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L161 O-1096

OSTERREICHISCHE

REDIGIRT UND HERAUSGEGEBEN

VON

D R RICHARD R. v. WETTSTEIN

PROFESSOR AN DER K. K. DEUTSCHEN UNIVERSITT IN PRAG.

XL VIII. JAHRGANG.

MIT 7 TEXTILLUSTRATIONEN UND 11 LITHOGRAPHIRTEN TAFELN.

WIEN.

DRUCK UND VERLAG VON CARL GEROLD'S SOHN.

1898.

STERREICHISCHE

BOTANISCHE ZEITSCHRIFT,

Herausgegeben und redigirt von Dr. Richard R. v. Wettstein,

Professor an der k. k. deutschen Universitt in Prag.

Verlag von Carl Gerold's Sohn in Wien.

XL VIII. Jahrgang, N- 1. Wien, Jnner 1898.

Zur Systematik der Gattung Sorbus. I. Die Abgrenzung der Gattung.

Von Dr. Karl Fritsch (Wien).

Die alte Gattung Sorbus wird in neuerer Zeit von manchen Autoren mit Pirus vereinigt, von anderen dagegen in mehrere Gattungen gespalten, so dass von den europischen Arten nur Sorbus ancuparia L. allein den Gattungsnamen Sorbus beibehlt. Ein Vertreter der ersteren Auffassung istFocke 1 ), whrend Knne 2 ) nach eingehender Untersuchung des Fruchtbaues der wichtigsten Arten zu entgegengesetzten Resultaten gekommen ist.

Ich war in den letzten Jahren bei zwei verschiedenen An- lssen gezwungen, zu dieser Frage Stellung zu nehmen : das erste Mal bei der Bearbeitung der Sorbus- Arten fr die Flora essiccata Austro-Hungarica 3 ), das zweite Mal in meiner Excursionsliora 4 ). Nach reiflicher Ueberlegung aller in Betracht kommenden That- sachen entschied ich mich fr den Mittelweg, d. h. fr die Bei- behaltung der Gattung Sorbus im Sinne der meisten Autoren, mit Einschluss von Gormus, Aria und Torminaria. Am 14. Februar 1896 legte ich in einem Vortrage in der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft 5 ) die Grundstze dar, die mich hiebei geleitet hatten. Die Arbeiten fr meine Excursionsflora nahmen damals meine Zeit so sehr in Anspruch, dass ich die Publication dieser Begrndung meines Vorgehens verschieben musste. Nun erschien im Jahre 1897 in dieser Zeitschrift eine Abhandlung von Folgner ), in welcher

1 ) Die natrlichen Pflanzenfamilien" von Engler-Prantl, III. Theil, 3. Abth. S. 2425 (1888).

2 ) Khne, Die Gattungen der Pomaceen. Wiss. Beilage zum Programm des Falk-Gymnasiums zu Berlin (1890).

3 ) Vergl. Schedae ad floram Austro - Hungaricam. VII. p. 1621, (gedruckt 1895).

*) Excursionsflora fr Oesterreich. S. 2762 77 (1897).

5 ) Vergl. Verhandlungen der zoolog. botan. Gesellschaft XL VI. S. 100 (1896).

6 ) Folgner, Beitrge zur Systematik und pflanzengeographischen Ver- breitung der Pomaceen. esterr. botan. Zeitschrift, XLVII, S. 117 ff. (I897j.

Oestevr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1898. 1

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dieser ganz unabhngig von meinen ihm jedenfalls unbekannten, weil nicht verffentlichten Untersuchungen zu demselben Resultat gelangt, wie ich, nmlich zur Vereinigung der Khne' sehen Gattungen Cormus, Aria und Torminaria mit Sorbits.

Wenn ich nun nach Erscheinen dieser schtzenswerthen Arbeit doch noch meine Untersuchungen ber die Gattungsfrage bei Sorbits hier verffentliche, so geschieht dies einerseits deshalb. weil der Gebrauch des Namens Sorbits im alten, weiten Sinne in dem lange vor Folgner's Abhandlung erschienenen VII. Hefte der Schedae ad fioram Austro-Hungaricam" und in meiner Ex- cursionsflora einer Rechtfei tigung bedarf, anderseits aber auch deshalb, weil ich auf Grund anderer Erwgungen zu demselben Resultate wie Folgner gelangt bin, und weil ich glaube, dass die von mir anzufhrenden Thatsachen mit den von Folgner rait- mitgetheilten zusammen zur definitiven Lsung der in Rede stehenden Frage beitragen drften.

