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MO 14.4. 2014 | 20.00 UHR EVANGELISCHE KIRCHE EICHSTETTEN DI 15.4. 2014 | 20.00 UHR LUTHERKIRCHE FREIBURG –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– J.S. BACH JOHANNES PASSION –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Kammerchor, Barockorchester und Solisten der Hochschule für Musik Freiburg Morten Schuldt-Jensen Leitung

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MO 14.4. 2014 | 20.00 UHR EVANGELISCHE KIRCHE EICHSTETTEN

DI 15.4. 2014 | 20.00 UHR LUTHERKIRCHE FREIBURG

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

J.S. BACH

JOHANNES PASSION ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Kammerchor, Barockorchester und Solisten der Hochschule für Musik Freiburg

Morten Schuldt-Jensen Leitung

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Johann Sebastian Bach:

Johannes-Passion BWV 245, erste Fassung (1724)

Leipzig, der 11. April 1721, vor der Thomaskirche.

Es ist Karfreitag, und trotz guter Predigt und herrlichem Wetter hat

Ratsherr Gottfried Lange Bauchschmerzen. Seit ein paar Jahren

muss er mitansehen, wie seine Leipziger Bürger am Karfreitag

kaum noch die Gottesdienste der großen städtischen Kirchen besu-

chen, sondern in die Neue Kirche strömen. Er wendet sich an das

Konsistorium, die kirchliche Aufsichtsbehörde der Stadt. Kann

man hier für die Thomas- und Nicolaikirche nicht auch genehmi-

gen, was dort so erfolgreich die Menschen bewegt? Leipzig hält

noch für den Frühgottesdienst an einer vierstimmigen Chor-

gesangbuch-Version von 1682 fest; in anderen Städten kennt man

schon länger diese moderneren Passionen: neu, musikalisch auf-

wendig, ein wenig gewagt, nicht ohne einen gewissen weltlichen

Charme – und vielen viel zu opernhaft: Leipzigs Kirchenobere miss-

trauten bisher musikalische Pracht und wollten kein Theater vor

dem Altar. Doch sie machen den Weg frei; allerdings darf kein neu

gedichteter Passionstext verwendet werden (wie z.B. der bereits

beliebte »Der für die Sünde der Welt Gemarterte und Sterbende

Jesus« von Barthold Heinrich Brockes); man müsse beim Wortlaut

des Evangeliums bleiben. Ein paar abweichende zusätzliche Chorä-

le, Arien und Instrumentalsätze seien aber durchaus genehm.

Bisher hatte man in der Thomaskirche beim Vespergottesdienst

entweder die 23 Strophen des Liedes »O Mensch bewein dein Sünde

groß« oder die 24 von »Jesu Leiden, Pein und Tod« gesungen. Als

erste Ausnahme wurde nun Johann Kuhnaus Markus-Passion ge-

nehmigt.

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Zwei Jahre später: Der neue Thomaskantor ist noch frisch im Amt;

und obwohl er gerade in dieser ersten Zeit ein heute kaum nach-

vollziehbares Pensum zu bewältigen hatte (Schulunterricht

inklusive Maßregelung, Organisation der Kirchenmusik in der ge-

samten Stadt, dazu die große eigene Familie etc.), lädt sich Johann

Sebastian Bach freiwillig noch mehr auf, denn er kann die Gunst

der Stunde nutzen: Der Vespergottesdienst am Karfreitag, dem

höchsten kirchlichen Feiertag, ist in kürzester Zeit auch zum größ-

ten Musikereignis des Jahres geworden. Die Menschen strömen

zuhauf in den Gottesdienst, der trotz einstündiger Predigt ganz im

Zeichen der Passionsmusik steht. Wo, wenn nicht hier, kann Bach

der Öffentlichkeit zeigen, was er kann und will? Dabei kommt ihm

die Fastenzeit zugute. In ihr durfte (bis auf eine kleine Ausnahme

an Mariae Verkündigung) keine Figuralmusik erklingen; statt die-

ser komplex gebauten und verzierten Musik waren nur schlichte

Kirchenliedkompositionen erwünscht. Damit ist Bach für diese

Zeit von der wöchentlichen Pflicht zur Kantatenkomposition be-

freit. Wahrscheinlich entsteht in diesen sechs Wochen seine

Johannes-Passion.

Während Bach für seine Matthäuspassion ein von Picander gefer-

tigtes Libretto übernahm, besteht die Johannespassion aus einer

Kompilation von Textelementen unterschiedlicher Herkunft, an

der der Komponist vermutlich selbst beteiligt war. Hauptquelle der

Zusammenstellung ist der von Luther übersetzte Passionsbericht

nach Johannes. Er bildet sowohl die Grundlage für die Rezitative

des Evangelisten, der die Handlung berichtet, als auch für die Tur-

ba-Chöre der oftmals wütenden und höhnenden Menge. Dazu

kommen an einzelnen Stellen Interpolationen aus dem Matthäus-

evangelium.

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Die Arien, Ariosi und Choräle, die die Handlung betrachtend re-

flektieren, basieren dagegen auf Umarbeitungen von Texten

besonders von B.H. Brockes, aber auch von Ch. Weise und Ch.H.

