Predigtskript 2008-10-12, HG 2, Frucht Des Heiligen Geistes

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existiert einfach nicht.“ Unsere Quelle des lebendigen Wassers ist unser Herr: „Ohne mich könnt Ihr nichts tun.“ Und je enger wir in Gemeinschaft mit ihm sind, desto mehr nehmen wir von seinem Wesen in uns auf—und werden ihm ähnli- cher. Das ist das Spannende: Das Wachstum vom Obst am Baum geschieht automa- tisch, wenn er nur die richtigen Nährstoffe bekommt. Er ist so gemacht, er kann gar- nicht anders. Und mit uns ist es genauso: Wir sind, wie C.S. Lewis schreibt „Maschinen, die dafür gemacht sind, Gott als Brennstoff zu ha- ben“. Weinreben, die lebendig mit dem Weinstock verbunden bleiben, tragen reichlich Frucht. Christen, die eng mit Je- sus verbunden bleiben, tragen ebenfalls reichlich Frucht. Und damit kommen wir zu der Frage, wie wir das denn konkret machen. Was braucht man, um Gemeinschaft zu pfle- gen? Anleitungen? Formeln? Wissen? Nein, alles nicht. Das einzige, was man wirklich braucht, ist Zeit. Dabei hat mich etwas sehr nachdenklich gemacht. Ich habe mal bei unserer Umfra- ge alle Antworten sortiert nach „Betrifft den Einzelnen allein, Dinge, die er allein tut“ und „Dinge, die er in einer Gruppe tut“. Wisst Ihr, was dabei herausgekommen ist? Schaut mal: Links steht alles, was den Einzelnen alleine betrifft (sein Innenle- ben, seine Werte, sein persönlicher Glaube, und was er alleine tut). Rechts steht, was er gemeinsam mit ande- ren tut. Merkt Ihr was? Man könnte dieses Diagramm zusammen- fassen als „Plädoyer für den Solochristen“ oder „Lieber einsam als gemeinsam“. Mit anderen Worten sagt es: Was der Heilige Geist mit Dir tut, ist völlige Privatsache in dem Sinn, dass Du völlig auf Dich selbst gestellt bist. Nur eine einzige Zeile passte auf die rechte Seite, und sie lautete: „Er sucht Gemeinschaft“. Mir zeigt dieses Schaubild, dass wir eine Gemeinde sind, die keine Zeit für Gemein- schaft hat. Schon Zeit für Arbeit, es wird viel gearbeitet bei uns. Aber wenig Zeit für Gemeinschaft. Und das wundert mich garnicht, wenn ich am Donnerstag in die Gebetsstunde schaue. Ich habe mich manchmal schon gefragt, ob ich sie nicht ausfallen lassen soll mangels Beteiligung. Seid doch wie der Baum und holt Euch, was Ihr braucht. Im gemeinsamen Gebet am Donnerstag. Oder auch im Gebets- trio—wichtig ist, dass Ihr Gemeinschaft habt und dass Ihr betet. Denn ohne Le- benswasser keine Frucht. Sagt Euch: Gebetsgemeinschaft—das gönne ich mir! Lasst Euch nicht von der Welt hetzen, sondern bestimmt Euer Leben selbst. Amen. Wolfgang v. Ungern-Sternberg Tel. 055 241 16 35 [email protected] Gemeinschaft braucht Zeit. Wieviel Zeit habe ich? „Früchte des Geistes“ bringen heisst: Jesus ähnlicher werden Liebe Gemeinde Erinnert Ihr Euch noch an unsere Gemein- defreizeit im Südtirol? Mir haben beson- ders auch die schönen Apfelbaumplanta- gen gefallen. Wenn ich mir diese Apfelblü- ten so anschaue … eigentlich hätten wir doch einen dieser schönen, blühenden Zweige mitnehmen können, dann hätten wir jetzt noch einewunderbare Erinnerung an die Ferienwoche! Wir könnten jetzt wunderschöne, knackige, saftige Äpfel essen, von unserem eigenen, selbst mit- gebrachten Apfelzweig! … Ich sehe zwei- felnde Gesichter? Gar belustigte? Haben wir vielleicht etwas vergessen? Ach ja, tatsächlich… der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt man, und der Ap- felzweig … reift nicht weit vom Apfelbaum. Das einzige Mal, dass das funktioniert hat, das ein Zweig ohne Baum Früchte trägt, war im Alten Testament … und das war eine andere Geschichte, ein ganz beson- deres Wunder. Normale Zweige müssen an ihrem Baum dranbleiben, sonst ist da nichts mit dem wachsen, sonst kann man die Äpfel höchstens drankleben, sonst wird da nichts. Was der Zweig, was der Apfel braucht, ist, dass ihnen die Lebenskraft, der Lebenssaft vom Baum her zufliesst. Es ist ganz genau so, wie es in der Bibel steht: „1 Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Falkenstrasse 1 8630 Rüti Predigt vom 12. Oktober 2008 Gal 5, 22f.; Joh 15, 1.4.5.