Meine Erwgungen gingen von der eingangs citirten Publi- cation Khne's aus, um zu prfen, ob die dort gegebene Ein- teilung der Pomaceen. soweit dieselbe die alte Gattung Sorbits betrifft, als eine natrliche betrachtet werden knne. Diese Frage glaube ich verneinen zu mssen. Um nicht missverstanden zu werden, betone ich ausdrcklich, dass ich den hohen Werth der Knne' sehen Untersuchungen, die eine wesentliche Erweiterung unserer Kenntnisse bedeuten, unbedingt anerkenne. Nur die Con- sequenzen fr die Systematik der Pomaceen, welche Knne aus seinen Untersuchungen gezogen hat, scheinen mir nicht annehmbar zu sein.

Knne unterscheidet in seiner Dendrologie 1 ) zunchst zwei Tribus der Pomaceen: Crataegeae und Sorbeae, von denen uns die erste hier nicht weiter interessirt. Die Sorbeae theilt er weiter ein in Piroideae, Sorboideac, Arioideae und Maloideae. Von diesen Untergruppen kommt hier die erste, welche nur die Gattungen Pirus und Cydonia umfasst, gleichfalls nicht in Betracht.

In der Gruppe der Sorboicleen treffen wir nur die Gattung Sorbits. Dass die von Knne zu Sorbits gestellten Arten alle unter- einander nahe verwandt sind, unterliegt keinem Zweifel. Alle haben gefiederte Bltter und nur sehr wenig verwachsene Fruchtbltter. Auch darin, dass hier offenbar ein alter Typus vorliegt, der vielleicht den Ausgangspunkt der Entwicklung darstellt, mchte ich Khne beipflichten. Fr diese Ansicht spricht namentlich die geringe Ver- wachsung der Fruchtbltter, sowie der Umstand, dass dieselben hier noch manchmal in der Fnfzahl auftreten.

In der Gruppe der Arioideen unterscheidet Knne die Gattungen: Aria, Photiiiia, Eriobotrya, Micromeles und liaphio- lepis. Unter diesen bedrfen Eriobotrya und Raphiolepis keiner weiteren Auseinandersetzung. Unter Aria finden wir alle jene Arten.

] ) Khne, Deutsche Dendrologie. S. 224, dann S. 241 If.

die sich um Crataegus Aria L. gruppiren, ferner Mespilus Chamae- mespilus L. und den japanischen Firns gracilis S. Z. Habituell sind alle Arten durch ungetheilte oder hchstens gelappte Bltter aus- gezeichnet; nur Aria gracilis (S. Z.) Khne hat gefiederte Bltter und daher den Habitus der Aucuparia- Gruppe. Es ist sehr bemerkenswerth, dass diese Art nicht im Verbreitungsgebiete der anderen Aria- Arten . welches ber den Himalaya nicht weiter nach Osten reicht, sundern im Verbreitungsgebiete der Gattung Sorbus s. str. (in Japan) wchst. Auch hat die Art kahle Petalen. ebenso wie Sorbits sambucifolia (Cham.), welcher ebenfalls in Japan vorkommt 1 ). Aria gracilis (S. Z.) steht also zwischen Sorbits und Aria; wenn wir mit Khne auf den Bau des Gynoeceums das Hauptgewicht legen, gehrt die Art zu Aria, ist aber jedenfalls diejenige ^Ina-Art, welche sich am meisten der Gattung Sorbits nhert. Dass brigens Sorbus und Aria nahe verwandt sind, betont Khne selbst 2 ); auch das nicht seltene Vor- kommen von Hybriden des Sorbus aucuparia L. mit Aria- Arten spricht dafr.

