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95 E&G / Vol. 65 / No. 2 / 2016 / 95-112 / DOI 10.3285/eg.65.2.01 / © Authors / Creative Commons Attribution License E & G Quaternary Science Journal Volume 65 / Number 2 / 2016 / 95-112 / DOI 10.3285/eg.65.2.01 www.quaternary-science.net GEOZON SCIENCE MEDIA ISSN 0424-7116 Moränen versus Till: Empfehlungen für die Beschreibung, Interpretation und Klassifikation glazialer Landformen und Sedimente Sven Lukas, Henrik Rother How to cite: Lukas, S. & Rother, H. (2016): Moränen versus Till: Empfehlungen für die Beschreibung, Interpretation und Klassifikation glazialer Landformen und Sedimente. – E&G aternary Science Journal, 65 (2): 95–112. DOI: 10.3285/eg.65.2.01 Kurzfassung: Die glazialgeomorphologische und -sedimentologische Terminologie hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten international eine starke Weiterentwicklung erfahren und die Nutzung der Begrifflichkeiten folgt seit geraumer Zeit einheitlichen Richtlinien. Grundsätzlich ist bei der Aufnahme glazialer Ablagerungen auf eine saubere Trennung zwischen Beschreibung und Interpre- tation zu achten, insbesondere sollten geomorphologische Begrifflichkeiten stets klar von sedimentären Prozessen und den sedimentären Produkten unterschieden werden, um eine terminologisch-interpretative Vermengung von Form (Landform) und Inhalt (Sediment) zu vermeiden. Glaziale Sedimente sollten zunächst ausschließlich aufgrund ihrer lithofaziellen Eigenschaſten und unter Nutzung strikt lithologischer Begriffe (wie Diamikton, schräggeschichtete Sande, laminierte Schluffe etc.) beschrie- ben werden. Erst im nächsten Schri, und nach eingehender Untersuchung, sollten genetische Begriffe (wie Till, Schmelzwas- sersande, glaziolimnische 1 Warvensedimente etc.) zur Interpretation der zuvor beschriebenen Einheiten genutzt werden. Die empfohlene Trennung glazialgeomorphologischer und -sedimentärer Begriffe ist bis heute im deutschsprachigen Raum nicht immer gewährleistet. Dies betri v.a. den Begriff der ‚Moräne‘, der einerseits als sedimentäre Sammelbezeichnung für glaziale Ablagerungen verschiedenster Herkunſt dient (z.B. ,Moränenmaterial‘), anderseits aber auch den durch den Gletscher aktuell transportierten Gesteinsschu beschreibt (z.B. ‚Obermoräne‘). Desweiteren wird der Moränenbegriff gleichermaßen sowohl für die Ansprache glazialer Landformen (z.B. Endmoräne) als auch für die Beschreibung von Eigenschaſten des Geschie- bespektrums genutzt (z.B. Lokalmoräne). Diese Praxis führt nicht nur bei Einsteigern zu Verwirrungen, sondern erschwert auch die Verständigung unter Fachleuten, da diese multifunktionale Nutzung des Moränenbegriffs international seit geraumer Zeit nicht mehr üblich ist. Weitere terminologische Probleme ergeben sich aus den voneinander abweichenden Nomenklaturansät- zen, die innerhalb der verschiedenen deutschsprachigen Staaten im Gebrauch sind, sowie der Praxis, dass z.B. in Deutschland quartärgeologische Aufnahmen in den Aufgabenbereich der einzelnen Bundesländer fallen und damit eigene begriffliche Tradi- tionen fortbestehen. Der vorliegende Artikel hat das Ziel, einen systematischen Überblick über die Genese glazialer Sedimente zu liefern und Emp- fehlungen für die zukünſtige Beschreibung, Benennung und Interpretation solcher Sedimente in der deutschsprachigen Litera- tur zu liefern, die den internationalen Definitionen entsprechen. Der Begriff ‚Moräne‘, einschließlich der Variante ‚Grundmorä- ne‘, sollte fortan lediglich für die Einordnung glazialer Landformen bzw. Landformenvergesellschaſtungen verwendet werden, jedoch nicht für die Ansprache glazialer Sedimente. Letztere sollten künſtig erst nach genauerer lithologischer Beschreibung und nach den hier definierten diagnostischen Kriterien benannt und geogenetisch interpretiert werden. Die in diesem Artikel präsentierte Zusammenstellung der wichtigsten Kriterien für eine sichere Unterscheidung diverser glazialer Diamikte richtet sich nach dem aktuellen internationalen Forschungsstand. Danach wird ein primärer Till als ein ausschließlich subglaziales und durch direkte Ablagerung vom Eis gebildetes Sediment definiert. Ein solcher in der ‚Traktionszone‘ eines basal gleitenden Gletschers entstandener Till wird als ‚subglazialer Traktionstill‘ (engl. subglacial traction till) bezeichnet. Traktionstills sind von gletscherüberfahrenen prä-existenten Sedimenten (z.B. deformierte Schmelzwassersande) zu unterschieden, welche künſtig als ‚Glaziotektonit‘ (engl. glaciotectonite) angesprochen werden sollten und nicht zu den primären Tills sensu stricto gerechnet werden. Eine Weiterverwendung der älteren, stark prozessspezifisch geprägten Till-Begriffe wie Lodgement till und Deforma- tion till ist nach aktuellem Forschungsstand nicht mehr sinnvoll, da zwischen beiden Tilltypen in der Realität ein genetisches Prozesskontinuum besteht und keine gesicherten diagnostischen Kriterien für eine zuverlässige Einzelansprache im Gelände vorliegen. Andere diamiktische Sedimente, die häufig in glazialen Ablagerungsräumen auſtreten und meist supra- bzw. proglazi- aler Herkunſt sind, sollten nicht als Till, sondern nach dem jeweils dominanten Ablagerungsprozess benannt werden (z.B. Schlammstrom(-ablagerung), debris flow (deposit); Abtropfdiamikt, dropstone diamict). Unter Anwendung dieser Kriterien stel- len die Autoren fest, dass subglazial gebildeter Till weit weniger verbreitet ist als bislang angenommen. Vor allem glaziale Landformen wie Endmoränen enthalten bei genauer Betrachtung nur selten größere Anteile primärer glaziale Sedimente (Till). Stadessen setzen sie sich zumeist aus einer Vielzahl verschiedenartiger und deformierter Sedimente zusammen, die im ehema- ligen Gletschervorfeld abgelagert und im Zuge eines Vorstoßes zusammengestaucht wurden. 1 Anmerkung zur Bildung von Wortderivaten des Stammes glazi- In der deutschen und englischsprachigen Fachliteratur finden sich sowohl glazi- als auch glazio- als Wortderivate von lat. glacies ‚Eis’ (z.B. glazigen / glaziogen und glacitectonite / glaciotectonite). In vielen Texten werden beide Formen gleichzeitig genutzt (z.B. Glaziologie, aber glazigen). Funktional dient das -o- in Glaziologie als Verbindungsvokal zwischen dem lateinischen Wort- stamm glazi- und dem griechischen Suffix -logie. Da glazi- in einem Vokal endet, wäre das verbindende -o- streng genommen nicht nötig, es wird aber in vielen glazialen Termini genutzt (z.B. in Glaziologie, glaziologis, glaziofluvial). Andererseits finden sich viele Textbeispiele von Wortzusammensetzungen bei denen die Autoren auf das -o- verzichten (z.B. glazigen, glazilacustrin, glazifluvial). Die verschiedenen Handhabungen in der Wortbildung sind verwirrend und sollten im Interesse einer einheitlichen

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ISSN 0424-7116

Moränen versus Till: Empfehlungen für die Beschreibung, Interpretation und Klassifikation glazialer Landformen und Sedimente

Sven Lukas, Henrik Rother

How to cite: Lukas,S.&Rother,H. (2016):MoränenversusTill:EmpfehlungenfürdieBeschreibung, InterpretationundKlassifikationglazialerLandformenundSedimente.–E&GQuaternaryScienceJournal,65(2):95–112.DOI:10.3285/eg.65.2.01

Kurzfassung: Dieglazialgeomorphologischeund-sedimentologischeTerminologiehatindenvergangenenzweiJahrzehnteninternationaleinestarkeWeiterentwicklungerfahrenunddieNutzungderBegrifflichkeitenfolgtseitgeraumerZeiteinheitlichenRichtlinien.GrundsätzlichistbeiderAufnahmeglazialerAblagerungenaufeinesaubereTrennungzwischenBeschreibungundInterpre-tation zu achten, insbesondere solltengeomorphologischeBegrifflichkeiten stets klar von sedimentärenProzessenunddensedimentärenProduktenunterschiedenwerden,umeineterminologisch-interpretativeVermengungvonForm(Landform)undInhalt(Sediment)zuvermeiden.GlazialeSedimentesolltenzunächstausschließlichaufgrundihrerlithofaziellenEigenschaftenundunterNutzungstriktlithologischerBegriffe(wieDiamikton,schräggeschichteteSande,laminierteSchluffeetc.)beschrie-benwerden.ErstimnächstenSchritt,undnacheingehenderUntersuchung,solltengenetischeBegriffe(wieTill,Schmelzwas-sersande,glaziolimnische1Warvensedimenteetc.)zurInterpretationderzuvorbeschriebenenEinheitengenutztwerden.

Die empfohleneTrennungglazialgeomorphologischerund -sedimentärerBegriffe ist bisheute imdeutschsprachigenRaumnichtimmergewährleistet.Diesbetrifftv.a.denBegriffder‚Moräne‘,dereinerseitsalssedimentäreSammelbezeichnungfürglazialeAblagerungenverschiedensterHerkunftdient(z.B.,Moränenmaterial‘),anderseitsaberauchdendurchdenGletscheraktuell transportiertenGesteinsschuttbeschreibt (z.B. ‚Obermoräne‘).DesweiterenwirdderMoränenbegriffgleichermaßensowohlfürdieAnspracheglazialerLandformen(z.B.Endmoräne)alsauchfürdieBeschreibungvonEigenschaftendesGeschie-bespektrumsgenutzt(z.B.Lokalmoräne).DiesePraxisführtnichtnurbeiEinsteigernzuVerwirrungen,sondernerschwertauchdieVerständigungunterFachleuten,dadiesemultifunktionaleNutzungdesMoränenbegriffsinternationalseitgeraumerZeitnichtmehrüblichist.WeitereterminologischeProblemeergebensichausdenvoneinanderabweichendenNomenklaturansät-zen,dieinnerhalbderverschiedenendeutschsprachigenStaatenimGebrauchsind,sowiederPraxis,dassz.B.inDeutschlandquartärgeologischeAufnahmenindenAufgabenbereichdereinzelnenBundesländerfallenunddamiteigenebegrifflicheTradi-tionenfortbestehen.

