Neutrik „Xirium“ Funksystem

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TEST 62 tools4music Neutrik, klar – das ist der Steckver- binder-Hersteller für XLR, Speakon und ähnliche Armaturen, die als Basis zur Herstellung diskussions- loser Kabelverbindungen dienen. Weniger bekannt dürfte den meis- ten Lesern die Beheimatung von Neutrik im schönen Fürstentum Liechtenstein zwischen der Schweiz und Österreich sein. Ebenso wenig bekannt ist die Tatsache, dass neben hochwertigen Steckverbindern in der Vergangenheit immer wieder auch Mess- und Analysegeräte für Audiomesstechnik unter dem Namen Neutrik entwickelt, herge- stellt und vertrieben wurden. So nutze ich bis heute noch regelmä- ßig einen sicherlich schon 20 Jahre alten Neutrik A-2 Audio-Analyzer im Labor und habe irgendwo in den Re- galen (da hat sich wohl einiges an- gesammelt …, die Red.) auch noch einen Neutrik RT-1M „Rapid-Test“ Prüffeld-Analyzer stehen. Aktuell werden die bekannten Messgeräte wie der XL-2 bei der im Jahre 2000 gegründeten NTi Audio AG entwi- ckelt und gebaut. Mit dem von uns im vorliegenden Test vorgestellten digitalen Drahtlosübertragungssys- tem Neutrik „Xirium“ können wir also schon allein aus der Firmentra- dition heraus mit einigen Technik- finessen rechnen. Zum Test wurde uns ein System bestehend aus einer Basisstation NX-4 TRX, zwei NX-1 TX Taschensendern und zwei NX-1 RX Taschenempfängern geschickt. Zusätzlich lag ein optionales Netz- teil NPS-6W zum Betrieb der Ta- schenmodule bei. „Xirium“ klingt mystisch, irgendwie überirdisch, mit einem Hauch 1980er Jahre Star Wars nicht von dieser Welt, und setzt schon allein deshalb die Messlatte für Produkt- Neugier hoch. Tatsächlich handelt es sich um ein neu vorgestelltes Drahtloskonzept mit ausgesprochen interessanten Konstruktionsmerk- malen aus den Liechtensteiner Laboren der Neutrik Gruppe. Von Stefan Kosmalla Neutrik „Xirium“ Funksystem Bild 1: Die Frontansicht der Neutrik „Xirium“ Basisstation NX-4 TRX zeigt die klare Anord- nung der vier Kanaleinheiten

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Neutrik, klar – das ist der Steckver-binder-Hersteller für XLR, Speakonund ähnliche Armaturen, die alsBasis zur Herstellung diskussions-loser Kabelverbindungen dienen.Weniger bekannt dürfte den meis-ten Lesern die Beheimatung vonNeutrik im schönen FürstentumLiechtenstein zwischen der Schweizund Österreich sein. Ebenso wenigbekannt ist die Tatsache, dass nebenhochwertigen Steckverbindern inder Vergangenheit immer wiederauch Mess- und Analysegeräte für

Audiomesstechnik unter demNamen Neutrik entwickelt, herge-stellt und vertrieben wurden. Sonutze ich bis heute noch regelmä-ßig einen sicherlich schon 20 Jahrealten Neutrik A-2 Audio-Analyzer imLabor und habe irgendwo in den Re-galen (da hat sich wohl einiges an-gesammelt …, die Red.) auch nocheinen Neutrik RT-1M „Rapid-Test“Prüffeld-Analyzer stehen. Aktuellwerden die bekannten Messgerätewie der XL-2 bei der im Jahre 2000gegründeten NTi Audio AG entwi-

ckelt und gebaut. Mit dem von unsim vorliegenden Test vorgestelltendigitalen Drahtlosübertragungssys-tem Neutrik „Xirium“ können wiralso schon allein aus der Firmentra-dition heraus mit einigen Technik-finessen rechnen. Zum Test wurdeuns ein System bestehend aus einerBasisstation NX-4 TRX, zwei NX-1TX Taschensendern und zwei NX-1RX Taschenempfängern geschickt.Zusätzlich lag ein optionales Netz-teil NPS-6W zum Betrieb der Ta-schenmodule bei.