In der Gattung Photinia, wie sie Khne umgrenzt, finden wir wieder eine sehr stark zu Sorbits hinneigende Art: Photinia foliohsa (Wall, sub Piro) Khne. Auch diese hat gefiederte Bltter und den Habitus von Sorbus s. str., wohin sie auch, ebenso wie dieoben erwhnte Aria gracilis (S.Z.) von Decaisne 3 ) gestellt wurde. Bemerkenswerth ist, dass Khne unter allen von ihm zu Photinia gestellten Arten nur bei Photinia foliohsa (Wall. ) manchmal mehr als drei Fruchtbltter gefunden hat, gleichfalls ein Merkmal der Gattung Sorbus str. Uebrigens ist die von Khne als Photinia foliohsa (Wall.) bezeichnete Pflanze offenbar nicht die Pirus folio- hsa (Wall.) der Flora of British-India", sondern Pirus Wal- lich ii Hook. 4 )

Interessant ist der Umstand, dass diese Art im Himalaya in einer Meereshhe vorkommt, welche zwischen der Region der typischen Photinia- Arten und jener der typischen Sorbus - A r t e n sich einschaltet: nach Hook er steigen die echten Photinia- Arten nicht ber 7000' whrend die typischen Sorbus-Arten (S. aucuparia, ivrsina und microphijlla) nicht unter 9000' herabsteigen; Pirus Wullichii Hook. = Photinia foliohsa Khne wchst in der Region von 6500 9000' 5 ). Die Frage, ob die Vereinigung von Heteromeles und Pourthiaea mit Photinia gerechtfertigt ist, interessirt uns hier

J ) Maximowicz, Diagn. pl. nov. Jap. et Mantsh. Dec. XV. p. 172. 2 ) Khne, Die Gatt. d. Pomac. S. 18.

3 J Decaisne, Memoire sur la famille des Poinacees, in Nouv. Arch. Mus. Paris 1875, p. 159.

4 ) Vergl. Hook er, Flora of British-India. II. p. 376377. 6) Vergl. Hooker, Flora of British-India. II. p. 376 et 380-381.

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nicht; wichtig ist aber die Feststellung, dass eine Art existirt. welche Sorbits mit Photinia gewissennassen verbindet 1 ).

Unter Micromeles finden wir bei Khne drei Arten, welche von Decaisne zu Aria gestellt werden; M. Japonica, alnifolia und tiliifolia, alle drei aus dem chinesisch-japanischen Florengebiete, whrend die typischen Micromeles- Arten die Gebirge Ostindiens hewohnen. Bemerkensw T erth ist, dass die erste dieser drei Arten unserem Sorbits Aria (h.) so hnlich sieht, dass sie von Maximo- wicz als Variett desselben betrachtet wurde 2 ); ferner aber auch, dass der von Khne zu Cormus gestellte Pirus lanata Den. von Hooker mit Pirus Aria var. Jcumaonensis Maxim., also Aria Ja- ponica Den. geradezu indentificirt wird 3 ), was bei dem weiten Speciesbegriff der englischen Systematiker zwar nicht massgebend sein kann, aber doch entschieden auf nahe Verwandtschaft oder noch vorsichtiger ausgedrckt auf grosse habituelle Aehnlichkeit hinweist.

Wir finden also unter Micromeles eine Art, welche sowohl mit Aria, als auch mit Cormus (im Sinne Khne's) Beziehungen zu haben scheint.

(Fortsetzung folgt.)

Arbeiten des botan. Institutes der k. k. deutschen Universitt in Prag XXXIV.

Die Inno vations -Verhltnisse von Phaseolns cocci- neus L. (= JP7i. multiflomis Willd.)

Von R. v. Wettstein (Prag). Mit einer Tafel und zwei Textbildern.

(Schluss.*)

1895. Im April in gute Gartenerde im Freien ausgepflanzt, lieferten sechs der Wurzeln" Pflanzen, welche zur Blte und Frucht- reife gelangten; die Pflanzen waren normal, aber nicht krftig. Ende October wurden die Knollen dem Boden entnommen und in der angegebenen Weise berwintert.

1896. Aus den Knollen wurden im Freien nach der im April erfolgten Auspflanzung vier Pflanzen erzogen, die wesentlich schwcher als jene des Vorjahres waren, aber immerhin blhten und Frchte producirten. Ende October erwiesen sich zwei Knollen als verfault, die beiden andern erschienen noch lebensfhig und wurden in der bekannten Weise berwintert.

1 ) Dies sagt Khne selbst (Gatt, d Pora. S. 19).

2 ) Sorbus Aria var. kumaonensis Maxim. Diagn. Dec. XV. p. 173.

3 ) Hooker, Flora of British-India. II. p. 375.

4 ) Vergl. Jahrg. 1897, S. 424.

1897. Im April wieder ausgepflanzt, konnte nur einer der Knollen zum Austreiben gebracht werden; er lieferte einen recht schwchlichen Spross, der frhzeitig abstarb l ) , bevor er noch Blten entfaltet hatte.

