OPUS.I - Zürcher Kammerorchester

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Daniel Müller-Schott: Ein Cellist mit brillanter Technik ‹Saisoneröffnung› mit David Garrett Jörg Widmann: Der neue ‹Composer in Residence› OPUS. I DAS MAGAZIN ZUM ZÜRCHER KAMMERORCHESTER Sept ––– Okt ––– 2009 OPUS. I DAS MAGAZIN ZUM ZÜRCHER KAMMERORCHESTER Sept ––– Okt ––– 2009

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OPUS.I - Sept. / Okt. 2009 - Zürcher Kammerorchester

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Daniel Müller-Schott: Ein Cellist mit brillanter Technik ‹Saisoneröffnung› mit David GarrettJörg Widmann: Der neue ‹Composer in Residence›

OPUS.IDAS MAGAZIN ZUM ZÜRCHER KAMMERORCHESTER

Sept– – –Okt– – –2009OPUS.I

DAS MAGAZIN ZUM ZÜRCHER KAMMERORCHESTER

Sept– – –Okt– – –2009

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H a n d m a d e i n i t a l y .

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ZKO ‹OPUS.I› 3

Willkommen beim ZKO Sept / Okt 2009

Seite 4 David Garrett Mendelssohn Bartholdy / Beethoven / Sarasate

Seite 6 Stephan Mai & Naoki Kitaya Haydn / J.S. Bach / Graun / C.P.E. Bach

Seite 7 Maurice Steger Händel / Purcell / Albinoni / Geminiani

Seite 8 Daniel Müller-Schott Pleyel / Tschaikowsky / Bloch / Haydn

Seite 10 ‹Composer in Residence› Jörg Widmann

Seite 12 ZKO inside: Natalie Chee

Seite 13 ZKO im Museum Rietberg: ‹Buddhas Paradies – Schätze aus dem antiken Gandhara, Pakistan›

Seite 13 ‹Kammermusik@ZKO›: ‹Fa majeur, f-Moll›

Seite 14 Kalender

Sehr geehrte Damen und HerrenLiebes Konzertpublikum

Ich begrüsse Sie ganz herz-lich zur Saison 2009/10 und freue mich, dass Sie gemein-sam mit dem Zürcher Kam-merorchester in eine neue

Konzertsaison aufbrechen, die ein abwechs-lungsreiches und vielseitiges Programm beinhaltet – denn «vielsaitig» heisst auch das Motto dieser Saison. Lassen Sie mich Ihnen schon jetzt eini-ge besondere Perlen unseres Programms ans Herz legen: Lernen Sie unseren diesjährigen ‹Composer in Residence› persönlich kennen. Mit dem «vielsaitigen» Ausnahmekünstler Jörg Widmann konnten wir nicht nur einen aufstrebenden Komponisten, sondern auch gleich einen vielversprechenden Klarinet-tisten für Sie gewinnen – seine Klangwelten werden bestimmt auch Sie faszinieren. Und wieder vereinen wir im Museum Rietberg Klang & Kunst zu einem ganz spe-ziellen Erlebnis: Lassen Sie sich im Septem-ber zunächst in das buddhistische Erbe Pa-kistans entführen. Dem musikalischen Weltbürger des Ba-rockzeitalters, Georg Friedrich Händel, des-sen 250. Todestag gerade begangen wurde, widmen wir eine besondere Hommage und beleuchten nicht nur sein Werk, sondern zeigen auch den Einfl uss seines Schaffens bis in die Neuzeit auf – die sinnliche Musik des Barockzeitalters wird bestimmt auch Sie verzaubern. Mit Musik Felix Mendelssohns, der vor 200 Jahren das Licht der Welt erblickte, klangen die diesjährigen Zürcher Festspiele aus und mit eben seiner Musik gestalten wir, zusammen mit dem Stargeiger David Gar-rett, den fulminanten Auftakt zu unserer Konzertsaison – dieses Konzerterlebnis dür-fen Sie sich nicht entgehen lassen. Das Zürcher Kammerorchester und ich freuen uns, Sie bei einem unserer nächsten Konzerte begrüssen zu dürfen und wünschen Ihnen eine erlebnisreiche Konzertsaison.

Ihr Michael Bühler, Direktor

Herausgeber: Zürcher KammerorchesterSeefeldstrasse 305; Postfach 1284; 8034 Zürich Tel. +41 44 388 36 00; Fax +41 44 388 36 10 Billettkasse 0848 84 88 44; www.zko.ch

«Jeder Mensch ist per se musikalisch. Wer Musik macht, ist lediglich Teil einer hochbegabten Minderheit.»Peter Weber

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4 ZKO ‹OPUS.I›

Muhai Tang David Garrett ‹SAISONERÖFFNUNG›F. Mendelssohn Bartholdy: Die Hebr iden op. 26; Violinkonzert e-Moll op. 64L. van Beethoven: Sinfonie Nr. 1 C-D ur op. 21P. de Sarasate: Zigeunerweisen op. 20 für Violine solo & Orchester

Dieses Konzert führt zwei Musiker zusam-men, die beide als Wunderkinder begonnen haben. Beide erlernten ein Instrument fast bevor sie lesen und schreiben konnten, wur-den von ihren Familien sorgfältig gefördert und von besten Privatlehrern zu Hause un-terrichtet, traten mit zehn Jahren bereits öf-fentlich auf, machten innert kürzester Zeit eine ungeheure internationale Karriere und prägten als eigenwillige Persönlichkeiten, je-der auf seine Weise, das Musikleben ihrer Zeit. Fluch und Segen eines Wunderkindes im 20. Jahrhundert beschreibt David Gar-rett so: «Es war sicher eine anstrengende Kindheit. Wenn ich gewusst hätte, dass meine Freunde Fussball spielten, während ich übte, wäre mir das vielleicht unange-nehm gewesen. Aber ich kannte es ja nicht

