Radiologen bieten Orientierungshilfe - VBDO · Mit der erstmals herausge-gebenen...

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Mit der erstmals herausge- gebenen „Orientierungshilfe Radiologie” soll Ärzten in Krankenhäusern und im nie- dergelassenen Bereich ge- holfen werden, die für die jeweilige Situation am be- sten geeigneten bildgeben- den Verfahren auszuwählen. Ziel ist es, Patienten bei höchster Diagnosesicherheit so gering als möglich zu be- anspruchen. Die „Orientierungshilfe Radiologie – Anleitung zum optimalen Einsatz der kli- nischen Radiologie“ bewertet die Rolle von Röntgen, Ultraschall, Computerto- mographie, Magnetresonanztomogra- phie, Nuklearmedizin und Positronen- emissionstomographie bei vorgegebe- nen Fragestellungen. Dass dabei längst nicht alle denkbaren klinischen Fra- gestellungen behandelt werden konn- ten, liegt auf der Hand. Die Auswahl er- folgte nach Bedeutung und Häufigkeit durch eine Expertenkommission, an der Vertreter des VBDO maßgeblich beteiligt waren. Erstmals Qualitätsrichtlinien Damit gibt es in Österreich erstmals Qualitätsrichtlinien für Röntgenuntersu- chungen, was die ausgezeichnete Stel- lung der heimischen Radiologen im eu- ropäischen Spitzenfeld unterstreicht. Finanziert wurde diese von der Ärzte- schaft autonom initiierte und durch- ge- führte Qualitätssicherungsinitiative übri- gens von den radiologischen Interes- sensvertretungen und den radiologisch- wissenschaftlichen Gesellschaften. Auch der VBDO hat an der Entwicklung und Finanzierung substantiell mitgewirkt. Rasanter technischer Fortschritt Eine besondere Bedeutung kommt der „Orientierungshilfe Radiologie”, die im Übrigen regelmäßig aktualisiert wer- den soll, auch deshalb zu, weil kaum ein anderer Fachbereich durch den techni- schen Fortschritt derart rasanten Verän- derungen unterworfen ist wie die Bilddia- gnostik. Dementsprechend fällt die Ori- entierung zunehmend auch dem versier- ten Kliniker schwer. Praxisorientierte Handhabe Mit der Richtlinie EURATOM 97/43 des Europäischen Rates sind die EU-Mit- gliedstaaten deshalb auch verpflichtet, Aufzeichnungen zur Verfügung zu stel- len, die klar strukturiert den sinnvollen Einsatz verschiedener bildgebender Ver- fahren beschreiben. Hier schließt die „Orientierungshilfe“ eine Informations- lücke und bietet Ärzten in Österreich eine durchwegs praxisorientierte Handhabe, um auf möglichst strahlenschonende und kosteneffiziente Weise ein Maximum an Information zu erhalten. Radiologen bieten Orientierungshilfe Postgebühr bar bezahlt. Verlagspostamt 1010 Wien Die Multi-Slice CT ist die jüngste technische Entwicklung auf dem Gebiet der Computertomogra- phie. Dadurch werden nicht nur alle bestehenden CT-Anwendun- gen verbessert, sondern es erge- ben sich auch völlig neue Anwen- dungsgebiete. Seite 2 Eine Trendumkehr beginnt sich nach dem stetigen Wachstum der vergangenen Jahre in Wien abzu- zeichnen: In zwei kleineren Ordi- nationen wurden im vergange- nen Jahr die ersten CT-Geräte wegen Unrentabilität abgebaut und geschlossen. Seite 4 Schmerzen im Bereich des Hüft- gelenks stellen oftmals ein dia- gnostisches Problem dar, zumal neben pathologischen Verände- rungen im Hüftgelenk selbst auch eine Vielzahl von anderen Erkran- kungen in diese Region ausstrah- len kann. Seite 3 Zeitschrift des Verbandes für Bildgebende Diagnostik Österreich – 3. Jahrgang – Nummer 6 – Juni 2000 Mit Ende März ist allen öster- reichischen Ärzten ein Exemplar der Broschüre „Orientierungshilfe Radiologie – Anleitung zum opti- malen Einsatz der klinischen Ra- diologie” zugegangen. In Erfül- lung der aktuellen Strahlen- schutzrichtlinie der EU haben die österreichischen Radiologen Stan- dards entwickelt, welche Untersu- chungen bei welcher klinischen Fragestellung angewendet werden sollen. Da diese Leitlinien auch tief in fast alle anderen Fachberei- che eingreifen, wurden sie allen wissenschaftlichen Fachgesell- schaften Österreichs zur Begut- achtung vorgelegt und zahlreiche wertvolle Anregungen anderer Fächer integriert. Dadurch konnte ein ungewöhn- lich breiter fachlicher Konsens der österreichischen Medizin erzielt werden: Das Endprodukt ist vom Einverständnis aller wissenschaft- lichen Gesellschaften und der österreichischen Ärztekammer ge- tragen. Erstmals bestehen daher für einen ganzen Fachbereich in Österreich allseits akzeptierte Qualitätsstandards für Überwei- sungen. Patienten werden in ihrem Recht gestärkt, weder zu häufig noch zu selten bildgebende Untersuchungen zu erhalten; dies sollte den Strahlenschutz – in Österreich ohnehin von sehr ho- hem Niveau – weiter verbessern. Auch in der Auseinandersetzung um bewilligungspflichtige Unter- suchungen zwischen Kassen ei- nerseits und Patienten bzw. über- weisenden Ärzten andererseits mag eine neutrale Zusammenstel- lung des heutigen medizinischen Standards zweckdienlich sein und dazu beitragen, Reibungsflächen zu vermindern, meint Univ.-Doz. Dr. Franz Frühwald Präsident des VBDO Die „Orientierungshilfe Radiologie” bietet Ärzten eine praxisorientierte Handhabe, um auf möglichst strahlenschonende und kosteneffektive Weise ein Maximum an Information zu erhalten. Weitere Informationen über die „Orientierungshilfe Radiologie” und die Bestelladresse finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 4.

