Nurruddin 2011

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sowie in Schulen und Universitäten überreicht: Verbreiten Sie Frieden auf Erden! Dass das Verbreiten und Erlangen dieses Friedens in der heutigen Zeit unabdingbar und notwendiger ist denn je, demonstrieren einerseits er- ste Reaktionen der Empfänger. Auch aktuelle Geschehnisse weltweit, lassen darauf schließen, dass es eine Zeit der Angst, Vorahnungen und Vertrauens- verlust in die Zukunſt ist. Sowohl die muslimische als auch die nichtmusli- mische Welt ist Unruhen an verschie- denen Fronten ausgesetzt. Die mus- limische Welt ist selbst im Umbruch begriffen und wohin die Reise führt ist höchst ungewiss. Anderseits häu- fen sich nachweislich weltweit Natur- katastrophen, die auch innenpolitisch zu neuen Grundsatzdiskussionen in den entwickelten Ländern führen. Wir können uns als Ahmadi Muslime glücklich schätzen und sollten auch stets gebührend Dankbarkeit hierfür zum Ausdruck bringen, auf dass uns Allah mit dem Khilafat-e-Ahmadiyya und den gemäß dem Heiligen Quran damit verbundenen Frieden segnete. Unser geliebter Imam, Hadhrat Kha- lifatul Massih V atba hat uns in den vergangenen Freitagsansprachen wegweisend und mit Nachdruck auf unsere Pflichten als Jene hingewiesen, die mit dem Verheißenen Messias as einen Bund der Treue eingegangen sind. Es ist ungeachtet aller Hinder- nisse unsere vorderste Pflicht die un- sere Herzen verankerte Wahrheit und Herzensruhe an unsere Mitmenschen zu überbringen und dafür zu beten, dass Allah diesem Volke Rechtleitung gewährt. Ich möchte mich in diesem Sinne auch bei Ihnen mit den Worten Jazakomul- lah Ahsanal Jazaa bedanken, denn unzählige von Ihnen sind in den ver- gangenen Wochen mit größtem Eifer dem Ruf unseres Imams nachgegan- gen. Die Friedensbotschaſt des Islam konnte durch Ihren Einsatz über eine halbe Millionen Mal mit dem Flyer „Muslime für Frieden, Freiheit und Loyalität“ verteilt werden. Möge Al- lah Ihren Einsatz segnen und Sie dazu befähigen weiter große Schritte im Lichte der Anweisungen von Hadhrat Khalifatul Massih atba im Bereich des Dawat-e-Ilallah zu unternehmen und unseren Teil dazu beizutragen, dass diese Botschaſt jedermann erreicht. Amien Wassalam Khaksar Hafiz Muzaffar Imran Sadr Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya I m Laufe der Zeit ließ Gott den Menschen Rechtleitung durch Offenbarungen zu- kommen. Propheten - Ge- sandte Gottes - sind zu jedem Volk, ja zu jeder Nation der Welt erschie- nen und überbrachten den schlum- mernden und dürstenden Seelen die Botschaſt Ihres Barmherzigen Herrn. Diese besteht sowohl aus Geboten als auch Verboten, aus froher Kunde als auch Warnungen, die in Folge des Unterschiedes zwischen Tugend und Sünde zum Vorschein treten und den Menschen letztlich zu seiner wahren Natur - der Erkenntnis Gottes - füh- ren sollen. Gemäß den Prophezeiungen des Heiligen Propheten saw kam Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad as als Prophet Gottes um die Menschheit aus den Finsternissen zum Licht der Gottes- erkenntnis zu führen. Eine der Bot- schaſten des Imam Mahdi und Ver- heißenen Messias as dieser Ära, die er an die Menschheit und vor allem an seine Gemeinde als Anweisung rich- tete, wird derzeit den Bürgerinnen und Bürgern Deutschlands auf Stra- ßen, in Einkaufmeilen, an Bahnhöfen Vorwort Verwendete Abkürzungen saw - Der Friede und Segen Allahs seien auf ihm, sallallâhu ailaihi wasallâm / as - Friede sei auf ihm, alahis Salam / rs - Möge Allah Freude an ihr-ihm haben, rasi allaho anho / rh - Möge Allah ihm-ihr-ihnen Seine Gna- de erweisen / atba - Möge Allah seine Hand stärken. ayyadahullahu Ta‘ala binasrihil aziz / Huzur - besonders respektvolle Anrede aus dem Urdu-sprachigen Raum, wird in der Ahmadiyya Muslim Jamaat hauptsächlich für den Kalifen der jeweiligen Zeit verwendet / MKAD - Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya Deutschland Impressum Sadr Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya Deutschland: Hafiz Muzaffar Imran; Mohtamim Ishaat: Dr. Rashid Nawaz; Chefredaktion: Imran Zaka, Saadat Ahmed; Design & Layout: Sajid Nawaz, Asif Malik; Mitarbeiter und Redakteure: M. Valeed A. Sethi, S. A. Umar Choudhry, Ataul Munim Akhtar, Omer Khan, Haras Najib, Ramiz Javed, Muzafar Mehmood, Mudabbar Khan, Amir Mahmood Ahmed, Yunus Mairhofer, Tahir Chaudhry; Bildmaterial Makhzan-e- Tasaweer: Omair Aleem ist eine von der Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya Deutschland, der Jugendorganisa- tion der Ahmadiyya Muslim Jamaat in der BRD e.V. gedruckte Zeitschrift. Die von den Ver- fassern geäußerte Meinung muss weder mit der Meinung der Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya Deutschland, noch mit der Meinung der Ahmadiyya Muslim Jamaat in der BRD übereinstim- men. Weiterhin behält sich die Redaktion das Recht vor, an Artikeln oder Briefen Änderun- gen vorzunehmen. (Gedruckt unter der Aufsicht der Abteilung Tasnief der Ahmadiyya Mus- lim Jammat Deutschland) Ewan-e-Khidmat, Genfer Straße 11a, 60437 Frankfurt am Main, Telefon: +49698008413, Tele- fax: +49698008413-48, Web: www.khuddam.de, Email: [email protected] Ausgabe 02/2011 Vorwort

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Nuuruddin 2011

Transcript of Nurruddin 2011

sowie in Schulen und Universitäten überreicht:

Verbreiten Sie Frieden auf Erden!

Dass das Verbreiten und Erlangen dieses Friedens in der heutigen Zeit unabdingbar und notwendiger ist denn je, demonstrieren einerseits er-ste Reaktionen der Empfänger. Auch aktuelle Geschehnisse weltweit, lassen darauf schließen, dass es eine Zeit der Angst, Vorahnungen und Vertrauens-verlust in die Zukunft ist. Sowohl die muslimische als auch die nichtmusli-mische Welt ist Unruhen an verschie-denen Fronten ausgesetzt. Die mus-limische Welt ist selbst im Umbruch begriffen und wohin die Reise führt ist höchst ungewiss. Anderseits häu-fen sich nachweislich weltweit Natur-katastrophen, die auch innenpolitisch zu neuen Grundsatzdiskussionen in den entwickelten Ländern führen.

Wir können uns als Ahmadi Muslime glücklich schätzen und sollten auch stets gebührend Dankbarkeit hierfür zum Ausdruck bringen, auf dass uns Allah mit dem Khilafat-e-Ahmadiyya und den gemäß dem Heiligen Quran damit verbundenen Frieden segnete.

Unser geliebter Imam, Hadhrat Kha-lifatul Massih Vatba hat uns in den vergangenen Freitagsansprachen

wegweisend und mit Nachdruck auf unsere Pflichten als Jene hingewiesen, die mit dem Verheißenen Messiasas einen Bund der Treue eingegangen sind. Es ist ungeachtet aller Hinder-nisse unsere vorderste Pflicht die un-sere Herzen verankerte Wahrheit und Herzensruhe an unsere Mitmenschen zu überbringen und dafür zu beten, dass Allah diesem Volke Rechtleitung gewährt.

Ich möchte mich in diesem Sinne auch bei Ihnen mit den Worten Jazakomul-lah Ahsanal Jazaa bedanken, denn unzählige von Ihnen sind in den ver-gangenen Wochen mit größtem Eifer dem Ruf unseres Imams nachgegan-gen. Die Friedensbotschaft des Islam konnte durch Ihren Einsatz über eine halbe Millionen Mal mit dem Flyer „Muslime für Frieden, Freiheit und Loyalität“ verteilt werden. Möge Al-lah Ihren Einsatz segnen und Sie dazu befähigen weiter große Schritte im Lichte der Anweisungen von Hadhrat Khalifatul Massihatba im Bereich des Dawat-e-Ilallah zu unternehmen und unseren Teil dazu beizutragen, dass diese Botschaft jedermann erreicht. Amien

WassalamKhaksar

Hafiz Muzaffar ImranSadr Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya

I m Laufe der Zeit ließ Gott den Menschen Rechtleitung durch Offenbarungen zu-kommen. Propheten - Ge-

sandte Gottes - sind zu jedem Volk, ja zu jeder Nation der Welt erschie-nen und überbrachten den schlum-mernden und dürstenden Seelen die Botschaft Ihres Barmherzigen Herrn. Diese besteht sowohl aus Geboten als auch Verboten, aus froher Kunde als auch Warnungen, die in Folge des Unterschiedes zwischen Tugend und Sünde zum Vorschein treten und den Menschen letztlich zu seiner wahren Natur - der Erkenntnis Gottes - füh-ren sollen.

Gemäß den Prophezeiungen des Heiligen Prophetensaw kam Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad as als Prophet Gottes um die Menschheit aus den Finsternissen zum Licht der Gottes-erkenntnis zu führen. Eine der Bot-schaften des Imam Mahdi und Ver-heißenen Messiasas dieser Ära, die er an die Menschheit und vor allem an seine Gemeinde als Anweisung rich-tete, wird derzeit den Bürgerinnen und Bürgern Deutschlands auf Stra-ßen, in Einkaufmeilen, an Bahnhöfen

Vorwort

Verwendete Abkürzungensaw - Der Friede und Segen Allahs seien auf ihm, sallallâhu ailaihi wasallâm / as - Friede sei auf ihm, alahis Salam / rs - Möge Allah Freude an ihr-ihm haben, rasi allaho anho / rh - Möge Allah ihm-ihr-ihnen Seine Gna-de erweisen / atba - Möge Allah seine Hand stärken. ayyadahullahu Ta‘ala binasrihil aziz / Huzur - besonders respektvolle Anrede aus dem Urdu-sprachigen Raum, wird in der Ahmadiyya Muslim Jamaat hauptsächlich für den Kalifen der jeweiligen Zeit verwendet / MKAD - Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya Deutschland

ImpressumSadr Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya Deutschland: Hafiz Muzaffar Imran; Mohtamim Ishaat: Dr. Rashid Nawaz; Chefredaktion: Imran Zaka, Saadat Ahmed; Design & Layout: Sajid Nawaz, Asif Malik; Mitarbeiter und Redakteure: M. Valeed A. Sethi, S. A. Umar Choudhry, Ataul Munim Akhtar, Omer Khan, Haras Najib, Ramiz Javed, Muzafar Mehmood, Mudabbar Khan, Amir Mahmood Ahmed, Yunus Mairhofer, Tahir Chaudhry; Bildmaterial Makhzan-e-Tasaweer: Omair Aleem

ist eine von der Majlis Khuddam-ul- Ahmadiyya Deutschland, der Jugendorganisa-tion der Ahmadiyya Muslim Jamaat in der BRD e.V. gedruckte Zeitschrift. Die von den Ver-fassern geäußerte Meinung muss weder mit der Meinung der Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya Deutschland, noch mit der Meinung der Ahmadiyya Muslim Jamaat in der BRD übereinstim-men. Weiterhin behält sich die Redaktion das Recht vor, an Artikeln oder Briefen Änderun-gen vorzunehmen. (Gedruckt unter der Aufsicht der Abteilung Tasnief der Ahmadiyya Mus-lim Jammat Deutschland)

Ewan-e-Khidmat, Genfer Straße 11a, 60437 Frankfurt am Main, Telefon: +49698008413, Tele-fax: +49698008413-48, Web: www.khuddam.de, Email: [email protected]

Ausgabe 02/2011

Vorwort

34Naturkatastrophen – Strafen Gott es?

Zur Ursache von Naturkatastrophen sind allgemein zwei Ansichten weit verbreitet: Entweder sind alle Katastrophen als eine Folge natürlicher Veränderung zu sehen oder deren Ursache ist auf den Zorn Gott es zurückzuführen.

22Stürzt Euch nicht mit eige-ner Hand ins Verderben

„Sie fragen dich über Wein und Glücksspiel. Sprich: „In beiden ist großes Übel und auch Nutzen für die Men-schen.“

58Individuelle Laster

Eine Ansprache von Hadhrat Khalifatul Massih IIrs über Tu-gend, Untugend und Sünde.

42 Emoti onale Gesichtsregungen Emoti onen treten situati onsbedingt vielfälti g

auf und haben einen immensen Einfl uss auf Körper und Seele des Menschen.

44 Wie authenti sch sind aḥādīṯ? Um bei Aḥādīṯ Fälschungen vom Original unter-

scheiden zu können, sowie die Authenti zität bei theologischen und rechtlichen Disputen festzu-stellten, wurde die ḥadīṯ-Kriti k eingeführt.

28 Hadhrat Umar bin Khatt abrs Der Heilige Prophetsaw betete: „O Allah! Berei-

chere und beehre den Islam mit „Abu-Jahl“ oder Umar bin Khatt abrs, mit jenem, den du mehr liebst“ (Tirmidhi)

INHALT

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64 Ewig in der Hölle schmoren …? Werden die Höllenbewohner ewig in der Hölle

bleiben oder wird ihnen irgendwann Einlass in das Paradies gewährt werden?

4Himmelsbotschaft

Eine Rede an die westlichen Nati onen vonHadhrat Mirza Bashiruddin Mahmood Ahmadrs, Hadhrat Khalifatul Massih II

14Erfolg fürwahr krönt die TreuherzigenDer Angriff auf das Gemeindezentrum der Ahmadiyya Muslim Jamaat Indonesien demonstrierte neuerlich die ungheuerliche Gewalt fanati scher Muslime. Drei Ahmadis kamen dabei ums Leben.

70 „Versuchen auch Sie, seinem Weg zu folgen“ Hadayatullah Hübsch Sahib starb am Morgen

des 04.Januar 2011. Damit schließt sich ein herkömmliche Grenzen überschreitendes Lebenswerk.

52 Professor Clement Lindley Wragge Professor Wragge war ein renommierter Me-

teorologe seiner Zeit. Eine Reise nach Indien im Jahre 1908 sollte Ansichten und Glauben verändern.

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Himmelsbotschaft

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Bismi’llahi’r-Rahmani’r-RahiemMit der Gnade und Barmherzigkeit

Gottes. Er allein ist der Helfer.

„Weshalb ich zu euch sage, jede Art der Sünde und

Gotteslästerung soll dem Menschen verziehen wer-

den, jedoch Lästerung gegen den Heiligen Geist soll dem Mensch unverzeihlich sein.

Und wer auch immer sich gegen den Menschensohn

ausspricht, es soll ihm verge-ben werden. Aber wer sich

gegen den Heiligen Geist ausspricht, es soll ihm nicht

vergeben werden, weder in dieser Welt noch in der

nächsten.“ (Matthäus 12,31-32)

M it diesen Worten hat sich ein heiliger Gesandter Gottes, Friede sei auf ihm,

vor 1900 Jahren an jene gewandt, die es ablehnten eine himmlische Bot-schaft zu akzeptieren, und diese Wor-te sind heute genauso wahr und von gleicher Wichtigkeit, als sie es zu der Zeit waren, da sie ausgesprochen wur-den. Über die Legenden, die sich um das Wort „Heiliger Geist“ gesponnen haben hinaus, verweist der Ausdruck auf den Engel, der Jesus, Friede sei auf ihm, das Wort Gottes überbracht hatte.

Notwendigkeit einer göttlichen Lei-tung

Mit den von mir oben angeführten Worten meinte Jesus, Friede sei auf ihm, nichts anderes, als dass dem Menschen alle Arten von Sünden vergeben würden, nur die Lästerung gegenüber Gottes Wort wäre unver-zeihlich. Jemandem, der gegen den Menschensohn redet, könne verge-ben werden, aber jemand der sich ge-gen die Botschaft ausspricht, die der Menschensohn überbracht hat, wür-de sowohl im Diesseits wie auch im Jenseits Bestrafung erfahren.Diese Worte beinhalten eine gro-ße und tiefgründige Wahrheit, eine Wahrheit, die frei ist von jeglichem

Makel. Es ist mehr als vernünftig an-zunehmen, dass, wenn da wirklich ein Gott existiert und Er eine Bot-schaft zur Leitung der Menschheit schickt, die Wahrheiten enthält von denen die Welt auf ewig profitieren mag und die nicht voller leerer Nutz-losigkeiten steckt, dass dann jene, die solch eine Botschaft ignorieren oder sich wehren sie zu akzeptieren, an den Folgen ihres Verhaltens zu leiden ha-ben müssen. Wenn wir jemandem eine Beschrei-bung geben, wie er an einen be-stimmten Ort gelangt, und die Person erreicht diesen Ort ohne Probleme und Schwierigkeiten trotz Ablehnung unserer Anleitung, dann muss etwas falsch an unseren Anleitungen gewe-sen sein. Wären sie korrekt gewesen, hätte die Person sie nicht missach-ten können und trotzdem an ihr Ziel gelangen, außer sie hätte ihren Feh-ler korrigiert. Ebenso, wenn Gottes Wort eine Führung für die Menschen enthält, muss ein Zuwiderhandeln schmerzhaft enden, nicht etwa weil Gott von Trotz ergriffen ist, sondern weil der Zuwiderhandelnde einen Weg gewählt hat, der zu Problemen und Schwierigkeiten führt. Gottes Wort wird nicht herabgesandt um die Menschen herauszufordern, sondern ist dazu bestimmt die Menschheit auf den einzigen Weg zu leiten, der zum

HimmelsbotschaftEine Rede an die westlichen Nationen von

Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmood Ahmadrs,Hadhrat Khalifatul Massih IIrs aus dem Jahre 1924

Übersetzung von Yunus Mairhofer

Himmelsbotschaft

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Ziel der menschlichen Existenz führt.

Kurz, eine Himmelsbotschaft ist nicht etwas, das man folgenlos igno-riert. Sie ist eine spirituelle Gesetz-mäßigkeit, deren Zuwiderhandeln, genauso wie sich einem physischen Gesetz entgegenzusetzen, gefolgt ist von sträflichen Konsequenzen, die einen vom spirituellen Wohlbefin-den entfernen. So wie niemand töd-liches Gift schlucken kann und vor den Folgen bewahrt bleibt, so kann auch keine menschliche Seele Gottes Wort ablehnen und gleichzeitig vor den Auswirkungen verschont bleiben. Wer aber in Übereinstimmung damit handelt, erweist nicht Gott einen Ge-fallen, sondern sorgt für das Wohlsein der eigenen Seele, und wer entgegen-gesetzt handelt, schadet nicht Gott, sondern verletzt seine eigene Seele.

Wie ich gerade die lebendige Natur ei-ner himmlischen Botschaft angedeu-tet habe, so möchte ich nun zeigen,

dass, soweit es das Ziel der mensch-lichen Existenz ist in sich Göttliche Eigenschaften zu entwickeln und per-fekte Reinheit zu erlangen, es für den Menschen notwendig ist zu einem ständigen Empfänger solcher Nach-richten von Gott zu werden, die auch dazu dienen sein Interesse aufrecht zu erhalten und ihn an den Sinn seines Daseins zu erinnern. Es ist undenk-bar, dass Gott, der die Quelle allen Wissens und aller Weisheit ist, den Mensch zu einem bestimmten Zweck erschafft um ihn daraufhin handeln zu lassen, wie ihm beliebt, und da-durch Sein eigenes Werk ad absur-dum führt.

Diese Schlussfolgerung zeigt sich auch in der Geschichte. Es gibt da kein ein-ziges Land oder eine Nation, die nicht zu der einen oder anderen Zeit den Glauben an Offenbarung unterhalten hätte, und nicht Leute hervorgebracht hätte, die behaupteten Empfänger von Offenbarungen zu sein. Wir können

nicht sagen, dass all jene, die dies be-haupteten alles Angeber oder Opfer von neurotischen Störungen waren, da sie es waren, die den Mittelpunkt von Moral und Kultur repräsentier-ten, und ohne ihnen die Welt nichts als eine bloße Verschwendung gewe-sen wäre.

Diesbezüglich sagt der Heilige Qur-ân: „Es gibt kein Volk zu dem kein Bote entsandt wurde“ (Sure 35, Vers 25)

Dies ist vollkommen richtig und wahr. Während Er den Mensch mit Kräften und Fähigkeiten ausgestattet hat, die ihn zum höchsten Gipfel des Fortschritts führen können, würde Gott ihn nicht ohne Leitung und In-struktionen zurücklassen. Und da Er der Herr ist, Der für alle Menschen die gleiche Liebe hegt, wird Er die Offenbarung seines Wortes nicht auf eine Nation oder eine Zeit beschrän-ken.

Himmelsbotschaft

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Wenn wir an einen Barmherzigen Schöpfer glauben, müssen wir auch daran glauben, dass Er Seine Bot-schaft an die Welt in jedem Zeitalter schickt, andererseits wäre unser Glau-be bloß ein inkonsequentes Durchei-nander.Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass Offenbarung gewährt werden sollte, wann immer die Menschheit sie benötigt, sind wir der Akzeptanz Gottes Botschaft gegenüber bereits ei-nen Schritt näher und haben eines der Fenster unserer Seele geöffnet.

Aber wir müssen einen weiteren Schritt tun und uns selber die Frage stellen, benötigen auch wir eine Bot-schaft von Gott? Wenn der Bedarf an einer solchen Botschaft aufkommt, werden wir vor-bereitet die Botschaft zu akzeptieren. Ein Blick auf die Naturgesetzmäßig-keiten zeigt uns, dass, wo auch immer ein Wille ist, es auch entsprechende Mittel gibt, diesem nachzukommen. Wenn die Menschheit eine Göttliche Botschaft braucht, muss so eine Bot-schaft auch kommen. Bedarf einer Botschaft

Schwestern und Brüder, überlegen sie einen Moment; Was ist der Ge-genstand Göttlicher Botschaften und Offenbarungen? Ist es nicht, dass die Menschen Vollkommenheit im Glau-ben an ihren Schöpfer erlangen sollen, und durch perfekte Liebe zu Ihm und seine vollkommene Verinnerlichung in die Lage versetzt werden ihre See-len zu reinigen, und ausgestattet zu sein mit Fähigkeiten, durch die sie sowohl im Diesseits als auch im Jen-seits es schaffen eine Einheit mit Ihm erreichen, was die eigentliche Bestim-mung der Menschlichen Existenz ist?Und, finden wir diese Dinge in der heutigen Welt? Glauben die Männer und Frauen von heute tatsächlich an Gott, und hegen sie für Ihn solch eine Liebe, die Ihm gebührt, und gestalten sie ihr Leben in allem entsprechend Seiner Anleitungen? Haben sie solche spirituellen Kräfte und Fähigkeiten erlangt, durch die man ihr Einssein mit Gott erkennt?

Ich nehme an, jeder von ihnen hat die Bibel oder zumindest Teile daraus gelesen. Kennen sie dann heute sol-che Menschen, die sind wie jene von denen sie in der Bibel gelesen haben, und schickt Gott für sie heute solche Zeichen wie Er es früher getan hat? Wenn dem nicht so ist, und ande-rerseits die Welt sinnentleert ist, und der Unglaube anwächst und die Liebe zu Gott ersetzt wird durch Liebe zu Reichtum, Gütern und Prestige, und Haltungen der Wohlfahrt und Zunei-gung Strukturen der Ausbeutung und Räuberei Platz gemacht haben;Anstatt Göttliche Zeichen zu bezeu-gen, glauben die Menschen kaum an die Existenz Gottes, und die gesamte Zeit und Energie der Leute dient der Befriedigung ihrer Wünsche. Die An-weisungen der Religion werden als bloße Formalitäten ignoriert. Die Re-geln der Mode bezogen auf Halsket-ten, Mäntel, Krawatten, Hüte, Kleider und Kittel, und die Richtlinien was im Umgang und Verhalten als guter Geschmack gilt, sind andererseits mit solcher Genauigkeit einverleibt, wo-ran man erkennen kann, dass es um nichts anderes geht im Leben. Gött-liche Anleitungen werden zu ledig-lichen Formalitäten und Hüllen re-duziert, nicht weil Formalitäten und Hüllen als nutzlos betrachtet werden, sondern weil der Mensch das Ge-setz Gottes abschaffen, und stattdes-sen selbstaufgestellte Regeln setzen möchte.

Dies ist weniger ein Ablehnen des Ge-setzes, als vielmehr ein Ansichreißen der Funktion des Gesetzgebers. Wenn es nun so ist, wie ich eben beschrieben habe, fühlen sie nicht den Drang nach einer frischen Botschaft von Gott, die die Menschheit daran erinnert, dass ihr Herr ein Lebendiger und Mächti-ger Herr ist, und dass Er nicht schla-fend in einer Ecke des Paradieses sitzt, wie ein überbeanspruchter Arbeiter.

So ich eben den Bedarf an einer Gött-lichen Botschaft in der heutigen Zeit aufgezeigt habe, möchte ich sie davon in Kenntnis setzen, dass Gott Seine Geschöpfe nicht aufgegeben hat, noch hat Er ihre Bedürfnisse vergessen. Er hat Seine Botschaft zur Führung der

Menschheit durch einen Auserwähl-ten geschickt, so wie Er zuvor seine Botschaften durch Noahas, Abrahamas, Mosesas, Davidas, Jesusas, Krishnaas, Rama Chandraas, Buddhaas, Konfuzi-usas, Zarathustraas und Muhammad saw gesandt hat . Der Name des Propheten der die Botschaft Gottes in der heu-tigen Zeit überbracht hat, ist Ahmad (as), und diejenigen, die seine Bot-schaft akzeptieren und seinen Leh-ren folgen, erben die Gnade Gottes, genauso wie jene, die die vorherge-henden Propheten akzeptierten und ihnen folgten. Ich bin ein Folgender dieses Propheten und bin auch sein zweiter Nachfolger, und aus der Lie-be zu unseren Mitmenschen heraus, mit der dieser Prophet unsere Herzen angefüllt hat, bin ich gekommen um ihnen seine Botschaft zu überbringen. Und während ich das tue, will ich die Worte des Verheißenen Messias, Frie-de sei auf ihm, selbst übernehmen. Er sagt:

Der Bote Gottes dieser Zeit

„Hört, Oh die ihr Ohren habt zu hö-ren: Was ist es das Allah von euch verlangt? Nur, dass ihr zu den Seinen allein werdet und Ihm nichts zur Seite stellt, weder auf dieser Erde noch im Himmel. Unser Gott ist der Eine, Der heute so lebendig ist, wie eh und je. Ebenso spricht Er heute, wie Er es in der Vergangenheit getan hat. Er hört, wie Er immer schon gehört hat. Zu denken, dass Er nur zuhört, aber in dieser Zeit nicht mehr spricht, ist ein vergeblicher Glaube. Tatsächlich hört und spricht Er. Keine Seiner Eigen-schaften war jemals eingestellt, noch wird sie es jemals sein. Er ist jenes Einzigartige Wesen, Das Seinesglei-chen nicht kennt; Er hat weder Sohn noch Gattin…“

„Bedenkt, ich sage euch wahrlich, dass derjenige Mensch zugrunde ge-hen wird, der einen Funken von Welt-lichkeit im Glauben trägt, und wahr-lich, die Hölle ist jenem nahe, dessen Gedanken nicht gänzlich Gottes, son-dern einige an Gott und andere für die Welt sind. Ist da auch nur Welt-lichkeit vom Gewicht eines Atoms in eurem Glauben, ist all eure Anbetung

Himmelsbotschaft

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umsonst, denn dann folgt ihr dem Satan und nicht Gott. Spielt nicht mit der Hoffnung, dass Gott euch in so einem Fall helfen wird, denn ihr seid dann Würmer auf der Erde, und wie Würmer auf der Erde werdet auch ihr schnellstens zugrunde gehen. Gott wird nicht mit euch sein, sondern glücklich darüber euren Untergang herbeizuführen. Doch wenn ihr euch Ihm ergebt, bereit euer Leben nie-derzulegen, dann werdet ihr in Gott leben, und Gott wird Wohlgefallen an euch haben, und das Haus, wel-ches ihr bewohnt, wird gesegnet sein. Wenn euer Leben und euer Tod und jede Bewegung, die ihr macht, und die Nachsicht, die ihr übt, und jeg-liche Bestrafung, die ihr durchführt einzig und allein um Gottes Willen sind, und ihr Gott nicht bei jeglichen Schwierigkeiten und Problemen in Frage stellt, sondern euch mit jedem Schritt Ihm zubewegt, dann werdet ihr bestimmt Gottes Liebling sein.“

Weiter sagt er:„Erkennt, dass euer Herr Einzig ist, und stellt Ihm nicht irgendwelche

Partner zur Seite, weder im Himmel noch auf Erden. Es ist euch nicht ver-boten, solche Mittel zur Erreichung euer Vorhaben zu verwenden, mit de-nen Gott euch ausgestattet hat, aber wer Gott vergisst und sein Vertrauen auf die materiellen Dinge setzt, stellt Jenem Götter zur Seite, in Dem al-lein unser ganzes Vertrauen liegen soll. Denkt nicht, dass das Zeitalter Göttlicher Offenbarung vorüber ist, und dass der Heilige Geist heute nicht über die Menschen kommt, so wie in vergangenen Zeiten. Das vollkomme-ne Gesetz wurde der Menschheit im Heiligen Qur-ân offenbart, aber die Türen der Offenbarung stehen immer offen, denn in der Offenbarung liegt die Seele des Glaubens. Jener Glaube, der nicht gegründet ist auf Offenba-rung, ist kein lebendiges sondern ein lebloses Ding. Wahrlich ich sage zu euch, dass jedes Tor geschlossen sein kann, aber niemals das Tor zur Offenbarung. Also öffnet die Fenster eurer Seele, dass das Licht der Offen-barung hinein scheinen mag. Wenn ihr die Fenster verschließt, durch die das Licht der Offenbarung eindringen

könnte, schließt ihr die strahlende Sonne selbst aus. Oh Irrender, erhe-be dich und öffne die Fenster deiner Seele, und das Licht wird von selbst einfallen. Gott hat euch heutzutage von den weltlichen Segnungen nicht abgeschnitten, sondern euch die Tü-ren dazu noch weiter geöffnet als in Zeiten zuvor; wie könnt ihr dann meinen, dass die Türen zu spirituellen Segnungen, die ihr weitaus mehr be-nötigt als die Menschen vor euch, vor euch verschlossen sind? Sie stehen weiter und großzügiger aufgerissen als je zuvor.“

„Der Herr, Der mir Sein Wort offen-bart hat, und mächtige Zeichen zu meiner Unterstützung gesandt hat und mich als den Verheißen Messias dieser Zeit geschickt hat, ist der Herr des ganzen Universums. Es gibt kei-nen Gott außer Ihm, weder im Him-mel noch auf Erden. Gesegnet sind jene, die an Ihn glauben, denn sie sollen glücklich gemacht werden; und wehe denen, die Ihn ablehnen, denn sie sollen vergessen sein, und ihre Tage werden in Not enden. Mir wurde

Hadhrat Musleh Maud rs mit seinen Gefährten anlässlich der Reise nach Europa im Jahre 1924

Himmelsbotschaft

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die Offenbarung des Herrn gewährt, die strahlender ist als die Sonne. Ich habe Ihn gesehen und Ihn erkannt. Er ist der Herr des Universums und es gibt keinen Gott außer Ihm. Wie wunderbar ist der Herr, Den ich er-blickt habe, welch mächtigen Helfer habe ich in Ihm gefunden!“„Hört mir zu, Oh Menschen, denn hiermit erfülle ich die Pflicht euch meine Botschaft zu überbringen. Sün-de ist ein Gift, vermeidet sie; Rebelli-on wider den Herrn ist ewiger Tod,

nehmt euch davor in Acht! Betet zu Gott, dass ihr gestärkt werdet. Bildet euch nicht ein, dass ihr durch das Aus-sprechen einiger Worte das Ziel eurer Existenz erkennt. Gott wünscht in eu-rem Leben eine komplette Verände-rung herbeizuführen. Seid freundlich und barmherzig gegenüber Gottes Geschöpfen. Lasst nicht eure Zun-ge Böses über sie sagen, oder eure Hände ihnen Schaden zufügen. Un-terdrückt niemanden und seid stets nett und gut zu ihnen. Äußert euch

niemandem gegenüber überheblich und eitel, auch nicht gegenüber eu-ren Untergebenen oder Bediensteten; Und schimpft über niemand, auch wenn man über euch schimpfen mag. Wandelt über die Erde in Bescheiden-heit und Demut, und kommt euren Mitmenschen zuvor, auf dass ihr von Gott akzeptiert werdet. Es gibt viele, die die Maske der Demut tragen und mit sanfter Stimme reden, aber ihre Herzen sind wie die von Schlangen. Ihr könnt nicht von Gott akzeptiert werden solang eure Zunge nicht eu-rem Herzen folgt. Wenn ihr einen hohen Posten habt, rühmt euch nicht wegen eurer Großartigkeit, und blickt nicht auf die Anderen herunter, son-dern seid freundlich ihnen gegen-über. Wenn ihr gelehrt seid, rühmt euch nicht wegen eurer Bildung, und verachtet nicht die Unverständigen aus Eitelkeit heraus, sondern gebt ihnen einen freundlichen Ratschlag. Seid ihr reich, rühmt euch nicht eures Reichtums, und benehmt euch nicht stolz oder arrogant den Armen ge-genüber, sondern helft ihnen und un-terstützt sie. Verbannt die Wege, die zum Untergang führen; fürchtet Gott und führt ein rechtschaffenes Leben. Himmelt nicht irgendeine Kreatur an, sondern pflegt die irdischen Bande in völliger Hingabe an Gott. Lasst eure Freunde nicht von dieser Welt sein; dient Gott allein, und verschreibt euer ganzes Leben Seinem Dienst. Verbannt alles Böse und Unreine um des Herrn Willen, denn der Herr ist Heilig. Lasst jeden Morgen bezeugen, dass ihr die Nacht in Gottesfurcht verbracht habt, und lasst jeden Abend bezeugen, dass ihr den ganzen Tag über Ehrfurcht vor Gott gezeigt habt. Ihr seid Menschen wie ich, und der Herr, Der mein Gott ist, ist auch euer Gott. Vernachlässigt nicht eure Fä-higkeiten, die euch rein machen; und wenn ihr euch völlig Gott ergebt, seid beruhigt, denn ich wurde von Gott beauftragt euch zu versichern, dass ihr Gottes Auserwählte sein werdet.“

Die Lehren der Botschaft

Dies ist die Botschaft, die uns der Pro-phet dieser Tage überbracht hat, und eine Betrachtung dieser Nachricht

Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmood Ahmadrs, Khalifatul Massih II

Himmelsbotschaft

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zeigt, erstens, dass uns Gott zur Um-setzung seiner vollkommenen Ein-heit aufruft, nicht in dem Sinne, dass wir lediglich von uns geben „Gott ist Einzig“, solche, die das tun, gibt es nämlich viele, aber in dem Sinne, dass jeder Gedanke und jede unserer Ta-ten regiert werden sollen vom Gefühl Seiner Einheit und unser alleiniges und völliges Vertrauen in Ihm ruhen soll.