anders. Ich hab nur Privatunterricht gehabt, ich hatte keinen sozialen Kontakt. Es war ein Leben im goldenen Käfi g. Du bist als Künstler für alle verantwortlich, die Eltern, das Publikum, Manager, Plattenfi rma und dafür, dass der Dirigent zufrieden ist. Als kleines Kind ist dir das egal, aber wenn du 14, 15 bist, ist es vorbei mit der kindlichen Leichtigkeit. Da muss man dagegenhalten, das ist ein sehr schwieriger Prozess.» Diesen Prozess brachte er in Gang, indem er die Vio-line nach einer Krise in der Pubertät noch einmal neu für sich entdeckte und, als er längst ein weltweit berühmter Geiger war und mit Zubin Mehta, Yehudi Menuhin und Claudio Abbado gearbeitet hatte, gegen den Willen aller, die ihn bis dahin geför-dert hatten, nochmals studieren ging, an die weltberühmte Juilliard School in New York. – Der in bürgerlichem Wohlstand in einer mit der künstlerischen und wissen-schaftlichen Welt verbundenen Familie auf-gewachsene Felix Mendelssohn stand bis zu seinem 20. Lebensjahr unter den Fittichen seines Vaters, der grossen Wert auf eine brei-te humanistische Ausbildung seiner Kinder legte. Das Zeichnen nahm eine der Musik ebenbürtige Stellung ein, und erst als der Komponist Cherubini über den 14-Jährigen sein begeistertes Urteil abgegeben hatte, war der Vater restlos überzeugt, dass Felix Musi-ker werden sollte. – Als Musiker war und ist es sowohl Mendelssohn wie auch David Garrett wichtig, das Publikum für die Mu-sik zu begeistern und seine Hörgewohn-heiten zu erweitern: Mendelssohn engagierte sich als Dirigent mit Konzertzyklen, zu de-nen er internationale Spitzeninterpreten verpfl ichtete und in denen er das Publikum sowohl mit neuer Musik wie auch mit Wie-derentdeckungen vergessener Werke kon-frontierte. Garrett begeistert als Geiger mit innovativen Projekten, bei denen er die ver-schiedensten Musikstile aus Vergangenheit und Gegenwart mischt. nd

Der Stargeiger David Garrett begeistert mit seinen genreübergreifenden Projekten ein immer grösseres Publikum. Dafür wird er oft kritisiert. Dabei lässt sich eines mit Si-cherheit nicht leugnen: David Garrett be-sitzt Talent, sehr viel Talent. Im Jahr 1980 in Aachen geboren begann David Garrett bereits im Alter von vier Jahren mit dem Geigenspiel und wurde aufgrund seiner Begabung als Wunderkind gefeiert. Später zog er nach New York, um in der Meister-klasse von Itzhak Perlman an der Juilliard School zu studieren. David Garrett ist seit Ende Mai 2008 im Guinness-Buch der Re-korde als schnel l ster Geiger der Welt einge-tragen. Er spielte Rimski-Korsakows ‹Hum-melfl ug› in nur sechs und sechzig Sekunden, dies entspricht dreizehn Noten pro Sekun-de. David Garrett ist ein Ausnahmetalent, das polarisieren mag, aber zweifellos faszi-niert. tw

David Garrett

Garrett und Mendelssohn Bartholdy

ZKO

IN DER TONHALLE

SA 03. OKT19.30 H

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ZKO ‹OPUS.I› 5

Das Konzert zur Saisoneröffnung steht ganz im Zeichen des Mendelssohn-Jubiläums und präsentiert mit Mendelssohns ‹Hebri-den-Ouvertüre› und seinem legendären Vio- linkonzert in e-Moll op. 64 zwei Klassiker des Konzertrepertoires. Mit seinem Violin-konzert markiert Mendelssohn den Über-gang vom klassischen Konzertieren zwi-schen Soloinstrument und Orchester zum grossen romantischen Virtuosenkonzert. Mendelssohn, der sechs Jahre lang an dem Konzert gearbeitet hatte, verzichtet auf eine Orchesterintroduktion. Stattdessen setzt das Soloinstrument gleich zu Beginn des ersten Satzes mit dem Hauptthema ein. – Einer der grossen Interpreten von Mendelssohns Violinkonzert war der spanische Geigenvir-tuose Pablo de Sarasate. Namhafte Kompo-nisten widmeten ihm Stücke, in denen er sein virtuoses Können zur Schau stellen konnte. Aus der Improvisation auf der Geige heraus entstanden aber auch immer wieder eigene Kompositionen, in denen sich Pablo de Sarasate als ein musikalischer Botschafter seiner Heimat erweist. Das spanische Kolo-rit in Georges Bizets populärer Oper ‹Car-men› inspirierte ihn zu seiner berühmten ‹Carmen-Fantasie›. Sein Stück ‹Zigeuner-weisen› aus dem Jahre 1878 wiederum basiert auf einem Csardas, einem unga-rischen Volkstanz, der insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mode gekommen war. In dem charakteris-tischen Wechsel von langsamen und schnel-len Teilen und den regelmässig synkopierten Rhythmen des Csardas trifft das Tempera-ment, das klischeehaft den Zigeunern zuge-schrieben wird, auf Sarasates eigenes Lebens- gefühl, das eines nomadisch durch die Welt ziehenden, impulsiv-leidenschaftlichen Bo-hemiens. cg

Felix Mendelssohn Bartholdy

Muhai Tang David Garrett ‹SAISONERÖFFNUNG›F. Mendelssohn Bartholdy: Die Hebr iden op. 26; Violinkonzert e-Moll op. 64L. van Beethoven: Sinfonie Nr. 1 C-D ur op. 21P. de Sarasate: Zigeunerweisen op. 20 für Violine solo & Orchester

2009 Mendelssohn

Jubiläum

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6 ZKO ‹OPUS.I›

« ... unverwechselbare Barockmusik erleben.»

Stephan Mai Naoki KitayaJ. Haydn: Sinfonie Nr. 21 A-Dur Hob. I: 21J. S. Bach: Orchestersuite Nr. 1 C-Dur BWV 1066 C. H. Graun: Ouvertüre zur Oper ‹Lucio Papirio› +++ C. P. E. Bach: Konzert für Cembalo und Streicher a-Moll Wq 26Maurice Steger

über Barock-musik in Zürich«Barock in Zürich ist eine absolute Not-wendigkeit. Anders als die grossen Städte in Frankreich, Deutschland und auch Italien hat Zürich keine Tradition in diesem Bereich. Als man im Opernhaus vor eini gen Jahren begann, Barockopern zu spielen, wurde dieser Neuerung eher skeptisch begegnet. Heute steht jede Saison mindestens eine Barockoper auf dem Spielplan und dies mit grossem Erfolg. Und so ist es nun an der Zeit, auch im Konzertbereich das Barockrepertoire zu pfl egen. Anstatt hochspezialisierte ausländische Barockensembles nach Zürich einzuladen, haben wir hier mit dem heimischen ZKO eine einmalige Chance, einzigartige und unverwechselbare Barockinterpretationen zu erleben. Das ZKO verfügt über die nötige Flexibilität, Offenheit und Professionalität, um durch die kontinuierliche Zusammenarbeit mit internationalen Spezialisten als Diri-genten und Solisten Barockmusik auf höchstem musikalischem Niveau ohne Purismus für ein heutiges Publikum lebendig werden zu lassen. Dass es dabei auf modernen Instrumenten spielt, ist durchaus kein Makel. Für eine musikolo-gisch «korrekte» Interpretation ist die Spielweise der weitaus entscheidendere Faktor als das Instrumentarium. Im Gegen-teil – barocke Musik auf modernen Instrumenten gespielt bricht das Spezialis-tentum auf, bringt die alte Musik näher an ein heutiges Publikum heran und macht sie gleichzeitig auch besser geeignet für die heutigen Konzertsäle. »

