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Praxisprojekt Wieviel Psychologie muss in einen Blockbuster?
Tag X - Der BerichtDorian Gorr, Jens Hofmann, Patrick Wichmann, Semra Akkus, Kezban Iscan und Sara Wendhack
Praxisprojekt “Wieviel Psychologie muss in einen Blockbuster?”
Tag X - Der Bericht
Inhalt1. Einleitung .................................................................................................... 3 1.1. Handlung ...................................................................................................................3 1.2.TechnischeMittel ......................................................................................................3
2. Glossar ..................................................................................................... 4 2.1.DargestelltepsychologischeEffekte ..........................................................................4 2.1.1.Deindividuation ...........................................................................................4 2.1.2.Bystander-Effekt ..........................................................................................4 2.2.GestaltendepsychologischeEffekte ..........................................................................5 2.2.1 Schemata .....................................................................................................5 2.2.2 Stereotype ...................................................................................................5 2.2.3ExcitationTransfer .......................................................................................6 2.2.4.DramaturgischeFunktionenvonFilmmusik ................................................7 2.2.5.MusikalsLeitmotivtechnik .........................................................................7 2.2.6.DeskriptiveTechnikvonFilmmusik ............................................................7 2.2.7. Spannungserzeugung ..................................................................................7 2.2.8. Subliminale Bilder .......................................................................................7 2.2.9.ParasozialeInteraktion ................................................................................8 2.2.10. Sozialer Vergleich ......................................................................................8 2.2.11. Change Blindness ......................................................................................9
3. Psychologische Effekte .................................................................................. 10 3.1SzenenübergreifendeEffekte ......................................................................................10 3.1.1. Schemata ....................................................................................................10 3.1.2. Sozialer Vergleich ........................................................................................10 3.2.PsychologischenEffekteineinzelnenSzenen .............................................................11 3.2.1 Traumszene im Badezimmer ........................................................................11 3.2.2 Tag 1: Frühstück ...........................................................................................11 3.2.3 Tag 1: Im Zug ................................................................................................12 3.2.4 Tag 2: Aufstehen ..........................................................................................12 3.2.5 Tag 2: Im Zug ................................................................................................13 3.2.6 Tag 2: Referat ...............................................................................................13 3.2.6 Tag 2: Sport ..................................................................................................14 3.2.7 Tag 3: Aufstehen ...........................................................................................14 3.2.8Tag3:Kaffeebecher ......................................................................................14 3.2.9 Tag 3: Amok ..................................................................................................15 3.2.10Outtakes .....................................................................................................16
4. Fazit ..................................................................................................... 17 4.1. Was haben wir erreicht?.............................................................................................17 4.2. Was haben wir nicht erreicht und warum? ................................................................17 4.3. Ausblick ......................................................................................................................18
5. Quellenverzeichnis ........................................................................................ 19
1. Einleitung
Im Rahmen des Praxisprojekts „Wieviel Psychologie muss in einen Blockbuster“ bei Frau Prof. Dr.
Nicole Krämer hat die Gruppe, bestehend aus Dorian Gorr, Jens Hofmann, Patrick Wichmann, Semra
Akkus,KezbanIscanundSaraWendhack,einenKurzfilmgedreht,anhanddessenBeispieldeutlich
gemachtwerdensoll,inwiefernsichpsychologischeEffekteinFilmenvorfindenlassenundwiediese
dazueingesetztwerdenkönnen,umeinenFilmzugestaltenundgegebenenfallseinebestimmteWir-
kung beim Zuschauer zu erzielen.
1.1. Handlung
ImMittelpunktdesKurzfilms„TagX“stehteinejunge17-jährigeProtagonistin,derenNamenichtim
FilmauftauchtunddieimFolgendenlediglich„X“genanntwird.ImLaufederSpielzeitdesFilmes,
derdreiTageihresLebenszeigt,widerfahrenderProtagonistinjedeMengeärgerliche,alltägliche
Zwischenfälle,diedafürsorgen,dasssieineinerSituation,indersichihrdieMöglichkeitbietet,die
Kontrolle verliert und zur Mörderin wird.
1.2. Technische Mittel
In weiten Teilen wurden Leihgeräte der Universität Duisburg-Essen genutzt. Mehrere Innenaufnah-
menwurdenmiteinerkomplettenBeleuchtungsanlageerstellt,fürdenTonkamzusätzlicheinRicht-
mikrofon mit Mirkofonarm zum Einsatz. Die meisten Szenen wurden außerdem mit einer zusätzlich
privatgeliehenenKameraaufgezeichnet.DerSchnittunddieEffektewurdenindenProgrammender
AdobeCreativeSuitrealisiert,primärPremierePro,AfterEffectsundPhotoshop.BisaufSzenenfür
FüllmaterialwurdefüralleSzenendasDrehbuchkomplettaufbereitet,ummöglichstunabhängigvom
späterenSchnittmehrfachverwendeteEinstellungenamStückdrehenzukönnen.
Das Adobe Premiere Pro Interface
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2. Glossar
ImFolgendenwirdeinGlossaraufgeführt,dasdiepsychologischenEffekte,diespätereinzelnenSze-
nen zugeordnet werden, generell erläutert. Hierbei wurden die sozial- und medienpsychologischen
EffekteinzweiverschiedeneEbenenunterteilt.
2.1. Dargestellte psychologische Effekte
In einzelnen Szenen werden sozialpsychologische Phänomene dargestellt. Die Charaktere im Film wer-
denselbst„Opfer“einespsychologischenEffektsundanhandihresVerhaltenslässtsicherklären,was
dieserpsychologischeEffektaussagtbeziehungsweisebewirkt.DabeiwirdderpsychologischeEffekt
Teil der Handlung.
