicklung von Vertrauen in eine Annahme;

die Entwicklung eines Glaubenssystems.

Ich möchte die Entstehung solcher Entwicklungen aufzeigen sowie die therapeutischenKonsequenzen daraus.

3.1.1 Selbsterfüllende Prophezeiungen

Bei Personen mit selbstunsicherer Persönlichkeitsstörung (SU) erlebt man es als The-rapeut immer wieder, dass die Klienten wenig manipulativ sind, die Beziehungsauf-nahme meist relativ leicht gelingt, die Klärung relevanter Schemata meist nicht beson-ders schwierig ist; sobald man jedoch beginnt, die Schemata zu bearbeiten, beginnendie Probleme: Die Schemata erweisen sich als „hartnäckig“, schwer zu widerlegen undzu modifizieren (vgl. Sachse, Fasbender & Sachse, 2014; Sachse, Püschel, Fasbender& Breil, 2008).Wir vermuten hier stark, dass ein Grund für diese schwer zu bearbeitenden Schematadarin liegt, dass diese von der Person über lange Zeiträume hinweg immer wieder(scheinbar) bestätigt werden: Klienten mit SU sind „Meister der selbsterfüllenden Pro-phezeiungen“.Ein Klient mit SU hat starke Befürchtungen, sich durch ungeschicktes Verhalten oderunattraktives Aussehen sozial zu blamieren. Er traut sich daher nicht, Kontakt mit an-deren aufzunehmen, geht nicht auf andere zu, sondern signalisiert durch sein Handelneher: „Bleibt alle auf Distanz!“ Eine Person mit SU geht auf eine Fete, nimmt sich einGlas Sekt, stellt sich vor eine Wand und nimmt die Farbe des Hintergrundes an.Auf diese Weise kommt es dann auch nicht zu Kontakten: Niemand spricht ihn anoder, falls doch, ist die Kommunikation so dürftig, dass der Interaktionspartnerschnell das Interesse verliert. Auf diese Weise machen Personen mit SU keine positivenInteraktionserfahrungen.Sie attribuieren diese negativen Erfahrungen aufgrund ihrer Schemata jedoch nie aufihr ungünstiges Verhalten, also auf variable, eher „externale“ Faktoren, die sie durch-aus ändern könnten, sondern auf internale, stabile Faktoren: Schlechtes Aussehen, ho-he Unattraktivität, tiefliegende Inkompetenzen etc.Damit führt jede negative Erfahrung zu einer (scheinbaren!!) Bestätigung der Schema-ta: Es werden immer mehr negative Annahmen gebildet, die Annahmen werden fürimmer zutreffender gehalten und es bilden sich wahrscheinlich auch immer mehr ne-gative affektive Schemata. Die Schema-Struktur wird praktisch „zementiert“.

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Rainer Sachse

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3.1.2 Schemata, die Veränderungen verbieten