„Xirium“ klingt mystisch, irgendwieüberirdisch, mit einem Hauch1980er Jahre Star Wars nicht vondieser Welt, und setzt schon alleindeshalb die Messlatte für Produkt-Neugier hoch. Tatsächlich handeltes sich um ein neu vorgestelltesDrahtloskonzept mit ausgesprocheninteressanten Konstruktionsmerk-malen aus den LiechtensteinerLaboren der Neutrik Gruppe.

Von Stefan Kosmalla

Neutrik „Xirium“ Funksystem

Bild 1: Die Frontansicht der Neutrik „Xirium“Basisstation NX-4 TRX zeigt die klare Anord-

nung der vier Kanaleinheiten

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Doch bevor wir uns mit den tech-nischen Tatsachen befassen, widmeich mich einer Bestandsaufnahmedes „Xirium“-System im Allgemei-nen und einer Sichtung der Kom-ponenten.

BasisNX-4 TRX: Zerlegen wir die Modell-bezeichnung in die Bestandteile; er-gibt sich: N(eutrik) X(irium)4(Kanäle) T(ransmitter) R(eceiver).Diese digitale Vier-Kanal-Basissta-tion ist das zentrale Element dieserauf der DIWA-Technologie basieren-den Anlage. Der Begriff DIWA stehthier für „Digital Wireless Audio“ undbezeichnet damit das kompressions-lose Übertragungsverfahren im 5-GHz-Frequenzband mit 24-Bit-Auf-lösung bei 48-kHz-Abtastrate. Alleindie Tatsache, mit einem Systemohne Kompression des Audiosignalsarbeiten zu können, rückt das Neu-trik „Xirium“ klar in den Fokus pro-fessioneller Signalübertragung ab-seits der bekannten UHF-Gitarren-und Headset-Funksysteme. Konven-tionelle UHF-Übertragungsanlagenmüssen das Audiosignal komprimie-ren, um die maximale Modulationdes Hochfrequenzsenders nicht zuübersteuern. Und jeder Eingriff indie Audio-Quelle verändert das Sig-nal – nicht immer sind die „Neben-wirkungen“ dabei tolerierbar. DieNX-4 TRX Basisstation in Bild 1 istim 1 HE/48,5 Zentimeter Norm-gehäuse untergebracht. Zum Liefer-umfang gehören zwei optional mon-tierbare Rack-Montagewinkel, soferndie Station nicht als Stand-alone-Lösung freistehend verwendet wird.Die Spannungszuführung erfolgtrückseitig aus einem externen 12-Volt-Netzteil (110 - 230 Volt Netz-spannung) über einen vierpoligenXLR-Stecker. Die Bedienelemente der

schnörkellos schwarz/weiß/grau ge-stalteten Frontplatte bestehen je Ka-nalgruppe aus einem beleuchtetenMute-Taster, einem achtstufigenPegelsteller in Zweifach-Tastaus-führung nebst Rot und Grün anzei-gender Aussteuerungskontrolle so-wie einem Link-Taster zur Funkti-onswahl. Zusätzlich signalisierengrün hinterleuchtete Statusanzeigenden Betrieb als Sende- oder Emp-fangskanal sowie den Kapazitätszu-stand der Batterien in den separatenModulempfängern oder Sendern. Dieeinfache und übersichtliche Funkti-onsgruppe zeigt Bild 2 im Detail,wobei der Anwender auch ohne vor-heriges Informatikstudium zügig zueiner funktionierenden Funkübertra-gung gelangt. Tatsächlich genügt einDrei-Sekunden-Druck auf den Link-Taster, worauf beide mit Rx und Txbezeichneten Statusanzeigen blinkenund auf die Synchronisation mit demnun nachfolgend einzuschaltendenSende- oder Empfangsmodul warten.Nach kurzer Zeit vermeldet die Basis-station, ob ein Sender oder Empfän-ger gefunden wurde. Weitere Modulewerden dementsprechend synchroni-siert, woraufhin am Ende der mini-malistischen Einstellung wahlweisebis zu vier Übertragungsstrecken zurVerfügung stehen. Mit der Basissta-tion NX-4 TRX besteht in jedemKanal die Möglichkeit, ihn als Senderoder Empfänger zu konfigurieren.Was letztendlich benötigt wird, hängteinzig von der Auswahl der Moduleab. Mit einer Basisstation lassen sich alsoinsgesamt vier Audiokanäle übertra-gen und mit einer weiteren NX-4TRX im Master/Slave-Modus sogaracht. Zur Verkopplung zweier Basis-stationen befindet sich auf der Rück-seite ein 12-poliger-Rundstecker fürdas Master-Slave-Kabel, das beim