2.1.1. Deindividuation
AlsDeindividuationbezeichnetmanes,dassnormaleVerhaltenseinschränkungenbeimEinzelnenge-
lockertwerden,wennersichineinerGruppebefindet.Dabeikommtesvermehrtzuimpulsivenund
vondergesellschaftlichenNormabweichendenHandlungen.PostmesundSpears(1998)untersuch-
ten mehr als sechzig Studien im Rahmen einer Metaanalyse und kamen zu dem Ergebnis, dass eine
KorrelationvorliegtzwischenderDeindividuationunddemAusmaßmitdemGruppennormenbefolgt
werden.Siegehendavonaus,dasseinZustandderDeindividuationdazuführt,dassdiesonstgegebe-
nenNormenaußerAchtgelassenundstattdessendiespezifischenGruppennormenbefolgtwerden.
2.1.2. Bystander-Effekt
Alsbystander-EffektbezeichnetmandieTatsache,dassbeizunehmenderZeugenanzahleinesUn-
glücksoderbeieinerSituation,indereinePersonHilfebenötigt,esumsowenigerwahrscheinlich
wird,dassirgendjemanddemOpferhilftbeziehungsweiseeinschreitet.DarleyundLatanékamen
inihrenUntersuchungenzumbystander-EffektzudemErgebnis,dassProbanden,dieglaubten,sie
wärendieeinzigenZeugeneinesepileptischenAnfalls,meistsofortHilfeleisteten.Wennsichlediglich
ein weiterer Zeuge in der Nähe befand, war die Wahrscheinlichkeit der Hilfeleistung geringer und die
Reaktionszeitlänger.DieseErgebnissewerdenmitzunehmenderZeugenanzahlnochextremer.
LatanéundDarleyerstellteneinEntscheidungsdiagrammzurbystander-Intervention.Diesesunter-
teiltfünfSchritte,diegetanwerdenmüssen,damiteszueinerHilfestellungunddemnachnichtzum
bystander-Effektkommt.1.DasEreignismussbemerkt,alsowahrgenommenwerden.2.DasEreignis
mussalsNotfallinterpretiertwerden.3.Verantwortungmussübernommenwerden.4.DiePerson
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mussdiepassendeArtderHilfeleistungkennen,sprichfüreinesolcheSituationdienötigeErfahrung
und Kompetenz mitbringen. 5. Die Entscheidung muss umgesetzt werden. Dies geschieht nicht, wenn
die Kosten für die Hilfeleistung zu hoch sind, also beispielsweise ein Eingreifen den Helfenden selbst in
Gefahr bringen würde.
2.2. Gestaltende psychologische Effekte
MitHilfevonpsychologischenEffektenwurdenSituationenundPersonendesFilmsgestaltet,umeine
Interpretationzuerleichtern,ineinebestimmteRichtungzulenkenodereinebestimmteWirkung
beimZuschauerhervorzurufen.HierbeihängtdieWirkungderEffektevomZuschauerselberab–je
nachpersönlicherPrädispositionkönnenSzenenunterschiedlichinterpretiertundEffektegarnicht
oder in unterschiedlicher Intensität wahrgenommen werden.
2.2.1 Schemata
Schematasindeinhäufigesundinvielfälti-
gem Zusammenhang betrachtetes Phänomen.
Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Fähigkeit
des Menschen, einzelne Wahrnehmungen
durchInformationen,diesichbereitsimGe-
dächtnisbefinden,zuergänzen.SozumBei-
spielbeiderErwähnungdesBegriffs„Polizist“:
diemeistenLeutewerdensofortanbestimmte
Eigenschaftendenken:männlich,rechtkräftige
Statur,Waffe,Uniform.DieseEigenschaften
sind bei den entsprechenden Personen Teil des
Schemas „Polizist“. Genauso ergänzen Menschen jeden Tag in jedem Moment ihres Lebens das Bild,
das ihnen ihre Umwelt liefert.
2.2.2 Stereotype
AufgrundderbegrenztenkognitivenKapazitätdesMenschenneigterzurVerwendungvonStereoty-
penalsAbkürzung.JederMenschhatinseinemKopfBildervonbestimmtenPersonengruppen.Bei-
spielsweisehatjederMenscheinebestimmteVorstellungeinesFansvonHeavyMetal-Musik.Diese
Stereotypen entstehen vor einem kulturellen Hintergrund und durch eigene Erfahrungen. Deswegen
sindsieinnerhalbeinerKulturoftmalssehrähnlich.
Konkret bedeutet dies, dass eine Gruppe von Menschen generalisiert wird, sprich allen Gruppenmit-
gliedernwerdenidentischeEigenschaftenzugeschriebenunddienatürlichvorhandenenVariationen,
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dieesunterdenGruppenmitgliederngibtunddieeinemtiefimInnerenauchbewusstsind,werden
außer Acht gelassen.
Für Filmemacher bietet sich die Verwendung von Stereotypen an, um dem Zuschauer ohne großen
AufwanddetaillierteInformationenübergezeigtePersonenzuliefern.Soferneinentsprechendes
Stereotypaktiviertwird,ergänztderZuschauerseinerVorstellungentsprechendInformationenüber
weitere Details dieser Person.
