Placebo Effekt -Psychoonkologie
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PLACEBO-EFFEKT
Psychoonkologischer Fachdienst
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Onkologisches Zentrum
Sigmaringen
Überblick2
Geschichtlicher Rückblick
Einführung: Unterschied Placebo-Response und
Placebo-Effekt
Open-Hidden Study Design
Praktische Implikationen
Take Home Message
Geschichtlicher Rückblick 3
Erste geschichtliche Erwähnung durch Platon (427–
347 vor Christus) „Worte haben die Kraft, Kranke
zu heilen“
•Pergamon (129–200) war Begründer einer neuen
Theorie: Krankheit wird auch von psychischen
Komponenten beeinflusst
•Erster dokumentierter Versuch: 1784 durch
Benjamin Franklin
Was sind Placebo‘s?4
Placebo
Nocebo
Pseudoplacebo
Scheinmedikamente,
die keine pharmakologisch
wirksame Substanz enthalten
Scheinmedikamente,
die keine pharmakologisch
wirksame Substanz enthalten
pharmakodynamisch aktive Substanzen,
die allerdings bei der zu behandelnden
Erkrankung keine spezifische Wirksamkeit
entfalten.
gewünschte Wirkung
unerwünschte Wirkung
= Nebenwirkung
gewünschte Wirkung
unerwünschte
Wirkung
= Nebenwirkung
Was sind Placebo‘s?5
Einführung6
Response (Reaktion)
JEDE Veränderung, die
nach der Placebo-Einnahme
eintritt
(spontane Remission, Sympt.
Fluktuation, Regression to
the mean)
Effekt
Teil der Placebo-
Reaktion, der dem
Placebo zuordenbar ist,
(Attribution zu Placebo)
Placebo
Einführung7
Wichtig:
Genuine Veränderungen in Placebo-
Gruppe, fälschlicherweise dem Placebo
zugeschrieben werden
Zulässige Beweise für Placebo-Effekt:
Control-group o. No-Treatment Group
Self-report + objektive physiologische Messungen
Double-blind Methodologie
Einführung8
= Genuines Phänomen
≠ Missattribution oder
FehlwahrnehmungPlacebo Intervention = Simulated
Treatment and the surrounding clinical
context.
Placebo Effekt = is a genuine
Psychobiological Effect attributable
to the overall therapeutic Context: • Individual Patient and clinician Factors,
• The interaction between Patient, Clinician and
the treatmen invironment
Einführung9
Angemessene Theorien sollen die Eigenschaften von
Placebo-Effekten berücksichtigen:
Charakteristika von aktiven Substanzen nachahmen
2 Pillen= besser als 1
größere Pillen= besser als kleinere
Aktive Placebos= stärkere Placebo-Effekte
Placebo-Spritze
= stärkere Effekte als Tabletten/Kapseln
Erklärungsansätze
Erwartungstheorie
Klassische Konditionierung
Emotional Change Theory
Perceptual Change: The Schematic Processing Approach
Behavioral Change
Biological Approaches
Integration der Ansätze nach Stewart-Williams
10
Erwartungstheorie
„Wenn ich Medikament X
nehme,
...werde ich die Wirkung Y erleben.“
Hypothetische Erwartungen
Direkte persönliche Erfahrungen
Verbale Information
Beobachtungslernen
Allgemeine Therapiefaktoren
Erwartungen und Überzeugungen produzieren den
Placebo-Effekt (Stewart-Williams, 2004)
11
Erwartungstheorie
Einschränkungen
Korrelation von Erwartungen und Effektausmaß
kann nicht immer gefunden werden (Spanos et al., 1993)
Andere Kognitionen könnten den Effekt
miterklären (Spanos et al., 1989)
Erwartungen erhöhen Wahrscheinlichkeit, dass
Effekt erlebt wird, obwohl keiner vorhanden
Erwartungen definiert als bewusst zugängliche
mentale Einheiten. Unbewusste Erwartungen?
12
Klassische Konditionierung13
Klassisches Konditionieren14
Klassische Konditionierung
Konditioniertes Lernen kann für jegliche Effekte auftreten,
die eine aktive Substanz auch auslösen kann.
