Neue Schritte wagen Dritter Bericht aus Nyaling´a,...
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Katrin, Juni 2017
Neue Schritte wagen
Dritter Bericht aus
Nyaling´a, Kenia
Im Februar fand mein Zwischenseminar statt, wofür ich nach Dar-Es-Salaam, der Hauptstadt
von Tansania gereist bin. Von Kenia bin ich es gewöhnt, dass die meisten Menschen recht gut
Englisch können und ich nicht auf die zweite Landessprache, Kiswahili, angewiesen bin.
Doch ich merkte schnell, dass das in Tansania nicht der Fall war. Die Angestellten auf dem
Gelände denen ich begegnete und auch bei einem gemeinsamen Abend in einem kleinen
Restaurant stellte ich fest, dass in Tansania fast nur Kiswahili gesprochen wird und ich hier
mit meinem Englisch nicht sehr weit kommen werde.
Auf dem Seminar traf ich einige Freiwillige, die ich schon von Vorbereitungsseminaren
kannte und wir konnten uns über unsere Erlebnisse austauschen. Es tat gut, mal wieder mit
Deutschen zu reden und die ganzen Erlebnisse mal von einer anderen Perspektive zu sehen.
Die ganze Woche betrachteten wir verschiedene Aspekte des vergangenen halben Jahres, es
ging aber auch um den vor uns liegenden zweiten Teil des Jahres. Unsere Teamleiter hatten
auch eine Überraschung für uns parat: am letzten Abend gab es ein Schokofondue mit
frischen Früchten vom Markt und leckerer Schokolade aus Deutschland!
Zu unserer kleinen Gemeinschaft sind zwei Anwärterinnen der Schulschwestern
dazugekommen, Silvia und Maurin. So gern ich auch Sr. Rose und Sr. Mary habe, es doch
sehr schön, wenn mehr Leute in der Gemeinschaft sind.
In Kenia gehen die Kinder für drei Jahre in die Vorschule, welche meistens in die
Grundschule mit integriert ist, dann acht Jahre zur Grundschule und anschließend noch
weitere vier Jahre auf die weiterführende Schule. Bis zu den Weihnachtsferien bestand die
Grundschule Nyalieng´a aus zwei Gebäuden: einem alten Lehmhaus, welches an manchen
Stellen schon keine Wände mehr hat und ein neueres Haus. Seit Januar gibt es nun aber auch
noch ein neues Haus, welches natürlich das schönste und stabilste der drei Häuser ist. In
diesem Haus wurden die Klassen fünf bis acht untergebracht, die Klassen eins bis vier
konnten in das andere gute Gebäude gehen. Alle Schüler und Lehrer waren glücklich, dass
kein Unterricht mehr in dem alten Lehmhaus stattfinden muss, bis auf die Vorschule. Da in
Mit der Zeit sind noch mehr Teile der Wand rausgebrochen
den neueren
Gebäuden kein
weiterer Raum mehr
frei war, wurde
entschieden dass die
Vorschule im
Lehmhaus bleiben
muss. Es wird uns,
den Lehrerinnen der
Vorschulkinder,
bereits Beginn des
Jahres, versichert,
dass ein neues
Gebäude in naher
Zukunft gebaut wird,
aber lange Zeit ist
nichts passiert. Jetzt
wurde endlich mit
dem Bau begonnen.
Im Moment sind die Kinder jedoch immer noch in einem Gebäude, das nicht einmal sicher
ist! Bereits zweimal sind Teile der Wand heruntergefallen, einmal sogar im Unterricht und hat
die Kinder nur knapp verpasst. Trotz der nicht sehr optimalen Umstände mit es mir viel Spaß
die Kinder zu unterrichten. Ich habe inzwischen ein paar Wörter mehr für den Unterricht
gelernt und so verstehen die Kinder und ich uns besser wenn die Kinder Fragen darüber haben
was sie machen sollen oder wo sie die Aufgaben hinschreiben sollen,… Außerdem habe ich
mich in letzter Zeit immer etwas um die Schüler gekümmert, die nicht mit dem Tempo der
Klasse mithalten können. Ich sitzte also in der Pause mit einem der Kinder zusammen und wir
gehen gemeinsam das Alphabet durch oder rechnen simple Matheaufgaben. Dafür hatte ich
zwar öfters mal eine sehr kurze Pause, doch es lohnt sich sehr, wenn ich sehe, dass sich die
Arbeit des Kindes durch ein wenig Nachhilfe verbessert hat.
