ÄNGSTLICHKEIT - univie.ac.at · Aggressions- Fragebogen von Buss und Perry (1992) (Ausschnitt)...
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ANGST & ÄNGSTLICHKEIT
Unterschiedliche theoretische &
empirische Zugänge
Erlebnisweisen, Verhaltenskomponenten
und äußere Bedingungen, die mit Angst
in Verbindung stehen, sind schwer zu
beschreiben.
VIELFALT PSYCHOLOGISCHER
ANGSTFORSCHUNG
Phänomenbereich Angst in 3 Gruppen
unterteilt:
Psychodynamische Perspektive
Allgemeinpsychologisch-experimentelle
Forschungsbemühungen
Differentialpsychologische Ansätze
PSYCHODYNAMISCHE
PERSPEKTIVE
Angsttheorien Freuds, Orientierung am
psychopathologischen Einzelfall
Andere Angsttheorien:
Sullivan Geringschätzung
Goldstein Desorganisation
Rogers Bedrohung des Selbstkonzepts
May Existenzbedrohung
Mandler Hilflosigkeit
PROBLEMATIK PSYCHODYNAMISCHE
PERSPEKTIVE
Orientierung am therapeutischen Einzelfall
Geringe Präzision der Begriffe
ALLGEMEINPSYCHOLOGISCH-
EXPERIMENTELLE PERSPEKTIVE
Unterschiedliche lerntheoretische kognitive
Ansätze
Inhaltlich sehr verschiedene Orientierungen
ALLGEMEINPSYCHOLOGISCH-
EXPERIMENTELLE PERSPEKTIVE
Pawlow - Konditionierungsexperiment mit
Hunden, entdeckt dabei die experimentelle
Neurose
Watson & Rayner –
Entstehungsmechanismen von Angst
Jones – Ängste dekonditionieren
Mowrer – Reinterpretation Freud‘scher
Konzepte
Spence & Spence – Angst wie ein Trieb,
Lerntheorie Hull
ALLGEMEINPSYCHOLOGISCH-
EXPERIMENTELLE PERSPEKTIVE
Lerntheorie Hull:
Reaktionspotential = Triebszustand x
Habitstärke dieser Reaktion
Spence & Taylor legten diese Gleichung auf
Ängstlichkeit um.
ALLGEMEINPSYCHOLOGISCH-
EXPERIMENTELLE PERSPEKTIVE
Erklärung der Ängste durch kognitive
Ansätze(wichtiger Vertreter Eppstein)
Eppstein: Reaktionsblockierung
Unangenehme Erregungen
Abwehrmechanismen Hemmung von
Erregung
Hemmung von Erregung motorisch oder
kognitiv
DIFFERENTIAL-PSYCHOLOGISCHE
PERSPEKTIVE
Interindividuelle Unterschiede in der
Disposition zu Angstreaktionen werden als
Angstneigung, Ängstlichkeit oder
Angstbereitschaft bezeichnet
Taylor & Spencer entwickelten
Fragebogen(Manifest Anxiety Scale), der
individuelle Unterschiede in der
Ängstlichkeit erfassen sollte.
DIFFERENTIAL-PSYCHOLOGISCHE
PERSPEKTIVE
Ängstlichkeit als faktorenanalytisch definiertes
Persönlichkeitsmerkmal
Cattell & Scheier definierten zwei
Interpretationskriterien, die aus der
Analyse von Daten zum Verhalten, aus
Fragebögen und Tests resultierten.
1. Trait definition Kriterium
2. Type definition Kriterium
DIFFERENTIAL-PSYCHOLOGISCHE
PERSPEKTIVE
Watson & Clark postulieren ein allgemeineres
Persönlichkeitskonstrukt, das sie als
negative Affektivität bezeichnen.
Es umfasst Traits wie Neurotizismus, Ängstlichkeit
und soziale Erwünschtheit
Beleg für diese These: Zur Messung dieser
Persönlichkeitszüge eingesetzte Tests beeinflussen
einander im Bereich ihrer Verlässlichkeit
Negative Affektivität umfasst neben Ängstlichkeit
auch Ärger, Zorn & andere negative Affekte
EINFLUSS DER UMWELTBEDINGUNGEN
AUF DIE ÄNGSTLICHKEIT
Untersuchungen von Krohne, welchen Einfluss
die Umwelt auf die Ängstlichkeit hat.
