Noch ist Zeit dafür!
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Noch ist Zeit dafür!
Theorie-Referat
von
Markéta Nováková
Christina Reibstein
Jennifer Weis
Thomas Künne
Heiko Frankenberg
Was ist der Lee-Effekt?
Definition:• Benannt nach seinem Entdecker Lee (1951)• Bei normalerweise fließend sprechenden
Personen treten erhebliche Sprachunflüssig-keiten auf (ähnlich denen Stotternder), wenn ihnen die eigenen Sprachäußerungen mit einer zeitlichen Verzögerung von wenigen Zehntelsekunden über Kopfhörer wiedergeben werden
• dt.: Verzögerte akustische Rückmeldung (VAR)
• engl.: Delayed Auditory Feedback (DAF)
Sprechunflüssigkeiten(die beim Lee-Effekt auftreten)
Befund:•Laut- und Silbenwiederholungen•Ausspracheblockierungen•Vokale werden deutlich gedehnt•Starke Schwankungen der
Sprechgeschwindigkeit•Zunahme von Tonhöhe und Lautstärke•Bemühungen um sorgfältige
Artikulation
Sprechunflüssigkeiten(die beim Lee-Effekt auftreten)
Erklärung:
• Vermutlich sind diese typischen Sprechunflüssigkeiten Bewältigungsversuche des Organismus, unter anderem durch die Zunahme von Tonhöhe und Lautstärke die lauten Rückmeldungen zu übertönen. - Dieser Versuch ist jedoch sinnlos, denn die Lautstärke wird durch die Kopfhörer zurückgemeldet!
Alter und Lee-Effekt
• Vom Alter der Versuchspersonen hängt die notwendige Länge der Sprachverzögerung für maximale Sprechstörungen ab:
Kinder 4 – 9 Jahre ca. 600 ms
Jüngere Erwachsene bis 30 J.
ca. 160 – 220 ms
Höheres Alter 60 – 80 Jahre ca. 400 ms
Alter und Lee-Effekt
•Es gibt aber auch beträchtliche interindividuelle Schwankungen
•Man findet ältere und jüngere Menschen, bei denen es zur max. Störung bei relativ kurzer Verzögerungszeiten kommt
•Allgemein werden jedoch Sprechstörungen umso deutlicher und stärker, je länger die individuelle Rückmeldezeit ist
Geschlecht und Lee-Effekt
Befund:
• Männliche Personen sind störungsanfälliger gegenüber den Störeinflüssen der VAR als weibliche Personen
Erklärung:
• Männer haben möglicherweise ein konstitutionell instabileres neuromuskuläres Sprachkontroll-system
Emotionale Reaktion und Lee-Effekt
Befund:• Versuchspersonen, die während des Versuchs
emotional stark erregt sind (gemessen am Hautwiderstand), behalten die Sprechstörungen bis zu mehreren Minuten nach Beendigung des Versuchs
• Besonders Kinder reagieren stark emotional und verwirrt auf die Lee-Effekte. – Auftretende Störungen sind noch ausgeprägter als bei älteren Personen
Erklärung:• Bei Kindern ist die motorische Aussprachesicherheit
noch nicht so stabil wie bei Erwachsenen
Stottern als Folge einer Wahrnehmungsstörung
•Um Sprache sinnvoll zu koordinieren, benötigt der Mensch Informationen darüber, wie das Gesprochene gelungen ist
•Diese (Auto-)Regulation wird über verschiedene Rückmeldekreise (Feedback-Kanäle) des Wahrnehmungssystems unwillkürlich kontrolliert und willkürlich beeinflusst
Feedback-Kanäle
Akustische Feedback-Kanäle:
•Beidseitige Luftleitungen (Ohren/Schall)
•Beidseitige Knochenleitungen (z.B. Kiefer)
•Beidseitige Rückmeldung über Bindegewebsstrukturen
Feedback-Kanäle
Sensomotorische Feedback-Kanäle:• Bewegungsempfindungen (Muskeln)
kinästhetisches Feedback
• Oberflächensensibilität (Tast- und Berührungs-empfindungen) taktiles Feedback