Wir mögen materielle Mittel zur Erreichung unserer Ziele verwenden, aber wir müssen daran glauben, dass das Ergeb-nis jeglicher Aktion in den Händen Gottes liegt. Wir sollen zu keinem Ding und keiner Person eine stärkere Liebe hegen als jene, die wir für Gott haben. Weder zu unseren Heimen, Eigentümern, Gütern, Beziehungen, Wünschen oder Vergnügungen, noch darf unser Groll wegen irgend etwas unsere Liebe zu Gott überkommen, wodurch wir taub würden für Gottes Weisungen. Kurz, jede unserer Handlungen soll um Gottes Willen geschehen, und Er allein soll unser einziges Ziel sein. Das ist die Einheit, von der Gott wünscht, dass wir sie realisieren, und dies ist die Einheit, welche allein der Welt helfen kann, denn sie rettet uns nicht nur vor Abbildern aus Stein, sondern ebenso vor Hass- und Wunschbil-dern, und dadurch erst verbreitet sich vollständiger Frieden in der Welt.

Zweitens sagt uns diese Botschaft, dass das einzige Mittel zur Erlösung der Menschheit das Gesetz ist, das im Heiligen Qur-ân offenbart wurde. Es beinhaltet vollständige Anleitun-gen bezüglich jeglichen Umstandes, der das materielle wie auch spiritu-elle Wohlsein des Menschen betrifft, und die Welt sollte sich deshalb dem Heiligen Qur-ân zuwenden um ihre Schwierigkeiten zu lösen.

Drittens sagt uns diese Botschaft, dass die Tatsache, dass ein vollstän-diges Gesetz bereits offenbart wurde nicht gleichzeitig bedeutet weitere

Botschaften von Gott wären damit unterbunden. Das Wort Gottes ist nicht darauf beschränkt ein Gesetz aufzustellen; es wird oft zu dem Zweck offenbar, Menschen zu Gott zu rufen. Gott offenbart nicht nur gesetzliche Verordnungen. Er sagt, wann immer die Menschen von Ihm abfallen, ruft

Er sie zu Sich. Zu Seinen Dienern zu sprechen, ist für Gott ein Zeichen der Liebe, und Er schließt niemals die Tore Seiner Liebe. Wenn der Sinn der menschlichen Existenz jener ist, dass die Menschen das Wohlgefallen Got-tes gewinnen und es erreichen sich mit Ihm zu vereinen, dann ist es un-vorstellbar, dass die Tür, durch welche die Vereinigung erlangt werden kann, geschlossen sein soll.Es ist keine Antwort zu sagen, dass der Mensch nach dem Tod die Ein-heit mit Gott erlangt. Wäre da nur eine Religion und eine Denkschule in der Welt, würde diese Antwort viel-leicht ausgereicht haben, aber es gibt hunderte, nein tausende von Glau-bensrichtungen in der Welt, die be-haupten ihre Anhänger würden nach dem Tod die Einheit mit Gott erlan-gen. Wenn eine sichere Einheit mit Gott nur nach dem Tod erreicht wer-den kann, welche Mittel bleiben dann dem Menschen um die Wahrheit des-sen zu demonstrieren, und was soll es dem Menschen bringen, die Wahrheit nach dem Tod zu entdecken, denn es gibt keine Möglichkeiten um von dort aus wieder zurückzukommen, und die dort gesammelte Erfahrung nützt ihm nichts, um das Leben, das er hier geführt hat, zu verbessern.

Es ist deshalb notwendig, dass in diesem Leben bestimmte Mittel zur Verfügung stehen um sich der Liebe

Gottes bewusst zu werden, und diese Mittel können nur aus Offenbarung und der Manifestation der Göttlichen Eigenschaften bestehen. Der Ver-heißene Messias, Friede sei auf ihm, behauptete, diese Dinge, wie andere Propheten vor ihm, erlangt zu haben, und dass er von Gott gesandt wurde

um der Menschheit die-sen perfekten Glauben zu demonstrieren, ohne den der Mensch der Sünde nicht entkommen kann, und um in den Herzen der Menschen jene voll-kommene Liebe zu festi-gen, ohne die keine wah-re Aufopferung möglich ist.

Viertens sagt uns diese Botschaft, dass ein Prophet nur ein Mensch ist wie andere Menschen, und nicht für ein übernatürliches We-sen gehalten werden soll. Gott hat alle Menschen mit denselben Fähigkei-ten ausgestattet und hat der ganzen Menschheit das Tor zur Weiterent-wicklung eröffnet. Wer immer sich auf Gottes Weg anstrengt, mag den höchsten Gipfel der Entwicklung er-reichen, und die Türen zur Göttlichen Erkenntnis werden für ihn geöff-net sein. Niemand soll deshalb seine verborgenen Fähigkeiten vergeuden, und jeder Mensch soll diese Fähig-keiten dazu nutzen nach spirituellem Wachstum zu streben und versuchen eine vollkommene Einheit mit Gott zu erlangen, indem man eine direkte Beziehung zu Ihm eingeht.

Fünftens wird uns gesagt, dass der Sinn von Religion nicht darin besteht uns von der Welt abzuscheiden, und dass eine Entsagung der Welt kein Zustand ist, der für eine Einheit mit Gott steht. Die Funktion von Religi-on ist uns beizubringen, wie man ein perfektes Verhältnis zu Gott entwi-ckelt während man in der Welt lebt.

Wir können Gott nicht finden indem wir unser Eigentum, unsere Güter und Beziehungen aufgeben; wir kön-nen Ihn nur finden indem wir in al-len Begebenheiten und Umständen an Ihn festhalten, ob in Freude oder

Lasst euch nicht eure Gewohnheiten und Gebräuche im Weg stehen, denn Ge-wohnheiten werden abgelegt und Bräu-che ändern sich; wollt ihr deshalb nicht eure Gewohnheiten und Gebräuche um Gottes Willen aufgeben?

Himmelsbotschaft

10 | nuuruddin 2011

Trauer, Wohlstand oder Armut. Wir sollen Ihn uns sowohl zu Zeiten des Erfolgs wie auch zu Zeiten des Un-glücks vergegenwärtigen, und sollen niemals an Seiner Gnade zweifeln, und sollen Seine Liebe pflegen, und sollen immer Seine Hilfe im Gebet suchen.Ein tapferer Mann läuft im Krieg nicht davon, da aufrichtiger Mut sich in der Standhaftigkeit am Schlachtfeld zeigt.

Sechstens lernen wir, dass Güte nicht daraus besteht gute Taten zu begehen, noch heißt böse sein schlechte Taten zu begehen; Gut und Böse hängt von der jeweiligen Geisteshaltung ab, und gute oder schlechte Taten sind nur Ausdruck tugendhafter oder übler Gesinnung. Es ist unsere Pflicht uns nicht nur unsere faulen Äußerungen zu sparen, sondern uns von vornhe-rein schlechte Anwandlungen zu ver-halten während man die guten pflegt; Denn die Reinheit des Geistes ist die wirkliche Reinheit, und die Reinheit der Lippen folgt ihr lediglich.

Siebtens wird uns gesagt, dass kein noch so großer Stand an Wissen oder Intellekt von der Notwendigkeit ent-bindet unser Verhalten nach den Ge-boten Gottes auszurichten. Die Ge-bote Gottes sind keine Strafe, von der wir uns auf einer bestimmten Stufe befreien mögen. Wie physikalische Gesetzmäßigkeiten sind sie an das Prinzip von Ursache und Wirkung gebunden, und wir können keinen spirituellen Fortschritt machen ohne uns in unserem Verhalten nach ih-nen zu richten. Eine Sünde ist keine Sünde, weil Gott sie verboten hat, im Gegenteil, Gott verbietet eine Sünde, weil sie Gift für die Seele ist. Das Ge-setz und die Gebote machen deshalb einen Menschen nicht zum Sünder sondern helfen ihm Sünden zu ver-meiden. Jemand, der vor einer Gefahr gewarnt wird, ist darauf vorbereitet ihr zu begegnen, die Warnung trägt nicht dazu bei der Gefahr zu erlie-gen. Der Verheißene Messias, Friede sei auf ihm, sagt, Sünde sei wie ein Gift, das heißt, so wie jemand davor bewahrt wird Gift zu sich zu nehmen, weil es schädlich ist, so wird jemand davor behütet Sünden zu begehen,

weil sie zu Schaden führen. Ein Gift wird nicht lebensgefährlich, weil der Arzt es verbietet, noch sind Sünden deshalb fatal, weil Gott sie verboten hat.

Achtens wird uns mitgeteilt, dass wir nicht nur eine vollkommene Be-ziehung zu Gott entwickeln sollen, sondern ebenso unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen auszubil-den. Wir sollen alles vermeiden, das zu Unklarheiten und Verwirrungen führt, und die Gnaden, die uns zu-teil werden, sollen wir viel mehr zum Dienst an der Menschheit nutzen als dazu hohe Positionen zu erreichen um dann über andere zu bestimmen.

Diese Botschaft, die der Verheiße-ne Messias, Friede sei auf ihm, von Gott gebracht hat, und eine kurze Betrachtung zeigt die Aktualität die-ser Nachricht, diese Botschaft ist die Botschaft der Hoffnung; sie ist die Botschaft des Friedens, und sie ist die Botschaft der Weisheit. Schenkt die Welt dieser Botschaft Achtung, so findet sie in ihr die Lösung aller gesellschaftlichen und spirituellen Probleme. Es ist keine Botschaft von Menschen, es ist eine Botschaft von Gott. Der Verheißene Messias, Friede sei auf ihm, behauptete nicht, diese Dinge nach eigenem Gutdünken ge-funden zu haben. Er sagt, dass er uns nur übermittelt hat, was Gott ihn be-auftragt hat zu überbringen. Welche Nachricht kann daher größere Wich-tigkeit für sich beanspruchen als die Botschaft Gottes?

Schwestern und Brüder, ein Mensch der wirklich an Gott glaubt, kann nie durch Geschichten und Fabeln zufrieden gestellt werden. Welche Befriedigung können wir daraus ge-winnen in den Schriften darüber zu lesen, wie Gott einst zu Seinen Erge-benen sprach? Wenn Er zu damaligen Zeiten Wunder geschehen ließ, aber heute keine Zeichen mehr zeigt, wie können wir Ihn dann lieben? Hieße das nicht, dass Er diejenigen liebte, die vor uns gelebt haben, aber sich um unser Wohlsein nicht kümmert? Und wird nun so ein Gedanke Liebe oder eher Abneigung gegenüber Ihn her-

vorrufen? Kann sich irgendjemand dazu ermutigt fühlen einen Versuch zu starten eine Beziehung zu einem Wesen aufzubauen, das die Tür vor seinem Gesicht zuschlägt? Noch können wir zugestehen, dass, während der Mensch rasante intel-lektuelle Fortschritte macht, Gottes Eigenschaften verfallen sollen. Denn obwohl wir nicht sagen können, dass Gottes Eigenschaften sich entwickeln würden, können wir genausowenig damit einverstanden sein, dass sie an-dererseits überholt sein sollen. Seine Vollkommenheit besteht darin keiner Veränderung unterworfen zu sein, denn Veränderung, ob zum Guten oder zum Schlechten, setzt eine Un-vollkommenheit voraus, und Er ist frei von jeglicher Unvollkommenheit.

Das menschliche Verhalten selbst bezeugt, dass ein Bedarf an Leitung von oben besteht. Die Tatsache, dass sich tausende spiritualistische Gesell-schaften gebildet haben, zeigt, dass die Menschen mit der Liebe zur Welt nicht zufrieden sind.Ist es, wie auch immer, vorstellbar, dass unsere Ahnen unter Einsatz ih-rer ganzen Seele darum bemüht wa-ren, uns auf den rechten Weg zu füh-ren, während das Wesen, Welches der Schöpfer aller Seelen ist, Das uns mit der Absicht erschaffen hat, zu Ihm Nähe zu erlangen, an unserem Wohl-befinden kein Interesse hat und uns keinen Weg anzeigt, durch den wir Ihn erreichen?

Wenn es ein Wesen gibt, das um unser Wohlsein besorgt ist, wenn es jeman-den gibt, der uns begegnen möchte, dann ist es Gott!

Zweifellos muss ein Mensch, der den Wunsch hat mit Gott vereint zu sein, bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Um sich darauf vorzubereiten Ihn zu treffen, muss ein Mensch in sich eine außergewöhnliche Reinheit entwi-ckeln, und der Mensch muss selbst anklopfen bevor ihm die Tür geöffnet wird. Aber die Möglichkeit, dass die Tür sich öffnet, muss jederzeit beste-hen. Der Verheißene Messias, Friede sei auf ihm, bringt uns die Nachricht, dass diese Möglichkeit besteht.

Himmelsbotschaft

nuuruddin 2011 | 11

‘Wenn ihr es wollt’, sagt Gott,’und Meiner Leitung folgt, sollt ihr Mein Wort hören, genauso wie es jene ge-hört haben, die vor euch waren; und Ich will euch durch Meine Macht un-terstützen, wie Ich jene unterstützt habe.’

Wahrhaftigkeit des Anspruchs

Reflektieren sie selbst darüber. Wel-chen Klang von Hoffnung trägt die-se Botschaft, und welche Aussicht eröffnet sie dem Mensch in Frieden zurückzukehren zu seinem Schöpfer. Ich muss noch hinzufü-gen, dass der Verheißene Messias mit dem Über-bringen dieser Botschaft Frieden schließt zwischen dem Mensch und Gott, und zudem bewiesen hat, dass die Menschen in diesem Zeitalter Gott gegenüber nicht dastehen wie Stiefkinder, sondern dass Er sie, im Gegenteil, weitaus mehr liebt als die Menschen ihre eigenen Kinder.

Die Behauptung, die der Verheiße-ne Messias, Friede sei mit ihm, vor-bringt, ist keine alltägliche; Und seine Behauptung ist gleichzeitig der Be-weis seiner Wahrhaftigkeit. Für einen Mensch ist es einfach zu sagen, dass er von Gott kommt, aber zu erklären, dass er alle Menschen zu Gott führen kann, ist äußerst schwierig. Die erste ist eine Behauptung, deren Richtig-keit oder Falschheit von Argumenten abhängt, und Argumente kann man in sehr viele Richtungen drehen. Aber der letztere ist ein Anspruch, dessen Beweis von der persönlichen Erfah-rung jedes Einzelnen abhängt, und es ist unmöglich für einen Betrüger so einen Beweis zu erbringen. Der Ver-heißene Messias, Friede sei auf ihm, hat nicht nur diese Behauptung auf-gestellt, sondern tausende Menschen, die seinen Lehren gefolgt sind, haben die Zeichen Gottes gesehen und ha-ben Sein Wort gehört. Dadurch haben sie seinen Anspruch besiegelt. Kann jemand, der falsch ist, den Anspruch

stellen, dass man durch das Befolgen seiner Lehren die Einheit mit Gott er-langen kann, wie die Leute der frühe-ren Tage? Wird sich nicht die Behaup-tung eines solchen Mannes innerhalb weniger Tage als falsch herausgestellt und ihm Schande und Demütigung eingebracht haben?

Männer und Frauen Englands, ich habe ihnen eine frohe Nachricht ge-bracht, eine glückliche Nachricht, nämlich die Botschaft von Gott, dass Er euch nicht vergessen hat, dass die Tore der Barmherzigkeit für euch ge-öffnet wurden und es jetzt an euch ist

sie zu durchschreiten. Folgt Seinem offenbarten Gesetz, und ihr könnt in diesem einen Leben Seine mäch-tige Kraft erleben. Alle anderen Re-ligionen erwarten, dass man ihnen einen Vertrauensvorschuß gibt, aber der Verheißene Messias, Friede sei auf ihm, bietet euch eine gesicher-te Heimkehr an. Er verspricht euch die Einheit mit Gott nicht im nächs-ten, sondern in diesem Leben vor eurem Tod. Was ihr in der Bibel mit Verwunderung und Staunen liest, ist heute durch ihn möglich geworden. Es liegt an ihnen es zu versuchen.

Das Leben des Verheißenen Messias, Friede sei auf ihm, ist dabei vorbild-lich, und der Heilige Qur-ân ist eine perfekte Leitung für sie.Reicht es ihnen nicht, dass vor 34 Jahren ein Mann aus der Einöde rief: “Hört dem zu, der euch aufruft zu eurem Herrn; lauscht dem Ruf des Rufers. Die Tore der Gnaden Gottes wurden aufgestoßen; Er Selbst hat Sich dem Wohlsein Seiner Geschöpfe zugewandt, Er wünscht die gesam-

te Menschheit durch mich an einer Hand zu versammeln, und sie von Zweifel und Dunkelheit herauszufüh-ren, hin zu den Quellen der Sicher-heit.“

Die Bewohner der Städte lachten ihn aus, und die Bewohner vom Land wurden wütend, Regierungen schau-ten auf ihn herab, und die Leute be-schimpften ihn, doch trotz jeglicher Art von Opposition erhob sich seine Stimme immer höher und noch hö-her, bis die sanften Töne einer Flöte zu einem Trompetenstoß anschwollen und diejenigen, die schliefen, began-

nen aufzuwachen wäh-rend sie noch ganz durch-einander waren. Hier und dort kam ein Mann der Stimme entgegen, bis der einsame Rufer nicht län-ger allein war. Erst waren es zwei, dann waren da vier. Die Anzahl nahm zu, und heute hat er mehr als eine Million Gefolgsleute in über fünfzig Ländern der Erde.

Das wurde, wie auch immer, nicht ohne Probleme und Schwierigkeiten erreicht. Die Leute reisten nicht auf rosenbestreuten Wegen zu ihm. Vie-le, die ihn akzeptierten, wurden aus ihren Häusern vertrieben, Männer wurden von ihren Frauen verachtet und Frauen von ihren Männern ver-stoßen. Eltern wurden von ihren Kin-dern vor die Tür gesetzt, sowie Kin-der von ihren Eltern. Despoten und Tyrannen sperrten jene ein, die ihm zugeneigt waren und drohten ihnen mit dem Tod, wenn sie weiterhin an ihn glaubten. Aber diese ließen sich nicht entmutigen, und im Tod fanden sie eine Erfüllung, die ihnen nichts in der Welt hätte ersetzen können. Sie standen mit einem Lächeln und mit aufrechten Häuptern vor ihren Unterdrückern, während gnadenlose Mörder Steine auf sie regnen ließen. Jeder Stein, der auf sie fiel, war für sie nur eine Blüte, und jeden Ziegel, der sie getroffen hat, nahmen sie wie eine Blume wahr, und so wie ein glückli-cher Bräutigam mit strahlender Freu-de seine Braut nach Hause führt, so

„Bedenkt, ich sage euch wahrlich, dass derjenige Mensch zugrunde gehen wird, der einen Funken von Weltlichkeit im Glauben trägt, und wahrlich, die Hölle ist jenem nahe, dessen Gedanken nicht gänzlich Gottes, sondern einige an Gott und andere für die Welt sind.”

Himmelsbotschaft

12 | nuuruddin 2011

hegten sie ihre Liebe für den Verhei-ßenen Messias und erschienen glück-lich vor ihrem Schöpfer, mit ihrem Schatz in der Hand und im Bewußt-sein, daß sie ein gelungenes Geschäft gemacht hatten. Es ist nicht einfach solche Wege zu gehen, aber so süß war die Stimme des Verheißenen Messias, Friede sei auf ihm, dass jenen, deren Ohren aufgesperrt waren, keine Wahl blieb sich ihrem Ruf hinzugeben.Sie reinigte die Herzen der Menschen von allen Zweifeln und Befürchtun-gen und füllte sie mit Glaube und Überzeugung. Wie könnte tatsächlich Zweifel in den Herzen derer liegen, die selbst die Stimme Gottes vernom-men hatten, indem sie den Lehren des Verheißenen Messias gefolgt waren? Himmel und Erde mögen sich wan-deln, aber die Herzen, die einmal jene süße Ekstase genossen haben, können sich niemals ändern.

Schwestern und Brüder, ich spreche nicht von Dingen, die ich von ande-ren gehört habe. Ich habe, indem ich den Lehren des Verheißenen Messias, Friede sei auf ihm, gefolgt bin, selbst die süße Stimme Gottes gehört und werde von Seinen liebenden Wor-

ten beglückt, so wie die Jünger Jesu, Friede sei auf ihm, sie gehört haben, ja sogar öfter. Ich habe die mächti-gen Zeichen Gottes selbst gesehen. Er hat mir zuliebe seinen Glanz gezeigt, und mir in Lagen geholfen, in denen keine menschliche Hilfe mehr ausge-reicht hätte. Er hat mich zu Zeitpunk-ten vor den Angriffen meiner Feinde bewahrt, an denen niemand mich hätte retten können. Er hat mich im Vorfeld von Ereignissen in Kenntnis gesetzt, die niemand hätte vorausah-nen können, und danach ist es ge-nauso eingetroffen, wie Er es gesagt hatte. Meine Augen haben daher die Wahrhaftigkeit des Verheißenen Mes-sias gesehen, und mein Herz hat sie erkannt; und ich habe keinen Zweifel, dass jeder, der ihn akzeptiert und sei-ner Liebe sein Herz öffnet, das selbe erleben wird wie ich und darüber hi-naus, jeder entsprechend seiner Liebe.Ihr Männer und Frauen, die ihr auf-merksam den Geschichten eurer Kin-der und Eltern, eurer Ehemänner und Ehefrauen und denen eurer Freunde zuhört, werdet ihr die Botschaft Got-tes ignorieren?Werdet ihr euch, während ihr be-hauptet an Gott zu glauben, von Sei-

nen Worten abwenden? Werdet ihr vergessen haben, was zu Zeiten der früheren Propheten geschehen ist und keine Lehre daraus ziehen?Lasst euch nicht von eurer Einbildung dazu verleiten zu sagen: “Sieh dir die-sen Mann an, der sich selbst Gesand-ter Gottes nennt. Schau ihn an, einer aus dem unzivilisierten Osten, hinter dem niemand stand oder der eine Spielfigur einer ausländischen Regie-rung war. Wie ist er bloß zu diesen Ehren gekommen? Und warum soll Gott gerade ihn ausgewählt haben?“

Erinnert euch, dass Gott auf wunder-same Weise handelt und Seine Wege unergründlich sind. Er sucht Sich immer gerade jenen Stein, den die Bauleute gerade verschmähen um ihn zum Eckstein zu machen, und um ihn mit solcher Macht zu stärken, dass, was immer auf ihn fällt, in Stücke zer-bricht und worauf immer er fällt, er es zu Staub zermahlen wird. Hat es je-mals einen Propheten gegeben, über den Menschen nicht Ähnliches gesagt haben, und erschien jemals einer, der nicht kleingehalten wurde um vom Erfolg abgehalten zu werden? Horcht deshalb, was er uns sagt, und kommt

Hadhrat Khalfatul Massih II rs mit einigen Konvertiten in Zürich im Jahre 1955

Himmelsbotschaft

nuuruddin 2011 | 13

zu der Botschaft , die er gebracht hat; betrachtet die vielerlei Erfolge, die Gott ihm gegeben hat, und gebt euch einen Ruck ihn zu akzeptieren, denn darin liegt jeglicher Segen.

Lasst euch nicht eure Gewohnheiten und Gebräuche im Weg stehen, denn Gewohnheiten werden abgelegt und Bräuche ändern sich; wollt ihr des-halb nicht eure Gewohnheiten und Gebräuche um Gottes Willen aufge-ben? Die Leute sagen, die islamischen Ge-bote wären streng und hart zu be-folgen. Aber stellen sie sich vor, die Vereinigung mit Gott würde man durch bloßes Aufsagen von Worten erreichen. Was jene beachten sollten, ist: Sind die islamischen Gebote gegen die Vernunft gerichtet? Fördern sie das Chaos? Führen sie nicht zu einem Leben in Reinheit?Wenn diese Fragen zufriedenstellend beantwortet wurden, werden sie sich dann selbst die Tore zu Gottes Barm-herzigkeit verschließen und die Seg-nungen einer Einheit mit Ihm ableh-nen, nur weil einige der islamischen Gebote gegen ihre alten Gewohn-heiten sind? Kann irgendein Segen ohne Opfer erreicht werden? Man kann nicht gleichzeitig Gott erfreu-en und seinen eigenen Leidenschaf-ten nachgehen. Alle Religionen sind sich darüber einig, dass man Gott nur nach dem Tod fi nden kann; und das stimmt, in dem Sinne, dass man Gott erst dann schauen kann, nachdem man seine eigenen Bedürfnisse ster-ben läßt, allein um Gottes Willen.Haben sie keine Angst davor, dass Menschen über sie lachen werden und sie ansehen als wären sie ver-rückt, denn niemand hat jemals an-fangs die Wahrheit akzeptiert, ohne dass die Leute ihn verrückt nannten. Sind nicht die Anhänger Mose oder jene, die an Jesus, Friede sei auf ih-nen, geglaubt haben, wie Verrückte betrachtet worden? Und sind nicht genau diese ‘Verrückten’ zu den Lehrern der Menschheit geworden? Ich rufe Gott zum Zeugen, in Des-sen Händen mein Leben liegt und Dem zufolge alle Schrift en darüber einstimmen, dass derjenige, der in Seinem Namen etwas Falsches sagt,

vernichtet werden wird; dass Er mir in einer Off enbarung gezeigt hat, dass ich an der Küste Englands stehe und die spirituelle Eroberung Englands durch meine Hände erreicht werden wird. Darum wird England, wenn nicht heute, dann morgen dem Ruf des Verheißenen Messias, Friede sei auf ihm, antworten und sich auf den Islam zubewegen. Aber gesegnet wird sein, wer den ersten Schritt macht. Für denjenigen, der den ersten Schritt in Richtung Wahrheit macht, ist die Belohnung eine doppelte, denn er glaubt daran nicht nur für sich selbst, sondern bringt auch andere zum Glauben, und diejenigen die nach ihm kommen, können sich mit ihm nicht messen. Die Wahrheit breitet sich anfangs im-mer langsam aus, aber bedeckt am Ende alles. Gott hat dem Verheiße-nen Messias, Friede sei auf ihm, ver-sichert, dass so wie das Christentum innerhalb von 300 Jahren nach Jesus, Friede sei auf ihm, die Oberhand ge-wonnen hat, so werde sich auch seine Bewegung 300 Jahre nach seinem Tod gegenüber allen anderen Religionen durchgesetzt haben. Aber dieser Er-folg der Ahmadiyya Bewegung werde größer sein als der Erfolg der Chris-tenheit, denn das Christentum war nach 300 Jahren nur das offi zielle Be-kenntnis im Römischen Reich gewor-den, während Ahmadiyyat innerhalb von drei Jahrhunderten die Herzen der ganzen Welt erobert haben werde.

Diese Dinge beziehen sich off ensicht-lich auf die Zukunft , doch die Welt hat bereits hunderte Prophezeiungen des Verheißenen Messias, Friede sei auf ihm, in Erfüllung gehen sehen, und die Vergangenheit legt dadurch für die Zukunft Zeugnis ab.Ist es nicht verwunderlich, dass vor 34 Jahren, zu einer Zeit als der Ver-heißene Messias, Friede sie auf ihm, allein in der Welt stand, er in einer seiner Schrift en eine Prophezeiung veröff entlichte, dass seine Lehren schon bald in England publiziert wer-den und viele Leute ihn anerkennen würden? Heute sehen sie eine Anzahl seiner Anhänger seine Wahrheit in ganz England verkünden, und ein-zelne Personen dieses Landes haben

sich seiner Bewegung angeschlossen. Wundern sie sich also nicht über Got-tes Taten, denn für Ihn sind alle Dinge einfach. Ihr Sucher nach der Wahr-heit und ihr, die ihr aufrichtig nach Gott verlangt, ich versichere ihnen, gegründet auf meiner Erfahrung, dass es da keine Mittel gibt, um zur Einheit mit Gott zu gelangen außer dem Ver-heißenen Messias zu folgen.Heutzutage sind alle Türen geschlos-sen außer dieser Tür, und alle Lam-pen sind erloschen außer dieser. Tre-tet daher ein durch die Tür, die Gott für euch geöff net hat, und sucht Licht von der Lampe, die Gott für euch an-gezündet hat; seht Seine Herrlichkeit mit eigenen Augen, und erkennt Sei-ne Nähe in euren eigenen Herzen.

Aber vergeßt nicht, es ist schlecht zu versuchen zweigleisig zu fahren. Glaube bringt nichts ohne Opfer. Je-mand, der bereit ist all dies zu opfern, kann niemals untergehen. Der Ver-heißene Messias, Friede sei auf ihm, sagt: “Ihr könnt niemals Gottes Wohl-wollen gewinnen, solange ihr nicht eure eigenen Annehmlichkeiten, eure Stellung, euren Reichtum und euer liebes Leben dafür aufgebt und bereit seid jeder Schwierigkeit auf Seinem Weg zu begegnen, die euch den Tod vor Augen führt. Aber wenn ihr alle Schwierigkeiten auf euch nehmt und übersteht, werdet ihr an Gottes Brust genommen werden, wie kleine Kin-der, und Er wird euch zu Empfängern solcher Segnungen machen, die auch den gottesfürchtigen Menschen vor euch zuteil wurden.“

Seht! Gott hat, in Übereinstimmung mit der Prophezeiung Jesaias, einen ehrfürchtigen Mann aus dem Osten erhoben und euch durch ihn Seinen Willen mitgeteilt. Kann ich hoff en, dass ihr ihn mit aller Aufrichtigkeit des Herzens akzeptieren werdet und ihn als erste Bekenner im Westen be-zeugt? Wenn ja, versichere ich euch durch das Wissen, das Gott mir zu-kommen ließ, dass Nationen durch sie gesegnet werden, und zukünft ige Generationen sie lobpreisen werden, und sie sollen bei Gott Unsterblich-keit erlangen!