2.2.3 Excitation Transfer
Die Bilder und Darstellungen, die durch einen Film auf einen Rezipienten einwirken, erzeugen meist
neuronale und sympathische Erregung. Wohingegen die neuronale schnell wieder abbaut, hält die
symphatischelängeran.DieseErregungüberdauertmeistdenMomentderErzeugung.Esverbleiben
sogenannteErregungsresiduen,alsoResterregung,dielangsamabgebautwird.Begünstigtwirddas
beispielsweisedurchschnelleFilmschnitte,diedemRezipientennichtdieZeitlassen,dieErregungder
vorherigenBilderabzubauen,sondernneueStimulidarbieten,dieebenfallsfürErregungsorgen.Laut
Zillmann(1971)istesmöglich,dassdieseErregungeinernachfolgenden,anderenQuellezugeschrie-
ben wird. Voraussetzung dafür ist, dass dem Rezipienten nicht bewusst ist, dass seine Erregung auf
die Bilder des Films zurückzuführen ist. Der Mensch verspürt eine Erregung und muss diese irgend-
einerQuellezuordnen.DasResultatist,dasseineQuelle,dieebenfallsfüreineErregungsorgt,noch
extremerwahrgenommenwird.EsfindeteineFehlattributionstatt.
BeispielsweisekamenFoster,Witcher,CampbellundGreen(1998)zudemErgebnis,dassemotionsin-
duzierendeFilmedafürsorgen,dasseineanschließendpräsentierte(gegengeschlechtliche)Stimulus-
personalsnochattraktivereingestuftwird.
EinEffekt,dersichangesichtsdesExcitationTransfersdenFilmemachernanbietet,istdassogenannte
„comicrelief“.DabeifolgtaufeineernsthafteundgefahrvolleSzeneeinelustige,beiderdieResterre-
gungverbrauchtwerdenkannunddieimZugedessenalsnochlustigerwahrgenommenwird.
2.2.4. Dramaturgische Funktionen von Filmmusik
AlsdramaturgischeFunktionenvonFilmmusikkönnendieAufgabenbezeichnetwerden,dieeine
FilmmusikfürdieunmittelbargegenwärtigedramatischeHandlungübernimmt.Einederwichtigsten
FunktionenvonFilmmusikistdieAbbildungderStimmungunddieVerstärkungdesAusdrucks.Dabei
kann Musik dafür eingesetzt werden, um die Spannungsentwicklung zu unterstützen und Höhepunkte
herauszuarbeiten, sowie zum Verdichten und Generieren von Atmosphäre. Außerdem dient die Musik
derVerdeutlichungseelischerVorgängeundsymbolisiertEmpfindungenundLeidenschaften.
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2.2.5. Musik als Leitmotivtechnik
ÜberMusikkanneininnerfilmischesAssoziationsnetzaufgebautwerden.DabeiwirddieMusikals
Leitmotiv,dasalsHinweisreizdient,verwendet,wodurchderAbrufvonGedächtnisinhaltenerleich-
tertwirdundesfürdenRezipienteneinfacherwird,einebestimmteStimmungineineSzenehineinzu
interpretieren.
2.2.6. Deskriptive Technik von Filmmusik
AlsmusikalischeDeskriptionbezeichnetmandieErgänzungdesBildesdurchImitationoderStilisie-
rungvonGeräuschen,sowiedieUnterstreichungvonBewegungsabläufenundSchnittabfolgen.Eine
derdeskriptivenTechnikenvonFilmmusikistdasBeschreibenderBewegungaufdemBildschirm
durchdieMusik,einenEffekt,denmanauch„Mickeymousing“nennt.DabeiwirdeineSynchronisa-
tionzwischenBildundTonerzielt,diedafürsorgt,dasseinzelneSzenenhervorgehobenwerdenund
der Bedeutungsgehalt des Bildes gesteigert wird.
2.2.7. Spannungserzeugung
LautSchwab(2008)wirdSpannungentweder
durch den Gesamtplot oder durch Einzelsequen-
zen erzeugt, in denen beispielsweise das Schicksal
eines Protagonisten ungewiss erscheint. Dabei
trägt bei dem Gesamtplot die generelle Frage
desendgültigenSchicksalsdesProtagonistenam
Ende der Geschichte zur Erzeugung von Spannung
bei. Die Spannung, die durch Einzelereignisse
generiert wird, sorgt in erster Linie dafür, dass der
Rezipient an die Handlung des Films gebunden
wird.DabeiwirdoftmalsmitderUnsicherheitdesRezipientenhinsichtlichdesAusgangseineskurz-
fristigen,aktuellenEreignissesgearbeitet.
2.2.8. Subliminale Bilder
EinvoralleminderWerbebrancheweitläufigdiskutiertesPhänomensindsubliminaleBilderbezie-
hungsweisediemitihnenverbundenesubliminaleWahrnehmung.DieserEffektbeschreibt,dass
Bilder, die so kurz gezeigt werden, dass sie bewusst nicht wahrgenommen werden können, trotzdem
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einenEinflussaufdasVerhalteneinerPersonhabenkönnen.HierbeispieltvorallemdasPrimingeine
wesentlicheRolle.IndemnurkurzeineentsprechendeInformationgezeigtwird,zumBeispieldurch
das Ersetzen eines einzelnen Bildes in einem Film, erfolgt trotzdem ein unterbewusstes Priming beim
Rezipienten.Primingbedeutet,dasseingezeigterBegriffdiemitihmassoziiertenBegriffeoderauch
Handlungen dem Rezipienten salienter werden lässt. So konnte gezeigt werden, dass das Einblenden
einerbestimmtenGetränkemarkeineinenFilmdazuführte,dassdieZuschauerimAnschlusstatsäch-
lich mehr Getränke dieser Marke konsumierten. Allerdings musste hierfür schon ein gewisser Grund-
zustandvorhandensein–siemusstenbereitsDursthaben.