DervorliegendeArtikelhatdasZiel,einensystematischenÜberblicküberdieGeneseglazialerSedimentezuliefernundEmp-fehlungenfürdiezukünftigeBeschreibung,BenennungundInterpretationsolcherSedimenteinderdeutschsprachigenLitera-turzuliefern,diedeninternationalenDefinitionenentsprechen.DerBegriff‚Moräne‘,einschließlichderVariante‚Grundmorä-ne‘,solltefortanlediglichfürdieEinordnungglazialerLandformenbzw.Landformenvergesellschaftungenverwendetwerden,jedochnichtfürdieAnspracheglazialerSedimente.LetzteresolltenkünftigerstnachgenauererlithologischerBeschreibungundnachdenhierdefiniertendiagnostischenKriterienbenanntundgeogenetischinterpretiertwerden.DieindiesemArtikelpräsentierteZusammenstellungderwichtigstenKriterienfüreinesichereUnterscheidungdiverserglazialerDiamikterichtetsichnachdemaktuellen internationalenForschungsstand.DanachwirdeinprimärerTillalseinausschließlichsubglazialesunddurchdirekteAblagerungvomEisgebildetesSedimentdefiniert.Einsolcherinder‚Traktionszone‘einesbasalgleitendenGletschersentstandenerTillwirdals‚subglazialerTraktionstill‘(engl.subglacial traction till)bezeichnet.Traktionstillssindvongletscherüberfahrenenprä-existentenSedimenten(z.B.deformierteSchmelzwassersande)zuunterschieden,welchekünftigals‚Glaziotektonit‘ (engl.glaciotectonite)angesprochenwerdensolltenundnichtzudenprimärenTills sensustrictogerechnetwerden.EineWeiterverwendungderälteren,starkprozessspezifischgeprägtenTill-BegriffewieLodgement tillundDeforma-tion tillistnachaktuellemForschungsstandnichtmehrsinnvoll,dazwischenbeidenTilltypeninderRealitäteingenetischesProzesskontinuumbestehtundkeinegesichertendiagnostischenKriterienfüreinezuverlässigeEinzelanspracheimGeländevorliegen.

Andere diamiktische Sedimente, die häufig in glazialen Ablagerungsräumen auftreten und meist supra- bzw. proglazi-aler Herkunft sind, sollten nicht als Till, sondern nach dem jeweils dominanten Ablagerungsprozess benannt werden (z.B.Schlammstrom(-ablagerung),debris flow (deposit);Abtropfdiamikt,dropstone diamict).UnterAnwendungdieserKriterienstel-lendieAutoren fest,dass subglazialgebildeterTillweitwenigerverbreitet ist alsbislangangenommen.VorallemglazialeLandformenwieEndmoränenenthaltenbeigenauerBetrachtungnurseltengrößereAnteileprimärerglazialeSedimente(Till).StattdessensetzensiesichzumeistauseinerVielzahlverschiedenartigerunddeformierterSedimentezusammen,dieimehema-ligenGletschervorfeldabgelagertundimZugeeinesVorstoßeszusammengestauchtwurden.

1 Anmerkung zur Bildung von Wortderivaten des Stammes glazi- InderdeutschenundenglischsprachigenFachliteraturfindensichsowohlglazi-alsauchglazio-alsWortderivatevonlat. glacies

‚Eis’(z.B.glazigen/glaziogenundglacitectonite/glaciotectonite).InvielenTextenwerdenbeideFormengleichzeitiggenutzt(z.B.Glaziologie,aberglazigen).Funktionaldientdas-o-inGlaziologiealsVerbindungsvokalzwischendemlateinischenWort-stammglazi-unddemgriechischenSuffix-logie.Daglazi-ineinemVokalendet,wäredasverbindende-o-strenggenommennichtnötig,eswirdaberinvielenglazialenTerminigenutzt(z.B.inGlaziologie, glaziologisch, glaziofluvial).AndererseitsfindensichvieleTextbeispielevonWortzusammensetzungenbeidenendieAutorenaufdas-o-verzichten(z.B.glazigen,glazilacustrin,glazifluvial).DieverschiedenenHandhabungeninderWortbildungsindverwirrendundsolltenimInteresseeinereinheitlichen

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Regelung(generellmitoderohneVerbindungsvokal-o-)überdachtwerden.Dadasverbindende-o-inderBezeichnungdesFa-chesGlaziologieallgemeingenutztwird(dieAlternativewäreansonstenGlazilogie),empfehlenwirdieEinfügungdesVerbin-dungsvokalszukünftigaufallemitglazi-zusammengesetztenWortezuübertragen(d.h.glaziofluvial,glaziogen,Glaziotektoniketc.).

Moraines versus till: Recommendations for the description, interpretation and classification of glacial landforms and se-diments

Abstract: Internationally,thedescriptionandinterpretationofglacialsedimentsandlandformslargelyfollowasetofuniformguidelinesandterminology.Sedimentsarenormallydescribedaccordingtotheirlithofaciescharacteristics(e.g.diamicton,sortedsands),andonlyaftercloserinspectionandinvestigationaregenetictermsapplied(e.g.till,glaciofluvialoutwash).Mixingofsedimen-tologicalandgeomorphologicalterminologydoesnotoccur.InGerman-speakingcountries,however,thetermmoraineisusedforglaciogenicsedimentsandlandformssuchasendmorainesandalsoadoptedfortillplains(“groundmorainelandscapes”,“old/youngmorainiclandscapes”etc.).SimilartraditionsofthelatterkindaresometimesfoundasarelictinScandinaviantexts,andanequallyprofoundmixingoftermsisfoundinmuchoftheFrenchliterature.Theauthorsargueherethatthismixturenotonlyleadstounnecessaryconfusionforstudentsbutalsomakesinternationalcommunicationmoredifficult,especiallywhentheterminologicalinconsistenciesareasextensiveandnon-systematicasintheGermancommunityatpresent.Thepresentpaperpresentsasystematicoverviewofthestate-of-the-artoftillterminology,therebyprovidingthenecessarybackgroundinformationforausefuldescriptionandinterpretationoffieldevidenceforcommunicatingresultsinGermanandhopefullyaidingmoreefficientcommunicationofGermanQuaternarygeologistsandgeomorphologists internationally.Theaimistoprovideasedimentological terminology that is inagreementwith international standardsandcanreadilybedistinguishedfromgeomorphologicalvocabulary.Theauthorsrecommendthatusageofthetermgroundmoraine,forexample,isrestrictedtocertainlandformassociationsencounteredinNWCentralEurope,andexcludedfromusewhendiscussingsediments.Forprimaryglaciogenicsedimentssensustrictothetermtillshouldbeusedonlywhereappropriatesedimentologicalevidenceexists.Aprocess-basedsubdivisionoftilltypes(e.g.deformation,lodgementtill)isnotusefulinmostcases,becauseasacom-munitywedonothavethetoolstoreliablydistinguishsuchprocessesatamacro-scale.Thisrecognitionhasledtothecreationofthehighlyusefulumbrellatermsubglacialtractiontillanditsdistinctionfromoverriddenprimarysedimentsthataretermedglaciotectonite. The present contribution translates the older terminology to the internationally-accepted terminology thatfollowsthescientifically-robustapproachofsplittingdescriptiveterminology–basedonalithofaciesapproach(e.g.diamic-ton)–fromthelatterinterpretativestage(e.g.subglacialtractiontill,debrisflowdeposit).Theauthorspresenttranslationsofthedifferenttillschemesthathaveexistedthroughtimeandlinkthesetothecurrentstateoftheart,citingseveralexamplesandcleardiagnosticcriteriatodistinguishvarioustypesofdiamicticsediments.Thiscontributionstressesthatthemajorityofdiamictonsencounteredinglacialenvironments,especiallyinice-marginalsettings,arenotusuallyandcertainlynotautomati-callysubglacialtractiontills.

Keywords: Till, subglazialer Traktionstill, glaziale Sedimente, Sedimentologie, Quartärgeologie, Diamikton, Lithofaziesaufnahme, Moräne, Grundmoräne, Terminologie, subglacial traction till, glacial sediments, sedimentology, Quaternary Geology, diamicton, debris flow, lithofacies approach, moraines

Addresses of authors:Sven Lukas*,SchoolofGeography,QueenMaryUniversityofLondon,MileEndRoad,LondonE14NS,UK.E-Mail:[email protected],Tel.+442078828417;Henrik Rother,InstitutfürGeographieundGeologie,Ernst-Moritz-Arndt-UniversitätGreifs-wald,Friedrich-Ludwig-Jahnstr.17a,17489Greifswald,Germany.*corresponding author

1 Einleitung

Primäre glaziale Sedimente, im Englischen als ‚Till‘, imDeutschen bislang oft als ‚Moräne‘ bezeichnet, umfasseneineReihezumeistschlechtsortierterDiamiktemitAntei-lenausfastallenKorngrößenfraktionen.Diesehöchstva-riableZusammensetzung–keinezweiTillssindidentisch– erschwert die klare Definition dieser Sedimentgruppeundbedingtdiez.T.sehrunterschiedlichenhydrogeologi-schenundbaugrundgeologischenEigenschaftendieserAb-lagerungen(Piotrowski1992,Bell2002,Evansetal.2006,Griffiths&Martin2016).Nichtsdestotrotz istdasVer-ständnisdieserGruppevonSedimentenvonherausragen-der Bedeutung, nicht zuletzt weil glaziale Ablagerungenweltweitüber30%derKontinentebedecken(Goldthwait1971,Benn&Evans1998,2010).

Aus Sicht der internationalen Quartärgemeinschaft istdie korrekte Ansprache und Interpretation sedimentärerMerkmalesowiederGeneseglazialerSedimentevongro-ßerWichtigkeitfürdieRekonstruktionglazialerProzesse,wobeieineeinheitlicheundklardefiniertesedimentologi-scheTerminologieunabdingbarist(Dreimanis1988,Pio-trowski1992,vanderMeeretal.2003,Evansetal.2006,Benn&Evans2010,Griffiths&Martin2016).DieNot-

wendigkeitderEntwicklungeinermodernenNomenklaturaufBasisdesaktuellenglazialgeologischenKenntnisstan-desbestehtauchfürdendeutschenSprachraum.Zieldie-serBestrebungistes,BeiträgederdeutschsprachigenFor-schungzuinternationalenquartärwissenschaftlichenPro-jektenzuerleichtern,unddurchdieSchaffungeinheitlicherKriterienfürdieregionaleQuartärkartierungzueineref-fektiverenVerständigungzwischenz.B.geologischenLan-desbehördenunduniversitärenEinrichtungenbeizutragen.

Die Untersuchung glazialer Sedimente hat eine fastzweihundertjährige Tradition in den Geowissenschaften,wobeisichüberdiesenlangenZeitraumganzunterschied-licheAnsätzeindenverschiedenengeologischenTeildiszi-plinenundNationalstaatenentwickelthaben.ImHinblickaufdieBeschreibungundInterpretationglazialerAblage-rungenorientiertsichdieQuartärgeologieimdeutschspra-chigenRaumzwardurchausanglazialsedimentologischenAnsätzen, jedoch folgt die Terminologie in vielen Fällennicht den international üblichen Standards. Gleichzeitigfindet in der Physischen Geographie häufig eine aus derdeutschen Bodenkunde entliehene Methodik und Termi-nologiezurBeschreibungundInterpretationAnwendung,wasu.a.zurFolgehat,dassdievonderdeutschsprachigenQuartärgemeinschaft derzeit genutzte sedimentologische

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NomenklaturnachwievormitstarkgeomorphologischenKonnotationenbehaftetist(Tabelle1).AnhanddieserBei-spielewirddeutlich, dass derBegriff ‚Moräne‘, bzw. ver-schiedenedavongeformteDerivate,bisheutesowohlfürglazialeLandformenalsauchfürprimäranderGletscher-sohlegebildeteSedimentegenutztwird,obwohldieklarebegrifflicheTrennungseitnunmehrüberzweiJahrzehntenempfohlenwird(z.B.Piotrowski1992,Lukas2004,Wink-ler2009,Ehlers2011).Diedarausresultierendebegriffli-cheDichotomieführtnichtnurzuSchwierigkeiteninderfachlichenKommunikationzwischenbenachbartenDiszi-plinen, sondernauchdazu,dass sichdeutscheund inter-nationale Fachleute terminologisch voneinander entfernthabenundimGelände,z.B.vorglazialenAufschlüssen,nurunterSchwierigkeitenpräzisemiteinanderkommunizierenkönnen.