Transcript of Radiologen bieten Orientierungshilfe - VBDO · Mit der erstmals herausge-gebenen...

Mit der erstmals herausge-gebenen „OrientierungshilfeRadiologie” soll Ärzten inKrankenhäusern und im nie-dergelassenen Bereich ge-holfen werden, die für diejeweilige Situation am be-sten geeigneten bildgeben-den Verfahren auszuwählen.Ziel ist es, Patienten beihöchster Diagnosesicherheitso gering als möglich zu be-anspruchen.

Die „Orientierungshilfe Radiologie –Anleitung zum optimalen Einsatz der kli-nischen Radiologie“ bewertet die Rollevon Röntgen, Ultraschall, Computerto-mographie, Magnetresonanztomogra-phie, Nuklearmedizin und Positronen-emissionstomographie bei vorgegebe-nen Fragestellungen. Dass dabei längstnicht alle denkbaren klinischen Fra-gestellungen behandelt werden konn-ten, liegt auf der Hand. Die Auswahl er-folgte nach Bedeutung und Häufigkeitdurch eine Expertenkommission, an derVertreter des VBDO maßgeblich beteiligtwaren.

Erstmals Qualitätsrichtlinien

Damit gibt es in Österreich erstmalsQualitätsrichtlinien für Röntgenuntersu-chungen, was die ausgezeichnete Stel-lung der heimischen Radiologen im eu-ropäischen Spitzenfeld unterstreicht.Finanziert wurde diese von der Ärzte-schaft autonom initiierte und durch- ge-führte Qualitätssicherungsinitiative übri-gens von den radiologischen Interes-sensvertretungen und den radiologisch-wissenschaftlichen Gesellschaften. Auchder VBDO hat an der Entwicklung undFinanzierung substantiell mitgewirkt.

Rasanter technischerFortschritt

Eine besondere Bedeutung kommtder „Orientierungshilfe Radiologie”, dieim Übrigen regelmäßig aktualisiert wer-den soll, auch deshalb zu, weil kaum einanderer Fachbereich durch den techni-schen Fortschritt derart rasanten Verän-derungen unterworfen ist wie die Bilddia-gnostik. Dementsprechend fällt die Ori-entierung zunehmend auch dem versier-ten Kliniker schwer.

Praxisorientierte Handhabe

Mit der Richtlinie EURATOM 97/43des Europäischen Rates sind die EU-Mit-gliedstaaten deshalb auch verpflichtet,

Aufzeichnungen zur Verfügung zu stel-len, die klar strukturiert den sinnvollenEinsatz verschiedener bildgebender Ver-fahren beschreiben. Hier schließt die„Orientierungshilfe“ eine Informations-lücke und bietet Ärzten in Österreich einedurchwegs praxisorientierte Handhabe,um auf möglichst strahlenschonende undkosteneffiziente Weise ein Maximum anInformation zu erhalten.

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Die Multi-Slice CT ist die jüngste

technische Entwicklung auf dem

Gebiet der Computertomogra-

phie. Dadurch werden nicht nur

alle bestehenden CT-Anwendun-

gen verbessert, sondern es erge-

ben sich auch völlig neue Anwen-

dungsgebiete.

