Patientenbroschüre Brustkrebs · 2016-03-11 · Liebe Leserin, lieber Leser möglicherweise ist...

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Patientenbroschüre Brustkrebs

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Patientenbroschüre

Brustkrebs

Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen und dgl., die in diesem Buch ohnebesondere Kennzeichnung aufgeführt sind, berechtigen nicht zu der Annahme, dass solcheNamen ohne weiteres von jedem benutzt werden dürfen.Vielmehr kann es sich auch dannum gesetzlich geschützte Warenzeichen handeln.

Alle Rechte auch die des Nachdrucks, insbesondere das Recht der Vervielfältigung undVerbreitung in Wort, Bild und Schrift sowie der Übersetzung sind dem Herausgebervorbehalten.

Verantwortlich:Dr.Thomas MenschikPharmacia GmbH, Am Wolfsmantel 46, 91058 Erlangen

Medizinische Beratung:PD Dr. Kay FriedrichsMammazentrum Hamburg e.V.

1. Auflage 2002, © Pharmacia GmbH, 91058 Erlangen

Satz/Layout: Fotosatz H. Strütt und D. Rünzi, 79650 SchopfheimDruck: Druckhaus Oberpfalz, 92224 Amberg

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PatientenbroschüreBrustkrebs

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Vorwort

Die Erkrankung Brustkrebs stellt für viele Frauen eine Realität dar. Einevon 9 Frauen erkrankt an dieser derzeit in Deutschland häufigstenKrebserkrankung der weiblichen Bevölkerung. In der Frühphase derErkrankung werden oftmals beschwerdefreie Frauen innerhalb kurzerZeit zu Patientinnen, denen eine Operation, Strahlentherapie odermedikamentöse Behandlung empfohlen wird. Die Therapie kann zuBeschwerden führen, die nicht durch die Grunderkrankung bedingt sindund daher für viele Frauen erst ein Krankheitsgefühl zur Folge haben. Dieeinzelnen Fälle sind so individuell wie es die Betroffenen sind. Es istmittlerweile bekannt, dass sich hinter dem Begriff Brustkrebs eineVielzahl von Erkrankungen verbirgt, die eine entsprechend individuelleBehandlung erfordern. Der vorliegende Leitfaden möchte Ihnen denEinstieg in die Thematik Brustkrebs erleichtern. Patientinnen, Angehö-rigen und Freunden soll die Krankheit Brustkrebs, aber auch die Behand-lung der Erkrankung nahegebracht werden. Die Broschüre soll aber auchals eine Informationsquelle für alternative Heilverfahren und Nach-sorgemöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Wer als Patientin informiert ist, kann den behandelnden Ärzten gezielterFragen stellen, die den eigenen Kenntnisstand erweitern. Nicht dieDauer, sondern die Inhalte eines Aufklärungsgespräches sind ent-scheidend. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Behandlung, derenGrundlagen und Inhalte verständlich vermittelt wurde, bei gleicherWirksamkeit besser verträglich ist.

Werden Sie aktiv beim Kampf gegen Ihre Erkrankung!

IhrPD Dr. med. Kay Friedrichs

Priv. Doz. Dr. med Kay Friedrichs

Mammazentrum Hamburg e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser

möglicherweise ist der Anlass, diese Broschüre in die Hand zu nehmen,für Sie ein Schock gewesen: die Diagnose Brustkrebs! Vielleicht sind Sieselbst betroffen, vielleicht handelt es sich um eine Ihnen nahe stehendeAngehörige oder Bekannte, die mit dieser zunächst erschreckendenErkrankung konfrontiert wird. Heute bestehen jedoch bei frühzeitigemErkennen und optimaler Behandlung sehr gute Heilungschancen beiBrustkrebs.

Diese vorliegende Broschüre soll Sie im Umgang mit der ErkrankungBrustkrebs unterstützen. Sie soll dazu beitragen, aktuelles Wissen überdie Krankheit und Möglichkeiten der Behandlung aufzuzeigen, um dasGefühl der Angst und Hilflosigkeit zu mindern, die Zusammenarbeit mitdem Arzt zu fördern und somit den Erfolg der Therapie zu unterstützen.Neben den verschiedenen diagnostischen Maßnahmen werden dieklassischen Behandlungsverfahren erklärt. Zusätzlich können Sie sichüber neuere Behandlungsansätze und ergänzende Therapieverfahrensowie über alles, was nach dem Abschluss der Therapie auf Sie zukommt,informieren.

Auch wenn Sie nicht direkt von der Krankheit Brustkrebs betroffen sind,lohnt sich dennoch das Lesen dieser Broschüre. Denn durch bessereInformationen zu Risiken und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmenwird die Früherkennung gefördert und die Aussicht auf Heilung ent-scheidend verbessert.

Am Ende der Broschüre werden einige aktuelle Fragen beantwortet undIhnen hilfreiche Kontaktadressen zu Fachgesellschaften, Selbsthilfe-gruppen und Verbänden genannt. Wichtige medizinische Fachbegriffefinden Sie im Text kursiv geschrieben und am Ende dieser Broschüreerklärt.

Frühzeitiges Erkennenund frühzeitiger Behand-lungsbeginn lassen sehrgute Heilungschancenerwarten.

Brustkrebs ist kein Schick-sal, sondern Sie könnenetwas dagegen tun undaktiv zur Heilung bei-tragen.

Vorsorgeuntersuchun-gen fördern die Früh-erkennung und verbesserndie Heilungschancen.

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Inhalt

1. Brustkrebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91.1 Wie häufig ist Brustkrebs? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91.2 Wodurch entsteht Brustkrebs? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2. Früherkennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.1 Welche Möglichkeiten der Früherkennung gibt es? . . . . . . . . . 10

Selbstuntersuchung der Brust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim ArztMammographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2.2 Wie kann man möglicherweise krankhafte Veränderungen in der Brust selbst erkennen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2.3 Wie wird eine Selbstuntersuchung der Brust durchgeführt? . . 122.4 Was muss ich tun, wenn ich Veränderungen an meiner

Brust feststelle? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3. Apparative Untersuchungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . 133.1 Welche apparativen Diagnoseverfahren gibt es und wann

werden sie eingesetzt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133.2 Was ist eine Mammographie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133.3 Was ist eine Mammasonographie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143.4 Welche anderen Untersuchungen kann der Arzt zur Früh-

erkennung durchführen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Computertomographie (CT)Kernspintomographie (MR)

3.5 Wann ist eine Gewebeentnahme notwendig? . . . . . . . . . . . . . . 153.6 Wie wird eine Gewebeentnahme durchgeführt? . . . . . . . . . . . . 15

FeinnadelpunktionStanzbiopsie

3.7 Was bedeuten die verschiedenen Untersuchungsergebnisse? . . 16

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4. Diagnose Krebs – was dann? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

5. Die verschiedenen Formen von Brustkrebs . . . . . . . . . . . . . 175.1 Wo kann sich in der Brust eine Krebsgeschwulst entwickeln? . . 175.2 Welche verschiedenen Arten des Brustkrebs gibt es? . . . . . . . . 17

Vorstufen/Invasiver Brustkrebs

6. Festlegen der nachfolgenden Therapie . . . . . . . . . . . . . . . 186.1 Wie wird die Therapie strategisch geplant? . . . . . . . . . . . . . . . . 186.2 Welche Therapieformen gibt es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196.3 Wie ist das operative Vorgehen bei Krebsvorstufen? . . . . . . . . . 196.4 Wie ist das Vorgehen bei invasivem Brustkrebs

und welche operativen Möglichkeiten gibt es? . . . . . . . . . . . . . 196.5 Was versteht man unter einer erweiterten Operation? . . . . . . . 206.6 Was geschieht bei einer Brustkrebsoperation noch? . . . . . . . . . 216.7 Was folgt nach der Operation? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216.8 Kann auch bereits vor einer Operation mit Medikamenten

behandelt werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226.9 Wiederaufbau nach Entfernung der Brust . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Wie verläuft der Wiederaufbau der Brust? . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

7. Ergänzende Untersuchungen nach der Operation . . . . . . . 237.1 Ist der Krebs nach der Operation beseitigt? . . . . . . . . . . . . . . . . 237.2 Welche Untersuchungen werden nach einer Operation

notwendig? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

8. Arzt-Patienten-Gespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

9. Die Nachbehandlung im Anschluss an die Operation . . . . . 269.1 Welche verschiedenen Möglichkeiten der Nachbehandlung

gibt es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

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9.2 Was ist eine Chemotherapie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269.3 Wann wird eine Chemotherapie eingesetzt? . . . . . . . . . . . . . . . 279.4 Wie wird eine Chemotherapie verabreicht? . . . . . . . . . . . . . . . . 279.5 Was versteht man unter einer Hormontherapie und

wann wird sie durchgeführt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279.6 Wird eine Hormontherapie häufig eingesetzt? . . . . . . . . . . . . . 289.7 Wo wird das Hormon Östrogen gebildet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289.8 Wie wirkt eine Hormontherapie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289.9 Treten Nebenwirkungen bei der medikamentösen

Therapie auf? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299.10 Wie kann man die Nebenwirkungen einer Chemotherapie

beeinflussen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309.11 Wann wird eine Strahlentherapie angewendet? . . . . . . . . . . . . 309.12 Wie wird eine Strahlentherapie durchgeführt? . . . . . . . . . . . . . 319.13 Kann es zu Beeinträchtigungen bei einer Strahlentherapie

kommen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

10. Die »anderen« Krebstherapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3210.1 Welche anderen Therapieansätze gibt es noch? . . . . . . . . . . . . 32

Antikörpertherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Neoadjuvante Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Immuntherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33Gentherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33Photodynamische Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

11. Kosmetik und Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3411.1 Welche kosmetischen Maßnahmen sind nach Entfernung

der Brust möglich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3411.2 Was ist gegen Beeinträchtigungen nach Entfernung

der Lymphknoten machbar? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3511.3 Was kann ich bei Haarausfall tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

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11.4 Welche Kosten für kosmetische Maßnahmen werden mir erstattet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

11.5 Welche zusätzlichen Maßnahmen sind empfehlenswert? . . . . 35

12. Leben mit der Erkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3612.1 Was passiert nach Beendigung der Therapie, wenn ich

aus dem Krankenhaus entlassen bin? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3612.2 Unter welchen Voraussetzungen werden Rehabilitations-

maßnahmen bewilligt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3612.3 Folgen weitere Nachsorgeuntersuchungen? . . . . . . . . . . . . . . . 3712.4 Welche Untersuchungen werden zur Nachsorge

durchgeführt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3712.5 Wie oft werden Nachsorgeuntersuchungen durchgeführt? . . . 3812.6 Wie wird die Nachsorge dokumentiert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

13. Das Selbstwertgefühl steigern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3913.1 Wie kann ich mein Selbstwertgefühl steigern? . . . . . . . . . . . . . 3913.2 Was kann ich selber tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3913.3 Wer hilft mir als betroffener Patientin bei Fragen weiter? . . . . 4013.4 Wo kann ich mir zusätzlich Rat holen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

14. Alternative Behandlungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4114.1 Welche alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es? . . . . 41

15. Krankheitsrückfall oder Ausbreitung der Ersterkrankung . . 4215.1 Wie häufig kommt es zu einem Lokalrezidiv und welche

Maßnahmen werden dann ergriffen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4215.2 Was geschieht bei Vorliegen von Fernmetastasen? . . . . . . . . . . 4215.3 Welche Behandlung erfolgt im fortgeschrittenem

Krebsstadium? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4315.4 Welche Möglichkeiten gibt es zur Schmerztherapie? . . . . . . . . 43

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16. Stellungnahme zu aktuellen Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4416.1 Kann Brustkrebs in der Schwangerschaft auftreten? . . . . . . . . 4416.2 Muss bei Brustkrebs ein Schwangerschaftsabbruch erfolgen? . . 4416.3 Was geschieht bei einer Schwangerschaft nach Brustkrebs? . . . 4416.4 Beeinflussen Hormone (»Die Pille«/eine Hormonersatz-

therapie) das Brustkrebsrisiko? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4516.5 Welche anderen Verhütungsmöglichkeiten gibt es? . . . . . . . . . 4516.6 Welche therapeutischen Möglichkeiten gibt es bei

Beschwerden in den Wechseljahren (Klimakterium)? . . . . . . . . 4616.7 Kann auch ein Mann an Brustkrebs erkranken? . . . . . . . . . . . . . 4716.8 Soll ich als Brustkrebspatientin an einer klinischen Studie

teilnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

17. Hilfreiche Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49Broschüren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

18. Kontaktadressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

19. Erläuterung medizinischer Fachbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . 56

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1. Brustkrebs

1.1 Wie häufig ist Brustkrebs?Nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes von 1999 erkranken jähr-lich ungefähr 46.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs, davon 17.000im Alter unter 60 Jahren. Damit ist Brustkrebs in Deutschland derhäufigste bösartige Tumor bei Frauen.

Ab einem Alter von Mitte 40 kommt es zu einem Anstieg in der Häufig-keit an Brustkrebs erkrankter Patienten. Daher gewinnen Maßnahmenzur Früherkennung von Brustkrebs ab dem 40. Lebensjahr eine beson-ders große Bedeutung.

1.2 Wodurch entsteht Brustkrebs?Viele von Brustkrebs betroffene Frauen stellen sich nach der Diagnosedie Fragen: »Warum habe gerade ich Krebs? Was habe ich falschgemacht?«

Grundsätzlich trifft keine Patientin eine »Schuld«, wenn Sie an Brust-krebs erkrankt. Das Auftreten dieser Erkrankung beruht weder auffalschem Handeln noch auf persönlichem Versagen. Brustkrebs ist ein»Unfall der Natur«. Jede Frau kann davon betroffen sein.

Obwohl die Ursachen der Entstehung von Brustkrebs noch nicht völliggeklärt sind, sind Risikofaktoren bekannt, die das Auftreten der Erkran-

Altersverteilung von Brustkrebs-erkrankungen

Frühzeitiges Erkennenerhöht die Chance aufHeilung!