J. S. Bach: Orchestersuite Nr. 1 C-Dur BWV 1066Lucio

ZKOKIRCHE ST. PETER

DO 24. SEPT 19.30 H

«Wer mich gründlich kennt, der muss fi n-den, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, dass ich ihn verstanden und fl eis-sig studiert habe.» Diese Worte stammen von keinem geringeren als Joseph Haydn, dessen Gedenkjahr sich allmählich dem Ende zuneigt. Der berühmteste der Bach-Söhne, Carl Philipp Emanuel Bach, mar-kiert die Schnittstelle zwischen der Genera-tion seines Vaters und der mit Haydn und Mozart einsetzenden Wiener Klassik. Das Cembalo war seine Domäne, von dem aus er das Musikleben des 18. Jahrhunderts mit- revolutionierte. So schrieb er mit seinem «Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen» eines der wichtigsten musikästhe-tischen Traktate des 18. Jahrhunderts. Mit seinem «originellen, kühnen Gang der

Das Cembalo oder «die wahre Art das Clavier zu spielen.»

Ideen» und seiner «grossen Mannigfaltigkeit und Neuheit in den Formen» bewegt er sich ästhetisch genau auf der Grenze zwischen der strengen Rhetorik des Barockzeitalters und dem Formbewusstsein der Wiener Klas-sik. Starke dynamische Kontraste und uner-wartete harmonische Umschwünge zeich-nen die musikalische Sprache dieses Stür mers und Drängers aus. Populär wurde Carl Phi-lipp Emanuel Bach aber vor allen Dingen als ein Komponist der tragisch-melancho-lischen Töne, wie sein Konzert für Cembalo und Streicher zeigt. Am preussischen Hof, wo er bei Friedrich dem Grossen als Hofcem-balist engagiert war, traf er u.a. auf Carl Hein-rich Graun, der als Hofkapellmeister neben Johann Adolf Hasse als einer der bedeu-tendsten Vertreter der italienischen Oper in Erscheinung trat. cg

Stephan Mai wurde 1953 in Leipzig gebo -ren. Seine Violinausbildung begann 1962 und führte über den Besuch der Kinderklas-se bis zum Studium an der Hochschule für Musik in Leipzig. Nach dem Examen 1976 wurde er Mitglied des Rundfunk-Sinfonie-orchesters Berlin sowie des Kammerorches-

Stephan Mai

ters Berlin. Darüber hinaus engagierte er sich für den Aufbau eines Ensembles, das sich mit zunächst modernem Instrumenta-rium der historischen Aufführungspraxis widmete. Daraus ging 1982 die Gründung der Akademie für Alte Musik Berlin hervor, der Stephan Mai seitdem als einer der Kon-zertmeister angehört. Seither wirkte er an zahlreichen Schallplattenproduktionen und Rundfunkaufnahmen des Ensembles mit; Tourneen und Festivalauftritte führten über die Grenzen Europas hinaus in den Nahen Osten sowie nach Japan. Seine Erfahrungen mit der so genannten historischen Auffüh-rungspraxis gibt er inzwischen vermehrt an kammermusikalische Ensembles weiter, die – zuweilen auch auf mod e rnen Instrumenten – die Musik des 18. bis beginnenden 19. Jahr-hunderts pfl egen. tw

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ZKO ‹OPUS.I› 7

Maurice StegerG. F. Händel: Suite de dance aus der Oper ‹Almira›; Concerto

grosso op. 3 Nr. 1 B-Dur HWV 312; Concerto grosso op. 6 Nr. 2 F-Dur HWV 320;Chaconne in g-Moll für Cembalo HWV 486 +++ H. Purcell: Chacony upon a Groundg-Moll; Chacony upon a Ground F-Dur +++ T. Albinoni: Konzert G-Dur op. 2 Nr. 8

F. Geminiani: Chaconne upon Corellis Sarabande; Konzert für Blockfl öte F-Dur

Maurice Steger wird als «the world’s leading recorder virtuoso» gefeiert, so schreibt zu-mindest der einfl ussreiche ‹Independent›. Als einer der weltweit führenden Blockfl öti s-ten gehört er zu den beachtlichsten Künstler-persönlichkeiten und beliebtesten Solisten seiner Generation. Mit Repertoire schwer-punkt ‹Alte Musik› ist Maurice Steger ge-fragter Gast bedeutender historischer Origi-nalklang-Ensembles wie der ‹Akademie für Alte Musik Berlin›, der ‹Musica Antiqua Köln›, dem ‹Barockorchester Europa Ga-lante› oder ‹The English Concert›. Ebenso intensiv musiziert er zusammen mit moder-nen Kammerorchestern und ist Solist beim ‹English Chamber Orchestra›, den ‹Berliner Barock Solisten› und beim Zürcher Kam-merorchester. Wiederholt ist Maurice Steger zusammen mit namhaften Künstlern wie Hilary Hahn, Rainer Kussmaul, Igor Ois-trakh, Fabio Biondi, Sandrine Piau, Howard Griffi ths, Andrew Manze, Diego Fasolis, Sol Gabetta oder Thomas Quasthoff aufgetre-ten. Das Kernstück seiner Konzerttätigkeit bilden Rezitals in kleiner Besetzung oder nur mit Cembalobegleitung. Dabei wird Maurice Steger regelmässig vom Continuo Consort und den Cembalisten Naoki Kitaya und Sergio Ciomei begleitet. Maurice Ste-ger verfolgte in den letzten Jahren eine rege Aufnahmetätigkeit, mittlerweile nim mt der Künstler bei ‹harmonia mundi france› auf. Seine letzten beiden Alben mit Solokonzerten G.Ph. Telemanns und Flötensonaten des unbekannten Giuseppe Sam martini wurden mit den wichtigsten inter nationalen Preisen ausgezeichnet, es folgt eine spannende Rei-se ins venezianische 17. Jahrhundert (HMF Frühling 09). – Der Künstler gibt vereinzelt Meisterkurse in den europäischen Ländern und lebt in Zürich. Für sein umfangreiches musikalisches Schaffen erhielt Maurice Steger im Jahre 2002 den hochdotierten Karajan-Preis des ‹Eliette- von-Karajan-Kul-turfonds›. tw

