Patientenzeitschrift "Akupunktur"

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Medizin auf den Punkt gebracht. Deutsche Akademie für Akupunktur | DAA e.V. MIT FREUNDLICHER EMPFEHLUNG ÜBERREICHT AKUPUNKTUR 2/2016 Liebe Patientin, lieber Patient, die erste Gartenarbeit ist erledigt und wie jedes Jahr hat man sei- nem Körper nach dem „Winter- schlaf“ wieder zu viel zugemutet. Das Kreuz schmerzt, die Knie tun weh oder die Schulter hat die Erdarbeiten nicht schadlos über- standen. Die schnelle Hilfe „Schmerztablette“ hat zu keiner Besserung geführt, nur der Magen drückt schon nach der dritten Einnahme. Hier kann die Akupunk- tur eine wertvolle Hilfe sein. Erfah- ren Sie in dieser Ausgabe mehr über Art und Weise der Anwen- dung von Akupunktur in der Schmerztherapie. Außerdem lesen Sie was Akupunktur und Kampfsport verbindet und wie diese Zusammenhänge helfen, wenn nach einer Unfallverletzung seltsame Folgebeschwerden auf- treten oder die Symptome länger bleiben als erwartet. Editorial / Impressum S. 2 Akupunktur in der Schmerztherapie S. 3 Akupunktur und Kampfsport S. 5 Vorschau S. 8 Auch online lesen unter www.akupunktur-patienten.de © Andrey Popov – Fotolia.com

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Medizin auf den Punkt gebracht.Deutsche Akademie für Akupunktur | DAA e.V.

Mit freunDlicher

eMpfehlung überreicht

AKupunKtur2/2016

Liebe Patientin, lieber Patient,die erste Gartenarbeit ist erledigt und wie jedes Jahr hat man sei-nem Körper nach dem „Winter-schlaf“ wieder zu viel zugemutet. Das Kreuz schmerzt, die Knie tun weh oder die Schulter hat die Erdarbeiten nicht schadlos über-standen. Die schnelle Hilfe „Schmerztablette“ hat zu keiner Besserung geführt, nur der Magen drückt schon nach der dritten Einnahme. Hier kann die Akupunk-tur eine wertvolle Hilfe sein. Erfah-ren Sie in dieser Ausgabe mehr über Art und Weise der Anwen-dung von Akupunktur in der Schmerztherapie. Außerdem lesen Sie was Akupunktur und Kampfsport verbindet und wie diese Zusammenhänge helfen, wenn nach einer Unfallverletzung seltsame Folgebeschwerden auf-treten oder die Symptome länger bleiben als erwartet.

Editorial / Impressum S. 2

Akupunktur in der Schmerztherapie S. 3

Akupunktur und Kampfsport S. 5

Vorschau S. 8

Auch online lesen unter www.akupunktur-patienten.de

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2 | Vorwort / Impressum

In dieser Ausgabe findet sich auch ein Artikel über den Zu-sammenhang von Kampfkunst und Akupunktur. Das Wissen über Traumatisierung (Verletzung) von Akupunkturpunkten ist auch für den Laien hilfreich. Wenn nach einem Unfall unge-wöhnliche Beschwerden auftreten oder die Symptome län-ger als von den Ärzten erwartet bleiben, dann sollte eine Untersuchung auf eine Traumatisierung von Akupunktur-punkten erfolgen. Entsprechend ausgebildete Akupunktur-ärzte, wie Sie sie in der Arztsuche auf unserer speziell für Sie ausgerichteten Homepage www.akupunktur-patienten.de finden, können in diesen Fällen helfen.