2.2.9. Parasoziale Interaktion
AlsparasozialeInteraktion(PSI)bezeichnetman
es, dass Zuschauer sich gegenüber im TV ge-
zeigtenPersonen(Personagenannt)verhalten,
als wären dies echte Personen, mit denen sie in
diesem Moment kommunizieren und interagie-
ren.DadieKommunikationvoneinerPersonim
TV zum Zuschauer einer Einbahnstraße gleicht,
nennenHortonundWohl(1956)diesenEffekt
parasozialeInteraktion.DieparasozialeInterak-
tionwirdbegünstigtdurcheinealsgeringwahr-
genommeneräumlicheDistanzderPersona(beispielsweisedurchGroßaufnahmen),dienon-verbale
Bezugnahme(beispielsweiseBlickindieKamera),sowiedieverbaleBezugnahme(direktesAnreden
derRezipienten).
Aus Sicht der Rezipienten unterscheidet man diverse PSI-Teilprozesse, deren Intensität während der
Rezeptionschwankenkann.Dieperzeptiv-kognitivenPSI-TeilprozessebeinhaltendieAspekteWahr-
nehmung,Denken,BewertenundErinnernimBezugaufdiePersona.DieaffektivenPSIbeziehensich
auf die Gefühle, die einer Persona entgegen gebracht oder von dieser ausgelöst werden. Die kona-
tivenPSInehmenBezugaufdiebeobachtbarenVerhaltensäußerungen,diedurchdiePräsenzeiner
Persona hervorgerufen werden.
2.2.10. Sozialer Vergleich
DersozialeVergleichbeschreibteinegrundlegendeEigenschaftdesMenschen,sichanhandanderer
Menschen zu kategorisieren und zu bewerten, wobei eine Ähnlichkeit zwischen vergleichender und
verglichener Person gegeben sein muss. Außerdem unterscheidet man zwischen aufwärts und ab-
wärts gerichtetem Vergleich. Generelles Ziel des sozialen Vergleichs ist es, den Selbstwert des Men-
schenzustabilisierenundzuerhöhen.BeimabwärtsgerichtetenVergleichistdiesesMotivamstärks-
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tenausgeprägt–derVergleichmiteinerunterlegenenPersonerhöhtdieEinschätzungdereigenen
Fähigkeiten und somit den Selbstwert. Der aufwärts gerichtete Vergleich steht hiergegen in einem
Kontrast.DadasZieltendenziell„besser“alsderVergleichendeist,könntemanhiervonnegativen
AuswirkungenaufdenSelbstwertausgehen.AllerdingsbietetdieseArtdieMöglichkeitderDefinition
von Zielen und erstrebenswerten Zuständen, was bei Personen mit einem tendenziell höheren Selbst-
wert durchaus noch zu einer Steigerung des Selbstwerts führen kann.
Dabei muss die Person, mit der man sich vergleicht allerdings nicht zwingend real sein. Nicht reale
CharaktereausderFilm-undFernsehlandschaftbietengenausodieMöglichkeit,sichmitihnenzu
vergleichen.
2.2.11. Change Blindness
ChangeBlindnesstrittmeistensnichtalsgewollterEffektauf,sondernvielmehralsArtefaktder
Filmproduktion.BeschriebenwirdhierbeidieUnfähigkeiteinesZuschauers,Änderungenvoneiner
Szenezurnächstenwahrnehmenzukönnen,solangesiedurcheinenSchnittgetrenntsind.Levineund
SimonsveranschaulichtendiesenEffektineinemExperiment,indemsiedenHauptdarstellereines
Filmsaustauschten.VielenZuschauernfielderWechselnichtauf.
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3. Psychologische Effekte
DerFilmwurdeaufBasisvonmehrerenpsychologisscheEffektenentwickelt,dieimFilmgeziegt
werdensollten.DabeigibtesEffekte,dieimgesamtenFilmpräsentsindundEffekte,diesichnurauf
einzelne Szenen beziehen.
3.1 Szenenübergreifende Effekte
3.1.1. Schemata
DieHauptdarstellerinaktivierteingewisses
Schema bei den Zuschauern. Aufgrund ihres
durchschnittlichen,normalenAuftretens,sei
es ihre Figur, Frisur oder Kleidung, werden
Zuschauer auch dazu neigen, sie als eine ganz
normale Schülerin wahrzunehmen und Infor-
mationenüber„normaleSchülerinnen“,die
beim Zuschauer in Schemata organisiert sind,
automatischdemBilddergezeigtenPerson
hinzufügen. Beispielsweise kann es sich hier-
beiumInformationenüberdieFreizeitgestaltungoderauchumdieArtdesFreundeskreiseshandeln,
wobeidieArtderInformationenvonderindividuellenPrägungdesZuschauersabhängt.
3.1.2. Sozialer Vergleich
Da die Hauptdarstellerin durchgehend im Film präsent ist, wird beim Zuschauer am ehesten ein
Vergleichsprozess mit ihr angestoßen. Durch die bereits angeführten, genutzten Schemata sollte eine
AssoziationeinermöglichstbreitenZuschauerschichtmitderHauptdarstellerinerreichtwerden,ge-
radeindemvomAlterundderLebenssituationderdargestelltenSchülerinähnlichenKerngruppedes
Zuschauerspektrums: Studenten und Schülern.
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3.2. Psychologischen Effekte in einzelnen Szenen
EsfolgteinechronologischeAuflistungderSzenendesKurzfilmsinklusiveeinerkurzenBeschreibung
derHandlungunddiezugehörigeZuweisungderpsychologischenEffekte,sowieeineBegründung,
warumderentsprechendeEffektandieserStellezufindenist.EswerdenjedochnichtalleSzenen
aufgeführt. Einzelne Szenen dienen lediglich als Füllmaterial für den Handlungsstrang und haben kei-
nen konkreten psychologischen Hintergrund, weswegen sie hier der Übersichtlichkeit zuliebe ausge-
lassen wurden.