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Alter bei Brustkrebs-Diagnose

Alte

rsver

teilu

ng %

18

16

14

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10

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6

4

2

025–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 70–74 75–79 80–84 ≥ 85

Risikofaktoren● Veränderungen

der Erbsubstanz● Brustkrebs bei nahen

Verwandten● Früher aufgetretener

Brustkrebs

kung begünstigen. Man geht davon aus, dass bei etwa 5% der erkrank-ten Frauen eine familiäre Veranlagung mitverantwortlich ist. So ist bei-spielsweise das Krebsrisiko von Frauen, bei denen eine Verwandte 1. Gra-des (d.h. Mutter oder Schwester) erkrankt ist, um das Dreifache erhöht.Aber auch andere Faktoren wie Alter, deutliches Übergewicht, eine früheerste Regelblutung und das späte Eintreten der Wechseljahre erhöhendas Risiko an Brustkrebs zu erkranken.

Aber selbst wenn einer oder mehrere der genannten Risikofaktorenzutreffen, muss dies nicht unweigerlich zu einer Brustkrebserkrankungführen. Besteht jedoch ein erhöhtes familiäres Risiko, so sollten Sie inganz besonderem Maße die Früherkennung nutzen, da dies die größteChance im Kampf gegen den Brustkrebs darstellt.

2. Früherkennung

2.1 Welche Möglichkeiten der Früherkennung gibt es?Generell bestehen drei Möglichkeiten zur Früherkennung von Brustkrebs:

1. Selbstuntersuchung der BrustDie wichtigste Rolle im Kampf gegen den Brustkrebs spielt die Selbst-untersuchung. Nutzen Sie diese Möglichkeit!!! Wie man weiss, werden etwa 80% der Tumore von der Frau selbst ent-deckt. Je früher ein bösartiger Befund entdeckt wird, desto besser ist dieChance auf Heilung.

2. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim ArztBei der Vorsorgeuntersuchung tastet der Arzt Ihre Brüste und Achsel-höhlen gründlich ab.Die gesetzlichen Krankenkassen räumen Frauen ab dem 20. Lebensjahrjährlich eine kostenlose Früherkennungsuntersuchung ein.

3. Mammographie (Röntgenuntersuchung der Brust)10

● Frühere andereKrebserkrankungen

● BindegewebigeVeränderung imBrustgewebe

● Übergewicht ● Keine oder späte

erste Geburt● Frühe erste Regel-

blutung, späteWechseljahre

● Alter über 50 Jahre

1. Möglichkeit:Selbstuntersuchung

2. Möglichkeit:Vorsorge beim Arzt

Viele Menschen meiden den Arztbesuch aus Angst vor der DiagnoseKrebs oder aus Angst, in die medizinische Mühle zu geraten. Dabei wirdoft vergessen, dass eine gründliche Untersuchung unbedingt notwendigist, um eine exakte Diagnose zu stellen und eine sinnvolle Therapie ein-zuleiten. Bedenken Sie: Nur eine frühzeitige Diagnose und Behandlungverbessert Ihre Heilungschancen!

2.2 Wie kann man krankhafte Veränderungen in der Brust selbst erkennen?Die Brust sollte einmal monatlich von Ihnen selbst untersucht werden.Dies können Sie am besten in entspannter Rückenlage oder auchstehend unter der Dusche vornehmen, da die Hände dann besonders gutüber die feuchte Haut gleiten. Frauen vor den Wechseljahren sollten dieSelbstuntersuchung am besten an den ersten Tagen nach der Regel-blutung durchführen, da in diesem Zeitraum das Brustdrüsengewebe ambesten zu untersuchen ist.

Achten Sie dabei auf ungewöhnliche Veränderungen oder auf Be-sonderheiten, wie● Verhärtungen● Knoten● Einziehungen der Haut oder Brustwarze● Flüssigkeitsaustritt aus der Brustwarze● Unterschiede in Größe und Umfang der Brust im Vergleich zur Gegen-

seite und früheren Untersuchungen● Vergrößerte, nicht schmerzhafte Lymphknoten in den Achselhöhlen● Nicht heilende Wunden.

SelbstuntersuchungHäufigkeit:1 x monatlich

Seien Sie aufmerksambei ungewöhnlichenVeränderungen!

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2.3 Wie wird eine Selbstuntersuchung der Brust durchgeführt?

1. Betrachten Sie Ihre Brüste im Spiegel. Stützen Siehierbei die Arme in den Hüften ab. Unterscheidensich die Brüste in Form, Lage, Größe ungewöhnlichvoneinander? Stellen Sie eine Veränderung fest?

2. Heben Sie Ihre Arme über den Kopf. Folgen dieBrustwarzen gleichmäßig dieser Bewegung? Betrach-ten Sie Ihre Brüste von vorne und von der Seite. Sindeinseitig Falten, Vorwölbungen, Hauteinziehungenan Brust oder Brustwarze zu erkennen?

3. Tasten Sie mit allen Fingern der flachliegendenHand systematisch Ihre Brust ab. Untersuchen Sieauch den Warzenhof, den Übergang zur Achselhöhleund die Achselhöhle selbst. Lymphknoten zu tastenist normal. Haben sie sich verändert, sind sie starkangeschwollen?

4. Wiederholen Sie die systematische Untersuchungvon Brust und Achsel im Liegen. Legen Sie dabei denArm leicht nach oben.

5. Drücken Sie die Brustwarze vorsichtig zwischenDaumen und Zeigefinger. Tritt eine Flüssigkeit aus?Achten Sie auf deren Beschaffenheit und Farbe, umes dem Arzt mitteilen zu können.

Die Untersuchung kostet Sie 5 Minuten.5 Minuten die sich lohnen und die Ihr Leben retten können.

Praktisches Vorgehen:

Im Stehen:Unterschiedliche Form,

Lage oder Größe der Brüste?

BestehenHautveränderungen?

AngeschwolleneLymphknoten?

Im Liegen:Abtasten von Brust

und Achsel

Flüssigkeitsabsonderung?

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2.4 Was muss ich tun, wenn ich bei mir Veränderungen an der Brustfeststelle?Sollte Ihnen eine oder mehrere der genannten Veränderungen auffallen,wenden Sie sich umgehend an Ihren Arzt oder Ärztin. Scheuen Sie sichnicht davor und behalten Sie diese belastende Beobachtung nicht fürsich. Ihr Frauenarzt/-ärztin ist Fachmann auf diesem Gebiet und wird Sievertrauensvoll unterstützen.Sehr häufig handelt es sich um gutartige Veränderungen: Drei von vierKnoten erweisen sich als flüssigkeitsgefüllte Bläschen im Gewebe(Zysten), Verdickungen des Bindegewebes oder als Verhärtungen desFettgewebes.

3. Apparative Untersuchungs-methoden

3.1 Welche apparativen Diagnoseverfahren gibt es und wannwerden sie eingesetzt?Werden verdächtige Verhärtungen in der Brust ertastet, wird der Arzt dieUrsache mit Hilfe bildgebender Verfahren abklären. Die wichtigstentechnischen Verfahren in der diagnostischen Früherkennung und inder Abklärung auffälliger Befunde sind die Mammographie und dieMammasonographie.

3.2 Was ist eine Mammographie?Bei der klassischen Mammographie handelt es sich um eine Röntgen-darstellung der Brustdrüse. Generell werden zwei Aufnahmen gemacht:Eine von oben, die andere von seitlich schräg. Bei der Mammographiekönnen auch nicht tastbare Veränderungen und auch Tumorvorstufen,die sich häufig als Mikroverkalkungen (sehr kleine, oft unregelmäßiggeformte Kalkschatten) darstellen, erfasst werden.

Vertrauen Sie sich Ihrem Arzt an!

Viele Veränderungensind gutartig!

Mammographie undMammasonographieals wichtigste bildgebendeVerfahren.

Die Mammographie isteine Röntgendarstellungder Brust.

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Die Strahlenbelastung bei dieser Untersuchung ist bei den modernenMammographiegeräten für die Patienten bedenkenlos. Im Alterzwischen dem 40.und 49.Lebensjahr wird eine Mammographie alle zweiJahre empfohlen. Ab dem 50. Lebensjahr sollte die Mammographiejährlich erfolgen.

3.3 Was ist eine Mammasonographie?Bei der Sonographie werden mit Hilfe von Schallwellen (Ultraschall)Gewebs- und Organstrukturen bildlich dargestellt. Dabei können mit derSonographie, gerade bei dichtem Brustdrüsengewebe, Veränderungenzum Teil besser als bei der Mammographie lokalisiert werden.Daher wirddiese Methode bei jungen Frauen aufgrund des dichteren Brustgewebeshäufiger, oftmals als Ergänzung zur Mammographie eingesetzt. Da keineStrahlenbelastung auftritt, kann die Sonographie risikolos auch inkürzeren Abständen wiederholt werden.

3.4 Welche anderen Untersuchungen kann der Arzt zur Früherkennung durchführen?Ergänzend zu diesen wichtigen apparativen Verfahren gibt es noch wei-tere Untersuchungsverfahren zur Abklärung eines auffälligen Befundes:

Computertomographie (CT)Die Computertomographie ist ein röntgendiagnostisches Verfahren, beidem mit Hilfe eines Computers das Brustdrüsengewebe schichtweisedargestellt wird. Sie hat in der Diagnostik des Brustkrebses nur eineuntergeordnete Bedeutung.

Kernspintomographie oder (MRT = Magnet Resonanz Tomographie)Die MRT ist ein aufwendiges bilderzeugendes Verfahren, das nicht mitRöntgenstrahlen sondern mit Magnetfeldern arbeitet. Sie wird nur inseltenen Fällen erforderlich, wenn z.B. vorangegangene bildgebendeVerfahren keinen eindeutigen Befund ergaben.Die Kernspintomographie wird auch gelegentlich in der Brustdiagnostikbei Frauen mit dichtem Drüsengewebe eingesetzt.

Die Ultraschallunter-suchung der Brust wird

zumeist in Ergänzung zurMammographie durch-

geführt.

Weitere apparativeVerfahren sind● Computertomographie● Kernspintomographie

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3.5 Wann ist eine Gewebeentnahme notwendig?Trotz zunehmender Bedeutung der modernen bildgebenden Verfahrenkann der Arzt letztendlich nur durch eine feingewebliche Untersuchungeiner Gewebeprobe feststellen, ob eine verdächtige Veränderung gut-oder bösartig ist.Die Gewebeentnahme (Biopsie) aus der Brustdrüse wirdim Allgemeinen vor einer Operation durchgeführt und ist immer nocheine unverzichtbare Grundlage jeder Tumordiagnostik.

3.6 Wie wird eine Gewebeentnahme durchgeführt?Für die Entnahme von Gewebematerial gibt es unterschiedliche Metho-den, wobei die Wahl der Methode von der Größe und Art der Gewebever-änderung abhängt (sonographisch zystisch: Feinnadelpunktion; solide,echogen: Stanzbiopsie).

Feinnadelpunktion:Im Fall zystischer Strukturen wird mit Hilfe einer dünnen HohlnadelZellmaterial entnommen (Feinnadelbiopsie o.a. Feinnadelaspiration),welches dann im Labor mikroskopisch untersucht wird (Zytologie =Beurteilung der Zellen). Dieser Eingriff ist wenig belastend für diePatientin und erfordert keine Narkose.

Stanzbiopsie:Im Fall eines tastbaren (solide, echogen) Knotens erfolgt in den meistenFällen eine Stanzbiopsie. Bei dieser Methode wird unter Ultraschall-kontrolle vom Arzt eine »Stanznadel« in den verdächtigen Gewebe-bereich »geschossen« und so ein zylinderförmiges Gewebestück für diefeingewebliche Untersuchung (mikroskopische Beurteilung des Gewe-bes) gewonnen. Für diese Untersuchung ist in der Regel eine örtlicheBetäubung ausreichend.

Gelegentlich geäußerte Befürchtungen, dass durch eine Punktion oderStanzbiopsie Krebszellen aus dem Verband herausgelöst und streuen(metastasieren) könnten, sind weitestgehend unbegründet.

Mikroskopische Unter-suchung verdächtigenGewebes.

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Feinnadelbiopsie

Stanzbiopsie

3.7 Was bedeuten die verschiedenen Untersuchungsergebnisse?Durch eine Röntgenaufnahme der Brust ist eine erste genaue Beur-teilung des Befundes möglich. Neben Größe und Anzahl von Tumorenund der Abgrenzung gegenüber gutartigen Veränderungen bzw. nor-malem Brustdrüsengewebe können mit Hilfe der Mammographie vorallem auch Tumorvorstufen erkannt werden. Aber erst mit Hilfe einerGewebeentnahme ist eine Unterscheidung zwischen gut- bzw. bösartigmöglich. Ergibt die Gewebeentnahme einen bösartigen Befund, kanndurch die feingewebliche Untersuchung sowohl der Krebstyp als auchder Grad seiner Aggressivität beurteilt werden.

4. Diagnose Krebs – was dann?

Viele Menschen, bei denen der Arzt nach der Untersuchung der »ver-dächtigen Veränderung« die Diagnose Krebs stellt, fühlen sich im erstenMoment von diesem »Urteil« überfordert und reagieren mit Angst undHilflosigkeit.Die psychische Belastung in dieser Situation ist enorm hoch.Obgleich Ihnen die Lage anfangs vielleicht ausweglos erscheint, sollteIhnen jetzt bewusst sein, dass Sie gerade in dieser Situation maßgeblichzur Heilung Ihrer Erkrankung beitragen können.Suchen Sie das vertrauteGespräch mit Ihrem Arzt oder Ärztin, die zusammen mit Ihnen dasweitere Behandlungsvorgehen besprechen werden.

Holen Sie gegebenenfalls unter Mitnahme von Bildern und histolo-gischen Befunden eine zweite ärztliche Meinung ein. Auch Ihre Familieund enge Freunde werden Sie zweifellos in Ihrer Erkrankung vertrauens-voll unterstützen – kapseln Sie sich nicht ab!