Maurice Steger

Weitere Barockkonzerte Saison 2009/10 DO 17. & FR 18. DEZ 2009 Fraumünster ‹Weihnachtskonzerte› 19.30 hZKO; Maurice Steger, Dirigent; Andreas Scholl, CountertenorArien von Händel, Albinoni, Porpora & Lotti SA 23. JAN 2010 Tonhalle Gr. Saal ‹England› 19.30 hZKO; Christopher Hogwood, DirigentWerke von Händel, Tippett, Geminiani, Elgar, Holst & Mozart DI 16. FEB 2010 Tonhalle Gr. Saal ‹Italien› 19.30 h ZKO; Diego Fasolis, Dirigent; Gabriele Cassone, TrompeteWerke von Vivaldi, Torelli, Corelli & Sammartini MI 5. MAI 2010 Kirche St. Peter ‹Wassermusik› 19.30 hZKO; Maurice Steger, DirigentWerke von Telemann, Vivaldi, Marais & Händel DI 1. JUNI 2010 Tonhalle Gr. Saal ‹Deutschland› 19.30 hZKO; Reinhard Goebel, Dirigent; Willi Zimmermann, ViolineWerke von Hasse, Bach, Händel, Fasch, Quantz & Telemann

grosso op. 3 Nr. 1 B-Dur HWV 312; Concerto grosso op. 6 Nr. 2 F-Dur

ZKOIN DER TONHALLEDI 27. OKT

19.30 H

2009 ist das Jahr der Jubiläen und Gedenk-tage. Kündigte sich mit Haydns Todestag und Mendelssohns Geburtstag im Jahre 1809 eine musikhistorische Zeitenwende an, verstarb genau 50 Jahre zuvor mit G.F. Händel der «König des Barock». Das Sing-spiel ‹Almira, Königin von Kastilien› be-gründete seine Karriere als Opernkompo-nist. Sie wurde 1705 am Hamburger Thea-ter am Gänsemarkt uraufgeführt, dem ers-ten Operntheater diesseits der Alpen, das ausschliesslich von den Mitteln der Bürger der reichen Hansestadt getragen wurde. Händels ‹Suite de dance› ist der barocken Ausstattungsoper geschuldet, die mit ihren höfi schen Tanzeinlagen und spektakulären Festzügen ein repräsentatives Abbild welt-lichen Treibens geben sollte. Es dauerte nicht lange, bis sich der junge Hallenser

selbst ins Geburtsland der Oper aufmachte, um dort die Welt der Oper zu studieren. Die folgenden Jahre verbrachte er in Flo-renz, Rom, Venedig und Neapel. Händels beliebte ‹Concerti grossi› atmen den Geist des italienischen Barock. Kurze Zeit später gelangte Händel über Umwege nach Lon-don, wo er als Opernkomponist das Erbe von Henry Purcell antrat und mit seiner neu gegründeten ‹Royal Academy of Music› die Stadt zu einer der wichtigsten Musikmetro-polen seiner Zeit machte. Aus Italien impor-tierte er Sänger wie den berühmten Kastra-ten Senesino oder den Violinvirtuosen Fran-ceso Geminiani, der als Komponist mit seinem Konzert für Blockfl öte, Streicher und Basso continuo seinem Lehrer Arcangelo Corelli ein musikalisches Denkmal setzte. Mit Recht verdient Georg Friedrich Händel als einer der Ersten der Musikgeschichte den Namen eines echten Europäers. cg

Händel-Jubiläum

« ... unverwechselbare Barockmusik erleben.»

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8 ZKO ‹OPUS.I›

Bei Pjotr I. Tschaikowskys 1877 entstan-denen Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester handelt es sich gewissermas-sen um ein Cellokonzert in einem Satz, auch wenn die Besetzung der Variationen mit ih-rem reduzierten Streicherapparat, den Holz-bläsern sowie den beiden Hörnern weniger an ein grosses sinfonisches als vielmehr an ein Mozart-Orchester erinnert. Die Vari-ationen sind dem deutschen Cellisten und Komponisten Wilhelm Fitzenhagen gewid-met, der Professor am Moskauer Konserva-torium war. Tschaikowsky gewährte dem Freund einen nicht unbeträchtlichen Ein-fl uss auf die Komposition, allein über die Reihenfolge konnte man sich nicht so recht einigen, so dass Fitzenhagen bei einer spä-teren Aufführung der Variationen in seiner Heimat kurzerhand die dritte gegen die siebte Variation getauscht, die achte voll-

Gab es einen Masterplan für Ihren Aufstieg in den Cello-Olymp?(Lacht): Das wäre gerade in meinem Beruf eher kontraproduktiv. Man muss hinein-wachsen, auch um über die Jahre feststellen zu können: Wie komme ich zurecht mit dem Leben als Musiker? Denn das bedeutet ja nicht nur, sein Instrument zu spielen, sondern solch eine Tätigkeit betrifft ja das ganze Leben: Wie komme ich etwa mit dem Reisen klar oder auch mit der Situation, häufi g allein zu sein? Trotzdem: Bei Ihnen hat der bei vielen anderen Musikern übliche Wunderkind-Status völlig gefehlt ...Gott sei Dank! ... und dennoch sind Sie nun ein Star.Sicher hat mir diese kontinuierliche und vielleicht auch etwas ruhigere Entwicklung nicht zuletzt auch als Person gutgetan. Ich konnte als Musiker langsam heranreifen – für Wunderkinder, die im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen, ist das sehr schwie-rig, denn durch die Erwartungshaltung und den grossen Druck von aussen wird ihnen die Konzentration auf Inhalte sehr erschwert wie auch eine freie Entwicklung der Persön-lichkeit. Zudem hatte ich ein sehr gutes Um-feld, meine Eltern haben auch nach meiner Teilnahme mit 15 Jahren am Tschaikowsky-Wettbewerb sehr darauf geachtet, dass ich nicht von Agenten-Haien überfallen und mein Talent ausgeschlachtet wurde. Haben Sie sich niemals gewehrt, als jung vir tuoser Tausendsassa vermarktet zu werden?

