National Geographic Deutschland Magazin

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Unter dem Motto „Inspiring people to care about the planet“ (frei übersetzt: Menschen dafür begeistern, sich für den Planeten zu interessieren) berichtet National Geographic Deutschland über ferne Länder, Natur und Kultur, über astronomische, geschichtliche und archäologische Themen, über Klimawandel und Nachhaltigkeit. Das deutsche Magazin umfasst neben den übersetzten Reportagen aus der US-amerikanischen Ausgabe kurze Artikel der deutschen Redaktion und seit 2005 auch eigene Reportagen. Einige dieser Beiträge sowie aktuelle Themen werden neben der Print-Ausgabe auch auf der Website veröffentlicht.

Transcript of National Geographic Deutschland Magazin

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    Helge TimmerbergIm Palast der

    glsernen SchwneMit dem Fahrrad

    durch Indiens Sden224 Seiten mit 8 Seiten Farbbildteil

    ISBN 978-3-492-40543-0, 12,99 (D)

    Helge TimmerbergDie Mrchentante, der Sultan, mein Harem und ich256 Seiten, GebundenISBN 978-3-89029-774-3, 19,99 (D)

    Der tollste, unterhalt-samste und weiseste deut-sche Reiseschriftsteller. Frankfurter RundschauEndlich wieder lieferbar: Helge Timmerbergs Bericht ber seine Indienreise in den Achtzigern.

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    NEU

    NEU

  • FOTO: ERIKA LARSEN

    Die Prrie, das Pferd, die Freiheit: Randy Leo Teton vom Stamm der Shoshone-Bannock und sein Wallach Geronimo.

    EDITORIAL

    geht es Ihnen auch so wie mir? Ich sehe das Bild dieses Indianers aus Idaho und muss an Winnetou denken. Er schien im Anfange der fnfziger Jahre zu stehen, seine nicht zu hohe Gestalt war von ungewhnlich krftigem und gedrungenem Bau ... so stellte Karl May 1878 dem deutschen Lese-publikum erstmals den edelsten Sohn einer hin-sterbenden Nation vor. Eine Romanfigur, ja, aber von solch strahlendem Heldentum, dass sie unsere Wahrnehmung des Schicksals der Ureinwohner Nordamerikas bis heute romantisch vernebelt.

    Oder etwa doch nicht? Gibt es bei aller sozia-len Verelendung in den Reservaten noch immer auch jene reiche, naturverbundene indianische Kultur, von der wir seit Generationen durch Winne-tou und seinen Rappen Iltschi so angetan sind?

    Die Prrie, das Pferd, die Freiheit? Die stillen, ein-fhlsamen Portrts der jungen schwedischen Foto-grafin Erika Larsen und die Reportage von David Quammen erwecken die Welt der Indianer, eines stolzen Volks der Pferde (siehe Seite 108), jeden-falls noch einmal zu wunderbarem Leben.

    Auch Ihnen viel Lesegenuss mit dieser Hommage an die zukunftsstiftende Kraft der Tradition.

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Dr. Erwin BrunnerChefredakteur NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND [email protected]

    Herzlich, Ihr

  • 66 Diese Muschelkfige sind Teil einer Aquakultur, in der auch noch Fische, Seegurken und Algen gezchtet werden.

    Juni 2014

    D A S M A G A Z I N D E R N AT I O N A L G E O G R A P H I C S O C I E T Y

    132 Clowns der LftePapageitaucher sind pummelige Vgel mit kurzen Flgeln und buntem Schnabel. Nach der Brut an Land verschwinden sie niemand wei, wohin.Text Tom O'Neill Fotos Danny Green

    TITELGESCHICHTE34 Der Supervulkan

    Einer der gewaltigsten Vulkanausbrche in der Geschichte der Menschheit vernichtete einst die gis insel Thera (Santorin). Archologen rekon-struieren nun, wie die Menschen damals lebten.Text Hans-Joachim Lwer Fotos Marc Steinmetz

    66

    Die Blaue Revolution Tilapia und Lachs statt Rind und Hhnchen immer mehr Nahrung wird im Wasser gezchtet. Aber mit welchen Folgen?Text Joel K. Bourne, Jr. Fotos Brian Skerry

    9 MILLIARDEN Wie werden alle satt?SERIE: TEIL 2

    In Chile geht das Riesenteleskop Alma dem-nchst voll in Betrieb. Es soll neue Antworten ber die Entstehung des Kosmos liefern. Schon erste Aufnahmen brachten berraschungen.

    90 Unser Auge ins All

    Text Yudhijit Bhattacharjee Fotos Dave Yoder

    Vor etwa 500 Jahren vernderte ein Nutztier aus Europa das Leben der Indianer Nordamerikas von Grund auf. Es wurde zum Symbol der Freiheit.

    108 Das Volk der Pferde

    Text David Quammen Fotos Erika Larsen

    Poster: So entstand das Universum

  • 90 Alma ist ein Verbund aus 66 Antennen.

    Mit dem Kauf dieses Heftes untersttzen Sie die National Geographic Society, eine der grten gemeinntzigen Wissensorganisationen der Welt.

    National Geographic Society, gegrndet 1888

    SERVICE

    * 0,14 Euro/Minute aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Minute

    Abonnieren Sie NATIONAL GEOGRAPHIC (siehe Seiten 146149). Oder unter: Tel.: (040) 55557800 (Mo.Fr. 7.30 bis 20 Uhr), Fax: (01805) 8618002Internet: nationalgeographic.de

    TitelbildDie Eruption des Stromboli in Italien lsst ahnen, welche Gewalt von Vulkanen ausgehen kann wie etwa vor 3600 Jahren, als in der gis die Vulkaninsel Thera (Santorin) explodierte und die reiche Stadt Akrotiri auslschte. Fotos: getty images (Vulkan); Danny Green (Papageitaucher)

    RUBRIKEN

    EditorialLeserforum InternWie eine Hochzeitsreise dazu fhrte, das Leben des antiken Santorin zu erforschen.

    Eine Frage, Herr ProfessorStefan Rahmstorf ber Anpas- sung an den Klimawandel.

    Serie: Genial gedachtAkku leer? Nicht mit Solar-zellen auf der Umhngetasche.

    589

    10

    22

    H nationalgeographic.de

    108 Inbegriff fr Stolz und Tradition der Indianer: das Pferd.

    132 Zum Schnbeln geboren: Papageitaucher.

    156 160162

    NG Aktuell, ImpressumVorschau, NG FernsehenNachgehakt

    REISENTnze mit und ohne Ball Man muss kein Fuballfan sein, um jetzt Brasilien zu besuchen. Unser Fotograf hat es erlebt.

    150

    SEHENDeutschland, England, Polen12

    20 Ihr Bild Die besten Leserfotos

    Das Ende unserer Welt Was Stauforscher von Pinguinen lernen knnen Wenn Essen krank macht Spanier kmpfen gegen Stierkampf-Verbot Hungerknstler im Tierreich

    24

    WISSEN

  • LESERFORUM April 2014

    Warum halten Leute Br und Python als Haustier?

    DEBATTE

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    TIO

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    EO

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    W W W.N AT I O N A LG E O G R A P H I C .D E | April 2014 D 5,00

    Exklusiv- Reportage

    Der Mrikedom in der Blauhhle (Schwbische Alb)

    SENSATIONELLE FOTOS

    Expedition in

    schnste HhleDeutschlands

    Kohlekraftwerke: Wie lange noch?

    Ihre Meinung ist uns wichtig und so erreichen Sie uns: E-MAIL [email protected] FAX (040) 37035598 BRIEF NATIONAL GEOGRAPHIC, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg. Die Redaktion behlt sich vor, Leserbriefe zu krzen.

    national geographic juni

    Gefangenschaft geboren nie-mals typische Haustiere wie Kat- zen oder Hunde werden knnen. Sie werden nie eine so enge Bin- dung zum Menschen aufbauen.

    HUBERTUS WULFBrakel

    Natrlich bin ich dagegen, dass sich immer mehr Menschen Exoten im Wohnzimmer oder

    Manche lieben's wild, April 2014 Im 21. Jahrhundert sollte sich doch herumgesprochen haben, dass wilde Tiere wie Affen und Riesenschlangen ganz gleich ob in freier Wildbahn oder in

    Garten halten. Aber fngt es eigentlich nicht schon damit an, dass ein Wellensittich allein und ohne Freiflug in einem kleinen Kfig gehalten wird? Oder ein Hund an der Kette oder gar im Zwinger? Wirklich artgerecht ist das auch nicht. Deshalb sind

    Ich bin der Meinung, dass das Halten und Zchten von Wild- tieren generell verboten werden sollte, auch in Tierparks. Und ich kann einfach nicht verste-hen, wie Menschen auch noch Freude dabei empfinden kn- nen, Tiere in Gefangenschaft zu halten oder anzuschauen.

    NICOLE STEPHANLudwigsfelde

    deutscher Tierschutzorga ni-sationen zu Wort kommen. Dies wird der breiten, selbst-kritischen Diskussion zwischen Vertretern der Tierhalter und der Politik nicht gerecht.

    PATRICK APPELHANSper E-Mail

    fr mich die Grenzen vom alt- hergebrachten Haustier zum Exoten fast schon flieend.

    KATRIN TISCHLERBerlin

    Als Biologe und Halter exoti-scher Tiere empfinde ich den Artikel als sehr einseitig, popu- listisch und tendenzis. Es ist sehr schade, dass nur Vertreter

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  • 9INTERN

    Die Hochzeitreise fhrte Immo Trinks und seine Frau 2008 auf die gisinsel Santorin. Als sie die Ausgrabungssttte der vor 3600 Jahren bei einem Vulkanausbruch verschtteten Han-delsstadt Akrotiri besuchten, war Trinks sofort begeistert. Der Geo-physiker am Ludwig Boltzmann Institut fr Archologische Prospek-tion und Virtuelle Archologie in Wien ist auf die Vermessung solcher Sttten spezialisiert. Rasch entstand die Idee, dieses Pompeji der Bronzezeit mit aktuellen Methoden digital zu dokumentieren und so fr die Nachwelt zu erhalten. Denn Akrotiri ist be-droht: durch neue Erdbeben und Vulkanausbr-che, durch Wespen, die Wnde aushhlen, weil sie sich dort Material fr den Nestbau holen und durch die prekre wirtschaftliche Lage. Schon jetzt ist kaum Geld da, um Archologen und Re-stauratoren zu bezahlen. Im Februar 2013 begann Trinks Team damit, Akrotiri mit Laserscannern und Radargerten zu vermessen. Dabei wurde es finanziell von der National Geographic Society untersttzt. Mit den Daten illustrierte die Wiener Firma 7reasons Akrotiri, wie es vor langer Zeit aussah. Das Ergebnis sehen Sie ab Seite 34.

    Der Geophysiker Immo Trinks (links) und der Grabungsleiter Christos Doumas vor dem Drei-ecksplatz in Akrotiri. Im Mai 1972 brachte NATIONAL GEOGRA-PHIC erstmals eine Reportage ber die antike Sttte (unten).

    Titelgeschichte Der Supervulkan

    FOTOS: MARC STEINMETZ (OBEN); IMMO TRINKS

  • Knnen wir uns an die globale Erwrmung nicht anpassen? Wir mssen es sogar und in vielen Bereichen geschieht das lngst. So baut zum Beispiel Schleswig-Holstein Klimadeiche, die fr den stei-genden Meeresspiegel ausgelegt sind und die man spter weiter erhhen kann. Die vom Bundeskabinett beschlossene Deutsche Anpassungs-strategie an den Klimawandel umfasst 15 Handlungsfelder, von der Gesundheit ber Land- und Forstwirtschaft bis zum Tourismus.

    Anpassung ist aber lediglich in einem bestimmten Ausma mglich. Sie kann nur gelingen, wenn die globale Erwrmung entschieden be- grenzt wird. Anfang April ist der zweite Teil des neuen Weltklimaberichts

    erschienen; er befasst sich mit Klimafolgen und Anpassungsmglich- keiten. Mehr als 700 Experten haben eindrucksvoll dokumentiert: Schon

    heute sind auf allen Kontinenten und in den Meeren die Auswirkungen der Erwrmung zu spren. Je weiter wir den Klimawandel voranschreiten lassen, desto grer werden die Risiken. Dazu gehren die Folgen von Ex tremwetter und steigendem Meeresspiegel, und auch die Ernhrungs-sicherheit wird in vielen Lndern zunehmend gefhrdet.

    Wolfgang Cramer, einer der Leitautoren des neuen Klimaberichts, mahnt: Anpassung ist nur erfolgversprechend, wenn zugleich maximale Anstrengungen zur Begrenzung des Klimawandels unternommen werden. Ansonsten werden seine Auswirkungen verheerend sein.

    national geographic juni

    Auf Grnland hat die Anpassung an den Klima wandel bereits begonnen: Vor abschmelzendem Eis ernten die Ein-heimischen Karto!eln.

