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Inklusion ist keine Sackgasse Im Mittelpunkt steht der Mensch Energiespar- maßnahmen mit Wirkung Erlebnisse für alle Sinne kleine Forscher in Aktion Tanzen geht in Beine, Kopf & Herz NEUE HILFE Ausgabe Nr. 177 | Dezember 2011

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Inklusion ist keine Sackgasse

Im Mittelpunkt

steht der Mensch

Energiespar- maßnahmenmit Wirkung

Er lebnisse für alle Sinne

kleine Forscher

in Aktion

Tanzen geht in Beine, Kopf & Herz

NEUEHILFEAusgabe Nr. 177 | Dezember 2011

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Unsere Arbeit gilt auch jüngeren Menschen mit Behinde-

rung, die ihren verständlichen Wunsch verwirklichen und ihr

Elternhaus verlassen möchten. Die HHO wird das Loslösen

vom Elternhaus mit Fachkompetenz und Einfühlungsvermögen

unterstützen.

Möglichst eigenständiges und selbstbestimmendes Leben

im Alter stand auch im Mittelpunkt von zwei Podiumsdiskussi-

onen, zu denen die Arbeitsgemeinschaft Behindertenhilfe im

Rahmen der Kommunalwahl eingeladen hatte. Die Diskussion

hat mich tief beeindruckt. Menschen mit Behinderung haben

offen und selbstbewusst mit führenden Politikern gesprochen.

Diese neue Offenheit belegt, dass Menschen mit Behinde-

rung – jung oder alt – mitreden können und wollen. Und sie

zeigt, dass die Arbeit der HHO Früchte trägt.

Jesus Christus spricht: „Meine Kraft ist in den Schwachen

mächtig.“ (2. Kor. 12,9) So lautet die Losung für das Jahr

2012. Der Bibelvers weist darauf hin, dass alles was wir er-

reicht haben und unser künftiges Streben nicht allein aus uns

selbst heraus zum Erfolg führen kann. Unsere Kraft, unsere

Leistung, unser Erfolg sind uns von Gott geschenkt und aus

dieser Kraftquelle dürfen wir auch im Jahr 2012 reichlich

schöpfen.

Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit und

ohne Behinderung, allen Angehörigen und allen Freunden und

Förderern der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück für ihre Ar-

beit, ihre Unterstützung und Begleitung im zu Ende gehenden

Jahr.

Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest

und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2012.

Ihr

Wann ist ein Mensch eigentlich alt? Mit 65 Jahren, also mit

dem Eintritt in den Ruhestand? Mit 85 Jahren, wenn die ein oder

andere Beschwerde des Alters sich zunehmend bemerkbar

macht? Oder schon mit 50? Natürlich gibt es auf diese

Frage keine Antwort. Alter lässt sich nicht an der Zahl von

Lebensjahren messen. Alter ist immer ein individueller

Lebensverlauf. Das gilt gleichermaßen für Menschen mit

und ohne Behinderung. Auch der Wunsch, im Alter sorgenfrei

zu leben, den letzten Lebensabschnitt sinnvoll zu gestalten

und sich Dinge zu erfüllen, die im Berufs- und Familienleben

nicht möglich waren. Es ist eine große Zukunftsaufgabe der

HHO, den Menschen in den Wohneinrichtungen ein erfülltes

Altwerden zu ermöglichen.

In vielen kleinen Schritten ist es der Behindertenhilfe in

den letzten Jahrzehnten gelungen, Teilhabe für Menschen mit

Behinderung zu erreichen. Förder-, Arbeits- und Wohnmöglich-

keiten wurden geschaffen, damit Menschen mit Behinderung

möglichst selbstbestimmend leben können. Die Menschen,

um die es in den Anfangsjahren ging, sind jetzt im verdienten

Ruhestand, sie sind nicht alt, aber älter. Ältere Menschen

nehmen aktiv am Leben teil, erleben erfüllte Jahre, ja, sie

setzen sogar neue Akzente. Auch das gilt wieder für alle

Senioren. Was für Ältere ohne Behinderung vielfach

eigenständig erreicht wird, muss für die HHO Senioren

erarbeitet werden. Denn es gehört zu unserem christlichen

Verständnis, dass sie nicht allein gelassen oder verwahrt

werden. Wir ermöglichen ihnen in den Einrichtungen ein

erfülltes Leben. Der Prozess der Gestaltung des älteren

Lebens mit Behinderung stößt noch immer auf viele Fragen

der Umsetzbarkeit, der Finanzierung und rechtlichen Vorgaben.

Wir ergreifen Initiativen und werden weiterhin daran arbeiten.

In vielen Beiträgen dieser Ausgabe der Neuen Hilfe werden

Lebenssituationen älterer Menschen mit Behinderung be-

schrieben. Wir nehmen auch die Angehörigen in den Blick.

Heute werden behinderte Kinder Gott sei Dank älter als ihre

Eltern. Wir stehen diesen Eltern zur Seite. Sie können sicher

sein, dass ihre Kinder in den HHO-Einrichtungen bestens le-

ben und bis zum Tod liebevoll begleitet werden.

Editorial

Liebe Leserinnen,liebe Leser,

EDITORIAL

Heiner Böckmann

Geschäftsführer

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INHALT

HHO DIREkT

Im Mittelpunkt steht der Mensch, nicht der Platz 4

HHO neu aufgestellt 6

Vorstandsarbeit ist eine dienende Aufgabe 6

Ausgefüllte Jahre an der HHO-Spitze 8

Das Kronenkreuz für Klaus Wamhof 9

Bedarfsgerechte Leistungen für ältere Menschen 10

Ein erfüllter Ruhestand für Alle 11

Anders alt werden wo man will 12

Wenn die Kinder keine Kinder mehr sind 13

Gut vorbereitet in den Ruhestand 14

Erfahren, was die Menschen bewegt 15

ARbEIT

Neue Erlebnisse für alle Sinne 16

Einzigartige Produkte und freundliches Personal 17

Nach dem Fest ist vor dem Fest 18

Weidenflechten verbindet auch Menschen 19

WOHNEN

Der neue Farbtupfer ist eingeweiht 20

In Bad Essen willkommen 21

Eine „Eins“ für die Kurzzeitpflege 22

Die VOS-Spende für gute Nachbarschaft 23

Im Urlaub eine Burg aus Lego 24

Eine große Stütze im Leben 24

Das Leben klappt immer besser 25

Intensive Begleitung bis zum Tod 26

Die Inklusion ist keine Sackgasse 26

Sind Sie mit uns zufrieden? 27

KINDHEIT & JUGEND

Klänge, Kino und Kuschelecken 28

Schülerstimmen für den Tapir 29

Musik und Theater aus dem Container 30

Ein Ständchen zum 90. 31

Kleine Forscher in Aktion 31

VERWALTUNg

Sparpotentiale der Umwelt zuliebe aufspüren 32

Energieeinsparmaßnahmen mit Wirkung 33

Die Ziele in Zahlen 34

FöRDERsTIFTUNg

Für erfülltes und eigenständiges Leben 36

VERmIscHTEs

Bürgermedaille für Friedhelm Kükelhahn 37

Alle Leistungen offen darlegen 38

Posten ist erwünscht 38

Über 2.000 Euro aus der Centkasse 39

Kinder brauchen Platz für Ruhe und Entspannung 39

Das ist kein verschenktes Jahr 40

Takkatina spielt in Polen 42

Der Ellernhof und die Aborigines 42

Outside-Art ist eine Frage der Emotionen 43

Tanzen geht in Beine, Kopf und Herz 44

Sonntags auf den Montag freuen 45

Ein Werftbesuch zum Saisonabschluss 46

Sie trauten sich 46

Stilles Gedenken 47

Das Beste zum Schluss 48

Impressum 39

9

28

18

45

44

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Ein Modell, das Inklusionsprozesse fördert, ist der „Perso-

nenzentrierte Ansatz“. Das heute praktizierte Leistungssy-

stem der Behindertenhilfe wird es irgendwann in der Zukunft in

dieser Form nicht mehr geben. Darin sind sich alle Träger der

Behindertenhilfe in Region Osnabrück und der Landkreis Os-

nabrück einig. Auch darin, dass ein solcher Wandel nur in ge-

meinsamen Schritten der Leistungsanbieter, der Leistungsträ-

ger und der betroffenen Menschen mit Behinderung erfolgen

kann. Die Personenzentrierung in der Leistungsgewährung ist

auch Schwerpunktthema der Arbeits- und Sozialministerkon-

ferenz auf Bundesebene. Die HHO sieht diese Umwandlung

als große Chance, Menschen mit Behinderung individueller als

bisher unterstützen zu können.

Der Ansatz der Personenzentrierung verändert vieles in

der Behindertenhilfe. Während bislang Arbeitsplätze in den

Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Wohnheimplätze

oder ambulante Hilfen durch die Leistungserbringer, z.B. die

Heilpädagogische Hilfe Osnabrück, vorgehalten und von den

Leistungsträgern, also den Sozialämtern in Stadt und Land-

kreis Osnabrück, finanziert wurden, steht in der Personenzen-

trierung der individuelle Hilfebedarf jedes Menschen mit Be-

hinderung noch deutlicher im Mittelpunkt der Hilfegewährung.

Auch jetzt wird bereits zwischen dem individuellen Bedarf

(Was braucht der Mensch?) und dem Angebot (Welche – pau-

schalen – Leistungen stehen zur Auswahl?) vermittelt.

Die UN-konvention zum schutz der Rechte von behinderten menschen stellt die Inklusion in den mittelpunkt ihrer Forderungen, also das gleichberechtigte miteinander von menschen mit und ohne behinderung in allen bereichen der gesellschaft. Der „Personenzentrierte Ansatz“ als grundlegende Ausrichtung der behindertenhil-fe ist Wegweiser für diese Entwicklung.

mit einer Fachtagung zum Thema „Personenzentrierung“ setzten der Landkreis Osnabrück, die Hochschule Osnabrück und neun behinderteneinrichtungen ein deutliches Zeichen zur Fortführung und Intensivierung der bisherigen Aktivitäten.

HHO DIREKT

HHO Direkt

UMBRUCH DURCH PERSONENZENTRIERUNG

Im Mittelpunkt steht der Mensch, nicht der Platz

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5HHO Direkt

Zukünftig wird noch deutlicher die Seite des Bedarfes er-

örtert (Was gebraucht / möchte der Mensch wirklich?) und

das Angebot gestaltet (Wie kann die – pauschale – Leistung

den persönlichen Bedarfen angepasst werden?). Kurz: die

Bedarfs- und Leistungserörterung erfolgt Subjekt (Mensch)

gebunden und nicht Objekt gebunden.

Damit erhält die Position des Menschen mit Behinderung

eine deutliche Stärkung. Er kann und darf seine Wünsche und

Ziele benennen und Planungen entwickeln. Dabei unterstüt-

zen ihn die professionellen Helfer und beraten ihn bei der Aus-

wahl (Wer bietet was an?) und Gestaltung (Was muss noch wie

angepasst werden?) der bedarfsgerechten Leistung.

Die Spanne zwischen der Notwendigkeit fachlicher Hilfe und

der persönlichen Einschätzung des Betroffenen wird bei der

Umsetzung des personenzentrierten Ansatzes besonders in-

tensiv diskutiert.

Grundsätzlich bleibt beim personenzentrierten Ansatz – und

damit bei dem großen Ziel der Inklusion – die Teilhabe in den

Lebensbereichen Wohnen und Arbeit ein erstrebenswerter Zu-

stand. Hier spielen unterstützende Leistungen, insbesondere

die ambulante Betreuung und die Vermittlung auf den ersten

Arbeitsmarkt, eine große Rolle.

Um die Erörterung des individuellen Bedarfs und die ge-

meinsame Auswahl, bzw. Gestaltung der passenden Leistung

nachvollziehbar und transparent zu gestalten, bedarf es der Über-

prüfung vorhandener und Entwicklung neuer Mechanismen. Auch

die Methoden und Prozesse müssen auf Inklusion bzw. Partizipa-

tion ausgerichtet sein. Der Mensch mit Behinderung muss inner-

halb des Verfahrens, in dem sich alles um seine Fähigkeiten und

Einschränkungen, Wünsche und Ziele dreht, die Chance haben,

sich tatsächlich einzubringen.

Werner Lukas-Nülle, Leiter der Fachstelle für Eingliederungshilfe

im Landkreis Osnabrück, sieht die Region Osnabrück auf einem

guten Weg. Insbesondere die Entwicklung in der Hilfeplanung ist

deutlich ausgerichtet auf den Personenzentrierten Ansatz. Eine

Gruppe, in der Träger der Behinderteneinrichtungen und Vertre-

ter des Landkreises zusammenarbeiten, hat sich die Aufgabe

gestellt, die fachliche Umsetzbarkeit hinsichtlich Methoden und

Finanzen weiterzuentwickeln. „Unser Ziel ist es, intensiver als bis-

her die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen zu

berücksichtigen“, so Werner Lukas-Nülle. Er ergänzt: „Nur die ge-

meinsame Entwicklung des Strukturwandels kann zu Ergebnissen

führen.“

Die Umsetzung des Personenzentrierten Ansatzes wird in Koo-

peration mit der Hochschule Osnabrück wissenschaftlich beglei-

tet. „Das Konzept zur Umwandlung der Behindertenhilfe verlangt

Forschung im Sinne einer fachlichen Beratung, einer kritischen

Überprüfung der theoretischen Konzepte und eine Evaluation der

Umsetzungsprozesse“, so Prof. Dr. Andrea Riecken, Hochschule

Osnabrück.

Entwicklung sozialstaatxxxx Xxxxxxxxxxxxxxxx

Zur ersten Fachtagung zum Thema „Personenzentrierter Ansatz“ trafen sich Anbieter und Träger der Behindertenhilfe und Vertreter der Hochschulen Osnabrück und Fulda. V.l. Werner Lukas-Nülle, Heiner Böckmann, Prof. Dr. Petra Gromann, Ralf Bremauer, Prof. Dr. Andrea Riecken und Hildegard Südkamp, Heilpädagogische Hilfe Bersenbrück.

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6 HHO Direkt

HHO neu aufgestelltDR. PETER LANGER IST VORSTANDSVORSITZENDER

Die mitgliederversammlung der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück e.V. wählte einen neuen ehrenamtlichen Vorstand für die nächsten vier Jahre. Ihm gehören an: maria kaminski, Dr. Peter Langer, günther sandfort, Hinrich Haake, Friedemann Pannen, Jörg Reuter-Radatz, michael Dieninghoff, Reinhard schlüter, brigitte Otto, Thomas schmitz-benkowitz, günther Wibbeler und als mitarbeitervertreterin Frauke bäcker-schmeing. Vor-standsvorsitzender ist Dr. Peter Langer, stellvertreter sind maria kaminski und brigitte Otto.

Vorstandsarbeit ist eine dienende Aufgabe

Neue Hilfe: Herr Dr. Langer, es gibt vielfache Möglich-

keiten, sich ehrenamtlich zu engagierten. Sie haben sich für

die Heilpädagogische Hilfe Osnabrück entschieden. Warum?

Dr. P. Langer: Ich kenne die HHO, insbesondere die Osna-

brücker Werkstätten, durch meinen Sohn. Er arbeitet in der

Werkstatt Sutthausen und fühlt sich dort bestens aufgeho-

ben. Seine Aufgabe, sein Arbeitsplatz, seine Kollegen mit und

ohne Behinderung sind für ihn ein gutes Umfeld. Da lag es

sehr nahe, sich für die HHO zu engagieren. Bisher war ehren-

amtlicher Einsatz für mich zeitlich nur begrenzt möglich. Mei-

ne neue Aufgabe als Selbstständiger gibt mir mehr Flexibilität.

Somit habe ich die Aufgabe in der HHO gern angenommen.

Neue Hilfe: Wie werden die ersten Monate als Vorstands-

vorsitzender der HHO aussehen? Setzen Sie sich Arbeits-

schwerpunkte?

Dr. P. Langer: Jeder Geschäftsbereich und jede Einrich-

tung ist gleichermaßen wichtig für das Gesamtunternehmen.

Ich möchte in der Anfangszeit vor allem viele davon kennen

lernen, das heißt die Einrichtungen besuchen, mit Mitarbei-

tern und Beschäftigten sprechen, intensiv mit der Geschäfts-

führung zusammenarbeiten und mir ein Gesamtbild machen.

Es werden dann Herausforderungen zu Tage treten, die die

Arbeitsschwerpunkte bestimmen. Meine Arbeit im Vorstand

betrachte ich als eine dienende Aufgabe.

Der neue Vorsitzende des geschäftsführenden Vorstandes der HHO heißt Dr. Peter Langer. Der 57-jährige Hasberger wurde vom gesamtvorstand in dieses Amt gewählt. Peter Langer bringt vielfache Erfahrungen in die HHO-Arbeit ein. Der promovierte Diplom Physiker arbeitete in leitender Position in verschiedenen Unternehmen und ist heute selbstständiger Unterneh-mensberater. Der neue HHO-Vorsitzende ist verheiratet und hat zwei erwachsene söhne. sein jüngerer sohn (27) ist in der Werkstatt sutthausen beschäftigt. Die Neue Hilfe sprach mit Dr. Peter Langer.

VIER FRAGEN AN DR. PETER LANGER

Heiner Böckmann, Klaus Wamhof, Dr. Peter Langer (v. li.)

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7HHO Direkt

Durch den persönlichen Bezug habe ich bislang enge Ver-

bindungen zu den Osnabrücker Werkstätten und diese Arbeit

hat Hochachtung verdient. Ich möchte daran mitarbeiten, dass

die enge Verzahnung der Werkstätten mit Wirtschaft, Gewerbe

und Dienstleistern weiterhin gut gelingt und ausgebaut wird.

Daneben ist mir wichtig, dass die HHO auch weiterhin ein

wirtschaftlich starkes Unternehmen ist, denn nur so sind auch

Angebote für behinderte Menschen möglich, für die es noch

keine ausreichende staatliche Unterstützung gibt. Daher ist

es kein Widerspruch, dass die HHO profitabel arbeitet und

dennoch den besonderen Bedürfnissen behinderter Men-

schen Rechnung trägt.

Neue Hilfe: Wie weit ist aus Ihrer Sicht die Region Osna-

brück in der Behindertenhilfe? Gibt es Optimierungsbedarf?

Dr. P. Langer: Es wurde bereits Vieles erreicht, mit dem

wir zufrieden sein können, allerdings müssen wir uns weiterhin

anstrengen. Es wird eine wichtige Aufgabe der nächsten Jahre

sein, unsere Position auf sozialpolitischer Ebene zu stärken

und die Anliegen der Menschen mit Behinderung noch deutli-

cher zu machen. Das geht nur in einem vertrauensvollen Mit-

einander und in lebhaftem Austausch von Behindertenhilfe,

Politik und Verwaltung.

Es muss uns gelingen, im Sinne der Inklusion Behinderung

als einen Teil des so genannten normalen Lebens in der Ge-

sellschaft zu verankern.

Neue Hilfe: Menschen mit Behinderung möchten eigen-

ständig leben und suchen Arbeitsplätze außerhalb der Werk-

stätten. Brauchen wir die HHO in Zukunft noch?

Dr. P. Langer: Alle Einrichtungen der HHO werden ganz

sicher auch in Zukunft gebraucht. Durch ihre unterschiedliche

Ausrichtung und ständige Weiterentwicklung wird gewährleis-

tet, dass Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen die

für sie besten Arbeitsplätze erreichen können oder mit Un-

terstützung auch außerhalb der Werkstätten Beschäftigung

finden. Ich beobachte und bewundere seit vielen Jahren die

Arbeit in allen Geschäftsbereichen.

Dabei fallen mir immer wieder die äußerst motivierten Mitar-

beiter auf. Sie sind die Stützen des Unternehmens und führen

es in die Zukunft. Ohne diese Menschen, die sich oft über ihre

Arbeitszeit hinaus persönlich und emotional einsetzen, könnte

ein Unternehmen wie die HHO nicht diese segensreiche Arbeit

leisten. Nur so hoch motivierte Mitarbeiter wie die in der HHO

können Gutes für unsere Kinder bewirken.

VIER FRAGEN AN DR. PETER LANGER

Wir wollen unser Leitbild aktualisieren und veränderten Sicht-

weisen und Zielen anpassen. Dabei ist uns nicht allein das

Ergebnis wichtig, sondern der Prozess der Entstehung eines

Leitbildes. Möglichst alle in der HHO sollen sich darin wieder-

finden. Der Anfang wurde gemacht, als angestellte und beschäf-

tigte Mitarbeiter aus allen Bereichen, Angehörige, Vorstand

und auch Vertreter aus Politik und Verwaltung mit ihren Ideen

diesen Prozess anstießen. Eine Steuerungsgruppe arbeitet in

diesen Wochen daran, aus den Impulsen einen Leitbildentwurf

zu erarbeiten.

Das Leitbild eines Unternehmens zeigt den Weg auf, es verschafft kunden, Partnern und mitarbeitern Orientie-rung und es legt die Ziele fest. Die HHO befindet sich zurzeit in der Phase einer Leitbild-Entwicklung.

In der nächsten Ausgabe der Neuen Hilfe soll über die Leitbild-

Entwicklung ausführlich berichtet werden. Es besteht

auch die Möglichkeit sich über das Intranet

(www.os-hho.de/leitbild) bzw. per E-Mail einzubringen. Sch-

reiben Sie uns!

Kontakt:Angelika Meißner | Tel. 0541 / 9991 - 213 | [email protected]

Leitbild-Entwicklung

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VIER FRAGEN AN KLAUS WAMHOF

klaus Wamhof gehörte seit der berufung durch den kirchenkreis Osnabrück im Jahr 1999 dem gesamtvorstand der HHO an. Im Jahr 2005 wurde er in den geschäftsführenden Vor-stand und ein Jahr danach in das Amt des Vorstandsvorsitzenden der HHO gewählt. Nach dem Erreichen des 70. Lebensjahres schied er mit dem Ende der Wahlperiode im Oktober dieses Jahres aus diesen Ämtern aus. Die Neue Hilfe befragte klaus Wamhof.

Ausgefüllte Jahre an der HHO-Spitze

Neue Hilfe: Herr Wamhof, Ihre Amtszeit als ehrenamtlicher

Vorstandsvorsitzender der HHO war geprägt von zukunftswei-

senden Veränderungen, von tiefen Einschnitten in der Behin-

dertenhilfe, auch von vielen positiven Ereignissen. Bleibt die

HHO für Sie in guter Erinnerung?

K. Wamhof: Es bleiben ausschließlich gute Erinnerungen

an die HHO. Am schönsten und prägend waren und bleiben

die zahlreichen Begegnungen mit den Menschen mit Behinde-

rung. Gern denke ich auch zurück an die sehr vertrauensvolle

und gute Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des geschäfts-

führenden Vorstandes, des Gesamtvorstandes, der Geschäfts-

leitung und den Mitarbeitern, die mich im Laufe meiner Amts-

zeit unterstützt haben. Dafür bedanke ich mich ganz herzlich.

Neue Hilfe: Was war das herausragendes Ereignis Ihrer

Amtszeit?

K. Wamhof: Da gab es viele. Zu allererst waren das die

Kontakte, die Gespräche mit Menschen mit Behinderung, das

erwähnte ich schon. Ich hatte vor meiner Tätigkeit bei der HHO

keinen persönlichen Bezug zu Menschen mit Behinderung.

Dann durfte ich in den Einrichtungen so viel Offenheit und

Herzlichkeit erleben. Jeder offizielle oder inoffizielle Termin war

geprägt von einer ganz besonderen Atmosphäre. Das hat mich

sehr beeindruckt.

Ein herausragendes Ereignis war natürlich auch der organisa-

torische Umbau des Unternehmens in eine Holdingstruktur.