ZKOIN DER TONHALLE

DI 20. OKT19.30 H

Rokoko-Variationen& From Jewish Life

kommen weggelassen und noch verschie-dene andere Veränderungen vorgenommen hatte, mit Erfolg, wie sich zeigte «Mit Ihren Variationen sorgte ich für unwahrschein-liches Aufsehen. Ich habe so gefallen, dass ich drei Zugaben geben musste, und nach der Andante-Variation (d-Moll) gab es einen überwältigenden Applaus.» Die Wir-kung von Fitzenhagens Revision hat sich fest im Konzertbetrieb etabliert. – Der in der Schweiz geborene Komponist Ernest Bloch schrieb über seine 1924 kompo-nierten drei kleinen Stücke mit dem Titel ‹From Jewish Life›: «Die jüdische Seele inte-ressiert mich, die rätselhafte, glühende, be-wegte Seele, die ich durch die Bibel hin-durchschwingen fühle.» Wie schon in ‹Schelomo› oder seiner ‹Israel Symphony› hatte der Komponist jüdischer Abstam-mung liturgische Musik, wie in seinem ‹Ge-bet› für Violoncello, oder aber jüdische Volksmusik in seine Kompositionen ein-fl iessen lassen. cg

Ein Star wider WillenIm Gespräch mit Daniel Müller-Schott

ZKOIN DER TONHALLE

DI 20. OKT19.30 H

Muhai Tang Daniel Müller-SchottI. J. Pleyel: Sinfonie op. 3 Nr. 1 D-Du r + + + P. I. Tschaikowsky: Rokoko-Variationen für Violoncello & Orchester op. 33 + + + E. Bloch: Jewish Song, Supplication and Prayer + + + J. Haydn: Sinfonie Nr. 8 4 Es-Dur Hob. I:84 ‹In nomine Domini›

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ZKO ‹OPUS.I› 9

Das Projekt ‹Rhapsody in School› wurde vom Pianisten lars Vogt mit der Idee gegründet, dass MusikerInnen, die sich zu Konzerten in einem Ort aufhalten, in die dortigen Kindergärten und/oder Schulen gehen, dort mit den Kindern und Jugend-lichen im Unterricht bzw. bei Konzertproben sprechen bzw. spielen. – Mit diesem zumeist ersten Kontakt mit klassischer Musik sollen Begeisterung und Interesse ge-weckt werden und Kinder dazu motiviert werden, Konzerte zu besuchen oder sogar selber ein Instrument zu erlernen.

Es gab schon Situationen, wo ich ganz be-wusst abgebremst und gesagt habe: Jetzt möchte ich weniger machen und mich aufs Studium konzentrieren. Doch geholfen hat mir zweifellos auch, dass ich mit dem Cello ein Instrument spiele, das nicht so im Fokus steht wie die Geige oder das Klavier. Ein Rezept, um ein Star zu werden, kön n-ten Sie also gar nicht geben?Das ist ganz schwierig. Natürlich beobach-ten wir ja alle, dass auch die klassische Mu-sik in eine zunehmende Abhängigkeit von den Medien gerät und auch Veranstalter im-mer mehr auf einen gewissen Event-Charak-ter setzen. Doch die Klassik ist nun mal kei-ne Musik für Millionen, sondern hat einfach einen viel intimeren Charakter als etwa Pop-musik. Und wenn man ein Star werden will, ist die Klassik ohnehin das falsche Metier: Da sollte man lieber Fussballer werden. Bei Ihren Aufnahmen setzen Sie eher auf selten gespielte Werke wie die Konzerte von Walton, Raff oder Khachaturian. Woher rührt dieses Interesse für vernachlässigte Werke?Das hat Rostropowitsch angestossen, indem er mich angeregt hat, doch einmal das histo-rische Umfeld eines Werks näher zu betrach-ten und mir zu überlegen, warum etwa ein Dvorák-Konzert so grossartig und ausser-gewöhnlich ist. Das aber kann ich nur er-kennen, wenn ich auch andere Werke aus dieser Zeit wirklich studiere: Ein Joachim Raff etwa war zu seiner Zeit ein sehr angese-hener Komponist, der wirklich interessante Stücke für Cello und Orchester geschrieben hat. Die kennt man aber heute überhaupt nicht mehr. Und mir macht es sehr grosse Freude, die Schönheit solcher weniger be-kannten Konzerte zu erkunden – und da gibt es noch viel zu entdecken! Als CD-Debüt haben Sie als 24-Jäh-riger die Bach-Suiten eingespielt – lassen sich diese Suiten in so jungen Jahren schon in ihrer ganzen Tiefe erfassen?

Wer als Musiker glaubt, nur in die Tiefen vordringen zu können, wenn man sich den Arm abgehackt hat oder unglaubliches phy-sisches oder psychisches Leid erfahren hat, der liegt falsch. Natürlich gibt es Leute, die Schlimmes erfahren und daraus vielleicht noch einen tieferen Einblick gewonnen ha-ben, aber ebenso gibt es den umgekehrten Fall: Menschen, die an eben diesen Krisen zerbrochen sind und dann keine Musik mehr spielen konnten. Zumal ja das Musi-zieren an sich schon eine Gratwanderung ist: Einerseits musst du sehr empfi ndsam sein – doch wenn du dann auf die Bühne gehst und vor 2000 Leuten spielst, brauchst du auch eine gewisse Stabilität, und die musst du ja auch irgendwoher beziehen. Über selbige verfügen Sie zweifellos, sonst hätten Sie wohl kaum das 1. Cello-konzert von Schostakowitsch im Sommer beim Rockfestival im dänischen Roskilde gespielt. War das nur ein netter Gag oder lässt sich auf diese Weise auch neues Publi-kum für die Klassik gewinnen?Ich glaube schon, dass das möglich ist. Natürlich haben wir in Roskilde verstärkt gespielt, und der Lärmpegel war gigantisch, denn die Leute unterhielten sich ja weiter. Andererseits hat es richtig Spass gemacht, dem etwas entgegenzusetzen, zu sagen: Ich bin so rückhaltlos überzeugt von diesem Schostakowitsch-Konzert, ich möchte die-ses Werk den Menschen richtig einbrennen, weil das so tolle Musik ist! Und das hat auch funktioniert, es gab richtig Szenen-applaus, bei virtuosen, aber auch bei leisen Stellen. Ich bin sicher, die Zuschauer wer-den das nicht vergessen: Denn wenn man auf zahllosen Rockkonzerten gewesen ist und auf einmal ein Klassikkonzert hört, ist doch klar, worüber man redet – über das, was aus dem Rahmen fällt.

