Neue Arbeitsaufgaben und Anforderungen durch Industrie 4.0 ... · Management and Organisation...
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Neue Arbeitsaufgaben und Anforderungen durch Industrie 4.0
–eine qualitative Fallstudie in der
AutomobilindustrieMartin Rost - Marcel Stölzel - Arjan Kozica
Konferenz„Zukunftsprojekt Arbeitswelt 4.0“
19. September 2016
19.09.2016 1Rost, Stölzel & Kozica
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Forschung zu Kompetenzen in digitalen Arbeitswelten
Veränderung der Arbeitswelt und der Arbeitsprozesse durch die Digitalisierung der Industrieproduktion in den nächsten zehn Jahren (BMWi 2016; BMAS 2016)
Intensive Auseinandersetzung mit der Thematik, wie Mitarbeiter unter den Bedingungen der Digitalisierung arbeiten werden (z.B. Botthof 2015; Matt und Rauch 2015; Spath et al. 2013).
Intensive Diskussion, welche Kompetenzen für die Teilnahme an den neuen Prozessen notwendig sein werden (z.B. Bornewasser & Putz-Bonnes, 2015; Dombrowski, Krenkel, Malorny, 2015; Myskovszky & Stiller, 2015; Voigt, Süße & Wilkens, 2015)
Erste Kompetenzmodelle von Großkonzernen, die das Thema Digitalisierung in den Mittelpunkt stellen (Leubner, 2015)
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Forschungslücke unzureichende empirische Erkenntnisse über den
Zusammenhang der Aufgabenveränderung durch Industrie 4.0 und der Veränderung der Kompetenzanforderungen
fehlende Kompetenzliste mit Bezug zu Industrie 4.0» allgemeine Kompetenzbeschreibungen (Heyse & Erpenbeck,
2009)
» Bedeutung von Kompetenzen für Innovations- und Effizienzprozesse (Rost, 2014)
unzureichende Erkenntnisse über die Kompetenzanforderungen durch Industrie 4.0 für einzelne Berufsgruppen Produktion, Produktentwicklung, IT
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Forschungsfragen
1. Wir wirkt sich die Transformation zu Industrie 4.0 in den Bereichen Produktion, IT und Produktentwicklung auf die Gestaltung der Arbeitsaufgaben von Mitarbeitern in der Automobilindustrie aus?
2. Wie beeinflussen die Veränderungen in der Tätigkeit die Anforderungsprofile der Mitarbeiter?
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Aufbau der Studie
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Verständnis Industrie 4.0
Veränderungen Aufgaben
durch Industrie 4.0
Erforderliche Kompetenzen für Industrie
4.0
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Methode explorative Herangehensweise (Vorstudie)
Fallstudie: » ein Unternehmen aus der Automobilindustrie, » Dokumentenanalyse, 12 Interviews
Datenerhebung: » Experten aus IT, Produkt- und Verfahrensentwicklung,
Produktionssysteme & Produktionsplanung, HR & Arbeitspolitik, Kommunikation Industrie 4.0
» halbstrukturierte Experteninterviews, critical incident Technik» Auswahl Kompetenzen aus Kompetenzatlas (Heyse & Erpenbeck, 2009)
Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring, 2010)
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Unternehmensbeschreibung großes europäisches Automobilunternehmen Firmenzentrale der Aktiengesellschaft in Mitteleuropa weltweit verteilte Produktionsstätten Unternehmenszahlen:
» Beschäftigte > 100.000 » Absatz Fahrzeuge > 2 Mio. » Umsatz > 80 Mrd. Euro
innovative und nachhaltige Technologien, Fahrzeugsicherheit qualitativ erstklassige Fahrzeuge (Premiumhersteller)
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Analyse der Fallstudie
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Verständnis Industrie 4.0
Veränderungen Aufgaben
durch Industrie 4.0
Erforderliche Kompetenzen für Industrie
4.0
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Wie zeigt sich Industrie 4.0 in der Fallstudie?Zentrale Aussagen der Literatur zur Veränderung der Produktion
Zielbild Smart Factory: Losgröße 1 & wirtschaftlich zu produzieren
Vernetzung Flexibilisierung und Wandlungsfähigkeit Dezentralisierung und
Selbstorganisation Entlastung der Mitarbeiter in der
Arbeitswelt Mensch bleibt im Mittelpunkt, keine
menschenleere Fabriken in naher Zukunft
Zentrale Aussagen in der Fallstudie
Vision Smart Factory, also die intelligente wandlungsfäige Fabrik, Losgröße 1
Digitalisierung der Wertschöpfungskette wandlungsfähige Produktion
Ausrichtung Technik auf den Mitarbeiter menschenzentrierte Produktion (keine menschenleeren Fabriken)
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle durch Industrie 4.0-Anwendungen
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Die Ansichten der Literatur finden sich weitgehend auch in unserer Fallstudie.