Ich fühlte mich als Jurist in dieser Sache angesprochen und

gefordert. Die Entwicklung der Struktur erforderte viel Zeit und

Einsatz. Aber es hat sich gelohnt, die Zeit ist gut investiert. In

dieser Form ist die HHO hervorragend für die Zukunft aufge-

stellt und das zählt. Dass die Umstrukturierung verhältnismä-

ßig geräuschlos und so effektiv umgesetzt wurde, ist auch der

Geschäftsleitung - insbesondere der Verwaltung - und darüber

hinaus der gesamten Mitarbeiterschaft zu verdanken, die die

Umstrukturierung trotz der möglicherweise anfangs vorhande-

nen Skepsis mitgetragen haben.

Neue Hilfe: Welche Entscheidung ist Ihnen am schwersten

gefallen?

K. Wamhof: Es mussten viele wichtige und weitreichen-

de Entscheidungen getroffen werden. Besonders die, die Ein-

schnitte für Menschen mit Behinderung bedeuteten, waren

nicht einfach. Oder auch die Entscheidungen, mit denen an

sich wünschenswerte Verbesserungen aus wirtschaftlichen

Gründen nicht beschlossen werden konnten. Denn bei jeder

Entscheidung muss der Mensch mit Behinderung im Vorder-

grund stehen. Das war immer die wesentliche Leitlinie im

Gesamtvorstand. Allerdings ist auch wichtig, immer die öko-

nomische Machbarkeit und die Auswirkungen für das Gesamt-

unternehmen im Auge zu haben. Gern hätte der Gesamt-

vorstand manchmal mehr für die Menschen mit Behinderung

gewollt. Aber nicht alles Wünschenswerte konnte realisiert

werden, wenn die Wünsche nicht mit den wirtschaftlichen

Rahmenbedingungen übereinstimmten. Das sind dann die

schweren Entscheidungen, die wir treffen mussten.

Ganz wichtig ist mir, – und das wünsche ich der HHO auch

für die Zukunft – dass bei den Entscheidung die Mitarbeiter

mitgenommen werden. Wir müssen die Ziele der HHO transpa-

rent machen und gemeinsam mit den Mitarbeitern ansteuern.

Neue Hilfe: Herr Wamhof, Sie haben ohne die HHO sicher-

lich mehr Zeit. Wie wollen Sie die nutzen?

K. Wamhof: Ich arbeite weiterhin ehrenamtlich für das Al-

ten- und Pflegeheim Heywinkel Haus im Vorstand der Julius-

Heywinkel-Stiftung. Daneben werde ich mich sicherlich mehr

meinen fünf Enkelkindern, meinem großen Garten und meinen

sportlichen Hobbys Tennis und Tischtennis widmen. Außer-

dem bleibe ich garantiert mit der HHO verbunden.

8 HHO Direkt

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Das Kronenkreuz für Klaus Wamhof

VIER FRAGEN AN KLAUS WAMHOF

STABWECHSEL AN DER HHO-SPITZE

Lobende Worte, hohe Anerkennung, glück- und segenswünsche kamen von vielen mitstreitern innerhalb und außerhalb der HHO, als klaus Wamhof aus seinem Amt des Vorstandsvorsitzenden der HHO verabschiedet wurde. mit ihm verlässt ein mann die spitze der HHO, der die Unternehmensgruppe prägte, sie auf die Zukunft ausrichtete und dem bei allem immer die belange der menschen mit behinderung im Vordergrund standen. Für seinen diakonischen Einsatz zeichnete Friedemann Pannen, superintendent des kirchenkreises Osnabrück, klaus Wamhof mit dem goldenen kronenkreuz der Diakonie aus.

„Nicht getadelt, ist das höchste Lob“, scherzte Friedemann

Pannen, als er seine Laudatio auf Klaus Wamhof begann.

Natürlich wurde dieses höchste Lob ohne die Spur von Ta-

del ausgesprochen und vielfach vom Superintendenten und

allen Gästen überboten. Klaus Wamhof, sonst ein eher stiller

Kämpfer für die HHO, stand an diesem Tag der Verabschie-

dung im Mittelpunkt und erhielt höchste Anerkennung für sein

Wirken. „Sie sind das diakonische Gesicht der Stadt Osna-

brück,“ sagte Friedemann Pannen. Die Auszeichnung mit dem

goldenen Kronenkreuz wurde ihm für die Arbeit in der HHO, in

anderen diakonischen Einrichtungen und in der evangelischen

Gemeinde St. Marien überreicht.

Elf Jahre gehörte Klaus Wamhof dem Gesamtvorstand der

HHO an und seit fünf Jahren steht er als Vorsitzender an der

Spitze des geschäftsführenden Vorstandes. In allen Jahren

habe er für das Wohlergehen von Menschen mit Behinderung

gestritten, freundlich, kompetent und sachlich. Ohne das ei-

gene Profil zu verlieren habe Klaus Wamhof durch unzählige

Sitzungen geführt, repräsentative Aufgaben übernommen

und zukunftsweisende Entscheidungen vorbereitet und mit-

getroffen, versicherten Friedemann Pannen und Heiner

Böckmann. Klaus Wamhof sei Ratgeber in schwierigen

Situationen, sein Name stehe für eine überaus vertrauens-

volle, in hoher Sensibilität geführte Zusammenarbeit, lobte

Heiner Böckmann. Die Arbeit Wamhofs sei geprägt durch den

christlichen Glauben, so der HHO-Geschäftsführer.

Als dienstälteste Vorstands-Mitstreiterin dankte Brigitte

Otto dem scheidenden Vorsitzenden. Die HHO habe seinem

„aktiven Durchhalten“ Vieles zu verdanken. Brigitte Otto über-

reichte dem ehemaligen Vorsitzenden für seine immer wegwei-

senden Gedanken eine Skulptur, ihr Titel „thinking“.

Den vielfachen Dank seiner Mitstreiter in Vorstand, Ge-

schäftsführung, Kirchenkreis und Diakonie gab Klaus Wamhof

in seiner Abschiedsrede weiter. Die Arbeit sei ohne viele kom-

petente Mitstreiter mit und ohne Behinderung nicht denkbar

gewesen. Stetig neue Motivation für die Arbeit haben ihm die

Menschen mit Behinderung gegeben.

Im neuen Kapitel des HHO-Vorstandes steht der Name

Dr. Peter Langer. Heiner Böckmann nutzte die Verabschie-

dungsfeier für Klaus Wamhof um den Gästen den Hasber-

ger Unternehmensberater als neuen Vorstandsvorsitzenden

vorzustellen. Dr. Langer dankte für das Vertrauen. „Die Arbeit

von Klaus Wamhof setzt Maßstäbe und sie macht Mut daran

weiterzuarbeiten“, so Dr. Peter Langer.

Den neuen Vorsitzenden begleiteten Glück- und Segens-

wünsche in seine Amtszeit. Der Wechsel an der HHO-Spitze

wurde mit Kennenlernen, Gesprächen, jazzigen Klängen des

Piano-Bass Duo „Swing mit Juri“ und einem Buffet aus der

HHO-Küche gefeiert.

Eine Verabschiedung mit höchstem Lob für den scheidenden HHO-Vorsitzenden: v.li. Friedemann Pannen, Oberbürgermeister Boris Pistorius, Maria Kaminski, Klaus Wamhof, Brigitte Otto, Susanne Breiwe (stellvertretende Landrätin) und Heiner Böckmann.

9Inhalt

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Bedarfsgerechte Leistungen für ältere MenschenDIALOG MIT DEN SOZIALHILFETRÄGERN

spätestens seit der Jahrtausendwende ist in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg und den unsäglichen Verbrechen des Nationalsozialismus die erste generation von menschen mit behinderung ‚alt geworden‘. Dieser besondere Aspekt der älter werdenden deutschen gesellschaft kommt in der allgemeinen öffentlichen Diskus-sion über den demografischen Wandel kaum zur sprache.

Während viele Menschen der »Generation 60 Plus« den Un-

ruhestand planen und genießen können, müssen sich ältere

Menschen mit Behinderung, deren Angehörige und Interessen-

vertreter existentiellen Aufgaben stellen. Denn die Leistungen

für über 60-Jährige und deren Finanzierung sind im Eingliede-

rungsrecht nicht eindeutig geregelt.

Mit dem 60. Geburtstag wechselt die Zuständigkeit vom

überörtlichen (Land Niedersachsen) zum örtlichen (Stadt

und Landkreis Osnabrück) Leistungsträger. Zwar regelt der

Landesrahmenvertrag allgemein verbindliche Beziehungen

zwischen den Leistungserbingern (z. B. der HHO) und den

Sozialhilfeträgern durch die so genannte Leistungs- und Prü-

fungsvereinbarungen für die unterschiedlichen Leistungstypen

wie Kinder-, Wohn- und Arbeitsangebote, aber die Stadt Os-

nabrück ist diesem Landesrahmenvertrag als einzige nieder-

sächsische Kommune nicht beigetreten.

Die Stadt Osnabrück hat somit die Möglichkeit mit der

HHO modifizierte Leistungsvereinbarungen zu verhandeln

und möchte deren Umfang unterhalb der Leistungskataloge

des Landesrahmenvertrages legen. Momentan stecken wir in

schwierigen aber konstruktiven Verhandlungen mit der Stadt

Osnabrück. Unsere Zielsetzung dabei ist, die Leistungstypen

in der Weise zu gestalten, dass die durch Grundgesetz und UN-

Behindertenrechtskonvention eingeforderten Rechte für Men-

schen mit Behinderungen Berücksichtigung finden. Wir wollen

dies in einem offenen und partnerschaftlichen Dialog mit den

Sozialhilfeträgern erreichen. Für die HHO ist wichtig, dass das

Recht und der Anspruch auf eine Leistung nicht von äußeren,

personenspezifischen oder zufälligen Gegebenheiten wie Alter

oder Wohnort abhängig sind.

Hinzu kommt, dass die derzeitigen Verhandlungen zwischen

der HHO und der Stadt Osnabrück auch eine überregionale Di-

mension haben. Unsere Verhandlungsergebnisse entwickeln

eine Sogwirkung auf Verhandlungen in anderen Regionen Nie-

dersachsens. Der HHO kommt insoweit eine Schlüsselrolle

zu wenn es darum geht, landesweit Qualitätsverlusten in der

Eingliederungshilfe entgegen zu wirken.

10 HHO Direkt

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11HHO Direkt

Ein erfüllterRuhestand für Alle

FORSCHUNGSPROJEKT „ANDERS ALT?!“

Nach gut zwei Jahren Laufzeit geht das Forschungsprojekt „Anders alt?! Lebensqualität für ältere menschen mit geistiger oder mehrfacher behinderung“ seinem Ende entgegen. Es ist also an der Zeit zurück zu blicken: Was hat das Projektteam erreicht und wie geht es weiter?

Mit der finanziellen Unterstützung des Bundesministeriums

für Bildung und Forschung startete die Hochschule Osnabrück

mit der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück als Kooperations-

partner im April 2009 das Projekt. Inhaltliche Unterstützung

erhielt das Team dabei von Prof. Dr. Bettina Lindmeier von der

Universität Hannover.

Die ersten Arbeitsschritte setzten die Projektmitarbeiter

zügig um: In Form von sogenannten „Zukunftstagen“ wurden

die Wünsche, Hoffnungen und Sorgen von älteren Beschäf-

tigte der Werkstätten mit Blick auf ihren Ruhestands ermittelt.

Gleichzeitig befragte das Hochschulteam die HHO-Mitarbeiter

und Mitarbeiterinnen im Rahmen von „Experteninterviews“

nach Konzepten und ihren Erfahrungen bei der Begleitung von

älteren Menschen. Die Ergebnisse wurden ausgewertet. Auf

diese Weise kristallisierten sich fünf Schwerpunktthemen he-

raus, die wegweisend für die weitere Projektarbeit wurden:

Diese Schwerpunktthemen bearbeitete das Projektteam im

weiteren Verlauf in unterschiedlicher Intensität. Beispielweise

wurden die tagesstrukturierenden Angebote in den Wohnhei-

men Agnes-Schöller-Haus und Aschendorfer Straße evaluiert

und ein Konzept für einen Erwachsenenbildungskurs zur Vor-

bereitung auf den Ruhestand entwickelt. (siehe Seite 14)

Um mehr über die Bedarfslagen von Angehörigen zu erfah-

ren, wurden biografische Interviews mit Eltern von erwach-

senen behinderten Töchtern und Söhnen geführt. Außerdem

erarbeitete das Projektteam einen Screeningbogen, der eine

Hilfe bei der Begleitung von demenzkranken Menschen mit Be-

hinderungen sein kann. Die Ergebnisse des Projektes werden

in einem Abschlussbericht dokumentiert.

Am 16. Februar 2012 findet eine Abschlusstagung in der Hochschule

Osnabrück statt.

Dazu sind alle interessierten Mitarbeiter und Mitarbeiter herzlich eingeladen.

Anmeldungen nimmt Ulrike Rothenstein (Sekretariat Personalentwicklung) entgegen.

Das Programm der Abschlussveranstaltung wird ab Dezember 2011 auf der Internetseite

der HHO zu finden sein. www.os-hho.de

Einladung zur Abschlusstagung

Beim Zukunftstag in Hilter tauschten die Teilnehmer ihre Pläne für den Ruhestand aus. Auch Unsicherheiten und Sorgen waren Thema.

1. Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand

2. ältere menschen mit behinderung, die im Elternhaus leben

3. Arbeitsplatzanpassung für ältere Wfbm-beschäftigte

4. Demenz bei menschen mit geistiger behinderung

5. gestaltung von Tagesstrukturierenden Angeboten für

senioren

11HHO Direkt

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Anders alt werden wo man will

Neue Hilfe: Frau Dr. Riecken, das Projekt „Anders alt!?“

läuft im Frühjahr 2012 aus. Welche Erfahrungen und Ein-

drücke nehmen Sie mit?

Dr. A. Riecken: Zu Beginn unserer Arbeit waren wir positiv

überrascht, wie vielfältig die Ansätze zur Begleitung von älte-

ren Menschen mit Behinderung waren. Besonders der Wohn-

bereich hatte schon flexible und bedarfsgerechte Konzepte

zur Ruhestandsgestaltung umgesetzt, trotz einer nicht immer

leichten Finanzierungsgrundlage. Bemerkenswert waren auch

das hohe Engagement der HHO-Mitarbeiter und Mitarbeiterin-

nen und die Flexibilität des Leistungsangebots, von denen vie-

le ältere Menschen mit Behinderung nach wie vor profitieren.

Mit dem Projekt hatten wir die Möglichkeit die vorhandenen

Ansätze wissenschaftlich zu begleiten, zu untersuchen und

weiterzuentwickeln. Das Ergebnis ist eine theoriegeleitete Ab-

stimmung aller Angebote und Konzepte für ältere Menschen

mit geistiger oder mehrfacher Behinderung in der HHO.

Neue Hilfe: Was kann die HHO tun, damit die gewonnenen

Erkenntnisse auch langfristig genutzt werden?

Dr. A. Riecken: Wir werden in unserem Abschlussbericht

konkrete Empfehlungen formulieren. Wir wünschen uns, dass

die HHO diese aufgreift und beispielsweise die Kurse zur Vorbe-

reitung auf den Ruhestand fortführt. Wichtig außerdem: Auch

nach Projektende kontinuierlich am Thema weiter arbeiten.

Neue Hilfe: Was wünschen Sie sich für ältere Menschen

mit Behinderungen, die durch die HHO betreut und begleitet

werden?

Dr. A. Riecken: Ich wünsche mir, dass sie weiterhin Hilfen

in Anspruch nehmen können, die auf ihre Bedarfe abgestimmt

sind, und dass sie an dem Ort alt werden können, den sie

sich wünschen - jenseits von Kostendiskussionen.

DREI FRAGEN AN PROF. DR. ANDREA RIECKEN

Prof. Dr. Andrea Riecken ist Dipl.-Psychologin, Psychotherapeutin und Dipl.-sozialpädagogin. sie ist an der Fakultät Wirtschafts- und sozialwissenschaften der Hochschule Osnabrück tätigt und leitete das Projekt „Anders alt!?“

Dipl.- Psychologin Prof. Dr. Andrea Riecken

12 HHO Direkt

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Wenn die Kinder keine Kinder mehr sind

EIN AUSZUG IST NEUBEGINN UND ENTWICKLUNG

kinder gehören zu ihren Eltern. Im Elternhaus erfahren sie Fürsorge und Orientierung für das Leben – das gilt gleichermaßen für kinder mit und ohne behinderung. Dann kommt die Pubertät, die Zeit des Loslösens von den Eltern beginnt, früher oder später der Auszug aus dem Elternhaus. besonders für Eltern behinderter kinder ist das Älter- und Erwachsenwerden ein schmerzlicher Prozess. Vielfach wird er verdrängt, die räumliche Trennung hinaus gezögert.

„Das Loslassen bietet immer auch neue Chancen – für

behinderte Kinder und ihre Eltern,“ versichert Helmut

Ostermann. Seine Tochter Berit und die Familie Ostermann

haben dieses Loslassen erfolgreich gemeistert.

„Alle Jahre wieder,“ so klingt es aus dem Zimmer von Berit

Ostermann im Wohnheim an der Moltkestraße. Berit übt für

die Adventfeier im Wohnheim. Ihr Vater hört zu und freut sich,

dass die ersten Klänge nach einjähriger Pause erstaunlich gut

rüberkommen. In den nächsten Tagen wird auch ein Vers aus

der Weihnachtsgeschichte geübt. Den liest Berit in jedem Jahr

bei der Familienfeier am Heiligen Abend vor. Die Familie hält

fest zusammen, obwohl jeder – Berit, ihr Bruder und ihr Vater

– in seiner eigenen Wohnung leben - genauso wie das in den

meisten Familien mit erwachsenen Kindern ist.

Vor gut einem Jahr zog Berit Ostermann in das Wohnheim

in der Moltkestraße, in ihr erstes Zuhause außerhalb des

Elternhauses. Sie war 44 Jahre alt und auf den Umzug gut

vorbereitet. „Ich hatte gar keine Angst vor dem Umzug“,

erinnert sich Berit Ostermann. Sie kannte das Wohnheim,

hatte ihr Zimmer bereits gesehen, viel darüber mit dem

Vater gesprochen, außerdem hatte sie Schnupperwohntage

im Wohnheim verbracht und war mehrere Male zu Gast in

der Kurzzeitpflege auf Burg Wittlage. Es gab also keinen

Trennungsschmerz, zumal ihr Vater anfangs jeden Tag seine

Tochter in der Moltkestraße besuchte und die Wochenenden

im Familienkreis verbracht wurden.

„Wenn wir diesen Schritt früher gewagt hätten, wäre es Berit

sicherlich noch leichter gefallen,“ meint Helmut Ostermann.

In vielen Familien ist der Auszug der Kinder mit Behinderung

kein Thema, ist doch das Kind zu Hause vermeintlich am be-

sten aufgehoben. Wenn die Eltern älter werden, ein Elternteil

selbst pflegebedürftig ist oder stirbt, wird die Frage, wie das

erwachsene Kind nach dem Tod der Eltern versorgt ist, zum

belastenden Problem. Eltern fällt es besonders schwer, ihre

Kinder, die wegen ihrer Behinderung mehr Zuwendung und

Zeit erhalten als gesunde Kinder, ausziehen zu lassen. Der

Auszug wird nicht wie üblich als ein Schritt in die Selbststän-

digkeit gewertet, da das Kind ja ohnehin nicht in der Lage ist,

sich selbst zu versorgen, sondern auf Hilfe angewiesen bleibt.

Besonders Mütter sind emotional stark mit ihrem behinder-

ten Kind verbunden und fragen sich, ob ihr Kind außerhalb

des Elternhauses gut aufgehoben sein kann, weiß Helmut

Ostermann aus persönlicher Erfahrung. Heute ist offensicht-

lich, dass Tochter Berit und ihm selbst der Wechsel in das

Wohnheim gut getan hat. „Sie ist sehr viel selbstständiger

und selbstbewusster geworden,“ so Helmut Ostermann. Sei-

ne Tochter bestätigt das: „Hier will ich nicht mehr weg, hier bin

ich jetzt Zuhause.“ „Nach vielen Jahren der Pflege und Betreu-

ung haben auch die Eltern das Recht auf ihr eigenständiges

Leben im Alter,“ ergänzt Helmut Ostermann.

Berit Ostermann fühlt sich wohl im neuen Zuhause. Das

Wohnheim liegt zentral und auch die Volkshochschule ist nicht

weit. Dort besucht sie einen Kurs, um lesen und schreiben

zu lernen. Sie versteht sich gut mit ihren Mitbewohnern, den

Betreuerinnen und Betreuern und das Wichtigste: auch ihr

Freund Oliver wohnt hier. Sie spielen beide in der Takkatina-

Band und besuchen den Freizeitclub der Lebenshilfe. Re-

gelmäßig fährt Berit mit Oliver zur Disco, mal nach Sutthau-

sen, mal in den Hydepark. Früher haben die Ostermanns oft

Musikalische Einstimmung auf die Weihnachtszeit: wenn Vater Helmut zu Besuch in der Moltkestraße ist, spielt Berit Ostermann vor.

13HHO Direkt

Page 14: NEUE HILFE - HHO€¦ · xxxx Xxxxxxxxxxxxxxxx Zur ersten Fachtagung zum Thema „Personenzentrierter Ansatz“ trafen sich Anbieter und Träger der Behindertenhilfe und Vertreter

versucht, Berit für den Disco-Besuch zu begeistern, immer

ohne Erfolg. Erst im Wohnheim kam Berit in der Gemeinschaft

auf diesen Freizeitspaß.

„Ich möchte allen Eltern Mut machen, ihre Kinder frühzeitig

in eine Wohngruppe oder in ein Wohnheim zu geben“, appel-

liert Helmut Ostermann. Für erwachsene Kinder mit Behinde-

rung ist das erste eigene Zuhause ein großer Schritt in die

Eigenständigkeit. Die jungen Erwachsenen lernen, Kompro-

misse einzugehen, sich in eine Gruppe zu fügen und sie erfah-

ren größtmögliche Förderung. Der Auszug aus dem Elternhaus

ist Persönlichkeitsentwicklung.

Bei den Ostermanns ist das Loslassen gelungen. Für Hel-

mut Ostermann liegt das an der aktiven Gestaltung dieses

Lösungsprozesses. Es war kein Auszug unter Zwang oder in

Zeitdruck, sondern im vertrauensvollen Miteinander der Fami-

lie und den Mitarbeitern des Wohnheims. Der Abschied aus

dem Elternhaus und der Neubeginn im Wohnheim wurden mit-

einander gestaltet.

Helmut Ostermann nennt einen weiteren Aspekt: „Für mich

ist es eine große Erleichterung zu wissen, wo Berit in Zukunft

lebt, dass sie gut aufgehoben ist und sich dort wohl fühlt.“

Der 76-Jährige ist der Vormund seiner Tochter. Nach seinem

Tod wird Berits Bruder über die rechtlichen Belange in ihrem

Leben entscheiden. Bis dahin wollen Vater und Tochter noch

viele Jahre in liebevoller Verbundenheit, jeder in den eigenen

vier Wänden und in der Gewissheit verbringen, dass Berits ver-

storbene Mutter genau diese Lösung gern mitgetragen hätte.

EIN AUSZUG IST NEUBEGINN UND ENTWICKLUNG

Gut vorbereitet in den RuhestandVORBEREITUNGSKURS FÜR 40 BESCHÄFTIGTE

Die Werkstatt ist für Menschen mit Behinderungen oft-

mals mehr als ein Arbeitsplatz, sie ist der zentrale Ort ihrer

sozialen Bezüge: Hier werden Freundschaften geknüpft und

die Beschäftigten finden dort die Anerkennung, die ihnen in

anderen Lebensbereichen häufig fehlt. Der bevorstehende

Ruhestand ist deshalb oft mit Ängsten und Sorgen verbunden.