Postel. Traditionell fällt den Chorälen die Identifikationsfunktion

der Hörer mit dem Passionsgeschehen zu. Möglicherweise wurden

sie im Gottesdienst von der Gemeinde mitgesungen. Der interpre-

tierende Chor hat also eine Doppelrolle: zum einen spricht er für

die Gemeinde und verkörpert die Rolle der Zuhörer. Zum anderen

übernimmt er die Rolle der Juden, z.B. der Volksmenge. Außerdem

tritt der Chor in zwei Zeitdimensionen auf. Die eine Zeitdimension

ist die Gegenwart der Aufführung, die andere ist ein Blick zurück in

die Zeit des erzählten Geschehens als eine Art Berichterstattung.

Der wörtliche Bibeltext aus dem Johannesevangelium enthält trotz

der freien Einschübe den Hauptanteil der Passionsaussage. Johan-

nes beschrieb als letzter der vier Evangelisten erst im zeitlichen

Abstand von mindestens 60 Jahren zum historischen Geschehen

die Leidensgeschichte Jesu in neuer Betrachtungsweise. Sein zent-

rales Anliegen ist die Herrlichkeit Gottes, die in Jesu Leiden am

Kreuz offenbar wird. Jesus bleibt aus Johannes' Sicht immer Herr

des Geschehens. Er wahrt auch in den demütigendsten Situationen

Haltung. So verzichtet Johannes sowohl auf die detaillierte Schilde-

rung der Kreuzigung als auch auf die Beschreibung der Verzweif-

lung Jesu im Garten Gethsemane. »Blut« und »Wasser« fließen aus

seinem Körper als Symbol für Abendmahl und Taufe. Damit zielt

Johannes auf die Apotheose, auf Christi Erhöhung in der Erniedri-

gung. Bei ihm stirbt Jesus nicht, wie von den anderen Evangelisten

überliefert, mit den Worten »Mein Gott, warum hast du mich ver-

lassen!«, sondern mit »Es ist vollbracht«. Diese königliche Haltung

spiegelt sich auch in Jesu Verhalten gegenüber anderen Personen

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wider, was wiederum eine stärker dramatische und weniger ly-

risch-kontemplative Interpretation erfordert. Die Johannespassion

zeigt die Geschichte des Neulesens und Querdenkens Jesu gegen-

über einem selbstzufriedenen Formalismus und einer Machtgier

der Hohenpriester und Pharisäer, nicht den Krieg zwischen Juden

und Nicht-Juden, zumal alle Agierenden bis auf Pilatus Juden sind.

Der Römer versucht gewissenhaft, offene Fragen zu klären, schei-

tert aber letztlich am Zwiespalt zwischen seinem Gewissen und

dem politischen Druck der Hohepriester unter Kaifas.

In der musikalischen Umsetzung könnte man sich einen alles ver-

zeihenden, alle liebenden Gott vorstellen. Der Evangelist würde in

diesem Fall seine Geschichte mit vielen Verzierungen süßlich ge-

stalten. Bei Bach hingegen findet sich eine schnörkellose musika-

lische Sprache, die jedoch auch sehr lautmalerisch und affektgela-

den sein kann. Daher erfordert die Johannespassion Kompromiss-

losigkeit. Unbequeme Fragen verlangen nach einem Forte, die

wachsende Aufregung der Volksmenge große dynamische und ago-

gische Steigerungen.

Im Kreuzigungs-Motiv kommt beispielsweise deutlich die Begierde

nach Rache zum Vorschein, man bemerkt eine Gefährlichkeit in

der Stimme. Der Chor spricht und das Orchester gibt den Rhyth-

mus dazu, unterstreicht den Wahrheitsgehalt. Das ist ein Vorgriff

auf den Wagnerschen Leitmotiv-Gedanken: bestimmte Intervalle,

Motive, Rhythmen werden mit einer deutlichen Symbolik ver-

knüpft. Eine eindimensionale Aussage wird dadurch mehrdimen-

sional. Das Orchester verfügt nicht über Worte wie der Chor, hat

dafür aber Klangfarben und Artikulation. Es besitzt eine »andere«

rhetorische Qualität. Die Instrumente haben die Aufgabe, bei den

Zuhörern Emotionen zu wecken. Bach setzt dieses Andere ganz be-

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wusst ein, um zusätzlich zu den Worten auf ein sinnliches Niveau

einzustimmen: Stress, Lieblichkeit, Ungeduld, Angst... Im gespro-

chenen Wort kann eine Aussage durch die stimmliche Färbung auf

ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden. Im gesungenen Wort

dagegen ist diese Einfärbung kaum mehr zu hören, daher muss der

Komponist diese wichtige kommunikative Dimension anders – und

bewusst – verlagern. Die Rolle des Orchesters ist somit sinnliche

Auslegung der erzählten Geschichte, die farbliche Nuancierung des

Bibeltextes.

Die Zweiteilung der Johannespassion in die Abschnitte vor und

nach der Predigt weist auf die liturgische Bestimmung der Johan-

nespassion hin. Der dreiteilige Eingangschor beginnt im Gegensatz

zu Bachs Markus- und Matthäuspassion textlich fast triumphal. Er

verknüpft das Lehrhafte der Passion (»Zeig uns durch deine Passi-

on, daß du, der wahre Gottessohn, zu aller Zeit, auch in der

größten Niedrigkeit, verherrlicht worden bist«) mit der von Johan-

nes immer wieder herausgestellten Theologie vom Königtum

Christi, der Größe und Macht des Gottessohnes (»Herr, unser Herr-

scher, dessen Ruhm in allen Landen herrlich ist«). Musikalisch

überlagern sich drei verschiedene Ebenen: die orgelpunktartig pul-

sierende Bassstimme als Gottesfundament, die kreisenden Sech-

zehntelbewegungen der Streicher und des Chores, die für Gottes

Offenbarung und den alles umfassenden Heiligen Geist stehen

können, und die klagenden, einander in dissonierenden Sekund-

reibungen durchdringenden Holzbläser, die mit ihren beständigen

Stimmkreuzungen Jesu Verwandlung und Erhöhung im Kreuzestod

symbolisieren.