Das Ergebnis der Versuchsreihe B stimmt im All- gemeinen mit jenem von A b er ein. Es ergab sich, dass Ph. cocclneus ein Alter von drei, sogar von vier Jahren erreichen kann, dabei aber von Jahr zu Jahr schwch- licher erscheint.

5. Versuchsreihe C. JPhaseolus coccineus f. albiflora.

1897. 40 Samen wurden im April angebaut und lieferten sehr ppige, reich blhende und fruchtende Pflanzen. Mitte October wurden die Wurzeln ausgehoben; sie zeigten durchwegs jenen Bau. der mit Sicherheit die Mglichkeit der Weiterentwicklung im kommenden Jahre erwarten lsst.

6. Versuchsreihe 1). JPIiaseolus cocclneus f. variegata.

1897. 31 Samen im April im Freien angebaut, ergaben Pflanzen, die sich in jeder Hinsicht wie die der Versuchsreihe C verhielten.

Ich habe hier die Resultate meiner Hauptversuche mitgetheilt. Dieselben werde ich zum Theile weiter fortfhren um spter ber das Ergebniss Mittheilung zu machen. Ich gab in der Figur auf S. 427 des vor. Jahrg. eine Ansicht eines Theiles der Culturen des Jahres 1897 nach einer photographischen Aufnahme. Auf ihr sind 1-, 2- und 3jhrige Pflanzen (erkenntlich an den die Zeit der Aussaat an- gebenden Etiqueten) zu sehen ; auch die mit den Jahren abnehmende Ueppigkeit ist an der Abbildung deutlich zu erkennen.

Aus den im Vorstehenden geschilderten Oulturversuchen ist folgendes zu entnehmen:

Phaseolus coccineus und dessen Formen werden bei uns als einjhrige Pflanzen cultivirt; entsprechend vor dem Erfrieren geschtzt vermag aber die Pflanze den Winter zu berdauern und mehrjhrig zu werden 2 ). Das hchste von mir bisher erzielte Alter ist das von

a ) Das Absterben wurde durch strkeres Auftreten von Blattlusen beschleunigt.

2 ) Es ist daher keineswegs das Ergebniss besonderer Zchtung, wenn von einer bekannten Samenhandlung in den letzten Jahren als Novitt" eine neue ausdauernde Knollen tragende Biesenstangenbohne" empfohlen wurde; ich habe mir denn auch die iSamen dieser Neuheit" kommen lassen und erzog daraus den gewhnlichen Ph. coccineus var. albiflora.

4 Jahren. Die Pflanzen nehmen in den (Julturen mit zu- nehmendem Alter an Ueppigkeit und Ertragfhig- keit ab.

Eine Untersuchung der berwinterten Theile ergab folgende Innovationsverhltnisse :

Im Laufe der ersten Vegetationsperiode verdickt sich allmlig das Hypocotvl und bildet zusammen mit dem oberen Theile der Wurzel ein rbenfrmiges Gebilde von 8 14 cm Lnge und einem Durchmesser (an der dicksten Stelle) von 1 3 cm.

Die Bildung ist als analog jener von Raphanas (vergl. Warming, Lehrb. d. syst. Bot, Deutsche Ausgabe. S. 291) und Cyclamen (vergl. Schiffner in Oesterr. botan. Zeitschr. 1893. S. 90) zu betrachten und passend als Hypocotvl - Knolle (Schiffner a. a. 0.) zu bezeichnen. Dieselbe (vergl. Tafel I, Fig. 1) treibt der ganzen Lnge nach Neben-, beziehungsweise Adventivwurzeln. Die Anfangs fleischige, spter holzige Beschaffen- heit derselben geht auch auf den benachbarten Theil des Epicotyls ber, der gleichfalls Adventivwurzeln treibt. Im Innern zeigt die entwickelte Hypocotylknolle ein mchtig entwickeltes , mit Strke vollgepfropftes Parenchym, das von den zerstreuten, das einzige verholzte Element darstellenden Gefssbndeln durchzogen wird. Gegen die Peripherie, also gegen das Periderm zu, stehen die Ge- fssbndel dichter. Oberhalb der dicksten Stelle der Hypocotyl- knolle finden sich zwei deutliche Narben (Tafel I, Fig. 1 c), die Spuren der abgefallenen Cotyledonen, in den Achseln dieser Coty- ledonen, beziehungsweise oberhalb dieser Narben finden sich je 16 Knospen 1 )- Die Knospen sind, wenn auch nicht alle, schon an der Keimpflanze zu beobachten. Sie dienen im Verlaufe des ersten Vegetationsjahres zur Bildung von Ersatzsprossen, wenn der Hauptspross abstirbt, sie kommen manchmal bei besonders ppiger Entwicklung der Pflanze auch sonst zum Austreiben. In der Regel bleiben aber diese Knospen (Tafel I, Fig. 1 g) im Knospenzustande und stellen Ueberwinterungsknospen dar. Manchmal, aber durchaus nicht immer, linden sich solche Ueberwinterungsknospeu auch am Ende des Epicotyls, rechts und links von den dortselbst sich finden- den axillren Sprossen.