Auf der anderen Seite bietet dieser neue Lebensabschnitt,

Menschen mit Behinderungen vielleicht letztmalig die Chance,

ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Das sind einige wichtige Gründe. die dafür sprechen,

den Übergang gut vorzubereiten. Im Rahmen des Projektes

„Anders alt?!“ wurde ein Konzept für einen Erwachsenen-

bildungskurs zur Vorbereitung auf den Ruhestand entwickelt

und an allen fünf traditionellen Standorten der Osnabrücker

Werkstätten erprobt. Insgesamt haben mehr als 40 ältere

Beschäftigte diesen 12-wöchigen Kurs, der über die

Berufliche Bildung angeboten wurde, besucht.

„Mit dem Kurs haben wir die Teilnehmer für das Thema

Alter sensibilisiert und gemeinsam mit ihnen konkrete

Perspektiven für den eigenen Ruhestand entwickelt“,

berichtet Prof. Dr. Bettina Lindmeier, die das Projekt beglei-

tet. Dabei wurde unter anderem biografisch gearbeitet und

mit Hilfe einer Exkursion in ein Wohnheim mit angeschlosse-

ner Seniorenbetreuung die konkrete Lebenswirklichkeit von

anderen Rentnern verdeutlicht.

Das Projektteam arbeitet zurzeit daran, das Kurskonzept

zu dokumentieren. So kann der Kurs auch nach Projektende

weiterhin in den Osnabrücker Werkstätten angeboten werden.

biografische Veränderungen, also das Altern, können zu krisen führen, bie-ten aber auch Entwicklungschancen. Das gilt besonders für den Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand.

In einer bunten Collage hält Edeltraud Bergmann die Pläne für ihren Ruhestand fest.

14 HHO Direkt

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Erfahren, was die Menschen bewegt

Neue Hilfe: Herr Dr. Lübbersmann, die Heilpädagogische

Hilfe Osnabrück gratuliert Ihnen herzlich zur erfolgreichen

Wahl zum Landrat. Wir wünschen Ihnen für Ihre Arbeit alles

Gute und viel Erfolg.

Vor der Kommunalwahl besuchten Sie eine Vielzahl an Veran-

staltungen im Landkreis. Eine davon war die Podiumsdiskussi-

on in der Osnabrücker Werkstatt in Wallenhorst. Wie ist Ihnen

diese Wahlveranstaltung in Erinnerung?

Dr. M. Lübbersmann: Ich habe die Veranstaltung in

ausgesprochen positiver Erinnerung: Es herrschte eine sehr

angenehme Atmosphäre, in der die Menschen mit Beeinträch-

tigung den Landratskandidaten direkt ihre Wünsche vortragen

konnten.

Neue Hilfe: Wie sehen Sie die Situation behinderter Men-

schen im Landkreis? Gibt es Optimierungsbedarf in der Behin-

dertenhilfe?

Dr. M. Lübbersmann: Im Landkreis Osnabrück gibt es

ein sehr gutes, flächendeckendes Angebot für Menschen mit

Beeinträchtigungen.

Optimierungsbedarf sehe ich aber insbesondere im früh-

kindlichen vorschulischen Bereich. Hier ist es wichtig, eine

Diagnostikstelle beim Landkreis einzurichten, die sich um die

ganze Bandbreite der Zielgruppe kümmert. Ziel soll sein, dass

wir für das Kreisgebiet eine einheitliche Zugangssteuerung

etablieren.

Darüber hinaus ist es notwendig, für Menschen mit einer gei-

stigen Beeinträchtigung, einer psychischen Erkrankung oder

einer Körper- oder Mehrfachbeeinträchtigung, die derzeit nicht

unter den Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes be-

schäftigt werden können und in einer Werkstatt für behinderte

Menschen arbeiten, bessere Chancen auf dem 1. Arbeits-

markt zu schaffen. Warum sollten solche Mitbürgerinnen und

Mitbürger nicht ganz normal am Arbeitsmarkt teilnehmen? Bis-

her ist ein Arbeitsplatz außerhalb der Werkstätten jedenfalls

für fast alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein unerreichba-

res Fernziel. Der Landkreis Osnabrück unterstützt bereits jetzt

verschiedene Projekte, Menschen mit Beeinträchtigung eine

Beschäftigung außerhalb der Werkstatt zu ermöglichen.

Neue Hilfe: Gibt es einen Arbeitsschwerpunkt im Bereich

der Behindertenhilfe, den Sie als Landrat vorrangig behan-

deln möchten und der Ihnen besonders am Herzen liegt?

Dr. M. Lübbersmann: Besonders am Herzen liegt mir

die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (Stich-

wort Inklusion). Dabei ist mir klar, dass dieses Vorhaben nur

gemeinsam mit den Trägern der Behindertenhilfe und vielen

anderen Beteiligten gelingen kann und dass die Umsetzung

nicht von heute auf morgen möglich ist.

Neue Hilfe: Bei der Veranstaltung in Wallenhorst diskutier-

ten erstmals in dieser Form Menschen mit Behinderung, ihre

Angehörigen und Mitarbeiter mit führenden Politikern. Der Titel

der Podiumsdiskussion lautete: „Was Menschen mit Behinde-

rung bewegt!“ Haben Sie sich auch bewegen lassen?

Dr. M. Lübbersmann: Ja, es hat mich sehr beeindruckt,

was die Diskussionsteilnehmer bewegt. Ich glaube, dass der un-

mittelbare Kontakt zu Menschen mit Beeinträchtigungen ganz

wichtig ist. Für mich ist es ein persönliches Anliegen zu erfah-

ren, was die Betroffenen bewegt. Das ist authentisch und er-

möglicht mir, Bedürfnisse und Interessen besser zu verstehen.

VIER FRAGEN AN DR. MICHAEL LÜBBERSMANN

Der neue Landrat im Landkreis Osnabrück heißt Dr. michael Lübbersmann. Der ber-senbrücker samtgemeindebürgermeister, der mit seiner Familie in belm-Icker wohnt, wurde bei der kommunalwahl im september mit 41,3 % der stimmen in dieses Amt gewählt. bei einer Podiumsdiskussion in der Osnabrücker Werkstatt Wallenhorst hatte er sich im August zusammen mit seinen vier mitbewerbern den Fragen von menschen mit behinderung gestellt. Die Neue Hilfe stellte vier Fragen an den neuen Landrat.

Landrat Dr. Michael Lübbersmann

15HHO Direkt

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Seit 1998 gibt es das Snoezelen-Zentrum in Sutthausen.

Seit dieser Zeit besuchen viele Mitarbeiter, Beschäftigte, Grup-

pen aus Kindertagesstätten und Besucher außerhalb der HHO

diesen Wohlfühlort. 150 Menschen tauchen durchschnittlich

in einer Woche ein in die Welt der Reize. Kein Wunder, dass

bei der starken Nutzung die Spuren immer deutlicher wurden,

weiß Birgit Mosel-Peters.

Das Spendenprojekt kam hier folglich genau richtig an.

Daniel Weichers hat zum Beispiel seinen eigenen Wohlfühl-

ort in der neuen Höhle gefunden. Er spielt gern im bunten

Raum mit dem Bällchenbad. Hier kann er sich auf den weichen

Schaumelementen bewegen wie er möchte. Er verschwindet

gern in der neuen Polsterhöhle. Wenn er dort ganz für sich

allein ist, freut er sich am meisten. Anderen Besuchern macht

die Rutsche ins Bällchenbad Spaß, ganz besonders auch die

gefahrlosen Kletterpartien an der Wand mit den neuen Kletter-

elementen. Im gesamten Bereich wurde der Fußboden erneu-

ert, die Decke abgesenkt und textil verkleidet.

Birgit Mosel-Peters führt in den weißen Raum, in dem sich

am meisten getan hat. Alle Polsterelemente sind höher gelegt,

so dass das Hinsetzen und besonders das Aufstehen leichter

fallen. Eine große Erleichterung sind auch die unterfahrbaren

Elemente. Der Lifter kann unter das Polster gefahren werden,

somit wird der Besucher direkt und sanft in die Polster gelas-

sen, das alles ohne Kraftanstrengung der Betreuer.

Dieser Ort ist ein ganz besonderer. Alles Alltägliche bleibt draußen vor der Tür. Hier erlebt, erfühlt, erriecht, erhört und sieht man das Leben von der schönsten seite. Dieser Ort ist außerdem noch nagelneu eingerichtet. gemeint ist das snoezelenzentrum in sutthausen, es war spendprojekt des letzen Jahres. 25.000 Euro kam zusammen und die wurden so eingesetzt, dass dieser Ort der Entspannung noch einmal schöner geworden ist.

ARBEIT

25.000 EURO FÜR DAS SNOEZELEN

Neue Erlebnisse für alle Sinne

Im weißen Raum gibt es jetzt ein Wasserbett für schwere-

loses Vergnügen. Zwei Lichtwassersäulen stehen inmitten der

Polster. Von allen Seiten und ganz nah können so Licht, Was-

ser, Luftbläschenbewegung und Farbe beobachtet werden.

Auf Wasserbett, Polster oder Lichterteppich, dessen dezente

Strahlen noch besser zur Geltung kommen, tauchen die Besu-

cher ein in die Welt der Ruhe und Träume.

Wer möchte, genießt den Ausflug ins Reich der Sinne mit

meditativer Musik. Flexibel, je nach gewünschter Intensi-

tät lassen sich Klänge, Licht und Bewegung steuern. Vor

dem weißen Raum, dem Raum mit dem breiten Musikwas-

serbett, an dem nichts verändert wurde, und dem bunten

Raum des Bällchenbads, macht man noch andere Wahrneh-

mungen. Es gibt einen Fühlfußpfad. Auf unterschiedlichen

Belägen – von ganz weichen bis hart, von uneben bis

Daniel Weichers fühlt sich in der neuen Höhle im Bällchenbadraum des Snoezelen-Zentrums besonders wohl.

Anmeldungen unter

Tel. 05 41 / 99 91 - 177

oder per E-mail:

[email protected]

[email protected]

Möchten Sie Snoezelen?

16 Arbeit

Page 17: NEUE HILFE - HHO€¦ · xxxx Xxxxxxxxxxxxxxxx Zur ersten Fachtagung zum Thema „Personenzentrierter Ansatz“ trafen sich Anbieter und Träger der Behindertenhilfe und Vertreter

Im professionellen bereich schwindet die kunst des Handwerks. Produkte zu finden, die mit hohem handwerk-lichen Aufwand und können hergestellt wurden, wird immer schwieriger. Früher gab es in jedem Dorf einen schmied, einen schreiner, eine Näherin und viele Fachleute mehr. Diese Zeiten sind vorbei, immer mehr wird unser Alltag von industriell hergestellten Produkten geprägt, nicht selten aus Fernost. Das gespür für Form und Verarbeitung der materialien geht verloren.

17Arbeit

beweglich – können hier die Füße alles ertasten. Auch der Ge-

ruchssinn wird angesprochen. Ein Druck auf den Knopf und es

entströmt der gewünschte oder ein Überraschungsduft.

Mit den Spendengeldern konnte das Snoezelen-Zentrum auf

den neusten Stand gebracht werden. Nach Anmeldung können

hier an jedem Tag Menschen mit und ohne Behinderung in die

Welt der Ruhe und Entspannung abtauchen und sich dabei

bewusst werden, wie schön es ist, wenn alle Sinne angespro-

chen werden.

Diese Lücke füllen immer mehr die Werkstätten für Men-

schen mit Behinderung. Ausgebildete Handwerker, oft Meister

ihres Fachs, arbeiten mit den Menschen und ihren individu-

ellen Fähigkeiten. „Fairmade“ werden die Produkte schon oft

genannt. Das Spektrum wird erfreulicherweise immer größer,

viele Werkstätten arbeiten an der Entwicklung neuer Produkte,

probieren neue Designs. Die Ideen sind vielfältig, die Produkte

handgemacht.

Im Laden HHO|Präsent am Domhof in Osnabrück werden

ausgewählte hochwertige Produkte aus Werkstätten für Men-

schen mit Behinderung verkauft. Das Sortiment reicht von

handgemachten Schreibtischutensilien, Spielsachen, Süßwa-

ren oder Weinen bis hin zu raffinierten und einzigartigen Haus-

haltshelfern. Auch die neuen HHO-Designprodukte werden hier

verkauft. Kommen Sie und lassen Sie sich von der Vielfalt

der Produkte aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung

überraschen. Handgemacht, einzigartig und hochwertig –

überzeugen Sie sich selbst!

Die freundlichen und engagierten Mitarbeiter bei

HHO|Präsent beraten Sie gerne bei der richtigen Auswahl

eines Geschenks oder auch der passenden Dekoration für Ihr

Zuhause.

Entwicklung sozialstaatxxxx Xxxxxxxxxxxxxxxx

Mit Licht, Farben und dem schwerelosen Liegen wird der weiße Raum für Rayle Koc und Philine Dubiel zum traumhaften Erlebnis.

Anmeldungen unter

Tel. 05 41 / 99 91 - 177

oder per E-mail:

[email protected]

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Einzigartige Produkte und freundliches Personal

HHO MITTEN IN OSNABRÜCK PRÄSENT

öffnungszeiten:

mo.–sa. 10:00–18:00 Uhr

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Am 25.November war es soweit: der

Weihnachtsmarkt wurde eröffnet. 115

Betreiber sind wieder mit weihnacht-

lichem Kunstgewerbe, Geschenkartikeln

und köstlichen Leckereien vertreten.

Jeden Tag gehen tausende Menschen

über den Markt und lassen sich in Weih-

nachtsstimmung bringen. Für viele ist

der Besuch von drei besonderen Buden

Pflicht, denn sie wissen, wer dahinter

steht. Diese Verkaufsstände befinden

sich direkt vor dem Rathaus und wer hier

etwas bestellt oder kauft, tut Gutes. Es

sind die Buden der HHO.

1977 bat die Stadt Osnabrück die

HHO um Unterstützung. Ein stiller Weih-

nachtsmarkt sollte auf dem Rathaus-

platz organisiert werden. Natürlich ließ

sich die HHO diese Gelegenheit nicht

entgehen: hier konnte auf die Arbeit

und das Anliegen behinderter Menschen

hingewiesen und für diesen Zweck Geld

eingenommen werden. Die HHO stellte

damals fünf Buden auf und war gewisser-

maßen Geburtshelfer des ersten Weih-

nachtsmarktes vor dem Rathaus.

Nach und nach, von Jahr zu Jahr wurde

der Weihnachtsmarkt größer. Die HHO

behielt ihren Stammplatz vor dem Rat-

haus. Angeboten und verkauft wird heu-

te in zwei Glühweinbuden und einer mit

den vielen Geschenken und Artikeln aus

Werkstätten für Menschen mit Behinde-

rung. Hinter diesen drei Buden steht die

Spülbude. Hier lagern immer genügend

Glühweinbecher und in der großen Indus-

triemaschine gelingt das gründliche Spü-

len innerhalb weniger Minuten.

Wenn der Markt seine Tore öffnet und

die ersten Ehrenamtlichen zu ihrem Ein-

satz in die Buden kommen, ist die mei-

ste Arbeit in der Werkstatt Sutthausen

beendet. Das ganze Jahr über sind die

Mitarbeiter und Beschäftigten im Waren-

handelslager tätig, um die Riesenmen-

gen an Waren zu ordnen, zu lagern, zu

beschriften und für den Transport zum

Weihnachtmarkt zu verpacken und be-

reitzustellen. Für Urs Hübschmann und

seine Mitarbeiter ist in jedem Januar

schon wieder vor dem Fest. Anfang des

Jahres wird mit der Akquise der Waren

für den nächsten Weihnachtsmarkt be-

gonnen.

Beschäftigte der Gartengruppe küm-

mern sich lange vor Marktbeginn um die

Dekoration. Die Girlanden werden ausge-

packt und jedes Licht geprüft. Beschäfti-

ge der Tischlerei bessern die Holzbuden

aus, überprüften Türen und Regale.

Erst kurz vor der Eröffnung kam die

Lieferung mit den neuen Glühweintassen

in Sutthausen an. In diesem Jahr trinkt

man aus schwarz-goldenen Bechern, na-

türlich mit Beschriftung und aktuellem

Datum.

Zu jeder Verkaufsbude gehört eine

Handwaschgelegenheit, so wie es die

Hygieneregeln vorschreiben. 10.000

Liter Glühwein wurden bestellt, ebenso

Berliner und Brezeln in der Bäckerei ge-

ordert. Armin Brose und Helmut Stübbe

sind die Organisatoren des Weihnachts-

marktes. Aus langjähriger Erfahrung wis-

sen sie, welcher Glühwein den Besuchern

schmeckt, welche Brezel und welche

Berliner ankommen, außerdem haben

sie das richtige Gefühl für die Mengen

und Maße. „Etwa 20 Kollegen sind in

den letzten Wochen vor dem Weihnachts-

markt nur mit den Vorbereitungen dafür

beschäftigt,“ sagt Armin Brose.

In der letzten Novemberwoche setzte

sich ein Lastwagenkonvoi in Sutthausen

34 JAHRE WEIHNACHTSMARKT

Nach dem Fest ist vor dem FestAdventzeit – Zeit der Vorfreude und Zeit der Weihnachtsmärkte. seit 34 Jahren zieht der Weihnachtsmarkt in Osnabrück die menschen an. Vor der historischen kulisse der Altstadthäuser, des Rathauses, der marienkirche und des Doms ist er eine der schönsten Weihnachtsmärkte des Nordens. Die Heilpädagogische Hilfe ist seit dem ersten markt dabei, in diesem Jahr mit buden in neuem Anstrich.

10. November: Die Glühweinbude steht auf einem Podest hinter der Verpackungswerkstatt. Bujar Tufa trägt neue Farbe auf und Armin Brose (li.) inspiziert das Holz.

23. November: Auf der Zielgeraden zum Weihnachtsmarkt. Die Buden sind aufgebaut, Ute Bertelsmann, Thorsten Juschka und Urs Hübschmann (v.li.) räumen ein.

18 Arbeit

Page 19: NEUE HILFE - HHO€¦ · xxxx Xxxxxxxxxxxxxxxx Zur ersten Fachtagung zum Thema „Personenzentrierter Ansatz“ trafen sich Anbieter und Träger der Behindertenhilfe und Vertreter

in Bewegung. Ziel war der Rathausplatz.

Innerhalb eines Vormittags war alles

aufgebaut, einige Tage später wurde ein-

geräumt. Der Weihnachtsmarkt ist eine

logistische Meisterleistung, denn es

gehört schon große Erfahrung und gute

Vorbereitung dazu, täglich hunderte von

Kunden und das 28 Tage hintereinander

mit Leckereien zu verwöhnen und stän-

dig ein komplettes Sortiment an Waren

vorzuhalten.

34 Jahre Weihnachtsmarkt hinterlas-

sen natürlich ihre Spuren. Deshalb war

es höchste Zeit, den Buden einen neuen

Anstrich zu verpassen, meint Armin Bro-

se. Ein Malerfachgeschäft wurde damit

beauftragt. Nach der Ausbesserung und

Grundierung brache Maler Bujar Tufa und

seine Kollegen einen neuen Antik-An-

strich auf. Jetzt haben die Buden das Flair

von drei Jahrzehnten, sind aber frisch ge-

strichen. Ergänzt wurden ein seitlicher

Unterstand und Giebel auf jeder Bude.

Das HHO-Weihnachtsdorf präsentiert

sich jetzt als Einheit. Die Verkaufsregale

wurden erneuert. Die HHO-Dekogruppe

erneute die Hintergrundkulissen in den

Buden. Schneebedeckte Tannen, Eiskri-

stalle und Sterne bringen den Winter vor

das Rathaus, auch wenn draußen Plus-

grade gemessen werden.

Auch für die Ehrenamtlichen, die in

diesen Tag in den HHO-Buden stehen,

ist Anfang Januar schon vor dem Fest.

Am 7. Januar sind sie zum Danke-Kaffee

eingeladen. Traditionell wird dann zuerst

der Schmandkuchen serviert, danach

viel über den Weihnachtsmarkt 2012 ge-

sprochen.

Förderung und berufliche Bildung öff-

nen Türen, außerdem bringt eine sinn-

volle Beschäftigung Lebensqualität und

Zufriedenheit. Das auch für Menschen

mit hohem Assistenzbedarf zu errei-

chen, stand im Vordergrund einer Um-

strukturierung des Intensivbereichs der

Werkstatt Hilter. „Wir wollten außerdem

Verbindungen schaffen,“ sagt Gruppen-

leiter Martin Ossege. Er meint damit die

persönlichen Kontakte zwischen den Be-

schäftigten der bestehenden Gärtnerei

und des Intensivbereichs. Die Menschen

mit hohem Hilfebedarf sollten neue

Arbeitsplätze und andere Abläufe kennen

lernen, gemeinsam mit Beschäftigten

mit geringerem Unterstützungsbedarf

arbeiten und so voneinander profitieren.

Mit der Aufnahme von Menschen aus

dem Intensivbereich in die Gartengruppe

und in andere Bereiche ist das gelungen.

Vier Beschäftigte mit hohem Hilfebedarf

arbeiten jetzt in der Gärtnerei, vier wei-

tere Menschen wurden in andere Arbeits-

bereiche integriert.

Die Gärtnerei sei besonders gut ge-

eignet für neue Anreize und Gemein-

samkeit, berichten Martin Ossege und

Susanne Kuhn. Mit der Arbeitsstruktur

wurde auch das Produktangebot erwei-

tert. Bisher wurden Weidenflechtpro-

dukte nur in geringem Umfang herge-

stellt. Heute ist diese Arbeit ein ideales

Betätigungsfeld auch für Menschen mit

hohem Assistenzbedarf. Wie für Helmut

Westerwiede. Er hält die Weidenstöcke

vor dem Flechten fest und gibt sie seinen

Kollegen an. Dieses Miteinander fördert

die Lebendigkeit in der Gruppe, schwä-

chere werden von den leistungsfähigen

Beschäftigten unterstützt, der Umgang

miteinander wird intensiver.

Die Räume der Gärtnerei befinden

sich im Keller der Werkstatt. Das bedeu-

tet auch kurze Wege in den Garten. Bei

gutem Wetter wird das Weidenflechten

nach draußen verlegt.

Dimitri Pluznikov arbeitet am liebsten

draußen. Bewegung und frische Luft tun

ihm gut. Das Laub harken klappt immer

besser. Seine Kollegen zeigen ihm, wie

man das Laub in die Schubkarre legt,

auch, wo er noch harken muss, damit al-

les blitzsauber ist.

Susanne Kuhn und Martin Ossege

sprechen noch einen weiteren Vorteil für

Menschen aus dem ehemaligen Intensiv-

bereichs an: „In der Gartengruppe kann

die Arbeit wesentlich vielfältiger gestaltet

werden.“ Menschen mit hohem Hilfebe-

darf sind nach ihren Möglichkeiten auch

in der Lage, die Beete zu pflegen oder

Setzlinge zu pflanzen. Die Arbeitspäda-

gogen können die Beschäftigten flexibel

einsetzen, an unterschiedlichen Abläu-

fen beteiligen und die aktuelle Verfas-

sung berücksichtigen.

INTENSIVGRUPPE IN HILTER

Weidenflechten verbindet auch Menschen

Arbeiten an der frischen Luft, Hand in Hand arbeiten mit anderen, sich helfen lassen und anderen helfen und Teilhabe an Arbeitsleistungen, die spaß machen und sinn haben – das ist auch für menschen mit hohem Assistenzbedarf kein Problem. Es müssen nur die richtigen Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, so wie in der Werkstatt Hilter. In der gartengruppe arbeiten jetzt beschäftigte gemeinsam mit ihren kollegen aus dem Intensivbereich.

25. November: Der Weihnachtsmarkt ist eröffnet, die HHO-Bude erstrahlt in schönstem Glanz.

Helmut Westerwiede hat Spaß an seiner neuen Aufgabe in der Gärtnerei, dem Weidenflechten. Unter-stützt wird er von Lisa Sundermann (li.) und Susanne Kuhn.

19Arbeit

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WOHNEN

Der neue Farbtupfer ist eingeweihtDAS WOHNHEIM HASBERGEN

Seit März leben im Hasberger Wohn-

heim 24 Menschen mit Behinderung.

Das Haus wurde so geplant, dass die Be-

wohner mit hohem Hilfebedarf hier mög-

lichst selbstbestimmend leben können.

