Prävention vor sexueller Gewalt in der Kinder- und Jugendarbeit Grundinformationen.

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Prävention vor sexueller Gewalt in der Kinder- und Jugendarbeit Grundinformationen

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Prävention vor sexueller Gewalt

in der Kinder- und Jugendarbeit

Grundinformationen

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Inhalt:

Definition „sexuelle Gewalt“ Zahlen und Fakten Täterstrategien / Fallbeispiel

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Definition „sexuelle Gewalt“

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Beispiel 1: „Sexuelle Gewalt (...) meint jede sexuelle

Handlung, die an oder vor einem Kind oder einem/einer Jugendlichen entweder gegen dessen/deren Willen vorgenommen wird oder der das Kind oder der/die Jugendliche aufgrund körperlicher, psychischer, kognitiver oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen kann. Der/die Täter/-in nutzt seine/ihre Macht- und Autoritätsposition aus, um seine/ihre eigenen Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen“. Nach Bange/Deegener: Sexueller Missbrauch an Kindern, Weinheim 1996

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Beispiel 2: Sexuelle Gewalt bedeutet, dass eine

Person die Unwissenheit, das Vertrauen oder die Abhängigkeit eines Kindes/Jugendlichen zur Befriedigung der eigenen sexuellen Bedürfnisse benutzt.

Sexuelle Gewalt ist jede sexuelle Handlung unter Ausnutzung einer Macht-, Autoritäts- und/oder Vertrauensposition, wodurch die Persönlichkeit des Kindes/Jugendlichen verletzt oder missachtet wird. (Nach AVALON, Verein gegen sexuelle Gewalt, Bayreuth)

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Zahlen und Fakten

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Formen sexueller Gewalt:

Ca. 15 % der sexuellen Gewalthandlungen ohne Körperkontakt (Pornos, Exhibitionismus, beim Baden zuschauen ...)

Ca. 35% mit "geringem" Körperkontakt (Zungenküsse, Brust anfassen, Versuch die Genitalien zu berühren...)

Ca. 35 % mit intensivem Körperkontakt (Masturbation von TäterIn/Opfer, Anfassen der Genitalien ...)

Ca. 15 % mit sehr intensivem Körperkontakt (anale, orale oder genitale Vergewaltigung)

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Ausmaß:

Polizeiliche Kriminalstatistik: Jährlich ca.15.000 Fälle (d.h. 41 Fälle täglich)

hohe Dunkelziffer (ca.10 -20fach) Etwa jedes 4.-5. Mädchen und jeder

9.-11. Junge sind von sexueller Gewalt betroffen

Mindestens 2/3 der Opfer werden mehrmals missbraucht

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Täter/innen und Opfer:

Täter/innen sind zu ca. 85 % männlich und leben heterosexuell

Opfer sind zu ca. 85 % weiblich Täter/innen zu ca. 2/3 aus bekanntem

Umfeld max. 1/3 Fremdtäter/innen Täter/innen aus allen Altersgruppen

(darunter ca. 1/3 Jugendliche) Opfer sind Kinder und Jugendliche jeden

Altes, am häufigsten Mädchen zwischen 6 und 12 Jahren

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Folgen von sexueller Gewalt: Mögliche Symptome können z.B.

Verhaltensänderungen und psychosomatische Erkrankungen (Schlafstörungen, Essstörungen, Waschzwang...) sein.

Langzeitfolgen können z.B. Beziehungsschwierigkeiten, Suizidgefahr, Depressionen etc. sein.

Tatbezogene Folgen können sehr unterschiedlich sein, ein einheitliches Symptombild gibt es nicht!

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Zusammenfassung:

Sexuelle Gewalt kommt in erschreckender Häufigkeit vor

Mädchen und Jungen jeden Alters und jeder Herkunft können Opfer sexueller Übergriffe werden

Dies geschieht zumeist im sozialen Nahraum der Betroffenen

Täter und Täterinnen suchen meist gezielt Kontakt zu Kindern und Jugendlichen

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Strategien von Täter/innen

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Grundsätzlich:

Sexuelle Gewalt ist kein „zufälliges“ Geschehen, sondern zumeist Ergebnis eines strategischen Vorgehens: Täter(innen) suchen zielgerichtet den Kontakt zu potenziellen Opfern und wenden spezielle Vorgehensweisen an, um nicht entdeckt zu werden.

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Strategien in der Institution:

Wahl von Beruf bzw. Tätigkeit Auswahl der Institution:

• Nutzen institutioneller Strukturen• Nutzen fachlicher Unklarheiten

Wahrnehmung der Umwelt manipulieren

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Strategien im Kontakt mit den Opfern:

Gezielte Suche nach verletzlichen Kindern/ Jugendlichen

Kontaktaufnahme und „Testphase“ Schaffen von Gelegenheiten Isolation des Opfers Sicherstellen der Geheimhaltung

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Ein fiktives Fallbeispiel

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Hans (44) ist verheiratet mit Anna (39).

Sie haben drei Kinder, zwei Mädchen (7 Jahre, 13 Jahre) und einen Jungen (9 Jahre).

Hans ist ein aufmerksamer und liebevoller Vater.

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Anna leitet einen Kindergarten und ist froh, dass Hans sich um die Kinder kümmert und auch mal im Kindergarten mit anpackt.

Hans ist im Elternbeirat der Schule aktiv als Kassier und engagiert sich vor allem bei Sommerfesten in der Schülerdisco, wo er bis zuletzt durchhält.

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Außerdem trainiert Hans seit Jahren die Fußballmannschaft seines Sohnes. Er motiviert selbst kleine, zaghafte Jungs zum Mitspielen und überträgt ihnen häufig besondere Aufgaben im Team.

Die anderen Eltern sind froh, dass er alle Kinder zu Turnieren in seinen großen Bus packt und ihnen die lange Fahrerei erspart.

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Vor einem Jahr hat Hans auf Bitte des Pfarrers eine Kommuniongruppe zur Vorbereitung auf die Feierlichkeit übernommen. Er kümmert sich besonders um schüchterne und zurückhaltende Kinder.

Hans ist ehrenamtlich sehr engagiert...

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...Und:

Er ist ein Täter und hat einen Jungen aus der Kommuniongruppe missbraucht.

Der Pfarrer, die Schulleiterin, der Elternbeirat und der Sportverein, aber auch Anna halten viel von Hans!

Wer wird dem Jungen glauben, wenn er sich offenbart?

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Fazit:

Sexuelle Gewalt ist ein Thema

in der Kinder- und Jugendarbeit Weil wir alle - bewusst oder

unbewusst - mit Betroffenen in Kontakt sind

Weil wir auch Täter/innen unter uns haben können