Positives Denken mobilisiert positive und die Heilung unterstützendeKräfte, womit Sie als an Brustkrebs erkrankte Patientin entscheidend anIhrer Genesung mitwirken können.

Diagnose Krebs – was dann?

Denken Sie positiv!

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5. Die verschiedenen Formenvon Brustkrebs

Gewebeveränderungen, welche die Entstehung von Krebs begünstigen,werden als Tumorvorstufen bezeichnet. Die Zellen sind dabei untypischangeordnet, wodurch die Funktion des Gewebes beeinträchtigt wird,und/oder sie weisen eine erhöhte Vermehrungsaktivität auf, wodurchneues Gewebe – eine Geschwulst (Tumor, Neoplasie) – gebildet wird. Oftwerden solche Veränderungen nur zufällig bei einer Mammographieentdeckt, und können als Verdichtungen des Drüsengewebes oder alssogenannte Mikroverkalkungen (unregelmäßig geformte Kalkabla-gerungen) auf solche Krebsvorstufen hinweisen.

5.1 Aus welchen Gewebetypen kann sich der Brustkrebs entwickeln?Die Entstehung von Brustkrebs beginnt zumeist in den Oberflächen-zellen (Epithelien) der Milchgänge, manchmal auch in den Drüsen-läppchen selbst. Die Tumore der Brust werden daher grob in eine vomMilchgang ausgehende Tumorart (duktales Karzinom) und vom Drüsen-läppchen ausgehende Tumorart (lobuläres Karzinom) unterteilt.

5.2 Welche verschiedenen Arten des Brustkrebs gibt es?Eine weitere Differenzierung dieser beiden Tumorformen geschieht ent-sprechend ihrer lokalen Ausbreitung:

Vorstufen (Carcinoma in situ, nicht-invasives Karzinom):

Diese sind ein auf das Drüsenläppchen oder den Drüsengang beschränk-tes, einstweilen nicht in die Tiefe wachsendes Frühstadium des Brust-krebses. Vorstufen können über Jahre ruhen, bis sie in ein invasivesKarzinom übergehen, als Vorstufen bestehen bleiben oder sich sogarzurückbilden.Diese Vorstufen sind in 90% der Fälle durch eine Operation,eventuell ergänzt durch eine Strahlentherapie heilbar. Eine medi-kamentöse Therapie ist hier nicht regelhaft notwendig.

Aufbau der Brust

Drüsenläppchenmit Milchgang

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Muskel

Drüsenläppchen

Milchgänge

Brustwarze

Warzenhof

Fettgewebe

Rippe

Invasiver Brustkrebs:Bei dieser Krebsart haben die Krebszellen die Wand der Drüsenläppchenoder Milchgänge durchbrochen und wachsen je nach Zelltyp mit unter-schiedlicher Geschwindigkeit in das umliegende Gewebe der Brust ein.

6. Wie ist das weitere Vorgehennach der Diagnose?

6.1 Wie wird die Therapie strategisch geplant? Die Wahl der am besten geeigneten Therapie basiert auf vielen Resulta-ten. Ausschlaggebend dafür ist neben den Ergebnissen aus der feinge-weblichen Untersuchung die Feststellung, ob und wie weit sich derzuerst entstandene Tumor (Primärtumor) im Körper ausgedehnt hat. DieBeurteilung der Größe und Ausbreitung des Tumors erfolgt nach derTNM-Klassifikation:

● Wie groß ist der Primärtumor (T)?● Sind die Lymphknoten (Nodi) befallen (N)?

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Die TNM-Klassifikationbeschreibt die Größe

und Ausbreitung derErkrankung.

● Sind Tochtertumore (Fernmetastasen) in anderen Organen nach-weisbar (M)?

Je mehr der Arzt weiss, um welche spezielle Art des Brustkrebses es sichhandelt, desto besser und genauer kann er die einzelnen Behandlungs-strategien aufeinander abstimmen.

6.2 Welche Therapieformen gibt es? Generell werden die folgenden Therapieformen unterschieden:

Lokale Therapie: Operation und/oder StrahlentherapieSystemische Therapie: Chemotherapie und/oder Hormontherapie

6.3 Wie ist das operative Vorgehen bei Krebsvorstufen?Hier hat sich das operative Vorgehen in den vergangenen Jahren ge-wandelt.Während früher das Vorliegen solcher Krebsvorstufen mit einerBrustentfernung behandelt wurde, ist diese Therapie heute in denmeisten Fällen nicht mehr gerechtfertigt. Dennoch muss sicher-gestellt sein, dass der entsprechende Befund komplett mit einem ent-sprechenden Sicherheitsabstand entfernt werden kann. Die Operationwird daher so ausgedehnt, wie nötig, aber so begrenzt wie möglichgestaltet.Vereinzelt kann die Operation durch eine Strahlentherapie oder medi-kamentöse Therapie (Hormontherapie) ergänzt werden. Bei sehr aus-gedehnten Vorstufen kann in seltenen Fällen auch eine komplette Ent-fernung des Brustdrüsenkörpers notwendig sein. Die Entscheidung überdas operative Vorgehen ist gelegentlich sehr schwierig und muss indi-viduell zwischen behandelnden Arzt und Patientin diskutiert werden.

6.4 Wie ist das Vorgehen bei invasivem Brustkrebs und welcheoperativen Möglichkeiten gibt es?Steht die eindeutige Diagnose Brustkrebs, ist eine operative Ent-fernung des Tumors zur Vermeidung des Voranschreitens der Erkrankungzumeist unumgänglich. Vor der Operation wird jedoch zunächst immerein ausführliches Gespräch mit Ihrem Arzt/Ärztin stattfinden, in

Therapieformen:● Operation● Chemotherapie● Hormontherapie● Strahlentherapie

Ihr Arzt informiert überindividuelle Möglichkeiteneiner Operation.

Bei 2 von 3 Frauen kannbrusterhaltend operiertwerden.

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welchem Sie über die individuellen Möglichkeiten der Operationinformiert werden.

An dieser Stelle ist unbedingt anzumerken, dass ein operativer Eingriffbei Brustkrebs nicht unweigerlich mit einer Brustamputation oder»Verstümmelung« verbunden ist. Viele Frauen schrecken zunächst voreinem Eingriff zurück, da gerade die radikalen Eingriffe aus der Zeit der70er Jahre das Bild der Brustoperation bis heute prägen. Heutzutage sinddie Ärzte jedoch sehr darum bemüht, bei Brustkrebs eine brust-erhaltende Operation durchzuführen.Diese Behandlung ist derzeit Standard und auch in zwei von drei Fällenmöglich. Voraussetzung dafür ist jedoch immer, dass der Tumor weit-räumig von gesundem Brustgewebe umgeben, entfernt werden kann.

Günstige Vorbedingungen bestehen zusätzlich, wenn:– aufgrund der Tumor-Brust-Relation ein gutes kosmetisches Ergebnis

erzielt werden kann– der Tumor die Brustwandmuskulatur nicht infiltriert– der Tumor nicht in die Haut eingewachsen ist.

Über das Ausmaß des Eingriffes kann oftmals erst während der Opera-tion entschieden werden, nachdem entnommenes Gewebe bzw. dieAbsetzungsränder des Tumors noch während des Eingriffes mittelsSchnellschnittdiagnostik untersucht wurden.Durch diese Untersuchung wird die Entfernung des Tumor im Gesundenermöglicht.Als Alternative zur brusterhaltenden Therapie (BET) steht die erweiterteoperative Therapie.

6.5 Was versteht man unter einer erweiterten Operation?Falls eine brusterhaltende Operation aufgrund verschiedener Tumor-eigenschaften, wie z.B. Größe des Tumors oder Eindringen in die Haut-schichten (Hautinfiltration) nicht möglich ist, erfolgt eine erweiterteOperation. Diese beinhaltet die vollständige Entfernung (Amputation)der Brust einschließlich der Brustwarze.

Die häufigstenOperationsverfahren

zur Brusterhaltung:

1. TumorektomieNur der Knoten mit

gesundem Gewebesaumwird entfernt.

2. QuadrantektomieDas Brustviertel mit dem

Knoten wird entfernt.

Ihr Arzt ist umkosmetische Aspekte

bedacht.

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Nach einer solchen erweiterten Operation empfinden viele Patienten inder ersten Zeit ein Spannungsgefühl im Bereich des Brustkorbs. Dies wirddadurch verursacht, dass ein Teil der die Brust bedeckende Haut mitentfernt werden muss.

6.6 Was geschieht bei einer Brustkrebsoperation noch?Bei jeder Brustkrebsoperation werden auch Lymphknoten in der Achsel-höhle der betroffenen Seite entfernt und auf Befall hin untersucht.Diesersogenannte »Lymphknotenstatus« ist u.a. ein entscheidendes Kriteriumfür die weitere Therapie und einer der wesentlichen Faktoren für dieBeurteilung der Prognose der Erkrankung.Wird eine brusterhaltende Therapie durchgeführt, so ist für die Ent-fernung der Lymphknoten im Regelfall ein zweiter Schnitt in der Achsel-höhle erforderlich. Auch hier werden, wie bei jeder anderen Operation,kosmetische Aspekte mit berücksichtigt.Wird hingegen die Brust komplett entfernt, ist kein zusätzlicher Haut-schnitt notwendig.

6.7 Was folgt nach der Operation?Nach erfolgter Operation wird entsprechend der vorliegenden Unter-suchungsbefunde diskutiert, ob weiterführende Therapien (Chemo-therapie ± Hormontherapie bzw. Strahlentherapie) notwendig sind.

Die Entscheidung, welche Therapie bei Ihnen in Frage kommt, wirdhäufig im Rahmen einer gemeinsamen Besprechung zwischen demOperateur, Internisten, Strahlentherapeuten und dem Arzt, der die fein-geweblichen Untersuchungen durchgeführt hat, festgelegt.Wurde bei Ihnen eine brusterhaltende Therapie durchgeführt, so wird inder Regel in der Nachbehandlung eine Strahlentherapie notwendig.Diese erfolgt überwiegend ambulant und in mehreren Sitzungen übereinen Zeitraum von ca. sechs Wochen.Sie dient der Verringerung eines Rückfalls der Erkrankung in der glei-chen Brust. Die Strahlentherapie kann im Anschluss an eine Chemo-therapie, aber auch während einer Chemotherapie (Sandwichverfahren)erfolgen.

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Sollte bei Ihnen keine medikamentöse, oder lediglich eine Hormonthera-pie notwendig sein, erfolgt die Strahlenbehandlung direkt im Anschlussan die Operation nach erfolgter Wundheilung. Bei Entfernung der gesam-ten Brust ist nur in bestimmten Fällen eine Strahlentherapie notwendig.

6.8 Kann auch bereits vor einer Operation mit Medikamentenbehandelt werden?Bei einer lokal fortgeschrittenen Krebserkrankung, die primär nicht brust-erhaltend operiert werden kann und bei der noch keine Tochterge-schwülste bestehen, kann unter bestimmten Voraussetzungen bereits voreiner Operation eine Therapie begonnen werden. In diesem Fall sprichtman von einer neoadjuvanten Therapie. Diese kann z.B. durch die Gabevon zellschädigenden Substanzen (Chemotherapeutika) im Rahmeneiner Chemotherapie erfolgen. Durch eine Behandlung vor der Operationwird versucht, eine Verkleinerung und Abgrenzung des Tumors zu erzielen,um damit die Chance für eine brusterhaltende Operation zu erhöhen(siehe auch 10.1).Die neoadjuvante Therapie sollte derzeit nur in Studiendurchgeführt werden, da sie noch nicht als Standardtherapie etabliert ist.

6.9 Wiederaufbau nach Entfernung der BrustDer operative Wiederaufbau der Brust sowie die Rekonstruktion derBrustwarze sind heute gängige operative Maßnahmen.Welche Möglich-keiten dabei im einzelnen bestehen, wird zumeist bereits bei der Bespre-chung mit dem Arzt vor der Operation erläutert. So können Zeitpunktund Methode der Wiederherstellung frühzeitig im Behandlungs- undOperationsplan integriert werden.

Wie verläuft der Wiederaufbau der Brust?Der Brustaufbau kann entweder unmittelbar im Anschluss an die Ent-fernung der Brust während der gleichen Operation (einzeitiges Vor-gehen) oder zu einem späteren Zeitpunkt, beispielsweise nach Been-digung einer eventuellen Zusatzbehandlung (zweizeitiges Vorgehen)durchgeführt werden.Im günstigsten Fall kann bereits bei der Entfernung der Brust einsogenannter »Platzhalter« (Expander) für den Wiederaufbau eingesetzt

Eine neoadjuvanteTherapie erhöht die

Chance auf Erhaltungder Brust.

Der Wiederaufbau derBrust ist möglich mittels

1. Körpereigenem Gewebe oder

2. Fremdgewebe, z.B.Prothese/Implantate

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werden. Dieser wird dann in einer zweiten Operation etwa 4–6 Monatespäter durch die endgültige Prothese ersetzt. In diesem Fall werdenImplantate verwendet, bei denen es sich generell um Kunststoffbeutelmit unterschiedlichen Füllmaterialien, wie z.B. Silikon oder Kochsalz-lösung, handelt.Ein Nachteil von Implantaten besteht in der möglichen Ausbildung einerbindegewebigen Kapsel um diesen Fremdkörper. Dies verursachtzumeist derbe Verhärtungen, die nicht nur das kosmetische Ergebnisbeeinträchtigen, sondern auch die Diagnostik und die weiteren Nach-untersuchungen erschweren können. Die Angst vor dem Silikon ist nachAussage der Wissenschaftler jedoch weitgehend unbegründet.

Eine Brustrekonstruktion ist jedoch auch mit körpereigenem Gewebemöglich.Bevor Sie sich für einen Wiederaufbau der Brust entscheiden, sollten Siemit dem behandelnden bzw. operierenden Arzt die einzelnen Möglich-keiten des Wiederaufbaus, aber auch die möglichen Risiken ausführlichbesprechen.