Seite 2

Eine Trendumkehr beginnt sich

nach dem stetigen Wachstum der

vergangenen Jahre in Wien abzu-

zeichnen: In zwei kleineren Ordi-

nationen wurden im vergange-

nen Jahr die ersten CT-Geräte

wegen Unrentabilität abgebaut

und geschlossen.

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Schmerzen im Bereich des Hüft-

gelenks stellen oftmals ein dia-

gnostisches Problem dar, zumal

neben pathologischen Verände-

rungen im Hüftgelenk selbst auch

eine Vielzahl von anderen Erkran-

kungen in diese Region ausstrah-

len kann.

Seite 3

Zeitschrift des Verbandes für Bildgebende Diagnostik Österreich – 3. Jahrgang – Nummer 6 – Juni 2000

Mit Ende März ist allen öster-reichischen Ärzten ein Exemplarder Broschüre „OrientierungshilfeRadiologie – Anleitung zum opti-malen Einsatz der klinischen Ra-diologie” zugegangen. In Erfül-lung der aktuellen Strahlen-schutzrichtlinie der EU haben dieösterreichischen Radiologen Stan-dards entwickelt, welche Untersu-chungen bei welcher klinischenFragestellung angewendet werdensollen. Da diese Leitlinien auchtief in fast alle anderen Fachberei-che eingreifen, wurden sie allenwissenschaftlichen Fachgesell-schaften Österreichs zur Begut-achtung vorgelegt und zahlreichewertvolle Anregungen andererFächer integriert.

Dadurch konnte ein ungewöhn-lich breiter fachlicher Konsens derösterreichischen Medizin erzieltwerden: Das Endprodukt ist vomEinverständnis aller wissenschaft-lichen Gesellschaften und derösterreichischen Ärztekammer ge-tragen. Erstmals bestehen daherfür einen ganzen Fachbereich inÖsterreich allseits akzeptierteQualitätsstandards für Überwei-sungen. Patienten werden inihrem Recht gestärkt, weder zuhäufig noch zu selten bildgebendeUntersuchungen zu erhalten; diessollte den Strahlenschutz – inÖsterreich ohnehin von sehr ho-hem Niveau – weiter verbessern.Auch in der Auseinandersetzungum bewilligungspflichtige Unter-suchungen zwischen Kassen ei-nerseits und Patienten bzw. über-weisenden Ärzten andererseitsmag eine neutrale Zusammenstel-lung des heutigen medizinischenStandards zweckdienlich sein unddazu beitragen, Reibungsflächenzu vermindern, meint

Univ.-Doz. Dr. Franz FrühwaldPräsident des VBDO

Die „Orientierungshilfe Radiologie” bietet Ärzten eine praxisorientierteHandhabe, um auf möglichst strahlenschonende und kosteneffektiveWeise ein Maximum an Information zu erhalten.

Weitere Informationen über die„Orientierungshilfe Radiologie”und die Bestelladresse finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 4.

Im Prinzip ermöglicht die neuesteScanner-Generation die simultaneAufnahme von vier CT-Schichten oder

vier Spiral-CT-Rohdatensätzen gleichzei-tig. Darüber hinaus werden immer kür-zere Rotationszeiten erreicht, die sich inden letzten zehn Jahren auf bis zu 0,5Sekunden pro Rotation halbiert haben.Diese Leistungssteigerung kann nun -ohne dass sich an der Strahlenexposi-tion des Patienten im Vergleich zu einerkonventionellen CT etwas ändert - dazuverwendet werden, um das Untersu-chungsvolumen zu vergrößern, um dieUntersuchungszeit maximal zu verkür-zen oder um die Ortsauflösung inner-halb eines Untersuchungsvolumensdeutlich zu verbessern, etwa für dieHerstellung hochqualitativer dreidimen-sionaler Bilder. Dadurch werden nichtnur alle bestehenden Anwendungen derComputertomographie verbessert, son-dern es ergeben sich auch neue Anwen-dungsgebiete.

Kardiale CTMulti-Slice CT-Geräte mit subsekun-

der Rotationszeit erreichen durch opti-male Rekonstruktionsverfahren eine Zeit-auflösung von bis zu 250 Millisekunden.Ein typisches Anwendungsbeispiel für diesequentielle, EKG-getriggerte Multi-SliceCT des Herzens ist die Quantifizierungvon Koronarkalk. Durch spezielle Spiral-Interpolationsalgorithmen, welche diesynchron aufgezeichnete EKG-Informa-tion nützen, können aber auch herzpha-senselektive, praktisch bewegungsfreieBilder des Herzens errechnet werden.