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existiert einfach nicht.“ Unsere Quelle des lebendigen Wassers

ist unser Herr: „Ohne mich könnt Ihr nichts tun.“ Und je enger wir in Gemeinschaft mit ihm sind, desto mehr nehmen wir von seinem Wesen in uns auf—und werden ihm ähnli-cher. Das ist das Spannende: Das Wachstum vom Obst am Baum geschieht automa-tisch, wenn er nur die richtigen Nährstoffe bekommt. Er ist so gemacht, er kann gar-nicht anders. Und mit uns ist es genauso: Wir sind, wie C.S. Lewis schreibt „Maschinen, die dafür gemacht sind, Gott als Brennstoff zu ha-ben“. Weinreben, die lebendig mit dem Weinstock verbunden bleiben, tragen reichlich Frucht. Christen, die eng mit Je-sus verbunden bleiben, tragen ebenfalls reichlich Frucht. Und damit kommen wir zu der Frage, wie wir das denn konkret machen. Was braucht man, um Gemeinschaft zu pfle-gen? Anleitungen? Formeln? Wissen? Nein, alles nicht. Das einzige, was man wirklich braucht, ist Zeit.

Dabei hat mich etwas sehr nachdenklich gemacht. Ich habe mal bei unserer Umfra-ge alle Antworten sortiert nach „Betrifft den Einzelnen allein, Dinge, die er allein tut“ und „Dinge, die er in einer Gruppe tut“. Wisst Ihr, was dabei herausgekommen ist?

Schaut mal: Links steht alles, was den Einzelnen alleine betrifft (sein Innenle-ben, seine Werte, sein persönlicher Glaube, und was er alleine tut). Rechts steht, was er gemeinsam mit ande-ren tut. Merkt Ihr was?

Man könnte dieses Diagramm zusammen-fassen als „Plädoyer für den Solochristen“ oder „Lieber einsam als gemeinsam“. Mit anderen Worten sagt es: Was der Heilige Geist mit Dir tut, ist völlige Privatsache in dem Sinn, dass Du völlig auf Dich selbst gestellt bist. Nur eine einzige Zeile passte auf die rechte Seite, und sie lautete: „Er sucht Gemeinschaft“. Mir zeigt dieses Schaubild, dass wir eine Gemeinde sind, die keine Zeit für Gemein-schaft hat. Schon Zeit für Arbeit, es wird viel gearbeitet bei uns. Aber wenig Zeit für Gemeinschaft. Und das wundert mich garnicht, wenn ich am Donnerstag in die Gebetsstunde schaue. Ich habe mich manchmal schon gefragt, ob ich sie nicht ausfallen lassen soll mangels Beteiligung. Seid doch wie der Baum und holt Euch, was Ihr braucht. Im gemeinsamen Gebet am Donnerstag. Oder auch im Gebets-trio—wichtig ist, dass Ihr Gemeinschaft habt und dass Ihr betet. Denn ohne Le-benswasser keine Frucht. Sagt Euch: Gebetsgemeinschaft—das gönne ich mir! Lasst Euch nicht von der Welt hetzen, sondern bestimmt Euer Leben selbst. Amen.

Wolfgang v. Ungern-Sternberg Tel. 055 241 16 35 [email protected]

Gemeinschaft braucht Zeit. Wieviel Zeit habe ich?

„Früchte des Geistes“ bringen heisst: Jesus ähnlicher werden

Liebe Gemeinde Erinnert Ihr Euch noch an unsere Gemein-defreizeit im Südtirol? Mir haben beson-ders auch die schönen Apfelbaumplanta-gen gefallen. Wenn ich mir diese Apfelblü-ten so anschaue … eigentlich hätten wir doch einen dieser schönen, blühenden Zweige mitnehmen können, dann hätten wir jetzt noch einewunderbare Erinnerung

an die Ferienwoche! Wir könnten jetzt wunderschöne, knackige, saftige Äpfel essen, von unserem eigenen, selbst mit-gebrachten Apfelzweig! … Ich sehe zwei-felnde Gesichter? Gar belustigte? Haben wir vielleicht etwas vergessen? Ach ja, tatsächlich… der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt man, und der Ap-felzweig … reift nicht weit vom Apfelbaum. Das einzige Mal, dass das funktioniert hat, das ein Zweig ohne Baum Früchte trägt, war im Alten Testament … und das war eine andere Geschichte, ein ganz beson-deres Wunder. Normale Zweige müssen an ihrem Baum dranbleiben, sonst ist da nichts mit dem wachsen, sonst kann man die Äpfel höchstens drankleben, sonst wird da nichts. Was der Zweig, was der Apfel braucht, ist, dass ihnen die Lebenskraft, der Lebenssaft vom Baum her zufliesst. Es ist ganz genau so, wie es in der Bibel steht: „1 Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner.

