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Niklaus von Flüe – seine Biographie Um 1417 geboren auf der Flüeli in der Pfarrei Sachseln im Kanton Obwalden wuchs Niklaus von Flüe mit seinem Bruder Peter auf einem ansehnlichen Hof auf. Über seine Jugend ist wenig bekannt. Etwa 29-jährig heiratete er die 15-jährige Dorothee Wyss. Spätestens 1457 war er der Vertrauens- mann der Pfarrei Sachseln und ab 1462 gehörte er den “Landesvorgesetzten“, dem höchsten politischen und richterlichen Führungszirkel der Stände im Kanton Obwalden an. Um 1465 legte er alle politischen Ämter nieder. Am 16. Oktober 1467 verließ er seine Familie, in der Absicht, als Pilger zu wall- fahren. Vorher vertraute er Familie, Haus und Hof seinen beiden erwachsenen Söhnen an. Von Visionen geleitet, kehrte er bald um und ließ sich in der nahegele- genen Ranft nieder. Freunde bauten ihm dort eine Kapelle und eine Klause. Dort starb er am 21. März 1487. Dorothee von Flüe – wer war sie? Dorothee Wyss, Ratsherrentochter aus der Schwendi über dem Sarner See, heiratete 1446 im Alter von 15 Jahren den um 14 Jahre älteren Niklaus von Flüe. Sie gebar im Laufe von 20 Jahren fünf Söhne und fünf Töchter und gab 1467 ihrem Mann das Einverständnis, in die Einsamkeit zu ziehen. Dorothee besuchte Bruder Klaus in der Ranft und versorgte seine Besucher gelegentlich mit Nahrung. Sie war beim Sterben von Bruder Klaus dabei. Dorothee stand jahrhundertelang im Schat- ten ihres Mannes, des großen Schweizer Friedensheiligen Niklaus von Flüe. War nicht gerade ihr „Ja“ zur Lebensweise ihres Klaus eine Grundlage für den Segen, der von diesem Leben ausging und ausgeht? Dorothee entwickelte nach dem Weggang von Niklaus eine neue Beziehung zu ihrem Mann, ihre Liebe wandelte sich. Sie lebte eine freigebende, nicht eine besitzergrei- fende Liebe. Auch nahm sie die zusätzli- chen Aufgaben, die durch den Weggang ihres Mannes auf sie zukamen, an. Bruder Klaus – sein Gottesverständnis Schon in seiner Zeit als erfolgreicher Bauer, Richter, Politiker und Familienmensch widmete Niklaus von Flüe viel Zeit dem Gebet. In der Nacht stand er auf und betete stundenlang am Stubeno- fen. Er zog sich nach der Arbeit zurück, um mit Gott allein zu sein. Seine Sehnsucht nach dem Einswerden mit Gott führte ihn um 1465 in eine tiefe Sinn- und Lebenskrise. Nachdem er ein Leben in Abgeschiedenheit gewählt hatte, widmete er nun einen Groß- teil des Tages der stillen Betrachtung und dem Alleinsein mit Gott. Das nebenstehende Gebet war sein täglicher Begleiter. (Mosaik von Dorothea Kalberer – Brenek) Bruder Klaus – seine Mystik Bei der Mystik des Bruder Klaus kann von einer Liebesmystik gesprochen werden. Denn seine Suche war darauf ausgerichtet, die Liebe Gottes zu erfahren. Einen Zugang zu seiner Spiritualität ermöglicht uns sein Radbild. Es zeigt einen dynamischen Gott, dessen Allmacht dreifach von der Mitte ausgeht und wieder in die Mitte zurückkehrt. Während der knapp 20 Jahre in der Ranft lebte Niklaus von Flüe in völliger Abstinenz von Speise und Trank. Sein Beichtvater erkannte darin ein Zeichen göttlicher Liebe. (Holzskulptur von der Schnitzgruppe Neuler) Station 1 Bruder Klaus – Mittler und Friedensstifter Obwohl sich Bruder Klaus während seiner Einsiedelei vom politi- schen und gesellschaftlichen Leben zurückgezogen hatte, wurde er immer mehr, sowohl von Menschen aus der Umgebung als auch von weit gereisten Suchenden, als Mittler oder Vermittler in persönlichen, religiösen oder politischen Fragen aufgesucht. Im Dezember 1481 wirkte er beim Stanser Vorkommnis entschei- dend auf die zerstrittenen eidgenössischen Stände ein. Diese „Friedenstat“ ist noch heute für die Schweizer Nation von Bedeutung. Sein Credo lautete stets: „Aufeinander horchen, einander gehorchen“. Eine weitere Botschaft von ihm war: „Friede ist stets in Gott, denn Gott ist der Friede. Unfriede aber wird zerstört werden.“ (Holzskulptur von der Schnitzgruppe Neuler) Frieden – ein wichtiges Anliegen von Bruder Klaus Station 5 Station 3 Station 2 Station 4 Laut einer Definition bedeutet „Frieden“ einen heilsamen Zu- stand der Stille oder Ruhe, also keine Störung, keine Beunruhi- gung und kein Krieg. Frieden ist das Ergebnis der Tugend der „Friedfertigkeit“ und damit verbundener Friedensbemühungen. In der christlichen Religion bedeutet „Frieden“ auch die „Ge- borgenheit in Gott“. Die Dimension des Friedens umfasst alle Bereiche des Lebens wie z. B. den Frieden zwischen den Religio- nen, den sozialen Frieden, den Arbeitsfrieden, den Schulfrieden oder den Familienfrieden. Die geschnitzten Gesichter in der Mitte symbolisieren das friedli- che Zusammenleben der verschiedenen Ethnien. Der Ort bietet die Möglichkeit, sich mit dem Thema Frieden aus- einanderzusetzen. Die Gedanken und Friedenswünsche können auf der Tafel niedergeschrieben werden. (Holzskulptur von der Schnitzgruppe Neuler)