7. Ergänzende Untersuchungennach der Operation

7.1 Ist der Krebs nach der Operation besiegt?Bei vielen Brustkrebspatientinnen ist mit der Beseitigung des ursprüng-lichen Tumors die Erkrankung besiegt. Dennoch besteht die Möglichkeit,dass bereits Zellen aus dem Tumor über die Lymphwege oder die Blut-gefäße in den Körper gelangt sind. Häufig wird deshalb eine vorbeu-gende, medikamentöse Therapie empfohlen, um ein Wiederauftretender Erkrankung zu verhindern.Welche Therapie Ihnen empfohlen wird, basiert nicht nur auf den Unter-suchungen, die direkt am Tumor vorgenommen werden, sondern auchauf Untersuchungen, die ergänzend nach der Operation folgen.

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7.2 Welche Untersuchungen sind nach einer Operation noch notwendig?Soweit nicht in den bisherigen Untersuchungen das Vorliegen vonTochtergeschwülsten (Metastasen) ausgeschlossen werden konnte,werden noch folgende Untersuchungen durchgeführt:

● Ultraschalluntersuchung des Oberbauches (Oberbauchsonographie der Leber)

● Röntgenuntersuchung der Lunge ● Nuklearmedizinische Untersuchung der Knochen

(Knochenszintigraphie)

Bei der Ultraschalluntersuchung des Oberbauches werden die Leber, aberauch andere Organe und Lymphknotenregionen untersucht.Diese Unter-suchung ist wenig belastend jedoch notwendig, um Tumorabsiedlungenin diesen Organen auszuschließen.

Die Röntgenuntersuchung der Lunge erfolgt häufig schon vor derOperation zur Abklärung des operativen Risikos.

Auch die Knochenszintigraphie ist eine wenig belastende Untersuchung.Hierbei wird mit gering radioaktiven Substanzen das ganze Skelett-system abgebildet, wodurch Auffälligkeiten oder Tumorabsiedlungen imKnochen dargestellt werden können. Ergibt die Untersuchung keineneindeutigen Befund, wird gegebenenfalls eine zusätzliche, gezielteRöntgenaufnahme notwendig.

Oberbauchsonographie

Röntgenaufnahme der Lunge

Knochenszintigraphie

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Häufig werden sowohl vor, als auch nach der Operation die bei Brust-krebs typischen Tumormarker CEA und CA 15–3 bestimmt.Tumormarkersind körpereigene Stoffe im Blut, die im Zusammenhang mit bösartigenErkrankungen in höherer Konzentration vorliegen können. Diese Unter-suchung erfolgt über eine Blutabnahme. Wird im Verlauf der Nachsorgeein Anstieg dieser Substanzen festgestellt, kann dies ein Zeichen für eineerneute Tumorbildung sein. Diese Tumormarker sind jedoch kein sicheresAnzeichen für einen Rückfall der Erkrankung, so dass erst weitere Unter-suchungen eine richtige Bewertung dieses Befundes ermöglichen.

Erst nach Vorliegen aller bildgebenden- und feingeweblichenUntersuchungsbefunde wird der Arzt über die Notwendigkeit unddie Art einer erforderlichen Zusatz- bzw. Nachbehandlung mit derPatientin ausführlich sprechen.

8. Arzt-Patienten-Gespräch

Eine funktionierende Kommunikation zwischen dem behandelnden Arztund der Patientin ist ein unerlässlicher Bestandteil des Gesundungs-prozesses. Das Arzt-Patienten-Gespräch sollte nicht nur auf die nüch-ternen medizinischen Tatsachen beschränkt sein, sondern auch dieindividuelle Hilfestellung zur Bewältigung der psychischen Belastung(wie z.B. nach einer Entfernung der Brust) beinhalten.

Vertrauen Sie auf Ihren behandelnden Arzt, der darauf spezialisiert ist, ineinem partnerschaftlichen Dialog mit den betroffenen Patientinnenden Therapieprozess über die medizinische Versorgung hinaus zu unter-stützen und bei der Vermittlung von Information und Hilfe neue Wege zugehen.

Werden Sie im Kampf gegen Ihre Erkrankung Partnerin Ihres Arztes.

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9. Die Nachbehandlungim Anschluss an die Operation

9.1 Welche verschiedenen Möglichkeiten der Nachbehandlunggibt es?Wie bereits in Kapitel 6.7 besprochen, ist bei entsprechender Risiko-situation in den meisten Fällen eine Anschlusstherapie notwendig.Durchdiese Nachbehandlung soll ein Wiederauftreten der Erkrankung sowohllokal in der Brust als auch im ganzen Körper verhindert werden.

Generell unterscheidet man zwei Formen der Nachbehandlung:

1. Medikamentöse TherapieChemo- ± Hormontherapie

2. Strahlentherapie

Diese Behandlungsformen werden einzeln oder auch kombiniert ein-gesetzt. Während die Strahlentherapie zur lokalen Kontrolle in der Brusteingesetzt wird, werden bei Chemo- und Hormontherapie Medikamentein den Blutkreislauf gegeben und wirken im gesamten Organismus.Dadurch können mögliche bösartige Zellen, die vom Tumor ausgehend inden Körper gelangt sind, abgetötet und somit die Absiedlung von Tumor-zellen (Metastasen) verhindert werden.

9.2 Was ist eine Chemotherapie?Bei der Chemotherapie wirken zellschädigende Medikamente (Zytos-tatika) im gesamten Körper (systemisch) und erreichen so die mög-licherweise noch vorhandenen Krebszellen. Die Zytostatika hemmen imSpeziellen die Zellvermehrung, da insbesondere die Krebszellen dieEigenschaft besitzen, sich rasch zu teilen. Fast alle gesunden Zellen teilensich wesentlich seltener.

Die Strahlentherapie wirktlokal, die anderen

Therapien dagegen imganzen Körper.

Krebszellen besitzendie Eigenschaft,

sich rasch zu teilen.

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9.3 Wann wird eine Chemotherapie eingesetzt?In den meisten Fällen wird die Chemotherapie nach einer Operationinsbesondere bei jüngeren Patientinnen sowie bei ungünstigen Prog-nosekriterien, aggressivem Tumorwachstum und Fernabsiedlungen(Metastasen) eingesetzt. Ihr Einsatz kann aber auch, wie bereitserwähnt, vor der Operation (neoadjuvant) erfolgen. Die Wahl desMedikaments oder der Medikamentenkombination sowie des Therapie-ablaufes wird dabei abhängig von der Erkrankungssituation und demallgemeinen Gesundheitszustand der Patientin getroffen.

9.4 Wie wird eine Chemotherapie verabreicht?Die meisten Medikamente (Zytostatika) werden in flüssiger Form übereinen Venenzugang (Infusion) verabreicht, manche auch als Tabletten.Die Verabreichung erfolgt in der Regel nach einem bekannten »Fahr-plan« (Therapieschema), in dem die Medikamentenmenge und diezeitlichen Abstände der Medikamentengabe (Chemotherapiezyklus)festgelegt sind. Insgesamt umfasst eine Therapie drei bis sechs Zyklen,zwischen denen Behandlungspausen von ein bis vier Wochen liegen. DieVerabreichung der Medikamente kann je nach den individuellenBedingungen nicht nur im Krankenhaus, sondern auch ambulant beiIhrem Arzt oder, z.B. bei Einnahme von Tabletten, auch zu Hauseerfolgen, was eine große Entlastung und einen deutlichen Zugewinn anLebensqualität für die Patientinnen bedeutet.

9.5 Was versteht man unter einer Hormontherapie und wann wirdsie durchgeführt?Eine Hormontherapie oder besser: Hormonentzugstherapie ist einemedikamentöse Therapie, die entweder allein oder in Kombination miteiner Chemotherapie verabreicht wird.Voraussetzung für den Einsatz derHormontherapie ist, dass die Tumorzellen hormonabhängig (Östrogen,Gestagen) wachsen. Liegt ein solches hormonabhängiges Wachstum vor,spricht man von einem »Hormonrezeptor-positiven« Tumor. Beidiesem Therapieansatz wird versucht, die Zellvermehrung durch Entzugdes Hormons Östrogen zu hemmen.

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Chemotherapeutikahemmen die Vermeh-rung von Krebszellen.

Im Therapieschemasind Art und Menge derMedikamente und derVerabreichungsdauerfestgelegt.

Der Nachweis der Östro-genempfindlichkeit vonKrebsgewebe lässt eingutes Ansprechen aufeine Hormontherapieerwarten.

Dabei ist die Therapie um so erfolgversprechender, je höher dieEmpfindlichkeit des Tumors für das Hormon Östrogen ist.Eine Hormonentzugstherapie wird in den meisten Fällen in Form vonTabletten verabreicht.

9.6 Wird eine Hormontherapie häufig eingesetzt?Etwa 60% der bösartigen Brusttumore von jüngeren Frauen vor denWechseljahren (prämenopausal) und 75%–80% von Frauen nach denWechseljahren (postmenopausal) wachsen hormonabhängig undkönnen durch eine Hormonentzugstherapie behandelt werden.

9.7 Wo wird das Hormon Östrogen gebildet?Östrogene werden bis zum Zeitpunkt der letzten Regelblutung(Menopause) hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet. Nach denWechseljahren wird dieses Hormon in insgesamt geringeren Mengenhauptsächlich in Muskeln und Fettgewebe, der Leber und der Brustdrüseproduziert. Dies geschieht durch die Umwandlung der in den Neben-nieren gebildeten Vorstufen mit Hilfe der Schlüsselsubstanz Aroma-tase.

9.8 Wie wirkt eine Hormontherapie?Hormontherapien versuchen auf unterschiedliche Weise, die wachs-tumsstimulierende Wirkung der Östrogene (weibliche Geschlechts-hormone) auf den Tumor zu unterbinden. Folgende Substanzgruppenkönnen hierbei eingesetzt werden:

1. Durch antihormonelle Substanzen (Antiöstrogene, z.B. der WirkstoffTamoxifen) werden die Östrogenrezeptoren (Bindungsstellen fürÖstrogene in den Zellen) der Tumorzellen besetzt, so dass Östrogenkeinen stimulierenden Effekt auf die Tumorzellen ausüben kann.

2. Die Gabe von Antiaromatosewirkstoffen (Aromatase-inaktivatorenoder -hemmer) unterbindet nahezu komplett die Entstehung vonÖstrogenen.Durch diese Inaktivierung oder Hemmung der Aromatasewird, in noch größerem Ausmaße wie bei den Antiöstrogenen, derwachstumsstimulierende Effekt auf die Tumorzelle unterbunden.

Hormontherapie● Blockieren von

Hormonrezeptoren● Hemmen der

Aromatase● Unterdrücken der

Östrogenbildung● Senken des

Östrogenspiegels

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3. Vor den Wechseljahren wird vor allem die Östrogenproduktion derEierstöcke ausgeschaltet. Dies erfolgt entweder durch die Entfernungder Eierstöcke oder durch eine hormonelle Beeinflussung der über-geordneten Zentren, die die Hormonproduktion in den Eierstöckensteuern.Zum Einsatz kommen hierbei vor allem künstlich hergestellteWirkstoffe der Hirnanhangdrüse (GnRH-Analoga = Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga), die lokal unter die Haut gespritztwerden.

4. Das weibliche Sexualhormon Gestagen wird in hohen Dosen ver-abreicht. Hierdurch wird zum einen der Östrogenspiegel im Blutgesenkt, zum anderen besetzt der Wirkstoff die Hormonbindungs-stellen der Tumorzellen. Auch ein direkt zellabtötender Effekt wirddiskutiert.Das Nebenwirkungspotential ist jedoch ungünstiger als beiden Antiöstrogenen und den Antiaromatasewirkstoffen.

Zur Behandlung von Patientinnen nach den Wechseljahren werden vorallem Antiöstrogene (1.), Aromataseinaktivatoren und -hemmer (2.) undGestagene (4.) eingesetzt.

Hormonbehandlungen sind im Allgemeinen gut verträglich. Die Medi-kamente müssen oftmals über einen längeren Zeitraum, zum Teil bis zufünf Jahre eingenommen werden.

9.9 Treten Nebenwirkungen bei der medikamentösen Therapie auf?In der medikamentösen Therapie ist vorwiegend die Chemotherapie mitmanchen Nebenwirkungen verbunden, da neben der Abtötung bös-artiger Zellen durch die Chemotherapeutika auch gesunde Zellengeschädigt werden. Die Nebenwirkungen betreffen vor allem dasKnochenmark, in dem die Blutzellen entstehen, und die Schleimhäutedes Verdauungstraktes. Die Patientinnen reagieren mit allgemeinerMüdigkeit, Infektionsanfälligkeit, Unwohlsein, Übelkeit und Erbrechen.Da sich auch die Zellen an den Haarwurzeln schnell teilen, kann es zueinem vorübergehenden Haarausfall kommen, der bisweilen bis zumvölligen Haarverlust führt. Die Haare wachsen jedoch nach der Behand-lung innerhalb von 3–6 Monaten wieder nach.

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Mögliche Nebenwirkun-gen einer Chemotherapiesind:● Infektionen● Müdigkeit● Übelkeit/Erbrechen● Unwohlsein● Haarausfall

9.10 Wie kann man die Nebenwirkungen einer Chemotherapiebeeinflussen?Dem Arzt stehen verschiedene unterstützende Therapiemaßnahmen zurVerfügung, wodurch eine Chemotherapie erheblich besser vertragenwird. Dazu können beispielsweise Medikamente gegen Übelkeit undErbrechen (Antiemetika) oder auch Medikamente zur Neubildung vonBlutzellen (rote und weisse Blutkörperchen) verabreicht werden. Imletzteren Fall wird sowohl der Eisenwert im Blut angehoben, aber auchdie Infektanfälligkeit deutlich verringert.Die antiemetische Behandlung wird je nach der Empfindlichkeit einerPatientin angepasst.Durch diese medikamentösen Möglichkeiten zur Linderung vonNebenwirkungen kann eine Chemotherapie in kürzeren Abständenund/oder mit höheren Dosen von Medikamenten durchgeführt werden.Dadurch wird die Wirksamkeit dieser Therapieform deutlich erhöht beigleichzeitig akzeptablem Nebenwirkungsprofil.Um Veränderungen im Blut durch die Chemotherapie frühzeitig zuerkennen, ist eine regelmäßige, engmaschige Überprüfung ihrer Blut-werte während der Therapie sehr wichtig.