Falkenstrasse 1 8630 Rüti

Predigt vom 12. Oktober 2008

Gal 5, 22f.; Joh 15, 1.4.5.

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4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Wein-stock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“

Joh 15 Warum bringe ich Euch jetzt eigentlich diese Stelle mit, wenn wir doch eigentlich in einer Serie über den Heiligen Geist sind und heute über Geistesfrüchte sprechen wollen? Aus einem ganz einfachen Grund: Bevor wir uns den Kopf darüber zerbre-chen, was die Früchte des Geistes im Einzelnen sind und wie sich sich äussern, müssen wir eine viel grundsätzlichere

Frage klären: Wie schaffen wir die optima-len Wachtumsbedingungen dafür? Wisst Ihr, wir stecken nämlich alle so randvoll mit Ideen dafür, wie ein „richtiges“ christliches Leben aussieht (denn nichts anderes bedeutet die Frage vom leztten Sonntag „Woran kann man erkennten, dass jemand viel Heiligen Geist hat?“ ja). Ich bin wirklich angenehm überrascht, wie viel Euch dazu eingefallen ist, was „viel Heiliger Geist“ im Leben eines Menschen alles bewirken könnte. Ein Übersichtsbild seht Ihr hier klein, nur als Idee dafür, wie viele verschiedene Antworten es gegeben hat. Wer möchte, dem schicke natürlich gerne das Blatt in gross (mein Email steht wie immer hinten auf dem Skript). Es sind eine Menge Ideen, die Ihr dort gehabt habt, und wenn ich das sehe, freut

es mich auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite denke ich: „Entsteht da nicht Leistungsdruck?“ Man überlege, es sind genau 40 Haupt-punkte, unter die ich die einzelnen Ideen sortiert habe, und total einzelne Aussagen sind es über 130 (z.T. Nuancen der Hauptideen, z.T. einfach Stichworte). Da könnte man nun schon ordentlich ins Nachdenken kommen und sich eine lange Checkliste machen, und mit der käme man wahrscheinlich bald ins Schleudern...

„Erfolgreiche Menschen sind Listenma-cher“ hört man manchmal, wenn es um Zeitplanung und Organisation geht. Die Liste zu haben ist gut, aber noch wichtiger ist die Frage: Wie kann es dazu kommen, dass sich das entwickelt? Kommen wir nochmal zurück zu unserem

Früchte des Geistes wachen aus der engen Verbindung mit Jesus Apfelbaum: Die Zweige wachsen nur, so

lange sie am Baum sind. Nur dann tragen sie Früchte. Ganz genauso ist das mit den „Früchten des Geistes“. Wir wissen alle in etwa, wel-che das sind: „22 Die Frucht aber des Geistes ist Lie-be, Freude, Friede, Geduld, Freundlich-keit, Güte, Treue, 23 Sanftmut, Selbstbeherrschung; ge-gen all dies ist das Gesetz nicht.“

Gal 5 Die meisten dieser Begriffe sind selbster-klärend, wir haben kein Problem damit, sie zu verstehen. Die Frage ist nur, wie bekommen wir sie? Was macht ein Baum, wenn er Früchte tragen will? Schaut er sich in die Krone, zählt nach, wie viele Äpfel er schon hat und brummt dann vor sich hin: „Hm, ich sollte dringend noch ein paar mehr ma-chen. Wie mache ich das bloss?“

Nein, das tut er nicht. Der Baum sagt sich nur eins: „Ich habe Durst, ich brauche Wasser. Ich will meine Wurzeln zum Was-ser hinstrecken (und meine Blätter zur Sonne), dann kriege ich, was ich brau-che.“ Der Baum ist in gewissem Sinne sehr egoistische, er befriedigt nämlich seine Bedürfnisse. Genau das sollen wir auch tun. C.S. Lewis hat geschrieben: „Gott hat die menschliche Maschine so geschaffen, dass sie ihn selbst [wie als Treibstoff] braucht. Er selbst ist der Treibstoff, für den unsere Geister gemacht sind, dass sie ihn verbrennen, die Speise, für die unsere Geister gemacht sind, dass sie sich davon ernähren. Es gibt keinen ande-ren. Das ist der Grund, warum es keinen Sinn hat, Gott zu bitten, dass er uns glück-lich macht, ohne uns mit Religion ab-zugeben. Gott kann uns Glück und Frie-den nicht losgelöst von ihm selbst geben, deswegen, weil es das garnicht gibt. Es