    ILLUSTRATION: SILKE BACHMANN (PORTRT); FOTO: PETER ESSICK/NATIONAL GEOGRAPHIC CREATIVE

    EINE FRAGE, HERR PROFESSOR

    Stefan Rahmstorf, Professor fr Physik der Ozeane an der Universitt Potsdam und Klimaexperte, ist Mitglied des wissen-schaftlichen Beirats von NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND. Mehr Informationen: national geographic.de/beirat

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    ADVENTUREJoin the journey around the isle of Skye

    AbenteuersDer Geist des Zusammen mit dem National Geographic-Abenteuerer Alastair Humphreys begaben sich drei Hobby-Abenteuerer auf Spurensuche. Sie erkundeten die Heimat des Whiskys Talisker Storm vor der Westkste des schottischen Festlands.

    Eine der schroffsten und doch schnsten Landschaften Schottlands fi ndet man auf der sturmerprobten Isle of Skye. Die Kste der Insel des Nebels ist so stark eingekerbt, dass jedes Fleckchen

    auf dem Eiland maximal acht Kilometer vom Atlantik entfernt ist. Drei Mnner, gefhrt von Alastair Humphreys, dem aus National Geographic bekannten Abenteurer, machten sich im Rahmen des Talisker Storm Adventures krzlich auf den Weg, um die faszinierende Insel auf ihre Weise zu erforschen. Sie konnten fnf Tage lang ein auergewhnliches Abenteuer, die Naturgewalten und die speziellen Klimaverhltnisse hautnah erleben. Sie segelten vor der zerklfteten Kste, fuhren mit dem Rad ber die Insel und erkletterten das gebirgige Gebiet in den

    Black Cuillins, dem hchsten Punkt der gesamten Hebriden. Natrlich statteten sie auch der traditionsreichen Brennerei Talisker einen Besuch ab, die seit 1830 auf der Isle of Skye zu Hause ist und deren neueste Kreation der Talisker Storm dem Adventure seinen Namen gab. Wie kaum ein anderer kann dieser Whisky seine Entstehungsgeschichte eindrucksvoll erzhlen. Man sprt mit allen Sinnen seine Herkunft und die Kraft des Meeres. Sein Bouquet und seine Aromen schaffen eine

    Alastair Humphreys

    berwltigende Verbindung zu seiner Heimatinsel. Im vergangenen Jahr wurde dieser markante Whisky, der mit so viel Leidenschaft und Sorgfalt komponiert wurde, als neueste Kreation der Destillerie prsentiert. Mehr ber die malerische Insel, den Talisker Storm und die spannende Tour erfahren Sie hier: www.nationalgeographic.com/ taliskeradventure

    Trinken Sie verantwortungsvoll. www.DRINKiQ.com Der Name TALISKER und das Logo sind eingetragene Warenzeichen. Diageo 2014

  • SEHEN

    national geographic juni

  • Deutschland Der Kopf dieses Eichhrn-chens steckt in einem Gullydeckel in Isernhagen bei Hannover fest. Die Polizei befreite den Nager zwar, indem sie ihm die Ohren anlegte und mit Olivenl betrufelte. Aber der Stress war zu hoch das Tier starb.FOTO: POLIZEI HANNOVER/AP IMAGES

  • EnglandEin weies Kinderkleid von Prinzessin Anne wird im Thronsaal des Buckingham Palace prsentiert, als wr-de es Hof halten. Es erin-nert an das 60. Kronjubil-um von Queen Elizabeth II. Bei der Krnung 1953 war Anne zwei Jahre alt zu jung, um teilzunehmen.FOTO: LEFTERIS PITARAKIS, AP IMAGES

  • Polen Auf ihrem Weg zur Getreideernte in Policzna teilen sich eine Buerin und ihr Enkel den Pferdewagen mit einer surrealen Erschei-nung: Die junge Frau mit Pferdemaske wirbt fr ein Festival, das ber Land tourt.FOTO: TOMASZ TOMASZEWSKI

  • 2014

  • DAS KNNEN SIE GEWINNEN1. Preis: Ein exklusiver Fotoworkshop mit der NATIONAL GEOGRAPHIC-Fotogra!n Ulla Lohmann. Dazu die Ausrstung Olympus OM-D E-M1 Kit mit Handgri" HLD-7 im Wert von 2500 Euro 2.6. Preis: Eine Olympus-Ausrstung OM-D E-M5 Kit mit Handgri" HLD-6 im Wert von 1000 Euro sowie den limi- tierten NATIONAL GEOGRAPHIC-Bildband Wildes Deutschland, signiert vom Fotografen Norbert Rosing.

    ALLE SIEGERFOTOS DRUCKEN WIR IN UNSEREM JUBILUMSHEFT IM OKTOBER.Der Hauptpreis wird am 20. September 2014 auf der Photokina in Kln verliehen.

    DIE KATEGORIENMenschen und Begegnungen Wer wir sind Architektur und Wohnen So bauen und leben wirTradition und Feste Wie wir feiernLandschaft und Tiere Das ist unsere NaturErlebnis und Abenteuer Was wir in der Freizeit machen Ulla Lohmann leitet den Gewinner-Workshop.

    Der Bildband Wildes Deutschland fhrt in die schnsten Naturparks zwischen Alpen und Ostsee.

    Olympus OM-D E-M1 Kit mit Handgri" HLD-7

    Olympus OM-D E-M5 Kit mit Handgri" HLD-6

    Machen Sie mit! Senden Sie uns Ihr bestes Foto.Deutschland neu ent decken das ist das Thema unseres neuen Fotowettbewerbs. Wie sehen Sie unser Land, welches Bild haben Sie dazu? Laden Sie zu den Kategorien unten Ihr jeweils bestes Foto auf nationalgeographic.de/fotowettbewerb hoch. Dort !nden Sie auch die Teilnahmebedingungen. Einsendeschluss fr alle Kategorien ist der 15. Juli 2014. Danach entscheidet unsere Jury aus Foto grafen sowie Vertretern von NATIONAL GEOGRAPHIC und Olympus. Machen Sie auch mit beim monat lichen Public Voting auf unserer Website.

  • SEHEN | IHR BILD Die besten Fotos unserer Leser

    national geographic juni

    H Fgsam Schaftrieb in Tusche tien, einer kleinen Region im Kaukasus: Dicht gedrngt ziehen die Tiere ber den fast 3000 Meter hohen Abano-Pass.Michael Frhlich, Waren (Mritz)

  • Schicken Sie uns ein Foto! DAS THEMA ist Ihnen ber lassen. Achtung: Es darf nur eine Auf nahme pro Monat sein, und es muss ber

    unsere Website geschickt werden. SCHREIBEN SIE ein paar Stze ber Ihr Bild und seine Aussage. WEITERE INFOS unter nationalgeographic.de/ihrbild

    F Abgeschieden Diesen Wanderer trafen wir in Lands End ganz im Westen von Corn wall: am letzten Pub auf dem englischen Festland. Rene Bauer, Apolda

    G Geisterhaft In der verfallenen Kirche eines kleinen tschechischen Dorfs fotografierte ich das Kunstprojekt eines Studenten aus Pil- sen: verhllte Gips- figuren, die wie Ge- spenster aussehen. Cindy Nordmeier, Kraupa

  • national geographic juni

    WENN EIN ANZUGTRGER pltzlich auf allen vieren an einer Wand entlangkrabbelt, dann ist vermut-lich der Akku seines Smartphones leer und der Mann auf der Suche nach einer Steckdose. Ele-ganter knnte er sich mit der Erfindung des ster-reichischen Jungunternehmers Stefan Ponsold mit Energie versorgen: ber die Sunnybag. Solar-paneele auf dem Taschenrcken sammeln und speichern Sonnenenergie. ber einen integrierten Akku kann man Handy und Laptop anschlieen, aber auch die vielen anderen Helferlein unserer Tage: Musik-Player, Navigationsgert, Videokamera.

    Die Idee fr seine tragbaren Kraftwerke kam dem heute 30-jhrigen sterreicher vor sechs Jahren, als der Akku seines Smartphones stndig viel zu schnell leer war. Ich wollte aber nicht per-manent nach einer Steckdose Ausschau halten

    mssen, erklrt der Grazer, der damals noch In-novationsmanagement studierte. Seine Rechnung war einfach: Alles, was er brauchte, wren ein paar tragbare Solarzellen. Eine Flche von der Gre eines DIN-A4-Blatts wrde reichen.

    Doch wo konnte er die bequem unterbringen? Er schaute sich um und sah, was jedermann und jedefrau immer dabei hat: Rucksack, Aktenmappe, Umhngetasche. Ponsold testete diverse Solar-paneele und Akkus, sein Bruder Martin half beim Nhen, und bald war die erste Solartasche fertig. Die Idee funktionierte.

    Dann bewies Ponsold, wie kurz der Weg vom Studium Innovationen, Mana gement! in die Praxis sein kann. Aufgaben wie Entwickeln Sie einen Businessplan oder Erstellen Sie ein Marke-tingkonzept fr ein nachhaltiges Produkt kamen

    NACHHALTIGE ERFINDUNGEN 6

    Solarstrom aus der Umhngetasche

    GENIAL GEDACHT ... und gemacht

  • ihm gerade recht, das Potenzial der Solartasche auszuloten. 2010 hatte er seinen Abschluss in der Tasche, seine Professoren hatten Ideen und Plne geprft und fr umsetzbar befunden.

    Damit bewarb sich Ponsold beim Science Park Graz. Dort bekommen angehende Unternehmer ein Bro fr 18 Monate kostenlos gestellt, auer-dem professionelle Untersttzung und Beratung:

    Wer wei was, wer kennt wen. Bald hatte er das Interesse von Investoren geweckt und wagte es: Er grndete seine eigene Firma. Der Durchbruch kam mit dem ersten groen Auftrag: Ponsold berzeugte die Hilfsorganisation rzte ohne Grenzen vom Nutzen der Solartasche. Deren Mit-arbeiter sind oft in Lndern mit wenig Steckdosen, aber viel Sonne unterwegs. Die Bestellung einer Firma fr militrische Produkte lehnte Ponsold ab: Ich will nicht, dass unsere Taschen Tretminen aufladen.

    Nachhaltigkeit ist ihm auch in der Produktion wichtig. Sunnybag setzt beim Material auf kurze Lieferwege und Recycling: Die gebrauchten Lkw-Planen fr seine Taschen kommen aus sterreich, Deutschland und Polen. Bald will er Solarpaneele eines Herstellers aus Tirol einsetzen. Anfangs wur-den die Taschen nur in Graz gefertigt, beim ko-sozialen Projekt Heidenspa. Dort stellen junge Arbeitssuchende aus gebrauchten Materialien Designerprodukte her. Inzwischen kann das Team die Nachfrage aber allein nicht mehr bedienen, Sunnybag verkauft mittlerweile jeden Monat rund 500 Taschen und Ruckscke. Der grte Teil wird nun im polnischen Lodz produziert.

    Um die Zukunft seiner Idee ist es Ponsold nicht bang: Es gibt immer mehr mobile Elektronik und wir haben noch weitere spannende Projekte in der Pipeline. Gerade kam Sunnybag Leaf auf den Markt: das weltweit leichteste System von Solar paneelen fr Ruckscke, gedacht fr Out-door-Sportler. Damit kann einer im Notfall auch noch Hilfe rufen, wenn bei einem anderen der Akku des Handys lngst leer ist. Alexandra Wolters

    Die Energie aus dem Sunny-bag-Rucksack sichert auch im Gelnde immer volle Akkus fr die mobile Elektronik.