Bei Klienten mit zwanghafter Persönlichkeitsstörung (ZWA) machen die Schema-Ana-lysen immer wieder deutlich, dass die Klienten sehr starke, hoch verbindliche Norm-Schemata entwickeln, die ihnen alles Mögliche vorschreiben bzw. verbieten: DieseSchemata haben starke, elaborierte zweite Schema-Ebenen, die für den Fall einerNicht-Befolgung der Normen heftige Konsequenzen androhen: Starke moralische Ab-wertung, starke „Achtung“ durch andere, Ausschluss aus der Gemeinschaft u.ä.Diese normativen Schemata weisen stark affektive Anteile auf und deren Aktivierungführt zu stark negativen Affekten und zu Emotionen wie Schuld und Scham („schlech-tes Gewissen“): Damit determinieren diese Normen das Handeln der Personen in ex-trem hohem Maße.Analysiert man die Art und Inhalte der Normen, dann findet man Normen, die manals eine Art „heilige Normen“ bezeichnen könnte: Normen, die es der Person verbie-ten, andere Normen auch nur in Frage zu stellen oder zu bezweifeln. Diese Normenschotten also andere Normen systematisch ab.So gibt es Normen, die es verbieten, über alles, was „egoistisch“ ist, auch nur nachzu-denken: Daher darf sich die Person gar nicht fragen, was sie eigentlich selbst will, wassie möchte und was ihr gut tut. Denn das alles könnte dazu führen, dass die Person„verbotene Dinge“ tut! Auf diese Weise werden aber auch alle therapeutischen Bemü-hungen, die extrem hohe Alienation aufzuheben, systematisch sabotiert.Es gibt Normen, die besagen, dass, wenn man Normen in Frage stellt, die Person kom-plett ins Chaos stürzt: Dass man deshalb überhaupt gar nicht irgendwelche Normenin Frage stellen darf, denn das ist bereits der Beginn einer Katastrophe!Und daher führen alle therapeutischen Bemühungen, Normen in Frage zu stellen,schnell zu negativen Affekten und Emotionen und erzeugen damit beim Klientenschnell eine Tendenz, die Normen nicht zu hinterfragen.Auf diese Weise schützt sich das System selbst vor Veränderung: Die Normen schrei-ben der Person vor, Normen nicht in Frage zu stellen (alle eventuellen Parallelen mitkirchlichen Vorgehensweisen sind natürlich rein zufällig!).

3.1.3 Dysfunktionale zentrale Annahmen

3.1.3.1 Einleitung

Eine Person kann prinzipiell jede Art von Annahmen und damit auch jede Art vonSchemata bilden: Eine Person bildet dabei auch viele positive Schemata, die eine guteund effektive Informationsverarbeitung ermöglichen und der Person damit eine hoheLebensqualität schaffen.Leider bildet eine Person in ihrer Biographie auch eine Reihe dysfunktionaler Annah-men, die zu ungünstigen Situationsinterpretationen und störenden Emotionen führen(Sachse, 2014a, 2014b). Wir haben vier Typen ungünstiger Schemata unterschieden:Selbst-Schemata, Beziehungsschemata, normative Schemata und Regel-Schemata.

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Kapitel 3: Was macht Schemata änderungsresistent?

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Man kann aber auch noch eine andere Klassifikationen verwenden: Man kann beson-ders zentrale Annahmen einer Person identifizieren, Annahmen, die zu besonderswichtigen Interpretationen in besonders wichtigen Lebensbereichen führen.Diese Annahmen haben weitreichende Konsequenzen für das eigene Leben: Hat einePerson z.B. eine Annahme, dass sie ihren eigenen Emotionen nicht vertrauen kann,dass ihre eigenen Emotionen ihr keine validen Informationen über eigene Präferenzenliefern, dann schneidet sie sich damit von einer zentralen internalen Informationsquel-le ab (Sachse, 2014a, 2014c; Sachse & Langens, 2014a, 2014b). Und dies hat sehrweitreichende und hoch dysfunktionale Konsequenzen: Die Person weiß nicht mehr,was gut und wichtig für sie ist, was nicht stimmt und an welchen Stellen Handlungs-bedarf besteht.Und damit ist eine solche Annahme nicht nur „irgendeine“ Annahme, sondern einevon sehr hoher psychologischer Relevanz: Eben eine zentrale Annahme.Eine zentrale Annahme ist eine solche, die im psychologischen System an einer zentra-len Stelle steht und die viele psychologischen Konsequenzen nach sich zieht, auch Kon-sequenzen, die zu ihrer eigenen Stabilisierung führen.Und hier wird auch deutlich, warum diese Annahme konstruktive Veränderungen sys-tematisch behindert: Nehme ich als Person eigene Emotionen nicht ernst, dann nehmeich auch bestimmte Erfahrungen nicht ernst: Angstauslösende genauso wenig wieemotional positive. Und damit kann ich auch nicht (oder nur begrenzt) aus Erfahrun-gen lernen. Und damit kann ich negative Schemata auch nicht (systematisch) in Fragestellen: Ich beeinträchtige damit Veränderungen in meinem psychologischen System.Zentrale Annahmen der hier beschriebenen Form zeigen sich vor allem bei sogenann-ten „Schema-Borderline-Klienten“ (vgl. Breil & Sachse, 2011).