Am Anfang meines Jahres hatte ich immer das Problem, dass ich mit meinen Freunden hier
nicht viel unternehmen konnte, außer sich irgendwo hinsetzten und reden, da es sich schon
viele nicht leisten können, einfach so mal nach Homa Bay zu fahren. Doch irgendwann sind
Kevin und ich auf die Idee gekommen, dass wir ja einfach mal einen Spaziergang machen
können. Gesagt, getan: am nächsten Samstag gingen wir durch die Landschaft, wobei ich
keine Ahnung hatte wo genau wir lang gehen müssen. Doch mit Kevin als ``Reiseführer´´
hatten wir einen tollen Spaziergang über Hügel und durch Täler und auch über ein Reisfeld,
auf dem viele Kraniche waren. Ich sah auch zum ersten Mal ``Brücken´´ wie sie fernab von
Dörfern und Straßen aussehen: es sind einfach nur Baummstämme.
Auf dem Sportplatz der Nyalieng´a Grundschule spielen wir mit den
Kindern
In der ersten Ferienwoche, also in der Karwoche, fand das `Get Together´ statt, bei dem
dreimal im Jahr alle Kinder des Projektes zusammenkommen. Ich war für das Programm der
Jüngeren zuständig. Wir waren kreativ und haben Bilder gemalt, haben draußen Spiele
gespielt, aber hatten auch ein paar kleine Unterrichtsstunden zum Benehmen in der Kirche
und über das Beten. Traditionell findet am letzten Abend eine Talentshow statt. Einige führten
kurze Theaterstücke auf, sangen oder tanzten. Ein paar Jungs gehen an eine Schule, wo eine
Kampfsport-AG angeboten wird und sie zeigten uns, was sie dort gelernt hatten. Auch meine
Blockflötenschüler wollten etwas auf der Blockflöte vorspielen, waren im entscheidenden
Moment aber doch leider etwas zu schüchtern dafür.
Für das Get Together wurde Sr. Millicent eingeladen, die den älteren Kindern einige
Unterrichtseinheiten gab. Nach dem Get Together hat sie auch noch mit uns Ostern gefeiert.
Das Osterfest in Kenia wurde sehr ähnlich wie in Deutschland gefeiert, wenn auch einfacher.
Nachdem wir an Weihnachten nicht sehr viel dekoriert hatten, hatte ich nicht erwartet, dass
wir eine Osterdekoration haben. Als Sr. Rose also fragte, wer denn das Haus dekorieren
wolle, war ich schon beeindruckt, dass wir doch Osterdekoration haben. Doch wie sich
herausstellte, handelt es sich bei der Osterdekoration um die zwei Lichtgirlanden, die wir auch
an Weihnachten aufgehängt haben.
Am Karfreitag sind wir den Kreuzweg vom benachbarten Dorf bis zur Kirche gelaufen.
Eigentlich ist es eine recht kurze Distanz und es der Kreuzweg fand sogar morgens statt, doch
trotzdem war es so heiß, dass sich die meisten während den Stationen in den spärlichen
Schatten stellten. Direkt vor der Kirche wurden drei Kreuze aufgestellt, die bis nach der
Osternacht dort stehen geblieben sind. Ausnahmsweise gab es an diesem Tag keine
lebensfrohen Lieder oder die Begleitung der Trommel während dem Gottesdienst. Am
nächsten Tag waren alle mit Vorbereitungen beschäftigt, wir gingen einkaufen für die
Feiertage, es wurde für den Abend gekocht,
das Haus dekoriert und ich buk einen Kuchen
und bemalte noch ein paar Ostereier. Diesen
Brauch kannten einige der Schwestern zwar
noch nicht, aber es hat allen gefallen. Spät
am Abend gingen wir dann zur Osternacht.
Wie so oft waren wir auch heute wieder zu
spät. Als der Gottesdienst zu Ende war, kam
auf einmal noch ein Politiker nach vorne und
nutzte es aus, dass so viele Menschen
zusammenwaren, um für sich zu werben. So
Die drei Kreuze vor der Kirche am Karfreitag
mussten wir spät abends noch darauf warten, bis der Mann fertig war, was sehr lange gedauert
hat. Es war geplant, dass wir nach dem Gottesdienst noch in der Gemeinschaft feiern, doch als
wir endlich nach Hause kamen, waren wir alle schon zu müde dafür. Am Ostersonntag- und
Montag waren wir noch beisammen und feierten, bevor Sr. Millicent abreiste und auch alle
anderen sich wieder dem Alltag zuwandten.
In der dritten und letzten Woche der Ferien bin ich für eine Woche nach Nairobi gegangen,
um dort einer Schwester, die an einem College arbeitet, in ihrem Büro zu helfen. Jedes Mal
wenn ich in das Schwesternhaus nach Nairobi gehe, fühlt es sich sehr luxuriös an. Es gibt
fließend Wasser, man kann sogar die Temperatur nach Belieben einstellen.