Nach einer kurzen Situationsschilderung durch den Evangelisten

wird der Hörer mit den beiden musikalisch verwandten, plakativ-

bedrohlich wirkenden Chören »Jesum von Nazareth« (2b und 2d)

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sofort in das Passionsgeschehen hineingezogen. Jesu Worte »Ich

hab's euch gesagt, daß ich's sei; suchet ihr denn mich, so lasset

diese gehen!«, die seine Jünger vor der Verfolgung schützen sollen,

kommentiert Bach mit dem Choral »O große Lieb\ o Lieb' ohn' alle

Maße« (3). Ähnlich wie im Eingangschor wird auch der Text der

Arie »Von den Stricken meiner Sünden« (7) mit Figurensymbolik

ausgelotet und musikalisch durch eine sich windende und stimm-

kreuzende Melodik der Oboen verdeutlicht. In der Arie »Ich folge

dir gleichfalls« (9) drückt Bach mit kanonartigen Imitationen zwi-

schen den Flöten und der Sopranstimme die Nachfolge Christi als

musikalisches Sinnbild aus.

Nach Petrus’ Leugnung, ein Jünger Jesu zu sein, verdeutlicht ein

rezitativischer Einschub aus dem Matthäus-Evangelium die bei

Johannes so nicht vorhandene emotionale Erschütterung: »Da ge-

dachte Petrus an die Worte Jesu, und ging hinaus und weinete

bitterlich« (12c). Mit dem anschließenden Choral »Petrus, der nicht

denkt zurück« endet der erste Teil der Passion.

Der zweite, ungleich umfangreichere Teil beginnt mit dem Verhör

vor Pilatus, dem Statthalter der römischen Besatzungsmacht, und

der Geißelung Jesu. An Eingangschoral und Rezitativ schließen

sich ebenfalls zwei zusammengehörige Turba-Chöre innerhalb ei-

ner Szene an: »Wäre dieser nicht ein Übeltäter« (16b) und »Wir

dürfen niemand töten« (16d) sind aus demselben musikalischen

Material. Die Zuspitzung der Ereignisse auf Jesu Kreuzigung hin

wird in ihnen bekräftigt durch die erregte Menge, deren blinder

Hass sich in heulender, drängender und wütend aufwärts treiben-

der Chromatik äußert. Mit musikalischen, formalen Entsprechun-

gen erreicht Bach eine dramatische Verdichtung und Beschleuni-

gung des Handlungsverlaufes. Ein kurzes Innehalten im Choral

»Ach großer König« (17) verweist auf die Unmöglichkeit, Gott ver-

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standesgemäß zu begreifen. In wütendem Kontrast hierzu er-

scheint die aufgebrachte Menschenmenge, die im Chor »Nicht

diesen, sondern Barrabam« (18b) lieber den Mörder Barrabas freige-

geben haben möchte, als den sich opfernden Jesus. Das sich an die

Geißelung Jesu durch Pilatus anschließende Arioso »Betrachte,

meine Seel« (19) und die Arie »Erwäge« (20) bilden kontemplative

Ruhepole innerhalb der sich dramatisch zuspitzenden Handlung.

In diese Ruheinsel bricht der Jesus verhöhnende Spottchor »Sei ge-

grüßet, lieber Jüdenkönig!« (21b) besonders brutal ein. Gesteigert

wird das Geschehen durch das tumultartig durcheinander ge-

schriene »Kreuzige« (21d), in dem die melodische Fortschreitung die

Form des Kreuzes nachahmt.

Die strenge Chorfuge »Wir haben ein Gesetz« (21f) symbolisiert so-

wohl die Strenge des Gesetzes als auch die Unnachgiebigkeit der

den Tod Jesu fordernden Hohenpriester, die bei gleicher musikali-

scher Grundsubstanz im Chor »Lässest du diesen los« (23 b), in

wüste Drohung umschlägt. Beide Chorfugen umrahmen den Cho-

ral »Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn, muß uns die Freiheit

kommen« (22), der als formale Symmetrieachse und zugleich Wen-

depunkt der Johannespassion gilt. Während Pilatus davor Jesus

noch freilassen will, steht danach die Verurteilung fest. Textlich

benennt der Choral die zentrale Aussage der Passion: Der Sinn der

Kreuzigung liegt in der Erlösung der Menschen. Neben den Chor-

fugen gruppieren sich um diesen zentralen Choral noch drei

weitere, symmetrisch angeordnete Chorpaare: die beiden »Kreuzi-

ge«-Chöre (21d und 23d); dazu entspricht der Chor »Wir haben

keinen König« (23f) der Nummer 18b »Nicht diesen, sondern

Barrabam!». Den äußeren Rahmen bildet das Chorpaar »Sei gegrü-

ßet« (21b) und »Schreibe nicht« (25b). Beide beruhen auf demselben

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Textelement »Jüdenkönig« und korrespondieren musikalisch mit-

einander.