Placebo = konditionierter Stimulus
Placebo-Effekt = konditionierte Reaktion
15
Zusammenhang zwischen
Konditionierung und Erwartung
Einige Placebo-Effekte sind Beispiele für KK
manche sind nicht weiter kognitiv beeinflusst
manche werden durch Erwartungen herbeigeführt
Klassische Konditionierung und Erwartungen sind
beide beteiligt am Auftreten von Placebo-Effekten
Je höher die Erwartung, desto größer der Placebo-Effekt
& desto größer der Konditionierungseffekt
17
Emotional Change Theory
Placebo-Effekte als ein Ergebnis von emotionaler Veränderung
Bsp.: Angstreduktion (Brody et al., 2000)
Annahme, dass Placebos Symptome verbessern Reduktion von Angst & Stress Verbesserungen für Psyche & Körper
Einfluss auf andere subjektive Variablen
Einfluss auf körperliche Gesundheit Immunsystem
18
Perceptual Change: The Schematic
Processing Approach
Placebo-Effekte als ein Ergebnis selektiver Verarbeitung
Einnahme eines Placebos aktiviert das Schema der erwarteten Wirkung
höhere Wahrscheinlichkeit jegliche Info oder passende Erfahrung zu bemerken/wiederzugeben
Zweideutige Info wird konsistent interpretiert
Inkonsistente Info wird ignoriert oder als hinfällig betrachtet (Fiske & Taylor, 1991)
19
Placebos aktivieren Schemata, Schemata lenken die Aufmerksamkeit und selbst-geleitete Aufmerksamkeit intensiviert das, was wir erwarten
Mechanismus funktioniert bei jeglichem subjektiven Befinden, für das ein Schema existiert
20
Perceptual Change: The Schematic
Processing Approach
Behavioral Change
Placebos können Änderungen im Verhalten fördern
und dieses wiederum steuert zum Placebo-Effekt bei
Bsp.: Einnahme von Placebo führt zur Annahme der
Erholung
höhere Wahrscheinlichkeit unter Leute zu gehen
reduziert Einsamkeit
verbesserte Gesundheit
21
Biological Approaches
Placebo-Effekt durch Endorphin-Freisetzung
Bsp.: Placebo-Schmerzlinderung
Endogene Opioide (Endorphine) sind beteiligt an
Placebo-Effekten zur Schmerzlinderung
Beziehung zw. mind und brain
22
The Placebo Puzzle: IntegrationStewart-Williams, 2004
Kriterien zur Erklärung des Placebo-Effekts
Nicht nur subjektive, auch objektiv messbare physiologische Effekte sind nachweisbar
Nicht nur gewünschte Placebo-Effekte, auch ungewünschte Effekte können erklärt werden und
das simultane Auftreten beider
Placebos ahmen Charakteristiken der aktiven Agenten, für die sie gehalten werden, nach.
(z.B. die Dose-Response-Relationship kann erklärt werden)
Placebo-Injektionen produzieren stärkere Effekte als Kapseln oder Pillen
Stärkere Placebo-Effekte bei Selbstberichten als mit objektiven Messungen
Aktive Placebos scheinen das Ausmaß des Placebo-Effekts zu vergrößern, mehr als inaktive
Placebos
Placebo-Effekte können bei gesunden und kranken Menschen gefunden werden
Placebo-Effekte, inklusive Placebo-Analgesie, können global oder lokal sein.
23
Zusammenfassung
Erwartungen sind das Herzstück vieler Placebo-
Effekte bei Menschen.
Effekte der Erwartungen allein
Effekte der Erwartungen herbeigeführt durch
Veränderungen des emotionalen Zustandes, des
Immunsystems, der Wahrnehmung oder des Verhaltens.
Placebo-Effekten durch nicht-bewusstes Lernen
24
The Placebo Puzzle: Integration
Stewart-Williams, 2004
25
Hidden vs. Open Treatment26
Hidden vs. Open Treatment27
Hidden vs. Open Withdrawal
Verzögerte Einstellung des Effektes, da…
Hinweisreize aus der Umgebung noch vorhanden
Hinweisreize vermeintlich noch aktiv
Könnte Residualeffekte erklären (Ader, 1989; Suchmann&Ader,
1992)
Konditionierter Placebo Effekt
Problematisch: Definition von Placebo – handelt es sich hierbei
tatsächlich um einen klassischen Placebo Effekt?