Ihr Dr. Bernd Ramme

Als Anfang der 2000er Jahre die GERAC-Studie mit über 500.000 Behandlungen ins Leben gerufen wurde, war die Akupunktur längst aus der Grundversorgung nicht mehr weg zu denken. Im Rahmen der Studie sollte die Effektivität der Akupunktur bei drei Krankheitsbildern geprüft werden: Kopf-schmerz, Knieschmerz und tiefer Rückenschmerz. Die Aku-punktur schnitt im Vergleich zur ansonsten praktizierten Standardtherapie – für manch einen eingefleischten Schul-mediziner überraschend – gut ab. Die Krankenkassen muss-ten daraufhin der Kostenübernahme der Akupunktur für die Indikationen Knie- und tiefer Rückenschmerz zustimmen. Seit dieser Zeit können Patienten bei diesen beiden Be-schwerdebildern zu Lasten der Krankenkassen therapiert werden. Was leider in den Hintergrund tritt, ist das Wissen, dass Akupunktur bei allen Schmerzerkrankungen eine The-rapieoption darstellen kann. Die Traditionelle Chinesische Akupunktur wird ja nicht zur Behandlung von westlichen Di-agnosen eingesetzt. So können Rückenschmerzen und Kopf-schmerzen aus Sicht der TCM die gleiche Grundstörung ha-ben und werden damit auch sehr ähnlich behandelt. Angesichts der Tatsache, dass der Verbrauch an Schmerz-mitteln in der deutschen Bevölkerung ungebrochen hoch ist - was angesichts der vielen Begleitmedikamente im höheren Lebensalter durchaus sehr problematisch ist - lohnt es sich, über nicht-medikamentöse Therapieverfahren bei Schmer-zen nachzudenken.

Akupunktur in der Schmerztherapie!

Dr. Bernd Ramme 1. Vorsitzender der DAA e. V., Waren

E-Mail: [email protected]

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Die Patientenzeitschrift Akupunktur wird herausgegeben

und verlegt von der Deutschen Akademie für Akupunktur |

DAA e.V., München.

Verantwortlicher im Sinne des Presserechts (v.i.S.d.P.):

Dr. Bernd Ramme, 1. Vorsitzender der DAA e. V.

Redaktion, Bild und Text:

Deutsche Akademie für Akupunktur | DAA e.V.

Osserstraße 40, 81679 München

Produktion:

Schmidt Media Design, Plumserjochstraße 7, 81825 München www.schmidtmedia.com

Erscheinungsweise: Quartalsweise

Copyright: Jeder Patient, jede Patientin kann für private Zwecke die Onlinezeitschrift unter www.akupunktur-patienten.de lesen, ausdrucken, herunterladen und auch vervielfältigen. Für gewerbliche Zwecke gelten die Bestimmungen des Urheberrechts, insbesondere ist die vorherige Zustim-mung der Deutschen Akademie für Akupunktur | DAA e.V. notwendig.

Wichtiger Hinweis: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann von der Deutschen Akademie für Akupunktur | DAA e.V. keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in dieser Zeitschrift abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Herausgeberin appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauig- keiten der Herausgeberin mitzuteilen.

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Akupunktur in der Schmerztherapie | 3

Akupunktur in der Schmerztherapieam Beispiel von Knie-, Schulter- und Rückenschmerzen

In der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) gehören die Schmerzen des Bewegungsapparates zu den sog. „Äu-ßeren Erkrankungen“. Die „Inneren Erkrankungen“ sind – wie in der westlichen Medizin – die Erkrankungen der inne-ren Organe des Brust- und Bauchraumes. Die Behandlung der Äußeren Erkrankungen ist fast immer eine reine Meridian-Therapie. Die allgemeine Vorstellung der TCM zur Schmerzentstehung ist die, dass im Meridian, in dem die Meridianenergie (Meridian-Qi) normal in einem ständigen Fluss ist, dieser Fluss zum Stocken kommt – wir sprechen von „Qi-Stagnation“. Durch diese Qi-Stagnation entstehen dann Schmerzen.

Bezeichnung von Akupunkturpunkten und MeridianenDie Akupunkturpunkte werden in der TCM nach dem Me-ridian benannt, auf welchem sie liegen. Sie sind mit Zah-len versehen in der Reihenfolge der Flussrichtung der Energie vom Anfang bis zum Ende des Meridians. Auf dem Lungen-Meridian, der so heißt, weil er einen Bezug zum Organ Lunge hat, liegen insgesamt 11 Akupunktur-punkte. Der längste Meridian ist mit 67 verschiedenen Punkten der Blasenmeridian, der vom Kopf bis zum Fuß über die ganze Körperrückseite zieht.