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Niklaus von Flüe – seine Biographie

Um 1417 geboren auf der Flüeli in der Pfarrei Sachseln im Kanton Obwalden wuchs Niklaus von Flüe mit seinem Bruder Peter auf einem ansehnlichen Hof auf. Über seine Jugend ist wenig bekannt. Etwa 29-jährig heiratete er die 15-jährige Dorothee Wyss.

Spätestens 1457 war er der Vertrauens-mann der Pfarrei Sachseln und ab 1462 gehörte er den “Landesvorgesetzten“, dem höchsten politischen und richterlichen Führungszirkel der Stände im Kanton Obwalden an. Um 1465 legte er alle politischen Ämter nieder.

Am 16. Oktober 1467 verließ er seine Familie, in der Absicht, als Pilger zu wall-

fahren. Vorher vertraute er Familie, Haus und Hof seinen beiden erwachsenen Söhnen an. Von Visionen geleitet, kehrte er bald um und ließ sich in der nahegele-genen Ranft nieder. Freunde bauten ihm dort eine Kapelle und eine Klause. Dort starb er am 21. März 1487.

Dorothee von Flüe – wer war sie?

Dorothee Wyss, Ratsherrentochter aus der Schwendi über dem Sarner See, heiratete 1446 im Alter von 15 Jahren den um 14 Jahre älteren Niklaus von Flüe. Sie gebar im Laufe von 20 Jahren fünf Söhne und fünf Töchter und gab 1467 ihrem Mann das Einverständnis, in die Einsamkeit zu ziehen. Dorothee besuchte Bruder Klaus in der Ranft und versorgte seine Besucher gelegentlich mit Nahrung. Sie war beim Sterben von Bruder Klaus dabei.

Dorothee stand jahrhundertelang im Schat-ten ihres Mannes, des großen Schweizer Friedensheiligen Niklaus von Flüe. War nicht gerade ihr „Ja“ zur Lebensweise ihres

Klaus eine Grundlage für den Segen, der von diesem Leben ausging und ausgeht?

Dorothee entwickelte nach dem Weggang von Niklaus eine neue Beziehung zu ihrem Mann, ihre Liebe wandelte sich. Sie lebte eine freigebende, nicht eine besitzergrei-fende Liebe. Auch nahm sie die zusätzli-chen Aufgaben, die durch den Weggang ihres Mannes auf sie zukamen, an.

Bruder Klaus – sein Gottesverständnis

Schon in seiner Zeit als erfolgreicher Bauer, Richter, Politiker und Familienmensch widmete Niklaus von Flüe viel Zeit dem Gebet. In der Nacht stand er auf und betete stundenlang am Stubeno-fen.

Er zog sich nach der Arbeit zurück, um mit Gott allein zu sein. Seine Sehnsucht nach dem Einswerden mit Gott führte ihn um 1465 in eine tiefe Sinn- und Lebenskrise. Nachdem er ein Leben in Abgeschiedenheit gewählt hatte, widmete er nun einen Groß-teil des Tages der stillen Betrachtung und dem Alleinsein mit Gott. Das nebenstehende Gebet war sein täglicher Begleiter.