Erfolg fürwahr krönt die Treuherzigen

14 | nuuruddin 2011

Der Angriff auf das Gemeindezentrum der Ahma-

diyya Muslim Jamaat Indonesien demonstrierte neu-

erlich die ungheuerliche Gewalt fanatischer Muslime.

Drei Ahmadis kamen dabei ums Leben. Die angegrif-

fene Gemeinde wiederum beugte und warf sich neu-

erlich vor dieser Attacke zu ihrem Zielpunkt nieder:

Allah, dem Allmächtigen.

Erfolg fürwahr krönt

die TreuherzigenS. A. Umar Choudhry

Doch du, o beruhigte Seele, kehre zurück zu deinem Herrn, befriedigt in Seiner Zufriedenheit! So tritt denn ein unter Meine Diener, Und tritt ein in Meinen

Garten! (Der Heilige Qur-ân, Kapitel 89, Vers 28-31).

Erfolg fürwahr krönt die Treuherzigen

nuuruddin 2011 | 15

mit spitzen Macheten und Speeren, Messern, Holzpollern und Steinen stürmen 1000 bis 1500 Angreifer das lokale Gemeindezentrum. Etwa 20 Mitglieder der Gemeinde halten sich zu diesem Zeitpunkt darin auf. Nach einem wenige Sekunden andauern-den aggressiven Disput legt der Mob los. Vor den Augen der Polizei schla-gen die Täter mit aller Gewalt auf die Unschuldigen ein. Selbst als drei Mitglieder der Gemeinde auf den Bo-den liegen, unbekannt, ob bewusstlos oder bereits Tod, geben die Extremis-ten keine Ruhe. Wie außer Sinnen entkleiden sie schlagend die auf den Boden Liegenden, martialisch holen sie immer wieder mit ihren Waffen zum Hieb aus und werfen Steine auf ihre entblößten Körper. Auf diesem Wege opfern die drei Attackierten ihr Leben. Nach diesem Lynchmord zer-stören und plündern die Aggressoren das Gemeindehaus, um es anschlie-

Z u Beginn des Kapitels 23 ver-heißt Allah im Heiligen Qur-ân all jenen Gläubigen Gutes,

die „ihre Treue und Verträge wahren“. So sagt denn Allah: „Im Namen Al-lahs, des Gnädigen, des immer Barm-herzigen. Erfolg fürwahr krönt die Gläubigen, die sich demütigen in ih-ren Gebeten und die sich fernhalten von allem Eitlem, und die nach Rein-heit streben [...] und die ihre Treue und Verträge wahren und die streng auf ihre Gebete achten.

Das sind die Erben, die das Paradies ererben werden. Ewig werden sie da-rin weilen.“ Ein Beispiel ergebener Treue und innerster Überzeugung stellten drei Ahmadis, mithin jugend-liche Khuddam, auf. Ihre Standhaf-tigkeit erinnert an die jene, die die Gefährtenrs des Heiligen Prophetensaw beispielhaft in Zeiten ärgster Verfol-gung vorlebten. Um der Liebe ihres

Schöpfers willen waren sie nicht nur bereit, ihr gesamtes Hab und Gut, ja sogar ihr eigenes Leben und das ihrer Lieben zu opfern, sondern bewiesen dies exemplarisch durch ihr Beispiel. So war es auch im folgenden Fall. Was war geschehen? Am 06. Februar 2011 erlangten drei Ahmadis den Märty-rertod. Wahrlich, Allahs sind wir und zu Ihm kehren wir heim. Der Ort: Das Dorf Cikeusik in der indonesischen Provinz Banten, westlich der Insel Java gelegen und von der indonesi-schen Hauptstadt Jakarta circa 200 km entfernt. Das Tatmotiv: Hass und Intoleranz gepaart mit irrsinniger Wut gegenüber Andersgläubige.

Die Opfer: Friedliebende Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Jamaat Indo-nesien. Das Tatgeschehen kann nicht anders denn als unmenschlich und primitiv durch und durch bezeich-net werden. Im Einzelnen: Bewaffnet

Gegner der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Indonesion bei Protesten

Erfolg fürwahr krönt die Treuherzigen

16 | nuuruddin 2011

ßend samt dem darin noch befindli-chen Inventar in Brand zu legen.

Gewiss, für die drei tödlich umge-kommenen Ahmadis wäre es ein Leichtes gewesen, ihre Haut zu ret-ten, indem sie öffentlich vor dem wütenden Pulk sich von der Lehre der Ahmadiyya Muslim Jamaat di-stanziert hätten. Dass sie dies, den schmerzerleidenden Tod vor Au-gen sehend, nicht getan haben, zeigt einmal mehr die Hingabe und Liebe der Verstorbenen zum Islam. Diese Standhaftigkeit markiert den uner-schütterlichen Glauben an die Lehre und Liebe zu Allah und dem Heili-gen Qur-ân, Seinem Heiligen Prophet Muhammadsaw und den prophezeiten Mahdi und Messiasas, Hadhrat Mir-za Ghulam Ahmadas, dem Gründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat. In den Versen 20 bis 24 des Kapitels 13

sagt Allah im Heiligen Qur-ân: „Ist denn der, der weiß, dass das, was zu dir von deinem Herrn hinabgesandt ward, die Wahrheit ist, gleich einem, der blind ist? Jedoch nur die mit Ver-stand Begabten wollen es bedenken. Sie, die den Bund Allahs halten und den Vertrag nicht brechen; und die, welche verbinden, was Allah zu ver-binden geboten, und vor ihrem Herrn erbeben und Furcht haben vor dem Schlimmen der Abrechnung; und die standhaft bleiben im Verlangen nach dem Wohlgefallen ihres Herrn [...] – diese sind es, denen der Lohn der Wohnstatt wird; Gärten der Ewigkeit. Dort sollen sie eingehen [...]“

Herr Tubaqua Chandra Mubarak Sahib Shaheed

Drei dieser wahrlich Treuherzigen, allesamt indonesische Ahmadis, die im Verlangen nach dem Wohlgefallen ihres Herrn absolut standhaft blieben und auf diesem Wege den Märtyrer-

tod erlangten, waren Herr Tubaqua Chandra Mubarak Sahib Shaheed, Herr Ahmad Warsono Sahib Sha-heed und Herr Roni Pesarani Sahib Shaheed. In seiner Freitagsansprache vom 11.02.2011 gewährte Hadhrat Khalifatul Masih Vatba einen kurzen Einblick in das Leben dieser drei Ge-horsamen. Herr Tubaqua Sahib Sha-heed war ein gebürtiger Ahmadi und

lebte im angegriffenem Gemeinde-zentrum in Cikeusik.

Acht Jahre nach ihrer Hochzeit er-warteten Herr Tubaqua Sahib Sha-heed und seine Ehefrau ihr erstes Kind. Herr Tubaqua Sahib Shaheed wünschte sich, dass sein erwartetes Kind im segensreichen Waqf-e-Nau-Programm aufgenommen wird. Da-für hatte er bereits den Antrag aus-gefüllt, jedoch noch nicht abgesandt. Hadhrat Khalifatul Masih Vatba sagte, dass Inshallah das Kind im Waqf-e-Nau-Programm aufgenommen wird. In den Jamaat-Aktivitäten beteilig-te sich Herr Tubaqua Sahib Shaheed rege. Unter anderem verwaltete er den Grundbesitz der indonesischen Jamaat. Nicht nur er selbst, so gab Hadhrat Khalifatul Masih Vatba be-kannt, war ein frommer Ahmadi, sondern die ganze Familie von Herrn Tubaqua Sahib Shaheed zeichnete sich durch ihre Ergebenheit aus. Ei-nen Tag vor seinem Ableben sprach seine Frau, welche zu diesem Zeit-

punkt selbst nicht im Gemeindezen-trum lebte, zu ihm, nicht dorthin zu fahren, da sie aufgrund ihrer Situati-on als werdende Mutter den Beistand ihres Ehemannes benötigte.

Mit seinem Auto fahre er nur die diensthabenden Khuddam zur Ge-meinde und komme, ohne länger dort zu verweilen, wieder zu ihr zurück, antwortete Herr Tubaqua Sahib Sha-heed. Bereits zur Zeit der Ankunft im Gemeindezentrum begannen dann jedoch die Angriffe der Gegner. Herr Tubaqua Sahib Shaheed pflegte ei-nen gutmütigen Umgang gegenüber seinen Mitarbeitern, mit denen er in der Gemeinde zusammenarbeitete. Er zahlte stets seine Spenden (Chan-da) regelmäßig, verrichtete seine Ge-bete in der Moschee und wies auch seine Ehefrau auf die Wichtigkeit des pünktlichen Gebetes in der Mo-schee hin. Herr Tubaqua Sahib Sha-heed stellte sich den Feinden in die vorderste Linie, hinter ihm befanden sich die anderen Khuddam. Verletzt durch Messerstiche, prügelten ihn die Feinde mit Stöcken und Steinen bis zur Unkenntlichkeit zu Tode. Erst sein jüngerer Bruder konnte die Lei-che anhand eines Körpermals identi-fizieren. Herr Tubaqua Sahib Shaheed wurde 34 Jahre alt. „Allah genügt als Freund, und Allah genügt als Helfer.“ (Der Heilige Qur-ân, Kapitel 4, Vers 46).

Herr Ahmad Warsono Sahib Sha-heed

Herr Ahmad Warsono Sahib Sha-heed stammte aus Nord-Jakarta und

„Ja, wir werfen uns vor unserem Herrn nie-der, unser Vertrauen liegt in der Niederwer-fung Gottes, Ihn anbetend erhoffen wir uns Stütze [...] Und auch jetzt werfen wir uns vor unserem Herrn nieder, wie wir es in der Ver-gangenheit getan haben.“

Erfolg fürwahr krönt die Treuherzigen

nuuruddin 2011 | 17

kam erstmals im Jahre 2000 während des Besuches von Hadhrat Khalifa-tul Masih IVrh in Indonesien mit der Gemeinde intensiver in Berührung. Fortan studierte er die Literatur der Gemeinde, die er von einem befreun-deten Ahmadi erhielt. Im Jahre 2002 trat er schließlich in der Gemeinde des Verheißenen Messias und Mah-disas bei. Von der Wahrheit des Ver-heißenen Messias und Mahdisas über-zeugt, folgte auch die Ehefrau seinem Entschluss und trat ebenfalls in die Ahmadiyya Muslim Jamaat ein.

Ob seines rauen Umgangs gegenüber seinen Eltern, waren diese von Herrn Ahmad Sahib Shaheed enttäuscht und besorgt. Dieses schlechte Verhal-ten legte Herr Ahmad Sahib Shaheed nach seinem Eintritt in die Gemeinde gänzlich ab. So zeigte er sich fortan fürsorglich und achtsam gegenüber seinen Eltern, die diese Veränderung ihres Sohnes goutierten. Auch im spirituellen Bereich feierte er Erfolge und schilderte sein Empfinden der

Hilfe des Allmächtigen Gottes, wenn er die Botschaft des Islams verbreitete. Dadurch, so sagte Herr Ahmad Sahib Shaheed, sorgt Allah auch für meinen Unterhalt. Einstmals, als er in arger finanzieller Not war, es fehlte ihm an Mietgeld wie auch an Mitteln des täg-lichen Bedarfs, betete er intensiv zu seinem Schöpfer und Versorger. Allah erhörte seine Bitte, eine Person rief ihn zwecks einer Arbeitstätigkeit, der er frohgemut folgte. Vom erhaltenen Entgelt konnte Herr Ahmad Sahib Shaheed sodann seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen. Er hatte stets den Wunsch, in seinem Le-ben anderen uneigennützig zur Ver-fügung zu stehen.

In einem Traum sah er sich mit Hadhrat Khalifatul Masih Ira, IIra, II-Irh und IVrh im Rahmen einer Audi-enz. Er brachte vielen Menschen die Lehre des Verheißenen Messias und Mahdisas nahe, von denen auch eine Menge in die Jamaat eintrat. Hadhrat Khalifatul Masih Vatba lobte Herrn

Ahmad Sahib Shaheed mit den Wor-ten, dass er zwar verhältnismäßig spät in die Jamaat eintrat, anderen jedoch den Rang ablief, was das Engagement für den Islam betrifft. Der Mob griff Herrn Ahmad Sahib Shaheed im Missionshaus an, zerrte ihn hinaus und schlug ihn unter den Augen der umherstehenden Polizeibeamten zu Tode. Auch seine Leiche konnte an-fangs nicht zweifellos erkannt werden, so grausam wurde Herr Ahmad Sahib Shaheed hingerichtet. Herr Ahmad Sahib Shaheed hinterlässt seine Ehe-frau und vier Kinder. Er wurde 38 Jah-re alt. „Haltet den Bund Allahs, wenn ihr einen Bund geschlossen habt; und brecht nicht die Eide, nach ihrer Be-kräftigung, habt ihr doch Allah zum Bürgen für euch gemacht. Wahrlich, Allah weiß, was ihr tut.“ (Der Heilige Qur-ân, Kapitel 16, Vers 92).

Herr Roni Pesarani Sahib Shaheed

Herr Roni Pesarani Sahib Shaheed stammte ebenfalls aus Nord-Jakarta.

Gegner der Ahmadiyya in Indonesien mit dem Slogan “Ahmadiyya- der legalisierte Krieg hat begonnen”

Erfolg fürwahr krönt die Treuherzigen

18 | nuuruddin 2011

Herr Ahmad Warsono Sahib Sha-heed überbrachte Herrn Roni Sahib Shaheed die Botschaft der Ahmadi-

yya Muslim Jamaat. Im Traum sah er einstmals einen Weisen, der einen Turban trug. Bei einem Besuch im Hause von Herrn Ahmad Warsono Sahib Shaheed erkannte Herr Roni Sahib Shaheed den im Traum gese-henen weisen Mann auf einem an der Wand hängenden Bild des Verhei-ßenen Messiasas als selbigen wieder. Herr Roni Sahib Shaheed vertiefte sich daraufhin im Studium der Ge-meindeliteratur.

Schließlich trat Herr Roni Pesarani Sahib Shaheed am 11.01.2008 in die Ahmadiyya Muslim Jamaat ein. Vor seinem Eintritt führte er ein Leben als Dieb und Glücksspieler. Umso er-staunter war seine Ehefrau ob der Ver-wandlung hin zum Guten. Hadhrat Khalifatul Masih Vatba erwähnte, dass

Allah in der Person von Herrn Pesa-rani Sahib Shaheed gewiss etwas Gu-tes erkannte, wodurch er nicht nur die Gnade der Annahme des Bundes mit dem Verheißenen Messiasas erlangte, sondern Allah ihn auch als Märtyrer von dieser Welt scheiden lies. Neben den Pflichtgebeten verrichtete er auch das Tahajjud-Gebet. Weiterhin las er Literatur über den Islam. Seine Spen-den (Chandas) zahlte er regelmäßig. In den zwei Jahren, die er in der Ja-maat erlebte, verbreitete er mit Eifer die Mission des Verheißenen Messi-asas. Durch diese hehre Arbeit konnte er durch die Gnade Allahs zahlreiche Anhänger für die Ahmadiyya Muslim Jamaat gewinnen.

Hadhrat Khalifatul Masih Vatba hob eine Besonderheit von Herrn Roni Pesarani Sahib Shaheed hervor. Näm-lich, dass er von seinem Wunsch sprach, als Märtyrer zu sterben. „Al-

lah hat ihm diesen Wunsch erfüllt“, sagte Huzur-e-Aqdasatba. Herr Roni Sahib Shaheed hinterlässt seine Ehe-frau sowie seine zwei Töchter im Alter von 5 und 6 Jahren. Er selbst wurde 35 Jahre alt. „Und die standhaft bleiben

im Verlangen nach dem Wohlgefallen ihres Herrn [...] – diese sind es, denen der Lohn der Wohnstatt wird: Gärten der Ewigkeit. Dort sollen sie einge-hen und (auch) wer rechtschaffen ist von ihren Eltern und ihren Frauen und ihren Kindern. Und Engel sol-len zu ihnen treten aus jeglichem Tor: Friede sei auf euch, weil ihr standhaft wart; sehet, wie herrlich ist der Lohn der Wohnstatt!“ (Der Heilige Qur-ân, Kapitel 13, Vers 23-25).

Geduld, Gebete und Gehorsamkeit

Das weltweite Oberhaupt der Ahmad- iyya Muslim Jamaat, Hadhrat Khalifa-tul Masih V, Hadhrat Mirza Masroor Ahmadatba, begann jene Freitagsan-sprache am 11.02.2011 mit den Wor-ten Allahs aus dem zweiten Kapitel des Heiligen Qur-ân. „O die ihr glaubt, sucht Hilfe in Geduld und Gebet; Al-lah ist mit den Standhaften. Und sagt nicht von denen, die für Allahs Sa-

che erschlagen werden, sie seien tot; nein, sie sind lebendig; nur begreift ihr es nicht. Wahrlich, Wir werden euch prüfen mit ein wenig Furcht und Hunger und Verlust an Gut und Leben und Früchten; doch gib frohe

Botschaft den Geduldi-gen, die sagen, wenn ein Unglück sie trifft: Wahr-lich, Allahs sind wir und zu Ihm kehren wir heim. Sie sind es, auf die Segen und Gnade träuft von ihrem Herrn und die rechtgeleitet sind.“

Zwar ist jeder Ahmadi über die in Indonesien abgelaufene Barbarei traurig. Immerzu den Geboten Allahs folgend, so lehrte Hadhrat Khali-fatul Masih Vatba, nehmen wir, Geduld zeigend, alle Art von Opfer um des Wohlgefallen Allahs wil-len auf uns und sagen

„Nach jedem Märtyrertod sollten wir feierlich Ge-loben, dass wir aufgrund der Gewalttaten uns nicht nur nicht von unserem Glauben abwenden, son-dern in diesem weiter voranschreiten – Inshallah.“

Gegner der Jamaat mit dem Solgan “Ahmadiyya- unser Krieg ist nicht verboten”

Erfolg fürwahr krönt die Treuherzigen

nuuruddin 2011 | 19

nur dies: „Wahrlich, Allahs sind wir und zu Ihm kehren wir heim“. Weiter sagte Huzur-e-Aqdasatba: „Dieses Ver-halten hat Allah als ein Merkmal der Gläubigen ausgezeichnet. Wer könn-te diese Verse, die ich rezitiert habe, heute besser verstehen, als die Ahma-dis? Immer wieder legt der Feind uns gegenüber ein solches Verhalten an den Tag und immer wieder wiederho-len wir, uns in Erinnerung rufend, die rezitierten Verse.“

In diesem Zusammenhang rezitier-te Huzur-e-Aqdasatba den Vers 74 aus dem Kapitel 20 des Heiligen Qur-ân, in welchem sich die Anhänger des Propheten Mosesas den Anfeindungen des Pharaos mit den Worten widerset-zen: „Sie sprachen: Wir wollen dir auf keine Weise den Vorzug geben vor den deutlichen Zeichen, die zu uns gekom-men sind, noch vor Dem, Der uns er-schaffen hat. Gebiete, was du gebieten magst: du kannst ja doch nur für dieses irdische Leben gebieten.“ Werden wir Ahmadis, so fragte Hadhrat Khalifa-tul Masihatba, deshalb, aus Furcht vor den Pharaonen der heutigen Zeit und deren Anhängern uns unseren Glau-ben nehmen lassen? „Deshalb, o ihr Feinde der Ahmadiyyat, in welcher Ecke der Welt ihr euch auch befinden möget, welche Gewalt und welchen Umgang ihr auch immer gegenüber den Ahmadis zu erweisen wünscht,

erweiset diesen wohl, jedoch könnt ihr uns nicht einen Deut von unserem Glauben fortbewegen.

Von jedem Ahmadi, wo immer er sich auch befinden mag, werdet ihr diese Antwort erhalten: Gebiete, oh Feind, was du gebieten magst. Wir werden dir auf keine Weise den Vorzug vor unseren Glauben geben – Inshallah. Genau diese Antwort haben auch die indonesischen Ahmadis den Feinden überbracht.“ Die Gemeinde in der Ortschaft Cikeusik, in der sich die tragischen Szenen abspielten, besteht aus insgesamt 30 Mitgliedern, sag-te Huzur-e-Aqdasatba. Es sind sieben Familien, aus denen sich die 30 Ge-

meindemitglieder zusammensetzen. Von Zeit zu Zeit erhielten sie zwar Drohungen, ließen sich jedoch auf ihrem Weg nicht beirren. Die Feinde forderten die Gemeindemitglieder auf, öffentlich bekanntzugeben, dass sie Abstand von der Ahmadiyya Mus-lim Jamaat nehmen. Mit Zunahme der Drohungen und Feindseligkeiten, versammelten sich 20 Khuddam aus benachbarten Ortschaften zu ver-schiedenen Zeiten im Gemeindezen-trum von Cikeusik. Damit wollten die Mitglieder eine widerrechtliche Kon-fiskation des Gemeindeeigentums verhindern. Am Tattag saßen die Khuddam im Inneren des Gebäudes,

Das angegriffene Gemeindezentrum

Erfolg fürwahr krönt die Treuherzigen

20 | nuuruddin 2011

als der wütende Mob mit Gewalt he-reinbrach. Mit ihren Waffen zerrten die Gewalttäter die Mitglieder aus der Moschee und schlugen ohne Unter-lass auf ihnen ein. Ohne einzugreifen, sah die Polizei diesem Tumult zu, sag-te Hadhrat Khalifatul Masihatba.

Neben den drei erwähnten Märty-rern, wurden fünf Ahmadis verletzt. Durch die Gnade Allahs ist der Glau-be der betroffenen Mitglieder nicht ins Schwanken geraten, im Gegen-teil, er ist nun gefestigter. Hadhrat Khalifatul Masihatba sagte, auch wenn unser Herz, ob des Märtyrertodes und der Leichenschändung unse-rer Lieben, traurig und sprachlos ist,

so ist der schlimmste Gewaltakt der Rebellen doch jener, dass sie diese Tat im Namen unseres Meisters und Vorbildes, des Heiligen Propheten Muhammadsaw, der als eine Gnade und Barmherzigkeit für alle Welten erschien, verübten. Hernach berich-

tete Huzur-e-Aqdasatba über die Be-richterstattung der einheimischen und ausländischen Medien. Wiewohl die Gräueltat auf Video festgehalten wurde und sich durch das Internet in aller Welt verbreitete, lehnten es die etablierten Medien wie Al-Jazeera ab, das Video zu zeigen. Zu groß war die darin enthaltene Gewalt, zu groß der Schrecken und die Angst.

Ein kleiner Blick zurück

Dass die Geschichte der Ahmadiyya Muslim Jamaat Indonesien, eine Ge-schichte der Aufopferung für die Sa-che des Islams und damit der Ahma-diyya Muslim Jamaat von Anfang an war, belegt ein kurzer Blick zurück auf die Ursprünge der Gemeinde. Huzur-e-Aqdasatba sprach über den Beginn der Jamaat Indonesien und sagte, dass dieser wundervoll war. Die indonesische Nation kann mit Stolz auf die Tatsache verweisen, dass vier Personen nach Qadian, dem Ge-burtsort des Verheißenen Messias und Mahdisas, reisten, und dort den Islam annahmen. Diese vier Indone-sier kamen im Jahre 1923 nicht mit der Absicht, in die Gemeinde einzu-treten, sondern fanden den Weg nach Qadian im Rahmen ihrer Reiseun-ternehmung. Es war also kein Imam, der die Botschaft der Gemeinde in Indonesien bekanntmachte. Die Rei-senden stammten aus der indonesi-schen Insel Sumatra und waren: Herr Maulvi Abu Bakr Ayyub Sahib, Herr Maulvi Ahmad Nuur-ud-din Sahib,

„Sie haben ewiges Leben erlangt und sie sind die leuchtenden Sterne am Firmament der Ahmadiyya. Möge Allah ihre Rangstufen immerzu erhöhen, ihren Angehörigen Geduld und Trost gewähren, möge Allah selbst ihr Beschützer und Helfer sein. Möge Allah jedem Mitglied der Jamaat Indonesien in seinem Glauben noch mehr stärken.“ Amin.

Feinde der Ahmadiyya beim Angriff auf das Zentrum

Erfolg fürwahr krönt die Treuherzigen

nuuruddin 2011 | 21

Herr Maulvi Zani Halaan Sahib und Herr Hadschi Mahmood Sahib. Im August 1923 baten sie Hadhrat Khali-fatul Masih IIra um ihre religiöse Wei-terbildung.

Während dieses Studiums erkannten sie die Wahrheit des Verheißenen Messiasas und traten so in die Jamaat ein. Noch von Qadian aus versand-ten die vier Jugendlichen Briefe an ihre Angehörigen in Indonesien, in denen sie die Botschaft der Ahmadi-yya Muslim Jamaat überbrachten. Als Hadhrat Khalifatul Masih IIra von sei-ner Europareise im November 1924 nach Qadian zurückkehrte, äußerten die vier Indonesier ihren Wunsch, dass Hadhrat Khalifatul Masih IIra auch auf den östlichen Inseln seine Aufmerksamkeit legen möge. Auf diese Bitte hin, versprach Hadhrat Khalifatul Masih IIra den vier Studen-ten: „Entweder ich persönlich oder einer meiner Vertreter wird Inshallah nach Indonesien kommen.“ Dieses Versprechen löste Hadhrat Khalifatul Masih IIra bereits ein Jahr später, 1925, ein, als er Hadhrat Maulvi Rahmat Ali Sahib nach Sumatra entsandte. Trotz der Fremde fi ng Hadhrat Maulvi Rahmat Ali Sahib sehr schnell an, die Sprache zu lernen, Kontakte mit den Einheimischen aufzubauen und sich mit islamischen Gelehrten auszutau-schen. Binnen weniger Monate traten durch die Gnade Allahs acht Einhei-mische der Gemeinde bei. Huzur-e-Aqdasatba erwähnte dabei, dass bereits zu dieser Zeit die Mullahs eine Fatwa herausbrachten, die vor dem Lesen der Bücher und Artikel der Jamaat warnte.

Mit Zunahme der Anhänger, rie-fen die Mullahs zu einem Boykott der Ahmadis auf. Hadhrat Maulvi Rahmat Ali Sahib wurde auf übels-te Weise beschimpft und verspottet. Eine Gruppe von 3000 Personen ver-sammelte sich vor seinem Haus, um ihn einzuschüchtern. Später kehrte auch der Indonesier Hadschi Mah-mood Sahib von Qadian nach Indo-nesien zurück. Auch ihm lauerten die Mullahs auf und zwangen ihn, sich von der Ahmadiyya Muslim Jamaat loszusagen. Im Oktober 1929 kehr-te Hadhrat Maulvi Rahmat Ali Sahib nach Qadian zurück. Nach einjähri-

gem Aufenthalt in Qadian machte er sich wieder auf den Weg nach Indo-nesien.

Gegenüber Hadhrat Khalifatul Masih IIra äußerte Hadhrat Maulvi Rahmat Ali Sahib den Wunsch, eine weite-re Person nach Indonesien zu ent-senden. Auch diesem Wunsch kam Hadhrat Kahlifatul Masih IIra nach und entsandte Herrn Muhammad Sadiq Sahib mit nach Indonesien. Je erfolgreicher die indonesische Jamaat nun wurde, sagte Huzur-e-Aqdasatba, desto feindlicher wurde die Stim-mung gegenüber den Ahmadis auf-geheizt. Ihnen wurde das Verrichten der täglichen Pfl ichtgebete und des Freitagsgebets untersagt, wie auch die weitere Verbreitung der Mission der Ahmadiyya Muslim Jamaat. Ein Ahmadi verlor allein aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Jamaat seinen Ar-beitsplatz, ein anderer Ahmadi wurde aus seinem Dorf vertrieben.

Huzur-e-Aqdasatba erinnerte auch an den wesentlichen Beitrag der Jamaat zur Unterstützung der Unabhängig-keit Indonesiens. Weiterhin erwähnte Huzur-e-Aqdasatba die Ahmadis, die in Indonesien aufgrund ihres Glau-bens im Jahre 1947 und 1949 auf dem Wege Allahs ihr Leben ließen. Eine neue Welle der Gewalt erfuhr die Ge-meinde dann ab 2001.

Ein großer Schritt nach vorn

Diese Menschen, die Opfer solcherart erbracht haben, sind es, denen Allah die frohe Botschaft des Paradieses ge-währt hat, erklärte Hadhrat Khalifatul Masih Vatba. „Sie haben ewiges Leben erlangt und sie sind die leuchtenden Sterne am Firmament der Ahmadi-yya. Möge Allah ihre Rangstufen im-merzu erhöhen, ihren Angehörigen Geduld und Trost gewähren, möge Allah selbst ihr Beschützer und Helfer sein. Möge Allah jedem Mitglied der Jamaat Indonesien in seinem Glauben noch mehr stärken.“ Amin.

In einer Vision sah der Verheißene Messiasas Menschen, die den Fußstap-fen des Märtyrers Sahibzada Abdul Lateef Shaheedra folgen. Huzur-e-Aqdasatba führte aus, dass auch diese Menschen aus weitgelegenen Teilen

der Welt, Teilhaber dieser Vision des Verheißenen Messiasas sind. „Ein gro-ßer Teil dieser Menschen hat nicht die Möglichkeit, gar den Khalifen der Zeit zu sehen. Ihre Glaubensstärke jedoch ist beispiellos. Ihre Treue zum Khila-fat ist nachahmenswert.“ Hadhrat Khalifatul Masih Vatba ermahnte die Ahmadis, stets in sich gehend über den eigenen Glaubenszustand nach-zudenken. „Nach jedem Märtyrertod sollten wir feierlich Geloben, dass wir aufgrund der Gewalttaten uns nicht nur nicht von unserem Glauben ab-wenden, sondern in diesem weiter voranschreiten – Inshallah.“

Huzur-e-Aqdasatba erinnerte an die Pfl icht jeden Ahmadis, für Gerech-tigkeit in ihren Ländern zu beten. „Ja, wir werfen uns vor unserem Herrn nieder, unser Vertrauen liegt in der Niederwerfung Gottes, Ihn anbetend erhoff en wir uns Stütze [...] Und auch jetzt werfen wir uns vor unserem Herrn nieder, wie wir es in der Ver-gangenheit getan haben. Rezitieren sie immer das Gebet: O Unser Herr, gieße Standhaft igkeit über uns aus und festige unsere Schritte und hilf uns wi-der das ungläubige Volk.“ (Der Heilige Qur-ân, Kapitel 2, Vers 251).

Stürzt Euch nicht mit eigener Hand ins Verderben

22 | nuuruddin 2011

M it diesem Vers hat Allah die muslimische Gemein-schaft vor dem Übel des

Alkoholkonsums gewarnt. Wie mäch-tig dieser eine Vers ist, und wie mäch-tig seine Wirkung, wird bewusst, wenn man bedenkt, dass jegliches Alkoholverbot durch Menschenhand letztendlich zum Scheitern verurteilt war. Nur das Gebot durch Gott hat seit 1400 Jahren Bestand. Zuletzt wird das Jugendschutzgesetz durch die neueste Studie der Bundeszentrale für gesund-heitliche Aufk lärung (Monatsschrift Kinderheilkunde Feb. 2011 - 159:111-117 „Trends im Alkoholkonsum von Jugendlichen in Deutschland“ M. Goecke et al.) ad absurdum geführt. Nach dem Jugendschutzgesetz dürfen Jugendliche unter 16 Jahren kein Al-kohol, in welcher Form auch immer, kaufen oder verzehren. Von 16 bis 18 wird der Verzehr von Bier, Wein, Sekt oder Mischgetränken erlaubt, wäh-rend Spirituosen oder deren Mischge-

tränke weiterhin weder an Jugendli-che verkauft noch von ihnen verzehrt werden dürfen.

Wirkungslosigkeit des Gesetzes

Vor diesem Hintergrund führt das Ergebnis der oben genannten Studie vor, wie wenig ein solches Verbot von Menschenhand befolgt wird. Denn danach gaben über 90% der Jugendli-chen von 16 bis 17 Jahren an, mindes-tens einmal in ihrem Leben Alkohol konsumiert zu haben. 43% der 12- 17-jährigen Jugendlichen gaben an, in den letzten 30 Tagen Alkohol konsu-miert zu haben. Besonders gefährlich ist dabei das sog. „Binge-Trinken“, welches mit einem exzessiven Alko-holgenuss über kurze Zeit einhergeht. 8,3% der 12- bis 15-jährigen Jugend-lichen gaben an, dies in den letzten 30 Tagen getan zu haben, während die Rate bei den 16- bis 17-jährigen schon bei erschreckenden 43,1% liegt.