    Wir haben noch weitere spannende Projekte in der Pipeline.Stefan Ponsold

    ILLUSTRATION: JRG BLOCK; FOTO: FOTOATELIER ROBERT FRANKL

    Nie mehr ohne: mobile Energieerzeuger. Ladung durch FahrtwindDer hollndische Designer Tjeerd Veenhoven hat ein Ladegert fr Smartphones erfunden, das den Akku durch Windkraft ldt. Die Basis des iFan Case ist ein umgebauter Computerlfter, dessen Rotorbltter sich im Luftzug drehen und so Energie erzeugen. Mit einer speziellen Halterung kann man das Telefon sogar beim Radfahren laden. (tjeerdveenhoven.com)

    Solarzellen zum SelberdruckenForscher der Technischen Universitt Chemnitz haben Solarmodule vorgestellt, die auf Papier gedruckt werden. Spezielle Druckfarben mit elektrischen Eigenschaften bilden Strukturen auf dem Papier, die Strom erzeugen, wenn Licht darauffllt. Diese Solarmodule halten zwar nur drei Monate, sind aber billig, umweltfreundlich und vielseitig einsetzbar. (tu-chemnitz.de)

    Kurbeln und RedenDas amerikanische Start-up-Unternehmen Gridcase sammelt gerade per Crowdfunding Geld fr das innovative Reactor Case, eine Kunststoffhlle fr Smartphones, in das ein Generator integriert ist. Der erzeugt Energie ber eine Handkurbel und versorgt so das Telefon mit Strom. (gridcase.com)

    Stefan Ponsold hat mit seiner Sunnybag viele Preise gewonnen, darunter den Sustainable Future Award (eine Auszeichnung der Vereinten Nationen) sowie den Clean Tech Media Award. Seit 2013 ist die Solartasche zudem das offi-zielle Gastgeschenk seiner Heimatstadt Graz. Mehr Informationen unter sunnybag.at

  • FOTO: MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON SDO/NASA

    In 2,8 Milliarden Jahren wird der letzte Tag unseres Planeten gekommen sein. So lautet die zentrale Aussage einer Studie von Jack OMalley-James an der St.-Andrews-Universitt in Schottland.

    Die im Wortsinne heie Theo-rie in einigen Stzen: Im Laufe ihres Lebens wird sich unsere Sonne langsam erwrmen, und alle Tiere und Pflanzen werden zu schwitzen beginnen. Wasser-dampf wird sich bilden. Das hat zur Folge, dass es zu einer be-stndigen Abnahme von Kohlen-dioxid kommt. Diesen Stoff brauchen jedoch Pflanzen fr die Fotosynthese. In 500 Millio-nen Jahren werden die weniger robusten aussterben und je mehr Pflanzen verschwinden, desto mehr Tiere folgen. Ein Teu-felskreis. Denn Tiere brauchen die Pflanzen als Nahrung und Sauerstofflieferanten. Nach 2,8 Milliarden Jahren werden nur noch zhe Mikroben-Gemein-schaften brig sein doch auch diese uerst gengsamen Lebewesen werden schlussend-lich verbrutzeln.

    Sptestens in fnf Milliarden Jahren wird die Sonne schlielich ihren nuklearen Treibstoff ver-braucht und sich zu einem roten Giganten aufgeblht haben. Zu diesem Zeitpunkt wird sie sich auch das, was von unserem Pla-neten brig ist, einverleibt haben. (Noch mehr auerirdisches Wis-sen gefllig? Gleich mal unser groes Kosmologie-Poster in die-sem Heft anschauen!).

    Der Jngste Tag der Erde

    Jack OMalley-James, Astrobiologe

    Es ist depremierend zu wissen, dass das Leben auf der Erde eines Tages

    zu Ende sein wird. Doch trstet es ungemein, dass diese Zeit noch

    unfassbar lange auf sich warten lsst.

    Erde hat fertig: In 2,8 Milliar-den Jahren wird die Sonne alles Leben auf unserem Planeten ausgelscht haben. Auf dem Stern selber wird es vermutlich auch keine Sonnenstrme wie auf dem Bild zu sehen mehr geben.

    WISSEN

  • Weltweit steigt die Nachfrage nach Soja als Futtermittel in der Fleisch-, Eier- und Molkereiproduktion. Ein Groteil der angebauten

    Sojabohnen sind gentechnisch verndert. Die Mehrheit der deutschen Verbraucher lehnt gentechnisch vernderte Lebensmittel aber ab. Im Feb-ruar kndigten nun zahlreiche Hersteller der Ge!gelwirtscha" an, wie-der vermehrt Gen-Soja zu verfttern, mit der Begrndung, dass nicht ge-ngend gentechnikfreies Soja am Weltmarkt zu bescha#en sei. Gegenber Greenpeace garantierten von zwlf befragten Handelsunter-nehmen nur noch REWE, PENNY und tegut weiterhin eine Eigenmar-kenproduktion ohne Gentechnik bei frischem Hhnchen!eisch und Eiern.

    ALTERNATIVEN OHNE GENTECHNIKUnd so ist das komplette frische Hhnchensortiment der REWE- und PENNY-Eigenmarken, die das PRO PLANET-Label tragen, gentechnikfrei. Auerdem kommen bei der Tierftterung immer weniger Sojabohnen aus Sdamerika zum Einsatz, da dort der Anbau o" zulasten von Mensch und Natur geht. Aktuell werden die PRO PLANET-Hhnchen nur noch mit ma-ximal 20 Prozent Soja aus Sdamerika gefttert. Ab 2015 soll dieser Anteil weiter auf 12,5 Prozent sinken. Europische Hlsenfrchte (Leguminosen), wie Ackerbohnen und Futtererbsen, aber auch europisches Soja sollen sd-amerikanisches Soja langfristig als Eiweiquelle fr die Tiere ersetzen.

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    Nur wenige deutsche Handelsunternehmen

    legen bei frischem Hhnchenfl eisch und Eiern

    Wert auf Ftterung ohne Gentechnik. REWE,

    PENNY und tegut bieten dies laut einer aktuellen

    Greenpeace-Befragung an.

    VERANTWORTUNG FR DIE NATUR

    Fr mehr Nachhaltigkeit hat die REWE Group das PRO PLANET-Label ins Leben gerufen. Mit ihm werden Produkte gekennzeichnet, die gut fr Mensch und Umwelt sind. Den Vergabeprozess begleitet ein unabhngiger Beirat aus Experten von Nichtregierungsorganisa-

    tionen. Derzeit tragen rund 500 Produkte das PRO PLANET-Label.

    Weltweit steigt die Nachfrage nach Soja als Futtermittel in der Fleisch-, Eier- und Molkereiproduktion. Ein Groteil der angebauten

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  • WISSEN

    Zum Heulen! Die meisten Menschen mssen wei-nen, wenn sie eine Zwiebel schneiden. Warum? Der Trnen-faktor ist schuld ein Enzym, das einem beim Hacken dieses Lauchgewchses das Wasser in die Augen treibt. In der Natur soll es Angreifer vertreiben, in der Kche ist dieser Reiz ein rgernis. Deshalb haben Forscher eine Anti-Trnen-Zwiebel erfunden. Diese genmanipulierte Art (links) ist vorerst nur fr Studienzwecke gedacht. Aber bald soll eine natrlich gezchtete Variante auf den Tisch kommen. Hoffnung fr reizbare Augen?

    DIE WELLE MACHENBewegungswellen halten den idealen Abstand zwischen benachbarten Pinguinen aufrecht.

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    Pinguinin Ruhe

    Pinguin in Bewegung

    FOTOS: DAVID TIPLING (OBEN); KEVIN MIYAZAKI, REUTERS. ILLUSTRATION: LVARO VALIO (FLAGGE). GRAFIK: LAWSON PARKER, NGM. QUELLE: RICHARD GERUM, UNIVERSITT VON ERLANGEN-NRNBERG

    La Ola am Sdpol Auf dem kargsten aller Konti-nente stehen oder besser: sitzen Kaiserpinguine im Stau. Warum? Die Tem-peraturen in der Antarktis sinken zuweilen auf minus 50 Grad. Doch wenn die Mnnchen ganz dicht gedrngt hocken, haben sie es wohlig warm und sparen so obendrein Energie.

    Wenn sich ein Vogel auch nur wenige Zentimeter bewegt, verursacht er eine Welle der Bewegung unter seinen Artgenossen: La Ola am Sdpol. Kaiser-pinguine lassen so wenig Platz wie mglich zwischen sich und dem Nachbarn wegen der eisigen Klte, sagt der Physiker Richard Gerum von der Universitt Erlangen-Nrnberg. Sein Modell des Pinguinkuschelns (rechts) soll nun helfen, das Stau-Problem auf unseren Straen zu lsen. Der Plan: In Zukunft sollen sich fahrerlose Autos ganz eng aneinander vorbeischieben nach Pinguinart. Fr Fahrzeuge gilt jedoch: Berhren verboten!

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    MS Fram in der Antarktis, dem Kontinent des ewigen Eises.

    Auf den Spuren groer PolarentdeckerWild wie kein anderes Land unserer Erde liegt es da, ungesehen und unbetreten so beschrieb Roald Amundsen die Antarktis. Mit dem modernen Expeditionsschiff Fram kann man sich auf seine Spuren begeben, mitten in die spektakulre Kulisse aus monu-mentalen Gletschern und endlosem Eis.

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    Im Jahre 1911 konnten Amundsen und seine Mannschaft nach 636 Tagen ihre Fahne am Sdpol aufstellen. ber 100 Jahre spter hat eine Reise in die wohl unberhrteste Region der Welt nichts von ihrem Abenteuer verloren. Mit MS Fram wird eine Expedition in das ewige Eis Wirklichkeit.

    Trotz des widrigen Klimas befindet sich hier eines der ppigs-ten kosysteme der Welt die Artenvielfalt ist atemberaubend. Gigantische Walfinnen tauchen pltzlich aus dem kalten Wasser auf. Riesige Pinguinkolonien sind unterwegs auf ihrem Sonntagsspaziergang, Schneerobben versorgen ihren Nachwuchs und Knigsalbatrosse kreisen majesttisch ber dem Schiff. Jeder Tag einer Antarktisreise bringt neue Abenteuer mit sich.

    Mit den Polarcirkel-Booten werden histo-rische Orte und Gebiete angesteuert, die kaum ein Mensch jemals gesehen hat. Erfahrene Expedi-tionsleiter begleiten die Anlandungen mit fachmn-nischer Kompetenz und spannenden Vortrgen, whrend die Natur ihr eigenes Schauspiel auffhrt. Wer einmal das Kalben eines riesigen Gletschers in die tiefblaue See erlebt hat, wird diesen Moment ein Leben lang in Erinnerung behalten.

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    534707-01 Hurtigruten Advertorial in National Geographic, Heft 6, ET: 23.05.2014

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    FOTOS: KYLE HOUNSELL, ADAM PAXSON, JAMES BALES, JAMES BIRD UND KRIPA VARANASI (GROSSES FOTO); JAMES BIRD, HYUK-MIN KWON, RAJEEV DHIMAN, ADAM PAXSON UND KRIPA VARANASI (KLEINES FOTO)

    Flug-lingFlugzeuge knnten knftig schneller fliegen. Dafr will ein internationales Team von Ingenieuren die wasserab-weisenden Eigenschaften der Schmet-terlingsflgel beim Bau von Flugzeugen nutzen. Denn Feuchtigkeit macht das Fliegen ineffektiv. Perfekt geht dagegen der Schmetterling mit Nsse um: Seine Flgel lassen auftreffende Wasser-tropfen 40-mal schneller abperlen als die viel zitierte Lotusblte. Bei der Ent-wicklung neuen Materials (kleines Foto) ist jede Millisekunde Geld wert. Bleibt zu hoffen, dass diesem Projekt Flgel wachsen und die Menschen ein weiteres Mal erfolgreich von der Natur abkupfern.

    Wasserabweisender Kunststoff

    Nepal ist das einzige Land, das keine rechteckige Flagge hat.

  • KONSUMENTVERKUFERTRANSPORTEURVERARBEITERLANDWIRT

    Mai 25 10Juni Juli

    DIE AUSWIRKUNG

    Datum des Auftretens der Symptome

    HUSNierenversagen

    EHECGastroenteritis

    DeutschlandRestliches EuropaUSAKanada

    3716119

    61

    Flle (EHEC und HUS)

    51110

    Tote

    Sprosse

    RISIKEN IN DER NAHRUNGSKETTE

    4%Sterberate

    128000mssen ins Krankenhaus

    3000sterben

    80%UNBEKANNTE ERREGER

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    48000000erkranken

    WISSEN

    Keime in der KostWie oft schadet uns Nahrung, weil sie Erreger in unseren Krper schleust? Durchflle aus-lst? Oder Bauchkrmpfe? Das wahre Ausma der weltweiten Infektionen durch Lebensmittel ist unbekannt. Das Bewusstsein in der ffentlichkeit zu diesem Thema wchst. Gut so, denn mit der Globalisierung der Nah-rungsmittelindustrie steigt auch die Gefahr fr die Verbraucher. Das Essen der Welt liegt auf unseren Tellern, sagt Hilde Kruse von der Weltgesundheits-organi sa tion. Mehr Auswahl bedeutet auch greres Risiko.

    Beinahe 4000 Menschen erkranken im Jahr 2011 an Enterohmorrhagischen Escherichia coli (EHEC), 53 sterben. Die Krise dauert mehr als zwei Monate und erreicht am 22. Mai ihren Hhepunkt.

    25. Mai 2011: Die Regierung warnt vor dem Verzehr von Salat, Tomaten und Gurken. Es wird vermutet, dass einige Schiffsladungen verunreinigtes Gemse die Ursache sind.