(Mosaik von Dorothea Kalberer – Brenek)

Bruder Klaus – seine Mystik

Bei der Mystik des Bruder Klaus kann von einer Liebesmystik gesprochen werden. Denn seine Suche war darauf ausgerichtet, die Liebe Gottes zu erfahren.

Einen Zugang zu seiner Spiritualität ermöglicht uns sein Radbild. Es zeigt einen dynamischen Gott, dessen Allmacht dreifach von der Mitte ausgeht und wieder in die Mitte zurückkehrt.

Während der knapp 20 Jahre in der Ranft lebte Niklaus von Flüe in völliger Abstinenz von Speise und Trank. Sein Beichtvater erkannte darin ein Zeichen göttlicher Liebe.

(Holzskulptur von der Schnitzgruppe Neuler)

Station 1 Bruder Klaus – Mittler und Friedensstifter

Obwohl sich Bruder Klaus während seiner Einsiedelei vom politi-schen und gesellschaftlichen Leben zurückgezogen hatte, wurde er immer mehr, sowohl von Menschen aus der Umgebung als auch von weit gereisten Suchenden, als Mittler oder Vermittler in persönlichen, religiösen oder politischen Fragen aufgesucht. Im Dezember 1481 wirkte er beim Stanser Vorkommnis entschei-dend auf die zerstrittenen eidgenössischen Stände ein.

Diese „Friedenstat“ ist noch heute für die Schweizer Nation von Bedeutung. Sein Credo lautete stets: „Aufeinander horchen, einander gehorchen“.

Eine weitere Botschaft von ihm war: „Friede ist stets in Gott, denn Gott ist der Friede. Unfriede aber wird zerstört werden.“

(Holzskulptur von der Schnitzgruppe Neuler)

Frieden – ein wichtiges Anliegen von Bruder Klaus Station 5Station 3

Station 2 Station 4

Laut einer Definition bedeutet „Frieden“ einen heilsamen Zu-stand der Stille oder Ruhe, also keine Störung, keine Beunruhi-gung und kein Krieg. Frieden ist das Ergebnis der Tugend der „Friedfertigkeit“ und damit verbundener Friedensbemühungen. In der christlichen Religion bedeutet „Frieden“ auch die „Ge-borgenheit in Gott“. Die Dimension des Friedens umfasst alle Bereiche des Lebens wie z. B. den Frieden zwischen den Religio-nen, den sozialen Frieden, den Arbeitsfrieden, den Schulfrieden oder den Familienfrieden.

Die geschnitzten Gesichter in der Mitte symbolisieren das friedli-che Zusammenleben der verschiedenen Ethnien.

Der Ort bietet die Möglichkeit, sich mit dem Thema Frieden aus-einanderzusetzen. Die Gedanken und Friedenswünsche können auf der Tafel niedergeschrieben werden.

(Holzskulptur von der Schnitzgruppe Neuler)

Gedanken zu Bruder-Klaus von Pfarrer Jürgen Zorn, Seelsorgeeinheit Neuler-RainauZeitlebens war Bruder Klaus ein Gott-Sucher. Gott zu suchen und zu finden ist zu seinem Lebensinhalt geworden. Er hat Gott gefunden in seiner von der Landwirtschaft geprägten Welt, in seiner Rolle als Ehemann und Vater, in seiner Aktivi-tät als Politiker, vor allem aber in seiner Beziehung zu Jesus Christus und dessen Leiden, Tod und Auferstehung.

Für Bruder Klaus wird Gott in der Schöpfung erfahrbar: im Wechsel der Jahreszeiten, im Werden und Vergehen, in allem was Gott geschaffen hat. Gott ist für ihn im Menschen zu finden. Gottes Liebe spürte er durch die Begegnung mit Men-schen, die ihn liebevoll behandelt haben, die ihm Wegweiser waren im Leben und ihn auch immer wieder korrigiert haben.

In den Zeichen der Zeit ist Gott zu finden. Da war sich Bruder Klaus sicher. Maßlosigkeit, Korruption, aber auch Oberfläch-lichkeit im kirchlichen Leben gehörten zu den Strömungen seiner Zeit. Daher war es für ihn wichtig in der Beziehung zu Gott in die Tiefe zu gehen, um zu spüren, was richtig und falsch ist.