Im Beginne des zweiten Vegetationsjahres erscheint in der Kegel der Hauptspross des ersten abgestorben (Taf. I, Fig. 2 u. 3 S 2 ), zumeist kommt aus jeder Cotyledonarachsel je 1 Seitenspross zu krftiger Entwicklung (Tafel I, Fig. 2, S,), nur wenn die Axillarknospe des einen Cotyledo aus irgend einem Grund zerstrt wurde, kommen auch 2 Knospen in der Achsel des zweiten Cotyledo zur Weiterentwicklung (Tafel I, Fig. 3. SA Auch im zweiten Vegetationsjahre liefert die Cotyledonarachsel Ersatzsprosse, wenn

l ) Es ist nicht innner leicht zu entscheiden, ob bei einer grsseren Zahl von Knospen die seitlichen Verzweigungen die primren Knospen darstellen, manchmal ist dies gewiss der Fall.

die relativen Hauptsprosse des Jahres eine Zerstrung oder Beein- trchtigung erleiden. Am Schlsse des zweiten Vegetationsjahres erscheint die Hypocotylknolle wesentlich vergrssert (Tafel I, Fig. 2 u. 3), sie wird bis 40 mm dick. Der Bau ist im Allgemeinen der- selbe, wie im ersten Jahre, doch stehen die Gefssbndel im peripheren Theile viel dichter, es findet sich hufig Andeutung' einer Holzkrperbildung mit zahlreichen Markstrahlen. Der Nach- weis der Ueberwinterungsknospen ist meist nicht leicht. Die Basis der aus den Cotyledonarachseln entsprungenen Sprosse, also der relativen Hauptsprosse des Jahres, ist zumeist calls verdickt mit faltiger und grubiger Oberflche. In diesen verdickten Stellen lassen sich" hufig noch ein paar Knospen nachweisen. Ausserdem finden sich zumeist kleine Knospen am Ende des ersten Stengelinternodiums in der Blattachsel oder rechts und links von dem in derselben entspringenden Seitenzweig.

Im dritten Vegetationsjahre geht der oberirdische Spross dieses Jahres entweder aus den Cotyledonarachseln oder und dies ist hufiger vom Ende des ersten Internodiums des vor- jhrigen Sprosses aus. Zumeist wird nur ein solcher Spross ent- wickelt. Am Schlsse dieses Jahres ist die Hypocotylknolle noch wesentlich vergrssert, sie erlangt einen Durehmesser bis zu 5 cm ; im Innern derselben finden sich deutlich zwei Jahresringe ange- deutet, in der Periphrie sind die Xyleme zu einem recht mchtigen Holzkrper zusammengeschlossen. Auch in diesem Stadium er- scheinen die Zellen des Parenchyms mit Strke erfllt. Wenn der Jahresspross aus dem oberen Ende des ersten Internodiums des vorjhrigen Stengels hervorgegangen ist, dann ist auch dieses Inter- nodium, insbesondere der basale Theil desselben, relativ stark ver- holzt. Am Ende des dritten Vegetationsjahres konnte ich in den Cotyledonarachseln keine lebensfhigen Knospen mehr finden, nur am Ende des ersten Stengelinternodiums, also an der Stelle, an welcher der Hauptspross des dritten Vegetationsjahres seinen Ursprung nahm, sind manchmal noch Knospen nachzuweisen. Aus diesen geht der oberirdische Spross des vierten Jahres hervor, wenn ein solcher berhaupt noch ausgebildet wird; eine Vernderung im Bau der Hypocotylknolle und der Stengelbasis ist in diesem Jahre abgesehen von geringer Vergrerung und Zunahme der verholzten Elemente nicht mehr zu bemerken. Eine solche Hypo- cotylknolle im vierten Vegetationsjahre zeigt die umstehende, nach einer Photographie hergestellte Abbildung.