3.2.1 Traumszene im Badezimmer
Handlung: XstehtineinemBadezimmerund
wäscht sich die Hände. Plötzlich sind ihre Hän-
devollerBlut,dasindenAbflussfließt.Gleich-
zeitighörtmanSchüsse.
Spannungserzeugung: In dieser Szene, welche
diebevorstehendeTragikvonXankündigt,wird
Spannung erzeugt und der Zuschauer an den
weiteren Verlauf der Geschichte gebunden.
Dabei handelt es sich weniger um eine Span-
nung, die durch den Gesamtplot erzeugt wird,
denn angesichts der Tatsache, dass diese Szene
dieEröffnungsszenedesKurzfilmsist,kenntderRezipientandieserStelledenGesamtplotnochnicht.
VielmehrhandeltessichumeinEinzelereignis,dasangesichtssolcherMotivewieplötzlichauftau-
chendem Blut und Schüsse für Unsicherheit beim Rezipienten sorgt. Verstärkt wurde dieser Eindruck
durch Subliminale Bilder: WährenddieSchussgeräuschehörbarsind,werdengleichzeitigmehrere
Einzelbilder,dieeineaufdenZuschauergerichteteWaffezeigen,füreinenanderSchwellederWahr-
nehmbarkeitliegendenMomenteingeblendetundprimendenZuschauerzusätzlichaufeinennegati-
ven,gewalttätigenAusgangdesFilms.
3.2.2 Tag 1: Frühstück
Handlung: DieFamilie,bestehendausMutter,Vater,derProtagonistinXundihremkleinenBruderDa-
niel,sitztamFrühstückstisch.MutterundVatererzählenXwiestolzsieaufsieseienunddasssiesich
keineSorgenmachensolle,dieKlausurwürdesieschonwieimmerschaffen.AufdieAufforderung,
dasssieetwasessensolle,spottetihrkleinerBruder,dassXdochaufDiätsei,woraufhindieseDaniel
den Kopf tätschelt und den Raum verlässt.
Parasoziale Interaktion:InzweiEinstellungenwirdindieserSzeneparasozialeInteraktionbegünstigt.
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ZuerstsprichtdieMutterdieProtagonistinan,anschließendgeschiehtdasgleichemitdemVater.Hier
wirdeineparasozialeInteraktiondadurchverstärkt,dassmandiewahrgenommeneDistanzmindert.
SowohlderVateralsauchdieMuttersindineinerGroßaufnahmezusehen.Weiterhinwirdnonverbal
Bezug auf den Rezipienten genommen. Beide Elternteile blicken während ihrer Großaufnahme frontal
indieKamera,wodurchderEindruckerwecktwird,dasssiedenRezipienten,derinderSichtvonX
steckt, anschauen.
3.2.3 Tag 1: Im Zug
Handlung:XsitztimZugundversuchtsich
auf ihre Klausurübung zu konzentrieren. Dabei
wird sie jedoch von der im Zug vorhandenen
Geräuschkulisse, wie Babygeschrei und Unter-
haltungen gestört.
Stereotypen: Die Unterhaltung, die man im
Hintergrund wahrnehmen kann, wird einen
GroßteilderRezipientenaneinenbestimmten
Stereotyp denken lassen. Das Gespräch, das
sich um „Weiber“, „Blackouts“ und „Kollegen“
dreht, wird vermutlich bei niemandem das Bild
einesspießigenAbiturientensausreichemHause,sonderneherdaseinesmittelmäßigenSchülersmit
Baseballcap und weiter Kleidung hervorrufen.
3.2.4 Tag 2: Aufstehen
Handlung:XliegtimBett.AufdemBoden
liegen Geschichtsbücher verstreut. Erneut klin-
geltderWecker.Xdrehtsichum.Mitoffenen
AugenliegtsieimBettundstarrtandieDecke.
SiesetztsichaufdieBettkanteundreibtsich
die Augen.
Musik als Leitmotivtechnik: In dieser Szene
läuftwährenddesAufstehensdieselbeMusik
(alsFremdton,alsofürdieProtagonistinnicht
hörbar),wieinderAufstehszenedesersten
Tages. Da bereits bei der ersten Aufsteh-Szene
dienegativenEmotionenderProtagonistindurchMimikundGestikdeutlichwurden,wirdnundurch
dasEinspielenderselbenMusikdieInterpretationdernegativenEmotionenerleichtert.
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3.2.5 Tag 2: Im Zug
Handlung: XsitztimZugundschautausdem
Fenster. Ein Mann humpelt auf Krücken quer
durch das Abteil auf sie zu und verlangt ihren
Platz. Nach einem kurzen Blickkontakt steht
Xauf,überlässtdemMannihrenPlatzundist
gezwungen, neben einem zweiten Mann zu
stehen.
Stereotyp:DergezeigteMannaktiviertein
Stereotyp beim Zuschauer. Dadurch, dass er
etwaskorpulenterist,diemimischeReaktion
derSchauspielerinundSchweißfleckenunter
der Achsel des Darstellers zu sehen sind, wird beim Zuschauer ein Stereotyp „Dicker Mann“ angespro-
chen, wodurch er darauf spekulieren wird, dass die beobachtete Person nicht nur dick und übelrie-
chend ist, sondern auch noch faul und weniger intelligent.
3.2.6 Tag 2: Referat
Handlung: XhältihrReferat,dassieamAbend
vorher vorbereitet hat, vor ihrer Schulklasse.