Die Nummern 24, 25a und 27b enthalten besondere figürliche Aus-

deutungen. So wird die Rastlosigkeit der eilenden Bass-Koloraturen

in »Eilt, ihr angefochtnen Seelen« (24) durch die hektisch einge-

worfenen Fragen des Chores »Wohin?« unterstrichen. Der Bericht

der Kreuzigung im Rezitativ 25a wird mit einem Kreuzesmotiv un-

terlegt, während in »Lasset uns den nicht zerteilen« (27b) die

gebrochenen Violoncello-Akkorde auf die Gier der um Jesu Rock

losenden Kriegsknechte verweist. Dieser betriebsamen weltlichen

Hektik stehen die Altarie »Es ist vollbracht!« sowie die Bassarie

»Mein teurer Heiland« (32) gegenüber, die beide sowohl Trauer als

auch Trost und Zuversicht über »aller Welt Erlösung« ausdrücken.

Die Bassarie ist textlich mit dem die Auferstehung vorwegneh-

menden Choral »Jesu, der du warest tot« verschränkt. Ein weiterer

Texteinschub aus dem Matthäus-Evangelium »Und siehe da, der

Vorhang im Tempel zerriß« (33) zeigt ebenso wie das darauf folgen-

de Tenor-Arioso die welterschütternde Tragweite von Jesu Tod auf.

Die anschließende innige Sopranklage »Zerfließe, mein Herze« (35)

leitet thematisch in den Schlusschor »Ruhet wohl, ihr heiligen

Gebeine« (39) über. Dieser ist wie der abschließende Choral »Ach

Herr, laß dein lieb Engelein« (40) von der Hoffnung auf Überwin-

dung des Todes durch Auferstehung und Erlösung geprägt.

Morten Schuldt-Jensen

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JOHANNESJOHANNESJOHANNESJOHANNES----PASSIONPASSIONPASSIONPASSION (BWV 245)

ERSTER TEILERSTER TEILERSTER TEILERSTER TEIL

1. CHORCHORCHORCHOR Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm

in allen Landen herrlich ist.

Zeig uns durch deine Passion,

daß du, der wahre Gottessohn,

zu aller Zeit,

auch in der größten Niedrigkeit,

verherrlicht worden bist.

2a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Jesus ging mit seinen Jüngern über den

Bach Kidron, da war ein Garte, darein

ging Jesus und seine Jünger. Judas aber,

der ihn verriet, wußte den Ort auch;

denn Jesus versammlete sich oft daselbst

mit seinen Jüngern. Da nun Jud as zu

sich hatte genommen die Schar und der

Hohenpriester und Pharisäer Diener,

kommt er dahin mit Fackeln, Lampen

und mit Waffen. Als nun Jesus wußte

alles, was ihm begegnen sollte, ging er

hinaus und sprach zu ihnen:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Wen suchet ihr?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Sie antworteten ihm:

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2b. CHORCHORCHORCHOR Jesum von Nazareth.

2c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Jesus spricht zu ihnen:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Ich bin's.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Judas aber, der ihn verriet, stund auch

bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach:

Ich bin's, wichen sie zurücke und fielen

zu Boden. Da fragete er sie abermal:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Wen suchet ihr?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Sie aber sprachen:

2d. CHORCHORCHORCHOR Jesum von Nazareth.

2e. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Jesus antwortete:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Ich hab's euch gesagt, daß ich's sei, su-

chet ihr denn mich, so lasset diese

gehen.

3. CHORALCHORALCHORALCHORAL O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße,

die dich gebracht auf diese Marterstraße,

ich lebte mit der Welt in Lust und Freu-

den,

und du mußt leiden.

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4. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Auf daß das Wort erfüllet würde, welches

er sagte: Ich habe der keine verloren, die

du mir gegeben hast. Da hatte Simon

Petrus ein Schwert und zog es aus und

schlug nach des Hohenpriesters Knecht

und hieb ihm sein recht Ohr ab, und der

Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu

Petro:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Stecke dein Schwert in die Scheide, soll

ich den Kelch nicht trinken, den mir

mein Vater gegeben hat?

5. CHORALCHORALCHORALCHORAL Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich

auf Erden wie im Himmelreich,

gib uns Geduld in Leidenszeit,

gehorsam sein in Lieb und Leid,

Wehr und steuer allem Fleisch und Blut,

Das wider deinen Willen tut.

6. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Die Schar aber und der Oberhauptmann

und die Diener der Jüden nahmen Jesum

und bunden ihn und führeten ihn aufs

erste zu Hannas, der war Kaiphas

Schwäher, welcher des Jahres Hoher-

priester war. Es war aber Kaiphas, der

den Jüden riet , es wäre gut, daß ein

Mensch würde umbracht für das Volk.

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7. ARIEARIEARIEARIE

AltAltAltAlt

Von den Stricken meiner Sünden

mich zu entbinden,

wird mein Heil gebunden.

Mich von allen Lasterbeulen

völlig zu heilen,

läßt er sich verwunden.

8. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Simon Petrus aber folgete Jesu nach und

ein ander Jünger.

9. ARIEARIEARIEARIE

SopranSopranSopranSopran

Ich folge dir gleichfalls mit freudigen

Schritten

und lasse dich nicht,

mein Leben, mein Licht.

Befördre den Lauf

und höre nicht auf,

selbst an mir zu ziehen, zu schie-

ben, zu bitten.

10. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

SopranSopranSopranSopran

Tenor ITenor ITenor ITenor I, II, II, II, II

Baß I, IIBaß I, IIBaß I, IIBaß I, II

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Derselbige Jünger war dem Hohenpries-

ter bekannt und ging mit Jesu hinein in

des Hohenpriesters Palast. Petrus aber

stund draußen für der Tür. Da ging der

andere Jünger, der dem Hohenpriester

bekannt war, hinaus und redete mit der

Türhüterin und führete Petrum hinein.

Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu

Petro:

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MAGDMAGDMAGDMAGD

Bist du nicht dieses Menschen Jünger

einer?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Er sprach:

PETRUSPETRUSPETRUSPETRUS

Ich bin's nicht.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Es stunden aber die Knechte und Diener

und hatten ein Kohlfeuer gemacht (denn

es war kalt) und wärmeten sich. Petrus

aber stund bei ihnen und wärmete sich.

Aber der Hohepriester fragte Jesum um

seine Jünger und um seine Lehre. Jesus

antw ortete ihm:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Ich habe frei, öffentlich geredet für der

Welt. Ich habe allezeit gelehret in der

Schule und in dem Tempel, da alle Juden

zusammenkommen, und habe nichts im

Verborgnen geredt. Was fragest du mich

darum? Frage die darum, die gehöret ha-

ben , was ich zu ihnen geredet habe.

Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesa-

get habe.

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EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Als er aber solches redete, gab der Diener

einer, die dabei stunden, Jesu einen Ba-

ckenstreich und sprach:

DIENERDIENERDIENERDIENER

Solltest du dem Hohenpriester also ant-

worten?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Jesus aber antwortete:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Hab ich übel geredt, so beweise es, daß es

böse sei, hab ich aber recht geredt, was

schlägest du mich?

11. CHORALCHORALCHORALCHORAL Wer hat dich so geschlagen,

mein Heil, und dich mit Plagen

so übel zugericht',

du bist ja nicht ein Sünder

wie wir und unsre Kinder,

von Missetaten weißt du nicht.

Ich, ich und meine Sünden,

die sich wie Körnlein finden

des Sandes an dem Meer,

die haben dir erreget

das Elend, das dich schläget,

und das betrübte Marterheer.

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12a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Und Hannas sandte ihn gebunden zu

dem Hohenpriester Kaiphas. Simon Pet-

rus stund und wärmete sich, da sprachen

sie zu ihm:

12b. CHORCHORCHORCHOR Bist du nicht seiner Jünger einer?

12c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

Tenor I, IITenor I, IITenor I, IITenor I, II

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Er leugnete aber und sprach:

PETRUSPETRUSPETRUSPETRUS

Ich bin's nicht.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Spricht des Hohenpriesters Knecht einer,

ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohr

abgehauen hatte:

DIENERDIENERDIENERDIENER

Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da verleugnete Petrus abermal, und also-

bald krähete der Hahn. Da gedachte

Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus

und weinete bitterlich.

13. ARIEARIEARIEARIE

TenorTenorTenorTenor

Ach, mein Sinn,

wo willt du endlich hin,

wo soll ich mich erquicken,

bleib ich hier,

oder wünsch ich mir

Berg und Hügel auf den Rücken?

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Bei der Welt ist gar kein Rat,

und im Herzen

stehn die Schmerzen

meiner Missetat,

weil der Knecht den Herrn verleugnet

hat.

14. CHCHCHCHORALORALORALORAL Petrus, der nicht denkt zurück,

seinen Gott verneinet,

der doch auf ein ernsten Blick

bitterlichen weinet,

Jesu, blicke mich auch an,

wenn ich nicht will büßen,

wenn ich Böses hab getan,

rühre mein Gewissen.

ZWEITER TEILZWEITER TEILZWEITER TEILZWEITER TEIL

15. CHORALCHORALCHORALCHORAL Christus, der uns selig macht,

kein Bös' hat begangen,

der ward für uns in der Nacht

als ein Dieb gefangen,

geführt für gottlose Leut

und fälschlich verklaget,

verlacht, verhöhnt und verspeit,

wie denn die Schrift saget.

16a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da führeten sie Jesum von Kaipha vor das

Richthaus, und es war frühe. Und sie

gingen nicht in das Richthaus, auf daß

sie nicht unrein würden, sondern Ostern

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essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen

heraus und sprach:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Was bringet ihr für Klage wider diesen

Menschen?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Sie antworteten und sprachen zu ihm:

16b. CHORCHORCHORCHOR Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hät-

ten dir ihn nicht überantwortet.

16c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da sprach Pilatus zu ihnen:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn

nach eurem Gesetze.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da sprachen die Jüden zu ihm:

16d. CHORCHORCHORCHOR Wir dürfen niemand töten.

16e. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

Baß I, IIBaß I, IIBaß I, IIBaß I, II

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Auf daß erfüllet würde das Wort Jesu,

welches er sagte, da er deutete, welches

Todes er sterben würde. Da ging Pilatus

wieder hinein in das Richthaus und rief

Jesu und sprach zu ihm:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Bist du der Jüden König?

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EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Jesus antwortete:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Redest du das von dir selbst, oder haben's

dir andere von mir gesagt?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Pilatus antwortete:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Bin ich ein Jüde? Dein Volk und die Ho-

henpriester haben dich mir

überantwortet, was hast du getan?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Jesus antwortete:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Mein Reich ist nicht von dieser Welt,

wäre mein Reich von dieser Welt, meine

Diener würden darob kämpfen, daß ich

den Jüden nicht überantwortet würde,

aber nun ist mein Reich nicht von dan-

nen.

