Paket: Goethe - Die Leiden des jungen Werther - … · Titel: Goethe - Die Leiden des jungen...
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Paket: Goethe - Die Leiden des jungen Werther
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Titel: Goethe - Die Leiden des jungen Werther - In-halts- und Strukturübersicht
Bestellnummer: 2677
Kurzvorstellung: Dieses Dokument präsentiert in tabellarischer Form zum
einen eine Übersicht der inhaltlichen Entwicklung von Goe-
thes Roman, zum anderen eine fortlaufende Inhaltserläute-
rung.
Damit hat der Leser zu jedem Textabschnitt die Basis für
eine Interpretation.
Zugleich hilft eine solche Tabelle dabei, jederzeit den
Überblick zu behalten und wichtige Textstellen schnell
wiederzufinden.
Inhaltsübersicht: Tabelle – links jeweils die Seitenangaben der Reclam-
Ausgabe,
eine Spalte mit einer Zusammenfassung des Inhalts und
schließlich eine Spalte mit erläuternden/interpretierenden
Anmerkungen.
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Seiten Inhalt Anmerkungen
Erstes Buch 1. Briefgruppe - 4. bis 30. Mai 1771
5-7 4. Mai 1771
Ausgangssituation: Werther hat seinen
Freund Wilhelm verlassen, blickt auf
ein unglückliches Verhältnis zu seiner
Leonore zurück; will nur noch nach
vorne schauen.
Kurze Darstellung eines "Geschäfts"
für seine Mutter, Regelung einer Erb-
schaftsangelegenheit;
Werther fühlt sich an seinem neuen Ort
sehr wohl; die Natur gefällt ihm viel
besser als die Stadt.
Bereits am Anfang findet sich das Motiv
der Flucht, das häufig wiederkehren wird.
Von Anfang an ist Werther in Unruhe.
Auch wird seine Neigung zur Natur sehr
deutlich; ein Garten, der zu seinem Lieb-
lingsplatz geworden ist, muss auf englische
Art einigermaßen naturbelassen sein, nicht
wie französische Gärten mit ihren geomet-
rischen Formen und deutlich erkennbaren
Anlagen.
Ein Geschäft wird hier zwar angesprochen,
es spielt im Roman aber praktisch keine
Rolle.
Von größerer Bedeutung hingegen ist das
mehrfach erwähnte "Herz"; der Leser
merkt gleich, dass es sich hier um einen
sehr empfindsamen Menschen handeln
muss.
7-8 10. Mai
Enthusiastische Naturbeschreibung und
Wunsch, es künstlerisch festhalten zu
können
Im Gegensatz zum ersten Brief befindet
sich Werther hier in vollkommener Har-
monie – es zeigt sich ein pantheistisches
Religions- und Naturerlebnis, in dem kein
persönlicher Gott eine Rolle spielt, sondern
dieser mit der Natur und ihrer Ordnung
gleichgesetzt wird.
8 12. Mai
Beschreibung eines Brunnens, in den
Werther sich verliebt hat
Eine idyllische Szene – Werther verbindet
so etwas gerne mit den "patriarchalischen"
Zeiten, den Zeiten der Urväter (etwa der
Bibel).
9 13. Mai
Werther will keine Bücher nachge-
schickt bekommen; sein eigenes Herz
und Homer sind ihm genug; er gönnt
seinem Herzen alles wie einem kranken
Kind.
Werther braucht keine Lektüre, er lebt
ganz nach seinen Empfindungen. Sein ei-
genes Herz ist ihm genug, liefert ihm ge-
nügend Stoff.
9/10 15. Mai
Werther und das einfache Volk; er sieht
den Unterschied, will sich aber nicht
darüber erheben
Hier zeigt sich die Begeisterung für das
einfache, angeblich "natürlich" lebende
Volk in der Nachfolge des französischen
Philosophen Rousseau.
Ein Beispiel wird erzählt, in dem Werther
einer Frau am Brunnen hilft; auch dient
dies eher als Kulisse; auf die reale Lage
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der Frauen in einem sozialkritischen Sinne
geht Werther nicht ein.
10-12 17. Mai
Werther und die anderen Leute: Be-
kanntschaft, aber keine Gesellschaft;
Erinnerung an eine tote Freundin, die
ihm viel bedeutet und gegeben hat;
distanzierte Vorstellung eines jungen
Akademikers und eines fürstlichen
Amtmanns, der sich nach dem Tod
seiner Frau auf einen entfernten Jagd-
hof zurückgezogen hat (Vater Lottes)
Hier zeigt sich die Distanz zwischen dem
Originalgenie Werther und seiner Umge-
bung. Der Mensch, der ihn verstanden hat,
ist eine inzwischen gestorbene Freundin –
damit ist der Boden für eine neue, ähnlich
außergewöhnliche Beziehung bereitet und
dementsprechend wird auch schon Lottes
Familie erwähnt. Interessant ist, dass auch
die Sensibilität des Amtmanns betont wird,
die ihn vom Ort des Sterbens seiner Frau
weggetrieben hat.