Sie sind inzwischen in Hasbergen an-

gekommen, nicht nur im Haus, auch im

Ort. Denn für einige hundert Gäste war

das neue Wohnheim viel zu klein. Also

fanden Gottesdienst und Begrüßung in

der nahe gelegenen Christuskirche statt.

Nach dem Segen der Pastoren Christoph

Baumgart, Guido Schwegmann-Beisel

und Maria Beisel waren dann die Tü-

ren im Wohnheim weit geöffnet. Bei

Gegrilltem und Getränken gab es Be-

sichtigungen, viele Gespräche und neue

Kontakte.

Klaus Wamhof dankte den vielen Mit-

streitern für ihre Unterstützung: den

Nachbarn, der Feuerwehr, den Kirchen-

gemeinden und der Förderstiftung, die

10.000 Euro zur Ausstattung zur Ver-

fügung stellte, den vielen Bürgern, die

die Einrichtung mit Spenden bedacht

hatten und nicht zuletzt Architekt Wil-

helm Pörtner. Dieser überreichte dem

HHO-Vorsitzenden den „Riesenschlüs-

sel“ zum Haus. Klaus Wamhof behielt

ihn nicht lange, sondern gab ihn an Vera

Prause weiter. Der Schlüssel erfülle mit

Stolz und Ehrfurcht, vor allem sei er ein

Arbeitsauftrag und dieser Auftrag werde

im Team erfüllt, versprach die Regional-

leiterin.

Glückwünsche zum erfolgreichen Ab-

schluss eines langwierigen Projektes

kamen von Bürgermeister Frank Stiller.

„Hier oben auf dem Kirchberg gibt es

eine gute Mischung: Kindergarten, Kir-

che, Rathaus und Wohnheim,“ so Stiller.

Das hohe Lob von Michaela Simon,

stellvertretende Vorsitzende des Ange-

hörigenbeirates „Wohnen“, wird noch

einmal zusätzlich für Motivation sorgen.

Es falle Eltern nicht leicht, ihre Kinder

loszulassen und in eine andere Wohnsi-

tuation zu gehen. „Aber unsere Kinder

sind in den Häusern der HHO sehr gut

aufgehoben. Sie erhalten hier die best

mögliche Förderung, die zu Hause so

nicht möglich wäre“, so Michaela Simon.

Für den schwungvollen Teil der Einwei-

hungsfeier sorgten die Band Takkatina

und Patsy Hull mit ihren Tänzern der

V.I.P.’s Hip Hip integration.

Dieses Haus ist etwas besonderes. Es ist ein Farbtupfer in zentraler Lage Hasbergens und das Wichtigste sich die menschen, die hier leben. Das Haus auf dem kirchberg ist das neue Wohnheim der HHO für menschen mit behinderung. Die Einweihung wurde mit Vielen gefeiert.

Eine farbenfrohe Einweihung vor dem Farbtupfer in Hasbergen: v.li. die Pastoren Maria Beisel, Guido Schwegmann-Beisel und Christoph Baumgart, Andrew Harrison, Klaus Wamhof, Heiner Böckmann und Vera Prause.

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21Wohnen

„Wir freuen uns auf die HHO und ganz besonders auf die neuen bewohner,“ sagte günter Harmeyer, bürgermeister der gemeinde bad Essen. Er besuchte schon einige Tage vor dem Einzug der 23 ehemaligen krebsburger das neue HHO Wohnheim in bad Essen.

Im nächsten Frühjahr wird das Rondell im Garten des Wohnheimes in Bad Essen wieder bepflanzt und ein schöner Ort zum Ausruhen sein: Wolfgang Pietsch-Neumann, Franz Haverkamp, Annette Stambusch, Ingeborg Muszkiet und Bürgermeister Günter Harmeyer. (v. li.)

zeitgerecht aufgegeben werden.

Das ehemalige St. Josefs Altenheim

der Franziskaner Ordensschwestern wur-

de darauf von der HHO erworben und

innerhalb von drei Monaten komplett

saniert und in ein Wohnheim um- und

ausgebaut.

23 Menschen mit Behinderung im Al-

ter zwischen 19 und 83 Jahren haben

hier ein neues Zuhause gefunden. Sie le-

ben in kleinen Wohneinheiten mit jeweils

drei bis fünf Einzelzimmern und einem

großzügigen Gemeinschaftsbereich, der

ehemaligen Kapelle. „Dass ich jetzt nicht

mehr über den langen Flur bis ins Bade-

zimmer laufen muss, ist richtig gut,“ sagt

Ingeborg Muszkiet. Wie viele ihrer Mitbe-

wohner schätzt sie auch die kurzen Wege

in Bad Essen oder zum Spazierengehen

am Mittellandkanal. Hier kann man mehr

erleben, als auf der Krebsburg, sagen

die Bewohner.

„Wir befinden uns noch in der Einge-

wöhnungsphase und damit werden wir

uns nach dem Abschied von der Krebs-

burg auch Zeit lassen,“ sagt Wolfgang

Pietsch-Neumann.

Planmäßig wurde das alte Gut Krebs-

burg von der HHO an den neuen Besitzer

übergeben. Das 250 Jahre alte idyllisch

gelegene Anwesen war 1976 von der

HHO erworben worden, 42 Menschen

hatten hier ihr Zuhause. Da die auf-

wendige Sanierung des alten Gutes un-

umgänglich war, hatte sich die HHO zur

Aufgabe entschlossen. Die Krebsburger

Bewohner zogen in die neuen Häuser

Hasbergen und Bad Essen, zum Ellern-

hof und in eine angemietete Wohnung

nach Wittlage.

Auch die Anwohner der Franz-Martin-

Straße wussten zu diesem Zeitpunkt be-

reits Einiges über ihre neuen Nachbarn.

Vor dem Einzug hatten Einrichtungslei-

ter Wolfgang Pietsch-Neumann und die

Heimbeirätinnen Annette Stambusch

und Ingeborg Muszkiet zum Kaffee ein-

geladen und man hatte Zeit, sich kennen

zu lernen.

Als einer der ersten Besucher war

Günter Harmeyer gern gesehener Gast

im 100 Jahre alten, aber komplett reno-

vierten Haus. Der Bürgermeister hatte

Franz Haverkamp auf die freie Immobilie

im Zentrum des Kurortes aufmerksam

gemacht. Dieser Tipp war entscheidend,

denn es musste schnell gehandelt wer-

den. Der Bau des Wohnheimes in Wal-

lenhorst verzögerte sich, gleichzeitig

musste das Wohnheim Burg Krebsburg

In Bad Essen willkommenDIE KREBSBURG IST GESCHICHTE

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Die kurzzeitpflege auf burg Wittlage ist erstklassig. Einrichtungsleiterin Adele sliwinski hält dieses Ergebnis schwarz auf weiß in der Hand. Die Prüfung des medizinischen Dienstes der krankenkassen (mDk) ergab eine gesamtnote von 1,4. Diese benotung ist auch im Internet unter www.pflegelotse.de einzusehen und bietet An-gehörigen die möglichkeit der bewertungsgrundlage durch den mDk nachzugehen.

Die Kurzzeitpflege auf Burg Wittlage hält 16 Plätze für

Menschen mit Behinderung ab dem 10. Lebensjahr vor. Die

Verweildauer liegt zwischen einem zweitägigen Schnupper-

wochenende bis zum dreiwöchigen Aufenthalt und darüber

hinaus.

Vor allem in den Sommermonaten kommt es zu einem

wöchentlichen Belegungswechsel von 10 bis zu 14 Gästen.

Gerade darin liegt die besondere Herausforderung in der Kurz-

zeitpflege für Menschen mit Behinderung im Gegensatz zu an-

deren Alten- und Pflegeheimen. Häufige Kurzzeitaufnahmen,

nicht planbare Aufnahmen, immer neue Gruppenkonstellati-

onen, völlig unterschiedliche Pflegebedürfnisse der Gäste und

die Umsetzung der Pflegestandards in zeitlich eingegrenztem

Rahmen sind in der Kurzzeitpflege alltäglich. „Dass mit dem

gleichen Raster durch den MDK bewertet wird, bringt uns oft

an die Grenzen“, sagt Adele Sliwinski. Umso größer ist die

Leistung des gesamten Teams auf Burg Wittlage zu bewerten.

Die Qualitätsprüfung des MDK kam unangemeldet und uner-

wartet. Im letzten Jahr waren die Prüfer zum ersten Mal auf

der Burg Wittlage erschienen. Damals erhielt die Einrichtung

eine 2,5 in der Gesamtbewertung. „Auch das ist ein gutes Er-

gebnis, wenn man berücksichtigt, dass wir nach den gleichen

Kriterien beurteilt werden, wie jedes andere Pflegeheim,“ be-

richtet Adele Sliwinski. Jetzt kamen die Mitarbeiterinnen des

MDK wieder und ermittelten insgesamt 64 Einzelkriterien aus

vier Qualitätsbereichen.

Weiterer Punkt war die Befragung der Gäste, die unter dem

Strich eine 1,5 ergab. Die Bestnote, eine glatte „1“, erhielt

die Einrichtung im „ Umgang mit den Bewohnern“ und im Be-

reich „Wohnen“. Beim Umgang mit den Gästen wird beson-

derer Wert darauf gelegt, dass die individuellen Bedürfnisse

jedes Einzelnen berücksichtigt werden, die Eingewöhnung er-

leichtert wird und der Bezug zu den Angehörigen aufgebaut

bleibt. Der Grund für die gute Bewertung liege auch in der

pflegefachlichen Dokumentation, meinte Adele Sliwinski. In

den Qualitätsprofilen sind alle Pflegestandards, Konzeptionen

und interne Abläufe detailliert aufgeführt.

Eine „Eins“ für die KurzzeitpflegeQUALITÄTSPRÜFUNG

Adele Sliwinski hält schwarz auf weiß das Ergebnis der MDK-Prüfung in den Händen. Mit der Gesamtnote 1,4 ist die Kurzzeitpflege auf Burg Wittlage erstklassig.

22 Wohnen

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ÜBER 5.000 EURO FÜR DIE TREFFPUNKTARBEIT

Die VOS-Spende für gute Nachbarschaft

Hier ist jeder Euro gut aufgehoben, meinten Jörg segebarth, stadtwerke Osnabrück, und sven borgelt, schrage Reisen, als sie das muntere Leben im Nachbarbarschaftstreff der HHO in melle kennen lernten und gleich zum kaffeeplausch gebeten wurden. segebarth und borgelt hatten ein gewichtiges gastgeschenk dabei: einen Riesenscheck über 5.206,56 Euro. Das geld hatten Fahrgäste der VOs beim mobilitätstag gespendet. mit dieser Unterstützung werden in den Nachbarschaftstreffs menschen mit behinderung noch besser auf ein eigenständiges Leben vorbereitet.

Im Nachbarschaftstreff am Goldbrink in Melle und in allen anderen Treffs ist die Spende aus dem Mobilitätstag der VOS genau am richtigen Platz. Den Scheck über 5.206,56 Euro überreichten Sven Borgelt und Jörg Segebarth (re.) an Marika Dieme.

Bei Katrin Poppelwerth und Edda Wamhoff hat es bereits

geklappt. Sie haben eine eigene Wohnung gefunden. Für das

eigenständige Leben wurden sie im Nachbarschaftstreff

gut vorbereitet. Sie besuchen nach wie vor regelmäßig den

Treff am Goldbrink in Melle. Hier sind die beiden Frauen, wie

auch rund 40 weitere Besucher mit Behinderung, mitten im

Leben, Teil einer guten Nachbarschaft, hier finden sie ihre An-

sprechpartner der Ambulanten Assistenz und ehrenamtliche

Unterstützer bei allen Problemen und Fragen und außerdem

genießen sie hier ihre Freizeit und Geselligkeit. Neue Kontakte

und Freundschaften sind in den Treffpunkten immer möglich.

Kursangebote wie kochen, Umgang mit Geld und Energie

sparen, machen den Übergang in das eigenständige Wohnen

einfacher.

Aus diesen vielen Gründen sollten weitere Treffpunkte ent-

stehen können und die bestehenden gut eingerichtet sein,

meinten die Verkehrsgemeinschaft Osnabrück (VOS) und ihre

Vertragspartner. Der Mobilitätstag schlug mehrere Fliegen mit

einer Klappe: die VOS stellte das Liniennetz der Busse und die

Möglichkeiten der schnellen Verbindungen vor und zugleich

warben sie für die Treffpunktarbeit der HHO. Alle Bürger waren

eingeladen, an einem Tag kostenlos Bus zu fahren. Statt des

Fahrgeldes wurde um Spenden gebeten und die flossen in

das Projekt der Nachbarschaftshilfen der HHO. Bei dem Kaf-

feenachmittag in Melle nahm Treffpunkt-Koordinatorin Marika

Dieme einen Riesenscheck über 5.206,56 Euro entgegen.

Im Treffpunkt Melle konnten sich Jörg Segebarth und Sven

Borgelt hautnah von der lebhaften Freizeitgestaltung der Gä-

ste mit Behinderung überzeugen, auch davon, wie wichtig die

Hilfe ist. Kaffeemaschine, neue Stühle für den Treff in Melle,

eine Küchenzeile für den Treffpunkt Bad Rothenfelde und die

Grundausstattung für den jüngsten Treff in Rulle. Auch ein PC

wäre in den Einrichtungen schön, denn der schafft weltweite

Mobilität, zählte Marika Dieme auf. Die Wunschliste ist also

lang und jeder Euro gut angelegt. Denn die Nahbarschafts-

treffs erfüllen eben viele Aufgaben.

Übrigens nutzen die Gäste im Melleraner Treff liebend gern

das Liniennetz der VOS-Busse, wie sie Jörg Segebarth be-

richteten. Die Haltestelle befindet sich in unmittelbarer Nähe

zum Goldbrink, so dass der Weg zum Treff auch aus den

Ortschaften am Rande von Melle nur ein Katzensprung ist.

Nach einem Rundgang durch das Haus, eine kleine Partie

am Kicker und einem Kaffeeplausch, wünschte sich Jörg Se-

gebarth noch mehr dieser Begegnungen und versprach wei-

tere Besuche in den anderen Nachbarschaftstreffs.

HHO Nachbarschaftstreffpunkte gibt es in Osnabrück,

Bad Rothenfelde, Melle, Bohmte und Bad Essen und

jetzt auch in Rulle.

Die Anschubfinanzierung für die Nachbarschafts-

treffpunkte leistete Aktion Mensch. Die Stadtwerke

Osnabrück unterstützen den weiteren Ausbau

des Angebotes.

Die Nachbarschaftstreffpunkte

23Wohnen

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zum Kühlschrank. „Manchmal ist sogar noch Kuchen übrig,“

meint der Voltlager. Ein kleines Betthupferl – und er schläft

noch mal so gut.

Josef Drees schätzt die Ruhe auf der Burg und die Mög-

lichkeit, sich in sein Einzelzimmer zurückzuziehen und die

mitgebrachte CD von den „Klostertalern“ zu hören. Er liebt

aber auch die Abwechslung, denn jeder Aufenthalt in Wittlage

bringt etwas Neues. Zum Beispiel im letzten Jahr der Besuch

der Landesgartenschau. „In Bad Essen gibt es jetzt eine Sa-

line. So etwas habe ich noch nie gesehen,“ berichtet Josef

Drees. Dann freut er sich noch auf die Kartoffelpfannkuchen,

die ohnehin sein Leibgericht sind, aber im Urlaub immer noch

besser schmecken als zu Hause.

Langweilig wird es ihm also auf der Burg Wittlage nie, denn

zwischen Spazier- und Kühlschrankgängen, Ausflügen, Musik-

hören und Gesprächen betätigt sich Josef Drees als Baumei-

ster. Die Burg Wittlage, die er aus Legosteinen errichtet, hat

bereits eine beachtliche Höhe erreicht.

Der 63-Jährige wohnt in Voltlage und arbeitet in der Metall-

verarbeitung der Werkstatt Bersenbrück. Zwei- oder dreimal

im Jahr macht er Urlaub und immer auf der Burg Wittlage.

Der Aufenthalt ist für ihn die schönste Auszeit von der Arbeit,

hier hat er zugleich Ruhe und Abwechslung. In Voltlage wohnt

er mit seiner Schwester und seinem Schwager zusammen in

einem Haus. Die Auszeit tut auch seiner pflegenden Familie

gut.

Seit 1998 verbringt Josef Drees die schönsten Wochen

des Jahres in der Kurzzeitpflege. Deshalb kennt er sich hier

bestens aus, er trifft unter den anderen Gästen alte Bekannte

und auch die Betreuerinnen und Betreuer freuen sich, wenn

Josef Drees wieder im Hause ist. Der Voltlager unterhält sich

gern mit den anderen Gästen, den Betreuern und mit Ein-

richtungsleiterin Adele Sliwinski spricht er manchmal echtes

Artländer –Platt. Zuweilen teilt er auch mit Christiane Gäßler

manche Heimlichkeit, zum Beispiel spätabends beim Gang

Abendessen in der Wohnung von Else und Wolfgang Fricke:

Wolfgang stellt einen Obstteller, Brot und Tee für seine Mut-

ter auf den Tisch und hilft ihr beim Aufstehen. Die 78-jährige

ist gehbehindert und auch andere Beschwerden des Alters

machen sich zunehmend bemerkbar. „Ich bin so froh, dass

Wolfgang hier ist, er nimmt mir so viel ab,“ sagt Else Fricke.

Seit seiner Geburt lebt Wolfgang Fricke im Elternhaus. Vor

26 Jahren starb sein Vater und seitdem lebt er allein mit sei-

ner Mutter in Wittlage. An diesem Ort will er auch immer blei-

ben. Hier hat er seine Freunde und hier kennt er sich aus.

Ein paar Kilometer weiter wohnt seine Freundin Karin. Sie

besuchen sich am Wochenende und mit den Bewohnern der

Wohngruppe Wittlage und dem Wohnheim Wittlage wird Etli-

ches unternommen. Wolfgang Frickes Leidenschaft ist außer-

dem das Reisen. In jedem Jahr ist er mit dem Bildungs- und

Freizeitwerk unterwegs, im letzten Jahr sogar mit dem Kreuz-

fahrtschiff im Nordmeer. In diesem Winter steht seine erste

Skifreizeit auf dem Programm.

Ein Lieblingsplatz mit Blick in den Park, dann noch eine Burg aus Legosteinen – so schön kann für Josef Drees Urlaub sein. Christiane Gäßler tut alles, damit er sich in der

Kurzzeitpflege wohl fühlt.

WOHNEN IN DER KURZZEITPFLEGE

WOHNEN IM ELTERNHAUS

Im Urlaub eine Burg aus Lego

Eine große Stütze im Leben

Josef Drees sitzt an seinem Lieblingsplatz. Von hier aus sieht er in den wunderschönen Park der burg Wittlage, wenn das Laub fällt und in allen Farben leuchtet, macht er das besonders gern. Oder er geht im garten spazieren. Am liebsten baut er an seinem Fensterplatz sein Zuhause auf Zeit aus Legosteinen nach. Josef Drees macht Urlaub in der kurzzeitpflege auf der burg Wittlage.

„solange meine mutter hier wohnt, bleibe ich auch hier,“ versichert Wolfgang Fricke. Ohne ihren 56-jährigen sohn wüsste mutter Else auch nicht, wie sie zurecht käme. beide ergänzen sich. Allerdings sprechen die Fri-ckes in letzter Zeit oft darüber, wie die Zukunft aussehen kann.

24 Wohnen

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Else Fricke unterstützt jede Freizeitaktivität ihres Sohnes,

denn sie möchte seine Selbstständigkeit fördern.

In den vergangenen Jahren stellte sich nie die Frage, ob

Wolfgang aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen könnte.

Seit Else Fricke krank ist, sprechen die beiden häufiger über

die Zukunft, darüber, wie es wird, wenn Else nicht mehr zu

Hause gepflegt werden kann, auch über ihren Tod. Else Fricke

ist nicht sicher, wo der beste Platz für ihren Sohn ist. Wolfgang

hat dagegen konkrete Vorstellungen. So lange seine Mutter in

der gemeinsamen Wohnung leben kann, bleibt er bei ihr und

unterstützt sie wo er kann. Ist das nicht mehr möglich, will

er in die Wohngruppe Wittlage ziehen. Dort leben schließlich

seine Freunde, dort kennt er sich aus und er bleibt an seinem

Heimatort. Vielleicht wird er dort ja so gut vorbereitet, dass

er irgendwann in eine eigene Wohnung ziehen kann, überlegt

Wolfgang Fricke.

Was die eigene Wohnung angeht, ist Mutter Else skeptisch.

Aber sie ist sehr stolz auf ihren Sohn, weil er in der Lage ist,

seine Zukunft selbst zu planen und weiterhin die große Stütze

ihres Lebens bleiben möchte.

Seit 56 Jahren gehen Else und Wolfgang Fricke gemeinsam durch das Leben. Beide machen sich Gedanken über die Zukunft.

Auch der Abwasch wird bei Sabine und Ewald Meyer in Teamarbeit erledigt.

„Sabine schält die Kartoffeln und ich mache das Fleisch,“

berichtet Ewald Meyer. Jeder hat seine Aufgaben im Haus-

halt, ihre Freizeit genießen sie meistens gemeinsam. Die wird

äußerst aktiv gestaltet, denn die Meyers sind in Bissendorf

mittendrin, sie sind Mitglied im Karnevalsclub und im Schüt-

zenverein. Ewald Meyer bewirtschaftet das Vereinshaus der

Schützen und beide waren schon einmal Karnevalsprinzen-

paar. Die Kameraden, die Vermieterin und alle sind zufrieden

mit uns, berichtet der 51-Jährige.

Auch Marten Henke lobt das Ehepaar. Das Leben in der

eigenen Wohnung klappt immer besser. Seine Hilfe brauchen

die Meyers vor allem bei den Geldangelegenheiten. Er kommt

zweimal in der Woche und dann wird alles besprochen und

geübt. Für die Wintermonate haben sich die Meyers und Mar-

ten Henke weitere Trainingseinheiten vorgenommen: Sabine

und Ewald Meyer lernen einen Kalender zu führen, die Uhr-

zeit sicher abzulesen und die Zeiteinteilung zu üben. „Zu spät

kommen wir zwar nie, aber wir üben immer wieder die Uhrzeit,

damit das richtig sicher im Kopf ist,“ sagt Ewald Meyer.

Sabine und Ewald lernten sich an ihrem Arbeitsplatz in der

Werkstatt Schledehausen kennen und wenig später auch lie-

ben. Sie zog zu ihm in das Küsterhaus Achelriede und als im

Obergeschoss ein Appartement frei wurde, hatten sie erst-

mals eigene vier Wände. Mit regelmäßiger Unterstützung und

dem kurzen Weg zur Wohngruppe bereiteten sie sich auf das

eigenständige Leben vor. Im letzten Jahr war ihnen das Glück

gleich zweimal hold. Sie heirateten und fanden eine hübsche

Zweizimmerwohnung. „Das beste an einer eigenen Wohnung

ist, dass man für sich ist und seine Ruhe hat,“ meint die

44-jährige Sabine. Kochen und Essen, wenn man hungrig ist,

ausschlafen am Wochenende, einkaufen gehen, wenn man

Lust dazu hat, und ausgehen, ohne jemanden vorher fragen

zu müssen - das bedeutet für die

Meyers, wie für jeden anderen, Le-

bensqualität. „Hier will ich nie wie-

der weg,“ sagt Sabine und Ewald

versichert mit einem Blick auf sei-

ne Frau, dass er noch nie so glück-

lich gewesen ist.

GLÜCKLICH IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN

Das Leben klappt immer besser„Das bisschen Haushalt“ …. ist für sabine und Ewald meyer doch kein Problem. seit gut einem Jahr leben sie in ihrer schicken Zweizimmerwohnung im Zentrum von bissendorf und beide fühlen sich rund um wohl. Die Aufgaben des täglichen, eigenständigen Lebens werden gemeinsam bewältigt und geteilt. Die meyers sind in allem ein eingespieltes Team. Allerdings wollen die beiden noch besser werden und dabei hilft ihnen marten Henke, ihr Assistent im Ambulanten Dienst.