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Bild 2: Eine Kanaleinheit mit der als Folientastatur ausgeführten Frontgestaltung

UHF-201No. 13063210 863.01 MHzNo. 13063211 863.42 MHzNo. 13063212 864.30 MHzNo. 13063213 864.99 MHz

UHF-202No. 13063214 863.01 MHz + 864.30 MHz

No. 13063215863.42 MHz + 864.99 MHz

UHF-204 No. 13063216 863 - 865 MHz

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Einstecken automatisch einen derbeiden TRX zum Master, den anderenzum Slave macht (Codierung undKennzeichnung am Stecker). Um das„Xirium“-System über eine entspre-chende PC-Editorsoftware steuern zukönnen, steht eine RJ45 Ethernet-Buchse zur Verfügung. Als zusätzli-che Arbeitshilfe dienen die kleinen

Schiebeschalter zwischen den Ein-und Ausgangsbuchsen, mit derenHilfe beispielsweise benachbarte Ka-nalmodule miteinander verkoppeltwerden können.

Die beiden Antennen sind an derFrontseite der Basisstation ange-bracht. Optional besteht die Möglich-

keit, mithilfe von vier verschiedenenZubehörantennen die Reichweite derAnlage zu erhöhen. Zur Auswahl ste-hen dabei verschiedene Abstrahlver-halten sowie Kabellängen zwischen 5und 26 Metern.

Senden und empfangenNX-1 TX und NX-1 RX. Unter diesenBezeichnungen werden die Mobilein-heiten angeboten. Es handelt sichdabei um ein ergonomisch abgerun-detes Kunststoffmodul ganz ohnestörende Außenantenne. Abbildung 4zeigt die Bedienerseite mit lediglicheinem Ein-/Aus-Taster und einemweiteren Mute-Taster. Die aktiveHochfrequenzsendung wird durchdie grüne LED zwischen den beidenTastern signalisiert, während derMute-Status mithilfe einer Grün oderRot anzeigenden LED ersichtlich ist.Eine weitere dreifarbige LED gibt In-formationen zum Zustand der vier in-nenliegenden 1,5-Volt-Batterien vomTyp AAA wieder. Grün bedeutet hieroptimaler Ladezustand, während derEntladungszustand über Orange undRot bis zur Abschaltung angezeigtwird. Neben dem Gebrauch von Bat-terien ist der Betrieb der Mobileinhei-ten über ein Netzteil möglich. Dazuwird die benötigte Versorgungsspan-nung über einen Mini USB-Anschlusszugeführt. Über Vor- und Nachteiledes Batteriebetriebs, auch mit Blickauf die Verwendung von Akkus, gebenwir weitere Hinweise im Praxis- undLaborteil. Der Signalaustausch zuanalogen Audiogeräten erfolgt überXLR-Buchsen. Zusätzlich verfügt das Sendemodulauch noch über einen hochohmigenKlinkeneingang zum Anschluss vonInstrumenten. Die Verriegelung derXLR-Stecker ist an der Oberseite desModuls als Druckknopf angebracht –da muss man erst mal draufkommen,denn ohne dessen Betätigung gehtder XLR-Stecker nicht aus derBuchse. Es gibt keinen Gain-Schal-ter oder versteckten Trimmer zur

Bild 4: Die Mobileinheiten NX-1 TX und NX-1 RX bieten minimale Bedienmöglichkeiten,so werden Anwendungsfehler ausgeschlossen