SiegerätinsStotternundspieltnervösanihren
Zettelnherum.NacheinigenSekundendes
StotternsäußerteineMitschülerindenabfäl-
ligen Kommentar „Ey, was will uns die Tomate
überhaupt sagen?“, was von einem Mitschüler
mit „Ja nix, hörst du doch, anscheinend hat sie
nichtszusagen!“beantwortetwird.Daraufhin
bricht das Gelächter aus, das sich im Verlauf in
Intensität und Lautstärke steigert. Das Geläch-
terfindetersteinEnde,alsdieLehrerindieKlasseauffordert,derReferentinetwasmehrRespekt
entgegenzubringen.DennochschafftXesnichterneutindasReferateinzusteigen,siewischtsich
durch das Gesicht, ist den Tränen nahe, schaut unbeholfen auf den Boden und packt schließlich ihre
Zettelzusammen.
Deindividuation: Geht man davon aus, dass Auslachen eine Verhaltensweise ist, die keinesfalls der
gesellschaftlichenNormentspricht,wirdandieserStellederEffektderDeindividuationgezeigt.Inder
Gruppe(indiesemFalldieSchulklasse)lockernhierdieeinzelnenSchülerihreVerhaltenseinschrän-
kungen,dasLachenwirdimmerlauterundintensiver,eineSchülerinzeigtsogarmitdemFingeraufX.
In diesem Moment avanciert das Auslachen zur akuten Gruppennorm, der die gesamte Klasse folgt.
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3.2.6 Tag 2: Sport
Handlung:WährendXjoggt,stolpertsieüber
einen Bordstein und fällt hin. Dies geschieht di-
rekt vor den Augen eines ihrer Mitschüler, der
sie(anstattihraufzuhelfen)auslachtundwei-
tergeht.XbleibtvorerstamBodenundrichtet
sich nur langsam auf. Ihr Blick ist gesenkt.
Change Blindness: In der späteren Sichtung
desMaterialsfielauf,dassimHintergrund
einerderTeilnehmerdesSetsunbeabsichtigt
sichtbar ist und sich im Verlauf der Szene aus
dem Bild bewegt. Dies wurde von Probezu-
schauernbemerkt.MittelseinereingeblendetenSzenekonntedieBewegungmaskiertwerden.Vor
demSchnittwarderTeilnehmerzusehen,imAnschlusswarerverschwunden.DasssichderHinter-
grund zwischen den Szenen geändert hat, wurde von den Zuschauern nicht wahrgenommen.
3.2.7 Tag 3: Aufstehen
Handlung:Xwachtauf.NochbevorderWe-
cker klingelt, liegt sie mit zerzausten Haaren
undoffenenAugenimBettundstarrtandie
Decke.
Deskriptive Technik von Filmmusik: In dieser
Szene wird die Musik nicht nur erneut als Leit-
motivverwendet,sondernauchdeskriptivein-
gesetzt.PassendzudemschnellerenSchnitt-
wechsel, der den Fokus abwechselnd auf den
gesamten Raum, Gegenstände im Raum und
dasGesichtvonXlegt,wirddieMusikrhyth-
misch unterlegt, wirkt dadurch schneller und hebt den Bedeutungsgehalt der Szene im Vergleich zu
den vorherigen Aufsteh-Szenen hervor.
3.2.8 Tag 3: Kaffeebecher
Handlung:DieLehrerinhälteinenVortragüberdieNationalversammlunginderFrankfurterPauls-
kirche. Man sieht mehrfach die gelangweilte Schulklasse, die wahlweise vor sich hin döst, an Finger-
nägelnherumspieltodermitdenFüßenwibbelt.XspieltmitihremKaffeebecherherum.Dieserfällt
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im „Eifer des Gefechts“ in ihren Schoß und
sorgt dafür, dass ein Fleck zurückbleibt. Als die
Pausenglocke das Ende der Stunde andeutet,
verlassenalleSchülerdenRaum,nurXbleibt
zurück.
Schemata: Da es sich um einen heißen Tag
handelt, werden mehrere Personen bei Ges-
ten, die für einen heißen Tag typisch sind
gezeigt. So sieht man in einer Großaufnahme
eine schwitzende Schülerin und einen anderen
Schüler,dersichLuftzuwedelt.DieseHinwei-
severmitteln,dassesindemdargestellten
Raum auch heiß und schwül ist, hierdurch dem
ZuschaueralsodasSchemaeineshitzigenTagessalientwirdunderweitereInformationenwieAußen-
temperatur oder Jahreszeit hinzufügt.
3.2.9 Tag 3: Amok
Handlung:NachderPausebetrittdieLehrerin
mit einem Polizisten das Klassenzimmer und
kündigt dessen Vortrag zum Thema Jugend-
kriminalitätan.WährenddesVortragsgehtX
inRichtungTafel,umdenleerenKaffeebecher
in den Mülleimer zu werfen. Währenddessen
fragt der Polizist, wem aus der Klasse schon
einmal etwas total Peinliches passiert sei, so
dass man am nächsten Tag am liebsten im
Erdboden versunken wäre. In diesem Moment
erblickendieSchülerdenKaffeefleckimSchritt
vonX,woraufhineineSchülerindemPolizistenantwortet:„SowaswiesichindieHosezumachen?“.
Die Klasse beginnt zu lachen, auch der Polizist und die Lehrerin können sich das beim Anblick des
Flecksnichtverkneifen.DaraufhinreißtXdemPolizistendessenPistoleausdemHolsterundschießt
ihnzuBoden.Mansiehtdiegeschockten,regungslosenGesichter,allerdingsgreiftniemandein,auch
nichtalsXdieLehrerinerschießt.ZumAbschlussschießtXmehrmalsindieKlasseundrichtetschließ-
lichdieWaffegegensichselbst.