25Wohnen

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Der Natruper Hof, eine ehemalige Gaststätte, sei auch

heute ein Ort des Gemeinsinns und der Geselligkeit, sagten

Wohnregionalleiter Wolfgang Adammek und Teamleiter

Michael Frauenheim. In das neu gebaute Wohnheim an der

Camminer Straße zogen vor 10 Jahren Bewohner des Holter

Berges und junge Menschen, die ihr Elternhaus verließen und

die hier ihr erstes eigenes Zuhause fanden. In Fürbitten wurde

auch an die 12 Bewohner erinnert, die in den Wohnheimen

verstarben.

Mit 15 bzw. 10 Jahren ist ein Zuhause noch jung, viele

Jahre werden folgen, viele Wege werden die Bewohner durch

ihren Heimatort gehen. Dass sich die 34 Menschen aus der

Sigurd Wüster nimmt Ulrike Rust liebevoll in den Arm und

wie zum Dank lacht sie ihn an. „Wir helfen ihr beim Essen

und wenn sie etwas haben möchte,“ berichtet Mitbewohne-

rin Ursula Kuschel und Ilse Würfel erzählt stolz, dass Ulrike

einen guten Tag habe und sogar beim Frühstück die Gabel al-

lein gehalten hat. Trotz dieser Unterstützung der Mitbewohner

braucht das Mitarbeiterteam natürlich viel Zeit und Geduld

für die Betreuung der 49-jährigen Bewohnerin. Die Mitarbeiter

kennen sie seit vielen Jahren und das kommt jetzt allen zugu-

te, denn Ulrike Rust ist bei allem auf intensive Unterstützung

angewiesen.

Vor zwei Jahren erlitt die Bewohnerin mehrere Schlaganfäl-

le. Seitdem schreitet der Alterungsprozess rapide voran. Vor

dem einschneidenden Ereignis war Ulrike Rust eine lebens-

frohe Frau mit Down Syndrom. Sie ging gern in die Hotten-

deele, genoss ausgiebig ihre Freizeit auf dem Ellernhof und

war in der Werkstatt Schledehausen eine fröhliche Kollegin.

Heute arbeitet sie im Intensivbereich und auf dem Ellernhof

wird sie bei allen Tagesabläufen unterstützt. Ihre Sinneswahr-

nehmungen sich stark eingeschränkt, sie hat keine räumliche

und zeitliche Orientierung und spricht unbewusst nur einzelne

Worte. Sorgen bereitet auch ihre Infektanfälligkeit.

Die Betreuer und Mitbewohner wissen nicht, was Ulrike Rust

wahrnehmen kann. Trotzdem wird viel mit ihr gesprochen und

so gut es geht, wird sie in das Wohnheimleben einbezogen.

Viele im Team betreuten die Ellernhoferin lange vor dem

Schlaganfall und kennen deshalb ihre Vorlieben und Wün-

sche. Die werden jetzt berücksichtigt, auch wenn sich Ulrike

Rust nicht mehr äußern kann. Besonders gern mag sie Cola.

Da Ulrike keine Flüssigkeit schlucken kann, wird ihr Lieblings-

getränk, Cola oder Limonade, angedickt und mit viel Geduld

Löffel für Löffel gegeben.

„Diese intensive Betreuung kostet sehr viel Zeit, aber sie

ist für jeden Bewohner mit hohem Unterstützungsbedarf

selbstverständlich. Damit stoßen wir allerdings an unsere

Grenzen,“ sagt Mitarbeiter Dieter Hörnschemeyer. Alle hoffen,

dass sich der Gesundheitszustand von Ulrike Rust stabili-

siert und sie noch lange auf dem Ellernhof betreut werden

kann. Wenn es eben möglich ist, soll Ulrike hier, in ihrer ver-

trauten Umgebung, bis zu ihrem Tod wohnen bleiben.

UNTERSTÜTZUNG IM WOHNHEIM

Intensive Begleitung bis zum TodDie bewohner auf dem Ellernhof helfen sich gegenseitig, besonders ihren schwächeren Nachbarn. Dazu gehört auch Ulrike Rust. sie ist auf Rund-um-Unterstützung angewiesen, trotzdem im Wohnbereich integ-riert und von allen angenommen. Die 49-Jährige lebt seit 14 Jahren auf dem Ellernhof und soll hier möglichst bis zu ihrem Tod betreut werden.

Löffel für Löffel genießt Ulrike Rust ihre Zitronenlimonade. Dieter Hörnschemeyer hofft, dass die Bewohnerin noch lange auf dem Ellernhof leben kann.

Viele Wege führen durch Hilter und die Bewohner der Wohnheime Camminer Straße und Natruper Hof gehen alle mit.

DOPPELJUBILÄUM IN HILTER

Die Inklusion ist keine SackgasseViele Wege führen durch Hilter und Natrup und die bewohner in den HHO Wohnheimen gehen alle Wege mit. seit 10 Jahren gibt es das Wohnheim an der camminer straße und seit 15 Jahren den Natruper Hof. Diese „kleinen“ Jubiläen wurden mit einem großen gottesdienst und einer ebenso riesigen Party gefeiert.

26 Wohnen

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Camminer Straße und die 22 Bewohner des Natruper Hofes in

Hilter überaus wohl fühlen, demonstrierten sie beim Dankgot-

tesdienst in der Johannes der Täufer Kirche. Dieses Gefühl

der guten Nachbarschaft und der Zugehörigkeit wurde von vie-

len Bürgern geteilt.

In Hilter gibt es Vieles, was das Leben unkompliziert und

schön macht. Symbolisch wurden diese Lebensstationen

Stein für Stein im Altarraum aufgebaut. Den ersten Stein

legte Bürgermeister Wilhelm Wellinghaus, es war der Ort Hil-

ter. Es folgten weitere, die in Hilter das Leben bestimmen: die

Kirchen und die Wohnheime, die Werkstatt Hilter, die Nach-

barschaftstreffs und die Vereine, in denen die HHO-Bewohner

selbstverständlich mitmachen, die zentrale Anbindung, dass

alle dazu gehören können, Einkaufen, Wellness und Freizeit.

Baustein für Baustein wurde ein Weg mit vielen Stationen und

Abzweigungen in der Kirche sichtbar.

Es gibt viele Wegstrecken, zuweilen auch Umwege und die

Möglichkeit, den Rückweg zugehen, erläuterten Wolfgang

Adammek und Michael Frauenheim. Vor allem gibt es ein Ziel:

diesen Baustein legte Pastor Bernd Knoblauch an das Ende

des Wegelabyrinths: es lautet Inklusion und dieser Weg führt

garantiert in keine Sackgasse.

Der mensch mit behinderung steht im mittelpunkt – unsere Angebote und Leistungen sind auf seine Anforderun-gen und bedürfnisse ausgerichtet. Was sich hier leicht anhört, ist in der Praxis gar nicht so einfach umzusetzen. Was genau sind denn die bedarfe, die Wünsche der behinderten menschen – womit sind sie zufrieden, was könnte aus ihrer sicht besser laufen?

Der Auftrag: „Finden Sie heraus, wie zufrieden die Bewoh-

ner mit ihren sozialen Kontakten und den Sozialräumen sind.“

Die Oberkurse der Fachschule Heilerziehungspflege des

BBW haben die Fragebögen erstellt und die Bewohner in den

Einrichtungen befragt. Für die Schülerinnen und Schüler ein

toller Lerneffekt, denn neben den primären Fragen – wie ge-

staltet man eigentlich eine solche Befragung, wie findet man

heraus, was Menschen wirklich denken und wie präsentiert

man solche Ergebnisse – gab es am Rande auch spannende

und bewegende Gespräche mit den Bewohnern.

Insgesamt sind 44 Menschen mit Behinderung befragt wor-

den. Zusammengefasst kann man sagen, dass ein großer Teil

der Bewohner mit ihrem Leben im Wohnheim sehr zufrieden

ist. Allerdings wird die Personalbesetzung in den Einrich-

tungen durchaus kritisch gesehen – aus Sicht der Befragten

sind zu wenig Mitarbeiter im aktiven Dienst, so dass z.B. die

Unterstützung bei Aktivitäten zu kurz kommt.

Bereichsleiter Franz Haverkamp wies bei der Vorstellung der

Ergebnisse noch einmal darauf hin, wie wichtig eine solche

Befragung und die Zusammenarbeit mit der Fachschule für

den Bereich Wohnen ist. „Viele Bewohner passen sich an und

kennen es nicht, dass sie sich äußern und sich trauen kön-

nen, zu sagen was sie wollen. Eine solche Zusammenarbeit

tut der HHO – den Bewohnern und den Mitarbeitern – gut, da

die Schülerinnen und Schüler die Thematik auch mit einem

besonderen Einfühlungsvermögen und einer besonderen

Kompetenz, aber ohne Parteilichkeit durchgeführt haben“, so

Haverkamp.

Gesamtheimbeirat und Regionalleitung werden nun gemein-

sam überlegen, welche Schlüsse und Maßnahmen aus den

Ergebnissen gezogen werden.

Die HHO Wohnen gGmbH wollte das genau wissen und vor

allen Dingen wollte man es von den Bewohnern selber erfah-

ren. Aber eine solche Befragung führt man nicht mal eben

nebenbei durch. Für den Gesamtheimbeirat und die Regional-

leitung war schnell klar: Hier brauchen wir einen kompetenten

Partner – das Berufsbildungswerk Osnabrücker Land.

Sind Sie mit uns zufrieden?NUTZERBEFRAGUNG BEIM WOHNEN

Das Ergebnis der Nutzerbefragung wurde präsentiert von: (v.li.) Franz Haverkamp, Bärbel Pohlmann, Jutta Schlochtermeyer, Lara Hermann, Björn Voß, Gerd Sonntag und Rebecca Bleiß.

27Wohnen

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Fatmanur zeigte Dr. Johannes Dälken, Vorsitzender der Egerland Stiftung (li), und HHO Ge-schäftsführer Heiner Böckmann wie spannend gutes Hören sein kann. Die Stiftung unterstützt die Sprachheilförderung mit 9.500

9.500 Euro stellte die Werner Egerland

Stiftung für die teilstationäre Sprachheil-

behandlung der HHO Kindheit&Jugend

zur Verfügung gestellt. Das Geld wurde

für drei Projekte verwendet und damit

Bücher hören, sprechen und lernen für

die Sprachheilkinder in den Mittelpunkt

gestellt. Nach den guten Erfahrungen

des Projektes „Bilderbuchkino und Hör-

bar“ im Urmelhaus Georgsmarienhütte

kommen dank der Zuwendung der Eger-

land Stiftung jetzt auch die Sprachheil-

kindergärten in Osnabrück und Melle in

den Genuss des Bilderbuchvergnügens

zum Anschauen und Anhören.

Fatmanur war eines der ersten Kinder

im Sprachheilkindergarten Osnabrück,

das sich den Kopfhörer am neuen Hör-

wahrnehmungstrainer aufsetzen durf-

te und dann die gesamte Vielfalt der

Töne, Silben, Worte und Klänge erleben

konnte. Elisabeth Müller-Suttmeyer und

Annette Kobbe-Liekam stellten den Hör-

wahrnehmungstrainer vor. Das Gerät wird

für das gezielte Hörtraining zur besse-

ren Wahrnehmung und zur Verbesserung

des Sprachverständnisses eingesetzt.

Denn nur wer alles richtig hört, kann gut

sprechen und lernt später gut lesen und

schreiben. Der Hörwahrnehmungstrainer

erinnert an ein mobiles Sprachlabor

mit dem bestimmte Sprachfrequenzen

besonders gefiltert und betont werden.

Mit entsprechenden Hör-CDs und Hör-

büchern lernen die Kinder unterschied-

liche Klangbilder, Sequenzen, Silben und

Worte zu differenzieren. Das Ganze geht

mit Musik oder spannenden Geschich-

ten, die entsprechend langsam und ak-

zentuiert zu hören sind. Die Sprachthe-

rapeuten unterstützen das Hörtraining

mit gezielten Übungen und Klang- und

Frequenzeinstellungen auf den Hörstatus

jedes Kindes abgestimmt.

Weil schmökern noch schöner in

gemütlicher Umgebung ist, sorgte die

Spende der Egerland Stiftung außerdem

noch für Leseecken zum Wohlfühlen in

den Sprachheilkindergärten Osnabrück

und Melle. Auf anschmiegsamen Sitz-

säcken und Klappmatten werden die Hör-

und Lesegeschichten noch einmal so

spannend. Dass mit den Projekten eine

Verbindung von Literatur und der Sprach-

und Hörentwicklung bei Kindern geknüpft

sei, habe den Ausschlag für die großzü-

gige Förderung von 9.500 Euro gegeben,

sagte Johannes Dälken.

Fatmanur störte sich kaum dran, dass ihr so viele menschen über die schulter schauten. sie hörte gebannt die lustig turbulenten geschichten von Pettersson und Findus. Die 5-Jährige tauchte ein in die Welt der hohen und tiefen Töne und hatte deshalb keine Ohren für etwas anderes. Diese konzentration war das beste Dankeschön, das sie Dr. Johannes Dälken, Vorsitzender der Werner Egerland stiftung, machen konnte, denn der Hörwahrneh-mungstrainer, mit dem sie sich die geschichte anhörte, konnte durch die großzügige Förderung der Egerland stiftung angeschafft werden.

KINDHEIT & JUGEND

Klänge, Kino und Kuschelecken

EIN GROSSES GESCHENK MIT TöNEN UND SILBEN

28 Kindheit & Jugend

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29Kindheit & Jugend

Der lebensgroße Pappmaschee-Tapir mit der kunstvollen Be-

malung war in einem gemeinsamen Projekt des Osnabrücker

Zoos, der Musik- und Kunstschule Osnabrück und der HHO

entstanden. Einige Male hatten sich Schüler der Kunstschu-

le und der Horst-Koesling-Schule im Zoo getroffen, um Vieles

über den Lebensraum der Tapire zu erfahren. Die pädagogi-

schen Mitarbeiter des Zoo-Projektes „(Über)Lebens-Raum“

erläuterten die Tiere, Klimazonen und experimentierten mit

den Kindern. Mit allen Sinnen lernten die Teilnehmer den Re-

genwald und seine Bewohner kennen und sie erfuhren, dass

jeder mithelfen kann, um diesen lebenswichtigen Lebensraum

zu schützen. Natürlich kam auch der integrative Aspekt die-

ses Projektes nicht zu kurz. Vor- und nachbereitet wurde das

Erlebte von den HKS-Pädagoginnen Veronika Buss und Clau-

dia Marx. Christoph Peter Seidel half alles kreativ umzusetzen

und optisch zu unterstützen. Ein Beispiel ist der lebensgroße

Pappmaschee-Tapir, der beim Schulfest versteigert wurde.

Den Erlös spendeten die HKS-Schüler für den Schutz der

Tiere. 100 Euro nahm Dr. Ute Magiera, Artenschutzkoordina-

torin des Zoos, für das Tapirschutzprojekt entgegen. Das Geld

war nicht alles. Christoph Peter Seidel überreichte außerdem

einen Kunstdruck und Veronika Buss ein Gedicht: „Ich

komme aus dem Regenwald, die Welt ist da viel bunter,“ legte

sie dem Tapir in den Mund, verbunden mit dem Wunsch, den

Lebensraum für diese und viele andere Tierarten zu schützen.

„Wir freuen uns, dass wir die Jugendlichen für das Thema

Tapir und Regenwald begeistern konnten und der Tapir so

eine Stimme bekommen hat,“ fasste Dr. Ute Magiera dankbar

zusammen.

Normalerweise ist ein Tapir grau. Der Lieblingstapir der Horst-koesling-schule ist kunterbunt, schließlich ent-stand er auch in einem ebenso farbenfrohen wie nützlichem kunstprojekt. Außerdem stand er im mittelpunkt des letzten Jubiläumstages zum 50. geburtstag der Tagesbildungsstätte in diesem sommer. An diesem Tag wurde er meist bietend versteigert. Das kommt jetzt wiederum dem schutz von Tapiren in Ecuador zugute. 100 Euro überreichten schüler der Horst-koesling-schule dem Osnabrücker Zoo.

Schülerstimmen für den TapirKUNST- UND UMWELTPROJEKT

Vieles haben die Schüler der Horst-Koesling-Schule über den Regenwald und den Tapir erfahren. Als kleinen Dank überreichten sie Dr. Ute Magiera (re.) ein Bild und eine Überweisung über 100 Euro. Das Geld fließt in das Tapirschutzprojekt.

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Müller jetzt zweimal in der Woche auf dem Schulhof, im Kunst-

container, der jetzt Musik- und Theaterwerkstatt heißt.

Die Schüler aller Jahrgangsstufen gehen einmal pro Woche

in ihre Werkstatt. Jeweils acht Kinder üben dann 45 Minu-

ten lang mit Klängen und Tönen. Der Kontinuität der musi-

kalischen Erziehung wird in der Horst-Koesling-Schule große

Bedeutung zugemessen. Denn Förderung mit Musik ist immer

Persönlichkeitsentwicklung. Viele Kinder entdecken ihre Freu-

de an den Klängen und bleiben bei der Musik.

Das beste Beispiel ist die Band Takkatina, die ihren Ur-

sprung im Musikunterricht der HKS hat. An der Schule gibt es

die Schlagzeuggruppe und wer die Aufführungen des Schul-

festes miterlebt hat, weiß von der Begeisterung, mit der sich

die Tanzgruppe zu den Moldau-Klängen bewegte. „Wir fühlen

die Musik und jeder entdeckt für sich neue Wahrnehmungen

und lässt den Emotionen freien Lauf", so die pädagogischen

Fachkräfte.

Neben der Musik kommt auch das Theater nicht zu kurz.

Beliebt sind besonders die Rollenspiele, die Verena Müller in

der Vorweihnachtszeit ins Unterrichtsprogramm nimmt. Mit

den Erzählungen der Kinder und Puppen im Einklang mit den

Klängen der Musik ergeben sich daraus die schönsten Weih-

nachtsgeschichten.

„Die Hände können ganz laut klatschen und ganz sanft

sein“, sagt Verena Müller. Die Kinder probieren diese Unter-

schiede aus. Dann holt die Lehrerin einen Plüschhund als

Handpuppe hervor. Der kann kräftig bellen und die Kinder kön-

nen das auch, dazu spielt Verena Müller auf dem Klavier. „Wir

fördern und motivieren über die Töne,“ so die Pädagogin. In

der neuen Musik- und Theaterwerkstatt ist dafür Platz und die

Gruppen stören auch bei Schlagzeugexperimenten nieman-

den.

Bislang stand der Container auf dem Gelände der Werk-

statt Sutthausen. In diesem Raum entwickelten sich unzäh-

lige Ergebnisse künstlerischer Kreativität. Dann bot sich für

die Kunstgruppe ein Umzug an. Die HHO-Künstler haben jetzt

einen größeren Malraum und viel Platz, um Materialien und

Bilder zu lagern.

Künstlerische Kreativität gibt es seit langem auch in der

Horst-Koesling-Schule. Die Kinder gingen bislang zur Musik-

und Kunstschule Osnabrück, um hier ihre Experimente mit

Takt, Rhythmik und Klängen zumachen.

Da in der Musik- und Kunstschule und auch in der HKS der

Platz immer knapper wurde, griff Schulleiter Volker Tews zu und

übernahm den ehemaligen Kunstcontainer für den Musikun-

terricht der Horst-Koesling-Schüler. Somit unterrichtet Verena

„Eure Hände können schöne musik machen“, versichert Verena mül-ler. schon klatschen die kinder der Horst-koesling-schule im Takt. Dann fordert die musikpädagogin Lautstärke. In der neuen musik- und Theaterwerkstatt ist das kein Problem, ungebremst bearbeiten die kinder die schlagwerke. Ihr musik- und Theaterraum ist der ehemalige kunstcontainer der Werkstatt sutthausen.

30

An der Trommel macht Alan seine Klangexperimente. Mit Unterstüt-zung von Verena Müller erlebt er, wie intensiv Töne sein können.

Musik und Theateraus dem Container

EHEMALIGER KUNSTCONTAINER IN DER HKS

Das wollte ich immer schon ausprobieren! Wenn sich dieser Wunsch auf künstlerisches Arbeiten bezieht, sollten sie im nächsten Jahr hier mitma-chen.

Der Maler und HHO-Künstler Christoph P. Seidel öffnet für alle Mitarbeiter den KunstContainer in der Werkstatt Sutthausen. Unter seiner Anleitung kann jeder probieren, experimentieren und neue Erfahrungen sammeln. Im gemeinsamen künstle-rischen Gestalten ergibt sich ein reger Austausch und persönliche Bereicherung.

Ort:Werkstatt Sutthausen im KunstContainer.

Termine: donnerstags von 16 bis 19 Uhr am:3., 10., 24. und 31. Mai 7., 14., 21., und 28. Juni 5. und 12. Juli

Teilnehmer Beitrag: 20 Euro

Anmeldung:[email protected] | Tel. 05 41 / 99 91 - 243

Ansprechpartner: Joachim Böhmer | Tel. 05 41 / 99 91 – 240

Offener Kunst-Raum - Künstlerisches Gestalten für Jeden

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31Kindheit & Jugend

Tabea, Ivan und Emelie (von li.) machten vor, dass Wasser nicht nur nach unten fließt. Ihrer Experimentierfreude und dem Einsatz der Fach-kräfte ist es zu verdanken, dass das Montessori Kinderhaus Neuenkirchen „Haus der kleinen Forscher“ wurde.

Da war sogar Volker Theo Eggeling, Ortsbürgermeister in

Neuenkirchen, verblüfft. Die Kinder demonstrierten, wie man

mit einer Postkarte Wasser einfangen kann und wie mit einem

gut gefüllten Luftballon ein Trinkbecher anzuheben ist. Weil

diese Leistungen im Montessori Kindergarten mit viel Sorg-

falt und Spaß erarbeitet waren, nahm Volker Theo Eggeling

gern die Plakette von Iris Sieker, Niedersächsisches Institut

für Frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe), entgegen

und befestigte das Prädikat im Eingangsbereich.

Kinder möglichst früh für Naturwissenschaft und Technik zu

interessieren und ihnen spielerisch die Zusammenhänge zu

erläutern, ist Ziel des Projektes des Bundesministeriums für

Bildung und Forschung. Das deckte sich mit den Wünschen

der Kindergarteneltern und der pädagogischen Fachkräfte.

Wiebke Olschewski und Nadine Schäfers besuchten vier Fort-

bildungen des nifbe. Zwanzig naturwissenschaftliche Experi-

mente wurden kindergerecht aufbereitet und für das Bundes-

ministerium dokumentiert. Mit Erfolg, denn das Montessori

Kinderhaus Neuenkirchen erhielt sein Prädikat und ist erstes

„Haus der kleinen Forscher“ der HHO Kindheit & Jugend

gGmbH.

Wie kann es angehen, dass bei Rafael aus einer ge-schlossenen Flasche Wasser fließt? Und wieso bleibt seine Freundin absolut trocken, obwohl sie einen gro-ßen Eimer mit Wasser dreht? ganz einfach: die beiden und weitere acht Vorschulkinder des montessori-kin-derhaus Neuenkirchen sind Forscher und sie haben entdeckt, wie so etwas möglich ist. schwarz auf weiß steht jetzt auch an der Eingangstür des kindergarten geschrieben: „Haus der kleinen Forscher“.

Kleine Forscher in Aktion

EIN PRÄDIKAT AUS BERLIN

Ein neunzigster Geburtstag muss gefeiert werden. Ria

Koesling kam dazu gern in die Horst- Koesling-Schule.

Dort ließ sich die rüstige Seniorin mit einem Geburts-

tagsständchen durch den Schulchor und einem Sonnen-

blumenstrauß hoch leben. Die Schülerinnen und Schü-

ler ließen es sich nicht nehmen, ihre Herzlichkeit in den

Glückwünschen für Ria Koesling zum Ausdruck zu bringen.