17. CHORALCHORALCHORALCHORAL Ach, großer König, groß zu allen Zeiten,

wie kann ich gnugsam diese Treu aus-

breiten,

keins Menschen Herze mag indes aus-

denken,

was dir zu schenken.

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Ich kann's mit meinen Sinnen nicht er-

reichen,

womit doch dein Erbarmen zu verglei-

chen,

wie kann ich dir denn deine Liebestaten

im Werk erstatten?

18a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

Baß I, IIBaß I, IIBaß I, IIBaß I, II

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da sprach Pilatus zu ihm:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

So bist du dennoch ein König?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Jesus antwortete:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Du sagst's, ich bin ein König. Ich bin da-

zu geboren und in die Welt kommen, daß

ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der

Wahrheit ist, der höret meine Stimme.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Spricht Pilatus zu ihm:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Was ist Wahrheit?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Und da er das gesaget, ging er wieder

hinaus zu den Jüden und spricht zu

ihnen:

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PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt

aber eine Gewohnheit, daß ich euch ei-

nen losgebe, wollt ihr nun, daß ich euch

der Jüden König losgebe?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da schrieen sie wieder allesamt und spra-

chen:

18b. CCCCHORHORHORHOR Nicht diesen, sondern Barrabam!

18c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Barrabas aber war ein Mörder. Da nahm

Pilatus Jesum und geißelte ihn.

19. ARIOSOARIOSOARIOSOARIOSO

BaßBaßBaßBaß

Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem

Vergnügen,

mit bittrer Lust und halb beklemmtem

Herzen,

dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen,

wie dir aus Dornen, so ihn stechen,

die Himmelsschlüsselblumen blühn,

du kannst viel süße Frucht von seiner

Wermut brechen;

drum sieh ohn Unterlaß auf ihn.

20. ARIEARIEARIEARIE

TenorTenorTenorTenor

Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken

in allen Stücken

dem Himmel gleiche geht.

Daran, nachdem die Wasserwogen

von unsrer Sündflut sich verzogen,

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der allerschönste Regenbogen

als Gottes Gnadenzeichen steht.

21a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Und die Kriegsknechte flochten eine Kro-

ne von Dornen und satzten sie auf sein

Haupt und legten ihm ein Purpurkleid an

und sprachen:

21b. CHORCHORCHORCHOR Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig!

21c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Und gaben ihm Backenstreiche. Da ging

Pilatus wieder heraus und sprach zu

ihnen:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, daß

ihr erkennet, daß ich keine Schuld an

ihm finde.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Also ging Jesus heraus und trug eine

Dornenkrone und Purpurkleid. Und er

sprach zu ihnen:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Sehet, welch ein Mensch!

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da ihn die Hohenpriester und die Diener

sahen, schrieen sie und sprachen:

21d. CHORCHORCHORCHOR Kreuzige, kreuzige!

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21e. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Pilatus sprach zu ihnen:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn;

denn ich finde keine Schuld an ihm.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Die Jüden antworteten ihm:

21f. CHORCHORCHORCHOR Wir haben ein Gesetz, und nach dem Ge-

setz soll er sterben; denn er hat sich

selbst zu Gottes Sohn gemacht.

21g. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

Baß I, IIBaß I, IIBaß I, IIBaß I, II

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet er

sich noch mehr und ging wieder hinein

in das Richthaus und spricht zu Jesu:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Von wannen bist du?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da

sprach Pilatus zu ihm:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Redest du nicht mit mir? Weißest du

nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreu-

zigen, und Macht habe, dich loszugeben?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Jesus antwortete:

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JESUSJESUSJESUSJESUS

Du hättest keine Macht über mich, wenn

sie dir nicht wäre von oben herab gege-

ben; darum, der mich dir überantwortet

hat, der hat's größre Sünde.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn

losließe.

22. CHORALCHORALCHORALCHORAL Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn,

muß uns die Freiheit kommen,

dein Kerker ist der Gnadenthron,

die Freistatt aller Frommen;

denn gingst du nicht die Knechtschaft

ein,

müßt unsre Knechtschaft ewig sein.

23a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Die Jüden aber schrieen und sprachen:

23b. CHORCHORCHORCHOR Lässest du diesen los, so bist du des Kai-

sers Freund nicht; denn wer sich zum

Könige machet, der ist wider den Kaiser.

23c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da Pilatus das Wort hörete, führete er

Jesum heraus, und satzte sich auf den

Richtstuhl, an der Stätte, die da heißet:

Hochpflaster, auf ebräisch aber:

Gabbatha. Es war aber der Rüsttag in

Ostern um die sechste Stunde, und er

spricht zu den Jüden:

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PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Sehet, das ist euer König!

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Sie schrieen aber:

23d. CHORCHORCHORCHOR Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!

23e. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Spricht Pilatus zu ihnen:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Soll ich euren König kreuzigen?

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Die Hohenpriester antworteten:

23f. CHORCHORCHORCHOR Wir haben keinen König denn den Kai-

ser.

23g. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da überantwortete er ihn, daß er gekreu-

ziget würde. Sie nahmen aber Jesum und

führeten ihn hin. Und er trug sein Kreuz

und ging hinaus zur Stätte, die da heißet

Schädelstätt, welche heißet auf ebräis

ch: Golgatha.

24. CHOR und ARIECHOR und ARIECHOR und ARIECHOR und ARIE

BaßBaßBaßBaß

Eilt, ihr angefochtnen Seelen,

geht aus euren Marterhöhlen,

eilt - Wohin? - nach Golgatha.

