Optimierung der Arzneimitteltherapie neurologischer ... · pharmazeutischen Visite werden...

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Optimierung der Arzneimitteltherapie neurologischer Intensivpatienten Dr. Kristina Schmidt-Lassen Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

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Optimierung der Arzneimitteltherapie neurologischer Intensivpatienten

Dr. Kristina Schmidt-LassenUniversitätsklinikum Schleswig-Holstein

ArzneimitteltherapiesicherheitMedizinischer Fortschritt• Arzneimittelvielfalt ↑• unerwünschte

Arzneimittelwirkungen (UAW ↑)• Interaktionen ↑• Verordnungsfehler ↑• Applikationsfehler ↑→ Kostenanstieg

VerordnungsfehlerStudie von Schnurrer et al. 2002• Fragebögen über

Standarddosierungen 17 gebräuchlicher Arzneimittel

• 50 % der angegebenen Dosierungen im therapeutischen Bereich

• Doppelt so häufig Unterdosierungen wie Überdosierung

Internationale EntwicklungGroßbritannien:• 1 Apotheker / 100 Klinik-Betten• Arzneimittelanamnese durch

Apothekenpersonal • Medicine ManagementUSA:• Medication Reconciliation• Leap Frog Group (Nov 2000)

Aktionsplan 2008/2009• Verbesserung der

Arzneimitteltherapiesicherheit• 40 verschiedene Maßnahmen mit

Fristen und Verantwortlichkeiten• Aus-, Fort- und Weiterbildung• Informationsverbesserung über

Arzneimittel• verbesserte Schnittstellen • Medikationsüberprüfung

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

• 2 Standorte (Kiel und Lübeck)• Maximalversorgung• 51 Kliniken mit 2400 Betten sowie

26 Instituten• 236.000 ambulante sowie 90.000

stationäre bzw. teilstationäre Patienten

Apotheke• 2 Standorte• Aufgabengebiete

• Stationsprojekte• Klinische Studien• Arzneimittelinformation• Einkauf inkl. Laboreinkauf• Kommissionierung• Sterilherstellung• Aseptische Herstellung• Herstellung von Salben, Lösungen und

Kapseln

StationsprojekteZiele:• Qualitätssicherung • KosteneinsparungenAnsatzpunkte:• Standardisierungen• Wechselwirkungen• Vermeidung von Doppelverordnungen • Anpassung an die Nierenfunktion• Arzneistoffmonitoring

Neurozentrum

Neurologische Intensivstation• 6 Intensivbetten • 6 Betten der Stroke Unit• Projektzeitraum: 6 Monate• Gesamtpatientenzahl 428

(2/3 Stroke-Unit, 1/3 Intensivbereich)• Liegedauer: Intensiv 7 Tage

Stroke-Unit 5 Tage• Pharmazeutische Visite bei

162 Patienten • davon bei 56 Patienten Interventionen

Konzept• 1x wöchentlich• Besprechung der Patientenkurven

mit dem Stationsarzt• Vorbereitung vormittags anhand der

elektronischen Patientenakte sowie der Laborbefunde (bes. Kaliumspiegel, Monitoring der Arzneistoffe, Creatinin Clearance)

Ansatzpunkte• Klinisch relevante Interaktionen • Sondengängigkeit

(besonders bei retardierten Arzneiformen)

• Dosierungsfehler• Dosisintervalle / -häufigkeit• Recherchen zu besonderen

Problemstellungen• Weiterleitung von Informationen • Sonderbestellungen

Medien• Datenbank – Arzneimittelinteraktionen

der ABDA gegliedert in 3 Gruppen; Abgrenzung der klinischen Relevanz

• Micromedex®

• Fachinformation (Anpassung an Nierenfunktion)

• Sondengängigkeit durch Herstellerangaben

• drug information handbook (Lexi Comp)• Pharmakologische Lehrbücher

Standardisierungen• Thromboseprophylaxe abgrenzen

zu der Thrombosetherapie• Schmerztherapie• Ulkusprophylaxe (ja/nein)• Insulintherapie• CSE-Hemmer

(Interaktionspotential)• Antibiotikatherapie

(in Zusammenarbeit mit dem mikrobiologischen Institut)

Auswertung• Erfassung der jeweiligen

Liegedauer eines Patienten • Zeitraum vor und nach der

pharmazeutischen Visite werden dokumentiert

• 110 Interventionen bei 56 Patienten• 71 kategorisierte Fehler• Berechnung der reinen

Arzneimittelkosten sowie bei Umstellungen zusätzlich die Ersparnis der Pflegeminuten

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Zusammensetzung der Pflegeminuten

• Kontrolle der Medikation vor der Gabe• Bereitstellung der Medikation

(Zubereitung einer Infusionslsg., etc.)• Lagerung des Patienten• Kontrolle des Zugangs (oder

Magensonde)• evtl. Refluxkontrolle• Applikation der Medikamente einzeln• ggf. Wiederherstellung der

therapeutischen Lagerung

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Ergebnisse• tatsächliche Einsparungen 2200 €• mögliche Einsparungen 3400 €

• InterventionskategorienInteraktionenOptimierung der DosierungenÜberprüfung der SondengängigkeitThromboseprophylaxe

Zusammenfassung• 110 Interventionen bei 56 Patienten• 71 kategorisierte Fehler

• Oszillierender Prozess durch stetigen Ärztewechsel

• Aktuelle Ersparnis von 2200 €mögliche Ersparnis von 3400 €

Ausblick• Erweiterung auf alle neurologischen

Stationen • Projektbeginn in der Urologie

• Auswertung der Jahresdaten- Liegedauer - Interventionshäufigkeit- Umsetzung der Standards

Vielen Dank für IhreAufmerksamkeit

&Herzlichen Dank den

Mitarbeitern der neurologischen Intensivstation

Literatur• Aktionsplan 2008/2009 zur Verbesserung der

Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in Deutschland (29. November 2007)

• Audit commission „A spoonful of sugar – Medicines Management in NHS Hospitals” (18. Dezember 2001)

• Bates, DW; Boyle, DL; Vander Vliet, MB; Schneider J; Leape, L (1995)

• „Relationship between medication errors and adverse drug events“ J Gen Intern Med 10:199-205

• Grätzel von Grätz, P. (2008) „Zwei Beispiele für mehr Arzneimittelsicherheit“ Ärztezeitung 5

• Häussler, B; Ecker, T (2004) „Pharmakoökonomische Analysenverfahren“ DZKE 9

Literatur• Jaffer, AK; Amin AA; Brotmann, DJ.; Deitelzweig, SB;

McKean, SC; Spyropoulos, AC (2008) „Prevention of venous thromboembolism in the hospitalized medical patient“ Clev Clinic J Med 75 Supplement 3: S7-S16

• Martini, B. (2006) „Sicherheit der Arzneimitteltherapie im Krankenhaus“, Krankenhauspharmazie 27: 257-266

• Schnurrer, JU; Fröhlich, JC (2003) “Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen“ Internist 44: 889-895

• Schnurrer, JU; Stichtenoth, DO; Fröhlich, JC (2002) “Knowledge on drug dosage of ward physicians” Eur J Clin Pharmacol 58:65-67