Bild 5: Als Stromversorgung dienen vier 1,5 Volt AAA Batterien; rechts im Bild ist der kleineSchiebeschalter zur Zuschaltung der Phantomspeisung für Kondensatormikrofone zu sehen

Bild 3: Die Rückseite der Basisstation NX-4 TRX

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Aussteuerung (Bild 5). Einzig einSchiebeschalter zur Zuschaltungvon Phantomspeisung bei Verwen-dung von aktiven DI-Boxen oderKondensatormikrofonen ist beimSendemodul NX-1 TX vorhanden. Ja, richtig gelesen: Der Sender kannsowohl Instrumenten- als auch Mi-krofonpegel handhaben und darüberhinaus zwingen auch hohe Line-Pegel aus Audiovorstufen den Ein-gang nicht in die Knie. Möglichmacht dies eine automatische Gain-Steuerung im Sendemodul, wodurchumständliche und oft fehlangepassteAussteuerung von Hand vermiedenwird. Wie das in der Praxis funktio-niert, zeigen wir ebenfalls im Labor-teil unseres Tests.

Die Wahl des benötigten Übertra-gungskanals innerhalb des 5-GHz-Frequenzbands übernehmen dieMobileinheiten ebenfalls in eigen-ständiger Kommunikation mit derBasisstation. Zu ihrer Konfiguration

reicht ein Druck von drei Sekundenauf den Ein-/Aus-Taster der Mobilein-heit bei vorab gedrückter Link-Tastean der Basiseinheit.

Erwartungen erfüllt?Kommen wir zum spannenden Teildes Tests – wie schlägt sich das Sys-tem am Messplatz und in der Praxis?

Abb 6: Der Frequenzgang reicht von 20 Hz bis über 20 kHz; im Gegensatz zur 1:1-Pegelstruktur zwischen„Basisstation als Empfänger vom Mobilteil als Sender (Kurve oben)“, hat der Mobilempfänger einen um 6dBu geringeren Ausgangspegel (grüne Kurve unten) bei 0-dBu-Messpegel.

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Wir erwähnten bereits, dass „Xirium“mit einem 24-Bit-Wandler bei 48-kHz-Abtastrate ausgestattet ist. DerFrequenzgang sollte somit bis etwa24 kHz reichen, was unsere Messun-gen in Bild 6 bestätigen. Die roteKurve gehört zum Signalweg „Sen-demodul mit 0-dBu-Eingangssignalzur Basisstation“ und zeigt bei 20 Hzeinen Abfall des Pegels von lediglich1 dBu, während am oberen Ende beiexakt 24 kHz die Übertragung nacheinem leichten 1-dBu-Roll-off auf-hört. Im Gegensatz dazu ist die grüneKurve der Übertragung „Basisstationmit 0-dBu-Eingangssignal zum Emp-fangsmodul“ mit einem Pegelunter-schied von -6 dBu irritierend. NachRücksprache mit Neutrik ist das einekonstruktionsbedingte Eigenschaftund kein Einstellungs- oder Messfeh-ler. Diesen Umstand in der Praxis zuberücksichtigen, bewahrt uns vor un-nötiger Fehlersuche im Fall des nichterwarteten Pegelverlusts bei Verwen-dung des Empfangsmoduls NX-1 RXals Ansteuerung für entfernt aufge-stellte Endstufenracks. Davon abge-sehen sind maximale Ausgangspegelvon 16,6 dBu bei lediglich 0,15 Pro-zent THD am Empfangsmodulmöglich – bei entsprechendem Ein-gangspegel von 22 dBu an der Ba-sisstation. Umgekehrt betrachtetkann die NX-1 TX Mobileinheiteinen Eingangspegel von bis zu