9.11 Wann wird eine Strahlentherapie angewendet?Die Strahlentherapie ist eine der ältesten und bekanntesten Behand-lungsmethoden bei Krebserkrankungen. Dabei kann die Anwendungsowohl das Ziel der Heilung als auch der Linderung von Beschwerdenhaben. Häufig wird sie mit anderen Maßnahmen, nämlich mit einerChemotherapie oder auch mit einer Operation, kombiniert.

Beim Brustkrebs wird sie als Standardtherapie nach einer brust-erhaltenden Operation eingesetzt. Hierdurch soll ein Wiederauftretender Erkrankung in der gleichen Brust verhindert werden.In einzelnen Fällen kann jedoch auch nach Entfernung der gesamtenBrust eine Strahlentherapie notwendig werden. Dies trifft dann zu, wennz.B. der Tumor sehr groß war, die Haut bzw. der Brustmuskel mitbetroffenwaren oder wenn der Tumor nicht sicher im Gesunden entfernt werdenkonnte.

Gegen Nebenwirkungenvon Chemotherapeutikagibt es wirksame Medi-

kamente, vor allem gegenÜbelkeit und Erbrechen!

Die Bestrahlung wird zurzusätzlichen Sicherheit

nach einer brusterhalten-den Operation eingesetzt.

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Eine Strahlentherapie kann aber auch zur Behandlung von Tochter-geschwülsten eingesetzt werden, insbesondere wenn diese das Skelettbefallen haben, die Knochenstabilität gefährden oder Schmerzen ver-ursachen.

9.12 Wie wird eine Strahlentherapie durchgeführt?Die Bestrahlung bei brusterhaltender Therapie erfolgt von außen durchdie Haut (perkutane Strahlentherapie), wobei die Bestrahlung so erfolgt,dass darunter liegende Organe (Lunge, Herz) nur minimal belastet wer-den.Bei der Bestrahlung eines im Körper tieferliegenden Tumors führt derWeg der Strahlen zwangsläufig auch durch gesundes Gewebe. Obwohldie optimale Strahlendosis erst am Zielort erreicht wird, kommt es zueiner gewissen Beeinträchtigung des gesunden Gewebes. Um dieseBeeinträchtigung möglichst gering zu halten, erfolgt die Strahlenthera-pie verteilt auf mehrere Sitzungen (fraktioniert) mit jeweils niedrigerStrahlendosis.

9.13 Kann es zu Beeinträchtigungen bei einer Strahlentherapiekommen?Durch die Bestrahlung kommt es zu lokalen Hautreaktionen. Es tretenhäufig Hautreizungen auf; meist ist die Haut dann gerötet, trocken,juckend und schuppend. Gelegentlich ist auch eine Bräunung derbestrahlten Hautareale die Folge. Eine mechanische Beanspruchung, wiez.B. durch Waschen, Deosprays oder auch Höhensonne, sollten Siewährend dieser Zeit vermeiden und eine milde Hautpflege (Puder)durchführen. Die Hautreaktionen gehen im Allgemeinen innerhalb derersten drei Monate nach Abschluss der Bestrahlung zurück.Vor jeder Strahlentherapie erfolgt jedoch ein ausführliches Aufklärungs-gespräch durch den Strahlentherapeuten.

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Strahlentherapie auchbei Knochenmetastasen.

Strahlentherapie inmehreren Sitzungen:Meist 5 pro Woche.

Achten Sie auf einemilde Hautpflege beiHautreizungen!

10. Neue Therapieansätze

10.1 Welche anderen Therapieansätze gibt es noch?Neben Strahlen-, Chemo- und Hormontherapien wurden in den letztenJahren neue Behandlungsmöglichkeiten entwickelt die immer mehr inswissenschaftliche Interesse rücken.

● Antikörpertherapie● Neoadjuvante Therapie● Immuntherapie● Gentherapie● Photodynamische Therapie

AntikörpertherapieAus der Krebsforschung der vergangenen Jahre weiss man, dass dasWachstum von Brustkrebszellen nicht nur durch Hormone, sondern auchdurch eine Vielzahl unterschiedlicher Wachstumsfaktoren gefördertwird. Diese Wachstumsfaktoren binden an speziellen »Andockstellen«auf der Oberfläche der Zelle und stimulieren dadurch das Wachstum unddie Teilung der Tumorzellen. Befinden sich sehr viele solcher »Andock-stellen« auf der Oberfläche der Tumorzelle, teilen sich diese sehr schnellund unkontrolliert. Einer dieser »Andockstellen« (Wachstumsfaktor-rezeptor) ist der HER2-Rezeptor der bei etwa 25–30% aller Frauen mitBrustkrebs vermehrt gebildet wird.Speziell hergestellte Eiweissmoleküle (Antikörper) besetzen diese»Andockstellen« und verhindern somit, dass Wachstumsfaktoren andiesen Stellen anbinden und die Krebszellen zur Teilung anregen. Hiergibt es bereits innovative und erprobte Therapieansätze, die in derTherapie des Brustkrebses Anwendung finden.

Neoadjuvante TherapieBei dieser Form der Therapie wird eine medikamentöse Behandlung be-reits schon vor einer Operation (neoadjuvant) durchgeführt. Diese prä-

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operative Therapie ist eine relativ junge Behandlungsform, die bishervorwiegend als Chemotherapie durchgeführt wird.Sie verfolgt zwei Ziele:

1. Verkleinerung des Tumors vor der Operation, um günstigere Aus-gangsbedingungen für die Operation zu erzielen um z.B. eine brust-erhaltende Operation zu ermöglichen (Volumenreduktion desTumors (»Downstaging«).

2. Direktbeurteilung der Wirksamkeit einer Chemotherapie, währendder Tumor noch vorhanden ist (z.B. wie der Tumor sich unter derTherapie verändert).

ImmuntherapieDieser vergleichsweise junge Fachbereich der »Tumorimpfung« beruhtauf der Vorstellung, das Abwehrsystem (Immunsystem) des Körpers so zubeeinflussen, dass der Tumor vom Körper selbst bekämpft wird. Wie beieiner Impfung gegen Viren oder Bakterien bietet man dem Immun-system tumorspezifische Merkmale (Antigene) an, um so eine gezielteund damit spezifische Immunreaktion gegen den Tumor auszulösen.Klassische, im Sinne der körpereigenen Abwehr eingesetzte natürlicheSubstanzen sind Interferone, Interleukine sowie monoklonale Antikörper.Der Unterschied zu herkömmlichen Impfungen besteht darin, dass nichtdie Verhütung der Erkrankung, sondern die Aktivierung des Immun-systems zur besseren Bekämpfung einer schon bestehendenErkrankung angestrebt wird. Auch wenn sich Therapieerfolge bei derZerstörung kleinerer Tumorreste nach einer Operation oder Strahlen-therapie abzeichnen, hat sich diese Therapieform bisher noch nicht alsgleichwertige Alternative zu den herkömmlichen Behandlungsmetho-den erwiesen.

GentherapieIn der Gentherapie wird neue Erbsubstanz künstlich in die genetischeInformation einer Körperzelle eingeschleust. Das Ziel dabei ist, den Bau-plan der Krebszellen durch die neue Erbinformation so zu verändern,dass die krankhaften Zellen absterben oder durch Medikamente oder dasImmunsystem besser erkannt und bekämpft werden können. In die

Neoadjuvante Therapie:Gabe einer Chemotherapiebereits vor der Operation.

Immuntherapie:Körpereigene Abwehrgegen den Tumor.

Gentherapie:Einschleusen neuerErbinformation.

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Gentherapie werden große Hoffnungen gesetzt, wobei die bisher erziel-ten Erfolge noch relativ gering sind.

Photodynamische TherapieDie photodynamische Therapie (PDT) ist eine lokale Behandlungsformfür Erkrankungen, die durch rasch wachsende krankhafte Zellen hervor-gerufen werden (vorwiegend der Haut). Eine vollständige Krebs-zerstörung oder zumindest deutliche Verminderung der Anzahl krank-hafter Zellen ist das Ziel. Bei dieser Therapie wird eine lichtempfindlicheWirksubstanz (Photosensitizer) entweder gezielt in das betroffeneGewebe oder den ganzen Organismus verabreicht. Der Photosensitizerreichert sich besonders in schnell wachsenden Geweben an und wirdnach Aktivierung durch (Laser-) Licht zellschädigend wirksam. Durch diegezielte Anreicherung des Photosensitizers in den Krebszellen und lokaleBeleuchtung wird ohne Schädigung des gesunden Gewebes eine exakteKontrolle und Reduzierung der Tumorzellen möglich.

11. Kosmetik und Hilfsmittel

Die Brustamputation, die Entfernung der Lymphknoten und die Chemo-therapie erfordern häufig praktische Maßnahmen zur Bewältigung derheilbaren oder dauerhaften Folgen. Sie sollen den Patientinnen helfen,leichter in die Normalität des Alltags zurückzufinden.

11.1 Welche kosmetischen Maßnahmen sind nach Entfernung derBrust möglich?Nach einer Brustentfernung entscheiden sich viele Frauen dauerhaft füreine äußere Brustprothese, oder sie benötigen sie zeitweilig bis zumspäteren Brustaufbau. Weiche Büstenhalterprothesen können schonkurz nach der Operation getragen werden. Äußerliche Dauerprothesenbestehen aus Silikon. Sie sind in Gewicht und Beweglichkeit demBrustgewebe ähnlich und können der Form der verbliebenen Brust

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PDT:Zellzerstörung oder

Verminderung der Anzahlkrankhafter Zellen.

Brustprothese

angepasst werden. Die äußeren Brustprothesen, wie die entsprechendangepassten Miederwaren, ein Badeanzug mit Prothesentasche, eineBadeepithese, sind auf Rezept erhältlich. Auch andere Änderungen, wiez.B. das Einarbeiten einer Prothesentasche, Verbreiterung von Trägernder Halterung, sind verschreibungsfähig und werden ohne Zuzahlung zurVerfügung gestellt.

11.2 Was ist gegen Beeinträchtigungen nach Entfernung derLymphknoten machbar?Als Folge der Lymphknotenentfernung und der hiermit verbundenenUnterbrechung der Lymphwege, kann es auf der operierten Seite zueinem Anschwellen des Armes durch Rückstau der Lymphflüssigkeitkommen (Lymphödem). Der Arm ermüdet rasch, schmerzt und dieBeweglichkeit ist häufig eingeschränkt.Glücklicherweise sind diese Beschwerden aufgrund der weniger eingrei-fender Operationen sehr viel seltener geworden.

11.3 Was kann ich bei Haarausfall tun?Chemotherapeutisch behandelten Patientinnen steht bei Haarverlusteine Perücke zu, die bereits vor oder zu Beginn der Chemotherapiebeantragt werden sollte.

11.4 Welche Kosten für kosmetische Maßnahmen werden mirerstattet?Die Kostenübernahme ist bei den einzelnen Kassen unterschiedlich. RVO(Reichsversicherungsordnung)- und Ersatzkassen zahlen voll für erforder-liche Prothesen und Änderungen. Bei Halterungen und Badeanzügenwerden Zuschüsse gewährt. Die Wiederverordnung ist in das Ermessendes Arztes gestellt. Privatkrankenkassen zahlen meist nur für Prothesen.

11.5 Welche zusätzlichen Maßnahmen sind empfehlenswert?Generell sollte jede Patientin auf einen ausreichenden Schutz dergesamten operierten Oberkörperhälfte – vor allem der Hand – zurVorbeugung von Wundinfektionen sorgen. Bei einer Wundinfektionerfolgt die Besiedlung einer Wunde durch Krankheitserreger, wie z.B.

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Armstrumpf

Viele Kosten werdenerstattet!

Beugen Sie Infektionenvor!

Eitererreger. Tragen Sie daher Handschuhe sowohl bei der Gartenarbeitals auch bei Arbeiten im Haushalt, um einer Verletzung vorzubeugen.

Sie sollten besonders auf eine Schonung des Arms achten:● bei medizinischen Untersuchungen, wie z.B. Blutdruckmessungen

und Blutabnahme● bei der Arbeit (Verletzungen)

12. Leben mit der Erkrankung

12.1 Was passiert nach Beendigung der Therapie?Im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt bzw. nach Beendigung derTherapie wird Ihnen in einer Anschlussheilbehandlung (AHB) ge-holfen. Eine Anschlussheilbehandlung umfasst Leistungen zur Reha-bilitation, die sich unmittelbar oder in engem zeitlichen Zusammenhangan eine Krankenhausbehandlung anschließen muss. Sie dauert in derRegel vier Wochen und kann gegebenenfalls verlängert werden. Ihr Zielist die ganzheitliche körperliche, geistige und psychische Wieder-herstellung der Patientin. Eine Wiedereingliederung an die Belastungendes Alltags- und Berufslebens, das erneute Erlernen oder der best-mögliche Ausgleich verloren gegangener körperlicher Fähigkeiten wirdangestrebt. In den meisten Fällen wird die Anschlussheilbehandlungnoch während Ihres Krankenhausaufenthaltes – nach Rücksprache mitIhnen – durch den Stationsarzt beantragt.Über die Inanspruchnahme einer Anschlussheilbehandlung können Sieselbst entscheiden.

12.2 Unter welchen Voraussetzungen werden Rehabilitationsmaß-nahmen bewilligt?Um eine Anschlussheilbehandlung in Anspruch nehmen zu können,müssen die versicherungsrechtlichen und persönlichen Voraussetzun-gen erfüllt sein.

