Notizbuch Collagen zur Berlin-Exkursion 2014 Die Stadt als kulturelles Archiv.
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Notizbuch
Collagen zur Berlin-Exkursion 2014Die Stadt als kulturelles Archiv
Das Sehen der helleren Steine eingelassen in die Wand älteren Datums nach antiken Vorbildern. Umrisse eines Durchgangs neugestaltet. Zeitachse zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert. Stüler featuring Chipperfield Architects. Das weiße fügt sich in das braune Gestein – bildet architektonisch eine Symbiose, ohne die zeitliche Trennung aufzuheben. Haftet nicht an einer einfachen Imitation, sondern reduziert das Ursprüngliche auf seine Geometrie & Funktion und hebt das Abwesende hervor. Beispiel: Die doppelarmige Treppe.
Die dunkelrote Wandfarbe zeigt Risse eines Mittels, das die erste Präsentation des Raumes nicht ohne Risse schaffte. Revidiert: Risse = Alt.
Nofretete im Glaskasten, wenn ich meinen Kopf zur linken Seite drehe. Gelöst sind die Hände des Handwerkmeisters von seinem Tagewerk – zum Kunstwerk erhoben. Es ist seinem Nutzen beraubt eine handwerkliche Vorlage zu sein. Während unser Guide spricht, stelle ich mir vor wie ein Handwerker diese schöne Büste schuf, sitzend auf einem Stein, seine Finger während der Arbeit ihr Gesicht berührend.
Nun nach rechts gehend. Besucher sitzen auf den Bänken. Ihre Gesichter – gezeichnet von der Erschöpfung der Zeitenwanderung – sind dem Rücken des Xantener Knaben zugewandt. Ein Möbelstück. Wir fotografieren. Durch das Fensterglas mit Blick auf den Alex.
Hinterausgang links, links, rechts, links am Bodenmosaik vorbei. Wieder ein Knabe. Der Betende Knabe von Βοιδας. Ich bemerkte nicht, dass die Arme des Knaben sich erst später dem Himmel entgegenstreckten. Nachträglich angebracht erst im 17. Jahrhundert. Ein Foto also ohne Arme – Ich lege sie dazu, damit ich mich daran erinnere, dass sie sich – wenn überhaupt – vermutlich nach vorne gestreckt hätten. Auf dem Foto sieht man die Beine nicht. Meinem Blick entgingen sie, als – das rechte Auge auf den Sucher gepresst, ich kniend – mein Finger den Auslöser drückte.
Die Beschäftigung mit der Materialität und Funktion der Räume und Dinge im städtischen Raum zeigt, wie eine Stadt als kulturelles Archiv funktionieren kann. Eine Schichtung von Material, Funktion und Symbolik.
Spiegelungen – verdichten den Raum. Von der Spiegelung des Pergamonmuseums im Kupfergraben schweifen meine Gedanken zu den Spiegelungen in großen Warenhausfenstern. Émile Zola setzte in seinem Roman Au bonheur des dames (1883) Warenhäuser und deren inszenierten Warenwelten mit Stadträumen gleich.
„Zwei allegorische Figuren, zwei lachende Frauengestalten, entrollten, den nackten Busen vorgestreckt, das Firmenschild: »Zum Paradies der Damen«. […] eine Reihe von tiefen Schaufenstern, sie nahmen außer dem Eckgebäude noch vier weitere Häuser, zwei links und zwei rechts von jenem, ein, die erst kürzlich hinzugekauft und eingerichtet worden waren. Das alles war mit Auslagen im Erdgeschoß und den Spiegelscheiben im Zwischenstock, hinter denen man das ganze Tun und Treiben in den Verkaufsräumen sah, in der perspektivischen Flucht von einer Weiträumigkeit, die dem jungen Mädchen unendlich vorkam. […] Sie fühlte sich verloren, winzig klein in diesem Ungeheuer, dieser noch kaum in Gang gekommenen Maschine und zitterte davor, von deren Schwung, von dem bereits die Mauern bebten, erfasst zu werden. […] das ausgedehnte Modewarenhaus […] zeigte sich ihr von Licht vergoldet, ähnlich einer Stadt mit ihren Prachtbauten, ihren Plätzen, ihren Straßen, wo sich jemals zurechtzufinden ihr unmöglich vorkam.“
Zola, Émile: Das Paradies der Damen. München: Winkler 1976, S. 6f, 80. Eine Verdichtung von Raum, Wahrnehmung, Wissen.
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Ein Beitrag vonNadine Henn