CT-Angiographie

Die Kombination aus kurzer Scan-Zeitund rascher Kontrastmittelinjektion, diedurch die Einführung der Spiral-CT mög-lich wurde, hat die Computertomogra-phie bereits heute ihren festen Platz in derGefäßdiagnostik. Durch die Multi-Slice-Technik wird es auch erstmals möglich,

das gesamte Arteriensystem der Beine(von der Bauchschlagader bis zu denFußarterien unterhalb des Knöchels) in ei-ner Serie zu untersuchen. Erste Ergebnissesind vielversprechend und es ist längerfri-stig zu erwarten, dass invasive intraarteri-elle angiographische Techniken nur nochdann durchgeführt werden müssen, wenndamit eine Intervention verbunden ist,beispielsweise eine Gefäßrekanalisationoder Gefäßdehnung. Dies bedeutet einegeringere Belastung für den Patienten,eine bessere und optimierte Therapiepla-nung und letztlich eine Kostenreduktion.

Dr. Dominik Fleischmann, Universitäts-klinik für Radiodiagnostik, AKH Wien

Die Multi-Slice Computertomographie ist die jüngste technische Entwicklung auf dem Gebiet der Computertomographie (CT).

Becken-Bein CT-Angiographie mit Multi-Slice CT: Das erweiterte Unter-

suchungsvolumen mit der Multi-Slice CT-Technik erlaubt die Untersuchung derBecken- und Beinarterien in einer einzi-

gen Serie mit intravenöser Kontrast-mittelinjektion.

Seite 2 DURCHBLICK Nr. 6

S e r v i c e

H I G H - T E C H

Multi-Slice Computertomographie

Klinische Fragestellung Radiologisches Untersuchungsverfahren Grad der Empfehlung KommentarI.1. asymptomatische Patientinnen, 40-50a Mammographie Indiziert In 2-jährigen Intervallen

I.2. asymptomatische Patientinnen, über 50a Mammographie Indiziert In 1-jährigen Intervallen

I.3. familiäre Brustkarzinomanamnese Mammographie Indiziert International einige Unklarheiten bezüglich der Sinnhaftigkeit;

in Österreich Übereinstimmung, dass Überwachung erfolgen sollte; ev. ab 30a in 1-jährigen Intervallen

I.4. klinischer Verdacht auf Mammakarzinom Mammographie Indiziert (P) Ist in jedem Falle Basisuntersuchung

US Indiziert (P) Die ergänzende Sonographie bedeutet ein erhöhtes Maß an Sicherheit

MRT Indiziert (W) MRT, wenn RÖ+US+Klinik nicht konklusiv; präoperatives Staging (Mehrherdigkeit;

Bilateralität)

I.5.Knoten in der Brust, Brustschmerz, Mamillenretraktion Mammographie + US Indiziert (P) Siehe oben

MRT Indiziert (W)

I.6. Mammaimplantat Mammographie Indiziert (P) Beurteilung des Restparenchyms

US Indiziert (P) Nachweis eines Lecks, Nachweis der Integrität der Prothese

MRT Indiziert (W) Methode der Wahl zum Nachweis einer Neoplasie und auch kleiner Lecks

I.7. M. Paget (ekzematöse Veränderungen der Mamilla) Mammographie Indiziert (P) Dermatologische Begutachtung empfehlenswert

US Indiziert (P)

I.8. Entzündung der Mamma Mammographie Indiziert (P) Ausschluss eines inflammatorischen Karzinoms (außer bei sehr starkem Schmerz –

dann einige Tage unter Antibiotikaverab-reichung zuwarten, bis Aufnahmen erträglich

sind)

US Indiziert (P) Unterscheidungsmöglichkeit zwischen Abszess, Zyste und diffuser Entzündung,

US-geleitete Biopsie möglich

I.9. Neu aufgetretene Veränderung, Eher benigne Stereotaktische Biopsie Indiziert (W) Statt chir. Biopsienicht tastbar Eher maligne Stereotaktische Drahtmarkierung Indiziert (W) Vor chir. Biopsie

Suspekter, gruppierter Mikrokalk Stereotaktische Biopsie und/oder Drahtmarkierung Indiziert (W) Je nach Strategie der zuständigen Chirurgie

I.10. Sentinel NL-Markierung NM Indiziert Je nach Strategie der zuständigen Chirurgie

I.11. Sekretion aus einem Milchgang Mammographie Indiziert (P)

US Indiziert (P)Galaktographie Indiziert (P) nicht bei Galaktorrhoe

Indiziert (P) = Primäruntersuchung, Indiziert (W) = weiterführende Untersuchung, Indiziert (nB) = nach Beobachtung

Die nachfolgend angeführten Indikationstabllen für Mamma stammen aus der „Orientierungshilfe Radiologie“ (Verlag ÖAK).Für allfällige Fragen stehen Ihnen dieExperten des VBDO unter der Telefonnummer 02742/341-122 zur Verfügung.