Schonung zur Vorsicht!

Eine Anschlussbehandlungbeinhaltet Rehabilita-

tionsmaßnahmen für diePatientin.

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● Die Diagnose muss eindeutig geklärt sein. Bei Krebsvorstufen, wiez.B. Carcinoma in situ, werden keine Rehabilitationsmaßnahmengewährt.

● Eine operative Behandlung muss abgeschlossen sein.● Eine Strahlenbehandlung muss vorläufig beendet sein. Eine noch

nicht abgeschlossene Chemotherapie dagegen kann in der Rehabili-tationsklinik fortgeführt werden.

● Die Erkrankung und die therapiebedingten Einschränkungen undBehinderungen sollen positiv beeinflussbar sein, d.h. durch diestationäre Nachbehandlung soll eine beeinträchtigte Gesundheitgebessert oder wiederhergestellt werden.

● Eine ausreichende Belastbarkeit der Patientin für die Rehabilita-tionsmaßnahme muss gewährleistet sein.

● Die Erkrankte sollte in der Regel allein reisefähig sein, z.B. öffentlicheVerkehrsmittel benutzen können.

12.3 Folgen weitere Nachsorgeuntersuchungen?Nach Abschluss der Behandlung sollten regelmäßig Nachsorge-untersuchungen vom behandelnden Frauenarzt/-ärztin durchgeführtwerden, um ein Wiederauftreten, Fortschreiten der Erkrankung oderBehandlungsfolgen frühzeitig zu erkennen.

Die Nachsorgeprogramme sind weitestgehend einheitlich, variierenjedoch nach Klinik und Einschätzung des persönlichen Rückfallrisikos inder Untersuchungshäufigkeit und der für notwendig befundenenzusätzlichen Untersuchungen.

12.4 Welche Untersuchungen werden zur Nachsorge durchgeführt?Im Rahmen einer Nachsorgeuntersuchung wird eine Befragung nachdem Befinden, der Leistungsfähigkeit, nach dem Auftreten vonBeschwerden, Besonderheiten und Veränderungen der Patientindurchgeführt. Nutzen Sie dabei die Gelegenheit, Fragen an Ihren Arzt zurichten. Sie sollten auch in die Technik der Selbstuntersuchung einge-wiesen worden sein. Weiterhin erfolgen eine gründliche körperlicheUntersuchung insbesondere hinsichtlich der Anzeichen eines Rückfalls

Weitere Informationenzur stationären Nachsorgebieten das Bundesministe-rium für Gesundheit, dieBundesversicherungs-anstalt für Angestellte,die Landesversicherungs-anstalten und der VerbandDeutscher Rentenver-sicherungsträger sowiedie Krankenkassen.

Individuelle Anpassungvon Nachsorgeprogram-men hinsichtlich● Häufigkeit● Notwendigkeit

UnerlässlicheNachsorgemaßnahmen:● Ausführliche Doku-

mentation des Krank-heitsverlaufs nach derTherapie

● Gründliche körperlicheUntersuchung

● Mammographien

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sowie in regelmäßigen Abständen eine Mammographie. ÜberwindenSie Ihre Angst und nutzen Sie die Möglichkeit der Nachsorge-untersuchungen.

Spezielle Laborwerte, wie beispielsweise das Bestimmen der Tumor-marker, werden in definierten Abständen oder oft nur bei Verdacht aufdas Vorliegen eines Rückfalls erhoben.

12.5 Wie oft werden Nachsorgeuntersuchungen durchgeführt? Die Häufigkeit der Nachsorgeuntersuchungen und Mammographienwerden nach einem bestimmten Nachsorgeprogramm durchgeführt.

Jahr Nachsorge- Mammographie-Intervallenach abstand nach nach brusterhaltender der OP Amputation Operation

verbliebene operierte andere Brust Brust Brust

1.–3. 3 Monate 1 Jahr 6 Monate 1 Jahr4.–5. 6 Monate 1 Jahr 1 Jahr 1 Jahrab 6. 1 Jahr 1 Jahr 1 Jahr 1 Jahr

12.6 Wie wird die Nachsorge dokumentiert?Das Nachsorgeschema, also die Häufigkeit und Art der durchgeführtenUntersuchungen, sollte im Nachsorgepass dokumentiert werden. Dieserverbleibt bei der Patientin und dient ihr gleichzeitig als Terminkalender.Zudem ist es empfehlenswert, wenn sich die Patientin ihre eigeneKrankenakte mit Kopien der Befunde, Berichten aus Operationen undVerlaufsuntersuchungen usw. anlegt.

Nachsorgeprogramm

Für Ihre Unterlagenwünschenswert:● Eigene Krankenakte● Nachsorgepass

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13. Das Selbstwertgefühlsteigern

13.1 Wie kann ich mein Selbstwertgefühl wieder herstellen?Bei vielen Patientinnen ist die Brustkrebserkrankung mit Unsicherheitund einem mangelnden Selbstwertgefühl verbunden. Sie als betroffenePatientin können jedoch Möglichkeiten wahrnehmen, um Ihr Selbst-wertgefühl zur verbessern. Greifen Sie beispielsweise auf Möglichkeitenund Angebote zurück die Ihnen von Kliniken und Selbsthilfegruppenangeboten werden.Ziehen Sie sich nicht zurück. Werden Sie selbst aktiv und nehmen SieHilfe anderer an.

13.2 Was kann ich selber tun?Körperliche Probleme ergeben sich oftmals aus der Lymphknotenent-fernung oder durch einen erweiterten operativen Eingriff. So sollten Siezur Vorbeugung eines Lymphödems bestimmte Vorsichtsmaßnahmenergreifen:

● Vermeiden sie Überbelastung des betroffenen Armes● lagern Sie den betroffenen Arm häufig hoch (Lagerungskissen)● Verwenden Sie bei Bedarf einen Stützstrumpf, oder nutzen Sie die

Möglichkeit einer Lymphdrainage

Die Operation, insbesondere wenn eine erweiterte Operation erfolgteund Lymphknoten entfernt wurden, kann Bewegungseinschränkungendes Schultergelenkes und eventuell schmerzhafte Spannungen im Brust-korb oder im Narbenbereich der Achselhöhle zur Folge haben. Häufignehmen die Patientinnen dann eine Schonhaltung an und es kommt zuVerspannungen im Hals-, Schulter- sowie Rückenbereich. Diesen Aus-wirkungen kann durch krankengymnastische Übungen entgegen-gewirkt werden. Die Übungen werden häufig schon im Krankenhaus undwährend der Anschlussheilbehandlung erlernt und sollten konsequent

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Angebote von Klinikenund Selbsthilfegruppensind sehr hilfreich.

Was kann ich noch tun?Krankengymnastik● Zu Hause● In Sportgruppen

schließlich in Eigenregie zu Hause fortgeführt werden. Eine spezielle»Krankengymnastik« kann ferner in speziellen Sportgruppen (z.B. inSelbsthilfegruppen organisiert) stattfinden, die in zahlreichen Ortenansässig sind. Eine Kontaktadresse finden Sie dazu in Kapitel 16.

Wichtig!!!Sollten Sie wegen anderer Beschwerden, wie z.B. Rücken-,Knochen- oder Kopfschmerzen, Ärzte anderer Fachrichtungenaufsuchen, informieren Sie den Arzt bitte immer darüber, dass SieBrustkrebspatientin sind!

13.3 Wer hilft mir als betroffener Patientin bei Fragen weiter?Die Diagnose Brustkrebs bedeutet einen gravierenden Einschnitt imLeben der Frau:Viele Fragen, Ängste, Unsicherheiten und auch Zweifel ander Genesung entstehen. Bei jeglichen Fragen, die Sie in Zusammenhangmit Ihrer Erkrankung haben, sind Ihr Frauenarzt/-ärztin oder auch derHausarzt die ersten und besten Ansprechpartner. Neben der rein medi-zinischen Nachsorge wird Ihnen der Arzt fachkundig durch das offenesowie beratende Gespräch und die Vermittlung geeigneter Kontakte zurkörperlichen, psychischen, sozialen und beruflichen Rehabilitationweiterhelfen.

13.4 Wo kann ich mir außerdem Rat holen?Für Ihre Unterstützung kann auch der Austausch mit Frauen, die Ähn-liches erlebt haben, wichtig sein. Für das Führen eines offenen Gesprächsmit »Gleichgesinnten« stehen Ihnen vielerorts Selbsthilfegruppenoffen; eine Adressenliste zu diesen Gruppen finden Sie in Kapitel 16.Weiterhin bieten psychosoziale Krebsberatungsstellen neben prak-tischen Informationen zur Nachsorge, Rehabilitation, finanziellen Unter-stützung, Rente, Behinderungsanerkennung usw. psychologische Unter-stützung bei der Bewältigung Ihrer neuen Lebenssituation.

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Ihr Frauenarzt oderHausarzt als erste

Ansprechpartner.

Zusätzliche Hilfe● In Selbsthilfegruppen● Bei Beratungsstellen

14. Alternative Behandlungs-methoden

Viele Patientinnen möchten neben der medizinischen Betreuung durchden Arzt selbst etwas zu ihrer Genesung beitragen. Zu den Vorstellungender Patientinnen zählen dabei häufig »Entgiftung des Körpers«, »Krebs-diät« und »Stärkung des Immunsystems«. Vor allem gilt, alternativeBehandlungsmethoden generell erst mit dem behandelnden Arztdurchzusprechen, denn eine Heilung kann nur im Sinne eines ganzheit-lichen medizinischen Konzeptes stattfinden.

14.1 Welche alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?Aus schulmedizinischer Sicht ist häufig nichts gegen alternative Behand-lungsmöglichkeiten einzuwenden. Diese sollten aber immer mit dembehandelnden Arzt besprochen und abgestimmt werden.

Für eine allgemeine gute gesundheitliche Konstitution besteht alseinfachste Möglichkeit, sich vollwertig und bedarfsgerecht zu er-nähren. An dieser Stelle ist jedoch zu betonen, dass es keine speziellenNähr- und Ergänzungsstoffe oder Krebsdiäten gibt, für die nachgewiesenwurde,dass sie den Verlauf der Brustkrebserkrankung positiv beeinflussen.Auch der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel (z.B.Schweinefleisch) undEntschlackungsdiäten haben keinen nachweisbar positiven Effekt.Unterstützend können Therapien aus der Naturheilkunde angewen-det werden. Am verbreitetsten ist die Misteltherapie und Therapien mitMedikamenten, die das Immunsystem positiv beeinflussen. Durch ihreVerabreichung soll eine Aktivierung des Immunsystems erzieltwerden, um so die Abwehrreaktionen des Körpers gegen den Tumor zusteigern. Wenngleich Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zwar einengewissen Nutzen dieser Therapiemaßnahmen belegen, sollten sie jedochnur ergänzend und niemals als Alternative verstanden werden.Sprechen Sie diese Möglichkeiten immer mit Ihrem behandelndenArzt/-Ärztin ab.

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Alternative Methodenunbedingt mit dembehandelnden Arztabsprechen!

15. Krankheitsrückfall oder Aus-breitung der Ersterkrankung

Bei einem Krankheitsrückfall (Rezidiv) kann ein neues Krebsgeschwürentweder an der operierten Brustseite auftreten – man spricht in diesemFall von einem Lokalrezidiv – oder die Krebserkrankung kann sich durchdas Streuen krankhafter Zellen, z.B. über die Blut- oder Lymphbahnen,ausbreiten. In diesem Fall kommt es zur Bildung von Fernmetastasen.

15.1 Wie häufig kommt es zu einem Lokalrezidiv und welche Maß-nahmen werden dann ergriffen?Etwa 5–7% der Brustkrebspatientinnen erkranken trotz Strahlen-therapie der Brust an einem Lokalrezidiv. Wurde zuvor eine brusterhal-tende Operation durchgeführt, erfolgt dann in den meisten Fällen dieEntfernung der Brust. In einzelnen Fällen ist bei einem Lokalrezidiv auchein erneutes brusterhaltendes Vorgehen möglich. Diese Entscheidungmuss jedoch individuell getroffen werden.Tumore an der Brustwand können je nach Situation operiert und/oderbestrahlt werden. Besteht ein erhöhtes Risiko der weiteren Ausbreitung,kann eine weiterführende Therapie (Chemo- und/oder Hormontherapie)notwendig sein.

15.2 Was geschieht bei Vorliegen von Fernmetastasen?Bei Vorliegen von Fernmetastasen werden zunächst genaue körperlicheUntersuchungen durchgeführt, um den Grad der Ausbreitung und dieEigenschaften des Tumors zu klären. In Abstimmung mit der Patientinwird anschließend das weitere Vorgehen geplant. In der Regel wird eineTherapie angeschlossen, die zu einem Zurückdrängen bzw.Stabilisierungder Erkrankung und somit zu einer Verlängerung des Überlebensführen soll.Aber auch Vorbeugen und Lindern von Beschwerden und somit einErhalt oder Verbesserung der Lebensqualität stehen im Vordergrund.Bei örtlich begrenzten Beschwerden, bei denen Metastasen in einem

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● Lokalrezidiv● Fernmetastasen

Bisphosphonate beiKnochenmetastasen:● Stärken die Wider-

standskraft derKnochen

● Hemmen denKnochenabbau

● Vermindern denKalziumgehalt im Blut

● Lindern Knochen-schmerzen

Körperteil auftreten (z.B. Knochenmetastasen), können gegebenenfallsknochenaufbauende Substanzen und/oder eine Bestrahlung Linderungbringen.Eine Chemotherapie und/oder Operation wird unter Umständen imakuten Fall eingesetzt, wenn beispielsweise das Tumorwachstum lebens-wichtige Funktionen gefährdet.Häufig ist aber auch eine Hormonbehandlung zu bevorzugen. Voraus-setzung hierfür ist ein Östrogen- bzw. Gestagenabhängiges Wachstumdes Tumors.