5 Ansätze:1. Einfluss des Geschlechts
2. Einfluss des sozioökonomischen & ethnischen
Status
3. Einfluss der familiären Sozialisation
4. Einfluss der Geschwisterposition
5. Einfluss von frühen Schulerfahrungen
KOGNITIONSPSYCHOLOGISCHE
ASPEKTE DER ÄNGSTLICHKEIT
Die Vier-Faktorentheorie wurde auf 4 Gruppen
von Individuen angewandt:
Niedrigängstliche
Represser
Hochängstliche
Defensiv Hochängstliche
ÄNGSTLICHKEIT & LEISTUNG
Liebert & Morris: Zwei-
Komponenten-Theorie zu Angst
Besorgtheit und
Emotionalitätskomponente
Sarason: Kognitive Interferenz-
Theorie Besorgtheitskomponente
betont
Humphreys & Revelle:
Informationsverarbeitungs-Theorie
Vermeidungsmotivation und
schlechteres Kurzzeitgedächtnis
ÄNGSTLICHKEIT & LEISTUNG
Theorie der Verarbeitungseffizienz
von Eysenck. Er möchte eine
Erklärung dafür finden, dass
Leistungsunterschiede zwischen
Ängstlichen und Nichtängstlichen
nicht immer auftreten.
Verarbeitungseffizienz=
Leistungseffizienz / Anstrengung
ANGST UND ÄNGSTLICHKEIT
Angst
Aktuelles Geschehen
Zeitlich begrenzt
Ängstlichkeit
Persönlichkeitsmerkmal
Disposition dafür, in Angst
zu geraten
MESSBARE ANGSTFAKTOREN
1. Selbstbeurteilung (z.B. durch Fragebögen)
2. Test-Daten:
Atem- und Pulsfrequenz
Konzentration (Ablenkbarkeit, …)
Ausschüttung von Stresshormonen
Spielberger
STAI: State-Trait-Anxiety-Inventory
A-State: Momentane AngstGeben Sie an, wie sie sich jetzt fühlen
A-Trait: Allgemeine ÄngstlichkeitGeben Sie an, wie sie sich im Allgemeinen fühlen
Überhaupt nicht Ein wenig Ziemlich sehr
Ich fühle mich wohl…
Ich fühle mich angespannt…
Fast nie Manchmal Oft Fast immer
Enttäuschungen nehme ich sehr
schwer…
Ich mache mir Sorgen über ein
mögliches Missgeschick…
ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN
A-TRAIT UND A-STATE
A-Trait:
Situationseinschätzung
als Bedrohung
A-State:
Angstentstehung
(unabhängig von realer Gefahr)
A-Trait:
Stärker/länger empfundene
Bedrohung
A-State:
stärkere/längere Angst
Hoher A-Trait:
Situationen eher als
Bedrohung
empfunden
Hoher A-State:
Verhaltensbeeinflussung
oder
Umbewertung der Situation
Häufig erlebte Angstsituationen:
Coping responses
Reduktion des A-State-Wertes
Becker
SITUATIVE
ÄNGSTLICHKEITSBEREICHE:
Soziale Situationen
(Selbstwertbedrohung)
„Auftritte“
Normüberschreitung
Selbstbehauptung
Abwertung/
Unterlegenheit
Physische
Bedrohungen
Erkrankungen
Physische Verletzung
ANGSTREAKTION
Neurophysiologische Reaktion
Subjektiv-psychologische Reaktion (kognitiv)
Motorisch-verhaltensmäßige Reaktion
NEUROPHYSIOLOGISCHE
REAKTION
Versuche an Ratten:
Angstauswirkungen
- Klassische Konditionierung
Angststarre
Aktivierung des autonomen NS: Puls und Blutdruck steigen
Aktivierung des endokrinen Systems: Ausschüttung von Stresshormonen
Auditorischer
Reiz
Auditorischer Thalamus
Auditorischer
Assoziationskortex
polymodaler
AssoziatonskortexPrimärer
auditorischer Kortex
Kortex („kalte“ Reaktion)
Amygdala
(„heiße Reaktion“)
Autonome
Reaktion
Verhaltens-
Reaktion
Stress-
Hormone
Hypothalamus
Auditorischer Thalamus
Kortex („kalte“ Reaktion)Kortex („kalte“ Reaktion)
Auditorischer
Assoziationskortex
polymodaler
Assoziatonskortex
Amygdala
(„heiße Reaktion“)
Autonome
Reaktion
Verhaltens-
Reaktion
Stress-
Hormone
Hypothalamus
ÜBERTRAGBARKEIT DER
ERGEBNISSE RATTE – MENSCH?