22,2 dBu zur Basisstation übertra-gen, der dann auch in voller Pegel -amplitude 1:1 zur Verfügung steht. In diesem Zusammenhang kommenwir auf die automatische Aussteue-rungskontrolle der NX-1 TX Mobil-einheit zurück und vergleichen dieQualität eines 1-kHz-Signals beieinem Eingangspegel an der Mobil-einheit von -70 dBu in Bild 7 miteinem Signalpegel von 18 dBu inBild 8. Der äußerst geringe Klirrfak-tor von nur 0,0042 Prozent THD des18-dBu-Signals in Bild 8 bestehthauptsächlich aus vier Oberwellen-anteilen und darf als nicht weiter er-wähnenswert betrachtet werden.Etwas komplexer wird die Situationin Bild 7, wo ich den sehr geringenSignalpegel von nur -70 dBu am Mo-bilteil mithilfe der Pegeleinstellungan der Basisstation auf fast +1 dBupusche. Man mag es kaum glauben,aber der THD beträgt dabei lediglich0,14 Prozent und ist in erster Liniedem nicht mehr ganz optimalen Sig-nal-/Rauschverhalten geschuldet.Die reinen Klirranteile sind erstnach einer weiteren Null hinter demKomma zu finden. Unter Betrach-tung dieser hervorragenden Mess-werte wird deutlich, mit demNeutrik „Xirium“ ein höchste An-sprüche erfüllendes, professionellesAudio-Übertragungssystem auf demMessplatz zu haben.

Digitale Wandlungen unterliegenimmer einer gewissen Verzögerung,weshalb die Messung der Latenz einwichtiger Beurteilungspunkt ist. Be-trachten wir dazu in Bild 9 den Ver-gleich der an der Basisstation NX-4TRX anliegenden 1-kHz-Periode inBlau mit dem am EmpfangsmodulNX-1 RX gemessenen Signal in Rot:Der Zeitunterschied beträgt 3,3 Mil-lisekunden. Dieser Wert liegt an derGrenze des derzeit Machbaren, auchvor dem Hintergrund, dass in dieserMessung ja bereits zwei Wandlungenberücksichtigt wurden. Das Signalwird zuerst im Sendeteil analog zudigital gewandelt und am Empfangs-modul wiederum digital empfangen,um erneut in ein Analogsignal ge-wandelt zu werden. Um diesen Zeit-versatz anschaulich zu machen,stellen wir uns einen Gesprächspart-ner in gut 1 Meter Entfernung vor –der Schall benötigt exakt 3,3 Millise-kunden, um diese Distanz zu über-winden.

Ein weiteres Messkriterium ist dasGrundrauschen der Analogausgängeohne anliegende Signalpegel, wobeihier die Rauschspannung an der Ba-sisstation von -88 dBu (A) von demnoch kleineren Wert mit -93 dBu (A)am Empfangsmodul getoppt wird.Das sind sehr gute Werte, die dafürSorge tragen, kein unnötiges Rau-

Abb 7: Es ist kein Problem, ein Signal von lediglich -70 dBu am Mobilsender auf einenAusgangspegel von fast +1 dBu an der Basisstation zu verstärken – der entsprechendeTHD-Wert beträgt dabei nur 0,14 % bei ausgesprochen geringen Klirrharmonischen

Abb 8: Auch bei einem Pegel von +18 dBu am Mobilsender zeigt das Neutrik „Xirium“eine sehr gute Vorstellung: Die Verzerrungen betragen nur 0,0042 % THD