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Industrie 4.0 und Veränderung der Arbeitsprozesse u. Aufgaben
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Verständnis Industrie 4.0
Veränderungen Aufgaben
durch Industrie 4.0
Erforderliche Kompetenzen für Industrie
4.0
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Industrie 4.0 und Veränderung der Arbeitsprozesse u. Aufgaben – bisherige Veränderungen
1. Komplexität (+): Vernetzung der Bereiche; steigende Datenvielfalt sowie umfassendere externe und interne Anforderungen an die Produktion
2. Vielfalt (+): größeres Spektrum an Steuerungs- und Überwachungsaufgaben, z.B. mehrere Maschinen und deren Zusammenwirken bei einem Maschinenbediener
3. Flexibilität (+): schnellere Reaktion auf verändernde Anforderungen (z.B. durch den Kunden)
4. technologische Unterstützung (+): sowohl physisch (in Verbindung der Arbeit mit einem Roboter) als auch digital (IT-Unterstützung über z.B. Tablets)
5. Kommunikation (+): unternehmensübergreifende Netzwerke, Mensch-Maschine-Schnittstellen
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Wandel in den Tätigkeiten bisher gering, viele Konzeptentwicklungen, nur erste Ansätze in der Umsetzung (Digitalisierung, papierlose Fabrik)
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Industrie 4.0 und Veränderung der Arbeitsprozesse u. Aufgaben – Zukunft
1. Komplexität (++): Vernetzung aller Wertschöpfungspartner; Komplexität der Maschinen steigt, Konzepte zur „intuitiven Steuerung“ können teilweise entgegenwirken
2. Vielfalt (++): mehr unterschiedliche Aufgaben, mehr Verantwortung für mehrere Maschinen und Anlagen
3. Flexibilität (++): Prozesse müssen kurzfristig auf Kundenanforderungen und neue Technologien angepasst werden
4. technologische Unterstützung (++): digitale Ebene (durch intelligente Steuerung, z.B. Smartphones, Tablets); auf physischer Ebene durch Mensch-Roboter-Kooperation (MRK)
5. Kommunikation (++): intern und extern (Kunde, Lieferant), Mensch-Maschine-Schnittstellen
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die großen Veränderungen durch Industrie 4.0 stehen noch an Tatsächliche Veränderung kann derzeit nur abgeschätzt werden (Unsicherheit)
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Industrie 4.0 und Kompetenzanforderungen
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Verständnis Industrie 4.0
Veränderungen Aufgaben
durch Industrie 4.0
Erforderliche Kompetenzen für Industrie
4.0
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Industrie 4.0 und Kompetenzanforderungen
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Fach- und Methodenkompetenz Objektez.B. fachübergreifende Kenntnisse, Fachwissen oder analytische Fähigkeiten
Soziale Kompetenz: Fokus auf anderez. B.: Teamfähigkeit, Anpassungsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit
Personale Kompetenz: Person selbstz.B.: Lernbereitschaft, ganzheitliches Denken oder Eigenverantwortung
Aktivitäts- und Handlungskompetenz: anderen Kompetenzklassenz.B.: Innovationsfreude, Mobilität oder Ausführungsbereitschaft
Heyse & Erpenbeck (2009), S.1ff.