12-14 22. Mai
Resignierender Blick auf die äußere
Welt;
dagegen positive Bedeutung der inne-
ren Welt;
auch Erwachsene sind wie Kinder –
Lob des unbewussten In-den-Tag-
Hineinlebens der Kinder;
die Gesellschaft als Kerker, den man
jederzeit verlassen kann (Andeutung
auf Selbstmord)
Die Distanz zwischen dem Originalgenie
und der ihn umgebenden Gesellschaft setzt
sich fort: Letztere wird massiv kritisiert,
vor allem was den Selbstbetrug angeht.
Werther betont demgegenüber die Rück-
zugsmöglichkeit in das eigene Innere.
Am Schluss: erste, noch harmlose Anspie-
lung auf die Möglichkeit des Selbstmords
14-16 26. Mai
Werthers Traumort: "Wahlheim";
Zeichnung zweier Kinder;
Preis der reinen Natur gegenüber den
Regeln der Kunst;
Preis des ungehemmten Gefühls und
Kritik an den Menschen, die Deiche
gegen den Strom des Geistes und des
Gefühls errichten
Sturm und Drang-Prinzipien gegen die der
Aufklärung, nach denen man "Genie hat-
te", nicht Genie war. Das heißt, es kam
mehr auf die handwerkliche Einhaltung
von Kunstregeln an, als auf die Formung
von Gefühlen zu Kunst.
16-18 27. Mai
Gespräch mit der Mutter der beiden
Kinder, die er gezeichnet hat, der Toch-
ter des Schulmeisters; Werther schließt
sich zunächst dieser Familie an
Vorspiel zu dem späteren Anschluss an
Lottes Familie
18-20 30. Mai
Werther geht nach der Malerei auf die
Dichtkunst ein, erzählt von der Liebe
eines einfachen Bauernburschen zu
einer Witwe.
Das Schicksal des Bauernburschen wirkt
wie das Vorspiel zur eigenen Liebe.
SCHOOL-SCOUT:
Deutsch
Thema: Johann Wolfgang von Goethe „ Die Leiden des jungen Werther“
- Zur Rezeption des Romans -
TMD: 1875
Kurzvorstellung des Materials:
Goethes "Werther" ist ein Musterbeispiel, an dem man die
Abläufe und Spielregeln der Rezeption (Aufnahme, Wir-
kung) von Literatur studieren kann.
Dieses Dokument zeigt drei zentrale zeitgenössische Wir-
kungsbereiche des „Werthers“ auf und verweist darüber
hinaus auf die heutige Verarbeitung des Romans. Dabei
wird exemplarisch die Verwendung des Werther-Stoffes in
dem 1972 erschienenen "Neuen Leiden des jungen W." von
Plenzdorf aufgezeigt, dessen Bearbeitung sich im schuli-
schen Unterricht anbietet.
Übersicht über die Teile
I. Die Rezeption des "Werther"
II. Die empfindsam-identifikatorische Lektüre von Goethes
„Werther“
III. Die Kritik der Aufklärung am "Werther"
IV. Die Kritik der Kirche am "Werther"
V. Die Auswirkungen und die Aufnahme des Werther
VI. Werther und der heutige Leser
VII. Literarische Bezüge zwischen Goethes und Plenzdorfs
„Werther“
Information zum Dokument
Ca. 10 Seiten, Größe ca. 55 KByte
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I. Die Rezeption des "Werther"
Literatur ist stets abhängig von ihrer Produktion und ihrer Rezeption. Besonders in Goethes
Werther ist die Rezeptionsgeschichte - das heißt wie er wann von wem gelesen und interpre-
tiert worden ist -, weil Goethe in extremer Weise zum einen das Lebensgefühl einer ganzen
Generation ausdrückte (manche haben den Roman so ernst genommen, dass sie den Inhalt bis
zum Selbstmord nachvollzogen), zum anderen aber auch auf Kritik der literarischen Tradition
- das heißt der Aufklärung - stieß.