„Sie fragen dich über Wein und Glücksspiel.

Sprich: „In beiden ist großes Übel und auch

Nutzen für die Menschen; doch ihr Übel ist größer

als ihr Nutzen.““ (Sure al-Bakarah, Vers 220)

Stürzt Euch nicht mit eigener Hand ins Verderben

M. Valeed A. Sethi

Stürzt Euch nicht mit eigener Hand ins Verderben

nuuruddin 2011 | 23

Somit betreibt mindestens jeder dritte Jugendliche aus der Altersgruppe ein-mal im Monat „Binge-Trinken“. Nicht selten landen diese Jugendlichen im Krankenhaus, vorausgesetzt sie überleben ihren Exzess. Im Jahr 2008 wurden so über 25000 Jugendliche mit einer Alkoholintoxikation in ein Krankenhaus eingeliefert. Besonders erschreckend ist hierbei wiederum, dass von diesen Krankenhauseinliefe-rungen ein nicht unerheblicher Teil in der Altersgruppe der 10- bis 14-jähri-gen war. So wurden 2136 männliche und 2376 weibliche Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren mit einer Alkoholintoxikation eingeliefert.

Und diese Zahlen entstehen trotz des Jugendschutzgesetzes. Ein klarer Trend, dass aufgrund einer rigide-ren Durchsetzung dieses Gesetzes diese Zahlen runter gehen, ist nicht erkennbar. Hinzu kommt, dass der Alkoholkonsum durch die Jugendli-chen meistens im öffentlichen Raum durchgeführt wird. Dies, obwohl das Jugendschutzgesetz auch im öffentli-chen Raum gilt. Jedoch werden viel zu selten Alterskontrollen durchgeführt, neben der Tatsache, dass Alkohol aus der Gesellschaft inzwischen nicht wegzudenken ist.

Aktuelle Analysen

Papastefanou von der Universität Sie-gen und von Hagen von der katholi-schen Universität Eichstätt-Ingolstadt beschreiben in Ihrem Artikel „Risi-koverhalten und Alkoholkonsum im Jugendalter“ (Monatsschrift Kinder-heilkunde Feb. 2011 – 159:118-123), welche Effekte der hohe Alkoholkon-

sum hat und was die Gründe für diesen hohen Alkoholkonsum sein könnten. Danach sei der hohe Alkoholkonsum des Jugendalters als eine Form der Be-wältigung von Entwicklungsaufgaben zu verstehen. Zu diesen gehörten die Entwicklung kognitiver und sozialer Kompetenzen, die Entwicklung eines inneren Bildes von Geschlechtszuge-

Drei-Faktoren-Modell der Entstehung der Alkoholabhängigkeit

Drei-Faktoren-Modell der Entstehung der Alkoholabhängigkeit

Statistisches Bundesamt - Alkoholunfälle im Straßenverkehr

Stürzt Euch nicht mit eigener Hand ins Verderben

24 | nuuruddin 2011

hörigkeit, die Entwicklung selbststän-diger Handlungsmuster zur Nutzung des Konsumwarenmarkts sowie die Entwicklung eines Werte- und Nor-mensystems und eines moralischen und politischen Bewusstseins. Des Weiteren sei in der Pubertät die Aus-

einandersetzung mit der körperlichen Veränderung und die Entdeckung der Sexualität, sowie die Ablösung von den Eltern zugunsten der Peergroup (eine gleichaltrige Bezugsgruppe) eine erhebliche Anforderung. Diese jugendtypische Suche nach Identität und Lebenssinn beträfe, so Papaste-fanou et al. die heutigen Jugendlichen in besonderem Maße aufgrund des Verschwindens sozialer und kultu-reller Traditionen und Lebensformen und dem Fehlen an geeigneten Vor-bildern und verbindlichen Werten.

Auch hierin sieht man einen Grund für das Scheitern der westlichen Ge-sundheitspolitik gegen den hohen Al-koholkonsum. Während die Jugendli-chen hierzulande ihre Vorbilder selbst in Exzessen versunken vorfi nden, hat der Islam mit dem Heiligen Prophe-

ten Muhammadsaw,

seinem rechtgelei-teten Kalifat, sei-nem Messiasas und dessen Kalifat der Gemeinschaft der Muslime eine Fülle

von hervorragenden Vorbildern zur Verfügung gestellt. Des Weiteren ist es die immerwährende Lehre des Hei-ligen Qur’an, die ein perfektes Werte- und Normensystem vorgibt und so für die Gläubigen eine verlässliche Basis ihres Handelns für alle Zeiten darstellt, dafür verantwortlich, dass die muslimische Welt –sofern sie die-ser Lehre folgte- nie in eine derartige kulturelle und spirituelle Eiszeit ver-fallen ist, noch verfallen wird.

Während von den meisten Jugend-

lichen dennoch die hohen Anpas-sungserfordernisse trotz begrenzter Bewältigungsreserven bewältigt wür-den, so Papastefanou, seien bei etwa 20% der Jugendlichen dysfunktio-nale Bewältigungsmuster wie Prob-lemvermeidung, Verleugnung und fatalistischer Rückzug zu beobachten. Dies führe vor allem bei männlichen Jugendlichen zu einer Problemver-meidung durch sportliche Aktivitä-ten oder aber durch Alkoholkonsum. Desweiteren sei laut den Ergebnissen der Shell-Jugendstudie ein genereller Rückzug aus traditionellen Aktivitä-ten (Sportvereine, Parteien) hin zu ei-nem passiv-rezeptiven Freizeitverhal-ten bedingt durch den hohen Konsum von Massenmedien (Fernsehen, PC) zu beobachten, was die Problemver-meidungsstrategien der Jugendlichen mit Hilfe von Alkohol wahrscheinli-cher macht.

Was den Umgang mit Alkohol an-geht, sagt Papastefanou et al., seien die Jugendlichen wesentlich risi-kofreudiger. Trotz des Wissens um

24 | nuuruddin 2011

1%

Quellenangabe: Drogenaffi nität Jugendlicher in der BRD, BZgA 2002, S. 11

Häufi gkeit des Alkoholkonsums bei 12- 25 jährigen in der Bundesrepublik Deutschland

täglichmehrmals pro Wocheeinmal pro Wochemehrmals pro Monateinmal pro Monatseltennie

Der Heilige Prophetsaw erklärte das Trinken sogar zur „Mutter allen Übels“ (Sunan ad-Dar Kutani, Hadith Nr. 4669)

Stürzt Euch nicht mit eigener Hand ins Verderben

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die gesundheitliche Schädlichkeit werde beobachtet, dass den unmit-telbaren positiven Konsequenzen des Alkohols mehr Gewicht beigemes-sen würde als den möglicherweise schwerwiegenden negativen Folgen. Der Grund dafür sei multifaktoriell, einen erheblichen Einfluss habe aber die Gesellschaft. Papastefanou et al. beschreiben, das Alkoholtrinken kön-ne als ein pseudoerwachsenes Verhal-ten verstanden werden. Dies, weil das elterliche Konsummuster eine Mo-dellfunktion für die Kinder besitze. Das elterliche Erziehungsverhalten und die Wahl der Peergroups seien außerdem als ätiologisch (die Ursa-che betreffend) gut belegte Faktoren für den Alkoholkonsum zu verstehen. Dabei sei sowohl ein hohes elterliches Engagement und Interesse an den Problemen der Kinder förderlich für eine Abstinenz, als auch ein restrikti-ves Erziehungsverhalten mit begrenz-ten Ausgehzeiten und einem strengen Bemühen, die Kinder von auffälligen Peergroups fernzuhalten. Auf der an-deren Seite sei ein übermäßiges Kon-trollverhalten der Eltern wiederum als negativer Faktor zu verstehen. Das Problem in der hiesigen Gesellschaft

sei daher mitunter, die mangelnde Erziehungskompetenz der Eltern auf der einen Seite und ihre negative Vor-bildfunktion auf der anderen Seite. Denn Alkoholkonsum beginne schon früh in der Familie, bei Feiern, zu denen Jugendliche mit Erlaubnis der Eltern und im geschützten Rahmen das erste Mal Alkohol probieren dürf-ten, wobei dies ein sozial akzeptiertes Verhalten sei und als eine Art Initiati-onsritual des Erwachsenwerdens ver-standen werden kann. Dies ist dann meist der Startschuss, in dessen Folge Jugendliche das Trinken von Alkohol als ein soziales Ereignis ansehen. Was als eine Tradition und als ein Zeichen der Reife des Jugendlichen begann, mündet dann häufig in einem unkon-trollierten Trinkverhalten, was wie-derum von den so geprägten Jugend-lichen an ihre Kinder in dem selben Ritual weitergegeben wird.

Verheerende Folgen

Dass Alkohol mannigfaltige schädli-che Wirkungen hat, ist indes inzwi-schen sogar der alkoholfreudigen westlichen Gesellschaft bewusst. Zu den kurzfristigen Folgen ist das er-

höhte Unfallrisiko hierbei an erster Stelle. Die Todesursachenstatistik bei Jugendlichen zeigt nämlich ein er-schreckendes Resultat: Danach stehen bei Jugendlichen Verkehrsunfälle an erster Stelle. 1/3 aller tödlichen Ver-kehrsunfälle bei Jugendlichen sind dabei mit Alkohol assoziiert. Dane-ben sind Gewalthandlungen und Sui-zide als mögliche schädigende Folgen ebenfalls mit Alkohol verbunden.

Desweiteren geht ein hoher Alko-holkonsum mit einer frühen sexuel-len Aktivität mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern einher. Dies be-lastet die Jugendlichen nicht nur mit häufigen Geschlechtskrankheiten, sondern ist natürlich auch mit häufi-gen, ungewollten Schwangerschaften verbunden. Abgesehen davon, dass dadurch das Leben des Mädchens, das diese Schwangerschaft austragen muss, maßgeblich beeinträchtigt ist, ist auch für das neu entstehende Kind im Alkohol eine erhebliche Gefahr. Denn oft wird weiter Alkohol konsu-miert, entweder, weil die betroffenen jungen Frauen noch nicht wissen, dass sie schwanger sind, oder weil aufgrund mangelnder Reife das Ver-

Stürzt Euch nicht mit eigener Hand ins Verderben

26 | nuuruddin 2011

ständnis für die Gefährlichkeit des Alkoholkonsums für das ungeborene Kind fehlt. So werden in Deutsch-land jährlich etwa 10.000 Kinder mit Schäden durch einen mütterlichen Alkoholkonsum geboren, während 4000 Kinder das Vollbild eines fe-talen Alkoholsyndroms aufweisen. Schließlich sind weibliche Jugendli-che zusätzlich durch den hohen Al-koholkonsum gefährdet, indem das Risiko für sie, Opfer ungewollter se-xueller Handlungen zu werden, 3-mal so hoch ist, wie ohne Alkohol.

Mittel- und langfristig kann der hohe Alkoholkonsum letztendlich die Ge-fahr für eine Abhängigkeit enorm steigern, das Gehirn schädigen und zu chronischen Erkrankungen wie Leberkrebs, anderen Krebsarten und Bluthochdruck führen.

Was nun für die westliche Welt all-mählich zu einem größeren Problem wird, indem immer mehr Jugend-liche von den negativen Folgen des Alkohols betroffen sind, ist der Ori-ent seit Anbeginn des Islam weitest-gehend von diesen Folgen verschont geblieben. Ein Ende der Misere der westlichen Welt ist nicht abzusehen. Denn diejenigen, die das Jugend-schutzgesetz verabschiedet haben, sind häufig selbst Opfer dieser mit Alkohol durchsetzten Traditionen.

Es ist schlichtweg nicht glaubwür-dig, dass jemand, der selbst ohne sein Bier am Abend nicht auskommt, ei-nem Jugendlichen versucht zu schil-dern, dass dieser abstinent bleiben soll. Zumal ein völliges Auslassen des Alkohols sich auch die Zuständigen nicht trauen. Meistens fordern diese einen Verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol. Indes hat der Islam der Menschheit den absoluten Richtweg bezüglich des Alkohols offengelegt und den Alkoholgenuss gänzlich ver-boten:

Das Verbot im Islam

„O die ihr glaubt! Wein und Glücks-spiel und Götzenbilder und Lospfeile sind ein Greuel, ein Werk Satans. So meidet sie allesamt, auf dass ihr Er-folg habt. Satan will durch Wein und Glücksspiel nur Feindschaft und Hass zwischen euch erregen, um euch so vom Gedanken an Allah und vom Ge-bet abzuhalten. Doch werdet ihr euch abhalten lassen?“ (Sure 5, Vers 91-92)

Der Heilige Prophetsaw erklärte das Trinken sogar zur „Mutter allen Übels“ (Sunan ad-Dar Kutani, Hadith Nr. 4669)

Es ist allerdings nicht jeglicher Ge-brauch von Alkohol verboten. Alko-hol, das nicht der Berauschung dient - ist erlaubt. Diese Erlaubnis ist aber mit äußerster Vorsicht zu betrach-ten. Denn selbst viele Muslime un-terliegen dem Irrglauben, dass dann eine Menge von Alkohol, die nicht berauscht, erlaubt sein sollte. Es ist allerdings so, dass abgesehen von Me-dikamenten eben der Mensch nicht merkt, wann die Grenze erreicht ist. Selbst wenn jemand über sich sagt, er wüsste, wieviel er verträgt, kann der Alkohol auch auf ihn schon in klei-neren Mengen subtile Wirkungen ha-ben. Wenn allerdings die Absicht le-diglich die ist, eine kleine Menge von einem Medikament einzunehmen, in

Stürzt Euch nicht mit eigener Hand ins Verderben

nuuruddin 2011 | 27

dem Alkohol enthalten ist, wird die-ses Medikament tatsächlich nicht zur Berauschung verwendet. Und selbst wenn dieses Medikament in größeren Mengen eingenommen würde, würde man eher eine Vergift ung durch das Medikament erleiden, als das man berauscht wäre. Schließlich ist zu sa-gen, dass ein Stoff , der in einer größe-ren Menge verboten sein soll, in einer kleineren Menge nur schwerlich er-laubbar ist. Der vierte Kalifrh, Hadhrat Mirza Tahir Ahmadrh, verglich dies in einer seiner Sitzungen mit dem Dieb-stahl. Danach sei Diebstahl in der ganzen Welt anerkannt als ein Übel. Dies sei auch der Fall, wenn Diebstahl in einer kleinen Dimension betrieben würde und dem bestohlenen eigent-lich keinen erheblichen Verlust zufü-gen würde. So sei dies auch mit dem Alkohol zu betrachten.

Der Alkohol in der westlichen Welt zersetzt diese Gesellschaft von in-nen heraus. Wie lange das gut geht, ist indes ungewiss. Gewiss ist, dass eine Gesellschaft , die sich in großem Maße von Gott abwendet, auf Dauer nicht überlebensfähig ist. Und gleich aller Anpreisungen des Alkohols in den westlichen Ländern dürfen Muslime niemals ihre Lehre und zu-gleich Tradition der vollkommenen Abstinenz verlassen. Denn wenn sie dies tut, wird sie Teil der westlichen Gesellschaft . Einer im Niedergang be-fi ndlichen Gesellschaft .

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Quelle:  STATISTIK  AUSTRIA    

Alkoholisierte  Beteiligte  in  Altersklassen  

Hadhrat Umar bin Khattabrs

28 | nuuruddin 2011

Hadhrat Umar bin Khattabrs

Mudabbar Khan

Der Heilige Prophetsaw betete: „O Allah! Bereichere und beehre den Islam mit „Abu-Jahl“ oder Umar bin

Khattabrs, mit jenem, den du mehr liebst“

(Tirmidhi, Vol. 2, Seite 1553, Hadith Nr. 1613)

Hadhrat Umar bin Khattaabrs

nuuruddin 2011 | 29

Mudabbar Khan

Das muslimische Imperium zur Zeit des zweiten Khalifen, Hadhrat Umar bin Khattabrs, 644

D er Heilige Prophetsaw betete: „O Allah! Bereichere und beehre den Islam mit „Abu-

Jahl“ oder Umar bin Khattabrs, mit je-nem, den du mehr liebst“ (Tirmidhi, Vol. 2, Seite 1553, Hadith Nr. 1613). Beide von ihnen - Umar bin Hisham sowie Hadhrat Umar bin Khattabrs – waren große Gegner und Feinde des Islam. Das Gebet ging mit Hadhrat Umar bin Khattabsrs Annahme in Er-füllung.

Als Hadhrat Umarrs den Islam an-genommen hatte, sagte er zum Hei-ligen Prophetensaw: „Sind wir etwa

denn nicht im Recht?“ Der Heilige Prophetsaw antwortete: „Gewiss! Bei Gott! Ob du am Leben bleibst oder stirbst, du bist im Recht.“ Darauf sag-te Hadhrat Umarrs: „Warum verste-cken wir uns dann?“ Ich schwöre bei Gott, wir werden hinausgehen!“ Der Heilige Prophetsaw bildete zwei Rei-hen. Eine Reihe wurde von Hadhrat Hamzahrs geleitet, während Hadhrat Umarrs die zweite Reihe leitete. Als die Quraish sie die Khana-Kaaba so errei-chen sahen, wurden sie bekümmert. Hadhrat Umarrs sagt, dass der Heili-ge Prophetsaw ihm anschließend den Titel „Farooq“ übergab, denn durch

ihn wurde der Unterschied zwischen Wahrheit und Unwahrheit hergestellt. (Sawaaneh Hadhrat Umarras, S.14-15, veröffentlicht von der Majlis Khud-dam-ul-Ahmadiyya Pakistan)

Es ist offensichtlich, dass durch Hadhrat Umarrs Großartiges be-werkstelligt werden sollte. Folgende Ahadith bestätigen den hohen Rang von Hadhrat Umarrs: „Hadhrat Ais-hars berichtet, dass der Heilige Pro-phetsaw sagte: ich sehe, wie Satan vor Umarrs wegläuft.“ (Ibn Asakar) Hadhrat Ibn Umarrs berichtet, dass der Heilige Prophetsaw sagte: ich habe

Hadhrat Umar bin Khattabrs

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geträumt, dass ich Milch trank, deren Duft bis in meine Fingernägel reich-te. Den Rest davon gab ich an Umarrs ab. Die Gefährtenrs fragten, wie die-ser Traum zu deuten sei. Der Heilige Prophetsaw antwortete, dass diese (die Milch Anm. d. Autors) für Wissen stehe (Bukhari). In einer weiteren Überlieferung heißt es, dass Allah die Wahrheit in Umarsrs Worte gelegt

habe, er sage nur die Wahrheit (Ibn Majah).

Ein Blick auf die Ära des Kalifats von Hadhrat Umarrs verdeutlicht, dass Hudhurrs alles daran setzte, soziale Gerechtigkeit herzustellen und das expandierende Reich zur Einheit ver-schmelzen zu lassen. Nach dem Ab-leben von Hadhrat Abu Bakrrs wurde Hadhrat Umarrs zum Kalifen gewählt. Seine Ära umfasst fast 11 Jahre (634 – 644 n.chr.), somit ist diese die längste und prägendste Zeit des Rechtgelei-teten Kalifat. Neben den großen Er-rungenschaften an Land, das sich in seiner Amtszeit von Iran, Irak und Syrien bis hin zu Jerusalem - die Stadt

besuchte Hadhrat Umarrs selbst im Jahre 17 (nach Hijra) und unterzeich-nete dort einen Vertrag mit der römi-schen Regierung - erstreckte, stellte Hadhrat Umarrs zahlreiche Institutio-nen und rief etliche sozio-politische Projekte ins Leben, die für die Erhal-tung und Stabilisierung des expan-dierenden Reiches äußerst dringlich waren. Darunter sind die Majlis-e-

Schura (Majlis-e-Schura ist ein Ratgebergremium. Sie ist im Qur-ân verankert. In 42:39 und 3:160 und stellt die zweitwichtigste Institu-tion nach dem Khilafat dar), die Inkraftsetzung der Gou-verneure, die Errichtung

des Bait-ul-Maal (Staatskasse, Schatz-amt) und die Einführung des „Hijri-Kalenders“ von großer Bedeutung.

Ein kurzer Blick auf das Leben von Hadhrat Umarrs reicht schon aus, um zu erkennen, dass die Gottesfurcht in seinem Leben die antreibende Kraft hinter jeder Handlung gewesen ist. Hadhrat Umarrs rezitierte oft Verse, in denen die Herrlichkeit Gottes gelobt wird. Hadhrat Imam Hussainrs be-richtet, dass Hadhrat Umarrs einmal im Gebet die folgenden Verse rezi-tierte:

„Die Strafe deines Herrn trifft sicher ein. Keinen gibt es, der sie abzuwen-

den vermag.“ (52:8-9)

Diese Verse ergriffen ihn so, dass er anfing zu weinen bis seine Augen anschwell-ten (Kinz-ul-A´maal). Als Hadhrat Umarrs zum Kalifen gewählt wurde, stieg auch seine Gottesfurcht. Die Ge-schichte zeigt viele Berichte Hadhrat Umarsrs, in denen er seine Anhänger fragt, ob er ein König sei oder ein Kalif. Ibn Saad schreibt: Als Hadhrat Umarrs Safiyan bin Abu Al-Arja fragte, antwortete dieser,: „es gibt einen Unterschied zwischen dem Kalifen und dem König.“ Hadhrat Umarrs fragte darauf: „Welchen?“ Abu Al-Arja antwortete: „es ist die Eigenheit des Kalifen, dass er

weder unnötig Geld einnimmt noch unnötig ausgibt. Und – Gott sei ge-lobt – es trifft vollkommen auf Sie zu“. (Tareekh-ul-Khulafa) Diese Gottes-furcht bestimmt alle Entscheidungen des Kalifen. Er muss nämlich immer das Gesetz Gottes befolgen. Und diese Furcht lässt ihn nie vom rechten Weg abschweifen. Hadhrat Khalifat-ul-Massih IIrs schreibt: „Auf dem Kali-fen herrscht von oben der Druck der Scharia. Der Kalif kann Vorschläge ablehnen, jedoch nicht gegen die Scharia handeln. Er ist konstitutio-nelles Oberhaupt, aber nicht unein-geschränkt […] Neben der Schura und der Scharia gibt es auch einen dritten Wächter – sein Gewissen. Der Kalif ist auch ein religiöser Füh-rer und leitet ebenso die Gebete. So-mit richten ihn seine Vernunft und der moralische Druck als Wächter auf dem rechten Weg. Dieser Druck herrscht nicht auf einen rein poli-tischen –demokratisch gewählten sowie diktatorischen – Führer.“ (Al-Furqan, Juli 1958, Seite 1, 2)

Auch das „Handwörterbuch des Is-lam“ schreibt über Hadhrat Umarrs: „Die Tradition zeigt uns Umar mehr gefürchtet als beliebt. Dies Gefühl dürfte echt sein; aber man muss be-merken, dass Umar nur seinem mora-lischen Einfluss die Achtung verdank-te, die er einflößte, da die materielle Macht, über die er verfügte, nicht groß war.“ (S. 760, Handwörterbuch des Is-

Die Schwerter der ersten 4 Kalifen des Islam. Von oben nach unten: Abu Bakrsras, Umar bin Khattabsras, Usman bin Affansras und Alisras Schwert

„Hadhrat Aishars berichtet, dass der Heilige Prophetsaw sagte: ich sehe, wie Satan vor Umarrs wegläuft.“ (Ibn Asakar)

Hadhrat Umar bin Khattaabrs

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Strukturen der besiegten Länder zu stören, trotzdem die Übersicht und Kontrolle zu bewahren. Dieselbe Einstellung, die oben dargelegt wor-den ist, erwartete Hadhrat Umarrs von seinen Gouverneuren. Hadhrat Kha-zeemars sagt: „Als Hadhrat Umarrs jemanden zum Gouverneur ernannte, gab er ihnen immer folgende Anwei-sungen: „Reite nicht auf ein Pferd! Iss kein Weizenbrot! Trage keine edle Kleidung! Und halte deine Tür immer offen für Bedürftige! Bei Widersetzen, wird Strafe vollzogen!“ (Hayat-us-Sa-haba, Vol.2, S.102)

Ebenso heißt es, dass sich Hadhrat Umarrs eine Liste des Eigentums von seinen Gouverneuren einreichen ließ. Als er Hadhrat Saad bin Abi Waqqas-rs zum Gouverneur ernannte, ließ er sich auch eine Liste seines Eigentums einreichen und forderte ihn auf, die Hälfte für sich zu behalten und die andere Hälfte ins Bait-ul-Maal einzu-zahlen. (Tareekh-ul-Khulafa)

Die Aufsicht der Gouverneure war ein besonderes Merkmal der Ära des Zweiten Kalifenrs des Islam. Wenn sich Reisende in Medina begaben,

lam, E.J. Brill, Leiden, 1941)

Aber es ist die Furcht vor dem Vollzie-hen der Gerechtigkeit, die die Bürger empfanden. Hadhrat Umarrs kündigte an: „Brüder, ich habe erfahren, dass das Volk mich fürchtet. Sie sagen, er sei nun der Kalif, Gott weiß, wie hart er sein werde. Wer auch immer dies sagte, hatte keine falsche Vermutung getroffen. Seid euch gewiss, dass ihr eine Veränderung in mir sehen wer-det. Jenen gegenüber, die tyrannisch sind und anderen ihre Rechte abneh-men, werde ich hart und streng sein! Doch jene, die das Gesetz befolgen, werden mich gütig und mild finden.“ (Umar Al-Farooq, Muhammad Hu-sayn Haykal)

Dieser moralische Einfluss macht den Kalifen zum Vorbild für seine Amts-träger und für das Volk, so konnte er höhere Ergebnisse erzielen, im Ver-gleich zu anderen Regierungsober-häuptern.

Ein bekanntes Beispiel dafür finden wir in der Geschichte. Hadhrat Um-arrs hatte sich selbst dazu verpflich-tet nachts durch die Straßen zu pat-rouillieren, um zu sehen, wie es der

Bürgerschaft ging. Einmal lief er an einem Haus vorbei. Er hörte, dass Kinder weinten und eine alte Frau etwas kochte. Er fragte nach, wieso die Kinder weinen würden. Die Frau antwortete, dass sie nichts zum Essen hätten und sie würde nur Wasser auf-kochen bis die Kinder einschliefen. Hadhrat Umarrs war schockiert und hielt sich für verantwortlich. Errs eilte sofort zum Bait-ul-Maal und brachte einen Sack geladen mit Butter, Dat-teln, Mehl, Kleidung und Geld. Als sein Diener ihn darum bat, den Sack zu tragen, lehnte er es ab und sagte: „Am Jüngsten Tage wirst du nicht da sein, um die Lasten meiner Sünden zu tragen! („Glimpses From the Lives of the Sahaba and Tabi‘een, Umar Ibn Al Khattab.“ By Dr. M. Jilani. Taiba Pub-lishers, 2003)

Dieses Grundprinzip der Moral und Gottesfurcht muss verstanden wer-den, um den rapiden Fortschritt und die Entwicklung unter der Zeit von Hadhrat Umarrs nachvollziehen zu können.

Hadhrat Umarrs führte zuerst das Sys-tem der Gouverneure ein, um nicht die sozialen und gesellschaftlichen

Mekka, die heilige Stadt der Muslime und Geburtsort von Hadhrat Umarras

Hadhrat Umar bin Khattabrs

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hörte, sagte er, er denke, dass sie ihre Rechte als Mutter nicht erfülle. Wor-an läge es, dass ihr Kind so oft in der Nacht weine? Die Mutter sagte darauf: „O Diener Gottes! Heute Nacht hast du mich gewiss geplagt (indem du mehrmals zu mir kamst). Ich möch-te ihm die Muttermilch abgewöh-nen.“ Hadrat Umarrs fragte nach dem Grund. Die Frau antwortete, Hadhrat Umarrs (Die Frau wusste nicht, dass es Hadhrat Umarrs selbst gewesen ist)habe nur für Kinder, die nicht mehr gestillt werden, einen Zuschuss fest-gelegt. Es heißt, dass Hadhrat Um-arrs beim Fajr-Gebet so schluchzte, dass man die Rezitation des Quran nicht mehr verstehen konnte. Nach dem das Gebet beendet war, sagte er zu den Anwesenden: „Verdammt sei Umar! Wie viele Kinder hat er ge-tötet!“ Anschließend beauftragte er seinen Sekretär bekanntzumachen, dass für Säuglinge ebenfalls ein Zu-schuss festgelegt werde, nun solle keiner mehr seinen Kindern die Mut-termilch abgewöhnen. Dasselbe gelte auch für die restlichen Provinzen und ein Schreiben solle an die Gouverneu-re rausgeschickt werden. (S. 281-282, HayatSeerat-us-Sahaba II, Hadhrat Maulana Muhammad Yousuf Kaand-halwi, übersetzt von Hadhrat Maula-na Muhammad Ehsaan-ul-Haq)

Zu sehen ist die grüne Kuppel der Masjid Nabwi (Moschee des Propheten) im Zentrum Medinas.

fragte Hudhurrs stets nach, ob die Bevölkerung mit dem Gouverneur zufrieden sei. Falls Hudhurrs eine Un-

zufriedenheit hörte, schickte er sofort einen Boten los, um das Problem zu lösen oder, wenn notwendig, den Gouverneur herbeizurufen. In der Geschichte heißt es, dass Hadhrat Umarrs immer Hadhrat Muhammad bin Maslamars bei solchen Angele-genheiten beauftragte (Hayat-us-Sa-haba). Es ist auch allgemein bekannt, dass Hadhrat Umarrs einen Geheim-dienst hatte, die über die Lage der ein-zelnen Provinzen informierten.

Neben den Gouverneuren wurde manchmal auch ein Beamter, der das Finanzamt der Provinz kontrollier-te, geschickt. Zu diesem Anlass fand auch die erste Volkszählung statt. Als nun im Bait-ul-Maal Geld eingegan-gen war, wurde beschlossen, das Geld gerecht zu verteilen. Hadhrat Umarrs beriet sich mit der Majlis-e-Schura und es kam der Vorschlag, dass eine Volkszählung stattfinden sollte, da-

mit die Beträge samt dem Namen der Bürger festgehalten werden konnten, die eine Subvention erhielten. Letzt-

endlich wurden dafür Ordner ange-legt. Es fand eine Volkszählug statt und die Subventionen wurden ge-recht verteilt.

Die Anzahl der Ordner stieg mit der Zeit. Hadhrat Umarrs legte einen Zu-schuss für Kinder fest – vergleichbar mit dem Kindergeld in Deutschland. In Medina traf eine Karawane ein. Hadhrat Umarrs sagte zu Hadhrat Abdul-Rahman bin Aufrs, ob er bereit sei die Nacht zu wachen. Beide Per-sonen hielten die ganze Nacht Wa-che und verrichteten abwechselnd Gebete. Hadhrat Umarrs hörte ein Kind weinen. Er ging zu der Mutter und sagte, sie solle Gott fürchten und für ihr Kind sorgen und kam dann zurück. Nach einer Weile hörte er wieder, dass das Kind weint. Er ging nochmals zu der Mutter und sagte dasselbe und kam wieder zurück. Als er das Kind ein drittes Mal weinen

„Unter seiner Regentschaft und die seines Vorgängers waren die Eroberer des Ostens treue Diener Gottes.“

Hadhrat Umar bin Khattaabrs

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Die soziale Gerechtigkeit war das Ziel und das Bestreben der Regierung ge-wesen. Diese Regierungsform ist dem heutigen Sozialstaat sehr ähnlich. Der Sozialstaat sorgt dafür, dass eine sozi-ale Gerechtigkeit im Lande herrscht, sodass jeder an der sozialen Gesell-schaft Teil hat. Es mag vielleicht uto-pisch erscheinen, aber Gesetze und ihre Ausführungen dienen nur die-sem Zweck. Und zu Zeiten Hadhrat Umarsrs war dieses Bestreben gewähr-leistet.

Die Judikative in den Provinzen wur-de durch den Qadhi (Präsident des Obersten Gerichtshofes) bewacht. Die Judikative war unabhängig vom Staat. Der Kalif selbst war auch dem Gesetz unterworfen. Anfangs war Hadhrat Umarrs selbst der Qadhi, je-doch musste er einen Vizepräsident ernennen, der die Aufgaben über-nahm, da die Lasten der staatlichen Angelegenheiten stiegen. Hadhrat Umarrs bestimmte hohe Gehälter für seine Beamten, sodass sie nicht be-stecht werden konnten. Die Strenge in Auswahl der Qadhis und die Schärfe der Anordnungen waren genauso wie die der Gouverneure. Reiche und Arme, Starke und Schwache waren gleich vor dem Gesetz.