MitdemvorliegendenBeitragmöchtendieVerfasseraufeineReihevonProblemenhinweisen,die sichausder inDeutschlandnochüblichenVermischunggeomorphologi-scherundsedimentologischerTerminiergibt,undgleich-zeitig einen konstruktiven Vorschlag für eine zukünftigeNomenklaturunterbreiten.Umdamitsowohlfortgeschrit-teneWissenschaftleralsauchpraktischarbeitendeGeolo-genundStudentenderQuartärgeologieundQuartärwis-senschaftenallgemeinzuerreichen,beginnenwirmit ei-nerkurzenDarstellungderhistorischenEntwicklungderTillforschung.ImfolgendenHauptteildesBeitragesfassenwirdann,veranschaulichtanhandvonBeispielen,denak-tuellenWissensstandzurGeneseundAnspracheglazialerSedimente zusammen. Dabei werden verschiedene histo-rischeKonzepteunddiedarausresultierendenTerminiin

ihrem ehemaligen Zusammenhang erläutert, sodass auchheute obsolete Termini der älteren Fachliteratur erklärtund verständlich werden; ein entsprechender Überset-zungsschlüsselwirdindiesemRahmenmitgeliefert.

2 Historische Entwicklung der Moränen- und Till- Nomenklatur

DienachderheutigenNutzungambivalenteBedeutungdesgeomorphologischen und sedimentologischen Moränen-begriffshatseinenUrsprunginderVerzahnungdesfran-zösischenunddeutschenSprachgebrauchs im18.und19.Jahrhundert(vonBöhmersheim1901).SowarderBegriff‚Moräne‘zurZeitdererstenwissenschaftlichenBeschrei-bungeneinalltagssprachlicherTerminusderdeutschspra-chigen Alpenbewohner, der ausschließlich zur Beschrei-bungwallartigerSedimentakkumulationenamEisrandvonTalgletschern benutzt wurde, und auch im französischenalpinenSprachraumwurdederBegriff‚moraine‘indiesemSinneim18.Jahrhundertverwendet(deSaussere1779).

Die Einführung des Moränenbegriffs in die deutscheFachliteratur geht vermutlich auf Agassiz (1838) zurück,derdiesen jedochauchaufden imsupraglazialenTrans-portbefindlichenSchuttaktiverGletscheranwendete(die-serwarbisdahinmitdeminderGegendumGrindelwaldgebräuchlichen Begriff ‚Guffer‘ bezeichnet worden: sieheKuhn1786,invonBöhmersheim1901).Damitkamesbe-reitsinFrühphasederGlazialforschungzurmißverständ-lichen Vermischung des ursprünglichen Landformenbe-griffes mit dem supraglazialen Schuttkörper (vgl. Lukasetal.2007).Diedarüberhinausgehende,undbisheuteim

Terminologie Bemerkung / Erklärung1 Quelle(n) / Autor(en)

Moräne Bezeichnung sowohl für Sediment als auch für Landform

EhlErs 1990, 1994, 2011, hErgEt 1997, Kühn et al. 2002, Kamp & hasEroth 2002, Zepp 2002, hantKE & WagnEr 2004

Grundmoräne / Grundmoränen-landschaft

Bezeichnung für verschiedene unter dem Gletscher abgelagerte Sedimente und die daraus aufgebauten Landformen, die eine ehemalige Eisbedeckung anzeigen

glatthaar & liEdtKE 1981, liEdtKE 1990, dahm et al. 1985, Braun 1987, driEsEn 1990, EhlErs 1990, gruBE 1990, van husEn 1990, hErgEt 1997, 1998, KartE 1998, Kühn et al. 2002, KuhlE 2002, ZEpp 2002, WinKlEr 2009

Geschiebelehm / -mergel Lithofazielle Beschreibung diamiktischer glazialer Sedimente unterschiedlichen Karbonatgehaltes (entkalkt / kalkhaltig)

Braun 1987, hErgEt 1997, KaisEr et al. 2002, ZEpp 2002

Moränenmaterial / -sedimente / -ablagerungen /-schutt

s. Moräne & Grundmoräne EhlErs 1990, 1994, 2011, gruBE 1990, van husEn 1990, glatthaar 1998, WinKlEr & hagEdorn 1999

Lokalmoräne Moränensedimente, deren Zusammen-setzung (Geschiebespektrum, Korngrös-senfraktionen etc.) durch lokal anste-hende Gesteine dominiert wird

glatthaar & liEdtKE 1981, Braun 1987, EhlErs 2011

Jung- bzw. Altmoränenlandschaft Während der letzten bzw. vorletzten oder älteren Vereisung vergletschertes Gebiet

liEdtKE 1981, 1990, gruBE 1990, Kühn et al. 2002, ZEpp 2002

1 Bedeutung aus dem Kontext der betreffenden Quellen hergeleitet, sofern nicht explizit definiert.

Tab. 1: Beispielhafte Zusammenstellung in der Literatur gebräuchlicher, unterschiedlicher und oft synonym nebeneinander verwendeter Bezeichnungen für primäres glaziogenes Sediment.

Tab. 1: Examples of the different terms emplyoed to refer to primary glaciogenic sediments. Note that these are often used alongside each other and partly synonymously, even in the same contribution.

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Deutschengebräuchliche,AnwendungdesWortes‚Morä-ne‘fürbereitsabgelagertesubglazialeSedimentegehtaufMartins(1842,invonBöhmersheim1901)zurück,deralsersterauchSedimenteinsubglazialerPositionmit‚moraine profonde‘bezeichnete(vonBöhmersheim1901).DieseBe-griffsnutzung ist imhistorischenKontextdurchausnach-vollziehbar, denn die Sedimentologie war als eigenstän-dige Disziplin zu dieser Zeit kaum entwickelt (Okada &Kenyon-Smith2009)und es bestandverständlicherweisenochkeinBewußtseinfürdieProblematik,diesichausderdoppeldeutigenBegriffsanwendungergebensollte.ImGe-gensatz zum deutschen Sprachgebrauch bestand im ang-loamerikanischenRaumvonBeginnan–bis aufwenigeAusnahmen–eineklareTrennungderTerminifürglazialeSedimenteeinerseitsundderfürglazialeLandformenan-dererseits(vgl.Dreimanis1988,Benn&Evans1998,2010,Evans&Benn2004a,Bennett&Glasser2009).DieEr-forschungvorallemderzeitvergletscherterRegionenhatinden letzten Jahrzehnten zu einemwesentlichbesserenVerständnis glazialer Prozesse geführt und die Entwick-lungeineseinheitlichenAnsatzessowieeinerTerminolo-gienachsichgezogen,dieuntendetaillierterläutertwer-den.

3 Überblick zur aktuellen glazialsedimentologischen Terminologie3.1 Diamikton

WiebeiallensedimentologischenAufnahmenistauchbeider Beschreibung glazialer Sedimente auf ein systemati-sches Vorgehen zu achten, wobei jede genetische Inter-pretationaufmöglichstvieleDatenzustützenist(Benn&Evans2004). Fürunsortierteundhäufigmatrixdominier-teSedimente,die inglazialenMilieusoftzurAblagerungkommen, ist der lithologische Begriff ‚Diamikton‘ (engl.diamicton) zu verwenden. Damit werden auf neutraleWeise solche Sedimente beschrieben, die aus einer weit-gehendenVermischungvonzweiodermehrerengranulo-metrischenHauptbestandteilenhervorgegangensind,unddie in vielen Fällen bimodale Häufigkeitsmaxima (meistinder Schluff-undSandfraktion) aufweisen, daneben je-dochauchKomponentenalleranderenKorngrößenklassenenthalten können (Frakes 1978, Eyles et al. 1983, Evans&Benn2004b,Benn&Evans2010).Diamiktewerdenalskorngestützt(clast-supported)odermatrixgestützt(matrix-supported)klassifiziertundsindmeistungeschichtet(mas-sive diamicton),könnenjedochauchgrobebzw.schwacheSchichtungsmerkmale aufweisen (stratified diamicton).AussagenzumGradderVerfestigungwirdhäufigeineho-heBedeutungzugemessen,dasubglazialgebildeteDiamik-teaufgrundderEisauflastmeistüberkonsolidiert(overcon-solidated)sind,wasvoneinigenAutorenauchals‚Vorbe-lastung‘bezeichnetwird(z.B.Schlüchter1999).AngabenzurKonsistenzdieserMaterialienkönnendaherrelevanteInformationen zum Ablagerungsmilieu liefern (z.B. sub-glazial,subaerisch,subaquatisch),unddaherschlagenz.B.Krüger und Kjær (1999) folgende vierstufige Einteilungvor: (1)nichtkompaktiert (loose, non-compacted), (2)brö-selig, leicht zu graben (friable, easy to excavate), (3) fest,schwerzugraben(firm, difficult to excavate)und(4)extremfest(extremely firm).

EinhäufigauftretenderFehler,nichtnurbeiStudieren-den, istderquasi-automatischeSprungvomlithologisch-deskriptiven Term ‚Diamikton‘ zum genetischen Begriff‚Till‘.EinesolchevorschnellegenetischeSchlussfolgerungistjedochinjedemFallezuvermeiden,daDiamikteauchinglazialenundnicht-glazialenAblagerungsräumendurchganzverschiedenesedimentäreProzesseentstehenkönnen(sieheOwen1994,Reading1996,Lukas2004).Sowerdenzahlreiche Diamikte als subaerische oder subaquatischeSchlammströmegebildetoderentstehendurchperiglazia-leVerwitterungsprozesse. Selbst imKontextglazialerSe-dimentabfolgenistdiehäufiganzutreffendeautomatischeParallelisierung der Begriffe ‚Diamikton‘ und ‚Till‘ ohneausreichende Befundlage spekulativ, und entspräche dervorschnellen Interpretation aller massigen Siltablagerun-geninPeriglazialgebietenalsLöss,ohneanderegenetischeMöglichkeiteninBetrachtzuziehen.

IndiesemZusammenhangseiauchdaraufhingewiesen,dassdiedeutschenBegriffe‚Geschiebemergel‘und‚-lehm’nicht für eine genetisch neutrale SedimentbeschreibunggeeignetsindunddamitauchnichtalsErsatzfürdende-skriptivenBegriff‚Diamikton‘dienenkönnen.Dastermi-nologischeProblembestehtdarin,dassdieAnsprachevonKlastenals‚Geschiebe’imquartärgeologischenSprachge-brauchbereitseinSedimentglazialenUrsprungs festlegt.Hinzu kommt, dass die Zusätze -mergel und -lehm diestofflicheZusammensetzungspezifizieren(VorhandenseinvonKarbonatbzw.FehlendurchpostsedimentäreEntkar-bonatisierung)unddamitnicht füreineBestimmungderfaziellenGenesegeeignetsind(vgl.Piotrowski1992,Lu-kas2004).AusdiesenErwägungenergibtsich,dassderBe-griff ‚Diamikton‘ für eine explizit deskriptive AnsprachevonschlechtsortiertenKorngemischenvorzuziehenist,daessichhierbeiumeinenlithologischneutralen,nicht-gene-tischenBegriffhandelt.ImWeiterenfolgteinzusammen-fassender Überblick der verschiedenen Till-Typen sowieder wichtigsten Charakteristika, die zu ihrer Unterschei-dungimGeländeundLaborherangezogenwerdenkönnen.