Pro & Contra

+ 24-Bit-Wandler mit 48-kHz-

Abtastrate

+ anmelde und gebührenfrei

+ automatische Aussteuerungs-

kontrolle

+ automatisches

Kanalmanagement

+ bidirektionale Funktion

der Basisstation

+ bis zu acht Anlagen können

gleichzeitig betrieben werden

+ einfachste Bedienung

+ hervorragende Messwerte

+ vergleichsweise wenig genutzte

5-GHz-Technik

- Batterielaufzeit der

Mobileinheiten relativ kurz

- „professioneller“ Preis

- Reichweite stark von

baulichen/örtlichen

Gegebenheiten abhängig

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schen beispielsweise im Zusam-menhang mit nachgeschaltetenAudioendstufen zu hören.Während des Praxistests im Laborfällt mir eine Erwärmung der Mobil-gehäuse auf. Um die Ursache festzu-stellen, messen wir die Stromauf-nahme an einem separaten Labor-netzteil an den Batterieanschlüssender Module. Hier zeigt sich, dass zu-mindest rund 350 mA Strom proModul benötigt werden. Der Unter-schied zwischen Sende- und Emp-fangsmodul beträgt dabei lediglichwenige Milliampere (Sender ca. 370mA), sodass ein Großteil des Stromesnicht nur für den 5-GHz-Hochfre-quenzsender benötigt wird, sondernallgemein dem Betrieb der Elektronikdient. Für die Nutzung mit den klei-nen 1,5-Volt-AAA-Zellen bedeutet daseine vergleichsweise kurze Laufzeitvon knapp über drei Stunden, wiedie Messung in Bild 10 zeigt. ZurErläuterung der Kurven sei gesagt,dass im unteren Teil die Verbin-dung „Basisstation sendet zumEmpfängermodul“ und im oberenTeil „Sendermodul sendet zur Ba-sisstation“ gezeigt wird. Die blauenund grünen „Balken“ zeigen dabeidas anliegende Testsignal von 1 kHzan, welches bei der sehr langsamenX-Zeit- achse entsprechend gestauchtaussieht. Die rote Kurve oben sowiedie braune Kurve im unteren Teil derGrafik stellen die entsprechendenBatteriespannungen dar.

Als Ausgangssituation dienten neugekaufte Alkaline-Batterien – hierlässt sich der kontinuierliche Abfallder Versorgungsspannung über dieZeitachse erkennen. Erwartungsge-mäß verzehrt das einige Milliam-pere fordernde Sendemodul dieEnergie der Batterien schneller, so-dass bereits nach 3 Stunden und 12Minuten die Übertragung beendetist. Das Empfangsmodul bleibt mit 3Stunden und 27 Minuten etwas län-ger online, bevor auch hier bei genauauf 4 Volt abgesunkener Batteriege-samtspannung die „Sendepause“ ein-tritt. Sobald die Batteriezustands-anzeige „Rot“ anzeigt, wird es alsohöchste Zeit zum Energiewechsel,andernfalls ist abrupt und ohne wei-tere Warnung „Pause“. Bei Verwendung der Netzteile NPS-6W für die Mobileinheiten ist die

Signalübertragung dazu im Ver-gleich gesichert, sofern die maxi-mal erreichbare Distanz zwischenBasisstation und Außenstationennicht überschritten wird.

Gimme 5Um die Hochfrequenzleistung desNeutrik „Xirium“ zu testen, kommenwir um einen echten Praxistest nichtherum. Messtechnisch ist hier das

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Abb 10: Beim Test der Batterielaufzeit haben wir die Ausgangssignale der zu messenden Mobileinheiten in Blauund Grün dargestellt; die abfallenden roten und braunen Kurven zeigen die Batterie-Gesamtspannung beginnendbei 6 Volt an – bei 4 Volt schalten die Mobileinheiten schlagartig ab; die Betriebsdauer für den Sender (Blau) be-trägt dabei 3,12 Stunden und die des Empfängers (Grün) 3,27 Stunden

Bild 9: Laufzeiten sind ist durch die Analog/Digital- und Digital/Analog-Wandlung nicht vermeidbar (Blau ist dasOriginalsignal am Eingang der Basisstation und Rot das Signal am Ausgang des Mobilempfängers – die Laufzeitbeträgt dabei nur 3,3 Millisekunden)

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„Ende der Fahnenstange“ erreicht,denn während ich bei einem UHF-Sender mithilfe eines Agilent HF-Analysers (misst bis 1 GHz) treff-sicher Frequenz und Leistung an derSendeantenne bestimmen kann, ent-zieht sich der 5-GHz-Bereich derAnalyse. Vorteile im 5-GHz-Band ge-genüber dem 2,4-GHz-Bereich sinddie eher spärlich gesäten Benutzerge-

räte und natür-lich die popu-läre – ebenso

wie beim 2,4-GHz-Pedant – Anmelde-und Gebührenfreiheit. Nachteile er-geben sich ähnlich wie im 2,4-GHz-Band durch die eingeschränkteSendereichweite. Neutrik gibt für das„Xirium“ 30 Meter an. Die Problema-tik derart hoher Frequenzen ist diegeringe Sendeleistung von 200 Milli-watt, verbunden mit extrem kurzenFunkwellen. Man kann schon fast