Elisabeth Müller-Suttmeyer, Bereichsleitung Kindheit &

Jugend, Birgit Tolksdorf, Vertreterin des Elternbeirates,

Waltraud Müller, erste Schulleitung der Horst-Koesling-Schule,

und Elke Benter, Förderverein der HKS, die sich zusätzlich für

eine Geldspende von Ria Koesling bedankte, komplettierten

die anschließende Kaffeerunde, zu der Volker Tews, Schullei-

ter der HKS, eingeladen hatte. In der kurzweiligen Gesprächs-

runde wurden viele Erinnerungen und Ereignisse der zurücklie-

genden Jahrzehnte ausgetauscht.

Die Tagesbildungsstätte der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück wurde nach ihrem mann, dem gründer und Leiter der Einrichtung, benannt: Horst koesling. Deshalb gab es an diesem Ort für seine Frau, Ria koesling, ein ganz besonderes geburtstagsgeschenk, nämlich ein ständchen und sonnenblumen von den schülern und schülerinnen.

Ein Ständchen zum neunzigsten

RIA KöSLING

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Energieeinsparung muss nicht zwingend mit großen Investi-

tionen verbunden sein. Allein durch Verhaltensänderung der

Gebäudenutzer, also der Mitarbeiter, können spürbar langfri-

stige Einsparungen erzielt werden. Viele gute und anwendbare

Vorschläge sind im Intranet eingegangen, die vom AKE für die

weitere Umsetzung aufgenommen wurden. „Allen Mitdenkern

und Einsendern ein herzlicher Dank,“ so Thomas Hesselbarth.

Der große Bereich der technisch möglichen Veränderungen

in und an unseren Gebäuden wird seit 2010 durch die Firma

Nacon GmbH intensiv bearbeitet. Hier geht es um alle Ener-

giesparmöglichkeiten, die mit Investitionen zu tun haben. Die

Firma Nacon deckt zusammen mit den Einrichtungen mögliche

Sparpotentiale auf und setzt dann in Kooperation mit dem AKE

alle sinnvollen Sparmöglichkeiten um.

steigende Energiekosten sind für jedes Unternehmen, auch für die HHO, ein wesentlicher kostenfaktor. Daher beauftragte die geschäftsleitung im sommer 2009 einen Arbeitskreis Energie, kurz AkE genannt. seine Auf-gabe ist es, einfach nutzbare sparpotentiale im Arbeitsalltag aufzudecken.

VERWALTUNG

DER ARBEITSKREIS ENERGIE

Sparpotentiale der Umweltzuliebe aufspüren

Die beiden "Energiesparlinien", also Sparen durch Verhal-

tensänderungen und Sparen durch technische Veränderungen,

wurden im AKE zusammengefasst. Die Firma Nacon ist be-

reits in vielen HHO-Einrichtungen aktiv. Über den AKE werden

andererseits die Schulungsmöglichkeiten erarbeitet, die für

die Zukunft eine durchgängige "Energiesensibilisierung" für

alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Sachen "Umgang und

Nutzen von Energie" sicherstellen.

Ziel des Projektes ist, unter allen Menschen, die täglich in

unserem Unternehmen arbeiten, eine moderne anwendbare

Kultur des Energiesparens zu entwickeln - zu unser' aller

Vorteil und zum Wohle der Umwelt!

32 Verwaltung

Im Intranet, Newsarchiv vom 6. september,

finden sie einen beitrag der geschäftsleitung

zum Thema Energiesparen.

Die Namen der mitglieder des Arbeitskreises Energie

lesen sie unter dem menüpunkt:

/Für alle mitarbeiter/Energiesparen

Mehr zum Thema "Energiesparen"

.marqs / photocase.com

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Die HHO entwickelt mit ihrem Partner von der Nacon gmbH eine Reihe von Energiesparkonzepten. Die Neue Hilfe berichtete über den start des Projektes „Einsparungen im Verbrauch und bei den kosten“. Eingebettet in die Arbeit des Arbeitskreises Energie sind inzwischen Teilprojekte an den start gegangen:

Werkstatt Schledehausen

Die Werkstatt hat im Juli 2009 einen neuen Brennwertheizkes-

sel bekommen, zusätzlich sind aus eigener Initiative unserer

Mitarbeiter viele energiesparende Maßnahmen umgesetzt

worden. Trotz alledem ist noch lange nicht alles Potenzial aus-

geschöpft. Vor allen Dingen die Anordnung der Heizkörper im

Altbaubereich und die unzureichende Abtrennung des Lager-

bereiches von den Gruppenräumen führen trotz eines hohen

Einsatzes von Energie immer noch zu Zugerscheinungen

und zeitweiser Unbehaglichkeit. Diese Situation wird nun in

einem ersten Schritt dadurch verbessert, dass die Werkstatt

ein Schnelllauftor zur Trennung des kühlen Lagers vom Flur

zu den Gruppenräumen bekommt. Außerdem werden in zwei

Gruppenräumen die Heizkörper versetzt, um die Wärme im

Raum besser zu verteilen. Zusätzlich werden die Heizungs-

rohrleitungen im kalten Lagerbereich isoliert. Die Umsetzung

wurde im November abgeschlossen, so dass schon in dieser

Heizsaison mit deutlichen Einsparungen gerechnet wird.

OSNA Technik HasbergenDie Werkstatt wurde 2008 saniert und die Energieversor-

gung zu großen Teilen neu strukturiert. Das installierte System

war auf die Bedürfnisse an den Arbeitsplätzen unzureichend

eingestellt, einzelne Wärmeanforderungen haben zu einer

Überversorgung in anderen Bereichen geführt. Einige Ein-

stellarbeiten, die eine bedarfsgerechte Beheizung bewirken,

wurden bereits durchgeführt und die Einstellungen werden im

Laufe der Heizperiode weiter optimiert. Zusätzlich erfolgte im

November eine Isolierung von bestimmten Streckenbereichen

der Heizleitungen. Auch hier können wir in dieser Heizsaison

mit deutlichen Einsparungen rechnen.

Werkstatt MelleDas Gebäude, in das 2005 die Werkstatt Melle einzog, wur-

de vor der Übernahme komplett saniert und die Energieversor-

gung vollständig neu strukturiert. Durch die Aufmerksamkeit

der Mitarbeiter und die gute Kenntnis in der Bedienung der

Anlagen vor Ort konnten einige Einsparmaßnahmen, wie eine

moderate Senkung der Lagertemperatur und eine Anpassung

der erforderlichen Betriebszeiten der Lüftung, direkt umge-

setzt werden.

Wohnheim Aschendorfer Straße – Horst-Koesling-Schule

Der Gebäudekomplex ist eine unserer Stammzellen und

die Struktur ist über Jahre gewachsen. Die Wärmeversorgung

erfolgt aus zwei Heizzentralen und einer kleinen Therme. Im

Bereich der Schule haben wir kleinere Umbaumaßnahmen

an den Heizkörpern vorgenommen und für Sonderveranstal-

tungen einen einfach zu bedienenden Schalter für eine Wär-

meanforderung außerhalb normaler Betriebszeiten installiert.

Im Bereich des Wohnheims ist an das Wärmenetz auch das

Schwimmbad angeschlossen. Eine seit ca. neun Jahren vor-

handene Solaranlage soll die Wassererwärmung für das

Schwimmbecken und die Duschen unterstützen. Leider ist die

Anlage sehr kompliziert aufgebaut und sie funktioniert nicht.

Statt Wärme von der Sonne einzufangen, pumpen wir Wärme

aufs Dach. Das werden wir in Ordnung bringen und damit den

Energieverbrauch auch tatsächlich senken können.

Werkstatt SutthausenIn der Werkstatt Sutthausen ist unser Energiesparpartner

NaCon seit 1,5 Jahren aktiv und wir haben in vielen Teil-

schritten immer mehr Einsparpotenzial umgesetzt. Im ersten

Schritt wurde unser weitläufiges Fernwärmenetz untersucht

und durch die Reduzierung von Wärmeverlusten in wenig ge-

nutzten Trassen deutlich Energie eingespart. In einem zweiten

Schritt wurden verschiedene Wärmemengenzähler installiert,

um eine Basis für ein Energiemanagementsystem zu schaf-

fen, das wir 2012 aus steuerrechtlichen Gründen in unseren

Werkstätten einführen müssen. Im dritten Schritt haben wir

uns nun einerseits dem Thema Stromeinsparungen in einigen

Bereichen (z.B. Lüftung, Pumpen) zugewendet. Außerdem wer-

den wir ab 2012 ein kleines Blockheizkraftwerk in Sutthausen

betreiben, das uns helfen wird, insbesondere die Stromkosten

zu senken.

Energieeinsparmaßnahmen mit Wirkung ARBEITSKREIS ENERGIE

33Verwaltung

Mehr zum Thema "Energiesparen"

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Die Basis für unsere Bemühungen zur Energieein-

sparung sind die Energieverbrauchswerte unserer ein-

zelnen Standorte. Für die hier beschriebenen Objekte

haben wir die Verbrauchszahlen gegenübergestellt.

Deutlich kann man erkennen, dass unser größter

Standort in Sutthausen auch den größten Energiebe-

darf hat, gefolgt von der Werkstatt Schledehausen und

der Liegenschaft an der Aschendorfer Straße.

Die Ziele in Zahlen

ARBEITSKREIS ENERGIE

Energieverbrauch Referenzjahr

Erwartetes Ergebnisder Einsparmaßnahmen

Sehr deutlich ist die Stromeinsparung in Sutthausen

zu erkennen. Diese resultiert zum großen Teil aus dem

Betrieb eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) und aus

verbrauchsreduzierenden Maßnahmen. Das BHKW wird

mit Gas betrieben. Eigentlich müsste mindestens dop-

pelt so viel Gas wie erzeugter (eingesparter) Strom ein-

gesetzt werden, denn das BHKW erzeugt ja Strom und

Wärme. Wir haben jedoch bereits so viel Gas bei der

Heizenergie gespart, dass wir nur wenig mehr als zuvor

einsetzen müssen und trotzdem eigenen Strom erzeu-

gen! In den anderen Objekten haben wir bislang immer

nur den ersten Schritt unternommen, der sich norma-

lerweise mit der Beheizung befasst. Zug um Zug wollen

wir dort möglichst auch Stromeinsparpotenziale heben.

Das Besondere an unserem Weg der partnerschaft-

lichen Zusammenarbeit mit der NaCon ist, dass diese

die Maßnahmen auf eigene Kosten umsetzen und uns

eine garantierte Kostenentlastung zusteht.

Werkstatt Sutthausen

Werkstatt Schledehausen

Werkstatt Melle

OSNA-Technik Hasbergen

Wohnheim Aschendorfer Str. und Horst-Kösling-Schule

3.000.0002.000.0001.000.0000kWh/a

Gasverbrauch

Stromverbrauch

400.000200.000100.000-100.000 300.0000kWh/a

Werkstatt Sutthausen

Werkstatt Schledehausen

Werkstatt Melle

OSNA-Technik Hasbergen

Wohnheim Aschendorfer Str. und Horst-Kösling-Schule

Gaseinsparung

Stromeinsparung

34 Verwaltung

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GesicherteKosteneinsparung

Welchen Beitrag liefertuns die Sonne?

CO2 Einsparung

Für die Werkstätten und OSNA-Technik Hasbergen

konnten wir die Einsparungen mit langen Vertrags-

laufzeiten sichern, bei unserer „Komplexliegenschaft“

Aschendorfer Straße haben wir einen kurzfristigeren

Einstieg gewählt. Wir erhalten dafür keine garantierte

Einsparung, teilen uns aber mit der NaCon die Einspar-

erfolge. Dieser Anreiz, gemeinsam Einsparerfolge zu

erzielen, ist eine Grundlage unserer Zusammenarbeit

mit der NaCon. Wir werden über die Entwicklung weiter

berichten.

Resultat unserer Maßnahmen zur Energieeinspa-

rung ist auch eine nachhaltige Reduzierung unseres

CO2 Verbrauches.

Die Sonne liefert mit ihrer Strahlung Energie, die

wir uns unterschiedlich nutzbar machen können. Ent-

weder wird diese Energie technisch zur Erwärmung

von Wasser (Solarthermie) oder zur Erzeugung von

Strom (Photovoltaik) eingesetzt. Solarthermie wird zur

Reduzierung des Energieverbrauches zur Beheizung

von Gebäuden und zur Brauchwarmwassererwärmung

eingesetzt. Der Strom aus Photovoltaikanlagen wird

aufgrund der gewährten Zuschüsse verkauft. Wir wer-

den in unserem Arbeitskreis unsere personellen Res-

sourcen generell auf die Reduzierung des Energiever-

brauches konzentrieren, also z.B. unsere vorhandene

Solarthermieanlage effizient betreiben und möglichst

neue Anlagen konzipieren. Der Verkauf von Photovol-

taikstrom ist nicht im Fokus.

Optimierung Energieeinkauf

Neben allen technischen Maßnahmen hat die NaCon auch für uns den

gesamten Energieeinkauf organisiert (wie in der Neuen Hilfe 175 berichtet

wurde). Für 2011 werden wir aus diesem Projekt einen Vorteil für die HHO

gesamt in Höhe von ca. 45.000 € haben, zusätzlich zu der deutlichen,

administrativen Entlastung, die wir im laufenden Jahr bemerken. Für 2012

erwarten wir eine Entlastung, die sogar noch etwas höher sein wird. Auch

hier zeigt sich für uns, dass die Entscheidung zu einer Zusammenarbeit mit

einem Profi, der das immer kompliziertere Geschäft der Energiebeschaf-

fung tagtäglich betreibt, eine richtige Entscheidung war. Durch den kauf-

männisch sehr transparenten Vertrag haben wir auch hier sichergestellt,

dass die NaCon als starker Verhandlungspartner den Energieversorgern in

unserem Interesse entgegentreten kann.

In der Summe kommen wir nun schon auf ca. 250

Tonnen pro Jahr. In Fahrkilometern unserer Transits

entspricht das dann über 1.000.000 km oder über 27

mal um die Erde.

3.000.000

400.000300.000

35Verwaltung

CO2 Einsparung

Werkstatt Sutthausen

Werkstatt Schledehausen

Werkstatt Melle

OSNA-Technik Hasbergen

Wohnheim Aschendorfer Str. und Horst-Kösling-Schule

kg CO2150.000 200.000100.00050.0000

Kosteneinsparung

Werkstatt Sutthausen

Werkstatt Schledehausen

Werkstatt Melle

OSNA-Technik Hasbergen

Wohnheim Aschendorfer Str. und Horst-Kösling-Schule

€/a 15.000 20.00010.0005.0000

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WEIHNACHTSSPENDENPROJEKT FÜR WOHNHEIME

Im september bezogen die ersten menschen mit behinderung das Wohnheim in bad Essen. mittlerweile ist das Haus voll. Die Tagesbetreuung ist eine besonderheit in der Einrichtung an der Franz-martin-straße. Ältere menschen mit behinderung, die nicht mehr oder nicht mehr regelmäßig arbeiten, erfahren hier, dass die Tage im Ruhestand erfüllt und sinnvoll gestaltet werden können. In der Tagesbetreuung erhält ihr Tag struktur. Und besonders wichtig: die erlernten Fähigkeiten gehen nicht verloren, sondern werden weiter gefördert.

Für diese Tagesbetreuung gibt es im Wohnheim einen frei-

en Raum, der jedoch noch nicht komplett ausgestattet sind.

Neben gemütlichen Möbeln fehlt vor allem eine kleine Teekü-

che, in der sich die Senioren selbst eine Kleinigkeit zubereiten

können und in der schnell mal ein Tee oder ein Kaffee gekocht

werden kann.

Endlich wird auch das Wohnheim in Wallenhorst gebaut. Der

Keller ist bereits ausgehoben, jetzt im Winter pausieren die

Bauarbeiten. Aber im Herbst 2012 sollen die ersten Bewohner

in das neue Wohnheim mitten im Zentrum von Wallenhorst

einziehen. Bereichsleiter Franz Haverkamp ist beim neuen

Wohnheim in Wallenhorst wichtig, dass es auf die Bedürfnis-

se von Menschen mit einem hohen Hilfe- und Unterstützungs-

bedarf ausgerichtet ist. Das heißt: Die Ausstattung muss so

sein, dass auch schwerbehinderte Menschen dort möglichst

selbstbestimmt und eigenständig leben können. Dafür müs-

sen besonders die Pflegebäder entsprechend ausgestattet

sein. Ein Duschstuhl oder eine Hubbadewanne sind zum Bei-

spiel wichtige Hilfsmittel, die aus eigenen Mitteln finanziert

werden müssen.

Bitte unterstützen Sie mit Ihrer Spende die Förderstiftung, damit die Hilfe für die Ausstattung der Wohnheime Bad Essen und Wallenhorst weitergegeben werden kann!

Die Förderstiftung Heilpädagogische Hilfe Osnabrück möch-

te die HHO bei der Ausstattung der beiden Wohnheime unter-

stützen. Eine Teeküche kostet knapp 10.000 Euro, ein Dusch-

stuhl rund 7.000 Euro, eine Hubbadewanne gut 6.000 Euro.

36 Förderstiftung

FöRDERSTIFTUNG

Spendenkonto der Förderstiftung HHO:

Verwendungszweck:

Weihnachtsspendenprojekt

Spenden ist ganz leicht.

Damit erfülltes und eigenständigesLeben möglich ist

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Bürgermedaille für Friedhelm kükelhahn

EHRUNG FÜR DEN HHO-SPORTLER

Friedhelm kükelhahn ist eine kämpfernatur und er wird nie müde. Dieses Durchhaltevermögen zeigt sich seit 50 Jahren im Privaten auf der matte und seit vielen Jahren im Ehrenamt – auch zumeist auf der matte. Friedhelm kükelhahn ist sportler durch und durch, er gründete vor 30 Jahren die Judogruppe der HHO und leitete diese noch heute. Für sein jahrzehntelanges Engagement wurde er mit der bürgermedaille der stadt Osnabrück ausgezeichnet.

Dieser Judokämpfer weiß sich durchzusetzen, aber er steht

nicht gern im Rampenlicht. Dennoch sei es ein gutes Gefühl

einmal im Vordergrund zu stehen, meinte Friedhelm Kükel-

hahn, als er Oberbürgermeister Boris Pistorius und vielen Eh-

rengästen dankte. Zuvor hatte Boris Pistorius ihm im Friedens-

saal des Rathauses die Bürgermedaille der Stadt Osnabrück

überreicht. Man kann nicht ohne Liebe mit den Menschen um-

gehen, sagte Friedhelm Kükelhahn und meinte damit beson-

ders die Menschen mit Behinderung, von denen er seinerseits

viel Liebe und Vertrauen erfahren habe. Kükelhahn war selbst

erfolgreicher Judosportler und Sportfunktionär, er unterstütz-

te die Zentrale Integrative Frühförderung Judo, bot Rehasport

und Sturztraining für Osteoporosekranke an. Und er habe es

verstanden, sein Können und die Begeisterung am Sport an

Menschen mit Behinderung weiterzugeben, lobte Oberbürger-

meister Pistorius.

Als Sportpädagoge in der Werkstatt Sutthausen hatte Fried-

helm Kükelhahn die Sportaktivitäten für Menschen mit Be-

hinderung für die HHO aufgebaut und als sein besonderes

Anliegen 1981 die Judogruppe gegründet. Im Ruhestand über-

nahm er ehrenamtlich Behindertensportgruppen. Jeden Frei-

tag fördert er noch heute Bewegung, Koordination, Konzentra-

tion und Selbstbewusstsein seiner Judoka und vor allem den

Spaß am Sport. Für Beschäftigte der OSNA Techniken leitet

Friedhelm Kükelhahn die allgemeine Sportgruppe.

„So soll es auch in den nächsten Jahren bleiben, denn

müde werde ich nie,“ versichert Friedhelm Kükelhahn. Der

Osnabrücker feierte einige Tage nach der hohen Ehrung sei-

nen 82. Geburtstag.

Mit ihm wurde Gabriele Simon mit der Bürgermedaille aus-

gezeichnet. Sie erhielt die Auszeichnung für ihren Einsatz im

Osnabrücker Hospiz.

Für Friedhelm Kükelhahn war nach der offiziellen Ehrung der

Tag noch lange nicht beendet. Seine Judo-Gruppe und viele An-

gehörige baten ihn anschließend zu einer Überraschungsfeier.

Und hier fühlte sich Friedhelm Kükelhahn wieder als Sportler

unter Sportlern.

VERMISCHTES

37Vermischtes

Oberbürgermeister Boris Pistorius zeichnete Gabriele Simon und Friedhelm Kükelhahn mit der Bürgermedallie der Stadt Osnabrück aus.

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Die Transparenzstandards sollen eine

ganzheitliche Sicht auf die Einrichtung

ermöglichen – insbesondere mit Blick

auf ein ausgewogenes Verhältnis zwi-

schen Wirtschafts- und Leistungsdaten.

Das Ziel eines solchen Berichts ist es in

erster Linie, gegenüber den Interessen-

gruppen, d.h. gegenüber Nutzern und

Spendern, aber auch der öffentlichkeit,

die Arbeit der Organisation aussagekräf-

tig abzubilden.

Informieren Sie sich über aktuelle Ver-

anstaltungen oder Leckereien aus dem

StadtgalerieCafé. Finden Sie Neues zu

Projekten, Praktika, BSJ oder aus dem

Werkstattladen. Kommentieren Sie Er-

eignisse und klicken Sie sich durch die

große HHO-Vielfalt.

Transparenz ist auch für uns die

Grundlage unserer Arbeit und unseres

Handelns. Die HHO sieht sich deshalb in

der Pflicht, über ihr Tun Auskunft zu ge-

ben. Wir wollen berichten, nach welchen

Maßstäben wir arbeiten und was von uns

erwartet werden kann.

Wir möchten öffentlich machen, auf

welcher finanziellen Basis die Unterneh-

mensgruppe tätig ist und welche Per-

spektiven sich in Zukunft bieten.

Facebook bietet der HHO einen schnel-

len Kommunikationsweg, den wir sehr

gerne nutzen, um Menschen mit Behin-

derung, Mitarbeiter und andere Unter-

nehmen auf uns und unsere Seite auf-

merksam zu machen.

Die HHO gGmbH hat für 2010 erst-

mals einen solchen Transparenzbericht

veröffentlicht. Der auf freiwilliger Basis

erstellte Bericht geht mit seinen Informa-

tionen über einen Jahresbericht hinaus.

Er ist im Internet für jeden Interessierten

einsehbar.

Erzählen Sie Ihren Mitarbeitern, Ihrer

Familie, Ihren Freunde und Bekannte von

den Möglichkeiten des Facebook.

Erzählen Sie es weiter– die HHO verbindet!

Das Thema Transparenz hat in der Vergangenheit an brisanz gewonnen. Die öffentlichkeit, geschäftspartner und kunden – im sozialen sektor auch kostenträger, Förderer und spender - wollen wissen, wie ein Unter-nehmen aufgestellt ist, wie es wirtschaftet, welchen Werten und Leitlinien es sich verpflichtet fühlt. Um diesen Anforderungen Rechnung zu tragen, haben Diakonie und caritas gemeinsam standards für einen Transparenz-bericht verabschiedet.

Das soziale Netzwerk Facebook wird für immer mehr Unternehmen wich-tiger – auch für die Heilpädagogische Hilfe Osnabrück. seit ungefähr ei-nem Jahr ist die HHO auf Facebook vertreten. Von allgemeinen Informa-tionen bis hin zu brandaktuellen Themen und Veranstaltungen, wird alles auf der Pinnwand gepostet und veröffentlicht. Alle „Follower“, mitarbeiter und Interessenten sind dazu angeregt, möglichst viele beiträge zu kom-mentieren, um die seite so lebendig wie möglich zu gestalten. Alle, die schon ein eigenes Facebook Profil haben, können mitmachen - mitarbei-ten ist erwünscht!