Heyse & Erpenbeck (2009), S. XIII
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Industrie 4.0 & Fach- und Methodenkompetenzen
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Industrie 4.0 & Fach- und Methodenkompetenzen Fachübergreifende Kenntnisse
» „d. h. […] der Schlosser wird nicht nur der Schlosser bleiben, sondern er muss sich auch um die Elektrik kümmern. Ich brauche Verständnis für Pneumatik, ich brauch Verständnis für irgendwelche Prozesse, die da auch im Hintergrund laufen …“
Analytische Fähigkeiten» „Sie müssen, so wie bei Big Data auch die Daten, die auf sie
einströmen, analysieren können und da dann draus Schlüsse ableiten.“
Systematisch-methodisches Vorgehen» „Wenn du mit Maschinen zusammenarbeitest musst du [dich]
auch auf deren Logik einlassen und die sind nun mal sehr systematisch, die Maschine“.
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Industrie 4.0 & Soziale Kompetenzen
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Industrie 4.0 & Soziale Kompetenzen
Team- und Kooperationsfähigkeit
» „Ja man wird zusammengewürfelt werden, weil durch die Änderung ergeben sich neue [Teams]…“
» „… [ein] Instandhalter ist [… durch die neuen Prozesse im Rahmen von Industrie 4.0 …] mit seinen Instandhalterkollegen in den anderen Werken virtuell verbunden …“
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Industrie 4.0 & personale Kompetenzen
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Industrie 4.0 & personale Kompetenzen Ganzheitliches Denken
» „… ist wichtig, weil wir die komplette Wertschöpfungskette digitalisieren wollen, d. h. ich muss auch verstehen, wo kommt das Material her und wo fließt es hin.“
Lernbereitschaft » „sie müssen Fachzeitschriften lesen, sie müssen Messen
besuchen, sie müssen wissen in welche Richtung entwickelt sich denn die Technologie.“
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Industrie 4.0 & Aktivitäts- und Handlungskompetenzen
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Fazit zur Kompetenzanforderungen in der Industrie 4.0In welchen Bereichen gibt es die zentralen Veränderungen?
Fach- und Methodenkompetenzen sowie soziale Kompetenzen werden in der künftigen Arbeitswelt immer wichtiger werden, weil …
Industrie 4.0 ein sehr komplexes Thema ist. Dafür werden umfangreicheres Fachwissen und fachübergreifende Kenntnisse sowie analytische Fähigkeiten und systematisch-methodisches Vorgehen benötigt
Industrie 4.0 ein ganzheitliches Thema ist und somit Kooperations-, als auch hohe Kommunikationsfähigkeiten notwendig sind
Personale Kompetenzen ermöglichen den eigenverantwortlichen Umgang der Mitarbeiter mit Lern- und Veränderungssituationen im Rahmen von Industrie 4.0
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Erkenntnis der Studie - ZusammenfassungAufgabe Industrie 4.0
Komplexität
Vielfalt
Flexibilität
technologische Unterstützung
Kommunikation
Kompetenzen
Fach- und Methoden: Fach- und fachübergreifende Kenntnisse, analytische Fähigkeiten, systematisch-methodische Vorgehen
Sozial: Kooperationsfähigkeit
Personal: ganzheitliches Denken, Lernfähigkeit
Aktivitäts- und Handlung: Innovationsfreudigkeit, Mobilität
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Geplantes ForschungsprojektDigitale Vernetzung in der Produktentwicklung (ProVerDig): Kompetenzmodelle, Zusammenarbeit und Führung für eine digitale Arbeitswelt Analyse der Auswirkungen der Digitalisierung auf die
ProduktentwicklerInnen Kernfragen:
» Welche Kompetenzen benötigen Produktentwickler in der Arbeitswelt 4.0?