Hadhrat Umarrs ist ein revolutionärer Staatsmann gewesen. Seine Vorstel-lungen verwirklichten sich rasch in Taten. Edward Gibbon schreibt in sei-nem Buch „Th e History of the Decline and Fall of the Roman Empire” über Hadhrat Umarrs: „Unter seiner Re-gentschaft und die seines Vorgängers waren die Eroberer des Ostens treue Diener Gottes und der Menschen: die Masse des öff entlichen Schatzes war den Kosten von Krieg und Frieden ge-weiht, eine ausgeglichene Mischung der Gerechtigkeit und Güte, die die Disziplin der Sarazenen beibehielten, und sie vereinten, durch ein seltenes Glück, Erfassung und Ausführung des Despotismus, mit denselben und sparsamen Maximen einer republi-kanischen Regierung.“ (Th e History of the Decline and Fall of the Roman Empire, Edward Gibbon)

Eingangstor zur Masjid Nabwi (Moschee des Propheten) in Medina. Ne-ben dem Grab des Heiligen Propheten Muhammadsaw sind dort auch die ersten Kalifen Abu Bakrrs und Umar bin Khattabrs begraben.

Naturkatastrophen - Strafen Gottes?

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Naturkatastrophen - Strafen Gottes?

Amir Mahmood Ahmed

Naturkatastrophen - Strafen Gottes?

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„Gottes Wort offenbart mir, dass viel Unheil in Erscheinung treten wird und eine Menge Katastrophen die Welt heimsuchen werden. Einige davon sollen sich zu meinen Lebzeiten offenbaren und andere erst danach.“

(Das Testament, Seite 6)

Naturkatastrophen - Strafen Gottes?

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Z ur Ursache von Naturkatas-trophen sind allgemein zwei Ansichten weit verbreitet:

Entweder sind alle Katastrophen als eine Folge natürlicher Veränderung zu sehen oder deren Ursache ist auf den Zorn Gottes zurückzuführen. Letzeres wird vor allem von Anhän-gern verschiedener Religionen vertre-ten. Gerade bei außergewöhnlichen Naturkatastrophen wird die Behaup-tung aufgestellt, dass der Zorn Gottes erweckt wurde, weil Menschen gesün-digt hätten. Dabei neigen die Vertre-ter dieser Ansichten häufi g dazu, nur ihre Auff assung als wahr anzusehen und lehnen die andere gänzlich ab. Im Folgenden soll nun auf die islamische Sicht eingegangen werden.

Allah hat als Schöpfer der Welt auch ein vollkommenes System für sei-ne Schöpfung hinterlegt. Es ist also selbstverständlich, dass Naturkatast-rophen als Folge von Naturkräft en zu sehen sind.

Hadhrat Khalifatul Massih IVrh, Hadhrat Mirza Tahir Ahmadrh, er-wähnte dies bezüglich:

„Ahmadis lehnen keineswegs ab, dass sich Naturkatastrophen, Unglücke und Erdbeben auf natürliche Ursa-chen stützen.“1

1 Hadhrat Mirza Tahir Ahmadrh: Hawadis tabei ya Azab-e-Ilahi, Seite 8

Der feine Unterschied

Doch diese Angelegenheit hört hier nicht auf. So wen-det Allah von Zeit zu Zeit eben jene Naturkräft e an, um Dinge zuzulassen oder zu verhindern. So lesen wir im Heiligen Qur-ân in der Sure Nuh (71)11-13 folgendes: „und ich [Noah] sprach: „Su-chet eures Herrn Verzeihung, denn Er ist allverzeihend. Er wird Regen für euch hernie-dersenden in Fülle und wird euch mit Glücksgütern und Kindern stärken und wird euch Gärten bescheren und für euch Flüsse schaff en.“

In diesem Qur-ânvers be-richtet Hadhrat Nuhas (Noah) seinem Volk, dass Allah in solcher Fülle regnen lassen

wird, dass fruchtbares Land entstehen wird und sie Glück darin fi nden wer-den. Allerdings mit der Aufl age, dass sie sich rückbesinnen und für ihre begangenen Sünden um Verzeihung bitten. Doch ein Großteil der Men-schen lehnte Hadhrat Nuhas ab. Und so kam es, dass eben jener Regen, der verheißen wurde, ihnen zum Ver-hängnis wurde: Ein langanhaltender und massiver Regen brach aus, sodass Quellen hervorbrachen und die Ge-wässer sich begegneten (54:12-16). Zu den einzigen Überlebenden gehörten jene, die die Warnung von Hadhrat Nuhas wahrnahmen und ihre Taten bereuten. Heutzutage ist jedem die Geschichte der Sintfl ut wohl bekannt.

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Anzahl der Erdbeben der letztzen Jahrhunderte, die mindestens als mittelstark (>5,0) kategorisiert werden (Quelle: National Oceanic and Atmospheric Administration)

Naturkatastrophen - Strafen Gottes?

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Anzahl der Erdbeben der letztzen Jahrhunderte, die mindestens als mittelstark (>5,0) kategorisiert werden (Quelle: National Oceanic and Atmospheric Administration)

An diesem Beispiel stellen wir zum einen fest, dass es bei Allah liegt, ein Ereignis als Zeichen Seiner Gnade oder als eine Strafe zu off enbaren. Zum anderen stellen wir fest, dass Al-lah die Menschen nicht direkt für ihre Sünden bestraft , sondern erst einen Propheten zu ihnen entsendet. Dieser Aspekt wird oft von Anhängern ver-schiedener Religionen vernachlässigt. Im Heiligen Qur-ân sagt Allah sehr deutlich:

„Und Wir strafen nie, ehe Wir denn einen Gesandten geschickt haben.“ (17:16)

Hieraus wird die Handlungsweise Al-lahs ersichtlich, dass Er wegen Seiner Barmherzigkeit Propheten zu den Menschen entsendet, um sie recht-zuleiten. Eine Katastrophe kann also nur dann als eine Strafe Gottes erach-tet werden, wenn es einen Propheten gibt, der die Menschen vor dieser warnt. Doch wann immer ein Prophet die Botschaft seines Herrn verkünde-te, wurde er von einem Großteil der Menschen abgelehnt, verleugnet und verspottet. So heißt es im Heiligen Qur-ân:

„Wehe über die Diener! Kein Gesandter kommt zu ihnen, den sie nicht verspot-teten.“ (36:31)

Wir halten fest: Durch das sündhaft e Verhalten haben die Menschen den Zorn Gottes auf sich gezogen. Allah gewährt ihnen dennoch Aufschub und entsendet aufgrund Seiner Barm-herzigkeit einen Propheten als einen Träger froher Botschaft (Bashir) und als Warner (Nazir), damit sie sich zu

ihrem Herrn zurückbesinnen. Trotz-dem lehnt ihn ein Teil der Menschen ab und verspottet ihn sogar. Um die Wahrhaft igkeit Seines Propheten zu bezeugen, zeigt Allah generell Zei-chen Seiner Gnade und Zeichen Sei-nes Zorns. Zu den letzteren zählen unter anderem:

Der Verheißene Messiasas – Der Imam unserer Ära

Der Heilige Prophet Muhammadsaw sagte voraus, dass die Menschheit in der Endzeit in allen möglichen Schändlichkeiten verfallen wird und prophezeite zugleich die Ankunft ei-nes Messias und Mahdi. So heißt es in einem Hadith:

„Das Wissen wird verschwinden. Erd-beben werden äußerst häufi g sein. Die Zeit wird sich zusammenziehen. Gro-ßes Unheil wird sich verbreiten. Mord wird weit verbreitet sein. Materieller Wohlstand wird sich in einem Maße ausbreiten, dass die Reichen nieman-

den fi nden, dem sie ihre Spenden überreichen können. Es wird einen Wettbewerb in der Konstruktion von sehr hohen Gebäuden geben. Aber es wird solch ein Unglück vorherrschen, dass man wünschen würde, man wäre Tod und begraben, wenn man an ei-nem Friedhof vorbeikommt. Die Son-

ne wird im Westen aufgehen, und da sie all dies beobachten, werden die Menschen der Annahme der Wahr-heit zugeneigt sein, aber zu diesem Zeitpunkt wird ihre Annahme der Wahrheit von keinem Vorteil sein, außer für jene, die bereits in die Ge-meinde der Gläubigen eingetreten sind und gute Taten in ihrem Zustand des Gläubigseins vollbracht haben.« (Bukhari - Kitab-ul-Fitn)

Sogleich wird jedoch verheißen, dass:

„Selbst, wenn der Glaube bis hin zum Siebengestirn hinaufstiege (d.h. komplett von der Erde verschwände),

Langanhaltender Regen, der eine Flut auslöst Sure Al-Qamar 54:11–13

Windanomalien Sure Al-Qamar 54:19-21

Vulkanausbruch Sure Al-Hidschr 15:74-75

Heftiger Sturm und Regen Sure Al-Ahqaf 46:25-26

Eine Flut, die unfruchtbares Land hinterlässt Sure Saba 34:17

Grundwasserknappheit Sure Al-Mulk 67:31

Hungernot Sure Al-Nahl 16:113Not und Drangsal (Etwa nach einem Krieg) Sure Al-Araf 7:95

Ungezieferplagen und Seuchen Sure Al-Araf 7:134

Erdbeben Sure Al-Mulk 67:17

Erwähnte Naturkatastrophen im Heiligen Quran

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würde es einige von seinen Leuten geben, die den Glauben auf der Erde wiederherstellen werden.“ (Bukhari Kitab at-Tafseer)

Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas er-hob den Anspruch, eben jener Mes-sias und Imam Mahdi zu sein. Auf-grund der erfüllten Prophezeiungen des Heiligen Qur-ân sowie der Aha-dith sind wir Ahmadis der festen Überzeugung, dass die Menschheit nur durch die Hand des Verheißenen Messiasas und seiner Khalifen den Weg zu Gott und Seiner wahren Leh-re wiederfi nden kann.

So hat der Verheißene Messiasas in seinen über 80 Werken ausführliche Wege beschrieben, wie man eine le-bendige Beziehung zu seinem Schöp-fer aufb auen kann. Die Menschheit nahm jedoch diesen großartigen Schatz nicht an und ein Großteil der Menschen verleugnet ihn. Der Ver-heißene Messiasas prophezeite Erbe-ben, die bereits zu Lebzeiten eintref-fen sollten.

So erhielt der Verheißene Messiasas von Allah mehrere Off enbarungen über nahestehende Erdbeben, die sei-ne Wahrhaft igkeit bezeugten. Am 4. April 1905 um 0:50 Uhr erschütterte ein Erdbeben in Kangra den Norden Indiens mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala. Der Verheißene

Messiasas nahm in „Das Testament“ Stellung zu diesem Erdbeben und prophezeite gleichzeitig ein weiteres Erdbeben:

„Hört, ich verkünde laut, dass Gottes Zeichen noch kein Ende gefunden haben. Nach dem Zeichen das sich am 4. April 1905 als Erdbeben zeigte und vor langer Zeit off enbart wurde, hat Gott mich erneut benachrichtigt, dass sich im Frühling ein heft iges Be-ben zutragen wird. Es würden Früh-lingstage sein. Unklar ist ob dies der Anfang des Frühlings sein wird, wenn die Bäume anfangen Blätter zu tragen oder es die mittleren Tage oder die am Ende sein werden. Die Worte der Pro-phezeiung lauten:

‚Erneut kam der Frühling, erneut er-füllte sich Gottes Wort.’

Da auch das erste Beben sich im Früh-ling ereignete, gab Gott kund, dass auch das zweite Beben im Frühling stattfi nden wird. Und da die Blätter einiger Baumarten schon Anfang Ja-nuar sprießen, wird die Gefahr schon ab diesem Monat beginnen und ver-mutlich bis Ende Mai andauern.“

Der Verheißene Messiasas machte hier präzise Angaben zum Zeitraum und auch zur Jahreszeit. So erschüt-terte am 16. April 1906 ein sehr hef-tiges Erdbeben die Stadt San Fran-

cisco, welches bis heute als eines der schlimmsten Katastrophen in den USA gilt.

Manchem Leser mag der Gedanke aufk ommen, dass, wenn Naturkatas-trophen als eine Strafe für die Leug-nung des Verheißenen Messiasas zu verstehen sind, warum dann auch solche Länder und Ortschaft en von Katastrophen heimgesucht werden, zu denen die Botschaft des Verheiße-nen Messiasas nicht gelangt ist.

Eine ähnliche Frage wurde auch dem Verheißenen Messiasas nach dem Erd-beben in San Francisco gestellt und er nahm wie folgt dazu Stellung:

„Aus der Geschichte der Prophe-ten geht hervor, dass es seit jeher die Handlungsweise Allahs gewesen ist, dass er Seine Propheten dann ent-sendet, wenn die Menschen jeglicher Sünden verfallen sind und sich die-se anhäufen. Ein Teil der Menschen leugnet ihn. So wird seine Ankunft zu einem weiteren Beweggrund für Stra-fen der Unheilstift er, die schon früher gesündigt haben. Und für denjenigen, der für seine in der Vergangenheit be-gangenen Sünden bestraft wird, ist es nicht entscheidend zu wissen, ob es in dieser Zeit einen Propheten oder Ge-sandten gibt.“ (Haqiqat-ul-Wahi Seite 164f.; Ruhani Khazain, Band 22 Seite 160 ff .)

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Fukushima  (Japan,  2011)  

Hurrikan  Katrina  (USA,  2005)  

Erdbeben  Kobe  (Japan,  1995)  

Erdbeben  Sichuan  (China,  2008)  

Erdbeben  Northridge  (USA,  1994)  

Hurrikan  Ike  (USA/  Karibik,  2008)  

Überschwemmung  (China,  1998)  

Erdbeben,  Tsunami(Chile,  2010)  

Erdbeben  Nigata  (Japan,  2004)  

Hurrikan  Andrew  (USA,  1992)  

Überschwemmung  (China,  1996)  

Quelle:  Münchener  Rückversicherungs-­‐Gesellscha6,  GeoRisikoForschung,  NatCatSERVICE    (2011)    

Die  10  größten  volkswirtscha6lichen  Schäden  durch  Naturkatastrophen  von  1980  bis  2010  (in  Milliarden  Dollar)    

Naturkatastrophen - Strafen Gottes?

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Der Verheißene Messiasas warnt vor Naturkatastrophen

„Einige Male ist meinerseits vor dem Erscheinen großer Erdbeben in Zei-tungen veröffentlicht worden, dass auf der Welt große Erdbeben erscheinen, so dass die Erde erschüttert wird. So sind unter anderem die Beben aus San Francisco und Formosa, die gemäß meiner Prophezeiung kamen, allen wohlbekannt. [Beide Städte wurden 1906 von einem verheerenden Erd-beben heimgesucht, und gehören zu den schlimmsten Naturkatastrophen der Geschichte der Vereinigten Staa-ten, Anm. des Autors]. Das kürzlich ereignete Erdbeben vom 16. August 1906 in Südamerika, in Chile, war nicht leichter als die anderen und 15 kleine und große Städte und Dörfer wurden zerstört und es hat Tausen-den das Leben gekostet und eine Mil-lionen Menschen sind bis jetzt mit-tellos. Vielleicht werden Unwissende die Frage stellen, wie dies ein Zeichen sein kann, da diese [Erdbeben] sich nicht im Punjab ereigneten. Diese wissen jedoch nicht, dass Gott nicht nur Gott des Punjabs, sondern der gesamten Welt ist und er diese Nach-richten für die gesamte Welt gegeben hat und nicht nur für den Punjab. Es ist bedauernswert, die Offenbarungen Gottes ohne Befugnis zu leugnen und das Wort Gottes nicht gründlich zu lesen und immer in der Versuchung zu sein, dass die Wahrheit verborgen

bleibt. Doch durch solch eine Lüge kann die Wahrheit nicht verborgen bleiben.

Wisset, Gott hat mir mittgeteilt, dass Erdbeben die Welt erschüttern werden. Und Verstehet, dass so, wie gemäß der Prophezeiung Erbeben Amerika heimsuchten und auch Eu-ropa heimgesucht wurde, so werden auch verschiedene Orte Asiens heim-gesucht werden und einige von ihnen werden dem Jüngsten Tag gleichen und der Tod wird sich derartig ereignen, dass Flüsse von Blut fließen werden.“ (Haqiqat-ul-Wahi Seite 256; Ruhani Khazain Band 22 Seite 268)

Und so machte der Verheißene Mes-siasas deutlich, dass diese Erdbeben auch nach seinem Ableben seine Wahrhaftigkeit bezeugen werden und warnte die ganze Menschheit:

„Gottes Wort offenbart mir, dass viel Unheil in Erscheinung treten wird und eine Menge Katastrophen die Welt heimsuchen werden. Einige da-von sollen sich zu meinen Lebzeiten offenbaren und andere erst danach.“ (Das Testament, Seite 6)

„O Europa! Auch du bist nicht in Si-cherheit. Und o Asien! Auch du bist nicht sicher. Und o ihr Bewohner der Inseln! Kein künstlicher Gott kann euch helfen. Ich sehe Städte einstür-

zen, und finde be-wohnte Ortschaften verlassen vor.“

(Haqiqat-ul-Wahi Seite 257; Ruhani Khazain Band 22 Seite 269)

Erdbeben treten doch regelmäßig auf…

Es ist eine unbe-streitbare Tatsa-che, dass sich die Häufigkeit sowie Heftigkeit von Erd-beben drastisch erhöht hat. Die Wissenschaft lie-

fert immer neue Er-kenntnisse über un-

ser Leben auf der Erde. So glaubt die Menschheit, dass Erdbeben von Zeit zu Zeit in bestimmten Teilen der Erde in Erscheinung treten müssen. Der Mensch wiegt sich mit seinem Wissen in Sicherheit und hat gleichzeitig die Furcht vor Gott verloren.

Hadhrat Khalifatul Massih V atba sprach in seiner Freitagsansprache vom 18. März 2011 zu denen, die sich mit ihrem Wissen in Sicherheit wie-gen:

„Es ist wahr, dass Naturkatastrophen auf Naturgesetze beruhen und dass Erdbeben aufgrund von tektonischen Veränderungen auftreten. Es ist eben-so wahr, dass in Neuseeland, Japan und in anderen Ländern des Fernen Ostens Erdbeben öfters auftreten, da sie sich auf tektonische Platten befin-den. Aber wir müssen uns auch vor Augen halten, dass der Gesandte der Zeit diese Erdbeben als Zeichen sei-ner Wahrhaftigkeit prophezeit hat.“

An dieser Stelle muss uns immer be-wusst sein, dass weder im Qur-ân noch in den Hadith der Anspruch erhoben wird, dass alle Naturkatastrophen Strafen Gottes seien. Gleichermaßen versicherte der Verheißene Messiasas folgendes: „Ich habe nie gesagt, dass diese Erdbeben ausschließlich wegen meiner Leugnung erscheinen und es keinen anderen Faktor gibt. Jedoch sage ich, dass diese Erdbeben auch wegen meiner Leugnung eintreffen.“ (Haqiqat-ul-Wahi Seite 164; Ruhani Khazain, Band 22 Seite 160)

Wenn die Strafe Gottes ereilt, so trifft sie jeden, auch Gläubige können von dieser betroffen werden. In einer Überlieferung wird berichtet, dass der Heilige Prophet Muhammadsaw sagte:

„Wenn Allahs Strafe kommt, dann ergreift sie alle. Die Gefährten des Heiligen Prophetensaw fragten: ‚Wer-den auch rechtschaffene Menschen von ihr betroffen sein?’ Der Heili-ge Prophetsaw antwortete: ‚Ja, auch Rechtschaffene. Auch sie können von der Strafe Allahs getroffen wer-den. Jedoch werden sie am Tage des Jüngsten Gerichts für ihre Absichten und Taten belohnt werden. Allah ist der Herrscher. Manchmal versucht er

Nach dem Dowie gemäß der Prophezeiung des Verheißenen Messiasas zu seinen Lebzeiten elendig starb, druckte die amerikanische Zeitschrift seine Prophezeiungen über Erdbeben, Überschwemmungen und Plagen. (Quelle: The Sunday Herald, Boston, 23. Juni 1907)

Naturkatastrophen - Strafen Gottes?

40 | nuuruddin 2011

die Menschen durch das Geben und manchmal durch das Hinwegneh-men. Leben schenken und Töten liegt in Seiner Hand.“

Für jedes Lebewesen steht fest, dass es eines Tages diese Welt verlassen wird, sei es durch eine Krankheit, Ver-kehrsunfall oder eben durch Natur-katastrophen. Letztlich werden allein die Taten zählen, die man auf dieser Welt vollbracht hat. Katastrophen ge-ben aber der übrigen Menschheit die Möglichkeit, sich zu besinnen, nach-zudenken und sich so dem Schöpfer zuzuwenden. Oft ist jedoch zu sehen, dass man nur für eine kurze Zeit an Gott denkt, etwa unmittelbar nach einer Katastrophe. So sagte selbst unsere Bundeskanzlerin nach dem

Erdbeben in Japan, dass „wir auch ein Stück weit in Got-tes Hand sind“.

Wodurch sich Gläubige unter-scheiden

Doch wie zeich-nen sich Gläubige aus? Der Verheiße-ne Messiasas sagte diesbezüglich:

„Sobald Allah je-manden von allen vier Richtungen mit Unheil um-zingelt, erflehen selbst Christen, Arier und Knechte von Gott errettet zu werden. Wenn auch ein Gläubiger so handelt, wo-durch unterschei-det er sich dann von den anderen? Ein Gläubiger zeichnet sich da-durch aus, dass er an das Wort Gottes glaubt und sich de-mütig vor Ihn nie-derwirft, ehe ein Unheil eintrifft.“

– Malfoozat Band 5, Seite 271

Wie aus einem hef-tigen Erdbeben ein Zeichen der Gnade wurde

Unser geliebter Imam Hadhrat Khali-fatul Massih Vatba lebt dies auf sagen-hafte Weise vor, wie es aus dem fol-genden Beispiel zu entnehmen ist:

Am 3. Mai 2006 erschütterte ein hef-tiges Erdbeben der Stärke 8,0 die Re-gion um die Tonga-Inseln. 52 Tsuna-mi-Frühwarnsysteme meldeten einen bevorstehenden Tsunami, unter an-derem für die nur 1000 km entfernten Fiji-Inseln. Eine verheerende Flutwel-le blieb aber aus. Im Gegenteil: Die höchste Welle wurde auf Tonga mit 27 cm gemessen und die Fiji-Inseln er-reichte eine Welle in Höhe von 4 cm.

Das Erstaunliche hierbei ist, dass un-ser Khalif, Hadhrat Mirza Masroor Ahmadatba, an diesen Tagen auf den Fiji-Inseln zu Besuch war. Am 4. Mai reiste Hadhuratba weiter nach Neusee-land und gab in der Freitagsansprache der Jalsa Salana Neuseeland vom 5. Mai bekannt:

„Diese Gegend ist von Zeit zu Zeit mit der Gefahr eines Erdbebens und Tsunamis betroffen. Auch gestern be-stand eine solche Gefahr, doch Allah hat diese ausgesetzt. Für seine Dank-barkeit sollten wir noch mehr vor Al-lah niederknien und uns allzeit mit dem Gedenken an Allah beschäftigen. Wenn es zur Katastrophe gekommen wäre, hätte sie verheerende Ausmaße gehabt, aber Allah hat diese abgewen-det.“

An seiner Freitagsansprache vom 19. Mai 2006 ging Hudhuratba noch aus-führlicher auf das Geschehnis in Fiji ein und sagte:

„Eines Tages wachte ich morgens in Fiji auf und bereitete mich gerade für das Fajr-Gebet vor, als mich ein An-ruf von Nazir Sahib Aala aus Pakistan (Sadr Anjuman Ahmadiyya Pakistan, Mirza Khurshid Ahmad Sahib) er-reichte und er sich [wie folgt] nach meinem Befinden erkundigte: „Ich habe Nachricht erhalten, dass zur Zeit die Gefahr von einem Tsunami ausgeht.“ An jenen Tagen wollten wir auch weiter nach Neuseeland reisen, wo auch einige Gebiete dieser Gefahr ausgesetzt waren. Allah Ta’ala hat uns Seine Gnade erwiesen, so dass die Wirkung des Bebens im Wasser er-drückt wurde. Die BBC-Nachrichten, von denen ich die Details [des Ge-schehens] entnahm, gaben zu erken-nen, dass Tonga, bei dem sich dieses Beben ereignete, von der Weltkarte gelöscht werden würde. Als ich mich beim Gebet von den hiesigen Jamaat-Mitgliedern über die Gegend von Tonga erkundigte, gab man mir be-kannt, dass sie ganz flach sei. Dort ist unsere Jamaat gerade erst neu gegrün-det worden. Diese Jamaat-Mitglieder nahmen auch an der Jalsa Salana von Fiji teil und sind sehr aufrichtig. Es kam in ihnen Sorge auf, da ein Erd-beben sich in der Nähe ereignete, die Gefahr eines Tsunami ausging und

Quelle: Centre for Research on the Epidemiology of Disasters [nach-bearbeitet] (http://maps.grida.no/go/graphic/trends-in-natural-disasters)

Naturkatastrophen - Strafen Gottes?

nuuruddin 2011 | 41

auch keine Berglandschaft vorhanden war. Ist eine Berglandschaft vorhan-den, so besteht die Möglichkeit zum Überleben. So kam Sorge für sie auf, doch Allah Ta’ala bescherte uns Sei-ne Gnade. Als wir nach dem Gebet zurückkamen, wurde die Nachricht ausgestrahlt, dass alles sicher sei. Zudem wurde in BBC die Nachricht einer Frau aus Tonga ausgestrahlt, dass alles zu seinem Ende geneigt ist. Möge Allah bewirken, dass die Welt den Imam der Zeit erkennt und die-se von diesem Elend geschützt bleibt. Die Katastrophen, die sich heute hier ereignen und sich morgen dort ereig-nen sind eine Warnung, auch wenn einige Stellen nicht von großem Scha-den heimgesucht werden.“

Unsere Verantwortung als Ahma-di-Muslime

Hadhrat Khalifatul Massih Vatba mach-te in der Freitagsansprache vom 13. Mai 2011 unsere Verantwortung als Ahmadis sehr deutlich:

„Diese Katastrophen und Erdbeben haben einen engen Bezug zur Ära des Verheißenen Messiasas. Die Auf-

gabe eines jeden Ahmadis ist es, die Welt darauf aufmerksam zu machen. Während er bestrebt ist, in sich eine Veränderung hervorzurufen und seinen Glauben zu festigen, sollte er auch bestrebt sein, die Botschaft [des Verheißenen Messiasas] zu verbreiten und die Welt näher zu Gott zu brin-gen. Das ist eine bedeutungsvolle Aufgabe, die uns zuteilwurde. Dort, wo die Jamaat mit Liebe, Frieden und Herzlichkeit bereits bekannt gemacht wurde, lautet die nächste Botschaft , dass unsere Stimme des Herzens, die nach Liebe, Frieden und Herzlichkeit trachtet, die Menschheit vor dem Un-tergang bewahren und die Welt mit Gott bekannt macht. […] Allah sen-det von Zeit zu Zeit Katastrophen he-rab, um die Menschheit auf den Sinn ihres Daseins hinzuweisen. Wenn der Mensch dem keine Achtung schenkt, werden diese Katastrophen immer wiederkehren, so wie es der Verheiße-ne Messiasas vorhersagte. Es ist unsere Aufgabe, die Welt hierauf aufmerk-sam zu machen. Außer der Ahmadi-yya Jamaat kann niemand diese Auf-gabe erfüllen.“

Darum ist es unsere Pfl icht, dass wir Allah stets um Vergebung bitten. Es ist von hoher Bedeutung, dass unser Gedenken an Allah von beständiger Natur ist. Möge Allah uns die Kraft geben, dass wir die Zeichen Allahs er-kennen, damit wir nicht durch unsere Taten den Zorn Gottes auf uns ziehen.

San Francisco nach dem großen Beben im Jahre 1906

Stürzt Euch nicht mit eigener Hand ins Verderben

42 | nuuruddin 2011

Emotionen treten situationsbed-

ingt vielfältig auf und haben einen

immensen Einfluss auf Körper

und Seele des Menschen. Manche

Gefühle entstehen erst, wenn der

dazugehörige Gesichtsausdruck

aufgesetzt wird.

EmotionaleGesichtsregungen als Informationsquelle

E motionen treten situations-bedingt vielfältig auf und ha-ben einen immensen Einfluss

auf den Körper des Menschen. Den Ausdruck einer Emotion auf unse-rem Gesicht bezeichnen wir als Mi-mik. Durch verschiedenartige Mus-kelspannungen auf unserem Gesicht können wir tausende von Ausprägun-gen zustande bringen.

Paul Ekman, ein US-amerikanischer Anthropologe und Psychologe er-forscht seit über 40 Jahren die emo-tionalen Gesichtsausdrücke des Menschen. Nach Ekman sind unse-re Basisemotionen (wie z.B. Fröh-lichkeit, Überraschung, Wut, Ekel, Furcht, Trauer, Verachtung) interkul-turell gleich ausgeprägt und genetisch veranlagt. Durch zahlreiche Studien und Beobachtungen belegte Ekman, dass diese Basisemotionen von Men-schen verschiedenster Kulturen glei-cherweise beurteilt werden können und in den entsprechenden Situati-onen auf dieselbe Weise ausgedrückt

werden.

Dieser Ansicht liegt eine Untersuchung von Eingeborenen aus einer entlegenen Region Neuguineas zu Grunde, welche nahezu keinen Kontakt zur Außenwelt hatten. Als ihnen Emotionsausdrücke von Menschen aus westlichen Ländern gezeigt wurden, konnten diese die Emo-tionen richtig zuweisen. Dieser Versuch sollte ein Beweis dafür darstellen, dass gewisse Emotionen des Menschen all-gemeingültig sind. Außerdem bestätige der Umstand, dass blinde Kinder die gleiche emotionale Mimik haben wie sehende somit und Emotionen angebo-ren und genetisch bestimmt seien. Au-ßer diesen Basisemotionen fand Ekman mehr als 10000 Gesichtsausdrücke des Menschen vor und charakterisierte ei-nige dieser Ausdrücke.

Die Frage, die sich Ekman stellte war: Kann das Gesicht eines Menschen als Informationsquelle genutzt werden?

Ekman kam zu der Erkenntnis, dass

Tahir Chaudhry

Stürzt Euch nicht mit eigener Hand ins Verderben

nuuruddin 2011 | 43

EmotionaleGesichtsregungen als Informationsquelle

jedes Gefühl des Menschen mit emo-tionalen Signalen verknüpft ist. Der Mensch kann zwar seine Emotionen abschwächen und für eine bestimmte Zeit minimieren, aber er kann diese nicht gänzlich abschalten. Setzt ein bestimmtes Gefühl ein, wird nahezu im selben Moment ein Emotionssig-nal am Körper des Menschen sichtbar. Dies schlägt sich zum Beispiel in der Gesichts- sowie auch in der Stimmre-gung nieder. Ist ein Mensch beispiels-weise traurig, wird seine Stimme sanft er und tiefer, und er zieht seine Augenbrauen über der Nasenwurzel ein wenig in die Höhe. Wenn ein Feh-len der Emotion sichtbar oder hörbar wird oder stattdessen der Ausdruck des nächsten Gefühls wahrzunehmen ist, kann davon ausgegangen werden, dass der Mensch nicht mehr von dem Gefühl der Trauer beherrscht wird. Es darf hierbei jedoch nicht verges-sen werden, dass ein emotionales Si-gnal nichts über die Ursache verrät. Es kann zwar bestimmt werden, dass jemand zornig ist, aber nicht warum und auf wen dieser Zorn gerichtet ist. Emotionssignale selbst informieren darüber, was ein Mensch fühlt und was vielleicht sein nächster Schritt sein wird, aber die Zahl der Möglich-keiten ist groß.

Eine überraschende Erkenntnis war die Feststellung, dass manche Gefüh-le erst entstehen, da der dazugehöri-ge Gesichtsausdruck aufgesetzt wird. An Tagen, an denen Ekman und seine Kollegen stundenlang wütende oder depressive Ausdrücke übten, mussten sie feststellen, dass es ihnen miserabel ging. Und wenn sie auf ihren Gesich-tern Glück und Fröhlichkeit simulier-ten, waren sie anschließend (für eine Zeitlang) tatsächlich in bester Laune.