Ergebnisse beim Menschen:
Elektrische Stimulation der
Amygdala: Angstgefühle
Furcht
erregende Filme:
Aktivität der Amygdala in fMRI
und PET messbar
1. BEDEUTUNG VON AGGRESSION
Aggressives Verhalten
Kontinuierlicher Übergang:
feindselige Bemerkungen -> Mord
White (2001)
2. DEFINITIONSPROBLEME
Buss:
Aggression als „eine Reaktion, bei der einem
anderen Organismus Schäden zugefügt
werden“
Merz:
Aggression als „jene Verhaltensweisen, mit
denen die direkte oder indirekte Schädigung
eines Individuums, meist eines Artgenossen,
intendiert wird“
2. DEFINITIONSPROBLEME
Tedeschi et al. (1974):
1. Einschränkung der Verhaltensalternativen
oder –konsequenzen
2. Verhaltensweise gegen die eigenen
Interessen gerichtet
3. Handlung als „anti-normativ“ oder
ungesetzlich
3. a) BIOLOGISCHE FAKTOREN
Sexualhormon
Adrenalin und Noradrenalin
Chromosomenanomalien
Elektrische, chemische oder thermische
Stimulation
3. b) KATHARSIS HYPOTHESE
Spannungsreduktion durch Affektabfuhr
Feshbach (1955)
Dann (1972)
Haltbarkeit triebdynamischer Vorstellungen
der Aggressivität
3. b) KATHARSIS HYPOTHESE
Dann (1972)
„Wenn mich jemand sehr geärgert hat, dann halte
ich es durchaus für gerechtfertigt, ihm auch mal
stark beleidigende Dinge ins Gesicht zu sagen.“
5-stufige Antwortmöglichkeit
Auswertung dichotomisiert in
E+…positive Einstellung zur Aggressionsabfuhr
E–…negative Einstellung zur Aggressionsabfuhr
3. b) KATHARSIS HYPOTHESE
Dann (1972)
Vorhersage: Empirisches Ergebnis:
G…Gewährung von aggressivem Verhalten
U…Unterbindung von aggressiven Verhalten
4. AGGRESSION ALS FOLGE VON
LERNPROZESSEN
Lerntheoretische Konzepte können
Aggressionsunterschiede erklären
Auslöser für Aggression ist meist psychischer
oder physischer Schmerz (Reiz)
4. a) Klassische Konditionierung
Unbedingte Auslösung von Aggressionen durch
Schmerzreize
Tier:
Schmerzreiz wiederholt mit neutralem Reiz
dargeboten Kampfverhalten wird auf den
neutralen Reiz konditioniert
Mensch:
Verhaltensmuster werden aktiviert
Klassische Konditionierung
Experiment von Berkowitz und Le Page (1967):
Waffen als aggressive Hinweisreize (Cues)
Experiment von Eckert, Schwartz und Bastine
(1971): Film „Saat der Gewalt“
Bettencourt und Kernahan (1997):
Hinweisreize auf Gewalt höhere Steigerung der
Aggressionsbereitschaft bei Männern als bei
Frauen
Klass. Konditionierung- allg. Aussagen
Aggressive Handlungen sind im spezifischen
Kontext zu sehen
Situationsfaktoren und Verhalten ereignen sich
zur gleichen Zeit
Durch Reizgeneralisierung findet eine
Verallgemeinerung auf Klassen statt.