sagen, dass jedes Hindernis zwischenSender und Empfänger über Erfolgund Niederlage entscheidet. Einimmer wieder gern zitierter Vergleichist der mit einer Taschenlampe.Durch die Wand oder um die Eckefunktioniert „eher schlecht“. In derPraxis bedeutet das Folgendes: DieBasisstation steht im Sendebetriebauf dem Labortisch in Bild 11 undgibt ein Radio-Programm wieder; ichverlasse die Werkstatt, gehe eineTreppe hinauf, bewege mich auf demangrenzenden Flur – Ende der Mu-sikbegleitung. Der nächste Versuchfand im Freifeld statt. Dazu stellte ichdie Basisstation in Bild 12 an dasEnde der rot markierten Linie undging die Straße entlang, bis das Sig-nal abbrach. Dabei konnte ich michgut 70 Meter ohne Aussetzer entfer-nen. Näherte ich mich wieder dersendenden Quelle, baute sich die ent-sprechende Funkübertragung pro-blemlos wieder auf.

Die Klangqualität des Neutrik „Xi-rium“ ist, wie bereits durch dieMessungen dokumentiert, ohneFehl und Tadel. Bei Verwendung imRahmen eines Bürgerfestes habenwir mit dem System die Ausgangs-kanäle des PA-Mischpultes ohneklangliche Einbußen an die End-stufen nebst Controllern übertra-gen. Die Distanz betrug dabei etwa25 Meter bei freier Sicht. Weder dieDynamik noch der Sound im Allge-meinen waren in irgendeiner Weisebeeinträchtigt (vgl. Textkasten).

Bild 11: Neutrik „Xirium“ imtools-4-Music-Labor

Dem aufmerksamen Leser ist sicherlich aufgefallen,dass die Mobileinheiten des Neutrik „Xirium“ mitprofessionellen XLR-Anschlüssen sowie beim Sen-demodul einer zusätzlichen Klinkenbuchse ausge-stattet sind. Es fehlen die typischen TQG- oderMiniklinken-Stecker, die üblicherweise den direktenAnschluss eines Headsets erlauben. Das deutet aufdie vorrangige Verwendung der Mobileinheiten fürden XLR-Betrieb hin. Natürlich ist es jedem Anwen-der freigestellt, mittels eines entsprechenden Adap-ters auch ein Headset beispielsweise an die mobileSendeeinheit anzuschließen, aber die vorrangigeApplikation sieht eher die Übertragung von dyna-mischen Musikpegeln vor. Einsatzmöglichkeitenwären zum Beispiel die Ansteuerung von entferntenLautsprecheranlagen, die aufgrund der Infrastrukturvon Bebauung oder Gelände mittels Verkabelungnur schwer erreichbar sind. So könnte man sich eine„Sendung“ über Wasser zu einem schwimmendenPonton vorstellen oder gar die Übertragung auf dieandere Seite einer Autobahn oder vielleicht auch inden 5.Stock eines Hochhauses. Strom zur Versor-

gung der Verstärker findet man schon irgendwo –aber die Verlegung eines Signalkabelweges ist oftein unüberwindbares Hindernis. Durch die drahtloseAnsteuerung gibt es nebenbei noch den Vorteil dergalvanischen Trennung der Massepotenziale inner-halb der Audiokette. Bei dem Betrieb von Verstär-kern, die an einem entfernten Stromnetz betriebenwerden, entstehen nämlich sehr schnell Brumm-schleifen durch Ausgleichsströme über die Schir-mung normaler Audioverbindungen. Durch denEinsatz einer drahtlosen Sendestrecke existiert dieseProblematik nicht. Eine weitere Einsatzmöglichkeitsind Audiomitschnitte in Verbindung mit hochwer-tigen Kondensatormikrofonen in Umgebungen, wokeine Möglichkeiten der Verlegung entsprechenderXLR-Kabel zum Aufnahmegerät bestehen. Aberauch in der Festinstallation kann der Einsatz desNeutrik „Xirium“ wertvolle Dienste leisten, nämlichdann, wenn die zusätzliche Installation von Audio-kabeln bei späteren Erweiterungen nicht mehr wirt-schaftlich durchführbar ist. Der Sound ist in allenFällen über jeden Zweifel erhaben.