Der Verheißene Messiasas erklärte in Hinblick auf das Zusammenspiel von Körper und Seele, dass im Na-maz die Beteiligung sowohl des Kör-pers als auch der Seele notwendig ist.  Allgemein gilt, dass jede Bewe-gung sich auf den Gemütszustand auswirkt. Andersherum gilt eben-falls,  dass beispielsweise die Seele, sofern sie wehmütig ist,  Ausdrü-

cke auf den Körper ausübt. „Deshalb ist es notwendig, dass ihr, wenn ihr euch vor  Allah zum Gebet begebt, in euch Demut und Ergebenheit zum Ausdruck bringt. Auch wenn es in diesem Moment eine Art Schau-spiel darstellt, jedoch wird allmäh-lich dessen Wirkung dauerhaft  und tatsächlich wird in der Seele jene Demut und Hingabe entwickelt.“ (vgl. Malfoozat Band 2, Seite 696 ff .)

Auch aus dem Leben des Heiligen Prophetensaw wird deutlich welche Wichtigkeit ein glücklicher Gesichts-ausdruck hat. Obwohl der Heili-ge Prophetsaw zahlreiche Verluste in seinem Leben erlitt, ertrug er diese mit einem Lächeln. All diese Ver-luste beeinfl ussten nicht einmal in geringster Weise seine höfl iche Ge-mütsart, die er stets nach außen hin zeigte. In einem Ausspruch des Hei-ligen Prophetensaw heißt es: “Ein Lä-cheln von dir zu deinen Bruder ist eine Wohltätigkeit“ (Ibn Hibban) Hadhrat Khalifat-ul-Massih IIIrh rief einmal die Mitglieder der Jamaat ebenfalls dazu auf, stets mit einem Lächeln allen Menschen gegenüber aufzutreten und erklärte den nun

weltweit geschätzten und bekannten Leitsatz „Liebe für Alle Hass für Kei-nen“ als Motto der Jamaat.

Ekman stellte weiterhin fest, dass ne-ben der Köpersprache sogenannte „Mikroausdrücke“ zum Vorschein kommen, wenn Menschen versu-chen ihre Emotionen zu verbergen. „Mikroausdrücke“ sind unbewuss-te und extrem schnelle Bewegungen der Gesichtsmuskeln, die weniger als ein Fünft el einer Sekunde in An-spruch nehmen. Damit könne gemäß Ekman ermittelt werden, ob der Ge-sprächspartner lügt oder die Wahrhe-it spricht. In der Regel sei ein falscher Ausdruck dadurch zu erkennen, dass er leicht ungleichmäßig erscheint und eher abrupt auft ritt und verschwindet.

Mit Hilfe von Wallace Friesen entwi-ckelte Ekman das Facial Action Co-ding System (FACS). Mit diesem Sys-tem sei es möglich Gesichtsregungen zu zuordnen, zu identifi zieren und Lügner zu entlarven. Nach Ekman ist jeder Mensch in der Lage, die von ihm entwickelten Methoden zu erler-nen. Um Lügen entlarven zu können müsse man in der Lage sein, alle Zei-chen wahrzunehmen und richtig zu interpretieren.

Die von Paul Ekman entwickelten Methoden sind heutzutage lediglich in den USA anerkannt und werden dort als Hilfsmittel für Richter, An-wälte, die Polizei, FBI und CIA in Er-wägung gezogen. Diese Erkenntnisse könnten bei verbreiterter Anwendung in naher Zukunft die Kriminalistik revolutionieren und als Methoden zur Aufk lärung von Straft aten eine wichtige Rolle spielen.1

Der wahrhaft gläubige Muslim sollte nichts zu befürchten haben, denn der Islam verbietet die Lüge und im Heili-gen Qur-ân heißt es dazu: „Und mei-det das Wort der Lüge“ (22:31). Auch der Prophet Muhammadsaw mahnte vor dieser schlechten Charakterei-genschaft indem er sagte: „Hütet euch vor der Lüge, denn Lügen führt zum Laster, und Laster führt in die Hölle.“ (Hadith Muslim)

1 Ekman, Paul: Gefühle lesen, 2. Aufl age, Heidelberg 2010

Wie authentisch sind aḥādīṯ?

44 | nuuruddin 2011

Wie authentisch sind aḥādīṯ?Traditionelle ḥadīṯ-Kritik

Saadat Ahmed

Wie authentisch sind aḥādīṯ?

nuuruddin 2011 | 45

sich durch den Qur-ân nicht erklären lassen, sollen durch aḥādīṯ beantwor-tet werden.2,3 Da nun der Islam nach der ersten fitna zur Zeit des vierten Kalifen Hadhrat Alirs zerstritten war, versuchte jeder durch die Erzählun-gen des Heiligen Prophetensaw die Legitimation seines Rechts zu unter-mauern, wobei auch ḥadīṯ-Fälscher unterwegs waren. Um Fälschungen vom Original unterscheiden zu kön-nen, sowie die Authentizität bei entscheidenden theologischen und rechtlichen Disputen feststellen zu können, wurde die ḥadīṯ-Kritik ein-geführt. Obgleich die traditionell isla-mische ḥadīṯ-Kritik und die modern islamwissenschaftliche dasselbe Ziel, das Herausfiltern der Fälschungen, sowie die Überprüfung der Authen-tizität der aḥādīṯ, verfolgen, sind die Ansätze doch verschieden. Nach Alb-recht Noth, einen deutschen Islam-wissenschaftler, versucht die traditio-nell islamische ḥadīṯ-Kritik durch die Überlieferungskette die Authentizität eines ḥadīṯ zu untermauern, wobei die moderne Islamwissenschaft an-hand des Textes die Authentizität festzustellen versucht.4

Wie man bei der traditionell islami-schen ḥadīṯ-Kritik wirklich vorgegan-gen ist und welche Entwicklungen diese ḥadīṯ-Kritik mit der Zeit erlebt hat, stellt dieser Artikel im Folgenden dar.

Erläuterung von Grundbegriffen der ḥadīṯ-Wissenschaft

ḥadīṯ:

Unter ḥadīṯ (arabisch, pl. aḥādīṯ) versteht man in der islamischen Terminologie all das, was dem Heili-

2 Mirza Ghulam Ahmad: Unsere Lehre, Verlag der Islam 2005, S. 22 ff.

3 Saifur Rahman, Malik: ḥadīqatu aṣ-ṣāliḥīn (Garten der Rechtschaffenen), Hadithsammlung mit Urduübersetzung, 2003, Qadian, ISBN: 81-7912-049-X, S.10.

4 Noth, Albrecht: Gemeinsamkeiten muslimischer und orientalistischer ḥadīṯ -Kritik, in: Tworuschka, Udo und Klöcker Michael (Hrsg.): Gottes ist der Orient - Gottes ist der Okzident, Band 21. Festschrift für A. Falaturi zum 65. Geburtstag, Köln 1991, S. 40.

S chon seit geraumer Zeit wer-den Handlungen und Erzäh-lungen bestimmter Menschen,

seien es Könige oder Propheten, auf unterschiedlichste Art weitererzählt. Heldentaten und Wunderwerke, die als Vorbild für die Nachwelt gedacht waren, sollten nicht in Vergessenheit geraten. Es entstanden Heldenepen und Prophetenerzählungen, die auf verschiedenste Arten festgehalten wurden. Eine literarische Gattung dieser Art sind die aḥādīṯ, die in der islamischen Welt eine große Rolle spielen. Diese geben neben Erzäh-lungen von den Heiligen Prophe-ten Mohammadsaw über bestimmte

Handlungsweisen oder Rechtsbeleh-rungen in Bezug auf den Islam auch einen Einblick in das Leben des Heili-gen Propheten Mohammadsaw selbst.

Muslime sehen die Entstehung der aḥādīṯ als eine göttliche Weisung und berufen sich hierbei auf den Qur-ân-vers „[…] Und was euch der Gesand-te gibt, nehmt es; und was er euch untersagt, enthaltet euch dessen.“1

und verstehen die aḥādīṯ neben dem Qur-ân und der Sunna des Heiligen Prophetensaw als eine wichtige Quelle zum Verständnis der Lehren des Is-lam. Antworten auf Rechtsfragen, die

1 Der Heilige Qur-ân: Sure 59, Vers 8.

Wie authentisch sind aḥādīṯ?Traditionelle ḥadīṯ-Kritik

Saadat Ahmed

Wie authentisch sind aḥādīṯ?

46 | nuuruddin 2011

gen Propheten Mohammadsaw zuge-schrieben wird. Dies können Über-lieferung des Heiligen Prophetensaw sein, die in Form von einer Belehrung seinerseits geschahen oder von Ta-ten bis hin zur schweigsamen Zustim-mungen des Heiligen Prophetensaw, die durch seine ṣaḥābars (Gefährten) in mündlicher und schriftlicher Form festgehalten wurden.

Das ḥadīṯ wird in der Islamforschung in zwei Teilen unterteilt. Den isnād und matn.

isnād/sanad:

Fachspezifisch wird unter isnād/sa-nad die Überliefererkette eines ḥadīṯ verstanden, die zum matn eines ḥadīṯ führt. Diese kann wie folgt aufgebaut sein: A berichtet, dass er von B hörte, dass dieser C sagen hörte, welcher von D erzählt bekam, dass der Heili-ge Prophet Mohammadsaw folgendes sagte oder tat oder seine schweigsa-me Zustimmung zu einer gewissen Handlung gab.

matn:

Als matn bezeichnet man den ur-sprünglichen Text der Überlieferung.

ḫabar und aṯar:

Zudem gibt es noch die Begriffe ḫabar und aṯar, welche als Synonym für ḥadīṯ verstanden werden können, doch im Wesentlichen für die Über-lieferungen der ṣaḥābars oder tabeinrt (den Anhängern und Zeitgenossen der ṣaḥābars) benutzt werden.

Entstehung der ḥadīṯ-Literatur und der traditionellen ḥadīṯ-Kritik

Über die Anfänge der ḥadīṯ-Literatur und der damit verbundenen ḥadīṯ-Kritik sind die Meinungen in der westlichen Islamforschung umstrit-ten. Islamforscher wie Fuat Sezgin, Josef Schacht, Ignaz Goldziher und Josef Horowitz sind dieser Frage nachgegangen und kommen zu un-terschiedlichen Ergebnissen. Gold-

ziher sieht die aḥādīṯ nicht als das echte Überlieferungsgut des Heili-gen Propheten Mohammadsaw und vertritt die Meinung, dass diese von späteren Gelehrten für die Unter-stützung der eigenen Lehrmeinun-gen erfunden worden sind.5 Schacht baut die These von Goldziher noch weiter aus und sagt: „I may take it for granted, that the traditions from the Prophet and from his Companions do not contain more or less authentic information on the earliest period of Islam to which they claim to belong, but reflect opinions held during the first two and a half centuries after the hijra.”6 Zudem bezieht er sich hin-sichtlich einer Angabe von ibn Sīrīnrt, dass die traditionelle ḥadīṯ-Kritik mit ihrer isnād-Kritik in der Zeit der fitna (des islamischen Bürgerkriegs) ihre Entstehung hat.7 Er sieht die fitna als den islamischen Bürgerkrieg, der mit der Tötung des Umayyaden Kali-fen al-Walīd ibn Yazīdrt, im Jahre 126 nach der hiǧra, ausbrach.8 Sezgin und Horowitz dagegen sehen die aḥādīṯ schon im ersten Jahrhundert der hiǧra. Fuat Sezgin ist dieser Frage in seinem Werk „Geschichte des arabi-schen Schrifttums, (Bd. 1)“

nachgegangen und kommt durch die Aufzählung mehrerer Nachrichten aus islamischen Quellen zum Ergeb-nis, dass aḥādīṯ schon im ersten mus-limischen Jahrhundert, zur Lebzeiten der ṣaḥābart, vorhanden waren. Zu-dem zeigt er anhand einer ausgie-bigen ḥadīṯ-Methodologie, dass die isnāden nicht nur mündliche Überlie-ferer beinhalten, sondern es finden sich dort auch Überlieferer wieder, die schon im ersten Jahrhundert des Islam einige schriftliche ḥadīṯ-Sammlungen zusammengestellt hat-

5 Hallaq, Wael B.: The Authenticity of Prophetic Hadith. In: Pseudo-problem in Studia Islamica, 1999, S. 75.

6 Schacht, Josef: A Revaluation of Islamic Tradition. In: The Journal of The Royal Asiatic Society, 1949, S. 143.

7 Schacht, Josef: The origin of the Muhammadan Jurisprudence, Oxford 1959, S. 36.

8 Ebd. S. 36, 37

ten.9

Horowitz zeigt in seiner sīra-Forschung über die Anwendung der isnāden, dass diese schon vor az-Zuhrīrt, der 124 nach der hiǧra ver-storben ist, angewendet wurden, ob-gleich nicht in der Form, wie sie bei den späteren ḥadīṯ-Werken belegt sind.10 Zudem sieht er die Araber bzw. Muslime nicht als die Erfinder der isnāden, sondern nach seiner Untersuchung sei das Vorbild der isnāden in der Praxis der jüdischen Schulen der talmudischen Zeit zu sehen.11,12

Die Muslime hingegen sehen die An-fänge der ḥadīṯ-Kritik in der Zeit des Umayyadenkalif ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīzrt, welcher von 99 bis 101 nach der hiǧra regierte. Er gilt als der erste Mensch, dem der Gedanke aufkam die aḥādīṯ-Sammlungen vor Perver-sionen zu wahren. Für die Erfüllung dieser Aufgabe soll er Moḥammad ibn šahāb az-Zuhrīrt¸ der als einer der größten sunnitischen Obrigkei-ten in Bezug auf aḥādīṯ gesehen wird, ernannt haben. Ein Grund, weshalb ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīzrt die Wahrung der aḥādīṯ und die da-mit verbundene Untersuchung der aḥādīṯ beauftragte, lag darin, dass die Opponenten der umayyadischen Dynastie die aḥādīṯ aus politischen Gründen zu ihren Gunsten verän-derten oder erfanden.13 Zudem war die Verwendung der isnāden kein wichtiger Bestandteil der damali-gen ḥadīṯ-Erzählungen. Man konnte darauf verzichten. „Da die in dieser Zeit gestalteten Wissenschaftszent-ren so klein waren, kannten sich die Gelehrten gegenseitig und den Cha-

9 Sezgin, Fuat: Die Geschichte des arabischen Schrifttums, Band I, Leiden 1967, S. 66 ff.

10 Horovitz, Josef: Alter und Ursprung des Isnads. S. 43, 44.

11 Schoeler, Gregor: Mündliche Thora und Hadith. In: Der Islam 66 (1989), S. 217.

12 Horovitz, Josef: Alter und Ursprung des Isnads. In: Der Islam. Bd. 8, 1918 S. 44.

13 Vgl.: Saiyid Zain al-ʿĀbidīn Walīyullāh Šāh: Im Vorwort von Sahīh al-Buḫārī, Band I von Muḥammad bin Ismāʿīl Buḫārī, Übersetzung in Urdu, Sadr Anjuman Ahmadiyya Pakistan Rabwah, S. 28 u. 29.

Wie authentisch sind aḥādīṯ?

nuuruddin 2011 | 47

rakter der anderen gut. Diese Eigen-tümlichkeit ergibt sich aus ʿAbdallāh b. al-Mubaraks (-191/809) Ausdruck, daß jeder seine Landsleute besser als andere kannte.“14, 15

14 Dere, Dr. Ali: Ein Überblick über Entwicklung des Ḥadiṯ und seinen formalen Aspek, Online: 09. März 2011 <http://dergiler.ankara.edu.tr/dergiler/37/781/10032.pdf>, S. 432 .

15 Vgl.: Saiyid Zain al-ʿĀbidīn Walīyullāh Šāh: Im Vorwort von Sahīh al-Buḫārī, Band I von Muḥammad bin Ismāʿīl Buḫārī, Übersetzung

Obwohl die Entstehung der ḥadīṯ-Literatur und der damit verbundenen ḥadīṯ-Kritik bei den Islamforschern umstritten ist, ist man sich über den Entstehungsgrund der ḥadīṯ-Kritik ei-nig, und zwar, dass Fälschungen im Umlauf waren. Um diesen Fälschun-gen nachzugehen, wurde die islami-

in Urdu, Sadr Anjuman Ahmadiyya Pakistan Rabwah, S. 28 u. 29.

sche ḥadīṯ-Wissenschaft eingeführt.

Die traditionelle ḥadīṯ-Kritik

Der deutsche Islamwissenschaftler, Albrecht Noth, sagt in seinem Werk „Gemeinsamkeiten muslimischer und orientalistischer ḥadīṯ-Kritik“ aus, dass „das Hauptinteresse der muslimischen Gelehrten […] dem

Überlieferung der aḥādīṯ

Wie authentisch sind aḥādīṯ?

48 | nuuruddin 2011

Isnād“ gilt.16

Diese Aussage widerspricht einer Untersuchung seitens muslimischer Islamforscher, wonach der matn mit dem gleichen Interesse in die tra-ditionelle ḥadīṯ-Kritik einfließt, wie der isnād. Der Leiter der Abteilung für Auslandsbeziehungen im „Amt für Religiöse Angelegenheiten“ und stellvertretender Vorsitzender der DITIB, Prof. Dr. Ali Dere, zeigt in sei-ner Arbeit, dass der matn zwar bei der Überlieferungskritik in der Epo-che der Gefährten stärker als der isnād berücksichtigt wurde, jedoch

16 Noth, Albrecht: Gemeinsamkeiten muslimischer und orientalistischer ḥadīṯ -Kritik, in: Tworuschka, Udo und Klöcker Michael (Hrsg.): Gottes ist der Orient - Gottes ist der Okzident, Band 21. Festschrift für A. Falaturi zum 65. Geburtstag, Köln 1991, S. 40.

„können wir diese Beurteilung der Glaubwürdigkeit eines Ḥadīṯes, ohne den Isnād in Rechnung zu stellen, nicht nur auf die erste Generation beschränken. In späteren Generati-onen begegnen wir einer ähnlichen Einstellung bei denen, die sich dazu imstande fühlten. İbn al-Qayyım al-Ǧawziyya weist in seinem Werk, das sich mit glaubwürdigen und un-glaubwürdigen Ḥadīṯen beschäftigt, in Beantwortung der Frage, ob es ein glaubwürdiger Ḥadīṯ, ohne den Isnād in Rechnung zu stellen, durch die allgemeinen Regeln von einem unglaubwürdigen Ḥadīṯ, unterschie-den werden kann[…], darauf hin, daß die Entscheidung über Anerkennung und Anwendung eines Ḥadīṯes nicht nur vom Isnād, sondern vielmehr

vom Matn abhängig gewesen war. Eine Bestätigung dieser Meinung könnte man bei as Sam’ānī sehen. Gemäß as-Sam’ānī kann man einen vollkommenen Ḥadīṯ nicht nur durch die Überlieferung der vertrauens-würdigen Gewährsmänner, sondern vielmehr durch die Auffassungsgabe, die Sachkenntnis und die Häufigkeit des Anhörens erkennen[…]. Deswegen kann sich ein Rechtsgelehrter von der Echtheit einer Überlieferung – falls deren Isnād keinen unglaubwürdigen Tradenten enthält - durch den Ein-klang ihres islamischen Rechtswis-senschaft überzeugen. […]“17

17 Dere, Dr. Ali: Ein Überblick über Entwicklung des Ḥadiṯ und seinen formalen Aspek, Online: 09. März 2011 <http://dergiler.ankara.edu.tr/dergiler/37/781/10032.pdf>, S. 432, 433.

Überlieferung der aḥādīṯ

Wie authentisch sind aḥādīṯ?

nuuruddin 2011 | 49

Klassifizierung der aḥādīṯ

Ein ḥadīṯ wird anhand dreier Be-zeichnungen klassifiziert. Als marfuʿ (gehoben) gilt ein ḥadīṯ, wenn et-was dem Heiligen Propheten Mo-hammadsaw zugeschrieben wird. Dies können sowohl Worte und Taten als auch schweigsame Zustimmung, so-wie physische Merkmale und Charak-teristiken sein. Werden jedoch diese Punkte den ṣaḥābars zugeschrieben, so gilt das ḥadīṯ als mauqūf (angehal-ten). Wenn nun Worte und Taten ei-nes Tābiʿī beschrieben werden, so gilt das ḥadīṯ als maqṭūʿ (abgetrennt).

Zwei Grundlagen der ḥadīṯ-Forschung

In der traditionellen ḥadīṯ-Forschung wird das ḥadīṯ in seinen zwei zu un-tersuchenden Grundlagen, den uṣūl, unterteilt: Der riwāyat, die die Glaub-würdigkeit eines rāwī (Überlieferers) und die Qualität der isnāden unter-sucht18 und der dirāyat, die die über-lieferte Thematik untersucht, welche gemäß der Lehren des Islam (Qur-ân) und der Sunna des Heiligen Prophe-ten Mohammadsaw zu sein hat.19

a. riwāyat: Die Überliefererkritik

Ein zu untersuchendes Element der riwāyat, die Glaubwürdigkeit bzw. Qualität eines rāwī wird auch als ʿilm al-ǧarh wa at-taʿdīl (die Wissenschaft der Überliefererkritik) bezeichnet.20

Hierbei wird der rāwī in folgenden Kriterien unterteilt:

1. ʿādil (rechtschaffen)

2. ṯābit / ḍābiṭ (genau)

John Burton gibt in seiner Arbeit „An introduction to the Ḥadīth“ noch folgende zwei weitere Kriterien be-

18 Mirza Bashir Ahmad M.A.: sīrat ḫatam an-nabiyyīn, (SEERAT KHATAMUNNABIYYIN), Published by Nazarat Nashro Ishaat, Sadr Anjuman Ahmadiyya Qadian, ISBN 81-7912-0001-5, S. 11 u. 12.

19 Vgl.: Saiyid Zain al-ʿĀbidīn Walīyullāh Šāh: Im Vorwort von Sahīh al-Buḫārī, Band I von Muḥammad bin Ismāʿīl Buḫārī, Übersetzung in Urdu, Sadr Anjuman Ahmadiyya Pakistan Rabwah, S. 22 u. 23.

20 Ebd.: S. 22

kannt:

3. ṯiqa (glaubwürdig)

4. ḥāfiẓ (gutes Gedächtnisver-mögen)

Diese beiden Kriterien findet man bei der herangezogenen Analyse durch einige Muslime und Islamforscher nicht als für sich alleinstehende Kri-terien wieder. Als ṯiqa (glaubwürdig) wird dort jener bezeichnet, der ʿādil (rechtschaffen) und ṯābit / ḍābiṭ (ge-nau) zugleich ist. Das Kriterium ḥāfiẓ (gutes Gedächtnisvermögen) findet man in ṯābit / ḍābiṭ (genau) wieder.21,

22

i. ʿādil

Der rāwī muss rechtschaffen und fromm in dem Sinne sein, dass in erster Linie eine gewissenhafte Be-achtung der Religion von ihm ausge-hen muss, was bedeutet, dass er ein wahrhaft praktizierender Muslim zu sein hat. Der Überlieferer muss zu-dem ein Alter erreicht haben, in dem er die Wichtigkeit der Überlieferung des Heiligen Propheten Mohammad-saw vernommen hat und muss einen gesunden Menschenverstand haben.

ii. ṯābit / ḍābiṭ

Eine genaue Beschreibung eines ge-nauen rāwī findet man bei Prof. Dr. Ali Dere. Er sieht die Genauigkeit ei-nes rāwī, indem „der Rāwī wach und achtsam sei und seine Überlieferung mustergültig auswendig rezitiere, wenn er aus dem Gedächtnis tra-diert. Wenn er aber von seinem Buch vorliest, so soll er es vor Fälschun-gen bewahren. Ferner ist es eine un-verzichtbare Bedingung, daß er so scharfsinnig ist, daß er erkennt, wel-chen Bedeutungswandel es haben kann, wenn er seinen Begriff gegen

21 Dere, Dr. Ali: Ein Überblick über Entwicklung des Ḥadiṯ und seinen formalen Aspek, Online: 09. März 2011 <http://dergiler.ankara.edu.tr/dergiler/37/781/10032.pdf>, S. 435, 436.

22 Vgl.: Saiyid Zain al-ʿĀbidīn Walīyullāh Šāh: Im Vorwort von Sahīh al-Buḫārī, Band I von Muḥammad bin Ismāʿīl Buḫārī, Übersetzung in Urdu, Sadr Anjuman Ahmadiyya Pakistan Rabwah, S. 23.

einen anderen austauscht. Ein Tra-dent kann dann für seine Genauigkeit gelobt werden, wenn seine Überlie-ferung größtenteils mit denen, die von anderen gewissenhaften, ver-trauenswürdigen Leuten tradiert wurden, in Einklang steht, auch wenn es nicht wortwörtlich, sondern nur hinsichtlich der Bedeutung sei. Wenn aber dieser verlangte Einklang selten ist und Widersprüche sich sogar ver-mehren, dann wird seine Genauig-keit abgelehnt und man darf mit ihm nicht argumentieren.“

b. riwāyat: Die Untersuchung der isnāden

Das zweite Element der riwāyat ist die Untersuchung der isnāden. Die-se wird durch zwei unterschiedliche Herangehensweisen untersucht. Die Qualität der isnāden und die Quanti-tät der Überlieferer einer Generation innerhalb eines isnāds.

iii. Qualität der isnāden

Die Qualität der isnāden ist wie folgt unterteilt:

Als musnad (bestätigt) bezeichnet man ein ḥadīṯ, wenn eine ununter-brochene Überlieferungskette vor-handen ist. Einige definieren jedoch einen lückenlosen marfuʿ-ḥadīṯ als musnad. Haben die Überlieferer ei-nes musnad-ḥadīṯes in demselben Zeitraum gelebt und sich auch ge-troffen, so ist das ḥadīṯ nicht nur bloß musnad, sondern auch muttaṣil (verbunden) und trägt somit den Namen musnad-muttaṣil. Fehlen ein oder mehrere Überlieferer in der Kette oder ist überhaupt keine Kette vorhanden, so wird das ḥadīṯ als muʿallaq (eingestellt) eingestuft. Werden jedoch nach einem tābiʿī keine weiteren Überlieferer genannt und es heißt, dass der tābiʿī sagt, dass der Heilige Prophetsaw sagte oder er den Heiligen Prophetensaw sagen hör-te, so ist das ḥadīṯ mursal (geschickt/losgelassen). Fehlt jedoch ein Über-lieferer, unabhängig von der Stelle der Unterbrechung, ist das ḥadīṯ

Wie authentisch sind aḥādīṯ?

50 | nuuruddin 2011

munqatiʿ (unterbrochen).

iv. Die Quantität der Überlieferer in-nerhalb einer Generation

Bei der Untersuchung der Quantität der Überlieferer von ein und dersel-ben Generation wird das isnād in fol-genden Kategorien unterteilt:

mutawātir („ununterbrochen auf-einanderfolgen und sich wiederho-len“): Das isnād wird von mehreren Überlieferern (einer Generation) gestützt und bei denen ist eine (ge-heime) Absprache zu einer Lüge nicht festzustellen.23

aḥād (pl. von aḥad è einzel / einer): Ein ḥadīṯ, welches nicht mehrere Überlieferer einer Ge-neration beinhaltet.

Die folgenden Kategorien wer-den von manchen Gelehrten als eine Unterkategorie von ahād angesehen. Andere hin-gegen stellen sie als eine für sich allein stehende Kategorie dar.

mašhūr (berühmt): Ein ḥadīṯ, welches mehr als zwei Überlie-ferer einer Generation beinhal-tet.

ʿazīz (selten/stark): Ein ḥadīṯ, das an irgendeiner Stelle des isnāds nur zwei Überlieferer einer Generation bein-haltet.

ġarīb (fremd): Ein ḥadīṯ, das nur von einem einzigen Überlieferer inner-halb einer Generation überliefert ist.

c. dirāyat

Bei der Untersuchung der dirāyat wird das Wesen des matn in Betracht gezogen. Hierbei wird der matn nach folgenden Kriterien untersucht:

1. Es darf in erster Linie nicht im Wi-

23 Vgl.: Saiyid Zain al-ʿĀbidīn Walīyullāh Šāh: Im Vorwort von Sahīh al-Buḫārī, Band I von Muḥammad bin Ismāʿīl Buḫārī, Übersetzung in Urdu, Sadr Anjuman Ahmadiyya Pakistan Rabwah, S. 24.

derspruch zu den Lehren des Heili-gen Qur-âns sein.

2. Es darf der Sunna des Heiligen Pro-pheten Mohammadsaw sowie dem iǧmāʿ, Konsens der ṣaḥābars, nicht widersprechen.

3. Es darf nicht im Widerspruch zu einer mehr authentischen Quelle bzw. Geschehnis stehen.

4. Das erwähnte Geschehnis im matn darf den „gesunden Menschenver-stand“ nicht widersprechen.�

Da man in den ḥadīṯ-Methodologiebüchern nur den äu-ßerlichen und formalen Aspekt des ḥadīṯ, den isnād, in Betracht gezogen hat, findet man die matn-Kritik in den Büchern der islamischen Rechts-wissenschaft, den furūʼ-Büchern. Ein ḥadīṯ gilt im Hinblick auf das dirāyat als ṣaḥīḥ (authentisch / gesund), wenn sie der obigen Beschreibung vollstän-dig zutrifft. Gibt es Unstimmigkeiten, so ist das ḥadīṯ ḍaʻīf (schwach) und wird nicht akzeptiert. Kommt jedoch bei der Untersuchung heraus, dass der Text gefälscht ist, so wird das ḥadīṯ zu mauḍūʻ (gefälscht). Hierbei sind sich einige Gelehrten einig, unter denen auch ibn al-Ǧauzi zählt, dass ein ḥadīṯ, welches auch nur einen kleinen Widerspruch zu den Kriteri-en der dirāyat aufweist, obgleich ihr

isnād den höchst authentischen Rang und die authentischsten Überlieferer beinhalte, als gefälscht und somit als Märchen der quṣṣaṣ (Geschichtener-zähler) zu betrachten ist. Als maʻlūl (krank / defekt) gilt ein ḥadīṯ, die von ihrer äußeren Struktur her als ge-sund betrachtet wird, jedoch durch einen scharfsinnigen Traditionskun-digen mit „einen weitreichenden Einblick, ein gutes Gedächtnis und eine mit Feinfühligkeit ausgestattete Auffassungsgabe“24 ein Fehler erkun-det wird. Dieser Fehler kann sowohl im matn als auch im isnād vorhanden

sein. Bezüglich der Erkundung dieses Fehlers heißt es laut islamischen Gelehrten, dass „die Traditionerkenntnis […] [eine Art] Inspiration [ist]. […] [Hätte man] einen Gelehrten, der einer Überlieferung gegen-über einen Einwand vorbringt, nach dem Grund dafür ge-fragt, weswegen er sie mit der Schwäche belegte, so hätte er dafür vielleicht kein Argument gehabt.“25 Diese Inspiration ist eine Art Begabung. Die Ent-scheidung über eine Schwäche bzw. Krankheit in einem ḥadīṯ ist nicht die einer einzigen Per-son, sondern findet ihre Ein-

stimmung auch bei anderen scharf-sinnigen Traditionskundigen, wie die folgende Aussage von Abū Zur’a ad-Dimašqī verdeutlicht:

„Jemand fragte Abū Zur’a ad-Dimašqī (-281 d.H.), was für einen Beweis er dafür habe, wenn er eine Überliefe-rung widerlegt. Seine Antwort darauf war folgende: „Der Beweis dafür ist, daß du mich nach einer unvollkom-menen Überlieferung fragst, und ich dir deren Schwäche erkläre. Danach gehst du zu Muslim b. Warāʿ und fragst ihn auch danach, ohne ihm zu sagen, daß du mich zuvor danach gefragt hast. Dann wird er dir etwas

24 Dere, Dr. Ali: Ein Überblick über Entwicklung des Ḥadiṯ und seinen formalen Aspek, Online: 09. März 2011 <http://dergiler.ankara.edu.tr/dergiler/37/781/10032.pdf>, S. 436.

25 Ebd.: S. 437

Wie authentisch sind aḥādīṯ?

nuuruddin 2011 | 51

ähnliches mitt eilen. Ebenso gehst du dann zu Abū Hāti m und er gibt dir die gleiche Antwort. Falls du, nachdem du alle Erwiderungen auf diese Frage analysiert hast, zwischen uns einen Widerspruch fi ndest, dann wisse, daß jeder von uns subjekti v gespro-chen hat. Aber wenn du andererseits eine Übereinsti mmung siehst, dann erkenne die Wahrheit dieses Wissens an.“26

Erkennt man einen Zusatz im Überlie-ferungstext, so ist das ḥadīṯ mudraǧ (hochgerechnet).

