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Vorlesung im WS 2013/14 Lernen und Gedächtnis Instrumentelles Konditionieren Prof. Dr. Thomas Goschke Professur für Allgemeine Psychologie

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Vorlesung im WS 2013/14

Lernen und Gedächtnis

Instrumentelles Konditionieren

Prof. Dr. Thomas Goschke

Professur für

Allgemeine Psychologie

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Literatur

Gluck, M.A., Mercado, E. & Myers, C.E. (2010). Lernen und Gedächtnis. Vom Gehirn zum Verhalten. Heidelberg: Spektrum Verlag. Kapitel 8+9.

Mazur, J.E. (2006). Lernen und Verhalten (6. Auflage). München: Pearson Studium. Kapitel 6-9.

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Überblick

Thorndikes Gesetz des Effekts

Skinners Forschung zum operanten Konditionieren

Shaping und Verhaltenssequenzen

Was wird beim O.K. gelernt?

Arten von Verstärkern

Verstärkungspläne

Generalisierung und Diskrimination

Abbau unerwünschter Verhaltensweisen und Bestrafung

Flucht- und Vermeidungstraining

Anwendungsbeispiele klassischer Lerntheorien

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Edward Lee Thorndike (1874-1949)

„Puzzlebox“

Gluck, Mercado and Myers: Learning and Memory, Copyright © 2008 by Worth Publishers

Katzen lernten durch Versuch und Irrtum,

durch welches Verhalten sie dem Käfig entkommen

konnten

Erwerb von Assoziationen zwischen Reizen

(Situation), Reaktionen und Konsequenzen

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Lernen am Erfolg: Gewohnheitshierarchien und das Gesetz des Effekts

Aus Menge zunächst zufälliger Reaktionen werden solche mit höherer Wahrscheinlichkeit wiederholt, die zu positiven Konsequenzen führen

„Ein befriedigender Zustand bedeutet, dass das Tier nichts tut, um ihn zu vermeiden, sondern vielmehr versucht, ihn herbeizuführen und zu erhalten.“

„Ein frustrierender oder unangenehmer Zustand wird normalerweise vermieden und rasch aufgegeben“

(Thorndike, 1898, S. 245).

Durch Belohnung oder Bestrafung werden Reiz-Reaktions-Assoziationen selektiv verstärkt oder abgeschwächt

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Analogie zwischen dem Gesetz des Effekts und Darwins Prinzip der natürlichen Selektion

Variation: • Produktion von Reaktionen nach

Versuch und Irrtum

Selektion: • Reaktionen, die zu Belohnung führen,

werden verstärkt

• Reaktionen, die zu Bestrafung führen, werden gelöscht

Variation: • Variation von Merkmalen der

Individuen einer Art

Selektion: • Individuen mit adaptiven

Merkmalen reproduzieren sich häufiger

• Individuen mit weniger adaptiven Merkmalen reproduzieren sich seltener

Lernen am Erfolg Natürliche Selektion

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Das Verhalten einer Katze im Problemkäfig von Guthrie und Horton (1946)

Im Problemkäfig führte jede Bewegung des vertikalen Stabes zur Öffnung der Tür

Abb. zeigt zwei verschiedene Katzen in den ersten 24 Durchgängen im Moment der Verstärkung

© James E. Mazur, Lernen und Gedächtnis, Pearson Studium Verlag 2004.

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Skinners Forschung zum operanten Konditionieren

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Burrhus Frederic Skinner (1904-1990): Operantes Konditionieren

Einer der bekanntesten Psychologen des 20. Jh.

1931 PhD Harvard; ab 1948 Professor für Psychologie in Harvard

Beeinflusst durch Pavlov, Watson, Thorndike

Strenger Behaviorist: Ablehnung mentalistischer Begriffe in der Psychologie (heftige Attacken auf die Kognitive Psychologie)

Deterministisches Weltbild: Verhalten wird durch Gene & Lernerfahrungen bestimmt

Entdeckung und Beschreibung vieler grundlegender Lernprinzipien

Auch politische Schriften und alternative Gesellschaftsentwürfe auf der Basis von Konditionierungsprinzipien („Walden II“)

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Einige Zitate von Skinner

“All we need to know in order to describe and explain behavior is this: actions followed by good outcomes are likely to recur, and actions followed by bad outcomes are less likely to recur.” (Skinner, 1953)

„Does a poet create, originate, initiate the thing called a poem, or is his behavior merely the product of his genetic and environmental histories?“

"We shall not solve the problems of alcoholism and juvenile delinquency by increasing a sense of responsibility. It is the environment which is 'responsible' for the objectionable behavior, and it is the environment, not some attribute of the individual, which must be changed.“

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Skinner Box

Ratte kann Hebel drücken bzw. Taube kann auf Scheibe picken (R)

Verhalten (Hebeldruck) löst bestimmte Konsequenzen aus (Futter, Wasser, Stromstöße)

Hinweisreize (Licht, Ton) können dargeboten werden (S)

Verhaltenshäufigkeit (Reaktionsrate) wird aufgezeichnet

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© James E. Mazur, Lernen und Gedächtnis, Pearson Studium Verlag 2004.