Qualität ohne Kabel

Bild 12: Die maximale Reichweite bei freier Sicht zwischen Sender und Emp-fänger betrug im Test etwa 70 Meter

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FinaleMit dem „Xirium“ stellt die Liechten-steiner Neutrik-Gruppe ein profes-sionelles Funkübertragungssystemim 5-GHz-Bereich vor. Mit demGrundpaket, bestehend aus der Ba-sisstation NX-4 TRX und jeweils zweiSende- und Empfangsmobileinhei-ten, können bereits vier Signale si-multan übertragen werden. In dermaximalen Ausbaustufe lassen sichderzeit acht Signale bei Verwendungeiner zusätzlichen Basisstation kon-figurieren. Die Vierkanal-Basissta-tion ist für den bidirektionalenBetrieb vorgesehen und kann je Ka-nalteil sowohl als Sender als auchEmpfänger fungieren. Preislich be-wegt sich das System in Anbetrachtder professionellen Ausrichtung undsehr guten Daten im gehobenen Seg-ment. So kostet die Basisstation NX-4 TRX einschließlich Netzteil undAntennen 1.919 Euro als empfohle-ner Verkaufspreis. Das Sendemobil-

teil NX-1 TX ist für 717 Euro erhält-lich, während das EmpfangsmobilteilNX-1 RX mit 649 Euro etwas günsti-ger angeboten wird. Neben den hiervorgestellten Basiskomponentensind auch noch Mobileinheiten mitabgesetzter Stabantenne und Tou-ring-Gehäuse erhältlich. Diese Vari-anten sind für 997 Euro (NX-1 TX-T)und 888 Euro (NX-1 RX-T) erhält-lich. Durch die automatische Aus-steuerung, die sehr guten Klang- eigenschaften und nicht zuletzt dieuniverselle Verwendbarkeit von Mi-krofonsignalen bis hin zu hohenLine-Pegeln ist das Neutrik „Xirium“sicherlich eines der derzeit leistungs-fähigsten Systeme am Markt. DiePreise sind, gemessen am typischenAnwendungsumfeld und mit Blickauf die moderne Technologie, auf der„DIWA“ basiert, angemessen. Derar-tige Audio-Qualität ist im Rahmeneiner Funkübertragung eben nichtzu einem Budget-Preis herzustellen.

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Reinhard Feix, Market Development Manager, Neutrik AG:„Vielen Dank an das tools 4 music Team für den ausführlichen Testbe-richt. Die Ergebnisse decken sich stark mit den Rückmeldungen, die wirvon unseren Kunden aus ersten gemeinsamen Projekten erhaltenhaben: Aufgrund der einfachen Handhabung, der robusten Übertragungund der hohen Klangqualität ist ‚Xirium‘ ein vollwertiger Kabelersatz,sehr flexibel einsetzbar und bietet bei einer Vielzahl von Anwendungs-möglichkeiten einen klaren Nutzen. ‚Xirium‘ war zwischenzeitlich mehr-fach live im Einsatz und mithilfe der abgesetzten Antennen konntenstabile, störungsfreie Verbindungen bis zu einer Entfernung von 300 maufgebaut werden. Da sich Signalquellen als auch Signalempfänger pro-blemlos in das drahtlose Audio-Netzwerk integrieren lassen, können mit‚Xirium‘ auch knifflige Situationen gemeistert werden.“

NACHGEFRAGT

Nachteilig aufgefallen ist die ver-gleichsweise kurze Batterielaufzeitfür den mobilen Einsatz, die bei Ver-wendung der Netzteile in Verbin-dung mit dem stationären Betriebder Sende- oder Empfangsmodulenatürlich kein Thema mehr ist. ■

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