Authenti zität eines ḥadīṯes

Die Authenti zität eines ḥadīṯes er-folgt durch eine Unterteilung in den vier folgenden Hauptkategorien:

1. ṣaḥīḥ (authenti sch / gesund)

2. ḥasan (gut)

3. ḍaʿīf (schwach)

4. mauḍūʻ (gefälscht)

Als ṣaḥīḥ (authenti sch / gesund) gilt ein ḥadīṯ, wenn alle Qualitäten eines Überlieferer (ʿādil, ṯābit/ḍābiṭ, ṯiqa, ḥāfi ẓ) in allen vorhanden Überliefe-rer eines isnādes nachweisbar sind. Die Überliefererkett e darf dabei nicht unterbrochen sein und muss bis zum Heiligen Propheten Mohammadsaw zurückzuführen sein. Zudem müssen sich die Überlieferer des Isnādes ge-troff en haben. Das ḥadīṯ darf nicht maʻlūl (krank / defekt) sein und es sollte ein weiterer starker Isnād mit derselben Überlieferung vorhanden sein.

Für das ḥasan-ḥadīṯ fi ndet man keine eindeuti ge Bezeichnung. Einige zie-hen hierbei vor zu untersuchen, wie ṯābit / ḍābiṭ (genau) ein Überlieferer ist. Gibt es keine Einsti mmigkeit in der Genauigkeit eines Überlieferers eines ṣaḥīḥ-ḥadīṯes, so ist das ḥadīṯ ḥasan (gut). Zudem muss der Inhalt des ḥadīṯes durch andere parallele

26 Ebd.

Überlieferungen bestäti gt sein.

Kann ein ḥadīṯ den Rang eines ḥasan-ḥadīṯes nicht nachweisen, da es größere Abstriche in der Genau-igkeit oder Rechtschaff enheit eines Überlieferers gibt oder die Über-lieferungskett e erreicht nicht den höchstmöglichen Rang und ist somit muʿallaq (eingestellt), mursal (ge-schickt/losgelassen) oder munqati ʿ (unterbrochen), so ist das ḥadīṯ ḍaʿīf (schwach).

Widerspricht ein ḥadīṯ den Normen, die für die Überlieferung des Heiligen Propheten Mohammadsaw festgelegt worden sind, so ist es mauḍūʻ (ge-fälscht) und somit erfunden.

ʿilm ar-riǧāl - die Wissenschaft über die Männer

Für die Untersuchung der Qualitä-ten der Überlieferer wurde am An-fang des achten Jahrhunderts das ʿilm ar-riǧāl - die Wissenschaft über die Männer (bzw. Überlieferer) ei-nes ḥadīṯes eingeführt. Dabei ging man „jedem einzelnen der in den Isnaden erwähnten Gewährsmän-ner nach, um seinen Charakter zu ergründen, um zu erfahren, ob er moralisch und religiös unanfechtbar sei, ob er nicht Propaganda für anti -sunniti sche Zwecke mache, ob seine Wahrheitsliebe im allgemeinen als erwiesen gelten könne, ob er die persönliche Fähigkeit habe, das Ge-hörte treu wiederzugeben, ob er ein Mann sei, dessen Zeugenschaft in ci-vilrechtlichem Sinne vom Richter un-bedenklich zugelassen würde. Denn die Hadithüberlieferung betrachte-te man als die erhabenste Form der Shahada, der Zeugenaussage, da der Rawi (d. h. der Überlieferer) ein für die Gestaltung des religiösen Lebens höchst wichti ges Zeugnis ablegt dar-über, dass er diese oder jene Worte von dem oder jenem gehört habe.“27 Diese Zeugnisse über die Tradenten

27 Goldziher, Ignanz: Über die Entwicklung des Hadith. In: Muhammedanische Studien. Bd. II. Halle 1890. ISBN 3-487-12606-0, S. 142.

sowie ihr ausgiebiger Lebenslauf sind in den kutub ar-riǧāl, Bücher über die Traditi onarier, festgehalten.

Die Muslime sind bei der Untersu-chung der Authenti zität der aḥādīṯ mit äußerster Vorsicht vorgegangen. Alles wurde bis ins kleinste Detail un-tersucht und nichts wurde dem Zufall überlassen. Dabei hat man nicht nur die isnāden bei der Untersuchung vorgezogen, sondern dem matn die notwendige Beachtung zukommen lassen. Das ḥadīṯ wurde somit in verschiedenen Kategorien unterteilt und eine eigene Wissenschaft zur Untersuchung der Authenti zität der Überlieferungen des Heiligen Pro-pheten Mohammadsaw kam dabei zu Stande. Bei der Untersuchung des isnāds wurde nicht nur die Qualität der Überlieferer in Betracht gezogen, sondern auch ihre Anzahl innerhalb einer Generati on, um feststellen zu können, in wie fern ein ḥadīṯ von mehreren Überlieferer einer Genera-ti on überliefert wurde. Zudem wurde untersucht, in wie weit ein Zusam-mentreff en der Überlieferer möglich war. Dabei wurde dasʿilm ar-riǧāl - die Wissenschaft über die Männer (bzw. Überlieferer) eines ḥadīṯes ein-geführt. Des Weiteren wurde auch untersucht, in wie weit mehrere, sich voneinander unterscheidende, au-thenti sche isnāden zu einem matn des ḥadīṯes zu fi nden sind. Bei der Untersuchung des matns spielte das islamische Recht eine bedeutende Rolle, wobei es keinen Widerspruch zu den Lehren des Heiligen Qur-âns und zu der Sunna des Heiligen Pro-phetensaw beinhalten durft e. Zuletzt wurden das ḥadīṯ als Ganzes be-trachtet und nach den Kategorien des isnāds und des matns entweder als authenti sch bezeichnet und ange-nommen oder als schwach oder ge-fälscht entlarvt und abgelehnt.

Professor Clement Lindley Wragge

52 | nuuruddin 2011

A us einer kleinen Stadt in In-dien verkündete Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas,

dass er der Verheißene Messias und Mahdias ist. Aus diesem, bis dahin sehr unbekannten, Ort sollte das Licht Gottes die Welt erhellen. Der Verheißene Messiasas schrieb:

Ich war arm und mittellos, unvermögend und unbekannt,

Qadian- wo lag es bloß? Nicht beachtet, unbenannt.

Es lag aber an den Menschen selbst, ob sie - sofern sie von dieser Wahr-heit erführen- aus dieser Quelle tran-ken, sich läuterten und die Nähe ihre Herrn erlangten, oder ob sie sich von dieser Quelle abwandten und in ver-zweifelnder Dunkelheit starben. Es gab Menschen wie Dowie und Pi-aget, die von entfernten Teilen die-ser Erde gegen die Botschaft Gottes kämpften. Nur der Tod konnte sie in ihren frevelhaften Bemühungen un-terbrechen und wurde gleichzeitig zu einem Zeichen für die Suchenden. Es gab jedoch auch Menschen, die in weiter Ferne von der Botschaft des Verheißenen Messiasas erfuhren und sich sofort auf den Weg machten, um den Durst nach Wissen und Gotteser-kenntnis zu stillen. Einer von ihnen war Prof. Clement Lindley Wragge. Als er vom Verheißenen Messiasas er-

Professor Clement Lindley Wragge Ramiz Javed

Professor Clement Lindley Wragge

nuuruddin 2011 | 53

fuhr, begab er sich zu ihm, woraufhin seine Ansichten und Überzeugungen in Folge der Aussagen des Verheiße-nen Messiasas ihn verändern sollten. Zur seiner Person

Professor Wragge war der erste eu-ropäisch-stammige Ahmadi Muslim von Australien und Neuseeland. Er wurde am 18. September 1852 in England geboren.1 Bereits in seiner frühen Jugend wurde er ein Waise. Nachdem er zunächst Jura studiert hatte, widmete er sich der Meteoro-logie. Schon bald baute Prof. Wrag-ge eine Wetterstation auf und führte verschiedene Beobachtungen durch.

1 Vgl. im Folgenden http://adbonline.anu.edu.au/biogs/A120646b.htm

Weiterhin errichtete er eine Wetter-warte auch auf dem Ben Nevis und führte monatelang Beobachtungen durch. Im Zuge dessen wurde er für seine Leistungen von der Vereinigung Schottischer Meteorologen mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Kurze Zeit später ging er nach Australien und gründete dort eine Vereinigung der Meteorologen für Australasien. Auch dort führte Prof. Wragge Mes-sungen auf den höchsten Ebenen des Landes durch und verglich diese mit benachbarten Stellen, die etwa in Höhe des Meeresspiegels lagen.2 Im Jahre 1887 wurde er von der Regie-rung in Queensland als Meteorologe eingesetzt. Die Arbeit von Prof Wrag-

2 http://www.austehc.unimelb.edu.au/fam/0824.html

ge blieb nicht nur auf Queens-land beschränkt, sondern um-fasste bereits bald größere Teile Australiens. Prof. Wragge bau-te sein Netzwerk aus, indem er immer mehr Wetterstationen etablierte. Auch außerhalb von Australien erlangte Prof. Wrag-ge sehr große Anerkennung. Er gilt als einer der Ersten, die den Wirbelstürmen einen Na-men gaben. So benannte Prof. Wragge die Wirbelstürme zu-nächst nach den Figuren aus der griechischen und der römi-schen Mythologie und später nach bekannten Menschen wie Politikern.3 Diese Art der Na-mensgebung hat sich bis heute durchgesetzt (Hurrikan Katri-na, Rita etc.). Aufgrund seiner außergewöhnlichen Errungen-schaften im Gebiet der Mete-orologie wird er auch „Father of Modern Meterology Day“ verstanden.

Vielerorts bekam er die Mög-lichkeit, Vorträge zu halten und war mehrmals Gast an internationalen Konferenzen. Prof. Wragge emigrierte später nach Neuseeland.

Prof. Wragge trifft den Verhei-

ßenen Messiasas

Auf einer Reise durch Indien traf Prof. Wragge den Verheißenen Mes-siasas zweimal. Über die Einzelheiten im Vorfeld dieses Treffens finden wir etwas in Malfoozat, in dem steht, dass Prof. Wragge, eine renommierte Persönlichkeit aus England, derzeit weltweit verschiedene Länder bereist und Vorträge über Astronomie hält. Seit einigen Tagen befindet er sich in Lahore für einen Vortrag, dem große Persönlichkeiten beiwohnten. Zufällig war auch Mufti Muhammad Sadiq Sahibrs während des Vortrags anwesend. Im Anschluss des Vortrags unterhielt sich Mufti Muhammad Sa-

3 http://reg.bom.gov.au/sa/inside/history/

Hudhuratba trifft den Enkelsohn Stewart Wragge

Professor Clement Lindley Wragge

54 | nuuruddin 2011

fand sich Prof. Wragge ebenso in La-hore und hatte einen Vortrag gehalten. Auch ich besuchte diesen Vortrag. Als ich anschließend mit ihm diskutierte, fiel mir auf, dass er nicht blind dem Christentum vertraute, sondern vor-urteilsfrei war und gerecht zu urteilen vermochte. Ich fragte ihn, ob er in seinen Reisen um die Welt, auch ein-mal einen Gesandten Gottes getroffen hatte und gab zugleich den Anspruch und einige Beweise der Wahrhaftig-keit des Verheißenen Messiasas. Er war sehr erfreut darüber und erwi-derte, dass er zwar keinem Propheten begegnet war, jedoch war er in Folge seiner Suche nach einer derartigen Person stark an einem persönlichen Treffen mit dem Verheißenen Messia-sas interessiert. Als Hudhuras das Tref-fen gestattete, kamen Dr. Wragge und seine Ehefrau gemeinsam.

Prof. Wragge nutzte die Zeit, die er

Verheißenen Messiasas und belegte dies mit verschiedenen Argumenten. Prof. Wragge bekundete sofort seine Bereitschaft, den Verheißenen Messi-asas zu treffen. Mufti Sahib erklärte, dass er Prof. Wragge benachrichtigen würde, nachdem er den Verheißenen Messiasas um Erlaubnis gebeten hat. Als der Verheißene Messiasas der Bit-te stattgab, organisierte Mufti Sahib das erste Treffen, welches am 12. Mai 1908 vor dem Zohr Gebet stattfand. [Malfoozat Band 5, S. 620] Durch Hadhrat Mufti Muhammad Sadiq Sa-hibrs fand er den Weg zum Islam und bleib bis zu seinem Tod mit ihm im Briefkontakt.

Hadhrat Mufti Muhammad Sahibra über Prof. Wragge:

Auch Hadhrat Mufti Muhammad Sadiq Sahibra berichtete von seinem Treffen mit Prof. Wragge. In seinem

Buch (Zikre Habib)4 heißt es: “Dr. Wragge war einer derjenigen, die durch meine Wenigkeit den Weg zum Islam fanden. Ich erhielt in Lahore die Möglichkeit, ihm die wahre Botschaft des Islams zu überbringen. Ihm wurde die Ehre zuteil, den Verheißenen Messiasas persönlich zu treffen. Später zog Dr. Wragge nach Neuseeland und starb auch an eben jenem Ort.“

Weiter schreibt Mufti Sadiq Sahib-ra: „Prof. Wragge ist ein berühmter Astronom und Dozent. Er kommt ursprünglich aus England und arbeitete eine Zeit lang als Staats-bediensteter auf dem Gebiet der Astronomie. Er hat ein beson-deres Interesse an der Wissen-schaft. Auch hat er einige Bücher geschrieben. Als der Verheißene Messiasas nach Lahore kam, be-4 Vgl. im Folgenden Zikr-e-Habib, S.

406f.

Hadhrat Khalifatul Massih Vatba am Grab von Prof. Clement Lindley Wragge (18. September 1852 England - 10. Dezember 1922 Neuseeland)

Professor Clement Lindley Wragge

nuuruddin 2011 | 55

mit dem Verheißenen Messiasas ver-bringen konnte, um tiefgründige Antworten auf einige Fragen zu fi n-den.5 Unter anderem waren Fragen enthalten, wie: Ist Gott für ein Volk bestimmt? Seit wann gibt es die Erde? Was ist Sünde? Was kann man zur Er-lösung von Jesusas sagen? Wie ist das Leben nach dem Tod? Kann man mit toten Menschen kommunizieren?

Nach dem ersten Treff en war Prof. Wragge sehr zufrieden. Er bat um eine weitere Möglichkeit den Verhei-ßenen Messiasas treff en zu können. Auch dieser Bitte gab der Verheißene Messiasas statt. Am 18. Mai 1908 kam Prof. Wragge erneut. Bei diesem Tref-fen begleiteten ihn seine Ehefrau und sein Kind.

Nach den Treff en mit dem Verhei-ßenen Messiasas änderten sich die Ansichten von Prof. Wragge. Zuvor präsentierte er in seinen Vorträgen ein abweichendes Bild von Hadhrat Isaas. Nach der vorangegangenen Auf-fassung sollte Hadhrat Isaas derjenige gewesen sein, der zu Gott auferstan-denen war und zum Erlöser dieser Erde wurde. Er sollte sein Leben für die Sünden der anderen aufgeopfert haben und dadurch seine Liebe und Barmherzigkeit zum Ausdruck ge-bracht haben. Später fügte Prof. Wrag-ge immer hinzu, dass durch dieses Bild von Hadhrat Isaas nur die Chris-ten Zufriedenheit fi nden können. Die wahre Lobpreisung gehöre einzig und allein Gott, dem allerhöchsten Herrn.

Außerdem pfl egte er früher zu sagen, dass der Mensch sich langsam ent-wickelt hat und in seiner Evolution auch ein Aff e gewesen ist, bevor er den jetzigen Zustand erreichte. Nach den Treff en machte er in seinem Vor-trag allerdings klar, dass dies lediglich die Ansicht Darwins gewesen sei, der man nicht folgen könne. Dies, weil 5 Das ausführliche Gespräch vgl. Malfoozat

(Band 5, S.610f.) Ebenso veröffentli-cht in Alfazl Rabwah – beginnend vom 21.04.2010.

der Mensch aus seinem Wesen heraus die Entwicklungsstufen erklommen ist. Das Treff en mit dem Verheiße-nen Messiasas führte also zu einer sehr starken Veränderung bei Prof. Wragge. Seine Denkweise hatte sich nun geändert und er scheute sich nicht, diese Überzeugung auch an-deren mitzuteilen.

Hudhuratba trifft die Enkelkinder von Prof. Wragge

Am 6. Mai 2006 hielt Hudhur-e-Aqdasatba eine Ansprache anlässlich der Jalsa Salana Neuseeland.6 Im An-schluss daran traf Hudhur-e-Aqdasatba einige Politiker und Gäste. Unter ih-nen waren auch Herr Stewirt Wragge und Frau Catherine Wragge, die En-kelkinder von Prof. Clement L. Wrag-ge. Hudhur-e-Aqdasatba war erfreut über ihre Anwesenheit und gab ihnen die Möglichkeit einer Audienz in sei-nem Büro. Die Sitzung dauerte etwa eine halbe Stunde an. Zunächst fragte Hudhur-e-Aqdasatba den Sadr Jamaat von Neuseeland, wie der Kontakt zu Herrn Stewirt Wragge und Frau Ca-therine Wragge hergestellt wurde. Man erklärte, dass hierfür zunächst Anfragen an die Astronomische Ver-einigung gestellt wurden und von die-ser auf die Historische Vereinigung Birkenhead aufmerksam gemacht wurde, wodurch schließlich der Kon-takt entstand.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits 84 Jahre nach dem Ableben von Pro-fessor Wragge vergangen. Auf die Fra-ge von Hudhur-e-Aqdasatba bestätig-ten beide Enkelkinder ihre Kenntnis darüber, dass ihr Großvater den Islam angenommen hatte. Sie fügten hinzu, dass ihr Großvater zweimal geheiratet hatte. Eine Frau stammte aus Indien und war die Großmutter von ihnen. Die andere Frau hingegen war eine Australierin und hatte sieben Kinder mit Prof. Wragge. Weiterhin fragte Hudhur-e-Aqdasatba, ob Prof. Wragge

6 Vgl. im folgenden Al-Fazl (Rabwah) vom 31.05.2006.

denn auch Literatur über die Ahma-diyyat besaß. Die Enkelkinder gaben wieder, dass einige Bücher in einem Brand zerstört wurden und andere im Museum vorzufi nden sind. Zudem erkundigte sich Hudhur-e-Aqdasatba darüber, ob ihr Großvater sie zum Islam eingeladen hatte Im Anschluss daran übergab Hudhur-e-Aqdasatba beiden das Buch „Die Philosophie der Lehren des Islams“.

Professor Clement Lindley Wragge

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Ein kleiner Auszug aus dem ers-ten Gespräch von Prof. Wragge Sahib mit Hadhrat Masih-e-Moudas

Prof. Wragge: In der Welt sind zwei Kräfte am Werk - die positiven und die negativen. Wenn wir immer die positive Kraft und niemals das Ne-gative benutzen, so besteht doch die Gefahr, dass eines Tages die negati-ve Kraft sich ansammeln und dann entfacht die Welt zerstören könnte. Das gleiche gilt für Tugend und Un-tugend. Wenn die ganze Welt nur Gu-tes und nie irgendwelche schlechte Taten begehen würde, dann würde sich auf ähnlicher Weise das Böse sammeln und die Welt zerstören. Der Verheißene Messiasas: Wenn eine Person nicht in der Lage ist zu schreien, so wird seine sanfte Rede nicht als ein hochgeschätztes Verhal-ten erkannt werden. Wenn eine Per-son immer in einem Zustand bleibt und nie die Möglichkeit einer Ände-rung hat, dann kann das Gute nicht mehr als das Gute erkannt werden. Es ist die Existenz der beiden Extre-me, die das Gute erschafft. Wenn der Status unveränderlich bliebe und dem Menschen für die Änderung seines Zustandes keine andere Fähigkeiten gegeben wurde, sodass er immer ge-zwungen ist, Gutes zu tun, und ihm nie die Fähigkeit Böses zu tun ge-währt wurde, wofür stände dann ‚Ge-horsam‘ oder „Gutes“? Allah Ta’ala hat dem Menschen eine Kontrolle bis zu einem gewissen Maße gewährt - Er kann seinen Zustand ändern. Er hat die Kraft Gutes zu tun und die Fä-higkeit Böses zu tun. Allerdings wird der Lohn entsprechend der Handlun-gen sein.

Wenn es das Böse nicht gäbe, was hätte man dann als „gutes Beneh-men“ bezeichnet? Nur wenn schlech-te Eigenschaften existieren, kann es

Professor Clement Lindley Wragge

nuuruddin 2011 | 57

auch gute Eigenschaften geben. Eine Person kann nur ein Bild von etwas Schlechtem in seinem Kopf haben und darüber tadeln, wenn überhaupt schlechte Gedanken in seinem Kopf vorhanden sind. Erst dann erreicht die Tugend eine besondere Bezeichnung, welche gelobt werden kann. Wenn kein Bild einer schlechten Tat in dem Kopf eines jeden existiert, dann gebe es auch die guten Eigenschaften nicht. Das Gute kann immer durch das Böse hervorgehoben werden. Gäbe es nur einen Aspekt, dann gäbe es keine Belohnung, noch die Erlangung der Freude (Gottes). (Freude wird durch Trauer, Behaglichkeit durch Unbe-hagen, Licht durch Finsternis, süß durch bitter, Gegengift durch Gift, Gutes durch das Böse und Tugend durch eine Untugend zum Vorschein gebracht. Gäbe es diese Gegensätze nicht, so wäre das Leben geschmack-los) Wäre nur ein Aspekt geschaffen, welches in unserer Natur vorherrsch-te, für was gäbe es dann Belohnung und für was Vergütung? Wie hätte man sodann die Freude Gottes gewin-nen können? All diese Taten wären ein Zwang, wonach sich der Mensch seiner Natur gemäß zu verhalten hät-te.

Es muss bedacht werden, dass dem Menschen eine Selbstkontrolle ge-währt wurde. Er hat die Kraft, Gutes zu tun oder Schlechtes zu tun, gütig zu sein oder grausam zu sein und wohlwollend zu sein oder geizig zu sein. Unter der Berücksichtigung beider Aspekte ist es möglich, eine Meinung über eine bestimmte Person zu treffen, ob diese gut oder schlecht ist. Die tatsächliche Defi nition des Begriffs „Taten“ ist, dass eine Person die Fähigkeit dazu hat, das Gegenteil zu tun. Eine Person, die die Fähig-keit hat, sich zu rächen, aber es nicht tut, hat eine gute Tat vollbracht. Aber eine Person, der nicht die Faust für die Vergeltung gewährt wurde, wie

kann diese von sich behaupten, dass sie eine gute Tat vollbracht hat oder gütig war, obwohl sie die Faust nicht benutzt hat.

(Sure Al-Shams: 10-11)

d.h. Wahrlich, wer sie lauterer werden lässt, der wird Erfolg haben; und wer sie in Verderbnis hinabsinken lässt, der wird zuschanden kommen.

Aus diesem Vers geht eindeutig hervor, dass die Existenz des Gu-ten und der guten Qualitäten seine Grundlage in den beiden Fähigkei-ten hat [das Gute oder das Schlechte zu tun]. Wer nur mit einer einzigen Fähigkeit ausgestattet wurde und eine andere ihm nie gewährt wur-de, so gleicht er einem Bild, wel-ches nicht wegradiert werden kann.

Jener, der die Existenz der Engel und des Satans leugnet, leugnet die of-fensichtliche und bezeugbare Wahr-heit. Wir nehmen jeden Tag wahr, dass Menschen Gutes tun und auch, dass in der Welt um uns herum vie-le schlechte Taten begangen werden und dass diese beiden Mächte gleich stark am Werk sind. Dies kann von keiner Person geleugnet werden. Gibt es jemanden, der den Einfl uss und das Gefühl dieser beiden [Ex-tremen] nicht in sich selbst wahr-nimmt? Hier kann keine Philosophie noch Logik herrschen, da diese bei-den Kräfte vorhanden sind und jede an ihrem Platz ihrer Arbeit nachgeht.

Nun auf die Frage, wenn die Men-schen nur Gutes tun und keine schlechten Handlungen begangen werden, dass dann das Böse sich ansammeln und die Welt zerstören

könnte. Über diese, können wir nur sagen, dass wir uns über Aussagen dieser Art „wenn dies geschieht, dass dann jenes passieren wird, und wenn jenes passiert dies geschehen wird“ nicht beschäftigen. Wir sehen dies als genug, dass die menschliche Na-tur für gute sowie für schlechte Taten geschaffen bzw. errichtet wurde. Dar-über hinaus gehen wir nicht.

Individuelle Laster

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Quelle: Übersetzung der Anspra-chen auf English im Buch „Way Of The Seekers“, Islam Internati-onal Publications, Tilford, Surrey, U.K. – 2002 Edition

Ansprachen von Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmood Ahmad, Khalifatul Masih II rs vom 27. und 28. Dezember 1925 auf der Jalsa Salana in Qadian, Indien.

A nlässlich der Jalsa Salana in Qadian im Dezember 1925 hielt Hadhrat Mirza

Bashirud Din Mahmood Ahmadra, Khalifatul Massih II, eine Anspra-che, in der er unter anderem Tugend, Untugend und Sünde beleuchtete. Hudhurra gab nach einer ausführli-chen Definition, Kategorisierung und Erklärung der einzelnen Tugenden sowie Sünden essentielle Anweisun-gen, wie die Mitglieder der Jama‘at sich vor allem von Letzteren befreien und schützen können. Hierbei unter-teilte Hudhurra die großen Laster in individuelle Untugenden, Untugen-den, welche nicht nur ein Individu-um, sondern auch die Mitmenschen betreffen, nationale Untugenden und Untugenden in Bezug auf Allah. Im Folgenden wird der Abschnitt der

Individuelle Laster

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Individuelle LasterÜbersetzung ins Deutsche und Verfassung

des Artikels von Haras Najib.

Rede, der die individuellen Untugen-den behandelt, dargelegt.

Hudhurra sagte hierzu:

„Ich werde nun einige individuellen Untugenden grob erläutern und offen-kundige hiervon auflisten, damit man bei bewusst werden dieser imstande ist, sich vor ihnen zu schützen. Diese sind:

Arroganz

Also in seinem Unterbewusstsein sich selbst für etwas Besonderes hal-ten. Jemand, der dem Glauben seines Unterbewusstseins verfallen ist, er sei ein besonderer Mensch, hindert sich daran, nach Reinheit zu streben.

Anspruchslosigkeit

Sich an nutzlos Plätzen aufhalten oder niederen Arbeiten nachgehen. Auch dies zählt zu den Untugenden und ist ein Hindernis zum spirituel-len Fortschritt, solange ein Mensch sich selbst oder seine Tätigkeit nicht ändert.

Eile

Eine Tätigkeit unüberlegt und eilig erledigen. Den Schaden trägt der Ausführende selbst.

Argwohn

Jemanden für eine schlechte Person

halten, auch wenn man dies bis zu seinem Tod nicht äußert. Dennoch ist dies eine Sünde.

Nicht erlaubte Liebe

Auch wenn dies verheimlicht wird und niemanden gegenüber geäußert wird, ist dies eine Untugend.

Böswilligkeit

Die Absicht hegen, jemandem scha-den zu wollen, auch wenn diese Ab-sicht nicht umgesetzt wird.

Feigheit

Das Aufkeimen von Feigheit im Herzen ist eine Sünde - unabhängig davon, ob irgendwann die Gelegen-heit entsteht, diese zum Ausdruck zu bringen.

Neid

Für jemanden anderen einen Verlust erhoffen, und danach sehnen, dass man selbst durch diesen bereichert wird.

Ungeduld

Im Falle von Schwierigkeiten aufge-regt sein und nicht mehr im Stande sein, den auferlegten Verpflichtungen nachzugehen

Ambitionslosigkeit

Statt großer Ziele sich kleine Ziele stecken. Diese schlechte Eigenschaft führt zu großem Unheil. Vor allem für Könige und Anführer führt dies zu einer Katastrophe. Denn durch ihre Mutlosigkeit wird auch ihre Ge-folgschaft ambitionslos. Welch son-derbaren Aspekt hat der Verheißene Messiasas in folgendem Vers darge-stellt:

‚Ich schwöre bei deinem Gesicht mein geliebter Ahmad, nur in Folge Deines Voranschreitens, haben wir uns vor-wärts bewegt‘ Das heißt, dass durch den Fortschritt des Heiligen Prophe-tensaw der eigene Fortschritt ermög-lich wurde. Also gilt Ambitionslosig-keit für Anführer als große Sünde, ebenso für die Bevölkerung.

Anbiedern

Sinnlos Geschichten erfinden, ledig-lich um andere zufriedenzustellen. Bei Bediensteten von Führungsperso-nen ist dies oft zu sehen.

Undankbarkeit

Hiermit ist das Fehlen von Wert-schätzung der Wohltat eines anderen Menschen gemeint.

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Mangelnde Beständigkeit

Mangelnde Beständigkeit liegt vor, wenn eine Sache begonnen aber vor ihrer Vollendung abgebrochen wird.

Faulheit

Wegen ihr kann ein Mensch erst gar keine Tätigkeit verrichten

Nachlässigkeit

Leugnen der Wahrheit

Mangelnder Mut, die Wahrheit zu sagen

Unerlaubte Zierlichkeit

Das heißt, dass jemand, der keine Empfindlichkeit an den Tag legen sollte, dies dennoch tut oder jemand derart zierlich ist, dass er unfähig wird etwas zu verrichten.

Ignoranz

Nicht nach Wissen zu streben

Habgier

Dieser zu verfallen ist ebenfalls eine Untugend.

Prahlerei

Etwas aus dem Antrieb tun, dass es andere sehen.

Feindseligkeit

Im Herzen jemandem Schaden wünschen

Schnell entmutigt sein

Angesicht einer schweren Lage alles fallen lassen. Dies ist insbesondere eine Untugend von Führungsperso-nen.

Gefallen an Schlechtem

Etwas Schlechtes nicht als solches ansehen ist ebenfalls eine Sünde. Jeg-licher Gebrauch von Rauschmitteln ist Sünde. Unter anderem Alkohol, Opium, Cannabis, Kautabak, Tee und Tabak gehören zu.

Wie man der obigen Aufzählung entnehmen kann, sind unter dem Gebrauch von Rauschmitteln auch gewöhnliche Dinge wie Tee (oder Kaffee) aufgeführt. Weiter ausführend sagt Hudhurra:

„Sicherlich werden einige dieser Pro-dukte als gewöhnliche Lebensmittel im Alltag benutz, wie z.B. Tee. Aber das

Teetrinken wird zu einer Untugend, wenn es zu einer Gewohnheit wird, wel-che man nicht ohne einen Schaden an die eigene Gesundheit ablegen kann.“

Hudhurra erklärt, dass sogar solch all-tägliche Gewohnheiten, wie z.B. das Teetrinken, zu einer Untugend wer-den können, wenn man davon nicht ohne weiteres ablassen kann. Diesen Punkt weiter erläuternd, führt Hud-hurra an:

„Möglicherweise muss ein Mensch für die Verbreitung des Glaubens eine ländliche Gegend aufsuchen, in der Tee nicht verfügbar ist.

Wenn er nun ein Samowar mitnimmt und für Tee sorgen will, so wird dies eine Last sein, die zu Schwierigkeiten führen wird. Denn der Islam will, dass jeder Muslim gewisser Weise zu einem Soldaten wird, indem er sich sofort dort hinbegibt, wo er hingeschickt wird. Da-her verbietet er Gewohnheiten, die eine Behinderung darstellen können.“

Der Grundgedanke ist also dieser, dass der Mensch nicht in Abhängig-keiten gerät und damit von Unan-nehmlichkeiten verschont bleibt. Zu diesem Punkt führt Hudhurra eine Anekdote an:

„Einige der Menschen, die nach Qa-dian kommen, sind es gewohnt, Was-serpfeifen zu rauchen. Dadurch sind sie vieler Dinge beraubt. In früheren Tagen pflegte ein Verwandter unserer Familie – der ein Feind des Verhei-ßenen Messiasas war - Besucher, die nach Qadian kamen, irrezuleiten. Er platzierte Sitzgelegenheiten auf einem Gelände und stellte Wasserpfeifen auf. Als die Besucher diese sahen, begaben sie sich dorthin. Dabei versuchte er die Besucher irrezuleiten. Er sagte, dass er ein naher Verwandter des Verheißenen Messiasas sei und ihn dadurch gut ken-ne: “Wäre auch nur etwas an seinen Aussagen dran, so hätte ich ihn doch akzeptiert“, pflegte er den Besuchern zu erzählen. So wurden Viele in die Irre geleitet.