• Tiefensensibilität des Sprechapparates (Lage- und Bewegungsempfindungen durch Sensoren in den Sprechmuskeln) propriozeptives Feedback (aus den Muskeln)
Effekte der verzögerten Sprachrückkoppelung bei Stotternden
•Typische Sprachfehler•Atemauffälligkeiten•Mitbewegungen• Iterationen
abhängig von:•Lautstärke (Maskierungsbedingungen)•Verzögerungszeit
(Ablenkungsbedingung)
Effekte der verzögerten Sprachrückkoppelung bei Stotternden
Erklärung:
• Akustische Selbstkontrolle erschwert
• Aufmerksamkeitsverlagerung zur kinästhetischen Sprachkontrolle
• Konzentration auf die Muskelempfindung
Fazit:
• Beträchtliche Verbesserung für Stotternde unter VAR
Ergebnisse experimenteller Erklärungsversuche für Stottern
Bevor Fragen auftauchen …
•Weißes Rauschen ist ein durch Tongeneratoren erzeugtes Geräuschgemisch von Sinusschwingungen
• Die Intensitäts- bzw. Energiedichte der einzelnen Frequenzen und deren Amplituden sind über das ganze Frequenzspektrum (20 Hz – 20 kHz) gleichmäßig verteilt
Ergebnisse experimenteller Erklärungsversuche für Stottern
Befund:
• „Weißes Rauschen“ während der Sprechpausen und kontinuierliches „Maskieren“ reduzieren Sprachstörungen gleichermaßen
Erklärung:
• Kontraktion von Mittelohrmuskeln 65 – 100 ms vor dem Sprechen oder vor erwarteten Geräuschen
Ergebnisse experimenteller Erklärungsversuche für Stottern
Annahme:
•Weißes Rauschen löst in Sprechpausen Kontraktionen aus, die dann bei Sprechbeginn auditive Rückkopplungsinterferenzen abfangen durch den übertragungshemmenden Zustand der Kontraktion (Überlastungsschutz)
Ergebnisse experimenteller Erklärungsversuche für Stottern
Mit zunehmender Häufigkeit solcher Koppelungen kann es zu einer
Konditionierung auf den Sprechbeginn kommen
5 Störungserscheinungen als Ursache für Stottern
• Sprechimpulse für die Artikulation laufen zu schnell ein, die Muskulatur kann nicht Schritt halten
• Sprechimpulse laufen verzögert, unregelmäßig oder für eine Phase doppelt bis vervielfacht ein
• Phonation setzt zwar mit dem Willen zum Sprechen ein, die überspannten Artikulationsmuskeln können jedoch nicht reagieren
5 Störungserscheinungen als Ursache für Stottern
•Artikulationsmuskulatur wird innerviert, Lippen und Zungen bewegen sich, die Stimmgebung bleibt aber aus
•Wenn Aktivierungsbedingungen zu extrem werden, kann Sprechen völlig blockiert sein; die Impulse für Phonation und Artikulation sind gesperrt
Displazierte Rhythmus-Hypothese vonHowell, Powell und Khan
Annahme von Lee über die Ursachen von Sprachstörungen:
•Sprecher kontrolliert Gesagtes auf Fehler, wozu er Laute und Silben benutzt
•Werden diese verzögert dargeboten, entsteht der Eindruck eines Fehlers
Displazierte Rhythmus-Hypothese von Howell, Powell und Khan
Sprechen Mond- scheinHören Mond- schein
Annahme von Lee:
Displazierte Rhythmus-Hypothese von Howell, Powell und Khan
Annahme von Black:•Übernimmt grundsätzlich die
Annahme von Lee•Sagt aber, dass Sprache aus Einheiten
besteht, wobei eine Einheit, die produziert und direkt kontrolliert wird eine Silbe ist
•Eine Silbe ist ca. 200 ms lang; eben bei dieser Verzögerung entstehen die meisten Sprachstörungen
Displazierte Rhythmus-Hypothese vonHowell, Powell und Khan
Definition:•Diese Hypothese wird gemäß VAR von