38 Vermischtes

Alle Leistungen offen darlegen

Posten ist erwünscht

ERSTER TRANSPARENZBERICHT

WIR AUF FACEBOOK

Transparenzbericht 2010 | 5

1.1 Einrichtungen

Heilpädagogische Hilfe Osnabrück gGmbHGeschäftsstelleIndustriestraße 1749082 Osnabrück

KurzzeitpflegeBurgstraße 349152 Bad Essen

Reittherapie EllernhofAm Osterfeld 449143 Bissendorf

Bildungs- und Freizeitwerk OsnabrückGroße Gildewart 1449074 Osnabrück

HHO Kindheit & Jugend gGmbHGeschäftsstelleIndustriestraße 1749082 Osnabrück

Frühförderung und Entwicklungsberatung MelleGesmolder Straße 5849324 Melle

Frühförderung und Entwicklungsberatung Osna-brückHeinrich-Bußmann-Straße 349086 Osnabrück

Integrative Kinderkrippe RegenbogenSchützenstraße 6349084 Osnabrück

Waldkindergarten Hörner BruchAdolf-Staperfeld-Straße/ Ecke Ernst-Stahmer-Weg49082 Osnabrück

Integrative Kindertagesstätte „Altes Wasserwerk“Mindener Str. 6649084 OsnabrückMontessori-Kinderhaus

HalternJeggener Str. 149191 Belm

Montessori-Haus MelleGesmolder Straße 5049324 Melle

Montessori-Kindergarten NeuenkirchenWieboldstraße 2749324 Melle

Sprachheilkindergarten MelleGutenbergstraße 149324 Melle

Sprachheilkindergarten GeorgsmarienhütteWartburgstraße 1749124 GeorgsmarienhütteSprachheilkindergarten Osnabrück

Lotter Straße 6649078 Osnabrück

Heilpädagogische Gruppe im Kindergarten WittlageLindenstraße 19649152 Bad Essen

Heilpädagogischer Vogelsang KindergartenAm Vogelsang 18a/18b49088 Osnabrück

Horst-Koesling-SchuleTagesbildungsstätteErnst-Sievers-Straße 45/4749078 Osnabrück

Therapiezentrum Widukind-landHeinrich-Bußmann-Str. 349086 Osnabrück

HHO Wohnen gGmbHGeschäftsstelleIndustriestraße 1749082 Osnabrück

Wohnheime Wohnheim Haus AchelriedeWerscher Straße 2149143 Bissendorf

Wohnheim Agnes-Schoeller-HausSchölerberg Straße 2549082 Osnabrück

Wohnheim Aschendorfer StraßeAschendorfer Straße 649078 Osnabrück

Wohnheim BergerskampBergerskamp 5149080 Osnabrück

Wohnheim HilterCamminer Straße 1149176 Hilter

Wohnheim EllernhofAm Osterfeld 449143 Bissendorf

Wohnheim HasbergenKirchberg 31 A49205 Hasbergen

Wohnheim HolterbergAm Lärchenhang 249176 Hilter

Wohnheim KüsterhausLyrastraße 449143 Bissendorf

Wohnheim MelleNeuenkirchener Straße 2249324 Melle

Wohnheim MoltkestraßeMoltkestraße 1749076 Osnabrück

Wohnheim Natruper HofNatruper Straße 3849176 Hilter

Wohnheim WittlageBurgstraße 1849152 Bad Essen

Wohngruppen Wohngruppe Bad RothenfeldeErnst-August-Str.349214 Bad Rothenfelde

Wohngruppe für Körperbehin-derte Bad RothenfeldeMünstersche Str. 13d49214 Bad Rothenfelde

Wohngruppe Haus Bergers-höheBergerskamp 3149080 Osnabrück

Wohnheim BergerskampKörperbehindertengruppeBergerskamp 51 49080 Osnabrück

Wohngruppe IndustriestraßeIndustriestraße 1549082 Osnabrück

Wohngruppe OsningstraßeOsningstraße 649082 Osnabrück

Wohngruppe ParkstraßeParkstraße 19c49080 Osnabrück

Wohngruppe Weißenburger StraßeWeißenburger Str. 1749076 Osnabrück

Wohngruppe Burg WittlageBurgstraße 349152 Bad Essen

Ambulante AngeboteAmbulante AssistenzIndustriestr. 1749082 Osnabrück0541 – 9991392

Ambulante Assistenz - Bereich I / NachbarschaftstreffpunktSutthauser Str. 5649080 Osnabrück

Ambulante Assistenz - Bereich II / Nachbarschaftstreffpunkt

Industriestr. 1349082 Osnabrück

Ambulante Assistenz - Bereich III / Nachbarschaftstreffpunkt

Ernst-August-Str. 349214 Bad Rothenfelde

Transparenzbericht 2010 | 4

1. Angaben zurHeilpädagogischen Hilfe OsnabrückDie Heilpädagogische Hilfe Osnabrück gGmbH (HHO gGmbH) hat den Zweck der Förderung der Hilfe für Behinderte,

der Jugendhilfe, der Erziehung, der Bildung und Berufsbildung, des Wohlfahrtswesens sowie der selbstlosen Unter-

stützung von Personen, die Infolge ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustandes auf die Hilfe Anderer

angewiesen sind. Das Angebot umfasst auch die Hilfe und Beratung für Angehörige. Die HHO gGmbH erbringt insbesondere Leistungen der Kurzzeitpflege und bietet therapeutische Maßnahmen (z.B.

Therapiebad, Reittherapie) sowie Bildungs- und Freizeitangebote an. Als Holding unterhält sie auch Gesellschaften oder hält Gesellschaftsanteile. 2010 waren dieses:

HHO Wohnen gGmbH (100%) HHO Kindheit & Jugend gGmbH (100%) HHO Verwaltungs GmbH (100%) OSNA-Integ gGmbH (100%) Osnabrücker Werkstätten gGmbH (75%)

Heilpädagogische Hilfe Osnabrück e.V. Registergericht: Amtsgericht Osnabrück VR: 1032 (Freistellungsbescheid des Finanzamtes Osnabrück Steuernummer 66/270/01636

vom 18.03.2011)

Heilpädagogische Hilfe Osnabrück gGmbH Registergericht: Amtsgericht Osnabrück, HRB: 203259 (Freistellungsbescheid des Finanzamtes Osnabrück Steuernummer 66/270/12611

vom 11.01.2011)

Heilpädagogische Hilfe Osnabrück Kindheit & Jugend gGmbH Registergericht: Amtsgericht Osnabrück, HRB: 203308 (Freistellungsbescheid des Finanzamtes Osnabrück Steuernummer 66/270/12646

vom 11.01.2011)

Heilpädagogische Hilfe Osnabrück Wohnen gGmbH Registergericht: Amtsgericht Osnabrück, HRB: 203305 (Freistellungsbescheid des Finanzamtes Osnabrück Steuernummer 66/270/12638

vom 11.01.2011)

Osnabrücker Werkstätten gGmbH Registergericht: Amtsgericht Osnabrück, HRB: 1703 (Freistellungsbescheid des Finanzamtes Osnabrück Steuernummer 66/270/00613

OSNA-Integ gGmbHRegistergericht: Amtsgericht Osnabrück, HRB: 200096 (Freistellungsbescheid des Finanzamtes Osnabrück Steuernummer 66/270/10740

vom 19.01.2010)

Heilpädagogische Hilfe Osnabrück Verwaltungs GmbH Registergericht: Amtsgericht Osnabrück, HRB: 203198 Sitz aller Firmen:

Industriestraße 17 | 49082 Osnabrück

Geschäftsführer aller Gesellschaften: Heiner Böckmann

Transparenzbericht 2010 | 1

TRANSPARENZBERICHT 2010

Version 1.001310.2011

Rabea Giesser, neue Mitarbeiterin im Marketing, sorgt für reichlich Informationen und einen regen Austausch via Facebook.

www.os-hho.de/facebook

Besuchen Sie uns auf Facebook

Herausgeber: Heilpädagogische Hilfe Osnabrück gGmbH, Industriestraße 17, 49082 Osnabrück

Verantwortlich: Heiner Böckmann V. i. S. d. P.

Redaktion: Bärbel Recker-Preuin, Susanne Wolff

Autoren dieser Ausgabe: Heiner Böckmann, Arbeitskreis Energie, Rabea Giesser, Kurt Görner, Maike Hunfeld, Harald Hüsemann, Bärbel Recker-Preuin,

Nadine Schippmann, Christoph Peter Seidel, Paul-Walter Wahl, Susanne Wolff und andere Mitarbeiter

Fotos und grafiken: Arbeitskreis Energie, Detlef Heese, Maike Hunfeld, Hermann Pentermann, Stefanie Preuin, Bärbel Recker-Preuin, Lev Silber

und andere Mitarbeiter; www.photocase.com

spendenkonto: Sparkasse Osnabrück, BLZ 265 501 05, Kto. 58 057

Page 39: NEUE HILFE - HHO€¦ · xxxx Xxxxxxxxxxxxxxxx Zur ersten Fachtagung zum Thema „Personenzentrierter Ansatz“ trafen sich Anbieter und Träger der Behindertenhilfe und Vertreter

Seit knapp einem Jahr besteht die Kooperation mit der

Hochschule Osnabrück. Dank der Förderstiftung Heilpädago-

gische Hilfe Osnabrück konnten fünf Arbeitsplätze für Men-

schen mit Behinderung eingerichtet werden – viele Texte, Ver-

träge und Artikel wurden schon übersetzt. Mit dem Geld aus

der Centkasse wollen wir verschiedene Schulungen anbieten

und damit den Wünschen und Bedürfnissen der neu be-

schäftigten Mitarbeiter gerecht werden.

HHO-mitarbeiter legten im vergangenen Jahr die „krummen“ beträge ihrer gehälter in die centkasse. Aus den vielen kleinen beträge entstand viel, und zwar über 2.000 Euro. Das geld kommt dem Projekt „büro für Leichte sprache“ zugute.

Die centkasse 2012 unterstützt die Integrative kinderkrippe im Alten Wasserwerk. gerade für die kleinen ist es wichtig, dass sie mittags eine Pause machen können und die möglichkeit haben zu schlafen. Toben, entde-cken und spielen– kinder bewegen sich viel, lernen Neues kennen. Für den weiteren spannenden Tag brauchen sie mittags eine Auszeit. so können sie ihre kräfte sammeln, ausruhen und entspannen - jedes kind individuell nach seinen bedürfnissen.

Alle Leistungen offen darlegen

Über 2.000 Euro aus der Centkasse

Kinder brauchen Platz für Ruhe und Entspannung

ERSTER TRANSPARENZBERICHT

MITARBEITERSPENDE FÜR DAS BÜRO FÜR LEICHTE SPRACHE

MITARBEITERSPENDE FÜR DAS "ALTE WASSERWERK"

Die Integrative Kinderkrippe im Stadtteil Schinkel bietet

Platz für 12 Kinder im Alter von null bis drei Jahren. Jedes

Kind, ob mit oder ohne Behinderung, bekommt hier eine indivi-

duelle Förderung und Betreuung. Die Wertschätzung jedes Kin-

des und auch der besondere Charme dieses Hauses machen

diese einzigartige Kinderkrippe aus.

Die Kinder machen jeden Mittag in einem dafür eingerichte-

ten Raum ihren Mittagsschlaf. Jedes Kind ganz unterschied-

lich lang, oft eineinhalb, manchmal auch zwei Stunden.

Es fehlen jedoch geeignete Schlafmöglichkeiten. Bis jetzt

ruhen sich manche der Kleinen in provisorisch aufgestellten

Reisebetten aus – es fehlt an Matratzen und fest installierten

Betten. Ein Schlafpodest bzw. eine Hochebene mit Matratzen

kostet ca. 2.500 €.

Hier brauchen wir Ihre Unterstützung! Sammeln Sie als

HHO-Mitarbeiter die Cent-Beträge Ihres Gehalts und unterstüt-

zen Sie die Integrative Kinderkrippe im Alten Wasserwerk!

Weitere Informationen unter www.os-hho.deim Bereich Spenden.

Herausgeber: Heilpädagogische Hilfe Osnabrück gGmbH, Industriestraße 17, 49082 Osnabrück

Verantwortlich: Heiner Böckmann V. i. S. d. P.

Redaktion: Bärbel Recker-Preuin, Susanne Wolff

Autoren dieser Ausgabe: Heiner Böckmann, Arbeitskreis Energie, Rabea Giesser, Kurt Görner, Maike Hunfeld, Harald Hüsemann, Bärbel Recker-Preuin,

Nadine Schippmann, Christoph Peter Seidel, Paul-Walter Wahl, Susanne Wolff und andere Mitarbeiter

Fotos und grafiken: Arbeitskreis Energie, Detlef Heese, Maike Hunfeld, Hermann Pentermann, Stefanie Preuin, Bärbel Recker-Preuin, Lev Silber

und andere Mitarbeiter; www.photocase.com

spendenkonto: Sparkasse Osnabrück, BLZ 265 501 05, Kto. 58 057

IMPRESSUM

39Vermischtes

Page 40: NEUE HILFE - HHO€¦ · xxxx Xxxxxxxxxxxxxxxx Zur ersten Fachtagung zum Thema „Personenzentrierter Ansatz“ trafen sich Anbieter und Träger der Behindertenhilfe und Vertreter

Die Verpflichtung zum Wehrdienst und damit auch zum Zivildienst lief mitte des Jahres aus, stattdessen gibt es den bundesfreiwilligendienst. Vorrangig wurde diese betätigung geschaffen, um den bedarf an Zivildienststel-len zu kompensieren. Der bundesfreiwilligendienst bietet allerdings mehr: er richtet sich an alle, an Frauen und männer ab 16 Jahren. Das Ziel ist, menschen außerhalb von schule, Ausbildung und beruf für das Engagement zum gemeinwohl zu begeistern. bFD-ler werden nach ihrem Wunsch in sozialen, kulturellen, ökologischen oder integrativen bereichen, sowie im Zivil- und katastrophenschutz eingesetzt. In den Einrichtungen der HHO arbei-ten zurzeit 17 menschen im bFD. Das Interesse ist groß, so dass stetig mehr bewerbungen dazu kommen. Die Freiwilligen sind wertvolle Unterstützer und kollegen. so wie Jennifer mithöfer und manuel blickwedel.

Das ist kein verschenktes JahrDER BUNDESFREIWILLIGENDIENST

An diesem Arbeitsplatz in der Ateliergruppe passt alles: Jennifer Mit-höfer sammelt Erfahrungen für das Leben und fördert Menschen mit Behinderung in ihrer Kreativität.

Jennifer Mithöfer ist mit 16 Jahren eine ganz junge BFD-

lerin. Sie arbeitet in der Ateliergruppe im Intensivförderbe-

reich der Werkstatt Sutthausen und erhielt damit gleich ein

anspruchsvolles Tätigkeitsfeld. „Aber genau das Richtige,“

versichert Jennifer.

Im Sommer hatte Jennifer Mithöfer ihren Realschulab-

schluss in der Tasche und wollte direkt zur Fachoberschule,

später das Fachabi machen und dann Lehramt für Grundschu-

len studieren. Ihre Mutter, eine ehemalige FSJ-lerin, riet ihr,

zwischen Schule und Schule praktische Erfahrungen zu sam-

meln, Erfahrungen für’s Leben.

Jennifer nahm den Rat an, meldete sich bei der Caritas-

Vermittlungsstelle für den Bundesfreiwilligendienst und erhielt

zunächst die Einladung zu einem Schnuppertag im HHO In-

tensivförderbereich. Dieser Tag war offensichtlich so prägend,

dass ihre Entscheidung feststand: die Schule für ein Jahr

unterbrechen und im BFD im Intensivförderbereich der HHO

arbeiten - obwohl einige sie vor dem „nutzlos verschenkten

Jahr“ gewarnt hatten.

Vor ihrem Schnuppertag hatte die 16-Jährige keinerlei Kon-

takt zu Menschen mit Behinderung gehabt. „Behinderung

kam irgendwie nie vor und ich hätte nicht gewusst, wie ich mit

den Menschen umgehen kann,“ sagt Jennifer Mithöfer. Das

änderte sich dann in der Ateliergruppe Tag für Tag. Die Schü-

lerin erzählt von der beeindruckenden Offenheit ihrer Kollegen

mit Behinderung und von dem unglaublich guten Gefühl, Men-

schen mit schweren Handicaps eine Freude zu machen. „Ich

denke jetzt auch vielmehr über mein eigenes Leben nach,“

sagt Jennifer Mithöfer.

Wenn sie im August 2012 den Bundesfreiwilligendienst

beendet hat, geht sie wie geplant zur Fachoberschule. Ihr

Berufswunsch hat sich allerdings geändert. „Ich möchte Heil-

erziehungspflegerin werden,“ berichtet Jennifer und über die

Behauptung, ein Jahr bei der HHO zu verschenken, kann sie

heute nur lachen.

Jetzt mitmachen!www.bundesfreiwilligendienst.de

Der neue Bundesfreiwilligendienst:

Nichts erfüllt mehr, als gebraucht zu werden.

Ab dem 1. Juli kann sich jeder im neuen Bundesfreiwilligen-

dienst engagieren – ob alt oder jung, Frau oder Mann.

Kinder- und Jugendhilfe, Altenpfl ege, Behindertenhilfe,

Kultur, Sport, Integration, Umweltschutz - vieles ist möglich.

Also: direkt informieren und jetzt anmelden!

40 Vermischtes

Page 41: NEUE HILFE - HHO€¦ · xxxx Xxxxxxxxxxxxxxxx Zur ersten Fachtagung zum Thema „Personenzentrierter Ansatz“ trafen sich Anbieter und Träger der Behindertenhilfe und Vertreter

41Vermischtes

Manuel Blickwedel kann in der Horst-Koesling-Schule berufliche Erfah-rungen sammeln und außerdem seiner Kreativität freien Lauf lassen.

Manuel Blickwedel: Praktische Arbeiten liegen dem

17-Jährigen. Deshalb möchte er auch einen handwerklichen

Beruf ergreifen und arbeitet zurzeit in der Horst-Koesling-Schu-

le als Bundesfreiwilligendienstler. Draußen und drinnen ist er

der Mann für alle Fälle. Für ihn gibt es nichts, was nicht geht.

Zum Beispiel passgenau ein Regal für einen Klassenraum ent-

werfen und bauen oder einen maßgeschneiderten Teewagen

für die Essenausgabe herstellen. Auch das Gartenhaus wird

im nächsten Frühjahr seinen Farbanstrich tragen: knallrot.

Ohne die Hausmeister in der Horst-Koesling-Schule könnte

der Schulbetrieb kaum funktionieren. Ihre Einsatzorte liegen

im Schulgebäude und dem gesamten Gelände. Die Treppen

rutschfest und sicher machen, Blumenbeete und Schulhof in

Ordnung halten, Vorrichtungen für den Unterricht und Pflege

bauen, Ausbesserungsarbeiten und Reparatur der Schulfahr-

räder - diese Liste könnte man beliebig erweitern.

Diese Vielseitigkeit kommt Manuel Blickwedel sehr entge-

gen, denn er möchte möglichst unterschiedliche Erfahrungen

sammeln, außerdem kennt seine Kreativität kaum Grenzen.

Selbst in der Pause oder nach Feierabend wühlt Manuel in der

Restekiste, um aus den Holzteilen noch etwas Sinnvolles zu

machen.

Dem 17-Jährigen kommt auch gelegen, dass seine Werkstatt

zu einer Schule gehört. Denn genauso gern wie er bastelt,

spielt er mit Kindern. Zweimal in der Woche kommt Florian

zu ihm in die Werkstatt. Dann zeigt ihm Manuel, wie einfache

handwerkliche Aufgaben erledigt werden. Mit viel Geduld ist

Manuel an seiner Seite und fördert die manuellen Fähigkei-

ten des Schülers. Auch als Beifahrer im HHO-Bulli ist Manuel

Blickwedel der richtige Mann.

Für den 17-jährigen Osnabrücker ist das BFD eine gute Lö-

sung, um ein Jahr bis zum Ausbildungsbeginn zu überbrücken,

dabei etwas Sinnvolles zu tun, zu lernen, außerdem ist die

Aufwandsentschädigung ein gutes Taschengeld.

Im Sommer verließ Manuel Blickwedel die Realschule mit der

Mittleren Reife. Er wollte eine Ausbildung zum Tischler begin-

nen, fand aber keine Lehrstelle. Damit war der BFD die beste

Möglichkeit. Mit den im Hausmeisterdienst gesammelten Er-

fahrungen wird es auch im nächsten Jahr mit einer Lehrstelle

klappen, da ist sich Manuel Blickwedel sicher.

Jetzt mitmachen!www.bundesfreiwilligendienst.de

Der neue Bundesfreiwilligendienst:

Nichts erfüllt mehr, als gebraucht zu werden.

Ab dem 1. Juli kann sich jeder im neuen Bundesfreiwilligen-

dienst engagieren – ob alt oder jung, Frau oder Mann.

Kinder- und Jugendhilfe, Altenpfl ege, Behindertenhilfe,

Kultur, Sport, Integration, Umweltschutz - vieles ist möglich.

Also: direkt informieren und jetzt anmelden!

Der bundesfreiwilligendienst ist ein Angebot an Frauen und

männer aller generationen (ab 16 Jahre – eine Altersgrenze nach

oben gibt es nicht), sich für zwölf monate außerhalb von beruf

und schule für das Allgemeinwohl zu engagieren.

Teilnehmer am bundesfreiwilligendienst erhalten monatlich ein

Taschengeld von ca. 160 Euro sowie ein Verpflegungsgeld, sind

sozial versichert, haben Anspruch auf die gesetzlich zustehenden

Urlaubstage und erhalten 25 Fortbildungstage.

Die kosten für den bundesfreiwilligendienst betragen ca. 450

Euro für die Einrichtungen.

Bundesfreiwilligendienst

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Für acht musikanten der band Takkatina, drei be-gleitungen und einer Dolmetscherin ging es auf große Fahrt. Ziel war das Olympia-sportzentrum in Walcz, Polen. Anlass für die Reise war das Interna-tionale musikfestival und der Auftritt beim großen konzert im Theater von Piwa.

Wer die Frage beantworten möchte, was die Ur- einwohner Australiens, die Aborigines, mit dem Ellern-hof zu tun haben, geht am besten 196 Jahre zurück. 1815 wurde hier nämlich clamor Wilhelm schürmann geboren. Der Ellerbecker erwarb Ruhm und Ansehen in seiner neuen Heimat Australien. Jetzt besuchten Nachfahren des missionars den Ellernhof, sie wurden von den heutigen bewohnern herzlich empfangen.

Takkatina spielt in Polen Der Ellernhof und die Aborigines

INTERNATIONALER AUFTRITT BESUCH AUS AUSTRALIEN

Die Gruppe war im herrlichen Olympia-Sportzentrum kom-

fortabel untergebracht. Die Gastgeber hatten alles bestens

organisiert. Neben den täglichen Proben gab es mehrere

Ausflüge: Die Takkatiner besuchten die Partnerwerkstätten

in Piwa mit einer anschließenden Stadtrundfahrt und dem

sehr interessanten Besuch einer Försterei. Eine andere

Fahrt führte zu einem privat betriebenen Militär-Museum mit

anschießender Bootsfahrt auf dem See zum Sportzentrum.

Fünf der Musikanten nahmen an einem Workshop

„Rhythmik“ mit Trommeln und Didgeridoos teil. Die anderen

besuchten die Burg „Slawogród (Tempelburg). An einem

Abend wurde am Lagerfeuer gegrillt. Höhepunkt war das

Konzert in Piwa. Takkatina spielte drei Stücke: Puppet On

An String, The Lion Sleeps Tonight und Mazel Tov, ein flottes

Klesmerstück. Es war insgesamt ein buntes Programm, mit

viel Tanz, Pantomime, Trommeln und Musik.

“Es war für uns

alle eine herrliche

Woche,“ sagt Or-

chesterleiter Kurt

Görner. Bei allen

Fragen und Ab-

sprachen, war Dol-

metscherin Gosia

Bornemann eine

große Hilfe.