Darüber hinaus gibt es bezüglich Goethes "Werther" eine bis in die Gegenwart reichende
Verarbeitungstradition, die auch in der Schule heute noch nach wie vor eine Rolle spielt: ein
Vergleich zu Plenzdorfs 1972 erschienenen "Die neuen Leiden des jungen W." und eine zu-
sammenhängende Interpretation beider Werke ist fast unerlässlich. Durch eine Analyse beider
Werke können zugleich die Möglichkeiten wie die Grenzen einer zeitgenössischen Lektüre
von Goethes Roman aufgezeigt werden: einerseits tritt die Unmittelbarkeit des Gefühls zuta-
ge, die besonders Jugendliche anspricht, andererseits wird jedoch auch eine kitschig wirkende
Gefühlsseligkeit deutlich, die heute eher in der Trivialliteratur zu finden ist.
Nach dem Erscheinen von Goethes "Werther" auf der Leipziger Buchmesse im Herbst 1774
setzte eine lebhafte Diskussion um das Buch ein. Einerseits wurde der Roman sehr gelobt, ,
andererseits stieß er aber auch auf schärfste Ablehnung in zweierlei Hinsicht. Kurzum: es gab
zur damaligen Zeit drei verschiedene Gruppen von Rezipienten:
1. Leser, die sich mit der Figur des Werther identifizierten
2. Leser, die sich an den Idealen der Aufklärung orientierten und somit dem Buch kritisch
gegenüberstanden
3. eine weitere ablehnende, an den Grundsätzen der orthodox protestantischen Strenggläu-
bigkeit orientierte Gruppe von Rezipienten.
II. Die empfindsam-identifikatorische Lektüre von Goethes „Werther“
1. Goethes Roman als zeitgenössisches "Kultbuch"
Die zustimmenden Reaktionen auf den Roman waren geprägt von einem beinahe ausschwei-
fenden Enthusiasmus. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich der "Werther" zu einem Kult-
buch. Der Literaturwissenschaftler Heinz Schlaffer charakterisiert ein Kultbuch folgenderma-
ßen:
"Zum Kultbuch taugt nur ein Buch, das seinen Charakter als Buch verleugnet. Es muss
dem Leser suggerieren, dass es aus dem Leben und nicht aus der Literatur hervorgegan-
gen sei. Nicht Belesenheit, Formulierungskunst und literarischen Ehrgeiz benötigt der
Schriftsteller, sondern Intensität des Lebens und Empfindens." („Von der Entstehung
des Kultbuchs“ in: Sonntagsbeilage der Stuttgarter Zeitung, 8. April 1989)
2. Der „Werther“ – mehr ein gefühlvolles Zeugnis vom Leben als ein Kunstwerk
Viele Leser rezipierten den Roman Goethes nicht als Kunstwerk, sondern sahen darin viel-
mehr das richtige Leben gefühlvoll und anrührend dargestellt. Man fühlte sich intensiv in den
Roman ein. Eine solche Lese-Haltung wurde noch zusätzlich durch die Vorrede des Romans
gefördert (in der es heißt: "Lass das Büchlein deinen Freund sein.") und durch die Dokumen-
tarfiktion, es handle sich bei dem Buch um eine Sammlung von Briefen, erleichtert.
3. „Werther-Fieber“ - Identifikation bis in die Kleidung hinein
Der Enthusiasmus, den Goethes „Werther“ nicht nur in Deutschland auslöste nahm fast gro-
teske Züge an und wurde zum „Werther-Fieber“. Dieser extreme Art der Rezeption führte zu
einer Identifikation des Lesers mit dem Werk. Graf Christian Stolberg, der zum Freundeskreis
des jungen Goethe gehörte, berichtet: "In Frankfurt haben wir uns alle Werther-Uniformen
machen lassen: einen blauen Rock mit gelber Weste und Hosen; runde graue Hüte haben wir
dazu." (Brief an seine Schwester Katharina vom 17. Mai 1775)
4. Beispiele für eine tiefer greifende Rezeption – Lenz und „Anton Reiser“
Die zustimmende Aufnahme des Romans ist durchaus nicht immer so unmittelbar wie bei
Stolberg und anderen. Goethes Freund aus gemeinsamen Straßburger Studienzeiten Jakob
Michael Reinhold Lenz verdeutlicht, dass der Roman den Leser dazu auffordert, sich mit sei-
ner eigenen Existenz auseinander zu setzen und sich über bislang verborgenen Seiten bewusst
zu werden.
Ein sehr interessantes Beispiele für eine identifikatorische "Werther"-Rezeption ist der Ro-
man "Anton Reiser" von Karl Philipp Moritz. Für den Protagonisten hat der "Werther" eine
Funktion analog zu der, die Homer und Ossian wiederum für Werther haben. Der an seinem
Leben leidende Anton Reiser nimmt immer wieder den "Werther" zur Hand, um darin Trost
zu finden und mit seinem Leiden nicht allein zu sein. Reiser glaubte sich mit allen seinen Ge-
danken und Empfindungen im Werther wieder zu finden. Seine eigene Existenz wird dadurch
aufgewertet und erträglicher gemacht.