Die Einführung der Magnetreso-nanztomographie (MRT) hat dieDiagnostik von Hüftgelenkserkran-

kungen wesentlich erleichtert. Die Me-thode hat zur Aufklärung von Ätiologieund Pathophysiologie beigetragen undbei einigen Krankheitsbildern auch einewesentliche prognostische Verbesserunggebracht, die vor allem auf die Krank-heitsfrüherkennung zurückzuführen ist.

Vor jeder bildgebenden Abklärung un-klarer Hüftgelenksschmerzen hat jedochdie Erhebung einer ausführlichen Anam-nese und die sorgfältige klinische Untersu-chung zu erfolgen. Eine suffiziente klini-sche Diagnostik hilft in vielen Fällen,unnötige und kostenaufwändige weitereAbklärungen einzusparen. Das Nativrönt-gen stellt nach wie vor das bilddiagnosti-sche Mittel der ersten Wahl zur Abklärungunklarer Hüftgelenksschmerzen dar.

In ausgewählten Fällen kann eine Ultra-schalluntersuchung zur Erfassung eines Ge-lenksergusses oder eventuell vorhandenerextraarticulärer Weichteilveränderungen er-folgen. Wenngleich sich in den meisten Fäl-len intra- und extraarticuläre Ursachen fürden Hüftschmerz klinisch unterscheidenlassen, empfiehlt es sich doch in sehr vielenFällen, bei intraarticulären Gelenksschmer-zen und nicht konklusivem Röntgenbild imFalle des ausbleibenden Behandlungserfol-ges den Patienten einer MRT zuzuführen.Nur in ganz speziellen Fällen (Tumore?)werden heute bei Schmerzen im Hüftge-lenksbereich noch Computertomographieund Skelettszinitgraphie durchgeführt. Vonden zahlreichen intraarticulären Ursachendes Hüftgelenksschmerzes werden im Fol-genden die häufigsten Krankheitsbilderkurz dargestellt:

Knochenmarksödemsyndrom (KMÖS):Die Patienten leiden unter zum Teil massi-ven Hüftgelenksschmerzen, die bis zurGehunfähigkeit führen können. Die klini-sche Diagnostik ist in diesen Fällen aller-dings unspezifisch. Obwohl man die Pa-thogenese noch kontroversiell diskutiert(Transiente Osteoporose, Algodystrophie,Frühform der Hüftkopfnekrose), wirdheute zumeist eine konservative Behand-

lung empfohlen (Analgetika und Entla-stung mittels Stützkrücken), die sich biszu einem halben Jahr hinziehen kann.Durch Hüftkopfentlastungbohrung kön-nen bei diesen Patienten die Schmerzeninnerhalb einer Woche zum Abklingengebracht und die Patienten nach circasechs Wochen wieder in den Arbeitspro-zess eingegliedert werden.

Hüftkopfnekrose (HKN): Klinisch zei-gen sich völlig unspezifische intraarti-culäre Schmerzen, bei Mehrzahl der Pati-enten lassen sich anamnestisch Risikofak-toren erheben (spezielle Stoffwechseler-krankungen, immun suppremierendeMedikamente, Alkohol etc.). Der Spon-tanverlauf führt zu schweren sekundärar-throtischen Veränderungen. Eine frühzei-tige Diagnostik mittels MRT und daraufbasierende chirurgische Therapien zurVermeidung von präarthrotischen Defor-mitäten ist daher von großer Bedeutung.In den allermeisten Fällen wird jedoch dieDiagnose leider bereits im reversiblenFrühstadium gestellt. Therapeutisch lässtsich dann nur mehr eine Schmerzlinde-rung herbeirufen, der Weg zur Endopro-these ist allerdings vorgezeichnet undkann lediglich durch therapeutische Maß-nahmen hinausgezögert werden.

Labrumläsionen: Bei Vorliegen einerHüftdysplasie oder Torsions-/Versionsfehl-stellungen kommt es häufig zu degenera-tive Labrumveränderungen. Bei jüngerenMenschen sind Labrumläsionen meist aufsportliche Aktivitäten bzw. Traumenzurückzuführen. Die klinische Diagnostikbeschränkt sich auf spezifische Provokati-onstests, die jedoch häufig unspezifischsind. Eine suffiziente Abklärung einer even-tuell vorhandenen Labrumläsion ist heutzu-tage nur durch eine MR-Arthrographie,eine MRT-Untersuchung nach vorherigerInjektion von Kontrastmittel in das Hüftge-lenk, möglich. Therapie der Labrumläsionbei der Hüftdysplasie ist die technische auf-wändige biomechanische Umstellung derdiysplastischen Hüftgelenkspfanne mit ei-ner gelenksrekonstruierenden Beckeno-steotomie mit oder ohne gleichzeitiger Ar-throtomie und Labrumresektion.