Jan Schürmann aus Bissendorf, der auch noch auf dem

Hof gelebt hat, pflegt seit vielen Jahren gute Kontakte nach

Australien und zu den Menschen, die die Lebensgeschichte

des Missionars Clamor Schürmann erforschen. Nun hat eine

Gruppe Aborigines in Begleitung einiger australischer wissen-

schaftlicher Mitarbeiter während einer Studienfahrt den Her-

kunftsort des Mannes besucht, der für sie eine solch große

Bedeutung hat. Den Besuch begleitete auch Paul Walter Wahl,

ehemaliger HHO-ler und Heimatforscher, er hatte zuvor eine

Ausstellung über das Leben und Wirken des Auswanderers

Clamor Schürmann organisiert.

Gerade als die australische Besuchergruppe mit Heiko Wal-

termann und Paul Walter Wahl über den Ellernhof als Wohnheim

der HHO Wohnen gGmbH sprach, kamen mit großem Hallo die

Bewohner von der Arbeit aus der Werkstatt Schledehausen

zurück. Natürlich wurden die so fremd aussehenden Besucher

interessiert begrüßt. Schließlich hatten die Ellerbecker noch

nie waschechte australische Ureinwohner gesehen.

Besonders die emotionale Zeremonie des Feuerentzündens

wird allen in Erinnerung bleiben. Die Natur, die Erde, Pflan-

zen, Tiere und das Feuer gehören zu den Dingen, denen die

Aborigines mit großer Ehrfurcht begegnen. So entfachte der

Aborigine vom Stamme der Kaurna, Karl Winda Telfer, „die

Eule“, das Feuer mit einem Holzstab und einem Brettchen.

Den glimmenden Eucalyptusfasern durfte dann der 8-jährige

Oskar Schürmann durch Anblasen die Flamme entlocken. Der

Aborigine: „Du hast unsere Kultur übernommen und kannst

jetzt Feuer machen; das ist für dich wie ein Ausweis, falls du

einmal unser Land besuchst.“

Wilfried gramman, Piano

Ansgar Foppe, bass

Tobias görner, congas

Hendrik Wischmeyer, bongos

Ingo Hiergesell, Trommel und HiHat

Tina beck, becken

kerstin bathke, Percussion

gruppenleiter kurt görner, klarinette

Dirigentin: sigi Neugebauer schettler

Es spielten mit:

Die Band Takkatina spielte beim Internationalen Musikfest im pol-nischen Walcz.

Oskar Schürmann, der jüngste Nachfahr aller Ellernhofer, bläst in die glimmende Glut der Eukalyptus-Fasern und entfacht so das Feuer. Ab-origeni Karl, die Eule, zeigte es ihm und allen Zuschauern.

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Kunst-Außenseiter sind anders als andere, auch Ihre Expo-

nate sind auffälliger, ihr Anspruch und ihr Können unterschei-

den sich aber nicht von denen aller anderen Kunstschaffen-

den. Die Künstler mit Beeinträchtigung setzen das in Farben

und Formen um, was sie bewegt. Die Einladung von Lisa Inck-

mann, Leiterin des Kunsthauses Kannen, nahm Christoph P.

Seidel gern an. Das Interesse zeigt, dass die Aktivitäten im

Sutthauser KunstContainer weit über Osnabrück hinaus be-

achtet werden. Zum anderen ist das Münsteraner Kunsthaus

eine gute Adresse für anspruchsvolle Arbeit und das zum zwei-

ten Mal durchgeführte 2X2 Forum für Outsider Art die beste

Gelegenheit, Künstler mit psychischen und geistigen Behin-

derungen aus ganz Europa kennen zu lernen. Kunst kennt

eben keine Grenzen, Kunst bringt Menschen zusammen. Mit

dem Engagement des Kunsthauses beim Forum und der Jah-

resausstellung konnte auch die Grenze zwischen zeitgenös-

sischer Kunst und Outsider Art ein Stück aufgeweicht werden.

2X2, also vier Quadratmeter, sind für eine Präsentation

nicht viel. Die Mitarbeiter des KunstContainers nutzten sie bis

auf den letzten Zentimeter und das besonders intensiv. „Es

ging uns weniger darum, den Stand mit möglichst vielen Bil-

dern zu bestücken, vielmehr wollten wir den Gesamtprozess

unser künstlerischen Arbeit aufzuzeigen,“ sagt Christoph P.

Seidel. Genauso wichtig war der Austausch. Die HHO-Künstler

nutzten die Gelegenheit, Neues zu sehen und ihre Idee, näm-

lich Kunst als einen Entwicklungsprozess zu sehen, weiter zu

tragen.

Outside-Art stand auch im Mittelpunkt der Jahresausstel-

lung im Haus Kannen. Eine derart vielseitige Präsentation

findet man nicht häufig. Sie zeigte unterschiedlichste Stile

und Techniken. Weitaus wichtiger waren die Farbenfülle, die

Schwarz-Weiß-Intensität, Formen, Linien, insgesamt die sprü-

hende Kreativität. Zu den 30 Gastkünstlern gehörten die

HHO-ler Jens Petrat, Siegfried Schulz und Dieter Töpfer. Sie

stellten hauptsächlich Portraits aus, die die Aufmerksamkeit

vieler Eröffnungsbesucher fanden.

„Die Ausstellung zeigte deutlich, dass sich das Niveau der

Outside Kunst positiv verändert,“ sagt Christoph P. Seidel, wo-

bei ihm und seinen Container–Künstlern der Prozess hinter

Bild oder Objekt das Wichtigste sind. Outside-Kunst beein-

druckt nicht durch ausgefeilte Technik, sondern durch emoti-

onale Qualität.

Die Jahresausstellung im Haus Kannen ist noch bis zum

29. Januar 2012 dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr

im Haus Kannen, Alexianerweg 9, 48163 Münster zu sehen.

Ihre Arbeit mit Pinsel und spachtel, auf Papier oder Leinwand nennt sich Outside-Art. Dieser „Außenseiter-kunst“ widmet sich seit 20 Jahren das kunsthaus kannen in münster. In diesem Jahr wurde zum zweiten mal zu einem Forum für künstler, Institutionen, galerien und museen zur Jahresausstellung eingeladen. mit dabei sind auch die Outsider aus dem HHO kunstcontainer. sie machten mit beim 2X2 Forum für Outsider Art 2011 und bei der Jahresausstellung im Haus kannen.

Outside-Art ist eine Frage der Emotionen

INTERNATIONALE KUNSTBEGEGNUNG

Sie präsentierten ihre Arbeit und die des Sutthauser KunstContainers beim 2X2 Forum Outside Art in Münster: v.l. Dieter Töpfer, Ellika Lan-fermann, Stefanie Warner, Ingo Hiergesell und Manuel Dreyer.

Die Kunsthalle Haus Kannen, hier ist auch die besondere Kunst Outside Art zu Hause.

43Vermischtes

Page 44: NEUE HILFE - HHO€¦ · xxxx Xxxxxxxxxxxxxxxx Zur ersten Fachtagung zum Thema „Personenzentrierter Ansatz“ trafen sich Anbieter und Träger der Behindertenhilfe und Vertreter

Walzer, Discofox oder swing heißen einigen Tänze.

geübt wird jeden Freitag von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr

in der Tanz-schule kerstin Albrecht

Werner-von-siemens-straße 3

49124 georgsmarienhütte

Tel. 05 40 1 / 83 92 99

Sie können tanzen lernen!

„Tanz – wie noch nie im Leben, tanz – deinem Traum entge-

gen.“ Diesen Song kennt jeder in der Gruppe, die Musik geht

in Beine, Kopf und Herz. Die Tänzer wissen auch, dass sie

beim Wort „Tanz“ alles geben müssen. „Und zwischendurch

die Wolle wickeln,“ fordert Olli Lindemann auf. Das heißt:

schnell die Hände zur Musik kreisen las-

sen.

Eine Stunde lang sind Tänzer und Tanz-

lehrer in ihrem Element. Hits an diesem

Tag sind Waka Waka von Shakira und Caro

Emerald mit „A night like this“. Reihentän-

ze und Paartänze wechseln sich ab. 15

Tänzer zwischen 17 und 45 Jahren sind

wie an jedem Freitag begeistert. Der lang-

same und der Wiener Walzer sind Lieb-

lingstänze der meisten Kursteilnehmer.

Aber es darf auch ein flotter Discofox sein

oder der Paso Doble, speziell für Katrin

Pille.

Heute erklärt Olli etwas Neues. Ein schneller Wechsel der

Tanzposition: die Dame dreht sich unter dem Arm des Herrn

hindurch. „Ihr könnt ruhig häufiger den Taucher einbauen,“ for-

dert Olli Lindemann. Auch Kerstin Albrecht kommt mit ihrem

Tanzpartner ins Schwitzen. „Die Tänzer mit Behinderung ge-

hen freier miteinander um. Sie zeigen beim Tanzen ihre Emoti-

onen, das macht Riesenspaß,“ sagt die Tanzlehrerin.

Tanzen gehört seit vielen Jahren zum festen Programm im

Bildungs- und Freizeitwerk Osnabrück (BuFo). In den HHO-

Reihen finden sich viele Tanzbegeisterte. Die heißen Disko-

abende im Regenbogentreff sind in guter Erinnerung. Heute

geht man zum Hydepark und zur Disco in die Werkstatt Sutt-

hausen. Menschen mit Behinderung tanzen beim Musical und

in der Gruppe Hip Hip integration der Tanzschule Hull außer-

dem in der Tanzgruppe der Werkstatt Schledehausen.

Also liegt es nahe, einen Paartanzkurs in einer ADTV-Tanz-

schule anzubieten. Kerstin Albrecht

griff diese Idee und die Anfrage vom

BuFO begeistert auf. Im März 2009

begann der erste Tanzkurs für Men-

schen mit Behinderung in ihrer Tanz-

schule in Georgsmarienhütte. Bei Kur-

sende wurde mit einem grandiosen

Abschlussball gefeiert, doch niemand

wollte aufhören. Also wird der Kurs

bis heute fortgesetzt.

Nach und nach vergrößerte sich die

Gruppe und die Tanzlehrer gewannen

immer mehr Freude und Sicherheit.

„Bei schnellen Tänzen verringern wir

die Schrittfolgen, sonst lernt dieser Kurs genauso gut wie alle

anderen,“ berichtet Kerstin Albrecht. Anfangs wurde der Kurs

von zwei Mitarbeitern des BuFO begleitet. „Diese Assistenz

wurde nach und nach überflüssig,“ sagt Markus Kolbe vom

BuFo. Seit Anfang dieses Jahres bietet Kerstin Albrecht den

Tanzkurs in Eigenregie und ohne BuFO-Unterstützung an. „Ein

gutes Beispiel für Inklusion“, ergänzt Markus Kolbe.

Nach einer Stunde kommt an diesem Freitag das Finale, so

wie immer mit „Tip-top“. Alle Tänzer haben richtig abgerockt

und würden am liebsten weitertanzen. Bei Ramon Gohl ist von

Nervosität nichts mehr zu spüren. Sie fand sofort einen Tanz-

partner und kommt garantiert wieder.

Dieser kurs ist auch für die gestandene Tanzschulen-chefin etwas besonderes. „Er ist einer der besten kur-se der Tanzschule,“ versichert kerstin Albrecht. Das liegt nicht allein daran, dass dieser kurs nicht nach einigen stunden zu Ende geht. Er wird seit zwei Jah-ren kontinuierlich fortgeführt. Weil man sich kennt, begrüßen kerstin Albrecht und Tanzlehrer Oliver Lin-demann jeden persönlich. Ramona gohl wird herzlich willkommen geheißen, sie ist heute zum ersten mal in der Tanzschule und ziemlich nervös. Dann geht es los: „Endlich wieder tanzen“, meint Tobias görner.

Tanzen geht in beine,Kopf und Herz

STANDARDTANZKURS BEI KERSTIN ALBRECHT

HHO-Tänzer bringen sogar Tanzschulen-Chefin Kerstin Albrecht auf Trab.

Ein Disco-Reihentanz zum Aufwärmen. Tanzlehrer Oliver Lindemann (re.) heizt den HHO-Tänzern richtig ein.

44 Vermischtes

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Natalie Meihonke hat ihren BSJ-ler Kristof Jordan ins Herz geschlossen. Mit ihm macht die Arbeit besonders Spaß.

Seit diesem Sommer hat Kristof Jordan sein Abitur in der

Tasche. Wie es beruflich weitergehen soll, wusste er lange

Zeit nicht. Deshalb entschloss er sich auf Anraten seiner Mut-

ter zu einem Schnupperarbeitstag im Intensivförderbereich in

der Werkstatt Sutthausen. Mit Erfolg, denn Kristof entschloss

sich nach einigen Tagen zu einem Berufsvorbereitenden Sozi-

alen Jahr. Auch sein Wunsch, im Intensivförderbereich einge-

setzt zu werden, ging in Erfüllung. Ein holpriger Einstand auch,

weil er sich in den ersten Tagen den Fuß verletzte und ausfiel,

danach in der Krankheitsphase von zwei Kollegen wieder ein-

stieg und gewissermaßen ins kalte Wasser geworfen wurde.

Jetzt ist er sich ganz sicher, dass er den richtigen Arbeitsplatz

für ein Jahr gefunden hat.

Das Jahr wird viel bringen, da ist sich Kristof Jordan schon

jetzt sicher. Neben den ersten Erfahrungen im Arbeitsleben

liegt der Gewinn des BSJ vor allem im zwischenmenschlichen

Bereich. Vor seiner Arbeit in Sutthausen hatte er keinen Kon-

takt zu Menschen mit Behinderung. Nun erlebt er im Intensiv-

förderbereich viel Offenheit und Herzlichkeit. Im Umgang mit

den behinderten Menschen im Intensivförderbereich gibt es

jeden Tag viele einzigartige Momente, so Kristof Jordan. Auch

seine Gruppenleiter, Ruth Bensmann und Fabian Wruck, erhal-

ten ein hohes Lob.

Die Arbeit in der Gruppe zwei verläuft für den BSJ-ler alles

andere als im Schongang. Er wird bei allen Tätigkeiten einge-

setzt und gerade für diese Herausforderung ist er zu haben.

Auch die Pflege der Menschen mit hohem Assistenzbedarf,

selbst die Toilettengänge, sind für ihn kein Problem mehr.

Die Menschen in seiner Gruppe übernehmen Verpackungs-

arbeiten für Fischfutter und Kristof unterstützt sie dabei, auch

bei allen Aufgaben des Tages.

Die Woche vergeht wie im Flug, weil der Ablauf so vielfältig

und interessant ist, berichtet der 18-Jährige: Arbeit, Spazier-

gänge, Einkäufe, großes Frühstück, Reiten und Schwimmen

und zum Wochenabschluss am Freitag das gemeinsame Ko-

chen des Mittagessens. Die Zubereitung der Mahlzeit fördert

die Selbstständigkeit und sie macht allen einen Riesenspaß,

sagt Kristof Jordan. Dann sagt er einen Satz, der längst nicht

allen von den Lippen kommt: „Sonntags freue ich mich auf die

Arbeit in der kommenden Woche.“

Die ersten vier Monate des BSJ vermittelten Kristof Jordan

auch Orientierung für die Zukunft. Er kam seinem Berufs-

wunsch näher und ist ziemlich sicher, wie es nach dem BSJ

laufen wird. Zunächst steht eine Ausbildung zum Heilerzie-

hungspfleger auf dem Programm, danach möchte er Grund-

schullehramt studieren. Mit beiden Ausbildungen dürfte er ein

gefragtes Arbeitsfeld und hervorragende Chancen vorfinden,

denn inklusive Klassen sind in Zukunft mehr gefragt. Damit

übernimmt Kristof die Vision der HHO, die eine Schule für alle

möchte.

Der junge Osnabrücker ist bislang ehrenamtlich im Sportver-

ein TuS Haste tätig. Ehrenamtliches Engagement möchte er

ausbauen und zwar bei der HHO im BuFO. Mit Kathleen Sou-

za-Saldanka, BSJ-lerin in der Gruppe eins im Intensivförder-

bereich, hat er sich als Helfer angemeldet. Beide möchten ehren-

amtlich Freizeiten mit Menschen mit Behinderung begleiten.

„Alle bsJ-ler sind super drauf,“ sagt kristof Jordan – so wie auch er, obwohl sein berufsvorbereitendes soziales Jahr ein bisschen holprig begann. Jetzt ist er mittendrin und er freut sich über die gewissheit, dass er und sein Einsatz hier wirklich gebraucht werden. Der 18-jährige bsJ-jer arbeitet in der gruppe zwei des Intensivförder-bereiches.

Sonntags auf den Montag freuenEIN BSJ BRINGT ORIENTIERUNG

45Vermischtes

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Segler fühlen sich auf dem Wasser wohl und wollen wissen, wie Boote gemacht werden. Bootsbauer Hermann Dannhus, Werft Fricke und Dannhus, erklärte es.

Ein Treffen der Seglergruppe aus der Werkstatt Schledehau-

sen lohnt immer, auch dann, wenn der Herbst kalt und stür-

misch ins Land zieht. So war es, als wegen des Wetters das

Segeln nicht möglich war, die Fahrt zum Dümmer dennoch

neue Einsichten und Überraschungen bot. Das Programm

wurde kurzerhand geändert, aber es blieb maritim. Ein Be-

such bei der Werft "Fricke und Dannhus" in Hüde am Dümmer-

see stand auf dem Programm.

Gut zehn Jahre lebten Bar-

bara Weigelt und Antonius

Frühauf zusammen, anfangs

auf der Krebsburg in Oster-

cappeln, seit Dezember 2002

in einem gemeinsamen Apart-

ment im Dachgeschoss des

Wohnheimes „Altes Zollamt“

in Melle. Im Sommer 2010

waren sie sich sicher: „Wir

möchten heiraten!“

Eine Hochzeit – gerade von

Bewohnern der HHO – feiert

man nicht alle Tage. Deshalb waren Vorbereitungen nötig. Da-

bei halfen natürlich gern die Angehörigen und Mitarbeiter des

Wohnheimes. Gemeinsam wurden alle Hürden überwunden

und ein rauschendes Fest vorbereitet. Nach der standesamt-

lichen Trauung verließen beide als „Frau und Herr Frühauf“

Seit mehr als 110 Jahren gibt es diese Traditionswerft, die

sich auf den Holzbootbau spezialisiert hat. Der Kundenstamm

reicht von Berlin über Hannover bis zum Bad Zwischenahner

Meer. Der Seniorchef empfing die HHO-Segler sehr herzlich

und führte die 18 Teilnehmer durch die Werfthallen. Es wurden

Boote in verschiedenen Bauabschnitten gezeigt und die ein-

zelnen Fertigungsschritte erklärt. Die Werftführung war eine

rundum gelungene Sache und die Betrachter waren erstaunt,

wie viel Arbeit und Aufwand in einem Boot steckt.

„Wenn die Saison 2012 beginnt und die Segler wieder auf

den Dümmersee dürfen, werden viele die Boote mit ‚anderen’

Augen sehen“, meint Harald Hüsemann.

das Meller Rathaus. Einen Tag später stieg noch einmal die

Nervosität und alle fieberten dem größten Ereignis entgegen,

der Trauung der Matthäuskirche, Melle. Das Brautpaar wur-

de standesgemäß mit einem Mercedes aus dem Jahr 1958

chauffiert. Kaplan Helmut Schumacher begrüßte das Barbara

(63 Jahre), ihren Antonius (55 Jahre) und viele Festgäste. Die

gemeinsam mit dem Kaplan, den Angehörigen und den Mitar-

beitern des Wohnheimes gestaltete Messe bot einen schönen

und feierlichen Rahmen. Nach der Trauung wurden Barbara

und Antonius Frühauf unter großem Jubel ihrer Freunde auf

dem Kirchplatz empfangen.

Danach ging es mit 60 Gästen zur Hochzeitsfeier in das

Vereinsheim von Viktoria Gesmold. Bis nach Mitternacht wur-

de unbeschwert gefeiert und getanzt. Nach diesem schönsten

Wochenende ihres Lebens schwärmten Barbara und Antonius

Frühauf: „Alles war noch schöner, wie wir es uns je erträumt

hatten.“

Ein Werftbesuchzum saisonabschluss

sie trauten sich

TREFFEN DER SEGLERGRUPPE

HOCHZEIT

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Friederich Dördelmann verstorben am 23. Juli im Alter von 65 Jahrenehemals Werkstatt Hilter und Wohnheim Camminer Straße

Ludwig Schürbrock verstorben am 11. August im Alter von 65 Jahrenehemals Werkstatt Schledehausen und Wohnheim Haus Wittlage

Kerstin Lienemann verstorben am 3. Oktober im Altesr von 37 JahrenWerkstatt Wallenhorst

Peter Deimund verstorben am 11. Oktober im Alter von 50 JahrenOSNA-Technik Hasbergen

Walter Hempelmannverstorben am 18. November im Alter von 86 Jahren ehemals Werkstatt Schledehausen und Wohnheim Camminer Straße

Manfred Hübner verstorben am 19. November im Alter von 75 Jahren ehemals Werkstatt Schledehausen und Wohnheim Franz-Martin-Straße

stilles gedenken

47Vermischtes

Im April erscheint die nächste Ausgabe der Neuen Hilfe.

Diese Zeitung wollen wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in

der Behindertenhilfe widmen. In den Berichten soll über die Arbeit

generell und natürlich auch über besondere Erlebnisse in den Ein-

richtungen vor Ort geschrieben werden. Wenn Sie eine interessante

Geschichte für uns haben oder Ihre Erfahrungen einbringen möch-

ten, freuen wir uns über Ihren Anruf oder Ihre E-Mail. "Mitarbeiter

in der Behindertenhilfe leisten viel unter sich ständig verändernden

Bedingungen", sagt Rainer Stagge. Langjährige Mitarbeiterinnen

und Mitarbeitern haben die Arbeit noch unter ganz anderen Bedin-

gungen erlebt.

Kontakt:

susanne Wolff | Tel. 05 41 / 99 91 - 355 | [email protected]

Rainer stagge | 05 41 / 99 91 - 255 | [email protected]

Ihre Meinung und Ihre Geschichten sind uns wichtig.

Neue Hilfe im Frühjahr - Vorschau

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Der Hit aus dem stadtgaleriecafé:

Weihnachtlicher SchmandkuchenA) 500 g weiche Butter, 250g Zucker, 500g Mehl, 5 Eier,

1 1/2 x Backpulver

Aus diesen Zutaten einen Rührteig herstellen.

Die Masse auf 5 Stücke Backpapier verteilen und rund auf

Tortengröße ausstreichen.

Die Böden bei 180 Grad ca. 8 Minuten backen.

B) 3 Becher Schmand, 2 Gläser Pflaumenmus, Zimtzucker

Einen Boden nehmen und darauf Pflaumenmus streichen,

darauf Schmand.

Auf den Schmand Zimtzucker streuen und darauf den nächsten

Boden.

Mit den anderen Böden genauso verfahren. Auf den 5. Boden

nur Pflaumenmus und Schmand streichen.

Den Kuchen mindestens 5 Stunden gut durchkühlen lassen.

C) 150g Sahne, 200g dunkle Kuvertüre

Die Kuvertüre klein hacken.

Die Sahne erhitzen. Wenn sie heiß ist, die Kuvertüre darin

auflösen.

Mit der Schokocreme den Kuchen überziehen.

Der Kuchen schmeckt am besten, wenn man ihn gut zwei Tage

vor dem Verzehr herstellt. Also ideal für ein stressfreies

Weihnachten.

Mein Dekotip: Einfach einen Stern aus Papier ausschneiden

und auf dem Kuchen mit Puderzucker absieben.

„Guten Appetit!“ wünscht Andrea Speckjohann

DAS BESTE ZUM SCHLUSS

Domhof 2 49074 Osnabrückwww.os-hho.de

Öffnungszeiten: Mo.–Sa. 10:00 bis 18:00 Uhr