Welt am Sonntag, 30. November 2008 Interview: Christoph Forsthoff

D. Müller-Schott bei‹Rhapsody in School›

«Klassische Musik gehört immer weni-ger zu den Dingen, die ein Kind in seiner Familie ganz selbst-verständlich mit-bekommt.» lars Vogt

Muhai Tang Daniel Müller-SchottI. J. Pleyel: Sinfonie op. 3 Nr. 1 D-Du r + + + P. I. Tschaikowsky: Rokoko-Variationen für Violoncello & Orchester op. 33 + + + E. Bloch: Jewish Song, Supplication and Prayer + + + J. Haydn: Sinfonie Nr. 8 4 Es-Dur Hob. I:84 ‹In nomine Domini›

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Ausblick auf Konzerte mit dem ‹Composer in Residence› Jörg Widmann in der Saison 2009/10 DO 8. APR 2010 Tonhalle Grosser Saal 19.30 h ZKO; Isabelle Faust, Violine; Andreas Delfs, Dirigent; Jörg Widmann: ‹Insel der Sirenen› MO 17. MAI 2010 Tonhalle Grosser Saal 19.30 hZKO; Jörg Widmann, Klarinette; Jörg Widmann: ‹Ikarische Klage›, neu arrangiert für Streichorchester

‹Composer in Residence›: Jörg Widmann

«Ich liebe die Klarinette. Die Fähigkeit der K larinette, Töne magisch ungreifbar aus dem Nichts entstehen und sie dort wieder versch winden zu lassen, ist ziemlich einzigartig.» i

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ZKO ‹OPUS.I› 11

Herr Widmann, Sie gastieren in der Saison 09/10 als ‹Composer in Residence› beim ZKO. Wie gut kennen Sie Zürich?Ich mag die Schweiz sehr. Durch meinen Wohnort Freiburg bin ich ohnehin nur eine gute halbe Stunde davon entfernt. Mit Zü-rich geht es mir allerdings wie mit fast jeder anderen Stadt: Ich kenne die Konzertsäle – im Falle von Zürich also die Tonhalle – sehr gut und die Stadt leider kaum. Nun habe ich die Möglichkeit dies zu ändern. Und wie steht es mit dem Schweizer-deutsch? Klingt es für Sie auch eher wie eine Halskrankheit oder unverständlicher Singsang? (Zwei «Komplimente», die wir Schweizer immer mal wieder gerne hören.)Gerade war Heinz Holligers 70. Geburtstag. Meine Schwester und ich brachten auf der Feier für ihn ein kleines Ständchen mit klei-nen Schweizerdeutsch-Elementen, mit de-nen wir ihn auf liebevolle Weise imitieren wollten. Er hielt es für Bayerisch …Sie lassen in Ihre Musik viele neuartige,

spannende Klangelemente einfliessen. Wo-her beziehen Sie Ihre Inspiration? Und würden Sie das Komponieren eher als minutiöse Feinarbeit oder als Intuition beschreiben?Komponieren, Musizieren, Leben – wenn Sie so wollen – ist immer beides: Bauch, Herz und Kopf sind nicht so ohne Weiteres zu trennen. Arnold Schönberg hat recht, wenn er sagt: «Kunst kommt von Müssen.» Es muss einen unbedingten Ausdruckswillen geben, der dann nach Wegen der Entäusse-rung sucht. Hier müssen diesen starken emotionalen Kräften ebenso kraftvolle for-male, strukturelle Eckpfeiler und Wegmar-ken entgegengesetzt werden. Das blosse «Sich-Verausgaben» in Klang reicht mir längst nicht mehr aus. Wenngleich das Er-finden ganz anderer, fremder, neuer Klänge für mich immer wichtig bleiben wird. Aber dieses Experimentieren kommt bei mir aus dem praktischen Musizieren heraus. Wenn Sie versuchen würden Ihre Musik in Worte zu fassen, wie würden Sie Ihre Kompositionen beschreiben?Ich bin froh, meine Musik nicht in Worte fassen zu müssen, sondern sie komponieren zu dürfen. Und dies hoffentlich in jedem Stück anders. Welches ist das grösste Kompliment das man Ihnen für Ihre Musik machen kann?Wenn man sie unvoreingenommen hört. Beethoven schreibt über eines seiner gewal-tigsten, aber auch sprödesten, hermetischsten Werke, die ‹Missa Solemnis›: «Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen.» Sie durften auch als Klarinettist bereits grosse Erfolge feiern. Was fasziniert Sie

Jörg Widmann gehört als «Klarinette spie-lender Komponist» zu den Lichtgestalten der jungen Musikszene. Als Instrumentalist genauso wie als Komponist erhielt er zahl-reiche Erste Preise und Auszeichnungen, un-ter anderem den begehrten Förderpreis der Ernst-von-Siemens-Stiftung. Im Alter von sieben Jahren erhielt Jörg Widmann seinen ersten Klarinetten- und bereits mit elf Jahren

besonders an Ihrem Instrument?Ich liebe die Klarinette. Aber es ist wie mit der Beschreibung einer schönen Frau: schränkt es sie in ihrem Facettenreichtum nicht doch ein, wenn man sagt «die Beine, das Gesicht, die Augen …?» Na gut, die Fähigkeit der Klarinette, Töne magisch un-greifbar aus dem Nichts entstehen und sie dort wieder verschwinden zu lassen, ist ziem-lich einzigartig. Auch der enorme Register- und der daraus resultierende Charakterreich-tum ist ungeheuer faszinierend. Diese Ei - genschaft war es, die die Komponisten wie Mozart, Brahms und Weber zu ihren un-sterblichen Werken für die Klarinette inspi-riert hat. Gibt es ein Werk, welches Ihnen als Solist besonders am Herzen liegt? Und wenn ja, können Sie sagen warum?Unerreicht in seiner unnennbaren Schön-heit ist natürlich Mozarts Klarinettenkon-zert, das wir ja hier in Zürich auch gemein-sam musizieren werden. Es ist eben keine glatte, sondern tief melancholisch-abgrün-dige Schönheit, die sich musikalisch in unzähligen Moll-Trugschlüssen, Vorhalts-Dissonanzbildungen und schockierend ver-schatteten, unvorhersehbaren Harmonik-Rückungen äussert. Dieses Werk ist viel-leicht tatsächlich eins vom Grössten, was in Musik gedacht werden kann. Was möchten Sie dem ZKO während dieses Jahres mitgeben?Auch hier ist es ja immer ein Austausch, ein Geben und Nehmen. Was wünscht man sich voneinander? Ehrliche, wahre, empfundene, innige, tiefe Musikerlebnisse. Mehr kann man sich nicht wünschen. tw

den ersten Kompositionsunterricht, den er später bei Hans Werner Henze, Wilfried Hiller, Heiner Goebbels und Wolfgang Rihm fortsetzte. Seit Oktober 2001 ist Jörg Widmann Professor für Klarinette an der Staatlichen Hochschule für Musik in Frei-burg i.Br. Daneben hält er Vorträge an der Royal Academy of Music in London, an der Musikhochschule in Lissabon und am Kon-servatorium in Odessa. Mit seiner Musik er-forscht der in München geborene Kompo-