» Wie arbeiten Produktentwickler in virtuellen, organisationsübergreifenden, diversen Teams zusammen?
» Wie verändert sich Führung in der Produktentwicklung im digitalen Zeitalter?
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Literatur BMAS (2016): Foresight-Studie "Digitale Arbeitswelt" für das Bundesministerium dür Arbeit
und Soziales. Unter Mitarbeit von Wenke Apt, Marc Bovenschulte, Ernst A. Hartmann und Steffen Wischmann. Hg. v. Institut für Innovation und Technik. Berlin (Forschungsbericht 463).
BMWi (2016): Digitale Strategie 2025. Hg. v. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Berlin.
Bornewasser, Manfred; Putz-Bonnens, Carmen, 2015, "Kompetenzmanagement in der digitalisierten Arbeitswelt. praxisnah und vernetzt". Praeview, 2015/2, 28-29.
Botthof, Alfons (2015): Zukunft der Arbeit im Kontext von Autonomik und Industrie 4,0. In: Alfons Botthof und Ernst Andreas Hartmann (Hg.): Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0. Berlin, Heidelberg: Springer Vieweg (Open), S. 9–22.
Dombrowski, Uwe; Krenkel, Philipp; Malorny, Constantin (2015): Erfahrbares Lernen von Kompetenzen für die Produktion von morgen. In: Meier, Horst (Hg.): Lehren und Lernen für die moderne Arbeitswelt. Berlin: GITO-Verlag, S. 285-310.
Heyse, V.; Erpenbeck J. (2009): Kompetenztraining, Informations- und Trainingsprogramm, 2. Auflage, Stuttgart.
Leubner, Thomas (2015): Next generation competencies for a digital world. Vortrag der Siemens AG, 07.05.2015, Köln.
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Literatur Matt, Dominik, T.; Rauch, Erwin (2015): "Industrie 4.0 - Arbeitsorganisation in der urbanen
Fabrik von morgen". Industrie 4.0 Management, 31 (3). Myskovszky von Myrow, Theresa; Hendrieke Stiller (2015): "Wissen und Kompetenzen in
der digitalisierten Arbeitswelt. Herausforderungen und Unterstützungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen". Industrie 4.0 Management, 31 (3), S. 78-80.
Mayring, Philipp, 2010, Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Vol. 11. Weinheim: Beltz.
Rost, Martin (2014): Kompetenzmanagement und Dynamic Capabilities. Eine empirische Fallstudie bei einem Unternehmen aus der Automobilzulieferindustrie. Lohmar: EUL-Verlag.
Spath, Dieter; Ganschar, Oliver; Gerlach, Stefan; Hämmerle, Moritz; Krause, Tobias; Schlund, Sebastian (2013): Produktionsarbeit der Zukunft - Industrie 4.0. Hg. v. Frauhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Stuttgart. Online verfügbar unter http://www.produktionsarbeit.de/content/dam/produktionsarbeit/de/documents/Fraunhofer-IAO-Studie_Produktionsarbeit_der_Zukunft-Industrie_4_0.pdf.
Voigt, Bernd-Friedrich; Süße, Thomas; Wilkens, Uta (2015): Entwicklung von Kompetenzen für Industrie 4.0 im Rahmen eines Planspielszenarios – Simulation und Evaluation. In: Meier, Horst (Hg.): Lehren und Lernen für die moderne Arbeitswelt. Berlin: GITO Verlag, S. 145-162.
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KontaktDr. Martin RostLehrstuhl für ABWL und OrganisationUniversität [email protected]
Marcel StölzelStudent Betriebswirtschaftslehre t.o. M.ScLehrstuhl für ABWL und OrganisationUniversität Stuttgart
Prof. Dr. Arjan KozicaProfessur für Organisation und LeadershipESB Business SchoolHochschule [email protected]
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Foto: Universität Stuttgart
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