In der TCM sucht man bei Schmerzen des Bewegungsappa-rates die schmerz-haften Punkte (Locus dolendi-Punkte) der betroffenen Region. Dann ist es Aufgabe des Arztes, die Zu-ordnung dieser Punk-te zu dem oder den betroffenen Meridia-nen herzustellen.Das sind beim Knie-gelenk meistens an der Knie-Innenseite die Meridiane (Milz-Pankreas, Leber und Niere); seltener an der Knie-Außenseite die Meridiane Ma-

gen, Gallenblase und Blase. An der Schulter sind es meistens die Meridiane Dickdarm, Drei-Erwärmer und Dünndarm. Am Rücken liegen die Locus dolendi- Punkte fast immer auf dem inneren Ast des Blasen-meridians. Der Blasen-Meridian hat auf dem Rü-cken zwei parallel verlaufende Äste – den in der Nähe der Wirbelsäule verlaufenden inneren Ast und den weiter seitlich in Höhe der Schulterblattkante verlaufenden äuße-ren Ast. Vor Behandlung der betroffenen Punkte gilt die nächste Überlegung dem energetischen Zustand des betroffenen Meridians bzw. der betroffenen Meridiane. Dabei gibt es wesentliche Unterschiede zwischen akuten – wenige Tage oder Wochen bestehenden – und chronischen Schmerzen, die über Wochen, Monate oder sogar Jahre anhalten.

Behandlung akuter SchmerzzuständeBei einem akuten Schmerz-Ereignis liegt fast immer ein Energie-Füllezustand des Meridians vor. Meist ist bei einer akuten Symptomatik nur ein Meridian betroffen. Eine Aku-punktur-Behandlung sollte bei akuten Schmerz-Zuständen möglichst bald (in den ersten 24 Stunden) erfolgen, denn so lange hält der Energie-Füllezustand des Meridians gewöhn-lich an.Man kann den Füllezustand des Meridians über seinen „Dämpfungspunkt“ (Sedativpunkt) senken. Eine bessere Methode ist es, die Energie-Fülle abzuleiten. Dies ist möglich, weil jeder Meridian mit einem anderen Meridian gekoppelt ist, d.h. funktionell verbunden, wie ein Autobahnnetz .Auf diese Weise kann eine Qi-Fülle wie bei einem Auto-bahnstau durch Umleitung auf einen anderen Meridian ab-

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Meridiane der Schulter

Blasenmeridian

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geleitet werden. Diese Umleitungs-punkte werden „Lo-Punkte“ genannt.Beispiel akute Lum-boischialgie (Hexen-schuss mit Schmerz-ausstrahlung in den Ischias-Nerv): Es liegt ein Energie-Füllezustand im Bla-senmeridian vor. Zur Therapie drückt man schmerzhaft den Akupunkturpunkt Bl 58 (Lo-Punkt des Blasen-Meridians) einige Minuten lang, um Energie abzulei-

ten. Die Rückenschmerzen werden dadurch schon geringer. Anschließend akupunktiert man diesen Lo-Punkt (Bl 58) und dazu den Quell-Punkt als Ankunftspunkt der abgeleiteten Energie im gekoppelten Meridian Niere. Die beiden Nadeln werden 15 – 20 Minuten belassen. Meistens besteht nun 80 %ige Besserung. Der Patient kann sich wieder normal bewegen. Oft ist bei den akuten Schmerzen und zeitigem Behand-lungsbeginn nur eine einzige Akupunkturbehandlung erfor-derlich!Bei akuten Schmerzen des Kniegelenkes oder Schultergelen-kes empfiehlt sich die gleiche Vorgehensweise: Suche des Locus dolendi- Punktes und damit Erkennen des betroffenen Meridians. Bei akuten Schmerzen und zeitiger Therapie bei Füllezustand des Meridians kann man den Sedativ-Punkt zur Dämpfung der Energie-Fülle einsetzen oder besser noch die Energie-Fülle auf den gekoppelten Meridian umleiten.Was vielleicht erstaunt: bei akuten Schmerzzuständen des Bewegungsapparates nadelt man gewöhnlich nicht den

schmerzhaften Punkt oder seine Umgebung, sondern man wählt Fernpunkte – also Punkte, die weit entfernt vom Schmerzgeschehen liegen. Bei den Dämpfungspunkten, Um-leitungspunkten und Ankunftspunkten eines Meridians han-delt es sich um solche Fernpunkte.