Sprachen so genannt, weil der Rhythmus des displazierten Signals in diesem Fall eine Störung verursacht
•Nicht der Inhalt, Silben oder Vokale irritieren den Sprecher bei VAR, sondern der verzögert zurückgemeldete Rhythmus der Sprache
Displazierte Rhythmus-Hypothese von Howell, Powell und Khan
Sprechen Mond- scheinHören Mond- schein
Verzögerungszeit: 200 ms
Displazierte Rhythmus-Hypothese von Howell, Powell und Khan
Sprechen Mond- scheinHören Mond- schein
Verzögerungszeit: < 200 ms
Displazierte Rhythmus-Hypothese von Howell, Powell und Khan
VAR bei nonverbalen Tätigkeiten:
•Nur der Rhythmus der displazierten Rückmeldung verursacht Störungen
•So z.B. bei Tastendrücken, wo sich Stärke und Dauer bei verzögerter Rückmeldung erhöhen
•Forschung anhand der verzögerten Rückmeldung von Morsesignalen…
Experiment 1 von Howell, Powell und Khan (1983): Morse Code mit VAR
• Eine Intention des ersten Experiments war, herauszufinden, ob es eine charakteristische Spitze (peak) in der Dauer der Übertragungszeit von Morsezeichen kommt, ähnlich wie bei Versuchen mit Sprachinhalten
• Eine andere Intention war, beurteilen zu können, ob VAR mehr Störungen bei unregelmäßigem Rhythmus als bei regelmäßigem Rhythmus hervorruft
Experiment 1 von Howell, Powell und Khan (1983): Morse Code mit VAR
Methode:
• 12 Vps (ohne Morse-Erfahrung)
• 3 Buchstaben-Paare (M & T, H & I, K & I)
• Aufgabe: Fehlerfreie Übermittlung von 40 Buchstaben
• Verzögerungszeiten von 0, 100, 150, 200, 300 und 500 msec
Ergebnis: …
20
22
24
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28
30
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34
36
38
40
0 100 200 300 400 500
Delay (ms)
Überm
ittl
ungsz
eit
(s) M ( - - ) & T ( - )
H ( . . . ) & I ( . . )
K ( - . - ) & I ( . - . )
Quelle: Amplitude Contour of the Delayed Signal and Interference in Delayed Auditory Feedback Tasks; P. Howell, D. Powell, I. Khan; in: Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance (1983), Vol. 9, Nr. 5, p. 777
Experiment 1 von Howell, Powell und Khan (1983): Morse Code mit VAR
Zusammenfassung:
•Der Rhythmus scheint nach diesen Ergebnissen ein bedeutender Faktor bei VAR-Effekten zu sein
•Mit steigender Rhythmus-Komplexität nimmt ebenfalls die Störungsanfälligkeit zu
Ein Beispiel aus der Musik:Delay-Zeiten bei verschiedenen
Geschwindigkeiten
• 1 Minute = 60 Sekunden = 60.000 ms
• Schläge pro Minute (engl. beats per minute) beziehen sich auf „1/4-Schläge“
• Die relative Länge einer ¼-Note bei einer Geschwindigkeit von X bpm errechnet sich wie folgt: 1 Min. (in ms)
-------------------- = Rel. Länge ¼-Note in ms X bpm
• Bei 60 bpm ist z. B. eine ¼-Note 1.000 ms lang (eine ½-Note entsprechend 2 mal so lang …)
Ein Beispiel aus der Musik:Delay-Zeiten bei verschiedenen
Geschwindigkeiten
Speed: 60 bpm
1/1-Note 4000,00 ms
1/2-Note 2000,00 ms
1/4-Note 1000,00 ms
1/8-Note 500,00 ms
1/16-Note 250,00 ms
Speed: 120 bpm
1/1-Note 2000,00 ms
1/2-Note 1000,00 ms
1/4-Note 500,00 ms
1/8-Note 250,00 ms
1/16-Note 125,50 ms
Ein Beispiel aus der Musik:Delay-Zeiten bei verschiedenen
Geschwindigkeiten
Speed: 85 bpm
1/1-Note 2823,53 ms
1/2-Note 1411,76 ms
1/4-Note 705,88 ms
1/8-Note 352,94 ms
1/16-Note 176,47 ms
Speed: 97 bpm
1/1-Note 2474,23 ms
1/2-Note 1237,11 ms
1/4-Note 618,56 ms
1/8-Note 309,28 ms
1/16-Note 154,64 ms