    Auf dem Hof gibt es viele Verursacher: Wasser, Saat, Ausrs-tung, Mensch und Tier.

    Unhygienische Bedin-gungen bei der Ver-arbeitung bringen Keime zum Wachsen.

    Wenn die Ernte nicht richtig gelagert wird, kann sie beim Transport verderben.

    Bakterien vermehren sich, wenn es in den Geschften warm und unhygienisch ist.

    Ist es in der Kche schmutzig, erhht sich das Risiko, krank zu werden.

    Die restlichen 20 Prozent von 31 bekannten Erregern.

    DER KEIME IM ESSEN WURDEN VON UNBEKANNTEN ERREGERN AUSGELST, USA 2011

    DIE CHRONIK DER KRANKHEIT

    Die Vergiftung von Essen kann berall passieren vom Bauernhof bis zum Tisch.

    DIE DEUTSCHE EHEC-KRISE

    national geographic juni

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    Mai 25 10Juni Juli

    DIE AUSWIRKUNG

    Datum des Auftretens der Symptome

    HUSNierenversagen

    EHECGastroenteritis

    DeutschlandRestliches EuropaUSAKanada

    3716119

    61

    Flle (EHEC und HUS)

    51110

    Tote

    Sprosse

    RISIKEN IN DER NAHRUNGSKETTE

    4%Sterberate

    128000mssen ins Krankenhaus

    3000sterben

    80%UNBEKANNTE ERREGER

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    ILLUSTRATIONEN: LVARO VALIO. QUELLEN: CENTERS FOR DISEASE CONTROL; WORLD HEALTH ORGANIZATION; ROBERT KOCH INSTITUT

    EHEC-Erreger verschwinden oft von allein. Sie knnen aber auch das hmolytisch-urmi-sche Syndrom (HUS) auslsen.

    Insgesamt erkrankten Menschen aus 15 Lndern an EHEC oder HUS. Fast alle waren zuvor in Deutschland.

    10. Juni 2011: Sprossen aus Uelzen sind der Auslser, geben die Behrden bekannt. Spter stellt sich heraus, dass das Saatgut wahrscheinlich schon verunreingt in Deutsch-land ankam.

    Die meisten erholen sich ohne bleibenden Schaden.

    JEDER SECHSTE AMERIKANER ERKRANKT EINMAL IM JAHR AN EINER LEBENSMITTELVERGIFTUNG.

    GESCHTZTE ANZAHL DER MENSCHEN, DIE JHRLICH IN DEN USA VON KEIMEN IN DER KOST BETROFFEN SIND.

    WIE EHEC ANGREIFT

    GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG

    Inkubationszeit: sechs bis zehn Tage

    EHEC-Symptome: Bauchkrmpfe, blutiger Durchfall, Fieber, Erbrechen

    HUS-Symptome: Zerstrung der ro-ten Blutkrperchen, Nierenversagen

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    Mai 25 10Juni Juli

    DIE AUSWIRKUNG

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    HUSNierenversagen

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    61

    Flle (EHEC und HUS)

    51110

    Tote

    Sprosse

    RISIKEN IN DER NAHRUNGSKETTE

    4%Sterberate

    128000mssen ins Krankenhaus

    3000sterben

    80%UNBEKANNTE ERREGER

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    48000000erkrankenKONSUMENTVERKUFERTRANSPORTEURVERARBEITERLANDWIRT

    Mai 25 10Juni Juli

    DIE AUSWIRKUNG

    Datum des Auftretens der Symptome

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    DeutschlandRestliches EuropaUSAKanada

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    Flle (EHEC und HUS)

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    Tote

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    RISIKEN IN DER NAHRUNGSKETTE

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    128000mssen ins Krankenhaus

    3000sterben

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  • FOTOS: DANIEL OCHOA DE OLZA, AP IMAGES (OBEN); REBECCA HALE, NGM

    WISSEN

    Traurige TorerosDer Stierkampf ist die einzige Kunst, in der sich der Knstler in Lebensgefahr befindet, schrieb Ernest Hemingway. Jetzt ist die Kunst selbst in der Krise: Es kommen immer weniger Zuschauer; arbeitslose Matadore verlassen Spanien, um in den Arenen von Lateinamerika ihr Glck zu suchen; die autonome Region Katalonien hat den tradtionellen Stierkampf sogar verboten.

    Tierschutzgruppen kmpfen schon lange gegen das blutige Spektakel, bei dem jhrlich Tausende Stiere gettet werden. Hinzu kommt die wirtschaftliche Krise. Wenn du arbeitslos bist, gehst du nicht zum Stier- kampf, so Vicente Royuela, konom an der Universitt von Barcelona.

    Doch die Fans der Fiesta wollen nicht lnger zusehen, wie dem Stierkampf der Boden ent-zogen wird. Sie haben knapp 600000 Unterschrif-ten gesammelt und die Regierung aufgefordert, die corrida unter Schutz zu stellen. Mit Erfolg: Der Senat in Madrid hat nun die Stierkampf-Tradi-tion zum immateriellen Kulturgut erklrt.

  • Kopfjger Seepferdchen sind langsame Schwimmer, die behbig durch die Ozeane dmpeln. Ihre Lieblingsnahrung dagegen ist blitzschnell: Der winzige Ruder-fukrebs kann innerhalb von einer Sekunde das Hundertfache seiner Krperlnge zurck-legen. Doch wie fngt ein lahmer Fisch so einen Krebs? Reine Kopfsache, sagt der Bio-loge Brad Gemmell. Eine Kopfsache im Wort-sinne: Denn das Seepferdchen nhert sich seinen Opfern, ohne das Wasser mit seiner lan-gen Schnauze aufzuwhlen. Dann schnellt es blitzschnell vor, und schnapp ist der Krebs im Schlund. Ein schlauer Trick: Ruderfu krebse wrden nmlich auf Bewegungen im Meer reagieren und fliehen. Trotz ihrer Behbigkeit sind Seepferdchen also sehr effektive Jger.

    Jedoch werden auch sie selber gejagt und zu Tausenden aus den Ozeanen gefischt, denn sie sind beliebter Inhaltsstoff fr Prparate der traditionellen chinesischen Medizin. Ge-trocknete und zerriebene Seepferchen sollen Asthma heilen und Potenzprobleme mildern.

    FOTO: DAVID LIITTSCHWAGER

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    WISSEN

  • 1 Jahr

    6 Monate

    2 Jahre

    4 Jahre

    18 Monate

    WISSEN

    ILLUSTRATION: KISS ME IM POLISH. QUELLE: MARSHALL D. MCCUE, ST. MARYS UNIVERSITY; FOTOS: BURROWS AND SUTTON, UNIVERSITY OF CAMBRIDGE, U. K.

    Sprungverstrker Zikaden sind generell wahre Sprung-knstler, ganz besonders aber in ihren Jugendstadien (links). Dank eines natrlichen Schaltgetriebes knnen sie mit einem Satz bis zu einem Meter weit springen. Dafr sorgen zahnradartige Strukturen an ihren Beinen (rechts). Die sind allerdings nur bei den Larven vorhanden. Junge Zikaden huten sich bis zu fnf-mal, wobei sie beschdigte Schaltzhne durch neue ersetzen.

    Tierisch gengsam In der Wildnis gibt es keine festen Mahlzeiten. Deswegen ist die Fhigkeit, bei einem Mangel an Futter den Krperstoffwechsel zu verlangsamen, fr viele Tiere berlebensnotwendig. Manche Fastenzeiten gehren zum natrlichen Rhythmus, etwa im Winterschlaf oder auf langen Wande-rungen. Zu anderen Zeiten gibts einfach nichts zu fressen. Weltmeister im Fasten ist das Brtierchen. Es wird etwa einen Milli-meter gro und kann zehn Jahre lang im Hungermodus berleben.

    Pfuhlschnepfe 9 TageDieser Vogel der arktischen Tun dra kann 10000 Kilometer non-stop fliegen, ohne zu fressen.

    See-Elefant 80 TageKhe fressen mehr als einen Monat lang nicht, wenn sie Junge sugen. Bullen knnen noch lnger fasten.

    Mensch 100 TageMenschen mit passenden Genen und Hormonen knnen sofern sie zu trinken haben lange hungern.

    Schwarzbr 5 MonateIm Winterschlaf wandeln Bren Urin in Eiwei um und verringern so die Muskelreduktion.

    Lungenfisch 15 MonateWenn die Flsse trockenfallen, grbt der Fisch sich im Schlamm ein, bis das Wasser zurckkehrt.

    Meerechse 1 JahrDer auf Galpagos lebende Leguan kann bei Futterknappheit um bis zu zehn Prozent schrumpfen.

    Teichfrosch 20 MonateWenn es nichts zu fressen gibt, zehren manche Frsche ihre Mus-keln und die Hlfte ihrer Leber auf.

    Burma-Python 2 JahreAlle paar Jahre mal ein Schaf oder eine Ziege das reicht so einer Schlange zum Leben.

    Europischer Aal 4 JahreIn Hungerzeiten knnen mnn-liche Aale 84 Prozent, weib- liche 69 Prozent Krpermasse ver lieren, ohne zu sterben.

    LNGSTER BELEGTER ZEITRAUM OHNE NAHRUNGSAUFNAHME

    national geographic Juni

  • PHOTO: CREDIT HERE33 national geographic month 2011

    DEUTSCHLAND

    Seit ihrer Grndung im Jahr 1888 hat die

    National Geographic Society mehr als 11000 Expeditionen

    und Forschungs projekte untersttzt.

    Besonders wichtig sind ihr die Nachwuchsforscher.

    Folgende Unternehmen helfen der National Geographic Society in diesem Heft, Forschungs- und Bildungsprogramme zu finanzieren:

    Wir danken unseren Untersttzern

    FOTO: BRITISH COUNCIL HONGKONG

    Der Astrobiologe Brendan Mullan erforscht, wie beim Zusammen -prall von Galaxien neue Sterne entstehen, und er sucht nach Zivili-sationen jenseits der Erde. Bekannt aber ist er vor allem durch das Engagement, mit dem er Schlern und Studenten Wissenschaft nahebringt. Astronomie ist fr viele eine Art Einstiegsdroge zur For-schung, sagt er. Sie seien begeistert von der Raumfahrt und von Fotos aus dem All, und das sollte man nutzen. Denn Klimawandel, Nach-haltigkeit, Krankheiten und alle anderen groen Herausforderun gen knnen wir nur mit neuen Ideen lsen also mit Wissenschaft.

    Brendan Mullan be-geistert Schler und Studenten fr die Wis-senschaft. Dafr wird er von der National Geographic Society als Emerging Explorer (Nachwuchsforscher) gefrdert.

  • 34 national geographic juni 2014

    Der tna auf Sizilien spuckt immer wieder Feuer und Lava. Seine Kraft ist aber viel kleiner als die des Vulkans von Santorin 900 Kilometer stlich, der einst alles Leben auslschte.

    FOTO: SALVOV/GETTY IMAGES

    SupervulkanDER

  • Es war einer der grten Ausbrche der Geschichte: Vor 3600 Jahren zerriss eine gewaltige Eruption die gisinsel Thera, das heutige Santorin. Der Knall war bis nach Skandinavien zu hren, die Inselstadt Akrotiri wurde unter einer meterdicken Schicht aus Asche und Bims begraben. Seit langem wird sie schon archologisch erkundet jetzt stellen Forscher zum ersten Mal virtuell dar, wie die Menschen dort einst lebten. Manche meinen: Santorin war das mythische Atlantis.

  • 36 national geographic juni 2014

    Mehr als 30 Kilometer stieg die Aschewolke ber Santorin auf. Wer konnte, rettete sich wohl noch mit dem Schiff, wie dieses am Com puter simulierte Bild zeigt. Archo logen bezweifeln aber, dass irgend jemand den Vulkan-ausbruch berlebte.

  • Akrotir i 37

  • Die Katastrophe hatte sich angekndigt. Einige Wo-chen zuvor beschdigte ein Erdbeben die Stadt Akrotiri hier das so-genannte Westhaus mit dem berhmten Schiffs-fresko ber dem Trsturz (siehe auch Seite 48). Diese digitale Illustration beruht auf Messungen mit Laser scannern und aktuellen Forschungen.

  • Santorin

    Der Boden unter den Fen der Bewohner von !era erzitterte hu"g, als kndige ein unter-irdisches Monster sein Kommen an.

    Die Menschen auf !era wussten nicht, wel-che Vernichtungskraft diese Macht haben wrde. Doch dann, um 1600 v. Chr., beschdigte ein Erdbeben viele ihrer Huser schwer. Die Be-wohner der Hafenstadt Akrotiri schafften es rechtzeitig ins Freie. Sie lebten eine Zeitlang un-ter freiem Himmel, denn das Leben wrde ja weitergehen. Dann rumten sie den Schutt von den Straen und bargen intakte Steine, um sie bald fr Neubauten zu verwenden.