Behandlung chronischer SchmerzzuständeBei den chronischen Schmerzen des Bewegungsapparates sucht man auch mit der Tast-Methode einen oder mehrere Locus dolendi- Punkte und bestimmt dadurch den oder die energetisch betroffenen Meridiane. Bei chronischen Schmerzen sind es oft mehrere Meridiane, die behandelt werden müssen.Die nächste Überlegung gilt wieder dem energetischen Zu-stand des betroffenen Meridians bzw. der Meridiane.Bei chronischen Schmerzen liegt ein Energie-Mangelzu-stand des Meridians/der Meridiane vor. Den Schmerzpunk-ten und Meridianen muss also Energie zugeführt werden. Dazu bestehen wieder verschiedene Möglichkeiten:Die Locus dolendi-Punkte werden akupunktiert und durch spezielle Akupunktur-Techniken stimuliert. Man kann die Nadeln zusätzlich mit einem Feuerzeug oder Moxa-Wolle erwärmen, um Energie zuzuführen. Auch Strom oder Laser- Strahlen lassen sich zur Stimulation der Punkte verwenden.

MoxaDie Moxa wird aus Beifuß hergestellt und liefert nach dem Entzünden eine ange-nehme kontinuierliche Wärme über mehrere Mi-nuten. Sie kann direkt über dem Akupunkturpunkt an-gewendet (Moxazigarre oder Moxahütchen) oder auf die Akupunkturnadel als Moxafahne gesteckt werden, um die Wärme mit der Nadel in die tiefen Hautschichten und zum Meridian zu bringen.

Um die Energie in den energieschwachen Meridianen anzu-regen, kann man die Kräftigungspunkte (Tonisierungs-Punk-te) der betroffenen Meridiane nadeln. Jeder Meridian hat einen solchen Kräftigungspunkt.Außerdem lässt sich Energie über eine Verbindungsleitbahn zwischen den Meridianen bewegen. Durch Akupunktur des Ankunftspunktes (Quellpunkt) eines energiearmen Meridi-

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Ableiten von Energiefülle wie beim Stau

Nadelung von Bl 58 zur Ableitung von Energie

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ans kann Energie von dem gekoppelten Meridians (s.o) ab-gezapft werden. Dabei unterstützt der Quellpunkt die Funkti-on des oben erwähnten Tonisierungspunktes. Außer den 12 Meridianen haben wir in unserem Körper noch 8 „außerordentliche Gefäße“. Jedes dieser Gefäße ist als Energie-Reservoir anzusehen. Die meisten dieser Gefäße liegen im Körperinneren und sind durch Akupunkturnadeln nicht zu erreichen.Es gibt aber sog. „Kardinalpunkte“, durch deren Akupunktur die Energie dieser Energiespeicher in das allgemeine Ener-gie-Geschehen des Körpers eingebracht werden kann und damit auch die oberflächlicher laufenden und der Akupunk-tur zugänglichen Meridiane erreicht.Folgendes ist also bei der Behandlung von Schmerzen des Bewegungsapparates zu beachten: Die Schmerzpunkte

müssen genau lokalisiert werden und die betroffenen Meri-diane bestimmt werden. Der energetische Zustand der Me-ridiane muss erkannt werden, und der energetische Normal-zustand in den Meridianen muss wiederhergestellt werden.

Es muss optimale Energie in den Meridianen vorhanden sein (nicht zu viel und nicht zu wenig), und die Energie muss flie-ßen, das bedeutet es darf keine Stagnation/ kein Stau des Energieflusses bestehen.

Dr. med. Jürgen Buchbinder Facharzt für Allgemeinmedizin Akupunktur, Homöopathie Dozent der Deutschen Akademie für Akupunktur e. V. Arensweg 40, 59505 Bad Sassendorf

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Akupunktur und KampfsportVerletzung von Akupunkturpunkten durch Prellung und deren Behandlung

Bei der Akupunktur spielt der Einfluss äußerer Faktoren auf die Energien des Körpers, der Organe und deren Meridiane eine herausragende Rolle. Jedes Organ und sein zugehöri-ger Meridian benötigt für seine richtige Funktion ein be-stimmtes Maß an Energie. Ein Energieüberschuss (meist bei hochakuten Krankheitsbildern) führt zur Fehlfunktion und Krankheit; dieser Überschuss muss dann gedämpft oder ab-geleitet werden. Bei sehr zeitiger Behandlung – möglichst innerhalb der ersten 24 Stunden – hat man häufig einen ver-blüffend schnellen und anhaltenden Behandlungserfolg. Ein Energiemangel (meist bei chronischen Krankheitsbildern) eines Organs und seines zugehörigen Meridians führt auch zur Fehlfunktion und Krankheit. Hier muss man den Energie-mangel durch Energiezufuhr verschiedener Art ausgleichen, um eine Heilung zu erzielen.

Bekanntlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, Akupunk-turpunkte zu behandeln: Shiatsu (die sanfte Massage der Akupunkturpunkte), Akupressur und Akupunktur. Die Aku-punktur wird mit verschiedenen Nadel-Techniken durchge-führt. Meistens sind es sind es wegen Mangels an Energie der Kräftigung dienende „Stimulationstechniken“. Die Aku-punktur-Nadeln oder Akupunktur-Punkte können moxi-bustiert (erwärmt), elektrisch oder mit Laser-Strahlen stimu-liert werden. Die zugeführte Energie ist bei den genannten Behandlungsmöglichkeiten unterschiedlich groß. Es ist wenig bekannt, dass eine zu starke – und meist auch plötzliche - Energiezufuhr zu Schädigungen führen kann. Zu ei-ner solchen, übermäßig starken Energiezufuhr kommt es, wenn bei Prellungen ein Akupunkturpunkt genau getroffen wird.In der westlichen Akupunkturliteratur gibt es nur wenige Hinweise darauf, dass über Akupunkturpunkte nicht nur Hei-

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lungen zu erzielen sind, sondern dass auch bei deren Verlet-zung schwere Schäden bis zur Todesfolge hervorgerufen werden können.In der Zeitschrift „Kampfkunst“ Ausgabe 12/1998 befindet sich auf Seite 42-49 ein Artikel über „Bubishi“ , die Quelle des „Okinawa-Karate“. – Okinawa ist zwischen Japan und China das geographische Bindeglied. So hat vieles des Wis-sens des Bubishi seine Wurzeln in dem Wissen von chinesi-schen Kampfkunstschulen. Die Kampfkunstmeister der ver-schiedenen Richtungen und Schulen in alter Zeit fungierten meistens auch als Ärzte. Sie setzten oft bei Verletzungen im Kampf das Wissen der TCM (Traditionelles Wissen der Chi-nesischen Medizin) in Form von Kräutermedizin und auch den Einsatz von Akupunkturpunkten als Gegenmittel bei der Verletzung von Akupunkturpunkten ein.Ursprung dieses Wissens ist „Dim Mak“ – die tödliche Be-rührung. Der Erfinder des „Dim Mak“ ist Chang San-feng, geboren irgendwann zwischen 1270 und 1347 n. Chr. Chang San-feng und zwei seiner Freunde experimentierten an Tie-ren und Menschen, um herauszufinden, welche Effekte mas-siver Druck und/oder Schläge auf Akupunkturpunkte haben. Das Punkt-Schlag-System wurde erst „h´ao ch´uan“, später „taijiquan“ genannt. Das Wissen um Dim Mak wurde lange Zeit geheim gehalten bzw. nur jeweils an besondere, bevor-zugte Personen weitergegeben.Inzwischen gibt es einige Veröffentlichungen über Bubishi und Dim Mak in englischer und deutscher Sprache. Sehr umfassend ist die australische zweibändige Enzyklopädie des Dim Mak: „Erle Montaigue (Kampfkunst-Lehrer)/ Wally Simpson (Arzt mit TCM-Wissen) – The Encyclopedia of Dim Mak“ – Paladin Press * Boulder Colorado –.

Nutzen des Wissens vom Dim MakDie Erkenntnisse des Dim Mak weisen darauf hin, dass eine Überdosierung von Energie auf einen Akupunkturpunkt zu Schäden führen kann. Das kommt normalerweise in der täg-lichen Akupunkturpraxis nicht vor, da wir mit Akupunktur und Moxibustion unterhalb des Schwellenwertes bleiben. Vorsichtig sollte man aber bei der Akupunktur und kräftiger Akupressur an den vitalen Punkten sein, die vielfach auch in der TCM als „verbotene Punkte“ gelten. Durch die Erkenntnisse des Dim Mak lassen sich möglicher-weise Unfallfolgen erklären, bei denen es bei relativ gerin-ger Gewalteinwirkung zu fatalen Folgen, ja sogar zum Tode kommen konnte:Punkt KG 17: Man hörte immer wieder in den öffentlichen Medien von tödlichen Sportunfällen, bei denen z.B. ein Fuß-ballspieler einen Ball oder ein Eishockeyspieler einen Puck gegen die Brust bekommen hatte. KG 17 gilt beim Dim Mak als sehr gefährlicher Punkt. Wird dieser Punkt getroffen,