3.2 Tills

Das Wort ‚Till‘ hat seinen etymologischen Ursprung inder Alltagssprache Schottlands, wo er lange vor der Ak-zeptanz der Glazialtheorie benutzt wurde, um einen Bo-den„aussteinigemTon“zubeschreiben(Flint1971:148).AufgrundderherausragendenBedeutungSchottlandsfürdie Entwicklung der frühen Glazialgeologie (z.B. Geikie1863) fandderBegrifffrühzeitigEinzugindieangloame-rikanische Glazialterminologie. In der Literatur werdenunterschiedlicheArtenvonTillaufgeführt. ImFolgendenwerdendiegängigstenArtenbeschrieben,diskutiertundsinnvolleÜbersetzungenindiedeutscheTerminologievor-geschlagen. Dabei werden auch solche Till-Typen ange-führt,dieheutegrößtenteilsnichtmehralseigenständigeTills anerkannt werden. Für die INQUA Kommission zur‚GeneseundLithologiequartärerAblagerungen‘definierteDreimanis(1988:41)einenTillsensu latoalseinprimäresglaziales Sediment, welches „durch das unmittelbare He-rauslösen von Schutt aus dem Gletscher durch basales Ab-setzen, Ausschmelzen oder Sublimation entsteht“.Esistan-zumerken,dassdieursprünglicheTill-Definitiondamitin

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gewissemUmfangResedimentations-undAufarbeitungs-prozessemiteinbezog,auchwenndiesebeiderTillgene-se keine dominante Rolle einnehmen sollten (Dreimanis1988: 41f.). Dagegen schließen die neueren DefinitionenvonTillexplizitdievonDreimanis (1988)nocheinbezo-geneResedimentationundAufarbeitungbeiderTillgeneseaus(Lawson1988,Hicock1990,Benn&Evans1996,1998,2010,Evans&Benn2004b,Evansetal.2006,Lukasetal.2012).SubaquatischeTills,ursprünglichalsAblagerunginwassergefüllten subglazialenBeckenoderunterEisschel-fendefiniert(Dreimanis1988,Piotrowski1992),werdenaufgrund der heute enger gefassten Definition, die dasSedimentieren durch eine Wassersäule ausschließt, nichtmehrzudenTillsgerechnet.Sofernmöglich, solltendie-se Sedimente nach den jeweiligen Geneseprozessen wei-tergehendklassifiziertwerden,wobeiDiamikteindiesemAblagerungsraummeistalssubaquatischeSchlammstrom-ablagerungen(engl.subaqueous debris flow)oderdurchdasAusregnenvonMaterialausderaufschwimmendenGlet-scherbasis oder aus Eisbergen entstehen (Abtropfdiamik-ton,engl.undermelt diamicton, dropstone diamicton).

Innerhalb des oben beschriebenen Definitionsrahmensfür Till, der die Resedimentation sowie die AufarbeitungdurchfließendesWasserkategorischausschließt,wurdendiefolgendendreiprimärenTilltypenunterschieden:

(a)Absetz-oderSetztill (engl:Lodgement till) entstehtdurchdasHerauslösenvonMaterialausdembasalenGlet-schereis, wobei Partikel, Klasten oder Sedimentschollendurch‚Aufschmieren‘amGletscherbettzurAkkumulationteilsmächtigerSedimentpaketeführenkann(Piotrowski1992,Benn&Evans1998).PhysikalischerfolgtdasAbset-zenvonMaterialausderGletschersohleentweder,wenndie auf die Klasten wirkenden retardierenden Reibungs-kräfteamGletscherbettdieAdhäsionskräftedesEisesüber-steigenoderwennMaterialdurchbasalesDruckschmelzenfreigesetzt wird. Aufgrund seiner Entstehung an der Ba-sisgleitenderGletscheristeinSetztillinvielenFällensehrstarkverfestigt (engl.overconsolidated)undvonmassigerErscheinung.Verbreitetfindensichmakro-undmikrosko-pische,subhorizontalorientierteScherklüfte,dieglaziotek-tonischangelegtsindundimZugedesAustrocknensbzw.derVerwitterungalsKontraktions-oderEntlastungsklüftesichtbarwerden(Abb.1a–c).GeschiebeimLodgementTillsind zumeist gut kantengerundet, zeigen oft geschramm-te bzw. polierte Oberflächen und sind durch Detersion,Klast-Rotation und Mikro-Detraktion geometrisch oft in‚Projektilform‘ entwickelt (engl. bullet-shaped clast; Abb.1d).WeitereehemalsgängigeKriterienfürdieIdentifika-tionvonSetztillsfindensichindenZusammenstellungenvonPiotrowski(1992),Krüger(1994)undBenn&Evans(1998).AllerdingsistesnachheutigemKenntnisstandundaufGrundlagemodernermikromorphologischerUntersu-chungenzweifelhaft,obreineSetztillsinderRealitätüber-hauptauftreten(Evansetal.2006;sieheDiskussionunten).

(b) Basaler Ausschmelztill (engl. meltout till) entstehtsubglazialdurchdasAusschmelzenschuttreichenbasalenEisesvonstagnierendenodernurlangsamfließendenGlet-schern(Benn&Evans1998).HäufigeStrukturenumfassengrobe Schichtungsmerkmale häufig mit einer Wechsella-gerungvondiamiktischenundgeringmächtigensortiertenLagensowieder symmetrischenDrapierungeingeschlos-

senerGeschiebendurcho.g.Lagen(Paul&Eyles1990,Pi-otrowski1992).MancheAutorenzählenauchSedimente,diedurchdassupraglazialeAusschmelzenvonSchuttaufstagnierendenEiskörpernentstehen, zudenAusschmelz-tills(supraglacial meltout till;z.B.Boulton1970,Dreima-nis1988)obwohlgravitativeMaterialverlagerungenhäufigmaßgeblich an der Genese dieser Ablagerungen beteiligtsind.Generell istanzumerken,dassdieimAustauprozessentstehenden Schmelzwässer mit hoher Wahrscheinlich-keitzueinersekundärenAufarbeitungderausschmelzen-denMaterialienführen,wodurchsicheinWiderspruchzurINQUADefinitionvonprimäremTillergibt(„...abgelagert vom Gletschereis ohne maßgebliche Aufarbeitung durch flie-ßendes Wasser“,Dreimanis1988).Aufgrunddesanzuneh-menden Einflusses sekundärer Aufarbeitungsprozesse istinsgesamtvoneinemnurgeringenErhaltungspotentialderprimärenAblagerungsstrukturen(wiez.B.Stratifizierung)insubglazialenundsupraglazialenAusschmelztillsauszu-gehen(Paul&Eyles1990,Lukasetal.2005,2007,Evansetal.2006,Lukas2007,2011,Evans2009).

Der Sublimationstill (engl. sublimation till) galt als ei-nebesondereVariantedesAusschmelztills,dahierbeidasimGletschereistransportierteMaterialdurchSublimationfreiwird,d.h.durchdendirektenPhasenübergangvonEiszu Wasserdampf, ohne eine zwischengeschaltete Verflüs-sigung. Direkte Beobachtungen haben gezeigt, dass sichAblagerungsprozesse durch Submilation sehr langsamvollziehenundnurzugeringmächtigenTilllagen(dm-Be-reich) führen; zudem istdieserTilltypaufGletscherext-remkalterundariderKlimazonen(z.B.rezentinderAnt-arktis)beschränkt(Lundqvist1989,Benn&Evans1998).AusdiesenGründenistesunwahrscheinlich,dassSublima-tionstills ingrößererVerbreitungundMächtigkeit indenwährenddesPleistozänsvereistenGebietendermittlerenBreitenauftreten.

(c)Deformationstill(engl.deformation till):DefiniertalsSediment, „das durch Scherung in einem subglazialen De-formationshorizont weitestgehend disaggregiert und zu gro-ßen Teilen homogenisiert wurde“(Benn&Evans1998:390).Der subglaziale Deformationshorizont (engl. deforming bed) beschreibt dabei eine max. 2 m mächtige wasserge-sättigteLockersedimentzoneausTillodereisüberfahrenenSedimenten,welcheanderBasisvielertemperierterGlet-scherzufindenist.DieindieserZoneauftretendenhohenPorenwasserdrückereduzierendieKohäsioninnerhalbdersubglazialen Sedimente und führen, in Kombination mitden Reibungseffekten der basalen Eisbewegung, zu einerdurchgreifendenmechanischenHomogenisierungdersub-glazialenSedimente(=‚deforminglayer‘).PrinzipielllässtsichderProzessmitdemUm-bzw.Unterrührenverschie-denerKomponentenzueinerhomogenen ‚Paste‘verglei-chen;möglichepräexistentesedimentäreStrukturenwer-den dabei weitestgehend zerstört. Neuere Prozessstudienan rezenten Gletschersohlen belegen, dass einzelne vomEis in das Sediment hineinragende Unregelmäßigkeiten(z.B. angefrorene Klasten) durch ihre ‚pflügende‘ Bewe-gungeinewesentlicheRollebeiderphysischenHomoge-nisierungsubglazialerLockersedimentespielen(z.B.Tula-czyketal.2000,2001,Evansetal.2006).

InderälterenLiteraturwirdderDeformationsstill zu-meist als massig-schichtungsloser Diamikt beschrieben,

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wobei zum Teil deutliche Anzeichen für Verfaltung undScherung,dievorallemanverformtenintra-tillSediment-linsen(streaked-out sediment lenses)sichtbarwerden,auf-tretenkönnen.AusführlicheDarstellungenderfürdenDe-formationstillehemalsverwendetendiagnostischenMerk-malefindensichu.a.beiBenn&Evans(1996,1998),vanderWateren(1995),vanderWaterenetal. (2000)undPiotrowskietal. (2001).NeuerekonzeptionelleArbeitenzurKlassifikationvonTillweicheninsofernvonfrüherenVorstellungenzumDeformationstillab,alsdassfürdurchaktive Eisbewegung deformierte Lockergesteine (seltenerauchFestgesteine),dieselbstnichtglaziogenen1Ursprungssind,derBegriff‚Glaziotektonit‘(engl.glaciotectonite)ein-geführtwurde(Banham1977,Benn&Evans1996).Inbe-griffensindLocker-undFestgesteine,diedurch„subglazia-le Scherung deformiert wurden, jedoch einige Charakteristika des Ausgangsmaterials beibehalten“ (Benn&Evans1998:387). Nach dieser Einteilung werden vom Ursprung hernicht-glaziogeneSedimente,diewährendeinesEisvorsto-ßes überfahren und tektonisch beansprucht wurden, von„echtem“Deformationstillunterschieden (Benn&Evans1996,Lukas2005,2007,2012).EntscheidendesMerkmalder

GlaziotektoniteisteinimVergleichzumDeformationstillgeringerer Grad an tektonisch bedingter Homogenisie-rung, weshalb bei Glaziotektoniten typischerweise ResteursprünglicherSedimentstrukturenerhalten sind.Glazio-tektonisierterFels,der imKontaktmitderGletscherbasisstand, enthält typischerweise schluffige EinschaltungenundkleinereFelsfragmente inKlüften (Evansetal.1998,Phillipsetal.2013).

AnvielenglazialenAufschlüssenisteinIneinandergrei-fenverschiedenerTilltypenzubeobachten,wobeies,auchaufkurzerDistanz,zunahezustufenlosenÜbergängenzwi-schenzweiTilltypenkommenkann.Umdieszuerklären,wurdevonverschiedenenBearbeitern (u.a.Hicock1990,Benn&Evans1996)angeführt,dassdiegrundsätzlichentillgenetischenProzessedes‚Ausschmelzens‘,der‚Setzung‘und der ‚Deformation‘ nicht strikt voneinander trennbarsind,sonderndassdiesevielmehrdiekonzeptionellenEnd-punkteeinesTill-Kontinuumsbilden(Abb.2).Damitwirddiez.T.erheblichenatürlicheVariabilitätinnerhalbeinzel-nerTillserklärbar.DurchdieVerlängerungdes„primärenTill-Dreiecks“ kann zudem der Einfluss gravitativer Um-lagerungsprozesse erfasst werden, die viele primäre Tills

(a)

(c)

(b)

(d)

(a)

(c)

(b)

(d)

Abb. 1: (a)–(c): Verschiedene Ausprägungen von Klüftung in Diamikten, in diesem Fall sämtlich subglaziale Traktionstills. (a): Liefdefjord, Dänemark; (b)–(c): Insel Poel, Deutschland; (d): Verschiedene Rundungsgrade geschoßartiger Geschiebe, die aus einem subglazialen Traktionstill isoliert wurden. Man erkennt, von rechts nach links, die progressive Rundung durch fluviale Prozesse vor der Wiederaufnahme in die basalen Eislagen und damit auch die Mi-schung von Material unterschiedlicher Transportstadien (‚Reife‘). Hornkees, Österreich.