Eine Taube pickt auf leuchtende Taste in einer

Skinner-Box.

Als Verstärker kommen Körner aus einer

Öffnung unterhalb der Taste.

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Phasen einer operanten Konditionierung

Bestimmung der Basisrate (Grundrate):

• Wie oft tritt das zu konditionierende Verhalten ohne Verstärkung spontan auf?

Verstärkung des Verhaltens in der Trainingsphase:

• Das zu konditionierende Verhalten wird verstärkt. Die Häufigkeit des Verhaltens nimmt zu.

Löschung (Extinktion) des Verhaltens:

• Das Verhalten wird nicht weiter verstärkt. Häufigkeit des Verhaltens nimmt ab.

Spontanerholung:

• Abgeschwächte Reaktion tritt nach einiger Zeit ohne Verstärkung erneut auf

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Operantes Konditionieren

Dreifachkontingenz: Lernen des Zusammenhangs zwischen einer Reaktion (R) in Anwesenheit eines diskriminativen Hinweisreizes (S) und den Konsequenzen (C) der Reaktion

Konsequenzen können positiver oder negativer Natur sein (Verstärkung, Bestrafung)

S R C+ S R C-

Diskriminationslernen

• Licht an + Hebeldruck Futter

• Licht aus + Hebeldruck kein Futter

Stimuluskontrolle

• Diskriminative Reize kontrollieren die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens

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Beispiele

Eine Ratte lernt, dass ein Hebeldruck (R) in einem bestimmten Käfig (S) regelmäßig zu Futter (C+) führt.

Eine Katze lernt, dass ein Hebeldruck (R) in einem Käfig (S) dazu führt, dass sich die Tür öffnet (C+).

Ein Kind lernt, dass es durch Schreien (R) im Bett (S) die Aufmerksamkeit der Mutter (C+) erweckt.

Ein Schüler gibt auf eine Frage (S) die richtige Antwort (R) und wird gelobt (C+)

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Instrumentelles / operantes Konditionieren

Operant: Lebewesen bewirkt durch seine Operationen eine bestimmte Konsequenz

Instrumentell: Verhalten ist instrumentell für die Erreichung bestimmter Konsequenzen

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Vergleich klassisches vs. operantes Konditionieren

Klassisches Konditionieren: • Respondentes Verhalten: Ereignisse werden nicht

durch die eigenes Verhalten beeinflusst, sondern Verhalten ist Reaktion auf Reize (US-UR bzw. CS-CR)

• Lernen von regelhaften Beziehungen zwischen Reizen (CS US).

Operantes Konditionieren: • Operantes Verhalten: Verhalten bewirkt bestimmte

Konsequenzen

• Lernen der Konsequenzen, die eigenes Verhalten unter bestimmten Stimulusbedingungen hat (S - R - C)

US

CR CS

O.K. ist Grundlage für zielgerichtetes Verhalten = Verhalten, das nicht

direkt durch Reize ausgelöst wird, sondern durch (antizipierte)

Konsequenzen gesteuert wird

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Grundlegende Phänomene

Viele Prinzipien des klassisches Konditionierens gelten auch für das operante Konditionieren

• Graduelle Akquisition

• Extinktion u. Spontanerholung

• Rolle der zeitlichen Kontiguität

• Rolle der Kontingenz

• Blockierungseffekt

• Generalisierung u. Diskrimination

Gluck, Mercado and Myers: Learning and Memory, Copyright © 2008 by Worth Publishers

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Was wird beim operanten Konditionieren gelernt?

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Werden spezifische Bewegungsmuster gelernt?

Viele Experimente zeigen, dass beim OK nicht spezifische Bewegungsmuster gelernt werden

Lashley (1924):

• Ratten mussten durch Labyrinth mit niedrigem Wasser waten, um Futter zu erhalten

• Nach erfolgreichem Lernen wurde Wasserspiegel angeboten, so dass Ratten schwimmen mussten

• Obwohl völlig anderes Bewegungsmuster fehlerfreies Durchschwimmen des Labyrinth beim 1. Durchgang

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Welche Assoziationen werden beim instrumentellen Konditionieren gelernt?