    Aber das Beben war nur ein Vorspiel fr das, was ein paar Wochen spter passierte. 150 bis 170 Kilometer unterhalb der gis insel schiebt sich die Afrikanische Platte unter die Eurasische Platte. Dadurch hatte sich in der Tiefe so viel Magma gebildet, dass der Druck zu gro wurde und ein wahrer Hllenschlund aufriss.

    Dieser apokalyptische Tag X bertraf alles, was die Menschen im Mittelmeer je an Ur-gewalten erlebt haben.

    Es begann mit einem dumpfen Grollen und einer grauschwarzen Wolke, die aus der Caldera stieg: Diesen tiefen Kessel hatte ein Vulkanaus-bruch rund 20000 Jahre zuvor in den Westteil der bis dahin kreisrunden Insel gerissen. Asche und Bimsstein regnete den Menschen in Akro-tiri auf die Kpfe. Wer konnte, ra#e hastig ein paar Habseligkeiten zusammen, um sie auf die Flucht mitzunehmen.

    Dann gab es einen ohrenbetubenden Knall. Eine Sule von Asche und Vulkanschutt schoss in den Himmel, vermutlich mehr als 30 Kilo-meter hoch. Heie pyroklastische Strme fegten ber die Insel. Die Magmakammer leerte sich rasend schnell. Dadurch brach das Dach des Vulkans ein, und der Kessel wurde bis in eine Tiefe von 400 Metern vertie$.

    Es war der Ausbruch eines Supervulkans.Nun kam die Glut aus dem Schlot auch noch

    in Kontakt mit Wasser. Das Meer vor der jetzt sichelfrmigen Insel brodelte wie berlaufende Milch. Das vulkanische Auswurfmaterial trmte sich bis zu 60 Meter hoch, wie man heute am

    Caldera-Kli% von Santorin mit blo-em Auge erkennen kann. Es deckte alles zu: Menschen, Huser und fast alles Leben.

    Mglicherweise schafften es einige Inselbewohner, mit Booten aufs Meer hinaus zu &iehen. Aber der griechische Archologe Christos Doumas, der seit fast einem halben

    Text Hans-Joachim Lwer Digitale Illustrationen 7reasons Fotos Marc Steinmetz

    0 km 500

    Golf vonBengalen

    Lumbini

    CHINA

    INDIEN

    NEPAL

    Agaisches M

    eer

    Athen

    GRIECHEN-LAND TURKEI

    Santorin(Thera)

    0 km 100Kreta

    Kykladen

    ie wussten, dass sie einer groen Macht gegenber-standen. Unsichtbar, unfassbar, unangreifbar so herrschte sie in den Hhen der Lfte wie auch in den Tiefen des Meeres. Von einer mysterisen Kraft ent-fesselt, jagten oft starke Nordwinde ber ihre Insel.S

    FOTO: JOHN HIOS/AKG-IMAGES; KARTE: RALF BITTER, NGD

    Auf Thera entwickelte sich eine vitale Kunst. Das Fresko der boxenden Kinder ist vermutlich eine Allegorie auf den Kampf mit der Natur. Und es zeigt Wohlstand, gewonnen durch den regen Handel mit Kreta, etwa 120 Kilometer sdlich: dem Zentrum der minoischen Kultur.

  • Wie weit erstreckte sich die historische Stadt Akro tiri? Das erforschen Wissenschaftler aus Wien (hier Klaus Lcker) mit solchen Radargerten. Dies verhindert, dass der Fundplatz durch Aus-grabungen zerstrt wird. Auf dem Roten Berg konnten sie so Grundrisse vorgeschicht licher Huser sichtbar machen.

  • national geographic juni

    Jahrhundert hier forscht, kann sich kaum vor-stellen, dass jemand dem Inferno entkam. Das hat wohl niemand berlebt. Auf dem Weg zum Hafen liegen die berreste der Toten wahr-scheinlich bis heute tief unter der Vulkanasche.

    es war eine der grssten bekannten Vul-kankatastrophen, viel strker als der Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr., aber hnlich wie der des Krakatau in Indonesien im Jahr 1883. Seither knnen sich Forscher eine Vorstellung davon machen, was damals im Mittelmeer geschah.

    Wissenscha,ler errechneten, dass der Knall noch in Skandinavien zu hren gewesen sein muss. Im Umkreis von bis zu 400 Kilometern habe tagelang Finsternis geherrscht. -era wurde in drei Teile zerrissen, so ent-

    standen die kleineren Inseln -erasia und As-pronisi. Alles Leben an Land erlosch, schreibt der Geologe und Santorinexperte Walter L. Friedrich nur ein paar Schnecken und Schlan-gen, Eidechsen und Insekten berstanden das Unglck auf dem hchsten Berg, dem 565 Me-ter hohen Pro.tis Elias. Alle Flsse und Brun-nen wurden vergi,et, der Boden war fr Gene-rationen nicht mehr zu gebrauchen.

    Akrotiri, eine der frhen Stdte Europas, fast 1700 Jahre lter als Pompeij, aber schon geprgt von einer hoch entwickelten Zivilisation, ver-schwand unter Asche und Bims.

    Westwind trieb die Aschewolke bis nach Kleinasien, wo sie sich mehr als zehn Zenti-meter dick niederschlug. Zehn Meter hohe Tsu-namiwellen brandeten an die Inseln der gis. Monatelang schwammen Vulkanstaub und Bimsstein auf dem Wasser, wurden mit der

    Strmung nach Sdosten getrieben. Schi/fahrt und See handel kamen zum Erliegen.

    Es vergingen Jahrhunderte, ehe auf Thera wieder jemand leben konnte.

    Der Glaube der Menschen, mit den berirdi-schen Mchten koexistieren zu knnen, war tief erschttert. Das Entsetzen ber Santorins Un-tergang schlug sich vermutlich in einem Mythos nieder, der sich von gypten bis nach Griechen-land verbreitete. Der Philosoph Platon schrieb ihn schlielich, gut 1200 Jahre nach der Kata-strophe, in seinen Dialogen Timaios und Kri-tias nieder. Seither geistert die Atlantis-Sage durch Forschung und Literatur unbewiesen, aber von apokalyptischer Faszination.

    Der Meeresgott Poseidon, so geht dieser My-thos, schuf eine kreisrunde Insel fr seine Ge-liebte Kleito. Sie gebar ihm fnf Zwillingspaare. Der lteste Sohn, Atlas, wurde zum ersten K-nig eines neuen, mrchenha, schnen Reiches, dessen Zentrum nach ihm Atlantis genannt wurde. Es war grer als (das damals bekannte) Nordafrika und Asien zusammen.

    Poseidon gab dieser Insel zwei Quellen, eine mit warmem, eine mit kaltem Wasser. Der Bo-den war so fruchtbar, dass niemand Hunger leiden musste. Ihrem Schpfer zu Ehren ber-ragte ein 180 Meter langer und 60 Meter breiter Tempel die Hauptstadt.

    Atlantis wurde zur grten Seemacht seiner Zeit. Ein Kodex besagte jedoch, dass sich die Herrscher nie mit Wa/en bekmpfen dur,en und mit zehn Weisen beraten mussten. Die Be-wohner lebten in Wohlstand und Frieden.

    Dann begann der moralische Verfall. Der gttliche Anteil an den Menschen schwand, weil sie sich untereinander vermischten. Sie wurden von Machtgier ergri/en und .ngen an, Krieg zu fhren. Die Strafe dafr kam vom Gttervater Zeus. Er sandte, so steht es bei Platon, gewal-tige Erdbeben und Fluten. Ganz Atlantis sei in den Tiefen der See verschwunden.

    mythen haben die eigenart, sich der Beweis-fhrung zu entziehen. Viele Forscher wollen Atlantis schon geortet haben, auf Kreta, Sizilien und Sardinien, auf Malta und den Kanarischen

    Das Entsetzen ber das Inferno schlug sich vermutlich im Atlantis-Mythos nieder der Sage ber eine Insel, der moralischer Verfall zum Verhngnis wurde.

  • Santorin

    religise Rituale: Ein Bild zeigt eine Frau, mg-licherweise eine Priesterin, die Lippen leuch-tend rot, mit einer Haarstrhne in Form einer Schlange. Sie hlt eine Rucherpfanne in der Hand. Man sieht Frauen, den Kopf rasiert bis auf eine Stirnlocke und einen Pferdeschwanz, die fr sie Krokusblumen pflcken. Ein Affe und ein Greif !ankieren die Figur, die wie die Herrin der Elemente auf einem Podest thront.

    Spiegelte sich das stndige Ringen des Men-schen mit der Natur in knstlerischen Allego-rien? Ein Wandgemlde in Akrotiri zeigt zwei Kinder, nur bekleidet mit Lendenschurz und Grtel, die sich im Zweikampf gegenber-stehen. Die Szene wirkt wie eine ritualisierte Kra"probe. Kultur war eine Antwort auf die Elemente und die Herausforderungen durch die Umwelt, sagt Doumas.

    Die Inselbewohner waren auch geschickte Hausbauer. Die Fundamente ihrer Gebude setzten sie auf eine Schicht von Lavakieseln, das dmp"e die Erdste. Als erfahrene Seeleute bauten sie zudem gut 20 Meter lange Schi#e, mit denen sie an einem Tag bis zum 120 Kilometer entfernten Kreta gelangen konnten. Und sie wa-ren umtriebige Hndler, die begehrte Metalle in das mchtige, aber rohstoffarme Minoische Reich brachten: Kupfer von Zypern, Obsidian von Milos, Blei und Silber von Sifnos. Fr die Rckfahrt beluden sie ihre Schi#e mit Holz, Ge-mse und Getreide, das auf Kreta viel ppiger gedieh als auf ihrer Vulkaninsel.

    Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. dominierten die Bewohner der Kykladen auf diese Weise das stliche Mittelmeer. Sie stieen bis an die Ks-ten Kleinasiens und der Levante vor. Funde be-zeugen, dass ihre Tonwaren bis nach Marseille und Menorca gelangten und dass sie ber ihr ausgedehntes Handelsnetz sogar Bernstein von der Ostsee ins stliche Mittelmeer brachten. Wohl auch an den Hof der Pharaonen.

    Der Vulkanausbruch machte dem Handel ein pltzliches Ende aber $eras bronzezeitliche Kultur bt noch immer eine groe Faszination aus. 170000 Touristen streifen jedes Jahr durch die lu"ige, 12000 Quadratmeter groe Halle ber der (Fortsetzung auf Seite 50)

    Inseln, vor Tunesien, Kleinasien und dem Bal-kan, in Irland und der Bretagne. Am hu%gsten aber wurde Santorin, das vor malige $era, ge-nannt: wegen seiner einst runden Form und der vulkanischen Geschichte.

    Zu denen, die an einen historischen Kern der Atlantis-Sage glaubten, gehrte der griechische Archologe Spyridon Marinatos. Er arbeitete sich von 1967 an mit Hacke und Spaten durch die 3600 Jahre alten vulkanischen Schichten, unter denen das alte Akrotiri begraben liegt. 200 Meter von der heutigen Kstenlinie ent-fernt stie er bereits am ersten Grabungstag auf bronzezeitliche Gefe. In den folgenden Jahren legte er die Strukturen von drei Husern ganz und von etwa zehn teilweise frei.

    Nach dem Tod des Forschers im Jahr 1974 wurde sein Assistent Christos Doumas zum Grabungsleiter. Er lie die Flche nur noch ar-rondieren, um Besuchern den Zugang zu er-mglichen. Fr ein Schutzdach mussten 95 Su-len in den Boden eingelassen werden, ohne die Sttte zu beschdigen. Unter Doumas Leitung stieen Arbeiter mehr als 20 Meter in die Tiefe vor: 15 Meter durch Asche- und Bimsschichten, sieben durch vulkanischen Fels. Dabei wurden noch einmal 20 bis 25 Huser identi%ziert, aber nicht freigelegt. Wir mssen erhalten, was wir haben, sagt Doumas. Wenn wir weiterhin aus-graben, zerstren wir nur die schtzende Hlle.

    niemand kann so viel ber das alte Akrotiri erzhlen wie der nun 81-jhrige Archologe aus Athen. Wenn er spricht, lebt diese versunkene Welt wieder auf. Zwar wurde bis heute kein ein-ziges Skelett eines Menschen gefunden die Wandgemlde aber, deren Fragmente in mhe-voller Arbeit zusammengesetzt wurden, sind von einer sthetik und Vitalitt, die im Europa der Bronzezeit ihresgleichen sucht.