Fig. 1: (a–c): Examples of the different character of fissility in diamicts, in this case subglacial traction tills. (a) Liefdefjord, Denmark; (b–c): Isle of Poel, Germany; (d): different degress of rounding in bullet-shaped clasts extracted from subglacial traction till. Progressively more intense fluvial reworking prior to re-incorporation of these clasts into the basal sediment layer is evident from right to left, indicating the mixing of material with very different transport histories ('maturity'). Hornkees, Austria.

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imZugedesEisrückzugesund -zerfalls erfahren.SowohlgravitativeUmlagerungalsauchAufarbeitungdurchflie-ßendesWasserführenjedochzurTransformationineinedurch sekundäre Merkmale dominierte Ablagerung, diedannnichtmehralsTillbezeichnetwerdensollte(Hicock1990,Benn&Evans1996).AusdiesemGrundsindsolcheglazialenDiamikte,dienachDreimanis(1988)nochzudenTillsgerechnetwurden, indennachfolgendenKlassifika-tionennichtmehrenthalten.Diesbetrifftz.B.Ablagerun-gen, die früher als ‚Fließmoräne‘ (flow till) angesprochenwurden,diejedochheute,jenachMilieuundspezifischemSedimentationsprozess, entweder den subaerischen, sup-raglazialenodersubaquatischenSchlammstromablagerun-gen (engl. subaerial, supraglacial, subaqueous debris flow)zugeordnet werden (Lawson 1988, Benn 1992, Krienke2003,Evans&Benn2004a,Lukas2005,2007,2012,Phil-lips 2006, Reinardy & Lukas 2009, Evans & Harrison2014).Gleichsam ist derGlaziotektonit, aufgrundder zu-meist erhaltenen Merkmale der Ausgangsfazies, als Zwi-schenstufezumvollendetenDeformationstillaufzufassen,undwirddemnachnichtzudenTillssensu strictogerechnet(Benn&Evans1996,1998).

IneinemderwohlprovokativstenBeiträgezurTillfor-schungderletztenJahreargumentierenvanderMeeretal. (2003), dassmikromorphologischeUntersuchungenei-ne klare Dominanz deformativer Elemente in allen Tillsbelegen,unddassmithinaufdieserMaßstabsebenekaumdiagnostischeMerkmale füreinendifferenzierbaren sedi-mentärenUrsprungvorliegen.NachvanderMeeret.al.(2003)ergibtsichdaraus,dassdiebisdahindefiniertenundobengenanntentillgenetischenProzesseinihrerReinformvermutlichnichtexistierenunddamitauchnichtGrund-lagefüreineDifferenzierungverschiedenerTilltypenseinkann.AufGrundlagedermikromorphologischenHinweiseschlussfolgernvanderMeeret al. (2003), dassalleTillsin einem subglazialen Deformationshorizont (deforming bed) entstehen. Akzeptiert man diese Neudefinition, soentfallenalleo.g.sedimentärenTill-TypenzugunsteneineseinzigenstrukturellgeprägtenTilltyps,demsogenannten‚Tektomikt‘.AusSichtvielerandererBearbeiteristjedochdiealleinigeAnwendungmikromorphologischerKriterienbeiderTillansprache,d.h.ohneHinzuziehungmakroskopi-

scherBefunde,wederkonzeptionellzufriedenstellendnochimGeländepraktikabel.Vielmehrbelegenzahlreicheneu-ereStudien,dassmikro-undmakroskopischeAnsätzeimVerbundgenutztdiebesteGrundlagefüreinepräzisegene-tischeTill-Anspracheliefern(z.B.Bennetal.2004,Evansetal.2006).

DiedurchdenBeitragvonvanderMeeretal. (2003)ausgelösteDiskussionzurTillklassifikationistinjüngererZeit durch ein neues Nomenklaturkonzept abgelöst wor-den: In einem umfangreichen Überblick zum Stand derTillforschungtragenEvansetal.(2006)einenGroßteilderverfügbarenDatenzurTill-Sedimentologieausmakro-undmikroskopischenArbeiten,Laborversuchenundgeophysi-kalischenMessungenanderBasis rezenterGletscherzu-sammen.Evansetal. (2006) schlussfolgern,dass fastalleTillsdasProdukteinerProzesskopplungmehrerersubgla-zialerAbläufesind,diesichsowohlzeitlichalsauchräum-lich überlagern (bezeichnet als ‚polythermales-polyrheo-logisches subglaziales Mosaik‘). Je nach den subglazialenRahmenbedingungentragenAblagerungund Deformation(einschließlich der Homogenisierung präexistenter Sedi-mente)demnachzurEntstehungeinesTillsbei,wobeiderAnteilderjeweiligenTeilprozessealsvariabeleinzustufenist.EntscheidendistdabeidieErkenntnis,dassdiefrühe-reprozessspezifischeDifferenzierunginreineLodgement,DeformationundBasalMeltoutTills(s.Abb.2)derKom-plexität und Überlagerung verschiedener tillgenetischerProzessenichtausreichendRechnungträgt.

Evansetal. (2006)empfehlendaher,künftignurnochsolcheTilltypen terminologischzuunterscheiden,diealsklartrennbareEinheitenbeschreibbarsindundfürdieob-jektivnachvollziehbarediagnostischeKriterienexistieren.Danachwirdderneudefinierte ‚subglazialeTraktionstill‘(engl. subglacial traction till) in die Nomenklatur einge-führt, der sowohl die vormaligen Typen ‚Setztill‘ (lodge-ment till) und Deformationstill (deformation till) ersetztundsubsummiertalsauchSonderfällewieLeeseitenverfül-lungen(lee-side cavity fills) umfasst.FernerschlagenEvansetal. (2006)vor,dieBegriffe ‚subglazialerAusschmelztill‘(subglacial melt-out till) undSublimationstill (sublimation till)vorerstbeizubehalten,diese jedochaufgrundderbe-schriebenenProblemebezüglichderGeneseunddesErhal-

Deformation

Ausschmelzen

(meltout)

Setzung

(lodgement)

PRIMÄRE TILLS

SEKUNDÄRE SEDIMENTE

Zunahme des Einflusses von

Massenbewegungen (Aufarbeitung)

Deformation

Ausschmelzen

(meltout)

Setzung

(lodgement)

Abb. 2: Das ursprüngliche Till-Prisma nach Hicock (1990), abgeändert und weiterentwickelt von Benn & Evans (1996, 1998). Das Diagramm wurde als konzeptionelle Visualisierungshilfe entwickelt, um die Verknüpfung verschiedener Prozesse bei der Till-genese darzustellen (‚process-product continuum‘).

Fig. 2: The original till-prism (after Hicock 1990, modified by Benn & Evans 1996, 1998). This dia-gram was originally developed to visualise the concept of linkages between the different processes that play a role in till genesis ('process-product continuum').

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Ablagerungs-­‐  

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tungspotentials zunächst noch als theoretische Konzept-begriffezubetrachten,dieweitererrigoroserÜberprüfunganrezentenGletschernbedürfenundnichtunkritischver-wandtwerdensollten.ImFolgendenwerdendiehierein-geführtenTill-BegriffenochmalsdefiniertundnachihrenHaupteigenschaftenbeschrieben (Evansetal., 2006:169).EinezusammenfassendeDarstellungderAblagerungsräu-me, genetischen Prozesse und verschiedenen Nomenkla-tursystemefürTillundverwandteglazialeDiamiktefindetsichinAbb.3.

Subglazialer Traktionstill (STT; subglacial traction till)SubglazialeSedimentablagerungeinesGletschers,derent-wederaktivüberseinBettgleitetund/oderdiesesimZugederBewegungdurchgreifenddeformiert(deformable bed).DieFreisetzungvonMaterialanderGletschersohleerfolgtzumeist durch Druckschmelzen, in anderen Fällen wirdMaterial vom bestehenden Substrat losgelöst, disaggre-giert und weitestgehend durch Scherung homogenisiert.Traktionstills weisen typischerweise scharfe bzw. erosive

Kontakte zu liegenden Einheiten auf, die zum Teil durchScherungoderSchleppfaltenindenSTTinkorporiertwer-den(Abb.4a).STTskönneneinsowohlmassigesalsauchklüftigesErscheinungsbildzeigen,wobeiGeschiebehäufiginEisfließrichtungeingeregeltsind(Richtungsgefüge).

Subglazialer Ausschmelztill (SAT; subglacial meltout till)DurchstagnierendeoderlangsamfließendeGletscherge-bildetesubglazialeDiamikte,welchedurchMaterialfreiset-zung aus schuttreichem basalem Eis entstehen und nichtdurchnachfolgendegravitativeUmlagerung,DeformationoderfluvialeAuswaschungüberprägtwurden.UnterZu-grundelegung der an rezenten Gletschern beobachtetenMächtigkeiten schuttreichen basalen Eises (typischerwei-sezwischen0,5–2,5m)miteinemSchuttgehaltvonmeistunter 20 % ergibt sich, dass resultierende SAT-Einheitenkaummächtigeralsca.0,5mseinkönnen.Aufgrundfeh-lenderoderstarkbegrenzterEisbewegungbeiderGenesevonSATwerdenkaumScherklüfteangelegt,unddas fürdenSTTtypischeklüftigeErscheinungsbildfehlt.AlsAr-

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Abb: 4. (a) gefaltete Schmelzwassersande unterlagern STT, Hornkees, Österreich. (b) Typ-A Glaziotektonit aus zerscherten glaziofluviatilen Sand- und Kiesschichten, überlagert durch subglazialen Traktionstill (Glowe, Rügen); (c) Glaziotektonit (Typ A) aus stark deformierten und nahezu vollständig homo-genisierten Einheiten einer ehemaligen Wechsellagerung von Schlammstromablagerungen (debris flows) und fluvialen Schichtlagen (wash horizons), Loch Shin, NW Schottland; (d) Glaziotektonit (Typ B) mit ähnlicher Wechsellagerung wie in (c), nur wesentlich geringer deformiert, so dass noch einzelne Linsen und Augenstrukturen (boudinage) klar erkennbar sind. Chagan-Tal, Russischer Altai.

Fig. 4: (a) Folded outwash underlying STT, Hornkees, Austria. (b) Type-A glaciotectonite formed from sheared glaciofluvial sand and gravel layers, overlain by STT (Glowe, Isle of Rügen); (c) glaciotectonite (type A) formed from heavily deformed and nearly completely-homogenised debris flow units and inter-calated fluvial units (wash horizons), Loch Shin, NW Scotland; (d) glaciotectonite (type B) with similar alternating layers to (c), albeit much less strongly deformed, as evident from clearly-visible individual layers and augen-shaped lenses (boudinage). Chagan valley, Russian Altai.