15.3 Welche Behandlung erfolgt im fortgeschrittenen Krebsstadium?Die Therapie des fortgeschrittenen Stadiums einer Krebserkrankung hatvor allem die Verbesserung der Krankheits- und Schmerzsympto-matik zum Ziel. Unterschiedliche Medikamente, Kombinationen, Darrei-chungsformen, Dosierungen ermöglichen eine individuelle Anpassungder Therapie an die entsprechende Situation des Patienten.Gerade auchin dieser Situation hat der Erhalt oder Verbesserung der Lebensqualitäteinen hohen Stellenwert.

Bei Schmerzen als Leitsymptom erfolgt die medikamentöse Schmerz-behandlung nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation(WHO) in unterschiedlichen Intensitätsstufen.

15.4 Welche Möglichkeiten gibt es zur Schmerztherapie?Geringere Schmerzen können meist mit Schmerzmitteln (Analgetika),die auch bei Rheuma oder Kopfschmerzen eingesetzt werden, aus-reichend behandelt werden. Stärkere Schmerzen verlangen zusätzlichleicht bis stark wirkende Opoide. Diese Abkömmlinge des Morphinswirken nicht ursächlich am Entstehungsort des Schmerzes, sondernhemmen die Weiterleitung der Schmerzinformation und die Weiter-verarbeitung im Gehirn. Eine Schmerztherapie bei chronischen Tumor-schmerzen verlangt in der Regel die Einhaltung eines Zeitplans, umeinen ausreichenden Wirkstoffspiegel der Medikamente aufrecht-zuerhalten. Die Entwicklung ist heute schon soweit, dass selbst stärkste

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Schmerzen müssennicht sein!

Schmerzmedikamentein der Krebstherapiemachen nicht abhängig.

Schmerzen auch durch Aufkleben eines Schmerzpflasters kontrolliertwerden können. Da eine Schmerzeinstellung in Einzelfällen auch in derKlinik erfolgen muss, ist seitens der Patientin ein wenig Geduld erfor-derlich. Die Schmerzmedikamente machen in dieser Situation nichtabhängig.

16. Stellungnahme zu aktuellen Fragen

16.1 Kann Brustkrebs in der Schwangerschaft auftreten?Brustkrebs ist nach dem Gebärmutterhalskrebs die zweithäufigste in derSchwangerschaft diagnostizierte bösartige Erkrankung. Von allenschwangeren Frauen haben jedoch nur 0,01%–0,03% einen Brusttumor(1 : 3000 – 1 : 10000).

16.2 Muss bei Brustkrebs ein Schwangerschaftsabbruch erfolgen? Aufgrund bisheriger Studien ist keine eindeutige Aussage möglich, obdie Schwangerschaft einen ungünstigen Einfluss auf den Verlauf derBrustkrebserkrankung hat. Ein Schwangerschaftsabbruch sollte indi-viduell diskutiert und die Entscheidung unter Absprache mit der Patien-tin abhängig von der Schwangerschaftswoche und dem Krankheits-stadium getroffen werden.Für die individuelle Beratung stehen Ihnen Experten in Kompetenz-zentren zur Verfügung, die auf diese Situation spezialisiert sind und überhohe Erfahrungswerte verfügen.

16.3 Was geschieht bei einer Schwangerschaft nach Brustkrebs?Eine Schwangerschaft nach Abschluss einer Brustkrebstherapie scheintden Krankheitsverlauf und die Heilungschancen der Patientin nicht zubeeinflussen. Die Heilungschancen nach 3, 5 und 10 Jahren sindvergleichbar mit denen von Brustkrebspatientinnen ohne Schwanger-schaft, unabhängig davon, ob bereits ein Lymphknotenbefall vorlag oder

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Ein Abbruch der Schwan-gerschaft ist nicht zwin-

gend notwendig!

Individuelle Beratungin Kompetenzzentren.

nicht. Bei der Planung einer Schwangerschaft sollte jedoch beachtetwerden, dass das Rückfallrisiko in den ersten Jahren nach der Operationam höchsten ist. In dieser Zeitspanne sollte im Sinne des Kindes eineSchwangerschaft gut überdacht werdenBei der Planung einer Schwangerschaft nach Brustkrebs sollte injedem Falle eine individuelle Beratung durch einen Spezialisten er-folgen.

16.4 Beeinflussen Hormone (»Die Pille« oder eine Hormonersatz-therapie) das Brustkrebsrisiko?Abschließende Daten, ob das Brustkrebsrisiko durch die Einnahme östro-genhaltiger Medikamente zur Behandlung von Wechseljahresbeschwer-den (Hormonsubstitution), insbesondere bei langjähriger Einnahmepositiv oder negativ beeinflusst wird, sind noch nicht in dem Maße ver-fügbar, dass sie eine eindeutige Stellungnahme erlauben.Vermutlich können Östrogene das Wachstum von Tumoren fördern bzw.beschleunigen, sind aber nicht direkt für die Entstehung von Brustkrebsverantwortlich.

Die »Pille« (östrogenhaltige Medikamente im Rahmen der Schwanger-schaftsverhütung), so zeigen Daten, führt vermutlich zu keiner Erhöhungdes Brustkrebsrisikos.Liegt oder lag eine Brustkrebserkrankung vor, sollte die Einnahme östro-genhaltiger Präparate bei Wechseljahresbeschwerden oder der Einsatzder Pille zur Verhütung einer Schwangerschaft individuell mit dem Arztabgesprochen werden.

16.5 Welche anderen Verhütungsmöglichkeiten gibt es?Als alternative schwangerschaftsverhütende Maßnahmen stehenIntrauterinpessare, Gele oder auch Gestagenpräparate zur Verfügung.Besteht kein Kinderwunsch mehr oder werden die genannten Maß-nahmen abgelehnt, kommt auch eine Sterilisation der Frau oder ihresPartners in Frage. Die für Sie optimale Methode sollten Sie mit IhremArzt diskutieren.

Die ersten Jahre nachder Brustkrebstherapiesollte eine Schwanger-schaft individuell über-dacht werden.

Alternative Verhütungs-möglichkeiten:● Intrauterinpessar● Gel● Gestagenpräparat

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16.6 Welche therapeutischen Möglichkeiten gibt es bei Beschwer-den in den Wechseljahren (Klimakterium)?Klimakterische Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweissausbrüche,Symptome der urogenitalen Atrophie (Schleimhautrückbildung inden Harn- und Geschlechtsorganen), Stimmungsschwankungen solltenzunächst immer mit nichthormonellen Präparaten behandelt werden.Hierfür stehen eine Reihe alternativer Medikamente (z.B. Homöopa-thika, pflanzliche Medikamente) zur Verfügung.Bei entsprechender Beschwerdesymptomatik ist jedoch auch eineHormonsubstitution unter Abwägung des Nutzens und Risikos nichtgenerell ausgeschlossen. Bei der Hormonsubstitution werden demKörper künstlich die fehlenden Hormone zugeführt, wobei auf einegroße Anzahl und Kombination unterschiedlicher Hormonpräparatezurückgegriffen werden kann.In jedem Falle sollte man den therapeutischen Effekt durch eine sinn-volle Freizeitbeschäftigung, Kneipp- und Bewegungstherapie, medizi-nische Bäder, Entspannungsverfahren und das Meiden von Alkohol,Koffein und scharfen Gewürzen unterstützen.

Stufenplan verschiedener Therapiemöglichkeiten bei klimakte-rischen Beschwerden nach Brustkrebs:

Stufe 1 Symptomatische MaßnahmenHomöopathika, Phytotherapeutika, PhysikalischeTherapie, Entspannungsverfahren

Stufe 2 Medikamentöse, nichthormonelle MaßnahmenGefäßbeeinflussende Medikamente

Stufe 3 Hormonelle Maßnahmenggf. Hormonpräparate

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16.7 Kann auch ein Mann an Brustkrebs erkranken?Prinzipiell können auch Männer an Brustkrebs erkranken, da auch beiMännern Brustdrüsengewebe vorhanden ist.Es ist lediglich aufgrund derhormonellen Situation nicht so stark entwickelt wie bei Frauen.Allerdings erkranken Männer relativ selten an Brustkrebs. Weniger als1% der Brustkrebserkrankungen treten beim Mann auf. Das Durch-schnittsalter liegt zwischen 60 und 70 Jahren und damit 10 Jahrespäter als bei Frauen. Aufgrund mangelnder Aufklärung, Aufmerksam-keit und medizinischer Vorsorge wird der männliche Tumor allerdings ofterst spät erkannt, so dass die Prognose für Männer meist ungünstiger ist.Sowohl der Verlauf der Erkrankung als auch die Therapie unterscheidetsich nicht wesentlich zwischen Männern und Frauen.

16.8 Soll ich als Brustkrebspatientin an einer klinischen Studie teil-nehmen?Gerade auf dem Gebiet der Behandlung von Krebserkrankungen erlebenwir in den letzten Jahren eine rasante Fortentwicklung. Aus diesemGrund werden viele klinische Studien durchgeführt, die die neuenErkenntnisse aus der Forschung für die Behandlung der Patienten nutz-bar machen sollen.Eine Therapiestudie beinhaltet ein neues Konzept, von dem manannimmt, dass es erfolgreicher ist als die bisher üblichen Behandlungs-strategien. Die Teilnehmer an einer Therapiestudie erhalten häufig alserste die Chance, neue, innovative Therapieansätze zu erfahren.Solche Therapiestudien unterliegen strengen Richtlinien und müsseneine Behandlung nach dem aktuellsten Wissensstand gewährleisten.Wenn daher vom behandelnden Arzt die Frage nach der Teilnahme aneiner solchen Studie angesprochen wird, sollte man nicht von vorneherein eine ablehnende Haltung einnehmen. Vielmehr sollte man sichausführlich über das Ziel und die Durchführung dieser Studie aufklärenlassen und dann in aller Ruhe über eine Teilnahme entscheiden. Nebendem Ziel der Studie, neue Therapieformen für eine Vielzahl an Brust-krebspatientinnen nutzbar zu machen, bietet sie auch eine persönlicheChance für eine Bewältigung der Krankheit, da durch die regelmäßigenUntersuchungen und eine optimale und individuelle Betreuung durch

Weniger als 1% derMänner erkranken anBrustkrebs.

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den Arzt, die oftmals über das normale Routineprogramm hinaus gehen,stattfindet.

Mit Therapiestudien konnten so in den vergangenen Jahren dieHeilungs- und Überlebensraten bei Brust-, Gebärmutter-, aber auchBlasen- und Hodenkrebs deutlich erhöht werden. Insbesondere konntenauch große Fortschritte in der Behandlung von Krebserkrankungen beiKindern erzielt werden.

Die Teilnahme an einer Studie erfolgt nur mit Ihrer Zustimmungund kann auch jederzeit von Ihnen ohne Begründung abgelehntoder beendet werden, ohne dass Ihnen dadurch Nachteile ent-stehen.Der Arzt wird Ihnen dann eine Behandlung entsprechend desjeweiligen Therapiestandards anbieten.

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17. Hilfreiche Literatur

● »Brustkrebs wirksam behandeln. Medizinische Grundlagen verständ-lich erklärt.«Wolfgang Eiermann, Sabine Böttger, Midena Verlag, 2001, 160 Seiten

● »Brustkrebs. Wissen gegen die Angst. Ein Handbuch.«Lilo Berg, Antje Kunstmann Verlag, München 2000, 448 Seiten

● »Der Knoten über meinem Herzen«Ursula Goldmann-Posch, Karl Blessing Verlag, München 2000,415 Seiten

● »Das Brustbuch. Was Frauen wissen wollen«Dr. Susan M. Love, Karen Lindsey, dtv 1998, 662 Seiten

● »Mammographie. Brustkrebs-Früherkennungs-Untersuchung«Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser, Brigitt Höldke, Kirchheim-Verlag, Mainz2000, 157 Seiten

● »Management des Mammakarzinoms«R. Kreienberg, V. Möbus, D. Alt, Springer Verlag Berlin – Heidelberg –New York 1998; ISBN 3-540-62969-6

● »Patientinnenratgeber Brustkrebs«S. Thor-Wiedemann, G. Wiedemann, Falken Verlag Niedernhausen1998; ISBN 3-635-60213-2

● »Gesund und bewusst essen bei Krebs«H.-K. Biesalski, G. Zürcher, K. Hofele, Trias Verlag Stuttgart 1998ISBN 3-89373-444-9

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Literatur zu IhrerInformation.

● »Wege zur Heilung«Michael Lerner, Piper Verlag München 1998ISBN 3-492-03769-0

● »Krebsbewältigung und Lebenssinn. Gespräche mit Patienten und Ärzten«Dr. Renate Kreibich-Fischer, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 1994,259 Seiten

● »Brustkrebs. Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige«Prof. Hermann Delbrück,Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart Berlin Köln1994, 255 Seiten

50

Literatur zu IhrerInformation.

Broschüren:

Deutsche Krebsgesellschaft e.V.1. Haben Sie Fragen zum Thema Krebs?2. Nebenwirkungen der Krebstherapie – So können Sie damit umgehen 3. Krebswörterbuch 4. Leben mit der Diagnose Krebs – Ein Ratgeber für Patientinnen,

Patienten und Angehörige5. Bewusstsein für Brustkrebs – Wendepunkt6. Schmerzen bei Krebs – So können Sie damit umgehen

Deutsche Krebshilfe e.V.1. Krebs – wer ist gefährdet? – Risiken erkennen und vermeiden2. Brustkrebs – Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und Interessierte3. Krebsschmerzen wirksam bekämpfen – Ein Leitfaden4. Wegweiser zu Sozialleistungen – Informationen und Hinweise5. Hilfen für Angehörige – Informationen, Anregungen und Gesprächs-

hilfen für Angehörige von Tumorkranken6. TEAMWORK – Krebspatienten und Ärzte als Partner7. Ernährung bei Krebs – Ein Ratgeber nicht nur für Betroffene

Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.1. Krebspatient und Sexualität2. Krebs und Lymphödem3. Auffangen Informieren Begleiten4. Soziale Information 20005. Eine neue Brust?6. Rundbrief Winter 2000/20017. Rundbrief Frühjahr 20018. Rundbrief Sommer 2001

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Broschüren diverserKrebsorganisationen zuIhrer Information.