    Wir wissen nicht, was diese Menschen da-mals glaubten, sagt Doumas. Aber ganz sicher hatten sie Vorstellungen von einem Jenseits und dem Tod. Sie mssen berzeugt gewesen sein, dass sie den Gttern opfern mussten, um deren Schutz vor dem Wetter und den Erdbeben nicht zu verlieren. An ihre Zimmerwnde malten sie

  • Lithosp

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    Santorin ist seit je ein Hotspot des Vulkanismus. Gewaltige Ausbrche zerrissen die Insel und schufen eine mehr als 400 Meter tiefe Caldera.

    Stndige Gefahr Etwa 170 Kilometer unterhalb der gis schiebt sich die Afrikanische unter die Eurasische Kontinentalplatte. Vor 3600 Jahren kam es auf Thera zu mehreren Erdbeben und einem katastrophalen Vulkanausbruch, der nicht nur die Gestalt der Insel vernderte, sondern fast alles Leben vernichtete. Ein neuer Vulkan-ausbruch ist ziemlich wahrscheinlich: Wenige Kilometer nordstlich von Santorin befindet sich der gefhrliche unterseeische Vulkan Kolumbos. Und unterhalb der gisinsel selbst sam-melt sich neues Magma und hebt die Kameni-Insel mitten in der Caldera empor.

    PLATTENTEKTONIK

  • 0 km 5

    Ausgrabungen

    Thira

    Akrotiri

    NeaKameni

    PaleaKameni

    Aspronisi

    Therasia

    Santorin(Thera)

    500 m

    300 m

    200

    m

    FORMENDE KRAFT

    Mehrere Vulkanausbrche ver-nderten Santorin und gaben der Insel die heutige Gestalt (ganz rechts). Nach der Eruption vor 3600 Jahren zog eine Aschewolke bis weit ber Kleinasien, Bims-stein bedeckte groe Teile des stlichen Mittelmeers. Ein Tsunami erreichte die Kste von Kreta.

    So sah die Insel wahr-scheinlich vor dem letzten Vulkanausbruch aus. Forscher datieren ihn auf 1600 bis 1623 v. Chr. so alt ist ein Olivenzweig, der in der Vulkanasche gefunden wurde.

    VIRTUELLE REKONSTRUKTION BASIEREND AUF DEN FORSCHUNGEN VON WALTER L. FRIEDRICH.

    Vor 1600 v. Chr. Direkt nach dem Ausbruch Heute

    QUELLE: WALTER L. FRIEDRICH

  • Das 390 mal 44 Zentimeter groe Schiffsfresko (rechts) fhrt auf die Insel Thera der Bronzezeit. Es zeigt mehrere Schiffe unterwegs von einer Stadt (Aus-schnitt oben) vermutlich nach Akrotiri.

    FOTOS: G. NIMATALLAH/DE AGOSTINI PICTURE LIBRARY/THE BRIDGEMAN ART LIBRARY (GANZ OBEN); GEERT VERHOEVEN, LBI ARCHPRO

    Prozession oder Regatta?

  • national geographic juni

    war. Und auf Gipsabdrcke von Betten; die M-bel sind bei der Flucht der Bewohner vor dem Inferno zurckgeblieben.

    Die gep!asterten Straen zwischen den ver-schachtelt angeordneten Husern waren so schmal, dass gerade mal zwei Packesel aneinan-der vorbeigehen konnten. Die Menschen kon-struierten in den Husern freitragende, nicht mit der Wand verbundene Treppen aus Holz und Stein. So verringerten sie das Risiko, dass sie bei einem Beben die Wand zum Einsturz brachten.

    Pltzlich erblicken wir einen finsteren Schlund und mir wird klar, dass wir ja im obe-ren Bereich der Huser umhergehen: auf dem Niveau, das Doumas bei seinen Ausgrabungen erreicht hat. Was Sie hier unten sehen, sind al-les Mauern, sagt Trinks. Dies ist vermutlich der dritte Stock eines Hauses. Wo sonst hat es in der Bronzezeit solche Gebude gegeben?

    Das Team um Trinks und Doumas ist inter-national zusammengesetzt: Andreas Vlacho-poulos, ein Archologe von der Universitt Ioannina; Clairy Palyvou, eine Architektin von der Universitt "essaloniki; Maurizio Forte, ein Experte fr virtuelle Archologie an der ameri-kanischen Duke-Universitt. Was das Ludwig Boltzmann Institut gemeinsam mit der sterrei-chischen Firma 7reasons digital darstellt, sind nicht nur Gebude sondern ist auch Alltags-leben mit Menschen, Tieren, Festszenen. Exakte wissenscha#liche Daten werden durch Interpre-tation veranschaulicht aber immer auf Basis von Fakten. Wir wollen den Menschen ein besseres Verstndnis davon geben, wie es hier einst ausgesehen haben kann, sagt Trinks.

    Neben Laserscannern arbeiten die Wissen-scha#ler mit weiteren Messgerten. Ein Areal nahe dem Ausgrabungsgelnde bietet in diesen Tagen ein seltsames Bild. Ein Mann schiebt eine Art Rasenmher ber den Asphalt, und 30 Me-ter ber uns !iegt ein Drachen, an dem eine Kamera befestigt ist. Der Rasenmher erweist sich als Radargert, mit dem die Forscher im Boden nach Siedlungs spuren suchen. Die Ka-mera am Drachen macht Lu#aufnahmen, aus denen die Forscher digitale Gelndemodelle erstellen knnen. Die Kombination dieser

    (Fortsetzung von Seite 45) Ausgrabungssttte von Akrotiri. Um extreme Temperaturschwan-kungen im Inneren zu verhindern, ist das Dach mit einer dnnen Erd- und Grasschicht belegt. So fgt es sich zusammen mit seinen Glas!-chen harmonisch in die Umgebung ein. Wenn die Sommerhitze drinnen unertrglich wird, $nen sich automatisch die Fenster, und un-sichtbare Ventilatoren sorgen fr Khlung.

    ich streife mit dem geophysiker Immo Trinks vom Ludwig Boltzmann Institut fr Ar-chologische Prospektion und Virtuelle Archo-logie in Wien durch die Sttte. Er hat ein Projekt initiiert, mit dem das alte Akrotiri dokumentiert werden soll. Sein Team hat die Siedlung an 850 Positionen mit Laserscannern vermessen. So haben wir eine riesengroe fotorealistische Punktwolke erzeugt, sagt der 41-Jhrige: ein milli metergenaues Modell der Stadt.

    Wir stehen zwischen graubraunen Ruinen und blicken fasziniert auf Details, die erahnen lassen, welche Pracht und welcher Er4ndergeist sich hier vor mehr als 3600 Jahren entfalteten. Wir erkennen Reste von Regen- und Abwasser-leitungen, die von den Husern in Kanle unter den Straen fhrten, sehen Lagerrume mit Behltern fr Gemse, Frchte und Mehl. Dou-mas und die anderen Archologen haben her-ausgefunden, dass das gemahlene Getreide an einer Mhle an die Bewohner verteilt wurde.

    Jedes Haus hatte Fenster direkt neben dem Eingang, so dass alle Rume lichtdurch!utet waren. Wir blicken auf Wnde, die wie poliertes Elfenbein wirken. Auf einen Toilettensitz, wo die Wand bis auf Sitzhhe suberlich verputzt

    Akrotiri soll so exakt wie mglich dokumentiert werden. Mit ihren Scannern erstellen die Wissen-schaftler ein millimetergenaues Modell der bronzezeitlichen Stadt.

  • Santorin

    Mit Laserscannern haben Wissenschaftler aus Wien die Ausgrabungssttte digital vermessen. Die so erzeugten 3-D-Modelle beruhen auch auf Rekonstruktionen, die ein Team der griechischen Architektin Clairy Palyvou anfertigte.

    Daten fhrt zu archologischen Erkenntnissen, ohne dass auch nur eine einzige Schippe Sand bewegt werden muss.

    beim abendessen im Forschercamp stehen auf den Tischen die Laptops neben dem Eintopf mit grnen Bohnen. Die Archologen und Techni-ker fahren die Datenernte des Tages ein. Mitten in der Arbeit beginnen die Augen von Klaus Lcker vom Ludwig Boltzmann Institut zu leuchten. Schauen Sie hier, diese schwarzen Linien: Das sind Mauerstrukturen!, ruft er. Zum ersten Mal wird klar, wie es hier vor 3600 Jahren ausgesehen hat. Die Ruinen liegen, kaum zu fassen, gerade mal einen halben Meter unter dem Asphalt.

    Am nchsten Tag gehen wir hinber zum Po-tamos, einem alten, meist ausgetrockneten Flusstal. Wir streifen an grau- und rotbraunem Gestein entlang, es riecht nach Oregano, der hier ppig wchst. Mario Wallner, der karten-kundige Ranger des Teams, soll die Gruppe

    auf die Spuren des deutschen Archologen Ro-bert Zahn fhren, der 1899 hier irgendwo Reste von Fischernetzen, eine goldene Halskette und Scherben ausgrub. Ein Foto von damals soll ih-nen helfen, die Stelle wiederzu)nden. Wie weit dehnte sich das alte Akrotiri aus?

    An der Flussbschung sehen wir hhlen-artige *nungen. Wallner kriecht in eine von ihnen. Die Decke ist gerade mal 80 Zentimeter dick, ru+ er. War dies ein Grab aus einer viel frheren Zeit? Wieder aufgetaucht, deutet der Wissenscha+ler auf feine Rillen im Fels. Das knnten Spuren eines Stemmeisens sein. Wenn die Decken so dnn waren, dann lieen sie sich leicht au,rechen.

    Nutzte man damals einen alten Friedhof als Steinbruch, um sich Baumaterial zu bescha*en? Es ist zu frh, um (Fortsetzung auf Seite 56)

    Q NGS-Projekt Immo Trinks digitale Vermessung und Visualisierung von Akrotiri wurde zum Teil durch die National Geographic Society finanziert.

  • Der Dreiecksplatz der Ausgrabungssttte Akrotiri im Abendlicht. Die frei- gelegten Ruinen lassen ahnen, dass die Stadt be-reits hoch entwickelt war fast 1700 Jahre vor dem rmischen Pompeji am Vesuv, das 79 n. Chr. eben-falls durch einen Vulkan-ausbruch zerstrt wurde.

  • Der Dreiecksplatz als 3-D-Modell: So knnte der Alltag in der Handels-stadt Akrotiri ausgesehen haben. Die Darstellung der Huser (links das Westhaus) beruht auf architektonischen und archologischen Unter-suchungen. Die Kleidung der Menschen und die Szenerie bezieht sich auf Fresken, die in Akrotiri gefunden wurden.

  • national geographic juni

    (Fortsetzung von Seite 51) eine Aussage zu machen. Erst mssen die Forscher die Umge-bung noch scannen und alles genau vermessen.

    Binnen einer Stunde hat die Gruppe aber den Platz gefunden, von dem aus Zahn damals sein Foto machte. Nun wissen sie, wo er gegraben hat. Die Stelle liegt am anderen Ufer und ist heute ein terrassierter Karto!elacker. Bildete der Fluss damals die Stadtgrenze? Wir gehen an einem Haus am Feld vorbei. Ein alter, bar-figer Bauer kommt uns entgegen. Die ganze Gegend hier ist voller Tonscherben, sagt er.

    mit trinks steige ich auf den Roten Berg, der die Ausgrabungssttte um etwa 60 Meter berragt. Von dort knnen wir weite Teile von Santorin berblicken. Bei guter Sicht erkennt man am Horizont die Berge von Kreta.

    Ich habe das berhmte Schi!sfresko vor mei-nem inneren Auge, dessen Fragmente im Ober-geschoss des Westhauses gefunden wurden. Das Meisterwerk (siehe Seite 48) lagert im Pr-historischen Museum des Inselortes -ira, weil es keinen Platz fr eine Ausstellung gibt. Es zeigt acht grere Schi!e, die von einer Stadt am lin-ken Bildrand zu einer Stadt am rechten Bildrand fahren. Lwen oder Geparde im fliegenden Galopp zieren die Bordwand des grten Schi!s. Zwischen den Schi!en springen Del.ne aus dem Wasser. An Land stehen Menschen auf Hgeln, auf Hausdchern und in Fenstern. Eine Prozession von Jnglingen zieht an einem Stadt-tor vorbei. An einem Flussufer verfolgen ein Greif und eine Wildkatze ihre Beute.

    Ist das eine Regatta? Ein Ritual? Ein Seefest? Eine Hochzeit? Die Rckkehr von einem Krieg?