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tefaktderdirektenAblagerungausstratifiziertembasalenEis weisen SATs nach manchen Autoren selbst Schich-tungsmerkmale auf (Haldorsen&Shaw1982,Evans etal. 2006).DieobenstehenddefiniertenTillvarianten (STT,SAT)könnennachEvansetal.(2006)alsGruppederter-restrischgebildetensubglazialenoderbasalenTillszusam-mengefasstwerden.

Glaziotektonit (GT; glaciotectonite)Bezeichnung für Lockersedimente oder brekzierte Fest-gesteine auch nicht-glazialen Ursprungs, welche durchsubglaziale Scherung stark deformiert wurden, jedochstrukturelleCharakteristikadesAusgangsmaterialsbeibe-halten.JenachIntensitätdertektonischenBeanspruchug(engl. stress) werden extrem stark deformierte Materi-alien als Glaziotektonit Typ A und solche mit geringemVerformungsgrad (engl. strain) als Typ B Glaziotektonitbezeichnet (Benn&Evans1996,1998,2010,Evansetal.2006,Abb.4b,c).Glaziotektonitesindnichtzudenprimä-renTillszurechnen(Abb.3,5).

Für Till und verwandte Sedimente wurde und wirdin der deutschen Terminologie häufig der zusammen-fassende Oberbegriff ‚Grundmoräne‘ genutzt, wodurchgeomorphologische und sedimentologische Konnotatio-nenvermengtwerden.Problematischistaußerdem,dass‚Grundmoränen‘ ein dermaßen weites Spektrum unter-schiedlicher glazialer und verwandter Sedimenttypenumfassen, dass der Begriff sedimentologisch und gene-tischnurvongeringemBedeutungsinhaltist.Iminterna-tionalenSprachgebrauchwirdderGrundmoränenbegriffdahernurzurallgemeinenBeschreibungundEinordnungglazialerLandschaftsformen(z.B.hummocky ground mo-raine)genutzt,jedochnichtimSinneeinerAnspracheimRahmen der Sedimentinterpretation (z.B. Sharpe 1988,Krüger1994,Benn&Evans1998).GleichlautendeEmp-fehlungen zur Nutzung des Begriffs finden sich auch inderdeutschenLiteratur(Lukas2004,Winkler2009)undsolltenausSichtderAutorenzukünftigBeachtungfinden.EinzusammenfassenderÜberblickzudenMerkmalenvonTill und verwandten glazialen Diamikten findet sich inAbb.5.

3.4 Moränen: Prozesse der Landformengenese

TrotzderzentralenBedeutungeisrandlicherMoränenfürviele Aspekte glazialgeologischer Rekonstruktion bestehtauch heute noch erheblicher sedimentologischer For-schungsbedarf,umdiegenetischenZusammenhängezwi-schen den geomorphologischen Moränentypen und densie aufbauenden Sedimenten systematisch zu verstehen(vgl. Sharp, 1984;Evans, 1989, 2009;Bennett, 2001;Evans&Hiemstra,2005;Lukas,2012;Lukasetal.,2012).Wichtigist auch hierbei, klar zwischen Form (Landform) und In-halt(Sediment)zuunterscheiden,damitkeinevorschnellenSchlüsseüberdieMoränengeneseundderenpaläoklima-tische Signifikanz gezogen werden. Aus den verfügbarenDetailstudienergebensichdreiHauptprozesse,dieanderFormung von Moränen (im geomorphologischen Sinn)maßgeblichbeteiligtsind.

3.4.1 Gravitative Prozesse

HierzugehörensämtlicheProzesse,dieunterEinflussderSchwerkraft zu sedimentären Massenbewegungen undletztlichzurBildungmorphologischerVollformenamEis-rand führen. So rutschen oder fließen auf der Eisoberflä-chevorhandeneSedimenteunterSchmelzwassersättigunghäufigalsgravitativeSchlammströmeab (supraglacial de-bris flow, Abb.6a),zusätzlichkommtesdurchVerringerungdesPorenraumesanderOberflächeeinesSchlammstromszumSchmelzwasseraustrittundzurhangabwärtigenVerla-gerungvonFeinmaterial(z.B.Benn1992,Lukas2005,Lu-kasetal.2005,2012,Phillips2006,Reinardy&Lukas2009,Abb.5a).DesweiterenlässtsichanvielenrezentenEisrän-dernbeobachten,dasssupraglazialeBlöckedieEisoberflä-cheherabrollenoderstürzenundindieEisrandlageinkor-poriertwerden.Teilweiseergebensichdadurchauchlini-enhafte Akkumulationen von Blöcken auf der Moräneno-berfläche(‚boulderlines‘)oderBlockanhäufungenzwischenMoränenfragmenten(Sharp1984,Benn1992,Winkler&Nesje1999,Lukas2005, 2012,Phillips2006,Reinardy&Lukas 2009, Abb. 6b). Entlang eines stagnierenden, d.h.stabilenEisrandeskönnendieseProzessezurallmählichenFormationmarkanterMoränenrückenoder,beisedimentä-ren Punktquellen wie Austritten englazialer Schmelzwas-sertunnel,zurBildungeinzelnerMoränenhügelführen(z.B.Krüger&Aber1999,Lukas&Sass2011,Lukas2012).

InvielenFällenwerdendieMaterialienzunächstimdi-rektenKontaktzumaktivenGletschereisoderToteisakku-muliert,wobei letzterealsWiderlagerdienenundgröße-reAufschüttungenerstermöglichen(Lukas2005,Benn&Evans2010).BeinachfolgendemRückzugverliertdieAuf-schüttung meist ihr Widerlager und die Form kollabiert,sodassdereis-proximaleHangderMoränenormalerwei-sedenkritischenBöschungswinkeldesMaterials(jenachSteinanteil30–35°)erreicht(Benn1992,Lukas2005,2012,Lukasetal.2012,Abb.6c).

Die aus diesen Prozessen resultierende Endmoränen-morphologieweisthäufigeinedeutlicheAsymmetrieauf,die durch einen steilen eiszugewandten und einen deut-lich flacheren eisabgewandten Hang gekennzeichnet ist(Abb.5c).LetztererrepräsentiertinvielenFällendieehe-maligeRampeeinesEiskontakt-Schuttfächers,derausge-stapeltenSchlammstromablagerungenaufgebautist(Law-son1981,1982,Benn1992,Lukas2003,2005,2007,2012).ImDeutschenistfürdiesenMoränentypderBegriff‚Sat-zendmoräne‘gebräuchlich(z.B.Gripp1975,Liedtke1981),allerdings wird diese Bezeichnung häufig aufgrund reinmorphologischerKriterienverwendet,ohnedasssedimen-tologischeDatenzumProzessderMoränenbildunghinzu-gezogenwerden.DieAutorenempfehlen,aufdiesegeneti-scheInterpretationzuverzichten,solangekeineklarense-dimentologischenBefundefüreineMoränenbildungdurchdominierendgravitativeAkkumulationvorliegen.

3.4.2 Glaziotektonisch stauchende Prozesse

Im Gegensatz zur Satzendmoränenbildung entlang positi-onsstabilerGletscher,diesichannäherndimMassengleich-gewichtbefinden, führenaktivvorstoßendebzw.starkos-zillierendeGletscherränderzurBildungglaziotektonischge-

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prägterStauchendmoränen.InAbhängigkeitvonderHöheundSteilheitdesEisrandes,sowiederVorstoßdauerundderBeschaffenheitdesvordemGletscher liegendenMaterials,könnenStauchendmoränen (engl.push moraines)beachtli-cheAusmaßeannehmen.DurcheineKombinationvonAuf-lastundVorwärtsbewegungüberträgtderGletschererhebli-chenkompressivenDruckindasVorlandundverursachtdieAuffaltungundVerschuppungproglazialerSedimentpakete(Evans1989,Benn&Evans1993,Lukas2005,2007,2012,s.u.Abb.7).DanebenkönnenauchbereitsvorhandeneMoränenanderenTypsdurchspätereVorstößestrukturellüberprägtundzuStauchendmoränenumgebildetwerden(Lukas2005,2007,Benn&Lukas2006,Benn&Evans2010).Räumlichgestaffelte Moränenrücken, meist mit einem Abstand voneinigenhundertMeternzwischendeneinzelnenKämmen,entstehenentweder imZusammenhangmitmehrerendis-kretenEisvorstößenodereinerStaffelungvonMoränenpo-sitionenimKontexteinerrezessivenGletscherentwicklung.

GroßeglaziotektonischeStauchkomplexebildeninvie-lenRäumendie eindruckvollstenMoränen,die alsZeug-nisse der pleistozänen Vereisungen erhalten gebliebensind.HinsichtlichderGenesesehrgroßerundbreiterMo-ränenzonen, die meist aus mehreren hintereinanderge-schalteten Rücken bestehen, legen Beobachtungen in re-zentenAnalogsituationen (z.B. Spitzbergen) eineBildungim Zusammenhang mit schnell vorstoßenden Gletschern(sog. surging glaciers) nahe (Lovell 2014, Lovell et al.2015).DiekomplexaufgebautenBlock-Stauchkörper(engl.thrust block moraines), die beispielhaft imKreide-Stauch-

komplex Jasmund auf Rügen ausgebildet sind, bestehenmeist aus einer großdimensionalen Sattel- und Mulden-strukturmitvielenLagerungsstörungen,diealsproglazi-aleAufpressungvonStauchwällenangelegtundimZugefortschreitenderRaumeinengungineineglaziotektonischeSchuppenstrukturweiterentwickeltwerden.AuchdieMo-ränederDammerBergewirdvonvanderWateren(1995)aufgrundaufgeschlossenergefalteterSchuppenstrukturenausproglazialabgelagertenSchmelzwassersedimentenalseinglaziotektonischerStauchkomplex(thrust block morai-ne) interpretiert. DieSedimente,diediesenMoränenbogenaufbauen, deuten dabei darauf hin, dass ein aus Nordenvorstoßender Lobus des Nordischen Inlandeises haupt-sächlichbereitsvorhandeneproglazialeSedimentezusam-menstauchte,währenddesseneigenesubglazialeSedimen-tekaumzurAblagerungkamen.ImEinzelfallsindgroßräu-migeAreale,welchemorphologischeinenStauchmoränen-charakteraufweisen,nurdurchdetailliertesedimentologi-sche und strukturgeologische Aufnahmen als Stauchend-moränenoderkomplexeStauchkörper(thrust block morai-nes)zuinterpretieren,dieihrerseitshäufigengmitsurging glaciers, also extrem schnell vorstoßenden Gletschern, inVerbindunggebrachtwerden(Benn&Evans2010).

3.4.3 Basales Anfrieren und Verfrachten von Sedimentpaketen

Allgemein dauert es mehrere Jahre (z.T. Jahrzehnte), bissichklimatischeVeränderungenausreichendaufdieMas-

Abb. 5: Zusammenstellung wichtiger Merkmale für die Geländeansprache und Klassifikation verschiedener Tilltypen und verwandter glazialer Diamikte.

Fig. 5: Compilation of key criteria for the description, interpretation and classification of different till types and associated glaciogenic diamictic sediments in the field.