fließt die Energie von diesem Sitz der Energie ab, der Betrof-fene fällt kraftlos zusammen, ist KO oder tot.LG 20: 1995 zog sich eine meiner Töchter – damals noch Studentin – zu Hause bei recht niedriger Zimmerdecke beim Bettenmachen eine Schädelprellung zu. Außer Druck-schmerz fand sich zunächst nichts. Am Folgetag kam es zu Gleichgewichtsstörungen, Schwindel und dem Gefühl, be-wusstlos zu werden. Fachärztliche Untersuchungen brach-ten keine Klärung. Uni-Besuch war wegen des starken Schwindels nicht möglich. Es kam zum Krankenhaus-Aufent-halt wegen weiterer Verschlechterung – kein krankhafter Befund-. Es folgten weitere Beschwerden wie das Unvermö-gen zu lesen, Panikattacken, Platzangst, Herzrasen, geistige Verlangsamung u.a. – erst nach 5 Monaten war der Uni-Be-such wieder möglich. Stark belastend war es auch, dass man ihre Beschwerden als Hysterie abtat.Seit 1998 wurden - mit dem Wissen um Dim Mak und Bubi-shi - Patienten mit mehr punktuellen Verletzungen (Prellun-gen) von Akupunkturpunkten von mir mit sogenannten Anti-dot-Punkten behandelt. Diese Punkte wirken der schädigenden Wirkung verletzter Akupunkturpunkte auf den Gesamtkörper entgegen und haben sich über die letzten Jahrhunderte im Dim Mak aus der Erfahrung heraus entwi-ckelt. Es fanden sich dabei sehr gute Behandlungserfolge und bisher kein Therapieversager. Hier nun drei exemplari-sche Behandlungsfälle:

Fall 1Eine 55-jährige Patientin erlitt einen schweren Sturz mit Ge-hirnerschütterung, Schlüsselbeinbruch und Quetschung von Rippen und Halswirbelsäule. Drei Monate später suchte sie mich auf, da Hinterkopf-Schmerz, Nacken-Verspannungen

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Akupunkturpunkt LG 20 im Scheitelbereich

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und Kopfgeräusche weiterhin bestanden. Bei der Untersu-chung fielen zwei betroffene Akupunkturpunktregionen auf: LG 15 und Gb 20. Sowohl für LG 15 als auch Gb 20 ist im Dim Mak die Folge KO bis zum Tod beschrieben. Zwischen diesen beiden Extremen umfasst die Bandbreite an möglichen Be-schwerden Schwindel, Stummheit, Taubheit oder gar We-sensveränderung. Die infrage kommenden Antidot-Punkte wurden vorsichtig behandelt. Die Erstbehandlung fand in der Praxis mit Anleitung der Patientin statt, die daraufhin diese eigenständig zu Hause fortsetzte. Bereits in der Praxis kam es zu einer sofortigen Linderung der Schmerzen. Die Patientin beschrieb ein Gefühl der Erleichterung, als ob eine Last von der Schulter genommen würde.

Fall 2Anfang September 2001 stellte sich in der Praxis eine 40-jährige Patientin vor, die nach hinten gefallen war und mit dem Hinterkopf gegen einen Besenstiel stieß, der senk-recht an der Wand hing. Seither klagte sie über mehrfach täglich anfallsartig auftretenden Drehschwindel mit Fallnei-

gung und wiederholt kurzzeitige Sehschwäche. Außerdem bestand ein allgemeines Druckgefühl um den Kopf herum. Die fachärztlichen Untersuchungen und bildgebende Diag-nostik zeigten keine Auffälligkeiten. Was in der Akupunktur-praxis auffiel: Noch sieben Wochen nach dem Unfallereignis war eine Region am Hinterkopf druckschmerzhaft, die einem bekannten Akupunkturpunkt (LG 19) entspricht. Dazu heißt es beim Dim Mak: „Sogar ein leichter Schlag löst einen Schock auf das Gehirn aus und sorgt für einen Energieab-fluss. Der entsprechende Antidot-Punkt wurde zunächst mit Akupressur und an den drei Folgetagen mit Akupunktur be-handelt. Nach diesen Sitzungen war die Patientin beschwer-

defrei. Sehstörung, Kopfdruck und Drehschwindel mit Fall-neigung waren nachhaltig verschwunden.