18. Kontaktadressen

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT)Professor Dr. med. Hansjörg Sauerc/o Medizinische Klinik und Poliklinik IIIKlinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-UniversitätMarchioninistraße 1581266 MünchenTel.: (089) 70 95-45 63 Fax: (089) 70 95-88 34E-Mail: [email protected]: http://www.tumorzentren.de

Brustkrebs-Initiative, Hilfe zur BrustgesundheitHolsteinische Straße 3012161 BerlinTel.: (030) 85 99 51 31Hotline (030) 32 60 25 54 Fax: +49 (30) 32 60 25 53E-Mail: [email protected]://www.brustkrebsinitiative.de

Bundesministerium für GesundheitAm Propsthof 78a53121 BonnTel.: (02 28) 941-0 oder (0 18 88) 441-0Fax: (02 28) 941-4900 oder (0 18 88) 441-49 00Bürgertelefon zur gesetzlichen Krankenversicherung zum Nulltarif:(0800) 1 91 91 99 Bürgertelefon zur Pflegeversicherung zum Nulltarif: (0800) 1 91 91 90Internet: http://www.bmgesundheit.de

Kontaktadressen

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Bundesversicherungsanstalt für Angestellte BfA10704 BerlinRuhrstraße 210709 Berlin (Wilmersdorf )Servicetelefon (kostenfrei): (08 00) 3 33 19 19 Tel. (Sammelnummer): (030) 865-1Fax: (030) 865-2 72 40E-Mail [email protected]: http://www.bfa-berlin.de

Deutsche Krebsgesellschaft e.V.Hanauer Landstr. 19460314 Frankfurt am MainTel.: (069) 63 00 96-0Fax: (069) 63 00 96-66E-Mail: [email protected]: http://www.krebsgesellschaft.de

Deutsche Krebshilfe e.V.Thomas-Mann-Str. 4053111 BonnTel.: (02 28) 7 29 90-0Fax: (02 28) 7 29 90-11E-Mail: [email protected]: http://www.krebshilfe.de

Deutscher Sportbund – BundesgeschäftsstelleOtto-Fleck-Schneise 12D-60528 Frankfurt am Main Tel.: (069) 6 70 00Fax: (069) 67 49 06E-Mail: [email protected] Internet: http://www.dsb.de

Kontaktadressen

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Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.Geschäftsstelle des Bundesverbandes B 6, 10/1168159 MannheimTel.: (06 21) 2 44 34Fax: (06 21) 15 48 77E-Mail: [email protected]: http://www.fsh-nach-krebs.de

http://www.frauenselbsthilfe.de

Das Informationsnetz für Patienten und AngehörigeINKA – www.inkanet.dePostfach 50074522707 HamburgTel. & Fax: (040) 38 61 53 63E-Mail: [email protected]

Krebsinformationsdienst KIDDeutsches KrebsforschungszentrumIm Neuenheimer Feld 280 69120 HeidelbergTel.: (0 62 21) 41 01 21Fax: (0 62 21) 40 18 06E-Mail: [email protected]: http://www.krebsinformation.de

mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V.Max-Hempel-Str. 386153 AugsburgTel.: (08 21) 31 04-179Fax: (08 21) 50 80-318E-Mail: info@mamazInternet: http://www.mamazone.de

Kontaktadressen

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Verband Deutscher Rentenversicherungsträger– Hauptabteilung 4.0 –Berner Straße 197084 WürzburgTel.: (09 31) 60 02-0Fax: (09 31) 60 02-203

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Kontaktadressen

19. Erläuterung medizinischer Fachbegriffe

Ambulant In der Sprechstunde, ohne stationäre Auf-nahme erfolgend.

Analgetikum(pl. Analgetika) SchmerzmittelAtrophie Durch stofflichen Mangel bedingter Schwund

von Organen, Geweben, Zellen.Antiemetika Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen, das

häufig zur Bekämpfung des Erbrechens beiChemotherapie gegeben wird.

Bisphosphonate Knochenabbau hemmende Medikamente,beeinflussen den Kalziumstoffwechsel beiKnochenmetastasen.

Biopsie Entnahme von Gewebe mittels eines Instru-ments zur weiteren mikroskopischen Unter-suchung.s.Feinnadelbiopsie und Probeexzision.

Carcinoma in situ Von seiner Zellbeschaffenheit her bösartiger,jedoch örtlich begrenzter Tumor, der nichtrasch wächst und die natürliche Gewebegren-zen nicht überschritten hat und keinenAnschluss an das Blutgefäßsystem hat.

Chemotherapie Medikamentöse Behandlung mit Zellwachs-tumhemmenden Substanzen.

Computertomographie Computergestütztes röntgendiagnostisches(CT) Verfahren zur Herstellung von zweidimensio-

nalen Schnittbildern (Tomogramme, Quer-und Längsschnitte) der jeweils untersuchtenOrgane. Das Einsatzgebiet in der Brustdiagno-stik ist auf das Auffinden von Metastasen(sekundärer Krankheitsherd,Tochtergeschwust)beschränkt.

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Fachbegriffe

Diagnostik Sammelbegriff für alle Untersuchungen, diezur Feststellung einer Krankheit und derenBenennung führen.

Duktales Karzinom Von den Milchgängen ausgehender Tumorder Brustdrüse.

Epithese Aufliegendes, individuell angepasstes Ersatz-stück.

Epithel Oberste Zellschicht des Haut- und Schleim-hautgewebes.

Endokrine Therapie s. HormontherapieFeinnadelbiopsie Schonende Form der Entnahme von Geweben

oder Flüssigkeiten, die durch Ansaugen miteiner dünnen Kanüle die Entnahme vonZellen zur zellbiologischen Abklärung beikrankhaften Prozessen ermöglicht; auchFeinnadelpunktion.

Gentherapie Neuartiger Ansatz zur Behandlung vonKrankheiten durch Einbringen von Erbsub-stanz (Genen) oder Ersatz fehlender/ver-änderter Gene in Körperzellen.

Hormon Botenstoff des Körpers, der in spezialisiertenZellen und Geweben hergestellt wird. Hor-mone wirken nur an Organen, deren Zellenentsprechende »Empfänger« (Hormonrezep-toren) tragen.

Hormontherapie Behandlung zur Wachstumshemmung Hor-monrezeptor-positiver Tumore.

Hormonrezeptoren »Empfänger« für hormonelle Signale. Rezep-toren befinden sich an der Oberfläche oder imInneren von Zellen und übermitteln dieBotschaft des Hormons in den Zellkern.

Hyperthermie Überwärmung eines Körperteils oder desganzen Körpers. Kann zur Wirkungsstei-gerung von Chemotherapie oder Strahlen-therapie eingesetzt werden.

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Fachbegriffe

Immuntherapie Behandlungsform, bei der solche Zellen oderBotenstoffe im Organismus eingesetzt wer-den, die sich im Dienst der körpereigenenAbwehr befinden. Damit soll eine Abwehr-reaktion gegen das Tumorgewebe erzieltwerden.

Inflammatorisches Rasch wachsender Tumor, über dem die HautMammakarzinom wie bei einer Entzündung ödematös, gerötet

und schmerzhaft ist.Interferone Botenstoffe, mit denen sich die körpereige-

nen Abwehrzellen untereinander verstän-digen. Diese Stoffe können heute künstlichhergestellt werden und finden Anwendungbei der Behandlung verschiedener Krebsarten.

Interleukine Kommunikationsproteine bei Abwehrreaktio-nen des Körpers.

Invasives Karzinom Eindringender, in das umgebende Gewebehineinwachsender Tumor.

Kernspintomographie Aufwendiges Schnittbildverfahren, das im(MR) Gegensatz zur Röntgentechnik mit Magnet-

feldern arbeitet. Es wird nur in schwierigenFällen als Ergänzung zur Mammographie undSonographie vor der Biopsie angewendet, wieauch zur Diagnose mehrherdiger Krebs-erkrankung vor der Operation.

Knochenszintigraphie Nuklearmedizinische Methode zur Darstel-(Knochenszintigramm) lung der Knochenbeschaffenheit, in der radio-

aktives Kontrastmittel injiziert und dessenVerteilung verfolgt wird; empfindliche Such-methode zum Aufspüren von Knochenmeta-stasen.

Lobuläres Karzinom Von den Milchdrüsen ausgehender Brust-krebs.

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Fachbegriffe

Lymphknoten An zahlreichen Stellen des Körpers befind-licher Filter für das Gewebewasser und wich-tiger Bestandteil des Immunsystems.

Lymphdrainage Leichte Streich- und Druckmassage als Ent-stauungsmaßnahme bei Schwellungen, diedurch verzögerten Lymphabstrom verursachtwerden. Dabei wird die Flüssigkeit in andereGebiete verteilt, in denen sie besser abfließenkann.

Mammographie Darstellung der Brustdrüse mittels Röntgen-untersuchung.

Mastektomie Entfernung der Brustdrüse.Mastopathie Gutartige Veränderung im Drüsengewebe der

Brust, die durch Einwirkung der weiblichenHormone (Östrogene) beeinflusst wird. Durchvermehrte Bindegewebsbildung wird die Brusthärter und knotig. Es besteht ein gewissesEntartungsrisiko.

Metastase Tochtergeschwulst bzw. neuer Tumor, derdurch die Absiedelung von Zellen aus demprimären Krebstumor über Blut- oder Lymph-wege entsteht.

Mikroverkalkung Kleinste Verkalkungen in der Brustdrüse (von0,1 mm–2 mm); Form und Anordnung gebenAufschluss über die Entstehung und Be-deutung; mammographisch nachweisbarerMikrokalk ist in etwa 40% karzinombedingt.

Mistel Kugeliger Strauch, der schmarotzend auf ver-(lat. »Viscum album«) schiedensten Nadel- und Laubbäumen

wächst und wird seit langem als Heilpflanzegenutzt; Rudolf Steiner verwendete Mistel-extrakte in der anthroposophischen Tumor-therapie.

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Fachbegriffe

Monoklonale Antikörper Mit Hilfe der Gentechnologie hergestellte,hochspezifische identische Proteine (Eiweisse).Diese können in der Erkennung und Therapievon Tumoren benutzt werden.

Neoadjuvante Therapie Chemo- oder Radiotherapie vor der Operation,meist mit dem Ziel, die Tumormasse zu ver-kleinern, so dass sie sich beim chirurgischenEingriff besser entfernen lässt.

Oberbauchsonographie Ultraschalluntersuchung des Oberbauches,bei der speziell nach Tochtergeschwülsten inder Leber gesucht wird.

Östrogen Weibliches Sexualhormon, das Zellteilungs-und Wachstumseffekte an den weiblichenGeschlechtsorganen auslöst.

Photodynamische Tötet rasch wachsende krankhafte Zellen. InTherapie (PDT) diesen reichert sich der durch Licht zu aktivie-

rende Wirkstoff nach örtlicher Gabe oder nachGabe in die Blutbahn an. AnschließendeLaserbestrahlung bringt die so sensibilisier-ten Zellen zum Absterben.

Probeexzision Herausschneiden einer Gewebeprobe zu dia-gnostischen Zwecken, eine Form der Biopsie.

Prognose Einschätzung der Krankheitsentwicklung aufder Basis der gegenwärtigen Befunde.

Proliferativ TeilungsaktivPunktion Entnahme von Zellen aus Tumoren oder

Flüssigkeiten durch Einstich mit einer Hohl-nadel zu diagnostischen oder therapeu-tischen Zwecken. An der Brust vor allem zurEntleerung von Zysten und als Biopsieme-thode zur Diagnosestellung (Feinnadelpunk-tion).

Radiotherapie s. Strahlenbehandlung

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Rezidiv Krankheitsrückfall bzw. das Wiederauftretennach einer erscheinungsfreien Periode.

Schnellschnittdiagnostik Verfahren zur schnellen Anfertigung vonhistologischen Präparaten, die sofort unterdem Mikroskop zwecks Diagnosestellunguntersucht werden. Gebräuchlich bei der Pro-beentnahme während der Operation. Dauertca. 20–30 min, während deren die Patientinweiter in Narkose liegt.

Strahlentherapie Anwendung ionisierender, energiereicherStrahlen zu Heilungszwecken.

Sonographie s. UltraschalluntersuchungThymus Organzellen der tierischen Thymusdrüse

werden zur unspezifischen Immuntherapieverwendet, die die Abwehrzellen im Körperanregen soll.

TNM-Klassifikation Gruppeneinteilung bösartiger Tumore nachdem Grad ihrer Ausbreitung. Es bedeuten:T = TumorN = benachbarte Lymphknoten (Nodi)M = MetastasenDurch Zuordnung von Indexzahlen werdendie einzelnen Stadien genauer beschrieben.Beispielsweise würde ein Karzinom im Früh-stadium ohne Metastasierung als T1 M0 N0bezeichnet.

Tumor Unkontrolliert wachsende,bösartige Geschwulst.Tumormarker Körpereigene Stoffe (meist Eiweiss-Zucker-

Verbindungen), die bei Tumorerkrankungenin erhöhten Konzentrationen ins Blut gelan-gen. Sie werden vor allem zur Verlaufs-kontrolle von bekannten Krebserkrankungenverwendet. Ein Anstieg der Tumormarkerkon-

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zentration im Blut kann ein Zeichen fürTumorwachstum sein.

Ultraschalluntersuchung Diagnostische Methode, bei der Ultaschall-(Sonographie) wellen durch die Haut in den Körper einge-

strahlt werden. Diese werden an Gewebs- undOrgangrenzen zurückgeworfen und mittelseines Computers sichtbar gemacht. EineStrahlenbelastung tritt nicht auf.

Urogenital Harn- und Geschlechtsorgane betreffend.Zytostatika Medikamente zur Hemmung der Zellteilung.

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