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senbilanzeinesGletschersauswirken,umzueinerverän-derten Dynamik der Gletscherfront (Vorstoß, Rückzug,Stagnation)zuführen.InseltenerenFällenreagierenEis-ränderauchaufsaisonaleSchwankungenderLufttempe-ratur,wobeisichkleinförmigejahreszeitlicheMoränenbeiWintervorstößen ausbilden (Krüger 1994, 1995, Lukas2012,Reinardyetal.2013,Bradwelletal.2013,Chand-leretal.2016;sieheauchAbschnitt4.2).Fürdiediesbe-zügliche Moränengenese ergeben sich besondere Fakto-ren,daessichtypischerweiseumdasräumlichbegrenzteVorstoßen (bzw. Oszillieren) geringmächtiger Eisränderhandelt. Unter diesen Rahmenbedingungen kann es, beistarker Ausbildung winterlichen Bodenfrosts, zum kurz-

zeitigen Anfrieren ausgedehnter subglazialer Sediment-paketeandieGletschersohlekommen,diedannimZugedeswinterlichenEisvorstoßesüberkurzeundmittlereDi-stanzenverschlepptwerden(basal freeze-on and transport of sediment slabs).SchmilztderEisranddannimFrühjahrzurück,verbleibendiebiszuca.1,5mmächtigenSedim-entlageninnerhalbderrelativkleinen,saisonalgebildetenStauchmoränenerhalten.Beisichwiederholendeninten-sivensaisonalenEisfrontoszillationenkanndieserProzesszur Aufstapelung und folgender Aufstauchung mächti-ger Pakete subglazialen Materials führen, wie sie an re-zenten Gletschern in Island (Krüger 1994, 1995, Evans&Hiemstra2005,Bradwelletal.2013,Chandleretal.

(a)

(c)

(b)

(d)

(a)

(c)

(b)

(d)

Abb. 6: (a) Aufnahme eines langsam-fließenden supraglazialen Schlammstromes (debris flows) mit diamiktischem Lobus (links) und feinkörnigem Auf-schwemmsediment (wash horizon); Nordenskiöldtoppenbreen, Svalbard. (b) Moränenrücken, der aus diamiktischen und bewachsenen Rückenfragmenten und Blocklinien (boulder lines) besteht. Einige der Blöcke erreichen die Höhe des 7 m hohen Schuppens im linken Vordergrund und belegen, dass es sich hierbei um eine Satzmoräne an einem stationären Eisrand (dumping) anstelle von einer Stauchmoräne an einem vorstoßenden Eisrand handelt. Kleineis-zeitliche Maximalausdehnung, Schwarzensteinkees, Österreich. (c) Asymmetrische Satzmoräne in NW Schottland mit proximalem Hang links. Sedimen-tologisch handelt es sich hierbei um einen Eiskontaktfächer, dessen Oberfläche nach rechts seicht einfällt und dessen proximaler Hang aus Material im kritischen Böschungswinkel aufgebaut ist, welches beim Eisrückzug durch Kollabieren entstanden ist (s. Lukas 2005). (d) Injektion basaler Sande und Silte (water escape structures) in umlagernden subglazialen Traktionstill; diese wurden während und nach der Injektion in diesem Fall im Hangenden durch Gletscherbewegung nach rechts verschleppt; Hornkees, Österreich.

Fig. 6: (a) Slowly-moving supraglacial debris flow showing the wrinkled diamictic lobe that forms due to flow compression and dewatering (on the left) and the fine-grained wash horizon to its right; Nordenskiöldtoppenbreen, Svalbard. (b) moraine ridge consisting of diamictic and vegetated ridge fragments and boulder lines. Some boulders reach the heights of the 7 m-high shed in the left foreground and provide tentative evidence that this moraine was formed primarily by dumping rather than bulldozing. Little-Ice Age maximum, Schwarzensteinkees, Austria. (c) asymmetric dump moraine in NW Scotland. Sedi-mentologically, this moraine represents a terrestrial ice-contact fan, with the fan surface sloping gently to the right. The proximal slope on the left repe-sents an ice-contact slope with material at the angle of repose, formed when the proximal part of this moraine lost its support due to ice retreat (cf. Lukas 2005). (d) injection of basal silts and sands (water escape structures), which were deformed to the right during overriding post-injection; Hornkees, Austria.

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2016)Nordnorwegen(Matthewsetal.1995,Hiemstraetal.2015)unddeneuropäischenAlpenbeobachtetwurden(Lukas2012).EinwichtigesFazitbeiderBetrachtungmo-ränengenetischerProzesse ist, dassdieo.g.Prozessenuräußerstseltensingulärauftreten–einereineSatzendmo-räne ist ebenso selten wie eine reine Stauchendmoräne!GleichesgiltauchfürMoränen,diedurchbasalangefro-reneSedimentpaketeaufgebautwerden:auchhierkönnensowohl gravitative Umlagerungsprozesse als auch gla-ziotektonische Stauchung das sedimentologisch-geomor-phologische Endprodukt maßgeblich mitprägen. Zusam-menfassend soll unterstrichen werden, dass die meistenMoränen genetisch auf eine Kombination verschiedenerProzessezurückgehenundsomitMischformendarstellen,wobei die endgültige Klassifikation einer Moräne nachderdominantenKomponentevorgenommenwerdensoll-te. Vor allem bei größeren Moränen (z.B. Lateralmorä-nen, Moränenkomplexen) ist eine genaue und möglichstausführliche Sedimentaufnahme wichtig, um u.a. grobeFehleinschätzungen,wasglaziodynamischeoderpaläokli-matische Schlußfolgerungen anbelangt, auszuschließen.NuraufgrundderSedimentaufnahmekannhierz.B.fest-gestelltwerden,obeinMoränenrückentatsächlich–wiezumeist angenommen–einereinzelnenOszillationbzw.einemVorstoßentspricht,oderobdarinmehrereVorstößerepräsentiertsind,diedurcherosiveKontakte,abgelager-teZwischensedimenteoderPaläobödenangezeigtwerden(Lukasetal.2012).

4 Diskussion4.1 Moräne versus Till

ÄltereDarstellungenderGlazialenSeriezeigenofteinenengen schematischen Zusammenhang zwischen subgla-zialemTillunddenSedimenten,welchedie(End-)Morä-nendirekt aufbauen (siehe z.B.Abbildungen inLouis&Fischer 1979, Liedtke 1981, Zepp 2002). Aus den obendargelegtenBeobachtungenzursedimentärenArchitekturvonEndmoränengehtjedochhervor,dassinderRealitätmeistkeinedirekteVerzahnungvonTillunddeneigentli-chenMoränensedimentenzufindenist.DieSichtungderverfügbarenLiteraturzeigt,dassdiemeistenEndmoränenausLithofaziesassoziationenbestehen,welchesichgrobinSand,KiesunddiamiktischeEinheitenunterteilenlassen.DiesedimentärenMerkmalederdiamiktischenEinheitenlegennahe,dassessichhierbeinichtumprimärglazioge-ne (direkte Ablagerung vom Eis), sondern weit häufigerumgravitativverlagerteSedimente(Massenbewegungen)handelt.DahersolltendieseSedimenteauchnichtalsTill(sensu stricto) angesprochen werden. Aufgrund der sedi-mentologischen Vielfalt gibt es kein „klassisches“ Morä-nensediment, insofern ist der häufig gebrauchte Begriff„Moränenmaterial“ zur allgemeinen Beschreibung desSedimentinventars von Moränen durchaus treffend un-scharf,jedochsolltedieserBegriffnichtalsSynonymfür‚Till‘verwendetoderverstandenwerden.

InderLiteraturgibtesseltengenauereAngabenzudenMengenverhältnissen der verschiedenen Moränensedi-mente,wasv.a.inderhäufigschlechtenAufschlusssituati-ondermeistenEndmoränenbegründetliegt:MoränenausgrobendiamiktischenMaterialienzudurchgrabenistein

schwierigesUnterfangenwiezahlreicheFeldstudienbele-gen(z.B.Pindur&Heuberger2008,Lukas&Sass2011,Lukas 2012, Lukas et al. 2012). Hinzu kommt, dass sichMoränenimQuerschnittzurBasisstarkverbreitern,undsichmitzunehmenderTiefedaszuevakuierendeMaterial-volumenstarkerhöht,sodasseinAufgrabendertatsäch-lichenMoränenbasisindenmeistenFällenunterbleibt.InFällen, wo dies dennoch gelang (z.B. Benn 1990), ließensichausgedehnteLagerungsstörungenimKontaktzudenliegenden Sedimenten dokumentieren, die auf den Ein-flussglaziotektonischerAufarbeitungundEinschuppungder liegenden Vorlandsedimente bei der Moränengene-sehindeuten (Abb. 7).Zungenartig entwickelte vertikaleEinschaltungenvonTeilenderbasalenLithofazies indiehangendenEinheitenderMoräneentstehendabeihäufigalsEntwässerungsstrukturen,diewährenddesVorstoßesdurch Wasserüberdruck zur Injektion basaler SedimenteindarüberlagerndeEinheitenführen(water escape struc-tures;Lowe1975,vanderMeeretal.2001,Benn&Evans2010,Abb.6d).DieMoränenselbstbestehenhäufigausge-faltetenSanden,KiesenundvereinzeltenDiamikten,wo-beidie typischenStörungenentwederdasResultatkom-pressiver glaziotektonischer Prozesse sind (Aufschiebun-gen, überkippte Falten etc.), oder durch Kollapsprozesse(Abschiebungen,Rutschfaltenetc.)entstandensind.

4.2 Empfehlungen für die Beschreibung und Interpretation glazialer Sedimente

Grundsätzlich ist bei der sedimentologischen Aufnah-meglazialerSedimentedaraufzuachten,dassderzube-arbeitendeAufschlussnichtzukleinbemessen ist,dadieErfahrung zeigt, dass konkrete sedimentgenetische Deu-tungenaufGrundlagezukleinerAufschlüssemeistnichtverlässlichsind.AlsFaustregelgiltderGrundsatz„jede-taillierterdiegeologischeFragestellung,destogrößerdernötigeAufschluss“.VorBeginnjederAufnahmeistdiezubearbeitende Profilwand soweit zu säubern bzw. zurück-zulegen,dassfrischeAufschlussverhältnissezurVerfügungstehen.ImerstenArbeitsschritterfolgteinegrobelithofa-zielle Einteilung der vorliegenden Einheiten, wobei u.a.zunächst nach diamiktischen und besser sortierten grob-oder feinklastischen Fazies unterschieden werden kann.EsfolgtdieeinheitenbezogeneBeschreibungsedimentärerund strukturellerMerkmale, diedenallgemeinenRichtli-nienzurAufnahmeklastischerSedimentgesteinefolgtunddabeiallewichtigenGefügekriterien(wieKorngröße,Sor-tierung,Schichtungsmerkmaleetc.)genausoberücksichtigtwiedieBeschreibungderLagerungsverhältnisse(Schicht-neigung, Schichtgeometrie, Art der Schichtkontakte) undmöglicherweise auftretende Deformationsstrukturen (sie-he ausführliche Anleitungen zur Aufnahme klastischerSedimente inEvans&Benn2004bsowie inStow2008).Zusätzlich sollten für jede diamiktische Einheit Angabenzum Verfestigungsgrad (Kompaktion), möglicherweiseauftretendenEinregelungsgefügen(z.B. Längsachseneinre-gelung) (Benn2004a)undderGeschiebeform(HäufigkeitvongeschossähnlichenKlastgeometrien,AbschätzungdesRundungsgrades,AuftretenvonKritzungenundPolierungder Geschiebeoberflächen) erfolgen (Benn 2004b, Lukasetal.2013).UmdieAufnahmemöglichstsystematischund

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zeitlicheffizientzugestalten,eignet sichderEinsatzvonLithofazies-Kodierungen zur Beschreibung der Einheiten(z.B.nachEylesetal.1983,Krüger&Kjær1999,Evans&Benn2004b)sowiedieNutzungvonFazies-Aufnahme-blättern(sieheKrüger&Kjær1999).UmdieAufschluss-interpretation fürDrittenachvollziehbar zugestalten, istesunerlässlich,denAufschlussdurchSkizzenundFotoszudokumentieren.Hierbeiistanzumerken,dassdiealleinigeDokumentation durch Fotos nicht ausreichend detailliertist.AmeffizientestenistindiesemZusammenhangdieAn-lageeinermaßstäblichenZeichnung,dieimDetailgradderRealitätsoweitwiemöglichentspricht.GeradeinFällen,indeneneinAufschlussnureinmaligzugängigist,wieimRahmeneinerFeldkampagneinentlegenenGegenden,istdiese Methode einem Fotomosaik und einigen wenigenSkizzen vorzuziehen, da mit dem Auge im Gelände ge-machteBeobachtungenaufFotosspäterseltennachvollzo-genwerdenkönnen.