Fall 3Eine 67-jährige Fahrrad-fahrerin stürzte auf die rechte Seite und litt seit-dem (6 Wochen) unter Schmerzen im Bereich des rechten Ellenbogens, Schulter, Nacken, Brust-korb und Bauches. Die Schulter war in ihrer Be-weglichkeit sehr stark eingeschränkt. Im Bereich des Oberarms fand sich ein deutlich druck-schmerzhafter Punkt (Di 16). Beim Dim Mak kommt es bei Verletzung dieses Punktes zu einer großen Qi-Drainage – d.h. Abfluss der Ener-gie „Qi“. Der Therapeut legt in diesem Fall beide Handflä-chen auf die Spitze des Kopfes bei dem Akupunkturpunkt LG 20 (s.o.) und drückt leicht nach unten. Nach nur einer Be-handlung waren die Beschwerden deutlich gelindert und am Folgetag konnte die Patientin den Arm wieder bewegen. Na-cken-, Brust- und Bauchschmerzen waren nahezu verschwun-den. Im Ellenbogen waren nachts noch Schmerzen. Es wurde wieder der LG 20 wie zuvor therapiert. Weitere Behandlun-gen waren nicht mehr erforderlich.Bis heute liegen noch zahlreiche andere Behandlungsbei-spiele vor. Bisher gab es bei der Behandlung mit den jewei-ligen Antidot-Mitteln, die in der o.g. Dim Mak Enzyklopädie aufgeführt sind, keinen Therapieversager.Dem Leser dieses Artikels kann das Wissen über die Be-handlungsmöglichkeit von stumpfen Verletzungen bzw. Prel-lungen von Akupunkturpunkten nützlich sein. Er selbst oder Verwandte oder Bekannte können einen Akupunkturarzt auf-suchen, der im Falle eines solchen Unfalls entsprechend untersuchen und behandeln kann. Weiterführende Literatur zum Thema:Es gibt inzwischen ein kurz gefasstes Skriptum „Traumati-sierung von Akupunktur-Punkten und deren Behandlung“. (Bezugsquelle: Firma Karl Blum – Breslauer Str. 42 – 82 194 Gröbenzell).

Dr. med. Jürgen Buchbinder Facharzt für Allgemeinmedizin Akupunktur, Homöopathie Dozent der Deutschen Akademie für Akupunktur e. V. Arensweg 40, 59505 Bad Sassendorf

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Lage der Punkte LG 15, 19 und Gb 20

Verlauf des Dickdarm-Meridians

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Weitere Patienteninformationen

In Deutschland:Deutsche Akademie für Akupunktur | DAA e.V.Osserstraße 40, 81679 MünchenTel.: 089/8145252, Fax: 089/[email protected], www.akupunktur-patienten.de, www.stoerherd.de

In Österreich:Österreichische Gesellschaft für KontrollierteAkupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin (OGKA), Glacisstraße 7, A-8010 GrazTel.: ++43 (0)316/37 40-50, Fax: -5055, [email protected]: www.ogka.at

In der Schweiz:Schweizerische Ärztegesellschaft für Aku-punktur, Chinesische Medizin und Aurikulome-dizin, SACAMPostfach 2003, CH-8021 Zürich, Tel.: ++41 (0)844/200 200, Fax: ++41 (0)31/332 41 [email protected], www.sacam.ch

Vorschau auf Ausgabe 3/2016

hauptthema: Akupunktur in der Zahnheilkunde

– Frischer Atem und gesundes Zahnfleisch –

Viele Menschen leiden unter Mundgeruch und entzündetem Zahnfleisch. Beiden Beschwerdebildern geht die nächste Ausgabe auf den Grund. Was kann aus dem Bereich der Akupunktur und traditionellen chinesischen Medizin in

diesen Fällen noch helfen? Unsicherheit durch schlechten Atem und lockere Zähne sind keine Zustände mit denen man sich abfinden muss.

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