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Einmal besuchte ein Ahmadi Qadian und ging zu diesem Mann, um eine Wasserpfeife zu rauchen. Dieser Mann nutzte die Gelegenheit aus und sprach negativ über den Verheißenen Messi-asas. Der Besucher schwieg jedoch. Als der Ahmadi still blieb, begann er den Verheißenen Messiasas aufs Schärfste zu beschimpfen. Auch dabei blieb der Besucher still. Letztendlich verlor der Mann die Geduld und fragte den Besu-cher: „Was denkst du? Warum sprichst du nicht?“ der Besucher antworte-te: „Ich denke gerade darüber nach, wie mich die schlechte Gewohnheit des Rauchens zu diesem Ort gebracht hat. Wäre ich kein Raucher gewesen, so wäre ich nicht zu ihnen gekommen und hätte nicht diese Schmach der Be-leidigung des Verheißenen Messiasas erleiden müssen.“

Diese Anekdote verdeutlicht, dass schlechte Gewohnheiten zum fal-schen Weg führen. Als Folge muss man immer mehr Unannehmlichkeit erdulden. Daher ermahnt uns Hud-hurra wie folgt:

„Wie ich es bereits mehrere Male ge-sagt habe, möchte ich erneut darauf

zu entwickeln, und uns von allen Ar-ten von Rauschmitteln fernzuhalten. Hudhurra führt sein eigenes Beispiel an:

„Ich werde von keiner Sache abhängig. In meiner Kindheit wurde mir wäh-rend einer Krankheit für ca. sechs Mo-nate Opium verabreicht. Meine Mutter erzählte mir, als an einem Tag dies nicht der Fall war, hatte es keinerlei

Auswirkungen auf mich, woraufhin der Verheißenen Messiasas sagte:

„Gott hat dafür gesorgt, dass er davon losgekommen ist, so verabreiche ihm dies nicht mehr.“

Auch heute noch kann ich aufhören, Dinge zu konsumieren, die ich norma-

hinweisen, dass das Rauchen (von Wasserpfeifen) eine schlechte Ange-wohnheit darstellt. Ebenso sind auch andere Rauschmittel in dem gleichen Maße schädlich. Man sollte ihren Kon-sum einstellen. Einige Rauschmittel fördern die Angewohnheit zu Lügen. Ich werde keine beim Namen nennen, um jenen Personen, die sie konsumie-ren, vor Argwohn zu schützen. ihnen diese Verlegenheit zu ersparen. Doch

dies ist eine Tatsache. Viele Rausch-mittel schädigen die Nerven sehr stark. Daher sollte man sich von jeglicher An-gewöhnung von Rauschmitteln fern-halten.“

Wir werden von Hudhurra ermahnt, in uns nicht solche Angewohnheiten

„Gelegentlich höre ich auf, Tee zu trinken, obwohl in unseren Familien Tee zum Frühstück serviert wird. Ich tue dies, um zu vermeiden, dass hieraus eine Gewohnheit entsteht. In der Tat sollten Gläu-bige keine Sucht für irgendetwas entwickeln, auch dies ist ein Übel.“

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lerweise regelmäßig zu mir nehmen, ohne hiervon einen Schaden zu neh-men.“

Dies bedeutet, dass auch wir uns - an dem Vorbild Hudhursra orientierend - darum bemühen sollten, uns durch Training und Gebete resistent gegen schwerwiegende Abhängigkeiten zu machen. Es sollte uns stets ein Leich-tes sein, den Konsum einiger Güter

einzustellen.

Diesen Gedanken weiterführend sagt Hudhurra:

„Gelegentlich höre ich auf, Tee zu trin-ken, obwohl in unseren Familien Tee zum Frühstück serviert wird. Ich tue dies, um zu vermeiden, dass hieraus eine Gewohnheit entsteht. In der Tat sollten Gläubige keine Sucht für ir-

gendetwas entwickeln, auch dies ist ein Übel.“

In Bezug auf den letzten Satz finden wir in unserer heutigen Gesellschaft viele Menschen, die in vielfältigen Ab-hängigkeiten stecken, welche teilwei-se auch keine klassischen Rauschmit-tel darstellen. Es sind auch neuartige Abhängigkeiten entstanden, die sich nicht auf den Konsum irgendwelcher Stoffe zurückführen lassen, z.B. Inter-netsucht, Spielsucht, Kaufsucht.

Insbesondere die Internetsucht führt heutzutage zu weitreichenden psy-chologischen und körperlichen Schä-den. So berichten Forscher, dass auf-grund der zunehmenden Sucht nach digitaler Anregung, insbesondere die neue Generation der Jugendlichen nicht mehr in der Lage ist, konzent-

Wie ich es bereits mehrere Male gesagt habe, möchte ich erneut darauf hinweisen, dass das Rauchen (von Wasserpfeifen) eine schlechte Angewohnheit darstellt. Ebenso sind auch andere Rauschmittel in dem gleichen Maße schädlich. Man sollte ihren Konsum einstellen. Einige Rauschmittel fördern die Angewohnheit zu Lügen.

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riert ein Buch zu lesen. Viel zu groß sei die Verführung mittels des nahe-zu überall verfügbaren Internets und mittels Smartphones, Updates auf Fa-cebook oder Nachrichten im Internet zu verfolgen. Diese Sucht verringere die Fähigkeit der neuen Generation

zur geistigen Produktivität und redu-ziere das Denk –und Erkenntnisver-mögen. Die Konsequenz ist die Ab-lenkung von Arbeit oder Ablenkung vom Lernen und ist das Ergebnis der medialen Überforderung. For-scher haben dieses vermehrte Ver-langen nach digitalen Inhalten sogar als größtes Bildungsproblem unserer Zeit identifi ziert. Sie fordern daher einen Verzicht auf Internet, gerade an Orten des Arbeitens und Lernens und propagieren eine „Rückkehr zur Langeweile“. Diese soll das Konzent-rations- und Denkvermögen fördern und Ablenkungen verhindern3.

In der gegenwärtigen Zeit stellt also auch das Internet eine Art Rausch-mittel dar, welches neben der körper-lichen Gesundheit auch die Sinne der Menschen beeinträchtigt. Gemäß den Anweisungen von Hudhurra wäre es also folgerichtig, uns auch bezüglich des Internets in Enthaltsamkeit zu üben.

Bemerkenswert ist weiterhin, dass Hudhurra uns lehrt, auch bei zunächst harmlos erscheinenden Lebensmit-teln, wie z.B. Tee, in keine Abhängig-keit zu geraten. Dies soll bezwecken, dass man sich einem Training unter-zieht, welches die Willenskraft stär-ken soll. Indem man z.B. versucht, beim Frühstück auf den Konsum von Tee zu verzichten, trainiert man seine Willenskraft und übt sich in Enthalt-samkeit.

Im Falle von Tee oder Kaff ee ist dies auch eine sinnvolle Maßnahme zur Förderung der Gesundheit.

Untersuchungen1,2 belegen, dass der Konsum von Koff ein neben der Wachsamkeit fördernden Wirkung auch zahlreichen negative Begleitef-

fekte hat, wobei der Koff eingehalt von Kaff ee höher ist als der von Tee.

Es wird berichtet, dass sich beim re-gelmäßigen Konsum von Koff ein in Form von Kaff ee in hohen Dosen be-reits innerhalb von 6 bis 15 Tagen eine Abhängigkeit entwickelt1. Verzichtet man auf den Konsum vom Koff ein, so treten die ersten Entzugserscheinun-gen bereits nach 12 bis 24 Stunden auf. Zu diesen Entzugserscheinun-gen zählen Kopfschmerzen, Trägheit, Angst, Konzentrationsschwächen, Übelkeit, Erbrechen, erhöhter Puls, Händezittern und andere Entzugser-scheinungen.

Insbesondere wurde bei starken Kof-feinkonsumenten der Entzug von einer Blutfl usserhöhung im Gehirn begleitet. Diese Blutfl usserhöhung kann zu den genannten Kopfschmer-zen führen. Es wurde aber auch festgestellt, dass dieser Eff ekt bei Konsumenten von geringeren Koff e-inmengen ausbleibt. Diese genannten Entzugserscheinungen verschwinden nach einer Abgewöhnungsphase von einer Woche.

Interessant ist außerdem, dass in Stu-dien2 beobachtet wurde, dass bei ei-nem erhöhten Koff eingenuss generell ein erhöhtes Risiko besteht, Raucher zu werden oder übermäßig Alkohol zu konsumieren. Des Weiteren wird erhöhter Koff einkonsum mit gerin-gerer Bildung, höherem Body-Mass-Index, Rauchen, Alkohol, weniger

Freizeitaktivität und schlechterer Er-nährung in Beziehung gebracht. Als Schlussfolgerung wird daher empfoh-len, den Koff einkonsum auf moderate Mengen zu begrenzen.

Wir sehen also, dass ein gelegentli-cher Verzicht selbst auf Konsumge-wohnheiten wie Kaff ee- bzw. Koff e-ingenuss in der Tat uns dabei helfen kann, unsere Gesundheit vor Schäden zu schützen. Es ist auch gemeinhin bekannt, dass eine ausgewogene, d.h. abwechslungsreiche Ernährung för-derlich für die Gesundheit ist. Darü-ber hinaus wird jene Willenskraft ge-stärkt, die nach einem gebührenden Training sich ebenfalls positiv auf die Kraft zur Resistenz vor größeren Sün-den und Untugenden auswirkt Ein-gangs dieser Rede erklärte Hadhrat Musleh Maudrs, dass zahlreiche Per-sonen danach fragen, welche Mittel und Wege es gibt, deren Anwendung uns vor Sünden reinigt und Wohlta-ten fördern. Dies sollte auch als Bot-schaft für uns verstanden werden, die Hudhurrs unter anderem an die nach Läuterung Suchenden richtete.

______________Fußnoten:

1 http://www.meine-gesundheit.de/1041.0.html

2 Koff ein – Semesterarbeit, 2003, TH Zürich

Also in seinem Unterbewusstsein sich selbst für et-was Besonderes halten. Jemand, der dem Glauben seines Unterbewusstseins verfallen ist, er sei ein be-sonderer Mensch, hindert sich daran, nach Rein-heit zu streben.

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Ewig in der Hölle schmoren...?

Muzafar Mehmood

Ewig in der Hölle schmoren...?

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M uslime wie auch andere Religionsangehörige sind davon überzeugt, dass es

neben dem Diesseits auch ein Jenseits gibt. Das Jenseits besteht aus einer Hölle und dem Paradies. Die Ent-scheidung, ob man in die Hölle oder in das Paradies nach dem Tode ein-treten wird, obliegt nur Allah. Den-noch nehmen sich einige das Recht, ohne jegliche Legitimation durch Allah, im Diesseits darüber zu ur-teilen, wer Bewohner des Paradieses wird oder gar in der Hölle schmo-ren wird. Oftmals wird vergeblich versucht, den Heiligen Qur-ân als einschlägige Quelle heranzuziehen. Losgelöst hiervon haben sich auch Gelehrte mit einer weiterfüh-renden Frage beschäftigt, die im Folgenden erörtert werden soll: Werden die Höllenbewohner ewig in der Hölle bleiben oder wird ihnen ir-gendwann Einlass in das Paradies ge-währt werden?

Folgt man dem Mainstream der heu-tigen sunnitischen Gelehrten, so be-steht die Hölle immerwährend. Be-wohner der Hölle werden niemals in das Paradies eintreten. Einen Ausweg gibt es dennoch. Muslime, die an ei-nen Gott geglaubt haben, kommen ir-gendwann nach der Bestrafung in das Paradies. In vergleichbarer Weise liest man die Argumentation und die gezo-genen Schlüsse in verschiedenen Bü-chern, Foren und anderen Schriften. Eine ähnliche Vorstellung findet man auch im jüdischen Glauben. Nach dem jüdischen Glauben ist das Para-dies nur für Juden bestimmt und Ju-den selbst können nicht länger als elf (11) Monate in der Hölle verweilen.1 1 Vgl. Tafsir Kabir

„Eine Zeit soll kommen, da sich keiner mehr in der Hölle befinden wird und der frische Morgenwind seine Pforten hin- und herbewegen wird“.

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Trotzallem gab es in der islamischen Geschichte zahlreiche Gelehrte, mit gegenwärtig großer Relevanz, die die-se Meinung nicht vertreten haben. Auch in unserem Zeitalter hat der Verheißene Messiasas, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas, durch den Heiligen Qur-ân verdeutlicht, dass das Paradies ewiger Dauer sein wird, wohingegen die Hölle zeitlich begrenzt ist. Dar-über hinaus gibt es einige Ahadith, die diese Meinung bekräftigen. Nun kann man berechtigter Weise die Frage stellen, an welchen An-haltspunkten sich die Befürworter der Ewigkeit der Hölle festklammern? Es gab durchaus einige Gelehrte im Islam, die bestimmte Verse im Qur-ân derart interpretierten, dass die Hölle für die Ewigkeit bestimmt sei. Namentlich zu erwähnen sind: Ibn Hazm al-Andalusi oder Abu Abdullah Al-Qurtubi, um nur einige zu nennen. Beide waren große Gelehrte in Cór-

doba, im heutigen Spanien. Neben Al-Qurtubi, der für seine Qur-ânexegese bekannt ist, war Ibn Hazm al-Andalu-si ein großer Universalgelehrter.

Im Heiligen Qur-ân finden wir zum Beispiel in der Sure Al-Baqarah (2) : Vers 82 folgenden Vers:

„Wahrlich, wer da übel tut und ver-strickt ist in seinen Sünden – diese sind die Bewohner des Feuers; darin müssen sie bleiben.“ (Sure Al-Baqarah (2) : 82)

In erster Linie geht es um das Ver-ständnis des Wortes ( ) Khālidun. Hadhrat Khalifatul Massih IIrs erläutert, dass ( ) Khālidun im Zusammenhang mit dem Wort Hölle als „verweilen für

Jahrhunderte“ verstanden werden muss. Dieser Meinung waren u. a. auch Abu Hurairars, Ibn Abbasrs und Ibn Taymiyya. Letzterer war ein Ge-lehrter, der im 14. Jahrhundert n.Chr. gelebt hatte und dessen Ansichten un-ter den Salafisten weit verbreitet sind.

Im Edward William Lane‘s Arabic-English Lexicon, wird Khālidun u.a. auch mit verweilen, bleiben übersetzt.

An einer anderen Stelle lesen wir in Sure Nisā des Heiligen Qur-âns:

„es sei denn des Weges zur Hölle, dar-innen sie lange, lange bleiben sollen. Und das ist Allah ein leichtes.“ (Sura An-Nisa (4) : 170)

Ibn Taymiyya erklärt in Fanā´al-nār in Bezug auf den Vers 170 der Sure An-Nisa, dass an keiner Stelle im Qur-ân die Hölle als unvergänglich

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erklärt wird. Wenn es dann heißt: „Sie werden ewig darin bleiben“, so ist da-mit gemeint, sie werden solange darin bleiben, solange die Strafe für sie an-dauert bzw. bestimmt wurde. Er führt fort, dass die Begriffe (Khālidīn) Verweilen und (abadān) Ewig im Kontext zu verstehen sind.2

Weiterhin heißt es im Heiligen Qur-ân über die Höllenbewohner:

„die über Jahre hinweg [ah-qaba] darin bleiben wer-den“ (Sura An-Nabâ (78) : 24) Die Dauer ihres Aufenthaltes wird geschildert, nämlich eine lange Zeit, die sie in der Hölle verbringen wer-den. Aus dem Wörterbuch von Lane und aus „A Concise Dictionary of Qur-ânic Arabic“ geht hervor, dass ahqaba der Plural von haqaba ist. Ha-qaba bedeutet: Zeit, lange Zeit/Dauer,

2 Vgl. Ibn Taymiyya: Fana” al-nar. 3rdSection. S. 71-79; aus: Islamic Universalism: IbnQayyim al-Jawziyya’s SalafiDeliberations on the Duration of Hell-Fire von Jon Hoover

ein Jahr oder Jahre, 70 Jahre, 80 Jahre oder mehr.3

An einer anderen Stellen, in der Sura Hûd heißt es:

“darin zu bleiben, solange die Him-mel und die Erde dauern, es sei denn, dass dein Herr es anders will. Wahr-lich, dein Herr bewirkt alles, was Ihm gefällt.“ (Sura Hûd (11) : 108)

Der Verheißene Messiasas erklärt, dass die Eigenschaften Gottes, so auch Barmherzigkeit und Gnade, ewiger Dauer sind:

„[ ] Können wir denn je über den Machtvollen und Gütigen Gott sagen, Er würde Freude daran haben, Seine Diener der Pein auszusetzen, oder dass Er ihnen niemals fortwährenden Frie-den zuzugestehen wünsche? Geiz sol-cher Art kann niemals den Reinen und

3 Vgl. Lane: Arabic-English Lexicon. Book I. S.610, Arne A. Abros: A Concise Dictionary of Qur-ânic Arabic. S.75

Heiligen Gott zugeschrieben werden. [ ] Und unsere Lehre besagt, dass auch die Ungläubigen nach Erleiden einer langwährenden Strafe schließlich einen Anteil an der Gnade Gottes haben wer-den, wie das Hadith besagt:

d.h. „Eine Zeit soll kommen, da sich keiner mehr in der Hölle befinden wird und der frische Morgenwind seine Pforten hin- und herbewegen wird“.

Weiter sagt Hudhuras in Bezug auf den Qur-ânvers 11, 108:

Dieser Glaube stimmt mit den vollkommenen Eigenschaften Gottes überein, denn Seine Eigenschaften sind sowohl „Dschlali“ (glorreich, streng) als auch „Dschmali“ (schön, sanft); Er ist es, Der Wunden zufügt, und Er ist es auch, Der den Balsam auflegt. Es wäre nämlich extrem unvernünftig und nachteilig vonseiten des Gottes der Macht und Glorie, dass sich nur noch seine strengen Eigenschaften weiterhin manifestieren sollten, daß aber die Ei-

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genschaften der Barmherzigkeit und Vergebung niemals mehr zur Anwend-ung kommen sollten, und dass seine Eigenschaften der Güte und Barmher-zigkeit so verbleiben müßten, als seien sie für immer außer Kraft gesetzt. Aber nein! Demzufolge, was Gott in Sei-nem ehrwürdigen Quran gesprochen hat, geht hervor, dass „für eine lange Zeit“ - aus menschlicher Schwäche durchweg metaphorisch durch das Wort „abad“ (immer) beschrieben - die Insassen der Hölle in der Hölle verble-iben werden, aber dann wird sich die Eigenschaft von Barmherzigkeit und Güte selbst manifestieren, und Gott wird Seine Hand in die Hölle stecken und so viele, als Seine Hand umfassen kann, werden herausgezogen werden. Deswegen spielt auch dieses „Hadith“ auf die letztendliche Rettung aller an; denn die Hand Gottes ist so wie Gott Selbst unendlich, und keiner kann außerhalb von Gottes Hand bleiben.“ (Hazrat Mirza Ghulam Ahmad: Chashma-e-Masihi, Seite 368 ff.)

Über das Paradies hingegen heißt es im Heiligen Qur-ân:

„Was aber die anlangt, die glückselig sein sollen, sie werden in den Himmel kommen, darin zu weilen, solange die Himmel und die Erde dauern, es sei denn, dass dein Herr es anders will – eine Gabe, die nicht unterbrochen werden soll“ (Sura Hûd (11) : 109) Hier ist festzustellen, dass der Zusatz „eine Gabe, die nicht unterbrochen werden soll“ nicht in Bezug auf die Hölle erwähnt wurde, sondern nur im Zusammenhang mit dem Paradies genannt wird. Oftmals finden wir im Heiligen Quran: „sie werden einen nimmer endenden Lohn erhalten“. Dabei wird die Dauer des Paradieses verdeutlicht.

Der Verheißene Messiasas erklärt die Weisheit dahinter, dass Allah den in Paradies gewährten Lohn stets mit den Worten „eine Gabe, die nicht unterbrochen werden soll“ verknüpft

hat: „Dies sollte auch so sein, andern-falls wäre Hoffnung verloren gegan-gen und Verzweiflung wäre entstan-den. Aus diesem Grunde entsteht Freude mit Blick auf die unendlichen Gaben des Paradieses und es entsteht Hoffnung in Bezug auf die begrenzte Dauer der Hölle.“ (Malfoozat, Band 1, S. 390)

Wie bereits angedeutet betrifft ein weiterer Aspekt, der gegen die Ewig-keit der Hölle spricht, die Barm-herzigkeit und Gnade Allahs. Es gibt unzählige Beispiele im Heili-gen Qur-ân, die auf die Barmherzig-keit Gottes hinweisen.

„die allein ausgenommen, deren dein Herr Sich erbarmt hat, und dazu hat Er sie erschaffen“ (Sura Hûd (11) : 120)

Hadhrat Ibn Abbasrs stellt fest, dass „und dazu“ sich auf „er-barmt“ bezieht.

Daraus folgt, dass Allah die Men-schen erschaffen hat, um ihnen Seine Barmherzigkeit zu demonstrieren. Wenn jedoch jemand für die Ewigkeit in der Hölle bleiben wird, bleibt er

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von der Barmherzigkeit Gottes fern.

Die Allgemeingültigkeit des Attribu-tes Barmherzigkeit fi nden wir auch im folgenden Vers:

„doch Meine Barmherzigkeit umfasst jedes Ding“ (Sura Al-Arâf (7) : 157)

Den Vers 30 aus der 55. Sure zitierend führt der Verheißene Messiasas aus:

„Jeden Augenblick off en-bart Er sich in neuem Glanz“ (Sura Ar-Rahmân (55) : 30)

„Deshalb ist es töricht zu denken, dass nachdem die Schuldigen in die Hölle geworfen sind, die Eigenschaft en von Güte und Barmherzigkeit für immer eingestellt werden würden, oder dass diese Attribute für immer aufh ören würden, sich zu manifestieren; es ist unmöglich, dass die göttlichen Eigen-schaft en aufh ören zu wirken, da doch vielmehr Gottes grundlegende Eigen-schaft die von Liebe und Barmher-zigkeit ist, diese ist die „Mutter“ aller anderen Eigenschaft en, und sie ist es

auch, welche bisweilen zwecks Besse-rung des Menschen in Form von zor-nigen und glorreichen Attributen zur Anwendung kommt, und nachdem dann eine Besserung bewirkt worden ist, dauert die Liebe, die sich nun in ihrer eigenen Färbung manifestiert, für immer als ein Geschenk an.“4

Der letzte Aspekt mit dem wir uns letztlich beschäft igen, ist der Sinn der Hölle. Eine ausführliche Untersuchung würde den Rah-men dieses Artikels sprengen.Es heißt im Heiligen Qur-ân:

„Der aber, dessen Waage [der Taten] leicht ist, die Hölle wird seine Mutter sein.“ (Sura Al-Qâreah (101) : 9-10)

Hazrat Musleh Maudrs erklärt in die-sem Zusammenhang, dass die Be-ziehung zwischen einem sündigen Menschen und Hölle der Beziehung zwischen einem ungeborenen Kind und der Mutter gleicht. So wie der Embryo verschiedenen Stufen der Entwicklung im Mutterleib bis hin zur Geburt durchläuft , werden auch die sündige Menschen verschiedene

Stufen spiritueller Torturen durchlau-fen, bis ihre Seelen vollständig vom Makel der Sünden gereinigt sind und sie eine neues Leben erlangen. Der wahre Zweck der Strafen Gottes be-steht darin, dass die Menschen sich reformieren und sich von ihrer Sün-den befreien.4

Anhand der oben genannten Qur-ânverse, Hadith, der Aussagen des Verheißenen Messiasas sowie der Aus-legung der Gelehrten wird deutlich, dass die Bewohner der Hölle, nicht für ewig darin bleiben werden. Das Wort Khālidun im Zusammenhang mit Hölle kann somit nicht als „ewig“ übersetzt werden. Trotz allem sollte die Strafe der Hölle nicht verharmlost werden. Sie ist zwar nicht von ewigem Bestand, kann jedoch derart lang sein, dass sie einer Ewigkeit gleicht.

4 Vgl. Tafseer-e-Kabeer, S. 520 ff . und English 5 Vol. Commentary, Mirza Bashir-ud-Din Mahmoodrs, S. 2875

„Versuchen auch Sie, seinem Weg zu folgen“

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I n der Schöpfung der Himmel und der Erde und im Wechsel von Nacht und Tag sind in der Tat

Zeichen für die Verständigen, die Al-lahs gedenken im Stehen und Sitzen und wenn sie auf der Seite liegen und nachsinnen über die Schöpfung der Himmel und der Erde: Unser Herr, Du hast dies nicht vergebens erschaf-fen; heilig bist Du; errette uns denn vor der Strafe des Feuers. Unser Herr, wir hörten einen Rufer, der zum Glauben aufruft: >Glaubet an euren Herrn!< und wir haben geglaubt. Unser Herr, vergib uns darum unsere Vergehen und nimm hinweg von uns unsere Übel und zähle uns im Tode zu den Rechtschaf-

fenen. Unser Herr, gib uns, was Du uns verheißen durch Deine Gesandten... Wahrlich, Du brichst das Versprechen nicht. (Der Heilige Qur-ân, Kapitel 3, Vers 191-192, 194-195).

Hadayatullah Hübsch Sahib ist tot. Er starb am Morgen des 04.Januar 2011. Wahrlich, Allahs sind wir und zu Ihm kehren wir heim. Damit schließt sich ein herkömmlichen Grenzen über-schreitendes Lebenswerk. Dies gilt im Besonderen für seinen praktizierten Alltag als Muslim. Wie kaum ein an-derer deutscher Konvertit verkörperte er durch seine Lebensweise die nicht nur theoretisch mögliche Einheit zwischen der Ausübung der Religion

„Versuchen auch Sie, seinem Weg zu folgen“

S. A. Umar Choudhry

Hadhrat Khalifatul Massih Vatba Worte

zum Tode von Herrn Hadayatullah Hübsch: „Er war von derwisch-hafter Natur, ein erge-

bener und frommer Mensch.“

– Hadhrat Khalifatul Massih Vatba (Freitagsansprache vom 7.11.2010)

„Versuchen auch Sie, seinem Weg zu folgen“

nuuruddin 2011 | 71

Islam einerseits und den Werten der christlich-abendländischen Tradition andererseits. So entstammen seiner Feder unzählige Werke über den Is-lam. Bei der Lektüre seiner Bücher spürt der Leser das Herzblut und die Überzeugung des Autors. Tatsächlich kann gesagt werden, dass hier jemand mit Liebe seine Sache ausführte.

Auf welch verschlungenen Pfaden Herr Hübsch diese Liebe zum und im Islam erlangte, schilderte er ein-drucksvoll unter anderem in seinen autobiographischen Schriften „Keine Zeit für Trips“ (erschienen im Verlag Koren und Debes) und „Mein Weg zum Islam“ (Verlag Der Islam). Über sein Leben sowohl vor als auch nach dem Beitritt in die Ahmadiyya Mus-lim lässt sich übermäßig viel schrei-ben, doch was wiegt schwerer und ist ein deutlicheres Zeugnis als die Worte des Khalifen der Zeit.

Brückenbauer, Pionier, schließlich: Der in seinem Herrn Frieden Fin-dende

In seiner Freitagsansprache vom 07.01.2011 lobte unser geliebter Imam, Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, Khalifatul Massih Vatba, die vollbrachte Arbeit von Herr Hübsch. Hadhrat Khalifatul Massih Vatba sprach, das Ableben von Herrn Hübsch erwähnend, von „einer trau-rigen Nachricht“. „Er war ein sehr frommer und überzeugter Ahmadi... Hadhrat Hafiz Mirza Nasir Ahmadrh gab ihm den Namen Hadayatullah... Auch Amir Sahib Deutschland ist durch Herrn Hadayatullah Ahmadi geworden. Als Amir Sahib sich auf der Suche nach der Wahrheit nach Qadian begab, kümmerte sich Herr Hadayatullah um ihn, führte ihn durch ganz Qadian und erklärte ihm Vieles. Er diente stets als Übersetzer des Kalifen der Zeitrh. Er war von derwischhafter Natur, ein ergebener und frommer Mensch. Seine Über-zeugung von der Existenz Gottes war

außergewöhnlich. Also, er war einer, der spät in die Jamaat hineinkam, je-doch, denke ich, dass er sehr viele in der Überzeugung, im Glauben und in der Hingabe und in der Treue und Liebe und Ergebenheit übertraf. Zum Khilafat-e-Ahmadiyya hegte er eine Liebe und unterhielt zu diesem eine Beziehung der Treue.

So wollte er zu keiner Sache im Ge-ringsten einen Konflikt säen. Wenn in MTA eine Khutba oder ein Pro-gramm des Kalifen der Zeit lief, so bat er sofort seine Kinder um Ruhe und hielt sie an, dieses zu verfolgen, was er auch selbst tat. Das Gebet verrichtete er innigst. Er betete regelmäßig das Tahadschud-Gebet und die Nawaffil-Gebete (freiwillige Gebete)…Dieser Geist wohnte ihm inne. In einem Jahr, als ich zur Zeit des großen Opferfes-tes in Deutschland war, rief er mich nachdrücklich zu sich nach Hause. Er zeigte mir sein Haus, führte mich durch jedes Zimmer, zeigte mir seine Bibliothek. Ja, die ganze Familie war fröhlich. Die Freude von Herrn Hada-

„Versuchen auch Sie, seinem Weg zu folgen“

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yatullah war indes bewundernswert, die ihm von den anderen hervorhob. Allah hat ihn durch Seine Gnade die Möglichkeit gegeben, beachtlich der Religion zu dienen. In deutscher Sprache hat er über den Islam eine Vielzahl von Büchern geschrieben. Er hatte einen intensiven Kontakt zu den Medien. Er absolvierte viele Frage- und Antwortsitzungen in den Medien. Für einen langen Zeitraum hatte er die Gnade, als Pressespre-cher der deutschen Jamaat zu dienen. Er war eine gelehrte Persönlichkeit und, so sollte man sagen, man fand in ihm in jeder Hinsicht all die Vor-züglichkeiten eines Gläubigen. Für den gemeindeeigenen Fernsehsender MTA Deutschland bedeutete er eine große Stütze. Für die deutschen Pro-gramme wurde er als eine Art Seele verstanden. Für die deutsche Jamaat hat er in deutscher Sprache einen großen Schatz an aufk lärerischer wie erzieherischer Literatur hinterlas-sen. In den deutschen Printmedien und Fernsehprogrammen wurde ihm die Gnade zuteil, auf eine sehr schö-ne Art und Weise den Islam und die

Lehre der Ahmadiyyat vorzustellen. Und neben der deutschen Sprache, war er auch im Englischen bewan-dert. In beiden Sprachen, Deutsch und Englisch, schrieb er auch Ge-dichte. Derzeit lehrte er das Fach Deutsch an der Jamia-Ahmadiyya in Deutschland. Und dieser Pfl icht kam er außergewöhnlich nach. Wie ich bereits erwähnte, schrieb Herr Ha-dayatullah Gedichte, er war ein sehr guter Dichter, Gedichtbände sind von ihm ebenfalls publiziert worden. Zur Jalsa, Jährlichen Versammlung, hielt er auch Ansprachen. Zum Heiligen Qur-ân hatte er eine tiefgreifende Lie-be.

Der Glaube an die Existenz des We-sens Gottes war unermesslich. Bei jeglicher Schwierigkeit und Sorge antwortete er immerzu mit Gebe-ten.“ Abschließend betete Hadhrat Khalifatul Massihatba für Hadayatullah Hübsch Sahib:

„Möge Allah seine Rangstufen im-merzu erhöhen. Wie ich bereits er-wähnte, hinterlässt Hadayatullah Sa-

hib seine Ehefrau und acht Kinder; möge Allah auch deren Vertrauter sein. Möge Allah sie stets in Seinem Schutze halten...

Ebenfalls möchte ich den Ahmadis in Deutschland, der jungen Gene-ration, mitteilen, dass, obwohl Ha-dayatullah Sahib Deutscher war, er seine Pfl icht des Ahmadi Muslim-Seins gebührend erfüllte. Versuchen auch Sie seinem Wege zu folgen. In Deutschland, in Europa, überall dort, wo es nötig ist, den Islam zu verteidigen, schreiten Sie dort vo-ran, erwerben Sie sich Wissen und klären Sie die Menschen in der Lan-dessprache hierüber auf. Verteidi-gen Sie nicht nur, sondern beweisen Sie die Überlegenheit des Islams über alle Religionen indem Sie des-sen Besonderheiten darlegen.“

Mögen wir Bleibenden dieser Auff orderung nachkommen. Amien. Aller Preis gebührt Allah, dem Herr aller Welten.

Hadhrat Khalifatul Massih Vatba zu Gast bei Hadayatullah Hübsch Sahib