Bei Fehlstellungen ohne dysplastischeKomponenten beschränkt man sich meistauf eine Rotationsosteotomie des Femurs.Bei posttraumatischen Labrumläsionengenügt die alleinige Labrumresektion mit-tels Arthroskopie. Konservative Behand-lungsversuche erweisen sich zumeist alsfrustrant. Nichtbehandelte Labrumläsionenverursachen frühzeitige arthrotische Verän-derungen.

Anhand der erwähnten Krankheitsbil-der hat sich gezeigt, dass eine enge Zu-sammenarbeit zwischen Radiologen undOrthopäden entscheidende therapeuti-

E I N B L I C K

Herausforderung für den Orthopäden:das Hüftgelenk

sche Entwicklungen erst ermöglicht undauch in Zukunft dazu beitragen wird, dassPatienten mit unklaren Schmerzzuständendes Bewegungsapparates frühzeitig undsuffizient geholfen werden kann.

OA Doz. Dr. Siegfried Hofmann, OA Doz. Dr. Christian Tschauner,beide Orthopäd. Abt. LKH Stolzalpe

Abb. 1: MRT, coronal, T1-Gewich-tung: ausgeprägtes Knochenmarks-ödem im linken Hüftkopf und Schen-kelhals. Die rechte Hüfte zeigtkeine krankhaften Veränderungen.

Abb. 2: Coronales T1-gewichtetesMRT-Bild: Linke Hüfte: Im oberenAbschnitt des Hüftkopfes kommtein Osteonekroseareal (abgestorbe-ner Knochen) zur Darstellung. ImSchenkelhals sind noch Bohrkanal-reste (Zustand nach Entlastungs-bohrung wegen Begleitödem-behandlung) erkennbar.

Abb. 3: MRT nach Durchführungeiner Arthrographie – MR-Arthro-graphie: Junge Hochleistungs-sportlerin – linke Hüfte: Im cranola-teralen Labrum zeigt sich ein Riss.

Zeitschrift des Verbandes für Bildgebende Diagnostik Österreich – – Juni 2000 Seite 3

Schmerzen im Bereich des Hüftgelenkes stellen nicht selten ein diagnostisches Problem dar,zumal neben pathologischen Veränderungen im Hüftgelenk selbst auch eine Vielzahl von an-deren Erkrankungen in diese Region ausstrahlen kann.

Differentialdiagnose des HüftschmerzesExtraartikuläre Ursachen Intraartikuläre UrsachenBursitiden InfektionenInsertionstendopathie Aktivierte ArthroseMuskelverletzungen Synovitis villonodosaMb. Piriformissyndrom Chronische PolyarthritisSyndrom der schnappenden Hüfte Seronegative Spondyloarthropathien

(Bechterew, reaktive Arthritis etc.)Iliosakralgelendsschmerzen Knochenmarkskontusion (bone bruise)Pseudoradikuläres Syndrom L5 st. p. Epiphysiolysis oder Mb. PerthesSpinalstenose ChondromatoseNeuromuskuläre Erkrankungen intraartikuläre TumoreWeichteiltumore Fehl- und MissbildungenHeterotope Ossifikationen Syndrome der verminderten AnteversionIntraabdominelle Prozesse intraartikuläre Frakturenextraartikuläre Frakturen

Wichtige Fachbegriffe

RotationszeitBei modernen CT-Geräten (Spiral-CTund Multi-Slice CT) dreht sich dieRöntgenröhre während des gesam-ten Untersuchungsvorganges konti-nuierlich um den Patienten. Die Ro-tationszeit bezeichnet jene Zeit-dauer, in welcher die Röhre den Pa-tienten einmal komplett„umrundet“. Derzeit beträgt die Ro-tationszeit bei den meisten CT-Gerä-ten eine Sekunde. Eine Verkürzungder Rotationszeit kann entweder zueiner Verkürzung der gesamten Un-tersuchungszeit, einer Verschmäle-rung der Schichtdicke oder einerVergrößerung des Untersuchungs-umfanges verwendet werden.

RohdatensatzWährend der CT-Untersuchung wirdder Patient aus verschiedenen Win-keln und in unterschiedlichen Posi-tionen von der Röntgenröhre„durchleuchtet“. Entsprechend demGewebeaufbau wird dabei ein Teilder Röntgenstrahlung absorbiert,der den Patienten penetrierendeStrahlenanteil wird gemessen undbildet die Grundlage für die weitereBerechnung der Schichtbilder. DerRohdatensatz ist die gesamteMenge der ursprünglich gemesse-nen Absorptionswerte eines Unter-suchungsbereiches (z.B. Oberbauchmit Kontrastmittel).