28
Open-hidden Study Design:
Methode (Benedetti et al., 2003)
Postoperative Schmerzen - Treatment
42 Patienten nach Thorakotomie
Infusion von Morphium (10 min): versteckt oder offen
Schmerzrating
Postoperative Schmerzen – Withdrawal
36 Thorakotomie-Patienten mit Morphiumbehandlung
Absetzen von Morphium: versteckt oder offen
Schmerzrating und Schmerzmittelverlangen
29
Open-hidden Study Design:
Methode (Benedetti et al., 2003)
Angst - Treatment
30 Patienten nach Thorakotomie
Angstrating mit dem STAI-S
Infusion von Diazepam (10 min): versteckt oder offen
Erneutes Angstrating mit dem STAI-S
Angst – Withdrawal
32 Thorakotomie-Patienten mit Diazepambehandlung
Absetzen von Diazepam: versteckt oder offen
Angstrating mit dem STAI-S
30
Open-hidden Study Design:
Methode (Benedetti et al., 2003)
Parkinson - Withdrawal
10 Patienten mit Parkinson
Messung der Handbewegungsgeschwindigkeit
Senken der Stimulusintensität im subthalamischen Nucleus: versteckt oder offen
Erneute Messung der Handbewebungsgeschwindigkeit
Parkinson – Treatment
Verstärken der Stimulusintensität im subthalamischenNucleus: versteckt oder offen
Erneute Messung der Handbewegungsgeschwindigkeit
31
Open-hidden Study Design:
Ergebnisse (Benedetti et al., 2003)
Klinischer Zustand Ergebnis - Treatment Ergebnis - Withdrawal
Postoperative
Schmerzen
Stärkerer
schmerzlindernder Effekt
in der offenen
Behandlungsgruppe
Stärkere
Schmerzzunahme in der
offenen
Behandlungsgruppe
Angst
Verminderte Angst in der
offenen
Behandlungsgruppe
Erhöhte Angst in der
offenen
Behandlungsgruppe
Parkinson
Schnellere Bewegungs-
geschwindigkeit in der
offenen Gruppe
Stärkere Abnahme der
Bewegungs-
geschwindigkeit in der
offenen Gruppe
32
Praktische Implikationen36
Videobeispiel
Take Home Message37
Verschiedene Placebos = verschiedene Effekte
Pillen bei Schlafproblemen, Spritzen bei Schmerzen
Akupunktur funktioniert durch Placebo-Effekt
Placebo-Effekt + aktive Behandlung= weniger Schmerzmittelkonsum
(33% weniger Buphrenorphine)
Modifizierung der Überzeugung von Behandelnden beeinflusst den Placebo-Effekt
Placebo-mechan.korrelieren mit F-ktionale Konexionenund Kognitive Status (Alzheimer's)
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!38
Quellen
Bildquellen:
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http://www.welt.de/img/gesundheit/crop108752505/4519846586-ci3x2s-w300/Tablette-auf-Zunge.jpg (25.06.13)
http://www.zahnarztpraxis-krongut.de/uploads/media/leistungen-schmerzfrei.jpg (25.06.13)
http://www.ruhrnachrichten.de/storage/pic/mdhl/artikelbilder/2526754_1_pillen.jpg (25.06.13)
http://www.kkh-torgau.de/layout/content/patienteninfo/leistungen/krankenhausbett.jpg (25.06.13)
http://www.tz-online.de/bilder/2009/01/28/62683/1249383459-spritze_artikelbild_475px-2s09.jpg (25.06.13)
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http://us.cdn1.123rf.com/168nwm/koya79/koya791202/koya79120200318/12330951-medizinische-pille--tablette-3d-illustration-isoliert-auf-den-weissen.jpg
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http://www.waz-online.de/var/storage/images/haz/nachrichten/wissen/uebersicht/grosse-regionale-unterschiede-bei-aerztlicher-behandlung/15064163-1-ger-DE/Grosse-regionale-Unterschiede-bei-aerztlicher-Behandlung_ArtikelQuer.jpg
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http://www.blogigo.de/filmdreh/entry/9/image001.jpg
39
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