Nicht ohne allgemeines Interesse erscheint mir nun eine Dis- cussion der mitgetheilten Versuchsergebnisse und Innovationsverhlt- nisse. Aus beiden geht mit voller Sicherheit hervor, dass die in den Culturen erzogenen zwei- bis vierjhrigen Exemplare von Phaseolus coccineus nicht etwa bloss eine knstliche Verlngerung der Lebensdauer einer annuellen Pflanze darstellen, sondern da es sich um eine ihrem ganzen Baue nach perenne Pflanze

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handelt. Diese Thatsache im Zusammenhalte mit dem Umstnde, dass die Pflanze berall nur als einjhrige cultivirt wird, lsst eine zweifache Deutung zu: Entweder ist Phaseolus coccineus perenn und wird nur in Europa als einjhrig gezogen, oder die Pflanze ist von Haus aus annuell und hat in der Cultur die Fhigkeit des facultativen Perennirens angenommen. Ich will diese beiden Deutungen kurz betrachten. Die zweit- erwhnte erscheint mir als nicht zulssig. Gegen sie sprich

der Umstand, dass bisher, soweit bekannt, noch niemals der Versuch gemacht wurde durch Zchtung den Phaseolus coccineus perenn zu machen, es liegt auch gar kein Grund fr einen solchen Versuch vor, da die Pflanze im ersten Jahre reichliehen Ertrag liefert und ihr Anbau ein sehr leichter ist. Gegen jene Deutung spricht ferner der Umstand, dass die klimatischen Verhltnisse jener europischen Gebiete, in denen heute Ph. coccineus vorherrschend gebaut wird, nmlich Mitteleuropas, derart sind, dass eine perenue Form der

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Pflanze hchst unzweckmssig, daher existenzunfhig wre, da die Art gegen Froste beraus empfindlich ist 1 ).

Schliesslich spricht dagegen, dass die Fhigkeit des Perenni- rens eine jngst erworbene ist, die Thatsache. dass die in der Achsel der Cotylen stehenden Ueberwinterungsknospen schon in der Keimpflanze zur Entwicklung kommen, also in einem Stadium, in dem eher atavistisch berkommene, als neu erworbene Eigen- tmlichkeiten aufzutreten pflegen.

Dagegen erscheint mir die ersterwhnte Deutung als voll- stndig berechtigt. Fr dieselbe sprechen in erster Linie all' die Momente, welche sich gegen die zweite Deutung geltend machen Hessen; fr dieselbe spricht die ganz typische, auch bei Exemplaren, welche im ersten Jahre absterben, vorkommende Einlagerung der Reservestoffe in die Hypocotylknolle, spricht endlich die zweifel- lose Herkunft der Pflanze aus dem tropischen Amerika") und die Existenz nahe verwandter perenner Phaseolus-Arten 3 ). Ich glaube daher zu der schon in der Einleitung zu der vorliegenden Abhand- lung ausgesprochenen Behauptung berechtigt zu sein, dass Phase- olus coccinens eine ursprnglich, d. h. in der Heimat, perenne Pflanze ist, welche nur bei uns. in Folge der herrschenden klimatischen Verhltnisse, nicht zu ber- wintern im Stande ist. und daher als annuelle Pflanze cultivirt wird. 4 )

Damit ist aber das Interesse, das dem Falle zukommt, nicht erschpft, sondern wird in einem gewissen Sinne noch gesteigert. Es hat nmlich den Anschein, als wenn die Pflanze nicht nur bei uns nicht als perenne gezogen wrde, sondern geradezu die Ten- denz htte, die Fhigkeit des Perennirens zu verlieren

J ) Dass Pli. roccineus schon bei sehr leichten Frsten zugrunde geht, ist jedem Grtner bekannt, vergl. darber auch. Lamark Encyclop. meth. III. p. 70 (1789), London Encyclop. des Gartenwes. I. p. 779 (1823) u. a.

) In das wrmere Amerika wurde die Heimat der Feuerbohne zuerst mit Bestimmtheit von De Candolle (Prodrom.) verlegt, seither wird dieser Ursprung ziemlich allgemein angenommen; insbesondere haben Loudon (En- cyclop. d. Gartenb. I. p. 779 (1823] und Dierbach (Grundz. d. kon. Bot. II. S. 109 [1836/39] die Einfhrungsgeschichte klargelegt. Eine wichtige Be- sttigung haben alle diese Annahmen durch den von Wittmack (Ber. d. deutsch, bot. Ges. VI. S. 374 [1888] gefhrten Nachweis erbalten, dass auch Ph. vulgaris, gleichwie die Mehrzahl der anderen Ph.-Arten, dem wrmeren Amerika angehrt.