Nehmet an des Glaubens Flügel,

flieht - Wohin? - zum Kreuzeshügel,

eure Wohlfahrt blüht allda.

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25a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm

zween andere zu beiden Seiten, Jesum

aber mitten inne. Pilatus aber schrieb

eine Überschrift und satzte sie auf das

Kreuz, und war geschrieben: »Jesus von

Nazareth, der Jüden König«. Diese Übers

chrift lasen viele Jüden; denn die Stätte

war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreu-

ziget ist. Und es war geschrieben auf

ebräische, griechische und lateinische

Sprache. Da sprachen die Hohenpriester

der Jüden zu Pilato:

25b. CHORCHORCHORCHOR Schreibe nicht: der Jüden König, sondern

daß er gesaget habe: Ich bin der Jüden

König.

25c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGEVANGEVANGEVANGELISTELISTELISTELIST

Pilatus antwortet:

PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS

Was ich geschrieben habe, das habe ich

geschrieben.

26. CHORALCHORALCHORALCHORAL In meines Herzens Grunde

dein Nam und Kreuz allein

funkelt all Zeit und Stunde;

drauf kann ich fröhlich sein.

Erschein mir in dem Bilde

zu Trost in meiner Not,

wie du, Herr Christ, so milde

dich hast geblut' zu Tod.

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27a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum ge-

kreuziget hatten, nahmen seine Kleider

und machten vier Teile, einem jeglichen

Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den

Rock. Der Rock aber war ungenähet, von

oben an gewürket durch und durch. Da

sprachen sie untereinander:

27b. CHORCHORCHORCHOR Lasset uns den nicht zerteilen, sondern

darum losen, wes er sein soll.

27c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Auf daß erfüllet würde die Schrift, die da

saget: »Sie haben meine Kleider unter

sich geteilet und haben über meinen

Rock das Los geworfen«. Solches taten die

Kriegesknechte. Es stund aber bei dem

Kreuze Jesu seine Mutter und seiner

Mutter Schwester, Maria, Kleophas

Weib, und Maria Magdalena. Da nun

Jesus seine Mutter sahe und den Jünger

dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er

zu seiner Mutter:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Weib, siehe, das ist dein Sohn.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Darnach spricht er zu dem Jünger:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Siehe, das ist deine Mutter.

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28. CHORALCHORALCHORALCHORAL Er nahm alles wohl in acht

in der letzten Stunde,

seine Mutter noch bedacht,

setzt ihr ein Vormunde.

o Mensch mache Richtigkeit,

Gott und Menschen liebe,

stirb darauf ohn alles Leid,

und dich nicht betrübe.

29. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

BaßBaßBaßBaß

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Und von Stund an nahm sie der Jünger zu

sich. Darnach, als Jesus wußte, daß

schon alles vollbracht war, daß die

Schrift erfüllet würde, spricht er:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Mich dürstet.

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Da stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülle-

ten aber einen Schwamm mit Essig und

legten ihn um einen Isopen und hielten

es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den

Essig genommen hatte, sprach er:

JESUSJESUSJESUSJESUS

Es ist vollbracht.

30. ARIEARIEARIEARIE

AltAltAltAlt

Es ist vollbracht,

o Trost vor die gekränkten Seelen,

die Trauernacht

läßt nun die letzte Stunde zählen,

der Held aus Juda siegt mit Macht

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und schließt den Kampf.

es ist vollbracht.

31. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Und neiget das Haupt und verschied.

32. CHOR und ARIECHOR und ARIECHOR und ARIECHOR und ARIE

BaßBaßBaßBaß

Mein teurer Heiland, laß dich fragen,

da du nunmehr ans Kreuz geschlagen

und selbst gesagt, es ist vollbracht,

bin ich vom Sterben frei gemacht,

kann ich durch deine Pein und Sterben

das Himmelreich ererben.

ist aller Welt Erlösung da?

Du kannst vor Schmerzen zwar nichts

sagen;

doch neigest du das Haupt

und sprichst stillschweigend Ja.

Jesu, der du warest tot,

lebest nun ohn Ende,

in der letzten Todesnot,

nirgend mich hinwende

als zu dir, der mich versühnt,

o du lieber Herre,

gib mir nur, was du verdient,

mehr ich nicht begehre.

33. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Und siehe da, der Vorhang im Tempel

zerriß in zwei Stück von oben an bis un-

ten aus. Und die Erde erbebete, und die

Felsen zerrissen, und die Gräber täten

sich auf, und stunden auf viel Leiber der

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Heiligen.

34. ARIOSOARIOSOARIOSOARIOSO

TenorTenorTenorTenor

Mein Herz, in dem die ganze Welt

bei Jesu Leiden gleichfalls leidet,

die Sonne sich in Trauer kleidet,

der Vorhang reißt, der Fels zerfällt,

die Erde bebt, die Gräber spalten,

weil sie den Schöpfer sehn erkalten,

was willst du deines Ortes tun?

35. ARIEARIEARIEARIE

SopranSopranSopranSopran

Zerfließe, mein Herze, in Fluten der

Zähren

dem Höchsten zu Ehren.

Erzähle der Welt und dem Himmel

die Not,

dein Jesus ist tot.

36. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Die Jüden aber, dieweil es der Rüsttag

war, daß nicht die Leichname am Kreuze

blieben den Sabbat über (denn desselbi-

gen Sabbats Tag war sehr groß), baten sie

Pilatum, daß ihre Beine gebrochen und

sie abgenommen wür den. Da kamen die

Kriegsknechte und brachen dem ersten

die Beine und dem andern, der mit ihm

gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu ka-

men, da sie sahen, daß er schon

gestorben war, brachen sie ihm die Beine

nicht; sondern der Kriegsknechte einer

er&o uml;ffnete seine Seite mit einem

Speer, und alsobald ging Blut und Wasser

Page 31: MO 14.4. 2014 | 20.00 UHR EVANGELISCHE KIRCHE · PDF fileZwei Jahre später: Der neue Thomaskantor ist noch frisch im Amt; und obwohl er gerade in dieser ersten Zeit ein heute kaum

heraus. Und der das gesehen hat, der hat

es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr,

und derselbige weiß, daß er die Wahrheit

saget, auf daß ihr gläubet; denn sol ches

ist geschehen, auf daß die Schrift erfüllet

würde: »Ihr sollet ihm kein Bein zerbre-

chen.« Und abermal spricht eine andere

Schrift: »Sie werden sehen, in welchen

sie gestochen haben.«

37. CHORALCHORALCHORALCHORAL O hilf, Christe, Gottes Sohn,

durch dein bitter Leiden,

daß wir dir stets untertan

all Untugend meiden,

deinen Tod und sein Ursach

fruchtbarlich bedenken,

dafür, wiewohl arm und schwach,

dir Dankopfer schenken.

38. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV

TenorTenorTenorTenor

EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST

Darnach bat Pilatum Joseph von Arima-

thia, der ein Jünger Jesu war (doch

heimlich, aus Furcht vor den Jüden), daß

er möchte abnehmen den Leichnam Jesu.

Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kam

er und nahm den Leichnam Jesu herab.

Es kam aber auch Nikodemus, der vor-

mals bei der Nacht zu Jesu kommen war,

und brachte Myrrhen und Aloen unterei-

nander bei hundert Pfunden. Da nahmen

sie den Leichnam Jesu, und bunden ihn

Page 32: MO 14.4. 2014 | 20.00 UHR EVANGELISCHE KIRCHE · PDF fileZwei Jahre später: Der neue Thomaskantor ist noch frisch im Amt; und obwohl er gerade in dieser ersten Zeit ein heute kaum

in leinen Tücher mit Spezereien, wie die

Jüden pflegen zu beg raben. Es war aber

an der Stätte, da er gekreuziget ward, ein

Garte, und im Garten ein neu Grab, in

welches niemand je geleget war. Daselbst

hin legten sie Jesum, um des Rüsttags

willen der Jüden, dieweil das Grab nahe

war.

39. CHORCHORCHORCHOR Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine,

die ich nun weiter nicht beweine,

ruht wohl und bringt auch mich zur

Ruh.

Das Grab, so euch bestimmet ist,

und ferner keine Not umschließt,

macht mir den Himmel auf und

schließt die Hölle zu.

40. CHORALCHORALCHORALCHORAL Ach Herr, laß dein lieb Engelein

am letzten End die Seele mein

in Abrahams Schoß tragen,

den Leib in sein'm Schlafkämmerlein

gar sanft, ohn einge Qual und Pein,

ruhn bis am jüngsten Tage.

Alsdenn vom Tod erwecke mich,

daß meine Augen sehen dich

in aller Freud, o Gottes Sohn,

mein Heiland und Genadenthron,

Herr Jesu Christ, erhöre mich, erhöre

mich,

ich will dich preisen ewiglich.

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Kammerchor der Hochschule für Musik Freiburg

Sopran

Annika Endres

Sophia Luz

Andrea Nübel

Sophie Harr

Luzie Franke

Dorothea Plehn

Friderike Martens

Elisabeth Fröschle

Ingeborg Leenen

Aerin Jung

Alt

Stephanie Glunk

Irena Heinrich

Jessica Poppe

Charlotte von Flotow

Lisa Wolf

SoEun Yoon

Frauke Weber

Tenor

Moritz Haardt

Tobias Roth

Sebastian Ruf

Moritz Heffter

Philippe Marwede

Kieran Staub

Bass

Manuel Nonnenmann

Philip Riviniuis

Edward Münch

Cornelius Leenen

Johannes Maier

Uli Bützer

Frieder Richter

Lorenzo de Cunzo

Julien Glick

Hendrik Edzards

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Arien:

Andrea Nübel Sopran

Irena Heinrich, SoEun Yoon Alt

Richard Resch Tenor

Uli Bützer, Cornelius Leenen Bass

Soli:

Evangelist – Richard Resch (als Gast)

Jesus – Bernd Göpfert

Pilatus – Cornelius Leenen

Petrus – Johannes Maier

Servus I – Kieran Staub

Servus II – Tobias Roth

Ancilla – Luzie Franke

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Barockorchester der Hochschule für Musik Freiburg

1. Violinen: Lorea Pardo*, Shio Ohshita, Anais Soucaille,

Leonore Gäbel, Kano Imada

2. Violinen: Charlotte Mercier, Francesca Schenk,

Viola Grömminger, Hsu-Mo Chien

Viola: Lisa Walther, Thabea Herzog

Violoncello: Johannes Haslacher, Victoria Gäbel,

Marlena Schillinger

Gambe: Ekkehard Weber

Kontrabass: Fran Petrac

Flöten: Claire Garde, Ayumi Tawa-Baffo

Oboe: Anke Nevermann, Judith Schneider

Fagott: Annette Winker

Orgel: Frederik Kranemann

*Konzertmeisterin

Leitung: Morten Schuldt-Jensen

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