    Doumas ist der Ansicht, dass es sich um die Selbstdarstellung eines reichen Hndlers han-delt. Denkbar, dass er ein erfolgreicher Reeder war. Er wollte zeigen, dass er Verbindungen in die weite Welt hatte, meint der Archologe. Auch damals liebten es die Leute schon, ein bisschen mit sich anzugeben.

    Die Landschaft vor uns ist jener auf dem Fresko sehr hnlich. Die Siedlung rechts auf dem Bild knnte Akrotiri sein. Gut mglich, dass es dort einst zwei Hafenbuchten gab.

    Trinks geht in die Hocke und nimmt einige kleine, farbige Putzfragmente in die Hand. Das sind Reste bronzezeitlicher Wandbemalung. Kaum zu glauben, dass sie hier einfach so her-umliegen, sagt er.

    Spyridon Marinatos, der vor einem halben Jahrhundert auf diesem Hgel grub, fand mchtige Mauern, die von Wohlstand zeug-ten. Trinks Team ortete jetzt mit dem Boden-radar zwei Gebude, die mglicherweise durch eine Mauer verbunden waren. Ein Dreschgrund aus nicht sehr alter Zeit? Oder ein Wachturm aus der Antike? Wir haben noch nicht fr alles eine Erklrung, sagt der Geophysiker.

    Doch gegraben wird hier vorerst nicht. Wes-halb, das begreife ich, als ich die Fresko-Werk-statt am Ausgrabungsgelnde besuche. Dort sitzen die Konservatoren Litsa Kalampouki und Nikos Sepetzoglou bei einer Arbeit, die der des Sisyphos gleichkommt. Alles, was in den Rui-nen an Bruchstcken von Wandmalereien ge-funden wurde, ist hier im Magazin au/ewahrt: mehr als tausend Ksten mit mehreren hundert-tausend Fragmenten. Sie werden mit Aceton gereinigt, mit Klebsto! gefestigt, einander zu-geordnet und nummeriert. Dann auf ein Kies-bett gelegt und gem einer Skizze an der Wand in einem Rahmen zusammengesetzt.

    In der Keramikwerkstatt sieht es nicht anders aus. Der Raum quillt ber von rekonstruierter Tonkunst: prchtige Tpfe und Vasen, fast mannshohe Lagerbehlter, eine bemalte Bade-wanne, eine Backplatte und ein Bienenstock aus Ton. Die Konservatoren haben alles, was sie zusammenfgten, fein suberlich in ein Buch geschrieben. Zurzeit sind sie bei der laufenden

    Archologen fanden mchtige Mauern, die von Wohlstand zeugen. Messungen mit modernen Gerten zeigen exakte Grundrisse. Aber es gibt noch viele Fragen.

  • DAS WESTHAUS ENTSTEHT NEU

    Jetzt in 3-DMit modernster Computertechnik rekonstruieren 3-D-Visualisierungs-experten der Wiener Firma 7reasons die Huser der Stadt Akrotiri. Viele sind unter der schtzenden Vulkan-asche ber das Erdgeschoss hinaus erhalten geblieben hnlich wie in Pompeji und Herculaneum. Auf Grund-lage von Grundriss- und Schnittplnen der Architektin Clairy Palyvou und mithilfe von ersten fotogrammetrisch erstellten 3-D-Modellen (oben) beginnt die digi tale Bestandsaufnahme der erhaltenen Architektur hier das West-haus des Dreiecksplatzes. Mit detail-lierten, durch Laserscans gewonnenen 3-D-Informa tionen werden im Computer wirklichkeitsgetreue digitale Kopien der bestehenden Gebude erstellt (Mitte). Nicht mehr vorhandene Elemente wie obere Stockwerke, Tren und Fenster, Balken und Treppen werden auf Basis aller verfgbaren archologischen und architektonischen Forschungsergeb-nisse virtuell ergnzt (unten) und als realistische digitale 3-D-Objekte modelliert. Im nchsten Schritt wird dieses Modell texturiert: Handkolorierte digitale Bauteile und Fotos werden auf das virtuelle Modell bertragen. Ab-schlieend wird das Hausmodell in seine Umgebung eingebettet und ausge-leuchtet, wie auf Seite 54 zu sehen.

  • Die Konservatoren Litsa Kalampouki (rechts) und Nikos Sepetzoglou setzen sortierte und numme rierte Freskenfragmente Stck fr Stck wieder zusam-men: eine Puzzlearbeit fr viele weitere Jahre.

  • national geographic juni

    Nummer 12463. Doch es gibt kein Geld, das alles auszustellen. Nicht einmal, um die Restau-ratoren zu bezahlen.

    Die Wissenscha!ler vom Ludwig Boltzmann Institut wollen dieses Stck Kulturgeschichte, die Arbeit von Marinatos, Doumas und anderen nun in digitalisierter Form retten. Sie haben guten Grund, sich zu beeilen: Noch immer ist das, was in Akrotiri geschieht, der Macht der Natur unterworfen. Santorin be"ndet sich in einer der unruhigsten tektonischen Zonen der Welt. Die Insel Nea Kameni, die heute mitten in der Caldera liegt, entstand 1707 durch den Aus-sto neuer Lava. Zwischen 2011 und 2012 hat sie sich um 15 Zentimeter gehoben.

    Sieben Kilometer vor der Nordostkste von Santorin ist der Vulkan Kolumbos im Meer ver-borgen. Sein Krater #net sich nur zwlf Meter

    unter der Wasserober$che. Hier regis trieren Wissenscha!ler seit Jahren die grte seismi-sche Aktivitt der ganzen Region. Ihre Daten deuten darauf hin, dass es auf Santorin schon sehr bald wieder losgehen knnte.

    Der Tiefseeforscher Robert Ballard, ein Ex-plorer-in-Residence der National Geographic Society, hat Kolumbos und die hydrothermalen Quellen in seiner Umgebung untersucht. Die-sen Vulkan muss man im Auge behalten, sagt er. Die Wahrscheinlichkeit, dass er ausbricht, ist viel hher als beim Vulkan auf Santorin.

    Wird es eine neue Eruption geben? Ein hef-tiges Erdbeben? Oder, wie vor 3600 Jahren, gar beides nacheinander? Die Gefahr ist gro, sagt Trinks. Es reichen ein paar Erdste, und alle ausgegrabenen Mauern werden in sich zu-sammenstrzen.

    So hat das alte Akrotiri nur zwei sichere Plt-ze, an denen es die Zeit berstehen kann. Tief im Boden unter der schtzenden Vulkanschicht. Und auf Festplatten von Computern.

    Der griechische Archologe Andreas Vlachopoulos im Fresken-Archiv von Akrotiri. Hier lagern 15 Originalbilder, die neu zusammengesetzt wurden. Doch der ffentlichkeit sind sie bisher noch vorenthalten es gibt kein Geld, um sie auszustellen.

    AUF UNSERER WEBSITE Erleben Sie eine virtuelle Rekonstruktion der Stadt Akrotiri unter nationalgeographic.de/akrotiri

  • Santorin

    Sardinien Sind 6500 turmartige Rundbauten, von 2200 v. Chr. an errichtet, die Reste von Atlantis? Plato zufolge war es jenseits der Sulen des Herakles: dem Golf von Cagli-ari oder der Strae von Bonifacio (Meerenge zwischen Sardinien und Korsika).

    Sizilien Um 3500 v. Chr. lag der Wasserspiegel des Mittelmeers viel tiefer, die Landmasse reichte bis Malta. Auf dieser Insel herrschte eine Megalithiker-Kultur. Sie ging unter, als bei Gibraltar ein natrlicher Damm brach.

    Spanien Atlantis knnte auch im Sden der Iberischen Halbinsel, im Delta des Ro Gua-dalquivir gelegen haben. Darauf deuten ring-frmige Stadtgrundrisse hin.

    Nordafrika Drei Vorschlge: vor der Kste Tu-nesiens; im Schott el Hodna, einer wsten-artigen Landscha! in Algerien; auf der Ebene von Souss-Massa im sdlichen Marokko.

    Bretagne Dieser "eorie zufolge lag Atlantis auf einer Landmasse, die sich in der Eiszeit bis nach Irland erstreckte. Die Menhire von Carnac stammen aus dieser Zeit.

    Britische Inseln Die Megalithen von Stone-henge seien identisch mit den Sulen des Herakles, sagen manche Forscher.

    Adria Atlantis knnte auch eine gewaltige Landmasse gewesen sein, die sich vom Bal-kan bis in die Toskana, nach Malta und wei-ter nach Kreta erstreckte.

    Irische See Lag Atlantis bei der heutigen Isle of Man? Eine Pol- oder Erdkrustenverschie-bung knnte verheerende Flutwellen verur-sacht haben, die das Reich untergehen lie.

    Nordsee Eine weitere "eorie: Atlantis lag auf einer Insel stlich von Helgoland.

    Schwarzes Meer Eine Hochkultur versank um 5600 v. Chr. in einer Flutwelle, die spter als die biblische Sint#ut berliefert wurde.

    Auch Filmregisseure hat das "ema faszi-niert. 1961 kam der Fantasy-Film Atlantis, der verlorene Kontinent ins Kino, 2001 der Zeichentrick$lm Atlantis Das Geheimnis der verlorenen Stadt, 2008 das Epos 10.000 BC von Roland Emmerich.

    Die Mehrheit der Wissenscha!ler vertritt indes eine Au%assung wie der franzsische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau. Er suchte 1975 im Au!rag griechischer Behr-den mit seinem Schiff Calypso erfolglos nach berresten des legendren Reiches und lie die %entlichkeit danach wissen: Atlantis ist nichts als ein Mrchen.

    Der Mythos AtlantisWo lag das sagenhafte Reich der Antike?Die Suche nach dem untergegangenen Atlantis hlt Forscher seit langem in Atem. Archologen und Geologen, Philologen und Philosophen, Geographen und Geophysi-ker haben zahlreiche Hypothesen darber aufgestellt, wo die von Platon beschriebene Superkultur existiert haben knnte. In Griechenland gab es allein im vergangenen Jahrzehnt drei Atlantis-Konferenzen: 2005 auf der Insel Milos, 2008 in Athen, 2011 auf Santorin. Auf ihnen trugen Wissenscha!ler aus aller Welt die neuesten "esen vor. Welche Lnder, Meere und Inseln werden auer Santorin am hu$gsten genannt?

  • Santorin bei Sonnenunter-gang. Die Steilkste und die pittoresken Huser von Thira machen die Insel zu einem beliebten Touristen-ziel. Aber die Idylle trgt: Seismologen befrchten schon in naher Zukunft neue Erd beben oder sogar einen Vulkanausbruch und damit die endgltige Zerstrung der freigeleg-ten Ruinen von Akrotiri. j

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    4,49 AUSGABE NUR

    JEDE

  • Die Blaue Revolution sind Aquakulturen die

    Lsung?

    Im Jahr 2050 muss die Erde zwei Milliarden Menschen mehr ernhren als heute. Wie soll das gehen, ohne den

    Planeten zu berfordern? Teil 2 unserer neunteiligen Serie beleuchtet die neuen Mglichkeiten der Fischzucht.

    9 MILLIARDEN Wie werden alle satt? SER

    IE (2)

  • Tilapia und Lachs statt Rind und Hhnchen: Immer mehr von unserem Essen wchst knftig im Wasser.

    Fische besser zchtet

    Wie man

    Text Joel K. Bourne, Jr.Fotos Brian Skerry

  • FOTO: JIM RICHARDSON

    Solaiman Sheik prsentiert die Ernte aus dem Teich seines Vaters in Bangladesch: Garnelen, ein profi-tabler Exportartikel. Die Familie zchtet in dem Teich auch Fische und baut in der Trockenzeit dort Reis an, gedngt mit Fischkot. Die Mischkultur hat die Pro-duktion verdreifacht, ohne Schaden fr die Umwelt.

  • Asiatische Kammmuscheln, Verwandte der Jakobs-muscheln, filtern Fischkot aus dem Wasser und er-nhren sich davon. Diese Aquakultur vor Vancouver Island in Kanada zchtet auch Seegurken und Algen mit den Exkrementen barschartiger Kohlenfische, die in der Nhe in Kfigen gehalten werden.

  • Algenblte erstickt die Zuchtfische in der Laguna de Bay, einem See auf den Philippinen. Die eng gereihten Gehege sind massenhaft mit Tilapias be-setzt. Das Futter fr die Tiere und ihre Exkremente nhren Unmengen von Algen. Sie zehren den Sauer-stoff auf, so dass die Fische verenden.

  • national geographic juni

    gro wie Suppenteller, schieen an die Ober-!che und lassen das Wasser schumen. Martin ist Prsident von Blue Ridge Aquaculture, einer der weltgrten Indoor-Fischfarmen.