3 ) Perenn sind beispielsweise Pli. /terennis Walt., Ph. macrostaclvjti* EH., sogar frutescent: Ph. Garacalla L , Ph. tuberusus Lour. u. a.

J ) Dies Hesse erwarten, dass Phaseolus coccincus im sdlichen Europa hutiger perenn auftritt. Ich habe mich nun diesbezglich an mehrere italienische Fachcollegen oder solche, die lngere Zeit im Sden Europas weilten, mit der Bitte um Auskunft gewendet. Ich konnte aber keinen Fall sicheren Perennirens der Pflanze in Erfahrung bringen. Es drfte dies vielleicht damit zusammen- hngen, dass in Oberitalien, wo Ph. coccineus relativ hufig gebaut wird, er im wesentlichen dieselben klimatischen Verhltnisse, wie bei uns. antrifft, dass in Sditalien die Pflanze anscheinend gar nicht cultivirt wird.

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und annuell zu werden. Es hat den Anschein, als wenn die Fhigkeit des Perennirens. gleichwie die diesem dienenden Organe rudimentr wren. Ich leite dies aus den folgenden Umstnden ab:

1. Dass die Ueppigkeit in der Entwicklung der vegetativen Organe (Lnge der Sprosse, Zahl und Grsse der Bltter) und in der Aus- bildung von Blten und Frchten bei den perennen Exemplaren trotz sorgfltigster Cultur bei gnstigsten Existenzbedingungen von Jahr zu Jahr, schon vom 2. Jahre beginnend, geringer wird, ireht aus meinen smmtlichen Oulturversuchen ganz unzweifelhaft hervor.

2. Nur fr das zweite Jahr ist die Entwicklung von Sprossen durch die Knospen in den Ootyledonarachseln vollstndig gesichert. Eine Fortentwicklung ber das zweite Jahr hinaus findet nur facultativ (wenn Knospen in der Cotyledonarachsel noch vorhanden sind, oder am Ende des ersten Internodiums angelegt werden) statt, trotzdem die Aufspeicherung von Reservestoffen in die Hypocotylknolle am Ende des 2. und 3. Vegetationsjahres dafr spricht, dass eine solche Weiterentwicklung regelmssig stattfinden sollte.

Wir haben also einen deutlichen Fall der Umprgung einer perennen Art in eine an nu eile vor uns, also einen Fall in Artbildung, wie er in der Natur recht hufig vorkommt 1 ) und einen Fall, der geeignet ist. ein erwnschtes Licht auf diese anderen Flle zu werfen.

Es drfte daher angezeigt sein, zum Schlsse noch zu unter- suchen, wodurch hier jene Umprgung veranlasst wird.

Dass Variation und Auslese im Sinne Darwins hier das formumgestaltende Moment war. kann ich nicht annehmen. Eine knstliche Auslese fand das habe ich schon oben betont gewiss nicht statt; wenn eine solche eingegriffen htte, so htte sie gewiss eher die Umbildung der annuellen Pflanze in eine perenne, als das Umgekehrte angestrebt. Aber auch die Wirksam- keit einer natrlichen Auslese knnte ich mir nicht erklren. Eine solche wre denkbar, wenn die Wahl zwischen perennen und erst im 2. Jahre blhenden und zwischen anuellen Formen gewesen wre; dann wren letztere in unserem Klima zweckmssig, erstere unzweckmssig gewesen und daher ausgestorben. Aber Formen, welche im ersten Jahre blhen und fruchten und daneben die Fhigkeit haben, es auch im 2. und 3. Jahre zu thun. sind zum Mindesten ebenso existenzberechtio - t als annuelle. es wre mithin

!) Solche Flle sind beispielsweise: Gentiana uliginosa Willd. G und G. AmarellaL. P, G. baltica Murb. Q und G. cinnpestrisL. (Vergl. Murbeck in Acta horti Berg. II. Nr. 3. 1S92. Wettstein in Denkschr. d. Akad. d. Wissensch. Wien, 1896. S. A. S. 61 u. 65), Arenaria serpyllifolia und ]'