Komponist mit der Liebe zum Facetten- reichtumIm Gespräch mit Jörg Widmann

Jörg Widmann nist neue Klangwelten und stösst in ungehörte Bereiche der Musik vor. Er erweitert dabei die Palette seiner Klangfarben um geräusch-hafte Nuancen und reichert seine sanften Klänge mit zarten Pastelltönen an. Um den Komponisten Widmann ganz zu verstehen, muss man auch den Klarinettisten Widmann kennen lernen. Das ZKO zeigt in mehreren Konzerten die ganze Bandbreite des Schaf-fens dieses Ausnahmekünstlers, sowohl als Klarinettist wie auch als Kompo nist. mb

«Ich liebe die Klarinette. Die Fähigkeit der K larinette, Töne magisch ungreifbar aus dem Nichts entstehen und sie dort wieder versch winden zu lassen, ist ziemlich einzigartig.» i

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12 ZKO ‹OPUS.I›

Johannes Brahms

Kammermusik@ZKO: ‹Fa majeur, f-Moll› Sandra Goldberg, Violine; Asa Konishi, Violine; Pierre Tissonnier, Viola; Silvia Rohner, Violoncello; Robert Hairgrove, KlavierMaurice Ravel +++ Johannes Brahms

Igor Strawinsky bezeichnete den Komponisten Maurice Ravel einmal als den ‹Schweizer Uhrmacher› unter den Komponisten. Er bewunderte den Formwillen und die musikalische Komplexität, in die der selbst erklärte Klassizist seine neuartigen Rhythmen und impressionistischen Klangfarben integrierte. Selbstredend wollte Ravel, ein Verehrer Joseph Haydns, auch in der musikalischen Königsdisziplin, dem Streichquartett reüssieren. Sein Streichquartett, das bei seiner Uraufführung einen Skandal auslöste, besticht durch eine Fülle an Ideen bei klarer Berücksichtigung der musikalischen Proportion. Johannes Brahms galt dagegen als ein von Komplexen beladener Komponist, der sich erst spät mit seinen grossen sinfonischen Werken an die Öffentlichkeit gewagt und wie versessen an seinen Kompositionen gefeilt hatte, trotz der beruhigenden Worte über sein Quintett aus dem Munde seiner Muse Clara Schumann: «Ich weiss nicht recht, wie ich’s anfangen soll, Dir mit ruhigen Worten zu sagen, welche Wonne ich an deinem Quintett habe!» cg

Vorschau Kammermusik@ZKO SO 15. NOV 2009 ZKO-Haus ‹Wanja sass auf dem Diwan und rauchte Pfeife› 11 hBrahms, Tschaikowsky SO 17. JAN 2010 ZKO-Haus ‹Les Nations› 11 hCouperin, Chéron, Telemann, Benda, Veracini, Della Ciaja, Vivaldi SO 21. MÄRZ 2010 ZKO-Haus ‹Premiere› 11 hSchostakowitsch, Beethoven

ZKO-Konzert

im Museum Rietberg

DI 8. SEPT18.30 H / 20 H

‹Buddhas Paradies – Schätze aus dem antiken Gandhara, Pakistan›Zürcher Kammerorchester; SitarspielerWerke von Philip Glass, Steve ReichIn Gandhara, am Fuss des Hindukusch, kreuzten sich einst wichtige Handelswege – ein reger kultureller Aus-tausch fand statt: Der Asienfeldzug Alexanders des Grossen (356–323 v. Chr.) verbreitete die westliche antike Kultur. Aus Indien kam der Buddhismus, und aus Zentralasien wanderten Nomadenvölker ein. Die verschiede-nen Einflüsse verschmolzen zu einer einzigartigen buddhistischen Kultur, die vom 1. bis 5. Jahrhundert blühte.Die einst prächtigen Klöster waren mit künstlerisch herausragenden Reliefs geschmückt, die durch ihren erzählerischen Reichtum bezaubern. Dort entdeckte Skulpturen gehören zu den frühesten figürlichen Buddha-Darstellungen. Die 300 meisterlich gefertigten Objekte zeigen eine andere Seite dieser heute von Auseinan-dersetzungen geprägten Region: Gandharas Geschichte ist voller Reichtum, Toleranz und kultureller Vielfalt.

FR 7. MAI 2010 «Mexiko: Teotihuacan – Das Geheimnis der Pyramiden»

Gandhara Buddha Head

IM ZKO-HAUS

SO 27. SEPT11 H

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ZKO ‹OPUS.I› 13

+++ ZKO INSIDE: NATAlIE CHEE +++

Ab Saisonbeginn 2009/10 ist Natalie Chee neue Konzertmeisterin beim ZKO. Sie teilt sich die Aufgabe mit dem Konzertmeister Willi Zimmermann. Beide arbeiten zu 50 % beim ZKO. Natalie Chee wurde 1976 in Sydney, Australien, geboren. Mit vier Jahren erhielt sie Klavierunterricht, mit sechs be-gann sie Violine zu spielen. Von 1994 bis 1998 studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater Bern in der Solistenklas-se von Prof. Igor Ozim. Sie erhielt ihr Solis-tendiplom «mit Auszeichnung». Ihre solis-tische Karriere begann Natalie Chee 1992, als sie den TV-Wettbewerb ‹ABC Australian Young Performer of the Year› gewann. Sie konzertierte mit verschiedenen Sinfonieor-chestern Australiens. In Europa spielte sie beim Berner Sinfonieorchester und trat als Solistin mit der Camerata Salzburg, der Camerata Bern, dem Radio Symphonieor-

chester Stuttgart, dem Litauischen Kam-merorchester, der Staatsoper Hannover und dem Osnabrücker Symphonieorchester auf. Im Jahr 2000 wurde sie erste Konzertmeis-terin der Camerata Salzburg, mit der sie in führenden Konzerthäusern der Welt und an renommierten Festivals auftritt. Natalie Chee ist eine erfahrene und gefragte Kam-mermusikerin. Sie arbeitete unter anderem mit Murray Perahia, Anne-Sophie Mutter, Mitsuko Uchida, Elisabeth Leonskaya und Leif Ove Andsnes zusammen. Ausserdem hat Natalie Chee zahlreiche Radioaufnah-men zum Beispiel für den Bayerischen Rundfunk, das Radio DRS und die Austra-lian Broadcasting Corporation sowie CD-Aufnahmen bei ArteNova, DIVOX und CPO Records gemacht.