3.1.3.2 Zentrale Annahmen einer Person

Es gibt einige Annahmen, die eine Person entwickeln kann, die für ein gutes psycho-logisches Funktionieren sehr wesentlich sind. Man kann drei Arten solcher zentralerAnnahmen unterscheiden:Annahmen der Person über sich selbst

Annahmen der Person über andere oder über ihr Verhältnis zu anderen

Annahmen der Person über die Realität

Annahmen der Person über sich selbst

Sehr zentral für eine internale Regulation sind zentrale Annahmen, die eine Personüber sich selbst hat.1. Annahme, dass meine eigenen affektiven und emotionalen Reaktionen mir relevan-te Informationen darüber liefern, was für mich persönlich relevant ist, was ichmöchte und was ich nicht möchte, was mir gut tut und was nicht; dass diese Re-aktionen mir Hinweise liefern auf Motive, Ziele, Werte und dass diese Informatio-nen als Grundlage für Entscheidungsprozesse dienen können.

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Rainer Sachse

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Dass ich durch solche Informationen auch Hinweise erhalte, wo meine Grenzensind, wen ich nah heranlassen will und wen nicht, bei wem mir Grenzen wichtigsind usw.

2. Annahme, dass mein „Weltwissen“ die Realität (einigermaßen) fundiert abbildet,dass es als Grundlage für Interpretationen und Schlussfolgerungen dienen kannund dass man aufgrund des Wissens zutreffende Modelle über Realitätsbereicheentwickeln kann.

3. Annahme, dass konkrete Situationsinterpretationen und Schlussfolgerungen zu-treffend sind und als Basis für eigenes Handeln dienen können.

4. Annahme, dass eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten gut (genug) sind, um in Situa-tionen kompetentes Handeln zu gewährleisten (erster Teil einer Selbst-Effizienz-Er-wartung).

5. Annahme, dass eigenes Handeln in der Realität relevante Effekte erzielen kann underzielen wird (zweiter Teil einer Selbst-Effizienz-Erwartung).

6. Die Annahme, dass ich meine eigenen Grenzen effektiv schützen kann: Meine Kör-pergrenzen (also bestimme, wer mich berühren darf; wer mir nahe kommen darf),die Grenzen meiner Domäne (also bestimme, wer auf mein „Territorium“ darf undwer dort was tun darf). Diese Annahme ist ein Spezialfall einer Selbst-Effizienz-An-nahme und er ist besonders wichtig.

Annahmen der Person über andere Personen

Annahmen, die eine Person über andere Personen hat, üben einen sehr starken Einflussdarüber aus, wie die Person Beziehungen zu anderen gestalten kann.1. Annahme, dass ich andere Personen einschätzen und verstehen kann. Diese Annah-me impliziert,dass ich die entsprechenden Fähigkeiten aufweise,dass andere Personen einschätzbar sind.

2. Annahme, dass andere Personen positive Eigenschaften aufweisen können: Dass siezugewandt sind, ungefährlich, fürsorglich, respektvoll, akzeptierend und einen gutbehandeln.

3. Annahme, dass Personen diese positiven Eigenschaften zuverlässig und verlässlichaufweisen können und dass man Personen mit diesen Eigenschaften erkennenkann.

Annahmen der Person über die Realität

Zentrale Annahmen einer Person über „die Realität“ oder darüber, wie die Realitätfunktioniert, bestimmen ihr Verhalten in dieser Realität und führen zu einem mehroder weniger guten Funktionieren in dieser Realität.1. Annahme, dass man über wichtige Bereiche der Realität Kontrolle hat. Dies impli-ziert die Annahmen,dass man selbst die Ursache der Kontrolle ist (der „locus of control“),dass die Realität prinzipiell kontrollierbar ist.