(Bsp.: Telefonat mit Beamte)
4. b) Instrumentelle Konditionierung
Tier: Aggression als Instrument um etw. (Beute,
Geschlechtspartner,...) zu erhalten
Mensch: Aggression und deren Abhängigkeit von
Bekräftigungen
Die „Aggressionsmaschine“ von Buss (1961):
Höhere Aggressionsintensität höhere
Stromstärken mehr Assoziationen von
Wörtern mit aggressiver Thematik
4. c) Beobachtungslernen
Erklärt den raschen Erwerb komplexer
Verhaltensweisen =
Nachahmung oder Lernen am Modell
„klassische“ Studie von Bandura, Ross und Ross
(1961):
Erwachsener hantiert in 2 Bedingungen mit einer
Puppe - aggressiv und nicht aggressiv.
Kinder zeigten später dem Vorbild ähnliches
Verhalten
Beobachtungslernen
Effekt trat auch auf, wenn Modellperson gar nicht
mehr anwesend war.
Begünstigende Faktoren für die Übernahme
aggressiven Verhaltens
Relevant für die Diskussion über Medien!
Gewalt in den Medien erhöht die Aggressionsrate
in sozialen Interaktionen bedeutsam (Wood et al.,
1991)
Zusätzlich zu berücksichtigen: nationale
Besonderheiten und Intelligenz
5. a) AGGRESSIVITÄT ALS TRAIT
Eigenschaftstheoretischer Ansatz
Es wird versucht, durch verschiedene Indizes
Verhaltensunterschiede vorherzusagen.
Diagnostische Methoden in einer Vielzahl
vorhanden
Aggression als Trait – diagnostische
Methoden
„Aggressionsmaschine“ von Buss gehört zur
Gruppe der Verhaltensstichproben
„Hand- Test“:
Versuchspersonen müssen sagen, was die Hand
gerade tun könnte.
In einigen Untersuchungen: Test differenzierte
zw. Stichproben von Strafgefangenen und
Unauffällig- Nichtbestraften
„Freiburger Aggressions- Fragebogen“
(FAF):
Aggression als Trait – diagnostische
Methoden
FAF: Dimensionen : Spontane Aggression,
Reaktive Aggression, Erregbarkeit, niedrige
Frustrationsschwelle, Selbstaggression.
Zweckmäßig: „Ärger“ von Aggression zu trennen:
Ärger als emotionales Motiv
Schwenkmezger, Hodapp und Spielberger (1992):
entwickelten ein Verfahren, dass Ärger- Emotion
und ihrem Ausdruck zu erfassen erlaubt.
(Items zu Ärger als Disposition, als Zustand und
nach innen und außen gerichtet)
Aggressions- Fragebogen von Buss und
Perry (1992) (Ausschnitt)
Vier Aggressionsfaktoren
Körperliche Aggression
2. Wenn ich nur entsprechend gereizt werde, kann ich
jemand anderen durchaus schlagen.
Verbale Aggression
2. Es passiert mir oft, dass ich mit anderen nicht
übereinstimme.
Ärger/ Zorn
1. Ich rege mich schnell auf, aber mein Ärger
verraucht auch wieder schnell.
Feindseligkeit
3. Glück scheinen immer nur die anderen zu haben.
5. b) FORSCHUNGSTRENDS
Buss & Perry (1992):
- Übereinstimmung der Selbsteinstufung mit dem
Urteil der Außenstehenden
- Männer höhere Werte in verbaler Aggressivität
und Feindseligkeit, in körperlicher Aggressivität
Validität der Verfahren bei erfolgreicher
Differenzierung straffälliger von nicht- bestraften
Personen
Vorteilhafter: Längsschnittuntersuchungen
(Studie von Roff 1992)
5. c) Aggression im Entwicklungsverlauf
Kindheit und Jugend:
Physische Aggression bei Jungen häufiger,
indirekte Aggression bei Mädchen häufiger
Eron (1987): Längsschnittuntersuchung bei 8-
jährigen Kindern bis ins Alter von 30 Jahren
Deutliche Korrelationen zwischen
Aggressionsneigung der 8- Jährigen und der
Häufigkeit aggressiver Handlungen im Alter von
30 Jahren