5. Frage nach den Gründen für diese Reaktionen
Das Projektionspotential des Werther
Wie lassen sich all diese Reaktionen auf den "Werther" erklären? Goethe selbst hat in "Dich-
tung und Wahrheit" den Roman mit einem "geringen Zündkraut" verglichen, das eine "gewal-
tige Mine" zur Explosion bringt. Offenbar ist der Roman also auf so große Zustimmung ge-
stoßen, weil er eine ganz bestimmte Stimmung zum Ausdruck brachte, die in den 70er Jahren
des 18. Jahrhunderts weit verbreitet war: das Gefühl der Langeweile, das Gefühl, zur Passivi-
tät verurteilt zu sein und somit Opfer der erstarrten Gesellschaft zu sein. Solche Gefühle
konnte die Leserschaft in Goethes "Werther" hineinprojizieren.
Rezeptionsprobleme aufgrund der Erbauungsliteratur
Ein großer Teil der Leser nahm jedoch die zahlreichen Signale von Distanz und Ironie, die
dem Werk immanent sind, nicht wahr und erkannte somit nicht den wahren Kunstwerk-
Charakter des Romans. Eine Ursache dieser scheinbar oberflächlichen Rezeption ist sicherlich
die damals vorherrschende Lektüreweise, mit der man die bis ins 19. Jahrhundert weit ver-
breitete Erbauungsliteratur las. Erbauungsliteratur ist der Oberbegriff für Schrifttum das indi-
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Thema: Goethe, Werther - Beispiel für eine Klausur - Erzählsituation
TMD: 491
Kurzvorstellung des Materials:
Goethes Werther ist eine beliebte Lektüre in der Oberstufe -
sie ist besonders auch unter dem Gesichtspunkt der Erzähl-
technik interessant.
Übersicht über die Teile
Aufgabenstellung
Ansätze zu einer Musterlösung.
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Aufgabenstellung
Analysieren Sie die unten abgedruckten Textauszüge unter besonderer Berücksichtigung der
Erzählsituation!
"Was ich von der Geschichte des armen Werther nur habe auffinden können, habe ich mit
Fleiß gesammelt und lege es euch hier vor, und weiß, dass ihr mir's danken werdet. Ihr könnt
seinem Geiste und seinem Charakter eure Bewunderung und Liebe, seinem Schicksale eure
Tränen nicht versagen.
Und du gute Seele, die du eben den Drang fühlst wie er, schöpfe Trost aus seinem Leiden,
und las das Büchlein deinen Freund sein, wenn du aus Geschick oder eigener Schuld keinen
nähern finden kannst.
Erstes Buch
Am 4. Mai
[...]
Am 10. Mai
Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen, gleich den süßen Früh-
lingsmorgen, die ich mit ganzem Herzen genieße. Ich bin allein und freue mich meines Le-
bens in dieser Gegend, die für solche Seelen geschaffen ist wie die meine. Ich bin so glück-
lich, mein Bester, so ganz in dem Gefühle von ruhigem Dasein versunken, dass meine Kunst
darunter leidet. Ich könnte jetzt nicht zeichnen, nicht einen Strich, und bin nie ein größerer
Maler gewesen als in diesen Augenblicken. Wenn das liebe Tal um mich dampft, und die ho-
he Sonne an der Oberfläche der undurchdringlichen Finsternis meines Waldes ruht, und nur
einzelne Strahlen sich in das innere Heiligtum stehlen, ich dann im hohen Grase am fallenden
Bache liege, und näher an der Erde tausend mannigfaltige Gräschen mir merkwürdig werden;
wenn ich das Wimmeln der kleinen Welt zwischen Halmen, die unzähligen, unergründlichen
Gestalten der Würmchen, der Mückchen näher an meinem Herzen fühle, und fühle die Ge-
genwart des Allmächtigen, der uns nach seinem Bilde schuf, das Wehen des Allliebenden, der
uns in ewiger Wonne schwebend trägt und erhält; mein Freund! Wenn's dann um meine Au-
gen dämmert, und die Welt um mich her und der Himmel ganz in meiner Seele ruhn wie die
Gestalt einer Geliebten - dann sehne ich mich oft und denke: Ach könntest du das wieder aus-
drücken, könntest du dem Papiere das einhauchen, was so voll, so warm in dir lebt, dass es
würde der Spiegel deiner Seele, wie deine Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes! -
Mein Freund - Aber ich gehe darüber zugrunde, ich erliege unter der Gewalt der Herrlichkeit
dieser Erscheinungen."
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