RekonstruktionsverfahrenUnter Bildrekonstruktion verstehtman den mathematischen Vorgang,bei welchem aus den ursprüngli-chen gemessenen Absorptionswer-ten (Rohdaten) die entsprechendenCT-Schichten errechnet werden.

InterventionEine Intervention ist ein radiologi-scher Eingriff, der über die reineDiagnostik hinausgeht. Bei Eingrif-fen am Gefäßsystem sind klassischeInterventionen bspw. die Aufdeh-nung umschriebener Gefäßveren-gungen mittels Ballonkatheters (Di-latation) oder die Wiederöffnung ei-nes verschlossenen Gefäßabschnit-tes (Rekanalisation).

Der VBDO wird dafür wieder die Koordina-tion und die Organisation übernehmen.

Sollten Sie Fragen oder Anregungenzur „Orientierungshilfe Radiologie“haben bzw. die Broschüre bestellen

wollen, wenden Sie sich bitte an denVBDO, Mag. Birgit Janisch

Telefon 02742/341-122Fax 02742/341-49

E-Mail [email protected]

Bereits damals wurde die Präsenta-tion der Orientierungshilfe im Rah-men des Europäischen Röntgen-

kongresses (ECR) für März 2000 ge-plant. Die Koordination und Organisa-tion aller zu treffenden Maßnahmenübernahm der VBDO. Es folgten Mo-nate des geschäftigen Treibens, da ins-gesamt rund 100 Personen in das Pro-jekt involviert waren. So wurde kurzer-hand die gesamte Kommunikation mitden sieben Arbeitsgruppen und dencirca 30 wissenschaftlichen Gesellschaf-ten via Internet abgewickelt. Divergie-rende Ansichten führten die Herausge-ber schließlich im Zuge einer dreimali-gen Revision zu einem einheitlichenGuss zusammen.

Großes Medieninteresse

Die offizielle Vorstellung der „Orien-tierungshilfe Radiologie“ fand wie ge-plant am 8. März 2000 im Austria CenterVienna in Zusammenhang mit dem ECRstatt. An der Pressekonferenz nahmenneben den Initiatoren auch Dr. Otto Pjeta,der Präsident der Österreichischen Ärzte-kammer, und Dr. Ian McCall, Vertreter derRadiologen auf europäischer Ebene, teil.Pjeta betonte die im Interesse der Patien-ten lobenswerte Eigeninitiative der Initia-toren, die mit Abwicklung und Produk-tion der Broschüre weder Mühen nochKosten gescheut hatten. Hervorzuhebenist das enorme Medieninteresse: Rund 40Medienvertreter fanden sich zur Presse-

konferenz ein. Dementsprechend aus-führlich war auch die Berichterstattungüber die „Orientierungshilfe Radiologie“.

Immer aktuell

Für die Zukunft ist geplant, die Bro-schüre alle zwei Jahre neu aufzulegen, umsämtlichen aktuellen Entwicklungen undneuen Erkenntnissen auf dem Gebiet derRadiologie Rechnung tragen zu können.

V B D O a k t i v

VBDO engagiert sich für Qualitätssicherung zum Wohle der Patienten

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: VBDO - Verband für Bildgebende Diagnostik Österreich, Kremsergasse 16a, A-3101 St. Pölten; für den Inhalt verantwortlich: Univ.-Doz. DI. DDr. Mag. Josef Kramer; Konzept und Redaktion: Opitz & Partner, 1140 Wien; Layout: Herbert Stadler, 1070 Wien; Druck: Salzburger Druckerei, 5020 Salzburg; Aussagen und Angabenvon Interviewpartnern oder sonstigen Dritten in den Informationen des VBDO werden als persönliche Auffassung wiedergegeben, die sich nicht mit der des Herausgebers decken muss. Änderungen, Druckfehler und Irrtümer vorbehalten. Allfällige Empfehlungen sind für Ärzte unverbindlich und haben weder haftungsbefreienden noch haftungsbegründenden Charakter.Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: VBDO DURCHBLICK – Zeitschrift des Verbandes für Bildgebende Diagnostik Österreich (VBDO) vermittelt Informationen aus den Bereichen derComputertomographie, der Magnetresonanztomographie und der bildgebenden Diagnostik im In- und Ausland allgemein und richtet sich an alle Personen, die mit diesen Bereichen kon-frontiert sind oder sich dafür interessieren. VBDO DURCHBLICK erscheint bis zu viermal jährlich und ist auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Alles begann Anfang Oktober 1999 mit der Vision der HerrnCzembirek, Frühwald und Kainberger. Im Zuge einer Wochen-endtagung in Kitzbühel wurde von ÖRG, BURA, VMSÖ undVBDO beschlossen, mit der Herausgabe der „Orientierungs-hilfe Radiologie“ nicht nur die EURATOM-Richtlinie umzuset-zen, sondern auch qualitätssichernde Maßnahmen zumWohle der Patienten zu treffen.

