Quine - Zwei Dogmen Des Empirismus
Click here to load reader
-
Upload
kathi-trina -
Category
Documents
-
view
875 -
download
1
Transcript of Quine - Zwei Dogmen Des Empirismus
Quine – Zwei Dogmen des Empirismus
1) Was sind die Dogmen des Empirismus?
Dogma 1: Unterschied/Kluft zwischen synthetischen und analytischen Sätzen Dogma 2: (erkenntnistheoretischer) Reduktionismus (auf Sinneserfahrungen)
eine Theorie kann in Einzelaussagen zerlegt werden, die je für sich empirisch überprüft werden könnten
Beispiel zu Dogma 1:Synthetisch: „Alle Lebewesen mit Herz haben eine Niere.“ wahr aufgrund empirischer Tatsachen dass der Satz wahr ist, konnte nicht allein durch Nachdenken über die Bedeutung der Wörter Herz,
Niere, Lebewesen herausgefunden werden (nur über naturwiss. Untersuchung)
Analytisch: „Junggesellen sind unverheiratet.“ durch Denken stellt man fest, dass beide Begriffe die gleiche Bedeutung haben d.h.: wahr aufgrund von Bedeutung der beteiligten Wörter
Junggeselle = unverheirateter Mann durch Überlegen kommen wir drauf, dass dies eine logische Wahrheit ist Junggesellen sind immer
unverheiratet: „Unverheiratete Männer sind unverheiratet.“ Tautologie/ logische Wahrheit
Beide Sätze sind wahr, aber zwischen ihrer Wahrheit besteht ein bedeutender Unterschied!
2) Was hat Quine gegen sie einzuwenden?
Quine ist der Meinung, dass die Annahme eines Unterschieds zwischen analytischen und synthetischen Sätzen nichts weiter als eine dogmatische (unbegründet) und irrige Ansicht ist
Was hat er gegen Analytizität? Quine hat mithilfe dreierlei Dinge versucht Analytizität und Synthetik zu beweisen
1. Synonymie zwischen 2 Begriffen analytische Aussage kann in logische Wahrheit verwandelt werden, indem synonyme
Begriffe füreinander ersetzt werden Alle Junggesellen sind unverheiratet = Alle unverheirateten Männer sind unverheiratet
Im Carnarp’schen Sinne sind analytische Sätze Tautologien wenn man über die Worte nachdenkt, kommt Tautologie raus (Eigenschaft von
analytischen Sätzen) wenn man ersetzen kann: synonym
1.1 Definition Quine versucht es durch Definition zu erklären Erklärung: Begriffe sind aufgrund einer Definition synonym
„Junggeselle“ wird als „unverheirateter Mann“ definiert aber woher hat man Definition? Quines Antwort: eine Def. (bspw. aus einem Wörterbuch) muss sich bereits auf einen
vorherigen Sprachgebrauch stützen, um korrekt zu sein daher kann sie nicht als Grund der Synonymie angesehen werden daher ist die Definition keine Erklärung mehr
2. Austauschbarkeit/ Ersetzbarkeit
2 Begriffe sind synonym, wenn die in jedem Fall und alles Kontexten austauschbar/ersetzbar sind (ohne eine Veränderung des Wahrheitswertes) austauschbar salva veritate
Sind sie hier aber nicht immer unverheiratete Männer ≠ Abschiedsfeier
3. semantische Regeln 2 Begriffe sind synonym, wenn sie notwendigerweise äquivalent sind
„notwendigerweise“ weist auf Analytizität hin (p↔q) Quadrat: Satz gilt in jeder Zustandsbeschreibung, muss in jeder Welt zutreffen semantischer Bestand: Wörter (Anteil) die drin sind zu stark simplifizierendes Modell, das für das vorliegende Problem keinen Erklärungswert
hat
Quines radikale Schlussfolgerung: Erstens: Unser Argument lässt sich generalisieren. Wie wir es auch anstellen, wenn wir analytisch
oder synonym definieren wollen, drehen wir uns letztlich immer im Kreis. Zweitens: Die Begriffe der Analytizität und der Synonymie lassen sie sich nicht vernünftig
verständlich machen. Drittens: Das zeigt, dass diese Begriffe letztlich inkohären sind und in einer vernünftigen Theorie
von Sprache keinen Platz habendürfen.
Was hat er gegen Reduktionismus? er versucht wieder das Wort synonym zu erklären, diesmal mit empiristischer Methode Zwei Aussagen sind synonym, wenn sie dieselben empirischen Verifikationsbedingungen haben. Bsp. zum Begriff "Verifikationsbedingung":
Die Gegenstände A und B sind gleich schwer könnte folgende Verifikationsbedingung haben: Wenn man A und B auf die beiden Seiten einer Balkenwaage legt, richtet diese sich waagerecht aus
Problem dabei: Verifikationsbedingungen selbst müssen sich wiederum in Aussagen über Sinnesdaten
(unmittelbare Erfahrungen) übersetzen lassen Bsp. für eine solche Aussage: Ich habe hier und jetzt eine Rot-Empfindung
selbst Carnarp konnte das Problem nicht lösen (ist daran gescheitert) nicht möglich für jeden Satz Wahrnehmung anzuwendenes gibt nicht für jeden Satz eine Wahrnehmung es werden nicht einzelne Sätze bestätigt/ widerlegt, sondern Gruppen von Sätzen (ganze Theorien) Bsp.: „alle Telefonzellen in England sind rot.“
nicht empirisch möglich alles zu vergleichen und dass alle zusammen zu gleicher Zeit zu EINER Wahrnehmung führt man kann nicht alle Telefonzellen anschauen
er kann keine Allgemeinheit auf Einzelwahrnehmung finden
3) Was ist sein Gegenvorschlag?
bei Carnarp: Empirie als Wurzel bei Quine: Empirie als Wolke
Quines Konklusionen: kein wirklicher Unterschied zwischen synthetischen und analytischen Sätzen nicht jeder Satz lässt sich durch unmittelbare Wahrnehmung ausdrücken
er verwirft nicht Empirismus, sondern Reduktionismus (dass man von Sätzen zurückführen kann)
er sagt nur, „was Carnarp mach ist nicht richtig.“ gibt aber keinen wirklichen Gegenvorschlag
Quines Gegenentwurf zum Empirismus mit den beiden Dogmen: Gesamtheit der wissenschaftlich anerkannten Sätze = bilden netzartige, kugelförmige Struktur
Oberfläche der Kugel : Sätze, die von Sinneserfahrungen handeln näher dem Mittelpunkt : Sätze, die grundlegende Gesetzmäßigkeiten zum Gegenstand haben
(Gesetze der Physik) noch weiter innen : Gesetze der Mathematik und Logik
Die Sätze hängen miteinander zusammen durch die logischen Gesetze d.h.: stellt sich ein für wahr gehaltener Satz als falsch heraus, müssen nach den Gesetzen der Logik auch andere Sätze in ihrem Wahrheitswert korrigiert werden
Beispiel: Menschen sind sterblich.Sokrates ist ein Mensch.Sokrates ist sterblich.
Annahme: es stellt sich heraus: Sokrates ist in Wirklichkeit nicht sterblich, sondern unsterblich Bsp.: Sokrates ist eine literarische Figur, kein Mensch
dann muss auch einer der anderen beiden Sätze aufgegeben werden um die „natürliche Tendenz“ des Systems so wenig wie möglich zu stören, werden eher Sätze
an der Peripherie korrigiert als die im Zentrum