4.3 Zusammenfassung: Praktische Hinweise für die Ansprache glazialer Diamikte und glazialer Landformen

WiebeijedersedimentologischenAufnahmegiltes,mög-lichst viele Daten bereits im Gelände systematisch undpräzise aufzunehmen und diese entsprechend detailliertzudokumentieren.WieindiesemBeitragdargelegt,solltezukünftigfürSedimente,dieauseinemGemischverschie-denerKorngrößenbestehen,beiderBeschreibungderde-skriptiveundgenetischneutraleBegriff ‚Diamikton‘ ver-wendet werden. Eine Interpretation als Till ist erst danngesichert,wenndieentsprechendenKriterien,dieaufeinesubglaziale Genese hindeuten, erfüllt sind. Das unreflek-tierteErsetzenderfürglaziogeneSedimenteallgemeinver-wandten deutschen Begriffe durch die Bezeichnung ‚Till‘istohneeingängigeBeschreibungundBegründungdieserInterpretationnichtmehradäquat.DieseHerangehenswei-

Abb. 7: (a) Photo und (b) 2-di-mensionale Detailaufnahme des Aufschlusses GOR 5 (s. Lukas 2012) einer jahres-zeitlichen Stauchmoräne am Gornergletscher, Schweiz. Der eiszugewandte (proximale) Hang ist links. Schwarz: Blö-cke; ockerfarben: Sand- und Siltlagen; gestrichelte Linien deuten Schichtung (schwarz) bzw. schwächere Stratifizie-rung der Diamikte (blau) an. Lithofacies-codes nach Evans & Benn (2004). Die aufgescher-te Faltenstruktur ist deutlich zu erkennen; die Faltenachse ist parallel zur Kammlinie der Moräne, was strukturgeolo-gisch deren Genese durch den Eisvorstoß bestätigt.

Fig. 7: (a) photo and (b) 2-dimensional log of expo-sure GOR 5 (cf. Lukas 2012) through an annual moraine formed by Gornergletscher, Switzerland. The proximal slope is on the left. Black enve-lopes represent boulders, ocre-coloured areas sand and silt layers; dashed black lines indi-cate bedding while blue dashed lines indicate weaker stratifica-tion within diamictic units. Lithofacies codes follow Evans & Benn (2004). The bulldozed and sheared overturned fold is clearly visible; its fold axis is parallel to the crestline of this moraine, which demonstrates genesis of this moraine by push during a winter readvance.

Sh

Sh

Sm GRh

Sh

Sh

GRh

GRh

GRmi

GRh

GRh

Sh

GRhGRh

Sh

Dcs

Dms

Dms

DmsDms

Dms

Dms

Dms

GRh

GRh

GRo/Go GRmi

DmsDms

Dms

Dms

Sh

GRh

Fm

305°

0 1 2 2.5 m

1 m

1

2

3

4

2

040

20

1018

10

3034

33

4

230

20

Fold axis(041/3)

A

B

C

Slump

A

B

A

B

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seentsprichtderinderSedimentologieallgemeinüblichenTrennungzwischenlithofaziellenEinheitenundFazieszu-ordnungen,diebereitseinegenetischeKonnotationtragen(z.B.Till).MitderNutzungdesreinlithologischenBegriffsDiamiktonbeugtderAnwendereinervorschnellengeneti-schen(Fehl-)Deutungvor,dazubeachtenist,dassdiamik-tische Sedimente nicht nur durch subglaziale tillbildendeProzesse entstehen, sondern ebenso häufig durch supra-oderproglazialeVorgänge(z.B.Schlammströme)sowieei-neReihenicht-glazialerProzessegebildetwerdenkönnen.Auch innerhalb glazialer Sedimentabfolgen ist nicht da-vonauszugehen,dassdiedortigenDiamiktegänzlichoderauch nur zum überwiegenden Teil als Till anzusprechensind(vgl.Krienke2003,Ludwig2005,Rotheretal.2010,Evansetal.2013).

WieindiesemBeitragdargelegt,solltederBegriff‚Mo-räne‘zukünftigausschließlichimgeomorphologischenSin-neunddamit fürdieBeschreibungglazialerLandformenverwendet werden. Vor jeder genetischen Interpretationist es erforderlich, die betreffende Landform (bzw. Land-formvergesellschaftung) nach morphologischen Kriteriendetailliertzukartieren(Verbreitung,Größe,Orientierung,Hangneigung etc). In Fällen, in denen dafür sehr exakteDatenerforderlichsind (z.B.DifferenzierungvonStrand-terrassen),solltendieseParametermiteinemTheodolitenoderD-GPSvermessenwerden. InAbhängigkeitvonderFragestellung der glazialen Untersuchung kann in geeig-netenFällenbereitseinklarerOberflächenbefundgenügen(z.B.KartierungvonEndmoränenpositionen fürRekonst-ruktion der Maximalausdehnung einer Vereisung). Wennes jedochumweiterführendegenetischeInterpretationengeomorphologischer Elemente geht, sollten diese stetsdurchsedimentologischeAufnahmenabgesichertwerden.Wo dies aufgrund fehlender Aufschlüsse nicht adäquatmöglichist,solltediegezielteAnlagevontieferenSchür-fenerwogenwerden.Sollteauchdiesnichterreichbarsein,kann der Einsatz geophysikalischer Prospektionsmetho-den,wiedesGeoradars(ground-penetrating radar; GPR)inErwägunggezogenwerden.Einschränkendistjedochdar-aufhinzuweisen,dassdieAusweisungundInterpretationverschiedenerRadarfaziesohnedie testweiseKorrelationzu Bohrungen oder Aufschlüssen gerade bei hochvariab-lenglazialenSedimentabfolgenhäufigproblematischist(s.Lukas&Sass2011unddarinzitierteArbeiten).Einekom-binierteHerangehensweisebasierendaufgeomorphologi-schenundsedimentologischenMethodenistdahersolchenAnsätzenstetsvorzuziehen.

Da glaziale Ablagerungen und Landschaftsformen zu-sätzlichwichtige InformationenzurDynamikehemaligerVergletscherungen sowiederpaläoklimatischenEntwick-lungliefernkönnen,istderenabsolutegeochronologischeDatierung (mittels 14C-Methode, Optisch Stimulierter Lu-mineszenzoderdurchkosmogeneNuklide)invielenSitu-ationenvongroßemInteresse.UmhierbeizuverlässlichenErgebnissen zu kommen, ist die korrekte genetische An-spracheder zudatierendenMaterialienvonentscheiden-derBedeutung.Besonderswichtig ist dabei zuklären, inwelchemBezugdiebeprobtenMaterialienzumehemaligenGletscherstandenundobessichumsubglaziale,progla-ziale oder paraglaziale Ablagerungen handelt. Insbeson-dere ist zu berücksichtigen, dass in vielen Fällen das da-

tierte Material nicht direkt aus den glaziogenen Ablage-rungenselbst,sondernausstratigraphischunterlagernden(eisüberfahrenen)oderüberlagerndenSchichten(z.B.Löss,Paläoböden)stammt,bzw.auseisrandnahenAblagerungen(z.B.fluvialeoderlimnischeSedimente)gewonnenwurde.DadiegenauezeitlicheDifferenzzwischenAblagerungderdatierten Materialien und dem Gletschervorstoß zumeistunbekanntist,ergibtsichdieEinschränkung,dassvielederresultierendenAltersbestimmungen(jenachstratigraphi-scherPositionderdatiertenMaterialien)nuralsMaximal-oder Minimalalter zu werten sind. Sollten die datiertenMoränensedimentezusätzlichAnzeichenfüreinnochma-ligesÜberfahrendurchdenGletscherzeigen,kommthinzu,dasssolcheMoränenwederzuverlässigeAnzeigerfürdiemaximaleEisausdehnungsind,nochwürdedieDatierungdenZeitpunktdesletztenglazialenEventsimuntersuchtenRaumerfassen.

Hinsichtlich der Optisch Stimulierten Lumineszenz-datierung (OSL) zur Altersbestimmung glazialer Abla-gerungen ist anzumerken, dass sich der Anwender überdieGenesedieserSedimentebewusstseinmuss,umeineFehlinterpretation der Datierungen ausschließen zu kön-nen.GlazialeSedimenteimAllgemeinenunddiamiktischeEinheitenimBesonderenhabenaufgrundderSedimenta-tionsbedingungen meist nur geringe Aussichten auf einevollständige Signalbleichung vor der Ablagerung. Hinzukommen bei intra-diamiktischen Sandlinsen bzw. gering-mächtigen interdiamiktischen Sandeinschaltungen dosi-metrische Unsicherheiten, weshalb diese für OSL-Datie-rungennurunterVorbehaltengeeignetsind(Aitken1998,Preusseretal.2008).

Durch die Entwicklung der Oberflächenexpositionsda-tierung mittels kosmogener Radionuklide (10Be, 26Al, 36Cl)habensichinjüngererZeitneueMöglichkeitenderdirek-tenDatierungvonMoränenergeben.NebeneinerBeach-tung der stringenten Qualitätskriterien für die AuswahlgeeigneterProbensolltesichderAnwenderbewusstsein,dassdie resultierendeDatierungnurdie letztePhasederOberflächenbildungderMoräne,d.h.kurzvorAufgabederzu datierenden Eisposition durch Eisrückzug, zeitlich er-fasst.DainvielenFällenaustauendesToteiszueinerzeit-lichen Verzögerung in der Oberflächenstabilisierung derMoräneführt,sindExpositionsdatierungendurchkosmo-geneNuklidestrenggenommenzunächstalsMinimumal-teraufzufassen (vgl.Lüthgens&Böse2012).Fallstudienan großen Seitenmoränen alpiner Vereisungsgebiete zei-genzudem,dassdieseMoränenoftdasResultatmehrererglazialer Ereignisse sind, und häufig während mehrereraufeinanderfolgender Eisvorstöße überschüttet wurdenunddamitmehrphasigeBildungendarstellen(s.Kirkbride&Winkler2012,Lukasetal.2012).FürdieOberflächen-datierungvonMoränenbedeutetdies,dassmeistnurdieletztgebildeteOberfläche,unddamitdasjüngsteEreignis,zeitlicherfasstwird.

Danksagung

WirmöchtenunsbeiallenKollegenundKolleginnensowiedenimRahmenunsererForschungsarbeitenbetreutenStu-dentenbedanken,diedurchDiskussionen,HilfebeiGra-bungenimGeländeundkritischeAnmerkungendiesenBei-

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tragbeeinflußthaben.Stellvertretendseienhiergenannt:DougBenn,ClareBoston,BenChandler,DaveEvans,OleHumlum,HeikoHüneke,Susan Ivy-Ochs,HannsKersch-ner,HaroldLovell,BennyReinardy,ChristianSchlüchter,JamieShulmeister,JaapvanderMeerundDirkvanHusen.DenTeilnehmernderDEUQUAJahrestagunginInnsbruckimSeptember2014,besondersFrankPreusser,DanielaSau-erundHolgerFreund,seifürdenGedankenanstoßzudie-sem Artikel gedankt. Wir danken Christopher LüthgensundStefanWansafürdiekonstruktivenGutachten.

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