Seite 4 Zeitschrift des Verbandes für Bildgebende Diagnostik Österreich – – Juni 2000

Während der Pressekonferenz (v.l.n.r.): Dr. Otto Pjeta (Präsident derÖÄK), Dr. Ian McCall (Vertreter der Radiologen auf EU-Ebene), Univ.-Doz.Dr. Franz Frühwald (Präsident des VBDO und Vorsitzender derBundesfachgruppe Radiologie der ÖÄK), Univ.-Prof. Prim. Dr. HeinrichCzembirek (Präsident der Österreichischen Röntgengesellschaft) undUniv.-Prof. Dr. Franz Kainberger (Geschäftsführender Vizepräsident desVerbandes für Medizinischen Strahlenschutz Österreichs)

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Die Wiener Ärztekammer hat zusammen mit der Wiener Gebietskrankenkasseeine große Strukturreform beschlossen. Die 84 Röntgenordinationen sollenauf ca. 50 Standorte reduziert werden. Kammer und Kasse beweisen hier

zweifellos Weitblick, einfach wird diese Verringerung jedoch nicht werden. Sie wirdviel Geld kosten und trotzdem nicht alle befriedigen. Die Reform ist aber zur Qua-litätssicherung nötig. Denn es werden sich nur die größeren Röntgenbetriebe mitguter Auslastung die teuren Diagnosegeräte leisten und diese auch immer rechtzeitigerneuern können.

Wartezeiten im MRT-Bereich

Die Geräte werden in immer rascheren Zyklen getauscht: Im MRT-Bereich ist nachzwei bis drei Jahren ein Software-Update nötig, alle fünf bis sieben Jahre muss auchdie Hardware aufgerüstet oder getauscht werden. Damit dies reibungslos funktioniert,wird nicht nur in den Ordinationen, sondern auch bei den sogenannten „Großgerä-ten“ eine Standortplanung bedeutungsvoll.

In Wien gibt es 56 CT- und 26 MRT-Geräte, davon knapp die Hälfte im privatenBereich (private Krankenhäuser und Ambulatorien). An 26 Standorten stehen 24 CT-und 12 MRT-Geräte. Neue CT werden wohl nur noch vereinzelt dazukommen, dennes bestehen eigentlich keine relevanten Wartezeiten mehr. Ganz anders ist dies amMRT-Bereich: Die Wartezeiten betragen hier noch immer drei bis sechs Wochen, so-dass noch MRT-Geräte aufgestellt werden müssen. Die Planung wird bis dato durchden Großgeräteplan geregelt.

Schon jetzt werden die meisten CT- und MRT-Ambulatorien zusammen mit einerRöntgenordination am gleichen Standort betrieben. Daraus ergibt sich, dass nach Endeder geplanten Strukturbereinigung im Jahr 2010 ca. 50-60 Standorte für „BildgebendeDiagnostik“ übrig bleiben werden. Zumindest die Hälfte davon wird einen Computerto-mographen haben und rund ein Drittel ein oder mehrere MRT-Geräte. Die zuständigen Stellen, also VBDO, Ärztekammer, Wirtschaftskammer, Krankenkassenund das Bundesministerium für Gesundheit sind sicher gut beraten, sich schon jetzt ge-meinsam zu überlegen, wie die Standortregelung für die nächsten zehn Jahre getroffenwerden soll. Medizin auf hohem Niveau und erstklassiger Qualität geht im technischenBereich Hand in Hand mit guter Auslastung der Geräte und dementsprechender Rentabi-lität der Einrichtungen. Eine gemeinsame, einvernehmliche Lösung muss daher in dennächsten Jahren vorrangiges Ziel sein. (pr)

In den letzten Jahren und Jahrzehnten gab es in allen medi-zinischen Bereichen ein stetiges Wachstum. Nun beginnt sichin Wien eine Trendumkehr abzuzeichnen. In zwei kleinerenOrdinationen wurden 1999 die ersten beiden CT-Gerätewegen Unrentabilität abgebaut und geschlossen.

Ein wegen Unrentabilität abgebauter Computertomograph.

P O R T R A I T

Wien im Umbruch