Letztendlich lässt sich Gott in Jesus Christus finden. Bruder Klaus lebte aus dem Glauben, dass Gott Jesus Christus als großes Zeichen in die Welt gesetzt hat. Seinem Beispiel wollte er als sein Jünger folgen.

Bruder Klaus – sterben und weiterleben

Die letzte Woche im Leben des Bruder Klaus ist hart. Ein schwe-res Leiden befällt den ganzen Körper und peinigt ihn Tag und Nacht. Er erträgt die Schmerzen geduldig und stirbt auf dem bloßen Boden ausgestreckt am 21. März 1487 siebzigjährig in der Ranft. Er wird auf Anordnung des Weihbischofs von Konstanz in der Pfarrkirche in Sachseln bestattet. Schon kurz nach seinem Tod wird von ersten Wundern an seinem Wirkungsort berichtet. Immer mehr Pilger aus ganz Europa besuchen sein Grab.

Papst Innozenz X. spricht ihn 1646 selig. Erst im Jahr 1947 wird Bruder Klaus von Papst Pius XII. heiliggesprochen. Sein ganzes Leben ist eine Botschaft für den Frieden. Deshalb wird er als Friedensheiliger verehrt.

(Steinskulptur von Werner Kowarsch)

Bruder Klaus – Begleiter durch unser Leben Station 7

Station 6

Seine Zeitgenossen sahen in Niklaus von Flüe einen „lebendigen Heiligen“. Die Hochachtung und Verehrung überdauerte Jahrhun-derte und erlebte nach seiner Heiligsprechung durch die katho-lische Kirche im Jahr 1947 nochmals einen Aufschwung. Heute sind dem Friedensheiligen in Europa, Amerika, Asien und Afrika zahlreiche Kirchen, Kapellen und Schulen gewidmet. Zudem ist er der Schutzpatron des Kantons Obwalden, der Schweiz und von Jugendbewegungen sowie der päpstlichen Schweizergarde.

Der QR-Code verbindet Sie mit der Bruder-Klausen-Stiftung in Sachseln in der Schweiz mit weiterführenden und vertiefenden Informationen.

„Wer in die Stille geht, wie Niklaus von Flüe, wird eine neue reiche Welt entdecken.“

(Zitat von Roland Gröbli, Biograf von Nikolaus von Flüe, Vorstand des Trägervereins und Präsident des wissenschaftlichen Beirats)

Grabplatte des Niklaus von Flüe in der Grabkapelle, Sachseln OW

Gemeinde Neuler Hauptstraße 15 73491 Neuler

Internet: www.neuler.de Email: [email protected]

Tel.: +49 (0)7961/9044-0 Fax: +49 (0)7961/9044-22

WEGWEG

Neuler

RamsenstrutStation 6

Sterben und Weiterleben(Friedhof Neuler)

Station 5Frieden

Station 4Mittler und Friedensstifter

Station 3Seine Mystik

Station 2Sein Gebet

Ihr Standort: Station 1

Seine BiografieDorothee von Flüe

(Bruder-Klaus-Kapelle)

Station 7Begleiter durch unser Leben

Wegweiser

Anbindung anNatur-Erlebnis-Weg

Anbindung anWaldWunderWeg

Bruder-Klaus-Weg Neuler-Ramsenstrut

K3234nach Leinenfirst

Anbindung an- Rad- u. Wanderwege

- Skulpturenweg

WEG

Sieben Stationen zum Leben und Wirken von Bruder Klaus

Besinnen

Zuhören

Frieden

Menschlichkeit

Suche nach Dir – suche nach Gott

Bruder-Klaus-Weg Neuler-Ramsenstrut

Im Ortsteil Ramsenstrut der Gemeinde Neuler wurde 1962 anstelle einer früheren Nikolaus-Kapelle eine neue Kapelle erbaut, die dem Schweizer Nationalheiligen Niklaus von Flüe geweiht ist.

Viele Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Neuler waren bei Pilgerreisen schon an den Wirkungsstätten von Bruder Klaus.

Im Jahr 2017 wird weltweit der 600. Jahrestag des Niklaus von Flüe (1417–1487) gefeiert.

Anlässlich dieses Jubiläums und als örtlicher Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben der Menschen legte die Gemeinde Neuler einen Bruder-Klaus-Weg an.

Auf der Rundstrecke durch die herrliche Landschaft im Schlier-bachtal zwischen Neuler und Ramsenstrut wird Wanderern und Radfahrern das Leben und Wirken von Bruder Klaus näher gebracht.

Gönnen Sie sich eine kleine Auszeit auf den Spuren des Niklaus von Flüe.