S-R-Assoziationen?

• Thorndike: Verstärker (C+) prägt Assoziation ein, ist aber nicht selbst Bestandteil der Assoziation

R-C-Assoziationen?

S-R-C-Assoziationen?

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Evidenz für R-C-Lernen

Colwill & Rescorla (1986): Verstärker-Entwertungs-Paradigma

Futter

Zuckerlösung

Phase 1

Phase 2 Lithiumchlorid

(Übelkeit) Futter

Phase 3

Stimulus

Reaktion A

Reaktion B

Spricht dafür, dass die Tier Assoziation zwischen Reaktion und Verstärker lernen

S R C

Stimulus Reaktion A

Reaktion B

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Evidenz für S-R-C-Lernen

Haben Tiere nur R-C-Assoziation gelernt, oder lernen sie S-R-C-Assoziation?

Experiment von Colwill & Delamater (1995)

Futter

Zuckerlösung

Phase 1

Phase 2 Sättigung mit

Zucker

Phase 3

Ton Reaktion X

Licht Reaktion X

Ton Reaktion X

Licht Reaktion X

Spricht für Lernen der S-R-C-Assoziation

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Shaping und Verhaltensketten

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Schrittweise Annäherung (Shaping)

Durch Verstärkung kann eine große Bandbreite unterschiedlicher Verhaltensweisen erzeugt werden

Shaping: ermöglicht es, Verhaltensweisen anzutrainieren, die nicht zum normalen Verhaltensrepertoire eines Lebewesen gehören

Methode:

• 1. Abwarten, bis das Lebwesen ein Verhalten zeigt, das in die gewünschte Richtung oder einen Teil des gewünschten Verhaltens beinhaltet Verstärkung

• 2. Bewegung tritt häufiger auf

• 3. Nur noch Verhalten verstärken, das dem Gewünschten etwas näher kommt

• 4. Verhalten zunehmend selektiver verstärken, bis exakt das gewünschte Verhalten gezeigt wird

Anwendung

• Tierdressur: „Verkettung“ (chaining) von ganzen Verhaltenssequenzen

• Erwerb komplexer Verhaltensmuster in der Verhaltenstherapie

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Ein Beispiel für Shaping

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Verhaltensketten (chaining)

Training von Verhaltenssequenzen durch „Verkettung“ (chaining)

Jeder Stimulus dient

• als konditionierter Verstärker für das vorangehende Verhalten und

• als diskriminativer Hinweisreiz für den folgenden Verhaltensschritt

Stimuli

Leiter (SD) Hochklettern

Reaktionen

Platform, Seil (SR, SD) am Seil ziehen

Tür öffnen (SR, SD) durch den Tunnel Rennen

Rutsche (SR, SD) Rutsche heruntergleiten

Anblick des Hebels

(SR, SD)zum Hebel rennen

Hebel in Reichweite

(SR, SD) Hebel drücken

Futterpellet (SR)

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Verhaltenskonsequenzen als Verstärker

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Verstärkung und Verhaltenskontrolle

Skinner: Wie kann Verhalten durch Umweltreize kontrolliert werden?

Methode: Messung der Reaktionsrate von Versuchstieren in der Skinner-Box in Abhängigkeit von den Konsequenzen des Verhaltens

U.V.: Art des „Verstärkers“ und Verstärkungspläne

Was aber ist ein „Verstärker“?

Operationale Definition: Verstärker = jeder Reiz, der die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöht

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Arten von Verstärkern

Verhaltenskonsequenz

Angenehmer Reiz Unangenehmer Reiz

Auf die Reaktion folgt ein Reiz

Positive Verstärkung

(Belohnung)

Bestrafung 1. Art

Reaktion eliminiert oder vermeidet Reiz

Bestrafung 2. Art

(Omission training)

Negative Verstärkung

(Flucht / Vermeidung)

Reiz (Verhaltenskonsequenz)

Angenehmer Reiz Unangenehmer Reiz

Auf die Reaktion folgt ein Reiz

Futter, Lob, Geld Schmerz, Tadel

Reaktion eliminiert oder vermeidet Reiz

Futter, Lob, Geld wird entzogen

Schmerz wird beendet Tadel wird nicht erteilt

(Die Pfeile geben an, ob die Reaktionsrate zu- oder abnimmt)