Natalie Chee – die neueKonzertmeisterin beim ZKO

Frau Chee, Sie werden ab Herbst dieses Jahres als Konzertmeisterin beim Zürcher Kammerorchester tätig sein. Freuen Sie sich auf diese neue Herausforderung?Natürlich freue ich mich sehr! Ich habe schon die Gelegenheit gehabt, mit dem ZKO zu arbeiten, und wir haben uns sofort musikalisch verstanden. Ich glaube, es wird eine sehr intensive und fruchtbare Zusam-menarbeit. Wie kamen Sie zur Musik?Ich bin die einzige Musikerin in meiner Fa-milie. Bei uns stand, obwohl es niemand spielte, ein altes Pianino im Wohnzimmer und ich habe im Kindergarten-Alter ange-fangen, die Lieder, die wir im Kindergarten gelernt haben, selbständig am Klavier zu spielen. Da dachte meine Mutter, dass es sinnvoll wäre, wenn ich Unterricht bekäme. Mit 4 Jahren begann ich, Klavier zu ler-nen. Können Sie sich an den Moment erin-nern, als Sie das erste Mal eine Violine in den Händen gehalten haben? Was hat Sie an diesem Instrument fasziniert?Ich kann mich eigentlich nicht an den Mo-ment erinnern. Ich habe aber offensichtlich ein Jahr lang meine Mutter gequält, weil ich unbedingt Geige lernen wollte. Ich weiss selber nicht warum. Vielleicht habe ich in der Schule mal eine Geige gehört. Auf jeden Fall hat meine Mutter endlich nachgegeben und ich bekam meinen Gei-genunterricht. Wann wurde Ihnen bewusst, dass Sie Musikerin werden wollten?Als ich 13 war habe ich einen regionalen Wettbewerb gewonnen und durfte dann mit einem Orchester ein Violinkonzert spielen. Da habe ich zum ersten Mal gedacht, dass ich so was zum Beruf machen könnte. Was reizt Sie an einem Kammerorches-ter?In einem Kammerorchester ist jeder einzel-ne Musiker wichtig. Man kann sich nicht in der Menge verstecken. Jeder trägt die glei-che Verantwortung und jeder ist auf jeden anderen angewiesen. Es ist auch ganz toll, dass man so auch ohne Dirigent spielen

kann. Es entsteht dann eine ganz besondere Dynamik. Wie würden Sie Ihren Stil ein Orchester zu leiten beschreiben?Ich versuche immer den Gruppengeist zu fördern. Wenn alle motiviert sind und sich geschätzt fühlen, ist das Ergebnis viel besser. Natürlich muss der Leiter den Ton angeben. Es ist aber wichtig, dass sich jeder auf seine Art einbringen kann. Welcher Komponist bzw. welche Epo-che liegt Ihnen besonders am Herzen?Ich habe keine Präferenzen. Durch meine Zeit mit der Camerata Salzburg habe ich natürlich eine besondere Affinität zur Wie-ner Klassik entwickelt. Ich glaube, dass auch meine Stärke da liegt.Was zeichnet für Sie einen perfekten Kon-zertabend aus?Wenn die Stimmung auf der Bühne mit der Stimmung im Publikum übereinstimmt, entsteht immer ein besonderer Konzert-abend. Natürlich muss man dann nachher dementsprechend feiern. Am besten mit den Kollegen und einer schönen Flasche! tw

Natalie Chee

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14 ZKO ‹OPUS.I›

Vorverkauf ZKO: Tel. 0848 84 88 44 (Mo – Do 11 – 17 h)Fax 044 388 36 [email protected], www.zko.chTonhalle: Tel. 044 206 34 34

Konzerte unserer Partner Meisterzyklus BernFR 23. Oktober 09 Kultur-Casino, Bern, 19.30 h Sol Gabetta, Violoncello; Bertrand Chamayou, KlavierWerke von R. Schumann, L. van Beethoven, D. Schostakowitsch & A. Piazzolla

4 Wochen vor jedem Konzert nur noch bei BernBillett, Nägeligasse 1a, 3000 Bern 7Tel. 031 329 52 52; www.bernbillett.ch

Klassik Forum ChurFR 2. Oktober 09 Theater Chur, 20.00 hMusikkollegium Winterthur; Milan Turkovic, LeitungWerke von W. A. Mozart & A. Dvorák

Vorverkauf Tel. 081 252 66 44

Impressum Redaktionsleitung ZKO: Carola FischerAutoren: Michael Bühler mb, Carola Fischer cf, Christian Geltinger cg, Nina Debrunner nd,Tobias Wetzel twFotografi en: Thomas Entzeroth, Alberto VenzagoAnzeigenverkauf: Rewomedia, ZürichProduktion: Südostschweiz PrintKonzept & Gestaltung: Eisbeer AG / ZHErscheinungsweise: Zweimonatlich 5x im Jahr(Sept. / Nov. / Jan. / März / Mai)Aufl age: ca. 12 000

Konzertkalender

September 09 DI 08 Museum Rietberg, Werner-Abegg-Saal 18.30 h & 20.00 h

Konzert zur Pakistan-Ausstellung: ‹Buddhas Paradies – Schätze aus dem antiken Gandhara›Zürcher KammerorchesterPreise: CHF 50.–, Mitglieder Rietberggesellschaft CHF 40.– DO 24 Kirche St.Peter, Zürich 19.30 h

Zürcher Kammerorchester; Stephan Mai, Konzertmeister und Leitung; Naoki Kitaya, CembaloWerke von Joseph Haydn, Johann Sebastian Bach, Carl Heinrich Graun & Carl Philipp Emanuel Bach // Einheitspreis CHF 70.– SO 27 ZKO-Haus Tiefenbrunnen 11.00 h

Kammermusik@ZKO: ‹Fa majeur, f-Moll› Sandra Goldberg, Violine; Asa Konishi, Violine; Pierre Tissonnier, Viola; SilviaRohner, Violoncello; Robert Hairgrove, KlavierWerke von Maurice Ravel & Johannes Brahms Einheitspreis CHF 40.– inkl. Kaffee und Gipfeli ab 10.00 Uhr

Oktober 09 SA 03 Tonhalle Zürich 19.30 h

Zürcher Kammerorchester; Muhai Tang, Dirigent; David Garrett, Violine‹Saisoneröffnung›Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Pablo de Sarasate & Ludwig van BeethovenPreise: CHF 30.– bis CHF 120.– DI 20 Tonhalle Zürich 19.30 h

Zürcher Kammerorchester; Muhai Tang, Dirigent; Daniel Müller-Schott, VioloncelloWerke von Ignaz Joseph Pleyel, Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, Ernest Bloch & Joseph HaydnPreise: CHF 16.– bis CHF 105.– DI 27 Tonhalle Zürich 19.30 h

Zürcher Kammerorchester; Maurice Steger, Blockfl öte und LeitungWerke von Georg Friedrich Händel, Tomaso Albinoni, Henry Purcell & Francesco GeminianiPreise: CHF 16.– bis CHF 105.–

Programmänderungen vorbehalten.

Page 15: OPUS.I - Zürcher Kammerorchester

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16 ZKO ‹OPUS.I›

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