Bystander-Effekt:Obwohloffensichtlichist,dassderPolizistHilfebraucht,rührtsichkeinerder
SchülervomFleck.FolgtmanderTheoriedesbystander-Effekts,derunteranderemvonDarley&
Latané(1970)undBatson&Darley(1973)begründetwurde,sokannmandavonausgehen,dasses
wahrscheinlichergewesenwäre,dasseinerderbetroffenenSchülereinschreitet,wenndieseweniger
gewesenwären.OrientiertmansichandemEntscheidungsdiagrammvonLatanéundDarley,sowird
„Wieviel Psychologie muss in einen Blockbuster?” Bericht zum Projekt Tag X Seite 14/19
klar,dassdasEreigniszwarsowohlbemerktalsauchalsNotfallinterpretiertwird,jedochdierestli-
chendreiSchrittenichtabsolviertwerdenkönnen,dennkeinerderSchülerübernimmtindemMo-
mentVerantwortung,allenSchülernfehltdienötigeKompetenzundErfahrung,umdiepassendeArt
derHilfeleistunginsolcheinerSituationzukennenundschließlichistdasUmsetzenderEntscheidung,
dassmanhilft,mitzuhohenKosten,sprichGefahr,fürdieeinzelnePersonverbunden.Demnach
kommteszueinembystander-Effekt,dergleichbedeutendtragischfürdie„bystander“istundihnen
zum Verhängnis wird.
Dramaturgische Funktion von Filmmusik:AlsXausgelachtwirdunddiePistoledesPolizistenausdem
Holster zieht, setzt die Musik ein. An dieser Stelle wird sie dazu eingesetzt, um auf den Höhepunkt des
Films hin- beziehungsweise diesen herauszuarbeiten. Während die Pistole gezückt wird, beginnt eine
Geige zu spielen. Deren Intensität wird zunehmend lauter und durch eine Orchestrierung untermau-
ert.DerHöhepunktanmusikalischerIntensitätundLautstärkewirderreicht,alsXaufdieSchulklasse
schießt.HierwurdeeineSynchronitätzwischenmusikalischemundnarrativemHöhepunktherge-
stellt,diedasemotionaleEmpfindenderSzeneverstärkensoll.
3.2.10 Outtakes
Handlung: Im Anschluss an den Abspann fol-
gennocheinigehumoristischeOuttakes,die
beim Dreh geschahen oder so gestellt wurden.
Excitation Transfer und Comic Relief: Alle
OuttakeshabeneinenhumoristischenCharak-
ter. Da die zuletzt vorher gesehene Szene eine
dramatischeist,inderXihreWaffegegenihre
Lehrerin, den Polizisten, die anderen Schüler
und schließlich sich selbst richtet, kann man
davon ausgehen, dass die Szene bei Zuschau-
ernErregunghervorruft.DieErregungsresidu-
en, die von dieser Szene übrig geblieben sind, können nun entladen werden. Es wurden zwar bisher
keine Untersuchungen dazu angestellt, doch bei einzelnen Beobachtungen im Bekanntenkreis, lachten
dieZuschauersehrviellauterüberdieOuttakes,wennsievorherdieAbschlussszenegesehenhatten.
EineUntersuchungdiesbezüglichkönntedenEffektdesComicReliefsuntermauern.
„Wieviel Psychologie muss in einen Blockbuster?” Bericht zum Projekt Tag X Seite 15/19
4. Fazit
4.1. Was haben wir erreicht?
ObwohlderFilm„TagX“innerhalbwenigerMonatemitlimitiertenMitteln(intechnischer,personaler
undfinanziellerHinsicht)realisiertwurde,stießerbeiallseinenVorführungenaufpositiveReaktionen
seitensdesPublikums.DerFilmhatesgeschafftpsychologischeEffekteexemplarischdarzustellen.Ob
diepsychologischenEffektemitdenenderFilmgestaltetwurdeunddiedementsprechendeineWir-
kungbeimZuschauerverursachensollen,sowirken,wieesvonderGruppebeabsichtigtwar,bleibt
andieserStellereinspekulativ.DerZeitrahmenerlaubtekeineempirischenUntersuchungen.Diverse
Beobachtungen während Vorführungen ließen jedoch die Vermutung zu, dass in einigen Fällen die
psychologischenEffektewiegewünschtbeimZuschauerwirkten.SofielaufNachfrageniemandem
auf,dassinderJogging-SzeneeinePersonimHintergrundsteht,dienacheinemkurzenSchnittver-
schwundenist.Derchangeblindness-Effektscheinthierzufunktionieren.AuchdieTatsache,dass
diefinaleSzene,inderXAmokläuft,füreineErregungsorgt,diesedieSzenejedochüberdauertund
getreudes„comicreliefs“indenhumoristischenOuttakesentladenwird,deutetdaraufhin,dassein
ExcitationTransfervorliegtunddieserEffekteintritt.
EndgültigeAussagenlassensichdarüberjedochnichttreffen,daeshierfüranempirischenBefunden
mangelt. Als Ausblick werden deswegen einige mögliche Beispieluntersuchungen aufgezeigt, die man
mit„TagX“durchführenkönnte.