In dem Büro der Schwester aktualisierte ich die Listen von Schülern, schrieb neue Schilder
für die Ordner. Von der letzten Klausuren Phase hatten sich auch noch einige Klausuren
angesammelt, die ich ins Archiv brachte. Mich begrüßte dort die Archivarin, die total
begeistert war, als sie hörte, dass ich ihr für den Tag etwas helfen würde. Sie zeigte mir das
rechte kleine Archiv und erklärte, dass sie alle Klausuren fünf Jahre lang behalten, bevor sie
weggeschmissen werden. Das heißt, die ältesten Klausuren sollten die von 2012 sein. Doch
ich sah viele Boxen mit Klausuren die schon um einige Jahre älter waren. Gleichzeitig meinte
die Archivarin, dass sie gar nicht weiß, wohin mit den neuen Klausuren, da es kein Platz gibt.
Auf meinen vorsichtigen Hinweis, dass man ja die alten Klausuren ausräumen könnte, meinte
Sr. Millicent und ich schneiden den Kuchen an
sie nur dass das stimmt und man das mal machen muss. Ich sortierte also für einige Zeit die
Klausuren, die von 2017 waren und dachte fälschlicherweise, dass im Archiv fertig bin. Sie
zeigte mir einen riesigen Stapel mit alten Klausuren, die sie noch nicht eingeordnet hat und
meinte, dass es ganz toll wäre, wenn ich das machen könnte. Wie sich herausstellte, datierten
diese Klausuren zurück bis in das Jahr 2011, die konnte ich also direkt aussortieren. Den Rest
sortierte ich zunächst nach Jahr und Fach, bevor ich sie in die Boxen packen und sie
etikettieren konnte. Zu der Enttäuschung der Archivarin hatte ich danach keine Zeit mehr, die
alten Klausuren auszusortieren um Platz für die Neuen zu machen. Ich fragte mich wieder
einmal, wie alles hier funktioniert, da das nun nicht das erste Mal war, dass die Arbeitsmoral
nicht sehr beispielhaft war.
Nach den Ferien verließ Maurin die Gemeinschaft, um ihre Ausbildung fortzusetzen, aber
schon bald kamen zwei Postulantinnen, Lucy und Hellen, die für drei Monate bei uns sein
werden. Darüber freute ich mich sehr, da ich mich schon immer sehr gut mit den Beiden
verstanden habe. Lucy hatte auch eine Gitarre dabei, auf der sie recht gut spielen kann und
angefangen hat, mir ein bisschen was beizubringen.
Recht spontan ergab sich für mich die Möglichkeit, mit drei anderen Freiwilligen in den
Amboseli Nationalpark zu gehen. Wir trafen uns an einem Freitag in Nairobi, um von dort
gemeinsam weiterzufahren. Am späten Nachmittag sind wir in Namanga angekommen.
Namanga ist ein kleines Dorf etwa eine Stunde von dem Nationalpark entfernt und liegt genau
auf der Grenze zu Tansania. Wir ließen uns die Chance natürlich nicht entgehen, für ein paar
Minuten kostenlos nach Tansania zu gehen und gingen dort auf den Markt. Am Samstag sind
wir recht früh losgefahren, um in den Park zu kommen. Wir hatten uns vorgestellt, dass wir
sehen viele Tiere sehen würden, vor allem Elefanten, für die Amboseli bekannt ist. Doch
stattdessen mussten wir nach einzelnen Tieren suchen. Wegen der langen Trockenzeit sind die
Herden nach Tansania in die Serengeti gegangen und sind jetzt, da der Regen wieder
gekommen ist auf dem Weg zurück. Leider konnten wir daher nicht so viele Tiere sehen. So
waren gar keine Löwen oder Nashörner da. Aber wir sahen doch noch Gazellen, Antilopen,
Giraffen, Zebras, Büffel, Nilpferde und auch Elefanten aus nächster Nähe, was wirklich sehr
beeindruckend war! Es waren zwar nicht hunderte von Elefanten, wie es im Internet
beschrieben wurde, und manche Tierarten fehlten ganz, aber es war trotzdem sehr schön. Es
ist wirklich etwas anderes, die Tiere im Zoo zu sehen, wo sie teilweise in einer unnatürlichen
Umgebung leben und den ganzen Tag nur gelangweilt rumstehen oder in der freien Wildbahn.
dort wo sie zu Hause sind.
Wie eben schon gesagt ist die Dürrezeit zu Ende und es regnet eigentlich in ganz Kenia
wieder. Wenn man nun denkt, dass sich nun alle Kenianer über den vielen Regen freuen, liegt
man falsch. Einige der sehr trockenen Regionen wo während der Dürrezeit sogar das Vieh
gestorben ist waren nicht auf den Regen vorbereitet und es gab viele Überschwemmungen.
Die Dorfbewohner mussten aus ihren Häusern in höher gelegene Gebäude ziehen bis das
Wasser wieder zurückgegangen ist. Auch bei uns ist der kleine Teich wieder fast voll. Wir
haben auf unserer Farm Mais angebaut, der durch den vielen Regen richtig schön wächst.