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Primäre und sekundäre Verstärker

Primäre Verstärker

• Wirken ohne vorherige Lernerfahrung verstärkend (z.B. Futter, Schmerz)

Sekundäre Verstärker

• Neutrale Reize, die durch Paarung mit primären Verstärkern selbst zu Verstärkern werden

- Tier: Bestimmter Laut, der mit Futtergabe assoziiert wird

- Mensch: Geld

( vgl. Klassisches Konditionieren 2. Ordnung: neutraler CS erhält Qualitäten eines US)

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Verstärkungspläne

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Verstärkungspläne

Skinner untersuchte Bedingungen, unter denen neues Verhalten gelernt und wieder verlernt wird (Erwerb bzw. Löschung) (Ferster & Skinner, 1957).

Verstärkungspläne legen fest, wie häufig bzw. nach welchen Zeitintervallen Verstärker gegeben werden

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Verstärkungspläne

Verstärkungspläne

Kontinuierlich jede gewünschte

Reaktion wird verstärkt

Intermittierend Nur einige Reaktionen

werden verstärkt

Quotenplan Bestimmte Anzahl von Reaktion wird verstärkt

Variabel z.B. eine Reaktion wird im Durchschnitt nach 5

Minuten verstärkt

Intervallplan Nach einem bestimmten

Zeitintervall wird verstärkt

Variabel z.B. im Durchschnitt

wird 1/5 der Reaktionen verstärkt

Konstant z.B. die erste Reaktion, die nach Ablauf von 5 Minuten

erfolgt, wird verstärkt

Konstant z.B. genau jede 5.

Reaktion wird verstärkt

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Verstärkungspläne

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Ein Beispiel: Lernverhalten von College-Studenten

Mawhinney et al. (1971): durchschnittliche Zahl von Lernminuten pro Tag

(a) tägliche Tests

(b) größere Prüfung am Ende einer der Drei-Wochen-Phasen

0

60

120

180

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40

Täglich 3 Wochen Täglich 3 Wochen

Sitzungen

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Kumulative Verhaltensaufzeichnung

keine Reaktionen

schnelle Reaktionen

Verlangsamung

Beschleunigung

Verstärker

langsame Reaktionen

Papier bewegt sich langsam

in diese Richtung

Gluck, Mercado and Myers: Learning and Memory, Copyright © 2008 by Worth Publishers

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Auswirkungen von Verstärkungsplänen

FR: konstante Reaktionsrate bis zur Verstärkergabe u. kurze Pause nach jedem Verstärker FI: nach Verstärkergabe zunächst keine Reaktionen; Zunahme der Reaktionsrate gegen Ende des Intervalls VR: Konstante Reaktionsrate ohne Nachverstärkungspause VI: Konstante Reaktionsrate

Anzahl von

Reaktionen

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Auswirkungen von Verstärkungsplänen auf die Löschung

Kontinuierliche Verstärkung: Verhalten wird schnell erworben, wird aber auch schnell wieder gelöscht, wenn Verstärker ausbleibt

Intermittierende Verstärkung viele höhere Löschungsresistenz

• Bsp.: Bettelnder Hund am Tisch, der bei jedem 10. Versuch ein Stück Wurst bekommt

• Bsp.: Getränkeautomat vs. Spielautomat

Erklärung: Generalisierungsabnahme

• Kontinuierliche Verstärkung: Lebewesen hat nie Durchgänge ohne Verstärkung erlebt Lern- und Löschphase sind sehr verschieden

• Intermittierende Verstärkung: In Lernphase gibt es viele Durchgänge ohne Verstärker Lern- und Löschphase sind ähnlich

Kognitive Erklärung: Lebewesen lernt, dass u. U. viele Reaktionen zur Erlangung des Verstärkers notwendig sind und bildet entsprechende Erwartungen aus

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Wahlverhalten

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Zwei konkurrierende Verstärkungspläne

VI 60“

• Verstärkt wird die erste Reaktion, die nach einem Intervall von durchschnittlich 60 Sekunden gezeigt wird

VI 120“

• Verstärkt wird die erste Reaktion, die nach einem Intervall von durchschnittlich 120 Sekunden gezeigt wird

?

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Herrnsteins (1961) Matching Law

Optimales Verhalten = Maximierung des erhaltenen Futters

Gluck, Mercado and Myers

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R1 ___________

R1+R2

V1 ___________

V1+V2 =

66% 33%

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Verhaltensökonomie

Gluck, Mercado and Myers

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