4.2. Was haben wir nicht erreicht und warum?
AuchwenndieReaktionenpositivwaren,sogibtesdurchauseinigeBereiche,indenensichProble-
meauftaten.Allgemeinistdasgleichmäßige„Entlanghangeln“aneinerEbeneundeinerfesselnden
Handlungsebene durchaus komplex. Dieser Umstand sorgt dafür, dass vielleicht nicht alle psycholo-
gischenEffekteabsoluteindeutigpräsentiertoderfürdieWirkungoptimiertwurden.Verstärktwird
diesdurchdieGrenzenimBereichMaske,TechnikundKnow-How.BeispielsweisehättedasSchema
„Hitze“inderentsprechendenSzeneoptimiertwerdenkönnen,indemmandurcheineprofessionelle
MaskefüreinnochschwitzigeresAussehenderDarstellergesorgt,mittelsaufwendigererNachbear-
beitungdasBildinwärmereFarbengetauchtoderdurchmehrBeleuchtungstechnikfüreinerealisti-
schere„Sommerbeleuchtung“gesorgthätte.AuchdieTatsache,dassdasFilmmaterialimGegensatz
zugroßenFernsehproduktionenineinerrealenUmgebungundnichtineinemStudiogedrehtwurde,
führtedazu,dassmansichmitdemgegebenenWetterabfindenmusste,welcheswiederumnicht
unbedingtdenoptimalenBedingungengerechtwurde,umeinenschweißtreibendenTagdarzustellen.
„Wieviel Psychologie muss in einen Blockbuster?” Bericht zum Projekt Tag X Seite 16/19
4.3. Ausblick
Wiebereitserwähnt,bleibteszudiesemZeitpunktreinspekulativ,obdiepsychologischenEffekte
beimZuschauerwirkenundfalls,obsiediesinderbeabsichtigtenWeisetun.Insbesonderepsycho-
logischeEffektewieSchemataundStereotypewerdenstarkvonPrädispositionenbeeinflusst,die
Wirkung könnte hier also gegebenenfalls von Individuum zu Individuum unterschiedlich sein. Ob und
wiedieEffektewirken,ließesichdurchempirischeUntersuchungenüberprüfen.ImFolgendenwer-
dendreibeispielhafteUntersuchungenaufgeführt,diesichzurÜberprüfungderjeweiligenEffekte
anbieten würden.
a. change blindness
Derchangeblindness-Effektließesichvermutlichameinfachstenuntersuchen.Hierbeikönnteman
VersuchspersonendenentsprechendenFilmausschnitt,alsodieSzene,inderXjoggt,zeigenund
anschließendineinerBefragungermitteln,obetwasUngewöhnlichesamHintergrundauffieloder
Veränderungenbemerktwurden.AlszusätzlicheVariationwürdesichanbieten,inunterschiedlichen
VersuchsbedingungendiegleichendreiSzenen(Laufenvonhintengefilmt,Laufenvonvornegefilmt,
Laufenvonhintengefilmt)ineinerSchleifemehrfachdurchlaufenzulassen,umzuschauen,obdie
VeränderungmithäufigererRezeptionbemerktwirkt.Wichtigwärehierbeilediglich,dassmanzwi-
schenjedem„Szenen-Komplex“einenkurzenSchnittalsvisuelleMaskesetzt,dasonstdieVerände-
rung zu augenscheinlich wäre.
b. Stereotyp
DenStereotyp,dersichvermutlichbeieinigenRezipientenwährendderSzene,inderXmitdemZug
fährtundvoneinerUnterhaltunggestörtwird,einstellt,könntemanmittelsProbanden-Interviews
untersuchen. Den Versuchspersonen könnte die entsprechende Szene vorgespielt und anschließend
einige Fragen zu den nicht im Bild sichtbaren, sich unterhaltenden Zuggästen gestellt werden. Bei-
spielhafteFragenkönntensichaufdieautomatischkreiertenBilder,dieaufGrundderimLaufedes
LebenserworbenenErfahrungentstehen,beziehenundherausfinden,welcheArtderSchulformdie
beiden Gesprächspartner laut Zuschauermeinung besuchen, was für einen Musikgeschmack sie ha-
ben, was für Kleidung sie tragen et cetera. Mit einer entsprechend großen Probandengruppe könnte
man diese wiedergegebenen Bilder auf Gemeinsamkeiten prüfen, um einen entsprechenden Stereo-
typenzuermitteln.
c. Excitation Transfer und Comic Relief
IndenBeobachtungenzeigtesich,dassZuschauerdieOuttake-Szenenalssehrvielwitzigerempfan-
den, wenn sie vorher das tragische Ende sahen, welches vermutlich für Erregung sorgte. Diese bisher
spekulativenVermutungenkönntemanuntersuchen,indemmandieDauerdesAbspanns,alsodie
DauerderZeit,diezwischendemdramatischenEndeunddenhumoristischenOuttakesliegt,zwi-
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schen zwei oder mehr Versuchbedingungen variiert. Dabei könnte die Zwischenspanne zwischen
„nichtvorhanden“(direktanX’SelbstmordwerdendieOuttakesgezeigt)undmehrerenMinuten,in
denen die Erregungsresiduen langsam abgebaut werden, schwanken. Anschließend könnte man erhe-
ben,alswielustigdieVersuchspersonendieseSzeneempfanden.AlsMöglichkeithierfürbietensich
beispielsweise Fragebögen an, in denen die Szene bewertet wird.
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„Wieviel Psychologie muss in einen Blockbuster?” Bericht zum Projekt Tag X Seite 19/19
Quellenverzeichnis
DeindividuationAronson,E.,Wilson,T.D.,Akert,R.M.,Sozialpsychologie,4.aktualisierteAuflage,München,S.330ff.
Bystander-EffektAronson,E.,Wilson,T.D.,Akert,R.M.,Sozialpsychologie,4.aktualisierteAuflage,München,S.422ff.
SchemataAronson,E.,Wilson,T.D.,Akert,R.M.,Sozialpsychologie,4.aktualisierteAuflage,München,S.52ff.
StereotypeAronson,E.,Wilson,T.D.,Akert,R.M.,Sozialpsychologie,4.aktualisierteAuflage,München,S.484ff.
Thiel,A.(2007).Werdickist,wirdleichtauchfürdummgehalten,http://idw-online.de/pages/de/news225945
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