    Das hier sind die Fische, mit denen Petrus damals, mit Jesu Hilfe, die Fn"ausend gespeist hat, sagt er und lchelt. Seine Reibeisenstimme klingt wie die eines Predigers. Anders als Jesus gibt Martin seine Fische aber nicht umsonst ab. Jeden Tag verkau" er 5000 Kilo lebende Tilapias an Mrkte von Washington bis nach Toronto. Seine Hauptkunden sind eingewanderte Asiaten. Derzeit plant Martin eine zweite Fischfarm an der Westkste. Mein Vorbild ist die Ge!gel-zucht, sagt er. Allerdings mit einem wichtigen Unterschied: Unsere Fische sind glcklich.

    Woher er das denn wisse, frage ich. Die Tila-pias drngen sich so dicht, dass Petrus darber laufen knnte, ohne einzusinken.

    Fische zeigen in der Regel, dass sie unglck-lich sind, indem sie verenden, erwidert Martin. Ich habe bisher noch nie ein ganzes Becken voller Fische verloren.

    Ein Gewerbegebiet in den Appalachen das mag sich nach einem seltsamen Ort fr die Zucht von Millionen Nilbuntbarschen anhren. Aber industrielle Fischfarmen haben weltweit Konjunktur. Seit 1980 hat sich die Produktion aus Aquakulturen vervierzehnfacht. Vom Lachs bis zur Seegurke 2012 erzeugten sie erstmals

    mehr Nahrungsmittel als die Rind!eischzchter. Mit ber 66 Millionen Tonnen war das fast die Hl"e aller Fische und Schalentiere, die 2012 auf der Erde gegessen wurden. Und die Nach-frage wird weiter steigen, sagen Experten: um mindestens noch ein Drittel. Weil die Weltbe-vlkerung wchst, das generelle Einkommen steigt und Fisch gesund sein soll. Wildfnge knnen den Bedarf in den zum Teil ber#schten Ozeanen nicht mehr decken, sagt Rosamond Naylor, Expertin fr Lebensmittelpolitik und Aquakultur an der Universitt Stanford. Das zustzliche Angebot wird ihrer Meinung nach fast ausschlielich aus Fischfarmen stammen.

    Aber die Leute sind misstrauisch. Viele glau-ben, wir wrden in den Ozeanen mit einer neu-en Massentierhaltung beginnen. Deshalb wollen wir es von Anfang an richtig machen.

    Es gibt gute Grnde, misstrauisch zu sein.

    die blaue revolution hat es mglich ge-macht, die Gefriertruhen der Supermrkte mit billigen Shrimps, Lachs und Tilapia zu fllen. Aber o" mit hnlichen Nebenwirkungen wie die Landwirtscha" auf dem Trockenen: Zerstrung von natrlichem Lebensraum, Wasserver-schmutzung, Sorgen um die Sicherheit der Nah-rung. Vor 30 Jahren #elen in den Tropen riesige Mangrovenwlder den Bulldozern zum Opfer, weil man vor der Kste Farmen ins Meer baute,

    In einem nasskalten Lagerhaus am Fu der Blue Ridge Mountains in Virginia greift Bill Martin nach einem Eimer mit braunen Pellets und schttet sie in ein langes Betonbecken. Fette weie Tilapias,

    9 MILLIARDEN Wie werden alle satt? SER

    IE (2)

  • Rinder*

    1 Kilo Futter

    Schweine Fische**Brathhnchen

    1,76,8 1,12,9

    1 KILO KRPER- MASSE

    Bentigtes Futter, um ein

    Kilo Krper-masse zu erzeugen.

    welternhrung

    Lieber Lachs als RindDie Tiere, die wir essen, verbrauchen selber unterschiedlich viele natrliche Ressourcen. Ein Ma dafr ist die Futterverwertung: Sie gibt an, wieviel Futter notwendig ist, damit ein Kilo Krpermasse entsteht. Nach diesem Mastab ist Lachszucht ungefhr siebenmal so effizient wie Rinderhaltung.

    Die exakte Futtermenge kann schwanken je nach Quali- tt und Zusammensetzung des Futters, dem Gesundheits-zustand und dem Alter der Tiere sowie weiteren Faktoren.

    ILLUSTRATION UND DIAGRAMM: VIRGINIA W. MASON UND JASON TREAT, NGM; SHELLEY SPERRY.QUELLEN: MALCOLM BEVERIDGE, WORLDFISH; RODNEY HILL, UNIVERSITY OF IDAHO; ROBERT SWICK, UNIVERSITY OF NEW

    ENGLAND, AUSTRALIEN; UK AGRICULTURE AND HORTICULTURE DEVELOPMENT BOARD

    * Verhltnis fr Hereford-Rinder; Werte fr andere Rinderrassen knnen abweichen. ** Verhltnis fr Lachse; fr andere Fischarten liegt der Wert geringfgig hher.

  • national geographic juni

    und Meeresksten. Bauern besetzen Teiche mit schnell wachsenden Karpfen- und Tilapiarassen und geben ihnen Turbofutter, damit sie noch schneller Gewicht zulegen.

    Ich wurde sehr von der Grnen Revolution bei Getreide und Reis inspiriert, sagt der Fisch-genetiker Li Sifa von der Shanghai Ocean Uni-versitt. Li wurde als Vater der Tilapia bekannt: Er entwickelte eine schnell wachsende Form dieser Barsche, die heute jedes Jahr rund 1,5 Millionen Tonnen hervorbringt, einen groen Teil davon fr den Export. Eine gute Rasse kann einer Branche dazu verhelfen, mehr Men-schen zu ernhren, sagt Li. Das sehe ich als meine Aufgabe: Bessere Fische machen, mehr Fische machen, damit die Zchter reich werden und die Menschen mehr zu essen haben.

    Aber wie geht das, ohne gleichzeitig Krank-heiten zu verbreiten und die Umwelt zu ver-schmutzen? Die Lsung des Tilapia-Farmers Bill Martin: Er zchtet die Fische nicht in Netzge-hegen in Seen oder im Meer, sondern in eigenen Becken an Land. Netzgehege sind o! ein Va-banquespiel, sagt er. Da gibt es Parasiten, Krankheiten, ausgebrochene und tote Tiere. In unseren Becken haben wir alles hunderprozen-tig unter Kontrolle, ohne Auswirkungen auf die Umwelt, auf die Ozeane. Eines ist ja klar: Wenn wir die Meere nicht in Ruhe lassen, wird Mutter Natur uns eines Tages einen gewaltigen Tritt in den Hintern verpassen.

    Das stimmt wohl, aber auch Martins Fisch-fabrik lsst weder Land noch Lu! unbelastet.

    die heute einen groen Teil der weltweiten Shrimpsproduktion liefern. Die Abwsser ein Cocktail aus Stickstoff, Phosphor und toten Fischen sind heute in weiten Teilen Asiens zu einer ernsten Gefahr geworden. Um die Fische in den dicht besetzten K"gen am Leben zu hal-ten, setzen manche sdasiatischen Fischfarmer Antibiotika und Pestizide ein, die in den USA, Europa und Japan verboten sind. Und wegen mangelhafter Kontrollen lngst nicht immer entdeckt werden.

    Doch die Probleme durch Fischfarmen be-schrnken sich nicht auf Asien. In den letzten drei Jahrzehnten wurden Gehege fr die Zucht von Atlantiklachs von den Fjorden Norwegens bis nach Chile gebaut. In den dicht besetzten Netzen sind Parasiten und Krankheiten verbrei-tet, das Wasser ist verdreckt. Im Jahr 2012 ver-loren schottische Lachsfarmen fast zehn Prozent ihrer Fischbestnde durch Amben, die sich in den Kiemen der Fische festsetzten. In Chile "e-len seit 2007 Lachse im Wert von rund zwei Milliarden Dollar einer von Viren verursachte Blutkrankheit zum Opfer. 2011 wurde die Shrimpszuchtbranche in Mosambik durch eine Epidemie praktisch vernichtet.

    das grundbel liegt nicht in der Aquakultur an sich. Diese Methode ist seit dem Altertum bekannt. Schon vor 4000 Jahren zchteten chi-nesische Bauern Karpfen in ihren Reisfeldern. Das Problem ist die rasante Intensivierung. Netzgehege sumen immer mehr Flsse, Seen

    QUELLE: FAOSTAT

    Immer mehr Fisch stammt aus ZuchtenDie Nachfrage nach Fisch steigt, gleichzeitig sind viele Bestnde in den Meeren berfischt. Fast die Hlfte aller verzehrten Fische, Krabben und Muscheln stammen deshalb bereits aus Aquakulturen, Tendenz steigend. 90 Prozent aller Fischfarmen liegen in Asien.

    47%

    53%3%

    97%

    Rest der Welt

    ASIENgezchtet

    gefangen

    20111950 1980 199019701960 2000

    100

    0

    200

    Fischproduktion weltweit (19502011)in Millionen Tonnen

  • welternhrung

    Um die Fische am Leben zu halten, braucht er eine Wasserau!ereitungsanlage, die fr eine Kleinstadt ausreichen wrde. Der Strom dafr stammt aus der Verbrennung von Kohle. Etwa 85 Prozent des Wassers in seinen Tanks bilden einen Kreislauf, der Rest der stark mit Ammo-niak und Fischkot belastet ist "iet in die rt-liche Klranlage, der feste Abfall wandert auf die Mllkippe. Jeden Tag pumpt er mehr als eine Million Liter aus dem Grundwasser, um den normalen Wasserverlust auszugleichen.

    Irgendwann mchte Martin 99 Prozent des Wassers im Kreislauf halten und aus dem Abfall Methan gewinnen, um damit Strom zu erzeu-gen. Er ist berzeugt, dass Kreislaufsysteme an Bedeutung gewinnen werden, aber bisher pro-duzieren auer ihm nur wenige Unternehmen ihre Fische darunter Lachse, O#ziersbarsche (Cobias) und Forellen in Becken an Land. Dass solche Kreislaufsysteme funktionieren, hat nicht zuletzt ein deutscher Experte fr Aqua-kultur bewiesen: Werner Kloas. Er betreibt am Leibniz-Institut fr Gewsserkologie am Mg-gelsee eine geschlossene Fischzuchtanlage, deren Abflle gleichzeitig Grundlage fr einen ppigen Gemseanbau sind (siehe Der Tomaten$scher, Januar-He% 2013).

    13 kilometer vor der kste Panamas geht Brian OHanlon den anderen Weg. Der mit 34 Jahren noch junge Prsident des Unter- nehmens Open Blue setzt auf den offenen Ozean. 20 Meter unter der kobaltblauen Ober-"che der Karibik drehen 40000 Cobias hyp-notische Pirouetten im Inneren eines riesi- gen rautenfrmigen Fischk$gs. Anders als die Tilapias in Bill Martins Betonbecken oder Lachse in kommerziellen Zuchtanstalten haben diese momentan vier Kilo schweren Jung$sche jede Menge Platz.

    OHanlon ist in dritter Generation Fisch-hndler. Er stammt aus Long Island, und als er klein war, diente ihm der berhmte Fulton-Fischmarkt in New York als Spielplatz. Anfang der neunziger Jahre trieben der Zusammen-bruch der Kabeljau$scherei im Nordostatlantik und die Einfuhrzlle auf norwegischen Lachs

    das Familienunternehmen in den Bankrott. Fr seinen Vater war da schon klar: Die Zukun% der Branche sind Fische aus Zuchtfarmen. Also $ng OHanlon schon als Teenager an, in einem gro-en Becken im Keller seines Elternhauses den barschartigen Red Snapper zu zchten.

    Heute betreibt er vor der Kste Panamas die grte O4shore-Fischfarm der Welt. Er hat etwa 200 Mitarbeiter, zchtet Fischnachwuchs in gro-em Mastab an Land und unterhlt eine Flotte orangefarbener Schiffe zur Versorgung der Cobias drauen in den K$gen. Zwlf dieser Gehege bieten Platz fr insgesamt mehr als eine Million O#ziersbarsche. Von Natur aus sind diese Fische Einzelgnger, beliebte Beute fr Sportangler, kommerziell wurden sie aber kaum gefangen. Fr Fischfarmer sind sie aber attraktiv, weil sie sich sehr schnell vermehren. Wie der Lachs steckt der Cobia voller gesunder Omega-3-Fettsuren, seine zarten, weien Filets werden von anspruchsvollen Kchen geschtzt. Letztes Jahr hat OHanlon 800 Tonnen an Spitzen-restaurants in den USA geliefert. Nchstes Jahr, ho5 er, wird sich die Menge verdoppeln und dann endlich auch Gewinn abwerfen.

    So weit drauen auf dem Meer verursachen Wartung und Betrieb hohe Kosten. Lachszucht-anlagen liegen meistens in geschtzten Buchten nahe der Kste, ber OHanlons K$gen dage-gen brechen s